Tagesblick – 20.3.2024 Mittwoch

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FAZIT DES TAGES

Das Gegenteil der Heiligen sind nicht die Sünder, sondern die Scheinheiligen.
Glenn Close

Märkte – Report

Israel, Ukraine – COMMENT

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HELLMEYER-Report (gekürzt)

  • Märkte: Weiter Risikobereitschaft, Fokus auf US-Notenbank
  • Arbeitskosten in der Eurozone mit niedrigstem Anstieg seit dem 4. Quartal 2021

  • Kein HELLMEYER-Report am 21.3.

Märkte: Weiter Risikobereitschaft, Fokus auf US-Notenbank

Die Finanzmärkte zeigen sich vor der Notenbanksitzung der Federal Reserve von moderater

Risikobereitschaft geprägt. Aktienmärkte legten zu. Rentenmärkte reagierten verhalten, Gold und Silber zeigen sich stabil und Bitcoin hat an Boden verloren.

Das Datenpotpourri (siehe unten) hat zu der positiven Stimmung beigetragen. Neben starken

ZEW-Daten erreichten uns aus den USA „erfrischende“ Daten bei Baugenehmigungen und

Neubaubeginnen (zuvor starker NAHB Index). Dieser Sektor der US-Wirtschaft, der sich in einer

rezessiven Phase befindet, erlebt eine Bodenbildung mit Potential.

Bedeutend war die Veröffentlichung der Arbeits- und Lohnkosten der Eurozone. Hier kam es zu einer markanten Entspannung. Passend dazu äußerte sich EZB-Ratsmitglied Kazaks, der die drei vom Markt unterstellten EZB-Zinssenkungen im Jahr 2024 als nachvollziehbar titulierte.

Die Geopolitik entfaltete gestern keine Markteinflüsse. Hintergründig nimmt die Eskalation zu.

Bereitschaft zu Diplomatie ist sowohl in der Ukraine-Krise als auch im Gaza-Konflikt bei den

entscheidenden Kräften nicht ansatzweise auszumachen.

Heute liegt der Fokus auf der Notenbanksitzung der Federal Reserve. Man wird das aktuelle

Zinsniveau beibehalten. Die Verbalakrobatik wird bezüglich der wirtschaftlichen Lage

zuversichtlich sein. Hinsichtlich der Inflation wird man weiter verhalten argumentieren.

Der Eindruck entsteht, dass es zwei Maximen gibt. Erstens, den Zinssenkungspfad mit Augenmerk auf die US-Präsidentschaftswahlen zu Gunsten Bidens zu steuern (Impakt der Zinssenkungen Richtung Wahl) und zweitens eine Abstimmung mit der EZB im Hinblick auf „Ruhe“ an den Devisenmärkten.

Der Pfad der Zinssenkungen, der wohl analog zur EZB im Juni beginnen wird, sollte drei bis vier Zinssenkungen um jeweils 0,25% umfassen.

Der Late Dax legte um 0,50%, der EuroStoxx 50 um 0,38%, der S&P 500 um 0,50%, der Dow um

0,82% und der Citi US-Tech 100 um 0,30% zu. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,45%

(Vortag 2,46%), die 10 jährige US-Staatsanleihe mit 4,29% (Vortag 4,33%).

Der USD ist wenig verändert gegenüber EUR, Gold und Silber.

Nachrichten in Kurzform:

• Berlin: Laut einer Studie des IFO-Instituts könnte das „Homeoffice“ den Bedarf an

Büroflächen bis 2030 um 12% senken.

• Berlin: Laut Statistischem Bundesamt stieg der inflationsbereinigte Umsatz des

Gastgewerbes per Januar im Monatsvergleich um 0,8%. Gegenüber dem Vorjahr

kam es zu einem Rückgang um 0,6%. Im Vergleich zu 2019 (vor Corona) ergab sich

ein Einbruch um 13,3%.
=> So weit, so gut, aber keine Trendumkehr

• Berlin/Brüssel: Kanzler Scholz forderte, mehr als 25% der Berichtspflichten für

Firmen abzuschaffen.

• Berlin: Finanzminister Lindner fordert nach der Einigung auf eine europäische

Lieferkettenrichtlinie die Aufhebung des deutschen Lieferkettengesetzes im

Rahmen des Bürokratieabbaus.

Lindner gegen zu starke Staatsvorgaben bei Klimaumbau

Bundesfinanzminister Lindner hat sich gegen zu starke Staatsvorgaben für die

Wirtschaft ausgesprochen, damit Unternehmen bis 2045 klimaneutral werden. Bei der

Transformation würde sehr stark vorgegeben, wie der Weg auszusehen habe, so

Lindner. Er habe Bedenken. So könnten technologische Innovationen unterlaufen

werden. Dies könne zu unnötigen Verboten und Ineffizienzen führen. Fahrverbote und

Tempolimits würden die Akzeptanz für Klimamaßnahmen gefährden.

Saudi-Arabien plant einen 40 Mrd. USD Fonds für KI

Saudi-Arabien plant laut der New York Times die Auflage eines Fonds mit einem

Volumen von 40 Mrd. USD für Investitionen in die Künstliche Intelligenz. Der Fonds

könnte die Arbeit in der 2. Jahreshälfte aufnehmen. Die Führung Saudi-Arabiens hat

Interesse an Investitionen in eine Vielzahl von KI-Start-Ups, allen voran Chiphersteller

und Datenzentren. Jüngst warb man für Saudi-Arabien als Standort für KI-Projekte

unter Verweis auf den Energiereichtum und das verfügbare Kapital. Das Königreich

habe zudem den „politischen Willen“, um derartige Projekte durchzuziehen.
=> Klare Ansage – Europa sollte diese Entwicklungen nicht „verschlafen“! Vor der Kurve ist besser als hinte der Kurve (jüngere Historie Europas „malade“)!

Arbeitskosten in der Eurozone mit niedrigstem Anstieg seit dem 4. Quartal 2021

In den jüngsten Einlassungen seitens der Granden der EZB wurde auf die Sensibilität bei

zukünftigen Zinsentscheidungen bezüglich der Entwicklung der Lohnkosten verwiesen.

Diesbezüglich sind die aktuellen Daten der Arbeitskosten und der Lohnkosten von

hervorgehobener Bedeutung.

Die Arbeitskosten nahmen im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 3,4% nach zuvor

5,2% (revidiert von 5,3%) zu. Es ist der geringste Anstieg seit dem 4. Quartal 2021. Der Chart

impliziert Entspannung bei diesem für die EZB und die Märkte wichtigen Thema.

Die Lohnkosten stiegen im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 3,1% nach zuvor 5,2%

(revidiert von 5,3%). Hier ergab sich die geringste Zunahme seit dem 3. Quartal 2022.

Kommentar: Beide Datensätze sind Ausdruck einer markanten Entspannung. Die Fraktion der

„Tauben“ innerhalb des EZB-Rats erhält damit von Seiten dieser Daten fundamentale

Unterstützung. Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung im Juni des Jahres ist vor

diesem Hintergrund ausgeprägt.

Eurozone: ZEW-Indikatoren unerwartet stark

Der vom ZEW ermittelte Erwartungsindex für die Eurozone stellte sich per März auf 33,5 nach

zuvor 25,0 Punkte und markierte den höchsten Stand seit September 2022.

Deutschland: Der ZEW-Sentiment-Index markierte per März mit 31,7 Punkten (Prognose 20,5,

Vormonat 19,9) den höchsten Indexwert seit Februar 2022. Es sei angemerkt, dass hier anders

als bei dem IFO-Index (reale Wirtschaft, zuletzt zarter Anstieg von 85,2 auf 85,5 Zähler)

Teilnehmer der Finanzbranche befragt werden.

Der ZEW-Lageindex verzeichnete per März einen Anstieg von -81,7 auf -80,5 Zähler (Prognose

-82,0).

USA: Neubaubeginne deutlich höher als erwartet

Die Neubaubeginne stellten sich per Februar in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung

(annualisiert) auf 1,521 Millionen (Prognose 1,452 Mio.) nach zuvor 1,374 Millionen (revidiert

von 1,331 Mio.).

Die Baugenehmigungen lagen per März in der annualisierten Darstellung bei 1,518 Millionen

(Prognose 1,495 Mio.) nach zuvor 1,489 Millionen.

China: Politik der ruhigen Hand

Die „Loan Prime Rate“ für einjährige Kredite bleibt unverändert bei 3,45%.

Die „Loan Prime Rate“ für fünfjährige Kredite bleibt unverändert bei 3,95%.

Kanada: Verbraucherpreise (J) steigen nur noch mit 2,8%

Die Verbraucherpreisen nahmen per Februar im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,6%)

nach zuvor 0,0% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,8% (Prognose 3,1%)

nach zuvor 2,9%

Hier den Hellmeyer Report lesen! (inkl. Graphiken und Tabellen!)

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

22:07NACHBÖRSE/XDAX +0,1% auf 18.002 Punkte – Eckert & Ziegler schwach123Dow Jones News 
21:43MÄRKTE USA/Positive Stimmung für Aktien vor Fed-Aussagen – Marktzinsen sinken258Dow Jones News 
21:39ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Zuversicht vor US-Zinsentscheid230dpa-AFX 
20:21US-Anleihen moderat im Plus276dpa-AFX
18:52MÄRKTE EUROPA/Freundlich – Öl-, Auto- und Finanztitel laufen340Dow Jones News
18:43Aktien Wien Schluss: Gewinne – Lenzing mit Stabilisierung263dpa-AFX
18:02Deutsche Anleihen bewegen sich wenig252dpa-AFX 
18:00Aktien Frankfurt Schluss: Siemens bremst den Dax etwas unter Rekordhoch350dpa-AFX 

Immer mehr Millionäre denken über Vermögenstransfer ins Ausland nach (Graphik)

Anlagen in der Schweiz und in Liechtenstein sind bei wohlhabenden Europäern aktuell sehr gefragt. Die Nachfrage wächst mit der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit in Deutschland.

In Deutschland wächst das Interesse an den Dienstleistungen der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) so rasant, dass sich ihr Chef Gabriel Brenna im vergangenen Jahr entschloss, eine Dependance in Deutschland zu eröffnen. „Es ist gar nicht möglich, diese Nachfrage im grenzübergreifenden Geschäft aus Vaduz heraus zu bedienen“, erläutert der Banker im Gespräch mit dem Handelsblatt. 

Die LLB ist nicht das einzige Geldhaus aus der Schweiz oder Liechtenstein, das den Markteintritt in Deutschland vorantreibt. Die Fürstenbank LGT, die Züricher Kantonalbank und die Genfer Privatbank Lombard Odier, sie alle versprechen potenziellen Kunden einen sicheren Ort für ihr Vermögen – außerhalb der Euro-Zone. 

Dass sich immer mehr Millionäre damit beschäftigen, einen Teil ihres Vermögens außerhalb der Währungsunion zu verwahren, führt LLB-Chef Brenna auf die wachsende politische und wirtschaftliche Unsicherheit in Deutschland zurück. Das Vertrauen in die Politik, die aktuellen Herausforderungen lösen zu können, sei gesunken, so Brenna.


Der Wunsch der Kunden nach Diversifikation geht dabei weit über eine Anlage in Fremdwährungen wie dem Schweizer Franken hinaus. Konto und Depot werden bei einer Bank mit Sitz in der Schweiz oder Liechtenstein eröffnet. Dahinter steht die Überlegung, für den extremen Fall vorzusorgen, dass das Vermögen in Deutschland durch eine schwere Krise oder staatliche Maßnahmen stark schrumpft oder der Zugang eingeschränkt wird.

Vaduz, Zürich. Wenn sich wohlhabende Anleger fragen, wo ihr Geld noch sicher ist, bekommen Gabriel Brenna und seine Mitarbeiter diese Sorgen sehr schnell mit. Brenna ist Chef der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), der zweitgrößten Bank des Fürstentums. Sein Geldhaus bietet unter anderem ausländischen Kunden an, ihr Vermögen auf Konten in Liechtenstein anzulegen.

In Deutschland wächst das Interesse an den Dienstleistungen der LLB so rasant, dass sich Brenna im vergangenen Jahr entschloss, eine Dependance im Nachbarland zu eröffnen. „Es ist gar nicht möglich, diese Nachfrage im grenzübergreifenden Geschäft aus Vaduz heraus zu bedienen“, erläutert der Banker im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Die LLB ist nicht das einzige Geldhaus aus der Schweiz oder Liechtenstein, das den Markteintritt in Deutschland vorantreibt. Die Fürstenbank LGT, die Züricher Kantonalbank und die Genfer Privatbank Lombard Odier, sie alle versprechen potenziellen Kunden einen sicheren Ort für ihr Vermögen – außerhalb der Euro-Zone.

Dass sich immer mehr Millionäre damit beschäftigen, einen Teil ihres Vermögens außerhalb der Währungsunion zu verwahren, führt LLB-Chef Brenna auf die wachsende politische und wirtschaftliche Unsicherheit in Deutschland zurück. „Die Kunden haben verstärkt den Wunsch, nicht nur in Währungen und Assetklassen, sondern auch in Wirtschaftsräumen zu diversifizieren. Das steigende Risikobewusstsein hat mit der wirtschaftspolitischen Situation in Europa zu tun. Das Vertrauen in die Politik, die aktuellen Herausforderungen lösen zu können, ist gesunken.“

Ähnliche Befürchtungen nimmt auch Tobias Vogel, Chef der Schweizer Großbank UBS in Europa, immer häufiger wahr: „In Gesprächen mit Kunden, besonders mit Unternehmern, hören wir immer wieder von Überlegungen, einen Teil des Vermögens in der Schweiz anzulegen.“ Die Sorgen hätten insbesondere seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine zugenommen. „Da spielen auch psychologische Faktoren eine Rolle, wie etwa Überlegungen, ob die Politik aktuell in ökonomischen Fragen die richtigen Entscheidungen trifft“, sagt Vogel.

Franken-Raum bleibt als sicherer Hafen gefragt

Auch die VP-Bank, Liechtensteins drittgrößte Bank, stellt eine erhöhte Nachfrage aus Deutschland fest: CEO Paul Arni sagt: „Im Vordergrund stehen dabei Fragen rund um den Vermögensschutz im Rahmen eines Multi-Booking-Center-Ansatzes, also die Diversifizierung von Vermögen auf verschiedene Finanzmärkte.“ Auch für Arni ist klar: „Den Hauptgrund dafür sehen wir in der gestiegenen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit in Deutschland.“

Der Wunsch der Kunden nach Diversifikation geht dabei weit über eine Anlage in Fremdwährungen wie dem Schweizer Franken hinaus. Konto und Depot werden bei einer Bank mit Sitz in der Schweiz oder Liechtenstein eröffnet. Dahinter steht die Überlegung, für den extremen Fall vorzusorgen, dass das Vermögen in Deutschland durch eine schwere Krise oder staatliche Maßnahmen stark schrumpft oder der Zugang eingeschränkt wird.

VP-Bank-Chef Arni erläutert: „Die Kunden schätzen die Stabilität des Franken-Raums sowie der jeweiligen Rechtssysteme in der Schweiz und in Liechtenstein.“ Er ist überzeugt: „Stabilität, langfristige Orientierung und Verlässlichkeit ist gerade im heutigen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfeld für vermögende Privatkunden von entscheidender Bedeutung.“ 

Selbst der Beinahe-Untergang der Credit Suisse vor exakt einem Jahr hat dem Ansehen des Franken-Raums als sicheren Hafen für Vermögende kaum geschadet. Die Schweiz ist der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) zufolge nach wie vor das wichtigste Ziel für ausländische Vermögen. Menschen ohne Wohnsitz in der Schweiz haben insgesamt 2,5 Billionen Dollar auf Konten und Depots in der Alpenrepublik gelagert. 

Die alpenländischen Banken verfolgen unterschiedliche Strategien, wenn es darum geht, deutsche Kunden anzulocken. Die UBS gehört seit Jahrzehnten in Deutschland zu den ersten Adressen für vermögende Anleger. Kunden haben dort – ein Millionenvermögen vorausgesetzt – sei Langem die Wahl, ob sie ihr Konto in Frankfurt oder in Zürich eröffnen wollen.

UBS-Europachef Vogel erläutert: „Die Möglichkeit, das Vermögen in der Schweiz zu buchen, ist per se kein neues Angebot an UBS-Kunden, sondern seit langer Zeit in den Pitchbooks unserer Berater enthalten.“ Bislang lasse sich eine Verlagerung von Deutschland in die Schweiz noch nicht mit harten Zahlen belegen. Der UBS-Banker sieht „schon noch einen Unterschied, worüber die Kunden nachdenken und was sie letztendlich umsetzen“. Die Option zu haben komme bei den Kunden jedoch gut an: „Wir profitieren davon, eine Schweizer Bank zu sein“, betont Vogel.

Die LLB wiederum hat zwar eine Zweigniederlassung in Deutschland gegründet, doch die Vermögensverwaltung findet ausschließlich in Liechtenstein statt. „Eine Buchungsplattform in Deutschland bieten wir nicht an“, erläutert Brenna. „Das brauchen wir bislang nicht.“ Der LLB-Chef bestätigt zwar, dass der deutsche Bankenmarkt umkämpft ist. Doch er hat eine attraktive Nische für sein Institut ausgemacht: „Es gibt in Deutschland eine große Klientel, die eigentlich Private-Banking-Kunden sein könnten, diesen Schritt jedoch nie gegangen sind“, so Brenna. „Wir zielen primär auf die Zielgruppe der Vermögenden zwischen einer und zehn Millionen Euro ab.“

Die LLB setzt damit tiefer an als viele Wettbewerber, die sich auf die sogenannten „Ultra High Net Worth Individuals“ ab 20 Millionen Euro Vermögen spezialisieren. Auch unterhalb dieser Schwelle könne es sich lohnen, im Franken-Raum zu investieren, sagt Brenna. „Viele unserer Kunden haben ihr Vermögen ohnehin bei verschiedenen Institutionen angelegt. Nun wollen sie einen Teil davon außerhalb der EU anlegen.“ Das habe derzeit Konjunktur, so Brenna: „Die Nachfrage korreliert stark mit den Diskussionen über die politische und wirtschaftliche Situation in Europa.“

Partner statt Konkurrent für deutsche Banken

Die VP-Bank verfolgt einen dritten Ansatz. Sie positioniert sich als Partner für deutsche Geldhäuser. CEO Arni erläutert: „Wir bieten im Inland tätigen deutschen Privatbanken und Vermögensverwaltern die Möglichkeit, ihren Kunden Buchungsoptionen, etwa Konto und Depot, in der Schweiz oder in Liechtenstein – sprich im Schweizer-Franken-Raum – zu eröffnen.“ Die deutschen Banken behielten die Hoheit über ihre Kundenkontakte, versichert Arni. „Wir sind damit keine direkte Konkurrenz, und die lokalen Partner können so verhindern, dass ihre Kunden zu einer Schweizer oder Liechtensteiner Bank wechseln.“ 

Ob sich die Wachstumshoffnungen der Schweizer und Liechtensteiner Privatbanken erfüllen, bleibt abzuwarten. UBS-Banker Vogel berichtet aus der Beratungspraxis: „Die die meisten Unternehmer haben einen starken lokalen oder regionalen Bezug.“ Wenn ein Großteil des Vermögens in der Firma gebunden ist, sei ein Vermögenstransfer nicht praktikabel. „Viele können Deutschland gar nicht so einfach verlassen.“

Trotz der negativen Grundstimmung in weiten Teilen der Wirtschaft beobachtet Vogel: „Es gibt noch genug Unternehmer, die Deutschland in keiner Form den Rücken kehren wollen.“

Mehr: Privatbanken aus der Schweiz und Liechtenstein drängen auf den deutschen Markt

Nachfrage nach Bundeswertpapieren steigt bei Investoren

Höhere Renditen bei deutschen Staatsanleihen locken Pensions- und Investmentfonds an. Die Finanzagentur will in diesem Jahr 440 Milliarden Euro erlösen.

Pensionskassen, Versicherer, Hedgefonds: Die deutsche Finanzagentur sieht bei Investoren eine wachsende Nachfrage nach Bundeswertpapieren. In den bisherigen 29 Auktionen habe das gebotene Volumen den zugeteilten Betrag um das 1,77-Fache übertroffen, wie Geschäftsführer Tammo Diemer am Dienstag sagte. 2023 habe diese Kennziffer nur bei 1,5 gelegen. Grund für die wachsende Nachfrage seien höhere Renditen, so die für das Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur. „Das ermöglicht vielen Investoren, die sich über viele Jahre zurückgehalten haben, wieder in den Markt für Bundeswertpapiere einzusteigen“, sagte Diemer. „Was jetzt wirklich dazu kommt, ist Nachfrage von Investmentfirmen, von Pensionsfonds, ein bisschen auch von der Assekuranz.“

Traditionell hoch im Kurs stünden Bundeswertpapiere bei Hedgefonds. Mittlerweile würden Pensionsfonds und Investmentgesellschaften die gestiegenen Renditen nutzen, um ihr Portfolio zu diversifizieren. „Das ist eine neue Situation, die ist attraktiv“, sagte Diemer. „Auf dieser Basis finden wir Abnehmer, die wir in den vergangenen Jahren weniger bedienen konnten.“ Zuletzt sind die Marktzinsen wieder gefallen angesichts der geringeren Inflation, die der Europäischen Zentralbank (EZB) Spielraum für Zinssenkungen eröffnet. Diese werden ab Juni erwartet.

Die Finanzagentur will in diesem Jahr Bundeswertpapiere im Volumen von 440 Milliarden Euro begeben. Das sind rund 60 Milliarden Euro weniger als im vergangenen Jahr, in dem mit einer halben Billion Euro ein Rekordniveau erreicht wurde. Das geplante Volumen ist das niedrigste seit 2020, liegt aber immer noch gut doppelt so hoch wie in den Jahren vor der Corona- und der Energiekrise. Der überwiegende Teil der Emissionserlöse wird benötigt, um Geld an Investoren zurückzuzahlen. So müssen 2024 rund 343 Milliarden Euro an Tilgungszahlungen für bereits bestehende Schulden des Bundes und seiner Sondervermögen geleistet werden. Dafür wird nun eine Refinanzierung benötigt.

Die großen Ratingagenturen bewerten die Bonität Deutschlands mit der Bestnote AAA. Das signalisiert Anlegern ein extrem geringes Ausfallrisiko, wenn sie dem deutschen Staat Geld leihen. Dieser wiederum profitiert vom „Triple-A“-Status, da er sich zu vergleichsweise günstigen Konditionen frisches Geld leihen kann.  Quelle: Reuters

ISRAEL

n-tv aktuell ISRAEL

Statt Bodenoffensive in Rafah USA schlagen Israel andere Kriegsszenarien vor

Gegen die Empfehlung der US-Regierung hält Israels Premier Netanjahu an einer Bodenoffensive im dichtbevölkerten Rafah fest. Laut einem Medienbericht entwickeln Strategen in Washington aber bereits Alternativ-Senarien. Dazu gehört etwa die Zerstörung aller Hamas-Tunnel auf ägyptischer Seite.

Jüdische Filmschaffende sauer Kritik an Oscar-Rede von Jonathan Glazer

Bei den Oscars gewinnt Jonathan Glazer einen Preis für seinen Film „The Zone of Interest“. In seiner Rede setzt er Israels Vorgehen in Gaza mit dem Holocaust gleich. In einem offenen Brief kritisieren nun andere jüdische Filmschaffende seine Darstellung der Situation im Nahen Osten.

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ROUNDUP: Netanjahu besteht auf Rafah-Offensive – Die Nacht im Überblick

WASHINGTON/GAZA (dpa-AFX) – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will sich dem Druck der USA widersetzen und hält an einer Bodenoffensive in der zurzeit mit Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens fest. Er habe in seinem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden diesem „unmissverständlich klargemacht“, dass Israel zur Zerschlagung der letzten Bataillone der islamistischen Hamas in Rafah entschlossen sei. „Es gibt keine andere Möglichkeit, als am Boden hineinzugehen“, sagte Netanjahu am Dienstag vor dem Außen- und Verteidigungsausschuss des israelischen Parlaments, wie die Zeitung „Times of Israel“ berichtete. Er hatte am Vortag in dem Gespräch mit Biden dessen Aufforderung zugestimmt, eine Delegation in den kommenden Tagen nach Washington zu schicken. Dort wollen die USA einem Medienbericht zufolge Alternativen zu einer Bodenoffensive aufzeigen.

USA wollen massive Opfer unter Zivilisten in Rafah vermeiden

Eine Idee sei, eine Militäroperation in der an Ägypten grenzenden Stadt Rafah zu verschieben und sich zunächst auf die Stabilisierung der humanitären Lage im Norden des abgeriegelten Küstengebiets zu konzentrieren, berichtete das Nachrichtenportal „Axios“ am Dienstag unter Berufung auf zwei US-Beamte. Dort droht nach Angaben der Vereinten Nationen eine Hungerkatastrophe. Die Option würde auch den Bau von Unterkünften für die aus Rafah zu evakuierende Zivilbevölkerung beinhalten, schrieb „Axios“. Ziel sei, das Potenzial zu verringern, dass es bei einer Invasion in Rafah zu massiven zivilen Opfern kommt. Eine andere Idee sei, sich in einer ersten Phase auf die Sicherung der ägyptischen Seite der Grenze zu konzentrieren. Dies wäre Teil eines Plans der USA, Ägyptens und Israels, Tunnel unter der Grenze zu zerstören und eine Infrastruktur zu schaffen, die den Waffenschmuggel in den Gazastreifen verhindert, berichtete „Axios“ unter Berufung auf US-Beamte weiter.

Bericht: Verteidigungsminister Israels und USA planen Treffen

In Rafah suchen Schätzungen zufolge derzeit 1,5 Millionen der 2,2 Millionen Bewohner Gazas auf engstem Raum Schutz vor den Kämpfen in den anderen Teilen des Küstengebiets. In Rafah befindet sich auch der Grenzübergang zu Ägypten, über den Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangen. Man sei zu dem Treffen in Washington Anfang nächster Woche bereit, damit die US-Regierung Israel ihre Ideen „insbesondere im humanitären Bereich“ vorstelle, zitierte „Axios“ Netanjahu am Dienstag weiter. Er sei aber weiter entschlossen, die Zerschlagung der Hamas abzuschließen und das gehe nur mit einer Bodenoffensive in Rafah. Demnach schickt Netanjahu seinen Minister Ron Dermer, Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi und einen für humanitäre Fragen zuständigen Militärvertreter nach Washington, aber keine Offiziere der Armee, die für die militärische Planung des Einsatzes in Rafah zuständig sind. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin werde nächste Woche separat den israelischen Verteidigungsminister Joav Galant in Washington empfangen, berichtete der US-Sender CNN am Dienstag unter Berufung auf einen Beamten des US-Verteidigungsministeriums.

Blinken: Ganz Gaza von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen

Die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens ist nach Einschätzung von US-Außenminister Antony Blinken von akuter Ernährungsnot betroffen. Nach den anerkanntesten Bewertungen litten „100 Prozent der Bevölkerung in Gaza unter schwerwiegender akuter Ernährungsunsicherheit“, sagte er am Dienstag zum Abschluss eines Besuchs auf den Philippinen. „Das ist das erste Mal, dass eine ganze Bevölkerung so eingestuft wurde.“ Blinken reist am Mittwoch nach Saudi-Arabien und dann nach Ägypten weiter, um die Bemühungen für eine vorübergehende Waffenruhe und Geiselfreilassung zu besprechen.

Bericht: Verhärtete Fronten bei Verhandlungen über Feuerpause

Bei den über die Vermittler Katar, Ägypten und den USA geführten Verhandlungen erschienen die Ziele Israels und der Hamas jedoch derzeit unmöglich miteinander vereinbar, berichtete das „Wall Street Journal“. Während Israel darauf poche, den Krieg nach einer Feuerpause mit dem Ziel einer Zerschlagung der Hamas fortzusetzen, verhandele die Hamas im Wesentlichen um ihr Überleben und dränge auf einen dauerhaften Waffenstillstand und Möglichkeiten, im Nachkriegs-Gaza einflussreich zu bleiben, wenn auch nicht mehr als Herrscher. Die Vermittler sähen die laufenden Gespräche als letzte Chance, eine Waffenruhe zu erreichen, bevor es zu Israels Rafah-Offensive kommt, hieß es. Jeder Angriff auf Rafah würde alle Bemühungen um eine Einigung über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln behindern, warnte der Sprecher des katarischen Außenministeriums am Dienstag.

Spielt Hamas-Anführer al-Sinwar auf Zeit?

Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, reiste am selben Tag aus Katar in seine Heimat zurück, um das Kriegskabinett über den Stand der dort laufenden Verhandlungen zu unterrichten. Barneas Delegation ist aber laut Medien weiter in der Hauptstadt Doha, wo die von Katar, den USA und Ägypten vermittelten Gespräche erst am Montagabend wieder aufgenommen worden waren. Es werde damit gerechnet, dass die Gespräche ein bis zwei Wochen dauern. Ein ranghoher israelischer Beamter habe erklärt, man sei pessimistisch, dass eine Einigung erzielt werden könne, berichtete die „Times of Israel“. Zwar könnten die Meinungsverschiedenheiten überbrückt werden, doch sei nicht klar, ob der Hamas-Anführer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, wirklich eine Einigung anstrebe oder nur auf Zeit spiele, um die geplante israelische Offensive auf Rafah abzuwehren./ln/DP/zb

UKRAINE

n-tv aktuell UKRAINE

+++ 07:12 General: Bundeswehr braucht „deutlich mehr“ Soldaten für Heimatschutz +++
Die Bundeswehr steht vor der Fertigstellung des „Operationsplanes Deutschland“ („OPLAN“). Damit wird die Verteidigung erstmals seit dem Kalten Krieg neu aufgestellt. Nach Einschätzung von Generalleutnant André Bodemann muss es künftig „deutlich mehr“ Soldaten im Heimatschutz geben. „Sechs Heimatschutzregimenter reichen nicht aus, um die verteidigungswichtigen Infrastrukturen zu schützen, wenn ich sie ausschließlich mit Heimatschutz schützen möchte“, sagt Bodemann. Die Bundeswehr stellt bis 2027 sechs Heimatschutzregimenter auf, denen schätzungsweise 6000 Männer und Frauen angehören werden. Eingesetzt werden können sie bei der Amts- und Katastrophenhilfe – etwa bei Unglücksfällen über Terrorlagen bis hin zu Pandemien – oder zum Schutz von Häfen, Bahnanlagen, Güterumschlagplätzen, Pipelines, Verkehrsknotenpunkten, Brücken und digitaler Infrastruktur.

+++ 06:41 Russland stuft Leningrader Blockade als deutschen Völkermord ein +++
Russland verlangt von Deutschland, die Belagerung von Leningrad im Zweiten Weltkrieg 1941-44 nicht nur als Kriegsverbrechen, sondern als Genozid anzuerkennen. Das russische Außenministerium habe eine entsprechende diplomatische Note an das Auswärtige Amt geschickt, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Tass. Während der fast 900 Tage langen Belagerung der Stadt Leningrad (heute wieder St. Petersburg) durch die Wehrmacht und ihre Verbündeten kamen etwa 1,1 Millionen Menschen ums Leben. Unzählige Zivilisten verhungerten oder erfroren. „Die Leningrader Blockade war ein furchtbares Kriegsverbrechen, das die deutsche Wehrmacht über Leningrad und seine Bevölkerung gebracht hat“, heißt es dazu aus dem Auswärtigen Amt. Dies habe die Bundesregierung mehrfach betont und halte an dieser Rechtsauffassung fest. Zum 80. Jahrestag des Blockadeendes in diesem Januar habe die deutsche Botschaft in Moskau mit mehreren Veranstaltungen der Opfer gedacht. Mehr dazu lesen Sie hier.

„Alleen des Todes“ Als die Wehrmacht Leningrad aushungerte

+++ 06:12 Polen: Taurus würde Ukraine „erheblich“ stärken +++
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski bestärkt die Ukraine in ihrer Forderung nach Taurus-Marschflugkörpern. Eine Bereitstellung der Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern hätte „erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit der Ukraine, sich zu verteidigen“, sagt Sikorski. Mit Marschflugkörpern aus anderen Ländern hätten die Ukrainer die Russen bereits dazu gebracht, ihre logistischen Stützpunkte wie Munitionslager weit hinter die Front zu verlegen. „Und die deutschen Raketen würden sie zwingen, noch weiter wegzugehen.“ Sikorski würdigt zwar, dass Deutschland in absoluten Zahlen der größte Waffenlieferant der Ukraine in Europa sei. Deutschland habe „historische Gründe, nervös zu sein“, wenn es um Waffenlieferungen gehe, sagt der Außenminister. „Wir verstehen das, aber wir würden uns wünschen, dass Ihre Diskussionen schneller verlaufen.“ Der Zeitfaktor sei von entscheidender Bedeutung für die Ukraine.

+++ 05:42 Moskau und Kiew melden Drohnengefechte im Grenzgebiet +++
Russland und die Ukraine haben in der Nacht nach eigenen Angaben zahlreiche gegnerische Luftangriffe abgewehrt. Über den an die Ukraine grenzenden Regionen Belgorod, Kursk und Woronesch hätten Luftabwehrsysteme ukrainische Raketen und Drohnen zerstört, teilen russische Beamte mit. Auch im russischen Hinterland, in der Region Saratow, seien Drohnen abgeschossen worden. In der Nähe der Stadt Engels seien zwei ukrainische Drohnen abgefangen worden. Russland unterhält in der Nähe der Stadt einen Militärstützpunkt für strategische Bomber. Über Schäden oder Opfer ist nichts bekannt. In der Ukraine ordnet die Regierung in Kiew angesichts der intensiven russischen Bombardierung der nordöstlichen ukrainischen Grenzregion Sumy die Evakuierung der Zivilbevölkerung an. Rund 200 Menschen seien in der vergangenen Woche bereits aus den gefährdeten Gebieten evakuiert worden, teilen ukrainische Beamte vor Ort mit.

+++ 04:55 Selenskyj drängt auf schnelle F-16-Lieferungen +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich für Zusagen über neue Rüstungshilfen bedankt. „Es wird neue Verteidigungspakete geben, insbesondere bei der fehlenden Artillerie“, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache mit Blick auf die Konferenz der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. Selenskyj mahnt aber auch mehr Tempo bei der Lieferung der versprochenen Kampfjets an. „Bezüglich der F-16 ist eine maximale Beschleunigung nötig.“ Die Flugzeuge sollen dabei helfen, die Flugabwehr zu stärken. Selenskyj verwies darauf, dass Russland zuletzt verstärkt Grenzregionen aus der Luft angegriffen habe – neben Drohnen und Raketen auch mit gelenkten Gleitbomben, die von Flugzeugen abgeworfen werden.

+++ 03:31 Putin kündigt weiteren Ausbau des Militärs an +++
Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach seiner Wiederwahl die weitere Stärkung von Militär und Sicherheitsorganen angekündigt. „Natürlich ist heute – und zwar besonders heute – die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und Sicherheit des russischen Staats besonders wichtig“, sagte Putin der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge bei einem Treffen mit den Fraktionschefs im Parlament. Einmal mehr stellte er die von ihm angegriffene Ukraine als Aggressor dar und erklärte, das russische Volk lasse sich nicht einschüchtern.

+++ 02:26 EU will wieder Zölle für bestimmte Agrarprodukte aus der Ukraine +++
Die EU will zur Unterstützung europäischer Landwirte wieder Zölle auf hohe Mengen bestimmter Agrarprodukte aus der Ukraine einführen. Darauf einigen sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments in der Nacht in Brüssel. Die Europäische Union habe sich vorläufig darauf geeinigt, ukrainischen Lebensmittelherstellern noch bis Juni 2025 zollfreien Zugang zu ihren Märkten zu gewähren, teilt die belgische EU-Ratspräsidentschaft auf der dem Kurznachrichtendienst X mit.

+++ 00:07 Masala: Ukraine muss schon Städte und Dörfer räumen +++
Der Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München warnt davor, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland verliere, wenn sie keine neuen Soldaten rekrutieren könne und nicht regelmäßig zusätzliche Munition aus dem Westen bekomme. „Die Ukraine ist derzeit in einer sehr kritischen Lage, die sie zwingt, Städte und Dörfer zu räumen“, sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Die Russen haben auch große Probleme. Aber sie haben mehr Masse und werden sich damit durchsetzen, wenn die Frage der Mobilisierung neuer Soldaten in der Ukraine und die Frage eines beständigen Munitionsflusses in einer substanziellen Größenordnung an die Ukraine nicht geklärt sind.“

+++ 23:04 Trump: Ja zur NATO, wenn auch Europäer zahlen +++
Der frühere US-Präsident Donald Trump macht deutlich, dass die USA im Falle seines Wiedereinzugs ins Weiße Haus nicht aus der NATO austreten würden, solange Europa seinen Beitrag für das Militärbündnis leiste. Der Republikaner wird in dem rechtsgerichteten britischen Sender GB News von Moderator und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage nach seiner Haltung zu dem Verteidigungsbündnis befragt. Farage will wissen, ob Amerika in der NATO bleibe, wenn die anderen Mitgliedstaaten „fair spielten“. Trump antwortet: „Ja. 100 Prozent.“ Die europäischen Länder dürften die amerikanische Unterstützung jedoch nicht ausnutzen. „Die Vereinigten Staaten sollten ihren gerechten Anteil zahlen, nicht den aller anderen.“ Man dürfe nicht vergessen, dass die NATO wichtiger für Europa sei als für die USA, denn es liege ein Ozean, „ein schöner, großer, herrlicher Ozean“ zwischen den USA und „einigen Problemen“ in Europa.

+++ 20:17 US-Militärexperte sieht besonderen Bedarf an Infanterie +++
Der US-Militärexperte Michael Kofman sieht mehrere Problemfelder für die ukrainischen Truppen in der aktuellen Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg. „Die größten Herausforderungen sind Manpower, Befestigungen und Munition“, schreibt Kofman auf X. „Diese Probleme sind miteinander verknüpft. Hinzu kommt die Frage der Instandhaltung, die sich auf die Lokalisierung der Wartung und die Produktion von Ersatzteilen für einen vielfältigen Bestand an westlicher Ausrüstung verlagern muss.“ Zudem benötige das Land bei einer nächsten Mobilisierung finanzielle Unterstützung und bei der Ausbildung der Truppen. „Die Ukraine braucht vor allem mehr Infanterie, die nicht schwer auszurüsten ist. Die Bataillone verfügen nur über wenige Züge mit einsatzfähiger Infanterie, die nicht in der Lage sind, wichtige Aufgaben zu erfüllen“, so der Militärexperte. „Infanterie wird nicht nur für Angriffe benötigt, sondern auch, um die Verteidigungslinien und Gräben zu halten, die gerade gebaut werden.“

+++ 18:23 Ukraine „schockiert“ über Verzögerung weiterer US-Hilfen +++
Die Ukraine zeigt sich „schockiert“ angesichts der anhaltenden Verzögerung weiterer wichtiger US-Hilfen. „Was wirklich entscheidend ist und uns schockiert, ist die Tatsache, dass die Entscheidung noch nicht getroffen worden ist“, sagt Außenminister Dmytro Kuleba. „Wir nähern uns Ende März und die Beratungen gehen weiter.“ Zu Beginn der Woche hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Besuch des republikanischen US-Senators Lindsey Graham in Kiew betont, eine rasche Entscheidung des Kongresses sei von „entscheidender Bedeutung“.

+++ 17:55 Thiele: „MARS ist das Stichwort“ für die Ukraine +++
„Wir haben blank begonnen und kratzen jetzt Reste zusammen“, sagt Militärexperte Ralph Thiele mit Blick auf die Munitionslieferungen für die Ukraine. Die Debatte um Taurus eigne sich lediglich, um über diesen Missstand hinwegzutäuschen. Ein anderes Waffensystem könne laut dem Oberst a.D. in der Ukraine hingegen einen Unterschied machen.

Taurus-Debatte überflüssig? Thiele: „MARS ist das Stichwort“ für die Ukraine

+++ 16:15 Putin: Geheimdienst soll „Verräter“ jagen +++
Nach seiner Wiederwahl ruft der russische Präsident Wladimir Putin in einer Rede vor dem Inlandsgeheimdienst FSB in Moskau zur Jagd auf „Verräter“ auf. Sie müssten alle namentlich ermittelt und bestraft werden, sagt Putin in auffällig zornigem Ton. „Wir werden sie ohne Verjährung bestrafen, wo immer sie sich aufhalten.“ Russland vergesse diese Verräter, die Verbrechen gegen das Land begangen hätten, nie. Immer wieder gibt es Todesfälle auch im Ausland, bei denen Russen ermordet werden oder unter nicht komplett geklärten Umständen ums Leben kommen.

„Wo immer sie sich aufhalten“ Putins Geheimdienst soll „Verräter“ jagen

+++ 15:02 Deutschland zahlt 180.000 Schuss Artilleriemunition für Ukraine bei tschechischer Initiative +++
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kündigt an, dass Deutschland die Kosten für insgesamt 180.000 Schuss bei der tschechischen Artilleriemunitionsinitiative übernehmen wird. „Die Auslieferung erfolgt schrittweise in Etappen und wird im Sommer beginnen“, sagt der SPD-Politiker in Ramstein am Rande des Treffens der Ukraine-Unterstützer. „Zusätzlich haben wir als Deutschland noch einmal 100.000 Schuss 155-Millimeter-Munition national unter Vertrag genommen. Auch hier soll die Auslieferung an die Ukraine noch in diesem Jahr beginnen.“ Diese Zusagen sind Teil eines neuen Unterstützungspakets für das angegriffene Land im Wert von rund 500 Millionen Euro. 

500-Millionen-Euro-Paket Deutschland liefert neue Munition und Fahrzeuge

+++ 14:38 Ölexperte: Russland verliert 600.000 Barrel an Raffineriekapazität durch Drohnenangriffe +++
Der Vorstandsvorsitzende des Ölhandelsunternehmens Gunvor Group, Torbjörn Törnqvist schätzt, dass etwa 600.000 Barrel der täglichen Ölraffineriekapazität Russlands durch ukrainische Drohnenangriffe außer Betrieb gesetzt worden sind. Das berichtet Bloomberg. Die Drohnenangriffe vom Wochenende trafen mehrere Anlagen in Russland, einige davon tief im Landesinneren. „Das ist bedeutsam, weil dies natürlich sofort die Destillatexporte treffen wird“, sagt Törnqvist. „Das wird die Exporte wahrscheinlich um ein paar hunderttausend Barrel verringern, also ist es für mich ein Destillationsproblem.“

+++ 14:14 EU uneins über Obergrenzen für zollfreie Getreide-Importe +++
In der Debatte um Obergrenzen für die zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide sind sich die 27 EU-Länder weiter uneins. Unter den Mitgliedstaaten gibt es nach Diplomatenangaben keine klare Mehrheit für einen Vorschlag des Europaparlaments, die von der EU-Kommission im Januar vorgeschlagenen Beschränkungen für Geflügel, Eier und Zucker aus der Ukraine auf Getreide auszudehnen. Für heute Abend sind weitere Verhandlungen angesetzt.

+++ 13:54 Bundeswehr wird Ukraine 10.000 Artilleriegeschosse überlassen +++
Deutschland wird die Verteidigung der Ukraine kurzfristig mit weiteren Munitionslieferungen unterstützen. Dafür würden 10.000 Artilleriegeschosse aus Beständen der Bundeswehr geliefert, sagt Verteidigungsminister Boris Pistorius in Ramstein bei einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe. Zudem werden als Teil eines neuen Hilfspakets 100 gepanzerte Fahrzeuge für die Infanterie sowie 100 Transportfahrzeuge geliefert. Der Wert des Gesamtpakets beträgt demnach rund 500 Millionen Euro, womit in diesem Jahr bereits Unterstützung in Höhe von 7 Milliarden Euro geleistet wäre.

+++ 13:36 Borrell: 90 Prozent russischer Mittel soll für Waffen für die Ukraine genutzt werden +++
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schlägt der EU vor, 90 Prozent der eingefrorenen russischen Mittel für den Kauf von Waffen für die Ukraine zu nutzen. Die restlichen zehn Prozent sollten in den EU-Haushalt transferiert werden, um die ukrainische Rüstungsindustrie zu unterstützen. Er wolle seinen Vorschlag am Mittwoch und damit vor dem EU-Gipfel Ende der Woche übermitteln, sagt Borrell in Brüssel vor der Presse.

+++ 13:20 Austin: „USA werden die Ukraine nicht scheitern lassen“ +++
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin versichert der Ukraine die weitere Unterstützung der Vereinigten Staaten. „Die USA werden die Ukraine nicht scheitern lassen“, sagt Austin zum Auftakt eines Treffens der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe im Ramstein-Format auf dem gleichnamigen US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz. „Diese Koalition wird die Ukraine nicht scheitern lassen, die freie Welt wird die Ukraine nicht scheitern lassen.“ Es müsse alles dafür getan werden, dass Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinen „imperialen Plänen“ nicht erfolgreich sei. „Wir alle werden weniger sicher sein, wenn Putin seinen Willen durchsetzt.“

US-Minister Austin in Ramstein „Das Überleben der Ukraine steht jetzt auf dem Spiel“

+++ 13:05 Russen wollen Ortschaft Orliwka bei Awdijiwka eingenommen haben +++
Russische Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums den Ort Orliwka in der ukrainischen Oblast Donezk eingenommen. Orliwka liegt etwa zehn Kilometer von dem unter russischer Kontrolle stehenden und als strategisch wichtig angesehenen Awdijiwka entfernt. Der ukrainische Generalstab hatte zuvor erklärt, neun russische Angriffe in der Nähe von Orliwka abgewehrt zu haben.

+++ 12:31 Zwei Drittel der Deutschen lehnen Auslieferung der Taurus-Marschflugkörper ab +++
Der Anteil derjenigen, die eine Lieferung des Taurus an die Ukraine befürworten, ist gesunken. Wie aus dem aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer hervorgeht, sprechen sich nur noch 28 Prozent der Befragten dafür aus. Ende Februar waren es noch rund ein Drittel (35 Prozent). 66 Prozent (gegenüber 56 Prozent Ende Februar) lehnen aktuell eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern durch Deutschland ab. Für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern plädieren mehrheitlich weiterhin nur die Anhänger der Grünen (56 Prozent). Eine Mehrheit der FDP-Anhänger (54 Prozent), der SPD-Anhänger (70 Prozent) und der Anhänger der Unionsparteien (60 Prozent) lehnt eine Lieferung ab. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 15. und 18. März 2024 erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.

+++ 11:19 Tausende Kinder werden aus Belgorod evakuiert +++
Rund 9000 Kinder sollen aufgrund des ukrainischen Beschusses aus der russischen Grenzstadt Belgorod und aus mehreren Bezirken der gleichnamigen Region evakuiert werden. Das berichtet der „Guardian“ unter Berufung auf den Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow. Die erste Gruppe von 1200 Kindern werde demzufolge am 22. März evakuiert. Die Region war zuletzt vermehrt Ziel von ukrainischen Angriffen sowie Attacken russischer, pro-ukrainischer Kämpfer. Die Stadt ist eine wichtige Station für russische Nachschublinien.

+++ 11:09 Russische Angriffe fordern Menschenleben, Infrastruktur beschädigt +++
Bei den nächtlichen russischen Angriffen auf Selydowe in der Region Donezk sind nach Angaben der Militärverwaltung vier Menschen verletzt worden. Das berichtet die „Kyiv Post“. Mindestens 24 Wohngebäude und 4 Autos wurden demnach beschädigt. Insgesamt wurden laut einem Bericht des „Kyiv Independent“ im Lauf des vergangenen Tages bei russischen Angriffen vier Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Häuser und zivile Infrastrukturen seien beschädigt worden. Russland griff demnach insgesamt neun ukrainische Oblaste an – Dnipropetrowsk, Sumy, Mykolajiw, Luhansk, Saporischschja, Tschernihiw, Cherson, Charkiw und Donezk. In den drei letztgenannten Regionen wurden Opfer gemeldet.

+++ 10:44 Scholz: „Debatte in Deutschland ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten“ +++
Bundeskanzler Olaf Scholz kritisiert die seit Wochen laufende Debatte über die deutsche Unterstützung für die Ukraine scharf. „Die Debatte in Deutschland ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten“, sagt der Kanzler bei der Konferenz Europe 2024 in Berlin. „Das ist peinlich für uns als Land.“ Die Diskussion, in der es vor allem um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern geht, werde außerhalb von Deutschland nicht verstanden. Scholz verweist darauf, dass Deutschland der zweitgrößte Waffenlieferant der Ukraine ist. Das müsse erst einmal anerkannt werden, fordert er. Er wünsche sich eine Debatte in Deutschland, die Besonnenheit nicht als Zögerlichkeit diskreditiere. Mehr dazu lesen Sie hier.

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ROUNDUP: Kiew freut sich über neues Hilfspaket – Die Nacht im Überblick

KIEW (dpa-AFX) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich für Zusagen über neue Rüstungshilfen bedankt. „Es wird neue Verteidigungspakete geben, insbesondere bei der fehlenden Artillerie“, sagte Selenskyj am Dienstag in seiner abendlichen Videoansprache mit Blick auf die Konferenz der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein (Pfalz). In dem Zusammenhang nannte er speziell Deutschland und das von Berlin versprochene zusätzliche Rüstungspaket im Wert von 500 Millionen Euro. „Wir schätzen den deutschen Beitrag zum Schutz ukrainischer Leben und unserer Unabhängigkeit sehr“, sagte er.

Zuvor hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei dem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe kurzfristig weitere Munitionslieferungen zugesagt. Dafür würden 10 000 Artilleriegeschosse aus Beständen der Bundeswehr geliefert, sagte er. Mit dem neuen Paket leiste Deutschland in diesem Jahr bereits Unterstützung in Höhe von sieben Milliarden Euro an Kiew. Zu den Lieferungen zählen auch 100 gepanzerte Fahrzeuge für die Infanterie sowie 100 Transportfahrzeuge.

Selenskyj legt Fokus auf die Luftabwehr – und will schneller Kampfjets

Selenskyjs Worten nach liegt der Fokus bei der Waffenbeschaffung neben der Artilleriemunition weiterhin auf der Flugabwehr, Mitteln der elektronischen Kampfführung und Drohnen. Weitere Staaten hätten sich zudem der tschechischen Initiative zur Beschaffung von Munition angeschlossen, lobte Selenskyj. Tschechien hat damit begonnen, weltweit Munition zu kaufen für den Bedarf der ukrainischen Armee. Finanziell wird die Initiative inzwischen von einer Reihe anderer westlicher Staaten unterstützt.

Selenskyj mahnte aber auch mehr Tempo bei der Lieferung der versprochenen westlichen Kampfjets an. „Bezüglich der F-16 ist eine maximale Beschleunigung nötig.“ Die Flugzeuge sollen dabei helfen, die Flugabwehr zu stärken. Selenskyj verwies darauf, dass Russland zuletzt verstärkt Grenzregionen aus der Luft angegriffen habe – neben Drohnen und Raketen auch mit gelenkten Gleitbomben, die von Flugzeugen abgeworfen werden.

Polens Außenminister: Taurus würde Ukraine „erheblich“ stärken

Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski bestärkte die Ukraine derweil in ihrer Forderung nach Taurus-Marschflugkörpern und warf Deutschland Zögerlichkeit bei der Lieferung neuer Waffensysteme in das Kriegsgebiet vor. Eine Bereitstellung der Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern hätte „erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit der Ukraine, sich zu verteidigen“, sagte Sikorski in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Mit Marschflugkörpern aus anderen Ländern hätten die Ukrainer die Russen bereits dazu gebracht, ihre logistischen Stützpunkte wie Munitionslager weit hinter die Front zu verlegen. „Und die deutschen Raketen würden sie zwingen, noch weiter wegzugehen.“

Sikorski würdigte zwar, dass Deutschland in absoluten Zahlen der größte Waffenlieferant der Ukraine in Europa sei. Er kritisierte aber die langen Entscheidungsprozesse. Der Zeitfaktor sei von entscheidender Bedeutung für die Ukraine. „Eine Entscheidung in sechs Monaten ist nicht die dieselbe Entscheidung“, sagte er mit Blick auf den Taurus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte einer Lieferung der Hochpräzisionswaffen Ende Februar nach monatelanger Debatte nochmals eine Absage erteilt und sie damit begründet, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen werden könnte. Großbritannien und Frankreich liefern dagegen bereits Marschflugkörper in die Ukraine.

Putin will Rolle des Militärs weiter ausbauen

Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte nach seiner Wiederwahl die weitere Stärkung von Militär und Sicherheitsorganen an. „Natürlich ist heute – und zwar besonders heute – die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und Sicherheit des russischen Staats besonders wichtig“, sagte Putin der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge bei einem Treffen mit den Fraktionschefs im Parlament. Einmal mehr stellte er die von ihm angegriffene Ukraine als Aggressor dar und erklärte, das russische Volk lasse sich nicht einschüchtern.

Der Feind erreiche mit seinen Aktionen genau das Gegenteil von dem, was er bezwecke, sagte er mit Blick auf den in letzten Tagen zunehmenden Beschuss russischer Grenzregionen durch die Ukraine. Die Angriffe auf die Grenzregionen haben auch Opfer unter der russischen Zivilbevölkerung gefordert. Die Schäden stehen aber in keinem Verhältnis zur Zahl der Opfer und dem Ausmaß der Zerstörungen, das Russlands Militär in der Ukraine anrichtet.

Russische Grenzregion will Ortschaften wegen Beschuss absperren

Der Zugang zu mehreren Ortschaften in der russischen Grenzregion Belgorod soll offiziellen Angaben nach wegen des anhaltenden Beschusses begrenzt werden. Vor sechs Siedlungen würden aus Sicherheitsgründen ab Mittwoch Absperrposten der Polizei, Nationalgarde, des Grenzschutzes und der Verwaltung aufgestellt, kündigte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow am Dienstagabend an. Es werde versucht, die Bewohner zu überzeugen, sich in Sicherheit zu bringen. „Ich habe mich persönlich davon überzeugt, dass zum heutigen Tag eine große Zahl an Einwohnern unter Beschuss bleibt. Das ist natürlich nicht hinnehmbar“, sagte er auf seinem Telegram-Kanal.

Belgorod zählt zu den am schwersten von den ukrainischen Gegenangriffen getroffenen Regionen auf russischem Gebiet. Erst am Vortag waren vier Menschen durch Beschuss getötet worden. Auch in der Nacht zum Mittwoch gab es in der Region – ähnlich wie im benachbarten Kursk – Luftalarm.

Auch im südlichen Gebiet Saratow schoss die russische Flugabwehr in der Nacht zu Mittwoch nach Behördenangaben Drohnen abg. Es gebe nach ersten Erkenntnissen in der Stadt Engels keine Schäden oder Opfer durch herabfallende Trümmer, teilte Gouverneur Roman Busargin auf Telegram mit. Engels ist mehr als 500 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. In der Stadt leben mehr als 200 000 Menschen.

EU will wieder Zölle für bestimmte Agrarprodukte aus der Ukraine

Die EU will zur Unterstützung europäischer Landwirte wieder Zölle auf hohe Mengen bestimmter Agrarprodukte aus der Ukraine einführen. Darauf einigten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments in der Nacht zu Mittwoch in Brüssel. Konkret geht es nach Angaben des Parlaments um Eier, Geflügel und Zucker sowie Mais, Hafer, Grütze und Honig. Für diese Waren soll es künftig ein gewisses Kontingent geben, das zollfrei in die EU verkauft werden darf. Wenn diese Menge erreicht ist, werden wieder Zölle fällig. Für die Einfuhr von Weizen sollen zunächst weiter keine Zölle gelten, allerdings sollen unter bestimmten Bedingungen Maßnahmen ergriffen werden können. Diese Regeln sollen nach der vorläufigen Einigung bis Juni 2025 gelten.

Die EU hatte nach dem Angriff Russlands auf sein Nachbarland Zölle ausgesetzt, um die ukrainische Wirtschaft zu stärken. Die nun erzielte Einigung muss noch formell vom Parlament und die EU-Staaten abgenickt werden.

Was am Mittwoch wichtig wird

Die EU-Kommission will ihren Vorschlag zur Verwendung von Gewinnen aus der Verwahrung eingefrorener russischer Zentralbank-Gelder vorstellen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat bereits angekündigt, dass ein Großteil der Erträge für Waffenkäufe für die Ukraine genutzt werden soll. Moskau hatte in der Vergangenheit sehr verärgert über Pläne zur Nutzung der Gelder für die Ukraine reagiert und mit Gegenmaßnahmen gedroht./bal/DP/zb

BERICHT: Massiver Betrug dokumentiert Putin droht NATO vor seiner großen Siegesfeier

Ein angebliches Rekordergebnis, ein als haushoher Wahlsieger gefeierter Putin: Der Kreml präsentiert den russischen Präsidenten als großen Triumphator der Wahl, bei der das Ergebnis von vornherein feststeht. Protesten und dokumentiertem Betrug trotzt er – und holt zu neuen Drohungen aus.

Nach einer als Farce kritisierten Präsidentenwahl in Russland wird der Machtapparat an diesem Montag Kremlchef Wladimir Putin als haushohen Sieger feiern. Putin dürfte das Ergebnis trotz aller Kritik als Bestätigung seines antiwestlichen und autoritären Kurses präsentieren. So erklärte er am Sonntagabend, ein umfassender Konflikt mit der NATO sei nicht auszuschließen, und in diesem Fall wäre die Welt nur einen Schritt von einem Dritten Weltkrieg entfernt. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass irgendjemand daran interessiert ist“, wurde Putin weiter von der Staatsagentur TASS zitiert. Nach Putins Worten sind in der Ukraine bereits zahlreiche Soldaten aus den Mitgliedstaaten der NATO im Einsatz. „Das wissen wir bereits“, sagte er. Man habe bereits Französisch und Englisch vernommen. „Das ist nichts Gutes, vor allem für sie, denn sie sterben dort in großer Zahl“, sagte Putin – ohne diese Behauptung zu belegen.

Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmzettel erhält der 71-Jährige, der seit rund einem Vierteljahrhundert an der Macht ist, laut der Wahlkommission mehr als 87 Prozent. Dabei handelt es sich zwei Jahre nach Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine um ein Rekordergebnis, das allerdings Beobachtern zufolge nur durch Repression, Zwang und Betrug erreicht wurde.

Massenhaft vorab ausgefüllte Stimmzettel

Nach der Abstimmung befürchten viele Russen eine neue Mobilmachung Hunderttausender Reservisten für die Kämpfe gegen die Ukraine. Auch innenpolitisch könnten die Daumenschrauben im Land noch einmal deutlich stärker angezogen werden, um den an den drei Wahltagen sichtbaren Protest von Putins Gegnern zu ersticken.

Die Beteiligung bei der von einer bemerkenswerten Protestwelle begleiteten Wahl wurde mit über 74 Prozent angegeben – ebenfalls ein Rekord. Während der Abstimmung wurden allerdings zahlreiche Fälle dokumentiert, in denen etwa Angestellte von Staatsbetrieben zur Stimmabgabe gedrängt und teils sogar aufgefordert wurden, ihre ausgefüllten Wahlzettel abzufotografieren. Kritiker beklagten zudem, dass insbesondere das Online-Verfahren leicht manipulierbar sei. Ebenfalls dokumentiert wurde, wie massenhaft vorab ausgefüllte Stimmzettel in Wahlurnen gestopft wurden.

Außerdem leben von den 114 Millionen Menschen, die Moskau zur Wahl aufrief, mehr als 4,5 Millionen in den vier ukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja, die Russland im Zuge des Kriegs völkerrechtswidrig annektierte. Wahlen sind dort illegal und werden international nicht anerkannt.

„Mittag gegen Putin“

Beobachter haben die von Protesten begleitete Abstimmung auch deshalb als undemokratisch eingestuft, weil keine echten Oppositionskandidaten zugelassen waren. Putins drei Mitbewerber waren nicht nur alle auf Linie des Kremls, sondern galten auch von vornherein als komplett chancenlos. Zudem gibt es in Russland keine Versammlungsfreiheit, und die vom Kreml gesteuerten Medien sind gleichgeschaltet. Unabhängige Medien werden politisch verfolgt. Andersdenkende, die Putins Krieg gegen die Ukraine oder den Machtapparat kritisieren, riskieren Strafen bis hin zu Lagerhaft.

Aus all diesen Gründen hatten am letzten Wahltag in ganz Russland Tausende Menschen den staatlichen Einschüchterungsversuchen getrotzt und an einer stillen Widerstandsaktion teilgenommen: Um exakt 12 Uhr Ortszeit versammelten sie sich in vielen Städten unter dem Motto „Mittag gegen Putin“ vor ihren jeweiligen Wahlbüros. So wollten sie ihren Unmut zum Ausdruck bringen und zeigen, dass sie gegen den Krieg sind. Obwohl die Aktion friedlich und ruhig verlief, wurden Bürgerrechtlern zufolge bis zum Abend mindestens 85 Menschen festgenommen.

Auch im Ausland gab es zahlreiche Protestaktionen vor russischen Botschaften und Konsulaten. In Berlin erschien überraschend die Witwe des kürzlich im Straflager ums Leben gekommenen Kremlgegners Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja. Sie betrat auch die Botschaft – und erklärte danach, den Namen ihres verstorbenen Mannes auf den Wahlzettel geschrieben zu haben.

„Unfreieste Fake-Wahlen“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach Putin „jede Legitimität“ ab. „Diese Wahlfälschung hat keine Legitimität und kann keine haben“, sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videoansprache. „Diese Figur (Putin) muss auf der Anklagebank in Den Haag landen – dafür müssen wir sorgen, jeder auf der Welt, der das Leben und den Anstand schätzt.“ Wegen des Vorwurfs der Kriegsverbrechen in der Ukraine gibt es einen Haftbefehl des Weltstrafgerichts in Den Haag gegen Putin.

Deutsche Außenpolitiker erhoben ebenfalls schwere Vorwürfe gegen Putin. „Es handelt sich um die unfreiesten Fake-Wahlen seit Ende der Sowjetunion“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, dem „Tagesspiegel“. „Putins Regime hat faschistische und totalitäre Züge.“ Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sprach von einer „Farce“, die der Scheinlegitimierung des Kriegs Putins gegen die Ukraine diene. Quelle: ntv.de, Hannah Wagner, André Ballin & Ulf Mauder, dpa

BERICHT: Europe’s soldiers keep quitting, just when NATO needs them – Western allies weigh up conscription or national service, as the threat from Russia grows.

PARIS — It’s no longer so much about recruiting new soldiers as it is about persuading existing troops not to quit.

This week, French Armed Forces Minister Sébastien Lecornu presented a talent retention plan to incentivize military personnel to remain in uniform.

That comes a few days after an annual report submitted to the German parliament showed that in 2023, some 1,537 soldiers left the Bundeswehr, reducing it to 181,514 personnel.

“Those conversations now exist in all capitals, in all democracies that have professional armies without conscription,” Lecornu said on Monday, mentioning the United Kingdom and the United States.

“At NATO meetings, we can talk about equipment, but now we also talk about … the level of retention,” he added.  

As Europe rearms in reaction to the war in Ukraine, countries such as Croatia are mulling bringing back conscription. Others, like Denmark, plan to expand it to include women. Germany scrapped conscription in 2011, but with many in the military ageing out of service there’s renewed discussion over some kind of national service system being reintroduced.

For countries relying on professional armies, the challenge is to make the armed forces attractive — something that’s difficult to do in times of low unemployment, fierce competition from the private sector and widespread use of remote working.

Not only about money

In France, military personnel are staying in the armed forces on average one year less than they used to. In the U.K., there’s been an annual hiring shortfall of 1,100 troops — equivalent to two infantry battalions — even though the government contracted out recruitment to private firm Capita.

Money does play a part in getting people to stay.

One of the French plan’s flagship measures is to boost retirement pensions by integrating bonuses; salaries are also being increased. But the problem is that the terms of service just aren’t that attractive, with chronic overtime, months-long absences from home and missed recuperation periods commonplace.

In Poland, the new government earlier this year announced pay hikes of about 20 percent in an effort to retain troops. The minimum monthly salary for a soldier is rising from 4,960 złoty (€1,150) to 6,000 złoty. In response to the growing threat from Russia, the Polish military has grown from 95,000 in 2015 to 215,000 this year.

The French plan includes help finding housing and accessing healthcare and childcare. Couples who both work within the armed forces ministry, even if one is a civilian, will be able to transfer posts together.

„I’d rather have fewer recruitments to improve retention than to go on a recruitment spree in which the number of people retained are constantly falling,“ Lecornu said.

In Germany, as part of efforts to beef up national defense, the government wants to get its armed forces headcount to 203,000 by the early 2030s — but recruitment is only growing slowly.

The Bundestag’s special commissioner for the armed forces, Eva Högl, has said that reinstating some form of conscription is one way to turn things around, but targeting women is a more obvious move to arrest the decline since potential there is “far from exhausted,” the lawmaker wrote.

Legislation passed last year seeks to make conditions more attractive, including more support for childcare and increased retirement pensions.

There aren’t just problems with the hours, but also basic infrastructure. „When I visit the troops, I no longer hear that helmets and protective vests are missing — but lockers,“ wrote Högl in the annual report.

According to Högl, fixing up barracks and military facilities will cost around €50 billion — equivalent to half the total special fund the government created to update its military forces in the wake of Russia’s full-scale invasion of Ukraine.

Laura Kayali reported from Paris, Joshua Posaner reported from Berlin.

INTERVIEW: José Manuel Campa, Eba-Chef: „Banken müssen sich auf mehrjährige Krise einstellen“

Der Leiter der europäischen Bankenaufsichtsbehörde Eba warnt Geldhäuser vor lang anhaltenden Belastungen durch den Preisverfall bei Gewerbeimmobilien.

Frankfurt. Die EU-Bankenaufsichtsbehörde Eba warnt Geldhäuser vor lang anhaltenden Belastungen durch den Preisverfall bei Gewerbeimmobilien. „Die Banken müssen sich auf eine mehrjährige Krise einstellen“, sagte Eba-Chef José Manuel Campa dem Handelsblatt. Institute, die auf Gewerbeimmobilien spezialisiert seien, könnten dabei „größere Herausforderungen bekommen als andere, breiter aufgestellte Banken“.

Besonders stark ist der Druck derzeit auf Gewerbeimmobilien in den USA. Dies sei auf die gestiegenen Zinsen und den Trend zu mehr Homeoffice zurückzuführen, sagte Campa. „Die Auswirkungen dürften in Europa vermutlich nicht so stark ausfallen wie in den USA, aber der zugrunde liegende Trend ist ähnlich. Die Anpassungen in Europa werden also noch eine Weile andauern.“

Herr Campa, wie gefährlich kann die Krise bei Gewerbeimmobilien für die Banken werden? 
Gewerbeimmobilien zählen aktuell zu den größten Risiken für den Bankensektor – neben dem Umgang mit Zinsrisiken und den Folgen der konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten für die Wirtschaftsentwicklung. Glücklicherweise ist der Anteil der Gewerbeimmobilienkredite am Finanzierungsportfolio von europäischen Banken branchenweit nicht sehr hoch. Aber für Banken, die auf Gewerbeimmobilien spezialisiert sind, ist das natürlich herausfordernder als für breiter aufgestellte Banken.

Besonders stark steht bisher der US-Büromarkt unter Druck. Sind Kredite für europäische Gewerbeimmobilien weniger riskant, oder schwappen die Probleme früher oder später auch nach Europa über?
Die Probleme in den USA sind vor allem auf die stark gestiegenen Zinsen und den Trend zu mehr Homeoffice zurückzuführen. Die Auswirkungen dürften in Europa vermutlich nicht so stark ausfallen wie in den USA, aber der zugrunde liegende Trend ist ähnlich. Die Anpassungen in Europa werden also noch eine Weile andauern. Die Banken müssen sich auf eine mehrjährige Krise einstellen.

Könnten die Probleme bei Gewerbeimmobilien auch zu Bankenpleiten führen?
Einige Banken, die auf Gewerbeimmobilienfinanzierung spezialisiert sind, könnten größere Herausforderungen bekommen als andere, breiter aufgestellte Banken. Für das Bankensystem als Ganzes sehe ich jedoch keine systemische Gefahr.

Deutsche Banken sind besonders stark am US-Immobilienmarkt investiert. Ist das die Wiederkehr von „Stupid German Money“ – dummes deutsches Geld –, über das vor und während der Finanzkrise 2008 gespottet wurde?
Einige deutsche Banken sind überdurchschnittlich stark im Gewerbeimmobilienmarkt engagiert, auch in den US-Markt. Aber ich würde da nicht von „Stupid German Money“ sprechen. In Deutschland gibt es einen Überhang an Spareinlagen. Deshalb ist es logisch, dass deutsche Banken außerhalb Deutschlands investieren müssen. Manchmal treffen sie dabei eben gute Anlageentscheidungen und manchmal schlechtere.

Wie steht die europäische Bankenbranche derzeit da?
Insgesamt sind die Banken in Europa gut kapitalisiert, haben ausreichend Liquidität, und die Kreditqualität ist gut. Aufgrund der gestiegenen Zinsen waren die Banken im vergangenen Jahr im Durchschnitt sehr profitabel, auch wenn sie in unterschiedlichem Ausmaß von der Zinswende profitiert haben.

Mittlerweile belasten die hohen Zinsen jedoch immer stärker die Wirtschaft und damit die Kunden der Banken. Wir erwarten deshalb mehr Kreditausfälle, was die Gewinne der Banken schmälern wird. Wegen der fallenden Zinsen dürfte die Profitabilität der Banken in Zukunft ebenfalls wieder abnehmen.

Mehrere deutsche Banker sehen bisher wenige Anzeichen für eine Insolvenzwelle und führen das auf den starken Arbeitsmarkt zurück. Könnte es dieses Mal weniger Pleiten geben als bei früheren Wirtschafsabschwüngen?
Entscheidend dafür ist letztlich die Wirtschaftsentwicklung. Bislang sind die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen auf die Konjunktur noch milde. Hoffen wir, dass es dabei bleibt.

Ein anderes Phänomen, das derzeit viele umtreibt, ist der wachsende Schattenbankensektor. Darunter versteht man unter anderem Versicherer, Kreditfonds, Hedgefonds oder Pensionskassen, die seit Jahren verstärkt als Kreditgeber auftreten. In den USA hat deren Finanzierungsvolumen mittlerweile die Billionengrenze überschritten. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Diese Entwicklung macht Finanzaufsehern weltweit Sorgen. Denn obwohl die Bedeutung der Nicht-Banken stark gewachsen ist, haben wir wenig Informationen darüber, was diese häufig weniger intensiv überwachten Finanzmarktteilnehmer tun oder nicht tun. Wir benötigen dringend mehr Informationen – und gehen dieses Thema mit dem Europäischen Stabilitätsrat und dem weltweiten Finanzstabilitätsrat (FSB) an.

Was genau macht Sie nervös?
Sorgen bereitet mir, dass mögliche Verwerfungen bei diesen Nicht-Banken auf den Bankensektor übergreifen könnten. Unsere letzten Daten dazu von Juni 2023 zeigen, dass europäische Banken den Nicht-Banken etwa zwei Billionen Euro geliehen haben. Das entspricht etwa sieben Prozent der Bilanzsumme europäischer Institute. Das Engagement konzentriert sich allerdings auf wenige große Banken. Insgesamt haben sich die Zahlen in den vergangenen drei Jahren kaum verändert.

Woher rühren dann Ihre Sorgen?
Neben den direkten Verbindungen – zum Beispiel durch Kredite oder den Verkauf von Bankanleihen – gibt es auch zahlreiche indirekte Verbindungen, zum Beispiel bei Gewerbeimmobilien. Da ist der Anteil der Schattenbanken bei der Kreditvergabe in den vergangenen drei Jahren von 35 Prozent auf über 50 Prozent gestiegen.

Regulierung des Schattenbanksektors

Was bedeutet das für die Banken?
Sollten sich Nicht-Banken plötzlich aus diesem Markt zurückziehen, könnten Banken gedrängt werden, einzuspringen und den Firmen zu helfen. Dann würde ihr Risiko in diesem Marktsegment steigen. Auch wenn Nicht-Banken Notverkäufe starten, hätte das negative Folgen für die Engagements von Banken.

Muss der Schattenbankensektor strenger reguliert werden?
Wir müssen zunächst für mehr Transparenz sorgen. Sollte sich dann herausstellen, dass es dort große Risiken gibt, die schlecht gemanagt werden, bräuchte es eine strengere Regulierung.

Sollten Banken ihre Geschäfte mit Schattenbanken kappen?
Nein. Der Schattenbankensektor ist nicht per se negativ. Dazu gehören beispielsweise auch Versicherer, die im Finanzsystem eine wichtige Rolle spielen. Banken müssen bei Geschäften mit Schattenbanken aber darauf achten, dass sie keine Risiken eingehen, die ihre eigene Stabilität und die des Finanzsystems gefährden könnten.

Immer mehr europäische und deutsche Banken bieten ihren Kunden den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen an. Beunruhigt Sie das?
Nein. Seit Sommer 2023 ist die europäische Mica-Verordnung in Kraft, die große Teile des Kryptogeschäfts reguliert. Sie sieht unter anderem vor, dass Anbieter von Kryptowährungen in der EU in einem Dokument (Whitepaper) darlegen müssen, wie Kryptowährungen funktionieren. Banken, die den Handel und die Verwahrung von Kryptoassets anbieten, müssen ihre Kunden vor den damit verbundenen Risiken warnen.

Wollen Sie damit sagen, durch Mica seien Investitionen in Kryptowährungen sicher geworden?
Keineswegs! Die Geschäftsmodelle hinter Bitcoin und vielen anderen Kryptoassets sind zumindest teilweise äußert fragwürdig – daran hat sich durch das neue Regelwerk nichts geändert. Wer in Kryptowährungen investiert, geht hohe Risiken ein. Von den wenigen Banken in der EU, die Kryptowährungen auf die eigene Bilanz nehmen, verlangen wir deshalb sehr hohe Sicherheitspuffer. Wir tun alles, um das für Geldhäuser unattraktiv zu machen.

KOMMENTAR: SPD zerrissen in Ukraine-Politik – Die Beleidigten schlagen um sich

Die SPD pocht darauf, die Autorität des Bundeskanzlers in der Taurus-Frage anzuerkennen. Fraktionschef Mützenich stellt Kritiker in die Ecke von Kriegstreibern. Die teils wilden Attacken von manchen Sozialdemokraten decken die eigene Planlosigkeit auf.

Rolf Mützenich gilt nicht nur als besonnener Mensch, seine Freundlichkeit ist beinahe legendär. Oppositionsführer Friedrich Merz schätzt den höflichen Rheinländer genauso wie Bundeskanzler Olaf Scholz, der dem SPD-Linken lange eher fern war. Die Geschlossenheit der Fraktion trotz SPD-Dauertiefs in den Umfragen hat Mützenich zu einem der wichtigsten Verbündeten des Kanzlers werden lassen. Scholz kann sich auf seinen Fraktionschef verlassen, der ihn öffentlich unermüdlich verteidigt und zuletzt im Streit um die richtige militärische Unterstützung der Ukraine auch kräftig gegen die eigenen Koalitionspartner austeilte. Kanzler und Fraktionschef eint dabei ein nicht ganz unwesentliches Motiv: Kränkung.

Als Mützenich am vergangenen Donnerstag über das „Einfrieren“ des Krieges in der Ukraine sprach, war dies weniger ein überlegter diplomatischer Vorstoß als eine Antwort auf die ewig nach dem Marschflugkörper Taurus rufenden Politiker von Grünen, FDP, CDU und CSU. Es sei an der Zeit, auch darüber zu reden, wie man den Krieg beenden könne, sagte Mützenich, auch wenn derartige Forderungen als „Schandfleck“ diskreditiert würden. Es war der gleiche beleidigte Reflex, der auch schon in früheren Reden Mützenichs zu vernehmen war: Wer nicht immer mehr Waffen für die Ukraine fordere, so seine Wahrnehmung, werde in die Ecke der Putin-Versteher gestellt oder anderweitig schlechtgemacht. Mützenich fühlt sich in der Ukraine-Frage ebenso regelmäßig unfair behandelt wie der Bundeskanzler.

Die SPD gibt den Vernünftigen

Er steht mit dieser Opferhaltung nicht allein da in der SPD, die in ihrem Ukraine-Kurs auch die Bevölkerungsmehrheit hinter sich wähnt. Diese Wahrnehmung ist nicht unwichtig wenige Monate vor den für die Sozialdemokraten schwierigen Europawahlen sowie den richtungsweisenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. In den vergangenen zwei Kriegsjahren zeichnete Scholz immer wieder von sich das öffentliche Bild desjenigen, der vor allem darauf bedacht sei, Unheil vom deutschen Volk abzuwenden. Im Kanzleramt geht man davon aus, dass der Wähler das schließlich honorieren werde. Wer vor diesem Hintergrund mehr Entschlossenheit gegenüber Russland forderte – Raketenwerfer, Leopard-Panzer, Taurus -, dem wurde von den Stegners, Müllers, Mützenichs und Scholzes schnell die Seriosität abgesprochen und kriegswütiger Leichtsinn unterstellt. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Auswärtige Politik, Michael Roth, flog wegen seiner entschieden pro-ukrainischen Haltung sogar aus dem SPD-Präsidium.

Beide Lager nehmen sich im Taurus-Streit wenig bei der persönlichen Härte. Wie nun aber Olaf Scholz sich seit Wochen über die Debatte in Deutschland mokiert und seine Parteispitze darauf pocht, dass die Entscheidung eines Regierungschefs auch einmal zu akzeptieren sei, lässt aufhorchen: Das Kanzler-Basta ersetzt die Erklärung, das Austeilen kommt anstelle des Arguments. Tatsächlich ist weiter unklar, weshalb genau Scholz die Taurus-Lieferung ablehnt. Das Argument, Deutschland werde andernfalls zwangsläufig Kriegspartei, nehmen ihm viele nicht ab. Es ist auch offen, wie sich das „Einfrieren!“-Lager um Mützenich eine Diplomatie-Offensive vorstellt – und was es sich davon verspricht. Europa und die Ukraine müssten schließlich mit unverminderter Wucht aufrüsten, damit der Kreml von weiteren Eroberungen absieht.

„Mehr Diplomatie“ ist leicht gesagt

Wer soll also abheben, wenn Scholz zum Hörer greift? Der frisch wiedergewählte Wladimir Putin, der eben erst jedwede Zugeständnisse an die Ukraine abgelehnt hat? Chinas Präsident Xi Jinping, der seit 25 Monaten keinerlei Interesse zeigt, Putin zum Einlenken zu bewegen? Die von der SPD verbreitete Mär, Scholz habe mit seiner Reise nach Peking Xi dazu gebracht, Putin von Atomdrohungen abzubringen, entspricht nicht der Realität, denn solche Drohungen gab es häufig in den vergangenen Monaten. Auch die intensiven Bemühungen Berlins, einen Keil zwischen Moskau und den globalen Süden zu treiben, brachten bislang keine Wende. Diplomatische Versuche, dennoch mit einer möglichst großen Zahl von Staaten über eine Nachkriegsordnung im Osten Europas zu sprechen, laufen unvermindert fort. Doch sie sind kurzfristig aussichtslos, solange sich Putin in der Ukraine auf der Siegerstraße wähnt.

Natürlich kann man anzweifeln, dass sich Russland mit mehr und stärkeren Waffen an den Verhandlungstisch bomben lässt. Alternative Ideen sind tatsächlich gefragt. Wenn sich aber diese Vorschläge auf Stanzen von „mehr Diplomatie“ und Kriegstreiber-Vorwürfen beschränken, entlarven sie vor allem diejenigen, die sie äußern. Die ständige Distanzierung vom eigenen Tun offenbart die Plan- und Richtungslosigkeit der SPD und rückt sie zunehmend in den Verdacht, im nahenden Wahlkampf auf Kosten der Ukraine punkten zu wollen. Die Partei bestätigt damit nolens volens Positionen von AfD und Wagenknecht – paradoxerweise zu einem Zeitpunkt, als der Bundeskanzler faktisch mehr denn je für eine breite europäische Unterstützung der Ukraine tut. Der leidenschaftliche Radfahrer Mützenich sollte eigentlich wissen: Ein Abbiegen zu signalisieren, aber in die entgegengesetzte Richtung zu steuern, kann ein übles Ende nehmen. Quelle: ntv.de

MELDUNGEN

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06:40Chinas Notenbank hält LPR-Referenzzins für Bankkredite stabilDow Jones News
19:31ÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
14:16Lindner: Nationales Lieferkettengesetz muss aufgehoben werdenDow Jones News
14:01ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
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12:07Banken fragen 0,371 Milliarden Euro weniger EZB-Liquidität nachDow Jones News
11:40Eurogruppe einigt sich auf leicht restriktive FiskalpolitikDow Jones News
11:40ZEW-Index steigt im März deutlich – Lagebeurteilung besserDow Jones News
11:31TABELLE/EU-Arbeitskosten 4Q nach LändernDow Jones News
11:31Euroraum-Arbeitskosten steigen im 4. Quartal deutlich langsamerDow Jones News
11:28Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen hellen sich stärker als erwartet aufdpa-AFX
11:22Scholz: EU braucht bei Banken- und Kapitalmarktunion „Sprung nach vorn“Dow Jones News
09:31ÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
09:22EZB/De Guindos sieht kein Risiko von Inflation unter 2 ProzentDow Jones News
09:22Deutschland: Gastgewerbe-Umsatz unter Vor-Corona-Niveaudpa-AFX
07:54Deutschland: Exporte der Elektroindustrie wachsen – erstes Plus seit 6 Monatendpa-AFX
07:01Bank of Japan steigt aus Negativzinspolitik ausDow Jones News

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Euronews-Umfrage zur Europawahl: Große Pro-EU-Koalition lädiert, aber noch lebendig (inkl. interaktive Graphiken)

Die zunehmende Unterstützung für die extreme Rechte und der Einbruch bei den Grünen und den Liberalen werden die grundlegende Arithmetik der Europaabgeordneten nach den Wahlen im Juni nicht verändern, so das Ergebnis der bahnbrechenden Euronews/Ipsos-Umfrage.

Laut einer heute (19. März) veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag von Euronews wird die Unterstützung für die Rechtsextremen im nächsten Europäischen Parlament wahrscheinlich zunehmen, aber die pro-europäischen Parteien werden immer noch 63 % der Sitze innehaben.

Die exklusive Umfrage – unter fast 26.000 Personen in Ländern, die 96 % der EU-Bevölkerung repräsentieren – ist die erste ihrer Art im Vorfeld der im Juni anstehenden Wahlen.

Die vorhergesagten Ergebnisse werden das grundlegende Kalkül des Europäischen Parlaments nicht verändern, wo die Zentristen weiterhin die Mehrheit aufbringen werden, die für die Bestätigung von Beamten und die Verabschiedung von Gesetzen erforderlich ist, so die Umfrage.

Dennoch könnten Parteien der radikalen und euroskeptischen Rechten beträchtliche Zugewinne verzeichnen, da sie in vier der sechs Gründungsmitglieder der EU in den Umfragen an der Spitze liegen – während die Ungewissheit über die Parteizugehörigkeit darauf hindeutet, dass noch viel auf dem Spiel steht.

Mit fast 400 Millionen Wahlberechtigten werden die vom 6. bis 9. Juni 2024 stattfindenden Wahlen zur Ernennung der 720 Europaabgeordneten eine der größten demokratischen Veranstaltungen der Welt sein.

Trotz fünf turbulenter Jahre, in denen Europa mit der Pandemie, steigenden Preisen und einem ausgewachsenen Krieg konfrontiert war, prognostiziert Ipsos, dass sich das Schicksal der beiden dominierenden politischen Parteien in der EU kaum ändern wird.

Pro-Europäer verfügen weiterhin über eine Mehrheit

Die Zahl der Europaabgeordneten der Mitte-Rechts-Parteienfamilie EVP und der Sozialdemokraten wird sich laut der Umfrage nur um wenige Prozentpunkte gegenüber heute verändern.

An dritter Stelle wird ein geschwächtes Renew Europe, Emmanuel Macrons liberale Koalition, stehen – während die aufsteigende rechtsradikale ID und die euroskeptische EKR-Fraktionen die Grünen auf den sechsten Platz verweisen werden, so die Umfrage.

Eine der ersten wichtigen Aufgaben des nächsten Europäischen Parlaments wird es sein, den Präsidenten der Europäischen Kommission zu wählen.

Die Ergebnisse sind daher eine gute Nachricht für Amtsinhaberin Ursula von der Leyen, deren EVP-Fraktion mit 177 von 720 Abgeordneten die Umfrage mit Leichtigkeit anführen wird.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ursula von der Leyen mit der Unterstützung von zwei anderen großen pro-europäischen Parteien, darunter die Sozialdemokraten und entweder die Grünen oder die Liberalen, die erforderliche Mehrheit erreichen könnte.

Aber diese Zahlen sagen nicht alles, sagt Fabian Zuleeg vom European Policy Centre in einem Interview mit Euronews – denn in der Praxis bleiben Parteien und Länder bei Abstimmungen, die über einzelne politische Themen zusammengeschnürt werden, nicht immer loyal.

„Es wird viel schwieriger werden, Mehrheiten im Parlament zu bilden“, wenn das Zentrum geschwächt wird, sagte Zuleeg, der Geschäftsführer der in Brüssel ansässigen Denkfabrik ist – insbesondere bei kontroversen Themen.

Das könnte dazu führen, dass die Europäische Kommission mehr auf nicht-legislative Instrumente wie Ausgabenprogramme oder die Festlegung von Standards angewiesen ist, fügte er hinzu.

Aufschwung der radikalen Rechten

Mit den 30 zusätzlichen Sitzen, die zwischen ID und ECR prognostiziert werden, würden die Rechtsextremen eher einen Zuwachs als einen Durchbruch erleben – aber das schließt die Unterstützung in Ländern ein, die oft als die am stärksten pro-europäischen gelten.

Die französische Partei Rassemblement Nationale von Marine Le Pen wird voraussichtlich zehn Sitze hinzugewinnen und damit neben der deutschen CDU/CSU die größte Parteidelegation im Europäischen Parlament werden.

In den Niederlanden wird Geert Wilders, der Überraschungssieger der nationalen Wahlen im November 2023, neun Sitze erringen.

Giorgia Melonis Partei Fratelli d’Italia wird voraussichtlich 24 der 76 Sitze in Italien erringen, während in Belgien zwei rechte Parteien, Vlaams Belang und die NVA, jeweils drei Sitze erringen werden. Die deutsche Partei AfD wird voraussichtlich 15 Abgeordnete im Europäischen Parlament stellen und damit auf nationaler Ebene den dritten Platz belegen.

Diese Erfolge könnten sich auf die europäische Politik auswirken, so der Akademiker Cas Mudde gegenüber Euronews, vor allem mit einer härteren Linie in Bezug auf Einwanderung und mehr Widerstand gegen grüne Gesetze.

Die Rechtsextremen seien jedoch nicht immer einer Meinung, wenn es um Themen wie die Unterstützung der Ukraine gehe, und ein Austritt im Stil des Brexit stehe nicht auf der Tagesordnung, so Mudde, Professor an der University of Georgia, USA, der sich auf europäischen populistischen Extremismus spezialisiert hat.

„Im Allgemeinen wird es weniger Unterstützung für die Vertiefung der europäischen Integration geben“, sagte er Euronews in einer E-Mail, fügte aber hinzu, dass „die meisten rechtsextremen Parteien heute die EU eher umgestalten als verlassen wollen“.

Grüne verlieren an Unterstützung

Ein weiterer möglicher Wandel könnte die Umweltpolitik der EU betreffen, und ihr Ziel, die Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken.

Der Umfrage zufolge werden die Grünen 17 Abgeordnete verlieren, vor allem in Frankreich und Deutschland. Auch hat sich die Position der EVP in letzter Zeit gegen die grüne Politik der EU verhärtet.

Das bedeutet jedoch nicht unbedingt eine Kehrtwende in der Klimapolitik, da die EU ihre allgemeinen strategischen Ziele bereits festgelegt hat, sagte Jos Delbeke in einem Interview mit Euronews.

„Wichtige Rechtsvorschriften wurden bereits vereinbart“, und das nächste Mandat werde sich mehr auf deren Umsetzung konzentrieren, sagte Delbeke, ein Professor an der Florence School of Transnational Governance, der zuvor die Abteilung Klimawandel der Europäischen Kommission leitete.

„Es wird sehr schwer sein, den Green Deal rückgängig zu machen – trotz der zunehmenden Proteste der Landwirte und der noch zu leistenden Arbeit zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung und zum Schutz der Natur“, sagte er.

Ungewissheit bleibt

Ipsos befragte zwischen dem 23. Februar und dem 5. März 25 916 Personen in 18 Ländern per Telefon und online. Die Ergebnisse wurden anschließend neu gewichtet, um die Repräsentativität zu gewährleisten, und durch Dokumentationsrecherchen für die verbleibenden, kleineren neun EU-Mitglieder ergänzt.

Es sind noch drei Monate Zeit bis zur Wahl – und es handelt sich um Umfragen, nicht um Ergebnisse. Außerdem kann es auch nach den Wahlen noch zu Umschichtungen oder neuen Koalitionen kommen.

Ein wichtiger Punkt wird die Rolle der fraktionslosen, „Non-Inscrit“ MdEP sein, die keiner bestimmten Fraktion angehören und der Umfrage zufolge fast 10 Prozent der Abgeordneten ausmachen könnten.

Zu ihnen gehören nicht nur linke und zentristische Politiker, sondern auch rund ein Dutzend Abgeordnete der ungarischen Rechtspartei Fidesz, die 2021 aus der EVP austrat. Wenn man sie berücksichtigt, könnte es im Parlament eine rechte Mehrheit geben – wenn auch nur mit knappem Vorsprung.

Ebenso könnte sich die Position der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung, die derzeit noch nicht Mitglied ist, als entscheidend erweisen. Sollte es ihr gelingen, der Grünen Partei beizutreten, wie sie es in der Vergangenheit versucht hat, könnten ihre prognostizierten 16 Abgeordneten die Wahlarithmetik erheblich verändern.

Euronews-Umfrage zur Europawahl: In Deutschland legen die extremen Parteien zu

Exklusive Euronews-Umfrage zur Europawahl: Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Europawahl wäre? In Deutschland legen die extremen Parteien zu.

Die Europawahl findet erst am 9. Juni statt, aber für welche Partei würden die Wählerinnen und Wähler in Deutschland stimmen, wenn sie bereits an diesem Sonntag dazu aufgerufen wären?

CDU/CSU bleibt stärkste Kraft

Eine exklusive Euronews-Umfrage durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS hat genau diese Frage gestellt. Die Ergebnisse für Deutschland sind sehr aufschlussreich. Am besten schneiden CDU/CSU mit 29 Prozent der Stimmen ab. Den zweiten Platz teilen sich SPD, AfD und Bündnis90/Die Grünen sie kommen auf jeweils auf 16 bis 17 Prozent der Stimmen und könnten sich so 15 bis 16 Sitze im Parlament sichern.

Exklusive Euronews-Umfrage: Bei der Europawahl 2024 könnten die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht Gewinnen verzeichnen euronews – Graphik-Link

Vergleicht man dieses Kräfteverhältnis mit den Ergebnissen der Europawahl von 2019 kann man folgende Schlüsse ziehen.

Die Grünen verlieren an Zustimmung

Die Konservativen bleiben auf dem gleichen Niveau, sie verlieren weder Sitze noch Stimmen, 2019 lagen sie ebenfalls bei knapp 29 Prozent. Keine große Veränderung bei den Sozialdemokraten, 2019 kamen sie auf knapp 16 Prozent der Stimmen, in der Euronews-Umfrage auf 17 Prozent.

Die großen Verlierer wären allerdings die Grünen, 2019 hatten sie noch gut 20 Prozent der Stimmen, in der Euronews-Umfrage kommen sie nur noch auf 16 Prozent. 

AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht im Aufwind

Zugelegt hat hingegen die AfD, von 11 Prozent bei der Europawahl 2019 auf rund 16 Prozent in der Euronews-Umfrage. Interessant sind die Ergebnisse auch bei den Linken, die Partei kommt in der Euronews Umfrage auf 4 Prozent, 2019 lag sie bei 5 Prozent der Stimmen. 

Ein sehr gutes Debüt liefert das Bündnis Sahra Wagenknecht ab, es kommt aus dem Stand heraus in der exklusiven Umfrage auf 7 Prozent der Stimmen und könnte sich so sieben Sitze im Europäischen Parlament sichern.

Die FDP kam 2019 bei der Europawahl auf etwas über 5 Prozent der Stimmen, bei der Umfrage kommt sie auf 4 Prozent.

Im Gegensatz zu nationalen Wahlen gilt bei der Europawahl seit dem Urnengang von 2014 die Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland nicht mehr, nachdem das Bundesverfassungsgericht sie im Zusammenhang den Europawahlen für mit dem Grundgeesetz nicht vereinbar erklärt hatte.

In der Praxis bedeudet das, dass jede Partei, die um ein Prozent der Stimmen auf sich vereinigen kann, eine Abgeordnete oder einen Abgeordneten nach Brüssel und Straßburg schickt.

In Deutschland wird die Europawahl am Sonntag den 9. Juni stattfinden, die Bürgerinnen und Bürger entscheiden mit ihrer Stimme über 96 Sitze im Europäischen Parlament. Die Wahl ist noch knapp drei Monate entfernt, während der Kampagne kann sich noch vieles ändern. 

In der exklusiven Euronews Umfrage zeichnet sich jedoch ein Trend an, demnach legen vor allem die extremen Parteien zu, das heißt Gewinne für die AfD und für das Bündnis Sahra Wagenknecht. Verluste hingegen für die Grünen im Vergleich zur Europawahl 2019.

WAHLUMFRAGE DEUTSCHLAND

Home-Office in Deutschland senkt Büroflächenbedarf deutlich – Minderbedarf von rund 11,5 Mio. Quadratmeter – Heimarbeit vor allem in Großunternehmen normal

München (pte025/19.03.2024/13:59) – In Deutschland sinkt der Bedarf an Büroflächen durch das vermehrte Home-Office von Mitarbeitern signifikant, zeigt eine Studie des ifo Instituts und des Immobilienberaters Colliers für Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf.

„Neue Normalität“

„Die regelmäßige Arbeit im Home-Office ist für etwa 25 Prozent der Beschäftigten und 69 Prozent der Unternehmen zur neuen Normalität geworden. Vor allem in Großunternehmen und in Branchen mit starker Home-Office-Nutzung führt dies zu einem Rückgang der Nachfrage nach Büros. Wahrscheinlich werden zwölf Prozent weniger Flächen bis 2030 gesucht“, sagt ifo-Forscher und Studien-Ko-Autor Simon Krause.

Die aktuelle Entwicklung entspräche in den sieben untersuchten deutschen Großstädten einem Minderbedarf von rund 11,5 Mio. Quadratmeter Bürofläche. „Die neue Arbeitswelt stößt einen Strukturwandel im Büromarkt an. Viele Firmen setzen auf feste Präsenztage für die persönliche Zusammenarbeit und Home-Office an den übrigen Tagen. Dieser Arbeitsform gehört die Zukunft“, unterstreicht Krause.

Leerstand nimmt zu

Laut der Studie sind die Umsätze am Bürovermietungsmarkt 2023 auf das Niveau der akuten Corona-Krise gefallen. Die Leerstandsquote von unter drei Prozent im Jahr 2019 stieg auf über sechs Prozent und der Anteil der Untermietverträge von unter zwei Prozent vor der Pandemie auf fast acht Prozent.

Die Studie zeigt auch, dass es nur begrenzte Möglichkeiten gibt, Büros in Deutschland in dringend benötigtem Wohnraum umzuwandeln. (Ende)

Großstädte am stärksten betroffen Preise für Eigentumswohnungen fallen 2023 deutlich

Die Immobilienpreise in Deutschland fallen und fallen. 2023 geht es in manchen Regionen um bis zu 20 Prozent abwärts – das zeigt der aktuelle Wohnatlas der Postbank. Sogar beliebte Großstädte wie München oder Düsseldorf sind betroffen. Doch nicht nur hier sinken die Preise. Ein Überblick.

Team Rauschers (Salzburg) neuer Wohnmarktbericht zeigt: Preisrekorde bei Immobilien vorerst Geschichte – Reality-Check im Gange: Markt kehrt zur Realität zurück

Salzburg (pts028/19.03.2024/14:20)

Sinkende Preise, ausreichend Objekte im Angebot und Käufe mit Verhandlungsspielraum. „Ein spannendes Immobilienjahr liegt hinter uns. Der Markt erlebt gerade einen Reality-Check und kehrt zur Normalität zurück“, meint Elisabeth Rauscher, Salzburgs größte Maklerin bei der Präsentation der neuesten Ausgabe des Wohnmarktberichts.

Gemeinsam mit ihrem Team und den Datenspezialisten von Immoservice Austria hat sie sämtliche Grundbuch- und Angebotsdaten sowie Verkaufsstatistiken analysiert, um für Stadt und Umland die aktuellen Immobilienpreise von der Wohnung bis zum Einfamilienhaus zu ermitteln. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Preise sind in Stadt und Land Salzburg in fast allen Wohnkategorien gefallen und bewegen sich aktuell auf dem Niveau von 2021. 10,4 % bei gebrauchten Wohnungen und 9,5 % beim Bauland beträgt der Rückgang in der Landeshauptstadt. In den günstigsten Stadtteilen ist eine einfache 3-Zimmer-Wohnung mit 70 m² seit langem wieder bereits ab 220.000 Euro zu bekommen, im Mittel kostet sie 340.000 Euro. Bauland kostet zwischen knapp 900 und gut 2.000 Euro/m², weit weg von den überhöhten Wunschpreisen von bis zu 3.000 Euro/m², die im letzten Jahr auf diversen Angebotsportalen zu finden waren. Ähnlich sieht es im Umland aus. Der Preisrückgang bei Wohnungen liegt auf Stadtniveau, Häuser verbilligten sich um rund 14,9 %.

Ist jetzt bereits ein attraktives Einstiegsniveau erreicht? Elisabeth Rauscher wird deutlich: „Salzburg ist begehrt und sicher nicht billig. Es gibt auch genügend Interessenten am Markt, denen lediglich die schwierige Finanzierungssituation im Weg steht. Hier ist aber Entspannung in Sicht, der Zinsplafond erreicht und Planungssicherheit gegeben. Die Korrekturphase geht zu Ende. Wer es sich jetzt leisten kann zu kaufen, sollte nicht mehr warten.“ Der neueste Wohnmarktbericht ist aber auch für Verkäufer interessant. Sie finden Profi-Tipps zum Verkauf der eigenen Immobilie.

Wer über seine Wohnsituation lieber bei einem gemütlichen Spaziergang nachdenkt, sollte sein Handy zücken und die Kamera scharf stellen. Bei jedem Stadtteil gibt’s einen QR-Code und eine Kurzbeschreibung zu einer wunderschönen Wanderung.

Die aktuelle Ausgabe ist gleich mehrfach erhältlich: online zum Durchblättern, als PDF-Download oder als Hochglanzbroschüre per Post. Fordern Sie Ihr Exemplar einfach kostenlos an auf www.team-rauscher.at/marktberichte.

Team Rauscher Immobilien ist ein eigentümergeführtes Unternehmen und auf das Bewerten und Vermitteln von Immobilien spezialisiert. Die Geschäftsführerin Elisabeth Rauscher und ihr Expertenteam sind seit mehr als 25 Jahren erfolgreich in der Immobilienbranche tätig. Team Rauscher konzentriert sich auf Wohnimmobilien in Salzburg und den Salzburger Umlandgemeinden und ist in diesem Bereich Marktführer. Gemeinsam mit dem Schwesternunternehmen Finest Homes führt Team Rauscher über 280 Immobilientransaktionen jährlich durch. Im Maklerranking des Immobilien Magazins standen sie wieder an der Spitze der Salzburger Wohnmakler. Einen Einblick in das Immobilien-Portfolio von Team Rauscher und Finest Homes Immobilien bieten die Online-Auftritte unter www.team-rauscher.at und www.finest-homes.com. (Ende)

Aussender:Team Rauscher Immobilien
Ansprechpartner:Birgit Baumgartner
Tel.:+43 662 880204
E-Mail:pr@team-rauscher.at
Website:www.team-rauscher.at  

NATIONALRATSWAHL | Sonntagsfrage IFDD/Radio Content Austria

FPÖ: 27% (-1)
ÖVP: 23%
SPÖ: 22% (-1)
GRÜNE: 8%
NEOS: 8% (-1)
BIER: 6%
KPÖ: 5% (+3)
Sonstige: 1%

Änderungen zur letzten Umfrage vom 14. Februar 2024

KOMMENTAR: SZ – Die Lage in Österreich: Welche Rolle Wladimir Putin im österreichischen Vorwahlkampf spielt – Oliver das Gupta

MEDIZIN

Experten rätseln über Ursache Tödliche Infektion breitet sich in Japan aus

Experten schlagen Alarm: In Japan häufen sich die Fälle einer seltenen, aber gefährlichen bakteriellen Erkrankung. Innerhalb von nur zwei Monaten registrieren die Behörden fast 400 neue Infektionen. Die Ursache für den dramatischen Anstieg könnte mit der Corona-Pandemie zusammenhängen.

In Japan breitet sich derzeit eine seltene, aber gefährliche bakterielle Infektion in Rekordgeschwindigkeit aus. Es handelt sich um das Streptokokken-induzierte toxische Schock-Syndrom (STSS). Die japanische Gesundheitsbehörde National Institute of Infectious Diseases (NIID) registrierte in den ersten beiden Monaten dieses Jahres bereits 378 Fälle. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 gab es insgesamt 941 Fälle von STSS. Das NIID befürchtet, dass die Zahlen in diesem Jahr noch deutlich ansteigen könnten, nachdem hochvirulente und infektiöse Stämme nachgewiesen wurden.

Die Ursache für den rasanten Anstieg der bakteriellen Infektion, die in einigen Fällen tödlich enden kann, ist bislang unklar. „Es gibt noch viele unbekannte Faktoren hinsichtlich der Mechanismen, die den fulminanten (schweren und plötzlichen) Formen von Streptokokken zugrunde liegen, und wir sind noch nicht so weit, dass wir sie erklären können“, teilt die Gesundheitsbehörde mit.

Besonders beunruhigend: Während normalerweise ältere Menschen die Risikogruppe bilden, verzeichnet Japan nun vermehrt Todesfälle bei Personen unter 50 Jahren. Von den 65 Personen unter 50 Jahren, bei denen zwischen Juli und Dezember 2023 STSS diagnostiziert wurde, sei etwa ein Drittel gestorben, wie die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“ berichtet.

30 Prozent der Fälle verlaufen tödlich

Die meisten STSS-Fälle werden durch ein Bakterium namens Streptococcus pyogenes verursacht. Dieses Bakterium – besser bekannt als Streptokokkus der Gruppe A – verursacht nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in der Regel Halsschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein und bei Kindern auch Bauchbeschwerden und Erbrechen. Die Symptome können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. In seltenen Fällen kann eine Infektion zu Lungenentzündung und Meningitis führen.

Viele Menschen tragen den Erreger in sich, ohne Symptome zu entwickeln. Die hochansteckenden Bakterien, können jedoch in einigen Fällen zu schweren Erkrankungen, gesundheitlichen Komplikationen und zum Tod führen. Denn die Bakterien produzieren Toxine, die schwere Entzündungen im Körper auslösen können. Die STSS-Symptome ähneln denen anderer toxischer Schocksyndrome und können Fieber, niedrigen Blutdruck, Ausschlag, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen und Organversagen umfassen. Etwa 30 Prozent der STSS-Fälle bei Erwachsenen verlaufen tödlich.

Eine Folge von Corona

Der derzeit rasante Anstieg in Japan könnte Experten zufolge mit dem Ende der strengen Corona-Schutzmaßnahmen im vergangenen Jahr zusammenhängen. Im Mai 2023 stufte die Regierung den Status von Covid-19 von Klasse zwei auf Klasse fünf herab und stellte es damit rechtlich auf eine Stufe mit der saisonalen Grippe. Der Schritt habe die Menschen dazu veranlasst, ihre Wachsamkeit zu senken, sagt Ken Kikuchi, Professor für Infektionskrankheiten an der Tokyo Women’s Medical University, dem britischen „Guardian“.

Er schätzt, dass sich inzwischen mehr als die Hälfte der Japaner mindestens einmal mit SARS-CoV-2 infiziert hat. „Der immunologische Status der Menschen nach der Genesung von Covid-19 könnte ihre Anfälligkeit für bestimmte Mikroorganismen verändern“, erklärt Kikuchi. Über die aktuellen STSS-Zahlen sei er „sehr besorgt“. „Wir müssen den Infektionszyklus schwerer invasiver Streptokokken-Pyogenes-Erkrankungen aufklären und sie sofort unter Kontrolle bringen.“

Streptokokken werden durch Tröpfchen und körperlichen Kontakt übertragen. Das Bakterium kann Patienten auch über Wunden an Händen und Füßen infizieren. Infektionen werden meist mit Antibiotika behandelt. Bei STSS-Erkrankungen reicht jedoch ein Antibiotikum meist nicht aus. Betroffene benötigen weitere Medikamente sowie eine intensive medizinische Betreuung. Das japanische Gesundheitsministerium empfiehlt, die gleichen hygienischen Vorkehrungen zu beachten, die während der Coronavirus-Pandemie etabliert wurden. Quelle: ntv.de, hny

COMMENT: Hauptsache, die asiatischen, darunter die japanischen Gäste kommen wieder zu Hauf nach Europa, nach Österreich. Es lebe der Massentourismus, der Hyperterrorismus, pardon, der Hypertourismus. Money make the world go round – schon in der letzten Pandemie im wahrsten Sinne des Wortes.

Widerspruchslösung bei Organspende: Erneut Debatte angestoßen

Berlin – Über den Bundesrat möchte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eine gesetzliche Regelung zur Einführung einer Widerspruchslösung bei Organspenden erreichen. Das bedeutet, dass man einer Organentnahme aktiv widersprechen muss.

„Ich will die Widerspruchslösung noch mal zur Abstimmung bringen. Der jetzige Deutsche Bundestag hat ja über diese Frage noch nicht entschieden. Ich werde jetzt über das Land Nordrhein-Westfalen einen Antrag in den Bundesrat einbringen, einen richtigen Gesetzesentwurf für eine Widerspruchslösung“, sagte der Minister gestern Welt TV.

Er zeigte sich optimistisch, dass ein solcher Antrag eine Mehrheit finden werde. Laumann sagte, er wolle seinen Antrag so zeitig in den Bundesrat einbringen, dass der Bundestag sich damit noch vor der Wahl im Herbst des nächsten Jahres befassen könne.

Europäische Staaten mit einer Widerspruchslösung hätten eine höhere Zahl an Organspenden als Deutsch­land, so Laumann. Er sei davon überzeugt, dass jeder Mensch, der sich selbst über eine Organspende freuen würde, „auch bereit sein müsste, Organspender zu sein“. Die Bereitschaft, Organe nach dem Tod zur Verfügung zu stellen, sei ein „Liebesbeweis an die Menschheit“.

Einem Erwachsenen könne man zumuten, sich damit auseinanderzusetzen und seinen Willen zu dokumen­tieren, wenn er Organe nicht spenden wolle. Solche Menschen könnten dann erfasst werden. Wenn jemand keine Organspende wünsche, sei das „selbstverständlich moralisch und in jeder Hinsicht akzeptabel und in Ordnung“.

Seit gestern können die Menschen in Deutschland ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende in einem Onlineregister eintragen. Der Eintrag ist freiwillig und kostenfrei, er kann jederzeit geändert oder gelöscht werden, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte.

Politik und Gesundheitswesen erhoffen sich dadurch mehr Klarheit bei der Frage, ob Menschen für oder gegen eine Organspende sind. Letztlich ist das Register auch ein Versuch, die Zahl der Organspender zu erhöhen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte gesagt, er sehe das Register als eine Vorstufe zur Widerspruchslösung, die er nach wie vor als alternativlos ansehe. Im vergangenen Jahr haben rund 900 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. 8.400 Menschen warten auf ein neues Organ. © kna/aerzteblatt.de

Gesunde Ernährung: Wirkt sich Intervallfasten negativ auf das Sterberisiko aus? – Studien unter intransparenten Bedingungen mit wenig kausaler Aussagekraft

Lange Essenspausen sind beliebt, um Gewicht zu verlieren, aber auch, weil sie gesundheitliche Vorteile bringen sollen. Eine neue Studie scheint nun genau das Gegenteil zu belegen

Jennifer Aniston macht es. Hugh Jackman auch. Ebenso wie Jimmy Kimmel, Reese Witherspoon oder Halle Berry: Intervallfasten. Man isst innerhalb eines bestimmten, zeitlich klar abgegrenzten Zeitraums, den Rest der Zeit verzichtet man auf jegliche Nahrungs- und Kalorienaufnahme. Das soll einerseits dabei helfen, das eigene Gewicht besser im Griff zu haben – man nimmt dadurch automatisch weniger Kalorien zu sich, so die Annahme –, andererseits soll es zahlreiche Vorteile für die Gesundheit bringen.

Denn wenn man länger nichts isst, soll das körpereigene Zellrecycling-Programm, die Autophagie, anspringen. Fehlgefaltete Proteine und anderer Zellmüll, der zu Krebs führen könnte, werden dabei vom Stoffwechsel verwertet und wiederaufbereitet. Und genau auf diese Zauberwirkung schwören nicht nur zahlreiche Celebrities, sondern auch Liese Müller und Hans Huber. Die beliebteste Form des Intervallfastens ist dabei das intermittierende Fasten: Nahrung nimmt man nur in einem Zeitraum von acht Stunden zu sich, die restlichen 16 Stunden fastet man. Der Zeitraum der Nahrungskarenz kann dabei auf 14 Stunden verkürzt oder auch auf 18 oder 20 Stunden verlängert werden.

Die positiven gesundheitlichen Folgen sollen dabei zahlreich sein, von optisch verjüngter Haut bis zur Krebsprophylaxe werden die Vorteile beworben. Doch was davon wirklich stimmt, ist unklar, die allermeisten Untersuchungen wurden am Tiermodell durchgeführt, die tatsächliche Studienlage dazu ist dünn, wie der STANDARD hier und hier berichtete.

Herz-Kreislauf-Probleme und Krebs wahrscheinlicher?

Doch nun scheint eine Studie genau das Gegenteil zu zeigen: Personen, die intervallfasten, sollen im Verhältnis zu nicht fastenden Menschen ein um 91 Prozent höheres Risiko haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Diese Erkenntnis präsentierten Forschende der Shanghai Jiao Tong University School of Medicine auf der EPI|Lifestyle Scientific Sessions 2024 der American Heart Association, die vom 18. bis 21. März in Chicago stattfindet.

Die Forschenden untersuchten dafür die Essgewohnheiten von über 20.000 US-Amerikanerinnen und -Amerikanern. Dafür verwendeten sie Daten von über 20-Jährigen, die zwischen 2003 und 2018 an den National Health and Nutrition Examination Surveys (NHANES) teilnahmen. Durchschnittlich wurden die Teilnehmenden acht Jahre lang beobachtet und mit den Daten des National Death Index abgeglichen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Personen, die täglich innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden oder weniger essen, ein um 91 Prozent gesteigertes Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben.

Leiden Personen bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und essen geblockt an weniger als zehn Stunden pro Tag, sei dieses Risiko 66 Prozent höher.

Ebenso sei das Risiko an Krebs zu sterben geringer, wenn der Zeitraum der Essensaufnahme mehr als 16 Stunden pro Tag beträgt. Das Gesamtrisiko zu sterben, wurde bei Personen, die Intervallfasten betreiben, allerdings nicht höher.

Neubewertung nötig?

Wie lassen sich diese Erkenntnisse nun mit den positiven Gesundheitsversprechen, die mit dem Intervallfasten vermittelt werden, in Einklang bringen? Muss Fasten völlig neu bewertet werden? Nein, sind sich Experten einig. „Ich schätze epidemiologische Studien in Bezug auf intermittierendes Fasten als absolut unzuverlässig ein. Ihr Aussagewert ist äußerst gering“, sagt Andreas Michalsen, Inhaber der Stiftungsprofessur Naturheilkunde an der Charité Berlin und international anerkannter Experte zum Thema Fasten. Er kritisiert, dass die Daten auf der Tagung nur im Überblick berichtet wurden. „Am meisten irritiert, dass eine Beobachtungsdauer von acht bis elf Jahren vorliegt. Intermittierendes Fasten ist erst seit etwa drei bis fünf Jahren eine häufigere Praxis. Man muss also davon ausgehen, dass andere Gründe vorlagen, Mahlzeiten wegzulassen.“

Michalsen kann sich das erhöhte Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, nur durch eine „Reverse Causation“ erklären, also dass es sich um eine umgekehrte Wirkungsrichtung handelt, die von weiteren Faktoren beeinflusst wird. „Solche Risikofaktoren könnten erhöhter Distress sein. Möglicherweise wurde das Frühstück aufgrund von Zeitmangel, Schlafstörungen oder anderen Stressoren weggelassen. Auch Erkrankungen können Essensmodalitäten einschränken und verändern.“ Grundsätzlich wäre es wichtig zu wissen, ob das Frühstück oder Abendessen weggelassen wurde, betont der Experte. Denn: „Das Auslassen des Frühstücks kann bei kardiometabolischen Erkrankungen zu ‚Völlerei‘ am Abend führen, das ist ungünstig.“

Auch sei die Prozentzahl des Risikos zu hinterfragen: „Eine Fallzahl von 31 kardiovaskulären Todesfällen ist nicht geeignet, um Prozentzahlen abzuleiten.“ Michalsen kann der aus den Daten abgeleiteten Erkenntnis, dass Intervallfasten kurzzeitig Vorteile, aber langfristig erhebliche Nachteile bringe, „überhaupt nicht“ zustimmen.

Risiko bei Vorerkrankungen unklar

Ganz ähnlich sieht das Tilman Kühn, Professor für Public Health Nutrition an der Med-Uni Wien: „Die Ergebnisse dieser Studie beweisen nicht, dass Intervallfasten das Mortalitätsrisiko erhöht. Sie zeigen nur, dass Personen, die an zwei zufällig ausgewählten Tagen ihre Mahlzeiten innerhalb von weniger als acht Stunden verzehrten, ein höheres Risiko dafür hatten, an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben. Absichtliches Intervallfasten wurde in der Studie jedoch nicht untersucht.“

Man wisse nicht, warum die Menschen an diesen Tagen weniger gegessen hätten, der Grund könnten etwa bereits bestehende Krankheiten sein. „Die Gründe bleiben in der Studie komplett unklar, was ihre Aussagekraft einschränkt.“ Der statistische Zusammenhang sei zwar gegeben, man wisse aber nicht, ob es sich dabei um einen Kausalzusammenhang handle oder lediglich um eine Korrelation, betont Kühn.

Der Ernährungswissenschafter gibt außerdem zu bedenken, dass die Studie keinerlei Aussage darüber zulässt, ob Intervallfasten bei Vorerkrankungen problematisch sei: „Bewusstes, absichtliches Intervallfasten wurde nicht untersucht. Es ist denkbar, dass schwerer an Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidende Personen in der Studie ihre Ernährung aufgrund der Erkrankungen eingeschränkt hatten. Dann würde die Erkrankung selbst das Mortalitätsrisiko erklären.“ Da gute Langzeitstudien zum Intervallfasten komplett fehlen, könne man weder langfristige Vorteile noch Nachteile wissenschaftlich belegen.

Lieber doch frühstücken

Als nicht überraschend bezeichnet Stefan Kabisch, Studienarzt an der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Charité Berlin, die Ergebnisse, ähnliche Erkenntnisse gebe es auch in der bisherigen Literatur. Er gibt zu bedenken, dass gezieltes Intervallfasten nach dem 16:8-Prinzip sich in vielen Fällen darauf hinausläuft, das Frühstück auszulassen. „Mehrere Studien zeigen aber, dass das zu einem gesteigerten Risiko für Adipositas, Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen führen kann.“ Auch das seien aber, wie die vorliegende Untersuchung, Beobachtungsstudien, die aus methodischen Gründen keine Kausalität belegen können.

Kabisch gibt zu bedenken, dass Intervallfasten oft von Menschen ausprobiert wird, um bereits bestehende Risikokonstellationen wie Adipositas und Diabetes zu behandeln. Solche Erkrankungen wiederum fördern kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs und können damit viel eher der Grund für die erhöhte Sterblichkeit sein als das Intervallfasten selbst. Und er weist auf einen weiteren Punkt hin: Das Auslassen von Mahlzeiten, insbesondere des Frühstücks, passiert nicht immer freiwillig. „Viele Menschen verzichten aus zeitlichen oder finanziellen Gründen auf Mahlzeiten, und gar nicht aus gesundheitlicher Motivation.“

Die erhöhte Sterblichkeit resultiere deshalb oft aus Confoundern, also Störfaktoren in der Studie, wie geringer sozioökonomischer Status und Faktoren, die damit statistisch verknüpft sind, etwa Rauchen, Alkoholkonsum oder Bewegungsmangel. „Auch in der jetzt vorliegenden Studie ist der Raucheranteil bei den Fastenden am höchsten. Rein statistisch ist das Ergebnis der Studie also plausibel, ein kausaler Beweis der Schädlichkeit ist es nicht.“ Ebenso sei der Body Mass Index (BMI) bei jenen Teilnehmenden am höchsten, die besonders lange fasten. „Die Sterblichkeit an kardiovaskulären Erkrankungen hängt aber direkt mit dem BMI zusammen.“

Fasten kann Kranken schaden

Kabisch hat aber eine Erklärung dafür, warum sich das Sterberisiko beim Intervallfasten erhöhen kann: „Jede Form von intensiver Diät oder Fasten kann mit einem Nährstoffmangel einhergehen. Patienten mit schweren Herzerkrankungen oder Krebs nehmen oft bereits aufgrund ihrer Erkrankung ab.“ Dieser Gewichtsverlust verringere die Muskelmasse, aber auch gesundheitlich wichtige Anteile der Fettmasse, die in diesen Krankheitsfällen als essenzieller Energiespeicher und Hormonproduzent fungieren. „Eine zusätzliche Einschränkung der Nahrungszufuhr und Gewichtsabnahme ist bei diesen Patienten, egal mit welcher Diät, keine sinnvolle Therapie und birgt ganz klar das Risiko der Übersterblichkeit.“

Man kann also weiter intervallfasten, ohne negative gesundheitliche Folgen befürchten zu müssen – unter der Voraussetzung, dass man prinzipiell gesund ist und einem solch lange Essenspausen zusagen. Immerhin ist nicht jeder Mensch von seinem Stoffwechsel her dafür gemacht, 14 Stunden oder länger nichts zu essen.

Für Kinder, Schwangere und Kranke ist diese Form der Ernährung definitiv nicht geeignet. Und auch für Gesunde gilt, wie immer: auf das Körpergefühl hören und nicht gegen die eigenen Stoffwechselbedürfnisse eine Ernährungsregime durchziehen, mit dem man sich nicht gut fühlt. (Pia Kruckenhauser, 19.3.2024)

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UMWELT

Berechnungen: Globale CO2-Emissionen 2050 höher als heute

Die Bemühungen der Menschheit reichen derzeit bei weitem nicht, um die Erderwärmungen auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie völkerrechtlich vereinbart wurde, berichten Wiener Wirtschaftswissenschafter. Ohne drastische Veränderungen steigen die Treibhausgasemissionen bis 2050 deutlich, anstatt Netto-Null zu erreichen, schrieben sie im Fachblatt „Communications Earth & Environment“. Auch in Österreich seien die Einsparungsprognosen teils zu optimistisch, sagten sie zur APA.

Lukas Vashold und Jesus Crespo Cuaresma vom Department für Volkswirtschaft der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien entwickelten ein Computermodell, das mit ökonomischen und demografischen (bevölkerungsstatistischen) Daten „gefüttert wurde, um realistische Projektionen für die Treibhausgasemissionen von 173 Staaten bis zum Jahr 2050 auszuspucken“, heißt es in einer Aussendung der WU. Das Ergebnis sei ernüchternd.

Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern lassen starkes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum laut den neuen Modellberechnungen die Emissionen weiter ansteigen. Einige reiche Länder könnten die ausgestoßenen Treibhausgasmengen im Industrie- und Energiesektor zwar reduzieren, doch beim Transport würden sie auch hier anwachsen. „Eine stärkere Elektrifizierung wäre hier ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen“, so Crespo Cuaresma: „Es ist aber wichtig, dass der Strom für die Elektroautos klimaneutraler produziert wird als bisher.“

Netto-Null-Emissionen bis 2050

Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens – eine Klimaerwärmung von 1,5 Grad als Zielpfad gegenüber der vorindustriellen Zeit, jedoch deutlich unter zwei Grad zu bleiben – zu erreichen, müsste man global laut den Vereinten Nationen im Jahr 2050 bei Netto-Null-Emissionen angekommen sein; es müssten also die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen zur Gänze wieder ausgeglichen werden.

Anhand der Prognosen der WU-Forscher sind aber negative Spitzenreiter beim Treibhausgasausstoß im Jahr 2050 die USA, Indien und China. Demnach würde im Jahr 2033 Indien die USA überholen und vom zweiten Rang verdrängen.

„Watchdog“ nötig

„Große Diskrepanzen ergeben sich, wenn man die Daten des Modells mit den Emissionszahlen vergleicht, die einige Staaten bei den UNO-Klimakonferenzen vermelden“, so die Wissenschafter. Bei Schwellenländern wie der Türkei, Indonesien und dem Iran übersteigen die errechneten Emissionen die Zahlen des Modells sogar um mehr als 50 Prozent. „Diese Staaten überschätzen sie wahrscheinlich, damit ihre geplanten Maßnahmen wirkungsvoller aussehen“, so Crespo Cuaresma. Er schlägt vor, dass dagegen eine wissenschaftliche Watchdog-Organisation, eine „Überwachungs-Organisation“, eingerichtet wird.

Die Prognosen des globalen Modells sind auch „etwas pessimistischer“ als jene des österreichischen Umweltbundesamtes, so Vashold: Es würde kaum einen Rückgang der Emissionen, sondern eher einen leichten Anstieg (nach einem starken Rückgang ausgelöst durch die Corona-Pandemie) projizieren. „Der größte Unterschied zeigt sich dabei im Transportsektor, in welchem laut WU-Modell ein Anstieg um knappe fünfzehn Prozent bis 2040 prognostiziert wird, während das Umweltbundesamt einen Rückgang von knapp zehn Prozent sieht“, erklärte er.

Service: Links zur Publikation: https://www.nature.com/articles/s43247-024-01288-9#citeas und https://doi.org/10.1038/s43247-024-01288-9 ; World Emissions Clock: https://worldemissions.io/

KOMMUNIKATION – SOCIAL MEDIA

Smartphone wird 2,5 Stunden am Tag genutzt – 16- bis 29-Jährige kommen laut neuer BITKOM-Erhebung auf eine deutlich höhere Verweildauer

Berlin (pte024/19.03.2024/12:30) – Das Smartphone wird laut einer neuen Umfrage des Digitalverbands BITKOM unter 1.007 Personen in Deutschland ab 16 Jahren täglich rund 150 Minuten genutzt. Die 16- bis 29-Jährigen beziffern ihre tägliche Smartphone-Zeit im Schnitt auf 182 Minuten, 158 Minuten sind es bei den 30- bis 49-Jährigen. Die 50- bis 64-Jährigen verbringen 148 Minuten pro Tag mit ihrem Smartphone und die über 65-Jährigen immerhin 96 Minuten.

Für alle Lebenslagen

„Smartphones sind für viele Menschen ein unverzichtbarer Begleiter. Ob Information, Unterhaltung oder für den Kontakt zu Freunden und Familie: Smartphones helfen uns, mit der Welt vernetzt zu bleiben und unterstützen uns in vielen Lebenslagen“, kommentiert BITKOM-Experte Sebastian Klöß die Ergebnisse der Umfrage.

Telefonieren ist immer mehr Nebensache. Im Schnitt 29 Minuten pro Tag wird das Gerät für Sprachanrufe genutzt. Die Jüngeren zwischen 16- und 29 Jahren telefonieren durchschnittlich 36 Minuten pro Tag per Smartphone, die 30- bis 49-Jährigen 31 Minuten, die 50- bis 64-Jährigen 27 Minuten und die Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren rund 17 Minuten.

Verbindung zu Freunden

Etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Nutzer eines Smartphones hat in der neuen BITKOM-Umfrage angegeben, ohne das Gerät bereits viele Freunde längst aus den Augen verloren zu haben. 83 Prozent können sich ein Leben ohne schon gar nicht mehr vorstellen. (Ende)

IT – KI – ROBOTIK

Künstliche Intelligenzen reden nun miteinander – Roboter könnten anderen Robotern laut Universität Genf bald mündliche Anweisungen geben

Genf (pte002/19.03.2024/06:05) – Ein Team um Alexandre Pouget von der Universität Genf lässt zwei Künstliche Intelligenzen (KI) miteinander gewinnbringend kommunizieren. „Soweit wir wissen, sind KI-gestützte Sprachagenten bisher nicht in der Lage, eine verbale oder schriftliche Anweisung in eine sensomotorische Handlung zu übersetzen, und noch weniger, sie einer anderen KI zu erklären, damit diese sie reproduzieren kann“, so Pouget. Nun sei es gelungen, ein künstliches neuronales Modell mit dieser doppelten Fähigkeit auszustatten.

Wernicke- und Broca-Areal

„Wir begannen mit S-Bert, einem bestehenden Modell, das 300 Mio. Neuronen hat und darauf trainiert ist, Sprache zu verstehen. Wir haben es mit einem anderen, einfacheren Netz von einigen tausend Neuronen verbunden“, so Pougets Doktorand Reidar Riveland. Nun trainierten die Neurowissenschaftler dieses Netzwerk, um das Wernicke-Areal zu simulieren, der Teil des menschlichen Gehirns, der die Wahrnehmung und Interpretation von Sprache ermöglicht.

In der zweiten Phase trainierten sie das Broca-Areal, das für die Artikulation von Wörtern zuständig ist. Schriftliche Anweisungen in englischer Sprache übermittelten sie dann an das andere Netzwerk. Dann ließen die Wissenschaftler die beiden miteinander plaudern – mit dem Ziel, dass ein Netzwerk tut, was das andere ihm auferlegt.

Attraktiv für Robotiksektor

Anfangs waren es ganz einfache Handlungen, die das eine Netzwerk lernte auszuführen und so zu beschreiben, dass das andere sie nachmachen konnte. „Doch dieses Modell eröffnet neue Horizonte für das Verständnis der Interaktion zwischen Sprache und Verhalten“, schreiben die beiden Forscher.

Es sei nun besonders vielversprechend für den Robotiksektor, wo die Entwicklung von Technologien, die es Maschinen ermöglichen, miteinander zu sprechen. „Es steht nun nichts mehr im Wege, auf dieser Grundlage viel komplexere Netzwerke zu entwickeln, die in humanoide Roboter integriert werden könnten, die in der Lage sind, uns und andere Roboter zu verstehen“, heißt es abschließend. (Ende)

BILDUNG

Kärnten: Universität benötigt mehr Platz

Hunderte Interessierte haben am Freitag beim Tag der offenen Tür der Universität Klagenfurt vorbeigeschaut. Mehr als 12.500 Studierende sind dort eingeschrieben, die Zahl steigt kontinuierlich. Die Universität platzt bereits aus allen Nähten, doch der Ausbau lässt auf sich warten. Zudem herrscht ein Mangel an Studentenwohnungen.

Die Universität plant, ihr Studienangebot im kommenden Wintersemester um zwei weitere Studiengänge zu erweitern, darunter Kreatives Schreiben. Dieses Wachstum erfordert jedoch auch eine Erweiterung der Infrastruktur. „Ja, wir haben natürlich Raumbedarf“, sagte Vizerektorin Doris Hattenberger. Man benötigt mehr Räume für das Personal, zusätzliche Büros und weitere Hörsäle.

Warten auf grünes Licht für den Ausbau

Die Universität zählt 12.500 Studierende, und jedes Jahr kommen 1.600 neue Studierende hinzu. Ein Ausbau des Campus ist geplant, doch es fehlt das grüne Licht des Ministeriums. Der Antrag wurde vom Wissenschaftsministerium an das Finanzministerium übergeben, was laut Hattenberger ein großer Fortschritt ist.

Zu Wenig Platz in Studentenheim

Obwohl die Platzverhältnisse eng werden, steigt das Interesse an der Universität sowohl im In- als auch im Ausland. Das führt zur nächsten Herausforderung: Es fehlen bezahlbare Studentenwohnungen für diejenigen, die von außerhalb kommen. „Aktuell haben wir etwa 400 bis 500 Plätze, das sind junge Menschen, die Kärnten möglicherweise verlassen könnten“, sagte Hattenberger.

Ab Jänner müsse zudem das Mozartheim generalsaniert und somit bis Oktober geschlossen werden. Bei einem Wohnbaugipfel mit Land, Stadt und Universitätsverantworlichen vor wenigen Tagen sei das Problem auch angesprochen worden. Die Stadt Klagenfurt wurde beauftragt, nach leerstehenden Wohnungen zu suchen, bis jetzt so der zuständige Stadtrat und Klagenfurter Vizebürgermeister Alexander Kastner (Team Kärnten) hätte man 35 bis 40 Wohnungen gefunden, die in Frage kommen würden. Das würde aber weitem nicht reichen, deshalb werden auch Standorte für die Errichtung eines neuen Studentenheims gesucht, so Kastner.

40 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland

Mittlerweile stammen 40 Prozent der Studierenden aus dem Ausland. „Ich möchte mich weiterbilden, ich habe gesehen, dass es in Klagenfurt auch eine Universität gibt, dann bin ich mit meiner Freundin hergekommen, wir haben einige Studiengänge angeschaut, die Leute sind super, so hilfsbereit und sie haben uns alle geholfen“, sagte David Nagy aus Ungarn. Besonders gefragt sind an der Alpen-Adria-Universität übrigens die Studienrichtungen Betriebswirtschaft und Informatik. red, kaernten.ORF.at

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Neue Uni-Rektorin über ihre Pläne

Ada Pellert wird ab 1. Dezember Rektorin der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Sie kennt die Uni gut, die Wirtschaftswissenschaftlerin habilitierte hier 1998. Zu ihren Plänen gehören ein noch belebterer Campus, mehr Übernachtungsmöglichkeiten und noch mehr Kooperationen.

Zur einstimmigen Wahl sagte Pellert, man wisse nie, wie Wahlen ausgehen: „Das ist das Wesen und schon gar nicht universitäre. Aber ich habe mich natürlich gefreut.“ Bis 2026 wäre sie noch Rektorin der Fernuniversität Hagen. Diese Funktion werde sie aber vorzeitig zurücklegen. Für die Uni Klagenfurt wünscht sie sich einen noch belebteren Campus, auch die Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten will sie verbessern.

„Region größer denken“

Dass die Uni Graz mit der Koralmbahn künftig näher rücken wird und so den Wettbewerb verstärken könnte, glaubt Pellert nicht. „Ich bin ja Anhängerin der intelligenten Kooperation.“ Man müsse die Region größer denken, wichtig sei Wertschätzung, sonst gelinge Kooperation nicht: „Ich finde einfach auch diesen ganzen Adria-Raum wunderbar und sehr, sehr zukunftsträchtig.“

Offen zeigt sich die neue Rektorin auch gegenüber dem Lehrgang Psychotherapie, den es ab 2026 als Masterstudium an öffentlichen Unis geben soll. Hier seien aber noch Verhandlungen mit dem Bildungsministerium nötig.

Vitouch nach zwölf Jahren abgelöst

Seinen Platz räumen musste nach zwölf Jahren der amtierende Langzeitrektor Oliver Vitouch. Der Psychologie-Professor war immer wieder mit Kritik konfrontiert, etwa während der Pandemie, als nur noch Geimpfte und Genesene seine Uni betreten durften. Ob seine Bereitschaft zur politischen Auseinandersetzung ein Mitgrund für seine Abwahl sei, wisse er nicht: „Ich mag und pflege das offene Wort. Das halte ich auch für universitätsgemäß und wichtig. Diesbezüglich werde ich mich auch nicht ändern. Mir ist es wichtig, dass man sich eine fundierte Meinung bildet und die dann aber auch offen und beherzt sagt.“ Die Entscheidung nimmt Vitouch diplomatisch. Ein Amt wie das eines Rektors sei immer nur geliehen und auf Zeit. Daher sei logisch, dass es einen Wechsel geben könne.

Zufrieden zeigt er sich rückblickend unter anderem mit den stabilen Studierendenzahlen und den guten Ranking-Ergebnissen der Uni Klagenfurt. Sie schaffte es erst vor wenigen Jahren unter die Top 50 der besten jungen Unis der Welt. Am 28. Oktober endet Vitouchs Amtszeit, seine Nachfolgerin übernimmt voraussichtlich am 1. Dezember. Bis dahin dürfte jemand aus dem Kreis der Vize-Direktion das Amt vorübergehend übernehmen.  red, kaernten.ORF.at

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INTERNET

Google kippt das System des kostenlosen Internets (FAZ, ZAHLPFLICHT)

Hebt Google das Internet mit seinen Werbepraktiken aus den Angeln? Der Werbechef des Unternehmens verteidigt die Abschaffung der Drittanbietercookies und schiebt den Datenschutz als Argument vor.

Es geht um nichts weniger als die Zukunft des kostenlosen Internets. Nutzer bezahlen (bewusst oder unbewusst) mit ihren Daten, dafür dürfen sie viele Angebote im Netz kostenlos wahrnehmen, wenn auch unterbrochen durch Werbeeinblendungen. So funktionieren, Youtube, Facebook, Instagram, Google und viele andere Plattformen.

Die Werbung wird sehr gezielt ausgespielt anhand der Daten, die Nutzer von sich preisgeben: Browserverhalten, Standort, Gerät, Nutzungszeit und so weiter. Klicken Nutzer dann auf die Werbung oder schließen danach sogar einen Kauf ab, bekommt der Betreiber der Seite, auf der die Werbung stand, einen Centbetrag. Da rund 5,4 Milliarden Menschen das Internet nutzen und solche Interaktionen täglich milliardenfach zustande kommen, basieren darauf lukrative Geschäftsmodelle. …

GESELLSCHAFT

IKG: Bericht für 2023 der Antisemitismus-Meldestelle

Nach dem 7. Oktober 2023 sei es im Vergleich zu den Vormonaten zu einer Verfünffachung der antisemitischen Vorfälle gekommen, berichtete Generalsekretär Benjamin Nägele. Er stellte dem Kultusvorstand den Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle für 2023 vor.

1.147 Vorfälle wurden der Meldestelle demnach im gesamten Jahr 2023 gemeldet, 2022 waren es 719 Vorfälle gewesen, 2021 965.

Vier Mitarbeiter seien in der Meldestelle beschäftigt, aufgrund der hohen Anzahl von Meldungen hätten sie in den vergangenen Monaten teils im Triage-System gearbeitet. Deren Aufgabe sei nicht nur das Führen der nun präsentierten Statistiken, sondern vor allem das Begleiten und die Betreuung der Betroffenen.

Präsident Deutsch berichtete zudem von einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler zum Thema Antisemitismus im Internet. Präsentiert worden sei dabei ein Maßnahmenpaket gegen Online-Antisemitismus.

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