Kronengift – Die Coronapandemie im Blick KW 32

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SONDERTHEMEN 

  • SONDERTHEMA – HIV
  • Zahl der HIV-Neuinfektionen gesunken
    SONDERTHEMA – MARBURG-VIRUS
  • Erster Infektionsfall mit Marburg-Virus in Westafrika bestätigt
    SONDERTHEMA – CANNABIS
  • US-Studie vermutet einen Zusammenhang: Cannabiskonsum und Suizidalität von jungen Erwachsenen haben zugenommen – Medizinscher Gebrauch: Legalisierung des Cannabiskonsums in 36 US-Bundesstaaten – Privater Verbrauch: Legalisierung in 16 US-Bundesstaaten – Von 2008 bis 2019 Verdoppelung des nicht-täglichen und Verdreifachung des täglichen Cannabisverbrauchs – Zunahme der Depressionsfälle um ein Drittel, der der Suizidfälle um zwei Fünftel – Zahl der Depressionen und Suizide höher bei täglichem als bei nicht-täglichem Cannabiskonsum – Zusammenhang möglich, aber andere Faktoren könnten auch ursächlich sein
  • Studie legt nahe: Cannabis im Jugendalter beeinflusst Hirnentwicklung negativ
    SONDERTHEMA – SEUCHENGEFAHR
  • Deutsches Bundesamt sieht geringe Seuchengefahr in Flutgebieten

ÜBERSICHT – VON TAG ZU TAG

  • VIROLOGIE
  • Britische Experten: Impfstoff-resistente Varianten laut Experten unausweichlich – Impfstoffe haben Pandemie nicht gelöst
    EPIDEMIOLOGIE
  • Studie: Coronavirus im Abwasser früh nachweisbar – Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem geeignet
    MEDIZIN
  • SARS-CoV-2: Genesene benötigen vermutlich 2. Impfdosis zum Schutz vor Varianten
  • BioNTech plädiert für Auffrischung mit aktuellem Impfstoff – Unklare Varianten-Entwicklung legt Aufschub einer Impfstoff-Anpassung nahe
  • US-Studie: Senioren weiter gut vor COVID-19 geschützt, Genesene benötigen Auffrischung – Vergleich von Biontech, Moderna, Janssen
  • Hohe Viruslast bei Delta möglich: Sind infizierte Geimpfte hochansteckend? – Geimpfte ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen: Studien weisen auf hohe Viruslast im Rachen neu infizierter Geimpfter hin, doch müssen sie deshalb nicht zu Spreadern werden – Impfdurchbrüche keine Überraschung – Impfungen bei Älteren weniger effektiv
  • CoV-Nasenvakzine als Übertragungsreduktions-Option und Boost – 90-prozentige Reduktion von Infektionen – Vektor-Impfstoff im Test – „Riesiger Markt“ vorhanden“
  • Studie: Schnelltests zeigen Schwächen bei niedriger Viruslast – Zuverlässigkeit nimmt mit sinkender Viruslast rasch ab
  • SARS-CoV-2: Subkutaner Antikörpercocktail verhindert Übertragung im Haushalt
  • SARS-CoV-2: Durchbruch­infektionen mit Delta-Variante haben in den ersten Tagen hohe Viruslast
  • Corona-Impfung – Durchbrüche sehr selten, Delta mindert Schutz etwas – 376 Fälle bis 23. Juli – Keine Abnahme der Effektivität – Geschwächtes Immunsystem häufigster Grund – Bedeutung der Antikörperkonzentration ungewiss
  • Cochrane: Remdesivir ohne Wirkung auf Sterblichkeit oder Krankheitsverlauf hospitalisierter COVID-19-Patienten
  • COVID-19: CPAP-Beatmung kann häufig eine Intubation vermeiden – Auch HFNO bleibt hinter der CPAP-Beatmung ergebnismäßig zurück
  • Hospitalisierte deutlich häufiger von Long-Covid betroffen
  • Teenager erholen sich rasch von einer Myokarditis nach Impfung oder COVID-19
  • Coronaimpfung: Myokarditis bei jüngeren und Perikarditis bei älteren Menschen häufiger
  • Anatomiestudie beschreibt korrekte Durchführung von Coronaabstrichen
    PSYCHOLOGIE
  • COVID-19: Depressionen und Angststörungen haben bei Jugendlichen deutlich zugenommen
  • Jeder zweite Deutsche litt beim ersten Coronalockdown unter Einsamkeit
  • WISSENSCHAFT – ÖSTERREICH
  • Forschungsdatenbank als „Datenschutzkatastrophe“ – Kritik an mangelnder Anonymisierung – Statistik Austria als einzige Kontrollinstanz – Kritik auch von Datenschutzbehörde
    FORSCHUNG
  • Wiener Forscher fanden mögliche Achillesferse des Coronavirus
  • Benützte Masken haben Diagnosepotenzial – Als mögliche Alternative zu unangenehmen Nasenabstrichen
  • WISSENSCHAFT – FORSCHUNG
  • Forschungsdaten: Breite Zustimmung aus der Wissenschaft – Statistik Austria will Identitätsdaten anonymisieren – Datenschutzbehörde fordert weitere Garantien für personenbezogene Daten – Mehr Geld gefordert
    RECHTSKOMMENTAR
  • Rebecca Oberdorfer: Impfen: Wo die Eigenverantwortung endet – Muss jeder mit den Konsequenzen seines eigenen Handelns leben, wie es jetzt heißt? In Pandemiezeiten? Der Staat entzieht sich damit aus seiner Verantwortung – der Verantwortung, über eine Impfpflicht zu diskutieren
    INTERNATIONAL
  • Weltweit bereits mehr als 200 Millionen bestätigte Infektionen mit SARS-CoV-2 – Anstieg zuletzt um 100 Mio seit 26.1.2021 – Mit 4,25 Mio Versotrbenen gut doppelt so viele Tote seit Ende Januar – Bislang 4 Mrd Impfddosen weltweit verabreicht – Zuletzt weltweit täglich mehr als eine halbe Million Neuinfektionen: USA, Indien und Brasilien führen Liste der Länder mit den meisten Neuinfektionen an
  • Auffrischimpfungen: WHO verlangt Moratorium, Ärzte weisen auf ärztliche Fürsorge hin
  • WHO und Experten: Lambda-Variante breitet sich derzeit nicht stark aus – Relativierung: japanische Studie sei überinterpretiert worden – Neue US-Studie weist auf Schutzwirkung der Impfungen mit den üblichen Impfstoffen hin
    USA
  • Coronaimpfung laut US-Immunologe Fauci im Kampf gegen Varianten wichtig – Maskenpflicht in Schulen angesichts atark gestiegener täglkicher Neuinfektionen sinnvoll – Soziale Pflicht des Einzelnen zur Prävention
  • Sorgen wegen rasend schneller Verbreitung der Delta-Variante
  • Texas bittet Krankenhäuser um Aufschub von Elektiveingriffen
  • US-Militär führt Coronaimpfpflicht für Soldaten ein
  • USA wollen Impfung zur Voraussetzung für Einreise machen, zugleich sollen aktuelle Einreisebeschränkungen für Europäer und andere Staaten aufgehoben werden – Zulässige Impffabrikate noch ungeklärt – Stockende US-Impfkampagne – Impfstatus USA: Hälfte der Bevölkerung ist vollständig, 58 Prozent mindestens erstgeimpft
  • Facebook: Russische Fake-News-Kampagne gegen Coronaimpfungen gestoppt
  • USA: Coronaimpfung: USA versprechen Mexiko Millionen weitere Dosen
    CHILE
  • Sinovac baut Impfstofffabrik in Chile – Erste Wiederaufnahme der Impfstoffproduktion seit 1867 – Impfstatus Chile dank u.a. Sinuvac: vier Fünftel der Bevölkerung bereits komplett geimpft
    NEPAL
  • Coronazweitimpfungen für Senioren in Nepal nach Verzögerungen angelaufen
    ISRAEL
  • Israel weitet Quarantäneauflagen für Reiserückkehrer aus – Anstieg der Schwererkrankten
  • Israel registriert mehr als 6.000 NeuInfektionen an einem Tag mit SARS-CoV-2 – Auch Kinder ausweispflichtig – Weitere Verschärfungen geplant
  • Israelische Studie: Nach dritter Coronaimpfung ähnliche Reaktion
  • Mehr Präsenzunterricht ermöglichen: Israel startet Projekt mit Antikörpertests für Kinder – 11 Prozent aller jüngst Infizierten: Gruppe der bis Neunjährigen mit im Altersvergleich höchstem Anteil registrierter Neuinfektionen
    RUSSLAND
  • Tote auf russischer Coronastation nach Panne in Sauerstoffsystem
    GROSSBRITANNIEN
  • Drei Viertel der erwachsenen Briten vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft
  • Coronaentwicklung in Großbritannien macht Virologe Hoffnung – Einführen eines „Freiheitstages“ als gesellschaftliche Gesamtentscheidung
  • Coronafälle in Großbritannien steigen wieder – Erstmals wieder über 30.000 Neuinfektionen – Künftiger Trend noch nicht absehbar
  • Großbritannien lässt Coronaimpfung für 16- bis 17-Jährige zu – Seit „Day of freedom“ fallen die Inzidenzen – Imfpstatus GB: Neun Zehntel der Briten sind zumindest erstgeimpft, zwei Drittel sogar komplett
    ITALIEN
  • „Grüner Pass“ gegen Corona: Mehr Nachweise in Italien nötig – Pass nötig für Besuch von Restaurants, Museum, Schwimmbad, Therme, Fitnessstudios und Veranstaltungen im Freien – Ab September benötigen Lehrer, Studenten und Uni-Dozenten den Pass – Sanktionen bei Verstoß für Restaurantbesitzer – Ausnahmen: Hotels und öffentliche Verkehrsmittel – EU-Impfzertifikat für Urlauber
    FRANKREICH – NIEDERLANDE
  • Süden Frankreichs ist Coronahochrisikogebiet – Frankreich in vierter Pandemiewell gefangen – Niederlande nach strikten Maßnahmen mit sinkenden Neuinfektionen
    FRANKREICH
  • Macron: Gesundheitslage in Frankreich ist mehr als schwierig – Niedrige Impfquote, hohe Zahl an Neuinfektionen, schwere Verläufe „expodieren“: Dramatische Lage in den Überseegebieten Guadeloupe und Martinique – Südfrankreich im Würgegriff des Virus: Notfallpläne für Spitäler aktiviert
  • Für Nachweis als Genesene: Junge Franzosen wollen gezielte Ansteckung
  • Trotz Massenprotesten: Frankreichs Verfassungshüter billigen verschärfte Coronarestriktionen – Gesundheitspass aös „ausgewogene“ Kompromisslösung zwischen bürgerlichen Freiheiten im öffentlichen Raum und Gesundheitsschutz – Gesundheitspass gültig ab Montag, 9. August
  • Für Risikogruppen: Auffrischimpfung gegen Corona in Frankreich geplant
    DEUTSCHLAND
  • Corona-Impfungen kommen weiter nur leicht voran
  • RKI: Gewisse Unsicherheit bei Interpretation der Impfquoten – Hinweis auf unterschätzte Impfquote: Befragungsdaten günstiger als Meldedaten
  • Ruf nach Nachbesserung bei Coronaindikatoren, Debatte um Impfpflicht durch die Hintertür – Erneuter Impfappell – Debatte über Impfpflicht durch die Hintertür – Kritik von Linken und Arbeitgebern – Bundestag will über Verlängerung der epidemische Lage entscheiden
  • Coronainzidenz steigt früher und schneller als im Sommer 2020 – RKI: Hohe Gefährdung nur einmal oder gar nicht Geimpfter – Hospitalpflichtige Erkrankungen auch im jüneren Alter – Infektions-Zunahme bei der Altersgruppe der bis 49-jährigen – Großteil der Covid-19-Fälle betrifft Ungeimpfte – Impfeffektivität laut RKI für 18-59-jährige 88, für die der ab 60-jährigen 87 Prozent
  • Positivrate bei Corona-PCR-Tests angestiegen
  • Corona – Ein Viertel stationär behandelter Erkrankter erneut im Spital
  • Coronatests nur noch bis 10. Oktober kostenfrei, Pandemielage soll verlängert werden
  • Mehr als eine Million Kinder ab zwölf Jahren gegen Corona geimpft
  • RKI-Berechnung: Impfkampagne hat mehr als 38.000 Todesfälle verhindert
  • STIKO-Chef und Laborärzte bei Auffrischimpfungen gegen SARS-CoV-2 zurückhaltend
  • STIKO-Mitglied: Entscheidung über Schwangerenimpfung bis Ende August
  • STIKO-Chef: Aktionismus in Impfdebatte nicht hilfreich
  • Kultusminister wollen Präsenzbetrieb an Schulen und Hochschulen
  • Brandenburg plant Modellprojekt für Lollitests auf Corona an Schulen
  • Bund zahlte bisher mehr als drei Milliarden Euro für Gratistests
  • Deutsche Bundesländer geben rund 2,7 Millionen Impfdosen an Bund zurück
  • Deutschland gibt erste Dosen von Coronaimpfstoff an fünf Länder ab
  • Deutschland gibt erste Impfdosen an Covax für andere Länder mit akutem Bedarf ab – Zunächst 1,3 Mio Impdosen Astrazeneca an Covax gespendet – Vewrzicht auf Impfdosen-Lieferungen zu Gunsten anderer EU-Länder – Zweck laut Gesundheitsminister ist das deutsche Eigeninteresse an weltweit voranschreitenden Impfungen
  • Rund 53.000 Impfdosen in Bayerns Impfzentren weggeworfen – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
    Rund 53.000 ungenutzte Impfdosen sind in Bayerns Impfzentren bislang entsorgt worden, mehr als die Hälfte davon im Juli
  • Deutsche Staatsanwaltschaften ermitteln bundesweit in mindestens 50 Fällen wegen Betrugsverdacht im Zusammenhang mit Corona-Schnelltests
  • Biontech mit deutlichem Gewinn- und Umsatzsprung
  • Von Gastarbeiter-Kindern zu Milliardären: Biontech-Chef Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci gehören zu den 10 reichsten Deutschen
    ÖSTERREICH
  • Dritte Corona-Impfung könnte nicht für alle Gesunden notwendig sein – Beginn bei Bewohner*innen von Alten- und Pflegeheimen woei bei Hochrisikogruppen – Nationales Impfgremium (NIG) gibt Zeitfenster vor
  • Wien: Hunderte ließen sich beim Shoppen impfen – Lugner City: Impfen ohne Termin und Anmeldung – Höhere Anzahl an Geimpften in der Lugner City als am Rathausplatz: Lugner dankt mit T-Shirts
  • Frauen wichtiger Hebel für höhere Corona-Impfquoten – Über Frauen auch Auch Kinder erreichbar – Potenzial bei grundsätzlich Impfbereiten – Höhere Betroffenheit als Grund – Impfen so einfach wie möglich machen
  • 2G-Regel soll Impfbereitschaft für Festival-Fans steigern – Präventionskonzept übertrifft gesetzliche Vorgaben – Forderung nach „Ende der Vogel-Strauß-Politik“: Regierung hat sich zum Konzept bislang nicht geäußert – Der Jugend eine Chance geben: Schneeberger will „klare Rahmenbedingungen“
  • Vorraussage schwierig: Virologe Krammer sieht Fragezeichen bei Blick auf Herbst – Erst rauf, dann runter: Großbritannien und Niederlande mit erstaunlichem Verlauf – Plateau in Spanien und Frankreich vermutlich erreicht – „Ein bisschen Alarmismus“ rund um Delta-Variante – Zukunft mit saisonalem Coronavirus: saisonales Virus wird zum handhaben sein – Ungeimpfte werden sich in kommenden Jahren infizieren
  • Mischimpfung verstärkt laut Tiroler Impfstudie Immunantwort – Daten unterstützen Forderung der Ärztekammer nach heterologem Impfschema
  • Corona-Zweitimpfung bei Genesenen nicht notwendig – Bereits über 200 Millionen Menschen haben Infektion hinter sich – Genesene weisen nach Impfung höheren Antikörper-Spiegel auf – Nach Zweitimpfung weisen Nicht-Erkrankte höhere Reaktion auf
  • Wiener Studie zur korrekten Durchführung von Test-Abstrichen
  • AGES hat neues Institut für Epidemiebekämpfung – Vier Abteilungen gegen gefährliche Krankheitsausbrüche – Expertise soll in Österreich bleiben – Viele gesundheitsrelevante Bereiche unter einem Dach – Covid-19 Proben mit Ressourcen der Tierärzt

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CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK

siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links

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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)


Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 12. August 2021, 23:59 Uhr,  60,14% (59,12%) erstgeimpft und 55,15% (52,47%) zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 2,7 (2,2) Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
Weitere Informationen zu Impfdosenlieferungengeimpfte Personen nach Wohnort (Erst-Impfungen, Zweit-Impfungen), Impfungen je Tag im Zeitverlauf (absolut und kumuliert), Durchimpfungsrate je Altersklasse und Geschlecht.
Der Bezug zu „impfbaren Bevölkerung“ wird nicht mehr angeführt!
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/

Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 12. August 2021, 8:00 Uhr wie folgt zusammen:

  • Mind. erstgeimpft: 52.240.943 (62,8%) – Vorwoche: 51.524.326 (62,0%)
  • Vollständig geimpft: 46.653.588 (56,1%) – Vorwoche: 44.093.088 (53,0%)

Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links

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SONDERTHEMA – HIV

SONDERTHEMA – HIV: Zahl der HIV-Neuinfektionen gesunken – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Die Zahl der Neudiagnosen mit HIV in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Für 2020 seien 2.454 neue HIV-Fälle gemeldet worden – ein Rückgang um 21 Prozent gegenüber dem Jahr 2019, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) heute in Berlin mit. Für das Jahr 2019 waren 3.111 Neuin­fektionen gemeldet worden.
Ursache könnte die Coronapandemie sein. Nach RKI-Angaben zählt zu den durch die Coronapandemie ausgelösten Faktoren ein Rückgang der Sexualpartner, insbesondere im ersten Lockdown im April und Mai vergangenen Jahres. Es habe aber auch einen Rückgang bei HIV-Tests gegeben, insbesondere bei symptomlosen Männern und Frauen.
Außerdem habe sich die Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch mit anderen Ländern ver­ringert, was zu einem Rückgang von durch Migration und Tourismus importierten HIV-Infektionen ge­führt habe.
Neben der Coronapandemie sieht das RKI als weiteren möglichen Grund für den Rückgang den Einsatz von HIV-PrEP, die seit September 2019 von der Krankenkasse verschrieben werden kann. So sei der Rückgang der HIV-Neudiagnosen vor allem in Berlin besonders ausgeprägt – dort sei der PrEP-Gebrauch auch am weitesten verbreitet.
Das RKI fürchtet allerdings, dass der Rückgang von HIV-Testungen zu einer steigenden Zahl noch nicht diagnostizierter HIV-Infektionen geführt haben könnte. Bei einer Zunahme der sexuellen Aktivität nach Abflauen der Coronapandemie könne dies zu einem stärkeren Wiederanstieg von HIV-Neuinfektionen führen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126181/Zahl-der-HIV-Neuinfektionen-gesunken

SONDERTHEMA – MARBURG-VIRUS: Erster Infektionsfall mit Marburg-Virus in Westafrika bestätigt – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
In Westafrika ist erstmals ein Fall des hochgefährlichen Marburg-Virus nachgewiesen worden. Die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Afrika, Matshidiso Moeti, erklärte gestern, der Fall sei in Guinea entdeckt worden – weniger als zwei Monate, nachdem in dem Land ein Ebolaaus­bruch für beendet erklärt worden sei.
Das Marburg-Virus, das ein hämorrhagisches Fieber auslösen kann, stammt aus derselben Erregerfamilie wie das Ebolavirus. Das Marburg-Virus habe das Potenzial, sich „weit zu verbreiten“, sagte Moeti. Es müsse deshalb rasch gestoppt werden. Laut WHO ist die Gefahr einer Epidemie in dem Land und der Region „hoch“, weltweit jedoch „gering“.
Die WHO arbeitet laut Moeti mit den nationalen Gesundheitsbehörden an geeigneten Maßnahmen, um das Virus einzudämmen. Dabei baue sie auf „Guineas Erfahrung und Expertise im Umgang mit Ebola, das auf ähnliche Weise übertragen wird“, sagte Moeti weiter. Die Regierung Guineas bestätigte den Fall. Moeti lobte die „Wachsamkeit und die schnellen Ermittlun­gen“ der Gesundheitsbehörden.
Nachgewiesen wurde das Virus den WHO-Angaben zufolge bei einem am 2. August gestorbenen Patien­ten in einem Dorf in der Präfektur Guéckédou im Süden von Guinea. In dieser Präfektur fand auch der jüngste Ausbruch des Ebolavirus statt.
Der Mann war laut WHO in einem örtlichen Krankenhaus behandelt worden. Nachdem sich seine Symp­tome verschlimmert hatten, wurde ein medizinisches Untersuchungsteam in die Klinik entsandt. Gut eine Woche nach Auftreten der ersten Symptome verstarb der Mann. Nach seinem Tod entnommene Proben seien zunächst negativ auf Ebola, dann aber positiv auf das Marburg-Virus getestet worden.
Ein Team aus zehn WHO-Experten ist bereits vor Ort um die nationalen Gesundheitsbehörden bei Not­fall­maßnahmen zu unterstützen sowie weitere Tests in der Bevölkerung vorzunehmen.
Drei Angehörige des Toten sowie ein Mitglied des medizinischen Personals wurden laut WHO als Hoch­risikofälle identifiziert und ihr Gesundheitszustand wird überwacht. Außerdem würden weitere Kontakt­personen des Manns ermittelt, und untersucht, wo sich der Mann angesteckt haben könnte.
Die Regierung von Guinea sprach von 155 Kontaktpersonen, die täglich überwacht würden. Seit Beginn der Untersuchungen am 4. August habe es keine Verdachtsfälle auf das Marburg-Virus mehr gegeben.
Auch die grenzüberschreitende Überwachung wird laut WHO intensiviert, damit mögliche weitere Fälle rasch erkannt werden könnten. Die Nachbarstaaten Guineas seien in Alarmbereitschaft versetzt worden.
Das Marburg-Virus wird laut WHO durch Flughunde auf den Menschen übertragen. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung erfolgt unter anderem durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten eines Infi­zier­ten, aber auch über Oberflächen. Zu den Symptomen des Marburg-Fiebers gehören hohes Fieber und starke Kopfschmerzen. Die Sterblichkeit liegt laut WHO bei bis zu 88 Prozent.
Zugelassene Impfstoffe gegen das Marburg-Virus existieren bislang nicht. Im vergangenen Jahr war es in Guinea zu einem Ebolaausbruch gekommen, den die WHO Mitte Juni für beendet erklärte. Im Zusammen­hang mit dem Ebolaausbruch starben in Guinea zwölf Menschen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126258/Erster-Infektionsfall-mit-Marburg-Virus-in-Westafrika-bestaetigt

SONDERTHEMA – CANNABIS: US-Studie vermutet einen Zusammenhang: Cannabiskonsum und Suizidalität von jungen Erwachsenen haben zugenommen – Medizinscher Gebrauch: Legalisierung des Cannabiskonsums in 36 US-Bundesstaaten – Privater Verbrauch: Legalisierung in 16 US-Bundesstaaten – Von 2008 bis 2019 Verdoppelung des nicht-täglichen und Verdreifachung des täglichen Cannabisverbrauchs – Zunahme der Depressionsfälle um ein Drittel, der der Suizidfälle um zwei Fünftel – Zahl der Depressionen und Suizide höher bei täglichem als bei nicht-täglichem Cannabiskonsum – Zusammenhang möglich, aber andere Faktoren könnten auch ursächlich sein – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
In den USA ist es in den letzten Jahren parallel zur Zunahme des Cannabiskonsums zu einem Anstieg von depressiven Störungen und einer vermehrten Suizidalität von jungen Erwachsenen gekommen.
Eine Studie des National Institute on Drug Abuse vermutet in JAMA Network Open (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.13025) einen Zusammenhang.
In den letzten Jahren haben immer mehr US-Bundesstaaten den Konsum von Cannabis legalisiert. Ein Konsum aus medizinischen Gründen ist derzeit in 36 Staaten freigegeben, in 16 Staaten dürfen Erwachsene sich auch privat mit der Droge berauschen. Im District of Columbia ist beides erlaubt.
Infolgedessen hat sich die Zahl der Erwachsenen in den Vereinigten Staaten, die Cannabis konsumieren, von 22,6 Millionen im Jahr 2008 auf 45,0 Millionen im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Die Zahl der täglichen oder fast täglichen Konsumenten hat sich von 3,6 Millionen auf 9,8 Millionen im Jahr 2019 sogar fast verdreifacht.
Gleichzeitig ist es in den USA zu einer Zunahme von depressiven Störungen in der Bevölkerung gekommen. Die Zahl der Erwachsenen, die im vergangenen Jahr eine Episode einer Majordepression (MDE) hatten, ist von 14,5 Millionen auf 19,4 Millionen angestiegen. Die Zahl der Erwachsenen mit Suizidgedanken nahm von 8,3 Millionen auf 12,0 Millionen zu. Die Suizidtodesfälle erhöhten sich von 35.045 auf 45.861 pro Jahr.
Das National Institute on Drug Abuse vermutet, dass es zwischen beiden Trends einen Zusammenhang gibt. Die Leiterin der Behörde Nora Volkow hat hierzu die Daten der „National Surveys on Drug Use and Health“ (NSDUH) auswerten lassen, die jedes Jahr eine Stichprobe von US-Amerikanern im Alter von 18 bis 34 Jahren nach ihrem Substanzkonsum und ihrem Gesundheitszustand befragen lässt.
Von den Menschen ohne eine schwere depressive Episode äußerten etwa 3 % der Personen, die kein Cannabis konsumierten, Suizidgedanken. Bei einem nicht-täglichen Cannabiskonsum stieg der Anteil auf 7 % und bei einem täglichen Cannabiskonsum auf 9 % an. Unter den Personen mit einer Cannabiskonsumstörung („cannabis use disorder“, CUD) wurden sogar 14 % von Selbstmordgedanken geplagt.
Die psychiatrischen Manuale DSM-5 und ICD-10 betrachten die CUD als eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Definiert ist sie als fortgesetzter regelmäßiger Konsum trotz negativer Konsequenzen für das Privat- oder Arbeitsleben (etwa Trennung oder Arbeitsplatzverlust).
Unter den Menschen mit MDE hatten 35 % der Personen, die kein Cannabis konsumierten, Suizidgedanken. Bei einem nichttäglichen Cannabiskonsum stieg der Anteil auf 44 % und bei einem täglichen Konsum auf 53 %. Von den Personen mit MDE und CUD gaben 50 % Suizidabsichten an.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Suizidalität bei Frauen, die Cannabis konsumierten, höher ist als bei Männern. So gaben Frauen mit CUD, aber ohne MDE zu 13,9 % an, dass sie Suizidgedanken hätten. Bei den Männern waren es nur 9,9 %.
Wenn zusätzlich eine MDE vorlag, stieg der Anteil bei den Frauen auf 23,7 % und bei den Männern auf 15,6 %. Frauen und Männer ohne MDE und mit einem Cannabiskonsum unterhalb der CUD-Schwelle waren zu 3,5 % bis 3,0 % suizidgefährdet.
Der höhere Anteil der Suizidabsichten bei den Cannabiskonsumenten legt nahe, dass der Anstieg des Marihuanakonsums zumindest teilweise für den Anstieg der Suizidalität in den USA verantwortlich ist. Beweisen lässt sich dies in einer Querschnittstudie allerdings nicht.
Möglich bleibt eine reverse Kausalität, bei der eine depressive Störung die jüngeren Menschen zu einem vermehrten Cannabiskonsum veranlasst. Tatsache ist allerdings, dass beides, Majordepression und ein „cannabis use disorder“ Störungen sind, die behandelt werden können und es nach Ansicht der Autoren auch sollten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124985/US-Studie-Cannabiskonsum-und-Suizidalitaet-von-jungen-Erwachsenen-haben-zugenommen?rt=e260337935cc1f5277df6c1add14371c

SONDERTHEMA – CANNABIS: Studie legt nahe: Cannabis im Jugendalter beeinflusst Hirnentwicklung negativ – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Ein früher Konsum von Cannabis im Jugendalter hinterlässt möglicherweise Spuren im Gehirn, die sich in der Magnetresonanztomografie (MRT) in einer verminderten Entwicklung bestimmter Cortexareale mit einer hohen Dichte von Rezeptoren für endogene Cannabinoide zeigen.
Die Veränderungen könnten laut der Publikation in JAMA Psychiatry (2021; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2021.1258 ) das Verhalten der Teenager beeinflusst haben.
Das IMAGEN-Projekt begleitet eine Gruppe von Jugendlichen und ihre Eltern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Irland seit ihrem 14. Lebensjahr. Bei 799 Teilnehmern waren im Alter von 14 und 19 Jahren 2 MRT-Aufnahmen des Gehirns angefertigt worden. Matthew Albaugh vom Larner College of Medicine in Burlington und Mitarbeiter im US-Staat Vermont haben die Aufnahmen verglichen und die Unterschiede mit dem Cannabiskonsum der Jugendlichen in Verbindung gesetzt.
Ergebnis: Bei Jugendlichen, die zwischen den beiden Untersuchungen Cannabis konsumiert hatten, war der Cortex in der 2. Aufnahme an mehreren Regionen dünner als bei Jugendlichen, die kein Cannabis konsumiert hatten. Albaugh führt dies auf den Cannabiskonsum zurück, da es bei der ersten Aufnahme noch keine Unterschiede gegeben hat.
Besonders ausgeprägt waren die Veränderungen im linken und rechten präfrontalen Cortex. Hier war der Rückgang der Cortexdicke umso stärker, je häufiger die Jugendlichen Cannabis konsumiert hatten. Diese Dosisabhängigkeit ist in Studien immer ein Hinweis auf eine Kausalität.
Für einen Zusammenhang spricht auch, dass die Veränderungen in Hirnregionen auftreten, in der in anderen Studien mit der Positronenemissions-Tomographie eine erhöhte Dichte von Rezeptoren für körpereigene Cannabinoide gefunden wurde. Dies macht den Zusammenhang für Albaugh auch biologisch plausibel.
Ob der Rückgang der Cortexdicke Folgen für die Konsumenten hat, lässt sich aufgrund der MRT-Aufnahmen allein nicht beurteilen. Hierzu sind neuropsychiatrische Tests notwendig. Die Forscher haben die Teilnehmer einen Test zur Impulskontrolle („Barratt Impulsiveness Scale“) absolvieren lassen.
Eine gestörte Impulskontrolle ist eine mögliche Folge von Störungen im präfrontalen Cortex. Dort befinden sich die Zentren für exekutive Funktionen (Problemlösungen) und die Impulskontrolle. Tatsächlich ließ sich auch hier ein Zusammenhang erkennen. Ein dünnerer rechter präfrontaler Cortex war mit schlechteren Ergebnissen in der „Barratt Impulsiveness Scale“ verbunden.
Ähnliche Veränderungen wurden laut Albaugh in tierexperimentellen Studien beobachtet, wo sich durch eine Cannabisexposition Störungen in der Hirnfunktion und im Sozialverhalten und in der Motivation auslösen lassen. Viele Psychologen, die Cannabiskonsumenten behandeln, dürfte dies an das amotivationale Syndrom erinnern, das als mögliche Folge eines hohen Cannabiskonsums im Jugendalter diskutiert wird.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124840/Studie-Cannabis-im-Jugendalter-beeinflusst-Hirnentwicklung

SONDERTHEMA – SEUCHENGEFAHR: Deutsches Bundesamt sieht geringe Seuchengefahr in Flutgebieten – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sieht die Gefahr von Seu­chenausbrüchen in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen als „gering“ an.
„Einerseits wird die Gesundheitsversorgung von Tag zu Tag verbessert, andererseits sind die zuständigen Behörden problembewusst und informieren die Bevölkerung entsprechend“, teilte eine BBK-Sprecherin den Zeitungen der Funke Mediengruppe mit.
Auch die Beachtung von Hygiene- und Verhaltensregeln im Zusammenhang mit der Coronapandemie sei „ein wirksames Instrument der Seuchenprävention“ und sollte „Massenanfälle von Erkrankten“ vermeiden.
Laut Bundesamt ist in den Flutkatastrophengebieten gut drei Wochen nach dem verheerenden Hoch­wasser mit mehr als 140 Toten allein in Rheinland-Pfalz „eine stabile sanitäts- beziehungsweise ret­tungs­dienst­liche sowie medizinische Grundversorgung“ wie etwa mobile Arztpraxen oder proviso­rische Rettungswa­chen und Apotheken aufgebaut.
„Das Aufräumen führt auch dazu, dass gesundheitliche Gefahren drastisch reduziert werden, zum Beispiel Verletzungsgefahren durch Schutt“, sagte eine BBK-Sprecherin.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126218/Bundesamt-sieht-geringe-Seuchengefahr-in-Flutgebieten

ÜBERSICHT

11.8.2021, Mittwoch

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Genesene benötigen vermutlich 2. Impfdosis zum Schutz vor Varianten – Ärzteblatt, 11.8.2021
Die 2. Dosis eines mRNA-Impfstoffs hat in einer Laborstudie die Antikörperantwort von Genesenen weiter verstärkt und die Schutzwirkung gegen die Varianten Beta und Gamma verbessert. Die in Science Translational Medicine (2021; DOI: 10.1126/scitranslmed.abj0847) veröffentlichten Ergebnisse sprechen dafür, dass Genesene sich 2 Mal impfen lassen sollten.
Die PANTHER-Studie („PANdemic Tracking of Healthcare woRkers“) begleitet seit April des vergangenen Jahres 45 Angestellte aus 2 Kliniken in Birmingham, die wegen ihrer Patientenkontakte ein erhöhtes Risiko hatten, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Sie gehörten deshalb zu den ersten, die ab Dezember mit dem Impf­stoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer geimpft wurden.
20 waren bereits vor der Impfung an COVID-19 erkrankt, die anderen 25 nicht. Alle erhielten beide Dosen des mRNA-Impfstoffs. Bei den Teilnehmern mit früherer Infektion war die 2. Dosis bereits der 3. Kontakt mit dem Virusantigen und damit der 2. Booster.
Die jetzt von einem Team um Benjamin Ollivere von der Universität Nottingham vorgestellten Ergebnis­se zeigen, dass der mRNA-Impfstoff bei den Genesenen bereits nach der 1. Dosis eine gute Antikörper­ant­­­­wort gegen den Wildtyp erzielt, die nach der 2. Dosis nicht wesentlich verstärkt wird. Die Teilnehmer ohne frühere Infektion benötigten dagegen beide Impfdosen für einen ausreichenden Immunschutz.
Diese Ergebnisse entsprachen den Erwartungen, nach denen die 1. Impfdosis für Genesene als 2. Kontakt mit den Virusantigenen eine ausreichende Boosterwirkung erzielt – soweit sie mit dem Wildtyp infiziert waren, der inzwischen jedoch von den anderen Varianten verdrängt wurde.
Relevanter für die derzeitige Situation sind deshalb die Ergebnisse zu den Varianten Beta und Gamma (Leider wurde die derzeit dominierende Variante Delta in der Studie nicht untersucht).
Die Immunantwort gegen Beta und Gamma fiel nach der 1. Impfdosis schwach aus. Auch die Personen mit früherer SARS-CoV-2-Infektion erreichten nur geringe Titer von neutralisierenden Antikörpern. Eine Boosterwirkung blieb in dieser Gruppe vermutlich aus, weil die Infektion zur Bildung von Antikörpern geführt hatte, die Beta und Gamma nicht erkannten.
Die 2. Dosis verstärkte dann die Antikörperreaktion deutlich. Der Immunschutz erreichte ein Niveau wie gegen den ursprünglichen SARS-CoV-2-Stamm. Auch ein Impfstoff, der gegen den Wildtyp entwickelt wurde, könnte nach den Ergebnissen der Studie in der Lage sein, vor einer Infektion mit den neuen Varianten zu schützen.
Ollivere kann zeigen, dass diese Schutzwirkung auf Antikörpern beruht, die nicht gegen die Rezeptor­bindungsstelle gerichtet sind, die sich bei den Varianten verändert hat. Vielmehr scheint die 2. Dosis die Breite des Antikörperschutzes zu vergrößern.
Die Antikörper greifen unterschiedliche Regionen auch außerhalb der Rezeptorbindungsstellen an. Die Ergebnisse bedeuten, dass auch Genesene vermutlich beide Dosierungen des Impfstoffs benötigen, um sich vor einer Infektion mit den besorgniserregenden Varianten oder wenigstens vor einem schweren Verlauf von COVID-19 zu schützen.
Da die Studie nur auf Labortests an einer überschaubaren Zahl von Probanden beruht, ist die Aussage­kraft natürlich begrenzt. Die Analyse beschränkt sich allein auf die Antikörperantwort. Die Reaktion der zellulären Immunabwehr, die die Antikörperbildung unterstützt und infizierte Zellen beseitigt, wurde nicht untersucht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126303/SARS-CoV-2-Genesene-benoetigen-vermutlich-2-Impfdosis-zum-Schutz-vor-Varianten

MEDIZIN: Teenager erholen sich rasch von einer Myokarditis nach Impfung oder COVID-19 – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Bei Teenagern kann es nach einer COVID-19-Impfung zu einer milden Myokar­ditis kommen, von der sich die Patienten nach einer ersten Fallserie in JAMA Cardiology (2021; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.3471 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) in der Regel rasch erholen. Betroffen sind zumeist männliche Jugend­liche, die laut einer Studie in MedRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.07.23.21260998 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) auch im Rahmen von COVID-19 häufiger als weibliche Teenager vorübergehend kardiale Probleme entwickeln.
Der mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer darf in den USA seit dem 10. Mai auch bei Jugend­lichen ab 12 Jahren eingesetzt werden. Da die Myokarditis eine bekannte wenn auch seltene Impfkom­plikation bei jüngeren Erwachsenen ist, musste auch bei geimpften Teenagern damit gerechnet werden.
Am Boston Children’s Hospital wurden bis Mitte Juli insgesamt 15 Teenager im Alter von 12 bis 18 Jahren behandelt, von denen 14 männlich waren, bis auf 1 Fall traten alle Komplikationen nach der 2. Dosis auf.
Die Brustschmerzen begannen bei den 15 Teenagern 1 bis 6 Tage (median 3 Tage) nach der Impfung und hielten 1 bis 9 Tage an. 10 Teenager litten auch unter Fieber, 8 klagten über Muskelschmerzen und 6 über Kopfschmerzen.
Der Troponinwert, der eine mögliche Schädigung des Herzmuskels anzeigt, lag bei der Aufnahme median bei 0,25 ng/ml (Bereich 0,08-3,15 ng/ml) und erreichte 0,1 bis 2,3 Tage nach der Aufnahme in die Klinik seinen Höchststand. Bei 3 Kindern war die linksventrikuläre Ejektionsfraktion, also die Pumpleistung des Herzens, auf 44 %, 49 % und 53 % vermindert. Bei 5 Kindern wurden im Herzecho Kontraktionsstörungen beobachtet. Der Verdacht einer Myokarditis wurde bei 13 Patienten in der kardialen Magnetresonanzto­mografie bestätigt.
Die Kardiologen behandelten 7 Patienten – vermutlich wegen des Verdachts auf ein „Multisystem In­flammatory Syndrome“ (MIS) – mit intravenösen Immunglobulinen und Methylprednisolon. Bei keinem Kind wurden jedoch die bei dieser Komplikation gefürchteten Aneurysmen in den Koronararterien be­obachtet.
Nach Angaben des Teams um Audrey Dionne erholten sich die Kinder rasch. Die Krankenhausaufent­halts­­dauer betrug im Mittel 2 Tage (Spanne: 1 bis 5 Tage), und kein Patient musste auf der Intensiv­station behandelt werden. Bei der Nachuntersuchung 1 bis 13 Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus hatten sich 11 Patienten vollständig erholt.
Bisher sind dem „Vaccine Adverse Event Reporting System“ (VAERS) von FDA und CDC nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff 1.226 Verdachtsfälle einer Myokarditis gemeldet worden, darunter 687 bei Personen unter 30 Jahren. Die Häufigkeit wird im Alter von 12 bis 17 Jahren auf 62,8 Fälle pro Million Impfungen geschätzt.
Kardiale Probleme können auch im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung auftreten. Betroffen sind in der Regel ältere Patienten. Bei jüngeren Patienten ist die Komplikation selten. Nach einer Analyse des „TriNetX Research Networks“, das die elektronischen Krankenakten von 53 US-Krankenkassen verwaltet, wurde bei 6 von 6.846 männlichen und bei 3 von 7.318 weiblichen COVID-19-Patienten im Alter von 12 bis 17 Jahren eine Myokarditis diagnostiziert.
Mendel Singer von der Case Western Reserve University, Cleveland/Ohio, errechnet eine Häufigkeit von 876 Fälle auf 1 Million COVID-19-Erkrankungen bei Jungen und 213 auf 1 Million COVID-19-Erkran­kungen bei Mädchen. Die meisten Teenager erholten sich innerhalb weniger Tage von der Komplikation. Nur 2 Patienten wurden im Krankenhaus behandelt. Todesfälle wurden laut Singer keine gemeldet.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126305/Teenager-erholen-sich-rasch-von-einer-Myokarditis-nach-Impfung-oder-COVID-19

MEDIZIN: Anatomiestudie beschreibt korrekte Durchführung von Coronaabstrichen – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Im Rahmen der Coronapandemie werden weltweit millionenfach Nasenrachenabstriche durch­geführt. Wissenschaftler der Universität Wien haben jetzt im Rahmen einer systematischen Studie ana­lysiert, welche Fehler dabei geschehen können und Orientierungshilfen für einen korrekten Abstrich erstellt. Die Arbeit ist im Fachmagazin Clinical Anatomy erschienen (2021; DOI:10.1002/ca.23762).
„Bei falscher Vorgangsweise wird das Material nicht aus dem Nasenrachenraum, sondern aus der Nasen­höhle gewonnen. Das hat den Nachteil, dass bei geringer Virusbelastung zu wenig Virusmaterial für die Diagnostik vorhanden ist. Es ist daher möglich, Infektionen zu übersehen“, sagte Wolfgang Weninger, Leiter der Abteilung für Anatomie am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der MedUni Wien.
Für die Studie haben die Wissenschaftler an 157 Körperspenden über beide Nasenhöhlen Nasenrachen­abstriche simuliert. Basierend auf den gewonnenen Daten schlägt das Team ein dreistufiges Verfahren für Nasenrachenabstriche vor.
Erstens: Einführen des Tupfers in einem steilen Aufwärtswinkel für etwa einen Zentimeter in die Na­sen­löcher. Zweitens: Vorschieben des Tupferschaftes nach oben, bis die Spitze den harten Gaumen berührt und die Ala nasi leicht angehoben ist. Drittens: Vorschieben des Tupfers unter ständigem Kontakt mit dem harten Gaumen bis der Widerstand der hinteren Wand des Nasopharynx spürbar wird.
„Achten Sie als zusätzliche visuelle Kontrolle darauf, dass die Ala nasi leicht angehoben ist und führen Sie den Tupfer so vor, als ob Sie einen Bereich unterhalb des Tragus anvisieren“, empfehlen die Anato­men.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126283/Anatomiestudie-beschreibt-korrekte-Durchfuehrung-von-Coronaabstrichen

FORSCHUNG: Wiener Forscher fanden mögliche Achillesferse des Coronavirus – Science-APA, 11.8.2021
Ein Team unter der Leitung von Forschern des Wiener IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) hat möglicherweise eine Achillesferse des Coronavirus gefunden: Zwei zuckerbindende Proteine behindern SARS-CoV-2-Varianten am Eindringen. Die Ergebnisse, die das Potenzial für variantenübergreifende Therapien haben, wurden im EMBO Journal veröffentlicht, hieß es in einer Mitteilung des IMBA.
Bei den Forschungen zur Corona-Eindämmung sei das Spike (S)-Protein von besonderem Interesse, da es der Haupteintrittsmechanismus des Virus in die Wirtszellen darstellt. So bestimmt die Interaktion des SARS-CoV-2 S-Proteins mit dem Angiotensin Converting Enzyme 2 (ACE2) der Wirtszellen die Infektiosität des Virus. Dies erfordert einen Tarnmechanismus, um es vor der Immunantwort des Wirts zu verbergen. Dabei nutzt das Virus einen sogenannten Glykosylierungsmechanismus an bestimmten Stellen des S-Proteins, um eine Zuckerhülle zu bilden, die das antigene Protein vor der Immunreaktion des Wirts verbirgt.
*** Was ist mit den Lektinen? ***
Im Team um IMBA-Gruppenleiter Josef Penninger, der auch Direktor des Life Science Institute an der University of British Columbia (UBC) in Vancouver ist, tauchte eine Frage auf: Was ist mit den Lektinen, den zuckerbindenden Proteinen? „Wir dachten intuitiv, dass die Lektine uns helfen könnten, neue Interaktionspartner des Spike-Proteins zu finden“, so Co-Erstautor David Hoffmann, ein ehemaliger Doktorand im Penninger-Labor am IMBA. Die Glykosylierungsstellen des SARS-CoV-2-Spike-Proteins sind bei allen zirkulierenden Varianten hoch konserviert. Durch die Identifizierung von Lektinen, die diese Glykosylierungsstellen binden, könnten die Forscher also auf dem besten Weg sein, robuste therapeutische Maßnahmen zu entwickeln.
Das Team entwickelte und testete eine Bibliothek mit über 140 Säugetierlektinen. Unter diesen wurden zwei gefunden, die stark an das SARS-CoV-2 S-Protein binden: Clec4g und CD209c. „Wir haben nun Werkzeuge in der Hand, die die Schutzschicht des Virus binden und damit das Virus am Eindringen in Zellen hindern können“, betonte Stefan Mereiter, Co-Erstautor und Postdoktorand aus dem Penninger-Labor. „Dieser Mechanismus könnte in der Tat die Achillesferse sein, auf die die Wissenschaft schon lange gewartet hat.“
In Zusammenarbeit mit Peter Hinterdorfer vom Institut für Biophysik der Universität Linz hat das Team mit biophysikalischen Hightech-Methoden untersucht, wie die Lektinbindung im Detail abläuft. Die Forscher maßen zum Beispiel, welche Bindungskräfte und wie viele Bindungen zwischen den Lektinen und dem S-Protein auftreten. So wurde auch klar, an welche Zuckerstrukturen Clec4g und CD209c binden.
*** Entscheidende Stelle für den Spike ***
Eine weitere gute Nachricht: Das Team fand heraus, dass die beiden Lektine an die N-Glykanstelle N343 des S-Proteins binden. Diese spezifische Stelle sei so entscheidend für den Spike, dass sie bei keiner infektiösen Variante verloren gehen kann. Tatsächlich macht eine Deletion dieser Glykosylierungsstelle das S-Protein instabil. Darüber hinaus haben andere Gruppen gezeigt, dass Viren mit mutiertem N343 nicht infektiös sind. „Das bedeutet, dass unsere Lektine an eine Glykanstelle binden, die für die Funktion von Spike essenziell ist – es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass jemals eine Mutante entstehen könnte, der dieses Glykan fehlt“, erklärte Mereiter.
Zur Freude des Teams verringerten die beiden Lektine auch die SARS-CoV-2-Infektiosität von menschlichen Lungenzellen. Für Josef Penninger und das gesamte Team sind diese Ergebnisse vielversprechend für variantenreiche therapeutische Interventionen gegen SARS-CoV-2.
Penninger: „Der Ansatz ist vergleichbar mit dem Mechanismus des Medikamentenkandidaten ‚APN01‘ [Apeiron Biologics], der sich in fortgeschrittenen klinischen Studien befindet. Dabei handelt es sich um ein biotechnologisch hergestelltes menschliches ACE2, das ebenfalls an das Spike-Protein bindet. Wenn das S-Protein von dem Medikament besetzt ist, wird der Zugang zur Zelle blockiert. Jetzt haben wir natürlich vorkommende Lektine von Säugetieren identifiziert, die genau das tun können.“
*** Hochspezialisierte Form der Glykoprotein-Analytik ***
Der künstlichen Herstellung des SARS-CoV-2 Spikeproteins unter kontrollierten Bedingungen folgte am Institut für Biochemie an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) die exakte Lokalisierung der konservierten Zuckerkette, an welcher körpereigene Lektine das Virus festhalten können. Die Herstellung wurde von Lukas Mach im Rahmen der BOKU Covid-Initiative koordiniert. Diese hochspezialisierte Form der Glykoprotein-Analytik stellt seit Jahrzehnten den Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe Altmann dar. „Obwohl die Analyse des Spike-Glykoproteins schon unter Normalbedingungen eine durchaus beachtliche Herausforderung darstellt, war es in diesen besonderen Zeiten von Homeoffice, Distance-Learning und harter Lock-downs nur durch das großartige Zusammenspiel aller möglich, die notwendigen Messungen durchzuführen. Dafür möchte ich mich bei den beteiligten Personen herzlich bedanken“, sagte Johannes Stadlmann, Projektverantwortlicher in der Gruppe Altmann.
An dieser Arbeit war ein internationales Forscherteam beteiligt, darunter Ali Mirazimi vom Karolinska Institutet in Stockholm, Schweden. Darüber hinaus haben mehrere führende Forscher in Österreich zu dieser Arbeit beigetragen: Johannes Stadlmann, Chris Oostenbrink, Lukas Mach und Friedrich Altmann von der BOKU, Peter Hinterdorfer von der Johannes Kepler Universität Linz sowie Gerald Wirnsberger von Apeiron Biologics in Wien.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1631077897698563492
SIEHE DAZU
=> Hoffmann D., Mereiter, S. et al., „Identification of lectin receptors for conserved SARS-CoV-2 glycosylation sites“, EMBO J, 2021.
QUELLEN:
DOI: 10.15252/embj.2021108375
https://www.embopress.org/doi/10.15252/embj.2021108375

USA: Coronaimpfung: USA versprechen Mexiko Millionen weitere Dosen – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Mexiko soll bis zu 8,5 Millionen weitere Dosen Coronavirusimpfstoff aus den USA erhalten. 3,5 Millionen Dosen des Vakzins von Moderna und bis zu fünf Millionen Dosen des Vakzins von Astrazeneca würden in den kommenden Wochen erwartet, teilte der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard gestern in einer Pressekonferenz mit.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris hatte Mexikos Präsidenten Andrés Manuel López Obrador den Angaben zufolge in einem Telefonat vorgestern darüber informiert. Es war zunächst unklar, ob es sich um eine Spende handelte.
Die USA hatten dem Nachbarland bereits mehr als vier Millionen Impfdosen gespendet. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte gestern, es gebe noch keine endgültige Entscheidung, wie viel Impf­stoff Mexiko bis wann erhalten werde.
Um die gemeinsame Grenze wieder öffnen zu können, treibt Mexiko seine Impfkampagne in der Grenz­region voran. Laut López Obrador sollen spätestens in einem Monat alle volljährigen Bewohner dort voll­ständig geimpft sein. Die Grenze wurde wegen der Coronapandemie im März 2020 für nicht notwendi­gen Landverkehr geschlossen.
In Mexiko ist die Zahl der täglichen Coronatoten unterdessen wieder besorgniserregend angestiegen. Das Gesundheitsministerium in Mexiko-Stadt meldete gestern 786 Todesfälle binnen 24 Stunden und damit die höchste tägliche Opferzahl seit April. Seit Beginn der Pandemie wurden in Mexiko 245.476 Coronatote sowie knapp drei Millionen Infektionen registriert.
Mexiko gehört zu den am stärksten von der Pandemie getroffenen Ländern der Welt. Das 126-Millionen-Einwohner-Land leidet derzeit unter einer dritten Coronawelle, die durch die hochansteckende Delta-Variante des Virus ausgelöst wurde.
Offenbar verhinderte aber die Coronaimpfkampagne im Land eine erneute Überlastung der Kranken­häuser in Mexiko. Waren auf dem vorherigen Pandemiehöhepunkt im Januar mehr als 90 Prozent der Krankenhausbetten belegt, sind es derzeit nach Regierungsangaben nur 54 Prozent.
Insgesamt rund 51 Millionen Menschen in Mexiko haben mindestens eine Coronaimpfung erhalten. 27,6 Millionen von ihnen sind bereits vollständig geimpft. Gestern begann das Land damit, auch junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren gegen das Virus zu impfen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126291/Coronaimpfung-USA-versprechen-Mexiko-Millionen-weitere-Dosen

USA: Coronaimpfung laut US-Immunologe im Kampf gegen Varianten wichtig – Maskenpflicht in Schulen angesichts atark gestiegener täglkicher Neuinfektionen sinnvoll – Soziale Pflicht des Einzelnen zur Prävention – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hat angesichts der Gefahr durch Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2 erneut zum Impfen aufgerufen. Wenn man zulasse, dass das Virus weiter frei – besonders unter den Ungeimpften – zirkuliere, gebe man ihm die Möglichkeit, weiter zu mutieren, sagte Fauci gestern dem Sender MSNBC. „Daran besteht kein Zweifel.“
Es sei ein Glück, dass der aktuelle Impfstoff auch bei der Delta-Variante gut gegen eine schwere Erkran­kung schütze. Es sei aber offen, ob das bei neuen Varianten weiter der Fall sein werde.
Impfverweigerer würden häufig damit argumentieren, dass sie dieses Risiko nur für sich selbst eingingen, sagte Fauci. „Sie sind sich nicht im Klaren darüber, dass sie selbst dann, wenn sie keine Symptome haben, zulassen, dass sich das Virus weiter ausbreitet.“ Dieses Verhalten habe nicht nur Auswirkungen auf einen selbst, sondern auch auf alle anderen.
Mit Blick auf den Streit um Maskenpflichten etwa in Schulen betonte Fauci, dass individuelle Freiheiten zwar wichtig seien. „Aber ich denke, dass wir uns jetzt in einer so ernsten Situation befinden, dass es unter bestimmten Umständen eine Pflicht geben sollte.“
Durch die Ausbreitung der Delta-Variante ist die Zahl der Coronaneuinfektionen in den USA wieder stark gestiegen – auf rund 100.000 Fälle im Sieben-Tage-Schnitt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126293/Coronaimpfung-laut-US-Immunologe-im-Kampf-gegen-Varianten-wichtig

USA: Facebook: Russische Fake-News-Kampagne gegen Coronaimpfungen gestoppt – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Facebook hat nach eigenen Angaben eine globale Kampagne zur Verbreitung von Falsch­informationen über Coronaimpfungen unterbunden. Der US-Konzern löschte demnach im Juli 65 Face­bookkonten und 243 Instagramkonten aus Russland, mit denen versucht worden war, Coronaimpf­stoffe in Verruf zu bringen.
Facebook habe die Konten mit Fazze in Verbindung bringen können, einer Tochtergesellschaft einer im Vereinigten Königreich registrierten Marketingfirma, deren Aktivitäten hauptsächlich von Russland aus betrieben worden seien.
„Diese (Fazze-)Kampagne funktionierte wie eine Desinformationswaschanlage“, heißt es in dem Trans­parenzbericht von Facebook. „Sie erstellte irreführende Artikel und Petitionen in verschiedenen Foren wie Reddit, Medium, Change.org und Medapply.“
Die Inhalte seien dann über gefälschte Konten in den sozialen Medien – einschließlich Facebook und Instagram – geteilt worden, um sie zu verbreiten und zu verstärken.
Dabei seien auch „grobe Spamming-Taktiken“ angewandt worden, hieß es weiter. „Der Kernpunkt der Kam­­pagne schien jedoch darin zu bestehen, Influencer mit bereits vorhandenem Publikum auf Instagram, YouTube und TikTok dazu zu bringen, Inhalte zu posten und bestimmte Hashtags zu verwenden, ohne die Herkunft der Beiträge offenzulegen.“
Zu den Influencern in Deutschland, die eine Teilnahme an der Kampagne abgelehnt haben, gehört auch der einflussreiche YouTuber Mirko Drotschmann („MrWissen2Go“). Er hatte den Anwerbeversuch im Mai über Twitter öffentlich gemacht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126313/Facebook-Russische-Fake-News-Kampagne-gegen-Coronaimpfungen-gestoppt

ISRAEL Israel weitet Quarantäneauflagen für Reiserückkehrer aus – Anstieg der Schwererkrankten – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Wegen massiv steigender Coronaneuinfektionen müssen in Israel unter anderem auch Reise­rückkehrer aus Deutschland ab heute sieben Tage in Quarantäne. Dies gelte auch für Geimpfte und Gene­s­ene, hatte die Regierung vergangene Woche mitgeteilt. Deutsche und andere ausländische Individual­touristen dürfen unterdessen weiterhin nicht nach Israel einreisen.
Gleichzeitig stieg die Zahl der schwerkranken Coronapatienten nach Angaben des Gesundheitsminis­teriums auf 400 – das erste Mal seit Ende März. Auf dem Höhepunkt der Pandemie in Israel im Januar hatte die Zahl der Schwerkranken bei etwa 1.200 gelegen.
Seit Anfang Juni steigen die Infektionszahlen in Israel wieder deutlich an. Heute meldete das Ministe­rium 5.755 neue Infizierte für den Vortag. Vorgestern waren es erstmals seit einem halben Jahr mehr als 6.000 festgestellte Infektionen an einem Tag gewesen. Für den Neuanstieg wird vor allem die Delta-Variante verantwortlich gemacht, die als besonders ansteckend gilt.
Medienberichten zufolge plant die Regierung angesichts der steigenden Infektionszahlen weitere Be­schränkungen für Versammlungen. Der Grüne Pass, der Erleichterungen für Geimpfte und Genesene bedeutet, soll demnach auf alle Bereiche der Wirtschaft für alle Personen ab drei Jahren ausgedehnt werden. Die Regierung hat bereits mit einem möglichen erneuten Lockdown gedroht, sollten die Men­schen nicht Versammlungen vermeiden und sich vermehrt impfen lassen.
In Israel sind mehr als 58 Prozent der rund 9,4 Millionen Israelis vollständig geimpft. Israel hat bereits als erstes Land weltweit damit angefangen, Menschen ab dem Alter von 60 Jahren eine dritte Impfung anzubieten.
Hintergrund sind Zahlen des Ministeriums, wonach die Effektivität der in Israel verwendeten Bion­tech­/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen hat. Allerdings kritisieren auch Experten der Regierung, dass die Zahlen zur Effektivität nicht wissenschaftlich erhoben seien.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126298/Israel-weitet-Quarantaeneauflagen-fuer-Reiserueckkehrer-aus

GROSSBRITANNIEN: Drei Viertel der erwachsenen Briten vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
In Großbritannien sind mittlerweile drei Viertel der Erwachsenen vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft.
Premierminister Boris Johnson bezeichnete den Meilenstein gestern auf Twitter als „riesigen nationalen Erfolg“, auf den man stolz sein solle. Knapp 90 Prozent der erwachsenen Briten haben eine erste Impf­dosis erhalten.
Lange Zeit hatte Großbritannien mit seiner Impfkampagne die Nase weit vorn. Mittlerweile haben jedoch viele europäische Länder aufgeholt. In den jüngeren Altersgruppen stockt mittlerweile auch die Impfbe­reit­schaft im Vereinigten Königreich.
Mit einer Social-Media-Kampagne, Anreizen von Lieferdiensten und Impfungen in Clubs sollen Jüngere überzeugt werden, sich impfen zu lassen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126290/Drei-Viertel-der-erwachsenen-Briten-vollstaendig-gegen-SARS-CoV-2-geimpft

FRANKREICH: Macron: Gesundheitslage in Frankreich ist mehr als schwierig – Niedrige Impfquote, hohe Zahl an Neuinfektionen, schwere Verläufe „expodieren“: Dramatische Lage in den Überseegebieten Guadeloupe und Martinique – Südfrankreich im Würgegriff des Virus: Notfallpläne für Spitäler aktiviert – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Angesichts immer weiter steigender Infektionszahlen hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zu Wachsamkeit aufgerufen. „Unter dem Einfluss der sogenannten Delta-Variante ist die Gesund­heitssituation mehr als schwierig“, sagte er heute in der präsidialen Sommerresidenz in Brégançon zum Auftakt eines Beratungstreffens. Die Gesundheitskrise sei noch nicht überstanden.
Besonders besorgt zeigte sich der Präsident ob der Lage in den Überseegebieten Guadeloupe und Martinique. Die dramatische Lage dort erfordere die uneingeschränkte Solidarität der gesamten Nation. Mehr als 300 Einsatzkräfte aus dem Pflegebereich und der Feuerwehr erreichten die beiden karibischen Inseln diese Woche vom französischen Festland aus.
In den vergangenen Wochen waren die Infektionszahlen auf den französischen Antillen in die Höhe geschossen. Innerhalb einer Woche steckten sich auf Martinique auf 100.000 Menschen zuletzt mehr als
1.100 an, auf Guadeloupe lag der Wert sogar über 1.800.
Vollständig geimpft seien aber nur etwa 20 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen, sagte Macron. Landesweit liegt die Impfquote mit etwa 56 Prozent deutlich höher. Die Kapazität in den Krankenhäusern auf den Inseln sei begrenzt, es gebe eine „Explosion schwerer Verläufe“.
Um das Aufflammen von SARS-CoV-2 in den Griff zu bekommen, sind die beiden Inseln bereits im Lock­down. Überseeminister Sébastien Lecornu kündigte dem Sender France Info zufolge an, dass die Regeln auf Guadeloupe dennoch weiter verschärft werden müssten.
Auch auf dem französischen Festland bereite die Gesundheitssituation Sorge, sagte Macron, etwa in den südlichen Regionen Provence-Alpes-Côte-d’Azur und Okzitanien sowie auf Korsika. In den dortigen Kran­kenhäusern wurden Notfallpläne aktiviert, um mehr Patienten aufnehmen zu können.
Landesweit steckten sich zuletzt auf 100.000 Menschen innerhalb einer Woche etwa 235 an. Die Infek­tionen schießen aber nicht mehr so schnell in die Höhe wie noch im Juli. Macron zufolge wird man noch mehrere Monate mit dem Virus leben müssen. Ziel sei es, alle Französinnen und Franzosen, die geimpft werden könnten, zu impfen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126317/Macron-Gesundheitslage-in-Frankreich-ist-mehr-als-schwierig

DEUTSCHLAND: Corona-Impfungen kommen weiter nur leicht voran – dpa-AFX, 11.8.2021
Die Corona-Impfungen in Deutschland kommen weiter [nur] leicht voran. Vollständig geimpft sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vom Mittwoch nun knapp 46,2 Millionen Menschen oder 55,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens eine erste Dosis bekommen haben 52,1 Millionen Menschen oder 62,7 Prozent aller Einwohner.
Am Dienstag wurden bundesweit insgesamt mehr als 404 000 Impfungen gemacht – davon führten mehr als 334 800 Dosen zu einer vollständigen Impfung. Im Vergleich der Bundesländer liegt Bremen weiter an der Spitze mit nun 71,7 Prozent mindestens einmal und 65,2 Prozent vollständig geimpften Einwohnern. Schlusslicht bleibt Sachsen mit 53,0 Prozent mindestens einmal und 49,1 Prozent vollständig geimpften Einwohnern.
Insgesamt wurden in Deutschland seit Start der Kampagne, die laut Impfdashboard nun seit 229 Tagen läuft, 95,8 Millionen Corona-Impfdosen verabreicht.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-08/53652172-corona-impfungen-kommen-weiter-leicht-voran-016.htm

DEUTSCHLAND: RKI: Gewisse Unsicherheit bei Interpretation der Impfquoten – Hinweis auf unterschätzte Impfquote: Befragungsdaten günstiger als Meldedaten – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Bei der Interpretation von Impfquotendaten gibt es laut Robert-Koch-Institut (RKI) eine „gewisse Unsicherheit“. Mehrere Überlegungen legten nahe, dass die Meldungen im Digitalen Impfquotenmonito­ring (DIM) die Impfquoten vermutlich unterschätzen, geht aus einem RKI-Report von gestern hervor.
Vor allem unter jungen Erwachsenen und Erwachsenen im mittleren Alter könnten demnach schon mehr Menschen eine erste Impfung erhalten haben als offiziell verzeichnet. Das DIM speist sich aus Meldun­gen von Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen Impfteams und mittlerweile auch Betriebsmedizinern, laut RKI fließen zudem Daten der niedergelassenen Ärzte und Privatärzte ein.
Zusammen bilden sie die Grundlage für das Impfdashboard. Daneben gibt es noch eine weitere RKI-Erhebung namens Covimo, für die Impfquoten anhand von Befragungen hochgerechnet werden. In der jüngsten Covimoerhebung von Ende Juni bis Mitte Juli unter rund 1.000 Erwachsenen hat sich laut Re­port eine Diskrepanz zum DIM ergeben.
Die Quote der mindestens einmal Geimpften fiel dabei „um einiges höher“ aus, besonders in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen: Während in der Befragung 79 Prozent angaben, geimpft zu sein, waren es laut Meldesystem 59 Prozent. Die Autoren des Reports schreiben, die tatsächliche Impfquote liege voraus­sichtlich zwischen den Werten beider Quellen.
„In Bezug auf die Impfquoten zu vollständig Geimpften lag hingegen kein wesentlicher Unterschied vor“, heißt es im Report. Eine gewisse Untererfassung in solchen Überwachungssystemen gilt für Fachleute auch als erwartbar. Es werden verschiedene Erklärungsansätze dafür angeführt.
Ein Punkt ist die Erfassung der Impfungen mit Johnson & Johnson, bei denen nur eine Dosis für den vollen Schutz vorgesehen ist. Vertragsärzte melde­ten diese Immunisierungen ausschließlich als zweite Impfdosen, zudem sei keine Zuordnung von Impf­stoff und Altersgruppe möglich, erläutert das RKI.
Inzwischen ist in den DIM-Daten ein Hinweis zu finden, dass die Impfquoten der mindestens einmal geimpften Erwachsenen nach Altersgruppe „systematisch zu niedrig ausgewiesen“ werden. Im Report heißt es darüber hinaus, dass bisher nur etwa die Hälfte der beim Meldesystem registrierten Betriebsärzte Im­pfungen über die Webanwendung meldeten. „Dies könnte ein Hinweis auf eine Unterer­fassung der Impfquoten durch DIM sein.“
Die RKI-Fachleute diskutieren weitere denkbare Einflussfaktoren: etwa potenzielle Verzerrungen in der Befragung, die zu einer Überschätzung der Quote führen könnten. So sei etwa anzunehmen, dass Men­schen, die Impfungen befürworten, eher mitmachen als Verweigerer.
Auch Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse hätten nicht an den Interviews teilnehmen können. Für beide Aspekte geben die Autoren aber zu bedenken, dass dann auch bei den vollständig Geimpften eine größere Abweichung zwischen den Quellen hätte auftreten müssen.
In dem Bericht zur Befragung heißt es, dass demnach 91,6 Prozent impfbereit oder bereits geimpft seien. „Die COVID-19-Impfbereitschaft der Bevölkerung liegt auf einem hohen Niveau.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126295/RKI-Gewisse-Unsicherheit-bei-Interpretation-der-Impfquoten

DEUTSCHLAND: Ruf nach Nachbesserung bei Coronaindikatoren, Debatte um Impfpflicht durch die Hintertür – Erneuter Impfappell – Debatte über Impfpflicht durch die Hintertür – Kritik von Linken und Arbeitgebern – Bundestag will über Verlängerung der epidemische Lage entscheiden – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
Nach dem gestrigen Spitzengespräch von Bund und Ländern in der Coronakrise mehren sich die Stimmen, die Nachbesserungsbedarf bei den Indikatoren sehen. Die Diskussion um die einzelnen Be­schlüsse ist in vollem Gange.
Die Indikatoren waren gestern ein Thema der Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder. In ihrem Beschluss hieß es dazu, die Zahl der Krankenhausaufnah­men wegen COVID-19 werde als „wichtige Größe zur Beurteilung des Infektionsgeschehens“ betrachtet.
Daneben wurde betont, dass Bund und Länder „alle Indikatoren, insbesondere die Inzidenz, die Impfquo­te, und die Zahl der schweren Krankheitsverläufe sowie die resultierende Belastung des Gesundheitswe­sens berücksichtigen“, um die Coronamaßnahmen gegebenenfalls anzupassen.
Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK), Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), hätte sich beim Thema Inzidenz und weitere Faktoren „klarere Parameter“ gewünscht. „Da ist der Bund auch nochmal gefordert, was vorzulegen“, sagte er im Deutschlandfunk.
Niedersachsens CDU-Chef und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann erklärte, er halte es „absolut für notwendig, dass man sich mit einer Weiterentwicklung der Inzidenzwerte befasst, die die Impfquote und die Lage in den Krankenhäusern“ berücksichtige, wie er der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung sagte. Niedersachsen hatte dies in einer Protokollnotiz zum Bund-Länder-Beschluss am Vortag klargemacht.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, kritisierte in der Rheinischen Post, dass es keinen Beschluss zu einem neuen Indikator für Coronamaßnahmen auf der Ministerpräsidentenkonferenz gegeben hat.
„Bedauerlicherweise gibt es keine einheitlichen Regelungen wie die unterschiedlichen Parameter – Inzi­denz, Impfquote, Krankenhausbelastung – vor Ort umgesetzt werden.“ Dies könnten nun die Länder und Kommunen in eigener Verantwortung regeln. „Die Überschaubarkeit für die Menschen, was wann wie wo gilt, wird damit schwieriger.“
Auch die Hausärzte dringen darauf, die neuen Maßstäbe zur Beurteilung der Pandemielage zügig fest­zu­legen. Es bedürfe „eines bundeseinheitlichen, umfassenden Bewertungssystems des Pandemiegesche­hens auf Basis unterschiedlicher Faktoren“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für die Erarbeitung solcher neuen Maßstäbe „war Zeit genug in den letzten Monaten“.
*** Erneuter Impfappell ***
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte sich gestern Abend „nicht ganz“ zufrieden mit den Ergeb­nissen der Bund-Länder-Runde gezeigt. Es sei ein Ergebnis auf Sicht, sagte der CSU-Politiker in den ARD-„Tagesthemen“: „Wohl auch ein bisschen geschuldet, dass der eine oder andere in Sorge ist, dass man vor der Bundestagswahl nichts Abschließendes entscheiden will.“ Daher sei er mit den Beschlüssen „nicht ganz“ zufrieden.
Söder betonte erneut, dass eine Debatte über Zugänge nur für Geimpfte und Genesene („2G“) wohl bald folgen wird. Derzeit gilt die 3G-Regel, also Freiheiten für Geimpfte, Getestete und Genesene. „2G wird so oder so ab einem bestimmten Zeitpunkt kommen und mir wäre es lieber, wir würden jetzt ehrlich drüber reden als es zu vertagen bis nach der Bundestagswahl“, so Söder. Einige Fußballvereine oder Gastrono­men würden bereits jetzt nur für vollständig Geimpfte öffnen. Das sei die Realität. Mit Tests alleine könne man die vierte Welle nicht brechen, sagte Söder.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte gestern allen Geimpften Hoffnung auf einen ent­spannteren Herbst und Winter. „Für diese drei von vier Erwachsenen, die sich haben impfen lassen, wird es keinen erneuten Lockdown geben“, sagte der CDU-Politiker in einem ARD-„Extra“ am Abend. Das sei aktuelle Rechtslage und bundesgesetzlich geregelt. Die Geimpften könnten sich sicher sein, dass es für sie keine neuen Beschränkungen gebe.
Spahn appellierte erneut an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Noch seien nicht genügend Men­schen geimpft, um eine sehr starke Belastung oder Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden. Dem Appell schloss sich Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher an.
„Bund und Länder sind sich einig, dass der weitere Verlauf der Pandemie, die Infektionszahlen, das, was möglicherweise noch auf uns zukommt, jetzt sehr, sehr stark von der Impfaktivität, von den Impfquoten abhängt“, sagte der SPD-Politiker gestern im Anschluss an die Ministerpräsidentenkonferenz. Alle, die das könnten, sollten jetzt unbedingt ein Impfangebot annehmen.
Wer das nicht mache, müsse sich etwa für Restaurantbesuche, Veranstaltungen oder den Sport im Innen­bereich testen lassen. „Da mittlerweile alle ein Impfangebot haben, beendet der Bund am 11. Oktober – das ist in acht Wochen – das Angebot kostenloser Bürgertests“, sagte Tschentscher. Dann gebe es kosten­freie Tests nur noch etwa für Schwangere oder unter 18-Jährige.
Ein Sprecher des Bundessozialministeriums betonte heute, das Ministerium prüfe zudem, ob es Vergüns­tigungen für sozial Schwache geben könne. Ein Sprecher des Bundesgesundheits­ministeriums kündigte an, dass in einer Testverordnung geklärt werden solle, wer entscheide, dass jemand ein Recht auf einen kostenfreien Test habe.
*** Debatte über Impfpflicht durch die Hintertür ***
Auf die noch nicht gegen SARS-CoV-2 Geimpften kommen ab dem 23. August bereits verschärfte Testvor­schriften zu: Sie müssen dann einen negativen Test vorlegen, um als Besucher in Krankenhäuser und Al­tenheime zu kommen, um in Restaurants oder Kneipen zu dürfen oder ins Kino, zum Friseur oder zum Sport im Innenbereich. Die Antigenschnelltests dürfen höchstens 24 Stunden, PCR-Tests höchstens 48 Stunden alt sein. Das Ziel der Regierung ist es, mehr Menschen zur Impfung zu bewegen.
Besonders debattiert wird über die Frage, ob es einer Impfpflicht durch die Hintertür gleichkommt, dass die kostenfreien Coronatests wegfallen – und diese zugleich in vielen Situationen des alltäglichen Le­bens für Nicht-Geimpfte verpflichtend werden.
Aus Sicht der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, ist die Abschaffung kostenfreier Coro­naschnelltests keine versteckte Impfpflicht. „Das ist keine Impfpflicht, auch nicht durch die Hintertür“, sagte sie gestern Abend im ZDF. Eine Impfpflicht beinhalte, dass man insgesamt sanktioniert werde, wenn man nicht geimpft sei – unabhängig davon was man mache.
Tatsächlich seien nach den Beschlüssen von Bund und Ländern von gestern beispielsweise Restau­rantbesuche auch für Ungeimpfte bei Nachweis eines negativen Testergebnisses möglich. Außerdem bestehe die Alternative, nicht ins Restaurant zu gehen. Eine echte Impfpflicht gäbe es dagegen für die Masernimpfung, so Buyx.
Auch die Göttinger Medizinethikerin Claudia Wiesemann sieht das Ende der kostenfreien Schnelltests für Menschen, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen, als gerechtfertigt an. „Die Impfung gegen das SARS-Cov2-Virus stellt für alle Erwachsenen die einfachste und wirksamste Vorbeugungsmaß­nahme dar. Da sie verträglich, verfügbar und kostenlos ist, ist der staatlichen Aufgabe, für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen, Genüge getan“, sagte sie.
Der Staat müsse nicht für alle „Folgekosten einer alternativen Entscheidung oder eines individuell ris­kan­ten Lebenswandels aufkommen“, sagte Wiesemann. Nach Ansicht der Medizinethikerin darf der Staat zwar nur in Ausnahmefällen Eingriffe unmittelbar in die körperliche Integrität der Bürger vornehmen. Er könne ihnen aber Kosten aufbürden, die als Folge einer Verweigerung der Impfung entstehen, also etwa die eines Schnelltests. Eine „Impflicht durch die Hintertür“ sei dies nicht.
Von den deutschen Intensivmedizinern kam Zustimmung zu der Strategie von Bund und Ländern, mehr Druck auf Impfunwillige zu machen. „Jetzt ist jedes Mittel richtig, sowohl zu motivieren als auch einen gewissen Druck auszüben“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, im Radiosender Bayern 2. Er verstehe nicht, warum Menschen sich nicht impfen ließen, sofern sie keine dem entgegenstehenden Vorerkrankungen hätten.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund stellte sich ebenfalls hinter die Abschaffung der kostenfreien Tests. „Wer ein Impfangebot nicht annimmt, muss akzeptieren, dass er für den Zugang zu be­stimmten öffentlichen Veranstaltungen einen selbst finanzierten negativen Test vorweisen muss“, sagte der Haupt­geschäftsführer des kommunalen Verbandes, Gerd Landsberg, der Rheinischen Post.
Kritik kam hingegen von der FDP. Der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki glaubt, die Abschaff­ung der kostenfreien Tests werde zu einem Rückgang der Testbereitschaft bei Ungeimpften führen, wie er Rheinischen Post erklärte. „Die Aufhebung der Kostenfreiheit für Tests wird bei der Bewältigung der Pan­demie kontraproduktiv wirken. Denn dies führt dazu, dass sich deutlich weniger Menschen entschei­den, einen solchen Test zu machen“, sagte Kubicki.
Es werde dazu kommen, dass zwar durch die geringere Zahl an Tests die Inzidenz sinken werde. Aber es würden nicht mehr diejenigen zuverlässig identifiziert,um die es bei der Pandemiebekämpfung eigent­lich gehe – die Infizierten. „Außerdem ist vollkommen unklar, wie sich diejenigen im Impfzentrum aus­weisen sollen, denen weiterhin ein kostenfreier Test zusteht.“
Immerhin gehe es zum Teil um sensible Gesundheitsdaten. „Es muss also eine neue Infrastruktur aufge­baut werden, um diese Menschen weiterhin kostenlos testen zu können“, sagte Kubicki.
Dem widerspricht die Bundesapothekerkammer (BAK). „Wenn Schnelltests künftig Geld kosten, werden sich mehr Unentschlossene für eine Impfung entscheiden.“, sagte BAK-Präsident Thomas Benkert.
*** Kritik von Linken und Arbeitgebern ***
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch hat die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz insgesamt als „Stückwerk“ kritisiert. „Fatal ist, dass es keinen Plan gibt, über positive Anreize die Impfkampagne aus der Tempo-30-Zone zu holen und die Impfung zu den Menschen zu bringen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Bartsch sagte, das Ziel einer möglichen Herdenimmunität gerate aus dem Blick. Dies liege daran, dass einige der Verantwortlichen vornehmlich die Bundestagswahl im Blick hätten. „Nach der Bundestagswahl drohen dann wieder Schließungen von Schulen.“
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) rief Bund und Länder dazu auf, das verpflichtende Testangebot der Arbeitgeber zu beenden. „Der Staat darf die Kosten für Tests nicht einsei­tig auf die Arbeitgeber abwälzen“, erklärte die BDA. Die entsprechende Regelung in der Coronaarbeits­schutzverordnung müsse daher spätestens mit dem 11. Oktober auslaufen. Von diesem Tag an sollen bisher kostenfreiem Bürgertests nicht mehr gratis sein.
„Wenn der Staat sich aus der Finanzierung der kostenfreien Coronatests zurückzieht, muss auch das ver­pflichtende Testangebot der Arbeitgeber enden“, so der Arbeitgeberverband. Das Gebot der Stunde für die Menschen und Betriebe in diesem Land heiße Planungssicherheit und Verlässlichkeit. „Der Bundes­tagswahlkampf darf nicht auf dem Rücken der Arbeitgeber ausgetragen werden.“
Im Beschlusspapier von Bund und Ländern heißt es, der Bund werde zur Verhinderung betrieblicher In­fektionen mit dem Coronavirus die bestehenden Maßnahmen der Arbeitsschutzverordnung an die aktu­elle Situation anpassen und verlängern. Dies gelte insbesondere für die Pflicht zur Erstellung und Aktu­alisierung betrieblicher Hygienekonzepte sowie die Testangebotsverpflichtung.
*** Bundestag will über Verlängerung der epidemische Lage entscheiden ***
Zustimmung kommt vom Deutschen Städte und Gemeindebund zum Vorhaben, die epidemische Lage von nationaler Tragweite zu verlängern. „Damit bleibt die Handlungsfähigkeit der Regierung bei der Pan­demiebekämpfung gewahrt. Gerade in Wahl­kampfzeiten könnte es andernfalls schwierig sein, möglicher­weise notwendige Beschlüsse des Bundestages kurzfristig einzuholen“, sagte Landsberg.
Die epidemische Lage kann nur vom Bundestag festgestellt werden. Sie gibt dem Bund bestimmte Be­fug­nisse in der Coronapandemie, etwa das Recht, direkt Verordnungen zu Tests und Impfungen zu erlas­sen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen den Bun­des­tag bitten, es „zu erwägen“, die epidemische Lage über den 11. September hinaus zu verlängern.
Die SPD im Bundestag ist nach den Worten ihres Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers Carsten Schneider dafür, die epidemische Lage nationaler Tragweite, wie von Bund und Ländern erbeten, zu verlängern.
„Die Infektionszahlen steigen, obwohl in den meisten Bundesländern noch Ferien sind. Damit die not­wen­digen Gegenmaßnahmen nach bundesweit einheitlichen Maßstäben angewendet werden können, sind wir bereit, die pandemische Lage nach dem Sommer zu verlängern“, sagte Schneider.
Entscheiden könnte das Parlament darüber nach Angaben von Schneider bei seiner voraussichtlich letz­ten Sitzung vor der Bundestagswahl in knapp vier Wochen. „Die geplante Sitzung des Bundestages am 7. September ist dafür der richtige Zeitpunkt.“
Die FDP spricht sich gegen eine Verlängerung der Coronasonderbefugnisse aus. Dafür gebe es keine ausreichende Begründung mehr, hieß es aus der Fraktion.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126294/Ruf-nach-Nachbesserung-bei-Coronaindikatoren-Debatte-um-Impfpflicht-durch-die-Hintertuer

DEUTSCHLAND: Brandenburg plant Modellprojekt für Lollitests auf Corona an Schulen – Deutsches Ärzteblatt, 11.8.2021
An mehreren Schulen in Brandenburg sollen nach den Plänen der Landesregierung Corona­tests über Lollis in Modellprojekten eingesetzt werden. „Wir sind nicht der Meinung, dass das für einen flächen­deckenden Einsatz jetzt die gute Lösung ist“, sagte Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) heute im Gesundheitsausschuss des Landtags in Potsdam.
Bei gestiegenen Inzidenzwerten kämen die Labore nicht unbedingt hinterher, die Lollitests aus den Schulen zu bearbeiten. Die Auswertung der PCR-Tests zum Lutschen könne außerdem bis zu zwei Tage dauern, das hielten Wissenschaftler bei gestiegenen Inzidenzen nicht für optimal, die Lolli-PCR-Tests seien allerdings genauer als Antigenschnelltests.
„Wir wollen trotzdem mit diesen Lolli-PCR-Tests Erfahrungen sammeln und sind jetzt dabei, geeignete Schulen für ein Modellprojekt zu finden, um auch herauszufinden, ob es in einem Flächenland tatsächlich überall eingesetzt werden kann“, sagte Ernst. Die herkömmlichen Antigenschnelltests sollten weiterhin bis Ende des Jahres und möglicherweise darüber hinaus für Schulen beschafft werden.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) hatten die Länder im Juli dazu aufgerufen, Schulen und Kitas nach den Sommerferien über den flächendeckenden Einsatz von Lollitests offenzuhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126316/Brandenburg-plant-Modellprojekt-fuer-Lollitests-auf-Corona-an-Schulen

DEUTSCHLAND: CORONA-SCHNELLTESTS (Pressestimme / DJN, 11.8.2021) – Deutsche Staatsanwaltschaften ermitteln bundesweit in mindestens 50 Fällen wegen Betrugsverdacht im Zusammenhang mit Corona-Schnelltests. Das ergab eine Umfrage der Wirtschaftswoche unter deutschen Staatsanwaltschaften. Ende Mai war erstmals ein Fall öffentlich geworden, wonach der Betreiber eines Schnelltestzentrums in Bochum weit mehr Tests bei der Kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet haben soll als er tatsächlich durchgeführt hatte. (Wirtschaftswoche)
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-08/53661529-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm

ÖSTERREICH: Dritte Corona-Impfung könnte nicht für alle Gesunden notwendig sein – Beginn bei Bewohner*innen von Alten- und Pflegeheimen woei bei Hochrisikogruppen – Nationales Impfgremium (NIG) gibt Zeitfenster vor – Science-APA, 11.8.2021
Ab 17. Oktober und damit neun Monate nachdem in Österreich die ersten Personen ihre zweite Corona-Impfung erhalten haben, soll mit Auffrischungsimpfungen begonnen werden. Ob und wann diese tatsächlich für alle gesunden Personen notwendig sein wird, ist laut Gesundheitsministerium auf Basis der aktuellen Studienlage aber noch nicht abschließend beurteilbar. „Das Nationale Impfgremium beobachtet hier laufend die Entwicklungen“, wird gegenüber der APA betont.
Aktuell sei besonders wichtig, dass sich noch ungeimpfte Menschen immunisieren lassen und so viele wie möglich ihren Impfschutz vervollständigen, um sich bestmöglich vor Delta zu schützen.
Bei den Auffrischungsimpfungen soll jedenfalls mit Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen sowie bei Hochrisikogruppen begonnen werden. Details wie der Einsatz von Kreuzimpfungen, Intervalle und Zielgruppen sollen noch auf Basis von Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) geklärt werden.
*** NIG gibt Zeitfenster vor ***
Das NIG wird etwa jenes Zeitfenster vorgeben, in dem die dritte Impfung idealerweise erfolgen sollte. Dasselbe gilt für die Definition jener Gruppen, die überhaupt eine Auffrischung benötigen. Aus heutiger Sicht wird davon ausgegangen, dass nach einer vollständigen Impfserie – das sind abgesehen von Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson zwei Stiche – rund neun Monate eine Schutzwirkung gegeben ist. Dementsprechend wird bei der Auffrischungsimpfung auch mit jenen vulnerablen Gruppen begonnen, die in Österreich als erste gegen das Coronavirus geimpft wurden.
Ob es Vorgaben oder Empfehlungen geben soll, beim dritten Stich auf Kreuzimpfungen und damit einen anderen Impfstoff als bei den ersten beiden Stichen gesetzt werden soll, ist ebenfalls noch nicht fix. Fest steht, dass die Europäische Union bei der Beschaffung ab Herbst verstärkt auf mRNA-Impfstoffe setzen wird. „Eine konkrete Impfempfehlung zur 3. Impfung der Allgemeinbevölkerung wird zu einem gegebenen Zeitpunkt seitens des Nationalem Impfgremiums ausgesprochen werden“, heißt es aus dem Ministerium. Dort geht man davon aus, dass bis dahin auch weitere Daten zu den Impfstoffen zur Verfügung stehen um die derzeit gültigen Empfehlungen und Annahmen regelmäßig zu re-evaluieren und gegebenenfalls, etwa wegen neuer Virusvarianten, anzupassen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14327965733075948336

ÖSTERREICH: 2G-Regel soll Impfbereitschaft für Festival-Fans steigern – Präventionskonzept übertrifft gesetzliche Vorgaben – Forderung nach „Ende der Vogel-Strauß-Politik“: Regierung hat sich zum Konzept bislang nicht geäußert – Der Jugend eine Chance geben: Schneeberger will „klare Rahmenbedingungen“ – Science-APA, 11.8.2021
Der Veranstalter Barracuda Music setzt auf die Wissenschaft. Nachdem man im Juli bereits eine wissenschaftliche Analyse zum Coronainfektionsrisiko durch das – dann schlussendlich von den lokalen Behörden abgesagte – Frequency Festival in St. Pölten vorgelegt hatte, will man nun das Nova Rock Encore am 11. September in Wiener Neustadt wissenschaftlich begleiten und so zum „Flagschiff“ für die kommende Konzertsaison machen. Das Konzept wurde am Mittwoch in Wien vorgestellt.
„Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, wie wir die Zukunft der Konzerte und Festivals in Pandemiezeiten sehen“, erläuterte Ewald Tatar, Festival-Leiter und Präsident der Interessengemeinschaft Österreichische Veranstaltungswirtschaft (IGÖV). Mit dem Regelwerk und der wissenschaftlichen Begleitung des eintätigen Nova Rock Encore wolle man „einen Event aufsetzen, der in Österreich seinesgleichen sucht“. Die politischen Verantwortlichen forderte man nachdrücklich zum Dialog auf. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht das Problem sind, sondern die Lösung!“, so Tatar mehrfach im Rahmen der Pressekonferenz im Globe Wien. Es könne nicht sein, dass Veranstaltungen ohne Besucherlimit möglich sind, lokale Behörden dann aber – wie beim Frequency – im Alleingang einen Rückzieher machen.
*** Präventionskonzept übertrifft gesetzliche Vorgaben ***
Gemeinsam mit dem Public-Health-Experten Hans-Peter Hutter wurde ein Präventionskonzept entwickelt, das die gesetzlichen Vorgaben „deutlich übertrifft“. So gelte für Festivalbesucher die 2G-Regel, die bereits aus der Nachtgastronomie bekannt ist: Demnach ist der Besuch des Festivals ausschließlich für geimpfte Personen sowie für getestete Personen erlaubt, die einen gültigen PCR-Test vorweisen müssen. Dieser darf jedoch – anders als bei anderen Events – nicht älter als 48 Stunden alt sein. „Das Motto lautet: Vorsicht, Umsicht und Zuversicht“, so Hutter.
Auch Simulationsforscher Niki Popper unterstützte – per Videobotschaft – die Durchführung des Festivals. Modellrechnungen würden Großveranstaltungen eine Chance geben, um positive Akzente zu setzen. So würden durch mehr Tests nicht nur mehr positive Fälle gefunden und Infektionsketten gerade unter jungen Menschen auch durchbrochen, sondern der Festivalbesuch sei auch ein maßgeblicher Motor, junge Menschen für die Impfungen zu gewinnen. „Die Veranstaltungswirtschaft ist das Sprachrohr der Jugend, die von der Politik überhört wird“, ergänzte Herbert Weltler, medizinischer Berater des burgenländischen Impfkoordinators. „Jetzt müssen die von der Politik abgegebenen Versprechen eingelöst werden, damit die Durchimpfungsrate bis zum Herbst signifikant steigt.“
*** „Ende der Vogel-Strauß-Politik“ ***
Nachdrücklich forderte Ewald Tatar ein „Ende der Vogel-Strauß-Politik der Regierung“. Man habe das Konzept zwar bereits vorgelegt, aber keine nennenswerte Reaktion erhalten, so der Veranstalter auf APA-Nachfrage. Dabei erarbeite man gerade Strategien, wie künftig auch weitere Festivals und Konzerte mit möglichst geringem Infektionsrisiko stattfinden und zugleich die Durchimpfungsrate unter den Jungen sogar steigern könnten. Umfragen hätten ergeben, dass sich 75 Prozent der Festivalbesucher impfen lassen würden, um an Festivals und Konzerten teilnehmen zu können.
Dass Präventionskonzepte greifen würden, habe zuletzt etwa das Szene Openair Festival in Lustenau bewiesen, wo es bei 7.000 Besuchern nur zwei Infizierte gegeben habe. Auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von durchgeführten Veranstaltungen verwies unterdessen CTS-Eventim-Austria-CEO Christoph Klingler: „Die Veranstaltungswirtschaft braucht klare und vor allem verbindliche Regeln. Wenn, zum Beispiel, die 2G-Regel die Vorgabe der Regierung ist, dann können die Veranstalterinnen und Veranstalter damit professionell umgehen und dementsprechend planen. Alles andere ist glatter Blindflug!“
*** Schneeberger will „klare Rahmenbedingungen“ ***
Rückendeckung für die sichere Durchführung des Nova Rock Encore kam vom Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger. Er habe als Bürgermeister die Verantwortung für Jugend, Kultur und Wirtschaft. Er forderte „klare Rahmenbedingungen“, wie Veranstaltungen künftig stattfinden können. „Wir müssen der Jugend eine Chance geben, mit dieser Pandemie leben zu lernen.“ Auf dem Nova Rock Encore in der Wiener Neustädter Arena stehen u.a. Seiler & Speer, Parov Stelar und ESC-Gewinner Måneskin auf dem Programm.
Ab welcher Inzidenz man das Festival absagen werde – zuletzt gab es starke Anstiege bei den Infektionszahlen – wollte das Podium nicht beantworten. Mit dem vorliegenden Konzept habe man „einen sehr dicken Polster“, hieß es. Man denke derzeit in Zwei-Wochen-Schritten. Nach heutigem Stand werde das Festival in einem Monat jedenfalls stattfinden. Mit den dabei erhobenen Daten wolle man jedenfalls als Vorbild für künftige Events fungieren. Aber, so Tatar abschließend in Richtung Politik: „Wir wollen uns die Regeln nicht immer selbst machen!“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17684008757912116819
SIEHE DAZU:
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QUELLE: https://www.novarock.at/nova-rock-encore/

10.8.2021, Dienstag

VIROLOGIE: Britische Experten: Impfstoff-resistente Varianten laut Experten unausweichlich – Impfstoffe haben Pandemie nicht gelöst – Science-APA, 20.8.2021
Ein britischer Experte hält die Entstehung von Corona-Varianten, die sich der Wirkung der derzeit verfügbaren Impfstoffe entziehen, nur für eine Frage der Zeit. „Es ist unausweichlich, dass wir Escape-Varianten bekommen werden“, sagte der Mikrobiologe und Gesundheitsexperte Paul Hunter von der Universität East Anglia am Dienstag in einer parteiübergreifenden Expertenanhörung in London.
Als Mutanten mit sogenanntem Immun-Escape werden Varianten bezeichnet, die zumindest teilweise resistent gegen die Wirkung der derzeit verwendeten Corona-Impfstoffe sind. Hunter geht davon aus, dass es in den kommenden Jahren saisonale Corona-Wellen geben wird – auch durch Mutationen, die sich in gewissem Maße der Wirkung der Impfstoffe entziehen. Jeder Brite werde sich im Schnitt alle vier bis fünf Jahre infizieren, schätzt er.
*** Impfstoffe haben Pandemie nicht gelöst ***
Devi Sridhar, Professorin für Global Public Health an der Universität Edinburgh, fügte hinzu: „Wir haben bereits Alpha, Beta und Delta gesehen, es ist unausweichlich.“ Die Impfstoffe hätten die Pandemie transformiert, aber nicht gelöst.
Bei der aktuell in Großbritannien, Österreich und vielen anderen Ländern überwiegend grassierenden Delta-Variante gilt die Wirkung der Impfstoffe nach wie vor als zuverlässig, allerdings als etwas schwächer als bei der Wildform und der Alpha-Variante. Insbesondere nach nur einer Impfdosis fällt der Impfschutz ersten Analysen zufolge schwächer aus. Daher gilt ein vollständiger Impfschutz als entscheidend.
Großbritannien geht mit seiner aktuellen Corona-Strategie Experten zufolge ein gefährliches Experiment ein: Bei hoher Impfquote, aber gleichzeitig auch hohen Fallzahlen gilt das Risiko für neue gefährliche Mutationen als besonders groß.
Auch der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hatte kürzlich vor der Entwicklung einer noch gefährlicheren Variante des Coronavirus gewarnt, sollte die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante nicht eingedämmt werden. Wenn sich das Virus weiter ausbreiten und verändern könne, bestehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickle, bei der die aktuellen Impfstoffe keinen Schutz böten. Die Pandemie müsse unter Kontrolle gebracht werde, mahnte der prominente Immunologe und Präsidenten-Berater. Der beste Weg seien Impfungen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/4874481549532948737

MEDIZIN: BioNTech plädiert für Auffrischung mit aktuellem Impfstoff – Unklare Varianten-Entwicklung legt Aufschub einer Impfstoff-Anpassung nahe – Science-APA, 10.8.2021
Das Biopharma-Unternehmen BioNTech spricht sich für eine möglich Auffrischungsimpfung mit seinem vorhandenen Vakzin aus. „Wir denken, dass es im Moment am besten ist, mit einer Auffrischungsdosis für den bestehenden Virusstamm fortzufahren, um die Situation in den Griff zu bekommen“, sagte Firmenchef Ugur Sahin am Montag. Patienten, die einen dritte Dosis desselben Impfstoffs bekommen hätten, zeigten deutlich höhere Antikörperwerte als nach der zweiten Dosis.
Es sei nicht klar, welche Virusvarianten in den kommenden Monaten auftauchen könnten, erklärte Sahin. Von daher sei es nicht sinnvoll, das Vakzin jetzt anzupassen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6445770640818530611

MEDIZIN: US-Studie: Senioren weiter gut vor COVID-19 geschützt, Genesene benötigen Auffrischung – Vergleich von Biontech, Moderna, Janssen – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben Daten zur aktuellen Impfstoffwirksamkeit der zugelassenen Coronaimpfstoffe veröffentlicht.
Nach den im Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR 2021; DOI: 10.15585/mmwr.mm7032e3 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) vorgestellten Zahlen sind geimpfte Senioren gut vor einer Hospitalisierung geschützt. Personen, die im vergangenen Jahr an COVID-19 (MMWR 2021; DOI: 10.15585/mmwr.mm7032e1 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) erkrankt waren, sollten ihren Immunschutz durch eine Impfung auffrischen.
Trotz der Zurückhaltung in weiten Kreisen der Bevölkerung waren unter den US-Senioren bis Ende April 72 % vollständig gegen COVID-19 geimpft. Es kommt zwar immer wieder zu schweren Verläufen, doch diese treten nach den vom COVID-NET erhobenen Daten mittlerweile zu 75 % bei ungeimpften Personen auf.
Das COVID-NET befragt regelmäßig in 99 Counties, in denen 10 % der US-Bevölkerung leben, alle Klini­ken nach COVID-19-Fällen und erhebt den Impfstatus der Patienten. Ein Team um Fiona Havers von den CDC in Atlanta hat daraus die im klinischen Alltag erzielte Impfstoffwirksamkeit errechnet.
Die Ergebnisse sind ermutigend: In der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren erzielen die beiden Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna jeweils eine Schutzwirkung von 96 % vor Hospitalisierungen. Die 95-%-Konfidenzintervalle umfassen den Bereich von 94 % bis 98 %, so dass wenig Zweifel an der guten Schutzwirkung bestehen.
Für den Einmalimpfstoff von Janssen war die Schutzwirkung mit 84 % etwas niedriger. Da der spät eingeführte Impfstoff noch nicht so häufig eingesetzt wurde, ist das 95-%-Konfidenzintervall mit 64 % bis 93 % relativ breit.
Wie gut die Impfstoffwirkung des vektorbasierten Impfstoffs im klinischen Alltag ist, lässt sich deshalb derzeit noch nicht so genau abschätzen. Interessanterweise erzielten die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna bei den jüngeren Senioren auch nach der 1. Dosis bereits eine gute Schutz­wirkung von 84 % (76 % bis 89 %) und 91 % (87 % bis 93 %).
Die 3 Impfstoffe schützten auch die Altersgruppe ab 75 Jahren sehr gut vor einer Hospitalisierung. Bion­tech/Pfizer erreichte nach der 2. Dosis eine Impfstoffwirksamkeit von 91 % (87 % bis 94 %), bei Moderna waren es sogar 96 % (93 % bis 98 %). Der Einmalimpfstoff von Janssen scheint auch hier mit 85 % (72 % bis 92 %) etwas schwächer zu sein.
Senioren ab 75 Jahren, die nur eine Dosis Moderna erhielten, waren zu 82 % (76 % bis 86 %) geschützt, bei Biontech/Pfizer waren es nur 66 % (48 % bis 77 %). Die CDC raten dringend, nicht auf die 2. Dosis zu verzichten.
Alyson Cavanaugh von den Gesundheitsbehörden des Staates Kentucky in Lexington hat die Daten von 246 Patienten (aller Altersgruppen) ausgewertet, die schon ein 2. Mal an COVID-19 erkrankt waren. Von diesen hatten sich nur 50 (20,3 %) nach der ersten Erkrankung vollständig impfen lassen. In einer Kontrollgruppe von 492 Einwohnern gleichen Alters und Geschlechts, die bisher nur einmal an COVID-19 erkrankt sind, waren 169 Personen (34,3 %) vollständig geimpft.
Cavanaugh ermittelt eine Odds Ratio von 2,34 (1,58 bis 3,47), nach der Personen, die sich nach einer Erkrankung nicht impfen lassen, ein 2,34-fach erhöhtes Risiko haben, ein 2. Mal an COVID-19 zu erkran­ken. Die CDC raten den Genesenden deshalb, sich nicht auf die Immunität durch die Erkrankung zu ver­lassen, sondern sich impfen zu lassen und zwar vollständig. Die Zahl der teilweise geimpften Personen war zu gering, um den Impfschutz einer einmaligen Impfdosis abzuschätzen, die in den Labortests in der Regel eine deutliche Antikörperreaktion erzielt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126274/US-Studie-Senioren-weiter-gut-vor-COVID-19-geschuetzt-Genesene-benoetigen-Auffrischung

MEDIZIN: Cochrane: Remdesivir ohne Wirkung auf Sterblichkeit oder Krankheitsverlauf hospitalisierter COVID-19-Patienten – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Bei Erwachsenen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, hat Remdesivir im Vergleich zu Placebo oder der Standardbehandlung wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Auswir­kungen auf die Zahl der Todesfälle jeglicher Ursache innerhalb von 28 Tagen nach der Behandlung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Cochrane Review auf Basis von 5 Studien mit mehr als 7.000 Patienten (Cochrane, 2021; DOI: 10.1002/14651858.CD014962) .
Der antivirale Wirkstoff Remdesivir wurde ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelt. In der COVID-19-Pandemie galt er von Anfang an als aussichtsreicher Kandidat für eine ursächliche Behandlung der Erkrankung.
Die Autoren suchten systematisch nach randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Rem­desivir. Die Kontrollgruppen in den berücksichtigten Studien erhielten entweder wirkstofffreie Placebos oder die Standardversorgung.
Neben der Sterblichkeit und Krankheitsschwere untersuchten sie auch einige weitere Endpunkte wie Ne­benwirkungen. Sie fanden 5 Studien, die den Einschlusskriterien entsprachen. Diese Studien um­fassten 7.452 Patienten mit COVID-19. Stand der Literatursuche ist der 16. April 2021.
„Auf Grundlage der derzeitig verfügbaren Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien kommen wir zu dem Schluss, dass eine Behandlung mit Remdesivir wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Auswir­kungen auf die Sterblichkeit bei erwachsenen hospitalisierten Patienten mit COVID-19 hat“, erläuterte die Erstautorin des Reviews, Kelly Ansems von der Klinik für operative Intensivmedizin und intermediate Care an der Uniklinik Aachen.
„Aufgrund der Unvollständigkeit der derzeit verfügbaren Studiendaten können wir jedoch nicht abschlie­ßend beurteilen, ob es mögliche Wirksamkeitsunterschiede in Abhängigkeit vom Schweregrad der Er­krankung gibt“, betont sie.
Weitgehend unklar bleibt die Wirkung von Remdesivir laut den Autoren auch auf andere Endpunkte wie den Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff oder mögliche Nebenwirkungen.
Die Autoren fordern, Wissenschaftler sollten sich auf die wichtigsten relevanten Endpunkte einigen, die in der COVID-19-Forschung verwendet werden sollen. Künftige Studien sollten sich dann auf diese Endpunkte konzen­trieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126249/Cochrane-Remdesivir-ohne-Wirkung-auf-Sterblichkeit-oder-Krankheitsverlauf-hospitalisierter-COVID-19-Patienten

FORSCHUNG: Benützte Masken haben Diagnosepotenzial – Als mögliche Alternative zu unangenehmen Nasenabstrichen – Science-APA, 10.8.2021
US-Forscher haben in einer Pilotstudie das Potenzial von getragenen Masken zur Diagnose von Covid-19-Infektionen untersucht. Die Ergebnisse stimmen das Team, dem auch der Österreicher Peter Kotanko angehörte, optimistisch, dass Masken-Abstriche etwa für Pool-Testungen oder bei Problemen mit Nasenabstrichen interessant sind. Die von ihnen ausgehende Ansteckungsgefahr schätzen die Wissenschafter eher gering ein, heißt es im „Journal of the American Society of Nephrology“.
Für ihre Untersuchung haben die Forscher rund um die am von Kotanko geleiteten Renal Research Institute in New York (USA) arbeitende Erstautorin Xiaoling Wang insgesamt 138 Masken von Patienten eingesammelt, die zur Dialyse in ein US-Spital kamen. Patienten mit einer nachgewiesenen Covid-19-Infektion werden dort in einer eigenen Schicht behandelt. Aus dieser stammten 39 dort getragene Masken von 14 Patienten.
Nach der Entnahme von Abstrichen konnte der Erreger mittels PCR-Verfahren in immerhin 18 davon nachgewiesen werden. Unter den 99 Masken, die von Nicht-Covid-19-Patienten stammten, erwiesen sich bis auf zwei Ausnahmen alle SARS-CoV-2-frei. Die beiden stammten alle von einem Teilnehmer, der sich in der Folge als asymptomatischer Coronavirus-Träger erwies, schreiben die Forscher.
Dass in „nur“ 18 der 39 Masken von Covid-19-Trägern Viren nachgewiesen wurden, könne auch daran liegen, dass bei einigen Patienten die Phase mit hoher Viruslast vermutlich schon abgeklungen war. Dass hingegen die beiden Masken des zuvor unterkannten Covid-19-Infizierten anschlugen, werten die Wissenschafter als Zeichen, dass ein Nachweis auf diese Weise durchaus verlässlich gelingen könne.
*** Als mögliche Alternative zu unangenehmen Nasenabstrichen ***
Trotz Einschränkungen in der Aussagekraft der Machbarkeitsstudie mache es Sinn, dem Potenzial des Ansatzes weiter nachzugehen. Immerhin ist die gängige Probenentnahme im Nasenrachenraum für die meisten Menschen unangenehm, verlangt nach medizinischen geschultem Personal und ist unökonomisch, wenn es um Pool-Testungen geht. Bei letzteren werden Proben mehrerer Menschen gemeinsam untersucht und nur jede einzelne getestet, wenn das Gesamtergebnis positiv ist. In Fällen wo ein Nasenabstrich Probleme bereitet, könne die Methode in Betracht gezogen werden.
Eine Übertragung durch ein quasi normales, mehr oder weniger oberflächliches Berühren von getragenen Masken hält das Team für eher unwahrscheinlich. Immerhin brauchte es für einen Nachweis des Erregers im Zuge der Studie eine gezielte Entnahme des Abstriches an der Innenseite der Masken.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15550064225899162134
SIEHE DAZU:
=> Studie
QUELLE: Service: https://doi.org/10.1681/ASN.2021060812

PSYCHOLOGIE: COVID-19: Depressionen und Angststörungen haben bei Jugendlichen deutlich zugenommen – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Schulschließungen und die mit dem Lockdown verbundene soziale Isolierung haben zu einem Anstieg von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen geführt. Nach einer Meta­analyse in JAMA Pediatrics (2021; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.2482) zeigt weltweit jeder 4. Jugend­liche vermehrt Symptome einer Depression und jeder 5. vermehrte Symptome einer Angststörung.
Mentale Störungen waren auch vor COVID-19 bei Heranwachsenden häufig. Frühere Kohortenstudien hatten die Prävalenz von Angststörungen auf 11,6 % und die Häufigkeit von depressiven Symptomen auf 12,9 % geschätzt. Zu den depressiven Symptomen im Jugendalter gehören Traurigkeit, ein Verlust von Interesse und Freude an Aktivitäten sowie Störungen von Schlaf und Appetit. Angstsymptome manifes­tieren sich häufig in einer unkontrollierbaren Sorge, Angst und Übererregbarkeit.
Da Jugendliche emotional stark auf die Unterstützung durch Peer-Groups und Mitschüler angewiesen sind, war ein Anstieg von mentalen Störungen zu befürchten. In den 29 Studien, die ein Team um Sheri Madigan von der Universität von Calgary in Kanada ausgewertet hat, schwankte die Prävalenz sehr stark von 2,2 % bis 63,8 % für depressive Störungen und von 1,8 % bis 49,5 % für Angstsymptome. Nach ihren gepoolten Schätzungen dürfte die Prävalenz von Depressionen bei 25,2 % (95-%-Konfidenzintervall 21,2 bis 29,7 %) und die Prävalenz von Angststörungen bei 20,5 % (17,2 bis 24,4 %) liegen.
Dies sind sicherlich nur Annäherungswerte, zumal die Prävalenz aus kulturellen Gründen stark schwan­ken kann: 16 Studien wurden in Ostasien, 4 in Europa, 6 in Nordamerika, 2 in Mittel- und Südamerika und 1 im Nahen Osten durchgeführt. Insgesamt haben die Forscherinnen Daten zu 80.879 Kindern und Jugend­lichen ausgewertet, die zwischen Januar 2020 und dem 8. März diesen Jahres befragt worden waren (nur in 3 Studien hatten die Eltern die Symptome eingeschätzt).
Die Häufigkeit der Störungen nahm mit der Dauer der Pandemie zu, ältere Kinder erkrankten häufiger als jüngere, Mädchen öfter als Jungen. Ältere Teenager waren besonders betroffen, weil diese sich ab der Pu­ber­tät langsam von der Familie distanzieren.
Altersgenossen können dann zur wichtigsten Quelle ihrer sozialen Unterstützung werden, berichten die Psychologinnen. Der Rückhalt durch diese Peer-Gruppen war in der Pandemie nur eingeschränkt möglich und im Lockdown ist er oft ganz weggefallen. Ältere Teenager hätten zudem wichtige Lebensereignisse wie Schulabschlüsse, Sportveranstaltungen und verschiedene Erfahrungen des Erwachsenwerdens verpasst.
Madigan geht davon aus, dass die meisten Kinder sich nach dem Ende der Pandemie von den psych­ischen Störungen erholen. Es werde vermutlich aber auch eine Gruppe geben, die langfristig mit den Nachwirkungen von COVID-19 und Lockdown zu kämpfen hat.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126273/COVID-19-Depressionen-und-Angststoerungen-haben-bei-Jugendlichen-deutlich-zugenommen

WISSENSCHAFT – FORSCHUNG: Forschungsdaten: Breite Zustimmung aus der Wissenschaft – Statistik Austria will Identitätsdaten anonymisieren – Datenschutzbehörde fordert weitere Garantien für personenbezogene Daten – Mehr Geld gefordert – Science-APA, 10.8.2021
Die von der Regierung geplante Forschungsdatenbank wird von den Wissenschaftseinrichtungen einhellig begrüßt. Bedenken der Datenschützer halten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in ihren Stellungnahmen für unbegründet. Universitätenkonferenz und Wirtschaftsforschungsinstitute verweisen auf die Vorteile für den Wissenschaftsstandort Österreich und darauf, dass sogenannte Mikrodaten in anderen EU-Ländern längst beforscht werden dürfen.
Eingerichtet werden soll das „Austrian Micro Data Center“ (AMDC) bei der Statistik Austria. Sie soll in einem ersten Schritt die von ihr selbst erhobenen Informationen für die Forschung zur Verfügung stellen. In weiterer Folge könnten zusätzliche staatliche Datenbanken folgen. Damit sollen Universitäten und andere zugelassene Forschungseinrichtungen Informationen aus dem Bildungsstandregister oder dem Unternehmensregister verwenden, verknüpfen und auch mit selbst erhobenen Daten verbinden dürfen.
*** Statistik Austria will Identitätsdaten anonymisieren ***
Durch entsprechende Sicherheitsstandards will die Statistik Austria gewährleisten, dass die Wissenschafter damit beispielsweise den Einfluss unterschiedlicher Bildungsverläufe auf die jeweiligen Arbeitsmarktkarrieren analysieren können, ohne dabei Rückschlüsse auf einzelne Personen anstellen zu können. Insbesondere sollen Identitätsdaten durch Personenkennzeichen ersetzt werden, um die Identifikation einzelner Bürgerinnen und Bürger in den Datensätzen unmöglich zu machen.
Von Wissenschaftseinrichtungen setzt es dafür viel Lob. Begrüßt werden die Pläne neben der Universitätenkonferenz auch von den Unis Wien und Innsbruck, von den Wirtschaftsforschungsinstituten Wifo und IHS sowie von der Gesellschaft für Politikwissenschaft. „Die Novelle ist ein klares Signal für eine evidenzbasierte Politikgestaltung, die in Zeiten von Fake News und sich ausbreitenden Verschwörungstheorien notwendiger ist denn je“, schreibt etwa die private Central European University in ihrer Stellungnahme. Die Nationalbank lobt die „optimale Abwägung zwischen Datenschutz und Datenzugang“. Und die Abteilung für Welthandel an der WU Wien sieht mit dem besseren Datenzugang einen bisherigen Wettbewerbsnachteil der heimischen Wissenschaft behoben.
*** Datenschutzbehörde fordert weitere Garantien für personenbezogene Daten ***
Bedenken hatte dagegen zuletzt die Datenschutzbehörde geäußert. Sie forderte in ihrer Stellungnahme weitere gesetzliche Garantien für personenbezogene Daten. Die Bürgerrechtsorganisation epicenter.works warnte gar vor einer „Datenschutzkatastrophe“ und vor „unkontrolliertem Zugang zu sensiblen Daten der Verwaltung“. Bedenken kommen auch von der Rechtsanwaltskammer. Sie vermisst verpflichtende Vorgaben zur Kontrolle des Datenschutzes durch die wissenschaftlichen Organisationen. Der Ausschluss vom Datenzugang als Sanktion bei Verstößen ist dem Rechtsanwaltskammertag zu wenig. „Dies sollte aber nicht Sanktion, sondern eine Selbstverständlichkeit sein“, heißt es in der Stellungnahme, die daher das „relativ rudimentäre Schutzniveau“ kritisiert und die völlige Anonymisierung der Forschungsdaten vorschlägt.
Wissenschafter warnen allerdings davor, dass damit der Sinn und Zweck des neuen Gesetzes unterlaufen würde. So betont das wirtschaftsliberale Institut Eco Austria, dass gerade die über Personenkennzeichen verknüpfbaren (also „pseudonymisierten“) Daten zentral für die Beantwortung wesentlicher Fragestellungen seien. Vollständig anonymisierte oder aggregierte (also aufsummierte) Datensätze wären dazu nicht ausreichend. „Für zahlreiche Forschungsfragen ist die Verwendung anonymisierter Datenbestände nicht hinreichend bzw. ist es unabdingbar im Laufe des Forschungsprozesses weitere (auch eigene) Datenquellen anknüpfbar zu halten“, betont auch die Universitätenkonferenz in ihrer Stellungnahme.
Begrüßt wird der Plan auch vom Rechnungshof, der allerdings auch für sich selbst Zugang zu den Forschungsdatenbanken fordert, um die Ergebnisse für seine Prüftätigkeit verwenden zu können. Auch die Nationalbank hätte ihre Forschungsabteilung gerne explizit im Gesetz erwähnt. Erleichterungen beim Datenzugang würde sich auch Eco Austria wünschen – indem nämlich alle Forschungsinstitutionen automatisch zugangsberechtigt werden, die auch beim europäischen Statistikamt Eurostat akkreditiert sind.
*** Mehr Geld gefordert ***
Mehr Geld für die Abwicklung der neuen Aufgaben fordern die Beamtengewerkschaft und der Betriebsrat der Statistik Austria. Beide verweisen darauf, dass die Basisfinanzierung der Statistik Austria seit ihrer Ausgliederung im Jahr 2000 nicht an die Inflation angepasst wurde. Real sei der Beitrag des Bundes für seine Statistiktochter damit um ein Drittel gesunken, kritisiert die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) und fordert – wie auch der Betriebsrat – eine Valorisierung: „Die finanzielle Lage ist so angespannt, dass es an mittel- und längerfristiger Planungssicherheit fehlt.“
Nach der Begutachtung muss das Gesetz nun durch den Ministerrat und das Parlament. In Kraft treten soll es ein halbes Jahr nach dem Beschluss. Welche Institutionen zur „Registerforschung“ berechtigt werden und somit auf die Daten zugreifen dürfen, muss die Statistik Austria dann im Internet veröffentlichen. Auch die Hauptergebnisse der Forschung sind online und unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6222509713151885216

USA: Texas bittet Krankenhäuser um Aufschub von Elektiveingriffen – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Angesichts der jüngsten Coronawelle hat der US-Bundesstaat Texas alle Krankenhäuser gebeten, nicht absolut notwendige medizinische Eingriffe zu verschieben. Damit solle sichergestellt werden, dass alle COVID-19-Patienten adäquat versorgt werden könnten, erklärte Gouverneur Greg Abbott gestern in einem Schreiben an den Krankenhausverband.
Das Gesundheitsministerium werde sich zudem bemühen, für die Versorgung der Coronapatienten medi­zinisches Personal aus anderen Bundesstaaten zu gewinnen, hieß es. Auch soll der Katastrophen­schutz wieder Infusionszentren eröffnen, in denen Patienten Blutplasmabehandlungen bekommen können.
Die Lage in Texas hat sich aufgrund der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus deut­lich zugespitzt. In dem Bundesstaat mit 29 Millionen Einwohnern wurden zuletzt im Schnitt pro Tag rund 12.000 Coronaneuinfektionen gemeldet, wie Daten der Behörden zeigen. Derzeit werden demnach rund 9.000 COVID-19-Patienten in Krankenhäusern behandelt.
Der Republikaner Abbott hat Coronaauflagen wie eine Maskenpflicht in dem Staat per Verfügung für illegal erklärt. In Texas sind rund 44 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, landesweit liegt die Impfquote bei 50 Prozent.
Die jüngste Coronawelle trifft bislang vor allem Bundesstaaten im Süden des Landes hart, darunter auch Florida, Louisiana, Mississippi, Alabama, Arkansas und Missouri. Der Gouverneur von Arkansas, der Repu­blikaner Asa Hutchinson, warnte gestern über Twitter, im ganzen Bundesstaat seien momentan nur noch acht Betten auf der Intensivstation frei.
Inzwischen würden so viele Covidpatienten im Krankenhaus behandelt wie noch nie zuvor während der Pandemie. Von den 1.376 Patienten seien 286 an ein Beatmungsgerät angeschlossen. „Impfungen redu­zieren Krankenhausaufenthalte“, schrieb er weiter.
Die US-Behörden melden inzwischen im Durchschnitt wieder rund 100.000 Neuinfektionen pro Tag. Im Juni, bevor sich die Delta-Variante durchgesetzt hatte, waren es zeitweise nur rund 10.000 pro Tag.
Täglich sterben im Schnitt mehr als 450 Menschen nach einer Coronainfektion, wie Daten der Gesund­heitsbehörde CDC zeigen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126263/Texas-bittet-Krankenhaeuser-um-Aufschub-von-Elektiveingriffen

USA: US-Militär führt Coronaimpfpflicht für Soldaten ein – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Für die Soldaten der US-Streitkräfte soll spätestens ab 15. September eine Impfpflicht gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gelten. Das geht aus einem Schreiben von Verteidigungsminister Lloyd Austin hervor. Falls die Impfungen schon vorher eine reguläre Zulassung der zuständigen US-Behör­de FDA bekämen, könnte die Impfpflicht schon früher eingeführt werden, erklärte Austin.
In den US-Streitkräften dienen mehr als 1,3 Millionen Soldatinnen und Soldaten, von denen rund 1,05 Millionen bereits vollständig geimpft sind, wie Daten des Pentagons zeigen.
Präsident Joe Biden muss der Anordnung noch zustimmen – das gilt aber als reine Formsache. Biden erklärte in einer Stellungnahme umgehend, dass er Austins Vorgehen voll unterstütze. „Diese Impfungen werden Leben retten. Punkt. Sie sind sicher. Sie sind wirksam“, so Biden.
Alle Menschen in den USA sollten so schnell wie möglich geimpft werden, vor allem angesichts der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus, fügte er hinzu.
Derzeit gilt für die Coronaimpfstoffe noch eine Notfallzulassung der FDA. US-Medienberichten zufolge könnte es aber schon in wenigen Wochen eine reguläre Zulassung für den Impfstoff der Hersteller Pfizer und Biontech geben.
Für Soldaten des US-Militärs gibt es schon jetzt mehrere verpflich­tende Impfungen – diese beruhen aber auf regulären FDA-Zulassungen.
In den USA ist bislang die Hälfte der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft. Unter den Erwachsenen sind bislang 61 Prozent der Menschen abschließend geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126262/US-Militaer-fuehrt-Coronaimpfpflicht-fuer-Soldaten-ein

NEPAL: Coronazweitimpfungen für Senioren in Nepal nach Verzögerungen angelaufen – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Mit monatelanger Verzögerung haben in Nepal die Coronazweitimpfungen begonnen. Das Land hatte sein Impfprogramm nach einem vom Nachbarland Indien verhängten Exportstopp für Impf­stoffe unterbrechen müssen.
Menschen über 65 Jahre, die im März ihre erste Impfung erhalten hätten, könnten sich seit gestern die zweite Impfstoffdosis verabreichen lassen, sagte jetzt der Chef des nepalesischen Gesundheitsnotfall­zentrums, Samir Kumar Adhikari.
Nepal hatte im Januar mit den Impfungen gegen SARS-CoV-2 begonnen, nachdem es damals zunächst eine Million Dosen des Astrazeneca-basierten Impfstoffs Covishield von Indien erhalten hatte.
Zugang zur Impfung hatten zunächst aber nur Mitarbeiter des Gesundheitswesens und einiger anderer Be­rufsgruppen. Nach einer Bestellung von zwei weiteren Millionen Impfstoffdosen bei Indien wurde das Impfprogramm im März dann auch für Menschen über 65 Jahre geöffnet.
1,4 Millionen Senioren waren bereits geimpft, als Indien die Impfstofflieferungen nach Nepal wegen der massiven Infektionswelle im eigenen Land aussetzte. Die Verabreichung eines anderen Vakzins bei der Zweitimpfung ließ die Regierung in Kathmandu nicht zu.
Stattdessen startete sie einen internationalen Hilferuf nach Impfstoffen. Japan spendete nun 1,6 Millio­nen Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca, 230.000 weitere kamen von Bhutan.
In Nepal mit seinen 30 Millionen Einwohnern wurden seit Pandemiebeginn mehr als 710.000 Corona­infektionen und rund 10.000 Todesfälle durch COVID-19 verzeichnet.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126264/Coronazweitimpfungen-fuer-Senioren-in-Nepal-nach-Verzoegerungen-angelaufen

ISRAEL Israel registriert mehr als 6.000 NeuInfektionen an einem Tag mit SARS-CoV-2 – Auch Kinder ausweispflichtig – Weitere Verschärfungen geplant – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Erstmals seit einem halben Jahr sind in Israel wieder mehr als 6.000 Coronainfektionen an einem Tag nachgewiesen worden. Wie das Gesundheitsministerium heute berichtete, wurden gestern 6.275 Fälle erfasst.
Gleichzeitig nähert sich die Zahl der schwerkranken Patienten der Marke von 400. Heute wurden in den israelischen Krankenhäusern 394 schwerkranke COVID-19-Patienten behandelt. Der Zustand von 87 von ihnen wurde als kritisch eingestuft.
Gut 58 Prozent der rund 9,4 Millionen Israelis sind vollständig geimpft. Vor kurzem hatte das Gesund­heits­­ministerium Zahlen vorgelegt, nach denen die Effektivität der in Israel verwendeten Biontech/Pfi­zer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen hat.
Nach Angaben des Ministeriums verhindert die Impfung eine Coronainfektion nur noch zu 39 Prozent und schwere Erkrankungen zu 91 Prozent. Gleichzeitig verbreite sich im Land die ansteckendere Delta-Variante.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen gelten seit vorgestern wieder verschärfte Maßnahmen, darunter eine Maskenpflicht bei Events im Freien mit mehr als 100 Teilnehmern. Selbst Veranstaltungen mit weniger als 100 Teilnehmern dürfen nur noch Geimpfte, Genesene oder Menschen mit negativem Coronatestergebnis besuchen.
Auch Kinder müssen zudem nun beim Eintritt ein negatives Coronatestergebnis vorzeigen. Vertreter des Gesundheitsministeriums schließen weitere Verschärfungen nicht aus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126272/Israel-registriert-mehr-als-6-000-neue-Infektionen-mit-SARS-CoV-2

RUSSLAND: Tote auf russischer Coronastation nach Panne in Sauerstoffsystem – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Nach einer Panne bei der Sauerstoffversorgung sind elf Patienten einer russischen COVID-19-Station gestorben. Grund des Unglücks sei ein Riss in einem Sauerstoffversorgungsschlauch in der Klinik in Wladikawkas, zitierten russische Nachrichtenagenturen gestern den Regierungschef der Repu­blik Nord-Ossetien, Sergej Minjailo.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren alle Todesopfer künstlich beatmet worden. Der Nach­richtenagentur Tass zufolge wurde ein Strafermittlungs­verfahren eingeleitet. Den Angaben zufolge be­fan­den sich zum Zeitpunkt des Unglücks 71 Menschen auf der Coronastation in intensivmedizinischer Behandlung. 13 erhielten demnach „lebenserhaltende“ Maßnahmen.
Minjailo erklärte, die Lungen der neun gestorbenen Patienten seien bereits vor dem Unglück zu „90 Pro­zent beschädigt“ gewesen. Es sei deshalb verfrüht, ihren Tod allein auf den Riss in dem Sauerstoffversor­gungsschlauch zurück­zuführen. Die Panne sei „schnell entdeckt und binnen 30 bis 40 Minuten behoben“ worden.
Grundsätz­lich gebe es in Nord-Ossetien kein Problem bei der Versorgung von Krankenhäusern mit Sau­erstoff. Tass berichtete derweil unter Berufung auf die Ermittlungsbehörden, es sei eine strafrechtliche Unter­suchung eingeleitet worden, die klären soll, ob Sicherheitsstandards verletzt worden seien.
Seit Beginn der Coronapandemie war es mehrfach zu tödlichen Bränden auf Covidstationen russischer Krankenhäuser gekommen. Als Auslöser der Feuer gelten defekte Beatmungsgeräte.
Bei einem Brand in einem Krankenhaus im südöstlich von Moskau gelegenen Rjasan waren im Juni drei Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt sieben Menschen kamen im Mai des vergangenen Jahres bei Bränden in Krankenhäusern in Moskau und Sankt Petersburg ums Leben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126260/Tote-auf-russischer-Coronastation-nach-Panne-in-Sauerstoffsystem

DEUTSCHLAND: Corona – Ein Viertel stationär behandelter Erkrankter erneut im Spital – Science-APA, 10.8.2021
Mehr als ein Viertel aller im Krankenhaus behandelten Corona-Erkrankten in Deutschland ist später erneut stationär behandelt worden. Das geht aus einer deutschlandweiten Langzeitstudie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) auf Basis von Versichertendaten hervor. Demnach erfolgte der zweite Krankenhausaufenthalt in 36 Prozent der Fälle wegen Problemen mit der Atmung. Bei 29 Prozent der Erkrankten waren neurologische Störungen der Grund.
In der Auswertung zeigte sich außerdem eine hohe Sterblichkeitsrate bei stationär behandelten Covid-19-Patientinnen und -patienten. Demnach starben 30 Prozent von ihnen während des ersten Krankenhausaufenthalts oder im ersten halben Jahr danach. 24 Prozent der Erkrankten starben im ersten Monat nach der Aufnahme ins Krankenhaus. Ein halbes Jahr nach der Erstaufnahme lag der Anteil der Verstorbenen den Angaben zufolge bereits bei 30 Prozent.
Besonders hoch war die Sterblichkeit bei über 80-Jährigen: Mehr als jeder Zweite aus dieser Altersgruppe sei sechs Monate nach einer stationär behandelten Corona-Infektion gestorben. Eine ebenso hohe Sterblichkeitsrate wurde demnach bei beatmeten Patientinnen und Patienten festgestellt. Als Erklärungen für die hohe Sterblichkeitsrate führte das Wido Blutgerinnungsstörungen, Lebererkrankungen sowie starkes Übergewicht an.
In die Auswertung wurden Abrechnungsdaten von insgesamt 8.679 AOK-Versicherten einbezogen, die von Anfang Februar bis Ende April im Krankenhaus wegen einer Corona-Infektion behandelt wurden. Das Durchschnittsalter der Erkrankten lag bei 69 Jahren.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/8547306349960697305

DEUTSCHLAND: Positivrate bei Corona-PCR-Tests angestiegen – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Die Positivrate bei den SARS-CoV-2-PCR-Tests lag in der vergangenen 31. Kalenderwoche bei 4,1 Prozent. Die Quote ist damit im Vergleich zur Vorwoche um ein Prozent gestiegen. Das berichtet der Ver­band Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) auf der Basis von Daten aus 178 Laboren.
Insgesamt fielen 20.568 PCR-Befunde positiv aus (Vorwoche: 15.787). Sommerbedingt wird mit 503.716 SARS-CoV-2-PCR-Tests weiterhin auf eher niedrigem Niveau getestet.
„Auch wenn die Testzahlen im Moment noch zurückgehen, erwarten wir doch spätestens zum Ende der Sommerferien in allen Bundesländern wieder einen steigenden medizinischen Bedarf an Testungen bei Personen mit Symptomen und auch zur Nachverfolgung der Kontaktpersonen neben dem weiterhin notwendigen Umfang an präventiven Testungen“, sagte der erste Vorsitzende des ALM, Michael Müller.
Er betonte, die Labore seien auf einen erhöhten PCR-Testbedarf gut vorbereitet, auch was präventive Testungen von vulnerablen Gruppen angehe.
„Um alle relevanten Infektionen sicher zu erkennen, sollten sich Menschen mit Symptomen jeder Schwe­re, auch wenn sie geimpft sind, immer mittels PCR testen lassen“, erklärte Müller. Das gelte auch für un­spezifische Erkältungssymptome.
Der Verband betonte, neben der Impfung blieben die bekannten Verhaltensempfehlungen wichtig, denn Sie schützten auch vor der Verbreitung der SARS-CoV-2-Varianten. „Wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger geimpft sind und wir alle gut auf uns und unsere Mitmenschen achten, können wir die weitere Ausbreitung von SARS-CoV-2 eindämmen“, so der Appell des ALM-Vorsitzenden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126281/Positivrate-bei-Corona-PCR-Tests-angestiegen

DEUTSCHLAND: Coronatests nur noch bis 10. Oktober kostenfrei, Pandemielage soll verlängert werden – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Nicht-Geimpfte müssen sich auf mehr Testpflichten einstellen und Coronaschnelltests ab 11. Oktober in der Regel auch selbst bezahlen. Das vom Bund finanzierte Angebot für kostenlose „Bürgertests“ für alle soll am 10. Oktober enden. Darauf verständigten sich heute Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder. Die pandemische Notlage soll um drei weitere Monate verlängert werden. Bund und Länder sendeten zudem einen erneuten Appell, jetzt schnellstmöglich überall leicht erreichbare Impfgelegenheiten anzunehmen.
Merkel betonte, die Impfungen böten Schutz für den Einzelnen, aber würden zugleich auch einen „Beitrag für die Gemeinschaft“ darstellen. Sie verwies auf die vergleichsweise hohen Impfquoten in den höheren Altersgruppen – zugleich habe das generelle Impftempo trotz ausreichender Impfstoffkapazitäten aber nachgelassen. Es liege nun in der gemeinsamen Verantwortung von Bund und Ländern, für das Impfen zu werben. Man hoffe auf ein Anziehen des Tempos nach den Sommerferien.
Es wäre gut, bei der Impfquote „deutlich über 70 Prozent und hin zu 80 Prozent zu kommen“, was im Augenblick nicht als gesichert angesehen werden könne, so Merkel. Vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze geimpft sind derzeit 55,1 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Da das Corona-Infektionsgeschehen nach dem niedrigen Niveau des Sommers inzwischen rasch zulegt, soll für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene negative Coronatests noch im August zur Voraussetzung für viele Aktivitäten in Innenräumen werden. Dies betrifft nach dem Bund-Länder-Beschluss zum Beispiel das Essen in Restaurants, den Besuch beim Friseur oder Sport im Fitnessstudio oder Schwimmbad. Ausnahmen kann es demnach für regelmäßig getestete Schüler und Regionen mit niedrigen Inzidenzen geben.
Ab dem 23. August muss, wer nicht vollständig geimpft ist oder nicht als genesen gilt, für Veranstaltungen in Innenräumen entweder einen höchstens 24 Stunden alten Antigen-Schnelltest oder einen höchstens 48 Stunden alten PCR-Test vorlegen.
Da mittlerweile allen ein unmittelbares Impfangebot gemacht werden könne, sei eine dauerhafte Übernahme der Kosten für alle Tests durch den Steuerzahler nicht angezeigt. Gratis sollen Schnelltests nur noch für jene sein, die sich nicht impfen lassen können oder für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt – wie Schwangere und Unter-18-Jährige.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), betonte, die Coronaimpfungen würden gut schützen und ein Wiedererlangen von Freiheiten erlauben. Deshalb sei es „bitter“ zu sehen, dass es noch immer so viele Vorbehalte gegen die Impfangebote gebe.
Der MPK-Vorsitzende verteidigte den Beschluss, Coronaschnelltests ab dem 11. Oktober kostenpflichtig zu machen. „Es ist richtig, diesen Schritt zu gehen“, sagte er. Die Tests ließen sich leicht durch Impfen umgehen. Wer das Angebot nicht annehme, könne nicht erwarten, dass die Solidargemeinschaft die Kosten trage.
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident des Freistaates Bayern, verwies darauf, dass man Geimpften aus verfassungsrechtlichen Gründen „nicht ewig“ Freiheiten werde vorenthalten können. Zugleich drohe aktuell die „Gefahr einer Pandemie der Ungeimpften“. Auch Söder appellierte eindringlich an die Bevölkerung, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.
Bund und Länder plädieren in ihrem Beschluss außerdem dafür, die epidemische Lage von nationaler Tragweite über den 11. September hinaus zu verlängern. Dafür wäre der Bundestag zuständig. Deutschland befinde sich insgesamt weiter in einer pandemischen Situation und die zuständigen Behörden müssten weiterhin die erforderlichen Maßnahmen ergreifen können, hieß es zur Begründung.
Im Bund-Länder-Beschluss wird die Zahl der Krankenhausaufnahmen wegen COVID-19 als „wichtige Größe zur Beurteilung des Infektionsgeschehens“ bezeichnet. Daneben wird betont, dass Bund und Länder „alle Indikatoren, insbesondere die Inzidenz, die Impfquote, und die Zahl der schweren Krankheitsverläufe sowie die resultierende Belastung des Gesundheitswesens berücksichtigen“, um die Coronamaßnahmen gegebenenfalls anzupassen. Eine konkrete Einigung in diesem Punkt erfolgte jedoch nicht. Grundlagen zur Einbeziehung mehrerer Faktoren seien aber vorhanden, so Müller.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126285/Coronatests-nur-noch-bis-10-Oktober-kostenfrei-Pandemielage-soll-verlaengert-werden

DEUTSCHLAND: Mehr als eine Million Kinder ab zwölf Jahren gegen Corona geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Die Coronaimpfungen bei Kindern und Jugendlichen gehen voran. Bei den 12- bis 17-Jährigen haben mittlerweile mehr als eine Million eine erste Impfung erhalten, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute via Twitter mitteilte.
Dies entspricht nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) 22,5 Prozent dieser Altersgruppe. Spahn betonte erneut: „Wir haben genug Impfstoff für alle Altersgruppen.“
Bund und Länder hatten angekündigt, mit Blick auf den Schulstart nach den Sommerferien mehr Impf­gelegenheiten für Kinder anzubieten – auch in Impfzentren wie bereits in Praxen. Die Ständige Impf­kommission (STIKO) empfiehlt Impfungen bei Kindern vorerst nur bei höherem Risiko für schwere Corona­verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes.
Impfungen sind laut STIKO aber mit ärztlicher Aufklärung und als individuelle Entscheidung von Kindern und Eltern möglich. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna sind ab zwölf Jahren zugelassen.
Insgesamt sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) nun 45,8 Millionen Menschen oder 55,1 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze geimpft. Min­destens eine erste Impfung haben 52 Millionen Menschen oder 62,5 Prozent der Bevölkerung.
Im Vergleich der Bundesländer liegt Bremen weiter an der Spitze mit nun 71,7 Prozent mindestens ein­mal und 64,8 Prozent voll geimpften Einwohnern. Schlusslicht bleibt Sachsen mit 52,9 Prozent mindes­tens einmal und 48,9 Prozent voll geimpften Einwohnern.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt unterdessen weiter an. Nach Angaben des RKI von heute morgen lag sie bei 23,5 – am Vortag hatte der Wert 23,1 betragen, vor einer Woche lag er bei 17,9.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 2.480 Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 3.58 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 1.766 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Coronaeinschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Kranken­hauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 19 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es ebenfalls 19 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.794 429 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.669.600 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteili­gung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.803.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126257/Mehr-als-eine-Million-Kinder-ab-zwoelf-Jahren-gegen-Corona-geimpft

DEUTSCHLAND: Deutsche Bundesländer geben rund 2,7 Millionen Impfdosen an Bund zurück – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Angesichts der vorerst geringeren Nachfrage nach Coronaimpfungen geben die Länder rund 2,7 Millionen Dosen aus ihren Verteilzentren an den Bund zurück. Darunter sind gut 2,6 Millionen nicht be­nö­tigte Dosen des Mittels von Astrazeneca, wie aus einer Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums hervor­geht. Hinzu kommen Dosen von Johnson & Johnson.
Der Bund will die Impfstoffe nun rasch an andere Staaten mit akutem Bedarf spenden. In einem nächsten Schritt sollen die Länder bis zum 20. August auch Rückmeldungen zu nicht benötigten Dosen geben, die schon von den Verteilzentren in die regionalen Impfzentren gebracht wurden – zunächst ebenfalls für die Präparate von Astrazeneca und Johnson & Johnson.
Die Bundesregierung hat zugesagt, bis Ende des Jahres mindestens 30 Millionen Impfdosen an Entwick­lungsländer und andere Staaten abzugeben. Eine erste Tranche soll jetzt bereits über die internationale Hilfsinitiative Covax an fünf Länder gehen.
Aus den Verteilzentren geben nun 15 der 16 Länder nicht benötigten Impfstoff zurück – nur das Saarland meldete laut der Übersicht keine Dosen dafür an den Bund. Aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sollen demnach allein 922.000 Dosen des Mittels von Astrazeneca zurückgehen, aus Bayern 685.000 Dosen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126266/Laender-geben-rund-2-7-Millionen-Impfdosen-an-Bund-zurueck

DEUTSCHLAND: STIKO-Chef und Laborärzte bei Auffrischimpfungen gegen SARS-CoV-2 zurückhaltend – Deutsches Ärzteblatt, 10.8.2021
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat sich zurückhaltend zu dem Vorhaben der Regierung geäußert, im September mit Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zu beginnen. Gestützt wird er vom Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL).
„Hier handelt es sich um eine politische Vorsorgemaßnahme ohne ausreichende medizinische Evidenz“, sagte Mertens der Welt. Allerdings gebe es auch keine Hinweise darauf, dass eine solche Drittimpfung schädlich sein könnte. „Der Aktionismus der Politik verunsichert die Menschen“, kritisierte Mertens den­noch.
Es gebe aus seiner Sicht bei den Auffrischimpfungen keinen Zeitdruck. „Da kommt es nicht auf eine oder zwei Wochen früher oder später an“, sagte der STIKO-Vorsitzende. Es sei ja nicht so, dass irgendeine Gruppe von Geimpften von einem Tag auf den anderen den Schutz verliere. Vielmehr erfolge dies allen­falls sehr langsam und schleichend.
Mertens wies auch darauf hin, dass es bislang kaum wissenschaftliche Daten zu möglichen Nebenwir­kun­gen von Drittimpfungen gebe. Allerdings gebe es auch keine immunologischen Überlegungen, die das erwarten lassen.
„Es fehlt eine große Studie, aus der tatsächlich hervorgeht, dass die Drittimpfung bei den betroffenen Personen keine Nebenwirkungen hat“, sagte Mertens. Dies sei ähnlich wie bei Impfungen für Kinder und für Schwangere. Auch bei diesen Bevölkerungsgruppen zögert die STIKO bislang jeweils mit einer Impf­empfehlung – zum Ärger der Regierenden im Bund und in den Ländern.
Im Fall der Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen hatten die Gesundheitsminister sich schließlich ohne STIKO-Empfehlung für eine Impfkampagne ausge­sprochen, die inzwischen auch angelaufen ist. Sie stützen sich dabei auf die Freigabe der Impfungen für diese Altersgruppe durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA).
Nach Ansicht der BDL liefern die Ergebnisse von Antikörperbestimmungen aus Facharztlabore keine Argumente für pauschale COVID-19-Auffrischungsimpfungen. Medizinisch, ethisch und wirtschaftlich sei es sinnvoller, in Zweifelsfällen zunächst den Antikörperstatus individuell zu bestimmen, um dann über eine weitere Impfung zu entscheiden, hieß es heute.
„Die Zahl derjenigen, die auf eigene Kosten in den medizinischen Laboren ihre Antikörper auf das Coro­navirus bestimmen lassen, nimmt stetig zu“, sagte der BDL-Vorsitzende Andreas Bobrowski. In den meis­ten Fällen zeigten diese Antikörpertests, dass Geimpfte nicht nur gut auf die Impfung ansprächen, son­dern auch mit wachsenden Zeitabständen zur zweiten Impfung hohe Antikörpertiter aufwiesen.
Das gelte für Pflegebedürftige, darunter auch junge Menschen mit Behinderung, wie auch für ältere Men­schen. Ebenso auch für Hochbetagte, die keine Hilfeleistungen benötigen. Auch die Pläne der Gesund­heitsministerkonferenz, allen vollständig mit einem Vektorimpfstoff Geimpften eine Drittimpfung mit einem mRNA-Impfstoff anzubieten, sei mit den Erkenntnissen der Labormediziner nicht begründbar, so der BDL.
Vor dem Hintergrund, dass in weiten Teilen der Welt bisher kaum geimpft werden könne und auch aus wirtschaftlichen Erwägungen sei es sinnvoller, die SARS-CoV-2-Antikörperbestimmung zur Kassenleis­tung zu machen. Dann könne man in Zweifelsfällen vor einer eventuellen dritten Impfung die Wirkung der vorangegangenen Immunisierungen bewerten, hieß es.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126286/STIKO-Chef-und-Laboraerzte-bei-Auffrischimpfungen-gegen-SARS-CoV-2-zurueckhaltend

DEUTSCHLAND: Hendrikje Rudnick: Von Gastarbeiter-Kindern zu Milliardären: Biontech-Chef Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci gehören zu den 10 reichsten Deutschen – Business Insider, 10.8.2021
Das Mediziner-Ehepaar Ugur Sahin und Özlem Türeci gehört zu dem kleinen Kreis der 10 reichsten Deutschen.
Im vergangenen Jahr bezifferte sich ihr Vermögen noch auf 2,4 Milliarden Euro. Mittlerweile hat es eine Höhe von rund 14 Milliarden Euro erreicht. Damit wären Sahin und Türeci auf Platz 8 des Forbes-Rankings der reichsten Deutschen.
Das Paar gründete das Unternehmen Biontech, das im laufenden Jahr rund drei Milliarden Dosen Corona-Impfstoff produzieren will.
An diesem Montagmorgen haben Ugur Sahin und Özlem Türeci wieder einmal Erwartungen übertroffen: Biontech hat im zweiten Quartal 2,8 Milliarden Euro Netto-Gewinn eingefahren, im ersten Halbjahr waren es bisher sogar 3,9 Milliarden Euro Gewinn. Die Umsatzprognose hob Unternehmensgründer Sahin auf 15,9 Milliarden Euro an für das laufende Jahr. Biontech ist mittlerweile rund 100 Milliarden Euro wert. Und das Vermögen von Sahin und Türeci hat sich auf 14 Milliarden Euro erhöht. Damit gehört das Ehepaar, gemessen am Forbes-Ranking für das laufende Jahr, zu den zehn reichsten Menschen in Deutschland.
*** Wer sind aber die beiden Gründer, die einen derartigen Aufstieg hingelegt haben? ***
Sahins Familie kam aus der Türkei nach Deutschland, als er vier Jahre alt war. Der Vater arbeitete als Gastarbeiter bei Ford. Sahin studierte zunächst Medizin in Köln, später arbeitete er in der Inneren Medizin und Hämatologie/Onkologie am Klinikum der Universität Köln. Seine Doktorarbeit schrieb er über Immuntherapie bei Tumorzellen. Seitdem liegt sein Schwerpunkt auf der Krebsforschung und der Immunologie. Seit 2006 ist Sahin Professor für experimentelle Onkologie an der III. Medizinischen Klinik der Universität Mainz.
Auch Özlem Türeci hat türkische Wurzeln: Ihr Vater, ein Arzt, war aus Istanbul nach Deutschland gekommen, um hier in einem Krankenhaus zu arbeiten. Wie er studierte Türeci Medizin und wurde Ärztin. „Heise“ berichtet, dass sie und Sahin einander Anfang der 1990er-Jahre auf der Krebsstation des Klinikums in Homburg an der Saar kennenlernten.
Beide waren fasziniert von der Idee, Krebs auf eine Art therapieren zu können als nur mit Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen. Sie wollten das Immunsystem dazu bringen, die Krebszellen selbst anzugreifen — und es gelang ihnen. Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2001 Ganymed Pharmaceuticals: Das biopharmazeutische Unternehmen spezialisierte sich auf Antikörperwirkstoffe gegen Tumore.
15 Jahre später verkaufte das Paar Ganymed Pharmaceuticals an eine japanische Pharmafirma — für etwa 422 Millionen Euro. Das Thema blieb ihnen jedoch erhalten: Noch heute gilt Privatdozentin Özlem Türeci als Pionierin im Bereich der Krebsimmuntherapie und ist Vorständin des deutschen Spitzenclusters für individualisierte Immunintervention Ci3.
*** Corona-Impfstoff von Sahin und Türeci steht kurz vor der Zulassung ***
Doch diese Firma bleibt nicht die einzige, die das Paar gründet. 2008 bauen sie mit Biontech ein weiteres Unternehmen auf, das an medizinischen Wirkstoffen forscht — und derzeit einer der Hoffnungsträger für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes ist.
Gemeinsam mit seinem US-Partner Pfizer will das Unternehmen nach dem Erfolg der aktuell laufenden klinischen Studie noch im November den Antrag auf eine Notfallzulassung in den USA stellen. Beide Unternehmen starteten Ende Juli einen weltweiten Test zu dem möglichen Impfstoff.
Kein Wunder also, dass Sahin und Türeci zu den erfolgreichsten Deutschen gehören. Um das Geld scheint es dem Paar aber nicht zu gehen. Investor Thomas Strüngmann erklärte im Interview mit Handelsblatt: „Sahin hat nie die Monetarisierung in den Vordergrund gestellt“. Sein Traum sei es, „etwas Nachhaltiges, Bleibendes aufzubauen und grundlegend neue, bessere Therapien zu entwickeln.“
QUELLE: https://www.businessinsider.de/wissenschaft/gesundheit/axel-springer-award-ugur-sahin-und-oezlem-tuereci-werden-ausgezeichnet-b/

ÖSTERREICH: Corona-Zweitimpfung bei Genesenen nicht notwendig – Bereits über 200 Millionen Menschen haben Infektion hinter sich – Genesene weisen nach Impfung höheren Antikörper-Spiegel auf – Nach Zweitimpfung weisen Nicht-Erkrankte höhere Reaktion auf – Science-APA, 10.8.2021
Eine zweite Dosis des mRNA-Impfstoffs von Pfizer/BioNTech gegen Covid-19 ist bei Genesenen nicht notwendig. Was seit längerem von Wissenschaftern aus unterschiedlichsten Befunden abgeleitet wurde, ist jetzt durch eine Veröffentlichung von Wiener Labormedizinern im European Journal of Clinical Investigation belegt. Menschen, die Covid-19 überstanden haben, entwickeln nämlich nach der ersten Dosis der BNT162b2-Vakzine extrem hohe Antikörperspiegel im Blut.
„Die Knappheit an SARS-CoV-2-Vakzinen stellt in vielen Regionen der Welt eine Herausforderung für die politisch Verantwortlichen und für die Experten dar. Obwohl bisher keine unterschiedlichen Empfehlungen für die Impfung für Personen mit vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion bzw. für Menschen ohne vorherige Infektion existieren, stellt sich aus immunologischer Sicht die Frage, ob bei diesen beiden Gruppen die Antikörperbildung jeweils anders verläuft“, schreiben Thomas Perkmann von der Klinischen Abteilung für Labormedizin von MedUniWien/AKH und seine Co-Autoren in der Einleitung der Anfang August erschienen Studie.
*** Bereits über 200 Millionen Menschen haben Infektion hinter sich ***
Die Sache ist hoch relevant. Allein in Österreich haben bereits mehr als 660.000 Menschen eine SARS-CoV-2-Infektion hinter sich, weltweit sind es mehr als 200 Millionen. Die Frage, wie bei ihnen mit einer darauf folgenden Impfung vorzugehen ist, stellt sich de facto seit dem Vorhandensein der ersten Vakzine: eine oder zwei Impfungen? Das macht für die Impfstoffbereitstellung einen enormen Unterschied.
„Nach einer Infektion braucht man nur eine Impfung“, hatte schon Anfang Juni dieses Jahres der Wiener Experte Robert Strassl von der Abteilung für Klinische Virologie (MedUni Wien/AKH) bei einer Ärztefortbildung erklärt. Die eine zu verabreichende Dosis sei sozusagen der „Booster“, den Personen ohne vorhergehende SARS-CoV-2-Infektion eben mit der zweiten Teilimpfung erhielten.
Perkmann und seine Co-Autoren haben das in ihrer Studie an 69 Personen ohne vorangegangene Infektion (seronegativ) und zwölf von Covid-19 Genesenen bewiesen: Alle erhielten eine Dosis des mRNA-Covid-19-Impfstoffs von Pfizer/BioNTech. Nach 21 Tagen wurden sie auf die Antikörperkonzentration im Blut untersucht. Das erfolgte mit zwei von einander unabhängigen Testmethoden (Roche und DiaSorin) und maß die Bildung von Antikörpern gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2. Alle bisher verwendeten Vakzine zielen auf das Hervorrufen einer solchen Immunantwort ab.
*** Genesene weisen nach Impfung höheren Antikörper-Spiegel auf ***
„Nach einer einzigen Dosis von BNT162b2 zeigten Personen nach einer ’natürlichen‘ SARS-CoV-2-Infektion wesentlich höheren Anti-S-(Antikörper)-Spiegel als ’naive‘ (zuvor nicht infizierte; Anm.) Probanden“, stellten die Wissenschafter in ihrer Zusammenfassung fest. Die Antikörperkonzentration unterschied sich nach der Erstimpfung von Genesenen je nach Testverfahren um das mehr als Hundertfache bzw. mehr als 20-Fache zu jener von Erstgeimpften ohne vorherige Covid-19-Episode.
Mit einem sogenannten Surrogattest (sVNT) wurde darüber hinaus untersucht, ob die Anti-S-Antikörper Viren auch wirklich neutralisierten. Dies war mit einem Wert von 98 Prozent der Fall, was für eine sehr hohe Neutralisationskapazität spricht.
*** Nach Zweitimpfung weisen Nicht-Erkrankte höhere Reaktion auf ***
Dabei ließen es die Wiener Wissenschafter aber nicht bewenden. 69 Probanden ohne SARS-CoV-2-Infektion und mit Erstimpfung und alle zwölf genesenen Studienteilnehmer mit einer Impfung bekamen schließlich die zweite Dosis der mRNA-Vakzine. Daraufhin erhöhte sich die Antikörperkonzentration bei den Personen ohne SARS-CoV-2-Erkrankung um das 25-Fache gegenüber dem Wert nach der Erstimpfung. Bei den Personen mit durchgemachter SARS-CoV-2-Erkrankung erhöhte sich die Antikörperkonzentration nur noch um etwa die Hälfte gegenüber der Konzentration nach der ersten Dosis.
Insgesamt war die Antikörperantwort bei den Studienteilnehmern nach Genesung deutlich höher als bei den SARS-CoV-2-„Naiven“. Dies könnte dafür sprechen, dass eine Konfrontation des Immunsystems mit dem ganzen Virus – nicht nur mit Virusbestandteilen – eine stärkere Abwehrreaktion hervorruft. In Entwicklung befindliche Totimpfstoffe könnten eventuell einen ähnlichen Effekt haben.
Jedenfalls kann man sich die zweifache Impfung von SARS-CoV-2-Genesenen nach diesen Studienergebnissen ersparen. Wichtig wäre allerdings, dass international in Impfpässen, Grünen Pässen etc. bei solchen Personen der vorhandene Impfschutz auch mit einer Teilimpfung klar erkennbar ist. Erst Ende vergangene Woche hatten österreichische Reisende (SARS-CoV-2 überstanden und per Befund belegt, eine Dosis mRNA-Vakzine im Impfpass ebenfalls dokumentiert) beim Check-In auf dem Flughafen von Samos in Griechenland lange Diskussionen zu führen, ob sie nun mit dem Flugzeug heimfliegen dürften oder nicht.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/4412566487009825682

ÖSTERREICH: Mischimpfung verstärkt laut Tiroler Impfstudie Immunantwort – Daten unterstützen Forderung der Ärztekammer nach heterologem Impfschema – Science-APA, 20.8.2021
Wie effizient der Organismus auf eine Kreuzimpfung aus Vektorimpfstoff und mRNA-Vakzin mit der Bildung von Antikörpern reagiert, konnte bisher kaum mit wissenschaftlichen Daten belegt werden. Ein Zwischenergebnis einer an der Medizin Uni Innsbruck durchgeführten Impfstudie lässt nun den Schluss zu, dass die Kombinationsimpfung auch gegen die Delta-Variante besser schützt, informierte die MedUni in einer Aussendung am Dienstag.
Das Institut für Virologie der Medizin Uni Innsbruck führt seit Mai 2021 unter der Leitung der Virologinnen Dorothee von Laer und Janine Kimpel an mehreren Zentren in Österreich eine erste klinische Studie zur Wirksamkeit einer heterologen Impfung durch. Für die Erstimpfung wird der AstraZeneca-Impfstoff verwendet, für den Zweitstich jener von Biontech/Pfizer. Die wichtigste Erkenntnis, so von Laer, sei die deutlich stärkere Immunantwort der Mischimpfung im Vergleich zur homologen Impfung mit AstraZeneca – auch gegen die Delta Variante. Zudem sei die Zweitimpfung sehr gut verträglich.
*** Daten unterstützen Forderung der Ärztekammer nach heterologem Impfschema ***
„Die Daten, dass eine Kombinationsimpfung im Vergleich zu einer reinen Vaxzevria (Anm. AstraZeneca) Impfung, zumindest kurzfristig, eine stärkere Immunantwort auslöst, sind sehr solide“, betonte von Laer, die davon ausging, dass die Kombinationsimpfung „sicher zeitnah für die einmal mit Vaxzevria Geimpften“ empfohlen wird. Eine solche Empfehlung für das sogenannte heterologe Impfschema hat die Ärztekammer bereits Anfang Juli ausgesprochen. Auf Patientenwunsch ist eine Kreuzimpfung auch möglich, heißt es in der Anwendungsempfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG). Dies ist aber off label. Ob es zu einer gesonderten formalen Zulassung kommen wird, bleibe offen, sagte von Laer. Schwierigkeiten könnten dadurch entstehen, dass AstraZeneca und Pfizer eine solche Zulassung wohl gemeinsam beantragen müssten.
Nicht nur bei AstraZeneca, sondern auch bei anderen Vektorimpfstoffen sei eine Zweitimpfung mit einem mRNA Impfstoff der reinen Vektorimpfung wohl überlegen, fügte Co-Studienleiterin Kimpel hinzu. „Auf Grund der Daten ist klar zu empfehlen, dass alle bisher einmal mit Vaxzevria Geimpften eine Zweitimpfung mit Comirnaty erhalten sollten. Wahrscheinlich gilt das auch für die Auffrischungsimpfung bei zweimal Vaxzevria Geimpften“, so Kimpel. „Eine dritte Impfung mit dem mRNA Impfstoff für mit Vaxzevria immunisierte Personen ist absolut zu empfehlen“, bestätigte von Laer. Warum die Immunantwort bei der Kombinationsimpfung höher ist, sei noch nicht vollkommen klar.
Für die Studie, die noch bis April 2022 laufen soll, konnten bis dato 282 TeilnehmerInnen rekrutiert werden. Noch werden neue Teilnehmer aufgenommen, hieß es – sowohl für eine Kontrollgruppe, die nur Biontech/Pfizer bekommt, als auch für die heterologe Impfung. Interessierte können sich unter der E-Mail-Adresse hevacc@i-med.ac.at melden. Die Gruppe derer, die nur AstraZeneca bekamen, wurde mittlerweile eingestellt, da die Immunantworten deutlich schlechter waren als die der Mischimpfung, hieß es.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7317306536658086014

ÖSTERREICH: Wiener Studie zur korrekten Durchführung von Test-Abstrichen – Science-APA, 10.8.2021
Um Coronainfektionen aufzuspüren, müssen Nasenrachenabstriche für PCR- und Antigentests korrekt durchgeführt werden. Dazu hat die MedUni Wien im Rahmen einer systematischen anatomischen Studie nun die konkreten Voraussetzungen sowie Orientierungshilfen für eine erfolgreiche Entnahme von Material aus der Schleimhaut des Nasenrachens definiert. Denn wenn nicht genügend Virusmaterial vorhanden ist, werden Infektionen übersehen.
„Bei falscher Vorgangsweise wird das Material nicht aus dem Nasenrachenraum, sondern aus der Nasenhöhle gewonnen. Das hat den Nachteil, dass bei geringer Virusbelastung zu wenig Virusmaterial für die Diagnostik vorhanden ist“, erklärte Studienleiter Wolfgang J. Weninger, Leiter der Abteilung für Anatomie am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der MedUni Wien. „Es ist daher möglich, Infektionen zu übersehen.“
*** Anatomie des Nasenrachenraumes ist sehr individuell ***
Zwar seien der überwiegende Teil der Handlungsanweisungen für die Durchführung der Abstriche im Prinzip korrekt. Die Anatomie des Nasen- und Nasenrachenraumes zeigt aber zahlreiche individuelle Besonderheiten, die ein erfolgreiches Vorgehen erschweren. „Es besteht die Möglichkeit, dass unerfahrene Tester in Covid-19-Teststraßen Nasenrachenabstriche für PCR- und Antigentests nicht korrekt abnehmen“, sagte der Studienleiter. Das Team rund um Weninger hat nun Kriterien definiert, die Testenden eine optimale Selbstkontrolle für eine, in jedem Fall erfolgreiche Durchführung eines Nasenrachenabstriches ermöglicht.
Grundlage dafür ist eine wissenschaftliche Studie, bei der an 157 Körperspenden über beide Nasenhöhlen Nasenrachenabstriche simuliert wurden. Die Vorwärtsbewegung des Abnahmestäbchens wurde dabei kontinuierlich beobachtet. Basierend auf den gewonnenen Daten schlägt das Team der Forscherinnen und Forscher nun ein einfaches und sicheres, dreistufiges Verfahren zur Durchführung von Nasenrachen-Abstrichen vor. Darüber hinaus definierten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter leicht erkennbare Signale, die den Testenden die korrekte Durchführung ermöglichen. Auswertungen belegen, dass dieses Verfahren bei allen Personen ohne Erkrankungen der Nasenhöhle das Eindringen des Abstrichstäbchens in den Nasenrachenraum ermöglicht, während dies bei Verwendung alternativer Orientierungshilfe nur in weniger als 50 Prozent gelingt.
Zudem untersuchte das Team auch, die von vielen Menschen gefürchtete und in Online-Foren kolportierte Gefahr, bei der Gewinnung von Nasenrachenmaterial das Gehirn zu verletzen. Die unter Sicht durchgeführten Simulationen belegen eindeutig, dass bei korrekter, aber auch mäßig abweichender Durchführung von Nasenrachenabstrichen absolut keine Gefahr einer Gehirnverletzung besteht.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/8137015688156841544
SIEHE DAZU: Performing nasopharyngeal swabs-Guidelines based on an anatomical study. Paata Pruidze, Plamena Mincheva, Jeremias T. Weninger, Lukas F. Reissig, Andreas Hainfellner, Wolfgang J. Weninger.
QUELLE: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ca.23762

9.8.2021, Montag

MEDIZIN: Klaus Wedekind: Hohe Viruslast bei Delta möglich: Sind infizierte Geimpfte hochansteckend? – Geimpfte ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen: Studien weisen auf hohe Viruslast im Rachen neu infizierter Geimpfter hin, doch müssen sie deshalb nicht zu Spreadern werden – Impfdurchbrüche keine Überraschung – Impfungen bei Älteren weniger effektiv – n-tv, 9.8.2021
Studien stellen fest, dass vollständig Geimpfte bei einer Infektion mit der Delta-Variante von Sars-CoV-2 ähnlich hohe Viruslasten im Rachen haben können, wie dies bei Ungeimpften der Fall ist. Dies könnte bedeuten, dass sie dann auch ebenso ansteckend sind, muss es aber nicht.
Dass die Delta-Variante (B.1.617.2) des Coronavirus Sars-CoV-2 nochmal deutlich ansteckender ist als die zuvor dominierende Alpha-Mutante (B.1.1.7) ist schon länger bekannt. Mehrere Studien haben auch bereits belegt, dass die Impfstoffe vor einer Infektion mit Delta weniger effektiv schützen.
Bisher ging man aber davon aus, dass vollständig Geimpfte nicht nur weiter sehr gut vor schweren Erkrankungen geschützt sind, sondern im Falle einer Infektion auch wesentlich weniger ansteckend sind als Ungeimpfte. Doch jüngste Studien bringen diese These ins Wanken, denn sie haben bei beiden Gruppen eine gleich hohe Viruslast im Rachen festgestellt.
*** Impfdurchbrüche keine Überraschung ***
Impfdurchbrüche beunruhigen die Bevölkerung, erst recht, wenn es immer mehr werden. Doch die Tatsache an sich, dass sich auch vollständig Geimpfte mit Covid-19 anstecken können, ist nicht überraschend. Man ist nie davon ausgegangen, dass die Vakzine Infektionen zu 100 Prozent verhindern können. Selbst wenn ein Impfstoff das Risiko einer Infektion um 95 Prozent senkt, gibt es bei hohen Impfquoten und hohen Inzidenzen entsprechend viele Durchbrüche. Und je höher der Anteil der Geimpften ist, desto stärker wächst auch ihr Anteil an den Infektionen.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht in seinem jüngsten Wochenbericht davon aus, dass Delta die Effektivität der Vakzine bei den über 60-Jährigen auf 87 Prozent gedrückt hat, bei den 18- bis 59-Jährigen auf 88 Prozent. Insgesamt hat die Behörde bisher 8715 Impfdurchbrüche registriert. Vom 5. Juli bis zum 1. August machten sie damit 27,5 Prozent aller Infektionen aus. Die Dunkelziffer könnte noch höher sein, da Geimpfte seltener getestet werden und Infektionen bei ihnen meistens sehr mild und oft symptomlos verlaufen. Lediglich 808 der Impfdurchbrüche mussten im Krankenhaus behandelt werden.
*** Impfungen bei Älteren weniger effektiv ***
In Großbritannien registrierte die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) bis zum 2. August 300.000 Delta-Infektionen, 47.000 der Betroffenen waren doppelt mit dem Vakzin von Biontech oder Astrazeneca geimpft. Bemerkenswert ist, dass aus dieser Gruppe 402 der bisher 670 Delta-Toten stammen. 389 von ihnen waren allerdings über 60 Jahre alt. Mit zunehmendem Alter sinkt die Effektivität der Vakzine, von den schwer erkrankten vollständig Geimpften haben außerdem sehr viele Vorerkrankungen.
Einer israelischen Studie nach hatten von 152 zwischen Januar und April hospitalisierten doppelt Geimpften nur sechs keine Vorerkrankung. Alle 32 Todesfälle gehörten zur vorbelasteten Gruppe. Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass offenbar bei den Impfdurchbrüchen mit einer steigenden Viruslast das Risiko eines schweren Verlaufs zunimmt.
*** Gleich hohe Viruslast bei Geimpften und Ungeimpften ***
Sars-CoV-2 kann sich also bei entsprechenden Vorbedingungen auch in den Körpern vollständig Geimpfter stark vermehren. Aktuelle Daten aus den USA und Großbritannien belegen, dass bei Impfdurchbrüchen mit der Delta-Variante sogar gleich hohe Viruslasten wie bei ungeschützten Angesteckten auftreten.
Das wiederum könne bedeuten, dass infizierte Geimpfte nach einer Infektion ebenso hochansteckend sind wie infizierte Ungeimpfte, berichtet die PHE. Sie bezieht sich dabei auf eigene Auswertungen von PCR-Tests, bei denen der Ct-Wert bestimmt wurde. Der Wert gibt die Anzahl der Zyklen an, die zum Nachweis von Sars-CoV-2 benötigt werden. Niedrigere Werte bedeuten höhere Viruslasten.
Die PHE schränkt ein, dass die Ergebnisse durch die Auswahl der Testergebnisse verfälscht sein könnten. Außerdem spiele das Alter der Personen mit Impfdurchbrüchen eine Rolle, was die Höhe des Ct-Werts beeinflusse.
Auch die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) schreibt, die Delta-Variante scheine die gleich hohe Viruslast bei Geimpften und Ungeimpften zu erzeugen. Sie hat einen Ausbruch im Juli in Massachusetts ausgewertet. Von 469 Infektionen traten 346 bei Menschen auf, die vollständig geimpft waren. Die Auswertung von 172 beziehungsweise 84 Proben aus beiden Gruppen ergab bei der Viruslast keine Unterschiede.
Ein Preprint der University of Wisconsin, deren Forscher 291 Proben analysierten, kommt zum gleichen Ergebnis. 79 positive Tests stammten von doppelt Geimpften, von denen 66 ähnlich niedrige Ct-Werte aufwiesen wie die Tests von den Ungeimpften. In 26 Fällen waren die Werte sogar extrem niedrig.
*** Test-Zeitpunkt ist entscheidend ***
Die Wissenschaftler weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass die Ergebnisse noch in Studien mit größeren Kohorten bestätigt werden müssen. Außerdem sei der Vergleich von Ct-Werten aufgrund von einzelnen Proben, die zu bestimmten Zeitpunkten genommen wurden, möglicherweise irreführend. Man wisse nicht, wann im Infektionsverlauf der „Schnappschuss“ aufgenommen wurde, schreiben sie.
Zu Beginn der Infektion als auch in der Abheilung kann ein hoher Ct-Wert auftreten. Insbesondere am Anfang einer Infektion ist der Wert trügerisch, da der Getestete binnen Stunden ansteckend werden kann. Ebenso bedeutet ein niedriger Ct-Wert nicht automatisch eine hohe Infektiosität. Denn er sagt nichts über die Vermehrungsfähigkeit von Viren aus. So kann zwar Virus-RNA nachgewiesen werden, die Viren können aber bereits durch das Immunsystem deaktiviert worden sein.
QUELLE: https://www.n-tv.de/wissen/Sind-infizierte-Geimpfte-hochansteckend-article22731825.html

MEDIZIN: CoV-Nasenvakzine als Übertragungsreduktions-Option und Boost – 90-prozentige Reduktion von Infektionen – Vektor-Impfstoff im Test – „Riesiger Markt“ vorhanden“ – Science-APA, 9.8.2021
Die bisher zugelassenen Covid-19-Impfstoffe werden intramuskulär verabreicht. Es ginge aber auch anders, nämlich per Spray über die Nase. Der Virologe Florian Krammer sieht im Gespräch mit der APA auch angesichts der Delta-Variante Potenzial für derartige Vakzine, deren Entwicklung aber noch hinterherhinkt. Dafür spricht der zu erwartende Schutz der oberen Atemwege, was Übertragungen erschwert. Auch als „Booster“ ohne Pieks und für Kinder wären sie attraktiv.
Injizierte Impfungen stoßen eine systemische Immunantwort an und führen zur starken Produktion von IgG-Antikörpern, die eigentlich eher spät im Verlauf einer Infektion gebildet werden. Diese Art der Antikörper schützen die unteren Atemwege, also vor allem die Lunge. Das ist im Bezug auf Covid-19 auch der primäre Sinn der Übung. Ebenso bilden sich systemische IgA-Antikörper, nicht jedoch ihre an den Schleimhäuten weiter oben sitzenden Pendants, erklärte Krammer: „Das schützt oft nicht vor Infektionen in den oberen Atemwegsbereichen.“
*** 90-prozentige Reduktion von Infektionen ***
Auch bei frühen Daten aus Tierversuchen mit Covid-19-Vakzinen habe man dies beobachtet. Zu dem Pandemie-Zeitpunkt stand logischerweise der Schutz der Lunge und der anderen Organe bei echten schwereren Erkrankungen im Vordergrund. „Die freudige Überraschung war, dass es bei den mRNA-Impfstoffen auch zu einer 90-prozentigen Reduktion von Infektionen im Generellen gekommen ist“, sagte Krammer. Das lag an sehr hohen IgG-Antikörpertitern nach der Impfung im Blut: „Ein bisschen etwas davon gelangt auch in die oberen Atemwege und in den Speichel.“ Gehen dann die Titer insgesamt zurück, betrifft das auch diesen Bereich. Somit kann der Schutz vor Infektionen zurückgehen, während jener vor schweren Erkrankungen hoch bleibt.
Da sich offenbar nun die Delta-Variante in den oberen Atemwegsbereichen sehr gut festsetzen kann, „ist das vermutlich jetzt auch Teil des Problems“, so der Experte. Es wurde nämlich schon gezeigt, dass für einen kürzeren Zeitraum auch Geimpfte die Delta-Variante mitunter weitergeben können. Krammer: „Wenn man jetzt einen Impfstoff hätte, den man intranasal oder oral geben könnte, dann würde sich eine andere Antikörperantwort bilden.“
Es würden „sekretorische IgA-Antikörper“ produziert, die aktiv in die oberen Atemwege transportiert werden, und dort den Erreger früh hemmen. Diese Vakzine seien aber leider noch nicht auf dem Markt. Es befinde sich aber der eine oder andere solche Impfstoff in Entwicklung – wenn auch noch in früheren Phasen. Vielversprechend sei etwa ein Vakzin auf Basis von abgeschwächten SARS-CoV-2-Lebendviren vom US-Unternehmen Codagenix, das dabei mit dem Serum Institute of India kooperiert. Es gibt aber auch Ansätze, beispielsweise den AstraZeneca-Impfstoff derart zu verabreichen. An einer kürzlich im Fachblatt „Science Translational Medicine“ erschienen Studie von US-Forschern dazu war Krammer beteiligt.
*** Vektor-Impfstoff im Test ***
Ebenfalls über die Nase verabreichen könnte man einen Impfstoff, den ein Team um Krammers Kollegen an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, den österreichischen Forscher Peter Palese, entwickelt und testet. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Vektor-Impfstoff, bei dem Teile des SARS-CoV-2-Virus-Erbguts über ein anderes Virus in den Körper gebracht werden. Palese, Krammer und Kollegen verwenden das „Newcastle Disease-Virus“ (NDV), das vor allem bei Hühnern die atypische Geflügelpest auslöst und für den Menschen nicht gefährlich ist.
Bisher war es schwierig die nötigen Gelder zum Vorantreiben dieser Ansätze zu bekommen. Angesichts der Entwicklung um aggressivere Varianten und etwaige Auffrischungs- oder Boosterimpfungen könnte die Weiterentwicklung aber Schwung erhalten, so Krammer. Ein Booster, der zu Grundimmunität auch diese sogenannte mukosale Immunität verspricht, wäre interessant. Tests des NDV-basierten Vakzins als Booster würden in Mexiko schon diskutiert. Käme hier der nötige Anschub, glaubt Krammer an mögliche Zulassungen bis Ende des Jahres.
*** „Riesiger Markt“ vorhanden“ ***
Interessant wäre dieser relativ einfach, günstig und lokal zu produzierende Impfstoff für wirtschaftlich weniger entwickelte Länder, die bisher wenig Dosen erhalten haben. „Da ist ein riesiger Markt da“, betonte der Virologe. Hätte man diese psychologisch vielfach attraktive Option ohne Stich, könnte dies in westlichen Ländern etwa für die Verabreichung an Kinder interessant werden. Möglicherweise würden bei klassisch hergestellten nasalen Impfstoffen auch noch ein paar mRNA-Impfskeptiker zugreifen. „Da lassen sich vielleicht schon noch Leute überzeugen, weil es im Prinzip nichts anderes als der Zecken- oder Influenzaimpfstoff wäre“, sagte Krammer.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7970361782496459538
SIEHE DAZU
=> Studie
QUELLE: https://dx.doi.org/10.1126/scitranslmed.abh0755
=> Studie
QUELLE: https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2020.103132

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Durchbruch­infektionen mit Delta-Variante haben in den ersten Tagen hohe Viruslast – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Patienten, die sich trotz doppelter Impfung mit der Delta-Variante von SARS-CoV-2 infizieren, haben in den ersten Tagen der Erkrankung vermutlich eine ähnlich hohe Viruslast wie ungeimpfte Perso­nen mit COVID-19. Dies geht aus den jüngsten Zahlen von Public Health England (PHE) hervor. Eine Stu­die aus Singapur zeigt jedoch, dass die Viruslast bei einer Durchbruchinfektion mit der Delta-Variante nach einigen Tagen rasch zurückgeht.
In England war die Delta-Variante in der letzten Juliwoche für 99 % der sequenzierten und 98 % der genotypisierten Fälle verantwortlich. Die gute Nachricht daran ist, dass es derzeit keine weitere Variante gibt, die sich noch schneller ausbreitet, obwohl das Virus munter weiter mutiert, wie die im „Technical briefing 20“ von Public Health England vorgestellten Daten zeigen.
Irritierend ist allerdings, dass die Ct-Werte, die ein Marker für die Viruslast im Abstrich und damit für die Infektiosität sind, bei einer Durchbruchinfektion mit der Delta-Variante ebenso niedrig sind wie bei einer Infektion einer ungeimpften Person. Der Ct-Wert gibt an, wie viele Zyklen bei der Polymeraseketten­reak­tion (PCR) bis zum Nachweis des gesuchten Virusgens notwendig sind. Bei einer hohen Viruslast ist dies früher, also bei einem niedrigen Ct-Wert der Fall.
Bei der Alpha-Variante war dies anders gewesen. Doppelt Geimpfte hatten bei einer Durchbruchinfektion einen hohen Ct-Wert und waren damit nicht so ansteckend. Bei der Delta-Variante sind Menschen bei einer Durchbruchinfektion zumindest in den ersten Tagen hoch ansteckend.
Eine Studie, die ein Team um Barnaby Edward Young vom National Centre for Infectious Diseases in Singapur Ende Juli in medRxiv (2021: DOI: 10.1101/2021.07.28.21261295) vorveröffentlicht hat, lässt allerdings hoffen, dass der Ct-Wert nach den ersten Tagen einer Durchbruchinfektion schneller zurück­geht als bei einer Infektion von nicht geimpften Personen.
In Großbritannien entfallen bereits 34,9 % aller Hospitalisierungen auf vollständig geimpfte Personen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Impfung ihre Wirksamkeit verloren hat, wie Peter Openshaw vom Imperial College London noch einmal gegenüber dem Science Media Centre erläuterte. Wenn die Impfung nicht funktionieren würde, wäre der Anteil der Durchbruchinfektionen genauso hoch wie der Anteil der doppelt geimpften Personen.
Derzeit sind in England 75 % der Erwachsenen durchgeimpft. Die Tatsache, dass nur 34,9 % der wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelten Patienten vollständig geimpft sind, bedeute, dass die Impfstoffe auch gegen die Delta-Variante wirken. Bei einer Wirkungslosigkeit müsste der Anteil unter den Klinik­patienten ebenfalls bei 75 % liegen.
Wenn die Impfquote 100 % erreichen sollte, würde es im Prinzip nur noch Durchbruchinfektionen geben, da es keine umgeimpften Menschen mehr gäbe, die sich infizieren könnten. Wichtig für die Beurteilung der Epidemie ist nicht der Anteil der Geimpften an den Erkrankungen sondern die Gesamtzahl der schwe­ren Erkrankungen und der Todesfälle. Hier hat sich die Lage in England zuletzt etwas entspannt, auch wenn die Zahlen weiterhin deutlich höher sind als in Deutschland.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126251/SARS-CoV-2-Durchbruchinfektionen-mit-Delta-Variante-haben-in-den-ersten-Tagen-hohe-Viruslast

MEDIZIN: Studie: Schnelltests zeigen Schwächen bei niedriger Viruslast – Zuverlässigkeit nimmt mit sinkender Viruslast rasch ab – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Antigentests können eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei einer hohen Viruslast sicher erkennen. Ihre Zuverlässigkeit nimmt jedoch mit sinkender Viruslast rasch ab, wie die Erfahrungen in einem Testzentrum in Stuttgart zeigen, die jetzt in medRxiv (2021: DOI: 10.1101/2021.08.04.21261609 ) vorver­öffentlicht wurden.
Das Testzentrum Cannstatter Wasen hat im Februar und März bei 17.000 Personen einen PCR-Test durch­geführt, der durch den Nachweis von Virusgenen eine aktive Infektion nachweisen kann. Insge­samt 2.215 Personen waren bereit, an der Studie teilzunehmen, die auch eine Blutentnahme für spätere Untersu­chun­gen vorsah.
Bei den Teilnehmern wurden auch 2 in Deutschland häufig eingesetzte Antigentests der Hersteller Abbott und Roche eingesetzt. Anders als ein PCR-Test liefern sie nach kurzer Zeit ein Ergebnis, dessen Zuverlässigkeit jedoch umstritten ist.
Wie das Team um Winfried März von der Synlab-Akademie für Ärztliche Fortbildung in Mannheim (vom Herstelleranbieter Synlab des PCR-Tests gesponsert) berichtet, fiel der PCR-Test bei 338 Personen positiv aus.
Von diesen 338 Teilnehmern wurden durch die 2 Antigenschnelltests jedoch lediglich 204 Teilnehmer vom Roche-Test beziehungsweise 192 Teilnehmer vom Abbott-Test als Virusträger identi­fiziert. Die Sensi­tivität betrug 60,4 % beziehungsweise 56,8 %. Damit wurden 4 von 10 mit dem PCR-Test positiv geteste­ten Personen nicht mit Antigenschnelltests erkannt.
Wichtigster Indikator für die Erkennung von Virusträgern war die Viruslast. Nur Personen mit einer hohen Viruslast (Ct-Wert von 20 oder weniger) wurden zuverlässig als Virusträger erkannt. Die Sensi­tivität der beiden Antigentests betrug 100 %. Da von Menschen mit einer hohen Viruslast vermutlich die größte Ansteckungsgefahr ausgeht, könnten die Schnelltests die Personen erkennen, die am ehesten andere Menschen anstecken. Mit zunehmendem Ct-Wert und damit nachlassender Viruslast fällt die Sensitivität.
Da Menschen mit Symptomen in der Regel eine höhere Virusausscheidung haben (zumindest zu Beginn der Erkrankung), fiel der Test bei Personen mit mindestens einem klinischen Symptom in beiden Antigen­tests höher aus: Der Roche-Test erreichte eine Sensitivität von 75,2 % und der Abbott-RDT eine Sensiti­vität von 74,3 %. Bei Personen ohne klinische Symptome betrug die Sensitivität 31,9 % für den Abbott-Test und 23,8 % für den Roche Test.
Die Tests wurden in einer Zeit durchgeführt, in der sich die Alpha-Variante in Deutschland durchsetzte. Die Zuverlässigkeit der Tests war etwas geringer als gegen den früheren Wildtyp. Die Sensitivität nahm beim Roche-Test von 87,7 % auf 77,1 % und beim Abbott-Test von 84,0 % auf 72,3 % ab. Den Einfluss der derzeit vorherrschenden Delta-Variante konnte die Studie nicht untersuchen, weil sie noch nicht aufgetreten war.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126252/Studie-Schnelltests-zeigen-Schwaechen-bei-niedriger-Viruslast

USA: Sorgen wegen rasend schneller Verbreitung der Delta-Variante – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Angesichts eines neuen Höchststands bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in den USA hat ein ranghoher Vertreter des Gesundheitswesens vor einem „Versagen“ seines Landes gewarnt.
„Wir hätten niemals so weit kommen dürfen“, sagte der Leiter der Forschungsbehörde National Institutes of Health (NIH), Francis Collins, im Sender ABC. Zuvor waren 118.000 neue Infektionsfälle binnen 24 Stun­den registriert worden, so viele wie seit Februar nicht mehr.
Die hochansteckende Delta-Variante des Virus breitet sich derzeit auch in den USA rasend schnell aus. Sie sorgte dafür, dass die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Wochen um 89 Prozent gestiegen ist und zunehmend Kinder und junge Menschen schwer erkranken. Dennoch lehnen es weiterhin Millionen US-Bürger vor allem in konservativen Landesteilen ab, sich impfen zu lassen.
„Wären wir damit erfolgreicher gewesen, alle zum Impfen zu bewegen, wären wir nicht in dieser Situa­tion“, sagte Collins. Jetzt zahleman „einen schrecklichen Preis“. Er warnte vor einer weiteren Ausbreitung des Virus, wenn die Millionen von Kindern, die derzeit noch ungeimpft sind und bald aus den Sommer­ferien zurückkehren, nicht dazu verpflichtet werden, in der Schule Masken zu tragen.
Auch die Gesundheitsbehörde CDC empfahl gestern unter Verweis auf das Ansteckungsrisiko selbst durch asymptomatische Kinder, dass alle Kinder ab zwei Jahren in öffentlichen Innenräumen Masken tragen sollten – und damit ausdrücklich auch in Schulen. Bildungsminister Miguel Cardona schloss sich im Sender CBS diesem Rat an.
Der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hatte zuvor allen Schulbezirken untersagt, eine Maskenpflicht anzuordnen – obwohl sein Bundesstaat von der jüngsten Coronawelle besonders schwer betroffen ist.
Dass die Debatten über Impfungen und Masken politisch ausgeschlachtet werden, stieß bei Collins auf harsche Kritik. Masken zu tragen und sich impfen zu lassen, sei kein Eingriff in die Freiheitsrechte und keine politische Botschaft, sagte er ABC. Vielmehr schützten die Maßnahmen vor einem „tödlichen Virus“ und retteten Leben.
Viele Impfskeptiker weisen darauf hin, dass die Vakzine gegen das Coronavirus in den USA bisher nur eine Notfallzulassung haben. Nach Angaben des medizinischen Beraters von US-Präsident Joe Biden, Anthony Fauci, könnten die wichtigsten Impfstoffe aber schon bald endgültig zugelassen werden. „Ich hoffe, dass dies noch im August der Fall sein wird“, sagte der Virologe dem Sender NBC.
Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci warnte in NBC unterdessen vor der Entwicklung einer neuen, noch gefährlicheren Variante des Coronavirus, sollte die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Vari­an­­te nicht eingedämmt werden.
„Wenn Sie dem Virus erlauben, frei zu zirkulieren, und nicht versuchen, es zu stoppen, dann gibt es früher oder später die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine andere Variante bekommen (…), die noch problemati­scher sein könnte als Delta“, sagte Fauci.Wenn sich das Virus weiter ausbreiten und verändern könne, be­stehe die Gefahr, dass sich am Ende eine Variante entwickele, vor denen die aktuellen Impfstoffe – an­ders als bei Delta – keinen Schutz böten.
Die Pandemie müsse unter Kontrolle gebracht werde, mahnte der prominente Immunologe und Präsi­den­tenberater. Der beste Weg dazu seien Impfungen. Hilfreich wären Impfpflichten auf lokaler Ebene.
Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC ist inzwischen die Hälfte der gesamten Bevölkerung voll geimpft. Knapp 59 Prozent aller Bürger haben demnach mindestens eine Impfdosis erhalten.
Nach zwischenzeitlich rasantem Tempo kommt die Impfkampagne angesichts verbreiteter Skepsis in der Bevölkerung mittlerweile nur noch schleppend voran. US-Präsident Joe Biden und hochrangige Regie­rungsvertreter rufen die Bevölkerung zunehmend verzweifelt auf, sich impfen zu lassen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126231/USA-Sorgen-wegen-Delta-Variante

ISRAEL: Israelische Studie: Nach dritter Coronaimpfung ähnliche Reaktion – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Nach einer dritten Coronaimpfung hat eine Mehrheit von Befragten in Israel über ähnliche Impf­reaktionen wie nach der zweiten Impfung berichtet. 88 Prozent fühlten sich in der Woche nach der Auffrischungsimpfung ähnlich oder besser, wie eine Umfrage der Krankenkasse Clalit ergab. Dies be­stätigte eine Sprecherin der Kasse heute.
Zehn Prozent hätten sich schlechter gefühlt als nach der zweiten Impfung. Insgesamt berichteten dem­nach 31 Prozent der Befragten über mindestens eine Impfreaktion, die meisten über Schmerzen an der Einstichstelle.
Die Krankenkasse hat nach eigenen Angaben mehr als 240.000 Mitglieder bereits zum dritten Mal geimpft. Rund 4.500 Personen hätten sich an der Umfrage beteiligt, hieß es.
Neun Prozent der Befragten gaben demnach Müdigkeit als Reaktion auf die dritten Impfung an, rund sechs Prozent Unwohlsein. Ein Prozent nahm nach eigenen Angaben wegen der Impfreaktion medizinische Hilfe in Anspruch.
Israel vergibt seit rund einer Woche Auffrischungsimpfungen für 60-Jährige und ältere Jahrgänge – als erstes Land weltweit. Hintergrund sind Zahlen des Ministeriums, wonach die Effektivität der in Israel verwendeten Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachließ. Allerdings kritisieren auch Fach­leute der Regierung, dass diese Zahlen zur Effektivität nicht wissenschaftlich erhoben seien.
Die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Coronaneuinfektionen in Israel liegt seit rund einer Wo­che bei über 3.000. Heute Morgen meldete das Gesundheitsministerium 3.372 neue Infektionen für den Vortag. 360 Coronapatienten sind schwer erkrankt. Mehr als 58 Prozent der rund 9,4 Millionen Israelis sind vollständig geimpft.
Die Impfkampagne in Israel war besonders zu Beginn sehr erfolgreich, sie kam schnell voran und sorgte damit international für Aufsehen.
Ministerpräsident Naftali Bennett hatte zuletzt allerdings von mehr als eine Million Israelis berichtet, die sich impfen lassen könnten, dies aber nicht tun. Gestern rief er explizit die arabische Minderheit dazu auf, sich impfen zu lassen – dort sei die Impfrate zu niedrig.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126242/Israelische-Studie-Nach-dritter-Coronaimpfung-aehnliche-Reaktion

GROSSBRITANNIEN: Coronaentwicklung in Großbritannien macht Virologe Hoffnung – Einführen eines „Freiheitstages“ als gesellschaftliche Gesamtentscheidung – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Für den Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit macht die Entwicklung in Großbritan­nien nach der Lockerung der Coronamaßnahmen trotz hoher Inzidenz Hoffnung. „Die Entwicklung in Großbritannien zeigt, dass man nicht einfach behaupten kann: ‚Wenn wir fast alle Maßnahmen aufheben, läuft alles aus dem Ruder‘. Wir sehen jetzt genau das Gegenteil“, sagte er.
Die Lage dort sei zwar nicht eins zu eins auf andere Länder übertragbar. „Aber das macht doch Hoffnung, dass man durch die Impfungen so etwas erreichen kann, dass man trotz Aufhebung fast aller Maßnah­men auch sinkende Fallzahlen sieht und keine Überlastung des Gesundheitssystem.“
Die britische Regierung hatte am 19. Juli fast alle Coronaeinschränkungen zurückgenommen und statt­dessen an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert – trotz stark steigender Fallzahlen.
Zu dem Zeitpunkt hatten 88 Prozent der Erwachsenen eine erste Impfung erhalten. Knapp 68 Prozent waren bereits zwei Mal geimpft. Die Infektionen waren in den Tagen darauf zurückgegangen und auch zuletzt nur wieder vergleichsweise leicht gestiegen.
„Das lässt sich aber wie gesagt nicht eins zu eins übertragen“, sagte Schmidt-Chanasit. „Zumal in Groß­britannien hauptsächlich der Impfstoff von Astrazeneca verwendet wurde und mehr Menschen bereits geimpft sind.“
Für Deutschland riet er deshalb zur Vorsicht. „Und es ist vor allen Dingen ja immer auch eine politische Entscheidung.“ Ob man einen „Freiheitstag“ wie in Großbritannien mache, „müssen wir als Gesellschaft diskutieren“.
Gleiches gelte für die Forderung der deutschen Musikclubbetreiber nach schrittweiser Aufhebung aller Coronaauflagen für ihre Betriebe bis Oktober. Als Virologe könne er das nicht entscheiden, als Bürger sei für ihn aber ein Endpunkt erreicht, wenn alle ein Impfangebot erhalten hätten, sagte Schmidt-Chanasit.
„Aufgabe der Politik war es ja sicherzustellen, dass alle die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen und weiterhin daran zu arbeiten, noch besser zugängliche Impfangebote zu machen. Aber bezüglich der Grund­­rechtseinschränkung ist das sicherlich ein Wendepunkt, an dem man sich genau überlegen muss: können wir weiter Grundrechte einschränken?“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126228/Coronaentwicklung-in-Grossbritannien-macht-Virologe-Hoffnung

FRANKREICH – NIEDERLANDE: Süden Frankreichs ist Coronahochrisikogebiet – Frankreich in vierter Pandemiewell gefangen – Niederlande nach strikten Maßnahmen mit sinkenden Neuinfektionen – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Die Bundesregierung hat größere Teile Südfrankreichs als Coronahochrisikogebiet eingestuft. Seit gestern gelte das für die Regionen Okzitanien, Provence-Alpes-Côte d’Azur sowie die Insel Korsika und auch für die französischen Überseegebiete Guadeloupe, Martinique, Réunion, St. Martin und St. Barthélemy, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit. Die Niederlande sind nach einem Rückgang der Infektionszahlen dann nicht mehr Hochrisikogebiet – mit Ausnahme der Landesteile in Übersee.
Außerhalb Europas stufte die Bundesregierung weitere Staaten als Hochrisikogebiete ein: Algerien, Bangladesch, Haiti, Honduras, Irak, Kasachstan, Korea (Demokratische Volksrepublik), Marokko, Mexiko, Myanmar, Papua-Neuguinea, Philippinen, Senegal, Tadschikistan, Thailand, Trinidad und Tobago, Turk­menistan und Usbekistan.
Menschen, die aus einem Hochrisikogebiet nach Deutschland einreisen, müssen eine digitale Einreise­anmeldung ausfüllen. Rückkehrer, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen in Deutschland in Qua­ran­täne. Ein Freitesten mit einem frischen Negativ-Nachweis ist frühestens nach fünf Tagen möglich.
Seit gestern gelten zudem neue Regeln: Alle Menschen ab zwölf Jahren müssen bei der Einreise nach Deutschland nachweisen können, dass sie entweder negativ auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet, gegen COVID-19 geimpft oder genesen sind. Eine solche Vorgabe gab es zuvor schon für alle Flugpassa­giere. Jetzt gilt sie für alle Verkehrsmittel, also auch bei Einreisen per Auto oder Bahn. Wer dagegen ver­stößt, muss mit einem Bußgeld rechnen.
„Kinder unter zwölf Jahren sind von der Testpflicht ausgenommen, jedoch nicht von der Quarantäne­pflicht. Kinder unter zwölf Jahren können die Quarantäne aber fünf Tage nach Einreise beenden – auch ohne Test“, schreibt die Bundesregierung in einem Hinweis zu den neuen Regeln für Ein- und Rückreisen nach Deutschland.
Frankreich steckt derzeit in einer vierten Coronawelle. Innerhalb einer Woche infizierten sich zuletzt landesweit etwa 225 Menschen je 100.000 Einwohnern. Bereits Mitte Juli hatte Staatschef Emmanuel Macron im Kampf gegen das Virus SARS-CoV-2 strengere Regeln angekündigt. Wegen teils heftiger Kritik rief Premierminister Jean Castex den Verfassungsrat an. Auch einige Abgeordnete wandten sich an die Instanz.
In den Niederlanden gehen Neuinfektionen drastisch zurück, nachdem die Regierung die Notbremse gezogen hat: Discos und Nachtclubs sind wieder geschlossen und Festivals untersagt. Museen, Theater, Zoos und Kinos sind aber geöffnet, ebenso Restaurants und Geschäfte.
Gaststätten müssen um Mitternacht schließen. Maskenpflicht gilt nur für Busse und Bahnen und Flug­häfen. Kann bei Veranstaltungen kein Sicherheitsabstand eingehalten werden, wird von Besuchern ein negatives Testergebnis oder ein Impfnachweis verlangt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126223/Sueden-Frankreichs-ist-Coronahochrisikogebiet

DEUTSCHLAND: RKI-Berechnung: Impfkampagne hat mehr als 38.000 Todesfälle verhindert – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Die Impfkampagne gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 hat laut einer Modellrechnung des Ro­bert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland geschätzt Tausende Todesfälle verhindert. „Unsere hier präsen­tierten Daten belegen den überragenden Nutzen der COVID-19-Impfung bereits in den ersten 6,5 Mona­ten der Impfkam­pagne in Deutschland 2021“, schreiben die Autoren der Analyse.
Daraus ergebe sich, dass im Verlauf der dritten Coronawelle geschätzt 38.300 Todesfälle verhindert wur­den. Die Zahl der verhinderten Meldefälle wird auf über 706.000 beziffert, die der stationären Patienten auf mehr als 76.600, die der Patienten auf Intensivstation auf knapp 20.000.
„Diese hohe Effektivität der COVID-19-Impfkampagne verdeutlicht eindrucksvoll, dass Impfungen den Weg aus der Pandemie ebnen“, schreibt das RKI. Derzeit stehe Deutschland am Anfang einer vierten Welle. Um deren Ausmaß so gering wie möglich zu halten, sei es nötig, den Anteil der geimpften Bevöl­kerung schnellstmöglich zu erhöhen.
Für die Analyse modellierten Fachleute ein Szenario mit Impfkampagne und eines ohne. Die tatsäch­li­chen Meldefälle wichen daher von den durch das Modell berechneten Fällen ab, hieß es. Das RKI weist zudem darauf hin, dass verschiedene Parameter und Annahmen mit gewissen Unsicherheiten einge­flossen seien.
Es geht zum Beispiel um Effekte der Priorisierung. Angenommen wurde auch, dass alle verfügbaren Impf­stoffe ohne Zeitverzug eingesetzt werden. „Zudem wurde angenommen, dass ohne die Impfkam­pagne außer den bestehenden nicht-pharmakologischen Maßnahmen keine weiteren Maßnahmen getroffen worden wären“, schränkt das RKI ein.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126222/RKI-Berechnung-Impfkampagne-hat-mehr-als-38-000-Todesfaelle-verhindert

DEUTSCHLAND: STIKO-Chef: Aktionismus in Impfdebatte nicht hilfreich – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Der Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat der Politik erneut Aktionismus in der Impfdebatte vorgeworfen. „Der Aktionismus in der Politik trägt sicher nicht zur Beruhigung der Menschen bei“, sagte Mertens der Augsburger Allgemeinen.
„Ich weiß gar nicht genau, warum das so gemacht wird. Für die Wahrnehmung in der Bevölkerung wäre es besser, wenn die Dinge etwas ruhiger und überlegter angegangen würden“, sagte Mertens zu der Dis­kus­sion um die Impfung von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren. Er fühle sich durch die politische Debatte aber nicht unter Druck.
Um den Schulunterricht nach den Sommerferien mache er sich nicht die allergrößten Sorgen, sagte der Ulmer Virologe. „Viele Berechnungen zeigen ja, dass der Unterricht an den Schulen gut zu händeln wäre, wenn man die bekannten Maßnahmen – dazu gehören unter anderem das Maskentragen, das Lüften und der Einbau von Luftfiltern – umsetzen würde“, betonte der STIKO-Chef.
„Wir dürfen auch nicht vergessen, dass 9,1 Millionen Kinder vor dem zwölften Lebensjahr gar nicht impfbar sind – das betrifft alle Kita- und Kindergartenkinder, alle Kinder in den Grundschulen, alle Kinder der ersten Klassen der weiterführenden Schulen.“ Es brauche vielfältige Maßnahmen, um den Schulalltag sicherzustellen. „Die Aussage, dass das nur durch Impfungen möglich ist, ist so nicht korrekt.“
Viel wichtiger sei es, die Impfbereitschaft in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen zu erhöhen. Die Impf­quote in dieser Gruppe werde entscheiden, wie die nächste Pandemiewelle ablaufen werde.
„Es wäre wirklich sehr wichtig, den 18- bis 59-Jährigen deutlich zu machen, dass es hier nicht nur um ihren Individualschutz geht, sondern um unsere Gemeinschaft bis hin zur wirtschaftlichen Entwicklung“, sagte Mertens.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126221/STIKO-Chef-Aktionismus-in-Impfdebatte-nicht-hilfreich

DEUTSCHLAND Deutschland gibt erste Dosen von Coronaimpfstoff an fünf Länder ab – Deutsches Ärzteblatt, 9.8.2021
Deutschland gibt erste Coronaimpfdosen des Herstellers Astrazeneca an fünf andere Länder mit akutem Bedarf ab. Wie die Bundesregierung heute mitteilte, sollen in einer ersten Tranche 213.600 Do­sen nach Afghanistan gehen, 271.200 nach Äthiopien, 357.600 in den Sudan, 100.800 nach Tadschikistan und 355.200 nach Usbekistan. Die Impfstoffe sollen über die internationale Hilfsinitiative Covax verteilt werden.
Die Staaten hätten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders hohen Bedarf und könnten die Dosen auch unmittelbar in ihren Impfkampagnen einsetzen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Deutschland leiste damit einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Pandemiebekämpfung. Dies könne zudem das Entstehen neuer Virusvarianten verhindern, „die das Potenzial haben, auch uns zu bedrohen“.
Die Bundesregierung hat zugesagt, bis Ende des Jahres mindestens 30 Millionen Impfdosen an Entwick­lungsländer und andere Staaten abzugeben. Davon sollen 80 Prozent Covax zur Verfügung gestellt wer­den und 20 Prozent direkt an andere Länder gehen.
Dafür werden bis auf weiteres werden alle Lieferungen von Astrazeneca direkt an Covax gespendet, wie das Gesundheitsministerium in der vergangenen Woche erläutert hatte. In Deutschland kommen dem­nach keine Lieferungen mehr an.
Zuletzt hatten die Bundesländer mitgeteilt, dass sie rund mindestens 2,3 Millionen ungenutzte Impfdo­sen an den Bund zurückgeben wollen, wie eine Umfrage der Welt am Sonntag ergeben hatte. Demnach planen 14 Bundesländer die Rückgabe – und wollten bis heute Zahlen an das Bundesgesundheits­minis­terium (BMG) melden.
Bayern sei noch dabei, die Zahl der Dosen zu ermitteln, die es wieder abgeben will. Schleswig-Holstein habe keine Angaben gemacht. Nur das Saarland sehe keine Notwendigkeit.
Das BMG hatte den Ländern in einem Schreiben die Möglichkeit eröffnet, „Impfstoffdosen, die in der na­tionalen Impfkampagne nicht mehr zum Einsatz kommen und deren La­ger­haltung eine Weitergabe an Drittstaaten im Rahmen von Spenden zulassen“, an das zentrale Lager des Bundes zurückzugeben.
Die Impfstoffe sollten noch mindestens zwei Monate haltbar sein. Impfstoff aus Arztpraxen sowie von Betriebsärzten soll nicht zurück. Als erstes sollen Vakzine von Astrazeneca und Johnson & Johnson wie­der an den Bund gehen.
Allein Nordrhein-Westfalen sieht der Welt am Sonntag zufolge für 1,05 Millionen Impfdosen keinen Be­darf mehr. Baden-Württemberg wolle mehr als 450.000 zurückgeben, Hessen 185.200 und Sachsen 150.000. Die kleinste Rückgabemenge meldet Brandenburg mit 30.500. Das Bundeskabinett hatte An­fang Juli beschlossen, mindestens 30 Millionen Impfdosen an Entwicklungsländer und andere Staaten abzugeben.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte der Welt am Sonntag: „Wir sollten die Menge schrittweise weiter aufstocken, da in Deutschland inzwischen ausreichend Impfstoff verfügbar ist.“ Es sei nicht nach­vollziehbar, wenn in Deutschland Impfstoff verfalle, der anderswo dringend gebraucht würde.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126215/Deutschland-gibt-erste-Dosen-von-Coronaimpfstoff-an-fuenf-Laender-ab

DEUTSCHLAND: Biontech mit deutlichem Gewinn- und Umsatzsprung – Deutsches Ärzteblatt, 8.9.2021
Der Erfolg seines Coronaimpfstoffs hat dem Mainzer Unternehmen Biontech einen riesigen Sprung bei Umsatz und Gewinn beschert.
Wie das Unternehmen heute mitteilte, stieg der Nettogewinn im zweiten Quartal 2021 auf knapp 2,8 Milliarden Euro nach einem Verlust von 88,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Für die ersten sechs Monate dieses Jahres belief sich der Überschuss auf gut 3,9 Milliarden Euro nach einem Verlust von knapp 142 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Umsatz wurde in dem zum 30. Juni beendeten Quartal auf rund 5,3 Milliarden Euro geschätzt nach 41,7 Millionen Euro im Vorjahr. Für das erste Halbjahr ergab sich ein Gesamtumsatz von fast 7,4 Milliarden Euro nach gut 69 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126247/Biontech-mit-deutlichem-Gewinn-und-Umsatzsprung

ÖSTERREICH: Frauen wichtiger Hebel für höhere Corona-Impfquoten – Über Frauen auch Auch Kinder erreichbar – Potenzial bei grundsätzlich Impfbereiten – Höhere Betroffenheit als Grund – Impfen so einfach wie möglich machen – Science-APA, 9.8.2021
Will die Politik die Impfquoten steigern, muss sie auf Frauen setzen, sagen die Politikwissenschafterin Katharina T. Paul und der Kommunikationswissenschafter Jakob-Moritz Eberl von der Universität Wien im Gespräch mit der APA. Frauen machen nämlich einen großen Teil jener Gruppe aus, die der Corona-Impfung zwar skeptisch gegenüber steht, aber potenziell noch erreichbar ist. Durch zielgerichtete Kampagnen könnte man so auch die Impfquoten bei Kindern steigern.
In Österreich lehnen 15 Prozent der Über-14-Jährigen eine Corona-Impfung aus Überzeugung ab, zeigen Daten des Austria Corona Panel Project der Uni Wien, für das seit Mai 2020 je 1.500 Personen regelmäßig befragt werden. Diese Gruppe zum Impfen zu bewegen, sei wegen ihrer seit Beginn der Pandemie eingefahrenen Einstellungen“ganz schwierig“, so Studienmitarbeiter Eberl.
„Würden die Verantwortlichen in der FPÖ eine Corona-Impfung empfehlen, würden wir hier viel weiterkommen“, betont der Kommunikationswissenschafter. Das werde allerdings wohl nicht passieren und auch wegen der bei Impfskeptikern vorherrschenden Skepsis gegenüber Wissenschaft und Medien sei diese Gruppe besonders schwer erreichbar.
*** Potenzial bei grundsätzlich Impfbereiten ***
Großes Potenzial für eine Steigerung der Impfquote sieht Eberl allerdings bei jenen elf Prozent, die sich selbst grundsätzlich als impfbereit einstufen, sowie jenen fünf Prozent, die sich „eher nicht“ impfen lassen wollen. Während die Impfbereiten sich in der Regel ohnehin tatsächlich immunisieren lassen, brauche es für die „Zweifler“ besonders einfach zugängliche Angebote wie Impfungen im Einkaufszentrum oder speziell auf die Zielgruppe ausgerichtete Informationskampagnen.
Dabei sollte der Fokus allerdings nicht auf den ohnehin nicht erreichbaren impfskeptischen Männern aus dem rechten politischen Spektrum liegen, sind sich Paul und Eberl einig. Auch Bildung sei bei der Impfwahrscheinlichkeit nicht entscheidend, „deshalb ist auch Kommunikation – also Aufklärungskampagnen – nur bedingt wirksam“, so Paul. Vielmehr solle man der Gruppe der Frauen besondere Beachtung schenken.
Diese sind nämlich, wenn man die Gruppe der unerreichbaren Impfskeptiker beiseite lässt, deutlich zurückhaltender bei der Entscheidung für eine Corona-Impfung als Männer: Im Mai zählten beim Austrian Corona Panel Project – nach Bereinigung um schwer zu ändernde Faktoren wie etwa Alter, Bildung – 23 Prozent der Frauen zur Gruppe der Impfskeptiker. Unter Männern haben damals 18 Prozent die Frage, ob sie sich ehestmöglich impfen lassen werden, (eher) verneint. Bei der Frage, ob sie ihr Kind bei Vorliegen eines für diese Gruppe zugelassenen Impfstoffes ehestmöglich impfen lassen wollen, waren zwei Drittel der befragten Frauen ablehnend oder unentschieden, unter Männern waren es 57 Prozent.
*** Höhere Betroffenheit als Grund ***
Der Grund für die höhere Skepsis von Frauen gegenüber der Corona-Impfung laut Paul: die höhere Betroffenheit. Sie seien eher das Ziel von Falschinformationen – etwa den früh aufgetauchten Behauptungen, dass die Covid-19-Impfung sich auf die Fruchtbarkeit auswirke – und auch tatsächlich häufiger von etwaigen Nebenwirkungen wie Thrombosen betroffen. Letztere seien medial leider deutlich stärker kommuniziert worden als die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose bei einer Covid-Infektion deutlich größer ist als nach einer Impfung, bedauern Paul und Eberl.
Frauen waren außerdem auch schon vor Corona stärker von Impfskepsis betroffen. Als Grund vermutet Paul, dass in der Regel Frauen mit ihren Kindern zu den Vorsorgeterminen gehen und dabei Nutzen und mögliche Nebenwirkungen bzw. Risiken von Impfungen abwägen müssen. „Dieses Konfrontiertsein mit dieser Entscheidung macht etwas mit der impfkritischen Haltung.“
Um die Impfquote unter Frauen und in weiterer Folge auch unter Kindern zu steigern, sollte deshalb anstelle von reiner Information auf einen Dialog mit den Familien gesetzt werden, bei dem sich Ärzte auch wirklich Zeit für das Beantworten von Fragen etwa rund um mögliche Risiken oder Nebenwirkungen nehmen können. „Das Ernstnehmen der Sorgen kann einen großen Unterschied bewirken in Entscheidungen für eine Impfung, auch bei Covid.“ Vor allem in ländlichen Gebieten seien Hausärzte hier ein wichtiger Hebel.
Künftige Kampagnen sollten außerdem auch auf die Frage setzen, wie die Impfentscheidung stärker von den Jugendlichen selbst getroffen werden kann. Diese Gruppe dürfe man übrigens trotz der geringen Impfquote nicht als impfunwillig oder -skeptisch einordnen. Immerhin gebe es erst seit Kurzem überhaupt ein Impfangebot für diese Gruppe, dazu komme eine Verzögerung durch die Ferienzeit.
*** Impfen so einfach wie möglich machen ***
Grundsätzlich müsse das Impfen den Menschen so einfach wie möglich gemacht werden, betonen Paul und Eberl. So könne man auch jenen relevanten Teil unter den Ungeimpften besser erreichen, die in niedrigqualifizierten Jobs tätig sind und etwa den Besuch einer Impfstraße schwer in ihren Arbeitsalltag eintakten können.
Für Druck, etwa durch unterschiedliche Regelungen für Geimpfte und Ungeimpfte an den Schulen, sei es hingegen zu früh, so Paul auch mit Verweis auf Epidemiologen. „Das könnte für Verwirrung sorgen, für Widerstand und eine Art Spaltung der Gesellschaft.“ Aus anderen Ländern wisse man, dass etwa als Reaktion auf Druck bei der Impfentscheidung vermehrt Kinder aus den Schulen genommen wurden. Stattdessen solle man auch an den Schulen den Zugang zur Impfung einfacher machen und – wie schon bei der HPV-Impfung – etwa Schulärzte einbinden.
Auch Eberl warnt davor, dass durch Druck jene fünf Prozent der Bevölkerung, die die Corona-Impfung zwar eher ablehnen, aber durch Dialog oder niedrigschwellige Angebote noch erreicht werden könnten, endgültig ins Lager der überzeugten Impfskeptiker wandern könnten. „Das sollte erst die letzte Station sein, wenn alles andere nicht wirkt.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6905743387360064944

8.8.2021, Sonntag

7.8.2021, Samstag

RECHTSKOMMENTAR: Rebecca Oberdorfer: Impfen: Wo die Eigenverantwortung endet – Muss jeder mit den Konsequenzen seines eigenen Handelns leben, wie es jetzt heißt? In Pandemiezeiten? Der Staat entzieht sich damit aus seiner Verantwortung – der Verantwortung, über eine Impfpflicht zu diskutieren – Kommentar der Anderen / Der Standard, 7.8.2021
Es brauche einen „kollektiven Schutz der Solidargemeinschaft“, schreibt Rechtsanwältin Rebecca Oberdorfer in ihrem Gastkommentar. Das oft vorgebrachte Argument der Eigenverantwortung nennt sie „fadenscheinig“.
Bereits in den Wintermonaten ereilten uns seitens zahlreicher „Corona-Leugner“ diffuse Argumente eines Zusteuerns auf ein totalitäres Regime, eine Diktatur und sohin auf die Aushebelung unseres Verfassungsstaates. Eine Diktatur wurde herbeifantasiert, mitunter begründet durch absurdeste Verschwörungstheorien – und damit gar mitunter strafrechtlich relevantes Verhalten seitens der Verschwörungstheoretiker durch diese (zum Beispiel Sachbeschädigungen, Widerstand gegen die Staatsgewalt) gerechtfertigt.
Mit diesen und weiteren nebulosen und disqualifizierenden Verschwörungstheorien wird nun gegen die Impfung und natürlich insbesondere gegen eine Impfpflicht argumentiert. Bei den Verschwörungsanhängern handelt es sich um Entsolidarisierte, die sich aber paradoxerweise „alternativ“ solidarisiert haben und eine zwischenzeitlich sehr starke Gemeinschaft begründet haben, die durch ihr Verhalten die öffentliche Sicherheit und körperliche Unversehrtheit von Bürgern, das Gesundheitswesen, die Erwerbsfreiheit (Wirtschaftsleben), das Recht auf Privat- und Familienleben oder auch das Recht auf Bildung unserer Kinder, gefährden.
Ein Bestreben vonseiten der Regierung, diesen gefährdenden Menschen Einhalt zu gebieten, lässt sich nicht erkennen. Vielmehr lässt sich aus den Aussagen unserer Politiker das ganz klare Statement entnehmen, keine Impfpflicht einführen zu wollen. Dies wird argumentiert damit, dass der Mensch die freie Entscheidung haben soll, sich impfen zu lassen oder nicht – mit dem Argument der „Eigenverantwortung“. Es müsse sohin jeder mit den Konsequenzen seines eigenen Handelns leben: ein klares Statement, basierend auf dem in unserem Staat zwischenzeitig hinlänglich etablierten neoliberalen Gedankengut.
*** Warten auf Klarstellung ***
Lässt sich aber ein solcher Gedanke im Zusammenhang mit einer Pandemie tatsächlich umsetzen? Lässt sich die Pandemie tatsächlich mit Eigenverantwortung leben, oder bedarf es nicht doch eines kollektiven Schutzes der Solidargemeinschaft durch unseren Rechtsstaat? So funktioniert doch Eigenverantwortung nur dort, wo sie keine Auswirkungen auf Dritte, gegenständlich die Gefahr eines weiteren Lockdowns und der Einschränkung zahlreicher Grundrechte Unschuldiger, nach sich zieht.
Seit langem vermisse ich eine juristische Klarstellung, dass der Lockdown oder eine Impflicht zum Schutz aller gerechtfertigt war beziehungsweise ist. Ich vermisse das klare Statement, dass die Einschränkung von Grundrechten im Interesse der öffentlichen Sicherheit verfassungsrechtlich nicht nur zulässig, sondern sogar dringend angebracht ist. Die Einschränkung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit des Einzelnen, zumal eben auch kaum eine Gefahr mit der Impfung der Vakzine einhergeht, ist gegenüber dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, der Erwerbsfreiheit, des Rechts auf Bildung sowie des Rechts auf Privat- und Familienleben des Kollektiven nachrangig und sohin verfassungsrechtlich zulässig.
Der Staat ist verantwortlich, das Kollektiv der Gesellschaft, die Solidargemeinschaft, zu schützen und kann sich nicht plötzlich mit dem fadenscheinigen Argument der Eigenverantwortung aus seiner Verantwortung ziehen: Dafür gibt es zu viele Unschuldige (Impfwillige) und Schwache (Personen, die sich nicht impfen lassen dürfen) in unserer Solidargemeinschaft.
*** Drohender Zorn ***
Nein, lieber Staat, so leicht kannst du dich nicht aus der Verantwortung ziehen und Unschuldige und Schwache durch Untätigkeit der egoistischen Entscheidung der Entsolidarisierten aussetzen! Aus Angst vor der Hysterie einer kleinen Zahl vehementer Gegner wird geschwiegen und die Interessen der Solidargemeinschaft als nachrangig erachtet. Dabei vollkommen unberücksichtigt bleibt aber die Enttäuschung und der drohende Zorn der derzeit noch brav mitspielenden Bürger, die sich solidarisch zeigen und trotz endloser Ermüdung durch den langen Lockdown mit Ausblick auf die Impfung ruhig und zuversichtlich blieben.
Wird es weiterhin eine solche Menge an impfwilligen Personen geben, oder läuft es schlussendlich nicht darauf hinaus, dass sich die Solidarisierten auch entsolidarisieren werden? Wer Zusammenhalt wünscht, muss diesen auch gewährleisten – und zwar indem nicht Nährboden geschaffen wird für Menschen, die wenig auf ein Kollektiv geben. Es muss Zuversicht geschaffen werden gegenüber denjenigen, die ein Gedankengut des Zusammenhaltens noch nicht verloren haben.
Eine Solidargemeinschaft kann sohin in ihrem Tun und Handeln nur bestärkt werden, wenn ihr Handeln belohnt wird. Belohnt dadurch, indem dem Recht des Einzelnen für das Kollektiv Grenzen gesetzt werden. Dabei handelt es sich nicht um die Aushebelung des Verfassungsstaates, sondern um den Schutz unserer Demokratie und Wertegesellschaft.
Eine demokratische Gesellschaft wird gerade daran gemessen, wie sie mit den Schwachen und Wehrlosen in ihrer Mitte umgeht. Im Kollektiv zu leben heißt auch, auf die Nächsten zu schauen, und wenn dies Einzelne nicht tun, so ist es die Aufgabe des Staates, diese Demokratie zu bewahren, darauf zu verweisen und der Toleranz gegenüber Intoleranz endgültig Einhalt zu gebieten.
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000128749932/impfen-wo-die-eigenverantwortung-endet

6.8.2021, Freitag

EPIDEMIOLOGIE: Studie: Coronavirus im Abwasser früh nachweisbar – Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem geeignet – Science-APA, 6.8.2021
Mit Abwasseruntersuchungen können Wissenschafter frühzeitig den Verlauf der Corona-Pandemie erkennen. Eine einjährige Studie in München habe gezeigt, dass die im Abwasser nachgewiesene Verbreitung von SARS-CoV-2 gut mit den offiziellen Daten der Sieben-Tage-Inzidenz in den jeweiligen Stadtgebieten übereinstimme, berichtet das LMU Klinikum München. Mit dem Vorteil, dass die Entwicklungen schon drei Wochen vor den Meldezahlen der Behörden aus Atemwegsabstrichen sichtbar waren.
„Zudem konnten wir die zunehmende Ausbreitung der Virusvariante B.1.1.7 (Alpha) in der Münchner Bevölkerung bereits Anfang Jänner 2021 nachweisen, Wochen bevor diese durch die Sequenzierung von Abstrich-Proben von Patienten in München in relevanter Zahl festgestellt werden konnte“, erläuterte Studienleiter Andreas Wieser vom Tropeninstitut des LMU Klinikums. Das Abwasser-Monitoring könne daher tatsächlich gut als Frühwarnsystem dienen. Es wird inzwischen gerade für Großräume auch von der Europäischen Kommission empfohlen.
Die Münchner Studie, die im Fachblatt „Science of The Total Environment“ veröffentlicht wurde, ist den Angaben zufolge eine der ersten und längsten Untersuchungen zur Nachverfolgung der SARS-CoV-2-Viruslast im Abwasser weltweit. Seit April 2020 sammelten die Wissenschafter wöchentlich Abwasserproben an sechs Standorten im Münchner Stadtgebiet. Im Labor wurde dann unter anderem das Erbgut sequenziert, um besorgniserregende Varianten zu entdecken.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/4584803328099274394
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QUELLE: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969721041036?via%3Dihub

MEDIZIN: Hospitalisierte deutlich häufiger von Long-Covid betroffen – Risikofaktoren im Fokus Organschäden als mögliche Ursache Science-APA, 6.8.2021
Bei 39 bis 72 Prozent von stationär aufgenommen Covid-19-Patienten treten ein bis drei Monaten nach der SARS-CoV-2-Infektion Long-Covid-Symptome auf. Unter den ambulant behandelten Erkrankten sind es mit fünf bis 36 Prozent deutlich weniger. Das ergab die Auswertung von 28 Studien durch das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) zusammen mit dem Belgian Health Care Knowledge Center (KCE). Die Bandbreite der Long-Covid-Symptome ist demnach groß.
„Schwere Covid-19-Verläufe gehen den Studien zufolge häufiger mit Long-Covid einher“, berichtete Studienleiterin Sarah Wolf am Freitag in einer Aussendung des AIHTA. Selbst nach über sechs Monaten berichteten noch bis zu 60 Prozent der ehemals hospitalisierten Patienten über Müdigkeit, Erschöpfung, kognitive Beeinträchtigungen und/oder Atemwegsprobleme; in der Gruppe der ambulant behandelten SARS-CoV-2-Fälle traf diese Symptomatik auf 13 bis 25 Prozent zu.
Zu den häufigsten Symptomen unter Long-Covid-Patienten zählten bis zu drei Monate nach dem Beginn der akuten SARS-CoV-2-Infektion Müdigkeit/Erschöpfung mit 16 bis 98 Prozent, gefolgt von Kurzatmigkeit (zehn bis 93 Prozent) und Kopfschmerzen mit neun bis 91 Prozent. Von Brustschmerzen waren zwischen zehn und 86 Prozent betroffen, kognitive Schwierigkeiten hatten je nach Studie zwischen vier und 89 Prozent der Probanden. Nach drei bis sechs Monaten zählten Müdigkeit/Erschöpfung (16 bis 78 Prozent) und kognitive Beeinträchtigungen (13 bis 55 Prozent) zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen.
*** Risikofaktoren im Fokus ***
Zwölf der Studien untersuchten auch mögliche Risikofaktoren. Die Ergebnisse von sechs Arbeiten deuten darauf hin, dass das „weibliche Geschlecht“ die Entstehung von Long-Covid möglicherweise begünstigt, berichtete das AIHTA. „Der Unterschied der Erkrankungshäufigkeit zwischen Männern und Frauen könnte aber auch andere Gründe als das biologische Geschlecht und die damit im Zusammenhang stehende Immunantwort haben. So ist etwa bekannt, dass es geschlechterspezifische Unterschiede im Gesundheitsverhalten gibt, wonach Frauen in Umfragen beispielsweise häufiger einen schlechteren Gesundheitszustand angeben als Männer“, betonte Wolf.
„Die genauen Ursachen und Risikofaktoren, welche zur Entwicklung von Long-Covid-Symptomen führen, sind derzeit nicht bekannt. Aufgrund der großen Vielfalt unterschiedlichster Symptome, ist anzunehmen, dass mehrere Ursachen miteinander verwoben sind“, heißt es in dem Bericht von KCE und AIHTA. Auch ein höheres Alter der Patienten erhöhe nicht per se die Wahrscheinlichkeit an Long-Covid zu erkranken.
*** Organschäden als mögliche Ursache ***
Patienten mit schweren Verläufen, die künstlich beatmet werden mussten, haben laut der Metaanalyse ein erhöhtes Risiko Long-Covid-Symptome zu entwickeln. Dabei könnten mögliche Organschäden durch die intensivmedizinische Behandlung die Ursache sein. Die Autoren betonen deshalb, dass es für zukünftige Studien eine genauere Charakterisierung und Klassifizierung von Long-Covid-Symptomen und deren Ursachen benötigt, um Behandlungsstrategien für unterschiedliche Long-Covid-Patientengruppen effizient zu gestalten.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3394649046420659219
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QUELLE: https://eprints.aihta.at/1321/1/HTA-Projektbericht_Nr.135a.pdf

MEDIZIN: COVID-19: CPAP-Beatmung kann häufig eine Intubation vermeiden – Auch HFNO bleibt hinter der CPAP-Beatmung ergebnismäßig zurück – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Eine CPAP-Beatmung, die die Atemtätigkeit des Patienten durch einen leicht erhöhten Luft­druck unterstützt, hat in einer randomisierten Studie hospitalisierte Patienten mit COVID-19 häufiger vor einer Intubation oder einem Tod bewahrt als eine nasale High-Flow-Therapie oder eine einfache Sauer­stoffgabe über eine Nasensonde. Die Ergebnisse wurden in medRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.08.02.21261379) vorveröffentlicht.
Der Sauerstoffmangel, unter dem viele COVID-19-Patienten infolge ihrer Pneumonie leiden, wird in den Kliniken zunächst nicht-invasiv durch eine Sauerstoffgabe behandelt. Das Ziel ist, eine Intubation nach Möglichkeit zu vermeiden oder wenigstens hinauszuschieben, da die maschinelle Beatmung die Lungen strapaziert und die Patienten dafür sediert werden müssen. Die Sauerstoffgabe kann über eine einfache Nasensonde erfolgen. Alternativ kann eine CPAP-Beatmung oder eine nasale High-Flow-Therapie (HFNO) durchgeführt werden.
Die CPAP-Beatmung, die aus der Behandlung des Schlafapnoesyndroms bekannt ist, erfolgt über eine relativ eng anliegende Maske, die Nase und Mund bedeckt. Die Luft, die die Patienten ein- und ausatmen, hat einen leicht erhöhten Druck, was den Luftstrom zu den Lungen verbessern soll. Die CPAP-Beatmung kann mit unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen durchgeführt werden.
Bei der HFNO wird den Patienten über großlumige Nasenkanülen ein erwärmtes und befeuchtetes Luft-Sauerstoff-Gemisch zugeführt. Die Durchflussrate ist höher als bei der konventionellen Sauerstofftherapie, was zu einem geringen Überdruck in den oberen Atemwegen führt und die Belüftung der Lungen verbessern soll. Bei der HFNO können hohe Sauerstoffmengen verabreicht werden.
Die vom britischen National Institute for Health Research gesponserte „RECOVERY RS“-Studie hat seit April 2020 an 48 Kliniken in Großbritannien 1.272 COVID-19-Patienten mit eingeschränkter Lungen­funktion auf die 3 Strategien randomisiert. Der primäre Endpunkt war die Notwendigkeit einer invasiven maschinellen Beatmung (mit Intubation) oder ein Tod innerhalb von 30 Tagen nach Beginn der Behandlung.
Die CPAP-Beatmung erzielte hier im Vergleich zur konventionellen Sauerstofftherapie die besseren Ergebnisse. In der CPAP-Gruppe trat der primäre Endpunkt bei 137 von 377 Teilnehmern (36,3 %) ein gegenüber 158 ​​von 356 Teilnehmern (44,4 %) in der Gruppe mit konventioneller Sauerstofftherapie.
Das Team um Daniel McAuley vom Wellcome-Wolfson Institute for Experimental Medicine an der Universität Belfast ermittelt eine Odds Ratio von 0,72, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,53 bis 0,96 signifikant war. Die CPAP-Beatmung hat den primären Endpunkt demnach um 28 % gesenkt. Die „Number Needed to Treat“ betrug 12 (7 bis 105), was auf einen relevanten klinischen Nutzen hinweist.
Die Vorteile waren jedoch in erster Linie auf die Vermeidung einer maschinellen Beatmung zurückzu­führen, die bei 33,4 % (CPAP-Beatmung) und 41,3 % (konventionelle Sauerstoffgabe) notwendig wurde (Odds Ratio 0,71; 0,53 bis 0,96). Auch die Mortalität war mit 16,7 % gegenüber 19,2 % niedriger. Der Unterschied war hier jedoch nicht signifikant (Odds Ratio 0,84; 0,58 bis 1,23). Dennoch dürfte die Studie einen Vorteil der CPAP-Beatmung belegen.
Die HFNO hat dagegen die Notwendigkeit zur Intubation (41,1 % versus 41,6 %) nur leicht vermindert und die Sterblichkeit nur minimal gesenkt (18,8 % versus 20,0 %). Die Unterschiede waren auch im primären Endpunkt (44,4 % versus 45,1 %) nicht signifikant (Odds Ratio 0,97; 0,73 bis 1,29), so dass diese Form der nicht-invasiven Beatmung, die zudem große Mengen Sauerstoff verbraucht, nach Ansicht von McAuley nicht empfohlen werden kann. Die CPAP-Beatmung könnte dagegen helfen, die Intensivstationen zu entlasten.
Die CPAP-Beatmung ist nach der Behandlung mit Dexamethason und/oder der Gabe von IL6-Hemmern die 3. Behandlung von COVID-19, deren Nutzen in einer in Großbritannien durchgeführten Studie belegt werden konnten. Die beiden anderen Behandlungen waren in der RECOVERY-Studie untersucht worden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126175/COVID-19-CPAP-Beatmung-kann-haeufig-eine-Intubation-vermeiden

PSYCHOLOGIE: Jeder zweite Deutsche litt beim ersten Coronalockdown unter Einsamkeit – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Einsamkeit schlägt seit Beginn vielen Bürgern auf die Seele. Das geht aus einer aktuellen Studie des NAKO-Konsortiums hervor (DOI: 10.1007/s00103-021-03393-y).
Demnach fühlte sich jeder zweite Befragte während des ersten Lockdowns einsamer als zuvor – Frauen etwas häufiger (57 Prozent) als Männer (44 Prozent). Der Studie zufolge ist neben Angst- und Depressi­onssymptomen sowie vermehrtem Stress auch verstärkte Einsamkeit ein Symptom einer schlechten psy­chischen Gesundheit.
Laut der während des ersten harten Lockdowns im Mai 2020 durchgeführten Befragung litt zu diesem Zeitpunkt fast ein Drittel (32 Prozent) der Teilnehmenden unter Einsamkeit.
Dabei waren Frauen mit 37 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer (26 Prozent), ältere Personen fühlten sich weit weniger einsam als junge Menschen. 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass ihnen die Gesellschaft anderer manchmal oder oft gefehlt habe.
„Einsame Personen während der Pandemie gaben bereits zur NAKO-Basisuntersuchung mehr depressive und Angstsymptome an als NAKO-Teilnehmende, die in der Pandemie nicht einsam waren“, beobachteten die Forscher. Außerdem waren laut Befragung Alleinlebende oder Personen mit Angst vor Corona stärker von Einsamkeit betroffen.
Die NAKO-Gesundheitsstudie ist ein gemeinsames Projekt von 27 Institutionen – Universitäten, Helm­holtz-Zentren, Leibniz-Instituten sowie anderen Institutionen – die sich im NAKO zusammen­geschlossen haben, um gemeinsam die bislang größte bevölkerungsbasierte, prospektive Langzeitstudie in Deutschland durchzuführen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126198/Jeder-zweite-Deutsche-litt-beim-ersten-Coronalockdown-unter-Einsamkeit

ISRAEL Mehr Präsenzunterricht ermöglichen: Israel startet Projekt mit Antikörpertests für Kinder – 11 Prozent aller jüngst Infizierten: Gruppe der bis Neunjährigen mit im Altersvergleich höchstem Anteil registrierter Neuinfektionen – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Israel startet ein Projekt mit Coronaantikörpertests für Kinder, um mehr Präsenzunterricht in den Schulen zu ermöglichen. Ab Sonntag sollen Schüler im Alter von drei bis zwölf Jahren auf Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet werden, wie eine Sprecherin des Erziehungsministeriums heute bestätigte.
Das Angebot soll es demnach zunächst in drei religiös geprägten Städten in Israel und zwei Siedlungen im besetzten Westjordanland geben. Insgesamt seien von dem Projekt 250.000 Kinder betroffen.
Hintergrund ist, dass übermorgen bereits das Schuljahr für religiöse jüdische Jungen startet, wie die Sprecherin sagte. Das Ministerium gehe davon aus, dass rund 25 bis 30 Prozent der betroffenen Kinder bereits vom Coronavirus genesen seien und daher Antikörper hätten.
Diese Kinder müssten nicht mehr in Quarantäne gehen, wenn ein Krankheitsfall in der Klasse auftrete. Wer keine Antikörper aufweise, werde beim Auftreten eines Krankheitsfalles eine Woche lang täglich auf das Coronavirus getestet.
Die Idee dahinter sei: „Wer krank ist, geht in Quarantäne, wer nicht, nicht“, sagte die Sprecherin. Für alle Tests brauche es die Zustimmung der Eltern. Wer nicht getestet werden wolle, lerne von Zuhause. Das Projekt sei mit täglichen Kosten in Höhe von umgerechnet rund 16 Millionen Euro veranschlagt.
Die Gruppe der bis Neunjährigen hat inzwischen im Altersvergleich den höchsten Anteil der registrierten Neuinfektionen. Laut Ministerium stellt sie fast elf Prozent der Infizierten.
Die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Coronaneuinfektionen in Israel hat bereits an vier Tagen in Folge die 3000er-Marke überschritten. Heute Morgen meldete das Gesundheitsministerium 3.843 neue Infektionen für den Vortag. 253 Coronapatienten sind schwer erkrankt. Knapp 58 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126210/Israel-startet-Projekt-mit-Antikoerpertests-fuer-Kinder

GROSSBRITANNIEN: Coronafälle in Großbritannien steigen wieder – Erstmals wieder über 30.000 Neuinfektionen – Künftiger Trend noch nicht absehbar – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Nach einem überraschenden Rückgang der Coronazahlen in Großbritannien ist die Zahl der Neuinfektionen wieder angestiegen.
Gestern wurden erstmals wieder mehr als 30.000 Neuinfektionen gemeldet, wie aus den offiziellen Zahlen der britischen Regierung hervorgeht. In den vergangenen Tagen hatten die täglichen Fallzahlen darunter gelegen.
Am 19. Juli waren in England fast alle noch geltenden Coronabeschränkungen aufgehoben worden – auch Nachtclubs öffneten wieder und die Maskenpflicht wurde vielerorts abgeschafft. Dass danach die Fallzahlen für eine Weile zurückgingen, hatte Epidemiologen sowie die Öffentlichkeit überrascht.
Danach hatten sie sich bei um die 20.000 Fälle täglich eingependelt, bevor sie nun wieder zunahmen. Ob der aktuelle Anstieg nun die gefürchtete Trendwende einleitet, ist noch nicht erkennbar.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126194/Coronafaelle-in-Grossbritannien-steigen-wieder

ITALIEN: „Grüner Pass“ gegen Corona: Mehr Nachweise in Italien nötig – Pass nötig für Besuch von Restaurants, Museum, Schwimmbad, Therme, Fitnessstudios und Veranstaltungen im Freien – Ab September benötigen Lehrer, Studenten und Uni-Dozenten den Pass – Sanktionen bei Verstoß für Restaurantbesitzer – Ausnahmen: Hotels und öffentliche Verkehrsmittel – EU-Impfzertifikat für Urlauber – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 treten in Italien strengere Regeln in Kraft, die unter dem Namen „Grüner Pass“ zusammengefasst sind.
Wer ab heute in einem Restaurant drinnen essen möchte, ins Museum oder in ein Schwimmbad oder eine Therme gehen will, muss entweder einen Impfnachweis, einen 48 Stunden lang gültigen negativen Coronatest oder einen Genesungsnachweis vorlegen.
Ab September müssen zudem Lehrer, Studenten und Uni-Dozenten entsprechende Nachweise bringen.
Die neuen Regeln ab heute gelten auch für Kultur- oder Sportveranstaltungen im Freien oder für Fitnessstudios. Betroffen sind alle Menschen ab zwölf Jahren. Restaurantbetreiber oder Betreiber anderer Unternehmen müssen sich die Nachweise vorzeigen lassen. Wer dagegen verstößt, muss mit Strafen rechnen.
Für Urlauber, die in Deutschland geimpft wurden, gibt es ein digitales EU-Impfzertifikat unter anderem bei Ärzten, Apotheken oder Impfzentren. Die Nachweise eines der „drei G“ (geimpft, genesen, getestet) müssen auf Italienisch, Französisch, Englisch oder Spanisch vorliegen.
Für den Pass reicht in Italien schon eine erste Impfung. Die Coronaerkrankung darf nicht länger als sechs Monate zurückliegen. Für Hotels oder öffentliche Verkehrsmittel ist kein „Grüner Pass“ notwendig.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126190/Gruener-Pass-gegen-Corona-Mehr-Nachweise-in-Italien-noetig

FRANKREICH: Trotz Massenprotesten: Frankreichs Verfassungshüter billigen verschärfte Coronarestriktionen – Gesundheitspass aös „ausgewogene“ Kompromisslösung zwischen bürgerlichen Freiheiten im öffentlichen Raum und Gesundheitsschutz – Gesundheitspass gültig ab Montag, 9. August – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Der französische Verfassungsrat hat die Verschärfung der Coronarestriktionen im Land gebilligt. Die Richter befanden die vom Parlament verabschiedeten Neuregelungen gestern für verfassungskonform.
Die Ausweitung der Regelungen zum Gesundheitspass und die Impfpflicht für Gesundheits­personal können damit wie geplant am kommenden Montag in Kraft treten. Gegen die Pläne hatte es in den vergangenen Wochen in ganz Frankreich Massenproteste gegeben.
Die Verfassungshüter gelangten nun aber zu dem Schluss, dass der Gesundheitspass eine „ausgewogene“ Kompromisslösung zwischen den bürgerlichen Freiheiten im öffentlichen Raum und dem Gesundheitsschutz herstelle. Das Dokument gibt Aufschluss über eine überstandene Coronaerkrankung, eine Impfung oder einen Negativtest.
Dieser Gesundheitspass muss ab Montag beim Betreten von Restaurants und Cafés, Zügen, Flugzeugen, Fernreisebussen, Gesundheitseinrichtungen, manchen Einkaufszentren, Messen und Jahrmärkten vorge­zeigt werden. Dies galt seit Juli schon für Kultur- und Freizeiteinrichtungen.
Die Verfassungsrichter hoben allerdings hervor, dass die neuen Regelungen zum Zutritt zu Gesundheits­einrichtungen nicht dazu führen dürften, dass Menschen, die medizinische Behandlung bräuchten, diese nicht bekämen. Sie verwarfen außerdem eine Regelung in dem Gesetz, die es erlaubt hätte, befristet Beschäftigte ohne Gesundheitspass vorzeitig zu entlassen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126187/Frankreichs-Verfassungshueter-billigen-verschaerfte-Coronarestriktionen

FRANKREICH: Für Risikogruppen: Auffrischimpfung gegen Corona in Frankreich geplant – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Alte und besonders gefährdete Menschen sollen in Frankreich von September an eine Auffrisch­impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 bekommen können.
Staatschef Emmanuel Macron sagte gestern in einem Video auf Instagram, man bereite dies für den Beginn des neuen Schuljahres vor. Es brauche im Kampf gegen das Coronavirus Auffrischungen. Eine dritte Dosis sei aber nicht sofort für alle notwendig.
Frankreich kämpft zurzeit gegen eine vierte Coronawelle. Die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche lag zuletzt bei 225. In den vergangenen Tagen stieg der Wert aber nicht mehr so schnell wie noch vor wenigen Wochen.
In einigen französischen Gebieten gelten wegen der hohen Infektionszahlen mittlerweile wieder stren­gere Regeln wie eine Maskenpflicht im Freien oder frühere Schließzeiten für Geschäfte.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126179/Fuer-Risikogruppen-Auffrischimpfung-gegen-Corona-in-Frankreich-geplant

DEUTSCHLAND: Coronainzidenz steigt früher und schneller als im Sommer 2020 – RKI: Hohe Gefährdung nur einmal oder gar nicht Geimpfter – Hospitalpflichtige Erkrankungen auch im jüneren Alter – Infektions-Zunahme bei der Altersgruppe der bis 49-jährigen – Großteil der Covid-19-Fälle betrifft Ungeimpfte – Impfeffektivität laut RKI für 18-59-jährige 88, für die der ab 60-jährigen 87 Prozent – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Die Zahl der Coronainfektionen steigt in diesem Jahr deutlich früher wieder an als im Vorjahr. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Be­troffen seien vor allem jüngere Menschen, zunehmend aber auch die mittlere Altersgruppe.
Das RKI schätzt in dem Bericht die Gefährdung für die Gesundheit der noch nicht oder nur einmal gegen das Coronavirus geimpften Bevölkerung weiter als „sehr hoch“ ein. Mittlerweile sei es wieder so, dass die Gesundheitsämter nicht mehr alle Infektionsketten nachverfolgen könnten.
Zwar sei die Zahl der Infizierten, die stationär in Krankenhäusern behandelt werden müssten, bislang noch gering. Inzwischen gebe es aber auch hier eine Stagnation, wobei der Anteil der jüngeren Patienten zunehme. In den vergangenen vier Meldewochen zeigte sich laut RKI kein Unterschied zwischen Alpha- und Delta-Variante in Hinblick auf den Anteil der Patienten, die ins Krankenhaus kamen.
Das RKI wies darauf hin, dass es auch im Sommer 2020 nach einem zeitweisen Rückgang wieder einen Anstieg der Infektionszahlen gegeben habe. Allerdings sei dies im vergangenen Jahr erst etwa fünf Wochen später aufgetreten als jetzt, heißt es in dem Bericht. Während die Inzidenzen 2021 zunächst ab Ende April in allen Altersgruppen gesunken seien, stiegen sie bereits seit Anfang Juli vor allem in der Altersgruppe der zehn- bis 34-Jährigen wieder an.
Inzwischen sei zunehmend auch die Altersgruppe der bis 49-Jährigen betroffen. Die meisten Ansteckungen mit 49 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche verzeichnet das RKI für die 20- bis 24-Jährigen. Einstellige Werte werden für die Menschen ab 55 Jahren angegeben, teils zeigen sich aber auch in diesen Gruppen leichte Anstiege. Die Angaben beziehen sich auf die Zeit bis 1. August.
Das RKI rief erneut alle noch nicht geimpften Bürger zum Impfen auf. Der Großteil der seit Februar erfassten Coronafälle war laut RKI nicht geimpft. Es werde „dringend empfohlen, jetzt die Angebote für die Impfung gegen COVID-19 wahrzunehmen“, wird im Bericht appelliert. Die geschätzte Impfeffektivität gibt das RKI mit circa 88 Prozent für die Menschen zwischen 18 und 59 Jahren an und mit circa 87 Prozent für die Gruppe ab 60.
Die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz hat sich innerhalb eines Monats etwa vervierfacht. Nach Angaben des RKI von heute Morgen lag sie bei 20,4 – am Vortag hatte der Wert 19,4 betragen, beim jüngsten Tiefst­stand am 6. Juli 4,9. Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Coronaeinschränkun­gen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun wei­tere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen eines Tages 3.448 Coronaneuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2.454 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden binnen 24 Stunden 24 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 30 Todesfälle gewesen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.784.433 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.662.700 an. Die der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.754.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126192/Coronainzidenz-steigt-frueher-und-schneller-als-im-Sommer-2020

DEUTSCHLAND: STIKO-Mitglied: Entscheidung über Schwangerenimpfung bis Ende August – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Die Ständige Impfkommission (STIKO) will bis Ende dieses Monats entscheiden, ob sie eine Coronaimpfung für Schwangere empfiehlt.
„Die STIKO arbeitet die vorliegenden Daten für eine COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft derzeit systematisch auf“, sagte die der STIKO angehörende Gynäko­login Marianne Röbl-Mathieu dem Redakti­ons­netzwerk Deutschland (RND) heute.
Im Mittelpunkt stünden dabei die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe sowie die Erkenntnisse zu Coronaerkrankungen in der Schwangerschaft. Diese Aspekte würden dann einer Nutzen-Risiko-Bewer­tung unterzogen.
„Ergebnisse dieser STIKO-Analyse und Bewertung sind ab Ende August zu erwarten.“ Fachgesellschaften hatten sich dafür ausgesprochen, Schwangere und Stillende priorisiert gegen COVID-19 zu impfen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126193/STIKO-Mitglied-Entscheidung-ueber-Schwangerenimpfung-bis-Ende-August

DEUTSCHLAND: Kultusminister wollen Präsenzbetrieb an Schulen und Hochschulen – Deutsches Ärzteblatt, 6.8.2021
Vor der kommenden Runde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Länderchefs hat sich die Kultusministerkonferenz (KMK) klar für einen Regelbetrieb in Schulen und ein Präsenzstudium an Hochschulen ausgesprochen.
„Die Voraussetzungen für den Präsenzunterricht sind gut und gänzlich andere als vor einem Jahr“, sagte KMK-Präsidentin Britta Ernst heute mit Blick auf die aktuelle Lage in der Coronapandemie. Das Schul­per­sonal habe Impfangebote erhalten, Test- und Hygienekonzepte stünden und seien erprobt. Die Inziden­zen sollten eine andere Gewichtung bekommen, meinte Brandenburgs Bildungsministerin von der SPD.
Kinder und Jugendliche hätten durch Wechselunterricht und Schulschließungen im vergangenen Schul­jahr einen ganz erheblichen Beitrag zum Schutz der Erwachsenen geleistet. „Jetzt ist es wichtig, dass möglichst viele Erwachsene sich solidarisch zeigen und sich impfen lassen“, sagte Ernst weiter.
In einem Beschluss der KMK heißt es, kontinuierlichem Präsenzunterricht müsse im Schuljahr 2021/22 in der Gesellschaft höchste Priorität eingeräumt werden. Dieser sei „Grundlage zur individuellen Persönlich­keitsentwicklung“ und zugleich eine zentrale Voraussetzung für Unterstützungsangebote zur Bekämp­fung pandemiebedingter Lernrückstände.
Kinder und Jugendliche seien nach aktuellem Kenntnisstand von den Virusvarianten selten schwer be­troffen. Demgegenüber stellten die Folgen fehlender Bildungsangebote eine „sehr ernstzunehmende und konkrete Gefahr“ für die soziale und emotionale Gesundheit dar.
Zudem brauche es im Wintersemester 2021/22 ein „Studium vor Ort“ an den Hochschulen, betonen die Kulturminister der Länder. Der Präsenzbetrieb solle unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedingungen und Gegebenheiten vor Ort wieder zum Regelfall werden.
Erneute einschränkende Maßnahmen sollten nur als letzter Schritt in Erwägung gezogen werden. Studie­ren, Lehren und Forschen lebe vom direkten Kontakt und Austausch.
Der Zugang zu Präsenzveranstaltungen könne allerdings vom Nachweis einer Impfung, einer Genesung oder eines negativen Tests abhängig gemacht werden, wenn es der Infektionsschutz vor Ort erfordere, heißt es im Beschluss. Möglichst viele Studierende sollten überzeugt werden, vom Impfangebot Ge­brauch zu machen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126211/Kultusminister-wollen-Praesenzbetrieb-an-Schulen-und-Hochschulen

ÖSTERREICH: Vorraussage schwierig: Virologe Krammer sieht Fragezeichen bei Blick auf Herbst – Erst rauf, dann runter: Großbritannien und Niederlande mit erstaunlichem Verlauf – Plateau in Spanien und Frankreich vermutlich erreicht – „Ein bisschen Alarmismus“ rund um Delta-Variante – Zukunft mit saisonalem Coronavirus: saisonales Virus wird zum handhaben sein – Ungeimpfte werden sich in kommenden Jahren infizieren – Science-APA, 6.8.2021
„Schwierig vorherzusagen“ ist die Covid-19-Situation in Richtung Herbst für den österreichischen Virologen Florian Krammer. Er habe sich noch vor einigen Wochen gedacht, „dass ab Sommer Ruhe ist. Dann ist die Delta-Variante gekommen und ich traue mich nicht wirklich eine Vorhersage zu treffen“, sagte er zur APA. Es sehe eher danach aus, dass sich mehr Infektionen und anteilig weniger Hospitalisierungen einstellen werden. Klar sei, „die Durchimpfungsraten müssen höher werden“.
*** Erst rauf, dann runter: Großbritannien und Niederlande mit erstaunlichem Verlauf ***
Man habe in Großbritannien oder den Niederlanden gesehen, wie schnell dort vor wenigen Wochen die Fallzahlen in die Höhe geschossen sind, und mittlerweile aber ebenso rasch wieder zurückgehen. Die Anzahl der Toten sei zum Glück im Vergleich zu den Infektionszahlen „minimal. Das hat mit den Impfungen insgesamt zu tun und dass die Hochrisikogruppen im Prinzip stark durchgeimpft sind. Trotzdem ist das aber nicht toll, weil Leute im Krankenhaus landen und natürlich vor allem auch jüngere Leute erwischt werden“, sagte der Forscher von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York (USA). Auch die Wellen in Frankreich oder Spanien scheinen eine Art Plateau erreicht zu haben. Hier müsse man die Entwicklung sehr genau beobachten.
*** „Ein bisschen Alarmismus“ rund um Delta-Variante ***
Klar sei, dass in der Diskussion um die Delta-Variante auch „ein bisschen Alarmismus“ dabei ist, so der Wissenschafter: „Aber das Virus ist viel infektiöser. Wir sehen Ansteckungen bei Geimpften in höheren Raten. Auch wenn die Leute geimpft sind, haben sie am Anfang sehr hohe Virustiter.“ Trotzdem diese Konzentrationen bei geimpften Menschen wieder deutlich rascher absinken als bei Ungeimpften, könne es in einem bestimmten Zeitfenster leichter zu Übertragungen kommen. Die Impfungen „wirken nach wie vor recht gut“, was sich in den niedrigen Raten an schweren Erkrankungen zeige.
Trotz großer Öffnungsschritte ist in Österreich bisher ein großer Anstieg der Fallzahlen wie etwa in Großbritannien zum Glück ausgeblieben: „Es klettert, aber es klettert langsam.“ Für Krammer ist es daher sehr schwer abzuschätzen, wie sich die kommenden Wochen gestalten werden. Man sehe, dass die Delta-Variante auch in Kindern eher Infektionen auslösen kann. „Wenn dann die Schule wieder beginnt und die ungeimpften Kinder wieder in den Klassen zusammensitzen, könnte das natürlich zu einem Problem führen“, sagte der Virologe.
*** Zukunft mit saisonalem Coronavirus: saisonales Virus wird zum handhaben sein ***
Das SARS-CoV-2-Virus wirklich loszuwerden sei mittlerweile unmöglich: „Es wird ein saisonales Coronavirus werden, das man managen kann.“ Wann sich dieser Punkt aber einstellt, sei noch offen, in Ländern mit hohen Impfraten – und voraussichtlich entsprechend wenigen schweren Verläufen – aber einigermaßen abzusehen. Die aktuelle Rate an zumindest Erstgeimpften von um die 60 Prozent hierzulande sei ein Erfolg eher mittleren Ausmaßes. „Das muss man weiter hinauf bringen. Ich würde mir wünschen, dass das gegen 70, 80 Prozent geht.“
*** Ungeimpfte werden sich in kommenden Jahren infizieren ***
Letztlich müsse jeder Ungeimpfte damit rechnen, dass er sich in den kommenden Jahren mit allen potenziellen Konsequenzen infizieren wird. Es gelte daher, weiter Anreize zu schaffen, zur Impfung zu gehen – selbst wenn man in manchen Fällen mit einer Bratwurst lockt. Der zur Zeit von einer stärkeren Welle erfasste Süden der USA zeige vielen in Nordamerika wieder die mögliche Dramatik. Das habe die Impfraten auch in anderen Landesteilen wieder etwas erhöht.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/35680135614099037

ÖSTERREICH: Corona: Werbung für Ninjapass kostete fünfmal so viel wie Pass selbst – Science-APA, 6.8.2021

https://secure-psas.apa.at/apascience/?9IJJvNFaAl2EagHJOVwyQ-Lag4-NhXHpi-PvpZOD2mWoTP-tsxla8Cy6cwvS1qlu9pTTM_yZRVMZbgdsyLuHFRe2xnJLEBYYnQjEPh7zo_AXEg==
QUELLE und COPYRIGHT 2021: APA, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

GRAPHIK: https://secure-psas.apa.at/apascience/?9IJJvNFaAl2EagHJOVwyQ-Lag4-NhXHpi-PvpZOD2mWoTP-tsxla8Cy6cwvS1qlu9pTTM_yZRVMZbgdsyLuHFRe2xnJLEBYYnQjEPh7zo_AXEg==
Im vergangenen Sommersemester hatten Österreichs Schüler einen Ninjapass, in dem sie die negativen Coronatest-Ergebnisse für den Schulbesuch in Form von Stickern eingeklebt haben. Der Pass galt auch als Eintrittskarte für Veranstaltungen und Lokale. Die Erstellung und die Produktion von 1,2 Mio. Stück inklusive 28,8 Mio. Stickern kosteten 87.500 Euro. Für die Bewerbung des Passes hat die Regierung das Fünffache ausgegeben, die Kosten für Inserate betrugen 430.000 Euro.
163.800 Euro wurden alleine für Werbung im ORF-Fernsehen aufgewendet, der Rest für Inserate in Tageszeitungen und Zeitschriften sowie für Radio-Spots. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hervor. Der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl ortet eine reine Geldverschwendung.
„Wenn der Ninja-Testpass ohnehin automatisch in den Schulklassen an die Schülerinnen und Schüler verteilt wurde und die Kinder ihre Tests per Pickerl dokumentierten, warum musste dann dieser Stickerpass im ORF und in diversen Printmedien um knapp 432.000 Euro beworben werden?“, fragt Brückl im Gespräch mit der APA und gibt auch gleich eine Antwort darauf: „Das ist eine reine Steuergeldverschwendung und diente lediglich zur Eigen-PR von ÖVP-Bildungsminister Faßmann.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/10916477384244173610

ÖSTERREICH: Zahl der Schulabmeldungen steigt, aber nicht überall – Verpflichtende Externistenprüfung, aber Gleichwertigkeit des Unterrichts fehlt – Doppelt so viele Abmeldungen in Oberösterreich und Salzburg – Plus von 80 Prozent an Abmeldungen in der Steiermark – Deutlich mehr Abmeldungen in Tirol – Niederösterreich mit moderaten Abmeldezahlen – Kärnten bleibt im Status quo – Kaum Auswirkungen in Vorarlberg – Wien ohne Anstieg der Abmeldungen – Science-APA, 6.8.2021
Die Zahl der Schulabmeldungen steigt – aber zumindest vorerst nicht überall. In manchen Bundesländern haben sich die Abmeldungen bereits rund ein Monat vor dem Fristende verdoppelt, zeigt ein APA-Rundruf in den Bildungsdirektionen. In anderen ist dagegen zumindest vorerst kein Anstieg registriert worden. Die Zahlen sind noch nicht endgültig: Abmelden kann man sich bis zum ersten Schultag, umgekehrt kann die Schulbehörde auch beantragte Abmeldungen untersagen.
In Österreich gilt keine Schul-, sondern lediglich eine Unterrichtspflicht. Kinder können also auch häuslichen Unterricht oder eine Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht (diese haben selbst nicht das Recht zur Vergabe von Schulzeugnissen) besuchen. Das muss der jeweiligen Bildungsdirektion bis zum Beginn des jeweiligen Schuljahrs angezeigt werden. Diese kann den Hausunterricht dann untersagen, „wenn mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die …. Gleichwertigkeit des Unterrichtes nicht gegeben ist“.
*** Verpflichtende Externistenprüfung ***
Am Ende des Schuljahrs ist außerdem an einer „normalen“ Schule eine Externistenprüfung über den Unterrichtsstoff zu absolvieren. Schafft man diese nicht, darf man sich im darauffolgenden Schuljahr nicht mehr abmelden, sondern muss die Schulstufe an einer Schule mit Öffentlichkeitsrecht wiederholen. Nicht abmelden dürfen sich außerdem Schüler, die eine Deutschförderklasse oder einen Deutschförderkurs besuchen müssen.
*** Doppelt so viele Abmeldungen in Oberösterreich ***
In Oberösterreich wurden bis Ende Juli 2021 bereits 649 Abmeldungen zum häuslichen Unterricht registriert. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 299 Kinder und Jugendliche. Für die Zahl der Abmeldungen für Privatschulen ohne Öffentlichkeitsrecht gab es keine aktuellen Zahlen
*** Plus von 80 Prozent an Abmeldungen in der Steiermark ***
Ebenfalls drastisch fällt der Anstieg schon jetzt in der Steiermark aus: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Anträge für den häuslichen Unterricht um mehr als 80 Prozent erhöht, von 423 auf 775. Der Großteil der Abmeldungen wegen häuslichen Unterrichts betrifft Schülerinnen und Schüler der ersten bis vierten Volksschulklassen inklusive Vorschulen. Für den Besuch einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht wurden aktuell 36 Kinder bei der Bildungsdirektion gemeldet, diese Zahl ist laut Bildungsdirektion konstant.
*** Doppelt so viele Abmeldungen auch in Salzburg ***
Auch in Salzburg haben Eltern heuer bisher fast doppelt so viele Kinder vom Schulunterricht abgemeldet wie in den vergangenen Jahren. Das Bildungsressort des Landes nannte am Freitag eine Zahl von 240 Schülerinnen und Schüler, die zum häuslichen Unterricht angemeldet wurden. Im Schuljahr 2020/21 waren es 116, im Schuljahr 2019/20 89 gewesen. Was Anmeldungen an Privatschulen ohne Öffentlichkeitsrecht betrifft, liegen keine Zahlen vor. Laut Bildungsdirektion spielen diese zahlenmäßig aber keinerlei Rolle.
*** Deutlich mehr Abmeldungen in Tirol ***
In Tirol gibt es ebenfalls deutlich mehr Abmeldungen: Nach 233 Anmeldungen für den häuslichen Unterricht im Schuljahr 2020/21 sind es für das kommende Schuljahr bis dato 424. Ab Herbst wird es in Tirol zudem zwei Privatschulen ohne Öffentlichkeitsrecht geben. Für diese Schule sind derzeit insgesamt 75 Schülerinnen und Schüler angemeldet.
*** Niederösterrich mit moderaten Abmeldezahlen ***
In Niederösterreich hat es nach Angaben der Bildungsdirektion für das Schuljahr 2021/22 bisher etwa 1.100 Abmeldungen in den häuslichen Unterricht gegeben, 2020/21 waren es noch rund 820. Für den Besuch von Privatschulen ohne Öffentlichkeitsrecht wurden „bis jetzt 187“ Kinder gemeldet, im Vorjahr waren es 251.
Kein bzw. nur ein geringfügiger Anstieg wird derzeit aus den anderen Bundesländern gemeldet, aus dem Burgenland liegen vorerst noch keine Zahlen vor.
*** Kärnten bleibt im Status quo ***
In Kärnten wurden bisher rund 200 Kinder von ihren Eltern vom Schulunterricht abgemeldet, das sind um rund 20 mehr als im Jahr davor. Wie viele davon daheim unterrichtet werden und wie viele Schulen ohne Öffentlichkeitsrecht besuchen, ist nicht erfasst.
*** Kaum Auswirkungen in Vorarlberg ***
In Vorarlberg wirkt sich die Corona-Pandemie praktisch nicht auf die Anzahl der Abmeldungen vom Schulbesuch aus. Aktuell wurden für das beginnende Schuljahr 93 Kinder zum häuslichen Unterricht registriert, in den Vorjahren waren es 116 (Schuljahr 2020/21) bzw. 95 (2019/20) gewesen. Zwar könne bis Ferienende noch die eine oder andere Abmeldung hinzukommen, einen Anstieg gegenüber dem vorigen Schuljahr erwarte man aber nicht, hieß es auf APA-Anfrage aus der Bildungsdirektion. Hinsichtlich der Abmeldungen zum Besuch einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht gab es keine konkreten Zahlen. Es handle sich dabei aber um nur „ganz, ganz wenige Kinder“, die Anzahl habe sich gegen den Vorjahren praktisch nicht verändert.
*** Wien ohne Anstieg der Abmeldungen ***
Auch in Wien wurde bisher kein Anstieg registriert – rund 190 Kinder wurden bisher abgemeldet. Das entspricht in etwa den Vorjahren. Allerdings wachse diese Zahl erfahrungsgemäß gegen Ende der Ferien noch einmal an.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12070773411855336439

ÖSTERREICH: Jochen Stadler: AGES hat neues Institut für Epidemiebekämpfung – Vier Abteilungen gegen gefährliche Krankheitsausbrüche – Expertise soll in Österreich bleiben – Viele gesundheitsrelevante Bereiche unter einem Dach – Covid-19 Proben mit Ressourcen der Tierärzte bewältigt – Pandemie brachte zusätzliche Aufgaben und Bekanntheit – Science-APA, 6.8.2021
In der Covid-19 Pandemie steckte die österreichische Gesundheitsagentur AGES viele Ressourcen in Coronavirus-Tests und Analysen, die Unterstützung der Gesundheitsbehörden beim Contact-Tracing sowie der Fallabklärung, die Ermittlung der Reproduktionszahlen und Aufklärung der Bevölkerung, erklärte der fachliche AGES-Geschäftsführer Thomas Kickinger gegenüber APA-Science: „Dadurch wurde die vormalige Abteilung für Infektionsepidemiologie zu klein und daher mit rund 40 zusätzlichen Mitarbeitern zu einem Institut aufgestockt“, sagte er. Damit könne man die Aufgaben, die Covid-19 den Behörden und der Bevölkerung stellt, gut bewältigen und wäre bei neuartigen Krankheitserregern gerüstet.
„Wir hatten vor dem Covid-19 Ausbruch nur sieben Vollzeitkräfte in der Infektionsepidemiologie“, sagte Kickinger: „Das war ausreichend, um die jährlichen Probleme etwa rund um die Grippe und Masern abzuklären, aber viel zu wenig, um mit einer Pandemie durch ein neuartiges Virus adäquat umzugehen.“ Das Institut für Infektionsepidemiologie der AGES existiert offiziell seit erstem Juli 2021 und wird von der Infektionsepidemiologin Daniela Schmid geleitet. Es hat vier Abteilungen.
*** Vier Abteilungen gegen gefährliche Krankheitsausbrüche ***
Eine davon blickt in die Zukunft: Die Experten der Abteilung für Data Science und Modellierung füttern mit den aktuellen Daten Computermodelle, um abzuklären, was auf die Österreicher zukommt, also welche Erreger in nächster Zeit relevant werden können, und wie sich Krankheiten ausbreiten. Die zweite Abteilung unter dem Dach der Infektionsepidemiologie ist für die „Ausbruchsabklärung“ zuständig. Sie klärt bei gehäuftem Auftreten von Krankheitsfällen, um welche Erreger es sich jeweils handelt. Dadurch kann sie feststellen, ob es sich um einen potenziell gefährlichen Ausbruch handelt, oder zufällig gleichzeitig auftretende Fälle mit unterschiedlichen Ursachen. „Gerade am Anfang hat man normalerweise eine riesige Chance, einen Erreger einzudämmen“, so Kickinger. Das war auch bei Covid-19 zunächst geplant, hat aber bekanntlich nicht funktioniert, weil man etwa in Europa meist zu spät reagierte.
Abteilung Nummer drei, „Surveillance“, überwacht den Verlauf der Pandemie. Sie kümmert sich um das Monitoring und ermittelt, wie viele Menschen betroffen sind, wo sie sich angesteckt haben und wie schnell die Krankheitszahlen steigen oder sinken. Nicht weniger wichtig sei die Abteilung für Datenqualitätssicherung. „Am Anfang der Pandemie gab es ein regelrechtes Datenwirrwarr“, meint Kickinger. Die verschiedenen Behörden hätten an das epidemiologische Meldesystem teils uneinheitliche Daten zu unterschiedlichsten Zeitpunkten geliefert. Damit können die Epidemiologen viel weniger anfangen, als mit qualitativ hochwertigen, gut aufeinander abgestimmten Datensätzen.
Das Institut für Infektionsepidemiologie mit eben diesen Abteilungen wurde durch Mittel aufgebaut, die wegen der Covid-19 Krise vom Bund zusätzlich bereitgestellt wurden, weil die Notwendigkeit erkannt wurde, so der kaufmännische AGES-Geschäftsführer Anton Reinl: „Jetzt geht es darum, ob wir dieses System längerfristig etablieren können.“ Aktuell wird das Institut zur Bewältigung der immer noch virulenten Pandemie gebraucht und steht deshalb außer Frage. „Spätestens im kommenden Jahr wird man sich dann aber entscheiden müssen, ob Österreich es sich in Zukunft leisten will, es weiterzuführen, um gegen neue Infektionskrankheiten besser gewappnet zu sein“, erklärte er. Er selbst zöge es vor, wenn man auf Prävention setzt und proaktiv auf Gefahren reagieren kann, anstatt jedes Mal nur schnell quasi einen Feuerlöscher hervorzuzaubern. Nachsatz: Ersteres wäre nur mit einer nachhaltigen Finanzierung möglich.
*** Expertise soll in Österreich bleiben ***
Außerdem sei es wichtig, die Expertise, die nun in Krisenzeiten aufgebaut wurde, im Land zu halten: „Wenn man Experten nicht die Möglichkeiten bietet, ihrer Arbeit bestmöglich nachzugehen, wandern sie ab“, sagte Kickinger: „Ich bin überzeugt, dass manche Staaten in Europa auch nach der Covid-19 Pandemie viele Ressourcen in diesen Bereich hineinstecken, und ihnen dadurch ein attraktives Arbeitsumfeld bieten.“ Wenn dies hierzulande nicht der Fall ist, könnte die Alpenrepublik bei der nächsten Bedrohung nicht auf ausreichend Pandemie-erprobte Fachkräfte zurückgreifen.
*** Viele gesundheitsrelevante Bereiche unter einem Dach ***
In der Covid-19 Krise sei es ein großer Vorteil gegenüber anderen Ländern gewesen, dass bei der AGES (was übrigens die Abkürzung für Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ist) fast alle gesundheitsrelevanten Bereiche wie die Landwirtschaft, Veterinärmedizin, Humanmedizin, Arzneimittelzulassung, Lebensmittelprüfung und der Strahlenschutz unter einem Dach vereint sind. „Dadurch sind die Wege kurz, die Reibungsverluste zwischen unterschiedlichen Institutionen fallen weg, und es ist möglichst viel Kompetenz an einem Ort vereint“, meint Kickinger. Weltweit und in der EU sei dieser „One Health“ Gedanke aktuell stark im Kommen, hierzulande wurde er allerdings schon vor beinahe zwanzig Jahren als Antwort auf die BSE-Krise (Rinderwahn) umgesetzt.
„Wofür man etwa in Deutschland zehn unterschiedliche Organisationen braucht, ist in Österreich eine einzige, nämlich die AGES kompetent“, sagt er. Deshalb sei hierzulande auch keine Kopie des deutschen Robert-Koch Instituts vonnöten, wie teils gefordert wurde. „Wir sind für unser kleines Land sehr gut aufgestellt und decken die verschiedenen Themen ganzheitlich und multidisziplinär ab“, meint der Experte.
Bei einer Zoonose wie Covid-19 sei eine Zusammenarbeit der verschiedensten Sparten Pflicht: Das Virus kam von Tieren, höchstwahrscheinlich Fledermäusen, zu den Menschen, weswegen die Veterinärmedizin von Anfang an gefragt war. Zunächst war es unklar, ob es auch durch Nahrungsmittel übertragen wird, womit die Lebensmittelprüfung und Ernährungssicherheit ins Boot geholt werden mussten. Dass die Humanmedizin zentral ist, sei selbstverständlich.
*** Covid-19 Proben mit Ressourcen der Tierärzte bewältigt ***
„In der Pandemie hat sich beispielsweise bei der Analytik bestens bewährt, dass in Österreich quasi alles unter einem Dach vereint ist“, so Kickinger: „Am Anfang war sie für viele Länder und Institutionen eine große Herausforderung. Die Humanmediziner der AGES etablierten hingegen schon frühzeitig die nötige Methode, nämlich die sogenannten PCR-Tests, noch bevor der erste Fall in Österreich bekannt wurde. Weil sie jedoch nur über ein kleines Labor verfügen, um hochinfektiöse Erreger feststellen zu können, brauchten sie die Hilfe unserer Veterinärmediziner. Diese müssen allzeit auf die Schweinepest vorbereitet sein, wo ein hoher Probedurchlauf nötig ist, weil in vielen Ställen Hunderte Tiere stehen, die dann getestet werden müssten. Deshalb hatten wir in ihren Hochsicherheitslabors an den Standorten in Mödling und Linz die Kapazität, gut 2.000 Proben am Tag auf SARS-CoV-2 zu untersuchen. Außerdem konnten die Veterinärmediziner aufgrund der Organisation des Labors ohne Einschränkungen weiterarbeiten, als die gängigen Reagenzien zeitweise knapp wurden.“
Freilich könne die AGES auch nicht alles alleine bewältigen, deshalb arbeitete sie eng mit anderen Institutionen wie der Medizinischen Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zusammen, berichtet Kickinger.
*** Die Pandemie brachte zusätzliche Aufgaben und Bekanntheit ***
Neben der Proben-Analytik war die AGES in der Pandemie auch für vieles mehr zuständig: Sie untersuchte bisher rund 107.000 Covid-19 Cluster und bearbeitete 55.000 Contact-Tracing Fälle. Außerdem richtete sie eine Corona-Infoline ein, wo bisher über 1,4 Millionen Anrufe beantwortet wurden, teils nach Rückfrage bei Spezialisten. Die Informationen auf der AGES-Homepage wurden von 10 Millionen Menschen abgerufen. Zudem gibt es ein „Covid-19 Dashboard“ mit allen aktuellen, relevanten Daten.
All dies habe sich auch bei der Bekanntheit der Gesundheitsagentur in der Bevölkerung ausgewirkt, berichtet Kickinger: „Im Jahr 2010 kannten nur 21 Prozent der Österreicher die AGES, aktuell sind es über 80 Prozent. Bei einer Umfrage sagten zudem 81 Prozent der Menschen, sie finden die AGES wichtig für unser Land.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12833945630732222740

5.8.2021, Donnerstag

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Subkutaner Antikörpercocktail verhindert Übertragung im Haushalt – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Eine 1-malige subkutane Injektion der beiden monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab hat in einer randomisierten Studie Haushaltsmitglieder von SARS-CoV-Patienten recht zuverlässig vor einer Infektion oder Erkrankung geschützt, wie die jetzt im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2109682 ) publizierten Ergebnisse zeigen.
Der Antikörpercocktail Casirivimab/Imdevimab wird derzeit zur Behandlung von Patienten eingesetzt, die sich bereits mit SARS-CoV-2 infiziert haben. Das Mittel wird in diesen Fällen 1-malig als intravenöse Infusion verabreicht. Die klinischen Studien hatten gezeigt, dass die Behandlung die beste Wirkung erzielt, wenn sie frühzeitig erfolgt. Es war deshalb konsequent, den präventiven Einsatz von Casirivi­mab/Imdevimab zu prüfen. Dieser ist allerdings nur praktikabel, wenn die Antikörper subkutan verab­reicht werden – wie dies auch bei anderen Biologika geschieht, die etwa bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Der Hersteller hat zusammen mit dem US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) die präventive Wirkung von Casirivimab/Imdevimab in einer Phase-3-Studie an 112 Zentren in den USA, Rumänien und Moldawien untersuchen lassen. Alle 1.505 Personen lebten in einem Haushalt, in dem sich eine andere Person vor kurzem mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Der positive PCR-Test durfte nicht länger als 96 Stunden zurückliegen. Bei den Studienteilnehmern selbst wurde durch einen negativen PCR-Test und einem negativen Antikörpertest ausgeschlossen, dass sie bereits Kontakt zu dem Virus hatten.
Die Teilnehmer erhielten eine 1-malige subkutane Injektion, die entweder die beiden Antikörper oder ein Placebo enthielt. Primärer Endpunkt war eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion innerhalb der nächsten 28 Tage. Sie trat in der Casirivimab/Imdevimabgruppe bei 11 von 753 Teilnehmern (1,5 %) auf gegenüber 59 von 752 Teilnehmern in der Placebogruppe (7,8 %).
Meagan O’Brien von Regeneron Pharmaceuticals in Tarrytown bei New York und Mitarbeiter errechnen eine relative Risikoreduktion von 81,4 %. Die Odds Ratio von 0,17 war mit einem 95-%-Konfidenzinter­vall von 0,09 bis 0,33 hochsignifikant.
Die Schutzwirkung trat innerhalb weniger Tage ein: In der 1. Woche erkrankten in der Casirivimab/Imde­vimabgruppe 9 Teilnehmer (1,2 %) gegenüber 32 Teilnehmern (4,3 %) in der Placebogruppe: die relative Risikominderung betrug 71,9 %. In den Wochen 2 bis 4 kam es zu 2 (0,3 %) beziehungsweise 27 (3,6 %) Erkrankungen: relative Risikoreduktion 92,6 %.
Die Antikörper verhinderten vor allem Infektionen mit einer hohen Viruslast (um 85,4 %) und sie verkürz­ten die Dauer der symptomatischen Infektionen (17,1 versus 249 Wochen pro 1.000 Teilnehmer)
Die Gesamtzahl aller Infektionen (also einschließlich der asymptomatischen Fälle) wurde um 66,4 % reduziert, ihre Dauer verkürzte sich auf 54,4 gegenüber 307,2 Wochen pro 1.000 Teilnehmer.
Die Verträglichkeit der Behandlung war gut. Einzige Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injek­tions­stelle, die bei 4,2 % der Teilnehmer auftraten. Allergische Zwischenfälle oder andere Unverträg­lichkeiten sind laut O’Brien nicht aufgetreten.
Ein langfristiger Schutz über mindestens 1 Monat nach einer einzigen Injektion erscheint vor dem Hintergrund der Pharmakokinetik plausibel: Die Antikörper waren bereits 1 Tag nach der subkutanen Injektion im Blut nachweisbar. Sie erreichten etwa nach 1 Woche ihre maximale Konzentration. Die Halbwertzeiten betrugen 32,4 Tage für Casirivimab und 27,0 Tage für Imdevimab. Nach 28 Tagen waren die Antikörper noch in einer Konzentration von 30,4 mg/l und 24,6 mg/l nachweisbar, die über der Kon­zen­tration von 20 mg/l lagen, die vermutlich für eine Neutralisierung von SARS-CoV-2 benötigt wird.
In den USA wurde Casirivimab/Imdevimab im November 2020 mit einer Notfallgenehmigung („Emergen­cy Use Authorization“) zur intravenösen Behandlung von infizierten oder exponierten Personen zugelassen, die ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf haben. Eine subkutane Präexpositions­prophylaxe wie in der aktuellen Studie ist bisher nicht erlaubt. In Europa ist das Präparat noch nicht zugelassen. Ein Einsatz ist im Einzelfall jedoch möglich, allerdings nur als intravenöse Infusion für Infi­zierte mit einem hohen Risiko auf einen schweren Verlauf von COVID-19.
Die Kombination von 2 verschiedenen Antikörpern, die an unterschiedlichen Stellen des Spikeproteins von SARS-CoV-2 binden, vermindert das Risiko eines Wirkungsverlusts durch Mutationen. Casirivi­mab/Imdevimab ist laut Hersteller gegen verschiedene Varianten einschließlich Delta (B.1.617.2), Gamma (P.1) und Beta (B.1.351) wirksam.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126174/SARS-CoV-2-Subkutaner-Antikoerpercocktail-verhindert-Uebertragung-im-Haushalt

MEDIZIN: Coronaimpfung: Myokarditis bei jüngeren und Perikarditis bei älteren Menschen häufiger – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Nach 2 Millionen Impfungen ist es unter den Versicherten einer US-Krankenkasse zu 20 Fällen einer Myokarditis und 37 Fällen einer Perikarditis gekommen. Die Myokarditis trat häufiger bei jüngeren Personen wenige Tage nach der 2. Dosis auf, während die Perikarditis bei älteren Personen mit einem längeren Intervall nach beiden Dosierungen beobachtet wurde. Die Patienten erholten sich innerhalb weniger Tage (JAMA, 2021; DOI: 10.1001/jama.2021.13443) .
Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten die Häufigkeit von Myokarditis und Peri­karditis zuletzt mit 4,8 Fällen pro Million Geimpfter angegeben. Die Schätzung beruht auf den Spontan­meldungen zum „Vaccine Adverse Event Reporting System“ (VAERS), die in der Regel unvollständig sind, weil es keine Meldepflicht gibt.
Zuverlässiger ist die Auswertung elektronischer Krankenakten, die die Diagnosen aller Versicherten erfassen. George Diaz vom Providence Regional Medical Center, einem Krankenversicherer aus Everett bei Seattle, hat die Daten von 40 Krankenhäusern aus den westlichen Bundesstaaten Washington, Oregon, Montana und Kalifornien ausgewertet. Dort wurden in 4 Monaten im zeitlichen Zusammenhang mit einer Coronaimpfung 20 Patienten wegen einer Myokarditis und 37 Patienten wegen einer Perikarditis behandelt.
Bei 2.000.287 Versicherten, die mindestens 1 Impfdosis erhalten hatten, ergibt dies eine Häufigkeit von 10 Myokarditiden (95-%-Konfidenzintervall 0,61 bis 1,54) und 18 Perikarditiden (1,30 bis 2,55) pro 1 Million Geimpfter.
Die Myokarditiden traten median 3,5 Tage (Interquartilsabstand IQR 3,0 bis 10,8 Tage) nach der Impfung auf. 11 Patienten hatten den mRNA-1273 von Moderna und 9 den BNT162b2-Impfstoff von Bion­tech/Pfizer) erhalten. 15 Personen (75 %) waren männlich und das Durchschnittsalter betrug 36 Jahre (IQR 26 bis 48 Jahre). Bei 4 Personen (20 %) traten die Symptome nach der 1. Impfung und bei 16 Perso­nen (80 %) nach der 2. Dosis auf. 19 Patienten wurden stationär aufgenommen.
Alle wurden nach median 2 Tagen wieder entlassen. Es gab keine Wiederaufnahmen oder Todesfälle. 2 Patienten erhielten nach Beginn der Myokarditis eine 2. Impfung. Beide blieben von einer erneuten Komplikation verschont.
Die Perikarditis trat bei 15 Personen (40,5 %) nach der 1. und bei 22 Personen (59,5 %) nach der 2. Dosis auf. 12 Patienten hatten den Moderna-Impfstoff und 23 den Biontech/Pfizer-Impfstoff erhalten. Die Symp­tome traten median 20 Tage (IQR 6,0 bis 41,0 Tage) nach der Impfung auf. 27 Personen (73 %) waren männlich und das Durchschnittsalter betrug 59 Jahre (IQR 46 bis 69 Jahre).
Nur 13 Patienten (35 %) wurden stationär aufgenommen, davon keiner auf Intensivstation. Die mediane Aufenthaltsdauer betrug 1 Tag. 7 Patienten mit Perikarditis erhielten eine 2. Impfung. Todesfälle gab es keine.
Die Zahlen zeigen laut Diaz, dass es sich bei Myokarditis und Perikarditis um selbstlimitierende Kompli­ka­tionen handelt, die in unterschiedlichen Personengruppen auftreten. Eine Myokarditis trat vor allem bei jüngeren Personen innerhalb weniger Tage und meist nach der 2. Dosis auf.
Die Perikarditis betraf eher ältere Patienten, die in einem längeren Abstand nach der 1. oder 2. Dosis erkrankten. Da nur Fälle erfasst wurden, die zum Besuch einer Notfallambulanz führten, könnte die Komplikation in Wirklichkeit häufiger sein, als die Zahlen vermuten lassen. Die Daten bestätigen allerdings die Einschätzung der CDC, nach der es sich in der Regel um ungefährliche Komplikationen handelt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126173/Coronaimpfung-Myokarditis-bei-juengeren-und-Perikarditis-bei-aelteren-Menschen-haeufiger

INTERNATIONAL: Weltweit bereits mehr als 200 Millionen bestätigte Infektionen mit SARS-CoV-2 – Anstieg zuletzt um 100 Mio seit 26.1.2021 – Mit 4,25 Mio Versotrbenen gut doppelt so viele Tote seit Ende Januar – Bislang 4 Mrd Impfddosen weltweit verabreicht – Zuletzt weltweit täglich mehr als eine halbe Million Neuinfektionen: USA, Indien und Brasilien führen Liste der Länder mit den meisten Neuinfektionen an – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Seit Beginn der Coronaviruspandemie ist die Zahl der weltweit nachgewiesenen Infek­tio­nen auf mehr als 200 Millionen angestiegen. Das ging gestern aus Daten der US-Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Die Zahl der bekannten Infektionen stieg damit in einem guten halben Jahr, seit dem 26. Januar, um 100 Millionen an.
Die Zahl der weltweit bestätigten Todesfälle nach einer Coronainfektion liegt inzwischen bei 4,25 Millionen – doppelt so viele wie noch Ende Januar. Experten gehen sowohl bei den Infektionen als auch bei den Todesfällen weltweit von höheren Dunkelziffern aus.
Die Webseite der Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt einen etwas höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen aber auch wieder nach unten korrigiert.
Die WHO zählte bis gestern 199,5 Millionen bestätigte Infektionen und knapp 4,25 Millionen Todesfälle. Die Zahl der weltweit verabreichten Corona­impfungen liegt laut WHO inzwischen bei rund vier Milliarden.
Zuletzt stieg die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in vielen Teilen der Welt erneut rasch an, was Experten vor allem auf die Verbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante zurückführten. Dem jüngsten Wochenbericht der WHO zufolge etwa gab es zuletzt weltweit täglich mehr als eine halbe Million Neuinfektionen.
Die meisten bestätigten Infektionen gibt es bislang mit gut 35 Millionen in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern. Auf Platz zwei steht mit rund 32 Millionen Infektionen Indien mit einer Bevölkerung von rund 1,3 Milliarden Menschen.
Dahinter folgen Brasilien (20 Millionen) sowie Russland und Frankreich (je etwa 6,25 Millionen). In Deutschland gab es den Johns-Hopkins-Daten zufolge knapp 3,8 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126162/Weltweit-bereits-mehr-als-200-Millionen-bestaetigte-Infektionen-mit-SARS-CoV-2

INTERNATIONAL: Auffrischimpfungen: WHO verlangt Moratorium, Ärzte weisen auf ärztliche Fürsorge hin – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert einen vorübergehenden Stopp von Auffrisch­im­pfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, so lange noch viele ärmere Länder auf Impfdosen warten. Widerspruch kommt von Ärzten.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte die in mehreren Ländern erörterten Pläne für solche Impfungen gestern in Genf. Bereits begonnene Auffrischimpfungen sollten ausgesetzt und Pläne dafür bis mindestens Ende Sep­tember auf Eis gelegt werden, bis mindestens zehn Prozent der Menschen in allen Ländern der Welt geimpft seien.
„Länder mit hohen Einkommen haben 100 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht“, sagte Tedros. „Gleichzeitig konnten Länder mit niedrigen Einkommen nur 1,5 Dosen pro 100 Menschen verabreichen, weil ihnen Impfstoff fehlt. Wir brauchen dringend eine Kehrtwende, so dass die Mehrheit der Impfstoffe in Länder mit niedrigen statt hohen Einkommen geht.“
Das Weiße Haus wies den Appell der WHO zurück. Dies sei nach Ansicht der US-Regierung die „falsche Wahl“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, in Washington. „Wir glauben, dass wir beides machen können und diese Wahl nicht treffen müssen.“
Die USA hätten bislang bereits mehr als 110 Millionen Impfdosen an andere Staaten gespendet, mehr als jedes andere Land auf der Welt. Noch im August werde die Verteilung von weiteren 500 Millionen Impf­dosen an andere Staaten beginnen.
Gleichzeitig hätten die USA genug Impfdosen für die eigene Bevölkerung – auch um möglicherweise Teile der Bevölkerung mit Auffrischungsimpfungen zu versorgen, sofern die zuständige US-Arzneimittelbe­hörde dies empfehlen sollte.
Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin, wies darauf hin, dass man den Patienten in der Debatte nicht aus dem Blick verlieren dürfe.
„Bei den sehr vulnerablen Patienten gibt es losgelöst von der ungerechten Impfstoffverteilung die Ratio­nale zu sagen, aus medizinischen Gründen kann es sinnvoll sein, bestimmten Gruppen einen zusätzlichen Schutz anzubieten, weil wir es jetzt mit einer Variante zu tun haben, die wir noch nicht exakt genau kennen“, sagte er gestern bei einer Pressekonferenz des Science Media Center.
Darüber hinaus sei ein Großteil der Bevölkerung – Kinder, Jugendliche, Menschen, die sich bisher noch nicht haben impfen lassen – noch nicht geimpft. Das heiße, es werde eine gewisse Infektionstätigkeit geben und damit auch wieder ein Risiko für vulnerable Gruppen, sich anzustecken.
Es sei ein „ethisches Dilemma“, dass man in Deutschland weite Teile der Bevölkerung impfen könne und sich auch aus medizinisch rechtfertigbaren Gründen für eine Drittimpfung entscheiden müsse, und es gleichzeitig Länder gebe, in denen es kaum Erstimpfungen gebe.
Aber Ärzte sollten seiner Meinung nach vulnerablen Patienten, die keine Antikörpertiter hätten, bei einer entsprechenden Infektionslage weitere Impfungen anbieten. Das sei „ärztliche Fürsorge“.
Sander betonte, dass die Impfstoffe jetzt auch sehr offensiv, aggressiv in die Gegenden kommen sollten, in denen bisher sehr wenig geimpft worden sei. Absehbar seien auch wieder Probleme mit Ausbrüchen und dann auch mit Varianten, sagte er.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126145/Auffrischimpfungen-WHO-verlangt-Moratorium-Aerzte-weisen-auf-aerztliche-Fuersorge-hin

INTERNATIONAL: WHO und Experten: Lambda-Variante breitet sich derzeit nicht stark aus – Relativierung: japanische Studie sei überinterpretiert worden – Neue US-Studie weist auf Schutzwirkung der Impfungen mit den üblichen Impfstoffen hin – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Daten aus Japan zu möglicherweise problematischen Eigenschaften der Lambda-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 sorgen bei Fachleuten derzeit nicht für eine besondere Beunruhigung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies auf eine derzeit nicht besonders starke Ausbreitung der Variante.
„Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht, wo die Variante zuerst entdeckt wurde“, sagte COVID-19-Expertin Maria van Kerkhove. Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante dort von der Gamma-Variante verdrängt.
Die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, teilte der Generalsekretär der Deutschen Gesell­schaft für Immunologie, Carsten Watzl, mit. Die Daten zeigten, dass Lambda in Laborversuchen etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante, die in Deutschland derzeit vorherrschend ist.
Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz „etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta“. Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, erklärte Watzl.
Vor einigen Tagen hatte ein japanisches Team ein Preprint veröffentlicht, mit dem Titel „Lambda-Variante weist eine höhere Infektiosität und Immunresistenz auf“. Die Studie ist bisher weder von externen Fachleuten begutachtet worden noch in einem Fachblatt erschienen. Mehrere Medien berichteten zuletzt darüber.
Watzl teilte mit, der Begriff Immunresistenz im Titel der Arbeit sei „bezogen auf die gezeigten Daten schlicht falsch“. Einschränkend müsse man auch sagen, dass für die Untersuchung keine wirklichen Lambda-Viren verwendet worden seien, sondern andere Viren, die nur das Spike-Protein von Lambda trügen. Damit entert SARS-CoV-2 menschliche Zellen. Mehrere der neuen problematischen Varianten weisen an dieser Stelle gehäuft Erbgutveränderungen auf.
In vielen Studien wird im Labor geprüft, wie gut Antikörper gegen Varianten wirken. Solche Experimente erlauben jedoch nur bedingt Rückschlüsse auf die Schutzwirkung der Impfung im wahren Leben. Die menschliche Abwehr stützt sich auch auf T-Zellen.
Vor diesem Hintergrund bleibe wahrscheinlich selbst im Fall vermehrter Infektionen durch die Lambda-Variante der Schutz vor schweren Verläufen erhalten, sagte Christine Dahlke vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Videoschalte.
Ein US-Team hatte Anfang Juli ebenfalls in einem Pre-Print Ergebnisse vorgelegt, die darauf hindeuteten, dass die derzeit genutzten Impfstoffe auch vor Lambda schützen.
Als besorgniserregend eingestuft hat die WHO bislang vier Coronavirus-Varianten: Alpha, Beta, Gamma und Delta. Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer zu bekämpfen oder führen zu schwereren Er­kran­kungen.
Weitere Varianten stehen als sogenannte Variants of Interest unter Beobachtung: In diese Reihe wurde Lambda (C.37) im Juni aufgenommen. Lambda wurde laut WHO mittlerweile in 40 Ländern nachgewies­en, erste Nachweise stammten von August 2020.
In Deutschland ist Lambda nach Daten des Robert Koch-Instituts seit Jahresbeginn 100-mal bei Analysen gefunden worden, was einem Anteil von 0,1 Prozent entspricht. In den vergangenen Wochen wurden demnach nur noch Einzelfälle festgestellt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126150/Lambda-Variante-breitet-sich-derzeit-nicht-stark-aus

USA wollen Impfung zur Voraussetzung für Einreise machen, zugleich sollen aktuelle Einreisebeschränkungen für Europäer und andere Staaten aufgehoben werden – Zulässige Impffabrikate noch ungeklärt – Stockende US-Impfkampagne – Impfstatus USA: Hälfte der Bevölkerung ist vollständig, 58 Prozent mindestens erstgeimpft – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Die USA wollen Medienberichten zufolge bei der Einreise künftig von fast allen Ausländern den Nachweis einer vollständigen Impfung gegen SARS-CoV-2 verlangen. Zugleich sollten die aktuellen Einreisebeschränkungen für Menschen aus Europa und anderen Staaten aufgehoben werden, berichtete unter anderem die New York Times gestern unter Berufung auf Kreise des Weißen Hauses. Offiziell gab es zunächst keine Stellungnahme. Offen blieb auch, wann die geänderten Regelungen in Kraft treten könnten.
Die USA hatten erst vergangene Woche angekündigt, an den wegen der Coronapandemie verhängten Einreisebeschränkungen festzuhalten. Als Grund gab die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, die steigenden Coronafallzahlen als Folge der ansteckenderen Delta-Variante an. Von der weitgehenden Einreisesperre ist neben der Geschäftswelt auch der Tourismus betroffen. Auch die deutsche Wirtschaft macht bei diesem Thema seit längerer Zeit Druck.
US-Präsident Joe Biden hatte beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Mitte Juli eine baldige Entscheidung zum Thema Einreisebeschränkungen angekündigt. Bei vielen hatte das Hoffnungen auf eine Lockerung geweckt – die dann aber erst einmal wieder enttäuscht wurden.
In den Berichten hieß es nun, die Behörden arbeiteten an einem Plan für eine beständige und sichere internationale Reisestrategie. Ziel sei, ein neues System für den Zeitpunkt parat zu haben, wenn das Reisen wieder aufgenommen werden könne. Die praktische Umsetzung soll noch relativ unklar sein – einschließlich der Frage, welche Impfnachweise dann anerkannt werden.
Auch soll noch nicht entschieden sein, ob die US-Behörden nur Impfungen mit Präparaten akzeptieren würden, die auch in den USA zugelassen sind. Möglich wäre auch, die Zulassung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Maßstab zu machen.
In den USA sind bislang nur die Impfstoffe der Hersteller Moderna, Biontech/Pfizer und Johnson & Johnson erlaubt – Astrazeneca zum Beispiel aber nicht. Offen ist somit auch, wie die Regelung aussieht, wenn jemand verschiedene Präparate gespritzt bekommen hat – zum Beispiel Biontech/Pfizer und Astrazeneca.
Seit vergangenem Jahr gilt in den USA wegen der Pandemie ein weitreichendes Einreiseverbot für Europäer. Ausgenommen sind Besitzer von US-Pässen und einige andere Personengruppen, wie zum Beispiel enge Verwandte von US-Amerikanern, Diplomaten und Mitarbeiter internationaler Organisationen. Auch Einreisen aus China, Südafrika und Brasilien sind auf Ausnahmen begrenzt. Alle Fluggäste müssen bei der Einreise in die USA einen negativen Coronatest vorweisen können.
Die Europäische Union hatte die Vereinigten Staaten bereits im Juni auf die Liste jener Drittstaaten gesetzt, für die im Normalfall keine strengen Einreisebeschränkungen mehr gelten sollen. Die EU fordert von Washington daher ebenfalls eine zügige Aufhebung der Beschränkungen.
„Wir pochen darauf, dass für Einreisende in beiden Richtungen vergleichbare Regeln gelten“, sagte etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Das darf sich nicht noch wochenlang ziehen.“
Inzwischen hat sich die Lage angesichts von fortschreitenden Impfkampagnen auf beiden Seiten des Atlantiks zwar deutlich gebessert. Wegen der Delta-Variante steigen die Fallzahlen sowohl in den USA als auch in Europa aber wieder deutlich an. Die USA kommen mittlerweile beim Impfen nicht mehr so schnell voran wie erhofft.
Bislang sind fast 50 Prozent der Gesamtbevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft, rund 58 Prozent haben mindestens die erste Spritze bekommen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126161/USA-wollen-Impfung-zur-Voraussetzung-fuer-Einreise-machen

CHILE: Sinovac baut Impfstofffabrik in Chile – Erste Wiederaufnahme der Impfstoffproduktion seit 1867 – Impfstatus Chile dank u.a. Sinuvac: vier Fünftel der Bevölkerung bereits komplett geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Der chinesische Pharmakonzern Sinovac will in einer neuen Fabrik in Chile Impf­stoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 herstellen. Neben dem Bau der Fertigungsanlage im Großraum Santiago de Chile sei ein Forschungszentrum in Antofagasta im Norden des Landes geplant, teilte das chilenische Gesund­heitsministerium gestern mit.
„Heute ist ein wichtiger Tag für Chile, weil wir die Produktion von Impfstoffen wieder aufnehmen wer­den“, sagte Gesundheitsminister Enrique Paris. Das südamerikanische Land hatte die Herstellung von Impfstoffen zwar bereits 1867 begonnen, sie vor etwa 20 Jahren aber mit der Schließung des Instituts für öffentliche Gesundheit eingestellt.
Die ersten Impfstoffdosen sollen die Fabrik im März kommenden Jahres verlassen. Die Anlage wird Me­dienberichten zufolge Kapazitäten für die Herstellung von 60 Millionen Dosen pro Jahr haben. Damit wird die Fabrik das Operationszentrum von Sinovac in Lateinamerika.
Zunächst soll der Impfstoff in der Fabrik lediglich fertiggestellt und abgefüllt werden, später könnten nach Angaben von Sinovac auch weitere Produktionsschritte nach Chile verlagert werden.
Chile gehört zu den führenden Ländern bei der Impfung gegen das Coronavirus. 80 Prozent der Bevöl­kerung sind nach Regierungsangaben bereits vollständig geimpft. Sinovacs Coronaimpfstoff Coronavac war dabei mit weitem Abstand das am häufigsten verwendete Vakzin.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126159/Sinovac-baut-Impfstofffabrik-in-Chile

GROSSBRITANNIEN: Großbritannien lässt Coronaimpfung für 16- bis 17-Jährige zu – Seit „Day of freedom“ fallen die Inzidenzen – Imfpstatus GB: Neun Zehntel der Briten sind zumindest erstgeimpft, zwei Drittel sogar komplett – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
In Großbritannien sollen nach einer neuen Empfehlung der britischen Impfkommission künftig auch alle 16- bis 17-Jährigen gegen das Coronavirus geimpft werden.
„Ich habe die Gesundheitsbehörde NHS gebeten, sich darauf vorzubereiten, die Anspruchsberechtigten so schnell wie möglich zu impfen“, erklärte Gesundheitsminister Sajid Javid gestern. Bislang war die Immunisierung für Jugendliche ab 16 Jahren nur bei einer Vorerkrankung empfohlen worden.
Die 16- bis 17-Jährigen sollen nach Angaben der Gesundheitsbehörden zunächst nur eine Dosis des Vakzins von Pfizer/Biontech erhalten.
Eine Empfehlung zur zweiten Dosis soll in den nächsten Wochen folgen. Eine Empfehlung für die Impfung ab zwölf Jahren sprach das Joint Committee on Vaccination and Immunisation (JCVI) hingegen bislang nicht aus.
In Großbritannien sind bislang fast 89 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft, fast zwei Drittel haben zwei Dosen erhalten. Seit der Aufhebung fast aller Coronabeschränkungen am 19. Juli ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen zurückgegangen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126163/Grossbritannien-laesst-Coronaimpfung-fuer-16-bis-17-Jaehrige-zu

FRANKREICH: Für Nachweis als Genesene: Junge Franzosen wollen gezielte Ansteckung – n-tv, 5.8.2021
Ein gefährlicher Trend macht in Frankreich offenbar gerade die Runde: Einige junge Franzosen wollen sich bewusst mit dem Coronavirus infizieren, um als genesen zu gelten und den begehrten Nachweis zu erhalten. Experten warnen, dass immer öfter junge Menschen auf Intensivstationen landen.
In Frankreich wollen sich Berichten zufolge Menschen absichtlich mit dem Coronavirus infizieren, um als Genesene einer Impfung zu entgehen. „Im schlimmsten Fall fesselt mich das ein paar Tage ans Bett, im besten Fall habe ich gar keine Symptome“, zitierte der Nachrichtensender Franceinfo eine 20-Jährige.
Ein 25-Jähriger sagte der Zeitung „Le Figaro“, er trage seine Maske nicht mehr und wasche sich weniger die Hände, um sich anzustecken und so an den „pass sanitaire“ zu gelangen. Dieser in Frankreich umstrittene Nachweis über Impfung, negativen Test oder überstandene Infektion soll ab Montag etwa für Restaurantbesuche oder Fernreisen im Zug verpflichtend sein. Er wolle nicht wochenlang auf die beiden Impfungen warten, sagte der junge Mann der Zeitung. Eine 20 Jahre alte Studentin sagte dem Bericht zufolge: „Ganz ehrlich, wenn eine Freundin mir sagt, dass sie Covid hat (…), würde ich vielleicht zu ihr gehen, damit sie mich anhustet.“
Eine andere junge Frau will sich laut „Le Figaro“ zwar nicht unbedingt anstecken. Sie ziehe aber die Krankheit der Impfung vor – und wolle lieber, dass ihr Immunsystem lerne, „die Krankheit natürlich zu besiegen“.
n den sozialen Netzwerken machen ähnliche Aussagen die Runde. Ein User schreibt etwa auf Twitter: „Ich hätte lieber einmal Covid, als mich bis zu meinem Lebensende alle drei Monate impfen lassen zu müssen.“ Eine andere Userin schreibt, ihr Mann sei wegen Covid-19 in Quarantäne gegangen. „Ich habe alles versucht, um es auch zu bekommen. Unmöglich.“
Experten geißeln diese Einstellung. Er befürchte einen regelrechten Trend, sagte der Epidemiologe Philippe Amouyel dem Sender LCI. „Das Spiel des Virus“ zu spielen, sei ein „totaler Fehler“. Junge Menschen fühlten sich sicher, doch zuletzt sei der Altersschnitt der an Covid erkrankten Intensivpatienten gesunken, weil immer mehr jüngere Menschen dort eingeliefert würden. Und selbst wenn die Infektion zunächst asymptomatisch verlaufe, sei das Risiko von Spätfolgen nicht zu vernachlässigen, sagte Amouyel. (ntv.de, als/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Junge-Franzosen-wollen-gezielte-Ansteckung-article22725960.html

DEUTSCHLAND: Bund zahlte bisher mehr als drei Milliarden Euro für Gratistests – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Die gratis angebotenen Coronaschnelltests haben in diesem Jahr den Bund bereits mehr als drei Milliarden Euro gekostet.
Das Bundesgesundheitsministerium verwies auf Anfrage der Rheinischen Post heute auf Angaben des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS).
Demnach zahlte der Bund 2021 für Leistungen der Labordiagnostik 782 Millionen Euro, an Sachkosten für die Antigenschnelltests (PoC-Verfahren) 1,084 Milliarden Euro und für weitere Leistungen gemäß Testverordnung – dem Bericht zufolge etwa die Abstrichnahmen – knapp 1,75 Milliarden Euro.
Zusätzlich zahlte der Bund demnach rund 74 Millionen Euro für Tests in Einrichtungen der Eingliede­rungshilfe und Obdachlosenunterkünften. In der Summe sind das knapp 3,7 Milliarden Euro in 2021.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126160/Bund-zahlt-mehr-als-drei-Milliarden-Euro-fuer-Gratistests

DEUTSCHLAND gibt erste Impfdosen an Covax für andere Länder mit akutem Bedarf ab – Zunächst 1,3 Mio Impdosen Astrazeneca an Covax gespendet – Vewrzicht auf Impfdosen-Lieferungen zu Gunsten anderer EU-Länder – Zweck laut Gesundheitsminister ist das deutsche Eigeninteresse an weltweit voranschreitenden Impfungen – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Deutschland gibt erste Coronaimpfdosen für andere Länder mit akutem Bedarf ab. Ab sofort und bis auf weiteres werden alle Lieferungen des Herstellers Astrazeneca an die internationale Hilfsinitiative Covax gespendet, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte.
Zuerst berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland darüber. In einem ersten Schritt sollen knapp 1,3 Millionen Dosen direkt an Covax gehen, in Deutschland kommen demnach keine Lieferungen mehr an.
Außerdem verzichtet die Bundesregierung zugunsten anderer EU-Staaten, die Bedarf haben, im Monat August auf Dosen von Johnson & Johnson, die Deutschland nach EU-Verträgen zustehen würden. Je nach Bedarf in Deutschland soll die vertraglich vereinbarte Menge später geliefert oder dann an andere Staaten abgegeben werden können.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem RND: „Es ist in unserem ureigenen nationalen Interesse, die Welt zu impfen. Denn diese Pandemie ist erst wirklich vorbei, wenn das Virus weltweit unter Kontrolle ist.“ Deutschland engagiere sich bereits finanziell stark bei Covax. „Nun werden wir erstmalig auch Impfdosen aus unseren Verträgen an Covax abgeben.“
Das Kabinett hatte Anfang Juli beschlossen, bis Ende des Jahres mindestens 30 Millionen Impfdosen an Entwicklungsländer und andere Staaten abzugeben. Davon sollen 80 Prozent Covax zur Verfügung gestellt werden und 20 Prozent direkt an andere Länder gehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126142/Deutschland-gibt-erste-Impfdosen-an-Covax-ab

DEUTSCHLAND: Rund 53.000 Impfdosen in Bayerns Impfzentren weggeworfen – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021
Rund 53.000 ungenutzte Impfdosen sind in Bayerns Impfzentren bislang entsorgt worden, mehr als die Hälfte davon im Juli – Deutsches Ärzteblatt, 5.8.2021

„Die im Sommer angestiegenen Zahlen sind die unmittelbare Folge einer abnehmenden Impfbereitschaft in der Bevölkerung“, sagte eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums heute in München.
Gleich­zeitig müsse der Freistaat aber weiter genügend Impfstoff für Impfwillige bereithalten. Die Impf­dosen würden teilweise auch aus anderen Gründen entsorgt, zum Beispiel wegen Verunreini­gungen, sagte die Ministeriumssprecherin.
Einen Teil seiner ungenutzten Coronaimpfdosen will der Freistaat zwar an den Bund zurückgeben, damit dieser sie an andere Staaten spenden kann. Dazu müssen die Dosen nach Angaben des Ministeriums aber noch mindestens zwei Monate haltbar sein.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126183/Rund-53-000-Impfdosen-in-Bayerns-Impfzentren-weggeworfen

ÖSTERREICH: Experte: Schul-Sicherheitskonzept könnte Risiko erhöhen – „Wächter-Schulen absolut notwendig“ – „Sinnvoll, weiter auf Masken zu setzen“ – Science-APA, 5.8.2021
Im nächsten Schuljahr soll es statt durchgehend drei Pflicht-Selbsttests pro Woche eine zunächst zweiwöchige Sicherheitsphase mit intensivem Testen geben, dann wird nur anlassbezogen regional getestet. Für Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien wären regelmäßige verpflichtende PCR-Tests die bessere Wahl. „Sicher ist es gut, dass jetzt ein Konzept für das neue Schuljahr vorliegt. Das Risiko ist mit dem vorgestellten Ansatz jedoch höher, als wenn man durchgehend testet.“
„Jüngere Kinder könnten durch Maßnahmen in den Schulen nun eigentlich besser geschützt werden als im vergangenen Jahr“, sagte Wagner im APA-Gespräch, noch dazu da mit der ansteckenderen Delta-Variante ihr Infektionsrisiko gestiegen sei. Dass man auf das Sicherheitsnetz regelmäßiger flächendeckender Tests verzichte, kann er aus wissenschaftlicher Sicht nicht wirklich nachvollziehen. Die 300 „Sentinel“-Schulen, in denen das Infektionsgeschehen durch stichprobenartige regelmäßige PCR-Tests überwacht wird, würden zwar etwas über das Infektionsgeschehen an diesen Bildungseinrichtungen aussagen, „aber das einzelne Kind ist dadurch zunächst einmal nicht direkt geschützt“.
Nur zu Beginn des Schuljahrs regelmäßig zu testen und danach Tests nur bei regional hohem Infektionsgeschehen wieder einzuführen sei psychologisch und auch organisatorisch schwieriger als ein durchgängiges Testkonzept. „Letzteres ist aber natürlich eine politische Entscheidung.“ Wagners Ansicht nach sollte man an den Schulen zumindest solange regelmäßig testen, solange es in dieser Pandemie signifikante Infektionszahlen gebe und noch nicht alle Menschen inklusive der Kinder unter 12 eine Möglichkeit hatten, sich durch eine Impfung zu schützen.
*** „Wächter-Schulen absolut notwendig“ ***
Das von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) angekündigte Frühwarnsystem sei keineswegs schlecht, betont Wagner, der im vergangenen Jahr die Schulgurgelstudie geleitet hat. Ein stärkeres Einbeziehen der Daten aus Abwasseranalysen zur frühen Erkennung von Infektionsgeschehen in einer Region sei sinnvoll, auch wenn diese Zahlen nur etwas über das Infektionsgeschehen in der gesamten Gesellschaft aussagen und nicht über die Altersklasse der Schüler. Auch die 300 „Wächter-Schulen“ sind aus Wagners Sicht „absolut notwendig“. Wie man diese beiden Datenpools aber so verschneiden könne, dass ein sicherer Schulbetrieb ermöglicht wird, sei für ihn noch nicht klar.
Entscheidend ist für Wagner die Frage, wo der Grenzwert gesetzt wird, ab dem regional eine Test- und Maskenpflicht in den Schulen etabliert wird. Bildungsminister Faßmann hat dessen Festlegung als „Hausaufgabe für den August“ bezeichnet. Wagner hofft jedenfalls, dass dabei nicht auf die Zahl der Patienten in den Intensivstationen Bezug genommen werde. Immerhin sei mittlerweile ein guter Teil der Erwachsenen geimpft. Bis eine Überlastung der Intensivstationen drohe, gäbe es deshalb schon eine entsprechend große Zahl infizierter Kinder, die vor allem ungeimpfte Erwachsene anstecken bzw. selbst erkranken könnten, ein kleiner Teil davon auch schwer und einige Prozent über einen längeren Zeitraum. „Wenn ich einen vernünftigen Threshold setze, komme ich vermutlich ohnehin in die Situation, dass ich im Herbst und Winter durchgehend teste und eine sehr hohe Sicherheit erreiche.“
*** „Sinnvoll, weiter auf Masken zu setzen“ ***
Auch bezüglich des Tragens von Masken an den Schulen nach der zweiwöchigen Sicherheitsphase würde Wagner eine proaktivere Vorgehensweise empfehlen: „Wenn wir, wie es aussieht, auch im Herbst und Winter relativ hohe Infektionszahlen haben werden, ist es sinnvoll, auf Masken zu setzen.“ Immerhin handle es sich nur noch um eine Frage von einigen Monaten, bis es auch für jüngere Kinder ein Impfangebot geben wird.
Außerdem empfiehlt Wagner, zunächst die Testpflicht auch für geimpfte Schülerinnen und Schüler beizubehalten, da noch nicht klar sei, ob manche geimpfte Kinder sich dennoch mit SARS-CoV-2 anstecken und eine Infektion weitergeben können. Eine Befreiung von der Testpflicht für Geimpfte suggeriere außerdem, dass Testen etwas Mühsames oder gar eine Bestrafung sei. „Aber es putzen auch alle in der Früh die Zähne, dann können sie auch gurgeln oder spülen, um sich zu schützen und dazu beizutragen, dass alle gemeinsam gut durch die Pandemie kommen.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/2167260425381713914

ÖSTERREICH: Schule: Für Klimek gute Balance, aber Schwellenwerte offen – Lerneffekt erforderlich: Vergleich Daten aus den Kläranlagen vom Einzelschulen und Wächterschulen wird tragfähige Ergebnisse bringen – Nicht trivial: Definition der Schwellenwerte „steuert“ Anzahl der quarantänepflichtigen Personen – funktionierendes Kontaktnachverfolgungssystem nötig – Science-APA, 5.8.2021
Eine „gute Balance“ zwischen anfänglich flächendeckenden Testungen und dann einem System mit Abwasseranalysen und PCR-Tests an 300 ausgewählten Schulen ortet der Komplexitätsforscher Peter Klimek im neuen Covid-Schulsicherheitsplan. Hier sei ein Kompromiss gelungen, dessen Erfolg aber stark davon abhänge, ab welchen Schwellenwerten man regional Maßnahmen setze. Es stelle sich auch die Frage, wie viele Quarantänen der Schulstart mit sich bringt, so der Forscher zur APA.
Die geplanten nahezu flächendeckenden Abwasseranalysen hätten sich zur regionalen Abschätzung des Infektionsgeschehens „mittlerweile bewährt“, sagte Klimek. Da in dem am Mittwoch präsentierten Konzept noch nicht klar ist, wie mit Testungen an Schulen mittelfristig verfahren wird, helfe diese Art des Überblicks vermutlich. Trotzdem sei dies „nur eine indirekte Messung“, mit der „man in Großen und Ganzen gut aufgestellt ist, weil man auch unabhängig von Testgeschehen ist“, betonte Klimek.
*** Lerneffekt erforderlich ***
Insgesamt bedürfe es eines Lerneffekts, um über die Zeit die Daten aus den Kläranlagen mit jenen der über alle Regionen verteilten „Sentinel“ (Wächter)-Schulen zu interpretieren. Er hoffe, dass diese Schiene dann rasch und zielgenau im Herbst etabliert wird. Dass es so ein Monitoring-Programm gibt, sei begrüßenswert.
„Das große Thema, das hier natürlich ausgespart wurde, ist, wo die Schwellenwerte liegen“, so der Wissenschafter: „Der beste Stufenplan bringt nichts, wenn wir ihn zu spät aktivieren.“ Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte die Ausarbeitung der entsprechenden Werte, ab denen regional Maßnahmen gesetzt werden, bei der Präsentation als „unsere Hausaufgabe für den August“ bezeichnet. Das kann der Forscher vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien nachvollziehen, denn niemand könne aktuell eine Prognose abgeben, welche Infektionszahlen man im September hat.
*** Definition der Schwellenwerte nicht trivial – funktionierendes Kontaktnachverfolgungssystem nötig ***
Diese Schwellenwerte sinnvoll zu definieren, sei nicht trivial, so der Wissenschafter, der auch Teil des Covid-Prognose-Konsortiums ist. Die zweiwöchige „Sicherheitsphase“, in der alle Schüler dreimal testen und abseits der Klasse Maske tragen, sollte aber eine erste Einschätzung zum Geschehen an den Schulen ermöglichen.
Klar sei, dass all das nur mit einem funktionierenden Kontaktnachverfolgungssystem gelingen kann, meinte Klimek. Lasse man ein gewisses Infektionsgeschehen an Schulen zu, stelle sich auch die Frage, wie viele Schüler, Eltern, Geschwister, Großeltern und auch Pädagogen dann im Fall der Fälle in Quarantäne gehen.
Komme man in jüngeren Altersgruppen in hohe Infektionsgefilde mit größeren Schulclustern, könne das durchaus zu relativ vielen Personen in Isolierung führen, so Klimek: „Es könnte sein, dass wir dann zwar nicht die Schulen schließen, aber trotzdem viele Kinder zuhause in Quarantäne sitzen.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15923616182845281662

ÖSTERREICH: Faßmann: Ende der Gratis-Tests für ungeimpfte Lehrer denkbar – Science-APA, 5.8.2021
Die politische Debatte über ein mögliches Ende der Gratis-Coronatests hat nun auch die Schulen erreicht. In der Donnerstag-Ausgabe der „Kleinen Zeitung“ hält Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kostenpflichtige PCR-Test für nicht geimpfte Lehrer für denkbar.
„Ich halte die Diskussion über kostenpflichtige Tests für berechtigt. Die Frage ist legitim, inwieweit die Allgemeinheit die Tests derer bezahlen muss, die sich eine Impfung ersparen möchten“, sagt Faßmann. Und auf die weitere Frage, ob dann auch ungeimpfte Lehrer zahlen müssten, erklärt der Bildungsminister: „Für ungeimpfte Lehrer wären dann kostenpflichtige PCR-Tests einmal pro Woche denkbar.“
Für Schüler müsse der Zugang zur Bildung jedoch kostenfrei bleiben, bekräftigt Faßmann. In dem am Vormittag präsentierten Konzept für den Schulstart im September ist festgehalten, dass geimpfte Schüler nach den ersten beiden Wochen im Gegensatz zu ungeimpften von einer etwaigen Testpflicht befreit sind.
Nicht zuletzt als Druckmittel für die Impfung haben zuletzt vor allem die ÖVP-regierten Bundesländern Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und die Steiermark Druck für eine Kostenbeteiligung für Ungeimpfte an Coronatests gemacht. Auch vom Dachverband der Sozialversicherungsträger kam Unterstützung in diese Richtung. Die SPÖ-geführten Bundesländer Wien, Burgenland und Kärnten wollten sich dieser Forderung nicht anschließen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/13191453086858132468

Nachträge

4.8.2021, Mittwoch

MEDIZIN: Corona-Impfung – Durchbrüche sehr selten, Delta mindert Schutz etwas – 376 Fälle bis 23. Juli – Keine Abnahme der EffektivitätGeschwächtes Immunsystem häufigster Grund Bedeutung der Antikörperkonzentration ungewiss Science-APA, 4.8.2021 (aktualisierte Meldung)
Wenn sich Menschen nach der Vollimmunisierung durch einen der Impfstoffe trotzdem mit SARS-CoV-2 infizieren, spricht man von einem Impfdurchbruch. Durch die schiere Masse an Menschen, die insgesamt schon immunisiert sind, erhöht sich auch die Anzahl dieser Fälle – und der Berichte darüber. Da es keinen perfekten Impfschutz gibt, ist das auch nicht überraschend. Der Wiener Klinische Pharmakologe, Markus Zeitlinger, rechnet mit sehr wenigen Durchbrüchen mit schweren Verläufen.
Schon in der Zulassungsstudie etwa zum Pfizer/Biontech-Impfstoff wurde klar, dass das Vakzin die Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Infektion gegenüber einer ungeimpften Kontrollgruppe um rund 95 Prozent reduziert. Man spricht von einer Wirksamkeit von 95 Prozent. Das ist aus pharmakologischer Sicht ein sehr guter Wert, der beim Moderna-Vakzin ähnlich hoch liegt. Die Werte für AstraZeneca und den Johnson & Johnson-(Janssen)-Impfstoff liegen um die 60 Prozent bzw. darüber. Folglich ist mit einer gewissen Anzahl an vollimmunisierten Personen zu rechnen, die auch erkranken – allerdings immer prozentuell weniger als bei ungeimpften Personen und in den seltensten Fällen schwer, wie auch neue Studien zeigen, betonte Zeitlinger im Gespräch mit der APA.
*** 376 Fälle bis 23. Juli ***
Als Impfdurchbruch wird in Österreich ein Fall gewertet, wo sieben Tage nach dem Erhalt der zweiten Impfdosis bzw. 28 Tage nach Erhalt des nur einmal verabreichten Vakzins von Johnson & Johnson eine Covid-19-Infektion mit Symptomen wie Fieber, Kurzatmigkeit, Husten, Geruchs- oder Geschmacksverlust auftritt. Dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) wurden bis Stand 23. Juli 376 Fälle gemeldet. Davon betrafen 302 den in Österreich am meisten verimpften Pfizer/Biontech-Impfstoff, 15 das Vakzin von Moderna, 56 AstraZeneca und drei den Janssen-Impfstoff. 16 Personen, bei denen die Schutzwirkung ausgeblieben ist, sind demnach bisher verstorben.
Nun hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) einen Abgleich der Daten des epidemiologischen Meldesystems EMS mit jenen des e-Impfpasses angestellt, um wirklich alle Fälle von Covid-19 bei geimpften Personen zu erfassen. Demnach haben sich seit Jahresbeginn 2.690 Personen nach Verabreichung der ersten Teilimpfung mit Corona angesteckt, 1.560 waren es nach der zweiten Dosis (frühestens am Tag 15 nach der zweiten Dosisverabreichung). 96 Impfdurchbrüche wurden bei dem Vakzin Johnson & Johnson registriert, wo nur eine Dosis notwendig ist. Somit sind von insgesamt in diesem Jahr registrierten Neuinfektionen 1.656 nach einer vollständigen Immunisierung registriert worden. Die Impfeffektivität für die Altersgruppe 40-59 Jahre liegt nun bei 90,78 Prozent und für die über 60-Jährigen bei 91,18 Prozent. Über die Impfeffektivität für die Altersgruppe unter 40 Jahre hat die AGES aufgrund des noch zu geringen Anteils vollständig Geimpfter in dieser Altersgruppe noch nicht berichtet.
*** Keine Abnahme der Effektivität ***
Zum Vergleich: Anfang August waren hierzulande bereits über 4,6 Millionen Menschen bzw. rund 52 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert. Klar sei: „Je mehr Geimpfte es gibt, desto mehr Impfdurchbrüche werden wir numerisch haben, das hat aber nichts mit einer Abnahme der Effektivität zu tun“, sagte der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien.
Die Frage, wie viele geimpfte Personen sich infizieren könnten, kann niemand beantworten. Das gehe nur näherungsweise über den Vergleich mit einer anderen großen Bevölkerungsgruppe, auf die dies nicht zutrifft. In den gerade von einer „ordentlichen Welle“ betroffenen USA zeigen Daten, dass sich bei 162 Millionen Geimpften wöchentlich 35.000 Menschen anstecken. Diese relativ große Zahl müsse man in Relation mit den Zahlen unter Nicht-Geimpften sehen. Bei letzteren ist das Infektionsrisiko acht- bis zehnfach höher. Ebenfalls deutlich höher (25-fach) ist für Ungeimpfte das Risiko, einen schweren Verlauf zu entwickeln.
Daten aus Großbritannien, Israel und Kanada weisen darauf hin, „dass sich durch die Delta-Variante an der Anzahl der Impfdurchbrüche bei den Hospitalisierungen nichts verändert hat“, so Zeitlinger. Über alle drei Länder hinweg zeige sich aber auch, dass die neue in Österreich dominante SARS-CoV-2-Variante auch Geimpfte etwas leichter asymptomatisch oder mit leichten Krankheitssymptomen infizieren kann. Die Schätzungen liegen hier bei einer um zehn bis 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit gegenüber anderen Viren-Typen. „Da ist Delta einfach aggressiver und entkommt der Impfung etwas besser“, so Zeitlinger.
*** Geschwächtes Immunsystem häufigster Grund ***
Der häufigste Grund für ein Durchbrechen ist insgesamt eindeutig ein durch Vorerkrankungen oder Krebstherapien geschwächtes Immunsystem. Hier kann der Körper mitunter nicht auf das Vakzin reagieren und keine ausreichende Antikörperantwort aufbauen. Der Impfschutz erscheint in dieser Gruppe um rund ein Drittel reduziert. Geimpfte, immunsupprimierte Personen würden leider auch eher mit einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus landen, so Zeitlinger, der Betroffenen daher weiter zur Vorsicht bei Kontakten rät.
Die MedUni Wien bietet erwachsenen Patienten, bei denen eine immunsuppressive Therapie durchgeführt wird, im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie am AKH die Möglichkeit, eine dritte Teilimpfung zu erhalten. Untersucht wird dabei auch die Antwort des Abwehrsystems vor und nach der „Boosterimpfung“, wie Zeitlinger erklärte. Der Impfschutz bei älteren Menschen ist zwar etwas reduziert, wie Studien zeigen. Zeitlinger: „Das Alter spielt aber eine deutlich geringere Rollen als die Immunsuppression.“
Was die Rolle von Geimpften als potenzielle Überträger betrifft, zeige sich, dass vollimmunisierte Infizierte weniger und über einen kürzeren Zeitraum Virus ausscheiden. Bei der Delta-Variate ist die Erregerlast aber mitunter deutlich erhöht und bleibt länger bestehen. „Der Geimpfte würde hier aber immer noch deutlich besser abschneiden.“ Allerdings gebe es Daten aus den USA, die zeigen, dass aufgrund der Aggressivität von Delta selbst die reduzierte Viruslast unter geimpften Infizierten so hoch ist, dass die Weitergabe ähnlich wahrscheinlich sei wie durch Ungeimpfte. Zeitlinger: „Das ist wahrscheinlich das unangenehmste an der Delta-Variante.“
*** Bedeutung der Antikörperkonzentration ungewiss ***
Die Frage, ob etwa eine Antikörpertiterbestimmung nach einer Impfung mit in Impfnachweise aufgenommen werden sollte, sei schwer zu beantworten. Es gebe zwar nun Hinweise, dass die Höhe der Antikörperkonzentration tatsächlich etwas über den Schutz aussagt, ab welchem Wert dem so ist, sei aber komplett offen. Vor einem schweren Verlauf schütze jedoch schon ein relativ niedriger Titer. Das gehe auch mit der Beobachtung Hand in Hand, dass bisher vielfach bei steigenden Infektionszahlen die Hospitalisierungszahlen niedriger bleiben.
Einen ähnlichen Effekt gibt es bei der zeitlichen Komponente: Während der Schutz vor Infektion bei Pfizer/Biontech nach rund vier Monaten von 95 auf 85 Prozent leicht falle, verhindert sie einen schweren Verlauf und Hospitalisierung weiter. „Das ist die gute Nachricht“, die es auch erlaube, nicht gleich wieder mit einer dritten Dosis als Auffrischung nachzuimpfen, betonte Zeitlinger. Insgesamt muss für den Experten weiter der Fokus darauf liegen, jene Menschen in die Impfprogramme zu holen, die bisher keine Dosis erhalten haben: „Ich würde lieber etwa zehn Prozent der Bevölkerung impfen, die man noch nicht erreicht hat, als zehn Prozent Immunisierte aufzufrischen.“ Davon würden auch jene Personen mehr profitieren, die selbst keinen ausreichenden Impfschutz aufbauen können.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15550077730439838967

WISSENSCHAFT – ÖSTERREICH: Forschungsdatenbank als „Datenschutzkatastrophe“ – Kritik an mangelnder AnonymisierungStatistik Austria als einzige Kontrollinstanz Kritik auch von Datenschutzbehörde Science-APA, 4.8.2021
Die Regierung plant eine Datenplattform, die zahlreiche Daten von Bürgern bündelt und Institutionen für Forschungszwecke zur Verfügung stellt. Für die Datenschutz-NGO „Epicenter.works“ ist das Vorhaben eine regelrechte „Datenschutzkatastrophe“. Die Datenschutzexperten ortet im vorgelegten Gesetzesentwurf zur Registerforschung „gravierende Mängel aus Datenschutzsicht und das Risiko für den Missbrauch an einer enormen Menge an Daten über die gesamte Bevölkerung“.
Am 10. August endet die Begutachtungsfrist für die Novelle, mit der das Bundesstatistikgesetz 2000 und das Forschungsorganisationsgesetz geändert werden sollen. Damit werde der langjährige Wunsch einiger Gruppen in der österreichischen Wissenschaftscommunity erfüllt, Zugriff auf staatliche Datenbanken (Registerdaten) zu bekommen. „Diese Änderung bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel im Umgang des Staates mit unseren Daten“, warnte „Epicenter.works“ am Mittwoch in einer Stellungnahme.
*** Kritik an mangelnder Anonymisierung ***
Mit dem Gesetz soll der Zugriff auf staatliche Register beim neu geschaffenen Austrian Micro Data Center (AMDC) gebündelt werden. „Leider versäumt der vorliegende Entwurf eine Sicherstellung der Anonymisierung der Daten, sowie die Unabhängigkeit und Transparenz der durchgeführten Forschungsvorhaben. Durch diese Reform entsteht an einer Stelle ein extrem eingriffstiefes Bild über die gesamte Bevölkerung“, so die NGO.
So werden mit der Plattform alle Daten, die die Statistik Austria heute schon hat, geöffnet und mit Daten aus allen anderen staatlichen Registern, die durch Verordnung des zuständigen Ministeriums freigegeben wurden, verbunden. Personenbezogenen Daten würden dabei unzureichend anonymisiert.
Das Gesetz lege zudem nahe, dass auch Banken oder Ministerien zugriffsberechtigt sein könnten. Es fehle die Sicherstellung, dass nur anerkannte Forschungsinstitutionen, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen, Zugriff auf die Daten bekommen, warnt „Epicenter.works“. So hätte etwa die Lobbyorganisation Agenda Austria Zugriff. Zudem gebe es in dem Gesetz keine Einschränkung auf in Österreich ansässige Einrichtungen. Weiters können die Daten, sobald jemand einmal Zugriff bekommen hat, auch für andere Untersuchungen, abseits des eingereichten Forschungsvorhaben, verwendet werden. Es gebe kein unabhängiges Fachgremium zur Prüfung von Forschungsvorhaben, sowie zur Prüfung vor Zugriffsberechtigung von weiteren Einrichtungen.
*** Statistik Austria als einzige Kontrollinstanz ***
Die einzige Kontrollinstanz bei Missbrauch der Daten sei die Statistik Austria, die keine Berichtspflichten habe, keinen Zwang zu handeln und für die der Zugriff auf Daten mittels Austro Micro Data Center eine Geldquelle sei. Protokollpflichten beim Zugriff auf die Daten würden damit abgebaut, anstatt intensiviert zu werden. Unternehmensdaten gelten als schützenswerter, als der Schutz personenbezogener Daten. „Forschung ist wichtig. Sich das Deckmäntelchen der Forschung anzulegen, um unkontrollierten Zugang zu sensiblen Daten der Verwaltung zu bekommen, ist es nicht“, kritisieren die Datenschützer. „Epicenter.works“ nominierte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wegen des Gesetzes für den Big Brother Award.
Scharfe Kritik an dem geplanten Gesetze hatte kürzlich auch SPÖ-Datenschutzsprecher Christian Drobits gegenüber der APA artikuliert. Die SPÖ sieht bei dem Vorhaben noch viel Diskussions- und Verbesserungsbedarf. Der Gesetzesentwurf biete in seiner derzeitigen Form viele Missbrauchsmöglichkeiten, warnte auch Drobits.
*** Kritik auch von Datenschutzbehörde ***
Kritisch äußert sich in ihrer Stellungnahme zum Begutachtungsentwurf auch die Datenschutzbehörde. „Der vorliegende Entwurf zeigt exemplarisch das Spannungsverhältnis zwischen der Datenverarbeitung für statistische Zwecke und dem Schutz personenbezogener Daten auf.“ Die DSB kritisiert unter anderem, dass eine derart weitgehende Ermächtigung zum elektronischen Zugriff auf externe Datenbestände nicht bloß durch eine Verordnungsermächtigung gedeckt sein sollte. Vielmehr müsse bereits die gesetzliche Grundlage ausreichend präzise festlegen, unter welchen Voraussetzungen personenbezogene Daten überhaupt verarbeitet werden dürfen, wobei auch geeignete Garantien zum Schutz personenbezogener Daten vorzusehen wären. „Eine weitgehend pauschale Verordnungsermächtigung, gepaart mit nicht vorhandenen Einschränkungen zugunsten des Schutzes personenbezogener Daten“, erfülle die Anforderungen der Datenschutzverordnung nicht.
Zudem fehlen jeglich Anforderungen für eine „Schnittstelle für den elektronischen Datenaustausch“. Die DSB gibt zu bedenken, dass „jede Schnittstelle potenziell geeignet ist, von Externen kompromittiert zu werden und damit gleichsam als ‚Einfallstor‘ genutzt werden kann, um Zugriff auf interne Datenbestände zu erlangen. Der Datenschutzbehörde ist aus ihrer Vollzugspraxis bekannt, dass diese Möglichkeit nicht nur eine theoretische, sondern eine praktisch relevante ist“, warnen die Experten.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12761193438021168518

ÖSTERREICH: Tiroler Expertin: Corona-Impfung macht nicht unfruchtbar – Auslöser für die Furcht vor der Impfung: Spike-Protein ähnlich dem Plazenta-Protein Syncytin-1 – Frauen mit Thromboseneigung und oder jene, die die Pille nehmen, können sich unbesorgt impfen lassen – Kinderwunsch kein Hindernis für Impfung – Stillende geimpfte Mütter übertragen Antikörper auf den Säugling – Science-APA, 4.8.2021
Unfruchtbarkeit, Thrombosegefahr und Angst vor der Impfung bei Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit – viele Frauen sind im Hinblick auf die Corona-Schutzimpfung verunsichert. Bettina Toth, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, beruhigte in einer Aussendung der Medizinischen Universität Innsbruck. Diese Befürchtungen seien mittlerweile durch wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig ausgeräumt worden.
Drohende Unfruchtbarkeit durch die Impfung sei jedenfalls ein Impfmythos: „Die Corona-Impfung macht genauso wenig unfruchtbar wie ein Schnupfen oder Durchfall“, zog Toth den Vergleich. Schon früher sei behauptet worden, dass Impfungen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. „Das sind Märchen, die aber massive Ängste in der Bevölkerung auslösen“, so Toth dazu.
*** Spike-Protein ähnlich dem Plazenta-Protein Syncytin-1 ***
Die Sorge, dass die Corona-Impfung unfruchtbar machen könnte, rühre daher, dass Teile der Virushülle – das so genannte Spike-Protein – in der Impfung enthalten sind. Diese seien dem Plazenta-Protein Syncytin-1 ähnlich, das für die Bildung der Plazenta zuständig ist, erklärte die Endokrinologin. Befürchtet wurde, dass Antikörper, die gegen das Spike-Protein gebildet werden, aufgrund der Ähnlichkeit theoretisch auch das besagte Protein angreifen und so das Wachstum der Plazenta stören könnten. „Diese Befürchtung konnte aber zwischenzeitlich durch wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig ausgeräumt werden“, versicherte die Innsbrucker Medizinerin. Zyklusunregelmäßigkeiten nach einer Impfung seien jedenfalls kein Grund zur Sorge, betonte Toth. „Jede Impfung löst eine Immunreaktion aus, da sich das Immunsystem mit dem Virus bzw. den Viruspartikeln auseinandersetzt.“
Auch Frauen mit Thromboseneigung – zwei bis fünf Prozent seien hiervon betroffen – und jene, die die Pille nehmen, müssten sich nicht vor einer Impfung sorgen, meinte Toth und verwies auf eine Mitteilung der Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung. Demnach spiele eine vererbte Thromboseneigung „nach heutigem Kenntnisstand keine Rolle für die Entwicklung einer Thrombose nach Impfung“. Auch gebe es „keine Anhaltspunkte dafür, dass die Einnahme der klassischen Pille das Risiko für eine Thromboseentwicklung aufgrund einer Immunreaktion nach Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine erhöht“. Das Absetzen der Pille habe laut der Gesellschaft keine präventive Wirkung, zitierte die Medizinerin die Mitteilung.
*** Kinderwunsch kein Hindernis für Impfung ***
Ein Kinderwunsch sei jedenfalls kein Grund, sich nicht impfen zu lassen. „Wir empfehlen Frauen, sich vor der Verwirklichung des Kinderwunsches impfen zu lassen und dann noch vier Wochen zu warten“, sagte Toth. Bei bestehender Schwangerschaft rate sie zu einer Impfung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Besonders empfehle sie die Impfung Frauen mit einem hohen Risiko für einen schweren Infektionsverlauf in der Schwangerschaft – etwa von Adipositas, Diabetes oder Bluthochdruck betroffenen Frauen – sowie sehr infektions-exponierten Frauen. „Um die Mutter zu schützen und dem Kind in den ersten Wochen einen Nestschutz zu ermöglichen“, präzisierte sie. Antikörper der geimpften Mutter gehen schließlich auf das Kind über.
In der Stillzeit könne man sich jederzeit impfen lassen. „Auch hier kann man in Studien einen Antikörpernachweis beim gestillten Neugeborenen nach Impfung der Mutter feststellen“, betonte Toth.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6743817831065424685