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FAZIT DES TAGES
COMMENT – FAZIT:
- Russland im Fokus: Moskauanschlag vermutlich durch Islamisten. Putin beschuldigt die Ukraine.
- Die eskalativen Tendenzen im Nahostkonflikt und im Ukraine-Krieg nehmen zu.
Israel, Ukraine
Themenreigen – Medizin, Internet-IT-KI, Gesellschaft
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ROUNDUP/Gaza-Krieg: Annäherung bei Geiselverhandlungen – Nacht im Überblick
DOHA/TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) – In die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine befristete Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln ist israelischen Medienberichten zufolge etwas Bewegung gekommen. Israel sei den Islamisten bei der Zahl der palästinensischen Häftlinge, die gegen 40 israelische Geiseln in der Gewalt der Hamas auszutauschen wären, entgegengekommen, berichteten der Fernsehsender Channel 12 und das Portal „walla.co.il“ am Samstagabend. Verteidigungsminister Joav Galant bricht nach Angaben seines Ministeriums an diesem Sonntag nach Washington auf. Bei den Gesprächen mit Israels wichtigstem Verbündeten geht es um eine geplante Bodenoffensive in der südlichen Gaza-Stadt Rafah. Die USA lehnen eine solche ab, weil sich dort derzeit rund 1,5 Millionen Menschen befinden.
Das Ausmaß des Fortschritts bei den Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha, bei denen die USA, Ägypten und Katar zwischen Israel und der Hamas vermitteln, war zunächst nicht klar. Die israelische Delegation habe einen Kompromissvorschlag der amerikanischen Vermittler akzeptiert, hieß es. Dieser muss nun von der Hamas gebilligt werden. Das könne mehrere Tage in Anspruch nehmen. Als positives Zeichen werten Beobachter, dass der israelische Delegationsleiter David Barnea und sein Team voraussichtlich die nächsten Tage in Doha bleiben werden.
Auslöser des Gaza-Krieges war der Überfall der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels. Die Terroristen töteten bei dem Massaker 1200 Menschen und verschleppten 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. Israel griff das Küstengebiet an, um die Hamas zu zerschlagen. Dabei kamen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 32 000 Palästinenser ums Leben – sowohl Zivilisten als auch Kämpfer.
Viele Unstimmigkeiten zwischen Israel und dem Verbündeten USA
Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet sieht sich Israel zunehmend internationalem Druck ausgesetzt – auch durch den Verbündeten USA. Uneins sind sich die USA und Israel über die von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu geplante Bodenoffensive in Rafah. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin beabsichtigt, der israelischen Delegation in Washington alternative militärische Handlungsoptionen nahezubringen. Eine größere Militäroffensive, so die Befürchtungen, könnten mit viel Blutvergießen einhergehen.
Netanjahu hatte die Rafah-Offensive bereits Anfang Februar angekündigt und die Pläne des Militärs dafür mehrfach genehmigt. Sie sei notwendig, um die letzten vier Bataillone der Hamas zu zerschlagen und damit die militärische Kampffähigkeit der Islamistenorganisation zu vernichten, hieß es. Die Zivilbevölkerung in Rafah werde vor dem Beginn einer solchen Offensive in Sicherheit gebracht. Wie das genau funktionieren würde, hat Israel bislang nicht verdeutlicht. Militärexperten in Israel weisen darauf hin, dass es bis zum Beginn einer solchen Offensive noch Wochen dauern würde, weil das Militär zu diesem Zwecke viel stärkere Truppenverbände in Gaza zusammenziehen müsste.
Israel greift Ziele der Hisbollah im Libanon an
Die israelische Luftwaffe griff in der Nacht zu Sonntag erneut Ziele der proiranischen Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon an. Dabei sei eine Waffenproduktionsanlage der Hisbollah bei der Stadt Baalbek im Nordosten attackiert worden, teilte die israelische Armee mit. Kurz darauf wurden israelischen Armee-Angaben zufolge rund 50 Raketen von der Hisbollah aus dem Libanon abgefeuert. Einige der Raketen seien abgefangen worden, andere seien im offenen Gelände eingeschlagen. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es zunächst nicht. Daraufhin habe die Armee Orte ins Visier genommen, von denen aus die Raketen abgefeuert worden seien, hieß es in israelischen Medienberichten.
Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober in Israel kommt es häufig zu gegenseitigen Angriffen zwischen der mit der Hamas verbündeten Hisbollah und Israel, üblicherweise konzentriert auf die Grenzregion. Israel will erreichen, dass sich die Hisbollah wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es eine UN-Resolution aus dem Jahr 2006 vorsieht. In den vergangenen zehn Tagen war es an der Grenze vergleichsweise ruhig geblieben.
UN-Chef brandmarkt Behinderung humanitärer Hilfe als „moralische Schmach“
UN-Generalsekretär António Guterres besuchte am Samstag die ägyptische Seite des Grenzübergangs Rafah, über den der Großteil der humanitären Hilfe den Gazastreifen erreicht – oder erreichen sollte. Aufgrund eines Abkommens zwischen Israel und Ägypten muss jede einzelne Lieferung vom israelischen Militär genehmigt werden. Hilfsorganisationen werfen Israel vor, die formalen Prozeduren zu verschleppen. Israel weist die Vorwürfe zurück und moniert, die Hilfsorganisationen würden die Güter ineffizient verteilen.
Im ägyptischen Rafah – die Stadt ist zwischen Ägypten und Gaza geteilt – verschaffte sich Guterres selbst ein Bild von der Lage, als er eine Kolonne von Lkws beobachtete, die auf die Einfahrt nach Gaza warteten. „Hier sehen wir das Herzzerreißende und die Herzlosigkeit von all dem“, sagte er auf einer Pressekonferenz vor dem Grenzübergang. Auf der einen Seite der Grenze seien die blockierten Hilfsgüter zu sehen, „auf der anderen Seite der Schatten des Hungers“. „Das ist mehr als tragisch, das ist eine moralische Schmach.“
Israelis demonstrieren für Geiseln und gegen Netanjahu
Tausende Menschen demonstrierten am Samstagabend in Israel für die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas und gegen die Netanjahu-Regierung. In Tel Aviv riefen sie „Die Zeit läuft ab, bringt sie nach Hause!“, wie israelische Medien berichteten. Die Demonstranten legten auf den Straßen im Zentrum der Küstenmetropole mehrere kleine Feuer und blockierten eine Hauptstraße.
Die Parolen richteten sich auch gegen Netanjahu, dem Kritiker vorwerfen, beim Krisenmanagement nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober auf den Süden Israels versagt zu haben. Zudem würde der Regierungschef das Schicksal der Geiseln den Notwendigkeiten seines politischen Überlebens unterordnen. Wie schon an den vorangegangenen Samstagen forderten sie den Rücktritt der Netanjahu-Regierung und Neuwahlen. Eine der Rednerinnen sagte: „Mein Cousin Ofer ist seit 169 Tagen ein Gefangener der Hamas. Und wir sind seit 169 Tagen Gefangene unserer Regierung.“ Mehrere Hundert Menschen demonstrierten auch vor dem Amtssitz Netanjahus in Jerusalem./gm/DP/zb
Innenministerium hat Aufnahme von 147 Menschen aus Gaza zugesagt
BERLIN (dpa-AFX) – Seit Beginn der jüngsten Eskalation in Nahost hat das Bundesinnenministerium zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik für 147 Menschen aus dem Gazastreifen eine Aufnahme in Deutschland zugesagt. Die Zusage für diese vom Auswärtigen Amt vorgeschlagenen Menschen stehe allerdings unter dem Vorbehalt, dass im Einzelfall keine Erkenntnisse aufträten, die dem entgegenstünden, teilte das Ministerium in einer Antwort auf eine schriftliche Frage der Bundestagsabgeordneten Andrea Lindholz (CSU) mit. Die Antwort, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, bezog sich auf den Zeitraum zwischen dem 7. Oktober – dem Tag des Hamas-Überfalls auf Israel – und dem 14. März.
Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion hatte auch wissen wollen, wie sichergestellt werde, dass diese Menschen keine antisemitischen Einstellungen hätten. Das Ministerium teilte mit, die Aufnahme aus Gaza finde grundsätzlich über Ägypten statt. Dort würden Gespräche geführt, um zu klären, ob Ausschlusstatbestände vorliegen. „Die Sicherheitsbehörden prüfen vor der endgültigen Aufnahmeentscheidung, ob im Einzelfall Sicherheitsbedenken bestehen“, hieß es in der Antwort des Ministeriums.
Einem Ausländer kann für die Aufnahme in Deutschland aus dem Ausland aus völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Dies setzt voraus, dass das Bundesinnenministerium oder eine von ihm bestimmte Stelle zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland die Aufnahme erklärt hat. Wie viele der Menschen, für die die Aufnahme erklärt worden sei, bereits eingereist seien, werde statistisch nicht erfasst, teilte das Ministerium der Abgeordneten mit.
Angesichts des Risikos für Zivilisten im Gazastreifen, bei israelischen Luftangriffen oder Kampfhandlungen getötet zu werden, bemühen sich mehrere deutsche Institutionen um die Ausreise lokaler Mitarbeiter. Ein weiterer Grund ist die inzwischen katastrophale humanitäre Lage in dem palästinensischen Gebiet./abc/DP/zb
Wieder Tote bei Kämpfen und Angriffen im Gazastreifen
GAZA/TEL AVIV (dpa-AFX) – Israels Armee setzt nach eigener Darstellung ihre Angriffe auf Stellungen der Islamistenorganisation Hamas im Gazastreifen fort. Israels Luftwaffe habe am Freitag „rund 35 Terrorziele im gesamten Gazastreifen angegriffen, darunter operative Kommandozentralen, Militärposten, Infrastruktur von Terrororganisationen“, teilte das Militär am Samstag mit. „Dutzende Terroristen wurden am vergangenen Tag bei Bodenkämpfen und Luftangriffen im Gazastreifen eliminiert.“ Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, binnen 24 Stunden seien 72 Palästinenser getötet und weitere 144 verletzt worden. Damit steige die Zahl der seit Beginn des Gaza-Krieges Getöteten auf 32 142 Menschen. 74 412 weitere hätten Verletzungen erlitten. Die Zahlen ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Zahlreiche Tote und Verletzte werden noch unter Trümmern vermutet. Wegen der heftigen Kämpfe können Rettungskräfte nicht immer zu ihnen vordringen.
Israelische Soldaten sind Armeeangaben zufolge auch weiter in der Schifa-Klinik im Einsatz. „Bislang haben die Einsatzkräfte mehr als 170 Terroristen in der Gegend des Krankenhauses eliminiert, mehr als 800 Verdächtige befragt und zahlreiche Waffen sowie Terror-Infrastruktur aufgefunden“, teilte das Militär am Samstag weiter mit. Die Angaben ließen sich ebenfalls zunächst nicht unabhängig prüfen. Israelische Truppen waren in der Nacht zum Montag zum zweiten Mal seit Beginn des Gaza-Kriegs in die größte Klinik des Gazastreifens eingerückt, um dort nach eigenen Angaben gegen die Hamas vorzugehen.
Angesichts der schlimmen humanitären Lage und der vielen zivilen Opfer im Gazastreifen gibt es inzwischen aus vielen Ländern Kritik am Vorgehen des israelischen Militärs.
Auslöser des Krieges war die brutale Terrorattacke der Hamas auf Israel vom 7. Oktober. Die Angreifer ermordeten dabei im israelischen Grenzgebiet mehr als 1200 Menschen und verschleppten 250 weitere in den Küstenstreifen. Ziel des Gaza-Krieges ist es laut Israel, die Hamas zu zerstören und die Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation zu befreien. Man geht davon aus, dass noch rund 100 von ihnen am Leben sind./cir/DP/nas
Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über Gaza-Waffenruhe verschoben
NEW YORK (dpa-AFX) – Eine geplante Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über eine Forderung nach einer sofortigen Gaza-Waffenruhe ist am Samstag in letzter Minute verschoben worden. Die Beratung zur Lage im Nahen Osten soll nun am Montag stattfinden. Es war anzunehmen, dass hinter den Kulissen weiter verhandelt wurde, um einen Erfolg der Resolution im mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen wahrscheinlicher zu machen.
Der Entwurf der Beschlussvorlage fordert eine „von allen Seiten respektierte sofortige Waffenruhe für den Monat Ramadan“. Diese solle zu einer „dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe“ führen, hieß es in dem Text weiter. Zudem fordert der Resolutionsentwurf die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln und betont die Notwendigkeit eines Ausbaus der Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Der islamische Fastenmonat begann bereits um den 10. März.
Die Resolution sollte von nichtständigen Mitgliedern des mächtigsten UN-Gremiums eingebracht werden. Es galt jedoch als wahrscheinlich, dass die USA, Israels Schutzmacht in dem Gremium, den Beschluss mit ihrem Veto blockieren würden. Erst am Freitag hatten die Vetomächte Russland und China wiederum eine von Washington vorgeschlagene Resolution scheitern lassen, die deutlich umfassender war, aber auch eine Waffenruhe forderte.
Eine Resolution im Weltsicherheitsrat braucht die Stimmen von mindestens 9 der 15 Mitgliedstaaten. Zudem darf es kein Veto der ständigen Mitglieder USA, Russland, China, Frankreich oder Großbritannien geben. Resolutionen des Sicherheitsrats sind völkerrechtlich bindend. Wenn ein betroffener Staat sie ignoriert, kann das Gremium Sanktionen verhängen./jbz/DP/nas
RUSSLAND / MOSKAU
ROUNDUP: Offene Fragen nach Anschlag mit mehr als 130 Toten bei Moskau
MOSKAU (dpa-AFX) – Nach einem der schwersten Terroranschläge der russischen Geschichte mit mehr als 130 Toten sind weiter viele Fragen nach Tätern, Hintermännern und Motiven offen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) veröffentlichte am Samstag verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter, nachdem sie bereits am Freitagabend den Angriff auf die Konzerthalle Crocus City Hall für sich reklamiert hatte. Kremlchef Wladimir Putin hingegen behauptete nach der Festnahme mehrerer Männer, es gebe eine Spur, die in die Ukraine führe. Auch russische Propagandisten sparten nicht mit unbelegten Schuldzuweisungen in Richtung Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt. Kiew wiederum hat eine Beteiligung klar zurückgewiesen.
Der Tag nach dem grausamen Verbrechen in der Stadt Krasnogorsk nordwestlich von Moskau ist grau und trübe. Vor der Konzerthalle, die bis vor kurzem ein beliebter Veranstaltungsort für russische Hauptstädter war, patrouillieren schwer bewaffnete Sicherheitskräfte. Immer wieder fällt leichter Nieselregen. Mehrere Überlebende sind am Samstag zur Crocus City Hall zurückgekehrt, um zu trauern und Blumen abzulegen. Auf Leuchttafeln flackert anstelle von Werbung die Aufnahme einer Kerze und darunter die Aufschrift: „Wir trauern. 22.03.2024.“
Als die bewaffneten Angreifer den Konzertsaal stürmten, habe sie gerade mit ihrem Mann auf einer der oberen Besuchertribünen gestanden, erzählte die 30 Jahre alte Margarita. „Wir wollten ein Erinnerungsfoto machen.“ Im ersten Moment habe sie die Explosionsgeräusche für lauten Begrüßungsapplaus für die Künstler gehalten, erinnerte sie sich. „Aber es knallte weiter. Da habe ich sofort verstanden, dass etwas nicht stimmt.“
Die Zahl der Toten bei dem Anschlag stieg am Samstag auf mindestens 133, unter ihnen mindestens 3 Kinder. Beim Wegräumen der Trümmer in der Konzerthalle des Zentrums hätten Einsatzkräfte weitere Leichen gefunden, teilte das Moskauer Ermittlungskomitee mit. Außerdem gingen die Behörden von mehr als 100 Verletzten aus. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an, hieß es. Elf Verdächtige wurden festgenommen, mindestens vier von ihnen seien direkt an dem Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen, sagte FSB-Chef Alexander Bortnikow.
Putin: Fenster für Grenzübertritt der Täter in die Ukraine vorbereitet
Russlands Präsident Wladimir Putin sprach in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede am Samstagnachmittag von einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag. Mit Blick auf vier der festgenommenen Männer sagte er: „Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war.“ Zuvor hatte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB bereits über Festnahmen in der Grenzregion Brjansk berichtet.
Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, hat Gerüchte über eine Beteiligung deutlich zurückgewiesen. Der ukrainische Militärgeheimdienst konterte Putin und wies darauf hin, dass die Grenze seit langem vermint sei. Weiterhin gibt es ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat, das von mehreren Experten bereits als echt eingestuft wurde. Trotzdem sind weiter viele Fragen offen. Russische Propagandisten wiederum behaupteten recht schnell, dass hinter dem blutigen Verbrechen die Ukraine stecke. Beweise dafür legten sie nicht vor.
Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten bereits Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Die US-Botschaft in Moskau schrieb am 7. März, sie verfolge Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte. Sie forderte Landsleute auf, Menschenmengen zu vermeiden und sich auch sonst achtsam zu verhalten.
Putin tat die Warnungen als westliche Provokation ab. Ziel solcher Warnungen des Westens sei es, die Lage in Russland zu destabilisieren, behauptete er Anfang der Woche bei einer Rede beim FSB.
Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte am Samstag ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen „schweren Schlag“ versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe „Tausenden Christen in einer Musikhalle“ gegolten. Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige.
Die russischen Ermittler haben sich dazu allerdings nicht geäußert. Nicht gesichert sind Berichte, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Staatsbürger der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan handeln soll. Die in ihrem Fluchtauto gefundenen Pässe könnten gefälscht sein. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, ist bekannt als ein Rückzugsort islamistischer Terroristen.
Bisher waren schwere IS-Anschläge auf russische Ziele selten. Seit einigen Jahren haben die Islamisten jedoch auch Moskaus Politik auf dem Radar. Vor allem Russlands Militäreinsatz in Syrien ist der Gruppe laut Experten ein Dorn im Auge. Putin zählt als wichtigster Verbündeter des syrischen Herrschers Baschar al-Assad. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs hatte der IS zwischen 2014 und 2017 weite Teile im Osten Syriens und Nordirak beherrscht. Ein regionaler Ableger der Terrormiliz ist zudem im Kaukasus aktiv, in Russland vor allem in den mehrheitlich muslimischen Republiken Dagestan und Tschetschenien. Global hat der IS seine Sympathisanten immer wieder zum Kampf gegen Nichtmuslime aufgerufen.
Immer wieder schwere Terroranschläge
In Russland ist es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Terroranschlägen gekommen. Im September 2004 endete ein Geiseldrama in einer Schule in Beslan (Nordossetien) mit 360 Toten. Tschetschenische Rebellen hatten außerdem im Oktober 2002 in einem Moskauer Musicaltheater mehr als 800 Geiseln genommen. Bei der Befreiungsaktion starben 129 Geiseln und rund 40 Terroristen. Im Herbst 1999 wurden bei mehreren tschetschenischen Bombenanschlägen auf Wohnhäuser in Dagestan mehr als 300 Menschen getötet.
Der Anschlag nun auf die Crocus City Hall wurde international verurteilt. Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, Frankreich verurteile den Terroranschlag aufs Schärfste. Er bekundete seine Solidarität „mit den Familien der Opfer, den Verletzten und dem russischen Volk.“ Auch die Bundesregierung verurteilte „den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag auf der Plattform X (ehemals Twitter).
Die überlebende Margarita wirkte gefasst, aber auch sichtlich mitgenommen, als sie noch weitere Details von dem Anschlag erzählte. Nachdem sie und ihr Mann nach einem Spießrutenlauf durch Korridore und unter Gewehrfeuer in einem unteren Geschoss in einem dunklen Raum angekommen seien, womöglich einem Lager, hätten sie ein Schild mit der Aufschrift „Ausgang“ entdeckt – und sich ins Freie retten können. Putin hat nach dem Terroranschlag für diesen Sonntag einen nationalen Trauertag für Russland angesetzt./haw/DP/nas
Ukraine kontert Putin: Anschuldigungen zu Anschlag ‚absolut falsch‘
KIEW (dpa-AFX) – Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat die Behauptungen von Kremlchef Wladimir Putin zu einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag in Moskau deutlich zurückgewiesen. Putins Anschuldigung, dass vier Täter nach dem Verbrechen am Freitagabend von Russland aus die Grenze zur Ukraine hätten überqueren wollen, sei eine „absolut falsche und absurde Aussage“, sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow am Samstag laut ukrainischen Medien. „Dafür muss man kein Experte für Sicherheitsfragen sein“, führte Jussow demnach aus: „Seit mehr als zwei Jahren dauert die Vollinvasion an, die Grenzgebiete sind voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften. Die Grenzlinie ist vermint, sie wird mit allen Mitteln überwacht – darunter Luftaufklärung von beiden Seiten.“
Der Ukrainer fügte hinzu: „Natürlich kann diese Version keiner Kritik standhalten. Das versteht jeder auf der Welt, außer vielleicht der zombifizierten russischen Bevölkerung.“ Jussow beschuldigte den Kreml zudem, die Tragödie in Moskau nutzen zu wollen, um Repressionen im eigenen Land weiter zu verschärfen.
Einen Tag nach dem Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hall am Freitagabend nahe Moskau hatte Putin bei einer Ansprache an sein Volk behauptet, vier von insgesamt elf festgenommenen Männern hätten nach der Tat in die Ukraine fliehen wollen. Auch russische Propagandisten taten ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat, die sich zu dem Verbrechen bekannt hat, schnell als angeblichen „Fake“ ab und wiesen der Ukraine die Schuld zu, die sich seit Februar 2022 gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt. Belege für diese Behauptungen lieferten sie allerdings nicht./haw/DP/nas
Putin spricht von ukrainischer Spur bei Anschlag nahe Moskau
MOSKAU (dpa-AFX) – Russlands Präsident Wladimir Putin hat von einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag in Moskau gesprochen. Mit Blick auf vier von elf mittlerweile festgenommenen Männern sagte Putin bei einer Ansprache, die am Samstagnachmittag unter anderem im russischen Staatsfernsehen übertragen wurde: „Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war.“ Zuvor hatte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB bereits über Festnahmen in der Grenzregion Brjansk berichtet.
Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, hat Gerüchte über eine Beteiligung hingegen deutlich zurückgewiesen. Darüber hinaus gibt es ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat, das von einigen Experten bereits als echt eingestuft wurde. Trotzdem sind weiter viele Fragen offen. Russische Propagandisten hingegen behaupteten recht schnell, dass hinter dem blutigen Verbrechen die Ukraine stecke. Beweise dafür legten sie nicht vor./haw/DP/nas
Elf Festnahmen nach Anschlag bei Moskau – Mindestens 115 Tote
MOSKAU (dpa-AFX) – Nach dem Anschlag bei Moskau auf eine Konzerthalle sind elf Verdächtige festgenommen worden. Mindestens vier von ihnen sollen direkt an dem Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen sein, wie FSB-Chef Alexander Bortnikow nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Samstag sagte.
Die Zahl der Toten bei dem Anschlag stieg unterdessen auf mindestens 115, darunter sind mindestens 3 Kinder. Beim Wegräumen der Trümmer in der Konzerthalle des Zentrums hätten Einsatzkräfte weitere Leichen gefunden, teilte das Moskauer Ermittlungskomitee am Samstagvormittag bei Telegram mit. Außerdem gingen die Behörden von mehr als 100 Verletzten aus. Nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums sind darunter 44 Schwerverletzte.
Bewaffnete in Tarnuniform
In dem großen Konzertsaal der Crocus City Hall mit Tausenden Plätzen hatten mehrere Täter am Freitagabend offenbar wahllos auf Besucher geschossen. Menschen, die um ihr Leben rannten, und Verletzte berichteten in sozialen Netzwerken von vielen Opfern. Zu sehen waren auch einzelne auf dem Boden liegende Tote oder Verletzte. Nach Augenzeugenberichten in sozialen Medien brauchten viele Besucher lange, um aus dem Gebäude herauszukommen. Die Ermittler fanden später Waffen und viel Munition. Tütenweise sammelten die Behördenmitarbeiter leere Patronenhülsen ein. Zudem gab es Explosionen in dem Gebäude und einen Großbrand.
Die Hintergründe des Anschlags waren zunächst unklar, die russischen Sicherheitsbehörden ermittelten wegen Terrorismus. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag für sich, wie das IS-Sprachrohr Amak im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen meldete. Dort hieß es: „Kämpfer des Islamischen Staates griffen eine große Versammlung von Christen in der Stadt Krasnogorsk am Rande der russischen Hauptstadt Moskau an, töteten und verwundeten Hunderte und richteten große Zerstörungen an.“ Experten gingen davon aus, dass dieses Bekennerschreiben echt ist. Von offizieller russischer Seite gab es dazu jedoch keine Bewertung.
Auch wie die Männer in Tarnuniform und schwer bewaffnet in die Konzerthalle gelangen konnten, war unklar. Die russische Hauptstadt Moskau gilt mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften, mit Überwachungskameras und Metalldetektoren an vielen Stellen als sichere Stadt. Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten aber Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Präsident Wladimir Putin tat dies als westliche Provokation ab. Ziel solcher Warnungen des Westens sei es, die Lage in Russland zu destabilisieren, sagte er Anfang der Woche bei einer Rede beim FSB. Auch am Samstag gab es zunächst keine Stellungnahme von ihm.
Erste Festnahmen nach Verfolgungsjagd
Zu den ersten Festnahmen teilte der russische Parlamentsabgeordnete Alexander Chinstein mit, dass am Freitagabend ein mutmaßliches Fluchtfahrzeug mit Waffen im Inneren im Gebiet Brjansk gestoppt worden sei. Weitere Verdächtige würden in einem Wald gesucht.
Das Fahrzeug habe bei einer Verfolgungsjagd der Polizei nicht angehalten, sei beschossen worden und habe sich dann überschlagen. „Ein Terrorist wurde auf der Stelle festgenommen, die anderen haben sich im Wald versteckt“, sagte Chinstein. Am frühen Morgen sei ein zweiter Verdächtiger festgenommen worden.
Im Inneren des Fahrzeugs seien eine Pistole, ein Patronenmagazin und eine Kalaschnikow sowie Pässe von Bürgern des zentralasiatischen Republik Tadschikistan gefunden worden. Wenig später gab der Inlandsgeheimdienst bekannt, dass insgesamt elf Verdächtige festgenommen worden seien.
Der Morgen danach
Die Lage an der Crocus City Hall war am Morgen unterdessen ruhig. Einsatzkräfte löschten Glutnester nach dem Großbrand, wie die Feuerwehr mitteilte. Nach dem kompletten Löschen sollten die Trümmer des eingestürzten Daches der Konzerthalle beseitigt werden. Polizei, Nationalgarde und Ermittlungskomitee nahmen die Schäden auf und sicherten Spuren.
Die Crocus City Hall im Nordwesten der russischen Hauptstadt gehört zu den beliebtesten Veranstaltungszentren der Millionenmetropole. Dort werden immer wieder auch Messen und Ausstellungen organisiert.
Generell herrschte in der Moskauer Innenstadt ein erhöhtes Polizeiaufgebot, selbst mehrere Kilometer vom Anschlagsort entfernt, waren zahlreiche Polizeitransporter zu sehen und fanden Kontrollen statt. Hunderte Menschen folgten den Aufrufen der Gesundheitsbehörden, Blut für die Verletzten zu spenden.
Putin lässt gute Besserung wünschen
Russlands Präsident Wladimir Putin ließ sich nach Kremlangaben „seit der ersten Minute“ über die Geschehnisse informieren. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Maßnahmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Später ließ Putin den Verletzten gute Besserung wünschen und dankte den Ärzten und Ärztinnen für ihren Einsatz.
Die Chefin des Föderationsrats, dem Oberhaus des russischen Parlaments, Valentina Matwijenko, drohte den Drahtziehern des Anschlags mit Vergeltung. „Diejenigen, die hinter diesem fürchterlichen Verbrechen stehen, werden die verdiente und unausweichliche Strafe dafür erhalten“, schrieb sie auf ihrem Telegram-Kanal. Der Staat werde zugleich alles tun, um den Hinterbliebenen zu helfen, kündigte sie an.
Ukraine dementiert jede Verwicklung
Das ukrainische Außenministerium wies nach dem Anschlag den Verdacht einer Verwicklung Kiews zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls an, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Man könne bisher nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. Das US-Außenministerium empfahl amerikanischen Staatsbürgern vor Ort, große Menschenansammlungen zu meiden.
Auf diese Äußerung aus Washington reagierte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, empört. Es sei vorschnell von den USA, die Ukraine zu entlasten, sagte sie im russischen Fernsehen. „Wenn die USA oder ein anderes Land verlässliche Fakten hat, sollten sie diese der russischen Seite zukommen lassen.“ Wenn es solche Fakten nicht gebe, hätten weder das Weiße Haus noch sonst jemand das Recht, vorab eine Absolution zu erteilen, sagte Sacharowa.
Scholz verurteilt Anschlag
Die deutsche Regierung sprach den Familien der Opfer und den Verletzten ihr Mitgefühl aus. „Wir verurteilen den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag auf der Plattform X (ehemals Twitter). Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich ebenfalls auf X: „Wir verurteilen den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten.“ Auch zahlreiche weitere Länder zeigten sich schockiert und verurteilten den Anschlag.
Als Konsequenz des Anschlags bleiben am Wochenende alle Theater, Kinos und Museen in Moskau geschlossen, darunter das weltberühmte das Puschkin-Museum. Zuvor hatte der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin gesagt, dass alle Großveranstaltungen in Europas größter Stadt abgesagt seien. Auch im Moskauer Umland sagten die Behörden Massenveranstaltungen ab.
2002 hatten tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Musical-Theater in ihre Gewalt gebracht. Am vierten Tag betäubte der Inlandsgeheimdienst die Geiselnehmer und die Geiseln mit einem Gas. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln kamen ums Leben, die meisten von ihnen durch unzureichende medizinische Versorgung./mau/DP/nas
STICHWORT/Terroranschlag bei Moskau: Was wir wissen – und was nichtt – 23.3.2024
MOSKAU (dpa-AFX) – Bei einem Terroranschlag auf das Moskauer Veranstaltungszentrum Crocus City Hall hat es viele Tote und Verletzte gegeben. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben elf Verdächtige festgenommen, darunter auch vier mutmaßlich direkt an der Tat beteiligte Schützen.
Was wir wissen:
Tatort und Zeitpunkt: Der Anschlag ereignete sich in Krasnogorsk im Nordwesten von Moskau in dem beliebten Veranstaltungszentrum Crocus City Hall. Dort gibt es auch eine Konzerthalle mit mehr als 6000 Plätzen, wo am Freitagabend die russische Band Piknik auftreten sollte – vor ausverkauftem Haus. Kurz vor 20.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MEZ) fuhr dort laut Augenzeugen ein weißes Auto vor, aus dem bewaffnete Männer ausstiegen und das Feuer auf Wachpersonal und Besucher eröffneten.
Die mutmaßlichen Täter: Die vier direkt beteiligten mutmaßlichen Schützen sollen sich keine halbe Stunde in der Crocus City Hall aufgehalten haben. In der Konzerthalle schossen sie laut Augenzeugen wahllos auf Konzertbesucher und legten dort Feuer mit Benzin, das sie im Rucksack hatten. Danach konnten die Täter in dem Auto, mit dem sie den Augenzeugen zufolge gekommen waren, fliehen. Das Auto wurde dann nach offiziellen Angaben gestoppt, in dem Wagen lagen demnach Waffen und tadschikische Pässe. Insgesamt spricht der russische Inlandsgeheimdienst von elf Festgenommenen.
Behörden und Sicherheitsmaßnahmen: Einsatzkräfte sperrten die Crocus City Hall wegen der Spurensicherung ab. In der russischen Hauptstadt und im Moskauer Umland wurden alle Großveranstaltungen abgesagt. Theater, Kinos und Museen blieben über das Wochenende geschlossen. Auch der Rote Platz in Moskau war abgesperrt. In der ganzen Stadt gab es ein verstärktes Aufgebot von Uniformierten. Zu Hunderten folgten Menschen Behördenaufrufen, für die vielen Verletzten Blut zu spenden.
Reaktion von Putin: Präsident Wladimir Putin meldete sich erst am Samstagnachmittag mit einer Videoansprache zu Wort. Er verurteilte den Terroranschlag und setzte für Sonntag einen nationalen Trauertag in Russland an. Putin hatte in dieser Woche bei einer Rede vor dem FSB jüngste Warnungen der USA und anderer Staaten vor einem bevorstehenden Terroranschlag in den Wind geschlagen. Solche Provokationen nutze der Westen, um die Lage in Russland zu destabilisieren, behauptete er. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte am Samstag, wenn die USA Fakten hätten, sollten sie diese präsentieren.
Das Bekennerschreiben: Bekannt hat sich zu dem Anschlag die Terrormiliz Islamischer Staat, den Russland in Syrien bekämpft. Experten halten eine entsprechende Mitteilung auch für echt. Am Samstag veröffentlichte der IS zudem verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen „schweren Schlag“ versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe „Tausenden Christen in einer Musikhalle“ gegolten.
Was wir nicht wissen
Tote und Verletzte: Unklar ist, wie viele Tote und Verletzte es genau gibt, weil die Beseitigung der Trümmer nach einem Großbrand in der Konzerthalle am Samstag andauerte. Zudem gab es so viele Schwerverletzte, dass die Behörden davon ausgingen, nicht alle Leben retten zu können. Gefunden wurden etwa auch die Leichen von Frauen, die sich auf einer Toilette vor den Schüssen zunächst in Sicherheit gebracht hatten. Sie starben wohl an einer Rauchvergiftung.
Die Schützen: In den Staatsmedien und sozialen Netzwerken gibt es mehrere Videos und Fotos, auf denen die mutmaßlichen Täter zu sehen sein sollen – und auch befragt werden zu ihrer Person. Die Echtheit der Videos konnte jedoch zunächst nicht überprüft werden. Nicht gesichert sind auch Berichte, wonach es sich um Staatsbürger der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan handeln soll. Die Pässe könnten gefälscht sein. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, ist zwar bekannt als ein Rückzugsort islamistischer Terroristen.
Russische Zweifel an Bekennerschreiben: Die russischen Ermittler äußerten sich zunächst nicht zu dem Bekennerschreiben des IS, in russischen Medien war auch teils von einem angeblichen „Fake“ die Rede. Russische Propagandisten behaupteten hingegeben, dass hinter dem Anschlag die Ukraine stecken soll. Auch Putin behauptete, dass es eine ukrainische Spur geben soll. Beweise dafür legten sie nicht vor. Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, wies die Gerüchte über eine Beteiligung deutlich zurück.
Die Folgen: Es dürfte sich um einen der schwersten Terroranschläge handeln, seit dem Schulmassaker von Beslan 2004. Zu erwarten ist, dass – wie immer nach solchen Angriffen – die ohnehin massiven Sicherheitsvorkehrungen in Russland noch einmal drastisch verschärft werden. Die Behörden werden sich Fragen gefallen lassen müssen, warum sie trotz immer wieder behaupteter Erfolge bei der Fahndung nach Terroristen diesmal so breit versagt haben./mau/DP/nas
UKRAINE
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 09:18 Militärexperte: Nicht der Mangel an Artilleriemunition ist das größte ukrainische Problem +++
Der Militäranalyst Franz-Stefan Gady vom Londoner Institute for International Strategic Studies hält nach seinem letzten Besuch an der Front in der Ukraine nicht den Mangel an Artilleriemunition für das größte Problem. „Mein Kollege Mike Kofman und ich haben errechnet, dass die ukrainische Armee ungefähr 2000 bis 3000 Schuss pro Tag verschießen muss, um eine defensive Strategie aufrechtzuerhalten. Dafür hat die Ukraine derzeit noch genügend Artilleriemunition, obwohl die Feuerrate stetig abzunehmen scheint“, sagt Gady in einem Interview mit tagesschau.de. „Das Hauptproblem ist vielmehr der Personalmangel. Es ist das schwierigste Problem und kann nicht unmittelbar gelöst werden. Es dauert Monate, bis neue Truppen an die Front geschickt werden können und wird vermutlich nicht vor dem Ende des Sommers so weit sein.“ Einen Kollaps der Moral sehe er aber nicht, so Gady. Die Kampfmoral an der Front sei weiter sehr hoch. Gedämpft werde diese allerdings durch die „Perspektivlosigkeit“, da nicht klar sei, was der nächste Schritt in der ukrainischen Kriegsstrategie sein soll.
Explosionen im Hafen Sewastopols Russland meldet „massivsten“ Angriff auf die Krim
+++ 07:55 Russische Rakete dringt in polnischen Luftraum ein +++
Russland hat bei Raketenangriffen auf die Westukraine am Morgen polnischen Angaben zufolge kurzzeitig den Luftraum des NATO-Mitglieds Polen verletzt. Um 4.23 Uhr habe eine Verletzung des polnischen Luftraums durch einen in dieser Nacht von einem Langstreckenflugzeug Russlands abgeschossenen Marschflugkörper stattgefunden, schreibt der Generalstab der polnischen Streitkräfte auf der Plattform X. Ziele der Angriffe seien Städte in der Westukraine gewesen. Das Objekt sei in der Nähe der Stadt Oserdów in den polnischen Luftraum eingetreten und sei dort 39 Sekunden lang geblieben. Während des gesamten Fluges sei es von militärischen Radarsystemen beobachtet worden, heißt es weiter. Es seien alle notwendigen Verfahren zur Gewährleistung der Sicherheit des polnischen Luftraums eingeleitet worden. Unter anderem sei die polnische und verbündete Luftwaffe aktiviert worden.
Angriff auf die Westukraine Russischer Marschflugkörper verletzt erneut polnischen Luftraum
+++ 07:29 Wegen Krieg in der Ukraine: Russland hat laut Bericht Probleme bei Auslieferung von Flugabwehrsystemen +++
Berichten zufolge verzögert Russland die Lieferung von zwei S-400-Flugabwehrsystemen an Indien. Dies geschehe laut Institut für Kriegsstudien (ISW) „wahrscheinlich aufgrund von Einschränkungen in der Produktion von S-400-Systemen, eines erhöhten Bedarfs an Flugabwehrsystemen zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen und einer angeblichen Verschlechterung der russischen Beziehungen zu Indien“. In einem Bericht der „Economic Times“ heißt es, dass russische Beamte Indien darüber informiert hätten, dass Moskau bis August 2026 zwei verbleibende Staffeln von S-400-Flugabwehrsystemen liefern werde. Die Beamten hätten behauptet, man sei aufgrund der „sich entwickelnden Situation“ und den „Anforderungen“ der Invasion in der Ukraine nicht in der Lage, die S-400-Systeme rechtzeitig zu liefern.
+++ 06:53 „Mit alten Männern kann man nicht kämpfen“ +++
Das „Wall Street Journal“ hat mit Kämpfern an der Front gesprochen. Ukrainische Berufssoldaten berichten demnach, sie bräuchten vor allem junge Männer, da viele der eingezogenen Soldaten mittleren Alters seien. „Mit alten Männern kann man nicht kämpfen“, sagt ein 31-Jähriger, der seit zwölf Jahren beim Militär ist. Viele seiner Kameraden seien jetzt in ihren 40ern und bräuchten mehr Zeit, um sich von jedem Einsatz zu erholen. „Jeder muss akzeptieren, dass dies ein langer Krieg sein wird. Die Freiwilligen sind nicht endlos“, so der Soldat. Die ukrainische Führung hatte sich zuletzt immer wieder gegen die Mobilisierung von Hunderttausenden neuen Armeeangehörigen ausgesprochen. Viele potenzielle Rekruten sind auch ins Ausland geflohen, obwohl den meisten Männern die Ausreise seit dem Ausbruch des Krieges verboten ist.
Bedenken wegen Menschenrechten Kiews Parlament lehnt Gesetz für Mobilmachung ab
+++ 06:19 Ukrainischer Angriff trifft wohl Öllager – Berichte über Evakuierungen von Menschen +++
Bei den nächtlichen Angriffen auf die Krim soll laut russischen Telegram-Kanälen auch ein Öllager in Gvardeyskoye getroffen worden sein. Es gebe Evakuierungen von Anwohnern, heißt es. Auf Videos in sozialen Netzwerken ist eine dichte Rauchwolke zu sehen. Offiziell bestätigt ist der Treffer aber noch nicht. Die Ukraine hat zuletzt erfolgreich vermehrt Ölraffinerien ins Visier genommen, die von Russland genutzt werden.
+++ 05:41 Angriff auf Lwiw: Polen versetzt Luftwaffe in Alarmbereitschaft +++
Polen mobilisiert seine Flugzeugflotte nach dem russischen Luftangriff auf den Westen der Ukraine. „Polnische und verbündete Flugzeuge wurden aktiviert, was zu einer erhöhten Lärmbelästigung führen kann, insbesondere im südöstlichen Teil des Landes“, teilt das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte über den sozialen Mediendienst X mit. Der südöstliche Teil Polens grenzt an die Ukraine.
+++ 03:59 Ukraine-Hilfen: US-Kongress tief gespalten +++
Der erbitterte Streit um den Haushalt in den USA offenbart die tiefe Spaltung der Republikaner im Kongress und dämpft die Hoffnung auf eine baldige Genehmigung neuer Hilfsgelder für die Ukraine. Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, ist nach seiner Unterstützung für ein parteiübergreifend ausgehandeltes Haushaltsgesetz in seiner Fraktion unter Beschuss geraten. Parteikollegen vom rechten Rand treiben Johnson vor sich her und drohen damit, ihn aus dem Amt zu jagen. Sie stemmen sich auch gegen neue Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine.
Nach Etat-Abstimmung Trump-Verbündete will Sprecher des Repräsentantenhauses stürzen – 22.3.2024
+++ 02:43 Explosionen auf der Krim: Ukraine zielt auf Schwarzmeerflotte +++
Die Ukraine hat die Hafenstadt Sewastopol auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim in der Nacht erneut mit Raketen beschossen. Bei dem groß angelegten Luftangriff sei ein 65-jähriger Einwohner der Stadt durch Raketensplitter ums Leben gekommen, vier weitere seien verletzt worden, teilt der von Russland eingesetzte Stadtchef von Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf seinem Telegram-Kanal mit. Der „massivste Angriff in der vergangenen Zeit“ sei vom Militär abgewehrt worden. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurde bei dem Angriff das Hauptkommunikationszentrum der russischen Schwarzmeerflotte von drei Marschflugkörpern getroffen.
Explosionen im Hafen Sewastopols Russland meldet „massivsten“ Angriff auf die Krim
+++ 01:43 Sanktionen belasten russische Ölindustrie +++
Der russische Ölhandel beginnt den Druck der westlichen Sanktionen zu spüren, das berichtet Bloomberg. Indische Raffinerien würden keine Tanker mehr aus der staatlichen Moskauer Reederei Sovcomflot akzeptieren. Nach den Sanktionen durch den Westen ist Indien nach China zu einem der wichtigsten Abnehmer von russischem Öl geworden. Das scheint sich geändert zu haben: Mehrere Tanker mit russischem Rohöl konnten in den letzten Monaten nicht in indischen Häfen anlegen. Nach Angaben von Bloomberg liegen Dutzende sanktionierter Schiffe im Leerlauf, so viele wie seit 2017 nicht mehr. Die USA haben ihre Beschränkungen gegen russisches Öl seit Oktober letzten Jahres verschärft und rund 40 am Handel beteiligte Öltanker mit Sanktionen belegt. Russlands größte Reederei, Sovcomflot, wurde im Februar erneut mit Sanktionen belegt, weil sie gegen die Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel verstoßen hatte. Laut Bloomberg transportierte Sovcomflot im Jahr 2023 rund ein Fünftel aller russischen Rohöllieferungen nach Indien.
23.3.2024
+++ 23:39 Slowakei: Stichwahl um Präsidentenamt nötig +++
Bei der Präsidentschaftswahl in der Slowakei wird es ersten Teilergebnissen zufolge eine Stichwahl geben müssen. In dieser werden sich laut den am Abend veröffentlichten Teilergebnissen der populistische Parlamentspräsident Peter Pellegrini und der liberale Diplomat Ivan Korcok gegenüber stehen. Die Stichwahl findet am 6. April statt. Das EU- und NATO-Land Slowakei grenzt direkt an die Ukraine. Korcok verspricht ein Gegengewicht zur linksnationalistischen Regierung unter Ministerpräsident Robert Fico zu sein. Er tritt für eine entschlossene militärische Unterstützung der Ukraine ein. Pellegrini wirbt für ein Überwinden der tiefen innenpolitischen Spaltung und mahnt bei Waffenlieferungen zur Vorsicht.
+++ 21:52 Sirenen heulen über Sewastopol: Schwere Explosionen von besetzter Krim gemeldet +++Der russische Kriegshafen Sewastopol auf der besetzten Halbinsel Krim ist erneut Ziel ukrainischer Drohnen- und Raketenangriffe geworden. Die russische Flugabwehr habe am Abend über zehn Raketen und zahlreiche Drohnen abgeschossen, berichtet die Staatsagentur Tass. Kurz zuvor wird der Verkehr über die Krim-Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland vorübergehend gestoppt. Nach russischer Darstellung werden bei dem Angriff auf Sewastopol eine Frau und ein Kind verletzt. In den sozialen Medien kursierten Berichte über schwere Explosionen im Hafen von Sewastopol und möglichen Treffern auf einem dort liegenden Schiff.
+++ 21:37 Selenskyj: Putin wälzt die Schuld für Terrorakt auf die Ukraine ab +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Kreml-Chef Wladimir Putin vor, nach dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau die „Schuld abwälzen“ zu wollen- auf die Ukraine. In seiner täglichen Videoansprache geht Selenskyj auf Vorwürfe des russischen Präsidenten ein, dass die Angreifer auf den Konzertsaal Verbindungen zur Ukraine hatten: Putin und seine Gefolgsleute „versuchen einfach nur, jemand anderes die Schuld zu geben“. Maskierte Angreifer waren am Freitagabend in die voll besetzte Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Nach Angaben der russischen Behörden wurden mindestens 133 Menschen getötet, am Samstagabend gab das Notfallministerium die Namen von zunächst 29 identifizierten Opfern bekannt. Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), doch gingen die russischen Behörden nicht auf dieses Bekenntnis ein. Vielmehr sagte Putin in einer Fernsehansprache, die vier Angreifer seien festgenommen worden, als „sie sich in Richtung Ukraine bewegten“.
Bekenntnis zum Moskauer Anschlag IS veröffentlicht Bild der angeblichen Attentäter
+++ 21:06 Deutsch-französischer Panzerhersteller wird künftig in der Ukraine produzieren +++
Bloomberg berichtet am Freitag, dass Frankreich und Deutschland vereinbart haben, die militärischen Bemühungen der Ukraine gegen die russische Invasion gemeinsam zu unterstützen. Dem Bericht zufolge wird der deutsch-französische Panzerhersteller KNDS in der Ukraine eine Einheit gründen, die Munition und Ersatzteile für die von den beiden Staaten gelieferte Ausrüstung produzieren soll. „Wir, Frankreich und Deutschland, wollen beide der Ukraine helfen, die Munitionsproduktion dort autarker zu machen“, sagte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius. Frankreich und Deutschland werden am 26. April in Paris eine Absichtserklärung unterzeichnen und bis Ende des Jahres einen Vertrag vorlegen werden. Der französische Verteidigungsminister Sebastien Lecornu sagte, KNDS werde „mit einer lokalen Einheit in der Ukraine Fuß fassen“. „Die Munitionsproduktion muss in die Nähe der Frontlinie verlegt werden; das wird für die Versorgung sehr wichtig sein“, fügte er hinzu.
+++ 19:13 Charkiw weiterhin im Fokus: Russland beschießt Industriegebiet +++
Russland setzt seine Attacken auf die Stadt und die gleichnamige Region Charkiw fort. Am Abend wird das Industriegebiet der Stadt getroffen. Das berichtet Bürgermeister Ihor Terekhov auf Telegram. „Die Besatzungstruppen greifen wieder einmal die Stadt an. Seid vorsichtig!“ Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Suspilne berichtet, dass in Charkiw eine Explosion zu hören war. Kurz darauf sei eine Luftschutzwarnung für die Stadt und die gesamte Region ausgegeben worden. Später meldet Terechow, dass ein Industriegebiet getroffen worden sei. „Glücklicherweise gab es keine Verletzten. Ein Nicht-Wohngebäude wurde beschädigt“, fügt er hinzu.
+++ 18:36 „Verletzlichkeit Putins gezeigt“ – CDU-Vize Wadephul fürchtet noch härtere Gangart Moskaus in Ukraine +++
Der Vize-Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, sieht in dem Anschlag von Moskau ein Schwächezeichen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin und befürchtet, dieser könne nun noch massiver gegen die Ukraine vorgehen. Russland habe „seine Verletzlichkeit gezeigt“, so der CDU-Politiker gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Nach dem ausbleibenden Erfolg in der Ukraine und dem fast erfolgreichen Putsch von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin sei das eine sehr beunruhigende Nachricht für Putin. Er könnte nun versuchen, diesem Eindruck durch massivere Angriffe in der Ukraine entgegenzutreten. „Man muss befürchten, dass er mit noch mehr Furor in der Ukraine antwortet.“ Wadephul verurteilt den Anschlag als „verabscheuungswürdig“.
+++ 17:54 Ukraine baut Stromversorgung wieder auf – Selenskyj: Bedingungen sind schwierig +++
Laut Präsident Selenskyj kommt der Wiederaufbau der Stromversorgung voran, wenngleich die Bedingungen schwierig bleiben. „Am schwierigsten ist es immer noch in Charkiw. Der Anschluss der Haushaltskunden an die Stromversorgung geht weiter. Das Tempo ist jetzt das maximal mögliche. Region Dnipro – die gesamte Region ist angeschlossen, mit Ausnahme einiger Verbraucher in Nikopol. Es wird alles getan, um auch dort Strom zu liefern. Sumy, Poltawa, Odessa, Winnyzja, Iwano-Frankiwsk, Chmelnyzkij, Mykolajiw und Saporischschja – die technische Fähigkeit, Strom zu liefern, ist praktisch überall wiederhergestellt“, schreibt Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal. In einigen Regionen seien jedoch noch Notabschaltungen nötig. „Ich danke allen Reparaturteams, allen Mitarbeitern der Energieunternehmen, unseren Rettern vom Staatlichen Notdienst der Ukraine und allen beteiligten Versorgungsunternehmen“, betonte er.
+++ 16:04 Kiews Militärgeheimdienst: Grenzgebiet voller Russen – Flucht in Ukraine unmöglich +++
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR weist die Behauptungen von Kremlchef Wladimir Putin zu einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag in Moskau deutlich zurück. Putins Anschuldigung, dass vier Täter nach dem Verbrechen am Freitagabend von Russland aus die Grenze zur Ukraine hätten überqueren wollen, sei eine „absolut falsche und absurde Aussage“, sagt HUR-Vertreter Andrij Jussow laut ukrainischen Medien. „Dafür muss man kein Experte für Sicherheitsfragen sein“, führt er demnach aus: „Seit mehr als zwei Jahren dauert die Vollinvasion an, die Grenzgebiete sind voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften. Die Grenzlinie ist vermint, sie wird mit allen Mitteln überwacht – darunter Luftaufklärung von beiden Seiten.“ Jussow fügt hinzu: „Natürlich kann diese Version keiner Kritik standhalten. Das versteht jeder auf der Welt, außer vielleicht der zombifizierten russischen Bevölkerung.“ Jussow beschuldigt den Kreml zudem, die Tragödie in Moskau nutzen zu wollen, um Repressionen im eigenen Land weiter zu verschärfen.
„Barbarische terroristische Tat“ Putin kündigt „gerechte und unausweichliche“ Bestrafung an
+++ 15:06 Beweise Fehlanzeige – Aber: RT-Chefin Simonjan macht Ukraine für Terrorakt verantwortlich +++
Die Chefin des russischen Staatsmediums RT, Margarita Simonjan, sieht die Verantwortlichen für den Terroranschlag auf die Konzerthalle bei Moskau nicht bei der Terrormiliz Islamischer Staat. Diese Version sei von US-Seite gestreut worden, behauptet sie auf Telegram, ohne Beweise vorzulegen. Nach Darstellung Simonjans, die in russischen Geheimdienstkreisen gut vernetzt ist, sollen hingegen Ukrainer für die Tat verantwortlich sein. Die Ukraine hatte bereits am Abend zuvor eine Verwicklung in den Anschlag zurückgewiesen. Auch die USA hatten erklärt, es gebe keine Verbindung zur Ukraine. Darüber hinaus gibt es ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat, das von einigen Experten bereits als echt eingestuft wurde. Die Täter seien so ausgewählt worden, „dass man eine dumme Weltgemeinschaft davon überzeugen kann, dass es der IS war“, teilt Simonjan weiter mit. Sie ist Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin und eine Verfechterin des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.
Terror-Vorwürfe „absurd“ Kreml macht Ukraine mitverantwortlich – Kiew dementiert heftig
+++ 14:37 Russen rücken im Osten vor – Iwaniwske angeblich erobert +++
Die russische Armee erobert nach Angaben aus Moskau ein weiteres Dorf im Osten der Ukraine. Die russischen Streitkräfte hätten „das Dorf Krasnoje“ in der Nähe von Bachmut „befreit“, erklärt das Verteidigungsministerium in Moskau. Dabei nutzt das Ministerium den alten russischen Namen für den ukrainischen Ort Iwaniwske. Ende Februar hatte die Ukraine über heftige Kämpfe in der Region berichtet. Russische Soldaten würden versuchen, Richtung Tschassiw Jar vorzustoßen, ein strategisch wichtiger Ort, seit Bachmut im Mai 2023 von der russischen Armee erobert worden war. Russische Streitkräfte haben in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Orten im Osten der Ukraine erobert, während die ukrainische Armee nach eigenen Angaben unter Personal- und Munitionsmangel leidet. Im Februar hatten die russischen Streitkräfte die Stadt Awdijiwka unter ihre Kontrolle gebracht. Für die russische Armee war es der erste große Gebietsgewinn seit den Gefechten um die Stadt Bachmut.
+++ 13:35 ISW: Russen bereiten sich wohl auf Offensivaktion vor – ukrainischer Erfolg hängt von USA ab +++
Die russischen Streitkräfte werden ihre Offensivoperationen laut Einschätzung vom Institut für Kriegsstudien (ISW) wahrscheinlich bis zum Frühjahr 2024 fortsetzen und sich gleichzeitig auf eine für den Sommer 2024 erwartete Offensivaktion vorbereiten. „Auch wenn es den russischen Streitkräften wahrscheinlich schwerfallen wird, eine konzertierte, groß angelegte Offensivoperation in mehreren Richtungen gleichzeitig zu starten“, schreibt die US-Denkfabrik. Die Hilfspakete aus dem Westen könnten zwar die unmittelbaren Engpässe der Ukraine beheben, die russischen Offensivbemühungen aber würden Kiew weiter dazu zwingen, „Material auf eine Art und Weise auszugeben, die im Laufe der Zeit ähnliche Engpässe reproduzieren kann, wenn es keine konsequenteren Maßnahmen gibt.“ Schlüsselsysteme könnten laut ISW nur die USA schnell und in großem Umfang bereitstellen. Deswegen soll von Washington maßgeblich abhängen, ob die Ukraine 2024 wieder die Initiative übernehmen kann.
„Kennen Pläne nicht im Ganzen“ Ukraine hält russische Sommeroffensive für möglich
+++ 12:08 Vorwurf einer „False-Flag-Aktion“: Ukraine fürchtet nach Anschlag Eskalation des Krieges +++
Der IS bekennt sich zu dem tödlichen Anschlag auf Konzertbesucher in Moskau, Russland will eine Verantwortung der Ukraine aber nicht ausschließen. Welche Reaktionen und Ängste das auslöst, berichtet ntv-Reporterin Kavita Sharma aus der Ukraine, wo es erneut schwere Luftschläge gab:
Vorwurf einer „False-Flag-Aktion“ Ukraine fürchtet nach Anschlag Eskalation des Krieges
+++ 11:35 Von Russen totgesagter Brückenkopf Krynky ist laut Ukraine weiter intakt – „zerstören unermüdlich Besatzer“ +++
Laut dem Leiter der Militärverwaltung der Region Cherson, Oleksandr Prokudin, halten die ukrainischen Soldaten den Brückenkopf bei Krynky „sicher“. Von russischer Seite wurde immer wieder behauptet, dieser sei gefallen. Die Errichtung des Brückenkopfes auf der anderen Seite des Dnipro vor einigen Monaten gilt als großer Erfolg der ukrainischen Truppen. Diese konnten dort bereits massenweise russisches Militärgerät eliminieren. „Unsere Verteidiger zerstören unermüdlich die russischen Besatzer und ihre Ausrüstung“, schreibt Prokudin in einem aktuellen Beitrag auf Facebook und zeigt dazu ein Video, das von den Soldaten des 137. Separaten Bataillons und der 35. Separaten Marinebrigade stammen soll. „Dank Hochgeschwindigkeits-Drohnen führen die Soldaten Präzisionsangriffe auf russische Schützenpanzer und Truppenkonzentrationen durch.“ In dem Video ist zu sehen, wie Gebäude explodieren und Drohnen Handgranaten auf russische Soldaten abwerfen.
+++ 10:58 Geplante Provokation? Russland behauptet, dass Moskau-Attentäter Kontakte in die Ukraine hatten +++
Vier mutmaßliche Täter des Angriffs auf die Konzerthalle bei Moskau, zu dem sich der Islamische Staat bekannt hat, hatten nach russischen Angaben angeblich Kontakte auf der ukrainischen Seite. Sie seien auf dem Weg zur ukrainischen Grenze gewesen, als sie am frühen Morgen gefasst worden seien, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den Inlandsgeheimdienst FSB. Der Angriff sei sorgfältig geplant gewesen. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak hat kurz nach dem Angriff erklärt, dass Kiew nichts damit zu tun habe. Auch der ukrainische Militärgeheimdienst hat bereits gestern Abend gewarnt: „Der Terroranschlag in Moskau war eine geplante und bewusste Provokation der russischen Sonderdienste auf Anweisung Putins. Damit sollen noch härtere Schläge gegen die Ukraine und eine totale Mobilisierung in Russland gerechtfertigt werden.“
Nach Anschlag bei Moskau Russische Ermittler fassen elf Terrorverdächtige
+++ 10:18 London teilt Informationen über die Effektivität von ukrainischen Angriffen auf russische Ölraffinerien +++
Die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Ölraffinerien haben laut Geheimdienstinformationen aus Großbritannien „wahrscheinlich mindestens 10 Prozent der russischen Raffineriekapazität unterbrochen“. Je nach Ausmaß der Schäden könnten größere Reparaturen viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen, heißt es. „Die Sanktionen werden höchstwahrscheinlich den Zeit- und Kostenaufwand für die Beschaffung von Ersatzanlagen erhöhen.“ Laut eines Beamten des russischen Energieministeriums soll der Einsatz von Pantsir-Flugabwehrsystemen zum Schutz der Raffinerien geplant sein. „Angesichts der Größe und des Umfangs der russischen Energiewirtschaft ist es jedoch unwahrscheinlich, dass Russland in der Lage sein wird, alle gefährdeten Anlagen zu schützen“, teilt das britische Verteidigungsministerium in London mit.
Feuer in Rosneft-Raffinerie Ukraine greift Russland erneut mit Drohnen an +++ 09:44 Großbritannien stellt Ukraine neues Hilfspaket zur Verfügung – auch für die dringend benötigte Flugabwehr +++
Großbritannien stellt der Ukraine ein Hilfspaket in Höhe von 60 Millionen Pfund bereit. Das Geld kommt aus einem vom Vereinigten Königreich verwalteten internationalen Fonds für hochmoderne Überwachungsdrohnen. „Es beinhaltet 20 Millionen Pfund für Flugabwehrsysteme, um den ukrainischen Luftraum zu sichern“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium in London. Die Ukraine braucht dringend Verstärkung bei der Flugabwehr, wie die jüngsten massiven russischen Angriffe gezeigt haben, bei denen viele Raketen und Drohnen der Kreml-Truppen nicht abgeschossen werden konnten.
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ROUNDUP: Ukraine greift Russland erneut auf der Krim an – Nacht im Überblick
MOSKAU (dpa-AFX) – Die Ukraine hat die Hafenstadt Sewastopol auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim in der Nacht zu Sonntag erneut mit Raketen beschossen. Bei dem groß angelegten Luftangriff sei ein 65-jähriger Einwohner der Stadt durch Raketensplitter ums Leben gekommen, vier weitere seien verletzt worden, teilte der von Russland eingesetzte Stadtchefs von Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf seinem Telegram-Kanal mit. Der „massivste Angriff in der vergangenen Zeit“ sei vom Militär abgewehrt worden. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurde bei dem Angriff das Hauptkommunikationszentrum der russischen Schwarzmeerflotte von drei Marschflugkörpern getroffen. Die genauen Auswirkungen der Attacke waren nicht bekannt. Von ukrainischer Seite gab es keine offizielle Äußerung.
Am frühen Sonntagmorgen wurde der Fahrzeugverkehr über die Krim-Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland zum zweiten Mal seit Samstagabend vorübergehend gestoppt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete. Bereits am Samstagabend hatte es geheißen, die russische Flugabwehr habe über zehn Raketen und zahlreiche Drohnen abgeschossen. In den sozialen Medien kursierten Berichte über schwere Explosionen im Hafen von Sewastopol und möglichen Treffern auf einem dort liegenden Schiff.
Unabhängig überprüfbar waren diese Angaben nicht. Die russische Seite, die seit mittlerweile mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland führt, meldet im Fall ukrainischer Drohnenattacken oft nur vermeintliche Erfolge der eigenen Luftverteidigung. Für die russische Armee ist die Krim Aufmarschgebiet im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Über die Halbinsel läuft der Nachschub an Soldaten, Waffen und Munition. Deshalb bemüht sich die Ukraine, russische Militärziele auf der Krim zu zerstören. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt eine Rückeroberung der Halbinsel an.
Russland nimmt erneut Kiew ins Visier
Derweil nahm das russische Militär die ukrainischen Großstädte Kiew und Charkiw ins Visier. Am frühen Sonntagmorgen teilte die Militärverwaltung von Kiew bei Telegram mit, Russland habe den dritten massiven Raketenangriff auf die Ukraine in den vergangenen vier Tagen gestartet. Die Millionenstadt sei davon zum zweiten Mal betroffen. Über und in der Nähe der Hauptstadt seien etwa ein Dutzend feindlicher Raketen von der Luftverteidigung abgeschossen worden. Die Marschflugkörper seien von strategischen Bomber abgefeuert worden. Der Luftalarm habe mehr als zwei Stunden gedauert. Nach vorläufigen Angaben habe es in Kiew keine Verletzten oder Schäden gegeben.
Nach dem Alarm in Kiew informierte Bürgermeister Vitali Klitschko über herabgestürzte Raketenteile in einem Stadtbezirk, die in einen Waldgürtel gefallen seien. Russland hatte Kiew bereits am Donnerstag mit einem nächtlichen Raketenangriff überzogen. 13 Menschen wurden verletzt.
Zuvor hatte das russische Militär am Samstag auch Charkiw angegriffen. Nach Berichten ukrainischer Medien schlugen im Laufe des Tages mehrere Raketen in der Stadt ein. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben.
Russland beschießt regelmäßig Ziele im Hinterland
Russland beschießt regelmäßig Ziele im Hinterland der Ukraine, zerstört dabei Wohnhäuser, Objekte der Energie- und Wasserversorgung sowie andere Infrastruktur. Außerdem werden Zivilisten getötet oder verletzt. Die Hauptstadt Kiew war allerdings zuletzt rund eineinhalb Monate von diesen Attacken verschont geblieben.
Anlass der erneuten Angriffe könnten sowohl die zuletzt verstärkten ukrainischen Angriffe auf die russische Grenzregion Belgorod als auch eine Drohnenattacke auf den Flugplatz Engels im Wolgagebiet Saratow 500 Kilometer von der Grenze entfernt sein. Auf dem Flugplatz sind strategische Bomber des Typs Tu-95 stationiert, die nun beim Beschuss von Kiew eingesetzt wurden./hme/DP/zb
ROUNDUP: Offene Fragen nach Anschlag mit mehr als 130 Toten bei Moskau
MOSKAU (dpa-AFX) – Nach einem der schwersten Terroranschläge der russischen Geschichte mit mehr als 130 Toten sind weiter viele Fragen nach Tätern, Hintermännern und Motiven offen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) veröffentlichte am Samstag verpixelte Fotos der angeblichen Attentäter, nachdem sie bereits am Freitagabend den Angriff auf die Konzerthalle Crocus City Hall für sich reklamiert hatte. Kremlchef Wladimir Putin hingegen behauptete nach der Festnahme mehrerer Männer, es gebe eine Spur, die in die Ukraine führe. Auch russische Propagandisten sparten nicht mit unbelegten Schuldzuweisungen in Richtung Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt. Kiew wiederum hat eine Beteiligung klar zurückgewiesen.
Der Tag nach dem grausamen Verbrechen in der Stadt Krasnogorsk nordwestlich von Moskau ist grau und trübe. Vor der Konzerthalle, die bis vor kurzem ein beliebter Veranstaltungsort für russische Hauptstädter war, patrouillieren schwer bewaffnete Sicherheitskräfte. Immer wieder fällt leichter Nieselregen. Mehrere Überlebende sind am Samstag zur Crocus City Hall zurückgekehrt, um zu trauern und Blumen abzulegen. Auf Leuchttafeln flackert anstelle von Werbung die Aufnahme einer Kerze und darunter die Aufschrift: „Wir trauern. 22.03.2024.“
Als die bewaffneten Angreifer den Konzertsaal stürmten, habe sie gerade mit ihrem Mann auf einer der oberen Besuchertribünen gestanden, erzählte die 30 Jahre alte Margarita. „Wir wollten ein Erinnerungsfoto machen.“ Im ersten Moment habe sie die Explosionsgeräusche für lauten Begrüßungsapplaus für die Künstler gehalten, erinnerte sie sich. „Aber es knallte weiter. Da habe ich sofort verstanden, dass etwas nicht stimmt.“
Die Zahl der Toten bei dem Anschlag stieg am Samstag auf mindestens 133, unter ihnen mindestens 3 Kinder. Beim Wegräumen der Trümmer in der Konzerthalle des Zentrums hätten Einsatzkräfte weitere Leichen gefunden, teilte das Moskauer Ermittlungskomitee mit. Außerdem gingen die Behörden von mehr als 100 Verletzten aus. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an, hieß es. Elf Verdächtige wurden festgenommen, mindestens vier von ihnen seien direkt an dem Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen, sagte FSB-Chef Alexander Bortnikow.
Putin: Fenster für Grenzübertritt der Täter in die Ukraine vorbereitet
Russlands Präsident Wladimir Putin sprach in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede am Samstagnachmittag von einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag. Mit Blick auf vier der festgenommenen Männer sagte er: „Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war.“ Zuvor hatte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB bereits über Festnahmen in der Grenzregion Brjansk berichtet.
Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt, hat Gerüchte über eine Beteiligung deutlich zurückgewiesen. Der ukrainische Militärgeheimdienst konterte Putin und wies darauf hin, dass die Grenze seit langem vermint sei. Weiterhin gibt es ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat, das von mehreren Experten bereits als echt eingestuft wurde. Trotzdem sind weiter viele Fragen offen. Russische Propagandisten wiederum behaupteten recht schnell, dass hinter dem blutigen Verbrechen die Ukraine stecke. Beweise dafür legten sie nicht vor.
Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten bereits Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Die US-Botschaft in Moskau schrieb am 7. März, sie verfolge Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte. Sie forderte Landsleute auf, Menschenmengen zu vermeiden und sich auch sonst achtsam zu verhalten.
Putin tat die Warnungen als westliche Provokation ab. Ziel solcher Warnungen des Westens sei es, die Lage in Russland zu destabilisieren, behauptete er Anfang der Woche bei einer Rede beim FSB.
Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte am Samstag ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen „schweren Schlag“ versetzt, hieß es in der Mitteilung. Der Angriff habe „Tausenden Christen in einer Musikhalle“ gegolten. Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige.
Die russischen Ermittler haben sich dazu allerdings nicht geäußert. Nicht gesichert sind Berichte, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Staatsbürger der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan handeln soll. Die in ihrem Fluchtauto gefundenen Pässe könnten gefälscht sein. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, ist bekannt als ein Rückzugsort islamistischer Terroristen.
Bisher waren schwere IS-Anschläge auf russische Ziele selten. Seit einigen Jahren haben die Islamisten jedoch auch Moskaus Politik auf dem Radar. Vor allem Russlands Militäreinsatz in Syrien ist der Gruppe laut Experten ein Dorn im Auge. Putin zählt als wichtigster Verbündeter des syrischen Herrschers Baschar al-Assad. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs hatte der IS zwischen 2014 und 2017 weite Teile im Osten Syriens und Nordirak beherrscht. Ein regionaler Ableger der Terrormiliz ist zudem im Kaukasus aktiv, in Russland vor allem in den mehrheitlich muslimischen Republiken Dagestan und Tschetschenien. Global hat der IS seine Sympathisanten immer wieder zum Kampf gegen Nichtmuslime aufgerufen.
Immer wieder schwere Terroranschläge
In Russland ist es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Terroranschlägen gekommen. Im September 2004 endete ein Geiseldrama in einer Schule in Beslan (Nordossetien) mit 360 Toten. Tschetschenische Rebellen hatten außerdem im Oktober 2002 in einem Moskauer Musicaltheater mehr als 800 Geiseln genommen. Bei der Befreiungsaktion starben 129 Geiseln und rund 40 Terroristen. Im Herbst 1999 wurden bei mehreren tschetschenischen Bombenanschlägen auf Wohnhäuser in Dagestan mehr als 300 Menschen getötet.
Der Anschlag nun auf die Crocus City Hall wurde international verurteilt. Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, Frankreich verurteile den Terroranschlag aufs Schärfste. Er bekundete seine Solidarität „mit den Familien der Opfer, den Verletzten und dem russischen Volk.“ Auch die Bundesregierung verurteilte „den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau. Unsere Gedanken sind mit den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag auf der Plattform X (ehemals Twitter).
Die überlebende Margarita wirkte gefasst, aber auch sichtlich mitgenommen, als sie noch weitere Details von dem Anschlag erzählte. Nachdem sie und ihr Mann nach einem Spießrutenlauf durch Korridore und unter Gewehrfeuer in einem unteren Geschoss in einem dunklen Raum angekommen seien, womöglich einem Lager, hätten sie ein Schild mit der Aufschrift „Ausgang“ entdeckt – und sich ins Freie retten können. Putin hat nach dem Terroranschlag für diesen Sonntag einen nationalen Trauertag für Russland angesetzt./haw/DP/nas
Moskau und Peking legen Veto ein Forderung nach Gaza-Waffenruhe scheitert im Sicherheitsrat
Monatelang scheitern die Bemühungen des UN-Sicherheitsrats für eine Waffenruhe im Gazastreifen am Widerstand der USA. Inzwischen hat Israels Schutzmacht ihren Kurs geändert. Jetzt stellen sich aber zwei andere Vetomächte quer.
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Gastro: Werden Tische abends immer früher reserviert? – Standard, 15.3.2024
Ob um bewusster zu konsumieren oder auf den Barbesuch danach zu verzichten – Menschen besuchen Lokale immer früher. Wir haben uns unter Gastronomen umgehört, was da dran ist
Abends um 20.30 Uhr auf eine Pizza und ein, zwei Gläser Wein ins Restaurant und dann weiter in eine Bar? Was vor einigen Jahren noch gängig gewesen sein mag, haben sich viele abgewöhnt. Nun werden einige einwenden: Österreich war noch nie Italien, wo nicht vor 21 Uhr getafelt wird. Das stimmt natürlich. Doch das Abendessen scheint sich in den Lokalen merkbar nach vorn verschoben zu haben.
Dafür mag es unterschiedliche Gründe geben. Die Pandemie hat das Essverhalten der Menschen verändert, die Teuerung macht sich auf den Speisekarten bemerkbar, oft setzen Lokale auf zweistündige Time-Slots, auf die man sich am frühen Abend eher einlässt. Aber nicht nur das. Die Arbeitsmodelle sind flexibler geworden, wer Teilzeit arbeitet, besucht möglicherweise früher ein Lokal. Und dann wäre da noch die Generation Z, die am liebsten schon um 21 Uhr ins Bett geht. Eh klar, dass dann nicht um 20 Uhr ein Tisch im Lieblingslokal reserviert wird. Doch was ist wirklich dran an der Beobachtung? Wir haben uns bei österreichischen Gastronomen und Gastronominnen umgehört.
Ist der Aperitivo schuld?
Max Leyerer von der Pizzeria Riva in der Türkenstraße kann die Beobachtung bestätigen. Bei ihm essen Gäste heute tendenziell früher zu Abend als noch vor einigen Jahren. Beinahe täglich sei das Lokal bereits um 17.30 Uhr oder 18 Uhr gut besucht. Der Löwenanteil derer, die spontan vorbeikommen oder kurzfristig reservieren, komme zwischen 18.30 und 19 Uhr. Vor der Pandemie war das in der Pizzeria anders, damals war die erste Gästewelle zwischen 20 und 20.30 Uhr Standard. Heute hingegen wird es im Lokal um 20.30 Uhr schon wieder ruhiger, vor allem unter der Woche.
Leyerer vermutet, dass der Trend zum Aperitif am Nachmittag oder frühen Abend, der in Wien in den letzten Jahren massiv aufgekommen sei, Menschen eher dazu verleite, früher zu essen. Der relevanteste Faktor für das veränderte Verhalten sieht er in der Teuerungswelle: „Man merkt, dass viele Restaurantgäste bewusster konsumieren und der Verkaufsanteil an nichtalkoholischen Getränken gestiegen ist.“ Wenn früher nach einem Restaurantbesuch noch ein Barbesuch auf dem Programm stand, überlegen sich das viele mittlerweile sehr genau. Das sei ihm durch viele Gespräche mit befreundeten Bar-Inhaberinnen uns -Inhabern bewusst geworden. „Früher waren Restaurants für viele Besucherinnen und Besucher ein Zwischenstopp vor Bars und Clubs – das hat sich geändert.“
Spätesser ausgestorben
Auch Paul Peters, der 2017 das Linzer Lokal Die Donauwirtinnen übernommen hat, bestätigt den Trend zum früheren Essengehen. In sein Lokal kommen mittlerweile viele Gäste schon um 17.30 Uhr. Seiner Einschätzung nach ist diese Entwicklung auf die Corona-Zeit zurückzuführen: „Spätesser sind quasi so gut wie ausgestorben.“ Das Lokal hat mittlerweile reagiert, die Öffnungszeiten wurden dahingehend verändert. Früher war die Küche bis 22 Uhr offen, heute kann bis 20.30 bestellt werden. Am Wochenende wird Pizza nur so lange serviert, bis diese aus ist: „An starken Tagen wird manchmal auch um vier schon zusammengeräumt.“ Ihm kommt diese Entwicklung entgegen. Das sehr späte Abendgeschäft sei bei den Donauwirtinnen nie wirklich eine Stoßzeit und damit gewinnbringend gewesen. Ein weiterer Vorteil: So sei man heute zu halbwegs humanen Zeiten mit der Arbeit fertig. Peters beobachtet, dass viele andere Lokale ihre Öffnungszeiten auch nach vorn verschoben haben, sich die Konsumenten und Konsumentinnen möglicherweise an die Vorgaben der Gastronomen gewöhnt und angepasst haben.
Woran es liegt, dass sich Nachteulen mittlerweile seltener in sein Lokal zum Essen verirren, darüber will er nur spekulieren. „Mir kommt generell vor, dass sich das Nachtleben seit Corona etwas nach vorn verschoben hat – ich hoffe, es liegt nicht nur daran, dass ich immer älter werde.“ Peters beobachtet aber auch, dass sich für viele die täglichen Routinen durch Homeoffice und Co gewandelt haben. Die gesteigerte Flexibilität ermögliche, den Tag freier zu gestalten. Ebenso spiele ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein hinein: „Wer hat schon große Lust darauf, mit einem Stein im Bauch schlafen zu gehen?“ Was speziell in seinem Lokal außerdem entscheidend sein könnte: Viele Gäste zögen nach dem Essen noch weiter oder besuchten Kulturveranstaltungen.
Touristen essen später
Hans Schmid, Wirt des Innenstadtlokals Chamäleon, das vor allem für seine Fondue-Variationen bekannt ist, erwähnt im Gespräch mit dem STANDARD die Tatsache, dass seine Gäste seit Corona in der Regel früher kommen und sein Lokal auch wieder früher verlassen. Auf die Frage, warum das so sei, sagt er: „Ich habe keine Ahnung, aber mir soll es recht sein.“ Ein Vorteil dieser Entwicklung dürfte also darin liegen, dass auch Wirtsleute früher ins Bett kommen, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war.
Alexandra Domini vom Friedensrichter im zweiten Bezirk kann bei den einheimischen Gästen kein verändertes Reservierungsverhalten beobachten: „Die Öffnungszeiten mit 15 Uhr kommen bei unseren älteren Gästen sehr gut an, da sie nicht mehr so spät essen können oder möchten.“ Beim Friedensrichter wird zu 80 Prozent ab 19 Uhr reserviert. Nur eine Gruppe tickt anders, meint Domini: „Touristen kommen generell spät essen!“ (red, 15.3.2024)
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MEDIZIN
Studie: Impfung kann Long COVID und kardiale Komplikationen verhindern – 15.3.2024
Oxford – Eine Impfung hat in den letzten Jahren nicht nur viele Menschen vor COVID-19 geschützt. Eine multinationale Auswertung von Krankenakten in The Lancet Respiratory Medicine (2024; DOI: 10.1016/S2213-2600(23)00414-9 ) ergab, dass die Geimpften nach einer Durchbruchinfektion auch seltener unter einem Long COVID leiden. Nach einer Publikation in Heart (2024; DOI: 10.1136/heartjnl-2023-323483 ) kommt es in der akuten und postakuten Phase zudem seltener zu thromboembolischen oder kardiovaskulären Komplikationen von COVID-19.
Die verschiedenen COVID-19-Impfstoffe schützen nicht nur vor einer Erkrankung. Auch im Fall einer Durchbruchinfektion ist der Verlauf meistens milde. Ob sich die Schutzwirkung auch auf die Zeit nach der akuten Erkrankung erstreckt, ist weniger gut untersucht. Die randomisierten Impfstoffstudien hatten eine zu kurze Nachbeobachtungszeit. Außerdem war die Long-COVID-Problematik bei der Planung noch kein Thema.
Die Evidenz beruht deshalb auf epidemiologischen Studien, die retrospektiv die Erkrankungshäufigkeit von geimpften und umgeimpften Personen vergleichen. Ein Team um Daniel Prieto-Alhambra vom „Nuffield Department of Orthopaedics, Rheumatology, and Musculoskeletal Sciences“ der Universität Oxford hat hierzu die Daten von über 20 Millionen Patienten aus England (2 Kohorten), Katalonien und Estland ausgewertet, von denen jeweils die Hälfte geimpft war.
Die Forscher suchten in den Krankenakten nach einem von 25 Symptomen, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als häufige Zeichen von Long COVID einstuft. Die Symptome mussten zwischen 90 und 365 Tage nach einer durch einen PCR-Test dokumentierten Infektion an SARS-CoV-2 aufgetreten sein.
Die Analyse ergab, dass es nach den Durchbruchinfektionen der Geimpften nur etwa halb so häufig zu den auf Long COVID hinweisenden Symptomen gekommen war. Die Hazard Ratio betrug in den beiden britischen Kohorten 0,54 (95-%-Konfidenzintervall 0,44-0,67) und 0,48 (0,34-0,68), in der katalanischen Datenbank 0,71 (0,55-0,91) und bei den Versicherten aus Estland 0,59 (0,40-0,87).
Der mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer scheint dabei eine etwas bessere Schutzwirkung zu erzielen als der Vektorimpfstoff AZD1222 von Astrazeneca. Die Hazard Ratio für den Vergleich von 0,85 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,60 bis 1,20 jedoch statistisch nicht signifikant.
In der zweiten Studie haben die britischen Epidemiologen die Auswirkungen der Impfung auf kardiale und thromboembolische Komplikationen untersucht. Diese waren teilweise auch mit der Impfung in Verbindung gebracht worden. Die Analyse befasste sich allerdings nicht mit möglichen Impfkomplikationen, sondern nur mit den Komplikationen im Fall einer Erkrankung an COVID-19. Die Forscher verglichen das Auftreten von Herzinsuffizienz (HF), venöser Thromboembolie (VTE) und arterieller Thrombose/Thromboembolie (ATE) in mehreren Zeitfenstern nach einer dokumentierten SARS-CoV-2-Infektion.
Auch hier weisen die Ergebnisse auf eine Schutzfunktion der Impfung hin. Im Anschluss an eine Durchbruchinfektion kam es in den ersten 30 Tagen zu 78 % seltener zu einer VTE (Hazard Ratio 0,22; 0,17-0,29), zu 47 % seltener zu einer ATE (Hazard Ratio 0,53; 0,44-0,63) und zu 55 % seltener zur HF (Hazard Ratio 0,45; 0,38-0,53) als nach einer Infektion bei Ungeimpften.
Diese Schutzwirkung war auch noch im Zeitraum von 91 bis 180 Tagen nach der Infektion nachweisbar mit Hazard Ratios von 0,53 (0,40 -0,70 für eine VTE, von 0,72 (0,58-0,88) für eine ATE und von 0,61 (0,51-0,73) für eine HF. © rme/aerzteblatt.de
Minimal invasive Prostatakrebs-Therapie besser – Verfahren TULSA setzt auf MRI und transurethralen Ultraschall und erzielt optimale Ergebnisse
Los Angeles (pte017/20.03.2024/10:30) – Eine minimal invasive Behandlung mittels MRI und transurethralem Ultraschall statt einer OP oder Strahlenbehandlung hilft bei Prostatakrebs, zeigt eine Studie unter der Leitung von Steven S. Raman von der David Geffen School of Medicine at UCLA. Bisher gehen traditionelle Behandlungsmethoden häufig mit einem Risiko von Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder einer erektilen Dysfunktion einher, die ihrerseits eine erhebliche Sterblichkeit und negative Auswirkungen auf den Lebensstil mit sich bringen. Laut den Forschern gibt es jetzt für manche Patienten eine dauerhafte Alternative bei der Behandlung der Prostata.
Lückenlose Überwachung
Die sogenannte „MRI-guided transurethral ultrasound ablation“ (TULSA) schließt eine künftige Behandlung mittels OP oder Bestrahlung nicht aus.
Laut Raman erkrankt einer von acht Männern im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs. TULSA hätte, so der Forscher, wenn dieser Behandlungsansatz validiert wird, das Potenzial, den Behandlungsstandard bei Tausenden Männern zu verändern.
Bei der Behandlung mit TULSA wird ein kleines Gerät, das einem Katheter ähnelt, über die Harnröhre in die Prostata eingeführt. Das MRI wird dann dafür eingesetzt, die genaue Positionierung von zehn therapeutischen Ultraschallelementen zu steuern. Mittels MR-Thermometrie wird dann das Gewebe überwacht, wenn es auf mehr als 55 Grad erhöht wird. Damit wird das Ausmaß der Hitze eingeschränkt, das auf die empfindlichen Nerven einwirkt, die die Prostata umgeben.
Dabei rotiert das Gerät um die gesamte Drüse. Dieses Verfahren kann innerhalb von zwei bis drei Stunden unter Narkose entweder ambulant oder in einem Krankenhaus durchgeführt werden. Raman zufolge wird dabei die Fähigkeit zum Abtöten der Krebszellen maximiert und die kollateralen Schäden minimiert. Die Kontinenz und Potenz der Patienten sollen dabei erhalten bleiben, heißt es.
Gute Ergebnisse erzielt
Bei der retrospektiven Beobachtungsstudie wiesen die Patienten Verbesserungen bei der Verringerung des Vorhandenseins von Krebs, der Prostatagröße und den PSA-Werten auf.
Bei einer nach einem Jahr durchgeführten Biopsie konnte bei 76 Prozent der Betroffenen kein Krebs mehr nachgewiesen werden. Zu dem Zeitpunkt hatte sich auch das durchschnittliche Prostatavolumen um 92 Prozent verringert. Nach fünf Jahren hatte sich der PSA-Wert von 6.3 ng/ml auf 0.63 ng/ml reduziert.
Auch die weiteren Ergebnisse waren positiv. Nach fünf Jahren waren 92 Prozent der Patienten wieder kontinent und 87 Prozent konnten sich ihre erektile Funktion erhalten.
An der Studie haben 115 Männer aus fünf Ländern teilgenommen. Diese Forschungsergebnisse werden auf dem Jahrestreffen der Society of Interventional Radiology Annual Scientific Meeting in Salt Lake City der Öffentlichkeit präsentiert. (Ende)
INTERNET – IT – KI
KI erkennt Gefühle in Stimmen von Menschen – Einsatz laut Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beispielsweise bei Therapiesitzungen
Berlin (pte020/20.03.2024/11:30) – Entwicklungspsychologen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung nutzen technische Tools auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI), um emotionale Untertöne in Fragmenten von Aufzeichnungen von Stimmen zu erkennen. Dafür hat das Team um Forschungsleiter Hannes Diemerling die Genauigkeit der Arbeitsweise von drei Modellen maschinellen Lernens miteinander verglichen.
1,5 Sekunden reichen aus
Laut Diemerling kann maschinelles Lernen dafür eingesetzt werden, Gefühle in Audioaufzeichnungen zu erkennen, die nur 1,5 Sekunden lang sind. „Unsere Modelle erzielten dabei eine ähnliche Genauigkeit wie Menschen.“
Für die Studie wurden Schauspieler eingesetzt, die bedeutungslose Sätze mit einer emotionalen Färbung versahen.
Die Forscher entnahmen diese Sätze aus zwei Datensätzen. Einer stammte aus Kanada, der andere aus Deutschland.
Damit konnte überprüft werden, ob das maschinelle Lernen Gefühle richtig erkennen kann – und das unabhängig von der Sprache, kulturellen Nuancen und dem semantischen Inhalt.
Jeder Clip wurde auf eine Länge von 1,5 Sekunden gekürzt. So lange brauchen nämlich auch Menschen, um das Gefühl beim Sprechen zu erkennen. Dabei handelt es sich zudem auch um die kürzeste mögliche Länge, bei der das Überlappen von Gefühlen vermieden werden kann.
Drei Modelle ausgetestet
Basierend auf den Trainingsdaten haben die Experten KI-Modelle, die auf jeweils eine von drei Arten arbeiten, untersucht.
- Bei tiefen neuronalen Netzen (DNNs) handelt es sich um komplexe Filter, die Komponenten von Klang wie die Frequenz oder die Tonhöhe analysieren. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Stimme lauter ist, weil die sprechende Person wütend ist. Ziel dieser tiefen neuronalen Netze war es, die zugrundeliegenden Emotionen zu identifizieren.
- Konvolutionale neuronale Netze (CNNs) wiederum suchen nach Mustern in der bildlichen Darstellung von Tonspuren. Das entspricht in etwa der Erkennung von Gefühlen mittels des Rhythmus und der Beschaffenheit einer Stimme.
- Das hybride Modell (C-DNN) verbindet beide Verfahren und nutzt sowohl den Ton als auch sein visuelles Spektrogramm zur Vorhersage von Gefühlen. Diese Modelle wurden dann anhand beider Datensätze auf ihre Leistungsfähigkeit getestet.
Ähnliche Muster erkannt
DNNs und C-DNNs erzielten eine bessere Genauigkeit, als wenn nur die Spektrogramme der CNNs ausgewertet wurden. „Unabhängig vom jeweiligen Modell war die Erkennung der Gefühle mit einer größeren Wahrscheinlichkeit richtig, als sie durch ein Raten möglich ist und damit durchaus mit der Genauigkeit beim Menschen vergleichbar. Dabei war es den Forschern wichtig, ihre Modelle in einem realistischen Kontext anzusiedeln und die Fähigkeiten der Menschen zur Vorhersage als Maßstab heranzuziehen. „Hätten die Modelle besser abgeschnitten als die Menschen, hätte das bedeuten können, dass es Muster gibt, die wir nicht erkennen können“, so Diemerling.
Die Tatsache allerdings, dass nicht trainierte Menschen und Modelle eine ähnliche Leistung erbringen, dürfte bedeuten, dass beide sich auf ähnliche Erkennungsmuster verlassen. Die in „Frontiers in Psychology“ veröffentlichte Studie zeigt aber auch, dass es möglich ist, Systeme zu entwickeln, die sofort emotionale Signale interpretieren können und so in einer Vielzahl von Situationen live ein intuitives Feedback geben. Denkbar ist das zum Beispiel im Bereich der Therapie oder Kommunikationstechnologien in anderen zwischenmenschlichen Zusammenhängen. (Ende)
KI und Bildersuche: Ein Duo für die Zukunft – Wie Unternehmen von smarter Suchtechnologie profitieren
Wien (pts036/20.03.2024/17:45) – Dass Unternehmen mit einer ständig wachsenden Datenflut konfrontiert sind, ist bereits hinlänglich bekannt. Branchen wie Medienunternehmen, Archive, Handel, Tourismus, Bauwesen und viele mehr haben zusätzlich zu Dokumenten und E-Mails auch eine Vielzahl an Bildern zu verwalten. Diese müssen meist erst mühsam beschlagwortet werden, um sie rasch wieder an der Hand zu haben. So mancher sehnt sich dabei nach einer Google Bildersuche direkt am Netzlaufwerk. Die Lösung für den Aufwand mit der Verwaltung großer Bildarchive kann in einer unternehmensinternen Suchmaschine liegen. Der nachstehende Artikel zeigt Möglichkeiten, Chancen und technologische Must-Haves auf, wie dank der Kombination von Enterprise Search Software und neuen KI-Funktionalitäten nun auch die firmeninterne Bildersuche schneller, visueller und intuitiver wird.
„Das Durchsuchen der komplexen Datenlandschaften in Unternehmen bietet einen vielfältigen Einsatzbereich für Künstliche Intelligenz“, erklärt Christoph Wendl, Experte für Enterprise Search Lösungen und CEO der Iphos IT Solutions. „KI unterstützt Unternehmen bei der effizienten Analyse indizierter Dateien und hilft, relevante Informationen schnell zu extrahieren. Neben der Verarbeitung von Texten nutzen wir maschinelles Lernen für die Auswertung visueller Daten.“ Ein gutes Enterprise-Suchsystem erkennt Objekte wie etwa Menschen, Fahrzeuge, oder technische Geräte auf Bildern und macht sie so leicht mittels Suchbegriffen auffindbar. User profitieren dabei von einer intuitiveren Handhabung und leichterem Zugang zu Bilddateien. Künstliche Intelligenz stellt also eine wertvolle Ergänzung der unternehmensinternen Suche dar. Die Gründe dafür liegen in den Besonderheiten der Enterprise Search-Software.
Zentraler, sicherer Zugriff auf alle Unternehmenssysteme
Grafiken, technische Zeichnungen, Fotos bis hin zu Photoshop-Files – unterschiedliche Dateiformate und Sicherheitslevels haben oft zur Folge, dass Bilddateien auf verschiedene Systeme und Speicherorte innerhalb des Unternehmens verteilt sind. Diese Fragmentierung erschwert eine konsistente und effiziente Suche. Software wie Enterprise Search Lösungen können hier eine Brücke zwischen allen Datenquellen schlagen: „Eine effiziente Bildersuche muss die Funktion erfüllen, Dateien aus allen relevanten Speicherorten zu erschließen und zu organisieren,“ erklärt Wendl. „Dieser umfassende Datenpool ist fundamental, um KI-Funktionalitäten sinnvoll auf alle unternehmensinternen Daten anwenden zu können. Die Einhaltung von datenschutzrechtlichen Aspekten ist dabei in die Enterprise Search Software integriert: Durch die Einbindung existierender Berechtigungssysteme können User nur das sehen, was sie auch sehen dürfen.“
Semantische Suche nach Objekten in Bildern
Das größte Manko der manuellen Bildersuche sind die Dateinamen. Wurde hier nicht unter erheblichem Arbeitsaufwand händisch nachgeholfen, sieht man sich mit einer Fülle an Bildern mit kryptischen Buchstaben-Zahlenkombinationen konfrontiert, die nichts über den Bildinhalt aussagen. Die Suche in diesen Bildarchiven wird so zu einem langwierigen und mühsamen Prozedere.
Abhilfe kann hier die Implementierung einer semantischen Bildersuche schaffen. Diese versucht, Bilder auf Basis von Bedeutungen und Konzepten zu interpretieren und zu indizieren, anstatt sich nur auf Dateinamen oder Schlagwörter zu verlassen, die den Bildern manuell zugewiesen wurden.
„Eine gute unternehmensinterne Suche kann durch die Technologien der Objekterkennung und Kontexterkennung erweitert werden“, berichtet Wendl vom KI-gestützten Lösungsansatz. „Themen, Konzepte und Objekte werden in den Bildern erkannt und als potenzielle Suchbegriffe indiziert. Das verbessert die Genauigkeit und Relevanz der Ergebnisse erheblich und macht das Sucherlebnis weitgehend intuitiv. Benötigen Nutzer etwa eine Werbegrafik auf der ein Computer abgebildet ist, müssen sie nur den Begriff „PC“ eingeben und aus allen erkannten Computer-Bildern das richtige auswählen.“ Mitarbeiter sind in der Suche nicht mehr allein von Metadaten und peinlich genauen Benennungsstandards abhängig. Vielmehr kann alles verfügbare Bildmaterial präzise auf den gewünschten Bildinhalt hin durchsucht werden.
In der Regel sollten gute Enterprise-Suchlösungen auch eine Synonym-Erkennung beinhalten. Das heißt auf Bildern erkannte PCs können auch dann gefunden werden, wenn der User nicht nach „PC“, sondern nach synonymen Begriffen wie „Computer“, „Work Station“, oder „Laptop“ sucht. Derartige Kombinationen von Technologien in der Suche steigern den Nutzen von Enterprise Search in der Bildersuche enorm.
Automatische Kategorisierung dank künstlicher Intelligenz
„Das langwierige Klicken durch Dateipfade, die in tiefe Ordnerstrukturen führen, gehört dank Enterprise Search-Technologien der Vergangenheit an. Schlagwörter für Dateien können maschinell mithilfe der Texterkennungs- und Objekterkennungsalgorithmen unserer KI vergeben werden. Bilder werden dabei automatisch klassifiziert, was wiederum eine organisierte Datenverwaltung fördert und die Produktivität im Umgang mit Bilddateien steigert“, so Wendl.
Benutzerfreundliche Galerieansicht mit Thumbnails
Auch bei der Dateisuche gilt: Bild vor Text. Das Gehirn verarbeitet visuelle Informationen um ein Vielfaches schneller als bloßen Text. Eine bildhafte Darstellung von Dateien bildet dadurch einen Grundstein für ein intuitives Sucherlebnis. „Nach der automatischen Reihung nach Relevanz ist eine unserer wichtigsten Funktionen in der Bildsuche die Galerienansicht mit Thumbnails“, erklärt Wendl. „Spezielle Parser und Optical Character Recognition erlauben uns, direkt in der Ergebnisanzeige eine verkleinerte Vorschau von Bilddateien anzubieten. Darunter fallen auch Formate, die im Windows Explorer nicht bildlich dargestellt werden können, wie etwa Photoshop-Dateien.“ Neue Technologien werden hier mit benutzerorientierter Darstellung verknüpft, die einen effizienteren Umgang mit visuellen Ressourcen erlaubt.
Zeichenerkennung für Effizienzsteigerung im Unternehmen
Enterprise Search setzt seit jeher auf die Einbindung neuer Technologien, um unternehmensinternes Suchen intelligenter und intuitiver zu gestalten. Ein weiteres gutes Beispiel für gelungenen Technologieeinsatz in internen Suchmaschinen stellt Optical Character Recognition (OCR) dar. OCR erlaubt in den Pixelinformationen von Bildern, Grafiken und Scans maschinenlesbaren Text zu erkennen – wie das etwa bei Scans von Rechnungen, Verträgen oder archivierten Schriften der Fall ist. Oft werden derartige Dokumente überhaupt erst dadurch auffindbar. Daher ist es für mittelständische und größere Unternehmen empfehlenswert, eine OCR-Funktionalität in die Unternehmenssuche zu integrieren. „Gerade die Intelligente Kombination aus Objekterkennung im Bild und OCR-Texterkennung kann wieder zu Synergien für ein Unternehmen führen“, weiß Christoph Wendl. „So ist es etwa möglich bei erkannten Autos auf Bildern auch die Nummernschilder mittels OCR auszulesen, oder bei Produktbildern Markennamen zu erkennen.“
Mehr Infos zu Enterprise Search mit searchit: www.searchit-enterprise-search.com
Über searchit
Das internationale Unternehmen Iphos IT Solutions definiert das Thema „Enterprise Search Engines“ für Unternehmen neu. Mit dem Launch von searchit positioniert sich das Unternehmen als nachhaltiger Innovator in der Branche. Mit zahlreichen KI-Funktionen wie etwa einer KI-gestützten Bildersuche setzt searchit neue Standards in der Branche. Das hauseigene AI-Lab befasst sich mit hochinnovativen KI-Anwendungen in der Suche mittels Verarbeitung und Generierung von Bildern und Texten. Ing. Christoph Wendl leitet gemeinsam mit Lyubomir Ivanov als Chief Executive Officer (CEO) das 1998 gegründete Unternehmen, das sich mit innovativen Lösungen den aktuellen Herausforderungen der IT stellt. (Ende)
Rückfragehinweis für Medien:
Ing. Christoph Wendl
Geschäftsführer, Iphos IT Solutions GmbH
Khekgasse 35
1230 Wien
Tel.: +43 1 869 84 00
E-Mail: info@searchit.cc
Aussender: | searchit by Iphos IT Solutions GmbH |
Ansprechpartner: | Christoph Wendl |
Tel.: | +43 1 869 84 00 |
E-Mail: | info@searchit.cc |
Website: | www.searchit.cc |
GESELLSCHAFT
US-Bürger stehen mehrheitlich zur Demokratie – Laut Erhebung der Duke University ändern daran auch antidemokratische Politikerworte nichts
Durham/Los Angeles (pte001/20.03.2024/06:00) – Ungeachtet antidemokratischer Äußerungen vieler US-Politiker vor allem aus den Reihen der Republikaner steht die überwiegende Mehrheit der Bürger des Landes fest zur Demokratie. Das zeigt eine Studie des Polarization Research Lab der Duke University.
Trotz des Anstiegs antidemokratischen Verhaltens von US-Politikern und einseitiger medialer Berichterstattung in einigen traditionellen Medien sowie im Internet lehnt die Mehrheit der Amerikaner antidemokratische Einstellungen und parteiische Gewalt ab, heißt es.
Gewalt wird abgelehnt
Von September 2022 bis Oktober 2023, einem Zeitraum, der die Zwischenwahlen 2022 einschloss, befragten die Forscher mehr als 45.000 Demokraten und Republikaner zu fünf spezifischen Verstößen gegen demokratische Normen: Reduzierung von Wahllokalen in Gebieten, in denen die jeweils andere Partei beliebt ist; mehr Loyalität gegenüber der Partei als gegenüber den Wahlregeln und der Verfassung; Zensur parteiischer Medien; ob der Präsident den Kongress in bestimmten Fällen umgehen sollte, und zur Ansicht, dass gewählte Vertreter der eigenen Partei Gerichtsentscheidungen ignorieren sollten, wenn die Richter, die diese Entscheidungen getroffen haben, von einem Präsidenten der anderen Partei ernannt wurden.
Außerdem fragten die Forscher nach der Haltung gegenüber vier politischen Gewalttaten: Körperverletzung, Brandstiftung, Angriff mit einer tödlichen Waffe und Mord sowie zu Ansichten über die jeweils andere Partei.
„Die Ablehnung antidemokratischer Handlungen und politischer Gewalt war überwältigend und bemerkenswert stabil über das ganze Jahr hinweg“, sagt Yphtach Lelkes, Co-Direktor des Polarization Research Lab sowie außerordentlicher Professor für Kommunikation der Annenberg School for Communication an der University of Southern California.
Jeder Fünfte wankelmütig
17,2 Prozent der Demokraten und 21,6 Prozent der Republikaner waren mit dem Verstoß gegen eine der abgefragten Normen einverstanden. Aber nur sechs Prozent der Demokraten und neun Prozent der Republikaner begrüßten zwei oder mehr Verstöße. Das deute darauf hin, dass es keine breite antidemokratische Einstellung gibt, sagen die Forscher abschließend. (Ende)
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