Tagesblick – 18.6.2025 Mittwoch

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FAZIT DES TAGES – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus

  • Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: – MELDUNGSFLUT, darunter aufschlussreiche KOMMENTARE – weiter drohende Eskalation mit Eingreifen der USA gegen den Iran. Ungewisse Ziele Israels, es dürfte auf eine Regime-Änderung abzielen. Kritik dazu gibt es von mehreren Seiten. Der Iran scheint bedeutend geschwächt, zumal seine bisherigen Vorhutstellungen in Syrien, Gaza und Beirut Niederlagen einstecken mussten.
  • Ukraine-Krieg: Status-quo – die Kriegsparteien fügen sich Nadelstiche zu, aber der Ausblick für die Ukraine laut Oberst Reisner wirkt ungünstig: zu wenig Unterstützung vom Westen nach wie vor, unterschiedliche Waffensysteme und gestörte Ersatzteillieferung erschweren Abwehr und wirken zermürbend. Dazu kommen Rekrutierungsprobleme in der Ukraine. Zudem lenken die USA derzeit Waffenlieferungen in den Mittleren Osten (Israel-Iran).
    ZENTRALBANKEN: Schweizer Nationalbank vor Zinssenkung?
  • Weitere COMMENTS vorhanden

MÄRKTE – Risikoscheu. Sinkende Zinsen: die große Zeit der Bankaktien-Anstiege ist vorbei.

WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK – USA: schwächelnde Industrie, schwächelnder Einzelhandel.

Themenreigen – MEDIEN: zur nicht unbedeutenden Rolle der Medien in der Geopolitik (Rezension zu einem Buch darüber).MENSCHEN: weltberühmter Pianist Alfred Brendel verstorben

Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!

Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen. 

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MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

06:21EUREX/DAX-Future im frühen Handel kaum verändert241Dow Jones News
06:21EUREX/Bund-Future im Frühhandel niedriger231Dow Jones News
DiNACHBÖRSE/XDAX -0,4% auf 23.330 Pkt – Gerresheimer sehr fest938Dow Jones News
DiMÄRKTE USA/Sorge über Eskalation in Nahost drückt Aktien ins Minus681Dow Jones News
DiAktien New York Schluss: Verluste – Sorgen um Krieg in Nahost nehmen zu795dpa-AFX
DiDevisen: Euro fällt weiter zurück630dpa-AFX
DiMÄRKTE USA/Börse von Sorge über Nahosteskalation gebremst475Dow Jones News
DiMÄRKTE EUROPA/Schwächer – Unsicherheit bleibt groß489Dow Jones News
DiAktien Wien Schluss: ATX geht tiefer aus dem Handel344dpa-AFX
DiAktien Schweiz leichter – Zurückhaltung vor Fed-Sitzung385Dow Jones News
DiAktien Europa Schluss: Verunsicherte Anleger sorgen für Verluste480dpa-AFX
DiDax lässt deutlich nach – Anleger warten auf Klarheit416dts Nachrichtenagentu

Outperformance der Banken gerät ins Wanken – Der Chart des Tages, 17.6.2025

Zwar bleiben Finanzaktien mittelfristig attraktiv. Ein Übertreffen des Gesamtmarktes wird aber zunehmend unwahrscheinlich.

Lange waren weltweit viele Banken damit beschäftigt, ihre angeschlagenen Bilanzen zu sanieren. Inzwischen stehen sie tendenziell auf einem solideren Fundament – und sind dazu übergegangen, die Aktionäre via Ausschüttungen verstärkt am Erfolg teilhaben zu lassen.

Auch operativ läuft das Geschäft. Im ersten Quartal schafften es viele Institute, die Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr zu steigern und die Markterwartungen zu übertreffen. Finanzaktien zählen daher zu den grossen Gewinnern des ersten Halbjahres, begünstigt durch die laufende Branchenkonsolidierung, die für weitere Kursfantasie sorgt.

Nun scheint die Phase der Outperformance allerdings langsam, aber sicher zu enden. Wie der obige Chart illustriert, haben die Finanzinstitute im MSCI World gegenüber dem Gesamtindex jüngst leicht an Boden verloren.

Zwar bleiben die Valoren laut den Analysten von TS Lombard mittelfristig attraktiv. Ein Übertreffen des Gesamtmarktes sei aber zunehmend unwahrscheinlich. Angesichts des gestiegenen Bewertungsniveaus sollte zudem selektiver vorgegangen werden: Im europäischen Raum wirken – gemessen am Preis-Buchwert-Verhältnis und an der Eigenkapitalrendite – die Banken in Italien, Frankreich und Spanien relativ attraktiv, während deutsche Geldinstitute tendenziell höher bewertet sind.

Weitere Charts des Tages finden Sie hier.»

COMMENT: Zinsen sinken, damit sinken auch die Margen der Banken. Und damit deren Gewinne. Das übliche Auf und Ab Zinszyklus für Zinszyklus.

GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN

findet sich am Ende des Tagesblicks

HELLMEYER (Märkte u.a.m.)

Kein Report bis 23.6. wie angekündigt.

ISRAEL-IRAN-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG

Unklar, „was danach kommt“ Macron: „Militärischer Regimewechsel im Iran würde Chaos bedeuten“

Die Kämpfe zwischen Israel und dem Iran dauern weiter an. So bleibt es nicht aus, dass Forderungen nach einer neuen iranischen Staatsführung laut werden. Der französische Präsident Macron stellt sich dem entgegen.

18.06.2025 00:13

Nahost-Krieg im Liveticker +++ 07:50 Exil-Iraner zum Israel-Konflikt: „Für Iran ist es wichtig, dass das jetzt aufhört“ +++

17.06.2025 23:28

Sorge um die Ölversorgung Hoffnung auf Deeskalation schwindet: US-Börsen im Minus

Die US-Anleger geraten wegen des Kriegs zwischen Israel und dem Iran zunehmend in Sorge. Gold gilt seit jeher als sicherer Hafen, doch nun entdecken die Händler auch ein anderes Edelmetall für Krisenzeiten. Im Energiesektor gibt es wegen möglicher neuer Steuerregeln herbe Verluste.

17.06.2025 20:57

US-Unterstützung für Israel? „Trump muss zwischen Pest und Cholera wählen“

Der US-Präsident sieht sich und seinen russischen Amtskollegen als Friedensstifter im Krieg zwischen Israel und dem Iran. Aber für Strack-Zimmermann ist klar: Putin könne als „Massenmörder“ kein Vermittler sein. Vielmehr stelle sich die Frage, ob Trump Israel zur Hilfe eilen wolle.

17.06.2025 20:47

Trump fordert „Kapitulation“ Darum wäre ein Kriegseinsatz der USA so riskant

„BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION“ fordert Trump von den iranischen Mullahs. Und wenn nicht? Fällt dann bald die amerikanische 14-Tonnen-Bombe? Vieles spricht dagegen, diesen Weg zu gehen. Gerade wenn man – wie der US-Präsident – nur den Nutzen für die USA im Blick hat. Von Frauke Niemeyer

17.06.2025 20:08

„Kennen Versteck von Chamenei“ Trump fordert Irans „bedingungslose Kapitulation“

Die Lage im Krieg zwischen Israel und dem Iran spitzt sich weiter zu. Um einen Einstieg der USA in den Konflikt wird spekuliert. US-Präsident Trump verschärft nun deutlich den Tonfall gegenüber Teheran – und rasselt mächtig mit dem Säbel.

17.06.2025 19:40

Verbot von Elektrogeräten Iran trifft nach Pager-Anspielung Vorkehrungen

Eine israelische Geheimdienstmission lässt im vergangenen Jahr Tausende Pager im Libanon explodieren. Darauf spielt Israels Botschafter in Washington an, als er eine „Überraschung“ für die kommenden Tage ankündigt. Der Iran reagiert.

17.06.2025 19:05

Im Kreml knallen die Korken Israels Krieg im Iran ist Putins Rettung

Der Nahost-Krieg wird zum Rettungsanker für die marode russische Kriegswirtschaft: Israels Luftschläge treiben die Ölpreise – und damit Putins Einnahmen. Und liefern Donald Trump neue Gründe, den Preisdeckel und die Kreml-Kriegskasse weiter unangetastet zu lassen. Von Hannes Vogel

17.06.2025 18:25

Geisterflotte im Nahen Osten Auf welchem Weg erreichen Israels Bomber den Iran?

Israel operiert nahezu ungehindert im iranischen Luftraum – doch wie genau gelangen die Kampfjets dorthin? Der kürzeste Weg führt über Jordanien und den Irak, doch offizielle Bestätigungen fehlen. Experten haben noch eine alternative Variante im Blick. Von Frauke Niemeyer und Kai Stoppel

17.06.2025 18:18

Hoffen auf Ende des Regimes Merz: Israel macht für uns im Iran die „Drecksarbeit“

Nach den israelischen Angriffen auf den Iran sieht Friedrich Merz die Führung in Teheran in erheblicher Bedrängnis. Der Kanzler rechtfertigt Israels Vorgehen und äußert sich zur Rolle Deutschlands im Konflikt.

17.06.2025 17:17

Greifen die USA ein? Trump will „echtes Ende, nicht Waffenruhe“ im Iran-Krieg

Während im Israel-Iran-Konflikt die Angriffe unvermindert weitergehen, nimmt die Diskussion über einen möglichen Kriegseintritt der USA an Fahrt auf. Präsident Trump heizt mit seinen Äußerungen die Debatte an. Israel kündigt derweil weitere Angriffe auf „sehr bedeutsame Ziele“ an.

17.06.2025 13:00

Atombombe noch weit entfernt US-Geheimdienste bezweifeln Israels Angriffsbegründung auf Iran

Israel greift den Iran an, weil die dort angestrebte Atombombe nicht mehr fern sein soll. So lautet die Begründung. US-Geheimdienste halten die jedoch für unzutreffend, wie ein Bericht zeigt. Zudem könne eine nachhaltige Zerstörung der Anlagen nur mit US-Hilfe gelingen. Und die will Präsident Trump nicht gewähren.

COMMENT: Die jüngsten Berichte (Rossi) der Internationalen Atomenergiebehörde klangen ganz anders: der Iran habe so viel Uran angereichert, dass der Bau von Atomsprengköpfen bald ermöglicht würde. Der Tagesblick (Artikelauswahl-Mails) berichtete.

17.06.2025 10:28

Nouripour: „Flächenbrand“ droht „Innenpolitische Lage im Iran verschärft sich weiter“

Der im Iran geborene Grünen-Politiker Omid Nouripour warnt vor einer weiteren Eskalation im Krieg zwischen Iran und Israel. Der Region drohe ein „Flächenbrand“ mit unkalkulierbaren Folgen auch für Israel. Derweil nehme im Iran die Repression gegen die eigene Bevölkerung zu. Von Sebastian Huld

17.06.2025 05:56

Unterstützung für Israel G7 einigt sich überraschend auf Erklärung zum Iran-Krieg

Beim G7-Gipfel sieht es zunächst nicht so aus, als würden die Teilnehmer bei wichtigen außenpolitischen Themen eine gemeinsame Linie finden. Beim Krieg im Nahen Osten gibt es nun doch eine Ausnahme.

16.06.2025 21:47

„Ein Anruf genügt“ Irans Außenminister: Netanjahu hält Trump zum Narren

Teheran bezeichnet die israelische Attacke auf das Staatsfernsehen als „Kriegsverbrechen“. Wie lange der Krieg noch andauert, werde in den USA entschieden, meint Außenminister Araghtschi. Die iranische Armee will er weiter auf Israel „einprügeln“ lassen.

ISRAEL-IRAN-KRIEG im n-tv Liveticker

+++ 07:50 Exil-Iraner zum Israel-Konflikt: „Für Iran ist es wichtig, dass das jetzt aufhört“ +++

Seit Tagen beschießen sich Israel und der Iran. Der Konflikt bewegt nicht nur die Einwohner der Länder. Auch der Exil-Iraner Babak Kazemifard blickt mit „gemischten Gefühlen“ auf die Eskalation. Er selbst ist mit 15 Jahren aus dem Iran geflüchtet. Nun versucht ein Teil seiner Familie dem aktuellen Krieg zu entkommen.

Exil-Iraner zum Israel-Konflikt „Für Iran ist es wichtig, dass das jetzt aufhört“

+++ 07:17 Israel trifft Produktionsanlagen für Zentrifugen und Waffen im Iran +++
Israels Armee trifft bei weiteren Angriffen im Iran nach eigenen Angaben Produktionsanlagen für Zentrifugen und Waffen. Mehr als 50 Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe hätten in der Nacht Luftangriffe im Raum Teheran geflogen, erklärt die Armee. Im Zuge der „umfassenden Bemühungen“, das iranische Atomprogramm zu zerstören, sei eine Produktionsanlage für Zentrifugen in Teheran angegriffen worden. Ein weiteres Ziel der Angriffe waren demnach Anlagen zur Waffenproduktion, etwa zur Herstellung von Rohmaterial und von Bauteilen für Raketen.

+++ 06:10 Israel bombardiert erneut Ziele in und um Teheran +++
Israel führt nach eigenen Angaben am frühen Morgen erneut Militärschläge im Raum Teheran durch. Zuvor hatte das Militär Bewohner eines Distrikts im Südwesten der iranischen Hauptstadt nahe des Mehrabad-Flughafens zur Evakuierung aufgefordert – mit dem Hinweis, dass einige Stunden später militärische Infrastruktur bombardiert werden würde.

+++ 05:10 Macron warnt vor „Chaos“ bei „Regimewechsel“ im Iran +++
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht sich dagegen aus, die Regierung in Teheran mit militärischen Mitteln zu stürzen. „Der größte Fehler, den man heute begehen kann, ist, mit militärischen Mitteln einen Regimewechsel im Iran anzustreben, denn das würde Chaos bedeuten“, so Macron beim Abschluss des G7-Gipfels.

Unklar, „was danach kommt“ Macron: „Militärischer Regimewechsel im Iran würde Chaos bedeuten“

+++ 04:21 Iranische Medien: Israel greift Raketenproduktionsanlage bei Teheran an +++
laut Berichten von iranischen Nachrichtenwebseiten war die Raketenproduktionsanlage Khojir in der Nacht Ziel eines israelischen Luftangriffs. Die Anlage in der Nähe der Hauptstadt Teheran ist laut Medien im Oktober schon einmal angegriffen worden.

+++ 03:33 Iran will „Hyperschallraketen“ auf Israel abgefeuert haben +++
Teheran hat Israel nach eigenen Angaben in der Nacht mit „Hyperschallraketen“ attackiert. In der „elften Welle“ der Angriffe auf Israel seien ballistische Hyperschallraketen des Typs „Fattah 3“ abgefeuert worden, erklären die iranischen Revolutionsgarten in einem staatlichen iranischen Sender. Iranische Streitkräfte hätten dabei „die vollständige Kontrolle über den Himmel der besetzten Gebiete erlangt“.

+++ 02:57 Chamenei will „keine Gnade“ gegenüber Israel walten lassen +++
Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei droht Israel erneut „Wir müssen dem zionistischen Terror-Regime eine starke Antwort geben“, schreibt er auf X. „Wir werden gegenüber den Zionisten keine Gnade walten lassen.“ Zuvor hatte sich US-Präsident Donald Trump mit einer indirekten Drohung an Chamenei gewandt. „Wir wissen genau, wo sich der sogenannte „Oberste Führer“ versteckt hält“, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. „Er ist ein leichtes Ziel.“ Vorerst sei Chamenei dort aber sicher. „Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.“

+++ 02:18 US-Botschaft in Israel bleibt geschlossen +++
Die USA halten ihre diplomatischen Vertretungen in Israel bis einschließlich Freitag geschlossen. Betroffen sind die US-Botschaft in Jerusalem sowie die Konsularabteilungen in Tel Aviv und Jerusalem. Alle Mitarbeiter der US-Regierung und deren Familien sollten bis auf weiteres zu Hause oder in der Nähe ihrer Wohnorte bleiben, heißt es auf der Webseite der diplomatischen Vertretung. Die Botschaft war bereits am Dienstag geschlossen geblieben.

+++ 01:56 Israel greift Ziele in Teheran an +++
Israel hat erneut Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran aus der Luft angegriffen. Zuvor hatte das israelische Militär die Bewohner des 18. Bezirks im Südwesten der Millionenmetropole aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Die Luftwaffe werde militärische Einrichtungen in dem Gebiet angreifen, hieß es in dem Aufruf.

+++ 01:13 Iran startet weitere Angriffswelle +++
Der Iran hat die zweite Angriffswelle innerhalb einer Stunde auf Israel gestartet. Wie die „Times of Israel“ berichtet, schlug eine Rakete auf einem Parkplatz im Landesinneren ein und löste einen Brand aus. Über Verletzte ist derzeit nichts bekannt. Die iranischen Revolutionsgarden teilen mit, die Angriffe hätten Luftwaffenbasen gegolten, von denen Attacken auf den Iran gestartet worden seien. Die Angriffe würden ohne Unterbrechung und in verschiedenen Formen fortgesetzt.

+++ 00:22 Israels Militär meldet neuen Raketenangriff aus dem Iran +++
Die iranischen Streitkräfte haben offenbar erneut Raketen auf Israel abgefeuert. In mehreren Teilen des Landes sei Luftalarm ausgelöst worden, teilt das israelische Militär mit. Die Menschen in den betroffenen Gebieten dürfen die Schutzräume inzwischen wieder verlassen.

+++ 23:42 Moskau: Israel steuert auf nukleare Katastrophe zu +++
Russland verurteilt die israelischen Angriffe auf den Iran als illegal. Eine Lösung des Konflikts um das iranische Atomprogramm könne nur auf diplomatischem Weg erreicht werden, teilt das Außenministerium in Moskau mit. Die Angriffe stellten „eine unannehmbare Bedrohung der internationalen Sicherheit dar und treiben die Welt auf eine nukleare Katastrophe zu, deren Folgen überall zu spüren sein werden, auch in Israel selbst.“ Via Telegram verweist das Ministerium auf „klare Aussagen“ der Regierung in Teheran, sich an den Atomwaffensperrvertrag zu halten. Zudem habe die Islamische Republik ihre Bereitschaft zu Verhandlungen mit den USA signalisiert. Aus Russland kamen im Ukraine-Krieg selbst mehrfach Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen.

+++ 23:18 Bericht: Iranische Cyberpolizei widerruft Entscheid zu Internet-Sperrung +++
Der Zugang zu ausländischen Medien im Iran soll offenbar doch nicht eingeschränkt werden. Das Internet werde bald wieder normal funktionieren und es werde keine Blockade ausländischer Internetseiten geben, sagt ein Sprecher der Polizeieinheit für Cyberdelikte der Tageszeitung „Shargh“. Verschiedene Medien hatten zuvor unter Berufung auf Experten und Internetaktivisten berichtet, der freie Internetzugang drohe, gesperrt zu werden.

+++ 22:38 Ärzte und medizinisches Personal werden per Schiff nach Israel zurückgebracht +++
Rund 100 israelische Ärzte und weiteres medizinisches Personal, die sich im Ausland aufgehalten hatten, sind mit dem Schiff nach Israel zurückgebracht worden. Es hat im Hafen von Haifa angelegt. Wegen der Schließung des Luftraums konnten die Fachkräfte nicht wie geplant zurückfliegen. Unter ihnen waren auch 22 Mitglieder des medizinischen Führungspersonals des Ichilov-Krankenhauses in Tel Aviv, die sich zu einer Fortbildung in Deutschland aufhielten. Das israelische Gesundheitsministerium hat laut dem Nachrichtenportal „ynet“ inzwischen rund 390 medizinische Fachkräfte identifiziert, die rasch zurückgebracht werden sollen, damit sie bei Angriffen zur Verfügung stehen.

+++ 22:04 Macron: Militärischer Umsturz im Iran wäre großer Fehler +++
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnt vor einem Sturz der Regierung Irans mit militärischen Mitteln. Dies wäre ein großer Fehler, sagt Macron. Er sei überzeugt, das Beste sei eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Iran. Seit gestern habe es wahrscheinlich einen Meinungswechsel bei US-Präsident Trump gegeben, erklärt das französische Staatsoberhaupt weiter. Er gehe davon aus, dass Trump den Druck auf die Islamische Republik erhöhen wolle.

+++ 21:57 Medien: Krisentreffen im Weißen Haus ist beendet +++
Die Zusammenkunft von US-Präsident Trump und seinem Nationalen Sicherheitsrat ist laut dem US-Sender CNN beendet. Das Treffen habe mehr als eine Stunde gedauert, heißt es unter Berufung auf Beamte des Weißen Hauses.

+++ 21:32 Trump berät sich mit Team im „Situation Room“ +++
US-Präsident Trump ist mit seinem Team für nationale Sicherheit zusammengekommen. Aus dem Weißen Haus heißt es, Trump habe das Team im „Situation Room“, dem streng gesicherten Lagezentrum der US-Regierungszentrale in Washington, für Beratungen versammelt.

+++ 21:10 Video: Iron Beam – das ist Israels Laserabwehrsystem +++
Das Bildmaterial des israelischen Militärs erinnert an Science-Fiction. Es zeigt das Laserabwehrsystem Iron Beam. Israel ist bekannt für sein Raketenabwehrsystem Iron Dome. Der Hochenergielaser hat gewaltige Vorteile, kann aber aufgrund einiger Schwächen die bestehenden Systeme nur ergänzen.

Schuss 3,50 Dollar statt 1 Million Iron Beam – das ist Israels Laserabwehrsystem

+++ 20:53 Israel meldet Erfolg im Kampf gegen iranische Raketeneinheiten +++
Die israelische Luftwaffe hat iranische Raketeneinheiten nach Darstellung des Militärs mit ihren heftigen Angriffen vom Westen des Irans weiter in Richtung Osten verdrängt. „Nun konzentrieren sie sich auf die Versuche, von Isfahan aus zu schießen“, sagt der israelische Militärsprecher Effie Defrin in einer Videoansprache mit Blick auf iranische Raketeneinheiten. Die israelische Armee greife dort weiter Raketenlager an. Rund 60 Kampfjets hätten in den vergangenen Stunden Raketenabschussrampen angegriffen.

+++ 20:37 Bundesregierung plant zweiten Evakuierungsflug +++
Die Bundesregierung bietet am Donnerstag einen zweiten Evakuierungsflug für deutsche Staatsangehörige in Israel über Jordanien an. Ein erster Sonderflug über den Flughafen Amman biete an diesem Mittwoch bis zu 180 Personen eine Rückreisemöglichkeit nach Deutschland, teilt eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin mit. Auf der Krisenvorsorgeliste Elefand seien derzeit über 4.000 Deutsche registriert, die angeben, sich in Israel aufzuhalten. In Iran belaufe sich diese Zahl auf über 1.000 Registrierungen.

+++ 20:19 Iranische Armee: Einwohner von Tel Aviv und Haifa sollen fliehen +++
Der Generalstabschef der iranischen Armee ruft die Bewohner der israelischen Großstädte Tel Aviv und Haifa zur Evakuierung auf. „Bald werden Vergeltungseinsätze ausgeführt“, sagt Armeechef Aboldrahim Musawiin einer im iranischen Staatsfernsehen übertragenen Videobotschaft. Er fügte an, die Bewohner „insbesondere von Tel Aviv“ und Haifa würden „dringend aufgefordert, diese Gebiete zu verlassen, um ihr Leben zu retten“. Vorherige Angriffe auf Israel seien lediglich zur „Abschreckung“ erfolgt.

+++ 19:47 Nationaler Sicherheitsrat der USA trifft sich noch heute +++
US-Präsident Trump beruft zu dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran den Nationalen Sicherheitsrat ein. Das Gremium werde noch heute zusammentreten, sagt ein Vertreter des Weißen Hauses, der nicht namentlich genannt werden wollte. Trump hatte den Ton gegenüber dem Iran zuvor verschärft und damit Spekulationen über ein mögliches Eingreifen der USA angeheizt.

+++ 19:30 Hauptsitz von Irans Staatssender brennt erneut +++
Einen Tag nach einem israelischem Angriff auf den Hauptsitz des iranischen Staatsfernsehens in Teheran ist dort nach Angaben des Senders ein Feuer ausgebrochen. Der Rauch in dem Gebäude des Radio- und Fernsehsenders sei auf ein Feuer zurückzuführen, das durch den Wind neu entfacht worden sei, teilt der Sender mit. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah in der Nähe eine weiße Rauchwolke. Israel hatte das iranische Staatsfernsehen nach iranischen Angaben am Montag mit einem gezielten Angriff kurzfristig außer Betrieb gesetzt. Bei dem Angriff starben demnach drei Menschen. Ein Gebäude des Senders wurde stark beschädigt.

+++ 19:07 „Piepser-Operation“: Iran verbietet Beamten Nutzung von Elektrogeräten +++
Im Iran droht mehreren Berichten zufolge eine Sperre des freien Internetzugangs. Der Zugriff auf Seiten aus dem Ausland könne in den nächsten Stunden erheblich eingeschränkt werden, schreiben verschiedene Medien übereinstimmend unter Berufung auf Experten und Internetaktivisten. Unterdessen teilt das Kommando für Cybersicherheit mit, dass die Nutzung „aller mit Kommunikationsnetzwerken verbundenen Geräte – einschließlich Smartphones, Smartwatches, Laptops“ für Beamte untersagt sei. Auch die Bevölkerung solle sie auf ein Minimum reduzieren. Hintergrund dürften Aussagen von Israels Botschafter in Washington, Yechiel Leiter, sein. „Wenn sich der Staub gelegt hat, werden Sie am Donnerstagabend und Freitag einige Überraschungen erleben, die die Piepser-Operation fast einfach erscheinen lassen“, sagt er laut US-Medien. Damit spielt er auf die Geheimdienstoperation Israels im September 2024 gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon an. Damals explodierten die Pager und Handfunkgeräte tausender Funktionäre der proiranischen Gruppe.

+++ 18:35 Trump fordert Irans „bedingungslose Kapitulation“ +++
US-Präsident Trump fordert die bedingungslose Kapitulation Teherans. Das schreibt er in einem Beitrag auf Truth Social, der aus den beiden Wörtern „Bedingungslose Kapitulation“ in Großbuchstaben besteht. In einem weiteren Post sagt Trump, Teheran habe die Kontrolle über den iranischen Luftraum verloren. „Wir haben jetzt die komplette und totale Kontrolle über den Himmel über dem Iran“, schreibt er. Zudem wisse die US-Regierung, wo sich Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei aufhält. „Er ist ein leichtes Ziel, aber er ist sicher dort – wir werden ihn nicht ausschalten (töten), zumindest im Moment“, so der US-Präsident.

+++ 18:17 Wiegold: Bunkerbrechende US-Bombe wäre „Gamechanger“ +++
Um die teils tief verbunkerten Atomanlagen im Iran zu zerstören, bräuchte die israelische Armee Hilfe aus den USA, sagt der Militärexperte Thomas Wiegold. Denn letztlich komme es auf den Einsatz der bunkerbrechenden Bombe GBU-57 an.

+++ 17:43 Vance: Trump „könnte entscheiden, Maßnahmen zu ergreifen“ +++
US-Vizepräsident JD Vance schließt ein militärisches Eingreifen der USA im Iran nicht aus. Präsident Trump „könnte entscheiden, Maßnahmen zu ergreifen“, um die iranische Atomanreicherung militärisch zu beenden, schreibt Vance auf X. „Natürlich haben die Menschen nach den letzten 25 Jahren idiotischer Außenpolitik zu Recht Angst vor ausländischen Verwicklungen. Aber ich glaube, der Präsident hat sich in dieser Frage ein gewisses Vertrauen verdient“, schreibt Vance. Er könne versichern, dass es Trump bei Einsätzen des US-Militärs allein darum gehe, „die Ziele des amerikanischen Volkes zu erreichen“.

+++ 17:25 Israel will Bürger aus dem Ausland zurückholen +++
Die ersten wegen des Kriegs mit dem Iran im Ausland gestrandeten Israelis sollen ab Mittwoch nach Hause geflogen werden. „Morgen werden wir voraussichtlich Rettungsflüge von folgenden Zielen aus durchführen: Larnaka, Athen, Rom, Mailand und Paris“, teilt El Al, die größte Fluggesellschaft des Landes, mit. Laut „Jerusalem Post“ sitzen derzeit knapp 150.000 Israelis im Ausland fest. Die Passagiere, die mitgenommen werden sollen, werden laut El Al im Laufe des Tages benachrichtigt. Die Flieger seien bereits ausgebucht. Israelis konnten sich vorab für die Sonderflüge registrieren.

+++ 16:57 Merz: Israel macht für uns im Iran die „Drecksarbeit“ +++
Bundeskanzler Friedrich Merz zollt Israel Respekt für den Angriff auf den Iran und sieht darin einen Dienst für die westlichen Verbündeten. „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle“, sagt Merz am Rande des G7-Gipfels in Kanada in einem Interview mit dem ZDF. „Ich kann nur sagen, größten Respekt davor, dass die israelische Armee, die israelische Staatsführung den Mut dazu gehabt hat, das zu machen.“

+++ 16:34 Politologe Fischer: „Mullah-Regime steht mit Rücken zur Wand“ +++
Die Spannungen im Nahen Osten nehmen nicht ab und sind auch beim G7-Gipfel ein Thema. US-Präsident Trump bricht das Treffen ab und „könnte versuchen, eine große Lösung herbeizuführen“, sagt Politologe Klemens Fischer. Es sei jedoch vor allem das iranische Mullah-Regime, das ins Handeln kommen müsse.

Iranische Führung unter Druck Fischer: „Mullah-Regime steht mit Rücken zur Wand“

+++ 16:07 Trump pocht auf „echtes Ende“ des iranischen Atomprogramms +++
US-Präsident Trump will nach eigenen Worten ein „echtes Ende“ für das iranische Atomprogramm. Es gehe ihm nicht um eine Waffenruhe, sagt Trump nach Angaben mitreisender Reporter auf seiner vorzeitigen Rückreise vom G7-Gipfel in Kanada: „Ein Ende, ein echtes Ende, nicht eine Waffenruhe, ein Ende.“ Laut Experten bräuchte Israel eine spezielle bunkerbrechende Bombe, wie sie nur die USA besitzen, um die tief im Berg liegende iranische Atomanlage Fordo zerstören zu können.

Warum reist der US-Präsident ab? Trump: „Öffentlichkeitsheischender Macron versteht immer alles falsch“

+++ 15:42 Israel: Iran hat rund 30 Raketen abgefeuert +++
Der Iran hat seit der Nacht israelischen Armeeangaben zufolge rund 30 Raketen auf Israel gefeuert. Die meisten Raketen seien abgefangen worden, es habe jedoch auch mehrere Einschläge im Land gegeben, teilt Israels Militärsprecher Effie Defrin mit. Berichten zufolge gibt es Schäden. In einer Stadt nördlich von Tel Aviv brannte Medien zufolge bei einem Raketeneinschlag auf einem Parkplatz ein leerer Bus aus. Die „Times of Israel“ berichtet unter Berufung auf Ersthelfer von fünf Verletzten bei dem Vorfall.

+++ 15:15 Wadephul rechnet nicht mit Eingreifen der USA +++
Bundesaußenminister Wadephul rechnet nach eigenen Worten nicht damit, dass sich die USA aktiv in den militärischen Konflikt zwischen Israel und Iran einschalten werden. „Ich glaube, die Vereinigten Staaten von Amerika werden sich in diesen Krieg nicht einmischen“, sagt Wadephul dem TV-Sender Welt. Die US-Regierung habe von Anfang an deutlich gemacht, dass sie in dem Konflikt nicht militärisch eingreifen wollten. „Das ist auch die bisher konsistente Position.“ Allerdings könnte sich dies ändern, wenn US-Einrichtungen angegriffen würden. Dann würden sich die USA verteidigen, so der deutsche Außenminister.

+++ 14:52 Viele arabische Staaten und Türkei fordern Feuerpause +++
Mehrere arabische Staaten und die Türkei verurteilen die Angriffe Israels auf den Iran. Es sei unerlässlich, dass „Israels Feindseligkeiten gegen den Iran“ eingestellt werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die das jordanische Außenministerium in Amman veröffentlichte. Ziel müsse eine „umfassende Feuerpause“ sein. Die Erklärung wurde den Angaben zufolge unter anderem von den Außenministern Algeriens, Ägyptens, des Iraks, Jordaniens, Kuwaits, Libyens, Mauretaniens, Pakistans, Saudi-Arabiens, des Sudan und der Türkei getragen. Dringend notwendig sei es, den Nahen Osten zu einem Gebiet ohne Atomwaffen und ohne andere Massenvernichtungswaffen zu machen, heißt es darin. Dies müsse „ohne Ausnahme für alle Staaten in der Region gelten in Übereinstimmung mit den maßgeblichen internationalen Resolutionen“. Alle Staaten der Region sollten unverzüglich dem Atomwaffensperrvertrag beitreten.

+++ 14:29 USA kann Staatsbürger in Israel nicht evakuieren +++
Die US-Botschaft in Jerusalem erklärt, dass sie nicht in der Lage sei, Amerikaner bei der Ausreise aus Israel zu „evakuieren oder direkt zu unterstützen“. Die Botschaft werde am Dienstag geschlossen bleiben. Alle Mitarbeiter der US-Regierung und ihre Familienangehörigen sollten bis auf Weiteres in ihren Wohnungen oder in deren Nähe bleiben, heißt es.

+++ 14:03 Videos sollen Zerstörung iranischer Kampfjets zeigen +++
Aufnahmen des israelischen Militärs sollen die Zerstörung mehrerer iranischer Kampfflugzeuge auf einem Stützpunkt in Teheran zeigen. Gleichzeitig meldet Israels Armeesprecher Effie Defrin die Tötung des ranghöchsten Kommandeurs der iranischen Revolutionsgarden, Ali Schadmani.

Israel: Irans Generalmajor getötet Videos sollen Zerstörung iranischer Kampfjets zeigen

+++ 13:46 Israel: Irans geistliches Oberhaupt könnte dasselbe Schicksal wie Saddam Hussein ereilen +++
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat Irans geistliches Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, gewarnt, dass er dasselbe Schicksal wie der ehemalige irakische Diktator Saddam Hussein erleiden könnte. „Ich warne den iranischen Diktator davor, weiterhin Kriegsverbrechen zu begehen und Raketen auf israelische Bürger abzufeuern“, sagte Katz vor hochrangigen israelischen Militärs, wie „Sky News“ berichtet. Hussein wurde 2003 von US-Streitkräften gefangen genommen. Er wurde durch Erhängen hingerichtet, nachdem er vom irakischen Hohen Tribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden war.

+++ 13:22 Jordanischer König warnt vor Eskalation über Nahen Osten hinaus +++
Der jordanische König Abdullah II. hat in einer Rede vor dem Europaparlament vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten gewarnt. Der Angriff Israels auf den Iran berge die Gefahr einer „Eskalation der Spannungen in meiner Region und darüber hinaus“, sagte Abdullah II. vor den Abgeordneten in Straßburg. Es sei „nicht abzusehen, wo die Grenzen dieses Schlachtfeldes enden werden“.

+++ 12:57 Trump warnt Iran vor Angriff auf US-Truppen: „Werden hart durchgreifen“ +++
„The gloves are off“, warnt US-Präsident Donald Trump den Iran. Sollte der Iran US-Truppen im Nahen Osten angreifen, seien die USA bereit zu kämpfen, sagte er vor Reportern auf der Rückreise vom G7-Gipfel in Kanada. „Wir werden hart durchgreifen, wenn sie unseren Leuten etwas antun“, sagte Trump. „Ich denke, sie wissen, dass sie unsere Truppen nicht angreifen dürfen.“ Er erwäge, Vizepräsident Vance und Steve Witkoff zu einem Treffen mit den Iranern zu entsenden, aber dies hänge davon ab, „was passiert, wenn ich zurückkomme“. Später sagte er, er sei „nicht besonders verhandlungsbereit“ mit dem Iran.

+++ 12:35 Iran schäumt nach G7-Erklärung +++
Teheran hat die G7-Erklärung zum Krieg zwischen Israel und Iran scharf verurteilt. Die Erklärung habe die „eklatante Aggression Israels“ gegen den Iran ignoriert, ebenso wie die „rechtswidrigen Angriffe auf unsere friedliche nukleare Infrastruktur sowie die wahllose Zielerfassung von Wohngebieten und die Tötung unserer Bürger“, schreibt Außenamtssprecher Ismail Baghai in einer Mitteilung. Israel habe einen unprovozierten Angriffskrieg gegen den Iran begonnen, heißt es weiter. Er verweist in dem Zusammenhang auch auf Artikel 2(4) der UN-Charta, der Angriffe auf ein anderes Land untersagt. Hunderte Zivilisten seien getötet worden, schreibt der Außenamtssprecher.

+++ 12:15 Weber: „Israel macht Drecksarbeit, USA bilden die Drohkulisse“ +++
Israel leistet im Iran die Drecksarbeit, die USA sind für die Drohkulisse im Hintergrund zuständig. So zumindest schätzt Militärexperte Joachim Weber die stille Übereinkunft zwischen Washington und Tel Aviv ein. Dennoch könne ein US-Eintritt in den Konflikt nicht ausgeschlossen werden.

Weber zum Iran-Konflikt „Israel macht Drecksarbeit, USA bilden die Drohkulisse“

+++ 11:57 Trump: Habe „in keiner Weise“ Kontakt zu Iran aufgenommen +++
US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Worten in keiner Weise versucht, den Iran für Friedensgespräche zu erreichen. Auf Truth Social schreibt er: „Wenn sie reden wollen, wissen sie, wie sie mich erreichen können“. Und weiter: „Der Iran hätte das Abkommen annehmen sollen, das auf dem Tisch lag. Das hätte viele Leben gerettet.“

+++ 11:34 Iran will Mossad-Hauptquartier getroffen haben +++
Die iranische Revolutionsgarde gibt an, bei einem Angriff auf Israel das Zentrum des israelischen Geheimdienstes Mossad in Herzlia getroffen zu haben. Dies berichtet das iranische Staatsfernsehen. Bereits am Morgen wurden massive Explosionen in der zentralisraelischen Stadt gemeldet. Bilder zeigten eine große Rauchsäule, die aus einem Gebäude aufsteigt. Verschiedene Arten von Drohnen, „die mit präzisen Zerstörungs- und Zielfähigkeiten ausgestattet sind“ hätten „strategische Positionen“ in Tel Aviv und Haifa zerstört, erklärte der iranische General Kiumars Heidari laut iranischem Staatsfernsehen. Die israelischen Armee erklärte lediglich, erneut vom Iran angegriffen worden zu sein, äußerte sich aber zunächst nicht zu möglichen Angriffen auf strategische Ziele. In mehreren Regionen in Israel sei Sirenenalarm ausgelöst worden, nachdem Drohnen aus dem Iran in Richtung Israel identifiziert worden seien, teilte die israelische Armee mit.

Bilder zeigen die Rauchwolke über Herzlia.(Foto: REUTERS)

+++ 11:17 China nach Trumps Iran-Post: Kein Öl ins Feuer gießen +++
China fordert nach einem Online-Post von US-Präsident Donald Trump zum Krieg zwischen Israel und dem Iran mehr Einsatz einflussreicher Länder zur Entschärfung des Konflikts. Öl ins Feuer zu gießen, werde nicht helfen, die Lage zu entspannen, sondern Konflikte verschärfen, sagte Außenamtssprecher Guo Jiakun in Peking angesprochen auf Trumps Beitrag. Dieser hatte geschrieben: „Jeder sollte Teheran sofort verlassen“. Weiter erklärte Trump, Teheran hätte im Streit um das iranische Atomprogramm das von ihm vorgeschlagene Abkommen unterschreiben sollen.

+++ 10:25 Iranischer Abgeordneter: 21 Tote nach Angriff in Lorestan +++
Iranischen Angaben zufolge sind bei einem Angriff im Westen des Landes 21 Menschen getötet worden. Unter Berufung auf einen Abgeordneten berichtet die iranische Nachrichtenagentur Iranian Labour News Agency, dass es in der Stadt Lorestan einen Angriff gab. Der Abgeordnete machte „Eindringlinge“ für diesen verantwortlich. „Das zionistische Regime hat Eindringlinge eingesetzt, und die meisten Aktionen, die wir im ganzen Land sehen, gehen eher auf das Konto dieser Personen als auf das des zionistischen Regimes“, sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Wen er mit „Eindringlingen“ meint, ist unklar.

+++ 10:00 Nach Raketenwelle: Iran startet Angriffe auf Israel mit Drohnen +++
Der Iran hat nach seinen Raketenattacken auf Israel in der Nacht eine neue Angriffswelle mit Drohnen gestartet. Die Angriffe mit den sogenannten Kamikazedrohnen sollten intensiviert werden, sagte Kiumars Heydari, Kommandeur der iranischen Bodenstreitkräfte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. „Der Feind soll wissen, dass eine neue Welle massiver Angriffe durch die Streitkräfte (…) mit neuen und fortschrittlichen Waffen begonnen hat und sich in den kommenden Stunden noch verstärken wird“, zitierte die Staatsagentur den Kommandeur.

+++ 09:38 China empfiehlt Landsleuten Ausreise aus Israel über Jordanien +++
Angesichts der Eskalation zwischen Israel und dem Iran empfiehlt China seinen Bürgern, aus Israel auszureisen. Um deren Sicherheit zu gewährleisten, sollten chinesische Staatsbürger Israel schnellstmöglich über die Landgrenze verlassen, teilte die diplomatische Vertretung in Tel Aviv mit. Empfohlen werde der Grenzübergang nach Jordanien. Viele zivile Einrichtungen seien beschädigt worden und die Zahl der zivilen Opfer nehme zu, was die Sicherheitslage verschärfe, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Botschaft gehe davon aus, dass der israelische Luftraum weiterhin gesperrt bleibe. Die Grenzübergänge nach Jordanien und Ägypten blieben jedoch offen, teilte die Botschaft mit.

+++ 09:18 Bericht: Drei Tote nach israelischem Angriff auf Kashan +++
Laut iranischen Medien sind bei einem israelischen Angriff auf die zentraliranische Stadt Kashan drei Menschen getötet worden. „Nour News“ zitiert den stellvertretenden Sicherheitsbeauftragten des Gouverneurs der Provinz Isfahan, Akbar Salehi. Demnach wurde ein Kontrollpunkt in Kashan von einem Geschoss getroffen. Vier weitere Menschen seien verletzt worden.

+++ 08:52 Israel: Ranghöchster Kommandeur der Revolutionsgarden getötet +++
Israels Militär hat den Tod eines wichtigen Kommandeurs der iranischen Revolutionsgarden verkündet. Generalmajor Ali Schadmani sei bei einem Luftangriff in der Nacht zu Dienstag getötet worden, teilte das Militär mit. Aus dem Iran gab es zunächst keine Bestätigung dafür. Israels Armee bezeichnete ihn als „ranghöchsten militärischen Befehlshaber“. Schadmani war der Nachfolger von Gholam-Ali Raschid, der bereits am Freitag zu Kriegsbeginn bei einem israelischen Angriff ums Leben kam. Sie waren Kommandeure des zentralen Hauptquartiers Chatam al-Anbija. Das Hauptquartier gehört zu den mächtigen Revolutionsgarden und ist eine Unterabteilung des Generalstabs, verantwortlich für die Planung und Koordination von Operationen verschiedener Militäreinheiten.

+++ 08:22 Iran feuert „Raketenregen“ auf Israel – Explosionen in Jerusalem und Tel Aviv +++
Der Iran hat erneut Raketen auf Israel gefeuert. Der staatliche Rundfunk sprach von einem „Raketenregen“ auf Ziele in Israel. Die israelische Armee teilte mit, die Luftabwehr sei im Einsatz, um die Bedrohung abzuwehren. Die Bevölkerung sei angewiesen, bis auf Weiteres in den Schutzräumen zu bleiben, teilt das israelische Militär mit. Laut der „Times of Israel“ waren im Raum von Jerusalem und Tel Aviv Explosionen zu hören. Die israelische Zeitung Haaretz meldet unter Berufung auf die israelischen Rettungskräfte einen Treffer im Zentrums Israels.

+++ 08:05 Iranischer Sender Irib: Drei Mitarbeiter bei israelischem Angriff getötet +++
Bei dem israelischen Angriff auf den staatlichen iranischen Fernsehsenders Irib sind nach Angaben des Mediums drei Mitarbeiter getötet worden. Mehrere weitere Menschen seien verletzt worden, teilte Irib mit. Irans Außenminister Abbas Araghtschi verurteilte den Angriff als „feige“. „Der Angriff auf den iranischen Rundfunk zeigt die Verzweiflung der Israelis“, erklärte er. Israels Armee könne keine wirklichen Siege erringen und habe deswegen „ein ziviles Gebäude“ angegriffen, in dem ein Sender sitze, der „nichts als die Wahrheit“ verbreite. Der Betrieb des Senders war nach dem israelischen Angriff unterbrochen worden, Irib ging aber bereits am Montag wieder auf Sendung.

WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

06:50ROUNDUP: Nach Raketen aus Iran: Israels Militär greift Teheran an127dpa-AFX
06:33Israelische Streitkräfte fliegen Angriffe auf Teheran222dpa-AFX
06:33Irans oberster Führer Chamenei droht Israel235dpa-AFX
05:35Pressestimme: ‚Nürnberger Nachrichten‘ zu Israel/Iran220dpa-AFX
DiDie Preise für WTI-Rohöl steigen erneut stark an, da Trump in den Israel-Iran-Konflikt eingreift344FXStreet
DiGaza: EU-Grünenfraktion drängt auf Schritte gegen Israel280dts Nachrichtenagentur
DiROUNDUP/Merz: Israel macht im Iran ‚Drecksarbeit‘ für uns214dpa-AFX
DiIsraels Verteidigungsminister droht Chamenei236dpa-AFX
DiIsraels Armee: Neuer Raketenangriff aus dem Iran93dpa-AFX
DiIsrael holt ab morgen Bürger aus dem Ausland zurück154dpa-AFX
DiÖlpreise steigen wieder – Eskalation im Iran-Israel-Krieg befürchtet171dpa-AFX
DiKatar: Israels Angriffe sind ‚unbedacht‘191dpa-AFX
DiArmeekreise: Iran hat rund 400 Raketen auf Israel gefeuert122dpa-AFX
DiWadephul sichert allen Deutschen in Israel Heimreise zu159dts Nachrichtenagentur
DiGold steigt, da Trump Friedensgespräche im Konflikt zwischen Israel und Iran ablehnt275FXStreet
DiMutmaßliche israelische Drohnenfabrik im Iran hochgenommen225dpa-AFX
DiROUNDUP/Palästinenser: Israel greift Menge bei Gaza-Hilfszentrum an147dpa-AFX
DiIsrael: Iran hat rund 30 Raketen auf Israel gefeuert225dpa-AFX
DiÖlpreise legen zu – Eskalation im Iran-Israel-Krieg befürchtet70dpa-AFX
DiIran greift Israel mit Drohnen an156dpa-AFX
DiIran feuert wieder Raketen auf Israel96dpa-AFX
DiIsraels Armee: Dutzende Raketenstellungen im Iran attackiert282dpa-AFX
DiIsraels Armee: Dutzende Raketenstellungen im Iran attackiert282dpa-AFX
DiROUNDUP: Israel forciert Angriffe auf Iran – Bewegt sich Teheran?225dpa-AFX
DiIsraels Armee: Weiterer Raketenbeschuss aus Iran121dpa-AFX
DiArabische Staaten fordern Feuerpause Israels104dpa-AFX
DiG7 einigen sich auf Erklärung zum Israel-Iran-Konflikt269dts Nachrichtenagentur
DiPressestimme: ‚Stuttgarter Nachrichten‘ zu Israel/Iran277dpa-AFX
DiPressestimme: ‚t-online‘ zum Krieg Israels gegen den Iran364dpa-AFX

KOMMENTAR: Iran taumelt: Trump scheint versucht, dies auszunutzen – Christian Weisflog (Washington), Neue Zürcher Zeitung,18.06.2025, 05:39

Donald Trump hat sich am Dienstag im Situation Room beraten und mit dem israelischen Ministerpräsidenten telefoniert. Jetzt schweigt das Weisse Haus. Aber viele Zeichen deuten darauf hin, dass der US-Präsident auf einen baldigen Kriegseintritt zusteuert.

Noch vor wenigen Tagen sprach die amerikanische Regierung von einer «unilateralen Aktion» der Israeli gegen Iran. Präsident Donald Trump forderte Teheran auf, sich doch noch zu seinen Konzessionen auf eine diplomatische Lösung einzulassen. Am Dienstag unterschied er jedoch nicht mehr zwischen Israel und den USA in diesem Krieg: «Wir haben jetzt eine komplette und totale Kontrolle über den iranischen Luftraum», schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. «Wir wissen genau, wo sich der sogenannte ‹Revolutionsführer› aufhält. Er ist ein einfaches Ziel – aber wir werden ihn nicht töten, zumindest vorerst nicht.»

Schliesslich forderte Trump in Grossbuchstaben ultimativ eine «bedingungslose Kapitulation» des iranischen Regimes. Der amerikanische Präsident lehnt sich damit weit aus dem Fenster: Willigt Teheran nicht ein, sein Atomprogramm und die Entwicklung von ballistischen Raketen einzustellen, muss der amerikanische Präsident seinen grossen Worten eigentlich Taten folgen lassen. Wie er sich genau entscheidet, ist noch nicht klar. Am Dienstagnachmittag rief Trump den Rat für Nationale Sicherheit ein und telefonierte mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Seither schweigt das Weisse Haus. Ist das die Ruhe vor dem Sturm?

Angriff «sehr wahrscheinlich»

Im Grunde hat Trump derzeit drei Optionen: Erstens kann er Israel weiter alleine Angriffe auf Iran fliegen lassen. Ohne die schweren B-2-Bomber und bunkerbrechende Munition der USA wird es Israel aber schwer möglich sein, das Herzstück des iranischen Atomprogramms entscheidend zu beschädigen – die tief in einen Berg gegrabene Urananreicherungsanlage in Fordo.

Zweitens könnte Trump die rhetorische und militärische Drohkulisse weiter verstärken, um Teheran doch noch zu einer Verhandlungslösung zu zwingen. Oder der amerikanische Präsident hilft Israel drittens, den Konflikt militärisch zu einem Ende zu führen.

Bisher zeigt Iran keinerlei Willen, sein Recht auf Urananreicherung kampflos aufzugeben.

COMMENT: Der Iran braucht Energie in Form von Atomkraftwerken. Wasserkraft gibt es so gut wie keine, Wind- und Solarenergie werden einstweilen als wichtiges Energiepotential kaum genutzt.

«Die Schlacht beginnt», schrieb der iranische Revolutionsführer Ali Khamenei am Dienstag auf X. Ein amerikanischer Angriff auf Fordo sei in den nächsten zwei Tagen deshalb «sehr wahrscheinlich», erklärte Barak Ravid, der Nahost-Experte des Nachrichtenportals «Axios», in einem Fernsehinterview am Dienstag. Die USA verlegten rund 30 Tankflugzeuge und einen zweiten Flugzeugträger in die Region. «Man verlegt diese militärische Hardware nicht, wenn man nicht plant, sie zu gebrauchen», meinte Ravid.

Das Aussenministerium teilte am Dienstag mit, dass die amerikanische Botschaft in Jerusalem aus Sicherheitsgründen von Mittwoch bis Freitag geschlossen sein wird. Auch dies könnte ein Zeichen für einen amerikanischen Kriegseintritt sein. Washington muss damit rechnen, dass Iran als Vergeltung amerikanische Ziele in der Region angreifen wird. Dieses Risiko war bisher ein wichtiger Grund, warum die USA bis anhin auf Angriffe auf iranische Atomanlagen verzichteten. Aber die israelischen Erfolge in den vergangenen Tagen scheinen Trump ermutigt zu haben. Die Zahl der Raketen, die Iran auf Israel abfeuern konnte, ist seit dem Beginn der Eskalation stark zurückgegangen. Israelische Kampfjets konnten viele iranische Raketenstellungen eliminieren. Auch die Flugabwehr ist praktisch inexistent.

Der israelische Botschafter in Washington zeichnete in einem Interview mit CNN am Dienstag ein rosiges Bild. Der jetzige Krieg habe am 7. Oktober 2023 begonnen, erklärte Yechiel Leiter. Der Terrorangriff der Hamas wäre ohne iranische Finanzierung und Ausbildung nicht möglich gewesen. Israel habe zurückgeschlagen und mit Iran gehe es nun darum, «den Kopf der Schlange» zu vernichten. «Das ist der Krieg, um alle Kriege zu beenden.» Wenn das iranische Problem gelöst sei, würden die arabischen Staaten im Nahen Osten Schlange stehen, um ihre Beziehungen mit Israel zu normalisieren. Ein solch wunderbares Szenario könnte für Trump zu schön sein, um nicht auch einen Beitrag dazu leisten – und davon profitieren – zu wollen. Schliesslich hatte er in seiner ersten Amtszeit die ersten Abraham-Abkommen zwischen Israel und ersten arabischen Ländern ausgehandelt.

Geleitet von Gottes Stimme?

Auch sein Botschafter in Israel, Mike Huckabee, sprach dem amerikanischen Präsidenten am Dienstag Mut zu. Der evangelikale Pastor und Politiker schickte Trump eine Textnachricht. Darin erinnerte er an das Attentat gegen ihn vor einem Jahr: «Gott hat Ihr Leben verschont, um der wichtigste Präsident seit einem Jahrhundert zu sein.» Kein anderer Commander-in-Chief seit Truman 1945 sei in einer solchen Position gewesen wie er. Huckabee spielte damit vermutlich auf den Abwurf der Atombomben auf Japan im Zweiten Weltkrieg an. Trump solle nun auf Gottes Stimme hören. Er wolle ihn nicht überzeugen, nur ermutigen. «Sie haben diesen Moment nicht gesucht. Der Moment hat Sie gesucht.» Trump teilte die Nachricht auf Truth Social.

Auch Trumps Vizepräsident J. D. Vance rechtfertigte in einem langen Post auf X ein mögliches militärisches Vorgehen der USA. Bemerkenswert ist dies vor allem, weil Vance dem isolationistischen Flügel im Weissen Haus zugeschrieben wird. Trump könnte sich für eine militärische Operation entscheiden, schrieb Vance. «Ich kann euch versichern, dass er das amerikanische Militär nur einsetzt, um die Ziele des amerikanischen Volkes zu erreichen.»

In einem Leitartikel sprach sich am Dienstag auch das konservative «Wall Street Journal» für eine militärische Beteiligung der USA aus. Nach dem Fiasko in Afghanistan gehe es darum, die Abschreckung wieder herzustellen. Auch Russland und China würden genau hinschauen, ob Amerika bereit ist, seinem wichtigsten Verbündeten zu helfen, die nukleare Bedrohung durch Iran zu eliminieren. Die Gefahr eines endlosen Krieges wie im Irak bestehe nicht. Niemand wolle Bodentruppen einsetzen. «Die Zerstörung der Atomanlagen könnte den Krieg schneller beenden.»

Krieg bleibt immer unberechenbar

Ein Kriegsverlauf lässt sich jedoch nie ganz voraussehen. Trump müsse sich mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu auf das genau Kriegsziel einigen, erklärte der frühere Nahost-Koordinator Brett McGurk gegenüber CNN. Der amerikanische Einsatz müsse sich auf die Zerstörung der Atomanlagen beschränken. Netanyahu hat von Beginn an auch einen möglichen Sturz des theokratischen Regimes in Teheran zu einem wünschenswerten Ziel erklärt. Sollte Iran zudem Vergeltungsschläge gegen amerikanische Stützpunkte in der Region verüben, könnten die USA in einen längeren Schlagabtausch hineingezogen werden.

Auch wenn die Amerikaner die Anlage in Fordo mit 14 000-Kilogramm-Bomben angreifen, muss dies derweil noch nicht das Ende des iranischen Atomprogramms bedeuten. Das Regime – sollte es überleben – könnte den Bau einer Bombe künftig umso entschlossener vorantreiben. Um dies zu verhindern, brauche es letztlich doch ein Abkommen mit strikten Inspektionen, sagte der demokratische Kongressabgeordnete Seth Moulton am Dienstag in einem Fernsehinterview.

Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie und der demokratische Abgeordnete Ro Khanna legten dem Kongress am Dienstag eine Resolution vor, um einen amerikanischen Kriegseintritt gegen Iran zu verhindern. «Das ist nicht unser Krieg. Und auch wenn er es wäre, muss der Kongress gemäss unser Verfassung darüber entscheiden», schrieb Massie auf X. Bisher findet der Vorstoss in beiden Kongresskammern aber noch nicht die notwendigen Mehrheiten. Der republikanische Senator Ted Cruz erklärte: «Ein einzelner Bombereinsatz musste historisch gesehen bisher nicht vom Kongress bewilligt werden.»

COMMENT: Sind die USA nahe daran, „Little & Big Boy“ gegen den Iran ins Rennen zu schicken? Das Waren die Namen der Atombomben, die die USA über Hiroshima (6.8.) und Nagasaki (9.8.) 1945 abwarfen. Das Ende ist bekannt: Japan, seiner Allmacht-Träume beraubt, kapitulierte einen knappen Monat später (2.9.1945).

Thomas Friedman, der Nahost-Experte der «New York Times», erinnerte seinerseits daran, dass Israel für einen Frieden nicht nur den Krieg mit Iran zu einem guten Ende führen muss. Auch den Konflikt mit den Palästinensern gelte es beizulegen. Die einzige Möglichkeit dafür sei immer noch eine Zweistaatenlösung – ausser Israel töte alle Palästinenser. Trump müsse Netanyahus Regierung deshalb mit einer «zwingenden Diplomatie» von einer Zweistaatenlösung überzeugen. Dies scheint jedoch – besonders nach dem Terrorangriff der Hamas – fast aussichtslos. Auch nach dem «Krieg aller Kriege» wird es noch ein weiter Weg zu Frieden im Nahen Osten sein.

KOMMENTAR: Israel zielt auf den «Kopf der Schlange»: Solange das Regime in Teheran überlebt, ist die atomare Gefahr nicht gebannt – Neue Zürcher Zeitung, 17.6.2025, 5:30

Bereits nach wenigen Kriegstagen steht Iran militärisch mit dem Rücken zur Wand. Das Ayatollah-Regime erleidet eine gewaltige Blamage. Aber sein Nuklearprogramm ist nicht vernichtet. Iran hat nun erst recht Grund, Atombomben zu entwickeln.

Mit dem Überraschungsangriff auf Iran hat Israel einen Kurs eingeschlagen, der die Machtverhältnisse im Nahen Osten tiefgreifend verändern wird. Historische Vergleiche sind immer heikel, aber bereits jetzt lassen sich Parallelen zum Wendejahr 1967 erkennen: Wie damals im Sechstagekrieg gegen eine Phalanx arabischer Staaten hat Israel am Freitag seinen Gegner überrumpelt und in einem Blitzkrieg erdrückende militärische Überlegenheit demonstriert.

Die seit dem Hamas-Massaker vom Oktober 2023 offene Frage, ob Israel auch gegen die Schutzmacht der palästinensischen Terroristen vorgehen oder das Risiko eines Regionalkrieges scheuen würde, ist nun beantwortet: Die Regierung Netanyahu geht aufs Ganze. Doch sie wagt diesen Schritt nicht überstürzt, sondern erst nach einer fundamentalen Änderung der strategischen Konstellation: Die einst gefürchtete «Achse des Widerstandes» – Irans Bündnissystem zwischen Mittelmeer und Golf – liegt in Trümmern. Seit dem Sturz des Asad-Regimes in Syrien, der Ausschaltung der Hizbullah-Führung in Libanon und der Schwächung der Huthi-Armee in Jemen steht Iran weitgehend allein da.

So hat sich auch eine alte Gewissheit von Nahostexperten aufgelöst. Früher galt es als wahrscheinlich, dass Israel mit einem Militärschlag gegen Irans Atomanlagen einen regionalen Flächenbrand auslösen würde. Heute erscheint dies als eher abwegiges Szenario.

Der Hizbullah hat bereits klargemacht, dass er seine Teheraner Verbündeten im Stich lassen wird. Iran selber verrät grösste Mühe, bedeutende Gegenschläge gegen die Israeli zu führen. Zudem werden nun seine Raketenstützpunkte und -fabriken schrittweise durch die israelische Luftwaffe zerstört. Seine militärischen Optionen sind begrenzt. Griffe das Regime in Teheran amerikanische Stützpunkte in der Region, Tanker im Persischen Golf oder saudische Erdölanlagen an, wäre dies ein strategisches Eigentor.

Die Folge eines internationalen Versagens

Ungeachtet der israelischen Erfolge in den ersten vier Kriegstagen stellt sich eine doppelte Frage: Ist diese Militäraktion gerechtfertigt, und wird sie langfristigen Erfolg haben? Vordergründig ist die erste Frage einfach zu beantworten: Israel missachtet mit seinem kriegerischen Vorgehen das Völkerrecht, aber verfügt über gewichtige Argumente, um seine Aktion dennoch zu legitimieren. Die imaginäre «internationale Gemeinschaft» als Hüterin dieses Völkerrechts hat im Fall Iran versagt. Über zwei Jahrzehnte hinweg gab es höchstens halbherzige Versuche, das Teheraner Ayatollah-Regime auf dem Weg zur Atombombe zu stoppen.

Obwohl Iran als Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags – anders als das Nichtmitglied Israel – kein Recht auf eine nukleare Bewaffnung hat, hat es um die Jahrtausendwende ein militärisches Atomprogramm verfolgt, für das es nie zur Rechenschaft gezogen wurde und dessen Bestandteile es bis heute verheimlicht. Seit einer Kurskorrektur im Jahr 2002 verfolgt das Regime seine militärischen Ambitionen unter dem Deckmantel eines zivilen Kernenergie-Programms. Die Internationale Atomenergieagentur als Aufsichtsbehörde musste machtlos zuschauen, wie Iran seine Urananreicherungsanlagen immer weiter ausbaute.

So verschaffte sich die Islamische Republik die technischen Voraussetzungen, um bei Bedarf innerhalb von zwei bis drei Tagen waffenfähiges Uran für eine erste Bombe und innerhalb eines Monats Spaltmaterial für elf Bomben zu gewinnen. Angesichts der Vernichtungsphantasien, die Irans Regime gegenüber dem jüdischen Staat immer wieder zum Ausdruck gebracht hat, ist dies kein akzeptabler Zustand.

Ob Israels Krieg gerechtfertigt war, hängt jedoch stark von der zweiten Frage ab, jener nach dem Erfolg dieser Militäraktion. Falls es gelingt, die wichtigsten Atomanlagen zu zerstören oder Iran zum Verzicht auf jegliche Urananreicherung zu zwingen, wird Netanyahus Entscheidung dereinst in vorteilhaftem Licht erscheinen. Umgekehrt könnte der israelische Ministerpräsident als unverantwortlicher Hasardeur dastehen, falls Iran wesentliche Teile seines Atomprogramms bewahrt und sich jetzt erst recht zum Bau von Nuklearwaffen entscheidet.

Vor diesem Hintergrund sollte man die frühen taktischen Erfolge der Israeli nicht überbewerten. Dass Israel ein halbes Dutzend iranische Militärführer töten konnte und der Mossad unbemerkt Kampfdrohnen ins Land schmuggelte, ist zwar beeindruckend. Aber das entscheidende Kriterium lautet, inwieweit Irans Atomprogramm vernichtet wird.

Noch bleibt es ein Rätsel, was Israel genau vorhat. Netanyahu sagte in einer seiner Ansprachen, dass man «das Herz des iranischen Anreicherungsprogramms» getroffen habe. Aber dies ist höchstens die halbe Wahrheit. Die israelischen Luftangriffe verraten einen viel breiteren Fokus: Sie nehmen Irans Militärmacht generell ins Visier. Getroffen werden auch Kommandozentralen, Munitionslager und Rüstungsbetriebe. Hinzu kommen Angriffe auf das Staatsfernsehen sowie Energieanlagen, darunter das grösste Erdgasfeld, zwei Raffinerien und ein zentrales Treibstoffdepot.

Kein Erfolg ohne Zerstörung von Fordo

Wichtige Teile des Atomprogramms haben die Israeli dagegen ausgespart: Bis jetzt gibt es keine Hinweise auf eine Bombardierung der unterirdischen, in einem Berg versteckten Anreicherungsfabrik Fordo. Schlagzeilen machte am Freitag die völlige Zerstörung der sogenannten Pilot-Anreicherungsanlage von Natanz. Doch diese oberirdische Fabrik war ungeschützt und keineswegs das «Herz» des iranischen Anreicherungsprogramms. In Fordo wurde in den vergangenen Monaten achtmal so viel hochangereichertes Uran hergestellt wie in Natanz. Ohne die Zerstörung von Fordo greift die Militäraktion zu kurz.

Für die israelische Zurückhaltung gibt es drei mögliche Erklärungen. Erstens könnte es sein, dass Israel mit der Bombardierung gewisser Atomanlagen noch zuwarten will. Ein schwieriges Ziel ist auch die tief unter dem Boden errichtete Anreicherungsfabrik von Natanz (eine andere Anlage als die erwähnte Pilotfabrik). Satellitenbilder zeigen einige Bombenkrater über dem betreffenden Areal, die Iran aber bereits wieder aufgefüllt hat. Zweitens ist denkbar, dass Netanyahu zuerst die USA zum Kriegseintritt bewegen will, weil nur die Amerikaner über genügend starke bunkerbrechende Bomben verfügen. Drittens geht Israel möglicherweise davon aus, mit rein militärischen Mitteln ohnehin nicht ans Ziel zu kommen. Dann bliebe die Hoffnung, dass Irans Führung entweder kapituliert und ihr Atomprogramm aufgibt – oder dass die militärische Blamage zum Sturz dieses Regimes führt.

Präsident Trump versucht angesichts der widersprüchlichen Forderungen aus seiner konservativen Wählerbasis eine Gratwanderung: Er stellt sich gegen einen offenen Kriegseintritt, aber hat Israels Militäraktion gelobt und Iran aufgefordert, am Verhandlungstisch einzulenken. Falls Teheran darauf eingeht, könnte Trump seine Vermittlungskünste rühmen. Für Israel wäre dies jedoch kein ideales Szenario. Bei einem faulen Kompromiss bliebe die Gefahr, dass die Iraner heimlich an einem neuen Ort Uran anreichern und auf die Bombe hinarbeiten. Das Know-how dazu kann man ihnen ohnehin nicht mehr nehmen.

Ein Umsturz ist schwierig zu erreichen

Wer auf einen zeitlich eng begrenzten Militärschlag hofft, so wie Israel in der Vergangenheit Atomanlagen im Irak und in Syrien eliminierte, wird daher enttäuscht werden. Die Gefahr eines atomar aufgerüsteten Iran lässt sich nicht über Nacht bannen.

Sicherheit bietet nur ein Machtwechsel in Teheran, verbunden mit der Einsicht, dass die nukleare Obsession das Land in eine Sackgasse geführt hat. Netanyahu hat allen Grund, direkt auf den «Kopf der Schlange» zu zielen, wie das Teheraner Regime in Israel oft genannt wird. Aber die Vergangenheit lehrt zugleich, dass sich diktatorische Regime mit Luftangriffen allein kaum je stürzen lassen. So zeichnet sich kein Sechstagekrieg wie 1967 ab, sondern ein längerer Kampf mit ungewissem Ausgang.

Israel wird die Chance nutzen, das militärische Rückgrat seines Erzfeindes Stück um Stück zu zertrümmern. Irans dezimierte Führung um den greisen Grossayatollah Ali Khamenei kann sich dagegen nur schlecht wehren. Sie muss mit ansehen, wie ihre Vision von einer gefürchteten Regionalmacht Iran zerbricht. Aber intern ist das Regime vorerst unangefochten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit brütet es in diesen Stunden über Plänen, wie es auf schnellstem Weg zu einer Atombombe kommt – dem einzigen Mittel, das noch Abschreckung gegenüber Israel verspricht.

KOMMENTAR: Seit Freitag greift Israel die Atomanlagen nicht mehr direkt an: Ist das eigentliche Ziel ein Regimewechsel in Iran? – Rewert Hoffer (Tel Aviv), Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2025, 19.53

Mangels Bomben, die Teherans Nuklearprogramm den entscheidenden Schlag versetzen, verschiebt sich der Fokus der israelischen Offensive. Israels Politiker sprechen öffentlich darüber, Irans obersten Führer zu töten – und auch Donald Trump verschärft den Ton gegenüber Ayatollah Ali Khamenei.

COMMENT: Überholter Kommentar, inzwischen hat das israleische Militär Atomaufbereitungsanlagen im Iran wieder angegriffen.  

Irans oberster Führer Ayatollah Ali Khamenei: Wird Israel versuchen, auch ihn zu töten? Office Of The Iranian Supreme Leader / Wana / Reuters

Iran scheint die Kraft auszugehen. In der vierten Nacht des Kriegs feuerte Teheran «nur» rund dreissig ballistische Raketen auf Israel. Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn wurden bei den Angriffen keine Israeli getötet. Auch am Dienstagmorgen und am späteren Nachmittag heulten die Alarmsirenen im ganzen Land, als Iran jeweils kleinere Salven von rund zehn bis zwanzig Raketen in Richtung Israel abfeuerte. Einige der Projektile schlugen ein. Ein Busdepot und ein Lagerhaus in der Nähe der Stadt Herzliya gingen in Flammen auf. Es kursierten zudem Gerüchte, dass es Iran gelungen sei, die Militärbasis in Glilot zu treffen, wo eine Eliteeinheit des israelischen Militärgeheimdiensts ihren Sitz hat.

Dennoch: Mit jedem Tag erreichen weniger Raketen die Bevölkerungszentren in Israel. Seit Beginn des Kriegs hat die israelische Armee laut eigenen Angaben über ein Drittel aller iranischen Raketenabschussrampen zerstört. Der weniger intensive Beschuss sei auf die «Raketenjagd» der Luftwaffe zurückzuführen, sagte ein israelischer Militärbeamter am Dienstag.

Mehrmals täglich veröffentlicht Israels Armee Berichte über die Zerstörung von Waffenfabriken, Abschussrampen oder Raketenlagern. Meldungen über Angriffe auf die iranischen Nuklearanlagen – die laut Israel das Hauptziel des Kriegs sind – bleiben allerdings aus. Die Internationale Atomenergiebehörde teilte am Montag mit, sie habe seit dem ersten Kriegstag keine weiteren Schäden an den Atomanlagen Isfahan und Natanz registriert. Israels Armee bestätigt dies, weist allerdings darauf hin, dass es Ziele angreife, die für das Nuklearprogramm wichtig seien – etwa das Hauptquartier der militärischen Forschungsabteilung in Teheran.

Israel fehlen weiterhin die schweren Bomben, um die tief unter der Erde vergrabene Nuklearanlage Fordo zu zerstören. Diese haben nur die USA. Die israelische Regierung versucht daher offenbar mit Hochdruck, Präsident Donald Trump zu einem Kriegseintritt zu bewegen. Unterdessen verschiebt sich der Fokus der israelischen Offensive. Primär geht es nun um die Zerstörung des iranischen Raketenarsenals. Gleichzeitig werden jene Stimmen lauter, die den angeblich alles entscheidenden Schlag fordern: die Tötung von Ayatollah Ali Khamenei – was einen Sturz des iranischen Regimes zur Folge haben könnte.

Israel pokert auf den Eintritt der USA

«Es scheint, als hätten wir unsere Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Nuklearanlagen noch weiter zu beschädigen», sagt Eldad Shavit im Gespräch. Der Sicherheitsexperte am Institute for National Security Studies in Tel Aviv geht davon aus, dass es der israelischen Luftwaffe gelungen ist, die rund 14 000 in Natanz gelagerten Zentrifugen zu zerstören. In Israel wird zudem darüber spekuliert, ob es neben den bunkerbrechenden Bomben weitere Möglichkeiten gebe, Fordo lahmzulegen – etwa die Entsendung von Spezialkräften. Eldad Shavit hält das für unwahrscheinlich: «Wenn wir andere Möglichkeiten hätten, dann hätten wir sie schon ausprobiert.»

Israel spekuliert daher auf einen Kriegseintritt der USA. Nur die amerikanische Luftwaffe verfügt über die 14 000 Kilo schweren Bomben, die möglicherweise in der Lage wären, die tief unter einem Berg versteckte Anlage in Fordo zu zerstören. Laut Gerüchten soll sich Ministerpräsident Netanyahus engster Vertrauter Ron Dermer am Dienstag auf den Weg in die USA gemacht haben.

Donald Trump sendet weiterhin ambivalente Signale: Einerseits strebt er nach wie vor ein Abkommen mit Iran an. Andererseits forderte er kurz vor seiner plötzlichen Abreise vom G-7-Treffen in Kanada am Montag die Bewohner Teherans auf, die Millionenstadt zu verlassen. Am Dienstagabend verfasste Trump auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social einen kurzen Beitrag, in dem er die «bedingungslose Kapitulation» des iranischen Regimes fordert.

Sollte Iran in der gegenwärtigen Situation wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, wäre die Aufgabe des Nuklearprogramms wohl die Minimalforderung der USA und Israels. Womöglich müsste Teheran auch seine Langstreckenraketen abgeben und sein Milizensystem abwickeln. Eldad Shavit glaubt allerdings nicht, dass eine Übereinkunft mit Teheran das präferierte Kriegsende der Regierung in Jerusalem ist: «Die Israeli wollen, dass die USA Fordo bombardieren. Denn sie vertrauen einem Abkommen mit Iran nicht.»

Nimmt Israel Khamenei ins Visier?

Ebenfalls am Dienstagabend berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die USA Kampfjets in den Nahen Osten verlegt hätten. Doch solange Trump den Befehl zum Einsatz nicht gibt, erhöht Israel den Druck auf das iranische Regime: Zunächst schloss Benjamin Netanyahu in einem Interview am Montagabend die Ermordung von Ayatollah Ali Khamenei nicht aus. Am folgenden Tag legte Verteidigungsminister Israel Katz nach. Khamenei solle vorsichtig sein, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereile wie den irakischen Diktator Saddam Hussein.

Hussein wurde 2003 nach dem amerikanischen Einmarsch im Irak gestürzt und drei Jahre später hingerichtet. «Israel will das iranische Regime nicht stürzen, denn dazu hat es nicht die Fähigkeiten», sagt der Sicherheitsexperte Eldad Shavit. Einen Regimewechsel könnten nur die Iraner selbst herbeiführen. Doch Israel erhöht laut Shavit den Druck auf Khamenei und seinen Machtapparat, um ihn zum Einlenken zu bewegen.

COMMENT: Das kann an sich nicht gelingen, denn: der Iran und seine geistlichen Führer verfolgen die islamische Weltrevolution. Nicht ohne Grund heißen die Elite-Streitkräfte Revolutionsgarden. Es wäre ein herbes Eingeständnis für die Geistlichen, ihren Anspruch aufzugeben. Die Verankerung ihrer Weltsicht wurzelt im Irrationalen, im Glauben, der nicht weiter beweisbar ist.

Trump scheint sich dieser Strategie anzuschliessen. Die USA wüssten genau, wo sich Khamenei befinde, schrieb er am Dienstag: «Er ist ein leichtes Ziel, aber dort ist er sicher – wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.» Die Geduld Washingtons sei begrenzt.

INTERVIEW: «Seit Kriegsbeginn herrscht Panik im Teheraner Regime», sagt der Iran-Experte Ali Fathollah-Nejad – Anne Allmeling, Jonas Roth, Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2025

Im Interview erklärt der deutsch-iranische Politologe, warum mit dem Krieg gegen Israel die sicherheitspolitische Strategie der Islamischen Republik gescheitert ist. Er macht aber auch den Westen für die Eskalation verantwortlich.

Nach einem israelischen Angriff auf eine Ölraffinerie in Teheran versammeln sich Schaulustige auf den Strassen der Hauptstadt. Ahmad Hatefi / Imago

Herr Fathollah-Nejad, durch Israels Angriffe wurde Iran ins Mark getroffen. Kann die Islamische Republik unter diesen Umständen überhaupt noch funktionieren?

Israel hat durch seine geheimdienstliche Durchdringung des iranischen Machtapparats wohl etwa 20 Personen der militärischen Führung ausgeschaltet, dazu kommen Geheimdienstler und politische Figuren. Diese Strukturen funktionieren nun nicht mehr richtig. Natürlich wurden Nachfolger ernannt. Aber man sieht, dass auch die iranische Regierung um Präsident Masud Pezeshkian derzeit kaum operabel ist.

Woran zeigt sich das?

Regierungsstellen äussern sich derzeit kaum. Das Aussenministerium gibt zum Beispiel keine Pressekonferenzen, sondern kommuniziert zum Teil augenscheinlich aus einem Bunker. Der gesamte Staatsapparat sowie die öffentlichen Dienste funktionieren kaum mehr. Das Land ist politisch, ökonomisch und insbesondere militärisch gelähmt. Die Israeli haben sogar die Kontrolle über den Luftraum über Teheran übernommen. Die Angriffe, die seit Sonntag auch in dichtbesiedelten Teilen Teherans erfolgen, haben in der Zivilbevölkerung zu einer Massenpanik geführt. Tausende verlassen die grossen Städte.

Zum ersten Mal seit den späten 1980er Jahren herrscht Krieg auf iranischem Staatsgebiet – etwas, was Teheran immer um jeden Preis vermeiden wollte. Wie erklärt das die Elite dem Volk?

Teheran hat stets versucht, mithilfe von proiranischen Milizen in der sogenannten Achse des Widerstands Konflikte und Kriege von den eigenen Grenzen fernzuhalten. Diese aussen- und sicherheitspolitische Strategie ist fulminant gescheitert. Das ist eine Erkenntnis, die die iranische Zivilbevölkerung bitter bezahlen muss. Bis zuletzt hatten hochrangige Regime-Figuren öffentlich insistiert, dass es Israel niemals wagen würde, Iran anzugreifen. Das war eine gigantische Fehleinschätzung. Das Regime hat auch keine Bunker gebaut, in denen die Zivilbevölkerung Schutz finden könnte. Die Politik des Regimes hat sich als eine vitale Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung herausgestellt.

Wie ist die Stimmung innerhalb der Elite?

Ich gehe davon aus, dass seit Kriegsbeginn Panik herrscht. Man kann nicht ausschliessen, dass manche Figuren des Regimes das Land bereits verlassen haben, vor allem aber deren Familien. Derweil suggeriert die Propaganda des Staates eine Wehrhaftigkeit und eine Stärke, die es überhaupt nicht gibt. Die Kluft zwischen Propaganda und Wirklichkeit ist immens.

Wie gross ist die Unterstützung der Bevölkerung für die Regierung?

Der Rückhalt beschränkt sich seit Jahren auf zirka zehn Prozent der Bevölkerung, die politisch und ökonomisch vom Regime profitieren oder ideologisch hinter ihm stehen. Die grosse Mehrheit der Iraner hat auf der Strasse oder an der Urne immer wieder zum Ausdruck gebracht, wie stark sie das Regime ablehnt. Ich spreche seit 2018 vom Beginn eines langfristigen revolutionären Prozesses. Durch Israels Angriffe kommt nun natürlich auch ein Gefühl des Patriotismus auf, der sich gegen die ausländische Aggression richtet. Auf der anderen Seite sind viele überzeugt, dass die eigenen Machthaber für diese Situation verantwortlich sind. Es ist ein äusserst komplexes Bild, in dem es auch Widersprüche gibt.

Manche Beobachter gehen davon aus, dass Israel einen Regimewechsel beabsichtigt.

Was die Ziele Israels anbelangt, muss man vorsichtig sein. Die Entwicklungen sind sehr rasant. Insgesamt kann man sagen, dass vieles darauf hindeutet, dass Israel eine Destabilisierung und somit Schwächung des gesamten Landes betreibt, die über die Ausschaltung der sicherheitspolitischen Bedrohungen hinausgeht. So ist zu bezweifeln, dass die israelische Strategie dazu geeignet ist, einen Regimewechsel herbeizuführen, und dass das überhaupt eines der Hauptziele ist. Eine grosse Mehrheit der Iraner und auch die iranische Diaspora lehnt es ab, dass ein solcher Wechsel durch einen Krieg erfolgt.

Auf einem Plakat in Teheran wird der getöteten Generäle gedacht. Majid Asgaripour / Wana via Reuters

Gäbe es denn in Iran Kräfte, die nach einem Sturz des Regimes übernehmen könnten und die Unterstützung von einem grossen Teil der Bevölkerung hätten?

Es gibt keine Organisation, die wie im Fall von Syrien über Waffen verfügt und in der Lage wäre, das Zepter zu übernehmen. Was es gibt, sind zivilgesellschaftliche Strukturen, die während der Proteste der letzten Jahre immer wieder aktiv waren. Aber diese stehen unter immensem Druck durch das Regime. Und: Wie soll es möglich sein, die Schaltstellen der Macht zu übernehmen, wenn genau diese Ziel von israelischen Angriffen sind? Man kann diese Frage wohl erst abschliessend beantworten, wenn die Kriegshandlungen abgeschlossen sind, die Zivilbevölkerung Luft holen kann und sich zeigt, wie gross die Risse im Apparat tatsächlich sind.

Was weiss man über den Verbleib vom Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei?

Es gibt unbestätigte Berichte, dass er sich in einem sicheren Bunker verschanzt hat. Das ist nicht überraschend. Schon im letzten Jahr während des Gaza-Krieges musste Khamenei stets befürchten, Ziel eines israelischen Angriffs zu werden. An öffentlichen Anlässen trug er kugelsichere Westen und war umzingelt von seinen Bodyguards. Doch aufgrund der israelischen Infiltrierung kann er wohl auch seinen Personenschützern nicht voll vertrauen.

Wer ist für diese Eskalation verantwortlich?

Alle Seiten sind verantwortlich. Iran hat über Jahrzehnte eine sehr aggressive Aussenpolitik verfolgt, gekoppelt mit einem Atomprogramm und Rufen nach der Auslöschung Israels. Zuletzt hielt die Islamische Republik bei den Verhandlungen mit den USA unnachgiebig an roten Linien fest, die nur der eigenen Machtprojektion dienten, aber mit dem nationalen Interesse nichts zu tun hatten. Das ist eine Folge dieses Irrweges, den Teheran über Jahrzehnte gegangen ist. Das Regime hat die Interessen, die Sicherheit und die ökonomische Prosperität der Bevölkerung in Geiselhaft genommen hat. Gleichzeitig ist mit dieser Eskalation auch die westliche Iran-Diplomatie kollabiert.

Inwiefern?

Seit über 20 Jahren wird versucht, durch eine Atomdiplomatie dieses Problems Herr zu werden. Das ist vollends gescheitert. Die sicherheitspolitische Diskussion wurde verkürzt geführt, und man hat sich von Teheran in der Atomdiplomatie immer wieder vorführen lassen. Zuletzt hat man sich wieder darauf konzentriert, einen Atomdeal hinzubekommen. Aber die durchaus legitimen israelischen Sicherheitsinteressen in Bezug auf das Raketenprogramm wurden kaum berücksichtigt.

Wie beurteilen Sie das Handeln Israels?

Auch Israel hat seit Jahrzehnten eine aggressive Aussenpolitik geführt, die sicherheitspolitische Stabilisierung und Befriedung konterkariert hat – Stichwort Palästina. Dieses Thema haben sowohl Israel als auch Irans Führung für ihre machtpolitischen Interessen instrumentalisiert – zum Leidwesen der Palästinenser. Nicht zuletzt hat Premierminister Netanyahu möglicherweise die Ambition, von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken, indem er nun einen Krieg forciert, dessen strategische Ziele nicht sicher zu erfassen sind.

Ali Fathollah-Nejad, deutsch-iranischer Politikwissenschafter, ist Gründer und Direktor des Center for Middle East and Global Order (CMEG). Er forscht zu Iran, dem Nahen und Mittleren Osten und westlicher Aussenpolitik. Zuletzt veröffentlichte er das Buch «Iran. Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät» (Aufbau-Verlag, 2025).

BERICHT: Das iranische Regime gerät immer stärker unter Druck – nun drängt es offenbar auf Verhandlungen – Jonas Roth, Rewert Hoffer (Tel Aviv), Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2025, 18:59

Iran kann den israelischen Kampfjets nichts mehr entgegensetzen. Tausende Zivilisten sind bereits aus Teheran geflohen. Vordergründig gibt sich die Führung des Landes standhaft – hinter den Kulissen macht sich allerdings Verzweiflung breit.

Nach einem israelischen Bombardement steigt Rauch über dem Sitz des staatlichen Fernsehsenders in Teheran auf.

Getty

Der Himmel über Teheran ist fest in israelischer Hand. Am Montagnachmittag hat die israelische Armee gar zum ersten Mal einen Evakuierungsbefehl für Teile der iranischen Hauptstadt herausgegeben: Alle Bewohner des 3. Distrikts wurden aufgefordert, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Nur zwei Stunden später bombardierten Kampfjets in dem dichtbesiedelten Stadtteil den Sitz des staatlichen Fernsehsenders Irib. Dieser wurde laut der israelischen Armee für militärische Operationen genutzt. Ob es dabei Opfer gab, ist nicht bekannt. Zuvor hatte Israels Verteidigungsminister Israel Katz angedeutet, dass Irib das Ziel sein könnte: «Das iranische Sprachrohr für Propaganda und Hetze ist im Begriff, zu verschwinden.» Allerdings nahm der Sender wenig später die Berichterstattung wieder auf.

Schon in den vergangenen Tagen hatten Tausende Iranerinnen und Iraner Teheran fluchtartig verlassen, nachdem Israel immer wieder Ziele in der Stadt angegriffen hatte. Auf den Autobahnen entstanden teilweise kilometerlange Staus. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna behauptete, diese seien auf technische Defekte von Autos zurückzuführen – von einer Massenflucht ist offiziell nicht die Rede. Auch sonst versucht die iranische Propaganda, Wehrhaftigkeit zu projizieren. Nach dem israelischen Evakuierungsbefehl für Teheran gaben die iranischen Revolutionswächter eine ähnliche Aufforderung für Tel Aviv heraus. Ein Sprecher des Aussenministeriums kündigte zudem an, dass ein Gesetz zum Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag vorbereitet werde.

Doch auch die martialische Rhetorik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Iran immer stärker unter Druck gerät. Den feindlichen Kampfjets kann die Flugabwehr nichts mehr entgegensetzen. Seit Beginn der israelischen Angriffe sollen über 200 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Liste der getöteten Generäle wird immer länger. Abgesehen von sporadischen Raketensalven auf Israel scheint das Teheraner Regime wie gelähmt zu sein. So drängt die iranische Führung offenbar hinter den Kulissen auf Verhandlungen.

Das iranische Staatsfernsehen muss seine Sendung während des israelischen Angriffs unterbrechen. Irib [Iranisches Staatsfernsehen, Video, hier ohne Verlinkung]

Iran fordert Ende der israelischen Angriffe

Wie die Nachrichtenagentur Reuters und das amerikanische «Wall Street Journal» am Montag unabhängig voneinander berichteten, hat Iran über arabische Vermittler Mitteilungen an Israel und die USA geschickt, in denen es die Bereitschaft zu neuen Gesprächen über sein Atomprogramm signalisiert. Beide bezogen sich dabei auf anonyme Quellen im Nahen Osten. Ob es tatsächlich zu neuen Gesprächen kommt, ist offen. Israel hat bislang keine Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Und der iranische Aussenminister Abbas Araghchi teilte am Montag mit, dass die Rückkehr zur Diplomatie nur infrage käme, falls Israel seine Angriffe komplett einstelle. Er forderte Donald Trump auf, Druck auf Benjamin Netanyahu auszuüben.

Doch der amerikanische Präsident macht bis jetzt keine Anstalten, die Israeli zurückzubinden. Vielmehr sagte er am Montag, Iran solle sofort verhandeln, bevor es zu spät sei. «Iran gewinnt diesen Krieg nicht.» Gleichzeitig haben die USA laut Medienberichten damit begonnen, zusätzliche Tankflugzeuge für die Luftbetankung von Kampfjets in den Nahen Osten zu verlegen. Die Amerikaner scheinen sich damit zumindest auf die Möglichkeit einzustellen, selbst Luftangriffe auf Iran zu fliegen. Die Drohkulisse gegenüber Teheran wächst.

Derweil scheint Israel seine Angriffe weniger auf das iranische Nuklearprogramm zu fokussieren und vielmehr auf die militärische Infrastruktur des Erzfeindes sowie zentrale Institutionen und Symbole des Regimes. Neben der Attacke auf den Staatssender wurde laut israelischen Angaben am Montag auch das Hauptquartier der Kuds-Brigaden beschossen. Es handelt sich dabei um eine Eliteeinheit der Revolutionswächter, die insbesondere für Operationen im Ausland zuständig ist und auch das Netzwerk von proiranischen Milizen im Nahen Osten aufgebaut hat.

«Das müssen wir jetzt ertragen»

Doch auch wenn das iranische Regime zunehmend in die Ecke gedrängt wird, hat es nach wie vor die Fähigkeit, den jüdischen Staat empfindlich zu treffen. Zwar wurde eine Mehrheit der fast 400 ballistischen Raketen, die Iran bisher auf Israel abgefeuert hat, abgefangen. Doch immer wieder dringen einzelne Geschosse durch die Raketenabwehr und richten vor allem in Wohngebieten massive Zerstörungen an. Allein in der Nacht auf Montag wurden bei iranischen Raketenangriffen acht Israeli getötet und fast dreihundert verletzt.

Unter anderem wurden in der Stadt Petah Tikva zwei Menschen getötet, die in einem Schutzraum Zuflucht gesucht hatten. Doch auch der mit Stahl verstärkte Beton konnte sie gegen den direkten Treffer der mehrere hundert Kilo schweren Rakete nicht schützen. Auch im Zentrum der Mittelmeermetropole Tel Aviv kam es in der Nacht zu einem heftigen Einschlag, bei dem mehrere Menschen verletzt wurden. Am Montagmittag ist die Zerstörung schon von weitem zu sehen. Auf der Allenby-Strasse liegen geborstene Fensterscheiben verstreut. Wo einst Schaufenster waren, klaffen jetzt Löcher.

Nun besuchen Dutzende schaulustige Israeli den Ort, wo bis zum Vorabend noch ein Haus stand. Unter ihnen ist auch eine französischsprachige Familie. Die Mutter fragt ihren etwa vierjährigen Sohn, ob er wisse, was der Grund für all die Zerstörung sei. Als das Kind verneint, erklärt die Frau, dass es am Regime in Teheran liege. «Iran will uns vernichten – das müssen wir jetzt ertragen.»

KOMMENTAR: Der Untergang eines Schattenreichs: wie Iran hoch pokerte und alles verlor – Daniel Böhm (Beirut), Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2025, 15:54

Vor zehn Jahren galt die Islamische Republik als die dominierende Macht im Nahen Osten. Inzwischen steht sie mit dem Rücken zur Wand. Eine Geschichte von Aufstieg und Fall.

Die Projektion von Macht gehörte schon immer zum Repertoire des iranischen Regimes: Armeeangehörige schreiten während einer Parade im April 2025 durch Teheran. Vahid Salemi / AP

1. Der Tod des Generals

Als der iranische General Kassem Soleimani am 3. Januar 2020 auf dem Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad landet, steht die Islamische Republik Iran auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Man kontrolliere gleich vier arabische Hauptstädte, erklären iranische Beamte stolz: Bagdad, Beirut, Damaskus und Sanaa. Mit Geduld, Geschick und Skrupellosigkeit hatte Teheran ein Netzwerk aus verbündeten Staaten und Milizen geschaffen, das vom Irak über Libanon bis hinunter ins ferne Jemen reicht.

Iran-treue Kämpfer hatten massgeblich mitgeholfen, den Aufstand gegen Bashar al-Asad in Syrien zurückzuschlagen. Im Irak waren sie entscheidend für die Niederlage des Islamischen Staates. Und von Jemen aus hatten sie mit den Huthi die Ölanlagen der reichen Golfstaaten im Visier. Iran schien unaufhaltsam.

Der Architekt und Organisator dieser Operationen war Kassem Soleimani, ein hagerer General und Schattenmann – verehrt und gefürchtet zugleich. Doch als er an diesem Januartag im Jahr 2020 am Bagdader Flughafen in einen Geländewagen steigt, sollte das seine letzte Reise sein. Nur Minuten später, mitten auf der Schnellstrasse, die ins Stadtzentrum führt, trifft eine amerikanische Hellfire-Rakete sein Fahrzeug. Soleimani ist sofort tot.

Der 63-jährige Offizier, Chef der Auslandsoperationen der iranischen Revolutionswächter, war das Symbol für Irans Aufstieg. Doch auch nach seinem Tod ist das opake Imperium, welches er massgeblich mit aufgebaut hatte, noch nicht am Ende. Jeder sei ersetzbar, verkünden die Führer in Teheran um Ayatollah Khamenei bei der Beerdigung ihres wichtigsten Strategen.

Trauernde halten bei einer Demonstration im Januar 2020 ein Porträt des getöteten Generals Kassem Soleimani in die Höhe. Ali Mohammadi / Bloomberg / Getty

Doch mit dem Tod des Generals beginnt der langsame Abstieg Irans, der nun in einen gewaltigen Feuersturm zu münden droht. Selbst wenn das Regime ihn überleben sollte, läutet der offene Krieg gegen Israel das Ende einer Ära ein. Sie war geprägt von strategischer Schlauheit – aber auch von Selbstüberschätzung und verheerenden Fehlentscheidungen.

2. Der Aufstieg

Die Stimmung ist düster in Teheran, als Ayatollah Ruhollah Khomeiny, der greise Revolutionsführer, im Jahr 1988 einen Waffenstillstand mit dem Irak unterschreibt. Acht Jahre zuvor hatte der irakische Diktator Saddam Hussein Iran überfallen, das gerade erst der Revolution von 1979 entwachsen war. Den iranischen Truppen war es zwar gelungen, die Invasoren zurückzuwerfen. In den Jahren darauf verbissen sich die beiden Nachbarn jedoch in einem brutalen Stellungskrieg, der Hunderttausende Todesopfer forderte, ohne eine Entscheidung herbeizuführen.

Am Ende des Krieges ist Iran verwüstet – und isoliert: Der Westen und beinahe die ganze arabische Welt hatten den Irak unterstützt. Nun müssen Teherans Führer ihre Republik neu aufbauen. Aber welche Richtung sollen sie einschlagen? Zwei Wege bieten sich an: eine Öffnung, in der Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung. Oder aber der Aufbau einer Vorwärtsverteidigung, um sicherzustellen, dass sich das Trauma eines Angriffs niemals wiederholt.

1989 stirbt Khomeiny. Sein Nachfolger, Ayatollah Ali Khamenei, entscheidet sich für den zweiten Weg. Mit viel Geduld festigt der anfangs als schwach geltende Geistliche seine Position, stärkt die auf den Schlachtfeldern des Irak-Krieges gestählten Revolutionswächter und setzt sich gegen diverse reformorientierte Präsidenten durch, die vergebens versuchen, Iran nach Westen zu öffnen.

Khameneis Plan: Iran soll durch ein Netzwerk aus Verbündeten Einfluss in den Nachbarländern gewinnen. Der bereits 1982 mit iranischer Hilfe in Libanon gegründete Hizbullah gehört genauso dazu wie das Regime der Asad-Familie in Syrien, das als einziges arabisches Land Iran in den finsteren Jahren die Stange gehalten hatte. Doch der grosse Durchbruch gelingt erst 2003: Nachdem die Amerikaner in Bagdad einmarschierten und Saddam Hussein stürzten, nutzen die Iraner ihre Chance und setzen sich im Nachbarland fest.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa zeigen Bilder die getöteten Anführer des proiranischen Milizensystems. Unter ihnen sind Hamas-Bosse wie Ismail Haniya und Yahya Sinwar (3./4. v. l.), der Hizbullah-Chef Hassan Nasrallah (3. v. r.) sowie der iranische General Kassem Soleimani (4. v. r.). Yahya Arhab / EPA

Dabei setzen sie auf ein verbindendes Element: den gemeinsamen islamischen Glauben der schiitischen Minderheit. Wie zuvor bei den lange vernachlässigten Glaubensbrüdern in Libanon fällt Teherans Revolutionstheologie auch bei vielen irakischen Schiiten auf fruchtbaren Boden. Fortan sponsern die Iraner Milizen, kooptieren Politiker und bauen internationale Netzwerke auf. Hizbullah-Kader aus Libanon arbeiten mit Gesinnungsgenossen aus Bagdad zusammen. Ihre Aufgabe ist es, Israel, Amerika und Irans regionale Rivalen zu bekämpfen.

3. Die Aura der Unbesiegbarkeit

Als Israels Armee 2006 in Libanon einmarschiert, rechnen die Generäle mit einem kurzen Feldzug. Zuvor hatte der Hizbullah mehrere israelische Soldaten entführt. Doch der Krieg erweist sich als Fehlschlag. Auch nach wochenlangen Bombardements gelingt es Israel nicht, den Hizbullah zu schlagen. Die Miliz und ihr Chef Hassan Nasrallah sind mit einem Mal die Helden der arabischen Strasse. Zuvor war es niemandem gelungen, gegen die verhassten Israeli anzukommen.

Der Hizbullah wird in der Folge zum Kronjuwel des iranischen Netzwerks. Dank ihm kann Teheran Jahre später – als das Chaos infolge des Arabischen Frühlings seine Interessen bedroht – effektiv zurückschlagen. In Syrien sind es Hizbullah-Kämpfer, die den Kopf von Bashar al-Asad retten. Und im Irak werfen sich von Iranern und Libanesen geführte Schiitenkämpfer dem IS entgegen. Nach diesen Erfolgen umweht Hassan Nasrallah und Kassem Soleimani eine Aura der Unbesiegbarkeit.

Hizbullah-Kämpfer trainieren 2023 in Südlibanon. Die Miliz galt als Kronjuwel in Teherans Allianz.

Hassan Ammar / AP

Auch auf anderen Schlachtfeldern ist Iran erfolgreich. In Jemen leisten die Huthi, die seit 2014 an der Macht sind, mit Teherans Hilfe Widerstand gegen eine von Saudiarabien angeführte Gegenoffensive. Die Golfmonarchie, die schon seit Jahren mit Iran rivalisiert, muss 2019 sogar mit ansehen, wie ihre Ölanlagen in Flammen aufgehen. Der Drahtzieher hinter dem Angriff ist mutmasslich ebenfalls Iran.

Zudem gelingt Teheran ein diplomatischer Coup. Nachdem das Regime zu Beginn der nuller Jahre wegen seines Atomprogramms mit Sanktionen belegt worden war, handelt es 2015 mit der Regierung von Barack Obama ein Abkommen aus, das die Isolation des Landes teilweise beenden soll. In Iran herrscht Aufbruchstimmung.

Schnell zeigen sich allerdings erste Zerfallserscheinungen. Die Wirtschaft Irans kommt nie richtig auf die Beine, immer wieder brechen Aufstände gegen das autokratische Regime aus. Und in Ländern wie Syrien, Libanon oder Irak machen sich die Iraner nicht nur Freunde. Viele Menschen dort betrachten sie als heimliche Besatzungsmacht, die sich in die inneren Angelegenheiten ihrer Länder einmischt und unliebsame Oppositionelle ermorden lässt.

4. Der Fall

Teherans Aussenminister Abbas Araghchi lächelt eisern, als er im Dezember 2024 durch die Wandelhallen des Sheraton-Hotels in Doha geht. Eigentlich ist er gekommen, um an einer Konferenz über die Lage in der Region zu sprechen. Doch am Abend zuvor ist das Asad-Regime in Syrien gestürzt. Araghchis Regierung hat ihren wichtigsten arabischen Verbündeten verloren. Iran, das vor ein paar Jahren noch so mächtig war, steht plötzlich nackt da. Wie ist es so weit gekommen?

Der Zerfall beginnt im Gazastreifen: Die dort herrschende Hamas pflegt ein kompliziertes Verhältnis zu Teheran. Im syrischen Bürgerkrieg hatten die sunnitisch-palästinensischen Islamisten noch gegen Irans Verbündete gekämpft. Ein paar Jahre später arrangierten sich beide Seiten wieder. Für Teheran ist die Hamas auch ein wichtiger Partner: Mit der Unterstützung der Terrororganisation kann es die Vorherrschaft im Kampf gegen Israel für sich beanspruchen – und so in der arabischen Welt Soft Power generieren.

Irans Führer Ayatollah Ali Khamenei: Sein Land steht jetzt mit dem Rücken zur Wand.

Office of the Iranian Supreme Leader / Imago

Doch am 7. Oktober 2023 entpuppt sich die Allianz für die Iraner als fatal. Mit ihrem Massaker in Südisrael bricht die Hamas in Eigenregie einen Krieg vom Zaun. Die Islamische Republik versucht an der Seitenlinie zu bleiben. Teheran hat kein Interesse an einem Konflikt. Der greise Khamenei muss sich um seine Nachfolge kümmern. Die Wirtschaft ächzt unter den amerikanischen Sanktionen, die Donald Trump 2018 nach dem Ausstieg aus dem Atomabkommen verhängt hatte.

Ausgerechnet das Milizensystem, das zuvor so vorzüglich funktioniert hatte, erweist sich nun als Bumerang. Stück für Stück werden Irans Verbündete in einen unkontrollierbaren Krieg gegen ein entfesseltes Israel hineingezogen. Die zögerliche iranische Führung verliert nicht nur die Initiative, sondern auch ihre beste Waffe: Im Herbst 2024 neutralisiert Israel den Hizbullah und dessen Raketenarsenal, das eigentlich zur Verteidigung Teherans gedacht war. Ohne die Schützenhilfe der Schiitenmiliz stürzt auch Asad in Syrien. Iran ist wieder das, was es schon 1988 war: allein.

In seiner Verzweiflung beginnt das Regime, in seinen unterirdischen Atomanlagen mehr Uran als je zuvor auf ein fast waffenfähiges Niveau anzureichern. Schon seit Jahren nutzt die Islamische Republik ihren Status als nuklearer Schwellenstaat als Abschreckung gegenüber ihren Feinden. Teheran betont zwar stets, es wolle keine Bombe bauen. Das ändert nichts daran, dass Irans Feinde das Atomprogramm als Drohgebärde wahrnehmen, allen voran Israel. Am 13. Juni 2025 schlägt der jüdische Staat zu.

War es Hybris, die zu diesem Zusammenbruch geführt hat? Oder hat die iranische Führung Israels Entschlossenheit unterschätzt? Spätestens jetzt, da israelische Kampfjets über Teheran kreisen und das Regime von Khamenei um sein Überleben kämpft, zeigt sich: So geschickt die Iraner auch vorgegangen sind – ihrem Projekt wohnte von vornherein die Gefahr des Scheiterns inne.

Teheran ist es nie gelungen, die nötige wirtschaftliche und politische Kraft für sein Schattenimperium aufzubauen. Während Irans Kämpfer auf fremden Schlachtfeldern von Sieg zu Sieg eilten, zerfiel zu Hause die Wirtschaft, und die Unzufriedenheit nahm zu. Die Islamische Republik, einst als revolutionäres Projekt gestartet, ist morsch geworden – zerfressen von Stillstand und Korruption, infiltriert von Feinden. Daran hätte wohl selbst Soleimani nichts ändern können, würde er noch leben.

COMMENT: Zur geopolitischen Stellung des Iran informiert nach wie vor hervorragend das Buch, auch wenn es nicht auf die jüngsten Entwicklungen eingehen kann:
Tim Marshall: Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert. München: dtv, 2021 (aktualisiert 2023)

KOMMENTAR: Ein geopolitischer Akteur? In Nahost ist die EU entweder uneins oder machtlos – Neue Zürcher Zeitung, 18.06.2025, 05.30 Uhr

Zwar hat Europa ein vitales Interesse an einer stabilen Region auf der Gegenküste des Mittelmeers. Aber es fehlen politische Instrumente und eine gemeinsame Perspektive.

Zwischen den europäischen Ländern und auch innerhalb ihrer Gesellschaften ist der Blick auf den Nahen Osten sehr unterschiedlich. Im Bild propalästinensische Demonstranten.Andreas Friedrichs / Imago / www.imago-images.de

Die EU, kann man in Brüssel hören, ist mehr als die Summe ihrer Teile. Sie ist ein Verbund, der die Ideen und Interessen von 27 Staaten zu Politik verarbeitet. Eine Kompromissmaschine. Diese Selbstbeschreibung stimmt manchmal. Sie stimmt sicher nicht, wenn es um die Nahostkonflikte geht.

Schon kurz nach dem Terrorangriff der Hamas im Herbst 2023 und dem Beginn der israelischen Vergeltungsschläge kritisierte Josep Borrell, der damalige Aussenbeauftragte der EU, die Flächenbombardierungen im Gazastreifen. Er sei halt Spanier, sagten österreichische und deutsche Diplomaten achselzuckend.

Spanien ist israelkritisch. Die urbane Bevölkerung und die autonomistischen Regionen sympathisieren seit je mit den Palästinensern. Dagegen versicherte die deutsche Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem überfallenen Israel sofort die bedingungslose Solidarität der EU.

Europa, der Ursprungskontinent von Holocaust und Kolonialismus, blickt sehr unterschiedlich auf das Drama jenseits des Mittelmeers. Für die einst Hauptverantwortlichen des europäischen Judenmords, Länder wie Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, ist die Solidarität mit dem bedrängten jüdischen Staat zwingend – für Berlin sogar «Staatsräson».

Anders, mit mehr Sympathie für die staatenlosen Palästinenser, schauen Gesellschaften mit antikolonialer Tradition wie Irland, die einst blockfreien Slowenen und viele Skandinavier auf den Konflikt. Und irgendwo zwischen den beiden Lagern steht der grosse Rest.

Es gibt europäische Interessen

Aber eigentlich sollte der Blick der Europäer auf die umkämpfte Region nicht nur ideell geleitet sein. Die Konflikte bedrohen wichtige Interessen der EU. Die Schifffahrt im Roten Meer und durch die Strasse von Hormuz ist durch Teheran und seine Verbündeten gefährdet.

Der Zusammenbruch Irans könnte eine Flüchtlingswelle auslösen, die mit Sicherheit nach Europa überschwappt. Und seit zwanzig Monaten heizt der Krieg in Gaza den Antisemitismus und die Islamophobie in den europäischen Gesellschaften an.

Zwar ist die europäische Kritik an Israels Kriegsführung im Gazastreifen breiter geworden, wo das Hungern und Töten weitergeht. Schweden will Grossbritannien, Norwegen, Kanada, Australien und Neuseeland folgen und EU-weit Sanktionen gegen die Extremisten in Netanyahus Kabinett ergreifen.

Die Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir hatten die totale Zerstörung des Gazastreifens gefordert und die Umsiedlung der Bevölkerung empfohlen. Doch Sanktionen gegen die zwei wird es nicht geben. Sie würden Einstimmigkeit erfordern.

Dasselbe gilt für die angedrohte Aussetzung des Assoziierungsabkommens mit Israel. Eine Mehrheit der Länder, darunter Deutschland und Frankreich, vermuten, dass Israel gegen die darin enthaltenen menschenrechtlichen Verpflichtungen verstösst. Doch das wird in jedem Fall ohne Konsequenzen bleiben, denn Ungarn ist schon jetzt dagegen.

Aber auch dort, wo es einen Nahost-Konsens gibt, bei den Atomwaffenplänen Irans und Israels Angriff auf das Land, folgt den Worten nichts. Denn es fehlt der Einfluss.

Europa hat kaum Einfluss in der Region

In ihrer Videokonferenz am Dienstag waren sich die Aussenminister einig: Iran darf selbstverständlich keine Nuklearwaffen haben. Und der beste Weg, um Irans Aufstieg zur Atommacht zu verhindern, seien nicht Bombardierungen, sondern Verhandlungen, sagte die Aussenbeauftragte Kaja Kallas. Doch das sind bloss wohlfeile Wünsche. Denn die EU hat keine Mittel, ihnen Nachachtung zu verschaffen.

So bleibt es dabei. Was im Krieg Russlands gegen die Ukraine recht und schlecht funktioniert – sich mühselig zusammenraufen, um handeln zu können –, wird im Fall der Konflikte im Nahen Osten kaum je gelingen. Ein geopolitischer Akteur ist diese Union nur von Fall zu Fall.

URAINE-KRIEG im n-tv Liveticker

Detaillierte Meldungsübersicht. Daraus eine Auswahl:

+++ 08:08 Jetzt auch Australien: „Down under“ sanktioniert erstmals russische „Schattenflotte“ +++

Australien verhängt erstmals Sanktionen gegen Schiffe der sogenannten russischen Schattenflotte. „Russland nutzt diese Schiffe, um internationale Sanktionen zu umgehen und seinen illegalen und unmoralischen Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen“, erklärt das australische Außenministerium. Die Sanktionen richten sich gegen 60 verdächtige Schiffe. Die betroffenen Öltanker operieren laut Außenministerium mit „irreführenden Methoden“, etwa das häufige Wechseln der Flaggen, das Abschalten von Ortungssystemen sowie mangelhaftem Versicherungsschutz. Die „Schattenflotte“ ermögliche Moskau den illegalen Handel mit russischem Öl und anderen sanktionierten Gütern, heißt es weiter.

COMMENT: Zur geopolitischen Stellung Australiens informiert hervorragend das Buch
Tim Marshall: Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert. München: dtv, 2021 (aktualisiert 2023)

+++ 07:31 Opferzahl in Kiew korrigiert: Nach Großangriff sind 21 Menschen tot und 134 verletzt +++
Bei einem der schwersten russischen Raketen- und Drohnenangriffe auf Kiew in der Nacht zum Dienstag sind mindestens 21 Menschen getötet und 134 weitere verletzt worden. Die ukrainische Nationalpolizei meldet zunächst 15 Tote und 124 Verletzte, später wird die Zahl der Todesopfer auf 16 korrigiert. Am frühen Mittwochmorgen meldet der Staatliche Katastrophenschutz, dass fünf weitere Leichen unter den Trümmern entdeckt wurden. Bei dem massiven russischen Raketen- und Drohnenangriff auf Kiew wurden weitere 134 Menschen verletzt. Während des fast neunstündigen Angriffs schossen Moskaus Streitkräfte eine große Zahl von Kamikaze-Angriffsdrohnen sowie Marschflugkörper und ballistische Raketen auf die ukrainische Hauptstadt ab.

+++ 06:11 Überraschung: G7-Staaten finden Konsens zum Ukraine-Krieg +++
Zum Abschluss des G7-Gipfeltreffens in Kananaskis bringt Kanadas Ministerpräsident Mark Carney den Konsens der teilnehmenden Länder zum Ukraine-Krieg auf den Punkt. „Die Staats- und Regierungschefs der G7 brachten ihre Unterstützung für die Bemühungen von Präsident Trump um einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zum Ausdruck“, so Carney auf einer Pressekonferenz. Die G7 seien entschlossen, alle Möglichkeiten auszuloten, um den Druck auf Russland zu maximieren, einschließlich finanzieller Sanktionen. „Sie erkannten an, dass die Ukraine sich zu einem bedingungslosen Waffenstillstand verpflichtet hat, und sie waren sich einig, dass Russland dasselbe tun muss“, sagt der kanadische Ministerpräsident. Emily Williams, die Pressesprecherin des kanadischen Präsidialamtes, erklärt später, dass eine Erklärung zur Ukraine eigentlich nicht geplant gewesen sei. Ottawa habe eine deutliche Erklärung der G7 zum Krieg in der Ukraine eigentlich nach dem Widerstand der USA fallen gelassen.

+++ 05:29 Putin trifft auf internationale Journalisten +++
Kremlchef Putin will heute in St. Petersburg Fragen westlicher Journalisten beantworten. Am ersten Tag des jährlich organisierten St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums trifft der russische Präsident mit Vertretern internationaler Nachrichtenagenturen zusammen, um seine Sicht auf die globalen Themen zu schildern, wie der Kreml mitteilt. Auch im vergangenen Jahr hatte sich Putin im Rahmen des Forums vor der ausländischen Presse geäußert.

+++ 04:06 Russischer Drohnenangriff auf Saporischschja +++
Mindestens neun russische Drohnen greifen in der Nacht Saporischschja an. Der Gouverneur der Region, Iwan Fedorow, berichtet auf Telegram von Bränden in einer Industrieanlage und in Lagerhallen. Über mögliche Opfer gebe es noch keine Informationen.

+++ 02:16 Insider: Trumps Ukraine-Gesandter Kellogg trifft Lukaschenko +++
Insidern zufolge wird der Ukraine-Beauftragte der USA, Keith Kellogg, in den kommenden Tagen nach Belarus reisen, um dort den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zu treffen. Die genaue Tagesordnung des Treffens ist demnach unklar. Kellogg habe die Reise jedoch als einen Schritt dargestellt, der dazu beitragen könnte, Friedensgespräche zur Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine in Gang zu bringen, sagten zwei der Insider, die um Anonymität baten, da die Reise nicht öffentlich gemacht wurde. Von Belarus und aus dem Weißen Haus gibt es bislang keine Stellungnahme.

+++ 00:47 Roaming-Gebühren für Ukraine sollen wegfallen +++
Die Europäische Kommission schlägt vor, die Roaming-Gebühren für die Ukraine ab 2026 abzuschaffen. „Wir möchten, dass ukrainische Bürger mit ihren Angehörigen in der gesamten EU sowie in ihrem Heimatland in Verbindung bleiben“, erklärt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Auch wer mit einem europäischen Handyvertrag in die Ukraine reist, müsste dort nicht mehr draufzahlen. Dafür müsste der Rat der 27 EU-Länder noch mehrheitlich zustimmen. Bislang gilt eine freiwillige Vereinbarung zwischen europäischen und ukrainischen Netzanbietern, die zusätzlichen Gebühren für Anrufe oder mobiles Internet nicht zu erheben. Bei Reisen innerhalb der EU werden bereits seit 2017 keine Roaming-Gebühren mehr fällig.

+++ 23:48 USA verhindern Ukraine-Erklärung bei G7-Gipfel +++
Die USA haben beim G7-Gipfel nach kanadischen Angaben eine gemeinsame Erklärung zur Ukraine verhindert. Die US-Regierung habe den Text zu Russland aufweichen wollen, um weitere Verhandlungen mit der Ukraine zu ermöglichen, sagt ein Vertreter des Gastgeberlandes Kanada. Die anderen sechs Länder seien dagegen für „starke Sprache“ und eine Verurteilung Russlands im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingetreten. US-Präsident Trump hatte den Gipfel bereits am Montagabend vorzeitig verlassen, das geplante Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj fand deshalb nicht statt.

[veraltet, siehe oben]

+++ 22:54 Weitere US-Sanktionen gegen Russland? Merz „vorsichtig optimistisch“ +++
Zum Abschluss des G7-Gipfels in Kanada sichern Vertreter der wichtigsten Industriestaaten in Abwesenheit des abgereisten US-Präsidenten Trump der Ukraine weitere Unterstützung zu. Laut Bundeskanzler Merz gibt es in der Gruppe „einen Konsens“, das von Russland angegriffene Land weiter militärisch zu unterstützen. Kanadas Premierminister Mark Carney sagt weitere Militärhilfe in Milliardenhöhe zu. Zum weiteren Vorgehen mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagt Merz, die G7-Staaten würden nun „alle Möglichkeiten weiter ausschöpfen, auch Sanktionen gegen Russland zu verhängen“. Zudem äußert er sich zuversichtlich dazu, dass die USA trotz der zögerlichen Haltung Trumps bald weitere Sanktionen gegen Russland verhängen. „Ich gehe mit dem vorsichtigen Optimismus zurück nach Deutschland, dass es auch in Amerika in den nächsten Tagen Entscheidungen geben wird, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen“, so Merz.

+++ 22:01 Russland will Hunderte Satelliten ins All schicken +++
Moskau genehmigt einem Bericht zufolge ein nationales Raumfahrt-Projekt, bei dem Hunderte Satelliten ins All geschickt werden sollen. Das gibt der Leiter der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, Dmitri Bakanow, in einer Rede bekannt, wie der US-Auslandssender Radio Free Europe / Radio Liberty meldet. Demnach soll eine Gruppe von fast 900 Satelliten in die Umlaufbahn gebracht werden, die Internetzugang ermöglichen sollen. Zudem seien in dem bis 2036 angelegten Projekt 114 Erdbeobachtungssatelliten vorgesehen. Diese könnten sowohl für friedliche Zwecke als auch für militärische Aufklärung eingesetzt werden, heißt es in dem Bericht.

+++ 21:35 Weitere Opfer durch Sprengstoffabwürfe von Drohnen +++
Aus der Ukraine werden neue russische Drohnenattacken auf Zivilisten gemeldet. Die Region Cherson teilt mit, ein 52-Jähriger sei in der Stadt Beryslaw getötet worden, nachdem eine russische Drohne Sprengstoff abgeworfen habe. Zudem ist von einer weiteren Drohnenattacke in Cherson die Rede, bei der am Nachmittag zwei 69-Jährige verletzt worden seien.

+++ 21:17 Leichen aus Trümmern in Kiew geborgen +++
Einsatzkräfte haben vier weitere Leichen aus Gebäudetrümmern in Kiew geborgen, wie Bürgermeister Vitali Klitschko am Abend mitteilt. Der Such- und Bergungseinsatz dauert demnach an. Die Zahl der Todesopfer in Kiew nach den russischen Drohnen- und Raketenangriffen sei auf mindestens 14 gestiegen, schreibt der Staatliche Notdienst der Ukraine. Mindestens 117 weitere Menschen seien verletzt worden.

+++ 21:00 Selenskyj: Müssen Trump drängen, seinen Einfluss geltend zu machen +++
Kiew wirft Kremlchef Wladimir Putin vor, bislang jede Friedensinitiative der internationalen Gemeinschaft ausgeschlagen zu haben. Dies betont der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem G7-Gipfel in Kanada. „Gemeinsam müssen wir Präsident Trump weiterhin dazu drängen, seinen Einfluss geltend zu machen, um Putin zu zwingen, diesen Krieg zu beenden. Es waren die USA und Präsident Trump, die einen Waffenstillstand, die Wiederaufnahme der Diplomatie, sofortige Treffen und Verhandlungen vorgeschlagen haben. Aber Russland hat alle Bemühungen blockiert.“ Trump hatte seine Teilnahme am Treffen der sieben großen Wirtschaftsmächte vorzeitig abgebrochen und war unter Verweis auf die Krise in Nahost nach Washington zurückgekehrt.

Im Kreml knallen die Korken Israels Krieg im Iran ist Putins Rettung

+++ 20:43 Selenskyj: „Unsere Familien hatten sehr schwere Nacht“ +++
Nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Selenskyj verdeutlichen die jüngsten russischen Luftangriffe auf Kiew und weitere Städte die Notwendigkeit für mehr Unterstützung für die Ukraine. „Unsere Familien hatten eine sehr schwere Nacht. Es war einer der schwersten Angriffe seit Beginn des Krieges“, sagt Selenskyj auf dem G7-Gipfel in Kanada. „Das ist eine große Tragödie für uns, und wir brauchen die Unterstützung unserer Verbündeten.“

+++ 20:16 Kiew korrigiert Zahl der Todesopfer +++
Das ukrainische Innenministerium korrigiert die Zahl der Todesopfer bei den russischen Drohnen- und Raketenangriffen auf Kiew in der vergangenen Nacht. Es seien mindestens zehn Menschen getötet worden und nicht 16, wie zuvor angegeben. Bei Rettungsarbeiten könnten mehrere Teile einer Leiche zunächst fälschlicherweise als unterschiedliche Todesopfer gezählt werden, erklärt Innenminister Ihor Klymenko die nach unten korrigierte Zahl. Gleichzeitig warnt er, dass sich „noch Menschen unter den Trümmern“ befänden und die Rettungsarbeiten andauerten. Dem Innenministerium zufolge wurden in Kiew insgesamt 27 Ziele getroffen, darunter Wohngebäude, Bildungseinrichtungen und wichtige Infrastruktur. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, von den insgesamt 114 Verletzten seien 68 ins Krankenhaus eingeliefert worden. Auch andere Regionen der Ukraine wurden angegriffen. Die örtlichen Behörden meldeten zwei Tote in Odessa, und jeweils einen Toten in den Regionen Cherson und Sumy.

+++ 19:54 Russland: Mann unter Spionageverdacht festgenommen +++
Auf der Krim wurde nach russischen Angaben ein junger Mann unter Spionageverdacht festgenommen. Die „Moscow Times“ schreibt, dass der russische Geheimdienst dem 2003 geborenen Mann vorwirft, Fotos und Videos von russischen Luftabwehrsystemen an den ukrainischen Militärgeheimdienst weitergegeben zu haben. Zudem soll er versucht haben, über Messengerdienste Russen für Sabotageakte und Spionage zu rekrutieren. In einem Verhörvideo soll der Festgenommene die Vorwürfe einräumen. Es sei jedoch unklar, ob er unter Zwang sprach, schreibt die Zeitung. Dem Bericht zufolge drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft, wenn er wegen Hochverrats verurteilt wird.

+++ 19:20 Kiew: Putins Angriffe sollten G7 schwach erscheinen lassen +++
Kiew ruft die G7-Gruppe dazu auf, den Druck auf Moskau zu verstärken. Mit Blick auf die großangelegten Drohnen- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte in der letzten Nacht schreibt das Außenministerium: „Wir sind überzeugt, dass Putin diesen Beschuss während des G7-Gipfels bewusst angeordnet hat, um die Staats- und Regierungschefs der G7 schwach erscheinen zu lassen.“ Putin demonstriere damit „seine völlige Missachtung der internationalen Friedensbemühungen, insbesondere die der Vereinigten Staaten“. Die Ukraine wirft Russland vor, keinen einzigen konstruktiven Schritt in Richtung Frieden unternommen zu haben.

+++ 18:58 Zahl der Verletzten in Cherson gestiegen +++
Im Raum Cherson ist die Zahl der Verletzten gestiegen. Bei den massiven Drohnenangriffen am frühen Morgen seien 20 Menschen verletzt worden, teilt die Verwaltung der Region Cherson bei Telegram mit und berichtet von Zivilisten, die mit Verletzungen durch Granatsplitter oder Sprengstoff ins Krankenhaus gebracht worden seien.

+++ 18:32 Kanada verspricht Ukraine mehr Militärhilfe +++
Kanada kündigt beim G7-Gipfel neue Sanktionen gegen Russland sowie zusätzliche Militärhilfe für die Ukraine an. Premierminister Mark Carney sagt, die Sanktionen richteten sich unter anderem gegen mehr als 200 Schiffe der sogenannten Schattenflotte, mit denen Russland Sanktionen umgehe. Die Militärhilfe für Kiew in Milliardenhöhe umfasst unter anderem Drohnen und Helikopter.

+++ 18:00 Merz hofft bei Trump auf härteren Sanktionskurs +++
Kanzler Friedrich Merz hofft darauf, dass US-Präsident Donald Trump sich dem härteren Sanktionskurs der Europäer gegen Russland anschließen wird. „Ich hoffe das. Wir haben gestern Abend bei einem langen Abendessen noch mit dem amerikanischen Präsidenten ausführlich über dieses Thema gesprochen“, sagt er am Rande des G7-Gipfels im ZDF. „Ich habe auch von meiner Seite aus versucht, ihn dazu zu bewegen, diesen Krieg mitzuhelfen zu beenden.“ Das gehe nur über wirtschaftlichen Druck auf Russland, den wiederum nur die USA oder China ausüben könnten. „Die Volksrepublik China wird das nicht tun. Es bleiben also die Vereinigten Staaten von Amerika. Die sollten es tun und dazu ermutigen wir.“

Bundeskanzler im Interview Merz zu Trumps G7-Abreise: „Alle haben Verständnis“

+++ 17:23 Odessa meldet nach Drohnenattacken zwei Tote und 17 Verletzte +++
Durch russische Drohnenangriffe auf Odessa sind laut ukrainischen Angaben zwei Frauen gestorben. Die Leichen einer 60-jährigen und einer 78-Jährigen seien unter den Trümmern entdeckt worden, teilt der Gouverneur der Region Odessa mit. Bei dem Angriff im Morgengrauen wurden dem Gouverneur zufolge 17 weitere Menschen verletzt, darunter eine Schwangere und eine 17-Jährige. Die Drohnenattacken trafen demnach unter anderem Wohnhäuser und eine Kita.

+++ 16:50 Merz verteidigt G8-Ausschluss Russlands +++
Kanzler Friedrich Merz verteidigt den Ausschluss Russlands aus den G8 nach der Annexion der russischen Halbinsel 2014. „Ich halte den Ausschluss von Putin nach der Annexion der Krim aus dem G8 Format, wie es damals hieß, unverändert für richtig“, sagt Merz am Rande des G7-Gipfels zu Welt-TV. „Wir sitzen hier in diesem Format nicht mit Kriegsherren zusammen und nicht mit Kriegsverbrechern zusammen und deswegen bleibt es auch dabei, dass Putin an diesem Tisch hier nichts zu suchen hat.“ Merz widerspricht damit US-Präsident Donald Trump.

+++ 16:18 Neue britische Sanktionen sollen Russland „hart treffen“ +++
Großbritannien verhängt weitere Sanktionen gegen den russischen Finanz-, Militär- und Energiesektor. Das neue Maßnahmenpaket treffe „ins Herz“ der Kriegsmaschinerie des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagt der britische Premierminister Keir Starmer, der in Kanada beim G7-Gipfel auch über das gemeinsame Vorgehen im Ukraine-Krieg berät. Die Sanktionen würden Russland „hart treffen“. Der britischen Regierung zufolge sind auch zwei in Großbritannien lebende Männer betroffen, die „ein undurchsichtiges Netz von Briefkastenfirmen“ betrieben hätten, um Elektronik im Wert von über 120 Millionen US-Dollar nach Russland zu schleusen.

+++ 15:40 Trump weiß auch nach Stunden nichts von massivem Luftangriff auf Kiew +++
Als US-Präsident Donald Trump nach seiner Reaktion zu dem massiven russischen Luftangriff auf Kiew gefragt wird, weiß er noch nichts davon. „Wann war das? Wann?“, antwortet er auf eine Reporter-Frage an Bord der Air Force One auf dem Rückflug vom G7-Gipfel in Kanada. Währenddessen zeigt eine Flugzeug-Uhr 1.39 Uhr morgens Washingtoner Zeit an – also 8.39 Kiewer Zeit. Laut dem „Kyiv Independent“ waren die neunstündigen Angriffe zu diesem Zeitpunkt seit etwa zweieinhalb Stunden vorüber und es war bereits über zahlreiche Opfer berichtet worden. Laut ukrainischen Regierungsangaben gibt es mindestens 15 Tote und Dutzende Verletzte nach den nächtlichen Angriffen des russischen Militärs auf die Ukraine.

+++ 15:09 EU-Kommission legt Plan für Verbot russischer Gasimporte vor +++
Die EU-Kommission legt einen Plan für einen vollständigen Stopp russischer Gasimporte vor. Damit will die Brüsseler Behörde erreichen, dass von 2028 an kein Gas mehr aus Russland in die Staatengemeinschaft eingeführt wird. 2024 machten Gaslieferungen aus Russland Angaben der EU-Kommission zufolge knapp 19 Prozent aller Importe aus. Die Importe sollen dem Vorschlag zufolge schrittweise verboten werden, „um Markt- und Versorgungsstabilität zu gewährleisten“. Mehr dazu lesen Sie hier.

+++ 14:56 Insider: US-Arbeitsgruppe zu Russland gestrichen +++
Die US-Regierung hat nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters eine interne Arbeitsgruppe aufgelöst, mit der im Ukraine-Konflikt mehr Druck auf Russland ausgeübt werden sollte. Auftrag der im März oder April zusammengestellten Gruppe war es laut drei US-Vertretern, Strategien zu entwickeln, die Russland dazu bringen sollten, Friedensgespräche schneller voranzubringen. Für Präsident Donald Trump sollten nach Angaben eines der Insider verschiedene Optionen entworfen werden, „falls er gegenüber Russland hätte härter auftreten wollen“. Im Mai sei den Teilnehmern jedoch zunehmend klargeworden sei, dass Trump an einer konfrontativeren Haltung gegenüber Moskau nicht interessiert sei. „Die Initiative verlor gegen Ende an Schwung, weil der Präsident nicht dahinterstand. Statt mehr zu tun, wollte er vielleicht weniger tun“, sagt ein Insider.

+++ 14:20 Moskau: Nordkorea schickt Tausende Soldaten für Wiederaufbau nach Kursk +++
Nordkorea schickt nach russischen Angaben 1000 Minen-Entschärfer und 5000 Soldaten für Wiederaufbauarbeiten in das Gebiet Kursk nahe der Grenze zur Ukraine. Das teilt der Sekretär des russischen nationalen Sicherheitsrats, Sergej Schoigu, nach Gesprächen mit Machthaber Kim Jong Un mit. In der russischen Region Kursk gibt es in vielen Ortschaften nach monatelangen Kämpfen mit ukrainischen Truppen schwerste Zerstörungen. Nach Angaben aus Moskau haben Kiews Truppen auch Teile des Gebiets vermint. Unabhängig überprüfen lässt sich dies nicht. Kursk war vom Sommer 2024 bis zum Frühjahr 2025 teilweise von ukrainischen Truppen besetzt, nachdem die ukrainische Armee im August 2024 dort eine Offensive gestartet hatte. Tausende nordkoreanische Soldaten kämpften an der Seite der russischen Truppen in Kursk gegen die ukrainischen Einheiten, die schließlich zum Rückzug gezwungen wurden. Mehr dazu lesen Sie hier.

COMMENT: Man beachte den Grenzverlauf und den Frontverlauf in Höhe von Sudscha-Sumy. Die mediale Berichterstattung berichtete sehr zurückhaltend. Interessant.

Bemerkenswert auch der Frontverlauf in Höhe Belgorod und Charkiw.

+++ 13:44 Moskau hat keine Pläne für weitere Gespräche mit der Ukraine +++
Der russischen Regierung zufolge gibt es noch keine konkreten Pläne für eine neue Runde von direkten Gesprächen mit der Ukraine über eine mögliche Waffenruhe. Es sei unklar, wann die nächsten Verhandlungen stattfinden würden, sagt Dmitri Peskow, der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau. Russland habe alle Verpflichtungen erfüllt, die es in Gesprächen am 2. Juni in Istanbul eingegangen sei und werde in den kommenden Tagen den möglichen Zeitrahmen für die Fortsetzung der Verhandlungen prüfen.

+++ 13:22 Kiew beginnt offenbar mit Umsetzung des Rohstoffabkommens +++
Die Ukraine macht den ersten Schritt zur Umsetzung des Rohstoffabkommens mit den USA. Wie die „New York Times“ schreibt, versucht die Regierung in Kiew, der Trump-Regierung zu zeigen, dass sie das Abkommen einhalten kann. Am Montag stimmte demnach Kiew der Ausarbeitung von Empfehlungen für ein Ausschreibungsverfahren zu, um ein Dobra-Lithiumfeldes in der Zentralukraine zu erschließen. Nach Angaben der Beamten, die mit der Zeitung unter der Bedingung der Anonymität sprachen, wäre dies das erste Projekt, das im Rahmen des Rohstoffabkommens vorangetrieben würde. Die Lithiumerzlagerstätte Dobra liegt im Bezirk Novoukrainskyi der Oblast Kirovohrad, etwa 300 Kilometer südöstlich von Kiew. Das am 12. Mai unterzeichnete Rohstoffabkommen zielt darauf ab, die wirtschaftlichen Beziehungen mit den USA zu vertiefen, den Wiederaufbau der Ukraine zu fördern und das Land als Lieferant strategischer Ressourcen für die USA zu positionieren.

+++ 12:55 Moskau spricht nach massiven Opferzahlen in Kiew von „Gruppenangriff mit hochpräzisen“ Waffen +++
In Kiew wird bei einem fast neunstündigen russischen Angriff ein Wohnhaus zerstört, etliche Menschen sterben, mehr als hundert verletzt. Doch nach Angaben der russischen Armee griff diese in der Nacht „militärisch-industrielle“ Ziele in der Nähe von Kiew an. Russische Truppen hätten „einen Gruppenangriff mit hochpräzisen Luft-, Boden- und Seewaffen gestartet sowie Kampfdrohnenangriffe auf militärisch-industrielle Einrichtungen in der Nähe von Kiew und Saporischschja“ ausgeführt, heißt es in einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums.

+++ 12:23 „Trump will Putin zurück auf die Weltbühne lassen“ +++
Nicht nur schlägt US-Präsident Trump Putin als Vermittler im Israel-Iran-Konflikt vor; er bringt Russland auch als potenziellen G8-Partner ins Spiel. Der Politologe Thomas Jäger findet den Vorstoß „erstaunlich“, erkennt darin aber auch eine klare Linie Trumps.

Jäger zum G7-Treffen „Trump will Putin zurück auf die Weltbühne lassen“

+++ 11:55 Schoigu trifft wieder Nordkoreas Diktator Kim +++
Der Sekretär des russischen nationalen Sicherheitsrates, Sergej Schoigu, berät bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger als zwei Wochen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Die Verhandlungen hätten begonnen, berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf den Sicherheitsrat. Über den Inhalt der Gespräche wird nichts bekanntgegeben. Schoigu hatte Kim in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang bereits am 21. März und 4. Juni getroffen. Im vergangenen Jahr hatten Kim und der russische Präsident Wladimir Putin einen Vertrag über eine strategische Partnerschaft beider Staaten unterzeichnet, der auch einen Verteidigungspakt beinhaltet. Nordkorea hat 2024 Tausende Soldaten nach Russland geschickt, um dessen Truppen dabei zu unterstützen, die ukrainischen Soldaten aus der russischen Oblast Kursk zu vertreiben. Putin und Kim bestätigten die Entsendung erstmals im April. Nordkorea liefert nach Informationen der USA und Südkoreas zudem Waffen und Munition an Russland.

+++ 11:20 Kreml „macht sich keine Hoffnung auf G7 plus Russland“ +++
Beim Gipfeltreffen in Kanada bezeichnet Trump Russlands Rauswurf aus den G8 als einen Fehler. Das ist vermutlich nicht die einzige Aussage des US-Präsidenten, die in Moskau gern gehört worden sein dürfte, analysiert ntv-Reporter Rainer Munz.

Munz zu Vorstoß von Trump Kreml „macht sich keine Hoffnung auf G7 plus Russland“

+++ 10:57 Neunstündiger Angriff: Zahl der Toten und Verletzten in Kiew steigt deutlich +++
Nach den massiven russischen Luftangriffen gibt es in Kiew immer mehr Verletzte. Die Zahl steigt auf 114, wie „Kyiv Independent“ berichtet, auch gibt es mittlerweile mindestens 15 Tote. Während des fast neunstündigen Angriffs schossen Moskaus Streitkräfte eine große Zahl von Kamikaze-Angriffsdrohnen sowie Marschflugkörper und ballistische Raketen auf die ukrainische Hauptstadt ab. Augenzeugen berichten von Drohnen- und Raketengeräuschen und zahlreichen Explosionen während der ganzen Nacht.

+++ 10:25 Großbritannien kündigt neue Sanktionen gegen Russland an +++
Großbritannien und seine Verbündeten in der Gruppe der führenden westlichen Industriestaaten (G7) kündigen voraussichtlich heute weitere Sanktionen gegen Russland an. Nach Angaben der britischen Regierung wird sich Premierminister Keir Starmer zu den Strafmaßnahmen äußern: „Wir arbeiten an einem weiteren Sanktionspaket – und ich möchte mit allen unseren G7-Partnern zusammenarbeiten, um Russlands Energieeinnahmen zu drücken und die Mittel zu reduzieren, die es in seinen illegalen Krieg stecken kann.“ Großbritannien hat im Rahmen der Sanktionen gegen Russland seit Beginn der großangelegten Invasion im Februar 2022 bereits mehr als 2300 Personen, Unternehmen und Schiffe mit Sanktionen belegt.

+++ 09:58 Russland will offenbar massiv Straßen auf der Krim ausbauen +++
In den nächsten fünf Jahren wollen die russischen Behörden auf der annektierten Krim mehr als 600 Kilometer Straßen bauen und reparieren. Dies berichtet das oppositionelle russische Portal „Meduza“ mit Sitz in Riga. Allerdings steckt demnach dahinter weniger Ziel, das Leben der Bewohner zu verbessern. Vielmehr soll laut Experten und ukrainischen Beamten die militärische Logistik gestärkt und die Gewinnung von Bodenschätzen aus anderen besetzten Teilen der Ukraine erleichtert werden. Durch die Vollinvasion sind laut dem Bericht viele Straßen auf der Krim in einem schlechten Zustand, unter anderem wegen des schweren Militärgeräts der Russen.

+++ 09:22 Selenskyj: Russland greift mit mehr als 440 Drohnen und 32 Raketen an +++
Die russischen Streitkräfte greifen nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Ukraine in der Nacht mit mehr als 440 Drohnen und 32 Raketen an. „Kiew hat einen der schrecklichsten Angriffe erlebt“, erklärt Selenskyj auf X. „Wir stehen mit allen Partnern auf allen möglichen Ebenen in Kontakt, um eine angemessene Reaktion zu gewährleisten. Es sind die Terroristen, die den Schmerz spüren müssen, nicht unschuldige, friedliche Menschen.“ Die Anschläge seien „reiner Terrorismus. Und die ganze Welt, die Vereinigten Staaten und Europa müssen endlich so reagieren, wie eine zivilisierte Gesellschaft auf Terroristen reagiert.“

+++ 08:51 Ukrainische Streitkräfte: Russen verstärken Offensive +++
Die russischen Streitkräfte intensivieren offenbar ihre Offensive in mehreren Frontgebieten. Dies sagt Victor Tregubow, ein Sprecher der ukrainischen Streitkräftegruppe Chortyzja, laut „Kyiv Independent“. Tregubow zufolge verstärken demnach die russischen Truppen ihre Angriffe insbesondere bei Nowopawliwka und Charkiw, was für diese Gebiete eine ungewöhnliche Entwicklung darstelle. Allein bei Nowopawliwka wehrten ukrainische Soldaten 17 Angriffe ab. „Dies deutet darauf hin, dass die Aktivitäten im Sommer wie erwartet zunehmen“, so Tregubow.

+++ 08:23 Moskau: Dutzende Drohnen über russischem Territorium zerstört +++
Die russischen Streitkräfte fangen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 147 ukrainische Drohnen über russischem Territorium ab und zerstören sie. Betroffen gewesen sei auch die Region Moskau. Nach Angaben des Bürgermeisters der Hauptstadt werden zwei Drohnen auf dem Weg dorthin abgefangen.

+++ 07:52 Nach Drohnenangriffen: Wichtiges russisches Chemiewerk stellt offenbar Produktion ein +++
Das Chemiewerk Nevinnomyssk Azot in der Region Stawropol hat die Produktion eingestellt, wie das unabhängige russische Medienunternehmen Astra berichtet. Dies ist demnach eine direkte Folge der ukrainischen Drohnenangriffe vom 14. Juni. Bei dem Werk soll es sich um einen der größten russischen Hersteller von Stickstoffdünger und Ammoniak handeln. Die Anlage liefert Berichten zufolge Rohstoffe und Komponenten für die russische Waffen- und Brennstoffproduktion.

+++ 07:23 Verletzte nach russischem Drohenangriff auf Odessa +++
Auch auf die Hafenstadt Odessa werden in der Nacht zahlreiche Drohnen abgefeuert. Laut dem Gouverneur Oleh Kiper werden 13 Menschen verletzt. Unter ihnen befindet sich ein Kind. Der Angriff zerstört auch zivile Infrastruktur.

+++ 06:54 Mindestens 14 Tote bei russischem Luftangriff auf Kiew +++
Bei einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew werden nach Angaben der städtischen Militärverwaltung mindestens 14 Menschen getötet. Ersten Übersichten des Innenministeriums zufolge werden mehr als 40 Verletzte gezählt.

Neun Stunden nächtlicher Terror Zahl der Opfer in Kiew steigt massiv- auch ein US-Bürger stirbt

+++ 06:44 EU-Kommission will Importe von russischem Gas komplett verbieten +++
Die EU-Kommission will heute ihre konkreten Pläne für ein Ende der Gaseinfuhren vorstellen. Sie plant, die Einfuhr von russischem Gas in die EU bis Ende 2027 vollständig zu verbieten – und zwar schrittweise. Dafür soll zum einen zunächst untersagt werden, neue Lieferverträge für russisches Gas abzuschließen und mittels bestehender Verträge auf dem Spotmarkt zu beziehen. Der Spotmarkt ist der Handelsplatz für kurzfristig lieferbaren Strom. Das Verbot soll den Angaben nach spätestens bis Ende des Jahres in Kraft treten. Darüber hinaus will die Kommission auch die Einfuhr von Gas aus Russland über bestehende langfristige Lieferverträge verbieten. Diese Importe müssten aufgrund der größeren Mengen schrittweise eingestellt werden, hieß es im Mai von der Kommission. Ein solches Verbot solle demnach spätestens Ende 2027 in Kraft treten.

+++ 06:24 Rüstungsunternehmen Helsing sammelt Millionen ein +++
Das auf KI-Technologie spezialisierte Rüstungsunternehmen Helsing hat nach eigenen Angaben weitere 600 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Mit dem Ergebnis der Serie-D-Finanzierungsrunde habe das Unternehmen nun seit Gründung 1,37 Milliarden Euro von seinen Geldgebern bekommen. Helsing baut bereits die Kamikaze-Drohne HX-2, die von der Ukraine eingesetzt wird und von der Bundeswehr getestet werden soll. Das Unternehmen hat jüngst auch ein Unterwassersystem vorgestellt sowie eine Künstliche Intelligenz, die ein Kampfflugzeug in komplexen Luftkampfszenarien führen soll.

Zwei Anbieter im Fokus Bundeswehr will Kamikaze-Drohnen beschaffen

+++ 05:55 Klingbeil setzt sich von „Manifest“-Genossen ab: Putin „will nicht verhandeln, der will diesen Krieg“ +++
Bundesfinanzminister und SPD-Chef Lars Klingbeil ist bereit, die deutschen Verteidigungsausgaben in den kommenden Jahren auf bis zu 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. „Wenn es am Ende heißt, drei Prozent, dann machen wir 3 Prozent, wenn es heißt 3,5 Prozent, dann machen wir 3,5 Prozent“, so Klingbeil. In diesem Jahr werde Deutschland „erst mal 2 Prozent“ ausgeben. Auf dem Nato-Gipfel Ende Juni werde aber voraussichtlich eine deutlich höhere Zahl für die Mitgliedsländer festgelegt. Klingbeil bekräftigt zudem seine Kritik am „Manifest“ von SPD-Außenpolitikern zum deutschen Ukraine-Kurs. „Manchmal entsteht der Eindruck, wir machen alles nur mit Waffen und nicht mit Diplomatie.“ Das stimme nicht, denn die Regierung setze immer auch auf Diplomatie. Doch Kreml-Chef Wladimir Putin „will nicht verhandeln, der will diesen Krieg“, betont Klingbeil. Mit ihm werde es „keine Kehrtwende“ in der Ukraine-Politik geben.

War nicht alles schlecht, oder? Mit dem Friedens-Manifest der SPD-Linken ist kein Frieden zu machen

+++ 05:18 US-Bürger stirbt bei Luftangriff auf Kiew +++
Bei russischen Luftangriffen auf Kiew werden nach ukrainischen Angaben ein Mann getötet und 16 Menschen verletzt. Bei dem Todesopfer handle es sich um einen 62-jährigen US-Bürger, schreibt Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Nach Angaben der Militärverwaltung von Kiew habe Moskau Raketen und Drohnen eingesetzt, in mehreren Vierteln von Kiew seien Brände ausgebrochen. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, verurteilt die Angriffe. Moskau führe „weiterhin seinen Krieg gegen Zivilisten“, so Jermak.

+++ 03:37 Russland: Zwei Drohnen über Moskau abgeschossen +++
Russische Luftabwehreinheiten haben nach Angaben des Bürgermeisters von Moskau, Sergej Sobjanin, am frühen Morgen zwei ukrainische Drohnen abgeschossen. Bei Telegram schreibt Sobjanin, dass Notfallteams Fragmente an den Stellen untersuchten, an denen die Drohnen abgestürzt seien.

+++ 01:53 Drohne trifft Wohnhaus in Kiew: Mehrere Verletzte +++
Ein massiver Drohnenangriff beschädigt nach Angaben der Stadtverwaltung ein Kiewer Wohnhaus schwer und verletzt mehrere Menschen. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko befindet sich das beschädigte Wohnhaus im Solomianskyi-Viertel nahe dem Zentrum der Hauptstadt. Rettungsteams seien aber auch in zwei weiteren Bezirken im Einsatz, so Klitschko. „Eine große Gruppe feindlicher Drohnen ist immer noch auf dem Weg ins Stadtzentrum“, schreibt er auf Telegram. Dem Bürgermeister zufolge sollen mindestens zwei Menschen verletzt worden sein. Tymur Tkatschenko, der Leiter der Militärverwaltung der Stadt, beziffert die Zahl der Verletzten auf fünf.

+++ 00:30 Tote und Verletzte bei russischem Angriff auf Wohnviertel in Kupjansk +++
Bei einem russischen Luftangriff auf ein Wohnviertel der ostukrainischen Stadt Kupjansk in der Region Charkiw sind nach Angaben der Regionalstaatsanwaltschaft mindestens drei Zivilisten getötet und zwei weitere verletzt worden. In mehreren Wohnungen brachen Brände aus, zwei Menschen erlitten ein Knalltrauma. Die Sicherheitslage erschwert derzeit den Zugang zum Einschlagsort. Die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen laufen.

+++ 23:24 Neue Russland-Sanktionen: Trump hat keine Eile +++
US-Präsident Donald Trump äußert sich zurückhaltend zu neuen Sanktionen gegen Russland. Erst solle die EU ihr neues Sanktionspaket beschließen, sagt Trump am Rande des G7-Gipfels in Kanada. „Wenn ich ein Land sanktioniere, kostet das die USA eine Menge Geld“, so Trump. Es gehe bei der Frage nicht nur um die Unterzeichnung irgendeines Schriftstücks, sondern um Milliarden Dollar. „Sanktionen sind nicht so einfach.“

Politik 17.06.25

Den Kreml wird’s freuen Trump: Sanktionen kosten uns „Abermilliarden Dollar“

+++ 22:14 Russischer Arzt soll ukrainischem Gefangenen „Ruhm Russlands“ eingebrannt haben +++
Ukrainische Mediziner beginnen mit der Entfernung einer Narbe mit der Aufschrift „Slawa Rossii“ („Ruhm für Russland“), die einem kürzlich freigelassenen ukrainischen Soldaten während seiner Gefangenschaft in Russland eingebrannt worden war. Das teilt Maxim Turkevych, Direktor eines Reha-Programms für ukrainische Soldaten, mit. Der etwa 40-jährige Soldat war schwer verletzt in russische Gefangenschaft geraten und wurde dort operiert. Die Narbe sei im Anschluss an eine Operation unter Vollnarkose mit einem Elektrokauter aufgetragen worden – nicht als Folter, sondern „um eine Spur zu hinterlassen“, so Turkevych. Die Entfernung der Narbe soll etwa sechs Monate in Anspruch nehmen.

+++ 21:35 Kiew: Russland übergibt der Ukraine auch eigene Gefallene bei Leichentausch +++
Russland hat nach ukrainischen Angaben bei den jüngsten Leichenübergaben an die Ukraine auch tote russische Soldaten übergeben – gemeinsam mit den Körpern ukrainischer Gefallener. Das teilt Innenminister Ihor Klymenko mit. Dies könne laut Klymenko gezielt erfolgt sein, um die Identifizierung ukrainischer Opfer zu erschweren oder ukrainische Forensiker zu überlasten. „Bei den letzten Repatriierungen hat man uns auch Leichen russischer Soldaten übergeben – zusammen mit ukrainischen. Leider ist das ein Fakt“, schreibt Klymenko bei Telegram. „Das könnte absichtlich geschehen sein, um die Zahl der übergebenen Leichen künstlich zu erhöhen und unsere Experten zusätzlich zu belasten – womöglich auch durch zynischen Informationsdruck.“ Laut dem Minister sind viele der übergebenen Leichen schwer entstellt oder nur in Teilen vorhanden. Mitunter würden Überreste desselben Soldaten zu unterschiedlichen Zeitpunkten übergeben. Das erschwere die Identifizierung erheblich. Ukrainische Forensiker arbeiteten laut Klymenko „am Limit“, um jede einzelne Leiche sorgfältig zu untersuchen.

+++ 20:58 Selenskyj zu verschleppten Kindern: Wien könnte vermitteln +++
Österreich könnte nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei den Bemühungen um eine Rückkehr verschleppter ukrainischer Kinder vermitteln. „Wir haben über die Möglichkeit der Vermittlung Österreichs in dieser Frage gesprochen, damit die Kinder zurückkommen“, sagt Selenskyj nach einem Treffen mit seinem österreichischen Kollegen Alexander Van der Bellen in Wien. Wie die ukrainische Präsidentschaft mitteilt, berieten Selenskyj und Van der Bellen zudem über die Fortsetzung der österreichischen Unterstützung für die Ukraine sowie über die Teilnahme österreichischer Unternehmen am Wiederaufbau des zerstörten Lands. Zudem sei es um Minenräumung, Energieversorgung, Lebensmittelsicherheit und den Bau von Wohnungen gegangen.

+++ 20:27 Reisner: Verbündete der Ukraine „hoffen auf schwarzen Schwan“ +++
Der Iran und Israel sind im Krieg. Wie dieser Konflikt die Ukraine beeinflusst, weiß Markus Reisner, Oberst des österreichischen Bundesheers. Darüber hinaus erklärt der Militärstratege, wie die Unterstützung der Ukraine deutlich effizienter gestaltet werden könnte und übt Kritik an ihren Verbündeten.

Oberst kritisiert mangelnde Hilfen Verbündete der Ukraine „hoffen auf schwarzen Schwan“

+++ 19:48 Kreml: USA sagen Treffen zur diplomatischen Normalisierung ab +++
Die USA sagen nach Angaben der russischen Regierung eine geplante Gesprächsrunde über die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten ab. Das anstehende nächste Treffen zur vollständigen Wiederaufnahme der Arbeit der jeweiligen Botschaften sei „auf Initiative der amerikanischen Unterhändler abgesagt“ worden, erklärt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. „Wir hoffen, dass diese Pause nicht zu lange dauert.“ Angaben zu den Gründen der Absage macht sie nicht. Die Arbeit der jeweiligen diplomatischen Vertretungen wird von der russischen Diplomatie weiterhin als „Störfaktor“ eingestuft. Vertreter Russlands und der USA hatten hierzu jüngst zwei Verhandlungsrunden in der Türkei abgehalten. In der vergangenen Woche hatte der russische Botschafter in den USA, Alexander Dartschijew, von einer „demnächst“ bevorstehenden weiteren Gesprächsrunde in Moskau gesprochen. Die USA hatten dies jedoch nicht bestätigt.

Alle früheren Entwicklungen können Sie hier nachverfolgen.

WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN

DiKanada kündigt bei G7-Gipfel weitere Hilfe für Ukraine an180dpa-AFX
DiG7-Abschluss ohne Trump – Ukraine-Krieg im Fokus184dts Nachrichtenagentur
DiG7-Gipfel berät mit Selenskyj über Ukraine-Krieg300dpa-AFX

Reisners Blick auf die Front „Eine Drohne jagt die ganze Brücke in die Luft“ – n-tv, 16.6.2025

Für den Fall eines eiligen Rückzugs bringen die Ukrainer im Donbass Sprengstoff an Brücken an. Sie sollen gesprengt werden, bevor die Russen nachrücken könnten. Doch feindliche Drohnen attackieren die Brücken schon jetzt, erklärt Oberst Reisner, und sie lassen den Sprengstoff detonieren.

ntv.de: Herr Reisner, kürzlich hat der ukrainische Geheimdienst in der Operation „Spiderweb“ heimlich eigene Drohnen in Russland eingeschleust und aus dem Inneren des Landes heraus gegen russische Ziele gerichtet – sehr erfolgreich noch dazu.

Markus Reisner: Der israelische Mossad hat nun Vergleichbares im Iran gemacht. Auch hier wurden über Monate Bauteile von Drohnen in das Land hineingeschmuggelt, zusammengebaut und dann aus dem Territorium des Iran heraus eingesetzt.

Oberst kritisiert mangelnde Hilfen Verbündete der Ukraine „hoffen auf schwarzen Schwan“

Darauf wollte ich hinaus. Die werden sich ja kaum abgesprochen haben. Wie kommt diese Ähnlichkeit bei der Kriegsführung zustande?

Das ist das Ergebnis unmittelbarer Betroffenheit. Beide Staaten befinden sich im Kriegszustand und verfolgen das Ziel, mit allen Möglichkeiten, allen technologisch verfügbaren Systemen das maximale Ergebnis zu erreichen. Die Drohnentechnologie gibt da momentan viel her, darum nützen potente Streitkräfte sie in jeder Art und Weise, die Erfolg verspricht. Und Achtung: Nicht nur in der Ukraine und im Iran sehen wir das, sondern weltweit werden Drohnen und neue technologische Fähigkeiten als Waffensysteme eingesetzt.

Geben Sie uns Beispiele?

Videos zeigen syrische Rebellen, die zu Beginn des Sturzes des Assad-Regimes mit Drohnen arbeiteten. In Mali kämpfen die Tuareg gegen die russischen Söldner mit Angriffsdrohnen, aus den Konflikten im Sudan oder in Äthiopien sind sie nicht mehr wegzudenken. Warum ist das der Fall? Weil aufmerksame militärische Beobachter von Konflikten erkennen, welche bahnbrechenden Möglichkeiten der Drohneneinsatz mit heute zur Verfügung stehenden Mitteln eröffnet. Konfliktparteien bestellen einfach übers Internet und bauen mit einem gewissen technischen Wissen, das kein Hexenwerk ist, sehr potente Waffensysteme in hoher Stückzahl, die militärisch potente Staaten und ihre Streitkräfte massiv unter Druck bringen.

Das gilt ja auch für die Frontlinie im Ukrainekrieg. Ist im Drohnenbereich nach wie vor Russland der Ukraine überlegen? Oder verschiebt sich dort etwas?

Es ist ein steter Kampf. Die Ukrainer und Russland versuchen gegenseitig immer wieder sich zu übertreffen oder zumindest nachzuziehen. Aber Stand jetzt haben die russischen Streitkräfte einen wichtigen Vorteil bei den per Glasfaserdrähten gesteuerten Drohnen. Die Russen bringen Spulen an den Drohnen an, die vor allem aus China im großen Stil geliefert werden. Auf diese Spulen ist bereits ein hochwertiger Glasfaserdraht aufgewickelt, und die Art und Weise der Wickeltechnik auf den Spulen ist hier ganz entscheidend. Sie ermöglicht, dass sich später auf dem Schlachtfeld der Draht ohne Widerstand abrollt, das vermeidet Störungen bei der Steuerung, die manche Drohnen zum Absturz bringen.

Wie eine Drahtspule über den Krieg entschied – es ist schwer zu fassen.

Ja, das erscheint absurd, aber wie man ja weiß, geht es in der Kriegsführung immer um Symmetrie und Asymmetrie. Beide Seiten versuchen, aus einer symmetrischen Situation in eine asymmetrische zu kommen, in die Überlegenheit. Durch ein Waffensystem, durch eine Fähigkeit, eine Taktik den Gegner zu überwinden. Oft machen dann auf den ersten Blick unscheinbare Fähigkeiten tatsächlich den Unterschied. Aktuell stehen diese entscheidenden Fähigkeiten häufig mit Drohneneinsatz in Verbindung.

Über das „gläserne Gefechtsfeld“, das mittels Drohnen bis in den letzten Winkel aufgeklärt wird, haben wir schon öfters gesprochen. Wo spielt der Drohneneinsatz aktuell eine entscheidende Rolle an der Front?

Im Süden der Front schaffen Drohnen einmal mehr einen beachtlichen Effekt. Die Russen greifen zwischen Sumy im Norden und Saporischschja im Süden entlang der gesamten Front an und versuchen erkennbar, viele kleine Kessel zu bilden. Vor allem im Mittelabschnitt, von Slowjansk runter bis Pokrowsk, gleicht die Front immer mehr einer Wellenlinie. Die Wellenberge entstehen durch die Vorstöße der Russen. Diese Angriffsspitzen deuten Richtung Westen, zwischen diesen Spitzen aber beginnen sich kleine Kessel zu bilden. Die sehen wir bei Kupjansk, bei Borowka etwas südlich, und bei Seversk zum Beispiel. Torezk und Pokrowsk sind zwei von Einkesselung bedrohte Städte. Die operative Einsatzführung der Russen zielt darauf ab, den Ukrainern in diesen Kesseln die Logistik abzuschneiden und sie dann einzudrücken.

Wo liegt das Schwergewicht der russischen Kriegsführung derzeit?

Im Mittelabschnitt, also im Donbass. Aber auch nördlich von Sumy sind die Russen in der Lage, ausreichend Ressourcen zuzuführen. In Saporischschja, also ganz im Süden, kommt es ebenfalls zu schweren Angriffen, und hier kann ich zurückkommen auf das Beispiel für einen Vorteil aufgrund einer unscheinbaren Fähigkeit. Was wir aktuell vielerorts im Süden beobachten: Die russischen Truppen versuchen, die Brücken hinter den Ukrainern zu zerstören. Das Gelände dort im Süden ist von Flussläufen und Gewässern durchsetzt.

Das ist ja erstmal nicht schlecht als Hindernis für den Vormarsch der Angreifer, oder? Es kostet Zeit, konzentriert die Truppen an einer Stelle…

Aus dieser Perspektive sind die Flussläufe von Vorteil. Zugleich sind sie aber schwierig für die Verteidiger, die ihre Truppen jenseits der Flüsse versorgen und diese Flüsse also auch ständig überqueren müssen – mit Gerät, Munition, Lebensmitteln, aber auch mit Verwundeten, die von der Front abtransportiert werden. Die Brücken sind also derzeit für die Logistik der Ukrainer sehr wichtig, zugleich bereiten sie sich vor auf ein Szenario, in dem man sich zurückziehen muss, sich die Ereignisse überschlagen, und es dann entscheidend wäre, vorrückenden Russen das Überqueren der Flüsse schwer bis unmöglich zu machen.

Die Brücken also zu zerstören, sowie man sie selbst letztmalig genutzt hat?

Das ist das Ziel und das übliche Vorgehen: Die Ukrainer bringen jetzt bereits vorbereitete Sprengladungen unterhalb der Brücken an, die sie im Bedarfsfall nur noch zünden müssen. In den vergangenen 14 Tagen kursierten in den Netzwerken allerdings fünf Videos, auf denen Brücken im Rücken der ukrainischen Stellungen schon jetzt in die Luft flogen.

Auf drei dieser Videos war erkennbar, dass russische First-Person-View-Drohnen gezielt unter diese Brücken flogen, sich in die dort deponierten Sprengladungen hineinstürzten und damit die ganze Brücke zerstörten. Solch eine Drohne findet ihren Weg durch den schmalsten Spalt, durch Tarnnetze, sie entdeckt die Sprengladung, die Mine, was auch immer, und jagt die Brücke in die Luft. Und hier macht sich bemerkbar, was auch die Ukrainer gerade vor kurzem erst wieder betont haben: Mit Blick auf die Qualität glasfasergesteuerter Drohnen ist die russische Armee der ukrainischen überlegen. Diese Taktik übrigens, dem Gegner die Versorgung abzuschneiden, ist erkennbar als Vorphase eines größeren Angriffs zu werten.

Stichwort: Sommeroffensive?

Das Gesamtbild lässt diesen Schluss zu. In Vorbereitung auf einen Angriff in einem bestimmten Abschnitt der Front unterbindet man die Versorgung für die gegnerischen Truppen, damit man später, beim eigenen Angriff, rasch nach vorne kommt. Das sehen wir in der Frühjahrsoffensive der Russen, die vor allem dazu gedient hat, zukünftige Angriffsräume der Sommeroffensive zu isolieren. Diese Vorbereitungen häufen sich zurzeit. Wir sehen sie einerseits im mittleren Frontabschnitt, vor allem im Raum Siversk, wir haben das aber auch bei Saporischschja zum Beispiel gesehen, also im Süden.

Viele Berichte von der Front klingen, als laufe es für die Russen derzeit nach Plan. Sehen Sie das auch so?

Laut einer Analyse des „Wall Street Journal“ hat die russische Armee im Mai so viel Gebiet in Besitz genommen, wie in keinem anderen Monat seit dem Einmarsch der Russen im Februar 2022. Zum Teil nehmen die Russen an einem Tag 15 bis 20 Quadratkilometer ein. Interessant ist dabei auch, dass die Verlustzahlen für Streitkräfte und auch für schweres Gerät bei den russischen Truppen zurückgehen.

Was kann das bedeuten?

Möglich wäre, dass die Russen hier versuchen, Gerät zurückzuhalten für etwas Größeres, das sie im Rahmen der Sommeroffensive vorhaben.

Die militärische Faustformel ist ja: Der Angreifer braucht auf „normalem“ Gelände Mensch und Material im Verhältnis 3 zu 1. Dreimal so viele angreifende Soldaten und Waffen, wie die verteidigende Truppe einsetzt. Stimmt das Verhältnis für die Russen?

Verschiedene Thinktanks im Internet werten die Verlustzahlen beider Seiten aus. Da passieren hier und da auch Fehler, aber es gibt einen Trend: Das Verhältnis ist nicht 3 zu 1, sondern nur 2,4 zu 1. Bei Panzern liegt es bei 2,8 zu 1, also auch knapp unter 3. Das ist schlecht für die Ukraine, ein ungünstiges Verlustverhältnis. Die Ukrainer bräuchten eigentlich ein Verhältnis von 4 zu 1, noch besser 6 zu 1, um einen wirklich massiven Abnutzungseffekt auch auf russischer Seite zu erreichen. Auch Russland gehen natürlich die Ressourcen aus. Aber auf diesem Niveau ist die russische Armee sicher in der Lage, noch zwei, drei Jahre durchzuhalten.

Die Ukrainer brauchen also mehr Material von ihren Unterstützern – darauf läuft es wie immer am Ende hinaus?

Ich weise seit Jahren darauf hin, dass dieses Muster, nach langen Debatten ein bisschen zu liefern, auf dem Schlachtfeld nur sehr eingeschränkt Wirkung erzielt. Da macht kein einzelnes Waffensystem den Unterschied. Ich telefoniere jede Woche mit meinen ukrainischen Kameraden, so sie noch leben und nicht vermisst sind. Die Stimmungsbilder, die sie mir geben, sind sehr ernüchternd. Zu wenige Soldaten, zu wenig Gerät. Große Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung. Als Militär muss ich immer wieder darauf hinweisen: Es wird deutlich zu wenig getan, um die Ukraine zu unterstützen.

 (Foto: privat) Markus Reisner ist Historiker und Rechtswissenschaftler, Oberst des Generalstabs im Österreichischen Bundesheer und Leiter des Institutes für Offiziersgrundausbildung an der Theresianischen Militärakademie. Wissenschaftlich arbeitet er u.a. zum Einsatz von Drohnen in der modernen Kriegsführung. Jeden Montag bewertet er für ntv.de die Lage an der Ukraine-Front.

Mit Markus Reisner sprach Frauke Niemeyer

Quelle: ntv.de

ZENTRALBANKEN

Sinkende Inflation, Minuszinsen am kurzen Ende der Anleihen: Ein Signal an die Nationalbank – Der Chart des Tages, 16.6.2025

Am Donnerstag entscheiden die Schweizer Währungshüter über das Leitzinsniveau.

Das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) entscheidet vier Mal pro Jahr an der geldpolitischen Lagebeurteilung über das Zinsniveau. Am Donnerstag ist es wieder so weit. Die Ausgangslage ist verzwickt.

Die Inflationsrate bildet sich deutlich schneller zurück, als die SNB erwartet hat. Im Mai lag sie erstmals seit vier Jahren wieder im Minus. Die Währungshüter rechnen damit, dass sie im zweiten Halbjahr wieder anzieht. Die Märkte sehen das anders. Sie preisen bereits wieder Negativzinsen ein.

Wie der heutige Chart zeigt, liegt die Zinskurve bis zu fünf Jahre im Minus. Sie hat sich in den vergangenen vier Wochen nach unten verschoben. In erster Linie geschah das bei den kurzen Laufzeiten, jenen also, die die SNB über ihren Leitzins am stärksten beeinflusst. Es handelt sich um ein deutliches Signal des Marktes an die geldpolitischen Entscheidungsträger.

Aktuell hält die SNB den Leitzins noch auf 0,25%. Man darf gespannt sein.

Weitere Charts des Tages finden Sie hier.»

WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK

DiÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
DiEU schlägt Stopp russischer Öl- und Gasimporte ab Ende 2027 vorDow Jones News
DiUS-Industrieproduktion im Mai gesunkenDow Jones News
DiUSA: Industrieproduktion gefallendpa-AFX
DiUmsätze der US-Einzelhändler sinken im MaiDow Jones News
DiUSA: Einzelhandelsumsätze sind im Mai stärker als erwartet gefallendpa-AFX
DiÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
DiEU entscheidet bis 21. Juli über Universal-Gebot für DowntownDow Jones News
DiBanken fragen 2,431 Milliarden Euro mehr EZB-Liquidität nachDow Jones News
DiZEW-Konjunkturerwartungen steigen im Juni stärker als erwartetDow Jones News
DiDeutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen verbessern sich stärker als erwartetdpa-AFX
DiÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
DiTrump verlässt G-7-Gipfel wegen wachsender Nahost-Spannungen vorzeitigDow Jones News
DiBoJ belässt Leitzins bei 0,5 ProzentDow Jones News

WEITERE MELDUNGEN

ORF MELDUNGBÜNDEL WELT

G-7-Staaten stellen sich nach Trumps Abreise hinter Ukraine

Mehr Tote nach russischen Angriffen in Kiew geborgen

Fico bringt NATO-Austritt der Slowakei ins Spiel

Kanada und Indien beenden diplomatische Krise

Argentiniens Ex-Präsidentin Kirchner darf in Hausarrest

US-Regierung darf Geschlecht im Pass nicht verweigern

Trump verlängert Frist zum Verkauf von TikTok

Selenska und Schmidauer richten „First Ladies“-Gipfel aus

Kommission will Roaming für Ukraine abschaffen

USA

NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)

EUROPÄISCHE UNION

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen: Die US-Handelsverhandlungen sind komplex, aber wir kommen voran

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sagte am Dienstag, dass die Handelsgespräche zwischen der Europäischen Union (EU) und den Vereinigten Staaten (US) komplex sind, fügte jedoch hinzu, dass sie vorankommen.Wichtige Erkenntnisse“Die US und die EU haben sich auf eine Frist bis zum 9. Juli geeinigt.

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

UMFRAGEN

DiE.ON-Umfrage: Die meisten laden zu Hause – und sparen mit Solarstrom5VISION mobility
DiUmfrage: Das Ende der US-Marktdominanz naht1cash
DiAutoScout24-Umfrage: Mehrheit lehnt Steuervorteile für Luxus-E-Autos ab1VISION mobility
DiUmfrage: Hat der Bundesrat mit der Bankenregulierung übertrieben?1finews.ch
DiUmfrage: Mehrheit lehnt unbegrenzte tägliche Arbeitszeit ab147dpa-AFX
DiWGC-Umfrage: Viele Notenbanken wollen Goldreserven weiter aufstocken214dpa-AFX
DiUmfrage: Große Mehrheit nutzt Online-Banking188dts Nachrichtenagentur
DiUmfrage: Mehrheit wünscht sich höhere Wasserentgelte für die Industrie / BUND fordert einen vorausschauenden Umgang mit der Ressource Wasser209news aktuell
DiUmfrage: E-Auto-Fahrer sind zufriedener als andere Autofahrer1ecomento.de
DiSchadeninflation: Exklusive Umfrage unter Kfz-Versicherern: Droht Autofahrern Prämienschock?1DAS INVESTMENT
DiDiva-Umfrage: So stehen die Deutschen zur Frühstart-Rente3cash-online.de
DiUmfrage unter Privatbanken: Private-Banking-Berater müssen exzellente Beifahrer sein1private banking magazin
DiEUR/GBP setzt die Rallye über 0,8500 fort vor den ZEW-Wirtschaftsstimmungsumfragen203FXStreet
DiJeder Dritte kennt eigene Mobilnummer nicht: Laut einer neuen Umfrage des Digitalverbands …3Computerworld
DiUmfrage: Krisenfester Job und gutes Gehalt am wichtigstendpa-AFX

Islamfeindlichkeit in Deutschland: Frauen laut NGO besonders betroffen – Neue Zürcher Zeitung, 17.6.2025

lbs. / (dpa) Die Zahl antimuslimischer Vorfälle in Deutschland ist deutlich gestiegen. Das geht aus der am Dienstag (17. 6.) Jahresbilanz des Netzwerks «Claim» hervor, das mit mehreren Beratungsstellen zusammenarbeitet. 2024 wurden demnach 3080 Fälle dokumentiert – deutlich mehr als im Vorjahr mit 1926. Ein Grund sei die gestiegene Zahl teilnehmender Stellen, doch auch diese hätten ein «deutlich höheres Beratungsaufkommen» gemeldet.

Besonders häufig betroffen sind Frauen: Rund 70 Prozent der dokumentierten Übergriffe richteten sich gegen sie. Die Taten reichen von Beleidigungen bis zu Sachbeschädigungen mit islamfeindlicher oder nationalsozialistischer Symbolik. Opfer würden teils als «Messerstecher» oder «Terroristen» beschimpft – darunter auch Kinder.

Nach Angaben von «Claim» herrscht unter Betroffenen ein hohes Mass an Misstrauen gegenüber Behörden. Viele zeigten Übergriffe nicht an – auch aus Angst vor Repressionen. Vor allem im schulischen Bereich würden Vorfälle oft unter den Teppich gekehrt.

Die Zahl dokumentierter Taten stieg vor allem nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 sowie im Zusammenhang mit islamistisch motivierten Anschlägen. In einem Fall wurde eine Moschee mit Hakenkreuzen beschmiert, in einem anderen eine Familie mit einem Schweinekopf vor der Haustür bedroht.

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGENAPA-WAHLTREND

ÖSTERREICHISCHES PARLAMENT

ORF-MELDUNGSBÜNDEL ÖSTERREICH

Regierung bei Messenger-Überwachung einig

Vorlage zum „Dick-Pic-Verbot“ im Ministerrat beschlossen

Experten tagen in Graz zu mehr Sicherheit an Schulen

Nach Amoklauf: Grazer startet Petition an Regierung

Totschnig: Klimabericht zeigt „großen Handlungsbedarf“

Inflationsrate fiel im Mai leicht auf 3,0 Prozent

Amazon: Werden durch KI weniger Beschäftigte brauchen

MEDIEN

REZENSION: Ein Zeitungsinterview mit Hitler 1933 beruhigte die Welt hinsichtlich eines Kriegs – wie Medien die Geopolitik mitbestimmen – Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2025

Im Journalismus liegen Aufklärung und Mythenbildung nahe beieinander. Ein Buch erzählt die Kulturgeschichte der Nachrichten von der Pestpandemie bis zu 9/11.

Im Spätsommer 1721 ist die gesamte europäische Presse in Aufruhr. Die Pest hat den Hafen von Marseille erreicht. Man berichtet von Zehntausenden Toten, aber die Pariser «Gazette» interessiert sich mehr für die Jagd-Erfolge des damals noch sehr jugendlichen Königs Ludwig XV. Nach dem Erlegen von mehreren Stück Wild sei Seine Majestät zur Spazierfahrt in der Kutsche durch die eigenen Gärten unterwegs gewesen, heisst es am 13. September.

Das internationale Zeitungswesen beginnt im 18. Jahrhundert mit Aufklärungsarbeit und gleichzeitig mit Vertuschung. In dem französischen Blatt, das dem Hof nahesteht, werden Nachrichten unterdrückt, die Gefahr wird heruntergespielt. Man will keinen Aufruhr im Land. Von England bis nach Österreich allerdings kann man gar nicht schaurig genug von der Katastrophe berichten, die die Pest anrichtet. In Marseille halbiert sich bis zum Sommer 1722 die Bewohnerzahl, 100 000 Menschen sterben in der Provence.

Den Begriff «Breaking News» hat es zu Zeiten von Ludwig XV. noch nicht gegeben, aber das hindert den Germanisten Klaus Zeyringer und die Kulturwissenschafterin Ursula Prutsch glücklicherweise nicht, die Geschichte in ein Buch aufzunehmen, in dem es um genau das geht: um epochale Ereignisse und die Frage, wie die Medien damit umgehen. Das Buch «Breaking News. Zeitgeschehen in der Presse von 1648–2001» liefert eine Kulturgeschichte der Nachrichten und eine Geschichte der Beschleunigung.

Schon die Französische Revolution produzierte Fake News

Von der Französischen Revolution und dem Pariser Sturm auf die Bastille hatte man 1789 im fünfhundert Kilometer entfernten Zürich erst nach einer Woche erfahren. Das Attentat auf die New Yorker Twin Towers war 2001 in Minutenschnelle auf dem Bildschirm. Eine Viertelstunde nach dem ersten Anschlag mit einem Flugzeug war ein Drittel der Amerikaner informiert, nach einer Stunde waren es siebzig Prozent.

Hier und in anderen Fällen gilt: Wie schnell und was die Medien berichten, bestimmt die Einschätzungen der internationalen Lage. Hier werden Meinungen geformt und weitreichende geopolitische Prozesse mitbestimmt.

Schon die Berichte über die Französische Revolution erzählen eine Story für sich. Unter die Rubrik Fake News fällt die damals emsig verbreitete Behauptung, die Aufständischen hätten Dutzende politische Gefangene aus der Bastille befreit und sie vor weiterer Folter bewahrt. In Wahrheit gab es nur sieben Inhaftierte. Unter ihnen vier Falschmünzer, von denen wiederum zwei offenkundig verrückt waren.

Wie nahe beim Journalismus Aufklärung und Mythenbildung beieinanderliegen, zeigen Zeyringer und Prutsch in ihrem anekdotenhaft erzählten Buch immer wieder. Besonders lange stochert die Weltöffentlichkeit im Nebel, als man nach dem 4. Juli 1776 von der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung erfährt. Erst allmählich kann man die Folgen einschätzen.

Nach dem 28. Juni 1914, an dem der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo ermordet wurde, war die Lage nicht viel anders, gleichzeitig aber wegen der wechselseitigen Verflechtungen europäischer Staaten komplexer. Der ideologische und nationalistische Meinungsjournalismus wird in den folgenden Jahren zum Kriegsteilnehmer. Die Zeitungen können in enormem Tempo gedruckt werden und erscheinen in mehreren Ausgaben täglich. So entsteht fast das Bild einer Live-Berichterstattung.

Autoritäre Macht, gefügige Presse

In enormer Fleissarbeit haben sich die Autoren von «Breaking News» durch die Archive gearbeitet und signifikante Augenblicke aus der Mediengeschichte in einen grösseren Zusammenhang gebracht. Die Wechselwirkung zwischen autoritärer Macht und willfähriger Presse erlebt man im Jahr 1933, als ausgerechnet das französische Blatt «Le Matin» äusserst freundlich von einer Privataudienz bei Adolf Hitler berichtet.

Der Journalist Fernand de Brion rühmt Hitlers «Einfachheit»: «Welch Kontrast zu seinem Ruf», «welche Kraft, wenn ihn die Leidenschaft packt». Der deutsche Reichskanzler gibt sich im Interview milde und meint, dass ihm Unrecht geschehe, wenn man behaupte, er wolle den Krieg. «Den Krieg? Bin ich denn verrückt?» Bis hin zur «New York Times» scheint die Welt in ihren Ängsten beruhigt. Das Gespräch wird auch ausserhalb Frankreichs nachgedruckt. Es ist ein Pressecoup ohne Beispiel.

Als Spiegel der Welt sind die Medien manchmal blind, aber oft auch scharfsichtig genug, um Konsequenzen einzelner Ereignisse einschätzen zu können. In der Rückschau haben Klaus Zeyringer und Ursula Prutsch naturgemäss den Vorteil, zu wissen, wie die Dinge weitergingen, was nach dem Zünden der ersten Atombombe geschah, nach dem Tod Stalins und nach dem Aufruhr von 1968. Damals warnte die im Buch häufig zitierte NZZ vor dem Funken, der «mit explosiver Schnelligkeit» überspringe.

Der Terroranschlag auf die Twin Towers in New York 2001 bildet den Schlusspunkt in den Analysen von «Breaking News». Mit 9/11 beginne ein «Kampf der Kulturen», so die beiden Autoren, in dem die Rolle der Medien neu befragt werden müsse. Es ist der Kampf der westlichen Welt gegen den Jihadismus und den Islamismus. Fundamentalistische und liberale Ideen treten gegeneinander an.

Wenn am Beginn des Medienzeitalters allein der Zeitungsjournalismus um Deutungshoheiten und Manipulationsmöglichkeiten kämpfte, kommen jetzt die Neuen Medien dazu. Breaking News auf allen Kanälen. Ist die Welt dadurch übersichtlicher geworden? Nein.

Klaus Zeyringer, Ursula Prutsch: Breaking News. Zeitgeschehen in der Presse 1648–2001. Verlag S. Fischer, Frankfurt 2025. 432 S., Fr. 39.50.

COMMENT: Das das so ist, ist wohlbekannt. Der Großteil der Journalisten in Europa sind linksgepolt, wie Studien zeigen. Diese ideologische Brille lenkt ihre Aufmerksamkeit und lässt sie entsprechend tendenziös schreiben, sobald es über die reine Meldung – die Hochkunst der Journalistik – hinausgeht mit den Fragen „Warum?“ und vor allem „Wozu?“. Damit sind dann die Türen zum Kommentar offen.

Daher gibt es hier Agenturmeldungen, aber auch Kommentare und Analysen aus der NZZ, die teils konservativ, teils liberal bis libertär, teils wirtschaftsfreundlich ausgerichtet sind. Der Vorzug der NZZ liegt darin, dass sie wieder über zahlreiche Korrespondenten in allen Weltgegenden verfügt. Das war eine Zeitlang nicht so, und reine Agenturmeldungen ersetzten die Expertise von Fachjournalisten vor Ort.

MENSCHEN

1931–2025: Alfred Brendel ist tot – ORF, 17.6.2025

Der österreichische Pianist Alfred Brendel ist tot. Kein anderer hat so das „Nachdenken über Musik“ und die „Schule des Hörens“ gepflegt. 60 Jahre lang stand Brendel als Solist auf der Bühne, doch auch abseits der Bühne fand er mit TV-Sendungen und Buchveröffentlichungen international große Beachtung. Brendel starb am Montag in seiner Wahlheimat London im Alter von 94 Jahren, wie sein Sprecher der BBC bestätigte.

Der charismatische und dem Humor huldigende Musiker und Träger des Praemium Imperiale sprach über seine treuesten Begleiter ebenso tiefgründig, wie er sie gespielt hat: Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Liszt und Robert Schumann sowie Franz Schubert. Brendel war wesentlich mitbeteiligt an der Einbürgerung der Schubert-Sonaten und des Klavierkonzerts von Arnold Schönberg im internationalen Konzertrepertoire.

Sein Spiel, das tiefem Empfinden ebenso wie scharfer Analytik selbstverständlich verpflichtet war, machte ihn weltberühmt. Seit 1972 lebte der vielfach ausgezeichnete Brendel in London, wo er nun auch verstarb.

Seit 2012, als er einen Hörsturz erlitt, konnte Brendel die meisten Klänge nur noch unscharf wahrnehmen, einzig die Geige hörte er noch klar – und verlegte sein Engagement für junge Musikerinnen und Musiker prompt auf dieses Instrument. Sein eigenes Musizieren hatte für den unbestrittenen Intellektuellen nur nach außen hin aufgehört: „Nun arbeite ich im Kopf an meinen Stücken weiter“, sagte er einst in einem Interview.

In Mähren geboren

Brendel, der einer österreichisch-deutsch-italienisch-slawischen Familie entstammt, wurde am 5. Jänner 1931 in Loucna nad Desnou (Wiesenberg) in Mähren geboren, wo er seit 2005 Ehrenbürger war. Er studierte Klavier, Komposition und Dirigieren in Zagreb und Graz und bildete sich bei Paul Baumgartner, Edwin Fischer und Eduard Steuermann weiter.

1950 kam er nach Wien und entfaltete seit dieser Zeit seine international anerkannte Tätigkeit als Pianist, die ihm in Europa, der damaligen Sowjetunion, den Vereinigten Staaten und in Japan zu großen Erfolgen verhalf.

„Schule des Hörens“

Über Jahrzehnte war er bei den Salzburger Festspielen zu erleben, zuletzt freilich nicht mehr als Konzertpianist, sondern als Lehrmeister in seiner „Schule des Hörens“. Seit seinem ersten Klavierabend am 12. Februar 1957 hielt er auch der Gesellschaft der Musikfreunde und dem Konzerthaus in Wien die Treue, wo er oft mit Soloabenden, als Solist mit Orchester, als Liedbegleiter und später als Vortragender zu Gast war – etwa mit der Reihe „Nachdenken über Musik“.

Im Frühjahr 1965 und im Winter 1982/83 spielte Brendel an jeweils sieben Abenden alle 32 Klaviersonaten von Beethoven, 1988 führte er Schuberts spätes Klavierwerk in vier Konzerten zyklisch auf. Er war der erste Pianist, der das Klavierwerk Beethovens in seiner Gesamtheit auf Schallplatte aufnahm. Seine Abschiedstournee 2008 brachte ihn vor gesteckt volle Säle, die den Tastenmeister nicht gehen lassen wollten.

TV-Sendungen und Buchveröffentlichungen

Auch mit Fernsehsendungen und Buchpublikationen fand Brendel international große Beachtung. Eine erste Sammlung seiner musikalischen Aufsätze erschien 1977 unter dem Titel „Nachdenken über Musik“, im Schubert-Jahr 1978 produzierte er die 13-teilige Fernsehserie „Alfred Brendel spielt Schubert“ mit Einführungen zu den einzelnen Klaviersonaten.

1990 veröffentlichte der Künstler in London sein zweites Buch „Sounded out“, dessen deutsche Fassung „Musik beim Wort genommen“ seit 1992 vorliegt. Aber auch mit literarischen Texten trat Brendel an die Öffentlichkeit. So erschienen die Gedichtbände „Ein Finger zuviel“ und „Spiegelbild und schwarzer Spuk“. 2005 erschienen die Essays „Über Musik“, 2010 „Nach dem Schlussakkord“, 2014 „Wunderglaube und Mißtonleiter“.

Zahlreiche Auszeichnungen

Für sein Können wurde Brendel von den Universitäten von London, Sussex, Oxford, Warwick, Köln, Weimar, dem Royal Northern College of Music in Manchester und von der Yale University die Ehrendoktorschaft verliehen. Zudem war Brendel Träger des Frankfurter Musikpreises, des Siemens Musikpreises (2004), des Herbert-von-Karajan-Musikpreises (2008), des Praemium Imperiale (2009), des Echo Klassik für das Lebenswerk (2014), des Kommandeurkreuzes Erster Klasse, das er von Königin Elizabeth verliehen bekam, und der Ehrenmedaille ebenso wie des Ehrenzeichens der Stadt Wien in Gold (1992 und 2010).

1998 wurde er Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker. Als 1999 Prinz Charles persönlich Brendel die Ehrendoktorwürde des Royal College of Music in London verlieh, wurde er als „größter lebender Pianist“ gewürdigt.

red, ORF.at/Agenturen

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GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN

*** derzeit nicht aktualisiert ***

AKTIENEMPFEHLUNGEN – BUY & SELL

Aktuell (—): 
Aktien um 10 Euro je Stück sind FETT hervorgehoben.

Die erwarteten stolzen Kursgewinne sind dem Übermut der tollen Analystenzunft zu verdanken! Hirn selbst einschalten und kritisch bewerten. MERKE: Klappern gehört zum Geschäft. Es geht letztlich nicht so sehr um die Beratung der Anleger, sondern um die spekulativ selbst gehaltenen Aktien der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaften etc.), für die die Analysten tätig sind: wenn viele kaufen, steigen die Kurse, und 5% Plus sind zwar weniger als 15% oder 35%, aber besser als 5% Minus. Zudem lassen sich schnell noch eigentlich „schlechte“ Aktien im Portfolio des Hauses (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) verkaufen, für die der Analyst tätig ist, sofern die werten privaten Anleger den Kaufempfehlungen folgen. So schaut’s aus im Schneckenhaus! Nochmals: Hirn selbst einschalten. Die Finanzbranche lebt vom Trübe-Machen des Wassers!

NICHT ZULETZT: Verkaufsempfehlungen werden ungern gegeben, da sie auf das Portfolio der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) rückschließen lassen, zu denen die Analysten gehören. Verkaufsempfehlungen werden aus zwei Gründen gegeben: a) es ist tatsächlich Feuer am Dach des analysierten Unternehmens, b) das Haus möchte die Aktien des zum Verkauf empfohlenen Unternehmens billiger zurückkaufen, sofern den Verkaufsempfehlungen gefolgt wird. Letztlich agieren an der Börse die Optimisten, und die wollen positive Nachrichten hören, also werden sie von den Häusern und ihren Analysten entsprechend bedient.

UND ZU ALLERLETZT: die Analysten bespiegeln sich untereinander: wer hat was empfohlen oder nicht empfohlen, es kommt zu herdenpsychologischen Erscheinungen derart: der Leithammel hat empfohlen, also machen wir das auch. Die jeweiligen Analysen werden entsprechend (um)formuliert. Das zweite Moment: die Konkurrenz, die u.U. zu skurrilen Interpretationen des analysierten Unternehmens führt.

FAZIT: was die Analystenzunft von sich gibt, kann aufschlussreich sein, muss es aber nicht, vermittelt einen zusätzlichen Eindruck zu einzelnen Aktiengesellschaften. Wichtig ist der Blick auf zweierlei: a) entscheidend: auf die volkswirtschaftliche Situation des Landes, der Welt; b) sekundär (!) auf das Unternehmen und seine Branche: Charakter des Managements, klare, gut durchschaubare Produktpalette, Langlebigkeit des Unternehmens und seine Stetigkeit im Gebaren.

Renten- und Aktienmärkte

Man halte sich vor Augen: Aktienmärkte sind die Pfützen in der Welt der Veranlagungsmöglichkeiten. Anleihenmärkte (Rentenmärkte, Kapitalmärkte) sind die großen Ozeane ebendort. Daher sind Aktienmärkte volatil und reagieren auf den leisesten Windhauch mit u.U. kräftigen Ausschlägen. Die Seelen der Anleger sind sehr verletzlich: Angst und Gier bestimmen hier jegliches Handeln, die vernünftige Veranlagungsentscheidung steht an zweiter Stelle. Das verursacht in den kleinen Geldpfützen der Aktienmärkte hohe Wellen. Aber dort stehen nach erster Erschütterung später die rationalen Kaufs- und Verkaufsentscheidungen felsenfest – bis zur nächsten Seelenerschütterung.

Anleiheanleger sind cooler und gezügelter im Gemüt. Hier geht es eher um Langfristperspektiven. Alles dreht sich um den Zins und wie er sich weiterentwickelt. Wer an der Zinsschraube dreht, dreht am Schicksal ganzer Volkswirtschaften. Da ist das aufgeregte Gegackere an den Aktienmärkten geradezu uninteressant.

Aber kommen Anleihemärkte einmal ins Rutschen – nach oben oder nach unten – dann ist Feuer am Dach. Schon 0,5 oder gar 1 Prozent Veränderung in einem Anleihenindex sind eine „Weltbewegung“ im Milliarden- oder Billionengeldmeere der Anleiheozeane.

Dazu kommt: Die Anleiherenditen konkurrenzieren mit den Aktienrenditen. Eine hohe Anleiherendite jenseits der 3 Prozent wirkt umso „giftiger“ auf die Aktienkursentwicklungen, je höher sie ist. Liegt sie unter 3 Prozent, begünstigt sie die Aktienkäufe, Je deutlicher sie unter 3 Prozent liegt, umso eher. Das ist die Regel. Die Ausnahme – so, wie wir sie gerade sehen – bestätigt diese Regel. Früher oder später wird sie ihre dominante Stellung als Regel wieder einnehmen.

Diese Verhältnisse sind es, die im Tagesblick in der Regel die Berichte zu den Anleihemärkten wiedergeben lassen, dass aufgeregte Geflattere und Gegackere an den Aktienmärkten im Detail interessiert in der Regel nicht die Bohne.

Zur Renditebestimmung bei Anleihen: notiert die Anleihe zu 100 Prozent, dann stimmen Anleihezinssatz (der Couponzins) und Anleiherendite überein. Sinkt der Anleihekurs unter 100 Prozent, steigt die Rendite, umgekehrt gilt: steigt der Anleihekurs, so sinkt die Rendite. So einfach ist das. Und so weltbewegend in der Tat.

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Allgemeine Empfehlungen: Es geht vornehmlich um die Zukunft der Energiegewinnung und die Energielieferanten. Renner bleiben Telekommunikations-Unternehmen, deren Dienstleistungen in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sind. Unter den Logistik-Aktien sind in der Regel die Post-Aktien interessant. Diese Branchen sind weniger konjunkturabhängig als z.B. Konsumaktien, darunter die Post-Aktien noch am ehesten.

Hinzu kommt, dass die klassischen erdölverarbeitenden Energielieferanten (Up- und Downstream) mehr oder weniger energisch in großem Stil auf Alternativenergien umstellen. Es bleibt ihnen angesichts des Klimawandels, der öffentlichen Meinung und der in absehbarer Zeit erschöpften Welt-Erdölreserven auch nichts anderes übrig. Über das Kapital für den weltlebensnotwendigen Umbau verfügen sie dank ihrer Aktionäre. Es geht aus Sicht der Unternehmen um zukunftsträchtige Geschäftsmodelle in einer überschaubaren Branche – Energie – und aus Sicht der Aktionäre um steigende Unternehmenswerte / Aktienkurse als Inflationsschutz und sichere, möglichst stabil wachsende Dividenden, ebenfalls hinsichtlich des Inflationsschutzes.

Anti-Nachhaltigkeits-Bewegung in den USA als 180-Grad-Wendung in der Veranlagungsgebarung

Der aktuelle politische Druck in den USA zwingt eine Reihe großer Vermögensverwalter, darunter die weltgrößten wie Blackwater und Vanguard (verwaltetes Vermögen: 20 Billionen US-Dollar), nachhaltige Unternehmen potentiellen Anlegern nicht mehr zu empfehlen. Sie selbst verkaufen solche Unternehmen aus ihren Portfolios. Es gibt sogar seitens republikanisch regierter Bundesstaaten wie insbesondere Texas Kaufverbote für staatliche Pensions- u.a. Fonds.

Ausgestiegen sind bereits US-amerikanische Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup (verwaltetes Vermögen: 9 Billionen). Ähnliches betrifft die Kreditvergabe. Offen bleibt, wie private und Unternehmensanleger (nicht-staatliche Fonds) künftig disponieren werden.

Unter den angebotenen Finanzanlagen kursieren seit geraumer Zeit besondere Nachhaltigkeitsprodukte in Form sog. ESG-Fonds (mehr dazu hier), die hohe Renditen versprachen und daher recht starken Zulauf hatten; die Renditen wurde seit Erhöhung der Kreditzinsen gebremst, da dadurch kreditfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte (Windparks, Solaranlagen etc.) weniger rentabel wurden.

In der Europäischen Union will man sich weiter an entsprechende Nachhaltigkeitsauflagen festhalten. Bislang wurden in europäische ESG-Fonds 9 Billionen Euro investiert, was 61 Prozent des gesamten Fondmarktvolumens entspricht. Der Zufluss hat sich 2024 allerdings um die Hälfte auf 37 Milliarden Euro reduziert. Zudem wurden mehr ESG-Fonds geschlossen als eröffnet. Nicht nur die hohen Zinsen, die die ESG-Fonds-Renditen beeinträchtigten, führten dazu, sondern auch „grüne Schönfärberei“: es stellte sich da und dort heraus, dass die versprochene Nachhaltigkeit mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit bestand. (Quelle: Wirtschaft vor Acht, ARD, 10.1.2025 (KURZVIDEO, bis 17.1.2025 verfügbar))

FAZIT: Es bleibt abzuwarten, was das für den Klimaschutz in den USA und weltweit künftig bedeutet. Für Österreich stellt sich die Frage, wie eine künftige Regierung sich in Sachen Klimaschutz verhalten wird.

Aktienkauf – der Erwerb einer Unternehmensbeteiligung – bedeutet Übernahme eines Risikos in Hinblick auf das künftige Unternehmensschicksal. Die Dividende stellt eine Risikoprämie dar.

Aktienanalytischer Blick auf Aktien im Euroraum und speziell Österreich (Stand: 24.2.2025):

ACHTUNG – STEUERVERÄNDERUNGEN ANTE PORTAS:
Ins Gerede kommen in absehbarer Zeit auf EU-Ebene und auf Österreich-Ebene vermutlich Aktienbesteuerung (Verkaufsgewinne, Dividenden) ebenso wie Vermögens- und Erbschaftssteuer. Diese Steuern sind in Veranlagungsüberlegungen mit einzubeziehen.

Im Folgenden sind Aktien um 10 Euro je Stück und darunter FETT hervorgehoben.
Neu aufgenommene Aktien werden mit ### gekennzeichnet.

Beobachtenswert ist der Umweltschutz- und Wasserwirtschaftswert Veolia

Ein Kaufsignal liefern weiterhin ENI, UNICREDIT und TOTAL ENERGIES, im Vergleich zum 3.2.2025 stabile Bewertung mit jeweils fünf Sternen bewertet.

Ein Kaufsignal liefern ENEL, PORR, SHELL, VERBUND, ### VIENNA INSURANCE GROUP mit jeweils vier Sternen bewertet.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung mit jeweils vier Sternen bewertet.

Ein niedriges KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeichnet aus:
RWE, TOTAL ENERGIES, ### UNICREDIT SPA, PORR, OMV, ### UNIQA, EVN, ENEL, TELECOM AUSTRIA, ### STRABAG, WIENERBERGER, SHELL, PALFINGER.

Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktie RWE ist die mit dem niedrigsten KGV = 4,8, PALFINGER die mit dem höchsten KGV = 9,3.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung.

Ein niedriges dynamisches KGV (PEG, Price-Earning-to-Growth) weisen u.a. auf:

ENI, UNICREDIT, ### KONTRON AG, OMV, SHELL, PORR, WIENERBERGER, PALFINGER,

Nicht mehr dazu gehören: VIENNA INSURANCE GROUP, TELECOM AUSTRIA.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktien ENI = 0,5 ist die mit dem niedrigsten, PALFINGER die mit dem höchsten PEG = 1,4.
Im Vergleich zum 3.2. 2025 ist die Auswahl verändert, einzelne Aktien kamen dazu, andere fehlen nun!

Als Aktien mit langfristigem Kurspotential werden u.a. gesehen:
TOTAL ENERGIES, ENI, VERBUND, E.ON.SE, EVN, RWE.

Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene mit der größten Langfristchance.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl stabil, die Reihenfolge hat sich geändert.

Als Aktien mit hoher Sicherheit werden u.a. bewertet VIENNA INSURANCE GROUP, VERBUND; die Bewertungen bleiben unverändert zum 3.2.2025.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene Aktie mit der größten Sicherheit.

Aktien mit hoher Dividendenrendite sind:
OMV, ORANGE, TELEFONICA, ENI, UNIQA, ENEL.


Aktien mit der größten Dividendenrendite stehen am Anfang der Reihe: OMV 12,6%, am Ende die mit der niedrigsten: Enel 6,7%, jeweils vor Steuer.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl gleich, die Reihenfolge hat sich geändert.

KAUFKRITERIEN neben den aktienanalytischen Kennzeichnungen sind der Reihe nach: WER? – Qualität und Charakter (Psychologie!) des Managements, Häufigkeit des Managementwechsels, Unternehmenskultur; WAS? – Produkteinfachheit: „einfach gestrickte“, leicht zu durchschauende/transparente Produkte oder Dienstleistungen, eher kleine Produktpalette bzw. enger umschriebenes Dienstleistungsangebot, Konstanz der Nachfrage; WIE? – Sicherheit, Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Wechselfällen, finanzielle Stabilität des Unternehmens, Konkurrenzsituation; WO? – geographische und „politische“ Lage möglichst fern von Krisengebieten inkl. solchen mit politischer Unruhe oder in Ländern mit totalitären Systemen oder deutlich defekten Demokratien (illiberale Demokratien); WANN? – Lebensdauer bzw. Überlebensdauer (Weltkriege etc.) des Unternehmens bisher, Stetigkeit der Dividendenzahlungen.

FAZIT: vor dem Kauf einer Unternehmensbeteiligung sich zur Aktiengesellschaft schlau machen: WER, WAS, WIE, WO, WANN.

ZWEI DINGE sind zusätzlich zu beachten:

# Langfristanlage durch Erwerb von Defensiv-Aktien (u.a. Energie, Telekom),

# Verbleib in einem Währungsraum, das ist der Euroraum. Daher werden die allseits seit Jahren gehypten US-Aktien hier mit Absicht außen vor gelassen, um das Währungsrisiko klein zu halten. Gleiches gilt für den Erwerb von Schweizer Aktien, wie die Vergangenheit mit Blick auf das sehr wechselhafte Wechselkursverhältnis Schweizer Franken / Euro gezeigt hat. 

Die Europäischen Union als Veranlagungsrisiko?

Das Staatssystem der Europäischen Union kommt einer defekten Demokratie gleich und erstreckt sich in den Währungsraum (Euroland), in dem gehandelt wird. Man spricht auch von einem Demokratie-Defizit der Europäischen Union. Risiken dieser defekten Demokratie, um einige zu nennen, sind: Regelungen „von oben herab“ auf nicht sehr transparente Weise und Steuervorgaben, die sich durch Negieren realer Alltagserfordernisse auszeichnen, Überwachungsbestrebungen, hoher Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger. All dies markiert Abgehobenheit und Bürgerferne der EU-Politik.

Kennzeichnend für das Gebaren (Governance) der EU ist ein Ineinandergreifen von EU-Exekutive (Kommission mit ihren Kommissariaten) und einem nicht gut überschaubaren Geflecht zahlreicher, der EU nahestehenden und von ihr geförderten Institutionen, Organisationen und Einrichtungen, die auf vielen Ebenen EU-Kommissionsvorgaben umsetzen helfen. Sie helfen insbesondere dabei, die von EU-Rat- und EU-Kommission angedachten, aber für Bürger und Unternehmen noch nicht „akzeptablen“ Vorgaben „schmackhaft“ zu machen, um so zu einer ausreichend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung zu führen, die eine politische Umsetzung ermöglicht.

Junker sagte 1999 dazu sehr verkürzt und sinngemäß: was wir heute als EU nicht durchsetzen, das werden wir dann schon später durchsetzen. Dem Lobbyismus Richtung EU-Exekutive (insbesondere seitens der Unternehmen) steht ein „Lobbyismus“ seitens der EU in Richtung auf die Einrichtungen der Mitgliedsländer sowie auf die Unternehmen und die Bevölkerung gegenüber, dessen Räderwerk für den Normalbürger praktisch nicht durchschaubar ist. Inwieweit kommt dies einem autokratischen Verhalten von der Maschek-Seite gleich?

Hauptziel der EU-Bestrebungen ist die Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, die den derzeit bestehenden Verbund der Mitgliedsstaaten ersetzen soll. Das deutet auch der Wechsel der Namensgebungen im Zeitverlauf an:

# Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, umgangssprachlich auch Montanunion, 1951)

# Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, 1957 inklusive EURATOM)

# Europäische Gemeinschaften (EG, 1965 ff., Fusion von EWG, EURATOM und einzelnen EG-Organen, Fusions- und Folgeverträge)

# Europäische Gemeinschaft (EG, seit 1993 ff., Maastricht- und Folgeverträge)

# Europäische Union (EU, 2007, Lissabon- und Folgeverträge)

1948
1948
Brüsseler
Pakt
1951
1952
Paris
1954
1955
Pariser
Verträge
1957
1958
Rom
1965
1967
Fusions-
vertrag
1986
1987
Einheitliche
Europäische Akte
1992
1993
Maastricht
1997
1999
Amsterdam
2001
2003
Nizza
2007
2009
Lissabon
Europäische GemeinschaftenDrei Säulen der Europäischen Union
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom)
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)Vertrag 2002 ausgelaufenEuropäische Union (EU)
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)Europäische Gemeinschaft (EG)
Justiz und Inneres (JI)
Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS)
Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ)Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP)
Westunion (WU)Westeuropäische Union (WEU)
aufgelöst zum 1. Juli 2011

Problematisch bleibt dabei: je größer die Zentralisation von Staatsmacht, umso größer die Machtfülle, die mit „eiserner Harke“ über berechtigte (!) Einzelinteressen der Mitgliedsstaaten und damit der Bürger drüberfährt. Das Prinzip der Subsidiarität bleibt dabei auf der Strecke, so wie dieses Prinzip z.B. Österreich 1994 anlässlich der Vorabstimmungskampagnen versprochen wurde. Wurde das Versprechen eingelöst?

Beispiele der Machtfülle durch Zentralisierung liefern alle großen Staaten, u.a. Russland und China, die geradezu Musterbeispiele dafür darstellen.

Ein Problem des Staates an sich ist das Machtmonopol, das bei ihm liegt und liegen muss, will er Gesellschaft – das Staatsvolk – und die Abläufe darin mit Erfolg, also: durchsetzungskräftig organisieren. Das Problem ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen unbeschränkter Freiheit des Individuums (Libertarismus) und unbeschränkter Freiheit des Staates (Totalitarismus).

Wie dieses Machtmonopol ausgestaltet wird, unterliegt in Demokratien dem Willen des Wahlvolkes, in nicht-demokratischen Staaten dem Willen des autoritären, totalitären oder autokratischen Machthabers. In defekten Demokratien ist die Mitbestimmung des Volkes eingeschränkt. Defekte Demokratien existieren in einer Grauzone, deren Konstituenten und ihre gegenseitige Einflussnahme nicht leicht zu bestimmen sind. Somit ist auch der Defektheitsgrad einer defekten Demokratie nicht leicht zu bestimmen und unterliegt, je nach politischer resp. ideologischer Perspektive, unterschiedlichen Wertungen.

Die idealtypische Dreiteilung der Regierungsformen existiert in der Wirklichkeit nicht: keine Demokratie der Welt entspricht der idealen Form, weist also im Ansatz Eigenschaften einer defekten Demokratie auf, kein totalitärer Staat schränkt die individuellen Freiheiten vollständig ein, es verbleibt den Bürgern dort ein mehr oder weniger großer Freiheitsraum.

Hinsichtlich des staatlichen Machtmonopols, das zudem bei anwachsender  Zentralisation der Staatsgewalt zur Zunahme neigt, ergibt sich die Erkenntnis: so wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig als einer Einrichtung, die mit einem mit Rechtsgewalt in das Leben seiner Bürger eingreifenden Machtmonopol versehen ist, das für das „Funktionieren“ einer Gesellschaft unaufgebbar ist.

Die dafür notwendigen rechtlichen Verregelungen des Alltagslebens durch Allgemeines Gesetzbuch, Strafgesetzbuch, Angestelltengesetz etc.etc. sind zahllos und gelten bei ausnahmslos jeder Handlung, werden aber – ebenso regelhaft – dem Bürger erst dann bewusst, wenn es zu schwerwiegenden Regelverstößen oder Regelbruch-Sanktionierungen kommt. 

Rechtliche Verregelungen sind Ausdruck der jeweiligen Ausprägungen eines Rechtsstaates; dieser wird in einer idealen Demokratie nicht durch Willküreinwirkungen korrumpiert: das ist ein wesentliches Kennzeichen demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Auf Rechtsstaatlichkeit pflegen sich auch autoritäre, totalitäre oder autokratische, kurz: diktatorische Systeme zu berufen, doch wird der Rechtsstaat dort durch Willküreingriffe korrumpiert: Rechtsbiegung als Kennzeichen von Autokratien etc. In einer defekten Demokratie wird die Rechtsstaatlichkeit (leicht) eingeschränkt, womit das Risiko entsteht, in eine Autokratie abzugleiten.

Nur in formalrechtlicher Hinsicht war zum Beispiel auch der NS-Staat ein Rechtsstaat, besaß er doch gemäß der NS-Grundsätze umgearbeitete Gesetze aus der Weimarer Republik und neue Gesetze im Sinne der NS-Ideologie, auf die er sich in der Rechtsprechung berief und von denen viele in einem „normalen“, d.h. hier NS-konformen Rechtssetzungsprozess entwickelt wurden. Daran ändert nichts die Gepflogenheit, den NS-Staat in inhaltlich-ethischer Hinsicht als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Ein krasses Beispiel für einen NS-Rechtserlass im autokratischen Sinn ist unter diesem Link einsehbar.

Kennzeichnend für die Biegsamkeit des Rechts je nach Staatsraison ist die Tatsache, dass Juristen nach einem Regimewechsel ihre Posten in der Regel nicht verloren, sondern im neuen Regime weiter im Dienst des Rechts ihre berufliche Tätigkeit frei oder im öffentlichen Dienst ausübten. So wurden Juristen und Richter nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ohne weiteres in den öffentlichen Dienst der entstehenden Bundesrepublik Deutschland übernommen. Vergleichbares geschah nach dem Fall der UdSSR oder DDR.

Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Demokratie das Herstellen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen einerseits den rechtsstaatlich gesicherten Freiheitsbedürfnissen des Individuums unter für ihn zureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten und andererseits den „Freiheitsbestrebungen“, somit Machtbestrebungen des Staates, mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Gemeinwohl resp. Sozialfrieden in Freiheit herzustellen. Als Garant dafür dient die Gewaltenteilung und ein entsprechend stark regulierter und damit gewaltgebändigter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie als vierte Gewalt die Sicherstellung einer freien Presse. MOTTO: Nimm Freiheitsbeschränkungen mit Blick auf das Gemeinwohl aus Überzeugung an, wir helfen dir dabei durch politische Aufklärung und sachliche Bildungsarbeit!

Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Autokratie, im Autoritarismus und vor allem im Totalitarismus Ausgesetztheit vor rechtsbeugenden willkürlichen Staatseingriffen auf die ohnehin reduzierten Freiheitsmöglichkeiten des Individuums unter nicht selten unzureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zu Gunsten der Machtbestrebungen des Staates mit dem Ziel, ein Höchstmaß an „Gemeinwohl“ resp. „sozialem Frieden“ in Unfreiheit zu erzwingen. Als Garant dafür dient die Einschränkung, womöglich Aufhebung der Gewaltenteilung sowie ein entsprechend stark ausgeprägter und mit gering regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine allgegenwärtige Brachial-Propaganda unter Ausschaltung der Pressefreiheit. MOTTO: Kusch, sonst trifft dich der Polizeiknüppel und du landest im Gulag, folgst du nicht den Propaganda-vermittelten Staatszielen!

Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit in einer defekten Demokratie gibt in (noch) geringem Ausmaß jene Prinzipien auf, die eine Demokratie hervorheben. Als Garant dafür dient eine Einschränkung der Gewaltenteilung und ein nicht allzu gestärkter und nicht allzu sehr mit herabgesetzter regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine verhältnismäßig subtil eingesetzte Propaganda und Beeinflussungsmaschinerie. MOTTO: Folge der politischen Verführung und glaube, es sei deine Entscheidung, sonst zwiebeln wir dich mit Exekutivmaßnahmen!

Eine solche Beeinflussungsmaschinerie hat die exekutiv im Grunde genommen schwach aufgestellte EU entwickelt, was zu eben der Ausbildung dieser „Schattenexekutive“ geführt hat. Sie trägt damit – nicht so ohne weiteres sichtbar für den Normalbürger – ein Kennzeichen einer defekten Demokratie. Damit steht die Gefahr im Raum, weiter an demokratischen Eigenschaften einzubüßen und zu einem politischen und wirtschaftlichen Risiko heranzureifen. In der Tat bemüht sich die EU um Stärkung ihrer Polizeigewalt (Frontex, 2004, weiterer Ausbau) und damit um Ausbildung eines weiteren Kennzeichens defekter Demokratien insofern der Vorwurf stimmte, dass Frontex auch innerhalb der EU eingesetzt werden könnte.

Was die Beeinflussungsmaschinerie der EU betrifft, hat 2011 der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) die Europäische Union als “sanftes Monster Brüssel“ bezeichnet und von der „Entmündigung Europas“ gesprochen. Er anerkennt segensreiche Folgen ihres Wirkens, macht aber zugleich auf die strukturellen Defizite dieser überstaatlichen Einrichtung aufmerksam, die durch massive Öffentlichkeitsarbeit, um nicht zu sagen: Propaganda – geschickt durch das vorbeschriebene Geflecht an Organisationen, Instituten, Einrichtungen etc. vermittelt –, übertüncht werden. Bezeichnend ist sein Ausspruch: „Je dünner die Legitimität [ihres politischen Handelns], umso dicker der Glibber der PR.“

Die geschilderte Gefahr liegt nicht darin, sich im Euro-Währungsraum zu bewegen. Sie liegt darin, dass infolge mangelnder demokratischer Kontrolle politisch einer Gesinnungsethik und nicht einer Verantwortungsethik gefolgt wird. Damit einher ginge eine Abgehobenheit von den Realitäten des täglichen Lebens der Bürger und Unternehmen. Das führte kurz über lang zu einer Schwächung des Euros im Währungskonzert. Ein Risiko erwüchse dann eher daraus, dass es nicht sicher ist, ob der Währungsraum „Euro“ eines Tages zerbricht, zum Beispiel dadurch, dass im Konzert mit anderen Währungen die derzeit ohnehin angekratzte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Europäischen Union noch weiter geschwächt würde und der Euro fortgesetzt an Wert verlöre. Letzteres erleichterte das Auseinanderbrechen der Europäischen Union, die Eigeninteressen der Mitgliedsländer träten wieder stärker hervor.

Dieses Auseinanderbrechen der Europäischen Union ist derzeit unwahrscheinlich, aber denkmöglich als Folge von: fortgesetzter Wirtschaftsschwäche; weiter zunehmender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Zunahme nationalkonservativer bis rechtsextremer Haltungen; fortgesetztem „Rütteln an den Ketten“ seitens ehemaliger UdSSR-Bruderstaaten; fortgesetzter Aufnahme neuer Mitgliedsländer speziell aus dem Balkan und dem ehemaligem UdSSR-Einflussbereich (Serbien, Ukraine); gravierenden, von den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten nicht mitgetragenen außen- und innenpolitischen Entscheidungen. 

Bräche die EU, so bräche spätestens dann auch der Euro; im Übrigen weist die Geschichte der Währungsunionen auf deren Brüchigkeit hin: sie halten in der Regel nicht lange. Den Anleger zwingt unter anderem auch dies beizeiten zu überlegen, in welcher Währung er außerhalb des Euroraumes investieren soll. Angesichts des unsicheren Status des US-Dollars als Weltwährung ist dies eine herausfordernde Frage. Sie stellt sich glücklicherweise derzeit nicht, sondern taucht nur schemenhaft als Denkmöglichkeit am Horizont einer eher ferneren Zukunft auf. Aber: sie taucht auf und kann blitzesschnell elefantengroß im Raum stehen.  

FAZIT: die Europäische Union birgt für den Anleger derzeit nur am Zukunftshorizont sich abzeichnende Risiken. Sie entspringen u.a. daraus, dass die EU weniger aus der Position der Stärke als eher aus der der Schwäche handelt. Im Vergleich zur Situation des Kalten Krieges und damit zur Gründerzeit der EU-Vorläufereinrichtungen, in der es nur einen wirtschaftsmächtigen geopolitischen Spieler und gleichzeitigen Verbündeten – die USA – gab, steht die Europäische Union heute zwischen zwei Wirtschaftsblöcken: dem des USA-geführten Westens und dem des sog. globalen Südens. Das erzeugt Druck, allzumal Zeitdruck, treibt die EU an und lässt sie, will sie nicht aufgerieben werden, nach Machtvergrößerung durch Zentralisierung streben – ein Demokratierisiko ersten Ranges, damit in der weiteren Folge ein Wirtschafts- und letztlich Veranlagungsrisiko. 

Grundsätzliches zur Währungsspekulation

Währungs-Spekulation ist ein äußerst schwieriges, glitschiges, hochriskantes Geschäft, bedarf langjähriger Erfahrung, tagtäglicher Marktbeobachtung und eines guten Magens: Schocks und erratische Marktbewegungen müssen ausgehalten werden – psychisch und finanziell. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Währungsspekulanten im deutschsprachigen Raum ist Folker Hellmeyer (Hellmeyer-Website, Hellmeyer-Kurzportrait (Goldseiten), Hellmeyer auf Netfonds usf.).

Zweck der Währungsspekulation?

Wie bei den Warenoptionsmärkten dient auch der Währungsoptionsmarkt dazu, sehr starke Schwankungen im Wert einer Währung (Devise) zu verhindern: sehr starken Verteuerungen oder Verbilligungen einer Währung im Devisenmarkt (Währungs- oder FOREX-Markt) wird so gegengesteuert. Dafür sorgen die vielen Marktteilnehmer, von denen ein Teil den künftigen Wert einer Währung (Devise) höher, der andere diesen Wert tiefer einschätzt. Dies führt dazu, dass sich eine Art mittlerer Wert für diese Währung einstellt. Währungsoptionsmärkte sind rund um den Globus nahezu 24/7, also nahezu täglich rund um die Uhr, offen (Warenoptionsmarkt, Optionen im Freihandel).

Anders ausgedrückt: Die Spekulanten sichern sich mit ihrem Engagement gegen das Risiko eines Währungsverfalls oder eines Währungsanstiegs ab. Währungsanstiege sind ein Risiko für Käufer auf Warenmärkten, Währungsabwertungen sind ein Risiko für Verkäufer auf Warenmärkten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Dienstleistungen im internationalen Dienstleistungsaustausch. Die gegenläufigen Interessen auf dem Währungsoptionsmarkt „mitteln“ sich aus.

Allgemein gesprochen handelt es sich bei den Geschäften auf Optionsmärkten um Absicherungsgeschäfte oder Hedging.

Nochmals anders ausgedrückt: Auf aggregiertem Niveau (Makroebene) sorgt der Währungsoptionsmarkt für die Stabilität einer bestimmten Währung im Konzert der anderen Währungen im Devisen- resp. Währungsmarkt (Kassa- oder Spot-Markt, das Pendant zum Optionsmarkt).

Eine stabile Währung ist für die Volkswirtschaft, in deren Bereich diese Währung als Zahlungsmittel dient, eine Lebensnotwendigkeit für das optimale Funktionieren der volkswirtschaftlichen Grundvorgänge Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Erratische Schwankungen im Währungs- oder Devisenmarkt erschweren auf der Ebene der Unternehmen (Mikroebene) innerhalb und außerhalb einer Volkswirtschaft erheblich Kalkulationen mit Sicht auf künftig geplante Käufe und Verkäufe. Erratische Schwankungen einer Währung schwächen die Wirtschaftsleistung der zugehörigen Volkswirtschaft, eine stabile Währung fördert sie. Dies gilt auch für Volkswirtschaften außerhalb des entsprechenden Währungsraumes, sofern sie mit dieser Volkswirtschaft handelnd in Verbindung stehen.

FAZIT: Währungsoptionsmärkte sind für das Wirtschaftsgeschehen im Konzert der verschiedenen Volkswirtschaften überlebenswichtig.

Die heilige Trias

Diese Zusammenhänge bleiben in der Regel für Otto Normalverbraucher genauso verborgen wie die Bedeutung der nicht-demokratisch agierenden Zentralbanken, die mit ihren Zinsentscheidungen tief in das Wirtschaftsleben und somit in das Alltagsgeschehen der Menschen eingreifen. Warenmärkte, Währungsmärkte und Zentralbanken sind in einem fortlaufenden Marktgeschehen untrennbar und maßgeblich untereinander verbunden. Dabei modulieren und moderieren die Zentralbanken über den Zinssatz die Abläufe in Waren- und Währungsmärkten und den zugehörigen Optionsmärkten.

Für Otto Normalverbraucher sind Spekulanten auf diesen Märkten in aller Regel ganz, ganz böse Subjekte, die sich mit ihren Spekulationsgewinnen die Taschen vollstopfen.

Wer sind diese Subjekte auf Währungsoptionsmärkten?

Auf Währungs- und Währungsoptionsmärkten agieren in großer Zahl Staatsstellen, staatliche und private Pensionsfonds, multinationale und andere Unternehmen, Finanzinstitute (Banken u.a.), Hedgefonds u.a.

Otto Normalverbraucher verkennt in aller Regel den Sinn dieser Märkte und die Rolle der Spekulanten dort; denn:

Die Währungsoptionsmärkte zeichnen für das Wohl und Wehe im höchstpersönlichen Alltagsleben des kleinen Mannes auf der Straße verantwortlich, indem sie für relative Währungsstabilität sorgen. Doch Märkte sind keine Subjekte. Somit sind präzise gesprochen nicht „die Märkte“, sondern die Teilnehmer an Währungsoptionsmärkten – also die risikoübernehmenden Spekulanten – für das Wohl und Wehe von Otto Normalverbrauchers alltäglichem Leben verantwortlich.

Daher lässt sich interpretieren: In der Erhaltung der Währungsstabilität liegt der soziale Sinn der Spekulation. Dabei dient der Spekulationsgewinn als Entgelt für die risikobehaftete Sorge um eine stabile Währung.

Es kommt zu einem „paradoxen“ Effekt: die Befriedung der Einzelinteressen der Subjekte, den Spekulanten, trägt vermittels des Marktgeschehens zur Optimierung des Gemeinwohls bei.

Die Umsätze in Devisen- und Währungsoptionsmärkten sind die größten weltweit und erreichen täglich Milliarden bis Billionen von Währungseinheiten. Im Jahr 2022 wurden allein im Devisenmarkt täglich durchschnittliche Umsätze in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar gehandelt. Zu beachten ist, dass dabei immer Währungspaare gehandelt werden und zudem die Umsätze „doppelt“ anfallen: als Verkaufs- und als Kaufpreis in Summe. Das plustert das tägliche Handelsvolumen ordentlich auf.

Was für die Währungsoptionsmärkte gilt, gilt ebenso für die Warenoptionsmärkte: es geht um die Stabilisierung von in großen Mengen gehandelten Waren wie Weizen, Schweinehälften Orangensaft, Kaffee und vieles andere mehr. Die aufgezählten Waren stehen für solche, die für die Bevölkerungen hohe Bedeutung haben.

Wozu Optionsmärkte gut sind

Aber es gibt doch nach wie vor Preissprünge auf den Warenmärkten, von erratischen Ausschlägen an den Devisenmärkten war auch schon die Rede: wie passt das ins Bild?

Ohne die Terminbörsen wären die Ausschläge um einiges stärker, die Preise höher.

Drei Beispiele dazu:

#1 Hitler verbot die große Bremer Kaffeebörse. Daraufhin sicherte sich der Großhandel gegen Preisanstiege bei Kaffee ab, indem er von Haus aus deutlich höhere Preise für den Handel, die Geschäfte, einforderte. Resultat war der berühmt-berüchtigte Blümchenkaffee: die Konsumenten sparten am Kaffee, indem sie möglichst wenig davon zum Aufbrühen verwandten, also sah man durch den dünnen Kaffee das Blümchen am Grund der Kaffeetasse.

# 2 Waren, die nicht abgesichert werden können, weisen größere Preissprünge und höhere Preise auf; bremsend auf den Warenpreis (Aktienpreis, Devisenkurs) wirkt allein die Konkurrenz oder eine schwache Nachfrage oder ein überreichliches Angebot.

# 3 Die erste Warenoptionsbörse wurde 1848 in Chicago gegründet. Hintergrund war der bereits gewachsene Welthandel mit Waren, die großteils noch mit Segelschiffen über die Weltmeere transportiert wurden. Zwar befuhren die ersten Dampfschiffe Ende der 1830er Jahre den Atlantik, doch die eigentliche Verdrängung des Segelschiffs als Transportmittel setzte erst ab den 1870er Jahren ein.

Die Notwendigkeit, sich gegen den Verlust der Waren infolge Schiffuntergangs zu schützen oder sich überhaupt vor unerwarteten Preisveränderungen während der langen Schiffsfuhren abzusichern, führte zur Einrichtung der Chicagoer Warenbörse (Chicago Board of Trade), 1848 zunächst als Kassen- oder Spotmarkt, 1864 dann als Warenterminmarkt. Fortan konnten Käufer und Verkäufer Warenpreise vereinbaren für Warenlieferungen in ein, zwei, drei, sechs Monaten, was die Sicherheit der unternehmerischen Kalkulation erheblich erhöhte, da nun die Preisrisiken nicht von den Warenverkäufern und -käufern selbst, sondern von den Spekulanten übernommen wurden. Es entstand eine hochspezialisierte Zunft von Spekulanten, darunter viele Versicherungen.

Die Spekulanten hatten die Zeit und die Informationsmittel, sich über Warenpreisänderungen am Warenursprungsort und über Transportverzögerungen oder Schiffsunfälle zu informieren. Schlechte Kaffee- oder Kakao-Ernten, transportverzögernde Windflauten oder Schiffsunglücke blieben für sie kein Geheimnis, entsprechend diesen Informationen disponierten sie am Warenterminmarkt ihre Preisvorstellungen, doch in der Vergangenheit geschlossene Warenpreise für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin blieben davon unberührt.