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FAZIT DES TAGES
Israel-HAMAS-Krieg: Sinwar ist der Teufel … Gegenseitige Schuldzuweisungen an beendeter Feuerpause
Ukraine-Krieg: Schwere Winter erschweren Kämpfe – Kuleba: Ukraine hat Europa aus dem Koma geholt – Rheinmetall wird der Ukraine 2024 Panzer liefern – Putin-Machtwort: Fraport schaut in Russland durch die Finger
MÄRKTE:
* DAX-Rakete fliegt weiter Richtung Allzeithoch und wird hoch bleiben – zunächst.
* Euphorie beherrscht den Markt: warum?
MARKTUMFELD
* Fallende Ölpreise trotz OPEC+ Drosselungen: warum?
ZENTRALBANKEN
* Verhaltene Zuversicht bei der FED: Inflation sollte sinken – Eine Gegenstimme
* EZB im Zinssenkungszwang
INTERNATIONAL
* COP28 unter keinem guten Stern
USA
* ISM-Stimmung mau, Wirtschaft stagniert, aber Bauausgaben steigen von niedrigem Niveau aus
SCHWEIZ:
* Schweizer Wirtschaft wächst im dritten Quartel moderat
EUROPA / EU
* Ein Loblied auf die EU, trotz internationaler geopolitischer Fragmentierung – eine preisgekrönte Analyse
DEUTSCHLAND
* Meinungen – Interview: Viertage-Woche * US-Unternehmer blicken auf deutsche Wirtschaft: was sehen sie?
ÖSTERREICH
* Österreichs Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal
MEDIZIN
* RSV-Infektionen bei Kindern
* Steigende Atemwegsinfektionen: Krankenhäuser rufen zu Impfungen auf
* Impfung gegen Dengue-Fieber in Deutschland empfohlen – nach vorangegangener Infektion
* Milzbrand in Uganda unter Kontrolle
* Steigende HIV-Infektionen in Europa, aber Situation nicht hoffnungslos, denn:
* WHO will bis 2030 HIV-Infektionen ausgerottet haben
* Medikamentenschutz vor AIDS – Prep lautet die Devise
* Kriege und Umfelkatastrophen fördern Anstieg der Malaria-Erkrankungen
* Mehrheit in Deutschland will die elektronische Patientenakte
* Zustimmung zur neuerlich wieder eingeführten telefonischen Krankschreibung
UMWELT
* Was soll der ganze Klimazirkus? Eine Analyse mit zahlreichen Graphiken klärt auf
HELLMEYER
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ÜBERSICHT
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
Raketenstart Ende Oktober – die DAX-Rakete fliegt weiter und nähert sich dem Allzeithoch.
Wieder einmal hat die Börse viele Investoren im S&P 500, Nasdaq und DAX überrascht. Mit einem Pain Trade, der dieses Mal nach oben verlief. Dass es aufwärts gehen würde, war durchaus erwartbar und auch prognostiziert, schließlich war das Sentiment Ende Oktober extrem negativ und vor allen Dingen die Investitionsquote von Big Money extrem niedrig (laut NAAIM unter 25 Prozent). Und, wie an dieser Stelle schon mehrfach angemerkt, lagen die aktiven Fondsmanager in diesem Jahr ganz besonders ausgeprägt hinter ihrer Benchmark, dem S&P 500 zurück. Eine bedrohliche Situation hatte sich für die Vermögensverwalter nach drei Monaten in Folge mit fallenden Kursen von August bis September aufgebaut.
Wenn es dann die übliche Jahresendrallye geben würde, wäre man in großer Performance-Not, das „Karriererisiko“ sehr evident. Überraschend war aber das Ausmaß der Ralle schon mit dem 18. besten Monat in der Geschichte des Weltleitindex, es war etwas passiert, was in solchen Phasen gar nicht so selten ist: Wenn die Erwartungen des Marktes zu negativ waren und einem unterinvestierten Anleger nach dem anderen die Nerven versagen und er nicht mehr anders kann, als hinterher zu hecheln. Deshalb auch lange Zeit keine stärkeren Gewinnmitnahmen. Jetzt ist aber die Stimmung umgeschlagen von „zu-Tode-betrübt“ auf „himmelhoch-jauchzend“, viel Kapital floss in die Märkte und es stellt sich immer stärker die Frage: Wann kommt sie nun, die überfällige Korrektur, das Ausatmen der Märkte?
Aber wie in der letzten Woche angedeutet: Trotz ungewöhnlicher Zugewinne im Monat November und absolut deutlichen technischen Signalen einer Überkauftheit am Aktienmarkt, sollte es nach diesem Jahresanstieg keine zu starken Kursabschläge in den letzten 15 bis 18 Börsentagen geben. …
DAX 17.000 im Dezember? Feingord Research, 2.12.2023
Mit 16.357 Punkten lag der DAX am Freitag in direkter Reichweite zum Rekordhoch. Die Bullen zogen im November ohne Kompromisse durch, Skeptiker und Bären hatten das Nachsehen. Wir sprechen mit Marktexperten Vanyo Walter, Robomarkets …
COMMENT: Es lebe die Euphorie … Das signalisieren die beiden Artikel. Ersterer von Wolfgang Müller gibt sehr schön wieder, was hinter der Euphorie üblicherweise noch steckt und im Tagesblick immer einmal wieder thematisiert wird: die Angst vor dem entgangenen Gewinn – und diese Angst ist für Kurzfristtrader und Fondsmanager eine sehr reale, ja, existentiell bedeutsame, wie Müller das anschaulich beschreibt. Vorne die $-Zeichen in den Augen, und hinten in den Hosen die … nun ja, lassen wir das.
Und nächstes Jahr? Zunächst kein Absturz, der käme saisonal im Februar oder März. Bis dahin herrscht Veranlagungsnot für das am Jahresende freigewordene, bis dahin veranlagte Kapital: eine Stütze für den DAX-Verlauf im Januar.
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NACHBÖRSE/XDAX +0,2% auf 14.629 Punkte
FRANKFURT (Dow Jones)–Die beiden DAX-Aktien RWE und Rheinmetall haben sich am Freitag nachbörslich unbeeindruckt von jeweiligen Nachrichten gezeigt. RWE will mit dem auf grüne Energien spezialisierten Unternehmen Masdar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei britische Offshore-Windprojekte in der Nordsee verwirklichen, wie am Rande der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai beschlossen wurde. Von Rheinmetall-Chef Armin Papperger hieß es, dass der Rüstungskonzern bereits 2024 in der Ukraine die ersten Panzer bauen will. …
INDEXÄNDERUNG/TAG Immobilien steigen in Stoxx-600 auf
ZUG (Dow Jones)– Die Aktie von TAG Immobilien wird im Zuge der regulären Quartalsüberprüfung der Indizes des Indexbetreiber Stoxx Ltd in den Stoxx-600-Index aufgenommen. Daneben steigen weitere 6 Aktien aus Europa in den Index auf, 7 müssen dafür Platz machen. Die beschlossenen Änderungen werden zum Handelsstart am 18. Dezember umgesetzt. Keine Änderungen gibt es erwartungsgemäß in den beiden europäischen Auswahlindizes Euro-Stoxx-50 bzw. Stoxx-50.
MÄRKTE USA/Scharfer Zinsabwärtstrend sorgt weiter für Kauflaune
Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones)–Schwach ausgefallene Konjunkturdaten haben am Freitag an er Wall Street die Hoffnungen auf bald sinkende Zinsen in den USA befeuert und für steigende Aktienkurse gesorgt. Passend dazu zeigte die jüngste Rally der Anleihekurse keine Anzeichen von Ermüdung, die Marktzinsen gaben also erneut kräftig nach. Die Zehnjahrsrendite liegt mittlerweile bei 4,21 Prozent, verglichen mit einem Jahreshoch knapp unter 5 Prozent Mitte Oktober. Die Wirtschaftstätigkeit im verarbeitenden US-Gewerbe war im November den 13. Monat in Folge geschrumpft, was am Markt als Zeichen für die Wirksamkeit der erfolgten Zinserhöhungen verstanden wurde.
Dass es mit den Zinserhöhungen vorbei sein dürfte, dafür kamen auch Signale von US-Notenbankchef Jerome Powell. Er blieb in Äußerungen bei einem Vortrag zwar vorsichtig und sagte, „es wäre verfrüht, mit Zuversicht schlussfolgern zu wollen, dass wir eine ausreichend restriktive Positionierung erreicht haben, oder darüber zu spekulieren, wann die Geldpolitik gelockert werden könnte“. Er sagte aber auch, dass der jüngste Inflationsrückgang und die allmähliche Verlangsamung beim Anstieg der Löhne ein Beweis dafür seien, dass die Zinserhöhungen der Fed erfolgreich seien.
Am Zinsterminmarkt stieg darauf die Wahrscheinlichkeit für die erste Zinssenkung bereits im März von 41,5 auf nun 55 Prozent. Eine Zinssenkung sogar schon im Januar wird mit 10 Prozent Wahrscheinlichkeit eingepreist, verglichen mit 4 Prozent am Vortag.
Der Dow-Jones-Index legte um weitere 0,8 Prozent zu auf das Jahreshoch 36.245 Punkte. Das Rekordhoch 36.952 Punkte von Januar 2022 rückt damit allmählich in Sichtweite. Der S&P-500 machte 0,6 Prozent gut, die Nasdaq-Indizes legten ähnlich zu.
Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 2.456 (Donnerstag: 1.685) Kursgewinner und 436(1.161) -verlierer. Unverändert schlossen 40 (71) Aktien.
Dollarerholung gestoppt
Der auf Erholungskurs befindliche Dollar machte mit den sinkenden Marktzinsen kehrt und gab wieder nach. Letztendlich ging er zum Euro wenig verändert aus dem Tag. Das Gold profitierte von den sinkenden Zinsen, weil es dadurch als Anlage relativ an Attraktivität gewinnt. Der Preis stieg um 35 Dollar auf 2.072 je Feinunze. Abgesehen von einem kurzen Ausreißer im Mai ist das der höchste Stand des Jahres.
Abwärts um gut 2 Prozent ging es mit dem Ölpreis. Die beim Treffen der Opec+ beschlossenen zusätzlichen Förderkürzungen waren am Vortag schon verpufft bzw. mit sinkenden Preisen quittiert worden. Laut Marktexperten deutet die Marktreaktion auf Bedenken hin, weil die angekündigten Kürzungen freiwillig sind. Das sei ein Zeichen, dass es immer schwieriger werde, sich auf gruppenweite Maßnahmen zu einigen und schüre Zweifel, dass die vereinbarten Förderkürzungen von den einzelnen Kartellmitgliedern auch umgesetzt würden.
„Wir vermuten, dass der nächste Schritt der Opec+ sein wird, die Produktion zu erhöhen, und dass alle angekündigten freiwilligen Kürzungen bis Ende 2024 schrittweise rückgängig gemacht werden“, sagte Bill Weatherburn, Rohstoffexperte bei Capital Economics.
Pfizer unter Druck – Goldpreis steigt weiter
Deutlich um über 5 Prozent abwärts ging es mit der Pfizer-Aktie. Der Pharmariese hat einen Dämpfer bei der Studie eines Abnehmpräparats erlitten und die Studie beendet.
Tesla gaben um 0,5 Prozent nach und zeigten sich unbeeindruckt davon, dass Tesla vier Jahre nach der Vorstellung des ersten Pick-up-Modells Cybertruck nun mit der Auslieferung begonnen hat. Laut Marktexperten ist der Cybertruck eher aus Marketinggesichtspunkten interessant, weniger als Gewinnbringer.
Uber Technologies zogen um 1,7 Prozent an. Hier trieben Spekulationen über eine Aufnahme der Aktie in den S&P-500-Index, nachdem sich der Dienstleister für Personenbeförderung mit zuletzt positiven Quartalszahlen für eine Aufnahme in den Index qualifiziert hat. Sie könnte nach Börsenschluss im Zuge der vierteljährlichen Überprüfung des Index bekannt gegeben werden, hieß es.
Marvell Technology büßten 5,3 Prozent ein, nachdem der Hersteller von Speicher-, Telekommunikations- und Halbleiterprodukten für das dritte Quartal einen über Erwarten ausgefallenen Verlust mitgeteilt hatte. Mit Dell (-5,2%) zeigte sich ein weiterer Technologiewert sehr schwach. Der Computerhersteller hatte umsatzseitig enttäuscht.
US-Anleihen bauen Gewinne aus – Rendite sinkt nach Daten und Powell-Rede weiter
NEW YORK (dpa-AFX) – Die Kurse von US-Staatsanleihen haben am Freitag ihre Gewinne im Handelsverlauf ausgebaut. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) notierte zuletzt 0,79 Prozent höher bei 110,33 Punkten. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere sank im Gegenzug auf 4,22 Prozent und setzte damit ihren jüngsten, nur am Vortag pausierenden Abwärtstrend fort.
Der Druck auf die Anleihenrenditen kam insbesondere nach Konjunkturdaten sowie einer Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf. Dieser signalisierte am Freitag zwar seine Bereitschaft, falls nötig die Geldpolitik weiter zu straffen. Zudem bezeichnete er Hoffnungen auf schon bald niedrigere Zinsen als verfrüht.
Ähnlich hatte sich der oberste amerikanische Notenbanker aber schon in den vergangenen Wochen geäußert, sodass seine Rede die Märkte nicht schrecken konnte. Zudem sieht Powell immer noch die Chance, dass die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession rutscht.
Vor Powells Rede hatten bereits insgesamt mäßige US-Daten die Hoffnungen auf eine geldpolitische Entspannung in den Vereinigten Staaten weiter untermauert. Der vom Institute for Supply Management (ISM) ermittelte Einkaufsmanagerindex für den November belegte eine Stagnation der Stimmung in der Industrie auf niedrigem Niveau. Er deutet weiter auf Schrumpfung hin. Analysten hatten zumindest mit einer moderaten Stimmungsaufhellung gerechnet. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex von S&P Global verharrte ebenfalls auf einem niedrigen Niveau.
Die Bauausgaben im Oktober stiegen zwar doppelt so stark wie erwartet. Doch dafür wurde der Wert für den Anstieg im Vormonat um die Hälfte nach unten revidiert./gl/he
Termine
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Marktumfeld
Preise fallen trotzdem Opec+ will Rohöl-Förderung weiter drosseln
Im nächsten Jahr will die Opec+ ihre Fördermengen erneut verringern. Dennoch gibt der Olpreis an den Märkten nach. Beobachter vermuten Uneinigkeit innerhalb des Verbunds aus mehr als 20 Staaten.
Mitglieder des großen Ölkartells OPEC+ wollen ihre Produktion im ersten Quartal des kommenden Jahres weiter reduzieren. Nach einer Online-Sitzung teilte die Gruppierung mit, dass die Ölgiganten Saudi-Arabien und Russland ihre bestehenden Einschränkungen von insgesamt 1,3 Millionen Fass (je 159 Liter) pro Tag bis März beibehalten. Sechs weitere Mitglieder des Verbundes würden ihre täglichen Fördermengen im nächsten Quartal zusätzlich um fast 700.000 Fass Rohöl drosseln, hieß es.
Die Ölpreise fielen trotz der Kürzungen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete gegen Abend 81,50 US-Dollar (74,79 Euro). Das waren 1,38 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel in ähnlichem Ausmaß auf 76,60 Dollar.
Hintergrund dürfte sein, dass sich nicht alle 20 Länder der OPEC+ an der Angebotsreduktion beteiligen. Marktbeobachter mutmaßten, es fehle an Einigkeit. Russland und die OPEC+ bezifferten ihre geplanten Kürzungen mit insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag. Darin sind jedoch die Verlängerung der aktuellen Drosselungen durch Saudi-Arabien und Russland enthalten, sowie eine geplante Export-Reduktion von russischen Raffinerieprodukten.
Moskau befürwortet die Lieferkürzung
Russland hat die Kürzung der Ölförderung der OPEC+-Staaten mit der Notwendigkeit einer Marktstabilisierung begründet. „Die Entscheidungen, die getroffen wurden, zielen in erster Linie auf die Beseitigung von Risiken in Zeiten niedriger Nachfrage“, sagte der für den Energiesektor zuständige Vizeregierungschef Alexander Nowak dem russischen Staatsfernsehen. Im ersten Quartal 2024 werde die Förderkürzung bei 2,2 Millionen Barrel pro Tag liegen. Russland werde sich darin mit einer Lieferkürzung von 200 000 Barrel an Ölprodukten täglich beteiligen, teilte Nowak mit.
Seinen Worten nach ist die Nachfrage saisonal bedingt rückläufig. Darauf habe die Organisation OPEC+ reagieren müssen, um die Preise stabil zu halten. Die Teilnehmerländer würden aber die weitere Marktentwicklung aufmerksam verfolgen.
Ursprünglich lag Russlands tägliche Förderquote für 2024 bei 9,95 Millionen Barrel Öl. Im Februar 2023 hat Moskau wegen mangelnder Nachfrage aber schon einmal die Lieferungen auf den Weltmarkt um 500 000 Barrel gesenkt, im Juli um weitere 500 000 Barrel. Seit September brachte Russland dann wieder 200 000 Barrel Öl täglich mehr auf den Markt. Diese Menge soll nun offenbar durch die Senkung der Lieferungen von Ölprodukten ausgeglichen werden.
Brasilien soll Förderverbund beitreten
Die OPEC+ teilte außerdem mit, dass Brasilien Anfang kommenden Jahres dem Förderverbund beitreten soll. Das Land gilt als aufstrebender Erdölproduzent, der seine Produktion in den vergangenen Jahren beständig ausgeweitet hat.
Bislang hatten zehn Staaten der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC), sowie zehn weitere Länder im Rahmen der OPEC+ Förderziele abgestimmt, um Preise zu stützen. Die von Saudi-Arabien und Russland dominierte Gruppierung fördert etwa 40 Prozent des globalen Öl-Angebots, das im Oktober rund 102 Millionen Fass pro Tag betrug.
Die Online-Sitzung des Kartells fand am Eröffnungstag der Weltklimakonferenz (COP28) statt. Das UN-Umweltprogramm (UNEP) hatte vor dieser Konferenz in Dubai darauf hingewiesen, dass die weltweit geplanten Fördermengen an Öl, Gas und Kohle weiterhin deutlich über dem Niveau lägen, das mit der Eindämmung des Klimawandels vereinbar wäre.
Ölmarkt spekuliert auf Ausweitung der Förderkürzungen
Die von Industriestaaten gegründete Internationale Energieagentur (IEA) kritisierte vor der Klimakonferenz in einem Bericht, dass der Öl- und Gassektor „bei der Energiewende von der Seitenlinie aus zuschaut“. Die IEA forderte, nicht mehr nach neuen Fördergebieten zu suchen, und Emissionen bei Transport und Förderung von Rohstoffen drastisch zu reduzieren.
OPEC-Generalsekretär Haitham Al Ghais reagierte diese Woche verärgert. „In einer Welt, in der wir mehr Dialog brauchen, ist es nicht konstruktiv, mit dem Finger auf Andere zu zeigen“, sagt er in einer Stellungnahme. Globale CO2-Emissionen sollten zwar reduziert werden, gleichzeitig müssten aber Wirtschaftswachstum, sozialer Aufstieg und Energieversorgung gesichert sein, betonte Al Ghais. Quelle: ntv.de, gut/dpa
Zentralbanken
Fed-Zinserhöhungen sind wohl durch – offiziell mag dies aber keiner sagen
Bei der Federal Reserve steigt die Zuversicht, dass weitere Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung nicht mehr nötig sind. Ein Ende der Zinserhöhungen will bisher aber kein Geldpolitiker verkünden, geschweige denn eine Diskussion über Zinssenkungen beginnen. Am Freitag gab Fed-Chef Jerome Powell das bisher stärkste Signal, dass die Phase der Zinserhöhungen wahrscheinlich abgeschlossen ist. Dennoch blieb er in seinen Äußerungen vorsichtig. „Es wäre verfrüht, mit Zuversicht schlussfolgern zu wollen, dass wir eine ausreichend restriktive Positionierung erreicht haben, oder darüber zu spekulieren, wann die Geldpolitik gelockert werden könnte“, sagte Powell laut Redetext auf einer Veranstaltung in Atlanta. Der jüngste Inflationsrückgang und die allmähliche Verlangsamung beim Anstieg der Löhne seien ein Beweis dafür, dass die Zinserhöhungen der Fed erfolgreich seien.
„Keine Stopp-Start-Geldpolitik“ Fed-Bankerin denkt gar nicht an Zinssenkungen – n-tv, 30.11.2023
Viele Investoren an der Wall Street sind überzeugt, dass der Zinsgipfel endlich erreicht ist. Die Präsidentin des Fed-Bezirks San Francisco stutzt die Hoffnungen nun ein wenig zusammen. Auf keinen Fall soll es ein Vor und Zurück geben.
US-Währungshüterin Mary Daly sieht derzeit keinen Bedarf für eine Diskussion über eine Lockerung der Geldpolitik. „Ich denke im Moment überhaupt nicht über Zinssenkungen nach“, sagte die Präsidentin des US-Notenbankbezirks San Francisco der „Börsen-Zeitung“ in einem gerade veröffentlichten Interview. Sie fügte hinzu: „Ich denke darüber nach, ob wir genug Straffung im System haben und ausreichend restriktiv sind, um die Preisstabilität wiederherzustellen.“ Jüngste Inflationsdaten seien zwar „ermutigend“ gewesen. Die Teuerung sei aber noch nicht unbedingt besiegt.
„Das Schlimmste, was wir den Amerikanern antun können, ob es sich nun um Unternehmen, Haushalte, Verbraucher oder kommunale Gruppen handelt, ist eine Stopp-Start-Geldpolitik. Dabei würden wir die Zinserhöhungen stoppen, dann aber merken, dass wir noch nicht fertig sind und müssten dann später noch mehr Arbeit leisten“, sagte die US-Währungshüterin.
Dalys New Yorker Fed-Kollege John Williams verwies unterdessen auf einer Konferenz darauf, dass sich die Notenbank an der Datenlage orientiere. Falls sich der Preisdruck als hartnäckiger als gedacht erweisen sollte, könnte eine weitere Straffung nötig werden. Doch nach seiner Einschätzung sei die Fed schon am Zinsgipfel oder zumindest in dessen Nähe angelangt.
Börse glaubt an erste Zinssenkung im Mai
An den Terminmärkten wird derzeit damit gerechnet, dass die Fed die Leitzinsen auf der Sitzung Mitte Dezember weiter in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent hält. Für Mai 2024 wird eine erste Zinssenkung für wahrscheinlich gehalten. Dann könnte der geldpolitische Schlüsselsatz demnach auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent sinken.
Fed-Direktor Christopher Waller hatte jüngst betont, es gebe gute ökonomische Argumente für eine geldpolitische Lockerung, falls die Inflation noch weitere Monate zurückgehe. Er wolle sich aber nicht auf eine Zeitspanne festlegen.
Ein Inflationsmaß, das die Währungshüter besonders im Auge behalten, bilden die persönlichen Ausgaben der Konsumenten. Dabei werden die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten ausgeklammert. Dieser sogenannte PCE-Kernindex fiel im Oktober auf eine Jahresteuerungsrate von 3,5 Prozent, nach 3,7 Prozent im September. Quelle: ntv.de, mau/rts
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Deutsche Bank: EZB könnte Zinsen schon im 1Q senken
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Zinsen nach Aussage von Deutsche-Bank-Analyst George Saravelos schon im ersten Quartal 2024 senken. „Wir argumentieren seit Monaten, dass die reale Möglichkeit besteht, dass die EZB gezwungen sein könnte, ihre Zinsen vor der Fed zu senken“, schreibt Saravelos in einem Kommentar zu dem am Donnerstag bekannt gewordenen überraschend starken Inflationsrückgang im November.
INTERNATIONAL
Ölstaat Dubai als Gastgeber Weltklimakonferenz startet unter keinem guten Stern – KURZVIDEO
Schon vor dem Start des diesjährigen Klimagipfels hagelt es Kritik. Ausgerechnet die Ölnation Dubai ist Gastgeber, und der COP28-Präsident sitzt dem staatlichen Ölkonzern vor. Dabei pocht der Weltklimarat ausdrücklich auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
- Klimakonferenz in Dubai Was soll der ganze Klima-Zirkus eigentlich?
- Gemischte Vorzeichen in Dubai „Präsident der Klimakonferenz ist auch Ölkonzern-Chef“
Greenpeace übt scharfe Kritik Cop28 „droht, Greenwashing-Veranstaltung zu werden“ – KURZVIDEO
Martin Kaiser, Vorstand von Greenpeace Deutschland, hat hohe Erwartungen an die Weltklimakonferenz – übt aber schon jetzt deutliche Kritik an den Veranstaltern. Gerade Deutschland müsse beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ein internationales Beispiel sein.
- Klimakonferenz in Dubai Der moralische Zeigefinger ist mal wieder in Stellung gebracht
- Klimakonferenz in Dubai Was soll der ganze Klima-Zirkus eigentlich?
AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.
ISM-Index für US-Industrie unverändert im November
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Aktivität in der US-Industrie hat sich laut ISM im November konstant gezeigt. Der vom Institute for Supply Management (ISM) berechnete Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes verharrte bei 46,7. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Anstieg auf 47,7 prognostiziert. Das Stimmungsbarometer liegt damit unter der Marke von 50 Zählern, ab der es ein Schrumpfen signalisiert.
Unter den stark beachteten Unterindizes stieg der für Neuaufträge auf 48,3 (Vormonat: 45,5), jener für die Beschäftigung ging zurück auf 45,8 (Vormonat: 46,8).
Der Index für die Produktion gab nach auf 48,5 (Vormonat: 50,4), während der Subindex der Preise einen Anstieg auf 49,9 (Vormonat: 45,1) auswies.
US-Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe auch in Zweitlesung bei 49,4 – S&P Global
NEW YORK (Dow Jones)–Die Aktivität in der US-Industrie hat sich laut einer Umfrage von S&P Global im November auch in der Zweitlesung im Vergleich zum Vormonat verlangsamt. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex wurde wie in der Erstlesung mit einem Wert von 49,4 ermittelt, nach 50,0 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Stand von 49,6 erwartet. Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, unterhalb von 50 eine schrumpfende Wirtschaft.
USA: Bauausgaben legen deulich zu
WASHINGTON (dpa-AFX) – In den USA sind die Bauausgaben im Oktober deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat legten sie um 0,6 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Zuwachs um lediglich 0,3 Prozent gerechnet. Allerdings wurde der Anstieg im Vormonat von 0,4 auf 0,2 Prozent revidiert./bgf/he
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Berufungsgericht lässt Zivilklagen gegen Trump wegen Kapitol-Erstürmung zu
Ein US-Berufungsgericht hat Zivilklagen gegen Ex-Präsident Donald Trump wegen der gewaltsamen Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 zugelassen. Das Bundesberufungsgericht in der Hauptstadt Washington wies am Freitag Trumps Argument zurück, er genieße wegen seines damaligen Präsidentenamtes absolute Immunität. Ein Präsident verbringt nicht jede Minute eines jeden Tages damit, offizielle Pflichten zu erledigen, heißt es in dem Gerichtsbeschluss. Und wenn er außerhalb der Aufgaben seines Amtes handelt, dann genießt er nicht Immunität vor Schadenersatzforderungen, nur weil er der Präsident ist. Trump könnte gegen die Gerichtsentscheidung Rechtsmittel einlegen. Hintergrund sind Zivilklagen von zwei Polizisten und mehreren Parlamentariern der Demokratischen Partei gegen Trump. Sie machen den damaligen Präsidenten für die Gewalt vom 6. Januar 2021 mitverantwortlich und verlangen Schadenersatz.
ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.
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AUSTRALIEN
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AFRIKA
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ZENTRALASIEN
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NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.
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EUROPA
Schweizer Wirtschaft wächst im dritten Quartel moderat
Die schweizerische Wirtschaft ist im dritten Quartal 2023 moderat gewachsen. Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs um 0,1 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich lag das BIP um 0,9 Prozent höher.
ANALYSE
Präsentation: Welthandel, Europa, Gashandel u.a.m.
Good afternoon. It is a pleasure to join you today.
Let me begin by thanking Moritz and Sebnem for the very kind introduction. Sebnem is a phenomenal researcher and dear friend from whom I have learned a lot. I am extremely thankful for her generous words.
I would also like to thank the Kiel Institute for the Bernhard Harms Prize. I am honored to receive a prize that champions scholarship in international economics and global relations.
Such scholarship is critically important at a time when countries are drifting further apart.
The Covid-19 pandemic and Russia’s war in Ukraine have heightened concerns about the risks inherent in a deeply interdependent world. The pandemic disrupted supply chains and led to shortages and price surges, raising questions about the reliability of global trade. The war triggered a severe energy crisis and exposed vulnerabilities in interdependence. Meanwhile, tensions are growing between the two largest economies in the world: the US and China.
In this environment, global economic relations are now increasingly dictated by security considerations: security of supply chains and security of nations. It is understandable that policymakers must give resilience greater consideration in their decision-making. But the wrong policies could severely damage prosperity and actually weaken security.
In my lecture on “Europe in a Fragmented World,” I will make three broad points based on research we have just released today.
- The first is that geoeconomic fragmentation is increasingly a reality. Since the start of the war in Ukraine, trade within a politically aligned bloc of countries has grown nearly 1½ percentage points faster than trade across blocs.
- The second is that the European Union is uniquely exposed to fragmentation, yet uniquely prepared to deal with it. The EU’s large and diverse membership of advanced and emerging market countries provides the scope and scale to support European-based supply chains.
- The third is that to leverage the unique features of the EU, a singular focus of EU policy makers should be to deepen the single market alongside advocating for a rules-based global trading system.
#1 GEF is increasingly a reality.
Let’s begin with the increasing reality of geoeconomic fragmentation. The share of global trade in world GDP has been relatively stable. This may lead one to conclude that all this talk of fragmentation is much ado about nothing.
But that would be the incorrect conclusion. While overall trade as a share of GDP has not changed much, there have been meaningful shifts in underlying bilateral trading relations.
A stark example is Europe and energy. The EU’s overall external dependence on energy is little changed, but where it buys from has changed dramatically. Following Russia’s invasion of Ukraine, the EU reduced its direct imports of Russian gas from over 20 percent of total gas imports in 2020 to around 5 percent by the first half of 2023, while increasing its imports from the US and Norway by substantial amounts.
This reorganization, while clearly necessary, has come at a price. EU wholesale gas prices are now about twice as high as before Russia’s invasion and are considerably higher than those in the US.
Such reshaping of supply chains is a more general phenomenon. Growth of trade has slowed everywhere. Trade within a politically aligned bloc of countries has about halved from 3 percent pre-war. However, trade between blocs that are not politically aligned has slowed much more, declining from 4 percent pre-war to around 0%. On net, this generates 1.5 percentage point faster growth in trade within blocs as opposed to between blocs.
Supply chains also appear to be lengthening as trade is being re-routed through neighboring countries, often without changing the ultimate country of origin or ultimate destination.
Take Russia, for example. Exports from neighboring EU countries and Ukraine have dropped sharply—including by 75 percent for Finland and 100 percent for Ukraine—even as exports to Russia from several other neighboring countries—such as China and Kazakhstan—have more than doubled. They have even risen five-fold in the case of Armenia.
Evidence of a similar lengthening of supply chains due to the re-routing of trade through neighboring countries is also apparent for countries that neighbor China and the US.
There are also clear signs that global foreign direct investment (FDI) including by the EU—is segmenting along geopolitical lines. Over the last decade, the destination for global FDI is being increasingly driven by geopolitical closeness as compared to geographic closeness. This is particularly the case for FDI to strategic sectors or where the recipient country is an emerging market.
In the case of Europe, outward FDI by EU countries has become more responsive to geopolitical distance since 2017. In fact, fragmentation of outward FDI flows by the EU began soon after the euro area debt crisis. While extra-EU FDI to geopolitically aligned countries recovered strongly, the recovery to other countries was very weak, and flows have declined further since 2018.
The shifting pattern of trade and FDI comes not only from firms’ desires to build resilience but also from a sizeable increase in cross-border restrictions.
The number of measures that are harmful to trade has been growing and vastly exceeds liberalizing measures. So far this year, 750 liberalizing measures have been announced against almost 2,900 harmful measures—including subsidies to production and exports, as well as tariffs. This is close to triple the number of harmful measures announced in 2019.
Some of these policies directly target trade, while others are behind-the-border measures. This includes fiscal and financial support to specific sectors and local content requirements that benefit domestic industries.
The EU is not just a bystander: it is also imposing its own policies with particular reliance on financial support measures. The amount of approved state aid to private companies has grown from an average of 1 percent of member countries’ GDP in 2019 to 2.3 percent of GDP in 2021, with a wide dispersion across countries ranging from 0.7 percent of GDP in Ireland to 4.6 percent in Malta.
So clearly, geoeconomic fragmentation is a reality, and this impacts all countries, each differently. This leads me to my second point.
#2 Europe is uniquely exposed to fragmentation, yet uniquely prepared to deal with it.
The EU is highly open to trade, which makes it particularly vulnerable to trade disruptions. The share of extra-EU foreign trade to EU GDP at over 40 percent in 2021 exceeds that of the US and even China, despite being of roughly similar economic size.
The EU is also more open in terms of inward and outward FDI than other regions. The stock of non-EU FDI stood at more than 90 percent of GDP in 2021, considerably larger than for China and the US.
The EU’s direct dependence on countries that are not politically aligned with the EU—based on UN voting on the 2022 Ukraine Resolution—is also high. About 40 percent of imports from outside the EU are sourced from countries not aligned with the EU and around half of such imports would be difficult to access through alternative suppliers. This includes some natural resources essential to the green transition that tend to be concentrated geographically and some manufactured intermediates—such as advanced semiconductors—for which quick replacements are difficult.
The EU’s indirect dependence on countries it is not politically aligned with is even higher in some important instances. Take, for example, the EU’s reliance on China. China’s importance as the ultimate source of inputs into production and as a final market for EU-made products has continued to rise, including for manufacturing.
In the case of the EU-based auto sector, China provides 10 percent of the final value added and is the final market for 7 percent of EU-made cars. Both shares are more than double where they were a decade earlier.
This said, while the EU is particularly exposed to trade and FDI disruptions, it may also be particularly well placed to build resilience. The EU’s large and diverse membership of advanced and emerging market countries provides the scope and scale to support European-based supply chains.
The EU’s mix of innovation and manufacturing provides an ecosystem quite different from both the US, which is comparatively more specialized in innovation, and from China, which is more focused on manufacturing. Specifically, the EU encompasses countries where the equivalent of 7-9 percent of manufacturing value added is channeled back into research and development, for example the Nordics, Benelux, Germany, and France.
It also includes countries that undertake considerably more manufacturing, but less manufacturing R&D. Countries can therefore specialize in innovation or manufacturing according to their comparative advantage within the “level playing field” and low frictions guaranteed by the Single Market.
In principle, these attributes should allow the EU to better meet the pressures from geoeconomic fragmentation. If necessary, the EU is potentially better placed to re-shore global production to cost-efficient manufacturing locations with lower adjustment costs.
In practice, however, to realize the benefits of the Single Market, much bolder reforms will be needed. This leads me to my third point.
#3 A singular focus of EU policy makers should be to deepen the single market alongside strongly advocating for a rules-based global trading system.
As a major participant in world trade, the EU has benefited greatly from a multilateral rules-based system. In its external policies the EU should continue to be a strong advocate for openness and for the proper functioning of the WTO.
This is not only for its own sake but also to ensure that emerging and developing countries beyond the EU have a firm foothold in the global trading system as a ladder to their own prosperity and economic resilience.
In this regard, the EU should ensure that its climate-related policies are compatible with WTO rules. That includes implementing the Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) in a manner that encourages greener imports into the EU, thereby making clear to trading partners that the goal is to protect the planet rather than EU industry.
To achieve that goal, to the extent possible, the CBAM should be based on actual emissions embedded in imports rather relying on EU industry benchmarks.
While staying within the global rules-based system, some reconfiguration of trade and FDI flows to protect economic security can make sense given the changed geopolitical landscape. The EU’s strategy to achieve this by “targeted de-risking,” rather than outright “decoupling,” is sensible.
Taking preemptive action to mitigate areas of high risk—such as through diversifying suppliers, holding inventories, improving recycling or, possibly, homeshoring for activities that matter for economic security—can be seen as pragmatic self-insurance that warrants the additional upfront economic cost.
Some medical products, or inputs needed to strengthen energy security, are examples of goods that may qualify. But the bar should be set high.
Deepening economic partnerships with countries that present less geoeconomic risk can also help. But this might be easier said than done.
Agreements with the US on metals tariffs and workarounds to the US Inflation Reduction Act are still pending.
The EU has concluded free trade and partnership agreements with many countries around the world, but notably reaching new trade deals with some emerging market, resource-rich countries—such as Indonesia and the Mercosur region—has been slow.
Moving ahead may require the EU to find ways to protect environmental and labor standards while addressing partners’ concerns about their effects.
Developing long-term infrastructure partnerships, as the EU is seeking to do through its “Global Gateway” Initiative, could also build resilience. To be successful, related projects should be mutually beneficial and support development of the host-country’s economy so that the investments are financially sustainable.
In addition to advocating for the global rules-based trading system in its external policies, it is critical that the EU’s internal policies protect and deepen the Single Market. This would help leverage its unique ecosystem with its mix of innovation and manufacturing strengths to generate higher growth and build resilience.
There is ample room to strengthen intra-EU integration. Better harmonizing taxes and subsidies across countries would increase investment in cross-border infrastructure and discourage “state aid” shopping.
It is critical to complete the capital markets union and banking union to help mobilize sufficient funding for EU’s enormous climate and digital investment needs and keep the EU globally competitive and at the technology forefront.
In a model of innovation and multinational offshore production, we find that lowering internal barriers within the EU would generate large welfare effects—on the order of 7 percent of GDP—and accrue to both EU innovating and manufacturing countries.
Within the model, reducing internal frictions can have the same effect as reducing trade and multinational production costs between EU member countries. This allows comparative advantage to more fully determine how resources are allocated within and across member countries. All member countries benefit from reduced costs and wider variety of goods. The spillovers to non-EU countries are on net small, allaying concerns that non-EU countries would be worse off. In particular, the small spillovers to China reflect that EU firms’ production in China is mainly to cater to final demand in the region. A more integrated EU would therefore not lead to substantial reallocation of production or trade diversion to the EU.
In contrast, the recent surge in national measures, including to address the energy price shock, risks damaging the Single Market by giving those countries that provide large fiscal support to their industries a competitive edge over their EU peers. Instead, centralized coordination is needed to protect the level playing field.
This is best illustrated in the area of decarbonization. Given the externalities from carbon emissions, decarbonization targets should be set at the EU level, rather than at the level of individual members, to make sure efforts are concentrated where marginal abatement costs are lowest across the EU. This will ensure the largest possible emissions reductions are achieved for a given amount of green investment.
Replacing coal—which is still heavily used by some countries, such as Poland and Germany—in electricity generation is generally seen as the least-cost way to decarbonize.
Within a strengthened Single Market, any reliance on industrial policies should be restricted to addressing market distortions and be targeted and time bound. Caution is needed to avoid government capture and the rent seeking behavior that will follow. To that end, industrial policies should not give preference to one type of technology over another and avoid favoring incumbent firms over new entrants or giving preference to domestic over foreign firms.
For instance, there is arguably a role for government intervention to de-risk energy supply and slow climate change, including through providing support for renewable energy production and establishing the critical network infrastructure of smart grids and EV charging stations. To finance these interventions, an EU-wide central fiscal capacity of a meaningful size can help ensure resources flow to where they have the highest benefits, and not where governments are more able and willing to provide state aid.
That said, the temptation to subsidize energy prices during the green transition should be resisted. Fossil fuel prices are not expected to return to the low levels of before the war in Ukraine over the next several years, at least. This suggests that the least energy-efficient firms in activities that are intensive users of energy may no longer be internationally competitive at current energy prices. Choosing to subsidize fossil fuels would tend to lock in their use and blunt the price signals that favor renewables, slowing down the transition. While EU firms are on average more energy efficient than elsewhere, there is a wide dispersion. This suggests ample scope for lagging firms within each industry to catch up, thereby reducing the burden of energy costs on their competitiveness.
Let me conclude.
While geo-economic fragmentation has become a reality, it is still in its early stages. It is on us to determine the extent to which it will affect the global economy.
Some realignment of economic relations is clearly necessary given the new geopolitical realities. However, there is no reason to risk a disorderly breakdown of global relations. And leaders are stepping up. The recent meeting of President Biden and President Xi at the APEC Summit and the planned EU-China summit to be held in early December are all vitally important to avoid a race to the bottom where everyone loses.
Our research shows that an extreme form of geoeconomic fragmentation in trade could wipe out 7 percent of global GDP over the medium run.
With rival economic blocs and estranged global relations, this would be a world that is not just less prosperous but also less safe in terms of both economic and national security.
Europe may be best placed to demonstrate how cooperation can help us navigate a more divided world.
In the wake of the Second World War, Europe launched one of the most audacious political experiments in history: finding unity through collaboration among sovereign nations. The pioneers of the European Union knew—after living through the nightmare of two world wars—that it was in everyone’s interest to balance national interests and build a united Europe. Nearly eight decades later, the EU embodies that dream.
Today, we are being tested again by global tensions. Only now, we are more connected than ever by the global challenges we face, from climate change to the rise of disruptive technologies. To have any chance of solving those challenges, we need to follow the EU’s lead and search for common ground.
DEUTSCHLAND
WAHLUMFRAGEN
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WEITERE MELDUNGEN
Buschmann und Lindner wollen Schuldenbremse einhalten
Im Streit über eine mögliche Veränderung der Regelungen zur Schuldenbremse im Grundgesetz haben sich Bundesjustizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner (beide FDP) dafür ausgesprochen, die Schuldenbremse weder abzuschaffen noch zu reformieren. Vielmehr sei das Gebot der Stunde, die Regeln einfach einzuhalten, schreiben sie in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, wie diese mitteilte. Das Argument, für Investitionen müsse ein Staat immer Schulden aufnehmen können, führe in die Irre.
Lindner will in Budget 2024 Priorisierung und keine neuen Schulden
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Entscheidungen mit „Sorgfalt und Weitsicht“ für den Haushalt des kommenden Jahres angekündigt, über dessen Zuschnitt die Koalition derzeit angesichts des jüngsten Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts verhandelt. Im Bundestag sprach sich der Finanzminister dabei für Priorisierungen und gegen neue Schulden aus. Redner der Opposition griffen ihn aber scharf an.
MEINUNG
Vier-Tage-Woche und Fachkräftemangel DIW-Chef: „Unternehmen wird keine Wahl bleiben“ – KURZVIDEO
Damit Unternehmen ihre Beschäftigten in Zeiten andauernden Fachkräftemangels halten können, ist es nach Ansicht von Marcel Fratzscher unumgänglich, auf Wünsche nach Arbeitszeitmodellen wie dem der Vier-Tage-Woche einzugehen. Der DIW-Chef betont: Internationale Studien belegen deren Erfolg.
Handelskammer-Chefin im Interview Wie blickt die US-Wirtschaft auf Deutschland? – KURZVIDEO
Der Blick deutscher Unternehmen auf den eigenen Wirtschaftsstandort ist aktuell von Zweifeln und Kritik geprägt. Wie schauen US-amerikanische Unternehmen auf die Entwicklung hierzulande? ntv spricht mit der Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland, Simone Menne.
INHALT: Stimmung für Deutschland unter US-Firmen leicht schlechter. Bürokratie als besonders gewichtiger Hemmschuh, dazu hohe Energiekosten und hohe Steuern. Mit Blick auf Bundesverfassungsgerichtsurteil und Lösungsmöglichkeiten für die Folgen: Schuldenbremse sollte „anders strukturiert werden“. Auchin deutschen Unternehmen gibt es weiter den Glauben an den deutschen Standort, die deutsche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Man sollte das Denken wechseln: raus aus „Politik soll uns retten“, rein ins Unternehmertum. Nicht von Subventionen leben, sondern Innovationen wieder gestalten. Kommen Wirtschaftswunderjahre à la Scholz? Krisenjahre lassen neue Lösungsmöglichkeiten erfinden, in diesem Sinn ist Menne Optimistin und verweist dabei auf das ehemals Superkrisenland Griechenland. Zeithorizont für positive Entwicklungen: über 2025 hinausdenken. Schulnote für Ampel? Eine drei, wurde schon viel auf den Weg gebracht. Ampelregierung stand von Anfang an in multiplen Krisensituationen, aber die Art der Kommunikation nach außen und innerhalb der Koalition, wie sie nach außen dringt, ist „nicht förderlich für das Vertrauen in diese Regierung“.
UNTERNEHMEN
Rheinmetall-Panzerproduktion in Ukraine soll 2024 anlaufen
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern will bereits 2024 in der Ukraine die ersten Panzer bauen. Wie Vorstandschef Armin Papperger im Gespräch mit der Wirtschaftswoche erklärte, erwartet er spätestens Anfang des nächsten Jahres den Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit der Ukraine zum Bau des radgetriebene Transportpanzers Fuchs und des Schützenpanzers Lynx.
ÖSTERREICH
STATISTIK AUSTRIA
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WAHLUMFRAGEN
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WEITERE MELDUNGEN
Österreichs Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal
Die österreichische Wirtschaft ist im dritten Quartal 2023 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank um 0,5 (vorläufig 0,6) Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie die Statistik Austria mitteilte. Im Jahresvergleich lag das BIP im dritten Quartal um 1,8 (vorläufig: 1,2) Prozent niedriger. „Österreichs Wirtschaft steckt in einer Rezession: Im dritten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Mal in Folge zurück“, sagte Generaldirektor Tobias Thomas.
KOMMENTAR
MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG
Mehr schwere RSV-Infektionen bei Kleinkindern
Berlin – Bei Kindern unter vier Jahren in Deutschland werden seit mehreren Wochen zunehmend schwere Atemwegserkrankungen durch Infektionen mit RSV verzeichnet.
Die Dynamik sei jedoch schwächer als bei der früher als üblich einsetzenden Welle in der vergangenen Saison, heißt es im aktuellen Bericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit Blick auf die vergangene Woche.
RSV ist die Abkürzung für Respiratorisches Synzytial-Virus. „Insbesondere Kinder unter zwei Jahren sind von einer Krankenhauseinweisung mit RSV-Infektion betroffen“, berichtet das RKI.
Der deutliche Anstieg dieser Diagnosen bei Kleinkindern könnte, so heißt es im Report, auch auf vermehrte Tests nach Einführung einer bundesweiten RSV-Meldepflicht zurückzuführen sein. Insgesamt spricht das RKI erst von „Anzeichen“ einer sich verstärkenden Zirkulation von RSV.
Hinweise auf eine beginnende Grippewelle gebe es hingegen nach wie vor nicht. Die Situation bei Atemwegserkrankungen in Deutschland ist laut Bericht weiter geprägt von einer relativ hohen Zahl an COVID-19-Fällen und den für die Jahreszeit typischen Erkältungen durch Rhinoviren. © dpa/aerzteblatt.de
Atemwegserkrankungen: Krankenhäuser rufen zu Corona- und Grippeimpfungen auf
Berlin – Angesichts der zunehmenden Zahl von Atemwegserkrankungen hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) an die Bevölkerung appelliert, sich gegen die Grippe und das Coronavirus impfen zu lassen.
Die derzeitige Krankheitswelle habe nicht nur Auswirkungen auf die ambulante Versorgung, sondern auch auf die Krankenhäuser, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, heutige Ausgaben).
Der Herbst und der Winter seien bereits vor der Pandemie aufgrund „der hohen Krankheitslast der Atemwegserkrankungen“ eine Herausforderung gewesen, sagte Gaß weiter. „Mit dem Coronavirus ist nun aber seit 2020 ein weiterer Erreger hinzugekommen.“ Deshalb sei es so wichtig, sich gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) gegen Corona, aber vor allem auch gegen Influenza impfen zu lassen, fügte Gaß hinzu.
Die STIKO empfiehlt bisher eine jährliche COVID-19-Auffrischimpfung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Dazu zählt sie Menschen ab 60 Jahre, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.
Diesen Gruppen empfiehlt die STIKO auch die jährliche Grippeschutzimpfung. COVID-19- und Influenza-Impfung sind laut Bundesgesundheitsministerium zum gleichen Impftermin möglich und beeinträchtigen sich nicht gegenseitig. © afp/aerzteblatt.de
STIKO empfiehlt erstmals Impfung gegen Dengue – nach vorheriger Infektion
Berlin – Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat erstmals einen Impfstoff gegen Dengue-Fieber empfohlen. Der neue Impfstoff Qdenga werde Personen ab vier Jahren empfohlen, die bereits eine labordiagnostisch bestätigte Infektion mit Dengue-Viren (DENV) durchgemacht haben. Das teilte die STIKO gestern gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) mit (Epidemiologisches Bulletin 48/2023).
Die Impfung könne vor Reisen in Dengue-Endemiegebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, etwa bei längeren Aufenthalten oder aktuellen Ausbrüchen, oder bei Tätigkeiten mit DENV, zum Beispiel in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien außerhalb von Endemiegebieten, erfolgen.
Die Grundimmunisierung besteht aus zwei subkutan zu verabreichenden Impfstoffdosen, die im Abstand von drei Monaten gegeben werden. Sie sollte vor Beginn der Reise abgeschlossen sein. Da das neue Vakzin ein Lebendimpfstoff ist, darf es bei Schwangeren und Stillenden sowie bei Personen mit Immundefizienz nicht angewendet werden.
Die Qdenga-Impfung kann der Mitteilung zufolge gleichzeitig mit der Reiseimpfung gegen Hepatitis A oder gegen Gelbfieber erfolgen. Die Impfungen sollten dann an unterschiedlichen Gliedmaßen durchgeführt werden.
Aktuell sei es nicht möglich abschließend zu bewerten, ob Auffrischimpfungen notwendig sind, so die STIKO. Die Studien, die dies überprüfen, würden derzeit noch durchgeführt.
Die STIKO weist darauf hin, dass kein schriftlicher Nachweis über die durchgeführte Labordiagnostik bei einer früheren Infektion vorliegen muss. Anamnestische Angaben über die erfolgte Untersuchung genügten. Jedoch reiche der Bericht über eine typische Symptomatik, wie sie bei Dengue bestehen kann, nicht aus, wenn zum Zeitpunkt der Beschwerden keine Labordiagnostik durchgeführt worden sei. Zu vielfältig seien die möglichen Differenzialdiagnosen.
Die Kommission rät zudem davon ab, den Serostatus vor der Impfung zu erheben, weil eine genügend zuverlässige Diagnostik nicht überall möglich sei.
Die erste DENV-Infektion verläuft meist ohne Symptome oder mild. Bei Zweitinfektionen hingegen ist das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich erhöht. Weil nach bisherigen Studien nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei Menschen, die bisher noch keine Infektion durchgemacht haben, eine Infektion nach der Impfung mit einem schweren Krankheitsverlauf einhergeht, spricht die STIKO vorerst keine allgemeine Impfempfehlung aus.
DENV ist das weltweit am häufigsten durch Stechmücken auf den Menschen übertragene Virus. Ungefähr 99 Prozent der in Europa gemeldeten Fälle betreffen Reisende, die aus Endemiegebieten zurückkehren.
Dengue war viele Jahrzehnte vor allem in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet. Das Virus wird vor allem von Gelbfiebermücken, gelegentlich auch von Asiatischen Tigermücken übertragen. Durch die Auswirkungen des Klimawandels breiten sich die Mücken und DENV jetzt auch außerhalb der bekannten tropischen und subtropischen Endemiegebiete aus. © afp/aks/aerzteblatt.de
Mindestens 17 Menschen in Uganda an Milzbrand gestorben
Kampala – In Uganda sind im November mindestens 17 Menschen an Milzbrand gestorben. Sie hätten sich vermutlich durch den Verzehr von Fleisch infizierter Tiere von einem Bauernhof mit dem Anthraxerreger angesteckt, sagte der Amtsarzt Edward Muwanga aus dem betroffenen Verwaltungsbezirk Kyotera südlich der Hauptstadt Kampala.
Die örtlichen Behörden würden von Spezialisten des Gesundheitsministeriums in Kampala und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt und hätten den Ausbruch bereits „unter Kontrolle“ gebracht.
Milzbrand ist eine oft tödlich verlaufende Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird und vor allem pflanzenfressende Tiere wie Rinder, Schafe und Ziegen befällt.
Auch Menschen können erkranken, wenn sie Milzbrandsporen ausgesetzt sind. Die Sporen können Jahrzehnte im Boden überleben und auch von Tier zu Mensch übertragen werden. © afp/aerzteblatt.de
COMMENT: Die Sporen können auch durch die Luft übertragen werden und einen galoppierenden Lungenmilzbrand auslösen.
Siehe dazu:
Deutlich mehr gemeldete HIV-Infektionen in der EU
Kopenhagen – Im Jahr 2022 gab es im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gegenüber dem Jahr 2021 einen Anstieg bei den gemeldeten HIV-Infektionen. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Meldungen aber gesunken. Das geht aus einem neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO hervor. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) geht von einer „stabilen“ Infektionslage aus.
In den Ländern wurden im Jahr 2022 laut den Daten insgesamt 22.995 HIV-Diagnosen gemeldet, was einer Rate von 5,1 pro 100.000 Einwohner entspricht. Dies ist ein Anstieg um 30,8 Prozent im Vergleich zu 2021, aber immer noch ein Rückgang um 3,8 Prozent im Vergleich zur Rate von 2019.
Die höchsten Raten wurden aus Zypern (218 Fälle) und Estland (250 Fälle) gemeldet, die niedrigste aus Slowenien (42 Fälle).
In den Jahren zuvor hatten sich die HIV-Infektionen in einem Abwärtstrend bewegt. Das ECDC sieht trotz des jetzt beobachteten Anstiegs keinen tatsächlichen Anstieg der Infektionen. „Wir gehen davon aus, dass die Situation stabil ist“, erklärte Anastasia Pharris, Expertin für Infektionskrankheiten bei der ECDC. Die Ursachen erkläre sich die ECDC unter anderem durch die COVID-Pandemie oder Migration.
Migration und COVID-Pandemie haben zu scheinbarem HIV-Anstieg geführt
Im EWR stammten im Jahr 2022 laut dem Bericht 48,3 Prozent der diagnostizierten Personen aus Ländern außerhalb der EU.
Coronapandemie und die Ausweitung und Einführung neuer Teststrategien zur Erkennung zuvor nicht diagnostizierter Fälle hätten zu einem Anstieg der Zahl der Diagnosen und der Zahl der zuvor mit HIV diagnostizierten Personen unter ihnen geführt. All dies mache es schwierig, die HIV-Trends für 2019 bis 2022 zu interpretieren, hieß es auch aus der WHO.
Wichtig für die Veränderungen seien außerdem „zunehmende Bevölkerungsbewegungen in ganz Europa, insbesondere in den EU/EWR-Ländern sowie die Wiederaufnahme der Gesundheitsdienste nach der COVID-19-Pandemie“, heißt es in dem Bericht.
Zu den Ländern, in denen mehr als die Hälfte der HIV-Diagnosen Menschen betrafen, die nicht aus dem Meldeland stammten, gehörten Österreich, Belgien, Zypern, Tschechien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Island, Irland, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Slowakei und Schweden.
Wie in den Vorjahren war die Rate der HIV-Diagnosen im Jahr 2022 bei Männern (7,3 pro 100.000 Einwohner) höher als bei Frauen (2,9 pro 100.000 Einwohner.
33,3 Prozent (7.656) aller gemeldeten HIV-Diagnosen im Jahr 2022 und 45,8 Prozent der Diagnosen, bei denen der Übertragungsweg bekannt war, entfielen auf Sex zwischen Männern.
Der erste heterosexuelle Kontakt war im Jahr 2022 im EWR häufiger als Geschlechtsverkehr zwischen Männern der Grund für die HIV-Übertragung: Er machte 33,7 Prozent (7.743) der HIV-Diagnosen und 46,3 Prozent der Diagnosen aus, bei denen der Übertragungsweg bekannt war.
Die Übertragung durch injizierenden Drogenkonsum machte 2022 4,3 Prozent der HIV-Diagnosen aus. Mehr als die Hälfte der Personen mit einer gemeldeten Diagnose, die auf injizierenden Drogenkonsum zurückzuführen ist, wurden außerhalb des Meldelandes geboren.
Mehr als doppelt so hohe Meldezahlen in der gesamten Europäischen Region
Deutlich höher sind die Meldezahlen bei Betrachtung der gesamten Europäische Region der WHO – hierzu gehören zum Beispiel auch Russland und die Ukraine. Im Jahr 2022 wurden in den 49 Ländern dieser Region 110.486 Menschen mit HIV diagnostiziert, was einer Rate von 12,4 pro 100.000 Einwohner entspricht. Dies bedeutet ein Anstieg um 4,2 Prozent gegenüber 2021, aber gleichzeitig ein Rückgang um 20,5 Prozent gegenüber 2019.
Die höchsten Raten pro 100.000 Einwohner wurden in der Russischen Föderation (38,4) beobachtet, gefolgt von der Ukraine (29,8), der Republik Moldau (28,4), Zypern (24,1), Kasachstan (20,7), Armenien (19,2), Estland (18,8), Irland (17,5), Belarus (17,2), Georgien (16,5) und Kirgisistan (16,5). Die niedrigsten Raten (2,0 und darunter) meldeten Slowenien (2,0), Nordmazedonien (2,0) sowie Bosnien und Herzegowina (1,7).
Der größte Anteil der in der Region diagnostizierten Personen gehörte zur Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen (36 Prozent). Sechs Prozent waren junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren und 17 Prozent waren bei der Diagnose 50 Jahre oder älter.
Das Ziel der Vereinten Nationen ist es, der weltweiten HIV/AIDS Pandemie bis 2030 ein Ende zu setzen. „Das bedeutet konkret, dass wir neue HIV-Infektionen um 90 Prozent reduzieren müssen bis 2023“, erklärte Andrea Ammon, Leiterin der ECDC, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
„Wir bewegen uns in der EU in die richtige Richtung.“ Dennoch betonte Ammon, dass man mehr tun müsse. Denn immer noch weiß einer von zehn Menschen nicht, dass er mit HIV infiziert ist. Und die Hälfte der Diagnostizierten hatten eine späte Diagnose.
„Diese Zahlen zeigen, dass Menschen entweder nicht gewillt sind oder es ihnen nicht ermöglicht wird, sich rechtzeitig testen zu lassen und Zugang zur Versorgung zu bekommen.“ Hierfür müssten es regional angepasste Massnahmen geben. © hil/gie/aerzteblatt.de
Wenn alle mitmachen: AIDS bis 2030 keine Gefahr mehr
Ein hoffnungsfroher Bericht von UNAIDS am Welt-Aids-Tag, doch es gibt auch warnende Stimmen.
An diesem Welt-Aids-Tag hat UNAIDS einen hoffnungsvollen Bericht veröffentlicht: AIDS könnte bis 2030 als Gefahr für die öffentliche Gesundheit besiegt sein, wenn es überall vor Ort genug finanzielle Mittel gibt und die Beratungsstellen nicht in ihrer Arbeit behindert werden.
„Enorme Fortschritte bei der HIV-Bekämpfung“
Angeli Achrekar, stellvertretende Generalsekretärin und stellvertretende Exekutivdirektorin von UNAIDS sagt: „Wir freuen uns über die enormen Fortschritte, die wir bei der weltweiten HIV-Bekämpfung erzielt haben. Die Zahl der Aids-Todesfälle ist beispielsweise seit dem Höchststand Anfang der 2000er Jahre um fast 70 % zurückgegangen. Es gibt heute weniger Neuinfektionen als je zuvor. Das sind große Fortschritte, die die Länder auf der ganzen Welt gemacht haben.“
1,3 Millionen Neuansteckungen – pro Jahr
Doch Angeli Achrekar verweist auch auf beunruhigende Zahlen: „Jedes Jahr gibt es 1,3 Millionen neue HIV-Infektionen. Das stimmt. Allein im vergangenen Jahr. Das ist erschreckend. Das bedeutet, dass wir große Bevölkerungsgruppen zurücklassen und die Lücken nicht schließen, die geschlossen werden müssen.“
AIDS-Selbsthilfegruppen warnen in Großbritannien, Polen und anderen Ländern, die Gefahr durch AIDS sei nicht vorüber.
Im vergangenen Jahr waren weltweit 39 Millionen Menschen nachgewiesen HIV-positiv.
Immer mehr Menschen schützen sich mit Medikament vor HIV
Berlin – Immer mehr Menschen in Deutschland nehmen laut Robert-Koch-Institut (RKI) Medikamente zum Schutz vor einer HIV-Infektion. „Nach Schätzungen nutzten im September etwa 39.000 Menschen bundesweit die Präexpositionsprophylaxe“, sagte der beim RKI für das Thema zuständige Projektleiter Daniel Schmidt der Deutschen Presse-Agentur vor dem Welt-Aids-Tag, der morgen stattfindet. Für Ende 2022 sei man von 32.000 Nutzenden ausgegangen, Ende 2020 von rund 19.000.
„Nur zu Beginn der Pandemie gab es einmal einen leichten Abwärtstrend“, sagte Schmidt. „Das hat sich schnell wieder normalisiert. Wir sehen auch jetzt noch eine steigende Kurve.“ Die Potenziale seien jedoch in vielen Gruppen noch nicht ausgeschöpft. Wesentlich mehr Menschen könnten von dem Schutz profitieren.
Seit September 2019 ist die Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, in Deutschland für Menschen mit einem substanziellen HIV-Infektionsrisiko eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Man nimmt dabei täglich eine Tablette mit zwei Wirkstoffen, die die Vermehrung des Virus im Körper unterdrücken.
Das RKI erfasst die PrEP-Nutzung anhand anonymisierter Apotheken-Abrechnungsdaten. Es handelt sich bei den Angaben um Schätzungen, da das Medikament nicht nur vorbeugend, sondern auch in der HIV-Therapie genutzt werden kann. Enthalten sind in den Zahlen auch Fälle, in denen die PrEP anlassbezogen eingenommen wird, also etwa rund um einen Risikokontakt.
Fast ausschließlich – zu 98 Prozent – handelt es sich nach RKI-Erkenntnissen bei den bisherigen Nutzenden um bi- und homosexuelle Männer. Das liege daran, dass es in der Gruppe ein Bewusstsein für HIV und Wissen um neue Präventionsstrategien gebe, aber auch an auf sie zugeschnittenen Infomaterialien, sagte Schmidt.
Fast ein Drittel der PrEP-Verordnungen kommt nach RKI-Daten aus Berlin, vor NRW und Bayern. „In Metropolen wie Berlin und Hamburg sehen wir eine recht hohe Deckung des Bedarfs“, sagte Schmidt.
In anderen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen werden die Wirkstoffe hingegen fast gar nicht verordnet, und in weiteren Ländern ebenfalls kaum, wie aus Schmidts Daten hervorgeht. Hintergrund ist auch, dass laut RKI bisher zum überwiegenden Teil spezialisierte HIV-Praxen und -Zentren die PrEP-Versorgung leisten.
Strukturen also, die nicht überall gleich gut ausgebaut sind. Eine Ausweitung sei geboten – in der Fläche, aber auch in Hinblick auf weitere Arztgruppen, sagte Schmidt. „Wir hören schon jetzt, dass diese Praxen an der Kapazitätsgrenze sind. Dass die Leute keine Termine bekommen oder dass die Anfahrtswege sehr lang sind.“
Andere Gruppen bisher kaum erreicht
„Wir denken, dass es durchaus Potenzial für eine PrEP-Nutzung in weiteren Gruppen gibt“, sagte Schmidt. „Zum Beispiel bei Sexarbeitenden, Drogengebrauchenden und Menschen aus Trans- und nicht-binären sowie migrantischen Communitys“. Ziel solle überhaupt nicht sein, dass jeder Einzelne aus diesen Gruppen künftig die PrEP nimmt, betonte der RKI-Mitarbeiter.
„Aber die Menschen sollten darüber aufgeklärt sein“. Weit verbreitet sei etwa die falsche Annahme, dass die PrEP nur für Schwule sei, sagte Schmidt. Der Gesetzgeber ermögliche beim Einsatzbereich große Spielräume.
„Die Sorge vor schweren Nebenwirkungen ist ein Hauptgrund, aus dem Menschen der PrEP gegenüber skeptisch sind“, sagte Schmidt. Befragungen zeigten jedoch, dass lediglich bei zwei bis drei Prozent der Nutzenden so schwere Nebenwirkungen aufgetreten seien, dass sie die Wirkstoffe nicht weiter einnahmen. Ab und an werde in der Anfangszeit von leichten Beschwerden wie Schwindel und Kopfschmerzen berichtet, die sich mit der Zeit legten.
Das RKI hielt kürzlich in einem Bericht fest, dass der ausgebliebene Wiederanstieg der HIV-Neuinfektionszahlen 2022 bei bi- und homosexuellen Männern auch auf vermehrter PrEP-Nutzung beruhen könnte. Wie viel die Prep zum Rückgang von Neuinfektionen beitrage, werde sich erst in Zukunft deutlicher abzeichnen. Insgesamt haben sich in Deutschland nach vorläufigen RKI-Schätzungen vergangenes Jahr 1.900 Menschen mit HIV infiziert.
„Richtig angewendet – also bei täglicher Einnahme des Medikaments – schützt die PrEP absolut sicher vor einer HIV-Infektion, mindestens so gut wie das Kondom“, sagte Schmidt. Dokumentiert seien zwar einzelne Fälle, in denen Menschen nach PrEP-Beginn doch eine HIV-Diagnose erhielten: „Aber dann berichteten die Betroffenen zum Beispiel, dass sie die Einnahme unterbrochen hatten oder es sind Fälle, in denen sich die Menschen bereits kurz vorher angesteckt hatten.“
„Leider ist derzeit unklar, wie es mit der Surveillance weitergeht. Das Projekt ruht erst einmal, da keine Bestätigung über eine Finanzierung ab 2024 vorliegt“, sagte Schmidt. Hintergrund ist demnach das Finanzloch im Bundeshaushalt. „Die PrEP-Surveillance in Deutschland kann nach derzeitigem Stand nicht weitergeführt werden.
Selbst wenn eine Aufhebung der Haushaltssperre in nächster Zeit kommt, stehen gegebenenfalls die Mitarbeiter nicht mehr zur Verfügung“, sagte Schmidt. Dabei sei es auch wegen internationaler Verabredungen und Ziele wichtig, die PrEP-Nutzung auch weiterhin kontinuierlich wissenschaftlich zu begleiten, zum Beispiel um Bedarf und Zugangsbarrieren zu messen. © dpa/aerzteblatt.de
WHO-Report: Umweltkatastrophen und Kriege lassen Zahl der Malaria-Erkrankungen ansteigen
Genf – Trotz eines verbesserten Zugangs zu Insektiziden und präventiven Medikamenten und einem ersten Einsatz von Impfstoffen steigt die Zahl der Malaria-Erkrankungen. Der aktuelle Jahresbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnet für 2022 weltweit 249 Millionen Erkrankungen und 608.000 Todesfälle. Bei den Erkrankungen bedeutet dies einen Anstieg um 5,5 Millionen, an dem eine Flutkatastrophe in Pakistan und der Krieg in Äthiopien beteiligt waren.
Die Zahl der Malaria-Erkrankungen war zwischen 2000 und 2019 von 243 Millionen auf 233 Millionen zurückgegangen. Im Jahr 2020 gab es vermutlich bedingt durch die COVID-19-Pandemie einen Anstieg um elf Millionen Fälle, im Jahr 2021 waren die Zahlen konstant geblieben. Im Jahr 2022 stieg die Zahl erneut um 5,5 Millionen an.
Der Anstieg entfiel hauptsächlich auf die fünf Länder Pakistan, Äthiopien, Nigeria, Uganda und Papua-Neuguinea. Pakistan verzeichnete mit 2,1 Millionen Erkrankungen fünf Mal mehr als in den Jahren zuvor. Ursache war die Flutkatastrophe nach dem stärksten Monsun seit mehr als 30 Jahren. Es handelte sich zwar um ein meteorologisches Ereignis. Der Klimawandel fördert jedoch nach Einschätzung der meisten Forscher solche Extremwetter.
In Äthiopien und Nigeria stiegen die Erkrankungszahlen um jeweils 1,3 Millionen. Der Anstieg in Äthiopien (32 Prozent gegenüber dem Vorjahr) war in erster Linie auf den Krieg mit Eritrea zurückzuführen. Kriegerische Konflikte haben auch in Myanmar zu einem Anstieg der Malariafälle geführt von 78.000 Fällen im Jahr 2019 auf 584.000 Fälle im Jahr 2022. In Nigeria war der Anstieg primär eine Folge der Bevölkerungsexplosion. Die beiden anderen Länder mit einem ungewöhnlichen Anstieg der Erkrankungen waren Uganda (+597.000) und Papua-Neuguinea (+423.000).
Der Anstieg der Erkrankungen ereignete sich vor dem Hintergrund verbesserter Präventionsbemühungen. Im letzten Jahr wurden in Afrika 260 Millionen mit Insektiziden imprägnierte Bettnetze an die Länder in Subsahara-Afrika geliefert, ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber 2021. Beim „Indoor Residual Spraying“ (IRS), das die Schutzwirkung der Bettnetze verstärken kann, kam es dagegen zu einem Rückgang von 153 Millionen (2010) auf 62 Millionen (2022) Anwendungen.
Ausgeweitet wurde auch die saisonale Malaria-Chemoprävention (SMC) von Kleinkindern, die in den subtropischen Ländern Afrikas (Sahelzone) während der Regen- und Malaria-Saison monatlich durch die Gabe von Sulfadoxin-Pyrimethamin plus Amodiaquin vor einer Erkrankung geschützt werden. Inzwischen haben 35 afrikanische Länder die SMC eingeführt. Zugenommen hat auch der Anteil der schwangeren Frauen, die vorbeugende Medikamente erhalten. Im Jahr 2020 waren dies in den Risikogebieten 42 Prozent gegenüber 34 Prozent im Jahr 2021 und einem Prozent im Jahr 2010.
Auch die Zahl der Impfungen hat zugenommen. Im Rahmen des von der WHO koordinierten Implementierungsprogramms haben in Ghana, Kenia und Malawi mehr als zwei Millionen Kinder mindestens eine Dosis des Impfstoffs RTS,S erhalten. Die Zahl der frühkindlichen Todesfälle ist laut dem Report in den drei Ländern um 13 Prozent gesunken. Die WHO hofft, dass der im Oktober 2023 zugelassene zweite Impfstoff R21 die Zahl der Todesfälle bei Kleinkindern weiter senkt.
In der Behandlung der Kinder mit den (noch) hochwirksamen Artemisinin-Kombinationen hat es keine Verbesserungen gegeben, wobei die Verantwortung wohl auch bei den Eltern liegt. Noch immer verzichtet ein Drittel bei einer fiebrigen Erkrankung des Kindes auf eine medizinische Betreuung.
Eine Prävention kann die Malaria eindämmen, und die rechtzeitige Behandlung kann Todesfälle verhindern. Die WHO schätzt, dass seit 2000 etwa 2,1 Milliarden Erkrankungen und 11,7 Millionen Todesfälle an der Malaria verhindert wurden. Einige Länder haben auch 2022 gute Fortschritte gemacht: 34 Länder meldeten weniger als 1.000 Erkrankungen, verglichen mit nur 13 Ländern im Jahr 2000. Allein in diesem Jahr wurden drei weitere Länder von der WHO als malariafrei zertifiziert – Aserbaidschan, Belize und Tadschikistan – und mehrere andere sind auf dem Weg zur Eliminierung der Krankheit im kommenden Jahr.
In den elf Ländern mit der höchsten Malariabelastung ist die Bilanz durchwachsen. In Indien ist die Zahl der Erkrankungen um 30 Prozent gesunken. In Nigeria ist sie dagegen gestiegen. Auf Nigeria entfallen 44 Prozent aller weltweiten Malaria-Todesfälle. Obwohl die WHO die Hilfe im „High burden to high impact“ (HBHI)-Ansatz intensiviert hat, entfallen auf diese Länder weiterhin 167 Millionen Erkrankungen und 426.000 Todesfälle.
Für die Zukunft sieht die WHO Probleme in mehreren Bereichen. Neben dem Klimawandel, laut WHO eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit, und den sich wiederholenden humanitären Krisen bereitet vor allem die zunehmende Ausbreitung der (bisher nur teilweisen) Resistenz der Plasmodien gegen Artemisinin Sorgen. In einigen Ländern haben sich auch Malaria-Mücken ausgebreitet, die gleich gegen mehrere Insektizide resistent sind.
Mit Besorgnis betrachtet die WHO auch die Invasion von Anopheles stephensi. Der Überträger hat von Südasien aus über die arabische Halbinsel Afrika erreicht. A. stephensi kann im Gegensatz zu den einheimischen Mücken auch in Städten gut überleben. Probleme könnte in Zukunft auch P. knowlesi bereiten. Dieser Parasit hat in der Vergangenheit vor allem Affen infiziert. In den letzten Jahren haben sich in Südostasien Erkrankungen beim Menschen gehäuft, die schwer verlaufen und innerhalb kurzer Zeit tödlich enden können. © rme/aerzteblatt.de
Deutschland: Mehrheit will elektronische Patientenakte nutzen
Berlin – 60 Prozent der Menschen in Deutschland würden die elektronische Patientenakte (ePA) „auf jeden Fall“ oder „eher“ nutzen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Gefragt nach den Gründen steht in dieser Gruppe der Wunsch nach Transparenz ganz oben auf der Liste: Die Möglichkeit, im Rahmen der ePA allen behandelnden Ärztinnen und Ärzten die eigenen Gesundheitsdaten verfügbar machen zu können, nennen 92 Prozent als Grund.
68 Prozent derjenigen, die die ePA nutzen wollen, finden gut, dass sie selbst so jederzeit Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten und Krankengeschichte haben.
Zudem gehen 65 Prozent davon aus, dass mit der ePA Doppeldiagnosen und Behandlungsfehler vermieden werden können. 63 Prozent wollen in ihren Gesundheitsdaten recherchieren, um so gezielter Nachfragen beim Arzttermin stellen zu können.
„Das sogenannte Opt-out bei der elektronischen Patientenakte ist ein wichtiger Schritt zu einem digitalen Gesundheitssystem. Mit der ePA werden die Menschen informierter, souveräner und können sich besser um ihre eigene Gesundheit kümmern“, schätzte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die möglichen Auswirkungen der ePA ein. © aha/aerzteblatt.de
Umfrage: Viel Zustimmung für telefonische Krankschreibungen
Berlin – Rund zwei Drittel (67 Prozent) würden die vorgesehene dauerhafte Möglichkeiten zu telefonischen Krankschreibungen tendenziell befürworten, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergab.
Dabei wären 34 Prozent „voll und ganz“ dafür und weitere 33 Prozent würden es „eher“ befürworten. Dass sie es eher oder voll und ganz ablehnen, gaben 20 Prozent an. „Weiß nicht/keine Angabe“ sagten 13 Prozent.Für die Umfrage wurden am 29. November 3.755 Menschen ab 18 Jahren befragt.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) will nach einem entsprechenden gesetzlichen Auftrag am 7. Dezember über eine Richtlinienänderung entscheiden.Sie soll es ermöglichen, dass sich Patientinnen und Patienten, die in der Praxis bekannt sind und keine schweren Symptome haben, auch telefonisch und ohne extra Praxisbesuch krankschreiben lassen können. In der Coronakrise hatte es eine solche Sonderregelung lange für Erkältungen gegeben. © dpa/aerzteblatt.de
UMWELT
Von Hubertus Volmer (Text), Laura Stresing und Christoph Wolf (Grafiken) 30.11.2023, 11:51 Uhr
Alle Jahre wieder macht der Klima-Wanderzirkus an einem anderen Ort Halt. In diesem Jahr treffen sich 70.000 Delegierte, Journalisten, Aktivisten und Lobbyisten in Dubai, um über eine Reduzierung der CO2-Emissionen zu sprechen. Ist das sinnvoll? Eine Übersicht.
Ist sicher, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wurde?
Leider gibt es keinen ernst zu nehmenden Zweifel daran, dass der Klimawandel, den wir gerade erleben, menschengemacht ist. Natürlich hat das Klima sich schon immer verändert, auch seit der Zeit der Entstehung des Menschen. Die „kleine Eiszeit“ des 17. Jahrhunderts etwa gilt wegen der von ihr ausgelösten Hungersnöte als eine der Ursachen für den Dreißigjährigen Krieg zwischen 1618 und 1648.
Der Verlauf der globalen Oberflächentemperatur zeigt allerdings, dass sich die Erde in den vergangenen 2000 Jahren nie so stark erwärmt hat wie seit Beginn der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Die Ursache dafür liegt auf der Hand: Ohne die Verbrennung von zunächst Kohle, später auch Gas und Öl in großem Stil wäre die Industrialisierung nicht denkbar gewesen.
Dieser Zusammenhang ist nicht nur historisch, sondern auch physikalisch nachgewiesen. Durch das Verbrennen fossiler Energieträger gelangt zusätzliches CO2 in die Atmosphäre. Das verstärkt den eigentlich segensreichen Treibhauseffekt: Die Atmosphäre der Erde lässt das einfallende Sonnenlicht hinein und sorgt gleichzeitig dafür, dass ein Großteil der vom Erdboden abgestrahlten Wärme innerhalb der Atmosphäre verbleibt. Dank dieses Treibhauseffekts ist es auf der Erde zumindest im Durchschnitt nicht zu kalt und nicht zu warm – im Mittel etwa 15 Grad Celsius.
Denn die Atmosphäre funktioniert nach außen wie ein Sieb, nach innen wie ein Schirm: Für die kurzwelligen Sonnenstrahlen ist die Atmosphäre durchlässig, die von der Erde reflektierte langwellige Wärmestrahlung hingegen wird in der Atmosphäre vom Wasserdampf und den Treibhausgasen – Methan (CH4), Distickstoffoxid bzw. Lachgas (N2O) und Kohlendioxid (CO2) – geschluckt und zum Teil zurückgeworfen.
Das zusätzliche CO2 verstärkt den natürlichen, „atmosphärischen“ Treibhauseffekt. Diese Verstärkung ist der „anthropogene“, der vom Menschen gemachte Treibhauseffekt. Dass dies so ist, steht außer Frage. Mehr als 99 Prozent der wissenschaftlichen Studien zum Klimawandel haben daran keinen Zweifel.
Sind Folgen des Klimawandels schon spürbar?
Eindeutig ja. Sogenannte Extremwetterereignisse haben deutlich zugenommen. Studien zeigen, dass Hitzeextreme aufgrund des menschengemachten Klimawandels weltweit an Wahrscheinlichkeit und Intensität zugenommen haben. Gleiches gilt für Niederschläge und das Ausmaß von Sturmfluten.
Das heißt nicht, dass jeder Starkregen und jede Hitzewelle eine direkte Folge der Erderwärmung sind. Inwiefern ein konkretes Wetterereignis mit dem Klimawandel zusammenhängt, ist im Einzelfall kaum zu ermitteln. Die deutliche Erwärmung der Ozeane sorgt zwar für mehr und schwerere Stürme. Aber hätte es ohne den Klimawandel einen konkreten Sturm nicht gegeben? Diese Frage ist nicht zu beantworten.
Man kann sich dem Thema aber statistisch nähern – das macht die sogenannte Attributionsforschung, die den Zusammenhang von Wetterphänomenen und Klimawandel untersucht. Eine Hitzewelle, die im Klima vor Beginn der Industrialisierung einmal alle zehn Jahre aufgetreten wäre, tritt im heutigen Klima rund 2,8-mal in zehn Jahren auf und ist 1,2 Grad heißer als früher. Bei einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2 Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung würde eine solche Hitzewelle etwa 5,6-mal stattfinden und 2,6 Grad heißer sein, wie Ben Clarke von der Universität Oxford und Friederike Otto vom Imperial College London schreiben. Eine Hitzewelle, die im vorindustriellen Klima einmal alle 50 Jahre aufgetreten wäre, tritt demnach inzwischen etwa 4,8-mal in 50 Jahren auf und ist 1,2 Grad heißer. Steigt das Klima um 2 Grad, dann wären Hitzewellen sogar in jedem vierten Jahr zu erwarten, und sie wären 2,7 Grad heißer.
Sollte sich die Welt sogar um 3 Grad erwärmen, wäre das „ein absoluter Gamechanger“, sagte Otto dem „Tagesspiegel“. „Wir würden unsere Sommer in Europa überhaupt nicht wiedererkennen und in vielen anderen Teilen der Welt auch nicht. Das hätte dramatische Konsequenzen für unsere Art zu leben.“
Was bedeutet der Klimawandel für Deutschland?
Auch in Deutschland wird es wärmer, sogar stärker als global. Besonders groß fiel die Temperaturanomalie im vergangenen Jahr aus. Laut den amtlichen Daten des Deutschen Wetterdienstes lag das Temperaturmittel 2022 rund 2,3 Grad über dem langjährigen Referenzwert von 1961 bis 1990 – ein Rekordwert. Die fünf wärmsten Jahre seit 1881 ereigneten sich alle innerhalb der letzten Dekade.
Die Klimaforschung rechnet jedoch in größeren Zeiträumen und Trends. Denkt man sich eine gerade Linie durch die Zeitreihe der Temperaturanomalien vom Jahr 1881 bis 2002, ergibt sich daraus für Deutschland eine Erwärmung von 1,7 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter. Vor vier Jahren betrug dieser Wert noch 1,5 Grad, wie der aktuelle Monitoringbericht des Umweltbundesamtes zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel hervorhebt. Auch im weltweiten Vergleich liegt Deutschland über dem Mittel: Die globale Erwärmung liegt laut dem Copernicus Trend Monitor aktuell bei 1,25 Grad.
Sogar ohne weitere Erderwärmung müssen West- und Mitteleuropa infolge des Klimawandels alle zwanzig Jahre mit extremen Dürren rechnen. „40 Grad in Deutschland werden zur Regel“, sagt Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Heutige Extremjahre mit 20 Hitzetagen werden Durchschnittssommer zum Ende des Jahrhunderts, wenn wir in den kommenden Jahren nicht massiv gegensteuern.“
Auch andere Wetterextreme nehmen in Deutschland zu. Die Wahrscheinlichkeit von extremen Regenfällen, die im Ahrtal vor zwei Jahren die verheerende Flutkatastrophe ausgelöst haben, hat infolge des Klimawandels um den Faktor 1,2 bis 9 zugenommen.
Der Journalist Toralf Staud hat ein Buch darüber geschrieben, wie Deutschland 2050 aussehen wird. Er sagt, wir würden uns viel zu wenig auf die Klimakrise vorbereiten. Das fängt mit der Architektur an: „Wenn man in Berlin Neubauten sieht, die immer noch große Fensterflächen haben, dann kann man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die werden sich in den Sommern der Zukunft extrem aufheizen.“ Stauds Fazit: „Man muss anders bauen, Verkehrswege anders anlegen, das Gesundheitssystem auf neue Krankheiten vorbereiten, die Wasserversorgung mancherorts umstellen müssen. Und in einigen Gegenden – wo im Inland Sturzfluten oder an den Küsten die steigenden Meeresspiegel drohen – wird man gar nicht mehr bauen können.“
Da die Lebensbedingungen an anderen Orten der Welt noch viel schlechter sein werden als in Europa, dürfte eine weitere Folge des Klimawandels eine erhöhte Migration in Länder wie Deutschland sein. Allerdings bleiben die meisten Menschen, die im Zusammenhang mit Klimaveränderungen und Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen werden, in ihren eigenen Ländern. Zudem sind Prognosen über künftige Klimaflüchtlinge schwierig, wie der Sachverständigenrat für Migration und Integration in seinem aktuellen Jahresgutachten schreibt. Schätzungen reichen von mehr als 44 Millionen Menschen bis 2050 bis zu 216 Millionen Menschen, die innerhalb ihrer jeweiligen Länder auf der Flucht sein könnten. Sicher ist nur: Klimawandelbedingte Migration nimmt zu und sie wird auch Deutschland betreffen.
Ist es noch zu schaffen, den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu begrenzen?
Noch vor zwei Jahrzehnten galt: Wenn wir bald anfangen, wird es einfacher und billiger, den CO2-Ausstoß zu begrenzen. Es wäre ein langsamer Ausstieg gewesen. Das ist vorbei. Wenn wir die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad begrenzen wollen, muss es schnell gehen.
Dass die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad begrenzt werden soll, hatten die Staaten auf der Pariser Klimakonferenz von 2015 beschlossen. Damals wurde vereinbart, sogar zu versuchen, 1,5 Grad einzuhalten. Die 1,5 Grad könnten wir schon bald erreicht haben: Eine Studie kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass die 1,5-Grad-Schwelle zwischen 2033 und 2035 geknackt wird.
Das 2-Grad-Ziel gilt weiterhin als erreichbar, und ohnehin lohne es sich, „für jedes Zehntelgrad zu kämpfen“, wie die Attributionsforscherin Friederike Otto sagt.
Aber was bringen diese jährlichen Klimakonferenzen?
Schon seit Jahren werden die Klimakonferenzen als Wanderzirkus bezeichnet, dessen Ergebnisse mehr als dürftig sind. Zur diesjährigen COP werden rund 70.000 Teilnehmer erwartet – ein Rekord. Darunter sind nicht nur die Delegationen aus den einzelnen Staaten, sondern auch Journalisten, Aktivisten – und Lobbyisten.
Denn auch die kommen zu den Klimakonferenzen. In Scharm-el-Scheich 2022 nahmen mehr als 600 Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie teil, im Vergleich zum Jahr zuvor ein Anstieg um mehr als 25 Prozent. Dass es noch schlimmer geht, zeigt der diesjährige Klimagipfel in Dubai: Der Konferenzleiter versuchte schon vor dem Start, Vorbereitungstreffen dazu zu nutzen, Deals für den staatlichen Ölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate abzuschließen.
Dennoch sind die Klimakonferenzen alles andere als sinnlos. Der Wanderzirkus bietet zahlreiche Foren, um ins Gespräch zu kommen: Vom Thementag „Gesundheit und Frieden“ über den Thementag „Energie/Industrie/Transformation“ bis zu „Ernährung, Landwirtschaft und Wasser“ ist alles dabei. Und auch wenn Durchbrüche wie 1997 in Kyoto oder 2015 in Paris keine unmittelbare Senkung des CO2-Ausstoßes gebracht haben, so zeigen sie doch, dass Einigungen möglich sind.
Zudem liegen die Erfolge von Klimakonferenzen häufig eher im Detail und sind nur Fachleuten bekannt. Selbst der als ziemlicher Reinfall geltende Gipfel in Scharm-el-Scheich vor einem Jahr hat etwas gebracht: Nach jahrelangen Diskussionen gaben die reichen Staaten ihren Widerstand auf und stimmten einem gemeinsamen Geldtopf zu, aus dem Klimaschäden in ärmeren Ländern bezahlt werden sollen, dem sogenannten Loss-and-Damage-Fonds.
„Bei aller Frustration: Diese Klimakonferenzen sind enorm sinnvoll“, sagte Frauke Röser, Expertin für Klimapolitik vom New Climate Institute, vor einem Jahr im Interview mit ntv.de. „Ohne die Klimadiplomatie, ohne die Klimakonferenzen gäbe es gar keinen Fortschritt.“ Quelle: ntv.de
WDHLG.: Konzentration von Mikroplastik in der Plazenta steigt an
Honolulu/Hawaii – Die Konzentration von mikroskopisch kleinen Plastikteilchen im menschlichen Körper ist in den letzten 15 Jahren deutlich angestiegen. Dies zeigt eine Untersuchung von Gewebeproben der Plazenta aus einem Archiv aus Hawaii in Environment International (2023; DOI: 10.1016/j.envint.2023.108220 ).
Das „Human Reproductive Biospecimen Repository“ der Universität von Hawaii hat seit 2006 zu Forschungszwecken Blut- und Gewebeproben von mehr als 9.000 Triaden aus Mutter, Kind und Plazenta archiviert. Ein Team um Johann Urschitz von der John A. Burns School of Medicine der Universität Hawaii hat in zehn Gewebeproben von jeweils 50 Gramm aus den Jahren 2006, 2013 und 2019 nach Mikroplastik gesucht.
Von den ersten zehn Proben aus dem Jahr 2006 enthielten sechs im Durchschnitt 4,1 Plastikpartikel in einer Größe von durchschnittlich 2,82 µm. Im Jahr 2013 wurden in neun der zehn Proben 7,1 Partikel in einer Größe von durchschnittlich 6,24 µm gefunden.
Im Jahr 2021 entdeckten die Forscher in allen zehn Proben durchschnittlich 15,5 Partikel in einer Größe von 5,14 µm. Die meisten Partikel waren transparent, gefolgt von weißen, blauen, roten, orangenen und grünen Plastikteilchen.
Die Forscher haben die Zusammensetzung der Plastikpartikel mit der Raman-Spektroskopie bestimmt. In den Proben aus dem Jahr 2006 dominierte Polypropylen (22,73 %) vor Polyester (22,73 %), Polyvinylchlorid (18,18 %), Polyurethan (13,64 %) und Polyethylenvinylacetat (9,09 %).
Im Jahr 2021 war der Anteil von Polyester (13,41 %) am höchsten vor Polyethylenterephthalat (12,19 %), Polyethylenvinylacetat (12,19 %) und Polypropylen (10,97 %).
Die Bevölkerung ist auf Hawaii Mikroplastik möglicherweise stärker ausgesetzt als in anderen Ländern. Dies liegt zum einen an dem hohen Fischkonsum, der bei der Hälfte bei mehr als 225 Gramm (8 Ounze) pro Woche liegt.
Dies bedingt eine hohe Exposition durch die Nahrungsmittel, weil die Meere nach einer Metaanalyse im Journal of Hazardous Materials (2019; DOI: 10.1016/j.jhazmat.2019.02.067 ) besonders stark mit Plastikpolymeren belastet sind.
Zu der oralen Exposition dürfte auch beitragen, dass die meisten landwirtschaftlichen Produkte importiert werden. Sie gelangen in der Regel in Plastikverpackungen in die Regale der Supermärkte.
Da es auf Hawaii keine Recyclingzentren gibt, wird der Müll verbrannt, was eine zusätzliche Exposition mit Plastikpartikel über die Inhalation von Feinstaub bedeutet. © rme/aerzteblatt.de
Siehe gestrigen Tagesblick.
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Newsticker
DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Ukraine
Nicht eingelangt
Finanznachrichten – Ukraine
Rheinmetall-Panzerproduktion in Ukraine soll 2024 anlaufen
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern will bereits 2024 in der Ukraine die ersten Panzer bauen. Wie Vorstandschef Armin Papperger im Gespräch mit der Wirtschaftswoche erklärte, erwartet er spätestens Anfang des nächsten Jahres den Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit der Ukraine zum Bau des radgetriebene Transportpanzers Fuchs und des Schützenpanzers Lynx. „Wenn der Vertrag unterschrieben ist, wollen wir in der Ukraine nach etwa 6 bis 7 Monaten das erste radgetriebene Fahrzeug fertig haben – und nach 12 bis 13 Monaten den ersten Lynx“, sagte Papperger. Eine Fertigung des Fuchs aus der Ukraine sei damit ab Spätsommer 2024 möglich und der Puma-Konkurrent Lynx könne im Sommer 2025 folgen.
Neu gebaute Kampfpanzer will Papperger aber schon deutlich früher an die Ukraine liefern.“
Die ersten zehn Lynx-Fahrzeuge werden bereits in Koproduktion zwischen uns und der Ukraine hier in Deutschland oder in Ungarn hergestellt“, so der Manager. „Nach einer Ramp-up-Phase sollten wir dann rasch in der Lage sein, diese Fahrzeuge in einer nennenswerten Stückzahl vollständig in der Ukraine zu fertigen.“ Die Bundesregierung habe bereits signalisiert, die für die Fertigung nötige Exporterlaubnis zu geben.
Die ungewöhnlich kurze Vorlaufzeit erklärte Papperger mit der weit gediehenen Zusammenarbeit. So sei Rheinmetall bereits der größte rüstungsindustrielle Partner der Ukraine. Der Konzern habe 2022 Aufträge von rund 900 Millionen Euro bekommen, 2023 sei das Auftragsvolumen auf bisher rund 2,5 Milliarden Euro gestiegen. „Und im nächsten Jahr wird das sicherlich mehr“, so Papperger. Dazu laufe in Ungarn bereits die Serienproduktion des Lynx. Zudem würden gepanzerte Fahrzeuge in der Ukraine gewartet, dazu seien eigens Facharbeiter aus der Ukraine in Deutschland ausgebildet worden.
Kreml entzieht Fraport Zugriff auf Flughafenbeteiligung St. Petersburg
Von Mauro Orru und Stefanie Haxel
BARCELONA/FRANKFURT (Dow Jones)–Der Flughafenbetreiber Fraport hat vorerst keinen Zugriff mehr auf seine Beteiligung am Flughafen Pulkovo in St. Petersburg. Russlands Präsident Wladimir Putin übertrug am Donnerstagabend per Dekret die Rechte der ausländischen Anteilseigner an der Betreibergesellschaft Northern Capital Gateway auf eine neue Holdinggesellschaft. Dies ist die jüngste Beschlagnahmung von Vermögenswerten, an denen ausländische Konzerne noch beteiligt sind, durch den Kreml.
Fraport ist mit einem Anteil von 25 Prozent an Northern Capital Gateway beteiligt, hat diese Beteiligung aber seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Frühjahr 2022 ruhen lassen. Operativ ist Fraport in St. Petersburg nicht tätig. Der MDAX-Konzern hatte die Beteiligung im Rahmen eines 2009 unterzeichneten Konzessionsvertrags mit einer Laufzeit von 30 Jahren für den Betrieb und Ausbau des Flughafens erworben.
Laut Dekret war die Maßnahme des Kremls eine Reaktion auf die „Bedrohung der nationalen Interessen und der wirtschaftlichen Sicherheit der Russischen Föderation“ sowie auf die Verletzung von Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Management von Northern Capital Gateway durch einige ausländische Investoren.
Ein Fraport-Sprecher bat auf Anfrage von Dow Jones Newswires um Verständnis, dass der Konzern erst prüfen und analysieren müsse, was das für das Engagement in St. Petersburg langfristig bedeute, und verwies darauf, dass diese derzeit auf Eis liege. Kurzfristige Auswirkungen gebe es nicht. Fraport hatte die Beteiligung im Wert von rund 163 Millionen Euro bereits im vergangenen Jahr vollständig abgeschrieben.
Fraport und die anderen Anteilseigner, darunter die F3 Holding aus Katar und die Thirty Seventh Investment Company aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, behalten zwar ihre Anteile, ihre Stimmrechte werden aber laut Dekret nun vom Management der VVSS Holding kontrolliert.
Die Maßnahme verdeutlicht die Risiken für westliche Unternehmen, die mehr als ein Jahr nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine noch in Russland tätig sind oder das Land verlassen wollen. Im April hatte Russland verfügt, dass der Staat vorübergehend die Kontrolle über das Vermögen von Unternehmen oder Einzelpersonen aus Staaten übernehmen kann, die der Kreml als unfreundlich einstuft.
Weitere Meldungen – Ukraine
Dmytro Kuleba: „Die Ukraine hat die EU aus dem Koma geholt“ – Euronews, 1.12.2023, 17:18
Im Interview mit Euronews-Serbien spricht der Außenminister der Ukraine Dmytro Kuleba über Friedensverhandlungen, den EU-Beitritt und die westlichen Balkanländer.
Die Ukraine rechnet mit einem weiteren Kriegswinter mit russischen Drohnen- und Raketenangriffen auf die Infrastruktur, das sagt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba in einem Interview mit Euronews Serbien. Was die Friedensverhandlungen betrifft, spricht Kuleba von einer Lösung in kleinen Schritten.
„Friedensformel in kleinen Schritten“
Er sagt: „Ich würde empfehlen, eine von der Ukraine vorgeschlagene Friedensformel zu unterstützen, um den Krieg zu beenden. Und zweitens, sich auf die spezifischen Probleme zu konzentrieren, die durch den Krieg entstanden sind, und zu versuchen, sie in den Beziehungen zu Russland zu lösen.“
„Wir gehören zu Europa“
Am 14. und 15. Dezember entscheidet der EU-Rat in Brüssel über die Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit der Ukraine und Moldau.
Dazu erklärt Kuleba: „Wir, sowohl die Ukraine als auch Serbien, gehören zu Europa. Wir sind beide europäische Nationen. Wir haben unsere nationalen Interessen, aber wir sind alle Europäer. Es geht also um Strategie. Es geht um die Ausweitung der europäischen Regeln, der europäischen Prinzipien, der europäischen Lebensweise auf ihren historischen Raum.“
„Die EU sollte ihren Fehler nicht wiederholen“
Die Ukraine hofft auf einen EU-Beitritt zur gleichen Zeit wie die anderen Bewerberländer des westlichen Balkans.
Kuleba sagt: „Wir fordern die Europäische Union auf, nicht den Fehler zu wiederholen, den Beitrittsprozess für alle Länder in die Länge zu ziehen, nicht nur für die Ukraine, sondern für alle Länder, die Kandidatenländer, einschließlich der westlichen Balkanländer: Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es die Ukraine war, die die Europäische Union aus ihrem Erweiterungskoma herausgeholt hat. Wenn wir uns zwei Jahre zurückerinnern, gab es innerhalb der Europäischen Union keine ernsthafte Diskussion über die Erweiterung, und die Beitrittsgespräche mit den westlichen Balkanländern wurden auf Eis gelegt“.
Schwerer Winter: Neue Phase im Krieg mit Russland – Euronews, 1.12.2023, 13:02
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte eine neue Phase im Krieg mit Russland an. Trotz Rückschlägen und eisiger Wintertemperaturen will die Ukraine nicht aufgeben.
Charkiw, Nordostukraine: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine neue Phase im Krieg mit Russland angekündigt. Der Winter dürfte die Kämpfe erschweren. Trotz der Rückschläge werde die Ukraine aber nicht aufgeben, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur The Associated Press am Freitag.
Der Winter als Ganzes ist eine neue Phase des Krieges
„Wir befinden uns in einer neuen Phase des Krieges, das ist eine Tatsache“, sagte Selenskyj. „Der Winter als Ganzes ist eine neue Phase des Krieges“.
Weiter fügte er hinzu: „Ob ich zufrieden bin? Sehen Sie, wir weichen nicht zurück, ich bin zufrieden.“
Konkurrierende Interessen und begrenzte Ressourcen
Selenskyj äußerte auch die Befürchtung, dass der Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen den Konflikt in der Ukraine zu überschatten drohe. Konkurrierende politische Interessen und begrenzte Ressourcen in der militärische Hilfe könnten die Fähigkeit seines Landes, die Konfrontation mit Russland aufrechtzuerhalten, erheblich beeinträchtigen.
Seine Bedenken werden durch die politischen Turbulenzen, die in dem US-Wahljahr 2024 zu erwarten sind, noch weiter verstärkt.
Ukraines Gegenoffensive, die durch die westliche Militärhilfe einschließlich schwerer Waffen in Milliardenhöhe finanziert wurde, brachte nicht die erwarteten Durchbrüche. Nun befürchten ukrainische Beamte, dass die künftige Hilfe weniger großzügig ausfallen könnte.
Inzwischen gehen der Ukraine die Munitionsvorräte aus. Es droht eine militärische Pattsituation.
Krieg unter erschwerten Bedingungen
Zum Jahresende muss sich die militärische Führung angesichts des Winterwetters zwar mit neuen, aber dennoch vertrauten Herausforderungen auseinandersetzen. Ukrainische Soldaten müssen eisige Temperaturen aushalten und bleiben auf den kargen Feldern ungeschützt. Hinzu kommt die Bedrohung durch großflächige russische Luftangriffe, die vor allem auf die Zivilbevölkerung und Städte mit einer Energieinfrastruktur abzielen.
Am 25. November startete Moskau den umfangreichsten Drohnenangriff seit Kriegsbeginn. Die meisten der 75 aus iranischer Produktion stammender Shahed-Drohnen hatten Kiew zum Ziel – ein beunruhigender Präzedenzfall für die kommenden Monate. „Das ist der Grund, warum ein Winterkrieg schwierig ist“, sagte Zelenskyy.
Keine zufriedenstellenden Ergebnisse im letzten Sommer
Selenskyj gab auch eine ernüchternde Bewertung der Gegenoffensive des letzten Sommers: „Wir wollten schnellere Resultate. So gesehen, haben wir leider nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Das ist eine Tatsache“, sagte er.
Die Ukraine habe nicht alle benötigten Waffen von ihren Verbündeten erhalten. Auch habe die begrenzte Größe der ukrainischen Streitkräfte einen schnellen Vormarsch verhindert.
„Wir hatten nicht genug Energie, um die gewünschten Ergebnisse schneller zu erreichen. Aber das bedeutet nicht, dass wir aufgeben sollten“, sagte Selenskyj. „Wir sind, was unser Handeln angeht, zuversichtlich. Wir kämpfen für das, was uns gehört.“
Schrittweise Gebietsgewinne
In den letzten Monaten habe es auch einige positive Entwicklungen gegeben, sagte er.
Der Ukraine sei es gelungen, gegen einen besser bewaffneten und stärkeren Feind schrittweise Gebietsgewinne zu erzielen.
Trotzdem kontrolliert Russland weiterhin ein fünftel des Staatsgebiets der Ukraine. Der Druck auf Selenskyj, Ergebnisse zu liefern, wächst damit nicht nur im eigenen Land sondern auch international.
Auf die Frage, wie er als Staatschef eines Landes, das sich im Krieg befindet, zurechtkomme, sagte Zelenskyj, er habe keine Worte, um zu beschreiben, wie schwierig diese Aufgabe ist. Er könne sich aber auch nicht vorstellen, den Posten zu verlassen.
„Das kann man wirklich nicht tun“, sagte er. „Das wäre sehr unfair, falsch und definitiv demotivierend.
KOMMENTAR
Geht die Ukraine weg von der Gegenoffensive hin zur Verteidigung? – Euronews, 30.11.2023, 22:22
Wolodymyr Selenskyj will Befestigungsanlagen an der gesamten Front ausbauen. Die Betonung des Festungsbaus sei ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.
Wolodymyr Selenskyj will Befestigungsanlagen an der gesamten Front ausbauen. Das sagte er am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache. Er wolle den forcierten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte. „Die Priorität ist offensichtlich“, so Selenskyj.
Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus sei ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.
Neben den umkämpften Gebieten an der Front forderte Selenskyj auch mehr Sicherheit an Schulen. Dort müssten Schutzräume gebaut werden. Er berichtete in dem Zusammenhang vom Besuch in einer Schule in der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw, die in den Räumlichkeiten der U-Bahn untergebracht sei. Selenskyj sprach von einem gelungenen Projekt, weil die U-Bahn sicher sei vor russischen Angriffen.
Tote und Verletzte bei Angriffen im Süden und Osten
Das russische Militär hat am Donnerstag bei einen weiteren Angriff auf die Region Cherson nach ukrainischen Angaben 656 Granaten auf das Gebiet abgefeuert. Dabei wurden drei Menschen getötet und vier weitere verletzt. Getroffen wurden Wohnhäuser und wichtige Infrastrukturen wie Bildungs- und medizinische Einrichtungen.
Zuvor gab es massive Angriffe um Bachmut in der Region Donezk. Die Bezirksverwaltung meldete die Leiche eines weiteren Mannes in den Trümmern. Bislang zählen die Behörden sechs Tote und sechs Verletzte nach dem Angriff auf das Dorf Nowohrodiwka bei Pokrowsk.
Aber die Suchaktionen liefen zuletzt noch. S-300-Raketen waren in Pokrowsk eingeschlagen. Hier war es den Suchtrupps gelungen, ein sechs Monate altes Baby und seine Eltern unter den Trümmern ihres Hauses zu befreien.
Zuvor war gemeldet worden, dass im Pokrowsker Gebiet durch Raketenangriffe mindestens zehn Menschen verletzt worden seien. Unter ihnen seien vier Kinder, teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko mit. Auch er sprach von Raketen vom Typ S-300. Auf Fotos, die er veröffentlichte, war ein völlig zerstörtes Gebäude zu sehen.
Selenskyj in Charkiw, Ostukraine
Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte das Frontgebiet bei Charkiw in der Ostukraine und verlieh Auszeichnungen an mehrere Kommandeure.
„Hier sind Kommandeure anwesend, die im Abschnitt Kupjansk das friedliche Leben in der Ukraine, im Gebiet Charkiw verteidigen“, sagte Selenskyj am Donnerstag gemäß einer Mitteilung in einem Kommandopunkt. Der Präsident erinnerte an die erlittenen Verluste. „Alle wissen, dass dies der höchste Preis ist und daher bitte ich Euch darum, auf Euch, auf Eure Kameraden, Offiziere, Soldaten zu achten“, sagte er.
„Ich wünsche euch den Sieg, seid stark, gebt die Initiative nicht auf, verteidigt die Region Charkiw, Kupiansk, jedes Dorf, jeden Quadratmeter unseres Landes. Ruhm für die Ukraine“, so Selenskyj.
Der Befehlshaber an diesem Abschnitt, Generaloberst Olexander Syrskyj, und mehrere Untergebene informierten Selenskyj über die Lage entlang der Verteidigungslinie Kupjansk-Lyman.
Die Ukraine wehrt seit über 21 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Die Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw wurde dabei Anfang September vergangenen Jahres durch ukrainische Truppen aus russischer Besatzung befreit. Zuletzt konnte die russische Armee dort allerdings wieder Geländegewinne verzeichnen. Die Frontlinie verläuft nun bereits wieder knapp sieben Kilometer von der Stadt entfernt.
ORF – Ukraine
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Israel und Hamas beschuldigen sich gegenseitig, Waffenruhe zu brechen – Euronews, 1.12.2023, 15:15
Hamas schießt Raketen auf Israel, Israel greift Orte im Gazastreifen an. Beide Parteien sagen, es handle sich um eine Reaktion auf die Aggression des Gegners.
Die Feuerpause ist vorbei: Israel wirft der Hamas einen Bruch der Vereinbarung vor. Die Terroristen hätten auf israelisches Gebiet geschossen. Sie seien zudem ihrer Verpflichtung, alle weiblichen Geiseln freizulassen, nicht nachgekommen.
Die Hamas wirft umgekehrt Israel vor, sich bei den Verhandlungen über eine Fortsetzung der Feuerpause geweigert zu haben, Gegenforderungen mit dem Ziel der Freilassung weiterer Geiseln anzunehmen.
Nach Aussagen des Vermittlers Katars laufen die Verhandlungen zu einer möglichen Fortsetzung der Feuerpause im Gaza-Krieg trotz der erneuten Kämpfe weiter. Die Wiederaufnahme der Kämpfe erschwerten die Gespräche jedoch.
Israel hat unterdessen neue Sicherheitszonen für die Zivilbevölkerung veröffentlicht. So sei im Internet eine interaktive Karte in arabischer Sprache mit Evakuierungszonen zugänglich.
Die Hamas ließ bislang 105 Geiseln frei. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. Israel vermutet, dass sich nun noch rund 145 Geiseln im Gazastreifen befinden.
DOKUMENTATION – HINTERGRUND
Armee vermutet ihn im Tunnel Für Israel ist Hamas-Führer Sinwar der Teufel
Palästinenser, die mit Israel zusammenarbeiten, erwürgte er mit eigenen Händen: Jahja Sinwar führt die Hamas im Gazastreifen und seit er das Massaker vom 7. Oktober geplant hat, wächst auch seine Popularität im Westjordanland. Seit Oktober ist er verschwunden. Für die israelische Armee ist er „das Gesicht des Teufels“: Jahja Sinwar, politischer Anführer der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Der 61-Jährige gilt als Drahtzieher des brutalen Hamas-Angriffs auf Israel mit 1200 Toten am 7. Oktober und steht schon seit Jahren auch auf der US-Terror-Liste. Bisher scheiterten alle Versuche, ihn auszuschalten.Kurze graue Haare, Vollbart, schmale Statur. So zeigte sich Sinwar in der Öffentlichkeit. Seit Oktober ist er nicht mehr aufgetreten, er wird ebenso wie der militärische Hamas-Anführer Mohammed Deif im Tunnelsystem unter dem Gazastreifen vermutet. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant versicherte Anfang November: „Wir werden Sinwar finden und eliminieren.“
„Er hat die Operation geplant“
Hunderte Hamas-Kämpfer waren im Morgengrauen des 7. Oktober in den Süden Israels eingefallen, sie ermordeten mehr als tausend Menschen mit einer Grausamkeit, die nicht einmal Babys verschonte. Über 240 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, wurden zudem in den Gazastreifen als Geiseln verschleppt. „Das war seine Strategie, er hat die Operation geplant“, sagt Leïla Seurat vom arabischen Forschungszentrum CAREP in Paris. Vermutlich habe er den Überfall ein bis zwei Jahre lang vorbereitet. „Damit hat er alle überrascht“, sagt die Wissenschaftlerin.
Sinwars Karriere in der Hamas verlief über Jahrzehnte im Verborgenen. Als 1987 die erste Intifada, der palästinensische Aufstand gegen die israelische Besatzung, in einem Flüchtlingslager im Norden des Gazastreifens begann, schloss sich Sinwar der neu gegründeten Hamas an. Er selbst stammt auch aus einem Flüchtlingslager: Chan Junis im Süden. Später studierte er an der Islamischen Universität in Gaza-Stadt.
23 Jahre in israelischen Gefängnissen
Mit 25 Jahren leitete er bereits jene Hamas-Einheit, die Palästinenser bestrafte, die mit den Israelis zusammenarbeiteten. Wegen der Tötung zweier israelischer Soldaten wurde er viermal zu lebenslanger Haft verurteilt. Insgesamt saß Sinwar 23 Jahre in Israel im Gefängnis. Dort lernte er Hebräisch und setzte sich als Anführer der Gefangenen durch. 2011 kam Sinwar frei – als einer von 1000 palästinensischen Häftlingen, die gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit ausgetauscht wurden.
Sechs Jahre später, im Jahr 2017, wählte ihn die Hamas zu ihrem Führer im Gazastreifen, nachdem sein Vorgänger Ismail Hanija Chef der Organisation wurde und ins Exil ging. Sinwar sei charismatisch und treffe „Entscheidungen in völliger Ruhe“, beschrieb ihn damals der frühere Mitgefangene Abu Abdallah. „Militärisch radikal und politisch pragmatisch“, nennt Forscherin Seurat die Strategie Sinwars an der Spitze der Hamas. „Er propagiert Gewalt nicht um der Gewalt willen, sondern um die Israelis zu Verhandlungen zu zwingen.“
Sinwar berichtete in Verhören in Israel offenbar von seiner eigenen Brutalität. In einem von israelischen Medien veröffentlichten Auszug beschreibt er, wie er einen angeblichen Verräter entführte: „Wir brachten ihn zum Friedhof von Chan Junis (…), ich legte ihn in ein Grab und erwürgte ihn mit einem Tuch (…). Ich war mir sicher, dass er wusste, dass er den Tod verdiente.“
Immer auch das Westjordanland im Blick
Politisch will Sinwar eine einheitliche Führung in allen Palästinensergebieten erreichen, also auch im besetzten Westjordanland, das von der mit der Hamas rivalisierenden Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas regiert wird. Die Denkfabrik European Council on Foreign Relations weist darauf hin, dass „er deutlich gemacht hat, dass er jeden bestrafen würde, der versucht, die Aussöhnung mit der Fatah zu behindern“.
Als Sinwar zum Hamas-Führer im Gazastreifen gewählt wurde, sprach sich die Organisation für einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 aus, langfristiges Ziel blieb jedoch weiterhin die „Befreiung“ ganz Palästinas – also die Vernichtung Israels.
Seine Reden hält Sinwar gern vor Plakaten des Felsendoms, der symbolträchtigen Moschee in Jerusalem. Nie spricht er darin nur über den Gazastreifen, immer erwähnt er auch das Westjordanland. Seit dem Abkommen zwischen der Hamas und Israel zum Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene ist Sinwars Popularität im von Israel besetzten Westjordanland enorm gestiegen. Abend für Abend wurden dort in den vergangenen Tagen nicht nur die freigelassenen Palästinenser bejubelt, sondern auch Sinwar als ihr Befreier gefeiert. Quelle: ntv.de, mau/AFP
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