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CORONA – MEDIZIN – SARS-CoV-2: Milde Erkrankungen scheinen Diabetesrisiko zu erhöhen – 17.3.2022
CORONA – MEDIZIN – Vertikale Transmission von SARS-CoV-2 von der Mutter auf das Kind ist selten – 17.3.2022
CORONA – INTERNATIONAL – WHO warnt vor zu früher Aufhebung von Schutzmaßnahmen – 17.3.2022
CORONA – ASIEN – Corona treibt Menschen in die Armut: weitere Millionen Menschen in Südostasien in extremer Armut – Asiatische Entwicklungsbank – 17.3.2022
CORONA – ITALIEN – Weitreichende Öffnungen in Italien beschlossen – 17.3.2022
CORONA – DEUTSCHLAND – Coronainzidenz: Von Höchstand zu Höchstand – 17.3.2022
CORONA – DEUTSCHLAND – STIKO-Chef warnt vor Lockerungen der Coronamaßnahmen – 17.3.2022
CORONA – DEUTSCHLAND – Impfpflichtdebatte im Bundestag zeigte zerrissene Lager – Politikerstimmen – 17.3.2022
CORONA – Corona: Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen massiv gestiegen – Pandemie belastet auch die Kleinsten sehr – Länger schlafen wegen Homeschooling wirkte sich nicht positiv aus – „Social Jetlag“: Emotionale Irritationen und kognitive Beeinträchtigungen als Folge – 17.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Popper: Mehr Infizierbare als angenommen – Viele Infizierte belasten Spitäler – Popper erwartet Sinken der Zahlen noch im März – 17.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Umfrage: Impfkampagnen nicht überzeugend – Zu wenige Fakten, fehlende Prüfbarkeit – Mediziner bessere Testimonials als Prominente – NACHTRAG: 16.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Bericht: GECKO drohen Abgänge – 17.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Initiative „Wir Alle“ bestürzt über tatenlose Regierung – Wie oft noch: Impfen hilft gegen die Pandemie – 17.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Sonderbetreungszeit bis Ende des Schuljahres fix – Sonderbetreuungszeit nutzten bislang 38.206 Personen – 17.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Fast 60.000 Coronaneuinfektionen in Österreich – 17.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Steigende CoV-Zahlen – Wien beschränkt Besuche in Spitälern – 17.3.2022
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MEDIZIN – PATHOLOGIE – Interaktive Broschüre der Österreichischen Gesellschaft für Pathotologie/Internationale Akademie Pathologie Austria – 17.3.2022
DROGENKONSUM – Corona ließ laut Abwasser-Analyse Partydrogen-Konsum auch 2021 sinken – Abwässer sagen viel über die Gesellschaft aus – Weniger Kokain-Konsum wegen Corona – 17.3.2022
DROGENKONSUM – Kokain schwimmt weiterhin im Kufsteiner Abwasser vorne mit – Kokain ist oft in Kufsteiner Nasen – Mehr Cannabiskonsum – Weniger griffen zu Ecstasy – 17.3.2022
CYBERKRIMINALITÄT – BSI hält Cyberattacken auf deutsche „Hochwertziele“ für möglich – NACHTRAG: 8.3.2022
CYBERKRIMINALITÄT – Hackerangriff auf russisches Energieunternehmen Rosneft – NACHTRAG: 13.3.2022
CYBERKRIMINALITÄT – MELDUNGSKRANZ – Google Playstore – Amazon Lautsprecher – Logistikunternehmen – März 2022
DIGITALISIERUNG – Smart-Home-Geräte – inkl. Graphik – 17.3.2022
NEUTRALITÄT ÖSTERREICH – Neutrale Ukraine? Ein Balanceakt, den Österreich kennt – 17.3.2022
NEUTRALITÄT ÖSTERREICH – 1945 und die Folgen: Österreichs Verhältnis zu Moskau – Ungarn 1956: Position pro Menschenrechte gegen Moskau – Putin als typisches Produkt des Kalten Krieges – „Goldgräberstimmung nach 1989“ – Putins Hochzeitstanz als russische PR-Aktion – Verlorengegangene Neutralitätspolitik – Mitteuropanostaligie und versteckter Postkolonialismus – Rathkolb: Urkaine-Konflikt nur Vorspiel einer Auseinandersetzung Europas und des Westens mit China – NACHTRAG: 13.3.2022
NEUTRALITÄT ÖSTERREICH – Oliver Rathkolb: Hat Österreichs Neutralitätspolitik versagt? – Zu lange außenpolitisch passiv: Aufruf zu einer aktiven Weltpolitik – Kommentar der anderen – NACHTRAG: 9.3.2022
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INTERNATIONAL – ROUNDUP/OECD: Krieg beeinflusst globales Wachstum und Inflation negativ – 17.3.2022
BÖRSEN – US-Anleihen dämmen Kursgewinne ein – Rendite zehnjähriger Staatspapiere fällt auf 2,19 Prozent – Aufkeimende Risikobereitschaft – 17.3.2022. 20:47
BÖRSEN – Verwirrung um Zinszahlung für russische Dollar-Anleihen – 17.3.2022
BÖRSEN – Russland zahlt Zinsen in Höhe von 117 Millionen Dollar – 17.3.2022
BÖRSEN – Deutsche Anleihen: Leichte Kursgewinne – Nach höchster Rendite mit über 0,4 Prozent am Morgen Abfall auf 0,38 Prozent – Kurse britischer Anleihen steigen – 17.3.2022, 18:11
BÖRSEN – Aktien Wien Schluss: Verbund-Aktien gewinnen nach Zahlen – Ernüchterung: doch keine großen Fortschritte bei Gesprächen – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – USA – DWS: Fed zeigt sich als Inflationsbekämpferin – VP Bank: Fed im Panikmodus – LBBW sieht zügige Folge von Fed-Zinserhöhungen – Commerzbank: Fed signalisiert mehr Zinsschritte – Rabobank: Fed macht im zweiten Halbjahr Zinspause – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – BRASILIEN – Brasiliens Zentralbank erhöht Leitzins um 100 Basispunkte – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – TÜRKEI – Türkei bestätigt Leitzins trotz Inflation über 50 Prozent – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – TÜRKEI – Türkische Notenbank belässt Leitzins bei 14 Prozent – trotz hoher Inflation – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – GROSSRITANNIEN – ROUNDUP: Britische Notenbank hebt Leitzins an und wird vorsichtiger – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – GROSSBRITANNIEN – Bank of England erhöht Leitzins zum dritten Mal in Folge – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – GROSSBRITANNIEN – DOKUMENTATION/Erklärung der Bank of England zur Ratssitzung – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lagarde: EZB kann neue Instrumente gegen Fragmentierung entwickeln – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lagarde: EZB wird auf Risiken durch Ukraine-Krieg flexibel reagieren – 17.3.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Schnabel: EZB muss auf Energiepreisinflation „balanciert“ reagieren – 17.3.2022
USA – USA – US-Industrieproduktion im Februar gestiegen – 17.3.2022
USA – USA: Philly-Fed-Index hellt sich überraschend auf – 17.3.2022
USA – USA: Baubeginne legen deutlich zu – 17.3.2022
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sinken stärker als erwartet – 14.3.2022
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RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (aktuell)
RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (abgeschlossen)
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 17.3.2022 (aktuell)
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 16.3.2022 (abgeschlossen)
GESAMT-ROUNDUP 2: Selenskyj bittet Deutschland um mehr Hilfe – USA warnen China – Präsident Selenskyj beschreibt das Leid im Kriegsgebiet – Selenskyj dankt den Deutschen – Mitverantwortlich an „neuer Mauer“: Selenskyj ruft Deutschland zur Verantwortung – Russland lehnt Ukraine-Anordnung des Internationalen Gerichtshofs ab – Russland setzt Verhandlungen mit der Ukraine fort – Mehr als drei Millionen Menschen fliehen aus der Ukraine – Bund betont finanzielle Mitverantwortung bei Ukraine-Flüchtlingen – Krieg beeinflusst Wachstum und Inflation negativ – 17.3.2022, 21:23
RUSSLAND – UKRAINE – Der 22. Kriegstag im Überblick Russischer Kommandostand zerstört – Kreml droht mit „Säuberungen“ – Kiew: „Womöglich einige Generäle tot“ – Selenskyj liest Deutschland die Leviten – Biden erhöht den Druck auf China – Kreml spricht von „Säuberungen“ in Russland – inkl. Kartenwerk * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 7.3.2022, 21:44
RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL – OECD fordert gezielte Unterstützung für die Schwächsten, da der Krieg den globalen Aufschwung untergräbt – 17.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – DEUTSCHLAND – ROUNDUP 2: Ukrainischer Präsident verlangt mehr Hilfe von Deutschland – Erinnerung an deutschen Angriffskrieg auf Ukraine 1941 – Einfordern des EU-Mitgliedstatus – 17.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – CYBERSICHERHEIT – Cyber-Sicherheitsauswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine – Bleiben Sie ruhig, bleiben Sie wachsam! – Abstrakt erhöhte Bedrohungslage: keine akute unmittelbare Gefährdung der Informationssicherheit in Deutschland – Vorschussbetrügereien und verlockende News: Erste Phishing-Mails mit Bezug zum Ukraine-Krieg – NACHTRAG: 14.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Moskauer Historiker Andrei Subow „Deutliche Beweise für Putins militärisches Scheitern“ – 17.3.2022
[f]RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Putin gegen „Verräter“: Neue Repressionen in Russland befürchtet – Martialische Putin-Rede – Russische Militärkonvoi in der Ukraine – Neue Welle an Repressionen befürchtet – Hartes Vorgehen gegen FSB, Medien und Kritiker – Russland zieht bei Meinungsfreiheit Daumenschrauben an – „Die Rede war beängstigend“ – 17.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Ukraine-Krieg: Selenski und Putin im Rededuell – NACHTRAG: 16.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Der Reiz Putins für Serbien – Keine Wähler verschrecken/Experte: internes Chaos nach Entscheidung befürchtet – Hass auf NATO vereint – Bosnien: Russland aufseiten der Serben-Separatisten – Warnung vor Bedrohung der Stabilität – „Russisch-serbisches humanitäres Zentrum“ – Medien machten Putin zur Ikone – NACHTRAG: 16.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – KONNENTAR – Christian Ortner: Wir hätten es wissen können – Hoher Preis für Bildungsferne der Eliten – Hellsichtiger 92-jähriger: Otto Habsburs Warnung – Gary Kasparow als Idiot abgestempelt – Tom Clancys Dystopie – 17.3.2022
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RUSSLAND – UKRAINE – USA – CHINA – Biden und Xi tauschen sich am Freitag über Ukraine-Krieg aus – 17.3.2022, 19:31
RUSSLAND – UKRAINE – USA – Meta löscht Deepfake-Video von Selenskyi – Konzern setzt Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien durch – Ukraine-Präsident nimmt selbst Stellung – 17.3.2022, 13:57
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Selenskyj: Scholz muss Führungsrolle zum Schutz der Ukraine übernehmen – Scholz: Nato wird nicht militärisch in Krieg in der Ukraine eingreifen – 17.3.2022, 14:01
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPA – ESA setzt europäisch-russisches Weltraumprojekt aus – 17.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Ukraine-Krieg verschärft Lieferketten-Probleme – DIHK: 60 Prozent der deutschen Firmen melden weitere Störungen in Beschaffung sowie Logistik – 17.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Ukraine – Bisher 1.500 Geflüchtete im österreichischen Schulsystem – Immer mehr Geflüchtete an Schulen – Normalität vermitteln statt Deutsch lernen – 17.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Rund 7.000 Flüchtlinge seit Sonntag in Österreich registriert – „Luftbrücke“ von Moldawien – Gesundheitssystem vorbereiten – UNHCR verzeichnet über 3,1 Mio. Flüchtlinge – Rund 270.000 Flüchtlinge in Tschechien angekommen – 17.3.2022
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EUROPA – DIW befürchtet Destabilisierung des europäischen Finanzsystems – Russlands Versuch der Destabilisierung des westlichen Finanzsytems – 17.3.2022
EUROPÄISCHE UNION – ROUNDUP/Pkw-Neuzulassungen in EU: Historisch schwacher Februar – Neu Engpässe hemmen – 17.3.2022
EUROPÄISCHE UNION – EU-Aufsichtsbehörden warnen Konsumenten vor Risiken von Krypto-Assets – 17.3.2022
EUROZONE – Inflation im Euroraum steigt im Februar auf Rekordhoch – 17.3.2022
FRANKREICH – Macron plant Rente mit 65 und Vollbeschäftigung in fünf Jahren – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – EUROPÄISCHE UNION – Wirtschaft EU-Vergleich mit Vorkrisenniveau: Deutschland hinkt bei Konjunkturerholung hinterher – Irland, Estland Slowenien weit vor, Spanien, Tschechien, Portugal und Slowakei hinter Deutschland – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – EUROPÄISCHE UNION – Lieferkettengesetzgebung in der EU kann bei überstrenger Auslegung zu wirtschaftlichen Schäden für Unternehmen führen – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – DIHK: Krieg und Sanktionen verschärfen Lieferketten-Probleme der Wirtschaft – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – IWH: Preisschock gefährdet Erholung der deutschen Wirtschaft – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – RWI: Gestiegene Energiepreise belasten wirtschaftliche Erholung – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – IfW: Ukraine-Krieg belastet Wirtschaft spürbar und erhöht Inflationsdruck – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Frühjahrsprognose IfW Kiel: Ukraine-Krieg belastet deutsche Wirtschaft deutlich, Inflation bricht Rekord – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – IW: Krieg hat erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – VCI zieht Prognose zurück – Aussichten für Chemiebranche düster – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Ifo-Institut: Baupreise steigen weiter – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Vor allem Kaffee wird teurer Aldi erhöht die Preise deutlich – Backwaren, Drogerieartikel und Tiefkühlprodukte – Einkaufen beim Discounter wird künftig teurer – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Verdi ruft zu flächendeckendem Ausstand bei Postbank auf – „Inakzeptables“ Angebot der Arbeitgeber – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Studie: Zahl künftiger Rentner wird Fachkräftemangel verschärfen – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Städtebund rechnet mit Milliardenkosten durch Ukraine-Flüchtlinge – 17.3.2022
DEUTSCHLAND – Scholz sichert Ländern und Kommunen finanzielle Hilfe bei Flüchtlingsaufnahme zu – 17.3.2022
ÖSTERREICH – Inflation stieg im Februar auf 5,9 Prozent – 17.3.2022
ÖSTERREICH – 2017 bis 2021 Hauptmieten um 8,5 Prozent gestiegen – 17.3.2022
ÖSTERREICH – „Totalausfall“: Betriebe erwarten hohe Verluste – Gamma Dental: Suche nach neuen Märkten – Agrana-Produktion in der Ukraine steht still – Automotivzulieferer betroffen: auch in Niederösterreich stehen bereits Produktionen – Interview mit Präsident der IV NOe – 17.3.2022
ÖSTERREICH – Energiepreise: Industrie, Jobs unter Druck – Aufträge und Jobs zunehmend fraglich – Industrie vermisst Engagement der Politik – Runder Tisch ohne Ergebnisse – 17.3.2022
ÖSTERREICH – 283.700 Arbeitslose im Vorjahresschnitt – 17.3.2022
ÖSTERREICH – RBI prüft Rückzug aus Russland – Geschäft in Ukraine bleibt unklar – Obi schließt Baumärkte in Russland dauerhaft – 17.3.2022
ÖSTERREICH – UNTERNEHMEN – EQS-News: VERBUND AG: Jahresergebnis 2021: VERBUND mit sehr erfreulicher Geschäfts- und Aktienkursentwicklung in 2021 – Mitteilung der VERBUND AG – 17.3.2022
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Zur freundlichen Erinnerung:
KURZWELLENEMPFANG – Weitere ORF-Radio-Journale werden via Kurzwelle ausgestrahlt – 1.3.2022
Ab sofort bietet der ORF zusätzlich zum “Ö1 Morgenjournal” (6155 kHz, 7.00 Uhr, Montag bis Samstag), täglich auch das “Ö1 Mittagsjournal” (13730 kHz, 12.00 Uhr, Montag bis Samstag) und das “Ö1 Abendjournal” (5940 kHz, 18.00 Uhr, Montag bis Freitag und Sonntag) via Kurzwelle an.
https://www.leadersnet.at/news/56617,weitere-orf-radio-journale-werden-via-kurzwelle-ausgestrahlt.html
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CORONA – MEDIZIN – SARS-CoV-2: Milde Erkrankungen scheinen Diabetesrisiko zu erhöhen – 17.3.2022
Düsseldorf – Bereits eine milde Erkrankung an COVID-19 könnte das Risiko auf einen Typ-2-Diabetes erhöhen. Darauf deutet eine Auswertung zu Hausarztpatienten aus Deutschland in Diabetologia (2022; DOI: 10.1007/s00125-022-05670-0) hin.
Frühere Studien haben gezeigt, dass die Beta-Zellen des Pankreas bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 beschädigt werden können, was im schlimmsten Fall einen Typ-1-Diabetes zur Folge haben könnte. Außerdem scheint die Entzündungsreaktion, zu der es bei COVID-19 kommt, die Insulinempfindlichkeit herabzusetzen, was das Risiko auf einen Typ-2-Diabetes erhöhen könnte. Der im Lockdown erzwungene sitzende Lebensstil könnte das Risiko weiter steigern.
Tatsächlich hat es in den letzten Monaten zahlreiche Berichte von Patienten gegeben, die nach COVID-19 neu an einem Diabetes erkrankt sind. Ob es sich um Einzelfälle handelt oder ob im Schatten der Pandemie eine Welle von Neuerkrankungen bevorsteht, ist derzeit Gegenstand epidemiologischer Untersuchungen.
Ein Team um Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf hat hierzu die Datenbank „Disease Analyzer“ ausgewertet, die eine repräsentative Stichprobe von Hausarztpatienten umfasst. Bis Januar 2021 waren 35.865 Patienten an COVID-19 erkrankt. Die Epidemiologen haben sie mit der gleichen Anzahl von Patienten verglichen, die wegen oberer Atemwegserkrankungen in Behandlung waren, bei denen aber keine Infektion mit SARS-CoV-2 vorlag.
Die Analyse ergab, dass in den ersten 365 Tagen 189 COVID-19-Patienten an einem Typ-2-Diabetes erkrankt sind. In der Kontrollgruppe waren es 175 Erkrankungen. Die Inzidenzen betrugen 15,8 versus 12,3 Neuerkrankungen auf 1.000 Personen pro Jahr. Prof. Rathmann ermittelt eine relative Inzidenzrate (IRR) von 1,28, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,05 bis 1,57 signifikant war. Dies bedeutet, dass das Risiko auf einen Typ-2-Diabetes nach einer milden COVID-19 (die vom Hausarzt versorgt wurde), um 28 % erhöht ist.
Patienten und Kontrollgruppe glichen sich in einer Reihe von Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen könnten. Darunter waren Geschlecht, Alter, Krankenversicherungsschutz, Indexmonat und Komorbidität (Adipositas, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Herzinfarkt, Schlaganfall). Es fehlten allerdings genaue Angaben zum Body-Mass-Index (BMI), den Hausärzte in Deutschland nicht regelmäßig in den Krankenakten festhalten. Es lässt sich deshalb nicht ganz ausschließen, dass andere Gründe für die Diabeteserkrankungen vorliegen.
Das Thema beschäftigt zur Zeit Diabetologen in verschiedenen Ländern. Das internationale CoviDiab-Register sammelt Erkrankungsfälle aus aller Welt. Dabei geht es auch um die Frage, ob COVID-19 durch die Zerstörung der Beta-Zellen einen Typ-1-Diabetes auslösen kann. In der „Disease Analyzer“-Datenbank kam es nur zu wenigen Erkrankungen, so dass Prof. Rathmann hierzu keine Berechnungen durchführen konnte. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132659/SARS-CoV-2-Milde-Erkrankungen-scheinen-Diabetesrisiko-zu-erhoehen
CORONA – MEDIZIN – Vertikale Transmission von SARS-CoV-2 von der Mutter auf das Kind ist selten – 17.3.2022
Birmingham – Schwangere übertragen SARS-CoV-2 nur selten auf das ungeborene Kind. Eine Metaanalyse zeigt eine SARS-CoV-2-Positivitätsrate unter 2 % bei Neugeborenen, deren Mütter mit dem Virus infiziert waren. Allerdings spielt offenbar die Schwere der maternalen COVID-19-Erkrankung eine Rolle, wie die Autoren im British Medical Journal berichten (DOI: 10.1136/bmj-2021-067696).
Sei eine Schwangere mit SARS-CoV-2 infiziert, bestehe die Sorge einer Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind, schreiben John Allotey vom WHO Collaborating Centre for Global Women’s Health an der University of Birmingham und seine Kollegen.
„Das Virus sowie Virusfragmente wurden im Blut, der Plazenta, dem Fruchtwasser und der Muttermilch nachgewiesen. Auch die vertikale Transmission von SARS-CoV-2 ist mittlerweile bestätigt worden“, berichten sie. Wie oft Neugeborene infizierter Mütter allerdings positiv auf SARS-CoV-2 testen, dazu gibt es bislang sehr uneinheitliche Ergebnisse.
In die Metaanalyse wurden 206 Kohortenstudien mit Schwangeren und Frauen kurz nach der Entbindung eingeschlossen, bei denen eine SARS-CoV-2-Infektion diagnostiziert worden war. Um das Timing und die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von der Mutter auf das Kind beurteilen zu können, flossen außerdem 266 Fallserien und Fallberichte in die Untersuchung ein. Alle Studien wurden durchgeführt, bevor sich die 1. besorgniserregenden SARS-CoV-2-Varianten (variants of concern) verbreitet hatten.
Die Metaanalyse umfasste letztlich insgesamt 28.952 Mütter und 18.237 Babys. Von 14.271 Babys lagen PCR-Testdaten zum SARS-CoV-2-Status vor. 1,8 % der Babys, deren Mütter eine SARS-CoV-2-Infektion hatten, testeten nach der Geburt ebenfalls positiv auf das Virus.
*** Daten zum Zeitpunkt der Ansteckung und dem Outcome
Für 592 SARS-CoV-2-positive Babys lagen Daten zum Timing der Exposition vor, bei 14 wurde die vertikale Übertragung zwischen Mutter und Kind bestätigt. Bei 7 Babys fand sie im Mutterleib statt, bei 2 Babys während der Geburt und bei 5 Babys in der frühen postnatalen Phase.
Für 800 SARS-CoV-2-positive Babys lagen Daten zum Outcome vor: 20 waren Todgeburten, 23 starben als Neugeborene und 8 waren frühe Aborte. 749 Babys waren beim Ende der Nachbeobachtung am Leben.
Als Faktoren, die mit einer SARS-CoV-2-Infektion beim Nachwuchs assoziiert waren, erwiesen sich eine schwere COVID-19-Erkrankung der Mutter (OR 2,4), eine Einweisung der Mutter auf die Intensivstation (HR 3,5) und eine postnatale Infektion der Mutter (HR 5,0). Keine Assoziation fand sich dagegen mit Vaginalgeburten, dem Stillen oder dem Mutter-Kind-Kontakt nach der Geburt.
Die Autoren um Allotey betonen, dass weiter erforscht werden müsse, wie sich das Aufkommen von Virusvarianten auf die Übertragung von der Mutter auf das Kind auswirke.
„Es ist wichtig, die sich verändernde Landschaft der COVID-19-Pandemie zu berücksichtigen, etwa die Prävalenz von COVID-19 in verschiedenen Regionen, den Effekt der Impfprogramme und die Auswirkungen bekannter und möglicherweise noch auftretender Virusvarianten.“
Aus diesem Grund handelt es sich bei diesem Artikel um einen „Living Review“, er wird von den Autoren noch mindestens 2 Jahre lang mit neuer Evidenz aktualisiert werden. © nec/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132655/Vertikale-Transmission-von-SARS-CoV-2-von-der-Mutter-auf-das-Kind-ist-selten
CORONA – INTERNATIONAL – WHO warnt vor zu früher Aufhebung von Schutzmaßnahmen – 17.3.2022
Genf – Angesichts weltweit wieder steigender Coronazahlen warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem zu frühen Ende von Schutzmaßnahmen. Dazu gehören etwa das Tragen von Masken und Abstand halten.
Wenn die Maßnahmen aufgehoben würden, habe das Virus mehr Möglichkeiten zu zirkulieren, sagte Maria von Kerkhove, WHO-COVID-19-Spezialistin, gestern in Genf. Problematisch sei, dass weltweit inzwischen deutlich weniger getestet werde. Damit sei es schwerer, die Ausbreitung von Varianten zu überwachen.
Die WHO äußert sich nie zu dem Coronamanagement einzelner Länder. Sie ruft Regierungen nur auf, die Lage in ihrem Land ständig zu analysieren und der Gefahrenlage angepasste Maßnahmen zu ergreifen.
Van Kerkhove warnte vor falschen Annahmen: dass die Pandemie vorbei sei oder dass die Omikron-Variante ungefährlich sei. Nach wie vor liefen vor allem ältere, kranke und ungeimpfte Menschen Gefahr, bei einer Infektion schwer an COVID-19 zu erkranken. Die Werkzeuge, um das Virus einzudämmen, seien aber vorhanden: dazu gehörten Maßnahmen wie das Tragen von Masken und Abstand halten ebenso wie Impfungen.
Weltweit war die Zahl der wöchentlich gemeldeten Coronainfektionen in der zweiten Märzwoche erstmals seit Ende Januar wieder gestiegen. Die WHO meldete acht Prozent mehr Infektionen als in der Woche davor, insgesamt elf Millionen, und 43.000 Todesfälle durch COVID-19. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132640/WHO-warnt-vor-zu-frueher-Aufhebung-von-Schutzmassnahmen
CORONA – ASIEN – Corona treibt Menschen in die Armut: weitere Millionen Menschen in Südostasien in extremer Armut – Asiatische Entwicklungsbank – 17.3.2022
Manila – Corona hat in Südostasien einer Untersuchung zufolge im zweiten Jahr der Pandemie weitere fast fünf Millionen Menschen in die extreme Armut getrieben und damit Erfolge bei der Armutsbekämpfung rückgängig gemacht.
Im Jahr 2021 seien weitere 4,7 Millionen Menschen unter die Schwelle der extremen Armut gefallen nach 5,4 Millionen im Jahr 2020, hieß es in einem Bericht der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) von heute.
Damit müssen nun mehr als 24 Millionen Menschen in Ländern der Region wie Brunei, Indonesien, Thailand, Singapur, Vietnam oder Kambodscha von weniger als 1,90 Dollar pro Tag leben. Noch 2019, dem Jahr vor der Pandemie, war ihre Zahl auf gut 14 Millionen gesunken.
Dieser Anstieg der Armut während der Pandemie sei auf den Verlust von 9,3 Millionen Arbeitsplätzen allein im Jahr 2021 zurückzuführen, schrieb die ADB.
Die Pandemie habe zu weit verbreiteter Arbeitslosigkeit, zunehmender Ungleichheit und steigender Armut geführt, insbesondere bei Frauen, jüngeren Arbeitnehmern und älteren Menschen in Südostasien, sagte ADB-Präsident Masatsugu Asakawa. 2017 waren der ADB zufolge etwa 21 Millionen Menschen in der Region von extremer Armut betroffen.
Trotz besserer Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung der Region im Jahr 2022 könnte die Omikron-Variante das Wachstum um bis zu 0,8 Prozentpunkte verringern, hieß es in dem Bericht „South-East-Asia: Rising from the Pandemic“.
Demnach erwartet die ADB, die ihren Sitz in der philippinischen Hauptstadt Manila hat, dass die Wirtschaftsleistung der Region im Jahr 2022 voraussichtlich um mehr als zehn Prozent unter der Schwelle eines Szenarios ohne COVID liegen werde.
„Wir ermutigen die Regierungen Südostasiens, in intelligente, grüne Infrastrukturen zu investieren und technologische Innovationen einzuführen, um das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln“, sagte Asakawa. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132586/Weitere-Millionen-Menschen-in-Suedostasien-in-extremer-Armut
CORONA – ITALIEN – Weitreichende Öffnungen in Italien beschlossen – 17.3.2022
Italien beendet am 31. März den Coronavirus-Ausnahmezustand und schafft die meisten Restriktionen ab. Von April an werden etwa in Hotels, im öffentlichen Personennahverkehr und in Geschäften keine 2-G- oder 3-G-Zertifikate – also Nachweise von Impfung, Genesung oder Tests – mehr verlangt.
Das gab die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi gestern nach einer Kabinettssitzung bekannt. Zum 1. Mai werde das in Italien „Greenpass“ genannte Zertifikat auch in allen anderen Bereichen und damit komplett abgeschafft.
In öffentlichen Innenräumen, etwa von Restaurants, Sporthallen, kulturellen Einrichtungen und Diskotheken, bleibt bis dahin die 2-G-Pflicht. Im Außenbereich ist dagegen kein Nachweis mehr nötig. In Flugzeugen und Langstreckenzügen gilt bis 1. Mai die 3-G-Regel.
Die Zugangsbeschränkungen für Besucher und Besucherinnen öffentlicher Veranstaltungen fallen weg: Kinos, Theater, Sportstadien, Ausstellungen und Museen dürfen ab April wieder so viele Leute einlassen wie vor der Pandemie. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3254102/
CORONA – DEUTSCHLAND – Coronainzidenz: Von Höchstand zu Höchstand – 17.3.2022
Berlin – Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelten Coronaneuinfektionen ist erneut auf einen Höchststand gestiegen. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI-Angaben von heute Morgen 294.931 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden.
Am 10. März hatte die Zahl erstmals in der Pandemie die 250.000 überschritten. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit 1.651,4 an – das ist ebenfalls ein Höchststand. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1.607,1 gelegen, vor einer Woche bei 1.388,5 (Vormonat: 1.385,1). Die aktuellen Zahlen geben den Stand des RKI-Dashboards von heute Morgen, 05.00 Uhr, wieder.
Experten gehen von einer hohen Zahl an Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Ein Grund sind die begrenzten Kapazitäten etwa von Gesundheitsämtern, oft werden Kontakte nur noch eingeschränkt nachverfolgt.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 278 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 259 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 17.990.141 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken gekommenen coronainfizierten Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI gestern mit 7,45 an (vorgestern: 7,21). Darunter sind auch viele Menschen mit positivem Coronatest, die eine andere Haupterkrankung haben.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Donnerstag mit 14.142.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 126.420. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132649/Coronainzidenz-Von-Hoechstand-zu-Hoechstand
CORONA – DEUTSCHLAND – STIKO-Chef warnt vor Lockerungen der Coronamaßnahmen – 17.3.2022
Ravensburg – Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) stimmt in den Chor kritischer Stimmen ein und warnt angesichts der hohen Infektionswerte vor der geplanten Lockerung der Coronamaßnahmen.
„Im Augenblick beobachtet man ein gewisses Auseinanderklaffen zwischen dem tatsächlichen Infektionsgeschehen in unserem Land und der bei den Menschen gefühlt geringeren Bedrohung“, sagte Thomas Mertens der Schwäbischen Zeitung in Ravensburg heute.
Durch hohe Inzidenzen steige aber auch die Zahl schwerer Erkrankungen bei Menschen mit Risiko. Außerdem stecke sich medizinisches Personal oft an und falle aus.
Inmitten immer höherer Infektionszahlen ringen Bund und Länder unterdessen weiter um den grundlegenden Weg aus der Krise über den Frühling hinaus.
Vor neuen Beratungen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Länder-Regierungschefs heute brachte die Ampel-Koalition ihre Pläne in den Bundestag ein. Demnach soll es von Sonntag an nur noch wenige allgemeine Schutzregeln im Alltag geben.
Die künftige bundesweite Rechtsgrundlage für Coronaregeln soll unter hohem Zeitdruck morgen von Bundestag und Bundesrat besiegelt werden. Von Ländern, Opposition und Sozialverbänden kamen Proteste und Warnungen.
Vom Sinn massenhafter Coronatests bei symptomlosen, gesunden Schülern zeigte sich der Ulmer Virologe Mertens indes nicht überzeugt. „In der derzeitigen epidemiologischen Situation muss der Nutzen dieser Maßnahme mit den möglichen Konsequenzen für die Kinder sehr kritisch neu überdacht und überprüft werden“, zitiert ihn die Zeitung. Dies sei eine einmalige Vorgehensweise, die es bei keiner anderen Infektionskrankheit so gebe.
Krankheitsverläufe bei Kindern seien meist unkompliziert. Diese hätten in der Pandemie aber besonders gelitten. „Allerdings ist das kaum durch die Virusinfektion selbst bedingt, sondern ganz vorwiegend durch die Isolierungsmaßnahmen einschließlich der Schulschließungen“, sagte Mertens. © dpa/aerzteblatt.de
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CORONA – DEUTSCHLAND – Impfpflichtdebatte im Bundestag zeigte zerrissene Lager – Politikerstimmen – 17.3.2022
Berlin – Kontrovers, emotional und zudem überschattet von einem heftigen Streit zwischen Regierung und Opposition bezüglich des Umgangs mit der Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi zu Beginn des Parlamentstages diskutierte der Deutsche Bundestag heute in erster Lesung fünf vorliegende Anträge zum Thema der allgemeinen Impfpflicht.
Eine nötige einfache Mehrheit – derzeit 369 Stimmen – für einen der Vorschläge zeichnet sich jedoch heute noch nicht ab. Nach einer zweiten und dritten Lesung im Bundestag ist Anfang April die Abstimmung ohne Fraktionszwang vorgesehen.
Zur Debatte heute im Bundestag stand ein interfraktioneller Gesetzentwurf, in dem Vertreter der Ampelkoalition für eine Impfpflicht ab 18 Jahren plädieren, die ab 1. Oktober greifen bis Ende 2023 befristet sein soll. Ein Entwurf einer Gruppe um den FDP-Abgeordneten Ullmann setzte sich für eine Beratungspflicht und eine mögliche Impfpflicht ab 50 Jahren je nach Coronalage und Stand der Impfkampagne ein.
CDU und CSU machen als Fraktion einen eigenen Vorschlag. Dem Unionsvorschlag eines „Vorsorgegesetzes“ zufolge soll es einen gestuften „Impfmechanismus“ geben und ein Impfregister aufgebaut werden.
Je nach Situation könnte später gesondert durch das Parlament eine Impfpflicht beschlossen werden, aber nur für bestimmte besonders gefährdete Bevölkerungs- und Berufsgruppen. Einen Antrag gegen die Einführung einer Impfpflicht hat ferner eine interfraktionelle Abgeordnetengruppe um FDP-Vize Wolfgang Kubicki eingebracht. Zudem stellte die AfD einen eigenen Antrag gegen die Einführung einer Impfpflicht.
So konträr wie die Entwürfe selbst verlief auch heute die Debatte im Parlament: Das Virus sei nicht berechenbar. Es müsse deshalb jetzt die Voraussetzung dafür geschaffen werden, dass man nicht noch einmal von einer Welle überrollt werde, sagte Heike Baehrens (SPD), Mitinitiatorin der Vorlage für die Impfpflicht ab 18 Jahren. Um die Gesellschaft zu schützen, müsse eine hohe Grundimmunisierung aufgebaut werden: Je weniger Erkrankungen es gebe, desto schnelle könne zu einem Leben ohne Freiheitseinschränkungen zurückgekehrt werden, so die SPD-Gesundheitsexpertin.
Dem pflichtete auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei: „Bringen wir diese Pandemie hinter uns, erledigen wir das Virus und kehren wir dann zur Freiheit zurück“, sagte er. Vorsorge bedeute Denken in Eventualitäten. Die Freiheitsinterpretation von wenigen dürfe nicht zu einer permanenten Freiheitseinschränkung von vielen führen, mahnte er.
Neben Habeck haben sich dem Entwurf auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie dem Vernehmen nach mehr als 200 weitere Abgeordnete angeschlossen.
Der FDP-Abgeordnete Andrew Ullmann warb für seinen Vorschlag, eine Beratungspflicht für alle ab 18 Jahren einzuführen – mit der Möglichkeit, später eine Impfpflicht ab 50 Jahren zu schaffen. Sein Entwurf baue Brücken, sagte der Würzburger Infektiologe.
Seine Gruppe traue den Menschen zu, die eigenverantwortlich richtige Entscheidung zu treffen – mit einer guten und professionellen Aufklärung. Eine Impfpflicht dürfe nur die „ultima ratio“ sein. Laut Ullmanns Büro haben sich dem Entwurf bisher 45 Politiker angeschlossen, darunter etwa SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).
„Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Impfpflicht tot“, meinte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller. Im Bundestag gebe es keine Mehrheit für sie. Müller warb stattdessen für den Vorschlag eines Vorsorgegesetzes seiner Fraktion, der mehrheitsfähig sei. Auch Tino Sorge (CDU) sieht den Unions-Antrag als Kompromiss. Angesichts der unvorhersehbaren Entwicklungen seien keine pauschalen Regelungen möglich.
Manuel Höferlin (FDP) wandte sich gegen jegliche Impfpflicht und unterstützte damit den Vorstoß von FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki. Die Impfung schütze zwar vor schweren Krankheitsverläufen oder dem Tod, aber nicht vor Ansteckung und einer Infektionswelle. Daraus könne keine Impfpflicht resultieren.
Wer anstatt einer Impfung lieber eine Maske trage, habe das gute Recht, dies so zu entscheiden. Statt auf Zwang solle auf Einsicht gesetzt werden. Diesem interfraktionellen Entwurf haben sich nach Angaben aus Kubickis Büro 50 Abgeordnete verschiedener Parteien angeschlossen, darunter zum Beispiel Gregor Gysi oder Sahra Wagenknecht von der Linken.
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel wandte sich ebenfalls gegen jegliche Impfpflicht und verwies auf dem eigenen Antrag der AfD. Die Impfung schütze nicht vor Ansteckung und sei verfassungsrechtlich nicht zu rechtfertigen, sagte sie. Auch auf den Intensivstationen lägen auch viele Geimpfte und Geboosterte. „Die Argumente für die Impfpflicht waren von Anfang an schwach und sind wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen.“
Zum Abschluss der Debatte warb Karl Lauterbach erneut nachdrücklich um Unterstützung für eine allgemeine Coronaimpfpflicht, jedoch nicht als Bundesgesundheitsminister, sondern als SPD-Abgeordneter. „Wir können die Pandemie für Deutschland zum ersten Mal beenden mit der Impfpflicht“, sagte er. Ansonsten stünde man im Herbst an der gleichen Stelle wie jetzt.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Herbst keine Schwierigkeiten haben, die Coronapandemie zu bekämpfen, liegt bei fast null Prozent“, so der Epidemiologe. „Und das ist fast so wahrscheinlich, als dass wir gar keinen Herbst bekämen.“ Das Land dürfe nicht wieder vor einer Überlastung des Gesundheitssystems stehen und über Beschränkungen diskutieren, mahnte er.
Die Menschen dürften nicht „in der Geiselhaft“ einer Gruppe sein, die sich gegen die weltweite wissenschaftliche Evidenz durchsetzen wolle. Ungeimpfte trügen derzeit die Verantwortung dafür, dass man nicht weiterkomme. Es gehe darum, schwere Erkrankungen und den Tod zu verhindern. „Dafür haben wir die Impfstoffe.“ © ER/aerzteblatt.de
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CORONA – Corona: Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen massiv gestiegen – Pandemie belastet auch die Kleinsten sehr – Länger schlafen wegen Homeschooling wirkte sich nicht positiv aus – „Social Jetlag“: Emotionale Irritationen und kognitive Beeinträchtigungen als Folge – 17.3.2022
Die Corona-Pandemie lässt Kinder und Jugendliche auch im Schlaf nicht los: Schlafstörungen beim Nachwuchs haben massiv zugenommen und die Schlafqualität stark gelitten. „Das sind Probleme, die wir vor der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen praktisch gar nicht gekannt haben“, erläuterte der Salzburger Schlafforscher Manuel Schabus, der gemeinsam mit einem Team die Studie mit insgesamt 2.232 jungen Menschen in Österreich durchgeführt hat, im Gespräch mit der APA.
*** Pandemie belastet auch die Kleinsten sehr
Die Befragung wurde nach rund einem Jahr Corona im Frühjahr 2021 durchgeführt. Dabei klagte bereits jede dritte Volksschülerin bzw. jeder dritte Volksschüler (33,1 Prozent) über Schlafstörungen wie Albträume, Ein- oder Durchschlaf-Probleme. Ähnlich hoch lag dieser Wert auch in der Unterstufe (35,2 Prozent), bei den Jugendlichen von 15 bis 18 Jahren waren es hingegen schon fast jeder Zweite (45,8 Prozent). Wie stark die Störungen zugenommen haben, zeigt eine Erhebung vor Ausbruch der Pandemie: Damals hatten noch 13,3 Prozent der Volksschüler Probleme, in der Unterstufe waren es 20,5 Prozent und bei den Jugendlichen 29,0 Prozent.
*** Länger schlafen wegen Homeschooling wirkte sich nicht positiv aus
„Eigentlich hätte es sogar eine Verbesserung geben sollen, weil die Kinder und Jugendlichen durch Lockdown und Homeschooling länger schlafen konnten. Aber der Effekt wurde wegen der Belastungen durch die Pandemie nicht wirksam“, so Schabus, der an der Universität Salzburg das Labor für Schlaf-, Kognitions- und Bewusstseinsforschung leitet. Die Experten erhoben aber auch noch andere Lebensumstände mit erschreckendem Ergebnis: Drei Viertel aller jungen Menschen räumten ein, sich seit Ausbruch der Pandemie weniger zu bewegen, knapp jeder Zweite kam seltener ans Tageslicht und 85 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie mehr Zeit mit Smartphone und/oder Tablet verbringen.
*** „Social Jetlag“: Emotionale Irritationen und kognitive Beeinträchtigungen als Folge
Was bewirken nun Schlafstörungen bei heranwachsenden Menschen? „Einerseits führt das zu emotionalen Irritationen, die Kinder sind aufgedreht statt ausgeglichen, das zeigt sich etwa, dass sie leichter streiten.“ Dazu käme es zu kognitiven Beeinträchtigungen, Kinder seien weniger aufmerksam und könnten sich weniger merken. Außerdem werde auch das Immunsystem angegriffen und schwächer, was sich wiederum in einer leichteren Anfälligkeit für Infektionen zeige, erklärte der Psychologe.
In einer zweiten Studie haben Schabus und seine Kollegen in sechs Ländern (Österreich, Deutschland, Griechenland, Ukraine, Kuba und Brasilien) die Auswirkungen der Pandemie auf das Schlafverhalten Erwachsener erforscht und dabei zwischen „systemrelevanten“ und nicht-systemrelevanten Berufen unterschieden. Menschen der zweiten Gruppen gingen später zu Bett, schliefen aber dennoch während der Woche um eine Viertelstunde pro Nacht länger. Der „Social Jetlag“ – Schlafdefizit während der Arbeitswoche, das am Wochenende zumindest teilweise ausgeglichen wird – wurde naturgemäß geringer. Auch Menschen mit „systemrelevanten“ Jobs gingen während der Lockdowns später zu Bett und standen später auf, schliefen während der Woche aber nicht länger und an den Wochenenden sogar weniger.
Mit einer weiteren Schlafumfrage („Wie schläft Österreich?“) wollen sich Schabus und sein Team nun ansehen, ob die Österreicherinnen und Österreicher einen Weg aus der Pandemie sehen und wie sich dieses im Schlaf abbildet bzw. wie nun im Vergleich zu den Lock-Downs und unbeschwerteren Zeiten vor Corona geschlafen wird.
Service:
Studie „Wie schläft Österreich“ auf www.nukkuaa.com. Teilnehmer werden noch gesucht;
www.sleepscience.at
https://science.apa.at/power-search/13784258129307622822
CORONA – ÖSTERREICH – Popper: Mehr Infizierbare als angenommen – Viele Infizierte belasten Spitäler – Popper erwartet Sinken der Zahlen noch im März – 17.3.2022
Die CoV-Zahlen steigen derzeit stärker als in vielen Prognosen erwartet. Laut dem Wiener Simulationsforscher Niki Popper liegt das auch daran, dass aktuell mehr Menschen infizierbar seien, als man angenommen habe.
Es sei klar gewesen, dass es bei Lockerungen zu einer gewissen Erhöhung bzw. zu einer hohen Zahl an Infektionen kommen werde, so Popper im „Wien heute“-Interview. Es gebe allerdings auch einen anderen Grund für die aktuellen Zahlen: „Was irsinnig schwer einzuschätzen ist, wie viele Menschen eigentlich infizierbar sind“, erkärt der Simulationsforscher. „Und das sind sehr viele, weil gegen die Infektion eben auch die Impfung nicht ewig schützt.“ Es seien nun mehr Menschen infizierbar, „als wir eigentlich auch angenommen haben, laut den Studien“.
Dass Wien besser dastehe bei den Zahlen, liege etwa an der strengeren Maskenpflicht, meint Popper, der an der TU Wien forscht. Auch in Wien sei jedoch viel gelockert worden, „da darf man sich nicht selbst beschummeln“, etwa bei der Nachtgastronomie. Daher gebe es auch in Wien hohe Zahlen.
*** Viele Infizierte belasten Spitäler
Um gegenzusteuern kündigte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Donnerstag strengere Besuchsregeln etwa in den Spitälern an. „Ich gehe davon aus, da geht es vor allem darum, eben den Aufwand fürs Personal zu reduzieren“, erklärt dazu Popper. In den Krankenhäusern gebe es derzeit sehr viele positiv Getestete, die wegen, aber auch mit Covid im Krankenhaus seien. „Deswegen ist der Betreuungsaufwand höher. Und wir haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege und von der Ärzteschaft, die ausfallen.“
Man könne zwar politisch hohe Infektionszahlen in Kauf nehmen, argumentiert der Simulationsforscher, müsse dann aber eben im Detail schauen, wie man beispielsweise im Krankenhause damit umgehe, damit das Personal nicht überlastet werde und die normale Pflege gut funktioniere.
*** Popper erwartet Sinken der Zahlen noch im März
Was die weitere Entwicklung betrifft, so rechnet Popper mit einem Sinken der Infektionszahlen noch im März: „Wir werden jetzt im März ein Abfallen sehen. Das hat aber nichts mit Maßnahmensetzungen zu tun, sondern einfach, dass dem Virus dann sozusagen die Menschen ausgehen.“ red, wien.ORF.at
https://wien.orf.at/stories/3147981/
CORONA – ÖSTERREICH – Umfrage: Impfkampagnen nicht überzeugend – Zu wenige Fakten, fehlende Prüfbarkeit – Mediziner bessere Testimonials als Prominente – NACHTRAG: 16.3.2022
Die Informationskampagnen zur Coronavirus-Impfung werden von der Bevölkerung zwar größtenteils akzeptiert, gleichzeitig aber auch als zu einseitig empfunden. Vor allem verfehlen sie das Ziel, Ungeimpfte vom Nutzen zu überzeugen, wie eine Umfrage zeigt.
Jeweils knapp zwei Drittel der Befragten bezeichneten die Kampagnen zur Impfung als „gute Sache“ und waren mit ihrer Verständlichkeit zufrieden. Allerdings sahen bzw. hörten nur 28 Prozent diese auch gerne. Von Begeisterung könne daher „nicht ganz unerwartet keine Rede sein, was naturgemäß auch daran liegt, dass hier ein Service mit komplexen Eigenschaften und kein ‚klassisches‘ Werbeprodukt ‚verkauft‘ werden soll“, so die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz.
Für die Studie wurden im März 1.007 Österreicherinnen und Österreicher befragt, die Ergebnisse sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahre. Die Stichprobe beinhaltet jene, die sich an eine Impfkampagne erinnern und zumindest Teile davon beschreiben konnten.
*** Zu wenige Fakten, fehlende Prüfbarkeit
Die größte Unzufriedenheit zeigte sich bei den in den Kampagnen vermittelten Fakten zu Impf- und Nebenwirkungen: Für 48 Prozent legten sie zu wenig Fakten dar, 45 Prozent kritisierten die fehlende Prüfbarkeit der Inhalte. Daraus lasse sich folgern, dass eine Notwendigkeit zur zweiseitigen Argumentation fehle – bekanntlich werde Darstellungen, wo sowohl Vor- als auch Nachteile aufgezählt werden, eine höhere Glaubwürdigkeit zugestanden. Das gelte vor allem bei Personen mit höherem Bildungsgrad.
Insgesamt 44 Prozent der Bevölkerung wurden durch die Kampagnen auf die Covid-19-Impfung aufmerksam. Bei 28 Prozent wurde das Interesse daran geweckt, bei immerhin 27 Prozent haben sie den Wunsch ausgelöst, sich impfen zu lassen. 17 Prozent haben sich dann tatsächlich auf Grund der Informationswerbung impfen lassen. Allerdings habe dafür nicht alleine die Kampagne den Ausschlag gegeben, auch andere Gründe spielten eine Rolle.
*** Mediziner bessere Testimonials als Prominente
Als Testimonials am besten geeignet sind laut der Befragung vor allem Medizinerinnen und Mediziner. Wichtig sind aber auch Erfahrungen geimpfter einfacher Bürger, noch vor Prominenten und weit vor Politikern. Die Forscherinnen und Forscher sehen die Kommunikation zu Covid-19-Impfkampagnen als „Mammutaufgabe“ – nicht zuletzt durch vielfältige „Störfaktoren“ wie Fake News und Verschwörungstheorien. Für Geimpfte seien sie zumindest auch Bestätigung bzw. Bestärkung, während bei Ungeimpften das Risiko einer steigenden Ablehnung nicht ausgeschlossen werden könne.
Impfkampagnen könnten manche Dinge nicht leisten, so Christoph Teller, Professor am Institut für Handel, Absatz und Marketing. „Die hohe Kunst durch Kommunikation Verhaltensänderungen von Individuen zum Wohl der Allgemeinheit herbeizuführen, stößt im Falle der Impfquotenerhöhung klar an Grenzen. Es ist vielfach ein ‚preaching to the converted‘ und verfehlt die Wirkung das verbleibende Viertel vom Impfen zu überzeugen.“ Sie hielten das Thema aber im Gespräch, erhöhten die Aufmerksamkeit dafür und bekräftigten im Nachhinein die Entscheidung zur Impfung. red, science.ORF.at/Agenturen
https://science.orf.at/stories/3212016/
CORONA – ÖSTERREICH – Bericht: GECKO drohen Abgänge – 17.3.2022
Die jüngsten Coronavirus-Entscheidungen der ÖVP-Grünen-Bundesregierung dürften auch Folgen für die Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination (GECKO) haben. Wie die „Wiener Zeitung“ gestern berichtete, könnten morgen einige Fachleute aus dem Gremium aussteigen. Bestätigung liegt keine vor.
Insbesondere seit den Öffnungsschritten vom 5. März mache sich Ärger in den Reihen der Fachleute breit. Zitiert wird etwa Molekularbiologe Andreas Bergthaler: „Der Unmut ist bei manchen in GECKO groß und schließt mit ein, wie es in den letzten Wochen gelaufen ist.“
*** Reputation auf dem Spiel
Trotz anderweitiger Empfehlungen hat die Bundesregierung die Maskenpflicht in Schulen aufgehoben. Auch die Entscheidung, das gratis PCR-Testangebot zu limitieren, sei nicht im Sinne der Experten und Expertinnen gewesen, so das Medium.
GECKO sei zudem von der Bundesregierung nur zu bestimmten Dingen befragt worden, „im Zweifelsfall aber gar nicht“, wird ein weiteres Mitglied zitiert. Die Zusammenarbeit untereinander laufe gut, jene mit der Politik allerdings weniger.
Offenbar wird auch befürchtet, dass die Fachleute ihre Reputation aufs Spiel setzen, wenn die Politik Entscheidung ohne wissenschaftliche Evidenz treffe, heißt es im Bericht weiter.
*** Rauch will Beratergremien straffen
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ist offenbar selbst unzufrieden mit den unterschiedlichen Expertengremien zur CoV-Pandemie. In der „Kleinen Zeitung“ meinte der Ressortchef, es sei eine große Zahl an Beraterstäben eingesetzt worden, die noch nicht immer gut vernetzt seien und nicht deckungsgleich agierten: „Es ist meine Aufgabe, das zu straffen.“
Ob es doch noch zu einer Verschärfung der Maßnahmen kommen könnte, ließ Rauch in dem Interview offen. Seine Strategie sei es, noch einmal alle Fachleute zu befragen, sich die Prognoserechnung anzuschauen und zu prüfen, welche Maßnahme wann greifen würde – und ob man damit die Welle früher knicken kann.
Das Beratergremium GECKO ist allerdings im Bundeskanzleramt angesiedelt. Für die Geschäftsordnung dort ist Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zuständig. jkla, ORF.at
https://orf.at/stories/3254125/
CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Initiative „Wir Alle“ bestürzt über tatenlose Regierung – Wie oft noch: Impfen hilft gegen die Pandemie – 17.3.2022
Die ursprünglich von Wissenschaftern gestartete Bürgerinitiative „Wir Alle“ ist „über die jüngsten Entwicklungen der Corona-Pandemie und über die Tatenlosigkeit der Regierung bestürzt“. In einer Aussendung mahnt die Initiative, die für eine Erhöhung der Corona-Impfrate in Österreich eintritt, dringend ein energisches Vorgehen gegen die massiv steigenden Infektionszahlen ein.
*** Wie oft noch: Impfen hilft gegen die Pandemie
„Niemand versteht angesichts der drastisch steigenden Infektionszahlen, warum nicht gegengesteuert wird, warum man nicht bewährte Modelle der Infektionsreduktion wie jenes in Wien einfach bundesweit übernimmt“, heißt es seitens der Ende vergangenen Jahres von den Wissenschaftern Renée Schroeder, Ruth Wodak, Hannes Werthner und Herbert Weltler gegründeten Initiative, der sich mittlerweile Proponenten wie Herwig Kollaritsch, Eva Rossmann oder Susanne Scholl angeschlossen haben. Für sie hätten Hintergründe und Sinnhaftigkeit der Aussetzung der Impfpflicht der Bevölkerung verständlicher nahegebracht werden sollen, gleichzeitig aber auch die weiter bestehende dringende Impfempfehlung besonders betont gehört.
Impfen sei der wesentliche Baustein im Kampf gegen die Pandemie. „Um einen neuerlichen heißen Herbst zu verhindern, wäre jetzt im März, April 2022 der Zeitpunkt, eine entsprechende Informationskampagne zu starten“, betont man seitens der Initiative.
Service: Internet: http://www.wiralle.at
https://science.apa.at/power-search/7455428497617264394
CORONA – ÖSTERREICH – Sonderbetreungszeit bis Ende des Schuljahres fix – Sonderbetreuungszeit nutzten bislang 38.206 Personen – 17.3.2022
Die am Mittwoch in Aussicht gestellte Verlängerung der Corona-Sonderbetreuungszeit für Eltern bis Schuljahresende kommt nun fix. Statt mit Ende März läuft die Maßnahme also erst mit 8. Juli 2022 aus, erklärte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Donnerstag per Aussendung. Einen Nationalratsbeschluss braucht es dafür nicht, hieß es auf APA-Anfrage im Ministerium. Eine Verordnung reicht, diese soll kommende Woche erlassen werden.
*** Die Sonderbetreuungszeit wurde bisher von 38.206 Personen in Anspruch genommen
Kocher verwies auf die nach wie vor sehr hohen Infektionszahlen und das Risiko, im Schulbetrieb angesteckt zu werden: „Deshalb verlängern wir die Möglichkeit der Sonderbetreuungszeit für Eltern, die ihre Kinder coronabedingt zu Hause betreuen müssen.“ Insgesamt können bis zu drei Wochen im ersten Halbjahr beansprucht werden.
Die Bestimmungen bleiben dabei unverändert: Die Betroffenen können entweder den Rechtsanspruch oder das Vereinbarungsmodell nutzen. Wie bisher werden der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber in beiden Fällen 100 Prozent des Gehaltsaufwands ersetzt (19,7 Millionen Euro waren das bisher). Während der gesamten Laufzeit wurde die Sonderbetreuungszeit bisher von 38.206 Personen in Anspruch genommen, rund 70 Prozent davon waren Frauen. Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) sprach von einer „wesentlichen Maßnahme, um Eltern in Zeiten von Corona zu unterstützen“.
https://science.apa.at/power-search/15501580554126890982
CORONA – ÖSTERREICH – Fast 60.000 Coronaneuinfektionen in Österreich – 17.3.2022
Wien – Elf Tage nach dem Ende fast aller Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus SARS-COV-2 verzeichnet Österreich die mit Abstand höchste Zahl an Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie.
Gestern meldeten die Behörden nach Angaben der Nachrichtenagentur APA 58.583 neue Infektionsfälle binnen 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 3.466 Fälle pro 100.000 Einwohner und ist damit doppelt so hoch wie in Deutschland.
Auch die Zahl der COVID-19-Patienten, die ins Krankenhaus müssen, steigt laut APA wieder an. Innerhalb eines Tages stieg die Anzahl der COVID-19-Patienten in den Krankenhäusern demnach um 46 auf nun 3.033. Von ihnen wurden 2.812 Kranke gestern auf den Normalstationen und 221 auf den Intensivstationen behandelt.
Die Zahl der Intensivpatienten stieg damit um 39 binnen einer Woche an; bei den weniger schweren Fällen waren es 230 mehr als vor einer Woche. Binnen 24 Stunden starben laut APA weitere 28 Menschen in Österreich an COVID-19. Insgesamt starben damit seit Beginn der Pandemie 15.289 Menschen an oder mit COVID-19. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132620/Fast-60-000-Coronaneuinfektionen-in-Oesterreich
CORONA – ÖSTERREICH – Steigende CoV-Zahlen – Wien beschränkt Besuche in Spitälern – 17.3.2022
Wien bleibt anders in seiner CoV-Politik: Am Donnerstag verkündete Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nach Beratungen mit Fachleuten, dass die strengeren Maßnahmen in der Hauptstadt aufrecht bleiben und im Gesundheitswesen noch welche dazukommen. Die Lockerungen des Bundes bei Tests und Quarantäne waren schon zuvor auf laute Kritik gestoßen. …
https://orf.at/stories/3254014/
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MEDIZIN – PATHOLOGIE – Interaktive Broschüre der Österreichischen Gesellschaft für Pathotologie/Internationale Akademie Pathologie Austria – 17.3.2022
n Zusammenarbeit mit dem Verlag JS hat die ÖGPath/IAP Austria eine interaktive Broschüre aufgelegt, um die Bedeutung der Pathologie für die moderne Medizin einem interessierten Publikum näherzubringen.
Wir würden uns freuen, wenn auch Sie zur Verbreitung der Broschüre beitragen würden.
Sie finden die Broschüre unter diesem Link:
https://www.unserebroschuere.at/oegpath/WebView/
DROGENKONSUM – Corona ließ laut Abwasser-Analyse Partydrogen-Konsum auch 2021 sinken – Abwässer sagen viel über die Gesellschaft aus – Weniger Kokain-Konsum wegen Corona – 17.3.2022
Der Trend aus dem Jahr 2020 hat sich auch im Jahr 2021 fortgesetzt: Die Coronapandemie und die damit verbundenen Maßnahmen und Einschränkungen haben den Konsum von Partydrogen in Österreich offenbar sinken lassen. Dies ging aus der jährlichen Abwasseranalyse des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) hervor. Steigerungen gab es allerdings beim Konsum von Methamphetamin/Crystal Meth und Amphetamin/Speed.
*** Abwässer sagen viel über die Gesellschaft aus
Für die jährliche Studie des europaweiten Netzwerkes SCORE, an der die GMI beteiligt ist, wurden europaweit die Abwässer von 110 Kläranlagen in 90 Städten bzw. Regionen analysiert. In Österreich wurden die Abwässer von neun Kläranlagen unter die Lupe genommen, hinzu gesellte sich eine Südtiroler Kläranlage. Die Untersuchung lasse Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von fast einer Million Menschen in Österreich und Südtirol zu, teilte die Medizinische Universität Innsbruck in einer Aussendung am Donnerstag mit.
*** Weniger Kokain-Konsum wegen Corona
Corona war jedenfalls dem Konsum von Partydrogen in Österreich auch im Jahr 2021 eher abträglich. Signifikante Rückgänge gab es laut Studie bei MDMA/Ecstasy (minus 50 Prozent), aber auch bei Kokain und Cannabis (beide minus zehn Prozent). „Ausreißer“ nach oben waren offenbar Methamphetamin/Crystal Meth (plus 130 Prozent) und Amphetamin/Speed (plus 30 Prozent). „Der Konsum letztgenannter Drogen befindet sich zwar trotz Zunahme noch immer auf niedrigem Niveau, doch sollte diese Entwicklung im Sinne frühzeitiger Präventionsmaßnahmen im Auge behalten werden“, betonte Studienleiter Herbert Oberacher von der Innsbrucker Gerichtsmedizin. Auch wenn es regionale Unterschiede gebe, würden die Ergebnisse jedenfalls nahe legen, dass es im Zuge der Pandemie und der damit verbundenen behördlichen Maßnahmen insgesamt zu einem Rückgang beim Konsum von Partydrogen kam.
Was den Konsum von verbotenen Drogen betrifft, bietet sich im Regionen-Vergleich ein unterschiedliches Bild: In fast allen Regionen sei Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher zu sein scheint als in ländlichen Gegenden. Unter den Stimulanzien ist Kokain die umsatzstärkste Droge. In Westösterreich und Südtirol wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen konsumiert als in Ostösterreich. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichneten die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen und – wie auch im Jahr zuvor – die Festungsstadt Kufstein, ging aus der Abwasseranalyse hervor. Die größten Pro-Kopf-Konsummengen der Wirkstoffe Amphetamin (Speed) und Metamphetamin (Crystal Meth) ließen sich in Ostösterreich, speziell in Graz, beobachten. Diese „West-Ost-Verteilung von Stimulanzien und synthetischen Drogen“ sei nicht auf Österreich beschränkt, sondern spiegle sich in Europa wider, hieß es.
Im Gegensatz zu den verbotenen Drogen sei der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin innerhalb Österreichs übrigens relativ einheitlich, wurde betont. Im europaweiten Vergleich würden Österreich und Südtirol in Bezug auf alle analysierten Substanzen „bestenfalls“ im Mittelfeld liegen.
https://science.apa.at/power-search/4063243842746210085
DROGENKONSUM – Kokain schwimmt weiterhin im Kufsteiner Abwasser vorne mit – Kokain ist oft in Kufsteiner Nasen – Mehr Cannabiskonsum – Weniger griffen zu Ecstasy – 17.3.2022
Die europaweite Abwasseranalyse im Jahr 2021 weist Kufstein erneut als Kokain-Hochburg aus.
Kufstein bleibt laut Abwasseranalyse 2021 eine österreichische Hochburg für Kokain. Es gab zwar einen Rückgang bei der Partydroge Ecstasy, der Cannabis-Konsum ist aber gestiegen.
KUFSTEIN. Wer sich einen Überblick über den Drogenkonsum in europäischen Städten verschaffen will, kann seine Augen auf das Abwasser der einzelnen Regionen richten. In dessen Tiefen schwimmen auch Drogen bzw. deren Stoffwechselprodukte, welche Rückschlüsse auf den Drogenkonsum zulassen. Genau diese Tatsache macht sich das abwasserbasierte Drogenmonitoring zu Nutze.
So wurden im Jahr 2021 Abwässer von 110 Kläranlagen in 90 europäischen Städten genau unter die Lupe genommen. Über eine Woche lang wurden im Sommer für die jährliche „SCORE-Studie“ täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen. Mit dabei auch neun österreichische Regionen, in denen ein Drogenmonitoring durchgeführt wurde. Die untersuchten Regionen waren Graz, Innsbruck, Hall-Wattens, Strass im Zillertal, Millstättersee, Kapfenberg, Hofsteig, Erlauftal und Kufstein. Auch Abwasser einer Südtiroler Kläranlage wurde analysiert. Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von fast einer Million Menschen in Österreich und Südtirol zu.
Im Jahr 2021 wurden europaweit die Abwässer von 110 Kläranlagen in 90 Städten bzw. Regionen analysiert.
*** Kokain ist oft in Kufsteiner Nasen
Das Ergebnis der europaweiten Abwasseranalyse bestätigt Trends, die bereits 2020 beobachtbar waren. Der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin innerhalb Österreichs ist relativ einheitlich, auch Kufstein schwimmt hier im Trend mit. Anders sieht es bei Kokain aus: Dieses bleibt eine Droge, die in der Festungsstadt oft konsumiert wird. Vielmehr noch weist Kufstein innerhalb von Österreich nach wie vor den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain auf. Die Ergebnisse zeigten bei Kokain einen Verbrauch von 401,61 mg pro 1.000 Personen pro Tag, wobei diese Mengen an einem sogenannten „Konsummarker“ gemessen werden.
Im Vergleich zum Jahr 2020 ist das immerhin ein leichter Rückgang, damals verzeichnete Kufstein noch 404,04 mg pro 1.000 Personen pro Tag. Mit einem hohen Kokainkonsum steht die Festungsstadt zudem nicht alleine da. Der Kokainkonsum in Kufstein liegt im „Trend“ innerhalb der westösterreichischen Regionen – Innsbruck (274,18 mg) und Hofsteig (351,72 mg) verzeichnen ebenfalls hohe Werte.
*** Mehr Cannabiskonsum
Ein hoher Anstieg im Vergleich zum Jahr 2020 ergab sich im vergangenen Jahr in Kufstein bei Cannabis: 91,24 mg pro 1.000 Personen pro Tag wurden hier gemessen, 2020 waren es „nur“ 59,41. Der Studienleiter und Leiter des zuständigen forensisch-toxikologischen Forschungslabors an der Innsbrucker Gerichtsmedizin, Herbert Oberacher, beobachtete dieses Phänomen allerdings in mehreren Regionen Österreichs und behandelt dies mit Vorsicht. „Das hängt auch immer davon ab, in welcher Phase des Lockdowns man war bzw. welche Maßnahmen gerade in Kraft waren“, sagt Oberacher.
Cannabis wird in städtischen Regionen jedenfalls typischerweise mehr konsumiert als in ländlichen Regionen. Zwischen österreichischen Regionen ist dabei in der Regel kein großer Unterschied beobachtbar. „Da reiht sich Kufstein einfach ein“, sagt Oberacher.
Führt die Abwasseranalyse für Österreich im Rahmen des SCORE-Programms durch: Chemiker Herbert Oberacher von der Innsbrucker Gerichtsmedizin.
*** Weniger griffen zu Ecstasy
Der Vergleich zwischen den Ergebnissen vor der Pandemie (2019) und den vergangenen beiden Pandemie-Jahren 2020 und 2021 bringt einen deutlichen Ausreißer für Kufstein: So wurde die Partydroge Ecstasy (MDMA) deutlich weniger konsumiert und hatte 2021 „nur“ einen Wert von 3,07 mg pro 1.000 Personen pro Tag – das im Vergleich zu 34,88 im Jahr davor.
Bei den restlichen Substanzen ergeben sich im Vergleich vor der Pandemie und danach oft nur geringe Unterschiede. So blieben nicht nur der Alkohol- und Nikotinkonsum auf dem gleichen Level, auch der Cannabiskonsum war 2021 laut Analyse gleich hoch wie vor der Pandemie. Die Zahlen zeigen in gleicher Manier bei Kokain ein ähnliches Niveau, lediglich 2021 gab es einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2020. Bei den Amphetaminen gab es über die zwei Pandemiejahre eine leichte Zunahme.
Damit reiht sich Kufstein im Groben in einen österreichweiten Trend ein:
„Die Covid-19 Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen scheinen Auswirkungen auf den Drogenmarkt zu haben. Auch wenn es regionale Unterschiede gibt, legen unsere Ergebnisse nahe, dass es insgesamt zu einem Rückgang beim Konsum von Partydrogen, insbesondere von MDMA/Ecstasy (minus 50 Prozent) aber auch Kokain (minus 10 Prozent) und Cannabis (minus 10 Prozent), gekommen ist“,
erklärt Herbert Oberacher zu den Entwicklungen in ganz Österreich.
*** Das konsumiert der typische Kufsteiner
Ein typischer Einwohner oder eine typische Einwohnerin Kufsteins trinkt laut der Abwasseranalyse 2021 im Schnitt „jeden Tag ein Glas Wein, raucht ungefähr drei Zigaretten und konsumiert 0,08 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“, veranschaulicht Studienleiter Herbert Oberacher die Ergebnisse.
Auch wenn die Werte immer wieder schwanken, sei der Kokainkonsum in Kufstein einfach vorhanden, sagt Oberacher. Dieser sei aber auch in einer Größenordnung, wie sie in Westösterreich in urbanen Regionen durchaus sein könne und zu erwarten sei, so der Studienleiter abschließend. (bfl/red)
https://www.meinbezirk.at/kufstein/c-lokales/kokain-schwimmt-weiterhin-im-kufsteiner-abwasser-vorne-mit_a5218867
CYBERKRIMINALITÄT – BSI hält Cyberattacken auf deutsche „Hochwertziele“ für möglich – NACHTRAG: 8.3.2022
In einem aktuellen Sonderlagebericht warnt das BSI im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine vor Angriffen auf sogenannte Hochwertziele. Zu solchen Zielen zählt das BSI zum Beispiel Energieversorger oder militärische Einrichtungen. Als mögliche Angriffsziele gelten allgemein Politik, Verwaltung und Unternehmen, die für die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur in Deutschland von Bedeutung sind.
CSO über aktuelle Warnungen des BSI:
https://www.csoonline.com/de/a/bsi-warnt-vor-cyberattacken-auf-deutsche-hochwertziele,3673805
CYBERKRIMINALITÄT – Hackerangriff auf russisches Energieunternehmen Rosneft – NACHTRAG: 13.3.2022
Von Sven Christian Schulz
Auf die deutsche Tochterfirma des russischen Energieunternehmens Rosneft hat es einen Hackerangriff gegeben, meldet das Redaktionsnetzwerk RND. Nach eigenen Angaben hat dabei die Hackergruppe Anonymous rund 20 Terabyte Daten erbeutet, darunter Backups von Laptops der Beschäftigten und Führungskräfte des Unternehmens. Das BSI hat den Angriff bestätigt. Rosneft Deutschland soll seine Systeme vorerst vom Netz genommen haben, berichtet RND, der Betrieb der Pipelines und Raffinerien sei aber aufrechterhalten worden.
RND zum Hackerangriff auf Rosneft: https://www.rnd.de/politik/rosneft-deutschland-anonymous-erbeutet-daten-von-russlands-energieriesen-AL6XRUON5REPFA7UHVTLYEIN4A.html
CYBERKRIMINALITÄT – MELDUNGSKRANZ – Google Playstore – Amazon Lautsprecher – Logistikunternehmen – März 2022
Im Google-Play-Store ist ein Android-Bankentrojaner entdeckt worden, der offenbar bereits tausende Male heruntergeladen wurde:
https://t3n.de/news/gefaehrlicher-trojaner-tausendfach-heruntergeladen-playstore-1456566/
Forschende haben eine Sicherheitslücke in Amazons Echo-Lautsprechern entdeckt, über die sich zum Beispiel Einbrecherinnen und Einbrecher Zugang zu einer Wohnung verschaffen könnten:
https://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Smart-Home-Alexa-hackt-sich-selbst-Schwachstelle-Amazons-Echo-Lautsprecher-32140881.html
Das Wormser Logistikunternehmen TST ist Opfer einer Cyber-Attacke geworden, die die IT-Systeme des Unternehmens in den Notbetrieb zwingt. Das vollständige Ausmaß der Attacke ist noch unklar:
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/cyberangriff-lositik-worms-100.html
DIGITALISIERUNG – Smart-Home-Geräte – inkl. Graphik – 17.3.2022
von Matthias Janson
GRAPHIK: https://cdn.statcdn.com/Infographic/images/normal/27061.jpeg
Smarte Hardware ist weltweit auf dem Vormarsch. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis des Statista Technology Market Outlook. Besonders beliebt sind dabei Smart Speaker. Der Schätzung zufolge gibt es derzeit 131 Millionen Geräte dieser Art – im Jahr 2026 werden es bereits 300 Millionen sein. Ähnliche Zuwächse gibt es bei smarten Sicherheitskameras und Haushaltsgeräten.
Der Umsatz im Segment Smart-Home-Hardware wird etwa 7,77 Mrd. € im Jahr 2022 betragen. Es wird erwartet, dass der Umsatz eine jährliche Wachstumsrate von 6,43% aufweist (CAGR 2022-2027), was zu einem prognostizierten Marktvolumen von 10,61 Mrd. € im Jahr 2027 führt. Im globalen Vergleich wird der größte Teil des Umsatzes in China erwartet.
Der Bereich Smart Home ist ein schnell wachsender Markt, der den Statista-Analysten zufolge von der B2C-Nachfrage getrieben wird. Das Zuhause ist im Zuge der COVID-Pandemie noch mehr zum zentralen Mittelpunkt des Lebens geworden. Immer mehr Menschen wollen ihr Heim digitalisieren, mit Sprachsteuerung ausstatten oder zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen treffen; alles unter Einsatz von IoT-Technologien. Dies hat den Smart-Home-Markt vor starken Umsatzrückgängen in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs im Jahr 2020 geschützt. Daher ist der COVID-Effekt auf die Marktgröße nicht so prägend wie in anderen Märkten.
https://de.statista.com/infografik/27061/geschaetzte-zahl-der-smart-home-geraete-weltweit/
NEUTRALITÄT ÖSTERREICH – Neutrale Ukraine? Ein Balanceakt, den Österreich kennt – 17.3.2022
Eine neutrale Ukraine nach österreichischem oder schwedischem Vorbild hat die russische Seite als Verhandlungsoption zum Ukraine-Krieg angedeutet. Dass Moskau gerade auf Österreich verweist, liegt auch an jahrzehntelangen Erfahrungen der Signatarmacht UdSSR im Umgang mit Wien. Dass das Unterfangen einer Neutralität prekär ist, selbst für ein kleines Land, zeigt ein Blick auf die 1960er Jahre, als man aus Angst vor dem Atomangriff Ost sogar kurz überlegte, die Hauptstadt aus Wien abzuziehen.
Wenn der Zeithistoriker Oliver Rathkolb an dieser Stelle jüngst meinte, dass wir den „Kalten Krieg noch nicht verstanden haben“, dann lag in dieser Aussage wohl auch die Andeutung, dass wir vieles aus der Zeit des Kalten Krieges aus unserer kollektiven Erinnerung seit 1989 getilgt haben. Und eine jüngere Generation daran gar keine Erinnerung haben kann. Das betrifft auch den realpolitischen Umgang mit Österreichs Neutralitätsstatus zur Zeit des Kalten Krieges, als spätestens in den 1960er Jahren auch eine Nukleardrohung Moskaus, die eine atomare Auslöschung Wiens in der Auseinandersetzung mit dem Westen einschloss, auf dem Tisch lag.
Wenn nun wie von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch angedeutet ein Neutralitätsmodell für die Ukraine nach dem Vorbild Österreichs oder Schweden „eine diskutierte Option“ sei, dann darf man nicht nur an die Unterschiede der schwedischen Blockfreiheit erinnern, sondern auch daran, dass Moskau als ehemalige Signatarmacht des Staatsvertrages deutliche Erfahrungen im Umgang mit einem neutralen, militärisch anfänglich fast gar nicht selbstständigen Staat hat.
*** Abschied von der „NATO-Fantasie“
Die Ukraine hat ja die Überlegungen Moskaus umgehend zurückgewiesen. Gleichzeitig vollzieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski, wie etwa Thomas Avenarius am Donnerstag in der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt, gerade die Wende, „sein Land auf den Abschied von der Fantasie einer NATO-Mitgliedschaft“ vorzubereiten. Selenksi tut das geschickt, wenn er sich etwa von überzeugten Pro-NATO-Politikern besuchen lässt – und zugleich im Hintergrund realpolitische Vorkehrungen treffen lässt. Welchen Status die Ukraine freilich zwischen NATO und Russland – und auf welchem Territorium – haben könnte, scheint in der momentanen Kriegssituation vollkommen offen.
ORF-Kiew-Korrespondent Christian Wehrschütz erinnerte jedenfalls am Mittwoch in einer ersten Analyse zu den russischen Ventilationen daran, dass die Blockfreiheit der Ukraine in der Auseinandersetzung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auch nichts geholfen habe.
„Es ist interessant, dass dieses Modell einer Neutralität jetzt wieder hochkommt, aber es gibt von ukrainischer Seite auch gute Gründe zur Vorsicht. Als es in den Jahren 2013 und 2014 zu den Entwicklungen auf dem Maidan und dann zur Annexion der Krim und Quasi-Annexion der Ostukraine kam, hatte die Ukraine den Status einer Art von Blockfreiheit in der Verfassung stehen. Das hat das Land auch nicht davor bewahrt, von Russland angegriffen zu werden“, erinnerte Wehrschütz. Und, so Wehrschütz, als die Ukraine 1994 die Atomwaffen aus den Beständen der UdSSR an Russland zurückgegeben habe, habe es über das Budapester Memorandum Sicherheitsgarantien für die Ukraine gegeben.
*** Das Memorandum und ein Versprechen
Das Memorandum hatte das Ziel, dass die Verbreitung von Atomwaffen eingeschränkt werde – unterzeichnet wurde es von Russland, den USA und Großbritannien. Wörtlich heißt es in dem Memorandum: „Die Russische Föderation, das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland und die Vereinigten Staaten von Amerika bekräftigen ihre Verpflichtung, sich der Androhung oder Anwendung von Gewalt gegen die territoriale Unversehrtheit oder politische Unabhängigkeit der Ukraine zu enthalten, und dass sie keine ihrer Waffen gegen die Ukraine einsetzen werden, es sei denn zur Selbstverteidigung.“
*** Erfahrungen mit Pufferrolle im Kalten Krieg
Blickt man auf die Geschichte des kleinen, neutralen Österreichs als Puffer zwischen NATO und Warschauer Pakt gerade in der Zeit des nuklearen Aufrüstens, dann wird offenbar, wie sehr eine gelebte Neutralitätspolitik nicht zuletzt das Austarieren politischer Gegensätze bedingte. In Österreich bemühten sich beide Großkoalitionäre in der Phase zwischen 1956 und 1966 um ein aktives Zugehen auf Moskau und Washington, das sich aber immer wieder an entscheidenden Punkten spießte.
Österreichs vorsichtige Versuche einer EWG-Annäherung wurden nicht nur von Moskau skeptisch beurteilt: Befürchtet wurde eine Aushebelung des Artikels 4 des Staatsvertrages, des Anschlussverbots an Deutschland. Für Moskau kam hinzu, dass Österreich damit zu sehr in die Einflusssphäre des Westens kam. Noch der ÖVP-Alleinregierung unter Josef Klaus richtete man von russischer Seite unmissverständlich aus, dass eine Annäherung an die EWG eine „Penetration“ Deutschlands in den Donau-Raum bis an die Grenzen des Warschauer Paktes brächte.
Österreichische Charmeoffensiven gegenüber Moskau führten freilich auch nicht immer zu den gewünschten diplomatischen Effekten. Als Nikita Chruschtschow im Sommer 1960 für acht Tage in Österreich unterwegs war, kam es zu einigen nicht geplanten Entgleisungen des KPdSU-Generalsekretärs, etwa, als er beim Besuch des Konzentrationslagers Mauthausen den deutschen Kanzler Konrad Adenauer als „Reinkarnation Hitlers“ bezeichnete und auch über die USA herzog. Österreichs Kanzler Julius Raab habe damals, wie Historiker Manfried Rauchensteiner in seinem Band „Unter Beobachtung“ erinnert, auf die Nutzung einer „ausgiebigen Redefreiheit“ gegenüber Chruschtschow in der Abschlusspressekonferenz verweisen müssen, um die Wogen Richtung Westen zu glätten.
In den USA, so erinnert Rauchensteiner, habe sich wiederum Anfang der 1960er Jahre die Erkenntnis durchgesetzt, dass man in der Tonart zu Österreich auf „freundlich“ umschalten sollte, um Österreich aus einer Dauerumarmung durch die Sowjets zu befreien. Eine Schwächung des prowestlichen Kurses Österreichs „würde einen schweren Rückschlag für die Vereinigten Staaten bedeuten“, hieß es damals in einem Statement des Nationalen Sicherheitsrates der USA.
Bei einer militärischen, also nuklearen Eskalation in Europa würde Österreich aber gerade als neutrales Land ohne jeden Beistand dastehen. Was Militärs in Österreich in der Gegenwart zu allen Antiaufrüstungshaltungen im linken wie grünen Lager in Erinnerung rufen, galt auch für die 1960er Jahre. Österreich hatte nicht zuletzt dank Hilfe der USA eine Form der militärischen Grundselbstverteidigung aufbauen können. Tatsächlich musste man sich aber vor allem auf eine aktive Außenpolitik verlassen, die bei Zeithistorikern heute unter dem Begriff der „stillen Diplomatie“ firmiert.
Im Falle der Eskalation eines Nuklearkrieges sah der Warschauer Pakt Anfang der 1960er Jahre nicht nur einen Durchmarsch durch Österreich Richtung Deutschland und Italien vor. In Erwägung gezogen worden sei auch, wie Rauchensteiner erinnert, die Zerstörung Wiens unter Verwendung zweier 500-Kilotonnen-Atombomben. In Österreich, so erinnert Rauchensteiner, habe man daraufhin eine Studie erstellen lassen, in der die Verlegung der Bundeshauptstadt nach Westen, möglich war sogar Bregenz, angedacht worden sei.
Eine Verlängerung des Wehrdienstes, ja eine Generalmobilmachung des Bundesheeres sollte Ende der 1960er Jahre mit dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die CSSR als Frage schlagend werden. Österreich kam mit dem Kurs stiller Diplomatie und Bemühungen der Deeskalation unter Außenminister Kurz Waldheim durch die Krise. Die Frage des jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito, der Österreich für Durchmarschdrohungen der Sowjets eine Generalmobilmachung empfohlen hatte, auf dass sich das kommunistische, blockfreie Jugoslawien in eine Abwehrschlacht begeben könne, beantwortete Waldheim so: „Wir haben ausreichend Vorkehrungen getroffen, aber in einer realistischen Weise.“
Möglich, dass ein österreichischer Wirklichkeitssinn für ein Land mit über 40 Millionen Einwohnern, gerade nach einem verheerenden Überfall, nicht hinreicht. Gerald Heidegger, ORF.at
https://orf.at/stories/3253962/
SIEHE DAZU
Von der EFTA-Gründung bis zum Scheitern des „ersten Alleingangs nach Brüssel“ 1959/60-1967
https://www.uibk.ac.at/zeitgeschichte/zis/library/oesterreich-und-die-europaische-integration-dokumente-teil-2.html
Österreichs Weg in die Europäische Union – Bundeskanzleramt Österreich
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/at25eu/hintergrundinfo/oesterreichs-weg-in-die-eu.html
Leseprobe: Rauchensteiner „Unter Beobachtung“ (Böhlau/Vandenhoeck-Ruprecht)
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/media/pdf/61/46/48/LP_978-3-205-21267-6.pdf
NEUTRALITÄT ÖSTERREICH – 1945 und die Folgen: Österreichs Verhältnis zu Moskau – Ungarn 1956: Position pro Menschenrechte gegen Moskau – Putin als typisches Produkt des Kalten Krieges – „Goldgräberstimmung nach 1989“ – Putins Hochzeitstanz als russische PR-Aktion – Verlorengegangene Neutralitätspolitik – Mitteuropanostaligie und versteckter Postkolonialismus – Rathkolb: Urkaine-Konflikt nur Vorspiel einer Auseinandersetzung Europas und des Westens mit China – NACHTRAG: 13.3.2022
„Wir haben nicht einmal begonnen, den Kalten Krieg zu verstehen“, meint der Historiker Oliver Rathkolb im Schatten der Debatte über die österreichische Neutralität und die Positionierung Österreichs in der Weltpolitik. Im Verhältnis zwischen Österreich und Russland bzw. der UdSSR erinnert Rathkolb an die Politik der 1950er bis 1970er Jahre. Österreich sei nach einem heiklen Austarieren zwischen Washington und Moskau früh den Weg einer aktiven Entspannungspolitik Richtung Moskau gegangen. Die Menschenrechtspolitik habe man damals nicht vergessen, erinnert Rathkolb an Unterschiede zur Gegenwart.
Österreichs Neutralitätspolitik ist für Rathkolb in ein Stadium der „Bequemlichkeit“ zurückgefallen. Im Gespräch mit ORF.at zum Verhältnis zwischen Österreich und Moskau erinnert er auch daran, wie die Neutralität ins Spiel kam, die Österreich eben nicht aufgezwungen worden sei, sondern die das Ergebnis eines „Perspektivenwechsels“ auf mehreren Seiten seit dem Tod Josef Stalins 1953 gewesen sei. Der Perspektivenwechsel habe sich bei US-Präsident Dwight D. Eisenhower ebenso ergeben wie in Österreich beim damaligen Kanzler Julius Raab (ÖVP), der ja 1953 frisch ins Amt gekommen war.
Die Rolle Raabs, gerade auch die Aufstellung seines neuen Kabinetts zeigte, wie sehr er auf den Kurs einer stillen wie klugen Diplomatie setzte, die als Ziel die Herstellung der Souveränität Österreichs hatte. Der amerikafreundliche und zu mancher Indiskretion neigende Karl Gruber wurde durch Leopold Figl ersetzt, auch wenn das im Westen Österreichs keine Punkte brachte. Und im Außenministerium war Raab der SPÖ mit einem zusätzlichen Staatssekretär entgegengekommen – eine Position, die mit dem Berater von Bundespräsident Theodor Körner, Bruno Kreisky, besetzt worden war.
„Raab hat erkannt, dass die Lösung für diese Frage in Moskau liegt“, so Rathkolb, der auch das Bild von der zechenden Delegation Österreichs in Moskau geraderücken will. Rathkolb verweist auf eine von ihm gefundene Frühstücksnotiz Eisenhowers, aus der man seinen Willen für „eine Neutralisierung Österreichs“ ablesen könne. Bereits 1954 habe es mit der Anweisung an seinen Hardliner-Außenminister John Foster Dulles damit lange vor Moskau in Washington eine Position gegeben, dass die Neutralität eine akzeptable Position sei.
Die Bewegung hin zu einer Neutralitätshaltung sei auch in Österreich ein gehöriger Aufwand gewesen, habe sich doch die SPÖ mit Ausnahme Kreiskys nicht sehr für diese Position anfreunden können. Und gegen die Neutralität, so Rathkolb, sei am Ende auf Weisung Moskaus auch die KPÖ gewesen. Während sich ÖVP und SPÖ hin zur Neutralitätsposition entwickelt hätten, blieb am Ende nur die Vorläuferpartei der FPÖ mit einer ablehnenden Haltung zur Neutralität über (für die Neutralität hatten die Kommunisten im Parlament dann doch mit gestimmt).
*** Position pro Menschenrechte gegen Moskau
Danach sei für Österreich eine Politik prägend gewesen, die zunächst die Gegensätze zwischen Washington und Moskau „ausgeschaukelt“ habe. Deutlich sei das zu sehen gewesen im Umgang mit der Ungarn-Krise 1956, wo Österreich gegen Moskau eine Position pro Menschenrechte und Demokratie eingenommen habe. Spätere Missionen nach Moskau haben ja wiederum Washington empört, wie in zahlreichen Werken zur Frühgeschichte der Zweiten Republik nachzulesen ist.
Der damalige britische Botschafter in Wien, so erinnert etwa Manfried Rauchensteiner in seinem Band „Unter Beobachtung“, „schrieb wenig freundlich, aber pointiert an das Londoner Foreign Office, Österreich habe nur deshalb ein eigenes Gewicht, weil es am Eisernen Vorhang liege und wie eine Speerspitze in den Sowjetblock hineinrage; ansonsten sei es unauffällig, nett und vornehmlich für Touristen, Musikliebhaber und Freunde des mitteleuropäischen Barock von Interesse“.
Man habe damals immer jemanden verstimmt, so Rathkolb. War man einmal mit der Ausrichtung des kommunistisch orientierten internationalen Weltjugendfestes zu russenfreundlich, habe andererseits wieder die Abhaltung des „Sudetendeutschen Tages“ sofort wieder für Verstimmung in Moskau gesorgt. In den 1960er Jahren habe Österreich aber unter Kreisky als Außenminister lange vor Willy Brandt und Walter Scheel in Deutschland eine aktive Annäherungspolitik an Moskau und die kommunistischen Nachbarstaaten betrieben. Mit dem Effekt, dass der Beitrag Österreichs im Überbringen der russischen Position nach Washington in der Kuba-Krise „einen nuklearen Krieg in letzter Minute verhindert habe“. Österreich habe bei aller Annäherung „aber nie die Menschenrechtspolitik vergessen“, so Rathkolb, der an die Positionen Österreichs zur Lage in der Tschechoslowakei 1968 und zur Charta 77 erinnert.
*** „Goldgräberstimmung nach 1989“
„Außenpolitik ist nur noch zur Innenpolitik sowie zur Flüchtlings- und Migrationspolitik geworden“, kritisiert Rathkolb die gelebte Neutralitätspolitik vergangener Jahre. Streng geht er auch mit Österreichs Haltung nach dem Fall des Eisernen Vorhangs um. „Nach 1989 hat eine Goldgräberstimmung geherrscht“, so Rathkolb, der von österreichischer Seite eine nachhaltige Wirtschaftspolitik in den 1990ern vermisst. „Es ging um schnelle Gewinne, aber nicht um eine Wirtschaftspolitik, die geschaut hat, dass nachhaltige pluralistischere politische Strukturen entstehen“, so Rathkolb. Das habe auch zu keiner positiven Grundstimmung gegenüber Österreich geführt, erinnert Rathkolb etwa an das Verhältnis zu Ungarn.
In Russland habe man die Folgen dieses „Raubtierkapitalismus“ zu spät erkannt. „In so einer inhomogenen Gemengelage liegt die Gefahr der Destabilisierung“, so Rathkolb, der daran erinnert, wie sehr Russlands Präsident Wladimir Putin natürlich auch von den Erfahrungen des Kalten Krieges geprägt sei. Geschäfte seien immer auch Teil einer Entspannungspolitik, so Rathkolb. Bei Putin habe man aber in puncto Menschenrechte einfach gern weggeschaut, sich zugleich auf Geschäfte mit Oligarchen aus seinem Umfeld eingelassen.
*** Putins Hochzeitstanz und eine Botschaft für daheim
Der „Sündenfall“ sei natürlich der Auftritt Putins bei der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sei die Halbinsel Krim schon annektiert gewesen. Andererseits sei man in der Pflege des guten Kontakts zu Putin dem russischen Präsidenten insofern auf den Leim gegangen, weil Putin die Präsentation seiner guten Kontakte im Ausland stets in der russischen Medienlandschaft wichtig gewesen sei. Und hier hätte er Akzeptanz mit einer auch in Russland beliebten Walzerseligkeit vermengen können, mitfinanziert vom österreichischen Steuerzahler.
Hier hätte man schon sehen können, welchem Spiel man aufsitzt – spätestens beim Verbot der Aktivistengruppe Memorial „hätten die Alarmglocken läuten müssen“, sagt Rathkolb. Österreich empfiehlt Rathkolb, wieder zu internationaler Politik zurückzukommen, die Außenpolitik sei und nicht immer mit zwei Augen auf die Innenpolitik schiele. „Warum treffen sich jetzt der russische Außenminister und sein ukrainischer Kollege in Antalya und nicht in Wien, das wäre für beide Seiten auch deutlich leichter zu erreichen“, fordert Rathkolb eine deutlich aktiviere Neutralitätspolitik, die sich weniger mit einer Beobachterposition zufriedengibt.
In der nostalgischen Mitteleuropabegeisterung, die ja auch den Umgang mit den Ländern wie der Ukraine in den 1990er Jahren geprägt habe, stecke sehr viel von einer Begeisterung für sich selbst – „und leider, das muss man ja auch mit einem Blick auf Bosnien-Herzegowina sagen, steckt da eine fast schon postkoloniale Haltung“. Wenn man die eigene Geschichte und Rolle des Kalten Krieges besser kenne, würde man auch Putin klarer als ein typisches Produkt des Kalten Krieges erkennen, meint Rathkolb, der den jetzigen Konflikt nur als Vorspiel einer Auseinandersetzung Europas und des Westens mit China sieht. Gerald Heidegger, ORF.at
https://orf.at/stories/3252513/
Buchempfehlungen:
Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik (Zsolnay)
Manfried Rauchensteiner: Unter Beobachtung (Böhlau)
NEUTRALITÄT ÖSTERREICH – Oliver Rathkolb: Hat Österreichs Neutralitätspolitik versagt? – Zu lange außenpolitisch passiv: Aufruf zu einer aktiven Weltpolitik – Kommentar der anderen – NACHTRAG: 9.3.2022
Russlands Angriff auf die Ukraine lässt in Österreich eine alte, ewige Debatte neu aufleben: weiter neutral bleiben oder gar in die Nato gehen?
Zu lange war man außenpolitisch ideenlos, ist passiv geblieben. Es ist Zeit, sich wieder aktiv mit der Weltpolitik zu beschäftigen. Alles andere wäre eine demokratiepolitische Selbstaufgabe
Der Historiker Oliver Rathkolb erinnert in seinem Gastkommentar an Zeiten, in denen sich das neutrale Österreich an der internationalen Politik stärker beteiligt hat, und mahnt hier ein Rückbesinnen ein.
Innerhalb weniger Tage beendete Bundeskanzler Karl Nehammer für die ÖVP die beginnende Diskussion zur Abschaffung der immerwährenden Neutralität Österreichs, die er selbst begonnen hatte, indem er sinngemäß meinte, dass 1955 die Neutralität den Österreichern von den Sowjets aufgezwungen worden sei und der Preis für den Abzug gewesen sei.
Fakt ist aber, dass bereits am 20. Jänner 1954 der republikanische US-Präsident Dwight D. Eisenhower dem Hardliner Außenminister John Foster Dulles avisiert hatte, dass für ihn „eine Neutralisierung Österreichs“ nach dem Schweizer Modell der bewaffneten Neutralität ausreichend sei. Für die USA war damit die Neutralität eine akzeptable Option, lange vor den Gesprächen in Moskau.
Aber Legenden sind selbst in der Gegenwart wirkungsmächtig, so wie die populäre Meinung, dass Außenminister Leopold Figl und Bundeskanzler Julius Raab, beide ÖVP, aufgrund der guten sozialen Kontakte mit den „Russen“ den Staatsvertrag mit viel Wein und Musik beim Heurigen „erstritten“ hätten. Ganz im Gegenteil – Julius Raab hatte 1955 alle Hände voll zu tun, seinen Koalitionspartner, die SPÖ, von der Neutralität als der einzigen Verhandlungsoption zu überzeugen – nur der erst 1950 aus dem langjährigen Exil in Schweden zurückgekehrte Staatssekretär Bruno Kreisky unterstützte Raabs Alleingang, den die meisten Diplomaten und anfangs auch die Westalliierten ablehnten.
Aber langer Rede kurzer Sinn: Letztlich geht es bei zentralen geopolitischen Verhandlungslösungen um beinharte strategische Interessen und Konzepte – damals im Kalten Krieg ebenso wie heute im brutalen Aggressionskrieg Wladimir Putins und der neuen russischen Nomenklatura gegen die Ukraine.
*** Offen angeklagt
Daher stellt sich für mich die Frage, ob die Neutralitätspolitik Österreichs nicht künftig wieder stärker europäische und globale strategische Entwicklungen mitberücksichtigen sollte. Außenpolitische Entscheidungsträger und in der aktuellen Turboglobalisierung mehr noch Manager und Unternehmen müssen ihre Geschäftspraktiken mit Diktaturen und autoritären Regimen hinterfragen.
Im Kalten Krieg war die Linie am Ballhausplatz klar: einerseits alles zu tun, um einen Atomkrieg zu verhindern, andererseits trotz Entspannungspolitik die ideologische Konfrontation – parlamentarische Demokratie versus kommunistische Diktatur – offen und permanent weiterzuführen. Als einziger Politiker nützte beispielsweise Bundeskanzler Bruno Kreisky die Unterzeichnung der Helsinki-Akte, des zentralen Dokuments der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, um offen die Menschenrechtsverletzungen in der damaligen Sowjetunion anzuklagen. Er wurde zwar protokollarisch beim nächsten Staatsbesuch in Moskau abgestraft, aber die Nomenklatura nahm ihn ernst.
*** Nicht hinter der EU verstecken
Vergleichbare sichtbare Beispiele einer aktiven Neutralitätspolitik zur Durchsetzung der universellen Menschenrechte suchen wir in den letzten Jahren vergeblich. Auch Österreichs offizielle Politik im Rahmen der Uno ist ziemlich ideenlos geworden – und das, obwohl Wien der dritte UN-Amtssitz ist. Welche Initiativen setzt Österreich im Rahmen der Uno heute, um den unmenschlichen Krieg in der Ukraine zu stoppen und sofort zumindest einen Waffenstillstand zu erzielen? Man kann sich nicht immer hinter der EU verstecken.
Ohne Julius Raab und engagierte Diplomaten wie den ehemaligen ÖVP-Außenminister Karl Gruber wäre die Internationale Atomenergiebehörde wohl nie nach Wien gekommen, ohne Bundeskanzler Bruno Kreisky wäre das ÖVP-Projekt der Ära Josef Klaus, der Bau des UN-Konferenzzentrums, nie realisiert worden, obwohl es letztlich aus parteipolitischer Kleinkariertheit die ÖVP und ein Volksbegehren mit allen Mitteln zu verhindern versuchten.
Es ist an der Zeit, nicht nur die Neutralität als völkerrechtliche Leitlinie und als Verfassungsgrundsatz einfach außer Diskussion zu stellen, sondern sich wieder – wie in der Zeit des Kalten Krieges oder des EU-Beitritts – grundsätzlich mit der internationalen und der Weltpolitik aktiv und mit Langzeitkonzepten zu beschäftigen und strategisch zu denken. Und dazu gehört der politische Umgang mit nichtdemokratischen Regimen im Allgemeinen und mit der Russischen Föderation, aber auch mit China im Besonderen. Übrigens, Österreich ist für die zentrale kommunistische Führung in Peking der wirtschaftsstrategische „Hub to Germany“.
*** Noch mehr bestätigt
Der Primat der Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen verbunden mit bis ins Persönliche und Private gehenden Freundlichkeiten mit Politikern, die die Menschenrechte mit Füßen treten, hat sich – wie die vielfachen österreichischen Charmeoffensiven gegenüber Putin im Sport (Stichwort Olympische Spiele) bis hin zur Hochzeitseinladung durch eine Außenministerin – nicht ausgezahlt. Ganz im Gegenteil – der Verzicht auf demokratiepolitische permanente Auseinandersetzungen hat den Präsidenten der Russischen Föderation in seinen Allmachtsfantasien noch mehr bestätigt und viele russische Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer von der internationalen Akzeptanz von seiner Person überzeugt.
Dialog zur Konfliktlösung und Konfliktvermeidung ja, demokratiepolitische Selbstaufgabe nein! Es gibt keine „guten Diktatoren“! (Oliver Rathkolb, 9.3.2022)
https://www.derstandard.at/story/2000133939382/hat-die-neutralitaetspolitik-oesterreichs-versagt
AUTOR – OLIVER RATHKOLB Oliver Rathkolb (* 3. November 1955 in Wien) ist ein österreichischer Neuzeithistoriker an der Universität Wien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Rathkolb
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INTERNATIONAL – ROUNDUP/OECD: Krieg beeinflusst globales Wachstum und Inflation negativ – 17.3.2022
PARIS (dpa-AFX) – Das globale Wachstum kann durch den Ukraine-Krieg nach Analyse der Industrieländervereinigung OECD um mehr als einen Prozentpunkt schrumpfen. Im ersten vollen Jahr nach Beginn des Konflikts könnte außerdem die globale Inflation um fast 2,5 Prozentpunkte ansteigen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag in Paris mit. Die Auswirkungen der Schocks seien von Region zu Region unterschiedlich, wobei die europäischen Volkswirtschaften insgesamt am stärksten betroffen sind – insbesondere diejenigen, die eine gemeinsame Grenze mit Russland oder der Ukraine haben.
Ein wesentliches wirtschaftliches Risiko bestehe darin, dass die Energieexporte aus Russland in die EU vollständig ausfallen könnten. Wenn dies zu einer dauerhaften Rückkehr zu Preisen wie zu Beginn des Krieges führe, würde dies die Inflation in Europa um weitere 1,25 auf insgesamt mehr als 3,5 Prozentpunkte erhöhen. Das europäische Wachstum würde sich in diesem Fall um mehr als 0,5 Prozentpunkt verringern, ergab die OECD-Analyse.
Als weitere Folge des Kriegs bestehe neben der akuten Gefahr von Wirtschaftskrisen in einigen Ländern auch die von humanitären Katastrophen mit einer starken Zunahme von Armut und Hunger, erklärte die OECD. Ein Stopp der Weizenexporte aus Russland und der Ukraine führe in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern zu Engpässen. Durch die Unterbrechung der Düngemittelproduktion bestehe die Gefahr, dass die Unterbrechungen länger anhalten, da die Agarversorgung der nächsten Jahre unter Druck gerate. Viele Länder des Nahen Ostens seien zu rund 75 Prozent auf Weizen aus Russland und der Ukraine angewiesen.
Eine Herausforderung sei das Bewältigen der Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine. Im ersten Jahr könne die Aufnahme von drei Millionen Flüchtlingen zu direkten Kosten von mindestens 0,25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der EU führen, in den großen Aufnahmestaaten sogar noch viel mehr. Die anfänglichen Kosten seien zwar für die EU als Ganzes überschaubar, aber für die einzelnen Nachbarländer nur schwer zu leisten. Daher riet die OECD zu einer EU-Unterstützung für die wichtigsten Aufnahmeländer.
Als Langfristfolge nannte die OECD eine mögliche Fragmentierung der Zahlungssysteme und Veränderungen in der Währungszusammensetzung der Devisenreserven. Der SWIFT-Ausschluss russischer Banken könnte die Entwicklung von Alternativen beschleunigen. Dies würde die Effizienzgewinne aus einem einzigen globalen System schmälern und möglicherweise die dominierende Rolle des US-Dollars auf den Finanzmärkten und im internationalen Zahlungsverkehr verringern./evs/DP/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55529878-roundup-oecd-krieg-beeinflusst-globales-wachstum-und-inflation-negativ-016.htm
BÖRSEN – US-Anleihen dämmen Kursgewinne ein – Rendite zehnjähriger Staatspapiere fällt auf 2,19 Prozent – Aufkeimende Risikobereitschaft – 17.3.2022. 20:47
NEW YORK (dpa-AFX) – US-Staatsanleihen haben am Donnerstag ihre anfänglichen Kursgewinne eingedämmt. Zuletzt legte der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) noch um 0,09 Prozent auf 124,34 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 2,19 Prozent.
Die Kurse der als sicher geltenden festverzinslichen Wertpapiere litten etwas unter der im Tagesverlauf zunehmenden Risikobereitschaft der Anleger: Die schon zuletzt starken US-Börsen fanden nach Anlaufschwierigkeiten wieder den Weg nach oben./gl/stw
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55534546-us-anleihen-daemmen-kursgewinne-ein-016.htm
BÖRSEN – Verwirrung um Zinszahlung für russische Dollar-Anleihen – 17.3.2022
Das Rätselraten um eine mögliche Staatspleite Russlands geht weiter: Zwar gab das Moskauer Finanzministerium heute bekannt, die am Mittwoch fälligen Zinszahlungen für Dollar-Anleihen im Volumen von 117 Millionen Dollar (106,42 Mio. Euro) angewiesen zu haben. Einem Insider zufolge haben einige Halter dieser Papiere ihr Geld aber noch nicht erhalten.
Wegen des Einmarsches in die Ukraine belegte der Westen Russland mit Sanktionen, die unter anderem den internationalen Geldtransfer erschweren. Offiziell wird ein Zahlungsausfall Russlands aber erst, wenn die 30-tägige Nachfrist verstrichen ist. Es wäre das erste Mal seit der Russischen Revolution von 1917, dass das Land seine Verbindlichkeiten nicht erfüllen würde. Damals hatten die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannt. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3254006/
BÖRSEN – Russland zahlt Zinsen in Höhe von 117 Millionen Dollar – 17.3.2022
Russland hat trotz der Sanktionen des Westens eine am Dienstag fällige Zinszahlung in Höhe von 117,2 Millionen Dollar (106 Mio. Euro) auf zwei ausländische Anleihen gezahlt. Das Geld sei am Montag überwiesen worden, teilte das russische Finanzministerium heute mit. Nach Angaben von gestern wurde damit eine US-Bank beauftragt.
Wegen der Sanktionen sind große Teile der russischen Finanzreserven im Ausland eingefroren. Die Maßnahmen zielen auf eine Summe von 300 Milliarden Dollar. Es besteht daher die Sorge, Russland wolle oder könne die Zinsen auf ausländische Anleihen in ausländischer Währung nicht mehr zahlen.
Finanzminister Anton Siluanow hat bereits gewarnt, Moskau könne die Zinsen wenn nötig auch in Rubel begleichen. Das wäre nach Einschätzung von Ratingagenturen ein Zahlungsausfall. In den kommenden Wochen stehen weitere Zinszahlungen des russischen Staates in Devisen an.
https://orf.at/stories/3253998/
BÖRSEN – Deutsche Anleihen: Leichte Kursgewinne – Nach höchster Rendite mit über 0,4 Prozent am Morgen Abfall auf 0,38 Prozent – Kurse britischer Anleihen steigen – 17.3.2022, 18:11
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Donnerstag etwas zugelegt. Der für den Anleihemarkt richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg um 0,04 Prozent auf 161,04 Punkte. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit 0,38 Prozent. Am Morgen war die Rendite mit bis zu 0,405 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende 2018 gestiegen.
Für Ernüchterung sorgten Bemerkungen aus dem Kreml. Sprecher Dmitri Peskow sagte, Berichte über große Fortschritte in den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine seien falsch. Gleichwohl stünden die Kriegsparteien weiter im Gespräch miteinander. In den vergangenen Tagen hatten Äußerungen aus den Verhandlungsdelegationen Hoffnungen auf eine vorsichtige Annäherung aufkommen lassen. Von der wieder gestiegenen Verunsicherung profitierten die Anleihen ein wenig.
Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), warnte vor den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs und betonte die hohe Flexibilität der Notenbank. Man sei bereit, bei Bedarf den Kurs zu ändern, falls die Invasion Russlands in die Ukraine „neue Inflationstendenzen“ in Gang setze. EZB-Ratsmitglied Klaas Knot schloss in einer Rede in Amsterdam sogar zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr wegen der hohen Inflation nicht aus.
Besonders deutlich gestiegen sind die Kurse britischer Anleihen. Die Bank of England hatte zwar den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte auf jetzt 0,75 Prozent erhöht. Sie zeigte sich mit Blick auf künftige Zinserhöhungen zurückhaltender als zuletzt. Schließlich belastet der Ukraine-Krieg auch das Wirtschaftswachstum./jsl/stw
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55533541-deutsche-anleihen-leichte-kursgewinne-016.htm
BÖRSEN – Aktien Wien Schluss: Verbund-Aktien gewinnen nach Zahlen – Ernüchterung: doch keine großen Fortschritte bei Gesprächen – 17.3.2022
WIEN (dpa-AFX) – Die Wiener Börse hat am Donnerstag befestigt, aber klar unter dem Tageshoch geschlossen. Der heimische Leitindex ATX steigerte sich um 0,66 Prozent auf 3334,19 Einheiten, nachdem er im Frühhandel noch einen Zuwachs von mehr als zwei Prozent aufgewiesen hatte. Auch an den europäischen Leitbörsen trübte sich im Verlauf die Anlegerstimmung merklich ein und die wichtigsten Indizes schlossen auch mehrheitlich tiefer.
Am Vortag hatte der ATX mit Hoffnungen auf Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine deutlich um 3,2 Prozent zugelegt. Für Ernüchterung sorgten international nun am Berichtstag Aussagen der russischen Regierung, wonach Berichte über große Fortschritte in den Gesprächen der zwei Nachbarländer nicht korrekt seien. Jedoch stünden die Kriegsparteien weiter im Gespräch miteinander.
In Wien kletterte die Verbund-Aktie nach Ergebnisvorlage mit plus 8,8 Prozent auf den Spitzenplatz. Der Stromkonzern hat 2021 dank der enorm gestiegenen Strom-Großhandelspreise einen kräftigen Gewinnanstieg erzielt und will diese Ergebnisse heuer nochmals deutlich übertreffen.
Die Titel der Raiffeisen Bank International (RBI) büßten nach den satten Vortageszuwächsen um 4,2 Prozent ein. Die RBI prüft laut Presseaussendung alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank Russland – bis zu einem Ausstieg aus der Raiffeisenbank in Russland.
Erste Group -Titel verbilligten sich um 0,2 Prozent. Am Vortag war die Erste-Aktie noch um mehr als neun Prozent hochgesprungen. Unter den weiteren Schwergewichten schwächten sich Voestalpine um 3,1 Prozent ab. OMV -Titel fielen um 1,7 Prozent.
Schoeller-Bleckmann (SBO) gewannen 3,8 Prozent. Der Ölfeldausrüster hat 2021 die im Jahr davor von Corona verursachte Ergebnisdelle ausbügeln können: Unterm Strich stand ein Nettogewinn von 21 Millionen Euro, nach einem Verlust in etwa der gleichen Höhe im Jahr davor. Die Experten der Erste Group bewerteten das endgültige Zahlenwerk als im Rahmen der Erwartungen. Vorläufige Ergebnisse hatte SBO bereits im Januar vorgelegt.
Klar zulegen konnten CA Immo mit plus 3,8 Prozent. Mayr-Melnhof stiegen um 3,4 Prozent. EVN , Flughafen Wien und Semperit verbesserten sich jeweils um mehr als zwei Prozent. Warimpex gewannen 5,5 Prozent./ste/sto/APA/ngu
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55533540-aktien-wien-schluss-verbund-aktien-gewinnen-nach-zahlen-016.htm
ZENTRALBANKEN – USA – DWS: Fed zeigt sich als Inflationsbekämpferin – VP Bank: Fed im Panikmodus – LBBW sieht zügige Folge von Fed-Zinserhöhungen – Commerzbank: Fed signalisiert mehr Zinsschritte – Rabobank: Fed macht im zweiten Halbjahr Zinspause – 17.3.2022
Die Fed hat sich nach Ansicht von Christian Scherrmann, DWS-Ökonom für die USA, als Inflationsbekämpferin positioniert. Die US-Notenbank, die häufig für ihre Fehleinschätzung der Inflation kritisiert worden sei, habe bei der aktuellen Sitzung das geliefert, was erwartet worden sei: Eine Anhebung um 25 Basispunkte, die erste Zinserhöhung seit 2018. „Die Zentralbank deutete jedoch an, dass noch weitere geldpolitische Straffungen folgen würden, und zeigte sich entschlossener als von den Märkten erwartet, die Inflation mit allen Mitteln zu bekämpfen“, analysiert Scherrmann.
*** VP Bank: Fed im Panikmodus
„Es scheint als ob die Fed im Panikmodus wäre“, befindet Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank. „Sie eröffnet ihren geldpolitischen Straffungszyklus mit einigen Paukenschlägen. Zwar werden wirtschaftliche Risiken aufgrund des Kriegs in der Ukraine erwähnt, doch die Gefahren für die Konjunktur werden letztlich auf die Plätze verwiesen. Laut Fed-Präsident Jerome Powell wird es länger bis zum Erreichen des Inflationszielwertes von 2 Prozent dauern.“
*** LBBW sieht zügige Folge von Fed-Zinserhöhungen
Angesichts des immer bedrohlicher anschwellenden Inflationsdrucks in den USA sei es höchste Zeit gewesen, dass die US-Notenbank eine Normalisierung ihrer Geldpolitik eingeleitet habe, befindet LBBW-Analyst Elmar Völker. „Da der Preisdruck durch die Folgen des Ukraine-Kriegs zusätzlich befeuert werden dürfte, ist es wahrscheinlich, dass in relativ zügiger Abfolge weitere Leitzinsanhebungen hinzukommen. Der nächste Schritt dürfte bereits auf der kommenden Sitzung Anfang Mai gemacht werden – jedenfalls sofern es bis dahin keine starken Anzeichen gibt, dass die Folgen des Ukraine-Kriegs den US-Konjunkturaufschwung akut gefährden.“
*** Commerzbank: Fed signalisiert mehr Zinsschritte
Für Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner steht im Zentrum der Sitzung, dass die Fed eine ganze Reihe weiterer Zinsschritte in Aussicht gestellt und einen baldigen Beginn des Abbaus ihres Wertpapierportfolios angekündigt hat. „Per Ende 2022 wird jetzt ein Leitzins von 1,9 Prozent erwartet, volle 100 Basispunkte mehr als bei der letzten Projektion im Dezember. Dies wäre – einschließlich der heutigen Sitzung – mit sieben Schritten zu je 25 Basispunkten im Jahr 2022 zu erreichen, was auf einen Zinsschritt auf jeder Sitzung hinausliefe“, schreibt Weidensteiner in einem Kommentar.
*** Rabobank: Fed macht im zweiten Halbjahr Zinspause
Rabobank-Volkswirt Philip Marey erwartet, dass die US-Wirtschaft den Krieg in der Ukraine erst im zweiten Halbjahr richtig spüren wird. „Das wird die Fed nach vier aufeinander folgenden Schritten von 25 Basispunkten dazu bringen, eine Pause einzulegen“, schreibt Marey in einem Kommentar. Damit werde sie eine Rezession verhindern wollen. Der Rabobank-Analyst geht davon aus, dass die Fed ihre Zinserhöhungen dann erst 2023 fortsetzen wird.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55526226-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – BRASILIEN – Brasiliens Zentralbank erhöht Leitzins um 100 Basispunkte – 17.3.2022
Die brasilianische Notenbank hat ihren Leitzins erneut angehoben und angesichts der Unsicherheit auch ausgehend von dem Krieg in der Ukraine auf die Inflation mögliche weitere Erhöhungen dieses Jahr in Aussicht gestellt. Der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank hob den Leitzins Selic um 100 Basispunkte auf 11,75 Prozent an. Damit markiert der brasilianische Leitzins den höchsten Stand seit 2017. Im März 2021 hatte der Selic noch auf einem Rekordtief von 2,00 Prozent gelegen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55526226-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – TÜRKEI – Türkei bestätigt Leitzins trotz Inflation über 50 Prozent – 17.3.2022
Die türkische Zentralbank hat sich dafür entschieden, ihren Leitzins trotz des anhaltenden Anstiegs der Inflationsrate den dritten Monat in Folge bei 14,00 Prozent zu belassen. Höhere Energiepreise und eine umfangreiche Mindestlohnerhöhung zu Beginn des Jahres sowie die starken Kursverluste der Lira Ende 2021 haben die Inflation angeheizt, die im Februar auf 54,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren gestiegen ist.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530391-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – TÜRKEI – Türkische Notenbank belässt Leitzins bei 14 Prozent – trotz hoher Inflation – 17.3.2022
ANKARA (dpa-AFX) – Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins trotz einer extrem hohen Inflation erneut nicht angetastet. Er bleibe bei 14 Prozent, teilte die Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit. Volkswirte hatten mit der Entscheidung gerechnet. Seit Beginn des Jahres haben Währungshüter den Zins stabil gehalten, nachdem er im vergangenen Jahr massiv gesenkt worden war.
Der aktuelle Leitzins liegt deutlich unter der sehr hohen Inflationsrate, die im Februar auf rund 54 Prozent gesprungen war. Auch in den kommenden Monaten wird mit einer hohen Inflation in der Türkei gerechnet. Nach Einschätzung des Experten Tatha Ghose von der Commerzbank liegen die mittelfristigen Inflationserwartungen mittlerweile bei über 40 Prozent.
Zu den hohen Inflationserwartungen tragen auch die Folgen des Ukraine-Kriegs bei. Die Türkei ist auf Energieimporte angewiesen und leidet daher unter dem jüngsten Preissprung an den Rohstoffmärkten.
Als Grund für die starke Teuerung gilt unter Experten aber auch die Wirtschaftspolitik des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seine Forderung niedriger Leitzinsen. Er glaubt entgegen der vorherrschenden Lehrmeinung, dass hohe Zinsen eine Inflation verursachen. „Die Geldpolitik der türkischen Notenbank entbehrt jeglicher Inflationsbekämpfung“, kommentierte Commerzbank-Experte Ghose.
Nach der Zinsentscheidung hat die Lira die Verluste aus dem frühen Handel weiter ausgebaut. Generell hat die Geldpolitik zu einem Verfall des Wechselkurses der Lira geführt, den die Notenbank mit Interventionen aufzuhalten versucht. Nachdem sich die Lira im Handel mit dem Dollar und dem Euro in den Monaten Januar und Februar vergleichsweise stabil halten konnte, ist sie im März wieder stärker unter Druck geraten. Die schwache Lira sorgte über stark steigende Einfuhrpreise für weiteren Preisdruck. Die Bevölkerung leidet vor allem unter hohen Energie- und Lebensmittelpreisen./jkr/jsl/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55529291-tuerkische-notenbank-belaesst-leitzins-bei-14-prozent-trotz-hoher-inflation-016.htm
ZENTRALBANKEN – GROSSRITANNIEN – ROUNDUP: Britische Notenbank hebt Leitzins an und wird vorsichtiger – 17.3.2022
LONDON (dpa-AFX) – Die britische Notenbank hat ihre Geldpolitik erneut gestraft. Der Leitzins steige um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent, teilte die Bank of England am Donnerstag nach der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses in London mit. Analysten hatten den Schritt mit großer Mehrheit erwartet. Es ist bereits die dritte Zinsanhebung im Königreich in der Corona-Pandemie. Eine erste Straffung hatten die Währungshüter Ende vergangenen Jahres vorgenommen, eine zweite folgte im Februar.
Hintergrund der strafferen Ausrichtung ist die hohe Inflation, die infolge des Ukraine-Kriegs weiter steigen dürfte. Auch die Bank of England wies in ihrer Erklärung zum Zinsentscheid auf diese absehbare Entwicklung hin. Demnach könnte die Inflationsrate im Jahresverlauf „einige Prozentpunkte“ höher ausfallen als bisher erwartet. Ausschlaggebend sind vor allem die Energie- und Rohstoffpreise, die infolge des russischen Einmarschs in die Ukraine und scharfer Sanktionen vieler Länder bereits deutlich gestiegen sind.
Da der Krieg aber nicht nur die Inflation steigen lässt, sondern auch das Wirtschaftswachstum belasten dürfte, wird die britische Notenbank vorsichtiger. So heißt es nun, dass in den kommenden Monaten weitere geldpolitische Straffungen angebracht sein könnten. Bisher hatte die Formulierung etwas zielsicherer gelautet, dass weitere Zinsanhebungen wahrscheinlich seien.
An den Finanzmärkten geriet das britische Pfund nach der zurückhaltenderen Positionierung der Bank of England unter Druck. Die Renditen am britischen Anleihemarkt gaben nach. Der Aktienmarkt reagierte mit Kursgewinnen auf die Entscheidungen./bgf/jsl/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530794-roundup-britische-notenbank-hebt-leitzins-an-und-wird-vorsichtiger-016.htm
ZENTRALBANKEN – GROSSBRITANNIEN – Bank of England erhöht Leitzins zum dritten Mal in Folge – 17.3.2022
Von Paul Hannon und Andreas Plecko
LONDON (Dow Jones)–Die Bank of England (BoE) hat im Kampf gegen die hohe Inflation ihren Leitzins erneut erhöht. Der Leitzins steigt um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent. Börsianer und Ökonomen hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Es war die dritte Zinserhöhung in Serie. Der Beschluss für die Erhöhung um 25 Basispunkte fiel mit 8 zu 1 Stimmen. Ratsmitglied Jon Cunliffe votierte für einen konstanten Zins bei 0,50 Prozent.
Die Inflation in Großbritannien war im Januar auf ein 30-Jahreshoch von 5,5 Prozent geklettert und lag damit deutlich über dem Ziel der Bank von 2,0 Prozent. Der russische Krieg in der Ukraine hat die ohnehin schon schwierige Inflationslage weiter verschärft, da Großbritannien ein Nettoimporteur wichtiger Rohstoffe ist. Die durch die Pandemie verursachten Probleme in der Versorgungskette und in geringerem Maße auch der Brexit haben ebenfalls zur hohen Inflation beigetragen.
Die Entscheidung der BOE kam einen Tag nach der Entscheidung der US-Notenbank, die Zinsen zum ersten Mal seit 2018 anzuheben und bis zum Jahresende sechs weitere Erhöhungen vorzusehen, und zwar aus ähnlichen Gründen – hohe Inflation und enger Arbeitsmarkt.
Die BoE erklärte, der Anstieg der Rohstoffpreise seit dem Einmarsch Russlands bedeute, dass die Inflationsrate in den drei Monaten bis Juni bei etwa 8 Prozent liegen werde und später im Jahr vielleicht sogar noch höher. In den kommenden Monaten könnten weitere Erhöhungen erforderlich sein, fügte die BoE hinzu.
Der globale Inflationsdruck werde sich in den kommenden Monaten noch erheblich verstärken, während sich das Wachstum in den Volkswirtschaften, die Nettoenergieimporteure sind, einschließlich des Vereinigten Königreichs, wahrscheinlich verlangsamen werde.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530278-bank-of-england-erhoeht-leitzins-zum-dritten-mal-in-folge-015.htm
ZENTRALBANKEN – GROSSBRITANNIEN – DOKUMENTATION/Erklärung der Bank of England zur Ratssitzung – 17.3.2022
Dow Jones Newswires sendet im Anschluss den von der Bank of England (BoE) veröffentlichten Text zur Ratssitzung vom 17. März 2022 im Wortlaut.
The Bank of England condemns Russia’s unprovoked invasion and the suffering inflicted on Ukraine. The Bank is working closely with the UK Government to support its response in coordination with international authorities. The Bank’s Monetary Policy Committee (MPC) supports this condemnation and welcomes these actions.
The MPC sets monetary policy to meet the 2% inflation target, and in a way that helps to sustain growth and employment. At its meeting ending on 16 March 2022, the MPC voted by a majority of 8-1 to increase Bank Rate by 0.25 percentage points, to 0.75%. One member preferred to maintain Bank Rate at 0.5%.
In the MPC’s central projections in the February Monetary Policy Report, published before Russia’s invasion of Ukraine, UK GDP growth was expected to slow to subdued rates during the course of this year. This in large part reflected the adverse impact of the previous, already large, increases in global energy and tradable goods prices on UK real aggregate income and spending. As a result, a margin of spare capacity was projected to open up and the unemployment rate to rise to 5% by 2025. CPI inflation was expected to peak at around 7¼% in April 2022. Upward pressures on inflation were expected to dissipate over time and, conditioned on the rising market-implied path for Bank Rate expected at the time of the February Report and the MPC’s current forecasting convention for future energy prices, CPI inflation was projected to fall back to a little above the 2% target in two years‘ time and to below the target by a greater margin in three years.
Developments since the February Report are likely to accentuate both the peak in inflation and the adverse impact on activity by intensifying the squeeze on household incomes.
Regarding inflation, the invasion of Ukraine by Russia has led to further large increases in energy and other commodity prices including food prices. It is also likely to exacerbate global supply chain disruptions, and has increased the uncertainty around the economic outlook significantly. Global inflationary pressures will strengthen considerably further over coming months, while growth in economies that are net energy importers, including the United Kingdom, is likely to slow.
Turning to economic activity, UK GDP in January was stronger than expected in the February Report. Business confidence has held up and labour market activity data have remained robust. Consumer confidence has, however, fallen in response to the squeeze on real household disposable incomes. That impact on real aggregate income is now likely to be materially larger than implied by the projections in the February Report, consistent with a weaker outlook for growth and employment, all else equal.
Twelve-month CPI inflation rose from 5.4% in December to 5.5% in January, which triggered the exchange of open letters between the Governor and the Chancellor of the Exchequer that is being published alongside this monetary policy announcement. Inflation is expected to increase further in coming months, to around 8% in 2022 Q2, and perhaps even higher later this year. The projected overshoot of inflation relative to the 2% target to an increasing extent reflects global energy prices, with some further material contribution from tradable goods prices. Service price inflation has also picked up, although to a lesser extent than other components, with core services prices returning to their pre-Covid trend. Underlying nominal earnings growth is estimated to have remained above pre-pandemic rates, and is still expected to strengthen over the coming year.
If sustained, the latest rise in energy futures prices means that Ofgem’s utility price caps could again be substantially higher when they are reset in October 2022. This could temporarily push CPI inflation around the end of this year above the level projected for April, which was previously expected to be the peak. Further out, inflation is expected to fall back materially, as energy prices stop rising and as the squeeze on real incomes and demand puts significant downward pressure on domestically generated inflation. That judgement also reflects that monetary policy will act to ensure that longer-term inflation expectations are well anchored around the 2% target.
The MPC’s remit is clear that the inflation target applies at all times, reflecting the primacy of price stability in the UK monetary policy framework. The framework also recognises that there will be occasions when inflation will depart from the target as a result of shocks and disturbances. The economy has recently been subject to a succession of very large shocks. Russia’s invasion of Ukraine is another such shock. In particular, should recent movements prove persistent, the very elevated levels of global energy and tradable goods prices, of which the United Kingdom is a net importer, will necessarily weigh further on UK real aggregate income and spending. This is something monetary policy is unable to prevent. The role of monetary policy is to ensure that, as this real economic adjustment occurs, it does so consistent with achieving the 2% inflation target sustainably in the medium term, while minimising undesirable volatility in output.
Given the current tightness of the labour market, continuing signs of robust domestic cost and price pressures, and the risk that those pressures will persist, the Committee judges that an increase in Bank Rate of 0.25 percentage points is warranted at this meeting.
Based on its current assessment of the economic situation, the Committee judges that some further modest tightening in monetary policy may be appropriate in the coming months, but there are risks on both sides of that judgement depending on how medium-term prospects for inflation evolve. The MPC will review developments in the light of incoming data and their implications for medium-term inflation, including the economic implications of recent geopolitical events, as part of its forthcoming forecast round ahead of the May 2022 Monetary Policy Report. DJG/apo
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530096-dokumentation-erklaerung-der-bank-of-england-zur-ratssitzung-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lagarde: EZB kann neue Instrumente gegen Fragmentierung entwickeln – 17.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) würde einem zu starken Anstieg der Staatsanleihe-Renditedifferenzen nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde auch mit neuen Instrumenten begegnen. Lagarde sagte bei der Konferenz „The ECB and it’s Watchers“: „Falls erforderlich, können wir neue Instrumente entwickeln und einsetzen, um die geldpolitische Transmission auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik sicherzustellen“, sagte Lagarde. Sie fügte hinzu: „Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir zu dieser Kreativität fähig sind.“ Die Reinvestition von Tilgungsbeträgen fällig gewordener Anleihen sei nur eine von mehreren Möglichkeiten.
Die EZB-Präsidentin sagte außerdem, dass sich der EZB-Rat nach dem Ende der Nettokäufe unter dem APP-Programm Zeit nehmen werde, um sicherzugehen, dass sich die Inflation tatsächlich in die von ihm erwartete Richtung bewege.
Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine steht die EZB Lagarde zufolge vor einer neuen Herausforderung: „Wir sind zunehmend zuversichtlich, dass die Inflationsdynamik mittelfristig nicht zu dem Muster zurückkehren wird, das wir vor der Pandemie gesehen haben. Aber wir müssen einen Schock bewältigen, der die Inflation kurzfristig über unser Ziel hinaus treibt und das Wachstum verringert“, sagte sie.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55528218-lagarde-ezb-kann-neue-instrumente-gegen-fragmentierung-entwickeln-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lagarde: EZB wird auf Risiken durch Ukraine-Krieg flexibel reagieren – 17.3.2022
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat angesichts der Risiken durch den Ukraine-Krieg ihre Flexibilität betont. Man sei bereit, bei Bedarf den Kurs zu ändern, falls die Invasion Russlands in die Ukraine „neue Inflationstendenzen“ in Gang setze, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf einer Konferenz am Donnerstag in Frankfurt. Der Krieg in der Ukraine werde zu einer höheren Inflation und einem schwächeren wirtschaftlichen Wachstum führen.
Sie verwies auf den zunehmenden Preisdruck durch steigende Energie- und Rohstoffkosten. Gleichzeitig belasteten ein sinkendes Vertrauen und steigende Energiekosten das Wirtschaftswachstum. Schon die rasche Erholung aus der Corona-Pandemie habe zu höheren Energiekosten, Lieferengpässen und Preisdruck geführt.
Da der Ukraine-Krieg sowohl das Wachstum belastet als auch die Inflation erhöht, ist die Geldpolitik noch schwieriger geworden. „Wir sind uns aber auch der grundlegenden Risiken bewusst, die durch den Krieg und die von ihm ausgehende Unsicherheit verursacht werden“, sagte Lagarde. „Aus diesem Grund werden alle unsere geldpolitischen Entscheidungen in den kommenden Monaten zwangsläufig von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges geprägt und von Wirtschaftsdaten abhängig sein.“
Die EZB hatte auf ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag einen beschleunigten Ausstieg aus ihren Anleihekäufen beschlossen. Viele Beobachter erwarten, dass die EZB angesichts der hohen Inflation in diesem Jahr die Zinsen anheben wird. So ist die Inflationsrate im Februar mit 5,9 Prozent auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro gestiegen.
Die Notenbank strebt lediglich eine Rate von zwei Prozent an. Zumindest auf mittlere Sicht erwartet die Notenbank, dass dieses Ziel erreicht wird. Lange ist die Notenbank davon ausgegangen, dass die Inflation wieder unter die Marke von zwei Prozent fällt./jsl/bgf/zb © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55528730-lagarde-ezb-wird-auf-risiken-durch-ukraine-krieg-flexibel-reagieren-016.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Schnabel: EZB muss auf Energiepreisinflation „balanciert“ reagieren – 17.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) muss sich nach den Worten von EZB-Direktorin Isabel Schnabel darauf einstellen, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft mit einem höheren Preisdruck von der Energieseite einhergeht. Bei der Konferenz „The ECB and it’s Watchers“ fordert Schnabel allerdings, zwischen drei Arten von Energiepreisinflafation zu unterscheiden und darauf unterschiedlich zu reagieren.
Der Preisdruck infolge von Klimaereignissen („Climateflation“) und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen („Fossilflation“) stellt Schnabel zufolge negative Schocks und „Terms-of-Trade-Schocks“ dar, die eine „fein ausbalancierte Reaktion“ der Geldpolitik erforderten. Dagegen sei der Preisdruck durch den Übergang zur Klimaneutralität („Greenflation“) ein positiver und lang anhaltender Angebotsschock, mit dem die EZB in konventioneller Weise umgehen könne, indem die Inflation und Output gleichzeitig bremse.
Schnabel zufolge ist aktuell hohe Inflation vor allem „Climateflation“ und „Fossilflation“. „Einerseits ist Vorsicht geboten, um die negativen Auswirkungen zu minimieren, die eine Änderung des geldpolitischen Kurses auf die Gesamtnachfrage in einer Zeit haben könnte, in der die Wirtschaft unter den höheren Energie- und Lebensmittelpreisen leidet“, sagte Schnabel laut veröffentlichtem Redetext. Dies gelte umso mehr wegen der Unsicherheit, die der Einmarsch Russlands in der Ukraine für das Vertrauen und die Gesamtnachfrage im Euroraum bedeute.
Schnabel rechnet damit, dass die so entstehende Inflation bis auf weiteres hoch bleiben wird, wenn die EU ihre Gaseinfuhren aus Russland bis Jahresende tatsächlich um zwei Drittel kürzt. Die Future-Preise am Energiemarkt seien insofern wenig aussagekräftig. Schnabel sieht außerdem die Gefahr, dass eine verglichen mit anderen Zentralbanken lockerere Geldpolitik den Wechselkurs des Euro belasten und damit die Kaufkraft der Haushalte zusätzliche belasten würde.
„Andererseits sind die aktuellen Inflationsaussichten selbst unter Berücksichtigung dieser Unsicherheit nicht mehr mit den außergewöhnlichen politischen Maßnahmen vereinbar, die wir zur Bekämpfung der sehr niedrigen Inflation ergriffen haben“, sagte Schnabel weiter fügte hinzu: „Selbst nach einem Ende der Nettoanleihekäufe im dritten Quartal, wie wir es derzeit erwarten, wäre unsere Geldpolitik immer noch sehr akkommodierend.“ Gleichwohl sollte die EZB nur dann einen straffen geldpolitischen Kurs einschlagen, wenn die Inflationserwartungen zu entgleisen drohten.
„Die Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen und sowohl unseren Planeten als auch das Recht freier Gesellschaften auf territoriale Integrität und Unabhängigkeit zu schützen, werden ein neues Zeitalter der Energiepreisinflation einläuten“, sagte die EZB-Direktorin.
Nach Aussage der EZB-Direktorin kann die EZB selbst einiges tun, um den grünen Wandel zu unterstützen. So schlug sie vor, im Rahmen der Reinvestition von Tilgungsbeträgen die Struktur des APP-Unternehmensanleiheportfolios umweltfreundlicher zu gestalten – „sobald wir entschieden haben, wie der Grundsatz der Marktneutralität, der derzeit unsere Anleihekäufe leitet, geändert werden soll“, wie sie anmerkte.
Als weiteres Beispiel nannte Schnabel eine Begrenzung des Volumens von Repo-Sicherheiten von Emittenten mit hohen CO2-Emissionen. „Es ist zu erwarten, dass sich solche Änderungen im Laufe der Zeit auf den gesamten Sicherheitenbestand der Geschäftspartner des Eurosystems auswirken werden“, sagte sie.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55531796-schnabel-ezb-muss-auf-energiepreisinflation-balanciert-reagieren-015.htm
USA – USA – US-Industrieproduktion im Februar gestiegen – 17.3.2022
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Industrie in den USA hat im Februar ihre Produktion hochgefahren. Sie erhöhte sich im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent, wie die Federal Reserve mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten genau diese Entwicklung prognostiziert.
Die Kapazitätsauslastung verbesserte sich auf 77,6 Prozent von 77,3 im Vormonat. Hier waren Ökonomen von 77,8 Prozent ausgegangen. Für den Vormonat wurde die Auslastung auf 77,3 (vorläufig: 77,6) Prozent revidiert.
Die Industrieproduktion war im vorangegangen Monat nach bestätigten Angaben unverändert geblieben. Im Jahresvergleich wurde im Februar 7,5 Prozent mehr produziert.
Im verarbeitenden Gewerbe, das für einen Großteil der Industrieproduktion steht, wurde gegenüber dem Vormonat ein Produktionsplus von 1,2 Prozent verzeichnet nach 0,0 Prozent. Die Jahresrate lag bei plus 7,8 Prozent.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55531186-us-industrieproduktion-im-februar-gestiegen-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55531087-usa-industrieproduktion-steigt-wie-erwartet-016.htm
USA – USA: Philly-Fed-Index hellt sich überraschend auf – 17.3.2022
PHILADELPHIA (dpa-AFX) – Das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia hat sich im März überraschend aufgehellt. Der Indikator der regionalen Notenbank für die Industrie (Philly-Fed-Index) stieg um 11,4 Punkte auf 27,4 Zähler, wie die Zentralbank am Donnerstag in Philadelphia mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem leichten Rückgang auf 14,5 Punkte gerechnet.
Der Philly-Fed-Index misst die wirtschaftliche Aktivität in der Region Philadelphia. Ein Wert über null Punkten deutet auf einen Anstieg der Wirtschaftsaktivität hin, ein Wert unter null signalisiert einen Rückgang. Der Indikator signalisiert derzeit also ein Wirtschaftswachstum./bgf/jkr/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530382-usa-philly-fed-index-hellt-sich-ueberraschend-auf-016.htm
USA – USA: Baubeginne legen deutlich zu – 17.3.2022
WASHINGTON (dpa-AFX) – Die US-Bauwirtschaft hat sich im Februar besser entwickelt als erwartet. Die Anzahl neu begonnener Bauten stieg deutlich, während die Genehmigungen weniger als erwartet zurückgingen.
Die Baubeginne stiegen zum Vormonat um 6,8 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg um 3,8 Prozent gerechnet.
Die Zahl der Baugenehmigungen fiel um 1,9 Prozent. Hier war ein Rückgang um 2,4 Prozent erwartet worden. Die Baugenehmigungen laufen den Baubeginnen zeitlich voraus. Sie geben einen Hinweis auf die zu erwartende Bautätigkeit./jsl/bgf/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530596-usa-baubeginne-legen-deutlich-zu-016.htm
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sinken stärker als erwartet – 14.3.2022
WASHINGTON (dpa-AFX) – In den USA hat sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert. In der vergangenen Woche ging die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 15 000 auf 214 000 zurück, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 220 000 Anträgen gerechnet.
Die wöchentlichen Erstanträge gelten als zeitnaher Indikator für die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Mittlerweile hat die Zahl der Hilfsanträge wieder ungefähr das Niveau erreicht, das in den Jahren vor der Corona-Krise herrschte.
Die US-Notenbank Fed berücksichtigt die Entwicklung am Arbeitsmarkt stark bei ihren geldpolitischen Entscheidungen. Angesicht des robusten Arbeitsmarktes und der hohen Inflation hat die US-Notenbank am Mittwoch erstmals in der Corona-Pandemie ihren Leitzins erhöht und für den weiteren Verlauf des Jahres weitere Zinsschritte signalisiert. Für Verunsicherung sorgt allerdings der Ukraine-Krieg, dessen konkrete wirtschaftliche Folgen noch nicht absehbar sind./jkr/bgf/mis
&&& dpa-AFX: … Für die Vorwoche wurde der Wert nach oben revidiert, auf 229.000 von ursprünglich 227.000. Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 8.750 auf 223.000.
In der Woche zum 5. März erhielten 1,419 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 71.000.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530241-usa-erstantraege-auf-arbeitslosenhilfe-sinken-staerker-als-erwartet-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530584-erstantraege-auf-us-arbeitslosenhilfe-sinken-spuerbar-015.htm
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RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (aktuell)
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/russland-ukraine-krieg-news-ticker-kw-11,T02AMPD
RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (abgeschlossen)
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ereignisse-im-russland-ukraine-krieg-im-rueckblick-kw-11,SyBZtyZ
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 17.3.2022 (aktuell)
https://www.n-tv.de/politik/06-00-Mehrere-Explosionen-in-Lemberg–article23143824.html
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 16.3.2022 (abgeschlossen)
https://www.n-tv.de/politik/21-15-UN-registrieren-726-getoetete-Zivilisten-darunter-52-Kinder–article23205161.html
GESAMT-ROUNDUP 2: Selenskyj bittet Deutschland um mehr Hilfe – USA warnen China – Präsident Selenskyj beschreibt das Leid im Kriegsgebiet – Selenskyj dankt den Deutschen – Mitverantwortlich an „neuer Mauer“: Selenskyj ruft Deutschland zur Verantwortung – Russland lehnt Ukraine-Anordnung des Internationalen Gerichtshofs ab – Russland setzt Verhandlungen mit der Ukraine fort – Mehr als drei Millionen Menschen fliehen aus der Ukraine – Bund betont finanzielle Mitverantwortung bei Ukraine-Flüchtlingen – Krieg beeinflusst Wachstum und Inflation negativ – 17.3.2022, 21:23
KIEW (dpa-AFX) – Die Ukraine hat angesichts von Tod, Zerstörung und der Flucht von Millionen Menschen durch den russischen Angriff Deutschland um mehr Hilfe gebeten. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Donnerstag in einer Videobotschaft an die Abgeordneten des Bundestages, die Menschen in der Ukraine wollten frei leben und sich keinem anderen Land unterwerfen, das Ansprüche auf das eigene Gebiet stelle. Er dankte allen Deutschen, die sich für die Ukraine einsetzten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte weitere Unterstützung in Aussicht.
Die US-Regierung warnte China erneut davor, Russland im Krieg gegen die Ukraine mit militärischer Ausrüstung zu unterstützen. In einem solchen Fall würden die USA nicht zögern, China „Kosten“ aufzubürden, sagte Außenminister Antony Blinken in Anspielung auf mögliche Sanktionen.
*** Präsident Selenskyj beschreibt das Leid im Kriegsgebiet
Selenskyj sagte in seiner Ansprache: „Russland bombardiert unsere Städte und zerstört alles in der Ukraine: Wohnviertel, Krankenhäuser, Schulen, Kirchen – alles. Mit Raketen, mit Bomben, mit Artillerie. In drei Wochen sind sehr viele Ukrainer gestorben, Tausende. Die Besatzer haben 108 Kinder getötet – mitten in Europa, bei uns, im Jahr 2022.“
In der vom Krieg besonders stark betroffenen Hafenstadt Mariupol sind nach Angaben des Stadtrates etwa 80 Prozent der Wohnungen zerstört worden. „Täglich werden durchschnittlich 50 bis 100 Bomben auf die Stadt geworfen. Die Verwüstung ist enorm.“
Die EU wertet die Belagerung und Bombardierung Mariupols durch russische Truppen als „ernsthaften und schwerwiegenden Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht“.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat seit dem Einmarsch den Tod von 780 Zivilisten dokumentiert. Das Hochkommissariat gibt nur Todes- und Verletztenzahlen bekannt, die es selbst unabhängig überprüft hat – die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.
*** Selenskyj dankt den Deutschen
Präsident Selenskyj dankte allen Deutschen, die sich für die Ukraine einsetzen – auch Unternehmen, die Moral über Gewinn stellen. Zugleich beklagte er, dass er lange vergeblich um Hilfe gebeten und sein Ansinnen eines Nato-Beitritts keinen Erfolg gehabt habe.
Eine neue Mauer in Europa weckt Erinnerung an Berliner Mauer
*** Mitverantwortlich an „neuer Mauer“: Selenskyj ruft Deutschland zur Verantwortung
Selenskyj machte Deutschland aber auch mitverantwortlich für eine aus seiner Sicht neue Mauer in Europa, eine Mauer zwischen Freiheit und Unfreiheit. Er wandte sich dann direkt an Kanzler Scholz: „Lieber Herr Bundeskanzler Scholz, zerstören Sie diese Mauer. Geben Sie Deutschland die Führungsrolle, die Deutschland verdient.“ Er zitierte damit den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, der 1987 bei einem Berlin-Besuch vom sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow gefordert hatte, die Berliner Mauer niederzureißen.
*** Russland lehnt Ukraine-Anordnung des Internationalen Gerichtshofs ab
Der Kreml lehnte am Donnerstag die Anordnung der höchsten Richter der Vereinten Nationen ab, die Gewalt zu beenden. Die Richter hatten dies am Mittwoch angeordnet und damit einer Klage der Ukraine stattgegeben. „Wir können keine Rücksicht auf diese Entscheidung nehmen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Das Gericht in Den Haag besitzt keine Mittel, um einen unterlegenen Staat zu zwingen, ein Urteil umzusetzen.
*** Kreml empört über Bidens Kriegsverbrecher-Äußerung
Als „inakzeptabel und unverzeihlich“ bezeichnete der Kreml eine Äußerung von US-Präsident Joe Biden. Dieser hatte Putin am Mittwoch erstmals öffentlich einen Kriegsverbrecher genannt. „Unser Präsident ist eine sehr weise, weitsichtige und kultivierte internationale Persönlichkeit“, sagte Kremlsprecher Peskow Interfax zufolge. Solche Worte kämen vom Präsidenten eines Landes, „das seit Jahren Menschen auf der ganzen Welt bombardiert“.
Biden legte am Donnerstag nach. Putin sei ein „mörderischer Diktator, ein reiner Verbrecher, der einen unmoralischen Krieg gegen die Menschen in der Ukraine führt“. Angesichts des russischen Angriffskrieges sieht Biden einen „Wendepunkt in der Geschichte“, den es nur alle paar Generationen gebe. „Ich denke, wir befinden uns in einem echten Kampf zwischen Autokratien und Demokratien und der Frage, ob Demokratien erhalten werden können oder nicht.“
*** Russland setzt Verhandlungen mit der Ukraine fort
Die Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau im Online-Format dauerten weiter an. „Die Arbeit wird fortgesetzt“, sagte Kremlsprecher Peskow. Russlands Bedingungen seien „äußerst klar, ausformuliert und den ukrainischen Verhandlungsführern vollständig zur Kenntnis gebracht“.
Selenskyjs Berater Alexander Rodnyansky dämpfte jedoch in der ARD-Sendung „maischberger. die woche“ die Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung. Russland versuche, Zeit zu kaufen, um neue Truppen heranzuziehen und dann wieder eine Offensive zu starten.
Dem Kreml geht es nach eigenen Angaben um eine „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ sowie einen neutralen Status der Ukraine. Außerdem fordert Moskau die Anerkennung der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisches Territorium und eine Souveränität der Separatistengebiete Luhansk und Donezk in ihren administrativen Grenzen. Die Ukraine will ihrerseits einen sofortigen Abzug russischer Truppen und einen Waffenstillstand erreichen. Kiew zeigte sich bereit, auf einen Nato-Beitritt zu verzichten, verlangt dafür aber Sicherheitsgarantien von anderen Ländern.
*** Mehr als drei Millionen Menschen fliehen aus der Ukraine
Inzwischen haben sich nach UN-Angaben rund 3,2 Millionen Menschen aus der Ukraine in Sicherheit gebracht. Allein 1,95 Millionen Flüchtlinge registrierte Polen, in Deutschland waren es laut Innenministerium offiziell mehr als 187 000.
*** Bund betont finanzielle Mitverantwortung bei Ukraine-Flüchtlingen
Bund und Länder wollen die Aufnahme der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine als Gemeinschaftsaufgabe angehen. Das betonten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nach einer Ministerpräsidentenkonferenz. Über die Frage, wer dabei welche Kosten trägt, erzielten Bund und Länder zunächst keine Einigung. Eine Arbeitsgruppe soll bis zum 7. April einen Beschluss vorbereiten.
*** Krieg beeinflusst Wachstum und Inflation negativ
Das globale Wachstum könnte durch den Ukraine-Krieg einer Analyse zufolge um mehr als einen Prozentpunkt schrumpfen. Im ersten vollen Jahr nach Beginn des Konflikts könnte außerdem die globale Inflation um fast 2,5 Prozentpunkte ansteigen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris mit. Die europäischen Volkswirtschaften seien insgesamt am stärksten betroffen – insbesondere diejenigen, die eine gemeinsame Grenze mit Russland oder der Ukraine hätten.
Unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine halbierte das Kieler Institut für Weltwirtschaft seine Wachstumsprognose für 2022. Auch das Wirtschaftsforschungsinstitut RWI rechnet damit, dass der Krieg das Wirtschaftswachstum in Deutschland spürbar bremst./da/DP/stw
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55534822-gesamt-roundup-2-selenskyj-bittet-deutschland-um-mehr-hilfe-usa-warnen-china-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – Der 22. Kriegstag im Überblick Russischer Kommandostand zerstört – Kreml droht mit „Säuberungen“ – Kiew: „Womöglich einige Generäle tot“ – Selenskyj liest Deutschland die Leviten – Biden erhöht den Druck auf China – Kreml spricht von „Säuberungen“ in Russland – inkl. Kartenwerk * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 7.3.2022, 21:44
Das ukrainische Militär will einen russischen Kommandostand zerstört haben. In Mariupol sind bereits 80 Prozent aller Wohnungen ausgebombt. Während Präsident Selenskyj der deutschen Regierung den Spiegel vorhält, spricht der Kreml von „Säuberungen“. Der 22. Kriegstag im Überblick.
*** Kiew: „Womöglich einige Generäle tot“
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben einen Kommandostand der russischen Armee zerstört. „Das bedeutet womöglich den Tod von einigen Generälen“, sagte Präsidentenberater Olexij Arestowytsch in einer Videobotschaft. Bislang sollen bereits vier von 20 russischen Generälen in der Ukraine gefallen sein. Der Berater des ukrainischen Präsidenten hoffte nach dem Schlag auf eine Kriegspause und eine weitere Desorganisation des Gegners.
Es soll sich um das Kommando der aus dem Fernen Osten Russlands stammenden 35. Armee handeln, teilte das ukrainische Militär mit. Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte teilte auf Facebook ein Drohnenvideo, auf dem die Zerstörung eines russischen Militärlagers zu sehen sein soll. Dazu schrieb Walerij Saluschnij, die ukrainische Artillerie habe in der Umgebung von Kiew einen „Highway to Hell“ für die 35. Armee organisiert. Das Video ist mit dem dazu passenden AC/DC-Song unterlegt. Insgesamt gab es dem Präsidentenberater Arestowytsch zufolge sonst kaum Lageveränderungen an den Frontlinien im Norden und Osten des Landes.
Russische Angriffe auf die vom Krieg stark betroffene südukrainische Hafenstadt Mariupol legten nach örtlichen Angaben bereits 80 Prozent der Wohnungen in Schutt und Asche. „Täglich werden durchschnittlich 50 bis 100 Bomben auf die Stadt geworfen. Die Verwüstung ist enorm“, teilte der Rat der Stadt bei Telegram mit. Mariupol sei seit 16 Tagen von russischen Truppen eingekesselt. Nach Angaben des Stadtrates harren noch immer mehr als 350.000 Menschen in der Stadt aus.
*** Selenskyj liest Deutschland die Leviten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hob in einer Videoansprache vor dem deutschen Bundestag hervor: „In Europa wird ein Volk vernichtet.“ Deutschland müsse eine Führungsrolle zum Schutz der Ukraine vor Russland einnehmen. Die Sanktionen seien zu spät gekommen, die Pipeline Nord Stream 2 habe den Krieg mit vorbereitet und der Ukraine sei der Beitritt zur NATO verweigert worden, monierte er. Deutschland machte er für eine Mauer mitverantwortlich, die sich durch Europa ziehe. „Es ist eine Mauer inmitten Europas zwischen Freiheit und Unfreiheit. Und diese Mauer wird größer mit jeder Bombe, die auf die Ukraine fällt, mit jeder nicht getroffenen Entscheidung.“
Bundeskanzler Olaf Scholz antwortete nicht auf Selenskyjs direkte Ansprache: „Herr Scholz, reißen Sie diese Mauer nieder“, sagte Selenskyj. Der schmucklose Übergang zur Tagesordnung nach dem Ende der Rede löste bei der Opposition im Bundestag Empörung aus. Erst später lehnte Scholz ein militärisches Eingreifen der NATO in den Krieg in der Ukraine erneut kategorisch ab. Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, es sei „die Verantwortung“ der Militärallianz, „zu verhindern, dass dieser Konflikt weiter eskaliert“. Denn dies werde nur „mehr Leid, Tod und Zerstörung“ bedeuten.
*** Biden erhöht den Druck auf China
Nachdem China sich auch drei Wochen nach Kriegsbeginn nicht von dem russischen Überfall auf die Ukraine distanziert hat, kündigte das Weiße Haus in Washington für Freitag ein Telefonat von Präsident Joe Biden mit dessen chinesischem Amtskollegen Xi Jinping an. Es werde dabei auch um die russische Invasion in der Ukraine gehen. Während Peking es bislang vermeidet, auch nur das Wort „Krieg“ zu verwenden, nannte Biden den russischen Präsidenten am Dienstagabend öffentlich einen „Kriegsverbrecher“.
Die von Moskau am Mittwoch verbreiteten Hoffnungen auf einen fast unterschriftsreifen Friedensvertrag zwischen Russland und der Ukraine stießen in Paris auf Skepsis. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian warf Russland vor, nur zum Schein mit der Ukraine zu verhandeln. Russland verfolge dieselbe Strategie wie bereits in Grosny in Tschetschenien und im syrischen Aleppo. „Erst bombardieren, dann sogenannte humanitäre Korridore einrichten, um dem Gegner vorzuwerfen, sie nicht zu respektieren, und schließlich verhandeln, nur um den Eindruck zu erwecken, dass verhandelt wird“, sagt Le Drian der Zeitung „Le Parisien“.
*** Kreml spricht von „Säuberungen“ in Russland
Nach der Drohrede des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen den Westen und die wachsende Zahl von Zweiflern im eigenen Land legte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau noch einmal nach. Der Einsatz in der Ukraine ermögliche auch die „Säuberung“ Russlands von „Verrätern“. „In solchen Situationen erweisen sich viele Menschen als Verräter und gehen von selbst aus unserem Leben“, sagte Peskow mit Bezug auf Russen, die ihre Jobs aufgäben und das Land verließen.
In einer Ansprache direkt an die russischen Soldaten griff der ehemalige kalifornische Gouverneur und Schauspieler Arnold Schwarzenegger die Kreml-Führung an. Mit seiner Propaganda-Maschinerie habe Putin nicht nur das eigene Volk belogen, sondern auch die eigenen Soldaten. Zu Tausenden seien die russischen Soldaten bereits auf dem Schlachtfeld gestorben. Ihre Leben wurden einem sinnlosen Krieg geopfert, der lediglich den Ehrgeiz der politischen Führung befriedigen solle. Die ganze Welt habe Russland für diesen Angriff verurteilt, sagte Schwarzenegger in dem neun-minütigen Twitter-Clip.
Nach Angaben eines hochrangigen Mitarbeiters im Pentagon verfügen die USA über Hinweise auf eine nachlassende Kampfmoral in einigen Einheiten der russischen Truppen. Gründe seien mangelhafte Führung, kaum Informationen über Sinn und Zweck des Einsatzes und der unerwartet heftige Widerstand, sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Quelle: ntv.de, mau/AFP/rts
https://www.n-tv.de/politik/Russischer-Kommandostand-zerstoert-Kreml-droht-mit-Saeuberungen-article23204838.html
Weitere Artikel zum Ukraine-Krieg
Völkisch gesinnte Miliz Was ist das umstrittene „Regiment Asow“? – 17.3.2022
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„Unangemessen und respektlos“ Nach Selenskyjs Rede: „Würdelosester Moment, den ich je erlebt habe“ – 17.3.2022
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Schwarzenegger redet russischen Soldaten ins Gewissen – 17.3.2022
https://www.n-tv.de/leute/Schwarzenegger-redet-russischen-Soldaten-ins-Gewissen-article23204140.html
Selenskyj hält Deutschland den Spiegel vor Von Markus Lippold
https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-haelt-Deutschland-den-Spiegel-vor-article23203014.html
So peinlich war der Bundestag noch nie Von Hendrik Wieduwilt
https://www.n-tv.de/politik/So-peinlich-war-der-Bundestag-noch-nie-article23203456.html
Wie würde der Westen auf einen Chemiewaffen-Einsatz reagieren? Von Roland Peters
https://www.n-tv.de/politik/Wie-wuerde-der-Westen-auf-einen-Chemiewaffen-Einsatz-reagieren-article23201938.html
Wie echt war Owssjannikowas Protest? Von Nicole Ankelmann
RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL – OECD fordert gezielte Unterstützung für die Schwächsten, da der Krieg den globalen Aufschwung untergräbt – 17.3.2022
Der Krieg Russlands gegen das ukrainische Volk ist ein zutiefst erschütternder Moment für die Welt. Tausende von Menschen wurden getötet, Millionen sind vor dem Krieg geflohen. Abgesehen von der anhaltenden humanitären Katastrophe sind die wirtschaftlichen Schäden bereits weltweit zu spüren und drohen immer gravierender zu werden.
In ihrer ersten Bewertung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen und politischen Implikationen des Krieges in der Ukraine stellt die OECD fest, dass der Einmarsch Russlands am 24. Februar 2022 eine humanitäre Krise in der Ukraine ausgelöst hat, die Leben, Häuser und Infrastrukturen zerstört und gleichzeitig die starke Erholung der Weltwirtschaft von der Pandemie COVID 19 in Frage stellt.
Angesichts dieser Ungewissheit schätzt die OECD, dass das weltweite Wirtschaftswachstum in diesem Jahr aufgrund des Konflikts um mehr als einen Prozentpunkt niedriger ausfallen wird, während die Inflation, die zu Beginn des Jahres bereits hoch war, weltweit um weitere 2,5 Prozentpunkte ansteigen könnte.
Bereits jetzt sind rund 3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen, und in den kommenden Wochen werden weitere Flüchtlingswellen erwartet. In Europa ist diese Zahl weitaus höher als bei der jüngsten Flüchtlingskrise in Syrien. Während sich die meisten Flüchtlingsströme bisher auf die Nachbarländer konzentriert haben, fordert die OECD eine größere Solidarität der EU, um die Herausforderung zu bewältigen.
Die Rohstoffpreise sind stark angestiegen. Auf Russland und die Ukraine entfällt zusammen etwa ein Drittel der weltweiten Weizenexporte, und sie sind wichtige Produzenten von Düngemitteln und in der Industrie verwendeten Metallen wie Nickel und Palladium. Störungen bei Weizen, Mais und Düngemitteln könnten den Hunger und die Ernährungsunsicherheit in der Welt verschärfen. Steigende Metallpreise könnten sich auf eine Vielzahl von Branchen wie die Flugzeug-, Automobil- und Chipindustrie auswirken.
Da Russland rund 16 % des weltweiten Erdgases und 11 % des Erdöls liefert, sind die Energiepreise alarmierend in die Höhe geschnellt. Vor allem Europa ist in hohem Maße von russischem Gas und Öl abhängig. Die Gas-Spotpreise in Europa sind heute mehr als zehnmal so hoch wie vor einem Jahr, während sich die Kosten für Öl im gleichen Zeitraum fast verdoppelt haben. Der Preisschock wird die Haushalte treffen und die Produktion von Waren und Dienstleistungen weltweit beeinträchtigen.
Bei der heutigen Vorstellung der Bewertung sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann: „Die aus diesem Krieg resultierende Verknappung des Rohstoffangebots verschärft die durch die Pandemie verursachten Unterbrechungen der Versorgungskette, die Verbraucher und Unternehmen wahrscheinlich noch einige Zeit belasten werden. Was die Reaktion der Politik und der Märkte angeht, müssen wir einen kühlen Kopf bewahren. Wir brauchen sowohl vernünftige kurzfristige als auch vernünftige längerfristige Maßnahmen.
Er fügte hinzu: „Die EU ist bei ihrer Energieversorgung stark von Russland abhängig. Siebenundzwanzig Prozent der EU-Rohölimporte, 41 % der Erdgasimporte und 47 % der Einfuhren fester Brennstoffe kommen aus Russland. Es wird einige Jahre dauern, um diese Abhängigkeit vollständig auszugleichen und die Energieversorgungssicherheit in Europa zu erhöhen, aber es sollte jetzt damit begonnen werden.
„Unter diesen extremen Umständen, mit denen der europäische Energiemarkt konfrontiert ist, möchte ich nachdrücklich zu einer unvoreingenommenen Überprüfung der derzeitigen politischen Rahmenbedingungen ermutigen, einschließlich einer Neubewertung der am besten geeigneten Marktstruktur und -gestaltung, um Energiesicherheit und Erschwinglichkeit zu gewährleisten und gleichzeitig auf dem richtigen Weg zur Erreichung der Klimaziele zu bleiben“, sagte er.
Der Chefökonom und stellvertretende Generalsekretär der OECD, Laurence Boone, sagte: „Gerade als die Weltwirtschaft die zwei Jahre andauernde COVID-19-Krise zu überwinden schien, ist in Europa ein brutaler und verheerender Krieg ausgebrochen. Wir wissen noch nicht, wie er sich in vollem Umfang auswirken wird, aber wir wissen, dass er den weltweiten Aufschwung beeinträchtigen und die Inflation noch weiter in die Höhe treiben wird.
„Wir sehen auch, dass dieser Krieg De-Globalisierungskräfte in Gang gesetzt hat, die tiefgreifende und unvorhersehbare Auswirkungen haben könnten. Der Politik kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, einen Teil der verloren gegangenen Gewissheit und Sicherheit wiederherzustellen.“
Laut OECD haben die fortgeschrittenen Volkswirtschaften des asiatisch-pazifischen Raums und Amerikas schwächere Handels- und Investitionsbeziehungen zu Russland als Europa, und einige von ihnen sind wichtige Rohstoffproduzenten, aber das Wachstum wird dennoch durch die schwächere globale Nachfrage und die Auswirkungen der höheren Preise auf die Einkommen und Ausgaben der Haushalte beeinträchtigt werden.
In den Schwellenländern, die wichtige Rohstoffimporteure sind, wird mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Höhere Lebensmittel- und Energiepreise werden die Inflation voraussichtlich stärker ansteigen lassen als in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Insbesondere die drohende Getreideknappheit unterstreicht die Notwendigkeit, den Handelsfluss aufrechtzuerhalten.
Nach Ansicht der OECD sollte sich die Geldpolitik angesichts eines solchen Angebotsschocks weiterhin darauf konzentrieren, gut verankerte Inflationserwartungen zu gewährleisten und gegebenenfalls einzugreifen, um das reibungslose Funktionieren der Finanzmärkte sicherzustellen.
Nach Ansicht der OECD können befristete Bargeldtransfers für sozial schwache Verbraucher ein wirksames Mittel sein, um die Auswirkungen von Energiepreiserhöhungen abzufedern. Andere Maßnahmen sind entweder weniger gut auf diejenigen ausgerichtet, die wirklich Unterstützung benötigen, oder führen zu kontraproduktiven Verzerrungen. Wenn wir die unmittelbare Notlage überwunden haben, sollten diese Maßnahmen überprüft werden.
In der OECD-Bewertung wird geschätzt, dass gezielte fiskalische Maßnahmen der Regierung in Höhe von etwa 0,5 Prozentpunkten des BIP die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise erheblich abmildern könnten, ohne die Inflation wesentlich zu erhöhen.
Der Bewertung zufolge hat der Krieg deutlich gemacht, wie wichtig es ist, die Abhängigkeit von Russland bei wichtigen Importen zu minimieren, die Energiequellen zu diversifizieren und die Abkehr von fossilen Brennstoffen durch mehr Investitionen in erneuerbare Energien zu beschleunigen.
https://www.oecd.org/newsroom/oecd-calls-for-well-targeted-support-to-the-vulnerable-as-war-undermines-global-recovery.htm
==> Ökönomischer Ausblick (englisch)
https://www.oecd.org/economic-outlook/
SIEHE AUCH
=> OECD: Krieg bremst globales Wachstum – 17.3.2022, 11:28
https://orf.at/stories/3253980/
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – DEUTSCHLAND – ROUNDUP 2: Ukrainischer Präsident verlangt mehr Hilfe von Deutschland – Erinnerung an deutschen Angriffskrieg auf Ukraine 1941 – Einfordern des EU-Mitgliedstatus – 17.3.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Drei Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem emotionalen Appell mehr Hilfe von Deutschland gefordert. Wieder gehe eine Mauer durch Europa, sagte Selenskyj am Donnerstag laut Übersetzung in einer Videoansprache an den Bundestag. Er richtete sich direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Lieber Herr Bundeskanzler Scholz, zerstören Sie die diese Mauer. Geben Sie Deutschland die Führungsrolle, die Deutschland verdient.“
Bei der Metapher der Mauer bezog sich Selenskyj auf den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan. Dieser hatte 1987 in West-Berlin an die Sowjetunion appelliert, die Berliner Mauer niederzureißen.
Selenskyj betonte, in seinem Land seien nun Zivilisten und Soldaten wahllos Ziel russischer Angriffe. Laut Übersetzung sagte er: „Russland bombardiert unsere Städte und zerstört alles, was in der Ukraine da ist. Das sind Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen, Kirchen, alles. Mit Raketen, mit Luftbomben, mit Artillerie. In drei Wochen sind sehr viele Ukrainer gestorben, Tausende. Die Besatzer haben 108 Kinder getötet, mitten in Europa, bei uns im Jahre 2022.“
Der Präsident erinnerte an den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion vor 80 Jahren und fügte hinzu: „Wieder versucht man in Europa, das ganze Volk zu vernichten.“ Er dankte allen Deutschen, die sich für die Ukraine einsetzten, auch Unternehmen, die Moral über Gewinn setzten. Zugleich beklagte er, dass er lange vergeblich um Hilfe gebeten und sein Ansinnen eines Nato-Beitritts keinen Erfolg gehabt habe. „Und auch jetzt zögern Sie noch beim Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union.“ Auch das sei ein „Stein für die neue Mauer“.
Die Bundestagsabgeordneten waren vor der Rede aufgestanden und begrüßten den auf einer Videoleinwand zugeschalteten Selenskyj mit Applaus. Die Parlamentssitzung hatte mit leichter Verspätung begonnen. Es habe technische Probleme gegeben, weil es in Kiew „einen Anschlag in unmittelbarer Nähe“ gab, sagte Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt.
Göring-Eckardt drückte Entsetzen über den von Russland begonnenen Krieg aus sicherte Kiew die Solidarität Deutschlands zu. „Wir sehen euch, wir sind in Gedanken bei euch und bei denen, die um euch trauern“, sagte die Grünen-Politikerin mit Blick auf die Kriegstoten.
Nach Selenskyjs Rede stritten Abgeordnete, ob es eine Aussprache darüber geben sollte. Die Koalition von SPD, Grünen und FDP lehnte einen entsprechenden Antrag der Union nach kontroverser Debatte ab. Zustimmung kam von den anderen Oppositionsparteien Linke und AfD.
Göring-Eckardt war nach der Rede Selenskyjs ohne Pause zur Tagesordnung übergangen und hatte zunächst zwei Abgeordneten zum Geburtstag gratuliert – begleitet von Zwischenrufen aus der Unionsfraktion wie „unwürdig“./cn/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55527512-roundup-2-ukrainischer-praesident-verlangt-mehr-hilfe-von-deutschland-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – CYBERSICHERHEIT – Cyber-Sicherheitsauswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine – Bleiben Sie ruhig, bleiben Sie wachsam! – Abstrakt erhöhte Bedrohungslage: keine akute unmittelbare Gefährdung der Informationssicherheit in Deutschland – Vorschussbetrügereien und verlockende News: Erste Phishing-Mails mit Bezug zum Ukraine-Krieg – NACHTRAG: 14.3.2022
Der russische Angriff auf die Ukraine am 24.02.2022 markiert, so Bundeskanzler Olaf Scholz, eine Zeitenwende. Die Entwicklungen werden mit großer Unruhe betrachtet. Kurz vor und während dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine gab es zahlreiche digitale Angriffe auf ukrainische Infrastrukturen und auf regierungsnahe Unternehmen. Nachrichten über Cyber-Angriffe und einen „Krieg im Netz“ schüren auch in Deutschland Unsicherheit und Sorge. Was bedeutet die aktuelle Lage für Unternehmen in Deutschland?
*** Bleiben Sie ruhig, bleiben Sie wachsam!
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bewertet fortwährend die Lage mit Bezug zur Informationssicherheit und steht in engem Austausch mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sowie zahlreichen nationalen und internationalen Partnerbehörden. Alle Informationen zur Lage mit Bezug zur Informationssicherheit laufen zudem im Nationalen Cyber-Abwehrzentrum in Bonn zusammen und werden dort ausgewertet.
*** Abstrakt erhöhte Bedrohungslage – Keine akute unmittelbare Gefährdung der Informationssicherheit in Deutschland
Das BSI erkennt eine abstrakt erhöhte Bedrohungslage für Deutschland. Der Konflikt wird weiterhin von verschiedensten Formen von Cyber-Angriffen begleitet.
Der Angriff auf den Betreiber aus der Branche Mineralöl ist der erste schwere direkte Cyber-Angriff in Deutschland, der einen unmittelbaren Bezug zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufweist
Es kann weiterhin nicht ausgeschlossen werden, dass es durch die digitalen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine zu Kollateralschäden in der deutschen Wirtschaft kommt. Die Situation kann sich nach Einschätzung des BSI jederzeit ändern. Das BSI weist außerdem darauf hin, dass die allgemeine Cyber-Bedrohungslage – durch Cyber-Crime, Fake News, Desinformationen und andere Phänomene – weiterhin besteht.
Bleiben Sie wachsam und machen Sie Ihre „digitalen Hausaufgaben“. Aktualisieren Sie Ihre Notfallpläne, machen Sie regelmäßig Back-Ups, halten Sie Ihre Systeme aktuell und holen sich, da wo Ressourcen und Kompetenzen fehlen, die entsprechende Unterstützung durch Dienstleister hinzu. Zudem sollten Ihre Mitarbeitenden in der aktuellen Situation sensibilisiert in Bezug auf Phishing-Mails, Social Engineering und Fake News werden. Denn Desinformation und Phishing-Mails mit Ukraine-Bezug könnten jetzt ein mögliches Einfallstor für Kriminelle werden.
*** Erste Phishing-Mails mit Bezug zum Ukraine-Krieg
Erste Phishing-Mails mit Bezug zum Ukraine-Krieg sind bereits auf Deutsch im Umlauf. Dabei treten Vorschussbetrügereien auf, bei denen die Mail-Empfänger z.B. gebeten werden, vermeintlichen Opfern des Krieges Geld für die Flucht zu überweisen. Daneben ist auch klassisches Phishing, das mit reißerischer Berichterstattung die Mail-Empfänger zum Klicken zum Beispiel auf einen „Weiterlesen“-Button verleiten soll. Auch Scam-Mails, die betrügerische Spendenaufrufe verbreiten, sind in Umlauf. Bei den aktuellen Phishing-Mails wird demnach der Krieg gegen die Ukraine zu kriminellen Zwecken genutzt. Nach Einschätzung des BSI dürfte das Aufkommen an Phishing-Mails auch im deutschsprachigen Raum weiter zunehmen. …
https://www.allianz-fuer-cybersicherheit.de/Webs/ACS/DE/Informationen-und-Empfehlungen/Cyber-Sicherheitslage-fuer-die-Wirtschaft/gravierende-Cyber-Risiken/Ukraine_Konflikt/ukraine_konflikt.html
RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Moskauer Historiker Andrei Subow „Deutliche Beweise für Putins militärisches Scheitern“ – 17.3.2022
Militärexperten sind erstaunt über die geringe Kampfkraft der russischen Armee. Die Ukraine-Invasion ist ein Fiasko. Putin muss zurücktreten. Ein Gastbeitrag. Andrei Subow
Andrei Subow ist ein renommierter Moskauer Historiker und Theologe, ehemaliger Professor des Staatlichen Moskauer Instituts für Internationale Beziehungen (MGIMO). Nachdem er die Annexion der Krim kritisiert hatte, kündigte ihm das MGIMO. Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen auf www.karenina.de, dem Netzportal des Petersburger Dialog.
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ähnelt immer mehr dem Krieg zwischen der Sowjetunion und Finnland von 1939 bis 1940. Damals wurde der Vormarsch der Truppen des angreifenden Landes, nachdem sie das unbedeutende Grenzgebiet eingenommen hatten, durch den tapferen Widerstand der Verteidiger rasch zum Stillstand gebracht.
Dieses Mal hat sich die ursprüngliche Rhetorik des Aggressors noch schneller geändert als vor 82 Jahren. Damals hatte man in Moskau verkündet, die bourgeoise Regierung Finnlands sei mit unbekanntem Ziel geflohen; heute ruft Putin die ukrainischen Soldaten auf, „der Regierung der Faschisten und Drogensüchtigen“ den Gehorsam zu verweigern und die Waffen niederzulegen.
Damals mussten Stalin und Molotow schließlich doch mit jener bourgeoisen Regierung verhandeln, die, wie sich zeigte, durchaus nicht geflohen war; heute hat der Kreml das erklärte Ziel, den regulär gewählten Präsidenten der Ukraine abzusetzen, schon vergessen. Das Außenministerium spricht in Antalya mit dem ukrainischen Außenminister Kuleba und lässt durch seine Pressesprecherin Sacharowa erklären, „die Absetzung der Regierung in Kiew“ sei nicht beabsichtigt. …
https://www.tagesspiegel.de/kultur/moskauer-historiker-andrei-subow-deutliche-beweise-fuer-putins-militaerisches-scheitern/28166102.html
AUTOR – ANDREI BORISSOWITSCH SUBOW (russisch Андре́й Бори́сович Зу́бов, wissenschaftliche Transliteration Andrej Borisovič Zubov; * 16. Januar 1952 in Moskau) ist ein russischer Historiker, Politologe, Theologe und ehemaliger Professor des Staatlichen Moskauer Instituts für Internationale Beziehungen (MGIMO) (2001–2014).
https://de.wikipedia.org/wiki/Andrei_Borissowitsch_Subow
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Putin gegen „Verräter“: Neue Repressionen in Russland befürchtet – Martialische Putin-Rede – Russische Militärkonvoi in der Ukraine – Neue Welle an Repressionen befürchtet – Hartes Vorgehen gegen FSB, Medien und Kritiker – Russland zieht bei Meinungsfreiheit Daumenschrauben an – „Die Rede war beängstigend“ – 17.3.2022
Andersdenkende als „Verräter“ und „prowestlicher Abschaum“: Mit seiner Rede am Mittwochabend, in der der russische Präsident Wladimir Putin von einer „notwendigen Selbstreinigung der Gesellschaft“ sprach, ließ Putin keinen Zweifel daran, dass er noch härter gegen Kritikerinnen und Kritiker im eigenen Land vorgehen möchte. Beobachterinnen und Beobachter befürchten weitere Repressalien.
„Die russische Bevölkerung wird immer in der Lage sein, wahre Patrioten von Abschaum und Verrätern zu unterscheiden, und sie einfach wie Fliegen, die zufälligerweise in den Mund geflogen sind, ausspucken“, sagte Putin in der Rede, mit der er die Russinnen und Russen ob eines „wirtschaftlichen Blitzkrieges“ des Westens auf schwierige Zeiten einstimmte.
„Ich bin überzeugt, dass so eine natürliche und notwendige Selbstreinigung der Gesellschaft unser Land, Solidarität, Zusammenhalt und Bereitschaft, auf jede Herausforderung zu reagieren, nur stärken wird“, setzte Putin fort. Der Westen wolle Russland „zerstückeln“ und „Unruhen“ hervorrufen. Ähnlich scharfe Worte wählte am Donnerstag Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: In Russland würden sich viele Menschen als „Verräter“ entpuppen. Er deutete auf diejenigen, die ihre Jobs aufgäben und das Land verließen.
*** Russische Militärkonvoi in der Ukraine
Kommentatoren und Kommentatorinnen reagierten alarmiert auf Putins Rede. Diese sei „ziemlich außergewöhnlich“, schrieb etwa der Russland-Korrespondent der BBC, Steve Rosenberg. „Wir haben einen russischen Präsidenten gesehen, der an allen Fronten kämpft“, so Rosenberg mit Verweis auf die Kämpfe in der Ukraine, internationale Sanktionen und damit einhergehende mögliche soziale Unruhen in Russland.
„Er sprach über eine steigende Inflation, steigende Arbeitslosigkeit. Er sucht also nach Sündenböcken – nach Leuten, denen er die Schuld geben kann, damit die russische Bevölkerung ihm nicht Vorwürfe macht, wenn der wirtschaftliche Schmerz anfängt, akut zu werden“, so Rosenbergs Einschätzung.
Die Sündenböcke habe er schon auserkoren: „Verräter“, „prowestlicher Abschaum“ und die „fünfte Kolonne“. Als „fünfte Kolonne“ werden der Subversion verdächtigte Gruppen bezeichnet, die insgeheim mit den Interessen einer äußeren feindlichen Macht sympathisieren und tatsächlich oder vermeintlich mit dieser kollaborieren.
*** Neue Welle an Repressionen befürchtet
Putin bereite den Weg für ein „noch härteres Vorgehen zu Hause und noch mehr Aggressionen im Ausland“, so der Russland-Korrespondent der „New York Times“, Anton Troianowski. Der russische Führer verglich den Westen mit Nazi-Deutschland und verspottete in seiner Rede die „politische hübsche Welt“ in Europa und den Vereinigten Staaten sowie die „sklavenähnlichen“ Russen, die sie unterstützten.
Obwohl russische Vertreter derzeit mit der Ukraine über Bedingungen für ein mögliches Kriegsende verhandelten, sei Putin bereit, den Einsatz im Konflikt mit dem Westen zu erhöhen. Indem er die „härteste Sprache“ für Russen, die seine Ansichten nicht teilen, verwendet habe, habe Putin die Tür für eine „neue Welle an Repressionen“ geöffnet, so Troianowski. Diese könnten nicht nur Aktivisten und regimekritische Journalisten, sondern breitere Bevölkerungsschichten treffen, so Troianowski mit Verweis auf Fachleute.
*** Hartes Vorgehen gegen FSB, Medien und Kritiker
Ein härteres Vorgehen gegen kritische Medien und Andersdenkende, aber auch gegen hochrangige Behördenvertreter zeichnete sich bereits in den letzten Wochen ab. Vor wenigen Tagen berichtete die Onlinezeitung Medusa, dass der Leiter der Abteilung 5 des Inlandsgeheimdienstes FSB, General Sergej Besseda, und sein Stellvertreter Anatoli Boluch unter Hausarrest gestellt worden seien.
Ein vom ehemaligen Oligarchen und heutigen Oppositionspolitiker Michail Chodorkowski finanziertes Portal behauptet hingegen, Besseda sei zwar verhört worden, aber noch im Dienst. Boluch wurde demnach entlassen. Die für die Ukraine zuständige Abteilung scheint innerhalb des Geheimdienstes ins Visier des Kremls geraten zu sein. Der in Frankreich lebende russische Dissident Wladimir Osetschkin veröffentlichte eine Reihe von Briefen eines angeblichen Whistleblowers, der behauptet, im FSB herrsche ein Klima der Angst, weil der Geheimdienst es versäumt habe, vor dem Widerstand gegen die russische Invasion zu warnen.
Die russischen Behörden leiteten überdies auch Ermittlungen gegen eine Lifestyle-Bloggerin, die sich auf Instagram gegen den Krieg in der Ukraine positionierte, ein. Außerdem wurden die Hauptseite der britischen BBC und anderer unabhängiger Medien für Nutzerinnen und Nutzer im Land gesperrt. „Ich denke, das ist nur der Anfang der Gegenmaßnahmen in dem vom Westen angezettelten Informationskrieg gegen Russland“, teilte die Regierung in Moskau mit.
*** Russland zieht bei Meinungsfreiheit Daumenschrauben an
Putin hatte nur kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mehrere Gesetze zur weiteren Einschränkung der freien Meinungsäußerung in Russland unterzeichnet, mit denen unabhängige Medienberichterstattung weiter beschnitten wurde.
Bis zu 15 Jahre Haft drohen für die Verbreitung von angeblichen „Falschinformationen“ über die russischen Streitkräfte. Strafen drohen auch jenen, die öffentlich die Armee „verunglimpfen“. Zudem wurden seit Kriegsbeginn Tausende Menschen, die gegen die russische Regierung und die Offensive in der Ukraine auf die Straße gingen, in Russland festgenommen.
BILD: Protestaktion der russischen TV-Journalistin Marina Owsjannikowa ((C) Reuters/Channel One)
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Jene Journalistin, die im russischen Fernsehen gegen den Krieg protestierte, wurde vorerst mit einer Geldstrafe belegt
*** „Die Rede war beängstigend“
Laut Tatiana Stanowaja, der Gründerin der politischen Analysefirma R. Politik, wollte Putin Strafverfolgungsbehörden in ganz Russland signalisieren, dass sie gegen „alle Gesellschaftssphären, die mit einem westlichen Lebensstil sympathisieren, vorgehen sollen“. Die Rede sei „teils eine informelle und indirekte Verhängung von Massenrepression“, so Stanowaja zur „New York Times“. „Die Rede war beängstigend, sehr beängstigend.“
Putin beteuerte im Zuge der Rede auch, dass der Ukraine-Krieg „nach Plan“ verlaufe. Militärexperten teilten zuletzt mehrfach die Einschätzung, dass der Kreml nicht mit dem starken ukrainischen Widerstand und der Gegenwehr der ukrainischen Truppen gerechnet hatte. „Die Militäroperation verläuft zweifellos schwieriger als erwartet“, sagte selbst der kremlfreundliche Kommentator Sergej Markow.
Stanowaja zufolge würde Putin die „unangenehme Arbeit der Aushandlung eines Kompromisses für das Kriegsende“ seinen Beamten überlassen, während er selbst die Voraussetzungen „für einen größeren Showdown mit dem Westen und den prowestlichen Russen bereite“. Möglich ist laut Stanovaya aber auch, dass die Verhandlungen „ein Bluff“ waren, um dem Kreml Zeit zu verschaffen, sich auf einen Angriff auf Kiew vorzubereiten.
Mittlerweile wird in Russland sogar schon wieder über die Wiedereinführung der Todesstrafe nachgedacht. Die Abschaffung oder zumindest Aussetzung war eine der Aufnahmebedingungen in den Europarat. 1996 setzte der damalige Präsident Boris Jelzin das Moratorium in Kraft. 1999 wurde es vom russischen Verfassungsgericht explizit festgelegt und zuletzt 2009 bekräftigt.
Mit dem Verlassen des Europarats steht die Todesstrafe nun wieder zur Debatte. Ex-Präsident Dimitri Medwedew hatte die Wiedereinführung im Zuge der Europaratsdebatte schon vergangene Woche laut angedacht. Die ultranationalistische LDPR von Wladimir Schirinowski brachte praktisch gleichzeitig mit dem Ende der Mitgliedschaft Russlands in der Organisation einen entsprechenden Vorschlag ein. Die LPDR gilt im Wesentlichen als kremlloyal, es wäre nicht der erste Vorschlag, den die Partei als Testballon lanciert. kale, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3254011/
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Ukraine-Krieg: Selenski und Putin im Rededuell – NACHTRAG: 16.3.2022
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski und der russische Präsident Wladimir Putin haben sich am Mittwoch ein regelrechtes Rededuell geliefert. Während Selenski die USA im US-Kongress um Hilfe bat und an den japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941 erinnerte, stimmte Putin die russische Bevölkerung ob eines „wirtschaftlichen Blitzkrieges“ des Westens auf schwierige Zeiten ein. Die Verhandlungen über ein Kriegsende werden indes konkreter.
Selenski, der seit Kriegsbeginn täglich mit zahlreichen Regierungschefs aus dem Ausland intensiven Kontakt pflegt, richtete sich mit einem dringlichen Appell an die beiden Kammern des US-Kongresses. Es müsse jede Woche neue Sanktionen gegen Russland geben, während die Ukraine dringend mehr Waffen und eine Flugverbotszone brauche, sagte er per Videolink aus Kiew vor US-Senatoren und Abgeordneten des Repräsentantenhauses in Washington. „Jetzt, in der dunkelsten Stunde für unser Land und für ganz Europa, fordere ich Sie auf, mehr zu tun“, sagte er.
„Russland hat den ukrainischen Himmel zur Quelle des Todes für Tausende Menschen gemacht“, so Selenski. Die russischen Streitkräfte hätten bereits etwa 1.000 Raketen auf die Ukraine abgefeuert und „zahllose Bomben“, sagte er. Eine „humanitäre Flugverbotszone“ sei notwendig, damit Russland die ukrainischen Städte nicht mehr „terrorisieren“ könne. „Das ist ein Terror, wie ihn Europa seit 80 Jahren nicht mehr erlebt hat“, sagte er.
*** „Erinnern Sie sich an Pearl Harbor“
„Das ukrainische Volk verteidigt nicht nur die Ukraine, es kämpft für die Werte Europas und der Welt“, fügte er hinzu. Mit ihrer Hilfe unterstützten Amerikaner nicht nur die Ukraine, „sondern Europa und die Welt“. An die Adresse von US-Präsident Joe Biden sagte Selenski: „Ich wünsche Ihnen, der Anführer der Welt zu sein. Der Anführer der Welt zu sein bedeutet, der Anführer des Friedens zu sein.“
*** Stehender Applaus für Selenski im US-Kongress
Die Abgeordneten und Senatoren reagierten mit stehendem Applaus auf Selenskis Rede. Eine Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses zu halten gilt als besondere – und seltene – Ehre. SelenskI erinnerte die Amerikaner bei seinem Hilfsappell auch an ihren eigenen Kampf gegen Angreifer. „Erinnern Sie sich an Pearl Harbor“, sagte er mit Blick auf den japanischen Angriff 1941. „Erinnern Sie sich an den 11. September“, fügte er mit Blick auf die Terroranschläge von New York und Washington hinzu. „Wir brauchen Sie jetzt.“
*** Hoffnungsloser Ruf nach Flugverbotszone
Eine Flugverbotszone würde es der russischen Luftwaffe erschweren, Ziele in der Ukraine anzugreifen. Die Durchsetzung einer Flugverbotszone durch die USA oder das Verteidigungsbündnis NATO gilt derzeit allerdings als ausgeschlossen. Biden und andere haben wiederholt gewarnt, dass eine solche Maßnahme zu einer direkten Konfrontation zwischen NATO-Kräften und dem russischen Militär führen könnte, was eine Eskalation des Krieges nach sich ziehen könnte. Aus diesem Grund hatte Biden auch die von Polen vorgeschlagene Übergabe von Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29 an die Ukraine abgelehnt.
*** Biden kündigt weitere Mittel für Ukraine an
Mehr Erfolg haben aber Selenskis Appelle nach weiteren Waffenlieferungen: US-Präsident Biden dankte Selenski wenig später für seine Rede und kündigte auch weitere Hilfen für die Ukraine an. Dazu gehörten Drohnen sowie 800 Luftabwehrsysteme. Insgesamt belaufe sich die in dieser Woche angekündigte Hilfe der USA für die Ukraine auf eine Milliarde Dollar. Die Aktien des Drohnenherstellers AeroVironment verbuchten nach der Ankündigung an der Wall Street mit einem Plus von gut elf Prozent einen der größten Kurssprünge der Firmengeschichte.
Selenski bat in seiner Rede auch explizit um das S-300 Flugabwehrsystem russischer Bauart. Der NATO-Staat Slowakei verfügt noch über solche Systeme. Die deutsche Bundeswehr begann am Mittwoch mit der Verlegung des Flugabwehrraketensystems Patriot US-amerikanischer Bauart in die Slowakei. Das könnte als Ersatz dienen, falls die Slowakei ihre S-300 Systeme an die Ukraine abgeben sollte.
USA warnt Russland vor Einsatz von Biowaffen
Die US-Regierung warnte Russland unterdessen vor dem Einsatz chemischer oder biologischer Waffen in der Ukraine. Das würde für Moskau „Folgen“ haben, warnte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan in einem Gespräch mit Russlands Sicherheitsratschef Nikolai Patruschew. Das Weiße Haus erklärte, Sullivan habe deutlich gemacht, dass die USA die Ukraine weiterhin unterstützen würden, zu weiteren Strafmaßnahmen gegen Russland bereit seien und auch die Verteidigung der osteuropäischen NATO-Staaten weiter stärken würden.
Putin wirft Westen wirtschaftlichen „Blitzkrieg“ vor
Dagegen erhob Putin seinerseits schwere Vorwürfe gegen den Westen. Westliche Staaten würden einen „wirtschaftlichen Blitzkrieg“ gegen Russland führen, sagte er in einer Rede. Dieser Krieg werde aber nicht erfolgreich sein, so Putin, der zugleich beteuerte, dass der Ukraine-Krieg „nach Plan“ verlaufe.
Putin signalisierte Gesprächsbereitschaft über einen möglichen neutralen Status der Ukraine und betonte, dass Russland das Nachbarland nicht besetzen wolle. „Die Anwesenheit russischer Kräfte in der Nähe Kiews und anderer Städte in der Ukraine hat nichts damit zu tun, dass wir das Land besetzen wollen. Dieses Ziel haben wir nicht“, sagte der Kreml-Chef in der im Staatsfernsehen übertragenen Rede vor Regierungsmitgliedern. Doch wolle man nicht zulassen, dass die Ukraine „das Sprungbrett für aggressive Handlungen gegenüber Russland“ werde.
*** Der russische Präsident gibt sich zuversichtlich: „Es wird nicht leicht für uns“
Der Westen würde die Ukraine zu einer Fortsetzung des Blutvergießens drängen, und zwar durch Waffenlieferungen, Informationen und Söldner. Zugleich verteidigte der Kreml-Chef den Militäreinsatz im Nachbarland: „Alle diplomatischen Möglichkeiten waren ausgeschöpft.“ Und er verbreitete auch neuerlich die Mär, wonach sein Land nur einem ukrainischen Angriff zuvorgekommen sei. „Die Ukraine hat mit Unterstützung westlicher Mächte eine Aggression gegen Russland geplant“, so Putin. In absehbarer Zeit hätte das Land auch Atomwaffen haben können.
Der russische Präsident sprach erstmals offen über die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen sein Land. Die EU und die USA hätten Russland praktisch für zahlungsunfähig erklärt, so Putin. „Es wird nicht leicht für uns in Russland.“ Es werde steigende Arbeitslosenzahlen und steigende Inflation geben, doch man werde diese Probleme angehen, versprach der Präsident. Die „neue Realität“ werde tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen.
*** Putin bemüht erneut NS-Vergleiche
Die meisten Staaten würden die Sanktionen aber nicht unterstützen, und die globale Dominanz des Westens neige sich dem Ende zu, versicherte der 69-Jährige. Hinter dem „scheinheiligen Gerede“ des Westens würden geopolitische Gründe stecken. „Sie wollen einfach kein starkes und souveränes Russland.“ Der Westen wolle Russland „zerstückeln“ und „Unruhen“ hervorrufen. Damit werde er aber nicht erfolgreich sein. „Der Westen wird Russland mit seinen feindseligen Handlungen nur stärken“, sagte der frühere kommunistische Geheimdienstler, der neuerlich NS-Vergleiche bemühte. Die Handlungen des Westens ähnelten den antisemitischen Pogromen in Deutschland der 1930er Jahre.
An die Bürger westlicher Länder gerichtet sagte Putin: „Wenn man Sie jetzt mit Nachruck überzeugen will, dass ihre Schwierigkeiten das Ergebnis feindlicher Handlungen Russlands sind, dass aus ihrer Tasche der Kampf gegen eine erdachte russische Bedrohung bezahlt werden muss – dann ist das eine Lüge.“ Russland hatte das kleinere Nachbarland Ukraine am 24. Februar angegriffen.
*** Selenski-Berater kommentiert Vertragsentwurf
Unterdessen werden die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über ein Kriegsende offensichtlich konkreter. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak bestätigte die Existenz eines Entwurfs für eine Einigung mit Russland, dämpfte allerdings Erwartungen. Ein 15-Punkte-Plan, über den die „Financial Times“ berichtete, gebe nur die russischen Forderungen wieder, „mehr nicht“, schrieb Podoljak auf Telegram. Die ukrainische Seite habe ihre eigene Position.
Das Einzige, was er zurzeit als Diskussionsgrundlage bestätigen könne, seien eine Waffenruhe, ein Rückzug der russischen Truppen und Sicherheitsgarantien einer Reihe von Staaten, schrieb der Berater von Selenski. Dem Bericht der Londoner Zeitung zufolge wird über einen neutralen Status für die Ukraine verhandelt, sie soll eine eigene Armee behalten. Staaten wie die USA, Großbritannien und die Türkei sollen zusätzlich die ukrainische Sicherheit garantieren. Das fragliche Papier soll bereits einige Tage alt sein.
Zuvor hieß es, es würden Dokumente für mögliche direkte Gespräche zwischen Selenski und Putin ausgearbeitet, zitierte die russische Staatsagentur Ria Nowosti den ukrainischen Präsidentenberater Podoljak aus einem Interview mit dem US-Sender PBS. „Der einzige Weg, diesen Krieg zu beenden, sind direkte Gespräche der beiden Präsidenten. Daran arbeiten wir bei diesen Verhandlungen“, sagte Podoljak demnach. Derzeit würden diese Dokumente ausgearbeitet, welche die Staatschefs dann vereinbaren und unterzeichnen könnten. „Das könnte schon bald passieren.“ Selenski hatte wiederholt ein Treffen mit Putin angeboten, Moskau reagierte darauf aber stets äußerst zurückhaltend.
red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3253841/
SIEHE/HÖRE DAZU:
Putins Rede in deutscher Übersetzung: Ukraine-Konflikt läutet Ende der Vorherrschaft des Westens ein – 16.3.2022
Der russische Präsidenten Wladimir Putin hat am Mittwoch eine Rede gehalten. Laut seiner Darstellung wird der Westen endgültig seine „globale Dominanz“ sowohl politisch als auch wirtschaftlich verlieren. Die jüngsten beispiellosen Sanktionen, die die USA und ihre Verbündeten gegen Russland wegen des Ukraine-Krieges verhängt haben, würden das Ende der westlichen Hegemonie vorzeichnen. RT DE präsentiert die komplette Rede in deutscher Übersetzung.
https://deutsch.rt.com/russland/133989-putins-rede-in-deutscher-ubersetzung-westliche-dominanz-vorbei/
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Der Reiz Putins für Serbien – Keine Wähler verschrecken/Experte: internes Chaos nach Entscheidung befürchtet – Hass auf NATO vereint – Bosnien: Russland aufseiten der Serben-Separatisten – Warnung vor Bedrohung der Stabilität – „Russisch-serbisches humanitäres Zentrum“ – Medien machten Putin zur Ikone – NACHTRAG: 16.3.2022
Das Verhältnis Serbiens zu Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin hat offenbar auch durch die russische Invasion in die Ukraine kaum Schaden gelitten. Serbien gilt landläufig als Putin-freundlich, auch durch das immer wieder herausgestellte gute Verhältnis von Präsident Aleksandar Vucic und dem Kreml-Chef. Doch nicht alle Serbinnen und Serben sind damit einverstanden. Vucic selbst fährt einen Schlingerkurs, geht es doch auch um einen Beitritt zur Europäischen Union.
Vucic hatte in der Vergangenheit traditionell gute Beziehungen zu Russland gepflegt. Kürzlich stimmte Serbien zwar in einer Dringlichkeitssitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York für eine Verurteilung des russischen Angriffskrieges. Den EU-Sanktionen gegen Russland wollte Vucic allerdings nicht folgen. Doch Serbien führt seit 2014 Beitrittsverhandlungen mit der EU. Putin versucht seit Jahren, die Balkanländer enger an sich zu binden und so einen Keil zwischen die EU-Länder zu treiben.
Unklar ist, wie lange Vucic diesen Spagat zwischen Putin-freundlich und hoffnungsvollem EU-Beitritt noch aufrechterhalten kann und auch will. Wichtig für Vucic: Am 3. April stehen neben der vorgezogenen Präsidentschaftswahl noch die Parlaments- und Kommunalwahlen an, da will Vucic keine prorussischen Wählerinnen und Wähler abschrecken.
Eine klare Position gegenüber dem Ukraine-Krieg und Russland forderte etwa auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erst unlängst bei ihrem Besuch in Serbien. „Wir dürfen diese für Europa so wichtige Region in unserer unmittelbaren Nachbarschaft nicht anderen Akteuren wie Russland überlassen und werden keine Destabilisierung der Region zulassen“, betonte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Vorfeld seiner Reise auf den Westbalkan, wo er am Donnerstag Vucic und Regierungschefin Ana Brnabic trifft.
*** Experte: Internes Chaos nach Entscheidung befürchtet
Experten sehen die Versuche der EU-Staaten skeptisch. „Was die Regierung am meisten fürchtet, ist das interne Chaos, das ausbrechen würde, wenn Serbien sich für eine Seite entscheidet“, so der Politikwissenschaftler Vuk Vuksanovic. „Sie hat Angst, nicht nur die prorussischen Teile der Wählerschaft zu verprellen, sondern auch die Kirche, die Armee und den Geheimdienst.“
Vucic bediene mit der Russland-Freundlichkeit und immer wieder auch mit dem Bekenntnis, dass Putin ein Freund Serbiens sei, das revisionistisch-nationalistische Wählersegment, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“). Kurz vor den Wahlen Anfang April sei das besonders wichtig.
*** Hass auf NATO vereint
Seit Jahrhunderten sind Serbien und Russland eng verbunden, durch das gemeinsame slawische und orthodoxe Erbe bis hin zu ihrer Allianz während der beiden Weltkriege. Der Einfluss Moskaus ist noch immer groß, nicht zuletzt wegen des russischen Öls und Gases, die Serbien versorgen. Doch die EU-Länder sind die wichtigsten Handelspartner für Serbien – und nicht etwa Russland.
Andererseits teilen Teile der Bevölkerung in Serbien den russischen Hass auf die NATO. Während des Jugoslawien-Krieges wurde 1999 Serbien von der NATO bombardiert. Deswegen wundert es auch wenig, dass bei den prorussischen Demonstrationen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine in Belgrad Anti-NATO-Parolen gerufen wurden. Rund tausend prorussische Demonstranten waren Anfang März auf die Straße gegangen, um ihrer Unterstützung für den russischen Einmarsch in die Ukraine Ausdruck zu verleihen.
*** Bosnien: Russland aufseiten der Serben-Separatisten
Mit russischen Flaggen und Bildern von Putin zogen die Demonstranten durch das Stadtzentrum. Die für den Westen verstörenden Bilder gingen um die Welt. Eine Solidaritätskundgebung für die Ukraine wenig später erhielt laut „NZZ“ allerdings kaum Beachtung, wie die Zeitung schrieb. Es sei unbestritten, dass Russland nirgends in Europa auf so große Sympathie zählen könne wie in Serbien, so die „NZZ“.
Baerbock drängte dann auch bei ihrem Besuch am Balkan darauf, den Westbalkan stärker an die EU zu binden und eben nicht immer mehr in den russischen Einflussbereich abdriften zu lassen. Baerbock spielte damit auf den bosnischen Serbenführer Milorad Dodik an, der in den vergangenen Monaten daran arbeitete, den serbischen Landesteil aus dem bosnischen Staatsverband herauszulösen. Dabei genießt er die Unterstützung Russlands, denn Moskau kennt die Bedürfnisse der serbischen Politik offenbar recht gut und steht auch in Sachen Unabhängigkeit des Kosovos auf der Seite Belgrads, etwa auch in der UNO. Serbien erkennt den Kosovo bisher nicht als eigenständigen Staat an.
*** Warnung vor Bedrohung der Stabilität
Baerbock nannte hingegen serbische Aktivitäten gegen die territoriale Integrität und Souveränität von Bosnien-Herzegowina inakzeptabel. „Sie bedrohen die Stabilität in der ganzen Region“, warnte sie tendenziell vor dem Einfluss Russlands. Kritiker sehen ein Spiel des Kremls darin, um die EU zumindest bei dieser Thematik zu spalten und für Unruhe zu sorgen bzw. Politiker auf dem Balkan auf die Seite des Kremls zu ziehen.
Vucic reagierte bei dem Besuch von Baerbock dann auch auf eine Journalistenfrage abwehrend, warum Serbien die EU-Sanktionen gegen Russland nicht nachvollziehe. „Serbien hat in keiner Weise irgendetwas getan, was die Ukraine verletzt hätte“, sagte er. Mit Blick auf eine mögliche Distanzierung von Putin ergänzte er: „Ich weiß nicht, wovon wir uns distanzieren sollen.“ Er fügte hinzu: „Hier geht es nicht um Personen.“ Seit Beginn des Konflikts habe er keine Kontakte zu russischen Amtsträgern gehabt.
*** „Russisch-serbisches humanitäres Zentrum“
Im Ausland sei wenig bekannt, dass Russland schon seit mehr als zehn Jahren eine Operationsbasis in Serbien habe, schreibt die „FAZ“. Sie liege neben dem lokalen Flughafen und sei das „Russisch-serbische humanitäre Zentrum“ in der südserbischen Stadt Nis. Laut der deutschen Zeitung würden dort offiziell seit 2012 Katastrophenschutzmaßnahmen koordiniert, etwa bei Waldbränden, Erdbeben und Überschwemmungen. Tatsächlich trete das Zentrum bei Naturkatastrophen immer wieder durch rasche Hilfe in Erscheinung, hieß es weiter. Ob das Zentrum auch eine weiterführende politische Rolle neben der „Freundschaftshilfe“ hat, ist allerdings unklar.
*** Medien machten Putin zur Ikone
Bei seiner Inszenierung der Russland-Freundlichkeit kann sich Vucic laut „NZZ“ auf die Unterstützung der ihm treu ergebenen Medien verlassen. Am Tag nach dem russischen Überfall titelte der von der „NZZ“ als Revolverblatt bezeichnete „Informer“: „Die Ukraine hat Russland angegriffen.“ Und dieses Bild von Russland ist Absicht. Sender, Zeitungen und Portale, die eng mit der Regierung kooperierten und von ihr subventioniert würden, hätten aus Putin eine Ikone gemacht, schreibt die „FAZ“. „Sie haben Putin in Serbien zu einem Rockstar gemacht“, sagte auch der Politikwissenschaftler Vuksanovic.
Laut „NZZ“ gibt es auch historische Parallelen zwischen Serbien und Russland. Durch den Zerfall der jeweiligen Vielvölkerreiche seien serbisch wie russisch geprägte Gebiete außerhalb der jeweiligen Staatsgrenzen zu liegen gekommen, so die „NZZ“. Diese würden aber immer „noch als Teil der serbischen oder russischen ‚Welt‘“ betrachtet werden. Das mache den Krieg in der Ukraine für den Balkan besonders gefährlich, so die „NZZ“. baue, ORF.at/Agenturen
SIEHE DAZU:
„FAZ“-Bericht: Sympathien für Putins Krieg : Warum Serbien nicht von Russlands Seite weicht – 10.3.2022
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-konflikt-warum-serbien-nicht-von-putins-seite-weicht-17864950.html
RUSSLAND – UKRAINE – KONNENTAR – Christian Ortner: Wir hätten es wissen können – Hoher Preis für Bildungsferne der Eliten – Hellsichtiger 92-jähriger: Otto Habsburs Warnung – Gary Kasparow als Idiot abgestempelt – Tom Clancys Dystopie – 17.3.2022
Dass der Überfall auf die Ukraine so überraschend kam, deutet auch auf ein Bildungsproblem unserer politischen Eliten hin.
Ein Argument, das rund um den Krieg Wladimir Putins gegen die Ukraine und die damit verbundene Abhängigkeit vom russischen Gas immer wieder vorgebracht wird, lautet sinngemäß: Putin habe sich in den vergangenen Jahren extrem stark verändert, deshalb habe niemand vorhersehen können, welchen Krieg er dereinst vom Zaun brechen werde. Pech gehabt, sozusagen, und damit löst sich natürlich jede Verantwortung für die heute so unerquickliche Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland in Unwohlgefallen auf.
Doch das stimmt so nicht. Wahr dürfte vielmehr sein, dass es den Eliten nicht nur unseres Landes am Sachverstand, an der Fähigkeit zur historischen Analyse und vielleicht auch bloß am Interesse für Russland gefehlt hat. Denn es gab und gibt durchaus Leute, die schon lange vor dem gewarnt haben, was gerade passiert. So berichtete etwa die Austria Presse Agentur (APA) im Jahr 2005 von einem Vortrag Otto Habsburgs an der Johns-Hopkins-Universität in Washington: „Der älteste Sohn des letzten österreichischen Kaisers hat (. . .) eindringlich vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und einer seiner Ansicht nach in Russland bestehenden Kriegsgefahr gewarnt. (. . .) Putin spreche sehr offen über seine Absichten, dies habe auch Hitler getan. ‚Sie machen, was sie sagen‘, meinte Habsburg. Katastrophen könnten allerdings nur entstehen, wenn auf Gefahren nicht reagiert werde.“ Und während Putin in Europa damals noch hofiert wurde, warnte Habsburg: „Unser größtes Problem in Europa ist heute Russland und die Herrschaft Putins.“
Der damals 92-Jährige analysierte die Lage um Lichtjahre präziser als die damals politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen.
Auch Gary Kasparow, einst UdSSR-Schachgenie, kapierte schon früh, was wirklich los ist. Er sagte 2015 im Buch „Warum wir Putin stoppen müssen“ einen Überfall auf die Ukraine vorher und rief dazu auf, ihr Waffen zu liefern und die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl zu beenden. Niemand habe ihm glauben wollen, ärgerte sich Kasparow in einem Interview mit der „Welt“: „Auf die Frage, ob ich Putin wirklich für gefährlicher hielte als den IS, sagte ich: Die Terrororganisation kommt und geht, Putin ist eine ständige existenzielle Bedrohung. Da wurde ich angeschaut, als wäre ich ein Idiot.“ Sogar im Unterhaltungsgeschäft gab es Hellsichtige. Tom Clancys 2013 veröffentlichte Polit-Thriller „Command Authority“ beschreibt atemberaubend detailliert, was heute in der Ukraine traurige Realität ist.
Sich heute als Politiker oder Unternehmer darauf zu berufen, der Krieg sei quasi wie ein völlig unvorhersehbares Naturereignis vom Himmel gefallen, ist nicht wirklich belastbar. Viel eher gilt leider: Die Fähigkeit, in Geschichte zu denken und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, ist vor allem in der heutigen, stark marketinggetriebenen Politik und deren Umfeld ziemlich schwach entwickelt. Entsprechende Fehleinschätzungen sind die zwingende Folge. Eine Art Bildungsferne, für die wir jetzt alle einen ziemlich hohen Preis zahlen werden.
https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2141131-Wir-haetten-es-wissen-koennen.html
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RUSSLAND – UKRAINE – USA – CHINA – Biden und Xi tauschen sich am Freitag über Ukraine-Krieg aus – 17.3.2022, 19:31
US-Präsident Joe Biden und der chinesische Staatspräsident Xi Jinping werden sich am Freitag telefonisch unter anderem über den Ukraine-Krieg austauschen. „Die beiden Staatschefs werden die Bewältigung des Wettbewerbs zwischen unseren beiden Ländern sowie Russlands Krieg gegen die Ukraine und andere Themen von gemeinsamem Interesse erörtern“, erklärte das Weiße Haus. China steht unter starkem Druck seitens der Vereinigten Staaten und seiner europäischen Verbündeten, sich von Moskau zu distanzieren.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55534150-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
RUSSLAND – UKRAINE – USA – Meta löscht Deepfake-Video von Selenskyi – Konzern setzt Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien durch – Ukraine-Präsident nimmt selbst Stellung
Menlo Park (pte026/17.03.2022/13:57) – Ein Deepfake-Video, in dem sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi scheinbar der russischen Invasionsarmee ergibt, wurde gelöscht. Das hat Facebook- und Instagram-Mutter Meta http://meta.com bekanntgegeben. Das bei genauerem Hinsehen unschwer als Fake zu erkennende Video soll laut „BBC“ und „Sky News“ nach einem mutmaßlichen Hacker-Angriff auf dem ukrainischen News-Portal „TV24“ veröffentlicht worden sein.
*** „Hat Aussagen nie getätigt“
Nathaniel Gleicher, der bei Meta für die Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien zuständig ist, hat das Löschen des offensichtlich propagandistischen Videos auf Twitter indes bestätigt. Das Video sei als Deepfake identifiziert worden. Die darin geäußerten Aussagen habe Selenskyi nie getätigt.
In dem Machwerk stimmt Selenskyi angeblich zu, den Donbass Russland zu überlassen. Da die ukrainische Armee zudem unterlegen sei gegen die russischen Streitkräfte, sollten die unter dem Kommando von Kiew stehenden Truppen unverzüglich kapitulieren. Selenskyi selbst hatte sich kurz nach der Verbreitung des Deepfake-Videos auf Instagram geäußert und die Verteidigung seines Landes gegen den russischen Aggressor bekräftigt: http://bit.ly/3u8ljDt
https://www.pressetext.com/news/20220317026
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Selenskyj: Scholz muss Führungsrolle zum Schutz der Ukraine übernehmen – Scholz: Nato wird nicht militärisch in Krieg in der Ukraine eingreifen – 17.3.2022, 14:01
In einer eindringlichen Rede vor dem Deutschen Bundestag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) persönlich appelliert, die Ukraine stärker gegen den russischen Angriffskrieg zu unterstützen. Die russische Invasion habe eine „Art neuer Mauer“ in Europa entstehen lassen, sagte Selenskyj vor den Abgeordneten. Wie einst US-Präsident Ronald Reagan den damaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow fordere er den Kanzler auf: „Herr Scholz, reißen Sie diese Mauer nieder.“
Scholz: Nato wird nicht militärisch in Krieg in der Ukraine eingreifen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg haben Forderungen nach einem Eingreifen der Nato in den Ukraine-Krieg erneut zurückgewiesen. „Wir müssen alles daran setzen, die Waffen so rasch wie möglich zum Schweigen zu bringen“, sagte Scholz bei einem gemeinsamen Statement mit Stoltenberg vor einem Gespräch beider im Kanzleramt. „Eines aber gehört auch klar und deutlich ausgesprochen: Die Nato wird nicht militärisch in diesen Krieg eingreifen“, hob er hervor.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530391-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPA – ESA setzt europäisch-russisches Weltraumprojekt aus – 17.3.2022
Die Europäische Raumfahrtorganisation (ESA) setzt das europäisch-russische Weltraumprojekt „Exomars“ angesichts des Ukraine-Krieges aus. Der ESA-Rat sei einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass es derzeit unmöglich ist, das Projekt gemeinsam mit Russland durchzuführen, teilte die ESA gestern in Paris mit.
Entsprechend sei der ESA-Generaldirektor beauftragt worden, die Kooperationsaktivitäten auszusetzen. Beim Projekt „Exomars“ geht es um die Suche nach Spuren von Leben auf dem Mars.
Russlands Raumfahrtbehörde Roskomos kritisierte die Entscheidung. Ein Sprecher sagte der Agentur Interfax zufolge: „Es ist sehr bedauerlich, dass die Kollegen von der ESA ihre antirussische Haltung über die allgemeinmenschlichen Ziele der Erforschung des Universums stellen.“ Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin kündigte eine eigene russische Forschungsmission zum Mars an.
Beratungen in kommenden Wochen
Als Reaktion auf EU-Sanktionen hatte die russische Raumfahrtbehörde bereits die Zusammenarbeit bei Weltraumstarts in Kourou in Französisch-Guayana ausgesetzt. Alle für Sojus-Starts vorgesehenen Missionen wurden deshalb auf Eis gelegt. Nach alternativen Startmöglichkeiten für diese Missionen werde nun gesucht, teilte die ESA mit.
Das Programm für die Internationale Raumstation (ISS) werde nominell weiterbetrieben, erklärte die ESA. Das Hauptziel bestehe darin, den sicheren Betrieb der ISS fortzusetzen, einschließlich der Aufrechterhaltung der Sicherheit der Besatzung.
An der ISS sind Russland, die USA, Japan, Kanada und Mitgliedsstaaten der ESA beteiligt. Russland kümmert sich auch um den Unterhalt der Raumstation. Über die weiteren Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf ihre Aktivitäten will die ESA in den kommenden Wochen beraten, um den Mitgliedsstaaten spezifische Vorschläge zur Entscheidung vorzulegen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3254060/
RUSSLAND – UKRAINE – DEUTSCHLAND – Ukraine-Krieg verschärft Lieferketten-Probleme – DIHK: 60 Prozent der deutschen Firmen melden weitere Störungen in Beschaffung sowie Logistik – 17.3.2022
Berlin (pte017/17.03.2022/11:30) – Der Überfall Russlands auf die Ukraine vor gut drei Wochen verschärft die Probleme in den Lieferketten der Weltwirtschaft enorm. Schon in der bundesweiten IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn meldeten 84 Prozent der deutschen Industriebetriebe mittlere bis erhebliche Lieferschwierigkeiten. Laut DIHK-Vizepräsident Ralf Stoffels und -Außenwirtschaftschef Volker Treier http://dihk.de nehmen die bereits vor dem Krieg bestehenden Probleme weiter zu.
*** Zunahme der Probleme
Laut DIHK-Sonderauswertung war bereits vor Kriegsausbruch eine deutliche Mehrheit der deutschen Unternehmen mit Problemen in ihren Lieferketten konfrontiert. Damit jedoch nicht genug: „Inzwischen erreichen uns auf vielen Kanälen Rückmeldungen über eine starke Zunahme der Probleme“, so Treier.
Ein erster Trend aus der laufenden DIHK-Blitzbefragung zu den wirtschaftlichen Folgen des Krieges zeigt: Rund 60 Prozent der Unternehmen melden zusätzliche Störungen in der Lieferkette und Logistik. Bereits zu Jahresbeginn hätten lediglich zehn Prozent der Betriebe mit einem baldigen Ende der Lieferketten-Probleme gerechnet, sagt der Experte für Außenwirtschaft. Inzwischen dürften es noch weniger sein.
*** Industriemittelstand leidet
Vor allem der deutsche Industriemittelstand leidet: „Diese Unternehmen bekommen selbst weniger Vorprodukte oder – wie vor allem bei Energie – nur zu sehr hohen Preisen. Zugleich können sie die Kostensteigerungen nur teilweise an ihre Kunden weitergeben und selbst wegen der Verzögerungen in der eigenen Lieferkette immer schlechter liefern“, verdeutlicht Stoffels.
https://www.pressetext.com/news/20220317017
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Ukraine – Bisher 1.500 Geflüchtete im österreichischen Schulsystem – Immer mehr Geflüchtete an Schulen – Normalität vermitteln statt Deutsch lernen – 17.3.2022
Die Zahl ukrainischer Kinder und Jugendlicher, die in Österreich die Schule besuchen, nimmt zu. Drei Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs sitzen mittlerweile 1.500 aus der Ukraine geflohene Schülerinnen und Schüler in den heimischen Schulklassen, hieß es gegenüber der APA aus dem Bildungsministerium. Allein 800 sind es in Wien. Nun sollen sie so schnell wie möglich Deutsch lernen.
*** Immer mehr Geflüchtete an Schulen
Wo immer möglich sollen an den Schulen zunächst eigene Deutschförderklassen für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen eingerichtet werden, damit diese so rasch wie möglich dem Regelunterricht folgen können. Immerhin handle es sich um eine große Gruppe von Quereinsteigern, die mitten unterm Schuljahr neu dazukomme und noch dazu spezifische Angebote brauche, so die Begründung des Ministeriums. Anders als andere Kinder in Deutschförderklassen seien ukrainische Schülerinnen und Schüler durchwegs alphabetisiert und würden vielfach Englisch sprechen. Die pädagogischen Konzepte werden gerade vorbereitet.
*** Normalität vermitteln statt Deutsch lernen
In Wien werden für die ukrainischen Schüler mit Montag drei zusätzliche Neu-in-Wien Klassen an Volksschulen und fünf an AHS-Standorten eröffnet, hieß es aus der Bildungsdirektion gegenüber der APA. Das Deutschlernen wird dabei zunächst allerdings nicht im Zentrum stehen. Nach den Erlebnissen der Kinder in den vergangenen Wochen sei es zunächst einmal wichtig, diese ins System zu holen und ihnen Normalität zu geben. Erst später werde es darum gehen zu schauen, wo die Kinder wissensmäßig stehen, so ein Sprecher der Bildungsdirektion. Zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler sollen auch ukrainische Lehrerinnen und Lehrer mit guten Deutschkenntnissen neu aufgenommen werden, aktuell geht es um acht Anstellungen.
An den Schulen sei die Unterstützung durch Schulleitungen, Lehrpersonal und Mitschüler für die ukrainischen Geflüchteten jedenfalls groß, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) nach dem Besuch einer Volksschule und einer AHS in Klosterneuburg (NÖ) in einer Stellungnahme gegenüber der APA. „Es ist schön zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft in Österreich ist.“ An dem Gymnasium, das der Minister am Donnerstag besucht hat, wurde etwa ein System eingerichtet, bei dem Mitschüler als Buddys den ukrainischen Jugendlichen das Ankommen erleichtern sollen.
Um die Geflüchteten am Weg ins österreichische Schulsystem möglichst unkompliziert zu unterstützen, wurden laut Ressort an den Bildungsdirektionen eigene Anlaufstellen eingerichtet. Außerdem werden derzeit die wichtigsten Informationen zum österreichischen Bildungssystem aufbereitet und auf Ukrainisch und Englisch übersetzt, damit die Familien die richtigen Anknüpfungspunkte im System finden.
https://science.apa.at/power-search/13922638211365725661
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Rund 7.000 Flüchtlinge seit Sonntag in Österreich registriert – „Luftbrücke“ von Moldawien – Gesundheitssystem vorbereiten – UNHCR verzeichnet über 3,1 Mio. Flüchtlinge – Rund 270.000 Flüchtlinge in Tschechien angekommen – 17.3.2022
Bisher rund 7.000 Menschen, die wegen des russischen Angriffs aus der Ukraine geflohen sind, haben in Österreich Schutz gesucht. Sie ließen sich diese Woche hier registrieren, damit bekommen sie ein Aufenthaltsrecht und Zugang zum Arbeitsmarkt.
In Österreich gelandet sind laut Innenministerium schon ungefähr 150.000 Geflohene, aber die meisten von ihnen reisen in andere Länder weiter, häufig zu Verwandten und Freunden.
*** „Luftbrücke“ von Moldawien
Transportiert werden sollen Flüchtende demnächst auch im Wege einer „Luftbrücke“ von Moldawien nach Österreich. Sie wird in Zusammenarbeit von Innen- und Außenministerium sowie UNHCR und Austrian Airlines vorbereitet, berichtete der „Kurier“ (Donnerstag-Ausgabe). Offiziell wurde das noch nicht bestätigt, aber die Sprecherin des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), Ruth
Österreich habe signalisiert, dass man 2.000 geflohene Ukrainer einfliegen könnte, sagte Schöffl. Es gehe um die direkte Aufnahme von Menschen, die nicht so leicht weiter am Landweg weiterreisen können, etwa ältere, behinderte Personen und Menschen mit medizinischen Bedürfnissen bzw. Mütter mit sehr kleinen Kindern. Österreich habe hier besonders rasch reagiert, hoffte die UNHCR-Sprecherin, dass noch viele andere Staaten dem Beispiel folgen.
*** Gesundheitssystem vorbereiten
Mit der anhaltenden Fluchtbewegung seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine rückt in Österreich neben Ersthilfe und Unterbringung auch die medizinische Versorgung der Kriegsvertriebenen in den Fokus, die Behörden treffen Vorkehrungen.
„Es ist jetzt wesentlich, die Gesundheitssysteme auf die Behandlung ukrainischer Patientinnen und Patienten vorzubereiten, inklusive psychologischer Betreuung“, hieß es dazu aus dem Gesundheitsministerium.
Bei Infektionskrankheiten müsse man besonders auf „die hohe Prävalenz von HIV und Tuberkulose sowie Hepatitis C und Polio“ achten. „Zum einen muss die Behandlung der betroffenen Personen sichergestellt werden, zum anderen müssen Aufnahmezentren sowie Krankenhäuser und das Gesundheitspersonal auf diese Herausforderungen hingewiesen werden. Entsprechende Informationen und Empfehlungen wurden bereits an die zuständigen Stellen übermittelt“, hieß es. „Auch im Hinblick auf die Verbreitung von Covid-19 werden alle notwendigen Vorkehrungen getroffen“, wurde betont.
*** UNHCR verzeichnet über 3,1 Mio. Flüchtlinge
Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) stieg die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine insgesamt auf mehr als 3,1 Millionen. Das UNHCR teilte heute mit, dass innerhalb eines Tages knapp 107.000 Flüchtlinge hinzugekommen seien. „In der Mehrzahl Frauen, Kinder und ältere Menschen ließen ihre Wohnungen und oft auch Angehörige hinter sich, ohne zu wissen, was ihnen bevorsteht“, so das UNHCR. Das UNHCR geht davon aus, dass außerdem mehr als zwei Millionen Menschen in der Ukraine ihre Wohnungen aufgeben mussten und sich noch im Land befinden.
*** Rund 270.000 Flüchtlinge in Tschechien angekommen
In Tschechien kamen unterdessen rund 270.000 Geflüchtete an. Das sagte Ministerpräsident Petr Fiala heute und rief dazu auf, ihnen „im größtmöglichen Maße“ zu helfen. Zugleich räumte er Schwierigkeiten ein. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir an der Grenze dessen sind, was wir ohne größere Probleme absorbieren können“, sagte der 57-Jährige im Nachrichtensender CT24.
Nach aktuellen Zahlen des tschechischen Innenministeriums erhielten bereits knapp 180.000 Ukrainerinnen und Ukrainer eine offizielle Aufenthaltserlaubnis. Der größte Andrang herrscht in Prag, gefolgt von der umliegenden Region Mittelböhmen. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
https://orf.at/stories/3254004/
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EUROPA – DIW befürchtet Destabilisierung des europäischen Finanzsystems – Russlands Versuch der Destabilisierung des westlichen Finanzsytems – 17.3.2022
Berlin – Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht im Ukraine-Krieg eine Gefahr für das europäische Finanzsystem. „Russland wird versuchen, das westliche Finanzsystem zu destabilisieren – durch punktuelle Manipulation wie gezielten Hackerangriffen oder den 300 Milliarden Euro, die sie im Geldmarkt angelegt haben“, sagte Marcel Fratzscher dem Focus.
Da das Mandat der EZB die Preisstabilität sei, werde diese die Zinsen jetzt kaum erhöhen können, so der Professor für Makroökonomie. „Der Worst Case ist eine Eskalation des Kriegs und ein Stopp russischer Öl- und Gaslieferungen“, so Fratzscher. In der Folge würde das zu einer Explosion der Energie- und Nahrungsmittelpreise führen und die Industrie müsse teilweise ihre Produktion ein- und Mitarbeiter freistellen, warnte der Ökonom. Im schlimmsten Fall lande man im Gesamtjahr in einer Rezession, die Arbeitslosigkeit werde sich deutlich erhöhen.
„Auch die Inflation steigt auf Werte zwischen sechs und zehn Prozent, was die Bürger weiter enteignen würde“, sagte Fratzscher. Er forderte eine „temporäre Abschaffung der reduzierten Mehrwertsteuer von sieben auf null Prozent“. Das helfe allen Menschen bei der Grundversorgung, einkommensschwächere Menschen profitieren besonders stark und auch die Umsetzung gehe besonders schnell, dies habe man an der Senkung des Jahres 2020 beobachten können. Eine Lohnerhöhung sei durch den Krieg und die daraus resultierende Inflation nötig.
Man brauche „ordentliche“ Einmalzahlungen, welche für eine teilweise Kompensation, aber nicht permanent deutlich höhere Löhne sorgten. Dabei sei „Augenmaß“ wichtig. „Erhöhungen von acht bis zehn Prozent würden eine Bremse werden“, sagte der Ökonom dem Focus. An der Mindestlohn-Erhöhung solle aber festgehalten werden.
Das helfe gerade den einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten, die von der Explosion der Energie- und Nahrungsmittelpreise besonders stark betroffen seien. Gerade werde zu viel Populismus betrieben und „zu wenig für die am stärksten betroffenen Menschen getan“, sagte der DIW-Präsident. „Die entscheidende Stellschraube wird sein, wie lange der Krieg dauert.“ Russland sei „von der Größe wirtschaftlich unwichtig“, aber stelle systemrelevante Dinge für den Weltmarkt her, beispielsweise als Energie-Exporteur, bei Rohstoffen, bei Düngemittel oder Weizen.
Aber auch die Ukraine liefere beispielsweise Xenongas, das für Halbleiter benötigt werde. Probleme könnten bei einem Durchbruch der Lieferketten entstehen, da Produkte nicht gefertigt werden können, „wenn auch nur ein Prozent der Vorleistungen fehlen“, so Fratzscher.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55531189-diw-befuerchtet-destabilisierung-des-finanzsystems-003.htm
EUROPÄISCHE UNION – ROUNDUP/Pkw-Neuzulassungen in EU: Historisch schwacher Februar – Neu Engpässe hemmen – 17.3.2022
BRÜSSEL (dpa-AFX) – Die Pkw-Neuzulassungen in der EU sind im Februar weiter gesunken. 719 465 Fahrzeuge bedeuten ein Minus von 6,7 Prozent im Jahresvergleich, wie der Branchenverband Acea am Donnerstag mitteilte. So wenige Autos seien seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie in einem Februar verkauft worden. Grund sind die Störungen in der Lieferkette, etwa bei Halbleitern. Im Vergleich zum Januar, als das Minus 6 Prozent betrug, beschleunigte sich der Rückgang – und Experten erwarten vorerst keine Besserung.
„Seit Ende Februar hat sich die Situation nochmal massiv verschärft. Neue Engpässe bei wichtigen Zulieferprodukten führen zu Produktionsstillständen“, sagte Peter Fuß vom Beratungsunternehmen EY. „Die Lieferfähigkeit der Autohersteller hat sich damit weiter erheblich verschlechtert.“
Die Branche arbeite zwar mit Hochdruck daran, fehlende Bauelemente und Rohstoffe von bisherigen Lieferanten aus der Ukraine und Russland durch andere Bezugsquellen zu ersetzen oder die Produktion an anderen Standorten hochzufahren, doch das brauche Zeit, sagte Fuß. „Für die Kunden heißt das: Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird sich weiter verschlechtern. Die Lieferzeiten werden noch länger. Die Preise gehen vermutlich weiter in die Höhe.“ Gleichzeitig sieht er das Risiko einer gedämpften Nachfrage durch steigende Inflation, sinkende Reallöhne und rekordhohe Spritpreise.
Die vier wichtigsten Automärkte entwickelten sich im Februar laut Acea unterschiedlich. Während Italien und Frankreich Rückgänge von 22,6 beziehungsweise 13 Prozent hinnehmen mussten, konnten Spanien und Deutschland um 6,6 und 3,2 Prozent zulegen.
Auch bei den Herstellern fiel die Betroffenheit unterschiedlich aus. Die Volkswagen -Gruppe als Marktprimus lag mit 11,5 Prozent im Minus und kam auf 176 000 Neuzulassungen. Dahinter folgte der Stellantis -Konzern – zu dem etwa Peugeot, Fiat und Opel gehören – mit 151 000 Autos und einem Rückgang um 19,5 Prozent. Bei Mercedes-Benz (+1,5 Prozent) und der BMW -Gruppe (-1,5 Prozent) gab es nur wenig Bewegung./ruc/nas/DP/nas
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55527850-roundup-pkw-neuzulassungen-in-eu-historisch-schwacher-februar-016.htm
EUROPÄISCHE UNION – EU-Aufsichtsbehörden warnen Konsumenten vor Risiken von Krypto-Assets – 17.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Finanzaufsichtsbehörden der EU verschärfen ihre Gangart gegenüber so genannten Krypto-Assets. In einer gemeinsamen Erklärung warnen die Aufsichtsbehörden Eba (Banken), Esma (Wertpapiere, Märkte) und Eiopa (Versicherer), dass sich diese Vermögenswerte, von denen Bitcoin der bekannteste ist, nicht für Zahlungen oder Wertaufbewahrung durch normale Konsumenten eigneten.
„Konsumenten sollten sich der sehr realen Möglichkeit bewusst sein, ihr gesamtes investiertes Geld zu verlieren, wenn sie diese Anlagen kaufen“, heißt es in der Erklärung. Werbung – auch über soziale Medien und so genannte Influencer – könne irreführend sein. Besonders vorsichtig sollten Anleger sein, wenn ihnen schnelle oder hohe Renditen versprochen würden.
Die Behörden weisen die Verbraucher außerdem darauf hin, dass sie im Falle von Krypto-Investments nicht vor Verlusten geschützt seien und dass es keine Regressmöglichkeiten gebe. „Krypto-Vermögenswerte und damit verbundene Produkte und Dienstleistungen unterliegen typischerweise nicht dem Schutz durch die derzeitigen EU-Finanzdienstleistungsvorschriften“, heißt es.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55528067-eu-aufsichtsbehoerden-warnen-konsumenten-vor-risiken-von-krypto-assets-015.htm
EUROZONE – Inflation im Euroraum steigt im Februar auf Rekordhoch – 17.3.2022
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Inflation in der Eurozone hat im Februar erneut ein Rekordhoch markiert. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich auf revidiert 5,9 (Januar: 5,1) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit 1997, dem Beginn der aktuellen Datenreihe. Beim ersten Datenausweis am 2. März war vorläufig eine Rate von 5,8 Prozent ermittelt worden. Volkswirten hatten eine Bestätigung dieses Werts erwartet.
Mit dem jüngsten Preisschub wird das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) noch stärker überschritten als es bisher schon der Fall war. Der Ukraine-Krieg hat die Inflation noch weiter angefacht. Eine baldige Rückkehr der Inflationsrate in den Zielbereich erscheint derzeit schwer vorstellbar.
Die sogenannte Kernteuerung, die besonders volatile Preise außen vor lässt, stieg im Februar ebenfalls. Diese Kernrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak) kletterte auf 2,7 von 2,3 Prozent. Das entsprach der vorläufigen Meldung. Die Kernrate gilt unter Ökonomen als Richtgröße für den Inflationstrend.
Im Februar kam der höchste Beitrag zur jährlichen Inflation im Euroraum von „Energie“ (3,12 Prozentpunkte), gefolgt von „Dienstleistungen“ (1,04), „Lebensmitteln, Alkohol und Tabak“ (0,90) sowie „Industriegütern ohne Energie“ (0,81).
Binnen Monatsfrist stiegen die Verbraucherpreise im Februar in der Gesamtrate um 0,9 Prozent, in der Kernrate betrug die Steigerung 0,5 Prozent. Die vorläufigen Daten wurden damit ebenfalls bestätigt.
Die EZB steht vor dem Problem, dass wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine die Energiepreise beschleunigt steigen, was die Inflation in den nächsten Monaten schüren dürfte. Zugleich beeinträchtigt der Krieg aber auch die Zuversicht von Unternehmen und Konsumenten, was das Wachstum und damit mittelfristig auch die Inflation schwächen dürfte.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55528068-inflation-im-euroraum-steigt-im-februar-auf-rekordhoch-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55527846-eurozone-energiepreise-treiben-inflation-auf-rekordhoch-von-5-9-prozent-016.htm
=> TABELLE/EU-Verbraucherpreise Februar nach Ländern
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55528069-tabelle-eu-verbraucherpreise-februar-nach-laendern-015.htm
FRANKREICH – Macron plant Rente mit 65 und Vollbeschäftigung in fünf Jahren – 17.3.2022
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron plant die Rente mit 65 und rechnet mit Vollbeschäftigung in den kommenden fünf Jahren. „Wir müssen mehr arbeiten“, sagte er bei der Vorstellung seines Wahlprogramms. Er wolle die Rentenreform, die er wegen der Pandemie nicht mehr weiter verfolgt hatte, erneut angehen, betonte er. „Es wird eine andere Reform, da sich die Bedingungen geändert haben“, sagte er.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55534150-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – EUROPÄISCHE UNION – Wirtschaft EU-Vergleich mit Vorkrisenniveau: Deutschland hinkt bei Konjunkturerholung hinterher – Irland, Estland Slowenien weit vor, Spanien, Tschechien, Portugal und Slowakei hinter Deutschland – 17.3.2022
WIESBADEN (dpa-AFX) – Die vierte Corona-Welle und Lieferengpässe haben die von einer starken Industrie geprägte deutsche Wirtschaft zum Jahresende 2021 stärker belastet als viele andere EU-Staaten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag erreichten 20 der insgesamt 27 Länder der Europäischen Union (EU) im vierten Quartal 2021 das jeweilige Niveau vor der Corona-Krise, oder übertrafen es sogar. In Deutschland lag die Wirtschaftsleistung dagegen um 1,1 Prozent niedriger als im vierten Quartal 2019.
Bremsspuren gab es in Europas größter Volkswirtschaft zum Jahresende den Angaben zufolge vor allem bei den privaten Konsumausgaben und der Bruttowertschöpfung in der Industrie. Insbesondere die Autoindustrie war stark von Liefer- und Materialengpässen betroffen.
Das stärkste Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2021 verzeichneten in der EU im Vorkrisenvergleich demnach Irland (plus 15,3 Prozent), Estland (plus 7,2 Prozent) und Slowenien (plus 6,6 Prozent). Schwächer als Deutschland schnitten Spanien (minus 4,0 Prozent), Tschechien (minus 1,9 Prozent), Portugal (minus 1,4 Prozent) und die Slowakei (minus 1,2 Prozent) im Vergleich zum Vorkrisenniveau ab./mar/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55529876-eu-vergleich-deutschland-hinkt-bei-konjunkturerholung-hinterher-016.htm
DEUTSCHLAND – EUROPÄISCHE UNION – Lieferkettengesetzgebung in der EU kann bei überstrenger Auslegung zu wirtschaftlichen Schäden für Unternehmen führen – 17.3.2022
Nachdem Deutschland im vergangenen Jahr sein Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verabschiedet hat, hat nun auch die Europäische Kommission ihren Entwurf für eine „Richtlinie über Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen“ vorgelegt. Doch eine zu strenge Lieferkettengesetzgebung birgt erhebliche wirtschaftliche Risiken für die betroffenen Unternehmen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine heute vorgestellte Studie zur ökonomischen Bewertung eines Lieferkettengesetzes im Auftrag von Gesamtmetall (Felbermayr, Langhammer, Sandkamp: „Ökonomische Bewertung eines Lieferkettengesetzes“). Darin haben sich unter anderen Gabriel Felbermayr vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung Wien (WIFO) und Alexander Sandkamp vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) mit den möglichen Auswirkungen einer strengen Gesetzgebung von Sorgfaltspflichten von Unternehmen in ihrer Lieferkette beschäftigt. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und ähnliche, noch weitergehende Initiativen auf EU-Ebene sind nach ihrer Einschätzung als problematisch einzustufen. Die zentralen Ergebnisse:
• Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wird für Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen, insbesondere in ärmeren Ländern mit schwachen Institutionen, zusätzliche Kosten und Risiken schaffen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass deutsche Unternehmen die Zahl der Zulieferer aus diesen Ländern reduzieren oder sich ganz aus diesen Ländern zurückziehen werden.
• Reduzieren nun deutsche Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen mit Drittländern mit besonders problematisch vermuteten Arbeitsverhältnissen, schwächt dies die entwicklungsfördernde Einbindung dieser Unternehmen in globale Wertschöpfungsketten, was zu einer Verringerung des Pro-Kopf-Einkommens in ärmeren Ländern führen kann.
• Daher sollte eine gute Lieferketten-Gesetzgebung die effektiven Handelskosten mit ärmeren Ländern nicht erhöhen, um negative Effekte vor Ort zu vermeiden. Die Studie schlägt daher einen sogenannten „Negativlistenansatz“ vor, das heißt die Sanktionierung von ausländischen Unternehmern, die Menschenrechte missachten. Das wäre kostengünstiger und würde effektiver zur Stärkung der Menschenrechte in Drittländern beitragen.
Alexander Sandkamp (IfW Kiel): „Eine strenge Regelung zu Lieferkettensorgfaltspflichten hätte nach der von uns erstellten Studie nicht nur höhere Bürokratiekosten für die europäischen Unternehmen zur Folge. Sollten sich diese Unternehmen deshalb auch noch gezwungen sehen, sich aufgrund von Haftungsrisiken von Zulieferern in ärmeren Ländern zu trennen, hätte dies auch negative Auswirkungen auf diese Zulieferer, selbst wenn keine Menschenrechtsverletzungen auftreten. Schlimmstenfalls führt dies zu einer Verringerung des Pro-Kopf-Einkommens in den betroffenen Ländern.“
Gabriel Felbermayr (WIFO): „Gerade der Vorschlag der EU-Kommission für eine europäische Lieferketten-Richtlinie wird das Haftungsrisiko für europäische Unternehmen deutlich erhöhen, beispielsweise aufgrund der darin verankerten zivilrechtlichen Haftung von Unternehmen für Dritte. Damit wird das Rückzugsszenario von Unternehmen aus diesen Ländern sehr real. Zudem würde die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen gegenüber Konkurrenten geschwächt, die aus Ländern ohne vergleichbare Regulierung kommen.“
https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/alexander-sandkamp/oekonomische-bewertung-eines-lieferkettengesetzes-0/
Gabriel Felbermayer und Kolleg*innen: Gutachten – Ökonomische Bewertung eines Lieferkettengesetzes – Studie im Auftrag von Gesamtmetall e.V., Endbericht – 28.9.2021
(75-Seiten-PDF): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/Alexander_Sandkamp/Economic_Evaluation_of_a_Due_Diligence_Law/IfW_Endbericht_OEkonomische_Bewertung_eines_Lieferkettengesetzes.pdf
DEUTSCHLAND – DIHK: Krieg und Sanktionen verschärfen Lieferketten-Probleme der Wirtschaft – 17.3.2022
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Folgen verschärfen nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auch die Probleme in den Lieferketten der Wirtschaft enorm. „Inzwischen erreichen uns auf vielen Kanälen Rückmeldungen über eine starke Zunahme der Probleme“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Laut einem ersten Trend aus der laufenden DIHK-Blitzbefragung zu den wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine meldeten rund 60 Prozent der Unternehmen zusätzliche Störungen in der Lieferkette und der Logistik als Folge des Krieges.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530391-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – IWH: Preisschock gefährdet Erholung der deutschen Wirtschaft – 17.3.2022
Von Andreas Kißler
HALLE/BERLIN (Dow Jones)–Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat unter dem Eindruck der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seine Prognosen für die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in diesem und im kommenden Jahr gesenkt. Das Institut erwartet nun für 2022 eine Steigerung um 3,1 Prozent anstatt im Dezember prognostizierter 3,5 Prozent und für 2023 um 1,5 Prozent statt 1,8 Prozent. Für den Verbraucherpreisindex veranschlagte das IWH dieses Jahr eine Steigerung um 4,8 Prozent und nächstes Jahr um 3,2 Prozent.
„Der Ukraine-Krieg trifft die deutsche Wirtschaft vor allem über einen Energiepreisschock, aber auch über die Unterbrechung von Handelsströmen und über eine allgemeine Verunsicherung“, erklärte das Institut. Zugleich erhalte die Konjunktur aber von der Aufhebung vieler Pandemie-Restriktionen einen kräftigen Schub.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine habe die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa drastisch verschlechtert. Die Preise für Rohstoffe und Energie und hier besonders für Erdgas seien stark gestiegen, die Sanktionen brächten den über Energielieferungen hinausgehenden Russlandhandel nahezu zum Erliegen, und europäische Aktienkurse hätten deutlich an Wert verloren. Im Fall eines Stopps der russischen Gaslieferungen wäre für Deutschland mit einer Bewirtschaftung des Rohstoffs und einer scharfen Rezession vor allem im verarbeitenden Gewerbe zu rechnen.
Wenn, wie in der Prognose aber unterstellt, Gas weiter geliefert werde, sei der konjunkturelle Haupteffekt der Krise der Energiepreisanstieg, der zu Realeinkommenseinbußen der privaten Haushalte und zum Verlust an Wettbewerbsfähigkeit von Unter-nehmen führe, insbesondere wegen des in Europa besonders teuren Erdgases. Auch würden Wertschöpfungsketten, die durch die Ukraine oder Russland führten, zerrissen. „Der in den meisten Weltregionen schon vor Kriegsbeginn hohe Inflationsdruck verstärkt sich weiter“, konstatierte das Institut.
*** Erholung gewinnt mit Ende von Restriktionen an Schwung
Die deutsche Konjunktur treffe der Krieg in einer Erholungsphase, nachdem die Winterwelle der Pandemie den privaten Konsum und die wirtschaftliche Aktivität im Schlussquartal 2021 noch habe schrumpfen lassen. „Auch, wenn die Pandemie noch keineswegs vorbei ist, dürfte die Erholung mit der Aufhebung vieler zur Pandemiebekämpfung erlassener Restriktionen im März an Schwung gewinnen“, erwartete IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Die privaten Haushalte würden einen Teil ihrer während der Pandemie angesammelten Ersparnis in den kommenden Quartalen wohl zusätzlich ausgeben, was insbesondere den Dienstleistern zugutekomme.
Die Produktion dürfte im zweiten Quartal deshalb recht kräftig expandieren. Allerdings müssten die Konsumenten das Geld auch dazu verwenden, die höheren Lebenshaltungskosten zu bestreiten, denn die ohnehin schon starke Preisdynamik in Deutschland werde durch den russischen Krieg noch einmal erhöht. „Die Teuerung, Ausfälle von Exporten nach Osteuropa und eine allgemeine Verunsicherung sind Kanäle, über die der Krieg gegen die Ukraine die deutsche Konjunktur dämpft, was sich in der zweiten Jahreshälfte in deutlich niedrigeren Zuwachsraten der Produktion niederschlägt“, sagte Holtemöller.
Der Aufbau der Erwerbstätigkeit verlangsamt sich laut der Prognose im Jahresverlauf 2022. Gegen Ende des Jahres komme er aufgrund der starken Mindestlohnerhöhung nahezu zum Stehen. Die Zahl der Arbeitslosen soll nach den Berechnungen dieses Jahr auf 2,299 Millionen und nächstes auf 2,249 Millionen sinken, die Arbeitslosenquote auf 5,0 und 4,9 Prozent.
Die hohen Energie- und Rohstoffpreise ließen den deutschen Leistungsbilanzsaldo deutlich von 6,9 Prozent in Relation zum BIP im Jahr 2021 auf 5,4 Prozent im Jahr 2022 sinken. Das Haushaltsdefizit dürfte im laufenden Jahr deutlich zurückgehen, denn mit der anziehenden Konjunktur dürften vor allem die Einnahmen der Sozialversicherungen beschleunigt expandieren, während die öffentlichen Ausgaben im Zusammenhang mit rückläufigen Kosten der Corona-Pandemie kaum steigen würden.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55529937-iwh-preisschock-gefaehrdet-erholung-der-deutschen-wirtschaft-015.htm
DEUTSCHLAND – RWI: Gestiegene Energiepreise belasten wirtschaftliche Erholung – 17.3.2022
Von Andreas Kißler
ESSEN/BERLIN (Dow Jones)–Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung senkt aufgrund der Auswirkungen der Ukraine-Krise seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 auf 2,5 Prozent von 3,9 Prozent. Für 2023 erwartet es nun 3,6 anstatt 2,5 Prozent. Insbesondere die kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise belasteten Unternehmen und Haushalte in hohem Maße. Positive Impulse gingen dagegen von den Lockerungen der Corona-Infektionsschutzmaßnahmen aus. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsaktivität in den kommenden Monaten laut RWI wieder ausgeweitet werden.
Die Inflation dürfte in diesem Jahr bei 5,2 Prozent liegen und im nächsten auf 2,3 Prozent zurückgehen. In diesem Jahr führten die steigenden Erdgas- und Rohölpreise zu höheren Heiz- und Benzinkosten und wirkten so direkt auf die Verbraucherpreise. Dieser Preisanstieg dürfte erst im Verlauf des Jahres nachlassen. Da kurzfristig keine deutlichen Steigerungen bei den Tariflöhnen zu erwarten seien, werde es voraussichtlich zu keiner Lohn-Preis-Spirale kommen.
Die aktuell steigenden Energiekosten belasteten Verbraucher und Unternehmen. Bei den Unternehmen seien vor allem energieintensive Branchen des Verarbeitenden Gewerbes betroffen, wie die Chemische Industrie sowie die Stahl-, Papier- und Glasindustrie. Die Belastungen würden die Produktion bereits im ersten Quartal nochmals sinken lassen und in den folgenden Quartalen anhalten. Auch im Dienstleistungssektor würden die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine spürbar sein, er dürfte sich ab dem zweiten Quartal jedoch aufgrund gelockerter Infektionsschutzmaßnahmen erholen.
*** Auftriebskräfte setzen sich künftig stärker durch
Die Probleme in den globalen Lieferketten würden sich infolge des Krieges wohl langsamer lösen, als es sonst zu erwarten gewesen wäre. Eine allmähliche Normalisierung sei dennoch zu erwarten. „Der Krieg in der Ukraine belastet die Erholung der deutschen Wirtschaft von der Corona-Krise stark“, erklärte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. „In den kommenden Monaten dürften sich die Auftriebskräfte jedoch wieder stärker durchsetzen.“
Der Arbeitsmarkt zeige sich weiter robust. Im Verlauf des Jahres dürfte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter kräftig um fast 300.000 steigen. Die Zahl der Arbeitslosen soll nach der Prognose 2022 auf 2,290 Millionen und 2023 auf 2,255 Millionen sinken. Die Arbeitslosenquote dürfte 5,0 Prozent in diesem und 4,9 Prozent im nächsten Jahr betragen.
Nach der Prognose sollen die privaten Konsumausgaben in diesem Jahr um 5,1 Prozent und im kommenden um 4,3 Prozent steigen und die Ausrüstungsinvestitionen 2022 um 3,2 Prozent und 2023 um 10,2 Prozent. Die Exporte nehmen demnach 2022 um 5,2 Prozent und 2023 um 2,6 Prozent zu, die Importe steigen um 7,1 Prozent in diesem und 2,9 Prozent im nächsten Jahr. Das staatliche Budgetdefizit dürfte im laufenden Jahr auf knapp 89 Milliarden Euro und im Jahr 2023 weiter auf gut 70 Milliarden Euro sinken.
Die Prognose beruht den Angaben zufolge auf der Annahme, dass keine weiteren Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt und gleichzeitig die russischen Gaslieferungen an Deutschland fortgeführt werden. Zudem werde angenommen, dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen ab dem zweiten Quartal zurückgehe, die Infektionsschutzmaßnahmen weitgehend aufgehoben und im kommenden Winter nicht erneut nötig sein würden. Darüber hinaus werde unterstellt, dass die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten sich nach und nach auflösten.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55528070-rwi-gestiegene-energiepreise-belasten-wirtschaftliche-erholung-015.htm
DEUTSCHLAND – IfW: Ukraine-Krieg belastet Wirtschaft spürbar und erhöht Inflationsdruck – 17.3.2022
Von Andreas Kißler
KIEL/BERLIN (Dow Jones)–Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat angesichts der zu erwartenden Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seine Vorhersage für die Zunahme der Wirtschaftsleistung in Deutschland im laufenden Jahr nahezu halbiert. Das Institut erwartet nun eine Steigerung des Bruottoinlandsproduktes (BIP) um 2,1 Prozent, nachdem es im Dezember 2021 noch ein Plus von 4,0 Prozent veranschlagt hatte, wie aus seiner Frühjahrsprognose hervorgeht. Die Inflationsrate dürfte demnach auf 5,8 Prozent steigen und damit so hoch sein wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
„Der Krieg in der Ukraine belastet die deutsche Wirtschaft spürbar und erhöht den ohnehin schon starken inflationären Druck“, erklärte das IfW. „Die Erholung bricht aber nicht ab.“ Der Ukraine-Schock verzögere die Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau in die zweite Jahreshälfte. Die Produktionskapazitäten blieben bis Ende des Jahres nicht voll ausgelastet und damit die Wirtschaftsleistung unter den Möglichkeiten. Im kommenden Jahr dürfte ein Teil der nun entfallenden Produktion nachgeholt werden und die Wirtschaft dann um 3,5 Prozent zulegen anstatt bisher erwarteter 3,3 Prozent.
Die ökonomischen Verwerfungen infolge des Ukraine-Krieges dürften Deutschland in diesem und im kommenden Jahr insgesamt rund 90 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung kosten. „Ohne die starken postpandemischen Auftriebskräfte wäre die deutsche Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr rückläufig“, sagte IfW-Vizepräsident Stefan Kooths. Die Konjunktur in Deutschland wie weltweit sei gegenläufigen Kräften ausgesetzt. „Den kräftigen Auf- und Nachholeffekten nach dem Wegfall der meisten Infektionsschutzmaßnahmen stehen die Schockwellen infolge des Ukraine-Krieges gegenüber“, konstatierte der Konjunkturchef des Instituts.
Im Euroraum dürfte das BIP laut der Prognose um 2,8 Prozent in diesem und 3,1 Prozent im nächsten Jahr steigen. Die Weltwirtschaft expandiere deutlich schwächer, als ohne den Krieg zu erwarten gewesen wäre. Sie dürfte mit Raten von 3,5 Prozent in diesem und 3,6 Prozent im nächsten Jahr aber immer noch etwas stärker zulegen als im längerfristigen Trend. Die russische Wirtschaft werde in eine schwere Rezession rutschen.
*** Hohe Ersparnisse und Auftragsbestände als Sonderfaktoren
Der Ukraine-Krieg belaste die Konjunktur über höhere Unsicherheit, neuen Stress in den Lieferketten und nochmals verteuerte Rohstoffpreise, insbesondere für Öl und Gas. Insgesamt dürfte die deutsche Energieimportrechnung 2022 um rund 40 Milliarden Euro höher ausfallen als erwartet. Allerdings hätten in Deutschland die Konsumenten während der Pandemiephase zusätzliche Ersparnisse in Höhe von 220 Milliarden Euro angehäuft. Auch säßen die Industrieunternehmen auf rekordhohen Auftragsbeständen von 100 Milliarden Euro, rund 17 Prozent ihrer Jahresproduktion.
„Diese Sonderfaktoren federn den Ukraine-Schock ab, so dass die konjunkturelle Erholung nach der Corona-Pandemie zwar kurzfristig stark belastet wird, aber nicht abbricht“, erklärte das IfW. Nach der Prognose sollen die privaten Konsumausgaben in diesem Jahr um 3,9 Prozent und im kommenden um 3,7 Prozent steigen und die Ausrüstungsinvestitionen 2022 um 3,0 Prozent und 2023 um 10,6 Prozent. Die Exporte nehmen demnach 2022 um 4,2 Prozent und 2023 um 6,6 Prozent zu, die Importe steigen um 5,9 Prozent in diesem und 6,4 Prozent im nächsten Jahr.
*** Rekordinflation im wiedervereinigten Deutschland und im Euroraum
Die Inflation wird nach der Prognose im Jahresdurchschnitt mit voraussichtlich 5,8 Prozent „so hoch sein wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland“. Die stark gestiegenen Preise für importierte Rohstoffe und Vorleistungen seien noch nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen, so das Institut. Es habe sich bereits vor dem Ukraine-Krieg ein erheblicher, breit angelegter Inflationsdruck aufgebaut, der sich das gesamte Jahr über in hohen Teuerungsraten zeigen werde, selbst wenn wie angenommen die Rohstoffpreise wieder etwas nachgäben und die Lieferengpässe in der zweiten Jahreshälfte sukzessive nachließen.
2023 würden die Zuwachsraten nur allmählich nachlassen, und die Inflation dürfte auf Jahressicht bei 3,4 Prozent liegen. Insbesondere in der Bauwirtschaft stiegen die Preise drastisch, im letzten Jahr um 8,6 Prozent. Die Preissteigerung dürfte in diesem Jahr noch darüber liegen, bevor sie im nächsten Jahr wieder moderater ausfalle. Im Euroraum dürfte die Inflationsrate mit 5,2 Prozent den höchsten Stand seit Bestehen der Währungsunion erreichen. Auch 2023 dürfte die Teuerungsrate mit 2,8 Prozent weiterhin klar das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) übertreffen.
*** Arbeitsmarkt weiter robust
Die Erwerbstätigkeit setzt laut der Prognose ihre Erholung von der Corona-Krise fort, wenngleich das Tempo nachlassen dürfte. Die Zahl der Erwerbstätigen steige von 45,5 Millionen in diesem auf 45,7 Millionen im nächsten Jahr. Die Arbeitslosigkeit sinke auf neue gesamtdeutsche Tiefstände von 4,9 Prozent in diesem und 4,7 Prozent im kommenden Jahr. Dämpfend wirkten zum einen die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges, zum anderen werde die Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro zu Beschäftigungsverlusten führen.
Die Schulden der öffentlichen Haushalte gingen nach der Corona-Pandemie zwar zurück, blieben aber hoch. Der Bund habe in Form von Sondervermögen für den Klimaschutz und die Verteidigung die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass trotz Schuldenbremse Finanzierungsdefizite in größerem Umfang möglich seien. 2022 beträgt das Minus laut den Kieler Berechnungen 92 Milliarden Euro und 2023, wenn die Schuldenbremse wieder greifen solle, gut 81 Milliarden Euro. Deutschlands öffentliche Schulden sollen 2023 bei gut 65 Prozent des BIP liegen.
„In Zeiten demografisch bedingt schwindender Wachstumskräfte gilt es, die Ansprüche an die Möglichkeiten anzupassen. Das erfordert Haushaltskonsolidierung, idealerweise durch Priorisierung der Ausgaben“, forderte Kooths deshalb. Jedoch werde „Deutschlands Liste der ungelösten Verteilungskonflikte“ immer länger. Ungedeckte Leistungsversprechen im Renten- und Gesundheitssystem, ambitionierte Maßnahmen zum Klimaschutz, mehr Verteidigungsausgaben, Abfederung der hohen Energiepreise – bislang weiche die Finanzpolitik stets in neue Schulden aus.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55527569-ifw-ukraine-krieg-belastet-wirtschaft-spuerbar-und-erhoeht-inflationsdruck-015.htm
DEUTSCHLAND – Frühjahrsprognose IfW Kiel: Ukraine-Krieg belastet deutsche Wirtschaft deutlich, Inflation bricht Rekord – 17.3.2022
Von Jens Boysen-Hogrefe und Kolleg*innen
Die deutsche Wirtschaft ist abermals heftigem Gegenwind ausgesetzt. Der Krieg in der Ukraine führt zu hohen Rohstoffpreisen, neuen Lieferengpässen und schwindenden Absatzmöglichkeiten. Die hohen Rohstoffpreise verringern die Kaufkraft der verfügbaren Einkommen und dämpfen damit den privaten Konsum. Zudem belasten zusätzliche Lieferengpässe die Industrie spürbar. Schließlich verschlechtern sich zumindest vorübergehend die Absatzmöglichkeiten aufgrund der Sanktionen sowie der durch den Krieg gestiegenen Unsicherheit. All dies trifft die Wirtschaft in einer Phase, in der die dämpfenden Einflüsse der Pandemie nachlassen und eine kräftige Erholung angelegt war. Die starken Auftriebskräfte – hohe aufgestaute Kaufkraft bei den privaten Haushalten und dicke Auftragspolster der Industrie – federn die Schockwellen aus dem Krieg in der Ukraine ab. Im Ergebnis dürfte sich die Erholung in diesem Jahr fortsetzen, allerdings in spürbar langsamerem Tempo als im Winter erwartet. Insgesamt rechnen wir nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,1 Prozent für das laufende Jahr (Winterprognose: 4 Prozent) und von 3,5 Prozent für das Jahr 2023 (Winterprognose: 3,3 Prozent). Die Inflation dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Selbst wenn die Rohstoffpreise nicht mehr weiter steigen und die Lieferengpässe allmählich nachlassen, wird die Inflation im kommenden Jahr mit 3,4 Prozent wohl noch hoch bleiben, auch weil die jüngsten Erzeugerpreisanstiege erst nach und nach bei den Verbrauchern ankommen. Während der Krieg auf dem Arbeitsmarkt kaum Spuren hinterlässt, werden die öffentlichen Ausgaben steigen, so dass die Haushaltsdefizite länger auf erhöhten Niveaus verharren.
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Der Krieg in der Ukraine belastet die deutsche Wirtschaft spürbar und erhöht den ohnehin schon starken inflationären Druck. Die Erholung bricht aber nicht ab. In seiner aktuellen Frühjahrsprognose halbiert das IfW Kiel seine Vorhersage für die Zunahme der Wirtschaftsleistung in Deutschland im laufenden Jahr nahezu. Es erwartet nun nur noch ein Plus von 2,1 Prozent (bislang 4 Prozent). Die Inflationsrate dürfte auf 5,8 Prozent steigen, so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
Der Ukraine-Schock verzögert die Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau in die zweite Jahreshälfte. Die Produktionskapazitäten bleiben bis Ende des Jahres nicht voll ausgelastet und damit die Wirtschaftsleistung unter den Möglichkeiten. Im kommenden Jahr dürfte ein Teil der nun entfallenden Produktion nachgeholt werden und die Wirtschaft dann um 3,5 Prozent zulegen (bislang 3,3 Prozent erwartet). Die ökonomischen Verwerfungen infolge des Ukraine-Krieges dürften Deutschland in diesem und im kommenden Jahr insgesamt rund 90 Mrd. Euro an Wirtschaftsleistung kosten.
„Ohne die starken postpandemischen Auftriebskräfte wäre die deutsche Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr rückläufig. Die Konjunktur in Deutschland wie weltweit ist gegenläufigen Kräften ausgesetzt. Den kräftigen Auf- und Nachholeffekten nach dem Wegfall der meisten Infektionsschutzmaßnahmen stehen die Schockwellen infolge des Ukraine-Krieges gegenüber“, sagte Stefan Kooths, Konjunkturchef und Vizepräsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel), anlässlich der heute vorgestellten Frühjahrsprognosen für Deutschland, den Euroraum und die Weltwirtschaft.
Im Euroraum dürfte das BIP um 2,8 Prozent (2022) und 3,1 Prozent (2023) steigen. Die Weltwirtschaft expandiert deutlich schwächer, als ohne den Krieg zu erwarten gewesen wäre. Sie dürfte mit Raten von 3,5 Prozent in diesem und 3,6 Prozent im nächsten Jahr aber immer noch etwas stärker zulegen als im längerfristigen Trend. Die russische Wirtschaft wird in eine schwere Rezession rutschen.
Der Ukraine-Krieg belastet die Konjunktur über höhere Unsicherheit, neuen Stress in den Lieferketten und nochmals verteuerte Rohstoffpreise, insbesondere für Öl und Gas. Insgesamt dürfte die deutsche Energieimportrechnung im Jahr 2022 um rund 40 Mrd. Euro höher ausfallen, als noch in der Dezemberprognose veranschlagt war.
Allerdings haben in Deutschland die Konsumenten während der Pandemiephase zusätzliche Ersparnisse in Höhe von 220 Mrd. Euro angehäuft. Ferner sitzen die Industrieunternehmen auf rekordhohen Auftragsbeständen von 100 Mrd. Euro, rund 17 Prozent ihrer Jahresproduktion. Diese Sonderfaktoren federn den Ukraine-Schock ab, so dass die konjunkturelle Erholung nach der Corona-Pandemie zwar kurzfristig stark belastet wird, aber nicht abbricht.
*** Rekordinflation im wiedervereinigten Deutschland und im Euroraum
Die stark gestiegenen Preise für importierte Rohstoffe und Vorleistungen sind noch nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen. Es hat sich bereits vor dem Ukraine-Krieg ein erheblicher, breit angelegter Inflationsdruck aufgebaut, der sich das gesamte Jahr über in hohen Teuerungsraten zeigen wird, selbst wenn – wie in der Prognose unterstellt – die Rohstoffpreise wieder etwas nachgeben und die Lieferengpässe in der zweiten Jahreshälfte sukzessive nachlassen.
Im Jahresdurchschnitt wird die Inflation mit voraussichtlich 5,8 Prozent so hoch sein wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. 2023 werden die Zuwachsraten nur allmählich nachlassen, und die Inflation dürfte auf Jahressicht bei 3,4 Prozent liegen. Insbesondere in der Bauwirtschaft steigen die Preise drastisch, im letzten Jahr waren es 8,6 Prozent – die bei weitem höchste Preissteigerung seit der Wiedervereinigung. Sie dürfte in diesem Jahr noch darüber liegen, bevor sie im nächsten Jahr wieder moderater ausfällt.
Im Euroraum dürfte die Inflationsrate mit 5,2 Prozent den höchsten Stand seit Bestehen der Währungsunion erreichen. Auch 2023 dürfte die Teuerungsrate mit 2,8 Prozent weiterhin klar das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) übertreffen.
„Der Inflationsdruck ist auch der weltweit expansiven Geld- und Fiskalpolitik während der Pandemiephase geschuldet. Die massiven Finanzhilfen haben – weitgehend finanziert über die Notenbanken – in großem Stil Phantom-Einkommen im privaten Sektor geschaffen, also Einkommen, denen keine Produktion gegenüberstand und die daher inflationär wirken. Kriegsbedingt bekommt die Teuerung einen weiteren Schub, in Gang gekommen war sie aber längst vor dem Überfall auf die Ukraine”, so Kooths.
*** Schulden steigen, Arbeitsmarkt bleibt robust
Die Erwerbstätigkeit setzt ihre Erholung von der Corona-Krise fort, wenngleich das Tempo nachlassen dürfte. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt von 45,5 Millionen in diesem auf 45,7 Millionen im nächsten Jahr. Dämpfend wirken zum einen die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges. Zum anderen wird die Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro zu Beschäftigungsverlusten führen (vgl. IfW Kiel Medieninformation: Mindestlohn von 12 Euro: Risiken für Beschäftigung steigen, Armut sinkt kaum). Außerdem erreicht das Arbeitskräfteangebot im nächsten Jahr wegen der Alterung der Gesellschaft seinen Zenit. Die Arbeitslosigkeit sinkt von 5,7 Prozent (2021) auf neue gesamtdeutsche Tiefstände von 4,9 Prozent (2022) und 4,7 Prozent (2023).
Die Schulden der öffentlichen Haushalte gehen nach der Corona-Pandemie zwar zurück, bleiben aber hoch. Der Bund hat in Form von Sondervermögen für den Klimaschutz und die Verteidigung die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass trotz Schuldenbremse Finanzierungsdefizite in größerem Umfang möglich sind. 2022 beträgt das Minus 92 Mrd. Euro, 2023, wenn die Schuldenbremse wieder greifen soll, gut 81 Mrd. Euro. Deutschlands öffentliche Schulden betragen dann 68 Prozent (2022) bzw. gut 65 Prozent (2023) des Bruttoinlandsproduktes (BIP).
„Deutschlands Liste der ungelösten Verteilungskonflikte wird immer länger. Ungedeckte Leistungsversprechen im Renten- und Gesundheitssystem, ambitionierte Maßnahmen zum Klimaschutz, mehr Verteidigungsausgaben, Abfederung der hohen Energiepreise – bislang weicht die Finanzpolitik stets in neue Schulden aus. Nicht die Schuldentragfähigkeit ist das Problem, sondern dass dieser Kurs immer weniger in die gesamtwirtschaftliche Landschaft passt, auch weil dadurch die Inflation neue Nahrung bekommt. In Zeiten demografisch bedingt schwindender Wachstumskräfte gilt es, die Ansprüche an die Möglichkeiten anzupassen. Das erfordert Haushaltskonsolidierung, idealerweise durch Priorisierung der Ausgaben“, so Kooths.
https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=17113&L=1
Kieler Konjunkturberichte Deutschland, Nr. 88 (2022|Q1)(54-SeitenPDF): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Konjunktur/Prognosetexte/deutsch/2022/KKB_89_2022-Q1_Deutschland_DE.pdf
DEUTSCHLAND – IW: Krieg hat erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen – 17.3.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen für Deutschland wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Das Ausmaß sei nicht absehbar. Die bereits bestehenden Probleme bei internationalen Lieferketten würden durch neue Versorgungsengpässe weiter verschärft, heißt es in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW/Köln).
Aus Russland fehlten wichtige Rohstofflieferungen. Auch aus der Ukraine seien bisher wichtige Stoffe und Vorprodukte geliefert worden. Palladium, Nickel, Neon oder Kabelbäume seien Beispiele für neu entstandene Engpässe. „Wenn diese länger andauern, weil Ersatz nur begrenzt mobilisiert werden kann, drohen anhaltende Produktionsausfälle in der deutschen Wirtschaft.“
Die Studie basiert auf den Ergebnissen einer Befragung von 1900 Unternehmen. Demnach sehen sich rund drei Viertel der Firmen durch hohe Energiepreise belastet. Weit mehr als ein Drittel seien in ihren Geschäftsabläufen durch ausfallende Lieferungen von Vorleistungen oder drohende Engpässe in der Energieversorgung bedroht. Seit der ersten Kriegswoche hätten sich die Sorgen tendenziell erhöht. „Für die mittlere Frist werden weiter ansteigende Belastungen durch den Krieg für die Unternehmen in Deutschland erwartet“, hieß es.
Neben den immer noch bestehenden Belastungen infolge der Corona-Pandemie bestehe die Gefahr „weiterer und in Teilen nicht abschätzbarer Geschäftsrisiken“ und „Anpassungslasten“ für die Firmen in Deutschland.
Vor allem der mögliche Stopp der Gaslieferungen von Russland nach Europa würde eine erhebliche Veränderung der wirtschaftlichen Perspektiven nach sich ziehen. Die Bundesregierung lehnt ein solches Embargo ab, Russland könnte aber Lieferungen einstellen./hoe/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55524312-iw-krieg-hat-erhebliche-wirtschaftliche-konsequenzen-016.htm
DEUTSCHLAND – VCI zieht Prognose zurück – Aussichten für Chemiebranche düster – 17.3.2022
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Chemieindustrie in Deutschland steht angesichts der kriegsbedingt dramatisch steigenden Energiepreise vor einem ungewissen Jahr und erwartet anders als noch im Dezember angekündigt aktuell mehrheitlich Einbrüche in ihrer Geschäftsentwicklung. Der Branchenverband VCI zog bei Vorlage der Jahresbilanz 2021 deshalb seine Prognose für 2022 zurück, gab aber keine neue Einschätzung ab. „Jegliche Prognose wäre im hohen Maß spekulativ“, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup.
Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sei die Erwartung der Branche für die Geschäftsaussichten im laufenden Jahr innerhalb weniger Wochen gekippt.
Der Verband der Chemischen Industrie warnte die Politik davor, angesichts des Krieges in der Ukraine ein Importverbot für russisches Erdgas zu verhängen. Tiefe Einschnitte in das Produktionsniveau wären dann in der gesamten Branche unvermeidlich und würden sich über die Lieferketten auf die gesamte Industrie in Deutschland auswirken, so der VCI. „Mit einer schweren und mehrjährigen Rezession mit einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen muss gerechnet werden“, warnte Große Entrup.
54 Prozent der im VCI organisierten Unternehmen erwarteten nach einer aktuellen Umfrage bereits jetzt für 2022 eine rückläufige Produktion und sinkende Umsätze. 70 Prozent sehen als Folge der dramatisch gestiegenen Energiepreise gravierende Probleme für ihr Geschäft. Der finanzielle Spielraum der Firmen schwinde immer mehr, so der VCI. 85 Prozent der Befragten hätten erklärt, sie könnten die steigenden Produktions- und Beschaffungskosten entweder gar nicht oder nur zum Teil weitergeben.
Im Dezember hatte der VCI für 2022 noch einen Anstieg der Produktion um 2 Prozent und ein Umsatzwachstum von 5 Prozent auf 231 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Das vergangene Jahr war von hoher Nachfrage und Knappheiten beim Angebot geprägt. Bei einem Wachstum der Produktion um 5,3 Prozent (5,0 Prozent ohne Pharma) und einem Anstieg der Preise um 9,3 Prozent legte der Umsatz der Branche um 17,9 Prozent auf 225 Milliarden Euro zu. Fast zwei Drittel ihres Geschäftes machten die Firmen im Ausland. Die Zahlen fielen damit noch besser aus als im Dezember prognostiziert.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55527273-vci-zieht-prognose-zurueck-aussichten-fuer-chemiebranche-duester-015.htm
DEUTSCHLAND – Ifo-Institut: Baupreise steigen weiter – 17.3.2022
Die deutschen Bauunternehmen planen, auf breiter Linie die Preise zu erhöhen. Das geht aus den Umfragen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hervor, die vor dem Ukraine-Krieg durchgeführt wurden. Im Hochbau kalkulierte demnach jeder zweite Betrieb für die kommenden Monate mit Preisanpassungen. Auch im Tiefbau seien Preiserhöhungen eingeplant worden, dies jedoch nicht ganz so häufig wie im Hochbau. „Das ist eine Folge der rasanten Kostenanstiege beim Baumaterial, diese werden nun an die Kunden weitergeben“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55526226-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – Vor allem Kaffee wird teurer Aldi erhöht die Preise deutlich – Backwaren, Drogerieartikel und Tiefkühlprodukte – Einkaufen beim Discounter wird künftig teurer – 17.3.2022
Die Omikron-Welle, der Mangel an LKW-Fahrern und der Ukraine-Krieg lassen die Einkaufspreise für Lebensmittel in die Höhe schnellen. Aldi gibt die Preissteigerungen nun an seine Kunden weiter: Rund 400 Lebensmittel und Drogerieartikel werden teurer. Weitere Händler könnten folgen.
Die Preise im deutschen Lebensmittelhandel geraten immer stärker in Bewegung. Aldi erhöhe zurzeit die Preise auf breiter Front und gebe damit die Preisanhebungen der Hersteller infolge der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges an die Kunden weiter, berichtete das Branchenfachblatt „Lebensmittel Zeitung“. Insgesamt sind nach Recherchen des Fachblatts rund 400 Artikel betroffen. Eine derartige Preiserhöhungswelle habe es seit Jahren nicht mehr geben.
Aldi bestätigte die Preiserhöhungen grundsätzlich. „Dort, wo sich die Kosten im Einkauf durch die derzeitige Marktsituation verändern, müssen auch wir die Verkaufspreise erhöhen“, sagte ein Unternehmenssprecher im Namen von Aldi Nord und Aldi Süd. Der Schritt des Discounters ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil sich im Preis-Einstiegssegment erfahrungsgemäß viele Händler an den Preisen von Aldi orientieren.
Vom Wettbewerber Lidl war zunächst keine Stellungnahme zu möglichen Preiserhöhungen zu erhalten. Der Aldi-Sprecher erklärte, die Marktlage sei bereits seit Monaten geprägt von anhaltenden Herausforderungen der internationalen Seefracht, der Omikron-Welle, dem grundsätzlichen internationalen Mangel an LKW-Fahrern und den gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe. Durch den Ukraine Krieg habe sich die Situation noch einmal verschärft. Dies führe bei vielen Produkten zu steigenden Einkaufspreisen. Zum Discounter-Modell gehöre es, dass Aldi die Verkaufspreise reduziere, wenn die Einkaufspreise sinken und die Verkaufspreise erhöhe, wenn die Einkaufspreise steigen. „Wir möchten darauf verweisen, dass sich unsere Margen durch diesen Schritt nicht verändern.“
*** Einige Produkte gleich einen Euro teurer
Die Preissprünge fallen laut „Lebensmittel Zeitung“ je nach Produkt unterschiedlich aus. Mal gehe es um 10 Cent, andere Artikel wiederum würden gleich um einen Euro teurer. Besonders auffällig seien die Preissprünge bei Kaffee. Doch seien auch diverse Drogerieartikel, Backwaren, Waschmittel, salzige Snacks und Tiefkühlprodukte teurer geworden.
Zahlreiche Branchen hatten den Handel zuletzt aufgefordert, die Preise zu erhöhen, unter anderem wegen der hohen Energie- und Rohstoffkosten und gestiegener Logistikaufwendungen. Am heutigen Donnerstag verlangte etwa die kartoffelverarbeitende Industrie eine „Neukalkulation“ vom Handel. Neben den exorbitant hohen Energiepreisen treffe die Branche auch der Preisanstieg aufgrund der Engpässe wichtiger Agrarrohstoffe wie Sonnenblumenöl- und Rapsöl, klagte der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie.
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hatte zuvor bereits gewarnt, dass die Ukraine-Krise und der seit Dienstag geltende russische Ausfuhrstopp für Weizen, Roggen und Gerste die Getreidepreise noch oben treibe. Sorgen bereiten den Bäckern außerdem die steigenden Energiekosten. Es sei absehbar, dass die Bäckereien die höheren Preise an die Kunden weitergeben müssten.
Auch die Fleischindustrie klagte über die explodierenden Kosten und will von Edeka, Rewe, Aldi und Co. mehr Geld für ihre Produkte. Die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke lagen im Februar nach Angaben des Statistischen Bundesamtes allerdings bereits um 5,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Quelle: ntv.de, spl/dpa
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Aldi-erhoeht-die-Preise-deutlich-article23204203.html
DEUTSCHLAND – Verdi ruft zu flächendeckendem Ausstand bei Postbank auf – „Inakzeptables“ Angebot der Arbeitgeber – 17.3.2022
FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) – Im Postbank-Tarifkonflikt ruft die Gewerkschaft Verdi vor der dritten Verhandlungsrunde erstmals zu einem flächendeckenden Warnstreik ab Freitag auf. „Wir können von einer sehr hohen Streikbereitschaft ausgehen. Postbank-Kunden müssen sich auf flächendeckende Einschränkungen einstellen, insbesondere in den Ballungsräumen“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck am Donnerstag.
Aufgerufen zu Ausständen ab Freitag sind Beschäftigte in allen Filialen, den Callcentern der Postbank sowie an den Postbank-Standorten. In den Filialen und den Callcentern des zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Instituts sollen die Aktionen am Samstag fortgesetzt werden. In der Verwaltung wird an Samstagen nicht gearbeitet. In der Vergangenheit hatte es bereits in Teilen des Unternehmens Warnstreiks gegeben.
„Die Beschäftigten der Postbank erwarten am Dienstag ein Angebot der Arbeitgeberseite, das der hohen Inflation bei gleichzeitig hohen Gewinnen der Deutschen Bank Rechnung trägt“, sagte Duscheck mit Blick auf die dritte Verhandlungsrunde. Verdi sprach von einem bislang „inakzeptablen“ Angebot der Arbeitgeber.
Die angebotenen Gehaltssteigerungen von 2,8 Prozent ab Oktober 2022 und 2,1 Prozent im Jahr 2024 mit neun Nullmonaten und einer Laufzeit von 36 Monaten „werden von den Beschäftigten als Provokation empfunden“, sagte Duscheck. Sie bedeuteten weniger als 1 Prozent Lohnerhöhung bei einer zu erwartenden Inflation für das Jahr 2022 von mehr als 5 Prozent. „Wir erwarten, dass die Arbeitgeberseite mit ehrlicher Verhandlungsbereitschaft und neuem Verhandlungsspielraum kommt.“
Verdi fordert für etwa 15 000 Postbank-Mitarbeiter sechs Prozent mehr Geld sowie eine Corona-Prämie von bis zu 1500 Euro. Zudem will die Gewerkschaft festschreiben, dass die Beschäftigten bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen. Die Gewerkschaft strebt eine Laufzeit des neuen Tarifvertrages von zwölf Monaten an./mar/DP/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55530593-verdi-ruft-zu-flaechendeckendem-ausstand-bei-postbank-auf-016.htm
DEUTSCHLAND – Studie: Zahl künftiger Rentner wird Fachkräftemangel verschärfen – 17.3.2022
Köln – Die Altersstruktur der Bevölkerung wird in Deutschland zunehmend zum Problem für den Arbeitsmarkt. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben) berichten.
Aktuell ist bereits fast jeder vierte Beschäftigte (22,8 Prozent) über 55 Jahre alt, in den nächsten zehn Jahren werden somit voraussichtlich 7,3 Millionen Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Mehr als zwei Millionen Männer und Frauen verabschieden sich dabei aus Berufen, in denen schon jetzt Fachkräfte fehlen. Wenn die Älteren in Rente gehen und weniger junge Menschen nachrücken, könnten sich die Engpässe in einigen Branchen verschärfen, so die Studie. Schwierig werde es unter anderem für die Logistikbranche: 32,4 Prozent der Berufskraftfahrer sind derzeit über 55 Jahre alt.
Sollten diese 182.084 Personen in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, wird sich der schon heute bestehende Fachkräftemangel in der Branche von bis zu 80.000 fehlenden Fahrern noch mal deutlich verschärfen. Weitere Engpässe drohen im Gesundheitssektor. 40 Prozent der Führungskräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege, in Rettungsdiensten und der Geburtshilfe sind ebenfalls über 55. In diesen Berufen könne bereits für 90 Prozent der ausgeschriebenen Stellen kein Personal gefunden werden, heißt es in der Kofa-Studie. Erfahrene Arbeitskräfte spielen heute in Deutschland eine größere Rolle.
Die Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe der Ü-55-Jährigen hat sich seit 2013 bis 2020 von 37,8 Prozent auf 71,7 Prozent fast verdoppelt, heißt es in der Kofa-Studie. Seit 2013 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 3,9 Millionen Männer und Frauen – davon waren 2,5 Millionen älter als 55 Jahre. Manche Firmen haben im Kampf gegen den Fachkräftemangel bereits ihr Ausbildungsangebot erhöht, berichtet der Kofa-Leiter Dirk Werner und spricht sich für ein flexibleres Renteneintrittsalter aus. „Wir sollten das Können und das Know-how erfahrener Fachkräfte möglichst lange nutzen, wenn sie das wollen. Das würde uns vor allem in solchen Berufen helfen, die bereits heute unter erheblichem Fachkräftemangel leiden.“
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert die Bundesregierung vor allem zu einer aktiven Arbeitsmarktpolitik auf: „Mehr junge Menschen brauchen eine berufliche Ausbildung – niemand darf auf der Strecke bleiben“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. In manchen Branchen sei der Mangel durch schlechte Arbeitsbedingungen auch „hausgemacht“.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55523603-studie-zahl-kuenftiger-rentner-wird-fachkraeftemangel-verschaerfen-003.htm
DEUTSCHLAND – Städtebund rechnet mit Milliardenkosten durch Ukraine-Flüchtlinge – 17.3.2022
Berlin – Der Deutsche Städte- und Gemeindebund rechnet mit Milliardenkosten durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. „Für Unterbringung und Integration müssen etwa 1.000 Euro pro Person und Monat angesetzt werden“, sagte Verbandshauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Bild“ (Donnerstagausgabe).
Bisher hat die Bundesregierung offiziell rund 175.000 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert. Landsberg sagte der „Bild“ dazu: „Wir stehen vor riesigen Herausforderungen bei der Unterbringung und Versorgung. Das bedeutet Milliardenausgaben für Flüchtlinge. Die Kosten müssen Bund und Länder übernehmen.“
Landsberg mahnte zugleich eine „lückenlose Registrierung der Flüchtlinge“ an. Das sei „Aufgabe der Bundesinnenministerin“. Der Deutsche Städtetag forderte Bund und Länder zudem dazu auf, die Ukraine-Flüchtlinge besser zu verteilen und feste Zusagen für die Finanzierung der Versorgung zu treffen. „Besonders in den Großstädten sind bald auch die neuen Notunterkünfte in Messe- und Veranstaltungshallen überfüllt“, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgaben).
Bund und Länder müssten bei der Ministerpräsidentenkonferenz „eine schlüssige Lösung verabreden, um die Geflüchteten gut auf alle Städte und Gemeinden zu verteilen“. Dafür müssten alle vorhandenen Kapazitäten genutzt und neue geschaffen werden. Lewe forderte zudem einen gemeinsamen Flüchtlingsgipfel von Bund, Ländern und Kommunen. „Wir brauchen die Zusage: Die Versorgung der Geflüchteten ist eine gemeinsame Kraftanstrengung, die wir geschlossen angehen. Wir erwarten, dass Bund und Länder dann auch bereit sind, die Unterbringung und Versorgung der Menschen zum allergrößten Teil zu finanzieren. Die Städte dürfen damit nicht allein gelassen werden.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55523406-staedtebund-rechnet-mit-milliardenkosten-durch-ukraine-fluechtlinge-003.htm
DEUTSCHLAND – Scholz sichert Ländern und Kommunen finanzielle Hilfe bei Flüchtlingsaufnahme zu – 17.3.2022
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Ländern und Kommunen finanzielle Unterstützung bei der Aufnahme und Versorgung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zugesagt. „Die Bewältigung dieser Herausforderungen ist eine gemeinsame Aufgabe unseres Staates“, sagte Scholz am Donnerstag nach Beratungen mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder. Bund und Länder hätten deshalb vereinbart, die Finanzfragen in einer Arbeitsgruppe bis zu ihrem nächsten Treffen am 7. April zu klären.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55534150-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ÖSTERREICH – Inflation stieg im Februar auf 5,9 Prozent – 17.3.2022
Stark gestiegene Energiepreise haben die Inflationsrate im Februar in Österreich im Jahresvergleich auf 5,9 Prozent schnellen lassen – das ist der höchste Wert seit August 1984, teilte die Statistik Austria am Donnerstag mit.
Starke Preistreiber sind die weiterhin hohen Spritpreise und die Haushaltsenergie. Diesel verteuerte sich im Februar im Jahresabstand um fast ein Drittel, Superbenzin um mehr als ein Viertel. Der Arbeitspreis für Gas stieg um 70 Prozent. Bei Strom erhöhten sich die Preise im Vergleich zu Februar 2021 um mehr als ein Fünftel.
Heizöl verteuerte sich um fast 50 Prozent. „Ohne die Preissteigerungen in diesen Bereich hätte die Inflationsrate 3,8 Prozent betragen“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
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Höhere Preise für Treibstoffe und Haushaltsenergie ließen auch die Ausgaben für Verkehr und Wohnen steigen. Für Wohnung, Wasser und Energie wurden die Preise durchschnittlich um 7,7 Prozent angehoben, für den Bereich Verkehr im Schnitt um 10,6 Prozent, zeigen die Berechnungen der Statistik Austria.
Gebrauchte Kraftwagen kosteten um 14,2 Prozent mehr, neue um 5,7 Prozent. Reparaturen privater Verkehrsmittel verteuerten sich um 4,0 Prozent. Einzig Flugtickets verbilligten sich im Februar im Jahresvergleich um 7,3 Prozent.
Die Preisspirale hat sich damit weiter nach oben gedreht, im Jänner lag die Inflation hierzulande bei 5,0 Prozent. Der für Euro-Zone-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Österreich betrug 5,5 Prozent. Der Unterschied beruht auf Gewichtungsunterschieden zwischen Verbraucherpreisindex (VPI) und HVPI.
Die Teuerung ist gerade in ganz Europa hoch und liegt deutlich über den von der EZB angestrebten zwei Prozent. Im Februar stiegen die Verbraucherpreise in der Euro-Zone um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Donnerstag auf Basis endgültiger Daten mitteilte.
*** Butter um 22 Prozent teurer
Doch auch abseits der hohen Energiepreise wurde das Leben in Österreich teurer. In Restaurants und Hotels wurden die Preise durchschnittlich um 6,7 Prozent erhöht, die Preise für Freizeit und Kultur stiegen im Schnitt um 4,3 Prozent.
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich im Schnitt um 4,3 Prozent und damit etwas weniger als im Jänner, als der Anstieg noch 4,9 Prozent betrug. Fleisch verteuerte sich im Februar um drei Prozent. Die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse stiegen um 5,9 Prozent, jene für Gemüse um 6,8 Prozent. Milch, Käse und Eier insgesamt kosteten um drei Prozent mehr und Öle und Fette um 12,9 Prozent. Limonaden wurden um fast zehn Prozent teurer, Kaffee um sechs Prozent. Einen starken Preisanstieg gab es mit fast 22 Prozent bei Butter.
Als stärkster Preisdämpfer im Jahresvergleich erwiesen sich die Mieten, die sich im Schnitt um 2,6 Prozent verbilligten.
red, oesterreich.ORF.at/Agenturen
https://oesterreich.orf.at/stories/3147850/
ÖSTERREICH – 2017 bis 2021 Hauptmieten um 8,5 Prozent gestiegen – 17.3.2022
Wohnen hat sich in den vergangen Jahren weiter verteuert. Die Hauptmieten inklusive Betriebskosten sind 2017 bis 2021 durchschnittlich um 8,5 Prozent gestiegen und damit etwas mehr als die Verbraucherpreise (plus 8,2 Prozent). Die Nettomieten zogen sogar um 9,2 Prozent an.
Die österreichische Durchschnittsmiete inklusive Betriebskosten lag 2021 bei monatlich 8,3 Euro pro Quadratmeter. Die tatsächlichen Mieten hängen aber von Wohnungsgröße, Region sowie Dauer und Segment ab.
Kleine Wohnungen haben einen höheren Quadratmeterpreis. Der private Sektor ist deutlich teurer als Genossenschafts- und Gemeindewohnungen. Auch regional gibt es Unterschiede: Im Westen Österreichs sind die Mieten deutlich höher, Wien liegt ebenfalls etwas über dem durchschnittlichen Quadratmeterpreis.
Regional betrachtet waren die durchschnittlichen Mieten inklusive Betriebskosten in Salzburg mit 10,1 Euro pro Quadratmeter am höchsten. Dahinter folgten Vorarlberg (9,8 Euro), Tirol (9,3 Euro) und Wien mit 8,7 Euro. Die geringsten Mietkosten gab es im Burgenland (6,3 Euro) und Kärnten (6,4 Euro).
*** Aussetzen von Erhöhung der Richtwertmiete gefordert
Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut warnte in einer Aussendung, dass eine Mietpreisspirale drohe. Haushalte mit niedrigem Einkommen treffe die Teuerung nun am stärksten, Wohnen und Energie machten fast ein Viertel der Ausgaben im untersten Einkommensfünftel aus.
Über alle Mietarten und Altersgruppen finde sich ein „Migrant Rent Gap“ – Haushalte mit Migrationshintergrund zahlten mehr Miete pro Quadratmeter.
Angesichts enormer Preissteigerungen bei Energie und der insgesamt hohen Teuerung fordern Arbeiterkammer (AK), Mietervereinigung und SPÖ erneut die Aussetzung der Richtwertmietenerhöhung, die mit April ansteht.
Normalerweise werden die Richtwertmieten für Altbauwohnungen automatisch alle zwei Jahre per 1. April an die Inflation angepasst. Im Vorjahr wurde diese Anpassung ausgesetzt, um Mieterinnen und Mieter in der Pandemie zu entlasten. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3254025/
ÖSTERREICH – „Totalausfall“: Betriebe erwarten hohe Verluste – Gamma Dental: Suche nach neuen Märkten – Agrana-Produktion in der Ukraine steht still – Automotivzulieferer betroffen: auch in Niederösterreich stehen bereits Produktionen – Interview mit Präsident der IV NOe – 17.3.2022
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben Auswirkungen auf Niederösterreichs Wirtschaft. Die Industrie stöhnt unter den horrenden Energiepreisen, Klein- und Mittelbetriebe sind im Export betroffen und erwarten teils hohe Verluste.
2020 war Russland für Niederösterreichs Betriebe auf Platz 17 bei den Exporten. Laut Wirtschaftskammer haben sie fast 320 Millionen Euro in der Russischen Föderation erzielt. Einzelne Betriebe spüren die aktuelle Lage aber durchaus stark.
Die Firma Gamma Dental mit Sitz in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) produziert hochspezialisierte diagnostische Geräte für die Zahnmedizin. Der Exportanteil liegt bei 95 Prozent. Knapp 40 Prozent liefert Gamma Dental nach Russland, Weißrussland und in die Ukraine. „Wir gehen davon aus, dass wir dieses Jahr in diesen Märkten fast einen hundertprozentigen Ausfall haben“, sagt Geschäftsführer Christian Slavicek. Die Firma Gamma Dental produziert Geräte für die Zahnmedizin und rechnet für heuer mit einem Totalausfall am russischen, ukrainischen und weißrussischen Markt
*** Gamma Dental: Suche nach neuen Märkten
Gezwungenermaßen müsse man sich nach neuen Märkten umschauen. „Man muss rechnen, dass wir drei bis fünf Jahre brauchen, bis wir einen Markt erobern. Es geht darum, zuerst einmal eine Marktzulassung für Medizinprodukte zu bekommen und dann müssen wissenschaftliche und fortbildungstechnische Kooperationen aufgebaut werden,“ erklärt Slavicek.
Er geht davon aus, dass diese Krise sehr lange dauern könnte. Instrumente wie Kurzarbeit würden da wenig helfen, ist der Geschäftsführer überzeugt. Er wünscht sich gezielte Unterstützung von Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer bei der Erschließung neuer Märkte.
*** Agrana-Produktion in der Ukraine steht still
Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana betreibt in der Ukraine drei Standorte mit 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ist damit direkt vom Krieg betroffen. Von Kampfhandlungen sei man bisher zwar verschont geblieben, trotzdem stehe die Produktion still, erklärt Pressesprecher Markus Simak.
„Wir entscheiden kurzfristig, ob wir die Produktion temporär wieder hochfahren können, um die Versorgung mit Lebensmitteln in der Region aufrecht erhalten zu können“, so Simak. Die Agrana stellt Fruchtzubereitungen für Molkereien oder Fruchtsaftkonzentrate in der Ukraine her und zwar hauptsächlich für den lokalen Markt.
Die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe oberste Priorität. Ein Krisenstab tausche sich täglich über die aktuelle Lage aus, erzählt Simak. Es gehe auch um humanitäre Aktivitäten. „Wir haben bereits 40 bis 50 Kolleginnen und Kollegen, die das Land verlassen mussten, in Werksunterkünften der Agrana in Osteuropa beispielsweise in Polen oder der Slowakei aber auch in Österreich unterbringen können. Da gibt es eine sehr große Solidarität im Unternehmen und enorme Hilfsbereitschaft,“ schildert der Pressesprecher.
*** Automotivzulieferer betroffen: auch in Niederösterreich stehen bereits Produktionen
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland wirken sich laut dem Präsidenten der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer, vielfältig auf die heimischen Betriebe aus. Vor allem im Automotivzulieferbereich gebe es Probleme mit Lieferungen aus der Ukraine, die dazu führen, dass Produktionen stehen.
*** Interview mit Präsident der IV NOe
Eine Unabhängigkeit von russischem Gas bezeichnet Salzer im Interview mit Werner Fetz in der Fernsehsendung „Niederösterreich heute“ am Donnerstag als „in weiter Ferne“. Als Unternehmen habe man im Moment nur zwei Möglichkeiten: die hohen Energiepreise an die Kunden weiterzugeben oder die Produktion vorübergehend stillzulegen.
FRAGE: noe.ORF.at: Welche Branchen sind von den Energiekosten, den Sanktionen oder den unmittelbaren Kriegshandlungen am stärksten betroffen?
ANTWORT: Thomas Salzer: Es gibt einige Unternehmen vor allem im Automotivzulieferbereich, wo Teile aus der Ukraine gar nicht mehr nach Europa kommen und daher auch in Niederösterreich Produktionen stehen, weil die Teile nicht weiterverarbeitet werden können. Das trifft indirekt auch später den Autohandel.
Dann gibt es indirekte Sanktionsauswirkungen, dass gewisse Produkte aus Russland oder der Ukraine nicht kommen, die die Vorlieferindustrie treffen und daher weniger Rohstoffe hergestellt werden, die dann auch wieder in der Industrie in Niederösterreich fehlen. Ein Beispiel dafür sind Holzspäne oder Holzabfälle aus der Ukraine, die nicht in slowakische Zellstoffwerke kommen und daher können die den Zellstoff nicht nach Niederösterreich liefern.
Und dann gibt es noch eine große Reihe an Unternehmen, die von den hohen Energiepreisen betroffen sind. Da leiden vor allem Grundstoffindustrien, die Papier-, aber auch die Stahl- und Metallindustrie ganz gewaltig darunter.
FRAGE: noe.ORF.at: In diesen Bereichen gab es schon in den letzten Jahren Bemühungen, energieunabhängiger zu werden. Wie weit ist man dabei und was würde den Unternehmen helfen? Könnte der vielzitierte Spritpreisdeckel helfen?
ANTWORT: Salzer: Die Unabhängigkeit von russischem Gas ist ein Thema, das wir uns alle wünschen, das aber in weiter Ferne steht. Selbst wenn wir die Windkraft, die Wasserkraft und Photovoltaik nach allen Möglichkeiten in Niederösterreich ausbauen, haben wir immer noch das Problem, dass wir im Winterhalbjahr zu wenig Strom produzieren und alternative Energiequellen brauchen. Das wird für den Zeitraum von 20 bis 30 Jahren leider weiterhin Gas sein müssen, denn Kohle und Öl sind viel schmutziger in der Verbrennung.
Ein Spritpreisdeckel würde uns nicht helfen. Erstens einmal sind die Spritpreise inflationsbereinigt gar nicht so hoch, wie sie auf der Tankstelle scheinen. Wir haben uns nur in den letzten zwei Jahren an überdurchschnittlich niedrige Energie- und Spritpreise gewöhnt. Auch der Staat wird es sich nicht leisten können, die Energiepreise auf Dauer querzufinanzieren.
FRAGE: noe.ORF.at: Wie wird sich das auswirken? Wird es temporäre Betriebsstilllegungen geben oder wird die aktuelle Situation Arbeitsplätze kosten?
ANTWORT: Salzer: Es gibt im Prinzip zwei wesentliche Auswirkungen. Eine Möglichkeit, die man als Unternehmer hat, ist, dass man die Preise an die steigenden Energiekosten anpasst. Da hinkt man immer hinterher. Der Anstieg der Energiekosten ist so enorm, dass selbst, wenn Sie einen oder zwei Monate darauf die Preise anpassen, in der Zwischenzeit leichte Verluste machen.
Wenn ich das nicht kann, muss man Produktionen stilllegen. Es gibt in Niederösterreich bereits eine Papierfabrik, die eine große Papiermaschine abgedreht hat. Es gibt ernste Sorgen mit der Rohstoffversorgung ab Mitte April in vielen Bereichen, wo es etwa um die Verarbeitung von Weizen aus der Ukraine für Stärkeprodukte geht, aber auch im Bereich Papier, wo die Frage ist, ob genügend Zellstoff kommt. Claudia Schubert, noe.ORF.at
https://noe.orf.at/stories/3147952/
ÖSTERREICH – Energiepreise: Industrie, Jobs unter Druck – Aufträge und Jobs zunehmend fraglich – Industrie vermisst Engagement der Politik – Runder Tisch ohne Ergebnisse – 17.3.2022
Die extremen Preise für Energie, Treibstoffe und Strom setzen auch Salzburgs Industrie stark unter Druck. Wer seine Energie selbst erzeugen kann, der profitiert im Wettbewerb. Wer Strom auf dem internationalen Markt zukaufen muss, kämpft um Konkurrenzfähigkeit und wirtschaftliches Überleben.
Die Stahlöfen im Eisenwerk Sulzau-Werfen (Pongau) brauchen als große Induktionsanlagen sehr viel Strom. Froh ist man hier dennoch, dass man nicht mit Gas befeuert. Das wäre nämlich noch teurer.
Geschäftsführer Georg Hemetsberger sagt, das schlage sich auf die ganze Kostenstruktur nieder: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit unseren Kunden, wie wir mit diesen Kostensteigerungen umgehen. Das sind Stahlwerke auf der ganzen Welt. Wir haben das Glück, dass wir hier zum Teil auf Verständnis stoßen.“
*** Aufträge und Jobs zunehmend fraglich
Bei etlichen anderen Kunden kann sich das Unternehmen keine großen Preiserhöhungen leisten. Die internationale Konkurrenzfähigkeit des Eisenwerks ist in Gefahr. Ob in Zukunft alle Aufträge auch tatsächlich angenommen werden, das sei noch unklar, betont der Manager: „Trotz unserer Absicherungen hat sich die Stromrechnung in den letzten Monaten verdoppelt. Wir können nur einen Bruchteil an die Kunden weitergeben. Der Rest geht auf die Ertragslage des Unternehmens.“
Ein Tochterwerk in Slowenien muss laut Hemetsberger die Produktion schon einschränken: „Wenn es weiterhin so bleibt, dann werden wir einzelne Aufträge ablehnen. Das Werk werden wir nicht schließen.“
Lender Alu-Industrie kann eigenen Strom verkaufen
In Lend (Pinzgau) produziert die Salzburger Aluminium Group ihren Strom selbst – aus Wasserkraft der Gasteiner Ache, die gleich neben dem Werk in die Salzach mündet.
Nur einen Bruchteil der produzierten Energie braucht die SAG hier für die Aluminiumschmelze. Davon profitiere das Unternehmen in Krisenzeiten, sagt Geschäftsführer Nikolaus Holub: „Wir haben unseren Strom aus dem eigenen Kraftwerk und speisen auch einen Teil in das Netz des Verbunds ein.“
Die extremen Preise für Energie, Treibstoffe und Strom setzten auch Salzburgs Industrie stark unter Druck. Wer seine Energie selbst erzeugen kann, der profitiert im Wettbewerb. Wer Strom auf dem internationalen Markt zukaufen muss, kämpft um Konkurrenzfähigkeit und wirtschaftliches Überleben.
Nur wenige genießen solche Vorteile wie selbst erzeugten Strom. Nicht nur die Salzburger Industrie fordert deshalb massive Unterstützung von der Politik.
*** Industrie vermisst Engagement der Politik
Georg Hemetsberger vom Eisenwerk Sulzau-Werfen sagt dazu, es habe bei Gebühren und Abgaben ein paar Erleichterungen gegeben: „Die sind aber in Relation zu den Strompreisen viel zu wenig. Man ist gefordert, über weitere Lösungen nachzudenken. Damit Unternehmen weiterhin wettbewerbsfähig und damit sichere Arbeitgeber bleiben.“
*** Runder Tisch ohne Ergebnisse
Was die schwarz-grüne Bundesregierung tun wird, ob sie überhaupt etwas tut, das ist laut Experten noch immer unklar. Am Sonntag hatte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zum runden Tisch geladen, um das Spritpreis- und Energieproblem zu „besprechen“. Konkrete Ergebnisse wurden bisher nicht bekannt. red, salzburg.ORF.at
https://salzburg.orf.at/stories/3147948/
ÖSTERREICH – 283.700 Arbeitslose im Vorjahresschnitt – 17.3.2022
Im Jahresdurchschnitt 2021 waren in Österreich nach neuer EU-Definition insgesamt 4.306.000 Personen ab 15 Jahren erwerbstätig, 283.700 waren arbeitslos. Mit 146.000 offenen Stellen wurde 2021 der Höchststand des Stellenangebots seit Beginn der Zeitreihe 2009 verzeichnet. Die Arbeitslosenquote betrug insgesamt 6,2 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit lag bei elf Prozent, teilte am Donnerstag die Statistik Austria mit.
„Trotz Corona-Pandemie hat der Arbeitsmarkt in Österreich im Jahr 2021 einen kräftigen Aufschwung erlebt“, sagte Generaldirektor Tobias Thomas. Über den Zeitverlauf zeigt sich im zweiten Jahr der Pandemie eine Erholung am Arbeitsmarkt. So war das 1. Quartal 2021 vor allem aufgrund der Einschränkungen für Gastronomie und Hotellerie weiterhin stark von CoV geprägt. Im Zuge der weiteren Öffnungsschritte während des 2. Quartals – vor allem der Gastronomie Mitte Mai – erholte sich der Arbeitsmarkt aber rasch.
Im 3. Quartal setzte sich diese Entwicklung, wenn auch überwiegend saisonbedingt fort. Im Schlussquartal 2021 kam es zwar erneut zu einem 20-tägigen Lockdown, die Zahl der Erwerbstätigen ging verglichen mit dem Vorquartal aber überwiegend saisonbedingt nur geringfügig zurück.
Homeoffice im vierten Quartal wieder gestiegen
Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen betrug 2021 insgesamt 72,4 Prozent (Männer 76,7 Prozent, Frauen 68,1 Prozent). In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen waren 50,2 Prozent erwerbstätig. Interessant dabei: Bei der Erwerbstätigenquote von 55-bis 64-jährigen Frauen kam es seit 2006 fast zu einer Verdoppelung auf 48,4 Prozent. „Dies ist freilich auch eine Konsequenz daraus, dass in den letzten Jahren viele aus den geburtenstarken Jahrgängen der Babyboomer-Generation aus der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen in die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen vorgerückt sind“, so die Statistik Austria.
Auffällig ist, dass das Arbeiten im Homeoffice im 4. Quartal des Vorjahres wieder leicht angestiegen ist. 17,7 Prozent der Erwerbstätigen haben 2021 von zu Hause gearbeitet. Noch immer wurde häufiger Heimarbeit genützt je höher das Bildungsniveau und je höher die berufliche Qualifikation war. Zu den Branchen mit den höchsten Telearbeit-Anteilen zählten erneut Information und Kommunikation (53,9 Prozent) und Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (44,4 Prozent). red, oesterreich.ORF.at/Agenturen
https://oesterreich.orf.at/stories/3147867/
ÖSTERREICH – RBI prüft Rückzug aus Russland – Geschäft in Ukraine bleibt unklar – Obi schließt Baumärkte in Russland dauerhaft – 17.3.2022
Die Raiffeisen Bank International (RBI) prüft alle strategischen Optionen bis hin zu einem Ausstieg bei ihrer russischen Tochterbank. „Diese noch nie dagewesene Situation veranlasst die RBI, ihre Position in Russland zu überdenken“, sagte Bankchef Johann Strobl heute.
„Wir prüfen daher alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank Russland bis hin zu einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg aus der Raiffeisenbank in Russland.“ Anfang März hatte der Bankmanager einen Rückzug aus Russland wegen des Ukraine-Krieges oder einen Verkauf der Tochterbank noch ausgeschlossen.
*** Geschäft in Ukraine bleibt unklar
Wie es mit dem Geschäft in der Ukraine weitergeht, dazu wollte sich die Bank heute noch nicht äußern. Die Filialen seien dort „on und off, wo es die Situation zulässt“ noch offen, sagte eine Sprecherin. Insgesamt beschäftigt die RBI 6.600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Ukraine, nicht alle seien aber mehr im Land, einige würden mittlerweile auch von anderen Ländern aus arbeiten.
Die RBI und ihre Töchter würden jedenfalls weiterhin „in Übereinstimmung mit den lokalen und internationalen Sanktionsgesetzen“ agieren, hieß es in der Aussendung der Bank. Zudem wies die RBI darauf hin, dass die Töchter eigenfinanziert und gut kapitalisiert seien. Für die RBI-Aktie ging es heute spürbar bergab. Gegen Mittag standen die Papiere mit 3,75 Prozent im Minus bei 13,85 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund die Hälfte ihres Werts verloren.
*** Obi schließt Baumärkte in Russland dauerhaft
Obi schließt wegen des Ukraine-Krieges auf Dauer alle seine Baumärkte in Russland. Das Unternehmen stelle seine Geschäftstätigkeit in dem Land „endgültig“ ein, teilte Obi heute mit. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine „richtet sich gegen Freiheit und Demokratie und widerspricht damit den Grundwerten bei Obi“, hieß es zur Begründung.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges kündigten zahlreiche Unternehmen aus der EU, Großbritannien und den USA ihren Rückzug aus Russland an, darunter BP, Ikea, H&M und McDonald’s. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3253950/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55527848-raiffeisen-bank-international-erwaegt-ausstieg-aus-russland-geschaeft-016.htm
ÖSTERREICH – UNTERNEHMEN – EQS-News: VERBUND AG: Jahresergebnis 2021: VERBUND mit sehr erfreulicher Geschäfts- und Aktienkursentwicklung in 2021 – Mitteilung der VERBUND AG – 17.3.2022
Die Geschäftsentwicklung des VERBUND-Konzerns verlief im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 sehr positiv. 2021 war von einem enormen Anstieg der europäischen Großhandelspreise für Strom, einem wesentlichen Werttreiber für die Geschäftsentwicklung von VERBUND, gekennzeichnet. Diese Entwicklung ist auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen. Das starke Bekenntnis der EU-Mitgliedstaaten zu einer umfassenden Dekarbonisierung des Energiesystems führte zu einer massiven Erhöhung der Preise für europäische CO2-Zertifikate. So hat die Europäische Kommission im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets weitere klare Entscheidungen mit dem Ziel, bis 2030 eine Reduzierung der gesamten Treibhausgasemissionen der EU um 55 % gegenüber 1990 zu erreichen, getroffen. Weiters kam es in 2021 zu einem massiven Anstieg der Preise für Primärenergieträger wie Erdgas und Kohle, wesentlicher Einflussfaktoren für die Preisbildung der europäischen Großhandelspreise für Strom. Die Ursachen für diese Preisanstiege waren der weltweite Energiehunger, vor allem der asiatischen Staaten, allen voran China, unterdurchschnittliche Gasspeicherbestände in Europa, ungünstige Wetterbedingungen sowie die Verzögerung der Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2.
Von diesen Entwicklungen und von der starken Nachfrage nach klar nachhaltig positionierten Unternehmen hat VERBUND stark profitiert. Die Ergebnisentwicklung in 2021 war daher deutlich positiv und die Performance der VEBUND-Aktie zeigte mit einem Plus von 41,6 % die Attraktivität des Unternehmens in einem von Klimaschutz und Nachhaltigkeit geprägten Umfeld. Die VERBUND-Aktie entwickelte sich damit besser als der ATX (+38,9 %) und der STOXX Europe 600 Utilities (+5,4%). Mit einer Marktkapitalisierung von 34,4 Mrd. € war VERBUND Ende 2021 abermals das mit Abstand größte heimische börsennotierte Unternehmen.
Das VERBUND-Ergebnis für das Geschäftsjahr 2021 konnte deutlich gesteigert werden
Das EBITDA stieg um 22,1 % auf 1.579,0 Mio. €. Das Konzernergebnis erhöhte sich um 38,3 % auf 873,6 Mio. € gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres. Positiv auf die Ergebnisentwicklung wirkten die deutlich gestiegenen Spotmarktpreise sowie die Preise für kurzfristige Futures auf dem Großhandelsmarkt für Strom. Der durchschnittlich erzielte Absatzpreis im Bereich der Eigenerzeugung aus Wasserkraft konnte somit, trotz gesunkener Terminmarktpreise für Jahresprodukte, deutlich um 10,2 €/MWh auf 54,8 €/MWh gesteigert werden. Ein positiver Ergebnisbeitrag resultierte darüber hinaus aus der erstmaligen Vollkonsolidierung der Gas Connect Austria GmbH (GCA), des regulierten Gasfern- und Verteilnetzbetreibers in Österreich, die mit Wirkung vom 31. Mai 2021 erworben wurde. Auch der Beitrag der Flexibilitätsprodukte stieg aufgrund der erhöhten Volatilität im Strommarkt und der höheren Wertigkeit der Speicherkraftwerke im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Negativ auf die Ergebnisentwicklung wirkte der Rückgang der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag mit 0,95 um 6 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres und um 5 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke fiel in den Quartalen 1- 4/2021 gegenüber 2020 um 6,9 %.
Der Cashflow aus operativer Tätigkeit war in der Berichtsperiode 2021 hingegen deutlich rückläufig. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf deutlich höhere Margining-Zahlungen für Absicherungsgeschäfte im Stromgeschäft, die als Sicherheitsleistung für offene Positionen beim Clearinghaus der Börse zu hinterlegen sind, zurückzuführen (Anmerkung: bei Erfüllung der Lieferverträge werden die Sicherheitsleistungen wieder zurückgeführt). Auch der Free Cashflow nach Dividende entwickelte sich negativ. Die Veränderung ist neben dem geringeren operativen Cashflow auf höhere Investitionen in das Sachanlagevermögen und in vollkonsolidierte Tochterunternehmen sowie auf im Vergleich zu 2020 höhere Dividendenzahlungen zurückzuführen.
*** Dividende 2021
In der Hauptversammlung am 25. April 2022 wird für das Geschäftsjahr 2021 eine im Vergleich zum Vorjahr um 40,0 % höhere Dividende von 1,05 € je Aktie vorgeschlagen. Die Ausschüttungsquote bezogen auf das berichtete Konzernergebnis beträgt 2021 41,8 %, bezogen auf das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis 45,7 %.
*** Ausblick 2022
Auf Basis einer durchschnittlichen Eigenerzeugung aus Wasser- und Windkraft sowie der Chancen- und Risikolage erwartet VERBUND für das Geschäftsjahr 2022 ein EBITDA zwischen rund 2.600 Mio. € und 3.500 Mio. € und ein Konzernergebnis zwischen rund 1.400 Mio. € und 2.000 Mio. €. VERBUND plant für das Geschäftsjahr 2022 eine Ausschüttungsquote zwischen 45 und 55 % bezogen auf das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis in Höhe zwischen rund 1.340 Mio. € und 1.940 Mio. €.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55525023-eqs-news-verbund-ag-jahresergebnis-2021-verbund-mit-sehr-erfreulicher-geschaefts-und-aktienkursentwicklung-in-2021-022.htm
https://www.verbund.com/de-at/ueber-verbund/news-presse/presse/2022/03/17/corporate-news-fy-2021