Tagesblick – 5.10.2025 Sonntag

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FAZIT DES TAGES ULTRAKURZ – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus

  • ISRAEL-HAMAS-HISBOLLA-KRIEG: Friedenshoffnungen, Hamas dringt auf weitere Verhandlungen, will aber alle Geiseln freilassen.
    Trotz Trump-Forderung: Israel kämpft in Gaza weiter.
    Trump droht der Hamas, wenn sie nicht einlenkt, fordert zugleich von Israel Einstellung von militärischen Angriffen in Gaza.
    Montag Friedensgespräche in Ägypten.
    Rakete vom Jemen auf Israel.
  • UKRAINE-KRIEG: Heftige Nadelstiche beiderseits treffen vor allen die Energieinfrastruktur.
    Aufregung um Drohnenangriffe – wieweit kann man sich dagegen wehren?
  • USA: Trump schickt Nationalgarde nach Chicago.
  • UK: Manchester-Synagoge vor tagen überfallen.
  • TSCHECHIEN: Babiš gewinnt die Wahlen.
  • DEUTSCHLAND: Münchner Flughafen mehrfach wegen Drohnenalarm geschlossen.
    UMFRAGE: Europaweiter Rechtsruck erzeugt kein Unbehagen. – COMMENT
    Schwierige Abwehr von Drohnen – INTERVIEW
  • ÖSTERREICH: Im Aufnahmetest gescheiterte Medizinstudenten sollen Fachausbildung in Krankenhäusern fortsetzen.
  • Weitere COMMENTS vorhanden

MÄRKTE – DAX konsolidiert etwas, DJI ebenso. Kriegsindustrie im Aufwind.

WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK – USA: Dienstleister geschäftlich und stimmungsmäßig im Abwind. EUROLAND: Sinkende Erzeugerpreise, Wirtschaft im leichten Aufwind. DEUTSCHLAND: Dienstleister leicht erholt.

THEMENREIGEN – MEDIZIN: Geheimnis der Langlebigkeit enthüllt. Künstliche Nervenzelle aus Kunststoff. MEDIEN: Zeitungslesen in der Schule fördert Vertrauen in Medien. GENDER: Gewaltlegitimation: Machomänner „lieben“ Krieg. GESELLSCHAFT: Beziehungstrend Monkey-Branching.

Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!

Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen. 

EMPFEHLUNG

INFORADIO als Nachrichtensender am laufenden Band ist mit einem DAB-fähigen Radio zu empfangen. Es wird betrieben von RTR – KommAustria.

Das INFORADIO ist eine wertvolle Ergänzung zu anderen Agenturmeldungen und zum ORF.

Dazu allerdings ca. 15 bis 20 Minuten Zeit für konzentriertes Zuhören einplanen.

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

COMMENT: DAX: Händler haben leere Lager wieder genug mit Aktien wieder aufgestockt. Leichte Verkäufe in den nächsten Tagen könnten folgen. In die dank den letzten Käufen entleerten Kassen muss ja wieder Geld hinein. Daher: charttechnisch mittelfristig zwar positiv, aber kurzfristig etwas wackelig. Frage: wieviel Geld ist nach der kurzen Hausse in den Kassen der Händler? Davon hängt der weitere Verlauf ab. Kommen Ausländer?

Besonderheit des Börsenhandels: es werden immer die gleichen Waren ge- und verkauft. Da schaut eine Aktie der XY-AG dank strenger Standardisierung genauso aus wie die andere. Und welche Aktien von welchem Unternehmen gehandelt werden, ist wurscht. Es geht um die Handelsspannen: kaufe billig, verkaufe teuer. Das freut die Krämerseele.

Im (echten) Warenmarkt hingegen werden immer neue Waren verkauft, wenn auch von der gleichen Warenart. Da gibt es qualitative und quantitative Unterschiede. Frühkartoffeln haben eine andere Qualität als Kartoffel der Haupterntezeit, ihre Erntemengen können verschieden sein und damit die Angebotsmenge. Eine Kartoffel gleicht eben nicht einer anderen, egal, ob aus der Früh- oder Haupternte.

FrNACHBÖRSE/XDAX Unv. bei 24.378 Pkt – Auto-Werte mit leichten Gewinnen2.482Dow Jones News
FrMÄRKTE USA/Erneute Rekordjagd – Dow kurzzeitig über 47.000 Punkten2.218Dow Jones News
FrAktien New York Schluss: Rekordlauf – Dow erstmals über 47.000 Punkten1.862dpa-AFX
FrDevisen: Euro im US-Handel zuletzt kaum bewegt1.185dpa-AFX
FrAktien Wien Schluss: Gewinne – RBI legt um mehr als sieben Prozent zu627dpa-AFX
FrMÄRKTE EUROPA/Ruhiger Wochenschluss – Stahlwerte legen erneut zu606Dow Jones News
FrROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Gewinne dank KI-Optimismus – ‚Footsie‘ mit Rekord737dpa-AFX
FrXETRA-SCHLUSS/DAX beendet Gewinnserie – Stahlwerte erneut fest437Dow Jones News
FrAktien Europa Schluss: Gewinne dank KI-Optimismus – ‚Footsie‘ auf Rekordhoch506dpa-AFX
FrDax kaum verändert – ruhiger Feiertagshandel452dts Nachrichtenagentur
FrAktien Schweiz mit Aufschlägen zum Wochenausklang540Dow Jones News
FrDeutsche Anleihen mit wenig Bewegung574dpa-AFX
FrUS-Anleihen am Nachmittag kaum verändert438dpa-AFX

Sicherheits- und Verteidigungsindustrie lukrativ – Jeder dritte Investor in Deutschland laut neuer Umfrage interessiert – Dual-Use-Potenzial attraktiv

Frankfurt am Main (pte013/03.10.2025/12:30) – Laut einer neuen Umfrage von KfW Research und dem Bundesverband Beteiligungskapital hat bereits fast jeder dritte Investor in Deutschland in Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) investiert. Das gelte für Venture-Capital-Investoren und Private-Equity-Gesellschaften.

Nischen erleben Renaissance

Der Erhebung nach sind die Investoren vor allem an Firmen jenseits klassisch militärischer Teilbereiche interessiert, bei denen also das Dual-Use-Potenzial höher ist. Dual-Use-Produkte können sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden. Diese breitere Einsatzmöglichkeit erhöht das Marktpotenzial der Produkte und damit das Wachstumspotenzial der Unternehmen.

Die Hälfte bis drei Viertel der Investoren fokussiert Cyber-Abwehr, Robotik, KI und Überwachungs- sowie Aufklärungssysteme. Neun von zehn Beteiligten nehmen den Bereich Kommunikationssysteme als eher attraktiv wahr. Dagegen stehen klassisch militärische Sektoren wie Waffensysteme oder militärische Fahrzeuge unten in der Attraktivitätsrangliste.

Ambitionierte Investments geplant

45 Prozent der Beteiligungsinvestoren wollen in den nächsten zwölf Monaten in Unternehmen aus dem SVI-Bereich investieren. Die meisten Investoren planen das aber rein opportunistisch, also für den Fall, dass sich eine attraktive Gelegenheit ergeben sollte. Eine dezidierte, auf SVI-Engagements ausgerichtete Investitions- und Fondsstrategie, ist laut Umfrage bislang selten.

Während im Jahr 2019 die Bereiche Defense-Tech/Dual Use im deutschen Venture-Capital-Markt mit einem Dealvolumen von 28 Mio. Euro kaum eine Rolle spielten, wurden im Jahr 2024 bereits knapp 800 Mio. Euro in Start-ups dieser Bereiche investiert – nicht zuletzt aufgrund der angespannten geopolitischen Lage und den damit verbundenen Herausforderungen.

(Ende)

GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN

findet sich am Ende des Tagesblicks und wurde gestern, 1.10., aktualisiert

HELLMEYER-REPORT (Märkte u.a.m.)

ZENTRALBANKEN

WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK

FrÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
FrUS-Dienstleister mit nachlassendem Geschäft im SeptemberDow Jones News
FrISM-Index Service im September gesunkenDow Jones News
FrUSA: Stimmung der Dienstleister trübt sich deutlicher ein als erwartetdpa-AFX
FrÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
FrEurozone-Erzeugerpreise sinken im August stärker als erwartetDow Jones News
FrTABELLE/EU-Erzeugerpreise AugustDow Jones News
FrGroßbritannien: Stimmung im Dienstleistungssektor trübt sich deutlich eindpa-AFX
FrS&P Global: Aufwärtstrend der Eurozone-Wirtschaft setzt sich fortDow Jones News
FrS&P Global: Deutsche Dienstleister kommen im September besser in SchwungDow Jones News
FrÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
FrEthylen-Klägerliste wird bei Clariant immer längerDow Jones News

ISRAEL-IRAN-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG

ISRAEL-IRAN-KRIEG im n-tv Liveticker

ISRAEL – NAHOST-KONFLIKT im n-tv Liveticker

ISRAEL – NAHOST-KONFLIKT im FAZ-Liveblog

Chronologisch absteigend, jüngste Meldungen zuoberst:

Israels Armee hat nach eigenen Angaben abermals eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen.

Zuvor sei in mehreren Landesteilen Luftalarm ausgelöst worden, teilte die Armee mit. Ende September war eine aus dem Jemen abgefeuerte Drohne im Zentrum der bei Badeurlaubern beliebten südisraelischen Stadt Eilat am Roten Meer eingeschlagen. Die pro-iranische Huthi-Miliz reklamierte den Angriff mit 22 Verletzten für sich.

SAMSTAG, 4.10.

Die Umweltaktivistin Greta Thunberg hat sich über die schlechten Haftbedingungen nach ihrer Festnahme durch die israelische Marine beschwert.

Thunberg habe schwedischen Beamten mitgeteilt, dass sie in israelischer Haft einer harten Behandlung ausgesetzt sei. Das berichtet die englische Zeitung Guardian. Thunberg behaupte demnach, sie sei in einer von Bettwanzen befallenen Zelle mit zu wenig Essen und Wasser festgehalten worden.

Nach Angaben von US-Präsident Donald Trump hat Israel im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg einer ersten Rückzugslinie zugestimmt.

Darüber sei die Hamas informiert worden, schreibt Trump auf seiner Plattform Truth Social. Wenn die Hamas dies bestätige, trete sofort eine Waffenruhe in Kraft. Dann beginne auch ein Austausch von Geiseln und Gefangenen.

Ägypten lädt Vertreter Israels und der Terrororganisation Hamas für diesen Montag zu Gesprächen über den Austausch der israelischen Geiseln im Gazastreifen mit palästinensischen Gefangenen im Zuge des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump ein.

Das teilte das Außenministerium in Kairo am Abend mit. 

Zuvor war in Berichten vom Beginn solcher Gespräche am Sonntag die Rede gewesen. Die – vermutlich indirekten – Gespräche seien „Teil der Bemühungen, auf dem regionalen und internationalen Momentum aufzubauen“, das nach Trumps Vorstellung des Friedensplans entstanden sei, hieß es. Es sollten die Details eines Austauschs besprochen werden.

US-Präsident Donald Trump hat der islamistischen Hamas nach ihrer Reaktion auf seinen Friedensplan zum Gaza-Krieg gedroht und schnelles Handeln verlangt.

„Ich werde keine Verzögerung tolerieren“, schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social und auch kein Ergebnis, bei dem der Gazastreifen wieder eine Bedrohung darstelle. Die Hamas müsse schnell handeln. „Lasst uns das hinter uns bringen – SCHNELL.“

Trump schrieb nun auf Truth Social, er wisse es zu schätzen, dass Israel die Bombardierung vorübergehend eingestellt habe.

Nach Informationen aus dem abgeriegelten Küstengebiet griff Israel jedoch weiter an. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde starben dabei am Samstag mindestens 37 Menschen, davon 26 in der Stadt Gaza. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu. Eine Militärsprecherin sagte, ein Stopp sei nicht offiziell von der Armee verkündet worden. …

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Zustimmung der Hamas zum Nahost-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump begrüßt …

und erklärt, die radikalislamische Gruppe sei bereit für einen Frieden. „Die Hamas hat, wie schon zahlreiche Male zuvor, gezeigt, dass sie breit ist für einen Frieden“, erklärte Erdogan am Samstag bei einer Zeremonie in Istanbul. Damit gebe es eine „Chance für einen dauerhaften Frieden in unserer Region“, fügte er hinzu. 

COMMENT: Interessante Ansicht …

Viele weitere Aktivisten einer von Israel abgefangenen Gaza-Flotte privater Segel- und Motorboote haben israelischen Angaben zufolge das Land verlassen.

„137 weitere Provokateure der Hamas-Sumud-Flottille wurden heute in die Türkei abgeschoben“, teilte Israels Außenministerium mit. Darunter seien unter anderem Staatsbürger aus den USA, Italien, Großbritannien, mehrerer arabischer Länder und der Türkei. Laut dem türkischen Außenminister ist der Flieger bereits in Istanbul gelandet.

Israels Außenministerium teilte weiter mit, einige Aktivisten, die noch in Gewahrsam seien, behinderten den Prozess ihrer Rückführung. Das türkische Außenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass 36 türkische Staatsbürger, die an Bord der Boote gewesen seien, per Charterflug ins Land zurückkehren würden. Zudem seien Ausländer in dem Flieger. 

Nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt befanden sich 14 Deutsche von der „Global Sumud Flotilla“ in Israel in Gewahrsam, die nach eigenen Angaben Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte. 

Die deutsche Botschaft Tel Aviv stehe mit den deutschen Staatsangehörigen und ihren Angehörigen in Kontakt und betreue sie konsularisch, hieß es aus dem Auswärtigen Amt auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP weiter. Der deutsche Konsul habe sie am Freitag „im Ketsiot Gefängnis im Süden Israels“ besucht. Den Angaben zufolge sollen diejenigen, die eine freiwillige Abschiebung abgelehnt haben, innerhalb von 96 Stunden einem Richter vorgeführt werden. „Es ist davon auszugehen, dass diese Personen dann auch nach Deutschland abgeschoben werden“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.

Nach der Forderung von US-Präsident Donald Trump, die Bombardierung des Gazastreifens sofort zu beenden, gehen die israelischen Luftangriffe dort nach palästinensischen Angaben weiter.

Aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen hieß es, bei mehreren Luftangriffen in der Stadt Gaza habe es am Morgen Tote und Verletzte gegeben. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Angriffen. Eine Militärsprecherin sagte aber, ein Stopp der Angriffe sei nicht offiziell von der Armee verkündet worden. Mehrere israelische Medien hatten berichtet, dass die Armee angewiesen worden sei, ihre Offensive zur Eroberung der Stadt Gaza einzustellen. Den Berichten zufolge verteidigt sich das Militär aber weiter gegen Bedrohungen vor Ort, darunter mit Luftangriffen.

Israels Armee warnte zugleich die Einwohner davor, in die Stadt Gaza zurückzukehren. Die Gegend sei weiterhin „ein gefährliches Kampfgebiet“, hieß es in einer arabischsprachigen Mitteilung auf der Plattform X.

Der palästinensische Islamische Dschihad unterstützt die Hamas bei ihrer Reaktion auf den Plan von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des Krieges im Gazastreifen.

„Die Reaktion der Hamas auf Trumps Plan stellt die Position der palästinensischen Widerstandsfraktionen dar und der Islamische Dschihad hat verantwortungsvoll an den Konsultationen teilgenommen, die zu dieser Entscheidung geführt haben“, hieß es in einer Erklärung.

Nach der Forderung von US-Präsident Donald Trump, für eine Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas die Bombardierung des Gazastreifens sofort zu stoppen, scheint die israelische Armee einzulenken.

„Gemäß den Befehlen der politischen Führung wies der Generalstabschef (Ejal Zamir) an, die Vorbereitungen für die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plans zur Befreiung der Geiseln voranzutreiben“, teilte die Armee in der Nacht auf der Plattform X mit – ohne näher auf den Inhalt des Befehls einzugehen oder zu erläutern, was die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan konkret bedeutet.

WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

FrNiederlande müssen Rüstungsexporte nach Israel neu prüfen311dpa-AFX
FrHamas erklärt Bereitschaft zu Freilassung aller Geiseln544dts Nachrichtenagentur
FrHamas stimmt Teilen des Trump-Plans zu – will Verhandlungen542dpa-AFX
FrUS-Präsident Trump setzt Hamas Frist bis Sonntag um Waffenruhe zuzustimmen611Dow Jones News

Indirekte Geiselgespräche von Hamas und Israel ab Sonntag – APA, 5.10.2025

Fast zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Kriegs konkretisiert sich die Hoffnung auf eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen. Die islamistische Hamas und Israel beginnen Medien zufolge am Sonntag in Ägypten indirekte Gespräche über eine Geiselfreilassung. Zuvor hatte die Hamas einem Friedensplan von US-Präsident Donald Trump teilweise zugestimmt. Trump schickt seinen Schwiegersohn Jared Kushner und den Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff nach Ägypten.

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas am Sonntag und Montag würden in der ägyptischen Hauptstadt Kairo stattfinden, berichtete die dem ägyptischen Geheimdienst nahestehende TV-Sendergruppe Al-Kahera News am Samstag. Dabei solle es um eine Freilassung der israelischen Geiseln im Austausch gegen eine Freilassung palästinensischer Häftlinge und andere strittige Fragen gehen.

Die Hamas hatte am Freitag Trumps 20-Punkte-Plan für ein Ende des Gazakriegs teilweise zugestimmt und dabei insbesondere eine Freilassung der israelischen Geiseln zugesagt, die sich noch in ihrer Gewalt befinden. Trump rief daraufhin Israel auf, die Angriffe auf Ziele im Gazastreifen „sofort“ einzustellen.

Am Samstag warnte Trump die radikalislamische Hamas davor, auf Zeit zu spielen: „Die Hamas muss sich schnell bewegen, sonst ist alles möglich“, schrieb er auf seiner Onlineplattform Truth Social. „Ich werde keine Verzögerung tolerieren.“ Trumps Schwiegersohn Kushner und sein Nahost-Sondergesandter Witkoff sollen in Ägypten die Gespräche über die Geisel-Freilassung im Rahmen des Friedensplans abschließen, wie das Weiße Haus erklärte. Ägypten zählt zu den Vermittlern im Gazakrieg.

Ein hochrangiger Hamas-Funktionär sagte am Samstag zu AFP, die Palästinenserorganisation sei bereit, „unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen, um alle Fragen zu klären“. Die Hamas habe den Vermittlern mitgeteilt, dass sie bereit sei, „sofort mit der Umsetzung des Austauschs“ der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu beginnen, „sobald eine Vereinbarung zur Vorbereitung der Bedingungen vor Ort getroffen“ worden sei.

Dem Hamas-Vertreter zufolge wird der Vermittler Ägypten zudem eine Konferenz für einen „innerpalästinensischen Dialog über die palästinensische Einheit und die Zukunft des Gazastreifens, einschließlich der Verwaltung des Gazastreifens“ ausrichten. Dem US-Plan zufolge soll die Hamas keine Rolle bei der künftigen Verwaltung des Gazastreifens spielen.

Ihrer vorgesehenen Entwaffnung stimmte die Hamas bisher nicht ausdrücklich zu. Dennoch erklärte Trump, dass die Hamas offenbar „zu einem dauerhaften Frieden bereit“ sei. Israel hatte Trumps Plan umgehend zugestimmt und erklärte nach der Reaktion der Hamas, dass es sich „auf die sofortige Umsetzung der ersten Phase des Trump-Plans zur Freilassung aller Geiseln“ vorbereite.

Zunächst setzte die israelische Armee aber ihre Offensive gegen die Hamas in der Stadt Gaza fort. Die israelischen Truppen seien „weiterhin in Gaza im Einsatz“, erklärte Armeesprecher Avichay Adraee am Samstag. In die Stadt zurückzukehren sei „extrem gefährlich“, warnte er die Bevölkerung.

Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen erklärte, seit dem Morgen seien bei israelischen Angriffen in dem Palästinensergebiet 57 Menschen getötet worden, davon 40 in der Stadt Gaza. Unbestätigten Berichten von Beobachtern zufolge wurde Israels Armee am Samstag jedoch angewiesen, ihren Angriff auf Gaza-Stadt auszusetzen.

Trumps am vergangenen Montag vorgestellter 20-Punkte-Plan sieht neben der Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln unter anderem einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor. Israel soll 250 palästinensische Häftlinge freilassen, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Zudem sollen 1700 im Gazastreifen inhaftierte Personen auf freien Fuß kommen. Die radikalislamische Hamas soll entmachtet werden und ihre Waffen abgeben.

Die USA wollen dem Plan zufolge überdies mit arabischen und internationalen Partnern eine „internationale Stabilisierungstruppe“ entwickeln. Ferner soll eine Übergangsregierung aus „unpolitischen“ Palästinensern und internationalen Experten für die Verwaltung des Gazastreifens sorgen. Ein „Friedensrat“ unter Trumps Leitung und mit Beteiligung des früheren britischen Premierministers Tony Blair soll die Expertenregierung beaufsichtigen.

Der Gaza-Krieg war durch den Überfall der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Zwei Jahre später sind noch immer 47 Geiseln in der Gewalt der Hamas, mindestens 25 sollen bereits tot sein.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 66.200 Menschen getötet.

Hoffnung in Nahost: Hamas reagiert auf Trump-Plan – Bombardierungen gehen weiter – Samstag, 4.10.2025

Endlich Hoffnung für Nahost: Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat Teile des Plans von Donald Trump für eine Beendigung des Gaza-Kriegs akzeptiert, unter anderem die Freilassung aller Geiseln. Stellt Israel jetzt die Bombardierungen ein?

Die Hamas hat Teile des Plans von US-Präsident Donald Trump für eine Beendigung des Gaza-Kriegs akzeptiert. Darunter sei grundsätzlich die Freilassung aller Geiseln, teilte sie mit. Auch zeigt sich die islamistische Palästinenserorganisation bereit, „unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen, um alle Fragen zu klären“, wie ein namentlich nicht genannter hochrangiger Hamas-Funktionär am Samstag der Nachrichtenagentur AFP sagte.

US-Präsident Donald Trump ruft Israel im Gegenzug zu einem sofortigen Ende der Kämpfe auf. „Israel muss sofort die Bombardierung von Gaza einstellen, damit wir die Geiseln sicher und schnell befreien können!“, schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social. Derzeit sei das viel zu gefährlich.

Man befände sich bereits in Gesprächen über die auszuarbeitenden Details, teilte Trump in der Nacht zum Samstag mit. „Hier geht es nicht nur um den Gazastreifen, sondern um den lang ersehnten FRIEDEN im Nahen Osten.“ Der US-Präsident betonte zudem: „Aufgrund der soeben von der Hamas veröffentlichten Erklärung glaube ich, dass sie zu einem dauerhaften FRIEDEN bereit sind.“

Israel reagiert, trotz Sabbat

Auch Israel hat bereits reagiert, trotz des jüdischen Ruhetags Sabbat, der von Freitagabend bis Samstagabend dauert, was ungewöhnlich ist. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte in der Nacht mit: „Angesichts der Reaktion der Hamas bereitet Israel die sofortige Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan zur unverzüglichen Freilassung aller Geiseln vor.“

Netanjahus Mitteilung enthält allerdings keinen Hinweis auf Trumps Aufforderung an Israel, die Angriffe im Gazastreifen unverzüglich einzustellen. Erläutert wird auch nicht, was die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan konkret bedeutet.

Israelische Luftangriffe gehen weiter

Palästinensischen Angaben zufolge hat Israel Gaza am Morgen weiter aus der Luft angegriffen. Israels Armeesprecher Avichay Adraee bestätigte am Samstag im Onlinedienst X zumindest, die Einheiten der Streitkräfte seien „weiterhin in der Stadt Gaza im Einsatz“. Er warnte die Palästinenser: In die Stadt zurückzukehren sei „extrem gefährlich“.

Hoffnung groß – viele Unwägbarkeiten

So groß die Hoffnung auf Kooperation beider Kriegsparteien auch ist: Es gibt weiterhin viele Unwägbarkeiten, auf beiden Seiten.

Der Plan sieht vor, dass alle 48 Geiseln der Hamas binnen 72 Stunden aus dem Gazastreifen zurückgeführt werden. Danach soll Israel rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Gefängnisinsassen freilassen sowie etwa 1.700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte. In der Mitteilung der Hamas vom Freitagabend heißt es wörtlich, „angemessene Bedingungen für den Austausch vor Ort“ müssten gewährleistet sein. Was das bedeuten soll, wird nicht näher erläutert.

Zu einer zentralen Forderung des Plans hat sich die Hamas noch gar nicht geäußert: zu ihrer eigenen Entwaffnung.

Die Islamistenorganisation sagte, sie sei damit einverstanden, dass das Gebiet nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Die Zukunft des Gazastreifens und die „Grundrechte des palästinensischen Volkes“ müssten aber in einem „einheitlichen palästinensischen Rahmen behandelt werden“, die Hamas müsse daran beteiligt sein. Sie habe den Vermittlerstaaten ihre Antwort übermittelt und wolle nun weitere Einzelheiten in Verhandlungen besprechen.

Antwort nach neuem Ultimatum Trumps

US-Präsident Donald Trump hatte den Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs am Montag während eines Treffens mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Washington vorgestellt. Netanjahu hatte dabei zugestimmt. Nur wenige Stunden vor der Veröffentlichung der Hamas-Antwort hatte Trump der Hamas eine „letzte“ Frist für eine Zustimmung zu seinem Friedensabkommen gesetzt – bis Sonntagabend um 18.00 Uhr (Ortszeit Washington, 0.00 Uhr MESZ Montag).

Trump hatte in seinem Post am Freitag geschrieben, dass die meisten Hamas-Mitglieder eingekesselt seien und suggerierte, er müsse nur seine Zustimmung geben, damit sie ausgeschaltet würden. „Und was den Rest betrifft: Wir wissen, wo und wer Sie sind, und Sie werden gejagt und getötet.“ Das Abkommen sei ein Weg für die verbleibenden Kämpfer, mit dem Leben davonzukommen.

Israel darf Gazastreifen nicht annektieren oder besetzen

Der Plan Trumps sieht weiter vor, dass sich die israelische Armee schrittweise aus dem Gazastreifen zurückzieht. Die Hamas soll nicht an der künftigen Verwaltung des Küstengebiets beteiligt sein dürfen. Hamas-Mitglieder, die ihre Waffen abgeben und „friedliche Koexistenz“ zusagen, können dem Plan nach Amnestie erhalten oder ausreisen. Israel darf den Gazastreifen weder annektieren noch dauerhaft besetzen.

Kein palästinensischer Einwohner des Gazastreifens soll zur Ausreise gezwungen werden; Ausreise und Rückkehr sollen auf freiwilliger Basis erfolgen. Eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) soll für Sicherheit sorgen und gleichzeitig palästinensische Polizeikräfte ausbilden.

Für den Wiederaufbau des in zwei Kriegsjahren weitgehend zerstörten Gebiets sind ein international finanzierter „Trump-Plan zur wirtschaftlichen Entwicklung“, Investitionen und eine Sonderwirtschaftszone geplant, um Arbeitsplätze zu schaffen. Langfristig soll dies im Zusammenspiel unter anderem mit einem „interreligiösen Austausch“ Frieden fördern und nach einer Reformierung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) eine Perspektive für einen palästinensischen Staat eröffnen.

Merz: „Frieden in Gaza in greifbarer Nähe“

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer begrüßten die jüngsten Entwicklungen im Nahost-Konflikt. Merz sagte: „Frieden in Gaza und die Befreiung der Geiseln sind in greifbare Nähe gerückt.“ Die Bundesregierung unterstütze den Appell Trumps an beide Seiten – ein Ende der Bombardierung des Gazastreifens, damit die israelischen Geiseln freikommen können.

Macron äußerte sich auf der Plattform X ähnlich: Die Zusage der Hamas müsse unverzüglich umgesetzt werden. Man habe jetzt die Chance, entscheidende Fortschritte auf dem Weg zum Frieden zu erzielen. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer sah in der Zustimmung der Hamas einen „bedeutenden Schritt nach vorne“. Auch er forderte, die Vereinbarung unverzüglich umzusetzen. UN-Generalsekretär António Guterres sagte laut einer Mitteilung, er sei „ermutigt“ von der Erklärung der Hamas.

Auslöser des Kriegs war das von Terroristen der Hamas und anderer Organisationen verübte Massaker in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 66.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. (dpa/afp/bearbeitet von fra und mcf)

Empfehlungen der Redaktion

Trump fordert nach Hamas-Statement Bomben-Stopp von Israel – Samstag, 3.10.2025l

Washington – US-Präsident Donald Trump zeigt sich nach Veröffentlichung einer Stellungnahme der radikal-islamistischen Hamas zuversichtlich, und fordert von Israel nun einen sofortigen Bomben-Stopp.

„Auf Basis der kürzlich veröffentlichten Erklärung der Hamas glaube ich, dass sie zu einem dauerhaften Frieden bereit ist“, schrieb Trump am Freitag auf seinem eigenen Kurznachrichtendienst „Truth Social“. Israel müsse die Bombardierung Gazas nun „sofort einstellen, damit wir die Geiseln sicher und schnell befreien können“, so der US-Präsident.

Weiter schreibt Trump: „Im Moment ist das viel zu gefährlich. Wir befinden uns bereits in Gesprächen über die Details, die noch auszuarbeiten sind. Es geht nicht nur um Gaza, sondern um den lang ersehnten Frieden im Nahen Osten.“

Die Hamas hatte die Bereitschaft erklärt, alle Geiseln freizulassen, aber weitere Verhandlungen gefordert.

© 2025 dts Nachrichtenagentur

Hamas erklärt Bereitschaft zu Freilassung aller Geiseln

Gaza – Die palästinensische Gruppe Hamas hat erklärt, dass sie bereit sei, alle israelischen Gefangenen freizulassen. Sowohl lebende als auch tote könnten freigegeben werden, um Israels Krieg gegen Gaza zu beenden und einen vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gebiet zu erreichen, wie es der in Trumps Vorschlag dargelegte Austauschplan vorsehe, erklärte die Hamas in einer auf Telegram veröffentlichten Botschaft am Freitag.

„In diesem Zusammenhang bekräftigt die Bewegung ihre Bereitschaft, unverzüglich Verhandlungen über die Vermittler aufzunehmen, um die Einzelheiten dieser Vereinbarung zu erörtern“, so die Gruppe in der Botschaft weiter.

COMMENT: Hü und Hott. „Wir übergeben bedingungslos und verhandeln über die Bedingungen der Übergabe.“

Sie erklärte sich zudem bereit, die Verwaltung des Gazastreifens an ein unabhängiges Gremium palästinensischer Technokraten zu übergeben, „der Unterstützung durch die arabische und islamische Welt“.

„Andere in Präsident Trumps Vorschlag erwähnte Fragen bezüglich der Zukunft des Gazastreifens und der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes stehen im Zusammenhang mit einer einheitlichen nationalen Position und den einschlägigen internationalen Gesetzen und Resolutionen“, erklärte die Hamas. Sie „werden im Rahmen eines umfassenden palästinensischen nationalen Rahmens behandelt, an dem die Hamas teilnehmen und zu dem sie verantwortungsvoll beitragen wird“, hieß es.

© 2025 dts Nachrichtenagentur

COMMENT: Das kommt dabei heraus, wenn man mit Terroristen verhandelt. Nun ja, Politik ist die Kunst des Möglichen, Verbiegungen nach allen Seiten und Rechtsbeugungen inbegriffen.

US-Präsident Trump setzt Hamas Frist bis Sonntag um Waffenruhe zuzustimmen

Von Alexander Ward und Summer Said

DOW JONES–US-Präsident Donald Trump hat der Hamas am Freitag eine Frist bis Sonntag gesetzt, um einer Waffenruhe in Gaza zuzustimmen, und der Gruppe ein Ultimatum gestellt, bevor „die Hölle losbricht, wie man sie noch nie gesehen hat.“ Dies teilte Trump auf Truth Social mit.

Die Warnung erfolgt, während Trump darauf abzielt, dass die von den USA als Terrororganisation eingestufte Gruppe einem Friedensabkommen zustimmt, das die USA und Israel am Montag vereinbart haben. Bei der Bekanntgabe dieser Vereinbarung zusammen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu sagte Trump, dass ein Scheitern der Hamas, den 20-Punkte-Plan zu akzeptieren, dazu führen würde, dass er Israel seine „volle Unterstützung gibt, um die Bedrohung durch die Hamas zu beenden.“

  • Trumps Friedensplan, falls er angenommen wird, würde zur Freilassung aller 48 Geiseln führen und der Präsident würde einen „Friedensrat“ leiten, um die Übergangsverwaltung von Gaza zu überwachen. Es wird angenommen, dass bis zu 20 der Geiseln noch am Leben sind.
  • Hilfe würde außerdem in die Enklave fließen und eine von Arabern geführte Stabilisierungstruppe würde schnell eingreifen, um Ordnung zu halten.
  • Israelische Streitkräfte würden sich im Laufe der Zeit zurückziehen, während sie eine Sicherheitspufferzone um Gaza herum aufrechterhalten.
  • Und die Hamas würde ihre Waffen niederlegen und auf Dauer auf ihre Führungsrolle verzichten.

Hamas-Führer in Doha haben angedeutet, dass sie bereit sind, Trumps Friedensplan zu akzeptieren, drängen aber darauf, einige seiner Bedingungen zu ändern, so arabische Vermittler, die diese Woche mit der Gruppe gesprochen haben. Die Vermittler sagten, die militante Gruppe fordere eine Reihe von Änderungen, einschließlich der Bestimmung, dass sie abrüsten und ihre Waffen zerstören soll, eine Forderung, die die Hamas bereits zuvor abgelehnt hat. Die Hamas ist bereit, ihre Angriffswaffen an Ägypten und die Vereinten Nationen zur Aufbewahrung zu übergeben, möchte jedoch behalten, was sie als Verteidigungssysteme betrachtet, sagten die Vermittler.

Die Hamas hat auch ihre Forderung nach einem Zeitplan für den Rückzug Israels aus Gaza erneuert und sucht Klarheit bezüglich der Bildung einer internationalen Friedenstruppe für die Enklave, einschließlich ihres Mandats und Einsatzplans.

Wichtig ist, dass die Hamas den Vermittlern mitgeteilt hat, dass die Freilassung aller 48 lebenden und toten israelischen Geiseln innerhalb von 72 Stunden, wie im Trump-Plan vorgesehen, schwierig wäre, da sie in den vergangenen Wochen den Kontakt zu anderen militanten Gruppen verloren hat, die einige von ihnen festhalten.

DJG/DJN/ros (END) © 2025 Dow Jones News

COMMENT: Und nochmals: Das kommt dabei heraus, wenn man mit Terroristen verhandelt. Nun ja, Politik ist die Kunst des Möglichen, Verbiegungen nach allen Seiten und Rechtsbeugungen inbegriffen.

In Zelle mit Bettwanzen: Greta Thunberg beschwert sich über harte Haft in Israel – n-tv.de

Ihre Reise mit der Gaza-Flottille endet für Greta Thunberg mutmaßlich in einem Gefängnis in der Negev-Wüste. Nach der Festnahme durch israelische Streitkräfte beklagt die frühere Umweltaktivistin harte Haftbedingungen und Demütigungen. Israel weist die Vorwürfe als Lügen zurück. …

URAINE-KRIEG im n-tv Liveticker

Detaillierte Meldungsübersicht. Daraus eine Auswahl.
Chronologisch absteigend, jüngste Meldungen zuoberst:

+++ 11:46 Ukraine: Energieinfrastruktur in mehreren Regionen beschädigt +++

+++ 11:11 Selenskyj: Russland feuert 500 Drohnen und 50 Raketen binnen einer Nacht auf die Ukraine +++

+++ 10:37 ISW: Russen rücken bei Lyman, Siwersk und Pokrowsk vor +++

Die russischen Streitkräfte sind an verschiedenen Stellungen an der Front vorgerückt. Das schreiben die Analysten des Institute for the Study of War (ISW) in ihrem jüngsten Bericht. Demnach sollen Russen in der Nähe von Lyman und Siwersk, Städten in der Region Donezk, sowie an verschiedenen Stellungen um die umkämpfte Bergbaustadt Pokrowsk, ebenfalls in Donezk, vorgerückt sein. Zudem hätte das russische Militär Gebiete um die Gemeinde Welykomychajliwka in der Region Dnipropetrowsk eingenommen. Die Analysten des ISW beziehen sich in ihrem Bericht auf geolokalisiertes Bild- und Filmmaterial der vergangenen Tage.

+++ 09:59 Ukraine: Tote und Verletzte nach massivem russischem Luftangriff auf Lwiw +++

+++ 09:04 Ukraine meldet heftige Explosionen und Großbrände in Lwiw +++

+++ 06:45 Städtebund fordert mehr Geld für Drohnen-Schutz +++

+++ 05:41 Russische Angriffe nahe Grenze – Polen lässt Kampfjets aufsteigen +++

+++ 04:32 Mutmaßliche Heißluftballons legen Flughafen Vilnius lahm +++

+++ 01:07 Wehrbeauftragter: Freiwilligkeit beim neuen Wehrdienst wird nicht reichen +++

SAMSTAG, 4.10.2025

+++ 23:25 Randale in Georgien: Premier spricht von Umsturzversuch +++

+++ 22:08 Radar und Raketenfahrzeug – Ukraine verkündet Treffer in Kursk +++

+++ 21:20 Von der Leyen: Bahnhof-Attacke verdeutlicht Moskaus „rücksichtslose Bereitschaft, Zivilisten anzugreifen“ +++

+++ 20:10 Ukrainischer Armeechef spricht von hohen russischen Verlusten bei Dobropillja +++

Der ukrainische Armeechef spricht von hohen Verlusten auf der russischen Seite an einem Frontabschnitt im Gebiet Donezk. Seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive auf der Dobropillja-Achse hätten die russischen Streitkräfte rund 3520 Soldaten verloren, 1988 von ihnen seien getötet worden, schreibt General Oleksandr Syrskyi auf Facebook. An der Front in Richtung der Stadt Dobropillia würden die Russen jeden Tag im Durchschnitt 47 ihrer Männer verlieren, 32 von ihnen würden getötet. Unabhängig bestätigt ist dies nicht.

+++ 19:34 Ukraine wirft China vor, Russland Satellitendaten für Angriffe zu liefern +++

+++ 19:09 Ukraine: Zwei Personenzüge bei Drohnenangriff getroffen +++

+++ 18:36 ISW: Russland hortet Raketen für größere Angriffe +++

Nach Einschätzung von Analysten hat Russland im September wohl Raketen und Marschflugkörper gehortet, um dann an einzelnen Tagen größere Angriffe in Verbindung mit einer Vielzahl an Drohnen durchführen zu können. Dieses Vorgehen solle die ukrainische Flugabwehr überfordern, schreibt die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). „Die russischen Streitkräfte führten im September 2025 nur vier Nachtangriffe mit mehr als 10 Raketen durch und haben seit Ende August 2025 etwa alle zwei Wochen einen Nachtangriff mit mehr als 40 Raketen durchgeführt“, heißt es in der Analyse. Dies passe in das jüngste Muster des russischen Militärs, zwischen den regelmäßigen kleineren Drohnenangriffen in unregelmäßigen Abständen einige wenige große, kombinierte Angriffe durchzuführen.

+++ 17:57 Macron dringt auf europäische „Militärmacht“ +++

+++ 17:22 Dobrindt kündigt Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei an +++

+++ 16:18 Spezialeinheit verkündet Treffer gegen eine von Russlands modernsten Korvetten +++

+++ 15:34 Luftfahrtindustrie nach Drohnensichtungen alarmiert: „Sind aktuell nicht handlungsfähig“ +++

Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) mahnt schnelles Handeln an, nachdem am Flughafen in München Drohnen gesichtet wurden. Die Vorfälle machten „einmal mehr deutlich, dass wir aktuell bei der Detektion und Abwehr von Drohnen über kritischer Infrastruktur nicht handlungsfähig sind“, erklärt Marie-Christine von Hahn. „Diese Flüge bedrohen unsere nationale Sicherheit und sind eine Gefahr für unsere wirtschaftliche Entwicklung.“ Politik, Industrie und Sicherheitsbehörden müssten jetzt gemeinsam zügig ins Handeln kommen, sagt sie. Es brauche eine „schnelle Klärung der Zuständigkeiten und einen sicheren Rechtsrahmen“. Deutsche Technologie sei bereits in der Ukraine im Einsatz – „wir müssen schnell in die Lage kommen, sie auch hier einsetzen zu können“.

+++ 13:59 Ukraine bricht diplomatische Beziehungen zu Nicaragua ab +++

Das Außenministerium der Ukraine verurteilt die Entscheidung der Republik Nicaragua, die Krim sowie Teile der Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson in der Ukraine, die vorübergehend von Russland besetzt sind, als Teil des russischen Staatsgebiets anzuerkennen. …

+++ 12:44 Ukraine: Dutzende Verletzte bei russischem Drohnenangriff auf Personenzug +++

+++ 12:16 Ukraine: Russische Drohne trifft Personenzug in Sumy +++

+++ 10:40 Russische Angriffe treffen ukrainische Stromversorgung +++

+++ 09:09 ISW: Russen rücken im Norden von Charkiw vor +++

+++ 08:17 Russland meldet ukrainischen Drohnenangriff auf Raffinerie in Leningrad +++

+++ 07:24 ISW: Ukrainische Streitkräfte gewinnen Gebiete um Pokrowsk zurück +++

+++ 06:01 Bericht: Ukraine schießt russischen Hubschrauber über Donezk ab +++

+++ 05:24 IAEA drängt auf Stromversorgung für AKW Saporischschja +++

FREITAG, 3.10.

+++ 21:31 Bericht: Dutzende russische Wehrpflichtige in Kursk getötet – im Durchschnitt 20 Jahre alt +++

+++ 20:22 Deutschland arbeitet verstärkt mit Ukraine und Israel an Drohnenabwehr +++

+++ 18:57 Drohne über Bundeswehr-Gelände bei München gesichtet +++

+++ 18:22 Von Frankreich festgesetzter Öltanker setzt Fahrt fort +++

Der von Frankreich festgesetzte Öltanker, der zur russischen Schattenflotte gehören soll, hat seine Fahrt fortgesetzt. Das Schiff brach in der Nacht Richtung Suezkanal auf, wie aus Schiffverfolgungs-Apps hervorgeht. Laut der Staatsanwaltschaft sind der Kapitän und sein Erster Offizier wieder auf freiem Fuß. …

+++ 16:44 Belgien meldet Drohnen über Militärstützpunkt nahe Deutschland +++

+++ 16:18 Wien fordert Freigabe von Sanktionsvermögen für Raiffeisen +++

Österreich dringt Insidern zufolge in der Europäischen Union auf eine umstrittene Regelung zur Entschädigung der Raiffeisen Bank International (RBI) für eine in Russland verhängte Strafe. Die Regierung in Wien bestehe darauf, in das derzeit diskutierte 19. Sanktionspaket eine entsprechende Klausel aufzunehmen, sagen EU-Diplomaten. Demnach sollen Aktien des österreichischen Baukonzerns Strabag im Wert von rund zwei Milliarden Euro freigegeben werden, die dem sanktionierten russischen Oligarchen Oleg Deripaska zugerechnet werden. Ein russisches Gericht hatte Raiffeisen nach einer Klage von Deripaskas früherer Firma Rasperia zu einer Strafzahlung von zwei Milliarden Euro verurteilt. Gleichzeitig stellte das Gericht in Aussicht, dass Raiffeisen die Strabag-Anteile übernehmen könne. Dies war der Bank jedoch bislang nicht möglich, da die Aktien unter EU-Sanktionen eingefroren sind. Deripaska war 2022 auf die Sanktionsliste gesetzt worden, weil ihm die Unterstützung der russischen Rüstungsindustrie nach dem Einmarsch in der Ukraine vorgeworfen wird.

+++ Wiener Börse reagiert schnell EU erwägt Raiffeisen-Entschädigung durch russische Gelder +++

+++ 15:25 Ukraine greift russische Raffinerie im Uralgebiet an +++

+++ 14:28 Ukraine: Russland fliegt bislang größten Angriff auf Gas-Infrastruktur +++

+++ 13:57 Russische Streitkräfte wollen Gemeinde nahe Siwersk umzingelt haben – kein Beleg +++

+++ 13:22 BBC: Ukrainische Drohnenangriffe auf russische Raffinerien sorgen für Kraftstoffknappheit +++

+++ 12:00 Ukraine meldet russischen Großangriff auf Energieinfrastruktur +++

+++ 10:43 Ex-Nato-Generalsekretär Stoltenberg: „Russland wird nicht verschwinden“ +++

Irgendwann müsse man zu einem Dialog mit Russland zurückfinden – das sagt der ehemalige Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg dem „Stern“: „Seit der russischen Vollinvasion der Ukraine fehlt die Grundlage für einen sinnvollen Dialog. Aber natürlich müssen wir irgendwann wieder dazu zurückfinden, Russland wird schließlich nicht verschwinden. Es wird unser Nachbar bleiben.“ Der Norweger Stoltenberg, der zwischen 2014 und 2024 der Nato als Generalsekretär vorstand, sagt, er habe sich immer für den Dialog mit Russland stark gemacht. Das gelte auch jetzt: „Auf Grundlage militärischer Stärke und glaubwürdiger Abschreckung kann das gelingen. Die Ukraine muss mit Russland sprechen, um diesen Krieg mit einem Abkommen zu beenden“, sagt Stoltenberg.

+++ 10:02 ISW: Russen rücken in Charkiw, Donezk und Saporischschja vor +++

+++ 09:28 Russland meldet ukrainischen Drohnenangriff auf eine Chemiefabrik +++

+++ 07:05 Ukraine: Russland greift im September mit mehr als 6000 Drohnen an +++

+++ 06:19 ISW: Ukrainische Streitkräfte gewinnen Gebiete um Dobropillja zurück +++

+++ 05:30 Putin vergleicht Angst vor russischen Drohnen mit UFO-Phobie +++

+++ 04:23 Drohnenalarm nach Putin-Auftritt in Sotschi +++

WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN

WEITERE MELDUNGEN AUS ALLER WELT

ORF MELDUNGBÜNDEL WELT

Ukraine-Krieg

Russischer Angriff in Westukraine: Polnische Kampfjets starten

Ausland

Flughafen in Litauen wegen Ballons vorübergehend gesperrt

Israels Luftabwehr fängt Rakete aus dem Jemen ab

Kim droht wegen militärischer US-Präsenz in Südkorea

GB: Hunderte Festnahmen bei Demo für Pro-Palästina-Gruppe

Anschlag auf Gefängnis in Mogadischu

Vorfall in Frankfurt: Polizei identifiziert Drohnenpiloten

Umwelt & Klima

Sturmtief fegt über Nordwesteuropa

Wirtschaft

Bericht: Stellantis will zehn Mrd. Dollar in USA investieren

USA

Trump schickt 300 Nationalgardisten nach Chicago

Trump setzt die Nationalgarde nun auch in der Metropole Chicago ein, gegen den Willen von Stadt und Bundesstaat. Die US-Regierung spricht von einer Maßnahme gegen „Gesetzlosigkeit“ in amerikanischen Städten – Gegner von Autoritarismus und dem Versuch, Andersdenkende einzuschüchtern.

Der Streit zwischen der Regierung von US-Präsident Donald Trump und dem demokratisch regierten Bundesstaat Illinois über einen Einsatz der Nationalgarde in Chicago droht zu eskalieren. Nach Einsätzen in Los Angeles, Washington und Portland setzt Trump die Nationalgarde nun auch in der Metropole Chicago ein, gegen den Willen der örtlichen Verantwortlichen.

Trump habe die Entsendung von 300 Nationalgardisten in die Großstadt im Bundesstaat Illinois angeordnet, teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Abigail Jackson, am Samstag (Ortszeit) mit. Sie sollten „Beamte und Güter des Bundes“ schützen. „Präsident Trump wird nicht die Augen verschließen vor der Gesetzlosigkeit, die amerikanische Städte heimsucht“, erklärte Jackson zur Begründung.

Gouverneur von Illinois: Trump will seine Rivalen einschüchtern

Trump begründet die Einsätze in den von den oppositionellen Demokraten regierten Städten mit Ausschreitungen gegen die Einwanderungspolizei ICE und angeblich ausufernder Kriminalität. Kritiker werfen dem rechtspopulistischen Republikaner vor, das Ausmaß der Kriminalität zu übertreiben, um auf diese Weise einen zunehmend autoritären Regierungsstil zu rechtfertigen.

Der Gouverneur von Illinois, JB Pritzker, stellt sich mit der Stadtspitze von Chicago seit Wochen gegen einen militärischen Einsatz in der Millionenstadt. Man habe die Proteste und Ausschreitungen im Griff – ein militärisches Eingreifen sei nicht nötig, betonen die demokratischen Gegner Trumps stets. Er wirft Trump vor, politische Rivalen einschüchtern zu wollen. In Chicago protestieren Menschen seit Wochen gegen Razzien der Migrationsbehörde ICE.

Demonstration in Chicago eskaliert

So auch am Samstag, nachdem bekannt geworden war, dass Grenzschützer im Südwesten Chicagos auf eine Frau geschossen haben. Wie US-Medien, darunter die „Chicago Sun Times“ berichten, soll die Frau bewaffnet gewesen sein. Nach dem Vorfall hätten sich rund 100 wütende Demonstranten in einem Park versammelt. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Pfefferspray und Tränengas einsetzte.

Unterdessen hat Trump in einem anderen Bundesstaat, der sich ebenfalls gegen den Einsatz der Nationalgarde stemmt, einen Rückschlag erlitten: In einer einstweiligen Verfügung verbot ein Gericht in Oregon der Regierung zunächst bis zum 18. Oktober, die Nationalgarde in dem Bundesstaat unter Bundeskontrolle zu stellen und in Portland einzusetzen. In der Hauptsache des Rechtsstreits soll am 29. Oktober verhandelt werden.

Keine „Aufruhrgefahr“: Gericht verbietet Einsatz der Nationalgarde in Portland

Bundesrichterin Karin J. Immergut begründete ihre Entscheidung in der 33-seitigen Anordnung damit, dass die Proteste in Portland gegen Trumps rigide Migrationspolitik keine „Aufruhrgefahr“ darstellten. Die örtlichen „regulären Strafverfolgungsbehörden“ seien in der Lage, damit fertig zu werden. Bei seiner Anordnung Ende vergangener Woche hatte Trump Portland als eine „vom Krieg zerstörte“ Stadt bezeichnet. Er begründete die Truppenentsendung mit dem Schutz der Einwanderungspolizei vor „inländischen Terroristen“ wie der linksgerichteten Antifa-Bewegung, die gegen den Faschismus kämpft.

Auch ein Gericht in Kalifornien hatte der US-Regierung jüngst bereits einen Einsatz von Soldaten in Los Angeles zur zivilen Strafverfolgung untersagt.

In den USA haben die Gouverneure eines Bundesstaates normalerweise die Kontrolle über die Nationalgarde. Kommt es zum Krieg oder zu nationalen Notfällen, kann aber der US-Präsident das Kommando übernehmen. Die Nationalgarde ist eine militärische Reserveeinheit und Teil der US-Streitkräfte. Sie kann etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen oder Notfällen im Inneren eingesetzt werden. (afp/dpa/bearbeitet von mcf)

Verwendete Quellen:

NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)

EUROPA

Synagoge in Manchester angegriffen „Haben eine aufbauende Welle antisemitischer Vorfälle“ – 2.10.2025

Kurz nach der Festnahme dreier mutmaßlicher Hamas-Anhänger in Berlin kommt es im englischen Manchester zu einer tödlichen Attacke auf Besucher einer Synagoge. Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler ordnet die Bedrohungslage ein und blick auf die neu aufflammenden Debatten um leichteren Passentzug.

Orbán gratuliert: Zurück an der Macht: Rechtspopulist Babis will in Tschechien allein regieren

Andrej Babis ist gegen Green Deal, Migrationspakt und Waffenlieferungen an die Ukraine. Und jetzt in Tschechien zurück an der Macht. Er plant eine Minderheitsregierung. Doch dafür braucht er Partner, die ihn tolerieren.

Nach seinem Sieg bei der Parlamentswahl in Tschechien strebt der Rechtspopulist und Milliardär Andrej Babis eine alleinige Minderheitsregierung unter der Führung seiner Partei ANO an. „Wir werden uns um eine einfarbige Regierung bemühen“, sagte der 71-Jährige am Wahlabend in Prag. Er will demnach über eine Tolerierung mit zwei Kleinparteien, den sogenannten Motoristen sowie der Freiheit und direkte Demokratie des Tschecho-Japaners Tomio Okamura verhandeln.

Babis will Ukraine-Hilfen stoppen

Die ANO-Bewegung des Ex-Regierungschefs Babis (er war von 2017 bis 2021 schon einmal Ministerpräsident) wurde bei der am Samstag zu Ende gegangenen Abstimmung stärkste Kraft. Für heute hat Präsident Petr Pavel den Beginn von Konsultationen mit allen Parteivorsitzenden über eine Regierungsbildung angekündigt. Als erster ist Babis auf die Prager Burg eingeladen.

Im Wahlkampf versprach der gebürtige Slowake einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine, niedrigere Steuern und billigere Energie. Er lehnt den Asyl- und Migrationspakt ebenso wie den Green Deal der EU ab.

Glückwünsche von Orbán und Fico

Die Oppositionspartei ANO kam nach der Auszählung aller Wahlbezirke auf 34,6 Prozent der Stimmen, wie aus den offiziellen Daten der Statistikbehörde CSU hervorging. Das ist ein Plus von fast siebeneinhalb Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Die ANO verfügt künftig über 80 der 200 Sitze im Abgeordnetenhaus. Das Mitte-Rechts-Bündnis Spolu (Gemeinsam) des Regierungschefs Petr Fiala stürzte auf 23,3 Prozent der Stimmen ab (2021: 27,8). Die bisher mitregierende Bürgermeisterpartei erhielt 11,2 Prozent.

Auf EU-Ebene ist die ANO von der liberalen Fraktion Renew Europe zu den rechtspopulistischen bis rechtsextremen Patrioten für Europa gewechselt. Dort sitzt sie in einer Reihe mit der Fidesz von Viktor Orban aus Ungarn, der FPÖ aus Österreich und der RN Marine Le Pens aus Frankreich. „Die Wahrheit hat gesiegt“, schrieb Orban bei X und sprach von einem „großen Schritt“ für Tschechien. Der als prorussisch geltenden slowakische Regierungschef Robert Fico gratulierte Babis telefonisch zu seinem Wahlsieg.

Flüchtlinge raus? Frage nach Zugeständnissen

Offen ist, welche Zugeständnisse Babis den möglichen Königsmachern für eine Tolerierung seiner künftigen Regierung machen müsste. Die Freiheit und direkte Demokratie (SPD) fordert nicht nur die Möglichkeit eines Referendums über den Austritt aus EU und Nato, was Babis ablehnt, sondern auch die Rückführung der mehr als 383.000 ukrainischen Flüchtlinge in ihre Heimat. Die Partei kam auf rund 7,8 Prozent der Stimmen.

Die Motoristen verlangen unter anderem ein Rückrudern beim Verbrenner-Aus ab 2035. Die neue Autofahrerpartei kam auf 6,8 Prozent. (dpa/bearbeitet von mcf)

COMMENT: Bei dieser Messung zeigt sich die Mehrheit überwiegend und zumeist ganz entschieden nicht beunruhigt vom europaweiten Rechtsruck. Bei gut 900 abgegebenen Antworten ist die Umfrage methodisch dennoch hinterfragenswert, da sie als online-Umfrage durchgeführt wird.

Warum?

Je heißer die abgefragten Themen sind, um so wahrscheinlicher ist es, dass Randgruppen die jeweilige Umfrage kapern und ihre Extremmeinung dort zum Ausdruck bringen. Eine Umfrage, die nach dem politischen Einfluss der katholischen Kirche fragt, dürfte weit weniger für Verzerrungen anfällig sein. Dieses Ergebnis – ein Drittel ist weitgehend unbeeindruckt vom Rechtsruck – könnte auf diese Weise zustande gekommen sein.

Was, wenn dem nicht so ist?

Dann allerdings keimt die Frage auf, was Menschen wie du und ich zu dieser politischen Ignoranz führt – wenn denn politische Ignoranz dahinter steckt. Nicht auszuschließen ist aber, dass die Umfrageantwort sehr wohl eine politische Gesinnung zutage fördert: wir sind unzufrieden mit den jetzigen politischen Verhältnissen und sehen im Rechtsruck keine Gefahr, bleiben daher unbeeindruckt. Hinter dem Ergebnis steckt – so oder so – der Ruf nach dem starken Mann.

Hitler fesselte seine Zuhörerschaft in seinen Reden mit der Ankündigung, er werde das Parlament schon säubern von dem politischen Chaos, das dort herrsche.

Na denn, auf zu neuen alten Ufern!

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

FrImmobilien: Lieber Geld verlieren als vermieten: Umfrage zeigt Misstrauen bei privaten Vermietern3oe24.at
FrSteam-Hardware-Umfrage: AMD erreicht neuen Rekord, Intel verliert weiter an Boden57ComputerBase
FrNeue Umfrage zeigt: Schweizer wollen UBS nicht ans Ausland verlieren – aber trotzdem stärker regulieren3Blick.ch
FrTschechien wählt – Rechtspopulist Babis in Umfragen vorn409dpa-AFX
FrUmfrage: Unterstützung für Klimaschutz-Aktionen sinkt leicht475dpa-AFX

Betrieb war eingestellt: Wieder Drohnenalarm in München – Tausende müssen Nacht im Flughafen verbringen – Samstag, 4.10,2025, 6:53

Chaos am Flughafen München: Zum zweiten Mal binnen 24 Stunden wurde der Flugbetrieb wegen eines Drohnenalarms unterbrochen. Tausende Reisende mussten über Nacht am Airport bleiben. Der Betrieb startete am Morgen mit Verzögerungen.

Den zweiten Abend infolge hat der Flughafen München am Freitag wegen Drohnenalarms seinen Betrieb eingestellt. Die Bundespolizei sprach von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und der Südbahn. Bundespolizisten hätten sie am Freitag kurz vor 23.00 Uhr gesehen. „Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten“, teilte ein Sprecher mit.

Dem Flughafenbetreiber zufolge wurden am Abend 23 ankommende Maschinen umgeleitet, 12 weitere annulliert. 46 geplante Starts hätten nicht stattfinden können, sagte der Sprecher. Davon seien 6.500 Passagiere betroffen.

Vor der Abfluganzeige standen in der Nacht mehrere Gruppen gestrandeter Reisenden mit ihrem Gepäck und berieten sich, wie ein dpa-Reporter berichtete. Andere legten sich auf die Sitzbänke. Hunderte Menschen mussten im Airport übernachten. „Es wurden Feldbetten aufgestellt, sowie Decken, Getränke und Snacks ausgereicht“, heißt es auf der Internetseite.

Flughafen München: Verzögerungen zum Betriebsstart am Samstag

Am frühen Morgen wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen, wie die Bundespolizei informierte. Reisende müssen jedoch mit Verzögerungen rechnen – der Betrieb wird sich wohl erst im Lauf des Tages normalisieren. Passagiere werden aufgefordert, sich vor der Anreise über den Status ihres Fluges zu informieren. Einige Flüge, etwa der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, die am späten Abend ausgefallen waren, werden tagsüber nachgeholt.

Drohnen unbekannter Herkunft hatten bereits am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen. Im Laufe des Freitags hatte es dann keine größeren Behinderungen mehr gegeben.

Reul: „Nicht jede Drohne steuert der Kreml – aber jede spielt Putin in die Karten“

Unklar ist, wer hinter den Drohnenflügen steckt und welche Motive vorliegen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte am Donnerstag den Vorfall in München in eine Reihe mit weiteren Drohnensichtungen in Europa. „Das war jetzt kein Einzelfall“, sagte Söder bei Welt TV. „Es ist die Sicherheitslage, in der wir stehen“, sagte er.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) schloss auch Trittbrettfahrer nicht aus. „Ich bin sicher: Nicht jede Drohne steuert der Kreml – aber jede einzelne spielt (Präsident Wladimir) Putin in die Karten“, sagte Reul. „Wer leichtfertig eine Drohne steigen lässt, sollte sich darüber im Klaren sein.“ Er rief aber zur Besonnenheit auf: „Verunsicherung zu verbreiten, ist genau das Ziel, das etwa Russland mit solchen Aktionen verfolgt.“

Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört, mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden. Allein in München hatte es bis August 6 Sichtungen gegeben, am Frankfurter Flughafen 35. Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum bundesweit 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99.

Dobrindt will Bundeswehr im Kampf gegen Drohnen einsetzen

Erst vergangene Woche waren über Schleswig-Holstein Drohnen gesichtet worden. Die Behörden prüfen den Verdacht, wonach die Drohnen über kritische Infrastruktur geflogen sind.

Nach den Vorfällen diskutiert die Politik, wie Flughäfen und andere wichtige Infrastruktur besser geschützt werden können. Drohnen sollen auch Thema eines Treffens von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) mit mehreren Kollegen aus europäischen Ländern heute in München sein. Am Freitag kündigte er an, die Bundeswehr solle im Zuge von Amtshilfe am Kampf gegen Drohnen beteiligt werden. Bisher ist das Sache der Polizei von Bund und Ländern.

Dobrindt will bald einen Entwurf für ein neues Luftsicherheitsgesetz vorlegen. „Wir befinden uns in einem Wettlauf zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr“, sagte der CSU-Politiker. Diesen gelte es zu gewinnen. (dpa/bearbeitet von mcf)

Teaserbild: © dpa / Enrique Kaczor/onw-images/dpa

COMMENT: Keine Überraschung. Bei fast 9.000 abgegebenen Antworten spielen methodische Bedenken (online-Umfrage) weniger ein Rolle.

„Eh klar, des brauch ma.“

Aber was verraten die Antworten noch: die Bevölkerung ist beunruhigt – zumindest das. Solle aus der Angst vor eine diffuse Angst werden, dann wird es kritisch: diffuse Ängste nähren Extremismen und vernebeln das Denken.  

Doch was braucht es wirklich zur Drohnen-Abwehr? Ist die überhaupt möglich?

Aufregung in München: Drohne über Oktoberfest – Polizei schnappt Piloten – Freitag, 3.10.2025, 16:56

München bleibt in Aufregung. Zeitgleich zu den Drohnen über dem Flughagen fliegen auch welche über das Oktoberfest. Die Polizei findet schnell den Piloten.

Über das Münchner Oktoberfest ist am Donnerstagabend eine nicht genehmigte Drohne geflogen. Polizisten sahen das Fluggerät gegen 22:30 Uhr über dem Biergarten eines Festzelts, wie die Polizei am Freitagvormittag mitteilte. Die Einsatzkräfte identifizierten einen 44-Jährigen als Piloten.

Der Mann muss sich nun wegen diverser Verstöße gegen die Luftverkehrsordnung und das Luftverkehrsgesetz verantworten. Die Polizisten beschlagnahmten demnach die Speicherkarte der Drohne und entließen den Mann nach Zahlung einer Sicherheitsleistung in Höhe von 1.000 Euro.

Drohnensichtung am Flughafen München

Am Münchner Flughafen waren wegen Drohnensichtungen etwa zur selben Zeit zahlreiche Flüge ausgefallen – rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen.

Von einem Zusammenhang zwischen den Sichtungen an Flughafen und Wiesn ging die Münchner Polizei zunächst nicht aus, es handelte sich auf dem Oktoberfest demnach um einen Touristen. Die Sicherheitsleistung wurde fällig, weil der Mann keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat. (dpa/bearbeitet von phs)

Drohnen-Abschüsse: „Das ist für mich undenkbar“- 3.10.2025

Ein Interview mit Stephan Kraschansky von David Schafbuch

Stephan Kraschansky ist Geschäftsführer der Aaronia GmbH, die auf die Abwehr von Drohnen spezialisiert ist. Davor war er Offizier beim Österreichischen Bundesheer und verantwortete unter anderem die Abteilung für elektronische Drohnenabwehr.

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Wie können sich Deutschland und Europa gegen Drohnenangriffe schützen? Der Experte Stephan Kraschanksy sieht in dem „Drohnenwall“ eine sinnvolle Maßnahme.

Die Vorfälle häufen sich: Nachdem mutmaßlich russische Drohnen über Polen abgeschossen wurden, kam es unter anderem mehrfach zu Luftraumverletzungen in Dänemark. Am Donnerstagabend kam es dann zu einer Sperrung am Flughafen in München, nachdem dort eine Drohne gesichtet wurde.

Sind Deutschland und Europa ausreichend vor solchen Gefahren geschützt? Stephan Kraschansky muss es wissen: In seiner Zeit als Soldat hat er sich unter anderem mit Drohnenabwehr beschäftigt. Mittlerweile ist er in der Wirtschaft als Spezialist in diesem Bereich aktiv und kann sich nach eigenen Angaben gerade kaum vor Aufträgen retten. Im Interview mit t-online spricht Kraschansky darüber, wie eine Drohnenabwehr sinnvoll aufgebaut werden kann, was der Ukraine-Krieg für die Industrie bedeutet hat und wie realistisch die Pläne für den „Drohnenwall“ der EU sind.

t-online: Aktuell wird über Drohnen und Drohnenabwehr so viel gesprochen wie wohl noch nie in Deutschland. Wie wehrt man denn am besten eine Drohne ab?

Stephan Kraschansky: Wer eine Drohne abwehren will, muss zuerst wissen: Ist das wirklich eine Drohne und wo befindet sie sich genau? Vor der Abwehr kommt also die sogenannte Detektion.

Und wie finde ich das heraus?

Ich kann eine Drohne anhand von drei Merkmalen aufspüren: Mit einem Funkpeiler lassen sich etwa Video- oder Steuerverbindungen im Luftraum sehr genau erfassen. Drohnen lassen sich aber auch per Radar finden. Als Drittes kann ich sie auch mit einer Kamera entdecken. Die Kunst ist es, die Information aller Sensoren in einem exakten Lagebild zusammenzufassen.

Jetzt habe ich eine Drohne entdeckt, die sich irgendwo befindet, wo sie nicht hingehört. Was mache ich dann?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Ich kann mich für eine kinetische Abwehr entscheiden. Das bedeutet, ich schieße die Drohne ab oder schicke selbst eine in die Luft. Dieser sogenannte Interceptor kann etwa ein Netz schießen oder die feindliche Drohne rammen. Das Problem ist: Alles, was in die Luft geschickt wird, kommt auch wieder herunter. Das ist im zivilen Luftraum riskant. Deshalb ist die nicht kinetische Abwehr eigentlich attraktiver.

Wie funktioniert die?

Es ist etwa möglich, technisch die Kontrolle über die Drohne zu übernehmen, das sogenannte Take Over, und sie dann an einen sicheren Ort zurückzuführen. Das funktioniert, wenn überhaupt, aber nur bei handelsüblichen Modellen, bei echten DIY- (englisch für „Do it yourself“, also selbstgebauten Drohnen, Anm. d. Red.) oder gar militärischen Drohnen ist das nicht möglich. Fast immer funktioniert dagegen das sogenannte Jamming, also der Einsatz eines Störsenders. Damit kann ich die Verbindung zwischen Drohne und Steuermann unterbrechen.

Das heißt, wenn Sie etwa einen Flughafen wie in München schützen müssten, wären solche Störsender die beste Lösung?

Wenn Sie wissen, wo sich die Drohne und der Pilot befindet, sollte am besten die Polizei ausrücken und den Piloten festnehmen. Dann haben Sie nicht nur die Kontrolle über die Drohne, sondern können auch die Hintergründe sofort aufklären. Parallel müssen aber auch der Luftraum und die Flugzeuge geschützt werden. Dafür bieten sich vor allem die Jammer an. Es ist auch ein Mythos, dass solche Jammer dafür sorgen, dass die Flugzeuge vom Himmel fallen könnten. Deshalb ist es schade, dass diese Systeme hierzulande nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden dürfen.

Woran liegt das?

In Deutschland dürfen Flughäfen keine Störsender besitzen, sondern nur die Polizei.

Viele stellen sich gerade die Frage, warum man solche Drohnen nicht einfach abschießt, wenn sie gesichtet werden.

Nehmen Sie zum Beispiel die Flughäfen in Köln oder Frankfurt. Die liegen in unmittelbarer Nähe der Autobahn. Dort auf eine Drohne zu schießen, ist ein viel zu hohes Risiko. Das ist für mich undenkbar. Eine solche kinetische Drohnenabwehr hat ihre Berechtigung in Kriegsgebieten, aber nicht an Flughäfen.

Zuletzt wurden mehrere Drohnensichtungen über Bundeswehreinrichtungen, ein Krankenhaus oder eine Werft in Norddeutschland bekannt, bei den meisten Fällen ist das nicht so. Die Deutsche Flugsicherung zählte in diesem Jahr bislang mehr als 144 Behinderungen. Wird das Thema jetzt also größer gemacht, als es ist?

Viele Sichtungen von Privatpersonen stellen sich auch als falsch heraus. Ich bin mir aber sicher: Die Dunkelziffer ist viel größer. Das liegt daran, dass in Deutschland solche Beobachtungen nicht zentral erfasst werden. Die Zahlen der Deutschen Flugsicherung fußen größtenteils auf Angaben von Piloten oder anderen qualifizierten Stellen, also rein auf der Sichtung von Drohnen. Die Daten können gar nicht vollständig sein. Dazu bedürfte es einer Drohnendetektion an Flughäfen und kritischer Infrastruktur, um wirklich alle zu erfassen. Hinzu kommt: Diejenigen, die diese Drohnen als Teil einer hybriden Bedrohung steigen lassen, wissen ganz genau, was sie tun. Die lassen sich nicht so einfach erwischen.

Sind wir gegen solche Angriffe also weitestgehend wehrlos?

Man könnte solche Angriffe erfolgreich abwehren, aber Deutschland fehlen dazu derzeit noch die Mittel. Das sehen wir auch an den aktuellen Vorkommnissen in Dänemark: Deutschland oder Frankreich haben für den Gipfel die wenigen Drohnenabwehrsysteme, die man hat, dorthin geschickt. Das zeigt: Die Sichtungen von einigen, wenigen Drohnen führen dazu, dass ganze Nationen mobilisiert werden, um einen einzigen Flughafen zu sichern. Es wird gerade versucht, die europäischen Staaten zu testen und aus der Reserve zu locken. Das ist eine breit orchestrierte Provokation, die unter der Schwelle einer Kriegserklärung liegt.

Und wer orchestriert so etwas, der Kreml?

Es kann der Kreml sein. Es könnten aber auch Aktivisten sein, die solche Drohnenflüge selbstständig planen. Letztendlich ist es auch völlig egal, wer dahintersteckt: Wir sind einfach dazu verpflichtet, unsere kritische Infrastruktur zu schützen. Dieses Problem hat nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Ich kann jeden verstehen, der bislang gesagt hat, dass Drohnen nicht das größte Problem sind. Aber spätestens 2022, mit Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine, hätte sich das ändern müssen.

Die Drohnentechnik hat einen enormen Schub durch den Krieg erhalten. Wie wichtig sind diese Waffen auf beiden Seiten?

Die Ukraine hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mindestens 1,5 Millionen Drohnen hergestellt. Die gleiche Anzahl kam von den westlichen Unterstützern hinzu. Man geht davon aus, dass Russland ähnliche Kapazitäten hat. Das bedeutet 6 Millionen Drohnen pro Jahr oder über 15.000 pro Tag. Mittlerweile gibt es dort keine Truppenbewegungen mehr, ohne dass Drohnen daran beteiligt sind.

Die Militärexperten Claudia Major und Christian Mölling haben zuletzt im „Spiegel“ von einem „Hype“ bei Drohnen gesprochen. Ihre Nutzung in der Ukraine würde nicht automatisch bedeuten, dass sich die Soldaten der Nato in ähnlichem Maße mit ihnen bewaffnen müssen. Wie sehen Sie das?

Ich möchte der Nato keine Ratschläge geben, aber Sie können heutzutage für weniger als 500 Euro eine Drohne bauen, die Dinge leisten kann, die kein anderes System für diesen Preis schafft. Das gilt auch für die Abwehrsysteme: Sie können natürlich weiter auf Flugabwehrsysteme wie Iris-T setzen. Aber selbst wenn die Drohne 20.000 Euro wert ist, steht der Abschuss mit diesen Raketen in keinem Verhältnis zu den Produktionskosten von Drohnen. Wenn Sie jemandem in der Ukraine sagen würden, dass Drohnen überschätzt seien, käme er vermutlich aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Die EU möchte einen „Drohnenwall“ an der Ostflanke errichten. Wie müsste so etwas aussehen?

Das wäre eine sinnvolle Investition. Ein solches System muss aus mehreren Komponenten bestehen: Sie bräuchte wie zu Beginn besprochen ein System aus verschiedenen Sensoren, um Drohnen aufzuspüren. Dazu kommt eine große Zahl von Störsendern. Die müssen natürlich nicht ständig eingeschaltet sein, sondern je nach Situation zum Einsatz kommen. Dazu kommen dann noch kinetische Abwehrsysteme, etwa ein Verbund aus eigenen Abfangdrohnen.

Von der EU-Kommission heißt es, dass dieser Wall bis Ende 2026 fertiggestellt sein könnte. Ist das realistisch, bis dahin ein System aufzubauen, das mehrere Tausend Kilometer Grenze absichern kann?

Nein, jedes Unternehmen, das Ihnen das verspricht, macht Ihnen etwas vor. Aber es ist vermutlich auch gar nicht notwendig, dass es am Ende ein völlig lückenloses System gibt. Bis Ende des kommenden Jahres wäre es realistisch, dass alle besonders relevanten Ziele in Grenznähe vor Drohnen geschützt werden könnten. Aber wenn die Bedrohungslage noch größer wird und sich alle EU-Staaten an diesem Projekt beteiligen, könnte es 2027 fertiggestellt sein. Dazu müsste aber die Beschaffung beschleunigt, nationale Interessen hinten angestellt und genügend Fachpersonal qualifiziert werden. Aber wenn sich die Länder nicht einigen, ist es natürlich auch möglich, dass es nie zu einem solchen „Drohnenwall“ kommt.

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGENAPA-WAHLTREND

Umstrittener Vorstoß: Holzleitner will „Solidarbeitrag“ von Medizinabsolventen

Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) will angehende Ärztinnen und Ärzte stärker an das öffentliche Gesundheitssystem binden. Wer sein Medizinstudium an einer öffentlichen Uni absolviert, soll sich verpflichten, nach dem Abschluss für eine gewisse Zeit in Spitälern oder Kassenpraxen zu arbeiten. Während Holzleitner von einem solidarischen Beitrag spricht, stößt die Idee bei der Ärztekammer auf heftige Kritik.

Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) wünscht sich beim Medizinstudium einen „solidarischen Beitrag“ der Studierenden: Wer das kostenlose Studium an einer öffentlichen Medizin-Uni absolviert hat, sollte sich im Gegenzug verpflichten müssen, eine gewisse Zeit dem öffentlichen Gesundheitssystem zur Verfügung zu stehen. Derzeit werde geprüft, welche Art der Verpflichtung konkret rechtlich möglich wäre, so Holzleitner zur APA.

Im kleinen Stil gibt es eine solche Regelung schon jetzt. Derzeit sind 85 von 1.900 Studienplätzen für „Aufgaben im öffentlichen Interesse“ – etwa die Tätigkeit im Spital, in Kassenpraxen oder beim Heer – gewidmet. Interessenten verpflichten sich, nach Abschluss der Ausbildung einige Zeit in diesen Bereichen zu arbeiten und bekommen dafür ein Stipendium und Erleichterungen beim Aufnahmetest.

Einen Vorstoß für eine generelle Verpflichtung gab es zuletzt etwa Anfang 2024 vom damaligen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Medizinrechtler Karl Stöger von der Uni Wien kam damals allerdings in einem Gutachten für die Ärztekammer zu dem Schluss, dass eine solche Regelung verfassungs- und unionsrechtlich unzulässig wäre. Eine „freiwillige Verpflichtung“ etwa über eine Landarztquote wäre hingegen möglich, wenn etwa nur so viele Plätze reserviert würden, wie zur Aufrechterhaltung der Gesundheit nötig wären, so Stöger in einem weiteren Gutachten, diesmal im Auftrag der Arbeiterkammer (AK).

Werben um gescheiterte Medizinertest-Kandidaten

Eine solche Regelung verstehe sie nicht als „erhobenen Zeigefinger“, sagte die Ministerin mit Verweis auf Kritiker wie etwa den neuen Rektor der Medizin-Uni Innsbruck, Gert Mayer. Der offene Hochschulzugang sei in Österreich sehr wichtig und es würden bewusst keine Studiengebühren verlangt. „Das ist ein Handschlag zwischen den Studierenden und den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, dass man sagt: Für diese Studienmöglichkeit leistet man einen solidarischen Beitrag für die Gemeinschaft, für einen gewissen Teil verpflichtend.“

Gleichzeitig will die Ministerin den vielen Bewerberinnen und Bewerbern, die beim Aufnahmetest für das Medizin-Studium scheitern, stärker als bisher umwerben. Derzeit bekommt nur einer von sechs Bewerbern tatsächlich den erhofften Studienplatz. Künftig sollen jene, die das Medizinstudium nicht beginnen dürfen, aktiv auf die vielen alternativen Ausbildungsmöglichkeiten im Gesundheitsbereich hingewiesen werden.

Ärztekammer ablehnend

Ablehnung kam am Samstag von der Ärztekammer: Vizepräsident Harald Mayer, der auch als Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte fungiert, verwies in einer Aussendung auf die „ohnehin tagtäglichen großen Verdienste der Ärzteschaft für die solidarische Gesundheitsversorgung“: „Bereits im sogenannten Turnus, also der Facharztausbildung, zeigen unsere jungen Ärztinnen und Ärzte 365 Tage im Jahr größten Einsatz bei der Patientenversorgung. Sie machen das freiwillig und mit höchster Motivation, weil es ihre Berufung und nicht nur ein Beruf ist. Daher kann ich die Forderung nach solidarischen Beiträgen oder Zwangsverpflichtungen überhaupt nicht verstehen.“

COMMENT: Es geht um den Wegzug nach dem Studium in Länder mit besserer Bezahlung. Mach das Angebot knapp, erhöhe die Macht der Kammer – und die Pfründe für die Ärzte. Eine sinnvolle und von der Öffentlichkeit goutierte Haltung der Ärztekammer?

Auch bereits im Studium, insbesondere während des Klinisch-Praktischen Jahrs im sechsten Studienjahr, seien Medizinstudentinnen und -studenten „als vollwertiges Mitglied an Universitätskliniken oder Lehrkrankenhäusern für die solidarische Patientenversorgung eingesetzt“. Die jungen Ärztinnen und Ärzte in Österreich seien hoch motiviert, ihre ärztliche Tätigkeit in der Facharztausbildung nach Abschluss des Studiums sofort anzutreten und im solidarischen System zu arbeiten, so Mayer.

„Viel zu vielen wird dies aber unmöglich gemacht, weil ihnen von den Trägern keine Ausbildungsplätze angeboten werden und sie monatelang auf Wartelisten versauern. So vertreiben wir viele unserer in Österreich top-ausgebildeten Jungmediziner. Darüber – und nicht über Zwangsverpflichtungen – sollte sich die Politik Gedanken machen.“

Für höhere Einkommensgrenzen bei Studienbeihilfe

Ein Schwerpunktthema bleibt für Ministerin Holzleitner auch im eben begonnenen neuen Studienjahr die Frage der sozialen Absicherung. In Österreich müssten besonders viele Studierende arbeiten, um sich das Studium leisten zu können – und das in so hohem Ausmaß, dass der Studienfortschritt und die Möglichkeiten zum Austausch und Nachdenken über das Gelernte darunter leiden.

Deshalb sei die Studienbeihilfe – anders als diverse Familienleistungen – trotz klammer Kassen mit September valorisiert worden. „Ein klares Ziel für die nächsten Budgetverhandlungen“ ist für Holzleitner außerdem die Anhebung der Einkommensgrenzen bei der Studienbeihilfe. „Das ist jetzt noch nicht passiert oder schon länger nicht mehr passiert.“

Auch die Treffsicherheit der Studienbeihilfe wolle sie sich ansehen, „damit die Studienbeihilfe eben auch bei jenen ankommt, die aus Haushalten kommen, wo vielleicht der finanzielle Background nicht so groß ist“. Die Wiedereinführung der staatlichen Förderung für die Studierendenheime hat sich Holzleitner ebenfalls für das Budget 2027 vorgenommen. Im Ministerium finde gerade eine Bedarfserhebung statt, um welche Größenordnung es sich da handeln würde.

FTI-Pakt weiter „harte Nuss“

Als weiterhin „harte Nuss“ erweisen sich laut Holzleitner die Verhandlungen zum Forschungs-, Innovations- und Technologiepakt (FTI-Pakt). Bis Ende des Jahres muss feststehen, wie viel Geld die zentralen Forschungsförderagenturen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes von 2027 bis 2029 bekommen werden.

Die Zuständigkeit für den Forschungsbereich teilt Holzleitner sich mit dem Wirtschafts- und Infrastrukturministerium. „Der gesetzliche Auftrag ist klar, an den gilt es sich zu halten“, betonte die Ministerin. Im Forschungsfinanzierungsgesetz (FoFinaG) ist eine „langfristige, wachstumsorientierte Finanzierung“ festgeschrieben.

Ob die betroffenen Organisationen – darunter die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das Austrian Institute of Technology (AIT) oder der dem Wissenschaftsfonds (FWF) – also fix mit einer Inflationsabgeltung der rund 5 Mrd. Euro in der aktuellen Dreijahresperiode rechnen können, konnte die Ministerin allerdings nicht sagen. Die Frist für den neuen FTI-Pakt laufe bis Ende Dezember und „bis dahin werden wir hart verhandeln müssen“, so Holzleitner. (APA/bearbeitet von dad)

WIRTSCHAFTS-NACHRICHTEN für Österreich

ÖSTERREICHISCHES PARLAMENT

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Inland

Vereine sollen leichter Zugang zu Schulturnsälen bekommen

Land Tirol sucht dringend Pflegeeltern

SOS-Kinderdorf: Geschäftsführer Moser dienstfrei gestellt

Karlskirche wegen angeblicher Bombenattrappen geräumt

ORF – Meldungen für die slowenische Volksgruppe (deutsch)

ORF – Meldungen für die slowenische Volksgruppe (slowenisch)

ORF – Meldungen für Volksgruppen in Österreich

MEDIZIN

Einst ältester Mensch der Welt: Sie wurde 117 Jahre alt – Forscher wissen nun, warum – 2.10.2025

Maria Branyas Morera lebte 117 Jahre lang. Jetzt zeigt eine Analyse ihres Körpers, was sie so außergewöhnlich gesund altern ließ und was wir daraus lernen können.

Die Haut wird faltiger, die Haare grau, doch bei Maria Branyas Morera alterte der Körper deutlich langsamer als bei den meisten anderen Menschen. Als sie im Jahr 2024 starb, galt sie mit 117 Jahren als der älteste Mensch der Welt. Und das Erstaunliche: Bis zu ihrem Tod war sie körperlich und geistig fit. Wie konnte das sein?

Diese Frage stellte sich ein Forschungsteam aus Barcelona und bekam eine einmalige Gelegenheit: Noch zu Lebzeiten erlaubte Branyas den Wissenschaftlern, sie medizinisch umfassend zu untersuchen. Die Ergebnisse liefern überraschende Hinweise darauf, wie ein gesunder Alterungsprozess funktioniert.

Der einst älteste Mensch der Welt hilft der Forschung

Maria Branyas Morera wurde 1907 in San Francisco geboren, wuchs in Katalonien auf, überlebte zwei Weltkriege, mehrere Pandemien und erreichte ein Alter, das nur wenige Menschen weltweit erreichen. Mit 116 Jahren stellte sie sich freiwillig einem umfangreichen medizinischen Screening: Die Forscher analysierten Blut, Speichel, Urin und Stuhl – nicht nur einmal, sondern mehrfach über ein Jahr hinweg.

Die Daten flossen in eine große molekularbiologische Studie ein, die jetzt in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht wurde. Ihr Ziel: herauszufinden, was Branyas so außergewöhnlich gesund altern ließ.

Ein widersprüchliches biologisches Profil

Die DNA-Untersuchung offenbarte ein faszinierendes Bild: In ihrem Körper fanden sich zugleich typische Zeichen des hohen Alters und auch Merkmale, die eher an eine deutlich jüngere Person erinnerten.

Auf der einen Seite besaß Branyas extrem kurze Telomere. Das sind Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, die mit jeder Zellteilung kürzer werden. Kurze Telomere gelten als klassisches Alterszeichen. Auch ihr Immunsystem zeigte altersbedingte Umbauten: etwa mehr überreife B-Lymphozyten, die auf eine fortgeschrittene Immunalterung hinweisen.

Auf der anderen Seite wirkte ihr epigenetisches Profil, also die Steuerung der Gene, überraschend jung. Auch ihre Stoffwechselwerte ließen eher auf eine 90-Jährige schließen: niedriges LDL („schlechtes“ Cholesterin), hohes HDL („gutes“ Cholesterin), stabile Blutzuckerwerte und ein sehr niedriger Entzündungsstatus. Vor allem aber: Sie litt bis zuletzt an keiner chronischen Erkrankung und war geistig vollkommen klar.

Maria Branyas Morera im Jahr 1925: Die Spanierin kam 1907 zur Welt. (Quelle: Unknown author via Wikimedia Commons)

Gene spielten eine große Rolle

In ihrem Erbgut fanden die Forscher außerdem mehrere Genvarianten, die mit einer langen Lebensspanne in Verbindung stehen, unter anderem das sogenannte APOE-Allel. Auch neuroprotektive Gene, die Gehirnzellen vor Schäden bewahren, waren bei ihr homozygot vorhanden, also doppelt angelegt.

Besonders auffällig: In ihren Proben fehlten alle bekannten Genvarianten, die mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko oder verkürzter Lebensdauer verbunden sind.

Das Team um Studienleiter Eloy Santos-Pujol betont jedoch: „Die Genetik allein erklärt nicht alles.“ Zwar sei die genetische Ausstattung von Branyas ein Glücksfall gewesen, aber auch ihr Lebensstil spielte eine entscheidende Rolle.

Mediterrane Ernährung und ein starkes Mikrobiom

Maria Branyas Morera lebte bescheiden, aß viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und offenbar sehr regelmäßig Joghurt. Warum das wichtig ist? Die Analyse ihres Mikrobioms, also der Gesamtheit ihrer Darmbakterien, zeigte ein auffallend gesundes, junges Profil. Vor allem sogenannte Bifidobakterien dominierten, die in hohem Alter normalerweise stark zurückgehen. Diese Bakterien gelten als entzündungshemmend und unterstützen die Verdauung sowie das Immunsystem.

Das deutet darauf hin, dass nicht nur die Gene, sondern auch die Nahrungsmittel großen Einfluss auf ein gesundes Altern haben können. Die Forscher vermuten, dass der regelmäßige Konsum von fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt das Darmmikrobiom positiv beeinflusst hat und damit womöglich auch die Zahl der Entzündungen im Körper niedrig hielt.

Was wir aus dem Fall der 117-Jährigen lernen können

Was macht diese Frau also zum Ausnahmefall? Laut Studie war es die Kombination aus:

  • einer selten günstigen genetischen Veranlagung,
  • einem stabilen, entzündungsarmen Stoffwechsel,
  • einem jungen, widerstandsfähigen Mikrobiom und
  • einem insgesamt gesunden Lebensstil.

Ihr biologisches Alter lag laut epigenetischer Uhr etwa 23 Jahre unter ihrem tatsächlichen Alter. Das bedeutet: Obwohl sie zum Zeitpunkt der Untersuchungen 116 Jahre alt war, arbeiteten ihre Zellen so wie die einer rund 90-jährigen Frau.

Kein Rezept für gesundes Altern, aber ein Fingerzeig

Trotz der aufsehenerregenden Ergebnisse mahnen die Forscher zur Zurückhaltung. Denn alle Daten stammen von nur einer Person. Ob sich aus diesen Erkenntnissen konkrete Therapien oder allgemeingültige Empfehlungen ableiten lassen, müssen weitere Studien mit größeren Teilnehmergruppen zeigen.

Fest steht aber: Der Fall Maria Branyas Morera liefert wertvolle Hinweise, wie gesunde Langlebigkeit funktionieren kann und wie stark unsere Gene, unsere Ernährung und unser Lebensstil dabei zusammenspielen.

Verwendete Quellen

Künstliche Nervenzelle aus Kunststoff kreiert – Mensch-Maschine-Schnittstelle wird mit Weiterentwicklung der Universität Linköping effektiver

Linköping/Norrköping (pte002/19.09.2025/06:05) – Forscher der Universität Linköping (LiU) haben ein künstliches Neuron aus leitfähigen Kunststoffen entwickelt, das ähnliche hochentwickelte Funktionen wie biologische Nervenzellen ausführen kann. Das ebnet den Weg für eine neue Generation von körperintegrierten Sensoren, medizinischen Implantaten und Robotern.

Ähnliche Infoverarbeitung

„Die Nachahmung des Verhaltens biologischer Neuronen ist seit Langem ein wichtiges Ziel der sogenannten neuromorphen Technik. Herkömmliche Elektronik auf Siliziumbasis ist dafür ungeeignet, da sie nicht dieselbe Sprache spricht wie die Nervenzellen in unserem Körper“, verdeutlicht Forschungsleiter Simone Fabiano.

Anstatt sich auf starres Silizium zu verlassen, arbeitet das Team mit einer Klasse weicher – flexible Materialien, sogenannten konjugierte Polymere, die sowohl Ionen als auch Elektronen transportieren können. Diese doppelte Fähigkeit ermöglicht ihnen eine engere Verbindung mit biologischen Systemen und speziell eine Infoverarbeitung, die auch im menschlichen Nervensystem zu beobachten ist. Somit wird das Neuron nur dann aktiviert, wenn ein Input vorhanden ist.

Neue Art neuronalen Rechnens

„Wir können uns vorstellen, diese Geräte zu verwenden, um Prothesen oder Robotern einen Tastsinn zu verleihen. Sie zeigen, dass organische Elektronik nicht nur eine weichere Alternative zu Silizium ist, sondern auch neue Arten des neuronalen Rechnens ermöglicht, die Biologie und Elektronik miteinander verbinden.“ Damit schlägt Fabiano eine ähnliche Richtung ein wie südkoreanische Forscher, die weiche Transistoren entwickelt haben, um Implantate körperverträglicher zu konstruieren, wie pressetext berichtete.

Schon Anfang 2023 gelang es den Forschern am LiU-Campus Norrköping, künstliche Nervenzellen zu entwickeln, die 15 der 22 wichtigsten Eigenschaften biologischer Neuronen reproduzieren. Diese Nervenzellen waren jedoch auf viele verschiedene Komponenten angewiesen, was ihre praktische Anwendbarkeit einschränkte.

Nun hat das Team die Technologie verfeinert und die künstliche Nervenzelle auf einen einzigen organischen elektrochemischen Transistor reduziert, der dennoch bis zu 17 neuronale Eigenschaften reproduziert. Dieses künstliche Neuron ist nicht nur hochfunktional, sondern auch extrem kompakt und in seiner Größe mit einer menschlichen Nervenzelle vergleichbar. „Damit öffnet sich die Tür für die direkte Integration synthetischer Neuronen in lebendes Gewebe oder weiche Roboter“, schließt Fabiano.

(Ende)

CYBERCRIME

Firmen leiden zunehmend unter Betrug mit KI – Traditionelle Methoden seltener eingesetzt – Mehrschichtige Verteidigungsmaßnahmen notwendig

Daugavpils (pte003/19.09.2025/06:10) – Identitätsdiebstahl, biometrischer Betrug und KI-gestützte Deepfakes haben laut einer Umfrage des IT-Identitätsprüfers Regula bereits jedes dritte Unternehmen weltweit getroffen und holen damit langjährige Betrugsmaschen wie gefälschte Dokumente und Social Engineering ein. Letztgenanntes meint zwischenmenschliche Beeinflussungen mit dem Ziel, Mitarbeiter von Unternehmen zur Preisgabe vertraulicher Infos zu bewegen.

Neue Bedrohungsszenarien

Etwa jedes dritte Unternehmen hat bereits unliebsame Erfahrungen mit den neuen Betrugsmaschen gemacht. Beim Identitätsdiebstahl werden massenhaft Konten für Betrugs- oder Geldwäschenetzwerke eröffnet. Dazu werden gefälschte Fotos und Videos präsentiert.

Biometrischer Betrug beinhaltet physische Täuschungen wie gefälschte Fingerabdrücke, Silikonmasken oder 3D-Modelle, die biometrische Sensoren überlisten. Diese Art des Betrugs wird bevorzugt bei sogenannten SIM-Swaps oder Kontorücksetzungen genutzt, um Benutzerkonten zu kapern. Beim SIM-Swap verwendet ein Hacker die Mobiltelefonnummer eines anderen, um sich der Online-Identität des angegriffenen Opfers zu bemächtigen.

Beim Deepfake-Betrug schließlich werden KI-generierte Gesichter, Stimmen oder Videos eingesetzt, um Identitäten überzeugend nachzuahmen oder zu erfinden. Diese Betrugsmethoden haben 33 bis 34 Prozent der Befragten gemeldet. Unter den traditionellen Betrugsmethoden Dokumentenfälschung, synthetische Identitäten und Social-Engineering litten bereits 29 bis 30 Prozent der Unternehmen, so die Umfrage.

„Kommen durch die Vordertür“

„Die entscheidende Veränderung besteht darin, dass Betrüger nicht mehr durch die Hintertür einbrechen, sondern direkt durch die Vordertür hereinkommen. Der Verifizierungsschritt selbst ist zum primären Ziel geworden. Kriminelle erstellen gefälschte, aber ’saubere‘ Identitäten, die vom ersten Tag an legitim erscheinen, wodurch die nachgelagerte Betrugserkennung nahezu machtlos wird“, sagt Regula-CTO Ihar Kliashchou.

Kleine Unternehmen hätten es nach wie vor meist mit gefälschten Dokumenten zu tun. Bei größeren Unternehmen handele es sich jedoch bei fast der Hälfte der Vorfälle um KI-gesteuerten Betrug. 40 Prozent der Unternehmen mit Betrugsverlusten von über einer Mio. Dollar geben an, von Deepfakes betroffen zu sein. Für Unternehmen mit Verlusten von über fünf Mio. Dollar sind Deepfakes und synthetische Identitäten mittlerweile die häufigsten Betrugsarten.

Die Betrugsbekämpfung befindet sich laut Kliashchou in einem ständigen Wettrüsten. Verteidigungsmaßnahmen, die für die Betrugsmaschen von gestern entwickelt wurden, versagten schnell. Um vorne zu bleiben, benötigten Unternehmen mehrschichtige Verteidigungsmaßnahmen. Nur so könnten Unternehmen einen starken, dauerhaften Schutz gegen immer raffiniertere Betrugsmaschen aufbauen.

(Ende)

MEDIEN

Zeitunglesen erhöht Vertrauen in die Medien – Empirischer wissenschaftlicher Test in Japan mit Mittelschülern über vier Monate erfolgreich

Tokio (pte014/03.10.2025/13:30) – Mittelschüler, die vier Monate in der Schule regelmäßig Zeitungen lesen, haben ein stärkeres Vertrauen in die Medien. Das zeigt ein empirischer wissenschaftlicher Versuch des SmartNews Media Research Institute und der Waseda University in Japan.

Versuch mit 91 Schülern

Die Forscher haben von April bis Juli an Wochentagen täglich Zeitungen an 91 Erstklässler der Misasa-Mittelschule in Toda, Präfektur Saitama, verteilt. Sie wollten untersuchen, wie das Lesen von Zeitungen das Vertrauen in die Medien beeinflusst.

Parallel dazu hielt das Institut in jeder Klasse einen Vortrag über Informationskompetenz. Während der Untersuchungszeit füllten die Schüler monatlich vier Fragebögen aus. Die Ergebnisse wurden mit denen einer anderen städtischen Mittelschule verglichen.

Signifikante Steigerungen

Die Ergebnisse sprechen für sich: Vor Beginn der Zeitungsverteilung bewerteten im April 34 Prozent der Misasa-Schüler die Glaubwürdigkeit mit vier oder fünf Punkten. Bis Juli stieg dieser Anteil auf 59 Prozent. Der Durchschnittswert erhöhte sich von 3,14 auf 3,61 Punkte.

Im Gegensatz dazu zeigte die gleiche Befragung an der Schule ohne Zeitungsverteilung nur einen geringen Anstieg: Der Anteil stieg von 41 Prozent auf 44 Prozent, und der Durchschnittswert verbesserte sich lediglich von 3,3 auf 3,39 Punkte, sagen die Forscher.

Die Misasa-Schule widmete jeden Dienstag- und Donnerstagmorgen zehn Minuten den „Newspapers in Education“-Aktivitäten. Während des Untersuchungszeitraums lasen die Schüler Zeitungen, markierten für sie interessante Artikel und nahmen diese mit nach Hause.

(Ende)

GENDER

Männerbilder sind verstärkender Kriegsfaktor – Laut Forschern haben gewaltlegitimierende Vorstellungen den stärksten Einfluss bei Befürwortung

Leipzig/Bergen (pte004/03.10.2025/06:15) – Gewaltlegitimierende Männlichkeitsvorstellungen sind der stärkste Einzelfaktor hinter Kriegsbefürwortung. Das zeigt eine neue Studie von Alexander Yendell vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und David Herbert von der Universität Bergen mit über 1.000 Befragten in Großbritannien. Details sind in „Politics & Governance“ nachzulesen.

Familie und Ehre schützen

Laut den Experten stimmen Personen, die glauben, dass Männer ihre Familie mit Gewalt schützen oder für Ehre kämpfen, Kriegen deutlich häufiger zu. Zusätzlich verstärken autoritäre Unterordnung und sadistische Charakterzüge die Kriegsbereitschaft, heißt es.

Laut den Forschern fördern auch Kindheitserfahrungen mit Gewalt später solche rigiden Männerbilder. Kriege seien demnach nicht nur vorrangig strategische politische Entscheidungen, sondern spiegelten tief sitzende psychische Strukturen wider.

Putin als ein Paradebeispiel

Wladimir Putin, so die Wissenschaftler, sei aufgewachsen unter harten Bedingungen und stilisiere ein starkes Männerbild. So verkörpere er psychologische Muster in extremer Form – getragen von einer Gesellschaft, in der Härte und Gewalt oft von Kindheit an verankert seien.

Das abschließende Fazit der Experten: „Wer Gewalt und Krieg verhindern will, muss weiter blicken als bis zu Politik und Strategie. Er muss die psychologischen Wurzeln erkennen – und sie liegen vor allem in verhärteten, gewaltlegitimierenden Männerbildern.“

(Ende)

GESELLSCHAFT – SEXUALITÄT

Beziehungstrend Monkey-Branching: Zählt das schon als Fremdgehen?

Stuationships, Ghosting, Lovebombing – Red Flags, oder? Die Dating-Welt ist mittlerweile alles andere als überschaubar und gefühlt täglich offenbaren sich hinter komplizierten Begriffen neue Phänomene, die Herzschmerz und Chaos mit sich bringen. Sind wir monogam? Exklusiv? Oder doch friends with benefits? Ich bringe Licht ins Dunkle des Dating-Lebens der Gen Z – aus eigener Erfahrung, denn (wie Pitbull) trust me, been there, done that …

Ab wann zählt es eigentlich als Betrügen?  Ab dem ersten Kuss? Schon viel früher, bei den Nachrichten, die verheimlicht werden? Oder doch erst, wenn Sex im Spiel war? Eine genaue Antwort hierauf gibt es kaum, schließlich definiert jeder den Rahmen für sich dann doch irgendwie anders. Manche können über einmal Fremdknutschen betrunken im Club hinwegsehen, während das für andere No-Go Nummer eins und absoluter Trennungsgrund ist. Auch die Bedeutung von emotionalem Cheating nimmt zu, so ist vor allem für die Gen Z diese Art des Fremdgehens die Schlimmste. Das heißt, wenn Gefühle für eine andere Person aufgebaut wurden und es zu emotionaler Nähe kommt, der eigene Partner oder die eigene Partnerin vielleicht lieber mit einer dritten außenstehenden Person über persönliche Dinge redet – dann ist das für viele schlimmer als körperliches Fremdgehen. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, gesellt sich mit Monkey-Branching ein Begriff dazu, der genau hier irgendwo zwischendrin ansetzt und die Grenzen des Betrügens verschwimmen lässt. Wir erklären, worum es geht:

Monkey-Branching: Das bedeutet der Begriff

Im Grunde genommen zeichnet der Begriff eigentlich schon das Bild: Ein Affe, der von einem Ast zum nächsten schwingt, ohne den vorherigen loszulassen. Genau darum geht es nämlich, dass man sich eine neue Person sucht, während man noch in einer Beziehung ist. Quasi als Sicherheits-Backup. …

UNTERNEHMEN

GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN

*** zuletzt aktualisiert am 1.10.2025***

Tickende Zeitbombe am Anleihenmarkt: In den USA und in Europa wird die Staatsverschuldung zum Problem – Catherine Bosley, NZZ, 30.9.2025

Die Risikoprämien für langfristige Obligationen sind trotz geldpolitischer Lockerung in Grossbritannien, Frankreich und den USA gestiegen. Washington genoss bislang ein «exorbitantes Privileg». Dieses ist nicht in Stein gemeisselt.

Die Reaktion der Anleiheninvestoren auf die jüngste Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve erscheint zunächst widersprüchlich. Obwohl das Gremium um Jerome Powell den Leitzins um 25 Basispunkte herabsetzte, legten die Renditen zehn- und dreissigjähriger amerikanischer Staatsanleihen zu.

Doch es gibt eine plausible Erklärung – und sie ist für die USA ein schlechtes Omen. Ein schwindelerregender Schuldenberg und Handelszölle, die die Inflation anheizen, lassen erwarten, dass die Finanzierungskosten der weltgrössten Volkswirtschaft langfristig steigen werden. Hinzu kommt der Druck aus dem Weissen Haus, das die Unabhängigkeit der Notenbank infrage stellt. Das könnte die Inflationserwartungen befeuern.

Doch das Phänomen ausufernder Staatsdefizite, welche die Kapitalmärkte in Unruhe versetzen, beschränkt sich keineswegs auf die USA. Obwohl die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks die Leitzinsen gesenkt haben, ist die von Anlegern geforderte Risikoprämie für das Halten lang laufender Anleihen von staatlichen Emittenten wie Frankreich, Deutschland oder Grossbritannien im vergangenen Jahr gestiegen. Dies ist ein Indiz dafür, dass Investoren zunehmend an der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung zweifeln.

Zum Beispiel muss Frankreich für neue Kredite noch tiefer in die Tasche greifen als das hoch verschuldete Italien oder Griechenland. Und der Zins auf Staatsschulden war zeitweise höher als der auf den Wertpapieren grosser französischer Unternehmen. Der klägliche Zustand des gallischen Staatshaushalts trug auch massgeblich zum Zusammenbruch der Regierung unter François Bayrou im September bei.

Währenddessen prognostiziert in den USA das Yale Budget Lab, dass aufgrund der höheren Staatsverschuldung durch Donald Trumps Big Beautiful Bill die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe – zurzeit bei etwa 4,15 Prozent – bis 2030 um etwa einen halben Prozentpunkt steigen werde.

«Nicht nachhaltig» sei die Entwicklung der amerikanischen Staatsverschuldung, hatte Powell im Mai erklärt, noch bevor Trumps Gesetz angenommen wurde. Dieses stockt die Mittel für das Militär und den Grenzschutz auf und senkt gleichzeitig die Steuern.

Bislang profitieren die USA von der Rolle des Dollars

Über Jahrzehnte profitierten die USA vom Status des Dollars als internationale Leitwährung. Unter anderem bedeutete dies, dass die hohe ausländische Nachfrage nach sicheren, liquiden amerikanischen Obligationen die Finanzierungskosten Washingtons in Schach hielt. Diesen Sonderstatus bezeichnete der französische Schatzmeister Valéry Giscard d’Estaing einst als «exorbitantes Privileg».

Im Zuge der immer höheren Zölle aus Washington dieses Jahr kamen seitens der Investoren allerdings Zweifel über die Vorreiterrolle des Dollars und die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Wirtschaftspolitik auf. Der Greenback sackte im April bis zu 7 Prozent gegenüber dem Euro und sogar fast 9 Prozent gegenüber dem Franken ab, während die Renditen auf US-Treasuries stiegen. Im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern tritt Trump nicht für eine starke Währung ein.

Das Fed senkte am 17. September den Leitzins mit Verweis auf den Arbeitsmarkt, wo es eine beginnende Schwäche erkannte. Dabei entschieden sich die Geldhüter dafür, über die aus ihrer Sicht etwas erhöhte Teuerung hinwegzuschauen.

Noch sind die Auswirkungen der Zölle auf die amerikanische Wirtschaft nicht vollständig zu spüren. Die höheren Einfuhrabgaben beginnen laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) erst jetzt, die Konsumentenpreise zu beeinflussen. Es gibt so gut wie keine Anzeichen dafür, dass die Importeure die Zölle absorbieren, anstatt sie an die Kunden weiterzureichen. Die OECD hat vor diesem Hintergrund ihre Inflationsprognose für die USA für das Jahr 2026 auf 3 Prozent angehoben.

Auch nach Meinung der Deutschen Bank deuten Finanzmarktindikatoren darauf hin, dass die Teuerung in den USA in den kommenden Jahren über dem Zwei-Prozent-Zielband des Fed bleiben wird. Tatsächlich verharrt die in fünf Jahren erwartete Inflationsrate – die im Fachjargon Break-even-Rate genannt wird und aus dem Vergleich der Renditen von inflationsindexierten und nominalen Wertpapieren berechnet wird – seit Anfang dieses Jahres bei rund 2,5 Prozent.

Noch sind Treasuries bei Investoren begehrt

Experten erwarten, dass das Finanzministerium unter Scott Bessent die Politik seiner Vorgängerin Janet Yellen weiterführt und für die Neuverschuldung überwiegend auf Schuldtitel mit Laufzeiten von unter einem Jahr – sogenannte Bills – setzt. So kann das Treasury von den geringeren Finanzierungskosten auf kurzfristigen Obligationen profitieren.

Stephen Miran, jüngst von Trump in den Vorstand des Fed berufen, hatte 2024 mit dem New Yorker Ökonomen Nouriel Roubini die Ausrichtung auf kurzfristige Anleihen untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Strategie – ähnlich wie die quantitative Lockerung einer Notenbank – die Renditen am Markt senkt und auch in Zukunft Anwendung finden dürfte.

Die Taktik funktioniert natürlich nur unter dem Vorbehalt, dass es stets genug Käufer für amerikanische Wertpapiere gibt.

Noch erfreuen sich amerikanische Staatsanleihen reger Beliebtheit. Deswegen sind die amerikanischen Anleihenmärkte wahrscheinlich trotz Zollhammer von Turbulenzen wie an den Kapitalmärkten Frankreichs und Grossbritanniens dieses Jahr verschont geblieben. Nach der vom «Liberation Day» ausgelösten Volatilität im April stieg der von ausländischen Investoren gehaltene Bestand im Juli auf ein Rekordniveau von 9,16 Billionen Dollar. Wer liquide Wertpapiere mit einer attraktiven Rendite kaufen möchte, kommt derzeit kaum am weltgrössten Markt vorbei.

Doch Verkaufswellen wegen Washingtons Handelspolitik, Trumps Druck auf die Notenbank oder die anhaltend hohe Teuerung könnten die Lage umkehren. Sollten Anleger längerfristig an der Glaubwürdigkeit des amerikanischen Fiskus zweifeln, würden die Wertpapiere ihren Status als sicheren Hafen verlieren.

«Wir sind zunehmend der Ansicht, dass die USA auf einige altbewährte Taktiken hoch verschuldeter Staaten zurückgreifen werden», wie zum Beispiel Interventionen am Anleihenmarkt, um die Kosten der laschen Haushaltpolitik zu verschleiern, schrieb Atul Bhatia, ein Stratege von RBC Wealth Management. Das Setzen auf kurzfristige Schuldverschreibungen «birgt grössere Risiken für die amerikanischen Staatsfinanzen, da die Finanzierungskosten dann nicht so berechenbar sind».

Wirtschaftswachstum ist das beste Mittel

Das Phänomen der ausufernden Staatsverschuldung betrifft sowohl die USA als auch die grossen Industrieländer Europas und Asiens. Um die gigantischen Summen in den Griff zu bekommen, gibt es zwei unterschiedliche Pfade: Entweder wird das Wachstum beschleunigt oder aber die Schuldenlast wird auf Kosten der Gläubiger verringert.

Ein beleben der Konjunktur lässt das Ausmass der Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Staates schrumpfen. Dies erfordert jedoch einen Produktivitätsschub – etwa durch künstliche Intelligenz – oder schmerzhafte Strukturreformen.

Wie jüngst in Frankreich, als der Premierminister aufgrund seines vorgeschlagenen Sparprogramms den Hut nehmen musste, stossen staatliche Ausgabenkürzungen bei Wählern oft auf Ablehnung.

Die andere Möglichkeit ist finanzielle Repression, also wenn der Staat die Anleger faktisch zum Halten von unattraktiven Staatsschulden zwingt. Ein beabsichtigtes Anheizen der Teuerung kann den realen Wert dieser Schulden weginflationieren, solange diese nicht teuerungsgeschützt sind. Oder aber es kommt sogar zu eigentlichen Schuldensanierungen mit kostspieligen Schuldenschnitten wie derjenige von Griechenland 2012.

Die Unsummen der Verbindlichkeiten sind auf beiden Seiten des Atlantiks eine tickende Zeitbombe. Ob und in welcher Form diese losgeht, bleibt abzuwarten.

Schulden wie nach dem Weltkrieg Warum der Welt der Finanzkollaps droht – n-tv, Daniel Schütte, 27.9.2025

Frankreichs Haushalt ist nur noch ein Torso. Die Staatsverschuldung der USA hat astronomische Dimensionen erreicht – die Europäer folgen dem Trend. Inzwischen sagen selbst seriöse Ökonomen und Investoren einen Crash und Panik an den Finanzmärkten voraus. Sie haben recht: Die Schuldenbombe tickt.

Der Schuldenberg der westlichen Staaten ist heute wieder ungefähr so hoch wie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerade noch neun Länder erhalten von allen drei großen Ratingagenturen die höchste Bonitätsstufe, das dreifache A. Selbst starke Wirtschaftsnationen wie Frankreich verlieren die Kontrolle über ihre Haushaltsdefizite. Müsste Frankreich auf die Rettungsmechanismen zurückgreifen, die im Zuge der Eurokrise aufgebaut worden sind, dann hätte das dramatische Folgen auch für die Bundesrepublik. Dreistellige Milliardenbeträge stünden auf dem Spiel.

Regierungen und Wähler haben sich im Laufe der Jahre an solche Summen gewöhnt. Weil am Ende – zumindest für Deutschland – immer alles gut gegangen ist, erscheinen Warnungen nur abstrakt und hypothetisch. Doch die bisherige Verschuldungspolitik wird so nicht weitergehen können. Der aufgebaute Sprengstoff ist hochexplosiv, die Schuldenbombe tickt.

Die USA, der größte Staatsschuldner der Welt, sind nach Ansicht der meisten Ökonomen und Investoren auf fiskalischem Crashkurs. Drastische Warnungen häufen sich. Jamie Dimon etwa, der Chef der weltgrößten privaten Bank J.P. Morgan und Doyen der Wall Street, sprach schon vor der Wahl 2024 von einer drohenden „Rebellion“ der Finanzmärkte, weil die Haushaltsfinanzierung auf ein „Kliff“ zusteuerten. Im Mai prognostizierte er ein Fiasko, weil es zu einem „Riss“ am Bondmarkt kommen werde: „Das wird passieren.“ Seinen Bankenaufsehern sage er: „Ihr werdet in Panik geraten.“

Kernschmelze des Finanzsystems könnte von den USA ausgehen

Die US-Staatsschuldenquote wächst seit Jahren ungebremst, laut Internationalem Währungsfonds (IWF) liegt sie derzeit bei 123 Prozent. Tendenz: immer weiter steigend. Diese Schuldenlawine betrifft die gesamte Welt, denn die USA sind mit Abstand der führende Finanzplatz und der von ihnen geschöpfte Dollar ist die Welt-Reservewährung. Probleme des Schuldners USA könnten deshalb bis zu einer Kernschmelze des Weltfinanzsystems führen. China und andere Herausforderer der USA arbeiten ohnehin daran, die Dominanz des Dollarsystems zu brechen.

Zur hohen Schuldenlast Amerikas, das sein Triple-A längst verloren hat, kommt inzwischen noch die unberechenbare Politik des Präsidenten: Donald Trumps Zölle schaden dem Wirtschaftswachstum, seine Steuersenkungen haben neue Haushaltslöcher gerissen. Obendrein untergräbt Trump mit brachialen Mitteln die Unabhängigkeit der US-Zentralbank Fed, die der Garant eines stabilen Dollar und der Finanzmarktstabilität sein müsste.

Trump will die Notenbankerin Lisa Cook wegen angeblicher privater Verfehlungen feuern. Um mehr Einfluss zu gewinnen, beförderte er auch seinen Chefökonomen Stephen Miran in die Zentralbank, der sofort eine neue Angriffsfront eröffnet hat. Nach dem Gesetz soll die Fed bisher einerseits für stabile Preise, andererseits für möglichst hohe Beschäftigung sorgen. Miran grub eine Passage in den Statuten aus, nach der die Fed zusätzlich auch für moderate Langfristzinsen sorgen müsse.

Mit diesem neuen Rechtsverständnis könnte die Notenbank künftig die Aufgabe übernehmen, dem Präsidenten und seiner Regierung den Rücken finanziell freizuhalten. Denn deren Schuldenpolitik lässt sich nur fortsetzen, wenn die Zinsen im Zaum gehalten werden. Wo der billige Kredit zum permanenten Ziel der Geldpolitik wird, wächst allerdings das Inflationsrisiko erheblich.

Nicht nur die Stabilität des Dollar ist dadurch bedroht. In fast allen Industrieländern gefährdet die wachsende Last der Schulden am Ende das Geldsystem. Die Europäer stehen nur auf den ersten Blick etwas besser da. Die Staatsschuldenquote der Eurozone liegt zwar zusammengerechnet deutlich unter 100 Prozent. Die Währungsunion besteht aber aus zwei fiskalisch sehr verschiedenen Blöcken: Die sechs am höchsten verschuldeten Länder Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland, Belgien und Portugal haben – in Relation zum Wirtschaftswachstum – zusammen einen fast genauso hohen Schuldenstand wie die USA.

Abrupte Schuldenwende in Deutschland

Das Gegengewicht bildet im Wesentlichen Deutschland, das seine Schuldenquote in den 2010er Jahren wieder in die Nähe von 60 Prozent gesenkt hatte, und das als der Stabilitätsanker des Euro gilt. Mit der abrupten Schuldenwende im Frühjahr haben die Deutschen ihren Kurs nun grundlegend verändert: Der im Vergleich noch große Kreditspielraum soll zügig genutzt werden. Zugleich verschlechtert sich die Lage beim wichtigsten Partner Frankreich drastisch: Das Land ist tief gespalten, immer neue Regierungen scheiterten zuletzt daran, die ständig steigende Verschuldung zu bremsen. Am Kapitalmarkt ist der Zins der französischen Staatsanleihen deshalb auf das Niveau des notorischen Schuldenpatienten Italien gesprungen. In der Währungsunion zahlen heute die beiden nach Deutschland größten Volkswirtschaften die höchsten Risikoaufschläge gegenüber den Bundesanleihen.

Eine Finanzpolitik, die ihre Schulden nicht mehr im Griff hat, wird zum Sprengstoff für die Finanzmärkte. Denn die Staatsschulden müssen zwar nie restlos zurückgezahlt, aber doch immer wieder neu finanziert werden. Nach einer langen Phase von Mini- und teils sogar Negativzinsen sind die Kreditkosten zuletzt wieder spürbar gestiegen. Verlieren die Investoren einmal abrupt das Vertrauen in die vermeintlich völlig sicheren Papiere, dann drohen massive Erschütterungen: Crashende Bondkurse bringen Banken und Versicherungen ins Wanken, hochschießende Zinsen verschärfen die Haushaltsnot noch weiter. Als letzter Retter in der Krise bleibt dann nur noch die Notenbank, die unbegrenzt Geld schöpfen kann – „whatever it takes“.

Zuletzt hat Großbritannien 2022 einen solchen Schock erlebt. Damals stürzte die neue Premierministerin Liz Truss schon nach wenigen Wochen, weil der Bondmarkt angesichts ihrer Schuldenpläne crashte. Erst ihr Rücktritt und die Interventionen der Bank of England beruhigten die Lage. Der „Truss-Moment“ ist seither der Albtraum vieler Regierungen weltweit.

Schon vor Monaten forderte die vor kurzem ausgeschiedene IWF-Vizechefin Gita Gopinath einen „strategischen Schwenk“. Sie nannte die fiskalische Lage der Welt „schlimmer, als Sie denken“. Höheres Wachstum wäre der Königsweg aus der Schuldenfalle. Die Zügelung von Ausgaben ist vor allem dort unvermeidlich, wo die Steuerlast schon sehr hoch ist. Aktuell zeigt sich aber vor allem, dass der Druck auf die Notenbanken wächst. Die Politik hat sich an das leichte Geld gewöhnt, das die Währungshüter in den großen Krisen der vergangenen anderthalb Jahrzehnte zur Verfügung gestellt haben. Das Risiko einer etwas höheren Inflation erscheint vielen vertretbar – zumal die schleichende Entwertung des Geldes auch die reale Last der Staatsschulden aushöhlen kann.

Der jüngste Vorstoß des Trump-Loyalisten Miran mag Europäern bizarr erscheinen. Die Europäische Zentralbank hat formal ein viel engeres Mandat als die amerikanische Fed. Der klare Auftrag heißt hier: stabile Preise. Faktisch stabilisiert aber auch die EZB schon seit Jahren die Zinsen für Krisenkandidaten wie Italien. Im Fall Frankreich wird sie nicht anders handeln können.

Quelle: ntv.de

Reset wie 1948: Droht die große Enteignung – rtl+, 14.8.2025

Zwangshypotheken, entwertete Konten, 90 Prozent Verlust beim Geldvermögen – die Währungsreform von 1948 zeigt, wie radikal ein Reset ablaufen kann. Und er könnte wiederkommen.

Raimund und Etienne sprechen in dieser Podcast-Folge darüber, wie solche Eingriffe in der Vergangenheit aussahen und warum die Reset-Gefahr auch in der Gegenwart nicht gebannt ist. Könnten sogar die USA im Zentrum eines neuen Resets stehen? Was passiert dann mit Geld, Schulden, Immobilien und Aktien? Und wie schützen Sie Ihr Vermögen am besten? Fragen und Anregungen bitte an brichtaundbell@ntv.de

Währungsreform von 1948 Das sind die wichtigsten Fragen zum „Reset-Szenario“ – n-tv, ab 31.7.2025

Zwangshypotheken, entwertete Konten, 90 Prozent Verlust beim Geldvermögen – die Währungsreform von 1948 zeigt, wie radikal ein Reset ablaufen kann. Dieses Szenario haben Raimund Brichta und Etienne Bell in der vorherigen Folge „Brichta und Bell – Wirtschaft einfach und schnell“ vorgestellt und selten so viel Feedback erhalten. In dieser Woche klären sie weitere wichtige Fragen: von den Auswirkungen auf Gold über Kryptos hin zu KI.

AKTIENEMPFEHLUNGEN – BUY & SELL

Aktuell (—): 
Aktien um 10 Euro je Stück sind FETT hervorgehoben.

Die erwarteten stolzen Kursgewinne sind dem Übermut der tollen Analystenzunft zu verdanken! Hirn selbst einschalten und kritisch bewerten. MERKE: Klappern gehört zum Geschäft. Es geht letztlich nicht so sehr um die Beratung der Anleger, sondern um die spekulativ selbst gehaltenen Aktien der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaften etc.), für die die Analysten tätig sind: wenn viele kaufen, steigen die Kurse, und 5% Plus sind zwar weniger als 15% oder 35%, aber besser als 5% Minus. Zudem lassen sich schnell noch eigentlich „schlechte“ Aktien im Portfolio des Hauses (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) verkaufen, für die der Analyst tätig ist, sofern die werten privaten Anleger den Kaufempfehlungen folgen. So schaut’s aus im Schneckenhaus! Nochmals: Hirn selbst einschalten. Die Finanzbranche lebt vom Trübe-Machen des Wassers!

NICHT ZULETZT: Verkaufsempfehlungen werden ungern gegeben, da sie auf das Portfolio der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) rückschließen lassen, zu denen die Analysten gehören. Verkaufsempfehlungen werden aus zwei Gründen gegeben: a) es ist tatsächlich Feuer am Dach des analysierten Unternehmens, b) das Haus möchte die Aktien des zum Verkauf empfohlenen Unternehmens billiger zurückkaufen, sofern den Verkaufsempfehlungen gefolgt wird. Letztlich agieren an der Börse die Optimisten, und die wollen positive Nachrichten hören, also werden sie von den Häusern und ihren Analysten entsprechend bedient.

UND ZU ALLERLETZT: die Analysten bespiegeln sich untereinander: wer hat was empfohlen oder nicht empfohlen, es kommt zu herdenpsychologischen Erscheinungen derart: der Leithammel hat empfohlen, also machen wir das auch. Die jeweiligen Analysen werden entsprechend (um)formuliert. Das zweite Moment: die Konkurrenz, die u.U. zu skurrilen Interpretationen des analysierten Unternehmens führt.

FAZIT: was die Analystenzunft von sich gibt, kann aufschlussreich sein, muss es aber nicht, vermittelt einen zusätzlichen Eindruck zu einzelnen Aktiengesellschaften. Wichtig ist der Blick auf zweierlei: a) entscheidend: auf die volkswirtschaftliche Situation des Landes, der Welt; b) sekundär (!) auf das Unternehmen und seine Branche: Charakter des Managements, klare, gut durchschaubare Produktpalette, Langlebigkeit des Unternehmens und seine Stetigkeit im Gebaren.

Renten- und Aktienmärkte

Man halte sich vor Augen: Aktienmärkte sind die Pfützen in der Welt der Veranlagungsmöglichkeiten. Anleihenmärkte (Rentenmärkte, Kapitalmärkte) sind die großen Ozeane ebendort. Daher sind Aktienmärkte volatil und reagieren auf den leisesten Windhauch mit u.U. kräftigen Ausschlägen. Die Seelen der Anleger sind sehr verletzlich: Angst und Gier bestimmen hier jegliches Handeln, die vernünftige Veranlagungsentscheidung steht an zweiter Stelle. Das verursacht in den kleinen Geldpfützen der Aktienmärkte hohe Wellen. Aber dort stehen nach erster Erschütterung später die rationalen Kaufs- und Verkaufsentscheidungen felsenfest – bis zur nächsten Seelenerschütterung.

Anleiheanleger sind cooler und gezügelter im Gemüt. Hier geht es eher um Langfristperspektiven. Alles dreht sich um den Zins und wie er sich weiterentwickelt. Wer an der Zinsschraube dreht, dreht am Schicksal ganzer Volkswirtschaften. Da ist das aufgeregte Gegackere an den Aktienmärkten geradezu uninteressant.

Aber kommen Anleihemärkte einmal ins Rutschen – nach oben oder nach unten – dann ist Feuer am Dach. Schon 0,5 oder gar 1 Prozent Veränderung in einem Anleihenindex sind eine „Weltbewegung“ im Milliarden- oder Billionengeldmeere der Anleiheozeane.

Dazu kommt: Die Anleiherenditen konkurrenzieren mit den Aktienrenditen. Eine hohe Anleiherendite jenseits der 3 Prozent wirkt umso „giftiger“ auf die Aktienkursentwicklungen, je höher sie ist. Liegt sie unter 3 Prozent, begünstigt sie die Aktienkäufe, Je deutlicher sie unter 3 Prozent liegt, umso eher. Das ist die Regel. Die Ausnahme – so, wie wir sie gerade sehen – bestätigt diese Regel. Früher oder später wird sie ihre dominante Stellung als Regel wieder einnehmen.

Diese Verhältnisse sind es, die im Tagesblick in der Regel die Berichte zu den Anleihemärkten wiedergeben lassen, dass aufgeregte Geflattere und Gegackere an den Aktienmärkten im Detail interessiert in der Regel nicht die Bohne.

Zur Renditebestimmung bei Anleihen: notiert die Anleihe zu 100 Prozent, dann stimmen Anleihezinssatz (der Couponzins) und Anleiherendite überein. Sinkt der Anleihekurs unter 100 Prozent, steigt die Rendite, umgekehrt gilt: steigt der Anleihekurs, so sinkt die Rendite. So einfach ist das. Und so weltbewegend in der Tat.

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Allgemeine Empfehlungen: Es geht vornehmlich um die Zukunft der Energiegewinnung und die Energielieferanten. Renner bleiben Telekommunikations-Unternehmen, deren Dienstleistungen in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sind. Unter den Logistik-Aktien sind in der Regel die Post-Aktien interessant. Diese Branchen sind weniger konjunkturabhängig als z.B. Konsumaktien, darunter die Post-Aktien noch am ehesten.

Hinzu kommt, dass die klassischen erdölverarbeitenden Energielieferanten (Up- und Downstream) mehr oder weniger energisch in großem Stil auf Alternativenergien umstellen. Es bleibt ihnen angesichts des Klimawandels, der öffentlichen Meinung und der in absehbarer Zeit erschöpften Welt-Erdölreserven auch nichts anderes übrig. Über das Kapital für den weltlebensnotwendigen Umbau verfügen sie dank ihrer Aktionäre. Es geht aus Sicht der Unternehmen um zukunftsträchtige Geschäftsmodelle in einer überschaubaren Branche – Energie – und aus Sicht der Aktionäre um steigende Unternehmenswerte / Aktienkurse als Inflationsschutz und sichere, möglichst stabil wachsende Dividenden, ebenfalls hinsichtlich des Inflationsschutzes.

Anti-Nachhaltigkeits-Bewegung in den USA als 180-Grad-Wendung in der Veranlagungsgebarung

Der aktuelle politische Druck in den USA zwingt eine Reihe großer Vermögensverwalter, darunter die weltgrößten wie Blackwater und Vanguard (verwaltetes Vermögen: 20 Billionen US-Dollar), nachhaltige Unternehmen potentiellen Anlegern nicht mehr zu empfehlen. Sie selbst verkaufen solche Unternehmen aus ihren Portfolios. Es gibt sogar seitens republikanisch regierter Bundesstaaten wie insbesondere Texas Kaufverbote für staatliche Pensions- u.a. Fonds.

Ausgestiegen sind bereits US-amerikanische Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup (verwaltetes Vermögen: 9 Billionen). Ähnliches betrifft die Kreditvergabe. Offen bleibt, wie private und Unternehmensanleger (nicht-staatliche Fonds) künftig disponieren werden.

Unter den angebotenen Finanzanlagen kursieren seit geraumer Zeit besondere Nachhaltigkeitsprodukte in Form sog. ESG-Fonds (mehr dazu hier), die hohe Renditen versprachen und daher recht starken Zulauf hatten; die Renditen wurde seit Erhöhung der Kreditzinsen gebremst, da dadurch kreditfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte (Windparks, Solaranlagen etc.) weniger rentabel wurden.

In der Europäischen Union will man sich weiter an entsprechende Nachhaltigkeitsauflagen festhalten. Bislang wurden in europäische ESG-Fonds 9 Billionen Euro investiert, was 61 Prozent des gesamten Fondmarktvolumens entspricht. Der Zufluss hat sich 2024 allerdings um die Hälfte auf 37 Milliarden Euro reduziert. Zudem wurden mehr ESG-Fonds geschlossen als eröffnet. Nicht nur die hohen Zinsen, die die ESG-Fonds-Renditen beeinträchtigten, führten dazu, sondern auch „grüne Schönfärberei“: es stellte sich da und dort heraus, dass die versprochene Nachhaltigkeit mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit bestand. (Quelle: Wirtschaft vor Acht, ARD, 10.1.2025 (KURZVIDEO, bis 17.1.2025 verfügbar))

FAZIT: Es bleibt abzuwarten, was das für den Klimaschutz in den USA und weltweit künftig bedeutet. Für Österreich stellt sich die Frage, wie eine künftige Regierung sich in Sachen Klimaschutz verhalten wird.

Aktienkauf – der Erwerb einer Unternehmensbeteiligung – bedeutet Übernahme eines Risikos in Hinblick auf das künftige Unternehmensschicksal. Die Dividende stellt eine Risikoprämie dar.

Aktienanalytischer Blick auf Aktien im Euroraum und speziell Österreich (Stand: 24.2.2025):

ACHTUNG – STEUERVERÄNDERUNGEN ANTE PORTAS:
Ins Gerede kommen in absehbarer Zeit auf EU-Ebene und auf Österreich-Ebene vermutlich Aktienbesteuerung (Verkaufsgewinne, Dividenden) ebenso wie Vermögens- und Erbschaftssteuer. Diese Steuern sind in Veranlagungsüberlegungen mit einzubeziehen.

Im Folgenden sind Aktien um 10 Euro je Stück und darunter FETT hervorgehoben.
Neu aufgenommene Aktien werden mit ### gekennzeichnet.

Beobachtenswert ist der Umweltschutz- und Wasserwirtschaftswert Veolia

Ein Kaufsignal liefern weiterhin ENI, UNICREDIT und TOTAL ENERGIES, im Vergleich zum 3.2.2025 stabile Bewertung mit jeweils fünf Sternen bewertet.

Ein Kaufsignal liefern ENEL, PORR, SHELL, VERBUND, ### VIENNA INSURANCE GROUP mit jeweils vier Sternen bewertet.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung mit jeweils vier Sternen bewertet.

Ein niedriges KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeichnet aus:
RWE, TOTAL ENERGIES, ### UNICREDIT SPA, PORR, OMV, ### UNIQA, EVN, ENEL, TELECOM AUSTRIA, ### STRABAG, WIENERBERGER, SHELL, PALFINGER.

Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktie RWE ist die mit dem niedrigsten KGV = 4,8, PALFINGER die mit dem höchsten KGV = 9,3.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung.

Ein niedriges dynamisches KGV (PEG, Price-Earning-to-Growth) weisen u.a. auf:

ENI, UNICREDIT, ### KONTRON AG, OMV, SHELL, PORR, WIENERBERGER, PALFINGER,

Nicht mehr dazu gehören: VIENNA INSURANCE GROUP, TELECOM AUSTRIA.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktien ENI = 0,5 ist die mit dem niedrigsten, PALFINGER die mit dem höchsten PEG = 1,4.
Im Vergleich zum 3.2. 2025 ist die Auswahl verändert, einzelne Aktien kamen dazu, andere fehlen nun!

Als Aktien mit langfristigem Kurspotential werden u.a. gesehen:
TOTAL ENERGIES, ENI, VERBUND, E.ON.SE, EVN, RWE.

Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene mit der größten Langfristchance.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl stabil, die Reihenfolge hat sich geändert.

Als Aktien mit hoher Sicherheit werden u.a. bewertet VIENNA INSURANCE GROUP, VERBUND; die Bewertungen bleiben unverändert zum 3.2.2025.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene Aktie mit der größten Sicherheit.

Aktien mit hoher Dividendenrendite sind:
OMV, ORANGE, TELEFONICA, ENI, UNIQA, ENEL.


Aktien mit der größten Dividendenrendite stehen am Anfang der Reihe: OMV 12,6%, am Ende die mit der niedrigsten: Enel 6,7%, jeweils vor Steuer.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl gleich, die Reihenfolge hat sich geändert.

KAUFKRITERIEN neben den aktienanalytischen Kennzeichnungen sind der Reihe nach: WER? – Qualität und Charakter (Psychologie!) des Managements, Häufigkeit des Managementwechsels, Unternehmenskultur; WAS? – Produkteinfachheit: „einfach gestrickte“, leicht zu durchschauende/transparente Produkte oder Dienstleistungen, eher kleine Produktpalette bzw. enger umschriebenes Dienstleistungsangebot, Konstanz der Nachfrage; WIE? – Sicherheit, Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Wechselfällen, finanzielle Stabilität des Unternehmens, Konkurrenzsituation; WO? – geographische und „politische“ Lage möglichst fern von Krisengebieten inkl. solchen mit politischer Unruhe oder in Ländern mit totalitären Systemen oder deutlich defekten Demokratien (illiberale Demokratien); WANN? – Lebensdauer bzw. Überlebensdauer (Weltkriege etc.) des Unternehmens bisher, Stetigkeit der Dividendenzahlungen.

FAZIT: vor dem Kauf einer Unternehmensbeteiligung sich zur Aktiengesellschaft schlau machen: WER, WAS, WIE, WO, WANN.

ZWEI DINGE sind zusätzlich zu beachten:

# Langfristanlage durch Erwerb von Defensiv-Aktien (u.a. Energie, Telekom),

# Verbleib in einem Währungsraum, das ist der Euroraum. Daher werden die allseits seit Jahren gehypten US-Aktien hier mit Absicht außen vor gelassen, um das Währungsrisiko klein zu halten. Gleiches gilt für den Erwerb von Schweizer Aktien, wie die Vergangenheit mit Blick auf das sehr wechselhafte Wechselkursverhältnis Schweizer Franken / Euro gezeigt hat. 

Die Europäischen Union als Veranlagungsrisiko?

Das Staatssystem der Europäischen Union kommt einer defekten Demokratie gleich und erstreckt sich in den Währungsraum (Euroland), in dem gehandelt wird. Man spricht auch von einem Demokratie-Defizit der Europäischen Union. Risiken dieser defekten Demokratie, um einige zu nennen, sind: Regelungen „von oben herab“ auf nicht sehr transparente Weise und Steuervorgaben, die sich durch Negieren realer Alltagserfordernisse auszeichnen, Überwachungsbestrebungen, hoher Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger. All dies markiert Abgehobenheit und Bürgerferne der EU-Politik.

Kennzeichnend für das Gebaren (Governance) der EU ist ein Ineinandergreifen von EU-Exekutive (Kommission mit ihren Kommissariaten) und einem nicht gut überschaubaren Geflecht zahlreicher, der EU nahestehenden und von ihr geförderten Institutionen, Organisationen und Einrichtungen, die auf vielen Ebenen EU-Kommissionsvorgaben umsetzen helfen. Sie helfen insbesondere dabei, die von EU-Rat- und EU-Kommission angedachten, aber für Bürger und Unternehmen noch nicht „akzeptablen“ Vorgaben „schmackhaft“ zu machen, um so zu einer ausreichend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung zu führen, die eine politische Umsetzung ermöglicht.

Junker sagte 1999 dazu sehr verkürzt und sinngemäß: was wir heute als EU nicht durchsetzen, das werden wir dann schon später durchsetzen. Dem Lobbyismus Richtung EU-Exekutive (insbesondere seitens der Unternehmen) steht ein „Lobbyismus“ seitens der EU in Richtung auf die Einrichtungen der Mitgliedsländer sowie auf die Unternehmen und die Bevölkerung gegenüber, dessen Räderwerk für den Normalbürger praktisch nicht durchschaubar ist. Inwieweit kommt dies einem autokratischen Verhalten von der Maschek-Seite gleich?

Hauptziel der EU-Bestrebungen ist die Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, die den derzeit bestehenden Verbund der Mitgliedsstaaten ersetzen soll. Das deutet auch der Wechsel der Namensgebungen im Zeitverlauf an:

# Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, umgangssprachlich auch Montanunion, 1951)

# Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, 1957 inklusive EURATOM)

# Europäische Gemeinschaften (EG, 1965 ff., Fusion von EWG, EURATOM und einzelnen EG-Organen, Fusions- und Folgeverträge)

# Europäische Gemeinschaft (EG, seit 1993 ff., Maastricht- und Folgeverträge)

# Europäische Union (EU, 2007, Lissabon- und Folgeverträge)

1948
1948
Brüsseler
Pakt
1951
1952
Paris
1954
1955
Pariser
Verträge
1957
1958
Rom
1965
1967
Fusions-
vertrag
1986
1987
Einheitliche
Europäische Akte
1992
1993
Maastricht
1997
1999
Amsterdam
2001
2003
Nizza
2007
2009
Lissabon
Europäische GemeinschaftenDrei Säulen der Europäischen Union
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom)
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)Vertrag 2002 ausgelaufenEuropäische Union (EU)
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)Europäische Gemeinschaft (EG)
Justiz und Inneres (JI)
Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS)
Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ)Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP)
Westunion (WU)Westeuropäische Union (WEU)
aufgelöst zum 1. Juli 2011

Problematisch bleibt dabei: je größer die Zentralisation von Staatsmacht, umso größer die Machtfülle, die mit „eiserner Harke“ über berechtigte (!) Einzelinteressen der Mitgliedsstaaten und damit der Bürger drüberfährt. Das Prinzip der Subsidiarität bleibt dabei auf der Strecke, so wie dieses Prinzip z.B. Österreich 1994 anlässlich der Vorabstimmungskampagnen versprochen wurde. Wurde das Versprechen eingelöst?

Beispiele der Machtfülle durch Zentralisierung liefern alle großen Staaten, u.a. Russland und China, die geradezu Musterbeispiele dafür darstellen.

Ein Problem des Staates an sich ist das Machtmonopol, das bei ihm liegt und liegen muss, will er Gesellschaft – das Staatsvolk – und die Abläufe darin mit Erfolg, also: durchsetzungskräftig organisieren. Das Problem ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen unbeschränkter Freiheit des Individuums (Libertarismus) und unbeschränkter Freiheit des Staates (Totalitarismus).

Wie dieses Machtmonopol ausgestaltet wird, unterliegt in Demokratien dem Willen des Wahlvolkes, in nicht-demokratischen Staaten dem Willen des autoritären, totalitären oder autokratischen Machthabers. In defekten Demokratien ist die Mitbestimmung des Volkes eingeschränkt. Defekte Demokratien existieren in einer Grauzone, deren Konstituenten und ihre gegenseitige Einflussnahme nicht leicht zu bestimmen sind. Somit ist auch der Defektheitsgrad einer defekten Demokratie nicht leicht zu bestimmen und unterliegt, je nach politischer resp. ideologischer Perspektive, unterschiedlichen Wertungen.

Die idealtypische Dreiteilung der Regierungsformen existiert in der Wirklichkeit nicht: keine Demokratie der Welt entspricht der idealen Form, weist also im Ansatz Eigenschaften einer defekten Demokratie auf, kein totalitärer Staat schränkt die individuellen Freiheiten vollständig ein, es verbleibt den Bürgern dort ein mehr oder weniger großer Freiheitsraum.

Hinsichtlich des staatlichen Machtmonopols, das zudem bei anwachsender  Zentralisation der Staatsgewalt zur Zunahme neigt, ergibt sich die Erkenntnis: so wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig als einer Einrichtung, die mit einem mit Rechtsgewalt in das Leben seiner Bürger eingreifenden Machtmonopol versehen ist, das für das „Funktionieren“ einer Gesellschaft unaufgebbar ist.

Die dafür notwendigen rechtlichen Verregelungen des Alltagslebens durch Allgemeines Gesetzbuch, Strafgesetzbuch, Angestelltengesetz etc.etc. sind zahllos und gelten bei ausnahmslos jeder Handlung, werden aber – ebenso regelhaft – dem Bürger erst dann bewusst, wenn es zu schwerwiegenden Regelverstößen oder Regelbruch-Sanktionierungen kommt. 

Rechtliche Verregelungen sind Ausdruck der jeweiligen Ausprägungen eines Rechtsstaates; dieser wird in einer idealen Demokratie nicht durch Willküreinwirkungen korrumpiert: das ist ein wesentliches Kennzeichen demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Auf Rechtsstaatlichkeit pflegen sich auch autoritäre, totalitäre oder autokratische, kurz: diktatorische Systeme zu berufen, doch wird der Rechtsstaat dort durch Willküreingriffe korrumpiert: Rechtsbiegung als Kennzeichen von Autokratien etc. In einer defekten Demokratie wird die Rechtsstaatlichkeit (leicht) eingeschränkt, womit das Risiko entsteht, in eine Autokratie abzugleiten.

Nur in formalrechtlicher Hinsicht war zum Beispiel auch der NS-Staat ein Rechtsstaat, besaß er doch gemäß der NS-Grundsätze umgearbeitete Gesetze aus der Weimarer Republik und neue Gesetze im Sinne der NS-Ideologie, auf die er sich in der Rechtsprechung berief und von denen viele in einem „normalen“, d.h. hier NS-konformen Rechtssetzungsprozess entwickelt wurden. Daran ändert nichts die Gepflogenheit, den NS-Staat in inhaltlich-ethischer Hinsicht als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Ein krasses Beispiel für einen NS-Rechtserlass im autokratischen Sinn ist unter diesem Link einsehbar.

Kennzeichnend für die Biegsamkeit des Rechts je nach Staatsraison ist die Tatsache, dass Juristen nach einem Regimewechsel ihre Posten in der Regel nicht verloren, sondern im neuen Regime weiter im Dienst des Rechts ihre berufliche Tätigkeit frei oder im öffentlichen Dienst ausübten. So wurden Juristen und Richter nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ohne weiteres in den öffentlichen Dienst der entstehenden Bundesrepublik Deutschland übernommen. Vergleichbares geschah nach dem Fall der UdSSR oder DDR.

Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Demokratie das Herstellen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen einerseits den rechtsstaatlich gesicherten Freiheitsbedürfnissen des Individuums unter für ihn zureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten und andererseits den „Freiheitsbestrebungen“, somit Machtbestrebungen des Staates, mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Gemeinwohl resp. Sozialfrieden in Freiheit herzustellen. Als Garant dafür dient die Gewaltenteilung und ein entsprechend stark regulierter und damit gewaltgebändigter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie als vierte Gewalt die Sicherstellung einer freien Presse. MOTTO: Nimm Freiheitsbeschränkungen mit Blick auf das Gemeinwohl aus Überzeugung an, wir helfen dir dabei durch politische Aufklärung und sachliche Bildungsarbeit!

Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Autokratie, im Autoritarismus und vor allem im Totalitarismus Ausgesetztheit vor rechtsbeugenden willkürlichen Staatseingriffen auf die ohnehin reduzierten Freiheitsmöglichkeiten des Individuums unter nicht selten unzureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zu Gunsten der Machtbestrebungen des Staates mit dem Ziel, ein Höchstmaß an „Gemeinwohl“ resp. „sozialem Frieden“ in Unfreiheit zu erzwingen. Als Garant dafür dient die Einschränkung, womöglich Aufhebung der Gewaltenteilung sowie ein entsprechend stark ausgeprägter und mit gering regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine allgegenwärtige Brachial-Propaganda unter Ausschaltung der Pressefreiheit. MOTTO: Kusch, sonst trifft dich der Polizeiknüppel und du landest im Gulag, folgst du nicht den Propaganda-vermittelten Staatszielen!

Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit in einer defekten Demokratie gibt in (noch) geringem Ausmaß jene Prinzipien auf, die eine Demokratie hervorheben. Als Garant dafür dient eine Einschränkung der Gewaltenteilung und ein nicht allzu gestärkter und nicht allzu sehr mit herabgesetzter regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine verhältnismäßig subtil eingesetzte Propaganda und Beeinflussungsmaschinerie. MOTTO: Folge der politischen Verführung und glaube, es sei deine Entscheidung, sonst zwiebeln wir dich mit Exekutivmaßnahmen!

Eine solche Beeinflussungsmaschinerie hat die exekutiv im Grunde genommen schwach aufgestellte EU entwickelt, was zu eben der Ausbildung dieser „Schattenexekutive“ geführt hat. Sie trägt damit – nicht so ohne weiteres sichtbar für den Normalbürger – ein Kennzeichen einer defekten Demokratie. Damit steht die Gefahr im Raum, weiter an demokratischen Eigenschaften einzubüßen und zu einem politischen und wirtschaftlichen Risiko heranzureifen. In der Tat bemüht sich die EU um Stärkung ihrer Polizeigewalt (Frontex, 2004, weiterer Ausbau) und damit um Ausbildung eines weiteren Kennzeichens defekter Demokratien insofern der Vorwurf stimmte, dass Frontex auch innerhalb der EU eingesetzt werden könnte.

Was die Beeinflussungsmaschinerie der EU betrifft, hat 2011 der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) die Europäische Union als “sanftes Monster Brüssel“ bezeichnet und von der „Entmündigung Europas“ gesprochen. Er anerkennt segensreiche Folgen ihres Wirkens, macht aber zugleich auf die strukturellen Defizite dieser überstaatlichen Einrichtung aufmerksam, die durch massive Öffentlichkeitsarbeit, um nicht zu sagen: Propaganda – geschickt durch das vorbeschriebene Geflecht an Organisationen, Instituten, Einrichtungen etc. vermittelt –, übertüncht werden. Bezeichnend ist sein Ausspruch: „Je dünner die Legitimität [ihres politischen Handelns], umso dicker der Glibber der PR.“

Die geschilderte Gefahr liegt nicht darin, sich im Euro-Währungsraum zu bewegen. Sie liegt darin, dass infolge mangelnder demokratischer Kontrolle politisch einer Gesinnungsethik und nicht einer Verantwortungsethik gefolgt wird. Damit einher ginge eine Abgehobenheit von den Realitäten des täglichen Lebens der Bürger und Unternehmen. Das führte kurz über lang zu einer Schwächung des Euros im Währungskonzert. Ein Risiko erwüchse dann eher daraus, dass es nicht sicher ist, ob der Währungsraum „Euro“ eines Tages zerbricht, zum Beispiel dadurch, dass im Konzert mit anderen Währungen die derzeit ohnehin angekratzte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Europäischen Union noch weiter geschwächt würde und der Euro fortgesetzt an Wert verlöre. Letzteres erleichterte das Auseinanderbrechen der Europäischen Union, die Eigeninteressen der Mitgliedsländer träten wieder stärker hervor.

Dieses Auseinanderbrechen der Europäischen Union ist derzeit unwahrscheinlich, aber denkmöglich als Folge von: fortgesetzter Wirtschaftsschwäche; weiter zunehmender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Zunahme nationalkonservativer bis rechtsextremer Haltungen; fortgesetztem „Rütteln an den Ketten“ seitens ehemaliger UdSSR-Bruderstaaten; fortgesetzter Aufnahme neuer Mitgliedsländer speziell aus dem Balkan und dem ehemaligem UdSSR-Einflussbereich (Serbien, Ukraine); gravierenden, von den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten nicht mitgetragenen außen- und innenpolitischen Entscheidungen. 

Bräche die EU, so bräche spätestens dann auch der Euro; im Übrigen weist die Geschichte der Währungsunionen auf deren Brüchigkeit hin: sie halten in der Regel nicht lange. Den Anleger zwingt unter anderem auch dies beizeiten zu überlegen, in welcher Währung er außerhalb des Euroraumes investieren soll. Angesichts des unsicheren Status des US-Dollars als Weltwährung ist dies eine herausfordernde Frage. Sie stellt sich glücklicherweise derzeit nicht, sondern taucht nur schemenhaft als Denkmöglichkeit am Horizont einer eher ferneren Zukunft auf. Aber: sie taucht auf und kann blitzesschnell elefantengroß im Raum stehen.  

FAZIT: die Europäische Union birgt für den Anleger derzeit nur am Zukunftshorizont sich abzeichnende Risiken. Sie entspringen u.a. daraus, dass die EU weniger aus der Position der Stärke als eher aus der der Schwäche handelt. Im Vergleich zur Situation des Kalten Krieges und damit zur Gründerzeit der EU-Vorläufereinrichtungen, in der es nur einen wirtschaftsmächtigen geopolitischen Spieler und gleichzeitigen Verbündeten – die USA – gab, steht die Europäische Union heute zwischen zwei Wirtschaftsblöcken: dem des USA-geführten Westens und dem des sog. globalen Südens. Das erzeugt Druck, allzumal Zeitdruck, treibt die EU an und lässt sie, will sie nicht aufgerieben werden, nach Machtvergrößerung durch Zentralisierung streben – ein Demokratierisiko ersten Ranges, damit in der weiteren Folge ein Wirtschafts- und letztlich Veranlagungsrisiko. 

Grundsätzliches zur Währungsspekulation

Währungs-Spekulation ist ein äußerst schwieriges, glitschiges, hochriskantes Geschäft, bedarf langjähriger Erfahrung, tagtäglicher Marktbeobachtung und eines guten Magens: Schocks und erratische Marktbewegungen müssen ausgehalten werden – psychisch und finanziell. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Währungsspekulanten im deutschsprachigen Raum ist Folker Hellmeyer (Hellmeyer-Website, Hellmeyer-Kurzportrait (Goldseiten), Hellmeyer auf Netfonds usf.).

Zweck der Währungsspekulation?

Wie bei den Warenoptionsmärkten dient auch der Währungsoptionsmarkt dazu, sehr starke Schwankungen im Wert einer Währung (Devise) zu verhindern: sehr starken Verteuerungen oder Verbilligungen einer Währung im Devisenmarkt (Währungs- oder FOREX-Markt) wird so gegengesteuert. Dafür sorgen die vielen Marktteilnehmer, von denen ein Teil den künftigen Wert einer Währung (Devise) höher, der andere diesen Wert tiefer einschätzt. Dies führt dazu, dass sich eine Art mittlerer Wert für diese Währung einstellt. Währungsoptionsmärkte sind rund um den Globus nahezu 24/7, also nahezu täglich rund um die Uhr, offen (Warenoptionsmarkt, Optionen im Freihandel).

Anders ausgedrückt: Die Spekulanten sichern sich mit ihrem Engagement gegen das Risiko eines Währungsverfalls oder eines Währungsanstiegs ab. Währungsanstiege sind ein Risiko für Käufer auf Warenmärkten, Währungsabwertungen sind ein Risiko für Verkäufer auf Warenmärkten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Dienstleistungen im internationalen Dienstleistungsaustausch. Die gegenläufigen Interessen auf dem Währungsoptionsmarkt „mitteln“ sich aus.

Allgemein gesprochen handelt es sich bei den Geschäften auf Optionsmärkten um Absicherungsgeschäfte oder Hedging.

Nochmals anders ausgedrückt: Auf aggregiertem Niveau (Makroebene) sorgt der Währungsoptionsmarkt für die Stabilität einer bestimmten Währung im Konzert der anderen Währungen im Devisen- resp. Währungsmarkt (Kassa- oder Spot-Markt, das Pendant zum Optionsmarkt).

Eine stabile Währung ist für die Volkswirtschaft, in deren Bereich diese Währung als Zahlungsmittel dient, eine Lebensnotwendigkeit für das optimale Funktionieren der volkswirtschaftlichen Grundvorgänge Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Erratische Schwankungen im Währungs- oder Devisenmarkt erschweren auf der Ebene der Unternehmen (Mikroebene) innerhalb und außerhalb einer Volkswirtschaft erheblich Kalkulationen mit Sicht auf künftig geplante Käufe und Verkäufe. Erratische Schwankungen einer Währung schwächen die Wirtschaftsleistung der zugehörigen Volkswirtschaft, eine stabile Währung fördert sie. Dies gilt auch für Volkswirtschaften außerhalb des entsprechenden Währungsraumes, sofern sie mit dieser Volkswirtschaft handelnd in Verbindung stehen.

FAZIT: Währungsoptionsmärkte sind für das Wirtschaftsgeschehen im Konzert der verschiedenen Volkswirtschaften überlebenswichtig.

Die heilige Trias

Diese Zusammenhänge bleiben in der Regel für Otto Normalverbraucher genauso verborgen wie die Bedeutung der nicht-demokratisch agierenden Zentralbanken, die mit ihren Zinsentscheidungen tief in das Wirtschaftsleben und somit in das Alltagsgeschehen der Menschen eingreifen. Warenmärkte, Währungsmärkte und Zentralbanken sind in einem fortlaufenden Marktgeschehen untrennbar und maßgeblich untereinander verbunden. Dabei modulieren und moderieren die Zentralbanken über den Zinssatz die Abläufe in Waren- und Währungsmärkten und den zugehörigen Optionsmärkten.

Für Otto Normalverbraucher sind Spekulanten auf diesen Märkten in aller Regel ganz, ganz böse Subjekte, die sich mit ihren Spekulationsgewinnen die Taschen vollstopfen.

Wer sind diese Subjekte auf Währungsoptionsmärkten?

Auf Währungs- und Währungsoptionsmärkten agieren in großer Zahl Staatsstellen, staatliche und private Pensionsfonds, multinationale und andere Unternehmen, Finanzinstitute (Banken u.a.), Hedgefonds u.a.

Otto Normalverbraucher verkennt in aller Regel den Sinn dieser Märkte und die Rolle der Spekulanten dort; denn:

Die Währungsoptionsmärkte zeichnen für das Wohl und Wehe im höchstpersönlichen Alltagsleben des kleinen Mannes auf der Straße verantwortlich, indem sie für relative Währungsstabilität sorgen. Doch Märkte sind keine Subjekte. Somit sind präzise gesprochen nicht „die Märkte“, sondern die Teilnehmer an Währungsoptionsmärkten – also die risikoübernehmenden Spekulanten – für das Wohl und Wehe von Otto Normalverbrauchers alltäglichem Leben verantwortlich.

Daher lässt sich interpretieren: In der Erhaltung der Währungsstabilität liegt der soziale Sinn der Spekulation. Dabei dient der Spekulationsgewinn als Entgelt für die risikobehaftete Sorge um eine stabile Währung.

Es kommt zu einem „paradoxen“ Effekt: die Befriedung der Einzelinteressen der Subjekte, den Spekulanten, trägt vermittels des Marktgeschehens zur Optimierung des Gemeinwohls bei.

Die Umsätze in Devisen- und Währungsoptionsmärkten sind die größten weltweit und erreichen täglich Milliarden bis Billionen von Währungseinheiten. Im Jahr 2022 wurden allein im Devisenmarkt täglich durchschnittliche Umsätze in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar gehandelt. Zu beachten ist, dass dabei immer Währungspaare gehandelt werden und zudem die Umsätze „doppelt“ anfallen: als Verkaufs- und als Kaufpreis in Summe. Das plustert das tägliche Handelsvolumen ordentlich auf.

Was für die Währungsoptionsmärkte gilt, gilt ebenso für die Warenoptionsmärkte: es geht um die Stabilisierung von in großen Mengen gehandelten Waren wie Weizen, Schweinehälften Orangensaft, Kaffee und vieles andere mehr. Die aufgezählten Waren stehen für solche, die für die Bevölkerungen hohe Bedeutung haben.

Wozu Optionsmärkte gut sind

Aber es gibt doch nach wie vor Preissprünge auf den Warenmärkten, von erratischen Ausschlägen an den Devisenmärkten war auch schon die Rede: wie passt das ins Bild?

Ohne die Terminbörsen wären die Ausschläge um einiges stärker, die Preise höher.

Drei Beispiele dazu:

#1 Hitler verbot die große Bremer Kaffeebörse. Daraufhin sicherte sich der Großhandel gegen Preisanstiege bei Kaffee ab, indem er von Haus aus deutlich höhere Preise für den Handel, die Geschäfte, einforderte. Resultat war der berühmt-berüchtigte Blümchenkaffee: die Konsumenten sparten am Kaffee, indem sie möglichst wenig davon zum Aufbrühen verwandten, also sah man durch den dünnen Kaffee das Blümchen am Grund der Kaffeetasse.

# 2 Waren, die nicht abgesichert werden können, weisen größere Preissprünge und höhere Preise auf; bremsend auf den Warenpreis (Aktienpreis, Devisenkurs) wirkt allein die Konkurrenz oder eine schwache Nachfrage oder ein überreichliches Angebot.

# 3 Die erste Warenoptionsbörse wurde 1848 in Chicago gegründet. Hintergrund war der bereits gewachsene Welthandel mit Waren, die großteils noch mit Segelschiffen über die Weltmeere transportiert wurden. Zwar befuhren die ersten Dampfschiffe Ende der 1830er Jahre den Atlantik, doch die eigentliche Verdrängung des Segelschiffs als Transportmittel setzte erst ab den 1870er Jahren ein.

Die Notwendigkeit, sich gegen den Verlust der Waren infolge Schiffuntergangs zu schützen oder sich überhaupt vor unerwarteten Preisveränderungen während der langen Schiffsfuhren abzusichern, führte zur Einrichtung der Chicagoer Warenbörse (Chicago Board of Trade), 1848 zunächst als Kassen- oder Spotmarkt, 1864 dann als Warenterminmarkt. Fortan konnten Käufer und Verkäufer Warenpreise vereinbaren für Warenlieferungen in ein, zwei, drei, sechs Monaten, was die Sicherheit der unternehmerischen Kalkulation erheblich erhöhte, da nun die Preisrisiken nicht von den Warenverkäufern und -käufern selbst, sondern von den Spekulanten übernommen wurden. Es entstand eine hochspezialisierte Zunft von Spekulanten, darunter viele Versicherungen.

Die Spekulanten hatten die Zeit und die Informationsmittel, sich über Warenpreisänderungen am Warenursprungsort und über Transportverzögerungen oder Schiffsunfälle zu informieren. Schlechte Kaffee- oder Kakao-Ernten, transportverzögernde Windflauten oder Schiffsunglücke blieben für sie kein Geheimnis, entsprechend diesen Informationen disponierten sie am Warenterminmarkt ihre Preisvorstellungen, doch in der Vergangenheit geschlossene Warenpreise für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin blieben davon unberührt.