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FAZIT DES TAGES – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas bezüglich Geiselfreilassung auf wackeligen Füßen. Neue-Hamas-Taktiken.
- Ukraine-Krieg: Status quo. Nordkorea und Russland ein Herz und eine Seele bezüglich Ukraine-Krieg. Ukraine setzt neue Waffen ein.
- ZEITDIAGNOSE: Krise der Männlichkeit: junge Männer, Fitness-Studio und Feminismus (Zusammenfassung).
- USA: 30-Prozent-Zölle mit Ausnahmen. EU will weiterverhandeln.
- ÖSTERREICH: Pathologie-Institut der Universität Innsbruck durch Privatinstitute ausgehebelt: Forschung und Ausbildung leiden.
Ermüdung: Bergunfälle gehäuft bei Abstiegen.
Wiener Bäderbilanz im Plus. - Weitere COMMENTS vorhanden
MÄRKTE – Trumps Zolldrohungen sorgen für Konsolidierung. Ölpreis ist zuletzt angestiegen.
WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK vom Sonntag, den 13.7.2024
Themenreigen – MEDIZIN: Keine Auffrischungen: FSME ist trotz Impfmöglichkeit nicht gebannt. GENDER: Krise der Männlichkeit: junge Männer, Fitness-Studio und Feminismus.
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen.
EMPFEHLUNG
INFORADIO als Nachrichtensender am laufenden Band ist mit einem DAB-fähigen Radio zu empfangen. Es wird betrieben von RTR – KommAustria.
Das INFORADIO ist eine wertvolle Ergänzung zu anderen Agenturmeldungen und zum ORF.
Dazu allerdings ca. 15 bis 20 Minuten Zeit für konzentriertes Zuhören einplanen.
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
COMMENT: Normale Konsolidierung nach Tagen der deutlichen Anstiege.
ZEITDIAGNOSE – ZEITGESCHEHEN
Muskeln, Disziplin und Selbstoptimierung: Der Körperkult hat die jungen Männer erreicht. Dabei geht es längst nicht nur um Eitelkeit – Patrizia Messmer (Text), Silas Zindel (Bilder), NZZ, 12.07.2025
Sie trainieren täglich im Fitnessstudio, essen vor allem Magerquark und Poulet, schlafen mindestens acht Stunden. Für ein Ziel: die beste Version ihrer selbst zu werden. Über die neue Lust an der Disziplin – und das, was dahintersteckt. …
Pumpen, so resümierte der «Blick» kürzlich, sei zur Jugendbewegung geworden. Wann um Himmels willen ist das passiert? Und vor allem: warum? …
Was man von jungen Frauen schon länger kennt, hat nun auch die jungen Männer mit aller Wucht erfasst: der vermeintliche Druck, den eigenen Körper in eine bestimmte Form bringen zu müssen, um der Gesellschaft zu genügen.
Bis anhin wurde dieses Ideal des disziplinierten muskulösen Mannes von Soziologen und Historikern gerne als Folge eines neoliberalen Weltbildes gedeutet, in dem Leistung und Selbstoptimierung das höchste Gut sind. Inzwischen sehen immer mehr Experten auch den Feminismus und den damit einhergehenden Statusverlust des Mannes als Ursache für diesen Trend.
Zugegeben, ganz neu ist der männliche Körperkult nicht. Dokumentiert wurde er schon vor über viertausend Jahren, als Leibesübungen nicht nur die Soldaten fit für Kriege machen sollten, sondern auch der Selbstdarstellung der Oberschicht dienten. Der Körper war Spiegel eines tugendhaften Charakters.
So richtig los ging es mit dem Körperkult aber Ende des 20. Jahrhunderts. War Kraftsport bis dahin eher eine Angelegenheit für schmuddelige Keller und Typen, die für nicht allzu intelligent gehalten wurden, änderte sich das mit Arnold Schwarzeneggers Erfolg in Hollywood schlagartig. Er war der Begründer des Fitnesstrends, der damals als Gegenbewegung zum verkrusteten Bürgertum und als Befreiung des eigenen Körpers gesehen wurde. …
Der deutsche Soziologe Klaus Hurrelmann ist einer der renommiertesten Jugendforscher, seit vierzig Jahren beschäftigt er sich damit, was junge Menschen beim Erwachsenwerden umtreibt. Einen Trend zu mehr gesundheitsbewusstem Verhalten gebe es bei jungen Leuten schon länger, sagt er. Doch der gegenwärtige Fitnesswahn, «diese inszenierte und konstruierte Form der Bewegung», überrascht ihn doch auch. Er sagt, wir hätten es hier mit einem Symptom einer regelrechten Männlichkeitskrise zu tun.
«Im Zeitalter der Digitalisierung zählt die traditionelle männliche Arbeitskraft, die Muskelkraft, nicht mehr viel. Das führt zu einer grossen Verunsicherung», sagt Hurrelmann. Als junger Mann wisse man zwar heute, was man alles nicht sein dürfe – aber niemand sage einem, was man stattdessen sein solle: «Wenn das männliche Geschlecht das Gefühl hat, es könne seine Stärke und seine Leistung nicht entfalten und werde wegen seiner typisch männlichen Verhaltensweise diskriminiert, dann kann das nicht gutgehen für unsere Gesellschaft», mahnt Hurrelmann.
Tatsächlich fühlen sich heute viele junge Männer benachteiligt. In der Schule schliessen sie schlechter ab als Mädchen, sie haben weniger Erfolg an Hochschulen, auf dem Arbeitsmarkt wird es schwieriger. Und auch im Datingmarkt läuft es für junge Männer heute schlechter: Sie bleiben häufiger unfreiwillig Singles als junge Frauen. Sie fühlen sich einsamer und leiden häufiger an psychischen Erkrankungen. Die Folge zeigte sich in einer Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Ipsos in 31 Ländern durchgeführt hat: Fast zwei Drittel der jungen Männer sehen sich heute als Teil jener Gruppe, die diskriminiert wird.
…
Doch auf Social Media wimmelt es von hypermaskulinen Motivationscoaches mit trainierten Körpern und enganliegenden Poloshirts, die einfache Wege zum Erfolg predigen. Bücher wie «Die 48 Gesetze der Macht» – Nummer 11 lautet etwa: «Mache Menschen von dir abhängig» – erklären, wie man mit psychologischen Tricks mächtig und erfolgreich wird. Es erlebt dreissig Jahre nach seiner Veröffentlichung gerade wieder einen Hype auf Tiktok und steht auf der Bestsellerliste von Amazon ganz oben. Solche Ratgeber versprechen bei Befolgen einiger Regeln Erfolg im Job und bei den Frauen. Alles ganz einfach. …
Es ist, als würden sich die jungen Männer mit ihren definierten Muskeln, den makellosen Haarschnitten und den Motivationssprüchen von Tiktok aufrüsten, um sich ihren Platz in der Gesellschaft wieder zu erkämpfen. Um wieder gesehen zu werden.
Wo ist das Problem? Könnte man da sagen. Sollen die jungen Männer halt Sport treiben. Schliesslich könnten sie dümmere Sachen anstellen mit ihrer Zeit und ihrem Geld. Es gibt doch Schlimmeres, als sich zu bewegen, gesund zu essen, keine Drogen und keinen Alkohol zu konsumieren?
Könnte man. Wenn das Verhalten der jungen Männer nicht einen Preis hätte: Essstörungen, Körperbildstörungen, Fitnesssucht und Anabolikamissbrauch sind Begleiterscheinungen des neuen Körperkults. Schon für junge Teenager ist der Druck riesig, Muskeln aufzubauen, obwohl ihr Körper noch gar nicht dazu in der Lage ist. Roland Müller kennt sich damit aus wie kaum ein anderer in der Schweiz. …
Muscle-Dysmorphia ist ein grosses Thema bei den jungen Männern. Ramon, Elio und Sean kennen den Begriff alle. Was sich anhört wie ein seltenes Amphibium, das sich Körperteile nachwachsen lassen kann, meint eher das Gegenteil davon: Es ist eine Körperwahrnehmungsstörung, die dazu führt, dass sich junge, fitte Männer im Spiegel ganz anders sehen, als sie wirklich sind – kleiner, dünner, unmuskulöser. Mangelhaft. Ähnlich wie bei Menschen mit Anorexie.
Wie viele Männer in der Schweiz tatsächlich an einer solchen Körperbildstörung oder einer Essstörung leiden, ist nicht ganz klar. Die Zahlen bewegen sich je nach Studie zwischen 1 und 10 Prozent. Und Langzeitvergleiche fehlen gänzlich. Denn bis in die siebziger Jahre war es gar nicht möglich, bei einem Mann Anorexie zu diagnostizieren. «Bis dahin war das Ausbleiben der Periode eines der zwingenden Diagnosekriterien bei Essstörungen», erklärt Müller. Deswegen bleiben Essstörungen bei Männern bis heute oft unentdeckt.
Müller sagt, der Trend habe natürlich auch viel mit sehr erfolgreichem Marketing der Fitnessindustrie zu tun , die sich die starke Verunsicherung der jungen Männer zunutze mache. «Damit die Menschen all die Produkte kaufen, muss ja erst einmal dafür gesorgt werden, dass sie glauben, dass ihnen etwas fehle.» Der Fitnessmarkt sei in den letzten vierzig Jahren massiv gewachsen, sagt Müller, vor allem auch dank immer mehr visuellen Marketingkanälen wie Social Media.
COMMENT: Warum wohl tragen so viele junge Männer wieder Bärte? Wahrscheinlich, um dem Wort einer Soziologieprofessorin zu entsprechen: die Geschlechter seien gleich, und Medizin und Biologie, die auf die Ungleichheit der Geschlechter verwiesen, seien patriarchale Wissenschaften. So die Soziologin im Originalton. Punkt. Basta.
Der gesamte Artikel findet sich unter GENDER
Bargeld-Überraschung: Cash ist nicht so anonym wie sein Ruf – Watson.de, 9.7.2025
An so manchem Ort in Deutschland braucht man noch immer Bargeld. Oft wird den entsprechenden Läden auch vorgeworfen, dadurch unentdeckt Mehreinnahmen zu machen. Doch ganz so anonym ist Bargeld gar nicht.
Es gibt einige Kleinigkeiten, an denen man das Alter einer Person relativ leicht erraten kann. Tennissocken etwa gelten seit einigen Jahren als absolutes It-Piece der Gen Z (Millenials tragen nur ankle socks, just admit it).
Auch die Art und Weise, wie man ein Smartphone bedient, lässt relativ schnell erkennen, ob man als digital native groß geworden ist. Und dann gibt es da noch die Sache mit dem Bargeld: Während jüngere Leute auch mal das 40-Cent-Brötchen im Supermarkt mit Karte bezahlen, setzen zumeist ältere Menschen auf das gute alte Bargeld.
Eine weitere Fokusgruppe beim Bargeld hingegen hat mit Generationen nichts zu tun. Immer wieder wird der Vorwurf laut, dass Klein- (und Groß-)kriminelle mithilfe von Bargeld unentdeckt ihr Unwesen treiben können.
Bargeldzahlung: Mit Seriennummer ist einfache Verfolgung möglich
Doch dank einer relativ neuen Technologie bleiben Transaktionen mit Bargeld gar nicht mehr so anonym, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Hintergrund ist die Seriennummer, die jeder Geldschein in Deutschland hat. Moderne Geldzählgeräte, aber auch Fahrkarten-, Zigaretten- und Snackautomaten können diese auslesen.
Bereits seit Jahrzehnten wird das sogenannte Bargeldtracking entsprechend gezielt für die Strafverfolgung genutzt. „Bei der Verfolgung von Geldwäsche kann die Kenntnis der Seriennummern helfen, illegale Geldflüsse nachzuvollziehen und die beteiligten Personen oder Organisationen zu identifizieren“, erklärt die Polizei Thüringen gegenüber „netzpolitik.org“.
In dem Bericht wird ein weiteres Beispiel genannt: Gibt die Polizei bei einer Lösegeldforderung einen Koffer mit Bargeld heraus, vermerkt sie zuvor die entsprechende Seriennummer. Taucht etwa an einem Grenzübergang beim Zoll ein entsprechender Schein wieder auf, können die Beamt:innen Rückschlüsse zu mutmaßlichen Täter:innen ziehen.
Ermittler setzen auf detaillierte Bargeldverfolgung
Bisher war eine solche Analyse nur möglich, wenn das Geld im Zuge einer Polizei- oder Zollkontrolle auftauchte. Aktuell macht sich laut „netzpolitik.org“ ein Unternehmen einen Namen, das die bundesweiten Geldströme gesammelt in einem System anzeigen kann – und das beinahe in Echtzeit, da es mit einem der großen Geldtransportunternehmen Deutschlands zusammenarbeitet: die Elephant & Castle IP GmbH.
„Unsere Technologie ermöglicht es, auf Knopfdruck die Historie von Banknoten nachzuvollziehen“, sagt Gerrit Stehle, Geschäftsführer des Unternehmens. Auch wenn Geldscheine Deutschland verlassen, ließe sich das über das System nachvollziehen.
Bisher informiert Stehle die Ermittlungsbehörden mithilfe von Gutachten über entsprechende Geldflüsse. Im Idealfall sollen die Daten künftig aber direkt über spezielle Software für die Beamt:innen zugänglich gemacht werden.
Kritik am Datenschutz von Bargeldtracking
Das Ganze bleibt nicht ohne Kritik. Viele sehen mit dem Bargeldtracking das Recht auf Privatsphäre verletzt. „Eine umfassende Nachverfolgung von Bargeld-Seriennummern würde tiefgreifende Einblicke in das Privatleben von Menschen ermöglichen“, sagt etwa der Bundestagsabgeordnete Luke Hoß (Linke). „Nicht nur der Gang zum Bäcker, auch die Fahrt zu einer Klinik für Schwangerschaftsabbrüche wäre nachvollziehbar.“
Stehle argumentiert zwar seinerseits, dass keinerlei personenbezogene Daten über den Bargeldverkehr abgeleitet und gespeichert werden könnten. Die Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holsteins Marit Hansen warnt jedoch, dass sich aus der Menge letztlich doch Rückschlüsse auf die jeweiligen Verbraucher:innen schließen ließen.
Aus den digitalen Bargeldspuren könnte man etwa Details über Ernährungsweise, Suchtverhalten oder Liebschaften herausfinden. „Das sind Informationen, die andere nichts angehen. Hier haben Menschen das legitime Interesse, keine Spuren zu hinterlassen“, sagt die Datenschutzexpertin. Im Rahmen von Ermittlungen werden die Geldinformationen laut „netzpolitik.org“ in Verdachtsfällen schon jetzt mit personenbezogenen Daten verknüpft.
GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN
findet sich am Ende des Tagesblicks
HELLMEYER (Märkte u.a.m.)
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ISRAEL-IRAN-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG
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ISRAEL-IRAN-KRIEG im n-tv Liveticker
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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
08:35 | ROUNDUP: Gaza-Gespräche stocken – Streit um israelischen Truppenabzug | 418 | dpa-AFX | |
08:11 | Tausende demonstrieren in Israel für Freilassung der Geiseln | 448 | dpa-AFX |
Gaza-Krieg: Hamas setzt auf neue Taktiken – ORF, 12.7.2025
Nach wie vor verlaufen die Gespräche über eine Waffenruhe zwischen Vertretern von Israel und der radikalislamischen Hamas schleppend. Beide Seiten warfen einander am Samstag eine Behinderung der Verhandlungen vor. Während Israel seine Angriffe fortsetzt, versucht die geschwächte Hamas durch neue Strategien Druck aufzubauen.
Die indirekten Verhandlungen in Katar erfolgen unter Vermittlung von den USA, Ägypten und Katar. Die Vermittler legten den Vorschlag einer 60-tägigen Feuerpause vor. Vergangene Woche erklärte sich die Hamas bereit, zehn israelische Geiseln freizulassen. Ein Zeitplan dafür wurde aber nicht genannt. Neben dem Abzug der israelischen Soldaten sind auch Fragen der humanitären Hilfe und Garantien für eine Beendigung des Krieges umstritten.
Die Hamas habe einen von Katar vorgelegten Vorschlag zurückgewiesen, hieß es von israelischer Seite. Zuvor hatte die palästinensische Seite Israel vorgeworfen, auf einen Verbleib seiner Truppen in Teilen des Gazastreifens zu beharren.
Nach UNO-Angaben wurden allein seit Ende Mai rund 800 Menschen im Gazastreifen getötet, während sie versuchten, Lebensmittel zu bekommen. Auch am Samstag sollen bei israelischen Angriffen laut palästinensischen Angaben Dutzende Menschen getötet worden sein. Mehr als die Hälfte von ihnen hätte bei Verteilstellen für humanitäre Hilfe auf Lebensmittel gewartet. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.
Hamas geschwächt
Die Hamas ist durch den 21 Monate dauernden Krieg und die israelischen Angriffe geschwächt und unter Druck. Erst kürzlich sagte ein hochrangiger Hamas-Offizier gegenüber der BBC, dass die Hamas die Kontrolle über 80 Prozent des Gazastreifens verloren habe und bewaffnete Clans das Machtvakuum füllen. Es gebe „keine Führung, kein Kommando, keine Kommunikation“, da ein Großteil der Führungsriege getötet worden sei.
APA/AFP/Omar Al-Qattaa Laut UNO wurden seit Ende Mai rund 800 Menschen beim Versuch, Lebensmittel zu bekommen, getötet
Der Gaza-Krieg wurde durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst, bei dem nach israelischen Angaben rund 1.200 Menschen getötet worden waren. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. In Gaza wurden laut Hamas-Gesundheitsbehörde mehr als 57.000 Menschen getötet, diese unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilbevölkerung. Israel bestreitet die Höhe der zivilen Opfer.
Verstärkte Guerillataktiken
Trotz ihrer Schwächung führt die Hamas weiterhin Angriffe durch. Sie setzt dabei weniger auf Raketen, sondern verstärkt wieder auf Guerillataktiken. So legten einzelne Hamas-Zellen in den vergangenen Tagen Hinterhalte gegen israelische Soldaten. In Beit Hanun etwa, im Nordosten des Gazastreifens nahe dem Grenzzaun, wurden durch ferngezündete Bomben und Beschuss fünf Soldaten getötet und mehr als ein Dutzend verletzt.
Am Mittwoch wurde ein israelischer Soldat bei einem Entführungsversuch durch die Hamas getötet. Ein gefangener Soldat würde der Hamas bei den Gesprächen über eine Waffenruhe ein neues Druckmittel geben, so der „Guardian“ am Samstag. Es bestehe kein Zweifel, dass die Hamas weiter versuchen werde, neue Geiseln zu nehmen, sagte Michael Milstein von der Universität Tel Aviv gegenüber der Zeitung.
Dezentral und kleine Gruppen
Die Hamas habe Zeit gehabt, die Arbeitsweise der israelischen Armee zu studieren, das nutze sie zu ihrem Vorteil, sagte der ehemalige israelische Generalmajor und Ex-Leiter der Armeedirektion für Operationen, Israel Ziv, gegenüber CNN: „Ihr Krieg ist auf unseren Schwächen aufgebaut. Sie verteidigen kein Territorium – sie suchen nach Zielen.“
Die Hamas habe sich zu einer Guerillaorganisation gewandelt, die in kleinen Zellen operiere, so Ziv. Die einzelnen Gruppen agieren nun dezentral, das macht es für Israel schwieriger, eine zusammenhängende Führungsstruktur anzugreifen. Da das Raketenarsenal zu einem großen Teil verbraucht ist, setzt die Terrororganisation nun auf Sprengstoff auf Basis der abgeworfenen Munition der israelischen Armee, berichtete CNN am Samstag.
Einfluss nimmt ab
Militärfachleuten zufolge ist diese neue Strategie der Hamas besser an einen Kampf in den Verwüstungen im Gazastreifen angepasst. Die Hamas nutze die Trümmer aus, sagte der Militärhistoriker Guy Aviad gegenüber dem „Guardian“: „Sie sind Experten im Guerillakrieg und kämpfen seit 20 Jahren gegen Israel.“
Allerdings zeigt sich, dass der Einfluss der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen regiert, zugunsten anderer Akteure wie krimineller Banden und von Israel unterstützter Milizen nachlässt. Israelischen Medienberichten zufolge versucht Israel, die Hamas zu schwächen, indem sie Clans fördert. Fachleute warnen vor chaotischen Verhältnissen mit rivalisierenden Warlords, Banden und Clans.
red, ORF.at/Agenturen
Links:
URAINE-KRIEG im n-tv Liveticker
Detaillierte Meldungsübersicht. Daraus eine Auswahl:
+++ 08:26 Früherer russischer Ministerpräsident: „Heute sehen wir den wahren Putin“ und fordert eine Ölpreissenkung +++
Der frühere russische Ministerpräsident Michail Kassjanow fordert die USA auf, sich einer Senkung des Ölpreisdeckels für russisches Öl anzuschließen. „Dieser Schritt hätte eine unmittelbare Wirkung auf Putins Ressourcen, den Krieg zu finanzieren“, sagt Kassjanow den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für Putins Kriegswirtschaft hätte ein herabgesetzter Ölpreis von 45 statt 60 Dollar pro Barrel massive Auswirkungen, so Kassjanow. „Wenn die USA europäische Sanktionen mittragen würden, wäre Putin gezwungen, Konzessionen zu machen.“ Kassjanow war der erste Ministerpräsident unter dem damals neu ernannten Präsidenten Wladimir Putin. Heute sagt Kassjanow: „Der Putin von heute und der Putin von vor 25 Jahren sind zwei absolut unterschiedliche Personen.“ Damals habe Putin behauptet, er sei der Demokratie zugetan gewesen. „Heute sehen wir den wahren Putin, einen KGB-Agenten mit einer verzerrten Weltsicht. Er wendet drei Prinzipien an, die ihm auf der KGB-Schule beigebracht wurden: Bestechung, Erpressung und Provokation.“
COMMENT: Es ist die Frage, ob Putin seinerzeit tatsächlich der Demokratie zugetan gewesen ist. Sollte dies der Fall gewesen sein, dann ist die zweite Frage aber, ob „der Westen“ Putin die Demokratiefreundlichkeit ausgetrieben hat. Mit Russland eine gemeinsame europäische Friedensordnung ausarbeiten, das war politisch unerwünscht. Die Dominanz des Westens und der NATO als reines West-Bündnis war bereits vor dem Fall der UdSSR erklärter US-Wunsch und erst recht danach. Das „Ende der Geschichte“ sollte ein westlich dominiertes sein.
Kiews Kapitulation erklärtes Ziel Putins Kurs gegenüber Trump „ist wirklich erstaunlich“
+++ 07:54 Blackout in Melitopol und Berdjansk +++
In großen Teilen der von russischen Truppen besetzten südukrainischen Region Saporischschja bricht die Strom- und Wasserversorgung am Samstag zusammen. „Wegen der hohen Lufttemperaturen sind im System der Stromversorgung des Gebiets Saporischschja kritische Überlastungen der Anlagen aufgetreten“, sagt der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Der Blackout betreffe unter anderem die zwei größten von Russland in der Region eroberten Städte Melitopol und Berdjansk. Wegen der Probleme im Stromnetz sei dort und in mehreren anderen Landkreisen auch die Wasserversorgung eingestellt worden.
+++ 07:28 Ukraine schließt Verträge mit Rüstungsfirmen aus dem Ausland +++
Die Ukraine unterzeichnet während der Wiederaufbau-Konferenz in Rom mehrere strategische Vereinbarungen mit westlichen Rüstungsunternehmen, um die Verteidigungsindustrie zu stärken. Wie der für Rüstung zuständige Minister Herman Smetanin auf Telegram mitteilt, hat die Ukraine in den vergangenen zwei Tagen fünf Vereinbarungen mit internationalen Partnern im Verteidigungssektor geschlossen. Unter anderem soll es sich dabei um Verträge mit der D&M Holding Company handeln, einem amerikanischen Rüstungsunternehmen, das sich auf Munition spezialisiert hat. Die Ukraine schloss demnach außerdem Vereinbarungen mit dem italienischen Verteidigungsministerium, um die Zusammenarbeit zwischen nicht näher bezeichneten ukrainischen und italienischen Rüstungsunternehmen zu fördern.
+++ 06:59 „Das Ziel des Feindes ist Terror“ – beklagt ein russischer Gouverneur +++
Russische Behörden beklagen, dass der „der Feind absichtlich zivile Ziele angreift“. Laut dem Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, wurden am Samstagnachmittag zwei zivile Ziele von ukrainischen Drohnen angegriffen. Dabei erwähnt er den Sportkomplex Belgorod Arena. Auf dem Dach sei ein Feuer ausgebrochen, Menschen wurden demnach nicht verletzt. Das zweite Objekt benennt er nicht. „Das Ziel des Feindes ist Terror“, so Gladkow. Russland greift seit rund dreieinhalb Jahren zivile Ziele in der gesamten Ukraine an – Krankenhäuser, Schulen, Museen, Wohnhäuser – und hat Tausende Zivilisten getötet oder verwundet.
+++ 06:27 Frankreichs Generalstabschef warnt vor Putins „vielen anderen Optionen“ +++
Laut dem französischen Generalstabschef Thierry Burkhard betrachtet Russland Frankreich als seinen „Hauptfeind in Europa“. Wie France 24 berichtet, führt Burkhard dies vor allem auf die Unterstützung Frankreichs für die Ukraine seit Beginn der russischen Invasion zurück. „Das hat Putin gesagt“, fügt der General laut France 24 mit Verweis auf den russischen Präsidenten hinzu. Obwohl das französische Staatsgebiet derzeit nicht direkt von einem Angriff Russlands bedroht ist, warnt Burkhard, dass Putin „viele andere Optionen“ für die Durchführung einer hybriden Kriegsführung habe. Dazu gehören Desinformationskampagnen innerhalb Frankreichs, Cyberangriffe, Spionage und die Sabotage von Unterwasserinfrastrukturen. Burkhard spricht in dem Zusammenhang von einer „mächtigen Gefahr“.
+++ 05:59 Video soll Abschuss russischer Drohnen durch Rheinmetall-Luftabwehrsystem zeigen +++
Die ukrainische Luftwaffe veröffentlicht neues Videomaterial, das zeigen soll, wie das Luftabwehrsystem Skynex mehrere russische Drohnen zerstört. „Das Flugabwehrraketensystem Skynex von Rheinmetall, das bei den Luftstreitkräften im Einsatz ist, zeigt einwandfreie Ergebnisse bei der Zerstörung feindlicher Angriffsdrohnen“, heißt es dazu. Die Waffe, die von der deutschen Firma Rheinmetall hergestellt wird, soll ukrainischen Berichten zufolge zufolge Drohnen – darunter auch die im Iran hergestellten Shaheds und ihre russischen Entsprechungen – zu relativ geringen Kosten effektiv abfangen. Die Ukraine hat im Rahmen von Militärhilfspaketen aus Deutschland mindestens zwei Skynex-Luftabwehrsysteme erhalten.
+++ 04:48 Bericht: Trump denkt über neue Ukraine-Gelder nach +++
US-Präsident Donald Trump erwägt offenbar, zum ersten Mal seit Beginn seiner Amtszeit zusätzliche Mittel für die Ukraine zu bewilligen. Das berichtet CBS News unter Berufung auf mehrere diplomatische Quellen. Demnach könnten die Gelder als Botschaft an Russland gedacht sein, das seine Angriffe auf die Ukraine zuletzt deutlich verstärkt hatte. Woher die neuen Gelder kommen könnten, ist noch unklar. Insidern zufolge hat Trump aus der Präsidentschaft von Joe Biden noch 3,85 Milliarden Dollar übrig, die für die Lieferung amerikanischer Militärausrüstung an die Ukraine verwendet werden könnten. Außerdem könnte Trump russische Vermögenswerte im Ausland im Wert von etwa 5 Milliarden Dollar beschlagnahmen lassen.
+++ 02:08 Nordkorea bekräftigt Unterstützung für Russland +++
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sagt Russland weitere Unterstützung im Ukraine-Krieg zu. Pjöngjang sei bereit, „alle Maßnahmen der russischen Führung bedingungslos zu unterstützen, um die Ursachen der Ukraine-Krise zu bewältigen,“ sagte Kim laut einem Bericht der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Kim äußerte sich bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in der Küstenstadt Wonsan, wo dieser sich zu einem dreitägigen Besuch aufhält. Nordkorea hat bislang mehr als 10.000 Soldaten nach Russland verlegt sowie Waffen geliefert. Zudem hat die Regierung von Kim zugesagt, rund 6000 Pioniere und Bauarbeiter für Wiederaufbauarbeiten in der russischen Region Kursk zu entsenden.
Kommen weitere Soldaten? Nordkoreas Kim sagt Moskau „bedingungslose“ Unterstützung zu
+++ 00:22 Generalmajor Freuding: Deutschland hat ab Ende 2026 Abfangraketen aus Eigenproduktion +++
Die Bundeswehr erhält Ende 2026 bis Anfang 2027 die ersten Abfangraketen für das Patriot-Luftabwehrsystem aus der neuen inländischen Produktion. Dies erklärt Generalmajor Christian Freuding in Kiew. Der Aufbau der Produktion habe bereits begonnen, so Freuding. „Die ersten Lieferungen von dort werden frühestens 2026 bereitstehen“, sagt der Generalmajor. Das Patriot-System ist US-amerikanische Technik. Deutschland könne jedoch unabhängig über die Verwendung entscheiden – also auch über eine Weitergabe an die Ukraine. „Das wird unabhängig sein“, so Freuding: „Es wird eine neue Produktionslinie sein, eine europäische Produktionslinie“, antwortete Freuding. Es gebe auch ein Projekt zur Produktion von Abfangdrohnen.
+++ 22:47 Selenskyj: „Nähern uns Vereinbarung über Patriot-Systeme“ +++
Der ukrainische Präsident Selenskyj äußert sich zuversichtlich, die Luftabwehr des Landes bald stärken zu können. „Wir nähern uns einer mehrstufigen Vereinbarung über neue Patriot-(Flugabwehr-)Systeme und den dazugehörigen Raketen“, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Demnach investiert das Land zudem in die Drohnenproduktion, speziell die Herstellung von Abfangdrohnen. Weiterhin werde die Ukraine mit Gegenangriffen auf russisches Territorium reagieren. Dies sei sehr effektiv, so Selenskyj.
+++ 21:58 Selenskyj möchte Botschafter in den USA austauschen – für mehr Waffen +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwägt, seinen Botschafter in den Vereinigten Staaten auszutauschen. Einer von mehreren Kandidaten dafür ist der derzeitige Verteidigungsminister Rusem Umerov, wie Selenskyj sagt. Die Ukraine benötige „mehr positive Impulse in den Beziehungen zu den Vereinigten Staaten“. Entsprechende Entscheidungen würden bald veröffentlicht“, schreibt Selenskyj in seinem Telegram-Kanal. Der Staatschef habe die Personalie auch in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump erörtert, schreibt „Kyiv Independent“. Es ist nicht der einzige Posten, der neu besetzt werden soll. Außenminister Andriy Sybiha erklärte, Selenskyj plane, die Vertreter in allen G7- und G20-Ländern zu ersetzen. Selenskyj möchte eigenen Worten zufolge einen Botschafter, der „stark ist und sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich die Stärkung der Ukraine – in erster Linie durch Waffen.“
+++ 21:07 Italiens Außenminister Tajani: „Putins Rückzug aus Krieg würde soziales Problem“ in Russland +++
Moskau bezahle derzeit eineinhalb Millionen russische Soldaten, die viel mehr als russische Arbeiter verdienten, sagt der italienische Außenminister Antonio Tajani. „Ein Rückzug aus dem Krieg wird für (Wladimir Putin) zu einem sozialen Problem, da die gesamte Industrie auf die Verteidigung ausgerichtet ist.“ Der russische Staatschef könne über Sanktionen gestoppt werden, meint Tajani: „Wir müssen die Ukraine weiterhin politisch, militärisch und finanziell unterstützen und Russland davon überzeugen, die Feindseligkeiten zu beenden.“ Die gesamte russische Industrie sei auf das Militär ausgerichtet. Die Lösung liegt demnach darin, Putin das Geld für die Bezahlung der Soldaten zu entziehen. „Das ist eine Möglichkeit, ihn zu einem Dialog zu bewegen, um den Krieg zu beenden.“
+++ 20:23 Experte: „Panzer brennen wie Kerzen in einer Kirche“ +++
Für den Ausgang des Krieges ist es höchstwahrscheinlich irrelevant, ob sich die russischen Panzerreserven als ausreichend erweisen oder nicht, sagen drei verschiedene Experten der Nachrichtenseite Novaya Gazeta Europe. Der ehemalige ukrainische Geheimdienstoffizier und heutige Militäranalyst Ivan Stupak erklärt in dem Beitrag, dass Panzer in der modernen Kriegsführung eine sehr kurze Lebensdauer hätten und von Drohnen mit First-Person-View aus einer Entfernung von bis zu 15 Kilometern von der Frontlinie zerstört werden könnten. „Panzer brennen wie Kerzen in einer Kirche“, wird Stupak zitiert: „Es gibt noch keine zuverlässige Verteidigung gegen Drohnen. Panzer können mittlerweile als veraltete Waffe angesehen werden, die den Erwartungen nicht mehr gerecht wird.“ Trotzdem produzierten westliche Länder weiterhin Panzer in Massen. „Natürlich sind einige gepanzerte Fahrzeuge nach wie vor notwendig, zumindest um Soldaten zum Schlachtfeld zu transportieren. Aber Schützenpanzer werden, wenn sie Truppen transportieren, schnell zu Massengräbern, wenn der Himmel von Kamikaze-Drohnen dominiert wird. Deshalb sind die Russen dazu übergegangen, kleine Angriffsgruppen in zivilen Fahrzeugen einzusetzen – Motorräder, Buggys und sogar normale Autos.“
Russland prahlt mit Fähigkeiten Ukraine zerstört „Monsterpanzer“ mit Dutzenden Drohnen
+++ 19:48 Rüstungsunternehmen entwickeln Sprengkopf- und Netzwurfpistole gegen Drohnen +++
Statt sich beim Kampf gegen angreifende Drohnen nur auf die Luftabwehr zu verlassen, entwickeln ukrainische Unternehmen auch Waffen für einzelne Soldaten. Das ukrainische Unternehmen Teneta etwa einen 360 Gramm wiegenden Einweg-„Netzwerfer“, der wie eine Pistole aussieht. Aus bis zu 25 Metern Entfernung schießt „Mitla“ ein Netz und verwickelt damit die Propeller der Drohne. Er sei eine „kostengünstige Lösung für die schnelle Reaktion auf Luftbedrohungen, die insbesondere unter Bedingungen des Positionskampfs relevant ist“, schreibt eine Militär-Website. Die Entwickler von Brave1 arbeiten zugleich an Anti-Drohnen-Geschossen im Kaliber 5,56 Millimeter. Sie tragen einen Sprengkopf, der die Trefferwahrscheinlichkeit erhöhen soll.
+++ 19:03 Europäische Investitionsbank finanziert Reparatur von Versorgungsstraßen für ukrainische Gemeinden +++
Die Ukraine und die Europäische Investitionsbank EIB haben eine Finanzierungsvereinbarung über 134 Millionen Euro zur Wiederherstellung der Verkehrsinfrastruktur unterzeichnet, berichtet das ukrainische Ministerium für Entwicklung. Die Vereinbarung sei am Rande der internationalen Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine in Rom unterzeichnet worden. Die Mittel werden für die Umsetzung eines Projekts zur Wiederherstellung kritischer Verkehrsinfrastrukturen verwendet: Straßen, Brücken und Logistikzentren in Regionen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen. „Dies betrifft insbesondere Strecken, die den Zugang zu medizinischen, humanitären und administrativen Dienstleistungen in ukrainischen Gemeinden gewährleisten“, erklärt das Ministerium.
+++ 18:22 Ukrainische Armee darf nun elektrisches Roboter-System einsetzen +++
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat das mit Elektromotor angetriebene Bodensystem Liutik für den Einsatz zugelassen. Dies meldet die ukrainische Website „Defense Express“. Das von einem ukrainischen Hersteller entwickelte Roboter-Transportfahrzeug hat einen Kettenantrieb, ist relativ klein und kann deshalb in Standard-Pickups, Lieferwagen oder Anhängern transportiert werden. Das versiegelte Kettenfahrzeug selbst kann bis zu 250 Kilogramm Nutzlast tragen. Weicher Boden, Sand und flache Hindernisse sollen kein Problem sein. Liutik ist für den Transport von Fracht und Menschen konzipiert, kann also unter anderem Verletzte von der Front wegbringen. Liutik kann auch mit Waffen ausgerüstet werden – dadurch wird es zum Kampffahrzeug.
+++ 17:46 Unter Raketenbeschuss rettet Krankenhaus drei Kinder mit Organtransplantationen +++
Als am 11. Juli russische Raketen auf Kiew niederprasseln, führen Ärzte im größten Kinderkrankenhaus der Ukraine eine „historische“ Organtransplantation durch, teilt das Nationale Kinderkrankenhaus Okhmatdyt mit. Es sei der erste vollständige Zyklus von Hirntod-Diagnose, Organentnahme und Transplantation in diesem Krankenhaus gewesen, sagt der verantwortliche Chirurg. Die beteiligten Spezialisten arbeiteten unter der Bedrohung durch anhaltende Luftangriffe und Raketenbeschuss – 13 Stunden lang. Ein 4-jähriges Mädchen wurde in der Nacht zum 10. Juli für hirntot erklärt, mit Zustimmung der Eltern wurden ihr Herz, ihre Leber und ihre Nieren gespendet. Drei schwer kranke Kinder seien mit den Organen gerettet worden. „Dies ist eine Geschichte über Menschlichkeit, die unglaubliche Kraft der Entscheidung von Eltern und die Chance auf Leben selbst in den schwierigsten Zeiten“, erklärt das Krankenhaus.
+++ 17:10 Russland warnt die USA vor Allianz in Asien +++
Nach einem Treffen mit seinem nordkoreanischen Amtskollegen Choe Son Hui wirft Russlands Außenminister Sergej Lawrow den USA, Südkorea und Japan vor, sie würden ihre militärische Präsenz um Nordkorea herum verstärken. „Wir warnen davor, diese Beziehungen zu nutzen, um Allianzen gegen jemanden zu schmieden, einschließlich Nordkorea und Russland“, sagt Lawrow. Die drei verbündeten Länder haben als Reaktion auf das voranschreitende Atomprogramm Nordkoreas ihre trilateralen Militärübungen ausgeweitet oder wieder aufgenommen. Am Freitag führten sie eine Luftwaffenübung mit atomwaffenfähigen US-Bombern in der Nähe der koreanischen Halbinsel durch. Nordkorea betrachtet große Militärmanöver unter Führung der USA als Vorbereitungen für einen militärischen Überfall. Pjöngjang argumentiert, es benötige deshalb Atomwaffen zur Abschreckung. Nordkorea unterstützt Russland in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Tausenden Soldaten und Munition. Dafür erhält Pjöngjang von Moskau militärische und wirtschaftliche Hilfen.
+++ 16:35 Staatlicher italienischer Rüstungskonzern beginnt bald mit Drohnenproduktion – auch für Ukraine +++
Der italienische Rüstungskonzern Leonardo kann sich eine Lieferung von Technologie für Drohnen an die Ukraine vorstellen, aber keine eigene Fabrik in dem Land. „Wir können in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren einen technologischen Beitrag leisten“, sagt der Chef des staatlich kontrollierten Unternehmens, Roberto Cingolani, der Zeitung „Corriere della Sera“. Leonardo könne Ausrüstung beisteuern, die Drohnen effektiver mache. „Wir planen jedoch nicht, eine Fabrik in der Ukraine zu eröffnen.“ Leonardo habe eine Vereinbarung mit dem türkischen Rüstungsunternehmen Baykar getroffen und werde in Kürze mit der Produktion von Drohnen in Italien beginnen. Baykar arbeitet demnach bereits mit der Ukraine zusammen.
+++ 16:06 Selenskyj fordert härtere Öl-Sanktionen gegen Moskaus Handelspartner +++
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert erneut verstärkte Sanktionen gegen Moskau. Bestraft werden sollten insbesondere jene, die „Russland dabei helfen, Drohnen zu produzieren und vom Erdöl zu profitieren“. Erdölexporte sind für die russische Wirtschaft lebenswichtig. Die EU hat den Import von russischem Erdöl verboten, kauft aber weiterhin russisches Erdgas. Der US-Kongress hat ein Sanktionspaket gegen Drittländer vorbereitet, die mit Russland handeln. Es ist derzeit unklar, ob es verabschiedet werden kann. In den vergangenen Tagen hat Russland die Ukraine mit den schwersten Angriffen seit Beginn des Krieges vor mehr als drei Jahren überzogen.
+++ 15:35 Dobrindt: Neue Schutzräume in Deutschland nötig, Bevölkerung soll Kurbeltechnik anschaffen +++
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hält angesichts geänderter Bedrohungsszenarien einen Ausbau des zivilen Bevölkerungsschutzes in Deutschland für geboten. Der Begriff Zeitenwende bedeute nicht nur eine Veränderung im Bereich der militärischen Sicherheit, sondern vor allem im Bereich des Zivil- und Bevölkerungsschutzes, sagt Dobrindt. Derzeit werde gemeinsam mit den Ländern ein Überblick der Schutzräume erarbeitet. Es gebe einen Nachholbedarf, da die Einrichtungen in der Vergangenheit reduziert oder gar zurückgebaut worden seien. Das bewerte man heute anders. Die Bevölkerung sieht Dobrindt in der Mitverantwortung, Vorsorge für Notfälle zu treffen, etwa mit einer vernünftigen Vorratshaltung von Lebensmitteln oder Wasser. Auch er habe ein Kurbelradio zu Hause. „Ich habe auch eine Kurbeltaschenlampe zu Hause, und ich habe sogar eine Powerbank, die man kurbeln kann.“ Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Ralph Tiesler, fordert eine gesamtgesellschaftliche Resilienz: „Indem wir die zivilen Strukturen und Ressourcen schützen, stellen wir sicher, dass auch die militärische Seite der Verteidigung greifen kann.“
+++ 14:58 Russland: Lebensmittel- und Düngeabkommen an „destruktiver Haltung“ des Westens gescheitert +++
Moskau macht westliche Sanktionen für das Ende eines Abkommens mit der UNO über den Export von Lebensmitteln und Dünger aus Russland verantwortlich. Angesichts der „destruktiven Haltung“ westlicher Regierungen und Sanktionen gegen Russland sei keines der Ziele der 2022 unterzeichneten Vereinbarung erreicht worden, erklärt das russische Außenministerium. Es sei daher nicht vorgesehen, das Abkommen zu verlängern. Das dreijährige Abkommen zwischen den Vereinten Nationen und Russland läuft am 22. Juli aus. Es wurde geschlossen, um ein Explodieren der weltweiten Lebensmittelpreise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zu verhindern. Die gegen Russland verhängten Sanktionen sparen Dünger und Getreide grundsätzlich aus. Spediteure schrecken jedoch vor möglichen rechtlichen Problemen zurück, Versicherungsprämien sind in die Höhe geschnellt. Es gibt zwar eine Vereinbarung, um die Folgen bei Versicherungen und Finanztransaktionen abzufedern, doch Russland als weltgrößter Düngemittelproduzent beklagt sich, dass die Vereinbarung nicht vor sekundären Sanktionseffekten schütze.
+++ 14:26 Mindestes vier Menschen sterben nach massiven russischen Drohnenangriffen +++
Bei russischen Angriffen auf die Ukraine mit 623 Drohnen und Raketen seien in der Nacht auf Samstag mindestens vier Menschen getötet worden, gibt Kiew an. Mindestens zwei Menschen seien in der westukrainischen Stadt Tscherniwzi getötet worden, erklärt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Weitere zwei Menschen werden Behördenangaben zufolge in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk getötet. Die russischen Streitkräfte hätten die Ukraine mit 597 Drohnen und 26 Raketen attackiert, so Selenskyj. Insgesamt seien mehr als die Hälfte der Geschosse abgefangen worden, gab die ukrainische Luftwaffe bekannt. Die ukrainischen Behörden meldeten zudem 29 Verletzte. Das russische Verteidigungsministerium sprach in einer Erklärung von Angriffen auf „Unternehmen des ukrainischen militärisch-industriellen Komplexes“ in Lwiw, Charkiw und Luzk sowie gegen einen Militärflugplatz. Das Ziel des Angriffs sei erreicht worden.
+++ 13:58 Russische Getreideexporte brechen ein +++
Russlands Getreideexporte sind auf den niedrigsten Stand seit 2008 gesunken, wie die „Moscow Times“ schreibt. Grund dafür seien eine schwere Dürre, schleppende Preise und ein stärkerer Rubel. Das Institut für Agrarmarktforschung prognostiziert demnach, dass Russland im Juli nur 2 Millionen Tonnen Weizen exportieren wird, verglichen mit 3,6 Millionen Tonnen im gleichen Monat des Jahres 2024. Offizielle Zahlen zeigen laut dem Bericht, dass die Getreideernte deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurückliegt. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurden demnach bis zum 2. Juli landesweit nur 3,8 Millionen Tonnen Getreide geerntet, verglichen mit 16,5 Millionen Tonnen zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2023. Die Region Rostow, ein Zentrum des Weizenanbaus, das etwa 10 Prozent der nationalen Produktion ausmacht, wurde von der schlimmsten Dürre seit Jahren heimgesucht.
+++ 13:32 Lawrow trifft Kim in Nordkorea +++
Bei seinem Besuch in Nordkorea hat der russische Außenminister Sergej Lawrow den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un getroffen. Lawrow sei von Kim empfangen worden, teilt das russische Außenministerium mit. Dazu veröffentlichte es eine Videoaufnahme der beiden Männer beim Handschlag. Zuvor hatte Lawrow die Unterstützung Pjöngjangs für Russland gegen die ukrainischen Streitkräfte in der russischen Region Kursk gelobt. Die nordkoreanischen Soldaten hätten der russischen Armee „heroisch“ beim Zurückdrängen der ukrainischen Streitkräfte geholfen, hieß es in einer Erklärung des russischen Außenministeriums.
Herzlichkeit in Nordkorea: Lawrow und Kim schütteln sich die Hände. (Foto: IMAGO/SNA)
+++ 12:59 Antonow-Frachtflugzeug fliegt über Kiew +++
Das Erstaunen ist groß: Am Freitag wird ein Antonow-Frachtflugzeug über Kiew gesichtet – es ist eines der ersten zivilen Flugzeuge, das seit dem Ausbruch des Krieges 2022 den ukrainischen Luftraum überflog. Derzeit sind nur Militär- und Regierungsflüge unter strengen Auflagen erlaubt, wie „Kyiv Post“ schreibt. In Videos, die von Einwohnern Kiews geteilt wurden, sind einige Menschen zu sehen, die von dem Spektakel überrascht sind, einer fragt: „Ist das ein Flugzeug?“ Die Antonow landet schließlich, wie das Portal weiter schreibt, auf dem Flughafen Leipzig/Halle in Deutschland, wohin der ukrainische Flugzeughersteller und -betreiber Antonow seinen Betriebsstandort verlegt hat.
+++ 12:25 „Schneidet den Kopf ab“ – „Putins Lieblingsbrigade“ werden weitere Kriegsverbrechen vorgeworfen +++
Der ukrainische Militärheimdienst HUR beschuldigt „Putins Lieblingsbrigade“ eines weiteren Kriegsverbrechens, wie „Kyiv Independent“ berichtet. Auf einer vom HUR veröffentlichten Audioaufnahme soll angeblich ein Kompaniechef der berüchtigten 155. Marinebrigade Russlands zu hören sein, der über einen ukrainischen Soldaten sagt: „Schneidet den Kopf ab, spießt ihn auf eine Lanze und werft ihn weg!“ Laut dem Geheimdienst wurde der Befehl am 10. Juli abgefangen, „Kyiv Independent“ konnte die Echtheit der Audioaufnahme nicht überprüfen. Die 155. Marinebrigade, die derzeit im Gebiet Sumy stationiert ist, wird zahlreicher Kriegsverbrechen und Gräueltaten beschuldigt. Soldaten der Brigade werden auch mit den Gräueln von Butscha, Irpin und Hostomel in Verbindung gebracht. Ukrainische Staatsanwälte zählen laut „Kyiv Independent“ mindestens 273 ukrainische Kriegsgefangene, die von Russen ermordet wurden. Kiew und die UNO schlagen demnach wegen der steigenden Anahl solcher Fälle Alarm und vermuten eine systematische Politik Russlands dahinter. Die Hälfte der dokumentierten Fälle wurde allein in diesem Jahr registriert. Die ukrainischen Streitkräfte haben wiederholt Präzisionsschläge gegen die Kommandoposten der 155. Brigade geführt und dabei unter anderem ihren Kommandeur, Oberst Sergej Iljin, bei einem Angriff im Gebiet Kursk am 2. Juli getötet, so HUR.
Hauptquartier getroffen Führungsspitze russischer Elite-Brigade bei Angriff getötet
+++ 11:51 Slowakei könnte bei Russland-Sanktionen doch einlenken +++
Die Slowakei will Ministerpräsident Robert Fico zufolge bis Dienstag eine Einigung mit den anderen EU-Staaten über das von ihr blockierte 18. Paket an Russland-Sanktionen erreichen. Dabei gehe es um Sicherheiten, dass sein Land bei dem von der Europäischen Union geplanten vollständigen Ende der russischen Gaslieferungen keine Nachteile erleide, sagt Fico. Am Dienstag wollen die EU-Außenminister in Brüssel über die Lage im Ukraine-Krieg beraten. Die Slowakei blockiert derzeit das 18. Sanktionspaket wegen der EU-Pläne, alle Importe von russischem Gas ab 2028 zu beenden. Die Regierung in Bratislava befürchtet, dass dies zu Versorgungsengpässen, einem Anstieg der Preise und zu Schadensersatzforderungen des russischen Lieferanten Gazprom führen könnte. Die Slowakei ist eines der letzten EU-Länder, das noch direkt russisches Gas bezieht, und Fico unterhält engere Beziehungen zu Russland.
Umwege untergraben Sanktionen Wie westliche Waren ihren Weg nach Russland finden
+++ 11:22 Lawrow: Nordkorea unterstützt alle unsere Kriegsziele +++
Russlands Außenminister Sergej Lawrow betont bei seinem Besuch in Nordkorea die Fortsetzung der militärischen Allianz beider Länder. „Unsere koreanischen Freunde haben ihre eindeutige Unterstützung gegenüber allen Zielen der militärischen Spezialoperation und den Handlungen der russischen Führung und der russischen Armee bekräftigt“, sagt Lawrow nach einem Gespräch mit seiner nordkoreanischen Amtskollegin, Choe Son Hui. Mit „militärischer Spezialoperation“ bezeichnet Moskau offiziell seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Gespräche in der Hafenstadt Wonsan laufen vor dem Hintergrund von Berichten über eine mögliche neue Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Nordkorea hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit der Lieferung von Waffen an Moskau unterstützt.
+++ 10:59 Wieder Hunderte russische Luftangriffe auf die Ukraine +++
Russische Angriffe töten ukrainischen Angaben zufolge in den letzten 24 Stunden mindestens 13 Zivilisten und verletzen 46 weitere. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe feuert Russland in der Nacht 623 Luftwaffenwaffen ab, darunter 339 Drohnen vom Typ Shahed, verschiedene andere Drohnen und 26 Marschflugkörper. In den vergangenen Wochen haben die russischen Luftangriffe auf ukrainische Städte massiv zugenommen.
WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
08:03 | Kim Jong Un: ‚Bedingungslose‘ Unterstützung im Ukraine-Krieg für Russland | 274 | dpa-AFX | |
Sa | Heftige Luftangriffe treffen besonders Westen der Ukraine | 523 | dpa-AFX |
ZENTRALBANKEN
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WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK – Sonntag, 13.7.2025
WEITERE MELDUNGEN
ORF MELDUNGBÜNDEL WELT
Arbeiter nach Ausländerrazzia in Kalifornien gestorben
Bericht: Irans Präsident im Krieg mit Israel verletzt
Trump fordert Ende der Attacken auf Regierung wegen Epstein
Treffen von israelischem und syrischem Vertreter
Syrien ringt um inneren Frieden
Ukraine-Krieg
Selenskyj verspricht neue Waffen
Strom- und Wasserausfall in russisch besetzten Gebieten
EU
Kritik an Repressionen gegen Oppositionelle in Georgien
Wirtschaft
Bericht: SpaceX investiert zwei Mrd. Dollar in KI-Start-up xAI
„WSJ“: Kraft Heinz will sich aufspalten
USA
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NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)
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EUROPA
Trumps 30-Prozent-Zoll: EU will weiter an Einigung arbeiten – ORF, 12.7.2025
Die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist seit Samstag um ein Kapitel reicher. Seit Wochen laufen zwischen der EU und den USA Verhandlungen über Einfuhrzölle für Waren. Per Veröffentlichung eines Briefs auf seiner Plattform Truth Social kündigte Trump an, Waren aus der EU ab 1. August mit Einfuhrzöllen von 30 Prozent belegen zu wollen. Die EU will weiterverhandeln – zeigt sich aber auch zu Gegenmaßnahmen bereit. Die US-Regierung präzisierte später, dass der angekündigte 30-Prozent-Zoll nicht für Autos und Stahl gelten soll. …
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN – APA-WAHLTREND
Seit Wochen unverändert, auch auf der APA-Seite zu Wahlumfragen (Sonntagsfrage).
Rechnungshof-Bericht: Kritischer Befund für Pathologie am LKH – ORF, 11.7.2025
Der Rechnungshof (RH) fordert eine Zusammenarbeit mit der Medizin-Uni in Sachen Pathologie ein. Im derzeitigen Zustand sieht er Risiken unter anderem für Forschung und Lehre. Vonseiten der Medizinuni bekräftigte man die Absicht, mehr Aufgaben übernehmen zu wollen.
Außerdem übt der RH Kritik an möglichen Interessenkonflikten und In-sich-Geschäften. Ebenfalls im Fokus stehen große Kostensteigerungen. An der Universitätsklinik Innsbruck, zugleich Landeskrankenhaus, gibt es seit 2016 eine Sondersituation, was die Pathologie betrifft. Diese wurde überwiegend an ein außeruniversitäres Institut ausgelagert, die Innpath GmbH.
COMMENT: Das ist in Deutschland schon lange der Fall. Die universitären Pathologie-Institute bekommen kaum Gewebsproben, die privaten Pathologie-Institute schon. Der Grund liegt in den besseren Gehältern, die dort den Pathologen gezahlt werden und in der kundenfreundlichen Servicierung (Abholdienste u.a.m.). Die Forschung im Bereich Pathologie leidet, klinische Abteilungen bedienten sich der „Hilfsdienste“ der Pathologen du veröffentlichten unter ihrem Namen bzw. dem ihrer Mitarbeiter wissenschaftliche Arbeiten in Fachjournalen. Die Pathologen wurden in einer Randnotiz dankend erwähnt.
Aber auch die Ausbildung leidet: wer in seiner Ausbildungszeit zum Facharzt für Pathologie an universitären Pathologieinstituten zu wenig „zu sehen“ bekommt, kann genügend Erfahrungswissen nicht entwickeln.
Noch ist die pathologische Diagnostik an menschliches Wissen und Erfahrung gebunden. Die künstliche Intelligenz dürfte auf diesem Gebiet einiges ändern. Das hat sie im Bereich der bildgebenden Diagnostik (Röntgen u.a.) und der EKG-Befundung bereits erfolgreich getan. Nichtsdestotrotz bleibt die menschliche Kontrolle der künstlichen Intelligenz durch das menschliche Auge zumindest eine Zeitlang unabdingbar. Dazu braucht es eine gediegene, erfahrungsreiche Ausbildung und fortlaufende Schulung.
ORF Derzeit führt die Innpath fast alle Befundungen durch
Grund für die Auslagerung und letztlich für die Gründung der Innpath waren langjährige Differenzen zwischen der Medizinischen Universität und den Tirol Kliniken. Konfliktpunkte waren etwa die Qualität der Leistungen und eine Vertragsanpassung mit Umstellung auf marktkonforme Leistungsvergütung.
Kritik an fehlender Facharztausbildung
Die Tirol Kliniken kooperierten nach dem Zerwürfnis zuerst ohne schriftlichen Vertrag mit einem privaten Labor. Nach zwei Jahren, im Juni 2018, gründeten die Tirol Kliniken die Innpath. Laut dem Rechnungshof fand dadurch in Tirol die dringend erforderliche Facharztausbildung über mehrere Jahre nicht statt.
ORF Die Universitätspathologie wurde ausgehungert
Die Medizinische Universität führte in ihrem pathologischen Institut mangels Zuweisungen kaum noch Befundungen durch, was sich auch auf Forschung und Lehre auswirkte. Der Rechnungshof sieht in der Auslagerung an nicht öffentliche Einrichtungen Risiken für Qualität, Leistungssicherheit, Pathologenausbildung und Finanzierbarkeit.
Höhere Gehälter bei Innpath
Die Einrichtung der Innpath als GmbH sollte es laut Tirol Kliniken auch ermöglichen, durch marktkonforme Gehälter ausreichend ärztliches Personal rekrutieren zu können. Die Gehälter für Oberärztinnen und Oberärzte waren bei der Innpath um bis zu 50 Prozent höher als bei den Tirol Kliniken. Trotz der Aufstockung des Personals lagerte die Innpath GmbH in nennenswertem Umfang pathologische Leistungen zum Beispiel durch Werkverträge aus, etwa um Expertise in bestimmten Bereichen zuzukaufen.
Innpath-Chef lagerte an eigenes Labor aus
Die Mängel, die der Rechnungshof dabei feststellte, betrafen unter anderem die Anwendung des Vergaberechts und die Kontrolle der Honorarnoten. Der Rechnungshof kritisiert auch Geschäftsbeziehungen der Innpath zu einem privaten Labor eines ihrer Geschäftsführer zum Beispiel wegen möglicher Interessenkonflikte und In-sich-Geschäfte.
Dieser Geschäftsführer der Innpath war gleichzeitig Betreiber des Labors. So schloss die Innpath 2018 mit dem Labor einen Werkvertrag für die Randzeitenabdeckung und leistete dafür bis 2023 insgesamt rund 530.000 Euro. Das vor dem Hintergrund, dass im Dienstvertrag mit dem Geschäftsführer Mehrdienstleistungen – auch nachts und am Wochenende – vereinbart waren.
Geschäftsführer mit sieben Nebenjobs
Verbesserungsbedarf sieht der Rechnungshof auch bei der Meldung und Genehmigung von Nebenbeschäftigungen. Der Geschäftsführer hatte neben der Vollzeitbeschäftigung als Facharzt bei der Innpath und der Tätigkeit als deren Geschäftsführer – für beides war keine Mindestanwesenheit vereinbart – im Juli 2024 sieben Nebenbeschäftigungen. Teilweise handelte es sich dabei um Pathologieinstitute.
Kostenexplosion binnen sechs Jahren
In seinem am Freitag veröffentlichten Bericht „Innpath GmbH“ kritisiert der Rechnungshof auch, dass sich der Aufwand der Tirol Kliniken GmbH für pathologische Leistungen nach Gründung der Innpath für das Landeskrankenhaus Innsbruck von 2,29 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 9,63 Millionen Euro im Jahr 2023 erhöhte. Die Ausgaben der Innpath GmbH für medizinische Fremdleistungen stiegen auf 1,93 Millionen Euro im Jahr 2023.
Empfehlung zu rascher Zusammenarbeit
Der Rechnungshof empfiehlt der Innpath, den Tirol Kliniken und der Medizinischen Universität Innsbruck, zeitnah eine enge Zusammenarbeit bei der Erbringung pathologischer Leistungen anzustreben. Vom Rektor der Medizinuni, Wolfgang Fleischhacker, hieß es in einer Reaktion, das schon seit geraumer Zeit bestehende Angebot, mehr Aufgaben in der Pathologie zu übernehmen, sei weiterhin aufrecht. „Es werden ja laufend Gespräche in diese Richtung geführt, und wir begrüßen es, wenn diese jetzt intensiviert und konkretisiert werden.“
Tirol Kliniken: Engere Zusammenarbeit finalisiert
Vom medizinischen Geschäftsführer der Tirol Kliniken, Christian Haring, hieß es, viele der Anregungen aus dem Rechnungshof-Bericht seien bereits in Umsetzung oder fertig umgesetzt. „Auch eine engere Zusammenarbeit konnte zuletzt finalisiert werden, und wir werden nach dem Sommer darüber im Detail informieren.“
Grüne: Reißleine ziehen
Die stellvertretende grüne Klubobfrau Petra Wohlfahrtstätter zeigte sich entsetzt: „Das schreit wirklich zum Himmel, was der Rechnungshof ans Tageslicht befördert hat. Das liest sich wie mafiöse Strukturen, die sich hier gebildet haben.“ Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) müsse gemeinsam mit der Führung der Medizinischen Universität sofort die Reißleine ziehen und eine Alternative ausarbeiten.
red, tirol.ORF.at
Uniklinik: Groteske Situation der Pathologie – ORF, 26.5.2023
Seit 2018 gibt es an der Innsbrucker Klinik aufgrund eines Konflikts zwei pathologische Institute. Während das Institut der tirol kliniken Zigtausende Befunde an sich zieht, darbt das Institut der Medizinischen Universität vor sich hin. Das wirkt sich auf Ausbildung und Forschung negativ aus.
Der Rektor der Medizinischen Universität, Wolfgang Fleischhacker, nennt die Situation „katastrophal“. Man könne den Studierenden die Pathologie nur durch die tagtägliche Routine in diesem Fach näherbringen, „von der Forschung gar nicht zu sprechen, die praktisch verunmöglicht ist“, so Fleischhacker. Ohne Proben, ohne Befunde und ohne Diagnostik gebe es keine Forschung und Lehre – und das auf der universitären Pathologie, die vor wenigen Jahren mit rund siebeneinhalb Millionen Euro inklusive neuer Geräte saniert wurde.
ORF Für den Rektor der Medizinischen Universität, Wolfgang Fleischhacker, eine katastrophale Situation
Auch beim Land sieht man die universitäre Lehre in Gefahr
Die Landessanitätsdirektion schlug vergangenes Jahr in einem Brief ebenso Alarm, die universitäre Pathologie sei de facto nicht mehr funktionsfähig. Sie sieht die universitäre Lehre gefährdet und die Ausbildung auf die Theorie reduziert. Das könne die Behandlungsqualität beeinträchtigen.
Die Vorsitzende des Universitätsrates, Elisabeth Zanon, schlägt in dieselbe Kerbe. So ein Fall sei einzigartig. Es brauche dringend die Bereitschaft der landeseigenen tirol kliniken als Krankenanstaltenträger, sich mit der Universitätsklinik zu identifizieren. Zanon kritisiert in diesem Zusammenhang eine Haltung nach dem Motto „das Kind soll wachsen, aber füttern tun wir es nicht“.
ORF Elisabeth Zanon übt Kritik am Verhalten des Krankenhausträgers
Großes Misstrauen herrscht beim Gegenpart, den tirol kliniken, der Krankenhausträgergesellschaft des Landes Tirol. Die Probleme mit der Pathologie gibt es an der Klinik bereits seit vielen Jahren. 2016 kam es unter der Vorgängerin Fleischhackers zum großen Krach zwischen den tirol kliniken und der Medizinuniversität.
Privatrechtliche Tochter gegründet
Die Klinik musste eine Pathologie quasi aus dem Boden stampfen. Sie gründete die privatrechtliche Innpath GmbH, eine 100-Prozent-Tochter der tirol kliniken. Laut einer internen schriftlichen Anweisung der tirol kliniken haben seither alle Präparate von Patientinnen und Patienten ausnahmslos an die Innpath zu gehen. Eine Nichtbefolgung könnte zu strafrechtlichen Konsequenzen führen.
ORF Das Uniinstitut bekommt kaum Proben, das andere hingegen fast alle
„Vertrauen ist irritiert“
Die Innpath wiederum schickt bestimmte Proben bei Bedarf außer Landes, obwohl man eine Universitätspathologie direkt an Ort und Stelle hätte. Nicht alle halten sich daran, vereinzelt gehen Proben an die universitäre Pathologie. Könnte man diese Anweisung nicht wenigstens aufweichen, lautet die Frage an den medizinischen Geschäftsführer der tirol kliniken, Christian Haring. Die Versorgungsverantwortung liege in den Händen der tirol kliniken, so Haring. Man wolle gerne wissen, wer, wo und was befundet, „das ist das einzige Begehren, das wir haben, einen Überblick über die Befundungsleistungen im Rahmen der tirol kliniken zu haben. Das Vertrauen ist tatsächlich irritiert“, so Haring.
ORF Christian Haring, medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken, spricht von einem irritierten Vertrauen
Anlauf zu Kooperation im Sand verlaufen
2020 hatte man sich schon einmal auf eine Kooperation geeinigt. Es wurden Zigtausende Euro in eine Mediationsfirma gesteckt. Heraus kam eine gemeinsame Erklärung, ein „Letter of Intent“ zwischen Land Tirol, tirol kliniken und Medizinuni mit einem konkreten Projektauftrag. Das Ergebnis: Man wolle die Kräfte bündeln und ein gemeinsames klinisches Institut für Pathologie gründen. Passiert ist seither kaum etwas.
Gespräche wieder aufgenommen
Diese Kooperationsbemühungen wurden kürzlich wieder aufgenommen. Es gab immerhin zwei Gespräche, auch mit Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Die tirol kliniken bekunden Willen, und ein kleines Pflänzchen der Hoffnung keimt auch bei Rektor Fleischhacker. Kommt keine Einigung zustande, bleibt die universitäre Pathologie ein Patient mit teuren Dauerschäden.
Liste Fritz: Einiges läuft schief
Von Andrea Haselwanter-Schneider, Landtagsabgeordnete der Liste Fritz, heißt es, die tirol kliniken und der damals zuständige Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP) hätten sich ein eigenes Pathologieinstitut eingebildet und die universitäre Pathologie ausgehungert. „Seit Jahren stehen deshalb Räumlichkeiten leer, die auch das Land Tirol mitbezahlt und finanziert hat“, so Haselwanter-Schneider. Forschung und Lehre im Bereich Pathologie würden seit Jahren fast vollständig brachliegen, „was für einen international renommierten Universitätsstandort wie Innsbruck ein Armutszeugnis darstellt“, so die Liste-Fritz-Abgeordnete.
Die Innpath sei seit Jahren ein Fall für den Rechnungshof und eine umfassende Überprüfung. „Wenn die Proben derzeit durchs ganze Land geschickt werden müssen, damit Patienten dann erst nach Wochen zu ihren Befunden kommen, scheint einiges schiefzulaufen“, so Haselwanter-Schneider.
red, tirol.ORF.at
Viele Bergunfälle beim Abstieg: Alpenverein warnt vor Unfällen aufgrund sinkender Konzentration – Österreichischer Alpenverein / OTS, 11.7.2025
Mit dem Beginn der Sommerbergsaison zieht es zahlreiche Menschen wieder in die Berge. Auffällig dabei: Viele Alpinunfälle ereignen sich beim Abstieg.
Innsbruck (OTS) – Mit dem Beginn der Sommerbergsaison zieht es zahlreiche Menschen wieder in die Berge. Auffällig dabei: Viele Alpinunfälle ereignen sich beim Abstieg. Dieser ist mitunter technisch anspruchsvoller als der Aufstieg. Oft liegt die Ursache für solche Unfallereignisse laut Österreichischem Alpenverein dennoch in der nachlassenden Konzentration, bedingt durch die körperliche Ermüdung und unzureichende Energiezufuhr. Für einen möglichst sicheren Abstieg gibt der Alpenverein nun wichtige Hinweise und praktische Empfehlungen.
Laut Daten des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit (ÖKAS) wurden im Zeitraum vom 01. Mai bis 07. Juli 2025 rund 10% mehr Verletzte in den Sommer-Bergsportdisziplinen (Mountainbiking, Wandern/Bergsteigen, Kombinierte Tour/Hochtour, Klettern) registriert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Anzahl der tödlich verunglückten Personen hat zum selben Vergleichszeitraum des Jahres 2024 in Österreich zugenommen, im Bundesland Tirol hat sich diese sogar verdoppelt (aktuell 21). Darin inkludiert ist auch der tragische Unfall durch Blitzschlag, wo 3 Personen davon betroffen waren und als eher außergewöhnlich zu sehen ist.
Zu beobachten ist, dass sich viele Zwischenfälle im Zuge des Abstiegs ereigneten – sei es nach einer Klettertour oder nach einer Gipfelbesteigung. „Der Abstieg ist teilweise anspruchsvoll und verlangt volle Konzentration – doch genau die lässt nach langen Touren oft nach“, so Jörg Randl, Leiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein. Und weiter: „Insbesondere die richtige Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sind dann wichtig, da bei zunehmender körperlicher Erschöpfung infolge schlechter Versorgung auch die Konzentrationsfähigkeit enorm abnimmt.“ Besonders beim Abstieg kann dieser Konzentrationsverlust laut Randl gefährlich werden.
Richtige Verpflegung als Schlüssel
Ist eine Person beispielsweise beim Aufstieg dauerhaft mit hohem Puls unterwegs, benötigt der Körper Kohlehydrate zur schnellen Leistungserbringung. „Ohne eine kontinuierliche Zufuhr von rund 60 bis 90 Gramm Kohlenhydraten pro Stunde sowie ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte sind diese Reserven bereits nach etwa 90 Minuten erschöpft“, erklärt Randl. Und weiter: „Bei längeren Touren, etwa über fünf Stunden, kann der Körper dadurch schon frühzeitig an seine Grenzen stoßen. Die Folgeerscheinungen können dann von einer nachlassenden Ausdauer, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme bis hin zu Desorientierung reichen.“ Jörg Randl empfiehlt bei einer Bergtour beispielsweise Energieriegel, Energiegels, Bananen, Trockenobst oder auch Gummibärchen im Rucksack zu haben. Essenziell ist auch ausreichend Flüssigkeit dabei zu haben – idealerweise in Form isotonischer Getränke.
Was außerdem zählt: Selbsteinschätzung, Tourenplanung und Ausrüstung
Der Alpenverein weist außerdem darauf hin die eigene körperliche und mentale Leistungsfähigkeit schon bei der Tourenplanung zu reflektieren. „Touren sollten realistisch an körperliche wie mentale Fitness und das eigene bergsportliche Können angepasst sein“, betont Jörg Randl. Und weiter: „Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems steigern das Risiko eines Herz-Kreislauf-Versagens beträchtlich. Daher sollte man seinem Körper nach einer Erkrankung oder Verletzung die Zeit geben, sich zu erholen.“
Ebenso unverzichtbar ist eine vollständige, bergtaugliche Ausrüstung. Neben passendem Schuhwerk mit rutschfester Sohle gehören zur Grundausstattung: Mobiltelefon, Erste-Hilfe-Set, Kälte-, Regen- und Sonnenschutz. Der Alpenverein empfiehlt ebenso eine Alu-Rettungsdecke, Spikes (Schneeketten für Bergschuhe), einen Biwaksack sowie Karten und ein Smartphone zum Orientieren.
Fundierte Tourenplanung mit geprüften Informationen
Auch eine fundierte Tourenplanung mit geprüften Informationen ist entscheidend für die Sicherheit am Berg. Tourenempfehlungen aus sozialen Medien sind für eine seriöse Planung nicht geeignet. Empfohlen wird hochwertiges Kartenmaterial wie die Alpenvereinskarten und geprüfte Tourenportale wie alpenvereinaktiv.com.
Damit bei der Planung nichts übersehen wird, empfiehlt der Alpenverein das „Fünf-Finger-Prinzip“, ein hilfreicher und einfacher Ansatz zur Risikobewertung:
- Tour: Ist die Tour meinem Können angemessen? (Länge, Schwierigkeit, Exposition, Höhenmeter, Gehzeit)
- Gruppe: Mit wem bin ich unterwegs?
- Aktuelle Bedingungen: Altschneefelder, Wegsperrungen?
- Wetter: Gewitter, Kaltfront, Hitze?
- Ausrüstung: Schutz vor Regen, Wind und Kälte, Sonnenschutz, genug zu trinken, Notfallausrüstung (Handy, Erste-Hilfe-Set, Biwaksack, Stirnlampe)?
Die Videoserie „Sicher Bergwandern“ beschäftigt sich auf humoristische wie lehrreiche Weise mit den Herausforderungen des Wanderns, von der Planung und Ausrüstung bis zur Trittsicherheit und dem Wandern mit Kindern: PLAYLIST: Alle 7 Videos ▶ bit.ly/videos-bergwandern
Weitere Informationen: Alpenverein – SicherAmBerg: www.sicheramberg.at
Aussendung zum Thema Altschneefelder von Ende Mai: https://www.alpenverein.at/portal/service/presse/2025/2025_05_27_Altschneefelder.php
Fotos unter www.alpenverein.at/portal/service/presse/2025/2025_07_11_Bergunfaelle.php
Telefonkontakte für Medienvertreter:innen unter: www.alpenverein.at/portal/der-verein/ueber-uns/geschaeftsstelle/oeffentlichkeitsarbeit.php
Rückfragen & Kontakt
Österreichischer Alpenverein
Mag. Peter Neuner-Knabl
E-Mail: presse@alpenverein.at
Website: https://www.alpenverein.at
Zwischenbilanz: Rund 990.000 Besucher in Wiener Bädern – ORF, 13.7.2025
Zur Halbzeit der Saison der Wiener Freibäder gibt es eine erfreuliche Bilanz. Es haben mehr Wienerinnen und Wiener Abkühlung gesucht als zur selben Zeit im Vorjahr. Spitzenreiter bei den Besucherzahlen ist naturgemäß das Gänsehäufl.
ÖSTERREICHISCHES PARLAMENT
ORF-MELDUNGSBÜNDEL ÖSTERREICH
Sporrer: Veto bei mehr Messengerüberwachung
NÖ-Landesrechnungshof: Überförderung von Kulturwirtschaft
400.000 Liter Wasser täglich für Hitzeschutz in Wien
MEDIZIN
Zahl der FSME-Fälle: Heuer im Mittel, langfristig mehr – ORF, 13.7.2025
Nach dem milden Winter ist dieses Jahr eine starke Saison für Zecken, die das gefährliche FSME-Virus übertragen. Dennoch hält sich die Zahl der Fälle bisher im Rahmen, so die Virologin Judith Aberle von der MedUni Wien gegenüber ORF.at. In den vergangenen Jahren aber hat die Einhaltung der empfohlenen Impfintervalle tendenziell nachgelassen, und die Zahl der Fälle steigt. Dabei ist Österreich ein Erfolgsbeispiel für die Wirksamkeit der Impfung.
„Erschreckend und eigentlich kaum zu glauben“ seien die vier FSME-Fälle in Oberösterreich, bei der ungeimpfte Kinder kürzlich mit schweren Symptomen ins Spital kamen – mehr dazu in ooe.ORF.at. Die Ärztekammer formulierte mit drastischen Worten ihren Impfaufruf. In Österreich habe sich Impfmüdigkeit breitgemacht, sogar bei der relativ gut akzeptierten Zeckenimpfung. Das müsse sich rasch wieder ändern.
MedUni-Wien-Professorin Aberle meint hingegen, von den insgesamt bisher bestätigten Fällen von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wurden insgesamt 54 Patienten im Krankenhaus behandelt. „Die bisherige Fallzahl liegt etwas unter jener des Vergleichszeitraums im Vorjahr und entspricht den typischen jährlichen Schwankungen der FSME-Aktivität“, so Aberle.
Impfaktion als Game-Changer
In Österreich wird seit 1976 geimpft, seit 1981 findet jährlich eine österreichweite Informationskampagne samt Impfaktion statt. So konnte die Fallanzahl der Erkrankungen deutlich gesenkt werden: von 300 bis 700 Fällen im Jahr vor der jährlichen Impfaktion auf zwischen 41 bis 216 Fälle pro Jahr in den vergangenen 40 Jahren – so die langfristige Entwicklung.
Doch mittelfristig ist ein negativer Trend zu beobachten. Die Fallzahlen in den jüngsten Jahren zwischen 2017 und 2024 lägen „mit 100 bis über 200 jährlich deutlich über jenen der Jahre 2006 bis 2016, die bei unter 50 bis maximal 113 Fällen pro Jahr lagen“, sagt Aberle.
Grafik: APA/ORF; Quelle: MedUni Wien
Am schlimmsten war es im Pandemiejahr 2020, als es die Menschen vermehrt in die Natur gezogen hat. Damals gab es die meisten FSME-Erkrankungen der letzten 25 Jahre. Insgesamt sei auch in anderen europäischen Ländern „ein ansteigender Trend zu beobachten, wie die Daten der Europäischen Seuchenbehörde ECDC zeigen“, so die Virologin.
Hohe Durchimpfungsrate
Mit einer Durchimpfungsrate von über 80 Prozent, gemeint ist der Erhalt mindestens einer FSME-Impfung, liege Österreich zwar europaweit an der Spitze. Umfrageergebnisse zeigten aber, dass die Einhaltung der empfohlenen Impfintervalle in den letzten Jahren tendenziell nachgelassen hat“.
Auch die Ärztekammer sieht diesen Trend, sie zitiert eine Ipsos-Umfrage, nach der 2023 und 2024 nur noch etwa 60 Prozent einen vollständigen FSME-Impfschutz mit drei Teilimpfungen hatten. Vor der CoV-Pandemie seien es noch 74 Prozent gewesen. „Der Österreicher lebt offensichtlich nach dem Operettenmotto: Glücklich ist, wer vergisst“, so Rudolf Schmitzberger, Kinderarzt und Leiter des Impfreferats der Kammer. Man dürfe den Impfschutz, besonders auch für Kinder, nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Potenziell tödlich
Klar ist, dass FSME bleibende Schäden verursachen kann und potenziell tödlich ist. Vorbeugen kann nur eine Impfung. Daher ist sie eine meldepflichtige Erkrankung. Österreich ist eines der am stärksten betroffenen Gebiete Europas, kein Bundesland ist zeckenfrei. Und durch die Klimakrise wird die Saison zunehmend länger.
Die Übertragung erfolgt über den Stich infizierter Zecken, in sehr seltenen Fällen auch durch Rohmilch eines infizierten Tieres. Die Inkubationszeit beträgt zwischen drei und 28 Tagen, im Durchschnitt sind es acht Tage.
Eine Infektion kann eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute nach sich ziehen, die schwere neurologische Symptome verursachen kann und nicht heilbar ist. Anzeichen sind grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Schnupfen und Gliederschmerzen, bei schweren Verläufen auch Lähmungen. Etwa ein Prozent der Patientinnen und Patienten mit neurologischen Symptomen stirbt an FSME, so die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).
Abfolge und Kosten
Laut österreichischem Impfplan braucht es eine Grundimmunisierung mit zwei Impfungen innerhalb von vier Wochen, gefolgt von einer dritten im Jahr darauf und dann eine Auffrischung drei Jahre nach dieser dritten Impfung.
Borreliose
Zecken übertragen auch Borrelien, die mit Antibiotika behandelt werden müssen. Hier geht die AGES von 25.000 bis 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus.
Danach genügt eine Impfung alle fünf Jahre. Ab 60 Jahren wird die Auffrischung dann wieder alle drei Jahre empfohlen. Die Impfung ist bereits ab dem ersten Geburtstag empfohlen.
Eine FSME-Impfung kostet derzeit rund 50 Euro. Von Krankenkassen und einzelnen Arbeitgebern gibt es mitunter Zuschüsse, darüber hinaus gibt es teils öffentliche Impfstellen der Länder mit unterschiedlichen Aktionspreisen.
Flächendeckendes Monitoring
Erst seit dem Vorjahr gibt es in Österreich ein flächendeckendes Zeckenmonitoring, das die AGES durchführt. Ziel des Projekts „SURVector“ ist es, eine Überwachung für neu auftretende Krankheitserreger einzurichten. Dafür können Interessierte Zecken bei der AGES abgeben, um die Spezies feststellen zu lassen.
Die meisten der abgegebenen Zecken stammten 2025 aus Niederösterreich (40 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (19,8 Prozent) und der Steiermark (17,4 Prozent). Den größten Anteil stellte heuer bisher mit 95 Prozent der Gemeine Holzbock, danach folgen mit Abstand die Auwaldzecke und die Reliktzecke.
Hyalomma-Zecke in Österreich
Im Vorjahr bestätigte die AGES auch schon elf Hyalomma-Zecken. Sie sind ursprünglich in wärmeren Regionen Südosteuropas und Asiens beheimatet, seit einigen Jahren werden aber auch in Österreich immer wieder Exemplare gefunden. Die Hyalomma-Zecke gilt als Überträger des Krim-Kongo-Fiebers, einer Viruserkrankung, gegen die es keine Impfung und kein Medikament gibt.
picturedesk.com/dpa/Marijan Murat Die Hyalomma-Zecke verfolgt ihre Opfer mitunter Hunderte Meter weit
Die Hyalomma-Zecken sind deutlich größer als die normalen heimischen Holzböcke, sie werden bis zu zwei Zentimeter groß. Sie sind spinnenartig schnell und aktive Jäger. „Hyalomma“ heißt übersetzt Glasauge, denn diese Zecken haben, anders als der Holzbock, Augen und können sehen. Hyalomma-Zecken können bis zu zehn Meter weit sehen und verfolgen ihr Opfer mehrere hundert Meter.
Ob die tropischen Zecken hierzulande langfristig heimisch werden, ist noch unklar. Die klimatischen Bedingungen für sie werden sich in Zukunft aber eher noch verbessern.
smek, ORF.at
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GENDER
Muskeln, Disziplin und Selbstoptimierung: Der Körperkult hat die jungen Männer erreicht. Dabei geht es längst nicht nur um Eitelkeit – Patrizia Messmer (Text), Silas Zindel (Bilder), NZZ, 12.07.2025
Sie trainieren täglich im Fitnessstudio, essen vor allem Magerquark und Poulet, schlafen mindestens acht Stunden. Für ein Ziel: die beste Version ihrer selbst zu werden. Über die neue Lust an der Disziplin – und das, was dahintersteckt.
«Und dann ist Schlaf natürlich das Wichtigste», sagt Ramon. Es sind eigenartige Worte aus dem Mund eines 17-Jährigen. Doch er meint sie ernst. Es ist ein Dienstagabend, die Sonne brennt unbarmherzig auf das ausgetrocknete Gras im GZ Schindlergut in Zürich. Ramon und sein Freund Elio haben kurzerhand einen der Picknicktische in den Schatten gehoben – ein Leichtes für sie. Sie stemmen im Fitnessstudio täglich ein Vielfaches an Gewicht.
Sechs Tage die Woche trainieren die beiden. Ihr Körper ist ihr Projekt, wie Michelangelos arbeiten sie Gym-Session für Gym-Session akribisch an ihrem persönlichen David. Das Ziel: «Die beste Version von uns selber zu werden.» Doch heute ist Regenerationstag, das heisst, sie gönnen ihren Muskeln kurz Pause und haben Zeit zu reden. Bevor sie später noch in die Badi am Oberen Letten wollen.
Für alle Nichtzürcher: Wer in der Schweiz die höchste Dichte an durchtrainierten Körpern sucht, wird in der Badi an der Limmat fündig. Hierher kommt, wer sein trainiertes Sixpack oder seine ausgeprägten Glutes (Gesässmuskeln) zeigen will. Setzt man sich mit seinem Badetuch zwischen die definierten Körper, erhält man mit ziemlicher Sicherheit eine Lektion in Ernährungswissenschaft, Trainingslehre und Anatomie in einem. Denn hier wird über wenig anderes gesprochen – der Letten ist das Mekka des Körperkults, der diese Stadt, das Land, ja eine ganze Generation ergriffen hat. Wie es scheint.
Krafttraining ist die Sportart, die laut der nationalen Erhebung «Sport Schweiz» in den letzten Jahren am meisten Anhänger gewonnen hat. Im Jahr 2008, so die Studie, haben gerade einmal 4 Prozent der Schweizer Jugendlichen Krafttraining gemacht, 2020, bei der letzten Erhebung, waren es schon 22 Prozent. Mehr als jeder fünfte Jugendliche geht also pumpen. Neuere Erhebungen gibt es noch nicht, doch der Anteil dürfte seither weiter gestiegen sein, zumindest berichtet der Verband der Schweizer Fitnessstudios für letztes Jahr von einem Mitgliederrekord – auch dank den immer mehr unter 20-jährigen Abonnenten.
Pumpen, so resümierte der «Blick» kürzlich, sei zur Jugendbewegung geworden. Wann um Himmels willen ist das passiert? Und vor allem: warum?
Mit Disziplin und Selbstkontrolle: Ramon beim Rückentraining.
Das fragen sich Väter, die in ihrer Jugend vielleicht ein bisschen Fussball gespielt haben oder ab und zu joggen gingen. Erstaunt blicken sie nun auf ihre Teenager, die mehrmals die Woche ihren Körper stählen. Während es in ihrer Jugend darum ging, möglichst anders zu sein, keine Regeln zu befolgen, Rebellion und Ekstase zu praktizieren, üben sich ihre Söhne heute in eiserner Disziplin und Selbstkontrolle. Sie befolgen ein striktes Trainingsregime, essen nur, was gesund ist, interessieren sich für Nährstoffhaushalt und halten sich penibel an acht Stunden Schlaf. Alkohol, Rauchen, alles tabu. Ein Leben, strenger als im Militär.
Schon 10-Jährige suchen vor dem Spiegel nach ersten Ansätzen eines Sixpacks. 14-Jährige betteln ihre Eltern an, ihnen endlich ein Fitness-Abo zu kaufen. Und 17-Jährige informieren sich über den Proteingehalt von Magerquark und trainieren im Gym lieber allein als mit Freunden, weil sie dann «besser durchziehen». In Studenten-WG stapeln sich heute in der Küche statt Bierdosen 5-Kilo-Behälter mit Proteinpulver, in den Kühlschränken lagern Hüttenkäse, Brokkoli und mageres Poulet statt Fertigpizzen. Und ihre Bewohner stehen Samstagmorgen früh auf, um ins Gym zu gehen, statt bis mittags ihren Kater auszuschlafen.
«Nach dem Training ist einfach das beste Gefühl»
«Das Gym ist mein Ventil», sagt Ramon. «Nach dem Training ist einfach das beste Gefühl. Und wenn ich einmal einen Tag nicht trainieren kann, fühle ich mich schlecht.» Kerzengerade sitzt er auf der Bank, die blauen Augen immerfort auf Fokus, akkurate Frisur, für die er sich alle zwei Wochen die blonden Haare schneiden lässt. Nur das beige Poloshirt spannt noch nicht so sehr um seinen Bizeps, wie er sich das wünscht.
Er sei erst am Anfang, im letzten Jahr hat er mit Fitness angefangen, nachdem er nach einer Verletzungspause seine Fussballerkarriere hatte aufgeben müssen. In dieser Pause fehlte ihm der Sport, er war unruhig und oft genervt. Als er wieder trainieren durfte, aber klar war, dass die Fussballerkarriere vorbei ist, fing er über einen Freund mit Thaiboxen und Krafttraining an.
Ramon und die Hanteln im Fitnessstudio.
Was man von jungen Frauen schon länger kennt, hat nun auch die jungen Männer mit aller Wucht erfasst: der vermeintliche Druck, den eigenen Körper in eine bestimmte Form bringen zu müssen, um der Gesellschaft zu genügen.
Bis anhin wurde dieses Ideal des disziplinierten muskulösen Mannes von Soziologen und Historikern gerne als Folge eines neoliberalen Weltbildes gedeutet, in dem Leistung und Selbstoptimierung das höchste Gut sind. Inzwischen sehen immer mehr Experten auch den Feminismus und den damit einhergehenden Statusverlust des Mannes als Ursache für diesen Trend.
Zugegeben, ganz neu ist der männliche Körperkult nicht. Dokumentiert wurde er schon vor über viertausend Jahren, als Leibesübungen nicht nur die Soldaten fit für Kriege machen sollten, sondern auch der Selbstdarstellung der Oberschicht dienten. Der Körper war Spiegel eines tugendhaften Charakters.
So richtig los ging es mit dem Körperkult aber Ende des 20. Jahrhunderts. War Kraftsport bis dahin eher eine Angelegenheit für schmuddelige Keller und Typen, die für nicht allzu intelligent gehalten wurden, änderte sich das mit Arnold Schwarzeneggers Erfolg in Hollywood schlagartig. Er war der Begründer des Fitnesstrends, der damals als Gegenbewegung zum verkrusteten Bürgertum und als Befreiung des eigenen Körpers gesehen wurde.
Arnold Schwarzenegger posiert inmitten einer Schar von Tänzerinnen am Filmfestival in Cannes, wo er 1977 den Dokumentarfilm «Pumping Iron» vorstellte.
Und heute rennt die gesamte Mittelschicht ins Fitnessstudio, um sich einem wieder recht archaischen Körperideal zu unterwerfen. In der Schweiz haben 1,37 Millionen Menschen ein Abo. Die Studios – oder Gyms, wie sie heute heissen – sind hierzulande so beliebt wie noch nie und auch so zahlreich wie noch nie. Ist das bloss der jüngste Ausdruck einer auf Leistung und Selbstoptimierung getrimmten Gesellschaft? Oder worum geht es da?
Früher sei er sehr dünn gewesen, sagt Elio, und in den Filmen habe er immer diese starken Männer gesehen. Also fing er an zu trainieren. Erst wollte er eigentlich nur 77 Kilo erreichen, wie sein damaliges Vorbild Conor McGregor, der irische Mixed-Martial-Arts-Kämpfer im Leichtgewicht, der kürzlich erklärte, Präsident werden zu wollen – und der auch wegen sexueller Belästigung verurteilt wurde. Inzwischen mag er McGregor auch nicht mehr so sehr, weil dieser «eigentlich nur noch Party macht».
Elios Trainingswoche
Samstag: Kein Training, 15 Minuten Dehnen, 10 Stunden Schlaf, 4325 Kalorien
Sonntag: 40 Minuten Beintraining, 30 Minuten Sparring, 15 Minuten Dehnen, 9,5 Stunden Schlaf, 3639 Kalorien
Montag: 45 Minuten Brust und Rücken, 75 Minuten Grappling (Kampfsport), 15 Minuten Dehnen, 5 Stunden Schlaf, 4432 Kalorien
Dienstag: Kein Training, 7,5 Stunden Schlaf, 3395 Kalorien
Mittwoch: 75 Minuten Grappling, 45 Minuten Rumpf, 10 Minuten Dehnen, 6,5 Stunden Schlaf, 4427 Kalorien
Donnerstag: 75 Minuten Brazilian Jiu-Jitsu, 45 Minuten Brust und Rücken, 5 Kilometer Joggen, 15 Minuten Dehnen, 7 Stunden Schlaf, 4245 Kalorien
Freitag: Kein Training, 7 Stunden Schlaf, 3756 Kalorien
Doch als Elio, 19, fein säuberlich gegeltes nussbraunes Haar, der Nacken breit wie ein Stier, die 77 Kilo erreicht hatte, fühlte er sich immer noch zu schmal. Also ass er sich mehr Masse an und trainierte noch mehr. Dann wog er 80 Kilo, doch zufrieden war er immer noch nicht. Eineinhalb Jahre später ist er bei 85 Kilo. Und jetzt? «Manchmal, wenn ich so andere Leute auf Social Media sehe oder in der Badi, dann finde ich mich immer noch zu dünn. Das zieht einen schon runter», sagt Elio, der gerade Zivildienst in einem Naturschutzprojekt macht und im Herbst sein Jusstudium beginnen will. Er ist kein Macker, er überlegt sich seine Worte, will nicht arrogant wirken, zupft sich oft sein weisses T-Shirt zurecht.
«Mal schauen, was noch geht», sagt er. Es ist noch nicht genug. Ist es je genug?
Elios Trainingswoche
Samstag: Kein Training, 15 Minuten Dehnen, 10 Stunden Schlaf, 4325 Kalorien
Sonntag: 40 Minuten Beintraining, 30 Minuten Sparring, 15 Minuten Dehnen, 9,5 Stunden Schlaf, 3639 Kalorien
Montag: 45 Minuten Brust und Rücken, 75 Minuten Grappling (Kampfsport), 15 Minuten Dehnen, 5 Stunden Schlaf, 4432 Kalorien
Dienstag: Kein Training, 7,5 Stunden Schlaf, 3395 Kalorien
Mittwoch: 75 Minuten Grappling, 45 Minuten Rumpf, 10 Minuten Dehnen, 6,5 Stunden Schlaf, 4427 Kalorien
Donnerstag: 75 Minuten Brazilian Jiu-Jitsu, 45 Minuten Brust und Rücken, 5 Kilometer Joggen, 15 Minuten Dehnen, 7 Stunden Schlaf, 4245 Kalorien
Freitag: Kein Training, 7 Stunden Schlaf, 3756 Kalorien
Doch als Elio, 19, fein säuberlich gegeltes nussbraunes Haar, der Nacken breit wie ein Stier, die 77 Kilo erreicht hatte, fühlte er sich immer noch zu schmal. Also ass er sich mehr Masse an und trainierte noch mehr. Dann wog er 80 Kilo, doch zufrieden war er immer noch nicht. Eineinhalb Jahre später ist er bei 85 Kilo. Und jetzt? «Manchmal, wenn ich so andere Leute auf Social Media sehe oder in der Badi, dann finde ich mich immer noch zu dünn. Das zieht einen schon runter», sagt Elio, der gerade Zivildienst in einem Naturschutzprojekt macht und im Herbst sein Jusstudium beginnen will. Er ist kein Macker, er überlegt sich seine Worte, will nicht arrogant wirken, zupft sich oft sein weisses T-Shirt zurecht.
«Mal schauen, was noch geht», sagt er. Es ist noch nicht genug. Ist es je genug?
Elio und die Hanteln im Fitnessstudio.
Alkohol, Partys, sich gehen lassen, Zeit für Freunde oder eine Beziehung, das alles könnten sie auch später noch haben, sagen sie. «Das Ding ist, wenn ich jetzt diszipliniert bin und alles durchziehe und so, meinen Körper auf eine gute Qualität bringe, dann kann ich auch mit 25 meinen Spass haben», sagt Ramon, der bald eine Lehre als Systemgastronomiefachmann anfängt. «Dann, wenn ich die beste Version von mir selbst erreicht habe.»
Für die Frauen machten sie es nicht, sagen Ramon und Elio. Zumindest nicht in erster Linie. Doch die Muskeln sorgten für mehr Selbstbewusstsein, sagen die jungen Männer. Sie bekämen mehr Komplimente, vor allem von anderen Männern. Leute behandelten sie mit mehr Respekt, sagen sie, schätzten sie älter, als sie sind.
«Man kann sich in unserer Welt mit Geld alles kaufen. Ausser einen solchen Körper», sagt Sean am Telefon. Er ist ebenfalls 17 und hat im letzten Herbst angefangen zu trainieren. Oft geht er sieben Tage die Woche ins Gym. Zeit für anderes bleibt ihm kaum, sein Tag geht meist für Arbeit und Training drauf. Doch das sei es ihm wert.
Der Körperkult als letztes liberales Versprechen? Jetzt, da selbst in den USA niemand mehr daran glaubt, dass es jeder ganz nach oben schaffen kann, wenn er nur wirklich will.
Der deutsche Soziologe Klaus Hurrelmann ist einer der renommiertesten Jugendforscher, seit vierzig Jahren beschäftigt er sich damit, was junge Menschen beim Erwachsenwerden umtreibt. Einen Trend zu mehr gesundheitsbewusstem Verhalten gebe es bei jungen Leuten schon länger, sagt er. Doch der gegenwärtige Fitnesswahn, «diese inszenierte und konstruierte Form der Bewegung», überrascht ihn doch auch. Er sagt, wir hätten es hier mit einem Symptom einer regelrechten Männlichkeitskrise zu tun.
Für die Frauen machten sie es nicht, sagen sie: Elio beim Bankdrücken.
«Im Zeitalter der Digitalisierung zählt die traditionelle männliche Arbeitskraft, die Muskelkraft, nicht mehr viel. Das führt zu einer grossen Verunsicherung», sagt Hurrelmann. Als junger Mann wisse man zwar heute, was man alles nicht sein dürfe – aber niemand sage einem, was man stattdessen sein solle: «Wenn das männliche Geschlecht das Gefühl hat, es könne seine Stärke und seine Leistung nicht entfalten und werde wegen seiner typisch männlichen Verhaltensweise diskriminiert, dann kann das nicht gutgehen für unsere Gesellschaft», mahnt Hurrelmann.
Tatsächlich fühlen sich heute viele junge Männer benachteiligt. In der Schule schliessen sie schlechter ab als Mädchen, sie haben weniger Erfolg an Hochschulen, auf dem Arbeitsmarkt wird es schwieriger. Und auch im Datingmarkt läuft es für junge Männer heute schlechter: Sie bleiben häufiger unfreiwillig Singles als junge Frauen. Sie fühlen sich einsamer und leiden häufiger an psychischen Erkrankungen. Die Folge zeigte sich in einer Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Ipsos in 31 Ländern durchgeführt hat: Fast zwei Drittel der jungen Männer sehen sich heute als Teil jener Gruppe, die diskriminiert wird.
Ist es also einfach der Versuch, sich mit Hanteln, Ernährungsplänen und Trainingszeiten so etwas wie ein bisschen Kontrolle zurückzuholen? Wenn die jungen Männer sagen, dass es einfach darum gehe, «parat zu sein» – meinen sie dann vielleicht insgeheim, parat für eine Gesellschaft, in der die Prämisse, dass alles immer besser wird, längst nicht mehr gilt?
Es ist ein gefährliches Vakuum, das da entsteht.
Als Ramon sein Tiktok öffnet, um zu zeigen, welchen Fitness-Influencern er folgt, taucht als Erstes Andrew Tate auf und erzählt irgendetwas von Erfolg. Tate fänden sie zu extrem, sagen sie, und er erzähle auch viel «Scheiss» über Frauen. Nicht alle Figuren, die dieses Vakuum füllen, sind so extrem wie der ehemalige Kickboxer und heutige Influencer Tate, der unter anderem wegen Menschenhandel und Vergewaltigung verurteilt wurde.
Doch auf Social Media wimmelt es von hypermaskulinen Motivationscoaches mit trainierten Körpern und enganliegenden Poloshirts, die einfache Wege zum Erfolg predigen. Bücher wie «Die 48 Gesetze der Macht» – Nummer 11 lautet etwa: «Mache Menschen von dir abhängig» – erklären, wie man mit psychologischen Tricks mächtig und erfolgreich wird. Es erlebt dreissig Jahre nach seiner Veröffentlichung gerade wieder einen Hype auf Tiktok und steht auf der Bestsellerliste von Amazon ganz oben. Solche Ratgeber versprechen bei Befolgen einiger Regeln Erfolg im Job und bei den Frauen. Alles ganz einfach.
Ein Leben, strenger als im Militär: Elio zeigt Ramon etwas auf dem Handy.
Es ist, als würden sich die jungen Männer mit ihren definierten Muskeln, den makellosen Haarschnitten und den Motivationssprüchen von Tiktok aufrüsten, um sich ihren Platz in der Gesellschaft wieder zu erkämpfen. Um wieder gesehen zu werden.
Wo ist das Problem? Könnte man da sagen. Sollen die jungen Männer halt Sport treiben. Schliesslich könnten sie dümmere Sachen anstellen mit ihrer Zeit und ihrem Geld. Es gibt doch Schlimmeres, als sich zu bewegen, gesund zu essen, keine Drogen und keinen Alkohol zu konsumieren?
Könnte man. Wenn das Verhalten der jungen Männer nicht einen Preis hätte: Essstörungen, Körperbildstörungen, Fitnesssucht und Anabolikamissbrauch sind Begleiterscheinungen des neuen Körperkults. Schon für junge Teenager ist der Druck riesig, Muskeln aufzubauen, obwohl ihr Körper noch gar nicht dazu in der Lage ist. Roland Müller kennt sich damit aus wie kaum ein anderer in der Schweiz.
Er ist Psychotherapeut und spezialisiert auf Muskel- und Fitnesssucht bei der Fachstelle Prävention Essstörungen Praxisnah (PEP) des Inselspitals Bern. Er sagt, Essstörungen bei Männern oder Muskelsucht würden oft nicht wahrgenommen, denn die Gesellschaft bewerte noch immer alles, was mit dem Fitness-Lifestyle zu tun habe, als grundsätzlich gesund. «Doch ab dem Moment, ab dem man keine echte Wahlfreiheit mehr hat, wird es ungesund. Wenn man nicht mehr essen kann, was man möchte, oder wenn man kein Training mehr ausfallen lassen kann, ohne sich schlecht zu fühlen», sagt Müller.
Muscle-Dysmorphia ist ein grosses Thema bei den jungen Männern. Ramon, Elio und Sean kennen den Begriff alle. Was sich anhört wie ein seltenes Amphibium, das sich Körperteile nachwachsen lassen kann, meint eher das Gegenteil davon: Es ist eine Körperwahrnehmungsstörung, die dazu führt, dass sich junge, fitte Männer im Spiegel ganz anders sehen, als sie wirklich sind – kleiner, dünner, unmuskulöser. Mangelhaft. Ähnlich wie bei Menschen mit Anorexie.
Wie viele Männer in der Schweiz tatsächlich an einer solchen Körperbildstörung oder einer Essstörung leiden, ist nicht ganz klar. Die Zahlen bewegen sich je nach Studie zwischen 1 und 10 Prozent. Und Langzeitvergleiche fehlen gänzlich. Denn bis in die siebziger Jahre war es gar nicht möglich, bei einem Mann Anorexie zu diagnostizieren. «Bis dahin war das Ausbleiben der Periode eines der zwingenden Diagnosekriterien bei Essstörungen», erklärt Müller. Deswegen bleiben Essstörungen bei Männern bis heute oft unentdeckt.
Fachleute warnen vor Muskel- und Fitnesssucht: Elio beim Training, Ramon macht Pause.
Müller sagt, der Trend habe natürlich auch viel mit sehr erfolgreichem Marketing der Fitnessindustrie zu tun , die sich die starke Verunsicherung der jungen Männer zunutze mache. «Damit die Menschen all die Produkte kaufen, muss ja erst einmal dafür gesorgt werden, dass sie glauben, dass ihnen etwas fehle.» Der Fitnessmarkt sei in den letzten vierzig Jahren massiv gewachsen, sagt Müller, vor allem auch dank immer mehr visuellen Marketingkanälen wie Social Media.
Doch nicht nur Fitnessstudios profitieren von dem neuen Druck auf junge Männer, gut auszusehen. Auch die Nahrungsmittelindustrie, die mit Proteinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln viel Geld verdient. Dazu kommen all die Apps und Gadgets zur Vermessung des eigenen Körpers sowie eine ganze Fitness-Modeindustrie.
Klar, ihr Lifestyle koste sie viel Geld, sagen die jungen Männer. «Aber ich gebe lieber Geld fürs Essen und fürs Training aus und investiere in meine Gesundheit. Besser als für irgendwelche Drogen oder so einen Scheiss», sagt Ramon. Dann stehen er und Elio auf und machen sich auf den Weg. Richtung Oberer Letten.
UNTERNEHMEN
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GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN
*** nicht aktualisiert ***
AKTIENEMPFEHLUNGEN – BUY & SELL
Aktuell (—):
Aktien um 10 Euro je Stück sind FETT hervorgehoben.
Die erwarteten stolzen Kursgewinne sind dem Übermut der tollen Analystenzunft zu verdanken! Hirn selbst einschalten und kritisch bewerten. MERKE: Klappern gehört zum Geschäft. Es geht letztlich nicht so sehr um die Beratung der Anleger, sondern um die spekulativ selbst gehaltenen Aktien der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaften etc.), für die die Analysten tätig sind: wenn viele kaufen, steigen die Kurse, und 5% Plus sind zwar weniger als 15% oder 35%, aber besser als 5% Minus. Zudem lassen sich schnell noch eigentlich „schlechte“ Aktien im Portfolio des Hauses (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) verkaufen, für die der Analyst tätig ist, sofern die werten privaten Anleger den Kaufempfehlungen folgen. So schaut’s aus im Schneckenhaus! Nochmals: Hirn selbst einschalten. Die Finanzbranche lebt vom Trübe-Machen des Wassers!
NICHT ZULETZT: Verkaufsempfehlungen werden ungern gegeben, da sie auf das Portfolio der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) rückschließen lassen, zu denen die Analysten gehören. Verkaufsempfehlungen werden aus zwei Gründen gegeben: a) es ist tatsächlich Feuer am Dach des analysierten Unternehmens, b) das Haus möchte die Aktien des zum Verkauf empfohlenen Unternehmens billiger zurückkaufen, sofern den Verkaufsempfehlungen gefolgt wird. Letztlich agieren an der Börse die Optimisten, und die wollen positive Nachrichten hören, also werden sie von den Häusern und ihren Analysten entsprechend bedient.
UND ZU ALLERLETZT: die Analysten bespiegeln sich untereinander: wer hat was empfohlen oder nicht empfohlen, es kommt zu herdenpsychologischen Erscheinungen derart: der Leithammel hat empfohlen, also machen wir das auch. Die jeweiligen Analysen werden entsprechend (um)formuliert. Das zweite Moment: die Konkurrenz, die u.U. zu skurrilen Interpretationen des analysierten Unternehmens führt.
FAZIT: was die Analystenzunft von sich gibt, kann aufschlussreich sein, muss es aber nicht, vermittelt einen zusätzlichen Eindruck zu einzelnen Aktiengesellschaften. Wichtig ist der Blick auf zweierlei: a) entscheidend: auf die volkswirtschaftliche Situation des Landes, der Welt; b) sekundär (!) auf das Unternehmen und seine Branche: Charakter des Managements, klare, gut durchschaubare Produktpalette, Langlebigkeit des Unternehmens und seine Stetigkeit im Gebaren.
Renten- und Aktienmärkte
Man halte sich vor Augen: Aktienmärkte sind die Pfützen in der Welt der Veranlagungsmöglichkeiten. Anleihenmärkte (Rentenmärkte, Kapitalmärkte) sind die großen Ozeane ebendort. Daher sind Aktienmärkte volatil und reagieren auf den leisesten Windhauch mit u.U. kräftigen Ausschlägen. Die Seelen der Anleger sind sehr verletzlich: Angst und Gier bestimmen hier jegliches Handeln, die vernünftige Veranlagungsentscheidung steht an zweiter Stelle. Das verursacht in den kleinen Geldpfützen der Aktienmärkte hohe Wellen. Aber dort stehen nach erster Erschütterung später die rationalen Kaufs- und Verkaufsentscheidungen felsenfest – bis zur nächsten Seelenerschütterung.
Anleiheanleger sind cooler und gezügelter im Gemüt. Hier geht es eher um Langfristperspektiven. Alles dreht sich um den Zins und wie er sich weiterentwickelt. Wer an der Zinsschraube dreht, dreht am Schicksal ganzer Volkswirtschaften. Da ist das aufgeregte Gegackere an den Aktienmärkten geradezu uninteressant.
Aber kommen Anleihemärkte einmal ins Rutschen – nach oben oder nach unten – dann ist Feuer am Dach. Schon 0,5 oder gar 1 Prozent Veränderung in einem Anleihenindex sind eine „Weltbewegung“ im Milliarden- oder Billionengeldmeere der Anleiheozeane.
Dazu kommt: Die Anleiherenditen konkurrenzieren mit den Aktienrenditen. Eine hohe Anleiherendite jenseits der 3 Prozent wirkt umso „giftiger“ auf die Aktienkursentwicklungen, je höher sie ist. Liegt sie unter 3 Prozent, begünstigt sie die Aktienkäufe, Je deutlicher sie unter 3 Prozent liegt, umso eher. Das ist die Regel. Die Ausnahme – so, wie wir sie gerade sehen – bestätigt diese Regel. Früher oder später wird sie ihre dominante Stellung als Regel wieder einnehmen.
Diese Verhältnisse sind es, die im Tagesblick in der Regel die Berichte zu den Anleihemärkten wiedergeben lassen, dass aufgeregte Geflattere und Gegackere an den Aktienmärkten im Detail interessiert in der Regel nicht die Bohne.
Zur Renditebestimmung bei Anleihen: notiert die Anleihe zu 100 Prozent, dann stimmen Anleihezinssatz (der Couponzins) und Anleiherendite überein. Sinkt der Anleihekurs unter 100 Prozent, steigt die Rendite, umgekehrt gilt: steigt der Anleihekurs, so sinkt die Rendite. So einfach ist das. Und so weltbewegend in der Tat.
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Allgemeine Empfehlungen: Es geht vornehmlich um die Zukunft der Energiegewinnung und die Energielieferanten. Renner bleiben Telekommunikations-Unternehmen, deren Dienstleistungen in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sind. Unter den Logistik-Aktien sind in der Regel die Post-Aktien interessant. Diese Branchen sind weniger konjunkturabhängig als z.B. Konsumaktien, darunter die Post-Aktien noch am ehesten.
Hinzu kommt, dass die klassischen erdölverarbeitenden Energielieferanten (Up- und Downstream) mehr oder weniger energisch in großem Stil auf Alternativenergien umstellen. Es bleibt ihnen angesichts des Klimawandels, der öffentlichen Meinung und der in absehbarer Zeit erschöpften Welt-Erdölreserven auch nichts anderes übrig. Über das Kapital für den weltlebensnotwendigen Umbau verfügen sie dank ihrer Aktionäre. Es geht aus Sicht der Unternehmen um zukunftsträchtige Geschäftsmodelle in einer überschaubaren Branche – Energie – und aus Sicht der Aktionäre um steigende Unternehmenswerte / Aktienkurse als Inflationsschutz und sichere, möglichst stabil wachsende Dividenden, ebenfalls hinsichtlich des Inflationsschutzes.
Anti-Nachhaltigkeits-Bewegung in den USA als 180-Grad-Wendung in der Veranlagungsgebarung
Der aktuelle politische Druck in den USA zwingt eine Reihe großer Vermögensverwalter, darunter die weltgrößten wie Blackwater und Vanguard (verwaltetes Vermögen: 20 Billionen US-Dollar), nachhaltige Unternehmen potentiellen Anlegern nicht mehr zu empfehlen. Sie selbst verkaufen solche Unternehmen aus ihren Portfolios. Es gibt sogar seitens republikanisch regierter Bundesstaaten wie insbesondere Texas Kaufverbote für staatliche Pensions- u.a. Fonds.
Ausgestiegen sind bereits US-amerikanische Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup (verwaltetes Vermögen: 9 Billionen). Ähnliches betrifft die Kreditvergabe. Offen bleibt, wie private und Unternehmensanleger (nicht-staatliche Fonds) künftig disponieren werden.
Unter den angebotenen Finanzanlagen kursieren seit geraumer Zeit besondere Nachhaltigkeitsprodukte in Form sog. ESG-Fonds (mehr dazu hier), die hohe Renditen versprachen und daher recht starken Zulauf hatten; die Renditen wurde seit Erhöhung der Kreditzinsen gebremst, da dadurch kreditfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte (Windparks, Solaranlagen etc.) weniger rentabel wurden.
In der Europäischen Union will man sich weiter an entsprechende Nachhaltigkeitsauflagen festhalten. Bislang wurden in europäische ESG-Fonds 9 Billionen Euro investiert, was 61 Prozent des gesamten Fondmarktvolumens entspricht. Der Zufluss hat sich 2024 allerdings um die Hälfte auf 37 Milliarden Euro reduziert. Zudem wurden mehr ESG-Fonds geschlossen als eröffnet. Nicht nur die hohen Zinsen, die die ESG-Fonds-Renditen beeinträchtigten, führten dazu, sondern auch „grüne Schönfärberei“: es stellte sich da und dort heraus, dass die versprochene Nachhaltigkeit mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit bestand. (Quelle: Wirtschaft vor Acht, ARD, 10.1.2025 (KURZVIDEO, bis 17.1.2025 verfügbar))
FAZIT: Es bleibt abzuwarten, was das für den Klimaschutz in den USA und weltweit künftig bedeutet. Für Österreich stellt sich die Frage, wie eine künftige Regierung sich in Sachen Klimaschutz verhalten wird.
Aktienkauf – der Erwerb einer Unternehmensbeteiligung – bedeutet Übernahme eines Risikos in Hinblick auf das künftige Unternehmensschicksal. Die Dividende stellt eine Risikoprämie dar.
Aktienanalytischer Blick auf Aktien im Euroraum und speziell Österreich (Stand: 24.2.2025):
ACHTUNG – STEUERVERÄNDERUNGEN ANTE PORTAS:
Ins Gerede kommen in absehbarer Zeit auf EU-Ebene und auf Österreich-Ebene vermutlich Aktienbesteuerung (Verkaufsgewinne, Dividenden) ebenso wie Vermögens- und Erbschaftssteuer. Diese Steuern sind in Veranlagungsüberlegungen mit einzubeziehen.
Im Folgenden sind Aktien um 10 Euro je Stück und darunter FETT hervorgehoben.
Neu aufgenommene Aktien werden mit ### gekennzeichnet.
Beobachtenswert ist der Umweltschutz- und Wasserwirtschaftswert Veolia
Ein Kaufsignal liefern weiterhin ENI, UNICREDIT und TOTAL ENERGIES, im Vergleich zum 3.2.2025 stabile Bewertung mit jeweils fünf Sternen bewertet.
Ein Kaufsignal liefern ENEL, PORR, SHELL, VERBUND, ### VIENNA INSURANCE GROUP mit jeweils vier Sternen bewertet.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung mit jeweils vier Sternen bewertet.
Ein niedriges KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeichnet aus:
RWE, TOTAL ENERGIES, ### UNICREDIT SPA, PORR, OMV, ### UNIQA, EVN, ENEL, TELECOM AUSTRIA, ### STRABAG, WIENERBERGER, SHELL, PALFINGER.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktie RWE ist die mit dem niedrigsten KGV = 4,8, PALFINGER die mit dem höchsten KGV = 9,3.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung.
Ein niedriges dynamisches KGV (PEG, Price-Earning-to-Growth) weisen u.a. auf:
ENI, UNICREDIT, ### KONTRON AG, OMV, SHELL, PORR, WIENERBERGER, PALFINGER,
Nicht mehr dazu gehören: VIENNA INSURANCE GROUP, TELECOM AUSTRIA.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktien ENI = 0,5 ist die mit dem niedrigsten, PALFINGER die mit dem höchsten PEG = 1,4.
Im Vergleich zum 3.2. 2025 ist die Auswahl verändert, einzelne Aktien kamen dazu, andere fehlen nun!
Als Aktien mit langfristigem Kurspotential werden u.a. gesehen:
TOTAL ENERGIES, ENI, VERBUND, E.ON.SE, EVN, RWE.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene mit der größten Langfristchance.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl stabil, die Reihenfolge hat sich geändert.
Als Aktien mit hoher Sicherheit werden u.a. bewertet VIENNA INSURANCE GROUP, VERBUND; die Bewertungen bleiben unverändert zum 3.2.2025.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene Aktie mit der größten Sicherheit.
Aktien mit hoher Dividendenrendite sind:
OMV, ORANGE, TELEFONICA, ENI, UNIQA, ENEL.
Aktien mit der größten Dividendenrendite stehen am Anfang der Reihe: OMV 12,6%, am Ende die mit der niedrigsten: Enel 6,7%, jeweils vor Steuer.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl gleich, die Reihenfolge hat sich geändert.
KAUFKRITERIEN neben den aktienanalytischen Kennzeichnungen sind der Reihe nach: WER? – Qualität und Charakter (Psychologie!) des Managements, Häufigkeit des Managementwechsels, Unternehmenskultur; WAS? – Produkteinfachheit: „einfach gestrickte“, leicht zu durchschauende/transparente Produkte oder Dienstleistungen, eher kleine Produktpalette bzw. enger umschriebenes Dienstleistungsangebot, Konstanz der Nachfrage; WIE? – Sicherheit, Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Wechselfällen, finanzielle Stabilität des Unternehmens, Konkurrenzsituation; WO? – geographische und „politische“ Lage möglichst fern von Krisengebieten inkl. solchen mit politischer Unruhe oder in Ländern mit totalitären Systemen oder deutlich defekten Demokratien (illiberale Demokratien); WANN? – Lebensdauer bzw. Überlebensdauer (Weltkriege etc.) des Unternehmens bisher, Stetigkeit der Dividendenzahlungen.
FAZIT: vor dem Kauf einer Unternehmensbeteiligung sich zur Aktiengesellschaft schlau machen: WER, WAS, WIE, WO, WANN.
ZWEI DINGE sind zusätzlich zu beachten:
# Langfristanlage durch Erwerb von Defensiv-Aktien (u.a. Energie, Telekom),
# Verbleib in einem Währungsraum, das ist der Euroraum. Daher werden die allseits seit Jahren gehypten US-Aktien hier mit Absicht außen vor gelassen, um das Währungsrisiko klein zu halten. Gleiches gilt für den Erwerb von Schweizer Aktien, wie die Vergangenheit mit Blick auf das sehr wechselhafte Wechselkursverhältnis Schweizer Franken / Euro gezeigt hat.
Die Europäischen Union als Veranlagungsrisiko?
Das Staatssystem der Europäischen Union kommt einer defekten Demokratie gleich und erstreckt sich in den Währungsraum (Euroland), in dem gehandelt wird. Man spricht auch von einem Demokratie-Defizit der Europäischen Union. Risiken dieser defekten Demokratie, um einige zu nennen, sind: Regelungen „von oben herab“ auf nicht sehr transparente Weise und Steuervorgaben, die sich durch Negieren realer Alltagserfordernisse auszeichnen, Überwachungsbestrebungen, hoher Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger. All dies markiert Abgehobenheit und Bürgerferne der EU-Politik.
Kennzeichnend für das Gebaren (Governance) der EU ist ein Ineinandergreifen von EU-Exekutive (Kommission mit ihren Kommissariaten) und einem nicht gut überschaubaren Geflecht zahlreicher, der EU nahestehenden und von ihr geförderten Institutionen, Organisationen und Einrichtungen, die auf vielen Ebenen EU-Kommissionsvorgaben umsetzen helfen. Sie helfen insbesondere dabei, die von EU-Rat- und EU-Kommission angedachten, aber für Bürger und Unternehmen noch nicht „akzeptablen“ Vorgaben „schmackhaft“ zu machen, um so zu einer ausreichend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung zu führen, die eine politische Umsetzung ermöglicht.
Junker sagte 1999 dazu sehr verkürzt und sinngemäß: was wir heute als EU nicht durchsetzen, das werden wir dann schon später durchsetzen. Dem Lobbyismus Richtung EU-Exekutive (insbesondere seitens der Unternehmen) steht ein „Lobbyismus“ seitens der EU in Richtung auf die Einrichtungen der Mitgliedsländer sowie auf die Unternehmen und die Bevölkerung gegenüber, dessen Räderwerk für den Normalbürger praktisch nicht durchschaubar ist. Inwieweit kommt dies einem autokratischen Verhalten von der Maschek-Seite gleich?
Hauptziel der EU-Bestrebungen ist die Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, die den derzeit bestehenden Verbund der Mitgliedsstaaten ersetzen soll. Das deutet auch der Wechsel der Namensgebungen im Zeitverlauf an:
# Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, umgangssprachlich auch Montanunion, 1951)
# Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, 1957 inklusive EURATOM)
# Europäische Gemeinschaften (EG, 1965 ff., Fusion von EWG, EURATOM und einzelnen EG-Organen, Fusions- und Folgeverträge)
# Europäische Gemeinschaft (EG, seit 1993 ff., Maastricht- und Folgeverträge)
# Europäische Union (EU, 2007, Lissabon- und Folgeverträge)
1948 1948 Brüsseler Pakt | 1951 1952 Paris | 1954 1955 Pariser Verträge | 1957 1958 Rom | 1965 1967 Fusions- vertrag | 1986 1987 Einheitliche Europäische Akte | 1992 1993 Maastricht | 1997 1999 Amsterdam | 2001 2003 Nizza | 2007 2009 Lissabon | ||||||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaften | Drei Säulen der Europäischen Union | ||||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) | → | ← | |||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) | Vertrag 2002 ausgelaufen | Europäische Union (EU) | |||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) | Europäische Gemeinschaft (EG) | ||||||||||||||||||||||||||||||
→ | Justiz und Inneres (JI) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ) | → | Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||
Westunion (WU) | Westeuropäische Union (WEU) | ||||||||||||||||||||||||||||||
aufgelöst zum 1. Juli 2011 | |||||||||||||||||||||||||||||||
Problematisch bleibt dabei: je größer die Zentralisation von Staatsmacht, umso größer die Machtfülle, die mit „eiserner Harke“ über berechtigte (!) Einzelinteressen der Mitgliedsstaaten und damit der Bürger drüberfährt. Das Prinzip der Subsidiarität bleibt dabei auf der Strecke, so wie dieses Prinzip z.B. Österreich 1994 anlässlich der Vorabstimmungskampagnen versprochen wurde. Wurde das Versprechen eingelöst?
Beispiele der Machtfülle durch Zentralisierung liefern alle großen Staaten, u.a. Russland und China, die geradezu Musterbeispiele dafür darstellen.
Ein Problem des Staates an sich ist das Machtmonopol, das bei ihm liegt und liegen muss, will er Gesellschaft – das Staatsvolk – und die Abläufe darin mit Erfolg, also: durchsetzungskräftig organisieren. Das Problem ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen unbeschränkter Freiheit des Individuums (Libertarismus) und unbeschränkter Freiheit des Staates (Totalitarismus).
Wie dieses Machtmonopol ausgestaltet wird, unterliegt in Demokratien dem Willen des Wahlvolkes, in nicht-demokratischen Staaten dem Willen des autoritären, totalitären oder autokratischen Machthabers. In defekten Demokratien ist die Mitbestimmung des Volkes eingeschränkt. Defekte Demokratien existieren in einer Grauzone, deren Konstituenten und ihre gegenseitige Einflussnahme nicht leicht zu bestimmen sind. Somit ist auch der Defektheitsgrad einer defekten Demokratie nicht leicht zu bestimmen und unterliegt, je nach politischer resp. ideologischer Perspektive, unterschiedlichen Wertungen.
Die idealtypische Dreiteilung der Regierungsformen existiert in der Wirklichkeit nicht: keine Demokratie der Welt entspricht der idealen Form, weist also im Ansatz Eigenschaften einer defekten Demokratie auf, kein totalitärer Staat schränkt die individuellen Freiheiten vollständig ein, es verbleibt den Bürgern dort ein mehr oder weniger großer Freiheitsraum.
Hinsichtlich des staatlichen Machtmonopols, das zudem bei anwachsender Zentralisation der Staatsgewalt zur Zunahme neigt, ergibt sich die Erkenntnis: so wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig als einer Einrichtung, die mit einem mit Rechtsgewalt in das Leben seiner Bürger eingreifenden Machtmonopol versehen ist, das für das „Funktionieren“ einer Gesellschaft unaufgebbar ist.
Die dafür notwendigen rechtlichen Verregelungen des Alltagslebens durch Allgemeines Gesetzbuch, Strafgesetzbuch, Angestelltengesetz etc.etc. sind zahllos und gelten bei ausnahmslos jeder Handlung, werden aber – ebenso regelhaft – dem Bürger erst dann bewusst, wenn es zu schwerwiegenden Regelverstößen oder Regelbruch-Sanktionierungen kommt.
Rechtliche Verregelungen sind Ausdruck der jeweiligen Ausprägungen eines Rechtsstaates; dieser wird in einer idealen Demokratie nicht durch Willküreinwirkungen korrumpiert: das ist ein wesentliches Kennzeichen demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Auf Rechtsstaatlichkeit pflegen sich auch autoritäre, totalitäre oder autokratische, kurz: diktatorische Systeme zu berufen, doch wird der Rechtsstaat dort durch Willküreingriffe korrumpiert: Rechtsbiegung als Kennzeichen von Autokratien etc. In einer defekten Demokratie wird die Rechtsstaatlichkeit (leicht) eingeschränkt, womit das Risiko entsteht, in eine Autokratie abzugleiten.
Nur in formalrechtlicher Hinsicht war zum Beispiel auch der NS-Staat ein Rechtsstaat, besaß er doch gemäß der NS-Grundsätze umgearbeitete Gesetze aus der Weimarer Republik und neue Gesetze im Sinne der NS-Ideologie, auf die er sich in der Rechtsprechung berief und von denen viele in einem „normalen“, d.h. hier NS-konformen Rechtssetzungsprozess entwickelt wurden. Daran ändert nichts die Gepflogenheit, den NS-Staat in inhaltlich-ethischer Hinsicht als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Ein krasses Beispiel für einen NS-Rechtserlass im autokratischen Sinn ist unter diesem Link einsehbar.
Kennzeichnend für die Biegsamkeit des Rechts je nach Staatsraison ist die Tatsache, dass Juristen nach einem Regimewechsel ihre Posten in der Regel nicht verloren, sondern im neuen Regime weiter im Dienst des Rechts ihre berufliche Tätigkeit frei oder im öffentlichen Dienst ausübten. So wurden Juristen und Richter nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ohne weiteres in den öffentlichen Dienst der entstehenden Bundesrepublik Deutschland übernommen. Vergleichbares geschah nach dem Fall der UdSSR oder DDR.
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Demokratie das Herstellen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen einerseits den rechtsstaatlich gesicherten Freiheitsbedürfnissen des Individuums unter für ihn zureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten und andererseits den „Freiheitsbestrebungen“, somit Machtbestrebungen des Staates, mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Gemeinwohl resp. Sozialfrieden in Freiheit herzustellen. Als Garant dafür dient die Gewaltenteilung und ein entsprechend stark regulierter und damit gewaltgebändigter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie als vierte Gewalt die Sicherstellung einer freien Presse. MOTTO: Nimm Freiheitsbeschränkungen mit Blick auf das Gemeinwohl aus Überzeugung an, wir helfen dir dabei durch politische Aufklärung und sachliche Bildungsarbeit!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Autokratie, im Autoritarismus und vor allem im Totalitarismus Ausgesetztheit vor rechtsbeugenden willkürlichen Staatseingriffen auf die ohnehin reduzierten Freiheitsmöglichkeiten des Individuums unter nicht selten unzureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zu Gunsten der Machtbestrebungen des Staates mit dem Ziel, ein Höchstmaß an „Gemeinwohl“ resp. „sozialem Frieden“ in Unfreiheit zu erzwingen. Als Garant dafür dient die Einschränkung, womöglich Aufhebung der Gewaltenteilung sowie ein entsprechend stark ausgeprägter und mit gering regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine allgegenwärtige Brachial-Propaganda unter Ausschaltung der Pressefreiheit. MOTTO: Kusch, sonst trifft dich der Polizeiknüppel und du landest im Gulag, folgst du nicht den Propaganda-vermittelten Staatszielen!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit in einer defekten Demokratie gibt in (noch) geringem Ausmaß jene Prinzipien auf, die eine Demokratie hervorheben. Als Garant dafür dient eine Einschränkung der Gewaltenteilung und ein nicht allzu gestärkter und nicht allzu sehr mit herabgesetzter regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine verhältnismäßig subtil eingesetzte Propaganda und Beeinflussungsmaschinerie. MOTTO: Folge der politischen Verführung und glaube, es sei deine Entscheidung, sonst zwiebeln wir dich mit Exekutivmaßnahmen!
Eine solche Beeinflussungsmaschinerie hat die exekutiv im Grunde genommen schwach aufgestellte EU entwickelt, was zu eben der Ausbildung dieser „Schattenexekutive“ geführt hat. Sie trägt damit – nicht so ohne weiteres sichtbar für den Normalbürger – ein Kennzeichen einer defekten Demokratie. Damit steht die Gefahr im Raum, weiter an demokratischen Eigenschaften einzubüßen und zu einem politischen und wirtschaftlichen Risiko heranzureifen. In der Tat bemüht sich die EU um Stärkung ihrer Polizeigewalt (Frontex, 2004, weiterer Ausbau) und damit um Ausbildung eines weiteren Kennzeichens defekter Demokratien insofern der Vorwurf stimmte, dass Frontex auch innerhalb der EU eingesetzt werden könnte.
Was die Beeinflussungsmaschinerie der EU betrifft, hat 2011 der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) die Europäische Union als “sanftes Monster Brüssel“ bezeichnet und von der „Entmündigung Europas“ gesprochen. Er anerkennt segensreiche Folgen ihres Wirkens, macht aber zugleich auf die strukturellen Defizite dieser überstaatlichen Einrichtung aufmerksam, die durch massive Öffentlichkeitsarbeit, um nicht zu sagen: Propaganda – geschickt durch das vorbeschriebene Geflecht an Organisationen, Instituten, Einrichtungen etc. vermittelt –, übertüncht werden. Bezeichnend ist sein Ausspruch: „Je dünner die Legitimität [ihres politischen Handelns], umso dicker der Glibber der PR.“
Die geschilderte Gefahr liegt nicht darin, sich im Euro-Währungsraum zu bewegen. Sie liegt darin, dass infolge mangelnder demokratischer Kontrolle politisch einer Gesinnungsethik und nicht einer Verantwortungsethik gefolgt wird. Damit einher ginge eine Abgehobenheit von den Realitäten des täglichen Lebens der Bürger und Unternehmen. Das führte kurz über lang zu einer Schwächung des Euros im Währungskonzert. Ein Risiko erwüchse dann eher daraus, dass es nicht sicher ist, ob der Währungsraum „Euro“ eines Tages zerbricht, zum Beispiel dadurch, dass im Konzert mit anderen Währungen die derzeit ohnehin angekratzte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Europäischen Union noch weiter geschwächt würde und der Euro fortgesetzt an Wert verlöre. Letzteres erleichterte das Auseinanderbrechen der Europäischen Union, die Eigeninteressen der Mitgliedsländer träten wieder stärker hervor.
Dieses Auseinanderbrechen der Europäischen Union ist derzeit unwahrscheinlich, aber denkmöglich als Folge von: fortgesetzter Wirtschaftsschwäche; weiter zunehmender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Zunahme nationalkonservativer bis rechtsextremer Haltungen; fortgesetztem „Rütteln an den Ketten“ seitens ehemaliger UdSSR-Bruderstaaten; fortgesetzter Aufnahme neuer Mitgliedsländer speziell aus dem Balkan und dem ehemaligem UdSSR-Einflussbereich (Serbien, Ukraine); gravierenden, von den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten nicht mitgetragenen außen- und innenpolitischen Entscheidungen.
Bräche die EU, so bräche spätestens dann auch der Euro; im Übrigen weist die Geschichte der Währungsunionen auf deren Brüchigkeit hin: sie halten in der Regel nicht lange. Den Anleger zwingt unter anderem auch dies beizeiten zu überlegen, in welcher Währung er außerhalb des Euroraumes investieren soll. Angesichts des unsicheren Status des US-Dollars als Weltwährung ist dies eine herausfordernde Frage. Sie stellt sich glücklicherweise derzeit nicht, sondern taucht nur schemenhaft als Denkmöglichkeit am Horizont einer eher ferneren Zukunft auf. Aber: sie taucht auf und kann blitzesschnell elefantengroß im Raum stehen.
FAZIT: die Europäische Union birgt für den Anleger derzeit nur am Zukunftshorizont sich abzeichnende Risiken. Sie entspringen u.a. daraus, dass die EU weniger aus der Position der Stärke als eher aus der der Schwäche handelt. Im Vergleich zur Situation des Kalten Krieges und damit zur Gründerzeit der EU-Vorläufereinrichtungen, in der es nur einen wirtschaftsmächtigen geopolitischen Spieler und gleichzeitigen Verbündeten – die USA – gab, steht die Europäische Union heute zwischen zwei Wirtschaftsblöcken: dem des USA-geführten Westens und dem des sog. globalen Südens. Das erzeugt Druck, allzumal Zeitdruck, treibt die EU an und lässt sie, will sie nicht aufgerieben werden, nach Machtvergrößerung durch Zentralisierung streben – ein Demokratierisiko ersten Ranges, damit in der weiteren Folge ein Wirtschafts- und letztlich Veranlagungsrisiko.
Grundsätzliches zur Währungsspekulation
Währungs-Spekulation ist ein äußerst schwieriges, glitschiges, hochriskantes Geschäft, bedarf langjähriger Erfahrung, tagtäglicher Marktbeobachtung und eines guten Magens: Schocks und erratische Marktbewegungen müssen ausgehalten werden – psychisch und finanziell. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Währungsspekulanten im deutschsprachigen Raum ist Folker Hellmeyer (Hellmeyer-Website, Hellmeyer-Kurzportrait (Goldseiten), Hellmeyer auf Netfonds usf.).
Zweck der Währungsspekulation?
Wie bei den Warenoptionsmärkten dient auch der Währungsoptionsmarkt dazu, sehr starke Schwankungen im Wert einer Währung (Devise) zu verhindern: sehr starken Verteuerungen oder Verbilligungen einer Währung im Devisenmarkt (Währungs- oder FOREX-Markt) wird so gegengesteuert. Dafür sorgen die vielen Marktteilnehmer, von denen ein Teil den künftigen Wert einer Währung (Devise) höher, der andere diesen Wert tiefer einschätzt. Dies führt dazu, dass sich eine Art mittlerer Wert für diese Währung einstellt. Währungsoptionsmärkte sind rund um den Globus nahezu 24/7, also nahezu täglich rund um die Uhr, offen (Warenoptionsmarkt, Optionen im Freihandel).
Anders ausgedrückt: Die Spekulanten sichern sich mit ihrem Engagement gegen das Risiko eines Währungsverfalls oder eines Währungsanstiegs ab. Währungsanstiege sind ein Risiko für Käufer auf Warenmärkten, Währungsabwertungen sind ein Risiko für Verkäufer auf Warenmärkten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Dienstleistungen im internationalen Dienstleistungsaustausch. Die gegenläufigen Interessen auf dem Währungsoptionsmarkt „mitteln“ sich aus.
Allgemein gesprochen handelt es sich bei den Geschäften auf Optionsmärkten um Absicherungsgeschäfte oder Hedging.
Nochmals anders ausgedrückt: Auf aggregiertem Niveau (Makroebene) sorgt der Währungsoptionsmarkt für die Stabilität einer bestimmten Währung im Konzert der anderen Währungen im Devisen- resp. Währungsmarkt (Kassa- oder Spot-Markt, das Pendant zum Optionsmarkt).
Eine stabile Währung ist für die Volkswirtschaft, in deren Bereich diese Währung als Zahlungsmittel dient, eine Lebensnotwendigkeit für das optimale Funktionieren der volkswirtschaftlichen Grundvorgänge Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Erratische Schwankungen im Währungs- oder Devisenmarkt erschweren auf der Ebene der Unternehmen (Mikroebene) innerhalb und außerhalb einer Volkswirtschaft erheblich Kalkulationen mit Sicht auf künftig geplante Käufe und Verkäufe. Erratische Schwankungen einer Währung schwächen die Wirtschaftsleistung der zugehörigen Volkswirtschaft, eine stabile Währung fördert sie. Dies gilt auch für Volkswirtschaften außerhalb des entsprechenden Währungsraumes, sofern sie mit dieser Volkswirtschaft handelnd in Verbindung stehen.
FAZIT: Währungsoptionsmärkte sind für das Wirtschaftsgeschehen im Konzert der verschiedenen Volkswirtschaften überlebenswichtig.
Die heilige Trias
Diese Zusammenhänge bleiben in der Regel für Otto Normalverbraucher genauso verborgen wie die Bedeutung der nicht-demokratisch agierenden Zentralbanken, die mit ihren Zinsentscheidungen tief in das Wirtschaftsleben und somit in das Alltagsgeschehen der Menschen eingreifen. Warenmärkte, Währungsmärkte und Zentralbanken sind in einem fortlaufenden Marktgeschehen untrennbar und maßgeblich untereinander verbunden. Dabei modulieren und moderieren die Zentralbanken über den Zinssatz die Abläufe in Waren- und Währungsmärkten und den zugehörigen Optionsmärkten.
Für Otto Normalverbraucher sind Spekulanten auf diesen Märkten in aller Regel ganz, ganz böse Subjekte, die sich mit ihren Spekulationsgewinnen die Taschen vollstopfen.
Wer sind diese Subjekte auf Währungsoptionsmärkten?
Auf Währungs- und Währungsoptionsmärkten agieren in großer Zahl Staatsstellen, staatliche und private Pensionsfonds, multinationale und andere Unternehmen, Finanzinstitute (Banken u.a.), Hedgefonds u.a.
Otto Normalverbraucher verkennt in aller Regel den Sinn dieser Märkte und die Rolle der Spekulanten dort; denn:
Die Währungsoptionsmärkte zeichnen für das Wohl und Wehe im höchstpersönlichen Alltagsleben des kleinen Mannes auf der Straße verantwortlich, indem sie für relative Währungsstabilität sorgen. Doch Märkte sind keine Subjekte. Somit sind präzise gesprochen nicht „die Märkte“, sondern die Teilnehmer an Währungsoptionsmärkten – also die risikoübernehmenden Spekulanten – für das Wohl und Wehe von Otto Normalverbrauchers alltäglichem Leben verantwortlich.
Daher lässt sich interpretieren: In der Erhaltung der Währungsstabilität liegt der soziale Sinn der Spekulation. Dabei dient der Spekulationsgewinn als Entgelt für die risikobehaftete Sorge um eine stabile Währung.
Es kommt zu einem „paradoxen“ Effekt: die Befriedung der Einzelinteressen der Subjekte, den Spekulanten, trägt vermittels des Marktgeschehens zur Optimierung des Gemeinwohls bei.
Die Umsätze in Devisen- und Währungsoptionsmärkten sind die größten weltweit und erreichen täglich Milliarden bis Billionen von Währungseinheiten. Im Jahr 2022 wurden allein im Devisenmarkt täglich durchschnittliche Umsätze in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar gehandelt. Zu beachten ist, dass dabei immer Währungspaare gehandelt werden und zudem die Umsätze „doppelt“ anfallen: als Verkaufs- und als Kaufpreis in Summe. Das plustert das tägliche Handelsvolumen ordentlich auf.
Was für die Währungsoptionsmärkte gilt, gilt ebenso für die Warenoptionsmärkte: es geht um die Stabilisierung von in großen Mengen gehandelten Waren wie Weizen, Schweinehälften Orangensaft, Kaffee und vieles andere mehr. Die aufgezählten Waren stehen für solche, die für die Bevölkerungen hohe Bedeutung haben.
Wozu Optionsmärkte gut sind
Aber es gibt doch nach wie vor Preissprünge auf den Warenmärkten, von erratischen Ausschlägen an den Devisenmärkten war auch schon die Rede: wie passt das ins Bild?
Ohne die Terminbörsen wären die Ausschläge um einiges stärker, die Preise höher.
Drei Beispiele dazu:
#1 Hitler verbot die große Bremer Kaffeebörse. Daraufhin sicherte sich der Großhandel gegen Preisanstiege bei Kaffee ab, indem er von Haus aus deutlich höhere Preise für den Handel, die Geschäfte, einforderte. Resultat war der berühmt-berüchtigte Blümchenkaffee: die Konsumenten sparten am Kaffee, indem sie möglichst wenig davon zum Aufbrühen verwandten, also sah man durch den dünnen Kaffee das Blümchen am Grund der Kaffeetasse.
# 2 Waren, die nicht abgesichert werden können, weisen größere Preissprünge und höhere Preise auf; bremsend auf den Warenpreis (Aktienpreis, Devisenkurs) wirkt allein die Konkurrenz oder eine schwache Nachfrage oder ein überreichliches Angebot.
# 3 Die erste Warenoptionsbörse wurde 1848 in Chicago gegründet. Hintergrund war der bereits gewachsene Welthandel mit Waren, die großteils noch mit Segelschiffen über die Weltmeere transportiert wurden. Zwar befuhren die ersten Dampfschiffe Ende der 1830er Jahre den Atlantik, doch die eigentliche Verdrängung des Segelschiffs als Transportmittel setzte erst ab den 1870er Jahren ein.
Die Notwendigkeit, sich gegen den Verlust der Waren infolge Schiffuntergangs zu schützen oder sich überhaupt vor unerwarteten Preisveränderungen während der langen Schiffsfuhren abzusichern, führte zur Einrichtung der Chicagoer Warenbörse (Chicago Board of Trade), 1848 zunächst als Kassen- oder Spotmarkt, 1864 dann als Warenterminmarkt. Fortan konnten Käufer und Verkäufer Warenpreise vereinbaren für Warenlieferungen in ein, zwei, drei, sechs Monaten, was die Sicherheit der unternehmerischen Kalkulation erheblich erhöhte, da nun die Preisrisiken nicht von den Warenverkäufern und -käufern selbst, sondern von den Spekulanten übernommen wurden. Es entstand eine hochspezialisierte Zunft von Spekulanten, darunter viele Versicherungen.
Die Spekulanten hatten die Zeit und die Informationsmittel, sich über Warenpreisänderungen am Warenursprungsort und über Transportverzögerungen oder Schiffsunfälle zu informieren. Schlechte Kaffee- oder Kakao-Ernten, transportverzögernde Windflauten oder Schiffsunglücke blieben für sie kein Geheimnis, entsprechend diesen Informationen disponierten sie am Warenterminmarkt ihre Preisvorstellungen, doch in der Vergangenheit geschlossene Warenpreise für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin blieben davon unberührt.