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FAZIT DES TAGES – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Eskalation ist unterwegs
- Ukraine-Krieg: Immer kräftigere ukrainische Nadelstiche.
- EZB wittert Gefahr für Finanzstabilität durch Derivate – COMMENT
- USA: Jetzt wieder „Alle raus“:Trumps Hin und Her in der Migrationspolitik.
- Schweiz: Immobilienmarkt im kräftigen Auffind.
- Weitere COMMENTS vorhanden
MÄRKTE
REPORT
WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK
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Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen.
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MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
WOCHENAUSBLICK: Dax steht mit Nahost-Eskalation vor neuen Herausforderungen
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Eskalation der Krise im Nahen Osten sowie die anhaltenden Unsicherheiten über die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump könnten dem Dax in der neuen Woche weiter zusetzen. Zudem steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed auf der Agenda.
Die Lage im Nahen Osten nach den jüngsten israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen sei alarmierend und „dürfte viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt haben“, schreibt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Wer auf der Suche nach einem Vorwand zum Verkauf von Aktien gewesen sei, werde nun aktiv. Für Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets ist „die alles entscheidende Frage“, ob aus den jüngsten Ereignissen ein neuer Krieg und damit endgültig ein Flächenbrand in der Region resultiert.
Mark Dowding, Anlagestratege bei RBC BlueBay Asset Management, glaubt, dass die Risiken durch die Lage im Nahen Osten sowie die generelle geopolitische Situation unterschätzt werden. Er ist zudem pessimistisch, was eine Einigung im Zollkonflikt zwischen den USA und der EU angeht. Am 9. Juli läuft eine von Trump gesetzte Frist für Verhandlungen ab. Zudem sind immer noch wenig Details über die jüngste teilweise Einigung im US-chinesischen Zollkonflikt bekannt. Der Markt habe auf mehr als die beschlossenen Erleichterungen bei Ausfuhren von sogenannten seltenen Erden aus China sowie Halbleitern und Flugzeugteilen aus den USA gehofft, sagte DZ-Bank-Analyst Sören Hettler.
Höchststände sind für den deutschen Leitindex laut Stanzl wohl erst einmal nicht in Sicht. Anfang Juni hatte der Dax mit 24.479 Punkten eine weitere Bestmarke aufgestellt. Molnar zufolge hat das Börsenbarometer auf dem Weg nach unten schon einige charttechnische Unterstützungen durchbrochen. So notiert es inzwischen unterhalb der 21-Tage-Linie, die als kurzfristiger Trendindikator gilt. Die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend sollte nun halten, um weitere Verluste zu verhindern.
Am Mittwoch nach Handelsschluss in Europa informiert die US-Notenbank über ihre weitere Geldpolitik. „Die Fed wird Donald Trumps Drängeln in Richtung der ersten Leitzinssenkung in diesem Jahr erneut nicht nachgeben“, glaubt Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck. Denn obwohl die US-Inflation im Mai abermals unter den Markterwartungen gelegen habe, sei die zukünftige Inflationsentwicklung ungewiss.
Im Rahmen ihrer jüngsten Zinssenkung hatte auch die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, nun wohl erst einmal eine Pause im geldpolitischen Lockerungszyklus einzulegen.
Der Anstieg der Ölpreise im Zuge des Nahost-Konfliktes bringt nun zusätzliche Unsicherheit hinsichtlich der Verbraucherpreisentwicklung mit sich.
„Bis auf den nicht gerade detaillierten Handels-Deal mit Großbritannien lassen weitere echte Deals trotz aller Ankündigungen der US-Administration auf sich warten“, betont Greil. „Damit fehlt der Fed weiterhin ein wesentlicher Mosaikstein, um den künftigen Inflationstrend wirklich einschätzen zu können.“ Greil glaubt auch nicht an eine Zinssenkung Ende Juli – „wahrscheinlich kommt sie erst bei der nächsten Sitzung im September“. Das „Fed-Watch Tool“ der Terminbörse CME spricht ebenfalls dafür, dass die US-Währungshüter den Leitzins an diesem Mittwoch noch nicht antasten werden.
Die chinesischen Einzelhandels- und Industrieproduktionsdaten am Montag dürften Aufschluss über die Verfassung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft geben. Am Dienstag stehen entsprechende Daten aus den USA sowie der Zinsentscheid der Bank of Japan im Fokus. Nach dem Fed-Entscheid am Mittwoch folgen am Donnerstag Zinsentscheidungen in der Schweiz, Norwegen und Großbritannien. Der Freitag steht dann im Zeichen des Großen Verfallstags an den Terminbörsen.
Die Unternehmensagenda ist übersichtlich. Im Blick steht die Luftfahrtmesse „Paris Air Show“, und für Dienstag sind Kapitalmarktveranstaltungen des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC ) sowie des US-Triebwerksbauers GE Aerospace angekündigt. Letzterer stand jüngst im Zusammenhang mit dem Absturz einer Boeing vom Typ 787 in Indien mit im Fokus. Die Unglücksursache ist noch unklar./gl/ajx/mis/he
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —
© 2025 dpa-AFX
GESELLSCHAFTSEISMOGRAPH BÖRSEN
findet sich am Ende des Tagesblicks.
HELLMEYER (Märkte u.a.m.)
- Märkte: Börsenampel eventbezogen auf „gelb“
- Deutschland: Regelinsolvenzen per Mai rückläufig, ein Lichtblick ohne Strahlkraft?
- Hier den Hellmeyer Report lesen!
- Kein Hellmeyer Report vom 17. Juni bis 23. Juni 2025!
Märkte: Börsenampel eventbezogen auf „gelb“ – Deutschland: Regelinsolvenzen per Mai rückläufig, ein Lichtblick ohne Strahlkraft?
EUR/USD eröffnet bei 1,1528 (05:47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1490 im europäischen-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,46. In der Folge notiert EUR-JPY bei 166,53. EUR-CHF oszilliert bei 0,9373.
Märkte: Börsenampel eventbezogen auf „gelb“!
Die Finanzmärkte sind mit unkalkulierbaren Risiken aus dem Israel-Iran-Konflikt konfrontiert. Der Begriff „unkalkulierbar“ zwingt dazu, die Börsenampel außer der Reihe von der Phase „grün“ auf „gelb“ zu setzen. Die weitere Taktung der Börsenampel wird eng geopolitisch korreliert ausfallen.
Konjunkturdaten haben derzeit nur eine untergeordnete Bedeutung (vergangenheitsbezogen). Gleiches gilt für Unternehmensergebnisse. Alle diese Daten stehen unter dem Vorbehalt, dass die Geopolitik Grundlagen der volkswirtschlichen und unternehmerischen Entwicklungen erschüttert (u.a. Aspekt Energie, Hormus).
Aktuelle Lage: Die Eskalation nimmt ihren Lauf. Seit Freitag sind 224 Tote zu beklagen. Israels Regierung hält einen Regime-Wechsel im Iran für möglich. Aus dem Rest der Welt dominieren Aufrufe zur Deeskalation. Trump ist der Überzeugung, dass es bald Frieden geben werde. Die USA erwägen Eintritt in Konflikt an der Seite Israels. Der G-7 Gipfel (Kanada) berät sich zu den Krisen.
Kommentar: Das die Welt dominierende Organigramm relativer Rechtssicherheit kommt weiter unter die Räder. Die Gesetze der WTO kommen nicht zur Anwendung (Schiedsgerichtsbarkeit durch USA zerlegt). Das Völkerrecht findet nur nach Interessenlage statt. Die damit einhergehende Rechtsunsicherheit wirkt auf die Weltwirtschaft belastend. Die Teilung der Welt nimmt zu.
Aktienmärkte: Late Dax -1,43%, EuroStoxx 50 -1,69%, S&P 500 -1,13%, Dow Jones -1,79%,
NASDAQ 100 -1,29%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 05:58 Uhr: Nikkei (Japan) +1,03%, CSI 300 (China) -0,07%,
Hangseng (Hongkong) -0,08%, Sensex (Indien) +0,31% und Kospi (Südkorea) +0,74%.
Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,54% (Vortag 2,48%),
während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,43% (Vortag 4,34%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0009) war im Tagesvergleich gegenüber dem USD wenig verändert. Gold (+4,00 USD) legte gegenüber dem USD leicht zu, während Silber (-0,05 USD) geringfügig abgab. Der Bitcoin notiert bei USD 105.940 (06:00 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 1.900 USD
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Die Regierung sieht laut Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums nach
dem starken Auftaktquartal das Risiko erneuter Abschwächungen.
* Nachvollziehbar, insbesondere wegen aktueller Geopolitik
• Brüssel: Die Industrieproduktion der Eurozone sank per April im Monatsvergleich
um 2,4% (Prognose -1.7%) nach zuvor +2,4% (revidiert von 2,6%).
* Warnsignal
• Washington: Die US-Regierung erwägt Einreisebeschränkungen für Bürger weiterer
36 Länder (bisher 12 Länder betroffen).
* Bemerkenswert
W e l t Israel-Iran-Konflikt: Eskalation
Die militärische Eskalation nimmt beiderseitig ihren Lauf. Seit Freitag sind insgesamt
224 Tote zu beklagen. Israels Regierung hält in Folge des Kriegs einen Regime-
Wechsel im Iran für möglich. Aus dem Rest der Welt dominieren Aufrufe zur
Deeskalation. Trump ist der Überzeugung, dass es bald Frieden geben werde. Die USA
erwägen Eintritt in Konflikt an der Seite Israels. Der G-7 Gipfel berät sich zu den Krisen.
* Negativ
E U R Deutschland: Eskalation im Nahen Osten gefährdet Lieferketten
Der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen
Jandura warnte vor weitreichenden Folgen der Eskalation zwischen Israel und Iran für
die Weltwirtschaft. Man sehe bereits Auswirkungen des Konflikts auf den Ölpreis. Ein
großer Teil der Öllieferungen laufe über die Straße von Hormus. Sollte der Iran den
Druck auf die internationale Staatengemeinschaft erhöhen wollen, könne er diese
blockieren. Das hätte sofort Auswirkungen auf die Industrienationen.
* Auf den Punkt
E U R Deutschland: Regelinsolvenzen per Mai rückläufig, ein Lichtblick ohne Strahlkraft?
Der seit mehr als zwei Jahren anhaltende Anstieg der Regelinsolvenzen ist im Mai laut
Statistischem Bundesamt gestoppt worden. Die Zahl sank laut vorläufigen Daten (rote
Kurve im Chart) um 0,7% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Es war der erste Rückgang
dieses Indikators im Jahresvergleich seit März 2023.
Deutschland: Regelinsolvenzen per Mai rückläufig, ein Lichtblick ohne Strahlkraft?
Der seit mehr als zwei Jahren anhaltende Anstieg der Regelinsolvenzen ist im Mai laut
Statistischem Bundesamt gestoppt worden. Die Zahl sank laut vorläufigen Daten (rote Kurve im Chart) um 0,7% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Es war der erste Rückgang dieses Indikators im Jahresvergleich seit März 2023.
Kommentar: Das ist ein Lichtblick. Dieser Lichtblick ist jedoch anfällig, denn erstens ist das
Insolvenzniveau losgelöst von dieser Verbesserung im Jahresvergleich weiter hoch und zweitens ergibt sich mit dem Israel-Iran-Konflikt ein hohes Risiko, dass sich die Wirtschaftslage zeitnah nachhaltig eintrübt. Der nachfolgende Chart belegt das kritische Niveau der Insolvenzfälle.
Für das 1. Quartal 2025 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen (blaue Kurve in Grafik) 5891 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 13,1% mehr als ein Jahr zuvor. Der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge ist das der höchste Wert der Firmenpleiten in einem ersten Quartal seit elf Jahren. Die Forderungen der Gläubiger werden auf rund 19,9 Mrd. EUR Euro beziffert, nach rund 11,3 Mrd. EUR Euro ein Jahr zuvor.
Ausbleibende Aufträge und schleppende Nachfrage einerseits, hohe Kosten für Energie, Arbeit und Bürokratie andererseits brächten viele Betriebe ins Straucheln, so DIHK-Chefanalyst Treier. Hinzu komme eine erhebliche Verunsicherung infolge der US-Zoll- und Handelspolitik.
Der Anstieg sei daher ein deutliches Warnzeichen für unseren Wirtschaftsstandort. Einer DIHK-Umfrage unter mehr als 23.000 Betrieben zufolge schätzen 43% ihre Finanzlage als problematisch ein. Unter allen Branchen sehen sich die Handelsbetriebe mit den meisten Problemen in der Finanzierung konfrontiert (46%).
Forderungsausfälle, Liquiditätsprobleme und Eigenkapitalrückgang bleiben
demnach hoch, die Insolvenzgefahr steige. Gleiches gelte für etliche Dienstleister. Eine Wende zum Besseren sehen die Unternehmen noch nicht. Die Geschäftserwartungen seien weiterhin im Keller, so Treier.
Gestiegen ist von Januar bis März auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen.
Sie erhöhte sich um 6,3% auf18.573, wie das Statistikamt mitteilte.
Kommentar: Die endgültigen Ergebnisse (blaue Kurve im Grafik) unterstreichen die kritische Lage bis zum Ende des 1. Quartals 2025. Der Indexwert erreichte das höchste Niveau in dem abgebildeten Zeitraum seit 2018. Das von Insolvenzen betroffen Ausfallvolumen war zudem im 1. Quartal im Jahresvergleich massiv von 11,3 Mrd. EUR auf 19,8 Mrd. EUR angewachsen. Die Stimmungsaufhellung, die mit der Bundestagswahl einherging basiert maßgeblich auf positiven Erwartungen. Diese Erwartungen stehen bezüglich des Israel-Uran-Konflikts vor einem erheblichen Stresstest. Fazit: Die primär kausalen Ursachen unserer Krise (Energie, Außenpolitik) bleiben zudem von der Bundespolitik weiter nicht adressiert. „Food for thought!“
COMMENT: Wozu auch? Von den eigentlichen und schwierigen Aufgaben lässt sich wunderbar ablenken. EU und Deutschland üben sich in bevormundender Außenpolitik. Herr Merz fährt in der Weltgeschichte herum, assistiert von EU-Größen, weil: die EU muss möglichst die Hauptrolle unter den Blöcken spielen. Die EU kann eine hervorragende Rolle spielen, wenn sie sich als Verbund von Mitgliedsstaaten vornehmlich einer gemeinschaftlichen Wirtschaftspolitik widmet und Strukturfragen löst, Bürokratieabbau betreibt. Innenpolitisch geht es in Deutschland um sehr wichtige Genderfragen und sonstige Befindlichkeiten. Na denn. So packt man Schwierigkeiten an: durch Prokrastinieren!“
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Schwache Industrieproduktion, Handelsbilanz halbiert
Die Industrieproduktion sank per April im Monatsvergleich um 2,4% (Prognose -1.7%) nach zuvor +2,4% (revidiert von 2,6%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,8% (Prognose 1,4%) nach zuvor +3,7% (revidiert von 3,6%).
Die Handelsbilanz wies in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von
14,00 Mrd. EUR aus (Vormonat revidiert von 27,9 Mrd. EUR auf 28,80 Mrd. EUR).
USA: Verbrauchervertrauen springt an
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich gemäß vorläufiger Berechnung per Berichtsmonat Juni auf 60,5 Punkten (Prognose 53,5) nach zuvor 52,2 Zählern.
China: Starker Einzelhandel, schwächere Industrieproduktion
SENTIX
Respekt vor dem Juni, keine Angst vor dem Sommer – sentix Survey Essentials (24-2025)
Auf die Unsicherheiten im Nahen Osten reagieren die Anleger im Falle von Rohöl „typisch“, bei Aktien dagegen ungewöhnlich. Anscheinend interpretieren die Anleger die aktuelle Unsicherheitsphase als Aktien-Kaufgelegenheit auf mittlere Sicht und sehen allenfalls kurzfristig Risiken. Bonds dagegen werden wie der US-Dollar gemieden. Eine sehr bullische Stimmung ist bei Gold zu verzeichnen.
Weitere Ergebnisse
- Rohöl: Bullisches Sentiment, aber auch ein steigender Bias
- Gold: Exzellente Stimmung
ISRAEL-IRAN-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG
Seit Freitag sind Israel und Iran im Krieg, in den ersten Tagen gibt es schwere Angriffe beider Seiten. Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg glaubt, dass es bald Friedensgespräche geben könnte. Teheran sieht er bereits jetzt in keiner guten Position. Von Marko Schlichting
15.06.2025 23:46
Krieg zwischen Israel und Iran Trump kann sich Putin als Vermittler vorstellen
Israel und Iran überziehen sich erbittert mit Luftangriffen. Um beide Seiten zu einem Ende der Kämpfe zu bewegen, kann sich US-Präsident Donald Trump ausgerechnet Russlands Staatschef Wladimir Putin vorstellen. Der soll den Vorschlag selbst in einem Telefonat gemacht haben.
15.06.2025 20:08
Pistorius zum Israel-Iran-Krieg „Es gibt keine Anfragen, wir bereiten nichts vor“
Verteidigungsminister Pistorius zeigt Verständnis für das israelische Vorgehen gegen den Iran. Unterstützung leiste Deutschland nicht. „Ich wüsste auch nicht, in welcher Form wir uns aktiv an diesem Konflikt beteiligen sollten oder dürften.“
15.06.2025 20:06
Geheimdienstchef soll tot sein Netanjahu hält Regimesturz im Iran für möglich
Im Interview mit dem Sender Fox News verkündet Israels Regierungschef Netanjahu den Tod eines iranischen Geheimdienstchefs. Er glaubt, dass es zu einem Sturz der politischen Führung in Teheran kommen könnte.
15.06.2025 19:35
Explosionen in Tel Aviv Israel zielt auf Ministerien und Polizei in Teheran
Berichten zufolge nimmt das israelische Militär staatliche Einrichtungen in Teheran ins Visier. Zugleich startet der Iran eine Raketenoffensive auf Israel. In mehreren Landesteilen berichten die Behörden von Einschlägen.
15.06.2025 16:38
Chaos und Angst in Teheran „Netanjahu sind die Iraner egal“
In Teheran herrscht Ausnahmezustand: Behörden bleiben beschlossen, Nahrung könnte bald knapp werden. Bewohner der Metropole fürchten sich nicht nur vor israelische Bomben, sondern auch um ihre Zukunft. Eine regierungskritische Journalistin glaubt nicht daran, dass ein Krieg „Erlösung“ bringt.
15.06.2025 16:33
Konflikt-Ausweitung verhindern Merz: Iran darf nie Atomwaffen besitzen
Kanzler Merz bietet seine Hilfe bei einer diplomatischen Lösung des Israel-Iran-Konflikts an. Dazu telefoniert er mit dem Oman. Zugleich stellte er sich hinter die Ziele Israels. Darüber hinaus wird der Schutz jüdischer Einrichtungen hierzulande erhöht.
15.06.2025 15:39
Der Flugverlauf eines deutschen Bundeswehr-Airbus zur Luftbetankung von Kampfjets löst Spekulationen über deutsche Hilfe für Israel bei den Angriffen gegen den Iran aus. Eine solche Hilfe gibt es nicht, sagt das Verteidigungsministerium in Berlin.
15.06.2025 15:16
Tote in Tel Aviv und Jerusalem Darum führt Israel jetzt diesen Krieg
Massive Vormärsche in Gaza, noch immer Angst um Hamas-Geiseln und nun beginnt Israel auch noch einen Krieg gegen den Iran. Von allen guten Geistern verlassen? Oder kühl und kühn kalkuliert? Eine Analyse von Frauke Niemeyer
15.06.2025 15:15
Appell an G7 Israels Präsident: „Ziel ist es, Realität im Nahen Osten zu verändern“
Seit Freitag greift Israel militärische Ziele im Iran an. Zuvorderst geht es um die Zerstörung des Atom-Programms. Israels Staatschef spricht auch von der Verteidigung der Menschheit und des Weltfriedens.
15.06.2025 15:02
Militär: Lange Liste von Zielen Israel fliegt neue Angriffe – Iraner sollen Militäranlagen verlassen
Israel und der Iran überziehen sich erneut mit Luftangriffen. Auf israelischer Seite sterben mindestens 13 Menschen. Nun fordert die Armee des jüdischen Staates die Iraner auf, dringend die Nähe zu Militäranlagen zu meiden. Teheran knüpft ein Ende seiner Attacken derweil an Bedingungen.
14.06.2025 21:55
Gespräch über Israel und Iran Trump in Telefonat zu Putin: Dein Krieg muss auch enden
US-Präsident Donald Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin sprechen über den Krieg zwischen Israel und Iran. Der Kreml-Chef wünscht sich, dass die Kämpfe aufhören – woraufhin Trump auch ein Ende der Attacken auf die Ukraine fordert.
14.06.2025 21:47
Bald „Kampfjets über Teheran“ Netanjahu: Israel hat Trumps „eindeutige Unterstützung“
Laut Ministerpräsident Netanjahu wird Israel in den kommenden Tagen im Iran „jeden Standort und jedes Ziel des Ajatollah-Regimes angreifen“. Demnach hat sein Land dafür den Segen von US-Präsident Trump.
14.06.2025 18:54
Israel: Kommandeure getötet Atom-Gespräche zwischen USA und Iran abgesagt
Bei seinen Angriffen auf den Iran hat Israel nach eigener Aussage zahlreiche hochrangige Militärvertreter ausgeschaltet. Laut Ministerpräsident Netanjahu war das aber „nichts im Vergleich zu dem“, was in den kommenden Tagen bevorsteht. Ägypten warnt vor einem Flächenbrand in der Region.
14.06.2025 16:09
„Teheran nicht länger geschützt“ Israel: Kontrollieren Teile des iranischen Luftraums
Nach Angriffen auf Flugabwehrsysteme hat Israel laut eigener Aussage die Luftabwehr des Irans teilweise ausgeschaltet. Für die Hauptstadt Teheran gibt es demnach keinen Schutz mehr. Derweil geben die iranischen Streitkräfte an, einen F-35-Kampfjet abgeschossen zu haben.
14.06.2025 14:13
Militärische Strategie Israels Expertin vermutet „Hisbollah-Playbook“ hinter Iran-Angriff
Lange Zeit ist die Hisbollah im Libanon eine der wichtigsten Verbündeten des Irans. Seit dem Krieg mit Israel gilt sie jedoch als stark geschwächt. Dem Iran drohe nun ein ähnliches Schicksal, vermutet Nahostexpertin Maha Jahja. Zumindest gehe es Israel nicht mehr nur um das iranische Atomprogramm.
ISRAEL-IRAN-KRIEG im n-tv Liveticker
+++ 06:56 Israel greift Kommandozentralen der Revolutionsgarden in Teheran an +++
Die israelische Armee nimmt mehrere Kommandozentralen der iranischen Revolutionsgarden in Teheran ins Visier. Bei den Angriffen seien „Kommandozentralen der Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden und des iranischen Militärs“ getroffen worden, erklärt die Armee auf X. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.
+++ 06:42 Kiesewetter: Schwacher Iran in deutschem Interesse +++
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sieht in der Schwächung Irans eine positive Entwicklung: „Deutschland sollte sich klar an der Seite Israels positionieren, da eine Einschränkung ballistischer und nuklearer Fähigkeiten des Iran auch uns schützt“, sagt er in der „Süddeutsche Zeitung“. Ferner unterstützt der Iran den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: Eine Schwächung des iranischen Regimes sei daher in deutschem Interesse. Kiesewetter fordert daher ein klares Bekenntnis von der Bundesregierung: „Deutschland sollte kommunikativ klarmachen, dass es Israels Vorgehen gezielt gegen militärische Ziele unterstützt und nicht von ‚beide Seiten‘ sprechen.“
+++ 06:17 Rettungsdienst: Drei Tote und 74 Verletzte bei iranischen Raketenangriffen +++
Mindestens drei Menschen sind in der Nacht in Israel bei iranischen Luftangriffen getötet worden. Auf X meldet der israelische Rettungsdienst Magen David Adom zudem 74 Verletzte. Beiden Toten handelt es sich um zwei Frauen und einen Mann. Der Iran hat am frühen Morgen einen neuen Raketenangriff auf Israel gestartet. Ein Ziel war Haifa: In der Hafenstadt sollen unbestätigten Berichten zufolge zwei Hyperschallraketen eingeschlagen sein.
+++ 05:28 Von der Leyen: Netanjahu verspricht mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen +++
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen zugesagt. „Ich habe darauf bestanden und darauf gedrängt, dass die humanitäre Hilfe, die den Gazastreifen nicht erreicht, nach Gaza gebracht werden muss. Er hat mir versprochen, dass dies der Fall ist und sein wird“, sagt von der Leyen nach einem Telefonat mit Netanjahu vor Journalisten in Kanada.
+++ 04:27 Erneut Einschläge und Verletzte in Israel +++
Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom gibt es mehrere Einschläge im Zentrum des jüdischen Staates. Mehrere Menschen sind demnach verletzt. Die Bevölkerung könne die Schutzräume inzwischen aber wieder verlassen, teilt das Militär auf Telegram mit. Such- und Rettungskräfte sind nach Armeeangaben an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz. Während des iranischen Angriffs waren im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv Explosionen zu hören, anschließend die Sirenen mehrerer Krankenwagen.
+++ 03:22 Israels Armee: Wieder Raketenbeschuss aus Iran +++
Israel wird nach Angaben des Militärs in der Nacht erneut vom Iran aus mit Raketen angegriffen. Die Verteidigungssysteme seien in Betrieb, um die Bedrohung abzufangen, teilt das Militär auf Telegram mit. Die Bevölkerung sei angewiesen, Schutzräume aufzusuchen und dort bis auf Weiteres zu bleiben.
+++ 01:14 EU-Chefdiplomatin organisiert Krisenschalte zu Nahost-Krieg +++
Angesicht der Eskalation im Nahen Osten ruft die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas für Dienstag eine Videokonferenz der Außenminister ein. Die Sitzung werde die Gelegenheit zu einem Meinungsaustausch sowie zur Koordinierung diplomatischer Bemühungen gegenüber Israel und dem Iran bieten, teilt ein Mitarbeiter von Kallas in Brüssel mit. Zudem solle über mögliche nächste Schritte beraten werden.
+++ 00:49 Israels Militär: Greifen Bodenraketen-Standorte im Zentraliran an +++
Das israelische Militär greift eigenen Angaben zufolge im Moment im Zentraliran Anlagen mit iranischen Bodenraketen (SSM) an.
Armee bombardiert Standorte Israel nimmt die gefährlichen ballistischen Raketen des Iran ins Visier
+++ 00:12 Armeesprecher des Iran: „Israel wird nicht mehr bewohnbar sein“ +++
Der Iran droht Israel erneut mit massiver Vergeltung. Die „verheerende Reaktion der mutigen iranischen Kämpfer“ auf Israels Angriffe werde ganz Israel betreffen, sagt der Armeesprecher Resa Sajjad in einer Fernsehansprache. Er ruft die Menschen dazu auf, Israel zu verlassen, denn es werde „in Zukunft mit Sicherheit nicht mehr bewohnbar sein“. Auch Schutzräume böten keine Sicherheit mehr.
+++ 23:17 Iran: Seit Freitag 224 Tote bei Angriffen +++
Im Iran sind nach dortigen Angaben seit dem Beginn der israelischen Angriffe 224 Menschen ums Leben gekommen. Davon seien 90 Prozent Zivilisten, berichten staatliche Medien.
+++ 22:10 Netanjahu „wittert“ Durchbruch bei Geisel-Verhandlungen +++
Israels Regierungschef Netanjahu hofft auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas über die Freilassung israelischer Geiseln im Gazastreifen. „Ich habe vorgestern die Anordnung gegeben, die Verhandlungen fortzuführen, weil ich einen Durchbruch wittere“, erklärt Netanjahu. Israel werde beide Ziele erreichen: „Die Zerstörung der Hamas und die Freilassung der Geiseln.“
+++ 21:46 Israelis sollen für den Iran spioniert haben +++
Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hat zwei Israelis festgenommen, die für den Iran gearbeitet haben sollen. Ihnen werde vorgeworfen, im Auftrag iranischer Geheimdienste „Sicherheitsvergehen“ begangen zu haben, heißt es am Abend in einer Mitteilung von Schin Bet. Der Geheimdienst berichtet, seit Kriegsbeginn hätten der Schin Bet und die israelische Polizei 22 ähnliche Vorfälle vereitelt. Dies zeuge von den wiederholten Bemühungen iranischer Geheimdienste, israelische Staatsbürger für Missionen zu rekrutieren, die die Sicherheit des Staates Israel und seiner Bewohner gefährden sollen.
+++ 21:13 Iranische Medien melden Tote nach Angriff in Teheran +++
Bei einem israelischen Angriff auf ein Wohngebäude im Zentrum der iranischen Hauptstadt Teheran sind laut Berichten iranischer Staatsmedien mindestens fünf Menschen getötet worden. Das Staatsfernsehen berichtet, die Zahl der Toten könne noch steigen, da der Angriff ein dicht besiedeltes Wohngebiet in der Innenstadt getroffen habe. Wie ein AFP-Journalist von vor Ort berichtet, wurde die Gegend im Abstand von wenigen Minuten von mindestens zwei heftigen Explosionen erschüttert. Über dem Stadtviertel stiegen dichte Rauchwolken auf. Zahlreiche Menschen liefen zum Ort der Explosion in der Nähe des iranischen Kommunikationsministeriums.
+++ 20:41 Explosionen in Israel – Armee gibt Entwarnung +++
In Israel gibt das Militär nach einem Luftalarm Entwarnung. Die Bevölkerung könne die Schutzräume verlassen. Zuvor waren in Tel Aviv und Jerusalem abermals Explosionen zu hören. Die iranischen Streitkräfte forderten im Fernsehen die Bewohner Israels auf, zu ihrer Sicherheit „kritische Gebiete“ zu verlassen. Die Armee meldet Einschläge in mehreren Teilen des Landes. „Such- und Rettungsteams wurden nach der letzten Salve aus dem Iran zu mehreren getroffenen Orten in Israel entsandt“, heißt es. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilt mit, im Norden seien nach dem Angriff sieben Verletzte in Krankenhäuser gebracht worden.
+++ 20:09 Erdogan warnt vor „Katastrophe“ in der Region +++
Der türkische Präsident Erdogan warnt in einem Telefonat mit US-Präsident Trump vor einer regionalen Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und dem Iran. Erdogan habe in dem Telefongespräch betont, dass „dringendes Handeln“ erforderlich sei, „um eine Katastrophe zu verhindern, die die gesamte Region entlammen könnte“, erklärt das türkische Präsidialamt.
+++ 19:46 Netanjahu: Iranischer Geheimdienstchef getötet +++
Israels Ministerpräsident Netanjahu meldet die Tötung des Chefs des Geheimdienstes der Iranischen Revolutionsgarden, Mohammed Kasemi, durch israelische Luftangriffe. „Vor wenigen Augenblicken haben wir den Chef des Geheimdienstes und seinen Stellvertreter in Teheran erwischt“, sagt Netanjahu in einem Interview mit dem US-Sender Fox News. Israelische Flugzeuge über Teheran griffen erneut Militär- und Atomanlagen an, fügt er hinzu.
+++ 19:11 Insider: Trump soll Tötung Chameneis abgelehnt haben +++
US-Präsident Donald Trump hat Insidern zufolge einen israelischen Plan zur Tötung von Irans Oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei zurückgewiesen. Israel habe den USA mitgeteilt, es habe Möglichkeit, Chamenei zu töten, sagen zwei hochrangige US-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Trump habe dies jedoch abgelehnt. „Haben die Iraner schon einen Amerikaner getötet? Nein. Solange sie das nicht tun, reden wir nicht einmal darüber, die politische Führung anzugreifen“, sagt einer der Insider. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagt dazu in einem Interview des Senders Fox News: „Es gibt so viele falsche Berichte über Gespräche, die nie stattgefunden haben, und ich werde nicht darauf eingehen.“
+++ 18:46 Netanjahu: Auf Angriffe könnte Regimesturz im Iran folgen +++
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nennt einen Regimewechsel im Iran als mögliche Folge der israelischen Angriffe. Im US-Sender Fox News sagt Netanjahu außerdem, er habe US-Präsident Donald Trump vor den Angriffen informiert.
+++ 18:20 Pistorius: Keine Anfrage für Militärhilfe aus Israel +++
Nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius leistet Deutschland Israel bei den Angriffen auf militärische Ziele im Iran keine Unterstützung. „Nein“, sagt er auf eine entsprechende Frage im ARD-Bericht aus Berlin. „Es gibt keine Anfragen, wir bereiten nichts vor.“ Zugleich äußert der SPD-Politiker Verständnis für das Vorgehen Israels. „Die Israelis haben hier jedes Recht, sich zu verteidigen.“ Der Iran habe die Vernichtung Israels als Ziel und unterhalte Stellvertreter wie etwa die Huthis im Jemen und die radikal-islamische Hisbollah im Libanon, um dieses Ziel zu erreichen. Da sehe man sehr deutlich, „von wem die Bedrohung ausgeht.“
+++ 17:54 Israel: Iranisches Flugzeug in 2300 Kilometer Entfernung angegriffen +++
Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben auf einem Flughafen in Maschhad weit im Osten des Irans ein iranisches Tankflugzeug angegriffen. Die Entfernung beträgt rund 2300 Kilometer – es sei damit das am weitesten entfernte Ziel, das seit Beginn des Kriegs mit dem Iran attackiert wurde. Die israelische Luftwaffe strebe Überlegenheit im iranischen Luftraum an, heißt es zudem in der Mitteilung.
+++ 17:34 Händler in Teheran schaffen Gold in Sicherheit +++
Goldhändler im Großen Basar von Teheran bringen ihre Wertsachen in Sicherheit. Aus Sorge vor einer weiteren Eskalation und Plünderungen räumen die sogenannten Basaris ihre Schaufenster und kleinen Läden, wie aus Kreisen der Händler verlautet. Viele Bereiche sind inzwischen geschlossen. Der Große Basar von Teheran ist ein lebendiges Labyrinth. Über Jahrhunderte gewachsen, erstreckt sich das Netz aus verwinkelten, überdachten Gassen über mehrere Quadratkilometer. Auch wenn viele Läden winzig sind, genießen die Besitzer hier großen Status. Eine Besonderheit: Jeder Abschnitt gehört einer speziellen Händlergruppe.
+++ 16:57 Trump dringt auf Deal – und erwägt Einmischung +++
Angesichts der Eskalation im Nahen Osten ruft US-Präsident Trump Israel und den Iran zu einem Deal auf. „Der Iran und Israel sollten einen Deal schließen und sie werden einen Deal schließen“, erklärt Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Es fänden „aktuell viele Telefonate und Treffen“ zu dem Konflikt statt. Ein Frieden zwischen den beiden Erzfeinden könne „bald“ geschlossen werden. Eine Einmischung der USA in den Konflikt schließt Trump in einem Interview mit dem US-Sender ABC nicht aus. „Es ist möglich, dass wir uns einbringen“, sagt der US-Präsident. Aktuell seien die USA jedoch nicht in den Konflikt involviert.
+++ 16:24 Deutschland hilft Israel mit Feuerlöschmittel +++
Deutschland unterstützt Israel nach Angaben von Bundeskanzler Merz bei der Brandbekämpfung. „Israel hat uns gebeten, Feuerlöschmittel zur Verfügung zu stellen. Das werden wir auch umgehend in die Wege leiten“, sagt Merz vor dem Abflug zum G7-Gipfel nach Kanada laut Mitteilung.
+++ 15:53 Israel: Haben Jemens Hauptstadt angegriffen +++
Israels Militär hat einen Angriff der Luftwaffe auf die Hauptstadt des Jemens in der vergangenen Nacht bestätigt. Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe hätten in Sanaa Angriffe geflogen, sagt Israels Armeesprecher Effie Defrin. Zuvor gab es Medienberichte über laute Explosionen in der Nacht in der Stadt. Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija berichtet, dass ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff eine Zusammenkunft ranghoher Huthi-Funktionäre getroffen haben könnte. Die „Times of Israel“ berichtet unter Berufung auf israelische Beamte, der Angriff habe dem Militärchef der proiranischen Huthi-Miliz, Mohammed Al-Ghamari, gegolten.
+++ 15:23 Iran feuert neue Raketenwelle auf Israel +++
Der Iran hat eine weitere Welle von Raketen auf Ziele in Israel gefeuert. Das berichtet die iranische Nachrichtenagentur Fars. Iranische Staatsmedien berichten, es seien aus dem ganzen Land ballistische Raketen mit Ziel Israel abgeschossen worden. Das israelische Militär bestätigt das. In Jerusalem und Tel Aviv gibt es Luftalarm, Sirenen heulen, wie Augenzeugen berichten.
+++ 15:10 Merz: Wappnen uns gegen Angriffe auf israelische Ziele in Deutschland +++
Angesichts der Eskalation im israelisch-iranischen Konflikt wappnet sich Deutschland nach den Worten von Bundeskanzler Friedrich Merz für den Fall, dass der Iran israelische oder jüdische Ziele in Deutschland ins Visier nehmen sollte. Deutschland treffe Vorbereitungen für mögliche iranische Angriffe auf „israelische oder jüdische Ziele“, sagt Merz vor seinem Abflug zum G7-Gipfel in Kanada. „Teheran muss die Bombardierung ziviler Ziele in Israel sofort beenden“, fordert der Kanzler.
+++ 14:52 Miliz im Irak droht den USA +++
Die proiranische Miliz Kataib Hisbollah im Irak hat den USA im Fall einer militärischen Intervention im Krieg zwischen Israel und dem Iran mit direkten Angriffen auf deren Stützpunkte in der Region gedroht. „Wenn die USA in den Krieg eingreifen, werden wir ohne Zögern direkt gegen ihre Interessen und Stützpunkte in der gesamten Region vorgehen“, erklärt die Miliz. In der Erklärung heißt es auch, der Iran verfüge über genügend eigene Kräfte und Mittel, um den israelischen Ministerpräsident Netanjahu zu „demütigen“. Die USA unterhalten Militärstützpunkte und rund 2.500 Soldaten im Irak als Teil einer internationalen Koalition gegen die Terrororganisation Islamischer Staat.
+++ 14:30 Frankreich sieht in Irans Atomprogramm Gefahr für Europa +++
Der französische Außenminister Jean-Noel Barrot erklärt das iranische Atomprogramm zu einer Gefahr auch für Europa. „Wir haben immer gesagt, dass Diplomatie der beste Weg bleibt, um diese Bedrohung zu verhindern und einzudämmen“, sagt er dem Radiosender RTL. Der deutsche Außenminister Johann Wadephul hat am Samstagabend erklärt, Deutschland, Frankreich und Großbritannien seien zu sofortigen Gesprächen mit Iran über das Atomprogramm bereit.
+++ 14:08 Merz: Ausweitung des Konflikts verhindern +++
Bundeskanzler Friedrich Merz hat am Vormittag mit dem Sultan von Oman, Scheich Haitham, telefoniert, wie Regierungssprecher Stefan Kornelius mitteilt. Merz habe dabei für die Vermittlungsbemühungen Omans zur Beendigung des iranischen Atomprogramms gedankt. „Er unterstrich, dass Iran niemals über Atomwaffen verfügen dürfe“, heißt es in einer Mitteilung weiter. „Beide waren sich einig, dass es jetzt darum gehen müsse, eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern.“ Die Bereitschaft beider, mit diplomatischen Mitteln zu einer Beendigung des Konflikts beizutragen, sei bekräftigt worden.
Van Aken zu Konflikt in Nahost „Iranische Atombombe ist die größte Gefahr“
+++ 13:44 Berichte über erneute Angriffswelle auf Teheran +++
Laut Berichten iranischer Medien greift Israel derzeit erneut Teheran an. Al Jazeera berichtet von Angriffen im östlichen Teil der iranischen Hauptstadt. Der staatliche Rundfunk meldet Explosionen in der Nähe des Flughafens Mehrabad mitten in der Metropole. Einschläge soll es auch nahe eines Luxus-Hotels im Norden geben. Den Berichten zufolge werden in der Stadt Luftverteidigungsanlagen aktiviert. Die Bevölkerung kann nach Angaben der Regierung bei israelischen Angriffen in Moscheen und Schulen sowie in U-Bahn-Stationen Schutz suchen. Die U-Bahnen würden ab Sonntagabend durchgehend geöffnet sein, sagt eine Regierungssprecherin im staatlichen Fernsehen. „Es gibt keine Probleme mit der Versorgung von Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff“, fügt sie hinzu.
+++ 13:30 Iran bestätigt Tod sechs weiterer Generäle +++
Irans Revolutionsgarden melden den Tod sechs weiterer Generäle. Betroffen sind erneut ranghohe Kommandeure des iranischen Militärs, wie die Elitestreitmacht mitteilt. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer unter der Militärführung auf mindestens 14. Unter ihnen sind auch der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, und der Generalstabschef Mohammed Bagheri. Eine Beisetzung Salamis, Bagheris und weiterer Getöteter soll voraussichtlich am Dienstag erfolgen, wie die den Revolutionsgarden nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim berichtet.
+++ 13:18 Zypern soll iranische Botschaften an Israel übermitteln +++
Zypern soll eigenen Angaben zufolge zwischen Israel und dem Iran vermitteln. Der zyprische Präsident Nikos Christodoulides teilt mit, die Regierung in Teheran habe sein Land gebeten, „einige Botschaften“ an Israel zu übermitteln. Er erwarte, noch im Lauf des Tages mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu sprechen. Zudem äußert sich Christodoulides unzufrieden mit der aus seiner Sicht zu langsamen Reaktion der EU auf die sich zuspitzende Krise im Nahen Osten. Als EU-Mitgliedstaat mit der größten Nähe zur Region habe Zypern eine außerordentliche Sitzung des EU-Außenministerrats beantragt, um die Lage zu erörtern.
+++ 13:05 „Iranische Schlange enthäuten“: Israels Minister Katz kündigt weitere Angriffe an +++
Israels Verteidigungsminister Israel Katz kündigt weitere Angriffe im Iran an. Nach einem Evakuierungsaufruf des Militärs an Menschen in der Nähe von Rüstungsfabriken im Iran sagt Katz: „Das Militär wird die Ziele angreifen und die iranische Schlange in Teheran und sonst wo von nuklearen Fähigkeiten und Waffensystemen enthäuten. Der iranische Diktator verwandelt Teheran in Beirut und die Einwohner Teherans in Geiseln für das Überleben des Regimes.“
Militär: Lange Liste von Zielen Israel fliegt neue Angriffe – Iraner sollen Militäranlagen verlassen
Nach Angaben eines Militärvertreters verfügt Israel noch über eine umfangreiche Liste von Angriffszielen im Iran. Am Samstagabend seien etwa in Teheran 80 Ziele im Zusammenhang mit dem Nuklearprogramm des Landes attackiert worden. Darunter befanden sich demnach zwei iranische Treibstoffanlagen mit „doppeltem Verwendungszweck“, die sowohl für das Militär als auch das Nuklearprogramm genutzt würden.
+++ 12:52 Experte Lange: „Dilemma des Iran ist nicht unser Problem“ +++
Bei den israelischen Angriffen auf mehrere Stellungen im Iran werden offenbar empfindliche Stellen getroffen. „Es macht den Eindruck, dass die iranische Luftverteidigung nicht mehr funktioniert“, sagt Sicherheitsexperte Nico Lange.
Experte zur Eskalation mit Israel „Dilemma des Iran ist nicht unser Problem“
+++ 12:38 Israel: Haben Atomanlage in Isfahan getroffen +++
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine Nuklearanlage in der iranischen Stadt Isfahan angegriffen. Das teilt ein Militärsprecher auf X mit. Wann genau der Angriff stattfand, wird nicht mitgeteilt. „Die Verteidigungsstreitkräfte haben die iranische Atomanlage in Isfahan getroffen“, heißt es in dem Eintrag. Dies sei „eine strategisch wichtige Anlage, die von unseren Angriffen nicht verschont wurde“. Weiter heißt es: „Wir versetzen den strategischen Fähigkeiten des iranischen Regimes, insbesondere denjenigen im Zusammenhang mit dem Nuklearprojekt, weiterhin schwere Schläge.“ Eine unabhängige Bestätigung für den Angriff auf die Atomanlage gibt es bisher nicht. Der Iran hatte zuvor einen Angriff auf eine Anlage des Verteidigungsministeriums in Isfahan bestätigt.
+++ 12:26 Oman kritisiert Israel scharf – Atomgespräche abgesagt +++
Omans Außenminister Badr al-Busaidi ruft in Gesprächen mit Amtskollegen aus „brüderlichen und freundlichen“ Ländern zu internationalem Druck gegen Israel auf. Er bezeichnet die Angriffe Israels als brutal, unverantwortlich und illegal, wie das Außenministerium auf X erklärt. Er warnt vor schwerwiegenden sicherheitspolitischen Folgen für die gesamte Region. Al-Busaidi fordert, dass internationales Recht durchgesetzt werden müsste, um Sicherheit, Stabilität und Frieden wiederherzustellen. Oman vermittelt in den Atomgesprächen zwischen dem Iran und den USA. Eine für heute geplante Gesprächsrunde wurde allerdings abgesagt.
+++ 12:15 Israelische Helfer suchen weiter nach Verschütteten +++
Nach den iranischen Raketenangriffen in der Nacht sind noch immer mehrere Menschen in einem getroffenen Gebäude in Zentralisrael verschüttet. Spezialkräfte der Armee und Hundestaffeln mit Rettungshunden seien im Einsatz, um sie zu bergen, berichtet die Zeitung „Haaretz“ unter Berufung auf den israelischen Heimatschutz. Der ungefähre Ort der Verschütteten sei bekannt, aber es habe noch kein Kontakt aufgenommen werden können. Es werde davon ausgegangen, dass diejenigen, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Bunker im Untergeschoss des Gebäudes aufgehalten hatten, überlebt haben.
+++ 12:01 ADAC: Benzinpreis „wird wohl weiter nach oben gehen“ +++
Die Preise für Benzin und Diesel legen infolge des Kriegs im Nahen Osten jeden Tag etwas zu. Am Sonntagmorgen um 8.20 Uhr kostete ein Liter Super E10 nach Zahlen des ADAC im deutschlandweiten Schnitt 1,749 Euro, ein Liter Diesel 1,639 Euro. Am Vortag um die gleiche Uhrzeit war es jeweils knapp ein Cent weniger. Am Freitag hatten die Preise noch fünf beziehungsweise sechs Cent unter den Samstagpreisen gelegen. Die untersuchte Uhrzeit ist laut ADAC aber ein eher teurer Zeitpunkt. Der Tagesdurchschnitt sei jeweils etwas geringer. Der ADAC betont, es handle sich noch um einen moderaten Anstieg. „Tendenziell wird es wohl weiter nach oben gehen“, heißt es.
+++ 11:44 Iran: Israel greift wichtige Anlage des Verteidigungsministeriums an +++
Laut Berichten iranischer Staatsmedien greift hat Israel eine wichtige Anlage des iranischen Verteidigungsministeriums angegriffen. Ziel sei eine Einrichtung in Isfahan im Zentrum des Landes gewesen, berichtet die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf die Provinzbehörden. „Eventuelle Schäden werden derzeit untersucht.“ Die israelische Armee hatte zuvor die Bevölkerung im Umkreis von iranischen Militäreinrichtungen aufgerufen, die entsprechenden Gebiete zu räumen.
Militär: Lange Liste von Zielen Israel fliegt neue Angriffe – Iraner sollen Militäranlagen verlassen
+++ 11:30 Iran will zwei Mossad-Agenten verhaftet haben +++
Der Iran verhaftet nach eigenen Angaben zwei Personen, die beschuldigt werden, dem israelischen Geheimdienst Mossad anzugehören. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Tasnim, die den iranischen Revolutionsgarden nahe stehen soll, werden diese in der Provinz Alborz festgenommen, als sie Sprengstoff und elektronische Geräte vorbereiten. Bereits am Samstag berichteten iranische Nachrichtenseiten, dass fünf Personen wegen „Kollaboration mit Israel“ verhaftet worden seien.
+++ 11:23 Israels Außenminister: Angriffe auf Iran werden fortgesetzt +++
Bei einem Telefongespräch mit seinem deutschen Kollegen Johann Wadephul sagt Israels Außenminister Gideon Saar, der Einsatz im Iran werde fortgesetzt. Es seien noch wichtige Ziele zu erreichen, zitiert das israelische Außenministerium aus dem Gespräch. Es sei deutlich zu erkennen, dass die iranische Seite gezielt Zivilisten angreife. „Israel aber konzentriere sich auf militärische Ziele und die Bekämpfung des iranischen Atomprogramms“, heißt es. Saar dankt demnach Wadephul für die deutsche Unterstützung des israelischen Rechts auf Verteidigung. Ursprünglich hatte Wadephul heute Israel besuchen wollen. Wegen des Kriegsausbruchs wurden die Pläne geändert.
+++ 11:12 Israelische Öl-Pipelines bei Angriff beschädigt +++
Die Anlage des israelischen Öl- und Petrochemiekonzerns Bazan im Norden Haifas wurde in der Nacht bei einem iranischen Raketenangriff beschädigt. Wie das Unternehmen mitteilt, wurden Pipelines und Transferleitungen getroffen. Es gebe keine Verletzten. Die Raffinerie sei weiterhin in Betrieb, während andere Teile der Industrieanlage stillgelegt worden seien, heißt es. Die Auswirkungen auf den Betrieb und die Dauer notwendiger Reparaturen würden noch geprüft.
+++ 10:57 Israels Präsident: Iran will „Hass, Chaos, Terror, Fanatismus“ verbreiten +++
Israels Präsident Izchak Herzog äußert sich zu den jüngsten Angriffen des Iran auf Israel. „Gestern Abend hat der Iran erneut eine Welle von Raketen auf Israel abgefeuert – mit einem Ziel: zu töten“, schreibt er auf X. „Kinder, die in ihren Betten schlafen. Großeltern. Holocaust-Überlebende. Eine schöne muslimische Familie in Tamra. Juden und Muslime. Israelis und Palästinenser“, heißt es weiter. „Israel kämpft, um eine Bedrohung zu beseitigen. Teheran kämpft, um eine zu verbreiten – Hass, Chaos, Terror, Fanatismus“, schreibt Herzog. Das sei ihre Ideologie „und die Welt muss um der Menschheit willen an der Seite Israels stehen“.
+++ 10:41 ntv-Reporterin: „Habe Erschütterung im Bunker gespürt“ +++
Israel befindet sich in einer historischen Ausnahmesituation: Seit 20 Monaten herrscht an mittlerweile sechs Fronten Krieg. „Die israelische Bevölkerung ist am Ende“, berichtet ntv-Korrespondentin Raschel Blufarb aus der Nähe von Tel Aviv, „das ist etwas, was in der Geschichte Israels noch nie dagewesen ist.“
Iranische Luftangriffe auf Israel ntv-Reporterin: „Habe Erschütterung im Bunker gespürt“
+++ 10:24 London derzeit „nicht in Israel involviert“ – schließt aber nichts aus +++
Die britische Regierung beteiligt sich nach eigenen Angaben bisher nicht an den Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Finanzministerin Rachel Reeves sagt dem britischen Sender Sky News, dass das Land bisher „nicht in Israel involviert“ sei, also an Angriffen auf den Iran. Auf die Frage, ob sich das Vereinigte Königreich in Zukunft einmischen könnte, sagt sie, dass sie „zum jetzigen Zeitpunkt nichts ausschließen“ werde. Auf die Frage, ob sie einen Führungswechsel in Teheran wünsche, sagt Reeves, sie habe „keine Zeit für das iranische Regime“, ihre Priorität sei die Deeskalation. Großbritannien hat etwa im vergangenen Jahr Israel bei der Abwehr iranischer Luftangriffe unterstützt.
+++ 09:51 Außenminister: Iran will Konflikt nicht auf weitere Länder ausweiten +++
Der Iran will nach den Worten seines Außenministers Abbas Araghtschi den Konflikt mit Israel nicht auf Nachbarländer ausweiten, es sei denn, die Situation zwinge dazu. Die Reaktion seines Landes beruhe auf dem Prinzip der Selbstverteidigung, erklärt Araghtschi weiter. „Wenn die Aggression aufhört, wird auch unsere Reaktion enden“, sagt der Minister bei einem Treffen in Teheran mit Botschafter aus zahlreichen Ländern. Die israelischen Angriffe, die zuerst erfolgten, wären ohne das grüne Licht der USA nicht erfolgt, fügt er hinzu. Washington solle die israelischen Angriffe auf iranische Atomanlagen verurteilen. Weiter sagt er, dass die Atomgespräche mit den USA zu einer Einigung hätten führen können. Israel wolle diese Verhandlungen sabotieren.
+++ 09:24 Israel fordert Menschen in Nähe von iranischen Waffenfabriken zur Evakuierung auf +++
Ein israelischer Militärsprecher fordert alle Menschen im Iran, die sich in der Nähe von Waffenfabriken befinden, zur Evakuierung auf. Avichay Adraee veröffentlichte etwa bei X eine „dringende Warnung an alle iranischen Bürger“: „Alle Personen, die sich derzeit oder in naher Zukunft in oder in der Nähe von militärischen Waffenproduktionsanlagen und dazugehörigen Einrichtungen aufhalten, müssen diese Gebiete sofort verlassen und dürfen bis auf weiteres nicht zurückkehren“, schreibt er.
+++ 08:06 Israel meldet neue Angriffe auf Ziele im Westen des Iran +++
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Stunde neue Angriffe auf Ziele im Westen des Iran abgeschlossen. Attackiert worden seien dabei Lagerstätten und Infrastruktur für den Abschuss von Raketen, teilt das Militär mit.
+++ 07:43 Huthi-Miliz: Raketenangriff auf Israel in Abstimmung mit Iran +++
Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen haben nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden mehrere ballistische Raketen auf Jaffa im Zentrum Israels abgefeuert. Die Angriffe seien mit dem Iran abgestimmt worden, teilt die islamistische Miliz mit. Die Huthi-Rebellen greifen bereits seit Monaten zur Unterstützung der terroristischen Palästinenser-Organisation Hamas im Gaza-Krieg Israel immer wieder mit Raketen an. Die meisten Raketen wurden von Israel abgefangen.
Schwere Angriffe auch auf Teheran Iranische Raketen schlagen in Israel ein – mehrere Tote
+++ 07:26 Opferzahlen durch iranischen Angriff in Israel steigt auf zehn +++
Bei den Rettungsarbeiten in einem von einer iranischen Rakete getroffenen Gebäude im israelischen Bat Yam sind zwei weitere Tote unter den Trümmern gefunden worden. Insgesamt starben durch den Raketeneinschlag dort sechs Personen. Rund 20 Menschen werden noch vermisst.
Israel braucht wohl US-Bomber Trump beteuert Nicht-Beteiligung – und droht Iran dennoch
WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Geheimdienstchef der iranischen Revolutionsgarden getötet – APA, 15.6.2025, 23:09
Bei israelischen Angriffen sind nach iranischen Angaben weitere hochrangige Vertreter des iranischen Sicherheitsapparats ums Leben gekommen. Der Chef des Geheimdiensts der Revolutionsgarden, Mohammad Kazemi, und sein Stellvertreter seien Sonntag getötet worden, meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim. Damit wurden Angaben des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu gegenüber Fox News von Sonntagabend bestätigt. Indes attackierte der Iran erneut Israel.
Bei iranischen Raketenangriffen gab es Sonntagabend mehrere Verletzte. In mehreren Landesteilen herrschte Raketenalarm, Menschen flüchteten sich in Bunker. Der Rettungsdienst Magen David Adom erklärte, im Norden seien nach dem Angriff sieben Verletzte in Krankenhäuser gebracht worden. In Videos waren schwer beschädigte Gebäude und mehrere brennende Fahrzeuge zu sehen. Einschläge gab es auch nahe der Stadt Haifa und in Lachisch südwestlich Jerusalems. Inzwischen durften die Bürger die Luftschutzräume jedoch wieder verlassen.
US-Präsident Donald Trump zeigte sich offen für die Idee, dass Kremlchef Wladimir Putin im Krieg zwischen Israel und dem Iran als Vermittler agieren könnte. „Ich wäre offen dafür“, sagte Trump dem Fernsehsender ABC dazu. Putin habe ihn deswegen angerufen. „Wir hatten ein langes Gespräch darüber. Wir haben mehr darüber gesprochen als über seine Situation.“ Russlands Präsident hatte sich nach Angaben des Kremls in einem Telefonat mit Trump am Samstag selbst als Vermittler im Konflikt zwischen Israel und dem Iran angeboten.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas berief unterdessen für Dienstag eine Videokonferenz der EU-Außenminister zur Entwicklung im Nahen Osten ein. Ziele seien ein Meinungsaustausch, eine Koordinierung der diplomatischen Beziehungen zu Israel und dem Iran und eine Beratung möglicher weiterer Schritte, teilt ein Sprecher mit.
Israel und der Iran setzten am Sonntag den dritten Tag in Folge ihre gegenseitigen Angriffe fort, die am Freitag mit dem Großangriff Israels begonnen hatten. Nach iranischen Angaben wurden seit Freitag mindestens 128 Menschen getötet und 900 weitere verletzt. In Israel wurden nach Behördenangaben 13 Menschen getötet und 380 verletzt. Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen und Raketen zu hindern.
Im gnadenlosen Luftkrieg zwischen Israel und Iran droht die weitere Eskalation – Neue Zürcher Zeitung, 15.6.2025
Der jüdische Staat bombardiert pausenlos Ziele auf iranischem Territorium, die Islamische Republik antwortet mit tödlichen Raketensalven. Für den Nahen Osten bedeutet der Konflikt jetzt schon eine Zeitenwende.
Wo einmal ein Wohnzimmer war, befindet sich jetzt nur noch ein ausgebombtes Loch. In der Nacht auf Sonntag krachte eine ballistische Rakete aus Iran, mit mehreren hundert Kilogramm Sprengstoff bestückt, in einen Wohnblock in Bat Yam, südlich von Tel Aviv. Das Haus ist komplett zerstört, auch der daneben stehende Block wurde stark beschädigt. Sieben Menschen sind tot, mehr als hundert verletzt. Es sei der Luftangriff mit den meisten zivilen Opfern seit Beginn des Kriegs, sagte ein Beamter des israelischen Heimatschutzes vor Ort. Die meisten der über 270 Projektile, die Iran seit Freitagabend auf Israel geschossen hat, konnten abgefangen werden. Doch die Raketen, die einschlagen, hinterlassen Tod und Zerstörung – viele Israeli haben Angst.
Ein paar Tage zuvor war die Stimmung in Israel noch anders. Man habe Iran schwere Schläge versetzt, verkündete ein zufriedener Benjamin Netanyahu, nachdem es Israel in der Nacht auf Freitag gelungen war, Iran mit einem kombinierten Angriff aus Luftangriffen und Kommandoaktionen zu überraschen und seinen Waffensystemen, seiner Militärführung und seinen Atomanlagen schweren Schaden zuzufügen. Die geschockten Iraner schlugen jedoch zurück und feuerten bereits in der Nacht darauf Hunderte Raketen auf Israel ab.
Ziele iranischer Luftangriffe
Inzwischen ist der Kampf zwischen den beiden Erzfeinden zu einem gnadenlosen Luftkrieg ausgeartet, der immer weiter eskaliert. So pulverisieren israelische Jets in Teheran inzwischen Öldepots und Regierungsgebäude. In den Strassen explodieren zudem Autobomben. Die iranischen Raketentruppen wiederum feuern Salve um Salve auf Israel ab und richten damit immer grössere Zerstörung an.
Ein Feuerball steigt über Teheran auf, nachdem israelische Jets ein Treibstoffdepot in der iranischen Hauptstadt bombardiert haben. Ahmad Hatefi / Imago
Israels Kriegsziele sind unklar
Ans Aufgeben denkt zurzeit offenbar keiner. Appelle zur Feuereinstellung verhallen ungehört – Gerüchte, dass Zypern als Vermittler zwischen den beiden Kriegsparteien dienen solle, erwiesen sich als falsch. Den eigentlich für Sonntag geplanten Atomverhandlungen mit Amerika blieben Teherans Emissäre ebenfalls fern. Zwar erklärten sich die Iraner zu einer Feuerpause bereit, doch dafür verlangten sie die sofortige Einstellung der israelischen Angriffe.
Dazu ist Jerusalem aber nicht bereit, solange Iran an seinem Atomprogramm festhält. Doch Israels Kriegsziele sind unklar. Zwar begründet Benjamin Netanyahu den massiven Angriff damit, Iran habe kurz vor der Entwicklung einer Atombombe gestanden. Gleichzeitig rufen israelische Politiker Irans Bevölkerung aber auch zum Aufstand auf. Geht es ihnen nun darum, Irans Atomprogramm zu zerstören – oder gleich auch noch das Regime mit dazu? Und hat Israels Armee, die seit über zwanzig Monaten im Dauereinsatz ist, überhaupt die Kraft und die Kapazitäten für so einen Feldzug?
Tag und Nacht fliegen Jerusalems Jagdbomber derzeit Angriffe auf das rund 1500 Kilometer entfernte Iran. Zwar hat Israels Armee laut eigenen Angaben die Lufthoheit über Teheran und Westiran erlangt – das Riesenland lässt sich aber kaum kontrollieren wie etwa Gaza oder Südlibanon. Der Krieg und die tägliche Raketenabwehr dürften laut israelischen Experten täglich Milliarden kosten. Trotzdem konnten die Israeli die für das iranische Atomprogramm ungemein wichtige Nuklearanlage von Fordo nicht ausschalten. Um den tief im Berg liegenden Bunker zu zerstören, fehlen Jerusalem die schweren Bomben.
Ziele israelischer Luftangriffe
Baut Iran jetzt mit Hochdruck die Bombe?
Nur die USA verfügen über solche Waffen. Auch deshalb hoffen die Israeli, dass die Amerikaner in den Krieg einsteigen. Man habe Washington dazu aufgefordert, zitiert die Medienplattform «Axios» israelische Politiker. Doch Donald Trump will sich nicht festlegen: Mal spielt er mit dem Gedanken, einzugreifen. Dann kündigte er am Sonntag plötzlich an, er werde versuchen, ein Abkommen zwischen Teheran und Israel zu vermitteln. Zumindest die Tötung von Irans Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei soll er den Israeli verboten haben.
Israels Abwehrsystem Iron Dome fängt am Sonntag über Tel Aviv iranische Raketen ab.
Atef Safadi / EPA
Vielleicht wird dem Präsidenten die Entscheidung aber auch abgenommen. Sollte Iran tatsächlich auf die Idee kommen, amerikanische Stützpunkte in der Region anzugreifen, dann werde er losschlagen, stellte Trump klar. Ob Teheran so weit gehen wird, ist fraglich. Denn die Iraner müssen schon jetzt schwere Rückschläge hinnehmen. Die Luftverteidigung ist ausser Gefecht gesetzt, unzählige Zivilisten sind auf der Flucht und viele Kommandanten tot. Sollte der Krieg weiter eskalieren, könnte Iran bald auch noch seine Öl- und Gasanlagen verlieren.
Für das isolierte, wirtschaftlich schwer angeschlagene Land wäre das eine Katastrophe. Dass die Regierung unter Khamenei aufgibt, ist trotzdem unwahrscheinlich. Das bei vielen Iranern unbeliebte Regime verlöre sein Gesicht und möglicherweise auch seine Macht. Teheran holt deshalb zu allen möglichen Vergeltungsschlägen aus. Neben Raketenbeschuss auf Israel kündigte es am Samstag auch an, seine Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) zu reduzieren.
Manche Beobachter sehen darin einen ersten Schritt zur Aufkündigung des Atomsperrvertrages, dem Iran angehört. Die belagerte Regierung könnte auch versucht sein, in ihren noch intakten Atomanlagen mit Hochdruck eine Bombe zu bauen. Der Krieg wird deshalb immer mehr zu einem Wettlauf mit der Zeit – sowohl für Israel als auch für Iran. Beide drohen sich in einem brutalen und kostspieligen Abnützungskampf zu verlieren, aus dem es keinen Ausstieg mehr zu geben scheint.
Zeitenwende für den Nahen Osten
Das könnte verheerende Folgen für die Region haben. Schon jetzt fliegen Israels Jets und Irans Raketen quer über den Nahen Osten. Proiranische Milizen in Libanon und im Irak warten zwar derzeit noch ab. Dass sie aber irgendwann doch in die Kämpfe eingreifen werden, ist keineswegs ausgeschlossen.
Die scheinbar mächtigen Golfstaaten, die für ihre Wirtschaftsentwicklung und ihren Erdölexport auf Ruhe und Stabilität angewiesen sind, betrachten das grausige Schauspiel derweil ebenso geschockt wie machtlos. Weder Saudiarabien noch das sonst immer gerne als Vermittler tätige Katar haben bisher sichtbare Anstrengungen unternommen, den eskalierenden Konflikt einzudämmen.
Für den Nahen Osten bedeutet der Krieg jetzt schon eine Zeitenwende. Spätestens seit dem Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 ist hier nichts mehr wie zuvor. Nachdem der saudische Herrscher Mohammed bin Salman und Donald Trump bei dessen Staatsbesuch in Riad vor einem Monat noch von einem «neuen Nahen Osten» mit Wirtschaftskooperation und künstlicher Intelligenz geträumt hatten, droht nun ein Existenzkampf zweier hochgerüsteter Regionalmächte – mit ungewissem Ausgang.
Mitarbeiter des israelischen Heimatschutzes suchen nach einem Raketeneinschlag nach vermissten Personen.
Israels Offensive hat im Nahen Osten Schockwellen ausgelöst. Die Araber schwanken zwischen Angst und Machtlosigkeit – Daniel Böhm (Beirut), Neue Zürcher Zeitung, 16-6-2025
Raketen über Libanon, harsche Worte aus Saudiarabien: Vor allem am Golf sind die Machthaber trotz ihrer Abneigung gegenüber Teheran unglücklich über Jerusalems Alleingang.
Iranische Raketen über Beirut: In vielen arabischen Ländern herrscht Angst, in den Krieg mit hineingezogen zu werden.
Naël Chahine / Imago
«In zehn Minuten ist es wieder so weit», ruft einer der Männer am Tisch. Die Iraner hätten eine neue Salve abgefeuert. Alle Stunde versammeln sich die Gäste in dem Restaurant hoch oben in den Bergen Libanons auf der Terrasse. Dann sind am Nachthimmel plötzlich lauter leuchtende Punkte zu sehen, wie Sternschnuppen. Es sind die Raketen und Marschflugkörper, die Iran auf das benachbarte Israel abgefeuert hat – und die Abfanggeschosse der Israeli, die sie herunterholen sollen.
Während die libanesischen Gäste das Spektakel mit ihren Mobiltelefonen filmen, als handle es sich um ein Feuerwerk, läuft im Hintergrund Pop-Musik. Emsige Kellner bringen Cocktails und Pouletspiesse. Die Stimmung schwankt zwischen Aufgekratztheit, Unglaube und Angst. Es scheint, als könnten es die Libanesen selbst nicht glauben, dass für einmal nicht sie selbst die Leidtragenden in dem neuen Nahostkrieg sind, der seit Freitag die ganze Region in Atem hält.
Der Hizbullah will sich heraushalten
Doch das könnte sich schnell ändern. Denn der Waffengang zwischen Israel und Iran hat das Zeug dazu, den gesamten Nahen Osten mit in den Abgrund zu ziehen. Entsprechend herrscht in den arabischen Nachbarstaaten vor allem eines: Angst vor all dem, was noch kommen könnte.
In Libanon ist es die Furcht vor dem Hizbullah. Die Schiitenmiliz galt bis vor kurzem als Teherans wichtigste Waffe im Kampf gegen Israel. Doch nach ihrer Niederlage gegen die israelische Armee im letzten Herbst hat die einst schwerbewaffnete Gruppe kaum mehr die Mittel oder den Willen, erneut in den Krieg zu ziehen. Man werde Israel nicht angreifen, verkündete die Hizbullah-Führung kurz nach Kriegsausbruch. Was aber, wenn Teheran seine Verbündeten in Beirut explizit auffordert, in den Kampf einzusteigen?
Noch immer verfügt der Hizbullah über Raketen, die er zur Unterstützung Teherans auf Israel abschiessen könnte. Für Libanon wären die Folgen verheerend. Das Land hat sich immer noch nicht vom letzten Krieg erholt, im Süden liegen nach wie vor ganze Landstriche in Trümmern. In Beirut war zuletzt zum ersten Mal ein bisschen Aufschwung zu spüren. Nun droht das alles zunichtegemacht zu werden.
Die Iraker beschweren sich in Washington
Allerdings haben auch Hizbullah-Unterstützer wenig Appetit auf einen neuen Krieg. «Iran ist Iran, und Libanon ist Libanon – das sind zwei verschiedene Dinge», sagt ein Bäckermeister in einem von der Miliz dominierten Dorf in Südlibanon am Tag vor Kriegsausbruch. Auch innerhalb des Hizbullah gibt es offenbar Widerstand. So haben es viele Kader den Iranern angeblich bis heute nicht verziehen, dass sie ihre libanesischen Waffenbrüder in ihrem Kampf gegen Israel im letzten Jahr alleinliessen.
Ähnlich gefährlich ist die Lage im Irak. Dort stehen proiranische Kampfverbände Gewehr bei Fuss. Zudem unterhalten die Amerikaner im Zweistromland Militärstützpunkte, die zu Zielen iranischer Raketen werden könnten. Wie in Libanon versucht auch Iraks Führung, ihr Land aus dem Krieg herauszuhalten. Doch das ist nicht einfach, denn der Luftraum über Bagdad wird von Israels Luftwaffe für ihre Angriffe auf Iran genutzt. Bereits jetzt hat Iraks Führung bei den Amerikanern deswegen Beschwerde eingereicht.
Neben den Frontstaaten sind die Auswirkungen auch weiter entfernt zu spüren: in Jordanien, wo die Luftwaffe offenbar iranische Drohnen abschiesst, ohne viel Aufhebens zu machen. Und am Golf, wo die Petro-Monarchien mit ihrem absoluten Horrorszenario konfrontiert werden. Die Ölstaaten sind auf Stabilität und Ruhe angewiesen, um ihre Wirtschaft zu entwickeln. Vor allem Saudiarabien, welches derzeit Milliarden investiert, um sich vom Erdöl unabhängig zu machen, kann einen grossen Krieg in der Region überhaupt nicht gebrauchen.
Harsche Reaktionen aus den Golfstaaten
Entsprechend harsch waren die Reaktionen aus den Golf-Hauptstädten. Überall wurde Israels Angriff scharf verurteilt. Saudiarabien bezeichnete das angegriffene Iran sogar als Bruderland. Dabei waren Riad und Teheran bis vor kurzem noch tief verfeindet. Vor zehn Jahren hatten die Saudi in Washington regelrecht darauf gedrängt, Irans als existenzielle Bedrohung empfundenes Atomprogramm mittels Militärschlag unschädlich zu machen.
In den letzten Jahren hat der Wind jedoch gedreht. Spätestens nach einem mutmasslich iranischen Angriff auf Riads Ölanlagen im Jahr 2019 erkannte Kronprinz Mohammed bin Salman, dass Teheran mit militärischen Mitteln wohl nicht beizukommen ist. Seither näherten sich die beiden Erzfeinde einander an. Zuletzt redete bin Salman Donald Trump während dessen Staatsbesuch in Riad offenbar ins Gewissen im Bestreben, die Israeli von einem Angriff auf Teheran abzuhalten.
Gleichzeitig hat sich auch das Verhältnis der Golfaraber zum jüdischen Staat merklich abgekühlt. Galt Jerusalem dank seiner geballten Militär- und Tech-Macht bis vor kurzem noch als Wunschpartner, so sehen viele der vor allem an wirtschaftlicher Zusammenarbeit interessierten Golf-Herrscher Benjamin Netanyahus entfesselte, ultrarechte Koalition immer mehr als Risikofaktor. Auch deshalb ist die einst geplante Normalisierung zwischen Saudiarabien und Israel vorerst vom Tisch.
Furcht vor einer Ausweitung des Krieges
Nun fürchten sich die Golfstaaten davor, ebenfalls in den Krieg mit hineingezogen zu werden. So könnte Iran etwa die für den Erdölhandel wichtige Strasse von Hormuz schliessen, die grosse amerikanische Basis in Katar angreifen oder erneut Ölanlagen in Saudiarabien attackieren. Für Riad wäre das eine Katastrophe. Gleichzeitig wird es den getöteten iranischen Generälen aber kaum eine Träne nachweinen. Denn eine Schwächung Irans ist dort aller Entspannung zum Trotz immer willkommen.
Für die zuletzt erfolgsverwöhnten Saudi ist der Krieg aber noch aus einem anderen Grund ein Schock. So wähnte sich Mohammed bin Salman bereits auf dem Weg zur Weltmacht. Noch im Januar bot er sich Trump und Putin als Vermittler im Ukraine-Krieg an. Nun muss er stattdessen tatenlos zusehen, wie seine Nachbarschaft im Chaos versinkt. Als wäre er nicht der mächtige Herrscher über Saudiarabien – sondern bloss Gast in einem libanesischen Restaurant, über das Raketen hinwegfliegen.
Angst vor den Angriffen, Hoffnung auf Wandel: wie die Iraner auf den Krieg blicken – Kourosh Ardestani, Neue Zürcher Zeitung, 15.06.2025
Viele Menschen in der Islamischen Republik misstrauen ihren Machthabern und sehnen sich nach Freiheit. Einen grossen Krieg wollen sie dafür aber nicht in Kauf nehmen.
Nach den israelischen Angriffen wabert Rauch auf den Strassen der iranischen Hauptstadt Teheran. Majid Asgaripour / Wana News Agency / Reuters
Während der Proteste nach dem gewaltsamen Tod der Iranerin Mahsa Amini im Herbst 2022 stand Kamran, ein junger iranischer Informatiker, an vorderster Front. Er organisierte Kundgebungen gegen die islamistische Führung des Landes. Einer Verhaftung konnte er knapp entgehen. Tausende wurden damals festgenommen und gefoltert.
Kamran machte damals Spässe über die Gefahr, die von iranischen Sicherheitskräften ausgeht. Als Hussein Salami, der damalige Chef der iranischen Revolutionswächter, den Demonstranten damit drohte, das sei ihr «letzter Tag auf der Strasse», kommentierte Kamran in einem Messenger-Dienst: «Wir sind immer noch hier. Wo bist du, Hussein? Wir warten auf dich.»
Nun ist Hussein Salami tot. Neben Dutzenden anderen hochrangigen Funktionären der Islamischen Republik ist er in der Nacht auf Freitag Israels Angriffen zum Opfer gefallen. Sein Penthouse in einem luxuriösen Hochhaus wurde bei einer israelischen Attacke getroffen – so präzise, dass es aussieht, als hätte jemand Salamis Wohnung mit einer glühenden Greifzange aus dem sonst unversehrten Gebäudekomplex herausgerissen.
Plötzlich ist der Krieg ganz nah
Auch jetzt versucht Kamran, die Situation mit Humor zu nehmen. «Ich sammle gerade alle Memes und lustigen Sprüche über die derzeitige Situation», erzählt er über einen verschlüsselten Telegram-Chat. Eigentlich heisst er anders, er möchte aber nicht, dass sein Name veröffentlicht wird. Zum Beispiel habe er sich notiert, dass «Salami» auf Deutsch Würstchen heisse – und jetzt zum Bratwürstchen geworden sei. «Später, wenn alles vorbei ist, werde ich darüber lachen können», sagt Kamran. Denn vorerst überwiegt die Angst.
Der Krieg, der für viele Iraner weit entfernt schien – im Gazastreifen, in Libanon –, ist plötzlich über sie hereingebrochen. Seit Freitag sind in der Hauptstadt Teheran jede Nacht Explosionen zu hören. Fern und dumpf, wenn die Flugabwehr funktioniert. Gewaltig und erschütternd, wenn eine Rakete durchdringt. «Kaum jemand kann schlafen, aber am nächsten Tag müssen wir wieder zur Arbeit», berichtet eine Bewohnerin Teherans am Telefon. «Das Regime tut immer noch so, als wäre alles normal. Wir können keinen Schutz erwarten.»
Trotz der Präzision der israelischen Angriffe starben mehrere Zivilisten. Eine von ihnen war Parnia Abbasi, eine junge Dichterin, die sich zuvor öffentlich ohne das obligatorische Kopftuch gezeigt hatte – ein Akt des Protests gegen die klerikalen Machthaber. In den sozialen Netzwerken kommentierten Nutzer ironisch: «Was unser Regime nicht geschafft hat, bringt Israel jetzt zu Ende.» Viele haben das Gefühl, zwei Feinden gleichzeitig ausgesetzt zu sein.
Vor den Tankstellen bilden sich Schlangen
Während die Menschen auf den Dächern im Irak, in Libanon und den palästinensischen Gebieten den Raketen aus Iran zujubeln, planen viele Einwohner Teherans ihre Flucht zu Verwandten auf dem Land oder in den Bergen. Vor den Tankstellen hätten sich lange Schlangen gebildet, das Benzin sei teilweise auf 25 Liter pro Person rationiert worden, berichtet eine Einwohnerin.
Nach den israelischen Angriffen auf Iran stehen Menschen mit ihren Fahrzeugen vor einer Tankstelle in Teheran Schlange. Majid Asgaripour / Wana News Agency / Reuters
Doch abgesehen von der Angst, die viele Menschen eint, sind die Reaktionen in Iran ambivalent. Laut Iran-Experten wie Ali Fathollah-Nejad steht nur noch eine kleine Minderheit – etwa 15 Prozent der Bevölkerung – hinter dem Regime. Die anderen hoffen auf einen Sturz der Mächtigen, doch nur wenige wollen dafür einen grossen Krieg in Kauf nehmen.
«Wir hatten genügend Zeit, unsere Probleme zu lösen. Wir haben es nicht getan», meint ein Nutzer auf Instagram. Die Wut richtet sich vor allem gegen die eigenen Machthaber. So schreibt eine Vereinigung von Angehörigen getöteter Demonstranten: «Hol dich der Teufel, Islamische Republik! Du hast nichts als Tod und Zerstörung über uns gebracht!»
Kaum einer möchte von einem fremden Staat «befreit» werden
Dennoch überwiegt Patriotismus den Wunsch nach Demokratie. «Ein heimischer Unterdrücker ist uns lieber als ein ausländischer Aggressor. Wir Iraner müssen unsere Probleme selbst lösen», sagt eine Journalistin, die für das iranische Staatsfernsehen arbeitet. Angesichts der Brutalität, mit der Israel «palästinensische Kinder massakriert», habe sie kein Vertrauen, dass sich Israels Regierung plötzlich für iranische Menschenleben interessiere.
Ähnlich äussern sich zurzeit viele Iraner. Obwohl der Wunsch nach Freiheit gross ist, lehnt ein grosser Teil der Bevölkerung es ab, von einem fremden Staat «befreit» zu werden. Allenfalls die Monarchisten, Anhänger des Sohnes des gestürzten Schahs Reza Pahlavi, bekunden offen ihre Sympathie für den jüdischen Staat. Sie spekulieren darauf, im Falle eines Sturzes des Regimes als die grossen Gewinner aus dem Konflikt hervorzugehen und mit Israels und Amerikas Gnaden das künftige Iran regieren zu dürfen.
URAINE-KRIEG im n-tv Liveticker
Detaillierte Meldungsübersicht. Daraus eine Auswahl:
+++ 06:09 EU-Kommission pocht auf Verschärfung der Sanktionen +++
Der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, zufolge muss der Druck auf Russland im Hinblick auf einen Waffenstillstand mit der Ukraine erhöht werden. Sie fordert vor dem G7-Gipfel die teilnehmenden Staaten auf, die Sanktionen zu verschärfen, um dieses Ziel zu erreichen. „Wir müssen mehr Druck auf Russland ausüben, um einen wirklichen Waffenstillstand zu erreichen, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen und diesen Krieg zu beenden. Sanktionen sind für dieses Ziel von entscheidender Bedeutung“, sagt sie auf einer Pressekonferenz im kanadischen Kananaskis. Die EU habe vergangene Woche einen Vorschlag für ein Paket mit 18 Sanktionen vorgelegt, sagt von der Leyen. „Ich werde alle G7-Partner einladen, sich uns in diesem Bemühen anzuschließen.“
+++ 05:38 Merz zu G7-Gipfel in Kanada eingetroffen – auch Selenskyj nimmt teil +++
Bundeskanzler Friedrich Merz trifft in Kanada ein, um am Gipfel der sieben großen westlichen Industrieländer teilzunehmen. Heute wollen die Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe zwei Tage lang im Ferienort Kananaskis in den Rocky Mountains über Wirtschafts- und Handelsfragen sowie über außenpolitische Krisen sprechen – allen voran die Lage im Nahen Osten und in der Ukraine. Als Gast wird auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilnehmen, der sich mehr Unterstützung für sein Land und größeren Druck auf den Aggressor Russland wünscht. Die Bundesregierung hatte bereits vor Merz‘ Abreise klargemacht, dass sie kaum handfeste Ergebnisse des Gipfels erwartet. „Das Wichtigste ist, als G7 ein Signal der Einigkeit zu senden“, heißt es aus dem Kanzleramt.
+++ 00:20 Ukraine meldet Angriff auf „wichtiges Ziel des militärisch-industriellen Komplexes“ in Russland +++
Der ukrainische Generalstab berichtet von einer Attacke auf ein „wichtiges Ziel des militärisch-industriellen Komplexes“ in Russland. Den Angaben zufolge wurde eine Produktionsstätte für Angriffsdrohnen getroffen. „Ziel war die Produktionsstätte in Jelabuga, Republik Tatarstan, Russland. Der Komplex der Besatzer dient der Herstellung, Erprobung und dem Abschuss von unbemannten Flugkörpern, die die Ukraine, einschließlich ihrer Energie- und zivilen Infrastruktur, angreifen“, so der Generalstab.
+++ 22:16 Selenskyj: Russland plant Angriffe auf Energieinfrastruktur – auch Atomanlagen +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor neuen russischen Angriffen auf die Energieversorgung seines Landes – auch auf Atomanlagen. Auf Telegram erklärt Selenskyj, es gebe konkrete Hinweise von Partner-Geheimdiensten auf bevorstehende Attacken, die angesichts der weltweiten Aufmerksamkeit für den Konflikt zwischen Israel und dem Iran möglicherweise weniger Beachtung fänden. Bei einem Treffen mit Militärs, dem Geheimdienst und Regierungsvertretern habe man Schutzmaßnahmen für kritische Infrastruktur besprochen. Informationen zur Bedrohung ukrainischer Atomkraftwerke seien bereits an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) sowie an die USA weitergeleitet worden. Selenskyj betont: „Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Moskau ernsthaft an einem Kriegsende oder diplomatischen Lösungen interessiert ist“.
+++ 20:39 Bericht: Nordkorea verliert 6000 Soldaten in Region Kursk ++
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben nordkoreanische Truppen, die in die russische Grenzregion Kursk verlegt wurden, massive Verluste erlitten. Laut einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums sind mehr als 6000 der rund 11.000 eingesetzten Soldaten der Führung in Pjöngjang zufolge entweder getötet, verwundet oder gelten als vermisst. Ursache seien vermutlich „intensive und verlustreiche Infanterieangriffe“, heißt es in dem Bericht. Nordkorea unterstützt Russland seit Monaten mit Soldaten und Munition im Angriffskrieg gegen die Ukraine.
+++ 19:47 Russen melden Einnahme von Dorf in Region Donezk +++
Das Verteidigungsministerium gibt bekannt, russische Truppen hätten das Dorf Malyniwka in der Region Donezk eingenommen. Zudem seien russische Einheiten tief in die feindlichen Verteidigungslinien in der ukrainischen Region Sumy vorgedrungen und hätten den ukrainischen Einheiten dort schwere Verluste zugefügt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Samstag erklärt, ukrainische Streitkräfte hätten das Dorf Andrijiwka im Nordosten von Sumy zurückerobert. Dies sei Teil der Bemühungen, russische Truppen aus dem Gebiet zu vertreiben. Russland habe in der Gegend 53.000 Soldaten zusammengezogen.
+++ 18:42 Girkin kritisiert Putins „idiotisches“ Vorhaben +++
Der inhaftierte Ex-Kommandeur der prorussischen Separatisten, Igor Girkin (auch bekannt als Strelkow), bezeichnet die von Wladimir Putin angekündigte Einrichtung sogenannter „Pufferzone“ auf ukrainischem Gebiet als „idiotisch“ bezeichnet – es sei denn, sie diene als Vorwand für eine groß angelegte Offensive. Das geht aus einem Brief hervor, den seine Frau über seinen Telegram-Kanal veröffentlicht hat. Selbst eine 30 bis 50 Kilometer tiefe Zone entlang der russischen Grenze werde die ukrainischen Angriffe mit Drohnen und Raketen nicht stoppen, schreibt Girkin. Außerdem würden solche Vorstöße enorme Truppen binden, ohne einen entscheidenden strategischen Vorteil zu bringen. Der frühere Anführer der sogenannten Donezker Volksrepublik hält den Plan für ein militärisch sinnloses Unterfangen, das Russland nicht näher an sein Kriegsziel bringe – sondern eher davon ablenke.
+++ 17:48 Ukraine attackiert Drohnenstandort in Tatarstan – 1500 Kilometer von Front entfernt +++
Ukrainische Drohnen greifen Ziele in der russischen Republik Tatarstan an. Das teilt der Präsident der russischen Teilrepublik, Rustam Minnichanow, bei Telegram mit. Ziel ist demnach ein Gebiet in der Stadt Jelabuga, in der Russland Kampfdrohnen des Typs „Shahed“ produziert. Die Stadt liegt rund 1500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Beim Abfangen der Drohnen sei ein Wrackteil auf ein Wachgebäude eines Autozulieferers gestürzt – ein Feuer brach aus, das später gelöscht wurde. Laut Minnichanow kam dabei ein Arbeiter ums Leben, 13 weitere Menschen wurden verletzt. Aufnahmen in sozialen Netzwerken zeigen Flammen auf dem Gelände der Sonderwirtschaftszone „Alabuga“, in der sich eine Fabrik zur Produktion von Kamikaze-Drohnen befinden soll, die 2023 mit iranischer Hilfe errichtet wurde. Seit April 2024 war die Zone „Alabuga“ bereits mehrmals Ziel ukrainischer Drohnenangriffe.
+++ 16:14 Fico: „Slowakei hat keinen Grund, wegen Ukraine zu leiden“ +++
Der slowakische Regierungschef Robert Fico will das neue EU-Sanktionspaket gegen Russland vorerst blockieren. Laut der Zeitung Dennik N hat er Außenminister Juraj Blanar angewiesen, bei der Abstimmung am Mittwoch nicht zuzustimmen – solange nicht geklärt ist, wie die Gasversorgung der Slowakei künftig gesichert werden kann. Fico fordert von Brüssel Garantien für ausreichende Gasreserven und stabile Preise für Verbraucher. „Die Slowakei hat keinen Grund, wegen der Ukraine zu leiden“, sagte er.
+++ 13:17 Moskau bestätigt Angriff auf ukrainische Ölraffinerie in Poltawa +++
Russische Streitkräfte haben nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums in der Nacht die Ölraffinerie in Krementschuk in der ukrainischen Region Poltawa angegriffen. Die Anlage versorge ukrainische Truppen im Donbas mit Treibstoff, teilte das Ministerium mit. Bei dem nach russischen Angaben erfolgreichen Angriff seien Raketen vom Meer und aus der Luft abgefeuert sowie Kampfdrohnen eingesetzt worden. Reuters konnte den Bericht nicht unabhängig überprüfen. Eine ukrainische Stellungnahme liegt bislang nicht dazu vor.
+++ 12:38 Ukraine erhält weitere 1200 Leichen von Russland +++
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Zuge eines Austausches mehr als tausend weitere Leichen von Russland erhalten. Etwa 1200 weitere Leichen, bei denen es sich nach russischen Angaben um die sterblichen Überreste von Ukrainern handele, seien übergeben worden, erklärte die zuständige Behörde. Bereits gestern sowie am Freitag und Mittwoch hatte die Ukraine jeweils 1200 Leichen zurück erhalten. Russland bestätigte bislang lediglich die Entgegennahme von 27 Leichen russischer Soldaten. Insgesamt hat Moskau die Rückgabe von 6000 Leichen getöteter Ukrainer angekündigt. Der Austausch von Kriegsgefangenen sowie von Leichen ist das einzige greifbare Ergebnis von zwei Verhandlungsrunden zwischen Vertretern beider Seiten Anfang des Monats in Istanbul.
+++ 11:58 Bericht über Sabotage: Ukrainischer Geheimdienst setzt Umspannwerk in Kaliningrad in Brand +++
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat einem Bericht zufolge für einen Stromausfall im russischen Kaliningrad gesorgt. Eine Quelle beim HUR hat die erfolgreiche Sabotageaktion „Kyiv Independent“ gegenüber bestätigt. Demnach ist es zu einem Feuer gekommen. Den Schaden beziffert der Insider auf umgerechnet rund fünf Millionen US-Dollar. Die Geheimdienstoperation soll gestern in den frühen Morgenstunden stattgefunden haben. Laut dem Bericht ließen ukrainische Agenten das Kühlmittel aus dem Transformator des Umspannwerks ab, bevor sie die Anlage in Brand setzten. Der so verursachte Stromausfall soll auch nahegelegene russische Militärstandorte beeinträchtigt haben. „Wir erinnern Sie noch einmal daran, dass Russland weder im Osten noch im Westen oder sonst wo auf der Welt sicher ist. Alles Russische, was in den Krieg gegen die Ukraine verwickelt ist, wird brennen, untergehen und zerstört werden, unabhängig von seinem Schutzniveau oder Standort“, so die Quelle demnach.
+++ 11:27 Ukrainischer Geheimdienst enttarnt russischen Spion in der Oblast Riwne +++
Dem ukrainischen Geheimdienst SBU ist nach eigenen Angaben erneut ein Schlag gegen russische Spionage gelungen: In der Oblast Riwne wurde ein Mann festgenommen, der für Russland spioniert haben soll. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldet, soll der 24-Jährige für Moskau Informationen für russische Angriffe auf Militärflughäfen und Logistikzentren der ukrainischen Streitkräfte gesammelt haben. Der arbeitslose Mann soll – wie bereits zuvor einige andere Menschen – von einem FSB-Agenten per Chat rekrutiert worden sein. Russische Geheimdienstmitarbeiter kontaktierten den Festgenommenen der Mitteilung zufolge über Telegram-Kanäle, da er dort auf der Suche nach schnellem Geld war.
+++ 10:12 Ukrainische Luftabwehr wehrt 167 von 194 russischen Drohnen und Raketen ab in der Nacht +++
Die ukrainische Luftabwehr hat 167 von 194 Drohnen und Raketen, die Russland in der Nacht auf das Land abgefeuert hat, abwehren können. Das teilen die ukrainischen Luftstreitkräfte bei Telegram mit. Die russischen Luftangriffe verursachten demnach Schäden in zwei Gemeinden in der Oblast Poltawa. Durch Drohnen- und Raketenteile seien unter anderem Brände ausgebrochen.
+++ 08:42 Russische Soldaten nehmen Bewohnern Brennholz weg – für Bau von Schützengraben +++
Im besetzten Saporischschja beschlagnahmen russische Soldaten das Brennholt von Dorfbewohnern für den Bau von Schützengräben. Das schreibt die ukrainische Widerstandsbewegung „Gelbes Band“ bei Telegram, wie Ukrinform meldet. „In den Dörfern des Polohivsky-Bezirks fahren russische Soldaten durch die Höfe und beschlagnahmen den Anwohnern Brennholz für den Bau von Schützengräben!, heißt es darin. Demnach argumentierten die Besatzer, es sei bereits Sommer und die Menschen würden sich vor dem Winter noch neues Brennholz beschaffen können.
WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
Ukraine-Hilfe: Europa fängt US-Rückzug weitgehend auf – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 16.6.2025
Im März und April 2025 haben sich die Hilfsströme für die Ukraine deutlich verschoben. Während die Vereinigten Staaten in diesem Zeitraum keine neuen Hilfen bereitgestellt haben, bauten europäische Länder ihre Unterstützung aus. Zum ersten Mal seit Juni 2022 hat Europa damit die USA bei der gesamten Militärhilfe übertroffen – mit insgesamt 72 Mrd. EUR gegenüber 65 Mrd. EUR aus den Vereinigten Staaten. Diese Steigerung verteilt sich allerdings nicht gleichmäßig über den Kontinent: Vor allem die nordischen Länder und das Vereinigte Königreich haben ihre Hilfen deutlich erhöht, während andere Staaten – etwa Deutschland – weiterhin moderate Beträge leisten. Dies geht aus dem aktuellen Update des Ukraine Support Trackers hervor, der Daten bis einschließlich April 2025 berücksichtigt.
Zwischen März und April stieg die europäische Unterstützung für die Ukraine stark an. In nur zwei Monaten wurden 10,4 Mrd. Euro an Militärhilfe und 9,8 Mrd. EUR an humanitärer sowie finanzieller Hilfe zugesagt – der höchste Zwei-Monats-Wert seit Kriegsbeginn.
Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die USA – einst größter Unterstützer der Ukraine – seit Anfang Januar keine neuen Hilfen mehr angekündigt haben. Vor diesem Stillstand stellt sich nun die zentrale Frage, ob Europa die entstehende Lücke schließen kann.
Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass Europa dies – zumindest finanziell – weitgehend gelungen ist. Die durchschnittliche monatliche Hilfe zwischen Januar und April 2025 übertraf leicht den Durchschnitt der Jahre 2022 bis 2024.
„Es ist bemerkenswert, dass Europa die Lücke geschlossen hat“, sagt Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Support Trackers. „Ob es sich dabei um einen vorübergehenden Anstieg handelt oder ob dies den Beginn einer dauerhaften Veränderung der Rolle Europas als Hauptunterstützer der Ukraine markiert, bleibt abzuwarten.“
Europäischer Anstieg getragen von wenigen Ländern
Die jüngsten Daten zeigen, dass der Anstieg europäischer Hilfen vor allem von einer kleinen Gruppe von Ländern getragen wurde. Besonders hervor stechen die nordischen Staaten: Schweden stellte im März 1,6 Mrd. EUR bereit, Norwegen im April 670 Mio. EUR – beides monatliche Rekordwerte. Insgesamt erhöhten die nordischen Länder ihre Hilfen zwischen Januar und April um 5,8 Mrd. EUR.
Unter den größeren europäischen Volkswirtschaften hat auch das Vereinigte Königreich nachgelegt und bislang 4,5 Mrd. EUR zugesagt – davon stammen 1,8 Mrd. EUR aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten und nicht aus dem laufenden Haushalt. Frankreich steuerte 2,2 Mrd. EUR bei, darunter fast 195 Mio. EUR ebenfalls aus eingefrorenen russischen Mitteln. Eine zentrale Rolle spielten auch die EU-Institutionen, die im selben Zeitraum 12,2 Mrd. EUR zugewiesen haben.
Dagegen hielten sich andere große europäische Volkswirtschaften zurück: Spanien und Italien sagten 2025 bisher nur 10 bzw. 20 Mio. EUR zu. Deutschland stellte 650 Mio. EUR bereit – ein Rückgang von etwa 70 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2024. Die genannten Zahlen für Deutschland wurden nicht durch die kürzlich erfolgte Entscheidung der Bundesregierung beeinflusst, detaillierte Angaben zur Militärhilfe nicht länger auf ihrer Website zu veröffentlichen. Der Ukraine Support Tracker erfasst Daten bis April – die Abschaltung der Website erfolgte erst im Mai.
„Die starke Beteiligung der nordischen Länder ist nach dem Ausbleiben neuer US-Hilfen noch deutlicher geworden“, so Trebesch. „Im Gegensatz dazu fällt auf, wie wenig Deutschland in den letzten Monaten beigetragen hat. Anstatt seine Unterstützung nach Trumps Amtsantritt zu erhöhen, sehen wir einen drastischen Rückgang deutscher Hilfen im Vergleich zu den Vorjahren. Das Gleiche gilt für Italien und Spanien.“
COMMENT: Die EU zahlt … Die zahlt keinen Cent. Woher kommt dann das Geld. Vom Steuerzahler. Wer finanziert den Steuerzahler? Die Wirtschaftsunternehmen, die auch noch die sie betreffenden Steuern zahlen müssen. Die zahlt für sie – oh Wunder! – die Masse der Nachfrager. So beißt sich die Katze in den Schwanz: die Nachfrager zahlen die Unterstützungen, nicht aber „die EU“.
Über den Ukraine Support Tracker
Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar 2022 zugesagt wurden. Berücksichtigt sind 41 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7, Australien, Südkorea, Türkei, Norwegen, Neuseeland, die Schweiz, die Türkei, China, Taiwan, Indien und Island. Erfasst sind Zusagen, die Regierungen dieser Länder der ukrainischen Regierung gemacht haben; Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank sind separat aufgeführt; private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.
Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.
ZENTRALBANKEN
Der Goldpreis jagt, getrieben von geopolitischen Risiken, von Rekord zu Rekord. Wird der Boom des Edelmetalls zum Risiko für Banken?
«In God We Trust», heisst der offizielle Slogan der USA. Er steht auch auf allen Banknoten und den meisten Münzen des Landes. Für Anleger rund um die Welt lautet hingegen das Glaubensbekenntnis: «In Gold We Trust.» Dies zeigte sich einmal mehr in den vergangenen Monaten, in denen der Preis für das Edelmetall aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten von Höchststand zu Höchststand geklettert ist.
Am 22. April erreichte der Goldpreis im Tagesverlauf (nicht per Schlusskurs) den Rekord von 3500 Dollar pro Feinunze (13,1 Gramm), derzeit notiert er bei 3430 Dollar. Seit Anfang Jahr entspricht das einem Plus von etwa 30 Prozent, seit Anfang 2024 sogar von rund 65 Prozent. Damit hat Gold viele andere Anlageklassen, etwa die meisten Aktienindizes, deutlich hinter sich gelassen.
Rohstoffmärkte haben Schwachstellen
Angesichts des Goldrauschs weist die Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen warnend auf die Gefahr von Turbulenzen an den Finanzmärkten hin. Im jüngsten Finanzstabilitätsbericht kommen Ökonomen der Notenbank in einer Kurzanalyse zu dem Schluss, dass die Goldmärkte bei geopolitischen und wirtschaftspolitischen Extremereignissen zum Ausgangspunkt für grössere Turbulenzen werden könnten.
Der Grund dafür sei, dass die Rohstoffmärkte einige Schwachstellen aufweisen würden – etwa eine Konzentration auf wenige grosse Unternehmen, einen starken Fremdkapitaleinsatz und ein hohes Mass an Intransparenz aufgrund des ausserbörslichen Handels.
Bei extremen Ereignissen könnten auf stark engagierte Marktteilnehmer erhebliche Nachschussforderungen zukommen. Oder sie könnten Schwierigkeiten bei der Beschaffung und dem Transport von physischem Gold zur Lieferung im Rahmen von Derivate-Kontrakten bekommen – mit potenziell hohen Verlusten.
Ein Grund für die Sorgen der EZB ist die Vorliebe vieler Investoren für Goldkontrakte mit physischer Lieferung. Das Edelmetall muss dann tatsächlich bewegt werden – oft über Kontinente hinweg. Laut EZB haben die zur Lieferung angemeldeten Kontrakte Höchststände erreicht. Für Januar 2025 lagen sie so hoch wie seit Mitte 2007 nicht mehr.
Bei Lieferengpässen drohen Banken hohe Verluste
Normalerweise haben Käufer der Kontrakte kein Interesse daran, das Gold physisch geliefert zu bekommen, sondern sie spekulieren auf eine Preisbewegung oder sichern bestehende Positionen damit ab. Entsprechend verkaufen sie die Kontrakte vor Ende der Laufzeit und kaufen gegebenenfalls neue.
Wenn nun jedoch eine grosse Anzahl von Marktteilnehmern – beispielsweise Strohleute eines feindlich gesinnten Staates – auf die physische Erfüllung der Kontrakte pochten, müssten Investmentbanken das nötige Gold schnell beschaffen. Das könnte zu Engpässen führen und den Goldpreis in die Höhe treiben, was wiederum zu Verlusten bei den Banken führen könnte.
Die Ökonomen der EZB nennen die Bankenbranche zwar nicht explizit, zielen aber wohl vor allem auf diesen Sektor ab. Anleger im Euro-Raum sind laut der Notenbank stark über Derivate in Gold engagiert, oft mit ausländischen Gegenparteien. Im März erreichte der Bruttowert solcher Geschäfte eine Billion Euro – fast 60 Prozent mehr als noch fünf Monate zuvor. Der Derivate-Markt ist jedoch sehr intransparent, was Unsicherheit schürt. Zugleich haben die Hälfte aller Derivate-Kontrakte auf Gold eine Bank als Gegenpartei. Weitere Gegenparteien sind Anlagefonds oder andere Finanzinstitute, beispielsweise Hedge-Funds.
Gold verstärkt von London nach New York transportiert
Dem Goldrausch an den Finanzmärkten tut dies keinen Abbruch. Dieses Jahr hat es bei dem Edelmetall aufgrund der handelspolitischen Unsicherheit durch die Zoll-Drohungen der USA und die dadurch gestiegene Nachfrage nach Gold erhebliche Bewegungen gegeben. Dies hat unter anderem die Preise für Gold-Futures nach oben getrieben.
Zugleich wurde physisches Gold verstärkt von London nach New York transportiert. Das geschah zum einen, weil Marktteilnehmer möglichen Importzöllen für Gold zuvorkommen wollten, und zum anderen, weil der Goldpreis in New York etwas höher lag als am Londoner Markt. In dem Markt wird physisches Gold für den Grosshandel tendenziell in London verwahrt, wogegen Terminkontrakte auf Gold an der New Yorker Börse Comex gehandelt werden. Die Preise sind normalerweise fast identisch.
Inzwischen hat sich die Lage jedoch wieder beruhigt, da es bis jetzt keine Zölle auf Goldimporte gibt. Doch die EZB-Ökonomen befürchten, dass es auch in Zukunft extreme Szenarien geben könnte, in denen Stress im Goldmarkt zu Turbulenzen an anderen Märkten führen könnte.
Goldpreis jagt von Rekord zu Rekord
Der Preis für Gold hat seit 2023 einen beispiellosen Anstieg mit einer Serie von Rekordhochs vollzogen, obwohl das Edelmetall im Vergleich mit Aktien und Anleihen keine Dividenden oder Zinsen abwirft. Dafür hat Gold den Vorteil, eine jahrhundertealte Tradition als sicheres Wertaufbewahrungsmittel zu haben und kein Gegenparteirisiko zu bergen. Es gilt als sicherer Hafen in Zeiten von hohen geo-, finanz- oder wirtschaftspolitischen Risiken, in denen Aktien und Anleihen meist fallen.
In den vergangenen Monaten hat die Unsicherheit durch die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten im November 2024 stark zugenommen. So hat sich der «Wirtschaftspolitische Unsicherheitsindex» der Federal Reserve Bank of St. Louis seit Ende des Jahres 2024 zeitweise vervielfacht. Laut Umfragen von Februar und März dieses Jahres erwarten zudem knapp 60 Prozent der befragten Vermögensverwalter, dass Gold in einem gravierenden Zollkrieg die am besten rentierende Anlageklasse wäre.
Zum starken Anstieg des Goldpreises in den vergangenen Jahren trugen auch die Käufe der globalen Zentralbanken bei. Sie haben seit 2022 jeweils über 1000 Tonnen Gold pro Jahr erworben. In der Periode 2010 bis 2021 hatten sie dagegen mit durchschnittlich 480 Tonnen deutlich weniger Gold gekauft. Laut Beobachtern spielt dabei eine wichtige Rolle, dass sich die sogenannten BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China, unabhängiger vom Dollar machen wollen und daher ihre Reserven in Gold umschichten. Weltweit wurde nämlich genau verfolgt, mit welchen Sanktionen der Westen auf den russischen Überfall auf die Ukraine reagiert hat.
Jüngst haben zudem Befürchtungen einer Rezession in Kombination mit steigender Inflation in den USA aufgrund der Wirtschaftspolitik der Regierung Trump die Nachfrage nach Gold zusätzlich angeheizt. Laut dem World Gold Council haben sich dabei die Käufe von Indexfonds auf 226 Tonnen mehr als verzehnfacht. Vor allem Privatkunden in Europa und China sowie private und institutionelle Kunden in den USA sollen diese Nachfrage stark angetrieben haben.
Anlage in Barren, Münzen oder Zertifikaten
Privatanleger können Gold entweder durch den direkten Kauf von Barren und Münzen erwerben oder in sogenannte Exchange-Traded Commodities (ETC) investieren. Letztere sind eine Sonderform von Zertifikaten. Dabei eignen sich Barren und Münzen vor allem für Anleger, die eine langfristige Diversifikation ihres Portfolios und einen Schutz gegen geo- und wirtschaftspolitische Risiken suchen. Barren und Münzen kann man meist bei der Hausbank oder bei bekannten Goldhändlern wie Degussa, Pro Aurum und zahlreichen anderen kaufen.
Wer kurz- bis mittelfristig auf die Entwicklung des Goldpreises spekulieren will, ist mit börsengehandelten Zertifikaten besser aufgestellt. Zudem können Anleger die Aktien von Minenunternehmen erwerben, deren Kurse sich tendenziell mit dem Goldpreis bewegen.
In Deutschland dürfen Privatanleger bis zu einer Grenze von 2000 Euro Gold anonym mit Bargeld erwerben. Liegt die Kaufsumme darüber, sind die Händler laut dem Geldwäschegesetz verpflichtet, die Identität des Kunden festzustellen. In Österreich liegt die Schwelle bei 10 000 Euro und in der Schweiz bei 15 000 Franken.
COMMENT: Die EZB wittert im Goldrausch eine die internationale Finanzstabilität gefährdende Entwicklung. Zur Zweckentfremundung von Finanzinstrumenten in der Hand böser Buben. Aber allein die Finanzinstrumente (Derivate) sind schon risikoreich in ihrer Handhabung. Was sinnvollerweise im 19. Jahrhundert als Preisstabilisierungs-Instrument an Warenhandelsbörsen (Chicago Board of Trade) eingeführt wurde (Optionen), kann nun zum Inflationstreiber und Banken-Brecher werden. (NZZ).
das ist nur ein Aspekt. Dazu kommt z.B. und neben anderem der schleichende Machtdominanzschwund der USA (Staatsdefizit!), den der um sich schlagende Herr Trump umkehren wollte und – es ist zum Füchten! – will (MAGA). Seit ich mehrere Zeitungen fast täglich rezipiere und auch noch Bloggs betrieb bzw. betreibe, sehe ich seit den 2000er Jahren, speziell seit der Finanzkrise, den großen Kladerdatsch kommen, von dem ich nicht wußte und auch jetzt nicht weiß, wie er aussehen wird. Wir gehen global gesehen wirtschaftlich auf sehr dünnem Eis, das täglich dünner wird. Wir tanzen den Tanz auf dem Vulkan. Wann das Eis einbricht, der Vulkan ausbricht, ist ungewiss. Vielleicht und hoffentlich gar nicht, aber die derzeitige Entwicklung ist sehr schwer in Richtung Stabilität und Frieden wieder einzufangen. Die Gefahr eines Weltbrandes steht m.E. nun fast schon in Elefantengröße im Raum.
Und nun? Was hieße das für Österreich? Wirtschaftlich nichts Gutes, aber zunächst einmal und auch im bösen Falle sind die Tagesgeschäfte so weiter zu führen wie bisher. In Österreich, so scheint mir, ist man noch am besten aufgehoben – nicht nur wegen seiner einseitig unter dem Druck Sowjetrusslands 1955 abgegebenen Neutralitätserklärung. Hier sind auch die tradierten Herangehensweisen angesichts von Katastrophen maßgebend. Motto: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst! Man rückt näher zusammen, wird solidarischer – nicht überall, aber zumindest in der Tendenz.
Und die vernüftige, mit beiden Füßen auf der Erde stehenden Hausfrau samt ihrem Hausmann macht was? Sie sorgt vor, in Ruhe und besonnen. Panik ist nicht angesagt. Die Entwicklung hat sich ja lange genug angekündigt. Alles klar?
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USA
Trumps zweite Amtszeit: Trump fordert von Einwanderungsbehörde «grösste Massenausschaffung in der Geschichte»- Neue Zürcher Zeitung, 16.6.2025
Nach seinem Wahlsieg ist Donald Trump seit dem 20. Januar wieder Präsident der USA. Er will das Land umkrempeln. Die neusten Entwicklungen im Überblick.
In der aufgeheizten Debatte um seine Migrationspolitik legt der amerikanische Präsident Donald Trump nach. Der Republikaner wies die Einwanderungsbehörde ICE am Sonntag (15. 6.) in einem langen Beitrag auf seiner Plattform Truth Social an, Festnahmen und Abschiebungen insbesondere in den demokratisch regierten Metropolen Los Angeles, Chicago und New York auszuweiten. Die Beamten müssten «alles in ihrer Macht Stehende tun» für die «grösste Massenausschaffung in der Geschichte». An ICE und weitere Behörden appellierte Trump: «Erledigt den Job!»
Die US-Regierung will laut Medienberichten deutlich mehr Migranten ohne Aufenthaltspapiere über das Lager Guantánamo abschieben.
Mindestens 9000 Personen würden für eine mögliche Überstellung auf den US-Marinestützpunkt auf Kuba überprüft, berichtete das Nachrichtenportal «Politico» am Mittwoch (11. 6.) unter Berufung auf Dokumente, die dem Medium vorliegen. Laut «Politico» wäre dies verglichen mit den rund 500 Migranten, die seit Februar über Guantánamo für kurze Zeit auf der Basis festgehalten worden seien, eine deutliche Erhöhung. «Politico» und die «Washington Post» berichteten übereinstimmend, dass die nächsten Überstellungen nach Guantánamo noch diese Woche beginnen könnten.
Nach seinem öffentlichen Zerwürfnis mit Donald Trump rudert Tech-Milliardär Elon Musk überraschend zurück. «Ich bedauere einige meiner Beiträge über Präsident Donald Trump vergangene Woche. Sie sind zu weit gegangen», schrieb er auf der Plattform X. Musks sanftere Töne folgen wenige Tage, nachdem Trump ihm im Falle einer Unterstützung der Demokraten «sehr schwerwiegende Folgen» angedroht hatte. In einem Interview mit dem Sender NBC News vergangene Woche warnte Trump, der der republikanischen Partei angehört: «Wenn er das tut, dann muss er den Preis dafür bezahlen.» Konkrete Konsequenzen nannte er allerdings nicht. Er sagte aber auch, dass er nicht an Bemühungen um eine Versöhnung interessiert sei.
Das Smithsonian widerspricht Trumps Behauptung, die Direktorin der Portrait-Galerie entlassen zu haben.
Nach Aussagen von Donald Trump, wonach er die Direktorin der National Portrait Gallery, Kim Sajet, entlassen habe, hat das Smithsonian Institute am Montag (10. 6.) öffentlich widersprochen. Die Personalverantwortung liege allein beim Institut, verkündete das Smithsonian. Beobachter sehen die Äusserung im Zusammenhang mit Trumps laufender Auseinandersetzung um die Gestaltung seiner offiziellen Präsidentenporträts. Sajet ist die erste Frau an der Spitze der Galerie und bekannt für ihr Engagement für Diversität. Trump hatte in einem Interview verkündet, sie sei «weg».
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Trump stoppt Razzien gegen Einwanderer unter politischem Druck – Euronews, 13.6.2025
US-Präsident Donald Trump hat beschlossen, Razzien gegen Einwanderer in strategisch wichtigen Wirtschaftssektoren vorübergehend auszusetzen. Damit vollzog er einen bedeutenden Wandel in seiner Einwanderungspolitik, nachdem er auf wachsenden Widerstand und öffentliche Empörung gestoßen war.
Die Trump-Administration hat die Einwanderungs- und Zollbehörde (Immigration and Customs Enforcement, ICE) angewiesen, die Durchsetzungsmaßnahmen in für die US-Wirtschaft wichtigen Branchen auszusetzen. Die konkrete Anweisung umfasst die Aussetzung aller Ermittlungen und Durchsetzungsmaßnahmen an Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft, einschließlich Aquakultur und Fleischverarbeitungsbetrieben, sowie in Restaurants und Hotels.
Diese Entscheidung wurde am vergangenen Donnerstag in einer offiziellen E-Mail mitgeteilt, wie die New York Times berichtet und von Regierungsvertretern bestätigt wurde.
Die Sprecherin des Heimatschutzministeriums, Tricia McLaughlin, bestätigte, dass man sich an die Anweisungen des Präsidenten halten werde und sich weiterhin darauf konzentriere, die gefährlichsten illegalen Einwanderer von den amerikanischen Straßen zu entfernen.
Wirtschaftliche und politische Auswirkungen der Razzien gegen Einwanderer
Die Pause bei den Razzien spiegelt die Besorgnis der Regierung über die negativen Auswirkungen dieser Maßnahmen auf wichtige Wirtschaftszweige und die Unterstützung der Wähler wider. Die Landwirtschaft, insbesondere in Bundesstaaten wie Kalifornien, ist fast ausschließlich auf die Arbeitskraft von Einwanderern angewiesen, um ihre täglichen Aufgaben zu erfüllen.
Die Proteste in Los Angeles haben den Druck auf die Trump-Regierung erhöht, die öffentlich eingeräumt hat, dass die Razzien den Agrarsektor erheblich beeinträchtigen. Diese Situation stellt ein Dilemma für den Präsidenten dar, der sich bei den kommenden Kongresswahlen die Unterstützung wichtiger Wählergruppen sichern will.
Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar hat Trump eine beispiellos harte Einwanderungspolitik betrieben. Seine Kabinettsmitglieder trafen sich kürzlich mit der ICE-Führung und ordneten 3.000 Verhaftungen pro Tag an, ein Mandat, das landesweit zu verstärkten Razzien bei Einwanderern führte.
Diese Eskalation der Einwanderungsmaßnahmen hat zu Spannungen zwischen den politischen Zielen der Massenabschiebung und den wirtschaftlichen Bedürfnissen von Branchen geführt, die in hohem Maße auf eingewanderte Arbeitskräfte angewiesen sind. Die Entscheidung, die Razzien in bestimmten Sektoren auszusetzen, deutet darauf hin, dass die Regierung erkannt hat, dass die Einwanderungspolitik mit wirtschaftlichen und wahltaktischen Erwägungen in Einklang gebracht werden muss.
Zukunftsaussichten für die Einwanderungspolitik: unverändert
Die vorübergehende Aussetzung der Razzien in der Landwirtschaft und im Gastgewerbe stellt keine grundlegende Änderung von Trumps Einwanderungspolitik dar, sondern ist vielmehr eine taktische Anpassung angesichts des politischen und wirtschaftlichen Drucks.
Die Regierung ist weiterhin entschlossen, gegenkriminelleEinwanderer vorzugehen, was bedeutet, dass die Razzien in anderen Sektoren oder unter anderen Umständen wieder aufgenommen werden könnten.
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NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)
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SCHWEIZ
Rally vor dem Zinsentscheid: Anleger fluten den Schweizer Immobilienmarkt – Jürg Zulliger, Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2025
Die Schweiz steht womöglich vor einer Rückkehr der Negativzinsen – mit weitreichenden Folgen für den Immobilienmarkt. Die Preise steigen rasant.
Prime Tower und Wohnbauten im Zürcher Industriequartier: In Erwartung sinkender Zinsen rückt «Betongold» wieder ins Zentrum des Interesses.
Gaëtan Bally / Keystone
Wenn es eines Beweises bedurfte, wie empfindlich Immobilien auf Zinssignale reagieren – der Schweizer Markt liefert ihn: Kaum mehren sich die Anzeichen für weiter sinkende Leitzinsen, schnellen die Kurse börsenkotierter Immobilienfonds nach oben. Viele Beobachter rechnen damit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 19. Juni Negativ- oder zumindest Nullzinsen einführen wird.
Wer sich die Kurse einiger Immobilienfonds anschaut, reibt sich die Augen. Der UBS-Fonds Direct Residential, der vor allem in Mehrfamilienhäuser in der Deutschschweiz investiert, notierte letzte Woche mit einem Agio von 60 bis 62 Prozent (siehe Tabelle).
Das heisst: Anleger bezahlen mehr als das Eineinhalbfache des von Schätzungsexperten ermittelten inneren Werts. Dieser innere Wert eines Fonds entspricht dem Marktwert der Immobilien im Portfolio.
Anlagedruck trifft auf engen Markt
Auch andere Fonds liegen deutlich über 50 Prozent Aufpreis. Was treibt diese Bewertungen? Für Nicolas Di Maggio, CEO von Swiss Finance & Property, ist die Lage klar: «Der Sektor verzeichnet derzeit einen sehr grossen Zufluss an Kapital, und die Bewertungen an der Börse nehmen die erwarteten Negativzinsen offenbar schon vorweg.»
Im Vergleich zu Anleihen versprechen Immobilienanlagen zumindest noch eine gewisse Ausschüttung – ein knappes Gut in Zeiten rekordtiefer Zinsen.
Der Zinsvorteil gegenüber 10-jährigen Staatsanleihen liegt derzeit bei rund zwei Prozentpunkten – ein Niveau, das Immobilienanlagen für viele Investoren besonders anziehend macht.
Die Kurse sind auch deshalb so schnell gestiegen, weil das Segment der Immobilienfonds im Vergleich zum gesamten Anlagebedarf klein und wenig liquide ist – ganz anders als der wesentlich grössere Aktienmarkt.
Die Bewertungen werfen selbst bei erfahrenen Marktbeobachtern Fragen auf. «Der Anleger beziehungsweise der Markt geht offenbar davon aus, dass ein Portfolio im Durchschnitt mehr wert ist als die Bewertung», sagt der Immobilienökonom Stephan Kloess, Geschäftsführer des gleichnamigen Beratungsunternehmens.
Eine rationale Begründung dafür ist schwer zu finden. Nebst der Furcht vor Negativzinsen wäre es noch denkbar, dass manche Privatbanken und die UBS gewisse Fonds sehr aktiv an die Kunden bringen.
Kloess will darüber nicht spekulieren, hat aber Einwände, selbst wenn man berücksichtige, dass die Bewertungen möglicherweise gewisse Reserven beinhalteten: «Die Frage bleibt, warum Anleger mehr Werte hineininterpretieren, als möglicherweise drin sind.»
Schweizer Immobilienfonds: Beliebt – trotz hohen Aufpreisen
Auswahl der Fonds mit der höchsten Bewertung (Agio), Kurse vom 12. Juni
Name | Agio | Ausschüttungsrendite |
UBS Direct Residential | 60,6% | 1,80% |
Streetbox | 56,2% | 2,69% |
Solvalor 61 | 56,1% | 1,47% |
UBS Residential Siat | 54,3% | 2,06% |
Swisscanto IFCA | 52,8% | 1,99% |
UBS Residential Foncipars | 52,1% | 1,79% |
UBS Mixed Sima | 50,5% | 2,08% |
La Foncière | 49,0% | 1,62% |
UBS Residential Anfos | 48,6% | 1,83% |
Immofonds | 47,1% | 2,16% |
Das Agio ist der Börsenaufpreis, den Anleger im Vergleich zum inneren Wert – dem sogenannten Net Asset Value (NAV) – eines Immobilienfonds zahlen.
Quelle: Swiss Finance & Property NZZ / jz.
Zufluss von Kapital – auch aus dem Ausland
Ohne Zweifel spielt auch die makroökonomische Grosswetterlage eine Rolle. «Viele Anleger sehen derzeit schlicht keine Alternative zu Immobilien», erklärt der Analyst Zoltan Szelyes von Macro Real Estate.
Weil die Schweiz als sicherer Hafen gilt und der Franken Stabilität verspricht, suchen vermehrt ausländische Investoren Zugang zum Markt – vor allem über kotierte Immobilienaktien und kommerzielle Liegenschaften. «Immobilienaktien sind liquider als Fonds und lassen sich auch von Ausländern kaufen», erklärt Szelyes. Das gelte insbesondere für Investments in Büro- und Gewerbeimmobilien, bei denen die Einschränkungen durch die Lex Koller nicht griffen.
Allein im ersten Halbjahr haben verschiedene Fonds und andere Anlagegefässe weit über vier Milliarden Franken Neugeld eingesammelt. Der Anlagedruck treibt nicht nur die Preise an, sondern stellt Fondsmanager zusätzlich vor ein Problem.
«Die Fondsmanager werden das Neugeld erst einmal am Markt platzieren und Anlageobjekte suchen müssen. Die Preise sind allerdings so hoch, dass wir eine gewisse Verwässerung der Portfolios sehen werden», sagt Nicolas Di Maggio warnend. Das bedeutet, dass dem Portfolio weniger ertragsstarke Immobilien hinzugefügt werden könnten, was langfristig die Gesamtrendite schmälert.
Preisblasen in Sicht
Die Aussicht auf Negativzinsen wirkt sich nicht nur auf die Börsenkurse aus, sondern zeigt bereits Auswirkungen für Direktanlagen. Zoltan Szelyes berichtet von heutigen Angeboten in Zürich, die an die Übertreibungen im Jahr 2021 erinnern: «Wir sehen schon wieder Kaufangebote für Mehrfamilienhäuser in Zürich, bei denen der Preis in keinem Verhältnis mehr zu den Mieteinnahmen steht.»
Ein Beispiel, wie es derzeit tatsächlich auf dem Markt vorkommt: Fünf Wohnungen mit jährlichen Mieteinnahmen von 130 000 Franken – und dennoch wird die Liegenschaft für über 6 Millionen Franken angeboten. Wirtschaftlich ist das kaum mehr nachvollziehbar.
Kommt es zu solchen Transaktionen, werten Fachleute dies als klares Warnsignal – das Geld fliesst nicht mehr dorthin, wo es sinnvoll eingesetzt wäre, sondern in überteuerte Anlagen. Auch Stephan Kloess warnt vor möglichen Übertreibungen und sagt: «Wenn ein Anleger für 1 Franken Mieteinnahmen einen Kaufpreis von 50 Franken bezahlt, muss er sich des hohen Preisniveaus bewusst sein und sich die Frage nach dem Potenzial des Objekts stellen.»
Ein einfaches Rechenbeispiel verdeutlicht das Problem: Nur wenn die Liegenschaft über fünfzig Jahre ohne Unterbruch vermietet ist, lässt sich der investierte Kaufpreis durch Mieterträge decken.
Auf der Jagd nach Zinsen
Negativzinsen werden Folgen für den Markt in der ganzen Schweiz haben. Marc Wyss, Immobilienvermarkter in Thun, beobachtet: «Immobilien reagieren sehr zinssensitiv.» Sobald Bankkunden mit Strafzinsen konfrontiert seien, würden Immobilieninvestments sehr attraktiv. «Gute Anlageobjekte sind kaum zu finden – das heisst, schon eine leicht steigende Nachfrage kann erhebliche Preiseffekte haben», so Wyss.
Schon jetzt würden Privateigentümer von Mehrfamilienhäusern mit einem Verkauf zuwarten – mit der klaren Strategie, in wenigen Monaten im Umfeld negativer Zinsen den besseren Preis erzielen zu können.
Auch Anja Beck von Engel & Völkers in Zug spricht von einem sehr knappen Angebot: «Gute Anlageobjekte sind rar.» Überraschend sei zudem, dass viele ältere Eigentümer ihre Wohnimmobilien nicht wie oft erwartet auf den Markt würfen: «Gerade in der Babyboomer-Generation übergeben viele ihre Privathäuser und Anlageobjekte lieber den Kindern, als zu verkaufen.»
Risiken werden ignoriert
Das eine sind Familien, die ihre Immobilien über Jahrzehnte halten und auch mit Schwankungen am Markt umgehen können. Doch was ist mit jenen, die jetzt zu Höchstpreisen einsteigen? Nur wenige scheinen sich bewusst zu sein, wie wenig es braucht, damit der Markt aus dem Gleichgewicht gerät.
«Ein oder zwei Schocks – und die Agios der Fonds brechen um 10 Prozent ein», sagt Szelyes warnend. Was für börsennotierte Titel gilt, trifft ebenso auf Direktanlagen zu.
Die Bewertungen stehen auf wackligem Fundament, denn das gesamte Gefüge ist hochgradig zinssensitiv. Schon kleine Zinsschritte in die Gegenrichtung könnten ausreichen, um deutliche Preisrückgänge auszulösen – selbst dann, wenn die Erträge konstant blieben.
Auch andere Faktoren, die den Markt beeinflussen, rücken kaum in den Fokus: strengere Regulierung, politische Eingriffe oder mögliche Einschränkungen bei der Zuwanderung. «Im Moment sind alle Akteure am Markt sehr optimistisch», konstatiert Szelyes.
Dabei ist die Schweiz international gesehen derzeit wirklich ein Ausnahmefall. Während in Ländern wie Deutschland, Grossbritannien oder Schweden die Immobilienpreise seit 2022 teilweise deutlich gefallen sind, kennt der Schweizer Markt nur eine Richtung. Szelyes bringt es auf den Punkt: «Es ist, als ob die Schweiz auf einem anderen Planeten leben würde.»
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
Iran, Ukraine, Gaza: Beim G-7-Treffen der grossen Industrieländer an diesem Montag im kanadischen Kananaskis stehen die globalen Brandherde im Mittelpunkt. Besonders für die deutsche Wirtschaft sind sie eine Gefahr. Umso dringender ist ein wirtschaftspolitischer Befreiungsschlag im Inland.
«Was die Weltwirtschaft angeht, so ist sie verflochten», schrieb der Schriftsteller Kurt Tucholsky im Jahr 1931. An diesem Umstand hat sich bis heute nichts geändert. Doch ist die Weltwirtschaft heute auch mit der Weltpolitik verflochten. Das zeigt das G-7-Treffen, zu dem die Staats- und Regierungschefs der sieben grossen Industrieländer an diesem Montag im kanadischen Örtchen Kananaskis am Fusse der Rocky Mountains zusammenkommen.
Für Bundeskanzler Friedrich Merz ist es das erste Mal, dass er an dem jährlichen Stelldichein der globalen Entscheidungsträger teilnimmt. Angesichts der Konflikte, die die Weltwirtschaft bedrohen, hat Kanadas Regierungschef Mark Carney als Gastgeber des Treffens diesmal auch die Regierungschefs der Ukraine, Indiens, Brasiliens und Südkoreas zu dem Treffen eingeladen.
Grossspektakel statt Kamingespräch
Als die illustren Runden vor fünfzig Jahren als vertrauliche Kamingespräche begannen, standen wirtschaftliche Themen im Mittelpunkt der Debatten. Im Laufe der Zeit haben sich die Veranstaltungen zu Grossspektakeln entwickelt, bei denen es zunehmend um weltpolitische Fragen geht.
Auch in Kananaskis steht die Geopolitik im Mittelpunkt. Mit dem Ukraine-Krieg, dem Gaza-Konflikt und nun auch noch dem Krieg zwischen Israel und Iran gibt es gleich drei Brandherde, die es zu löschen gilt, bevor sie ausser Kontrolle geraten und die ohnehin schwächelnde Weltkonjunktur abwürgen.
Gerade für Deutschland, das wie kaum ein anderes Land am Export hängt, ist eine von Kriegen, politischen Zerwürfnissen und Handelsfriktionen gezeichnete Welt eine ökonomische Bedrohung. Seit Jahren dümpeln die deutschen Ausfuhren vor sich hin. Bräche die Weltwirtschaft im Zuge einer Eskalation der geopolitischen Konflikte ein, wäre an eine Erholung der Exporte nicht zu denken. Deutschland schlitterte unweigerlich in sein drittes Rezessionsjahr.
Denn die Steuererleichterungen, mit denen Kanzler Merz die deutsche Wirtschaft wieder flottmachen will, sind zu gering dimensioniert und kommen zu spät, als dass sie als alleiniger Treiber für einen Aufschwung reichten. Und die milliardenschweren Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur drohen wegen ihrer Finanzierung durch neue Schulden die Zinsen nach oben zu treiben. Ohne Unterstützung von der aussenwirtschaftlichen Flanke sieht es daher düster aus für das Wachstum in Deutschland.
Ohne Reformen geht es nicht
Dass die Regierungschefs in Kananaskis mit Lösungen für die Krisen im Osten und im Nahen Osten aufwarten und sich das weltwirtschaftliche Umfeld rasch aufhellt, ist unwahrscheinlich. Zu verflochten ist die Gemengelage, zu heterogen sind die Interessen der Konfliktparteien. Deshalb wäre es schon ein Erfolg, wenn der Westen an einem Strick zöge und der Riss in den transatlantischen Beziehungen sich nicht weitete.
So krisenhaft das weltpolitische Geschehen auch sein mag: Es könnte sein Gutes haben. Kanzler Merz könnte erkennen, dass er nicht auf konjunkturelle Hilfe von der Weltwirtschaft bauen kann – und daher bei den wirtschaftspolitischen Reformen im Inland dringend nachlegen muss, um Deutschland nach vorn zu bringen.
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN – APA-WAHLTREND
Waffen: Gesetze in Österreich zu lax? – Der Falter, 16.5.2025
Der Massenmörder von Graz wurde beim Bundesheer als psychisch untauglich für den Wehrdienst abgelehnt. Dennoch konnte er seine beiden Tatwaffen legal kaufen. Wie ist das möglich?
Markus Schwaiger ist erschöpft. 20 Interviews hat er innerhalb von zwei Tagen gegeben, allmählich reicht es ihm. Seit dem verheerenden Schulmassaker in Graz rennt ihm die nationale und internationale Presse die sprichwörtlichen Türen ein. Denn Schwaiger ist ein Kuriosum: ein Waffenhändler, der nicht zimperlich ist mit Kritik an den Lücken im österreichischen Waffengesetz. Immerhin gilt es als eines der liberalsten innerhalb der EU, das Land als eines der am stärksten bewaffneten Länder. Ist Österreich das Texas von Europa?
Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der Waffen in Österreich um zehn Prozent gestiegen. Mit Stichtag 1. Juni 2025 sind in Österreich 1.518.873 Waffen auf 374.141 Besitzer registriert. Und das sind nur die legalen Waffen. Über die Zahl der illegalen kann man nur mutmaßen. Schätzungen gehen von 500.000 bis 1,5 Millionen aus, sagt Schwaiger.
Trotz der hohen Zahlen gehen jene der angezeigten Gewaltdelikte mit Schusswaffen allerdings zurück. 2015 waren es laut Kriminalstatistik 639, 2024 nur 352 in ganz Österreich. In Österreich muss man, um bestimmte Langwaffen – darunter auch Schrotflinten – erwerben zu dürfen, nur drei Bedingungen erfüllen (sofern kein Waffenverbot vorliegt): 18 Jahre alt, EU-Bürger und im Land wohnhaft. Seit 2012 muss man die Waffen (wie alle anderen auch) innerhalb von sechs Wochen nach dem Kauf zumindest im Zentralen Waffenregister registrieren lassen. Dass es sonst nichts braucht, ist laut Schwaiger innerhalb der EU einzigartig.
Der Grazer Massenmörder A. A. (Experten empfehlen, den Namen nicht zu schreiben, um eine Heroisierung zu verhindern) besaß aber nicht nur eine Schrotflinte, sondern auch eine Faustfeuerwaffe, für die man in Österreich ein paar Hürden mehr nehmen muss. Um die Waffenbesitzkarte dafür zu bekommen, braucht man etwa einen einwandfreien Leumund, muss mindestens 21 Jahre alt sein und den „sachgemäßen Umgang” mit der Waffe bestätigen lassen, zum Beispiel durch den Waffenhändler.
Was man in der Szene salopp „Waffenführerschein” nennt, ist im Gesetz nur schwammig definiert. Schwaiger bietet eine mehrstündige Schulung an, weist seine Kunden an der Waffe und in ihrer sicheren Verwendung ein, lässt sie in der Schießanlage im Keller probeschießen. Bei anderen Händlern würde es ihm zufolge aber reichen, sich eine Broschüre aushändigen und die Waffe kurz vorführen zu lassen.
Um eine Waffenbesitzkarte beantragen und damit eine Waffe kaufen zu können, braucht man vor allem aber auch ein psychologisches Gutachten, das in der Regel aus einer Kombination von standardisierten Selbsttests am Computer und einem psychologischen Gespräch besteht – gesetzlich vorgegeben sind allerdings nur die standardisierten Tests.
Der Wiener Psychologe Christian Huber erstellt seit 1996, als die sogenannten „Psychotests” im Waffengesetz verankert wurden, solche Gutachten. Er beschreibt sein Vorgehen als sehr gewissenhaft, legt Wert auf die Seriosität seiner Zunft. Manch andere nehmen es offenbar weniger genau. In einem Waffenforum tauschen sich die User online über Psychologen aus, empfehlen sich gegenseitig „faire” Gutachter. In Graz-Umgebung gebe es etwa einen mit einer „g’sunden Einstellung zu Leuten, die eine WBK (Waffenbesitzkarte, Anm.) beantragen wollen”, heißt es dort in einem Posting. In einer Stunde sei der User auch schon wieder fertig gewesen.
Wie lange ein Gutachten dauert, könne man nicht pauschal sagen, meint Huber. Der Richtwert sind etwa eineinhalb bis zwei Stunden. Tauchen im Laufe des Verfahrens Unklarheiten oder Auffälligkeiten auf, kommt es zu einem erweiterten Gutachten, das nicht mehr auf standardisierten Tests beruht – hier können die Psychologen ihre Methoden frei wählen.
Huber schätzt, dass es etwa zehn Prozent der Klienten sind, bei denen das erste Gutachten nicht eindeutig genug ist. Generell durchfallen würden etwa fünf oder sechs Prozent. Sie sind dann ein halbes Jahr gesperrt, bevor sie es erneut probieren dürfen. Das ist erst seit einigen Jahren so: Davor konnte man einfach zu einem anderen Psychologen gehen. „Gutachtertourismus”, sagt Huber dazu. Und: Gut, dass das verschärft worden sei.
Und A. A.? Er war aus psychischen Gründen untauglich für das Bundesheer. Ein psychologisches Gutachten hat er aber trotzdem bekommen, weil das Bundesheer diese Information aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht an andere Behörden weitergeben darf. „Wir sind in der Medizin immer darauf angewiesen, dass Patienten oder Klienten wahrheitsgemäße Angaben machen”, sagt Huber. Deshalb brauche es auch einen geschulten, „klinischen Blick”, um die Personen anhand ihres Verhaltens einschätzen zu können. Wobei das Bundesheer deutlich mehr Ressourcen und Zeit habe, um die Tauglichkeit zu überprüfen.
Fragwürdig kommt es ihm aber dennoch vor, dass A. ein Gutachten bekommen hat: „Er muss sich ja komisch verhalten haben.“ Aber: „Auch bei lückenloser Begutachtung kann jemand durchrutschen.” Warum das bei A. A. passiert ist, werden die Ermittlungen zeigen.
Der Amokläufer von Graz war vom Bundesheer als «psychisch instabil» aussortiert worden – Georg Renner (Wien), Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2025
Die Politik diskutiert Massnahmen zur Prävention von Waffengewalt an den Schulen Österreichs.
Gedenkstätte vor dem Wiener Stephansdom für die ermordeten Schülerinnen und Schüler von Graz. Darko Bandic / AP
In Österreich ist mit dem Ende der dreitägigen Staatstrauer nach dem Amoklauf von Graz eine Debatte um dessen politische Folgen entbrannt. Während die Ermittlungen zum Tathergang und zu den Hintergründen noch lange nicht abgeschlossen sind, kristallisieren sich erste Massnahmen heraus. Kommende Woche will die Regierung aus ÖVP, SPÖ und Neos ihre Pläne vorlegen.
Weit oben auf der Agenda steht ein verbesserter Informationsfluss zwischen den Behörden. Und das dürfte dringend notwendig sein: Obwohl ihn das Bundesheer 2021 wegen psychischer Instabilität als untauglich für den Dienst an der Waffe erklärt hatte, konnte der inzwischen 21-jährige Artur A. im März legal eine Pistole und eine Schrotflinte erwerben, mit der er am Dienstag an einer Schule in Graz zehn Menschen und sich selbst tötete.
Wegen der allgemeinen Wehrpflicht müssen sich alle männlichen Staatsbürger in Österreich nach ihrem 17. Geburtstag einer Reihe von Untersuchungen ihres physischen und psychischen Zustands vor Expertengremien des Bundesheers unterziehen. Die Ergebnisse dieser «Stellungskommissionen» darf das Bundesheer aber nur in wenigen, eigens gesetzlich geregelten Ausnahmefällen – etwa wenn Drogeneinfluss festgestellt wird – an andere Behörden weitergeben.
Dramatische Folgen des Datenschutzes
Die strengen Datenschutzvorgaben waren in den 1970er Jahren beschlossen worden, als die Angst vor Missbrauch solcher Informationen unter der damaligen SPÖ-Alleinregierung gross war. Sie haben zur Folge, dass eine Untauglichkeit zum Wehrdienst, selbst wegen psychischer Instabilität, keine Rolle in anderen Verfahren spielen darf.
Das gilt fatalerweise auch bei der Entscheidung, ob jemand eine Waffenbesitzkarte erhält, wie Artur A. Für ihn reichte wie in den meisten Fällen ein psychologisches Privatgutachten, damit er sich die Waffen beschaffen konnte. Die Heeresergebnisse blieben unter Verschluss.
«Das ist unerträglich und wird nicht so bleiben können», erklärte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) dazu am Freitag. «Nach so einer Wahnsinnstat können und werden wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Es muss Konsequenzen und Änderungen geben.» Ähnliches hatte schon der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek am Donnerstag via Servus-TV postuliert: «Das Bundesheer darf nur bei Suchtgift oder direkter Gefährdung Informationen weitergeben. Sonst verhindert der Datenschutz den Austausch. Das muss sich dringend ändern.»
Damit zeichnet sich bereits ein Kompromiss in der politisch sensibelsten Materie ab, die nach dem Amoklauf zur Diskussion steht: Während die Parteien links der Mitte – SPÖ und Grüne – in Richtung eines allgemeinen Waffenverbots für Privatpersonen drängen, setzen ÖVP und FPÖ eher auf punktuelle Anpassungen bei Beibehaltung des Zugangs zur Bewaffnung.
Dass das Heer künftig Informationen über seine Gutachten mit den Behörden teilen darf, die über eine Bewaffnung entscheiden, könnte einen mehrheitsfähigen Minimalkompromiss darstellen. Darüber hinaus stehen auch weitere Massnahmen für mehr Opferschutz und zur Sicherung von Schulen sowie ein verstärkter Fokus auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen zur Diskussion.
Massaker von Columbine als Vorbild
Unterdessen geht die steirische Polizei einer ganzen Reihe von Hinweisen auf mögliche Social-Media-Accounts des Täters nach. Gemäss Berichten soll der 21-Jährige kurz vor der Tat ein Foto von sich in der Schule auf der Plattform X gepostet haben. Dieses sowie andere dem Täter zugeschriebene Postings deuten darauf hin, dass er sich das Schulmassaker an der Columbine Highschool im amerikanischen Gliedstaat Colorado 1999 zum Vorbild genommen hatte. Als Profilbild soll er das Foto eines der beiden Attentäter von Columbine verwendet haben.
ÖSTERREICHISCHES PARLAMENT
ORF-MELDUNGSBÜNDEL ÖSTERREICH
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MEDIEN
Mehrere österreichische Medien haben bei der Berichterstattung über die Bluttat von Graz die ethischen Regeln schwer verletzt. Der drastischste Fall ist AUF1, ein sogenanntes Alternativmedium mit einem Nahverhältnis zur FPÖ.
Was hat den Amokläufer von Graz dazu gebracht, in seiner ehemaligen Schule ein Blutbad anzurichten und zehn Personen zu töten? Es gibt nach wie vor keinerlei Anhaltspunkte für ein Motiv, obwohl der 21-Jährige Abschiedsbotschaften hinterliess. Die Polizei informierte am Donnerstag auch über eine handschriftliche Aufzeichnung, aus der hervorgehe, dass die Tat «sehr genau» geplant gewesen sei. Mehr ist offiziell nicht bekannt.
Die möglichen Hintergründe sind zentral für die Frage, ob die Tragödie bei rechtzeitigem Erkennen eines Risikos allenfalls hätte verhindert werden können. Trotzdem empfehlen alle nun zahlreich zu Wort kommenden Psychologen, auf die Opfer zu fokussieren und nicht auf den Täter. Andernfalls schenke man diesem die Aufmerksamkeit, die er womöglich gesucht habe. Es besteht die Gefahr einer Nachahmung, was als «Columbine-Effekt» bekannt geworden ist. Nach einem Massaker an der Columbine High School im amerikanischen Gliedstaat Colorado 1999 nahmen Schiessereien an Schulen weltweit zu.
Unverpixelte Bilder vom Täter und von flüchtenden Schülern
Bei einigen österreichischen Medien wird die Ermahnung jedoch ignoriert. Das Massenblatt «Kronen Zeitung» veröffentlichte unverpixelte Bilder des Täters und Details über seine Ausrüstung. «Das dunkle Seelenleben des Schul-Killers» lautete eine Schlagzeile. Das Portal «Oe24» publizierte die Fotos ebenfalls und widmete dem Schulabbrecher am Donnerstag vier seiner fünf Top-Meldungen. Aber auch das seriöse Magazin «Profil» suchte unter dem Titel «Daheim beim Amokläufer» dessen Mutter auf.
Beim österreichischen Presserat sind laut dem Geschäftsführer Alexander Warzilek bereits über 80 Anzeigen eingegangen. Sie betrafen häufig von den Boulevardmedien veröffentlichte Videos vom Tatort, in denen panisch flüchtende Schüler zu sehen und Schüsse zu hören waren. Man erkennt ihre Gesichter nicht, aber Minderjährige geniessen gemäss dem Ehrenkodex des Presserats einen erhöhten Persönlichkeitsschutz.
Am klarsten verletzte der verschwörungstheoretische Kanal AUF1 die medienethischen Regeln. Er interviewte noch während des Rettungseinsatzes und bei unklarer Informationslage eine Schülerin. «Die 16-Jährige steht stark unter Schock und hat uns diese Informationen weinend übermittelt», schrieb er auf X und verspricht: «AUF1 bleibt für Sie dran.» Später postete er ein mit Musik untermaltes Video, wie Einsatzkräfte vor der Schule mit Laken zugedeckte Opfer aufbahren. Jemand hatte es offenbar aus dem Gebäude aufgenommen.
AUF1 («Alternatives, unabhängiges Fernsehen») ist eines der grössten der sogenannten Alternativmedien im deutschsprachigen Raum. Es hat seinen Sitz in Linz, fokussiert aber auch stark auf Deutschland. Mangels einer Sendelizenz verbreitet es die Inhalte über seine Website, über einen Youtube-Kanal mit knapp 150 000 Abonnenten und an rund 300 000 Follower auf Telegram. Der Chefredakteur Stefan Magnet gründete AUF1 während der Pandemie, und Corona ist auch nach wie vor das Hauptthema in seinen «Nachrichten».
Magnet hat Verbindungen in die rechtsextreme Szene Österreichs und arbeitete für verschiedene Publikationen dieser Ausrichtung. Als junger Mann sass er vor rund zwanzig Jahren kurzzeitig in Untersuchungshaft wegen nationalsozialistischer Umtriebe, wurde 2008 aber freigesprochen.
An der Positionierung von AUF1 besteht dennoch kein Zweifel. Den Amoklauf von Graz kommentierte Magnet selbst am Dienstag in einer einstündigen Sondersendung unter dem Titel: «Glauben Sie nicht die Lügen!» Er widmete sich zuerst der Bluttat, dann aber deutlich länger noch dem Prozess um das Verbot des rechtsextremen Magazins «Compact» vor dem deutschen Bundesverwaltungsgericht. Dabei gelingt Magnet das Kunststück, die beiden Themen zu vermengen. Das System belüge die Menschen «von vorne bis hinten» mit dem Ziel von «mehr Überwachung und Totalkontrolle», erklärt er.
Vom Amoklauf schweift Magnet sogleich ab zum Terrorangriff eines Syrers in Kärnten, bei dem im Februar ein Teenager erstochen wurde. Die Tat in Graz sei der Höhepunkt einer Gewaltwelle, die viele Ursachen habe – wobei er «natürlich die Massenmigration» nennt. Nun missbrauche die Politik den Fall für eine Verschärfung des Waffenrechts. Das sei die Agenda der «Globalisten», sagt Magnet in Verwendung eines rechtsextremistischen Begriffs. Auch in weiteren Nachrichtensendungen von AUF1 wird der Amoklauf in Zusammenhang mit Migration und Messerangriffen gebracht, obwohl dieser nicht besteht.
Im kürzlich publizierten Verfassungsschutzbericht für das vergangene Jahr wird der Kanal als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit bezeichnet. Wie andere Alternativmedien weise er inhaltlich und personell starke Überschneidungen mit der rechtsextremen Szene auf und setze auf «Desinformation, Antisemitismus und Verschwörungsnarrative». Das führe zu einer Normalisierung extremistischer Haltungen.
Ein Nahverhältnis zur FPÖ
Diese Einschätzung ist insofern brisant, als AUF1 ein Nahverhältnis zur FPÖ pflegt, der stärksten Partei in Österreich. Ihr Chef Herbert Kickl gab im letzten Herbst am Abend seines Wahlsiegs dem Sender das einzige Interview. Auch Walter Rosenkranz von der FPÖ gewährte AUF1 ein «exklusives» Gespräch, nachdem er zum Natinalratspräsidenten gewählt wurde – eine überparteiliche Funktion und das zweithöchste Amt in der Republik. Interviewt wurde er von einem ehemaligen Funktionär der rechtsextremen identitären Bewegung.
Während die FPÖ Alternativmedien wie AUF1 in den gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit der konservativen ÖVP aufwerten wollte, ist die Zukunft des Senders nun ungewiss. Laut dem Magazin «Falter» könnte das Finanzministerium dem hinter AUF1 stehenden Verein die Gemeinnützigkeit entziehen, womit er mehr Steuern zahlen müsste. Im März kündigte die ungarische Bank zudem sein Spendenkonto. Erst letzte Woche berichtete Magnet, dass ein neues Konto nach nur 24 Stunden blockiert wurde, und forderte zur Unterstützung auf ein «nächstes Konto» in Grossbritannien auf.
Ob die Berichterstattung über Graz Folgen hat, ist unklar. AUF1 ist – wie die «Kronen Zeitung» und «Oe24» – kein Mitglied des Presserats. Die Polizei Steiermark forderte den Sender auf, keine Bilder oder unbestätigten Informationen zu verbreiten. Falschmeldungen könnten rechtliche Konsequenzen haben, schrieb sie auf X. Eine Reaktion blieb aus, und die Videos sind nach wie vor online.
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Mit 88 Jahren nimmt sie Rache und verwirklicht endlich ihren Studententraum . MSN, 15.6.2025
65 Jahre nachdem ihr aufgrund einer Schwangerschaft der Abschluss verweigert wurde, hat Joan Alexander im Alter von 88 Jahren gerade ihren Bachelor-Abschluss in Pädagogik erworben. Eine verspätete, aber wohlverdiente Auszeichnung für diese Frau, die nie aufgehört hat, an den Wert von Wissen und persönlicher Leistung zu glauben.
Wegen ihrer Schwangerschaft wurde ihr das Diplom 1959 entzogen
Im Amerika der 1950er Jahre reichte eine Schwangerschaft aus, um eine Studentin von einer Lehrtätigkeit auszuschließen. Diese Erfahrung machte Joan Alexander, Studentin an der University of Maine. Sie war im zweiten Studienjahr mit ihrem Partner Jim verheiratet und erwartete ihr erstes Kind, Bonnie, als sie auf eine unfaire Regel stieß: Schwangere Frauen durften das für den Abschluss erforderliche Lehrpraktikum nicht absolvieren.
Trotz jahrelangen ernsthaften und leidenschaftlichen Studiums verließ Joan die Universität ohne Abschluss und musste ihren Traum von der Emanzipation auf Eis legen. Ihr Fall war kein Einzelfall. Damals wurden die Bildungswege von Frauen oft durch gesellschaftliche Vorschriften und Geschlechternormen unterbrochen oder gar zerstört.
Eine späte, aber durchschlagende Anerkennung
Mehr als sechs Jahrzehnte später war es ihre jüngste Tochter Tracy, die die Geschichte wieder aufgriff. Berührt von der Ungerechtigkeit, die ihre Mutter erfahren hatte, kontaktierte sie die University of Maine, um eine mögliche Anerkennung von Joans Leistungen zu erfragen. Diese Initiative fand sofort Anklang bei Justin Dimmel, dem stellvertretenden Dekan der Pädagogischen Fakultät. Gemeinsam untersuchten sie Joans Hintergrund und fanden heraus, dass sie Anfang der 1980er Jahre als hauptberufliche pädagogische Assistentin in einem Vorschulprogramm gearbeitet hatte.
In diesem Jahr unterstützte Joan Kinder in ihrer motorischen, sprachlichen und kreativen Entwicklung. Diese Tätigkeit wurde von der Universität als gleichwertig mit einem Lehrpraktikum anerkannt. Es war das letzte fehlende Glied zur Bestätigung ihrer Ausbildung.
Eine emotionale Zeremonie
Am 11. Mai 2025 wurde Joan Alexander bei der Abschlussfeier der University of Maine offiziell für ihren Bachelor-Abschluss geehrt. Obwohl sie nicht persönlich anwesend sein konnte, nahmen ihre Tochter Tracy und ihre Enkelin Isabel den Abschluss in ihrem Namen entgegen. Universitätspräsidentin Joan Ferrini-Mundy würdigte ihre beispielhafte Karriere und nannte sie „eine perfekte Verkörperung des Black Bear Spirit“, dem legendären Spitznamen der Universität.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so sehr berühren würde. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass diese Leere in mir gefüllt ist“, sagte Joan. Mit 88 Jahren ist sie die älteste Absolventin in der Geschichte der Institution, die vor 160 Jahren gegründet wurde.
UNTERNEHMEN
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GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN
Nicht aktualisiert!
AKTIENEMPFEHLUNGEN – BUY & SELL
Aktuell (—):
Aktien um 10 Euro je Stück sind FETT hervorgehoben.
Die erwarteten stolzen Kursgewinne sind dem Übermut der tollen Analystenzunft zu verdanken! Hirn selbst einschalten und kritisch bewerten. MERKE: Klappern gehört zum Geschäft. Es geht letztlich nicht so sehr um die Beratung der Anleger, sondern um die spekulativ selbst gehaltenen Aktien der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaften etc.), für die die Analysten tätig sind: wenn viele kaufen, steigen die Kurse, und 5% Plus sind zwar weniger als 15% oder 35%, aber besser als 5% Minus. Zudem lassen sich schnell noch eigentlich „schlechte“ Aktien im Portfolio des Hauses (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) verkaufen, für die der Analyst tätig ist, sofern die werten privaten Anleger den Kaufempfehlungen folgen. So schaut’s aus im Schneckenhaus! Nochmals: Hirn selbst einschalten. Die Finanzbranche lebt vom Trübe-Machen des Wassers!
NICHT ZULETZT: Verkaufsempfehlungen werden ungern gegeben, da sie auf das Portfolio der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) rückschließen lassen, zu denen die Analysten gehören. Verkaufsempfehlungen werden aus zwei Gründen gegeben: a) es ist tatsächlich Feuer am Dach des analysierten Unternehmens, b) das Haus möchte die Aktien des zum Verkauf empfohlenen Unternehmens billiger zurückkaufen, sofern den Verkaufsempfehlungen gefolgt wird. Letztlich agieren an der Börse die Optimisten, und die wollen positive Nachrichten hören, also werden sie von den Häusern und ihren Analysten entsprechend bedient.
UND ZU ALLERLETZT: die Analysten bespiegeln sich untereinander: wer hat was empfohlen oder nicht empfohlen, es kommt zu herdenpsychologischen Erscheinungen derart: der Leithammel hat empfohlen, also machen wir das auch. Die jeweiligen Analysen werden entsprechend (um)formuliert. Das zweite Moment: die Konkurrenz, die u.U. zu skurrilen Interpretationen des analysierten Unternehmens führt.
FAZIT: was die Analystenzunft von sich gibt, kann aufschlussreich sein, muss es aber nicht, vermittelt einen zusätzlichen Eindruck zu einzelnen Aktiengesellschaften. Wichtig ist der Blick auf zweierlei: a) entscheidend: auf die volkswirtschaftliche Situation des Landes, der Welt; b) sekundär (!) auf das Unternehmen und seine Branche: Charakter des Managements, klare, gut durchschaubare Produktpalette, Langlebigkeit des Unternehmens und seine Stetigkeit im Gebaren.
Renten- und Aktienmärkte
Man halte sich vor Augen: Aktienmärkte sind die Pfützen in der Welt der Veranlagungsmöglichkeiten. Anleihenmärkte (Rentenmärkte, Kapitalmärkte) sind die großen Ozeane ebendort. Daher sind Aktienmärkte volatil und reagieren auf den leisesten Windhauch mit u.U. kräftigen Ausschlägen. Die Seelen der Anleger sind sehr verletzlich: Angst und Gier bestimmen hier jegliches Handeln, die vernünftige Veranlagungsentscheidung steht an zweiter Stelle. Das verursacht in den kleinen Geldpfützen der Aktienmärkte hohe Wellen. Aber dort stehen nach erster Erschütterung später die rationalen Kaufs- und Verkaufsentscheidungen felsenfest – bis zur nächsten Seelenerschütterung.
Anleiheanleger sind cooler und gezügelter im Gemüt. Hier geht es eher um Langfristperspektiven. Alles dreht sich um den Zins und wie er sich weiterentwickelt. Wer an der Zinsschraube dreht, dreht am Schicksal ganzer Volkswirtschaften. Da ist das aufgeregte Gegackere an den Aktienmärkten geradezu uninteressant.
Aber kommen Anleihemärkte einmal ins Rutschen – nach oben oder nach unten – dann ist Feuer am Dach. Schon 0,5 oder gar 1 Prozent Veränderung in einem Anleihenindex sind eine „Weltbewegung“ im Milliarden- oder Billionengeldmeere der Anleiheozeane.
Dazu kommt: Die Anleiherenditen konkurrenzieren mit den Aktienrenditen. Eine hohe Anleiherendite jenseits der 3 Prozent wirkt umso „giftiger“ auf die Aktienkursentwicklungen, je höher sie ist. Liegt sie unter 3 Prozent, begünstigt sie die Aktienkäufe, Je deutlicher sie unter 3 Prozent liegt, umso eher. Das ist die Regel. Die Ausnahme – so, wie wir sie gerade sehen – bestätigt diese Regel. Früher oder später wird sie ihre dominante Stellung als Regel wieder einnehmen.
Diese Verhältnisse sind es, die im Tagesblick in der Regel die Berichte zu den Anleihemärkten wiedergeben lassen, dass aufgeregte Geflattere und Gegackere an den Aktienmärkten im Detail interessiert in der Regel nicht die Bohne.
Zur Renditebestimmung bei Anleihen: notiert die Anleihe zu 100 Prozent, dann stimmen Anleihezinssatz (der Couponzins) und Anleiherendite überein. Sinkt der Anleihekurs unter 100 Prozent, steigt die Rendite, umgekehrt gilt: steigt der Anleihekurs, so sinkt die Rendite. So einfach ist das. Und so weltbewegend in der Tat.
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Allgemeine Empfehlungen: Es geht vornehmlich um die Zukunft der Energiegewinnung und die Energielieferanten. Renner bleiben Telekommunikations-Unternehmen, deren Dienstleistungen in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sind. Unter den Logistik-Aktien sind in der Regel die Post-Aktien interessant. Diese Branchen sind weniger konjunkturabhängig als z.B. Konsumaktien, darunter die Post-Aktien noch am ehesten.
Hinzu kommt, dass die klassischen erdölverarbeitenden Energielieferanten (Up- und Downstream) mehr oder weniger energisch in großem Stil auf Alternativenergien umstellen. Es bleibt ihnen angesichts des Klimawandels, der öffentlichen Meinung und der in absehbarer Zeit erschöpften Welt-Erdölreserven auch nichts anderes übrig. Über das Kapital für den weltlebensnotwendigen Umbau verfügen sie dank ihrer Aktionäre. Es geht aus Sicht der Unternehmen um zukunftsträchtige Geschäftsmodelle in einer überschaubaren Branche – Energie – und aus Sicht der Aktionäre um steigende Unternehmenswerte / Aktienkurse als Inflationsschutz und sichere, möglichst stabil wachsende Dividenden, ebenfalls hinsichtlich des Inflationsschutzes.
Anti-Nachhaltigkeits-Bewegung in den USA als 180-Grad-Wendung in der Veranlagungsgebarung
Der aktuelle politische Druck in den USA zwingt eine Reihe großer Vermögensverwalter, darunter die weltgrößten wie Blackwater und Vanguard (verwaltetes Vermögen: 20 Billionen US-Dollar), nachhaltige Unternehmen potentiellen Anlegern nicht mehr zu empfehlen. Sie selbst verkaufen solche Unternehmen aus ihren Portfolios. Es gibt sogar seitens republikanisch regierter Bundesstaaten wie insbesondere Texas Kaufverbote für staatliche Pensions- u.a. Fonds.
Ausgestiegen sind bereits US-amerikanische Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup (verwaltetes Vermögen: 9 Billionen). Ähnliches betrifft die Kreditvergabe. Offen bleibt, wie private und Unternehmensanleger (nicht-staatliche Fonds) künftig disponieren werden.
Unter den angebotenen Finanzanlagen kursieren seit geraumer Zeit besondere Nachhaltigkeitsprodukte in Form sog. ESG-Fonds (mehr dazu hier), die hohe Renditen versprachen und daher recht starken Zulauf hatten; die Renditen wurde seit Erhöhung der Kreditzinsen gebremst, da dadurch kreditfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte (Windparks, Solaranlagen etc.) weniger rentabel wurden.
In der Europäischen Union will man sich weiter an entsprechende Nachhaltigkeitsauflagen festhalten. Bislang wurden in europäische ESG-Fonds 9 Billionen Euro investiert, was 61 Prozent des gesamten Fondmarktvolumens entspricht. Der Zufluss hat sich 2024 allerdings um die Hälfte auf 37 Milliarden Euro reduziert. Zudem wurden mehr ESG-Fonds geschlossen als eröffnet. Nicht nur die hohen Zinsen, die die ESG-Fonds-Renditen beeinträchtigten, führten dazu, sondern auch „grüne Schönfärberei“: es stellte sich da und dort heraus, dass die versprochene Nachhaltigkeit mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit bestand. (Quelle: Wirtschaft vor Acht, ARD, 10.1.2025 (KURZVIDEO, bis 17.1.2025 verfügbar))
FAZIT: Es bleibt abzuwarten, was das für den Klimaschutz in den USA und weltweit künftig bedeutet. Für Österreich stellt sich die Frage, wie eine künftige Regierung sich in Sachen Klimaschutz verhalten wird.
Aktienkauf – der Erwerb einer Unternehmensbeteiligung – bedeutet Übernahme eines Risikos in Hinblick auf das künftige Unternehmensschicksal. Die Dividende stellt eine Risikoprämie dar.
Aktienanalytischer Blick auf Aktien im Euroraum und speziell Österreich (Stand: 24.2.2025):
ACHTUNG – STEUERVERÄNDERUNGEN ANTE PORTAS:
Ins Gerede kommen in absehbarer Zeit auf EU-Ebene und auf Österreich-Ebene vermutlich Aktienbesteuerung (Verkaufsgewinne, Dividenden) ebenso wie Vermögens- und Erbschaftssteuer. Diese Steuern sind in Veranlagungsüberlegungen mit einzubeziehen.
Im Folgenden sind Aktien um 10 Euro je Stück und darunter FETT hervorgehoben.
Neu aufgenommene Aktien werden mit ### gekennzeichnet.
Beobachtenswert ist der Umweltschutz- und Wasserwirtschaftswert Veolia
Ein Kaufsignal liefern weiterhin ENI, UNICREDIT und TOTAL ENERGIES, im Vergleich zum 3.2.2025 stabile Bewertung mit jeweils fünf Sternen bewertet.
Ein Kaufsignal liefern ENEL, PORR, SHELL, VERBUND, ### VIENNA INSURANCE GROUP mit jeweils vier Sternen bewertet.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung mit jeweils vier Sternen bewertet.
Ein niedriges KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeichnet aus:
RWE, TOTAL ENERGIES, ### UNICREDIT SPA, PORR, OMV, ### UNIQA, EVN, ENEL, TELECOM AUSTRIA, ### STRABAG, WIENERBERGER, SHELL, PALFINGER.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktie RWE ist die mit dem niedrigsten KGV = 4,8, PALFINGER die mit dem höchsten KGV = 9,3.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung.
Ein niedriges dynamisches KGV (PEG, Price-Earning-to-Growth) weisen u.a. auf:
ENI, UNICREDIT, ### KONTRON AG, OMV, SHELL, PORR, WIENERBERGER, PALFINGER,
Nicht mehr dazu gehören: VIENNA INSURANCE GROUP, TELECOM AUSTRIA.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktien ENI = 0,5 ist die mit dem niedrigsten, PALFINGER die mit dem höchsten PEG = 1,4.
Im Vergleich zum 3.2. 2025 ist die Auswahl verändert, einzelne Aktien kamen dazu, andere fehlen nun!
Als Aktien mit langfristigem Kurspotential werden u.a. gesehen:
TOTAL ENERGIES, ENI, VERBUND, E.ON.SE, EVN, RWE.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene mit der größten Langfristchance.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl stabil, die Reihenfolge hat sich geändert.
Als Aktien mit hoher Sicherheit werden u.a. bewertet VIENNA INSURANCE GROUP, VERBUND; die Bewertungen bleiben unverändert zum 3.2.2025.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene Aktie mit der größten Sicherheit.
Aktien mit hoher Dividendenrendite sind:
OMV, ORANGE, TELEFONICA, ENI, UNIQA, ENEL.
Aktien mit der größten Dividendenrendite stehen am Anfang der Reihe: OMV 12,6%, am Ende die mit der niedrigsten: Enel 6,7%, jeweils vor Steuer.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl gleich, die Reihenfolge hat sich geändert.
KAUFKRITERIEN neben den aktienanalytischen Kennzeichnungen sind der Reihe nach: WER? – Qualität und Charakter (Psychologie!) des Managements, Häufigkeit des Managementwechsels, Unternehmenskultur; WAS? – Produkteinfachheit: „einfach gestrickte“, leicht zu durchschauende/transparente Produkte oder Dienstleistungen, eher kleine Produktpalette bzw. enger umschriebenes Dienstleistungsangebot, Konstanz der Nachfrage; WIE? – Sicherheit, Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Wechselfällen, finanzielle Stabilität des Unternehmens, Konkurrenzsituation; WO? – geographische und „politische“ Lage möglichst fern von Krisengebieten inkl. solchen mit politischer Unruhe oder in Ländern mit totalitären Systemen oder deutlich defekten Demokratien (illiberale Demokratien); WANN? – Lebensdauer bzw. Überlebensdauer (Weltkriege etc.) des Unternehmens bisher, Stetigkeit der Dividendenzahlungen.
FAZIT: vor dem Kauf einer Unternehmensbeteiligung sich zur Aktiengesellschaft schlau machen: WER, WAS, WIE, WO, WANN.
ZWEI DINGE sind zusätzlich zu beachten:
# Langfristanlage durch Erwerb von Defensiv-Aktien (u.a. Energie, Telekom),
# Verbleib in einem Währungsraum, das ist der Euroraum. Daher werden die allseits seit Jahren gehypten US-Aktien hier mit Absicht außen vor gelassen, um das Währungsrisiko klein zu halten. Gleiches gilt für den Erwerb von Schweizer Aktien, wie die Vergangenheit mit Blick auf das sehr wechselhafte Wechselkursverhältnis Schweizer Franken / Euro gezeigt hat.
Die Europäischen Union als Veranlagungsrisiko?
Das Staatssystem der Europäischen Union kommt einer defekten Demokratie gleich und erstreckt sich in den Währungsraum (Euroland), in dem gehandelt wird. Man spricht auch von einem Demokratie-Defizit der Europäischen Union. Risiken dieser defekten Demokratie, um einige zu nennen, sind: Regelungen „von oben herab“ auf nicht sehr transparente Weise und Steuervorgaben, die sich durch Negieren realer Alltagserfordernisse auszeichnen, Überwachungsbestrebungen, hoher Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger. All dies markiert Abgehobenheit und Bürgerferne der EU-Politik.
Kennzeichnend für das Gebaren (Governance) der EU ist ein Ineinandergreifen von EU-Exekutive (Kommission mit ihren Kommissariaten) und einem nicht gut überschaubaren Geflecht zahlreicher, der EU nahestehenden und von ihr geförderten Institutionen, Organisationen und Einrichtungen, die auf vielen Ebenen EU-Kommissionsvorgaben umsetzen helfen. Sie helfen insbesondere dabei, die von EU-Rat- und EU-Kommission angedachten, aber für Bürger und Unternehmen noch nicht „akzeptablen“ Vorgaben „schmackhaft“ zu machen, um so zu einer ausreichend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung zu führen, die eine politische Umsetzung ermöglicht.
Junker sagte 1999 dazu sehr verkürzt und sinngemäß: was wir heute als EU nicht durchsetzen, das werden wir dann schon später durchsetzen. Dem Lobbyismus Richtung EU-Exekutive (insbesondere seitens der Unternehmen) steht ein „Lobbyismus“ seitens der EU in Richtung auf die Einrichtungen der Mitgliedsländer sowie auf die Unternehmen und die Bevölkerung gegenüber, dessen Räderwerk für den Normalbürger praktisch nicht durchschaubar ist. Inwieweit kommt dies einem autokratischen Verhalten von der Maschek-Seite gleich?
Hauptziel der EU-Bestrebungen ist die Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, die den derzeit bestehenden Verbund der Mitgliedsstaaten ersetzen soll. Das deutet auch der Wechsel der Namensgebungen im Zeitverlauf an:
# Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, umgangssprachlich auch Montanunion, 1951)
# Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, 1957 inklusive EURATOM)
# Europäische Gemeinschaften (EG, 1965 ff., Fusion von EWG, EURATOM und einzelnen EG-Organen, Fusions- und Folgeverträge)
# Europäische Gemeinschaft (EG, seit 1993 ff., Maastricht- und Folgeverträge)
# Europäische Union (EU, 2007, Lissabon- und Folgeverträge)
1948 1948 Brüsseler Pakt | 1951 1952 Paris | 1954 1955 Pariser Verträge | 1957 1958 Rom | 1965 1967 Fusions- vertrag | 1986 1987 Einheitliche Europäische Akte | 1992 1993 Maastricht | 1997 1999 Amsterdam | 2001 2003 Nizza | 2007 2009 Lissabon | ||||||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaften | Drei Säulen der Europäischen Union | ||||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) | → | ← | |||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) | Vertrag 2002 ausgelaufen | Europäische Union (EU) | |||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) | Europäische Gemeinschaft (EG) | ||||||||||||||||||||||||||||||
→ | Justiz und Inneres (JI) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ) | → | Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||
Westunion (WU) | Westeuropäische Union (WEU) | ||||||||||||||||||||||||||||||
aufgelöst zum 1. Juli 2011 | |||||||||||||||||||||||||||||||
Problematisch bleibt dabei: je größer die Zentralisation von Staatsmacht, umso größer die Machtfülle, die mit „eiserner Harke“ über berechtigte (!) Einzelinteressen der Mitgliedsstaaten und damit der Bürger drüberfährt. Das Prinzip der Subsidiarität bleibt dabei auf der Strecke, so wie dieses Prinzip z.B. Österreich 1994 anlässlich der Vorabstimmungskampagnen versprochen wurde. Wurde das Versprechen eingelöst?
Beispiele der Machtfülle durch Zentralisierung liefern alle großen Staaten, u.a. Russland und China, die geradezu Musterbeispiele dafür darstellen.
Ein Problem des Staates an sich ist das Machtmonopol, das bei ihm liegt und liegen muss, will er Gesellschaft – das Staatsvolk – und die Abläufe darin mit Erfolg, also: durchsetzungskräftig organisieren. Das Problem ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen unbeschränkter Freiheit des Individuums (Libertarismus) und unbeschränkter Freiheit des Staates (Totalitarismus).
Wie dieses Machtmonopol ausgestaltet wird, unterliegt in Demokratien dem Willen des Wahlvolkes, in nicht-demokratischen Staaten dem Willen des autoritären, totalitären oder autokratischen Machthabers. In defekten Demokratien ist die Mitbestimmung des Volkes eingeschränkt. Defekte Demokratien existieren in einer Grauzone, deren Konstituenten und ihre gegenseitige Einflussnahme nicht leicht zu bestimmen sind. Somit ist auch der Defektheitsgrad einer defekten Demokratie nicht leicht zu bestimmen und unterliegt, je nach politischer resp. ideologischer Perspektive, unterschiedlichen Wertungen.
Die idealtypische Dreiteilung der Regierungsformen existiert in der Wirklichkeit nicht: keine Demokratie der Welt entspricht der idealen Form, weist also im Ansatz Eigenschaften einer defekten Demokratie auf, kein totalitärer Staat schränkt die individuellen Freiheiten vollständig ein, es verbleibt den Bürgern dort ein mehr oder weniger großer Freiheitsraum.
Hinsichtlich des staatlichen Machtmonopols, das zudem bei anwachsender Zentralisation der Staatsgewalt zur Zunahme neigt, ergibt sich die Erkenntnis: so wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig als einer Einrichtung, die mit einem mit Rechtsgewalt in das Leben seiner Bürger eingreifenden Machtmonopol versehen ist, das für das „Funktionieren“ einer Gesellschaft unaufgebbar ist.
Die dafür notwendigen rechtlichen Verregelungen des Alltagslebens durch Allgemeines Gesetzbuch, Strafgesetzbuch, Angestelltengesetz etc.etc. sind zahllos und gelten bei ausnahmslos jeder Handlung, werden aber – ebenso regelhaft – dem Bürger erst dann bewusst, wenn es zu schwerwiegenden Regelverstößen oder Regelbruch-Sanktionierungen kommt.
Rechtliche Verregelungen sind Ausdruck der jeweiligen Ausprägungen eines Rechtsstaates; dieser wird in einer idealen Demokratie nicht durch Willküreinwirkungen korrumpiert: das ist ein wesentliches Kennzeichen demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Auf Rechtsstaatlichkeit pflegen sich auch autoritäre, totalitäre oder autokratische, kurz: diktatorische Systeme zu berufen, doch wird der Rechtsstaat dort durch Willküreingriffe korrumpiert: Rechtsbiegung als Kennzeichen von Autokratien etc. In einer defekten Demokratie wird die Rechtsstaatlichkeit (leicht) eingeschränkt, womit das Risiko entsteht, in eine Autokratie abzugleiten.
Nur in formalrechtlicher Hinsicht war zum Beispiel auch der NS-Staat ein Rechtsstaat, besaß er doch gemäß der NS-Grundsätze umgearbeitete Gesetze aus der Weimarer Republik und neue Gesetze im Sinne der NS-Ideologie, auf die er sich in der Rechtsprechung berief und von denen viele in einem „normalen“, d.h. hier NS-konformen Rechtssetzungsprozess entwickelt wurden. Daran ändert nichts die Gepflogenheit, den NS-Staat in inhaltlich-ethischer Hinsicht als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Ein krasses Beispiel für einen NS-Rechtserlass im autokratischen Sinn ist unter diesem Link einsehbar.
Kennzeichnend für die Biegsamkeit des Rechts je nach Staatsraison ist die Tatsache, dass Juristen nach einem Regimewechsel ihre Posten in der Regel nicht verloren, sondern im neuen Regime weiter im Dienst des Rechts ihre berufliche Tätigkeit frei oder im öffentlichen Dienst ausübten. So wurden Juristen und Richter nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ohne weiteres in den öffentlichen Dienst der entstehenden Bundesrepublik Deutschland übernommen. Vergleichbares geschah nach dem Fall der UdSSR oder DDR.
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Autokratie, im Autoritarismus und vor allem im Totalitarismus Ausgesetztheit vor rechtsbeugenden willkürlichen Staatseingriffen auf die ohnehin reduzierten Freiheitsmöglichkeiten des Individuums unter nicht selten unzureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zu Gunsten der Machtbestrebungen des Staates mit dem Ziel, ein Höchstmaß an „Gemeinwohl“ resp. „sozialem Frieden“ in Unfreiheit zu erzwingen. Als Garant dafür dient die Einschränkung, womöglich Aufhebung der Gewaltenteilung sowie ein entsprechend stark ausgeprägter und mit gering regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine allgegenwärtige Brachial-Propaganda unter Ausschaltung der Pressefreiheit. MOTTO: Kusch, sonst trifft dich der Polizeiknüppel und du landest im Gulag, folgst du nicht den Propaganda-vermittelten Staatszielen!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit in einer defekten Demokratie gibt in (noch) geringem Ausmaß jene Prinzipien auf, die eine Demokratie hervorheben. Als Garant dafür dient eine Einschränkung der Gewaltenteilung und ein nicht allzu gestärkter und nicht allzu sehr mit herabgesetzter regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine verhältnismäßig subtil eingesetzte Propaganda und Beeinflussungsmaschinerie. MOTTO: Folge der politischen Verführung und glaube, es sei deine Entscheidung, sonst zwiebeln wir dich mit Exekutivmaßnahmen!
Eine solche Beeinflussungsmaschinerie hat die exekutiv im Grunde genommen schwach aufgestellte EU entwickelt, was zu eben der Ausbildung dieser „Schattenexekutive“ geführt hat. Sie trägt damit – nicht so ohne weiteres sichtbar für den Normalbürger – ein Kennzeichen einer defekten Demokratie. Damit steht die Gefahr im Raum, weiter an demokratischen Eigenschaften einzubüßen und zu einem politischen und wirtschaftlichen Risiko heranzureifen. In der Tat bemüht sich die EU um Stärkung ihrer Polizeigewalt (Frontex, 2004, weiterer Ausbau) und damit um Ausbildung eines weiteren Kennzeichens defekter Demokratien insofern der Vorwurf stimmte, dass Frontex auch innerhalb der EU eingesetzt werden könnte.
Was die Beeinflussungsmaschinerie der EU betrifft, hat 2011 der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) die Europäische Union als “sanftes Monster Brüssel“ bezeichnet und von der „Entmündigung Europas“ gesprochen. Er anerkennt segensreiche Folgen ihres Wirkens, macht aber zugleich auf die strukturellen Defizite dieser überstaatlichen Einrichtung aufmerksam, die durch massive Öffentlichkeitsarbeit, um nicht zu sagen: Propaganda – geschickt durch das vorbeschriebene Geflecht an Organisationen, Instituten, Einrichtungen etc. vermittelt –, übertüncht werden. Bezeichnend ist sein Ausspruch: „Je dünner die Legitimität [ihres politischen Handelns], umso dicker der Glibber der PR.“
Die geschilderte Gefahr liegt nicht darin, sich im Euro-Währungsraum zu bewegen. Sie liegt darin, dass infolge mangelnder demokratischer Kontrolle politisch einer Gesinnungsethik und nicht einer Verantwortungsethik gefolgt wird. Damit einher ginge eine Abgehobenheit von den Realitäten des täglichen Lebens der Bürger und Unternehmen. Das führte kurz über lang zu einer Schwächung des Euros im Währungskonzert. Ein Risiko erwüchse dann eher daraus, dass es nicht sicher ist, ob der Währungsraum „Euro“ eines Tages zerbricht, zum Beispiel dadurch, dass im Konzert mit anderen Währungen die derzeit ohnehin angekratzte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Europäischen Union noch weiter geschwächt würde und der Euro fortgesetzt an Wert verlöre. Letzteres erleichterte das Auseinanderbrechen der Europäischen Union, die Eigeninteressen der Mitgliedsländer träten wieder stärker hervor.
Dieses Auseinanderbrechen der Europäischen Union ist derzeit unwahrscheinlich, aber denkmöglich als Folge von: fortgesetzter Wirtschaftsschwäche; weiter zunehmender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Zunahme nationalkonservativer bis rechtsextremer Haltungen; fortgesetztem „Rütteln an den Ketten“ seitens ehemaliger UdSSR-Bruderstaaten; fortgesetzter Aufnahme neuer Mitgliedsländer speziell aus dem Balkan und dem ehemaligem UdSSR-Einflussbereich (Serbien, Ukraine); gravierenden, von den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten nicht mitgetragenen außen- und innenpolitischen Entscheidungen.
Bräche die EU, so bräche spätestens dann auch der Euro; im Übrigen weist die Geschichte der Währungsunionen auf deren Brüchigkeit hin: sie halten in der Regel nicht lange. Den Anleger zwingt unter anderem auch dies beizeiten zu überlegen, in welcher Währung er außerhalb des Euroraumes investieren soll. Angesichts des unsicheren Status des US-Dollars als Weltwährung ist dies eine herausfordernde Frage. Sie stellt sich glücklicherweise derzeit nicht, sondern taucht nur schemenhaft als Denkmöglichkeit am Horizont einer eher ferneren Zukunft auf. Aber: sie taucht auf und kann blitzesschnell elefantengroß im Raum stehen.
FAZIT: die Europäische Union birgt für den Anleger derzeit nur am Zukunftshorizont sich abzeichnende Risiken. Sie entspringen u.a. daraus, dass die EU weniger aus der Position der Stärke als eher aus der der Schwäche handelt. Im Vergleich zur Situation des Kalten Krieges und damit zur Gründerzeit der EU-Vorläufereinrichtungen, in der es nur einen wirtschaftsmächtigen geopolitischen Spieler und gleichzeitigen Verbündeten – die USA – gab, steht die Europäische Union heute zwischen zwei Wirtschaftsblöcken: dem des USA-geführten Westens und dem des sog. globalen Südens. Das erzeugt Druck, allzumal Zeitdruck, treibt die EU an und lässt sie, will sie nicht aufgerieben werden, nach Machtvergrößerung durch Zentralisierung streben – ein Demokratierisiko ersten Ranges, damit in der weiteren Folge ein Wirtschafts- und letztlich Veranlagungsrisiko.
Grundsätzliches zur Währungsspekulation
Währungs-Spekulation ist ein äußerst schwieriges, glitschiges, hochriskantes Geschäft, bedarf langjähriger Erfahrung, tagtäglicher Marktbeobachtung und eines guten Magens: Schocks und erratische Marktbewegungen müssen ausgehalten werden – psychisch und finanziell. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Währungsspekulanten im deutschsprachigen Raum ist Folker Hellmeyer (Hellmeyer-Website, Hellmeyer-Kurzportrait (Goldseiten), Hellmeyer auf Netfonds usf.).
Zweck der Währungsspekulation?
Wie bei den Warenoptionsmärkten dient auch der Währungsoptionsmarkt dazu, sehr starke Schwankungen im Wert einer Währung (Devise) zu verhindern: sehr starken Verteuerungen oder Verbilligungen einer Währung im Devisenmarkt (Währungs- oder FOREX-Markt) wird so gegengesteuert. Dafür sorgen die vielen Marktteilnehmer, von denen ein Teil den künftigen Wert einer Währung (Devise) höher, der andere diesen Wert tiefer einschätzt. Dies führt dazu, dass sich eine Art mittlerer Wert für diese Währung einstellt. Währungsoptionsmärkte sind rund um den Globus nahezu 24/7, also nahezu täglich rund um die Uhr, offen (Warenoptionsmarkt, Optionen im Freihandel).
Anders ausgedrückt: Die Spekulanten sichern sich mit ihrem Engagement gegen das Risiko eines Währungsverfalls oder eines Währungsanstiegs ab. Währungsanstiege sind ein Risiko für Käufer auf Warenmärkten, Währungsabwertungen sind ein Risiko für Verkäufer auf Warenmärkten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Dienstleistungen im internationalen Dienstleistungsaustausch. Die gegenläufigen Interessen auf dem Währungsoptionsmarkt „mitteln“ sich aus.
Allgemein gesprochen handelt es sich bei den Geschäften auf Optionsmärkten um Absicherungsgeschäfte oder Hedging.
Nochmals anders ausgedrückt: Auf aggregiertem Niveau (Makroebene) sorgt der Währungsoptionsmarkt für die Stabilität einer bestimmten Währung im Konzert der anderen Währungen im Devisen- resp. Währungsmarkt (Kassa- oder Spot-Markt, das Pendant zum Optionsmarkt).
Eine stabile Währung ist für die Volkswirtschaft, in deren Bereich diese Währung als Zahlungsmittel dient, eine Lebensnotwendigkeit für das optimale Funktionieren der volkswirtschaftlichen Grundvorgänge Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Erratische Schwankungen im Währungs- oder Devisenmarkt erschweren auf der Ebene der Unternehmen (Mikroebene) innerhalb und außerhalb einer Volkswirtschaft erheblich Kalkulationen mit Sicht auf künftig geplante Käufe und Verkäufe. Erratische Schwankungen einer Währung schwächen die Wirtschaftsleistung der zugehörigen Volkswirtschaft, eine stabile Währung fördert sie. Dies gilt auch für Volkswirtschaften außerhalb des entsprechenden Währungsraumes, sofern sie mit dieser Volkswirtschaft handelnd in Verbindung stehen.
FAZIT: Währungsoptionsmärkte sind für das Wirtschaftsgeschehen im Konzert der verschiedenen Volkswirtschaften überlebenswichtig.
Die heilige Trias
Diese Zusammenhänge bleiben in der Regel für Otto Normalverbraucher genauso verborgen wie die Bedeutung der nicht-demokratisch agierenden Zentralbanken, die mit ihren Zinsentscheidungen tief in das Wirtschaftsleben und somit in das Alltagsgeschehen der Menschen eingreifen. Warenmärkte, Währungsmärkte und Zentralbanken sind in einem fortlaufenden Marktgeschehen untrennbar und maßgeblich untereinander verbunden. Dabei modulieren und moderieren die Zentralbanken über den Zinssatz die Abläufe in Waren- und Währungsmärkten und den zugehörigen Optionsmärkten.
Für Otto Normalverbraucher sind Spekulanten auf diesen Märkten in aller Regel ganz, ganz böse Subjekte, die sich mit ihren Spekulationsgewinnen die Taschen vollstopfen.
Wer sind diese Subjekte auf Währungsoptionsmärkten?
Auf Währungs- und Währungsoptionsmärkten agieren in großer Zahl Staatsstellen, staatliche und private Pensionsfonds, multinationale und andere Unternehmen, Finanzinstitute (Banken u.a.), Hedgefonds u.a.
Otto Normalverbraucher verkennt in aller Regel den Sinn dieser Märkte und die Rolle der Spekulanten dort; denn:
Die Währungsoptionsmärkte zeichnen für das Wohl und Wehe im höchstpersönlichen Alltagsleben des kleinen Mannes auf der Straße verantwortlich, indem sie für relative Währungsstabilität sorgen. Doch Märkte sind keine Subjekte. Somit sind präzise gesprochen nicht „die Märkte“, sondern die Teilnehmer an Währungsoptionsmärkten – also die risikoübernehmenden Spekulanten – für das Wohl und Wehe von Otto Normalverbrauchers alltäglichem Leben verantwortlich.
Daher lässt sich interpretieren: In der Erhaltung der Währungsstabilität liegt der soziale Sinn der Spekulation. Dabei dient der Spekulationsgewinn als Entgelt für die risikobehaftete Sorge um eine stabile Währung.
Die Umsätze in Devisen- und Währungsoptionsmärkten sind die größten weltweit und erreichen täglich Milliarden bis Billionen von Währungseinheiten. Im Jahr 2022 wurden allein im Devisenmarkt täglich durchschnittliche Umsätze in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar gehandelt. Zu beachten ist, dass dabei immer Währungspaare gehandelt werden und zudem die Umsätze „doppelt“ anfallen: als Verkaufs- und als Kaufpreis in Summe. Das plustert das tägliche Handelsvolumen ordentlich auf.
Was für die Währungsoptionsmärkte gilt, gilt ebenso für die Warenoptionsmärkte: es geht um die Stabilisierung von in großen Mengen gehandelten Waren wie Weizen, Schweinehälften Orangensaft, Kaffee und vieles andere mehr. Die aufgezählten Waren stehen für solche, die für die Bevölkerungen hohe Bedeutung haben.
Wozu Optionsmärkte gut sind
Aber es gibt doch nach wie vor Preissprünge auf den Warenmärkten, von erratischen Ausschlägen an den Devisenmärkten war auch schon die Rede: wie passt das ins Bild?
Ohne die Terminbörsen wären die Ausschläge um einiges stärker, die Preise höher.
#1 Hitler verbot die große Bremer Kaffeebörse. Daraufhin sicherte sich der Großhandel gegen Preisanstiege bei Kaffee ab, indem er von Haus aus deutlich höhere Preise für den Handel, die Geschäfte, einforderte. Resultat war der berühmt-berüchtigte Blümchenkaffee: die Konsumenten sparten am Kaffee, indem sie möglichst wenig davon zum Aufbrühen verwandten, also sah man durch den dünnen Kaffee das Blümchen am Grund der Kaffeetasse.
# 2 Waren, die nicht abgesichert werden können, weisen größere Preissprünge und höhere Preise auf; bremsend auf den Warenpreis (Aktienpreis, Devisenkurs) wirkt allein die Konkurrenz oder eine schwache Nachfrage oder ein überreichliches Angebot.
# 3 Die erste Warenoptionsbörse wurde 1848 in Chicago gegründet. Hintergrund war der bereits gewachsene Welthandel mit Waren, die großteils noch mit Segelschiffen über die Weltmeere transportiert wurden. Zwar befuhren die ersten Dampfschiffe Ende der 1830er Jahre den Atlantik, doch die eigentliche Verdrängung des Segelschiffs als Transportmittel setzte erst ab den 1870er Jahren ein.
Die Notwendigkeit, sich gegen den Verlust der Waren infolge Schiffuntergangs zu schützen oder sich überhaupt vor unerwarteten Preisveränderungen während der langen Schiffsfuhren abzusichern, führte zur Einrichtung der Chicagoer Warenbörse (Chicago Board of Trade), 1848 zunächst als Kassen- oder Spotmarkt, 1864 dann als Warenterminmarkt. Fortan konnten Käufer und Verkäufer Warenpreise vereinbaren für Warenlieferungen in ein, zwei, drei, sechs Monaten, was die Sicherheit der unternehmerischen Kalkulation erheblich erhöhte, da nun die Preisrisiken nicht von den Warenverkäufern und -käufern selbst, sondern von den Spekulanten übernommen wurden. Es entstand eine hochspezialisierte Zunft von Spekulanten, darunter viele Versicherungen.
Die Spekulanten hatten die Zeit und die Informationsmittel, sich über Warenpreisänderungen am Warenursprungsort und über Transportverzögerungen oder Schiffsunfälle zu informieren. Schlechte Kaffee- oder Kakao-Ernten, transportverzögernde Windflauten oder Schiffsunglücke blieben für sie kein Geheimnis, entsprechend diesen Informationen disponierten sie am Warenterminmarkt ihre Preisvorstellungen, doch in der Vergangenheit geschlossene Warenpreise für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin blieben davon unberührt.