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COMMENT – FAZIT – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Gefahr eines Flächenbrandes in Nahost weiter aufrecht. Angriffe Israels auf den Südlibanon und Beirut zielt auf Hisbollah-Nester, trifft aber auch zahlreiche Zivilpersonen, wie hohe Opferzahlen belegen.
Maßgeblicher Hisbollah-Führer angeblich getötet.
Bevorstehende Reaktion Israels auf den Iran-Angriff in Schwebe. - Ukraine-Krieg: Böse ukrainische Nadelstiche für Russland: angriff auf einen Ölhafen, Angriff auf einen russischen Militärflugplatz, Zerstörung eines kriegswichtigen Radarsystems.
- Report:
Geopolitische Eskalation mit unterschiedlichen Auswirkungen
Wird Gasversorgung kritisch?
USA: Haushaltsjahr 2023/2024 mit massivem Defizit
- Weitere COMMENTS vorhanden
Märkte – Report
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen – MEDIZIN: Infektionen und seltene Erkrankungen. UMWELT: Website für naturgefahren in Österreich boomt. INNOVATION: Zuckerbergs Wunderbrille. Autonomes fahren noch im Hintertreffen. INTERNET: Bedroht die Digitalisierung die Demokratie? SOCIAL MEDIA: Gefährliche Online News. Gestärkte Solidarität in der Ukraine. GESELLSCHAFT: Metoo-Bewegung ändert Kaufverhalten. Sex-Missbrauch von Kindern. MENSCHEN: Buena-Vista-Sängerin – Abgang von der Bühne mit 93 Jahren.
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen.
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
Anleger investieren ihr Geld ein bisschen überall (inkl. Graphik)
In den vergangenen Monaten zeigten die Märkte keine klare Präferenz für einen bestimmten Anlagestil.
«Es scheint sich eine grösser werdende Geldwand aufzubauen, die sich einen Platz sucht», schreibt Andrew Lapthorne, Analyst bei Société Générale. Die höheren Zinsen hätten sich zuletzt positiv auf den Ertrag der Investoren ausgewirkt.
Allerdings attestiert Lapthorne dem Markt, dass dieser sich angesichts seiner Anlagemöglichkeiten recht ambivalent gebe. Er illustriert dies mit der obigen Grafik, die zeige, dass im Verlauf des dritten Quartals kein klarer Anlagestil oder kein Sektortrend zu erkennen sei.
Offensichtlich stehen die Anleger nicht gross unter Druck. «Dies würde sich ändern, wenn sich Anzeichen für einen Gewinnstress zeigen würden.» Allerdings, so Lapthorne, seien solche Anzeichen in der Aktienstory der vergangenen Jahre kaum aufgetreten.
China-ABC jetzt doch wieder anders
Das Narrativ rund um China und seinen Finanzmarkt hat sich schlagartig geändert.
Die Tinte in den Berichten zu den Finanzmärkten, in denen aufgrund schwacher chinesischer Nachfrage vor Rohstoffanlagen gewarnt wurde, «war noch nicht ganz trocken», als die Aktien Chinas einen Dreijahresrekord aufstellten – so mokiert sich Louis-Vincent Gave von Gavekal Research über die Berufskollegen, die gewohnheitsmässig vor Engagements in China und damit verbundenen Anlageklassen warnten.
Das ABC und das dazugehörige Narrativ hätten sich schlagartig geändert: von «Anything but China» (alles, nur nicht China) zu «All-in, buy China» (voll reingehen, China kaufen). Die Zinssenkungen, die geplanten Konjunkturpakete und der Fiskalstimulus haben die Fantasie insbesondere auch von ausländischen Investoren beflügelt. Abzulesen ist dies an der Explosion des Hang Seng H-Share Index (HSCEI), in dem gerade ausländische Anleger ein Exposure zum chinesischen Aktienmarkt aufbauen.
Auch angesehene US-amerikanische Börsengrössen wie etwa David Tepper von Appaloosa Management springen auf den fahrenden Zug auf und preisen im TV den Aktienmarkt Chinas als gute Kaufgelegenheit an. Günstig seien die Titel nach langer Korrekturphase allemal. Bleibt abzuwarten, wie lange die Euphorie anhält.
COMMENT: Die Hausse in China erzeugt einen Hofeffekt, d.h. sie strahlte auf die US-Börse und die Frankfurter Börse aus und löste dort deutliche Kursanstiege aus. Inzwischen gewinnt die Angst vor einer Eskalation der militärischen Entwicklung im Nahen Osten an Gewicht und dämpft die Kursentwicklung bzw. drängt sie ins Minus.
HELLMEYER (Märkte u.a.m.)
- Märkte: Geopolitische Eskalation mit unterschiedlichen Auswirkungen
- Wird Gasversorgung kritisch?
- USA: Haushaltsjahr 2023/2024 mit massivem Defizit
Märkte: Geopolitische Eskalation mit unterschiedlichen Auswirkungen
Der Finanzmarkt reagiert auf das Risikocluster, allen voran im Nahost-Konflikt, in heterogener
Form. Europas Aktienmärkte stehen unter stärkerem Druck als die US-Märkte, während die
fernöstlichen Märkte sich widerstandsfähig zeigen. Der USD, Gold und Silber bleiben gefragt.
Unterschwellig hilfreich für den USD war das Ende des Hafenarbeiterstreiks (Löhne +62%!).
Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte positive Überraschungen aus den USA.
COMMENT: Aber nicht nur – siehe WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK: negative Daten liefern der Auftragseingang für die US-Industrie (!) sowie das Geschäft der US-Dienstleister.
Die finalen PMIs der Eurozone waren besser als die vorläufigen Werte, ohne jedoch überzeugen zu können. Der Gouverneur der Bank of England stellte aggressiver Zinssenkungen in Aussicht.
Aktienmärkte: Late Dax -0,82%. EuroStoxx 50 -0,78%, S&P 500 -0,16%, Dow Jones -0,42%, US
Tech 100 -0,05% Aktienmärkte in Fernost Stand 05:48 Uhr: Nikkei (Japan) +0,47%, CSI 300 (China) Feiertag, Hangseng (Hongkong) +1,14%, Sensex (Indien) -0,25% und Kospi (Südkorea) +0,36%.
Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,14% (Vortag 2,09%),
während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 3,85% (Vortag 3,79%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD bleibt an den Devisenmärkten als vermeintlich „Safe Haven“ gefragt
(EUR/USD -0,0008). Gold (+5,40 USD) und Silber (+0,09 USD) bleiben gesucht.
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Deutschland wird gegen EU-Strafzölle auf E-Autos aus China stimmen.
• Israel: Die Regierung Israels verweigerte dem UN-Generalsekretär Guterres die
Einreise nach Israel.
• London: Der Gouverneur der Bank of England Bailey stellte eine aggressivere
Gangart bei Zinssenkungen in Aussicht, sofern Druck auf die Inflation anhält.
• Washington: Der Streik der Hafenarbeiter an der Ost- und Golfküste wurde
abgebrochen. Die Mitarbeiter erhalten eine Lohnerhöhung um 62%.
Ob das reicht?
USA: Staatsverschuldung nimmt an einem Tag um 204 Mrd. USD zu
Am ersten Tag des neuen Fiskaljahres, dem 1. Oktober 2024, nahm laut US-Treasury
(Link) die öffentliche Verschuldung der USA von 35,465 Billionen USD auf 35,669
Billionen USD zu. Das waren an einem Kalendertag rund 204 Mrd. USD.
Das waren 7,92% des aktuellen nominalen US-BIP. Die gesamte deutsche Staatsverschuldung summiert sich auf 2.460 Mrd. EUR per Ende des 2. Quartals 2024 oder auf Basis des aktuellen EUR/USD Austauschverhältnisses bei 1,1027 rund 2,713 Mrd. USD. „Food for thought!“
Am 1. Tag des neuen Fiskaljahres nahm die US-Neuverschuldung um rund 204 Mrd. USD zu …
Kommentar: Dieses Neuverschuldungsniveau ist als prekär zu klassifizieren. Erinnert sei an das 3% Maastricht Kriterium der Eurozone. Immer wieder wird gerne der Vergleich der BIP-Daten herangezogen, um die Stärke der USA herauszustellen. Leider werden hier Birnen mit Äpfeln verglichen. Entscheidend ist es, zu berücksichtigen, wieviel „Subvention“ es durch öffentliche Defizite gibt, um die jeweilige Wirtschaftsleistung zu generieren. Diese Qualitätsanalyse ist jedoch wenig gefragt, denn sie zwänge uns, zu hinterfragen, an wen wir uns binden, ob dieser Partner die notwendige Zukunftsfähigkeit und Verlässlichkeit hat.
Das gilt um so mehr, als dass der Leitwährungsstatus des USD, der den USA Haushalts- als auch Außenhandelsdefizite nach Gusto erlaubte, Stück für Stück weiter erodiert.
Ich verweise auf das anstehende BRICS Treffen vom 22.-24. Oktober 2024 in Kasan. Dort wird es auch um alternative Zahlungssysteme gehen, um den USD, der machttechnisch seitens der USA missbraucht wird, aus dem bilateralem Handel heraus zu drängen.
Zurück zu der Frage, in wie weit das Wachstum im Vergleich USA zu der Eurozone
selbsttragenden Charakter hat. Tabellarisch lässt sich das klären. Die Farbgebung ist Basis
einer relativen Betrachtung im Vergleich der vier gewählten Länderbeispiele.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass die USA immer stärker dem Begriff Risiko zuzuordnen sind, wenn es um selbsttragende Kräfte der Ökonomie geht. Wo stünden die USA jetzt ohne die Wirtschaftsbooster Militärindustrie und Fracking-Verkauf an Europa?
Deutschland: Konstruktive politische Agenda
Kanzler Scholz und Vizekanzler Habeck haben der Wirtschaft stärkere Unterstützung
zugesagt. Während der Wirtschaftsminister überraschend eine völlige Abschaffung
von Berichtspflichten für Firmen vorschlug, versprach Scholz beim Bundesverband
Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) Unterstützung bei Stromkosten
und in der Auseinandersetzung mit der EU-Kommission.
Vielversprechende Worte, wir messen an Taten! Hurtig sollte es voran gehen, Zeit
ist Mangelware!
IWF warnt vor Folgen einer Eskalation in Nahost
Der IWF warnte vor den wirtschaftlichen Folgen einer Eskalation in Nahost für die
Region und die ganze Welt.
Internationale Energieagentur warnt
Der global zunehmende Gasverbrauch (2024 +2,5%, 2025 +2,3%) in Verbindung mit
geopolitischen Spannungen als auch dem Ende des russischen Gastransits nach 2024
aus Russland über die Ukraine könnte die Versorgungslage im Winter gefährden.
Kommentar: Europa könnte es mehr als andere Regionen betreffen …
Wenn die Versorgungsverträge Russland/Ukraine Ende 2024 auslaufen, kommen
keine 42 Mio. cbm Gas täglich mehr über Sudscha. Sollte sich zusätzlich die Nahost-Krise
ausweiten, wird der LNG-Markt absehbar sehr eng. Europa wäre international betrachtet in der kritischsten Situation. Nord- und Mittelamerika sind weitgehend autark. China und Indien haben solide Verträge mit Moskau. Fakt ist, „ohne Energie geht nichts, gar nichts! „Food for thought!“
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Finale Einkaufsmanagerindices diverse Länder
Eurozone: Arbeitslosenrate weiter am Allzeittief
Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per August auf unverändert 6,4% (Allzeittief). Die Prognose lag bei 6,4%.
Spanien: Per Berichtsmonat August markierte die Zahl der Touristen mit 16,64 Millionen
(Vormonat 16,00 Mio.) einen neuen Rekord (Vorjahr 16,14 Mio.).
Die Erzeugerpreise nahmen per August im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,7% (revidiert von 0,8%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,3% (Prognose -2,4%) nach zuvor -2,2% (revidiert von -2,1%).
USA: ADP Report weist mehr Jobs als erwartet aus
Der ADP Beschäftigungsreport (Privatwirtschaft) wies per Berichtsmonat September den
Aufbau von 143.000 (Prognose 120.000) Jobs aus. Der Vormonat wurde von 99.000 auf
103.000 revidiert.
Der Auftragseingang der US-Industrie verzeichnete im Monatsvergleich per August einen
Rückgang um 0,2% (Prognose 0,0%) nach zuvor 4,9% (revidiert von 5,0%).
Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 28. September 2024 auf 225.000 (Prognose
220.000) nach zuvor 219.000 (revidiert von 218.000).
Hier den Hellmeyer Report lesen!
ISRAEL-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG
Eskalation in Nahost? Biden: „Glaube nicht an umfassenden Krieg“
Israel und die USA wägen die nächsten Schritte nach dem Raketenangriff aus dem Iran ab. International herrscht große Sorge vor einer Eskalation der Lage. Nun äußert sich US-Präsident Biden überraschend beschwichtigend. Doch es gebe noch eine Menge zu tun.
Wenig Bewegung an US-Börsen Handbremse angezogen – Dow guckt nach Nahost und auf den Jobmarkt
An den US-Börsen nehmen die Anleger das Tempo raus. Zu unsicher ist die Lage im Nahen Osten. Zudem warten sie auf den morgigen Arbeitsmarktbericht, der zuerst Hinweise auf die Konjunktur und dann wohl auch auf die Zinsentscheidung der Fed geben dürfte.
Kritik an Angriff auf Israel Iran bestellt deutschen Botschafter ein
Es ist eines der schärfsten diplomatischen Mittel: Am Mittwoch verurteilt die Bundesregierung den iranischen Angriff auf Israel und bestellt den Botschafter ein. Einen Tag später folgt die Reaktion aus Teheran.
Eliminierung bei Angriff in Gaza Israel meldet Tod des Hamas-Regierungschefs
Die israelische Armee schaltete bereits mehrere ranghohe Mitglieder der radikalislamischen Hamas aus. Wie sie nun verlauten lässt, gehört auch der Regierungschef der Miliz dazu. Rauhi Muschtaha soll direkten Einfluss auf Kampfeinsätze sowie die Finanzen gehabt haben.
„Ziel erreicht“ Huthi greifen mit Drohnen Tel Aviv an
Im Juli tötet die Huthi-Miliz mit einer sprengstoffbeladenen Drohne einen Mann in Tel Aviv. Nun greifen die propalästinensischen Kämpfer die israelische Küstenstadt erneut an. Bei den Folgen der Attacke widersprechen sich beide Seiten.
Eskalation in Nahost bei Lanz Masala: „Dann befindet sich Israel im Fünf-Fronten-Krieg“
Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel könnte die Krise im Nahen Osten vollends eskalieren. Über die aktuelle Lage in dem Krisengebiet diskutiert Markus Lanz mit seinen Gästen. Von Marko Schlichting
WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Explosionen in Beirut: Nasrallah-Nachfolger als Ziel neuer Angriffe
Die libanesische Hauptstadt Beirut ist in der Nacht auf Freitag erneut Ziel intensiver Luftangriffe des israelischen Militärs geworden. Eine Reporterin berichtete von großen Explosionen. Unbestätigten Berichten zufolge galt der Angriff Haschem Safi al-Din, dem Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz und mutmaßlichen Nachfolger des letzte Woche getöteten jahrzehntelangen Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah.
Safi al-Din, ein Cousin Nasrallahs, wird jedenfalls als sein aussichtsreichster Kandidat gehandelt. Offiziell hat die Hisbollah die Nachfolge bisher nicht geregelt. Die Angriffe waren laut Medienberichten ähnlich heftig wie jene, bei denen Nasrallah getötet wurde. Dabei setzte Israel besonders schwere Bomben ein.
Vonseiten der israelischen Armee gab es zu den neuen Angriffen in Beirut keine offiziellen Angaben. Die „New York Times“ berichtete aber unter Berufung auf inoffizielle Angaben der Armee, Ziel der Angriff seien Safi al-Din und weitere Hisbollah-Anführer gewesen, die sich in einem Bunker unter Gebäuden in Beirut aufgehalten haben sollen.
Die Angriffe erfolgten laut libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten der Hauptstadt, die vor allem von der Hisbollah kontrolliert werden. Auf Videoaufnahmen waren Detonationen zu hören, gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf.
Die israelische Armee gab zudem die Tötung von Mahmud Jussef Anisi bekannt, ohne einen Zeitpunkt zu nennen. Er sei in der Hisbollah für die Produktion von Lenkraketen verantwortlich gewesen.
Fluchtroute nach Angriff gesperrt
Das libanesische Gesundheitsministerium meldete unterdessen 37 Tote und 151 Verwundete in den vergangenen 24 Stunden nach Angriffen Israels. Freitagfrüh berichtete das libanesische Verkehrsministerium von israelischen Angriffen auf eine Straße, über die in den letzten Tagen Hunderttausende Menschen aus dem Libanon in Richtung Syrien geflüchtet waren. Der Grenzübergang Masnaa sei nun gesperrt. Israel hatte am Vortag der Hisbollah vorgeworfen, Waffen über den Grenzübergang zu transportieren.
Warnung an Bewohner von Gebäuden
Israels Militär hatte die Bewohnerinnen und Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten Beiruts in arabischer Sprache kurz vor den Angriffen zur Evakuierung aufgefordert. Die Angriffe ereigneten sich, während Israels Truppen zugleich gegen die Hisbollah im Südlibanon kämpfen.
Erklärtes Ziel Israels ist es, die proiranische Schiitenmiliz, die seit dem Überfall der Hamas auf Israel das Land praktisch täglich beschießt, von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 Israelis, die flüchten mussten, in ihre Häuser zurückkehren können.
USA und Israel verhandeln über Gegenschlag gegen Iran
Die US-Regierung ist unterdessen weiter mit Israel über eine Reaktion auf den kürzlichen iranischen Raketenangriff auf Israel im Gespräch. „Wir erörtern mit ihnen, wie eine Reaktion auf den Iran aussehen könnte. Aber hier Details zu erläutern, wie mögliche Ziele aussehen könnten, halte ich nicht für sinnvoll oder wirklich hilfreich“, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh auf die Frage, ob iranische Ölanlagen ein mögliches Ziel seien.
US-Präsident Joe Biden hatte gesagt, dass die USA über ihre Haltung zu einem möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren. Die Äußerung führte prompt zu Verunsicherung auf den Märkten. In Israel wird am Freitag der zweite Tag des jüdischen Neujahrsfests Rosch ha-Schana begangen. Nach den iranischen Raketenangriffen im April waren fünf Tage bis zum israelischen Gegenschlag vergangen.
Der iranische Außenminister Abbas Araktschi traf am Freitag unterdessen zu einem Besuch im Libanon ein. Im Zentrum stehen wohl Gespräche nicht mit der Regierung, sondern mit der Hisbollah – über das weitere Vorgehen gegenüber Israel.
Kurz vor erstem Jahrestag des Hamas-Überfalls
Derweil hat die islamistische Hamas zu weltweiten Solidaritätsdemonstrationen von Freitag bis zum ersten Jahrestag des Beginns des Gaza-Krieges am 7. Oktober aufgerufen.
Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Das war der Auslöser für den Gazakrieg. Seither greift die Hisbollah-Miliz im Libanon nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas Israel an. Auch in der Nacht und in der Früh heulten im Norden Israels wieder Warnsirenen, wie die Armee bekanntgab.
Israel ruft Bevölkerung in Südlibanon zu Flucht auf
Im Zuge seiner Bodenoffensive im Libanon forderte das israelische Militär die Menschen in Dutzenden Orten im Süden des Landes zur Flucht auf. Am Freitag kamen entsprechende Aufforderungen für mehr als 30 weitere Ortschaften dazu. Die Menschen sollten sich etwa 60 Kilometer hinter der Grenze – nördlich des Awali-Flusses – in Sicherheit bringen. Ziel der Bodenoffensive sei bisher die Zerstörung von Tunneln und Waffen, die die Hisbollah in der Nähe der Grenze für einen möglichen Angriff auf Israel vorbereitet habe, zitierte das „Wall Street Journal“ mehrere über den Einsatz informierte israelische Beamte.
Das Militär habe nicht die Absicht, den Einmarsch in einen großangelegten Landkrieg im Libanon zu verwandeln. Nach Angaben der Armee wurden bei den Kämpfen bisher neun israelische Soldaten getötet.
Hisbollah setzte Raketenbeschuss fort
Israel wurde zugleich erneut intensiv aus dem Libanon mit Raketen beschossen. Binnen eines Tages seien rund 230 Geschoße und einige Drohnen gezählt worden, die von der Hisbollah auf den Norden Israels abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee am Donnerstagabend mit. Am Vortag war die Zahl von 140 solcher Angriffe genannt worden.
Die Hisbollah sei zwar nach den jüngsten Angriffen der israelischen Armee geschwächt, habe aber ihre Fähigkeiten als Guerillakampftruppe im Süden des Landes erhalten, zitierte die „Washington Post“ einen pensionierten libanesischen Armeegeneral. „Die Hisbollah hofft, dass die Israelis tiefer in den Libanon eindringen werden“, sagte er. „Der Luftkrieg, den die Israelis geführt haben, war sehr erfolgreich. Wenn sie auf dem Boden bleiben, wird die Hisbollah den Krieg bekommen, den sie will“, sagte Hussein Ibish vom Arab Gulf States Institute, einer Denkfabrik in Washington, dem „Wall Street Journal“.
Langfristige Präsenz als Faustpfand für Verhandlungen
Statt die Erfahrungen vorheriger Bodenoffensiven im Südlibanon von 1978 und 2006 zu wiederholen, die Israel keine dauerhaften Sicherheitsgewinne brachten, ähnle Israels aktueller Krieg im Libanon eher dem Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen, sagte Sanam Vakil, Leiter des Nahost-Programms der Londoner Denkfabrik Chatham House, der US-Zeitung. „Ich gehe davon aus, dass sie wie im Gazastreifen die Drohung einer langfristigen Präsenz als Verhandlungsinstrument nutzen werden“, so Vakil.
Die Hisbollah hat sich bisher jedem israelischen Druck widersetzt, ihren Raketenbeschuss vom Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen zu entkoppeln. Sie will erst bei einer Waffenruhe in Gaza die Angriffe einstellen. red, ORF.at/Agenturen
Links:
- Israelischer Ministerpräsident
- Libanesische Regierung
- Iranischer Präsident
- Weißes Haus
- New York Times
- Wall Street Journal
Erneut schwere israelische Luftangriffe in Beirut – Die Nacht im Überblick]
BEIRUT (dpa-AFX) – Die libanesische Hauptstadt Beirut ist in der Nacht erneut Ziel massiver Luftangriffe des israelischen Militärs geworden. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von schweren Explosionen. Unbestätigten Berichten zufolge galt der Angriff Haschim Safi al-Din, dem Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz. Er wird als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah gehandelt. Vonseiten der israelischen Armee gab es zu den erneuten Angriffen in Beirut zunächst keine Angaben.
Die Angriffe erfolgten laut libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten, die vor allem von der Hisbollah kontrolliert werden. Auf Videoaufnahmen waren Detonationen über der Stadt zu hören, gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert. Die Angriffe ereigneten sich, während Israels Truppen und Panzer zugleich gegen die Hisbollah im Südlibanon kämpfen. Erklärtes Ziel Israels ist es, die proiranische Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können.
Pentagon: Beraten mit Israel über Reaktion auf Angriff Irans
Die US-Regierung ist unterdessen weiter mit Israel über eine Reaktion auf den kürzlichen iranischen Raketenangriff im Gespräch. „Wir erörtern mit ihnen, wie eine Reaktion auf den Iran aussehen könnte. Aber hier Details zu erläutern, wie mögliche Ziele aussehen könnten, halte ich nicht für sinnvoll oder wirklich hilfreich“, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh auf die Frage, ob iranische Ölanlagen ein mögliches Ziel seien. US-Präsident Joe Biden hatte gesagt, dass die USA über ihre Haltung zu einem möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren. Die Äußerung führte prompt zu Verunsicherung an den Märkten.
In Israel wird heute der zweite Tag des jüdischen Neujahrsfestes begangen. Nach Irans Raketenangriffen im April waren fünf Tage bis zum israelischen Gegenschlag vergangen. Derweil hat die islamistische Hamas zu weltweiten Solidaritätsdemonstrationen von heute an bis zum ersten Jahrestag des Beginns des Gaza-Krieges am 7. Oktober aufgerufen.
Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten an jenem 7. Oktober 2023 mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg. Seither greift die Hisbollah-Miliz im Libanon nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas Israel an. Auch in der Nacht heulten im Norden Israels wieder Warnsirenen, wie die Armee bekanntgab. Ein Flugobjekt, das von Osten in Israels Gebiet eingedrungen sei, sei abgefangen worden.
Viele Tote bei israelischem Luftangriff im Westjordanland
Derweil geht Israels Militär auch im besetzten Westjordanland verstärkt gegen seine Feinde vor. Bei dem Angriff eines israelischen Kampfflugzeugs auf ein Café in der Stadt Tulkarm im Norden des Westjordanlandes wurden laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah mindestens 18 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten war zunächst unklar. Es war der erste Luftangriff dieser Art seit Jahren im Westjordanland. Nach Angaben der israelischen Armee galt er dem Chef der islamistischen Hamas in Tulkarm, Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Palästinensischen Medien zufolge wurde der Anführer der örtlichen Sektion der Terrororganisation Islamischer Dschihad, Gaith Radwan, bei dem Luftangriff getötet.
Israels Armee ruft Menschen im Libanon zur Flucht auf
Im Zuge seiner Bodenoffensive im Libanon hat das israelische Militär die Menschen in Dutzenden Orten im Süden des Landes zur Flucht aufgefordert. Demnach sollen sich die Menschen etwa 60 Kilometer hinter die Grenze in Sicherheit bringen. Ziel der Bodenoffensive sei bislang die Zerstörung von Tunneln und Waffen, die die Hisbollah in der Nähe der Grenze für einen möglichen Angriff auf Israel vorbereitet habe, zitierte das „Wall Street Journal“ mehrere über den Einsatz informierte israelische Beamte. Demnach habe das Militär nicht die Absicht, den Einmarsch in einen großangelegten Landkrieg im Libanon zu verwandeln. Nach Angaben der Armee wurden bei den Kämpfen bisher neun israelische Soldaten getötet.
Israel: 230 Raketen vom Libanon auf den Norden abgeschossen
Israel wurde zugleich erneut massiv aus dem Libanon mit Raketen beschossen. Binnen eines Tages seien rund 230 Geschosse und einige Drohnen gezählt worden, die von der Schiitenmiliz Hisbollah auf den Norden Israels abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee am Abend mit. Am Vortag war die Zahl von 140 solcher Angriffe genannt worden. In vielen Ortschaften in Israel heulten immer wieder die Sirenen des Luftalarms. Ein Teil der Geschosse sei abgefangen worden, ein anderer über unbewohntem Gebiet niedergegangen, hieß es. Über mögliche Opfer oder größere Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt.
Die Hisbollah sei zwar nach den jüngsten massiven Angriffen der israelischen Armee geschwächt, habe aber ihre Fähigkeiten als Guerillakampftruppe im Süden des Landes erhalten, zitierte die „Washington Post“ einen pensionierten libanesischen Armeegeneral. „Die Hisbollah hofft, dass die Israelis tiefer in den Libanon eindringen werden“, sagte er. „Der Luftkrieg, den die Israelis geführt haben, war sehr erfolgreich. Wenn sie am Boden bleiben, wird die Hisbollah den Krieg bekommen, den sie will“, sagte Hussein Ibish vom Arab Gulf States Institute, einer Denkfabrik in Washington, dem „Wall Street Journal“.
Experte: Israels Vorgehen im Libanon ähnelt Gaza-Taktik
Statt die Erfahrungen vorheriger Bodenoffensiven im Südlibanon von 1978 und 2006 zu wiederholen, die Israel keine dauerhaften Sicherheitsgewinne brachten, ähnele Israels aktueller Krieg im Libanon eher dem Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen, sagte Sanam Vakil, Leiter des Nahostprogramms der Londoner Denkfabrik Chatham House, der US-Zeitung. „Ich gehe davon aus, dass sie, wie im Gazastreifen, die Drohung einer langfristigen Präsenz als Verhandlungsinstrument nutzen werden“, so Vakil.
Die Hisbollah hat sich bisher jedem israelischen Druck widersetzt, ihren Raketenbeschuss vom Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen zu entkoppeln. Sie will erst bei einer Waffenruhe in Gaza die Angriffe einstellen. Die monatelangen Bemühungen der USA, Katars und Ägyptens um eine Waffenruhe im Gazastreifen sind jedoch im Sande verlaufen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter verteidigten Israels jüngste Angriffe im Libanon.
USA verteidigen Israels Vorgehen im Libanon
„Nichts, was wir bisher gesehen haben, lässt uns zu dem Schluss kommen, dass sie etwas anderes tun, als eine terroristische Organisation anzugreifen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Auf Fragen von Journalisten, ob Washington mit Blick auf die Gefährdung der Zivilbevölkerung das Vorgehen Israels im Libanon stillschweigend billige, entgegnete Miller: „Es ist nicht so, dass wir einzelne Angriffe genehmigen. Aber wir billigen das Recht der israelischen Regierung, sich gegen eine Terrororganisation zu verteidigen.“/ln/DP/zb © 2024 dpa-AFX
Pentagon: Beraten mit Israel über Reaktion auf Angriff Irans
US-Regierung verteidigt israelische Angriffe im Libanon
Israel: 200 Raketen vom Libanon auf den Norden abgeschossen
Israelisches Kabinett entscheidet über Reaktion auf Angriff durch den Iran
Israel: Nach Fußball-Massaker Hisbollah-Kommandeur getötet
Gaza-Konflikt: FIFA untersucht Vorwürfe gegen Israel
ROUNDUP: Israel warnt Libanesen – Sorge vor Krieg mit dem Iran
Hisbollah: Israelische Soldaten mit Sprengsatz angegriffen
Bevorstehende Angriffe: Israel ruft Libanesen zur Flucht auf
Israelischer Luftangriff zielte auf Zentrum von Beirut
Israel meldet Tötung eines hochrangigen Hamas-Führers
Israels Armee: 200 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen
Aktivisten: Israel greift Munitionslager in Syrien an
Nach Angriff auf Israel: Iran nimmt Flugverkehr wieder auf
Selenskyj fordert Koalition für Ukraine wie im Fall Israel
URAINE-KRIEG
+++ 09:55 Großbrände wüten in zwei russischen Tanklagern +++
In zwei russischen Tanklagern sind in der Nacht Brände ausgebrochen. Bei dem Feuer im Gebiet Woronesch (siehe Eintrag 05:10) nennt Gouverneur Alexander Gussew einen ukrainischen Drohnenangriff als Ursache. Teile einer abgefangenen Kampfdrohne seien in das Lager gefallen und hätten eine leere Zisterne in Brand gesetzt, schreibt er auf Telegram. In sozialen Netzwerken wurden Videos des mutmaßlichen Drohneneinschlags verbreitet. Das Ausmaß des Brandes ließ sich daraus aber nicht abschätzen. Auch in einem russischen Dorf bei Perm am Ural brennen eines Treibstofftanks auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern. Das teilt der russische Katastrophenschutz mit. Von einem Drohnenangriff ist seitens des Katastrophenschutzes nicht die Rede, auch wenn ukrainische Drohnen mittlerweile solche Entfernungen überwinden können. Das Dorf liegt etwa 1700 Kilometer von der Ukraine entfernt.
+++ 09:30 Julia Nawalnaja hält Gespräche mit Putin für überflüssig +++
Julia Nawalnaja hat mögliche Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als überflüssig erklärt. „Es ist nicht nötig, mit ihm zu diskutieren (…). Wir müssen ihn bekämpfen, damit eines Tages wieder Gerechtigkeit herrscht“, sagt die im Exil lebende Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny vor dem französischen Verfassungsrat in Paris. „Der Westen versteht nicht, dass Putin nicht darauf wartet, dass jemand kommt, um mit ihm zu reden. (…) Das ist ihm komplett egal“, fügt sie hinzu. Es sei äußerst wichtig, „nicht aufzugeben und keine Angst vor diesem Regime zu haben“, fügte Nawalnaja hinzu. Sie war im Juli in Russland auf eine Liste von „Terroristen und Extremisten“ gesetzt worden. Kurz zuvor hatte ein russisches Gericht einen Haftbefehl wegen „Beteiligung an einer extremistischen Organisation“ gegen sie erlassen. Sie habe sich Vorermittlungen entzogen und sei deshalb auf die Fahndungsliste gesetzt worden, hieß es.
Verhandlungen überflüssig Nawalnys Witwe: Wir müssen Putin bekämpfen
+++ 08:58 Ukraine veröffentlicht Zahlen zu russischen Verlusten +++
Der ukrainische Generalstab veröffentlicht neue Verlustzahlen zu den russischen Truppen in der Ukraine. Demnach soll Russland seit dem 24. Februar 2022 rund 657.940 Soldaten in der Ukraine verloren haben. Allein innerhalb von 24 Stunden betrage die Zahl der Verluste 1230. Dem Bericht aus Kiew zufolge sollen zudem unter anderem 15 Panzer, 59 Artilleriesysteme und 101 Drohnen zerstört worden sein. Insgesamt soll Russland laut der Ukraine seit Beginn des Großangriffs 8.908 Panzer, 18.965 Artilleriesysteme und 368 Flugzeuge, 328 Hubschrauber, 16.494 Drohnen, 28 Schiffe und ein U-Boot verloren haben. Westliche Schätzungen nennen geringere Verlustzahlen – wobei das auch nur Mindestwerte sind.
+++ 08:09 Ukraine zählt 82 russische Angriffe auf die Region Sumy +++
Russische Streitkräfte haben die Region Sumy im Nordosten der Ukraine in den vergangenen 24 Stunden 82-mal angegriffen. Das meldet die Militärverwaltung der Region auf Telegram. Bei den Angriffen sind demnach acht Menschen verletzt worden. Die russischen Streitkräfte sollen unter anderem Mörsergranaten, Artillerie, Raketenwerfern, Lenkbomben und Drohnen eingesetzt haben. Laut der Militärverwaltung waren mehr als zehn Gemeinden in Sumy betroffen, darunter Mykolajiw, Chotyn, Junakiwka, Myropillja, Bilopillja, Richkiwka, Krasnopillja, Welyka Pyssariwka, Nowa Sloboda, Hluchiw, Schalyhyne, Esman und Seredyna-Buda. Die Region Sumy grenzt an die russischen Regionen Brjansk, Kursk und Belgorod.
+++ 07:33 Ukraine eröffnet erstes Rekrutierungsbüro in Polen +++
Das ukrainische Militär hat ein Rekrutierungsbüro in Polen eröffnet. Das teilt das ukrainische Verteidigungsministerium mit. Das Büro „Ukrainische Legion“ in der polnischen Stadt Lublin ist das erste Anwerbe-Zentrum des ukrainischen Militärs im Ausland. Das Vorhaben, eine „ukrainische Legion“ in Polen auszubilden, war Teil eines Sicherheitsabkommens, das der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Regierungschef Donald Tusk im Juli unterzeichnet hatten. Seit dem russischen Angriffskrieg hat Polen knapp eine Million Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Nach Schätzungen der ukrainischen Regierung leben etwa 300.000 Menschen aus der Ukraine im kampffähigen Alter in Polen. Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz sagte dem Portal „Wirtualna Polska“, Polen sei nicht für die Rekrutierung der ukrainischen Freiwilligen zuständig, sondern nur für deren militärische Ausbildung. „Die Zahl der Ukrainer, die sich dafür gemeldet haben, ist zu klein“, sagte Kosiniak-Kamysz. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums sind bisher fast 200 Bewerbungen eingegangen.
+++ 06:52 ISW: Russische Ressourcen für Offensive in der Ostukraine erschöpft +++
Die russischen Streitkräfte verfügen nicht mehr über die erforderlichen personellen und materiellen Ressourcen, um die verstärkten Offensivbemühungen auf unbestimmte Zeit fortzusetzen. Das schreibt das Institute for the Study of War (ISW) in seinem jüngsten Bericht. Die russische Sommeroffensive sei von der russischen Militärführung monatelang im Voraus vorbereitet worden. Doch die dafür gesammelten Reserven und Ressourcen sind laut ISW durch die zermürbenden Kämpfe der letzten Monate wahrscheinlich stark beeinträchtigt worden. Wie ukrainische Beamte und das ISW bereits zuvor eingeschätzt hatten, werde die laufende russische Offensive in der Ostukraine wahrscheinlich in den kommenden Monaten, wenn nicht Wochen, ihren Höhepunkt erreichen.
+++ 06:12 Selenskyj: „Die Frontlinie muss gestärkt werden“ +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj würdigt den Besuch des neuen NATO-Generalsekretärs Mark Rutte in Kiew nur zwei Tage nach dessen Amtsantritt als „richtungsweisend“. „Jetzt geht es darum, diese Priorität mit Entscheidungen zu füllen“, sagt Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Vor allem müssten alle Vereinbarungen mit den Partnern der Ukraine zur Unterstützung der Verteidigung seines Landes vollständig umgesetzt werden, betont Selenskyj mit Anspielung auf bisher nicht erfüllte oder umgesetzte Zusagen. „Die Frontlinie muss gestärkt werden“, sagt Selenskyj. Daneben fordert er die Erlaubnis der Partner zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet. „Jeder im Bündnis ist sich über den Bedarf im Klaren“, sagt der Präsident. Selenskyj nennt zudem die Luftverteidigung als weitere Priorität.
+++ 05:35 Ukraine wirbt mit kleiner Waffenschau um Investoren +++
Das ukrainische Verteidigungsministerium sucht ausländische Investoren für die Rüstungsindustrie. Dazu wurde an einem nicht genannten Ort der Ukraine eine spezielle Rüstungsschau für Interessenten aus dem Ausland organisiert, berichtet die Agentur Ukrinform. Vize-Ressortchef Dmytro Klimenkow stellt dabei eine Reihe ukrainischer Waffen vor. Neben einem Panzerabwehrraketen-System seien auch ein selbstfahrendes Artilleriesystem sowie unbemannte Kamikaze-Fahrzeuge und Minenräumfahrzeuge gezeigt worden. „Wir verfügen über einzigartige Entwicklungen, die bereits im Kampfeinsatz getestet und von den Entwicklern bis zu einem gewissen Standard verfeinert wurden“, sagt er. Nach Angaben von Ukrinform hat das ukrainische Verteidigungsministerium bereits vier Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro) in die Rüstungsindustrie investiert und hofft, noch mehr Investitionen von internationalen Partnern anzuziehen.
+++ 05:10 Moskau: Abgeschossene Drohne setzt leeren Öltank in Brand +++
Im grenznahen russischen Gebiet Woronesch hat die Luftabwehr offiziellen Angaben zufolge in der Nacht mehrere ukrainische Drohnen abgeschossen. Eine von ihnen sei auf dem Gelände eines Öldepots gelandet, teilt der Gouverneur des Gebiets, Alexander Gussew, bei Telegram mit. Dabei sei es zum Brand eines leeren Tanks gekommen. Ersten Informationen zufolge habe es keine Verletzten gegeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Woronesch war in den vergangenen Tagen mehrfach das Ziel ukrainischer Drohnenangriffe.
+++ 02:51 Kiew verstärkt Verteidigung im Osten +++
Der Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Oleksandr Syrskyj, ordnet die Verstärkung der Verteidigungsanlagen in der östlichen Region Donezk an. Die russischen Truppen rücken in verschiedenen Sektoren in der Ostukraine immer weiter vor. Syrskyj teilt in den sozialen Medien mit, dass er mit der 25. Sicheslav-Luftlandebrigade an „einem der wichtigsten Frontabschnitte“ arbeite.
+++ 22:22 Lettlands Tourismus leidet unter Krieg +++
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auch Folgen für den Tourismus in Lettland. Darüber berichtet heute früh die lettische Zeitung „Diena“ und schreibt Folgendes: „Dass dieser Krieg eine Wiederbelebung des Tourismus nach der Covid-19-Pandemie verhindert, betonen nicht nur Unternehmer im Gastgewerbe, sondern auch das Statistische Zentralamt. Dabei geht es nicht nur darum, dass sich die Tourismusbranche daran gewöhnen muss, dass es keinen Zustrom von Reisenden aus Russland mehr gibt und auch in naher Zukunft nicht geben wird. Sondern auch darum, dass die Bewohner verschiedener Länder – potenzielle Gäste – das Baltikum als eine nicht sehr sichere Region wahrnehmen, in deren Nähe es zu militärischen Auseinandersetzungen kommt.“
+++ 21:40 Schweiz sichert Ukraine 1,5 Milliarden Euro zu +++
Die Schweiz plant, in den nächsten vier Jahren 1,5 Milliarden Schweizer Franken (1,54 Milliarden Euro) für Wiederaufbauprojekte in der Ukraine bereitzustellen, sagt der Schweizer Botschafter in der Ukraine und Moldau, Felix Baumann. Eine Milliarde der Mittel wird für die ukrainischen Sektoren Selbstverwaltung, Minenräumung und humanitäre Hilfe bereitgestellt. Der Rest des Geldes wird für Wiederaufbauprogramme unter Beteiligung des Schweizer Privatsektors verwendet, teilt das ukrainische Ministerium für die Entwicklung von Gemeinden, Gebieten und Infrastrukturen mit. „Um die Ernsthaftigkeit unserer Absichten zu unterstreichen, wird unser Vertreter hier arbeiten, der für die Umsetzung dieses Projekts verantwortlich sein wird“, sagt Baumann bei einem Treffen mit Minister Oleksiy Kuleba. Kuleba nennt auch den Bau von Wohnungen für die mehr als 4,5 Millionen Binnenvertriebenen in der Ukraine als eine der Prioritäten der Zusammenarbeit mit der Schweiz.
+++ 20:39 Ukraine erhält Patriot-Luftabwehrsystem aus Rumänien +++
Die Ukraine hat ein Patriot-Luftabwehrsystem aus Bukarest erhalten, bestätigt der Sprecher des rumänischen Verteidigungsministeriums Constantin Spinu gegenüber Radio Free Europe. „Ich danke jedem Land, das uns bei der Luftverteidigung hilft. Besonders dankbar bin ich Rumänien für die Patriot-Systeme. Gemeinsam können wir eine noch größere Effektivität erreichen – wir können dem russischen Terror ein Ende setzen, indem wir gemeinsam Shahed-Drohnen und -Raketen zerstören“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits in seiner Abendansprache am Mittwoch. Nach anfänglichem Zögern beschloss Bukarest im Juni, einen seiner Patriots zu spenden. Die rumänische Regierung erteilte im vergangenen Monat den Auftrag zur Lieferung des Systems.
+++ 19:57 Forbes: Gazprom wird zum unrentabelsten Unternehmen Russlands +++
Der russische Staatskonzern Public Joint Stock Company Gazprom erlitt laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes 2023 zum ersten Mal seit 25 Jahren einen Rekord-Nettoverlust von 5,5 Milliarden Euro. Der Amur Gas- und Chemiekomplex, ein Joint Venture zwischen der russischen Sibur Holding und der chinesischen Sinopec, steht im russischen Forbes-Rating der unrentabelsten Unternehmen Russlands an zweiter Stelle. Zu den fünf unrentabelsten russischen Unternehmen gehören auch Ozon (408 Mio. Euro Nettoverlust), die zu Rostec gehörende United Aircraft Corporation (326 Mio. Euro Nettoverlust) und das soziale Netzwerk VK (326 Mio. Euro Nettoverlust).
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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
ATACMS-Angriff der Ukraine: Wertvolles Radarsystem aus Russland offenbar zerstört
Der Ukraine gelingt, ein seltenes russisches Radarsystem zu zerstören – mithilfe von US-Langstreckenraketen. Dies könnte dem Land im Krieg helfen.
Kiew – Ukrainischen Streitkräften ist offenbar gelungen, mit von den USA gelieferten Langstreckenraketen ein wichtiges Radarsystem Russlands zu zerstören. Dies könnte dem Land im Ukraine-Krieg einen Vorteil verschaffen.
Wie der Generalstab der Ukraine am Donnerstag (3. Oktober) in einem Post auf Telegram mitteilte, konnte die ukrainische Armee ein russisches Nebo-M-Radarsystem mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen ausschalten. Das Nebo-M-Radar „arbeitet im Stealth-Modus und scannt den Horizont auf der Suche nach Luftobjekten. Den verfügbaren Informationen zufolge verfügt der Feind nur noch über 10 funktionsfähige Systeme dieses Typs, deren Kosten auf jeweils mehr als 100 Millionen US-Dollar geschätzt werden“, wie es dort hieß.
Russland verliert im Ukraine-Krieg wichtiges Radarsystem – ein Vorteil für die Ukraine
Die Zerstörung des Radars verringere „die Fähigkeit der russischen Armee, aerodynamische und ballistische Ziele zu erkennen, zu verfolgen und abzufangen, erheblich“, so der Generalstab. Sie werde außerdem „einen günstigen ‚Luftkorridor‘ für den effektiven Einsatz der Marschflugkörper Storm Shadow und SCALP-EG schaffen“.
Russische Staatsmedien zufolge sind Radarsysteme des Typs Nebo-M dazu in der Lage, feindliche Flugzeuge und ballistische Raketen in einer Entfernung von 1.000 Kilometern zu erkennen. Für Russland könnte der jüngste Schlag Kiews also einen erheblichen Einschnitt bedeuten.
US-Raketen vom Typ ATACMS ermöglichen den Schlag – eine Veränderung im Ukraine-Krieg?
Möglich wurde der Angriff durch ATACMS-Raketen, die die Vereinigten Staaten der Ukraine im Frühjahr erstmals zur Verfügung gestellt hatten. Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte damals, die Ukraine habe sich verpflichtet, die Waffen nur auf ihrem eigenen Territorium einzusetzen.
Von der Leyen sagt zusätzliche EU-Millionen für Libanon zu
Ukraine greift russischen Militärflugplatz mit Drohnen an
Selenskyj fordert Koalition für Ukraine wie im Fall Israel
WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK
WEITERE MELDUNGEN
INTERNATIONAL – 2050: Fehlinvestitionen kosten 557 Bio. Dollar- Studie der Universitäten Exeter und Lancaster: Festhalten an Schrumpfindustrien wird sehr teuer
Exeter/Lancaster (pte001/02.10.2024/06:00) – Investitionen in kohlenstoffintensive Objekte wie Kohlekraftwerke könnten bis zum Jahr 2050 gigantische 557 Bio. Dollar an Vermögen vernichten. Davor warnen Forscher der Universitäten Exeter und Lancaster. Sie haben zwei Szenarien verglichen, um zu untersuchen, wie sich eine Verzögerung des Übergangs zu einer CO2-freien Wirtschaft auf den bis 2050 akkumulierten Gesamtkapitalwert auswirken könnte: eines, bei dem die Welt im Jahr 2020 vollständig aufgehört hätte, in kohlenstoffintensive Industrien zu investieren, und ein anderes, bei dem dies erst 2030 geschieht.
Wandel schon 2020 verpasst
Ein kompletter Investitionsstopp in fossile Brennstoffe im Jahr 2020 hätte ein globales Kapitalrisiko von 117 Bio. Dollar bedeutet. Bei einer Verschiebung auf 2030 erhöht sich dieser Wert auf 557 Bio. Dollar, das entspricht 37 Prozent des gesamten globalen Kapitals von heute. Das seien zwar die maximal möglichen Zahlen, die sich zwar durch Umschulung von Arbeitnehmern und Nachrüstung von Vermögenswerten reduzieren könnten, aber sie verdeutlichten die enormen wirtschaftlichen Risiken, die mit fortgesetzten Investitionen in schrumpfende Industrien verbunden sind.
„Je länger wir warten, desto ungeordneter wird der Übergang sein. Ein geordneter Übergang würde die Gemeinden in eine gute Position bringen, um neue Chancen zu nutzen, wenn sich die Wirtschaft verändert, während ein ungeordneter Übergang einige Gebiete dem Risiko eines postindustriellen Niedergangs aussetzen könnte“, so Cormac Lynch, Sozialökonom an der University of Exeter. Auf die Frage, ob die Ergebnisse die Forderung nach einer Verschiebung oder Aufgabe der Netto-Null-Politik stützen könnten, antwortet Kollege Daniel Chester von der Lancaster University: „Die Auswirkungen des Klimawandels selbst werden wahrscheinlich weitaus kostspieliger sein. Und Teile des Übergangs finden bereits statt. So sind erneuerbare Energien wie Photovoltaik bereits kostenmäßig mit fossilen Brennstoffen vergleichbar, und Elektrofahrzeuge liegen nicht weit dahinter.“
Wirtschaftlich überaus sinnvoll
„Unsere Forschung zeigt, dass es nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist, den Wandel jetzt zu vollziehen, anstatt sich ihm zu widersetzen. Anstatt den Wandel hinauszuzögern, sollten die politischen Entscheidungsträger die Bildungs- und Finanzsysteme umgestalten und neue Möglichkeiten schaffen, insbesondere in Regionen, die von der fossilen Brennstoffindustrie abhängig sind, um sicherzustellen, dass die Gemeinden nicht zurückbleiben“, unterstreicht Chester abschließend. (Ende)
US-WAHLKAMPF – Predict it
Melania Trump: Überraschendes Plädoyer für Abtreibung
Die ehemalige First Lady Melania Trump hat sich am Donnerstag klar für das Recht auf Abtreibung ausgesprochen. Überraschenderweise, nimmt sie damit doch die zu ihrem Ehemann Donald Trump gegenteilige Position ein.
Politische Kommentatoren sind sich über die Bedeutung ihres Bekenntnisses noch uneins. Einerseits werde dadurch die Glaubwürdigkeit des Präsidentschaftskandidaten infrage gestellt, anderseits könne es sich auch um eine politische Finte handeln, liegt Trump doch gerade bei jungen Frauen weit abgeschlagen hinter seiner Konkurrentin. …
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
Prämienanstieg: Ein Drittel überlegt sich laut Umfrage Krankenkassenwechsel
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
Vorläufiges amtliches Endergebnis steht fest – ORF, 4.102024
ALLE WAHLERGEBNISSE IM DETAIL (ORF)
- WAHLKABINE – INFO ZU ANSICHTEN DER PARTEIEN
- SMARTVOTE (von der Universität Wien entwickelt)
- Die Parteien in Österreich – Videoserie (Der Standard)
„Zahl der Unternehmen in Auslandshand 2022 gewachsen“
von Statistik Austria finden Sie als PDF
Wifo/IHS senken Konjunkturprognose für 2024/25 deutlich – APA
Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS haben ihre Konjunkturprognose gegenüber der Juni-Schätzung stark nach unten korrigiert und rechnen nun mit dem zweiten Rezessionsjahr in Folge. Beide Institute erwarten heuer einen Rückgang der realen Wirtschaftsleistung von 0,6 Prozent, bei der Sommerprognose war noch mit 0,0 bzw. +0,3 Prozent gerechnet worden. Außerdem wurde die Prognose für das öffentliche Budgetdefizit 2024 auf 3,7 bzw. 3,5 Prozent des BIP deutlich angehoben.
Vor allem die rückläufige Geschäftsentwicklung in der Industrie und am Bau sowie ein schwacher Konsum belasten im laufenden Jahr die Konjunkturentwicklung in Österreich. Im Vorjahr schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1 Prozent. Für 2025 rechnen das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) mit einem Impuls aus dem Ausland und steigenden Konsumausgaben. Das heimische BIP soll dann um 1 Prozent bzw. 0,8 Prozent wachsen. In ihrer Juni-Prognose gingen die Ökonomen aber noch von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5 bzw. 1,6 Prozent aus.
Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent soll die Teuerung heuer hierzulande mit 3,1 bzw. 3,0 Prozent deutlicher niedriger ausfallen. Im kommenden Jahr gehen die Wirtschaftsforscher von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,2 bzw. 2,4 Prozent aus.
Höhere Ausgaben und ein schwächerer Anstieg der Steuereinnahmen lassen das staatliche Budgetdefizit weiter steigen. Im Juni rechneten Wifo und IHS mit einem Budgetsaldo im Jahr 2024 von -3,2 Prozent und -3,0 Prozent, in der Herbstprognose werden nun bereits -3,7 Prozent bzw. -3,5 Prozent erwartet. Damit liegt das Defizit über den EU-Schuldenregeln (Maastricht-Kriterien) von 3 Prozent. Im kommenden Jahr erwarten die Ökonomen einen Finanzierungssaldo des Staates von -4,0 Prozent bzw. -3,4 Prozent.
Die schwächelnde Wirtschaft lässt die Arbeitslosigkeit steigen. Wifo und IHS gehen von einem gleich hohen Anstieg aus. Die Arbeitslosenrate soll sich von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 7,0 Prozent und 7,2 Prozent im kommenden Jahr erhöhen.
Herbstprognose: Heuer Rezession, 2025 Miniwachstum
Die Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS haben ihre Konjunkturprognose gegenüber der Juni-Schätzung stark nach unten korrigiert und rechnen nun mit dem zweiten Rezessionsjahr in Folge. Beide Institute erwarten heuer einen Rückgang der realen Wirtschaftsleistung von 0,6 Prozent, bei der Sommerprognose war noch mit 0,0 bzw. 0,3 Prozent plus gerechnet worden. WIFO und IHS rechnen nun mit mehr Arbeitslosen statt weniger, wie noch im Sommer erwartet worden war.
Außerdem wurde die Prognose für das Budgetdefizit 2024 auf 3,7 bzw. 3,5 Prozent des BIP deutlich angehoben. Vor allem die rückläufige Geschäftsentwicklung in der Industrie und am Bau sowie ein schwacher Konsum belasten im laufenden Jahr die Konjunkturentwicklung in Österreich. Im Vorjahr schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um ein Prozent.
Für 2025 rechnen WIFO und IHS mit einem Impuls aus dem Ausland und steigenden Konsumausgaben. Das heimische BIP soll dann um ein Prozent bzw. 0,8 Prozent wachsen. In ihrer Juni-Prognose gingen die Ökonominnen und Ökonomen noch von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5 bzw. 1,6 Prozent aus.
Inflation deutlich niedriger
Nach den Rekordinflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent soll die Teuerung heuer hierzulande mit 3,1 bzw. 3,0 Prozent deutlicher niedriger ausfallen. Im kommenden Jahr gehen die Wirtschaftsforscher von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,2 bzw. 2,4 Prozent aus.
Arbeitslosigkeit steigt
Höhere Ausgaben und ein schwächerer Anstieg der Steuereinnahmen lassen das staatliche Budgetdefizit weiter steigen. Im Juni rechneten WIFO und IHS mit einem Budgetsaldo im Jahr 2024 von minus 3,2 Prozent bzw. minus 3,0 Prozent, in der Herbstprognose werden nun bereits minus 3,7 Prozent bzw. minus 3,5 Prozent erwartet. Damit liegt das Defizit über den EU-Schuldenregeln (Maastricht-Kriterien) von drei Prozent. Im kommenden Jahr erwarten die Ökonomen einen Finanzierungssaldo des Staates von minus 4,0 Prozent bzw. minus 3,4 Prozent.
Die schwächelnde Wirtschaft lässt die Arbeitslosigkeit steigen. WIFO und IHS gehen von einem gleich hohen Anstieg aus. Die Arbeitslosenrate soll sich von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 7,0 Prozent und 7,2 Prozent im kommenden Jahr erhöhen. Im Sommer war noch mit einem leichten Rückgang gerechnet worden. Laut IHS hatten aber ähnliche Rezessionen in der Vergangenheit für deutlich höhere Sprünge bei der Arbeitslosigkeit gesorgt.
Nationalbank senkte Prognose bereits
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hatte bereits Mitte September in ihrer aktuellen Prognose den Ausblick für die heimische Wirtschaft drastisch gesenkt. Nachdem man ursprünglich von einem Plus von 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausgegangen war, rechnete die OeNB nun mit einem Minus von 0,7 Prozent für das Jahr 2024. Auch für 2025 senkte die OeNB ihre Prognose von plus 1,8 Prozent um 0,8 Prozentpunkte auf plus 1,0 Prozent.
Finanzministerium passt Defizitprognose an
Am Tag vor Bekanntgabe der Herbstprognose – und wenige Tage nach der Nationalratswahl – hatte das Finanzministerium seine Defizitprognose für das Budget 2024 von 2,9 auf 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöht. Dieses bewegt sich damit über der Maastricht-Grenze von drei Prozent. Gründe dafür seien eine ausbleibende Konjunkturerholung, die schwer abschätzbaren Effekte der Hochwasserkatastrophe und die Erhöhung des Klimabonus, hieß es gestern aus dem Ressort.
Der Fiskalrat hatte schon vor Längerem ein Budgetdefizit von 3,4 Prozent des BIP prognostiziert. Die Schuldenquote liegt laut Prognose des Finanzministeriums nun bei 79,3 Prozent des BIP und damit etwas über dem Stand von 2023 (77,8 Prozent). Grund sind deutlich geringere Einnahmen als erwartet aufgrund der schwächeren Konjunktur. red, ORF.at/Agenturen
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Mehr als 21 Mio. Nächtigungen im August 2024 (PDF)
Wien, 2024-10-04 – Für August 2024 wurden laut vorläufigen Ergebnissen von Statis-
tik Austria 21,07 Mio. Nächtigungen in österreichischen Beherbergungsbetrieben gemeldet. Das sind um 3,0 % mehr als im August des Vorjahres. Seit Jahresbeginn wurde mit insgesamt 115,63 Mio. Nächtigungen ein Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1973 erreicht.
„Der Tourismus in Österreich boomt. Im August, dem wichtigsten Monat der Sommersaison, sind die Nächtigungen in österreichischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 3,0 % auf mehr als 21 Millionen gestiegen. Damit summierten sich die Übernachtungen heuer auf insgesamt 115,63 Millionen. Das ist das höchste jemals erhobene Ergebnis für die ersten acht Monate des Jahres und übertrifft den bisherigen Rekordwert von 2019“, so Tobias Thomas, fachstatistischer Generaldirektor von
Statistik Austria.
Im August 2024 stieg die Zahl der Gäste im Vergleich zum August des Vorjahres um 9,6 % auf 6,08 Mio. und die Nächtigungen um 3,0 % auf 21,07 Mio. Knapp drei Viertel (74,4 %) der Übernachtungen gingen auf Gäste aus dem Ausland zurück, das entspricht einem Anstieg von 3,0 % (15,69 Mio.). Dabei machten die Nächtigungen von Gästen aus Deutschland (+4,1 % auf 8,57 Mio.), den Niederlanden (−6,5 % auf 1,57 Mio.) und Italien (+3,0 % auf 0,77 Mio.) zusammen 70,1 % aller Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland aus.
Eine deutliche Zunahme im Vergleich zum August 2023 gab es bei Übernachtungen von Gästen aus China (+86,9 % auf 0,07 Mio. Nächtigungen). Bei Gästen aus Österreich wurden 5,38 Mio. Übernachtungen gemeldet, das entspricht einer Steigerung von 3,0 % zum Vorjahr (siehe Tabelle 1).
61,12 Mio. Nächtigungen im Zeitraum Mai bis August 2024
Die Übernachtungen der bisherigen Sommersaison (Mai bis August 2024) beliefen sich auf insgesamt 61,12 Mio., das sind um 1,7 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland beliefen sich auf 43,73 Mio. (+2,0 %), bei Gästen aus dem Inland wurden 17,39 Mio. Nächtigungen (+1,1 %) erhoben. Die Zahl der Gäste betrug 19,29 Mio. (+4,5 %), sie verteilten sich auf 13,17 Mio. Gäste aus dem Ausland (+5,2 %) und 6,11 Mio. aus dem Inland (+3,0 %; siehe Tabelle 2).
Höchstes Ergebnis für Zeitraum Jänner bis August seit 1973
Im bisherigen Kalenderjahr (Jänner bis August 2024) wurden 115,63 Mio. Nächtigungen registriert, um 1,90 Mio. (+1,7 %) mehr als in den ersten acht Monaten des Vorjahres. Damit wurde das bisher höchste Ergebnis für diesen Zeitraum aus dem Jahr 2019 übertroffen, damals wurden für Jänner bis August 115,30 Mio. Nächtigungen gemeldet. Auf Gäste aus dem Ausland entfielen 86,62 Mio. Übernachtungen (+1,8 %), auf Gäste aus dem Inland 29,00 Mio. (+1,3 %). Die wichtigsten Herkunftsländer waren Deutsch-
land (44,34 Mio. Nächtigungen), Niederlande (9,40 Mio.), die Schweiz und Liechtenstein (3,11 Mio.) sowie Tschechien (3,09 Mio., siehe Tabelle 3).
Weitere Informationen zur Beherbergungsstatistik finden Sie auf unserer Website unter Ankünfte & Nächtigungen.
Testlauf am Samstag
Handy warnt zur Probe vor Katastrophen
Wenn am Samstag das Smartphone einen Sirenenton anschlägt, gibt es keinen Grund zur Sorge: Es handelt sich um einen Probealarm. Denn nun geht nach mehrwöchiger Testphase das Warnsystem „AT-Alert“ in Betrieb. Der Dienst soll die Bevölkerung via Handys und Smartphones vor Katastrophenereignissen warnen. Der Alarm erfolgt automatisch, eine App ist nicht nötig. …
Pünktlichkeit im Bahnverkehr in Österreich 2023
Die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) hat ihren Pünktlichkeitsbericht für den österreichischen Bahnverkehr im Jahr 2023 veröffentlicht
Wien (OTS) – Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen, Wetterextremen, Bautätigkeiten und verspäteten Zugübergaben konnte die Pünktlichkeit insgesamt auf einem hohen Niveau gehalten werden.
Pünktlichkeit im Fernverkehr
Die WESTbahn war mit einer Pünktlichkeit von 83,7 Prozent das pünktlichste Unternehmen im Fernverkehr. Im Vergleich zum Vorjahr musste das Unternehmen jedoch einen Rückgang der Pünktlichkeit von 88 Prozent auf 83,7 Prozent hinnehmen. Maßgeblich dafür war die Erweiterung des Streckennetzes nach Innsbruck bzw. Bregenz und daraus resultierende verspätete Zugübergaben aus dem Ausland. Die ÖBB-Personenverkehr erreichte 2023 einen Pünktlichkeitsgrad von 80,3 Prozent (2022: 81,4 Prozent). Der Rückgang ist auf Fahrzeugmangel, Wetterereignisse (Wintereinbruch im Dezember), verspätete Zugübergaben aus dem benachbarten Ausland sowie Baustellen, wie etwa im „deutschen Eck“ zurückzuführen. Der zwischen Prag, Wien und Budapest verkehrende RegioJet verzeichnete in Österreich eine Pünktlichkeit von 64,4 Prozent und war damit das unpünktlichste Bahnunternehmen im Fernverkehr (2022: 53,7 Prozent).
Pünktlichkeit im ÖBB-Nahverkehr bei 94,2 Prozent
Im gesamten Nahverkehr der ÖBB-Personenverkehr lag die für die fahrgastrechtliche Entschädigung relevante Pünktlichkeit der Züge 2023 bei 94,2 Prozent. Als pünktlich gilt ein Zug bei der Auswertung, wenn er maximal fünf Minuten und 29 Sekunden verspätet ist. Züge ab fünf Minuten und 30 Sekunden Verspätung, Zugausfälle und ungeplante Schienenersatzverkehre werden als unpünktlich gewertet.
Die Hauptgründe für unpünktliche Züge waren eine Zunahme der Fahrgastzahlen, Fahrzeugmangel, Wetterereignisse wie der Wintereinbruch im Dezember 2023 sowie verspätete Zugübergaben aus dem Ausland. Besonders herausfordernd war der Dezember, in dem aufgrund der starken Schneefälle viele Züge verspätet waren oder ausfielen.
Österreichische Bundesländer im Überblick
Die Züge in Vorarlberg waren 2023 erneut am pünktlichsten, mit einer Pünktlichkeit von 96,6 Prozent. Den letzten Platz im Pünktlichkeitsranking verzeichnet Oberösterreich mit einer Pünktlichkeit von 92,7 Prozent im Nahverkehr der ÖBB-Personenverkehr.
Entschädigung bei Jahreskarten
In Österreich werden einerseits das KlimaTicket Österreich, ein Produkt der One Mobility Ticketing GmbH, und andererseits die regionalen Klimatickets bzw. Strecken-Jahreskarten der sieben Verkehrsverbünde angeboten. Letztere gelten nur im jeweiligen Verkehrsverbund (z. B. VVT in Tirol) oder auf der ausgewählten Strecke.
Bei Jahreskarten wird nicht die einzelne verspätete Fahrt entschädigt. Stattdessen wurde gesetzlich ein Pünktlichkeitsgrad festgelegt, bei dessen Unterschreitung in einem Gültigkeitsmonat eine pauschalierte Entschädigung erfolgt. Diese wird nach Ablauf der Geltungsdauer der Jahreskarte geleistet. Es steht Betroffenen in einem Monat ein Anspruch von zehn Prozent der Entschädigungsbasis zu. Als Entschädigungsbasis gilt der für das Bahnunternehmen anteilige Ticketpreis abzüglich der Preisanteile für Beförderungen im Kraftfahrlinienverkehr (Busse) bzw. dem Stadtverkehr. Erstattungsbeiträge von unter vier Euro können von einer Auszahlung ausgeschlossen werden (Bagatellgrenze).
Der gesetzlich festgelegte Pünktlichkeitsgrad ist je nach Jahreskarte unterschiedlich. Für das Klimaticket Österreich gilt ein monatlicher Pünktlichkeitsgrad von mindestens 93 Prozent für alle Züge im Regional- und Fernverkehr. Für die regionalen Klimatickets bzw. Strecken-Jahreskarten der sieben Verkehrsverbünde gilt ein monatlicher Pünktlichkeitsgrad von mindestens 95 Prozent für Züge im Regionalverkehr. Der tatsächlich erreichte Pünktlichkeitsgrad für das KlimaTicket Österreich lag über das gesamte Jahr 2023 gesehen bei 94,6 Prozent. In den Monaten Juli, August, September und Dezember lag der tatsächlich erreichte Pünktlichkeitsgrad unter dem gesetzlich festgelegten.
Wichtig zur Geltendmachung des Anspruchs ist dabei, sich für die Rückerstattung auf www.klimaticket.at bzw. bei der ÖBB-Personenverkehr zu registrieren.
Den kompletten Pünktlichkeitsbericht der apf finden Sie hier.
Über die apf:
Die apf ist die gesetzliche Schlichtungs- und Durchsetzungsstelle für den Bahn-, Bus-, Schiffs-, innerstädtischen und Flugverkehr.
Im Rahmen ihrer Schlichtungstätigkeit ist sie für die Klärung von Fahr- und Fluggastbeschwerden mittels außergerichtlicher Streitbeilegung verantwortlich und verhilft Reisenden im Streitfall mit einem Unternehmen kosten- und provisionsfrei zu ihrem Recht.
In ihrer Funktion als Durchsetzungsstelle informiert die apf Fahr- und Fluggäste im Bahn-, Bus-, Schiffs- und Flugbereich über ihre Rechte, prüft die Einhaltung der in den EU-Verordnungen verankerten Fahr- und Fluggastrechte und setzt, wenn nötig, weitere Schritte, um die betroffenen Unternehmen zur Einhaltung ihrer Verpflichtungen zu bewegen.
JKU: Konsumenten lehnen „Dynamic Pricing“ ab
„Dynamic Pricing“ heißt die neue Methode, mit der Preise auf digitalen Preisschildern flexibel gestaltet und kurzfristig geändert werden können. Das Institut für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität hat sich angesehen, was die Konsumenten im Lebensmittelhandel davon halten würden.
Beim „Dynamic Pricing“ werden Preise und Dienstleistungen dem aktuellen Marktbedarf angepasst. Auf elektronischen Preisschildern können die Preise rasch und ohne großen Personalaufwand geändert werden, außerdem kann Papier gespart werden.
Doch es gibt auch Nachteile: Bei dynamischen Preisen ist ein Preisvergleich kaum möglich. Und auch die Bevölkerung, vor allem ab 55 Jahren, lehnt das schnelle Ändern von Produktpreisen eher ab.
Dynamische Preise aus Kundensicht „unfair“
Die dynamische Preisanpassung wird dabei von den meisten als „unfair“ gesehen. Viele bezeichnen es als verwirrend und beim Einkaufen erschwerend. Eine Einführung von „Dynamic Pricing“ im stationären Handel ist für Christoph Teller, den Vorstand des Instituts für Handel, Absatz und Marketing an der JKU daher zumindest derzeit unwahrscheinlich.
Ganz anders als derzeit etwa schon bei Flug- und Hotelbuchungen oder im Online-Handel, wo das Dynamic Pricing bereits alltäglich ist.
red, ooe.ORF.at
Links:
- Digitale Preisschilder auf dem Vormarsch (ORF.at; 7.9.24)
- Digitale Preisschilder: Pensionisten für Fairness (ORF.at; 11.8.24)
Nationalratspräsident Sobotka ortet Vertrauensverlust in Demokratie und fordert Gegenmaßnahmen – Entwicklungen im Nahen Osten leisten äußerster Besorgnis Vorschub – Parlamentskorrespondenz Nr. 963 vom 03.10.2024
Austausch mit EU-Parlamentspräsidentin Metsola über Gefahren für die Demokratie, hybride Bedrohungen, Naher Osten und neue EU-Kommission
Wien/Brüssel (PK) – Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka traf am Donnerstag im Zuge eines Besuchs in Brüssel mit der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola zusammen. Sobotka thematisierte dabei den Vertrauensverlust in die Demokratie und die zunehmenden Bedrohungen gegen diese. Die Demokratie sei weltweit zunehmend unter Druck und das Vertrauen in die Demokratie, ihre Institutionen und Parteien nehme ab, bedauerte Sobotka. Der Druck gegen die Demokratie gehe dabei oft von kombinierten, versteckten und langfristigen Angriffen böswilliger staatlicher und nichtstaatlicher Akteure aus. Die damit verbundene Zunahme von Extremismus, Antisemitismus, Hassreden und Desinformation sei nicht nur eine Bedrohung für das demokratische System, sondern für die Gesellschaft als Ganzes.
Es sei daher notwendig, diesen Bedrohungen auf allen Ebenen entgegen zu treten. Die Parlamente hätten dabei eine große Verantwortung, betonte Sobotka und wies auf die Bedeutung von Demokratiebildung hin.
Äußerst besorgt zeigte sich der Nationalratspräsident über die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten. Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel sei in seiner Brutalität und Gewalt beispiellos gewesen. Die nunmehrige militärische Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah und die darauf gefolgten Militäraktionen im Libanon und im Iran könnten einen Flächenbrand mit verheerenden Folgen für die gesamte Region entfachen. Dies hätte auf mehreren Ebenen auch massive Folgen auf Europa, zeigte sich Sobotka überzeugt und forderte, dies mit allen Mitteln zu verhindern. Langfristig brauche es eine politische Lösung, die es der israelischen und palästinensischen Bevölkerung ermögliche, Seite an Seite in Frieden und Sicherheit zu leben. Dies erfordere aber auch eine Normalisierung der Beziehungen mit den arabischen Ländern.
In dem Gespräch erkundigte sich Sobotka zudem über den weiteren Fahrplan bis zur Ernennung der neuen Europäischen Kommission und thematisierte die aktuellen Entwicklungen beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Im Rahmen des Brüsselbesuchs führte der Nationalratspräsident unter anderem auch Gespräche mit Vizepräsidentin Pina Picierno, Vizepräsident Esteban Gonzáles sowie mit der Antisemitismusbeauftragen der Europäischen Kommission Katharina von Schnurbein. (Schluss) pst
Van der Bellen lädt Kickl zum Gespräch – APA
Bundespräsident Alexander Van der Bellen lädt die Vorsitzenden der fünf Parlamentsparteien ab Freitag zum Gespräch in die Hofburg. Die Stimmenstärke bei der Nationalratswahl bestimmt dabei die Reihenfolge: Den Anfang macht FPÖ-Chef Herbert Kickl um 13 Uhr. Erst am Montag folgen Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer sowie SPÖ-Chef Andreas Babler. Am Dienstag sind dann NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chef Werner Kogler an der Reihe.
Für Van der Bellen ist es nach einer Rede am Wahlsonntag und dem symbolischen Rücktritt der Regierung am Mittwoch der dritte Auftritt nach der Nationalratswahl. Im Rahmen des Termins am Mittwoch, bei dem er die Regierung auch mit der Fortführung der Verwaltung betraute, hatte der Bundespräsident angekündigt, zunächst mit allen Vorsitzenden Gespräche führen zu wollen – und zwar „mit der nötigen Ruhe und in der nötigen Tiefe“.
Weiterhin offen bleibt die Frage, ob er Kickl mit dem Regierungsbildungsauftrag ausstatten wird. Üblicherweise geht dieser an den Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei. In der Vergangenheit hatte Van der Bellen verlauten lassen, Kickl den Auftrag im Falle eines Wahlsiegs der FPÖ nicht automatisch zu erteilen.
Hofer FPÖ-Spitzenkandidat bei Burgenland-Wahl
Finanzministerium erhöht Defizitprognose auf 3,3 Prozent
Tausende demonstrierten in Wien gegen FPÖ
MEDIZIN
Mehr als 800 Tote durch Mpox in Afrika seit Jänner
Seit Anfang des Jahres sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union (CDC) auf dem Kontinent bereits 866 Menschen an einer Mpox-Infektion gestorben.
Die Epidemie sei in Afrika „nicht unter Kontrolle“, erklärte CDC-Chef Jean Kaseya gestern vor Journalistinnen und Journalisten. Insgesamt seien in fünf afrikanischen Regionen 34.297 Fälle registriert worden, hieß es weiter, darunter 38 in Ghana, wo die Krankheit bisher noch nicht aufgetreten war.
Damit stieg die Anzahl der Länder, in denen das Virus nachgewiesen worden ist, auf 16. Bisher waren nachweislich 15 Staaten von dem Virus betroffen gewesen, darunter Ruanda, Burundi, Kenia und Uganda. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief Mitte August eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aus. Allein in der vergangenen Woche seien 2.500 neue Fälle registriert worden, erklärte Kaseya und kritisierte, die Testrate sei zu niedrig.
In der Demokratischen Republik Kongo – das Epizentrum des Ausbruchs – würden in zwei Tagen die Impfungen beginnen, fügte Kaseya hinzu. Eigentlich hätte die Impfkampagne bereits am Mittwoch starten sollen. Ruanda hatte am 17. September mit dem Impfen begonnen.
Das Mpox-Virus war erstmals 1958 bei Laboraffen in Dänemark nachgewiesen worden. Die Erkrankung, die Fieber, Muskelschmerzen und pockenähnliche Pusteln auf der Haut verursacht, war jahrzehntelang unter dem Namen Affenpocken bekannt. red, ORF.at/Agenturen
Österreich: Vermehrt Lungenentzündungen bei Kindern
In letzter Zeit haben sich Medienberichte über Lungenentzündungen mit dem Bakterium Mycoplasma pneumoniae bei Kindern gehäuft. Auch im Kinder-Primärversorgungszentrum (PVZ) St. Pölten bemerkt man den Anstieg. Grund zur Sorge gibt es laut Ärzten aber nicht.
Die Kinder kämen mit Fieber und Husten mit einem „Jauchzen“, das hörbar bis tief in die Lunge reicht, in das Kinder-PVZ, erzählt Facharzt Patrik Jönsson Santner. Oft unterschieden sich die Symptome nur wenig von Keuchhusten, oft handle es sich aber um eine Lungenentzündung, ausgelöst durch Mycoplasma pneumoniae.
In Österreich habe es in den vergangenen Monaten viele Mycoplasma-Infektionen gegeben, so Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Kinder- und Jugendheilkunde. Über mögliche Ursachen „kann man nur spekulieren“, ein wellenförmiger Verlauf sei aber für solche Erkrankungen nicht ungewöhnlich. Grund zur Sorge gebe es aber nicht.
Gut therapierbar mit Antibiotikum
Auch im Kinder-PVZ bemerkt man den Anstieg: „Gerade in den letzten Wochen und Monaten ist es mehr geworden, besonders im Vergleich zum Vorjahr“, so Jönsson Santner. „In der Kinderheilkunde beobachtet man oft, dass bestimmte Krankheiten gehäuft und schubweise auftreten. Oft verläuft sich aber die Infektionswelle ebenso schnell wieder“, so der Kinderarzt. Die Lungenentzündung lasse sich im Regelfall gut mit einem Antibiotikum therapieren, bestätigen beide Ärzte. Schwere Verläufe sind laut Kerbl sehr selten.
Kinder im Volksschulalter häufiger betroffen
Den Anstieg macht sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar. Vereinzelt seien zwei-, dreijährige Kinder betroffen, „oft haben wir aber größere Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren mit diesen Symptomen bei uns“, so Jönsson Santner. Wenn ein Kind mehr als drei Tage lang über 38 Grad Fieber hat und einen „tiefen“ Husten, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden, so der Kinderarzt. red, noe.ORF.at
Infektionsscreening bei jungen Geflüchteten: Lücke zwischen Empfehlungen und Praxis
Mannheim – Für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung haben die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und das Robert-Koch-Institut (RKI) Screeningleitlinien mit dem Schwerpunkt Infektionskrankheiten (ID) entwickelt.
Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Freiburg hat nun festgestellt, dass diese Empfehlungen im Alltag oft nicht umgesetzt werden. Darüber berichtete das Team auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Mannheim (Abstract-Nr.: 70923, KV-031).
Die Pädiater und Versorgungsforscher nahmen eine Querschnittsbefragung unter Gesundheits- und Versorgungspersonal wie ärztlichen Mitarbeitern, Sozialarbeitern, Dolmetschern und den Mitarbeiterinnen lokaler Behörden vor.
Die Umfrage befasste sich mit 3 Themenbereichen: der Umsetzung des ID-Screenings, der Kommunikation sowie dem Umgang mit den psychischen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Der demografische Hintergrund: Von den fast 1,5 Millionen im Jahr 2022 nach Deutschland gekommenen Menschen sind mehr als 30 % Kinder und Jugendliche.
Von 201 Teilnehmenden wurden 80 Ärzte zum ID-Screening befragt. Die meisten geflüchteten Minderjährigen (> 90 %) erhalten demnach ein ID-Screening, doch weniger als 50 % der Befragten gaben an, bei der Umsetzung einen strukturierten Ansatz zu verfolgen. Die Einhaltung einzelner Empfehlungen lag zwischen 14 % und 44 %.
Das empfohlene Differenzialblutbild wurde von 19 % der Befragten standardmäßig durchgeführt. Impfungen werden in größerem Umfang von rund 80 % angeboten, was im Einklang mit den STIKO-Empfehlungen steht. Zwei Drittel der Befragten gaben an, die Leitlinien zu kennen, von denen 42 % die Empfehlungen zumindest häufig umsetzen können.
Die Autoren weisen darauf hin, dass eine Lücke zwischen Leitlinienempfehlungen und berichteter Praxis besteht.
Während Schutzimpfungen weitgehend leitliniengerecht umgesetzt werden, werden unter anderem die Bestimmung eines Differenzialblutbildes sowie Serologien für HBV und HIV selten durchgeführt. © rdg/aerzteblatt.de
COMMENT: Problematisch ist die Mitnahme infektiöser Krankheiten wie Tuberkulose und eine Reihe von Geschlechtskrankheiten durch die Migranten aus den Herkunftsländern, was dem nicht optimalen Gesundheitssystemen ebendort geschuldet ist. Ein Differentialblutbild kann auf das Vorliegen einer akuten (Granulozytose, Lymphopenie) oder chronischen (Lymphozytose) Infektionskrankheit hinweisen. Unerkannte Infektionskrankheiten können an andere Menschen weitergegeben werden; zu denken ist z.B. an die (offene) Tuberkulose, deren Inzidenz in osteuropäischen Ländern hoch ist, ebenso die Zahl der HIV-Infizierten.
Zwei Drittel der Frauen leiden unter Regelschmerzen
Berlin – Zwei Drittel der menstruierenden Frauen (67 Prozent) im Alter von 14 bis 50 Jahren leiden nach einer Umfrage unter Regelschmerzen. Bei fast einem Drittel (28 Prozent) sind die Beschwerden so stark, dass sie in jedem Zyklus Schmerzmittel einnehmen müssen.
Zu diesen Erkenntnissen kommt eine Forsa-Erhebung im Auftrag des AOK-Bundesverbands zum Tag der Endometriose am kommenden Sonntag. 18 Prozent der Betroffenen gaben an, sich in den vergangenen zwölf Monaten aufgrund der Schmerzen mindestens einmal krankgemeldet zu haben.
„Die Umfrage zeigt, dass es viel Unwissenheit und Unverständnis in der Gesellschaft beim Thema Menstruationsschmerzen gibt“, erklärte AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann. „Dass mehr als jeder dritte der befragten Männer und Frauen denkt, dass Menstruierende da einfach durch müssen und 28 Prozent der Frauen selbst starke Schmerzen für normal halten, zeigt, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit viel stärker adressiert werden muss.“
Leichte Beschwerden könnten durchaus normal sein, aber ausgeprägte Schmerzen seien „keine Lappalie und dürfen nicht heruntergespielt oder tabuisiert werden.“
Demnach können starke Menstruationsbeschwerden, Schmerzen im Unterleib mit Ausstrahlung in den Rücken sowie beim Geschlechtsverkehr, Magen-Darm-Beschwerden und Erschöpfung auf Endometriose hinweisen. Dabei siedelt sich gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter an.
In der Umfrage konnten dies nur 20 Prozent in der Gesamtbevölkerung ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten als mögliche Ursache nennen. 71 Prozent fiel gar kein Grund für starke Regelschmerzen ein (Frauen: 54 Prozent, Männer: 89 Prozent).
Reimann: „Diese Wissenslücken tragen mit dazu bei, dass Betroffene nicht die nötige Hilfe erhalten. So war auch 27 Prozent der befragten Frauen, die schon einmal von Endometriose gehört haben, nicht bewusst, dass diese unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen kann.“
Wer ausgeprägte Beschwerden habe, solle diese deshalb auf keinen Fall hinnehmen oder dauerhaft im Alleingang mit Schmerzmitteln bekämpfen, sondern sich ärztlichen Rat suchen.
66 Prozent der befragten Frauen würden es begrüßen, wenn das Thema eine größere Aufmerksamkeit bekäme. 41 Prozent der von Schmerzen Betroffenen gaben an, sich schon einmal unwohl dabei gefühlt zu haben, über ihre Beschwerden zu sprechen. © kna/aerzteblatt.de
Vollzeitangestellte haben ein erhöhtes Krebsrisiko
Vollzeitangestellte haben laut Schweizer Wissenschaftern ein erhöhtes Krebsrisiko. Wie Forschende der Universität Freiburg in einer neuen Studie zeigten, erkranken Angestellte mit einem 100-Prozent-Pensum häufiger an Krebs als Personen mit anderen Berufslaufbahnen. Die Gründe dafür sind noch unklar. Bei Frauen gilt dies aber verstärkt, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Mittwoch mitteilte.
Der SNF unterstützte die Studie, die nun in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde. Der Studie zufolge haben in einem Vollzeitpensum angestellte Frauen ein deutlich höheres Krebsrisiko als Frauen, die vollzeitlich Haushalt und Kinder betreuen. Aber auch selbstständig erwerbstätige Männer erkranken demnach seltener an Krebs als angestellte.
Zu diesem Ergebnis kamen die Forschenden, indem sie den Karriereweg von über 12.500 Frauen und Männern der Jahrgänge 1915 bis 1945 aus 14 Ländern in Europa analysierten. Bei den untersuchten Frauen fanden sie dabei acht verschiedene Erwerbsformen. Dazu gehörten zum Beispiel „überwiegend Vollzeit erwerbstätig“, „überwiegend in Haushalt und Betreuung tätig“, „Vollzeit erwerbstätig und danach überwiegend in Haushalt und Betreuung“ oder „überwiegend arbeitslos“.
Männerjobs stärker standardisiert
Im Gegensatz dazu waren die Erwerbsformen bei den untersuchten Männern stärker standardisiert. Die Forschenden konnten die Beschäftigungsformen nur in die zwei Kategorien „überwiegend Vollzeit erwerbstätig“ und „überwiegend selbstständig erwerbend“ aufteilen.
Studienleiterin Rose van der Linden vermutet laut SNF, dass das erhöhte Krebsrisiko mit Verhaltensweisen zusammenhängt, die bei Vollzeiterwerbstätigen häufiger anzutreffen sind. Die Ergebnisse sind jedoch bereinigt um bekannte Krebsrisikofaktoren wie Alkohol, Rauchen, Body-Mass-Index, Ernährung oder Bewegungsmangel. Es muss sich also um ein anderes Verhalten handeln.
Dass sich der Effekt bei Frauen stärker zeigte als bei Männern, könnte daran liegen, dass die erwerbstätigen Frauen mehr Stress ausgesetzt gewesen seien als die Männer, vermutet van der Linden. Außerdem sei es möglich, dass sie weniger befriedigende Arbeiten verrichteten, die eher zu Depressionen führten, oder dass sie eine ungesunde Kombination von Berufs- und Hausarbeit zu bewältigen hatten.
Auch den Grund für das geringere Krebsrisiko bei selbstständig erwerbenden Männern als bei angestellten lasse sich nur erraten. „Man kann spekulieren, dass Selbstständige motivierter sind, auf ihre Gesundheit zu achten, weil sie im Krankheitsfall ihre Arbeit eher verlieren“, sagte die Forscherin. Diese Fragen sollen nun in weiteren Studien geklärt werden.
Diagnose eines Hirnaneurysmas ist vor allem für junge Menschen psychisch stark belastend
Seoul – Die Diagnose eines intrakraniellen Aneurysmas, die zunehmend häufiger als Nebenbefund bei einer Bildgebung aus anderer Ursache gestellt wird, kann Patienten so stark belasten, dass es zu psychischen Erkrankungen kommt. Besonders gefährdet sind nach einer Studie in Stroke (2024; DOI: 10.1161/STROKEAHA.123.045393 ) jüngere Erwachsene.
Neuroradiologen schätzen, dass etwa ein bis 2 % der Erwachsenen ein oder mehrere Aneurysmen in den Hirnarterien haben. Die Ausstülpungen der Gefäßwand neigen ab einer bestimmten Größe zur Ruptur, die eine lebensgefährliche Subarachnoidalblutung zur Folge hat.
Kleinere Hirnaneurysmen können über einen Katheter von innen mit einem Coil verödet werden, bei größeren Aneurysmen ist ein operativer Eingriff notwendig, bei dem ein Clip das Aneurysma von der Arterie abtrennt. Beide Verfahren sind jedoch mit Risiken verbunden, so dass die Neurologen bei kleineren Aneurysmen dazu raten, zunächst abzuwarten, ob sich das Aneurysma vergrößert.
Die damit verbundene Ungewissheit zerrt an den Nerven der Betroffenen, wie eine Analyse der „National Health Information Database“ aus Südkorea zeigt, die seit 2004 Gesundheitsdaten der gesamten Bevölkerung sammelt. Zwischen 2011 und 2013 wurde bei 85.438 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 56,4 Jahren ein intrakranielles Aneurysma diagnostiziert, das nicht behandelt wurde.
Ein Team um Na-Rae Yang vom Ewha Womans University College of Medicine in Seoul hat den Patienten eine Gruppe von 331.123 Personen mit gleichen Eigenschaften gegenübergestellt, bei denen kein Hirnaneurysma vorlag. In den folgenden Jahren sind 24.215 Patienten und 152.180 Kontrollen wegen psychischer Erkrankungen behandelt worden.
Yang ermittelt für die Patienten mit Aneurysma eine moderate Hazard Ratio von 1,10, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,09 bis 1,12 signifikant war, wobei das Risiko bei Männern mit einer Hazard Ratio von 1,13 etwas höher war als bei Frauen (Hazard Ratio 1,08).
Die Erkrankungen waren häufig so schwerwiegend, dass sie eine Psychotherapie oder die Behandlung durch einen Psychiater erforderlich machten. Das Risiko auf eine solche Erkrankung war fast 3-fach erhöht (Hazard Ratio 2,97; 2,85-3,10).
Die häufigsten Störungen waren behandlungsbedürftige Angststörungen und Depressionen (Hazard Ratio 3,04), bipolare Störungen (Hazard Ratio 3,03), Schlafstörungen (Hazard Ratio 2,68) sowie Psychosen (Hazard Ratio 2,66), aber auch Alkohol- und Drogenprobleme nahmen nach der Diagnose eines Hirnaneurysmas zu (Hazard Ratio 2,85) und bei Frauen auch Essstörungen (Hazard Ratio 2,97).
Am stärksten betroffen waren junge Erwachsene. Die Hazard Ratio auf eine schwere psychische Erkrankung betrug in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren 3,87.
Yang vermutet, dass die Diagnose eines Hirnaneurysmas diese Gruppe besonders stark belastet, da sie am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn und vor der Gründung einer Familie stehen. Die Betroffenen befürchten – in der Regel zu Unrecht –, dass die „tickende Zeitbombe im Gehirn“ ihre Lebenspläne durchkreuzen wird.
Ärzte, die zerebrale Aneurysmen behandeln, sollten sich der möglichen psychischen Belastung einer solchen Diagnose für die Patienten bewusst sein und umfassende Unterstützung anbieten, rät Yang. © rme/aerzteblatt.de
COMMENT: Das Thema Hirnaneurysma hat auch Filmemacher und Drehbuchautoren zu Filmen inspiriert, darunter ein reißerisch-dramatisches Filmwerk der 1950er Jahre.
Drei Cluster von zu Pannikulitis neigenden Patienten identifiziert
Amsterdam – Die Pannikulitis ist eine Entzündung der Fettschicht unter der Haut von unbekannter Ätiologie, die sich typischerweise im Auftreten von schmerzempfindlichen roten oder lila Knoten manifestiert.
Da die Literatur meist aus Fallstudien besteht, hat eine französische Autorengruppe eine spezifische epidemiologische Methode, die Identifizierung von Clustern (am ehesten in der Infektiologie bekannt), benutzt, um an der Erkrankung leidende Personen zu charakterisieren und relativ homogene Gruppen von Patienten zu beschreiben.
Die Dermatologen aus Paris und Créteil stellten ihre Resultate auf dem Kongress der European Academy of Dermatology & Venereology (EADV) in Amsterdam (Abstract 286) vor.
Über die Pannikulitis sind drei Charakteristika bekannt: ein Erscheinungsbild mit variablen klinischen Ausprägungen, eine Histopathologie geprägt von lobulären oder septalen Entzündungen mit oder ohne Gefäßbeteiligung und zugrunde liegende beziehungsweise begleitende Autoimmun-, Stoffwechsel-, Infektions-, Gefäß- und paraneoplastische Erkrankungen.
Die Autoren analysierten die Daten von 299 zwischen 2018 und 2023 in drei Universitätskliniken behandelten Patienten (zu 77,9 % weiblichen Geschlechts) eines Durchschnittsalters von 51 Jahren. Das häufigste klinische Erscheinungsbild waren subkutane Knötchen (87,3 %), die hauptsächlich an den unteren Gliedmaßen (67,6 %) auftraten.
Histologisch wiesen die meisten Patienten eine gemischte Pannikulitis auf (53,8 %); 51,2 % der Patienten hatten ein polymorphes Infiltrat in der tiefen Dermis und Hypodermis. Bei 32,8 % der Patienten, die als idiopathische Pannikulitis eingestuft wurden, wurde keine Ursache gefunden.
Eine Autoimmunerkrankung lag bei 14,2 % und eine infektiöse Erkrankung bei 9 % der Patienten vor. 72,2 % der Patienten erhielten mehrere Behandlungen zu entzündungshemmenden, infektionshemmenden oder immunmodulatorischen Zwecken.
Der erste identifizierte Cluster umfasste die Hälfte der Patienten in dieser Kohorte und war gekennzeichnet durch multiple Episoden bilateraler knotiger Läsionen mit systemischen Anzeichen bei jungen Patienten (< 50 Jahre) ohne kardiovaskuläre Erkrankungen in der Vorgeschichte und ohne vaskuläre Beteiligung in der Histologie.
Die Patienten wurden häufig mit Colchizin und Hydroxychloroquin behandelt. Weitere überrepräsentierte Variablen in Cluster 1 waren das Auftreten von Fieber (62,64 %), mehr als 5 Episoden von Pannikulitis (78,43 %) und das Auftreten von Hauterythemen (55,66 %).
Die andere Hälfte der Patienten verteilte sich auf zwei Cluster. Die Patienten in Cluster 2 hatten einseitig infiltrierte erythematöse Plaques (87 %) ohne systemische Anzeichen (97 %). Histologisch wiesen sie eine gemischte Pannikulitis (75 %) und eine entzündliche Infiltration der Unterhaut in allen Fällen sowie in 40 % eine Gefäßbeteiligung auf.
Behandelt wurden sie oft mit antiinfektiösen Medikationen (39 %) – in der Kultur kam es in 60 % zu einem Nachweis pathogener Keime – und topischen Steroiden (21 %). Schmerzen waren in diesem Cluster mit 24,54 % relativ selten.
Im Gegensatz dazu umfasste Cluster 3 ältere Patienten (65 %) mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die nicht-schmerzhafte Läsionen (39 %) aufwiesen, welche oft auf die unteren Extremitäten (43 %) begrenzt waren. Bei diesen Patienten waren Diabetes mellitus und Dyslipidämien sehr häufig. © rdg/aerzteblatt.de
Seltene Hautkrebsarten: Herausforderung für Diagnose und Therapie
Amsterdam – Das atypische Fibroxanthom (AFX) ist eine vor allem ältere – und bevorzugt männliche – Patienten betreffende Krebserkrankung, die überwiegend an lichtexponierten Hautpartien auftritt. Letzteres gilt auch für das pleomorphe dermale Sarkom (PDS).
Derzeit wird diskutiert, ob beide Malignome Teil desselben Spektrums von bösartigen Tumoren mit fibrohistiozytärem Ursprung sind, wobei PDS eine aggressivere Variante mit ungünstigerer Prognose ist.
Die Daten einer retrospektiven 10-Jahresstudie, die eine portugiesische Autorengruppe auf dem Kongress der European Academy of Dermatology & Venereology (EADV) in Amsterdam (Abstract 5725) vorstellte, geben darauf keine eindeutige Antwort.
Inkludiert waren 22 zwischen 2013 und 2023 behandelte männliche Patienten im Alter von mehr als 65 Jahren. Bei 9 Patienten (39 %) lag eine Anamnese mit malignen Hauttumoren vor.
Klinisch wurden hyperkeratotische Tumore und Plaques festgestellt, mit den vorgeschlagenen klinischen Diagnosen: Plattenepithelkarzinom, Basalzellkarzinom, malignes Melanom, atypisches Fibroxanthom, primäres kutanes Lymphom und hypertrophe aktinische Keratose.
Die Läsionen befanden sich auf der Kopfhaut (40 %), im Gesicht (31 %), am Ohr (18 %), an Schulter (5 %) und Hand (5 %). Generell handelte es sich um spindelzellige Neoplasmen mit ausgeprägtem Kernpleomorphismus und diffuser CD10-Positivität, wobei mehrere Marker zur Differenzialdiagnose gegenüber anderen malignen Neoplasmen eingesetzt wurden.
Subkutane Invasion sowie vaskuläre Invasion, Neurotropismus, das Vorhandensein von Nekrosen, Mitosen und/oder Ulzeration waren die Kriterien, die zur histologischen Differenzierung von AFX/PDS herangezogen wurden.
Alle Patienten unterzogen sich einer chirurgischen Therapie, wobei 5 Patienten (23 %) zunächst unvollständig exzidiert wurden, von denen 3 (17 %) mit einer adjuvanten Strahlentherapie behandelt wurden.
Bei einem einzigen Patienten wurden Lymphknotenmetastasen beobachtet, und es wurden keine Fälle von Fernmetastasen festgestellt. Kein Todesfall während der Nachbeobachtungszeit stand in direktem erkennbaren Zusammenhang mit einem atypischen Fibroxanthom oder einem pleomorphen dermalen Sarkom.
Beide maligne Tumorarten, so fasste Joania Vieitz Frade von der Unidade Local Saúde Santa Maria, der Universitätsklinik von Nord-Lissabon, die Ergebnisse zusammen, weisen keine wirklich charakteristischen klinischen, histologischen oder immunhistochemischen Merkmale auf, was ihre Diagnose und Behandlung in der klinischen Praxis zu einer Herausforderung macht. © rdg/aerzteblatt.de
UMWELT
Naturgefahren: Online-Risikoanalyse boomt
Nach dem Hochwasser der vergangenen Wochen prüfen viele Menschen in Österreich die Gefahrenlage für ihr eigenes Wohngebiet. Möglich ist das auf der staatlichen Onlineplattform zur Naturgefahrenerkennung. Vom Überschwemmungsrisiko über Hagel bis zu Hangrutschungen kann man die eigene Region bewerten lassen. Die Datenbank erlebt derzeit Rekordzugriffszahlen.
Bis zu 50.000 Abfragen pro Tag gehen seit dem Hochwasser bei der Onlineplattform hora.gv.at ein, sagt Heinz Stiefelmeyer. Er leitet die Abteilung Hochwasserrisikomanagement im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. Die Zugriffszahlen seien in den vergangenen Wochen regelrecht explodiert. Üblicherweise registriere man 3000 bis 5000 Abfragen pro Tag, nach dem Hochwasser seien es zehnmal so viele gewesen. Bei der Gesamtzahl für das heurige Jahr liege man derzeit bereits bei 900.000 Zugriffen, in den vergangenen Jahren wurden maximal 600.000 Abfragen pro Jahr registriert.
Risikoabfrage per Mausklick
Potenzielle Gefährdungen kann man per Mausklick nach und nach abfragen: Sturmgefahr, Erdbeben- oder Hochwasserzonen. In dunklem Blau sind Regionen mit hohem Risiko gekennzeichnet, hellblau sind Gebiete, die im Schnitt alle hundert Jahre überflutet werden können. Am Beispiel Bruck an der Mur kann man sehen, dass die Stadt generell gut vor Hochwasser geschützt ist. Allerdings gibt es Bereiche, in denen ein gewisses Restrisiko besteht – auch diese sind auf der Karte ausgewiesen.
Wie man sich vor Hagel schützen kann
Bei Gefährdung durch Hagel kann man sowohl das Risiko von besonders großen Hagelkörnern abfragen als auch bisherige Hagelschadenereignisse. Für Bruck an der Mur sieht man, dass die Region in der höchsten Hagelzone liegt. Das bedeutet, hier hagelt es mehr, und die Hagelkörner können größer sein. Schutzmaßnahmen für Gebäude – etwa besonders widerstandsfähige Fassadentypen, Fenster, Türen und natürlich auch Dächer – seien deshalb empfehlenswert, so der Experte.
Ähnliches gilt auch für das Risiko einer hohen Schneelast, die ebenso begutachtet werden kann. Je dunkler die Fläche auf der Karte, desto höher kann der Schneedruck in diesen Regionen werden. Diese Informationen sind vor allem für Dachdecker, Spengler und Baumeister interessant. In den Bergen sei die Schneelast natürlich höher als im Tal, darauf sollte bei der Konstruktion eines Dachstuhls Rücksicht genommen werden.
Vorsorge nur bedingt möglich
Wer schon lange in einem als Naturgefahrenzone ausgewiesenen Gebiet lebt, hat vermutlich bereits einige Vorkehrungen getroffen – oder sollte zumindest darüber nachdenken, sagt Stiefelmeyer. Eine mögliche Schutzmaßnahme ist etwa, das Dach zu erneuern. In durch Hochwasser gefährdeten Zonen könne man die Kanalzuleitung mit einer Rückschlagklappe ausstatten, oder versuchen, mögliches Oberflächenwasser vom Grundstück abzuleiten oder versickern zu lassen. Auch Schlitze für Lichtschächte könne man etwas höher ziehen. Ein Restrisiko bleibe immer bestehen, so der Experte, doch zumindest in einigen Bereichen könne man versuchen Vorsorge zu treffen. Barbara Reichmann, ORF Wissen
TECHNIK – TECHNOLOGIE – INNOVATION
Traum der Tech-Branche Facebook-Chef Zuckerberg zeigt Brille der Zukunft
An Brillen, die Informationen in durchsichtigen Gläsern einblenden, arbeitet die Tech-Branche schon lange. Der Facebook-Konzern Meta verspricht nun einen Durchbruch.
Mehr dazu siehe unter IT – KI – ROBOTIK – INTERNET
Autonomes Fahren: Durststrecke dürfte noch anhalten
Die Erwartungen an einen raschen Siegeszug von autonomen Fahrzeugen haben sich nicht bewahrheitet. Man sei zu optimistisch gewesen und müsse – neben allen technischen Herausforderungen – mit dem Fokus auf Sicherheit eine Vertrauensbasis bei den Konsumenten schaffen, erklärten Experten bei einer internationalen Konferenz der Initiative „The Autonomous“ heute, Dienstag, in Wien.
Fahrzeuge ab Level 3, also hochautomatisiertem Fahren, bei dem man die Augen von der Straße nehmen und beispielsweise nebenbei Lesen darf, würden bis zum Jahr 2035 erst 11 Prozent der weltweit produzierten Autos ausmachen, verwies Dirk Linzmeier, Chef der auf autonomes Fahren spezialisierten Wiener Softwareschmiede TTTech Auto, auf aktuelle Prognosen. Bis 2040 wird ein Anstieg auf 25 Prozent vorhergesagt. „Das wird nur stattfinden, wenn wir sichere Systeme bauen“, so Linzmeier. Menschliche Fahrer seien diesbezüglich derzeit noch immer überlegen.
Ab Level 3 werde die Sache sehr komplex – vor allem bei höheren Geschwindigkeiten oder nicht klar beschreibbaren Umgebungen – und auch sehr teuer, sagte der Manager. Ein weiterer Grund für die holprige Entwicklung sei die Ansicht mancher Hersteller, vorerst mehr an einem System zu verdienen, das den Fahrer unterstützt. Roboter-Taxis würden ein gewisses Gefährdungspotenzial darstellen, wenn man ein Fahrzeug nicht mehr besitzen müsse, sondern „einen Knopf drückt, das Robo-Taxi kommt und kaum noch etwas kostet. Die Parkplatzsuche fällt auch weg“.
Branchenweite Zusammenarbeit bei Sicherheit
Eine branchenweite Zusammenarbeit sei vor allem beim Thema Sicherheit sehr wichtig, „weil ein Unternehmen alleine diese Herausforderungen nicht bestmöglich lösen kann“, ergänzte Ricky Hudi, Vorsitzender der Plattform „The Autonomous“, die 2019 von TTTech Auto ins Leben gerufen wurde. Versucht wird dabei ein Ökosystem aller Akteure – von Automobilherstellern über Technologiezulieferern bis zu Regulierungsbehörden – aufzubauen, die an der Entwicklung sicherer autonomer Mobilität beteiligt sind. Dies sei auch im Hinblick auf die Akzeptanz wichtig. Rund 60 Prozent der Europäer würden derzeit kein autonomes Fahrzeug kaufen, so Linzmeier.
Die aktuellen Schwierigkeiten in der Autoindustrie seien natürlich ein dämpfender Faktor für die Entwicklung. Weniger Geld bedeute weniger Investitionen in Innovationen. Für TTTech, das in den vergangenen Jahren in die Riege der „Unicorns“ – junge Unternehmen mit einem Wert über einer Mrd. Dollar – aufgestiegen ist, seien die Verzögerungen nicht entscheidend. Auch Level-2-Systeme seien sicherheitskritisch, weshalb man für sie spezielle Software benötige, „und die liefern wir“. Man habe derzeit bereits vier Millionen entsprechend ausgestattete Fahrzeuge auf der Straße. Zum Umsatz wollte sich Linzmeier nicht äußern, verwies aber auf ein „gutes Wachstum in den vergangenen Jahren“. Der Mitarbeiterstand sei stabil, ein Börsengang stehe „jetzt noch nicht“ zur Debatte.
IT – KI – ROBOTIK – INTERNET
Macht Digitalisierung die Demokratie kaputt? – Österreichische Akademie der Wissenschaften
Eine neue Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich mit Auswirkungen digitaler Praktiken auf Demokratien – wie etwa das gezielte Manipulieren von Wähler:innen oder das Verbreiten von Fehlinformationen in sozialen Medien. Auch angesichts der US-Wahlen ein brandaktuelles Thema.Soziale Medien und Internet haben die Zahl der Fake News massiv ansteigen lassen. Was bedeutet das für Bürger:innen, die in einer Demokratie gut informierte Entscheidungen treffen sollen? Das will eine neue Kommssion der ÖAW untersuchen.
„Digitale Technologien haben große Vorteile für viele Menschen, sie werden aber auch dazu eingesetzt, um zu manipulieren, Des- und Fehlinformationen zu streuen und manchmal sogar Gewalt zu propagieren“, sagt Barbara Prainsack. Die Politikwissenschaftlerin spricht damit eine zentrale Herausforderung von Demokratien im digitalen Zeitalter an. Denn neben vielen positiven Entwicklungen, zu denen die Digitalisierung beigetragen hat, gibt es in letzter Zeit auch viele Negativ-Trends.
Diesen wollen Mitglieder der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) nun durch Forschungen in der neu gegründeten Kommission Demokratie in digitalen Gesellschaften (DEMGES) begegnen, die am 10. Oktober 2024 ihre Arbeit aufnimmt.
Die beiden DEMGES-Gründerinnen Barbara Prainsack von der Universität Wien und Astrid Mager vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW erzählen im Interview, welche Vorhaben die Kommission in Angriff nimmt, um wissenschaftsbasiert Bewusstsein für die Verletzlichkeit der Demokratie durch digitale Medien zu schaffen.
ZWISCHEN AUTOKRATIEN UND TECHNOLOGIEKONZERNEN
Demokratien auf der ganzen Welt stehen durch den Einsatz digitaler Praktiken vor tiefgreifenden Herausforderungen. Wie sehen diese aus?
Barbara Prainsack: Digitale Technologien haben große Vorteile für viele Menschen und geben vielen eine Stimme, die sonst nicht gehört würden. Zugleich werden sie aber auch dazu eingesetzt, um Wähler:innen zu beeinflussen, Menschen zu manipulieren, Des- und Fehlinformationen zu streuen und manchmal sogar Gewalt zu propagieren. Wenn solche Aktivitäten von autokratischen Regierungen gesteuert werden, spricht man vom Phänomen der „foreign interference“, also der Einflussnahme ausländischer Akteur:innen mit problematischen Intentionen. Das hat leider ein sehr großes Ausmaß erreicht, das weiten Teilen der Öffentlichkeit in seinem vollen Umfang noch nicht wirklich bekannt ist.
Astrid Mager: Es gibt noch viele weitere Beispiele, wie man sich digitaler Plattformen bedient, um Demokratien auszuhöhlen. Wie wir sehen können, spielt die Polarisierung auf sozialen Medien vor allem auch rechten Parteien in die Hände. Wichtig ist zu erkennen, dass die Geschäftsmodelle großer Technologiekonzerne primär darauf ausgerichtet sind, Leute in den Plattformen zu halten und möglichst viele Daten zu generieren. Daher bewerten Algorithmen User Engagement, z.B. Likes und Kommentare, als positiv und reihen diese nach oben, was sich gut mit kontroversen und polarisierenden Inhalten verknüpft – oftmals jener von rechtsextremen Gruppierungen. Auch Verschwörungstheorien und ähnliche Inhalte können sich so Sichtbarkeit verschaffen – wie wir es etwa im Zuge von Corona schon gesehen haben.
„foreign interference“ ALS wECKRUF
Wie kann die neue ÖAW-Kommission helfen, diesen Tatsachen entgegenzuwirken?
Prainsack: Bisher wurde das Ausmaß dieser Entwicklungen – insbesondere jener der gezielten Einflussnahme von autokratischen Regierungen durch digitale Hilfsmittel – von Politikgestalter:innen noch nicht ausreichend wahrgenommen und behandelt. Hier ist also nicht nur Aufklärungsarbeit, sondern natürlich auch Forschungsarbeit nötig. Unsere Kommission wird sich mit einer großen Bandbreite an digitalen Praktiken beschäftigen, die Demokratien bedrohen, aber a
ch stärken können. Aktuell ist das Problem der „foreign interference“ bestimmt ein weiterer Weckruf für uns, die Expertise, die es in Österreich so zahlreich gibt, zu bündeln, um gemeinsam zu einem besseren Verständnis digitaler Transformationen in Demokratien beizutragen und hilfreiche Hinweise für die Politikgestaltung zu geben.
Und welches Ziel verfolgt die Kommission?
Mager: Ziel dieser Kommission ist es, uns sowohl empirisch als auch theoretisch anzusehen, welche Praktiken in digitalen Gesellschaften Demokratien stärken und welche schwächen. Ein aktuelles Beispiel ist etwa der US-Wahlkampf, im Zuge dessen in sozialen Medien sogar zur Gewalt aufgerufen wird. Hier muss man sich auch anschauen, wie sich die Rechtsprechung und die Rechtsdurchsetzung dazu verhält. Bei DEMGES geht es also um konkrete Praktiken in konkreten Kontexten und nicht um das Formulieren von abstrakten Prinzipien.
Gibt es erste Arbeitsvorhaben?
Prainsack: Wir wollen eine Typologie von digitalen Praktiken erstellen, die Demokratien schaden oder nutzen. Dazu werden wir gemeinsam konkrete Fälle bestimmen, die wir tiefgreifender analysieren wollen. In einem weiteren Schritt geht es darum, was wir von diesen lernen und wie sich das zu bestehender Literatur verhält.
Am 10. Oktober findet das Gründungstreffen statt. Wie viele Mitglieder hat die Kommission?
Mager: Bisher sind wir 15 Mitglieder, die Hauptmitglieder speisen sich Großteils aus Mitgliedern der ÖAW und kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen – DEMGES ist also sehr interdisziplinär. Weiters sind aber auch Workshops mit Expert:innen aus der ganzen Welt geplant und natürlich eine Vernetzungen über die Mitglieder und die ÖAW hinaus. Auch das Einbinden von zivilgesellschaftlicher Expertise (z.B. digital rights NGOs) und von Praktiker:innen in „Democracy Labs“ ist geplant.
Auf einen Blick
Barbara Prainsack ist Professorin für Vergleichende Politikfeldanalyse am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Astrid Mager ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW und Mitglied der Jungen Akademie.
Traum der Tech-Branche Facebook-Chef Zuckerberg zeigt Brille der Zukunft
An Brillen, die Informationen in durchsichtigen Gläsern einblenden, arbeitet die Tech-Branche schon lange. Der Facebook-Konzern Meta verspricht nun einen Durchbruch.
Der Facebook-Konzern Meta hat den Prototypen einer Computerbrille vorgestellt, die digitale Inhalte in durchsichtige Gläser einblenden kann. Solche Brillen könnten in vielen Fällen ein Smartphone ersetzen – zum Beispiel für Routen-Anweisungen in der Stadt oder bei Kurznachrichten. Die Technik dafür ist aber noch nicht reif für den Massenmarkt.
Das wurde auch bei Meta deutlich. Firmenchef Mark Zuckerberg setzte die Brille mit dem Projektnamen „Orion“ kurz auf der Bühne der Entwicklerkonferenz Meta Connect auf – verzichtete aber auf eine Live-Demonstration. Die Funktionen wurden stattdessen in einem Video eingespielt. Solche Brillen für die Anzeige sogenannter erweiterter Realität (AR, Augmented Reality) gelten in der Tech-Branche seit Jahren als eine lebensverändernde Vision. Aber auch als eine, die technisch schwer umzusetzen ist.
Auch Apple arbeitete Medienberichten zufolge jahrelang an Computer-Brillen mit durchsichtigen Gläsern. Dann entschied sich der iPhone-Konzern jedoch für einen Kompromiss: Die Umgebung wird bei der Apple-Brille Vision Pro von Kameras eingefangen und auf Displays vor den Augen übertragen. Der Nachteil im Vergleich zu einer schlanken AR-Brille ist das größere Gewicht. Der Vorteil ist die bessere Qualität der digitalen Anzeige mit einem weiteren Sichtfeld. Apple verkauft die Vision Pro in Europa für rund 4000 Euro.
Konkurrenz von Snapchat-Machern
Der Meta-Konkurrent Snap präsentierte vergangene Woche bereits die zweite Generation seiner AR-Brille mit dem Namen Spectacles. Sie hat allerdings für die Anzeige digitaler Objekte nur ein relativ schmales Sichtfeld in der Mitte. Die Macher der Foto-App Snapchat geben ihre Brille bisher nur an Software-Entwickler heraus. Meta ist noch nicht so weit und will „Orion“ vorerst nur intern testen und verbessern.
Für im Alltag nutzbare AR-Brillen gibt es gleich mehrere technische Engpässe. Die Chips dafür brauchen immer noch recht viel Strom – und in einem Brillengestell ist nur wenig Platz für Batterien. Außerdem ist es kompliziert, Informationen auf größerer Fläche in durchsichtige Gläser zu bringen. Meta verwendet für die Linsen Siliziumkarbid statt Glas oder Plastik.
Technologiechef Andrew Bosworth sagte dem Finanzdienst „Bloomberg“, Meta wolle mit der Zeit ein anderes Material dafür finden, was die Kosten des Geräts senken werde. Zugleich sagte Bosworth, auf Basis des Prototyps werde mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch ein Produkt für Verbraucher entstehen.
Meta demonstrierte auch ein Armband zur Gestensteuerung, das die Bedienung per Sprache oder Augenbewegung ergänzen soll. Für die nahe Zukunft setzt Meta auf Kameras in Brillen, damit seine KI-Software besser einschätzen kann, was Nutzer von ihr wollen. Die Idee dabei ist, dass der Chatbot Meta AI über die Geräte live sieht, worauf Nutzer gerade blicken – und hört, was sie hören. Das könnte zum Beispiel beim Kochen nützlich sein – oder wenn man eine neue Stadt erkundet. Mithilfe der Kamera könnte die KI sich etwa auch die Stelle auf einem großen Parkplatz merken.
Warnung bei Videoaufnahmen
Eine weitere neue Funktion für die Brillen mit Kameras und kleinen Lautsprechern sind Live-Übersetzungen. Das soll zunächst für Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch funktionieren. Meta entwickelt die unter der Marke Ray-Ban verkauften Geräte gemeinsam mit dem weltgrößten Brillen-Konzern Luxottica. Die Brillen können auch Fotos und Videos aufnehmen. Das ist für das Umfeld an einem leuchtenden Licht am Brillengestell ersichtlich. Ein Sensor sorgt dafür, dass die Aufnahme nicht startet, wenn das Licht verdeckt ist.
Vor mehr als einem Jahrzehnt war Google ein Pionier bei Computer-Brillen. Das Gerät mit dem Namen Google Glass hatte eine Kamera und ein winziges Display über dem rechten Auge. Datenschutz-Ängste sorgten jedoch dafür, dass der Internet-Konzern das Projekt wieder einstellte.
Meta AI wird mit den Nutzern nun auch per Sprache interagieren können. Der Konzern integriert die KI-Software in seine Apps mit Milliarden Nutzern. Zu Meta gehören neben Facebook unter anderem auch Instagram und WhatsApp.
Meta macht seine fortgeschrittenen KI-Funktionen unter Verweis auf rechtliche Unsicherheiten durch das neue Digitalgesetz DMA bisher nicht in der EU verfügbar. Er sei aber optimistisch, dass man am Ende eine Lösung finden werde, sagte Zuckerberg. Bei den VR-Brillen, mit denen Nutzer in digitale Welten eintauchen können, legt Meta mit einem neuen Einstiegsmodell nach. Das Gerät mit dem Namen Quest 3S wird im Oktober ab einem Preis von knapp 330 Euro in den Handel kommen. Meta macht Milliardenverluste mit seiner VR-Sparte, hofft aber nach wie vor, einen breiteren Markt dafür zu begeistern. Quelle: ntv.de, Andrej Sokolow, dpa
SOCIAL MEDIA
Online-News stellen eine ernste Gefahr dar – International Panel on the Information Environment kritisiert Social Web und KI-Management
Zürich (pte003/26.09.2024/06:10) – Die größten Bedrohungen für die Vertrauenswürdigkeit von Online-News gehen von den Eigentümern von Social-Media-Plattformen, Politikern und Regierungen aus. Das sagen Forscher auf Basis einer Umfrage des International Panel on the Information Environment (IPIE). Ihnen zufolge verstärkt der Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) die Verbreitung von Fake News. Befragt worden sind über 400 Akademiker aus den Bereichen Informatik und Datenwissenschaft, Ingenieurwesen, Sozial- und Geisteswissenschaften in 66 Ländern.
Asien, Afrika und Südamerika
Die Ergebnisse zeigen eine wachsende Besorgnis über die Qualität von Online-Informationen. 2023 rechneten noch 54 Prozent der Experten mit einer Verschlechterung der Bedingungen. Jetzt sind es schon 63 Prozent.
Diese erhöhte Besorgnis ist besonders ausgeprägt in weiten Teilen Asiens, Afrikas und Südamerikas, in denen weit mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung leben. Dort rechnen 75 Prozent der Experten mit einer weiteren Verschlechterung.
Fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) sind der Meinung, dass KI-generierte Videos, Stimmen, Bilder und Texte sich negativ auf die globale Informationsumgebung ausgewirkt haben.
Mit Blick auf die Zukunft machen sich mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Experten Sorgen über die zunehmend negativen Auswirkungen von KI-Technologien in den nächsten fünf Jahren.
Während die generative KI als Bedrohung wahrgenommen wird, weil sie Vorurteile, Fehlinformationen und Belästigungen verstärkt, berge sie auch vielversprechende Möglichkeiten. Die Experten sind zuversichtlich, dass KI die Erkennung von falschen Informationen optimieren, den Journalismus unterstützen und die interkulturelle Kommunikation verbessern kann.
Kritischer Punkt bereits erreicht
Gut drei Viertel (77 Prozent) der Forscher sind besorgt, dass die Menschheit aufgrund des schlechten Informationsangebots nicht einmal in der Lage sein wird, die bevorstehenden Herausforderungen zu verstehen und gute Reaktionen darauf zu entwickeln. Das unterstreiche die dringende Notwendigkeit einer verbesserten Datentransparenz und -verfügbarkeit.
„Die globale Informationslandschaft befindet sich an einem kritischen Punkt. Eines der dringendsten Probleme ist der Einfluss der Eigentümer von Social-Media-Plattformen, seien es Milliardäre, Regierungen oder Unternehmen selbst. Ihre Kontrolle über die Verbreitung von Inhalten und die Moderationsrichtlinien hat erhebliche Auswirkungen auf die Qualität und Integrität von Infos. Unkontrollierte Macht ist ein ernstes Risiko für die Gesundheit unserer globalen Informationsumgebung“, so Phil Howard, Mitbegründer und Präsident von IPIE.
Und Sebastián Valenzuela, Chief Science Officer des IPIE, ergänzt: „Die Informationen, die wir benötigen, um unser Verständnis der Welt zu verbessern, sind hinter privaten Netzwerken und Unternehmensmauern verbarrikadiert. Solange wir diese Tore nicht öffnen, tappen wir im Dunkeln.“ (Ende)
Soziale Medien stärken Solidarität in Ukraine – Russlandfeindliche Posts finden laut Erhebung der University of Cambridge weniger Anklang
Cambridge/London (pte003/02.10.2024/06:10) – Beiträge, die die nationale und kulturelle Einheit in einem angegriffenen Land feiern, wie im Falle der Ukraine, erhalten deutlich mehr Online-Engagement als abfällige Beiträge über die Angreifer. Psychologen der University of Cambridge haben 1,6 Mio. Beiträge auf Facebook und X von ukrainischen Nachrichtenagenturen in den sieben Monaten vor dem Einmarsch der russischen Streitkräfte im Februar 2022 und in den darauffolgenden sechs Monaten analysiert.
Kehrtwende nach Invasion
Nach Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion wurden Beiträge, die als Ausdruck ukrainischer „Ingroup-Solidarität“ eingestuft wurden, mit 92 Prozent mehr Engagement auf Facebook und 68 Prozent mehr auf Twitter in Verbindung gebracht als ähnliche Beiträge vor dem groß angelegten Angriff Russlands.
Während Beiträge, die Russland angriffen, nach der Invasion auf Facebook ein zusätzliches Engagement von nur einem Prozent erhielten, gab es auf Twitter keinen signifikanten Unterschied. „Pro-ukrainische Stimmung, Phrasen wie ‚Ruhm der Ukraine‘ und Beiträge über ukrainische Militärheldentaten erhielten eine große Anzahl von Likes und Shares, während feindselige Beiträge, die sich gegen Russland richteten, kaum registriert wurden“, so Cambridge-Doktorandin Yara Kyrychenko.
Gegenteil von Polarisierung
„Die überwiegende Mehrheit der Forschung zu sozialen Medien verwendet US-Daten, bei denen spaltende Beiträge oft viral gehen, was einige Wissenschaftler zu der Annahme veranlasst, dass diese Plattformen die Polarisierung vorantreiben. In der Ukraine, ein Land, das sich in einer Belagerung befindet, ist das Gegenteil der Fall“, so Kyrychenko. Emotionen, die die Identität der Eigengruppe ansprächen, könnten die Moral der Menschen stärken. Diese Emotionen könnten in Zeiten aktiver Bedrohung ansteckender sein und zu mehr Engagement führen.
„Der Kreml versucht seit Langem Zwietracht in der Ukraine zu säen, versteht aber nicht, dass die Maidan-Revolution und der versuchte Einmarsch Russlands die ukrainische Identität nur noch mehr in Richtung nationale Einheit getrieben haben“, sagt der Psychologe Jon Roozenbeek, der in Cambridge und am King’s College London lehrt und arbeitet. (Ende)
GESELLSCHAFT
#MeToo-Bewegung ändert Konsumverhalten – Medienkonsum bewirkt laut Studie der Erasmus University Rotterdam ein Umdenken bei Frauen
Rotterdam (pte020/02.10.2024/13:30) – Sieben Jahre nach dem massenmedialen Tweet der Schauspielerin Alyssa Milano, der die #MeToo-Bewegung ins globale Bewusstsein rückte, lassen sich weitreichende Veränderungen im Konsumverhalten feststellen. Zu dem Schluss kommt eine neue Studie der Erasmus University Rotterdam.
Pinke High Heels out
Laut den in „Management Science “ veröffentlichten Ergebnissen sind die Verkäufe stereotypisch weiblicher Schuhe wie High Heels in den Wochen nach dem medialen Aufschwung der #MeToo-Bewegung im Oktober 2017 deutlich zurückgegangen.
Die Forscher haben Daten eines führenden Modehändlers aus 32 OECD-Ländern analysiert und sich dabei auf den Kauf von Damenschuhen zwischen Januar 2017 und Dezember 2018 fokussiert. Der Rückgang beläuft sich demnach auf 14,4 Prozent bei Abverkäufen von stereotypisch weiblichen Schuhen, wie pinken High Heels oder roten Plateauschuhen.
Abverkäufe gehen zurück
Dieser durchschnittliche Effekt war stark in Märkten ausgeprägt, die stärker von der #MeToo-Bewegung betroffen waren – insbesondere in den nordischen Ländern und in Frankreich, wo die Abverkäufe solcher Produkte um 25 Prozent gegenüber „neutralen“ Schuhen zurückgingen. Auch wurden weniger weibliche Unterwäsche, Kleider und Handtaschen verkauft.
Die Befragung von 1.000 Frauen in den USA bestätigte den signifikanten Rückgang der Nachfrage nach High Heels im Zuge von #MeeToo. Dies deutet eher auf eine Rebellion gegen traditionelle Geschlechterstereotype hin, als auf eine Reaktion auf Bedrohungsgefühle oder ein gesteigertes Gefühl von Ermächtigung, glauben die Wissenschaftler. (Ende)
Sexuelle Ausbeutung und Missbrauch von Kindern – ECPAT präsentiert besorgniserregende Entwicklungen und globale Herausforderungen
Wien (OTS) – Wien, 2.10.2024 – ECPAT Österreich – Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung – und ECPAT International präsentierten im Rahmen eines internationalen Treffens europäischer Kinderschutz-Organisationen in Wien die alarmierenden Ergebnisse globaler Expert*Innen-Treffen zum Thema „Sexuelle Ausbeutung und sexueller Missbrauch von Kindern“.
Internationale Konferenzen zeigen große Herausforderungen weltweit
Ein viertägiges Treffen von Kinderschutz-Expert*innen aus Europa in Wien bildete den Abschluss einer Reihe von acht Konferenzen, die weltweit abgehalten wurden. Das Fazit der Expert*innen des ECPAT Netzwerks: Sexuelle Ausbeutung von Kindern ist ein globales Problem, das alle Länder und Regionen mit alarmierenden Auswirkungen betrifft.
„Zahlreiche Faktoren tragen zum Problem der sexuellen Ausbeutung von Kindern bei, darunter Machtungleichgewichte, Ungleichheiten, Diskriminierung, Armut, mangelnde Bildung, kulturelle Normen, Geschlechternormen, humanitäre Krisen und Vertreibung sowie systemische Lücken in den Kinderschutzmechanismen“, sagt Guillaume Landry, Geschäftsführer von ECPAT International. „Die Bekämpfung von sexueller Ausbeutung von Kindern braucht eine verstärkte Zusammenarbeit und innovative Lösungsansätze.“
Gefahrenraum Internet
Besonders das Aufkommen des Internets hat neue Formen der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs von Kindern begünstigt. Online-Plattformen bieten den Täter*innen offene Türen, sich Kindern anzunähern. Zusätzlich herrscht noch immer mangelndes Bewusstsein und Aufklärung. Vielen Kindern und Bezugspersonen fehlt es an ausreichendem Wissen über Online-Sicherheitsmaßnahmen und Anzeichen sexueller Ausbeutung.[1]
Skalierte Schätzungen in den nationalen Disrupting Harm Berichten[2] von ECPAT International zeigen etwa, dass in einigen Ländern bis zu 20 % der Kinder in den vorangegangenen 12 Monaten, Opfer von sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch im Internet waren. „Gemeinsam mit unseren europäischen Partnerorganisationen fordern wir eine starke europäische Gesetzgebung, die die großen Technologieplattformen in die Verantwortung nimmt, um ihren minderjährigen User*innen bei den eigenen Angeboten einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten und die Verbreitung von Darstellungen sexueller Gewalt an Kindern zu unterbinden“, erklärt Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich.
Schutz und Betreuung für Opfer von Kinderhandel
Globalen Schätzungen zufolge waren Anfang 2020 weltweit 160 Millionen Kinder – 63 Millionen Mädchen und 97 Millionen Buben – von Kinderarbeit betroffen.[3]
In der EU werden jedes Jahr 7000 Opfer von Menschenhandel registriert, wovon Minderjährige etwa 25 % ausmachen.
„Für Schutz und Betreuung für Opfer von Kinderhandel fehlt in Österreich noch immer eine spezialisierte Schutzeinrichtung, deren Aufbau ECPAT dringend fordert“, sagt Gugerbauer. Die zur Österreichischen Taskforce gegen Menschenhandel[4] gehörende Arbeitsgruppe gegen Kinderhandel beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit diesem Thema. Bislang sind entsprechende Bemühungen aber an der Finanzierung gescheitert.
Tourismusbranche in der Verantwortung
Auch im Kontext von Reisen und Tourismus werden Kinder auf der ganzen Welt sexuell missbraucht und ausgebeutet, ein Verbrechen, das weltweit strafbar ist.
Die Plattform www.nicht-wegsehen.at bietet Reisenden die Möglichkeit, Verdachtsfälle schnell und unkompliziert zu melden. Hinweise können dazu dienen, Täter*innen zu identifizieren und Hotspots sexueller Ausbeutung aufzudecken.
„Wir fordern speziell Tourismusunternehmen aktiv auf, Verantwortung zu übernehmen. Es ist unser Ziel, Kinderschutz als Qualitätsmerkmal auch im Tourismus zu etablieren“, sagt Kerstin Dohnal, Expertin und Projektleiterin bei ECPAT Österreich.
Kinderschutzkonzepte als wichtige Präventionsmaßnahme
In der Gesetzgebung rund um Schutzkonzepte ist Österreich unter den progressiven Ländern in Europa. Neu zur Verfügung gestellte öffentliche Förderungen für die Umsetzung von Kinderschutzkonzepten werden von ECPAT begrüßt. Dennoch fehlen vielerorts die dafür notwendigen Ressourcen, wie etwa in den Schulen. „Wir fordern, dass für die Kinderschutzkonzepte in allen Bereichen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, damit sie auch das bewirken können, was sie bewirken sollen, nämlich die Fälle von Gewalt und Übergriffen gegenüber Kindern und Jugendlichen stark zu reduzieren“, so Gugerbauer.
Über ECPAT
ECPAT International ist ein Netzwerk von 126 Organisationen in über 100 Ländern, die sich der gemeinsamen Vision einer Beendigung der sexuellen Ausbeutung und Missbrauch von Kindern verschrieben haben. Seit über 30 Jahren arbeitet ECPAT auf nationaler und internationaler Ebene an der Bekämpfung dieses Verbrechens. ECPAT Österreich engagiert sich in den Bereichen Kinderschutz im Tourismus, digitaler Raum, Kinderhandel und Schutzkonzepte. „Unsere Arbeit trägt dazu bei, die weltweite sexuelle Ausbeutung von Kindern, die in erschreckendem Ausmaß zunimmt, zu bekämpfen“, so Gugerbauer.
ECPAT Österreich: www.ecpat.at
ECPAT International: www.ecpat.org
[1] Internationale Studie: Kinder, aber auch Eltern, fühlen sich beim Thema „Sicherheit im Internet“ alleingelassen | ECPAT Österreich, 10.04.2024 (ots.at)
[3] ILO Child Labour: Global estimates 2020, trends and the road forward
[4] Taskforce gegen Menschenhandel
MENSCHEN
Mit 93 Jahren: Buena-Vista-Sängerin Portuondo beendet Karriere
Die kubanische Musiklegende Omara Portuondo vom berühmten Buena Vista Social Club beendet nach Angaben ihres Sohnes ihre Karriere. „Wir halten es für angebracht, den endgültigen Rückzug von Omara von der Bühne bekanntzugeben“, erklärte Portuondos Sohn Ariel Jimenez gestern (Ortszeit) auf Facebook.
Die 93-Jährige habe bei einem Konzert in Barcelona am Mittwoch Anzeichen einer Erschöpfung und Orientierungslosigkeit gezeigt, erklärte ihr Sohn. Sie habe von der Bühne geholt werden müssen. Portuondo gehe es gut, so ihr Sohn weiter. Sie werde von ihrem Arzt betreut.
Letzter Auftritt in Budapest
Ihr letzter Auftritt werde am Sonntag in der ungarischen Hauptstadt Budapest sein. Portuondo werde zwar nicht auftreten, aber erscheinen, um „die Liebe und den Applaus“ ihrer Fans zu empfangen.
Portuondo wurde am 29. Oktober 1930 in Havanna geboren. Durch ihre Beteiligung am Buena Vista Social Club wurde sie auf der ganzen Welt bekannt. Die 93-Jährige gewann 2009 einen Latin Grammy für ihr Album „Gracias“ und 2023 einen weiteren für „Vida“. red, ORF.at/Agenturen
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