Tagesblick – 25.1.2024 Donnerstag

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FAZIT DES TAGES

Israel-HAMAS-Krieg
* Tote in UN-Einrichtung im Gazastreifen: Schutzsuchende betroffen, Verursacher derzeit unbekannt, israelische Armee prüft entsprechende Vorwürfe
* Verhandlungen: Weiterhin Kluft zwischen Israel und Hamas
* Israelische Frauen fordern Freilassung der Geiseln
* Huthi-Miliz greift erneut Containerschiff an
* Huthi fordern Briten und US-Amerikaner zur Ausreise aus dem Jemen auf
* UN-Gericht: Entscheidung über Waffenstillstand in Gaza am Freitag
* Donnerstag: Verhandlungen um eine neue Feuerpause im Gange. Das israelische Militär führt einen mehrtägigen Einsatz gegen die Hamas im Westen von Chan Junis durch. Zuletzt gab es im Bereich der größten Stadt im Süden des Gazastreifens besonders heftige Kämpfe. Tausende Palästinenser flüchten derzeit aus der umkämpften Stadt.

Ukraine-Krieg
* Kiew fordert Aufklärung von Flugzeugabsturz: Situation bislang unklar, Verursacher unbekannt
* Selenskyj betont internationale Kooperation
* Ukraine macht Russland Vorwürfe
* Deutschland erwägt Marschflugkörper-Ringtausch für Ukraine
* Tote nach russischen Angriffen in Ostukraine – Beschuss von Odessa
* Orban: baldige Ratifizierung des Schweden-NATO-Beitritts
* Donnerstag: Im Osten und Süden der Ukraine weitere Kämpfe. Große Aufmerksamkeit dürfte weiter auf möglichen neuen Erkenntnissen zu dem Flugzeugabsturz in Belgorod liegen.

Weiteres folgt

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HELLMEYER-Report

entfällt heute

ÜBERSICHT

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

DAX springt um 1,58 Prozent höher auf 16.890 Punkte bei etwas höheren Umsätzen.

07:25MÄRKTE ASIEN/Hoffnung auf Konjunkturstimuli beflügelt China-Börsen
06:37EUREX/Bund-Future im Frühhandel etwas höher
06:37EUREX/DAX-Future im frühen Handel etwas niedriger

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MiNACHBÖRSE/XDAX -0,1% auf 16.871 Punkte

MÄRKTE USA/Tech-Rally – Gewinne bei Aktien bröckeln im Handelsverlauf deutlich ab

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)–Weiter aufwärts ist es am Mittwoch an der Wall Street gegangen. Der S&P-500 und der Nasdaq-100 markierten gleich zum Start neue Allzeithochs, der Dow blieb knapp darunter. Für Kauflaune – insbesondere im Technologiesegment – sorgten stark ausgefallene Abonnentenzahlen von Netflix. Dazu gesellte sich Konjunkturzuversicht. Zum einen senkt die chinesische Zentralbank die Mindestreserveanforderungen, um für einen Konjunkturimpuls zu sorgen, zum anderem fielen in den USA die Januar-Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Servicebereich besser als erwartet aus.

Sie bestätigen damit Signale, dass sich die US-Wirtschaft weitgehend widerstandsfähig zeigt gegenüber den erfolgten Zinserhöhungen. Für die Zinssenkungshoffnungen am Markt waren das ungünstige Nachrichten. Die Renditen am Anleihemarkt zogen denn auch spürbar an, was im Handelsverlauf dazu führte, dass die Aktienkurse deutlich von ihren Tageshochs zurückkamen.

Der Dow-Jones-Index hinkte den ganzen Tag hinter, er büßte letztlich sogar 0,3 Prozent ein auf 37.806 Punkte. Der S&P-500 rettete ein Plus von 0,1 Prozent. Die Nasdaq-Indizes stiegen um bis zu 0,5 Prozent. An der Nyse gab es nach ersten Angaben 1.273 (Dienstag: 1.394) Kursgewinner und 1.557 (1.418) -verlierer. Unverändert schlossen 68 (89) Titel.

Netflix-Aktie haussiert

Tagessieger am Aktienmarkt waren Halbleiterwerte, deren S&P-500-Subindex um 1,9 Prozent zulegte. Für Zuversicht sorgten hier unter anderem starke Geschäftszahlen und ein bekräftigter Ausblick des niederländischen Halbleiterherstellerausrüsters ASML, nachdem jüngst erst der größte Chipauftragsfertiger TSMC mit seinem Ausblick erfreut hatte.

Die Netflix-Aktie machte einen Satz um knapp 11 Prozent. Der Streaminganbieter konnte im zurückliegenden Quartal seine Abonnentenzahl unerwartet kräftig steigern. Netflix sprach diesbezüglich vom besten vierten Quartal seiner Geschichte. Die nah an den Erwartungen liegenden Umsatz- und Gewinnkennziffern im Berichtszeitraum gingen darüber fast unter.

Texas Instruments (TI) verbilligten sich um 2,4 Prozent. Der Chiphersteller hatte eher durchwachsene Zahlen vorelegt und zumindest auf kurze Sicht einen pessimistischen Ausblick gegeben.

Der Telefonriese AT&T setzte zwar etwas mehr um als erwartet, verfehlte beim Ergebnis jedoch die Analystenerwartungen und enttäuschte mit dem Ausblick. Der Kurs fiel um 3,0 Prozent. Abbott Laboratories (-2,8%) verzeichnete insgesamt steigende Umsätze, aber auch eine schwache Nachfrage nach den Covid-19-Tests des Unternehmens. Dazu überzeugte laut Marktteilnehmern der Ausblick nicht ganz.

Dupont de Nemours sackten um 14 Prozent ab. Der Chemiekonzern enttäuschte mit einem Gewinnausblick deutlich unter den Erwartungen. Für Baker Hughes ging es nach der Zahlenvorlage um 4,8 Prozent nach unten.

Ebay gewannen 0,5 Prozent. Wie CEO Jamie Iannone in einem internen Memo ankündigte, sollen rund 9 Prozent der Vollzeitstellen wegfallen.

„Loonie“ von Zinssenkungsfantasie gedrückt

Abwärts ging es für den US-Dollar. Im späten Handel konnte sich der Greenback vom Tagestief aber etwas berappeln, getragen von den steigenden Marktzinsen. Der Dollarindex büßte 0,4 Prozent ein und gab die Gewinne vom Vortag wieder ab. ING-Währungsanalyst Francesco Pesole zeigte sich davon wenig überrascht. Der Dollar-Anstieg am Dienstag sei „ziemlich überraschend“ gekommen, einen klaren Katalysator habe es dafür nicht gegeben.

Noch schwächer als der US-Dollar lag der Kanada-Dollar („Loonie“) im Markt. Er wurde kräftig gedrückt von der kanadischen Notenbank. Sie hat wie erwartet den Leitzins das vierte Mal in Folge unverändert gelassen und konzentriert sich nach eigenen Worten darauf, wie lange der Zinssatz auf seinem derzeitigen Niveau bleiben muss, um die Inflation zu senken. Für Marktexperte Royce Mendes von Desjardins schwenkt die Bank of Canada damit die weiße Fahne. Die Notenbanker hätten jeglichen Hinweis auf mögliche Zinserhöhungen vermieden. „Das ist genau der Schwenk, den wir erwartet haben“, so Mendes und fügt hinzu, dass die Bank immer noch auf dem Weg zu Zinssenkungen bereits im April zu sein scheine.

Die Ölpreise zogen um bis zu 1,4 Prozent an. Für Auftrieb sorgten in den USA in der vergangenen Woche stärker als gedacht gesunkene Ölvorräte.

US-Anleihen drehen moderat ins Minus

NEW YORK (dpa-AFX) – US-Staatsanleihen haben am Mittwoch nach bescheidenen Gewinnen im Handelsverlauf ins Minus gedreht. Zuletzt verlor der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) 0,21 Prozent auf 110,98 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 4,18 Prozent.

Auslöser für den Stimmungsumschwung waren heimische Konjunkturdaten. Die Stimmung in den US-Unternehmen hatte sich im Januar überraschend deutlich aufgehellt. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex erreichte den höchsten Wert seit über einem halben Jahr und lag zudem deutlich über der Schwelle von 50 Punkten, die ein wirtschaftliches Wachstum signalisiert./gl/he

Aktien Europa Schluss: Gute Tech-Nachrichten geben Kursen Schwung

XETRA-SCHLUSS/DAX in Rally-Laune – SAP auf Allzeithoch zieht

FRANKFURT (Dow Jones)–Am deutschen Aktienmarkt ging es auch zur Wochenmitte deutlich nach oben. Der DAX schloss 1,6 Prozent höher bei 16.890 Punkten. Treiber war vor allem das Index-Schwergewicht SAP, deren Aktie mit einem überzeugenden Ausblick auf ein Allzeithoch kletterte. Aber auch Siemens Energy, die Ende Oktober nach Schwierigkeiten bei der finanziellen Absicherung von Großprojekten noch gemieden wurden, haussierten mit guten Zahlen. Seit dem Tief im Oktober vergangenen Jahres hat sich die Aktie im Tageshoch mehr als verdoppelt. Anleger zeigten sich risikofreudig, defensive Werte wie Beiersdorf (-1,6%) oder Henkel (-0,3%) schlossen dagegen im Minus.

Die Konjunkturdaten unterstützen nicht die gute Stimmung an der Börse, so fiel der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, das verlässlichste Konjunkturbarometer für den Euroraum, im Januar auf 48,4. Er liegt damit den sechsten Monat in Folge auf einem Niveau, bei dem die Wirtschaft in der Vergangenheit in der Regel schrumpfte. Am Donnerstag steht die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Hier wird mit einer Bestätigung der Leitzinsen fest gerechnet.

SAP so wertvoll wie nie

Nach Marktkapitalisierung ist SAP (+7,6%) mit Abstand das wertvollste Unternehmen im DAX. Anleger setzten nach soliden Geschäftszahlen vor allem das angekündigte Restrukturierungsprogramm. Der Konzern habe erneut seine Wachstumsambitionen in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld untermauert, hieß es von der DZ Bank. SAP werde im laufenden Jahr eine Restrukturierung zur weiteren Transformation vornehmen, um Investitionen verstärkt in strategische Wachstumsbereiche – in erster Linie Künstliche Intelligenz – zu verlagern.

Siemens Energy haussieren um 9,3 Prozent. Die Geschäftszahlen fielen durch die Bank besser als erwartet aus. Das Ergebnis vor Sondereffekten ist laut Analysten fast doppelt so hoch wie erwartet berichtet worden, der Umsatz lag 4 Prozent über den Schätzungen, der Auftragseingang 24 Prozent.

Nach schwachen Geschäftszahlen gerieten Puma unter Druck, der Kurs verlor 10,4 Prozent. Entscheidender Faktor bei den vorläufigen Zahlen war nach Darstellung der Citi nicht die Peso-Abwertung in Argentinien, die im vierten Quartal zu unerwartet schwachen Zahlen führte, sondern der überraschend schwache Ausblick auf 2024.

Deutsche Anleihen steigen etwas

FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Mittwoch leicht gestiegen. Am späten Nachmittag legte der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,07 Prozent auf 133,99 Punkte zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrug 2,33 Prozent.

Zeitweise konnte der Bund-Future stärker zulegen. Im Handelsverlauf sorgten aber positiv aufgenommene Konjunkturdaten für mehr Risikofreude bei den Anlegern, was die Nachfrage nach vergleichsweise sicheren Anlagen wie Bundesanleihen bremste.

Am Vormittag war bekannt geworden, dass sich die Stimmung der Einkaufsmanager im gemeinsamen Währungsraum verbessert hat. Der von S&P Global erhobene Indexwert stieg zu Jahresbeginn auf den höchsten Stand seit sechs Monaten. Allerdings erfolgt die Verbesserung auf niedrigem Niveau, der Indikator deutet immer noch auf wirtschaftliche Schrumpfung hin.

Am Nachmittag folgten Stimmungsdaten aus den USA, die besser als erwartet ausfielen. Im Januar kletterte der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex trotz der erhöhten Zinsen auf den besten Wert seit sieben Monaten. Sowohl im Bereich Dienstleistungen als auch in den Industrieunternehmen hellte sich die Stimmung auf./jkr/he

Aktien Wien Schluss: Deutliche Kursgewinne – Andritz und Lenzing im Fokus

WIEN (dpa-AFX) – Der Wiener Aktienmarkt hat am Mittwoch den Handel deutlich höher beendet. Der Leitindex ATX gewann 1,38 Prozent auf 3431,27 Punkte. Auch an den europäischen Leitbörsen herrschte eine freundliche Stimmung vor. International wurden einige erfreuliche Quartalsberichte wie etwa vom US-Streamingdienst Netflix oder der deutschen Softwareschmiede SAP positiv aufgenommen.

In Wien rückten auf Unternehmensebene Andritz und Lenzing mit Nachrichten in den Fokus. Die Andritz-Aktie kletterte 4,1 Prozent auf 58,70 Euro hoch. Am Kapitalmarkttag präsentierte der steirische Anlagenbauer neue Ziele, die bis 2026 erreicht werden sollen. Geplant sei eine Umsatzsteigerung auf über 10 Milliarden Euro bei einer operativen Marge von über 9 Prozent. Zudem soll ein Konzernergebnis von über 6 Prozent vom Umsatz eingefahren werden. Die Analysten der Baader Bank haben sowohl ihr Anlagevotum „Buy“ als auch ihr Kursziel von 75 Euro für die Aktien bekräftigt. Experte Peter Rothenaicher sieht die Aktien weiter als massiv unterbewertet an und ortet positive Gewinnaussichten. Zudem befindet sich die Andritz-Aktie weiter auf der Empfehlungsliste „Top Picks“ von der Baader Bank.

Der Faserhersteller Lenzing kämpft weiter mit dem wirtschaftlichen Umfeld und schreibt fast eine halbe Milliarde Euro ab. Die jährliche Bewertung von Vermögenswerten habe einen Wertminderungsbedarf von bis zu 480 Millionen Euro für 2023 ergeben, teilte das Unternehmen am Vorabend nach Börsenschluss mit. Die Lenzing-Papiere schlossen nach deutlichen Verlaufsgewinnen prozentual unverändert. Der Lenzing-Vorstand konkretisierte aber auch die bisherige Ergebnisprognose. Dies wurde von den Anlegern wohl beruhigend aufgenommen, hieß es aus dem Handel.

Unter den schwergewichteten Banken verteuerten sich die Bawag -Titel um 1,7 Prozent. Erste Group legten ebenfalls 1,7 Prozent zu. Die Aktionäre der Raiffeisen Bank International konnten ein Plus von 0,4 Prozent verbuchen.

Im Technologiebereich gewannen AT&S zwei Prozent. Der Leiterplattenhersteller AT&S hat im malaysischen Kulim ein neues Werk eröffnet./ste/sto/APA/jha

Einschätzungen

Termine

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Marktumfeld

Rückblick 23: Krisen belasten in Dauerschleife – Inflation, Fachkräftemangel und hohe Energiekosten machen vielen Unternehmen zu schaffen

Wien (pte004/28.12.2023/10:30) – „Krisenmodus“ wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 2023 gekürt. Der Ausnahme- sei zum Dauerzustand geworden, befand die zuständige Experten-Jury. Ein Begriff, der auch die wirtschaftliche Entwicklung im DACH-Raum über das Jahr widerspiegelt. Inflation, hohe Energiepreise und wuchernde Zinsen hemmten Investitionen. Dazu leiden zahlreiche Branchen weiter unter Fachkräftemangel und in der Rezession sind vielen Firmen die Aufträge weggebrochen.

Planlose Wirtschaftspolitik“

Das ifo Institut und das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik attestierten den DACH-Ländern kürzlich eine deutlich schlechtere wirtschaftspolitische Lage als im Vorquartal. In Deutschland erscheine die Wirtschaftspolitik zudem planlos und setze zu wenig auf Marktmechanismen.

Laut ifo-Umfrage im November stieg die Zahl der Insolvenzen und 6,8 Prozent der deutschen Unternehmen sahen in ihrer Existenz bedroht – zwei Prozent mehr als im Januar. 35 Prozent begründeten dies mit Auftragsmangel. Dieser schlug etwa im Maschinenbau oder in der Chemischen Industrie besonders stark zu Buche.

Baugewerbe unter Druck

Besonders betroffen vom Krisenmodus ist die Baubranche. Sie ächzt unter hoher Inflation und strengeren Kreditvergaben. Stornierte Projekte aufgrund höherer Zinsen und inflationsbedingt gestiegener Baukosten brachten den Wohnungsbau in Not und ließen die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen drastisch sinken. Das Resultat: Skeptische Immobilienfinanzierer blicken besorgt in die Zukunft.

Viele Branchen haben auch mit Fachkräftemängel zu kämpfen, sei es als Folge der Corona-Maßnahmen oder – wie in der IT-Branche – wegen zu wenigen Mitarbeitern, die sich mit Künstlicher Intelligenz (KI) auskennen. Dies hat laut Equinix-Umfrage die KI-Einführung in Unternehmen teilweise ausgebremst.

KI massiv im Kommen

Dennoch fungiert KI vermehrt als Treiber von Unternehmensprozessen. Das zeigt auch der wachsende deutsche KI-Markt, der bis Ende 2023 auf 6,3 Mrd. Euro angewachsen ist. Deutsche Firmen profitierten laut ABBYY-Europe-Studie von KI-Investments durch Vorteile für Kundennutzen, Mitarbeiterzufriedenheit und Rentabilität. Auch bei den DAX40-Konzernen herrscht KI-Aufbruchstimmung, wobei KI oft noch nicht in den Unternehmen etabliert ist und nur selten in deren Berichten auftaucht.

Laut internationaler Gartner-Umfrage sehen vier von fünf Unternehmensstrategen KI und Analytik künftig als entscheidende Erfolgsfaktoren. Und zumindest in den USA verlegen sich immer mehr Firmen bereits darauf, Bewerbungsverfahren mit KI durchzuführen.

Verbraucher vorsichtig

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise sorgten 2023 speziell bei Menschen mit niedrigeren Einkommen für angespannte Haushaltslagen. Kein Wunder, dass sich viele Verbraucher in Zurückhaltung übten und die Konjunktur nicht in Fahrt kam. Laut Schufa-Umfrage hat jeder dritte Deutsche Zahlungen hinausgezögert, viele andere setzten auf Ratenzahlungen und immer mehr sahen sich gezwungen, einen Dispokredit aufzunehmen. Dabei machten viele Banken Sparern das Leben mit Nullzinsen schwerer. Auch in den USA ist durch anhaltende Rezession weiterhin die Kauflaune getrübt.

In den ostdeutschen Bundesländern belasten höhere Strompreise die Verbraucher zusätzlich, wobei hierbei auch die staatliche Strompreisbremse greift. Ein wichtiger Grund für die Extrakosten sind gestiegene Stromnetzgebühren. Strom-Importe haben bundesweit zugenommen, da weniger Strom erzeugt wurde. Gründe dafür waren Einsparungen wegen hoher Energiepreise, konjunkturelle Abschwächung und die Abschaltung der vergangenen drei Kernkraftwerke zum 15. April 2023.

Chinas Immobilienmarkt

In China hingegen sind momentan über 20 neue Atomreaktoren in Planung oder im Bau. Hier bereitete in den vergangenen Monaten der Immobiliensektor große Sorgen: Aufgrund finanzieller Probleme drohen 20 Mio. unfertige Wohnungen, bei jedem dritten Investor stehen die Zeichen auf Verkauf.

Dafür liegt China in punkto technische Leistungsfähigkeit mittlerweile vor den USA, die aber militärisch und wirtschaftlich global weiter an der Spitze rangieren. Politische Spannungen zwischen den beiden Weltmächten und die Konjunkturabschwächung im Reich der Mitte haben für skeptische US-Unternehmen in China gesorgt. Rosige Aussichten erwartet hingegen laut einer Umfrage des Wirtschaftsverbandes Ficci Indiens Wirtschaft: Sie wächst demnach im kommenden Fiskaljahr dank einem stabilen Finanzsektor und mehr privaten Investitionen um 6,3 Prozent. (Ende)

Rückblick in Bildern: Das war 2023

Lichtblicke in den Nachrichten waren 2023 spärlich gesät. Der Krieg in der Ukraine hielt an, der Terrorangriff der Hamas auf Israel mündete in einem Krieg im Gazastreifen. Die Klimakrise schlug sich in Überflutungen und Hitzerekorden nieder. Die Innenpolitik wartete mit Possen und einigen lange erwarteten Beschlüssen auf, die Inflation ging nur langsam zurück, das Signa-Imperium zerbröckelte. „Barbie“ und Taylor Swift vermochten zu unterhalten. …

Zentralbanken

Chinas Notenbank senkt Reserveanforderung um 50 Basispunkte

Die chinesische Zentralbank hat angekündigt, dass sie die Menge an Bargeld, die Banken als Reserven halten müssen, senken wird. Dies ist die erste derartige Maßnahme in diesem Jahr, da die Regulierungsbehörden auf den Ausverkauf an den Aktienmärkten reagieren mussten. Die People’s Bank of China wird den Mindestreservesatz für alle Banken mit Wirkung vom 5. Februar um 50 Basispunkte senken, sagte Gouverneur Pan Gongsheng auf einer Pressekonferenz in Peking. Dadurch werden 1 Billion Yuan (140 Milliarden Dollar) an Liquidität auf den Markt gebracht.

EZB teilt bei siebentägigem Dollar-Tender 219 Millionen zu

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrem Dollar-Tender mit einer Laufzeit von sieben Tagen 219 Millionen US-Dollar an drei Banken zugeteilt. Beim vorherigen Geschäft hatten drei Banken eine Summe von 224 Millionen nachgefragt und erhalten. Der Tender hat einen Festzinssatz von 5,58 (zuvor: 5,58) Prozent. Im März 2020 hatte die US-Notenbank mit fünf weiteren Zentralbanken, darunter die EZB, im Zuge der Pandemie-Krise vereinbart, die weltweite Versorgung mit Dollar-Liquidität zu verbessern.

Politiker und Ökonomen fordern von EZB Anhebung der Mindestreserve

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Eine Gruppe von Politikern und Ökonomen hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, die Mindestreserveanforderung an Banken anzuheben, um deren risikolose Profite aus Überschusseinlagen bei der EZB zu beschränken.

In einem Brief weisen die Experten darauf hin, dass die Banken auf diese Weise einerseits jährlich Zinseinnahmen von 140 Milliarden Euro erzielen, andererseits aber ihren Kunden keinen angemessenen Zins auf deren Einlagen zahlten.

„Diese Diskrepanz untergräbt nicht nur das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Geldpolitik der EZB, sondern verschärft auch die Kluft zwischen dem Finanzsektor und der breiten Öffentlichkeit“, heißt es in dem Schreiben, zu dessen Unterzeichner neben den Ökonomen Paul de Grauwe und Philipp Heimberger Politikerinnen und Politiker wie Rene Repasi, Philippe Lamberts, Bas Eickhout und Henrike Hahn gehören.

Die Banken erhalten für ihre über das Reservesoll hinausgehenden Einlagen von der EZB 4 Prozent Zinsen pro Jahr, während sie ihrerseits Einlagen ihrer Kunden auf Girokonten so gut wie gar nicht verzinsen. Die Einlagen bei der EZB bis zur Höhe der Mindestreserve werden jedoch nicht verzinst. Eine Anhebung dieser Mindestreserveanforderung würde die Zinseinnahmen der Institute also mindern.

Befürworter eines solchen Schrittes, zu denen zum Beispiel das deutsche EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel gehört, verweisen darauf, dass sich auf diese Weise die Überliquidität im Bankensystem vermindern ließe, was durchaus im Sinne der Inflationsbekämpfung wäre. Auch würden höhere Einlagenzinsen tendenziell die Konsumneigung mindern, was ebenfalls den Intentionen der EZB entgegen käme.

Gegner einer höheren Mindestreserve argumentieren dagegen, dass es der Bundesbank (und der Oesterreichischen Nationalbank) vor allem darum gehe, die eigene Bilanz zu schonen. Die Bundesbank hat unter anderem wegen hoher Zinszahlungen auf Überschussreserven möglicherweise schon 2023 einen Verlust gemacht. Argumentiert wird außerdem, dass die Banken in den Jahren des Nullzinses nur wenige Zinserträge gehabt hätten, weil sie ihrerseits der EZB für Überschussreserven einen Zins zahlen mussten, anstatt einen zu erhalten.

Am Mittwoch hat die Sitzung des EZB-Rats begonnen, der am Donnerstag seine geldpolitischen Entscheidungen bekannt machen wird. Analysten rechnen bisher nicht damit, dass die EZB die Mindestreserve anheben wird. Nach Veröffentlichung des Briefes muss sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber zumindest auf Anfragen von Journalisten einstellen.

Bundesbank: Deutschland sollte China-Risiken reduzieren, aber keinesfalls die Wirtschaftsbeziehungen kappen

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Ein Fortbestand der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China liegt aus Sicht der Deutschen Bundesbank im beiderseitigen Interesse. Gleichwohl rät sie Unternehmen und Politik hierzulande zu weiteren Anstrengungen, um Risiken zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft zu stärken.

Ein politisch bedingtes abruptes Ende der Handelsbeziehungen würde laut Bundesbank „schwere wirtschaftliche Verwerfungen“ hervorrufen, und selbst ein geordneter Rückzug aus China wäre mit erheblichen Verlusten verbunden. Auch für den Finanzsektor sieht die Bundesbank Risiken.

Ausfuhren nach China (2022: 7 Prozent der Gesamtausfuhr) sind nach Einschätzung der Bundesbank „für einzelne Industriezweige von erheblicher, gesamtwirtschaftlich aber nicht überragender Bedeutung“. China belegt demnach lediglich Platz vier der wichtigsten Exportdestinationen. Einschließlich der Dienstleistungen beliefen sich die gesamten China-Exporte laut Bundesbank auf nicht mehr als 3,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. „Einige Branchen des verarbeitenden Gewerbes hängen aber deutlich stärker von der chinesischen Nachfrage ab. Hierzu zählen volkswirtschaftlich bedeutsame Bereiche wie Kfz, Maschinenbau, Elektronik und Elektrotechnik“, hält die Bundesbank fest.

China vor allem wichtiger Importpartner Deutschlands

Zugleich ist China laut Bundesbank einfuhrseitig Deutschlands wichtigster ausländischer Partner. Im Jahr 2022 kamen 13 Prozent der Importe von hier. Die Produktpalette umfasst neben Endprodukten Smartphones, Computer und Bekleidung auch Vorleistungsgüter und Rohstoffe wie Seltene Erden. Besonders bei Vorleistungsgütern und Antibiotika ist die Abhängigkeit hoch. „Bei einer Reihe von Produkten ist es möglich, auf andere Lieferländer auszuweichen, da China die Produktion dieser Güter weltweit dominiert“, merkt die Bundesbank an. Besonders ausgeprägt sei die Abhängigkeit gegenüber China bei einigen kritischen Rohstoffen. Diese seien nicht zuletzt für die Produktion von Elektromotoren, Windturbinen, Photovoltaikanlagen und anderen Zukunftstechnologien essenziell.

Deutsche Banken treten in China direkt als Kreditgeber auf, sie sind aber vor allem aber Partner deutscher Unternehmen mit starkem China-Engagement. Zudem könnte es Verflechtungen von Versicherern oder Investmentfonds geben. Bedeutend sind nach Aussage der Bundesbank aber nur die indirekten Forderungen des deutschen Bankensystems, etwa über Unternehmen mit hohen Direktinvestitionen in China. Ende 2022 beliefen sich die Forderungen deutscher Banken gegenüber den über Direktinvestitionen, Exporte oder Importabhängigkeiten exponierten Unternehmen auf fast 220 Milliarden Euro. Das entsprach 42 Prozent des harten Kernkapitals. Besonders systemrelevante Institute seien betroffen.

China braucht seinerseits die Industrieländer

Gemindert werden die China-Risiken für die deutsche Wirtschaft laut Bundesbank von der Tatsache, dass China seinerseits handels- und technologieseitig stark von den Industrieländern abhängt. „Daher erscheint eine einseitige Abkehr von China (De-Coupling) insgesamt weder realistisch noch erstrebenswert“, kalkuliert sie.

Gleichwohl rät sie Unternehmen und Politik, die China-Risiken zu reduzieren. „Eine Stärkung der internationalen Handelsordnung sowie regionale Freihandelsabkommen, die es Unternehmen erleichtern, internationale Lieferbeziehungen zu diversifizieren, können einen Beitrag leisten.“ Die China-Strategie der Bundesregierung und Maßnahmen der Europäischen Kommission zur Verringerung der Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen wiesen in die richtige Richtung.

INTERNATIONAL

Wirtschaftsexperte: Reedereien profitieren von Gaza-Krieg

Nach Angaben eines Wirtschaftsexperten ziehen etliche Reedereien weltweit Nutzen aus dem Gaza-Krieg. „Die Krise schafft eine zusätzliche Nachfrage nach Schiffen, das hilft vielen Reedereien“, sagte der Logistikprofessor Jan Ninnemann von der Hamburg School of Business Administration im Hamburg-Teil der Wochenzeitung Die Zeit. Weil die islamistische Huthi-Miliz vom Jemen aus immer wieder Handelsschiffe attackieren, denen sie eine Verbindung zu Israel unterstellt, schicken seit Dezember viele Reedereien ihre Frachter nicht mehr durch den Suezkanal, sondern um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.  

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IEA: Erneuerbare lösen Kohle 2025 als wichtigste Stromquelle ab

Erneuerbare Energien dürften nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) im Jahr 2025 die Kohle als weltweit wichtigsten Energieträger zur Stromproduktion ablösen. Die Experten erwarten für 2026 einen Erneuerbaren-Anteil von 37 Prozent an der weltweiten Stromproduktion, wie aus dem IEA-Jahresbericht hervorgeht. 2023 lag der Anteil demnach bei rund 30 Prozent.

AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.

US-Rohöllagerbestände stärker als erwartet gesunken

WASHINGTON (Dow Jones)–Die Rohöllagerbestände in den USA haben sich in der Woche zum 19. Januar stärker als erwartet verringert. Sie fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 9,233 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Rückgang um 1,4 Millionen Barrel vorhergesagt. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 2,492 Millionen Barrel reduziert.

Die Benzinbestände nahmen nach EIA-Angaben um 4,912 Millionen Barrel zu. Analysten hatten ein Plus von 1,5 Millionen Barrel erwartet, nachdem die Vorräte in der vorangegangenen Woche um 3,083 Millionen gestiegen waren.

Die Ölproduktion in den USA war in der Woche mit 12,3 Millionen Barrel pro Tag um 1,0 Millionen niedriger als in der Vorwoche. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab sich ein Zuwachs von 0,1 Millionen Barrel.

Webseite: http://www.eia.gov/petroleum/supply/weekly/ 

S&P Global: Aktivität in US-Wirtschaft legt im Januar zu

NEW YORK (Dow Jones)–Die Aktivität in der US-Wirtschaft hat sich laut einer Umfrage von S&P Global im Januar belebt. Der von S&P Global erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – stieg auf 52,3 von 50,9 Punkten im Vormonat. Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, unterhalb von 50 eine schrumpfende Wirtschaft.

Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes erhöhte sich auf 50,3 von 47,9 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Stand von 47,3 erwartet.

Der Index für den Servicesektor legte zu auf 52,9 von 51,4 Punkten. Hier hatte die Prognose auf 51,0 gelautet.

Die Daten deuteten auf einen „ermutigenden Jahresbeginn für die US-Wirtschaft hin“, sagte Chefökonom Chris Williamson. „Die Unternehmen melden ein deutliche anziehendes Wachstums bei gleichzeitiger starker Abschwächung des Inflationsdrucks.“ Das Vertrauen sei „auch durch die Hoffnung auf eine niedrigere Inflation im Jahr 2024 gestärkt“ worden.

Link: https://www.pmi.spglobal.com/Public/Release/PressReleases  

US-Supreme Court gegen Stopp von Hinrichtung mit Stickstoff

Das oberste Gericht der USA hat es abgelehnt, die geplante Hinrichtung eines Mannes im US-Bundesstaat Alabama mit Stickstoff zu stoppen.

Ein entsprechender Antrag der Anwälte des Mannes wurde gestern in der US-Hauptstadt Washington abgelehnt. Eine Begründung dafür nannte der Supreme Court nicht. Die Anwälte hatten zuvor argumentiert, dass zu viele Fragen offen seien, um den Verurteilten zum jetzigen Zeitpunkt zu exekutieren. …

ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.

Nordkorea will neuartigen Marschflugkörper erprobt haben

Die selbst ernannte Atommacht Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge einen neuartigen militärischen Marschflugkörper getestet.

Die staatlich kontrollierten Medien machten heute den angeblichen Waffentest von gestern öffentlich und sprachen von der erstmaligen Erprobung eines neuen Typs des strategischen Marschflugkörpers „Pulhwasal-3-31“. Die Waffe befinde sich in der Entwicklung.

Die Bezeichnung als strategische Waffe könnte darauf hindeuten, dass Nordkorea den Marschflugkörper für den Einsatz nuklearer Gefechtsköpfe konzipiert hat. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen.

Im Gegensatz zu ballistischen Raketen, die auch mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden können, sind Tests von Marschflugkörpern nicht direkt von den UNO-Verbotsbeschlüssen gegen das weithin isolierte Land betroffen. Anders als ballistische Raketen verfügen Lenkflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb.

Spannungen nehmen wieder zu

Südkoreas Militär hatte gestern mehrere in Nordkorea gestartete Marschflugkörper erfasst. Diese fielen ins Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und China. Es wurden keine weiteren Details genannt.

Nordkorea hatte bereits in der vergangenen Woche Berichte über den Test neuer Waffensysteme und Raketentriebwerke einschließlich einer angeblich atomwaffenfähigen Unterwasserangriffsdrohne veröffentlicht.

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen derzeit wieder deutlich zu. Nordkorea hatte in den vergangenen zwei Jahren den Umfang seiner Tests mit Raketen und Marschflugkörpern erhöht und auch die Rhetorik gegen die Regierungen in Südkorea und den USA verschärft.   red, ORF.at/Agenturen

AUSTRALIEN

AFRIKA

ZENTRALASIEN

NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.

EUROPA

Großbritannien: Unternehmensstimmung steigt auf höchsten Wert seit Sommer

LONDON (dpa-AFX) – Die Stimmung in Unternehmen in Großbritannien hat sich zu Beginn des Jahres überraschend weiter aufgehellt und den höchsten Wert seit über einem halben Jahr erreicht. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex stieg zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 52,5 Zähler, wie S&P am Mittwoch in London mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen unveränderten Indexwert von 52,1 Punkten erwartet. Sowohl im Bereich Dienstleistungen als auch in den Industrieunternehmen hellte sich die Stimmung auf.

Der Indikator für die gesamte Wirtschaft steigt damit weiter über die Expansionsschwelle von 50 Punkten und erreicht den höchsten Wert seit sieben Monaten. Mit Werten oberhalb von 50 Punkten zeigt der Indikator Wachstum in der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft an.

Chefvolkswirt Chris Williamson von S&P Global sprach von stärkerem Optimismus in den Betrieben mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf. Damit verbunden sei die Aussicht auf eine sinkende Inflation und entsprechend niedrigere Zinsen.

Allerdings könnte die unerwartet starke Konjunktur zum Jahresbeginn die britische Notenbank dazu verleiten, mit den Zinssenkungen erst später zu beginnen, als viele derzeit erwarten.

Das britische Pfund reagierte mit Kursgewinnen auf die Stimmungsdaten und stieg auf ein Tageshoch von 1,2772 US-Dollar./jkr/bgf/jha/

Euroraum-Wirtschaft verlangsamt Talfahrt im Januar

Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Wirtschaftsleistung der Eurozone ist im Januar mit der niedrigsten Rate seit sechs Monaten geschrumpft. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – erhöhte sich auf 47,9 Zähler von 47,6 im Vormonat, wie S&P Global im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 48,0 Punkte vorhergesagt.

Oberhalb von 50 Zählern signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter deutet es auf eine Schrumpfung. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes stieg auf 46,6 Punkte von 44,4 im Vormonat. Volkswirte hatten einen Anstieg auf 44,8 Zähler prognostiziert. Der Index für den Servicesektor sank auf 48,4 Punkte von 48,8 im Vormonat. Ökonomen hatten einen Anstieg auf 49,0 Punkte erwartet.

Auf Länderebene lief die wirtschaftliche Entwicklung auseinander. Frankreich vermeldete erneut den stärksten Wachstumsrückgang, dort sank die Wirtschaftsleistung wegen der beschleunigten Talfahrt in Industrie und Servicesektor den achten Monat in Folge und so kräftig wie zuletzt im September 2023.

Auch in Deutschland schrumpfte die Wirtschaft stärker als zuletzt, wenngleich der verlangsamte Rückgang der Industrieproduktion dazu beitrug, die verstärkten Geschäftseinbußen im Servicesektor zu kompensieren.

Im Gegensatz dazu kehrten die übrigen von der Umfrage erfassten Länder nach fünfmonatiger Schrumpfung auf den Wachstumspfad zurück und expandierten so stark wie zuletzt im Juni 2023.

Webseite: https://www.pmi.spglobal.com/Public/Release/PressReleases    

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EU will eigene Wirtschaft besser vor Einfluss aus China schützen

Im Bemühen um eine größere Unabhängigkeit von China plant die EU-Kommission zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der europäischen Wirtschaft. Vor dem Hintergrund „tiefgreifender geopolitischer Turbulenzen“ müsse die EU „wirksamer gegen Risiken vorgehen“, erklärte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis anlässlich der Vorstellung eines Maßnahmenpakets in Brüssel. Die Kommission setzt unter anderem auf eine verschärfte Prüfung von Investitionen aus dem Ausland.

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Pkw-Emissionen: EU-Rechnungshof warnt vor Verfehlen der Klimaziele

Der Kohlendioxid-Ausstoß von Pkw in der Europäischen Union geht EU-Prüfern zufolge trotz ehrgeiziger Klimaziele kaum zurück. Die meisten Pkw stießen „immer noch so viel CO2 aus wie vor zwölf Jahren“, heißt es in einem Bericht des Europäischen Rechnungshofs in Luxemburg. Grund sei unter anderem, dass bislang zu wenige Elektroautos auf den Markt kommen.

O’Flaherty neuer Menschenrechtskommissar des Europarats

Der Wiener Völkerrechtler Manfred Nowak wird nicht neuer Menschenrechtskommissar des Europarats. Wie die Parlamentarische Versammlung des Europarates gestern auf X (Twitter) mitteilte, wurde der Ire Michael O’Flaherty im zweiten Wahlgang von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg gewählt.

O’Flaherty hatte schon in der ersten Runde am Vortag die meisten Stimmen erhalten. Weil er die absolute Mehrheit verfehlte, war ein weiterer Wahlgang erforderlich.

Nowak zeigte sich in einer ersten Reaktion gegenüber der APA gefasst. „Das Leben geht ganz normal weiter“, sagte der 73-Jährige. Der Wahlausgang sei „ein bisschen vorhersehbar“ gewesen. „Ich möchte betonten, dass die alleinige Verantwortung für das doch schlechte Abschneiden bei mir liegt“, so Nowak.

Er hob in diesem Zusammenhang hervor, dass er die „beste Unterstützung“ des österreichischen Außenministeriums und der Vertretung beim Europarat in Straßburg gehabt habe. Auch die sechs österreichischen Europaratsabgeordneten aus den Reihen aller fünf Parlamentsparteien hatten sich in seltener Einigkeit hinter Nowak gestellt. Ein Handicap für Nowak könnte gewesen sein, dass mit Volker Türk bereits ein Österreicher UNO-Menschenrechtskommissar ist.

Die Aufgaben des Menschenrechtskommissars des Europarats sind unter anderem der Dialog mit Regierungen und Besuche in Europarats-Mitgliedsstaaten, Empfehlungen und Bewusstseinsbildung sowie die Entwicklung und Förderung von nationalen Menschenrechtsstrukturen.

Polnische Landwirte blockieren wegen Agrarimporten aus der Ukraine 160 Straßen

RYKI (AFP)–Aus Protest gegen Agrarimporte aus der Ukraine haben polnische Landwirte am Mittwoch landesweit rund 160 Straßen und wichtige Verkehrsachsen blockiert. „Wir sind gegen den unkontrollierten Import von Agrarprodukten aus der Ukraine“, sagte der Sprecher der Bauerngewerkschaft Solidarnosc RI, Adrian Wawrzyniak, der Nachrichtenagentur AFP. Die Landwirte fordern außerdem Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU.

In der Stadt Ryki im Südosten Polens versammelten sich rund 100 Traktoren und bewegten sich dann in einer Kolonne langsam ins rund zwölf Kilometer entfernte Deblin, wie AFP-Reporter berichteten. Dadurch kam es zu langen Staus. „Ein Landwirt ist kein Knecht“ und „Die Landwirtschaft stirbt langsam“ war auf Schildern zu lesen.

Bei einem Treffen in Brüssel erklärte der polnische Landwirtschaftsminister Czeslaw Siekierski, mit ihren Demonstrationen unterstützten die Bauern in seinem Land die Proteste der Landwirte „in vielen europäischen Ländern, in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Belgien und sogar in Schweden und der Schweiz“. Die übermäßige Öffnung der EU und der Import von Waren außerhalb der Union, einschließlich der Ukraine, führten zu erheblichen Störungen auf dem polnischen Markt.

Die EU hatte 2022 viele Zölle auf Einfuhren aus der Ukraine aufgehoben. Günstig importiertes Getreide drückt nach Ansicht der Verbände seitdem die Preise.

Polens Regierung kündigt Gesetz zur Liberalisierung des Abtreibungsrechts an

Warschau – Polens neue Regierung will nach Angaben von Ministerpräsident Donald Tusk in Kürze einen Gesetz­entwurf zur Liberalisierung des Abtreibungsrechts vorlegen.

„Wir sind bereit, in den kommenden Stunden einen Gesetzentwurf für legale und sichere Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche ins Parlament einzubringen“, sagte Tusk heute vor Journalisten in Warschau.

Tusk kündigte zudem einen Gesetzentwurf an, um den Zugang zur „Pille danach“ erheblich zu erleichtern.

Das polnische Abtreibungsrecht ist bisher so restriktiv wie fast nirgendwo sonst in Europa. Schwangerschafts­ab­brüche sind nur im Fall von Vergewaltigung oder Inzest erlaubt oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Die bis zu Tusks Amtsübernahme im Dezember regierende rechtsnationalistische Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatte 2017 zudem eine Rezeptpflicht für die „Pille danach“ eingeführt.

Das linksliberale und pro-europäische Lager hatte schon im Wahlkampf versprochen, das Abtreibungsrecht zu liberalisieren. Nach ihrem Wahlsieg im Oktober nahmen Tusk und seine Koalitionspartner die geplante Reform dann auch in ihrem Koalitionsvertrag auf.

Der Gesetzentwurf für den erleichterten Zugang zur „Pille danach“ sieht nach Angaben von Tusk einen rezeptfrei­en Zugang ab einem Alter von 15 Jahren vor. Nach einer Verabschiedung durch das Parlament muss Polens Präsi­dent Andrzej Duda, der der PiS-Partei nahesteht, die neuen Gesetze noch in Kraft setzen. © afp/aerzteblatt.de

DIW: Frankreich bei Abbau von Treibhausgasen im Plan – Ökostromausbau lahmt

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)–Frankreich liegt bei der Reduktion der Treibhausgase weitgehend im Plan, aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien hinkt es hinterher. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Experten empfahlen Frankreich, sich stärker auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fokussieren, da die künftige Nutzung der Atomenergie risikobehaftet sei.

Das Abbau der Treibhausgase in Frankreich ist laut DIW auf zwei Sondereffekte zurückzuführen: Zum einen gingen die Emissionen während der Corona-Pandemie zurück. Zum anderen wurde wegen der zuletzt gestiegenen Preise Energie gespart.

Damit Frankreich wie geplant bis zum Jahr 2050 klimaneutral wird, müsste das Land der DIW-Studie zufolge allerdings seine Bemühungen um Klimaschutz verstärken, nicht zuletzt da auch die Europäische Union das verbindliche Ziel zur Treibhausgassenkung auf 55 Prozent bis 2030 verschärft habe. …
Ferner: Wärmepumpen in Frankreich beliebter  *  Anteil von Atomstrom bei 65 Prozent
Mehr siehe unter UMWELT

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Italienisches Parlament billigt umstrittenes Flüchtlingsabkommen mit Albanien

Das italienische Parlament hat ein umstrittenes Flüchtlingsabkommen gebilligt, das die Unterbringung von auf dem Mittelmeer geretteten Migranten in neu gebauten Aufnahmezentren in Albanien vorsieht. 155 Mitglieder der Abgeordnetenkammer sprachen sich für die Vereinbarung aus, 115 stimmten dagegen. Zudem gab es zwei Enthaltungen. Der Text muss nun noch den Senat passieren, eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich.

DEUTSCHLAND

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Deutsche Wirtschaft verharrt im Januar im Rezessionsbereich

Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)–Die deutsche Wirtschaft hat im Januar ihre Talfahrt beschleunigt und ist damit den siebten Monat in Folge im Rezessionsbereich geblieben. Der von S&P Global erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – verringerte sich auf 47,1 von 47,4 Punkten im Vormonat, wie aus den Daten der ersten Veröffentlichung für den Monat hervorgeht. Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter eine Schrumpfung.

Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes stieg auf 45,4 von 43,3 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Stand von 43,8 erwartet. Der Index für den Servicesektor fiel auf 47,6 von 49,3 Punkten. Die Prognose hatte auf 49,0 gelautet.

Der Kostendruck blieb im Servicesektor hoch, was laut Umfrageteilnehmern auf die hohen Lohnforderungen zurückzuführen war. In der Industrie gingen die Einkaufspreise hingegen erneut zurück, allerdings mit der niedrigsten Rate seit neun Monaten, was an vereinzelten Lieferunterbrechungen infolge der Geschehnisse im Roten Meer lag, hieß es.

Dass das Nachfrageumfeld schwierig blieb, verdeutlichte das neunte Minus beim Auftragseingang in Folge. Zurückzuführen war dies den Umfrageteilnehmern zufolge auf die Ausgabenzurückhaltung der Kunden, die hohen Finanzierungskosten und die geopolitische Unsicherheit.

„Es ist ein schleppender Start in das neue Jahr“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank. „Die Aktivität im Dienstleistungssektor ist nicht nur den vierten Monat in Folge zurückgegangen, sondern der Abschwung hat sich auch noch beschleunigt. Im verarbeitenden Gewerbe, das sich den 19. Monat in Folge in der Rezession befindet, hat das Tempo des Abschwungs weiter nachgelassen, wie der seit August letzten Jahres stetig steigende PMI zeigt.“

Link: https://www.pmi.spglobal.com/Public/Release/PressReleases  

Ifo-Institut senkt deutsche Wachstumsprognose 2024 auf 0,7 Prozent

Das Ifo-Institut hat aufgrund der Sparmaßnahmen der Bundesregierung seine Konjunkturprognose für Deutschland gesenkt. Das Ifo sieht für 2024 nur noch 0,7 Prozent Wachstum statt 0,9 Prozent, die es noch Mitte Dezember vorhergesagt hatte. „Mit dem nun im Haushaltsausschuss vereinbarten Bundeshaushalt wurden nach unserer Schätzung zusätzliche Einsparungen in Höhe von knapp 19 Milliarden Euro beschlossen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Unternehmen und Haushalte werden mehr belastet oder weniger entlastet, und die Staatsausgaben werden gekürzt.

BDI: Schaden durch Bahnstreik liegt bei bis zu 1 Mrd Euro

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat angesichts des begonnen sechstägigen Streiks der Lokführergewerkschaft GDL vor einem wirtschaftlichen Schaden von insgesamt bis zu 1 Milliarde Euro gewarnt und zu Verhandlungen aufgerufen. „Der BDI appelliert an die Vernunft und Verhandlungsbereitschaft aller Beteiligten und fordert eine zügige Beilegung des Tarifkonflikts“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner. „Die Ankündigung der GDL stößt auf enormes Unverständnis in der Industrie. Der bis dato längste Streik der Lokführer dürfte den betroffenen Unternehmen enorme Probleme bereiten.“ Es drohten weitere harte Einschränkungen bis hin zu einzelnen Produktionsausfällen, Drosselungen und Stillständen in der Industrie.

Lindner: Brauchen einen leistungsfähigen privaten Kapitalmarkt

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)–Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat zur Ankurbelung der Wirtschaft bessere Rahmenbedingungen für den Einsatz privaten Kapitals anstelle von staatlicher Unterstützung gefordert und in diesem Rahmen auf Fortschritte für eine europäische Kapitalmarktunion gedrungen. „Subventionen haben wir in Europa genug“, betonte Lindner bei einer Veranstaltung des Digitalverbandes Bitkom. „Was uns fehlt, ist ein leistungsfähiger privater Kapitalmarkt, der Risiken und Innovationen finanziert.“ Da sei der Wettbewerbsnachteil Europas gegenüber den USA. „Deshalb brauchen wir eine Kapitalmarktunion“, hob der Finanzminister hervor.

Lindner forderte eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wachstum. „Unser Wachstum bleibt hinter dem zurück, was unser eigener Anspruch sein muss“, sagte er. „Wir müssen uns ja mal klar machen, dass wir einen spitzenmäßigen Lebensstandard in Deutschland gewohnt sind. Wir sind spitzenmäßige soziale Absicherung in Deutschland gewohnt. Wir sind spitzenmäßige moralische, spitzenmäßige ökologische Ansprüche an uns selbst gewohnt“, bekräftigte er. Aber all das könne nur eingelöst werden, wenn auch die wirtschaftliche Stärke „spitzenmäßig“ sei. „All die sozialen und ökologischen Vorhaben, die wir uns als Ziel setzen, die bleiben unerfüllbare und unfinanzierbare Wünsche, wenn nicht die wirtschaftliche Substanz in unserem Land gestärkt wird“, hob er hervor.

Lindner drang in dem Zusammenhang erneut auf eine Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes, das Steuererleichterungen für Unternehmen vorsieht, derzeit aber im Bundesrat blockiert wird. Deutschland sei „inzwischen ein Höchststeuerland“, hob der FDP-Vorsitzende hervor. „Deshalb muss jetzt dringend ein Element einer Unternehmenssteuerreform kommen: das Wachstumschancengesetz, damit wir die Investitions- und Forschungsanreize, die jetzt politisch leistbar sind, setzen können“. Mit Blick auf die Digitalpolitik warnte Lindner davor, „skeptisch auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz zu schauen und zu überregulieren“. Man dürfe keine Hürden aufbauen, sodass in Europa neue innovative Unternehmen diese Instrumente nicht nutzen könnten.

ÖSTERREICH

STATISTIK AUSTRIA

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

SPÖ-Klubobmann: „Patientenmilliarde war glatte Lüge“

Regierung halbiert Strompreisbremse

Tag der Bildung: Mit Wissen gegen Arbeitslosigkeit

Burgenland: Gemeindepaket an ÖVP-Widerstand gescheitert

Babler: Müssen Demokratie in EU verteidigen

WKO Vorarlberg gegen mehr Rechte für Umweltschützer

Wien: Mieter erhalten Prämie bei Gasausstieg

Umwelt & Klima: Mieter erhalten Prämie bei Gasausstieg

Die Stadt stößt bei ihrem „Raus aus Gas“-Programm immer wieder auf Grenzen. Eine neue Förderung richtet sich ab März deshalb an Mieterinnen Mieter, wenn sie ihre Wohnung von Gas auf eine umweltfreundliche Energieversorgung umstellen.

„Die Voraussetzung für die Dekarbonisierungsprämie ist, dass der Mieter weder mit Gas kocht, noch mit Gas heizt und auch nicht das Warmwasser mit Gas aufbereitet. Wenn also wirklich in der Wohnung kein Gasanschluss mehr ist“, erklärte die Leiterin der Abteilung für Wohnbauförderung (MA 50), Viktoria Neuber. Die MA 50 ist für die Auszahlung der Prämie im Ausmaß von 1.000 Euro verantwortlich.

Viel Konfliktpotenzial

Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb der Gasausstieg nicht vorankommt. Manchmal wollen die Hauseigentümer nicht auf eine umweltfreundliche Energieversorgung umstellen. Manchmal sind es aber auch die Mieterinnen und Mieter. Das betrifft sogar den Gemeindebau: Die Stadt stößt bei ihren Dekarbonisierungsmaßnahmen auch auf Grenzen, wenn Mieterinnen und Mieter an ihrer Gasheizung festhalten. Denn Eigentümerinnen und Eigentümer dürfen solche Änderungen nicht ohne Erlaubnis der Mieterinnen und Mieter durchführen.

Um beiden Anreize für den Umstieg zu bieten, gibt es jetzt eben für beide Parteien Förderungen. Informationen zu Förderungen bekommen Mieter, Besitzer von Eigentumswohnungen und Hauseigentümerinnen bei der Beratungsstelle Hauskunft. „Bei der Umstellung der Heizungsanlage gibt es auch rund 35 Prozent abzuholen. Es gibt maßgeschneiderte Pakete. Mit der neuen Dekarbonisierungs- und Sanierungsverordnung wird das noch zielgerichteter.“

1.500 Euro bei Umstellung eines Mehrparteienhauses

Der Antrag für die 1.000 Euro Umstiegsprämie kann auf der Website der MA 50 gestellt werden. „Wenn eine Mieterin, ein Mieter den Gasherd tauschen will auf einen E-Herd, dann wäre es sinnvoll, zunächst mit einem Elektriker Kontakt aufzunehmen, welche Maßnahmen erforderlich sind. Und dann mit Kostenvoranschlägen den Vermieter zu informieren und eine schriftliche Zustimmung einzuholen“, erklärte Neuber. Wer dann tatsächlich umgestiegen ist, benötigt von den Wiener Netzen eine Bestätigung, dass der Gaszähler demontiert wurde. Danach wird die Prämie aufs Konto überwiesen.

Allein in Wien gibt es noch 30.000 Wohnungen, in denen nur mit Gas gekocht wird. Mit der Prämie hofft die Stadt zumindest auf 2.000 E-Herde mehr im ersten Jahr. „Eine Umstellung der eigenen Wohnung ist oftmals mit Kosten bei der Anschaffung von neuen Geräten und Mühen verbunden. Mit 1.000 Euro wird dieser Umstieg in erneuerbare Energie für alle Wienerinnen und Wiener möglich. Die Prämie kann sich sogar noch auf 1.500 Euro pro Wohnung erhöhen, wenn ein ganzes Mehrparteienhaus gleichzeitig umgestellt wird“, sagte Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) in einer Stellungnahme.

Warum immer mehr junge Menschen Privatinsolvenz anmelden – Kurier, 23.1.2024

Die Zahl der Privatinsolvenzen von jungen Menschen stieg 2023 enorm an. Schuld sind häufig Ratenzahlungen im Internet, Sucht oder mangelnde Erfahrung.

Wer es mit dem Geldausgeben übertreibt, läuft Gefahr, sich zu verschulden, und landet im schlimmsten Fall sogar in der Privatinsolvenz. Das passierte im Vorjahr wöchentlich etwa 170 Mal. Dabei besonders erschreckend: Gerade Jugendliche tappen immer häufiger in die Schuldenfalle.192 Menschen unter 24 mussten im Jahr 2023 Privatinsolvenz anmelden. Das sind 22 Prozent mehr als noch im Jahr davor, wie der Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) in seiner jährlichen Insolvenzstatistik veröffentlichte. Bei jungen Frauen betrug der Anstieg sogar 45 Prozent. Aber nicht nur die Anzahl der Insolvenzverfahren ist gestiegen, sondern auch die Verschuldungshöhe – und zwar um ganze 41 Prozent: Hatten junge Menschen im Jahr 2022 noch durchschnittlich 35.700 Euro Schulden, waren es 2023 50.500 Euro.

Privatinsolvenzen nach Alter – Graphik-Link

Aber warum tappen immer mehr junge Erwachsenen in die Schuldenfalle? Der AKV ortet die Ursache vor allem beim Einkaufen im Internet. Durch Ratenzahlung und Zahlungsverzug würden Jugendliche den Überblick über ihre Ausgaben verlieren und Konsumschulden anhäufen.

Auch Faktoren wie (Kauf-) Sucht sowie mangelndes Wissen und Erfahrung führen dazu, dass junge Menschen mehr Geld ausgeben, als sie haben. „Noch nie war es so einfach, Konsumschulden zu machen wie heutzutage. Umso wichtiger ist es, den Jugendlichen die realen Folgen aufzuzeigen“, weiß Finanzexperte Philip List. Als Leiter des Erste Financial Life Parks (Flip) versucht er genau das zu tun, indem er jungen Menschen Informationen und Wissen zum Thema Finanzen vermittelt und sie über – meist online drohende – Gefahren aufklärt.

Jeder Fünfte hat keinen Überblick

Gemeinsam mit dem Sozialunternehmen Yep und Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller präsentierte List am Dienstag eine Jugendstudie zur Finanzbildung. Auch die Studie bestätigt: Jeder fünfte 14- bis 20-jährige in Österreich hat keinen Überblick, wie viel Geld er in einem Monat ausgibt. Gleichzeitig gibt fast die Hälfte der jungen Menschen an, sich eher nicht oder gar nicht mit den Themen Geld und Finanzen auszukennen. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, 56 Prozent der weiblichen Befragten fehlt es an Finanzwissen, bei den männlichen sind es mit 36 Prozent merklich weniger.

Wegen des mangelnden Wissens in diesem Bereich setzt sich List gemeinsam mit dem Flip-Beirat aus Jugendlichen dafür ein, Finanzbildung in die Schulen zu bringen. Aktuell laufen hierzu in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbank einige Projekte an Testschulen, die auch wissenschaftlich begleitet werden.

List rechnet damit, dass sich „in den nächsten drei bis vier Jahren viel in den Schulen tun wird“. Doch auch die Eltern könnten schon jetzt einen essenziellen Beitrag leisten, um den Jugendlichen kritisches Konsumdenken zu vermitteln. „Das Thema Geld zuhause pro-aktiv anzusprechen und selbst den richtigen Umgang vorzuleben ist ein wichtiger Teil der Erziehung“, sagt List. Denn: Aktuell geben 30 Prozent der befragten Jugendlichen an, zu Hause selten oder gar nicht über Geld zu sprechen.

Jugendstudie zeigt großen Nachholbedarf bei Finanzbildung in Österreich

Jede:r fünfte Jugendliche hat keinen Überblick über die eigenen Ausgaben, 17 Prozent haben Angst, geborgtes Geld nicht zurückzahlen zu können und die Hälfte der Jugendlichen fühlt sich nicht auf eigene Zukunft vorbereitet.

Die Zahl der Privatinsolvenzen unter 24-Jähriger stieg im Jahr 2023 laut dem Alpenländischen Kreditorenverband um 22 Prozent. Jugendverschuldung und verantwortungsvolle Finanzplanung bilden zudem die Schwerpunkte der nationalen Finanzbildungsstrategie der nächsten beiden Jahre. Dass Österreichs Jugend selbst Handlungsbedarf in diesem Bereich sieht, zeigt eine aktuelle, repräsentative Jugendstudie des Sozialunternehmens YEP in Zusammenarbeit mit dem Erste Financial Life Park (FLiP).

48 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, sich „eher nicht“ oder „gar nicht“ beim Thema Geld und Finanzen auszukennen. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 60 Prozent, die sich selbst mangelndes Finanzwissen attestierten. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den Geschlechtern, 56 Prozent der weiblichen Befragten fehlt es an Finanzwissen, bei den männlichen sind es mit 36 Prozent merklich weniger. Die Folgen: Jede zweite weibliche Befragte (51%) fühlt sich vom Umgang mit Geld gestresst, während es bei den männlichen Befragten „nur“ rund jeder Vierte (29%) ist. …

Mehr dazu siehe unter BILDUNG

MEDIZIN/GESUNDHEITSWESEN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG

Work-Life-Balance ist Medizinstudierenden besonders wichtig

Berlin – Mehr als neun von zehn angehenden Ärztinnen und Ärzten ist bei der Wahl ihres künftigen Arbeitsplatzes eine gute Verein­barkeit des Berufes mit Familie und Freizeit besonders wichtig. Immer mehr von ihnen streben daher eine An­stellung in Praxen oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an. Das geht aus dem Berufsmoni­toring „Medizinstudierende 2022“ hervor, das die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) jetzt in ausführlicher Form veröffentlicht hat.

Die Optionen „Angestellter Arzt im Krankenhaus“, „Angestellter Arzt im MVZ“ und „Angestellter Arzt in der Praxis“ waren 2022 laut des Berichtes zusammengefasst für 96 Prozent eine attraktive Option. Während allerdings die angestellte Tätigkeit im Krankenhaus an Attraktivität einbüßte (2018: 74,8 Prozent; 2022: 72 Prozent), gewann die angestellte ärztliche Tätigkeit in Praxen (2018: 62,3 Prozent; 2022: 67,5) und MVZ (2018: 64,5 Prozent; 2022: 65,7) hinzu.

Kritisch sehen die Studierenden der Befragung zufolge die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Zwar begrüßen viele deren grundsätzliche Zielsetzung, es hapert aus Sicht der Medizinstudierenden aber an der Umsetzung. Nur 1,4 Prozent sind mit dem bisherigen Verlauf zufrieden.

„Für die Zukunft wird also wichtig sein, genau hinzuschau­en, wo Digitalisierung im Gesundheitswesen in welcher Form sinnvoll einzusetzen ist. Auch wird es immer wichtiger werden, die Menschen, die die neuen Technologien nutzen sollen, frühzeitig in die Entwicklung mit einzubinden, mit ihnen in Kontakt zu bringen und über die verschiedenen Aspekte von Digitalisierung aufzuklären“, hieß es aus der KBV.

Erstmals wurden die Studierenden in der Erhebung danach gefragt, was sie motiviert, eine bestimmte fachärzt­li­che Tätigkeit anzustreben. Neben dem Interesse an dem jeweiligen Fachgebiet spielten bei der Entscheidungs­findung danach Studieninhalte, Dozierende und vor allem Erfahrungen in der Praxis eine große Rolle.

„Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, dass Studierende in Praktika im ambulanten oder stationären Bereich qualifizierte Lehrärzte und motivierende Rahmenbedingungen vorfinden“, heißt es in einer Stellungnahme des Medizinischen Fakultätentages.

Eine bessere Vorbereitung auf eine mögliche Tätigkeit in der ambulanten Versorgung fordert die Bundesvertre­tung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). „Den Studierenden fehlt zum einen eine adäquate Vorberei­tung auf die Niederlassung, zum anderen befürchten Sie finanzielle Risiken, mögliche Regressforderungen im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfungen und ein Übermaß an bürokratischen Tätigkeiten“, so die bvmd.

Das Berufsmonitoring Medizinstudierende ist ein gemeinsames Projekt der KBV, des Medizinischen Fakultäten­tags (MFT), der bvmd und der Universität Trier. Für die inzwischen vierte Befragungswelle wurden Mitte 2022 insgesamt 8.600 Medizinstudierende an deutschen Hochschulen befragt. © hil/aerzteblatt.de

Deutschland: Jeder Achte geht mit positivem Coronatest zur Arbeit

Leverkusen – Jeder achte Beschäftigte in Deutschland geht offenbar mit einem positiven Coronatest zur Arbeit. Das geht aus einer Befragung hervor, die die Krankenkasse Pronova BKK gestern veröffentlichte.

Demnach gaben Ende vergangenen Jahres zwölf Prozent der Arbeitnehmer an, bei positivem Test und mildem Verlauf trotzdem ihren Arbeitsplatz aufzusuchen. Das sind drei Prozentpunkte mehr als 2022.

Hinzu kommen nach Angaben der Krankenkasse diejenigen, die bei Erkältungssymptomen inzwischen darauf verzichten, einen Coronatest zu machen. Sie warnte davor, eine Coronaerkrankung zu unterschätzen.

„Das Virus bleibt nach wie vor unberechenbar“, erklärte Wirtschaftspsychologin Patrizia Thamm. „Es ist daher ratsam, zu Hause zu bleiben, um das Risiko einer Ansteckung von Kolleginnen und Kollegen zu minimieren. Insbesondere, weil heute deutlich häufiger als vor einigen Jahren die Möglichkeit besteht, im Homeoffice zu arbeiten.“

Überhaupt ist Krankheit der Befragung zufolge für viele Arbeitnehmer in Deutschland nicht immer ein Grund, zuhause zu bleiben und sich auszukurieren. Allerdings gehen inzwischen anscheinend weniger Menschen krank zur Arbeit als vor der Pandemie. 46 Prozent gaben an, bei Rückenschmerzen trotzdem am Arbeitsplatz zu erscheinen. Das sind elf Prozentpunkte weniger als 2018.

34 Prozent gehen bei leichten Erkrankungen und einem negativen Coronatest trotzdem zum Job, ein Rückgang um 16 Prozentpunkte. Egal, welche Erkrankung: Nicht einmal jeder Dritte kuriert sich aus und bleibt so lange zuhause, bis er wieder gesund ist.

Mit zehn Prozent gaben einige wenige Befragte an, sich häufig krank zu melden, obwohl sie arbeitsfähig sind. 23 Prozent tun dies manchmal und 26 Prozent selten. 36 Prozent sagten von sich, gesund immer ihrer Arbeit nachzu­gehen.

Die Daten wurden im November 2023 erhoben. Befragt worden seien 1.204 Arbeitnehmer ab 18 Jahre in ganz Deutschland. © kna/aerzteblatt.de

Seit Corona: „Mischkonsum“ von Drogen bei Tirols Jugendlichen nahm zu

Mit der Corona-Pandemie hat sich das Drogenkonsumverhalten von Jugendlichen in Tirol verändert. Diese griffen laut Experten zunehmend „wahllos“ zu Drogen, konsumierten „das gerade Verfügbare“ und tendierten damit zu einem „gefährlichen Mischkonsum“, teilten Verantwortlichen von Med-Uni Innsbruck und tirol kliniken bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Deshalb seien auch die „ambulanten Klinik-Einlieferungen“ mit „multitoxischen Vergiftungen“ gestiegen.

Vor der mittlerweile offiziell als beendet erklärten Pandemie habe man es in einem Zeitraum von drei Jahren mit maximal fünf stationären Aufnahmen wegen „Mischkonsums“ zu tun gehabt, sagte der Leitende Oberarzt an der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und Leiter der Kindernotfallambulanz, Klaus Kapelari. In den „Pandemiejahren“ sei man hingegen mit „70 bis 90 Aufnahmen“ konfrontiert gewesen, sagte er.

Aktuell habe man in Tirol „rund 90 bis 95 Jugendliche mit Mischkonsum“ im Blick, so Kapelari: „70 davon sind akut gefährdet und werden mindestes einmal stationär aufgenommen.“ Vor allem die Konsum-Kombination von Benzodiazepine und Opioide führe dabei zu „vital bedrohlichen Situationen“, erklärte der leitende Oberarzt.

Krisen belasten Jugendliche schwer

Als mögliche Gründe für diesen „gefährlichen Mischkonsum“ benannte die Direktorin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Hall und Innsbruck, Kathrin Sevecke, neben der mittlerweile überstandenen Pandemie vor allem „Krieg, Klima und sonstige Krisen“. An den Jugendlichen ließen sich dabei diese Belastung ablesen, denn sie seien „ein Seismograph der Gesellschaft“.

Auch sie sprach von einer konstant hohen Zahl der Aufnahmen in ihrem Bereich: „2022 mussten in Hall und Innsbruck 71 Jugendliche stationär aufgenommen werden, 2023 waren es 50 Aufnahmen.“ Bei den Fällen in beiden Jahren handle es sich zu 85 Prozent um „Akutaufnahmen“. Diese Zahlen würden sich wohl so „einpendeln“: Ich glaube nicht, dass diese Zahlen deutlich sinken werden, denn den Jugendlichen geht es zunehmend schlechter.“ Auch übermäßiger Medienkonsum, Internet oder Computerspiele würden schließlich noch das ihre zu dieser Befindlichkeit beitragen, so Sevecke.

Dass man all diese jugendlichen Patienten nicht stationär behandeln könne, läge auf der Hand, betonte die Psychiaterin, denn: „Es fehlen bis zu 50 Prozent der Plätze dafür.“ Daher müsse und solle man das „Home-Treatment“ – also eine Behandlung zuhause durch ein Team, das den Eltern zur Seite steht. Damit könne man „Stations-Äquivalente“ schaffen, nannte Sevecke ein wünschenswertes Zukunftsszenario.

Über diese und weitere Themen soll auch beim Kongress für Kinder- und Jugendpsychiatrie diskutiert werden. Dieser findet unter dem Titel „Konsumierende Jugendliche – ein gemeinsamer Blick“ am 26. und 27. Jänner in Innsbruck statt.

Wegen Corona befürchtete Kündigungswelle in Pflegeberufen ausgeblieben

Nürnberg – Wegen der hohen Belastung während der Coronapandemie war ein verstärkter Personalabgang in den Pflegeberufen erwartet worden. Die befürchtete Kündigungswelle ist einer Analyse zufolge jedoch ausge­blieben.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesarbeitsagentur veröffentlichte heute Daten zur Beschäftigungsentwicklung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und der ambulanten Pflege von 2016 bis 2021.

Die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Fach- und Hilfskräfte in Pflegeberufen stieg demnach in dieser Zeit um 80.000 Menschen oder 8,5 Prozent. Anteilig am stärksten, nämlich fast um ein Drittel, nahm dabei die Zahl der Pflegehilfskräfte in Krankenhäusern und in der ambulanten Pflege zu, wie es weiter hieß.

Bei den Fachkräften in Pflegeheimen gab es hingegen einen leichten Rückgang. Für „keine der untersuchten Berufsgruppen“ hätten sich jedoch im Zeitverlauf größere Veränderungen gezeigt. Die Beschäftigungsverhält­nisse seien nach Beginn der Pandemie ähnlich stabil gewesen wie vorher.

Die steigende Zahl der Beschäftigten bedeute aber „explizit nicht, dass es aktuell keinen Personalmangel gäbe“, lautet das Fazit der Untersuchung.

So müssten in Zukunft noch mehr Menschen für eine Tätigkeit im Gesundheits- und Pflegesektor gewonnen wer­den. Dabei gehe es sowohl um die Ausbildung und Rekrutierung als auch die Weiterbildung von Arbeitskräften. © afp/aerzteblatt.de

WHO schlägt Alarm: 30 Mal mehr Masernfälle in Europa-Region

Kopenhagen – Das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa schlägt Alarm: Zwischen Januar und Oktober 2023 seien in der Region 30 Mal so viele Masernfälle registriert worden wie im ganzen Jahr davor. In diesem Zeitraum seien aus 40 der 54 Mitgliedsstaaten der Region, die sich bis Zentralasien erstreckt, mehr als 30.000 Fälle gemeldet worden – gegenüber 941 Fällen im gesamten Jahr 2022, teilte das WHO-Büro gestern mit.

Am stärksten betroffen waren demnach Kasachstan und Russland mit jeweils mehr als 10.000 Fällen. In West­eu­ropa war Großbritannien mit 183 gemeldeten Fällen am meisten betroffen. Besonders „besorgniserregend“ sei es, dass es in dem Zeitraum 21.000 Einweisungen in Krankenhäuser und fünf Todesfälle gegeben habe, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge.

Die Impfquoten gegen Masern sind nach Angaben der WHO während der Coronapandemie gesunken. Anhaltende Immunitätslücken und verpasste Impfungen hätten viele Menschen, darunter eine größere Zahl von Kindern, für diese potenziell tödliche Krankheit anfällig gemacht. Allein in der WHO-Region Europa wurden demnach rund 1,8 Millionen Säuglinge zwischen 2020 und 2022 nicht gegen Masern geimpft.Umso dringlicher sei es, die Impfanstrengungen zu verstärken, um eine Wiederausbreitung zu verhindern, erklärte das Regionalbüro. Alle Länder müssten darauf vorbereitet sein, „Masernausbrüche rasch zu erkennen und recht­zeitig darauf zu reagieren“. Sonst wären die Fortschritte bei der Ausrottung der Masern in Europa gefährdet. © afp/aerzteblatt.de

Morbus Alzheimer: Bluttest erweist sich als zuverlässig

Göteborg – Der Nachweis eines phosphorylierten Tau-Proteins (pTau217) im Blut hat in 3 Kohortenstudien einen Morbus Alzheimer genauso zuverlässig diagnostiziert wie die derzeitigen Liquormarker, die in den vergangenen Jahren zusammen mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eine sichere prämortale Diagnose der Erkran­kung ermöglicht haben.

Die in JAMA Neurology (2024; DOI: 10.1001/jamaneurol.2023.5319 ) publizierten Ergebnisse sind nach Einschät­zung von Experten der erste Schritt zur Entwicklung eines Bluttests, der künftig für Therapieentscheidungen be­nötigt wird.

Die Beta-Amyloide, deren extrazelluläre Ablagerungen vermutlich die Ursache des Morbus Alzheimer sind, und die Tau-Proteine, die beim Zerfall der Nervenzellen freigesetzt werden, sind nicht nur im Liquor nachweisbar, wo sie bereits heute eine zuverlässige Diagnose ermöglichen. Frühere Studien haben gezeigt, dass einige Fragmente auch ins Blut gelangen.

Experten rechnen damit, dass früher oder später ein Bluttest eingeführt wird. Er würde die Diagnose erheblich erleichtern, da Lumbalpunktionen schmerzhaft sind und die PET, die die Ablagerungen sichtbar machen kann, nur an wenigen Zentren zur Verfügung steht.

Noch ist unklar, welcher Test sich durchsetzten wird. Doch die Ergebnisse, die Nicholas Ashton von der Sahlgrens­ka Akademie in Göteborg und Mitarbeiter jetzt vorstellen, sind vielversprechend. Die Forscher haben Blutproben von 786 Teilnehmern aus 3 Kohortenstudien untersucht.

Die TRIAD-Kohorte („Translational Biomarkers in Aging and Dementia“) begleitet seit Oktober 2017 Senioren mit Hinweisen auf kognitive Störungen. Das „Wisconsin Registry for Alzheimer’s Prevention“ (WRAP) wurde bereits im Februar 2007 und die „Sant Pau Initiative on Neurodegeneration“ (SPIN) im März 2009 begonnen.

In den 3 Kohorten wurde der Verdacht auf einen Morbus Alzheimer durch Liquor-Untersuchungen und/oder im PET bestätigt (oder auch nicht). Außerdem wurden bei den Teilnehmern Magnetresonanztomografien des Kopfes gemacht, mit denen sich eine Atrophie des Hippocampus im Gehirn nachweisen lässt, die allerdings ein sehr unsicheres Zeichen der Erkrankung ist.

Die Forscher bestimmten die Konzentration von p-Tau217 mit einem von einer US-Firma entwickelten Immun­assay, der bereits kommerziell angeboten wird, vorerst allerdings nur für Forschungszwecke.

Die Übereinstimmung mit den Liquormarkern war erstaunlich. Ashton ermittelt einen AUC-Wert („area under the curve“) für die Erkennung eines erhöhten Beta-Amyloid—Nachweises in der PET in den 3 Kohorten mit 0,92 bis 0,96 (95-%-Konfidenzintervall 0,89 bis 0,99).

Auch die Übereinstimmung mit den Tau-Signalen in der PET kam mit AUC-Werten von 0,93 bis 0,97 (0,84 bis 0,99) einer exakten Diagnose sehr nahe. Der AUC in der ROC-Kurve („Receiver operating characteristics“) kombiniert Sensitivität und Spezifität. Ein Wert von 1,0 wäre eine exakte Diagnose. Bei 0,5 läge ein reines Zufallsergebnis vor.

Der diagnostische Wert konnte weiter gesteigert werden, indem die Patientinnen und Patienten nach dem pTau217-Wert in 3 Gruppen eingeteilt wurden. Im oberen Bereich könnte die Diagnose nach Ansicht von Ashton ohne weitere Tests gestellt werden, der untere Bereich würde eine Erkrankung mit hoher Sicherheit ausschließen. Nur im mittleren Bereich, der etwa ein Fünftel der Teilnehmer umfasste, wären weitere Tests notwendig.

Da es sich um eine retrospektive Kohortenstudie in selektiven Personengruppen handelt, lässt sich nicht ab­schätzen, ob die Tests zur Frühdiagnose oder sogar zum Screening geeignet wären. Die vom Science Media Center in London befragten britischen Experten waren jedoch von den Ergebnissen hoch beeindruckt.

Ein „äußerst willkommener Schritt in die richtige Richtung“ meinte Richard Oakley von der Alzheimer’s Society. Die Ergebnisse würden zeigen, dass Bluttests bei der Vorhersage, ob jemand Merkmale der Alzheimer-Krankheit im Gehirn hat, genauso gut sein können wie invasivere und teurere Tests.

Sheona Scales von Alzheimer’s Research UK meinte zwar, dass es noch offene Fragen dazu gebe, wie diese Art von Bluttests im Alltag im realen Gesundheitssystemen funktionieren könnte. David Curtis vom University College London sagte voraus, dass eines Tages ein Bluttest auf einen Morbus Alzheimer für Menschen über 50 Jahre ebenso selbstverständlich sein könnte wie die Bestimmung des Cholesterinwerts.

Einig waren sich die Experten darin, dass ein Bluttest in Zukunft benötigt wird, um die Patienten zu ermitteln, die von einer Behandlung mit dem Antikörper Lecanemab oder anderen Therapeutika profitieren, mit deren Einführung zu rechnen sei. © rme/aerzteblatt.de

Tastuntersuchungen verbessern Effektivität des Screenings für Prostatakrebs nicht – COMMENT

Wien – Die digital-rektale Untersuchung bietet gegenüber dem Bluttest keine Vorteile zur Früherkennung von Prostatakrebs. Die PSA-Testung (Prostata-spezifisches Antigen) lieferte in dieser Metaanalyse eine höhere diag­nostische Genauigkeit, so dass auf Tastuntersuchungen beim Screening gegebenenfalls verzichtet werden könnte (European Urology Oncology 2024; DOI: 10.1016/j.euo.2023.12.005 ).

„Die Aussagekraft der rektalen Untersuchung bei der Erkennung von Prostatakrebs ist nicht besonders beein­druckend, was darauf hindeutet, dass es möglicherweise nicht notwendig ist, diese Untersuchung routinemäßig als Teil eines Screenings durchzuführen, wenn keine klinischen Symptome und Anzeichen vorliegen“, sagte Studienleiter Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität Wien.

Etablierte Methoden zur Früherkennung des Prostatakarzinoms (PCA) umfassen die digitale rektale Untersu­chung (DRE) und ein Prostata-spezifischer Antigen-(PSA-) Test. Um den diagnostischen Stellenwert von DRE beim PCA-Screening noch besser einzuschätzen, setzte eine Arbeitsgruppe aus Österreich eine Metaanalyse an, um die Vorhersagekraft (positive predictive value, PPV) und Krebsdetektionsrate (cancer detection rate, CDR) der DRE mit dem PSA-Test sowohl allein als auch in Kombination zu vergleichen.

Berücksichtigt wurden acht verschiedene Arbeiten mit 85.738 Teilnehmern. Die gepoolten Daten lieferten für DRE einen PPV von 0,21 (95-%-Konfidenzintervall (95 % CI) 0,13–0,33) und für den PSA-Test ein ähnlich hohes Ergebnis von 0,22 (95 % CI 0,15–0,30; p = 0,9). Eine Screening-Strategie, die beide Untersuchungen kombinierte lieferte keinen relevanten zusätzlichen Verbesserungen hinsichtlich des PPVs (0,19; 95 % CI 0,13–0,26; p = 0,5).

Die CDR für DRE war signifikant niedriger (0,01; 95 % CI 0,01–0,02) als der Wert von der PSA-Wert-Bestimmung (0,03; 95 % CI 0,02–0,03; p < 0,05). Die Kombination von DRE und PSA lieferte auch hinsichtlich dieses Parameters keine besseren Screening-Ergebnisse (0,03; 95 % CI 0,02–0,04; p < 0,05).

Diese Metaanalyse deutet darauf hin, dass DRE sowohl als unabhängiger Test, als auch als ergänzende Untersu­chung zur Detektion des PCA keine Vorteile bietet und somit von niedrigerem diagnostischem Wert zu sein scheint.

So weist DRE zum Beispiel eine signifikant niedrigere CDR im Vergleich zum PSA-Test auf, so dass auf diese Untersuchung beim PCA-Screening möglicherweise verzichtet werden könnte, schlagen die Studienautoren vor. Folglich könnte der PSA-Test allein eine ausreichende Methode für das PCA-Screening zu sein.

Die Studienautoren geben zu bedenken, dass sich innerhalb der eingeschlossenen Studien die Einschlusskrite­rien und somit auch die untersuchten Kohorten unterschieden. Zudem variierten die Definitionen verdächtiger oder abnormaler DRE-Befunde und die Schwellenwerte für einen erhöhten PSA-Wert sowie die Biopsie-Metho­den bis zu einem gewissen Grad. © cw/aerzteblatt.de

WHO erkennt Noma als vernachlässigte Tropenkrankheit an

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auf Antrag von Nigeria und mit Unterstützung der Ärzte ohne Grenzen (MSF) Noma zur 21. vernachlässigten tropischen Erkrankung (NTD) erklärt.

Es handelt sich um eine schwere Gingivitis, die aufgrund von Unterernährung und Immunschwäche außer Kontrolle gerät und zur Nekrose von Knochen und Weichteilen im Gesichtsbereich führt. Die Erkrankung ver­läuft in unterversorgten Regionen Afrikas fast immer tödlich.

Die WHO hatte lange gezögert, Noma zu einer „neglected tropical disease“ (NTD) zu erklären, weil die Erkran­kung im Gegensatz zu den anderen 20 NTD nicht durch einen einzelnen Erreger ausgelöst wird, der geogra­fisch auf tropische Regionen beschränkt ist. Noma wird durch eine Vielzahl von Mikroorganismen ausgelöst. Häufig sind bei den einzelnen Patienten mehrere Bakterien beteiligt.

Auslöser der Erkrankung ist vielfach eine mangelhafte Mundhygiene. Sie ermöglicht das Eindringen von Krank­heitserregern in die Gingiva. Im Stadium I bildet sich eine akute nekrotisierende Gingivitis. Die schmerz­haften Geschwüre erschweren dem Kind die Nahrungsaufnahme, dessen ohnehin prekäre Versorgung mit Nährstoffen und Vitaminen weiter herabgesetzt wird. Bei vielen Kindern geht der Erkrankung eine akute Infektion etwa Masern oder Windpocken voraus, die das Immunsystem weiter geschwächt hat.

Im Stadium II kommt es zu einer äußerlich sichtbaren Schwellung von Lippen, Wangen, Augen und anderen Gesichtsbereichen. Sie kündigt das Stadium III an. Es kommt dann zu einer Gangrän mit einem irreversiblen Verlust von Gewebe. Im Stadium IV kommt es unter Bildung von Narben und der Entstellung des Gesichts zu einer Defektheilung – sofern die betroffenen Kinder die Infektion überleben. Die Sterberate soll in abgele­genen Regionen Afrikas südlich der Sahara bei 90 Prozent liegen.

Im Frühstadium kann die Erkrankung ohne Folgen ausheilen, wenn die Ernährungs- und Vitamindefizite der Kinder ausgeglichen und die Krankheitserreger mit Antibiotika und lokalen Antiseptika rechtzeitig behandelt werden. Die WHO Afrika empfiehlt im Stadium I eine Kombination aus Amoxicillin und Metronidazol sowie Chlorhexidin und Wasserstoffperoxid zur Reinigung von Mund und Zahnfleisch.

Ab dem Stadium II empfiehlt die WHO eine von 2 Therapien. Die 1. Therapie umfasst die gleichzeitige Anwen­dung von Amoxicillin, Clavulansäure, Gentamicin und Metronidazol. Die 2. Option umfasst die gleichzeitige Anwendung von Ampicillin, Gentamicin und Metronidazol.

Viele Patienten benötigen anschließend eine plastische Operation zur Rekonstruktion des Gesichts. Die nigerianische Regierung hat im Nordwesten des Landes in der Stadt Sokoto eine Spezialklinik eingerichtet. Dort wurden mit Unterstützung der Ärzte ohne Grenzen seit 2014 insgesamt 1.203 Operationen an 837 Patienten durchgeführt.

Die haben die Initiative des nigerianischen Gesundheitsministeriums unterstützt, das im Januar 2023 die Aufnahme von Noma auf die Liste der NTD beantragt hat zusammen mit 31 anderen Mitgliedsländern. Das „Strategic and Technical Advisory Group for Neglected Tropical Diseases“ (STAG-NTD) hat dann am 12. Oktober dem Antrag stattgegeben. Die WHO hat die Aufnahme auf die Liste dann am 15. Dezember verkündet.

Dem Vernehmen nach hat sich die WHO lange geziert. Tatsächlich ist Noma keine klassische Erkrankung der tropischen Regionen. Sie ist in erster Linie Folge einer Unterernährung in Kombination mit mangelnder medizinischer Betreuung und kann in allen Weltregionen auftreten. Nach Angaben der MSF war Noma früher auch in Europa weit verbreitet. Es verschwand, als sich die Lebensbedingungen und der Zugang zur Gesundheitsversorgung verbesserten.

Die Krankheit wurde erstmals von Hippokrates im 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Die erste medizinische Beschreibung von Noma stammt aus dem Jahr 1595. Damals wurde sie als „Wasserkrebs“ bezeichnet. In Europa sind während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern Erkrankungen aufgetreten.

Wie viele Menschen aktuell betroffen sind, ist nicht bekannt. Eine Publikation der WHO aus dem Jahr 1998 schätzte die globale Zahl der jährlichen Neuerkrankungen auf 140.000 Fälle. Seit Anfang der 2000er-Jahre wurden in der wissenschaftlichen Literatur über 13.000 Noma-Fälle gemeldet.

Die Erkrankungen treten auch außerhalb des „Noma-Gürtels“ auf, der sich in Afrika von Mauretanien bis Äthiopien erstreckt. Erkrankungen wurden auch in anderen afrikanischen Ländern, aus Asien, dem asiatisch-pazifischen Raum, Amerika, dem Nahen Osten und selbst aus Europa gemeldet.

Mediziner des Hammersmith Hospitals in London stellten vor einigen Jahren in The Lancet Infectious Diseases (2017; DOI: 10.1016/S1473-3099(17)30263-3 ) den Fall eines 43-jährigen Mannes mit deutscher Herkunft vor. Er hatte lange auf Kreuzfahrtschiffen und zuletzt in London als Patissier gearbeitet. Der Patient hatte die Infektion lange ignoriert. Als er sich mit einer großen oralen Läsion in der Notfallambulanz der Klinik vorstellte, waren bereits Teile der Wange zerstört. Gingiva und Zähne waren von außen zu sehen.

Der Patient hatte eine HIV-Infektion nicht behandelt. Die CD4-Zellzahl war auf 78 Zellen pro µl gesunken, die Viruslast betrug 140.028 Kopien pro Milliliter. Die Ärzte behandelten den Patienten intravenös mit Amoxi­cillin / Clavulansäure und Metronidazol, substituierten Vitamin B und C und führten ein Débridement der Wunden durch.

Das Immunsystem erholte sich unter einer antiretroviralen Therapie. Nach 3 Monaten konnte eine erste rekonstruktive Operation durchgeführt werden. Der Gewebedefekt im Gesicht wurde mit einem freien Unterarmlappen gedeckt. Weitere rekonstruktive Eingriffe waren zum Zeitpunkt des Berichts geplant. © rme/aerzteblatt.de

Forscher bauen Drüse der Seidenspinne nach – Mikrofluidisches System produziert laut Team des Forschungszentrums Riken perfekte Fasern

Wakō (pte001/24.01.2024/06:00) – Ein technisches Gerät von Experten des Forschungszentrums Riken produziert Fäden aus Spinnenseide. Diese haben ähnliche Eigenschaften wie die Fasern, die Seidenspinnen ausstoßen. Sie sind im Verhältnis zu Dicke und Gewicht extrem flexibel und belastbar. Darüber hinaus ist Spinnenseide biokompatibel, kann also in der Humanmedizin eingesetzt werden, ohne dass Abstoßungsreaktionen zu befürchten sind. Sie ist beispielsweise als Nahtmaterial in der Chirurgie und als zeitweise Verstärkung für Bänder einsetzbar.

Kanälchene manipuliert

Bei den Mengen, die benötigt werden, ist die natürliche Produktion überfordert, und bisher ist es nicht gelungen, sie technisch in gleicher Qualität herzustellen wie sie in der Natur vorkommt. Forscher um Keiji Numata bauen nicht einfach die komplexe Struktur nach, sondern kopierten den natürlichen Prozess.

„Wir ahmen die natürliche Spinnenseidenproduktion mithilfe von Mikrofluidik nach, bei der winzige Flüssigkeitsmengen durch enge Kanäle fließen und manipuliert werden. Man könnte sagen, dass die Drüse der Seidenspinne wie ein natürliches mikrofluidisches Gerät funktioniert“, sagt Numata.

Transport mit Unterdruck

Die künstliche Drüse ist ein rechteckiger Kasten, in dem sich winzige Kanäle befinden. Die Vorläuferflüssigkeit, in der sich alle Proteine befinden, die in Seidenfäden vorkommen, wird am Anfang der Kanäle platziert und mittels Unterdruck zum Ausgang gesaugt. Unterwegs wird sie durch das spezielle Design der Kanäle physikalisch und chemisch verändert. Unter den richtigen Bedingungen fügen sich die Proteine dabei selbst zu Seidenfäden mit ihrer charakteristischen komplexen Struktur zusammen.

In ihren Experimenten haben die Forscher herausgefunden, dass die Beförderung der Flüssigkeit durch Druck nicht zur gewünschten Struktur führt. Erst sanfter Unterdruck, der weniger Kraft ausübt, führte zum Erfolg. Zudem musste das Team das Design der mikrofluidischen Kanäle immer wieder modifizieren, um den Strukturaufbau hinzubekommen. „Die Fasern bauten sich spontan auf, als wir die richtigen Bedingungen geschaffen hatten. Der Prozess ist im höchsten Maße reproduzierbar“, meint Riken-Forscher Ali Malay. (Ende)

UMWELT

IEA: Erneuerbare lösen Kohle 2025 als wichtigste Stromquelle ab

Erneuerbare Energien dürften nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) im Jahr 2025 die Kohle als weltweit wichtigsten Energieträger zur Stromproduktion ablösen. Die Experten erwarten für 2026 einen Erneuerbaren-Anteil von 37 Prozent an der weltweiten Stromproduktion, wie aus dem IEA-Jahresbericht hervorgeht. 2023 lag der Anteil demnach bei rund 30 Prozent.

DIW: Frankreich bei Abbau von Treibhausgasen im Plan – Ökostromausbau lahmt

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)–Frankreich liegt bei der Reduktion der Treibhausgase weitgehend im Plan, aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien hinkt es hinterher. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Experten empfahlen Frankreich, sich stärker auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fokussieren, da die künftige Nutzung der Atomenergie risikobehaftet sei.

Das Abbau der Treibhausgase in Frankreich ist laut DIW auf zwei Sondereffekte zurückzuführen: Zum einen gingen die Emissionen während der Corona-Pandemie zurück. Zum anderen wurde wegen der zuletzt gestiegenen Preise Energie gespart.

Damit Frankreich wie geplant bis zum Jahr 2050 klimaneutral wird, müsste das Land der DIW-Studie zufolge allerdings seine Bemühungen um Klimaschutz verstärken, nicht zuletzt da auch die Europäische Union das verbindliche Ziel zur Treibhausgassenkung auf 55 Prozent bis 2030 verschärft habe.

Wärmepumpen in Frankreich beliebter

Deutlicher schneller als Deutschland kommt Frankreich beim Ausbau der Wärmepumpen voran. Das DIW führt dies auf die geringeren Haushaltsstrompreise in Frankreich sowie auf frühzeitige Fördermaßnahmen zurück. In Frankreich spiele Strom als Energiequelle für die Heizung bereits seit längerem eine größere Rolle, so das DIW. Bereits im Jahr 2022 wurden in Frankreich mehr als 1,1 Millionen Wärmepumpen verkauft, fast fünfmal mehr als im gleichen Jahr in Deutschland.

Auch bei der Elektromobilität hat Frankreich dem DIW zufolge die selbst gesetzten Ziele erreicht. Der Bestand an rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen hat 2023 die Millionengrenze überschritten, das Ziel waren 660 000 Fahrzeuge.

Anteil von Atomstrom bei 65 Prozent

In der Stromversorgung sieht Frankreich auch künftig die Atomkraft als wichtigsten Pfeiler seiner Stromversorgung. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Atomstrom an der Stromerzeugung bei 65 Prozent, erneuerbare Energien lagen bei lediglich 18 Prozent. Davon machte die Wasserkraft 12 Prozent aus. Windkraft und Solarenergie spielten eine vergleichsweise kleine Rolle, so das DIW.

Beim Klimaschutz stark auf die Atomenergie zu setzen, ist nach Einschätzung der DIW-Wissenschaftler aber riskant. Sie warnten, dass insbesondere das vergangene Jahr gezeigt habe, dass Atomkraft unzuverlässig sei, da zahlreiche Reaktoren wegen technischer Probleme vom Netz genommen werden mussten. Auch seien Verzögerungen beim geplanten Neubau von Atomkraftwerke nicht auszuschließen.

„Wegen dieser Risiken wäre ein deutlich verstärkter Ausbau der erneuerbaren Energien in Frankreich hilfreich“, sagte einer der Studienautoren, Wolf-Peter Schill. „Die Gefahr, dass in Frankreich künftig ‚zu viel‘ emissionsfreier Strom erzeugt würde, erscheint in Anbetracht des absehbar stark steigenden Bedarfs an erneuerbarem Strom in Europa gering.“

BILDUNG – UNIVERSITÄTEN

Warum immer mehr junge Menschen Privatinsolvenz anmelden – Kurier, 23.1.2024

Die Zahl der Privatinsolvenzen von jungen Menschen stieg 2023 enorm an. Schuld sind häufig Ratenzahlungen im Internet, Sucht oder mangelnde Erfahrung.

Wer es mit dem Geldausgeben übertreibt, läuft Gefahr, sich zu verschulden, und landet im schlimmsten Fall sogar in der Privatinsolvenz. Das passierte im Vorjahr wöchentlich etwa 170 Mal. Dabei besonders erschreckend: Gerade Jugendliche tappen immer häufiger in die Schuldenfalle.192 Menschen unter 24 mussten im Jahr 2023 Privatinsolvenz anmelden. Das sind 22 Prozent mehr als noch im Jahr davor, wie der Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) in seiner jährlichen Insolvenzstatistik veröffentlichte. Bei jungen Frauen betrug der Anstieg sogar 45 Prozent. Aber nicht nur die Anzahl der Insolvenzverfahren ist gestiegen, sondern auch die Verschuldungshöhe – und zwar um ganze 41 Prozent: Hatten junge Menschen im Jahr 2022 noch durchschnittlich 35.700 Euro Schulden, waren es 2023 50.500 Euro.

Privatinsolvenzen nach Alter – Graphik-Link

Aber warum tappen immer mehr junge Erwachsenen in die Schuldenfalle? Der AKV ortet die Ursache vor allem beim Einkaufen im Internet. Durch Ratenzahlung und Zahlungsverzug würden Jugendliche den Überblick über ihre Ausgaben verlieren und Konsumschulden anhäufen.

Auch Faktoren wie (Kauf-) Sucht sowie mangelndes Wissen und Erfahrung führen dazu, dass junge Menschen mehr Geld ausgeben, als sie haben. „Noch nie war es so einfach, Konsumschulden zu machen wie heutzutage. Umso wichtiger ist es, den Jugendlichen die realen Folgen aufzuzeigen“, weiß Finanzexperte Philip List. Als Leiter des Erste Financial Life Parks (Flip) versucht er genau das zu tun, indem er jungen Menschen Informationen und Wissen zum Thema Finanzen vermittelt und sie über – meist online drohende – Gefahren aufklärt.

Jeder Fünfte hat keinen Überblick

Gemeinsam mit dem Sozialunternehmen Yep und Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller präsentierte List am Dienstag eine Jugendstudie zur Finanzbildung. Auch die Studie bestätigt: Jeder fünfte 14- bis 20-jährige in Österreich hat keinen Überblick, wie viel Geld er in einem Monat ausgibt. Gleichzeitig gibt fast die Hälfte der jungen Menschen an, sich eher nicht oder gar nicht mit den Themen Geld und Finanzen auszukennen. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, 56 Prozent der weiblichen Befragten fehlt es an Finanzwissen, bei den männlichen sind es mit 36 Prozent merklich weniger.

Wegen des mangelnden Wissens in diesem Bereich setzt sich List gemeinsam mit dem Flip-Beirat aus Jugendlichen dafür ein, Finanzbildung in die Schulen zu bringen. Aktuell laufen hierzu in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbank einige Projekte an Testschulen, die auch wissenschaftlich begleitet werden.

List rechnet damit, dass sich „in den nächsten drei bis vier Jahren viel in den Schulen tun wird“. Doch auch die Eltern könnten schon jetzt einen essenziellen Beitrag leisten, um den Jugendlichen kritisches Konsumdenken zu vermitteln. „Das Thema Geld zuhause pro-aktiv anzusprechen und selbst den richtigen Umgang vorzuleben ist ein wichtiger Teil der Erziehung“, sagt List. Denn: Aktuell geben 30 Prozent der befragten Jugendlichen an, zu Hause selten oder gar nicht über Geld zu sprechen.

Jugendstudie zeigt großen Nachholbedarf bei Finanzbildung in Österreich

Jede:r fünfte Jugendliche hat keinen Überblick über die eigenen Ausgaben, 17 Prozent haben Angst, geborgtes Geld nicht zurückzahlen zu können und die Hälfte der Jugendlichen fühlt sich nicht auf eigene Zukunft vorbereitet.

Die Zahl der Privatinsolvenzen unter 24-Jähriger stieg im Jahr 2023 laut dem Alpenländischen Kreditorenverband um 22 Prozent. Jugendverschuldung und verantwortungsvolle Finanzplanung bilden zudem die Schwerpunkte der nationalen Finanzbildungsstrategie der nächsten beiden Jahre. Dass Österreichs Jugend selbst Handlungsbedarf in diesem Bereich sieht, zeigt eine aktuelle, repräsentative Jugendstudie des Sozialunternehmens YEP in Zusammenarbeit mit dem Erste Financial Life Park (FLiP).

48 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, sich „eher nicht“ oder „gar nicht“ beim Thema Geld und Finanzen auszukennen. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 60 Prozent, die sich selbst mangelndes Finanzwissen attestierten. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den Geschlechtern, 56 Prozent der weiblichen Befragten fehlt es an Finanzwissen, bei den männlichen sind es mit 36 Prozent merklich weniger. Die Folgen: Jede zweite weibliche Befragte (51%) fühlt sich vom Umgang mit Geld gestresst, während es bei den männlichen Befragten „nur“ rund jeder Vierte (29%) ist.

Fehlendes Wissen und Inflation sorgen für Zukunftsängste

Als Stressfaktoren im finanziellen Alltag nennen die Jugendlichen vorwiegend die Inflation, dass es ihnen schwerfalle Geld zu sparen, aber auch Zukunftsängste wie sie sich ihr zukünftiges Leben leisten sollen. Worin diese Zukunftsängste begründet liegen, zeigen weitere Zahlen der Studie: 51 Prozent der Jugendlichen in Österreich fühlen sich mit ihrer aktuellen finanziellen Bildung nicht auf die Zukunft vorbereitet. Auch hier ist ein starker Unterschied erkennbar: Während 57 Prozent der weiblichen Befragten sich nicht auf die Zukunft vorbereitet fühlen, sind es bei den männlichen Befragten mit 40 Prozent deutlich weniger. „Sich frühzeitig mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen, ist eine extrem gute Investition in die eigene Zukunft. Wer das macht, hat schon gewonnen. Eine gute Finanzbildung gibt Menschen die Freiheit, ihr Leben nach eigenen Bedingungen zu leben und frei zu gestalten. Viele junge Menschen werden ins kalte Wasser geworfen, quasi ‚learning by doing‘, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Und das kann man sich im Umgang mit Geld wortwörtlich nicht leisten”, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich, im Rahmen des heutigen Pressegesprächs.

Verschuldung unter jungen Menschen stark angestiegen

Welche schwerwiegenden Folgen mangelndes finanzielles Wissen hat, zeigen aktuelle Zahlen aus der Insolvenzstatistik 2023 des Alpenländischen Kreditorenverband (AKV). So befanden sich im Jahr 2023 22 Prozent mehr Personen unter 24 Jahren in Privatinsolvenz als noch im Jahr zuvor, bei weiblichen Betroffenen beträgt der Anstieg sogar 45 Prozent. Als primäre Ursache identifiziert der AKV Konsumschulden, vor allem aus dem Onlinebereich. Ratenzahlung und Zahlungsverzug würden dazu führen, dass die jungen Menschen den Überblick über ihre Ausgaben verlieren würden. Die Ergebnisse der Jugendstudie unterstreichen das: Jede fünfte jugendliche Person in Österreich hat keine Übersicht, wie viel Geld sie im Monat ausgibt. Und 17 Prozent hatten schon einmal Sorgen, ausgeborgtes Geld nicht mehr zurückzahlen zu können.

Wie real das Thema Jugendverschuldung wirklich ist, weiß Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park, aus mehr als 4.000 Touren im FLiP: „Es ist besorgniserregend, wie verbreitet das Schulden machen unter Österreichs Jugend ist“, so der Experte. Social-Media-Trends, wo mit der Höhe der offenen Rechnungen angegeben wird und die Tatsache, dass mittlerweile nahezu jeder Onlineshop eine Buy-Now-Pay-Later-Bezahllösung anbiete, würden die Lage zusätzlich verschärfen: „Noch nie war es so einfach Konsumschulden zu machen wie heutzutage. Umso wichtiger ist es, den Jugendlichen die realen Folgen aufzuzeigen“, sagt List.

Aber auch Sucht sowie mangelndes Wissen und Erfahrung wären Faktoren, so der Experte. Für List können Eltern einen essenziellen Beitrag leisten, um den Jugendlichen kritisches Konsumdenken zu vermitteln: „Das Thema Geld zuhause pro-aktiv anzusprechen und selbst den richtigen Umgang vorzuleben ist ein wichtiger Teil der Erziehung.“ Allein: 30 Prozent der befragten Jugendlichen geben aber an, zu Hause selten oder gar nicht über Geld zu sprechen.

Jugendliche sehen vielfältige Ursachen für Verschuldung

Laut YEP-Jugendstudie geben die Jugendlichen für die Verschuldung ihrer Altersgenossen mangelnde Bildung, unzureichende Aufklärung oder „keine Ahnung von Finanzmanagement“ als Ursachen an. Schwierigkeiten bei der Übernahme von Eigenverantwortung, (Kauf)sucht oder die Neigung, „Konsumopfer“ zu werden, wären ebenfalls Gründe. Der Tenor der Jugendlichen: Viele würden sich in Schulden stürzen, um unnötige Dinge zu kaufen und stets das „Neueste“ oder „Beste“ zu besitzen, oft auch, um ein bestimmtes Image aufrechtzuerhalten oder andere zu beeindrucken. Gruppendruck in Freundeskreisen spiele hier eine große Rolle, ob Markenzwang oder kostspielige Freizeitaktivitäten mit ihren Freund:innen. Mehr zum Thema Finanzbildung lernen, würden die Jugendlichen in Österreich am liebsten in der Schule. Die Grundlagen dafür wurden mit der Integration von Finanzbildung in den Lehrplan geschaffen. Für Holzinger-Burgstaller ein wichtiger Schritt für das gesellschaftliche Tabuthema Geld: „Der richtige Umgang mit den eigenen Finanzen muss zu einem Lifestylethema werden.“

Finanzbildung? Simpler als gedacht

Viele würden vor Touren durch das FLiP bei Finanzbildung immer noch an die Vermittlung von hochkomplexen Finanzmarktinhalten denken, so List. Dabei sei es viel simpler, so der Experte: „Es geht im FLiP nicht darum, der nächste Börsenguru zu werden, sondern ein Gefühl für den Umgang mit Geld zu entwickeln und zu verstehen: Was sind fixe, was variable Kosten? Welche monatlichen Ausgaben kommen auf mich zu? Im FLiP vermitteln wir spielerisch, welche regelmäßigen Ausgaben im Alltag warten.“

Es gäbe aber auch weitere ortsunabhängige Angebote für Kinder und Jugendliche wie den FLiP2GO-Bus, dessen Tour durch sämtliche Bundesländer führt oder diverse Online-Challenges. Die Relevanz des Themas Finanzbildung zeigt die große Nachfrage, die trotz zweijähriger Pandemie-Unterbrechung seit der Eröffnung 2016, ungebrochen ist: „Wir durften mittlerweile über 120.000 Schüler:innen im FLiP begrüßen und haben mehr als 350.000 Jugendliche mit unseren Inhalten erreicht. Der Durst nach Finanzbildung ist ungestillt“, so List abschließend.

Jugendbericht „Finanzbildung”

Über 1.800 Jugendliche (n=1879; Hauptzielgruppe im Alter von 14 bis 20 Jahren) haben von September bis November 2023 am Beteiligungsprozess teilgenommen und in Fokusgruppen, Workshops und einer quantitativen Befragung, spannende Einblicke in ihre Bedürfnisse und Wünsche gegeben. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Erste Financial Life Park (FLiP) nach 2021 bereits das zweite Mal durchgeführt. Mehrere der befragten Jugendlichen bilden in den nächsten Jahren den FLiP Jugendbeirat. Die Ergebnisse des Jugendberichts fließen mit Hilfe des Beirats in die Konzeptionierung von neuen Angeboten des FLiP ein. Rebekka Dober, Gründerin von YEP: „Jugendliche sind die Expert:innen ihrer Lebensrealität und mit der Teilnahme von 1.800 jungen Personen aus Österreich an unserer Umfrage wird deutlich, wie wichtig es ihnen ist, auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Wir sollten Finanzwissen stärker fördern, um allen Kindern eine gerechte Chance auf einen fairen Start im Leben zu geben. Was wir alle als Gesellschaft tun können, ist, mehr über Geld zu sprechen, damit es kein Tabuthema mehr ist.“

#MeToo an der Uni: Viel Handlungsspielraum für Machtmissbrauch

Es war eine konsensuale Beziehung zwischen einem Dozenten und einer Studentin – und auch ein Missbrauch eines hierarchischen Verhältnisses. Ein Bericht des „Spiegel“ zeigt, wie ein Dozent lange unbehelligt seine Position ausnützen konnte

Es ist ein üblicher Vorgang, wenn man gerade eine wissenschaftliche Abschlussarbeit plant: Studentinnen und Studenten klappern Professor:innen ihrer Uni ab und fragen sie, ob sie ihre Arbeit betreuen oder sie Abschlussprüfungen bei ihnen absolvieren können. Klappt es bei jemandem, steht man in Sprechstunden oder über E-Mail in Kontakt, über offizielle Uni-Adressen.

In einem Fall, über den nun der „Spiegel“ berichtete, kontaktierte ein Dozent die Studierende, die bei ihm ihre Abschlussprüfungen ablegen wollte, via Facebook. Bald fragte er auch nach einem Austausch der Telefonnummern, es waren erste Grenzüberschreitungen, heißt es in dem Bericht.

Dieser Kontakt über für diese Konstellation ungewöhnliche Kanäle begann Anfang des Jahres 2020. Später in diesem Jahr wurden der Dozent und die Studentin ein Paar. Sie waren etwa ein Dreivierteljahr liiert – und befanden sich gleichzeitig in einem Hierarchiegefälle. Die Frau war auch als studentische Hilfskraft bei dem Dozenten tätig, er förderte sie. Auf sexueller Ebene passierte während ihrer Beziehung einiges, womit sich Luisa Winkler, so der fiktive Name der damaligen Studentin, die anonym bleibt, nicht wohlfühlte. Darüber hinaus stellte ihr Freund, Dozent und Vorgesetzter ohne ihr Wissen intime Fotos von Winkler auf eine Onlineplattform. Zudem kam es zu sexuellen Handlungen etwa in einer Onlinelehrveranstaltung, bei der Winkler in einem Raum mit dem Dozenten war.

Kein Einzelfall

Rückblickend, erzählte sie dem „Spiegel“, sei vieles falsch gewesen und habe bei ihr Unbehagen ausgelöst. Obwohl die Beziehung einvernehmlich war, spricht Winkler heute von Machtmissbrauch. So habe der Dozent bewusst Berufliches und Privates vermischt, habe ihr eine Karriere in Aussicht gestellt und „eine Situation geschaffen, in der Arbeitsaufträge, sexuelle Wünsche und Überstunden miteinander verknüpft gewesen“ seien.

Die Frau beschwerte sich nach der Trennung Ende des Jahres 2022 bei der Universität wegen Machtmissbrauchs und sexuellen Fehlverhaltens. Die Recherchen zeigten auch, dass das Fehlverhalten des Dozenten gegenüber der Studentin kein Einzelfall war. Vielmehr habe er sich „im Schutz seines wissenschaftlichen Renommees“ viele Entgleisungen leisten können, heißt es in dem Bericht. Und das über mehrere Jahre hinweg.

Die Universität reagierte auf die Vorwürfe und Belege mit der Kündigung des Dozenten. Ihr Beschwerdeverfahren sei im Vergleich zu Verfahren an anderen Unis gut gelaufen, sagt Winkler. Auch an einer anderen Universität, an der der Dozent vorher gearbeitet habe, habe es mehrere Beschwerden gegen den betreffenden Dozenten gegeben, unter anderem wegen sexueller Grenzverletzungen. Es gab ein Angebot zum Gespräch mit dem Beschuldigten – das er allerdings nicht annahm.

Image wichtiger

Probleme solcher Art beschränken sich nicht auf einige wenige Unis. Es gab bisher bereits vermehrt Kritik an Übergriffen und dem Ausnutzen von Hierarchen an Universitäten – von Erniedrigungen über unerwünschte Berührungen bis hin zu unpassenden Einladungen. In Österreich wurden im Jahr 2022 Vorwürfe gegen Lehrende an verschiedenen Instituten der Universität für Musik und darstellende Kunst laut.

In Deutschland wie auch in Österreich wird daher immer wieder Kritik laut, dass es keine Vertrauenspersonen gebe, die von der Universität unabhängig seien. Da Universitäten meist selbst Konflikte lösten, gehe es oft vielmehr um die Wahrung des gutes Rufes einer Institution, anstatt sich um Aufklärung zu bemühen, heißt es im „Spiegel“-Bericht zu universitären Strukturen. (beaha, 23.1.2024)

Uniko-Neujahrsempfang mit neuen Spitzen gegen Linzer IDSA

Mit Lob für die Entwicklung der Universitäten in den vergangenen Jahren sowie Spitzen gegen die neue Technische Universität in Linz hat der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, am Montagabend beim uniko-Neujahrsempfang aufgewartet. Unter anderem verglich er die neue Institution mit dem chinesischen Wirtschaftsmodell.

Bereits im Begutachtungsverfahren über das neue Gesetz für die IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) bzw. laut Gesetz das IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) in Linz war von mehreren Seiten Kritik geübt worden. Vitouch hatte sie unter anderem mit dem Misch-Fabelwesen Wolpertinger verglichen und sie lediglich als „Universität“ bezeichnetes Unternehmen qualifiziert.

„Zu Jahresende wurden die Universitäten gleich mit einer Gesetzeskaskade beglückt, als wäre ein Damm gebrochen“, meinte Vitouch unter Verweis etwa auf geplante Änderungen im Universitätsgesetz und im Psychotherapiegesetz. „Speed kills dürfte zum Glück nur beim IDSA-Gesetz gegolten haben.“ Die Idee für das IDSA sei universitätsfern entstanden, monierte er – „zwischen Mühlviertel und Waldviertel quasi“.

Es frage sich, ob „gelenkte“ Universitäten, die von kurzfristigen finanziellen Interessen getrieben seien und dem chinesischen Kapitalismus-Modell gleichen würden, erfolgreich sein könnten, meinte Vitouch. Das wäre zwar schon möglich. Gute Wissenschafterinnen und Wissenschafter würden sich allerdings immer für die freie Institution entscheiden. Für Österreich müsse man die Frage stellen: „Wollen wir Institutionen, die eher einem chinesischen als einem US-amerikanischen Modell entsprechen? Ganz gewiss nicht.“

Lob für Entwicklung der Rahmenbedingungen

Bedenken äußerte er auch an der weitgehenden Übernahme der Modul Privatuniversität in Wien durch eine dem ungarischen Ministerpräsident Viktor Orban nahestehende Stiftung. „You cannot have a democracy without free universities.“ (Es gibt keine Demokratie ohne freie Universitäten).

Lob gab es von Vitouch dagegen für die Entwicklung der Rahmenbedingungen der Unis seit seiner letzten Neujahrsansprache als uniko-Präsident 2017 (dazwischen standen andere Personen an der uniko-Spitze, Anm.). Sowohl budgetär als auch von den Rahmenbedingungen her habe sich seither einiges bewegt. So habe es etwa „bahnbrechende Änderungen“ bei den Zugangsregeln für Bachelorstudien gegeben, durch die etwa überlaufene Fächer wie Jus beschränkt werden konnten.

Die neuen Beschränkungsmöglichkeiten seien aber gleichzeitig mit einer „List der Vernunft“ verbunden worden. Da die Unis den Löwenanteil ihres Budgets für prüfungsaktiv betriebene Studien erhalten, könne kein Rektorat ein Interesse haben, den Zugang stärker zu regulieren als nötig. Im Endeffekt gehe es darum, die Kapazitäten der Hochschulen mit den Anfängerkohorten in Einklang zu bringen. Dieser „Sprung in die internationale Normalität“ spiele auch für die Gewinnung der besten Köpfe eine eminente Rolle.

Gendern – Jede Uni hat eigenen Regeln

Im Bildungsbereich gibt es keine einheitlichen Vorgaben zur Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache. imHochschulbereich gibt es die allgemeine Vorgabe zur Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache aber keine einheitliche Regelung zur konkreten sprachlichen Umsetzung. Diese liegt im Autonomiebereich der Universitäten, die im Regelfall eigene Sprachleitfäden haben.

Für Lehrveranstaltungen und wissenschaftliche Arbeiten obliegt es den Leiterinnen und Leitern von Lehrveranstaltungsleitern, ob sie die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache als Beurteilungskriterium heranziehen oder nicht.

Auch für die Vorwissenschaftliche Arbeiten (VWA) an den AHS wird zwar eine gendersensible Verwendung von Sprache empfohlen, eine generelle Verpflichtung dazu gibt es allerdings nicht. Die Verwendung ist auch nicht beurteilungsrelevant.

Vorbild für das von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) nun geforderte Gender-Verbot ist Bayern. Dort plant Ministerpräsident Markus Söder (CSU), das Gendern in Schulen und in Behörden des Freistaats zu verbieten. Bereits in Kraft ist seit August ein Verbot von Gender-Stern, -Gap, -Doppelpunkt und Binnen-I in Niederösterreich in der Landesverwaltung. Eine Debatte über das Gendern gab es vor einem Jahr auch im Bundesland Kärnten. Nach massiver Kritik an einem eigenen nicht bindenden Leitfaden für gendergerechte Begriffe im Verwaltungsdienst, wurde dieser wieder zurückgezogen.

Neuer Forschungsrat blickt auf Zukunftsszenario und nächste Regierung

Mit ordentlich Verzögerung hielt der neue Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) am Montag seine erste ordentliche Sitzung ab. Im Arbeitsprogramm für heuer steht nun die Entwicklung von Zukunftsszenarien, um die Widerstandskraft des Wissenschaftssystems abzuklopfen, Empfehlungen zur Verwendung der Mittel des Fonds Zukunft Österreich, zum nächsten EU-Forschungs-Rahmenprogramm und für die Forschungspolitik der nächsten Regierung.

Auf die unerwartet lange Wartezeit, bis das neue Beratungsgremium der Bundesregierung im November endlich von den zuständigen Ministerien – dem Bildungs-, dem Klimaschutz- und dem Wirtschaftsministerium – beschickt wurde, nahmen die jeweiligen Ressortchefs beim Jahresempfang des FORWIT-Rates am Montagabend Bezug. Man habe nicht gedacht, dass dieser Baustein der letzte im Bereich der Forschungspolitik sein würde, der aus dem Regierungsprogramm umgesetzt wird, räumte etwa Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) ein.

„Schläge“ der Politik erteilen

Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) erhofft sich nun ein aktives Gremium, das durchaus auch Ratschläge im Sinne des zweiten Wortteils – „Schläge“ – ver- bzw. erteilen kann und soll. Das könne für die Politik mitunter schmerzhaft werden, sagte Kocher. Der Bedarf an Beratung aus dem Bereich der Forschung, Innovation und Technologie (FTI) werde angesichts diverser Herausforderungen tendenziell größer, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP): „Die Wissenschaft wird wahrscheinlich mehr noch als bisher gefragt werden.“

Das neue, zwölfköpfige Beratungsgremium, das den einstigen Wissenschaftsrat und den Rat für Forschung und Technologieentwicklung ersetzt, wird vom langjährigen Präsidenten des Institute of Science and Technology Austria (ISTA), Thomas Henzinger, geleitet. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurde die schwedische Innovationsexpertin Sylvia Schwaag Serger bestellt.

Die aktuellen Herausforderungen jedenfalls seien ebenso „vielfältig, wie fundamental“, betonte Henzinger. Neue digitale Technologien – nicht zuletzt die Weiterentwicklung von Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI) – würden „gewaltige Veränderungen“ anstoßen. Gleiches gelte für „brandgefährliche“ geopolitische Entwicklungen, denen man mit einer Rückbesinnung an eine „nationale Abschottung“ nicht begegnen wird können, für das Desinteresse an Wissenschaft und Forschung und letztlich an den Mechanismen der Wahrheitsfindung „erschreckend großer Teile der Bevölkerung“ und nicht zuletzt für die Umwälzungen durch die „komplexeste Krise unserer Zeit“, den Klimawandel.

„Man kann wohl von spannenden Zeiten sprechen“, so der Computerwissenschafter, der auch ankündigte, angesichts der heurigen Nationalratswahl Empfehlungen für den FTI-Sektor für das Programm der nächsten Bundesregierung liefern zu wollen. Zudem werde man verschiedenste Zukunftsszenarien in dem Gremium durchspielen, in denen etwa verschiedene Wege in der KI-Entwicklung, bei der Teuerung oder unterschiedliche Ausgänge der heuer so zahlreich anstehenden Wahlen – zum Beispiel auch in den USA – berücksichtigen würden. „Wir möchten das österreichische FTI-System unter allen verschiedenen Szenarien durchleuchten“, so Henzinger: „Wir brauchen ein System, das in der Ungewissheit stärker und nicht schwächer wird.“

Service: https://www.forwit.at

MEDIEN – IT – KI

KI droht international Wahlen zu verfälschen – Generative Software wird laut Studie der George Washington University zur alltäglichen Gefahr

Washington (pte016/24.01.2024/13:30) – Laut einer Prognose der George Washington University könnten Aktivitäten bösartiger Künstlicher Intelligenz (KI) bis Mitte 2024 zur alltäglichen Gefahr werden – insbesondere in Bezug auf die Beeinflussung von Wahlergebnissen in mehr als 50 Ländern, die in diesem Jahr stattfinden. Die wohl wichtigste ist die Präsidentenwahl in den USA, die möglicherweise Ex-Präsident Donald Trump gewinnt. Außerdem finden die Europawahl in allen Ländern der EU, Landtagswahlen in Deutschland, Nationalratswahlen in Österreich sowie Volksabstimmungen in der Schweiz statt.

Weniger menschengenerierte Infos

Bereits früher haben KI-Experten die Befürchtung geäußert, dass bis 2026 rund 90 Prozent der Infos, die im Internet verbreitet werden, nicht von Menschen geschaffen werden, sondern von Software auf KI-Basis. „Alle reden über die Gefahren der KI, aber bis zu unserer Studie gab es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dieser Bedrohung“, sagt Neil Johnson, Hauptautor der Studie.

„Doch ohne ein tiefes Verständnis des Schlachtfeldes kann man keine Schlacht gewinnen“, so sein Fazit. Seiner Ansicht nach genügen bereits einfache KI-Systeme, um Desinformationskampagnen zu starten. Das liege daran, dass etwa GPT-2 den menschlichen Stil und Inhalte, die bereits in extremen Online-Communitys zu sehen sind, problemlos reproduzieren kann.

Rückschlüsse aus früheren Attacken

Die Prognosen des Teams um Johnson basieren auf Proxy-Daten von zwei historischen, technologisch ähnlichen Vorfällen, bei denen es um die Manipulation elektronischer Online-Informationssysteme ging. Der erste Datensatz stammte von automatisierten Algorithmus-Angriffen auf US-Finanzmärkte im Jahr 2008, der zweite von chinesischen Cyber-Attacken auf US-Infrastruktur im Jahr 2013.

Durch die Analyse dieser Datensätze haben die Forscher die Häufigkeit von Angriffen in diesen Ereignisketten extrapoliert und diese Infos im Zusammenhang mit den heutigen Möglichkeiten der KI bewertet. Die GW-Forscher gehen davon aus, dass große Social-Media-Plattformen daran arbeiten, KI-generierte Fake News zu kontrollieren. Damit ließen sich jedoch gezielte Desinformationskampagnen von einzelnen Menschen, Gruppierungen oder Staaten nicht wirksam bekämpfen. (Ende)

RECHT

GESELLSCHAFT – RELIGION

Österreich: Katholische Aktion für geschlechtergerechte Sprache

In der neu entfachten Debatte um einheitliche Regeln zum Gendern in der Verwaltung und in der Lehre, die Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Freitag in seiner Rede thematisieren will, plädiert die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) für eine geschlechtergerechte Sprache.

Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit seien für alle Menschen unabdingbar, so die Laienorganisation. „Das soll und muss sich auch in einer geschlechtergerechten Sprache ausdrücken, ebenso in der Gestaltung aller Lebensbereiche“, so KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und die beiden Vizepräsidentinnen Katharina Renner und Brigitte Knell in einer Aussendung am Mittwoch.

Die sogenannte Genderdebatte werde „immer wieder aus wahltaktischen Gründen neu angestachelt“, kritisierte die KAÖ. Die vielfach verbreitete Über- und Unterordnung der Geschlechter habe Ursachen in der Arbeitsteilung, und die Ungleichheit werde durch die Wirtschaftsform in breiten Teilen weiter stabilisiert. Dazu kämen „archaische Bilder“ im Geschlechterverständnis. „Unter den Folgen leiden alle, Männer, Frauen und Diverse.“

Ungleichheit auch in Kirche

Die Katholische Aktion bedauerte, dass sich die Ungleichheit auch in der Kirche fortsetze, „weil beispielsweise Frauen aus den Weiheämtern, die mit Leitung verbunden sind, ausgeschlossen sind“. Dies lasse sich aus den Evangelien und dem Verhalten Jesu nirgends herauslesen, erklärten Kaineder, Renner und Knell.

Die Gesellschaft insgesamt und insbesondere die katholische Kirche seien „verpflichtet, alles zu tun, um Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern herzustellen“. Ziel müsse bleiben, „eine vielfältige und diverse Bevölkerung nach dem Prinzip der größten gemeinsamen Vielfalt auf Augenhöhe als liberale Demokratie zu gestalten und zusammenzuhalten.“  red, religion.ORF.at/KAP

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RUSSLAND – UKRAINE

Newsticker

DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Ukraine

ROUNDUP: Kiew fordert Aufklärung von Flugzeugabsturz – Die Nacht im Überblick

KIEW/MOSKAU (dpa-AFX) – Nach dem Absturz eines russischen Militärtransportflugzeugs in der Grenzregion Belgorod sind weiter viele Fragen offen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte in seiner abendlichen Ansprache am Mittwoch eine Aufklärung mit internationaler Unterstützung. Die Version aus Moskau, wonach ukrainische Gefangene an Bord der abgestürzten russischen Maschine waren und nun tot sind, bestätigte Kiew nicht. Auch die USA hätten bislang nicht genug Informationen, um die Lage zu bewerten, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Selenskyj betont internationale Kooperation

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR versuche derzeit, mehr über das Schicksal der ukrainischen Kriegsgefangenen zu erfahren, sagte Selenskyj. Er habe zudem seinen Außenminister Dmytro Kuleba angewiesen, ausländische Partner mit allen Informationen zu versorgen, die der Ukraine zur Verfügung stünden. „Unser Staat wird auf eine internationale Aufklärung bestehen“, betonte er. Selenskyj sagte außerdem: „Es ist offensichtlich, dass die Russen mit dem Leben von ukrainischen Gefangenen, mit den Gefühlen ihrer Angehörigen und mit den Emotionen unserer Gesellschaft spielen.“

In der westrussischen Region Belgorod war am Mittag eine Maschine vom Typ Iljuschin Il-76 abgestürzt. Russischen Angaben zufolge kamen dabei alle 74 Insassen an Bord ums Leben – darunter 65 ukrainische Kriegsgefangene. Unabhängige Angaben dazu, wen oder was das Flugzeug transportierte, gibt es aber weiterhin nicht. Die ukrainische Seite bestätigte nur, dass ein Gefangenenaustausch geplant gewesen, dann aber geplatzt sei.

Ukraine macht Russland Vorwürfe

In einer Mitteilung des ukrainischen Militärgeheimdienstes hieß es zudem: „Derzeit haben wir keine verlässliche und umfassende Information darüber, wer genau und wie viele sich an Bord des Flugzeugs befanden.“ Die Ukraine habe ihrerseits alle Vereinbarungen eingehalten und die russischen Soldaten pünktlich zum Austauschort gebracht, so die Behörde.

Weiter hieß es: „Gemäß der Vereinbarung musste die russische Seite die Sicherheit unserer Verteidiger gewährleisten. Zugleich wurde die ukrainische Seite nicht über die Notwendigkeit informiert, die Sicherheit des Luftraums im Gebiet um die Stadt Belgorod in einem bestimmten Zeitraum zu gewährleisten, so wie das in der Vergangenheit mehrfach getan wurde.“

Dass die ukrainische Seite dieses Mal nicht über die genauen russischen Transportmittel in Kenntnis gesetzt worden sei, „könnte auf vorsätzliche Maßnahmen Russlands hinweisen, die darauf abzielen, das Leben und die Sicherheit von Gefangenen zu gefährden“, schrieb die ukrainische Behörde. Staatliche russische Medien werteten die Mitteilung als indirekte Bestätigung dafür, dass die Ukrainer das Flugzeug mit ihren eigenen Soldaten an Bord abgeschossen hätten. Offiziell gibt es eine solche Bestätigung aus Kiew allerdings nicht.

Deutschland erwägt Marschflugkörper-Ringtausch für Ukraine

Deutschland will sich möglicherweise über einen Ringtausch an der Lieferung von Marschflugkörpern in die Ukraine beteiligen. Nach dpa-Informationen gibt es Überlegungen, Nato-Partnern wie Großbritannien oder Frankreich Taurus-Marschflugkörper der Bundeswehr zu liefern. Im Gegenzug würden diese Länder dann eigene Marschflugkörper in die Ukraine exportieren.

Das „Handelsblatt“ berichtete unter Berufung auf Diplomaten und Regierungsvertreter, dass Großbritannien bereits angeboten habe, der Ukraine im Gegenzug für Taurus weitere seiner Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow zu liefern. Das Kanzleramt wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren.

Die Ukraine hat die Bundesregierung bereits im Mai vergangenen Jahres offiziell um Taurus-Marschflugkörper gebeten. Die Waffen können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung mit großer Präzision treffen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entschied Anfang Oktober, vorerst keine dieser Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern.

Tote nach russischen Angriffen in Ostukraine – Beschuss von Odessa

Infolge eines russischen Raketenangriffs sind unterdessen nach offiziellen Angaben in der Ostukraine mindestens zwei Menschen getötet worden. Neun weitere seien in der Stadt Hirnyk im Donezker Gebiet verletzt worden, teilte die ukrainische Polizei auf Facebook mit. Unter den Verletzten seien zwei Teenager. Luftalarm wurde auch in der ostukrainischen Großstadt Charkiw ausgerufen, dort waren zwischenzeitlich Explosionsgeräusche zu hören.

Beschuss wurde am Abend auch aus der südukrainischen Region Odessa gemeldet. Dort schlugen laut Behördenangaben russische Kampfdrohnen in ein Wohngebiet ein, wodurch mindestens zwei Menschen verletzt wurden.

Das wird am Donnerstag wichtig

Im Osten und Süden der Ukraine halten die Kämpfe an. Große Aufmerksamkeit dürfte weiter auf möglichen neuen Erkenntnissen zu dem Flugzeugabsturz in Belgorod liegen./haw/DP/zb

Finanznachrichten – Ukraine


Scholz: Europäer müssen mehr für die Ukraine tun

BERLIN (Dow Jones)–Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die übrigen europäischen Länder dazu aufgefordert, mehr zur Unterstützung der Ukraine beizutragen. „Die Beiträge, die die europäischen Staaten bisher für 2024 vorgesehen haben, sind noch nicht groß genug“, sagte Scholz der Wochenzeitung Die Zeit. Scholz äußerte sich „irritiert, dass ich mich in Deutschland ständig der Kritik stellen muss, die Regierung tue zu wenig und sei zu zögerlich“. Deutschland tue „sehr viel mehr“ als alle anderen europäischen Staaten. „Ich telefoniere deshalb gerade viel mit meinen Kollegen und bitte sie, mehr zu machen“, so der Kanzler.

Deutschland mobilisiere momentan in Europa mehr als die Hälfte der bekannten Unterstützung für Waffen zur Verteidigung der Ukraine. „Es wäre Hybris, zu glauben, wir könnten das auf Dauer allein“, so Scholz. Es wäre „keine gute Nachricht, wenn Deutschland, sollten die USA als Unterstützer wegfallen, am Ende der größte Unterstützer der Ukraine wäre“.

Forderungen, die EU müsse eigene Atomwaffen haben, wie sie der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) erhoben hatte, erteilte der Kanzler eine Absage: „Ich weiß nicht, was diese Diskussion heute soll. Ich halte es für sehr wichtig, die transatlantische Kooperation hochzuhalten. Deshalb hat meine Regierung entschieden, die nukleare Teilhabe mit den USA und in der Nato fortzusetzen.“ Das halte er für den realistischeren Weg.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit bekräftigte bei einer Pressekonferenz, Scholz habe seine europäischen Partnerinnen und Partner aufgefordert, mehr zu tun, „auf dass wir auch Lücken füllen können, die aufgrund aktueller, auch internationaler Entwicklung womöglich entstehen können“. Der Kanzler habe in vielen Telefonaten und Gesprächen mit Regierungs- und Staatschefs der EU angeregt, noch einmal zu gucken, was man in den einzelnen Ländern tun könne, um die Ukraine zu unterstützen. Dies solle auch beim EU-Sondergipfel am 1. Februar ein Tagesordnungspunkt sein. Scholz habe Brüssel gebeten, eine Übersicht zu erstellen, was für dieses Jahr aus den einzelnen EU-Ländern zu erwarten sei.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte am Vortag vor den Vertretern der deutschen Ostwirtschaft die weitere Unterstützung der Ukraine betont, allerdings ebenfalls eine stärkere Beteiligung anderer Länder gefordert. „Wir sind solidarisch an der Seite der Ukraine“, hatte der FDP-Vorsitzende gesagt. „Klar ist allerdings, dass nicht Deutschland allein und auf Dauer die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine aufrechterhalten kann.“ Es werde dabei nicht nur auf europäische Hilfen ankommen. „Auch andere werden ihre bilateralen Beiträge steigern müssen“. Es bestehe auch „die Gefahr der Überdehnung unserer finanziellen Möglichkeiten“, so Lindner.

Polnische Landwirte blockieren wegen Agrarimporten aus der Ukraine 160 Straßen

RYKI (AFP)–Aus Protest gegen Agrarimporte aus der Ukraine haben polnische Landwirte am Mittwoch landesweit rund 160 Straßen und wichtige Verkehrsachsen blockiert. „Wir sind gegen den unkontrollierten Import von Agrarprodukten aus der Ukraine“, sagte der Sprecher der Bauerngewerkschaft Solidarnosc RI, Adrian Wawrzyniak, der Nachrichtenagentur AFP. Die Landwirte fordern außerdem Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU.

In der Stadt Ryki im Südosten Polens versammelten sich rund 100 Traktoren und bewegten sich dann in einer Kolonne langsam ins rund zwölf Kilometer entfernte Deblin, wie AFP-Reporter berichteten. Dadurch kam es zu langen Staus. „Ein Landwirt ist kein Knecht“ und „Die Landwirtschaft stirbt langsam“ war auf Schildern zu lesen.

Bei einem Treffen in Brüssel erklärte der polnische Landwirtschaftsminister Czeslaw Siekierski, mit ihren Demonstrationen unterstützten die Bauern in seinem Land die Proteste der Landwirte „in vielen europäischen Ländern, in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Belgien und sogar in Schweden und der Schweiz“. Die übermäßige Öffnung der EU und der Import von Waren außerhalb der Union, einschließlich der Ukraine, führten zu erheblichen Störungen auf dem polnischen Markt.

Die EU hatte 2022 viele Zölle auf Einfuhren aus der Ukraine aufgehoben. Günstig importiertes Getreide drückt nach Ansicht der Verbände seitdem die Preise.

Weitere Meldungen – Ukraine

Orban: Baldige Ratifizierung von Schwedens NATO-Beitritt

Nach der Zustimmung der Türkei hat Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zugesagt, die lange herausgezögerte Ratifizierung von Schwedens NATO-Beitritt voranzutreiben.

Er werde das Parlament drängen, baldmöglichst darüber abzustimmen, erklärte Orban gestern nach einem Gespräch mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf der Plattform X (Twitter). Stoltenberg begrüßte Orbans Unterstützung.

Er freue sich auf die Ratifizierung, sobald das Parlament wieder zusammentrete, schrieb er auf X. Wann eine Abstimmung darüber stattfinden könnte, sagte Orban nicht. Normalerweise würde die nächste Sitzungsperiode des ungarischen Parlaments am 27. Februar beginnen.

Abstimmung im Plenum ausstehend

Ob es für die Ratifizierung des Beitritts Schwedens zum westlichen Militärbündnis vorher eine außerplanmäßige Sondersitzung geben könnte, blieb unklar. Die Ratifizierung wurde bereits in den Fachausschüssen des Parlaments gebilligt. Es fehlt noch die Abstimmung im Plenum.

In der Türkei steht nach der positiven Entscheidung des Parlaments in Ankara nun nur noch die Unterschrift von Präsident Recep Tayyip Erdogan aus, um die türkische Ratifizierung des Beitrittsprotokolls abzuschließen.  red, ORF.at/Agenturen

Bürgermeister: Russische Truppen kurzzeitig in Awdijiwka

Nach monatelangen erbitterten Kämpfen sind russische Truppen nach ukrainischen Angaben erstmals in die ostukrainische Stadt Awdijiwka eingedrungen. Sie seien jedoch wieder zurückgedrängt worden, sagte der Bürgermeister der Stadt, Witaly Barabasch, gestern der Nachrichtenagentur AFP.

„Russische Sabotage- und Aufklärungsgruppen sind in den südlichen Teil von Awdijiwka eingedrungen, aber sie wurden vertrieben“, sagte Barabasch. Die Lage bleibe „schwierig, aber unter Kontrolle“, sagte der Bürgermeister. „Der Feind greift weiter an.“

Noch 1.100 Zivilisten in Awdijiwka

Seinen Angaben zufolge war es „das erste Mal“, dass die russischen Streitkräfte in die umkämpfte Industriestadt in der Region Donezk eindrangen. Wann und wie lange sich die russischen Soldaten in Awdijiwka aufhielten, sagte er nicht. Dem Bürgermeister zufolge halten sich noch knapp 1.100 Zivilistinnen und Zivilisten in der Stadt auf, jedoch keine Kinder.

Moskau versucht seit Oktober, die Stadt einzukreisen, die vor dem Krieg rund 32.000 Einwohnerinnen und Einwohner hatte. Kiew zufolge hielten die ukrainischen Truppen stand.

Das in der Region Donezk nur wenige Kilometer von der gleichnamigen Großstadt entfernte Awdijiwka ist einer der Hauptschauplätze der Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen geworden.  red, ORF.at/Agenturen

ORF – Ukraine

BAHA NEWS – Ukraine

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DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Israel

ROUNDUP: Tote in UN-Einrichtung im Gazastreifen – Die Nacht im Überblick

TEL AVIV/GAZA/WASHINGTON (dpa-AFX) – Während die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen nur langsam vorangehen, fallen den andauernden Kämpfe immer weitere Menschen zum Opfer. Bei einem Brand in einer Einrichtung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA kamen nach Angaben der Vereinten Nationen neun Menschen ums Leben. Das Trainingszentrum im Gazastreifen in der Stadt Chan Junis sei bei Kämpfen von zwei Panzergeschossen getroffen worden, teilte der Gaza-Direktor des Hilfswerks, Thomas White, am Mittwoch auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Demnach hatten in der Einrichtung rund 800 Vertriebene Schutz gesucht. Neben den Toten gebe es 75 Verletzte. Nun stünden Gebäude in Flammen, erklärte White.

Die US-Regierung äußerte sich in einer Mitteilung „sehr besorgt“ über den Beschuss. „Wir kennen zwar noch nicht alle Einzelheiten des Geschehens und werden weiterhin nach weiteren Informationen über die heutigen Vorfälle suchen, aber der Verlust jedes unschuldigen Lebens ist eine Tragödie“, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson.

White schrieb nicht, wer die Einrichtung seiner Einschätzung nach angegriffen hatte. Augenzeugen sagten der Deutschen Presse-Agentur, der Brand sei durch israelische Bombardierungen verursacht worden. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, sie schließe derzeit aus, dass der Vorfall auf einen israelischen Luft- oder Artillerieangriff zurückzuführen sei. Eine Untersuchung laufe. Die Armee prüft demnach auch, ob es sich um einen Beschuss der Hamas handeln könnte.

Verhandlungen: Weiterhin Kluft zwischen Israel und Hamas

Mehrere Medien berichteten zuletzt über Hoffnungen auf einen weiteren Deal zur Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge und eine längere Feuerpause. Ein israelischer Repräsentant sagte laut der Nachrichtenseite „ynet“ jedoch, die Kluft zwischen den Verhandlungspositionen Israels und der islamistischen Hamas sei noch sehr groß. „Man darf niemandem Illusionen machen, es wird noch sehr lange dauern“, sagte er. Die Hamas habe am Mittwoch ein Angebot Israels für einen neuen Geiseldeal abgelehnt, berichtete der israelische Sender Kan.

Während einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.

Israelische Frauen fordern Freilassung der Geiseln

Tausende Frauen forderten am Mittwoch bei Demonstrationen in Israel eine rasche Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Die Veranstalterinnen hatten einen landesweiten „Tag des Zorns“ ausgerufen. Die Demonstrantinnen blockierten in Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und anderen Städten Straßen und Kreuzungen. „Genug mit dem Blutvergießen, wir wollen einen Deal auf dem Tisch“, stand auf einem Schild der Demonstrantinnen.

Huthi-Miliz greift erneut Containerschiff an

Derweil hat die jemenitische Huthi-Miliz hat nach Angaben des US-Militärs erneut ein Containerschiff im Nahen Osten angegriffen. Die Miliz habe am Mittwoch aus von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen drei Raketen auf einen unter US-Flagge fahrenden Frachter abgeschossen, der den Golf von Aden durchquert habe, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs mit. Eine der Raketen sei ins Meer gestürzt, die anderen beiden seien von einem Zerstörer der US-Marine abgeschossen worden. Es seien keine Verletzten oder Schäden an dem Schiff gemeldet worden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas greifen die jemenitischen Huthi – aus Solidarität mit der Hamas – immer wieder Frachter mit angeblicher Verbindung zu Israel im Roten Meer an. Als Reaktion darauf führten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Miliz im Jemen.

Huthi fordern Briten und US-Amerikaner zur Ausreise aus dem Jemen auf

Die Huthi forderten britische und US-amerikanische Mitarbeiter der Vereinten Nationen und anderer Hilfsorganisationen zur Ausreise aus von ihnen kontrollierten Gebieten im Jemen auf. Aus Kreisen der proiranischen Miliz erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch, dass die Aufforderung als Reaktion auf die wiederholten Angriffe der USA, Großbritanniens und weiterer Verbündeter auf Huthi-Ziele im Land erfolgt sei. Die Betroffenen sollten die von den Huthi kontrollierte Hauptstadt Sanaa innerhalb eines Monats verlassen. „Die Briten und die Amerikaner werden sicher abreisen“, hieß es. Staatsangehörige, deren Länder nicht an den Angriffen beteiligt seien, dürften im Land bleiben.

UN-Gericht: Entscheidung über Waffenstillstand in Gaza am Freitag

Der Internationale Gerichtshof wird am Freitag seine Entscheidung über einen Eilantrag Südafrikas verkünden, im Gaza-Krieg einen sofortigen Waffenstillstand anzuordnen. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen in Den Haag gab den Termin am Mittwoch bekannt. Südafrika hatte vor zwei Wochen eine Klage wegen Völkermords gegen Israel eingereicht und in dem Eilverfahren als vorläufige Maßnahme einen sofortigen Rechtsschutz für die Palästinenser gefordert.

Das Gericht entscheidet noch nicht in der Hauptsache, dem Völkermord-Vorwurf, sondern zunächst nur über den Eilantrag zu einem Ende der militärischen Handlungen. Den Vorwurf Südafrikas, systematisch völkermörderische Handlungen gegen die Palästinenser begangen zu haben, hat Israel entschieden zurückgewiesen. Das Verfahren zu dem Hauptvorwurf kann Jahre dauern. Eine Entscheidung des Gerichts ist zwar bindend, doch haben die UN-Richter selbst keine Machtmittel, diese auch durchzusetzen. Ein negativer Beschluss könnte Israel schaden und den internationalen Druck auf die Regierung des Landes weiter erhöhen.

Was am Donnerstag wichtig wird

Die Verhandlungen um eine neue Feuerpause scheinen im Gange. Das israelische Militär führt einen mehrtägigen Einsatz gegen die Hamas im Westen von Chan Junis durch. Zuletzt gab es im Bereich der größten Stadt im Süden des Gazastreifens besonders heftige Kämpfe. Tausende Palästinenser flüchten derzeit aus der umkämpften Stadt./jac/DP/zb

Finanznachrichten – Israel

Guterres: Israels Ablehnung einer Zweistaatenlösung verlängert Konflikt

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Ablehnung Israels einer Zweistaatenlösung als „inakzeptabel“ bezeichnet. „Diese Ablehnung und die Verweigerung des Rechts auf Staatlichkeit für das palästinensische Volk würden einen Konflikt, der zu einer großen Bedrohung für den Weltfrieden und die Sicherheit geworden ist, auf unbestimmte Zeit verlängern“, sagte Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat. Guterres forderte die weltweite Anerkennung des „Rechts des palästinensischen Volkes, einen eigenen, vollkommen unabhängigen Staat zu errichten“.

ROUNDUP: Israelinnen fordern an ‚Tag des Zorns‘ Freilassung von Gaza-Geiseln

TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) – Tausende Frauen haben am Mittwoch bei Demonstrationen in Israel einen raschen Deal zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gefordert. Die Veranstalterinnen hatten einen landesweiten „Tag des Zorns“ verkündet. Die Demonstrantinnen blockierten an verschiedenen Orten Straßen und Kreuzungen, darunter Tel Aviv, Haifa und Jerusalem.

„Frauen gehen auf die Straße, um weibliche Geiseln zurückzuholen“, stand auf einem der Schilder, das Demonstrantinnen trugen. „Genug mit dem Blutvergießen, wir wollen einen Deal auf dem Tisch“, stand auf einem anderen.

Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten blockierten Medien zufolge am Abend eine wichtige Autobahn in der Küstenmetropole Tel Aviv. Es sei zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen.

Mehrere Medien berichteten zuletzt über Hoffnungen auf einen weiteren Deal zur Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge und eine längere Feuerpause. Ein israelischer Repräsentant sagte laut Nachrichtenseite ynet jedoch, es gebe noch eine sehr große Kluft zwischen den Verhandlungspositionen Israels und der islamistischen Hamas. „Man darf niemandem Illusionen machen, es wird noch sehr lange dauern“, sagte er. Die Hamas habe am Mittwoch ein Angebot Israels für einen neuen Geiseldeal abgelehnt, berichtete der israelische Kan-Sender.

Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.

Der israelische Regierungssprecher Eylon Levy sagte am Dienstag: „Die Zeit läuft ab für die Geiseln. Wir befürchten, dass sie in den Terror-Verliesen der Hamas gefoltert, vergewaltigt und hingerichtet werden.“ Israel gehe davon aus, dass Terroristen immer noch mehr als 130 Menschen festhalten, die sie bei ihrem Überfall am 7. Oktober aus Israel in den Gazastreifen entführt hatten. 28 seien nach israelischen Informationen mittlerweile nicht mehr am Leben. Unter den Geiseln sind demnach neben zwei Kindern auch 19 Frauen. Die jüngste sei 13 Jahre alt, sagte Levy./le/DP/he

Weitere Meldungen – Israel  

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