Tagesblick – 22.7.2024 Montag

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FAZIT DES TAGES

Du kannst nichts für Dich selbst tun? Aber vielleicht kannst Du etwas für jemanden anderen tun.
Ernest Hemingway, 1899-1961, höchst erfolgreicher und weltweit bekannter US-amerikanischen Schriftsteller, Kriegsberichterstatter und Reporter, 1953 Pulitzer-Preis für seine Novelle Der alte Mann und das Meer, 1954 den Literaturnobelpreis.

IN EIGENER SACHE 1: Sommerzeit – der Tagesblick wird in der kommenden Zeit weniger umfangreich erscheinen oder sogar eine Zeitlang schweigen. Der Schreiber freut sich auf erholsame Sommertage.

IN EIGENER SACHE 2: Fehler passieren beim Schreiben und fast unvermeidbar beim raschen Formulieren von COMMENTs. Eine kontrollierende rasche Durchsicht gaukelt dem Hirn Komplettheit des Textes, korrekte Rechtschreibung, richtige Daten etc. – kurz: Fehlerlosigkeit – vor. Ein sattsam bekanntes Phänomen, dem nur ein „Abliegenlassen“ des Textes für ein, zwei Tage und erst dann nachfolgende Kontrolle Abhilfe zu verschaffen mag. Genau das ist aber für je aktuelle COMMENTs nicht möglich. So passieren halt gelegentlich Fehler, die, sobald entdeckt, auch korrigiert werden. In diesem Tagesblick gibt es auch eine solche Korrektur zum Börsenkommentar vom Samstag, den 20.7.2024.

COMMENT – FAZIT:

  • Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: weiter ausgeprägte eskalative Tendenzen: weitet sich der Krieg aus?
  • Ukraine-Krieg: Weitere Geländegewinne für Russland. Kaufrausch: Kauft Russland über Hintermänner in den Vereinigten Arabischen Emiraten LNG-Transportschiffe in Massen? Russische Hochschulen unter Kuratel: Militarisierung und Ideologisierung auf dem Vormarsch, wer als Student nicht folgt wird exmatrikuliert.
    Orban blockiert weiter 6,5 Milliarden Euro Hilfe für die Ukraine.
  • USA: Bidens zieht überraschend Präsidentschaftskandidatur zurück, Harris wird auf das Podest gehoben, die Demokraten-Elite steht hinter ihr. Ist Bidens Rückzug ein Bärendienst für die Demokratische Partei?
  • Hilfe für die schwächelnde Wirtschaft: Chinesische Zentralbank senkt ein wenig die Zinsen
  • EU: Tourismus-Proteste und „Sanktionen“, dieses Mal wieder Spanien im Fokus.
  • Weitere COMMENTS vorhanden

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HELLMEYER-Report (gekürzt)

Wie angekündigt kein Anlegerreport bis 9.8.2024. Nächster Hellmeyer-Report am Montag, den 12.8.2024.  

SENTIX

Negativer Sentimentimpuls – Ergebnisse des sentix Global Investor Survey (29-2024)

Weltweit rauschen die Sentiment-Indizes auf der Aktienseite in den Keller. Angst geht um, der konträre Anleger wird da hellhörig. Ist jetzt schon wieder Zeit für Schnäppchenjäger gekommen? Die Antwort lautet: Nein! Der sentix-Datenkranz erfüllt die Kriterien für einen negativen Sentiment-Impuls, der eine generelle Veränderung des Stimmungskostüms im Anlegerkreis nach sich zieht. Damit ist das aktuelle Stimmungstief nicht mit dem von Mitte April 2024 vergleichbar und sollte deshalb auch in seiner Wirkung anders berücksichtigt werden.

Weitere Ergebnisse

  • Bonds: Zuversicht so hoch wie selten zuvor
  • Yen: Anpassungsreaktion begonnen

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

08:02DAX stabilisiert: Biden-Rückzug, Varta, SAP, Takkt, Sartorius, Siemens Energy, Rheinmetall …17Der Aktionär
07:22MÄRKTE ASIEN/Verunsicherung drückt Aktienmärkte – Nur HSI im Plus270Dow Jones News
06:34EUREX/DAX-Future im frühen Handel höher348Dow Jones News
06:34EUREX/Bund-Future im Frühhandel höher276Dow Jones News

WOCHENAUSBLICK: Risiken für den Dax mehren sich – auf Richtungssuche – 22.7.2024, 5:51

FRANKFURT (dpa-AFX) – „Die Fußball-EM ist zu Ende gegangen, Taylor Swift ist da, und Donald Trump wird kommen“, stellt die Hessische Landesbank in ihrem Wochenausblick fest. Von diesen drei Großereignissen ist für den deutschen Aktienmarkt nur eines von Bedeutung, nämlich die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer erneuten US-Präsidentschaft von Donald Trump. Ihre Folgen dürften die Börse nicht nur in der kommenden Woche, sondern auch in den nächsten Monaten beschäftigen. Vorerst wird aber auch die Quartalsberichtssaison der Unternehmen die Richtung vorgeben.

Experten sind sich mehr oder minder einig, dass das Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner dessen Chancen auf den Einzug ins Weiße Haus gesteigert haben dürfte – zumal der gesundheitliche Zustand seines Konkurrenten Joe Biden zunehmend Fragen nach einer erneuten Amtszeit aufwirft. „Grundsätzlich positionieren sich Investoren bereits für eine zweite Amtszeit von Donald Trump“, so Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank.

Dabei sind die Folgen für die USA und Europa und damit Deutschland durchaus unterschiedlich. „Unter anderem könnten die Republikaner massive Konjunkturprogramme lostreten und scharfe Zölle auf alles, was nach Amerika geht, verhängen“, betont Halver. Das aber würde die europäische Exportindustrie belasten und damit auch die exportorientierten Dax -Werte empfindlich treffen. Zudem droht laut Halver nach der Wahl in Frankreich auch Gegenwind aus diesem Land, etwa mit Blick auf eine denkbare Schuldenpolitik.

Das gilt um so mehr, als die deutsche Wirtschaft sich in einem alles andere als sturmfesten Zustand befindet. Dies dürfte der Ifo-Geschäftsklimaindex am Donnerstag einmal mehr zeigen. Der Index werde wohl auf eine weiterhin schwächelnde deutsche Wirtschaft hindeuten, so Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank.

Der Blick gilt aber auch der Lage in Übersee, wo das US-Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Quartal ebenfalls am Donnerstag auf dem Programm steht. „Es wird das Bild vom ‚halbvollen/halbleeren Glas‘ der US-Konjunktur wohl nicht merklich verändern“, prognostizieren die Volkswirte von Helaba. Damit dürften die Sorgen über die weitere konjunkturelle Entwicklung erhalten bleiben. „Es wird immer lauter diskutiert, ob die Notenbanken zu spät mit den Zinssenkungenszyklen begonnen und dadurch die Wirtschaft in Europa und den USA abgewürgt haben“, sagt Marktexperte Andreas Lipkow in diesem Zusammenhang.

Damit kommt den zahlreichen Quartalszahlen und vor allem den Ausblicken der Unternehmen in der neuen Woche noch mehr Bedeutung zu als sonst. Sollten sich hier stärkere Bremsspuren bemerkbar machen, könnten gerade gut gelaufene Werte unter Druck kommen und die Indizes nach unten ziehen.

Das Dax-Schwergewicht SAP, das am Montagabend mit den Zahlen zum zweiten Quartal aufwartet, dürfte daher einen ersten wichtigen Akzent setzen.

Dass die Aussichten für den Dax eher mäßig sind, überrascht angesichts der Rahmenbedingungen nicht. „Der Ausbruch am Montag war ein klares Fehlsignal und der Trend zeigt aus charttechnischer Sicht jetzt ganz klar nach Süden“, sagt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Charttechnisch hat der Index zwar noch etwas Luft, allzu groß ist der Spielraum jedoch nicht.

„Ernsthafte Gefahren drohen dem Dax unterhalb des Junitiefs bei 17.951 Punkten – ein Schlüssellevel, welches durch die Trendlinie über die verschiedenen Hochs seit 2015 aktuell bei 17.946 Punkten noch zusätzlich verstärkt wird“, warnt der technische Analyst Jörg Scherer von Bank HSBC. Auch wenn diese Unterstützung halte, dürften die Bäume vorerst nicht in den Himmel wachsen, hieß es am Markt./mf/tih/mis/he
— Von Michael Fuchs, dpa-AFX —

ISRAEL

ILTV – Israel Life Television (englischsprachig)

Tägliche Video-Zusammenfassungen als ILTV News Flash.

UNDERSTANDIG WAR (ISW)

Tägliche Updates des Institute for the Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Israel-Hamas-Hisbollah-Huthi-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).

n-tv aktuell ISRAEL

21.07.2024 07:26

Ziele im Jemen attackiert Iran warnt Israel nach Vergeltungsschlag vor Krieg

Nach der Drohnenattacke der Huthi auf Tel Aviv greift Israel militärische Ziele der Miliz im Jemen an. Diese erklärt, sie bereite sich auf einen langen Krieg gegen Israel vor. Auch der verbündete Iran droht mit einer militärischen Auseinandersetzung. UN-Generalsekretär Guterres zeigt sich tief besorgt.

n-tv aktuell Nahost-Konflikt

NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL  

WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

„Eklatante Aggression“: Huthi drohen mit Vergeltung für israelischen Luftangriff auf Hodaida – 21.7.2024, 10:04

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, Hodaida sei kein „unschuldiger Hafen“ sondern der Haupteinlasspunkt für Waffen des wichtigsten regionalen Unterstützers der Huthis, Iran, in den Jemen.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben mehrere Ziele der Huthi im Westjemen angegriffen. Damit reagierte sie auf einen Drohnenangriff, den die Rebellengruppe für sich reklamiert und bei dem am Freitag in Tel Aviv eine Person getötet wurde.

Mehrere „militärische Ziele“ seien in der westjemenitischen Hafenstadt Hodaida getroffen worden, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Der Angriff sei eine Vergeltung für „Hunderte von Angriffen, die in den letzten Monaten gegen den Staat Israel verübt wurden“.

Die von den Huthi geführte Regierung in der Hauptstadt Sanaa erklärte, es seien Öllager und ein Kraftwerk getroffen worden. In der Erklärung hieß es, es habe zivile Opfer gegeben, doch wurden keine Zahlen genannt.

Ein Sprecher der Huthi verurteilte das, was er als „eklatante Aggression“ durch Israel bezeichnete.

„Die jemenitischen Streitkräfte bestätigen, dass sie auf diese unverhohlene Aggression reagieren werden und mit Gottes Hilfe nicht zögern werden, die lebenswichtigen Ziele des israelischen Feindes anzugreifen, und bekräftigen ihre frühere Erklärung, das besetzte Gebiet von Jaffa zur unsicheren Zone zu erklären“, sagte Brigadegeneral Yahya Saree.

In einer Fernsehansprache am Samstag sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Hodaida sei kein „unschuldiger Hafen“, sondern der Haupteinlasspunkt für Waffen des Hauptunterstützers der Huthi, Iran, in den Jemen.

„Wie die Hamas und die Hisbollah sind auch die Huthis ein fester Bestandteil der iranischen Achse des Bösen. Diese Achse arbeitet nicht nur gegen Israel, sondern bedroht den Frieden in der ganzen Welt. Israel erwartet von der internationalen Gemeinschaft, dass sie ihre Bemühungen gegen den Iran und seine Stellvertreter verstärkt, die iranische Aggression eindämmt und die internationale Schifffahrtsfreiheit schützt“, sagte Netanjahu.

Der israelische Militärsprecher Flottillenadmiral Daniel Hagari erklärte, der Angriff auf Hodaida sei eine rein israelische Aktion gewesen, an der keine anderen Parteien beteiligt gewesen seien.

„Die Angriffe der Huthi sind ein Akt der Aggression, ein Verstoß gegen das Völkerrecht und eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit. Heute hat Israel seine Maßnahmen zur Selbstverteidigung gegen diese Angriffe verschärft“, sagte Hagari.

Die israelischen Angriffe sind vermutlich die ersten auf jemenitischem Boden seit Beginn des Krieges mit der Hamas im Oktober und drohen, eine neue Front in der Region zu eröffnen, da Israel gegen Stellvertreter des Irans kämpft, darunter die Hisbollah im Libanon und verstreute Milizen in Syrien.

Der Angriff am Samstag erfolgte, nachdem die Huthis die Verantwortung für einen Drohnenangriff übernommen hatten, der am frühen Freitagmorgen einen Teil des Zentrums von Tel Aviv in der Nähe der US-Botschaft getroffen hatte.

Dabei wurde ein 50-jähriger Mann getötet, der vor kurzem aus Weißrussland nach Israel gezogen war, 10 weitere Personen wurden verletzt.

Während des neunmonatigen Gaza-Krieges haben die Huthis wiederholt Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert und erklärt, dies geschehe aus Solidarität mit dem palästinensischen Volk.

Aus demselben Grund hat die Gruppe auch Schiffe im Roten Meer ins Visier genommen, die nach ihrer Auffassung mit Israel in Verbindung stehen, aber die meisten der getroffenen Schiffe haben wenig oder nichts mit Israel zu tun.

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UKRAINE

Karte der Ukraine

UNDERSTANDIG WAR (ISW)

Tägliche Updates des Institute for the Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Ukraine-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).

n-tv aktuell UKRAINE

+++ 06:12 Wie in Syrien: Moskau verspricht georgischer Regierungspartei Unterstützung +++Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Föderationsrates, Andrej Klimow, verspricht Georgiens Regierungspartei „Georgischer Traum“ die Unterstützung durch Russland, sollte diese darum bitten. Dies berichtet die „Jewropeiskaja Prawda“. Demnach vergleicht Klimow die Situation mit Syrien und führt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad als Beispiel dafür an, dass diejenigen, die die Hilfe Russlands suchten, auch militärische Unterstützung erhielten. Russland intervenierte im September 2015 in Syrien, um die Regierung von Assad zu unterstützen. Den in Syrien operierenden russischen Streitkräften wurden zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen – darunter die Bombardierung von Krankenhäusern und der Einsatz von „Double-Tap“-Angriffen, eine Taktik, die Russland in der Ukraine wiederholt.

+++ 04:49 Orban blockiert weiter rund 6,5 Milliarden Euro für Kiew +++
Die unabgesprochene Moskau-Reise des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban ist heute Thema bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel ab 9.00 Uhr. Erwartet wird scharfe Kritik aus den anderen Mitgliedsländern. Uneins ist die EU allerdings über den möglichen Boykott eines informellen Außenrats in Budapest Ende August. Deutschland und andere sind für eine Teilnahme, um vor Ort Flagge gegen Orban zu zeigen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat eine Verlegung des Treffens nach Brüssel ins Gespräch gebracht. Bei dem Treffen in Brüssel geht es zudem um Militärhilfen für die Ukraine im russischen Angriffskrieg. Orban, der Anfang Juli nach Moskau zu Präsident Wladimir Putin gereist war, blockiert laut Diplomaten weiter rund 6,5 Milliarden Euro.

+++ 03:31 Ukraine meldet 77 Gefechte an der Front +++
Zwischen den ukrainischen Streitkräften und der russischen Armee ist es am Sonntag zu 77 Gefechten gekommen, meldet der Generalstab in Kiew auf Facebook. Die meisten Kämpfe habe es in Richtung Pokrowski gegeben. Dort sei die Situation „am heißesten“. Zudem seien die Russen in Richtung Charkiw und Kupjan aktiv, heißt es in der Meldung. Demnach wurden mehr als 3.200 Angriffe auf die Stellungen der ukrainischen Truppen und Siedlungen durchgeführt.

+++ 02:48 Bericht: Ein Viertel der russischen Militärflugzeuge des Typs Il-76MD-90A fällt wegen minderwertiger Teile aus
In Russland sind fünf von achtzehn Militärflugzeugen des Typs Il-76MD-90A wegen Fahrwerksproblemen ausgefallen, die durch minderwertige Ersatzteile verursacht wurden. Das berichtet „Ukrinform“ mit Verweis auf die Publikationen „Vazhnye Istori“ (Wichtige Geschichten) „Kommersant“. Demnach wurde ein Strafverfahren gegen einen Lieferanten von Lagern für das Militärflugzeug eingeleitet.

+++ 01:34 „Furchtbarer Krieg“: Selenskyj dankt Biden für Unterstützung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht US-Präsident Joe Biden seinen Dank aus – auch im Namen seines Landes. „Die Ukraine ist Präsident Biden für seine standhafte Unterstützung des ukrainischen Freiheitskampfes dankbar“, schreibt Selenskyj bei X. „Wir werden immer für die Führung von Präsident Biden dankbar sein. Er hat unser Land während der dramatischsten Momente der Geschichte unterstützt“, schreibt Selenskyj weiter. Biden habe der Ukraine geholfen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin davon abzuhalten, das Land zu besetzen, und die Ukrainer durch den „furchtbaren Krieg“ hindurch weiter unterstützt. Man hoffe, dass die starke Führung Amerikas auch weiter dazu beitragen werden, dass das „Böse aus Russland“ keinen Erfolg habe.

+++ 01:14 Selenskyj würdigt Bidens „harte, aber starke“ Entscheidung +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bringt seine Anerkennung für die Entscheidung von US-Präsident Joe Biden zum Ausdruck, seine Wiederwahlkampagne zu beenden. „In den letzten Jahren wurden viele wichtige Entscheidungen getroffen, die als mutige Schritte von Präsident Biden in schwierigen Zeiten in Erinnerung bleiben werden. Und wir respektieren die heutige harte, aber starke Entscheidung“, schreibt Selenskyj auf X. Er würdigt Biden für „seine unerschütterliche Unterstützung im Kampf der Ukraine für die Freiheit“.

+++ 00:38 Papst ruft zu Waffenruhe während Olympia auf +++
Papst Franziskus wirbt für die antike Tradition eines olympischen Friedens. „Mögen die Olympischen Spiele eine Gelegenheit sein, einen Waffenstillstand in den Kriegen zu schaffen und einen aufrichtigen Willen zum Frieden zu demonstrieren“, sagt Franziskus während seines Angelusgebets auf dem Petersplatz. „Vergessen wir nicht die gepeinigte Ukraine, Palästina, Israel, Myanmar und die vielen anderen Ländern im Krieg. Wir dürfen nicht vergessen, dass Krieg eine Niederlage ist.“ Im Altertum wurden Konflikte vor, während und nach den Olympischen Wettkämpfen so eingefroren, dass eine sichere An- und Abreise der Athleten und anderer Beteiligter möglich war. Diese Tradition wurde aber nicht immer eingehalten. Der Papst betont, der Sport habe auch „eine große soziale Kraft, die in der Lage ist, Menschen aus verschiedenen Kulturen friedlich zu vereinen“. „Ich hoffe, dass dieses Ereignis ein Zeichen für die integrative Welt sein kann, die wir aufbauen wollen, und dass die Athleten mit ihrem sportlichen Zeugnis Boten des Friedens und wertvolle Vorbilder für die Jugend sein können“, sagt Franziskus.

+++ 23:37 Fünf Verwundete durch russischen Beschuss Chersons +++
Russische Truppen haben den Stadtteil Korabelny in Cherson beschossen. Dadurch seien fünf Menschen verletzt worden, meldet der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Roman Mrochko, auf Facebook. „Die Zahl der Verwundeten hat sich heute infolge des Beschusses durch die russischen Besatzungstruppen erhöht. Zu dieser Stunde sind es fünf. Alle Männer sind 65, 22, 33, 52 und 25 Jahre alt“, heißt es in der Erklärung.

+++ 22:43 Mähdrescher in der Ukraine von Kampfdrohne getroffen +++
Bei einem russischen Drohnenangriff in der Region Sumy im Osten der Ukraine ist der Fahrer eines Mähdreschers getötet worden. Sein Beifahrer sei bei dem Angriff am Nachmittag schwer verletzt worden, berichten ukrainische Medien unter Berufung auf die örtliche Staatsanwaltschaft. Der Mähdrescher befand sich auf einem Feld bei der Ernte. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine greifen russische Truppen sowohl zivile als auch militärische Ziele an.

+++ 22:00 Duma will Biden für Ukraine-Krieg zur Rechenschaft ziehen +++
Der Vorsitzende der Staatsduma Russlands, Wjatscheslaw Wolodin, fordert, Biden zur Verantwortung zu ziehen. „Biden hat Probleme in der ganzen Welt und in seinem eigenen Land, den Vereinigten Staaten, geschaffen.“ Biden sollte nun „zur Rechenschaft gezogen werden: für den entfesselten Krieg in der Ukraine, die Zerstörung der Wirtschaft europäischer Länder, die Sanktionspolitik gegen Russland und andere Länder.“ Nach dem russischen Narrativ trägt der Westen die Schuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

+++ 21:37 Kreml will Lage in den USA genau beobachten +++
Nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen in den USA will der Kreml die Lage „genau beobachten“. Kremlsprecher Dmitri Peskow erinnert daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Biden als berechenbaren Kandidaten eingestuft habe, der für Russland vorzuziehen sei. Aber: „Die Wahl ist noch vier Monate entfernt, und das ist eine lange Zeit, in der sich viel ändern kann.“ sagt Peskow. „Wir müssen geduldig sein und genau beobachten, was als Nächstes passiert.“ Priorität für Russland habe, die Ziele des Kriegs gegen die Ukraine zu erreichen.

+++ 21:01 Selenskyj: Drittes deutsches Patriot-System ist da +++
Die Ukraine stärkt ihre Flugabwehr gegen russische Angriffe. „Die deutsche Patriot ist angekommen“, sagt Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Deutschland stellt der Ukraine drei Patriot-Flugabwehrsysteme zur Verfügung, das dritte meldet nach Selenskyjs Worten wohl Einsatzbereitschaft. „Wir werden in der Lage sein, mehr am Himmel zu tun“, sagt Selenskyj weiter. „Natürlich gibt es noch viel zu tun, und der Schutz ist noch lange nicht garantiert, aber es ist dennoch ein Gewinn für die Ukraine.“ Selenskyj hat in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass die Ukraine für einen umfassenden Schutz ihres Luftraums weitere Flugabwehrsysteme benötigt. Die von ihm genannten Zahlen für die benötigten Patriot-Systeme schwanken zwischen sechs und 25. Wie viele Systeme bisher geliefert wurden und ob sie alle noch einsatzbereit sind, lässt sich nicht genau feststellen.

+++ 20:28 Selenskyj nach Trump-Äußerung: Niemand kann Ukraine zwingen, Territorium aufzugeben +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat auf die Äußerungen von Donald Trump zum Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine reagiert. Der republikanische Präsidentschaftskandidat hatte in einem Interview gesagt, er könne den Krieg in der Ukraine beenden. Selenskyj stellte im Gespräch mit der BBC nun klar, dass niemand die Ukraine zwingen könne, Territorium aufzugeben, um Frieden zu schaffen. „Wenn eine einzige Person auf der Welt, und diese Person ist Donald Trump, den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden kann, stellt sich die Frage, zu welchem Preis und wer ihn bezahlen wird“, fügte der Präsident hinzu.

+++ 19:20 Breuer: Verlegung von US-Waffen ist Reaktion auf Russland +++
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, hat die geplante Verlegung weitreichender US-Waffen nach Deutschland verteidigt. „Die Stationierung weitreichender Präzisionswaffen ab 2026 ist kein aggressiver Akt unsererseits, sondern eine Reaktion darauf, dass Russland in Kaliningrad schon vor Jahren Iskander-Raketen aufgestellt hat, die mit ihrer Reichweite Deutschland direkt bedrohen“, sagte Breuer dem „Tagesspiegel“. „Wir mussten ausgleichend reagieren, um das strategische Patt wiederherzustellen.“ Die Stationierung sei „Teil einer klugen Abschreckung“.

+++ 18:30 Ukraine meldet neue russische Truppen bei Charkiw +++
Das ukrainische Militär beobachtet russische Truppenverstärkungen im Osten der Ukraine. So seien bei Hlubokoje in der Region Charkiw neue Einheiten stationiert worden, berichtet Nasar Woloschin, Sprecher der dort verteidigenden ukrainischen Truppen. Unter anderem seien eine Angriffstruppe der Marineinfanterie der russischen Pazifikflotte sowie Teile einer Schützendivision in das Gebiet gebracht worden. Das russische Militär hatte Anfang Mai eine größere Operation mit Zielrichtung Charkiw begonnen. Ziel des Angriffs war jedoch nicht die Eroberung der Großstadt, sondern vielmehr der Ausbau einer Pufferzone zwischen den ukrainischen Stellungen und der nahe gelegenen russischen Grenze.

+++ 17:45 Orbans unabgesprochene Moskau-Reise Thema bei Außenminister-Treffen +++
Die unabgesprochene Moskau-Reise des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban ist am Montag Thema bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Erwartet wird scharfe Kritik aus den anderen Mitgliedsländern. Uneins ist die EU allerdings über den möglichen Boykott eines informellen Außenrats in Budapest Ende August. Deutschland und andere sind für eine Teilnahme, um vor Ort Flagge gegen Orban zu zeigen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte eine Verlegung des Treffens nach Brüssel ins Gespräch gebracht. Bei dem Treffen in Brüssel geht es zudem um Militärhilfen für die Ukraine im russischen Angriffskrieg.

+++ 16:50 Ukraine: Zwei Journalisten bei russischem Beschuss verletzt +++
Ukrainischen Angaben zufolge sind zwei ukrainische Fotojournalisten bei einem russischen Angriff verletzt worden. Olga Kovalyova und Vladyslav Krasnoshchok, die für den ukrainischen Verband professioneller Fotografen (UAPP) arbeiten, wollten die Lage in Donezk aus einem Graben nahe der Frontlinie dokumentieren, als sie unter Beschuss gerieten, heißt es von der Organisation. Kovalyova wurde demnach evakuiert und in eine Klinik gebracht. „Ich wurde durch eine kugelsichere Weste und einen Helm gerettet. Das Schrapnell gelangte an eine Stelle, an der es keinen Schutz gab“, sagte Kovalyova laut der Erklärung der UAPP. Krasnoschtschok erlitt eine Gehirnerschütterung, musste aber nicht im Krankenhaus behandelt werden.

Ohne Referendum Klitschko: Selenskyj riskiert politischen Selbstmord

+++ 16:05 Klitschko: Selenskyj wird „politischen Selbstmord“ riskieren müssen +++
Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, betont in einem Interview, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, vor einer „sehr schwierigen“ Zeit stehe. Selenskyj werde in der kommenden Zeit schwierige Entscheidungen treffen müssen, die zu „politischem Selbstmord“ führen könnten, sagte Klitschko im Gespräch mit der italienischen Agentur „Corriere della Sera“. Er deutete weiter an, dass Selenskyj möglicherweise ein Referendum in der Ukraine einleiten müsse, wenn ein territorialer Kompromiss mit Russland auf den Tisch käme. „Wird er den Krieg mit neuen Toten und Zerstörungen fortsetzen müssen oder die Möglichkeit eines territorialen Kompromisses mit Putin in Betracht ziehen?“, sagte Klitschko. „Wie auch immer er sich entscheidet, unser Präsident riskiert politischen Selbstmord.“

+++ 15:15 Ukraine: Russische Hacker starten Großangriff auf Telegram-Kanäle +++
Russische Hacker haben Berichten zufolge mehr als 270 ukrainische Telegram-Kanäle angegriffen. Das berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur Suspilne. Demnach verbreiteten die Hacker eine Nachricht, in der sie Ukrainer aufforderten, „ihre Waffen niederzulegen“. Außerdem seien Nachrichten aufgetaucht, in denen Wolodymyr Selenskyj beschuldigt wurde, den Krieg begonnen zu haben, hieß es. In einem Facebook-Posting erklärte der ukrainische Staatssicherheitsdienst, der Cyberangriff sei vom russischen Dienst FleepBot durchgeführt worden. „Am 21. Juli wurde eine Massenveröffentlichung von Nachrichten provokativer Natur in einer Reihe von bekannten ukrainischen Telegram-Kanälen aufgezeichnet, die die FleepBot-Software zum Posten von Nachrichten nutzen“, schreibt der Dienst. „Wir möchten noch einmal auf die Gefahr hinweisen, eine Software des Aggressorlandes zu verwenden.“ FleepBot ist ein Telegram-Tool, mit dem Nutzer die automatische Versendung von Nachrichten planen können.

+++ 14:28 Ukraine: Russland startet „Doppelangriff“ auf Rettungskräfte in Sumy +++
Russische Streitkräfte haben nach Angaben des staatlichen ukrainischen Rettungsdienstes einen „Doppelangriff“ auf Rettungskräfte in Sumy gestartet. Die Rettungskräfte waren mit den Folgen eines nächtlichen Raketenangriffs auf die Stadt im Nordosten der Ukraine beschäftigt, als sie unter Beschuss gerieten, heißt es. Demnach waren sie gerade dabei, einen von fünf Bränden in einem Wohnhaus zu löschen. Es wurden keine Verletzten gemeldet. Bei der von Russland während des gesamten Krieges angewandten „Double Tap“-Taktik wird ein Gebiet kurz nach einem ersten Angriff ein zweites Mal angegriffen. In mehreren Fällen erfolgte der zweite Angriff, während Rettungskräfte versuchten, den Verletzten zu helfen.

+++ 13:43 Bericht: Bund will schnellere Genehmigung von Rüstungsfabriken +++
Die Bundesregierung will mit weiteren Maßnahmen die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands verbessern. Die Regierung arbeitet an einem Strategiepapier zur Modernisierung der Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie, wie ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagt. „Es wird in mehreren Ressorts erarbeitet.“ Zu Details äußert sich der Sprecher nicht. Laut „Handelsblatt“ sollen in dem Strategiepapier unter anderem beschleunigte Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Rüstungsfabriken in Deutschland verankert werden.

+++ 13:08 Russland meldet Einnahme von zwei Dörfern in der Ostukraine +++
Russland meldet einen weiteren Vormarsch seiner Invasionstruppen in der Ostukraine. Die Streitkräfte hätten das Dorf Rosiwka in der Region Luhansk sowie das Dorf Pischtschane Nischne in der Region Charkiw eingenommen, berichten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.

Näherten sich angeblich Grenze Russland fängt US-Bomber ab

+++ 12:31 Moskau: Vorfall mit US-Bombern ereignete sich in der Arktis +++
Russland gibt weitere Details zu den nach eigenen Angaben abgefangenen US-Bombern bekannt. Die Kampfjets seien am Überfliegen der russischen Grenze über der Barentssee in der Arktis gehindert worden, erklärt das Verteidigungsministerium in Moskau. Man habe Kampfjets losgeschickt, um ein „Luftziel, das sich der Staatsgrenze der Russischen Föderation nähert“, abzufangen. Die Besatzungen der russischen Kampfflugzeuge hätten das Luftziel als „zwei US-Bomber vom Typ B-52H“ identifiziert. „Als sich die russischen Kampfflugzeuge näherten, korrigierten die amerikanischen strategischen Bomber ihren Kurs, entfernten sich und drehten dann von der russischen Staatsgrenze ab“, heißt es.

+++ 11:58 Selenskyj: Langstreckenwaffen sollten Antwort auf russischen Terror sein +++
Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert nach den russischen Drohnen- und Raketenangriffen in der Nacht erneut die Lieferung von Langstreckenwaffen. „Unsere ausreichende Langstreckenwaffen-Kapazität sollte eine angemessene Antwort auf den russischen Terror sein“, schreibt Selenskyj auf Telegram. „Jeder, der uns dabei unterstützt, unterstützt die Verteidigung gegen den Terror.“ Die Bereitstellung solcher Waffen sei nötig, um russische Bomber auf Luftwaffenstützpunkten zu zerstören und die Ukraine vor Angriffen zu schützen.

+++ 11:04 Ukraine meldet Abschuss von Drohnen und Raketen +++
Die ukrainische Luftabwehr hat nach eigenen Angaben in der Nacht 35 von 39 russischen Angriffsdrohnen vom Typ Shahed abgeschossen. Das berichtet „Kyiv Independent“ unter Berufung auf die Luftwaffe der Ukraine. Zudem feuerten die russischen Streitkräfte demnach drei ballistische Iskander-M-Raketen und zwei Kh-59/69-Marschflugkörper auf das Land ab. Letztere hätten aufgrund von „Gegenmaßnahmen“ ihr Ziel nicht erreicht, heißt es. Ob die Iskander-M-Raketen einschlugen, ist nicht bekannt.

+++ 10:12 Russland: Haben US-Bomber an Grenze abgefangen +++
Russland hat nach eigener Darstellung eine Verletzung seiner Staatsgrenze durch US-Militärflugzeuge abgewendet. Russische Kampfjets vom Typ MiG-29 und MiG-31 hätten strategische US-Bomber des Typs В-52Н über der Barentssee davon abgehalten, die russische Grenze zu verletzen, zitiert die Nachrichtenagentur TASS das russische Verteidigungsministerium. Die US-Jets hätten ihren Kurs geändert, als sich die russischen Flugzeuge genähert hätten.

+++ 09:32 Russland meldet Eroberung von Stadt im Donbass +++
Die russischen Truppen haben in der ostukrainischen Region Donezk einen weiteren Vormarsch verkündet. Die Stadt Krasnohoriwka (russisch: Krasnogorowka) nordwestlich der von Moskau annektierten Gebietshauptstadt Donezk sei mit Ausnahme einiger Straßen fast vollständig erobert, meldet die staatliche Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf Militärangaben. Demnach gaben auch ukrainische Soldaten auf und kamen in Gefangenschaft. In der Stadt seien noch viele Zivilisten, von denen einige bereits an andere Stellen im Donbass in Sicherheit gebracht worden seien, heißt es.

NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE

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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN

Russland im Hintergrund? Mysteriöser Kaufrausch für LNG-Transportschiffe

RUSSLAND-SANKTIONEN/LNG – Mysteriöse Käufer mit mutmaßlichen Verbindungen zu Russland haben damit begonnen, Dutzende von Schiffen anzuhäufen, die Flüssiggas transportieren können, was darauf hindeutet, dass Moskau seine Dark Fleet von Energietankern ausbaut. Insider aus der Schifffahrtsbranche berichten, dass eine Reihe bisher unbekannter Unternehmen, die größtenteils in den Vereinigten Arabischen Emiraten registriert sind, im vergangenen Jahr in rasantem Tempo LNG-Schiffe erworben und damit die Marktpreise, insbesondere für die ältesten Schiffe, in die Höhe getrieben haben. (Financial Times)

Bürgerrechtler sehen russische Hochschulen unter Druck

BERLIN/MOSKAU (dpa-AFX) – Bürgerrechtler sehen durch die Repression in Russland im Zuge des Angriffskriegs gegen die Ukraine auch Universitäten und Hochschulen unter einem stärkeren politischen Druck. Die Organisation Molnija, die sich für die Rechte von Studierenden einsetzt, verzeichnet seit Kriegsbeginn 2022 deutlich mehr Fälle von Zwangsexmatrikulationen. Wegen Kritik am Krieg oder wegen sonstiger politischer Motive würden Studenten und Studentinnen aus den Hochschulen entfernt. Eine Studie zur Hochschulfreiheit in Russland listet für 2023 mehrere Fälle auf, bei denen auch Dozenten aus politischen Gründen entlassen oder bestraft wurden. Genaue Zahlen über die Entwicklung von Hochschulverweisen aus politischen Gründen gibt es allerdings nicht.

In Russland lernen nach offiziellen Angaben etwa 4,3 Millionen Studierende an rund 1.000 Unis und Hochschulen. Die Hochschulen seien einer der empfindlichsten Bereiche der Gesellschaft, sagte die Journalistin Wera Ryklina vom Medienprojekt „Strana i mir“ bei einer Veranstaltung der Deutschen Sacharow-Gesellschaft. Russland richte sich auf einen langanhaltenden Konflikt mit dem Westen ein. An der Hochschulpolitik lasse sich ablesen, welche Gesellschaft der russische Staat unter Kremlchef Wladimir Putin anstrebe.

Wehrerziehung kehrt zurück

Zu diesem Bild gehörten eine Militarisierung und ideologische Indoktrinierung, erläuterte der exilierte russische Soziologe Dmitri Dubrowski, ein Autor der Studie zur Hochschulfreiheit für das Forschungszentrum Cisrus in den USA. Die Militärausbildung sei zurückgekehrt, zur patriotischen Erziehung würden Fächer wie „Grundlagen der russischen Staatlichkeit“ oder „Religionen Russlands“ eingeführt. Geheimdienstoffiziere rückten in Uni-Verwaltungen ein.

Linientreue Studenten oder Dozenten durchforsteten die Konten ihrer Kommilitonen oder Kollegen in sozialen Netzwerken auf abweichende Meinungen, sagte Dubrowski. Von einem aktuellen Fall berichtete das russische Exilmedium „The Insider“ Mitte Juli: Demnach sei der Dozent Nikolai Rosow als Mitarbeiter des Philosophie-Instituts der Universität Nowosibirsk entlassen worden – ein Kollege habe ihn wegen angeblich „radikalen Westlertums“ denunziert.

Partner sind ausländische Agenten

Mehrere als liberal geltende Fakultäten und Privathochschulen wurden geschlossen. Die Vielfalt der Lehre an russischen Hochschulen leide auch darunter, dass viele Dozenten und Organisationen als sogenannte ausländische Agenten eingestuft seien, sagte Dubrowski. Im Extremfall seien akademische Partner als unerwünscht gebrandmarkt worden – dies gilt zum Beispiel für das Deutsche Historische Institut (DHI) in Moskau. Das bedeutet, dass die Zusammenarbeit mit ihnen als strafbar gilt. Als Sonderfall beim Vorgehen gegen die Hochschulen nannte er Anschuldigungen von Landesverrat oder Spionage, die in mehreren Fällen gegen Wissenschaftler aus militärtechnisch relevanten Fächern erhoben wurden.

Rauswurf wegen Teilnahme an Demonstrationen

Studierende würden oft von der Hochschule verwiesen, wenn sie an nicht genehmigten Demonstrationen teilnehmen, berichtet die Organisation Molnija. Begründet werde dies mit einem Verstoß gegen die Verhaltensregeln der Hochschule. Gefährdet seien vor allem Studierende, die sich sozial oder gewerkschaftlich engagieren oder journalistisch arbeiten. Demonstrationen werden in Russland immer noch unter Verweis auf den Schutz vor Corona untersagt.

Molnija verweist darauf, dass in den Jahren vor dem Krieg jeweils nur eine Handvoll Fälle von Hochschulverweisen aus politischen Gründen bekanntgeworden waren. In den Kriegsjahren 2022 und 2023 seien es gleich mehrere Dutzend gewesen. Entlassene Studenten seien weitgehend ungeschützt, sagte eine Juristin von Molnija anonym bei der Sacharow-Gesellschaft. Sie hätten keine Arbeit, staatliche Stellen lehnten den Kontakt mit ihnen ab, ihnen drohe die Einberufung zum Wehrdienst. Tausende kritische Studenten und Dozenten haben sich wegen des Krieges ins Ausland abgesetzt./fko/DP/he

POLITIK-BLOG/Baerbock verteidigt Stationierung weitreichender US-Raketen

Außenministerin Annalena Baerbock hat die geplante Stationierung weitreichender amerikanischer Raketen in Deutschland gegen Kritik verteidigt. Der russische Präsident Wladimir Putin habe „das Arsenal, mit dem er unsere Freiheit in Europa bedroht, kontinuierlich ausgebaut“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Dagegen müssen wir uns und unsere baltischen Partner schützen, auch durch verstärkte Abschreckung und zusätzliche Abstandswaffen.“ Alles andere, betonte Baerbock, „wäre nicht nur verantwortungslos, sondern auch naiv gegenüber einem eiskalt kalkulierenden Kreml“. Die Ministerin verwies darauf, dass Putin schon vor Jahren „mit Abrüstungsverträgen und unserer gemeinsamen europäischen Friedensarchitektur gebrochen“ habe. „Er will uns damit Angst machen, unter Druck setzen und unsere Gesellschaften spalten.“ Zwar wolle Deutschland eine andere Beziehung zu Russland, aber die traurige Wahrheit sei, so Baerbock: „Putins Russland ist derzeit die größte Sicherheitsgefahr für uns und unseren Frieden in Europa.“

ZENTRALBANKEN

Chinas Zentralbank senkt Leitzinsen überraschend

PEKING (Dow Jones)–Die People’s Bank of China (PBoC) hat ihren Referenzzins für Bankkredite (LPR) unerwartet gesenkt. Wie die Notenbank des Landes mitteilte, wurden der einjährige Referenz-Zinssatz (Loan Prime Rate – LPR) und der fünfjährige LPR um jeweils 10 Basispunkte auf 3,35 bzw 3,85 Prozent reduziert.

Der Zins für siebentägige Reverse-Repo-Geschäfte wurde auf 1,7 von 1,8 Prozent gesenkt. Die Notenbank teilte mit, sie wolle die „finanzielle Unterstützung für die Realwirtschaft“ erhöhen.

Die Schritte der Notenbank folgen auf ein enttäuschendes Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und durchwachsene Wirtschaftsindikatoren für Juni. Die Anzeichen für eine andauernde Schwäche haben den Druck auf die Notenbanker erhöht, mehr Stimuli bereitzustellen. Analysten hatten erwartet, dass die PBoC handelt, waren jedoch geteilter Meinung darüber, in welcher Form dies stattfinden würde.

Für Zhang Zhiwei, Chefökonom von Pinpoint Asset Management ist die Zinssenkung ein Schritt in die richtige Richtung. Er erwartet weitere Senkungen, sobald die US-Notenbank Federal Reserve mit ihrem Lockerungszyklus anfängt. Er fügte aber hinzu, dass die Geldpolitik in China nicht die größte Rolle spiele. Fiskalpolitik werde ebenfalls eine Rolle spielen. Die Wirtschaftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte werde das Niveau der geldpolitischen Unterstützung bestimmen.

„Die Tatsache, dass die PBOC nicht darauf gewartet hat, dass die Fed die Zinssätze zuerst senkt, zeigt, dass die Regierung den Abwärtsdruck auf die chinesische Wirtschaft erkannt hat, da das BIP-Wachstum im zweiten Quartal enttäuscht hat“, sagte Zhang.

MELDUNGSÜBERBLICK

WEITERE MELDUNGEN

WELT

US-Wahlkampf im n-tv-Liveticker

US-Wahlkamp im ORF-Liveticker

+++ 20:30 Biden informierte seinen Führungsstab erst eine Minute vor öffentlicher Erklärung +++
US-Präsident Joe Biden hat seinen seinen Führungsstab um 13:45 Uhr (Ortszeit) darüber informiert, dass er seine Meinung geändert habe und nicht mehr zur Wiederwahl antreten werde. Damit erfuhren diese erst eine Minute vor der öffentlichen Erklärung des Präsidenten von seiner Entscheidung. Dies berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. „Letzte Nacht ging es noch mit Vollgas weiter“, sagte die anonyme Person. Mehrere Wahlkampfhelfer von Biden waren am Sonntagmorgen im Fernsehen aufgetreten und hatten erklärt, dass er im Rennen bleibe.

Verzicht auf Kandidatur – Richter: Bidens Timing „ist die eigentliche Überraschung“

+++ 20:22 Biden schlägt Kamala Harris als Ersatzkandidatin vor +++
Nach seiner Ankündigung, sich nicht länger um eine zweite Amtszeit zu bewerben, hat US-Präsident Joe Biden seine Stellvertreterin Kamala Harris als Ersatzkandidatin für die Wahl im November vorgeschlagen. Das teilte Biden in den sozialen Medien X, Facebook und Instagram mit. Der 81-Jährige erklärt, es sei im Wahljahr 2020 seine beste Entscheidung gewesen, Harris als Vizekandidatin auszuwählen. Er spreche ihr daher seine volle Unterstützung aus, als Kandidatin der Demokratin bei der anstehenden Wahl anzutreten. Die Entscheidung darüber liegt bei Delegierten der Partei aus allen Bundesstaaten.

+++ 20:06 Biden zu Kandidatur: „Glaube, dass es im besten Interesse des Landes ist, wenn ich zurücktrete +++
US-Präsident Joe Biden hat auf X erklärt, nicht als demokratischer Präsidentschaftskandidat zu kandidieren. In einer Erklärung, die er an „meine amerikanischen Mitbürger“ richtet, erklärt er, es sei „die größte Ehre meines Lebens gewesen, als Ihr Präsident zu dienen“. „Ich hatte zwar die Absicht, mich um die Wiederwahl zu bemühen, aber ich glaube, dass es im besten Interesse meiner Partei und des Landes ist, wenn ich zurückzutreten und mich für die verbleibende Zeit meiner Amtszeit ausschließlich auf die Erfüllung meiner Pflichten als Präsident zu konzentrieren.“ Damit bleibt er als Präsident im Amt. Der Schritt folgt auf monatelange Spekulationen über Bidens Alter und seine Eignung für weitere vier Jahre im Amt.

„Im besten Interesse des Landes“: Biden zieht zurück – bleibt aber Präsident

+++ 21.7.2024, 19:52 Biden verkündet Verzicht auf Präsidentschaftskandidatur +++
US-Präsident Joe Biden will sich laut einem Beitrag auf X nicht um eine weitere Amtszeit bewerben. Neben der Nachricht auf seinem persönlichen X-Account, den er für den Wahlkampf nutzt, gab es zunächst keine weitere offizielle Stellungnahme über einen anderen Kanal.

KOMMENTAR – Jäger sieht „Rache“ des Präsidenten „Biden hat alle ins Messer laufen lassen“ – KURZVIDEO

Joe Biden kommt den Rufen seiner Partei nach und zieht sich als Präsidentschaftskandidat zurück. Vor allem mit der Art und Weise des Schritts könnte er seiner Partei aber keinen Gefallen getan haben, meint Thomas Jäger. Dass nun, wie von den Demokraten erhofft, „ein Knoten platzt“, glaubt der Politologe nicht.

BERICHT – „Hart. Furchtlos. Hartnäckig.“: Harris‘ größte Konkurrenten räumen das Feld

Es sieht so aus, als würde niemand bei den Demokraten mit Kamala Harris um die Position des Präsidentschaftskandidaten buhlen wollen. Mehrere der aussichtsreichen Biden-Erben lassen der Vize-Präsidentin den Vortritt, die auch die Unterstützung der Parteivorsitzenden in den Bundesstaaten erhält.

Der als möglicher Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei gehandelte Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom, hat sich nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden von der Kandidatur für dessen Stellvertreterin Kamala Harris ausgesprochen. „Hart. Furchtlos. Hartnäckig“, schrieb er auf X. Niemand sei besser geeignet, gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump anzutreten als Harris.

Die Demokratie und die Zukunft der USA stünden auf dem Spiel, mahnte Newsom. Harris könne im Gegensatz zu Trumps „dunkler Vision“ das Land in eine „gesündere Richtung“ leiten.

Biden hatte am Sonntag angesichts der massiven Zweifel an seiner geistigen und körperlichen Fitness erklärt, nicht mehr für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Er schlug seine Vizepräsidentin Harris als Kandidatin der Demokratischen Partei für die Wahl im November vor. Harris kündigte an, die Nominierung als demokratische Präsidentschaftskandidatin gewinnen und Trump schlagen zu wollen. „Es ist mir eine Ehre, dass der Präsident mich empfohlen hat. Es ist meine Absicht, diese Nominierung zu verdienen und zu gewinnen“, so Harris.

Prominente US-Gouverneure stellen sich hinter Harris

Harris‘ Kandidatur ist jedoch keineswegs sicher. Die Delegierten werden beim Parteitag im August in Chicago offiziell eine Kandidatin oder einen Kandidaten küren. Mit Newsom hat sich nun allerdings einer ihrer aussichtsreichsten Rivalen aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur verabschiedet.

Auch der Gouverneur des für die Wahl immens wichtigen und umkämpften Bundesstaates Pennsylvania, Josh Shapiro, teilte mit, er werde alles tun, um Harris zu unterstützen. Ähnlich äußerte sich auch North Carolinas Gouverneur Roy Cooper. Die Gouverneurin des Swing States Michigan, Gretchen Whitmer, hatte ihre Kandidatur bereits ausgeschlossen. Sie hielt sich aber mit einer direkten Unterstützung für Harris noch zurück. „Meine Aufgabe bei dieser Wahl wird dieselbe bleiben: alles zu tun, was ich kann, um die Demokraten zu wählen und Donald Trump zu stoppen“, schrieb Whitmer auf X.

Als realistische Option bliebe damit noch der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker. Der Erbe der Hyatt Hotelkette ist eine Art Trump der Demokraten und auch nicht minder vorlaut. Er hat sich bislang nicht zum Biden-Aus geäußert.

Bundesstaaten unterstützen Harris

Insidern zufolge startete Vizepräsidentin Kamala Harris umgehend ihre Kampagne für die demokratische Nominierung. Harris‘ Wahlkampfteam und Verbündete hätten am Sonntag Hunderte von Telefonaten geführt, um die Unterstützung der Delegierten für ihre Präsidentschaftskandidatur vor dem Parteitag der Demokraten im August zu sichern, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. „Viele Leute arbeiten daran“, sagte einer der Insider. Gleichzeitig hätten sich die 50 Parteichefs der US-Bundesstaaten in einer Telefonkonferenz einstimmig für Harris als neue Spitzenkandidatin ausgesprochen, hieß es in Parteikreisen. Mehrere Teilnehmer berichteten, Harris genieße die volle Unterstützung der Vorsitzenden. Das Büro der Vizepräsidentin und die Wiederwahlkampagne von Harris lehnten eine Stellungnahme zunächst ab.

Wen Harris als Vizepräsidenten wählen könnte, ist noch unklar. Trotz der breiten Unterstützung innerhalb der Partei haben sich einige führende Demokraten, darunter die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der ehemalige Präsident Barack Obama, bislang nicht zu Harris‘ Kandidatur geäußert.

Harris braucht die Unterstützung von 1969 der 3936 demokratischen Delegierten, um auf dem Parteitag vom 19. bis 22. August in Chicago für die Präsidentschaftswahl am 5. November nominiert zu werden. Der US-Bundesstaat Tennessee habe Harris als erster seine 70 Delegierten zugesagt, hieß es weiter. Die meisten Delegierten hatten sich nach den diesjährigen Vorwahlen für Biden mit Harris als Vizepräsidentin ausgesprochen. Nach Bidens Rückzug sind sie nicht mehr daran gebunden. Biden war zwar der designierte Kandidat der Partei, hat aber nicht die Befugnis, den offiziellen Kandidaten der Demokraten zu bestimmen. *** Quelle: ntv.de, mba/AFP/rts

EUROPÄISCHE UNION

Russischer Milliardär Wolosch plant KI-Großinvestitionen in Europa

FRANKFURT (Dow Jones)–Nach seinem Rückzug aus Russland hat sich Tech-Milliardär Arkadi Wolosch für einen Neuanfang in der EU entschieden und plant große Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI). „Die Techindustrie wird dominiert durch Firmen aus den USA und China. Das ist unfair“, sagte Wolosch im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Er glaube fest daran, dass die EU „riesiges Potenzial“ bei der Entwicklung von KI habe. Bislang allerdings sei Europa leider eher „ein weißer Fleck auf der Tech-Landkarte“.

Wolosch plant dem Bericht zufolge, von Amsterdam aus mit seiner Firma „Nebius“ innerhalb weniger Monate große Computerkapazitäten in Europa aufzubauen. Möglich sei das, weil die EU im März die wegen des Ukraine-Kriegs zwischenzeitlich gegen Wolosch verhängten Sanktionen aufgehoben hat.

„Wir errichten die Rechner-Infrastruktur, die KI-Entwickler benötigen, um ihre Modelle zu trainieren. Unser Ziel ist es, weltweit zu einem der größten unabhängigen Anbieter auf diesem Gebiet zu werden. Und das sehr schnell“, sagte Wolosch dem Spiegel. Es gehe darum, endlich „Rechenpower bereitzustellen, die nicht auf große Konzerne in China oder den USA zugeschnitten oder von diesen abhängig ist“.

Wolosch will dafür die Kapazität eines bereits bestehenden Nebius-Rechenzentrums in Finnland verdreifachen. Eine weitere Anlage solle in Island entstehen. Möglich machen soll das auch eine Kooperation mit dem Chiphersteller Nvidia. Nebius habe eine „lange Partnerschaft“ mit dem US-Konzern und werde von diesem sogar als „bevorzugter Partner“ geführt, sagte Wolosch. Der Chiphersteller versorge Nebius „mit all der Kapazität, die wir benötigen“.

Wolosch hatte 30 Jahre lang in Moskau die russische Suchmaschine Yandex aufgebaut und war damit zum Milliardär geworden. Wegen des Überfalls auf die Ukraine brach er mit Russland. Mitte Juli wurde der Verkauf des Yandex-Geschäfts in Russland endgültig abgeschlossen.

Mehr dazu bei n-tv

Barcelona will Touristensteuer für Kreuzfahrtpassagiere erhöhen

Barcelona will die Kurtaxe für bestimmte Touristen erhöhen, um die Folgen des Massentourismus in der katalanischen Hauptstadt zu bekämpfen. „Wir wollen die Touristensteuer für Kreuzfahrtpassagiere erhöhen, die sich weniger als 12 Stunden in Barcelona aufhalten“, kündigte Barcelonas Bürgermeister, Jaume Collboni, gegenüber der Zeitung El Pais an. Die Steuer von derzeit 7 Euro sei zu niedrig. Wie hoch die Steuer künftig sein könnte, ließ Collboni offen.

Mallorca, Ibiza, Barcelona In Spanien wächst die Wut auf den Ansturm von Touristen

Wirtschaftlich sind spanische Urlaubsregionen auf die Tourismusbranche angewiesen. Zugleich sind die Einheimischen sauer über knappen Wohnraum und steigende Lebenshaltungskosten – bei relativ niedrigen Gehältern. Am Abend werden auf Mallorca wieder Tausende von ihnen protestieren.

Auf dem Plakat zur Ankündigung der Großdemonstration gegen den Massentourismus auf Mallorca umkreisen Ferienflieger, Privatjets, Kreuzfahrtschiffe und Luxus-Jachten die kleine Insel wie ein Schwarm Fliegen. „Ändern wir den Kurs“ (Canviem el rumb) steht über der Fotomontage zu der für Sonntagabend in der Inselhauptstadt Palma angekündigten Kundgebung. Es gehe darum, dem „Tourismus Grenzen zu setzen“, steht etwas kleiner gedruckt auf dem Plakat. Auf jeden Einheimischen kommen 15 Urlauber.

Leichter gesagt als getan. Auf den Balearen, deren Hauptinsel Mallorca ist, leben knapp 1,2 Millionen Einheimische. Im vergangenen Jahr wurden sie von 18 Millionen Urlaubern, davon 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien, besucht. Oder eher heimgesucht, wie immer mehr Einheimische finden. Zu der Kundgebung aufgerufen hat eine Gruppierung namens „Weniger Tourismus, mehr Leben“. Nach Angaben von Marga Ramis, einer der verantwortlichen Köpfe hinter der Bewegung, haben sich 100 Vereine und Organisationen angeschlossen, wie die „Mallorca Zeitung“ berichtete. Vor acht Wochen hatten bereits bis zu 25.000 Menschen in Palma unter dem Motto „Sagen wir Basta!“ und „Mallorca steht nicht zum Verkauf!“ demonstriert.

Auch in anderen spanischen Touristenmetropolen wie Barcelona und Málaga sowie auf den Kanaren regt sich der Unmut. Dieses Mal wollen die Demonstranten den Urlaubern noch näher kommen, damit auch ja kein Zweifel aufkommt, wer gemeint ist. Der Zug soll durch die engen Gassen der Altstadt von Palma gehen, wo auch immer viele Touristen unterwegs sind.

Löhne zwischen 1000 und 1800 Euro im Monat

Für Mallorca ist der Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Und die Tourismusbranche warnt davor, an dem Ast zu sägen, auf dem viele sitzen. Rund 20 Milliarden Euro ließen sie in die Kassen der Insel fließen. Aber Demonstranten klagen, dass nur eine Minderheit profitiere, während die große Mehrheit Jobs mit niedrigen Gehältern in der Tourismusbranche bekomme, die nicht reichten, um die immer teureren Wohnungen zu bezahlen. Zudem zerren Staus, Lärm und Schmutz an den Nerven der Insulaner, die sich in ihrer Heimat angesichts von so vielen Fremden selber beginnen, fremd zu fühlen.

In spanischen Medien mehren sich unterdessen Reportagen über die prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse von Angestellten in der Tourismusbranche. „Ich arbeite in der Instandhaltung einer Luxusvilla von Engländern und verdiene zwischen 1500 und 1800 Euro im Monat“, erzählt ein 37-Jähriger auf Ibiza der Zeitung „El País“. Im Februar sei er wegen einer Mieterhöhung aus seiner Wohnung geflogen. Die Preise von rund 1000 Euro pro Monat nur für ein Zimmer könne er sich nicht leisten und schlafe seither in einem Wohnwagen am Rande eines schwedischen Möbelhauses. Duschen könne er bei einem Freund.

Seine „Nachbarn“, ebenfalls in klapprigen Wohnwagen, verdienen demnach alle zwischen 1000 und 1500 Euro im Monat. „Willkommen auf Ibiza“ mit den zwei Welten der Edel-Nachtclubs und einem Leben auf dem Parkplatz, schrieb die wichtigste Zeitung des Landes. Was aber passieren würde, wenn die Demonstranten Erfolg hätten und viele Urlauber sich abschrecken ließen, mag sich auch niemand so recht ausmalen. „Ich habe Verständnis für das Unbehagen vieler Bewohner, bitte aber darum, dass solche Demonstrationen nicht, wie in Barcelona geschehen, in Vandalismus gegenüber Urlaubern und Einwohnern ausarten“, sagte die konservative Regionalregierungschefin der Balearen, Marga Prohens, der „Mallorca Zeitung“.

Plakate in Barcelona: „Tourists go home“

In der Mittelmeermetropole Barcelona hatten Anfang des Monats mehrere tausend Demonstranten angesichts auch dort immer höherer Wohn- und Lebenshaltungskosten Beschränkungen für die Tourismusbranche gefordert. Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind, wurden mit Wasserpistolen bespritzt. „Tourists go home. You are not welcome“ stand auf mitgeführten Plakaten. Der sozialistische Bürgermeister Jaume Collboni will die Steuer für Kreuzfahrttouristen erhöhen und die Lizenzen für Ferienwohnungen nicht mehr erneuern.

Sogar die deutsche Politik hat das Thema inzwischen erreicht. Die Union im Bundestag warnte vor den möglichen Auswirkungen der Proteste auf den Tourismus in Spanien. „Die Urlauber auch aus Deutschland sichern Arbeitsplätze, sorgen für Steuereinnahmen, die wiederum in Investitionen in die Infrastruktur vor Ort fließen“, sagte die CDU-Tourismusexpertin Anja Karliczek der „Rheinischen Post“. Der Tourismus sei ein „wichtiger Teil der Wirtschaftsleistung nicht nur auf Mallorca“. Karliczek zeigte zugleich auch Verständnis für den Unmut von Einheimischen. „Aber natürlich sorgt der Overtourismus auch für Probleme.“

Ähnlich äußerten sich die Grünen im Bundestag. Der Tourismus-Experte der Fraktion, Matthias Gastel, sagte dem Blatt: „Wenn Wohnraummangel, Wasserknappheit und Müllberge die Folgen von Inseltourismus sind, der von Masse statt von Qualität geprägt ist, dann ist im Interesse von Mensch und Natur Handeln angesagt.“

Das sieht auch Inselchefin Prohens so. „Wir wollen einen gesellschaftlichen und politischen Pakt schließen, um die Inseln nachhaltiger aufzustellen“, sagte sie. Die Tourismusbranche habe Hunderttausende Jobs und Wohlstand geschaffen, sie müsse aber auch sozialverträglich sein, die Menschen müssten sich damit wohlfühlen, sagt sie. „Die Urlauber sind auf den Balearen willkommen, und das wird auch so bleiben“, versichert Prohens. *** Quelle: ntv.de, lve/dpa

Erneut Protest gegen Massentourismus auf Mallorca

Auf der beliebten Ferieninsel Mallorca haben mehrere tausend Einheimische erneut gegen die Auswüchse des Massentourismus demonstriert. Menschen hielten Plakate mit Aufschriften wie „Your luxury, our misery“ und „Wir wollen nicht die Vorreiter beim Anstieg der Wohnkosten sein“. Die Demonstranten machten sich vom Park Ses Estaciones anschließend auf den Weg durch die Altstadt Palmas. Aufgerufen zu der Kundgebung hat die Organisation „Weniger Tourismus, mehr Leben“.

Vor acht Wochen waren nach Angaben der Veranstalter bis zu 25.000 Einheimische unter dem Motto „Sagen wir Basta!“ und „Mallorca steht nicht zum Verkauf!“ in Palma auf die Straße gegangen. Auch in anderen spanischen Touristenmetropolen wie Barcelona und Malaga sowie auf den Kanaren regt sich Unmut.

Für Mallorca ist der Tourismus hingegen überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Und die Tourismusbranche warnt vor einem Ausbleiben der Reisenden. *** red, ORF.at/Agenturen

Italien: Eintrittsgebühr für Venedig künftig zehn statt fünf Euro, aber nur für „kritische“ Tage – Ausnahme-Dschungel – 15.7.2024

Italien-Reisende, die einen Tagesausflug nach Venedig unternehmen wollen, müssen vorerst keine Eintrittsgebühr mehr zahlen, da der Test endet. Ab 2025 kommt die Gebühr jedoch dauerhaft.

Venedig zählt zu den beliebtesten Reisezielen in Europa. Jedes Jahr besuchen rund 15 Millionen Tourist:innen die Lagunenstadt. Um die Urlauberströme besser lenken zu können, müssen Tagesbesucher:innen künftig ihren Ausflug in die Altstadt vorab reservieren und eine Eintrittsgebühr bezahlen. Nach dem Ende des weltweit ersten Tests mit einer Gebühr für Tagesbesucher:innen will Venedig auch künftig Eintritt verlangen. Ab 2025 sollen dann bis zu zehn Euro bezahlt werden müssen, wenn es in der Lagunenstadt an der italienischen Adria besonders voll wird.

Venedig: Eintritt kostet ab 2025 bis zu zehn Euro

Ab 2025 soll zu bestimmten Tagen ein Grundtarif gelten, dessen Höhe noch nicht feststeht. An „kritischen“, stark frequentierten Tagen soll jedoch ein Höchsttarif von zehn Euro bezahlt werden müssen. Alles in allem hat Venedig 2024 mit der neuen Gebühr mehr als zwei Millionen Euro eingenommen. An manchen Tagen wurden mehr als 25.000 zahlende Gäste registriert

Wer ist von der Eintrittsgebühr befreit?

Ausgenommen sind den Beschlüssen zufolge Reisende, die mindestens eine gebuchte Übernachtung in der Lagunenstadt nachweisen können, Einwohner der Region Venetien, Kinder bis 14 Jahre, Pflegebedürftige, etc. Wer genaue von der Eintrittsgebühr befreit ist, erfahren Sie auf der offiziellen Website der Stadt Venedig.

Um in den Genuss des Befreiungsanspruchs zu kommen, ist eine Registrierung und der Erwerb des entsprechenden Befreiungsscheins erforderlich. Für in der Gemeinde Venedig ansässige und in der Gemeinde Venedig geborene Personen, die von der Zahlung ausgeschlossen sind, ist es nicht erforderlich, eine Freistellungsbescheinigung zu erwerben, da sie ihren Anspruch durch Vorlage eines entsprechenden Dokuments nachweisen können. Bei Minderjährigen unter 14 Jahren, die von der Zahlung ausgeschlossen sind, kann der Anspruch, wenn er nicht offensichtlich ist, durch Vorlage eines Dokuments nachgewiesen werden. Inhaber des Europäischen Behindertenausweises (Disability Card) und ihre Betreuer können die Freistellung durch Vorlage dieses Ausweises in Anspruch nehmen, ohne sich auf dem Portal anmelden zu müssen.

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

AfD und Grüne verlieren im Sonntagstrend

AfD und Grüne verlieren in dieser Woche in der Wählergunst. Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Insa wöchentlich für die Zeitung Bild am Sonntag erhebt, erreichen die AfD mit 17 Prozent und die Grünen mit 11 Prozent jeweils einen Punkt weniger als in der Vorwoche. CDU/CSU liegen unverändert bei 30 Prozent, die SPD erreicht weiter 15 Prozent. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die FDP halten mit 9 beziehungsweise 5 Prozent ihre Werte aus der Vorwoche. Die Linke würde mit 3 Prozent (plus 1) weiterhin einen Wiedereinzug in den Bundestag verfehlen. Die sonstigen Parteien gewinnen einen Punkt und könnten nun 10 Prozent auf sich vereinigen.

Ceconomy-Chef fordert strengere Vorgaben für Temu und Shein

Der Chef des Mediamarkt-Saturn-Konzerns Ceconomy, Karsten Wildberger, fordert eine stärkere Regulierung für chinesische Händler wie Temu und Shein. „Ich frage mich, wieso Europa zulässt, dass flugzeugweise Einzellieferungen mit wenig nachhaltigen und womöglich unsicheren Billiggeräten kommen. Da ist die EU gefragt, genauer hinzuschauen“, sagte er im Interview mit Welt am Sonntag.

Bahn-Projekt „Digitale Schiene“ wird einige Milliarden teurer – Magazin

Die Digitalisierung des Schienennetzes in Deutschland verzögert sich laut einem Magazinbericht weiter und wird mehr als doppelt so teuer wie geplant. Das gehe aus dem Entwurf einer Studie von Beratungsfirmen für das Bundesverkehrsministerium hervor, berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel. Demnach dürfte es 69 Milliarden Euro kosten, die Bahninfrastruktur zu digitalisieren. Im Jahr 2018 sei das Verkehrsministerium noch von Kosten in Höhe von 28 Milliarden Euro ausgegangen. Die Ausrüstung der Züge wird dem Spiegel zufolge auf 38 Milliarden Euro taxiert, vor sechs Jahren habe sich die Schätzung noch auf 4 Milliarden Euro belaufen.

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN  

PSYCHOLOGIE

E-Mails: Menschen können negativen Botschaften kaum widerstehen – Umweltorganisationen sollten trotzdem umsetzbare Schritte anbieten

Ann Arbor (pte001/21.07.2024/06:05) – Für Menschen ist es schwer, negativen Botschaften zu widerstehen. Die Empfänger befassen sich laut einer Studie der University of Michigan https://umich.edu eher mit Mails, die eine negative Stimmungslage enthalten.

Diese Mails wurden vom Environmental Defense Fund https://www.edf.org verschickt. Dabei handelt es sich um eine nichtstaatliche Organisation mit Zielen, die den Umweltschutz betreffen. Vor allem Mails mit einer negativen Tonlage wurden häufiger geöffnet. Die Empfänger klickten auch eher die Links in diesen Mails an als bei Nachrichten mit einer positiven Grundstimmung. Daher gehen die Forscher davon aus, dass bei Botschaften, die befürwortet werden sollen, das Einbeziehen von negativen Gefühlen durchaus Vorteile bringen kann.

Für die Studie wurden die Botschaften analysiert, die im Rahmen einer E-Mail-Kampagne zwischen November 2011 und Februar 2020 verschickt wurden. Insgesamt handelte es sich dabei um 2.724 derartige Kampagnen, die in den USA fast 330 Millionen Adressen erreichten. Die Forscher untersuchten, die in den Mails verwendeten Wörter dahingehend, ob sie positive oder negative Gefühle enthielten. Das Engagement der User wurde mittels der Häufigkeit ermittelt, mit der ein Mail tatsächlich geöffnet wurde, sowie der Häufigkeit, mit der die enthaltenen Links auch angeklickt wurden. Diese Links leiteten die User dann zur Website der Kampagne weiter.

Umweltschutz ist auch positiv

Laut dem leitenden Wissenschaftler Sol Hart standen zwar negative Botschaften mit mehr Engagement bei den Usern in Zusammenhang, trotzdem könnten Umweltorganisationen immer noch davon profitieren, dass sie umsetzbare Schritte einbeziehen, die von den Menschen auch ergriffen werden können. Zu den Einschränkungen, der in „Environmental Communication“ veröffentlichten Studie gehört auch, dass die Personen, die die Mails erhielten, für die Öffentlichkeit nicht repräsentabel waren. „Befindet man sich im E-Mail-Verteiler von Umweltschützern, setzt sich diese Person auch wahrscheinlicher aktiv für diese Belange ein und hat wahrscheinlicher auch ausgeprägte politische Interessen.  (Ende)

BILDUNG – UNIVERSITÄTEN

Bürgerrechtler sehen russische Hochschulen unter Druck

BERLIN/MOSKAU (dpa-AFX) – Bürgerrechtler sehen durch die Repression in Russland im Zuge des Angriffskriegs gegen die Ukraine auch Universitäten und Hochschulen unter einem stärkeren politischen Druck. Die Organisation Molnija, die sich für die Rechte von Studierenden einsetzt, verzeichnet seit Kriegsbeginn 2022 deutlich mehr Fälle von Zwangsexmatrikulationen. Wegen Kritik am Krieg oder wegen sonstiger politischer Motive würden Studenten und Studentinnen aus den Hochschulen entfernt. Eine Studie zur Hochschulfreiheit in Russland listet für 2023 mehrere Fälle auf, bei denen auch Dozenten aus politischen Gründen entlassen oder bestraft wurden. Genaue Zahlen über die Entwicklung von Hochschulverweisen aus politischen Gründen gibt es allerdings nicht.

In Russland lernen nach offiziellen Angaben etwa 4,3 Millionen Studierende an rund 1.000 Unis und Hochschulen. Die Hochschulen seien einer der empfindlichsten Bereiche der Gesellschaft, sagte die Journalistin Wera Ryklina vom Medienprojekt „Strana i mir“ bei einer Veranstaltung der Deutschen Sacharow-Gesellschaft. Russland richte sich auf einen langanhaltenden Konflikt mit dem Westen ein. An der Hochschulpolitik lasse sich ablesen, welche Gesellschaft der russische Staat unter Kremlchef Wladimir Putin anstrebe.

Wehrerziehung kehrt zurück

Zu diesem Bild gehörten eine Militarisierung und ideologische Indoktrinierung, erläuterte der exilierte russische Soziologe Dmitri Dubrowski, ein Autor der Studie zur Hochschulfreiheit für das Forschungszentrum Cisrus in den USA. Die Militärausbildung sei zurückgekehrt, zur patriotischen Erziehung würden Fächer wie „Grundlagen der russischen Staatlichkeit“ oder „Religionen Russlands“ eingeführt. Geheimdienstoffiziere rückten in Uni-Verwaltungen ein.

Linientreue Studenten oder Dozenten durchforsteten die Konten ihrer Kommilitonen oder Kollegen in sozialen Netzwerken auf abweichende Meinungen, sagte Dubrowski. Von einem aktuellen Fall berichtete das russische Exilmedium „The Insider“ Mitte Juli: Demnach sei der Dozent Nikolai Rosow als Mitarbeiter des Philosophie-Instituts der Universität Nowosibirsk entlassen worden – ein Kollege habe ihn wegen angeblich „radikalen Westlertums“ denunziert.

Partner sind ausländische Agenten

Mehrere als liberal geltende Fakultäten und Privathochschulen wurden geschlossen. Die Vielfalt der Lehre an russischen Hochschulen leide auch darunter, dass viele Dozenten und Organisationen als sogenannte ausländische Agenten eingestuft seien, sagte Dubrowski. Im Extremfall seien akademische Partner als unerwünscht gebrandmarkt worden – dies gilt zum Beispiel für das Deutsche Historische Institut (DHI) in Moskau. Das bedeutet, dass die Zusammenarbeit mit ihnen als strafbar gilt. Als Sonderfall beim Vorgehen gegen die Hochschulen nannte er Anschuldigungen von Landesverrat oder Spionage, die in mehreren Fällen gegen Wissenschaftler aus militärtechnisch relevanten Fächern erhoben wurden.

Rauswurf wegen Teilnahme an Demonstrationen

Studierende würden oft von der Hochschule verwiesen, wenn sie an nicht genehmigten Demonstrationen teilnehmen, berichtet die Organisation Molnija. Begründet werde dies mit einem Verstoß gegen die Verhaltensregeln der Hochschule. Gefährdet seien vor allem Studierende, die sich sozial oder gewerkschaftlich engagieren oder journalistisch arbeiten. Demonstrationen werden in Russland immer noch unter Verweis auf den Schutz vor Corona untersagt.

Molnija verweist darauf, dass in den Jahren vor dem Krieg jeweils nur eine Handvoll Fälle von Hochschulverweisen aus politischen Gründen bekanntgeworden waren. In den Kriegsjahren 2022 und 2023 seien es gleich mehrere Dutzend gewesen. Entlassene Studenten seien weitgehend ungeschützt, sagte eine Juristin von Molnija anonym bei der Sacharow-Gesellschaft. Sie hätten keine Arbeit, staatliche Stellen lehnten den Kontakt mit ihnen ab, ihnen drohe die Einberufung zum Wehrdienst. Tausende kritische Studenten und Dozenten haben sich wegen des Krieges ins Ausland abgesetzt./fko/DP/he

RELIGION

Katholische Reliquienverehrung im Zeitalter der Globalisierung: Carlo Acutis – Das Herz eines Toten geht auf Europatournee – 18.7.2024

Bild: © picture alliance / Catholic Press Photo

München ‐ Der junge, braungebrannte Typ mit Sonnenbrille könnte ein umjubelter Popstar sein. Tatsächlich ist Carlo Acutis bereits im Himmel, auf Tour geht er trotzdem. Statt Fans warten Gläubige auf den „Influencer Gottes“.

Carlo Acutis kommt am Sonntag nach München. Nicht ganz und nicht lebendig, denn der katholische Teenager starb 2006 mit gerade mal 15 Jahren an Leukämie. Auf eine Reise durch halb Europa geht sein Herz in einem rot-goldenen Schrein. Die italienische Inschrift lautet übersetzt: „Die Eucharistie ist meine Autobahn in den Himmel!“

Bild: © Associazione Amici di Carlo Acutis

Als „Cyberapostel“ und „Influencer Gottes“, der demnächst heiliggesprochen wird, hat der eifrige ehemalige Messbesucher aus Mailand eine himmlische Karriere vor sich. München – Berlin – Köln – Hamburg – Amsterdam, die Stationen sind eines Stars würdig. In der Manier von Andy Warhol koloriert, grüßt er popartig porträtiert vom Plakat. Die Tournee zeigt: Reliquienkult funktioniert auch noch in der Postmoderne. Weil es offenbar ein religiöses Bedürfnis gibt, mit Heiligen in einen unmittelbaren sinnlichen Kontakt zu kommen, von ihm berührt zu werden, wie es der Passauer Religionspädagoge Hans Mendl ausdrückt. Er spricht in Anlehnung an eine biblische Erzählung von „Thomas-Gläubigkeit“. Ein Jünger dieses Namens ließ sich erst von der Auferstehung überzeugen, als er nach Ostern seinen Finger in die Wunden Jesu legen durfte.

Hoffnung auf Heilung

Das lateinische Wort Reliquie meint zunächst schlicht die Überreste eines Körpers, der Kleidung oder Gebrauchsgegenstände von Personen, die im Ruf der Heiligkeit gestorben sind. An sie knüpfen sich vielerlei Hoffnungen, etwa, von einer schweren Krankheit geheilt zu werden. Deshalb suchen Gläubige ihre Nähe. Vor der Seligsprechung von Carlo Acutis 2020 hatte eine vatikanische Kommission ein solches Wunder amtlich beglaubigt. Ein Junge in Brasilien soll demnach von einer angeborenen Erkrankung der Bauchspeicheldrüse 2010/11 vollständig genesen sein, nachdem er bei einer Andacht eine Reliquie von Acutis berührt hatte. 

Dass einem Verstorbenen dafür das Herz entnommen wird, wäre in den ersten 800 Jahren des Christentums undenkbar gewesen. Für Reliquien verwendet werden durften allein Haare, Zähne und Nägel, „weil sie für die Auferstehung überschüssig schienen“, heißt es im „Lexikon für Theologie und Kirche“.

Der selige Carlo liegt seit 2020 in einem Glasschrein in einer Kirche in Assisi, der Heimat des heiligen Franziskus, den der Jugendliche einst selbst sehr verehrt haben soll: altersgemäß in Trainingsjacke und Sportschuhen aufgebettet, einen Rosenkranz in den gefalteten Händen. Dass sein Leichnam bei der Öffnung des Grabes mehrere Jahre nach seinem Tod unverwest gewesen sei, wie manche behaupteten, musste von kirchenoffizieller Seite indes mehrfach dementiert werden.

Der Reliquienkult, den es nicht nur im Christentum gibt, trug stets die Tendenz zur Verselbstständigung in sich. Geschäftemacher witterten einen Reibach mit frommen Seelen und kopierten oder fälschten entsprechende Objekte. So kam es, dass es vom heiligen Peter von Mailand (13. Jahrhundert) plötzlich 21 Beine gab, wie der Kölner Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti weiß. Die Kirche versuchte das Treiben zu regulieren. Das Vierte Laterankonzil verbot 1215 den Handel mit Reliquien. Doch diese Regeln blieben „praktisch wirkungslos“, schreibt der Schweizer Franziskaner-Theologe Josef Imbach. Die Reformatoren lehnten den Reliquienkult kategorisch ab. Und auch längst nicht alle gestandenen Katholiken sind dafür empfänglich.

Ein Holzsplitter seines Bettes

Bei Carlo Acutis fand nicht nur das Herz Eingang in ein edles Behältnis. In der römischen Kirche Sankt Angela Merici sind ein Holzsplitter seines Bettes, ein Stück eines Pullovers sowie ein Fragment des Lakens, mit dem er nach seinem Tod zugedeckt worden sein soll, ausgestellt. Schon im Mittelalter galt: Viel hilft viel. Je größer ein Reliquienschatz, desto besser florierte das Wallfahrtswesen. Wobei stets der Pilger sich auf den Weg zur Quelle des erbetenen Segens machte. Und die dort stationierten Überbleibsel streng bewacht wurden, damit niemand sie als Souvenir mitgehen ließ.

Reliquien auf Reisen sind eine eher junge Zeiterscheinung. Zuletzt war in Deutschland 2022/2023 der Schrein der heiligen Therese von Lisieux unterwegs. Im Herbst treten die in Würzburg aufbewahrten Häupter der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan einen Kurztrip in ihre irische Heimat an. Das Herz von Carlo Acutis war vergangenen Sommer beim Weltjugendtag in Lissabon. Mendl sieht in dieser Mobilität ein Phänomen der Globalisierung. Etwa nach Art von Museen, die Leihgaben von weither ordern, um ihre Ausstellungen aufzuwerten.

Imbach, 2002 vom Vatikan mit einem Lehrverbot belegt, hat viel Kritisches zur Reliquienverehrung geschrieben. Aber auch er hält fest, dass es jenseits von naiver Wundersucht und Aberglauben eine größere Dimension gibt. „Das Gegenständliche ist nicht unwichtig.“ Reliquien seien letztlich nichts anderes als „herzergreifend handgreifliche Zeichen, die das vergegenwärtigen, worauf sie verweisen, nämlich die Liebe, die uns mit unseren Toten verbindet“. *** Von Christoph Renzikowski (KNA)

GESCHICHTE

Forschungsprojekt: Eurasische Geschichte erklärt Gegenwart

Der Angriff Russlands auf die Ukraine, die erneute Eskalation des Nahostkonflikts und Chinas Provokationen in Richtung Taiwan – einige Konflikte in Eurasien haben sich zuletzt zunehmend verschärft. Ein großes österreichisches Projekt beleuchtet nun die bewegte Geschichte des Großraums, unter anderem mit Hilfe von Originalquellen. Der Blick in die Vergangenheit soll helfen, die Gegenwart besser zu verstehen.

Das Projekt „Eurasian Transformations“ will mit einem Blick tief in die Vergangenheit der beiden Kontinente zu globalen Diskursen beitragen. Es ist an vier österreichischen Institutionen (Universität Innsbruck, Universität Wien, Central European University, Österreichische Akademie der Wissenschaften) verankert und wird im Rahmen der vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gekürten Exzellenzcluster, mit rund neun Millionen Euro gefördert. Robert Rollinger, ist einer der wissenschaftlichen Leiter des Projekts. Das Projekt sei eine historische Gesamtschau von 1000 vor Christus bis in die Gegenwart, vom Mittelmeerraum bis China und Südostasien, erklärt der Altertumswissenschaftler und Altorientalistiker im Interview mit science.ORF.at.

Herr Rollinger, Ihre Forschung bezieht sich auf einen sehr großen Zeitraum, das Projekt beschäftigt sich mit der Geschichte Eurasiens über rund 3.000 Jahre bis in die Gegenwart. Wie erschließt man, was in dieser Zeit passiert ist?

Robert Rollinger: Wir arbeiten mit erhaltenen schriftlichen Quellen und deren Einbettung in größere geschichtliche Zusammenhänge. In meinem Fachgebiet, dem persisch-achämenidischem Reich sind die Originalquellen oft in Kleinsprachen verfasst, etwa im Akkadischen oder Sumerischen, die zudem komplizierte Schriftsysteme haben. Hier spielt auch das Elamische eine große Rolle, in dem die Achämeniden – also die Alten Perser – ihre bürokratischen Abläufe auf Tontafeln verfasst haben. Diese Sprache ist mit keiner uns bekannten lebenden oder toten Sprache verwandt. Solche Texte haben einen sehr hohen Quellenwert.

Warum sind die kleinen Sprachen so wichtig, um die Geschichte Eurasiens zu verstehen?

Rollinger: Die Altertumswissenschaften haben sich immer schon mit den Regionen Zentral- und Vorderasiens beschäftigt, aber sie hatten immer einen sehr starken Fokus auf die klassischen Quellen, sprich griechische und lateinische Quellen. Die sind zwar nach wie vor wichtig, aber sie haben natürlich einen gewissen Blickwinkel, den Blickwinkel vom Westen auf den Osten. Der ist sehr stark geprägt von Stereotypen und den jeweiligen Lebenswelten, und den darf man natürlich nicht eins zu eins historisieren. Es ist ganz wichtig, sich diesen lokalen Quellen zu widmen, um den eurozentrischen Blickwinkel zu brechen und eine globale Perspektive einzunehmen. Da schlummern auch in österreichischen Archiven zahlreiche Texte, die historisch hochrelevant, aber noch nicht erschlossen sind. Ein Kernbereich ist das Papyrologische Museum in Wien mit der weltweit zweitgrößten Sammlung an Papyri, nach Oxford. Da gibt es etwa Texte auf Koptisch und Mittelpersisch. Diese Schätze historisch zu kontextualisieren, ist eine unserer zentralen Aufgaben.

Sie beschäftigen sich mit dem Wachstum und Verfall von Imperien. Was zeichnet ein Imperium aus? Wie ist der imperiale Blick auf den Rest der Welt beschaffen?

Rollinger: Es gibt Vorläufer imperialer Entwicklungen, aber im ersten Jahrtausend vor Christus entsteht das Imperium als historisches Phänomen und geht nicht mehr weg. Das beginnt beim Neu-Assyrischen Imperium, geht dann übers Neu-Babylonische ins Persisch-Achämenidische hinein, dann kommt Alexander der Große und die Nachfolgestaaten, dann Rom.

Innerhalb dieser Abfolge von Imperien gibt es bestimmte Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Imperien haben historisch betrachtet bestimmte Gemeinsamkeiten, das ist einerseits ein gewisser Expansionswille, die imperiale Agenda ist die Vergrößerung von Macht und Einfluss durch Eroberung.

Die Akteure in Eroberungsgebieten müssen wählen, ob sie das Imperium unterstützen oder ob sie eine gegenteilige Haltung einnehmen wollen, was Auseinandersetzung und Krieg bedeutet. Diese Dynamiken sind in nahezu allen Grenzgebieten zu beobachten.

Das andere ist ein Blick auf die Welt, der sehr stark unterscheidet zwischen Staaten, die als gleichberechtigte Partner angesehen werden, und Staaten, die als Vasallen – als abhängige Staaten – betrachtet werden.

Inwiefern ist das für die heutige Weltordnung relevant?

Rollinger: Heute haben wir etwa mit Russland ein Staatengebilde vor uns, das man durchaus als Imperium definieren kann. Für die russischen Akteure ist die Ukraine kein selbstständiger Staat, sondern wird als Teil der russischen Welten gesehen. Insofern laden sie das eigene Handeln mit historischen – ich würde sagen mit pseudohistorischen – Argumenten auf. Dieser Punkt interessiert mich besonders: Welcher Narrative bedienen sich Imperien, um ihre eigenen Absichten zu rechtfertigen? Wie schauen solche Legitimationsstrategien aus? Dasselbe gilt natürlich für die „Borderlands“ (Grenzgebiete, Anm.), aber historisch verraten uns die Quellen viel öfter die Perspektive des Imperiums. Die Quellenlage in den „Borderlands“ ist schwächer, deshalb wollen wir besonders diese Akteure sprechen lassen. Damit wollen wir die imperialen Legitimationsstrategien entlarven.

Sie sagen, Imperien haben keine linearen Grenzen wie moderne Nationalstaaten, sondern umfassen in ihrem Einflussbereich auch Gegenden, die nicht direkt beherrscht werden. Wie wirkt das Imperium auf solche Gegenden – und profitieren diese auch in gewisser Weise vom Imperium?

Rollinger: Wir beschreiben mit dem Begriff „Borderlands“ die vom Imperium nicht direkt beherrschten Zonen, die aber ökonomisch, wirtschaftlich und geistesgeschichtlich ganz stark mit diesem verbunden sind. Es entfalten sich besondere Dynamiken, die zwischen Anziehungs- und Abstoßungskräften hin- und herpendeln – das Imperium als Vorbild versus das Imperium als Antithese. „Borderlands“ unterhalten enge Verbindungen zum imperialen Zentrum, aber auch zur Außenwelt jenseits des Imperiums. Der Kontakt mit der imperialen Verwaltung und Wirtschaft eröffnet eine Welt, die interne Entwicklungen anstößt und lokale Machtstrukturen verändert. Neue Legitimierungsformen werden ausverhandelt und die Entwicklung von Identitäten wird angestoßen.

Warum sind die antiken „Borderlands“ wichtig für das Verständnis unserer Gegenwart?

Rollinger: In besonderen Fällen sind diese „Borderlands“ Pufferstaaten zwischen zwei großen Machtblöcken.

Einerseits könnten sie sich mit keinem alleine messen, andererseits gewinnen sie durch diese Konstellationen einen bestimmten Handlungsspielraum, wenn sie es schaffen, die Interessen der rivalisierenden Imperien geschickt gegeneinander auszuspielen. Genau diese Dynamiken sind heute in der Ukraine zu beobachten, aber es gibt dafür auch eine Fülle an antiken Beispielen. Die „Borderlands“ zwischen dem Imperium Romanum und den iranisch geprägten Großreichen der Arsakiden (Parther) und Sasaniden. Es sind diese „Borderlands“, in denen Staaten mit eigenen Identitäten entstehen, wie etwa Armenien, Georgien, Axum/Äthiopien, die letztlich beide Imperien um Jahrhunderte überdauern und Teil unserer Gegenwart sind.

Eine der Forschungsgruppen Ihres Teams beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Geographie und Machtverhältnissen zwischen antiken Staaten. Welche Rolle spielt die Geographie für die Beziehungen der Länder in der damaligen Welt?

Rollinger: Der zentralasiatische Raum weist sehr viele Wüsten und hohe Gebirge auf, denken Sie an den Himalaya. Da können Sie nicht einfach schnurstracks durchgehen, sondern der Naturraum schafft bestimmte Routen der Wanderung – und damit Routen der Kommunikation. Auf diesen Routen fließen nicht nur Waren, sondern auch Ideen, Konzeptionen, Wissen, Vorstellungen und Weltbilder. Das sind hochgradig dynamische Prozesse in den antiken Welten, die ich mit dem Begriff einer „Protoglobalisierung“ beschreibe. Da waren klarerweise Australien und die Amerikas noch nicht dabei, aber Afrika, Europa und Asien sind bereits vernetzt, wenn auch der Fluss an Waren und Kommunikation freilich langsamer ist als heute. Eine Begleiterscheinung dieser Vernetzung ist auch die unbeabsichtigte Ausbreitung von Krankheiten. Wir stellen fest, dass Seuchen mit einer stärkeren Vernetzung der Welten des euroasiatischen Raums zunehmen.

Der Mensch hat in den letzten Jahrhunderten zweifelsohne in die Umwelt eingegriffen und dabei einige ihrer natürlichen Eigenschaften verändert. Eine Säule Ihres Forschungsclusters setzt sich damit auseinander, wie sich Veränderungen in der Umwelt auf geschichtliche Ereignisse und wirtschaftliche Entwicklungen auswirken.

Rollinger: Wir wissen, dass der Mensch die Umwelt massiv verändert – schon seit der neolithischen Revolution, also spätestens seit der Mensch sesshaft wird und sich die Natur unterwirft, indem er Pflanzen und Tiere züchtet. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die naturräumlichen Bedingungen. Etwa das Libanon-Gebirge und das Zagros-Gebirge waren früher dicht bewaldet. Dann wurden sie abgeholzt, das Holz als Baumaterial verwendet.

Durch die stärkere Vernetzung in dieser Zeit, durch das Zusammenbinden der historischen Großräume, wurden auch Pflanzen und domestizierte Tiere ausgetauscht. Pflanzen werden plötzlich in Gegenden eingeführt, wo sie ursprünglich nicht angebaut wurden, Tiere werden eingeführt, wo sie ursprünglich nicht heimisch sind – all das verändert die Umweltbedingungen langzeitig enorm.

Dazu kommen Klimaveränderungen, vom Menschen gemacht oder natürlich, die große Auswirkungen auf das Zusammenleben haben. Beispielsweise in der Kleinen Eiszeit der Spätantike ab dem sechsten Jahrhundert wurde es kälter, die landwirtschaftlichen Erträge gingen zurück, und Hungersnöte führten dazu, dass Menschen abwanderten.

Eine gesteigerte Mobilität kann Konflikte erzeugen, aber auch zu stärkerem Austausch führen. Solche Dynamiken erleben wir auch in der historischen Gegenwart. Wir lernen zu verstehen, wie diese historischen Rahmenbedingungen aussehen und wie sich menschliche Gemeinschaften damit entwickeln. *** Isabella Fresner, für science.ORF.at

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