Tagesblick – 4.2.2024 Sonntag

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FAZIT DES TAGES

Israel-Hamas- und Ukraine-Krieg ohne bedeutende Neuigkeiten

Vieles zu Medizin, Psychologie, Medien, IT, KI, Umwelt, Bildung

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HELLMEYER-Report

ÜBERSICHT

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

Erholt – DAX schließt am Freitag um 0,35 Prozent höher bei 16.918 Punkten und etwas höheren Umsätzen als im Mittel.   

Einschätzungen

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Zentralbanken

INTERNATIONAL

UNO-Plastikabkommen: Forscher fordern Reduktionsziel für Produktion

Die UNO arbeitet an einem globalen verbindlichen Abkommen gegen Plastikverschmutzung. Forscher fordern nun, in dem Vertrag ein Reduktionsziel für die Plastikproduktion festzulegen, um Schäden bzw. Risiken für Umwelt, biologische Vielfalt und menschliche Gesundheit zu verringern. Insgesamt veröffentlichte die Dachorganisation von 30 europäischen Wissenschafts-Akademien EASAC zehn wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für das geplante Plastikabkommen.

Nachdem Kunststoffe in den 1960er Jahren ihren Siegeszug angetreten hatten, „ertrinkt der Planet heute buchstäblich in Plastik“, heißt es in einer Aussendung der EASAC, deren Geschäftsstelle in Wien angesiedelt ist und der auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angehört. 2019 seien mehr als 353 Mio. Tonnen Plastikabfälle produziert worden. Ohne drastische Maßnahmen würde sich diese Menge bis 2060 auf rund eine Mrd. Tonnen jährlich verdreifachen, beruft sich die EASAC auf Daten der OECD.

Plastik ist nicht „billig“

Das derzeitige System ziehe Hersteller und Verbraucher nicht ausreichend zur Verantwortung, kritisieren die Wissenschafter in ihrem Kommentar, mit dem sie die Verhandlungen über das „dringend benötigte“ internationale Plastikabkommen unterstützen wollen, das 2025 in Kraft treten soll.

Es sei „reichlich naiv“ zu denken, dass Plastik billig sei. „Die Kosten für die Abfallbewirtschaftung sowie die sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Kosten belaufen sich auf Milliarden, wenn nicht Billionen von Dollar – ein Vielfaches der tatsächlichen Produktionskosten“, so der norwegische Chemiker Lars Walløe vom EASAC-Umweltprogramm.

Nach Ansicht der Wissenschafter ist es an der Zeit, „die Verursacher zur Kasse zu bitten“, freiwillige Verpflichtungen bzw. Marktmechanismen würden nicht ausreichen, um das Problem zu lösen.

„Wir müssen dem heutigen unkontrollierten Wachstum und der Wegwerfmentalität ein Ende setzen. Auch wenn das Recycling zunimmt: Solange der Vertrag kein Ziel zur Verringerung der Plastikherstellung festlegt, wird es weiterhin nicht möglich sein, mehr als einen kleinen Bruchteil der Altprodukte zu sammeln und zu recyceln“, erklärte Michael Norton, Direktor des EASAC-Umweltprogramms.

Erfolgreich werde das internationale Plastikabkommen nur, wenn Herstellung und Verbrauch reduziert und sichergestellt werde, dass alle Kunststoffmaterialien wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sind, und sie möglichst lange im Umlauf gehalten werden.

Weiters empfehlen die Wissenschafter, alle externen Kosten, etwa im Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsbereich, in den Preis für Neuprodukte einzurechnen, die absichtliche Zugabe von Mikroplastik zu Produkten zu verbieten und Anreize für Unternehmen, bei Pfandsystemen zusammenzuarbeiten.

Berechnungen zufolge könnten durch eine Reduktion der Nachfrage um 30 Prozent und eine Erhöhung der Recyclingquote auf 20 Prozent die Kunststoffverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent reduziert werden.

Service: Internet: https://go.apa.at/3leKlF0e

AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.

ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.

AUSTRALIEN

AFRIKA

ZENTRALASIEN

NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.

EUROPA

Zuwanderung in Montenegro: Ein Sechstel der Bevölkerung stammt aus der Ukraine oder Russland – „Freundliche Atmosphäre“: Russen und Ukrainer kommen gut miteinander aus

Jede sechste Person, die in Montenegro lebt, stammt aus der Ukraine oder Russland. Die Halbinsel ist zur beliebten neuen Heimat für viele geworden, die dem Krieg entkommen wollen.

Montenegro hat rund 600.000 Einwohner:innen. 100.000 von ihnen stammen aus der Ukraine oder Russland.

Die vorläufigen Ergebnisse der letztjährigen Volkszählung in Montenegro zeigen, dass die Anzahl der Zugewanderten aus den beiden Ländern seit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine deutlich gestiegen ist.

„Sie fühlen sich hier zuhause“

Der Kirchenchor der Gemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit in der historischen Stadt Budva zeigt, wie das Zusammenleben der Zugewanderten aussehen kann. Dort singen Russ:innen und Ukrainer:innen gemeinsam.

„Sie fühlen sich hier zuhause, alle Unterschiede zwischen ihnen werden hier beigelegt“, sagt Priester Aleksandar Lekic.

„Jeder betet für Frieden, dieser Krieg nützt niemandem. Deshalb versammeln sie sich in diesem Gotteshaus“, fügt er hinzu.

Montenegro ist für viele eine attraktive neue Heimat

Nicht nur das mediterrane Klima, sondern auch der orthodoxe Glaube machen Montenegro sowohl für Russ:innen als auch Ukrainer:innen zu einer attraktiven neuen Heimat.

„Wir hatten keine Schwierigkeiten. Sie verstehen uns und wir verstehen sie“, erklärt ein russisches Paar, das inzwischen in Montenegro lebt. Es herrsche eine sehr freundliche Atmosphäre, erzählen sie.

Noch stehen die Ergebnisse der Volkszählung in Montenegro nicht endgültig fest. Schon jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass der Halbinsel-Staat das Land mit dem größten relativen Anteil an Migrant:innen aus Russland und der Ukraine ist.

Euro ersetzt Serbischen Dinar: Serben im Nordkosovo erbost

Im Kosovo lebt eine Minderheit von Serben. Im Norden des Landes aber bilden sie die Mehrheit. Dort gilt nun, wie im Rest des Kosovo, der Euro als einzige Währung.

Ab dem 1. Februar wird der serbische Dinar im Nordkosovo nicht mehr als Währung anerkannt. Fortan wird – wie im Rest des Kosovo – auch im Norden des Landes der Euro gelten. 

Serben im Nordkosovo zeigen sich beunruhigt

Dort leben in der Mehrheit Serben. Viele von ihnen sind durch die Änderung seitens der kosovarischen Regierung alarmiert. Stimmen aus Mitrovica: 

„Was auch immer sie vorhaben, der Westen lässt ihnen freie Hand, also sind wir ihnen ausgeliefert“, so ein Passant. Und ein anderer meint: „Für Serben ist das ein echtes Desaster. Ich bin in Rente und ich weiß nicht wie ich jetzt mein Geld bekommen werde.“

Es wird unser Leben schwieriger machen und die Leute werden weggehen“, so ein weiterer Passant. 

Vier Wochen für die Umstellung auf den Euro

Die meisten der im Norden Kosovos lebenden Serben sind Beamte und erhielten ihre Gehälter und Renten bisher in Dinar. Ahmet Ismaili ist Gouverneur der Zentralbank des Kosovo: 

„Wir geben die Regeln vor und sie müssen umgesetzt werden. Jetzt sagen die Serben, dass sie Zeit brauchen für die Umsetzung. Aber aus unserer Warte stand dafür bereits genug Zeit zur Verfügung.“

Bis zu vier Wochen sollen serbischen Gemeinden Zeit haben für den Umstieg auf den Euro als einzige Währung. Das hat der Vizeministerpräsident des Kosovo mitgeteilt.

„Die Regularien der Zentralbank sagen nicht, ob der Dinar oder andere Währungen weiter genutzt werden können. Denn die Bank kümmert sich nur um eine Währung, nämlich um den Euro“, so Besnik Beslimi. Er führt den Dialog mit der serbischen Seite. 

Die EU und die USA waren mit der Entscheidung Pristinas einverstanden. Doch sowohl Washington als auch Brüssel verlangten vom Kosovo einen Aufschub der Umsetzung.

DEUTSCHLAND

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Strom- und Gaspreise sind weiter im Sinkflug – Neukunden in Deutschland profitieren von 38 Prozent Ersparnis bei Strom und 49 Prozent bei Gas

Heidelberg (pte030/01.02.2024/13:55) – Die leicht gesunkene Inflation sowie die Entspannung bei den Energiepreisen erreichen nun auch die deutschen Konsumentenvor allem aber Neukunden, wie eine neue Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. Danach sanken die Strompreise für Neukunden binnen eines Jahres um 38 Prozent. Bei den Gaspreisen waren es bei Neuabschluss sogar 49 Prozent.

Grundversorger genügsam

Die Erhöhung der Stromnetzgebühren und des CO2-Preises haben angesichts niedrigerer Großhandelspreise nicht zu einem Anstieg der Neukundenpreise geführt – und auch die meisten örtlichen Grundversorger reichen den Kostenanstieg bisher nicht an ihre Kunden weiter, halten die Analysten der Heidelberger Plattform fest.

Ein herkömmlicher Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) bezahlte im Januar 2023 bei Neuabschluss im günstigsten verfügbaren Stromtarif mit Preisgarantie im bundesweiten Schnitt 1.657 Euro. Im Januar 2024 liegt dieser Wert bei 1.028 Euro und ist damit um 38 Prozent (629 Euro) gesunken.

Keine neuen Preiserhöhungen

Bei den regionalen Grundversorgern zeichnet sich nur ein leichter Trend zu Preiserhöhungen ab. Für Februar und März wurden 32 Preissenkungen von fünf Prozent angekündigt, gleichzeitig gibt es jedoch 66 Preiserhöhungen von ebenfalls durchschnittlich fünf Prozent. Die große Mehrheit der regionalen Versorger hat ihre Preise im ersten Quartal nicht erhöht.

Im Januar des abgelaufenen Jahres mussten, so Verivox, Neukunden für 20.000 kWh Gas für ein Einfamilienhaus im günstigsten verfügbaren Tarif mit Preisgarantie im Bundesschnitt noch rund 3.202 Euro bezahlen. Im Januar 2024 gibt es die gleiche Menge Gas für 1.646 Euro. Das entspricht einer Preissenkung von rund 49 Prozent (1.556 Euro).

Preissenkungen überwiegen auch bei den regionalen Grundversorgern. Für Februar und März 2024 wurden insgesamt 39 Preissenkungen von rund 14 Prozent angekündigt. Gleichzeitig gibt es 25 Preiserhöhungen von etwa zwei Prozent. Deshalb und wegen des Wegfalls der Preisbremsen seit 2024 lohnt sich also ein Wechsel in einen günstigeren Tarif. Ein Drei-Personen-Haushalt kann je nach Tarif bei Strom und Gas damit 1.700 Euro pro Jahr sparen.

ÖSTERREICH

STATISTIK AUSTRIA

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Neuer Fiskalrahmen der EU – neue Komplexität – Kurzfassung des neuen Regelwerks – Österreichischer Fiskalrat (PDF)

Nach der Einigung des Rates der EU über einen neuen Fiskalrahmen der EU2 im Dezember 2023, folgte die zustimmende Grundsatzentscheidung für die Reform durch das Europäische Parlament (EP) am 17. Jänner 2024. Derzeit sind noch die Trilog-Verhandlungen zwischen EP, Europäischem Rat (ER) und der Europäischen Kommission (EK) im Gange. Der neue präventive Arm muss zudem noch den parlamentarischen Prozess auf EU-Ebene durchlaufen. Die letztmögliche Beschlussfassung im EP könnte während der Plenarsitzungen vom 22. bis 25. April 2024 erfolgen, bevor sich das EP nach der Europa-Wahl neu konstituieren wird. Details zum Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung, zur technischen Umsetzung sowie Auslegung des Regelwerks sind noch offen.

[Es folgen umfangreiche Details]

Wenn auch ein Festhalten an den knappen Fristen der Übergangsbestimmungen Entschlossenheit und Handlungsfähigkeit der EU und deren MS signalisieren würde, brächte eine möglicherweise „überstürzte“ Anwendung des neuen Regelwerks auch Probleme mit sich: So müssten NFSP ohne gültige Rechtsgrundlage erstellt werden, da die Triolog-Verhandlungen auf EU-Ebene, der parlamentarische Entscheidungsprozess sowie die Inkraftsetzung der Verordnung noch etliche Wochen in Anspruch nehmen werden. Zudem bestehen weiterhin Unklarheiten hinsichtlich der Implementierung und Auslegung des neuen Regelwerks, da weder alle erforderlichen Berechnungs-Tools etabliert sind, noch  Dokumentationen (z. B. Code of Conduct, Vade mecum) im erforderlichen Detailierungsgrad vorliegen.

Österreich könnte jedenfalls von der Möglichkeit Gebrauch machen, nach der Regierungsbildung im Zuge der Nationalratswahl 2024 einen überarbeiteten NFSP vorzulegen, um Einklang mit einem neuen Regierungsprogramm herzustellen. Ungeachtet dessen muss ein neu vorgelegter NFSP (nochmals) den gesamten Bewertungs- und Genehmigungsprozess auf EU-Ebene durchlaufen.

In der ersten Runde der NFSP können Maßnahmen des bereits akkordierten Aufbau- und Resilienzplans (ARP) voraussichtlich für alle MS zur Verlängerung des Anpassungspfades um drei Jahre angerechnetwerden. Diese erfüllen generell die erforderlichen Merkmale gemäß Art. 13 (Novelle zur VO 1466/97), wie z. B. das Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft und die fiskalische Nachhaltigkeit eines MS zu erhöhen sowie die länderspezifischen Empfehlungen oder die Prioritäten der EU zu adressieren. Bislang bestehen weder Schwellenwerte noch bestimmte Laufzeiten für Reformen und Investitionsvorhaben, um eine Verlängerung der Anpassungsperiode zu bewirken.

Rolle der IFIs – Klärungs- und Abstimmungsbedarf auf nationaler Ebene

Entgegen der ursprünglichen Intention der EK, die IFIs EU-weit zu stärken, enthält die Novelle zur VO 1466/97 die allgemeine Aussage, dass die bisherige Rolle der IFIs entsprechend der akkordierten Prinzipien des Twopacks beibehalten werden soll. Vor diesem Hintergrund werden Bestimmungen mit Bezugnahme auf die Einbindung und Aufgaben von IFIs als „Kann-Bestimmungen“ formuliert. Dazu zählen im Wesentlichen folgende: [Es folgen Verweise auf gesetzliche Regelungen]

Abschließende Bemerkungen

• Die grundlegende Zielsetzung, im Rahmen des neuen EU-Fiskalrahmens die Komplexität des Regelwerks zu reduzieren, wurde klar verfehlt.

• Wenn auch als verbindliche Budgetvorgabe einzig der Zuwachs der Netto-Primärausgaben beschränkt wird, bleiben strukturelle Budgetkennzahlen als wichtige Berechnungs-, Ziel- und Steuerungsgrößen erhalten. Die Herleitung der Konsolidierungserfordernisse wird somit noch deutlich stärker zu einer „Black Box“.

• Die Erstellung des Primärausgabenpfades basiert auf mittelfristigen Prognosen (4 bzw. 7 Jahre für die Strukturpläne plus 10 Jahre für die Schuldentragfähigkeitsanalyse) und birgt die Gefahr von Prognosefehlern. Dies trifft u. a. auf revisionsanfällige Variablen wie die Outputlücke zu, die zur Berechnung des strukturellen Saldos herangezogen wird.

• Die grundlegend anzustrebende solide Fiskalposition („close to balance or in surplus“) wird im neuenFiskalregelwerk anhand eines Maastricht-Defizits von max. 0,5% des BIP definiert. Bisher wurde diese Bestimmung auf den strukturellen Budgetsaldo bezogen, um den Fokus der Beurteilung auf die beeinflussbare Fiskalpolitik – losgelöst von Einflüssen der Konjunktur und von Einmalmaßnahmen – zu richten.

• Die Definition der Netto-Primärausgaben im Rahmen der operationalen Fiskalregel ermöglicht die freie Wirkung automatischer Stabilisatoren und die Kompensation von Ausgabenerhöhungen durch diskretionäre Zusatzeinnahmen.

• Die Einführung von Schutzvorkehrungen (Mindestrückführung der Staatsschuldenquote, Sicherheitsabstand zur Defizitobergrenze), erhöht zwar die Vorhersehbarkeit der länderspezifischen Ergebnisse und stärkt die Gleichbehandlung der MS, aber

o untergräbt die Wirkung der automatischen Stabilisatoren.

o birgt die Gefahr der Prozyklizität (entgegen der eigentlichen Intention des neuen Fiskalregelwerks).

o macht die aufwendige Schuldentragfähigkeitsanalyse obsolet, sofern nicht die risikobasierte Vorgabe zum Tragen kommt.

• Zudem bleibt die schon im vergangenen Paktum proyzklisch wirkende 3%-Obergrenze für das Maastricht-Defizit erhalten.

• Das neue Rahmenwerk enthält kaum Regelungen zur besseren fiskalischen Koordinierung zwischen den MS („fiscal stance“). So findet aktuell weder eine Abstimmung der nationalen Primärausgabenpfade statt noch wurde eine Stärkung des „Verfahrens bei makroökonomischen Ungleichgewichten“ vorgenommen.

• Für Länder, die zum Zeitpunkt der Erstellung des Primärausgabenpfades die Kriterien nach Maastricht einhalten, wird lediglich eine optionale „technische Information“ durch die EK bereitgestellt, die eine Einhaltung der 3%-Defizitgrenze sichern soll. Diese Länder fallen somit nicht unter den „deficit resilience safeguard“, der eine Anpassung über diesen Wert hinaus erfordert. Weiters geht für diese Länder die Schuldentragfähigkeitsanalyse nicht in die Bewertung der EK ein, sodass zukünftige Risiken (Alterungskosten) im Budgetpfad unberücksichtigt bleiben.

• Durch die aktuellen Bestimmungen zur Rolle der IFIs bleibt die große Heterogenität im Mandat sowie der institutionellen Ausgestaltung bestehen. Die Neuerungen des neuen Fiskalrahmens (Abläufe, Informationsbedarfe, Abgleich des Rollenverständnisses zwischen IFI und MS etc.) erfordern neue Koordinations- und Abklärungsmechanismen. (ENDE)

MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG

Wie entwickelt sich die Situation bei Atemwegserkrankungen (Covid, Influenza) in Deutschland?

Fast 310.000 labordiagnostisch bestätigten SARS-CoV-2-Fälle (Stand: 4. Kalenderwoche 2024) wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) seit dem Beginn der Grippesaison (40. Kalenderwoche) gemeldet. Angesichts der Tatsache, dass aktuell deutlich weniger PCR-Tests als auf dem Höhepunkt der Pandemie durchgeführt werden, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen.

Dem RKI zufolge wurden mussten mehr als 100.000 aufgrund ihrer Corona-Infektion hospitalisiert werden. Indes erkrankten im Vergleich zu früheren Wellen nur relativ wenige Menschen so schwer, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden mussten. Aktuell liegen dort weniger als 400 Corona-Patient:innen, wie Daten des DIVI-Intensivregisters zeigen.

Während es derzeit von Woche zu Woche weniger Coronafälle gibt, steigt die Zahl der Influenzafälle deutlich. „. Die Grippewelle 2023/24 hat laut RKI-Definition mit der 50. KW 2023 begonnen und hält an. Die Influenza-Aktivität nahm in der 4. KW 2024 nochmals deutlich zu.“ Auch RSV ist weiter im Umlauf, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.

Deutschland: Influenza u.Covid-Fälle seit Winter 2023 – Graphik-Link

Wie ist die Corona-Lage auf den Intensivstationen?

Die Corona-Winter-Welle 2023/24 hat ihren Höhepunkt aus Sicht der Intensivstationen am 19. Dezember 2023 erreicht – zu diesem Zeitpunkt meldete das DIVI-Intensivregister 1.263 erwachsene Covid-Intensiv-Patient:innen. Seitdem sind die Zahlen wieder rückläufig.

Für den 31. Januar 2024 meldeten die Krankenhäuser in Deutschland noch 355 mit Corona-Fällen belegte Intensivbetten. Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren im Januar 2021 mehr als 5.700 Betten gleichzeitig belegt. In einem ähnliche Umfang spitze sich die Lage noch einmal im Dezember 2021 zu, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.

Das Intensivregister wurde im Frühjahr 2020 gemeinsam mit dem RKI aufgebaut, um die Verfügbarkeiten von Beatmungsbetten und von erweiterten Therapiemaßnahmen bei akutem Lungenversagen in Deutschland während der Corona-Pandemie sichtbar zu machen. Seit Beginn der Erfassung wurden rund 256.000 abgeschlossenen Intensivbehandlungen registriert. Alle wichtigen Fragen zur Datenbank werden im FAQ des DIVI beantwortet.

Corona in Deutschland: Intensivmedizinische Fälle seit 2020 – Graphik-Link

Neue Studie: „Stille“ Organschäden bei 59% der Long-Covid-Patienten 

Eine Studie hat gezeigt, dass Covid „stille Organschäden“ verursachen kann. Selbst bei denjenigen, die zunächst nicht schwer betroffen waren.

Wie eine neue Studie zeigt, halten Organschäden bei Covid-Patienten lange an. Selbst bei denjenigen, die zunächst nicht schwer betroffen waren, was einmal mehr Bedenken hinsichtlich der langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen des Coronavirus aufkommen lässt. Die im Journal of the Royal Society of Medicine veröffentlichte Studie konzentrierte sich auf Patienten, die über extreme Atemnot, kognitive Störungen und eine schlechte gesundheitsbezogene Lebensqualität berichteten. 536 Patienten mit Long Covid wurden in die Studie aufgenommen. 13 Prozent waren bei der Erstdiagnose von Covid-19 in ein Krankenhaus eingewiesen worden, während 32 Prozent der Studienteilnehmer im Gesundheitswesen tätig waren.

Eines oder mehrere Organe betroffen

Von den 536 Patienten wurden bei 331 (62 Prozent) sechs Monate nach der Erstdiagnose Organbeeinträchtigungen festgestellt. Diese Patienten wurden sechs Monate später mit einer 40-minütigen MRT-Untersuchung mehrerer Organe nachuntersucht. Die Ergebnisse bestätigten, dass 29 Prozent der Patienten mit Long Covid eine Beeinträchtigung mehrerer Organe aufwiesen, mit anhaltenden Symptomen und eingeschränkter Funktion nach sechs und 12 Monaten. 59 Prozent der Patienten mit Long Covid hatten 12 Monate nach der Erstdiagnose eine Beeinträchtigung einzelner Organe.

Mehrheitlich Frauen betroffen

In der Studie wurde eine Verringerung der Symptome innerhalb von 6 und 12 Monaten festgestellt (extreme Atemnot von 38 Prozent auf 30 Prozent der Patienten, kognitive Funktionsstörungen von 48 Prozent auf 38 Prozent der Patienten und schlechte gesundheitsbezogene Lebensqualität von 57 Prozent auf 45 Prozent der Patienten) und waren mit dem weiblichen Geschlecht, dem jüngeren Alter und der Beeinträchtigung einzelner Organe verbunden, erklärt der Studienleiter, Professor Amitava Banerjee.

Und weiter: „Mehrere Studien bestätigen, dass die Symptome bei Personen mit Long Covid bis zu einem Jahr andauern. Wir fügen nun hinzu, dass 3 von 5 Menschen mit Long Covid eine Beeinträchtigung in mindestens einem Organ haben, und 1 von 4 hat eine Beeinträchtigung in zwei oder mehr Organen, in einigen Fällen ohne Symptome. Viele Beschäftigte des Gesundheitswesens in unserer Studie hatten keine Vorerkrankung, aber von 172 dieser Teilnehmer waren 19 bei der Nachuntersuchung immer noch symptomatisch und im Durchschnitt 180 Tage arbeitsunfähig.“ 

WHO erwartet deutlich mehr Krebserkrankungen bis zum Jahr 2050

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet bis zum Jahr 2050 einen Anstieg der Krebsneuer­kran­­kungen um 77 Prozent im Vergleich zu den Zahlen im Jahr 2022.

Demnach könnten 2050 mehr als 35 Millionen neue Krebsfälle auftreten, 2022 waren es 20 Millionen, so die Schätzungen der Internationale Behörde für Krebsforschung (IARC). Das gab die WHO gestern bekannt.

Diese erwartete Zunahme spiegele zum einen die Alterung und das Wachstum der Bevölkerung wider. Zum anderen liege ihr auch die veränderte Exposition gegenüber Risikofaktoren zugrunde, von denen einige mit der sozioökonomischen Entwicklung zusammenhingen, erklärte die IARC. Als Schlüsselfaktoren für den er­warteten Anstieg nannte die Behörde Rauchen, Alkohol und Adipositas sowie Luftverschmutzung, die ein wesentlicher umweltbedingter Risikofaktor ist.

„Es ist zu beachten, dass der Anstieg der Krebsfälle mit dem exponentiellen Bevölkerungswachstum und der Verbesserung der Lebenserwartung zusammenhängt“, betonte Eduard Teixidor, Katalanisches Institut für On­ko­logie, Universitätskrankenhaus Dr. Josep Trueta in Girona. Die Überlebenschancen hingen dagegen eher mit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung zusammen.

Pablo Fernández Navarro, National Epidemiology Centre, Carlos III Health Institute aus Madrid, hob hervor, dass es entscheidend sei, die Situation hinsichtlich der Krebserkrankungen als eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in der Welt zu überwachen, um die Auswirkungen dieser Krankheit auf die Bevölke­rung kontrollieren zu können.

Der größte absolute Anstieg an Krebsneuerkrankungen wird in den am weitesten entwickelten Ländern der Welt erwartet, so die WHO. Den Berechnungen zufolge seien hier 2050 4,8 Millionen zusätzliche neue Krebs­fälle im Vergleich zu 2022 zu erwarten.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl würden jedoch die Länder am unteren Ende des von den Vereinten Nationen verwendeten Index für menschliche Entwicklung (HDI) den mit 142 Prozent den größten Anstieg verzeichnen, gefolgt von Staaten mit mittlerem HDI mit 99 Prozent. Zudem könne sich die Krebsmortalität voraussichtlich 2050 fast verdoppeln.

„Die Daten sind ein Weckruf, der auf die aktuellen und künftigen krebsbedingten Folgen in unserer globalen Gesellschaft aufmerksam macht“, sagte Teixidor. Die zunehmende Ungleichheit zwischen den Ländern werde die Unterschiede in der Fähigkeit, Krebs zu bekämpfen, immer deutlicher zutage treten lassen. © afp/aks/aerzteblatt.de

Krebs zweithäufigste Todesursache geblieben, Heilungschancen steigen

Wiesbaden – Krebs ist im Jahr 2022 die zweithäufigste Todesart in Deutschland geblieben, die Heilungschan­cen scheinen aber zu steigen. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts.

Demnach sind vor zwei Jahren rund 231.500 Menschen an Krebs verstorben. Nur an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems starben noch mehr Menschen. Krebs war für 22 Prozent aller Todesfälle verantwortlich.

Zugleich stiegen bedingt durch verbesserte Prävention, Vorsorge und Therapie die Chancen auf Heilung, wie die Statistiker berichteten. Auch wenn die Zahl der Krebstoten in den 20 Jahren zwischen 2002 mit 210.000 Todesfällen und 2022 insgesamt um rund 21.000 zunahm.

Dies dürfte aber auf die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen sein. Der Anteil der Krebstoten an der Gesamtzahl der Verstorbenen ging im selben Zeitraum zurück – und zwar von 25 Prozent 2002 auf eben 22 Prozent 2022.

Die Zahl der stationären Behandlungen aufgrund einer Krebserkrankung sank 2022 zugleich auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren, wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Weltkrebstags übermorgen weiter mit­teilte. Das betraf etwa 1,4 Millionen Patienten, ein Rückgang von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr 2021.

Auch das könnte den Statistikern zufolge ein Hinweis auf verbesserte Prävention, Vorsorge und Behandlung sein. Die Zahl der Krankenhausaufenthalte blieb fast konstant.

Krebs war dem Bundesamt zufolge auch 2022 der vierthäufigste Grund für eine stationäre Behandlung. Acht Prozent aller Krankenhausaufenthalte entfielen auf diese Diagnose. Häufiger wurden nur Krankheiten des Herz-Kreislauf­systems mit 15 Prozent sowie Verletzungen oder Vergiftungen sowie Krankheiten des Verdau­ungssystems mit je zehn Prozent stationär behandelt.

Es verstarben mehr Männer als Frauen an einer Krebserkrankung. Laut Statistik waren 54 Prozent der 2022 an den Folgen der Krankheit Verstorbenen männlich, 46 Prozent weiblich. In der Altersgruppe der 40- bis 79-Jährigen war Krebs demnach sogar die häufigste Todesursache mit einem Anteil von 35 Prozent.

Die häufigste krebsbedingte Todesursache war demnach wie in den Vorjahren Lungen- und Bronchialkrebs mit gut 45.200 Todesfällen. Diese Erkrankung allein war somit für ein Fünftel der krebsbedingten Todesfälle oder gut vier Prozent der Todesfälle insgesamt im Jahr 2022 verantwortlich.

Zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen zählten darüber hinaus Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsen­krebs, Brustkrebs und Prostatakrebs. © afp/aerzteblatt.de

Welche Krebsart tritt am häufigsten auf?

Krebs ist, hinter Krankheiten des Kreislaufsystems, die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Wer welchen Krebs bekommt ist auch eine Frage des Geschlechts, wie die Grafik von Statista zeigt. Insgesamt gab es im Jahr 2020, den aktuellsten verfügbaren Zahlen beim Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert-Koch-Institut, mehr als 231.400 Neuerkrankungen bei Frauen und annährend 262.000 bei Männern. In 30,5 Prozent der Fälle wurde bei Patientinnen Brustkrebs diagnostiziert, bei den Patienten ist die Prostata mit 25,1Prozent am häufigsten betroffen. Lunge, Darm und Haut sind bei beiden Geschlechtern in den Top 5 vertreten. Hinzu kommt bei Frauen die Erkrankung der Gebärmutter und bei Männern die der Harnblase.

Fünf häufigste Krebserkrankungen in Deutschland – Graphik-Link

Körperliche Fitness könnte vor Prostatakarzinom schützen

Stockholm – Schwedische Männer, die bei den Gesundheitschecks ihres Arbeitgebers ihre körperliche Fitness steigern konnten, erkrankten im späteren Leben seltener an einem Prostatakarzinom. Dies ist das Ergebnis einer Studie im British Journal of Sports Medicine (2024; DOI: 10.1136/bjsports-2023-107007 ).

Im Gegensatz zu Brust-, Dickdarm- und Lungenkrebs wurden für das Prostatakarzinom bisher keine modifizier­baren Risikofaktoren gefunden, deren Vermeidung vor einer Erkrankung schützen könnte. Eine Adipositas war in Studien nur mit einem erhöhten Risiko auf ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom verbunden.

Kate Bolam von der Sporthochschule Gymnastik- och idrottshögskolan (GIH) in Stockholm hat jetzt den Ein­fluss der körperlichen Fitness untersucht. Sie konnte dafür die Daten des Health Profile Institute (HPI) nutzen, das die körperliche Eignung von Arbeitern (ursprünglich für die Autoindustrie) untersucht.

Zwischen 1998 und 2019 nahmen 57.652 Männer zweimal an den Tests teil, in denen unter anderem auf einem Fahrradergometer die körperliche Belastbarkeit bestimmt wurde. Bei den meisten blieb die Fitness, gemessen als maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max), zwischen den beiden Untersuchungen gleich, wenn sie sich nicht sogar verschlechterte.

12.376 Männer verbesserten ihre VO2max zwischen 2 Fitnesstests um mehr als 3 %. In dieser Gruppe wurde in den folgenden Jahren zu 35 % seltener ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Bolam ermittelt eine adjustier­te Hazard Ratio von 0,65, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,49 bis 0,86 signifikant war.

Die Berechnungen beruhen auf 592 Diagnosen in einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 6,7 Jah­ren. Da nur 46 Patienten an dem Krebs starben, ließ sich der Einfluss auf das Sterberisiko nicht untersuchen.

Die Forscherin konnte einige bekannte Risikofaktoren wie Alter und BMI oder potenzielle Einflussfaktoren wie Ausbildung, Body-Mass-Index und Rauchen berücksichtigen. Es fehlten jedoch Informationen zur Teilnah­me am Prostatakrebsscreening mit dem prostataspezifischen Antigen (PSA)-Test.

Da körperlich gesunde Menschen in der Regel gesundheitsbewusster leben und deshalb eher an Vorsorge­untersuchungen teilnehmen, könnte dies die Ergebnisse leicht verfälschen. Denn der PSA-Test kann ein Prostatakarzinom häufig um viele Jahre vor den ersten Symptomen erkennen.

Es ist jedoch die erste Studie, die den Einfluss von Sport auf das Prostatakrebsrisiko untersucht hat und eine mögliche protektive Wirkung gefunden hat. Da eine gute körperliche Fitness vor Herz-Kreislauf-Ereignissen schützt, können Männer in mittleren Lebensjahren nach Ansicht von Bolam nur gewinnen, wenn sie sich sportlich betätigen. © rme/aerzteblatt.de

USA: Armut und Ernährungs­unsicherheit verkürzen das Leben

Boston und New Orleans – Der Wohlstand konzentriert sich in den USA stärker als in anderen reicheren Län­dern auf eine kleine Gruppe von Einwohnern, die nach einer Studie in JAMA Internal Medicine (2024; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.7975 ) im Durchschnitt 13,4 Jahre länger lebt.

Eine Umverteilung des Vermögens könnte die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung um 2,2 Jahre erhö­hen und damit die Lücke zu anderen OECD-Ländern schließen. Eine zweite Studie in JAMA Internal Medicine (2024; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.7968 ) untersucht den Einfluss der ebenfalls verbreiteten Lebens­mittelunsicherheit.

In den USA besitzen die reichsten 10 % der Haushalte 70,7 % des Gesamtvermögens, während die ärmsten 50 % weniger als 2 % haben. Diese Ungleichheit hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen: Seit 1989 ist das Vermögen der unteren 50 % der Haushalte um 65 % gestiegen, während das Vermögen der oberen 10 % um 240 % zugenommen hat.

Auch die [ethnischen] Unterschiede beim Wohlstand sind stark ausgeprägt und nehmen zu: Das Vermögen der weißen Haus­halte ist fast sechsmal so hoch wie das der lateinamerikanischen Haushalte und fast siebenmal so hoch wie das der afroamerikanischen Haushalte.

Die ökonomische Ungleichheit ist stärker als in anderen Ländern: Das oberste 1 % der Haushalte besitzt in den USA 42,5 % des Gesamtver­mögens. An zweiter Stelle folgen in der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) die Niederlande mit 27,8 %.

Epidemiologen vermuten einen Zusammenhang mit der niedrigen Lebenserwartung, die in den USA bei der Geburt um 2,1 Jahre unter dem OECD-Durchschnitt liegt. Die Zahlen, die Kathryn Himmelstein vom Massa­chusetts General Hospital in Boston und Mitarbeiter vorstellen, bestätigen diese Hypothese.

Die Forscher haben die Daten der Health and Retirement Study ausgewertet. Dort wurde eine repräsentative Stichprobe von 35.164 Erwachsenen im Alter ab 50 Jahren zwischen 1992 und 2018 alle zwei Jahre unter anderem zu ihrer Vermögenssituation befragt. Die Angaben wurden mit der Lebensdauer der Teilnehmer in Beziehung gesetzt.

Ergebnis: Das Sterberisiko nahm im Allgemeinen mit steigendem Vermögen ab. Die 10 % (Dezil) mit dem größten Vermögen hatten eine Lebenser­war­tung von 85,8 Jahren. Im untersten Dezil betrug sie nur 72,3 Jahre, also 13,5 Jahre weniger.

Bei einer Vermögensverteilung wie in Japan, dem OECD-Land mit den geringsten Vermögensunterschieden, hätte das unterste Dezil eine Lebenserwartung von 80,5 Jahren gehabt. Die Differenz hätte dann nur 5,3 Jahre betragen. Tatsächlich ist Japan das OECD-Land mit der höchsten Lebenserwartung von 82,6 Jahren gegenüber 78,1 Jahren in den USA.

Gänzlich aufschließen könnten die USA mit Japan selbst bei einer vollkommenen Gleichheit nicht. Die Le­bens­erwartung würde jedoch nach den Berechnungen von Himmelstein im Mittel um 2,2 Jahre steigen. Der in den USA diskutierte „Baby Bond“ könnte die Lebenserwartung um 1,0 Jahre erhöhen. Die Lebenserwartung im unteren Dezil würde den Berechnungen von Himmelstein zufolge auf 78,7 Jahre steigen.

Bei dem „Baby Bond“, den die US-Politiker Ayanna Pressley und Cory Booker (beide von der Demokratischen Partei) vorgeschlagen haben, würden alle Neugeborenen eine Einzahlung von 1.000 US-Dollar auf ein ver­zinsliches Konto erhalten, mit weiteren Einlagen von bis zu 2.000 US-Dollar pro Jahr, basierend auf dem Verhältnis von Einkommen zu Armut ihres Haushalts, würde das Kapital weiter anwachsen.

Das Geld soll nach den ursprünglich von Barack Obama vorgestellten Konzept, ärmeren Schichten den Zu­gang zu einem Studium ermöglichen. Ob sich die Vorhersagen erfüllen würden, ist natürlich nicht bekannt. Der „American Opportunity Accounts Act“, den die beiden Politiker vorschlagen, dürfte derzeit keine Chance haben, verabschiedet zu werden.

Die Gründe für die geringere Lebenserwartung in ärmeren Bevölkerungs­schichten sind vermutlich vielfältig. Ein Risikofaktor könnte die fehlende Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln in ausrei­chen­der Menge sein.

Das US-Agrarministerium hat zur Ernährungssicherheit einen 10-Punkte Fragebogen entwickelt, den auch 57.404 erwachsenen Teilnehmer des „National Health and Nutrition Examination Survey“ ausgefüllt haben.

Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage der US-Regierung zum Gesundheitsstatus und Ernährungs­zustand der Bevölkerung. Eine vollkommende Ernährungssicherheit (kein Mangel in 10 Fragen) hatten in der Umfrage nur 78,4 % der Teilnehmer angegeben.

8,5 % hatten eine marginale Ernährungssicherheit (1 bis 2 Defizite), 74 % eine niedrige Ernährungssicherheit (3 bis 5 Defizite) und 5,6 % eine sehr niedrige Ernährungssicherheit (6 bis 10 Defizite) angegeben.

Schon eine marginale Ernährungssicherheit war mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Ein Team um Lu Qi von der Tulane University in New Orleans ermittelt eine adjustierte Hazard Ratio von 1,50 gegenüber Personen mit einer lückenlosen Ernährungssicherheit.

Die Lebenserwartung ab dem Alter von 50 Jahren war um 2,6 Jahre vermindert, bei Frauen mit 2,7 Jahre etwas deutlicher als bei Männern mit 2,5 Jahren. Bei den Teilnehmern mit sehr niedriger Ernährungssicherheit war das vorzeitige Sterberisiko um 81 % erhöht (adjustierte Hazard Ratio 1,81) mit einem Verlust von 4,5 Lebens­jahren. Auch in dieser Gruppe verloren Frauen mit 5,8 Jahren mehr Lebenszeit als Männer mit 3,0 Jahren.

Dies ist überraschend, da Frauen in den Familien in der Regel für den Einkauf der Lebensmittel zuständig sind.

Interessanterweise verloren auch weiße Amerikaner bei einer niedrigen Ernährungssicherheit deutlich mehr Lebensjahre als Afroamerikaner (6,2 versus 2,3 Jahre). Die Gründe sind unklar.

Wie in allen epidemiologischen Studien bleibt offen, ob die fehlende Ernährungssicherheit für die vermin­derte Lebenserwartung verantwortlich ist. Dies ließe sich zwar leichter erklären als der Einfluss des fehlen­den Vermögens.

Es bleibt aber möglich, dass die fehlende Ernährungssicherheit nur ein Marker für einen ungesünderen Lebensstil oder andere Faktoren ist, die das Leben verkürzen. © rme/aerzteblatt.de

Rascher Gewichtsverlust bei Älteren geklärt – Verkalkungen der Bauchschlagader drosseln laut Edith Cowan University die Nährstoffzufuhr

Perth (pte019/01.02.2024/10:30) – Die unerklärliche, schnelle Gewichtsabnahme bei Älteren könnte ein Anzeichen für ein Grundleiden sein und steht offenbar mit einem erhöhten Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen sowie mit einer schlechteren langfristigen Prognose in Zusammenhang. Zu diesem Ergebnis kommt Cassandra Smith von der Edith Cowan University. Das Wissen um die Faktoren um den mysteriösen Gewichtsverlust ist immer noch sehr eingeschränkt. Derzeitige Therapien konzentrieren sich daher unter anderem auf eine Korrektur des Essverhaltens und der körperlichen Aktivität.

929 Frauen untersucht

Laut Smith stehen Verkalkungen der Bauchschlagader mit einem höheren Risiko eines raschen Gewichtsverlustes bei den 929 älteren Studienteilnehmerinnen in Verbindung. Bei diesen Verkalkungen handelt es sich um einen Marker für eine fortgeschrittene Erkrankung der Blutgefäße.

Als schneller Gewichtsverlust wird eine Abnahme von mehr als fünf Prozent des Körpergewichts innerhalb von zwölf Monaten innerhalb des Beobachtungszeitraums von fünf Jahren definiert.

Laut der Wissenschaftlerin kann ein rascher Gewichtsverlust bei älteren Frauen ein Anzeichen von negativen Entwicklungen wie eine frühe Einweisung in eine Institution, ein Abbau der kognitiven Fähigkeiten, Alzheimer und ein höheres Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen sein.

Sterberisiko stark erhöht

Während des fünfjährigen Beobachtungszeitraums erlitten 39,4 Prozent der Patientinnen einen raschen Gewichtsverlust. Dadurch erhöhte sich das Sterberisiko innerhalb der nächsten 9,5 Jahre um 49 Prozent. Dieses Sterberisiko stieg insbesondere bei Frauen, die innerhalb von zwölf Monaten mehr als zehn Prozent an Gewicht verloren, auf 87 Prozent. Lag eine mittlere bis weitreichende Verkalkung der Bauchschlagader vor, wurde ein rascher Gewichtsverlust innerhalb von fünf Jahren um 36 respektive 58 Prozent wahrscheinlicher.

Die Ergebnisse waren auch nach der Berücksichtigung von Faktoren wie Ernährung, Blutdruck und Cholesterin ähnlich. Wesentlich dabei ist, dass dieser Konnex auch bei Frauen nachgewiesen wurde, die den Empfehlungen hinsichtlich Ernährung und körperlicher Aktivität folgten.

Smith zufolge fehlen derzeit genaue Erklärungen für den Zusammenhang zwischen den Verkalkungen der Bauchschlagader und der schnellen Abnahme von Gewicht. Eine Hypothese geht davon aus, dass dadurch die Blutversorgung des Darms eingeschränkt werden könnte, die ihrerseits die Aufnahme von Nährstoffen beeinflussen dürfte. Die Forschungsergebnisse wurden in „Arteriosclerosis Thrombosis and Vascular Biology“ veröffentlicht. (Ende)

Neuer Dengueimpfstoff erzielt bisher gute Schutzwirkung in Phase-3-Studie

São Paulo – Ein neuer tetravalenter Dengueimpfstoff, der alle vier Serotypen des Virus erfasst, hat in einer randomisierten Phase-3-Studie nach nur einer Dosis in allen Altersgruppen eine hohe Schutzwirkung erzielt.

Schwere Erkrankungen, die in der Vergangenheit durch monovalente Impfstoffe ausgelöst wurden, sind der Publikation im New England Journal of Medicine (2024; DOI: 10.1056/NEJMoa2301790 ) zufolge bisher aus­geblieben.

Dengueerkrankungen fallen beim ersten Kontakt mit dem Virus meist milde aus. Bei späteren erneuten Infek­tionen kann es jedoch zu einer lebensge­fährlichen Erkrankung kommen. Der Grund sind infektionsverstärken­de Antikörper (Immune Enhancement).

Sie binden zwar die Viren, können sie aber nicht neutralisieren. Die von den Antikörpern markierten Viren werden von Makrophagen und anderen Abwehrzellen aufgenommen, in denen sich die Viren dann vermehren und eine schwere Immunkrise auslösen.

Diese Gefahr besteht vor allem, wenn die zweite Infektion mit einem anderen der vier Dengue-Virustypen erfolgt, die als DENV-1 bis -4 bezeichnet werden. Das Problem kann auch nach einer Impfung auftreten, wenn diese nur Antikörper gegen einen Virustyp erzeugt.

Die modernen Dengueimpfstoffe enthalten deshalb Komponenten aller vier Virustypen.

Bei CYD-TDV (Deng­vaxia) von Sanofi besteht das Gerüst aus einem Gelbfiebervirus, das mit Abschnitten aller vier DENV-Sero­typen bespickt ist. TAK-003 (Qdenga) von Takeda enthält lebende, abgeschwächte DENV-2-Viren und zusätz­lich DENV-2-Chimären mit Strukturregionen der anderen drei Serotypen.

Bei Dengvaxia ist es trotz der Abdeckung aller vier Virustypen zu einem Immune Enhancement gekommen. Auf den Philippinen erkrankten Kinder bei nachfolgender Wildtypinfektion schwer an Dengue.

Die WHO hat den Einsatz auf Gebiete beschränkt, in denen die Krankheit endemisch ist und mindestens 80 % oder Bevölkerung im Alter von 9 Jahren bereits Antikörper haben. Die vorbestehende Immunisierung soll die Sicherheit erhöhen. Da Touristen in der Regel nicht vorimmunisiert sind, wird der Impfstoff in Deutschland nicht eingesetzt.

Qdenga ist in Deutschland zugelassen. Die STIKO empfiehlt die Impfung nur für Personen, die anamnestisch eine laborbestätigte Dengueinfektion durchgemacht haben (für die anderen wäre die Erstinfektion im Urlaub ohnehin ungefährlich).

Ein Nachteil von Dengvaxia ist, dass drei Impfdosen erforderlich sind. Bei Qdenga sind es noch zwei Impf­dosen. Der tetravalente Impfstoff, den das Instituto Butantan in São Paulo zusammen mit der Firma MSD entwickelt hat, muss dagegen nur einmal injiziert werden. Dies kann vor allem in Ländern mit einer ein­geschränkten Impfinfrastruktur vorteilhaft sein.

Der Impfstoff, der noch nicht zugelassen ist, wird derzeit in einer Phase- 3-Studie in Brasilien getestet. Zwi­schen Februar 2016 und Juli 2021 wurden an 16 Forschungszentren 16.235 Probanden im Alter von 2 bis 59 Jahren im Verhältnis 2 zu 1 auf eine Einzeldosis Butantan-DV oder Placebo randomisiert.

Nach den jetzt von einem Team um Castro Boulos vom Instituto Butantan in São Paulo publizierten Zwischen­ergebnissen erzielte Butantan-DV in den ersten beiden Jahren eine Schutzwirkung von 79,6 % mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 70,0 % bis 86,3 %.

Bei Teilnehmern ohne eine frühere Dengueexposition betrug die Impfstoffwirksamkeit 73,6 % und bei Teilnehmern mit vorbestehender Immunität sogar 89,2 %.

Eine Schutzwirkung wurde in allen Altersgruppen erreicht mit 80,1 % bei den Teilnehmern im Alter von 2 bis 6 Jahren, 77,8 % bei den Teilnehmern im Alter von 7 bis 17 Jahren und 90,0 % bei den 18- bis 59-Jährigen.

Die Wirksamkeit gegen DENV-1 betrug 89,5 % und gegen DENV-2 69,6 %. Erkrankungen mit den Serotypen DENV-3 und DENV-4 sind bisher nicht aufgetreten. Boulos führt dies auf die Zikaepidemie zurück. Zwischen dem Zika- und dem Denguevirus gibt es eine Kreuzimmunität, die die Ausbreitung von DENV-3 und DENV-4 verhindert haben könnte.

Damit bleibt unsicher, ob Butantan-DV vor diesen beiden Serotypen schützt. Boulos geht davon aus. In einer früheren Phase-2-Studie hatte die Impfung Antikörper gegen alle vier Serotypen erzielt.

Die Impfung hat sich als gut verträglich erwiesen. Systemische Neben­wirkungen sind bei 58,3 % der Geimpften aufgetreten gegenüber 45,6 % in der Placebo-Gruppe. Am häufigsten waren Kopfschmerzen (36,4 % versus 30,9 %), Abgeschlagenheit (19,3 % versus 15,1 %) und ein Hautausschlag (22,5 % versus 4,2 %).

Alle Erkrankungen an Dengue sind bisher milde verlaufen. Dem Vernehmen nach musste kein Patient hospitalisiert werden. Hinweise auf ein Immun-Enhancement gibt es demnach nicht. © rme/aerzteblatt.de

„Versteckter“ Impfstoff zeigt große Wirkung – Versuche im Mausmodell erfolgreich – Immunsystem bekämpft laut MIT jetzt den richtigen Feind

Cambridge (pte002/02.02.2024/06:00) – Mithilfe eines virusähnlichen Transportpartikels aus DNA überlisten Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard University das Immunsystem und machen Impfstoffe somit noch wirksamer. Das an Mäusen getestete Vakzin besteht aus einem DNA-Gerüst, das viele Kopien eines viralen Antigens trägt.

Keine unnötige Immunantwort

Diese Art von Impfstoff ahmt die Struktur eines Virus nach. Die meisten bisherigen Arbeiten zu Partikelimpfstoffen basieren auf Proteingerüsten, doch die in diesen Impfstoffen verwendeten Proteine neigen dazu, eine unnötige Immunantwort auszulösen, die das Immunsystem vom Ziel ablenken kann. In einer Mausstudie haben die Forscher festgestellt, dass das DNA-Gerüst keine Immunantwort auslöst, sodass sich das Immunsystem auf das Ziel konzentrieren kann.

„Wir haben herausgefunden, dass DNA keine Antikörper hervorruft, die vom Zielprotein ablenken könnten“, sagt Mark Bathe, Professor für Biotechnik am MIT. Das bedeute, dass sich das Immunsystem vollständig auf die Kopie der gefährlichen Viren konzentrieren und effektive Abwehrmechanismen aufbauen könne.

Simulation kann Leben retten

Dieser Ansatz, der Antikörper produzierende B-Zellen stark stimuliert, könnte es einfacher machen, Impfstoffe gegen Viren zu entwickeln, die bisher schwer zu bekämpfen sind, darunter Aids und Influenza sowie Corona, sagen die Forscher. Im Gegensatz zu T-Zellen, die durch andere Arten von Impfstoffen stimuliert werden, können diese auf bestimmte Viren trainierten B-Zellen jahrzehntelang bestehen bleiben und bieten so langfristigen Schutz.

Partikelimpfstoffe bestehen aus einem Protein-Nanopartikel, das in seiner Struktur einem Virus ähnelt und viele Kopien eines viralen Antigens tragen kann. Diese hohe Antigendichte kann zu einer stärkeren Immunantwort als bei herkömmlichen Impfstoffen führen, da der Körper sie als echten Virus ansieht. Partikelimpfstoffe wurden für eine Handvoll Krankheitserreger entwickelt, darunter Hepatitis B , das humane Papillomavirus und Corona. Doch die Effektivität lässt zu wünschen übrig. Mit dem DNA-Versteck könnte es künftig klappen. (Ende)

Regelmäßiges Saunieren als Training für das träge gewordene Immunsystem

Hopfgarten (pts006/02.02.2024/08:00) – In den letzten Jahren haben wir uns durch Maßnahmen wie Maskentragen oder Abstandhalten bemüht, uns vor einer Corona-Infektion zu schützen. Der äußere Schutz offenbart nun jedoch einen überraschenden Effekt: Er hat unser Immunsystem in eine Art Trägheit versetzt. Das intrinsische Training unserer körpereigenen Abwehr wurde damit vernachlässigt und unser Immunsystem anfälliger gemacht. Einst gestählt durch regelmäßige Herausforderungen, ist es nun nicht mehr im gewohnten Maße darauf trainiert, sich eigenständig vor viralen Angreifern zu schützen. Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch vom Deutschen Institut für Gesundheitsforschung bestätigt nun einmal mehr: Mit Saunieren kann das Immunsystem wieder gestärkt werden und zu seiner alten Kraft finden – nachhaltiger sogar als mit Vitaminen.

Geschwächte Abwehrkräfte nach Corona-Wintern

In den letzten zwei Corona-Wintern haben wir durch Maskentragen und Abstandhalten aktiv versucht, die Verbreitung von Krankheitserregern zu minimieren. Allerdings wurde unserem Immunsystem damit eine entscheidende Aufgabe entzogen: die Eindringlinge eigenständig abzuwehren. Anstatt uns auf unser Immunsystem zu verlassen, haben wir den Schutz durch äußere Maßnahmen selbst übernommen. Damit haben wir uns zwar Ruhepausen vor Infektionen verschafft, dem Immunsystem allerdings auch seine natürliche Trainingsgrundlage entzogen, denn die körpereigene Abwehrarbeit blieb aus.

„Die Konsequenz ist ein Immunsystem, das in seiner Inaktivität eingeschlafen und untrainiert ist“, wie Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch vom Deutschen Institut für Gesundheitsforschung in Hof/Saale erklärt. „Das sieht man auch in der Statistik: Die Zahlen des Robert Koch Institutes zeigen, dass im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit in diesem Winter deutlich mehr Atemwegserkrankungen auftreten – von leichten Atemwegsinfektionen bis zu schweren Grippe- oder Rhinovirus-Infekten.“ Glücklicherweise gibt es ein wohltuendes Gegenmittel: „Ähnlich wie die Ausdauer oder Muskelkraft beim Sport, können wir auch unser Immunsystem trainieren und es wieder fit gegen virale Angreifer machen: nämlich durch Saunieren“, so der Experte. „Doch wie bei jeder Art von Training ist Regelmäßigkeit der Schlüssel zum Erfolg.“

Saunieren gegen freie Radikale

Saunieren fördert nicht nur die Durchblutung, reduziert Stresshormone und unterstützt das Herz-Kreislauf-System – es spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Stärkung des Immunsystems. Die hohen Temperaturen in der Sauna bewirken einen Anstieg der Temperatur im Körperinneren, der einem kurzzeitigen fieberähnlichen Zustand ähnlich ist. Dieser Zustand aktiviert das Immunsystem, das daraufhin seine Abwehrmechanismen mobilisiert. Macht man das regelmäßig, lernt das Immunsystem, schnell und zielgenau zu reagieren und die Störenfriede effektiv zu neutralisieren. Das ist wesentlich effektiver als zum Beispiel Vitaminen den Job zu überlassen.

„Es gibt noch immer den allgemeinen Trugschluss, dass man mit antioxidativen Vitaminen optimal vorbeugen kann, da sie den Körper vor freien Radikalen schützen, die am Anfang vieler Gesundheitsbeschwerden stehen. Nun hat sich jedoch herausgestellt, dass diese viel weniger zuverlässig sind, als man denkt“, so Resch. Anstatt freie Radikale durch Vitamine zu blocken, sei es ratsamer, den Körper ihnen bewusst auszusetzen. Und das geht mit Saunieren: „Denn beim Saunieren steigt die Anzahl von freien Radikalen im Körper kurzzeitig an. Mit jeder Trainingseinheit wird der Körper gegen diese Angreifer widerstandsfähiger, sodass er sie viel zuverlässiger abwehren kann – und das rund um die Uhr und nicht nur, solange genügend Vitamine im Körper sind.“

Studie zeigt: Immunsystem durch Saunieren schnell stärkungsfähig

Doch wie beim Sport gilt: „Einmal in der Woche ist zu wenig, zwei Mal ist das Minimum und drei Mal noch besser“, so Resch. So hat eine Studie mit Studenten an der Uni München gezeigt, dass die Anfälligkeit gegenüber Erkältungen bereits nach 3-monatigem, regelmäßigem Saunieren um 50 Prozent sinken kann. „Und das ist das Schöne an der Botschaft: Es zeigt, dass die Widerstandsfähigkeit des Körpers und die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems recht schnell wieder erhöht werden kann. Auch hier muss man nicht jeden Tag die gleichen Übungen machen. Zwischen zwei Saunabädern in der Woche als ‚Booster‘-Reize kann man ebenso gut Wechselduschen, Kniegüsse oder Spaziergänge in der Kälte einbauen.“

Verbesserte Nährstoffaufnahme des Körpers

Nichtsdestotrotz braucht der Körper natürlich die Versorgung mit frischen Vitaminen. Damit diese vom Körper optimal aufgenommen werden können, ist das Saunieren ebenfalls hilfreich: Durch die Wärmeprovokation in der Sauna kommt es zu einer starken Anregung der Durchblutung und Öffnung der Kapillaren. Dabei fließt vermehrt Blut vor allem durch Organe und Gewebe. Das heißt: „Das Saunieren ist also auch ein gutes Mittel, damit die Vitamine, die uns schützen sollen, überhaupt erst bis dahin gelangen können, wo sie hinsollen“, so Resch.

Vorbeugend gegen Viren

Das Saunieren ist aber auch eine wunderbare Vorbeugungsmaßnahme, die kurz nach der Exposition wirksam sein kann: „Wenn wir Viruspartikel einatmen, dauert es eine Weile, bis sie die Zellen infizieren. Sie müssen zunächst die schützende Schleimschicht auf den Schleimhäuten überwinden, bis sie an die Zelloberfläche gelangen und über den Rezeptor eindringen können.“ Heißt: Nach einer Zugreise oder Konferenz, bei der man mit mutmaßlich infizierten Menschen in Kontakt war, direkt die Sauna aufsuchen! Denn durch das Einatmen der heißen Luft wird ein Großteil der äußerst wärmeempfindlichen Viren abgetötet.

Gesundheit und Wellness – Sauna für alle Fälle

Vor diesem Hintergrund ist natürlich die eigene Sauna zu Hause für viele Menschen die ideale Möglichkeit, um mit regelmäßigen Saunagängen das Immunsystem zu stärken und Krankheiten vorzubeugen. KLAFS als führender Anbieter im Markt hat den Anspruch, immer wieder neue Lösungen anzubieten, die Entspannung und Gesundheit auf effektivste Weise miteinander vereinen und dafür Wellnessoasen für jeden Ort geschaffen: Mit der S1 SAUNA MANUELL bietet KLAFS beispielsweise eine Sauna, die nur einen minimalen Platz benötigt und damit in jeden Raum passt. Im XS-Format misst sie eine Breite von lediglich 1,12 Meter. Dank des einzigartigen Zoom-Prinzips benötigt die Sauna gerademal 60 cm Platz in der Tiefe, wenn sie nicht genutzt wird und kann für das ausgiebige Saunieren bis auf 1,60 Meter ausgefahren werden. Zudem ist sie problemlos an alle 230-V-Haushaltssteckdosen anschließbar.

Salznebel als zusätzliche Immunbooster

Zusätzliche Linderung verschafft KLAFS mit dem patentierten Microsalt SaltProX. Es verteilt einen besonders feinen Trockensalznebel in der Kabine, der bei Inhalation abschwellend und damit durchblutungsfördernd und entzündungshemmend wirkt und die Reinigung von festsitzenden Sekreten in den Atemwegen fördert. „Die Trockensole löst den Schleim und hilft, diesen leichter abzutransportieren. Zudem trocknet sie die Schleimhäute etwas an und entzieht ihnen das Wasser, sodass diese abschwellen können und man wieder besser durchatmen kann“, verdeutlicht Prof. Dr. Resch.

Aufguss mit dem KLAFS Vitality Boost für ein noch effektiveres Saunatraining

Eine weitere Möglichkeit für ein effektiveres Saunatraining bietet der Aufguss mit einer gezielten Luftverwedelung. Durch den heißen Luftzug nimmt der Badende die Hitze noch intensiver wahr und das Immunsystem wird noch intensiver trainiert. Es ist, als würde metaphorisch noch ein „Gewicht draufgelegt“ und so der Trainingsturbo aktiviert werden. Hierfür hat KLAFS eine Innovation entwickelt, um einen Aufguss so effektiv wie möglich zu gestalten und ein hochgradig präzises Wedeln zu ermöglichen: die Vitality Boost-Funktion. Sie verwandelt den Saunaofen in einen persönlichen Aufgussmeister und ermöglicht einen automatischen Aufguss mit gezielter Wedelfunktion, ohne dass der Saunabadende aufstehen muss. Durch Voreinstellung, Knopfdruck oder Sprachfunktion wird der Aufguss aktiviert und die im Saunaofen integrierten Wedellamellen leiten die aufsteigende heiße Luft präzise auf den Saunabadenden.

Regelmäßiges Saunieren stärkt das Immunsystem nachhaltig. Das patentierte Microsalt SaltProX bietet dank eines feinen Trockensalznebels, der abschwellend, durchblutungsfördernd und entzündungshemmend wirkt, zusätzliche Linderung.

Über KLAFS
Schon seit über 70 Jahren schafft KLAFS Österreich Orte der Entspannung für Körper und Geist. Und schafft es dabei immer wieder, mit wegweisenden Innovationen zu überraschen – so wie mit der Raumsparsauna KLAFS S1, die sich auf Knopfdruck innerhalb von 20 Sekunden von der Größe eines Wandschranks zur voll funktionsfähigen Sauna verwandelt. Durch diese Innovationskraft avancierte KLAFS vom einst kleinen Familienunternehmen zum weltweit agierenden Branchenführer mit einem Jahresumsatz von 135 Millionen Euro (2021). Heute arbeiten mehr als 800 Mitarbeiter daran, die stetig steigenden Ansprüche der Kunden zu erfüllen – und zu übertreffen. Vom kleinen privaten Saunatraum bis hin zum luxuriösen Hotel-Spa. Und das auf der ganzen Welt, mit kompetenter Beratung durch sorgfältig geschulte Fachberater und einem Vor-Ort-Service durch erfahrene Teams. Als Trendsetter der Sauna- und Spa-Branche investiert KLAFS kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, beispielsweise um die Energieeffizienz seiner Produkte noch weiter zu steigern. (Ende)

Aussender:KLAFS GmbH
Ansprechpartner:Petra Stegmaier
Tel.:+43 5335 2330 122
E-Mail:petra.stegmaier@klafs.at
Website:www.klafs.at

Junge nach Implantation von Schädel aus 3D-Drucker wohlauf

Salzburg – Nach einem lebensbedrohlichen Forstunfall im Berchtesgadener Land haben Ärzte einem zehnjäh­rigen Jungen erfolgreich eine neue Schädeldecke aus dem 3D-Drucker eingesetzt. Der Junge habe das Kran­ken­haus heute, fünf Wochen nach dem Unfall verlassen, teilte das Uniklinikum Salzburg mit.

Der Junge wird voraussichtlich nach den Faschingsferien seine Schule wieder für einige Stunden pro Woche besuchen. „Wir haben ein Wunder erlebt“, wurde der Vater des Jungen zitiert.

Felix und sein Bruder hatten ihrem Vater und Großvater am 28. Dezember des vergangenen Jahres bei Holz­arbeiten in ihrer Heimatgemeinde Ainring geholfen. Dabei riss ein Zugseil. Ein etwa fünf Zentimeter großes Verbindungsstück aus Metall traf Felix und blieb in seiner Schädeldecke stecken.

Der verletzte Junge wurde mit einem Rettungshubschrauber ins nahe gelegene Salzburg geflogen. In der Universitätsklinik musste zuerst das Metallteil in einer vierstündigen Notoperation entfernt werden.

Anfang Januar begannen Spezialisten der Klinik mit der Herstellung eines handgroßen Kunststoffimplantats mit einem 3D-Drucker, um den Schädel dauerhaft zu verschließen.

Seit September 2023 hatten bereits 24 Erwachsene in Salzburg eine solche Prothese erhalten, aber noch nie ein Kind.

Da der rechte Teil von Felix‘ Schädel massiv zerstört war, hatten die Fachleute keine Originalvorlage. „Daher mussten wir quasi den Kopf spiegeln und die rechte Schädelform am Computer nachkonstruieren“, sagte Neurochirurg Johannes Pöppe.

Laut des Sprechers der Uniklinik ist Felix weltweit das erste dokumentierte Kind, dem ein von einer Klinik selbst hergestelltes 3D-Implantat im Schädel eingesetzt wurde. „Ich spüre sie gar nicht. Sie fühlt sich nicht anders an als zuvor“, sagte Felix über seine Prothese. Nun wollen seine Familie und seine Freunde mit ihm Silvester nachfeiern. „Das holen wir jetzt nach“, sagte sein Vater. © dpa/aerzteblatt.de

Laut ORF-Bericht wachsen die Schädelknochen um das Implantat herum an, sodass das Implantat während des wachsenden Schädels nicht ausgetauscht werden muss.  

Bundesrat macht Weg für elektronische Patientenakte frei

Berlin – Millionen Patienten sollen wichtige Gesundheitsdaten wie Befunde und Laborwerte bald standard­mäßig in der elektronischen Patientenakte (ePA) parat haben. Der Bundesrat machte heute den Weg dafür frei und ließ ein vom Bundestag beschlossenes Gesetz passieren.

Nach den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen alle gesetzlich Versicherten Anfang 2025 die ePA bekommen – außer, man lehnt es für sich aktiv ab. Das ist die sogenannte Opt-out-Regelung.

Lauterbach hat deutlich gemacht, dass es um eine Aufholjagd geht, damit das deutsche Gesundheitswesen nach vielen Verzögerungen Anschluss an die Digitalisierung findet. Der Kernpunkt ist, bisher verstreute Behandlungsdaten zusammenzuführen.

Das soll Ärztinnen und Ärzten bessere Behandlungen ermöglichen und Mehrfachuntersuchungen sowie unerwünschte Wechselwirkungen von Medikamenten vermeiden. Patienten sollen so auch selbst einen leichten Einblick bekommen, welche Daten es zu ihnen gibt.

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, sagte, die Regelungen stellten die Weichen dafür, dass digi­tale Lösungen wirklich bei den Menschen ankommen und ihnen auch einen spürbaren Nutzen bieten. „Die elektronische Patientenakte wird nur ein Erfolg und selbstverständlich zum Arztbesuch dazugehören, wenn alle wichtigen Daten dort abgelegt werden.“

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) betonten, dass noch viel Information der Versicherten nötig sei. Der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen warnte, die Frist bis Anfang 2025 sei „mehr als ambitioniert“. Auch die Praxissoftware müsse angepasst werden.

Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, bezeichnete die Ausgestaltung der ePA als Opt-out-Lösung als echten Meilenstein. Sie habe „das Potenzial, sich als zentrale Datendrehscheibe zu etab­lieren“. Genutzt werden könne das Potenzial allerdings nur, wenn eine ausgereifte Opt-out-ePA in die Fläche gehe.

„Die Krankenkassen setzen alles daran, die ePA für alle fristgerecht zur Verfügung zu stellen, und haben daher lange vor Abschluss der Gesetzgebung die Arbeiten daran begonnen. Doch bei allem Engagement – die vorge­sehene Frist bis zum Beginn nächsten Jahres ist mehr als ambitioniert“, so Pfeiffer.

Die Versicherten benötigten genug Zeit für eine informierte Entscheidung für oder gegen die ePA und die Krankenkassen zur Vorbereitung der Opt-out-Lösung. „Nicht zuletzt müssen Ärztinnen und Ärzte die ePA dann auch befüllen können – und das setzt voraus, dass alle Praxisverwaltungssysteme für diesen Zweck entspre­chend angepasst sind“, sagte sie.

Ausgebaut werden sollen Angebote der Telemedizin wie Videosprechstunden – das kann auch in ländlichen Regionen Lücken schließen. Dafür sollen Regelungen wegfallen, die den Praxen bisher nur für ein begrenztes Angebot eine Vergütung durch die Kassen sicherten. Ausgeweitet werden soll das Angebot bestimmter Gesundheitsapps, die Patienten auf Rezept bekommen können. © dpa/afp/EB/aerzteblatt.de

Psychotherapeuten warnen vor psychischer Belastung durch Hass und Hetze

Berlin – Diskriminierung, Hass und Hetze sind eine Bedrohung für die psychische Gesundheit vieler Men­schen. Die Persönlichkeit müsse sich frei entwickeln können, erklärte die Präsidentin der Bundespsychothera­peutenkammer (BPtK), Andrea Benecke, heute in Berlin.

Sie äußerte sich aus Anlass der zahlreichen Demonstrationen für ein gesellschaftliches Klima der Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Bereits im November hatte die Bundespsychothera­peutenkammer gefordert, gegen ein Klima der Angst und Intoleranz gezielt vorzugehen.

Demokratie sowie die Einhaltung von Grund- und Menschenrechten seien „Grundstein für die psychische Unversehrtheit und ein psychisch gesundes Aufwachsen und Leben“, hieß es in einer Resolution des Deutschen Psychotherapeutentags. Es brauche verstärkte Maßnahmen gegen eine Schwächung demokra­tischer Werte und gegen eine Diffamierung von Minderheiten.

Zuletzt hatten bundesweit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert.

Vorausgegangen waren Recherchen des Netzwerks Correctiv zu einem Treffen Rechtsextremer im November in Potsdam, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei sei es unter dem Schlagwort „Remi­gration“ (Rückwanderung) um eine Strategie für eine massenhafte Umsiedlung von Migranten gegangen. © kna/aerzteblatt.de

UMWELT

„Wunder-Naturmembran“ trennt Öl und Wasser – Pilz-Mycel der King Abdullah University of Science and Technology entschärft Tankerunglücke

Thuwal (pte028/01.02.2024/12:30) – Mit einer neuartigen Membran von Forschern der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) lassen sich nach Tanker- und Bohrinsel-Unglücken Wasser und Öl voneinander trennen. Vom Rohstoff, aus dem die Experten das Material herstellen, sind die Entwickler so begeistert, dass sie von „magischen Pilzen“ sprechen. Trennsysteme dieser Art, Janus-Membranen genannt, weil sie ölanziehende und wasseranziehende Eigenschaften haben, gibt es zwar schon. Doch bestehen sie aus nicht besonders umweltfreundlichen Materialien auf Erdölbasis, die nach der Entsorgung biologisch nicht abbaubar sind.

Myzel hat ideale Eigenschaften

Angesichts dieses Nachteils haben sich KAUST-Experten mit Pilzen beschäftigt. Genauer gesagt, untersuchten sie das Myzel, das unterirdische Netzwerk aus Pilzfäden, aus dem unter den richtigen Bedingungen die eigentlichen Pilze sprießen. Wichtig ist, dass Myzel Proteine enthält, die als Hydrophobine bekannt sind und auf der einen Seite hydrophil und auf der anderen hydrophob sind. Das sind genau die Eigenschaften, die eine Membran zur Trennung von Wasser und Öl benötigt.

Die Doktorandin Joyce Cavalcante und ihr Betreuer Gyorgy Szekely begannen mit der Herstellung einer Myzelkultur aus Austernpilzen. Diese platzierten sie auf dünnen Filmen aus einem hydrophilen (wasseranziehenden) Polymer voller nanoskaliger Poren. Diese Poren ermöglichen es dem Myzel, Nährstoffe aus einem gelartigen Wachstumsmedium auf der anderen Seite des Films zu ziehen. Sie sind jedoch so klein, dass das Myzel nicht direkt hindurchwachsen kann.

Fast fünfmal größere Effektivität

Beim Wachsen richtete sich die wasserabweisende Seite des Netzwerks in Richtung Polymerfilm aus. Analog dazu bildete sich auf der Oberseite die ölliebende Struktur aus. Schließlich lösten die Forscher das Mycel von der Folie ab. Jetzt hatten sie eine Membran, die genau die gewünschten Eigenschaften hatte. Da sie aus natürlichem Material besteht, lässt sie sich nach getaner Arbeit biologisch abbauen.

Bei einem Labortest hat die Pilzmembran fast fünfmal mehr Öl als herkömmliche Membranen absorbiert. Gleichzeitig saugte sie 99,6 Prozent weniger Wasser auf, was nicht minder wichtig ist, denn das Wasser soll ja in der Umwelt verbleiben. (Ende)

WaveRoller: Wellen ersetzen fossile Kraftwerke – AW-Energy nutzt vernachlässigte Ressource – Theoretisch 30.000 Terawattstunden im Jahr möglich

Vantaa (pte019/02.02.2024/11:30) – Die EU legt bei der Nutzung von Wellenenergie einen Zahn zu. Bis 2030 sollen an den Küsten der Mitgliedsländer Kraftwerke, die die Energie der anrollenden Wellen nutzen, mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt installiert werden.

Errichtet werden sollen sie von AW-Energy. Der „WaveRoller“ des finnischen Unternehmens besteht aus einem 20 Tonnen schweren Flügel, der auf einem mächtigen Fundament so befestigt ist, dass er mit den Wellen hin- und herschwingen kann. Dessen Bewegung wird auf einen Generator übertragen, der Strom erzeugt. Jede dieser Anlagen hat eine Leistung von einem Megawatt.

Um die EU-Pläne zu realisieren, müssen also 1.000 davon errichtet werden.

Kraftwerk kaum zu sehen

Zumindest optisch dürfte das kein Problem sein, denn das ganze System befindet sich weitestgehend oder vollständig unterhalb der Wasseroberfläche – gerade so tief, dass der Flügel von den Wellen bewegt werden kann. Zu den großen Vorteilen dieser Stromerzeugungstechnik gehört die Grundlastfähigkeit. Anders als Wind- und Solarkraftwerke laufen die Wellen immer auf, allenfalls mal ein bisschen kräftiger oder schwächer. Strom wird jedoch rund um die Uhr erzeugt, ist also wetterunabhängig und somit planbar wie ein fossiles oder Atomkraftwerk.

Pumpe, Rohrleitungen und Generator sind hermetisch gekapselt, damit das Meer selbst bei einem schweren Störfall nicht verunreinigt wird. Das gesamte Kraftwerk kommt auf ein Gewicht von 280 Tonnen. Die Stromgestehungskosten sollen bei neun bis 14 Cent pro Kilowattstunde liegen. Das ist etwa so viel wie Atomstrom aus einem neuen Kraftwerk.

Strom für die ganze Welt

Wellenenergie ist die größte weitgehend ungenutzte erneuerbare Energiequelle auf der Erde. Es gibt zwar eine Fülle von Technologien, die jedoch über den Prototypstatus nicht hinausgekommen sind. WaveRoller soll dagegen den Sprung in die Serienfertigung schaffen. Bisher gibt es allerdings nur eine Versuchsanlage vor der portugiesischen Küste.

Die gesamte theoretische Wellenenergieressource weltweit beläuft sich auf 30.000 Terawattstunden pro Jahr und übersteigt damit den Weltverbrauch an elektrischer Energie. Wenn auch nur ein nennenswerter Teil diese Energie genutzt würde, erhöhte sich der Anteil der erneuerbaren Energie entscheidend und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen würde sich massiv verringern.

Geschäftsreisende bleiben Elektroautos fern – Oft mit Unternehmenspolitik unvereinbar – Hertz reagiert in den USA mit Schwenk zum Verbrenner

Utrecht (pte004/02.02.2024/06:10) – E-Autos sind bei Geschäftsreisenden kaum gefragt. Gerade einmal 19 Prozent entscheiden sich für diese Kategorie, wenn sie dienstlich unterwegs sind. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Reise-Management-Unternehmens BCD.

Als Gründe für die Nichtbuchung nennen die Befragten „komplexe Logistik“ (46 Prozent), „geringe Verfügbarkeit am Mietstandort“ (35 Prozent) und die „geringe Reichweite“ (33 Prozent). Rund zwölf Prozent sagen, dass ihre Unternehmenspolitik keine E-Autos vorsehe.

Umweltverträglichkeit unwichtig

Auch Umweltverträglichkeit hat bei der Wahl eines Mietwagens durch Geschäftsreisende wenig Einfluss: Nur neun Prozent sagen, dass sie sich „oft“ oder „immer“ von Umweltaspekten leiten lassen, während 46 Prozent angeben, dass dies „nie“ der Fall sei. Für diese Untersuchung hat BCD mehr als 900 Geschäftsreisende in Nordamerika, Europa, dem Nahen Osten und Afrika befragt, die alle in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal einen Leihwagen benutzt hatten.

Von den Geschäftsreisenden, die Elektrofahrzeuge gemietet haben, sagen 18 Prozent, dass ihre Arbeitgeber sie dazu ermutigt hatten, während 51 Prozent die „geringere Umweltbelastung“ anführen. 29 Prozent wollten „ein Elektroauto mal ausprobieren“, 24 Prozent gaben an, dass es „eine große Verfügbarkeit am Standort der Autovermietung“ gab und 20 Prozent besitzen selbst ein E-Auto und „wissen, wie es funktioniert“.

Hertz verkauft 20.000 Elektroautos

Die Anmietung von Elektrofahrzeugen kann zudem teurer sein als die von Autos mit Verbrennermotor. Für 18 Prozent der Umfrageteilnehmer ist dies der Grund, Elektroautos zu meiden. Weitere 18 Prozent sagen, dass sie sich beim Fahren eines Elektrofahrzeugs nicht wohl fühlen.

Die Ergebnisse kommen zwei Wochen, nachdem Hertz bekannt gegeben hat, 20.000 E-Autos in den USA verkaufen zu wollen, etwa ein Drittel seiner weltweiten Elektrofahrzeugflotte. Als einen Grund wird hierbei der hohe Wartungs- und Reparaturkosten für Elektrofahrzeuge angeführt. Außerdem würden diese Autos durch benzinbetriebene Fahrzeuge ersetzt, „um der Kundennachfrage gerecht zu werden“, wie es heißt.

„Der Umstieg von Benzinfahrzeugen auf Elektrofahrzeuge wird jedoch immer wichtiger, da neue Gesetze von Unternehmen verlangen, die CO2-Emissionen ihrer Geschäftsreisen zu messen und zu melden“, so Olivia Ruggles-Brise, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit bei BCD. (Ende)

BILDUNG

Wirtschaftswissenschaft: Studierende sehen Verdrängung kritischer Denkschulen an Wirtschafts-Uni

Eine beliebte Bibliothek der WU wird zugesperrt. Rektor Sausgruber widerspricht dem Vorwurf, feministische oder marxistische Lehrinhalte vorsätzlich abzudrehen

Wer den Campus der Wirtschaftsuniversität Wien betritt, spaziert in eine bunte Welt aus futuristischen Gebäuden, fernab vom Autolärm. Hinter der freundlichen Kulisse toben offenbar aber schon länger heftige Kontroversen. Es geht darum, welche ökonomischen Lehren an der WU Wien unterrichtet und welche verdrängt werden. Rund 60 Studentinnen und Studenten haben sich am Freitagmittag vor der sozialwissenschaftlichen Bibliothek eingefunden. Es ist, so hat es die Universitätsleitung verfügt, der letzte Tag für die beliebte Bibliothek.

Die Studierenden haben Transparente gebastelt und Kochtöpfe und Geschirr mitgebracht, mit denen sie Lärm schlagen. Die Bibliothek wird bald zu einem Hörsaal umgebaut, das ist beschlossene Sache. Auf einem Transparent steht „WU killed our Bib“, auf einem anderen: „Tschüs, akademische Vielfalt“. Gemeinsam skandieren die Studierenden: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Lernraum klaut.“ Die Bibliothekarin der sozialwissenschaftlichen Bibliothek, die nun in eine andere Büchersammlung der WU wechselt, steht am Rand der Demo. Ein Student überreicht ihr einen Strauß Tulpen, Tränen schießen ihr in die Augen.

Sorge um Denkschulen

Die Demonstrierenden beklagen den Verlust der Bibliothek, aber auch eine generelle Entwicklung an der Wirtschafts-Uni (WU): An der Uni, insbesondere am Department für Volkswirtschaft, würden einige Denkschulen verdrängt, sagen sie. „Wir erleben, wie unsere Universität versucht, bestimmte Denkschulen innerhalb der Wirtschaftswissenschaft und vor allem sozioökonomische Positionen zu unterdrücken“, meint der Student Mathias Steiner.

Vereinfacht gesagt sehen Steiner und andere die neoklassischen Theorien auf dem Vormarsch und die sogenannte heterodoxe Ökonomie quasi aus den Hörsälen verdrängt. Die heterodoxe Ökonomie umfasst feministische, marxistische oder ökologische Aspekte, man könnte auch sagen, progressive oder alternative Ansätze.

WU braucht Hörsäle

Im WU-Rektorat sieht man die Sache mit der Bibliothek anders und erklärt die neue Verwendung der Räumlichkeiten mit organisatorischen Notwendigkeiten. „Die WU hat einen akuten Bedarf an einem Hörsaal mit 270 Plätzen. Das Audimax ist mit 650 Plätzen für viele Lehrveranstaltungen zu groß, während die 180er-Hörsäle zu klein für Lehrveranstaltungen mit 200 bis 250 Hörer*innen sind“, heißt es in einer Stellungnahme. Etwa im relativ neuen Bachelor „Business and Economics“ gebe es einen Jahrgang mit 240 Studienanfängern, „es ist daher notwendig, passende Räume zu schaffen“.

Der Bestand der sozialwissenschaftlichen Bibliothek werde außerdem erhalten und komme ins Library & Learning Center. Und: „Die Nutzung und Auslastung der Sowi-Bib lag in den letzten Jahren stets bei unter 50 Prozent und in der vorlesungsfreien Zeit überhaupt nur bei zehn bis 20 Prozent.“

Den WU-Studenten Nikolaus Heimerl, der an der Demo teilnimmt, überzeugt all das an diesem Freitag nicht. „Diese Bibliothek war ein sozialer Raum, wo sich Studierende der – so würde ich es einmal bezeichnen – kritischen Studiengänge getroffen haben“, sagt er.

Streit um die rechte Lehre

Die Studentin Sarah Nowak erklärt, wie auch wissenschaftliche Journals bei Personalentscheidungen zugunsten der ökonomischen Neoklassik eine Rolle spielen. „Neue Stellen werden auch auf Basis von Publikationszahlen besetzt. Das können Personen, die nicht im Mainstream des Wirtschaftsdiskurses forschen, schwieriger leisten, weil sie nicht in diesen Journals publizieren können.“

Das Schicksal der Bibliothek ist für Heimerl, Nowak und andere auch ein Symbol für die Entwicklung der Lehre an der WU. Lehrende, die für kritische Positionen stünden, würden durch Pensionierungen oder nichtverlängerte Verträge „durch Leute ersetzt, die viel näher am ökonomischen Mainstream dran sind“, sagt Heimerl. Und fügt hinzu: „Die WU war im deutschsprachigen Raum immer unter den wirtschaftlichen Instituten mit sehr kritischen Lehrenden. Es wird in zwei Jahren am Department für Volkswirtschaft keine kritischen Forschenden und Lehrenden mehr geben. Diese Leute werden einfach nicht mehr da sein.“

Für die Demonstrierenden ist Rektor Rupert Sausgruber für die Entwicklung mitverantwortlich. Sausgruber leitete selbst ab 2018 das Department für Volkswirtschaft, seit 2022 ist er Rektor der WU. Bei der Demo hört man auch „Sausgruber raus“-Rufe.

Rektor widerspricht Kritik

Am Telefon will Sausgruber die Kritik, dass alternative ökonomische Ansätze systematisch verdrängt werden, nicht gelten lassen. „Nach meiner Information gibt es am volkswirtschaftlichen Department nach wie vor Lehrveranstaltungen in heterodoxer Ökonomie und feministischer Ökonomie. Diese Dinge werden nach wie vor angeboten“, sagt er dem STANDARD.

Er sei auch kein Gegner alternativer Ansätze in der Ökonomie, erklärt Sausgruber auf Nachfrage. „Am Ende des Tages muss man mit Argumenten überzeugen. Da will ich jetzt gar keine Brille aufsetzen. Ich glaube, dass heterodoxe Zugänge sehr wohl Erklärungsbeiträge leisten können.“

Er wolle aber nicht bestreiten, dass es in der Ökonomie wie in anderen Wissenschaften bestimmte Strömungen gebe. „Wir haben einen starken Trend zur empirischen Ökonomie und zu einer theoriegestützten Ökonomie. Ein in Schulen verhaftetes Denken hat zunehmend weniger Platz. Nicht weil die Argumente nicht gut sind, sondern eine Schule bedeutet, mit einer bestimmten Haltung am Diskurs teilzuhaben. Das ist in einer evidenzbasierten Fachwelt zunehmend schwieriger zu argumentieren. In dem Sinne gibt es Umschichtungen und Entwicklungen in bestimmte Richtungen, aber keinen Vorsatz des Departments oder des Rektorats, irgendwelche Entwicklungen zu verstärken.“

Verschiedene Wirtschaftsbegriffe

Bei den Studierenden vor der WU-Bibliothek verfängt diese Erklärung nicht. Auch der WU-Professor Clive Spash trommelt, in einem leuchtend gelben Outfit, mit ihnen auf einem Kochtopf mit. Es gebe zwei grundsätzliche Schulen in der Wirtschaftswissenschaft, die Mainstream-Ökonomie und die Alternative Ökonomie, erklärt der Brite. „Erstere ignoriert zum Beispiel soziale Krisen und Umweltprobleme. Für sie geht es nur um Geld, Gewinn und Wachstum.“

Seit 25 Jahren beobachte er an Universitäten in vielen Ländern eine Erosion der heterodoxen Ökonomie. Auch in Wien? Ja, antwortet Spash: „Auch hier in Wien werden Leute stark forciert, die die Mainstream-Lehre vertreten.“ (Lukas Kapeller, 2.2.2024)

Computerspiel soll Mädchen Einstieg ins Programmieren erleichtern

Der IT-Sektor leidet nach wie vor unter Nachwuchsmangel. Ein an der TU Graz entwickeltes Spiel für Tablets und PC soll bei Mädchen spielerisch das Interesse am Programmieren wecken. Alles dreht sich darin um einen boshaften Hasen, der eine Stadt verwüstet – er muss gefangen und besänftigt werden. Entwickelt wurde es gemeinsam mit Jugend am Werk Steiermark. Dort wird es für die Berufsorientierung von Mädchen eingesetzt. Jetzt ist es auch als Download frei verfügbar.

Die Berufs- und Ausbildungswahl ist eine wichtige Entscheidung. Vorurteile und Zuschreibungen sorgen allerdings nach wie vor dafür, dass etwa viele Mädchen und junge Frauen erst gar nicht über technische Berufe und speziell Informatik als Berufsfeld nachdenken, schilderte Philipp Einwallner, Projektmanager von Jugend am Werk Steiermark der APA.

Um zu wissen, was einem Freude macht und was man beruflich machen möchte, sollten junge Menschen Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln können. Neue Technologien wie Computerspiele oder auch der Einsatz von VR-Brillen würden hier neue Möglichkeiten des spielerischen Eintauchens in neue unbekannte Berufswelten bieten und gleichzeitig digitale Skills der Anwender schulen, so Einwallner.

Unter seiner Projektleitung wurde gemeinsam mit dem Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz das Computerspiel entwickelt, bei dem Mächen im Spielverlauf zum Programmieren motiviert werden – ohne dass sie Vorerfahrungen im Programmieren mitbringen müssen. So stehen die Spielerinnen im Laufe des Spiels vor unterschiedlichen Herausforderungen, die sie mithilfe von einfachen Programmierungs-Skills lösen können: Etwa Ziegelreihen legen oder – als Einstieg in die Kryptographie gedacht – einfache Cäsar-Verschlüsselungen lösen. Ein Avatar gibt Hilfestellungen beim Erlernen der Basics der Programmierung. „Ein großer Teil der ganzen Story wurde im Zuge von mehreren Hackathons mit unseren Klientinnen entwickelt“, erzählte Einwallner.

Niederschwelliges Reinschnuppern

„Unser Ziel war es, die Mädchen und jungen Frauen über ein niederschwelliges erstes Reinschnuppern in die Thematik für die Programmierung zu begeistern. Wenn sie den Zusammenhang zwischen Input in das Gerät und dem sichtbaren Output auf einem Ausgabemedium erfahren, kann das ein wichtiger Anstoß sein, sich eigenständig mit dem Thema IT zu begeistern“, sagte Michael Holly, Projektleiter vonseiten der TU Graz.

Das entstandene Spiel wird bei Jugend am Werk im Multi-User-Modus – also mit mehreren Spielerinnen gleichzeitig – eingesetzt, es kann aber auch alleine gespielt werden, wie Holly ausführte. Jugend am Werk hat damit im Laufe des vergangenen Jahres erste Erfahrungen auch in Schulen gesammelt: „Bei fünf von 20 Mädchen pro Gruppe schlägt der zündende Funken über“, freute sich Einwallner. In der Steiermark soll es sukzessive in allen Einrichtungen von Jugend am Werk im Bereich der Berufsorientierung eingesetzt werden, wie Einwallner sagte.

Unterstützt wurde „FemQuest“ von der Sektion für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung des Bundeskanzleramts. Als Spiele-Engine kam Unity zum Einsatz, die für nicht-kommerzielle Zwecke kostenlos verwendet werden kann, wie Holly sagte. Der Download ist bereits kostenlos verfügbar.

Service: FemQuest steht auf der Website der TU Graz-Forschungsgruppe „Gamelab Graz“ zum Download zur Verfügung. Für Android und auf der PC-Plattform Steam will man es ebenfalls kostenlos veröffentlichen: https://gamelabgraz.com/project/femquest/

MEDIEN – IT – KI

Anonyme Nutzer mobben oder haben Angst – Forscher der University of Queensland vermuten unangenehme Reaktionen oder Sadismus

Brisbane (pte001/01.02.2024/06:00) – Menschen, die im Social Web ohne Klarnamen auftreten und deshalb anonym bleiben, leiden an fehlendem Selbstbewusstsein oder neigen zu „toxischem Verhalten“. Das hat ein Team unter der Leitung von Lewis Nitschinsk von der University of Queensland ermittelt. Die Experten haben Daten von mehr als 1.300 Teilnehmern mithilfe einer Online-Umfrage gesammelt, um die Gründe für Anonymität herauszufinden. Das Online-Verhalten wurde eine Woche lang beobachtet und ausgewertet.

Anonyme weniger verletzlich

„Die Anonymen fühlen sich in Wirklichkeit unsicher oder sozial benachteiligt. Wenn sie also online anonym bleiben, fühlen sie sich möglicherweise weniger verletzlich“, so Nitschinsk.

Andere anonyme Nutzer erwiesen sich als Beteiligte an asozialen Interaktionen wie Trolling oder Cybermobbing. Fühlten sich Menschen anonym, so fühlten sie sich für ihre manchmal verwerflichen Handlungen nicht mehr verantwortlich. Das könne das asoziale Verhalten noch verstärken und schaukele sich hoch.

„Unsere Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass Personen, die sich für Online-Anonymität entschieden haben, Probleme mit einem klaren Identitätsgefühl haben. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Gruppen, die anonym bleiben: Die einen sind eher ängstlich und befürchten Reaktionen, die unangenehm werden könnten. Die anderen, die Menschen verbal beleidigen, zeigen eher sadistische oder psychopathische Tendenzen“, sagt Nitschinsk.

Wohlbefinden steht im Fokus

„Wenn wir etwas über unterschiedliche Motivationen lernen, können wir besser über die potenziellen Vorteile und Risiken der Anonymität im Internet und der Interaktion mit anderen anonymen Personen in Online-Communities informiert werden. Im nächsten Schritt wollen wir verstehen, wie die Entscheidung für Anonymität mit dem Wohlbefinden einer Person zusammenhängt und wie sich anonymes Online-Verhalten von Kultur zu Kultur unterscheidet“, ergänzt der Doktorand. (Ende)

Klinik nach Cyberangriff nur eingeschränkt erreichbar – 2.2.2024

Berlin – Nach einem Cyberangriff ist die Caritas-Klinik Dominikus in Berlin-Reinickendorf nur eingeschränkt erreichbar. Zwar sei die Zentrale besetzt, erklärte gestern eine Sprecherin.

Weil es jedoch Probleme bei der telefonischen und digitalen Kommunikation gebe, sei das Krankenhaus nur per Handy erreichbar über die Notfallnummer 0172-7168450.

Zudem wurde die Rettungsstelle von der Notfallversorgung abgemeldet. Dadurch fahren Rettungswagen aktuell bevorzugt andere Kliniken an. Die Versorgung der Patienten sei weiterhin gewährleistet, hieß es.

„Alle Termine finden statt, alle Patientinnen und Patienten mit Termin werden im Klinikum erwartet“, betonte die Sprecherin. Zuvor hatte der Tagesspiegel berichtet.

Nach den Angaben gibt es derzeit keine gesicherten Informationen darüber, welche Bereiche und Systeme in welchem Ausmaß konkret betroffen sind. Die zuständige Datenschutzbehörde sei informiert worden.

Die Klinik betonte, auf einen derartigen Angriff vorbereitet gewesen zu sein. Cyberkriminellen sei es trotz IT-Schutzsystemen gelungen, die Barrieren zu unterwandern. Zugleich kündigte die Klinik eine umfassende Untersuchung an, um einen erneuten Angriff zu verhindern.

Das Dominikus-Krankenhaus versorgt nach eigenen Angaben seit 1920 als Allgemeinkrankenhaus Menschen im Norden Berlins. Heutzutage verfügt die Klinik nach Angaben der Sprecherin über rund 250 Betten. © dpa/aerzteblatt.de

Sichere Mobilfunkkommunikation für kritische Infrastruktur – Router und Antennen für das 450-MHz-Funknetz in Österreich – BellEquib/Pressetext

Zwettl (pts029/01.02.2024/13:00) – Eine sichere, geschützte Datenkommunikation ist für Energieversorger, Kommunen, Einrichtungen der öffentlichen Sicherheit bzw. Unternehmen und Betriebe mit kritischer Infrastruktur zu einem Muss geworden. Tagtäglich werden riesige Datenmengen verarbeitet, deren Speicherung und Übertragung sicher sein müssen, womit die Digitalisierung neben Fortschritt auch Verantwortung bedeutet. Mit dem 450-MHz-Frequenzband bietet der österreichische Lizenzinhaber ArgoNET genau für diese hohen Anforderungen eine hochverfügbare 4G/5G-Funknetzplattform und BellEquip, der niederösterreichische Systemanbieter infrastruktureller Lösungen für den effizienten und sicheren Betrieb elektronischer Anwendungen, die passende Router- und Antennen-Hardware.

Was kann das 450-MHz-Frequenzband?

Das 450-MHz-Frequenzband liegt unterhalb jener des öffentlichen Mobilfunks. Allgemein kann man sagen, dass niedrige Frequenzen über eine hohe Reichweite verfügen und vor allem der Flächenversorgung dienen, hohe Frequenzen hingegen werden zur lokalen Verdichtung der Mobilfunkabdeckung verwendet. Das ArgoNET-Frequenzband liegt mit einer Wellenlänge von ungefähr 70 Zentimetern im niedrigen Frequenzbereich, womit mit wenigen Funkstationen deutlich mehr Flächendeckung (Coverage) erreicht werden kann. Zur Übertragung von Daten wird das Standard-Internet-Protokoll (IP) verwendet. IP ist vom Übertragungsmedium unabhängig, wobei Daten von ArgoNET weder bearbeitet noch gespeichert werden. Durch den Einsatz von 4G-LTE- und 5G-LTE-M-Technologie können sowohl kritische Anwendungen mit Echtzeit-Anforderungen als auch batteriebetriebene Endgeräte vernetzt werden.

Hohe Reichweite und Abdeckung auch in entlegenen Gebieten

Wird kritische Infrastruktur mit einem 450-MHz-Funksystem ausgerüstet, braucht man dafür Router und Antennen, die speziell dafür ausgestattet sind. Mit 450-MHz-Router-Modellen der Hersteller Advantech und Westermo sowie 450-MHz-Antennen der Hersteller Panorama Antennas und Poynting bietet BellEquip eine große Geräteauswahl, um leistungsstarke und stabile Funkverbindungen zu gewährleisten. Diese ermöglichen den Zugang zu schnellem und zuverlässigem mobilen Breitbandinternet für Anwendungen wie Fernwartung oder IoT-Datenübertragung und eignen sich besonders für Einsatzbereiche, in denen herkömmliche Mobilfunknetze an ihre Grenzen stoßen. So können zum Beispiel auch entlegene Regionen und sonst nur schwer zugängliche Bereiche mit 450 MHz per Funk zuverlässiger erreicht werden.

Auch Ing. Jacqueline Miniböck, die technische Vertriebsmitarbeiterin für den Bereich Router und Antennen im Hause BellEquip, zeigt sich begeistert: „Im Vergleich zum öffentlichen Mobilfunk bietet die 450 MHz-Technologie größere Reichweiten und beste Gebäudedurchdringung. Besonders interessant ist, dass die vergleichsweise großen Funkzellen eine Härtung gegen Stromausfälle ermöglichen und somit auch bei Blackouts eine erhöhte Verfügbarkeit erzielt werden kann.“

www.bellequip.at
Technik, die verbindet!

Aussender:BellEquip GmbH
Ansprechpartner:Christian Löschenbrand
E-Mail:christian.loeschenbrand@bellequip.at
Website:www.bellequip.at

25 Jahre Familie Putz in der XXXLutz-Fernsehwerbung – Österreichs am längst laufendes durchgängiges Werbeformat feiert Jubiläum – XXXLutz/Pressetext

Wels (pts031/01.02.2024/14:00) – XXXLutz feiert ein Jubiläum der besonderen Art, nämlich seine Werbefamilie, Familie Putz, die nunmehr seit 25 Jahren ganz Österreich quer über alle Medien begleitet.

Seit nunmehr 25 Jahren begleitet die Familie Putz aus der XXXLutz-TV-Werbung ganz Österreich. Viele sind mit ihr alt geworden, viele sind überhaupt mit ihr aufgewachsen und viele kennen Fernsehen ohne Familie Putz vom XXXLutz gar nicht, weil sie nach 1999 geboren wurden.

Mai 1999: Familie Putz zieht beim XXXLutz ein

Angefangen hat alles im Jahr 1999. „Das Briefing war, darzustellen, dass es doch am schönsten sein müsste, im Möbelhaus zu wohnen. Ich selbst hatte mir übrigens den Traum bei meinem Abschied aus der Filiale in Ried im Innkreis und dem Wechsel in die Zentrale nach Wels erfüllt“, so Mag. Thomas Saliger, Marketingleiter und Unternehmenssprecher bei XXXLutz. „Von unserer Agentur Demner, Merlicek und Bergmann kam dann die Idee, die Familie Putz beim XXXLutz einziehen zu lassen“, so Saliger weiter.

1999 zogen Oma Putz, Papa Putz, Mama Putz und der kleinen Putzi Putz in den XXXLutz ein.

Die Kampagne war ursprünglich für maximal ein Jahr angedacht und im Stile einer Sitcom angelegt. Ziel war es, möglichst aufzufallen, da die Werbebudgets im TV noch sehr klein waren und XXXLutz weit hinter dem damaligen Leader Kika/Leiner zurücklag.

Wer steckt hinter der Familie Putz?

Von Anfang an dabei sind Hubert Wolf als Papa ,“Max“, Cecile Nordegg als Mama ,“Linda“ und Sohn „Putzi“, Stephan Bauer. Die „Oma“ wurde bis 2010 von Trude Fukar gespielt. Nach ihrem Tod übernahm von 2010 bis 2021 Zdenka Hartmann die Rolle. Aktuell wird die Oma Rolle von Viktoria Brams besetzt. Seit 2009 ist „,Ixi“, gespielt von Chiara Pisati, als Putzi Putzs Freundin fixer Bestandteil der Familie.

„Immer wenn wir feiern, ist das auch ein besonderes Gedenken an unsere zwei im hohen und gesegneten Alter leider verstorbenen Omas Trude Fukar und Zdenka Hartmann. Für mich sind sie immer bei uns und wir denken bei jedem Dreh an die beiden“, so Mag. Saliger. …

KI-Forschung (Online-Befragung) darf Recherche nicht ersetzen – Interdisciplinary Behavioral Research Center der Duke University für Engagement von Menschen

Durham (pte023/01.02.2024/11:30) – Die Forschungslandschaft hat sich durch die COVID-19-Pandemie geballt in Richtung Online-Recherche umorientiert. Die Einführung von KI-Technologien, die menschliche Antworten nachahmen, hat jedoch auch zu neuen Komplexitäten geführt, die unter anderem die Authentizität der Daten untergraben können, die mittels Online-Umfragen gewonnen werden, so Patty Van Cappellen, Direktorin des Interdisciplinary Behavioral Research Center der Duke University.

Angemessene Bezahlung

Die Expertin plädiert sowohl für die Online-Forschung als auch für den Wert der persönlichen Recherche.

KI-Tools wie ChatGPT könne für das Beantworten von Umfragen eingesetzt werden und liefern prompt alle gewünschten Antworten. Dabei sei es sogar möglich, dass sich die KI Videos ansieht und Antworten zum Inhalt oder sogar Meinungen liefert. Für dieses Vorgehen dürfte es eine ganze Reihe von Gründen geben.

Ein Grund könnte sein, so die Forscherin, dass sich so Personen, die mit sechs Dollar (rund 5,50 Euro) sehr schlecht für ihre Arbeit bezahlt werden, Zeit und Anstrengung ersparen. Ein anderer Grund könnten eingeschränkte Ressourcen sein. Damit stellt sich jedoch laut Van Cappellen eine wichtige Frage: Wie können wir etwas über die Meinungen, Gefühle oder das Verhalten von Menschen erfahren, wenn die zur Verfügung stehenden Daten eigentlich von ChatGPT stammen?

KI-Forschung neu bewerten

Bei dem Phänomen handelt es sich der Expertin nach um einen Sirenenruf, der dazu auffordert, die Qualität und Authentizität der Daten der Online-Forschung neu zu bewerten. Sie stellt die Frage, ob das ein Signal für eine Renaissance der Forschung sein könnte, die von den Forschern selbst durchgeführt wird. Das kontrollierte Umfeld dieser Art von Forschung wurde immer als ihr Gütesiegel angesehen. Der Wert geht laut Van Cappellen weit über diese Kontrolle und Genauigkeit hinaus.

Zu den Vorteilen dieses Ansatzes gehört auch, dass nichts die direkte menschliche Interaktion ersetzen kann. Das gilt auch für Studenten und angehende Forscher, die so viel mehr über das menschliche Verhalten lernen können. Trotzdem hat die Online-Forschung ihre Vorteile, vor allem wenn es um die Erreichbarkeit von entlegenen Orten oder die Durchführung von interkulturellen Studien geht.

Van Cappellen betont jedoch, dass die Verfahren zum Schutz vor Manipulation mittels einer KI verbessert werden und gleichzeitig auch der Zugang und die Reichweite für persönlich durchgeführte Forschungsvorhaben erleichtert werden müssen. (Ende)

RECHT

GESELLSCHAFT – ARBEITSWELT – ANTHROPOLOGIE – RELIGION

Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt

Mannheim – 38,5 Prozent der befragten Geschäftsführer, Gesundheitsverantwortlichen und Personaler geben an, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen schon jetzt eine große Bedeutung in ihren Unternehmen haben.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitgeberstudie der Techniker Krankenkasse. Auf die Frage, welche Rolle psychische Erkrankungen in drei Jahren spielen werden, schätzen dies 70 Prozent der Befragten als bedeut­sam ein.

In einer Plakatausstellung „Die unsichtbaren Kronen“ erinnert die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) am Prekariustag, der am 29. Februar und damit nur in einem Schaltjahr begangen wird, daran, dass Millionen Menschen in Deutschland in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten: als Nachtpförtner, Verkäuferin in einem Billigbekleidungsladen, Austräger bei einem Lieferdienst.

Sie erhalten laut KAB einen geringen Lohn, keine soziale Absicherung, die Arbeit ist meist sehr einfach und physisch belastend, das Risiko, erwerbslos zu werden, hoch, der Einfluss auf die Arbeitssituation gering.

Laut Weltbank sind 4,4 Prozent der Beschäftigten in Deutschland prekär beschäftigt. Studien weisen darauf hin, dass sich die Unsicherheit des Arbeitsplatzes negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt. © kna/aerzteblatt.de

Homo sapiens jagte schon vor rund 47.500 Jahren nördlich der Alpen

Den frühesten Nachweis von kleinen Gruppen moderner Menschen, die bereits vor rund 47.500 Jahren nördlich des Alpenbogens lebten und in den kalten Steppen jagten, liefern Forscher im Fachblatt „Nature“. In der Ilsenhöhle im deutschen Thüringen fanden sie unter Knochenfragmenten Überreste der vielleicht ersten Homo sapiens-Ankömmlinge in diesen Gefilden. Das schließt die Urheberschaft charakteristischer Steinwerkzeuge aus dieser Epoche durch Neandertaler aus, so die Forscher.

Bereits in den 1930er Jahren machten Archäologen bei Grabungen in Höhlen unter der Burg Ranis in der Nähe der gleichnamigen Stadt in Mitteldeutschland erstaunliche Funde. Damals kamen alte Knochenreste sowie auch recht kunstvoll gefertigte Blatt-förmige Steinklingen zutage, die man aufgrund ihres vermuteten Alters von um die 45.000 Jahre jahrzehntelang Neandertalern zugeschrieben hat. Die wichtigsten Fundorte dieser „Blattspitzen“-Kultur (auf Englisch „Lincombian-Ranisian-Jerzmanowician“-Epoche oder „LRJ“ genannt) liegen auf den britischen Inseln, im heutigen Deutschland, Mähren und Polen – was auf eine weite Verbreitung der Fertigungsweise schließen lässt.

Dass moderne Menschen vielleicht bereits um diese Zeit so weit in nordwestlichere Teile Europas vorgedrungen sein könnten, schien aufgrund der damals eiszeitlich-tiefen Temperaturen lange höchst unwahrscheinlich. Eher erschien der Neandertaler an solche Bedingungen angepasst, die am ehesten an die Tundrasteppen im heutigen Sibirien und Skandinavien erinnern.

Ein großes Team um einen der Hauptautoren der „Nature“-Studie, Jean-Jacques Hublin vom Collège de France in Paris und dem Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie (MPI EVA) in Leipzig, dessen Teil auch die u.a. an der Universität Wien tätige Geoarchäologin Mareike Stahlschmidt war, ging zwischen 2016 und 2022 daran, in einer der drei Ranis-Höhlen erneut zu graben und die Funde zu analysieren. In acht Metern Tiefe kam unter einem 1,7 Meter dicken Felsen tatsächlich auch eine Schicht zum Vorschein, die aus der „Blattspitzen“-Epoche stammt, und von den Grabungen zwischen 1932 bis 1938 nicht berührt wurde, heißt es in einer Aussendung des MPI EVA.

Bisher keine menschlichen Fossilien aus der LRJ-Zeit bekannt

Darin enthalten waren zahlreiche Knochenfragmente. Nach Analysen der Proteine darin entpuppten sich manche als menschlichen Ursprungs. „Das war eine große Überraschung, da bisher keine menschlichen Fossilien aus der LRJ-Zeit bekannt waren“, so Marcel Weiss von der Uni Erlangen-Nürnberg und dem MPI EVA.

Nach neuen Untersuchungen an in einem Archiv gelagerten Proben aus den 1930er Jahren konnten die Wissenschafter immerhin 13 menschliche Knochenreste unter die Lupe nehmen.

Die Genanalysen offenbarten, dass es sich hier um moderne Menschen und nicht um Neandertaler handelte, die wie etwa auch Höhlenhyänen oder -bären die Höhle vermutlich immer wieder kurzzeitig nutzten. Die Fundstelle liefere also „Beweise für die erste Ausbreitung des Homo sapiens in den höheren Breiten Europas“, so Hublin. Demnach stammen auch die Steinartefakte aus dem „frühen Werkzeugkasten“ des modernen Menschen.

„Das verändert unser bisheriges Wissen über diesen Zeitraum grundlegend: H. sapiens erreichte Nordwesteuropa lange vor dem Verschwinden der Neandertaler in Südwesteuropa“, so der Wissenschafter. Damit erweitere sich auch das zeitliche und örtliche Fenster entsprechend, in dem beide Frühmenschen in Europa präsent waren, bevor die Neandertaler vor rund 40.000 Jahren ausstarben.

Die relativ große Anzahl an Funden und die Vielzahl neuer Analysemethoden führte zu weiteren Publikationen über die Ernährungs- und Lebensweise der Homo sapiens-Gruppen und die einstigen Umweltbedingungen im Fachjournal „Nature Ecology & Evolution“. So zeigte sich, dass die Menschen eine breite Palette an Tieren verspeisten, wie etwa Rentiere, Wollnashörner oder Pferde. Aus den üppiger vorhandenen Zähnen und Knochen der Tiere konnten die Wissenschafter schließen, dass die Umgebung der Höhle damals von offenen Steppenlandschaften und einem sehr kalten kontinentalen Klima geprägt war.

Damit müsse man auch Vorstellungen darüber grundlegend überdenken, wann der moderne Mensch die Fähigkeit entwickelte, in so unwirtlichen Umwelten zurechtzukommen. Scheinbar war die Sogwirkung der großen Wildtierherden in den Kältesteppen ein noch wichtigerer Faktor für die Ausbreitung des Menschen in Richtung Norden als zuvor vermutet, meinen die Forscherinnen und Forscher.

Service: Die Publikationen online:
https://dx.doi.org/10.1038/s41586-023-06923-7 ,
https://dx.doi.org/10.1038/s41559-023-02318-z ,
https://dx.doi.org/10.1038/s41559-023-02303-6 )

Anthropozän: „Menschenzeitalter“ bleibt umstritten

Der menschliche Einfluss auf die Erde ist so groß, dass bereits seit Jahren vom Anthropozän gesprochen wird, vom Erdzeitalter der Menschen. Ob es sich dabei tatsächlich um eine neue geologische Epoche handelt, wird in der Geologie allerdings noch immer kontrovers diskutiert. Dieses Jahr könnte eine Entscheidung fallen.

Das letzte Wort hat die International Commission on Stratigraphy. Sie wird dieses Jahr entscheiden, ob sie den Vorschlag, ein neues Erdzeitalter auszurufen, annimmt oder nicht. Den Vorschlag erarbeitet hat die Anthropocene Working Group. Sie definiert den Anstieg des Radionuklids Plutonium im Rahmen der oberirdischen Atomtests im Kalten Krieg als Zäsur für ein neues Erdzeitalter, das Anthropozän.

Spuren von Kernwaffentests

Während der Begriff in den Medien und in anderen Disziplinen bereits Fuß gefasst hat, dauert die Diskussion in der Geologie noch weiter an. Bisher handelt es sich bei dem rund um das Jahr 2000 durch den Nobelpreisträger Paul Crutzen populär gemachten Begriff um eine vage und inoffizielle Bezeichnung für eine Epoche. Geht es nach der internationalen Anthropozän-Arbeitsgruppe soll sich das ändern. Sie hat jahrelang nach Geosignalen gesucht, mit deren Hilfe sich das neue geologische Zeitalter definieren lässt.

„Das war eine sehr lange Debatte innerhalb der Arbeitsgruppe“, sagt der Geologieprofessor Michael Wagreich von der Universität Wien, der Mitglied der Arbeitsgruppe war. Um eine neue Epoche zu definieren, müsse das Signal weltweit gleichzeitig auftreten. Das sei beim Fallout der atmosphärischen Atombombentests der Fall, weshalb eine relativ große Mehrheit der Gruppe sich schließlich für diesen Marker ausgesprochen habe.

Symbol für die „große Beschleunigung“

„Das Plutonium als Marker zu verwenden, ist Pragmatismus“, meint Wagreich. Das Plutonium stehe stellvertretend für die große Beschleunigung, die in den 1950er Jahren begann und geprägt ist von Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, dem Anstieg von Treibhausgasen und Umweltzerstörungen.

Nicht nur der Geomarker, auch der Beginn des neuen Zeitalters ist umstritten und wurde auch innerhalb der Arbeitsgruppe lange diskutiert. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Arbeitsgruppe, darunter auch Wagreich, wollten den Beginn des Anthropozäns ursprünglich wesentlich früher ansetzen, mit dem Beginn des Bergbaus oder der Industrialisierung etwa. Beides Prozesse, deren Signale sich nicht global, sondern vorwiegend lokal in die Erdgeschichte eingeschrieben haben.

Erfüllt das Plutonium alle Kriterien?

Ob Plutonium sich als Geomarker eignet, ist in der Geologie umstritten. Geologische Marker müssen nicht nur global im Gestein nachweisbar, sondern auch noch in Millionen Jahren lesbar sein, betont Christian Köberl, Professor für Impaktforschung und planetare Geologie an der Universität Wien. „Beide Plutoniumisotope, die herangezogen werden, haben Halbwertszeiten von 24.000 bzw. etwas über 6.000 Jahren.“

Nach wenigen hunderttausend Jahren seien die Marker für das Anthropozän in den geologischen Proben nicht mehr nachweisbar, kritisiert der Wissenschaftler. Die vorgeschlagene Definition für das Anthropozän sei daher nur eine Definition für die Jetztzeit und nicht vergleichbar mit andern Geomarkern, wie etwa einer erhöhten Iridiumkonzentration, die durch einen Asteroideneinschlag verursacht wurde und heute die Grenze zwischen Kreidezeit und Paläogen vor 66 Millionen Jahren kennzeichnet.

Wimpernschlag der Erdgeschichte

Bereits das Holozän ist mit knapp 12.000 Jahren ein relativ kurzes Erdzeitalter. Das Anthropozän wäre mit bisher rund 75 Jahren ein „geologischer Ausreißer“, zumindest was seine bisherige Dauer betrifft. Von einem neuen geologischen Zeitraum zu sprechen, sei dennoch angebracht, ist Wagreich überzeugt. Denn der Mensch hinterlässt Spuren auf der Erde, die auch über seine Existenz hinaus spürbar sein werden.

Laut Modellberechnungen hat der Mensch durch den Ausstoß von Treibhausgasen die langfristigen Zyklen, die das globale Klima in den letzten Millionen Jahren durchlief, bereits aus dem Takt gebracht und den Beginn der nächsten Eiszeit um Zehntausende von Jahren verschoben. Schon jetzt sei daher klar, dass der Mensch die Erde zumindest für die nächsten 50.000 bis 60.000 Jahre prägt, wenn nicht weit darüber hinaus. „Ich glaube, dass im Rückblick eher das Holozän das kurze Erdzeitalter sein wird“, meint der Forscher.

Das Anthropozän auch als politisches Engagement

Wie lange das Anthropozän andauert, wird sich erst im Rückblick eindeutig sagen lassen. Dennoch sei es wichtig, die Frage nach einem neuen Erdzeitalter vom heutigen Standpunkt aus zu beurteilen. „Die geologische Zeitskala soll der Gesellschaft dienen“, sagt Wagreich. Zudem seien die menschengemachten Ablagerungen – über das Plutonium hinaus – in vielfältiger Weise vorhanden. Das konnte der Forscher auch bei Untersuchungen des Wiener Stadtbodens zeigen.

Den Vorwurf an die Anthropozän-Arbeitsgruppe, dass das Plädoyer für ein neues Erdzeitalter nicht nur geologisch, sondern auch politisch motiviert sei, kann Wagreich nachvollziehen. „Ich denke, die Situation des Planeten ist so, dass ich mich engagieren muss, zumindest als Geologe.“ Juliane Nagiller, Ö1-Wissenschaft

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Krieg in der Ukraine: Russische Truppen dringen in Awdijiwka ein – Euronews, 31.1.2024

Zum ersten Mal seit Beginn der umfassenden Invasion im Februar 2022 ist es russischen Truppen gelungen, in die ukrainische Stadt Awdijiwka einzudringen. Laut Augenzeugenberichten wurden mehrere Straßen im südlichen Teil der Stadt okkupiert.

Nach monatelangen Kämpfen haben russische Truppen die ostukrainische Stadt Awdijiwka erreicht. Laut Augenzeugenberichten wurden mehrere Straßen im südlichen Teil der Stadt eingenommen. Während die ukrainischen Streitkräfte versuchen, die Angriffe abzuwehren, fliehen die Zivilisten in immer größerer Zahl.

Der Leiter der Militärverwaltung der Stadt, Vitaly Barabash, sagte im Interview mit der BBC, dass es sich nur um wenige russische Militäreinheiten handle, die es geschafft hätten, an den Stadtrand von Awdijiwka zu gelangen: „Sie sind nicht mit ernsthaften Kräften eingedrungen. Ja, sie hatten einen gewissen Erfolg, aber die Straße, von der alle reden – die Soborna-Straße – ist unter unserer Kontrolle. Wir haben sie vertrieben.“ 

Awdijiwka gilt als Tor zu der von Russland kontrollierten Stadt Donetsk. Die Stadt befindet sich seit Beginn des bewaffneten Konflikts im Jahr 2014 an der Frontlinie. Dies ist das erste Mal seit Beginn der umfassenden Invasion im Februar 2022, dass es den russischen Truppen gelungen ist, in die Stadt einzudringen.

Währenddessen ist der französische Präsident Emmanuel Macron zu Spitzengesprächen in Schweden, um über die europäische Sicherheit zu beraten.

Die Kosten, die realen Kosten eines russischen Sieges, sind kurz- oder langfristig für uns alle zu hoch. Deshalb besteht die vernünftige Antwort darin, uns in die Lage zu versetzen, die Ukraine in diesem Jahr und in den kommenden Jahren zu unterstützen. Was auch immer nötig ist, was auch immer es kostet. – Emmanuel Macron, Französischer Präsident

Derweil hat die Schweiz neun „Leopard 2“-Panzer an Deutschland übergeben. Damit sollen die Lücken gefüllt werden, die bei der Weitergabe von Kriegsmaterial an die Ukraine entstanden sind. Dies ist die erste indirekte Waffenlieferung der Schweiz seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Die direkte Weitergabe von Waffen durch Drittstaaten wird durch das schweizerische Kriegsmaterialgesetz untersagt.

Russischer Kriegsgegner will Präsident werden – Unterschriften eingereicht

In Russland bewirbt sich ein Kriegsgegner für die Präsidentenwahl. Die nötigen Unterschriften hat er beisammen. Ob er es aber überhaupt auf die Kandidatenliste schafft, ist fraglich.

Kartons mit insgesamt 105.000 Unterschriften russischer Bürgerinnen und Bürger treffen bei der zentralen Wahlkommission in Moskau ein. Mit ihnen – 5.000 mehr als nötig – beantragt Kreml-Kritiker Boris Nadeschdin offiziell seine Zulassung als Kandidat für die Präsidentenwahl in Russland.

Der außerhalb von Russland bisher weitgehend unbekannte Politiker will für die Partei „Bürgerinitiative“ antreten. Ob der Name des 60-Jährigen am Ende tatsächlich auf der Kandidatenliste steht, ist die große Frage. Auch er selbst scheint Zweifel daran zu haben: „Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich Russland nicht 25 Jahre lang regieren werde. In 25 Jahren werde ich 85 Jahre alt sein. Und wenn ich mir Joe Biden anschaue, scheint mir das eine schlechte Idee zu sein.“

Viele Menschen halten am derzeitigen Präsidenten fest, weil sie glauben, dass er ihnen Stabilität und Sicherheit garantiert. Es gibt aber keine Sicherheit mehr. – Boris Nadeschdin (auf Telegram)

Nadeschdin ist der einzige Bewerber, der offen gegen den Krieg gegen die Ukraine auftritt. Dafür bekommt er unerwartet großen Zuspruch. Ein Sprecher von Präsident Putin teilte mit, man sehe Nadeschdin nicht als Konkurrenten an. Auch Beobachter rechnen nicht damit, dass Nadeschdin eine fünfte Amtszeit von Wladimir Putin verhindern kann. Die Präsidentenwahl in Russland findet vom 15. bis 17. März statt.

Wir sehen ihn nicht als Konkurrenten an. – Dmitri Peskow, Sprecher von Wladimir Putin

Zur Person

Boris Nadeschdin (60) wurde als Sohn einer jüdischen Musiklehrerin und eines Physikers in der Sowjetära in Usbekistan geboren. Seit rund drei Jahrzehnten ist er in der Lokalpolitik, überwiegend als Stadtrat des Moskauer Vororts Dolgorpudny. Zu Beginn von Putins Amtszeit war er mit diesem in engem Kontakt. Mit der Zeit wandte er sich ab und beriet den später ermordeten Politiker Boris Nemzow. Zudem stand Nadeschdin verschiedenen vom Kreml genehmigten Oppositionsparteien nahe.

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