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FAZIT DES TAGES
Israel-HAMAS-Krieg
* Israel soll ägyptischen Friedensplan beraten
* Israels Militär: 7.860 Terroristen im Gaza-Krieg getötet
* Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober mehr als 20.400 Menschen getötet und über 54.000 weitere verletzt.
* Israel: Leichen von fünf Geiseln in Nordgaza in weitreichendem, tiefgelegenen Tunnelsystem geborgen
Ukraine-Krieg
* Durchhalteparolen von Selenskyj zu Weihnachten
INTERNATIONAL
* Maersk will Rote-Meer-Route wieder nutzen
* Tourismus löste bis zu zehn Prozent der Emissionen aus
SÜDAMERIKA
* Streit mit Venezuela: GB unterstützt Guyana mit Kriegsschiff
ASIEN
* China warnt Philippinen vor „gefährlichem“ Verhalten
DEUTSCHLAND
* Neue Wahlumfrage: CDU führt
ÖSTERREICH
* Zukunftslösung: Batteriespeicher in Kärnten soll Netz-Dezentralisierung vorantreiben
MEDIZIN – FORSCHUNG
* Das war 2023 in Wissenschaft und Forschung
* Immer mehr Schwangerschaften in Österreich nach Kinderwunschbehandlungen
UMWELT
* Tourismus löste bis zu zehn Prozent der Emissionen aus
MEDIEN – IT – KI
* OpenAI stellt KI-Sicherheitskonzept vor
* Wie KI menschliche Gefühle beim Hören klassischer Musik spiegeln kann
GESELLSCHAFT – RELIGION
* Wahlen und Co.: „Brodelnde Mitte“ geht nach rechts
* Weihnachten als sozialer Umbruch: Jesus, Paulus und die neue Wertekultur
* Irdischer Jesus, himmlischer Christus
HELLMEYER
Beschuss im Roten Meer – Erholung in China! Der Hellmeyer der Woche KW51 – Youtube (12:14-min-Video)
Der Konflikt in Gaza belastet auch die Wirtschaft, der Raketenbeschuss von Handelsschiffen auf der Suez-Kanal-Route sorgt für Unsicherheit. Die Andeutung von Zinssenkungen 2024 durch Fed-Chef Jerome hat vergangene Woche die Aktienmärkte auf Rekordstände getrieben. In der laufenden Woche blicken die Märkte unter anderem auf Inflationszahlen und Leitzinsentscheidungen in Japan, das Bruttoinlandsprodukt in den USA und auf das Verbrauchervertrauen in der Eurozone. Wichtige Kennziffer in den USA für die Zinsentwicklung sind die persönlichen Konsumausgaben – dieser Indikator gibt Aufschluss über die Inflation.
Der Wirtschaftsüberblick mit aktueller Einschätzung kurz und prägnant – nur hier beim Hellmeyer der Woche.
ÜBERSICHT
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
DAX-Schluss am Freitag 16.706 Punkte
Termine
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Marktumfeld
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Zentralbanken
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INTERNATIONAL
Maersk will Rote-Meer-Route wieder nutzen
Der dänische Reederei-Konzern Maersk erwägt angesichts der angekündigten Maßnahmen zur Sicherung der Schifffahrtswege im Roten Meer die Route bald wieder zu nutzen. Zuletzt hatten mehrere Reedereien erklärt, den Seeweg wegen der Angriffe von Huthi-Rebellen im Jemen auf Handelsschiffe nicht mehr zu nutzen, sondern tausende Kilometer Umwege zu fahren.
Maersk habe die Bestätigung erhalten, dass die multinationale Sicherheitsinitiative (OPG) nun greife, teilte der Konzern gestern mit. Die OPG solle den Seehandel durch das Rote Meer und den Golf von Aden ermöglichen. Zudem solle der Suezkanal wieder als Tor zwischen Asien und Europa genutzt werden.
Maersk bereite sich nun darauf vor, den Schiffen die Durchfahrt durch das Rote Meer sowohl in Richtung Osten als auch in Richtung Westen wieder zu ermöglichen. Je nach Entwicklung der Sicherheitslage könne man aber auch den Schiffsverkehr erneut umleiten.
Die USA hatten am Dienstag erklärt, eine multinationale Initiative auf den Weg zu bringen, um den Handel im Roten Meer vor den vom Iran unterstützten Huthis zu schützen. Die Huthis hatten zuletzt Drohnen und Raketen auf Schiffe abgeschossen und dies als Antwort auf die israelischen Angriffe im Gazastreifen bezeichnet. Maersk und andere Reedereien hatten daraufhin erklärt, Schiffe um Afrika herum über das Kap der Guten Hoffnung umzuleiten.
Tourismus löste bis zu zehn Prozent der Emissionen aus
Der globale Tourismus hat zuletzt, direkt und indirekt, etwa acht bis zehn Prozent zu den weltweiten Emissionen beigetragen. Dies ging aus einem ersten Bericht des UNO-Panels zu Klimawandel und Tourismus hervor. Entscheidungsträger sollen dadurch bei der Planung eines kohlenstoffarmen und klimaresistenten globalen Tourismus unterstützt werden. Der Innsbrucker Finanzwissenschafter Robert Steiger, der an dem Bericht mitgewirkt hatte, sprach von einem „Meilenstein“.
Der Bericht sei der erste seiner Art, der die Fortschritte und Versäumnisse der Tourismusbranche im Kontext der Klimakrise bewerte, hieß es in einer Aussendung der Universität Innsbruck. „In der Tourismusbranche passiert einiges, gleichzeitig sind die Pläne zu gering für ein Erreichen der Klimaziele“, fasste Ökonom Steiger gegenüber der APA die Ergebnisse zusammen.
Abgesehen von einem Einbruch während der Hochphase der Corona-Pandemie wachse der Tourismus schneller als die Weltwirtschaft, hieß es. Es gebe zudem eine Tendenz zu längeren und emissionsintensiveren Reisen. Die vom Tourismus verursachten Emissionen würden sich hauptsächlich auf Länder mit hohem Einkommen konzentrieren. Flugverkehr und Kreuzfahrtbranche würden – ebenso wie der Tourismus im Gesamten – die Ziele zur Klimareduktion für 2030 nicht erreichen. Herausforderndster Bereich bezüglich der Emissionsreduktion bleibe dabei der Flugverkehr.
Die Treibhausgasintensität der Hotelbetriebe verbessere sich hingegen in einigen regionalen Märkten allmählich. Verantwortlich dafür seien Energiesparmaßnahmen und die Gewinnung von erneuerbarer Energie. Diese Entwicklungen würden jedoch durch erhöhten Energiebedarf durch steigende Standards – Stichwort Saunen und Pools – aufgefressen, sagte Steiger. Auch hier würden jedenfalls ohne Beschleunigung und Ausweitung auf globaler Ebene die Emissionsziele für 2030 verfehlt werden.
Von Fluggästen „wegkommen“
Es gehe nun einerseits darum, das durch den Klimawandel ausgelöste Risiko zu kennen, so Steiger zur APA. Man müsse sich sowohl in hiesigen Skigebieten als auch in Küstenregionen fragen, wie lange der dortige Tourismus in dieser Form noch tragbar sei. Außerdem sollte man von Fluggästen „wegkommen“, zählte Steiger auf. Das sei auch eine Frage des Tourismusmarketings und man müsse sich etwa fragen, ob die Bewerbung beispielsweise asiatischer Märkte, etwa in Europa, Sinn mache.
„Wir brauchen einen Tourismus, der auf längere Aufenthalte setzt“, gab Steiger einen Ausblick. Produkte in dieser Richtung sollten forciert werden, auch seien der Verbraucher und die Verbraucherin in der Verantwortung. Global gesehen müsse man überlegen, wie man mit bisher auf Fluggäste angewiesenen Destinationen umgehe. Hier müsse man sich im Gleichschritt mit einem Rückgang im Flugverkehr um Gerechtigkeit bemühen, etwa mittels Ausgleichszahlungen, schlug der Wissenschafter vor.
Für einen klimafreundlichen Flugverkehr gebe es zwar Prototypen, aber ein Umstellen darauf dauere zu lange, meinte Steiger mit Verweis auf den dazu notwendigen Austausch der Flotten. Keinesfalls könne das derzeitige Volumen im Flugverkehr aufrecht erhalten werden, betonte der Forscher: „Das kann maximal ein Mosaiksteinchen sein.“
AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.
Streit mit Venezuela: GB unterstützt Guyana mit Kriegsschiff
ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.
China warnt Philippinen vor „gefährlichem“ Verhalten
China hat die Philippinen erneut in scharfer Form vor Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer gewarnt. Die Philippinen verließen sich auf die Unterstützung der USA, um China immer wieder zu provozieren, heißt es heute in einem Kommentar von „People’s Daily“, dem Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas. Dieses „extrem gefährliche“ Verhalten gefähre Frieden und Stabilität in der Region.
Chinas Außenminister Wang Yi hatte bereits am Donnerstag gewarnt, die bilateralen Beziehungen stünden an einem Scheideweg. Kern des Streits sind Hoheitsansprüche über einen Teil der Spratly-Inseln, über 100 weit verstreuten Riffe, Atolle und kleinen Inseln im Südchinesischem Meer.
AUSTRALIEN
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AFRIKA
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ZENTRALASIEN
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NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.
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EUROPA
Dänemark: Strandgut sorgt für Aufsehen und Debatten
Nachdem ein Frachtschiff am Wochenende insgesamt 46 Container verloren hat, sorgt dieser Vorfall in Dänemark weiter für Aufsehen und Debatten. Dänischen Medienberichten zufolge säumt der Inhalt der Container weiterhin einen etliche Kilometer umfassenden Küstenabschnitt in Nordjütland. Die Aufräumarbeiten dürften sich nach Angaben des dänischen Fernsehens (DR) über Tage ziehen. Diesen Angaben zufolge schrecken indes selbst deutliche Warnungen vor strafrechtlichen Folgen viele nicht vor der Mitnahme des Strandgutes ab.
In über 30 Jahren habe er so etwas noch nie gesehen, zitiert DR den für einen rund 14 Kilometer langen Strandabschnitt zuständigen Thomas Duurlo. Dessen Angaben zufolge handle es sich beim größten Teil des Strandguts um lose Schuhe – dazu kämen Plastikteile wie etwa kleine Scheibtruhenräder, aber auch medizinische Ausrüstung. Zur verlorenen gegangenen Fracht gehören laut Medienberichten aber auch Gefriertruhen und Kühlschränke.
In Absprache mit der Reederei Maersk sei man weiterhin mit der Organisation der Aufräumarbeiten beschäftigt, wie laut DR der für einen weiteren Strandabschnitt zuständige Andreas Rasmussen sagte. Was die Dauer der Aufräumarbeiten betrifft, werden sich diese wohl bis Neujahr ziehen.
„Völlig hemmungslos“
DR verweist schließlich auf das Gesetz, wonach alle gestrandeten Gegenstände weiterhin Eigentum des Schiffseigners und damit des dänischen Reedereikonzerns Maersk seien. Das halte aber kaum jemanden davon ab, das Strandgut mitzunehmen, wie der Sender in diesem Zusammenhang nahelegt. So habe die Polizei in einer Ferienhaussiedlung beim Fischerdorf Blockhus 14 Kompressoren sichergestellt, die wohl aus einem der von der „Mayview Maersk“ ins Meer gefallenen 46 Container stammten.
Viele der gestrandeten Gegenstände seien – nach Tagen im Salzwasser – wohl wertlos, mutmaßte indes der Sender Danmarks Radio. Dennoch werde das Strandgut „völlig hemmungslos“ mitgenommen. „Wer hofft, sich ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk zu sichern, indem er am Strand auftaucht und einige der verlorenen Waren mitnimmt, sollte sich das zweimal überlegen“, hieß es dazu am Samstag vonseiten der nordjütländischen Polizei.
Laut Karsten Hojrup Kristensen von der Polizei in Nordjütland habe das Strandgut etliche Menschen an den betroffenen Küstenabschnitt gelockt. Am Strand sei einiges los, so Kristensen, der gegenüber der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau hier auch auf die in der Nacht auf Sonntag am Strand offenbar ungewöhnlich vielen parkenden Autos verwies. „Neugierig sein und schauen ist ganz in Ordnung“, zitiert Ritzau Kristensen: „Keinesfalls sollten die Leute aber so tun, als würden sie mitten in der Nacht den Strand aufräumen“.
Maersk kündigt Untersuchung an
Die Reederei Maersk sicherte den Behörden Unterstützung bei den Aufräumarbeiten zu. Sie habe eine Firma engagiert, die Expertise bei der Bergung und Ortung verlorener Container habe. Das Unternehmen kündigte zudem an, den Fall zu untersuchen und die nötigen Schritte zu tun, um das Risiko ähnlicher Vorfälle in der Zukunft zu minimieren. Betroffene Kundinnen und Kunden sollten über ihre Sendungen informiert werden.
Die voll beladene und auf dem Weg von Bremerhaven nach Polen befindliche „Mayview Maersk“ habe dem Reedereikonzern zufolge am Freitagfrüh den Verlust von Containern gemeldet. „Es wurden keine Crewmitglieder verletzt, und das Schiff kann weiterhin normal operieren“, versicherte am Freitag ein Maersk-Sprecher.
pepr, ORF.at/Agenturen
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Batteriespeicher in Kärnten soll Netz-Dezentralisierung vorantreiben
Effiziente Methoden zur Speicherung von Strom sind für die Energiewende von großer Bedeutung. Spannungsspitzen, die das Netz in Zeiten hoher Produktion belasten, können von Speicherkraftwerken abgefedert werden. Diese liefern wiederum Strom, wenn wenig produziert wird. Die slowenische Firma NGEN hat in Arnoldstein bei Villach Österreichs ersten Batteriespeicher errichtet. Für CEO Roman Bernard ist die weitere Dezentralisierung der Energiebereitstellung dringend notwendig.
Arnoldstein ist vielen Österreichern wohl als jener Grenzort bekannt, bei dem man das Land auf dem Weg Richtung Italien verlässt. Zweigt man vor dem Grenzübertritt jedoch ins Gailtal ab, führt einen die Bundesstraße am neuen Batteriespeicher der Firma NGEN vorbei. Es ist der erste dieser Art in Österreich. Die acht Tesla-Megapacks, also Großakkumulatoren, besitzen eine Gesamtkapazität von 10,3 Megawatt und 20,6 Megawattstunden und haben laut dem Unternehmen einen Wirkungsgrad von rund 90 Prozent. 15 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, und sie soll noch ausgebaut werden. Laut den Betreibern soll diese Technologie die Dezentralisierung des Energiemarkts vorantreiben. Das slowenische Unternehmen betreibt bereits Batteriespeicher in Slowenien und plant weitere in Portugal, Spanien, Italien, Kroatien, Deutschland, Polen sowie im Bundesland Salzburg. „Wir denken europäisch“, sagt Co-Gründer und CEO Bernard, denn die Energiewende könne nur auf dieser Ebene passieren. NGEN, das steht für „next generation“, wurde von Bernard gemeinsam mit einem Kollegen vor vier Jahren gegründet, heute hat das Start-up 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der nun im Arnoldsteiner Industriegebiet aufgestellte Batteriespeicher hätte ursprünglich in Klagenfurt, mitten in einem Wohngebiet, gebaut werden sollen, doch da gab es Bedenken aus der Bevölkerung – unter anderem wegen der Brandgefahr.
Diesen Standort habe Bernard aber ohnehin nicht optimal gefunden. Er sei mit Arnoldstein glücklicher, denn da passe es besser hin. Dennoch seien in Zukunft auch in Städten Batteriespeicher unumgänglich, betonte er und fügte hinzu, dass die Gefahr von unlöschbaren Bränden mit giftigen Dämpfen mit der neuen Batterie-Generation aus Lithium-Eisenphosphat-Akkus nicht mehr gegeben sei. Man könne diese im Fall eines Brands einfach mit Wasser löschen. In Arnoldstein habe man der örtlichen Feuerwehr eine Einschulung gegeben.
Bernard ist der Überzeugung, dass Monopole am Strommarkt aufgebrochen werden müssen. „Als ich mit NGEN begonnen habe, sagte ich, dass das in Zukunft einen großen Impact auf dem Energiesektor gegenüber den Monopolen haben wird“, so der Slowene, der oft zwischen der Firmenzentrale in Bled und der Kärntner Zentrale in Klagenfurt hin- und herpendelt. „Wir wissen, wir werden nicht alleine bleiben, wir werden den Markt motivieren“, ist er sich sicher und ebenso, dass die Dezentralisierung in Zukunft zu niedrigeren Strompreisen führen werde. Er schätzt dennoch, dass es bis dahin auch bei großen Bemühungen noch ein weiter Weg ist: „Das wird noch 20 Jahre dauern, aber wir müssen das machen.“
Für den Kärntner Energieriesen Kelag werden laut dem Unternehmenssprecher Batteriespeicher in den verschiedenen Größen „selbstverständlich“ in Zukunft eine Rolle spielen. „Dazu gehören Batteriespeicher mit einer PV-Anlage im privaten Haushalt, das Lade- und Entlademanagement von E-Fahrzeugen und große Batteriespeicher, die an bestimmten Netzpunkten errichtet werden“, so die Kelag.
Zudem sollen auch Pumpspeicherkraftwerke optimiert und ausgebaut werden. Diese seien für den Energieversorger „die wirtschaftlichste Art, Strom im großen Stil zu speichern“. Die Kelag verfüge über eine Vielzahl von Speichern und Kraftwerken, der Wirkungsgrad für eine Umwälzung würde etwa 80 Prozent betragen.
Die Dezentralisierung habe in Kärnten vor dem PV-Boom mit ein paar hundert Kleinwasserkraftwerken einen Anfang genommen und sei mit derzeit 27.000 PV-Anlagen und den dazugehörigen Speichern im Gang. Was es derzeit nicht gebe, sei deren zentrale Steuerung, dafür fehle eine Reihe von Voraussetzungen rechtlicher und auch IT-technischer Natur.
Um dieses Manko will sich das slowenische Energie-Start-up nun kümmern. NGEN möchte seine großen Batteriespeicher mit mehreren kleinen aus Privathaushalten verbinden. „Die größte Batterie des Landes können jene in unseren Häusern sein“, so Bernards Vision. Dazu soll das Service „Smart-Grid-Connect“ dienen, das Verbraucher, die über einen Smart Meter verfügen, mit dem virtuellen Netz verbindet. So sollen private PV-Anlagen und Batteriespeicher zu einem dezentralen Netz zusammengeschlossen werden. Mittels einer smarten Logistik soll dann für eine gleichmäßige Auslastung und damit für eine Stabilisierung des Stromnetzes gesorgt werden. „Ohne diese Art von Lösung wird es keine Energiewende geben können“, ist sich Bernard sicher. Er sieht in der Dezentralisierung der Energiebereitstellung einen notwendigen Schritt und zudem eine große Chance für neue Märkte und zu einer dynamischen Preisgestaltung.
Bis 2030 soll der heimische Strombedarf zu 100 Prozent mit grüner Energie gedeckt werden, 2022 stammten laut Österreichs E-Wirtschaft bereits 79,1 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Dass es zur Erreichung dieses Zieles Lösungen auf allen Ebenen braucht, liegt auf der Hand. Die Speicherung von Energie ist wohl ein Schlüsselfaktor auf diesem Weg.
MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG
Das war 2023 in Wissenschaft und Forschung
Das Jahr 2023 war geprägt von der Erderwärmung mit den wohl heißesten zwölf Monaten der Messgeschichte. Die Durchschnittstemperatur eines Tages übersteigt dabei erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad. Zudem beendet die Weltgesundheitsorganisation WHO nach mehr als drei Jahren den Corona-Notstand. Und nach Anton Zeilinger im Vorjahr, bekommt 2023 mit Ferenc Krausz wieder ein Österreicher den Physik-Nobelpreis.
Klimawandel
Die weltweite Durchschnittstemperatur übertrifft an einem Tag erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad (exakt 2,06 Grad am 17.11.). Im Pariser Klimaabkommen von 2015 war vereinbart worden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das Jahr 2023 ist laut EU-Klimawandeldienst Copernicus global gesehen das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts und löst damit das Jahr 2016 ab. Geosphere Austria bilanziert ebenfalls eines der wärmsten Jahre der heimischen Messgeschichte. In Langenlebarn gibt es mit 30,3 Grad einen neuen österreichischen Temperaturrekord für einen Oktobertag (3.10.).
Die UNO-Klimakonferenz in Dubai endet am 13.12. mit einem Kompromiss. Im Schlussdokument findet erstmals ein Abkehrbekenntnis von den fossilen Energiequellen Erwähnung. Die EU-Staaten können ihre Forderung, einen klaren Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu vereinbaren, nicht durchsetzen. Umweltorganisationen protestieren das Jahr über weltweit für mehr Klimaschutz. In Österreich sorgen vor allem Aktionen der „Letzten Generation“ für Aufregung, deren Mitglieder unangemeldet Verkehrsknotenpunkte in Großstädten wie Wien blockieren und dabei teilweise ihre Hände an Straßen kleben oder betonieren, was ihnen die Bezeichnung „Klimakleber“ und Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung einbringt.
Coronavirus-Pandemie zu Ende
Mehr als drei Jahre nach Beginn der Coronavirus-Pandemie stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO Covid-19 nicht mehr als weltweiten Gesundheitsnotstand ein (5. Mai). Durch die Pandemie sind laut WHO weltweit mindestens 20 Millionen Menschen gestorben. Das Virus zirkuliert global weiter, hat sich aber in seiner Gefährlichkeit abgeschwächt und viele Menschen haben durch Impfung und durchgemachte Infektionen einen besseren Immunschutz aufgebaut. An die neuesten Virusvarianten angepasste Impfstoffe werden in Österreich in erster Linie noch für Risikogruppen empfohlen.
Physik-Nobelpreis für Österreicher, jener für Chemie für mRNA-Impfung
Nach Anton Zeilinger im Vorjahr, bekommt 2023 wieder ein Österreicher den Physik-Nobelpreis (3.10.). Der österreichisch-ungarische Forscher Ferenc Krausz, sein in den USA tätiger Kollege Pierre Agostini und die in Schweden arbeitende Physikerin Anne L’Huillier erhalten die Auszeichnung als Pioniere der Attosekunden-Physik, die mit ultrakurzen Lichtpulsen Elektronen sichtbar macht. Der Medizin-Nobelpreis wird der gebürtigen Ungarin Katalin Karikó und dem US-Forscher Drew Weissman für die Arbeit zur mRNA-Technologie zugesprochen. Auf Basis ihrer jahrzehntelangen Forschung konnten in Rekordzeit mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt werden, „die zusammen Millionen Leben gerettet haben“, betont das Nobelpreiskomitee in Stockholm (2.10.).
Medikamentenengpass und starke Grippewelle
In der Erkältungszeit Anfang 2023 trifft ein Medikamentenengpass Österreich und weitere westliche Länder, der auch Ende des Jahres nicht überwunden ist. Nach Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen gibt es viele Grippefälle. In der Saison 2022/23 wird von der MedUni Wien die höchste Zahl an Infektionen seit der Einführung der Influenzaüberwachung 1999/2000 registriert. Hinzu kommen RSV- und Corona-Infektionen. Neben diesem Umstand sorgt auch die Konzentration der Arzneimittelproduktion an wenigen Standorten in Asien für zusätzliche Lieferschwierigkeiten. U.a. fehlt es an Kinder-Antibiotika und starken Schmerzmitteln für unheilbar kranke Kinder. Im Lauf des Jahres werden auch neue Diabetes-Medikamente, die bei der Gewichtsreduktion helfen, knapp, weil sie vermehrt Nicht-Diabetikern zum Abnehmen verschrieben werden. Im Herbst gibt es in einer Corona-Welle einen Engpass beim Covid-Mittel Paxlovid.
Misserfolge in der Raumfahrt
Das größte jemals gebaute Raketensystem „Starship“ bricht bei seinem ersten Testflug wenige Minuten nach dem Start auseinander (20.4.). Auch der zweite Testflug der Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk endet in einer Explosion (18.11.).
Russlands erste Mondmission seit fast 50 Jahren scheitert. Das unbemannte Fluggerät „Luna-25“ gerät außer Kontrolle und zerschellt auf der Mondoberfläche (20.8.). Indien schafft dagegen drei Tage später (23.8.) als viertes Land nach den USA, der Sowjetunion und China eine sanfte Landung auf dem Mond. Lander und Rover der Mission „Chandrayaan-3“ sammeln nach der Landung Daten, lassen sich dann aber bald nicht mehr aus dem Schlafmodus wecken.
Immer mehr Schwangerschaften in Österreich nach Kinderwunschbehandlungen
Immer mehr Paare setzen bei ihrem unerfüllten Kinderwunsch auf künstliche Befruchtung. Die Zahl der Versuche von sogenannten In-vitro-Fertilisationen (IVF) stieg im Vorjahr auf 12.392 bei 7.608 Paaren. Dabei sind die Eingriffe immer erfolgreicher: Rund ein Drittel aller Transfers führte im Vorjahr zu einer Schwangerschaft, wie das Kinderwunschzentrum an der Wien am Dienstag mitteilte. Fünf Prozent aller Geburten in Österreich fanden demnach nach IVF-Behandlungen statt.
So gab es im Vorjahr 4.132 Babys durch künstliche Befruchtung, wie aus Daten des IVF-Fonds Jahresbericht 2022 des Gesundheitsministeriums hervorging. Die meisten Frauen, die 2022 eine Kinderwunschbehandlung unter Inanspruchnahme des IVF-Fonds durchgeführt haben, waren mit 38,6 Prozent zwischen 31 und 35 Jahre alt. Gefolgt von der nahezu gleich großen Gruppe der 36- bis 40-Jährigen. Etwa ein Fünftel der Betroffenen waren zwischen 26 und 30 Jahren alt. Nur vier Prozent war unter 26 Jahre alt.
Während die Altersgruppe der 36- bis 40-Jährigen seit 2012 konstant (plus 4,1 Prozent) zunahm, hat sich der Anteil der unter 26-Jährigen fast halbiert (minus 3,6 Prozent). Die Schwangerschaftsrate pro Transfer betrug im Jahr 2022 österreichweit 34,9 Prozent. Während die Rate bei den 26- bis 30-jährigen bei knapp 40 Prozent lag, sank sie bei den 36- bis 40-Jährigen auf 29,5 Prozent ab.
Schwangerschaftsrate pro Follikelpunktion bei 22,2 Prozent
Bei 54,5 Prozent der Frauen wurde im Jahr 2022 ein und bei 31,8 Prozent wurden zwei Versuche dokumentiert. Ein geringer Prozentsatz verteilt sich auf drei, vier und mehr durchgeführte Versuche je Paar. Im Vorjahr wurden in den insgesamt 32 IVF-Fonds-Zentren pro Patientin durchschnittlich 9,7 Eizellen gewonnen und 1,1 Embryonen transferiert. Die Schwangerschaftsrate pro Follikelpunktion lag österreichweit bei 22,2 Prozent.
Bei 40 Versuchen kam es zu einer sogenannten extrauterinen Schwangerschaft, die aus medizinischen Gründen beendet werden musste. Darunter versteht man Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter, etwa in den Eileitern, bei der Embryos nie lebensfähig werden können und das Leben der Mutter akut gefährden. Diese Ereignisse wurden nicht in der Schwangerschaftsrate mitberechnet.
Aus dem 2000 eingeführten IVF-Fonds werden unter bestimmten Bedingungen 70 Prozent der Kosten der In-vitro-Fertilisation gedeckt. Die restlichen 30 Prozent der Kosten sind von den Patientinnen und deren Partnern selbst zu tragen. Bei mehr als der Hälfte aller IVF-Versuche liegt die laut Fonds definierte Indikation ausschließlich beim Mann (57 Prozent). Nur 14,2 Prozent der Versuche müssen ausschließlich wegen der Frau durchgeführt werden. Bei den restlichen Paare (28,8 Prozent) liegt die Indikation bei beiden Geschlechtern.
Mehrlingsschwangerschaften werden weniger
Die aus medizinischer Sicht stets mit erhöhtem Risiko für Mutter und Kind verbundenen Mehrlingsschwangerschaften werden indes immer weniger. Viel mehr würden „Single-Embryo-Transfers“ angestrebt, also Behandlungen, in denen nur eine Eizelle in die Gebärmutter der Frau eingesetzt wird. Während es im Jahr 2012 noch 14,8 Prozent Zwillingsgeburten nach einer IVF-Behandlung gab, lag der Anteil im Vorjahr nur mehr bei 5,3 Prozent.
Auch die Kosten pro Versuch hätten in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen. Kostete ein Versuch dem IVF-Fonds im Jahr 2017 noch 1.682 Euro, so belief sich dieser Betrag im Jahr 2022 nur mehr auf 1.548 Euro. „Die Erfolgsaussichten waren noch nie so groß wie heute – dennoch: Die Chance pro Kinderwunschpaar, ein Baby zu bekommen, ist sehr individuell und hängt vom Alter und den medizinischen Ursachen für die Unfruchtbarkeit ab“, sagte Andreas Obruca, Präsident der österreichischen IVF-Gesellschaft und Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien. Am meisten Behandlungen finden österreichweit in Wien statt.
Immer mehr Frauen suchten in den vergangenen zehn Jahren wegen einer Endometriose-Erkrankung eine Kinderwunschklinik auf. Der Anteil stieg um rund 30 Prozent. Nach PCO (Polycystische Ovarialsyndrom, eine Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter) mit 41,2 Prozent war Endometriose – die krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im Beckenbereich – die zweithäufigste Ursache für eine IVF-Behandlung.
Service: Mehr Informationen unter: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Eltern-und-Kind/IVF-Fonds.html
UMWELT
Tourismus löste bis zu zehn Prozent der Emissionen aus
Der globale Tourismus hat zuletzt, direkt und indirekt, etwa acht bis zehn Prozent zu den weltweiten Emissionen beigetragen. Dies ging aus einem ersten Bericht des UNO-Panels zu Klimawandel und Tourismus hervor. Entscheidungsträger sollen dadurch bei der Planung eines kohlenstoffarmen und klimaresistenten globalen Tourismus unterstützt werden. Der Innsbrucker Finanzwissenschafter Robert Steiger, der an dem Bericht mitgewirkt hatte, sprach von einem „Meilenstein“.
Der Bericht sei der erste seiner Art, der die Fortschritte und Versäumnisse der Tourismusbranche im Kontext der Klimakrise bewerte, hieß es in einer Aussendung der Universität Innsbruck. „In der Tourismusbranche passiert einiges, gleichzeitig sind die Pläne zu gering für ein Erreichen der Klimaziele“, fasste Ökonom Steiger gegenüber der APA die Ergebnisse zusammen.
Abgesehen von einem Einbruch während der Hochphase der Corona-Pandemie wachse der Tourismus schneller als die Weltwirtschaft, hieß es. Es gebe zudem eine Tendenz zu längeren und emissionsintensiveren Reisen. Die vom Tourismus verursachten Emissionen würden sich hauptsächlich auf Länder mit hohem Einkommen konzentrieren. Flugverkehr und Kreuzfahrtbranche würden – ebenso wie der Tourismus im Gesamten – die Ziele zur Klimareduktion für 2030 nicht erreichen. Herausforderndster Bereich bezüglich der Emissionsreduktion bleibe dabei der Flugverkehr.
Die Treibhausgasintensität der Hotelbetriebe verbessere sich hingegen in einigen regionalen Märkten allmählich. Verantwortlich dafür seien Energiesparmaßnahmen und die Gewinnung von erneuerbarer Energie. Diese Entwicklungen würden jedoch durch erhöhten Energiebedarf durch steigende Standards – Stichwort Saunen und Pools – aufgefressen, sagte Steiger. Auch hier würden jedenfalls ohne Beschleunigung und Ausweitung auf globaler Ebene die Emissionsziele für 2030 verfehlt werden.
Von Fluggästen „wegkommen“
Es gehe nun einerseits darum, das durch den Klimawandel ausgelöste Risiko zu kennen, so Steiger zur APA. Man müsse sich sowohl in hiesigen Skigebieten als auch in Küstenregionen fragen, wie lange der dortige Tourismus in dieser Form noch tragbar sei. Außerdem sollte man von Fluggästen „wegkommen“, zählte Steiger auf. Das sei auch eine Frage des Tourismusmarketings und man müsse sich etwa fragen, ob die Bewerbung beispielsweise asiatischer Märkte, etwa in Europa, Sinn mache.
„Wir brauchen einen Tourismus, der auf längere Aufenthalte setzt“, gab Steiger einen Ausblick. Produkte in dieser Richtung sollten forciert werden, auch seien der Verbraucher und die Verbraucherin in der Verantwortung. Global gesehen müsse man überlegen, wie man mit bisher auf Fluggäste angewiesenen Destinationen umgehe. Hier müsse man sich im Gleichschritt mit einem Rückgang im Flugverkehr um Gerechtigkeit bemühen, etwa mittels Ausgleichszahlungen, schlug der Wissenschafter vor.
Für einen klimafreundlichen Flugverkehr gebe es zwar Prototypen, aber ein Umstellen darauf dauere zu lange, meinte Steiger mit Verweis auf den dazu notwendigen Austausch der Flotten. Keinesfalls könne das derzeitige Volumen im Flugverkehr aufrecht erhalten werden, betonte der Forscher: „Das kann maximal ein Mosaiksteinchen sein.“
BILDUNG
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MEDIEN – IT
OpenAI stellt KI-Sicherheitskonzept vor
Der ChatGPT-Hersteller OpenAI hat ein Sicherheitskonzept für seine fortschrittlichsten KI-Modelle vorgelegt. Im Fokus steht eine Bewertung des Risikos, das von einer Künstlichen Intelligenz (KI) in vier Kategorien ausgeht, wie aus dem am Montag veröffentlichten Dokument hervorgeht: Cybersicherheit; atomare, chemische, biologische oder radiologische Bedrohung; Überzeugungskraft sowie die Autonomie des Modells.
Jede Kategorie einer KI wird nach gewissen Kriterien eine von vier Risikostufen von „niedrig“ bis „kritisch“ zugeordnet. Als Beispiel eines kritischen Grades von Autonomie wird ein KI-Modell genannt, das allein KI-Forschung betreiben und damit „einen unkontrollierbaren Prozess der Selbstverbesserung“ auslösen könne – eine sogenannte „Intelligenzexplosion“.
Die Einstufung soll dem Microsoft-Partner zufolge vor und nach der Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen – „mitigations“ – erfolgen. Die Einstufung des Gesamtmodells entspricht dem höchsten Einzelwert in einer der Kategorien. OpenAI zufolge sollen nur solche KI-Modelle eingesetzt werden dürfen, deren Risiko nach dem Einbau der Sicherheitsmaßnahmen höchstens die zweihöchste Stufe „mittel“ erreicht. Zudem dürften nur solche Modelle weiterentwickelt werden, bei denen kein als „kritisch“ eingestuftes Risiko festgestellt worden ist. Teil des Sicherheitskonzepts sind verschiedene Gruppen zur Überwachung und Beratung. Das Board soll dabei Entscheidungen der Konzernführung kippen dürfen.
OpenAI hatte vor gut einem Jahr mit seiner KI-Chatbot-Software ChatGPT das Interesse der Öffentlichkeit auf die jüngsten Durchbrüche bei der generativen KI gelenkt. Forscher zeigen sich jedoch besorgt über potenzielle Gefahren der Technologie, die auf menschenähnliche Art etwa Texte schreiben, Daten auswerten und Bilder generieren kann. Umfragen zufolge wird diese Sorge in der Bevölkerung geteilt: Einer Reuters/Ipsos-Umfrage vom Mai zufolge glauben 61 Prozent der US-Bürger, dass KI die menschliche Zivilisation bedrohen könnte.
Wie KI menschliche Gefühle beim Hören klassischer Musik spiegeln kann
Von der gelungenen Programmierung eines KI-Modells, das menschliche Gefühle beim Hören von Bach-Chorälen spiegeln kann, hat ein Forscherteam mit Beteiligung der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz und der Universität Innsbruck im Fachblatt „Royal Society Open Science“ berichtet. „Das Neue an unserer Methode ist, dass wir Erkenntnisse aller großen Forschungsrichtungen zum Thema Emotion und Musik zusammengebracht haben“, sagte Studienautorin Emilia Parada-Cabaleiro zur APA.
Denn es gibt viele Arten, Musik und ihren Zusammenhang mit Emotionen zu erforschen: In den Musikwissenschaften werden etwa per Hand Partituren analysiert, während Psychologen Probanden hinzuziehen, die ihre emotionalen Reaktionen auf das Gehörte kundtun. Computerwissenschafter programmieren hingegen, oft auch außerhalb des akademischen Kontexts, für große Streaming-Dienste wie Spotify, Modelle, um Informationen zu gewinnen oder etwa die Empfehlungsalgorithmen zu verbessern, erklärte Parada-Cabaleiro, die als Musik- und Computerwissenschafterin transdisziplinär arbeitet.
„Die Idee zu unserem Forschungsansatz kam auch aus einer Frustration, dass diese drei Disziplinen nicht von den Fortschritten der anderen lernen, oder überhaupt davon wissen“, sagte die Forscherin. So werden etwa bei den Big Data-Modellen der großen Unternehmen Partitur und Text schlichtweg ignoriert, während der Fokus einzig auf dem Sound liegt.
Durch die von den Forschenden formulierte transdisziplinäre Methode gelang nun die Kombination der Informationen, die aus der Musik, der Partitur und dem Text ausgelesen wurden. Das Ziel war herauszufinden, welche Eigenschaften und Kombinationen den größten Effekt auf das Empfinden haben. Mithilfe von maschinellem Lernen wurden die acht Choräle von Johann Sebastian Bach geclustert und gezeigt, welche sich in Bezug auf das Gefühlsempfinden ähneln und welche nicht. „Diese Cluster haben tatsächlich das Empfinden der Menschen einer parallel durchgeführten Befragung zu großen Teilen gespiegelt“, so Parada-Cabaleiro.
Computerwissenschaften unterschätzen subjektive Empfindungen
Die Gefühle, die die Musik beim Menschen auslöst, wurden nämlich auch anhand von 44 Probanden untersucht. „Genau das ist die große Schwäche der Computerwissenschaften. Ihre Modelle sind bezüglich dem sehr subjektiven menschlichen Gefühlsempfinden aus psychologischer Sicht meist schlecht kategorisiert“, so die Studienautorin weiter. Die Subjektivität von Gefühlen und der Aufwand, den musikpsychologische Studien mit sich bringen, werden von den Computerwissenschaften, die wegen der großen Budgets der Unternehmen eine führende Rolle im Feld innehaben, mithin einfach unterschätzt.
„Wir haben für die Untersuchung Bach gewählt, weil religiöse Musik Emotionen tendenziell stärker anregt“, sagte Parada-Cabaleiro. Die Ergebnisse: Alle Stücke, die von einem Chor gesungen wurden, seien direkt mit Religiosität assoziiert worden. Wenn aber die gleichen Choräle nur von vier Instrumenten gespielt worden sind, lag die Aufmerksamkeit viel stärker auf den feingliedrigeren Inhalten der Musik. Zudem konnte man zeigen, dass bei Ambivalenzen zwischen Text und Musik, also etwa bei einem fröhlichen Text begleitet von trauriger Musik, letztere eine größere Rolle für das Gefühlsempfinden spiele. „Das sind zwar Erkenntnisse, die in den Musikwissenschaften schon bekannt und teils auch umstritten waren. Aber wir konnten eben zeigen, dass Erkenntnisse der einen Disziplin mit den Methoden einer anderen reproduziert werden können“, so Parada-Cabaleiro.
Auf diese Art könnten KI-Modelle auch eine Alternative zu aufwendigen und teuren psychologischen Studien bieten. Ersetzen solle dieses Vorgehen die Befragungsmethoden nicht, sondern eine ergänzende, zusätzliche Option darstellen, wenn der „Goldstandard“, die Annotation durch die Befragung von Probanden, nicht möglich ist, erläuterte die Forscherin.
„Unabhängig davon sollten die Tools, die im Rahmen der computerwissenschaftlichen Musikforschung Verwendung finden, im Hinblick auf die Komplexität des subjektiven Gefühlsempfindens verbessert und auf alle Ebenen der Musik, also Audio der jeweiligen Performance, Partitur und Text erweitert werden“, resümierte Parada-Cabaleiro. Nicht nur die Algorithmen großer Streaming-Dienste könne man so optimieren – das Feld der Musiktherapie würde beispielsweise auch von besserem Wissen um die emotionale Reaktion auf Musik profitieren.
Service: https://doi.org/10.1098/rsos.230574
RECHT
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GESELLSCHAFT – RELIGION
Wahlen und Co.: „Brodelnde Mitte“ geht nach rechts
Europa rückt nach rechts. Giorgia Meloni regiert in Italien, in den Niederlanden steht Geert Wilders kurz davor. In Deutschland erfährt die AfD an Zuspruch, hierzulande könnte die FPÖ die Nationalratswahl für sich entscheiden. Der rechte Aufstieg wird mit den vergangenen und aktuellen Krisen erklärt – doch in der Mitte „brodelt“ es schon lange.
Im Dezember hatte AfD-Kandidat Tim Lochner die Wahl zum Bürgermeister im sächsischen Pirna für sich entschieden. Damit stellt die AfD erstmals einen Stadtbürgermeister. Es ist das jüngste Beispiel einer Erfolgsgeschichte der extremen Rechten (kürzlich stufte der sächsische Verfassungsschutz die AfD-Landesgruppe als gesichert rechtsextremistisch ein). Der Wahlsieg in Pirna wird allerdings nicht der letzte der AfD sein. Im Osten Deutschlands stehen im Herbst drei Landtagswahlen an, dort führt die Partei in den Umfragen.
Man muss freilich nicht gleich zum Nachbarn schauen, wenn man einen Rechtsruck erkennen will. Seit Monaten treibt die FPÖ die restlichen Parteien vor sich her. In den Umfragen liegen die Freiheitlichen deutlich in Front. Noch vor wenigen Jahren war daran gar nicht zu denken. Nach der „Ibiza“-Affäre fuhr die Partei bei der Neuwahl 2019 ein sattes Minus ein. Doch die Freiheitlichen erholten sich schnell, nach Angaben von Fachleuten profitierten sie von den Krisen – von der Coronavirus-Pandemie, der hohen Inflation und selbst von der Klimakrise.
Rechts zur Mitte oder Mitte nach rechts?
In den vergangenen Wochen haben mehrere Medien über einen Rechtsruck in Europa berichtet. Auch in den USA, wo der kommende Präsident wieder Donald Trump heißen könnte, wurde die politische Entwicklung analysiert. Die „Washington Post“ kommentierte jüngst, dass rechte Parteien in Europa schon längst zum Mainstream gehörten.
Entweder sei die radikale Rechte näher zur Mitte oder die Mitte – besonders bei ideologisch brisanten Themen – nach rechts gerückt. Ähnlich lautete das Fazit in einem Gastkommentar der „New York Times“: Mitte-rechts-Parteien und die radikale Rechte werden einander immer ähnlicher.
Der renommierte Politikwissenschaftler von der Princeton University, Jan-Werner Müller, sagte dem „Spiegel“, dass sich Wählerinnen und Wähler an den Rechtspopulismus gewöhnt hätten und Parteien in der rechten Mitte das Verhalten der Rechtspopulisten kopierten. „Das hat wohl auch damit zu tun, dass Mitte-rechts-Parteien programmatisch erschöpft und sich ihrer Unterschiede zu Rechtsaußen nicht mehr sicher sind“, sagt Müller. So finde zum Beispiel in den Debatten über Migration eine „Art Mainstreaming von Rechtsaußen-Positionen“ statt.
Dem stimmt Politikwissenschaftler Markus Wagner von der Universität Wien zu. „Wenn radikale Parteien in Parlamenten und Landtagen sitzen, werden ihre Positionen legitimiert“, sagt der Experte im ORF.at-Gespräch. In einer Studie habe man herausgefunden, dass Wähler und Wählerinnen radikale Parteien stärker akzeptieren, wenn Parteien die Bereitschaft signalisieren, mit ihnen zusammenzuarbeiten. „Die Legitimierung radikaler Parteien wird stark von anderen Parteien betrieben“, sagt Wagner. Theoretisch sei es auch für radikal Linke möglich, aktuell betreffe es aber radikal Rechte.
„Todeskuss“ für Macron
Dass sich der Diskurs verschiebt, zeigte sich zuletzt in Frankreich, wo ein umstrittenes Einwanderungsgesetz verabschiedet wurde. Dieses konnte nur deshalb das Parlament passieren, weil die rechtsnationale Partei Rassemblement National dafür stimmte. Präsident Emmanuel Macron wurde vorgeworfen, sich der Partei von Marie Le Pen anzunähern. Von einem „Todeskuss“ war in Medien die Rede. Macron entgegnete den Kritikern und Kritikerinnen, dass man „Probleme“ angehen müsse, damit Le Pen nicht noch stärker werde. In Umfragen führt ihre Partei.
Rechtsruck in Europa – interaktive Graphik nur online
Seit zwei Jahren erforscht Politikwissenschaftlerin Birgit Sauer mit 30 internationalen Kollegen und Kolleginnen die Normalisierung radikal Rechter. Angesiedelt ist das Forschungsprojekt am Zentrum für interdisziplinäre Forschung an der Universität Bielefeld. Auch die Uni-Wien-Forscherin sagt, dass Populisten von Krisen und Verunsicherungen, die Mainstream-Parteien nicht lösen können oder wollen, profitierten.
Aber es sei auch so, dass die Mitte-Parteien politisch und gesellschaftlich nach rechts tendieren. Die Entwicklung sei nicht neu und finde gesellschaftliche Resonanz. „In der Mitte brodelt es schon lang, jetzt bricht es langsam aus“, sagt die Forscherin im Gespräch mit ORF.at.
Das ist insofern überraschend, als vor wenigen Jahren noch von einer „grünen Welle“ die Rede war. Klimaschutz stand damals ganz oben auf der Agenda, die Grünen konnten bei der EU-Wahl und bei nationalen Wahlen reüssieren. Eine Pandemie, ein Krieg sowie eine Energie- und Lebenskostenkrise später sieht die politische Landschaft anders aus. Sogar beim Klimaschutz sind die Fronten verhärtet – bedingt durch die umstrittenen Protestformen von Klimaaktivistinnen und -aktivisten.
Die „grüne Welle“ färbte sich allmählich blau. Bei der Europawahl 2024 werden Fachleuten zufolge EU-kritische Parteien, die einen strikteren Asylkurs fordern, deutlich zulegen. Allein in Österreich würde die FPÖ laut jüngster Umfrage ihre Stimmen verdoppeln. „Die Wählerinnen und Wähler suchen Halt und wenden sich extremeren Positionen zu“, sagt Sauer. Dadurch werden diese Positionen ein Stück weit normalisiert.
Tusk als Ausreißer
Halt in Form von Sicherheit, das verspricht auch die Partei von Italiens Regierungschefin Meloni. Wie der „Guardian“ kürzlich berichtete, will ihre Rechtsaußen-Partei Fratelli d’Italia „kulturelle Wurzeln“ des Landes beschützen, indem man Weihnachtskrippen in den Schulen gesetzlich verankert. Weihnachten dürfe nicht zu einem Winterfest werden, heißt es aus der Partei. Ähnliche Töne sind auch von anderen Parteien des rechten Spektrums zu hören.
Politische Meinungen von Wählern und Wählerinnen seien „formbar“, sagt Politikwissenschaftler Wagner. „Es ist entscheidend, wer was sagt und wie der Diskurs generell ist. Die Meinungen sind nicht so fix, wie man annimmt“, betont er. Sauer verweist auf die Debatten über Asyl und Migration: „Was heute in diesen politischen Bereichen als sagbar wahrgenommen wird, galt vor Jahren noch als tabu. Aber das Brechen von Tabus gehört zu den Mechanismen von Rechtspopulisten und auch radikaler Rechter.“
Allerdings gibt es auch Ausnahmen vom Trend. In Polen hatte etwa ein breites Bündnis der Opposition die Parlamentswahl gewonnen. Die als illiberal geltende PiS-Regierung musste Donald Tusk weichen. Auch in Spanien verlor die Rechtsaußen-Partei Vox bei der letzten Wahl deutlich an Stimmen. „In Polen hat es Tusk geschafft, sich deutlich von der PiS zu distanzieren“, betont Sauer und verweist auf die proeuropäische Agenda von Tusk. Die „falsche Strategie“ sei, die Agenda der radikal rechten Parteien nachzuahmen.
Jürgen Klatzer, ORF.at
Links:
- Birgit Sauer (Uni Wien)
- Markus Wagner
- „Normalizing the far right“
- Studie von Markus Wagner
- „New York Times“-Kommentar
- „Washington Post“-Kommentar
- „Spiegel“-Artikel
- „Guardian“-Artikel
Weihnachten als sozialer Umbruch: Jesus, Paulus und die neue Wertekultur
Was erfährt man über die großen Weltreligionen, wenn man sich über die Wirtschaftsgeschichte annähert? Der deutsche Soziologe Max Weber, aber auch Forscher der jüngeren Zeit, haben sich stark mit der geänderten Wertekultur durch die Reformbewegung um Jesus von Nazareth beschäftigt. Moral statt Gesetz, neue Zielgruppen statt etablierter Schichten. Und ein Wettkampf um sittliche Vorzüglichkeit würden das Christentum, das als innerjüdische Reformbewegung gestartet ist, tragen.
Wie, so fragt die Ö1-Sendung „Logos“ zum heurigen Weihnachtsfest, hat sich eigentlich der historische Jesus selbst gesehen und selbst beschrieben? Hat er sich, wie es heute so leicht von den Lippen kommt, als Sohn Gottes betrachtet, als „der Messias“, wie es auch in den Evangelien steht? Wie Eva-Maria Hoppe-Kaiser von der ORF-Religion erklärt, gebe es für Jesus mittlerweile 50 „Ehrennamen“, von denen der „Messias“ nur einer sei. Blickt man mit dem Bibelwissenschaftler Markus Tiwald von der Universität Wien alleine auf den Messias-Begriff und die Messias-Vorstellung, so sind schon im Judentum historisch damit unterschiedliche Phänomene gemeint.
Die Erlösungsvorstellung, dass der Messias den Willen Jahwes verwirkliche, sei nicht immer Teil der Messias-Konzeption gewesen, so Tiwald. Der hebräische Begriff des Messias habe nicht zuletzt auch einen Anführer des Judentums gemeint. „Der von Gott Gesalbte“, so die Übersetzung des hebräischen Wortes, sei ein politischer und militärischer Führer, der die Juden zusammenführe und von der Fremdherrschaft befreien könne.
„Jesus wollte nicht die Revolution der Waffen, sondern der Werte“
Jesus, so Tiwald, habe freilich nicht „eine Revolution der Waffen, sondern eine Revolution der Werte angestrebt“, betont der Professor für Bibelwissenschaft an der Universität Wien – und denkt damit auch in den Raum hinein, der den Soziologen Weber in den 1910er Jahren beschäftigt hat. Weber, allgemein bekannt für sein Werk „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, wollte stets soziale Ordnung, Wertekultur, auch eine religiös fundierte, mit der Entwicklung von Wirtschaft zusammen denken.
Weber suchte mit seiner Forschung nach den Trennungspunkten und dem Warum für die Auseinanderentwicklung von talmudischem Judentum und antikem Christentum. Die Frage, die ihn faszinierte, wurde ja von der historischen Bibelforschung intensiv betrachtet, geht es doch stets um das Umschlagen einer innerjüdischen Reformbewegung hin zu einer neuen Weltreligion, die sich in einem Teil auf die Schriften des Judentums stützt, aber darauf eben ein „Neues Testament“ und am Ende auch eine neue Theologie baute.
Umbruch am doppelten Rand der Römischen Reiches
Für Weber entsteht die Reformbewegung um Jesus von Nazareth nicht in einem luftleeren Raum, sondern sie ist für ihn sozial fundiert und vorbereitet worden. Nicht umsonst, so Weber, sei das Christentum in einer doppelten Randlage im Römischen Reich entstanden. Es bildet sich innerhalb des Judentums und es entsteht am äußerten Rand römischer Herrschaft.
Spätere Religionswissenschaftler werden diesen Ansatz weiter vertiefen, man denke nur an das Lehrbuch von Gerd Theißen und Anette Merz zum „historischen Jesus“ (so auch der Titel des Buches).
Für Weber, erklärt der deutsche Soziologe Wolfgang Schluchter (WIKIPEDIA), sei das Judentum um die Zeit Jesu Teil einer Entwicklung hin zu einer neuen Gemeindereligiostität, „eingebunden in eine bürgerlich-städtische Entwicklung und geistig geprägt von kleinbürgerlichen, vor allem handwerklichen Gruppen“. Das Judentum habe sich damals hin zu einem größeren Pluralismus entwickelt – immerhin sei die Gruppe um Jesus von Nazareth damals nicht die einzige charismatische Reformbewegung gewesen. An die Stelle einer religiösen Positionsaristokratie sei, so Weber, eine „religiöse Qualitäts- und Leistungsaristokratie“ getreten. Die entscheidende Frage für die Forschung ist: Warum konnte sich ausgerechnet diese Gruppe längerfristig durchsetzen – und andere, wie etwa die Essäer, nicht?
Die ständige moralische Überbietung in der Gruppe um Jesus
Die Pharisäer, als damals bestimmende Gruppe im Judentum, habe „virtuose“ Reformbewegungen eigentlich mit stimuliert, lautete eine der Thesen Webers. „Statt dass der ‚Geist‘ am ‚Gesetz‘ kontrolliert wird, kontrolliert jetzt der ‚Geist‘ das ‚Gesetz‘“, fasst Schluchter den neuen Werte-Turn zusammen. Bei der Gruppe rund um Jesus von Nazareth habe es eine letztlich ständige „gesinnungsethische Überbietung“ gegeben, lautet der Zugang Webers.
Die weltgeschichtliche Tragweite der jüdischen religiösen Entwicklung ist begründet vor allem durch die Schöpfung des ‚Alten Testaments‘. Denn zu den wichtigsten Leistungen der paulinischen Mission gehört es, dass sie dieses heilige Buch der Juden als ein heiliges Buch des Christentums in diese Religion hinüberrettete und dabei doch alle jene Züge der darin eingeschärften Ethik als nicht mehr verbindlich, weil durch den christlichen Heiland außer Kraft gesetzt ausschied, welche gerade die charakteristische Sonderstellung der Juden rituell verankerten. – Max Weber: „Gesammelte Schriften zur Religionssoziologie“
Gegen den Marxisten Karl Kautsky sieht Weber die Entstehung des Christentums nicht mit einem „proletarischen Instinkt“ verbunden. Zwar sei man gegen die „gewachsenen Schichten der Polis Jerusalem“ angetreten, doch die Reformbewegung um Jesus von Nazareth sei von den Kleinstädtern und Landhandwerkern getragen gewesen, „im Gegensatz zu den Virtuosen des Gesetzeswissens“. Das Bedienen dieses Gegensatzes kehrt ja in den Evangelien wieder – und führt später auch zu der Abwertung der Pharisäer als „Heuchler“.
Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. – Mt, 5, 20
„Ländlicher Antiintellektualismus“
Weber sieht, wie es später Theißen und Merz allgemeiner formulieren, bei Jesus einen „ländlichen Antiintellektualismus“ verwirklicht, dem auch die Anknüpfung an Dämonenglauben und Magie entsprächen. Hätten die Pharisäer die rational orientierten Menschen angesprochen, so sei das Urchristentum all jenen entgegengekommen, die sich nach „irrationalen Heilszuständlichkeiten“ sehnten. Insofern führt für Weber der Weg dieser charismatischen Reformbewegung weg von der Synagoge und auch weg vom Geist der Gesetzesauslegung.
Sendungshinweis:
Der Beitrag von Eva-Maria Hoppe-Kaiser, aus der Ö1-Sendung „Logos“, 23.12.2023 – zu hören auch in sound.ORF.at; genau: Wie hat sich Jesus selbst gesehen (25-min-Audio, 5 Tage anhörbar)
Für Paulus, den Christen der zweiten Generation, wie er oft genannt wurde, ist durch den fehlenden direkten Bezug zu Jesus die Betonung des Bekehrungserlebnisses zentral. Missionar kann er werden, durch den „plötzlich eintretenden Glaubenssprung“. Und das legitimiere seine „spezielle Sendung“. Paulus, als wahrscheinlich erfolgreichster Verbreiter des antiken Christentums, ziele mit seiner Mission laut Weber ebenso auf die kleinbürgerlichen Schichten, ungebildeten Schichten, in den Städten. Für die Forschung gilt das aber eher als Wunschprojektion, hat doch Paulus mit seiner Mission teils sehr vielfältig zusammengesetzte soziale Gruppen erreicht.
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Kastentext: Paulus und Jesus
Zu den dem Leben Jesu zeitlich am nächsten stehenden christlichen Quellen zählen die Briefe des Apostels Paulus (50 bis 60 n. Chr.). Paulus, wohl der zentrale Motor für die Verbreitung des Christentums, konzentriert sich aber auf den himmlischen Christus, und das aus gutem Grund: Paulus „kennt“ Jesus Christus nur als Erscheinung. Den irdischen Jesus traf Paulus nie, und da er seinen Status als Apostel gegenüber den anderen Aposteln, die den irdischen Jesus gekannt hatten, verteidigen musste, habe sich Paulus laut Theißen und Merz ganz besonders auf den „erhöhten“ Christus berufen müssen.
„Auch wenn wir Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn jetzt so nicht mehr“, heißt es im Korintherbrief (2 Kor 5,16). Paulus ist auf den Kreuzestod, die Passion Jesu, fokussiert. Der frühe Jesus, also auch die Geburt, spielt für Paulus keine Rolle.
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Der Ausgleich sozialer Spannungen in der neuen Gemeinschaft
Mit Interesse betrachtet Weber ja mehr die Etablierung der paulinischen Gemeinschaft. Die neuen Werte der charismatischen Bewegung griffen dabei sehr auf Aspekte der Herrschaftsfreiheit zurück. Im Glauben an die Erlösung wurden alle gleich. Wenn sich Religionen nun im Sinn des Soziologen Émile Durkheim dadurch verwirklichen, dass Grundvorstellungen und rituelle Handlungen in einem stetigen Austausch stünden, dann braucht es Rituale wie zum Beispiel das Herrenmahl.
In diesem wird vor allem die Gleichheit als Kern der Tischgesellschaft zelebriert, was zugleich aber zu Widersprüchen mit der sozialen Wirklichkeit, die die Kulthandlung umgibt, führt (was ja heute noch jede Kirchenbesucherin und jeder Kirchenbesucher nach dem Gang aus der Kirche nachvollziehen kann). Der Ausweg war die Gestaltung der religiösen Gemeinschaft als virtuelle „Hausgemeinschaft“. Dann gilt, was Weber in seinem Klassiker „Wirtschaft und Gesellschaft“ festgehalten hat: „Die Welt bleibt, wie sie ist, bis der Herr kommt“.
Gerald Heidegger (Text), ORF Topos, Eva Maria Kaiser (Audio), ORF Religion, für ORF Topos
Links:
- Weihnachtsschwerpunkt auf religion.ORF.at
- Ö1-Sendereihe „Logos“
- Markus Tiwald – Institut für Bibelwissenschaften
- Max-Weber-Institut für Soziologie – Uni Heidelberg
Bücher zum Thema:
- Gerd Theißen und Anette Merz: Der historische Jesus (Vandenhoeck und Ruprecht)
- Wolfgang Schluchter (Hrsg.): Max Webers Sicht auf das antike Christentum (Suhrkamp Verlag)
- Markus Tiwald: Frühjudentum und beginnendes Christentum (Kohlhammer)
Irdischer Jesus, himmlischer Christus – ORF, 25.12.2011
Galiläa oder Judäa: Nicht nur in der Geburtsfrage ist der Weg zum historischen Jesus schwierig. An kaum einem Datum wird das so augenscheinlich wie zu Weihnachten mit der Geschichte von Maria, Josef und dem Jesuskind im Stall von Bethlehem.
Dass Jesus in Bethlehem zur Welt kam, kann mittlerweile getrost bezweifelt werden. So schwierig die Quellenlage zum Leben Jesu ist, darf dessen Wirken als Teil einer innerjüdischen Erneuerungsbewegung doch als historisch angesehen werden, wie Gerd Theißen und Annette Merz in ihrem Standardwerk „Der historische Jesus“ gründlich dargelegt haben. Gegner wie neutrale Beobachter setzen die Geschichtlichkeit Jesu voraus.
Flavius Josephus, Tacitus und auch Sueton sprechen vom Wirken einer um Christus zentrierten Bewegung. Der Name Christiani „stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war“, heißt es in den „Annalen“ des römischen Historikers Tacitus (ca. 58 bis 116).
„Der garstige Graben“
Zeitgenössische Quellen schweigen jedoch zu Jesus Christus, was Wissenschaftler bereits dazu veranlasst hat, die Geschichte von dessen Leben und Wirken als Fabrikation und Produkt eines religiösen Bedürfnisses auszulegen. Gotthold Ephraim Lessing, Sohn eines orthodoxen Lutheraners und selbst studierter Theologe, wird noch im 18. Jahrhundert vom „garstigen Graben“ sprechen, der zwischen den historischen Anhaltspunkten und dem unbedingten Vertrauen liege, dass Jesus so gelebt habe, wie man es sich aus der Bibel vorstelle. Die Evangelien selbst, auch das Markus-Evangelium als ältestes unter ihnen, entstanden frühestens 70 n. Ch., also lange nach Jesu Kreuzestod.
Paulus und Christus als Erscheinung
Zu den dem Leben Jesu zeitlich am nächsten stehenden christlichen Quellen zählen die Briefe des Apostels Paulus (50 bis 60 n. Chr.). Paulus, wohl der zentrale Motor für die Verbreitung des Christentums, konzentriert sich aber auf den himmlischen Christus, und das aus gutem Grund: Paulus „kennt“ Jesus Christus nur als Erscheinung.
Den irdischen Jesus kannte Paulus nie, und da er seinen Status als Apostel gegenüber den anderen Aposteln, die den irdischen Jesus gekannt hatten, verteidigen musste, hatte sich Paulus laut Theißen und Merz ganz besonders auf den „erhöhten“ Christus berufen müssen. „Auch wenn wir Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn jetzt so nicht mehr“, heißt es im Korintherbrief (2 Kor 5,16). Paulus ist auf den Kreuzestod, die Passion Jesu, fokussiert. Der frühe Jesus, also auch die Geburt, spielt für Paulus keine Rolle.
Jesus und das Haus David
So sind es letztlich die Evangelien von Matthäus und Lukas, die das Bild der Geburt Jesu in Bethlehem bestimmt haben. Bei Markus ist Jesus der „Nazarener“ und Nazareth „seine Vaterstadt“. Nazareth liegt im nördlichen Galiläa, Bethlehem in Judäa. Bei Johannes wiederum wird angedeutet, dass der Messias nicht aus Galiläa kommen könne: „Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen“ (Joh 1,45f.), sagt Nathaniel dem Philippus auf den Hinweis, Jesus aus Nazareth sei der von Moses und den Propheten angekündigte Messias.
Für Lukas und Matthäus ist die familiäre Herkunft Jesu aus dem Haus David wesentlich. Deshalb wählen sie für ihre Erzählung Bethlehem in Judäa als Geburtsort. „Die Verlagerung des Geburtsortes nach Bethlehem ist Ergebnis religiöser Fantasie und Vorstellungskraft“, so Theißen und Merz. „Weil der Messias nach der Schrift in Bethlehem geboren werden musste, wurde Jesu Geburt dorthin verlegt.“
Unscharfe historische Verweise
Historische Verweise des Lukas-Evangeliums sind ohnedies mit Vorsicht zu genießen. Die Geburt Jesu unter Herodes (dem Großen) passt zeitlich nicht zusammen mit dem im Weihnachtsevangelium angeführten Zensus des Quirinius. Quirinius war erst sechs n. Ch. Statthalter in Syrien. Am ehesten ist die Geburt Jesu in der Phase der letzten Regierungsjahre von Herodes, also sechs bis vier v. Ch., anzunehmen. Genau ermitteln lässt sich das, auch mit Versuchen, astronomische Phänomene einzubeziehen, nicht.
Das Bild der Kleinfamilie
Spannungsgeladen bleibt die bis heute tradierte bildliche Vorstellung der Geburt Jesu. Jesus kommt, so nehmen wir es heute wahr, inmitten einer Kleinfamilie zur Welt – eine Vorstellung, die bis in die Gegenwart hinauf Konjunktur zu haben scheint, wie der Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke in seinem kleinen Band „Die heilige Familie und ihre Folgen“ zu belegen versucht.
Ein Blick auf die historischen Lebensumstände von Jesus zeichnet freilich ein anderes Bild: Die innerjüdischen Erneuerungsbewegungen, innerhalb derer das Wirken Jesu historisch zu lokalisieren ist, waren alles andere als Horte fixer Familienvorstellungen. Im Gegenteil: Man muss nicht das Wort Patchwork-Familie bemühen, doch Jesus hat sich (zeitweise) von seiner Familie getrennt und von seinen Jüngern Ähnliches gefordert.
Vater und Mutter „hassen“
„Dieser enorm familienkritische Zug der frühesten Jesus-Traditionen gehört zu den am häufigsten verschwiegenen, aber unbestreitbar auf Jesus zurückzuführenden Kennzeichen“, schreibt Merz in ihrem Beitrag zum Sammelband „Die Anfänge des Christentums“.
Vater und Mutter müsse man „hassen“, um Jünger sein zu können, findet sich etwa bei Lukas (Lk 14,26). An die Stelle der realen Familie, so Merz, trete die „fiktive Familie, ein Netzwerk von eng miteinander verbundenen Mitgliedern einer Bewegung, die sich einer Aufgabe verpflichtet weiß“: der Verkündigung des nahen Reichs Gottes. Überspitzt könnte man sagen: Jesus forderte mit seinem Wirken als Charismatiker, der sich seines besonderen Auftrags und der Beziehung zu Gott sicher war, genau jenes Bild heraus, das zum Weihnachtsfest in unzähligen Krippen vor den Augen der Feiernden steht.
Gerald Heidegger, ORF.at
Links:
Buchhinweise:
- Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, 557 Seiten, 33,90 Euro.
- Albrecht Koschorke: Die heilige Familie und ihre Folgen. Ein Versuch. Fischer, 240 Seiten, 13,50 Euro.
- Friedrich Wilhelm Graf, Klaus Wiegant: Die Anfänge des Christentums. Fischer, 505 Seiten, 14,50 Euro.
RUSSLAND – UKRAINE
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ORF – Ukraine
Selenskyj spricht Ukrainern Mut zu
Am Heiligen Abend hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit einer Weihnachtsbotschaft an seine Landsleute gewandt und ihnen angesichts des seit fast zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieges Mut zugesprochen. „Am Ende wird die Dunkelheit verlieren. Das Böse wird besiegt“, sagte Selenskyj in einer heute veröffentlichten Videobotschaft. An den Feiertagen bete das ganze Land zusammen, fügte er hinzu: „Für unsere Freiheit. Für unseren Sieg. Für unsere Ukraine.“
Der Staatschef erinnerte an alle Familien, die in diesem Jahr erneut ohne ihre Ehemänner, Söhne und Väter feiern müssten. Und er dankte allen ukrainischen Soldaten, die Weihnachten in den Schützengräben an der Front verbringen: „All unseren Kriegern des Lichts, den Schutzengeln der Ukraine. (…) Denjenigen, die beweisen, dass es Wunder gibt. Aber wir müssen sie selbst erschaffen.“
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges verlegte die Ukraine das bisher vor allem am 7. Jänner gefeierte orthodoxe Weihnachtsfest mittlerweile auf den 25. Dezember. Einzig die lange mit Moskau verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche hält weiter am alten Termin fest.
Ukrainisch-orthodoxe Kirche feiert am 25. Dezember Weihnachten
Orthodoxe Christen in der Ukraine haben sich darauf vorbereitet, zum ersten Mal am 25. Dezember statt am 7. Jänner zu feiern. Viele Gläubige nahmen bereits gestern an den Gottesdiensten zum Heiligen Abend teil. Sie unterstützten in der Mehrzahl die Entscheidung Kiews vom vergangenen Sommer, das Datum für das Weihnachtsfest zu verschieben, um sich von Russland zu distanzieren.
In seiner im berühmten Höhlenkloster in Kiew aufgezeichneten Weihnachtsbotschaft betonte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Abend, alle Ukrainer feierten „gemeinsam Weihnachten“, „am selben Tag, als eine große Familie, als eine Nation, als ein vereintes Land“.
Die Verlegung des Weihnachtsfests verdeutlicht die sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine vertiefende Kluft zwischen den Kirchen in Kiew und Moskau. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte seit dem 17. Jahrhundert als Zweig der russisch-orthodoxen Kirche zum Moskauer Patriarchat gehört. Teile von ihr brachen bereits Anfang 2019 infolge der russischen Annexion der Krim mit Moskau. Nach dem russischen Angriff im Februar 2022 sagte sich die Orthodoxe Kirche in der Ukraine dann ganz von Moskau los.
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ORF – Israel
Israel soll ägyptischen Friedensplan beraten
Israels Kriegskabinett will nach einem Medienbericht heute über einen Vorschlag Ägyptens zur Beendigung des Gaza-Krieges beraten. Das berichtete die Zeitung „Jerusalem Post“ gestern Abend. Israelische Beamte bestätigten laut der Onlinezeitung Times of Israel zuvor, dass Ägypten einen neuen Vorschlag für eine Feuerpause und die Freilassung weiterer israelischer Geiseln im Gazastreifen unterbreitet habe.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte allerdings, man werde bis zum vollständigen Sieg über die islamistische Hamas weiterkämpfen. Das sei der einzige Weg, um die Hamas zu eliminieren, alle Geiseln zurückzubringen und sicherzustellen, dass der Gazastreifen keine Bedrohung mehr für Israel darstelle. Der saudische TV-Kanal Aschark News hatte berichtet, Ägyptens Vorschlag sehe eine Beendigung des Krieges in mehreren Stufen vor.
Dreistufiger Plan
In der ersten Phase würde es darum gehen, eine mindestens zwei Wochen andauernde Feuerpause durchzusetzen. In dieser Zeit sollten 40 Geiseln freigelassen werden. Im Gegenzug würde Israel 120 palästinensische Gefangene freilassen. Danach würde es um einen palästinensischen Dialog unter der Schirmherrschaft Ägyptens gehen.
Eine dritte Phase sehe dann einen vollständigen Waffenstillstand und ein umfassendes Abkommen zum Austausch von Geiseln und Gefangenen vor. In einem letzten Schritt würde Israel seine Armee abziehen, während alle Vertriebenen zu ihren Wohnorten zurückkehren könnten.
Israels Militär: 7.860 Terroristen im Gaza-Krieg getötet
Israels Militär hat nach eigenen Angaben bei den Kämpfen im Gazastreifen bisher rund 7.860 Terroristen getötet. Ein Armeesprecher bestätigte gestern auf Anfrage entsprechende Medienberichte.
Sollte die Schätzung zutreffen, entspräche die Zahl der getöteten islamistischen Kämpfer knapp 40 Prozent der bisher im Gazastreifen insgesamt registrierten Todesopfer.
Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober mehr als 20.400 Menschen getötet und über 54.000 weitere verletzt. Bei rund 70 Prozent der Todesopfer soll es sich um Frauen, Kinder und Jugendliche handeln. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Angesichts der unbestritten hohen Zahl auch ziviler Opfer ist der israelische Militäreinsatz international stark kritisiert worden.
Israel: Leichen von fünf Geiseln in Nordgaza geborgen
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Leichen von insgesamt fünf Geiseln aus einem Tunnelnetzwerk im nördlichen Gazastreifen geborgen. Die sterblichen Überreste der am 7. Oktober aus Israel verschleppten Männer und Frauen seien in einem sehr weitreichenden und tiefen Tunnelsystem in Nordgaza gefunden worden, teilte das Militär gestern mit. Laut „Jerusalem Post“ waren zwei der Leichen bereits vor zwei Wochen gefunden worden.
Drei weitere seien einige Tage später entdeckt worden. Das Tunnelnetzwerk habe als Kommandozentrale der islamistischen Hamas im nördlichen Gazastreifen gedient, hieß es in der Mitteilung der Armee. Sprecher Daniel Hagari zufolge waren von dort aus auch die Angriffe auf Israel am 7. Oktober koordiniert worden.
Hinweise auf die Todesursache der fünf geborgenen Geiseln gibt es bislang keine. Hagarzi sagte dazu, dass die Obduktion noch ausstehe. „Wir werden die Familien unterrichten und dann, je nachdem, was sie genehmigen, die Öffentlichkeit“.
Keine Feiern: Bethlehem gleicht Geisterstadt
Für gewöhnlich strömen zu Weihnachten Tausende Menschen durch Bethlehem, den biblischen Geburtsort Jesu im Westjordanland. Heuer ist wegen der Kampfhandlungen im Gazastreifen alles anders. Stadtrat und Kirchenvertreter haben beschlossen, auf „unnötig festliche“ Weihnachtsfeiern zu verzichten. Lesen Sie mehr …
BAHA NEWS – Israel
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