Tagesblick, 7.5.2022 Samstag

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KLIMAWANDEL – Tausender-Marke überschritten: Abholzung des Amazonaswaldes im April über 1000 Quadratkilometer – Beunruhigend: Rekordwerte der Entwaldung in den Vormonaten im April übertroffen – NACHTRAG: 6.5.2022

DIGITALISIERUNG – ID-Austria: Was man über die digitale Identität wissen sollte – Ausweise per E-Mail versenden ist ein Risiko – Pilotphase der ID-Austria noch in der Pilotphase bis Mitte Sommer – Behördliche Registrierung notwendig – ID-Austria wird europaweit nutzbar – Keine Handy-Nutzung mehr möglich: Handy-Signatur-App zum Identitätsausweis vor dem Aus – Datenschützer: Nachteile für Ältere und Bedürftige – „SMS zu unsicher für die ID-Austria“ – 7.5.2022

MEDIEN – Erste Printausgabe der ‚Nowaja Gaseta. Europa‘ erschienen – NACHTRAG: 6.5.2022
ARBEITSWELT – Studie: Loyalität zum Arbeitgeber sinkt – Generation Z lieber arbeitslos als unglücklich im Job – Homeoffice: flexibler Arbeitsplatz erwünscht – Ein Viertel der Befragten mit Work-Life-Balance nicht zufrieden – 7.5.2022
ARBEITSWELT – Studie: Frauenanteil in Topetage der Dax-Konzerne auf ein knappes Fünftel der Top-Personen gestiegen – Zwei börsennotierte Aktiengesellschaften mit Frauen als CEO – 7.5.2022

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ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lagarde: Stagflation „derzeit nicht unsere Ausgangsbasis“ – 7.5.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Frankreichs Notenbankchef: Leitzinsen könnten bis Jahresende über Null steigen – NACHTRAG: 6.5.2022
CHINA – CAAM-Daten: Chinesischer Automarkt bricht im April ein – NACHTRAG: 6.5.2022
NORDKOREA – ROUNDUP 2: Nordkorea testet möglicherweise U-Boot-Rakete – 7.5.2022
NIGERIA – Protest gegen drastisch gestiegene Kerosinkosten: Nigerias Airlines setzen Flüge aus – Kerosin nur gegen US-Dollar, doch verlor nigerianische Landeswährung an Kaufkraft – Fachleute mahnen: europäisches Öl-Embargo macht Öl und Gas für ärmere Länder unerschwinglich – 7.5.2022

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n-tv-Liveticker zum Ukraine-Krieg – 8.5.2022

RUSSLAND – UKRAINE – Kriegsnacht im Überblick: Asowstal-Verteidiger hoffen auf ein Wunder – Bombentote im Osten *** Dramatische Lage in Asowstal – Tote im Osten durch Artilleriebeschuss und Bomben – Klage über Zerstörung von Kulturdenkmälern – London sagt großes Hilfspaket zu – Das bringt der Tag heute – inkl. 2:05-min-Video * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 8.5.2022, 6:45

RUSSLAND – UKRAINE – Der 73. Kriegstag im Überblick: Russen beschießen Odessa – CIA-Veteranen warnen USA vor Prahlerei *** Raktenbeschuss auf Odessa – Weltkriegsveteran zeigt sein zerstörtes Haus in Charkiw – Verlust für Schwarzmeerflotte auf der Schlangeninsel – Duma-Chef sieht USA bereits als Kriegspartei – Putin wird provoziert: Ex-Geheimdienstler warnen CIA vor eskalativer Prahlerei – Britischer Geheimdienst sieht modernste Einheiten getroffen – Fast alle Zivilisten verlassen Stahlwerk in Mariupol * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 7.5.2022, 20:58

RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Putin wird in Ukraine nicht nachgeben – Keine Hinweise für Einsatz von Atomwaffen – Burns: China ist verunsichert – Ex-NATO-Chef Rasmussen: Biden-Festlegung gegen Eingreifen Fehler – „Nie öffentlich sagen“ – Atomare Drohung „nicht real“ – Gasembargo als mächtiger Waffe Putin jetzt stoppen, sonst folgen Moldawien und Georgien sowie Druck auf Baltikum – 7.5.2022

RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – EU sucht nach Lösungen: Mögliche Wege aus dem Gasdilemma – 7.5.2022

RUSSLAND – UKRAINE – KOMMENTAR – Historikerin: Krieg in Ukraine verändert deutsche Erinnerungskultur – Fehlwahrnehmung: ukraineische Tote im Zweiten Welktkrieg mit russischen Opfern gleichgesetzt – Russischer Sieg über Hitler identitätsstiftend – Hochemitionalisierter Erinnerungsort: „Spezialperation“ als Feldzug gegen Feldzug gegen Faschismus und Nationalsozialismus – Russische Propaganda ein „Skandal“: russischer Neo-Faschismus kämpfe gegen „Faschismus“ – Verändertes Russlandbild: Beschmierung von Denkmälern zu Ehren der russischen Befreiungsarmee in Berlin als Ausdruck von Enttäuschung – Russland und andere Sowjetstaaten kämpften gegen Hitler: „Traurig, dass man nicht zu integrierenden Narrativen gefunden hat in dem gemeinsamen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.“ – NACHTRAG: 6.5.2022

RUSSLAND – UKRAINE – MEINUNG – Militärexperte: Ukraine muss Territorium zurückgewinnen – NACHTRAG: 6.5.2022
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RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL/NATO – NATO-Generalsekretär dringt auf mehr Waffenlieferungen – Moderne schwere Waffen erforderlich: Auf lange Sicht Ukraine ohne westliche Waffen im Hintertreffen – Warnung vor russischem Atomwaffeneinsatz – NATO unterstützt Finnalnd und Schweden im Fall ihres Beitritts – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL/NATO – Nato-Generalsekretär warnt Russland vor Einsatz von Atomwaffen, aber kein Hinweis auf Vorbereitung eines Atomwaffeneinsatzes – Lob für deutsche Ukraine-Unterstüzung im Verteidigungskrieg – Mehr und brutale Offensiven, mehr infrastukturelle Zerstörungen: Ukrainekrieg könne Monate oder gar Jahre andauern – Unterstützung zugesichert, falls Finnland und Schweden der NATO beitreten – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – Russland schließt taktischen Atomschlag gegen Ukraine derzeit aus – Klare Richtlinien in der russischen Atomdoktrin: Atomwaffeneinsatz nur bei Gefährdung von Russland selbst – Kritik an bewusster Eskalation mittels „erfundener atomarer Bedrohung durch Russland“ – NACHTRAG: 6.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – Selenskyj bekräftigt Forderung nach Marshall-Plan für die Ukraine – Die in Polen zugesagte Milliardenhilfe zu gering – NACHTRAG: 6.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – BULGARIEN – Bericht: Bulgarien droht mit Veto gegen geplantes EU-Sanktionspaket – NACHTRAG: 6.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – BULGARIEN – Bulgariens Staatschef Radew warnt vor ‚Selbstvernichtung Europas‘ – NACHTRAG: 6.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – UNGARN – Orban attackiert Öl-Sanktionsplan der EU – ‚Atombombe für Wirtschaft‘ – Energiesektor bestimmt „rote Linie“ – Ob gewollte oder ungewollt: EU hat Mit Öl-Embargo-Plan „die (in dieser Situation) entstandene Einheit Europas angegriffen“ – NACHTRAG: 6.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – MOLDAU – TRANSNISTRIEN – Neue Explosionen in Konfliktregion Transnistrien nahe der Ukraine – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – GROSSBRITANNIEN – London: Sanktionen erschweren Moskau Ersatz von Militärausrüstung – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Scholz verteidigt Ukraine-Kurs der Bundesregierung unter Pfiffen – NACHTRAG: 6.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Linke: Ostdeutschland zunächst von Öl-Embargo ausnehmen – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – ROUNDUP: Berliner Senat verteidigt nach Kritik Auflagen für Gedenkorte – Tragen von ukrainischen oder russischen Flaggen verboten: Berliner Senat fordert Trennung vom Gedenken an Weltkriegsende und Ukraine-Krieg 2022 – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Sicherheitsbehörden rechnen mit pro-russischen Aktionen am 9. Mai – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Ria Nowosti: Brandsatz an Gebäude von russischer Nachrichtenagentur in Berlin – Brandsatz hat nicht gezündt – Uklar, ob Anschlag vorliegt – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Über 90.000 ukrainische Schüler an deutschen Schulen – Gewaltige Leistung – Geschätzte 50.000 ukrainische Kinder und Jugendliche noch nicht eingeschult – Abgemeldete ukrainische Schüler: an den Schulen signalisieren Rückkehrbewegung in die Ukraine – Aktuell Schüler-Zustrom größer Abstrom – 7.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Ministerin: Gasembargo für Österreich ‚rote Linie‘ – NACHTRAG: 6.5.2022

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GROSSBRITANNIEN – NORDIRLAND – ROUNDUP 2/Nordirland-Wahl auf Zielgeraden: Historischer Sinn-Fein-Sieg greifbar – Einheitsregierung gemäß Karfreitagsabkommen von 1998 im Fokus – Zweitstärkste Partei DUP macht Einhalt des Karfreitagsabkomens davon abhängig, dass London den mit der EU ausgehandelten Brexit-Sonderstatus Nordirlands aufgibt – 7.5.2022
GROSSBRITANNIEN – NORDIRLAND – ROUNDUP: katholisch-republikanische Sinn Fein verlangt nach Regionalwahl Debatte über irische Einheit – Vor Volksabstimmung: Umfragen derzeit signalisieren eine 30-Prozent-Zustimmung nordirischer Wähler zur Vereinigung von Nordirland mit Irland – Scheitern der Bildung einer Einheitsregierung gemäß Karfreitstagsabkommen von 1998 möglich: protestantische DUP strebt Änderung des sog. Nordirland-Protokolls zum Brexitabkommen mit der EU an und sieht Nordirland weiter als Teil Großbritanniens – NACHTRAG: 6.5.2022
GROSSBRITANNIEN – NORDIRLAND – Nordirland-Wahl: Sinn-Fein-Chefin O’Neill wiedergewählt – NACHTRAG: 6.5.2022
SPANIEN – Spanische Industrie schränkt Produktion deutlich ein – NACHTRAG: 6.5.2022
ÖSTERREICH- Teuerungswelle schockiert Haushalte – Sorge wegen Treibstoff- und Lebensmittelpreisen – Jeder fünfte extrem beunruhigt: jeder Siebente sucht bereits günstigere Wohnung – NACHTRAG: 5.5.2022

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Zur freundlichen Erinnerung:

KURZWELLENEMPFANG – Weitere ORF-Radio-Journale werden via Kurzwelle ausgestrahlt – 1.3.2022
Ab sofort bietet der ORF zusätzlich zum “Ö1 Morgenjournal” (6155 kHz, 7.00 Uhr, Montag bis Samstag), täglich auch das “Ö1 Mittagsjournal” (13730 kHz, 12.00 Uhr, Montag bis Samstag) und das “Ö1 Abendjournal” (5940 kHz, 18.00 Uhr, Montag bis Freitag und Sonntag) via Kurzwelle an.
https://www.leadersnet.at/news/56617,weitere-orf-radio-journale-werden-via-kurzwelle-ausgestrahlt.html

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KLIMAWANDEL – Tausender-Marke überschritten: Abholzung des Amazonaswaldes im April über 1000 Quadratkilometer – Beunruhigend: Rekordwerte der Entwaldung in den Vormonaten im April übertroffen – NACHTRAG: 6.5.2022
RIO DE JANEIRO (dpa-AFX) – Brasilien hat im April die Marke von 1000 Quadratkilometern abgeholzten Regenwalds im Amazonasgebiet überschritten. 1012,5 Quadratkilometer ist der höchste Wert für den Monat April und das erste Mal seit dem Jahr 2015, dass der Wert im April 1000 Quadratkilometer überschreitet, wie aus vorläufigen Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) am Freitag (Ortszeit) hervorging. Das Inpe wertet Satellitenbilder aus.
Mit einer schnellen Erhebung untersucht es die Veränderungen des Waldes in Echtzeit. Die Zahlen des Inpe geben so einen Hinweis darauf, wie sich die offizielle Entwaldungsrate bezogen auf ein Jahr (August bis Juli) entwickeln könnte. Bereits in den Vormonaten hatte die Abholzung nach vorläufigen Inpe-Zahlen auf Rekordniveau gelegen. Der Höchstwert im April beunruhigt Umweltschützer besonders, weil dieser Monat eigentlich noch zur Regenzeit im Amazonasgebiet gehört.
Die Abholzung des Amazonaswaldes legte vor allem während der Amtszeit des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro kräftig zu. Bolsonaro, seit 2019 im Amt, sieht im Amazonasgebiet vor allem ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und will noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Russlands Angriff auf die Ukraine nutzte Bolsonaro, um die Ausbeutung indigener Gebiete zum Abbau von Kalium für Düngemittel zu rechtfertigen./mfa/DP/men
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55984825-abholzung-des-amazonaswaldes-im-april-ueber-1000-quadratkilometer-016.htm

DIGITALISIERUNG – ID-Austria: Was man über die digitale Identität wissen sollte – Ausweise per E-Mail versenden ist ein Risiko – Pilotphase der ID-Austria noch in der Pilotphase bis Mitte Sommer – Behördliche Registrierung notwendig – ID-Austria wird europaweit nutzbar – Keine Handy-Nutzung mehr möglich: Handy-Signatur-App zum Identitätsausweis vor dem Aus – Datenschützer: Nachteile für Ältere und Bedürftige – „SMS zu unsicher für die ID-Austria“ – 7.5.2022
Von Paul Urban Blaha
Ab Sommer ist die Handy-Signatur Geschichte. Mit dem Nachfolger, der ID-Austria, erhalten Österreicherinnen und Österreicher eine elektronische Identität (e-ID). Dann werden beispielsweise auch Personalausweis- und Führerscheindaten abrufbar sein. Und das europaweit. Befürworter argumentieren mit zusätzlicher Sicherheit beim Nutzen von Onlinediensten. Datenschützer sind hingegen alarmiert.
Eigentlich gibt es die ID-Austria bereits. Zumindest in einer Basisversion. Allerdings noch etwas versteckt, in den App-Stores wird sie momentan unter der Bezeichnung „Digitales Amt“ angeboten. Ab Sommer 2022, ein genauer Starttermin wurde noch nicht genannt, wird man in der App „Digitales Amt“ die Möglichkeit haben, die Handy-Signatur auf die ID-Austria umzustellen. Sobald die ID-Austria in vollem Umfang zur Verfügung steht, wird man Dokumente wie den Führerschein, den Personalausweis oder den Schülerausweis abrufen und zur Verfügung stellen können. Auch digital über PC oder Smartphone.
*** Ausweise per E-Mail versenden ist ein Risiko
Wer beispielsweise einen Leihwagen mieten möchte, muss nicht mehr persönlich zur Mietwagenfirma gehen, um den Führerschein vorzuzeigen. Mit der ID-Austria könne man das bequem von zu Hause aus erledigen, sagt der Informatiker Reinhard Posch, er ist Leiter der Plattform „Digitales Österreich“ und für Digitalisierungsprojekte der Republik wie die Handy-Signatur oder die elektronischen Krankenankte (ELGA) zuständig.
*** Bis etwa Mitte des Sommers befindet sich die ID-Austria noch in der Pilotphase
Dass Unternehmen und Banken ihre Neukunden auffordern, per E-Mail eine Kopie des Personalausweises zu schicken, ist heutzutage üblich. Wer das aber tut, geht ein Risiko ein. E-Mails können abgefangen werden, und wenn Identitätsdaten auf diese Weise in fremde Hände gelangen, kann das für Betroffene weitreichende und unangenehme Konsequenzen haben. Die Kriminellen können die erbeuteten Daten nutzen, um beispielsweise im Internet einzukaufen oder auch Straftaten zu begehen. Die Opfer eines solchen Identitätsdiebstahls können also Geld verlieren oder sogar ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten.
*** Behördliche Registrierung notwendig
Die ID-Austria werde eine sichere Möglichkeit bieten, sich digital auszuweisen, sagt Posch. Wenn alle Funktionen im Sommer verfügbar sind, können Nutzerinnen und Nutzer der Handy-Signatur automatisch umgestellt werden. Voraussetzung ist, dass sie die Handy-Signatur bei einer behördlichen Stelle registriert haben. Etwa über Finanzonline oder bei einem magistratischen Bezirksamt, so Posch.
Bei einer Neuanmeldung oder wenn man die Handy-Signatur bei einem privaten Anbieter wie beispielsweise A-Trust oder A1 angemeldet hat, wird ein einmaliger Gang zu einer staatlichen Behörde notwendig sein. Samt Lichtbildausweis und aktuellem Passfoto. So will es das Innenministerium, sagt Posch, weil behördliche Identitätsdaten betroffen sind, die eben auch von behördlicher Seite geprüft werden müssen. In der Folge bekommt man einen RSA-Brief mit einem Einmalcode zur Aktivierung zugesandt.
*** ID-Austria wird europaweit genutzt werden können – Die Handy-Signatur-App darf bald nicht mehr zum Nachweisen der Identität genutzt werden
Einmal registriert, bleibt das Zertifikat fünf Jahre lang gültig, dann muss es erneuert werden. Genau wie bei der Handy-Signatur. Die Funktionen wird man zunächst nur in Österreich nutzen können, die elektronische Identität ist aber ein gesamteuropäisches Projekt. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind in der so genannten eIDAS-Verordnung des europäischen Parlaments und des Rates festgelegt.
Derzeit haben 18 Staaten die eIDAS-Verordnung notifiziert, darunter neben Österreich auch Tschechien, Deutschland und die Niederlande. Bürgerinnen und Bürger dieser Staaten können entsprechende Services im gesamten Binnenraum nutzen, sagt Posch. Diese Services können Dienste staatlicher Behörden oder auch privater Unternehmen wie Banken oder Mobilfunkanbieter sein. Ein Franzose kann also beispielsweise problemlos in Irland ein Auto mieten und umgekehrt.
*** Besitz eines Smartphones derzeit zwingend erforderlich
Mit einem klassischen Handy kann man die ID-Austria allerdings nicht nutzen. Im Gegensatz zur Handy-Signatur. Es handelt sich um eine reine Smartphone-Anwendung, der Besitz eines solchen ist also Voraussetzung, kritisiert Thomas Lohninger, er ist Geschäftsführer des Datenschutzvereins epicenter.works. Auf dem Smartphone müssen zudem biometrische Daten gespeichert sein. Etwa der Fingerabdruck oder ein Scan des Gesichts zur automatischen Gesichtserkennung. Damit schließe der Staat von vornherein viele Menschen von dem Service aus, kritisiert Lohninger.
Den Betroffenen würde es dadurch unter anderem schwerer gemacht, ihre demokratischen Grundrechte in Anspruch zu nehmen. Das Unterzeichnen eines Volksbegehrens sei etwa deutlich aufwendiger, wenn man die Funktion der bisherigen Handy-Signatur nicht mehr nutzen kann. Das würde beispielsweise zu Lasten älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger gehen.
*** Datenschützer: Nachteile für Ältere und Bedürftige – Wer die ID-Austria nutzen will, muss das klassische Klapphandy nun wohl endgültig in Pension schicken
Es ergeben sich außerdem finanzielle Nachteile. Wer beispielsweise in Wien das Parkpickerl analog bezieht, müsse eine Verwaltungsabgabe in Höhe von 30 Prozent der Kosten des Parkpickerls zahlen, so Lohninger. Diese Abgabe entfällt, wenn man die Parkerlaubnis digital beziehen kann. Neben Seniorinnen und Senioren seien auch jüngere Menschen benachteiligt oder Personen, die generell über ein geringes Einkommen verfügen und sich ein Smartphone nicht leisten können, so Lohninger.
Bei einem elektronischen Identitätsnachweis muss allerdings aus Sicherheitsgründen die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) zum Einsatz kommen. Es müssen also zwei Sicherheitshürden eingebaut sein, das ist gesetzlich europaweit vorgeschrieben. Neben dem Login in das Service zählen biometrische Daten wie der eindeutige Fingerabdruck oder die Gesichtserkennung als so ein Sicherheitsmerkmal.
*** „SMS zu unsicher für die ID-Austria“
Auch bei einem klassischen Handy ist eine Zwei-Faktor-Authentifizierung grundsätzlich möglich. In der Regel über eine SMS mit einem Sicherheitscode. Die SMS gilt in dieser Hinsicht aber als Auslaufmodell. Eine SMS könne abgefangen, manipuliert und von Kriminellen genutzt werden, so IT-Experte Reinhard Posch. Diese Gefahr sei umso größer, wenn die E-Mail über weite Strecken und zahlreiche ausländische Server gesendet wird, was bei der Nutzung der ID-Austria als europaweiter Dienst natürlich der Fall wäre. In der Praxis seien Personen, die digitale Dienste nutzen, außerdem ohnehin meist mit einem Smartphone ausgerüstet, meint Posch.
*** Datenschützer: Tracking durch Staat und Wirtschaft – Big Data? Datenschützer befürchten Tracking durch den Staat, aber auch durch die Pivatwirtschaft
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Datenschutz und die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer. Wenn die ID-Austria eingesetzt wird, wird ein Protokoll erstellt, das von zentraler Stelle, also vom Staat, einsehbar sei, sagt Datenschützer Thomas Lohninger. Wenn man etwa ein Bankkonto eröffnet und sich über die ID-Austria identifiziert, dann wisse der Staat, wann man sich bei welcher Bank aufgehalten hat und welche Daten übertragen wurden. Auch private Unternehmen können auf diese Weise am Tracking der Bürgerinnen und Bürger teilhaben.
Das könne neben der Bank beispielsweise auch ein Hotel oder ein Mobilfunkanbieter sein. Eben jedes Service, das die ID-Austria anbietet und seine Kundinnen und Kunden damit identifiziert, so Lohninger: „Ich hab da schon wirklich Angst vor Überidentifizierung. Etwa, dass man Dienste, die man heute noch anonym oder pseudonym in Anspruch nehmen kann, bald nur noch unter Bekanntgabe der staatlich beglaubigten Identität wird nutzen können. Etwa auch das Posten in einem Onlineforum“, so Lohninger.
*** Experte: Keine Speicherung personenbezogener Details
Wer die ID-Austria wann und wo nutzt, wird in Form eines Transaktionslogs gespeichert, bestätigt Reinhard Posch. Diese Speicherung diene aber letztlich vor allem dem Schutz der Anwenderinnen und Anwender. Diese würden ja schon aus datenschutzrechtlichen Gründen nachvollziehen wollen, welche Transaktionen sie getätigt haben. Etwa um eine solche im Zweifelsfall auch nachweisen zu können.
*** Die ID-Austria soll die Sicherheit bei Identifikationsvorgängen im Internet deutlich erhöhen
Wenn jemand seine Ausweisdaten oder den Familienstand einer Behörde oder einem Unternehmen bekannt gibt, wird genau diese Informationen protokolliert: dass der Familienstand weitergegeben oder der Ausweis gezeigt worden ist. Inhaltliche Informationen, also persönliche Ausweisdaten wie der Name, das Geburtsdatum oder die Ausweisnummer, beziehungsweise ob man ledig, geschieden oder verheiratet ist, werden nicht gespeichert und auch keinem Unternehmen zugänglich gemacht, sagt Posch.
*** Kombiangebot: neuer Reisepass plus ID-Austria
Wer in Zukunft einen neuen Reisepass beantragt, wird die ID-Austria automatisch angeboten bekommen. Dies werde in Form eines Formulars mit einem Aktivierungscode erfolgen, so Posch. Wer die ID-Austria aber nicht nutzen möchte, braucht das Formular nicht entgegenzunehmen. Ebenso könne man den Zettel auch im Anschluss dem Papierkorb anvertrauen. Niemand müsse erklären, ob er die Anwendung nutzen möchte oder nicht, und natürlich sei die Vergabe eines Reisepasses nicht an die Nutzung der die ID-Austria gekoppelt, so Posch.
Auch Onlineshopping soll durch die Möglichkeit, sich über die ID-Austria zu identifizieren, künftig sicherer werden. Vor allem das Login-System mit Benutzernamen und Passwort sei sicherheitstechnisch längst veraltet, sagt Posch. Die Möglichkeiten sind hier aber noch eher eingeschränkt, weil große US-Anbieter wie Amazon oder Google derzeit nicht dazu bereit sind, sich an europäische Sicherheitsideen anzupassen. Paul Urban Blaha, help.ORF.at
https://help.orf.at/stories/3212969/

MEDIEN – Erste Printausgabe der ‚Nowaja Gaseta. Europa‘ erschienen – NACHTRAG: 6.5.2022
RIGA (dpa-AFX) – In Lettland ist am Freitag erstmals eine Printausgabe der europäischen Version der bekannten kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ erschienen. Die „Nowaja Gaseta. Europa“ wird von ins Ausland geflohenen Redakteuren des Blatts in Zusammenarbeit mit einem lettischen Verlag herausgegeben. Die Ausgabe erschien sowohl auf Russisch als auch auf Lettisch und berichtet ausführlich über den Krieg Russlands in der Ukraine. Sie sollte nach Angaben der Herausgeber auch in Estland erschienen.
In Russland hatte die „Nowaja Gaseta“ ihr Erscheinen unter dem Druck der Behörden ausgesetzt. Chefredakteur und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow wurde am 7. April in Russland in einem Nachtzug angegriffen und erlitt bei dem Farbanschlag Verletzungen an den Augen. Am selben Tag gründeten russische freie Journalisten im Exil die „Nowaja Gaseta. Europa“, die faktisch und juristisch von der Redaktion in Moskau unabhängig sei, schrieb Chefredakteur Kirill Martynow im Leitartikel der ersten Printausgabe.
„Wir wollen die Wahrheit über den Krieg schreiben und alles in unserer Macht Stehende tun, um ihn zu stoppen“, betonte Martynow. Die Printausgabe erscheine bewusst im Vorfeld des 9. Mai, an dem Russland traditionell den sowjetischen Sieg über Hitler-Deutschland mit einer Militärparade feiert. Es handle sich aber nicht um eine einmalige Sonderausgabe. „Wenn unseren Lesern gefällt, was wir tun, und wenn sie uns unterstützen, werden wir erwägen, eine wöchentliche Druckausgabe der Nowaja Gaseta herauszugeben“, so Martynow.
Standort der Redaktion und der gleichnamigen Nachrichtenseite „Nowaja Gaseta. Europa“ ist Lettlands Hauptstadt Riga. In Russland selbst wurde die Seite umgehend blockiert. Auch die Deutsche Welle hatte ihr Moskauer Studio nach der von der russischen Regierung angeordneten Schließung nach Lettland verlegt. Dort gibt es wie auch in Estland eine große russischsprachige Minderheit./awe/DP/eas
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55979874-erste-printausgabe-der-nowaja-gaseta-europa-erschienen-016.htm

ARBEITSWELT – Studie: Loyalität zum Arbeitgeber sinkt – Generation Z lieber arbeitslos als unglücklich im Job – Homeoffice: flexibler Arbeitsplatz erwünscht – Ein Viertel der Befragten mit Work-Life-Balance nicht zufrieden – 7.5.2022
Berlin – Die Loyalität der Arbeitnehmer zum Arbeitgeber ist an einem Tiefpunkt angelangt. Für die Arbeitgeber werde es zunehmend schwieriger, Beschäftigte an sich zu binden, ist das Ergebnis des Randstad-„Arbeitsbarometers“ für Deutschland aus dem ersten Halbjahr 2022, über das die „Welt am Sonntag“ berichtet.
Besonders Angehörige der „Generation Z“ stechen aus der Studie hervor: So geben beispielsweise 33 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, lieber arbeitslos als unglücklich im Job sein zu wollen. Zudem fühlen sich in dieser Altersgruppe nur 15,8 Prozent „sehr verbunden“ mit ihrem Arbeitgeber. Im Gesamtschnitt stimmt dieser Aussage jeder Fünfte zu. Auch die Anforderungen an Arbeitgeber wachsen: So würden 40 Prozent der Befragten der Studie zufolge eine neue Stelle ablehnen, wenn keine Flexibilität beim Arbeitsort ermöglicht wird, also beispielsweise kein Homeoffice möglich ist.
Bereits veröffentlichte Daten einer Randstad-Befragung aus dem April untermauern diese Trends: Ein Viertel der befragten Arbeitnehmer ist mit der Work-Life-Balance unzufrieden. Die Hälfte hält es für wahrscheinlich, dass sie bei ihrem Arbeitgeber bleiben. Befragt wurden für die Erhebung 1.250 nicht selbstständige Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren zwischen Februar und März 2022.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55986534-studie-loyalitaet-zum-arbeitgeber-sinkt-003.htm

ARBEITSWELT – Studie: Frauenanteil in Topetage der Dax-Konzerne auf ein knappes Fünftel der Top-Personen gestiegen – Zwei börsennotierte Aktiengesellschaften mit Frauen als CEO – 7.5.2022
FRANKFURT (dpa-AFX) – Frauen kommen in der Topetage deutscher Börsenschwergewichte schrittweise voran. Nach Daten der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) ist der Anteil von Managerinnen in den Vorständen der 40 Dax -Konzerne seit Jahresbeginn von 18,5 auf 19,1 Prozent (Stand 6. Mai) gestiegen. Zudem werden künftig voraussichtlich zwei Börsenschwergewichte allein von Frauen geführt. Fidar-Vizepräsidentin Anja Seng begrüßte diese Entwicklung, mahnte aber weitere Fortschritte an.
„Endlich kommt Bewegung in die Führungsetagen der ersten Börsenliga“, sagte Seng auch mit Blick auf die Berufung von Carla Kriwet zur Vorstandsvorsitzenden des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care ab 2023. Bislang ist die Vorstandschefin des Pharma- und Technologiekonzern Merck, Belén Garijo, die einzige Frau, die einen Dax-Konzern allein führt. Deutschland hinke bei der gleichberechtigten Teilhabe allerdings weiter hinterher, kritisierte Seng. In anderen Ländern seien weibliche Vorstandsvorsitzende längst selbstverständlich.
Die neuen Vorgaben für mehr Frauen in Vorständen sorgen nach ihrer Einschätzung aber dafür, dass immer Managerinnen in die Topetage einziehen, noch bevor die Regelung ab August gilt. Bundestag und Bundesrat hatten das Gesetz im vergangenen Juni auf den Weg gebracht. Es sieht vor, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen künftig mindestens eine Frau im Vorstand sitzen muss. Das muss ab 1. August dieses Jahres bei Neubesetzungen der Posten beachtet werden.
Die Hälfte der 40 Dax-Konzerne erreicht den Angaben zufolge inzwischen einen Frauenanteil von 20 Prozent und mehr in der Topetage. „Das zeigt: Es gibt genügend qualifizierte Frauen für Spitzenfunktionen der Wirtschaft“, sagte Seng. Die Geschlechterquote für Aufsichtsräte und das Mindestbeteiligungsgebot für Vorstände würden allerdings für viel zu wenige Unternehmen gelten. „Auch bei Dax-Konzernen, die nicht unter die Regelungen fallen, sowie bei anderen privaten und öffentlichen Unternehmen, sollte Diversität in der Unternehmensleitung Normalität werden“, forderte die Fidar-Vizepräsidentin./mar/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987065-studie-frauenanteil-in-topetage-der-dax-konzerne-gestiegen-016.htm

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ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lagarde: Stagflation „derzeit nicht unsere Ausgangsbasis“ – 7.5.2022
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, sieht kein ausgeprägtes Risiko für eine Stagflation in der Eurozone. In einem Interview mit der slowenischen Zeitung Delo wies sie auch auf die „definierte Abfolge“ für Zinsschritte hin, ohne einen konkreten Zeitpunkt nennen zu wollen, und rechnet mit einem Ende der Nettokäufe zu Beginn des dritten Quartals. Die Banken im Euroraum sieht sie gut aufgestellt, um die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Pandemie zu verkraften.
Eine Stagflation sei „derzeit nicht unsere Ausgangsbasis“, sagte Lagarde. Zwar könnte das ungewöhnliche Ausmaß an Unsicherheit eine kombinierte Wachstumsverlangsamung bei hoher Inflation bedeuten, doch ist die derzeitige Situation nicht mit der der 1970er Jahre vergleichbar. Damals seien der Rückgang des Wachstums nach dem ersten Ölschock und die Inflation höher als heute gewesen. Zudem hätten Lohnerhöhungen als Reaktion auf die Inflation den Preisanstieg angeheizt.
Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine gingen zwar über das Land hinaus. Dieser belaste allgemein das Wachstum und treibe die Inflation. Hinzu kämen die Auswirkungen der Lockdowns in China. Gleichzeitig werde aber die Wirtschaftsaktivität in der Eurozone weiter durch die Wiederbelebung nach der Pandemie gestützt, vor allem im Dienstleistungssektor.
*** Eindämmung des Energiepreisanstiegs keine Zentralbank-Aufgabe
Angesprochen auf die Unterschiede in den Inflationsraten der einzelnen Mitgliedsländer, stellte sie die Entwicklung der Energiepreise heraus. Bei der Energiesicherheit zeige sich die Verwundbarkeit besonders deutlich. Auf EU-Ebene gebe es Vorschläge für gemeinsame Initiativen, um zu verhindern, dass die Energiepreise unverhältnismäßig stark steigen. Aber solche Initiativen müssten auf der Ebene der Regierungen erwogen werden: Eine Zentralbank habe in dieser Angelegenheit wenig zu sagen oder beizutragen. Aufgabe der EZB sei es, die Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten.
Zum Zeitpunkt einer Zinserhöhung verwies Lagarde auf die „definierte Abfolge“, ohne einen konkreten Zeitpunkt nennen zu wollen. Sie gehe davon aus, dass die Nettokäufe von Vermögenswerten zu Beginn des dritten Quartals abgeschlossen sein werden. Dann würden Zinsanpassungen „einige Zeit nach dem Ende der Nettokäufe und schrittweise erfolgen“.
*** Kreditrisikoaussichten könnten sich verschlechtern
Den Bankensektor in der Eurozone sieht Lagarde „dank seiner starken Kapital- und Liquiditätsposition gut vorbereitet“, auch wenn sich die Kreditrisikoaussichten aufgrund der indirekten Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine wahrscheinlich verschlechtern werden und die finanziellen Auswirkungen von Covid-19 noch nicht in vollem Umfang eingetreten sind.
Die Kernkapitalquoten hätten fast den höchsten Stand seit der Gründung der Bankenunion erreicht, und die Banken verfügen auch über reichliche Liquiditätspuffer, die weit über den aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen lägen. Auch die Qualität der Aktiva und die Rentabilität der Banken hätten sich 2021 verbessert, die Eigenkapitalrendite habe den höchsten Stand seit fünf Jahren erreicht. So sei die Quote der notleidenden Kredite weiter zurückgegangen auf knapp über 2 Prozent Ende 2021.
*** „Unser Engagement kennt keine Grenzen“
Auf die Frage unter Verweis auf die „What ever it takes“-Aussage ihres Vorgängers Mario Draghi, was Lagarde bereit sei zu tun, um den Euro zu schützen, sagte sie, „unserem Engagement für unser Mandat und die gemeinsame Währung sind keine Grenzen gesetzt“. Das habe die EZB in Krisen immer wieder bewiesen: „Unsere beispiellose Reaktion auf die Pandemie ist nur das jüngste Beispiel.“ DJG/smh © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987112-ezb-lagarde-stagflation-derzeit-nicht-unsere-ausgangsbasis-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Frankreichs Notenbankchef: Leitzinsen könnten bis Jahresende über Null steigen – NACHTRAG: 6.5.2022
PARIS (dpa-AFX) – Die Leitzinsen im Euroraum könnten nach Einschätzung des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau bis Jahresende wieder über Null steigen. „Wenn keine unvorhergesehenen neuen Schocks auftreten, würde ich es für realistisch halten, dass wir bis zum Ende dieses Jahres in ein positives Territorium kommen“, sagte Villeroy de Galhau, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet, am Freitag in Paris.
Derzeit liegt der seit längerem besonders bedeutsame Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent. Zum Einlagensatz können Banken überschüssige Liquidität bei der EZB parken. Die EZB müsste also zum Beispiel dreimal in diesem Jahr den Zins um je 0,25 Prozentpunkte anheben, um wieder in positives Terrain zu kommen. Die Nettoanleihekäufe sollten bis Ende Juni eingestellt sein, erklärte Villeroy de Galhau. Die Einstellung der Käufe ist laut EZB eine Voraussetzung für Zinserhöhungen.
Villeroy äußerte sich weniger präzise über den genauen Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung. „Ich würde die nächsten Sitzungen des EZB-Rates nicht ausschließen.“ Er würde aber lieber einen späteren Zeitpunkt anpeilen. Die Diskussion über den Zeitpunkt bezeichnete er als „überzogen“. Andere EZB-Vertreter hatten eine erste Zinserhöhung für Juli signalisiert.
Volkswirte erwarten, dass die Notenbank in diesem Jahr wahrscheinlich in mehreren Schritten zunächst den negativen Einlagensatz auf null Prozent anheben wird. In der Folge könnte dann auch der Hauptrefinanzierungssatz im Euroraum, der seit mehr als sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent liegt, wieder steigen. Im Euroraum hatte die Inflation im April mit 7,5 Prozent ein Rekordhoch erreicht. Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent an.
Villeroy äußerte sich auch zum Wechselkurs. Der Euro war zuletzt zum US-Dollar merklich unter Druck geraten. „Ein zu schwacher Euro könnte das Preisstabilitätsziel gefährden“, sagte der Franzose. Ein niedriger Eurokurs verteuert Waren aus dem Ausland und verstärkt die hohe Inflation zusätzlich. Der Eurokurs legte nach den Aussagen zum Dollar zu./jsl/bgf/men
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55979562-frankreichs-notenbankchef-leitzinsen-koennten-bis-jahresende-ueber-null-steigen-016.htm

CHINA – CAAM-Daten: Chinesischer Automarkt bricht im April ein – NACHTRAG: 6.5.2022
PEKING (dpa-AFX) – Die umfangreichen Corona-Locksdowns setzen dem chinesischen Automarkt zu. Im April brach der Absatz der Hersteller in der Volksrepublik im Jahresvergleich um fast die Hälfte ein, wie der Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) am Freitag in Peking mitteilte. Nach der Erholung zum Jahresanfang setzte sich damit der Trend vom März beschleunigt fort. Chinas Behörden versuchen seit Wochen Corona-Ausbrüche in verschiedenen Großstädten mit umfassenden Lockdowns in den Griff zu bekommen.
Der Herstellerverband CAAM misst den sogenannten Großhandelsabsatz der Hersteller an die Händler. Der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) misst indes den Verkauf von Pkw an die Endkunden.
China ist für die deutschen Autokonzerne Volkswagen , Mercedes-Benz und BMW der größte Einzelmarkt. In den letzten Jahren stockte das früher rasante Absatzwachstum etwas, vergangenes Jahr sorgte insbesondere die knappe Chipversorgung für Produktionsprobleme./mis/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55978482-caam-daten-chinesischer-automarkt-bricht-im-april-ein-016.htm

NORDKOREA – ROUNDUP 2: Nordkorea testet möglicherweise U-Boot-Rakete – 7.5.2022
SEOUL (dpa-AFX) – Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs möglicherweise eine atomwaffenfähige U-Boot-Rakete getestet. Nordkorea habe eine ballistische Rakete am frühen Samstagnachmittag (Ortszeit) vor Sinpo an der Ostküste in Richtung offenes Meer abgefeuert, teilte der Generalstab mit. Es handele sich vermutlich um eine U-Boot-gestützte ballistische Rakete (SLBM/Submarine-Launched Ballistic Missile) von kurzer Reichweite. Ob sie tatsächlich von einem U-Boot oder eventuell von einer Unterwasserplattform abgeschossen wurde, blieb zunächst unklar.
Der Einsatz von U-Booten, die als Träger von ballistischen Raketen dienen, würde nach Ansicht von Beobachtern einen großen Fortschritt für Nordkoreas Pläne bedeuten, seine atomare Schlagkraft auszubauen. UN-Resolutionen verbieten dem Land die Erprobung jeglicher Art von ballistischen Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen oder mehrere Atomsprengköpfe tragen können.
SLBM gelten als Waffen von besonderem strategischen Wert. Raketen, die von einem abgetauchten Trägerschiff abgefeuert werden, sind schwerer vom Gegner zu entdecken. Nordkoreas Nachbarland Südkorea gilt als das erste Land, das SLBM entwickelt, ohne selber Atomwaffen zu haben. Nordkorea verfügt nach eigener Aussage schon länger über die SLBM-Technologie. Doch wurden seine Angaben über bisherige Versuchsstarts vom U-Boot aus angezweifelt. Es wird vermutet, dass es dazu eine unter Wasser schwimmende Plattform genutzt haben könnte.
Beim jüngsten Test flog die Rakete den Angaben Südkoreas zufolge bei einer Flughöhe von bis zu 60 Kilometern etwa 600 Kilometer weit über dem Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer), bevor sie ins Wasser stürzte.
Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat warf dem international isolierten Nachbarland vor, durch sein Verhalten die Sicherheit in der Region zu gefährden. Nordkorea hat bisher in diesem Jahr schon 15 Runden von Raketentests unternommen, darunter auch mindestens einen neuen Test einer Interkontinentalrakete (ICBM).
Vor dem jüngsten Waffentest hatte Nordkorea zuletzt am Mittwoch laut Südkorea und Japan eine ballistische Rakete abgefeuert. Sie flog demnach 470 Kilometer weit. Unklar blieb aber, um welchen Raketentyp es sich genau handelte. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass es sich dabei um einen letztlich fehlgeschlagenen Test einer Langstreckenrakete gehandelt haben könnte.
Die jüngsten nordkoreanischen Raketentests erfolgten in Zeiten wachsender Unsicherheit in der Region. Experten vermuten, dass Nordkorea auch versucht, den Druck auf die USA zu erhöhen, damit diese konkrete Vorschläge für neue Verhandlungen machen. Die Gespräche mit Nordkorea über sein Atomwaffenprogramm kommen seit mehr als drei Jahren nicht mehr voran. Die Führung in Pjöngjang wirft der US-Regierung eine feindselige Politik vor.
Washington befürchtet, dass Nordkorea noch in diesem Monat einen neuen Nukleartest unternehmen könnte. In zwei Wochen besucht US-Präsident Joe Biden die amerikanischen Verbündeten Südkorea und Japan./dg/DP/zb
© 2022 dpa-AFX
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NIGERIA – Protest gegen drastisch gestiegene Kerosinkosten: Nigerias Airlines setzen Flüge aus – Kerosin nur gegen US-Dollar, doch verlor nigerianische Landeswährung an Kaufkraft – Fachleute mahnen: europäisches Öl-Embargo macht Öl und Gas für ärmere Länder unerschwinglich – 7.5.2022
Nigerias Inlandsfluggesellschaften werden ab morgen vorerst unbefristet ihre Tätigkeit einstellen. Sie protestieren damit gegen die wegen des Ukraine-Kriegs drastisch gestiegenen Kerosinkosten. Der Preis für Flugbenzin in dem ölreichen Land haben sich seit Jahresbeginn beinahe vervierfacht.
Die Airlines werden von ihren Kundinnen und Kunden in der Landeswährung Naira bezahlt, die im Verhältnis zum Dollar stark an Wert verloren hat. Die Airlines müssen dagegen die Kerosinlieferanten in Dollar bezahlen. Fachleute warnen seit Wochen davor, dass auch der Ausstieg Europas aus russischem Öl und Gas, so er umgesetzt wird, die Preise weiter treiben wird und Öl und Gas für ärmere Länder unerschwinglich werden könnte. guti, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3264285/

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n-tv-Liveticker zum Ukraine-Krieg – 8

RUSSLAND – UKRAINE – Kriegsnacht im Überblick: Asowstal-Verteidiger hoffen auf ein Wunder – Bombentote im Osten *** Dramatische Lage in Asowstal – Tote im Osten durch Artilleriebeschuss und Bomben – Klage über Zerstörung von Kulturdenkmälern – London sagt großes Hilfspaket zu – Das bringt der Tag heute – inkl. 2:05-min-Video * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 8.5.2022, 6:45
Nach der Evakuierung der letzten Zivilisten aus dem Stahlwerk Asowstal in Mariupol hofft die Ukraine auf die Rettung auch ihrer Verwundeten und Soldaten. Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von einer zweiten möglichen Phase der Evakuierung, die vorbereitet werde. Russische Kräfte setzen unterdessen ihre Angriffe auf die Fabrik fort, die letzte Bastion der Ukrainer in der weitgehend zerstörten Hafenstadt ist. In der Nacht gibt es in weiten Teilen des Landes Luftalarm. Aus den Städten Odessa und Mykolajiw im Süden werden Explosionen gemeldet.
*** Dramatische Lage in Asowstal
In einer Feuerpause im Kampf um Asowstal am Samstag gelang es nach übereinstimmenden ukrainischen und russischen Angaben, die letzten Zivilisten aus ihren Verstecken zu bergen. Für die verbleibenden Soldaten ist die Lage aber verzweifelt. Er könne nur noch auf ein Wunder hoffen, schrieb der Kommandeur der 36. Marineinfanteriebrigade, Serhij Wolynskyj, bei Facebook. „Darauf, dass höhere Kräfte eine Lösung für unsere Rettung finden!“ Beobachter gehen davon aus, dass der Kreml Asowstal so schnell wie möglich einnehmen will, um am Montag – dem 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland – die Eroberung Mariupols verkünden zu können.
„Wir bereiten jetzt die zweite Etappe der Evakuierungsmission vor, der Verwundeten und Ärzte“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Dies gehe nur, wenn sich alle Seiten an eine Vereinbarung hielten. „Natürlich arbeiten wir auch daran, unser Militär abzuziehen.“ Moskau hat jedoch mehrfach angekündigt, die ukrainischen Kämpfer nicht aus dem Stahlwerk zu lassen, ohne sie gefangenzunehmen.
*** Tote im Osten durch Artilleriebeschuss und Bomben
Im Osten der Ukraine in den Gebieten Donezk und Luhansk liefern sich russische und ukrainische Truppen weiter heftige Gefechte. Dort seien mindestens sechs ukrainische Zivilisten getötet worden, teilten die Gebietsverwaltungen mit. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, die im Dorf Prywillja bei Beschuss mit Mehrfachraketenwerfern des Typs Grad (Hagel) getötet worden sein sollen. In einem Dorf bei Lyssytschansk habe eine aus der Luft abgeworfene Bombe die Schule getroffen, unter der sich der letzte Bunker des Ortes befand. Dort kamen nach ersten Angaben zwei Menschen ums Leben.
Von Luftalarm waren in der Nacht betroffen die Hauptstadt Kiew und ihr Umland, aber auch Lwiw im Westen, Charkiw und Donezk im Osten, Odessa im Süden und andere Gebiete. Die Ukraine fürchtet besonders heftige Luftangriffe im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gedenken Russlands an den sowjetischen Sieg im Zweiten Weltkrieg.
*** Klage über Zerstörung von Kulturdenkmälern
Dieser Tage gedenke die Welt des Sieges über den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg, sagte Selenskyj. Doch für ihn zeige das russische Vorgehen, „dass es unmöglich ist, das Böse ein für alle Mal zu besiegen“. Er beklagte, dass in dem seit zweieinhalb Monaten dauernden Angriffskrieg 200 ukrainische Kulturerbestätten getroffen worden seien. „Leider kehrt das Böse zurück, wenn Menschen die Rechte anderer Menschen missachten, das Gesetz missachten und die Kultur zerstören“, sagte der Präsident.
Aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine sind nach Angaben des russischen Militärs seit Ende Februar 1,16 Millionen Menschen nach Russland gebracht worden. Dazu zählten 205.000 Kinder, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Russland betrachtet dies als Rettung bedrohter Zivilisten. Kiew wirft Moskau vor, die Menschen gegen deren Willen zu verschleppen und einen Wechsel auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu verhindern.
*** London sagt großes Hilfspaket zu
Vor der Beratung der G7 sagte Großbritannien der kriegsgeplagten Ukraine weitere Militärhilfen von 1,3 Milliarden britischer Pfund (1,52 Milliarden Euro) zu. „Das Vereinigte Königreich hat als erstes Land das Ausmaß der Bedrohung erkannt und schickt Waffen, damit die Ukrainer sich verteidigen können“, wurde Premierminister Boris Johnson von der Agentur PA zitiert. Der Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin verursache nicht nur unsagbare Zerstörungen in der Ukraine. „Er bedroht auch Frieden und Sicherheit in ganz Europa.“
Einen Teil des neuen Pakets von 300 Millionen Pfund hatte Johnson in der vergangenen Woche bereits angekündigt. Dafür sollen unter anderem Anti-Artillerie-Radar, Störgeräte für Elektronik und Nachtsichtgeräte geliefert werden. Zuvor hatte London bereits 1,5 Milliarden Pfund an militärischer und humanitärer Hilfe zugesagt.
*** Das bringt der Tag heute
* Bundeskanzler Olaf Scholz hält eine Fernsehansprache zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa 1945 und zum Krieg in der Ukraine. Wie die Bundesregierung mitteilte, ist es wegen des laufenden russischen Angriffs auf die Ukraine in diesem Jahr ein besonderes Gedenken zum 8. Mai.
* Als bislang ranghöchste Vertreterin Deutschlands reist Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nach Kiew. Sie folgt einer Einladung des ukrainischen Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk. Im Namen des Bundestages will Bas am Grabmal des Unbekannten Soldaten und am Denkmal für die ermordeten ukrainischen Juden in Babyn Jar Kränze niederlegen. Bas hofft auch auf ein Treffen mit Präsident Selenskyj, wenn die Sicherheitslage es zulässt.
Quelle: ntv.de, lwe/dpa
Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg
Gerüchte über Militärparade Aufnahmen zeigen offenbar Aufräumarbeiten in Mariupol
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Aufnahmen-zeigen-offenbar-Aufraeumarbeiten-in-Mariupol-article23316707.html
Kleiner Sieg oder großer Krieg? Das ist von Putin am 9. Mai zu erwarten
https://www.n-tv.de/politik/Das-ist-von-Putin-am-9-Mai-zu-erwarten-article23312576.html
Weitere Waffenlieferungen London verdoppelt Hilfsgelder für Ukraine
https://www.n-tv.de/politik/London-verdoppelt-Hilfsgelder-fuer-Ukraine-article23317141.html
https://www.n-tv.de/politik/Asowstal-Verteidiger-hoffen-auf-ein-Wunder-Bombentote-im-Osten-article23317190.html

RUSSLAND – UKRAINE – Der 73. Kriegstag im Überblick: Russen beschießen Odessa – CIA-Veteranen warnen USA vor Prahlerei *** Raktenbeschuss auf Odessa – Weltkriegsveteran zeigt sein zerstörtes Haus in Charkiw – Verlust für Schwarzmeerflotte auf der Schlangeninsel – Duma-Chef sieht USA bereits als Kriegspartei – Putin wird provoziert: Ex-Geheimdienstler warnen CIA vor eskalativer Prahlerei – Britischer Geheimdienst sieht modernste Einheiten getroffen – Fast alle Zivilisten verlassen Stahlwerk in Mariupol * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 7.5.2022, 20:58
Neue Zerstörung im Süden, Osten und Norden der Ukraine. Vor der Militärparade in Moskau intensiviert Russland den Raketenbeschuss auf Odessa, Charkiw und die Region Sumy. Der britische Geheimdienst geht allerdings von großen russischen Verlusten aus, während CIA-Veteranen vor Prahlerei warnen. Die Ukraine meldet, ein feindliches Landungsboot auf der Schlangeninsel versenkt zu haben und die Evakuierung fast aller Zivilisten aus Mariupol. Der 73. Kriegstag im Überblick.
*** Raktenbeschuss auf Odessa
Auf die südukrainische Hafenstadt Odessa sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens vier russische Raketen abgefeuert worden. Örtliche Medien zeigten dicke schwarze Rauchwolken über dem Stadtgebiet. Berichten zufolge soll ein Militärflugplatz getroffen worden sein. Die Behörden machten zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern. Von russischer Seite gab es keine Bestätigung. Explosionen – teils von der Luftabwehr – wurden auch aus dem benachbarten Gebiet Mykolajiw, dem zentralukrainischen Poltawa und dem westukrainischen Chmelnyzkyj gemeldet.
Auch aus dem Norden der Ukraine meldeten örtliche Behörden Raketenangriffe. In den Gemeinden Myropilske and Chotin in der Region Sumy seien Raketen eingeschlagen, teilte Gouverneur Dmytro Schywyzkyj mit. Dabei sei ein Grenzschutzbeamter verletzt worden. Die russischen Streitkräfte hatten sich im April aus dieser Region zurückgezogen.
*** Weltkriegsveteran zeigt sein zerstörtes Haus in Charkiw
Kurz vor dem 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland wurde im ostukrainischen Gebiet Charkiw das Haus eines 97 Jahre alten Weltkriegsveteranen durch russischen Beschuss zerstört. „Wenn ich noch die Kraft hätte, würde ich als erstes zur Verteidigung gehen und unserer Armee helfen“, sagte Iwan Lyssun, der im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee kämpfte, im ukrainischen Fernsehen. Der alte Mann zeigte den Reportern sein völlig zerstörtes Haus. Seine alte Uniformjacke habe er aus den Trümmern retten können, erzählte der Veteran. Der Krieg Russlands gegen sein Land sei „ekelhaft“.
*** Verlust für Schwarzmeerflotte auf der Schlangeninsel
Das ukrainische Militär versenkte nach eigenen Angaben ein Landungsboot der russischen Schwarzmeerflotte. „In den Gewässern des Schwarzen Meeres wurde ein feindliches Landungsboot vom Typ ‚Serna‘ vernichtet“, teilte der Pressechef der Militärverwaltung von Odessa, Serhij Bratschuk, auf seinem Telegram-Kanal mit. Dazu veröffentlichte er ein Video, das den Beschuss des Schiffs mit einer Drohne zeigen soll. Von russischer Seite gab es zunächst keine Reaktion auf den angeblichen Vorfall. Das Schiff soll den ukrainischen Angaben zufolge nahe der Schlangeninsel versenkt worden sein. Die Nachrichtenagentur AP wertete Satellitenbilder aus, die Explosionen über der Insel etwa 35 Kilometer vor Odessa zeigten.
Ukrainische Journalisten hatten am Freitag davon berichtet, dass in diesem Gebiet eine russische Fregatte beschossen worden und in Brand geraten sein soll – was allerdings weder aus Kiew noch aus Moskau offiziell bestätigt wurde. Bestätigt sind allerdings bereits zwei versenkte Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte, darunter der Raketenkreuzer „Moskwa“. Die USA dementieren einen Anteil an dieser Aktion. Das hatten US-Medien unter Verweis auf Geheimdienstmitarbeiter gemeldet.
*** Duma-Chef sieht USA bereits als Kriegspartei
Der einflussreiche russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin bezichtigte die USA einer unmittelbaren Beteiligung am Krieg in der Ukraine. „Washington koordiniert und entwickelt wesentlich militärische Operationen und beteiligt sich damit unmittelbar an Militäraktionen gegen unser Land“, schrieb der Gefolgsmann von Präsident Wladimir Putin auf Telegram. Wolodin ist Vorsitzender der Duma, des Unterhauses des russischen Parlaments.
Die USA und ihre Verbündeten in der NATO unterstützen zwar nach eigenen Angaben die Ukraine unter anderem mit Waffen, haben aber erklärt, damit seien sie keine Kriegspartei. Russland dagegen bezeichnet sein Vorgehen nicht als Krieg, sondern als „militärische Spezialoperation“.
*** Putin wird provoziert: Ex-Geheimdienstler warnen CIA vor eskalativer Prahlerei
Ehemalige Beamte der CIA warnten im „Guardian“ davor, mit der Weitergabe von Geheimdienstinformationen zu prahlen. „Meine persönliche Ansicht ist, dass es unklug ist“, sagte Paul Pillar, ein früherer ranghoher CIA-Beamter, demnach. Das Ausmaß der offiziellen Bestätigung der Rolle des US-Geheimdienstes beim Untergang der „Moskwa“ und noch mehr bei der Ermordung der Generäle überrasche ihn. „Die große Sorge ist, dass diese Art der öffentlichen Bestätigung der umfassenden US-Rolle bei den Rückschlägen, die den Russen zugefügt wurden, Putin in einer Weise zur Eskalation provozieren könnte, die er sonst möglicherweise nicht für notwendig hält.“
*** Britischer Geheimdienst sieht modernste Einheiten getroffen
Dem britischen Militärgeheimdienst zufolge setzen die andauernden Kämpfe einigen der modernsten und leistungsfähigsten Einheiten der russischen Streitkräfte deutlich zu. Wie es im Lagebericht des Verteidigungsministeriums hieß, werde es Zeit und Aufwand brauchen, um Russlands Streitkräfte nach dem Ende des Konflikts wieder aufzubauen. Die westlichen Sanktionen würden es erschweren, verloren gegangenes oder zerstörtes, modernes Kriegsgerät zu ersetzen. Zudem hieß es, mindestens ein russischer T-90M, der modernste russische Panzer, sei bei Kämpfen zerstört worden. Bei den am besten ausgerüsteten russischen Einheiten seien rund 100 T-90M im Einsatz, darunter auch die in der Ukraine.
*** Fast alle Zivilisten verlassen Stahlwerk in Mariupol
Aus dem belagerten Stahlwerk Asowstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind offiziellen Angaben zufolge die letzten Frauen, Kinder und älteren Menschen evakuiert worden. „Dieser Teil der humanitären Operation in Mariupol ist abgeschlossen“, schrieb die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram. Ob unter den verbliebenen Männern noch Zivilisten sind, ließ sie zunächst offen.
Mit der Abfahrt 50 weiterer Menschen summiere sich die Zahl der vom Werksgelände abgeholten Zivilisten auf 176, teilte das militärische Hauptquartier der pro-russischen Separatistenregierung in der Gebietshauptstadt Donezk mit. Die Stadtverwaltung hatte die Zahl der auf dem weitläufigen Gelände mit zahlreichen Gebäuden und unterirdischen Anlagen eingeschlossenen Zivilisten vor wenigen Tagen auf 200 beziffert. Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa
https://www.n-tv.de/politik/Russen-beschiessen-Odessa-CIA-Veteranen-warnen-USA-vor-Prahlerei-article23316978.html
Weitere Artikel zum Ukraine-Krieg
Kaim zu „Vorzeichen“ auf Angriff „Putin wird versuchen, neue Offensive zu starten“
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Verluste bei Schwarzmeerflotte Russisches Landungsboot bei Odessa versenkt?
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Ex-Agenten tadeln US-Prahlerei Duma-Chef sieht die USA als Kriegspartei
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Wiegold zu militärischer Lage „Russlands modernes Kriegsgerät wurde stark dezimiert“
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Rettung aus Mariupol glückt Alle Frauen, Kinder und Älteren aus Asowstal gerettet
https://www.n-tv.de/politik/Alle-Frauen-Kinder-und-Alteren-aus-Asowstal-gerettet-article23316933.html
Intratext-Links
https://www.theguardian.com/us-news/2022/may/07/us-spies-ukraine-russia-military-intelligence
Ferner:
Bundesregierung skeptisch: Das neue Kriegsziel heißt „Sieg der Ukraine“
https://www.n-tv.de/politik/Das-neue-Kriegsziel-heisst-Sieg-der-Ukraine-article23316842.html
Parallelen zu 1943: Warum der russische Zangenangriff im Donbass stockt
https://www.n-tv.de/politik/Warum-der-russische-Zangenangriff-im-Donbass-stockt-article23315974.html
Kretschmann zu Umgang mit Krieg: „Da zeigte sich die verlogene Seite des Pazifismus“
https://www.n-tv.de/politik/Da-zeigte-sich-die-verlogene-Seite-des-Pazifismus-article23316568.html
Suche nach „friedlicher Lösung“: Russland stimmt erstmals UN-Erklärung zum Krieg zu
https://www.n-tv.de/politik/Russland-stimmt-erstmals-UN-Erklaerung-zum-Krieg-zu-article23316006.html
„Verbindungen“ zum Kreml: Italien beschlagnahmt angebliche Putin-Megajacht
https://www.n-tv.de/politik/Italien-beschlagnahmt-angebliche-Putin-Megajacht-article23315830.html

RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Putin wird in Ukraine nicht nachgeben – Keine Hinweise für Einsatz von Atomwaffen – Burns: China ist verunsichert – Ex-NATO-Chef Rasmussen: Biden-Festlegung gegen Eingreifen Fehler – „Nie öffentlich sagen“ – Atomare Drohung „nicht real“ – Gasembargo als mächtiger Waffe Putin jetzt stoppen, sonst folgen Moldawien und Georgien sowie Druck auf Baltikum – 7.5.2022
CIA-Chef Bill Burns ist überzeugt, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin nicht daran denkt nachzugeben. Im Gegenteil. Es handelt sich um die Einschätzung des US-Geheimdienstes, und im Krieg sind öffentlich geäußerte Einschätzungen vor allem ein weiterer Versuch, den Konflikt in eine bestimmte Richtung zu lenken. Doch klar wird damit zumindest, dass die USA davon ausgehen, dass der Krieg noch länger dauert.
Putin sei in einer Verfassung, in der er nicht glaube, es sich leisten zu können zu verlieren, zitierte die „Financial Times“ Burns. Der CIA-Chef nahm am Wochenende in Washington an einer Veranstaltung der Zeitung teil. Nach Einschätzung von Burns ist Putin davon überzeugt, mit noch mehr Einsatz Fortschritte erzielen zu können. Besonders umkämpft sind der Osten und Südosten der Ukraine.
Viele blicken mit Spannung auf Putins Rede zur jährlichen Militärparade am 9. Mai in Moskau. Gerüchte, Russland werde eine Militärparade in der völlig zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol abhalten, dementierte Russland. Die im Stahlwerk verschanzten Soldaten baten in einem dramatischen Appell die Welt um Hilfe und werfen dieser vor, einfach zuzusehen. Sie fühlten sich wie in einer „höllischen Reality-Show“ (…).
*** Keine Hinweise für Einsatz von Atomwaffen
CIA-Direktor Burns sagte außerdem, dass die US-Geheimdienste keine praktischen Beweise dafür sähen, dass Russland einen Einsatz taktischer Atomwaffen plane. Dennoch dürfe man diese Möglichkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen. Unter taktischen Atomwaffen und nuklearen Gefechtsfeldwaffen versteht man Kernwaffen, deren Wirkungskreis und Sprengkraft deutlich geringer ist als bei strategischen Atomwaffen, die über einen Kontinent hinaus eingesetzt werden können.
*** Burns: China ist verunsichert
Burns zufolge hat der Krieg in der Ukraine auch Chinas Präsident Xi Jinping verunsichert. Das liege zum einen an dem Reputationsschaden, der China durch die Brutalität der russischen Aggression gegen die Ukrainer entstehen könne, zitierte die Zeitung den CIA-Chef weiter. Andere Punkte seien die wirtschaftliche Unsicherheit, die der Krieg verursacht habe, und das enge Zusammenrücken des Westens.
Die chinesische Führung prüfe, welche Lehren sie für Taiwan ziehen sollte, so Burns. Er gehe aber nicht davon aus, dass ihre Entschlossenheit, die Kontrolle über Taiwan zu erlangen, nachgelassen habe. China betrachtet das demokratische Taiwan als eigenes Territorium.
*** Ex-NATO-Chef Rasmussen: Biden-Festlegung gegen Eingreifen Fehler
Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen kritisierte unterdessen strategische Festlegungen der westlichen Verteidigungsallianz im Ukraine-Krieg. „Bis jetzt waren zu viele NATO-Partner zu sehr darauf erpicht, diese oder jede Reaktion auszuschließen. Das sollten wir nie tun“, so Rasmussen gegenüber der „Presse am Sonntag“.
Es sei auch ein Fehler gewesen, dass US-Präsident Joe Biden vor dem russischen Angriff ein Eingreifen dezidiert ausgeschlossen habe. „Wir sollten unseren Gegner in Ungewissheit halten. Alles andere erweitert nur Putins Spielraum“, sagte der frühere dänische Ministerpräsident. „Wenn man Bodentruppen, Flugverbotszonen und anderes ausdrücklich ausschließt, dann sagt man Putin, was er ohne jegliches Risiko tun kann“, so Rasmussen.
*** „Nie öffentlich sagen“
„Ich stimme zu, dass eine Flugverbotszone keine clevere Idee gewesen wäre, weil sie unvermeidlich zu einem Konflikt zwischen Russland und der NATO führen würde. Doch das sollte man nie öffentlich sagen. Mittlerweile hat die NATO aus den Fehlern gelernt“, sagte er weiter.
*** Atomare Drohung „nicht real“
Als „nicht real“ bezeichnete der rechtsliberale Politiker die nuklearen Drohungen des russischen Machthabers. Putin wolle damit nur die NATO-Verbündeten von Waffenlieferungen an die Ukraine abhalten. „Ich persönlich fürchte mich nicht und bin auch nicht besorgt. Putin weiß: Wenn er Massenvernichtungswaffen einsetzt, dann wird es eine entschlossene Antwort der NATO geben. Und er würde verlieren.“
*** Gasembargo als mächtiger Waffe Putin jetzt stoppen, sonst folgen Moldawien und Georgien sowie Druck auf Baltikum
Fogh Rasmussen betonte, dass Putin „jetzt gestoppt werden“ müsse. Wenn er nämlich in der Ukraine Erfolg habe, werde sein nächstes Ziel Moldawien sein, dann Georgien, „und eventuell wird er auf die baltischen Staaten Druck ausüben“. Der Ex-NATO-Generalsekretär plädierte in diesem Zusammenhang auch für ein Gasembargo gegen Russland. Europa habe diesbezüglich „eine mächtige Waffe in der Hand“, weil Putin die Gasexporte nicht einfach nach China umleiten könne. Es dauere Jahre, um die nötigen Pipelines zu bauen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3264309/
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„Presse“-Artikel
„Financial Times“-Artikel

RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – EU sucht nach Lösungen: Mögliche Wege aus dem Gasdilemma – 7.5.2022
Von Florian Bock
Die EU steht vor mehreren großen Hürden beim Thema Gas: Die Abhängigkeit von Russland soll reduziert werden – und das, obwohl die Preise weiterhin extrem hoch sind. Die Speicher müssen noch vor dem Winter gefüllt werden. Während langfristig ein Ausstieg aus dem Gas auf dem Programm steht, werden auch kurzfristig Lösungen gesucht. Ansätze gibt es einige, doch die meisten haben zumindest einen Haken.
Die hohen Preise für Energie sind freilich nichts Neues, schon vor dem Krieg in der Ukraine war die internationale Nachfrage enorm hoch, und damit auch entsprechend die Preise. Diese lägen etwa auf dem drei- bis vierfachen Niveau von 2018 und 2019, wie Christian Egenhofer vom Brüsseler Thinktank Centre for European Policy Studies (CEPS) im Gespräch mit ORF.at sagt. Durch den Krieg sei diese Phase „nochmal verlängert“ worden, so Egenhofer.
Erst im April gab es ein erstes Treffen der EU-Kommission mit den Mitgliedsstaaten, bei dem es um eine gemeinsame Plattform für den Kauf von Gas, Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) und Wasserstoff ging – ähnlich wie beim Kauf der CoV-Impfstoffe will die EU hier an einem Strang ziehen.
In der zugehörigen Aussendung hieß es, dass man damit die europäische Energieversorgung zu „leistbaren Preisen“ in der derzeitigen Situation sicherstellen und die Abhängigkeit von russischem Gas zurückfahren wolle. Auch Österreich meldete bereits Interesse an.
*** Entgegen der Ankündigung: keine „leistbaren Preise“ erzielbar
Die EU will mit diesem Vorhaben also als Einheit auftreten, manche sagen auch: als Kartell – und damit größeres Gewicht in Verhandlungen bringen. Doch ausgerechnet die Aussicht auf „leistbare Preise“, wie es in der EU-Aussendung hieß, teilt der Experte nicht: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ So hohe Gaspreise wie jetzt „gab es noch nie“, damit werde es kurzfristig „schwer, Gas aufzutreiben“. In einem Artikel der Website EU Observer vom März werden ähnliche Zweifel geäußert: Darin wird ein nicht namentlich genannter EU-Diplomat zitiert, der sagt, dass es „kein Wundermittel“ gebe.
*** In der EU könnte künftig der Gaseinkauf gemeinsam koordiniert werden
Dennoch könnte der gemeinsame Kauf einen Zweck erfüllen – nämlich das Auffüllen der Gasspeicher, so Egenhofer. Länder wie Österreich, Deutschland und Italien seien stark abhängig von ausreichenden Gasvorräten. Um das Risiko eines plötzlichen Lieferstopps durch Russland zu minimieren, sei es wichtig, dass genügend Gas gespeichert sei, so Egenhofer.
Wettbewerb zwischen den EU-Ländern verhindern
Ein geeintes Vorgehen könnte Konkurrenz zwischen den Ländern und damit einen weiteren Preisanstieg durch internen Wettbewerb verhindern. Bisher wird der Einkauf privat abgewickelt – wie das künftig ablaufen könnte, ist zwar noch unklar. Das Wettbewerbsrecht könnte jedoch zur Hürde werden, wie etwa „Politico“ schreibt: „Die Tatsache, dass die EU mit einer speziellen Plattform günstige Angebote für private und teilstaatliche Energieunternehmen aushandelt, lässt bei den Kartellbehörden die Alarmglocken schrillen.“
Springt die EU ein und kauft das Gas selbst, um es anschließend zu speichern, spielen auch die Kosten für die Speicherung eine Rolle. Große Gasspeicher gebe es aufgrund der geologischen Voraussetzungen – Gas wird unterirdisch gespeichert – vor allem in Deutschland und einigen weiteren Ländern, so Egenhofer. Auch Österreich spielt bei der Lagerung eine Rolle. Entsprechend müssten jedenfalls die Kosten auch auf die anderen Länder aufgeteilt werden.
*** Nicht überall kann Öl eingelagert werden, Deutschland und Österreich spielen wichtige Rollen
Denkbar seien auch mehrjährige Deals, so der Energieexperte. So könnte man sich verpflichten, Gas aus anderen Staaten zu beschaffen – und dann beispielsweise ein Jahr einen niedrigeren Preis, neun Jahre dafür aber dann mehr zu zahlen. Das wäre womöglich auch mit politischen Zugeständnissen an nicht unumstrittene Länder verbunden. Eine gemeinsame Plattform dafür hält Egenhofer aber nicht für nötig.
*** Subvention würde Probleme nicht lösen, Reduktion des Gasbedarfs erforderlich
Doch was könnte den Preis für Erdgas tatsächlich drücken? Egenhofer sieht hier eine Deckelung als effiziente Möglichkeit, die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken. Gas würde zum gleichen Preis eingekauft werden, Verbraucher würden nur einen Anteil davon zahlen – den Rest könne etwa der Staat stemmen. Denkbar sei das auch nur für einen Teil des Gases, etwa jenem Anteil, der für die Stromversorgung genutzt wird. Dieser betrage laut dem Experten etwa 20 Prozent, so könnten zumindest diese Kosten ausgeglichen werden.
Doch wirkliche Lösung sei auch das keine: Sollten die Endkundenpreise gleich bleiben, würde auch die Nachfrage praktisch unverändert bleiben. „Warum soll ich die Heizung runterschalten, wenn sie nicht mehr kostet?“, so Egenhofer exemplarisch. Die Gaspreise würden noch „zwei, drei, vier Jahre“ so hoch bleiben – für viele Staaten wäre eine Subventionierung über einen so langen Zeitraum wohl schwer zu tragen. Und: Der Lenkungseffekt bliebe in diesem Fall komplett aus.
*** Reduktion als Weg zur Unabhängigkeit von Moskau
Doch um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, wird es ohne Reduktion des Gasbedarfs nicht gehen. So wird auch auf Anfrage im Klimaschutzministerium darauf verwiesen, dass man sich zwar „in großem Ausmaß am gemeinsamen Gaseinkauf der EU“ beteiligen will, wie Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) Ende April sagte. Gleichzeitig bedeute jede getauschte Gastherme aber mehr Unabhängigkeit von Russland, hieß es weiter.
Nach dem diese Woche beschlossenen EU-Ölembargo solle jedenfalls auch beim Gas der russische Import stark reduziert werden. Noch im Mai solle ein Plan vorgestellt werden, wie man zwei Drittel der russischen Gasimporte bis Jahresende ersetzen könnte, so EU-Energiekommissarin Kadri Simson. Man sei in Kontakt mit anderen Anbietern, um Alternativen für Lieferungen aus Russland zu finden.
*** Ausstieg als Antwort auf „politische Waffe“
„Gas ist eine politische Waffe“, so Egenhofer im Gespräch. Das wisse Südosteuropa schon seit jeher, nun gelte das für die gesamte EU. Vorübergehende Einschränkungen, nicht zuletzt für die Industrie, sind der Einschätzung des Experten zufolge wohl unausweichlich. Langfristig ist in den kommenden Jahrzehnten zwar ein Ausstieg aus Gas als Energiequelle geplant, um die Klimaziele zu erreichen. Die jetzige Situation könnte aber zum Anreiz werden, diesen Prozess zu beschleunigen. Florian Bock, ORF.at, aus Brüssel
https://orf.at/stories/3263399/

RUSSLAND – UKRAINE – KOMMENTAR – Historikerin: Krieg in Ukraine verändert deutsche Erinnerungskultur – Fehlwahrnehmung: ukraineische Tote im Zweiten Welktkrieg mit russischen Opfern gleichgesetzt – Russischer Sieg über Hitler identitätsstiftend – Hochemitionalisierter Erinnerungsort: „Spezialperation“ als Feldzug gegen Feldzug gegen Faschismus und Nationalsozialismus – Russische Propaganda ein „Skandal“: russischer Neo-Faschismus kämpfe gegen „Faschismus“ – Verändertes Russlandbild: Beschmierung von Denkmälern zu Ehren der russischen Befreiungsarmee in Berlin als Ausdruck von Enttäuschung – Russland und andere Sowjetstaaten kämpften gegen Hitler: „Traurig, dass man nicht zu integrierenden Narrativen gefunden hat in dem gemeinsamen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.“ – NACHTRAG: 6.5.2022
HEIDELBERG (dpa-AFX) – Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verändert aus Sicht der Historikerin Tanja Penter die Erinnerungskultur in Deutschland. Zum 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs sagte die Professorin für Osteuropäische Geschichte der Deutschen Presse-Agentur, lange Zeit seien die 27 Millionen Kriegstoten der Sowjetunion mit russischen Opfern gleichgesetzt worden. Dies sei jedoch eine „Fehlwahrnehmung“. Auch Ukrainer, Belarussen und andere Nicht-Russen seien am Sieg über den Nationalsozialismus beteiligt gewesen.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wird in den meisten Ländern am 8. Mai gefeiert, also am Sonntag. In Moskau geschieht dies einen Tag danach. Penter, die an der Universität Heidelberg lehrte, sagte, in Russland sei die Erinnerung an den Sieg über Diktator Adolf Hitler weiterhin identitätsstiftend. Präsident Wladimir Putin habe das aus der Sowjetunion übernommene Thema der „Heldentaten“ im Großen Vaterländischen Krieg, wie der Zweite Weltkrieg in Russland genannt wird, noch einmal verstärkt. Dagegen habe sich die Ukraine „schon länger auf die Opfer konzentriert“.
„Der heutige Angriffskrieg wird ja im Prinzip der russischen Bevölkerung als eine Fortsetzung des Kriegs gegen Faschismus und die Nationalsozialisten verkauft. Das ist ein sehr emotional besetzter Erinnerungsort“, sagte Penter. Dabei versuche Russlands Propaganda, den schon mehr als zwei Monate dauernden Krieg gegen das Nachbarland „durch einen Kampf gegen einen vermeintlichen Faschismus zu legitimieren“. „Das ist ein Skandal“, sagte die Geschichtswissenschaftlerin.
In Russland könne die Bevölkerung irgendwann verstehen, „welche schrecklichen Verbrechen an der Zivilbevölkerung im Zeichen des vermeintlichen Kampfes gegen den Faschismus in der Ukraine stattfinden“. Für die russische Gesellschaft könnte dann der historische Bezugspunkt des Siegs über Hitler wegfallen. „Das könnte die russische Nation in eine Identitätskrise stürzen.“ Schon jetzt gebe es Brüche in russischen Familien, weil der Staatspropaganda verhaftete Eltern ihren besser informierten Kindern nicht trauten.
„Es gibt Verschiebungen in der Erinnerungskultur auch in Deutschland, die sichtbar werden“, sagte Penter. Sie verwies darauf, dass in Berlin Denkmäler, die an den Sieg der Roten Armee erinnern, mit antirussischen Parolen beschmiert wurden. Darin sieht die 54-jährige einen Ausdruck von Enttäuschung von Menschen, die Putin ein solches Blutvergießen nicht zugetraut hätten. Zugleich sprach sie sich für eine differenzierte Betrachtung von Putins Krieg heute und Hitlers Krieg damals aus.
„Man muss das trennen. Die Leistungen der Sowjetunion bei der Niederschlagung des Nationalsozialismus, wofür wir auch dankbar sein müssen, werden ja nicht dadurch geschmälert“, sagte Penter. Tatsache sei aber, dass dies nicht nur ein Sieg Russlands, sondern aller Völker der Sowjetunion war. „In der Sowjetarmee haben Millionen von Ukrainern gedient, die diesen Sieg mit errungen haben. Deshalb ist es so traurig, dass man nicht zu integrierenden Narrativen gefunden hat in dem gemeinsamen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.“/mau/DP/zb
© 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55976164-historikerin-krieg-in-ukraine-veraendert-deutsche-erinnerungskultur-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – MEINUNG – Militärexperte: Ukraine muss Territorium zurückgewinnen – NACHTRAG: 6.5.2022
BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) – Nach Ansicht des Militärexperten Carlo Masala ist eine politische Lösung des Krieges in der Ukraine nur durch ein Zurückdrängen russischer Truppen durch die Ukraine möglich. Dies sei „eine der Voraussetzungen, dass es überhaupt irgendwann Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts geben kann“, sagte Masala im stern-Podcast „Ukraine – die Lage“. Masala ist Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr in München.
Es gebe derzeit eine Art Stellungskrieg, in dem es aber auch etwas Bewegung gibt. Die russischen Truppen würden dabei langsam vorankommen. „Das kann auf Dauer nicht für die Ukraine tolerabel sein“, sagte Masala. Daher rechne er mit einer größeren ukrainischen Gegenoffensive ab kommenden Monat./htz/DP/eas
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55980642-militaerexperte-ukraine-muss-territorium-zurueckgewinnen-016.htm
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RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL/NATO – NATO-Generalsekretär dringt auf mehr Waffenlieferungen – Moderne schwere Waffen erforderlich: Auf lange Sicht Ukraine ohne westliche Waffen im Hintertreffen – Warnung vor russischem Atomwaffeneinsatz – NATO unterstützt Finnalnd und Schweden im Fall ihres Beitritts – 7.5.2022
Brüssel – NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat den Westen zu noch mehr Anstrengungen bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine aufgerufen. „Auf lange Sicht kann die Ukraine ihre Verteidigung nicht nur mit Waffen, die noch aus der Ära der Sowjetunion stammen, durchführen, sondern sie muss zu modernen westlichen Waffen übergehen“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
Nur so könne Kiew die russische Invasion erfolgreich abwehren. „Die Ukraine benötigt dringend weitere schwere Waffen, der Westen sollte seine Lieferungen intensivieren, noch mehr tun und sich auf ein langfristiges Engagement vorbereiten“, sagte der frühere norwegische Ministerpräsident. „Wir müssen sicher stellen, dass die Ukraine in der Lage ist, sich zu verteidigen“, fügte er hinzu. Die Ukraine müsse sich auf einen „langen Krieg“ mit Russland einstellen, der noch Monate oder gar Jahre dauern könnte.
„Dafür reichen der Mut und die Tapferkeit der ukrainischen Soldaten alleine nichts aus. Dazu bedarf es auch einer nachhaltigen militärischen Unterstützung durch den Westen“, sagte Stoltenberg. Er versicherte aber auch: „Wir werden die Ukraine solange unterstützen, wie Präsident Putin diesen Krieg fortführt.“ Ausdrücklich lobte der NATO-Chef die Rolle der Bundesregierung im Konflikt mit Russland: „Deutschland spielt bei der Unterstützung der Ukraine und der NATO-Länder an der Ostflanke seit vielen Monate eine wichtige und sehr konstruktive Rolle.“
Berlin habe der Ukraine wirtschaftliche und militärische Unterstützung zugesagt, die Ampel-Koalition trage die Sanktionen gegen Russland „in vollem Umfang“ mit und habe neben Flugzeugen, Schiffen und Flugabwehrsystemen auch zusätzliche Truppen an die NATO-Ostflanke entsandt. „Außerdem war die Ankündigung von Bundeskanzler Scholz, 100 Milliarden Euro zusätzlich in Verteidigung zu investieren, ein wichtiges politisches Signal.“ Die Allianz erwartet nach Angaben von Stoltenberg für die kommenden Wochen eine weitere Verschärfung des Ukraine-Krieges: „Wir müssen uns auf russische Offensiven und noch mehr Brutalität, eine noch größere Not und noch mehr Zerstörung von kritischer Infrastruktur und Wohngebieten einstellen“, sagte der Norweger. Allerdings, so Stoltenberg weiter, litten die russischen Soldaten im Ukraine-Krieg „unter schlechter Führung, niedriger Moral und viele wissen nicht, wofür sie kämpfen“.
Zugleich warnte der NATO-Chef Russland vor dem Einsatz von Atomwaffen: „Unsere Botschaft ist eindeutig: Nach einem Einsatz von Nuklearwaffen würde es auf allen Seiten nur Verlierer geben.“ Stoltenberg sagte auch: „Ein Atomkrieg kann man nicht gewinnen und er sollte nie geführt werden, das gilt auch für Russland“. Er verurteilte die nukleare Rhetorik Moskaus als „unverantwortlich und rücksichtslos“. Die Allianz habe aber keine Hinweise darauf, dass die russischen Nuklearwaffen seit Beginn des Krieges am 24. Februar in eine höhere Bereitschaftsstufe versetzt worden seien.
Im Falle eines Beitritts von Schweden und Finnland zur NATO stellte er für die Übergangsphase bis zum endgültigen Beitritt den Staaten Unterstützung in Aussicht: „Sollten beide Länder aber einen Beitrittsantrag stellen, so bin ich absolut sicher, dass für die Interimsphase zwischen dem Beitrittsantrag und der Ratifizierung der Beitrittsprotokolle durch die Parlamente der 30 NATO-Staaten entsprechende Zusicherungen für die Sicherheit von Schweden und Finnland abgegeben werden.“ Da sei vieles denkbar. Stoltenberg: „Es könnte zum Beispiel eine Erklärung der NATO geben oder mehr NATO-Präsenz und Übungen in den beiden Staaten.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55986647-nato-generalsekretaer-dringt-auf-mehr-waffenlieferungen-003.htm

RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL/NATO – Nato-Generalsekretär warnt Russland vor Einsatz von Atomwaffen, aber kein Hinweis auf Vorbereitung eines Atomwaffeneinsatzes – Lob für deutsche Ukraine-Unterstüzung im Verteidigungskrieg – Mehr und brutale Offensiven, mehr infrastukturelle Zerstörungen: Ukrainekrieg könne Monate oder gar Jahre andauern – Unterstützung zugesichert, falls Finnland und Schweden der NATO beitreten – 7.5.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russland im Ukraine-Krieg vor dem Einsatz von Atomwaffen gewarnt. „Unsere Botschaft ist eindeutig: Nach einem Einsatz von Nuklearwaffen würde es auf allen Seiten nur Verlierer geben“, sagte Stoltenberg der „Welt am Sonntag“. „Einen Atomkrieg kann man nicht gewinnen, und er sollte nie geführt werden, das gilt auch für Russland.“ Er verurteilte die nukleare Rhetorik Moskaus als „unverantwortlich und rücksichtslos“. Die Allianz hat laut Stoltenberg aber keine Hinweise darauf, dass speziell die russischen Nuklearwaffen seit Beginn des Krieges am 24. Februar in eine höhere Bereitschaftsstufe versetzt worden seien.
Russlands Außenministerium hatte am Freitag Spekulationen über einen möglichen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine zurückgewiesen. Russland hatte Ende Februar allgemein seine Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft versetzt, was weltweit als Drohung auch mit dem atomaren Arsenal verstanden worden war.
Stoltenberg lobte in der Zeitung die Rolle der Bundesregierung. „Deutschland spielt bei der Unterstützung der Ukraine und der Nato-Länder an der Ostflanke seit vielen Monate eine wichtige und sehr konstruktive Rolle.“ Berlin habe der Ukraine wirtschaftliche und militärische Unterstützung zugesagt, die Ampel-Koalition trage die Sanktionen gegen Russland „in vollem Umfang“ mit und habe neben Flugzeugen, Schiffen und Flugabwehrsystemen auch zusätzliche Truppen an die Nato-Ostflanke entsandt.
Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung Stoltenbergs nicht schnell enden. Vielmehr müsse sich das Land auf einen „langen Krieg“ einstellen, der noch Monate oder gar Jahre dauern könnte. Stoltenberg erwartet für die kommenden Wochen eine weitere Verschärfung des Krieges. „Wir müssen uns auf russische Offensiven und noch mehr Brutalität, eine noch größere Not und noch mehr Zerstörung von kritischer Infrastruktur und Wohngebieten einstellen.“ Allerdings litten die russischen Soldaten „unter schlechter Führung, niedriger Moral und viele wissen nicht, wofür sie kämpfen“.
Für den Fall eines Nato-Beitritts Finnlands und Schwedens stellte Stoltenberg den beiden Staaten für die Übergangsphase bis zum endgültigen Beitritt Unterstützung in Aussicht: „Es könnte zum Beispiel eine Erklärung der Nato geben oder mehr Nato-Präsenz und Übungen in den beiden Staaten.“ Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat dafür gesorgt, dass in Schweden ebenso wie im benachbarten Finnland intensiv über einen möglichen Beitritt zur Nato diskutiert wird. Die beiden nördlichsten Länder der EU sind schon heute enge Nato-Partner, aber bislang keine Mitglieder./hme/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987086-nato-generalsekretaer-warnt-russland-vor-einsatz-von-atomwaffen-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – Russland schließt taktischen Atomschlag gegen Ukraine derzeit aus – Klare Richtlinien in der russischen Atomdoktrin: Atomwaffeneinsatz nur bei Gefährdung von Russland selbst – Kritik an bewusster Eskalation mittels „erfundener atomarer Bedrohung durch Russland“ – NACHTRAG: 6.5.2022
MOSKAU (dpa-AFX) – Russlands Außenministerium hat Spekulationen über einen möglichen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine zurückgewiesen. Für einen solchen Einsatz gebe es klare Richtlinien in der russischen Atomdoktrin, betonte Alexej Saizew, ein Sprecher des Ministeriums, am Freitag laut der Nachrichtenagentur Interfax. „Sie sind nicht anwendbar für die Verwirklichung der Ziele, die im Rahmen der militärischen Spezialoperation in der Ukraine gesetzt wurden“, fügte er hinzu. Russland nennt den Krieg in der Ukraine „Spezialoperation.“ Die russische Atomdoktrin sieht einen Einsatz der Atomwaffen nur bei einer Gefährdung der Existenz des Landes selbst vor.
Saizews Angaben nach hat Russland mehrfach Abkommen vorgeschlagen, die einen Atomkrieg unmöglich machen sollen. Dem Westen warf der Top-Diplomat eine bewusste Eskalation mithilfe der „erfundenen atomaren Bedrohung durch Russland“ vor. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Februar, als er den Krieg gegen die Ukraine befahl, den Westen davor gewarnt, sich einzumischen. Anderenfalls hätte das für die betreffenden Länder „Folgen, mit denen sie noch nie konfrontiert“ waren. Gleichzeitig ließ der Kremlchef die eigenen Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen./bal/DP/eas
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55980439-russland-schliesst-taktischen-atomschlag-gegen-ukraine-derzeit-aus-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – Selenskyj bekräftigt Forderung nach Marshall-Plan für die Ukraine – Die in Polen zugesagte Milliardenhilfe zu gering – NACHTRAG: 6.5.2022
KIEW (dpa-AFX) – Ungeachtet der massiven finanziellen Unterstützung des Westens für die Ukraine hält Präsident Wolodymyr Selenskyj an seinen Gedanken über eine Art Marshall-Plan für sein Land nach dem Krieg fest. Die internationale Geberkonferenz in Warschau, die wenige Stunden zuvor etwas über sechs Milliarden Euro Unterstützung für Kiew zusammengebracht hatte, sei „ein Element unseres Schutzes, ein Element des Schutzes für ganz Europa“, sagte Selenskyj in der Nacht zum Freitag in seiner täglichen Videoansprache. Das Schicksal der Ukraine und Europas entscheide sich jetzt „nicht nur auf dem Schlachtfeld“, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich, beim Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg.
Die in Warschau zugesagten Milliarden seien jedoch „nur ein Teil dessen, was wirklich notwendig ist, um das normale Leben in dem gesamten Gebiet wiederherzustellen, in das Russland den Krieg gebracht hat“. Dafür sei eine noch stärkere Beteiligung der freien Welt und internationaler Institutionen erforderlich. „Deshalb brauchen wir ein modernes Analogon des Marshall-Plans für die Ukraine.“
Mit dem Marshall-Plan, benannt nach dem damaligen US-Außenminister George Marshall, hatten die USA in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau in Westeuropa mit Milliardensummen unterstützt. Insgesamt wurden damals knapp 14 Milliarden US-Dollar an europäische Länder ausgeschüttet – nach heutigem Wert geschätzt 140 Milliarden Dollar (rund 132,7 Mrd Euro).
Selenskyj setzte große Hoffnungen in die neu eingerichtete Website United24, über die Spenden für die Ukraine eingezahlt werden können. „Denn die Ukraine braucht monatlich bis zu 7 Milliarden Dollar, um das Staatshaushaltsdefizit zu decken“, sagte er. Insgesamt seien bereits über 600 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau der durch die russische Armee zerstörten Infrastruktur ausgegeben worden. „Stellen Sie sich dieses Ausmaß vor!“/cha/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55976072-selenskyj-bekraeftigt-forderung-nach-marshall-plan-fuer-die-ukraine-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – BULGARIEN – Bericht: Bulgarien droht mit Veto gegen geplantes EU-Sanktionspaket – NACHTRAG: 6.5.2022
SOFIA (dpa-AFX) – Bulgarien droht einem Medienbericht zufolge mit einem Veto gegen das geplante Sanktionspaket gegen Russland, sollte das südöstliche EU-Land keine Ausnahmeregelung beim geplanten Öl-Embargo gegen Russland erhalten. Das berichtete der private Fernsehsender Nova in Sofia am Freitag unter Berufung auf eigene Quellen.
Die EU-Kommission habe laut Nova eine Änderung des Sanktionsplans vorgelegt, in der vorgeschlagen sei, eine Ausnahmeregelung für Ungarn, die Slowakei und Polen einzubeziehen. Dies sei aber nicht für Bulgarien vorgeschlagen worden.
Sollte Bulgarien nicht zu den Ausnahmen hinzugefügt werden, werde es ein Veto verhängen, berichtete Nova. Aus Sofia habe es eine „rote Flagge“ gegeben, hieß es weiter.
Bulgarien hat nur eine Erdölraffinerie, die dem russischen Ölkonzern Lukoil gehört. Die nahe der Schwarzmeerstadt Burgas gelegene Einrichtung verarbeitet als wichtigster Treibstofflieferant des EU-Landes etwa zur Hälfte russisches Erdöl. Bulgarien könne rein technologisch auch ohne russisches Erdöl auskommen, hatte Vizeregierungschef und Finanzminister Assen Wassilew am Mittwoch erläutert. Dies würde aber die Preise für Treibstoff deutlich erhöhen./el/DP/men
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55984726-bericht-bulgarien-droht-mit-veto-gegen-geplantes-eu-sanktionspaket-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – BULGARIEN – Bulgariens Staatschef Radew warnt vor ‚Selbstvernichtung Europas‘ – NACHTRAG: 6.5.2022
SOFIA (dpa-AFX) – Der bulgarische Präsident Rumen Radew hat vor schweren wirtschaftlichen Folgen eines langen Ukraine-Kriegs infolge fehlender Friedensgespräche gewarnt. „Das bedeutet eine wirtschaftliche Selbstvernichtung Europas und wir steuern wohl darauf hin“, sagte Radew am Freitag in Sofia nach einer Militärzeremonie zum Tag der Streitkräfte am orthodoxen Georgstag am 6. Mai.
Bulgariens orthodoxes Kirchenoberhaupt, Patriarch Neofit, setzte sich am Georgstag für Friedensbemühungen ein: „Der Krieg ist und kann kein Mittel zur Lösung jeglichen Streits sein“, hieß es in seiner Ansprache.
Als einen „gefährlichen Schritt zur Verwicklung Bulgariens in den Krieg“ kritisierte der als Russland-freundlich geltende Staatschef Radew eine aktuelle Parlamentsentscheidung über „militärtechnische Hilfe“ für die Ukraine. Diese sieht laut Regierungslager die Reparatur von Militärtechnik vor. Die Formulierung „militärtechnische Hilfe“ sei recht „dehnbar und riskant“, meinte der frühere Kampfjet-Pilot Radew, der jetzt Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Er lehnt jegliche Waffenlieferungen an die Ukraine ab.
Der pro-westlich gesinnte Verteidigungsminister Dragomir Sakow sieht dagegen kein Risiko für Bulgarien: „Es ist übertrieben zu sagen, dass Bulgarien in einen konventionellen Krieg verwickelt sein wird“, sagte Sakow in einem Interview des Staatsradios./el/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55981608-bulgariens-staatschef-radew-warnt-vor-selbstvernichtung-europas-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – UNGARN – Orban attackiert Öl-Sanktionsplan der EU – ‚Atombombe für Wirtschaft‘ – Energiesektor bestimmt „rote Linie“ – Ob gewollte oder ungewollt: EU hat Mit Öl-Embargo-Plan „die (in dieser Situation) entstandene Einheit Europas angegriffen“ – NACHTRAG: 6.5.2022
BUDAPEST (dpa-AFX) – Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban lehnt den Vorschlag der EU-Kommission für Sanktionen auf Erdöl-Importe aus Russland vehement ab. „Er kommt einer Atombombe gleich, die auf die ungarische Wirtschaft abgeworfen wird“, sagte der rechtsnationale Politiker am Freitag im staatlichen Rundfunk. Sein Land könne die russischen Ölimporte auch nicht in der 20-monatigen Frist ersetzen, die der Vorschlag explizit für Ungarn vorsieht.
„Für die Umstellung (auf Öl ohne russische Importe) brauchen wir nach unseren eigenen Berechnungen fünf Jahre, ein Aufschub von einem oder anderthalb Jahren bringt nichts“, führte Orban weiter aus. Der Vorschlag der Kommission würde nicht nur dazu führen, dass Energie in Ungarn teurer würde, sondern dass es für das Land gar keine Energieträger mehr geben werde. „Deshalb sage ich: Zurück an den Absender damit!“
Orban regiert seit 2010 in Ungarn. Im Vormonat gewann seine Fidesz-Partei die Parlamentswahl, was ihm die vierte Ministerpräsidentschaft in Folge brachte. Unter seiner Herrschaft hat sich das Land stark an Russland angenähert. Die bisherigen Sanktionspakete der EU, die diese als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erlassen hatte, trug Budapest allerdings mit.
„Doch schon damals sagten wir, dass es eine rote Linie gibt, die nicht überschritten werden darf. Das ist der Energiesektor“, sagte Orban in dem Rundfunk-Interview. Ob gewollt oder ungewollt habe die EU-Kommission mit ihrem Ölembargo-Plan „die (in dieser Situation) entstandene Einheit Europas angegriffen“.
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch den Entwurf eines Sanktionspakets vorgestellt, das die weitgehende Einstellung der russischen Öllieferungen in die EU bis Anfang nächsten Jahres vorsieht. Der Vorschlag beinhaltet eine Ausnahmeregelung für Ungarn und die Slowakei, aber auch andere Mitgliedsländer meldeten inzwischen Vorbehalte an. Der Vorschlag kann nur einstimmig beschlossen werden./gm/DP/eas
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55977725-orban-attackiert-oel-sanktionsplan-der-eu-atombombe-fuer-wirtschaft-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – MOLDAU – TRANSNISTRIEN – Neue Explosionen in Konfliktregion Transnistrien nahe der Ukraine – 7.5.2022
TIRASPOL (dpa-AFX) – Die an die Ukraine angrenzende Konfliktregion Transnistrien in der Republik Moldau hat von erneuten Angriffen auf ihr Territorium gesprochen. In der Nacht habe es in der grenznahen Ortschaft Woronkowo mehrere Explosionen gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium der Region. „Über der Militärgarnison in Woronkowo sind mindestens zwei Drohnen geflogen, vier Explosionen waren zu hören.“ Tote und Verletzte habe es nicht gegeben. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Das seit den 90er Jahren von der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau abtrünnige Transnistrien grenzt an die südukrainische Region Odessa. Transnistrien gilt als prorussisch, zudem sind dort rund 1500 russische Soldaten stationiert, die den Waffenstillstand und alte Munitionsdepots und Waffenlager überwachen sollen.
Die Region wurde in den letzten Wochen mehrfach von Anschlägen erschüttert. Radiomasten einer Funkstation für russische Sender wurden gesprengt, zudem wurden das Gebäude des örtlichen Geheimdienstes in Tiraspol und angeblich auch ein Objekt der dort stationierten russischen Truppen beschossen.
Die transnistrischen Separatisten und Russland machen die Ukraine für die Attacken verantwortlich. Kiew dementiert und sieht darin einen Versuch, die Spannungen im Hinterland der Ukraine zu erhöhen. Ein Befehlshaber des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte jüngst die Schaffung eines „Korridors“ mit Zugang zu Transnistrien zu den Kriegszielen Moskaus erklärt.
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt wurde am Samstag in der Republik Moldau erwartet, um angesichts des Kriegs mit Vertretern von Regierung, Parlament und Hilfsorganisationen sprechen./bal/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987160-neue-explosionen-in-konfliktregion-transnistrien-nahe-der-ukraine-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – GROSSBRITANNIEN – London: Sanktionen erschweren Moskau Ersatz von Militärausrüstung – 7.5.2022
LONDON (dpa-AFX) – Nach Einschätzung britischer Geheimdienste erschweren es die westlichen Sanktionen Moskau, beschädigte militärische Ausrüstung zu ersetzen. Russlands fähigste und modernste Einheiten und Waffen erlitten in der Ukraine beträchtliche Schäden, hieß es am Samstag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. So sei etwa mindestens ein T-90M-Panzer, einer von Russlands modernsten Panzern, im Gefecht zerstört worden. Es werde beträchtlicher Summen und viel Zeit bedürfen, um die Stärke der russischen Truppen nach dem Krieg wieder herzustellen, hieß es aus London. Außerdem würden die geltenden Sanktionen die Beschaffung von Ersatz erschweren, weil dadurch Russlands Zugang zu wichtiger Mikroelektronik beschränkt sei. Schon seit Wochen veröffentlicht die britische Regierung in ungewöhnlich offener Art und Weise regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf des Angriffskriegs. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor./swe/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987159-london-sanktionen-erschweren-moskau-ersatz-von-militaerausruestung-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Scholz verteidigt Ukraine-Kurs der Bundesregierung unter Pfiffen – NACHTRAG: 6.5.2022
KIEL (dpa-AFX) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine auf einer Wahlkampfveranstaltung der SPD in Kiel unter lautstarkem Protest von Störern verteidigt. Nach dem Krieg habe es die Verständigung gegeben, Grenzen in Europa nicht mehr gewaltsam zu verschieben, sagte Scholz am Freitag – zwei Tage vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein – in Kiel. „Das ist was, das Putin in Frage gestellt hat, und das werden wir nicht hinnehmen.“ Deutschland dürfe die Ukraine nicht alleine lassen, ohne Waffen könne sich das Land nicht gegen den Aggressor verteidigen.
Nach Polizeiangaben hatten sich mehr als 1200 Menschen auf dem Rathausplatz zu der Wahlkampfkundgebung der SPD versammelt, darunter etwa 50 Störer und Gegendemonstranten. Sie störten die Kundgebung mit Pfiffen und Sirenen lautstark. „Scholz an die Front“, stand auf einem Plakat, „Frieden schaffen ohne Waffen“ auf einem anderen./akl/DP/men
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55984724-scholz-verteidigt-ukraine-kurs-der-bundesregierung-unter-pfiffen-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Linke: Ostdeutschland zunächst von Öl-Embargo ausnehmen – 7.5.2022
Berlin – Die Linkspartei fordert, bei dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen Öl-Embargo gegen Russland zunächst die neuen Bundesländer auszunehmen. „Wir brauchen Übergangsregelungen, ansonsten drohen soziale und ökonomische Verwerfungen im Osten“, sagte der Ostbeauftragte der Linksfraktion im Bundestag, Sören Pellmann, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben).
„Die Preise werden explodieren, die ostdeutsche Wirtschaft wird um zig Jahre zurückgeworfen“, warnte er. „Mit dem Ölembargo droht eine neue Ost-West-Spaltung in Deutschland“, so der Linken-Politiker. „Dieses Embargo ist für Ostdeutschland überstürzt und nicht verkraftbar. Ostdeutschland sollte aus dem Embargo ausgenommen werden, zumindest vorerst, wie andere EU-Staaten auch“, forderte Pellmann.
„Bisher ist der Grundsatz der Bundesregierung, dass Sanktionen Putin mehr treffen müssen als uns. Das ist beim Ölembargo für Ostdeutschland aber eindeutig nicht der Fall. Im Gegenteil, es trifft die ostdeutschen Länder deutlich härter als die russische Führung“, argumentierte der Linken-Politiker.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987383-linke-ostdeutschland-zunaechst-von-oel-embargo-ausnehmen-003.htm

RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – ROUNDUP: Berliner Senat verteidigt nach Kritik Auflagen für Gedenkorte – Tragen von ukrainischen oder russischen Flaggen verboten: Berliner Senat fordert Trennung vom Gedenken an Weltkriegsende und Ukraine-Krieg 2022 – 7.5.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Nach Kritik an Auflagen für verschiedene Berliner Gedenkorte am 77. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs hat der Berliner Senat die Maßnahmen am Samstag verteidigt. „Der zentrale Gedanke ist, dass das Gedenken an den 8. und 9. Mai 1945 und damit an die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus klar zu trennen ist von der Situation im Mai 2022“, teilte die Senatsverwaltung für Inneres mit. Es gelte, an den Gedenkorten, die sowohl an russische als auch an ukrainische Gefallene erinnerten, „jede Konfrontation zu verhindern“.
Die Polizei hatte am Freitag verordnet, dass an 15 Gedenkorten in Berlin am Sonntag und am Montag das Tragen etwa von ukrainischen oder russischen Flaggen verboten ist. Auch militärische Symbole sind dort nicht erlaubt. Diese Verbote gelten demnach nicht für Diplomatinnen und Diplomaten sowie für Veteranen des Weltkriegs. In Berlin sind am 8. und 9. Mai zahlreiche Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen geplant.
An allen anderen öffentlichen Orten sei das Tragen ukrainischer Flaggen an diesen beiden Tagen weiterhin „grundsätzlich erlaubt“, betonte die Polizei am Samstag. So hatte es die Behörde bereits am Freitag verordnet. Durch manche Darstellung habe aber der Eindruck entstehen können, dass das Tragen etwa von ukrainischen Flaggen in Berlin generell verboten sei. Das sei nicht der Fall, hieß es.
Zu den Polizei-Auflagen für die Gedenkorte gehört außerdem, dass Uniformen oder Uniformteile – auch in abgewandelten Formen – sowie Marsch- oder Militärlieder verboten sind. Untersagt ist außerdem das Z-Symbol. Der Buchstabe wird von Befürwortern des Krieges genutzt und steht für „za pobedu“ („Für den Sieg“).
Unter anderem der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte die Berliner Polizei zuvor aufgefordert, Auflagen für Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen an diesen beiden Tagen rückgängig zu machen. Melnyk twitterte am Freitagabend: „Liebe Regierende Bürgermeisterin @FranziskaGiffey, diese skandalöse Entscheidung der @polizeiberlin muss WIDERRUFEN werden“. Diese sei eine Ohrfeige für die Ukraine und ein Schlag ins Gesicht des ukrainischen Volkes.
Auch die Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus hatte die Vorgaben kritisiert. „Die ukrainische Flagge steht für den Kampf um Freiheit – wie kann man ausgerechnet in Berlin so instinktlos sein, sie zu verbieten?“, teilte CDU-Landeschef Kai Wegner auf Twitter mit. Dass die Flagge laut Polizei nicht grundsätzlich verboten sei, sondern nur an den festgelegten Gedenkorten, erwähnte er dabei nicht.
Mit einem Großaufgebot will die Berliner Polizei die geplanten Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen begleiten. Insgesamt sollen dafür nach Angaben eines Sprechers rund 3400 Polizistinnen und Polizisten an diesem Sonntag und Montag im Stadtgebiet unterwegs sein./maa/mvk/rab/DP/zb © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987481-roundup-berliner-senat-verteidigt-nach-kritik-auflagen-fuer-gedenkorte-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Sicherheitsbehörden rechnen mit pro-russischen Aktionen am 9. Mai – 7.5.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Der Verfassungsschutz erwartet am Montag bundesweit pro-russische Aktionen. Am 9. Mai erinnert Russland traditionell an den Sieg der sowjetischen Armee über Hitler-Deutschland – dies sei „ein ideales Datum, um für russische Propaganda ausgenutzt zu werden“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, der „Welt am Sonntag“ (Samstag). „An diesem Tag ist bundesweit mit pro-russischen Aktivitäten wie Auto-Korsos und Demonstrationen zu rechnen, bei denen möglicherweise auch das Z-Symbol der russischen Invasionsarmee in der Ukraine gezeigt wird“, sagte Haldenwang. Das Z-Symbol gilt als Zeichen der Zustimmung zum russischen Angriffskrieg.
Auch die Sicherheitsbehörden in den Bundesländern stellen sich auf pro-russische Demonstrationen und Aktivitäten ein, wie eine Umfrage der Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag) bei den Innenministerien ergab. Schwerpunkte könnten demnach in Berlin und Nordrhein-Westfalen liegen. Hinweise auf eine erhöhte Gewaltbereitschaft pro-russischer Demonstranten gibt es den Informationen aus den Ländern zufolge bisher nicht. Das nordrhein-westfälische Innenministerium habe jedoch unter anderem auf die „emotionsgeladene Thematik“ verwiesen, weswegen Auseinandersetzungen nicht ausgeschlossen seien.
„Mit der verbrecherischen Herrschaft von Wladimir Putin sollte sich niemand solidarisch erklären“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Er finde es „erschütternd“, dass während eines russischen Krieges in Europa Sympathisanten des russischen Präsidenten den Jahrestag der Kapitulation des Nazi-Regimes missbrauchten. Am Sonntag wird in mehreren Ländern an die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus erinnert./lkl/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987095-sicherheitsbehoerden-rechnen-mit-pro-russischen-aktionen-am-9-mai-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55986751-verfassungsschutz-fuerchtet-pro-russische-mobilisierungen-am-9-mai-003.htm

RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Ria Nowosti: Brandsatz an Gebäude von russischer Nachrichtenagentur in Berlin – Brandsatz hat nicht gezündt – Uklar, ob Anschlag vorliegt – 7.5.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Bei dem gefährlichen Gegenstand, der am Freitag im Gebäude einer russischen Nachrichtenagentur in Berlin-Steglitz gefunden worden war, handelt es sich laut Polizei um einen Brandsatz. Dieser habe jedoch nicht gezündet, teilte eine Polizeisprecherin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Kriminaltechniker vernichteten demnach den Brandsatz, niemand wurde verletzt.
Ob es sich um einen Anschlag handelte, war nach Angaben der Sprecherin zunächst unklar. „In dem Haus sind auch noch Büros von anderen Firmen. Der Hintergrund ist noch nicht bekannt, die Ermittlungen laufen“.
Beamte hatten am Freitagnachmittag den Gegenstand in einem Lichtschacht des Gebäudes gefunden, in dem sich die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti befindet. Zunächst war die Polizei wegen eines Flaschenwurfs auf das Gebäude gerufen worden. Ria Nowosti selbst schrieb im Nachrichtendienst Telegram von einem mit Drähten umwickelten Kanister und dass es sich um das Wohnhaus von Korrespondenten handelte.
Weitere Details, insbesondere ob es einen Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gebe, waren zunächst nicht bekannt./fbg/tay/sto/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987458-brandsatz-an-gebaeude-von-russischer-nachrichtenagentur-in-berlin-016.htm

RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Über 90.000 ukrainische Schüler an deutschen Schulen – Gewaltige Leistung – Geschätzte 50.000 ukrainische Kinder und Jugendliche noch nicht eingeschult – Abgemeldete ukrainische Schüler: an den Schulen signalisieren Rückkehrbewegung in die Ukraine – Aktuell Schüler-Zustrom größer Abstrom – 7.5.2022
Berlin – In Deutschland sind seit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar viele zehntausende ukrainische Schüler an deutschen Schulen untergekommen. „Inzwischen wurden mehr als 90.000 ukrainische Kinder und Jugendliche an unseren Schulen aufgenommen“, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe).
„Das ist eine gewaltige Leistung, für die ich sehr dankbar bin.“ Die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bräuchten nicht nur Sicherheit, sondern auch eine Perspektive. Diese erhielten sie durch eine rasche Integration in Kita und Schule in Kombination mit ergänzenden Angeboten auf Ukrainisch. „Der Bund unterstützt die Länder dabei mit einer Milliarde Euro, auch für den Bildungsbereich. Ziel muss eine gute Balance zwischen der Integration in unser Bildungssystem und der Bewahrung der ukrainischen Identität sein“, so Stark-Watzinger.
Der Deutsche Lehrerverband schätzt, dass es derzeit bis zu 50.000 schulpflichtige ukrainische Kinder in Deutschland gibt, die noch nicht am Unterricht teilnehmen. Man beobachte derzeit an den Schulen außerdem auch eine gewisse Rückkehrbewegung in den Westen der Ukraine und die Gegend von Kiew. Deswegen würden verstärkt auch wieder Kinder aus dem deutschen Unterricht abgemeldet.
„Trotzdem ist der Zustrom immer noch größer als die Rückkehrbewegung“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, der Zeitung. Sein Verband halte es für problematisch, „wenn einzelne Bundesländer die Praxis, sowohl auf Integration als auch auf Anschlussfähigkeit zu setzen, für zeitlich befristet erklären“, so Meidinger. Ab dem kommenden Schuljahr nur noch auf dauerhafte Integration ausgerichteten Unterricht anbieten zu wollen, ohne zu wissen, woher die zusätzlichen Lehrkräfte kommen sollen, sei nicht sinnvoll. „Das entspricht übrigens auch nicht dem eindeutigen Willen der ukrainischen Regierung, die auf die Rückkehr der meisten Flüchtlinge setzt“, sagte Meidinger weiter.
„Ich glaube, dass wir noch länger auf ein flexibles, mehrgleisiges Beschulungskonzept setzen sollten, das beide Optionen auch noch länger offen hält.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55986584-ueber-90-000-ukrainische-schueler-an-deutschen-schulen-003.htm

RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Ministerin: Gasembargo für Österreich ‚rote Linie‘ – NACHTRAG: 6.5.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Österreich lehnt ein Stopp von Gaslieferungen aus Russland weiterhin ab. „Ein Gasembargo ist für Österreich eine klare rote Linie“, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck den Zeitungen der Funke-Gruppe (Freitag). Man dürfe keine entsprechenden Signale senden, wenn man es nicht durchhalten könne. „Und weder wir noch Deutschland werden es durchhalten können.“ Es gebe ein klares Nein von Österreich und auch aus Deutschland, weil ein Embargo mehr schaden als nützen würde. Die konservative Politikerin schlug vor, dass die EU bei der Gasförderung auf Fracking setzt. „Es gibt Methoden, um Schiefergas umweltfreundlich zu fördern. Wir dürfen uns nicht verschließen und mit dem technologischen Stand von vor 20 Jahren argumentieren.“ Die Technologie habe sich weiterentwickelt. Zudem brauche man mittelfristig neue Partnerschaften, etwa mit Saudi-Arabien für Solarenergie und Wasserstoff./sey/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55976139-ministerin-gasembargo-fuer-oesterreich-rote-linie-016.htm

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GROSSBRITANNIEN – NORDIRLAND – ROUNDUP 2/Nordirland-Wahl auf Zielgeraden: Historischer Sinn-Fein-Sieg greifbar – Einheitsregierung gemäß Karfreitagsabkommen von 1998 im Fokus – Zweitstärkste Partei DUP macht Einhalt des Karfreitagsabkomens davon abhängig, dass London den mit der EU ausgehandelten Brexit-Sonderstatus Nordirlands aufgibt – 7.5.2022
BELFAST (dpa-AFX) – Die Auszählung der Stimmen nach der Wahl zum nordirischen Regionalparlament ist am Samstag auf die Zielgerade gegangen. Mit einem Ergebnis wurde noch am Nachmittag gerechnet. Davor zeichnete sich immer deutlicher ein historisch starkes Abschneiden der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein ab. Erwartet wird, dass die Partei die meisten Sitze in der Northern Ireland Assembly erringen wird und damit das Recht erhält, die künftige Regierungschefin (First Minister) zu benennen.
Nach Angaben der BBC erhielt die Sinn Fein nach der ersten Auszählungsrunde den höchsten Stimmanteil. Demnach liegt die Partei mit 29 Prozent der Stimmen weit vor der zweitstärksten Partei, der protestantisch-unionistischen DUP, auf die 21,3 Prozent entfielen.
Der erwartete Sinn-Fein-Triumph wäre ein symbolischer Wendepunkt in der Geschichte des vor gut 100 Jahren gegründeten britischen Landesteils. Sinn Fein galt einst als politischer Arm der IRA (Irish Republican Army), die mit Waffengewalt für eine Vereinigung der beiden Teile Irlands kämpfte. Bislang hatten stets Politiker dieses Amt inne, die sich für die Beibehaltung der Union mit Großbritannien einsetzten.
Das Thema irische Einheit spielte im Wahlkampf aber nur eine untergeordnete Rolle. Sinn Fein konzentrierte sich stattdessen auf soziale Themen wie die steigenden Lebenshaltungskosten und Gesundheit. Sinn-Fein-Spitzenkandidatin Michelle O’Neill kündigte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur am Freitag an, sie wolle sich auch als künftige Regierungschefin vorwiegend diesen Themen widmen. Gleichzeitig rief sie zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte über die Einheit Irlands auf. „Lasst uns alle an einem gemeinsamen Plan arbeiten“, so O’Neill.
Damit die Vizepräsidentin der in beiden Teilen Irlands antretenden Partei das Amt der Regierungschefin übernehmen kann, ist jedoch die Zustimmung der größten protestantisch-unionistischen Partei DUP erforderlich. Beide müssen eine Einheitsregierung bilden, so ist es im als Karfreitagsabkommen bekannten Friedensschluss der ehemaligen Bürgerkriegsregion von 1998 vorgesehen.
Die DUP machte jedoch deutlich, dass sie dazu nur bereit ist, wenn die Regierung in London die Abmachungen mit der EU über den Brexit-Sonderstatus der Provinz bricht. „Das Brexit-Abkommen und das Karfreitagsabkommen sind nicht miteinander vereinbar“, sagte der einflussreiche nordirische DUP-Abgeordnete Edwin Poots der BBC am Samstag. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson müsse sich entscheiden, ob sie die Vereinbarung mit der EU über den Friedensprozess in der Region stelle, so Poots weiter.
Die DUP musste sich auf empfindliche Verluste bei der Wahl einstellen. Einerseits dürfte sie Stimmen an die noch radikaler gegen das Nordirland-Protokoll eingestellte TUV verlieren, andererseits machen wohl auch etliche frühere DUP-Wähler dieses Mal ihr Kreuz bei der Alliance Party. Die überkonfessionelle Partei will den Streit zwischen Befürwortern und Gegnern einer irischen Vereinigung hinter sich lassen und dürfte bei der Wahl stark abgeschnitten haben. Nach der ersten Auszählungsrunde lag die Alliance Party bei 13,5 Prozent, deutlich über dem Ergebnis der vorherigen Parlamentswahl./cmy/DP/zb
© 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55987480-roundup-2-nordirland-wahl-auf-zielgeraden-historischer-sinn-fein-sieg-greifbar-016.htm
siehe auch
=> ROUNDUP 2/Nach Nordirland-Wahl: Sorge vor erneuter Eskalation im Brexit-Streit – 6.5.2022
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55981452-roundup-2-nach-nordirland-wahl-sorge-vor-erneuter-eskalation-im-brexit-streit-016.htm

GROSSBRITANNIEN – NORDIRLAND – ROUNDUP: katholisch-republikanische Sinn Fein verlangt nach Regionalwahl Debatte über irische Einheit – Vor Volksabstimmung: Umfragen derzeit signalisieren eine 30-Prozent-Zustimmung nordirischer Wähler zur Vereinigung von Nordirland mit Irland – Scheitern der Bildung einer Einheitsregierung gemäß Karfreitstagsabkommen von 1998 möglich: protestantische DUP strebt Änderung des sog. Nordirland-Protokolls zum Brexitabkommen mit der EU an und sieht Nordirland weiter als Teil Großbritanniens – NACHTRAG: 6.5.2022
BELFAST (dpa-AFX) – Die Chefin der nordirischen Partei Sinn Fein, Michelle O’Neill, hat nach der Wahl zum Regionalparlament zu einer Debatte über eine Vereinigung mit der Republik Irland aufgerufen. „Lasst uns alle an einem gemeinsamen Plan arbeiten“, sagte O’Neill am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in der nordirischen Stadt Magherafelt. Zugleich zeigte sie sich optimistisch, dass ihre Partei erstmals in Nordirland stärkste Kraft wird. Die Auszählung der Stimmen dauerte noch an.
Zu Prognosen, wonach Sinn Fein bei der Wahl von Donnerstag die meisten Stimmen holt, sagte O’Neill: „Das wäre ein historisches Ergebnis, wenn wir dahin kommen sollten.“ Noch müssten aber viele Stimmen ausgezählt werden. O’Neill hätte in diesem Fall Anspruch auf das Amt der Regierungschefin. Die Regierungsbildung könnte aber zur Hängepartie werden.
Die katholisch-republikanische Partei Sinn Fein galt einst als politischer Arm der militanten Organisation IRA, die mit Waffengewalt für eine Vereinigung der beiden Teile Irlands kämpfte. Sollte sie tatsächlich stärkste Kraft werden, wäre das zumindest symbolisch ein Wendepunkt in dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Landesteil. Bisher hatten stets Parteien den Posten des Regierungschefs inne, die sich für eine Beibehaltung der Union mit Großbritannien einsetzten.
Dass es zeitnah zu einem Referendum über die Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland im Süden kommt, gilt aber selbst mit einer Sinn-Fein-Regierungschefin als eher unwahrscheinlich. Der Generalsekretär der britischen Konservativen, Oliver Dowden, bestätigte zwar, dass London einer solchen Volksabstimmung nicht im Wege stehen würde. Voraussetzung sei aber, dass sich in Umfragen dafür dauerhaft eine Mehrheit abzeichne. Bislang sprechen sich gerade einmal etwa 30 Prozent der nordirischen Wähler dafür aus.
O’Neill betonte, sie wolle sich als Regierungschefin Themen wie den steigenden Lebenshaltungskosten und Gesundheit widmen. Scheitern könnte eine Regierungsbildung am Dauerstreit über den Brexit. Dem als Karfreitagsabkommen bekannten Friedensschluss von 1998 zufolge müssen die stärksten Parteien aus beiden konfessionellen Lagern eine Einheitsregierung bilden. Die voraussichtlich stärkste protestantisch-unionistische Partei DUP signalisierte aber bereits, dass sie von London eine erneute Konfrontation mit Brüssel zum sogenannten Nordirland-Protokoll erwartet.
Der britische DUP-Abgeordnete Sammy Wilson forderte von der Regierung in London, Gesetzgebung auf den Weg zu bringen, die einen Bruch des Nordirland-Protokolls ermögliche. „Wir haben es sehr klar gemacht, dass die Assembly nicht funktionieren kann, wenn das Gift des Protokolls noch immer da ist“, sagte Wilson der BBC. Aus London waren zuvor widersprüchliche Botschaften gekommen. Nordirland-Minister Brandon Lewis trat vor der Wahl Spekulationen entgegen, ein Gesetz könne bei der traditionell von Queen Elizabeth II. verlesenen Regierungserklärung am Dienstag vorgelegt werden.
Premierminister Boris Johnson behielt sich jedoch bislang die Option vor, die im Nordirland-Protokoll festgelegten Vereinbarungen per Notfallklausel zu kippen. Das dürfte eine heftige Reaktion aus Brüssel hervorrufen. Das Protokoll soll verhindern, dass es wegen des britischen EU-Austritts zu neuen Grenzkontrollen zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied Republik Irland kommt. Stattdessen müssen nun Waren kontrolliert werden, wenn sie von England, Schottland oder Wales nach Nordirland gebracht werden.
Die DUP fürchtet, diese innerbritische Warengrenze könnte der erste Schritt zur Loslösung der Provinz von Großbritannien sein. Zudem kommt es zu Verwerfungen in bestimmten Bereichen des Handels. Die EU verhandelt zwar über technische Details zu dem Abkommen, schließt aber eine grundsätzliche Neuverhandlung aus. Spätestens für 2024 ist eine Abstimmung im Regionalparlament über die Beibehaltung des Nordirland-Protokolls vorgesehen. Alles deutet darauf hin, dass die DUP dabei von den anderen Parteien überstimmt wird./cmy/DP/men
© 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55983803-roundup-sinn-fein-verlangt-nach-regionalwahl-debatte-ueber-irische-einheit-016.htm
Siehe dazu
=> Protokoll zu Nordirland
https://de.wikipedia.org/wiki/Protokoll_zu_Nordirland
=> Brexit – EU-Austritt des Vereinigten Königreiches zwischen 2016 und 2020 mit Folgewirkungen 2021
https://de.wikipedia.org/wiki/EU-Austritt_des_Vereinigten_K%C3%B6nigreichs
=> Vom Bürgerkrieg bis zum Vereinigten Königreich im 17. Jahrhundert: the „Plantation“
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Irlands#Vom_B%C3%BCrgerkrieg_bis_zum_Vereinigten_K%C3%B6nigreich
=> u.a. Home Rule Bill 1914
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Irlands#Gro%C3%9Fe_Hungersnot_und_%E2%80%9EHome_Rule_League%E2%80%9C
=> Irland im 20. Jahrhundert: Guerillakrieg 1916 ff, Irischer Unabhängigkeitskrieg 1919-1921, Nicht-Anerkennung des Anglo-irischen Vertrags von 1921 (Irland als Freistaat) führt zu Irischem Unabhängigkeitskrieg 1922-23, nach Pro-Irland-Referendum führt Formulierung der irischen Verfassung formal zur Irischen Staatsgründung am 29.12.1937, Irland im Britischen Commonwealth 1937-1949, 1949 Irland wird Irische Republik, 1973 Beitritt Irlands zur Europäischen Gemeinschaft (EG, heute EU) mit nachfolgendem Wirtschaftsaufschwung 1995-2007 („Keltischer Tiger“); schwelender Nordirland Konflikt mit Terroraktivitäten (IRA) bis zum Karfreitagsabkommen 1998 und vereinzelt darüber hinaus
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Irlands#Irische_Unabh%C3%A4ngigkeit
=> Home Rule Regelungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Nordirland u.a. in Zusammenhang mit Umfragen ab dem 19. Jahrhundert – Britische Devolutionsgesetzgebung
https://de.wikipedia.org/wiki/Home_Rule
=> Nordirlandkonflikt
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordirlandkonflikt
=> IRA und Terrorismus in Irland – Kurzer Abriss seiner Vorgeschichte seit dem hohen Mittelalter
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/verbrechen/ira_terrorismus_in_irland/index.html
=> Geschichte der Irisch-Republikanischen Armee mit stark verzweigter Genealogie der einzelnen „Irischen Republikanischen Armeen“, darunter PIRA als die bis 2005 gewalttätigste: sog. Old IRA, Provisional IRA (PIRA), Official IRA (OIRA) u.a.m.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Irisch-Republikanischen_Armee

GROSSBRITANNIEN – NORDIRLAND – Nordirland-Wahl: Sinn-Fein-Chefin O’Neill wiedergewählt – NACHTRAG: 6.5.2022
BELFAST (dpa-AFX) – Die nordirische Sinn-Fein-Chefin Michelle O’Neill hat bei der Wahl zum Regionalparlament in der zum Vereinigten Königreich gehörenden Provinz ihr Mandat im Wahlbezirk Mid Ulster verteidigt. Sie wurde mit 10 845 Stimmen wiedergewählt, wie die Wahlkommission am Freitag mitteilte.
Erwartet wurde, dass Sinn Fein bei der bereits am Donnerstag abgehaltenen Wahl erstmals als stärkste Kraft hervorgeht. Sollte sich das bewahrheiten, wäre das ein historisches Ergebnis für die Partei, die einst als politischer Arm der militanten Organisation IRA galt und sich für eine Vereinigung mit der Republik Irland einsetzt. O’Neill hätte als Spitzenkandidatin ihrer Partei Anspruch auf das Amt der Regierungschefin. Bislang hatten das Amt stets Politiker inne, die eine Beibehaltung der Union Nordirlands mit Großbritannien befürworten. O’Neill betonte, sie wolle sich um Themen wie die steigenden Lebenshaltungskosten und Gesundheit konzentrieren. Gleichzeitig forderte sie aber eine breite Debatte über eine mögliche irische Einheit./swe/DP/men https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55984184-nordirland-wahl-sinn-fein-chefin-o-neill-wiedergewaehlt-016.htm

SPANIEN – Spanische Industrie schränkt Produktion deutlich ein – NACHTRAG: 6.5.2022
MADRID (dpa-AFX) – Die spanischen Industrieunternehmen haben im März spürbar weniger produziert. Gegenüber dem Vormonat fiel die Gesamtproduktion um 1,8 Prozent, wie das Statistikamt INE am Freitag in Madrid mitteilte. Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Rückgang von im Schnitt 0,5 Prozent gerechnet. Auf Jahressicht legte die Produktion nur um 0,1 Prozent zu, während Experten ein Plus von 2,8 Prozent erwartet hatten.
Im Monatsvergleich wurde die Fertigung vor allem durch deutliche Produktionsrückgänge bei den Zwischenerzeugnissen belastet. Aber auch Gebrauchs- und Kapitalgüter wurden weniger hergestellt. Ein kleines Plus hingegen gab es bei den Verbrauchsgütern./la/bgf/eas
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/55978229-spanische-industrie-schraenkt-produktion-deutlich-ein-016.htm

ÖSTERREICH- Teuerungswelle schockiert Haushalte – Sorge wegen Treibstoff- und Lebensmittelpreisen – Jeder fünfte extrem beunruhigt: jeder Siebente sucht bereits günstigere Wohnung – NACHTRAG: 5.5.2022
Laut einer Umfrage von Durchblicker.at können zwölf Prozent der Haushalte ihre Fixkosten nicht mehr decken. Mehr als die Hälfte der Befragten fürchtet um ihre finanzielle Zukunft. Leidtragende der CoV-Krise trifft die hohe Inflation besonders hart.
Die größte Teuerungswelle seit mehr als 40 Jahren schockiert Österreichs Haushalte. Das geht aus einer Umfrage des Onlineportals Durchblicker.at hervor. Neun von zehn Österreicherinnen und Österreicher sehen sich zu Einschränkungen bei den Ausgaben gezwungen. Beinahe zwei Drittel blicken sorgenvoll in ihre finanzielle Zukunft und zwölf Prozent konnten bereits die Fixkosten der vergangenen drei Monate nicht mehr aus ihrem Haushaltseinkommen decken. Österreichweit wurden 1.200 Haushalte befragt.
*** Sorge wegen Treibstoff- und Lebensmittelpreisen
Besonders hart treffe die hohe Inflation jene, die nach der Coronavirus-Krise wegen Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes nach wie vor mit einem geringeren Haushaltseinkommen auskommen müssen, auch wenn das mittlerweile bei deutlich weniger Haushalten der Fall sei als noch im Winter, hieß es in einer Aussendung des Onlineportals.
Laut Umfrage haben 86 Prozent bereits in den vergangenen drei Monaten eine Erhöhung ihrer Fixkosten deutlich wahrgenommen. Subjektiv spüren die Haushalte die Teuerung auf einer Skala von 1 bis 6 am deutlichsten bei Treibstoffen (5,3), bei Lebensmitteln (4,4), im Transport und Verkehr (4,3), bei Strom beim Heizen (4,0) und in der Gastronomie (4,0). Mehr als die Hälfte sehen die höheren Preise bereits tatsächlich auf ihren Strom- und Gasrechnungen.
Laut Umfrage spüren die Österreicherinnen und Österreicher die Teuerung vor allem beim Tanken und an der Supermarktkassa
*** Jeder fünfte extrem beunruhigt: jeder Siebente sucht bereits günstigere Wohnung
Praktisch die gesamte Bevölkerung (98 Prozent) gehe davon aus, dass das tägliche Leben künftig noch teurer wird. Die überwiegende Mehrheit von 62 Prozent der Befragten blickt ihrer finanziellen Situation 2022 eher mit Sorge entgegen, jeder Fünfte sei „extrem beunruhigt“, wie es heißt.
Gespart werde vor allem bei Gastronomiebesuchen (75 Prozent), beim Autofahren und bei Kleidung (jeweils 70 Prozent), bei Reisen (65 Prozent) und bei der Wohnraumausstattung (50 Prozent) sowie bei der Freizeitgestaltung (45 Prozent). Ein Drittel der befragten Haushalte versucht, weniger zu heizen und Strom zu sparen. 15 Prozent der Mieterinnen und Mieter seien bereits auf der Suche nach einer billigeren Wohnung.
*** Sparpotential bei Versicherungen, Banken und Internet
Durchblicker-Geschäftsführer Reinhold Baudisch rät betroffenen Haushalten dazu, ihre Verträge genau unter die Lupe zu nehmen. Bei Strom und Gas seien die Einsparungsmöglichkeiten derzeit zwar beschränkt. Sollte der bestehende Energieanbieter die Preise aber extrem stark anheben, zahle sich ein Tarifvergleich in einzelnen Fällen dennoch aus.
Mehr sparen lasse sich durch einen Wechsel bei Versicherungen, Banken oder Festnetz und Internet, so Baudisch. Rund die Hälfte der Haushalte habe hier laut Umfrage noch nie die Anbieter gewechselt. In Summe könne ein durchschnittlicher Haushalt durch Vertragsoptimierungen aktuell immer noch bis zu 1.900 Euro jährlich sparen.
red, help.ORF.at/Agenturen
https://help.orf.at/stories/3212949/
Link:
Durchblicker.at – Finanzrechner
https://durchblicker.at/finanzrechner