Views: 106
Die zurückliegende Woche war einmal mehr mit reichlichen Meldungen gesegnet – Lesestoff für eine ganze Woche sozusagen. Hier die geraffte Übersicht.
FÜR DEN EILIGEN LESER wiederholt sich das wöchtentliche Mantra, denn summa summarum gibt es nur zu vermerken, das es der Wirtschaft rund um den Erdball noch – noch! – immer “supertoll” geht. Aber die Molltöne werden etwas lauter, blickt man auf die diversen Konjunkturberichte. Wermutstropfen fallen in die Wirtschaftsaussichten und Geschäftsstimmungen der USA, von Asien, Großbritannien, der Schweiz, der Europäischen Union, Spanien, Italien, Belgien und Deutschland. Die Konsument*innen sehen das da und dort anders: ihre Stimmung hellt auf. Doch was wirtschaftsmäßig 2021 nicht ganz so bringen wird, wie vor einigen Monaten noch verkündet, das bringt nun 2022 – dank der „ausgehungerten“ und durch Sparen „reich“ gewordenen Verbraucher. So der neue Glaube an ein kräftiges Wirtschaftswachstum: es hat sich ja bloß verschoben.
Doch Zentralbanken und Analysten sehen noch schärfer hin als zuvor: ist die jüngst unüblich stark angeschwollene Inflation ein vorüberziehendes Mentekel – und somit eigentlich gar keines. Oder bleibt sie für längere Zeit bestehen. Indiz für die Inflations-bedingte Unruhe in den Chefetagen der Zentralbanken bietet die Menge an Aussendungen und das zurückhaltende, aber denn doch Drehen an der Zinsschraube. Die Notenbanken von Brasilien und Norwegen erhöhen, die Türkei senkt mit dem Hinweis und möglicherweise mit Schielen auf Herrn Erdogan, sie habe die Zinsschraube etwas überdreht. Und die EZB-Chefin verkündet wieder einmal: die Inflation wird kein Dauergast sein.
Andernorts mehren sich noch etwas lauter als zuletzt jene Stimmen, die ein anderes Menetekel heraufdämmern sehen: das der Stagflation. Hintergrund dafür liefern die anhaltenden Störungen in den Lieferketten. Deren Auswirkungen rieseln wie feine Sandkörnchen langsam, langsam in das Getriebe der Weltwirtschaft. Sandkörnchen? Nun ja, wenige wiegen nicht viel. Sehr viele rieselnde Sandkörnchen können mit der Zeit einen Sandberg aufschütten. Wir kennen das woanders her: die Sanduhr produziert, die Zeitspanne abmessend, im Rieselnlassen der Sandkörnchen auch einen Sandhaufen. Wie groß ist die Zeitspanne der gerade dahinrieselnden „Sanduhr Lieferkettenstörung“? Wie groß wird der Sandhaufen im unteren Teil dieser Sanduhr werden?
Ob Flaschenhals- oder Sanduhr-Rezession: die Auswirkungen bei unerwartet langem Andauern der Lieferkettenstörungen wären fatal, und das doppelt, denn gegen Lieferhemmnisse helfen auch keine aufgedrehten Geldhähne. Also müssen andere in die Bresche springen: die Staaten und ihre Subventionen. Das ändert aber nichts am Marktmechanismus: knappe, stark nachgefragte Ware verteuert sich, der Geldtauschwert schwindet. Und dann? Noch weiter zurück im Staatsinterventionismus, zur Planwirtschaft gar?
Wie aber geht man um mit Mangelwirtschaft? Ein Blick zurück lehrt: der Öl-Mangel der 1970er Jahre bescherte eine rund zehnjährige Phase der Stagflation, der relative Mangel an Gütern und Nahrungsmitteln im 16. Jahrhundert bedingte die damalige Preisrevolution für Jahrzehnte. Und heute: wie wird das mit feineren, digital aufmunitionierten, wissenschaftlich-evidenzbasierten geld- und anderen politischen Instrumenten sein? Welch‘ kluges, mit guten Absichten planvolles Handeln wird zu welchen ungeplanten Ergebnissen führen? Und inwieweit führte bereits und führt weiterhin das zu Verzerrungen innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften? Die einen darben, die anderen reüssieren. Ganz unterschiedlich und bisweilen in extremer Weise entgegengesetzt entwickeln sich Branchen und Wirtschaftssektoren. Wirtschaftliche Verzerrungen aber bedeuten letztlich gesellschaftliche Verzerrungen.
Das es neben Wirtschafts-Ach und Weh, dem Stöhnen unter der Stagflation noch ein Drittes gibt, das pfeifen inzwischen die Spatzen vom Dach: die Klimakrise. Während sich die Pandemie langsam, langsam über die Häuser hauen wird, wird uns die Frage der Eindämmung des Klimawandels noch lange, sehr lange beschäftigen.
Da aber kommen sich die wirtschaftspolitischen Ziele ins Gehege: Stützen und Befeuern der Wirtschaft mit Blick auf niedrige Arbeitslosenzahlen und damit auch politischer Stabilität lässt sich mit den so notwendigen konsumeindämmenden Maßnahmen nur schwer in Einklang bringen. Auch das lässt erwarten, dass die zentrifugalen Kräfte innerhalb der Gesellschaft sicher nicht schwächer werden werden. Wird nicht da ein erstarkender Staat mit Macht den Deckel auf den brodelnden Topf drücken?
Die Zeiten sind unruhig. Sie werden es wohl noch mehr werden.
…oooOOOooo…
ÜBERSICHT
- INFLATION – STAGFLATION
- Stagflation Ahead?
- Nouriel Roubini: Goldilocks Is Dying – Given today’s high debt ratios, supply-side risks, and ultra-loose monetary and fiscal policies, the rosy scenario that is currently priced into financial markets may turn out to be a pipe dream. Over the medium term, a variety of persistent negative supply shocks could turn today’s mild stagflation into a severe case
GESELLSCHAFT - Homophobes and Autocrats – Chinese President Xi Jinping recently became the latest in a long line of autocrats to treat anyone who does not conform to conventional gender norms – particularly gay and effeminate men – as menaces to society. But what is it about “non-manly” men that so terrifies dictators?
UMWELT – KLIMAWANDEL - Klima-Kettenreaktion befürchtet: Wo das System Erde bereits zu kippen droht
- Weltmeeren geht es laut Copernicus-Bericht immer schlechter
- Bericht: Mehr als 100.000 Klimaflüchtlinge in Burundi
ALTERNATIVENERGIE - Studie sieht großes Potenzial für Wasserstoff aus Offshore-Windenergie
- The Promise of Green Hydrogen – Although more countries and businesses have made commitments to achieve carbon neutrality in the decades ahead, a net-zero economy will not be possible without additional substitutes for fossil fuels. Fortunately, the tiny hydrogen molecule holds the key.
CYBERCRIME - Hackerangriff auf SRH-Stiftung
ORGANSPENDE - Ja zur Widerspruchslösung: Die Organspende wird zum Regelfall – Auch der Schweizer Ständerat ist dafür, dass Organe ohne Einwilligung entnommen werden dürfen. Ob sich die Bürger zum sensiblen Thema werden äussern können, ist offen
VERMÖGEN – EINKOMMEN – UNGLEICHHEIT - Wohlstand für alle? Inklusives Einkommenswachstum vor Corona
- Ist die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgegangen? Studie zeigt klares Ergebnis
INTERNATIONAL - UN chief: Window to avert devasting climate impacts ‘rapidly closing’
- Decades of development efforts undermined by pandemic – COVID-19 has set back progress towards the Sustainable Development Goals (SDGs), undermining decades of development efforts, according to a new report by the UN Food and Agriculture Organization (FAO)
- Innovation continued despite COVID-19: New UN report – Despite the economic devastation wrought by COVID-19, the new technology sector continued to thrive and prosper last year, the UN’s intellectual property agency said in a new report published on Monday – Uneven impact – Showing resilience – Global innovation landscape
- OECD bestätigt Prognosen für Weltwirtschaftswachstum – OECD senkt deutsche BIP-Prognose für 2021 auf 2,9 Prozent – Ausblick weiterhin von hoher Unsicherheit getrübt – Rohstoffpreise und Transportkosten treiben Inflation
- Weltwirtschaft im Herbst 2021: Erholungspfad mit Stolpersteinen
BÖRSE - SENTIX-Sentimente: Hektische Nachwahlwoche wahrscheinlich
- In Deutschland wächst die Zahl junger Unternehmen, denen private Geldgeber eine Bewertung von mehr als 1 Milliarde Euro zubilligen, und zwar „rasant“
- Milliardenübernahme : Großaktionär geht gegen Deutsche Wohnen vor
ZENTRALBANKEN
– INTERNATIONAL / BANK FÜR INTERNATIONALEN ZAHLUNGSAUSGLEICH (BIZ) - BIZ: Geldpolitik erreicht Ziel bei niedriger Inflation nur langsam
- BIZ: Ursache sinkender US-Langfristzinsen unklar – Unübliche Verflachung der Zinsstrukturkurve auch in anderen Ländern – Schwellenländer in schwieriger Situation – Aktienmärkte in vielen Ländern gestiegen
- Notenbank der Notenbanken: Gibt es an den Finanzmärkten eine „grüne Blase“? – Lehren aus der Finanzkrise – Wie gefährlich ist die Inflation?
– USA / FED - Fed signalisiert baldiges Tapering – Im November dürfte die US-Zentralbank die Reduktion des Anleihenkaufprogramms einläuten. Eine Zinserhöhung erwartet die Hälfte der Währungshüter für nächstes Jahr
- Fed bereitet Tapering bei November-Sitzung vor – Vermeidung des „Taper Tantrums“ aus 2013
- Mester für Tapering ab November und Zinserhöhung 2022
– JAPAN / BoJ - Japans Notenbank behält Zinspolitik bei – Die Bank of Japan hält zur Stützung der Wirtschaft in der Pandemie vorerst weiter an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest
– BRASILIEN - Brasiliens Zentralbank erhöht Leitzins Selic um 100 Basispunkte
– TÜRKEI - Türkische Notenbank senkt Leitzins überraschend – Die Zentralbank der Türkei senkt den Schlüsselsatz trotz hoher Inflation um einen ganzen Prozentpunkt. Analysten haben nicht damit gerechnet
– NORWEGEN / NORGES BANK - Norges Bank erhöht Leitzins und sieht weitere Anhebung im Dezember
– GROSSBRITANNIEN / BoE - Bank of England bestätigt Leitzins und Kaufprogramm
- – EUROPÄISCHE UNION /EZB
- EZB/Lagarde: Ursachen hoher Inflation überwiegend vorübergehend
- EZB könnte PEPP wegen hoher Inflation im März beenden so ein Bericht der Agentur Reuters
- EZB: PEPP-Bestände steigen in Vorwoche stärker als zuvor
- Muller: EZB wird über Aufstockung von APP diskutieren
- EZB: Instrumente müssen divers und flexibel einsetzbar sein
- EZB/Schnabel: Anleihekäufe verleihen Zins-Guidance Glaubwürdigkeit
- EZB: Banken hatten auch wegen Kreditgarantien mehr Repo-Sicherheiten
- EZB/Enria: Banken sollten sich Binnenmarkt digital erschließen
- EZB: Unternehmen und Banken müssen wg Klimarisiken rasch handeln
- Elderson: EZB wird Klima in herkömmliche Risikokategorien fassen
- EZB/Enria: Mehr Fusionen und andere Transaktionen im Bankensektor
– DEUTSCHLAND / DBB - Wuermeling: Bei europäischer Cloud-Aufsicht Kompetenzen klar regeln
USA - EIA-Daten: US-Rohöllagerbestände sinken stärker als erwartet
- API-Daten zeigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände
- USA: Frühindikatoren des Conference Board steigen stärker als erwartet
- US-Wirtschaft verliert im September an Schwung
- Wirtschaftsindex der Chicago-Fed fällt im August
- Globale Lieferprobleme sorgen in USA für Nachschubmangel beim Alkohol
- USA: NAHB-Immobilienindex steigt überraschend
- Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe wider Erwarten gestiegen
- USA: Baugenehmigungen und -beginne legen deutlich zu
- USA: Neubauverkäufe steigen stärker als erwartet
- USA: Verkäufe bestehender Häuser fallen stärker als erwartet
- Yellen warnt vor „Katastrophe“ wegen Schuldengrenze
- Yellen weibelt für höhere Schuldenobergrenze – Ohne die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze droht laut Finanzministerin Janet Yellen eine historisch große Finanzkrise – Dringende Bitte um Erhöhung der US-Schuldenobergrenze
- Defizit in der US-Leistungsbilanz im zweiten Quartal gestiegen
- Apple: EU-Pläne für Universal-Ladekabel sind innovationsfeindlich
CHILE - Geldschwemme in Chile – Nachfrageboom: +11,5 Prozent Wirtschaftswachstum für 2021 erwartet – Chart des Tages
ASIEN - Asian Development Bank senkt Wachstumsausblick für Asien
CHINA - CHINA-COCOONING – Europäische Firmen in China sind besorgt, dass sich die Volksrepublik „wieder nach innen richtet“, warnt Jörg Wuttke, Präsident der EU-Kammer in Peking.
- China erklärt Transaktionen mit Kryptowährungen für illegal
- EVERGRANDE – Die deutsche Finanzaufsicht Bafin schätzt die Auswirkungen des Schuldendramas rund um den chinesischen Immobilienentwickler Evergrande auf die deutsche Finanzwirtschaft aktuell als gering ein, behält die Entwicklung aber genau im Blick.
- Analysten: Eindämmung der Evergrande-Krise möglich
- Evergrande verschafft sich Luft bei Zinszahlungen
- China ist sich selbst genug: Warum die Partei in fast allen Lebensbereichen durchgreift – Immer neue Eingriffe bei Unternehmen, strengere Vorschriften für Immobiliengeschäfte, Fesseln für das kulturelle Leben und weitgehend geschlossene Grenzen – der neue Kurs der KP zeigt vor allem eines: Das Reich der Mitte blickt immer mehr nach innen, und Ideologie kommt neuerdings vor wirtschaftlichem Pragmatismus
- «Wenn die Regierung uns helfen würde, wäre das gut», sagt ein Evergrande-Vertreter beim Besuch am Hauptsitz – Bei der Zentrale des chinesischen Immobilienkonglomerats in Shenzhen äussert sich die Krise durch ein massives Polizeiaufgebot. Erst will sich kein Evergrande-Mitarbeiter äussern. Dann laden zwei Vertreter zum Tee
- Evergrande ist seit längerem eine tickende Zeitbombe, nur hat es niemand gesehen – Das alte Modell scheint nicht mehr zu funktionieren – In Shenzhen herrschte in den 1990ern Goldgräberstimmung – Die Rückendeckung der Partei schwindet – Drohender Vertrauensverlust: die Folgen für den Bankensektor wären kontrollierbar, nicht so für die privaten Wohnungskäufer – Ungeordneter Zusammenbruch als größte Gefahr für chinesische Wirtschaft
- Angebot per Messengerdienst Evergrande will Gläubiger mit Immobilien auszahlen – Auf vielen Evergrande-Baustellen ruht die Arbeit seit Wochen
NORDKOREA - Nordkorea warnt wegen Indopazifik-Bündnisses vor atomarem Wettrüsten
AFRIKA - Covid-19 und die Wirtschaft in Afrika
TÜRKEI - Immobilienkrise in Türkei – Studenten eröffnen Protestlager
GROSSBRITANNIEN - Britische Regierung rät Bürgern von Panikkäufen an Tankstellen ab
- Großbritannien: Unternehmensstimmung trübt sich weiter ein
- Sorge vor Lieferengpässen: London billigt Tausende Visa für Lkw-Fahrer – Corona-Pandemie und Brexit verschärfen Mangel
- Dramatische Lieferengpässe London will ausländische Lkw-Fahrer anwerben
- Leere Regale als Folge von Brexit und Pandemie: Im UK fehlen Lebensmittel und Personal
- Britische Hauspreise auf Rekordhoch im September
- London erwägt Beitritt zu Freihandelsabkommen der USA mit Mexiko und Kanada
- Großbritannien fährt wegen Gaskrise wieder Kohlekraftwerke hoch
SCHWEIZ - SNB bestätigt Geldpolitik und senkt Wachstumsprognose für 2021 – Wachstumsprognose für 2021 gesenkt, Inflationserwartung angehoben
- Eine knappe Mehrheit im Ständerat unterstützt eine Reform zur Abschaffung des Eigenmietwerts – doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen
EUROPÄISCHE UNION – EUROZONE - EU-Energieminister wollen Anstieg der Strom- und Gaspreise stoppen
- Eurokonjunktur büsst unerwartet viel Tempo ein – Lieferengpässe und der stärkste Preisanstieg seit 21 Jahren bremsen das Wachstum. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft ist auf 56,1 Punkte gefallen
- Markit: Euroraum-Wirtschaft wächst schwächer im September
- Konjunkturbericht: Euroraum im Herbst 2021 – Erholung noch mit Sand im Getriebe
- Verbraucherstimmung im Euroraum im September aufgehellt
- EU will „grüne“ Versicherungen fördern
- Eba will bessere Überwachung digitaler Plattformen
SPANIEN - Spanische BIP-Daten fürs zweite Quartal stark abwärts revidiert
ITALIEN - Italien: Verbraucherstimmung hellt sich auf – Unternehmer pessimistischer
- Italien kündigt finanzielle Erleichterungen wegen hoher Gas- und Strompreise an
BELGIEN - Belgiens Geschäftsklima im September eingetrübt
FRANKREICH - Frankreich: Geschäftsklima hellt sich auf
DEUTSCHLAND - Frankfurter Ökonom fordert „Zukunftsdepot“ für Neugeborene
- Finanzielle Bildung zahlt sich langfristig aus – DIW kritisiert Deutschland für Vorbehalte und nicht vorhandene Implementierung in Lehrpläne – Individuelle Beratung wirksam – Nur nicht Zeit verschwenden
- Vergleichsportal: Gaspreise auf Rekordhoch
- Wirtschaftsministerium: Keine Engpässe bei Gasversorgung
- DIW-Ökonomin Kemfert sieht hohe Gaspreise hausgemacht
- Stärkster Anstieg der deutschen Erzeugerpreise seit 1974
- Sozialverband: Obst und Gemüse werden für Arme zum Luxus
- Deutsche Reallöhne im 2. Quartal um 3,0% über Vorjahr
- LOHNSTEIGERUNG-PROGNOSE – Angesichts der demografischen Entwicklung sagt der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, auf absehbare Zeit übermäßig hohe Lohnsteigerungen für die Beschäftigten in Deutschland voraus. Der BILD (Dienstag) sagte Felbermayr: „Im Durchschnitt sind Lohnerhöhungen von 5 Prozent im Jahr realistisch.
- Tarifverhandlungen für Bauhauptgewerbe ergebnislos abgebrochen
- IG METALL/INFLATION – Angesichts der rasant steigenden Inflationsrate stehen die Gewerkschaften unter wachsendem Druck, die höheren Preise mit größeren Lohnforderungen auszugleichen.
- Banken-Tarifverhandlungen abgebrochen – Verdi: Zeichen auf Streik
- Rekordanstieg der Preise für Wohnimmobilien im zweiten Quartal
- Bankenverband: Wirtschaft erholt sich trotz Unsicherheiten weiter
- Ende von Angebotsproblemen nicht absehbar
- Lieferkettenprobleme könnten bis Sommer 2022 anhalten
- Ifo-Index sinkt im September – Lagebeurteilung schwächer
- Ifo-Geschäftsklima fällt drittes Mal in Folge – Lieferkettenprobleme: Industrie in Flaschenhals-Rezession
- Ifo kappt Wachstumsprognose – Das Ifo-Institut senkt wegen anhaltender Lieferengpässe seine Prognose für das Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr – Industrie und Dienstleister: gespaltene Konjunktur – 2022 BIP-Wachstum um +5,1 Prozent dank Konsumboom – «Inflation bewegt sich Richtung 5%»
- Markit: Deutsche Wirtschaft verliert im September an Schwung
- KONJUNKTUR – Deutschlands Wirtschaft kommt deutlich langsamer aus der Krise als erwartet. Mit dem Institut für Weltwirtschaft senkt am Donnerstag auch das letzte der fünf großen Wirtschaftsforschungsinstitute seine Konjunkturprognose.
- IfW: Aufschwung verliert zunächst an Fahrt – Keine Konjunkturprogramme nötig – Arbeitsmarkt überwindet Corona-Krise zügig – DJN, 23.9.2021
- Senkung der Prognose: BDI rechnet mit BIP-Anstieg 2021 um 3 (zuvor: 3,5) Prozent – Stagnierende Konsumausgaben – „Probleme in globalen Lieferketten, hohe Logistikkosten und ungeklärte Handelsstreitigkeiten verdunkeln den Konjunkturhimmel.“
- IfW-Konjunkturprognose: – Deutscher Aufschwung verliert zunächst an Fahrt
- IfW-Mittelfristprojektion: Alterung kostet Deutschland schon in fünf Jahren über ein Drittel seiner Wachstumskräfte
- Deutsche Exporte in Drittstaaten im August gesunken
- Deutsche Stahlproduktion im August nur noch wenig über Vorjahr
- Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Juli
- Lockerung der US-Einreisebeschränkungen lässt Wirtschaft aufatmen
- Rekordzahl von führenden Unternehmen in Deutschland korrigiert Prognosen nach oben
- VERSICHERER – Eigentlich pflegt die deutsche Versicherungswirtschaft ein eher distanziertes Verhältnis zu staatlichen Interventionen, doch in jüngster Zeit hat sich der Trend etwas gedreht. Denn in den vergangenen Monaten ist immer deutlicher geworden, dass es eine Reihe sehr realer, extrem großer Risiken gibt, mit denen sich die Versicherer schwertun. Sie stoßen an die Grenzen der Versicherbarkeit.
- Deutsches Gastgewerbe trotz Erholung unter Vorkrisenniveau
- GESUNDHEITSSYSTEM – Ökonomen warnen vor den immensen Kosten durch die stockende Impfkampagne für das Gesundheitssystem. So zeigen Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), die Welt vorliegen, dass durch die medizinische Behandlung von Ungeimpften seit Juli Kosten von mindestens 120 Millionen Euro entstanden sind.
- Auch im August deutliche Zunahme der Steuereinnahmen um +8,2 Prozent- Produktion im 3. Quartal ausgeweitet
- PENDLERPAUSCHALE – Die Erhöhung der Pendlerpauschale für Arbeitnehmer um 1 Cent würde dem Fiskus Mindereinnahmen von jährlich rund 230 Millionen Euro bescheren.
ÖSTERREICH
– STATISTIK - Kaufpreise von Häusern und Wohnungen im 1. Halbjahr 2021 um 10,7% gestiegen
- Urlaubsreisen im 1. Halbjahr 2021 trotz Aufschwung im 2. Quartal rückläufig
- Grüner Bericht 2021: Leichter Anstieg der Einkommen in Land- und Forstwirtschaft gegenüber dem Vorjahr
– MELDUNGEN - Die Parlamentswoche vom 27. September bis 1. Oktober 2021 – Ausschüsse, Buchpräsentationen, 10 Jahre Pink Ribbon am Parlament, Bundesrat im Bundesland
- Dynamisches Wachstum der Wohnimmobilienpreise setzte sich trotz leichter Abschwächung fort – Entwicklungen der Wohnimmobilienmärkte in Österreich und CESEE
- Neue Finanzbildungsstrategie für Österreich – Finanzministerium und Nationalbank veröffentlichen nationalen Aktionsplan bis 2026 – Übergeordnete Ziele und Aktionsplan – Zielgruppen und Lebensphasenansatz – Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung
- Blümel präsentiert nationale Finanzbildungsstrategie: „Mein Geld, mein Leben, meine Entscheidung – ich bin mir sicher“ – Finanzminister Blümel und Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centre, zu den Zielen der Strategie inklusive Aktionsplan bis 2026 – Finanzbildungsportal und Finanzkompetenz-Check – Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung – Evaluierung nach fünf Jahren
- Österreicher sollen besser in Finanzen gebildet werden Aktion Kritischer Schüler_innen (AKS) gegen unterschwellige Legitimation „neoliberaler Wirtschaftspolitik“
- „Scientists For Future“ – Covid-Effekt auf CO2-Ausstoß schon verpufft – Nutzung fossiler Ressourcen weiterhin gefördert – Flüge und Autofahrten reduzieren
…oooOOOooo…
INFLATION – STAGFLATION
Stagflation Ahead? – The Big Picture / Project Syndicate, 23.9.2021
As price growth accelerates, central bankers are coming under increasing pressure to tighten monetary policy. But will they succeed in keeping inflationary expectations anchored without choking off the faltering global economic recovery or triggering debt crises – especially in emerging economies?
In this Big Picture, Harvard University’s Kenneth Rogoff highlights several worrying parallels with the 1970s, and argues that a sustained period of high inflation may have become much more likely. And over the medium term, warns Nouriel Roubini, a variety of persistent negative supply shocks could turn today’s mild stagflation into a severe case.
Mohamed A. El-Erian therefore calls for a timely and comprehensive policy response, including moves by the US Federal Reserve to begin unwinding its ultra-loose monetary policies. But the Hoover Institution’s John H. Cochrane questions whether today’s Fed would, if necessary, reapply the harsh high-interest-rate policies of the 1980s to contain inflation.
But policymakers in vulnerable economies should bet on that, cautions Columbia University’s Shang-Jin Wei, who urges them to start implementing self-help measures now in case US interest rates rise faster and sooner than most forecasts currently predict. As Piroska Nagy-Mohacsi of the London School of Economics noted in August 2020, emerging-market central banks can use quantitative easing in responding to the COVID-19 crisis only for as long as advanced economies’ monetary policies remain sufficiently expansionary.
But Robert Skidelsky urges European and US policymakers to wean themselves off their decade-long addiction to QE, which he argues has fueled financial instability while having little effect on the general price level.
QUELLE (BEDINGTE ZAHLPFLICHT): https://www.project-syndicate.org/bigpicture/stagflation-ahead
Nouriel Roubini: Goldilocks Is Dying – Given today’s high debt ratios, supply-side risks, and ultra-loose monetary and fiscal policies, the rosy scenario that is currently priced into financial markets may turn out to be a pipe dream. Over the medium term, a variety of persistent negative supply shocks could turn today’s mild stagflation into a severe case – Project Syndicate, 21.9.2021
How will the global economy and markets evolve over the next year? There are four scenarios that could follow the “mild stagflation” of the last few months.
The recovery in the first half of 2021 has given way recently to sharply slower growth and a surge of inflation well above the 2% target of central banks, owing to the effects of the Delta variant, supply bottlenecks in both goods and labor markets, and shortages of some commodities, intermediate inputs, final goods, and labor. Bond yields have fallen in the last few months and the recent equity-market correction has been modest so far, perhaps reflecting hopes that the mild stagflation will prove temporary. The four scenarios depend on whether growth accelerates or decelerates, and on whether inflation remains persistently higher or slows down. Wall Street analysts and most policymakers anticipate a “Goldilocks” scenario of stronger growth alongside moderating inflation in line with central banks’ 2% target. According to this view, the recent stagflationary episode is driven largely by the impact of the Delta variant. Once it fades, so, too, will the supply bottlenecks, provided that new virulent variants do not emerge. Then growth would accelerate while inflation would fall.
For markets, this would represent a resumption of the “reflation trade” outlook from earlier this year, when it was hoped that stronger growth would support stronger earnings and even higher stock prices. In this rosy scenario, inflation would subside, keeping inflation expectations anchored around 2%, bond yields would gradually rise alongside real interest rates, and central banks would be in a position to taper quantitative easing without rocking stock or bond markets. In equities, there would be a rotation from US to foreign markets (Europe, Japan, and emerging markets) and from growth, technology, and defensive stocks to cyclical and value stocks.
The second scenario involves “overheating.” Here, growth would accelerate as the supply bottlenecks are cleared, but inflation would remain stubbornly higher, because its causes would turn out not to be temporary. With unspent savings and pent-up demand already high, the continuation of ultra-loose monetary and fiscal policies would boost aggregate demand even further. The resulting growth would be associated with persistent above-target inflation, disproving central banks’ belief that price increases are merely temporary.
The market response to such overheating would then depend on how central banks react. If policymakers remain behind the curve, stock markets may continue to rise for a while as real bond yields remain low. But the ensuing increase in inflation expectations would eventually boost nominal and even real bond yields as inflation risk premia would rise, forcing a correction in equities. Alternatively, if central banks become hawkish and start fighting inflation, real rates would rise, sending bond yields higher and, again, forcing a bigger correction in equities.
A third scenario is ongoing stagflation, with high inflation and much slower growth over the medium term. In this case, inflation would continue to be fed by loose monetary, credit, and fiscal policies. Central banks, caught in a debt trap by high public and private debt ratios, would struggle to normalize rates without triggering a financial-market crash.
Moreover, a host of medium-term persistent negative supply shocks could curtail growth over time and drive up production costs, adding to the inflationary pressure. As I have noted previously, such shocks could stem from de-globalization and rising protectionism, the balkanization of global supply chains, demographic aging in developing and emerging economies, migration restrictions, the Sino-American “decoupling,” the effects of climate change on commodity prices, pandemics, cyberwarfare, and the backlash against income and wealth inequality.
In this scenario, nominal bond yields would rise much higher as inflation expectations become de-anchored. And real yields, too, would be higher (even if central banks remain behind the curve), because rapid and volatile price growth would boost the risk premia on longer-term bonds. Under these conditions, stock markets would be poised for a sharp correction, potentially into bear-market territory (reflecting at least a 20% drop from their last high). The last scenario would feature a growth slowdown. Weakening aggregate demand would turn out to be not just a transitory scare but a harbinger of the new normal, particularly if monetary and fiscal stimulus is withdrawn too soon. In this case, lower aggregate demand and slower growth would lead to lower inflation, stocks would correct to reflect the weaker growth outlook, and bond yields would fall further (because real yields and inflation expectations would be lower). Which of these four scenarios is most likely? While most market analysts and policymakers have been pushing the Goldilocks scenario, my fear is that the overheating scenario is more salient. Given today’s loose monetary, fiscal, and credit policies, the fading of the Delta variant and its associated supply bottlenecks will overheat growth and will leave central banks stuck between a rock and a hard place. Faced with a debt trap and persistently above-target inflation, they will almost certainly wimp out and lag behind the curve, even as fiscal policies remain too loose.
But over the medium term, as a variety of persistent negative supply shocks hit the global economy, we may end up with far worse than mild stagflation or overheating: a full stagflation with much lower growth and higher inflation. The temptation to reduce the real value of large nominal fixed-rate debt ratios would lead central banks to accommodate inflation, rather than fight it and risk an economic and market crash.
But today’s debt ratios (both private and public) are substantially higher than they were in the stagflationary 1970s. Public and private agents with too much debt and much lower income will face insolvency once inflation risk premia push real interest rates higher, setting the stage for the stagflationary debt crises that I have warned about. The Panglossian scenario that is currently priced into financial markets may eventually turn out to be a pipe dream. Rather than fixating on Goldilocks, economic observers should remember Cassandra, whose warnings were ignored until it was too late.
QUELLE: https://www.project-syndicate.org/commentary/reflation-trade-or-overheating-and-stagflation-by-nouriel-roubini-2021-09
SIEHE DAZU:
=> Nouriel Roubini: The Stagflation Threat Is Real – There is a growing consensus that the US economy’s inflationary pressures and growth challenges are attributable largely to temporary supply bottlenecks that will be alleviated in due course. But there are plenty of reasons to think the optimists will be disappointed – Project Syndicate, 30.8.2021
QUELLE: https://www.project-syndicate.org/commentary/mild-stagflation-is-here-and-could-persist-or-deepen-by-nouriel-roubini-2021-08
GESELLSCHAFT
Nina L. Khrushcheva: Homophobes and Autocrats – Chinese President Xi Jinping recently became the latest in a long line of autocrats to treat anyone who does not conform to conventional gender norms – particularly gay and effeminate men – as menaces to society. But what is it about “non-manly” men that so terrifies dictators? – Project Syndicates, 23.9.2021
China’s government has banned “sissy” and “effeminate” males from television, part of a vicious propaganda campaign that brands them as “abnormal” and somehow in violation of the country’s morals. President Xi Jinping’s targeting of gay men – and of anyone who doesn’t conform to conventional standards of masculinity – should not be surprising. Homophobia is an authoritarian trademark.
When I was a student at Moscow State University in the early 1980s, one of my classmates – a soft-spoken lover of literature – was expelled, supposedly for plagiarism. But I’ll never forget when another classmate leaned in and whispered that, in fact, our expelled peer’s crime was that “he was gay.” Whatever his sexuality, our classmate was clearly deemed too gentle for our “heroic” Soviet milieu. Indeed, even women had to be virile: images of worker-maids in orange vests plowing snow and hammering nails were all too common in the Soviet era. But for men, being anything less than a quintessential “man’s man” – chest puffed out and rifle at the ready – was, for all intents and purposes, criminal. Dictators depend on order. They maintain their positions not by meeting the people’s needs, but rather by controlling as many aspects of life in the country as they can. This includes defining exactly how people should behave and portraying heterodoxy as untrustworthy and even dangerous. In China, as Rana Mitter has pointed out, imposing conformity with regard to gender is part of a broader campaign to ensure compliance with state-approved political viewpoints. State-sponsored homophobia is also a feature of life in modern Russia. In 2013, President Vladimir Putin suddenly decided that homosexuality threatened his position. One suspects that this had something to do with persistent rumors that relations among Putin’s power ministers and business associates are not strictly professional – or platonic. They might not be homosexual, but some (at the least) are believed to have sex with one another, partly as an expression of loyalty. These are not the kinds of rumors a strongman like Putin wants floating around. This is, after all, the same man who had his photo taken fishing in a Siberian lake and riding a horse shirtless. Such photos soon became popular icons in gay magazines around the world. So, Russia passed a law prohibiting “homosexual propaganda.”
Much like China’s new rule, the law supposedly aimed to protect children from information promoting the “denial of traditional family values.” In fact, it drastically reduced access to LGBT-inclusive education and support services. Now, many in Russia are convinced that homosexuality is a learned behavior. Even intelligent and educated people will gossip about someone they know being “turned gay.”
But that law was just the beginning. One of the amendments passed in last year’s sham constitutional referendum outlawed same-sex unions and affirmed that marriage could take place only between a man and a woman. This old homophobic authoritarian model is also showing up in the Philippines, where President Rodrigo Duterte once said that he had “cured” himself of homosexuality – as if it were some kind of shameful disease – with the help of “beautiful women.” While the country’s constitution allows same-sex marriage, its Family Code does not. In Turkey, LGBT rights do exist, but widespread discrimination and harassment persist. Earlier this year, after a wave of student protests, President Recep Tayyip Erdoğan said: “We will carry our young people to the future, not as the LGBT youth, but as the youth that existed in our nation’s glorious past.” Even some putative democracies are embracing state-sponsored homophobia, as part of a broader illiberal turn. In Hungary, Prime Minister Viktor Orbán’s government has passed a law banning the “promotion of homosexuality” or gender reassignment to minors. In Poland, “LGBT Ideology Free Zones” or anti-LGBT “Family Charters” have been established in nearly 100 regions, towns, and cities. While Donald Trump is no longer president of the United Sates, he embraced similarly “macho” rhetoric, such as when he threatened protesters with violence. He even went so far as to boast about his testosterone level and his penis size. On the policy front, aided by his ultra-conservative vice president, Mike Pence, he weakened protections for LGBT people and instituted a ban on transgender people serving in the military. The US has escaped Trumpism, at least for now. But the ranks of cartoonishly macho leaders nonetheless seem to be growing. In Ukraine, President Volodymyr Zelensky did not previously present himself as an aggressively masculine figure; one might have described his style as “metrosexual.” Today, however, he plays a strapping nationalist, often clad in military gear, defending his homeland from the Russian threat. He recently challenged Putin to meet him in the war zone on the border between Ukraine and the self-proclaimed Russian republics of Donetsk and Lugansk.
These leaders’ reliance on “hegemonic masculinity” – the idea that men should be strong, tough, and dominant – to bolster their position should not be surprising. Authoritarian states are fundamentally weak, and dictators are fundamentally insecure. So, they are constantly attempting to project strength.
But in today’s fast-changing world, ordinary people are feeling insecure, too – especially those who think that their traditionally “dominant” positions are being eroded. That makes them eager to embrace strongmen who promise a return to the order and predictability of a more socially rigid past. In other words, people are afraid of change, and think they need macho leaders and patriarchal rules to protect them. Who is the sissy now?
AUTOR: Nina L. Khrushcheva, Professor of International Affairs at The New School, is the co-author (with Jeffrey Tayler), most recently, of In Putin’s Footsteps: Searching for the Soul of an Empire Across Russia’s Eleven Time Zones.
QUELLE: https://www.project-syndicate.org/commentary/china-bans-effeminate-men-from-media-state-sponsored-homophobia-by-nina-l-khrushcheva-2021-09
UMWELT – KLIMAWANDEL
Klima-Kettenreaktion befürchtet: Wo das System Erde bereits zu kippen droht – n-tv, 11.8.2021
Extremwetter, Korallenbleiche und Hitzewellen: Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit bereits zu spüren. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Forscher haben verschiedene Kippelemente im Erdsystem ausgemacht, die auf kritische Punkte zusteuern. Die Folgen könnten katastrophal sein.
QUELLE (Bilderstrecke): https://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/wissen/Wo-das-System-Erde-bereits-zu-kippen-droht-article22734713.html
Weltmeeren geht es laut Copernicus-Bericht immer schlechter – Science-APA, 22.9.2021
Den Weltmeeren geht es immer schlechter. Das geht aus dem fünften Bericht des Copernicus-Meeresumweltüberwachungsdienstes hervor. Darin zeigen 150 Wissenschafter im Auftrag der EU-Kommission, wie schnell sich die Ozeane durch den Eingriff des Menschen verändern. Der Report nennt die schlimmsten Folgen: Die Erwärmung der Weltmeere und das schmelzende Landeis führen zum Anstieg des Meeresspiegels – im Mittelmeerraum um 2,5 Millimeter pro Jahr und weltweit bis zu 3,1 Millimeter.
Als Beispiel für die drohenden Folgen wird im Bericht die Überflutung Venedigs im November 2019 genannt, als der Wasserstand auf bis zu 1,89 Meter anstieg. Die Erwärmung der Ozeane habe zudem zur Folge, dass Meeresbewohner in kühlere Gewässer abwandern oder die Bestände von Arten schrumpfen.
Das arktische Meereis geht laut dem Bericht stetig zurück. Seit 1979 sei das Eis um 12,89 Prozent pro Jahrzehnt zurückgegangen. Die Tiefststände wurden dabei in den vergangenen beiden Jahren verzeichnet. Der Report warnt: Wenn das arktische Meereis weiter schmelze, könne das zur regionalen Erwärmung, der Erosion der arktischen Küsten und zu einer Veränderungen der globalen Wettermuster beitragen.
*** Belastung für Ozeane wächst ***
Eine weitere Erkenntnis: Extreme Schwankungen aufgrund von Hitze- und Kältewellen in der Nordsee stehen in einem direkten Zusammenhang mit Veränderungen im Fischfang. Genannt werden hier die Seezunge, der Europäische Hummer, Seebarsch und Taschenkrebse.
„Klimawandel, Umweltverschmutzung und Übernutzung haben eine nie dagewesene Belastung für den Ozean verursacht“, betonte Karina von Schuckmann, Vorsitzende des Ocean State Reports in einer Mitteilung zum Bericht. Die Weltmeere bedeckten den Großteil der Erdoberfläche und regulierten das Klima, eine genaue und zeitnahe Überwachung sei entscheidend, um die Ozeane besser zu verstehen und auf Veränderungen reagieren zu können.
Copernicus ist das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Sein Ziel ist es, auf Grundlage von Satellitenbeobachtungen und Messungen auf der Erde den Zustand von Land, Meeren und Atmosphäre oder den Klimawandel und seine Folgen zu überwachen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16659886403538277543
SIEHE DAZU:
=> Meereszustandsbericht
QUELLE: http://go.apa.at/qbnWvyJd
Bericht: Mehr als 100.000 Klimaflüchtlinge in Burundi – Überblick am Morgen / DSJN, 20.9.2021
Im ostafrikanischen Burundi haben die Folgen des Klimawandels über 100.000 Menschen in die Flucht getrieben. „Über 84 Prozent aller Binnenvertriebenen in Burundi sind nicht durch Konflikte, sondern durch Naturkatastrophen vertrieben worden“, heißt es in einem Bericht der britischen Hilfsorganisation Save the Children, der am Montag veröffentlicht wurde. Größtes Problem ist demnach der Anstieg des Tanganjikasees, des zweitgrößten Sees in Afrika.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53980697-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ALTERNATIVENERGIE
Studie sieht großes Potenzial für Wasserstoff aus Offshore-Windenergie – Überblick am Abend, 22.9.2021
Auch Deutschland kann im großen Umfang „grünen“ Wasserstoff herstellen. Mit Hilfe von Windenergie auf See könnten mehr als 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff (bis zu 44,2 Terawattstunden) erzeugt werden, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard im Auftrag der Stiftung Offshore-Windenergie hervorgeht.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54010235-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Thomas Koch Blank: The Promise of Green Hydrogen – Although more countries and businesses have made commitments to achieve carbon neutrality in the decades ahead, a net-zero economy will not be possible without additional substitutes for fossil fuels. Fortunately, the tiny hydrogen molecule holds the key – Project Syndicate, 23.9.2021
While we already have mature technologies that can replace fossil fuels in many parts of our economy, there are areas where eliminating carbon pollution will be much more difficult. Steel, shipping, aviation, and trucking, for example, account for a combined 40% of our global carbon footprint and are on track to consume two times the remaining carbon budget for staying below 1.5° Celsius of warming.
Fortunately, “green” hydrogen – H2 produced through electrolysis using renewable energy – holds enormous promise for these sectors. Through various applications, this tiny molecule can provide the heat, reduction properties, fuel, and other services needed to replace fossil fuels. In fact, given the technical challenge of getting these “hard-to-abate” sectors to a state of carbon neutrality, hitting 2050 net-zero targets without it would be virtually impossible. H2 uptake can serve other objectives beyond decarbonization. For example, hydrogen’s ability to substitute for natural gas in many applications allows for a degree of energy independence and reduced reliance on liquefied natural gas or pipeline imports from Russia. And while renewables like solar and wind are limited by the extent of electrical grids, hydrogen can be transported by pipeline or potentially by ship. That means it could become an exportable renewable-energy source, eventually replacing petroleum as the main global energy commodity. …
QUELLE (BEDINGTE ZAHLPFLICHT): https://www.project-syndicate.org/onpoint/green-hydrogen-the-key-to-net-zero-by-thomas-koch-blank-2021-09
CYBERCRIME
Hackerangriff auf SRH-Stiftung – Deutsches Ärzteblatt, 22.9.2021
Nach einem Hackerangriff sind die Computersysteme an deutschlandweit fast einem Dutzend SRH-Kliniken sicherheitshalber vom Netz genommen worden. Davon seien auch die sieben Kliniken in Baden-Württemberg betroffen, zu denen etwa die Einrichtungen in Karlsbad-Langensteinbach, Sigmaringen oder auch Oberndorf gehörten, teilte ein Sprecher heute mit. Die Akut- und Rehakliniken des Klinikverbunds hätten jedoch nicht im Fokus der Cyberattacke gestanden. Zuvor hatte der SWR darüber berichtet.
Die IT-Infrastruktur des SRH Klinikverbunds sei von bislang Unbekannten mit einer Schadsoftware angegriffen worden. Als Folge des Hackerangriffs, der am Wochenende begonnen habe, sei aktuell noch ein Teil der IT-Infrastruktur beeinträchtigt.
„Wir mussten aus Sicherheitsgründen vorläufig IT-Systeme vom Netz nehmen“, sagte der Sprecher. Bis die Systeme wieder funktionieren, könne es noch einige Tage dauern. Man gehe aktuell davon aus, dass vor allem Hochschul- und andere Bildungseinrichtungen der SRH betroffen sind.
Daten, die etwa aus früheren Prüfungen gespeichert waren, seien erhalten geblieben. „Aus Sicherheitsgründen wird dort nun mit Stift und Papier gearbeitet“, sagt der Sprecher zu den Kliniken. Wie groß die Auswirkungen der Hackerattacke sind und welches Ziel sie überhaupt hatte, war zunächst unklar. Zu möglichen Ermittlungen wollte sich der Sprecher zunächst nicht äußern.
Neben Kliniken und Gesundheitszentren gehören auch Bildungseinrichtungen zur Angebotspalette der SRH-Holding mit Sitz in Heidelberg. Sie beschäftigt eigenen Angaben zufolge fast 17.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von etwa einer Milliarde Euro.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127544/Hackerangriff-auf-SRH-Stiftung
ORGANSPENDE
Katharina Fontana: Ja zur Widerspruchslösung: Die Organspende wird zum Regelfall – Auch der Schweizer Ständerat ist dafür, dass Organe ohne Einwilligung entnommen werden dürfen. Ob sich die Bürger zum sensiblen Thema werden äussern können, ist offen – Neue Zürcher Zeitung, 20.9.2021
Wie schnell in der Politik der Wind drehen kann, zeigt sich gegenwärtig beim Thema Organspende. Noch vor wenigen Jahren war man sich in Bundesbern praktisch einig, dass die Organspende die freiwillige, ausdrückliche Zustimmung des Verstorbenen oder allenfalls die Zustimmung seiner Angehörigen voraussetzen müsse. Eine andere Lösung sei in der Schweiz nicht mehrheitsfähig, hiess es.
Heute sieht man das im Parlament anders. Die Zustimmungslösung wird als hinderlich betrachtet, um die Nachfrage nach Spenderorganen zu befriedigen. Sie soll deshalb ersetzt werden durch eine Regelung, die sich erweiterte Widerspruchslösung nennt. Künftig soll jeder, der im Spital stirbt, ein potenzieller Spender von Herz oder Niere, von Gewebe oder Zellen sein, sofern er dies nicht zu Lebzeiten abgelehnt und seinen Willen in einem nationalen Register dokumentiert hat.
*** Umfragen und Realität ***
Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat diesem grundlegenden Wechsel in der Transplantationsmedizin zugestimmt. Die Debatte, welche die kleine Kammer am Montag zum Thema führte, war kurz, was in umgekehrtem Verhältnis zur Bedeutung des Vorhabens steht. Denn aus liberaler Sicht ist der Unterschied zwischen der Zustimmungslösung, die vom Selbstbestimmungsrecht des Individuums ausgeht, und der Widerspruchslösung, die den Zugriff auf die Organe hirntoter Patienten auch ohne Einwilligung erlaubt, ganz erheblich.
Seit Jahren schon versucht der Bund, mit Kampagnen und Werbungen mehr Menschen zur Organspende zu bewegen. Ohne grossen Erfolg; die Bereitschaft in der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren nicht spürbar erhöht. Gleichzeitig gibt eine satte Mehrheit der Leute in Umfragen jeweils an, der Organspende positiv gegenüberzustehen. Doch Umfragen und Realität sind nun einmal nicht dasselbe; wer beispielsweise dem Klimaschutz in einer Umfrage positiv gegenübersteht, muss noch lange nicht bereit sein, sein Auto wegzugeben.
Für neuen Schub in der Organspende-Debatte hat die 2019 eingereichte Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten» gesorgt. Getragen wird das Begehren von einem unbekannten Komitee aus der Westschweiz; dieses wird massgeblich von Swisstransplant unterstützt, der nationalen Stiftung für die Förderung der Organspende. Die Initiative will kategorisch jeden zum Spender erklären, der seine Ablehnung zu Lebzeiten nicht geäussert hat, die Angehörigen blieben aussen vor und hätten nichts zu sagen. Ganz so weit wie die Initianten will der Bundesrat nicht gehen. Er schlägt eine mildere Regelung vor, die sogenannte erweiterte Widerspruchslösung. Sie sieht vor, dass die Angehörigen ihr Veto gegen die Organentnahme einlegen können; sind keine Angehörigen erreichbar, ist die Entnahme unzulässig.
Während die Initiative im Ständerat keinen Sukkurs erhielt, wurde der Gegenvorschlag von einer grossen Mehrheit der Räte befürwortet. Die neue Regelung könne die Spendequote erhöhen, das sehe man aus Ländern, welche die Widerspruchslösung anwendeten, sagte Marina Carobbio Guscetti (Tessin, sp.), Präsidentin von Swisstransplant. Eine Minderheit, angeführt vom freisinnigen Urner Josef Dittli, plädierte dafür, bei der geltenden Regelung zu bleiben. Die Grundwerte des liberalen Rechtsstaates würden mit der Widerspruchslösung eingeschränkt. Sie verletze den Grundsatz der informierten Einwilligung massiv und setze die Angehörigen unter Druck, kritisierte Dittli. In seiner Partei blieb er allein, während Vertreter der Mitte und der SVP seine Position teilten.
*** Überzeugung statt Druck ***
Andere Redner zogen Parallelen zum gegenwärtigen Streit um die Covid-Impfung. Mit positiver Überzeugungsarbeit erreiche man bei den Leuten mehr als mit Druck, betonte Hannes Germann (Schaffhausen, svp.). Bundesrat Alain Berset meinte demgegenüber, dass die angestrebte Regelung recht nahe am geltenden Recht sei. Zudem stellte er eine breite Informationskampagne in Aussicht, die über die Widerspruchslösung aufklären soll.
Die Vorlage geht nun mit wenigen Differenzen zurück an den Nationalrat. Nachdem beide Räte den Wechsel von der Zustimmungs- zur erweiterten Widerspruchslösung gutgeheissen haben, dürfte das welsche Komitee seine Volksinitiative zurückziehen. Alles andere wäre eine Überraschung. Ob anschliessend eine gegnerische Gruppierung das Referendum ergreifen und die sensible Gesetzesvorlage an die Urne bringen wird, wird sich zeigen.
*** Politische Deals statt Abstimmungen ***
Die Organspende-Initiative ist ein weiteres Beispiel für die Tendenz, Volksbegehren zu lancieren mit dem Ziel, das Anliegen in der Form eines leicht abgemilderten indirekten Gegenvorschlags – unter Ausschluss von Volk und Ständen – zu realisieren. Dass mit Initiativen taktiert und Druck aufgesetzt wird, ist nicht neu und gehört zum politischen Spiel. Doch in der letzten Zeit scheint dieses Vorgehen zuzunehmen: Interessengruppen oder etatistische Lobbys arbeiten Hand in Hand mit Politikern darauf hin, ihre Anliegen ohne Einbezug der Bürger durchzubringen. Es wird von vorneherein auf einen politischen Deal hingearbeitet statt auf eine Abstimmung mit breiter Diskussion.
QUELLE: https://www.nzz.ch/schweiz/schweiz-die-organspende-wird-zum-regelfall-ld.1646418
VERMÖGEN – EINKOMMEN – UNGLEICHHEIT
Maximilian Stockhausen: IW-Verteilungsreport 2021. Wohlstand für alle? Inklusives Einkommenswachstum vor Corona – IW-Report Nr. 36 / Institut für die deutsche Wirtschaft Köln, 25.9.2021
Im Lichte der Bundestagswahl widmet sich der IW-Verteilungsreport 2021 der Frage, ob die besonders in Wahlkampfzeiten oft bemühte Behauptung einer sich weiter öffnenden Einkommensschere zwischen Arm und Reich der Faktenlage standhält. Dazu wird neben der Entwicklung der Primärverteilung insbesondere die Entwicklung der jährlichen Arbeitseinkommen seit der Wiedervereinigung betrachtet.
Als Wohlstandsmaß allein sind die Arbeitseinkommen jedoch nur eingeschränkt geeignet, da die verfügbaren Einkommen nicht nur von der Haushaltsgröße und -struktur abhängen, sondern auch von den zu zahlenden Steuern und Abgaben, den empfangenen Transferleistungen sowie anderen Einkünften. Daher werden neben den Arbeitseinkommen auch die Markteinkommen und die Nettoeinkommen der Haushalte ausführlich betrachtet. Die wesentlichen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die Jahre vor Ausbruch der Corona-Pandemie erweisen sich im Rückblick als eine Periode inklusiven Wachstums, in der ähnlich hohe Einkommenswachstumsraten entlang der gesamten Einkommensverteilung beobachtet werden können. Insbesondere nach 2015 ist der Wohlstand breiter Bevölkerungsteile stark gewachsen. Insgesamt erweist sich die relative Verteilung der Einkommen in Deutschland bereits seit 2005 auf unterschiedlichsten Ebenen als bemerkenswert stabil und variiert phasenweise nur leicht. Für den Zeitraum von 2005/06 bis 2016 zeigen Begleitstudien von Kleimann et al. (2020) im Rahmen des 6. Armuts- und Reichtumsbericht auf, dass die positive Beschäftigungsentwicklung isoliert betrachtet zu einer Verringerung der Ungleichheit in den verfügbaren Haushaltseinkommen geführt hätte. Andere Faktoren haben diesem Effekt jedoch entgegengewirkt, beispielsweise die erhöhte Migration nach 2010, sodass die relative Einkommensungleichheit gemessen am Gini-Koeffizienten trotz der positiven gesamtwirtschaftlichen Situation insgesamt nahezu unverändert blieb. Von einer sich stetig vergrößernden relativen Einkommensungleichheit kann jedoch nicht gesprochen werden, auch wenn das Niveau der Ungleichheit heute höher liegt als in 1990er Jahren.
Auch die Niedrigeinkommensquote (relative Armutsgefährdungsquote) und die relative Einkommensarmutsquote verharren seit 2015 auf einem nahezu unveränderten Niveau von 16 Prozent beziehungsweise 10 Prozent. Der Anstieg gegenüber den Jahren zuvor ist dabei auf unterschiedlichste Faktoren zurückzuführen, beispielsweise auf die erhöhte Migration nach 2010. Diese führte nicht nur zu einem nachweislichen Anstieg der Zahl der Mindestsicherungsempfänger, sondern auch zu einem Anstieg der Niedrigeinkommensquote sowie der Einkommensarmutsquote. Im Gegensatz dazu sank im selben Zeitraum die Zahl der Mindestsicherungsempfänger ohne Migrationshintergrund, wenngleich die absolute Zahl der Mindestsicherungsempfänger im Alter und bei Erwerbsminderung zunahm (die Empfängerquote liegt jedoch seit Jahren um rund 3 Prozent). Jedoch zeigen sich auch bei den neu Hinzugezogenen nach 2015 Erfolge bei der Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt, was sich in einem Rückgang der Gesamtzahl der Mindestsicherungsempfänger ausdrückt.
Die relative Einkommensreichtumsquote ist seit 2005 ebenfalls nahezu unverändert und verharrt auf einem Niveau von rund 8 Prozent. Aber auch hier ist ein leicht höheres Niveau gegenüber den 1990er Jahren zu verzeichnen, was insbesondere durch die wirtschaftlich schwierigen Jahre zwischen 1999 und 2005 mit relativ hoher Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und einem hohen Anteil unfreiwilliger Teilzeit verbunden war.
Die Arbeitseinkommen stellen noch immer die weitaus wichtigste Einkommensquelle der Haushalte dar und sind zwischen 1991 und 2018 inflationsbereinigt im Durchschnitt um 12 Prozent gewachsen – nominal waren es 76 Prozent. Allein zwischen 2015 und 2018 stiegen die realen Arbeitseinkommen um über 5 Prozent. In dieser Periode ist nach längerem Stillstand ebenfalls wieder eine leichte Konvergenz der durchschnittlichen realen Arbeitseinkommen zwischen Ost- und Westdeutschland zu beobachten gewesen. 2018 lag das Niveau bei 81,0 Prozent, während es 1991 noch bei 61,3 Prozent lag und 2015 bei rund 77,5 Prozent.
Für die Entwicklung der durchschnittlichen Höhe der Arbeitseinkommen zeigt sich insbesondere die erhöhte Teilzeiterwerbsquote als Treiber größerer Veränderungen. Der stetig gestiegene Anteil von Teilzeitbeschäftigung hat sich insbesondere in den 2000er Jahren als ein wesentlicher Einflussfaktor für die im Durchschnitt rückläufigen Arbeitseinkommen im unteren Einkommensbereich erwiesen. Teilzeitbeschäftigung wird dabei häufig in durchschnittlich geringer entlohnten Dienstleistungsbranchen wie dem Gastgewerbe oder der Gastronomie ausgeübt. Große Unterschiede im Arbeitseinkommen bestehen ebenfalls nach Bildungsniveau, wobei der Anteil von niedrig Qualifizierten an allen Beschäftigten im Rahmen der Bildungsexpansion der vergangenen Jahrzehnte insgesamt abgenommen hat. Dennoch haben sich die durchschnittlichen Arbeitseinkommen für Personen mit niedrigem Qualifikationsgrad eher unterdurchschnittlich entwickelt und sind in einigen Phasen sogar inflationsbereinigt zurückgegangen.
Gleichzeitig zeigt sich über den gesamten Zeitraum seit der Wiedervereinigung ein stetig gesunkener Anteil der Haushalte mit positiven Zins- und Kapitaleinkommen. Während die durchschnittliche Einkommenshöhe aus Zinsen und Dividenden gesunken ist, kann ein stetiger Anstieg des Anteils der Haushalte mit positiven Einkommen aus Vermietung und Verpachtung beobachtet werden. Allerdings liegt dieser Anteil auch 2018 nur bei rund 12 Prozent der Bevölkerung, während rund 74 Prozent der Haushalte positive Zins- und Dividendeneinkünfte erzielten. 1991 waren es noch 87 Prozent.
Die Jahre vor Ausbruch der Corona-Pandemie erweisen sich insgesamt als eine Periode starken Einkommenswachstums für nahezu alle betrachteten Bevölkerungs- und Einkommensgruppen. Sie können dementsprechend als Phase inklusiven Wachstums bezeichnet werden. Eine Herausforderung für die Zukunft besteht neben der Bewältigung der Corona-Pandemie und dem ökologischen Umbau der deutschen Wirtschaft darin, sowohl niedrig Qualifizierte am Wohlstandswachstum (weiter) teilhaben zu lassen als auch in der Vermeidung von zukünftiger Altersarmut.
QUELLE: https://www.iwkoeln.de/studien/maximilian-stockhausen-wohlstand-fuer-alle-inklusives-einkommenswachstum-vor-corona.html
SIEHE DAZU:
=> Studie – Wohlstand für alle? Inklusives Einkommenswachstum vor Corona – IW-Report Nr. 36 / Institut für die deutsche Wirtschaft Köln, 25.9.2021
QUELLE (61-Seiten-PDF): https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/PDF/2021/IW-Report_2021-Verteilungsreport2021.pdf
Gastbeitrag von Prof. Michael Hüther: Ist die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgegangen? Studie zeigt klares Ergebnis – Merkur, 26.9.2021
Die Diskussion um die Einkommensverteilung ist zuletzt erneut aufgeflammt. Zu Recht? Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt in einer Studie zu einem klaren Ergebnis. Ein Gastbeitrag von IW-Präsident Prof. Michael Hüther.
Geht es um Arm und Reich, wird wohl kaum ein Bild häufiger bemüht als das der Einkommensschere. Sie öffne sich immer weiter, heißt es dann oft – ganz besonders oft in Wahlkampfzeiten. Gemeint ist: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Wer sich die Verteilung von Einkommen und Vermögen genauer anschaut, stellt allerdings schnell fest: Die Ungleichheit hat in den vergangenen Jahren nicht zugenommen. Gerade beim Einkommen ist die relative Verteilung schon seit 2005 bemerkenswert stabil.
Das liegt vor allem an zwei gegenläufigen Entwicklungen: Zum einen hat Deutschland in den vergangenen 15 Jahren eine langanhaltende Erfolgsgeschichte auf dem Arbeitsmarkt vorzuweisen, die vor allem zwischen 2005 und 2016 die Ungleichheit deutlich verringert hat. Dem entgegen wirkte aber unter anderem die Zuwanderung ab 2010. Im Ergebnis blieb der Gini-Koeffizient, mit dem man Ungleichheit misst, in diesem Zeitraum nahezu konstant.
*** Arbeitseinkommen wichtigste Einkommensquelle ***
Für die meisten deutschen Haushalte ist das regelmäßige Arbeitseinkommen die wichtigste Einkommensquelle. Hier gab es in den vergangenen Jahrzehnten ein deutliches Plus: Zwischen 1991 und 2018 stiegen die nominalen Arbeitseinkommen im Durchschnitt um 76 Prozent. Selbst unter Berücksichtigung der Preissteigerungen verbleibt ein reales Plus von zwölf Prozent.
Gerade zuletzt haben davon die Menschen in Deutschland profitiert, die einen geringen Lohn erhalten, weil sie beispielsweise in der Gastronomie oder in Teilzeit arbeiten. Die bedarfsgewichteten realen Haushaltsnettoeinkommen der unteren zehn Prozent sind seit 2015 um rund sieben Prozent gestiegen (1. Dezil), in der Mitte (5. Dezil) ebenfalls um rund sieben Prozent und bei den oberen zehn Prozent um rund fünf Prozent.
Fraglich bleibt, welche Rolle Corona in dieser Entwicklung spielt. Zwar fehlen für eine fundierte Betrachtung noch Daten. So dürften die Ungleichheiten der Erwerbseinkommen und Markteinkommen sich tendenziell erhöht haben, allerdings ist dieser Anstieg durch die sozialstaatlichen Maßnahmen effektiv abgefedert worden.
Nächste Bundesregierung: Keine ideologisch motivierten Schnellschüsse
Wer nun fordert, deutlich stärker umzuverteilen und sich darauf beruft, dass die breite Masse beim Wohlstandszuwachs außen vor geblieben sei, irrt und verkennt die integrative Leistung der Sozialen Marktwirtschaft und ihrer Institutionen. Wesentliche Aufgabe für die nächste Bundesregierung dürfte sein, sich nicht zu ideologisch motivierten Schnellschüssen hinreißen zu lassen und vielmehr die Voraussetzungen für ein neues Kapitel der deutschen Wirtschafts-Erfolgsgeschichte zu schaffen.
QUELLE: https://www.merkur.de/wirtschaft/bundestagswahl-iw-michael-huether-studie-einkommensverteilung-wohlstand-deutschland-zr-91003810.html
SIEHE DAZU:
=> Kommentare zum Artikel
QUELLE: https://www.merkur.de/wirtschaft/bundestagswahl-iw-michael-huether-studie-einkommensverteilung-wohlstand-deutschland-zr-91003810.html#idAnchComments
SIEHE FERNER DAZU:
=> IW-Chef Michael Hüther gegen neue Vermögenssteuer: IW-Chef Michael Hüther hat den Vorstoß für eine neue Vermögenssteuer abgeblockt. Der Hinweis auf die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sei kein hinreichendes Argument. Sein Patentrezept: mehr Arbeitsplätze – HANDELSBLATT, 7.5.2011 [!]
Der Hinweis auf die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ist nach Ansicht des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Hüther, kein hinreichendes Argument für die Wiedereinführung der Vermögensteuer. „Der entscheidende Hebel zur Entspannung der Verteilungssituation liegt in einer steigenden Erwerbstätigkeit“, sagte Hüther Handelsblatt Online. Genau das laufe aber mit hoher Dynamik. „Insofern gibt es keinen Grund für steuerpolitische Experimente. Zumal das oberste Zehntel der Einkommensteuerzahler nach wie vor mehr als die Hälfte der gesamten Einkommensteuerlast und das obere Viertel der Einkommenspyramide immerhin noch knapp drei Viertel dieser Steuerlast schultert.“
Hüther wandte sich damit gegen einen Vorstoß der SPD und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Vize-Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Joachim Poß, hatte die Wiedereinführung der Vermögenssteuer gefordert.
Der DIW Präsident Gert Wagner hatte sich für eine neue Vermögenssteuer, die Anhebung der Einkommenssteuern im oberen Bereich sowie eine Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer ausgesprochen. Er hatte dies damit begründet, dass in den letzten zehn Jahren die verfügbaren Einkommen des ärmsten Zehntels der Bevölkerung real um gut 10 Prozent zurückgegangen sei, während das reichste Zehntelreale Einkommenszuwächse von fast 20 Prozent erzielen konnte.
Hüther sprach von einem strittigen DIW-Befund. In langer Frist – von 1984 bis 2008 – habe sich die Relation des Jahreseinkommens der Gutsituierten zu dem der Einkommensschwachen von 3 auf 3,5 erhöht. „Dies ist angesichts der in dem Zeitraum intensivierten Globalisierung und des technischen Fortschritts, die beide tendenziell die Einkommensverteilung dehnen, nicht viel“, gab der IW-Chef zu bedenken. Die Mittelschicht bewege sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten zudem recht stabil zwischen 60 und 67 Prozent. Das sei im internationalen Vergleich „erstaunlich“, so Hüther. Die Armutsgefährdungsquote liegt überdies nach Intervention des Staates durch Steuern und Transfers robust bei 13 Prozent und damit auf skandinavischem Niveau. Und, wie nun bekannt wurde, seien nicht 16,3 Prozent, sondern nur 8,3 Prozent der Kinder in prekären Verhältnissen aufgewachsen.
QUELLE (ZAHLPFLICHT oder WERBEPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/arm-reich-schere-iw-chef-gegen-neue-vermoegenssteuer/4146410.html
INTERNATIONAL
UN chief: Window to avert devasting climate impacts ‘rapidly closing’ – UN, 23.9.2021
No region is immune to climate disasters the UN chief told the Security Council on Thursday, warning that “our window of opportunity” to prevent the worst climate impacts is “rapidly closing”.
Drawing attention to the “deeply alarming” report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) last month, Secretary-General António Guterres spelled out that “much bolder climate action is needed” to maintain international peace and security.
He urged the G20 industrialized nations to step up and drive action before the UN Climate Conference (COP26) in early November.
*** ‘Risk multipliers’ ***
Against the backdrop of wildfires, flooding, droughts and other extreme weather events, the UN chief said that “no region is immune”.
And he pointed out that the climate crisis is “particularly profound” with compounded by fragility and conflict.
Describing climate change and environmental mismanagement as “risk multipliers”, he explained that last year, climate-related disasters displaced more than 30 million people and that 90 per cent of refugees come from countries least able to adapt to the climate crisis.
Many of these refugees are hosted by States also suffering the impacts of climate change, “compounding the challenge for host communities and national budgets”, Mr. Guterres told ambassadors, adding that the COVID pandemic is also undermining governments’ ability to respond to climate disasters and build resilience.
*** Prioritizing actions ***
Maintaining that “it is not too late to act”, the top UN official highlighted three “absolute priorities”, beginning with capping global warming at 1.5 degrees Celsius.
To avert catastrophic climate impacts, he urged all Member States to up their Nationally Determined Contributions (NDCs) – plans through which countries commit to increasingly ambitious climate action – before COP26 and to translate those commitments into “concrete and immediate action”.
“Collectively, we need a 45 per cent cut in global emissions by 2030”, he said.
*** ‘Forgotten half’ ***
To address the dire impacts of climate disruption, Mr. Guterres stressed the need for adaptation and resilience, which he maintained requires committing at least half of global climate finance to build resilience and support adaptation.
“We simply cannot achieve our shared climate goals – nor achieve hope for lasting peace and security – if resilience and adaptation continue to be the forgotten half of the climate equation”, he said.
*** Mutual reinforcement ***
Climate adaptation and peacebuilding “can and should reinforce each other”, he said, highlighting cross-border projects in West and Central Africa that have “enabled dialogue and promoted more transparent management of scarce natural resources”.
And noting that “women and girls face severe risks from both climate change and conflict”, he underscored the importance of their “meaningful participation and leadership” to bring “sustainable results that benefit more people”.
The UN is integrating climate risks into conflict prevention, peacebuilding initiatives and its political analysis, the Secretary-General explained.
“The Climate Security Mechanism is supporting field missions, country teams and regional and sub-regional organizations…[and] work is gaining traction in countries and regions where the Security Council has recognized that climate and ecological change are undermining stability”, he said.
*** Treading lightly ***
Acknowledging that 80 per cent of the UN’s own carbon emissions come from its six largest peacekeeping operations, Mr. Guterres said the Organization had to do better.
He assured that the UN is working on new approaches to shift to renewable energy producers, which will continue “beyond the lifetime of our missions”.
“We are all part of the solution. Let us all work together to mitigate and adapt to climate disruption to build peaceful and resilient societies”, concluded the Secretary-General.
*** Moment to act ***
Chairing the meeting, Ireland’s Prime Minister, Micheál Martin underscored the importance for the 15-member body to take a greater role in climate assessment and mitigation, including through peacekeeping operations and mandates.
“People affected by climate change-driven conflict depend on this Council for leadership”, he said. “Now is the moment for the Council to act”.
QUELLE: https://news.un.org/en/story/2021/09/1100912
SIEHE DAZU:
=> UN chief’s message to world leaders: ‘Wake up, change course, unite’ – UN, 19.9.2021
In a wide-ranging interview with UN News, Secretary-General António Guterres is calling on world leaders to ‘wake up’, make an immediate course correction at home and abroad, and unite. …
QUELLE: https://news.un.org/en/story/2021/09/1100152
Decades of development efforts undermined by pandemic – COVID-19 has set back progress towards the Sustainable Development Goals (SDGs), undermining decades of development efforts, according to a new report by the UN Food and Agriculture Organization (FAO) – UN, 22.9.2021
„It’s an alarming picture, in which progress on many SDG targets has been reversed, with a significant impact on all aspects of sustainable development and making the achievement of the 2030 Agenda even more challenging,“ said FAO Chief Statistician, Pietro Gennari.
The analysis, Tracking progress on food and agriculture SDG-related indicators, focuses on eight of the SDGs, which were adopted at a UN Summit in New York in 2015.
*** Main findings ***
According to the report, the COVID-19 pandemic might have pushed an additional 83 to 132 million people into chronic hunger in 2020, making the target of ending hunger even more distant.
Around 14 percent of all food is lost along the supply chain, before it even reaches the consumer, which FAO considers “an unacceptably high proportion”. Progress has also faltered towards maintaining plant and animal genetic diversity for food and agriculture.
Agricultural systems bear the brunt of economic losses due to disasters, small-scale food producers remain disadvantaged, and food price volatility has also increased, due to the constraints placed by the pandemic and lockdowns.
The report also focuses on gender, finding that women producers in developing countries earn less than men even when more productive; gender inequalities in land rights are pervasive; and discriminatory laws and customs remain obstacles to women’s tenure rights.
Lastly, water stress remains alarmingly high in many regions, threatening progress towards sustainable development.
*** Progress and solutions ***
FAO also points to several areas in which progress is being made.
The UN agency highlights measures against illegal, unreported and unregulated fishing, sustainable forest management, elimination of agricultural export subsidies, investment in agricultural productivity in developing countries, and duty-free access for developing and Least Developed Countries (LDCs).
The new report coincides with this week’s UN Food Systems Summit, which aims to raise global awareness and spur actions to transform food systems, eradicate hunger, reduce diet-related diseases and heal the planet.
FAO is asking to scale up investment in agriculture, more access to new technologies, credit services and information resources for farmers and support small-scale food producers.
The agency also supports the conservation of plant and animal genetic resources, measures to counter food price volatility, and prevent potentially hazardous events from becoming full-blown disasters.
It also calls for more action to use water efficiently, better interventions to reduce food losses, more protection of ecosystems, progress on the legal and practical aspects of women’s land rights and the sustainability of global fisheries.
Lastly, the report makes an urgent call for more and better data.
„As the COVID-19 pandemic continues to unfold, and the world moves further off track in meeting the 2030 SDG deadline, timely and high-quality data are more essential than ever,“ Mr. Gennari said.
QUELLE: https://news.un.org/en/story/2021/09/1100682
Innovation continued despite COVID-19: New UN report – Despite the economic devastation wrought by COVID-19, the new technology sector continued to thrive and prosper last year, the UN’s intellectual property agency said in a new report published on Monday – Uneven impact – Showing resilience – Global innovation landscape – UN, 20.9.2021
According to the findings of the World Intellectual Property Organization’s (WIPO) latest Global Innovation Index, (GII) governments and enterprises in many parts of the world scaled up investments in innovation, demonstrating an acknowledgement that new ideas are critical for overcoming the pandemic.
“We expected a harsh slump in 2020 of around 3 per cent, however, the GII shows there are reasons to be optimistic… with governments showing foresight and not cutting spending,” Sacha Wunsch-Vincent, WIPO Composite Indicator Research Section and GII co-editor, said at the launch of the report in Geneva.
*** Uneven impact ***
WIPO warned however that the impact of the crisis has been highly uneven across industries and countries.
In its annual ranking of the world’s economies on innovation capacity and output, the GII showed that only a few economies, mostly high income, consistently dominate the ranks.
However, the Republic of Korea joined Switzerland, Sweden, the United States, and Britain, to make the top 5 of the GII for the first time in 2021, while four other Asian economies feature in the top 15: Singapore (8), China (12), Japan (13) and Hong Kong, China (14).
Selected middle-income economies, including Turkey, Vietnam, India, the Philippines, are also catching up and progress made last year by France (11) and China (12) are confirmed, as both are now knocking at the door of the GII top 10.
*** Showing resilience ***
According to a new GII feature – the Global Innovation Tracker – technology, pharmaceuticals and biotech industries, boosted their investments during the pandemic and increased their research and development (R&D) efforts.
Top technology companies like Apple, Microsoft and Huawei, increased investment on average about 10 per cent last year, and venture capital investment surged, a trend which is continuing this year, Mr. Wunsch-Vincent said.
In contrast, the transport and travel sectors were heavily hit by containment measures and cut back their outlays. The GII 2021 also shows that technological progress at the frontier holds substantial promise, with the rapid development of COVID-19 vaccines being the greatest example.
„In spite of the massive impact of the COVID-19 pandemic, many sectors have shown remarkable resilience – especially those that have embraced digitalization, technology and innovation“, said WIPO Director General Daren Tang. “As the world looks to rebuild from the pandemic, we know that innovation is integral to overcoming the common challenges that we face and to constructing a better future.”
*** Global innovation landscape ***
The index ranks 132 countries, plus sub-economies such as Hong Kong, and comes a year after WIPO reported that investments in innovation had hit a record high in 2019, showing an average annual profit of 8.5 per cent.
Northern America and Europe continue to lead the global innovation landscape, but, the Southeast Asia, East Asia, and Oceania have been the most dynamic in the past decade and are the only regions closing the gap with the leaders.
According to the report, China is still the only middle-income economy that makes it to the top 30. Bulgaria (35), Malaysia (36), Turkey (41), Thailand (43), Vietnam (44), the Russian Federation (45), India (46), Ukraine (49), and Montenegro (50), do feature in the top 50.
However, only Turkey, Vietnam, India and the Philippines are systematically catching up, Beyond China, these larger economies have the potential to change the global innovation landscape for good, it said.
“The GII shows that although emerging economies often find it challenging to steadily improve their innovation systems, a few middle-income economies have managed to catch up in innovation with their more developed peers“, former Dean and Professor of Management at Cornell University, Soumitra Dutta said.
“These emerging economies, among other things, have been able to successfully complement their domestic innovation with international technology transfer, develop technologically dynamic services that can be traded internationally, and ultimately have shaped more balanced innovation systems,” he said.
QUELLE: https://news.un.org/en/story/2021/09/1100362
Hans Bentzien: OECD bestätigt Prognosen für Weltwirtschaftswachstum – OECD senkt deutsche BIP-Prognose für 2021 auf 2,9 Prozent – Ausblick weiterhin von hoher Unsicherheit getrübt – Rohstoffpreise und Transportkosten treiben Inflation – DJN, 21.9.2021
Die Aussichten für das Weltwirtschaftswachstum haben sich nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) seit dem Frühjahr nicht verändert. Allerdings hat die Organisation ihre Prognose für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA in diesem Jahr deutlich gesenkt und die für den Euroraum im gleichen Maße angehoben. Deutlich besser als noch im Mai vermutet ist auch der Ausblick für einige große Schwellenländer. Die OECD prognostiziert für 2021 ein Weltwirtschaftswachstum von 5,7 (bisher: 5,8) Prozent und für 2022 eine BIP-Rate von 4,5 (4,4) Prozent.
„Das weltweite BIP hat inzwischen das vor der Pandemie verzeichnete Niveau überschritten, aber in vielen Ländern, insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen die Impfquoten niedrig sind, bestehen weiterhin Produktions- und Beschäftigungslücken“, heißt es in dem Bericht. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Delta-Variante des Coronavirus seien in Ländern mit hohen Impfraten bisher relativ gering. In den anderen Ländern habe sie dagegen die Dynamik verringert und den Druck auf globalen Lieferketten und Kosten erhöht.
*** OECD senkt deutsche BIP-Prognose für 2021 auf 2,9 Prozent ***
Die OECD prognostiziert den USA in den Jahren 2021 und 2022 BIP-Zuwäche von 6,0 (6,9) und 3,9 (3,6) Prozent. Die Prognosen für den Euroraum wurden auf 5,3 (4,3) und 4,6 (4,4) Prozent angehoben, wobei Italiens Prognosen mit 5,9 (4,5) und 4,1 (4,4) Prozent herausstechen. Deutschland traut die OECD jetzt 2,9 (3,3) und 4,6 (4,4) Prozent Wachstum zu und Frankreich 6,3 (5,8) und 4,0 (4,0) Prozent.
Auch die Wachstumsprognosen für einige süd- und mittelamerikanische Volkswirtschaften hob die OECD an. Argentinien prognostiziert sie jetzt BIP-Zuwächse von 7,6 (6,1) und 1,9 (1,8) Prozent, Brasilien von 5,2 (3,7) und 2,3 (2,5) Prozent und Mexiko von 6,3 (5,0) und 3,4 (3,2) Prozent. Gesenkt wurden dagegen die Prognosen Indonesiens – auf 3,7 (4,7) und 4,9 (5,1) Prozent. Chinas Wachstumsprognosen von 8,5 und 5,8 Prozent tastet die OECD nicht an.
*** Ausblick weiterhin von hoher Unsicherheit getrübt ***
Der Ausblick für die Weltwirtschaft bleibt laut OECD von großer Unsicherheit getrübt. „Schnellere Fortschritte bei der Einführung von Impfstoffen oder ein stärkerer Abbau der Ersparnisse der privaten Haushalte würden die Nachfrage steigern und die Arbeitslosigkeit senken, aber möglicherweise auch den kurzfristigen Inflationsdruck erhöhen“, schreibt sie.
Langsame Fortschritte bei der Einführung von Impfstoffen und die weitere Ausbreitung neuer Virusmutationen könnten zu einer schwächeren Erholung und größeren Arbeitsplatzverlusten führen. Die schwierigen politischen Entscheidungen, vor denen einige Schwellenländer mit hoher Verschuldung und steigender Inflation stünden, seien ebenfalls ein potenzielles Abwärtsrisiko.
„Die Regierungen müssen sicherstellen, dass alle erforderlichen Ressourcen eingesetzt werden, um mit Impfungen so schnell wie möglich Leben retten, Einkommen sichern und das Virus unter Kontrolle bringen“, fordert die OECD. Es seien verstärkte internationale Anstrengungen erforderlich, um den Ländern mit niedrigem Einkommen mit den erforderlichen Mitteln auszustatten, damit diese ihre Bevölkerung zu ihrem eigenen und zum weltweiten Nutzen impfen könnten.
*** Rohstoffpreise und Transportkosten treiben Inflation ***
Die OECD verweist darauf, dass es in einigen Regionen zu einem starken Anstieg der Inflationsraten gekommen sei, namentlich in den USA, Großbritannien, Kanada und einigen Schwellenländern. „Höhere Rohstoffpreise und globale Transportkosten tragen derzeit etwa 1-1/2 Prozentpunkte zur Verbraucherpreisinflation in den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern bei, was den größten Teil des Inflationsanstiegs im letzten Jahr ausmacht“, merkt die OECD an.
Ihre Inflationsprognosen für den Euroraum hob sie auf 2,1 (1,8) und 1,9 (1,2) Prozent an, die für Deutschland auf 2,9 (2,6) und 2,1 (1,6) Prozent. Für die USA erwartet sie einen Anstieg der Verbraucherpreise um 3,6 (2,9) und 3,1 (2,6) Prozent und für Großbritannien 2,3 (1,3) und 3,1 (1,7) Prozent.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53993422-oecd-bestaetigt-prognosen-fuer-weltwirtschaftswachstum-015.htm
Klaus-Jürgen Gern, Stefan Kooths, Ulrich Stolzenburg, Philipp Hauber: Konjunkturbericht: Weltwirtschaft im Herbst 2021: Erholungspfad mit Stolpersteinen – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 23.9.2021
Die Dynamik der weltweiten Konjunkturerholung hat sich im ersten Halbjahr 2021 als Folge von neuen Covid-19-Schüben und Problemen in den Lieferketten deutlich verlangsamt. Die Bremsfaktoren bleiben zwar vorerst wirksam, die Weltproduktion steigt nach dem historischen Einbruch im vergangenen Jahr dennoch kräftig. Allerdings haben wir unsere Erwartung für den Zuwachs der Weltproduktion in diesem Jahr (auf Basis von Kaufkraftparitäten) von 6,7 Prozent auf 5,9 Prozent reduziert. Den Produktionsanstieg im Jahr 2022 haben wir demgegenüber um 0,2 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent hochrevidiert. Auch im Jahr 2023 wird die weltwirtschaftliche Aktivität mit 3,8 Prozent voraussichtlich nochmals recht kräftig zunehmen. Die Inflation auf der Verbraucherebene hat im laufenden Jahr weltweit stark angezogen. Maßgeblich dafür waren aber wohl vor allem temporäre Faktoren, so dass der Preisauftrieb im Verlauf des kommenden Jahres wieder zurückgehen dürfte und eine ausgeprägte Straffung der Geldpolitik im Prognosezeitraum nicht zu erwarten ist. Es gibt aber preistreibende Faktoren wie die Anspannungen an den Produktmärkten und in den Logistiknetzen oder die hohe aufgestaute Kaufkraft, die sich als stärker und nachhaltiger herausstellen könnten als erwartet und damit das Risiko, dass sich die Inflation verfestigt. In dem Fall wäre ein restriktiver geldpolitischer Kurs angezeigt, mit negativen Folgen für die Konjunktur
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=16620&L=1
SIEHE DAZU:
=> Kieler Konjunkturberichte Welt, Nr. 81 (2021 | Q3)
QUELLE (28-Seiten-PDF inkl. Schaubildern und Tabellen): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Konjunktur/Prognosetexte/deutsch/2021/KKB_81_2021-Q3_Welt_DE.pdf
BÖRSE
SENTIX-Sentimente: Hektische Nachwahlwoche wahrscheinlich – SENTIX, 26.9.2021
War noch in der abgelaufenen Woche vor allem der Blick nach China und die dort im Raum stehende Pleite der Immobilienfirma Evergrande kursprägend, dürfte in der kommenden Woche die Diskussion des Bundestagswahlergebnisses die Gemüter bewegen. Traditionell steht die Nachwahlwoche unter einem eher negativen Vorzeichen. Unsicherheiten über die künftige Politik sind zwar nicht bullish für den DAX, verhinderten aber dennoch in der Regel nicht eine positive Performance in Q4.
Weitere Ergebnisse. * Bonds: Institutionelle sind bearish * Rohöl: Saisonuntypisch steigendes Grundvertrauen
QUELLE: https://www.sentix.de/index.php/sentix-Weekly/ergebnisse-des-sentix-global-investor-survey-kw-39-2021.html
EINHÖRNER (Pressespiegel /DJN, 24.9.2021) – In Deutschland wächst die Zahl junger Unternehmen, denen private Geldgeber eine Bewertung von mehr als 1 Milliarde Euro zubilligen, und zwar „rasant“, wie KPMG-Experte Ashkan Kalantary im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Die Herde der sogenannten Unicorns umfasst hierzulande zwar aktuell erst 19 Firmen, gut 2 Prozent der globalen Zahl, aber die stark steigende Summe an Wagniskapital fließt gerade in der Pandemie besonders in reife Start-ups, von denen immer mehr zum Einhorn mutieren. (Börsen-Zeitung)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54025377-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
DEUTSCHLAND: Jonas Jansen: Milliardenübernahme : Großaktionär geht gegen Deutsche Wohnen vor – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.9.2021
Die geplante Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia hat schon mehrfach gestockt. Jetzt wehrt sich ein Großaktionär sogar rechtlich gegen die Megafusion.
ie geplante Übernahme des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch seinen Konkurrenten Vonovia stößt bei einem der größten Aktionäre auf enormen Widerstand. Der amerikanische Hedgefonds Davidson Kempner, der rund 3,2 Prozent des Grundkapitals an Deutsche Wohnen hält und auch bei Vonovia investiert ist, hat eine einstweilige Verfügung beantragt. „Davidson Kempner hat rechtliche Schritte eingeleitet und wird den Vorstand zur Verantwortung ziehen“, teilte der Investor am Donnerstag mit. Mit der einstweiligen Verfügung will der Großaktionär verhindern, dass Deutsche Wohnen die eigenen Aktien in Höhe von 0,93 Prozent an Vonovia verkaufen und außerdem 5,17 Prozent neue Aktien ausgeben kann. Der Investor behalte sich zudem das Recht vor, weitere rechtliche Schritte einzuleiten.
„Vonovia und Deutsche Wohnen haben Aktionärsrechte umgangen“, argumentiert der Investor in der öffentlichen Stellungnahme. Teil des Angebots von Vonovia sei es, dass dem Vorstand von Deutsche Wohnen Vorstandsposten in dem gemeinsamen Unternehmen angeboten wurden. „Der Vorstand von Deutsche Wohnen hat in der Folge eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die beispiellos und rechtlich fragwürdig sind und deren einziger Zweck es ist, Vonovia dabei zu helfen, die Kontrolle über Deutsche Wohnen zu erlangen“, teilte Davidson Kempner mit.
„Und das, obwohl sich deren Aktionäre gegen die Übernahme und deren Konditionen wehren.“ Obwohl die Bedingungen nach dem ursprünglichen, gescheiterten Angebot nur minimal angepasst worden seien, habe der Vorstand von Deutsche Wohnen dem abermaligen Übernahmeangebot unmittelbar zugestimmt.
Vonovia ist schon zwei Mal gescheitert
Das Unternehmen wiederum teilte auf Anfrage mit: „Die Deutsche Wohnen sieht den Versuch von Davidson Kempner, eine einstweilige Verfügung zu erwirken, als vollkommen substanzlos an und setzt sich gegen die Beantragung der einstweiligen Verfügung zur Wehr“. Diese „substanzlose Forderung“ werde angesichts der hohen Zahl der Aktionäre, die ihre Aktien schon eingereicht haben, „aller Voraussicht nach ohnehin nie relevant werden“, hieß es weiter.
Der Großaktionär stört sich vor allem daran, wie der Vorstand von Deutsche Wohnen selbst Maßnahmen ergriffen habe, um die Übernahme zu gewährleisten, so soll Vonovia mit fast 10 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien versorgt werden. Schon verkauft sind 3,53 Prozent der unternehmenseigenen Aktien, die gingen im vorigen Übernahmeangebot zu 52 Euro je Aktie an Vonovia. Die weiteren Maßnahmen will Davidson Kempner verhindern. Der Großaktionär kritisiert auch, dass Vonovia auf alle Angebotsbedingungen verzichtet hat. Damit gelte die Übernahme faktisch als beschlossene Sache. „Der Vorstand hat damit Vonovia die Kontrolle über Deutsche Wohnen verschafft und seine eigenen Aktionäre umgangen“, teilte Davidson Kempner mit.
Vonovia war schon zweimal mit der Übernahme des Konkurrenten gescheitert. 2016 hatte es der Vonovia-Vorstandsvorsitzende Rolf Buch gegen den Willen des Vorstands von Deutsche Wohnen versucht, in diesem Jahr wurde die geplante, rund 19 Milliarden Euro schwere Transaktion von beiden Vorständen und den Aufsichtsräten unterstützt. Durch eine Fusion würde sich freilich auch für den Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn einiges ändern: Er soll zu Buchs Stellvertreter werden. Vorstand und Aufsichtsrat des Berliner Unternehmens hatten sehr offensiv für den Zusammenschluss geworben.
Die Gremien seien überzeugt, dass das Angebot die „erfolgreiche Entwicklung und den Wert unseres Unternehmens widerspiegelt“, hatte Zahn auf der Hauptversammlung des Unternehmens gesagt. „Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau lassen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam deutlich besser schultern.“ Ein Zusammenschluss stehe im „fundamentalen Interesse“ auch der Aktionäre, argumentierte der Deutsche-Wohnen-Chef.
*** „Ein gefährlicher Präzedenzfall“ ***
Vorstand und Aufsichtsrat profitieren freilich auch von der Übernahme, weil sie angekündigt hatten, alle ihre Aktien zu verkaufen. Am 16. September hat Deutsche Wohnen mitgeteilt, dass Zahn das Angebot von 53 Euro je Aktie angenommen hat. Durch den Verkauf von etwas mehr als 96.000 Aktien flossen ihm 5,1 Millionen Euro zu. Erst am 16. Juni hatte er im Rahmen eines Aktienoptionsprogramms 26.506 Aktien zum Preis von jeweils einem Euro erworben. Aus dem Aktienoptionsprogramm von 2014 standen Zahn laut aktuellem Geschäftsbericht noch etwas mehr als 35 000 Aktien zu zum Preis von jeweils einem Euro.
Zusätzlich hatte Zahn Ende Dezember insgesamt 111.565 Aktien. Für Zahn lohnt sich der Zusammenschluss auch im Blick nach vorne. Aus den Angebotsunterlagen geht hervor, dass sich seine Vergütung – wenn er zukünftig stellvertretender Vorstandschef des kombinierten Unternehmens werden sollte – in das „Vergütungsgefüge einfügen“ werde und dem 1,5-Fachen eines normalen Vorstands entspreche. Vonovia-Chef Rolf Buch etwa flossen laut Vergütungsberichts im Jahr 2020 rund 6,4 Millionen Euro zu, Zahn kam laut Deutsche-Wohnen-Geschäftsbericht auf 3,17 Millionen Euro – wobei freilich jeweils auch langfristige Vergütungen einfließen.
Davidson Kempner äußerte in seiner Stellungnahme am Donnerstag „vor dem Hintergrund der Interessenkonflikte“ bestimmter Vorstandsmitglieder der Deutsche Wohnen Bedenken zur Corporate Governance. „Vonovia und Deutsche Wohnen haben gezeigt, dass die Meinung und das Stimmrecht der Aktionäre weitgehend ausgehebelt werden können, sofern die Vorstände und Aufsichtsräte der beiden Unternehmen ein Geschäft abschließen wollen. Damit wird in Deutschland ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen, bei dem die Vorstände faktisch über das Schicksal eines Unternehmens entscheiden können und die Aktionärsdemokratie ausgehöhlt wird“, teilte Davidson Kempner mit.
Hedgefonds verhinderte Qiagen-Übernahme
Am Montag hatte Vonovia mitgeteilt, dass das Unternehmen über angediente Aktien und Verträge mit Investoren inzwischen insgesamt Zugriff auf 48,45 Prozent der Stimmrechte hat. Hinzu kommt, dass auch die Indexfonds, die gut ein Fünftel des Aktionärskreises von Deutsche Wohnen ausmachen, in einem zweiten Schritt ihre Anteile abgeben dürfen. Der vorige Übernahmeversuch aus dem Juni war an der mangelnden Zustimmung der Anteilseigner von Deutsche Wohnen gescheitert, Vonovia konnte nur etwas mehr als 47 Prozent der Aktien einsammeln und verpasste damit die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent.
Derzeit bietet Vonovia 53 Euro je Aktie und damit einen Euro mehr als beim vorigen Angebot. Kürzlich hat der Bochumer Dax-Konzern die Mindestannahmeschwelle aus seinem Übernahmeangebot gestrichen. „Vonovia wird die Deutsche Wohnen auf jeden Fall übernehmen“, sagte der Vonovia-Vorstandsvorsitzende Rolf Buch danach. Die Annahmefrist für die Übernahme hat sich durch das angepasste Angebot um zwei Wochen bis zum 4. Oktober verlängert.
Nach dem letzten misslungenen Versuch polterte Buch schon über das „ungute Aktionariat“ von Deutsche Wohnen, das aus Hedgefonds und kurzfristigen Spekulanten bestehe – dabei eigne sich die Immobilienbranche nun wahrlich nur für langfristige Investitionen. In der mehr als 19 Milliarden Euro schweren Fusion würde Europas größter Immobilienkonzern mit mehr als einer halben Million Wohnungen entstehen und einem Immobilienwert von mehr als 80 Milliarden Euro. Teilweise gegenfinanziert wird das durch das Land Berlin. Das kauft Deutsche Wohnen und Vonovia rund 14.750 Wohnungen und 450 Gewerbeeinheiten in der Hauptstadt ab und zahlt den beiden börsennotierten Immobilienkonzernen dafür 2,46 Milliarden Euro.
Der amerikanische Hedgefonds Davidson Kempner hatte in Deutschland zuletzt Aufsehen erregt, als er die Übernahme des Hildener Diagnostikunternehmens Qiagen durch den amerikanischen Konzern Thermo Fisher verhinderte. Deren Angebot hatte der größte Qiagen-Aktionär mehrfach als zu niedrig bezeichnet und damit auch die anderen Anteilseigner hinter sich gescharrt. Trotz eines verbesserten Angebots hatte sich Thermo Fisher im August 2020 bis zum Ende der Annahmefrist nur 47 Prozent der Aktien sichern. Nötig gewesen wäre allerdings eine Annahmequote von zwei Dritteln der Aktien, und diese Quote war schon von zuvor 75 Prozent gesenkt worden.
QUELLE: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/deutsche-wohnen-und-vonovia-grossaktionaer-wehrt-sich-gegen-fusion-17550936.html
ZENTRALBANKEN
– INTERNATIONAL / BANK FÜR INTERNATIONALEN ZAHLUNGSAUSGLEICH (BIZ)
Hans Bentzien: BIZ: Geldpolitik erreicht Ziel bei niedriger Inflation nur langsam – DJN, 20.9.2021
Zentralbanken können ihr Inflationsziel in einem Umfeld niedriger Inflation und glaubwürdiger geldpolitischer Regime nach Aussage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) nur langsam erreichen. Grund: Veränderungen des allgemeinen Preisniveaus sind in einem solchen Umfeld nicht breit angelegt, sondern beruhen stark auf sektoralen Preisänderungen. Um rasch das Inflationsziel zu erreichen, müsste die Zentralbank sehr kraftvoll agieren, was zu unerwünschten Verzerrungen der relativen Preise führen würde und andere unerwünschte Nebenwirkungen auslösen könnte.
Laut BIZ erfordert ein solches Umfeld eine erhöhte Flexibilität beim Verfolgen des Inflationsziels, um besagte Verzerrungen zu vermeiden. Sie führt dafür zwei Gründe an:
&1. Was laut BIZ für Preisänderungen gilt, trifft auch auf die Empfindlichkeit des Preisniveaus für geldpolitische Maßnahmen zu: Diese stärken zwar die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, im Hinblick auf die Inflation wirken sie aber nur auf einige Bestandteile des Preisindex stark, die zudem ein geringes Gewicht haben.
&2. Ein großer Teil der sektorspezifischen Preisänderungen ist vorübergehender Natur. Die Zentralbanken sollten über sie hinwegsehen. Auf sie zu reagieren, könnte leicht zu einer Überreaktion führen, da sich solche Veränderungen normalerweise selbst korrigieren. Das gilt umso mehr, wenn die Inflationserwartungen fest verankert sind und die Wirtschaftsakteure solchen Phänomenen deshalb keine Beachtung schenken („rationale Unaufmerksamkeit“).
Laut BIZ zeigt das, dass die Zentralbanken eine gewisse Abweichung der Inflation vom Zielwert auch für längere Zeit tolerieren müssen, um dieses Inflationsziel letzen Endes zu erreichen. Die Reform der geldpolitischen Strategien von US-Notenbank und Europäischer Zentralbank könne als Schritt in diese Richtung verstanden werden.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53983573-biz-geldpolitik-erreicht-ziel-bei-niedriger-inflation-nur-langsam-015.htm
Hans Bentzien: BIZ: Ursache sinkender US-Langfristzinsen unklar – Unübliche Verflachung der Zinsstrukturkurve auch in anderen Ländern – Schwellenländer in schwieriger Situation – Aktienmärkte in vielen Ländern gestiegen – DJN, 26.9.2021
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat keine Erklärung für den Rückgang der langfristigen US-Renditen. „Nach Dekadenrekorden bei der Inflation sind die marktbasierten Erwartungen für die US-Leitzinsen gestiegen, während die Zinsen am langen Ende etwas überraschend gesunken sind“, schreibt die BIZ in ihrem Quartalsbericht und fügt hinzu: „Woran das liegt, ist derzeit noch unklar.“ Auch in anderen Volkswirtschaften sei es so zu einer Verflachung der Zinsstrukturkurve gekommen.
Mögliche Erklärungen könnten laut BIZ die Staatsanleihekäufe der Zentralbanken und bestimmter Nicht-US-Investoren, die Auflösung fremdfinanzierter Investments sowie wahrgenommene Risiken im Hinblick auf den Wachstumsausblick sein.
Den Schwellenländern attestiert die BIZ eine schwierige Situation, was neben den Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie zwei Hauptgründe habe. Sie schreibt: „Erstens überdeckt die Erwartung steigender US-Zinsen den positiven Effekt, den sinkende US-Langfristrenditen normalerweise für die Mittelzuflüsse haben. Zweitens sind die Investoren besorgt über länderspezifische Entwicklungen wie den sich eintrübenden Wachstumsausblick Chinas … und steigende Inflationsraten in vielen Ländern, vor allem lateinamerikanischen, deren Währung gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet hat.“
Die BIZ verweist darauf, dass die Aktienmärkte in den Industrieländern, vor allem in den USA, weiter gestiegen seien, wohinter höhere Gewinnerwartungen gestanden hätten. Gleichwohl seien die Investoren besorgt über bestimmte Entwicklungen gewesen, zum Beispiel über einen womöglich geringeren fiskalischen US-Stimulus, mögliche Auswirkungen der Pandemie für den Dienstleistungssektor und anhaltende Lieferkettenstörungen in der Industrie.
„Zwar blieb die implizite Volatilität (gemessen am Vix) im Rahmen einer gewissen Spanne, doch ist ein gängiger Marktindikator für Tail-Risiken, der auf den Preisen von Optionen für die Versicherung gegen starke Aktienkursrückgänge basiert (Skew-Index), auf ein Allzeithoch gestiegen“, erläutert die BIZ. In den USA lagen die Aktienkurse laut BIZ oberhalb historischer Bewertungen, selbst unter Berücksichtigung des sehr niedrigen Zinsniveaus.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53983574-biz-ursache-sinkender-us-langfristzinsen-unklar-015.htm
Christian Siedenbiedel: Notenbank der Notenbanken: Gibt es an den Finanzmärkten eine „grüne Blase“? – Lehren aus der Finanzkrise – Wie gefährlich ist die Inflation? – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.9.2021
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich weist auf gewisse Parallelen zwischen grünen Geldanlagen und Eisenbahnbau und Finanzkrise hin. Die Risiken müsse man im Auge behalten – bei aller Unterstützung für die große Transformation.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), gleichsam die Notenbank der Notenbanken, befasst sich in ihrem aktuellen Quartalsbericht mit der Frage, ob an den Finanzmärkten eine „grüne Blase“ droht. Die Autoren Sirio Aramonte und Anna Zaba schildern die starken Zuflüsse in Anlageprodukte rund um das Label „ESG“ („Environmental, Social and Corporate Governance“). Vor allem das Thema Umwelt sei vielen Anlegern wichtig, unterstützt auch durch Appelle aus Medien und Politik.
„Gleichzeitig stellt sich angesichts des sehr schnellen Wachstums der neuen Anlageklasse die Frage, ob sich nicht eine Blase bilden könnte, wenn die Markttransparenz nicht gewährleistet werden kann“, schreiben die Ökonomen: „Könnte eine grundsätzlich begrüßenswerte Entwicklung – die Unterstützung der Finanzierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Welt – zu erheblichen finanziellen Ungleichgewichten führen?“
Die Autoren betrachten das Wachstum dieser Anlageklasse anhand verschiedener Zahlen. Die genaue Quantifizierung sei wegen der unklaren Abgrenzung nicht einfach. Nach Schätzungen mit einer weiten Definition seien die ESG-Vermögenswerte zwischen 2016 und 2020 um fast ein Drittel auf 35 Billionen Dollar oder 36 Prozent der gesamten professionell verwalteten Vermögenswerte gestiegen. Andere Schätzungen berücksichtigten nur solche Fonds und ETF, also börsengehandelte Indexfonds, bei denen die Emittenten selbst von Anlagemandaten sprechen, die ESG oder SRI („Socially responsible investment“) berücksichtigten. Nach der Definition komme man auf ein noch schnelleres Wachstum, aber von niedrigerem Niveau aus. Das von diesen Fonds verwaltete Vermögen habe sich demnach in den vergangenen fünf Jahren mehr als verzehnfacht auf rund 2 Billionen Dollar. Auf Aktienfonds nach ESG oder SRI entfielen etwa 3 Prozent des verwalteten Vermögens, auf ESG-Anleihefonds nach diesen Kriterien etwa 1 Prozent.
Begrenzte Offenlegungspflichten führten zu einem unvollständigen Bild darüber, welche Investoren die Anlagen hielten. Bei amerikanischen Versicherungsunternehmen und europäischen Banken machten die Bestände wohl nur einen kleinen Teil aus, etwa 1 Prozent. Bei amerikanischen Pensionsfonds beispielsweise seien die Anteile seit 2017 deutlich gestiegen und machten jetzt rund 4 Prozent ihres Engagements in Unternehmenskrediten aus.
*** Lehren aus der Finanzkrise ***
Historische Lehren aus dem Investitionsvolumen und der Preisdynamik bei schnell wachsenden Anlageklassen könnten für die ESG-Wertpapiere von Bedeutung sein, heißt es in dem Bericht. „Vermögenswerte, die mit grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen verbunden sind, neigen dazu, nach einem anfänglichen Investitionsboom große Preiskorrekturen zu erfahren.“ Eisenbahnaktien Mitte des 18. Jahrhunderts, Internetaktien während der Dotcom-Blase und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere während der Weltfinanzkrise seien Beispiele dafür.
„Es ist daher bemerkenswert, dass das Wachstum und die Größe des Private-Label-MBS-Marktes vor der Finanzkrise mit denen vergleichbar sind, die in jüngster Zeit für ESG-Publikumsfonds und börsengehandelte Fonds beobachtet wurden“, heißt es in dem Bericht. Es gebe in manchen Segmenten Anzeichen dafür, dass die Bewertungen von ESG-Vermögenswerten überzogen sein könnten: So liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien selbst nach einem Rückgang vom Höchststand im Januar 2021 immer noch deutlich über dem von bereits hoch bewerteten Wachstumswerten. Das müsse zumindest beobachtet werden. Wenn der Markt weiterhin in dem Tempo wachse und immer ausgefeiltere Instrumente rund um diese Anlageklasse entstünden, werde es nicht nur wichtig sein, die Vorteile der Finanzierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Welt zu bewerten – sondern auch die finanziellen Risiken zu ermitteln.
*** Wie gefährlich ist die Inflation? ***
Die BIZ hat zudem die lockere Geldpolitik der Notenbanken der Welt angesichts der gestiegenen Inflation unter die Lupe genommen – kommt aber insgesamt zu eher beruhigenden Ergebnissen. Ein Großteil der Preisveränderung konzentriere sich in einem Umfeld mit lange Zeit niedriger Inflation auf wenige Wirtschaftsbereiche. Das lege den Schluss nahe, dass der jüngst scharfe Inflationsanstieg ein temporäres Phänomen sei.
Die BIZ stützt damit die Argumentation vieler großer Zentralbanken. So halten etwa die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) den derzeitigen Anstieg der Teuerung nicht für dauerhaft und wollen ihre Geldpolitik deshalb grundsätzlich locker belassen. Sie argumentieren mit coronabedingten Sondereffekten und sogenannten statistischen Basiseffekten aufgrund niedriger Vergleichswerte im Vorjahr.
Die BIZ hat in ihrer Studie die Preisentwicklung in 131 Sektoren der amerikanischen Volkswirtschaft über einen langen Zeitraum untersucht. Sie ist der Auffassung, dass die Resultate grundsätzlich auf andere Volkswirtschaften übertragbar sind.
QUELLE: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/biz-gibt-es-an-den-finanzmaerkten-eine-gruene-blase-17546346.html
– USA / FED
Martin Lüscher: Fed signalisiert baldiges Tapering – Im November dürfte die US-Zentralbank die Reduktion des Anleihenkaufprogramms einläuten. Eine Zinserhöhung erwartet die Hälfte der Währungshüter für nächstes Jahr – Finanz & Wirtschaft, 22.9.2021
Ein Satz macht den Unterschied: «Hält die Erholung am Arbeitsmarkt wie erwartet an, könnte eine Reduktion des Anleihenkaufprogramms bald gerechtfertigt sein», schreibt das Federal Reserve in der Medienmitteilung nach der Sitzung des Offenmarktausschusses am Mittwochnachmittag.
Damit kündigt die US-Notenbank das möglicherweise baldige Ende des Programms an, gemäss dem sie pro Monat US-Staatsanleihen in der Höhe von mindestens 80 Mrd. $ und hypothekengesicherte Wertpapiere in der Höhe von mindestens 40 Mrd. $ kauft.
Während die Medienmitteilung offenliess, wann genau «bald» ist, erklärte Fed-Chef Jay Powell an der anschliessenden Medienkonferenz, dass dies «bereits die nächste Sitzung vom 2. und 3. November bedeuten kann».
*** Alle Augen auf September ***
Entscheiden über den Start des Tapering wird also der Arbeitsmarktbericht des Monats September. Mit Publikationstermin 8. Oktober ist es der letzte Arbeitsmarktbericht, der vor der nächsten Offenmarktsitzung publiziert wird.
In den Augen von Powell benötigt es einen «einigermassen guten Arbeitsmarktbericht», damit die Kriterien für die Reduktion des Anleihenkaufprogramms erfüllt sind. «Während einige Währungshüter der Meinung sind, die Kriterien seien bereits erfüllt, verlangen andere einen sehr guten Arbeitsmarktbericht», ergänzte Powell.
Ein einigermassen guter Arbeitsbericht entspricht wohl einem Plus von mehreren hunderttausend Stellen. Vergleichbar mit dem Bericht von August. Der enttäuschte die Anleger, da das Stellenwachstum von 235’000 neuen Arbeitsplätzen deutlich schwächer ausfiel als das Plus in den Monaten zuvor, als im Mittel 1 Mio. Stellen geschaffen wurde pro Monat.
Ist das Tapering einmal eingeläutet, dürfte das Anleihenkaufprogramm dann laut Powell «sehr gemächlich und Schritt für Schritt reduziert werden, bis es irgendwann Mitte des nächsten Jahres ausläuft». Entschieden seien aber weder das Tapering noch seine Geschwindigkeit.
*** Zinserhöhung ist noch kein Thema ***
Ist das Tapering dereinst beendet, lautet die Frage, wann der Leitzins erhöht wird. Seit März 2020 liegt das Zielband des Leitzinses zwischen 0 und 0,25%. Laut Powell wird das Ende des Tapering kein Indikator für den Beginn eines Straffungszyklus sein. «Die Kriterien für eine Zinserhöhung sind deutlich strenger als diejenigen für das Tapering», erklärte er.
Damit das Fed an der Zinsschraube dreht, muss am Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrschen, die Inflationsrate 2% betragen und auf dem Weg sein, über gewisse Zeit über 2% zu notieren. Während die Inflationsrate derzeit auch die Kriterien für eine Zinserhöhung erfüllt, sieht das am Arbeitsmarkt anders aus. «Die Arbeitslosenquote von 5,2% unterstreicht, dass der Arbeitsmarkt noch weit von der Vollbeschäftigung entfernt ist», erklärte Powell. Vor der Pandemie betrug die Arbeitslosenrate 3,5%.
Mehrere Mitglieder des Offenmarktauschusses rechnen dennoch damit, dass der Arbeitsmarkt bereits im nächsten Jahr die Kriterien für eine Straffung erfüllt respektive eine Erhöhung angebracht ist. Genau genommen erwarten neun Währungshüter für 2022 eine Zinserhöhung, während ebenfalls neun für nächstes Jahr noch keine einpreisen.
Das zeigt der Dot Plot, der quartalsweise publiziert wird und die Erwartungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses bezüglich der künftigen Geldpolitik abbildet. Für 2022 liegen neun Punkte unter 0,25%, was dem gegenwärtigen Zielband entspricht, und neun Punkte sind weiter oben (vgl. Grafik). Im Juni rechneten erst sieben Währungshüter mit einem höheren Leitzins im kommenden Jahr.

GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/09/dotplot.jpg
*** Anpassung der Prognosen ***
Aktualisiert haben die Währungshüter auch die Erwartungen zum Wirtschaftswachstum, zur Arbeitslosenrate und zur Inflation. Aufgrund der Deltavariante haben Powell & Co. das erwartete Wachstum im laufenden Jahr im Median auf 5,9% reduziert. Im Juni rechneten sie im Median noch mit einem Plus von 7%. Gleichzeitig haben sie aber das Wachstum für das nächste Jahr von 3,5 auf 3,8% erhöht.
Analog dürfte auch die Arbeitslosenquote länger erhöht bleiben, sehen die Währungshüter sie zum Jahresende doch bei 4,8 und nicht mehr bei 4,5%. Für 2022 ist sie mit 3,8% unverändert. Deutlich angepasst wurden auch die Erwartungen der Inflationsrate. Statt bei 3,4% – wie im Juni erwartet – sehen die Mitglieder des Offenmarktausschusses sie per Ende Jahr bei 4,2%. Im nächsten Jahr soll sie dann aber auf 2,2% sinken.
«Die Inflation ist hoch und wird länger erhöht bleiben als erwartet, bevor sie sich abschwächt», sagte Powell. «Die Auswirkungen von Engpässen waren länger und stärker als erwartet.» Der Fed-Chef beteuerte aber erneut, dass das Fed eingreifen würde, wenn die Inflation nachhaltig auf einem hohen Niveau verharren und zu einem Problem werden würde. Es sei jedoch beruhigend, dass die langfristigen Inflationserwartungen nach wie vor niedrig seien.
Die Marktteilnehmer reagierten uneinheitlich auf den Zinsentscheid. Die Aktienmärkte beendeten den Handelstag im Plus, wobei der Auftritt von Powell keinen erkennbaren Einfluss hatte. Der handelsgewichtete Dollar hingegen avancierte nach dem Zinsentscheid 0,3%, und Gold (Gold 1’754.10 +0.66%) verlor 0,6% an Wert. Am Anleihenmarkt kletterte die Rendite von Treasuries mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren um zwei bis drei Basispunkte, während die Rendite von längerfristigen US-Staatsanleihen sank.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/fed-signalisiert-baldiges-tapering/
Nick Timiraos, Andreas Plecko: Fed bereitet Tapering bei November-Sitzung vor – Vermeidung des „Taper Tantrums“ aus 2013 – DJN, 22.9.2021
Die US-Notenbank hat signalisiert, dass sie im November mit der Rücknahme ihrer pandemischen Kaufprogramme beginnen und die Zinsen im nächsten Jahr anheben könnte. Der Zinsausschuss der Fed revidierte seinen Begleittext zum Zinsbeschluss dahingehend, dass er damit beginnen könnte, seine monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Milliarden bereits bei der nächsten Sitzung am 2. und 3. November zu reduzieren.
„Wenn die Fortschritte im Großen und Ganzen wie erwartet anhalten, ist der Ausschuss der Ansicht, dass eine Verringerung der Ankäufe bald gerechtfertigt sein könnte“, hieß es in der Erklärung. Der Beschluss, den Leitzins bei 0,00 bis 0,25 Prozent zu belassen, fiel einstimmig. Ökonomen und Börsianer hatten diese Entscheidung erwartet.
Neue Projektionen, die am Ende der zweitägigen Fed-Sitzung veröffentlicht wurden, zeigten zudem, dass die Hälfte der 18 Fed-Vertreter eine Zinserhöhung bis Ende 2022 erwartet. Im Juni rechneten nur sieben Notenbanker damit, während die meisten stattdessen eine Zinserhöhung im Jahr 2023 in Betracht zogen.
Seit Juni 2020 kauft die Fed monatlich US-Staatsanleihen im Wert von 80 Milliarden Dollar sowie andere Anleihen für 40 Milliarden Dollar, um die US-Wirtschaft in der Pandemie zu stützen. In jüngsten Interviews haben viele Fed-Notenbanker bereits gesagt, dass sie in diesem Jahr damit beginnen könnten, ihre monatlichen Käufe zu reduzieren, im Fachjargon auch Tapering genannt.
Seit Monaten versuchen die US-Währungshüter, die Märkte auf den schrittweisen Ausstieg der US-Notenbank aus ihrem massiven Kaufprogramm vorzubereiten, um eine Wiederholung des „Taper Tantrums“ aus 2013 zu vermeiden. Im Sommer 2013 waren die Renditen für US-Staatsanleihen in die Höhe geschnellt, nachdem der damalige Fed-Chef Ben Bernanke vom Ende der Anleihekäufe gesprochen hatte. Mit der Panik an den Märkten, die folgte, hatten die Geldpolitiker nicht gerechnet.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54010652-fed-bereitet-tapering-bei-november-sitzung-vor-015.htm
Mester für Tapering ab November und Zinserhöhung 2022 – Überblick am Abend / DJN, 24.9.2021
Die Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, Loretta Mester, unterstützt einen Tapering-Beginn ab der nächsten geldpolitischen Sitzung sowie eine Zinserhöhung im nächsten Jahr. „Meiner Ansicht nach hat die Wirtschaft die Bedingungen erfüllt, und ich bin dafür, dass wir im November mit der Reduzierung unserer Käufe beginnen und sie in der ersten Hälfte des nächsten Jahres abschließen“, sagte Mester bei einer Rede.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54033144-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
– JAPAN / BoJ
Japans Notenbank behält Zinspolitik bei – Die Bank of Japan hält zur Stützung der Wirtschaft in der Pandemie vorerst weiter an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest – Reuters/Finanz & WIrtschaft, 22.9.2021
Die japanische Notenbank (BOJ) bleibt ihrer sehr lockeren geldpolitischen Linie treu. Sie beliess am Mittwoch ihr kurzfristiges Zinsziel bei minus 0,1 Prozent und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. «Die Exporte und die Produktion in den Fabriken nehmen weiter zu, auch wenn sie teilweise durch Lieferengpässe beeinträchtigt werden», sagte die BOJ in einer Erklärung, in der sie die Entscheidung bekanntgab.
Die Notenbank spielte damit auch auf die Auswirkungen der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Fabrikschliessungen in Asien auf die japanische Industrie an. Die BOJ hielt an ihrer Einschätzung der Wirtschaft weiter fest und erklärte, dass diese sich tendenziell zwar erhole, sich aber aufgrund der Auswirkungen der Pandemie weiterhin in einem schwierigen Zustand befände.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/japans-notenbank-behaelt-zinspolitik-bei/
– BRASILIEN
Brasiliens Zentralbank erhöht Leitzins Selic um 100 Basispunkte – Überblick am Morgen / DJN, 23.9.2021
Die brasilianische Notenbank hat ihren Leitzins um einen Prozentpunkt angehoben, da die Verbraucherpreise weiterhin rapide steigen. Zudem kündigte die Zentralbank an, den Leitzins auf ihrer nächsten Sitzung im Oktober voraussichtlich um den gleichen Wert zu erhöhen. Der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank hob am Mittwoch den Selic, wie der Leitzins in Brasilien genannt wird, wie erwartet von 5,25 Prozent auf 6,25 Prozent an.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54014752-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
– TÜRKEI
Türkische Notenbank senkt Leitzins überraschend – Die Zentralbank der Türkei senkt den Schlüsselsatz trotz hoher Inflation um einen ganzen Prozentpunkt. Analysten haben nicht damit gerechnet – AWP/Finanz & Wirtschaft / Überblick am Mittag/DJN, 23.9.2021
Die türkische Zentralbank lockert ihre Geldpolitik in einem Umfeld extrem hoher Inflationsraten. Wie die Notenbank am Donnerstag in Ankara mitteilte, sinkt der Leitzins um einen ganzen Prozentpunkt auf 18,0%. „Der straffe geldpolitische Kurs bremst die Vergabe von Unternehmenskrediten stärker als geplant“, begründete die Zentralbank ihre Entscheidung. Darüber hinaus sei der makroprudenzielle Rahmen gestärkt worden, um das Wachstum der Privatkredite zu bremsen.
Die Finanzmärkte wurden komplett auf dem falschen Fuss erwischt. Kaum ein Analyst hatte mit einer solchen Entscheidung gerechnet. Die türkische Lira geriet nach Bekanntwerden der Zinssenkung erheblich unter Druck und fiel zum US-Dollar auf ein Rekordtief.
Nach der Zinssenkung liegt der Leitzins wieder deutlich unter der Inflationsrate von zuletzt 19,25%. Im Ergebnis ist der Realzins, also der Leitzins abzüglich der Inflation, negativ. Anlagen in türkischen Vermögenswerten werden damit für ausländische Investoren ungünstiger. Das lastet auf der Landeswährung.
Ganz überraschend kommt der Zinsschritt allerdings nicht: Vor wenigen Wochen hatte Notenbankchef Sahap Kavcioglu angekündigt, mehr Gewicht auf die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittelpreise zu legen. Diese liegt etwas unterhalb der Gesamtinflation.
Analysten hatten den geldpolitischen Wechsel als Zugeständnis an Präsident Recep Tayyip Erdogan interpretiert, der hohe Zinsen als wirtschaftlich schädlich ablehnt.
QUELLEN:
https://www.fuw.ch/article/tuerkische-notenbank-senkt-leitzins-trotz-hoher-inflation/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54018381-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
– NORWEGEN / NORGES BANK
Norges Bank erhöht Leitzins und sieht weitere Anhebung im Dezember – Überblick am Mittag/DJN / Reuters/F&W, 23.9.2021
Die Norges Bank hat als erste größere Zentralbank in Europa den Leitzins nach der Pandemie angehoben. Sie erhöhte ihren Leitzins von Null auf 0,25 Prozent und signalisierte eine weitere Anhebung noch in diesem Jahr. Die Anhebung ist die erste Änderung, seit die norwegische Zentralbank den Leitzins im Mai letzten Jahres, als die Pandemie grassierte, auf Null senkte.
Weitere Zinserhöhungen könnten folgen, kündigte die Zentralbank an. Die Prognose von vier weiteren Schritten bis Ende 2022 bis zu einem Zinssatz von 1,25% sei inzwischen wahrscheinlicher geworden.
Experten hatten weitgehend mit der Zinsanhebung gerechnet. Zuletzt hatten bereits die Notenbanken in Tschechien, Ungarn, Südkorea und Island die Geldpolitik gestrafft. Die US-Notenbank fasst diesen Schritt für nächstes Jahr ins Auge.
QUELLEN:
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54018381-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
https://www.fuw.ch/article/auch-norwegens-notenbank-reagiert-auf-coronakrise/?utm_source=FuW%20Newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=NL%202021-09-23
– GROSSBRITANNIEN / BoE
Andreas Plecko: Bank of England bestätigt Leitzins und Kaufprogramm – DJN, 23.9.2021
Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins auf dem Rekordtief von 0,10 Prozent bestätigt. Auch das Anleihen-Kaufprogramm wurde auf dem bisherigen Niveau von 895 Milliarden Pfund belassen, wobei 875 Milliarden auf Gilts entfallen. Börsianer und Ökonomen hatten mit diesen Entscheidungen gerechnet. Der Beschluss zum Leitzins fiel einstimmig. Beim Kaufvolumen gab es zwei abweichende Stimmen – die Ratsmitglieder Michael Saunders und Dave Ramsden votierten dafür, das Volumen der Gilts-Käufe auf 840 Milliarden Pfund zu reduzieren.
Die Aussichten für den Arbeitsmarkt und damit für den zugrunde liegenden Inflationsdruck seien besonders unsicher, und ein Teil dieser Unsicherheit sollte in den kommenden Monaten beseitigt werden, so die Mehrheit der Ratsmitglieder laut dem Protokoll. Die Geldpolitik müsse irgendwann damit beginnen, einen Teil ihrer Stimulierungsmaßnahmen nach der Pandemie zurückzufahren, so die Meinung der Mehrheit, während Ramsden und Saunders argumentierten, dass Ankäufe bei einer Inflation von über 3 Prozent und einer geschlossenen Produktionslücke die mittelfristigen Inflationserwartungen weiter in die Höhe treiben könnten.
Die Inflation in Großbritannien ist deutlich über die Niveaus hinausgeschossen, die der Markt und die Bank of England (BoE) zu Beginn des Jahres erwartet hatten. Im August waren die Verbraucherpreise um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, die höchste Rate seit fast zehn Jahren. Die BoE peilt eine Inflationsrate von 2 Prozent an.
Während die Preise und Löhne steigen, wächst die Wirtschaft schwächer als erwartet. Dieser Anflug von Stagflation bringt die BoE in eine schwierige Lage. Vor dem Hintergrund eines unsicheren Winters mit steigenden Infektionen und sich verschärfenden Versorgungsproblemen muss die BoE möglicherweise ein schnelleres Tempo der geldpolitischen Normalisierung signalisieren, ohne die bereits nervösen Märkte zu verschrecken.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54018264-bank-of-england-bestaetigt-leitzins-und-kaufprogramm-015.htm
SIEHE DAZU:
=> DOKUMENTATION/Erklärung der Bank of England zur Ratssitzung
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54018130-dokumentation-erklaerung-der-bank-of-england-zur-ratssitzung-015.htm
– EUROPÄISCHE UNION /EZB
Hans Bentzien: EZB/Lagarde: Ursachen hoher Inflation überwiegend vorübergehend – DJN, 24.9.2021
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, ist weiterhin davon überzeugt, dass der aktuelle Inflationsanstieg überwiegend vorübergehende Ursachen hat. „Wenn man sich die Ursachen ansieht, dann hat das zum großen Teil mit den Energiepreisen zu tun“, sagte Lagarde in einem Interview mit CNBC. Wenn man ein Jahr zurückblicke, seien die Preise ganz unten gewesen. „Sie sind natürlich gestiegen, und die Differenz erklärt einen großen Teil der Inflation, die die Menschen leider im Moment erleben“, sagte sie.
Das Gleiche gilt laut Lagarde für einige Auswirkungen der Mehrwertsteuer, die gesenkt wurde, um die Wirtschaft anzukurbeln. „Vor allem in Deutschland ist die Mehrwertsteuer jetzt wieder eingeführt worden. Das ist also ein weiterer Basiseffekt, wenn Sie so wollen, der das derzeitige Preisniveau erklärt“, so Lagarde. Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale sieht die EZB-Präsidentin derzeit nicht. „Wir haben immer noch über eine Million mehr Arbeitslose als vor der Pandemie“, sagte sie.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54027181-ezb-lagarde-ursachen-hoher-inflation-ueberwiegend-voruebergehend-015.htm
Hans Bentzien: EZB könnte PEPP wegen hoher Inflation im März beenden so ein Bericht der Agentur Reuters – DJN, 23.9.2021
Viele Mitglieder des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Verbraucherpreise im Euroraum stärker als von der EZB Anfang des Monats prognostiziert steigen werden. Wie die Agentur unter Berufung auf acht namentlich nicht genannte Ratsmitglieder schreibt, wird das als weiteres Argument dafür gesehen, die EZB-Bilanz nicht mehr im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP zu vergrößern.
Der EZB-Rat wird im Dezember darüber beraten, ob die PEPP-Nettokäufe im März beendet werden sollen und wie sich das auf das andere Kaufprogramm, das APP, auswirken könnte. Viele der von Reuters kontaktierten Ratsmitglieder sind dem Bericht zufolge offen für die Idee, das Monatsvolumen der APP-Nettokäufe (derzeit 20 Milliarden Euro) anzuheben, um einen Kliffeffekt durch das PEPP-Ende zu verhindern. Genannt werden 40 Milliarden Euro, wobei dies den „Falken“ in diesem Personenkreis als zu hoch erscheint.
Viele der Befragten sind laut Reuters zudem offen dafür, der EZB künftig zu gestatten, bei Staatsanleihekäufen im Rahmen des APP vom EZB-Kapitalschlüssel abzuweichen. Reuters berichtet aber zugleich von „weit verbreitetem Widerstand“ dagegen, das Emittentenlimit zu brechen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54019061-ezb-koennte-pepp-wegen-hoher-inflation-im-maerz-beenden-agentur-015.htm
EZB: PEPP-Bestände steigen in Vorwoche stärker als zuvor – DJN, 21.9.2021
Die im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP erworbenen Anleihebestände der Zentralbanken des Eurosystems sind in der Woche zum 17. September 2021 stärker als zuvor gestiegen. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) nahmen sie um 19 (zuvor: 15) Milliarden Euro zu. Zum APP-Programm machte die EZB folgende Angaben:
QUELLE (inkl. Tabelle): https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53997110-tabelle-ezb-pepp-bestaende-steigen-in-vorwoche-staerker-als-zuvor-015.htm
Muller: EZB wird über Aufstockung von APP diskutieren – DJN, 22.9.2021
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach Aussage des estnischen Ratsmitglieds Madis Muller im Dezember über eine Aufstockung ihres herkömmlichen Anleihekaufprogramms APP diskutieren. Eine mögliche APP-Erhöhung werde „Teil der Diskussion darüber sein, wie wir das (Pandemiekaufprogramm) PEPP auslaufen lassen und was das für künftige Anleihekäufe bedeutet“, sagte Muller Bloomberg. Diese Entscheidung werde auch von den Marktbedingungen im Frühjahr und vom Konjunkturausblick abhängen.
Muller sagte Bloomberg auch, ihm sei klar, dass es problematisch wäre, wenn es nach dem PEPP-Ende zu einem starken Kliffeffekt kommen würde. Später schrieb er jedoch im Kurznachrichtendienst Twitter: „Ich bin mir nicht sicher, ob eine Aufstockung des APP-Volumens im Frühjahr der beste Weg wäre, einen Kliffeffekt zu verhindern.
Das griechische EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras äußerte unterdessen die Erwartung, dass die EZB das APP so modifizieren wird, dass sie nach Ende des PEPP weiter griechische Staatsanleihen kaufen kann. „Das ist keine Frage der Fähigkeit Griechenlands, seine Schulden zu bedienen, sondern eine Frage der gleichmäßigen Wirkung der Geldpolitik“, sagte er Politico.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54008141-muller-ezb-wird-ueber-aufstockung-von-app-diskutieren-015.htm
Hans Bentzien: EZB: Instrumente müssen divers und flexibel einsetzbar sein – DJN, 21.9.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine Reihe von Diskussionspapieren mit Bezug zu ihrer im Sommer abgeschossenen Strategiereform veröffentlicht. In einem dieser „Occasional Papers“ kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit ihrer seit 2014 eingesetzten „unkonventionellen“ Instrumente (Negativzins, Asset-Käufe, Forward Guidance) nachgelassen hat bzw. nachlassen dürfte. Deshalb müssten Diversifizierung und Flexibilität Leitlinien der Instrumentenauswahl sein, zumal die effektive Zinsuntergrenze künftig noch häufiger in Sicht kommen dürfte.
„In Phasen, wo eine Annäherung an die effektive Untergrenze wahrgenommen wird, könnte eine Senkung des Einlagensatzes auf noch negativere Stände etwas von ihrer Wirksamkeit für Renditen und Finanzierungsbedingungen verlieren, die sie in den vergangenen Jahren gezeigt hat“, heißt es in dem Papier. Auch der Einsatz anderer Instrumente, wie Forward Guidance und Asset-Käufe dürfte auf Widerstände stoßen, was Flexibilität und Anpassungsfähigkeit besonders wichtig mache.
Die im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP so nützliche zustandsabhängige Flexibilität beim Instrumenteneinsatz sei ein wirksames Mittel, um einer Fragmentierung entgegenzuwirken, die das Durchwirken des geldpolitischen Signals in alle Marktbereiche und Länder des Euroraums behindern würde. Dieses Motiv klingt in Forderungen von EZB-Offiziellen und Analysten an, die im Rahmen des PEPP mögliche Flexibilität beim Kauf von Staatsanleihen auf das APP-Programm zu übertragen.
Der EZB-Rat wird im Dezember darüber beraten, ob das PEPP im März 2022 beendet werden soll und wie die EZB anschließend für ausreichend geldpolitische Stützung sorgen könnte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53995594-ezb-instrumente-muessen-divers-und-flexibel-einsetzbar-sein-015.htm
Hans Bentzien: EZB/Schnabel: Anleihekäufe verleihen Zins-Guidance Glaubwürdigkeit – DJN, 20.9.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Dauer ihrer Anleihekäufe nach Aussage von EZB-Direktorin Isabel Schnabel vorerst weiterhin an das Niveau der Leitzinsen koppeln. „Im frühen Stadium einer Erholung kann Forward Guidance noch kein vollständiger Ersatz für Asset-Käufe sein. Forward Guidance und Asset-Käufe sollten sowohl als Substitute als auch als einander ergänzende Instrumente betrachtet werden“, sagte Schnabel laut veröffentlichtem Redetext bei einer Konferenz der lettischen Zentralbank.
Nach ihrer aktuellen Forward Guidance will die EZB ihre Zinsen bis auf weiteres auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau halten, bis folgende Bedingungen erfüllt sind:
1. Der Rat erkennt einen Anstieg der Inflation auf 2 Prozent deutlich vor Ende des Prognosezeitraums (derzeit 2023)
2. Die Inflation verspricht auch im Rest des Prognosezeitraums dort zu bleiben
3. Die aktuelle Kerninflation lässt stabil 2 Prozent Inflation erwarten
Die Anleihekäufe des APP-Programms wiederum – das PEPP-Programm ist an die Dauer der Pandemie gebunden – sollen bis kurz vor der ersten Zinserhöhung fortgeführt werden. Manche Analysten spekulieren darauf, dass diese Bindung aufgehoben wird.
Schnabel erklärte, worin der Nutzen fortgesetzter Anleihekäufe bestehe: „Sie können als starkes Bindungsinstrument dienen, um der Forward Guidance einer Zentralbank zusätzliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, indem sie signalisieren, dass die Bedingungen für eine Anhebung der Leitzinsen aller Voraussicht nach in absehbarer Zeit nicht gegeben sein werden.“
Ein Grund dafür sei, dass die Anleger in der Regel nicht erwarteten, dass eine Zentralbank die Leitzinsen abrupt anhebe, solange sie noch Nettokäufe von Vermögenswerten durchführt. Denn dies würde der Zentralbank erhebliche Bilanzverluste bescheren.
Die EZB-Direktorin deutete aber auch an, dass sie gegen eine Verringerung der Anleihekäufe nichts einzuwenden hätte. Bei sich aufhellenden Inflationsaussichten sei es weniger wichtig, wie viel eine Zentralbank kaufe oder wann eine Verringerung der Käufe beginne, sondern vielmehr, wann diese Käufe endeten. „Es ist das Enddatum, das signalisiert, dass die Bedingungen für eine Anhebung der Leitzinsen näher rücken. Die genaue Abfolge und der Zeitpunkt müssen natürlich sorgfältig festgelegt werden, wenn die Zeit gekommen ist“, sagte sie.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten/konjunktur-news.htm
Hans Bentzien: EZB: Banken hatten auch wegen Kreditgarantien mehr Repo-Sicherheiten – DJN, 20.9.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) macht in einem aktuellen Aufsatz auf ein selten diskutiertes Element ihrer lockeren Geldpolitik aufmerksam: Sie hat während der Corona-Krise die Anforderungen an Wertpapiere gesenkt, die sie als Sicherheit in ihren Refinanzierungsgeschäften akzeptiert. Dazu gehörten auch staatliche garantierte Kredite.
Das Volumen der von Banken im Rahmen der LTRO3-Geschäfte eingereichten Sicherheiten nahm zwischen März 2020 und Juni 2021 um 1,3 Billionen auf 2,6 Billionen Euro zu. Rund 20 Prozent (240 Milliarden Euro) dieses Anstiegs resultierten aus der Lockerung der Sicherheitenanforderungen.
„Der größte Teil davon (180 Milliarden Euro) stammte aus der Kategorie der Kreditforderungen. Das wurde vor allem durch die Ausweitung des Sicherheitenrahmens der „Additional Credit Claims“ erreicht und hier besonders dadurch, dass im Zuge der Covid-19-Pandemie staatlich garantierte Kredite akzeptiert wurden“, heißt es in dem Bericht.
Ein weiteres Lockerungselement war, dass die EZB weniger Abschläge auf den Wert der eingereichten Sicherheiten vornahm. Diese Maßnahme betraf neben den „Additional Credit Claims“ auch andere Kreditforderungen, Covered Bonds und Staatsanleihen. Alles in allem führten diese Maßnahmen zusammen mit dem hohen Liquiditätsbedarf der Banken dazu, dass im Rahmen von TLTRO3 netto Kredite über 1,6 Billionen Euro ausgereicht wurden.
Die vermehrte Inanspruchnahme langfristiger und an die Kreditvergabe gebundener EZB-Liquidität ermöglichte es den Banken, sich höherwertige Sicherheiten für Geschäfte am Markt aufzuheben. So konnten sie laut EZB eine prozyklisch wirkende Hortung von Liquidität vermeiden und trotzdem die regulatorischen Liquiditätsanforderungen erfüllen.
Schätzungen der EZB zufolge beliefen sich nicht-hochwertige Sicherheiten am Ende des untersuchten Zeitraums auf 1,6 Billionen Euro bzw. 74 Prozent der gesamten Zentralbankfinanzierung der teilnehmenden Banken.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53981779-ezb-banken-hatten-auch-wegen-kreditgarantien-mehr-repo-sicherheiten-015.htm
Hans Bentzien: EZB/Enria: Banken sollten sich Binnenmarkt digital erschließen – DJN, 21.9.2021
Die Banken des Euroraums sollten sich nach Aussage von Andrea Enria, Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), den Binnenmarkt stärker digital erschließen. Enria sagt bei einer Konferenz in Spanien laut veröffentlichtem Redetext, digitale Dienstleistungen ließen sich ohne die teure Gründung von Tochtergesellschaften vor Ort erbringen, was die Gewinnsituation der Institute bessern könne.
„Digitale Lösungen könnten sie in die Lage versetzen, sich stärker auf Zweigstellen und den freien Dienstleistungsverkehr statt auf Tochtergesellschaften zu stützen, um das grenzüberschreitende Geschäft innerhalb der Bankenunion und des Binnenmarkts auszubauen“, sagte Enria.
Die EZB-Bankenaufsicht verhält sich nach seiner Aussage neutral gegenüber den spezifischen Organisationsstrukturen, für die sich die Banken entscheiden, auch wenn sie grenzüberschreitende Bankdienstleistungen erbringen. „Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Überwachung der Risiken, die jedes Geschäftsmodell und jede Unternehmensstruktur mit sich bringen kann“, versicherte er.
Seiner Meinung nach sollte die EZB im Rahmen ihrer Zuständigkeit alles dafür tun, dass die von ihr beaufsichtigten Banken wachsen, sich diversifizieren und nachhaltige Gewinne erzielen könnten, sofern dabei nicht die aufsichtliche Robustheit und finanzielle Stabilität gefährdet werde. „Dies ist von entscheidender Bedeutung angesichts der seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden niedrigen Rentabilität des Sektors und der vor uns liegenden Umstrukturierungsherausforderungen“, sagte Enria.
Die Möglichkeiten der digitalen Wirtschaft und veränderte Kundenanforderungen bieten laut Enria trotz fortbestehender kultureller Unterschiede nun möglicherweise einen Ausweg. „Ein sich veränderndes Geschäftsumfeld könnte es den Banken ermöglichen, in naher Zukunft einen anderen Ansatz für die grenzüberschreitende Expansion zu wählen“, sagte er.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53999197-ezb-enria-banken-sollten-sich-binnenmarkt-digital-erschliessen-015.htm
Hans Bentzien: EZB: Unternehmen und Banken müssen wg Klimarisiken rasch handeln – DJN, 22.9.2021
Unternehmen und Banken des Euroraums müssen nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) rasch handeln, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. „Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen und Banken eindeutig davon profitieren, wenn sie frühzeitig eine grüne Politik verfolgen, um den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft zu fördern“, schreibt die EZB nach Abschluss ihres gesamtwirtschaftlichen Klimastresstests, der über vier Millionen Unternehmen weltweit und 1.600 Banken im Euroraum erfasste.
Die Untersuchung zeigt laut EZB auch, dass sich die Auswirkungen des Klimarisikos auf bestimmte Regionen und Sektoren des Euroraums konzentrieren. Unternehmen in Regionen, die dem physischen Risiko am stärksten ausgesetzt sind, könnten demnach mit sehr schweren und häufigen Naturkatastrophen konfrontiert werden, was wiederum ihre Kreditwürdigkeit beeinträchtigen würde.
Die EZB zählt zu den Klimarisiken sowohl die physischen Risiken, die sich aus dem Klimawandel selbst ergeben, als auch so genannte „Übergangsrisiken“, die aus den Maßnahmen zur Bremsung des Klimawandels resultieren. In Europa sind die physischen Risiken ungleichmäßig verteilt, wobei die nördlichen Regionen laut EZB anfälliger für Überschwemmungen sind und die südlichen Regionen Hitzestress und Waldbränden ausgesetzt sind.
Übergangsrisiken sieht die EZB vor allem für bestimmte emissionsintensive Industrien. Zum Beispiel würden kohlenstoffintensive Industrien, wie der Bergbau oder die Elektrizitätswirtschaft, erhebliche Kosten für die Reduzierung der CO2-Emissionen auf sich nehmen, was kurz- bis mittelfristig ihre Ausfallwahrscheinlichkeit erhöhen würde.
Laut EZB ist der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft aber auch eine große Chance. Die Studie zeige, dass die Vorteile eines frühzeitigen Handelns mittel- bis längerfristig schwerer wögen als die anfänglichen Kosten, auch aufgrund von Energieeffizienzgewinnen für Unternehmen und insgesamt niedrigeren Energiepreisen.
Ohne politische Maßnahmen zum Übergang zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft werden die physischen Risiken laut EZB mit der Zeit nichtlinear zunehmen, und aufgrund des unumkehrbaren Charakters des Klimawandels wird sich dieser Anstieg fortsetzen.
Der Befund der EZB für die Unternehmen trifft im Prinzip auch für die Banken des Euroraums zu. Diese könnten in einem Szenario, in dem der Klimawandel nicht bekämpft wird, schwer betroffen sein. Die erwarteten Verluste aus Unternehmenskreditportfolios würden im Laufe der Zeit erheblich ansteigen, und zwar aufgrund von immer größeren physischen Risiken, die in den nächsten 30 Jahren kritisch werden könnten.
„Im Jahr 2050, ist die Ausfallwahrscheinlichkeit des durchschnittlichen Unternehmenskreditportfolios einer Bank im Euroraum im Hot-House-Szenario um 8 Prozent höher als bei einem geordneten Übergang“, schreibt die EZB.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54005177-ezb-unternehmen-und-banken-muessen-wg-klimarisiken-rasch-handeln-015.htm
Hans Bentzien: Elderson: EZB wird Klima in herkömmliche Risikokategorien fassen – DJN, 23.9.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird in ihrer Rolle als Bankaufseherin nach Aussage von EZB-Direktor Frank Elderson in den nächsten Jahren Klimarisiken in den herkömmlichen Kategorien wie Kreditrisiko, Marktrisiko und operationelles Risiko zu fassen versuchen. Elderson verwies bei einer Konferenz in Frankfurt laut veröffentlichtem Redetext darauf, dass der Baseler Ausschuss ein solches Vorgehen für möglich halte und sagte: „Die EZB würde klima- und umweltbedingte Risiken wie jedes andere Risiko behandeln, was sich in allen einschlägigen aufsichtsrechtlichen Anforderungen widerspiegeln würde, und sie würde damit dieser Schlussfolgerung entsprechen.“ Diesen Ansatz werde die EZB schrittweise umsetzen.
Vorerst allerdings werden sich die Erkenntnisse der EZB zu den Klima- und Umweltrisiken der Banken laut Elderson lediglich indirekt in den Eigenkapitalforderungen der zweiten Säule niederschlagen. Auch sollen keine institutsspezifischen Daten veröffentlicht werden. „Ich kann ihnen aber versichern, dass es in den nächsten Jahren kaum dabei bleiben wird“, versicherte Elderson.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54017625-elderson-ezb-wird-klima-in-herkoemmliche-risikokategorien-fassen-015.htm
Hans Bentzien: EZB/Enria: Mehr Fusionen und andere Transaktionen im Bankensektor – DJN, 22.9.2021
Die Corona-Krise hat nach Aussage von Andreas Enria, Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), zu mehr Zusammenschlüssen im Bankensektor geführt. „In der Tat hat die Pandemie zu einer Konsolidierung geführt, wie sie seit 2008 nicht mehr zu beobachten war, mit Transaktionen im Wert von mehr als 300 Milliarden Euro“, sagte Enria laut veröffentlichtem Redetext bei einer Konferenz von Bank of America Merrill Lynch.
Einige dieser Transaktionen, zum Beispiel in Italien, Spanien und Slowenien, hätten den Konzentrationsgrad der jeweiligen nationalen Bankenmärkte beträchtlich erhöht und dürften den beteiligten Unternehmen in den kommenden Jahren Verbesserungen bei der Kosteneffizienz ermöglichen. Die positiven Effekte zeigten sich jedoch häufig erst nach zwei oder mehr Jahren.
Enria verwies außerdem auf andere, gezielte Anpassungen der Geschäftsbereiche durch Banken. „Einige Akteure erwerben oder veräußern einzelne Geschäftsbereiche oder Fintech-Infrastrukturen oder gründen Joint Ventures mit anderen europäischen Wettbewerbern in bestimmten Geschäftsbereichen“, sagte er. Diese und ähnliche gezieltere Konsolidierungen seien nicht weniger wichtig als vollwertige Fusionen und Übernahmen von Banken.
„Außerdem finden diese gezielten Konsolidierungen häufiger als vollwertige Fusionen und Übernahmen von Banken grenzüberschreitend statt und tragen so zu einer wichtigen Dimension der Finanzintegration in Europa bei“, sagte Enria.
Zugleich wies der Bankenaufseher jedoch auf die im Durchschnitt weiter schwache Profitabilität der europäischen Banken hin, die bis 2022 ein Schwerpunktthema der Bankenaufsicht bleiben werde.
Enria kündigte an, dass die EZB nach der Aufhebung des Dividendenverbots die Ausschüttungspraktiken der Banken im Auge behalten werde. Da, wo diese Ausschüttungen nicht mit einer umsichtigen Kapitalplanung übereinstimmten oder regulatorischen Forderungen verletzt zu werden drohten, werde die EZB einschreiten.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54007603-ezb-enria-mehr-fusionen-und-andere-transaktionen-im-bankensektor-015.htm
– DEUTSCHLAND / DBB
Hans Bentzien: Wuermeling: Bei europäischer Cloud-Aufsicht Kompetenzen klar regeln – DJN, 23.9.2021
Die europäischen Gesetzgeber müssen bei der Etablierung eines Gesetzes über die Beaufsichtigung von Cloud-Anbietern nach Aussage von Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling die Kompetenzen klar regeln. „Wenn sich die ESAs (Europäische Finanzaufsichtsbehörden Eba, Esma, Eiopa) zunehmend mit der Beaufsichtigung von Cloud-Anbietern befassen, müssen sie sicherstellen, dass sie dies auf effiziente Weise und ohne Doppelarbeit tun“, sagte Wuermeling bei einer Konferenz.
Eine Frage sollte nur einmal und nur von einer Behörde geprüft werden. „Das ist wichtig für uns als Aufsichtsbehörden, denn wir haben die Pflicht, unser Personal und unsere Ressourcen effizient einzusetzen“, sagte Wuermeling. Die Banken wollten nicht zweimal für dieselbe Frage beaufsichtigt werden, und das gelte sicher auch für die Cloud-Anbieter.
Die EU-Kommission hat gerade einen Vorschlag für einen Digital Operational Resilience Act (Dora) gemacht, nach dem die ESAs operative Aufsichtsfunktionen für kritische Technologie-Drittdienstleister wahrnehmen, wobei die Eba als federführende Aufsichtsbehörde benannt wird und eng mit Eiopa und Esma zusammenarbeitet. Dazu gehören laut Wuermeling Inspektionen vor Ort, laufende Überwachung und Empfehlungen für Maßnahmen.
„Im Gegensatz dazu sollen sich die Bankenaufsichtsbehörden auf ihr Mandat zur Beaufsichtigung von Finanzinstituten beschränken“, sagte er. Die Beaufsichtigung kritischer Drittdienstleister falle daher, wenn überhaupt, nur indirekt in den Aufgabenbereich der Bankenaufsicht.
Sollte es tatsächlich zu dieser Form der Arbeitsteilung kommen, würde das Wuermeling zufolge die Aufsichtslandschaft komplexer machen und eine stärkere Kooperation zwischen den Behörden erfordern.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54020452-wuermeling-bei-europaeischer-cloud-aufsicht-kompetenzen-klar-regeln-015.htm
USA
EIA-Daten: US-Rohöllagerbestände sinken stärker als erwartet – DJN, 22-9.2021
Die Rohöllagerbestände in den USA haben sich in der Woche zum 17. September stärker verringert als erwartet. Sie fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 3,481 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Rückgang um 2,4 Millionen Barrel vorhergesagt. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 6,422 Millionen Barrel reduziert.
Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 6,1 Millionen Barrel ebenfalls eine Abnahme registriert worden.
Die Benzinbestände nahmen nach EIA-Angaben um 2,554 Millionen Barrel ab. Analysten hatten ein Minus von 1,0 Millionen Barrel erwartet, nachdem die Vorräte in der vorangegangenen Woche um 1,857 Millionen gesunken waren. Die API-Daten hatten einen Rückgang von 0,432 Millionen Barrel angezeigt.
Die Ölproduktion in den USA war in der Woche mit 10,6 Millionen Barrel pro Tag um 0,5 Millionen höher als in der Vorwoche. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab sich ein Rückgang von 0,1 Millionen Barrel.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54008938-us-rohoellagerbestaende-sinken-staerker-als-erwartet-015.htm
SIEHE DAZU: http://www.eia.gov/petroleum/supply/weekly/
API-Daten zeigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände – DJN, 21.9.2021
NEW YORK (Dow Jones)–Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 6,1 Millionen Barrel zurückgegangen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. In der Vorwoche war ein Minus von 5,4 Millionen Barrel vermeldet worden. Die Benzinbestände verringerten sich um 0,4 Millionen Barrel nach minus 2,8 Millionen eine Woche zuvor. Für die offiziellen Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA), die am Mittwoch veröffentlicht werden, erwarten Volkswirte beim Rohöl eine Abnahme von 2,4 Millionen und bei Benzin ein Minus von 1,0 Millionen Barrel.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54000285-api-daten-zeigen-rueckgang-der-us-rohoellagerbestaende-015.htm
USA: Frühindikatoren des Conference Board steigen stärker als erwartet – dpa/AFX, 23.9.2021
Die konjunkturellen Aussichten in den USA haben sich im August stärker als erwartet verbessert. Der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren stieg um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie das private Forschungsinstitut Conference Board am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg um 0,7 Prozent gerechnet. Allerdings war der Anstieg im Juli mit 0,8 Prozent etwas schwächer ausgefallen als zunächst ermittelt.
Der Sammelindex setzt sich aus zehn Indikatoren zusammen. Dazu zählen unter anderem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Neuaufträge in der Industrie, das Verbrauchervertrauen und die Baugenehmigungen. Die Indikatoren geben einen Eindruck über den Zustand der US-Wirtschaft
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54020382-usa-fruehindikatoren-steigen-staerker-als-erwartet-016.htm
US-Wirtschaft verliert im September an Schwung – DJN, 23.9.2021
Die Aktivität in der US-Wirtschaft hat sich im September verlangsamt. Der von IHS Markit erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – fiel auf 54,5 von 55,4 Punkten im Vormonat. Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, unterhalb von 50 eine schrumpfende Wirtschaft.
Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ermäßigte sich auf 60,5 von 61,1 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Stand von 61,7 erwartet. Der Index für den Servicesektor ging zurück auf 54,4 von 55,1 Punkten. Hier hatte die Prognose auf 54,9 gelautet.
Während Produzenten eine deutlich robustere Nachfrage sähen, stünden sie vor immer größeren Problemen bei der Beschaffung von Materialien und Arbeitskräften, um ihre Aufträge abarbeiten zu können, sagte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson. Verzögerungen in den Lieferketten zeigten keine Anzeichen einer Entspannung.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54020426-us-wirtschaft-verliert-im-september-an-schwung-015.htm
SIEHE DAZU: https://www.markiteconomics.com/Public/Release/PressReleases?language=en
Wirtschaftsindex der Chicago-Fed fällt im August – DJN, 23.9.2021
Die US-Wirtschaft ist im August weiterhin überdurchschnittlich gewachsen, wenn auch langsamer als im Juli. Der Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) fiel auf einen Stand von 0,29, wie die Federal Reserve Bank of Chicago mitteilte. Für Juli wurde der Indexstand auf 0,75 revidiert, nachdem zunächst ein Wert von 0,53 genannt worden war.
Der aussagekräftigere gleitende Dreimonatsdurchschnitt verbesserte sich hingegen und notierte im August bei 0,43. Für Juli wurde ein revidierter Wert von 0,36 ausgewiesen, nachdem zuvor ein Stand von 0,23 gemeldet worden war.
Ein CFNAI von Null signalisiert ein Wirtschaftswachstum auf historischem Trendniveau. Weist der Index einen negativen Stand auf, deutet dies auf eine Expansion unterhalb des historischen Trendniveaus hin, ein positiver Wert zeigt ein darüber liegendes Wachstum an.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54019382-wirtschaftsindex-der-chicago-fed-faellt-im-august-015.htm
Globale Lieferprobleme sorgen in USA für Nachschubmangel beim Alkohol – Überblick am Morgen / DJN, 24.9.2021
Erst waren es Computerchips, jetzt sind es Spirituosen: Pandemiebedingte Probleme in der globalen Lieferkette lassen in Teilen der USA den Alkoholnachschub knapp werden. Wie ein Sprecher der staatlichen Alkoholkommission in Pennsylvania erklärte, wird in dem Bundesstaat der Verkauf bestimmter Spirituosen-Marken auf zwei Flaschen pro Person und Tag beschränkt. Unter anderem stehen Bourbon, Whiskey, Champagner, Cognac und Tequila auf der Liste.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54026760-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
USA: NAHB-Immobilienindex steigt überraschend – dpa-AFX, 20.9.2021
Die Stimmung auf dem US-Häusermarkt hat sich im September überraschend aufgehellt. Der NAHB-Hausmarktindex stieg zum Vormonat um einen Punkt auf 76 Punkte, wie die National Association of Home Builders am Montag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt hingegen mit einem Rückgang auf 74 Punkte gerechnet. Zuvor war der Indikator drei mal in Folge gesunken.
Belastet wurde der Immobilienmarkt zuletzt durch Lieferengpässe bei Rohstoffen wie Holz. Die Lage bei den Materialkosten habe sich im September aber entspannt, teilte der Verband mit. Allerdings blieben die Lieferzeiten lange und der Mangel an Arbeitskräften im Baugewerbe groß.
Der NAHB-Index ist ein Stimmungsbarometer der nationalen Organisation der Wohnungsbauunternehmen. In einer monatlichen Umfrage werden die aktuelle Lage und die Erwartungen der Branche abgefragt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53985908-usa-nahb-immobilienindex-steigt-ueberraschend-016.htm
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe wider Erwarten gestiegen – DJN, 23.9.2021
Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 18. September wider Erwarten zugelegt. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 16.000 auf 351.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 320.000 vorhergesagt.
Für die Vorwoche wurde der Wert nach oben revidiert, auf 335.000 von ursprünglich 332.000. Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 750 auf 335.750.
In der Woche zum 11. September erhielten 2,845 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine Zunahme gegenüber der Vorwoche um 131.000.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten/konjunktur-news.htm
SIEHE DAZU: http://www.dol.gov/ui/data.pdf
SIEHE DAZU:
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen stärker als erwartet – dpa/AFX, 23.9.2021
Am US-Arbeitsmarkt hat sich die Lage in der vergangenen Woche überraschend verschlechtert. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe – ein Frühindikator für den Arbeitsmarkt – legten im Wochenvergleich um 16 000 auf 351 000 zu, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 320 000 Anträgen gerechnet.
Seit Beginn des Jahres hatte sich die Lage zunächst merklich gebessert. Zuletzt verlief die Entwicklung aber holpriger.
Die wöchentlichen Hilfsanträge bewegen sich aber immer noch auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie zu Beginn des Jahres 2020. Damals wurden pro Woche nur gut 200 000 Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Allerdings befand sich der Jobmarkt vor der Krise in einem ungewöhnlich guten Zustand nahe der Vollbeschäftigung. Der Arbeitsmarkt spielt eine große Rolle für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54019241-usa-erstantraege-auf-arbeitslosenhilfe-steigen-staerker-als-erwartet-016.htm
USA: Baugenehmigungen und -beginne legen deutlich zu – dpa/AFX, 21.9.2021
Die Entwicklung in der US-Bauwirtschaft hat im August positiv überrascht. Während die Zahl der neu begonnenen Wohnungsbauten stärker als erwartet stieg, legte die Zahl der Baugenehmigungen überraschend und zudem deutlich zu.
Die Baubeginne kletterten im Monatsvergleich um 3,9 Prozent, wie das Handelsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt lediglich einen Anstieg um 1,0 Prozent erwartet. Zudem war der Rückgang im Vormonat mit 6,2 Prozent geringer ausgefallen als zunächst ermittelt.
Die Baugenehmigungen, die den Baubeginnen zeitlich vorauslaufen, legten um 6,0 Prozent zu. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang um 1,8 Prozent gerechnet. Im Juli waren die Genehmigungen noch um leicht abwärts revidierte 2,3 Prozent gestiegen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53996388-usa-baugenehmigungen-und-beginne-legen-deutlich-zu-016.htm
USA: Neubauverkäufe steigen stärker als erwartet – dpa/AFX, 24.9.2021
In den USA sind die Verkäufe neuer Häuser stärker als erwartet gestiegen. Die Neubauverkäufe legten im August im Monatsvergleich um 1,5 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg um 1,0 Prozent gerechnet. Zudem ist der Anstieg im Vormonat deutlich höher als zunächst ermittelt. Das Ministerium revidierte den Zuwachs von 1,0 auf 6,4 Prozent.
Auf das Jahr hochgerechnet wurden im August 740 000 neue Häuser in den USA verkauft. Erwartet wurden 715 000 Häuser.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54031770-usa-neubauverkaeufe-steigen-staerker-als-erwartet-016.htm
USA: Verkäufe bestehender Häuser fallen stärker als erwartet – dpa/AFX, 22.9.2021
In den USA sind die Verkäufe bestehender Häuser im August stärker als erwartet gefallen. Sie gingen im Monatsvergleich um 2,0 Prozent zurück, wie die Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) am Mittwoch in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang um 1,7 Prozent gerechnet.
„Die Hausverkäufe sind eindeutig rückläufig, liegen aber über dem Niveau vor der Pandemie“, sagte Lawrence Yun, der Chefökonom des NAR. Der Rückgang deute darauf hin, dass ein begrenztes Angebot und steigende Preise die Nachfrage einschränkten, obwohl die Finanzierungskosten historisch niedrig blieben
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54008591-usa-verkaeufe-bestehender-haeuser-fallen-staerker-als-erwartet-016.htm
Yellen warnt vor „Katastrophe“ wegen Schuldengrenze – Überblick am Morgen / DJN, 20.9.2021
US-Finanzministerin Janet Yellen hat den Kongress aufgefordert, die Schuldenobergrenze anzuheben oder auszusetzen, um eine „weitreichende wirtschaftliche Katastrophe“ zu vermeiden. In einem Beitrag für das Wall Street Journal wies Yellen darauf hin, dass die USA noch nie in Zahlungsverzug geraten seien und dass dies auch jetzt nicht der Fall sein werde.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53980697-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Yellen weibelt für höhere Schuldenobergrenze – Ohne die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze droht laut Finanzministerin Janet Yellen eine historisch große Finanzkrise – Dringende Bitte um Erhöhung der US-Schuldenobergrenze – Finanz & Wirtschaft/AWP/Reuters, 20.9.2021
US-Finanzministerin Janet Yellen hat den Kongress erneut dringend gebeten, die US-Schuldenobergrenze zu erhöhen.
In einem Meinungsbeitrag im «Wall Street Journal» schrieb Yellen, wenn die USA ihren Verpflichtungen nicht nachkommen könnten, würde dies eine historische Finanzkrise auslösen.
«Wir würden aus dieser Krise als eine dauerhaft geschwächte Nation hervorgehen», schrieb Yellen. Die Kreditwürdigkeit der USA sei bisher ein strategischer Vorteil gewesen.
Eine durch Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung ausgelöste Krise würde die wirtschaftlichen Schäden durch die anhaltende Corona-Pandemie verschlimmern, die Märkte in Aufruhr versetzen und die amerikanische Wirtschaft in die Rezession stürzen. Millionen Arbeitsplätze würden verloren gehen und die Zinsen dauerhaft steigen.
Yellen erwähnte in ihrem Text keinen Zeitpunkt für ein Eintreten der Zahlungsunfähigkeit. Sie hatte jedoch zuvor schon verlauten lassen, das diese bereits im Oktober drohen könne, wenn das Finanzministerium seine Zahlungsreserven und ausserordentlichen Kreditaufnahmekapazitäten im Rahmen der 28,4 Bio. $ Grenze ausgeschöpft habe.
Die Republikaner im Kongress haben sich bisher geweigert, die Schuldenobergrenze zu erhöhen oder auszusetzen. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, eine Demokratin, wies darauf hin, dass der Kongress die Schuldenobergrenze während der Trump-Regierung drei Mal mit überparteilicher Zustimmung erhöht habe. Sie erwarte, dass dies auch diesmal so sein werde.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/yellen-weibelt-fuer-hoehere-schulenobergrenze/
Defizit in der US-Leistungsbilanz im zweiten Quartal gestiegen – DJN, 21.9.2021
Das Defizit in der US-Leistungsbilanz ist im zweiten Quartal 2021 leicht gestiegen. Nach vorläufigen Berechnungen betrug das Defizit 190,28 Milliarden US-Dollar. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einem Passivsaldo von 190,60 Milliarden Dollar gerechnet. Wie das US-Handelsministerium berichtete, wurde das Defizit im ersten Quartal auf 189,42 Milliarden Dollar nach unten revidiert, nachdem zunächst ein Minus von 195,74 Milliarden Dollar genannt worden war.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53996299-defizit-in-der-us-leistungsbilanz-im-zweiten-quartal-gestiegen-015.htm
SIEHE DAZU:
USA: Leistungsbilanz weitet Defizit leicht aus – dpa/AFX, 21.9.2021
Das chronische Defizit in der US-Leistungsbilanz ist im Frühjahr moderat gestiegen. Im zweiten Quartal stieg das Defizit gegenüber dem Vorquartal um 0,9 Milliarden US-Dollar auf 190,3 Milliarden Dollar, wie das Handelsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten mit einem Defizit von 190,8 Milliarden Dollar gerechnet. Ausschlaggebend für die Entwicklung waren geringere Überschüsse der Dienstleistungs- und der primären Einkommensbilanz.
Die Leistungsbilanz stellt den volkswirtschaftlichen Austausch der USA mit dem Ausland dar. Abgebildet sind der Waren- und Dienstleistungsverkehr sowie Einkommensübertragungen. Letztere resultieren etwa aus Heimatüberweisungen von Gastarbeitern. Das Defizit bedeutet, dass die USA ständig mehr Leistungen aus dem Ausland erhalten als sie selbst dorthin liefern. Finanziert wird der Zufluss durch Kredit aus dem Ausland in Form von Kapitalimporten.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53996389-usa-leistungsbilanz-weitet-defizit-leicht-aus-016.htm
Mauro Orru und Joshua Kirby: Apple: EU-Pläne für Universal-Ladekabel sind innovationsfeindlich – DJN, 24.9.2021
Der US-Konzern Apple hat die Pläne der Europäischen Union zur Einführung eines einheitlichen Ladekabels für Smartphones, Tablets und andere Elektrogeräte kritisiert. Eine solche gesetzliche Vorschrift sei innovationsfeindlich, so Apple. Die EU-Kommission hatte am Donnerstag Pläne zur Einführung von USB-C als Standartanschluss für Geräte wie Smartphones, Tablets, Kopfhörer, tragbare Lautsprecher, Kameras oder Videospielkonsolen vorgestellt, unabhängig von der Gerätemarke. Damit soll der Abfall bei der Produktion und Entsorgung von Ladegeräten reduziert werden.
Die Brüsseler Behörde schlägt außerdem vor, Ladegeräte und elektronische Geräte unabhängig voneinander zu verkaufen, damit die Verbraucher zu Hause insgesamt weniger Kabelsalat haben müssen. Dies werde die Menge an Elektroschrott um fast tausend Tonnen pro Jahr reduzieren, prognostiziert die EU-Kommission. Laut Apple würde die Abfallmenge aber steigen, wenn die vorhandenen Ladegeräte nicht mehr verkauft werden dürften.
„Einige der innovativsten Ideen bei Apple zielen darauf ab, Produkte aus recycelten und erneuerbaren Materialien herzustellen“, teilte der Konzern mit. „Wir teilen das Engagement der Europäischen Kommission für den Umweltschutz und sind bereits für alle unsere Unternehmensemissionen weltweit klimaneutral, und bis 2030 wird jedes einzelne Apple-Gerät und dessen Nutzung klimaneutral sein.“
Auch stelle die vorgeschlagene Übergangsfrist von nur zwei Jahren ein großes Problem für die Branche dar. Apple teilte mit, der Konzern arbeite mit der Kommission zusammen, um die Einzelheiten des Vorschlags besser zu verstehen, und werde sich um eine Lösung bemühen, die sowohl die Interessen der Verbraucher als auch die Innovation der Branche schütze.
Nach Angaben der EU-Kommission wurden im vergangenen Jahr in der EU rund 420 Millionen Mobiltelefone und andere tragbare elektronische Geräte verkauft, wobei der durchschnittliche Verbraucher etwa drei Ladegeräte für Mobiltelefone besitzt. Die Brüsseler Behörde schätzt, dass ungenutzte oder entsorgte Ladegeräte jedes Jahr bis zu 11.000 Tonnen Elektroschrott erzeugen.
Der Vorschlag vom Donnerstag muss nun vom Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat abgesegnet werden. Wenn der Vorschlag angenommen wird, gilt eine zweijährige Übergangsfrist ab dem Datum der Annahme, um der Industrie Zeit zur Umstellung zu geben.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54027834-apple-eu-plaene-fuer-universal-ladekabel-sind-innovationsfeindlich-015.htm
CHILE
Sylvia Walter: Geldschwemme in Chile – Nachfrageboom: +11,5 Prozent Wirtschaftswachstum für 2021 erwartet – Der Chart des Tages / Finanz & Wirtschaft, 22.9.2021

GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/09/chile_car-sales-640×369.png
Die Verkaufsflächen der Autohändler in Santiago de Chile werden von Kunden nur so überrannt. Manche Chilenen müssen weit über ein Jahr auf ihren bestellten Neuwagen warten. Gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg hat die Nachfrage nach Autos, aber auch nach anderen dauerhaften Gütern wie Waschmaschinen oder Elektronikgeräten ein episches Ausmass erreicht.
Im Zuge des Nachfragebooms prognostiziert die Zentralbank Chiles ein Wirtschaftswachstum von 11,5% in diesem Jahr – damit führt das südamerikanische Land die Bloomberg-Hitliste, die 102 Länder umfasst, mit deutlichem Vorsprung an. Nie zuvor hat Chile ein höheres Wachstum des Bruttoinlandprodukts erzielt.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2146/
ASIEN
Asian Development Bank senkt Wachstumsausblick für Asien – Überblick am Morgen / DJN, 22.9.2021
Die Asian Development Bank hat den Wachstumsausblick 2021 für einen Großteil der asiatischen Länder wegen den Negativeffekten neuauftretender Corona-Varianten auf die Wirtschaftsentwicklung gesenkt. Die in Manila ansässige Bank rechnet laut Mitteilung nun mit einem Bruttoinlandsprodukt der Länder von 7,1 Prozent. Im April wurde noch ein Zuwachs von 7,3 Prozent erwartet. Die Region umfasst China, Südkorea, Indien, Singapur und andere Länder in Süd-, Ost- und Zentralasien sowie im Pazifikraum. Japan, Australien und Neuseeland sind nicht enthalten.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54003414-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
CHINA
CHINA-COCOONING (Pressespiegel / DJN, 24.9.2021) – Europäische Firmen in China sind besorgt, dass sich die Volksrepublik „wieder nach innen richtet“, warnt Jörg Wuttke, Präsident der EU-Kammer in Peking. Die Kammer hat ein 417 Seiten langes Positionspapier veröffentlicht, in dem sie vor den Folgen einer Entkopplung für Chinas Wirtschaft und EU-Konzerne warnt. „Chinas Plan, seine Eigenversorgung zu erhöhen, wird weiter zu Reibungen mit anderen großen Volkswirtschaften führen“, heißt es. (Handelsblatt)
China erklärt Transaktionen mit Kryptowährungen für illegal – Überblick am Mittag / DJN, 24.9.2021
Die chinesische Zentralbank hat alle Finanztransaktionen mit Kryptowährungen für illegal erklärt und damit die harte Haltung des Landes gegenüber digitalen Konkurrenten des staatlich ausgegebenen Geldes bekräftigt. In einer Erklärung, die auf ihrer Website veröffentlicht wurde, teilte die People’s Bank of China mit, dass die jüngste Bekanntmachung dazu diene, die Risiken im Zusammenhang mit dem Krypto-Handel weiter zu verhindern und die nationale Sicherheit und soziale Stabilität zu wahren.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54030053-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
EVERGRANDE (Pressespiegel / DJN, 24.9.2021) – Die deutsche Finanzaufsicht Bafin schätzt die Auswirkungen des Schuldendramas rund um den chinesischen Immobilienentwickler Evergrande auf die deutsche Finanzwirtschaft aktuell als gering ein, behält die Entwicklung aber genau im Blick. Bislang habe die Finanzaufsicht von den unter ihrer Aufsicht stehenden Instituten im Zusammenhang mit Evergrande keinen Stresstest angefordert, heißt es in einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Reginald Hanke. Die Bafin lehnte eine Stellungnahme am Donnerstag ab. (Börsen-Zeitung)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54025377-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
Analysten: Eindämmung der Evergrande-Krise möglich – Überblick am Morgen / DJN, 21.9.2021
Die Besorgnis über das steigende Ausfallrisiko von Evergrande hat die Finanzmärkte in der vergangenen Woche in Aufruhr versetzt, doch es könnte einen Weg aus der Krise geben. Die Analysten von Oxford Economics schreiben, dass die chinesische Regierung zwar nicht den Eindruck erwecken möchte, dass sie eine Rettungsaktion plant, aber die Experten erwarten, dass die Behörden eingreifen werden, um eine kontrollierte Umstrukturierung der Schulden des Unternehmens durchzuführen. So könnte das systemische Risiko verringert und wirtschaftliche Störungen eingedämmt werden.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53991914-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Evergrande verschafft sich Luft bei Zinszahlungen – Reuters/Finanz & Wirtschaft, 23.9.2021
Der vom Kollaps bedrohte chinesische Immobilienkonzern hat eine Vereinbarung mit inländischen Gläubigern zur Zahlung von Zinsen getroffen.
Der schuldenbeladene Immobilienriese China Evergrande hat mit einem Zahlungsversprechen für eine heimische Anleihe die Nerven der Anleger beruhigt. Die Kerngesellschaft des Konzerns, Hengda Real Estate Group, erklärte am Mittwoch, eine am Donnerstag fällige Zinszahlung in Höhe von 35,9 Mio. $ pünktlich zu leisten. Evergrande wolle damit ein Zeichen setzen und für Stabilität sorgen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person zu Reuters. Unklar ist jedoch, ob dieses Versprechen auch für die anderen Anleihen gilt, für die in den kommenden Tagen rund 130 Mio. $ Zinsen gezahlt werden müssen..
Bei Investoren an den weltweiten Finanzmärkten sorgte die Nachricht für Erleichterung. Die US-Futures, die chinesische Währung Yuan und der risikosensitive australische Dollar legten zu. Dagegen gaben US-Staatsanleihen und der japanische Yen, die als sicherer Hafen gelten, nach. Der Shanghai Composite Index stoppte den Kursrutsch der vergangenen Tage und legte 0,3% zu. Der Immobilienindex gewann 5%. Die Börse in Hongkong, an der die Evergrande-Titel gehandelt werden, blieb wegen eines Feiertags geschlossen. Die Schieflage von Evergrande hatte zum Wochenanfang die Börsen auf Talfahrt geschickt.
*** FED dürfte ein Auge auf Evergrande werfen ***
China Evergrande hat einen mehr als 300 Mrd. $ schweren Schuldenberg aufgetürmt und ist in Zahlungsverzug gegenüber seinen Gläubigern geraten. Analysten fürchten, dass ein Kollaps des Unternehmens schwere Folgen für das ganze Finanzsystem in China haben könnte. Unklar ist, inwieweit auch andere Länder davon betroffen sein könnten. «Es herrscht eine gewisse Sorge über die Möglichkeit einer Ansteckung», erklärten Analysten des Brokerhauses Bespoke in New York. «Aber in Teilen der Kreditmärkte, die in der Regel ein gutes Warnsignal für größere Risiken sind, zeigt sich diese Besorgnis bisher nicht.»
Evergrande-Verwaltungsratschef Hui Ka Yuan hatte zuletzt versichert, der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas werde seine Verpflichtungen gegenüber Immobilienbesitzern, Anlegern, Partnerfirmen und Banken erfüllen. Am Montag geriet Evergrande laut einem Bericht von Bloomberg bei mindestens zwei großen Banken mit Zinszahlungen für Kredite in Verzug.
Die Schuldenprobleme bei Evergrande könnten auch bei der Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch eine Rolle spielen. Der Chef der US-Aufsichtsbehörde SEC, Gary Gensler, zeigte sich weitgehend gelassen. Der US-Finanzmarkt sei in einer besseren Position als vor der Finanzkrise 2007 bis 2009, um einen Schock durch den Zusammenbruch eines großen Unternehmens zu verkraften. Damals hatte der Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers Finanzinstitute rund um den Globus in Schieflage gebracht.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/evergrande-leistet-anleihekuponzahlung/
Matthias Kamp, Peking; Matthias Sander, Shenzhen; Eike Hoppmann (Grafiken): China ist sich selbst genug: Warum die Partei in fast allen Lebensbereichen durchgreift – Immer neue Eingriffe bei Unternehmen, strengere Vorschriften für Immobiliengeschäfte, Fesseln für das kulturelle Leben und weitgehend geschlossene Grenzen – der neue Kurs der KP zeigt vor allem eines: Das Reich der Mitte blickt immer mehr nach innen, und Ideologie kommt neuerdings vor wirtschaftlichem Pragmatismus – Neuew Zürcher Zeitung, 22.9.2021
Als am Montag dieser Woche ein mittleres Börsenbeben von Asien über Europa bis in die USA zog, bekam ein Unternehmen aus dem südchinesischen Shenzhen alle Aufmerksamkeit: die Evergrande Group, ein mit mehr als 300 Mrd. $ verschuldeter Immobilienkonzern, dessen mögliche Pleite das Zeug hat, Chinas Wirtschaft ernste Probleme zu bereiten. In dieser Woche steht für Evergrande ein wichtiger Stichtag an. Der Konzern muss Zinsen in Höhe von 83,5 Mio. $ auf eine US-Dollaranleihe zahlen. Sollte Evergrande seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, sind weitere Turbulenzen programmiert.
Doch die Immobilienbranche ist bei weitem nicht die einzige, die in China zurzeit in Schwierigkeiten steckt – vor allem nicht der einzige Grund, warum sich seit Monaten die Blicke der Welt gebannt auf das Reich der Mitte richten.
David Wang macht kein Hehl aus den Problemen, mit denen er kämpft. «Ja, wir sind von den Einreisebeschränkungen betroffen», sagt der Chinese. Wang ist Präsident für die Region Asien-Pazifik des schweizerischen Technologiekonzerns Bühler aus Uzwil. Das Unternehmen mit weltweit mehr als 12 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von jüngst 2,7 Mrd. Fr. ist international führend bei Verfahren und Technologien zur Verarbeitung von Getreide, bei der Oberflächenbeschichtung und beim Druckguss.
Wang, der von Schanghai aus das Chinageschäft von Bühler steuert, versucht bereits seit längerem, einen österreichischen Manager ins Land zu holen. Doch der Mann wartet noch immer auf seine Einreisegenehmigung. Ein anderer Mitarbeiter aus der Finanzabteilung der China-Niederlassung hat seine Sommerferien in den USA verbracht. Auch er kann derzeit nicht nach China reisen. Jetzt arbeitet er bis auf weiteres von Österreich aus.
Grund für die Schwierigkeiten bei der Visa-Beschaffung ist Chinas striktes Regime bei der Pandemiebekämpfung. Die Regierung fürchtet, dass Infektionen eingeschleppt werden, die dann womöglich zu grösseren Ausbrüchen führen könnten. Das übliche Verfahren für die Erteilung von Einreisegenehmigungen für Geschäftsreisen, touristische Besuche und zur Arbeitsaufnahme ist deshalb vorerst ausgesetzt. Besuche sind nur mit einer Einladung einer chinesischen Behörde möglich. Die Bewilligung wird aber längst nicht immer erteilt.
*** Drei Wochen Corona-Quarantäne ***
Bei ausländischen Firmen macht sich zunehmend Frust breit, weil sie etwa Ingenieure zur Inbetriebnahme von Maschinen oder für Schulungen bei Kunden nicht nach China schicken können. Nicht einfacher wird die Sache aufgrund der geringen Zahl an Flügen nach China und der zwei- bis dreiwöchigen Quarantäne, zu der oft noch eine Woche Isolation daheim kommt. Einige Firmen zahlen Mitarbeitern inzwischen Boni, um sie zur Reise nach China zu bewegen.
Doch hinter den strengen Vorschriften steckt womöglich mehr. Immer häufiger hört man von Geschäftsleuten, dass es der Regierung nicht allein um den Infektionsschutz gehe. «Man hat den Eindruck, dass die chinesische Regierung diese Behinderungen absichtlich eingebaut hat», sagt ein hochrangiger Vertreter der schweizerischen Wirtschaft in China, «man will generell keine Ausländer mehr hier, man meint, dass man die Expats nicht mehr braucht.» In grossen Städten wie Peking, Schanghai oder Shenzhen ist die Zahl der Ausländer in den vergangenen Jahren denn auch deutlich gesunken, die Schülerzahlen an den internationalen Schulen haben sich zum Teil halbiert.
Nicht nur die rigiden Einreisebeschränkungen erzeugen den Eindruck, dass die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, jahrzehntelang Lokomotive der Weltwirtschaft, sich zumindest ein Stück weit vom Rest der Welt abnabeln will. Der Staats- und Parteichef Xi Jinping scheint Ideologie wichtiger zu nehmen als wirtschaftlichen Erfolg: Auf einmal können ausländische Professoren ihre Aufenthaltsbewilligungen nicht mehr verlängern, dürfen Online-Anbieter von Englischunterricht nur noch chinesische Lehrer einsetzen, sollen chinesische Firmen nicht mehr an US-Börsen gehen, werden Stars, deren Auftritte Assoziationen an westliches Gebaren wecken, aus TV und Internet verbannt. Die Regierung greift durch, und das an sehr vielen Stellen gleichzeitig. Die neueste Baustelle ist der Markt für Wohnungen und Häuser. So richtig es sein mag, Luft aus der Immobilienblase zu lassen, so gefährlich kann es werden, wenn dies überstürzt und mit zu vielen zeitgleichen Massnahmen wie jetzt geschieht. Die Turbulenzen bei Evergrande belegen dies eindrucksvoll.
Die Regulierungswut begann vor einem Jahr bei den Internetkonzernen, deren stetig wachsender Einfluss auf praktisch alle Bereiche des Alltagslebens dem Parteistaat offenbar ungeheuer geworden war. Dem omnipräsenten Smartphone-Bezahldienst Alipay droht die Aufspaltung, beim Betreiber der Video-App Tiktok, Bytedance, zog die Regierung in den Vorstand ein, und beim wertvollsten Unternehmen des Landes, Tencent, sind unter anderem die Messaging-App WeChat und das Gaming-Geschäft zu einem Stein des Anstosses geworden.
Beobachter fragen sich deshalb in jüngster Zeit immer öfter, ob gut vier Jahrzehnte nach Beginn der Reform- und Öffnungspolitik und fast zwanzig Jahre nach dem Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation gerade eine tiefe Zäsur stattfindet. Jörg Wuttke, langjähriger Präsident der Handelskammer der Europäischen Union in China, beobachtet den «Willen Chinas, sich nach innen zu wenden».
In Shenzhen, der ersten Sonderwirtschaftszone
Eine Stadt, die besonders unter der Quasi-Grenzschliessung und der Regulierungswut leidet, ist Shenzhen. Die Tech-Metropole mit ihren glänzenden Hochhäusern liegt direkt an der innerchinesischen Grenze zu Hongkong. Vor der Pandemie pendelten Zehntausende Menschen über den schmalen Grenzfluss zur Arbeit. Doch dann wurde die Grenze praktisch geschlossen, und erst seit Mitte September dürfen pro Tag wieder 2000 Nicht-Hongkonger quarantänefrei nach Hongkong einreisen; nicht jedoch in umgekehrter Richtung.
Shenzhen ist – oder muss man mittlerweile schreiben: war? – das Symbol für Chinas wirtschaftliche Öffnung. Hier, fern der Pekinger Technokraten, lancierten die Kommunisten 1979 die erste Sonderwirtschaftszone des Landes, im Hafenviertel Shekou. Der omnipräsente Staat zog sich langsam aus der Wirtschaft zurück, private Unternehmer durften ihr Glück versuchen. Einige von ihnen eroberten daraufhin die Weltmärkte, etwa der Telekommunikationskonzern Huawei, Tencent, der weltgrösste Drohnenhersteller DJI und der E-Auto-Bauer BYD.
Im Herzen der Sonderwirtschaftszone liegt das Quartierzentrum von Shekou. Ein roter Schriftzug grüsst mit dem Slogan «Vereint das Herz der Partei und dient den Massen». Rechts geht’s zur Bibliothek, links zu den Parteiräumen, inklusive eines Vorführsaals für «revolutionäre Filme». Eine kleine Ausstellung zeichnet die fulminante Entwicklung der Sonderwirtschaftszone nach: Sie zeigt zuerst Deng Xiaoping, den früheren Parteichef und Vater des chinesischen Reformwunders, auf einer Foto in grauem Mao-Anzug zu Besuch. Dann folgen zu den 1980er und 1990er Jahren Sätze wie: «Shekou förderte die kollektive Wirtschaft und erreichte grosse Erfolge.»
Schliesslich geht es um die Amtszeit des jetzigen Führers Xi Jinping. Zufall oder nicht, ab hier wird erstmals die Kommunistische Partei erwähnt. Verklausuliert heisst es etwa, das lokale Arbeitskomitee der KP habe seine Zuständigkeiten geändert – weg von der «wirtschaftlichen Entwicklung», hin zu einem «Vorpreschen für bessere Resultate, um mit der Zeit Schritt zu halten». Was das wohl heissen soll?
Vielleicht das, was ein ausländischer Mitarbeiter eines grossen Elektronikunternehmens in Shenzhen anonym schildert. «Seit Covid-19 sind die Firmen hier, ich sag mal, sehr patriotisch geworden. Und in China passiert nichts zufällig.» Einige Expat-Kollegen hätten während der Pandemie ihre Heimat besucht und es dann wegen der Einreisebeschränkungen trotz chinesischem Wohnsitz nicht mehr zurückgeschafft. Schon vor der Pandemie, im Zuge der Entkopplung zwischen China und dem Westen insbesondere im Bereich der Technologie, hätten viele Ausländer seine exportorientierte Firma verlassen, sagt der Mann. 2018 seien noch 60% des Managements Ausländer gewesen, nun gebe es nur noch einen solchen.
Der Mann schildert einen Eindruck, den mehrere Befragte teilen: China habe sich das technologische Know-how des Auslands zu eigen gemacht. Nun denke das Land, es habe nichts mehr vom Rest der Welt zu lernen. Tatsächlich sind ja die Covid-19-Zahlen so niedrig wie fast nirgendwo sonst, und die Wirtschaft wächst, auch wenn sie jüngst unter anderem wegen der Corona-Massnahmen ins Stottern geriet. Der Mitarbeiter der Elektronikfirma sagt, China folge nun der Devise: wir allein gegen alle.
*** China diktiert seine Regeln ***
Nach jahrzehntelangem rasantem Wachstum hat China heute eine Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung von rund 10 000 US-$ und glaubt offenbar, stark genug zu sein, um auch ohne eine weitere Integration mit dem Rest der Welt wachsen zu können – und dabei zunehmend die Regeln diktieren zu können. Jüngstes Beispiel ist das Datensicherheitsgesetz, das Anfang des Monats in Kraft getreten ist.
Zwar fehlen noch wichtige Durchführungsbestimmungen, doch klar ist schon jetzt: Will eine ausländische Firma künftig Daten in die Unternehmenszentrale transferieren, muss sie diese erst den chinesischen Behörden vorlegen, auch wenn es sich um heikle Informationen, beispielsweise zu Forschungsaktivitäten, handelt. China begründet dies mit dem bewusst weit gefassten Begriff der nationalen Sicherheit. Das Regelwerk hat ausserdem exterritorialen Charakter, was im Zweifelsfall bedeuten kann, dass China im Ausland eingreifen kann, wenn es durch den Umgang einer Firma mit ihren Daten die nationale Sicherheit gefährdet sieht.
David Wang bei Bühler in Schanghai sieht das Datensicherheitsgesetz derzeit trotzdem relativ gelassen. Er glaubt, dass es zunächst bei heimischen Technologiefirmen wie Alibaba, Tencent sowie dem Google-Pendant Baidu und dem Uber-Rivalen Didi angewendet werde. Viele Aspekte und Klauseln seien noch unklar, sagt Wang. «Die Auswirkungen auf Bühler lassen sich wohl erst in einigen Jahren auswerten.»
Mittelfristig dürften Einschnitte wie ein solches Gesetz dazu führen, dass internationale Firmen ihr Geschäft immer stärker in China lokalisieren werden. Heikel kann dies sein, wenn es sich um Kern-Know-how des Unternehmens handelt, das in China unabdingbar ist. Am Ende könnten die Aktivitäten vieler Firmen in zwei Organisationen zerfallen: eine für den chinesischen Markt und eine für den Rest der Welt.
*** Chinageschäft läuft trotzdem gut ***
Doch den Unternehmen bleibt vorerst wohl keine andere Wahl, als sich dem Druck zu beugen, ist das Chinageschäft doch bei vielen inzwischen zu wichtig. Bei zahlreichen europäischen Firmen steuert das Reich der Mitte mehr als einen Viertel zum Gesamtumsatz bei, Tendenz steigend. Und die Geschäfte laufen gut.
Laut dem jüngsten Business Confidence Survey der Handelskammer der Europäischen Union in China erwirtschafteten 75% der europäischen Firmen in China selbst im Corona-Jahr 2020 Gewinne. 68% der Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 20 Prozentpunkten. Da wundert es auch nicht, dass die Firmen aus dem Ausland weiterhin gewaltige Summen nach China pumpen. Während der ersten sieben Monate dieses Jahres investierten sie 1oo Mrd. $ im Reich der Mitte, fast 31% mehr als im Vorjahr.
Auch bei Bühler stehen die Zeichen auf Wachstum, die erschwerten Einreisebedingungen wirken sich bis jetzt nicht stark aufs Chinageschäft aus. Acht Fabriken betreibt der Konzern im Reich der Mitte und beschäftigt dort rund 3000 Mitarbeiter. China steuert mittlerweile rund 600 Mio. Fr. zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei. Zu den Kunden zählen multinationale Konzerne wie Nestlé und Unilever, aber auch chinesische Firmen wie der E-Auto-Bauer BYD. Wang sagt: «Es läuft gut.»
Chinas Exportgeschäft brummt ebenfalls, befeuert durch die Konsumlust vieler Leute im Westen, die während der Lockdowns viel Geld gespart haben und es nun für Haushaltsanschaffungen ausgeben. Grosse, etablierte Firmen mit bekannten Produkten scheinen davon besonders zu profitieren. Doch was ist mit KMU, mit neuen, innovativen Produkten?
«Wer mit neuen Produkten auf die Märkte will, hat Probleme», sagt der Deutsche Achim Lippmann, der von Shenzhen aus Drohnen und Solaranlagen in China und international verkauft. Bei kleinen Drohnen reiche es, wenn man den Interessenten ein Video zeigte. Aber grosse Drohnen für Hunderttausende Euro das Stück, etwa zum Transport, wollten Kunden lieber selbst ausführlich testen. Wegen der Reiserestriktionen hat Lippmann deshalb einem chinesischen Kunden geraten, Exportbemühungen vorerst zu stoppen und sich auf den chinesischen Markt zu konzentrieren.
*** E-Learning-Anbieter drängt es weiter nach China ***
Trotz allen Turbulenzen sind weiterhin viele chinesische und ausländische Unternehmen an einer Zusammenarbeit interessiert. Katja Dengler, zuständig für Marktzugang im Innovation-Hub der deutschen Auslandshandelskammer in Shenzhen, hat gerade wieder geholfen, eine deutsche Delegation in China vorzustellen – natürlich online. Es ging um E-Learning, und nach Chinas jüngsten Ankündigungen, den Nachhilfesektor auf nichtkommerzielle Anbieter und nicht prüfungsrelevante Fächer einzuschränken, herrschte unter den deutschen Teilnehmern zunächst grosse Verunsicherung, ob es denn noch sinnvoll sei, nach China zu gehen.
Schnell stellte sich für die E-Learning-Anbieter aber heraus: Ja, es ist weiter sinnvoll. Denn viele von ihnen sind in der Berufsbildung tätig, und die will China nun fördern. Diese Parole geben die Behörden zwar schon seit Jahren ohne grosse Folgen aus, aber zumindest konnten sich die deutschen Teilnehmer des Online-Anlasses so über einige chinesische Interessenten freuen.
Ob für ein erstes Kennenlernen ein persönliches Treffen so viel besser ist, darüber gehen die Meinungen ja auseinander. Katja Dengler von der Handelskammer sagt: «Die deutschen Unternehmen würden schon gern nach China kommen, aber eigentlich geht es online viel schneller und günstiger.»
Chinas Regierungsvertreter beteuern in Sonntagsreden zwar unablässig, ausländische Firmen und ihre Mitarbeiter seien weiterhin hochwillkommen. Und tatsächlich haben Firmen aus der verarbeitenden Industrie in China noch gute Chancen. Auch siegt trotz den Einreisebeschränkungen hin und wieder noch der eigentlich typisch chinesische Pragmatismus: Will eine Firma ihre Aktivitäten in China erweitern und mehr investieren, erteilen die Behörden die nötigen Visa oft recht schnell. Doch die grossen Linien der Politik im Alltag deuten eher in die entgegengesetzte Richtung: Das Klima für Unternehmen aus dem Ausland wird rauer.
Die Grundlagen für diesen Kurs hat China mit seinem 14. Fünfjahresplan gelegt, den der Nationale Volkskongress im März verabschiedet hat. Das Kernelement ist das Konzept der «zwei Kreisläufe». Im Rahmen des sogenannten «äusseren Kreislaufs» will China zwar weiter mit der Welt Handel treiben und grenzüberschreitende Investitionen fördern.
Aber eine weitaus wichtigere Rolle soll in Zukunft der «innere Kreislauf» spielen. China will autarker werden und sich zum Beispiel bei der Hochtechnologie vom Ausland unabhängiger machen; so setzte der Plan «Made in China 2025» bereits 2015 ein Selbstversorgungsziel von 70% etwa für Chips und Roboter. Auch sollen künftig nicht mehr so sehr die Exporte für Wachstum sorgen, sondern der Binnenkonsum. Flankiert wird das von der neuerdings propagierten Umverteilung von oben nach unten im Sinne des «gemeinsamen Wohlstands»: Xi will die Benachteiligten, die Abgehängten mitnehmen. Der kleine Mann applaudiert.
Schnelle Erfolge sind aber wohl nicht zu erwarten. Zwar hat China auf einigen Technologiefeldern wie der künstlichen Intelligenz beeindruckende Erfolge erzielt. Aber bei der wichtigen Halbleitertechnologie hinkt das Land Taiwan, Südkorea und Japan um Generationen hinterher, auch wegen der vom früheren amerikanischen *** Präsidenten Donald Trump verhängten Sanktionen. ***
Und die Stärkung des privaten Konsums propagierte Peking bereits im Jahr 2003 als neuen Kurs in der Wirtschaft. Bis jetzt ohne durchschlagenden Erfolg: In der EU macht der private Konsum mehr als 60% der Wirtschaftsleistung aus, in den USA mehr als 7o% – und in China weiter nur 38%. Der Fortschritt wird gebremst durch fehlende Strukturreformen. Zuletzt geriet wegen mehrere lokaler Corona-Ausbrüche der Konjunkturmotor ins Stocken. Sollte sich die Evergrande-Krise ausweiten, ist ein grösserer Einbruch nicht ausgeschlossen.
Doch es sind längst nicht mehr nur Korrekturen an einzelnen Stellen der Wirtschaftspolitik hin zu einem mehr nach innen gerichteten Kurs. Mit Sorge erfüllt ausländische Geschäftsleute und Experten, dass China die kommunistisch-marxistische Ideologie immer mehr in den Vordergrund stellt und dass die wirtschaftliche Vernunft in den Hintergrund rückt. So müssen Privatunternehmen, die für einen Grossteil der Arbeitsplätze und des Steueraufkommens in China sorgen, seit einiger Zeit Parteizellen einrichten. Zwar reden diese längst nicht bei allen Firmen im Tagesgeschäft mit. Doch im Zweifel haben sie ein Vetorecht.
Dabei geht die Re-Ideologisierung, die inzwischen in Teilen an das China der 1950er und 1960er Jahre erinnert, längst über die Wirtschaft hinaus. An den Hochschulen des Landes praktizieren Professoren nicht mehr in erster Linie unabhängige Forschung und Lehre, sondern verbringen mehr Zeit mit dem Studium von Marxismus-Leninismus und Xi-Jinping-Gedanken. Auch im Kulturleben hat die Säuberung begonnen. Stars und Sternchen sowie deren Fan-Klubs werden aus dem Internet und den Fernsehprogrammen vertrieben, die populären männlichen Jungstars mit bewusst gewählter femininer Erscheinung, die sogenannten «Sissy-Boys», dürfen nicht mehr gezeigt werden. Ausserdem haben laut Medienberichten einige Universitäten in Schanghai damit begonnen, Listen über LGBT-Menschen zu führen.
Es sind alles Eingriffe, die der «geistigen Hygiene» dienen und die junge Generation auf einen Weg, der frei ist von westlichen Einflüssen, führen sollen. Xi sieht sich von Feinden im Ausland umstellt und will in der Heimat die Reihen schliessen. Mehrfach sprach er in letzter Zeit von einer «komplexen Lage» und der «Bereitschaft zum Kampf».
*** «Ich überlege alle fünf Minuten, ob ich gehe» ***
Auf persönlicher Ebene sind viele Chinesen Westlern gegenüber sehr freundlich, doch auch hier wird das Klima frostiger. Selbst Expats, die schon viele Jahre und eigentlich gerne in China leben, klingen genervt. «Ich überlege alle fünf Minuten, ob ich gehe», sagt eine Frau. Die Wahrnehmung von Ausländern habe sich stark verändert: Früher sei sie für ihre blonden Haare und die helle Haut bewundert worden. Kürzlich hingegen habe ein unbekannter Mann sie auf der Strasse angeschnauzt, sie solle sich gefälligst impfen lassen.
Ein anderer Expat bekam von einer Chinesin zu hören, das Coronavirus komme aus den USA und in Europa habe es wegen mangelhafter Impfstoffe Tausende Tote gegeben. Das ist klassische Propaganda der chinesischen Staatsmedien. «Der Ton hier ist ziemlich extrem geworden, ziemlich nationalistisch», sagt der Mann. Er würde gern zurück nach Europa. Seine chinesische Frau aber will bleiben – mit den Kindern.
QUELLE (inkl. Schaubildern; ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/wirtschaft/china-ist-sich-selbst-genug-warum-die-partei-in-fast-allen-lebensbereichen-durchgreift-ld.1645736
Matthias Sander, Shenzen: «Wenn die Regierung uns helfen würde, wäre das gut», sagt ein Evergrande-Vertreter beim Besuch am Hauptsitz – Bei der Zentrale des chinesischen Immobilienkonglomerats in Shenzhen äussert sich die Krise durch ein massives Polizeiaufgebot. Erst will sich kein Evergrande-Mitarbeiter äussern. Dann laden zwei Vertreter zum Tee – Neue Zürcher Zeitung, 22.9.2021
Vier Polizeibusse mit vergitterten Fenstern stehen vor dem Hauptsitz der Evergrande Group in Shenzhen, der Metropole gleich neben Hongkong. Der verglaste Wolkenkratzer funkelt in der Sonne; seine Form erinnert an ein umgedrehtes Y. Vor dem Haupteingang stehen Absperrgitter, davor junge Polizisten in dunklen Uniformen ohne Erkennungszeichen. Nur wer ein blaues Umhängeband mit dem Evergrande-Badge trägt, darf durch. Ältere Polizisten in marineblauen Hemden mit Epauletten und Bodycams leiten offenbar den Einsatz. Hinter ihnen, an einer Wand, lehnen einsatzbereit mannshohe Schutzschilde aus Plexiglas.
Szenen wie vergangene Woche sollen sich offensichtlich nicht wiederholen. Zeitweise hatten rund 100 aufgebrachte Anleger des Immobilienkonzerns in dessen Lobby demonstriert. 80 000 Kleinanleger halten laut von der «Financial Times» anonym zitierten Evergrande-Managern Finanzprodukte im Nennwert von gut 6 Mrd. $. Sie fürchten, bei der drohenden Pleite Evergrandes ihr Geld zu verlieren. Das Konglomerat hat in den vergangenen 25 Jahren in ganz China Millionen von Wohnungen gebaut – vorfinanziert mit unzähligen Krediten, die manche Beobachter an ein Schneeballsystem erinnern.
Diesen Donnerstag werden Zinszahlungen in Höhe von umgerechnet 100 Mio. $ fällig. Nicht nur chinesische Kleinanleger, sondern auch Investoren aus aller Welt warten bange darauf, ob Evergrande die Coupons der beiden Anleihen bedienen wird. Denn nach Berichten, dass der Konzern mit einer anderen Zahlung bereits in Verzug sei, waren am Montag weltweit Börsenindizes um einige Prozent abgestürzt.
Eine Mitteilung Evergrandes vom Mittwoch zu den fälligen Zinszahlungen am Donnerstag hat kaum mehr Klarheit geschaffen. Darin sichert der Konzern nur eine Zahlung für eine der zwei betroffenen Anleihen zu, nämlich für jene in chinesischen Renminbi. Wie die angebliche Lösung genau aussieht, bleibt unklar. Und für die andere, in US-Dollar laufende Anleihe wird keine Lösung erwähnt.
Einladung zum Tee
Vor dem Evergrande-Hauptsitz gehen die Mitarbeiter ein und aus. Mit einem Journalisten sprechen will keiner, auch nicht etwas geschützt vor den Blicken der Polizisten und Kollegen in einem Supermarkt im selben Komplex, in dem manche Mitarbeiter ihr Mittagessen einkaufen. Stattdessen erscheint plötzlich ein freundlicher Mann im T-Shirt, der sich als Vertreter von Evergrande vorstellt und darum bittet, ihm zu folgen.
Der Mann geht in den Gebäudekomplex, betritt einen Teeladen und öffnet eine Schiebetür zum Hinterzimmer. Zwei junge Kollegen sitzen gelangweilt an einem langen Tisch; er trägt eine modische Jogginghose, sie wirkt in ihrem knappen Rock und mit dem markanten Make-up eher wie eine typische chinesische Influencerin. Der Mann setzt sich in die Mitte, ordert per Kurznachricht im Messenger WeChat weitere Verstärkung – und serviert in Glasschälchen orangefarbenen Pu-Erh-Tee, wie er in der Provinz Guangdong gern getrunken wird.
Die Bezirksregierung sitzt mit am Tisch
Ein junger Mann mit blauem Umhängeband und eine junge Frau erscheinen. Sie stellen sich vor als weiterer Vertreter von Evergrande beziehungsweise als Mitarbeiterin des internationalen Departments der Bezirksregierung von Nanshan, dem Heimatstadtteil Evergrandes in der 20-Millionen-Einwohner-Stadt Shenzhen. Die beiden Konzern-Repräsentanten wollen reden unter der Bedingung, nicht namentlich genannt zu werden; die junge Frau spricht gutes Englisch und übersetzt.
Was die chinesischen Kleinanleger angeht, sagt einer der beiden Evergrande-Vertreter, dass die Rückzahlungen für diese Finanzprodukte noch nicht fällig seien. Er verweist darauf, dass besorgte Anleger sich an Filialen der zuständigen Konzerntochter Evergrande Financial Wealth Management in fast jeder chinesischen Provinz wenden könnten. Und er betont, dass Evergrande den Geldgebern bereits mögliche Lösungen angeboten habe, unter anderem Rückzahlungen in Raten oder per Übertragung von Wohnungen.
Zuerst müsse Evergrande nun sichergehen, dass die Bauaktivitäten wie üblich weitergehen, sagt der Mann. «Wir müssen das Vertrauen des Marktes wieder gewinnen.» Wie das konkret gehen soll, bleibt vage. Und überhaupt, wie will Evergrande seine umgerechnet rund 300 Mrd. $ an Schulden zurückzahlen? In chinesischen Renminbi ausgedrückt ist die Zahl noch imposanter: fast 2 Trillionen. Auf die Frage schmunzelt der eine Evergrande-Mann verlegen, der andere muss lachen. Dann sagen sie etwas, und die Mitarbeiterin der Bezirksregierung übersetzt: «Sie haben genug Geld, um die Aufrechterhaltung des normalen Betriebs zu garantieren.»
«Ich denke, wir sollten eine Marktlösung suchen»
Die beiden jungen Kollegen der Evergrande-Vertreter sagen weiter kein Wort, stattdessen tippen sie auf ihren iPhones herum und rauchen E-Zigarette. Letzte Frage an die freundlichen Evergrande-Männer in dieser leicht skurrilen Runde: «Was, denken Sie, wird die Regierung tun? Wird sie Evergrande notfalls retten, zumindest teilweise?»
Die beiden Männer überlegen lange. Dann sagt einer: «Ich denke, als Unternehmen sollten wir eine Marktlösung nutzen, um dieses Problem zu lösen.» Um dann hinzuzufügen: «Wenn natürlich die Regierung uns helfen würde, wäre das gut.» Beide Männer lachen. «Aber zuerst sollten wir unser Bestes geben.»
Es ist schon länger nach 12 Uhr, Mittagsessenszeit. Einer der beiden Männer wird ungeduldig. Er hat nicht nur Hunger, denn er sagt: «Sind wir fertig? Ich will Zigarren kaufen.»
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/technologie/zum-tee-am-hauptsitz-von-evergrande-ld.1646743
Matthias Kamp: Evergrande ist seit längerem eine tickende Zeitbombe, nur hat es niemand gesehen – Das alte Modell scheint nicht mehr zu funktionieren – In Shenzhen herrschte in den 1990ern Goldgräberstimmung – Die Rückendeckung der Partei schwindet – Drohender Vertrauensverlust: die Folgen für den Bankensektor wären kontrollierbar, nicht so für die privaten Wohnungskäufer – Ungeordneter Zusammenbruch als größte Gefahr für chinesische Wirtschaft – Neue Zürcher Zeitung, 20.9.2021
Sollte der taumelnde Immobilienriese untergehen, würde dies nicht so sehr die kreditgebenden Banken treffen. Den grössten Schaden könnten die vielen Kleinanleger und Familien haben, die Wohnungen und Investment-Produkte bei dem Konzern aus Shenzhen gekauft haben.
Das Prinzip ist so einfach wie riskant. Eine Kreisstadt irgendwo in China bietet Bauland zur Versteigerung an. Evergrande sichert sich mit geliehenem Geld die grössten Stücke und beginnt sogleich mit der Planung von Wohnungen, gewöhnlich Hochhauskomplexe mit 20 und mehr Etagen. Zeitgleich beginnt Evergrande mit der Vermarktung der Apartments; nicht selten sind alle verkauft, bevor überhaupt der erste Spatenstich erfolgt ist. Parallel dazu kauft die Firma auf Kredit immer neues Land zu und startet weitere Projekte.
So geht es in China seit Jahrzehnten, und das nicht nur bei Evergrande, sondern bei fast allen grossen Immobilienentwicklern des Landes. Das Prinzip funktionierte, weil Chinesinnen und Chinesen wegen des geschlossenen Kapitalmarktes vergleichsweise wenig Möglichkeiten haben, ihr Erspartes anzulegen, und die staatlichen Banken die Entwickler kontinuierlich mit frischem Geld versorgten. Ausserdem hebt eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus das Ansehen des Eigentümers, wie dies in wohl keinem anderen Land der Welt der Fall ist: die Wahrung des Gesichts als zusätzlicher Preistreiber des chinesischen Immobilienmarktes.
*** Das alte Modell scheint nicht mehr zu funktionieren ***
Doch das Modell, das die Wohnungspreise vor allem in den grossen Städten im Osten des Landes in den vergangenen Jahren in astronomische Höhen getrieben hat, scheint auf einmal nicht mehr zu funktionieren. Denn gut ein Jahr vor dem wichtigen Parteitag, an dem Staats- und Parteichef Xi Jinping sich für eine dritte Amtszeit bestätigen lassen will, hat er sich auf die Fahne geschrieben, Wohneigentum auch für die weniger Betuchten erschwinglich zu machen. In Peking etwa kostet eine mittelgrosse Wohnung das 20-Fache des jährlichen Durchschnittslohns in der chinesischen Hauptstadt. Mit zahlreichen neuen Einschränkungen, unter anderem bei der Kreditvergabe, will Xi darum den heiss gelaufenen Markt abkühlen – offenbar nach dem Prinzip «koste es, was es wolle».
Evergrande, gegründet 1996 in Shenzhen und einer der drei grössten Immobilienentwickler des Landes, trifft es als Erstes, auch weil sich die Firma in den vergangenen Jahren am weitesten vorgewagt hat. Kein anderer Immobilienentwickler ist, gemessen an seinen Vermögenswerten, so hoch verschuldet wie der Konzern aus Shenzhen. Jetzt scheint die Stunde der Wahrheit näher zu rücken. Am Montag stürzte der Kurs der Evergrande-Aktie an der Hongkonger Börse um mehr als 10% ab; seit Anfang des Jahres hat der Titel fast 90% eingebüsst. In dieser Woche werden mehrere Zinszahlungen auf Kredite und Anleihen fällig, die das Unternehmen wohl nicht wird leisten können. Noch beteuert Evergrande tapfer, man werde seiner Verantwortung gerecht, ein Bankrott stehe nicht zur Diskussion.
Gegründet hat den Konzern mit heute 123 000 Mitarbeitern Xu Jiayin, 62, besser bekannt unter seinem kantonesischen Namen Hui Ka Yan. Xu kam in einem Dorf in der zentralchinesischen Provinz Henan zur Welt. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen; Xus Mutter starb früh, der Vater war Soldat. Xu, der sich, so will es die Legende, schon im Kindesalter als Kleinunternehmer versucht haben soll, studierte an der Technischen Hochschule in Wuhan und wurde nach seinem Abschluss im Jahr 1982 Manager bei einem lokalen Stahlwerk.
*** In Shenzhen herrschte in den 1990ern Goldgräberstimmung ***
Anfang der 1990er Jahre zog es den umtriebigen Manager nach Shenzhen nahe Hongkong. Es waren die wilden Jahre in China. In Shenzhen war die erste Sonderwirtschaftszone gegründet worden, die Konjunktur brummte. Und die Regierung traf in dieser Zeit eine für Xu folgenschwere Entscheidung: Sie privatisierte den Wohnungsmarkt, der seit Gründung der Volksrepublik fest in staatlicher Hand gewesen war, es herrschte Goldgräberstimmung im Land. Nach der Gründung von Evergrande baute Xu die Aktivitäten des Unternehmens rasant aus – vor allem auf Kredit.
Wie viele Unternehmer in China expandierte Xu im Namen der Diversifikation in immer neue Branchen. Die Firma verkauft heute Mineralwasser und weitere Lebensmittel, ist aktiv im sanften Tourismus und entwickelt laut dem jüngsten Geschäftsbericht mit seiner Automobiltochter gleich 14 verschiedene Modelle mit Elektroantrieb. Dazu kommen Aktivitäten im Bereich Finanzdienstleistungen, Gebäudemanagement und Datenmanagement. Selbst ein Fussballklub legte Xu sich im Laufe der Jahre zu. Der FC Evergrande Guangzhou gehört zu den erfolgreichsten im Land.
Karrieren wie die von Xu hat es in China in den vergangenen Jahrzehnten zuhauf gegeben: kluge, mutige und fleissige Unternehmer, gut vernetzt in der KP, die enormen Reichtum anhäufen und sich die Platzierungen auf der Forbes-Liste der 500 grössten Unternehmen der Welt wie Orden ans Revers heften. Die Evergrande-Website zeigt das Unternehmen auch jetzt, da Xu mit dem Rücken zur Wand steht, als Nummer 122 auf der Forbes-Liste.
Als Vorsitzender der grössten Konzerntochter, des Geschäfts mit Wohnungen und Häusern, ist Xu bereits im August zurückgetreten. Jetzt ist er fieberhaft damit beschäftigt, Liquiditätsengpässe zu überbrücken. So sucht Evergrande Käufer für das Geschäft mit Elektroautos sowie für die Evergrande-Zentrale in Hongkong.
*** Die Rückendeckung der Partei schwindet ***
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Xu in der Klemme steckt. Mehrmals in den vergangenen Jahren hatte seine Firma mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen, und jedes Mal fand sich jemand, der aushalf. 2008 etwa soll Xu Hilfe in dreistelliger Millionenhöhe von einem Hongkonger Tycoon bekommen haben. Doch so schlimm wie jetzt stand es um das 25 Jahre alte Unternehmen noch nicht.
Offenbar sind auch die Xu immer wohlgesinnten staatlichen Banken Chinas nicht mehr bereit, den Krisenkonzern uneingeschränkt zu stützen, die Rückendeckung der Partei scheint geschwunden. Die grössten chinesischen Gläubigerbanken sind die Industrial and Commercial Bank of China, die Agricultural Bank of China und die China Minsheng Bank. Evergrande sitzt auf Verbindlichkeiten von mehr als 300 Mrd. $. Im März und April kommenden Jahres werden nach Bloomberg-Berechnungen Anleihen im Umfang von 3,45 Mrd. $ fällig.
Inzwischen ist die Evergrande-Krise mit Händen zu greifen. Von den rund 800 Immobilien-Projekten, die die Firma in 234 chinesischen Städten betreibt, liegt etwa die Hälfte auf Eis. Der Konzern hat mehrere hunderttausend Wohnungen verkauft, die allerdings noch nicht fertiggestellt sind. Kein Wunder, dass sich unter den Käufern Wut breitmacht. Mehrfach kam es in den vergangenen Tagen vor der Evergrande-Zentrale in Shenzhen zu Protesten.
Auch bei den Unternehmen, mit denen Evergrande zusammenarbeitet, etwa Baufirmen, Keramik-Lieferanten, Installateure oder Glashersteller, greift Unruhe um sich, weil sie um ihr Geld fürchten. Laut dem chinesischen Wirtschaftsmagazin «Caixin» sind mehr als 4000 Firmen und 3,8 Mio. Jobs mittelbar von den Turbulenzen bei Evergrande betroffen. Viele Mitarbeiter des angeschlagenen Konzerns sind ebenfalls aufgebracht. Sie und ihre Familien sollen nach «Caixin»-Informationen in den vergangenen Jahren Investment-Produkte von Evergrande gezeichnet haben, die ihnen eine jährliche Verzinsung von bis zu 25% versprachen. Auf der Suche nach frischer Liquidität war dem Konzern offenbar so ziemlich jedes Mittel recht.
*** Drohender Vertrauensverlust: die Folgen für den Bankensektor wären kontrollierbar, nicht so für die privaten Wohnungskäufer ***
Für die chinesische Regierung wird es nun darauf ankommen, ein Übergreifen der Krise auf andere Immobilienentwickler zu verhindern. Auch der R+F-Konzern, ebenfalls aus Südchina, und Fantasia haben enorme Schulden angehäuft. Am wahrscheinlichsten ist die Zahlungsunfähigkeit derzeit allerdings bei Evergrande. Die chinesischen Gläubigerbanken könnten eine allfällige Pleite des Konzerns wohl verkraften. Kleinere Banken müssten mit Gegenwind rechnen, so die Rating-Agentur Fitch. Doch insgesamt seien die Auswirkungen auf den chinesischen Bankensektor kontrollierbar.
Weniger gut sieht es dagegen für die Käufer der vielen halbfertigen Wohnungen aus. Im Rahmen einer Evergrande-Abwicklung müsste der Staat wohl einen Weg finden, die Fertigstellung der Objekte sicherzustellen. Sonst könnten schnell soziale Unruhen drohen. Das wertvollste Vermögen des Unternehmens sind die 214 Mio. Quadratmeter Land, die der Firma gehören. Daraus liessen sich Lieferanten und Baufirmen bedienen.
*** Ungeordneter Zusammenbruch als größte Gefahr für chinesische Wirtschaft ***
Die grosse Gefahr für die chinesische Wirtschaft ist ein ungeordneter Zusammenbruch des Evergrande-Konzerns mit einem Übergreifen auf andere Anbieter. Für den Fall rechnet Wang Tao, China-Chefökonomin der UBS in Hongkong, für die kommenden Monate mit einem Einbruch der Immobilienverkäufe von 20% im Vergleich zum Vorjahr. Das wiederum hätte spürbare Folgen für die chinesische Konjunktur. Vor allem aber wäre das Vertrauen vieler Chinesinnen und Chinesen, die ihr Geld in Wohnungen und Häuser gesteckt haben, tief erschüttert.
Bei seinen Bemühungen, die Wohnungspreise zu drücken und für Disziplin im Immobiliensektor zu sorgen, wandert Xi auf einem schmalen Grat.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/wirtschaft/evergrande-ist-schon-seit-laengerem-eine-tickende-zeitbombe-es-hat-nur-niemand-gesehen-ld.1646362
Angebot per Messengerdienst Evergrande will Gläubiger mit Immobilien auszahlen – Auf vielen Evergrande-Baustellen ruht die Arbeit seit Wochen – n-tv, 19.9.2021
Der chinesische Immobiliengigant Evergrande droht unter einer 300 Milliarden Dollar schweren Schuldenlast zusammenzubrechen. Als ein Ausweg versucht der Konzern, Kleinanleger mit vergünstigten Wohnungen, Büros oder Parkplätzen auszuzahlen.
Der angeschlagene chinesische Immobilienriese Evergrande will Investoren in seine Vermögensverwaltungsprodukte mit Immobilien auszahlen. Man habe mit diesem Vorgehen bereits begonnen, teilte eine Unternehmenssparte mit. Über den Messengerdienst WeChat erklärte der Konzern, dass Anleger, die an der Rückgabe von Vermögensverwaltungsprodukten gegen Sachwerte interessiert sind, sich an ihre Anlageberater wenden oder eine lokale Niederlassung aufsuchen sollten.
Der 100. Geburtstag der KP wurde im Juni pompös gefeiert – nun steht die Führung vor einem gewaltigen Problem.
Laut dem Finanzmagazin Caixin stehen bei Evergrande Vermögensverwaltungsprodukte im Volumen von schätzungsweise 40 Milliarden Yuan (rund 5,3 Milliarden Euro) aus. Solche Produkte werden in der Regel von Kleinanlegern gehalten.
Spezifische Zahlungsmethoden und Details seien abhängig von den örtlichen Bedingungen, sagte ein Vertreter des Kundendienstes am Sonntag. Einem Vorschlag zufolge, der Reuters bereits vorliegt, von Evergrande aber nicht bestätigt wurde, können die Anleger für die Rückzahlung zwischen vergünstigten Wohnungen, Büros, Einzelhandelsflächen oder Parkplätzen wählen.
*** Seit Juni im Zahlungsverzug ***
Am Samstag hatte der Konzern zudem Fehlverhalten einiger Führungskräfte eingeräumt. Sie hätten Investmentprodukte des Unternehmens vorzeitig abgelöst. Die Vorgänge seien sehr ernst und die Manager aufgefordert worden, die vorzeitig erhaltenen Gelder zurückzuzahlen.
Der zweitgrößte Immobilienentwickler in China bemüht sich händeringend, frische Mittel aufzutreiben, um seine zahlreichen Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Er ächzt unter einer Schuldenlast von mehr als 300 Milliarden Dollar. Evergrande war im Juni mit Zinszahlungen für Anleihen in Verzug geraten. Darauf folgende Herabstufungen der Bonitätsnote durch Ratingagenturen hatten den Aktienkurs einbrechen lassen. Die chinesische Zentralbank und die Finanzaufsicht riefen im August das Evergrande-Management dazu auf, Schulden zu reduzieren und den Konzern zu stabilisieren. (ntv.de, mbo/rts)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Evergrande-will-Glaeubiger-mit-Immobilien-auszahlen-article22812962.html
NORDKOREA
Nordkorea warnt wegen Indopazifik-Bündnisses vor atomarem Wettrüsten – Überblick am Morgen / DJN, 20.9.2021
Nordkorea hat angesichts des neuen Indopazifik-Sicherheitsbündnisses vor einem atomaren Wettrüsten in der Region gewarnt. „Dies sind äußerst unerwünschte und gefährliche Handlungen, die das strategische Gleichgewicht in der asiatisch-pazifischen Region stören und ein nukleares Wettrüsten auslösen werden“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen Vertreter des Außenministeriums.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53980697-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
AFRIKA
Klaus-Jürgen Gern, Ole Lück, Saskia Meuchelböck: Covid-19 und die Wirtschaft in Afrika – Wirtschaftspolitischer Beitrag 158 / Institut für Weltwirtschaft Kiel, 22.9.2021
Die Zahl der Covid-19-Fälle und der damit verbundenen Todesfälle in Afrika wird in den offiziellen Daten erheblich unterschätzt, da die Test- und Überwachungskapazitäten in vielen Ländern gering sind. Schätzungen der Übersterblichkeit zeigen, dass die Meldelücke im Vergleich zu anderen Weltregionen besonders groß ist, Afrika gleichwohl immer noch relativ gut abschneidet. Die Autoren stellen fest, dass der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in Afrika im Jahr 2020 zwar weniger stark war als ursprünglich befürchtet, aber dennoch der historisch stärkste Einbruch des BIP und die erste Rezession seit 25 Jahren ist — wenn auch bei deutlichen Unterschieden von Land zu Land. Trotz einer einsetzenden Erholung dürfte die Pandemie die Entwicklung Afrikas nach Einschätzung der Autoren auch längerfristig bremsen, da die Akkumulation sowohl von Human- als auch von Sachkapital durch den Covid-19-Schock beeinträchtigt wurde und der fiskalische Spielraum wie auch die geldpolitischen Optionen in vielen afrikanischen Ländern erschöpft sind. Zur Begrenzung der künftigen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen wird eine höhere Impfquote als erforderlich angesehen. Um die im internationalen Vergleich mit etwa 5 Prozent sehr niedrige Impfquote in Afrika zu erhöhen, ist die internationale Gemeinschaft gefordert, rasch eine ausreichende und erschwingliche Versorgung mit Impfstoffen sicherzustellen.
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/kiel-policy-briefs/2021/covid-19-und-die-wirtschaft-in-afrika-0/
ANALYSE (19-Seiten-PDF, englisch mit deutscher Kurz-Zusammenfassung (Überblick), Schaubilder): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Kiel_Policy_Brief/2021/KPB_158.pdf
TÜRKEI
Immobilienkrise in Türkei – Studenten eröffnen Protestlager – Science-APA, 23.9.2021
Studierende in der Türkei protestieren gegen die Immobilienkrise im Land und schlafen in öffentlichen Parks und auf der Straße. Öffentlicher Druck bringe den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hoffentlich zum Handeln, sagte Mert Batur, Sprecher der Initiative „Wir finden keinen Unterschlupf“. Die Protestierenden fordern etwa mehr Wohnheimplätze, Finanzhilfen und Preisregulierungen für private Wohnheime.
Die Immobilienpreise sind in der Türkei in den vergangenen Jahren stark in die Höhe gegangen, „seit Beginn der Pandemie um etwa 50 bis 60 Prozent“, sagte der Stadtplaner Osman Balaban von der Odtü-Universität in Ankara. Immer mehr Menschen studierten, Plätze in Wohnheimen seien knapp. „Ich wohne eineinhalb Stunden vom Campus entfernt und teile mir die Wohnung mit zwei anderen, um die Miete zahlen zu können“, sagte Batur. Viele seien in einer ähnlichen Situation. Balaban zufolge stehe zwar viel Wohnraum zur Verfügung – der sei aber nur für Haushalte mit hohem Einkommen erschwinglich.
Das Innenministerium warf den Protestierenden vor, „Lügen“ zu verbreiten. Erdogan sagte, er werde sich bald um das Thema kümmern, Studenten in der Türkei gehe es aber besser als jemals zuvor.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/5863713881908730580
GROSSBRITANNIEN
Britische Regierung rät Bürgern von Panikkäufen an Tankstellen ab – Überblick am Abend / DJN, 24.9.2021
Angesichts von Berichten über einen Treibstoffmangel in Großbritannien hat die britische Regierung der Bevölkerung dringend von Panikkäufen abgeraten. Die Boulevardzeitung The Sun hatte am Freitag auf ihrer Titelseite erklärt: „Uns geht der Stoff aus“, da die Corona-Pandemie und der Brexit eine Krise im Transportgewerbe ausgelöst haben. Den Angaben zufolge fehlt es besonders an Lkw-Fahrern.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54033144-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Großbritannien: Unternehmensstimmung trübt sich weiter ein – dpa-AFX, 23.9.2021
Wachstums- und Inflationssorgen haben die Unternehmensstimmung in Großbritannien weiter belastet. Der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex fiel von August auf September um 0,7 Punkte auf 54,1 Zähler, wie die Marktforscher am Donnerstag in London mitteilten. Es ist der vierte Rückgang in Folge. Mit mehr als 50 Punkten deutet die Kennzahl aber immer noch auf Wachstum hin.
Besonders deutlich trübte sich die Stimmung in der Industrie ein, während sie unter Dienstleistern nur etwas schlechter ausfiel. In der Industrie belasteten die erheblichen Lieferschwierigkeiten und eine rückläufige Nachfrage, kommentierte Markit. Zugleich blieb der Preisauftrieb hoch.
Die jüngste Entwicklung dürfte Sorgen verstärken, dass Großbritannien auf eine Stagflation zusteuert mit fallendem Wachstum und steigenden Preisen, erklärte Markit-Chefökonom Chris Williamson.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54016345-grossbritannien-unternehmensstimmung-truebt-sich-weiter-ein-016.htm
Sorge vor Lieferengpässen: London billigt Tausende Visa für Lkw-Fahrer – Corona-Pandemie und Brexit verschärfen Mangel – n-tv, 26.9.2021
Immer wieder bleiben in Großbritannien Regale leer. Laut einer Schätzung fehlen rund 100.000 Lkw-Fahrer. Damit es im Weihnachtsgeschäft keine Lebensmittelknappheit gibt, lockert London kurzfristig die Visa-Bestimmungen für ausländische Fachkräfte – und vollzieht damit eine Kehrtwende.
Angesichts eines akuten Arbeitskräfte-Mangels lockert die britische Regierung kurzfristig die Visa-Bestimmungen für ausländische Lkw-Fahrer. Wie die Regierung mitteilte, sollen bis zu 10.500 befristete Arbeitsvisa für Lkw-Fahrer und Fachkräfte aus anderen wichtigen Branchen wie der Geflügelzucht ausgestellt werden. Weil in Großbritannien Schätzungen zufolge rund 100.000 Lkw-Fahrer fehlen, war es zuletzt zu Engpässen an zahlreichen Tankstellen gekommen – viele Briten tätigten daraufhin Panikkäufe.
Die Ankündigung ist eine klare Abkehr von der restriktiven Einwanderungspolitik von Premierminister Boris Johnson seit dem Austritt aus der EU. Johnson hatte wiederholt betont, er wolle Großbritanniens Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften beenden. Verkehrsminister Grant Shapps verkündete nun aber Ausnahmen von den strengen Visa-Regeln seit dem Brexit. Die befristeten Arbeitsvisa sollen demnach ab Oktober ausgestellt werden und bis Dezember gelten.
*** Corona-Pandemie und Brexit verschärfen Mangel ***
Shapps kündigte zudem ein Maßnahmenpaket an, um die Zahl der einheimischen Lkw-Fahrer kurzfristig zu erhöhen. Unter anderem sollen Fahrprüfer des Verteidigungsministeriums aushelfen, um in den kommenden zwölf Wochen zusätzliche Fahrprüfungen anbieten zu können. Das Bildungsministerium soll bei der Ausbildung helfen. Außerdem sollen fast eine Million Briefe an Kraftfahrer verschickt werden, die einen Lkw-Führerschein haben, aber gerade nicht fahren.
Die Corona-Pandemie und der Brexit hatten den Mangel an Lkw-Fahrern in Großbritannien massiv verschärft. Neben der Benzinknappheit hatte es deswegen auch Probleme bei Lebensmittel-Lieferungen gegeben. In vielen Supermärkten blieben Regale leer, führende Supermarktketten warnten vor einer Lebensmittelknappheit vor Weihnachten. Johnsons Regierung stand daher massiv unter Handlungsdruck. Am Samstag bildeten sich an vielen Tankstellen im Land erneut lange Schlangen. „Ich will nur tanken, um zur Arbeit zu kommen. Die Leute füllen einfach Kanister auf – es ist lächerlich“, sagte der 56-jährige Mike Davey, als er im südenglischen Kent vor einer Zapfsäule wartete. (ntv.de, ses/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/London-billigt-Tausende-Visa-fuer-Lkw-Fahrer-article22827646.html
Dramatische Lieferengpässe London will ausländische Lkw-Fahrer anwerben – n-tv, 25.9.2021
Schätzungen zufolge fehlen der britischen Transportbranche rund 100.000 Fahrer. Die Folge: Der Nachschub stockt. Benzin und manche Waren für den Einzelhandel sind bereits knapp. Um die Versorgung auf der Insel sicherzustellen, ist die Regierung zu einer abrupten Kehrtwende gezwungen.
Die britische Regierung hat Maßnahmen angekündigt, um den Mangel an Lkw-Fahrern zu beenden. Die fehlenden Trucker schüren seit Längerem die Furcht vor Lieferproblemen auf der Insel. Der Ölkonzern BP hatte in dieser Woche angekündigt, einige Tankstellen schließen zu müssen. Einzelhändler warnen vor Engpässen in der Versorgung für Weihnachten, sollte der Mangel nicht rasch gelöst werden. Bei Schnellrestaurants wie McDonalds und Nando’s waren bereits zeitweise bestimmte Produkte ausgegangen.
Denn die Versorgungssituation auf der Insel wird zusätzlich durch den chronischer Mangel an Lkw-Fahrern erschwert. Er könnte es unmöglich machen, Waren während der geschäftigen Weihnachtszeit in die Geschäfte zu bringen.
„Wir prüfen vorübergehende Maßnahmen, um unmittelbare Probleme zu verhindern, aber alle Maßnahmen, die wir ergreifen, werden zeitlich streng begrenzt sein“, erklärte eine Sprecherin des Büros von Premierminister Boris Johnson. Details nannte sie nicht. Zeitungen berichteten, dass die Regierung bis zu 5000 ausländischen Lkw-Fahrern erlauben wolle, mit für eine kurze Zeit befristeten Visa nach Großbritannien einreisen zu können.
Dies fordern Logistikfirmen und Einzelhändlern schon seit Monaten, die Regierung hatte dies bisher ausgeschlossen. „Wir werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sicherzustellen, dass die Engpässe gelindert werden“, hatte der britische Verkehrsminister Grant Shapps am Freitag dem Sender Sky News gesagt.
*** Ansturm auf Tankstellen ***
Am Samstagmorgen bildeten sich vor vielen Tankstellen erneut lange Schlangen. Neben BP meldeten auch einige Shell- und Esso-Stationen Probleme mit der Benzin-Versorgung. „Wir haben reichlich Kraftstoffvorräte im Land und die Öffentlichkeit sollte beruhigt sein, dass es keine Engpässe gibt“, sagte die Johnson-Sprecherin der Downing Street.
Schätzungen zufolge fehlen der britischen Transportbranche derzeit rund 100.000 Fahrer. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Trucker nach dem Brexit auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt sind. Seit dem EU-Austritt gelten scharfe Einwanderungsregeln für EU-Bürger. Schließlich lautete das Brexit-Versprechen von Premier Johnson: britische Jobs für Briten. Die EU-Bürger, die neu zur Arbeit nach Großbritannien ziehen, müssen sich deshalb teure Visa besorgen. Die Corona-Pandemie hatte die Ausbildung und Prüfungen neuer Fahrer in Großbritannien zusätzlich behindert.
Experten warnen, dass ausländische Fachkräfte die Kehrtwende der Londoner Regierung womöglich gar nicht attraktiv finden könnten. Denn sie müssten fürchten, nach wenigen Monaten das Land wieder verlassen zu müssen. Da auch in der EU zahlreiche Lastwagenfahrer gesucht werden, könnten die Spezialisten einen sicheren Job in der Staatengemeinschaft vorziehen. (ntv.de, ddi/rts/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/London-will-auslaendische-Lkw-Fahrer-anwerben-article22826967.html
Leere Regale als Folge von Brexit und Pandemie: Im UK fehlen Lebensmittel und Personal – n-tv, 25.9.2021
So hat sich Boris Johnson das wohl nicht vorgestellt: In vielen britischen Supermärkten ist das Sortiment deutlich ausgedünnt, Regale sind zum Teil leer. Das liegt zum einen an der Corona-Pandemie, aber auch am Brexit. Was das für die Menschen auf der Insel bedeutet, zeigt der „ntv Auslandsreport“
QUELLE (inkl. 2:30-min-Video): https://www.n-tv.de/mediathek/magazine/auslandsreport/Leere-Regale-Im-UK-fehlen-Lebensmittel-und-Personal-article22796249.html
Britische Hauspreise auf Rekordhoch im September – Überblick am Mittag / DJN, 20.9.2021
Die Hauspreise in Großbritannien haben im September ein Rekordhoch erreicht. Der Markt befinde sich in seinem bisher wettbewerbsintensivsten Zustand, obwohl es erste Anzeichen für ein besseres Marktgleichgewicht im Herbst gebe, erklärte das Immobilienportal Rightmove. Der Durchschnittspreis für Immobilien, die auf den Markt kommen, stieg im September um 1.091 Pfund (1.277 Euro), was einem Anstieg von 0,3 Prozent entspricht und den nationalen Durchschnitt auf ein Allzeithoch von 338.462 Pfund (396.205 Euro) bringt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53983900-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
London erwägt Beitritt zu Freihandelsabkommen der USA mit Mexiko und Kanada – Überblick am Abend DJN, 22.9.2021
Großbritannien zieht angesichts der bislang ergebnislosen bilateralen Verhandlungen mit den USA auch einen Beitritt zu dem bestehenden Freihandelsabkommen USMCA in Erwägung. London strebe zwar ein „bilaterales Handelsabkommen“ mit den USA an, sagte Umweltminister George Eustice im Sender Sky News. Die britische Regierung schließe aber nichts aus, fügte er auf die Frage hinzu, ob für Großbritannien auch ein Beitritt zum Handelspakt zwischen den USA, Mexiko und Kanada vorstellbar sei. ^
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54010235-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Großbritannien fährt wegen Gaskrise wieder Kohlekraftwerke hoch – Überblick am Morgen / DJN, 24.9.2021
Angesichts stark gestiegener Gaspreise hat Großbritannien in den vergangenen Wochen wieder seine Kohlekraftwerke hochgefahren. Die Anlagen hätten in einer Zeit, „in der das Energiesystem unter erheblichem Druck steht“, eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die Stromversorgung im Land aufrechtzuerhalten, erklärte der Energiekonzern Drax.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54026760-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
SCHWEIZ
SNB bestätigt Geldpolitik und senkt Wachstumsprognose für 2021 – Wachstumsprognose für 2021 gesenkt, Inflationserwartung angehoben – Überblick am Mittag / DJN, 23.9.2021
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik wie erwartet bestätigt und zugleich ihre Wachstumsprognose für 2021 gesenkt, die Inflationsprognose aber leicht angehoben. Wie die SNB im Ergebnis ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte, bleibt der Leitzins ebenso bei minus 0,75 Prozent wie der Bankeinlagensatz. Ökonomen hatten diese Entscheidung erwartet. Die SNB bezeichnete den Franken als „hoch bewertet“ und teilte mit, dass sie bereit sei, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54018381-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Eine knappe Mehrheit im Ständerat unterstützt eine Reform zur Abschaffung des Eigenmietwerts – doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen – Neue Zürcher Zeitung, 21.9.2021
Seit Jahrzehnten steht die Besteuerung des Eigenmietwerts in der Kritik. Doch ein mehrheitsfähiger Systemwechsel wurde bisher nicht gefunden. Der neuste Reformvorschlag fand im Ständerat eine knappe Mehrheit von 20 zu 17 Stimmen. Der Nationalrat wird aber wohl nochmals über die Bücher gehen.
Erhält ein Angestellter einen Teil seines Lohns nicht in bar, sondern via Gratismiete für eine Wohnung, gilt der Wert der Miete als Naturaleinkommen – und der Betroffene muss dieses normal versteuern. Dieses Prinzip ist breit akzeptiert. Stark umstritten ist dagegen die Besteuerung des Eigenmietwerts bei selbstbewohntem Wohneigentum. Aus Sicht der Steuerlogik geht es auch hier um Naturaleinkommen; der Unterschied zur Gratismiete des Angestellten liegt nur darin, dass es sich beim Eigenmietwert um Vermögenseinkommen statt um Erwerbseinkommen handelt.
Die Besteuerung des Eigenmietwerts erlaubt in Kombination mit Abzügen für Unterhalt und Schuldzinsen im Prinzip die Gleichbehandlung von Wohneigentümern und Mietern sowie von selbst- und fremdfinanziertem Wohneigentum. Das entspricht dem breit akzeptierten Grundsatz der Besteuerung nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit.
Doch aus Sicht vieler Betroffener erscheint dies zu abstrakt. Aus dieser Sicht ist der Eigenmietwert ein «fiktives» Einkommen, das teuflische Steuerbehörden erfunden haben. Zudem sorgt die Festlegung des Eigenmietwerts oft für Kontroversen zwischen Behörden und Steuerpflichtigen. Besonders viel Kritik hören Politiker von Rentnern, die ihre Hypothek voll oder weitgehend abbezahlt haben und dadurch den Schuldzinsabzug kaum mehr nutzen können; bei solchen Pflichtigen kann die Versteuerung des Eigenmietwerts angesichts reduzierter übriger Einkommen stark ins Gewicht fallen.
*** Günstiger Zeitpunkt ***
So gehören Forderungen nach einem Systemwechsel mit Abschaffung des Eigenmietwerts seit Jahrzehnten zum Inventar der Schweizer Politikbühne. Doch mehrheitsfähig war bisher noch kein Reformvorschlag. Das hat vor allem zwei Gründe. Zum einen wollten diverse Vorschläge in der Vergangenheit den Fünfer und mindestens das halbe Weggli: Abschaffung des Eigenmietwerts, aber Beibehaltung erheblicher Abzüge. Und zum andern erkauft sich jeder Reformvorschlag die erhofften Verbesserungen mit neuen Nachteilen – namentlich mit Verstössen gegen das Prinzip der Besteuerung nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit.
Vielleicht haben die Reformer mit dem neusten Anlauf mehr Glück. Die Gelegenheit ist dank dem tiefen Zinsniveau günstig. Denn derzeit würden die Wohneigentümer auch bei einem Systemwechsel ohne Beibehaltung üppiger Abzüge eher besser fahren als im geltenden System. Je tiefer das Zinsniveau liegt, desto weniger schmerzt die Wohneigentümer der Wegfall des Abzugs auf den Hypothekarzinsen.
*** Im Grundsatz klar für Systemwechsel ***
Die Debatte vom Dienstag im Ständerat zum neusten Reformvorschlag von dessen Wirtschaftskommission war ein wichtiger Gradmesser für die Chancen eines Systemwechsels. Zumindest im Grundsatz will eine deutliche Mehrheit im Ständerat einen Systemwechsel. So sprach sich der Rat klar mit 26 zu 15 Stimmen bei zwei Enthaltungen für Eintreten auf die Reformvorlage aus. Dass heisst, eine deutliche Mehrheit sieht Handlungsbedarf. Die deklarierten Hauptgründe der Befürworter: Viele Wohneigentümer verstünden das geltende System nicht, für manche Rentner mit tiefen Einkommen wiege der Eigenmietwert schwer, und das geltende System schaffe durch den Schuldzinsabzug starke Verschuldungsanreize.
Doch die Schwierigkeit der Suche nach einer mehrheitsfähigen Reformvariante zeigte sich in der Debatte über die Einzelheiten. Schon die vorberatende Wirtschaftskommission des Ständerats hatte sich schwer getan. Die Mehrheit der Kommission sprach sich für eine Variante aus, die von verschiedenen Seiten angreifbar ist. Gemäss diesem Vorschlag soll der Eigenmietwert nur bei selbstbewohnten Erstliegenschaften verschwinden, nicht aber bei Zweitwohnungen; um die Tourismuskantone nicht zu verärgern, will die Kommission am Eigenmietwert von Zweitwohnungen festhalten. Im Weiteren votierte die Kommissionsmehrheit nicht nur für die Abschaffung des Unterhaltsabzugs, sondern auch für einen vollständigen Verzicht auf einen allgemeinen Schuldzinsabzug. Letztgenanntes soll die Verschuldungsanreize deutlich reduzieren.
Der Vorschlag würde dazu führen, dass Zweitwohnungsbesitzer sowie Eigentümer von vermieteten Liegenschaften die Einkommen aus diesen Immobilien versteuern müssten, aber einen Teil der damit verbundenen Aufwände (Hypothekarzinsen) nicht mehr abziehen könnten. Das wäre ein starker Bruch mit der Steuerlogik und dem Prinzip der Besteuerung nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Der Bundesrat hatte diesen Punkt massiv kritisiert und als verfassungsrechtlich unzulässig bezeichnet. Auch diverse Kritiker im Ständerat schlugen in die gleiche Kerbe. Sogar der Präsident der Wirtschaftskommission, der Solothurner Mitte-Ständerat Pirmin Bischof, räumte ein, dass der Kommissionsvorschlag mit dem vollen Verzicht auf den allgemeinen Schuldzinsabzug nicht der Weisheit letzter Schluss sei. Er begründete den Vorschlag vor allem damit, dass er eine Parallele zur konsequenten Abschaffung des Eigenmietwerts (auf Erstwohnungen) sei.
Als Alternative stand der Vorschlag einer Kommissionsminderheit um den Obwaldner Mitte-Ständerat Erich Ettlin zur Debatte. Der Unterschied zum Mehrheitsvorschlag: Es gäbe immer noch einen allgemeinen Schuldzinsabzug. Bis anhin sind Schuldzinsen abzugsfähig bis zum Total der steuerbaren Vermögenserträge plus 50 000 Franken. Gemäss Vorschlag Ettlin gäbe es mit dem Systemwechsel noch einen Schuldzinsabzug von maximal 70 Prozent der steuerbaren Vermögenserträge (zu denen der Eigenmietwert auf Erstliegenschaften nicht mehr gehört). Mit dieser Variante wäre ein Hauptproblem des Mehrheitsvorschlags – die steuerliche Benachteiligung von Zweitwohnungsbesitzern und Vermietern – stark entschärft. Der Bundesrat bezeichnete diese Version als «vertretbar». Aus Sicht des Verfassungsrechts gilt diese Variante als zulässig.
Aus linker Sicht hat dieser Vorschlag dagegen vor allem zwei bedeutende Nachteile, wie der Solothurner SP-Ständerat Roberto Zanetti erklärte: Der Fiskus muss mit höheren Einnahmeneinbussen rechnen, und Steuerpflichtige mit hohen Vermögenseinkommen könnten höhere Schuldzinsabzüge machen als ärmere Pflichtige. Doch bei der Mehrheit des Ständerat wogen die Erwägungen zur Steuerlogik und zum Verfassungsrecht schwerer: Der Vorschlag Ettlin setzte sich mit 28 zu 15 Stimmen klar durch.
Unbestritten war derweil die Zulassung eines Sonderabzugs auf Schuldzinsen für erstmalige Erwerber von Wohneigentum; im ersten Jahr nach dem Erwerb wären es maximal 10 000 Franken (Ehepaare) beziehungsweise 5000 Franken (Alleinstehende), danach sinkt das Maximum linear über zehn Jahre auf null. Zudem soll es weiterhin Steuerabzüge bei Ausgaben für Denkmalschutz und zum Energiesparen geben. Elemente der alten Fünfer-und-Weggli-Politik haben also auch im neusten Vorschlag überlebt.
*** Einbussen für den Fiskus je nach Zinsniveau ***
Die vom Ständerat favorisierte Reformvariante würde laut Bundesschätzung beim geltenden Hypothekarzinsniveau von durchschnittlich etwa 1,5 Prozent kurzfristig (ohne Verhaltensänderungen) Einbussen für Bund, Kantone und Gemeinden von zusammen gegen 1,7 Milliarden Franken pro Jahr bringen. Grob geschätzt, könnte etwa ein Viertel der Einbussen auf den Bund entfallen.
Würde das Zinsniveau auf 3,5 Prozent steigen, wäre eine Reform nach der Variante Ständerat für den Fiskus insgesamt etwa aufkommensneutral. Gemessen an den Markterwartungen, wird allerdings das Zinsniveau noch lange tief bleiben. Die Markterwartungen liegen oft falsch, doch diese sind wenigstens nicht politisch motiviert, und im Voraus ist jeweils unklar, auf welche Seite sie falsch liegen.
**** Wackliges Ja ***
In der Gesamtabstimmung befürwortete der Ständerat die Vorlage knapp mit 20 Ja zu 17 Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Das knappe Ergebnis illustriert, dass die Reform noch längst nicht in trockenen Tüchern ist. Nebst der Linken sprachen sich auch vier Ständeräte der Mitte gegen die Vorlage aus. Zu diesen zählen die beiden Walliser Standesvertreter Marianne Maret und Beat Rieder. Dies mag die Befürchtung aus Sicht der Tourismuskantone spiegeln, dass nach einem Systemwechsel für die Erstwohnungen früher oder später auch die Zweitwohnungen in den Fokus kommen könnten. Auch kaum ein Zufall ist, dass die zwei anderen Nein-Stimmer aus der Mitte – der Jurassier Charles Juillard und der St.Galler Benedikt Würth – ehemalige kantonale Finanzdirektoren sind. Eine grosse Mehrheit der amtierenden kantonalen Finanzdirektoren lehnt einen Systemwechsel ab – vor allem aus Gründen der Steuerlogik und wegen Befürchtungen über Einnahmeneinbussen.
Auch diverse Befürworter der Vorlage betonten im Ständerat, dass der Nationalrat als Zweitrat bei der Ausgestaltung des Schuldzinsabzugs nochmals über die Bücher gehen solle. Eine Idee ist von diversen Ständeräten schon angedacht, aber noch nicht in einen konkreten Antrag gefasst: die Beschränkung des maximalen Schuldzinsabzugs auf den Umfang der versteuerten Immobilienerträge. In dieser Variante beliefen sich die geschätzten Einnahmeneinbussen für den Fiskus beim derzeitigen Zinsniveau auf etwa 1,4 Milliarden Franken, wovon rund ein Viertel auf den Bund entfiele.
*** Linkes Referendum? ***
Auch wenn sich am Ende eine Reformvariante im Parlament als mehrheitsfähig entpuppt, wäre dies noch nicht unbedingt das letzte Kapitel der langen Reformdiskussionen. Mehrere Ständeräte deuteten am Dienstag zwischen den Zeilen die Möglichkeit eine linken Referendums gegen die Abschaffung des Eigenmietwerts an. Das Volk wäre voraussichtlich eine erhebliche Hürde für den Systemwechsel.
QUELLE: https://www.nzz.ch/schweiz/eigenmietwert-staenderat-entscheidet-ueber-die-abschaffung-ld.1646343
EUROPÄISCHE UNION – EUROZONE
EU-Energieminister wollen Anstieg der Strom- und Gaspreise stoppen – Überblick am Abend / DJN, 22.9.2021
Angesichts stark gestiegener Strom- und Gaspreise in Europa beraten die EU-Energieminister in Slowenien über Wege aus der Kostenexplosion. Die Europäische Kommission verfolge „die Situation sehr genau“ und diskutiere, welche Instrumente ihr zur Verfügung stünden, sagte die an dem Treffen teilnehmende Energiekommissarin Kadri Simson.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54010235-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Eurokonjunktur büsst unerwartet viel Tempo ein – Lieferengpässe und der stärkste Preisanstieg seit 21 Jahren bremsen das Wachstum. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft ist auf 56,1 Punkte gefallen – Reuters/Finanz & Wirtschaft, 23.9.2021
Der Aufschwung in der Eurozone hat im September unerwartet kräftig an Schwung verloren. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – fiel um 2,9 auf 56,1 Punkte, wie das Institut Markit IHS am Donnerstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer hielt sich aber klar über der Marke von 50, ab der es Wachstum anzeigt. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 58,5 Zählern gerechnet. «Der Höhepunkt des Nachfragebooms im zweiten Quartal 2021 wurde überschritten», erklärte das Institut. Lieferengpässe und der stärkste Preisanstieg seit 21 Jahren bremsten das Wachstum.
Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson sprach von einer «wenig erfreulichen Kombination aus stark verlangsamtem Wirtschaftswachstum und kräftig steigenden Preisen». Trotz des Dämpfers bleibe das Wachstum derzeit solide. «Allerdings dürfte es sich in den kommenden Monaten weiter verlangsamen, wenn der Preis- und Angebotsdruck nicht nachlässt – vor allem jedoch, wenn im Herbst auch noch ein Anstieg der Coronavirus-Infektionszahlen hinzukommt.»
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/euro-konjunktur-buesst-unerwartet-viel-tempo-ein/
Andreas Plecko: Markit: Euroraum-Wirtschaft wächst schwächer im September – DJN, 23.9.2021
Das Wachstum in der Eurozone hat im September aufgrund von Lieferengpässen und der Sorge über die Delta-Variante spürbar nachgelassen. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – verringerte sich auf 56,1 Zähler von 59,0 im Vormonat, wie das IHS Markit Institut im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 58,5 Punkte vorhergesagt.
Oberhalb von 50 Zählern signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter deutet es auf eine Schrumpfung. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes fiel auf 58,7 Punkte von 61,4 im Vormonat. Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 60,5 Zähler prognostiziert. Der Index für den Servicesektor sank auf 56,3 Punkte von 59,0 im Vormonat. Ökonomen hatten einen Rückgang auf 58,5 Punkte erwartet.
Da die Nachfrage das Angebot weiterhin übertraf, zogen die Kosten der Unternehmen mit der höchsten Rate seit 21 Jahren an, wobei sich der Preisauftrieb in der Industrie zunehmend auch auf den Servicesektor auswirkt.
Innerhalb der Eurozone schwächte sich das Wachstum in Deutschland besonders deutlich ab. Frankreichs Wirtschaftswachstum verlor ebenfalls an Dynamik. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern blieb das Wachstum zwar stärker als in Deutschland und Frankreich, es fiel jedoch so schwach aus wie zuletzt im April.
„Die Besorgnis über die hohen Preise, die angespannten Lieferketten und die Widerstandsfähigkeit der Nachfrage angesichts der anhaltenden Pandemie hat die Zuversicht vieler Unternehmen getrübt, sodass der Geschäftsausblick für das kommende Jahr nun auf den niedrigsten Stand seit Januar gesunken ist“, sagte IHS-Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54015735-markit-euroraum-wirtschaft-waechst-schwaecher-im-september-015.htm
WIEHE DAZU: https://www.markiteconomics.com/Public/Page.mvc/PressReleases
Jens Boysen-Hogrefe, Dominik Groll, Stefan Kooths, Ulrich Stolzenburg, Philipp Hauber: Konjunkturbericht: Euroraum im Herbst 2021 – Erholung noch mit Sand im Getriebe – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 23.9.2021
Die Wirtschaft im Euroraum nähert sich derzeit mit großen Schritten dem vor der Krise erreichten Produktionsniveau. Nach einem kräftigen Anstieg lag die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal noch 2,5 Prozent unter ihrem Vorkrisenniveau. Frühindikatoren zur Zuversicht von Unternehmen und Verbrauchern zeigen seit dem Frühsommer eine äußerst gute Stimmung an; auch Mobilitätsdaten lassen für das laufende Quartal einen erneut kräftigen Anstieg des privaten Verbrauchs und der Wirtschaftsleistung erwarten. Für das bevorstehende Winterhalbjahr rechnen wir jedoch mit einer langsameren konjunkturellen Gangart. Die pandemiebedingten Rückgänge im Produktionsniveau sind dann größtenteils aufgeholt. Zudem dürfte die Infektionsentwicklung die wirtschaftliche Aktivität dann wieder stärker belasten. Vor diesem Hintergrund erscheint eine vollständige Erholung zunächst unwahrscheinlich. Hinzu kommen Lieferengpässe, die wohl auch in den nächsten Monaten die Produktion behindern werden. Für den Verlauf des kommenden Jahres rechnen wir mit einer nachhaltigen Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens und mit wieder kräftigeren Zuwächsen der Wirtschaftsleistung. Insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 5,1 Prozent zulegen, gefolgt von 4,4 Prozent (2022) und 2,4 Prozent (2023). Die Verbraucherpreise steigen im laufenden Jahr aufgrund zahlreicher temporärer Sonder- und Basiseffekte wohl mit 2,2 Prozent recht stark. In den Folgejahren dürfte die Teuerung mit 1,8 Prozent (2022) und 1,7 Prozent (2023) wieder unterhalb des Inflationsziels liegen.
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=16621&L=1
SIEHE DAZU:
=> Kieler Konjunkturberichte Euroraum, Nr. 82 (2021 | Q3)
QUELLE (19-Seiten-PDF inkl. Schaubilduern und Tabellen): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Konjunktur/Prognosetexte/deutsch/2021/KKB_82_2021_Q3_Euroraum_DE.pdf
Verbraucherstimmung im Euroraum im September aufgehellt – DJN, 22.9.2021
Das Verbrauchervertrauen im Euroraum hat sich im September verbessert. Der von der EU-Kommission ermittelte Index stieg um 1,3 auf minus 4,0 Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Stand von minus 6,0 prognostiziert.
Für die EU-28 verbesserte sich der Wert um 1,1 Punkte auf minus 5,2. Der endgültige Indexstand des Verbrauchervertrauens für September wird in der kommenden Woche veröffentlicht.
Mit minus 5,2 Punkten (EU) und minus 4,0 Punkten (Eurozone) liegt der Indikator in beiden Regionen über dem Niveau vor der Pandemie, fügte die Kommission hinzu.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54008533-verbraucherstimmung-im-euroraum-im-september-aufgehellt-015.htm
EU will „grüne“ Versicherungen fördern – Überblick am Abend / DJN, 22.9.2021
Die EU-Kommission will „grüne“ Versicherungen stärker fördern und damit zum Klimaschutz beitragen. Das geht aus einem Entwurf zur Reform der Versicherungsaufsicht hervor, den Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness in Brüssel vorstellte. Danach soll die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen (EIOPA) Vorschläge machen, wie nachhaltige Produkte gefördert werden können. Versicherer sollen in ihrer internen Risikoeinschätzung zudem klimabezogene Faktoren stärker berücksichtigen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54010235-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Hans Bentzien: Eba will bessere Überwachung digitaler Plattformen – DJN, 21.9.2021
Der europäische Bankenregulierer Eba will dafür sorgen, dass die Bankaufsichtsbehörden künftig stärker die Tätigkeit digitaler Plattformen überwachen, derer sich Banken in ihrem Kundenverkehr bedienen. „Die Eba plant Maßnahmen, mit denen die Fähigkeit zur Überwachung von Entwicklungen im EU-Banken- und Zahlungsverkehrssektor und zur raschen und koordinierten Identifizierung von Risiken verbessert werden kann“, heißt es in einer Eba-Mitteilung.
Die Nutzung digitaler Plattformen in diesen Sektoren nehme rapide zu, was sowohl für Konsumenten als auch für Unternehmen Chancen biete. Allerdings führe diese „Plattformisierung“ auch zu neuen Abhängigkeiten zwischen finanziellen und nicht-finanziellen Unternehmen, die die Aufseher noch nicht richtig überblickten.
Die Eba will, dass die nationalen Aufsichtsbehörden ein besseres Verständnis für solche Plattform-Geschäftsmodelle und deren Chancen und Risiken bekommen. Sie will diesen Behörden deshalb 2022 bei der Entwicklung einheitlicher Fragebögen für regulierte Finanzinstitutionen zu digitalen Plattformen und „Enablern“ helfen. Außerdem will sie die Aufsichtsbehörden beim Austausch von Informationen über die Abhängigkeit der Banken von digitalen Plattformen und „Enablern“ und deren europaweite Überwachung unterstützen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53993423-eba-will-bessere-ueberwachung-digitaler-plattformen-015.htm
SCHWEDEN
Schwedische Notenbank signalisiert Nullzins bis 2024 – Überblick am Mittag / DJN, 21.9.2021
Die schwedische Zentralbank geht weiter davon aus, dass ihr Leitzins in den kommenden Jahren bei Null bleiben wird. Die aktualisierten Prognosen zeigen, dass der Leitzins während des gesamten Prognosehorizonts, der bis zum dritten Quartal 2024 reicht, unverändert bleibt. Die Riksbank erklärte, dass sie auch im Jahr 2021 im Einklang mit früheren Entscheidungen weiterhin Wertpapiere ankaufen wird und erwartet, dass ihre Wertpapierbestände im Jahr 2022 mehr oder weniger unverändert bleiben werden.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53995335-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
SPANIEN
Spanische BIP-Daten fürs zweite Quartal stark abwärts revidiert – Überblick am Mittag / DJN, 23.9.2021
Die spanische Wirtschaft ist im zweiten Quartal viel schwächer gewachsen als bisher angenommen, nämlich weniger als halb so stark wie ursprünglich geschätzt. Dies deutet darauf hin, dass die Erholung von der Pandemie schwächer ausgefallen ist als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 1,1 (vorläufig: 2,8) Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie aus einer zweiten Schätzung hervorgeht, die das Statistikamt INE veröffentlichte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54018381-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ITALIEN
Italien: Verbraucherstimmung hellt sich auf – Unternehmer pessimistischer – dpa-AFX, 24.9.2021
In Italien hat sich die Unternehmensstimmung im September eingetrübt, während sich das Verbrauchervertrauen aufhellt hat. Die Unternehmensstimmung fiel im Monatsvergleich um 0,2 Punkte auf 113,8 Zähler, wie das Statistikamt Istat am Freitag in Rom mitteilte.
In der Industrie ging der entsprechende Stimmungsindikator ebenfalls um 0,2 Punkte auf 113,0 Zähler zurück. Der Rückgang war jedoch geringer als erwartet. Volkswirte hatten mit 112,7 Punkten gerechnet.
Im Dienstleistungssektor und am Bau verbesserte sich der Indikator. Deutlich eingetrübt hat sich die Stimmung im Einzelhandel.
Die Verbraucherstimmung in Italien verbesserte sich hingegen überraschend. Im Monatsvergleich stieg der Indikator um 3,4 Punkte auf 119,6 Zähler. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang auf 112,7 Punkte gerechnet.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54027692-italien-verbraucherstimmung-hellt-sich-auf-unternehmer-pessimistischer-016.htm
Italien kündigt finanzielle Erleichterungen wegen hoher Gas- und Strompreise an – Überblick am Abend / DJN, 23.9.2021
Angesichts der derzeit hohen Gas- und Strompreise hat Italiens Regierungschef Mario Draghi Erleichterungen in Milliardenhöhe angekündigt. Vor dem Arbeitgeberverband Confindustria sprach er am Donnerstag von Maßnahmen im Umfang von drei Milliarden Euro, die vor allem ärmeren und verwundbaren Haushalten des Landes zugute kommen sollen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54022215-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
BELGIEN
Belgiens Geschäftsklima im September eingetrübt – DJN, 24.9.2021
Das belgische Geschäftsklima hat sich im September stärker eingetrübt als erwartet. Wie die Belgische Nationalbank (BNB) mitteilte, sank der Index um 3,6 Punkte auf 4,0. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 6,8 prognostiziert, nachdem der Index im Vormonat bei 7,6 notiert hatte.
Zu diesem Rückgang haben die Unternehmensdienstleistungen und das verarbeitende Gewerbe beigetragen. Dagegen stieg das Vertrauen im Handel und im Baugewerbe. Zur Ermittlung des Geschäftsklimas befragt die belgische Notenbank rund 4.500 Unternehmen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54031207-belgiens-geschaeftsklima-im-september-eingetruebt-015.htm
FRANKREICH
Frankreich: Geschäftsklima hellt sich auf – dpa/AFX, 23.9.2021
In Frankreich hat sich die Unternehmensstimmung im September nach zwei Rückgängen in Folge wieder aufgehellt. Das Geschäftsklima erhöhte sich im September gegenüber August um einen Punkt auf 111 Zähler, wie das Statistikamt Insee am Donnerstag in Paris mitteilte. Analysten hatten mit 110 Punkten gerechnet.
Nach wie vor liegt der Indikator klar über seinem Stand von vor der Corona-Pandemie. Noch deutlicher wird sein langfristiger Durchschnitt von 100 Punkten übertroffen. Die Entwicklung im September fiel jedoch durchwachsen aus: Während die Dienstleister zuversichtlicher waren, trübte sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel ein.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54014457-frankreich-geschaeftsklima-hellt-sich-auf-016.htm
DEUTSCHLAND
Frankfurter Ökonom fordert „Zukunftsdepot“ für Neugeborene – Überblick am Abend / DJN, 21.9.2021
In Deutschland geborene Kinder sollten sich nach der Vorstellung des Frankfurter Ökonomen Olaf Stotz so früh wie möglich mit der eigenen Altersvorsorge beschäftigen. Der Professor für Asset Management und Pension Economics an der Frankfurt School of Finance schlägt vor, für jedes Kind ein „Zukunftsdepot“ anzulegen, anhand dessen es im Schulunterricht finanzielle Bildung vermittelt bekäme und später eine Übersicht über künftige Leistungen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Rente erhalten könnte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53999051-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Florian Fügemann: Finanzielle Bildung zahlt sich langfristig aus – DIW kritisiert Deutschland für Vorbehalte und nicht vorhandene Implementierung in Lehrpläne – Individuelle Beratung wirksam – Nur nicht Zeit verschwenden – Pressetext, 23.9.2021
Finanzielle Bildung beeinflusst sowohl Finanzwissen als auch das Finanzverhalten. Zu diesem Schluss kommt eine Metastudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) http://diw.de . Für die Analyse haben Ökonomen 76 Studien aus 33 Ländern mit 160.000 Teilnehmern systematisch ausgewertet. Für Deutschland besteht Nachholbedarf, so die Experten.
*** Individuelle Beratung wirksam ***
Kurse zur finanziellen Bildung wirken ähnlich stark wie Bildungsmaßnahmen in anderen Bereichen. Sie zeigen auch dann positive Resultate, wenn sie beispielsweise relativ kurz sind oder konventionell als Unterricht im Klassenraum stattfinden, heißt es. Am effektivsten sei die individuelle Beratung – aber auch am teuersten. Dass ein Angebot sein Ziel verfehle, sei eher die Ausnahme. Beim Verhalten werde vor allem das Budgetierungs- und das Sparverhalten positiv beeinflusst.
„Das ist durchaus plausibel. Denn in diesem Bereich geht es um eher leicht zu erlernendes Verhalten, das nicht viel kostet, wie etwa das Führen eines Haushaltsbuchs“, so DIW-Berlin-Studienautor Lukas Menkhoff. Als eines von 18 OECD-Ländern nimmt Deutschland nicht an der PISA-Erfassung in Bezug auf finanzielle Bildung von Schülern teil. Auch ein bundesweites Schulfach für die finanzielle oder ökonomische Bildung gibt es bisher nicht. Außerdem ist Deutschland neben Österreich das einzige OECD-Land, das in den vergangenen Jahren keine nationale Strategie für finanzielle Bildung verabschiedet hat, kritisieren die Forscher.
*** Nur nicht Zeit verschwenden ***
In Deutschland ist etwa jede zehnte Person überschuldet und zu wenige sorgen für ihr Alter ausreichend vor. Fehlende finanzielle Bildung ist dafür ein Grund. „Es ist an der Zeit, auch in Deutschland eine Strategie für finanzielle Bildung auf den Weg zu bringen“, sagt Menkhoff. Diese Strategie-Entwicklung sollte wissenschaftlich begleitet werden. Denn aufgrund der immer noch begrenzten Datenlage ist nicht sicher, wie finanzielle Bildungsangebote am besten eingeführt werden sollten. Es sei daher wichtig, weiter zu lernen, welche Methoden unter welchen Umständen besonders gut wirken und somit die öffentlichen Ressourcen bestmöglich einzusetzen.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210922022
Vergleichsportal: Gaspreise auf Rekordhoch – Überblick am Mittag, 20.9.2021
Die Gaspreise für private Haushalte haben ein Rekordhoch erreicht. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahle aktuell im Schnitt 1.516 Euro jährlich für Gas, teilte das Verbraucherportal Check24 mit. Grund sind vor allem die stark gestiegenen Einkaufspreise: Der Börsenpreis für Gas liege auf einem Allzeithoch. Von September 2020 bis September 2021 stieg der Preis pro Megawattstunde demnach von 7,99 Euro auf 44,03 Euro, ein Anstieg um 451 Prozent.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53983900-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Andreas Kißler (WSJ): Wirtschaftsministerium: Keine Engpässe bei Gasversorgung – DJN, 24.9.2021
Die Bundesregierung sieht trotz der deutlich gestiegenen Gaspreise keinen Engpass bei der Versorgung mit Gas in Deutschland. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist weiterhin hoch“, sagte die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, Beate Baron, bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Die in Deutschland bestehende Nachfrage wird vollständig bedient, nach unseren Informationen werden auch bestehende vertragliche Beziehungen vollständig bedient, auch die der russischen Seite“, sagte sie auf eine Nachfrage. „Es gibt daher in Deutschland keine Versorgungsengpässe zum aktuellen Zeitpunkt.“
Die Gasspeicher seien aktuell „zu 64,69 Prozent gefüllt“. Das sei zwar niedriger als in den Vorjahren. „Es gab ein vergleichbares Niveau aber auch schon einmal im Jahr 2015“, erklärte die Sprecherin, die darauf verwies, dass die Gasspeicherkapazitäten in Deutschland deutlich höher seien als in anderen Ländern. Deutschland habe die größten Kapazitäten in der Europäischen Union und die viertgrößten weltweit.
Auf die Frage nach möglichen staatlichen Eingriffen betonte Baron: „Wir beobachten die Lage natürlich ganz genau, aber wir führen keine Gespräche zu privaten Vertragsbeziehungen.“ Man sehe im Übrigen, dass der Markt reagiert. So habe Norwegen angekündigt, sein Fördervolumen zu erhöhen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54031238-wirtschaftsministerium-keine-engpaesse-bei-gasversorgung-015.htm
DIW-Ökonomin Kemfert sieht hohe Gaspreise hausgemacht – DJN, 23.9.2021
Die stark gestiegenen Gaspreise sind nach Meinung der Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ein hausgemachtes Problem. Deutschland habe sich zu stark von russischem Gas abhängig gemacht und gleichzeitig den Ausbau erneuerbarer Energien nicht schnell genug vorangetrieben, sagte Kemfert dem Nachrichtensender Phoenix. „Wir könnten leicht aus so einem Zangengriff heraus, indem wir die erneuerbaren Energien sehr schnell ausbauen und weniger fossiles Erdgas nutzen“, erklärte die Wirtschaftswissenschaftlerin. Dies sei auch wichtig, um perspektivisch die Pariser Klimaziele zu erfüllen.
Auf russischer Seite sieht die Energieexpertin ein klares Interesse an einer Verknappung der Gaslieferungen. „Russland schürt selbst den Eindruck, dass es mehr Gas liefern könnte, wenn es wollte.“ Es sei gesagt worden, dass mit Inbetriebnahme der Erdgaspipeline North Stream 2 mehr Gas nach Europa fließen könnte. „Das lässt den Eindruck entstehen, dass man die Preise auf dem europäischen Erdgasmarkt künstlich hoch treiben will, um zumindest den Druck zu erhöhen, dass North Stream 2 rasch fertig gestellt wird“, erklärte Kemfert.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54016798-diw-oekonomin-kemfert-sieht-hohe-gaspreise-hausgemacht-015.htm
Andreas Plecko: Stärkster Anstieg der deutschen Erzeugerpreise seit 1974 – DJN, 20.9.2021
Die deutschen Erzeugerpreise sind im August kräftig gestiegen und haben die Prognosen deutlich übertroffen. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Preise um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Volkswirte hatten nur einen Anstieg um 0,7 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich eine Steigerung um 12,0 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit Dezember 1974, als die Preise im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise stark gestiegen waren. Die Prognose von Ökonomen hatte lediglich auf ein Plus von 11,0 Prozent gelautet.
Schon in den beiden Vormonaten hatten die Erzeugerpreise sehr stark zugelegt; im Juli hatte der Anstieg 10,4 Prozent und im Juni 8,5 Prozent betragen. Hauptverantwortlich für den Anstieg der Erzeugerpreise war im August die Preisentwicklung bei Energie, gefolgt von der Preisentwicklung bei den Vorleistungsgütern. Die Energiepreise waren um 24,0 Prozent höher als im Vorjahr. Ohne Energie eröhten sich die Erzeugerpreise um 8,3 Prozent. Vorleistungsgüterwaren waren um 17,1 Prozent teurer.
Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz (124 Prozent) und bei Sekundärrohstoffen (104 Prozent), aber auch bei Verpackungsmitteln aus Holz (89,4 Prozent) und Betonstahl in Stäben (87,2 Prozent).
Bei dieser Statistik werden die Preise ab Fabrik erhoben, also bevor die Produkte und Rohstoffe in den Handel kommen. Die Erzeugerpreise können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Inflation geben. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53980137-staerkster-anstieg-der-deutschen-erzeugerpreise-seit-1974-015.htm
SIEHE AUCH:
Deutschland: Stärkster Anstieg der Erzeugerpreise seit 1974 – dpa/AFX, 20.9.2021
Der Preisauftrieb in Deutschland legt von bereits hohem Niveau aus weiter zu. Im August erhöhten sich die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, gegenüber dem Vorjahresmonat um 12,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Das ist der höchste Zuwachs seit Ende 1974, als die Erzeugerpreise während der ersten Ölkrise stark gestiegen waren. Im Juli dieses Jahres hatte die Steigerungsrate 10,4 Prozent betragen, im Juni waren es 8,5 Prozent gewesen. Schon das waren ungewöhnlich hohe Zuwächse.
Entscheidend für die Entwicklung sind kräftige Preissteigerungen von Energie und Vorleistungsgütern. Energie war im August durchschnittlich fast ein Viertel teurer als ein Jahr zuvor. Besonders deutlich stiegen die Preise für Erdgas, die um gut 44 Prozent zulegten. Daneben verteuerten sich viele Vorleistungsgüter wie Holz erheblich. Hintergrund sind die hohe Nachfrage wegen der weltweiten Konjunkturerholung nach dem Corona-Schock und teils erhebliche Probleme im internationalen Warenhandel, die für Knappheiten sorgen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53980093-deutschland-staerkster-anstieg-der-erzeugerpreise-seit-1974-016.htm
Sozialverband: Obst und Gemüse werden für Arme zum Luxus – dts, 23.9.2021
Angesichts von Preissteigerungen von bis zu 40 Prozent bei Gemüse warnen Sozialverbände und Ernährungsexperten vor den sozialen Folgen. „Obst und Gemüse werden für Geringverdiener und Menschen in Grundsicherung durch die Preissteigerungen endgültig zum Luxusgut, das sie sich nicht mehr leisten können“, sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, dem Tagesspiegel (Donnerstagsausgabe).
Im Hartz IV-Regelsatz seien gerade einmal fünf Euro am Tag für Lebensmittel vorgesehen. „Das reichte schon bisher nicht für eine ausgewogene Ernährung, wie Studien nachgewiesen haben“, kritisierte Bentele weiter. „Dass der Regelsatz nun um lächerliche drei Euro erhöht wurde, bestätigt, wie konsequent die Regierung lebensnotwendige Bedürfnisse von Menschen in Grundsicherung ignoriert.“
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts haben sich die Preise für Nahrungsmittel im August verglichen mit dem Vorjahresmonat um 4,6 Prozent erhöht, die Preise für Gemüse haben dabei um neun Prozent zugelegt. Salat ist fast 40 Prozent teurer geworden.
„Gesunde Ernährung darf kein Luxus sein“, meint auch Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) fordern eine „gesunde Mehrwertsteuer“. Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Nüsse sollten von der Mehrwertsteuer befreit werden. Dem gegenüber sollten ungesunde, stark gezuckerte Produkte, beispielsweise Softdrinks, mit einer höheren Steuer von 29 Prozent versehen werden. „Davon profitieren dann auch Familien mit einem schwachen sozio-ökonomischen Hintergrund, denen der Zugang zu frischem Obst und Gemüse so finanziell erleichtert wird“, sagte Bitzer dem Tagesspiegel.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54012977-sozialverband-obst-und-gemuese-werden-fuer-arme-zum-luxus-007.htm
SIEHE DAZU:
=> Die Preise explodieren: Obst und Gemüse auf dem Weg zur Luxusware – Salat und Tomaten sind fast 40 Prozent teurer als vor einem Jahr. Können sich viele Menschen gesundes Essen bald nicht mehr leisten? – Tagespresse, 21.9.2021
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://plus.tagesspiegel.de/wirtschaft/die-preise-explodieren-obst-und-gemuese-werden-zur-luxusware-259168.html
Hans Bentzien: Deutsche Reallöhne im 2. Quartal um 3,0% über Vorjahr – DJN, 22.9.2021
(Dow Jones)–Die Reallöhne in Deutschland haben im zweiten Quartal 2021 um 3,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals gelegen. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts erhöhten sich die Löhne nominal um 5,5 Prozent und die Verbraucherpreise um 2,4 Prozent. „Damit wurden zwar die nominalen Lohneinbußen um 4,0 Prozent aus dem zweiten Quartal 2020 überkompensiert. Der deutliche Anstieg der Inflation hat aber dazu geführt, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer real noch nicht wieder so viel verdienen wie vor der Krise“, sagt Susanna Geisler, Referentin der Verdienststatistik im Statistischen Bundesamt.
Im zweiten Quartal 2020 hatte es mit nominal minus 4,0 Prozent und real minus 4,7 Prozent die bisher stärksten Lohneinbußen seit der Finanzkrise 2008/09 gegeben.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54002900-deutsche-realloehne-im-2-quartal-um-3-0-ueber-vorjahr-015.htm
LOHNSTEIGERUNG-PROGNOSE (Pressespiegel / DJN, 21.9.2021) – Angesichts der demografischen Entwicklung sagt der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, auf absehbare Zeit übermäßig hohe Lohnsteigerungen für die Beschäftigten in Deutschland voraus. Der BILD (Dienstag) sagte Felbermayr: „Im Durchschnitt sind Lohnerhöhungen von 5 Prozent im Jahr realistisch. Das Lohnplus kann in Branchen, in denen Fachkräfte dringend gebraucht werden, noch höher ausfallen“, sagte er zu Bild. Felbermayr betonte, die „Lage für die Arbeitnehmer ist so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr“. (Bild)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53990405-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
Tarifverhandlungen für Bauhauptgewerbe ergebnislos abgebrochen – Überblick am Abend / DJN, 22.9.2021
Die Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen für die rund 890.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sind nach mehrstündigen Verhandlungen ohne Ergebnis abgebrochen worden. Das gab der Zentralverband Deutsches Baugewerbe bekannt. Auch nach fünf Verhandlungsrunden sei die Gewerkschaft „nicht zu ergebnisorientierten Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen bereit“. Es sei davon auszugehen, dass die Arbeitnehmerseite im nächsten Schritt die Zentralschlichtungsstelle anrufen werde.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54010235-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
IG METALL/INFLATION (Pressespiegel / DJN, 23.9.2021) – Angesichts der rasant steigenden Inflationsrate stehen die Gewerkschaften unter wachsendem Druck, die höheren Preise mit größeren Lohnforderungen auszugleichen. „Die nächste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ist im Herbst 2022, und dabei werden wir sicher das Thema Entgeltentwicklung fest in den Blick nehmen“, kündigte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann an. Die Richtung ist für den Chef der weltgrößten Einzelgewerkschaft klar vorgegeben: „Natürlich erwarten die Beschäftigten nun, dass es wieder eine ordentliche Erhöhung gibt und es nicht zu Reallohnverlusten kommt.“ (Wirtschaftswoche)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54013237-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
Banken-Tarifverhandlungen abgebrochen – Verdi: Zeichen auf Streik – Überblick am Abend / DJN, 24.9.2021
Die Tarifverhandlungen für das private Bankgewerbe mit der Gewerkschaft Verdi sind nach Angaben der Arbeitgeberseite in der dritten Runde überraschend bereits nach einer Stunde abgebrochen worden. Die Gewerkschaft nannte das Angebot der Arbeitgeber inakzeptabel, daher stünden die Zeichen jetzt auf Streik.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54033144-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Andreas Plecko: Rekordanstieg der Preise für Wohnimmobilien im zweiten Quartal – DJN, 24.9.2021
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind im zweiten Quartal 2021 im Schnitt um 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Dies ist der größte Preisanstieg bei den Wohnimmobilientransaktionen seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Gegenüber dem Vorquartal verteuerten sich Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im Schnitt um 3,7 Prozent.
Die Preise stiegen sowohl in den Städten als auch in ländlichen Regionen deutlich an. Ein besonders starker Anstieg wurde erneut in den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf) beobachtet: So erhöhten sich die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in den sieben Metropolen um 14,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, Eigentumswohnungen verteuerten sich um 12,9 Prozent.
In den anderen kreisfreien Großstädten stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 11,9 Prozent, Eigentumswohnungen kosteten 10,5 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2020.
Ähnlich starke Preissteigerungen zeigten sich auch in dünn besiedelten ländlichen Kreisen: Dort verteuerten sich Häuser um 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, Wohnungen um 9,2 Prozent.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54026172-rekordanstieg-der-preise-fuer-wohnimmobilien-im-zweiten-quartal-015.htm
Andreas Kißler (WSJ): Bankenverband: Wirtschaft erholt sich trotz Unsicherheiten weiter – DJN, 22.9.2021
Obwohl die Risiken für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland zuletzt wieder zugenommen haben, erholt sich die deutsche Wirtschaft nach der jüngsten Konjunkturprognose der privaten Banken spürbar. Demnach rechnen deren Chefvolkswirte in ihrer Herbstprognose für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent. „Sehr erfreulich ist, dass die deutsche Wirtschaft damit bis Ende des Jahres ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen dürfte“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Christian Ossig.
„Damit die Wirtschaft nicht an Fahrt verliert, brauchen wir möglichst schnell nach der Wahl eine Koalition mit der Kraft zum Aufbruch.“ Im kommenden Jahr rechnen die Ökonomen mit einem Wirtschaftswachstum von 4,6 Prozent. Dabei beruhe gut die Hälfte dieses Wachstumsschubs auf dem Rückenwind des Vorjahres. Größte Unsicherheitsfaktoren seien die wieder gestiegenen Corona-Infektionszahlen sowie erhebliche Liefer- und Produktionsengpässe, die insbesondere der deutschen Industrie zusetzten.
Stärkste Stützen des Wachstums bleiben laut Bankenverband der deutlich belebte Welthandel und vor allem der private Konsum. „Wir rechnen für 2022 mit einem Plus von 7,0 Prozent beim privaten Verbrauch. Das wäre mit Abstand der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung“, sagte Ossig. Das „Zwangssparen“ durch Corona scheine vorbei zu sein, die Nachholeffekte würden bis ins nächste Jahr hinein tragen. Für dieses Jahr erwartet der Bankenverband noch lediglich ein Plus von 0,5 Prozent beim privaten Konsum.
*** Außenhandel legt deutlich zu ***
Für die Ausrüstungsinvestitionen rechnen die Ökonomen mit Zuwächsen um 7,0 Prozent in diesem und 6,5 Prozent im kommenden Jahr. Die Exporte steigen nach ihren Berechnungen 2021 um 10,0 Prozent und 2022 um 6,0 Prozent, die Importe um ebenfalls 10,0 Prozent in diesem und um 6,5 Prozent im nächsten Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte 2021 auf 2,610 Millionen und 2022 auf 2,330 Millionen sinken.
Den Verbraucherpreisanstieg in Deutschland veranschlagen die Bankenvolkswirte in diesem Jahr im Schnitt auf 2,8 Prozent und im kommenden auf 2,0 Prozent. Die aktuell deutlich ansteigenden Verbraucherpreise im gesamten Euroraum seien vor allem auf temporäre Sondereffekte zurückzuführen: etwa ein extrem niedriges Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, pandemie- und lockdownbedingte Nachholeffekte oder auch die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung in Deutschland im vergangenen Jahr.
*** Inflation könnte sich mittelfristig in EZB-Zielbereich einpendeln ***
Im kommenden Jahr dürfte die Teuerungsrate wegen der auslaufenden Sondereffekte wieder sinken. Die EZB werde daher die Leitzinsen aller Voraussicht nach bis mindestens 2023 niedrig halten. Auf Sicht von zwei bis vier Jahren rechnen die Chefvolkswirte mit einer Preisentwicklung, die sich auf dem Zielniveau der EZB von rund 2 Prozent einpendelt. „Das wäre für die EZB ein sehr positives Szenario und könnte endlich Perspektiven eröffnen, dass sie dann ihre sehr expansive Geldpolitik behutsam zurückfährt“, sagte Ossig.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54004087-bankenverband-wirtschaft-erholt-sich-trotz-unsicherheiten-weiter-015.htm
KfW: Ende von Angebotsproblemen nicht absehbar – Überblick am Mittag / DJN, 24.9.2021
Die deutsche Industrie wird nach Aussage von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib von Lieferkettenproblemen belastet, deren Ende nicht absehbar ist. „Aufgrund der Vielfalt der Störfaktoren ist es derzeit leider sehr schwer abzuschätzen, wann es angebotsseitig zu einer Besserung kommt, zumal etwa durch die strikte ‚Zero-Covid‘ Politik in China immer wieder neue Probleme in den Lieferketten drohen“, schreibt Köhler-Geib in einem Kommentar zum Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im September.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54030053-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ING: Lieferkettenprobleme könnten bis Sommer 2022 anhalten – Überblick am Mittag / DJN, 24.9.2021
Die Lieferkettenprobleme der deutschen Wirtschaft könnten aus Sicht von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski bis zum Sommer nächsten Jahres anhalten. „Das bedeutet aber nicht, dass die deutsche Volkswirtschaft noch ein volles Jahr zu leiden hat“, schreibt Brzeski in einem Kommentar zum Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im September. Vielmehr dürfte die Industrieproduktion unter dem Einfluss der Lieferungen hin und her schwanken.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54030053-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
Hans Bentzien: Ifo-Index sinkt im September – Lagebeurteilung schwächer – DJN, 24.9.2021
Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im September in etwa wie erwartet eingetrübt, wobei sich allerdings die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage überraschend verschlechterte. Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex sank auf 98,8 (August revidiert: 99,6) Punkte, wie das Ifo-Institut im Ergebnis seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 98,5 Punkte prognostiziert. Für August waren vorläufig 99,4 Punkte gemeldet worden.
Der Index der Geschäftslagebeurteilung ging auf 100,4 (revidiert 101,4) Punkte zurück. Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 101,8 Punkte erwartet, der vorläufige August-Wert betrug 101,4 Punkte. Der Index der Geschäftserwartungen sank auf 97,3 (revidiert 97,8) Punkte. Erwartet worden waren 96,4 Punkte. Basis war ein vorläufiger August-Wert von 97,5 gewesen.
„Die Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten bremsen die deutsche Konjunktur, die Industrie erlebt eine Flaschenhals-Rezession“, kommentierten die Konjunkturforscher die Daten.
Im verarbeitenden Gewerbe fiel der Geschäftsklimaindex deutlich. Die Unternehmen schätzten ihre aktuelle Lage merklich weniger gut ein. Ein stärkerer Rückgang war zuletzt im Mai 2020 beobachtet worden. Auch der große Optimismus bei den Erwartungen aus dem Frühjahr war nahezu verschwunden. „Die Auftragsbücher sind noch immer gut gefüllt, aber die Neubestellungen flachen ab“, befand das Ifo-Institut.
Im Dienstleistungssektor besserte sich das Geschäftsklima. Dies war auf deutlich zuversichtlichere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Die aktuelle Lage beurteilten sie jedoch etwas schlechter. Im Gastgewerbe und Tourismus ist nach der großen Skepsis im Vormonat eine gewisse Zuversicht zurückgekehrt. In der Logistik trübten sich die Aussichten hingegen ein, im Gleichklang mit der Industrie.
Im Handel blieb der Index nahezu unverändert. Während die Händler mit ihrer aktuellen Lage etwas zufriedener waren, nahm der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate etwas zu. Eine große Mehrheit der Händler berichtete von Lieferproblemen bei der Beschaffung. Im Bauhauptgewerbe besserte sich das Geschäftsklima deutlich. Die Beurteilung der aktuellen Lage stieg auf den höchsten Stand seit März 2020. Auch die Erwartungen hellten sich merklich auf.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54027792-ifo-index-sinkt-im-september-lagebeurteilung-schwaecher-015.htm
Deutschland: Ifo-Geschäftsklima fällt drittes Mal in Folge – Lieferkettenprobleme: Industrie in Flaschenhals-Rezession – dpa/AFX, 24.9.2021
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September erneut verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, fiel gegenüber dem Vormonat um 0,8 Punkte auf 98,8 Zähler, wie das Ifo-Institut am Freitag in München mitteilte. Es ist der dritte Rückgang in Folge, was Experten für gewöhnlich als konjunkturellen Wendepunkt deuten. Analysten hatten mit einem etwas geringeren Rückgang auf 99,0 Punkte gerechnet.
Die Probleme in der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten bremsten die deutsche Konjunktur, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Die Industrie erlebt eine Flaschenhals-Rezession“, sagte der Ökonom mit Blick auf die Lieferengpässe, die zum überwiegenden Teil eine Folge der Corona-Pandemie sind. Die befragten Unternehmen bewerteten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Zukunftsaussichten ungünstiger.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54027498-deutschland-ifo-geschaeftsklima-faellt-drittes-mal-in-folge-016.htm
Ifo kappt Wachstumsprognose – Das Ifo-Institut senkt wegen anhaltender Lieferengpässe seine Prognose für das Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr – Industrie und Dienstleister: gespaltene Konjunktur – 2022 BIP-Wachstum um +5,1 Prozent dank Konsumboom – «Inflation bewegt sich Richtung 5%» – Reuters/Finanz & Wirtschaft, 22.9.2021
Die künftige Bundesregierung kann dem Ifo-Institut zufolge in ihrem ersten Jahr mit dem stärksten Wirtschaftswachstum seit der Wiedervereinigung rechnen. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2022 um 5,1% wachsen, sagten die Münchner Forscher am Mittwoch voraus. Bislang waren sie nur von 4,3% ausgegangen. Zugleich senkten die Ökonomen aber ihre Prognose für das laufende Jahr von 3,3 auf 2,5%, da Lieferengpässe die Industrie stark behindern. «Die ursprünglich für den Sommer erwartete kräftige Erholung nach Corona verschiebt sich weiter», sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Derzeit schrumpfe die Produktion der Industrie als Folge von Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten, während sich die Dienstleister zugleich kräftig erholten. «Die Konjunktur ist gespalten», so der Ökonom.
Die Chefvolkswirte der privaten Banken sagen für das kommende Jahr einen Konsumboom in Deutschland voraus. «Wir rechnen für 2022 mit einem Plus von 7% beim privaten Verbrauch», sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes BdB, Christian Ossig, zur Herbstprognose. «Das wäre mit Abstand der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung.» Das Zwangssparen durch Corona – als die Verbraucher während der Lockdowns nicht wie gewohnt shoppen konnten und Kultur- wie Freizeitangebote stark eingeschränkt waren – scheine vorbei zu sein. Die Nachholeffekte dürften bis ins nächste Jahr hinein tragen.
*** «Inflation bewegt sich Richtung 5%» ***
Der Kauffreude soll auch die hohe Inflation keinen Abbruch tun. Die Verbraucherpreise werden dem Ifo-Institut zufolge in diesem Jahr um 3,0% anziehen, nachdem die Teuerungsrate im August mit 3,9% den höchsten Stand seit 1993 erreicht hatte. «Wir werden in den nächsten Monaten noch höhere Inflationsraten bekommen», sagte Wollmershäuser. «Sie wird vielleicht in Richtung 5% gehen.» 2022 soll die Rate dann aber im Jahresschnitt auf 2,3% fallen, 2023 sogar auf 1,6%. Die aktuell starke Teuerung sei auf temporäre Sondereffekte zurückzuführen, hiess es beim Bankenverband: etwa ein extrem niedriges Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, Pandemie- und Lockdown-bedingte Nachholeffekte oder auch die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr.
Günstigere Einkommens- und Beschäftigungsaussichten werden dem Ifo-Institut zufolge zum Aufschwung beitragen. So hätten zuletzt die Dienstleister deutlich mehr Mitarbeiter eingestellt, während Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit gesunken seien. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte in diesem Jahr bei 2,6 Mio. liegen und soll bis 2023 auf 2,3 Mio. fallen.
Das Defizit im Staatshaushalt sehen die Ifo-Experten in diesem Jahr bei 157,3 Mrd. €, doch soll es 2022 auf 52,1 Mrd. € schrumpfen. 2023 dürfte der Staatshaushalt dann erstmals wieder ausgeglichen sein. Diese Prognosen basieren auf der Annahme, dass nur die derzeit beschlossenen wirtschafts- und finanzpolitischen Pakete umgesetzt werden. Ob es dabei bleibt, ist fraglich, da nach der Bundestagswahl am Sonntag eine neue Regierungskoalition als wahrscheinlich gilt.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/ifo-kappt-wachstumsprognose/
SIEHE DAZU:
Andreas Kißler (WSJ): Ifo-Institut kappt Wachstumsprognose für 2021 auf 2,5 Prozent – Abeitslosigkeit fällt zurück – DJN, 22.9.2021
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Wachstumsprognose für 2021 um 0,8 Prozentpunkte gekappt und für 2022 um 0,8 Prozentpunkte erhöht. „Die ursprünglich für den Sommer erwartete kräftige Erholung nach Corona verschiebt sich weiter“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die Wirtschaftsleistung wird in diesem Jahr nach den Berechnungen der Münchener Ökonomen nur noch um 2,5 Prozent zulegen, im kommenden Jahr dann aber um 5,1 Prozent. 2023 werden es demnach nur noch 1,5 Prozent.
„Derzeit schrumpft die Produktion der Industrie als Folge von Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten“, konstatierte Wollmershäuser. Gleichzeitig erholten sich die Dienstleister kräftig von der Corona-Krise. „Die Konjunktur ist gespalten.“ Der plötzliche Anstieg der weltweiten Nachfrage hin zu langlebigen Konsumgütern, elektronischen Artikeln sowie speziellen medizinischen Produkten habe viele Hersteller von industriellen Vorprodukten an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Zudem seien die globalen Lieferketten als Folge stark veränderter Warenströme vor enorme logistische Herausforderungen gestellt worden.
Dagegen profitierten die privaten Konsumausgaben vom Abflauen der Corona-Krise. Sie steigen laut der Prognose um 1,2 Prozent in diesem Jahr, 7,7 Prozent im kommenden und erneut 1,2 Prozent im übernächsten Jahr. Die Ausrüstungsinvestitionen der Wirtschaft sollen um 5,9 Prozent im Jahr 2021, 7,1 Prozent 2022 und 2,5 Prozent 2023 zulegen. Vor dem Hintergrund des Impffortschritts stützen nach Einschätzung des Instituts zudem die günstigeren Einkommens- und Beschäftigungsaussichten.
*** Arbeitslosigkeit geht zurück ***
So habe sich im zweiten Vierteljahr der Beschäftigungsaufbau bei den Dienstleistern kräftig beschleunigt, und die Arbeitslosigkeit sei deutlich zurückgegangen. Auch die Kurzarbeit sei spürbar abgebaut worden und werde im kommenden Jahr ihr Vorkrisenniveau erreichen. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte nach den Berechnungen von 2,621 Millionen in diesem Jahr über 2,352 im kommenden auf 2,270 Millionen im Jahr 2023 zurückgehen. Damit sinke die Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent im Jahr 2021 auf 5,1 und 4,9 Prozent.
Die Preise dürften in diesem Jahr um 3,0 Prozent anziehen, dann um 2,3 Prozent und schließlich nur noch um 1,6 Prozent im Jahre 2023. Das Defizit im Staatshaushalt dürfte in diesem Jahr 157,3 Milliarden Euro erreichen und dann kommendes Jahr auf 52,1 Milliarden Euro schrumpfen. Im Jahr 2023 dürfte der Staatshaushalt dann erstmals wieder ausgeglichen sein. Diese Prognose wurde laut dem Institut unter der Annahme getroffen, dass nur die derzeit beschlossenen wirtschafts- und finanzpolitischen Pakete umgesetzt werden.
Für die Exporte veranschlagen die Ökonomen Zuwächse um 9,1 Prozent in diesem, 6,2 Prozent im nächsten und 3,2 Prozent im kommenden Jahr, für die Importe Steigerungen um 8,9 Prozent, 6,3 Prozent und 3,5 Prozent. Der international viel kritisierte Überschuss in der Leistungsbilanz werde in diesem Jahr 218 Milliarden Euro erreichen und dann auf 220 Milliarden 2022 und schließlich 234 Milliarden Euro 2023 steigen. Das sind laut Ifo-Institut erst 6,2 Prozent, dann 5,9 Prozent und schließlich 6,1 Prozent der Wirtschaftsleistung.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54004138-ifo-institut-kappt-wachstumsprognose-fuer-2021-auf-2-5-prozent-015.htm
Andreas Plecko: Markit: Deutsche Wirtschaft verliert im September an Schwung – DJN, 23.9.2021
Das Wachstum in der deutschen Wirtschaft hat sich im September spürbar verlangsamt. Die Engpässe in den Lieferketten hielten an und auch der Aufschwung der Dienstleister verlor an Dynamik. Der von IHS Markit erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – verringerte sich auf 55,3 von 60,0 Punkten im Vormonat, wie aus den Daten der ersten Veröffentlichung für den Monat hervorgeht.
Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter eine Schrumpfung. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ermäßigte sich auf 58,5 von 62,6 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Stand von 61,5 erwartet. Der Index für den Servicesektor ging zurück auf 56,0 von 60,8 Punkten. Die Prognose hatte auf 60,3 gelautet.
„Laut unserem September-Daten hat sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft spürbar verlangsamt – ein Zeichen dafür, dass die Geschäftstätigkeit nach dem starken Anstieg im Sommer allmählich nachlässt“, kommentierte IHS-Markit-Ökonom Phil Smith. „Zwar sind die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist nach wie vor positiv, was die anhaltende Hoffnung auf ein Ende der Pandemie widerspiegelt. Dennoch werden die Wachstumserwartungen von der Besorgnis über die Lieferketten und den Risiken für die Nachfrage aufgrund steigender Preise getrübt.“
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54015213-markit-deutsche-wirtschaft-verliert-im-september-an-schwung-015.htm
SIEHE DAZU: https://www.markiteconomics.com/Public/Release/PressReleases?language=de
KONJUNKTUR (Pressespiegel / DJN, 23.9.2021) – Deutschlands Wirtschaft kommt deutlich langsamer aus der Krise als erwartet. Mit dem Institut für Weltwirtschaft senkt am Donnerstag auch das letzte der fünf großen Wirtschaftsforschungsinstitute seine Konjunkturprognose. Die Kieler gehen für 2021 nur noch von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,6 anstatt von 3,9 Prozent Wachstum aus. Im Durchschnitt rechnen die fünf Institute in diesem Jahr mit einem Prozentpunkt weniger Wachstum als bislang angenommen. Lieferengpässe und Konsumzurückhaltung belasten die konjunkturelle Lage. (Handelsblatt)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54013237-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
Andreas Kißler: IfW: Aufschwung verliert zunächst an Fahrt – Keine Konjunkturprogramme nötig – Arbeitsmarkt überwindet Corona-Krise zügig – DJN, 23.9.2021
Von den führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten hat jetzt auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Prognose für die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr deutlich gekappt. „Die deutsche Wirtschaft erholt sich weiter von der Corona-Krise, verliert dabei aber zunächst an Fahrt“, erklärte das Kieler Institut. 2021 sei mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,6 Prozent zu rechnen anstatt bislang erwarteter 3,9 Prozent, 2022 dann mit 5,1 Prozent anstelle von 4,8 Prozent.
„Fortbestehende Vorsichtsmaßnahmen zum Infektionsschutz und Lieferengpässe bei Vorprodukten erweisen sich als hartnäckiger und gravierender als erwartet und verschieben den Schlussspurt in das kommende Jahr“, erklärten die Forscher. 2023 dürfte die Wirtschaftsleistung nach ihren Berechnungen um 2,3 Prozent steigen. „Der Aufholprozess bleibt intakt, bekommt aber über das Winterhalbjahr eine Delle“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
Insgesamt belaufe sich der Verlust an Wirtschaftsleistung durch die Corona-Krise in den Jahren 2020 bis 2022 auf schätzungsweise 320 Milliarden Euro. Die Lieferengpässe kosteten die Industrie schätzungsweise in diesem Jahr 40 Milliarden Euro Wertschöpfung, von der ein großer Teil nachgeholt werden dürfte, sobald die Lieferengpässe überwunden seien. Mit der zunächst schwächeren Erholung dürfte die deutsche Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau erst im ersten Quartal 2022 erreichen und damit ein halbes Jahr später als noch in der Sommerprognose erwartet. Ab Jahresmitte dürften die Produktionskapazitäten wieder mindestens normal ausgelastet sein, so die Kieler Erwartung.
*** Keine Konjunkturprogramme nötig ***
„Der Impuls für den konjunkturellen Zwischenspurt im kommenden Jahr rührt vom Wegfall der bis dahin hemmenden Faktoren“, sagte Kooths. So dürften mit der dann final abflauenden Pandemie weite Teile der kontaktintensiven Dienstleistungsbereiche zum Normalbetrieb zurückkehren, und mit dem Überwinden der Lieferengpässe könne der rekordhohe Auftragsüberhang in der Industrie abgearbeitet werden. „Kaufkraft satt bei den Konsumenten und prall gefüllte Auftragsbücher in den Unternehmen – so sieht ein selbsttragender Aufschwung aus“, konstatierte er. Weitere Konjunkturprogramme würden in dieser Lage Öl ins Feuer gießen und letztlich destabilisierend wirken.
Der private Verbrauch dürfte nach der Prognose im nächsten Jahr mit einer Rate von fast 8 Prozent so kräftig zulegen wie noch nie in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Während der Pandemie habe sich Kaufkraft von über 200 Milliarden Euro aufgestaut, die die ohnehin expansiv wirkende Rückkehr zu normalen Konsumgewohnheiten zusätzlich verstärke. Das IfW rechnet konkret mit einem Plus von 7,8 Prozent 2022 und 2,3 Prozent 2023 nach einem Minus um 0,5 Prozent in diesem Jahr.
Die Verbraucherpreise steigen demnach im laufenden Jahr mit einer Rate von 2,9 Prozent so stark wie seit fast dreißig Jahren nicht mehr, wobei sich die Inflationsdynamik in der zweiten Jahreshälfte noch beschleunigen und in der Spitze die 4-Prozent-Marke reißen dürfte. Auch wenn im kommenden Jahr einige Sonderfaktoren wegfielen, werde sich der Teuerungsdruck nur allmählich abbauen und die Inflationsrate erst im Jahr 2023 die 2-Prozent-Marke wieder unterschreiten. Erwartet werden Raten von 2,6 Prozent 2022 und 1,9 Prozent 2023.
*** Arbeitsmarkt überwindet Corona-Krise zügig ***
Die Delle im Aufholprozess werde zwar das Tempo des Beschäftigungsaufbaus zunächst etwas dämpfen, insgesamt stehen die Zeichen am Arbeitsmarkt für das IfW jedoch „auf eine recht zügige Überwindung der Corona-Krise“. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte das Vorkrisenniveau der Arbeitslosenquote nahezu erreicht werden. Sie dürfte von 5,7 Prozent in diesem Jahr auf 5,3 Prozent im nächsten Jahr sinken und 2023 weiter auf 5,1 Prozent zurückgehen. Zugleich werde wohl infolge des demografischen Wandels der Zenit bei der Beschäftigung überschritten und die Anzahl an erwerbstätigen Personen fortan alterungsbedingt tendenziell rückläufig sein.
Mit der Belebung der Industrie im kommenden Jahr könnten auch die Ausfuhren und Investitionen wieder kräftiger anziehen. Der Export dürfte mit Raten von 8,1 Prozent im laufenden Jahr und von 5,8 und 4,2 Prozent in den Jahren 2022 und 2023 zulegen, und die Importe steigen nach der Prognose um 8,3 Prozent in diesem, 6,5 Prozent im nächsten und 5,0 Prozent im übernächsten Jahr. Die Unternehmensinvestitionen dürften nach 3,1 Prozent im Jahr 2021 in den kommenden beiden Jahren ein Plus von 6,2 und 4,6 Prozent verzeichnen.
Das Defizit im Staatshaushalt steigt laut der Prognose dieses Jahr nochmals von 145 Milliarden Euro auf gut 173 Milliarden Euro oder 4,9 Prozent des BIP. Grund sei vor allem, dass viele Hilfsgelder und Subventionen für die Wirtschaft zur Bewältigung der Corona-Krise erst in diesem Jahr fließen. Der Fehlbetrag sinke dann auf gut 60 Milliarden Euro oder 1,7 Prozent des BIP im Jahr 2022 und auf knapp 30 Milliarden Euro oder 0,7 BIP-Prozent im Jahr 2023. Dagegen dürften die Sozialversicherungen vor steigenden finanziellen Herausforderungen stehen und die Abgabenlast zunehmen. „Um einen deutlich höheren Rentenbeitragssatz wird man kaum herumkommen“, meinte Kooths.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten/konjunktur-news.htm
Andreas Kißler (WSJ): Senkung der Prognose: BDI rechnet mit BIP-Anstieg 2021 um 3 (zuvor: 3,5) Prozent – Stagnierende Konsumausgaben – „Probleme in globalen Lieferketten, hohe Logistikkosten und ungeklärte Handelsstreitigkeiten verdunkeln den Konjunkturhimmel.“ – DJN, 20.9.2021
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat seine Prognose für die Zunahme des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr gesenkt. „Die deutsche Industrie rechnet für das gesamte Jahr mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um real 3 Prozent“, erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. „Zuletzt hatten wir mit einem Plus von 3,5 Prozent gerechnet.“ Trotz starken Wachstums im zweiten Quartal werde die konjunkturelle Erholung im Jahr 2021 etwas schwächer ausfallen als im Juni erwartet.
„Anlass für unsere Korrektur ist die erwartete Stagnation der privaten Konsumausgaben 2021“, sagte Lang. Aufgrund der schwachen Entwicklung in der ersten Jahreshälfte sei eine Wachstumsrate von 1 Prozent nicht mehr erreichbar. Bei den Ausrüstungsinvestitionen rechnet die Industrie laut den Angaben in diesem Jahr weiterhin mit einem Anstieg um 7 Prozent. Die Kapazitätsauslastung liege in einigen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes oberhalb des langjährigen Durchschnitts. „Wir erwarten eine anhaltend starke Inlandsnachfrage nach Investitionsgütern, weil Unternehmen nicht nur Ersatz-, sondern auch Erweiterungsinvestitionen tätigen“, sagte Lang.
Die Industrie sei in der ersten Jahreshälfte noch nicht so recht in Schwung gekommen. Nachdem die Industrieproduktion im zweiten Quartal 2021 trotz guter Auftragslage gegenüber dem Vorquartal um 1,2 Prozent gesunken sei, erwarte der BDI für das Gesamtjahr aufgrund von Basiseffekten eine Zunahme der Produktion um 8 Prozent. Bei den Exporten von Waren und Dienstleistungen werde für 2021 weiterhin mit einem Anstieg um real 8,5 Prozent gerechnet. Der Handel mit den EU-Partnerländern und den USA laufe ausgesprochen gut. Dafür weise das China-Geschäft etwas geringere Wachstumsraten aus.
„Der Exportanstieg ist kein Automatismus für ein langanhaltendes Konjunkturhoch“, warnte Lang aber. „Probleme in globalen Lieferketten, hohe Logistikkosten und ungeklärte Handelsstreitigkeiten verdunkeln den Konjunkturhimmel.“
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53981941-bdi-rechnet-mit-bip-anstieg-2021-um-3-prozent-015.htm
Martin Ademmer, Jens Boysen-Hogrefe, Dominik Groll. Nils Jannsen, Stefan Kooths, Saskia Meuchelböck:
IfW-Konjunkturprognose: – Deutscher Aufschwung verliert zunächst an Fahrt – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 23.9.2021

Die deutsche Wirtschaft erholt sich weiter von der Corona-Krise, verliert dabei aber zunächst an Fahrt. Fortbestehende Vorsichtsmaßnahmen zum Infektionsschutz und Lieferengpässe bei Vorprodukten erweisen sich als hartnäckiger und gravierender als erwartet und verschieben den Schlussspurt in das kommende Jahr. Das IfW Kiel revidiert in seiner jüngsten Konjunkturprognose seine Erwartungen für dieses Jahr nach unten und für nächstes Jahr nach oben. 2021 ist mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,6 Prozent zu rechnen (bislang 3,9), 2022 dann mit 5,1 Prozent (bislang 4,8). 2023 dürfte die Wirtschaftsleistung um 2,3 Prozent steigen.

„Der Aufholprozess bleibt intakt, bekommt aber über das Winterhalbjahr eine Delle“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths anlässlich der heute veröffentlichen Konjunkturprognosen für Deutschland, den Euroraum und die Weltwirtschaft.

Insgesamt beläuft sich der Verlust an Wirtschaftsleistung durch die Corona-Krise in den Jahren 2020 bis 2022 auf schätzungsweise 320 Mrd. Euro. Die Lieferengpässe kosten die Industrie schätzungsweise in diesem Jahr 40 Milliarden Euro Wertschöpfung, von der ein großer Teil nachgeholt werden dürfte, sobald die Lieferengpässe überwunden sind.
Mit der zunächst schwächeren Erholung dürfte die deutsche Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau erst im ersten Quartal 2022 erreichen und damit ein halbes Jahr später, als noch in der Sommerprognose erwartet. Ab Jahresmitte dürften die Produktionskapazitäten wieder mindestens normal ausgelastet sein. Infolge der kräftigeren Dynamik im kommenden Jahr schließt die wirtschaftliche Aktivität dann gegen Ende des Jahres 2022 zu dem Niveau auf, das in der Sommerprognose erwartet worden war.
„Der Impuls für den konjunkturellen Zwischenspurt im kommenden Jahr rührt vom Wegfall der bis dahin hemmenden Faktoren. So dürften mit der dann final abflauenden Pandemie weite Teile der kontaktintensiven Dienstleistungsbereiche zum Normalbetrieb zurückkehren, und mit dem Überwinden der Lieferengpässe kann der rekordhohe Auftragsüberhang in der Industrie abgearbeitet werden“, so Kooths. „Kaufkraft satt bei den Konsumenten und prall gefüllte Auftragsbücher in den Unternehmen – so sieht ein selbsttragender Aufschwung aus. Weitere Konjunkturprogramme würden in dieser Lage Öl ins Feuer gießen und letztlich destabilisierend wirken.“
„Die Lücke zwischen Auftragseingängen und Industrieproduktion klafft immer weiter auseinander und nimmt gegenwärtig vor allem aufgrund fehlender Vorprodukte historisch nicht gekannte Dimensionen an. Allein vor den Häfen von Los Angeles und Ningbo-Zhoushan sind derzeit 6 Prozent der weltweiten Frachtkapazitäten durch Staus gebunden. Das ist schlecht für die deutsche Wirtschaftsleistung und treibt die Preise“, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.
*** Inflationsrate bleibt hoch, Beschäftigung erreicht demografiebedingt Zenit ***
Der private Verbrauch dürfte im nächsten Jahre mit einer Rate von fast 8 Prozent so kräftig zulegen wie noch nie in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Während der Pandemie hat sich Kaufkraft von über 200 Milliarden Euro aufgestaut, die die ohnehin expansiv wirkende Rückkehr zu normalen Konsumgewohnheiten zusätzlich verstärkt.
Die Verbraucherpreise steigen im laufenden Jahr mit einer Rate von 2,9 Prozent so stark wie seit fast dreißig Jahren nicht mehr, wobei sich die Inflationsdynamik in der zweiten Jahreshälfte noch beschleunigen und in der Spitze die 4-Prozent-Marke reißen dürfte. Auch wenn im kommenden Jahr einige Sonderfaktoren wegfallen, wird sich der Teuerungsdruck nur allmählich abbauen und die Inflationsrate erst im Jahr 2023 die 2-Prozent-Marke wieder unterschreiten.
Die Delle im Aufholprozess wird zwar das Tempo des Beschäftigungsaufbaus zunächst etwas dämpfen, insgesamt stehen die Zeichen am Arbeitsmarkt jedoch auf eine recht zügige Überwindung der Corona-Krise. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte das Vorkrisenniveau der Arbeitslosenquote nahezu erreicht werden.
Die Arbeitslosenquote dürfte von 5,7 Prozent in diesem Jahr auf 5,3 Prozent im nächsten Jahr sinken. 2023 dürfte sie weiter auf 5,1 Prozent zurückgehen, zugleich wird wohl infolge des demografischen Wandels der Zenit bei der Beschäftigung überschritten und die Anzahl an erwerbstätigen Personen fortan alterungsbedingt tendenziell rückläufig sein.
Mit der Belebung der Industrie im kommenden Jahr können auch die Ausfuhren und Investitionen wieder kräftiger anziehen. Der Export dürfte mit Raten von 8,1 Prozent im laufenden Jahr und von 5,8 bzw. 4,2 Prozent in den Jahren 2022 und 2023 zulegen, und die Unternehmensinvestitionen dürften nach 3,1 Prozent 2021 in den kommenden beiden Jahren ein Plus von 6,2 bzw. 4,6 Prozent verzeichnen.
*** Finanzierungsdefizit sinkt, Sozialabgaben steigen ***
Das Defizit im Staatshaushalt steigt in diesem Jahr nochmals von 145 Mrd. Euro auf gut 173 Mrd. Euro (4,9 Prozent des BIP). Grund ist vor allem, dass viele Hilfsgelder und Subventionen für die Wirtschaft zur Bewältigung der Corona-Krise erst in diesem Jahr fließen. Ab dem nächsten Jahr erholen sich die öffentlichen Haushalte vom Corona-Einschlag. Im Zuge der Erholung steigen die Staatseinahmen, auch fließen Gelder aus dem „Next Generation EU“-Programm.
Der Fehlbetrag sinkt dann auf gut 60 Mrd. Euro im Jahr 2022 (1,7 Prozent/BIP) und auf knapp 30 Mrd. Euro im Jahr 2023 (0,7 Prozent/BIP). Dagegen dürften die Sozialversicherungen vor steigenden finanziellen Herausforderungen stehen und die Abgabenlast zunehmen. „Um einen deutlich höheren Rentenbeitragssatz wird man kaum herumkommen. Planmäßig steigt zudem der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung, und einige Krankenkassen dürften die Zusatzbeiträge anpassen, da die Zuschüsse des Bundes reduziert werden“, so Kooths.
*** Hohe Inflation auch im Euroraum ***
Für den Euroraum rechnet das IfW Kiel mit einer nachhaltigen Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens und mit wieder kräftigeren Zuwächsen der Wirtschaftsleistung. Das BIP dürfte im laufenden Jahr um 5,1 Prozent zulegen, gefolgt von 4,4 Prozent (2022) und 2,4 Prozent (2023). Die Verbraucherpreise steigen im laufenden Jahr aufgrund zahlreicher temporärer Sonder- und Basiseffekte wohl mit 2,2 Prozent recht stark. In den Folgejahren dürfte die Teuerung mit 1,8 Prozent (2022) und 1,7 Prozent (2023) wieder unterhalb des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank liegen.
Die Dynamik der weltweiten Konjunkturerholung hat sich im ersten Halbjahr 2021 als Folge von neuen Covid-19-Schüben und Problemen in den Lieferketten deutlich verlangsamt, dennoch bleibt der kräftige Aufwärtstrend intakt. Die Weltproduktion dürfte in diesem Jahr um 5,7 Prozent zulegen (bislang wurden 6,7 Prozent erwartet) und im nächsten Jahr um 5 Prozent (bislang 4,8 Prozent). Auch 2023 wird die weltwirtschaftliche Aktivität mit 3,8 Prozent voraussichtlich nochmals recht kräftig zunehmen.
SIEHE DAZU:
=> Konjunkturbericht: Deutsche Wirtschaft im Herbst 2021: Delle im Aufholprozess – Kieler Konjunkturberichte Deutschland, Nr. 83 (2021 | Q3)
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=16622&L=1
=> Kieler Konjunkturberichte Deutschland, Nr. 83 (2021 | Q3)
QUELLE (42-Seiten-PDFinkl. Schaubildern und Tabellen): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Konjunktur/Prognosetexte/deutsch/2021/KKB_83_2021-Q3_Deutschland.pdf
IfW-Mittelfristprojektion: Alterung kostet Deutschland schon in fünf Jahren über ein Drittel seiner Wachstumskräfte – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 24.9.2021
Deutschlands Wachstumsperspektiven verschlechtern sich aufgrund des demografischen Wandels deutlich. Das Wirtschaftswachstum dürfte Ende 2026 nur noch knapp 0,9 Prozent betragen. Damit läge das Potenzialwachstum über 0,5 Prozentpunkte unter seinem langjährigen Durchschnitt und hätte ausgehend von 1,4 Prozent über ein Drittel verloren.
Deutschland wird alt, das schlägt auf den Arbeitsmarkt durch und kostet Wirtschaftskraft. Dies zeigt die aktuelle Mittelfristprojektion des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) („Demografie zehrt zunehmend am Wirtschaftswachstum“). Im Jahr 2023 dürfte der Zenit bei der Beschäftigung mit knapp 46 Millionen Erwerbstätigen überschritten werden und fortan mehr Personen aus dem Erwerbsleben ausscheiden als neu hinzukommen.
Eine höhere Zuwanderung und eine höhere Partizipationsrate am Arbeitsmarkt, wenn also etwa über bessere Kinderbetreuung oder flexiblere Arbeitszeitmodelle Menschen mehr oder überhaupt arbeiten können, dämpfen zwar den Effekt, können ihn aber nicht aufhalten. Ab 2026 verliert Deutschland jährlich schätzungsweise 130.000 Personen im erwerbsfähigen Alter.
Dies kostet Deutschland einen erheblichen Teil seiner Wachstumskräfte. Die bei Normalauslastung mögliche Zunahme an Wirtschaftsleistung dürfte Ende 2026 nur noch knapp 0,9 Prozent betragen. Damit läge das Potenzialwachstum über 0,5 Prozentpunkte unter seinem langjährigen Durchschnitt und hätte ausgehend von 1,4 Prozent über ein Drittel verloren. „Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange – in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre wird sich dieser Trend fortsetzen“, so IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
„Schwindet das Wachstum, schwindet die Quelle für Wohlstandszuwächse und die ökonomischen Verteilungskonflikte nehmen zu. Die Sozialkassen müssen mit weniger Einnahmen höhere Ausgaben stemmen, das gilt insbesondere für die Rentenkasse. Hierauf ist Deutschland nur unzureichend vorbereitet, vielleicht eines der größten Versäumnisse der Ära Merkel.“
Die Corona-Krise schwächt Deutschlands Wachstumsaussichten dagegen kaum. Nach jetzigen Erkenntnissen wurde das Produktionspotenzial deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen, als bei anderen Wirtschaftskrisen in der Vergangenheit.
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2021/alterung-kostet-deutschland-ueber-ein-drittel-seiner-wachstumskraefte/
SIEHE DAZU:
=> Konjunkturbericht: Demografie zehrt zunehmend am Wirtschaftswachstum – Kieler Konjunkturberichte Mittelfristprojektion, Nr. 84 (2021 | Q3) – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 24.9.2021
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/kieler-konjunkturberichte/2021/demografie-zehrt-zunehmend-am-wirtschaftswachstum-0/
=> Martin Ademmer, Jens Boysen-Hogrefe, Klaus-Jürgen Gern, Dominik Groll, Nils Jannsen, Stefan Kooths, Saskia Meuchelböck, Ulrich Stolzenburg: Kieler Konjunkturberichte Mittelfristprojektion, Nr. 84 (2021 | Q3) – Institut für Weltwirtschaft Kiel, 23.9.2021
QUELLE (15-Seiten-PDF inkl. Schaubildern und Tabellen): https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Konjunktur/Prognosetexte/deutsch/2021/KKB_84_2021-Q3_MFP.pdf
=> Deutsche Alterung wird zur Wachstumsbremse – Ende 2026 nur noch knapp 0,9 Prozent – Ab 2026 fallen jährlich rund 130.000 Erwerbstätige weg – Pressetext, 24.9.2021
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210924015
Deutsche Exporte in Drittstaaten im August gesunken – DJN, 23.9.2021
Die deutschen Ausfuhren in Länder außerhalb der EU sind im August gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,3 Prozent gesunken. Allerdings lagen die Exporte in Drittstaaten zugleich auch um 7,3 Prozent über dem Niveau vom Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.
Die Unternehmen führten im August Waren im Wert von 48,6 Milliarden Euro in die Staaten außerhalb der Europäischen Union aus, wie die Statistiker erläuterten. Im Vergleich zum August 2020 lagen die Exporte damit um 12,6 Prozent höher.
Wichtigster Handelspartner für die deutschen Exporteure waren im August die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden Waren im Wert von 9,4 Milliarden Euro exportiert, ein Plus zum Vorjahresmonat von 22,6 Prozent.
In die Volksrepublik China wurden Waren im Wert von 7,8 Milliarden Euro exportiert, das waren 6,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Exporte nach Großbritannien sanken im Vorjahresvergleich um 15,7 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54014094-deutsche-exporte-in-drittstaaten-im-august-gesunken-015.htm
Deutsche Stahlproduktion im August nur noch wenig über Vorjahr – DJN, 23.9.2021
Der Aufwärtstrend bei der Rohstahlproduktion in Deutschland ist im August schwächer geworden. Mit 2,925 Millionen Tonnen erzeugten die Hersteller hierzulande noch 3,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, aber verglichen mit Juli (plus 24,7 Prozent) ist das Tempo der Erholung deutlich zurückgekommen, wie aus den aktuellen Daten der Wirtschaftsvereinigung Stahl zu erkennen ist.
Seit Mai sinkt die Produktion überdies: Im August waren es fast 100.000 Tonnen weniger als im Juli. Seit Jahresbeginn wurden 26,565 Millionen Tonnen erzeugt, das sind 16,9 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54016734-deutsche-stahlproduktion-im-august-nur-noch-wenig-ueber-vorjahr-015.htm
Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Juli – DJN, 24.9.2021
Der Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe ist im Juli saison- und kalenderbereinigt um 2,6 Prozent gegenüber dem Juni gestiegen. Der Wert der Orders betrug im Berichtsmonat rund 7,9 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Das waren nominal 4,9 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres und zugleich der höchste jemals gemessene Wert an Neuaufträgen in einem Juli in Deutschland.
Im Jahresvergleich lag der Auftragseingang kalenderbereinigt um 1,4 Prozent höher. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres stieg der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahreszeitraum nominal um 4,8 Prozent.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54026120-auftragseingang-im-bauhauptgewerbe-steigt-im-juli-015.htm
Andreas Kißler (WSJ): Lockerung der US-Einreisebeschränkungen lässt Wirtschaft aufatmen – DJN, 21.9.2021
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat sich erleichtert über die Ankündigung der USA gezeigt, ab November ihre pandemiebedingten Beschränkungen für Einreisende aus Europa zu lockern. „Diese Nachricht lässt die international besonders stark vernetzte deutsche Wirtschaft aufatmen“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Der „Travel Ban“ schade der deutschen Wirtschaft, weil durch die eingeschränkte Mobilität insbesondere von Technikern und Ingenieuren wichtige Aufträge und damit Exporte nicht zustande gekommen seien.
„So kam beispielsweise Fachpersonal, das eine neue Technologie einführen wollte, erst mit mehreren Wochen Verzögerung in die USA – wenn überhaupt.“ Zudem sagten vier von zehn der deutschen Unternehmen in den USA, dass sie 2021 Investitionen streichen oder verschieben – gerade weil wichtige Reisen bislang kaum möglich gewesen seien. „Da geht auch für die US-Wirtschaft viel Potenzial verloren“, sagte Treier. „Durch den ‚Travel Ban‘ ist den deutschen Unternehmen in den USA ein geschätzter Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe entstanden.“
Das umfasse die gestrichenen und aufgeschobenen Investitionen sowie die Einbußen beim Export von Deutschland in die USA – insbesondere beim Maschinen- und Anlagenbau. Die USA sind Deutschlands drittgrößter Handelspartner weltweit. Deutschland sei der wichtigste Handelspartner der USA in Europa. In den USA sind laut DIHK mehr als 5.500 deutsche Unternehmen mit eigenen Niederlassungen aktiv und schaffen dort über 860.000 Arbeitsplätze. Nach einer Umfrage vom März 2021 wollten 43,5 Prozent der Firmen dieses Jahr mehr in den USA investieren als im Vorjahr. „Ein Wegfall der Einreisebeschränkungen könnte hier noch als zusätzlicher Verstärker wirken“, so Treier.
Ähnlich äußerte sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). „Mit dem Wegfall der US-Einreisebeschränkungen können deutsche Unternehmen und die Wirtschaft in den USA nach über anderthalb Jahren endlich wieder aufatmen“, meinte auch BDI-Hauptgeschäftsführungsmitglied Wolfgang Niedermark. Lockerungen für Reisende aus dem Schengenraum seien überfällig. Verzögerungen in der Produktion, Lieferung und Durchführung strategischer Projekte gehörten ab November hoffentlich der Vergangenheit an.
Für die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten seien persönliche Begegnungen im USA-Geschäft essenziell. „Fachkräfte müssen zu Kunden und Standorten der in den USA aktiven deutschen Unternehmen gelangen können“, betonte Niedermark. Die pandemiebedingten Einreisebeschränkungen seien mit Blick auf die hohen Impfquoten in der EU „längst nicht mehr nachvollziehbar“ gewesen. Es liege „sowohl im deutschen und amerikanischen Interesse, den Rückstau an Aufträgen und Investitionen aufzuholen und schnellstmöglich zur vor-pandemischen Wirtschaftsentwicklung zurückzukehren.“
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53994131-lockerung-der-us-einreisebeschraenkungen-laesst-wirtschaft-aufatmen-015.htm
Rekordzahl von führenden Unternehmen in Deutschland korrigiert Prognosen nach oben – Überblick am Mittag / DJN, 22.9.2021
Corona-Einschränkungen werden schrittweise gelockert, die Nachfrage steigt – genau wie die Stimmung in führenden deutschen Unternehmen: Seit Anfang des Jahres korrigierten 234 der insgesamt 309 im sogenannten Prime Standard gelisteten Börsenunternehmen ihre Gewinn- oder Umsatzerwartungen nach oben, wie die Unternehmensberatung EY am Mittwoch erklärte. Allerdings warnten die Experten angesichts störungsanfälliger Lieferketten, Rohstoffengpässen und der unklaren Entwicklung der Pandemie auch vor übertriebenem Optimismus.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54006677-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
VERSICHERER (Pressespiegel / DJN, 20.9.2021) – Eigentlich pflegt die deutsche Versicherungswirtschaft ein eher distanziertes Verhältnis zu staatlichen Interventionen, doch in jüngster Zeit hat sich der Trend etwas gedreht. Denn in den vergangenen Monaten ist immer deutlicher geworden, dass es eine Reihe sehr realer, extrem großer Risiken gibt, mit denen sich die Versicherer schwertun. Sie stoßen an die Grenzen der Versicherbarkeit. Dabei geht es um Versicherungen gegen Betriebsschließungen, Flutschäden und Schäden durch Hacker-Angriffe.
INSURTECHS – Neue technologiegetriebene Wettbewerber machen den etablierten Versicherern immer mehr Konkurrenz. Gleichzeitig steigt die Bereitschaft der Konsumenten, zu den Bigtechs und Insurtechs zu wechseln. Diese neuen Akteure sind am Versicherungsmarkt inzwischen deutlich sichtbar geworden (siehe Grafik). Den erheblichen Kapitalzufluss nutzen die Insurtechs zur Verbesserung ihrer digitalen Fähigkeiten. Die klassischen Versicherer sind sich ihrer Defizite bewusst und reagieren auf zwei Arten: Entweder kaufen sie neue digitale Anbieter, oder sie kooperieren mit ihnen (Börsen-Zeitung)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53979431-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
Andreas Plecko: Deutsches Gastgewerbe trotz Erholung unter Vorkrisenniveau – DJN, 20.9.2021
Der Umsatz im Gastgewerbe ist angesichts der Lockerungen der Corona-Beschränkungen im Juli weiter gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhte sich der Umsatz gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 20,8 Prozent. Allerdings lag der Umsatz damit noch immer um 23,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020.
Die Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen konnten ihren realen Umsatz im Juli um 36,1 Prozent gegenüber dem Vormonat steigern, nachdem er sich im Juni im Zuge der schrittweisen Aufhebung des coronabedingten Beherbergungsverbots für privatreisende Gäste im Vormonatsvergleich bereits mehr als verdoppelt hatte (128,7 Prozent). Trotz dieses Anstiegs lag der reale Umsatz im Juli noch 25,4 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020.
In der Gastronomie stieg der reale Umsatz um 13,7 Prozent, allerdings lag er noch immer 22,2 Prozent unter dem Niveau vom Februar 2020. Innerhalb der Gastronomie stieg der Umsatz der Caterer um 12,4 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2020 setzten die Caterer jedoch 30,1 Prozent weniger um.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53980524-deutsches-gastgewerbe-trotz-erholung-unter-vorkrisenniveau-015.htm
GESUNDHEITSSYSTEM (Pressespiegel / DJN, 24.9.2021) – Ökonomen warnen vor den immensen Kosten durch die stockende Impfkampagne für das Gesundheitssystem. So zeigen Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), die Welt vorliegen, dass durch die medizinische Behandlung von Ungeimpften seit Juli Kosten von mindestens 120 Millionen Euro entstanden sind. Grundlage der Berechnungen waren Daten des Robert-Koch-Instituts sowie die von der AOK angegeben durchschnittlichen stationären Behandlungskosten für Corona-Patienten von 10.200 Euro. (Welt)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54025377-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
Andreas Kißler (WSJ): Auch im August deutliche Zunahme der Steuereinnahmen um +8,2 Prozent- Produktion im 3. Quartal ausgeweitet – DJN, 21.9.2021
Die deutschen Steuereinnahmen sind im August um 8,2 Prozent gestiegen. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. „Dabei fiel das Plus bei den Gemeinschaftsteuern mit 11,6 Prozent abermals überdurchschnittlich aus“, erklärte das Ministerium. Unter anderem seien bei Einfuhrumsatzsteuer, Lohnsteuer, veranlagter Einkommensteuer und Körperschaftsteuer zum Teil beträchtliche Zuwächse im Vorjahresvergleich zu verzeichnen gewesen.
Bereits im Juli waren die Steuereinnahmen um 12,5 Prozent gestiegen, im Juni um 12,9 Prozent sowie im Mai und April noch deutlicher um 19,1 bzw 31,9 Prozent in die Höhe geschossen. Hintergrund der Zuwächse waren vor allem dramatische Einbrüche in den von der Corona-Krise geprägten Vorjahresmonaten. Die Veränderungsraten sind allerdings bereits von Monat zu Monat geringer ausgefallen.
Der Bund verbuchte im August 10,9 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 22,3 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 26,6 Milliarden Euro um 0,4 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im August auf rund 55,7 Milliarden Euro.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2021 nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 7,0 Prozent auf 462,8 Milliarden Euro zu. Der Bund verbuchte ein Plus von 4,1 Prozent, die Länder von 7,7 Prozent.
*** Produktion im 3. Quartal ausgeweitet ***
Zur Konjunkturentwicklung erklärten die Ökonomen des Ministeriums, das Bruttoinlandsprodukt sei, vor allem getrieben durch die Konsumausgaben sowie Zuwächse bei der Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich, im 2. Quartal 2021 um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Nach Rückgängen im 2. Quartal habe das Produzierende Gewerbe zu Beginn des 3. Quartals seine Produktion wieder ausweiten können. Gleichzeitig hätten die Auftragseingänge im Juli ihren höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht.
„Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn liegt die deutsche Wirtschaft seit dem Frühjahr wieder auf Expansionskurs“, betonten die Volkswirte. Einem raschen Abarbeiten der vollen Auftragsbücher stünden jedoch „aktuell die coronabedingten Lieferschwierigkeiten bei Rohstoffen und Vorprodukten entgegen“.
Die Erholung am Arbeitsmarkt habe sich im Verlauf des Sommers weiter fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit sei im August auf unter 2,6 Millionen Personen gesunken, gleichzeitig sei nach Schätzungen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung mit rund 690.000 Beschäftigten erstmals seit Pandemiebeginn weniger als 1 Million Beschäftigte in Kurzarbeit gewesen.
Die Ökonomen betonten, die Inflationsrate habe auch im August auf weiterhin temporär erhöhtem Niveau gelegen. Gegenüber dem Vormonat sei das Verbraucherpreisniveau dabei konstant geblieben. „Bis Jahresende ist insgesamt weiterhin mit temporär deutlich erhöhten Inflationsraten zu rechnen, bevor zum Jahreswechsel zentrale Basis- und Sondereffekte entfallen werden“, sagten die Volkswirte voraus. Für das kommende Jahr sei mit einer Rückkehr zu „moderateren Inflationsraten“ zu rechnen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53989001-auch-im-august-deutliche-zunahme-der-steuereinnahmen-015.htm
PENDLERPAUSCHALE (Pressespiegel / DJN, 23.9.2021) – Die Erhöhung der Pendlerpauschale für Arbeitnehmer um 1 Cent würde dem Fiskus Mindereinnahmen von jährlich rund 230 Millionen Euro bescheren. Das geht aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine schriftliche Frage des FDP-Abgeordneten Frank Schäffler hervor, über die die Rheinische Post berichtete. Demnach würde eine Abschaffung der Pauschale dem Staat 5,5 Milliarden Euro Mehreinnahmen bescheren. Die Union und auch FDP-Politiker Schäffler wollen die Pauschale erhöhen, um den Anstieg der Spritpreise abzufedern, der auf die Autofahrer wegen der schrittweisen Erhöhung des CO2-Preises zukommt. (Rheinische Post)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/54013237-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
ÖSTERREICH
– STATISTIK
Kaufpreise von Häusern und Wohnungen im 1. Halbjahr 2021 um 10,7% gestiegen
Urlaubsreisen im 1. Halbjahr 2021 trotz Aufschwung im 2. Quartal rückläufig
QUELLE: https://www.statistik.at
Grüner Bericht 2021: Leichter Anstieg der Einkommen in Land- und Forstwirtschaft gegenüber dem Vorjahr
QUELLE: https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK1003/index.shtml
& MELDUNGEN
Die Parlamentswoche vom 27. September bis 1. Oktober 2021 – Ausschüsse, Buchpräsentationen, 10 Jahre Pink Ribbon am Parlament, Bundesrat im Bundesland – Parlamentskorrespondenz, 24.9.2021
QUELLE: https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK1016/index.shtml
SIEHE DAZU:
=> Aktuelle Termine online
QUELLE: https://www.parlament.gv.at/PAKT/TERM/
Dynamisches Wachstum der Wohnimmobilienpreise setzte sich trotz leichter Abschwächung fort – Entwicklungen der Wohnimmobilienmärkte in Österreich und CESEE – OeNB, 22.9.2021
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) analysiert in der aktuellen Ausgabe von „Immobilien aktuell – International“ die Entwicklungen des österreichischen Immobilienmarktes sowie der Immobilienmärkte in den Ländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE). Österreich verzeichnete im zweiten Quartal 2021 im Jahresabstand weiterhin steigende Preise für Wohnimmobilien. In der CESEE-Region ist insgesamt eine leichte Abschwächung des jährlichen Wachstums der Wohnimmobilienpreise im ersten Quartal 2021 zu beobachten, allerdings weisen einige Länder weiterhin eine hohe Preisdynamik auf.
Bei weiterhin hohen Preisanstiegen schwächte sich die Dynamik in Österreich leicht ab
Im zweiten Quartal 2021 waren bei Wohnimmobilien weiterhin Preiszuwächse über der 10-Prozent-Marke – sowohl in Wien als auch im restlichen Bundesgebiet – zu verzeichnen. In Wien stiegen die Immobilienpreise um 10,7 %, im restlichen Bundesgebiet um 12,8 % (jeweils im Vorjahresvergleich). Für Gesamtösterreich ergibt sich nach +12,3 % im ersten Quartal nun ein Zuwachs von 11,7 % im zweiten Quartal. Damit setzte sich der Trend deutlicher Preissteigerungen über die vergangenen fünf Quartale fort. Die kurzfristige Dynamik – gemessen an den Zuwächsen im Vergleich zum Vorquartal – ist österreichweit von +3,9 % im ersten Quartal auf +2,4 % im zweiten Quartal gesunken. Der Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien für Österreich verzeichnete aufgrund des starken Preisauftriebs einen kräftigen Anstieg. Mit +28,2 % lag der Indikator für die Bundeshauptstadt Wien um 3,3 Prozentpunkte über dem Wert des Vorquartals. Für Gesamtösterreich betrug der Wert +19,4 %, was einen Anstieg um 1,8 Prozentpunkte bedeutet.
QUELLE (inkl. Tabelle): https://www.oenb.at/Presse/20210922.html
SIEHE DAZU:
=> Immobilien aktuell – International Q3/2021
QUELLE (32-Seiten-PDF): https://www.oenb.at/dam/jcr:2aae1a98-079b-4088-83b0-34bc088969f9/Immobilien_aktuell_Q3-21.pdf
Neue Finanzbildungsstrategie für Österreich – Finanzministerium und Nationalbank veröffentlichen nationalen Aktionsplan bis 2026 – Übergeordnete Ziele und Aktionsplan – Zielgruppen und Lebensphasenansatz – Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung – OeNB, 23.9.2021
Finanzminister Gernot Blümel hat heute Österreichs Finanzbildungsstrategie vorgestellt. Der nationale Aktionsplan soll die Finanzkompetenz der Menschen in Österreich stärken und allgemein mehr Bewusstsein für die Themen Finanzen, Kapitalmarkt, Vermögensaufbau und nachhaltige Finanzplanung schaffen. Die OeNB, die Finanzbildung als eines ihrer strategischen Schwerpunkte definiert hat, war bei der Entwicklung der Strategie mit an Bord und wird auch bei der Umsetzung des Aktionsplans – gemeinsam mit dem Bildungs- und dem Sozialministerium – unterstützen.
*** Übergeordnete Ziele und Aktionsplan ***
Die Finanzbildungsstrategie fokussiert sich auf vier übergeordnete Ziele: (1) die frühzeitige Entwicklung von soliden Prozessen in der finanziellen Entscheidungsfindung und die Vermeidung von Überschuldung, (2) die Förderung einer verantwortungsvollen Finanzplanung für ein langfristiges finanzielles Wohlergehen, (3) die Bewusstseinsbildung und Gewährleistung des Zugangs zu hochwertiger Finanzbildung für alle und (4) die Steigerung der Wirksamkeit von Initiativen zur Förderung der Finanzkompetenz durch Dialog, Koordination und Evaluierung. Unterstützt werden diese Ziele durch 41 konkrete Maßnahmen, die in den verschiedensten Bereichen ansetzen und sowohl Finanzbildung als auch Finanzkompetenz in Österreich stärken werden. Eine konkrete Maßnahme, die aus dem Aktionsplan der Strategie hervorgeht, ist die Etablierung eines Finanzbildungsportals, das der „One-Stop-Shop“ für Informationen rund um das Thema Finanzbildung sein wird.
*** Zielgruppen und Lebensphasenansatz ***
Gewisse Bevölkerungsgruppen sollen besonders erreicht und priorisiert werden. Dazu zählen Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene, Frauen, berufstätige Erwachsene und Privatanlegerinnen und -anleger sowie Kleinunternehmerinnen bzw. -unternehmer. Neben diesen Zielgruppen generiert die Strategie aber auch viele Maßnahmen, die auf die gesamte Bevölkerung abzielen. Darüber hinaus orientiert sich die Strategie an einem so genannten Lebensphasenansatz. Im Zuge der Strategieentwicklung wurden acht Lebensphasen ausgemacht: Schule, Weiterbildung, erster Beruf, Arbeitsleben, erste große Anschaffung, Vorsorgen für die Zukunft, Familienleben und Ruhestand.
*** Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung ***
Zur Abwicklung, Koordinierung und Kooperation der nationalen Finanzbildungsstrategie wird ein Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung gegründet. An der Spitze des Gremiums steht der Finanzbildungsrat, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Finanzministeriums, des Bildungsministeriums, des Sozialministeriums, der OeNB sowie einem Vertreter bzw. einer Vertreterin aus dem privaten Sektor. Eine Vielzahl an nationalen Stakeholdern aus dem Bereich Finanzbildung werden im Rahmen des Koordinierungs- und Kooperationsgremiums Finanzbildung gemeinsam am Thema Finanzbildung arbeiten und damit die Umsetzung der Strategie unterstützen und vorantreiben.
QUELLE: https://www.oenb.at/Presse/20210923.html
Blümel präsentiert nationale Finanzbildungsstrategie: „Mein Geld, mein Leben, meine Entscheidung – ich bin mir sicher“ – Finanzminister Blümel und Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centre, zu den Zielen der Strategie inklusive Aktionsplan bis 2026 – Finanzbildungsportal und Finanzkompetenz-Check – Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung – Evaluierung nach fünf Jahren – Bundesministerium für Finanzen, 23.9.2021
„Finanzbildung ist längst nicht nur Thema für Banken und Versicherungen, sondern wird auch für die Bürgerinnen und Bürger eine immer größere Rolle spielen. Nicht zuletzt durch die zahlreichen Covid-Hilfen sind viele Menschen in Österreich unmittelbar mit Finanz- und Wirtschaftsthemen konfrontiert worden. Finanzbildung ist vor allem auch Altersvorsorge. In Zeiten von Niedrigzinsen ist es wichtig, sich mit Finanzthemen auseinanderzusetzen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen in der Lage sein, bewusste finanzielle Entscheidungen zu treffen und müssen Chancen und Risiken selbst einschätzen können. Konkret präsentieren wir heute Österreichs Finanzbildungsstrategie, die den Slogan trägt: `Mein Geld, mein Leben, meine Entscheidung – ich bin mir sicher´. Wir untermauern so unser erklärtes Ziel, Österreich finanzfitter zu machen“, so Finanzminister Gernot Blümel.
„Finanzbildung geht uns alle an, sie betrifft uns alle und sie trägt zu unser aller Wohlbefinden bei. Wir müssen bei den Österreicherinnen und Österreichern das Bewusstsein für Themen zu Finanzen, Kapitalmarkt, Vermögensaufbau und nachhaltige Finanzplanung stärken. Mit diesem Wissen ausgestattet, ist eine verantwortungsvollere und selbstbestimmtere Teilnahme am wirtschaftlichen Leben möglich“, betont Blümel: „Mit dieser Strategie setzen wir in den kommenden 5 Jahren wichtige Schritte, die der gesamten Bevölkerung zugutekommen sollen.“
„Die Zusammenarbeit mit Österreich zur Erarbeitung einer kohärenten Finanzbildungsstrategie mit allen gesellschaftlichen Akteuren war wahre Pionierarbeit. Es war uns eine Freude, mit unserem internationalen Netzwerk für Finanzbildung, unseren Daten und Analysen Österreich beizutragen. Das Projekt macht bereits Schule: Griechenland, Polen und Portugal stehen schon in den Startlöchern um ebenfalls mit der OECD eine ähnliche Finanzbildungsstrategie auszuarbeiten“, so Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centers.
„Diese Strategie wird den Bürgerinnen und Bürgern helfen, diese schwierigen Zeiten erfolgreicher zu bewältigen und den Grundstein für eine solide und nachhaltige finanzielle Zukunft zu legen. Dies wird allen Bürgerinnen und Bürgern und der Wirtschaft Österreichs zugutekommen“, so OECD-Generalsekretär Mathias Cormann in seiner Videobotschaft.
*** Übergeordnete Ziele und Aktionsplan bis 2026 ***
Die Finanzbildungsstrategie fokussiert sich auf vier übergeordnete Ziele: Erstens die frühzeitige Entwicklung von Grundlagen, um solide finanzielle Entscheidungen treffen zu können und eine Überschuldung zu verhindern, zweitens die Förderung einer verantwortungsvollen Finanzplanung für ein langfristiges finanzielles Wohlergehen, drittens die Sensibilisierung für die Bedeutung von Finanzbildung und Sicherstellung des Zugangs zu qualitativ hochwertiger Finanzbildung für alle Bürgerinnen und Bürger und viertens die Steigerung der Effektivität von Initiativen zur Förderung der Finanzkompetenz durch Dialog, Koordinierung und Evaluierung.
„Die Finanzwelt ist komplex und hat eine eigene Sprache. Unser Ziel ist es, dass Menschen diese zu verstehen lernen und so besser gerüstet sind, um Entscheidungen rund um ihre Finanzen zu treffen. Ich begrüße diese österreichische Initiative sehr als Teil unserer breiter angelegten Bemühungen auf EU-Ebene, die Finanzkompetenz zu erhöhen“, so EU Kommissarin Mairead McGuinness.
“Die Europäische Kommission unterstützt Mitgliedstaaten bei der Durchführung wachstumsfördernder Reformen zum Aufbau einer grüneren, digitaleren und gerechteren Wirtschaft. Heute begrüßen wir den Start der nationalen Strategie für Finanzbildung in Österreich. Die Förderung der Finanzbildung in der gesamten EU ist von größter Bedeutung. Wir arbeiten mit der österreichischen Regierung zusammen, um das Bewusstsein für diese wichtige Lebenskompetenz bei Jugendlichen, Erwachsenen und Unternehmen zu schärfen und sie beim Aufbau eines verantwortungsvollen Finanzverhaltens zu unterstützen“, so Mario Nava, Generaldirektor DG REFORM, Europäische Kommission in seinem Videostatement.
*** Finanzbildungsportal und Finanzkompetenz-Check ***
Eine konkrete Maßnahme die aus dem Aktionsplan der Strategie hervorgeht ist die Etablierung eines Finanzbildungsportals, welches als „One-Stop-Shop“ für Informationen rund um das Thema Finanzbildung dienen soll. „In Österreich gibt es bereits zahlreiche gute Initiativen und Informationen zu diesem Thema. Mit dem neuen Finanzbildungsportal soll all das für die Bürgerinnen und Bürger zusammengeführt werden. Zur Überprüfung des erworbenen Wissens wird das Portal auch die Möglichkeit zur Absolvierung eines nationalen Finanzführerscheins bieten, der vor allem persönliche Orientierung sein wird. Zudem kann dieser Nachweis auch eine Zusatzqualifikation bei Bewerbungsprozessen sein“, erklärt Blümel.
*** Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung ***
Zur Abwicklung, Koordinierung und Kooperation der nationalen Finanzbildungsstrategie wird ein Koordinierungs- und Kooperationsgremium Finanzbildung gegründet. An der Spitze des Gremiums steht der Finanzbildungsrat bestehend aus Vertretern des Finanzministeriums, des Bildungsministeriums, des Konsumentenschutzministeriums, der Oesterreichischen Nationalbank sowie potenzielle Vertreter des gesamten privaten Sektors/NGOs. Eine Vielzahl an nationalen Stakeholdern werden im Zuge des Koordinierungs- und Kooperationsgremiums gemeinsam am Thema Finanzbildung arbeiten und damit die Umsetzung der Strategie unterstützen und vorantreiben.
*** Evaluierung nach fünf Jahren ***
„2026 wird es eine erste Evaluierung der bis dahin erreichten Ziele geben. Klar ist, dass uns dieses Thema auch über diesen Zeithorizont hinaus begleiten wird“, so Österreichs Finanzminister abschließend.
QUELLE: https://www.bmf.gv.at/presse/pressemeldungen/2021/september/finanzbildungsstrategie.html
SIEHE DAZU:
=> Videostatement EU-Kommissarin Mairead McGuinness
QUELLE: https://www.youtube.com/watch?v=9E77Qnyu5Vo
=> Videostatement OECD-Generalsekretär Mathias Cormann
QUELLE: https://www.youtube.com/watch?v=qwcqVl6s3LU
=> Videostatement Mario Nava, Generaldirektor DG REFORM, Europäische Kommission
QUELLE: https://www.youtube.com/watch?v=Z6kJUFqtqNc
Österreicher sollen besser in Finanzen gebildet werden Aktion Kritischer Schüler_innen (AKS) gegen unterschwellige Legitimation „neoliberaler Wirtschaftspolitik“ – Science-APA, 23.9.2021
Das Finanzwissen der Österreicher ist unterschiedlichen Studien zufolge nicht das Beste. Gemeinsam mit der Europäischen Kommission und der OECD hat Österreich eine nationale Finanzbildungsstrategie erarbeitet. „35 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben Schwierigkeiten, den Effekt von Inflation korrekt zu beschreiben“, sagte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) bei der Vorstellung. Diese Lücken sollen geschlossen werden.
Nächstes Jahr wird ein digitales Finanzportal eingerichtet, auf dem man sich informieren und auch einen Finanzführerschein machen kann. Auch im Schulunterricht soll Finanzbildung eine größere Rolle spielen.
Von einem informierten Umgang mit dem Thema Veranlagung etwa würden Anleger ebenso profitieren wie der heimische Wirtschaftsstandort, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) laut einer Aussendung. Das reiche von der Finanzierung eines Eigenheims über Zinseszins-Effekt und Veranlagungsstrategien bis zur langfristigen Haushaltsplanung, so die Wirtschaftskammer.
Interessenvertretungen wie Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung oder Aktienforum sprechen sich insbesondere für eine bessere Finanzbildung in den Schulen aus. Wirtschafts- und Finanzbildung sollte so rasch wie möglich in den Lehrplan aller Schultypen integriert werden, fordert Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Strategie, um die Finanzbildung zu verbessern, soll nächste Woche im Ministerrat beschlossen werden.
Ablehnung kommt von der Aktion Kritischer Schüler_innen (AKS). „Neoliberale Wirtschaftspolitik“ solle dadurch unterschwellig und alternativlos legitimiert werden. „Schulen sind keine Banken“, betont AKS-Bundesvorsitzende Flora Prantl in einer Aussendung. „Im alltäglichen Leben nützliche Dinge zu erlernen, beispielsweise wie ein Mietvertrag zustande kommt, ist wichtig. Aber ohne neoliberalen Unterton. Es braucht stattdessen praxisorientierte politische Bildung, die sich auch kritisch mit bestehenden wirtschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/9698014151100493928
„Scientists For Future“ – Covid-Effekt auf CO2-Ausstoß schon verpufft – Nutzung fossiler Ressourcen weiterhin gefördert – Flüge und Autofahrten reduzieren – Science-APA, 24.9.2021
Der Bremseffekt, den die Coronakrise auf den CO2-Ausstoß hatte, ist bereits vollständig verpufft. Gingen die Emissionen in Österreich im Jahr 2020 um geschätzte acht Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 zurück, gibt es heuer wieder ein Plus von neun Prozent gegenüber 2020, so neue Berechnungen des Klimawissenschafters Gottfried Kirchengast. Seitens der Politik wurden erneut keine strukturellen Weichen gestellt, um eine Reduktion anzustoßen, hieß es am Freitag.
In das in Abstimmung befindliche Klimaschutzrahmengesetz bis zum Jahr 2030 setzt der Wissenschafter vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz Hoffnungen. Es scheine aber so, dass dieses momentan politisch „hin und her geschoben“ werde. „Hier ist die ganze Regierung gefordert, dieses Klimakabinett zu bilden“, sagte Kirchengast bei einem Pressegespräch der Initiative „Scientists For Future“ anlässlich des heutigen Klimastreiks. Die Versäumnisse ortet der Forscher vor allem im Bundeskanzleramt, dem Finanzministerium sowie auch im durchaus „sehr fleißigen“ Klimaschutzministerium. Es scheine, als sei auch die türkis-grüne Regierung in einer Art „Dysfunktion in der Führungsebene des Landes“ gefangen. Hier fehle „Leadership“ im „besorgniserregenden“ Ausmaß, betonte Kirchengast.
*** Nutzung fossiler Ressourcen weiterhin gefördert ***
Dass der „Coronajahr-Einmalausreißer“ sich nicht wiederholen wird, liege daran, dass immer noch die Nutzung fossiler Ressourcen vor allem in der Mobilität oder der Industrieproduktion „strukturell durch staatliche Investitionen der Republik“ gefördert wird. „Hier möchte ich wirklich ganz harte Kritik üben“, sagte Kirchengast: „Da kann man nicht die Konsumentinnen und Konsumenten um bessere Lebensstile ersuchen. Für diese Rahmensetzungen ist einfach unsere Regierung in die Verantwortung zu nehmen.“ Um das aufzuzeigen, leiste die „Fridays for Future“-Bewegung einen großen „Dienst an der Gesellschaft“.
Es brauche die ökologische und soziale Steuerreform dringend, so auch die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Im Zentrum davon müsse ein Preis von mindestens 100 Euro pro Tonne CO2 ab dem Jahr 2022 stehen. Das sei das Mindeste, was man sich von einem Klimaschutzgesetz erwarten könne. Eine größere Veränderung „geht nicht nur über Lebensstiländerungen“, sagte Winiwarter.
So müssten öffentliche Subventionen in das „fossile System“ zurückgefahren, neue Verkehrskonzepte wirklich auf den Weg gebracht und die Kreislaufwirtschaft forciert werden, betonte Kirchengast. Neben dem CO2-Preis ab kommendem Jahr brauche es ein Auslaufen der Zulassungen für fossilbetriebene Fahrzeuge ab 2030 bzw. sollten ab 2024 keine öffentlichen Förderungen mehr an Unternehmen vergeben werden, die „nicht nach Carbonmanagement-Standards aufgestellt ist“.
*** Flüge und Autofahrten reduzieren ***
Aufseiten der Verbraucher könne man dem CO2-Sparen auch selbst auf die Sprünge helfen – etwa mit dem Einstellen der Vielfliegerei oder dem exzessiven Autofahren. So schaffe man als Gesellschaft zumindest einmal eine Reduktion von zehn oder 20 Prozent, zeigten sich die Forscher überzeugt.
Daran, dass der Mensch Verursacher von klimatischen Verwerfungen ist, gebe es heutzutage wissenschaftlich nichts mehr zu rütteln“, sagte Winiwarter: „Der Zweifel ist keine wissenschaftlich haltbare Position mehr.“ Es gebe harte Daten, dass sich sogar die Tiefsee aufheizt. So weit in die Tiefe müsse man aber bei weitem nicht blicken: Hierzulande ließen sich die Veränderungen an den wärmer werdenden Nächten spürbar ablesen. Das „treibt mich auf die Straße“, sagte die Umwelthistorikerin.
Klar sei auch, dass der Klimawandel in Österreich stark durchschlage. Die Temperaturerhöhungen fielen hierzulande bis zu doppelt so hoch aus, wie im weltweiten Mittel, so Daniel Huppmann vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Die Geschwindigkeit der Veränderung sei so schnell wie noch nie, so der Mitautor des „IPCC-Sonderberichts 1,5 Grad Celsius“.
Vom Erreichen dieses Ziels der Begrenzung der Temperaturzunahme auf 1,5 oder zwei Grad Celsius sei die Weltgemeinschaft leider weit weg, legte die langjährige Leiterin des Sekretariats des Weltklimarats (IPCC), Renate Christ, dar. Selbst wenn Staaten ihren eigenen Verpflichtungen aus Klimaabkommen zum Senken des CO2-Ausstoßes nachkämen, lande man eher bei einem Plus von knapp unter oder über drei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts. Man müsse festhalten: „Alle Zahlen zeigen nach oben.“ Österreich habe in den vergangenen Jahrzehnten sehr zögerlich agiert und müsse jetzt ganz klare Maßnahmen setzen. Letztlich habe aber auch die Wissenschaft „die Pflicht, vorauszugehen“, sagte die Vernetzungsbeauftragte der „Scientists for Future“ an der Uni Salzburg, Lara Leik.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3285027543627337510
SIEHE DAZU:
=> Scientists4Future – Homepage
QUELLE: https://at.scientists4future.org/