Kronengift – Die Coronapandemie im Blick KW 31

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SPEZIALTHEMA 

ÜBERSICHT – VON TAG ZU TAG

  • EPIDEMIOLOGIE
  • Forscher zu Fluchtvarianten von SARS-CoV-2: Maßnahmen-Lockerung vor Impfkampagnen-Ende riskant – Ungeimpfte als Mini-Bioreaktor: weniger Impfungen, mehr Mutanten, die künftigen Impfungen entkommen
  • Viruslast erleichtert Ansteckung: Delta-Variante überträgt sich auch im Freien
  • Weißwedelhirsche in mehreren US-Staaten mit SARS-CoV-2 infiziert – Rotwild als mögliche weitere Infektionsquelle neben Haus- und Zootieren – Blutproben von 2021: 40% der Hirschpopulation infiziert, aber nicht verendete Tiere – Mögliche Infektionsquellen: Haustiere, Menschen oder infiziertes Abwasser
    MEDIZIN
  • SARS-CoV-2 – Variante Alpha: Durchbruchinfektionen im Gesundheitswesen vermutlich selten, aber leicht zu übersehen , da asymptomatisch – Details zu Durchbruchinfektionen für Variante Delta noch unbekannt
  • SARS-CoV-2: Erkrankungsrisiko bleibt niedrig, obwohl Impfstoffwirkung von Comirnaty nach der 2. Dosis langsam nachlässt – Relativ geringer Impfschutzverlust – Keine gesundheitlichen Sicherheitsprobleme aufgetreten – Hohe Schutzwirkung gegen die südafrikanische Variante B.1.351 (Beta)
  • Studie: Kreuzimpfung stärker als 2-Mal-Impfung mit Astrazeneca
  • Kreuzimpfung stärker als Zweimal-Impfung mit AstraZeneca – Österreichische Empfehlungen
  • Impfung für Schwangere: Coronavarianten lassen Hospitalisierungsraten ungeimpfter Schwangerer ansteigen – Schwere der Erkrankung nimmt von Variante zu Variante zu – Nutzen der COVID-19-Impfung „für Mutter und Kind eindeutig“
  • Long COVID: Gedächtnisstörungen können viele Monate anhalten – „Brain fog“ (Hirnnebel, kognitiven Beeinträchtigungen) tritt zu Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Angst, Depressionen, Schlaflosigkeit hinzu – Entzündungsbedingt gestörte Blut-Hirnschranke und Suaerstoffmangel als mögliche ursächliche Faktoren – Langfristige Auswirkungen von Covid-19 auf das Gehirn noch unerforscht
  • COVID-19: Mit Lockdown und Homeschooling steigt die Zahl der kurzsichtigen Grundschüler – Myopie nicht rückblindungsfähig – Besondere Hongkonger Verhältnisse: Studienergebnisse nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragbar
  • Studie: Long COVID bei Kindern und Jugendlichen eher selten – Kinder noch weniger betroffen als Teenager
  • Studie: COVID-19 erhöht Risiko auf Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Heidelberger Pathologe Schirrmacher pocht auf mehr Obduktionen von Geimpften – Schirrmacher erregt Widerspruch: Gefahren der Impfungen würden unterschätzt, Paul-Ehrlich-Institut u.a. widersprechen – Schirrmacher: Impfkampagne unabdingbar im Kampf gegen SARS-CoV-2
    FORSCHUNG
  • Studie eines Teams der Medizinischen Universität Wien: Für Menschen mit schwachem Immunsystem ist Impfung wichtig – Auswirkungen einer B-Zell-depletierenden Therapie mit dem Antirheuma-Mittel Rituximab – Möglicher zusätzlicher Schutz durch Impfung nachweisbar – Erweiterung auf Folgestudie: Studienergebnisse dürften auf immunsupprimierte Patienten allgemein übertragbar sein
  • Corona: Antikörper schuld an Blutgerinnseln – Grundlagenforschung im Labor liefert laut Studie der University of Reading neue Erkenntnisse
  • COVID-19: Masitinib unterdrückt Vermehrung – Ergebnisse vielversprechend – Medikament noch nicht für Behandlung am Menschen zugelassen
    SOZIOLOGIE – SOZIALPSYCHOLOGIE
  • Soziales Umfeld spielt für Steigerung der Impfbereitschaft eine zentrale Rolle – Erwartung des persönlichen Umfelds der Zweifel weicht Skepsis auf
    WISSENSCHAFT
  • Fehlerhafte COVID-19-Studien haben fatale Folgen – Inzwischen zurückgezogene Studie in einem Impf-Fachblatt berichtete: drei Menschen würden durch Impfungen gerettet, zwei daran sterben – Massenhafte Verbreitung dieser Studie in sozialen Netzwerken – Nicht alle wissenschaftlichen Studien zur Pandemie waren korrekt: Auswirkung auf die Impfbereitschaft ist anzunehmen
    INTERNATIONAL
  • WHO empfiehlt Stillen mit Maske – Viele Vorteile für Mutter und Kind: auch geimpfte Mütter sollen stillen – Antikörper in der Muttermilch dürften Baby vor Corona-Infektion schützen helfen
  • WHO rät zu Stopp von Auffrischimpfungen: zu viele ärmere Länder warten auf Impfstoff – Impfdosen in reichen Ländern 100 je 100 Menschen, in ärmeren Ländern 1,5 je 100 Menschen
  • US-Gesundheitsbehörde: Delta-Variante so ansteckend wie Windpocken – trotz Impfung – Delta auch mit schwereren Verläufen assoziiert – COVID-19-Impfung: Von der Herdenimmunität zum Eigenschutz
  • Bei der WHO gemeldete Coronatodeszahlen stark gestiegen
  • WHO und Experten beruhigen wegen Lambda-Variante – Geringe Ausbreitung dürfte japanische Studie widerlegen – Nicht ansteckender als Delta – Lambda-Variante als „Variant of Interest“
  • COVID-19: Über- und Untersterblichkeit variiert international deutlich – Übersterblichkeit bezogen auf 100.000 Einwohner am höchsten in Peru (590 Todesfällen/100.000), Bulgarien (460), Nordmazedonien (420), Serbien (400), Mexiko (360), Ecuador (350), Litauen (350) und Russland (340) – Nicht die in Medien beachteten Ländern führen weltweit: Italien (210/100.000), Spanien (190) Großbritannien (160) – Österreich mit zusätzlichen 110 Todesfällen je 100.000 gleichauf mit den Niederlanden und Frankreich – Übersterblichkeit in der Schweiz (100/100.000) und Deutschland (50) am niedrigsten – Keine Übersterblichkeit in Taiwan und Neuseeland – Unklare Datenlage in manchen Ländern
    USA
  • USA: Impfnachfrage in den USA steigt mitten in neuer Coronawelle wieder
  • USA: Delta-Ausbruch unter geimpften Personen in Touristenort
  • USA: Uber führt Impfpflicht für US-Angestellte ein
  • USA: Google und Facebook verhängen Impfpflicht für Arbeit im Büro
  • Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen: US-Fachgesellschaften für Coronaimpfpflicht
  • USA: „Disinformation Dozen“: Amerikas prominente Anti-Vaxxer verlängern die Pandemie –
    In den USA attackiert eine Gruppe von Ärzten, Anwälten, Lobbyisten und Bloggern die Gesundheitspolitik der Biden-Regierung
  • USA haben bislang mehr als 110 Millionen Impfdosen gespendet – Mehrheit der Vakzine über das Impfprogramm Covax verteilt – US-Spende größer als die aller anderen Länder zusammen – Impfdosen gingen an Südostasien und Südamerika – Im September Auslieferung weiterer 500 Mio Impfdosen an hundert ärmere Länder geplant
  • USA: Reguläre US-Zulassung für Biontech/Pfizer-Impfstoff im September erwartet
    CHINA
  • Lockdown in Teilen Chinas wegen des größten Corona­infektionsherds seit Monaten
  • Stärkster Ausbruch seit Monaten Delta-Variante führt Teile Chinas in Lockdown
    JAPAN
  • Erneut mehr als 3.000 Coronainfektionen in Olympia-Stadt Tokio
  • Corona bei Olympia: Organisatoren verteidigen Schutzkonzept bei zunehmenden Infektionen – Neuinfektionen steigen, vor allem junge Menschen inVerbindung mit Alkohol als Treiber
    ASIEN – THAILAND
  • Chinas Impfstoff Sinovac wird für Asiens Schwellenländer zum Problem: Neue Daten zeigen, dass Geimpfte schon nach wenigen Monaten über wenig Antikörper verfügen. Das droht die Impfpläne von Hunderten Millionen Menschen zu gefährden
    THAILAND
  • Bangkok: Krankenhausbetten und Einrichtungen für Quarantäne werden knapp
    AUSTRALIEN
  • Australische Soldaten helfen bei Überwachung der Ausgangssperre in Sydney – Nur 14 Prozent der Bevölkerung sind geimpft
    AFRIKA
  • Zahl der Coronafälle in Afrika sinkt leicht
    ISRAEL
  • Wieder gültig: Grüner Pass soll steigende Coronazahlen bremsen – Diskussion um Drittimpfung – Gesunkene Wirksamkeit von Biontech nicht wissenschaftlich erhoben
    ISLAND
  • Stark gestiegene Coronazahlen auf Island – Abermals verschärfte Restritkionen
    GROSSBRITANNIEN
  • England: Coronainfektionen bei doppelt geimpften Personen 3 Mal niedriger – Impfung bietet keinen 100%-igen Schutz, aber Ungeimpfte deutlich gefährdeter – RKI: andere Schutzmaßnahmen trotz Impfung weiter einhalten
  • Keine Quarantäne mehr für geimpfte Reisende in Großbritannien
  • Keine Quarantäne mehr für geimpfte EU-Bürger in England
  • Pingdemic: Rekordzahl an „Pings“ in England und Wales nach Coronakontakten – Unsicherheit über weiteren Trend: fallende Inzidenzen seit etlichen Tagen
  • Schottland hebt Großteil der massiven Coronabeschränkungen auf, Schutzmasken-Tragen bleibt vielfach Pflicht – Sieben-Tage-Inzidenz gefallen: vom Hotspot Anfang Juli in gemäßigte Zonen
  • CoV-Studie: Kinder im Schnitt nach sechs Tagen gesund – Unklar ob Ergebnisse auf Delta-Variante übertragbar sind
    EUROPÄISCHE UNION
  • EU sichert Kauf von bis zu 200 Million Dosen Novavax-Impfstoff
  • Von der Leyen: Für Zulassung von Sputnik V fehlen valide Daten – Russischer Impfstoff Sputnik weltweit in 69 Ländern zugelassen – Russischer Außenminister Lawrow warnt vor Politisierung der Impfstoffzulassung
    NIEDERLANDE
  • Infektionszahlen in den Niederlanden gesunken – 44% weniger Neuinfektionen als in der Vorwoche – Zwei Drittel der Bevölkerung vollständig, gut vier Fünftel erstgeimpft
  • Niederlande: Nach Aus fürs Nachtleben gehen Coronainfektionen zurück
    FRANKREICH
  • Französischer Verfassungsrat prüft CoV-Regeln
  • Zehntausende demonstrieren in Frankreich gegen Gesundheitspass und Impfpflicht
  • Verschärfte Regeln in Frankreich Tausende demonstrieren gegen Impfpflicht – Opposition will das Gesetz verhindern – 85 Prozent der Covid-19-Patienten sind nicht geimpft
    ITALIEN
  • Corona – Italienischer Pionier der Blutplasmatherapie ist tot
    DEUTSCHLAND
  • Gesundheitsminister beschließen Corona-Drittimpfungen und Impfangebote für Minderjährige – Deutsches Ärzteblatt, 3.8.2021
  • Impfen von Kindern und Jugendlichen: Politik sieht keinen Widerspruch zu STIKO-Empfehlungen – STIKO-Empfehlung wird überarbeitet – Empfehlungen der STIKO gelten als medizinischer Standard
  • Deutschland mit fünfthöchstem Median-Alter von 45,7 Jahren: SARS-CoV-2: Forscher drängen auf höhere Impfquote bei über 60-Jährigen – Hohe Impfquote bedeutet geringere Virus-Verbreitung und niedrigere Krankenhausauslastung – Alterstruktur der Bevölkerung maßgebend: je älter, um so folgenschwerer ist eine Erkrankung und um so höher steigt die Hospitalisierungsrate
  • STIKO sieht ungenügende Datenlage für Auffrischimpfungen – Virologe: Staat kann aus Fürsorgepflicht solche Impfangebote auch ohne Evidenz machen
  • Corona: Impfungen in Deutschland legen weiter zu – Alle 165 Bundesländer mit über 50 Prozent Zweitgeimpften – Imfpen heißt sich selbst und für andere schützen
  • Rückgang der Nachfrage Deutschland steuert auf Impfstoff-Überangebot zu: Zehntausende Dosen ungenutzt Erste Bundesländer geben Impfstoff zurück
  • RKI: Zunehmend Coronafälle nach Reisen gemeldet
  • Testpflicht für Reiserückkehrer gilt ab Sonntag für Ungeimpfte ab zwölf Jahren – Testpflicht wird Epidemie drosseln, nicht stoppen – Steigende Inzidenzen als Auslöser, Mortalität steigt nun auch
  • Hauptgrund: mangelndes Vertrauen Hälfte der Ungeimpften lehnt Impfung ab – Deutsche befürworten Einschränkungen für Ungeimpfte
  • Rund 5.000 Menschen protestieren trotz Verbots in Berlin gegen Coronamaßnahmen
  • Bundespolizei zieht Bilanz 180.000 Verstöße gegen Corona-Regeln
  • 147.956 Anzeigen auf Verdacht von COVID-19 als Berufskrankheit
  • Zahl der Krankenhausfälle auch in dritter Pandemiewelle zurückgegangen
  • Spahn für weitere Kennzahlen als Coronapandemierichtwert
    ÖSTERREICH
  • 0,6 Prozent von 266 Tsd Corona-Infizierten heuer: 1.656 Erkrankungen trotz vollständiger Impfung – Impfeffektivität von 91 Prozent – Delta-Variante infiziert Geimpfte leichter
  • Pharmakologe Zeitlinger befürchtet „düsteren“ Covid-Herbst – Zu niedrige Durchimpfungsrate – Aufklärung und niederschwellige Impfangebote
  • Österreichische Forscher: Fehler im Umgang mit Corona nicht wiederholen – Persepektive für die kommenden drei bis fünf Jahre – Herdenimmunität unrealistisch – Klimek: „Auf europäischer Ebene völlig unkoordiniert“ – „Und täglich größt das Murmeltier“-Situation bei Negieren der anschwellenden Pandemie im Sommer – Noch unklar: wie lange hält der Impfschutz an
  • Neuwirth zu den Corona-Zahlen: „Es ist unmöglich zu prognostizieren“
  • Erich Neuwirth vergleicht die Situation ansteigender Tendenzen und Hospitalisierung
  • Corona – Details zu Schulbetrieb kommen diese Woche – 3-GRegel macht Test unnötig – Für Ungeimpfte: Beginn des Schuljahres mit drei Testungen in der Woche – Vorgaben bei Masken nicht klar
  • Pandemiefolgen abfedern: erneut Extraförderstunden ab Herbst, aber weniger als bisher
  • Alarmierend: Schulabmeldungen steigen um 40 Prozent in Niederösterreich – Eltern wollen Kinder selbst unterrichten. Grund dürften Masken und Co. sein – Zur Kenntnis genommen: Bildungsdirektion ohne rechtliche Handhanbe – Fehlende Beschulung schränkt Persönlichkeitsentwicklung ein
  • Personalmangel belastete Kindergärten in der Pandemie schwer

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CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK

siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links

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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)

5.321.573 (Vorwoche: 5.264.597) Menschen 67,35% ( 66,63%) der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 4. August 2021, 23:59 Uhr, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 4.722.383 (4.479.543) Menschen (59,77% ( 56,69 %)) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.901.417 Personen.
[Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 4. August 2021, 23:59 Uhr,  59,12% (58,50%) erstgeimpft und 52,47% (49,77%) zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 2,2 (1,7) Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
Weitere Informationen zu Impfdosenlieferungengeimpfte Personen nach Wohnort (Erst-Impfungen, Zweit-Impfungen), Impfungen je Tag im Zeitverlauf (absolut und kumuliert), Durchimpfungsrate je Altersklasse und Geschlecht.
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/

COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.

Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 4. August 2021, 8:00 Uhr wie folgt zusammen:

  • Mind. erstgeimpft: 51.524.326 (62,0%) – Vorwoche: 51.007.130 (61,3%)
  • Vollständig geimpft: 44.093.088 (53,0%) – Vorwoche: 42.362.788 (50,9%)

Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links

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4.8.2021, Mittwoch

EPIDEMIOLOGIE: Weißwedelhirsche in mehreren US-Staaten mit SARS-CoV-2 infiziert – Rotwild als mögliche weitere Infektionsquelle neben Haus- und Zootieren – Blutproben von 2021: 40% der Hirschpopulation infiziert, aber nicht verendete Tiere – Mögliche Infektionsquellen: Haustiere, Menschen oder infiziertes Abwasser – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Nordamerikanische Weißwedelhirsche, die sich gerne in der Nähe von mensch­lichen Siedlungen aufhalten, sind einer Studie in bioRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.07.29.454326) zufolge zu 40 % mit SARS-CoV-2 infiziert. Das Rotwild könnte zu einem neuen Reservoir des Pandemievirus geworden sein.
Der Ursprung von SARS-CoV-2 wird im Tierreich vermutet, und das Pandemievirus hat seit seiner Ent­deckung mehrfach bewiesen, dass es vom Menschen auf Tiere übertragen werden kann. Das Virus wurde bei Löwen und Tigern im Zoo nachgewiesen. Es kann Frettchen, Katzen, Hunde und andere Haustiere infizieren und sich rasch in Nerzfarmen ausbreiten. Bei wild lebenden Tieren wurde es bisher nicht nachgewiesen (auch wenn seine Herkunft in Fledermausarten vermutet wird).
Um so überraschender ist die Nachricht, dass SARS-CoV-2 offenbar Rotwild infizieren kann. Der Weiß­wedelhirsch (Odocoileus virginianus) ist von Südkanada bis Peru und Nordbrasilien verbreitet. Allein in den USA soll es 30 Millionen Tiere geben. Diese sind weniger scheu als ihre europäischen Verwandten und halten sich häufig in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf.
Dies hat eine Forschergruppe um Susan Shriner vom „Animal and Plant Health Inspection Service“ des US-Landwirtschaftsministeriums in Fort Collins/Colorado veranlasst, in Blutproben von O. virginianus nach Antikörpern gegen SARS-CoV-2 zu suchen.
Insgesamt wurden 624 Blutproben aus der Zeit vor und während der aktuellen Pandemie untersucht. Die Proben aus der Präpandemiezeit waren mit Ausnahme einer vermutlich falsch positiven Probe negativ. Unter den Proben von 2021 waren jedoch 152 (40 %) positiv. Die Blutproben stammen von Tieren aus den Staaten Illinois, Michigan, New York und Pennsylvania. Dies bedeutet, dass es sich nicht um einen lokalen Ausbruch handelt. Das Virus scheint sich unbemerkt unter dem Rotwild ausgebreitet zu haben.
Da es bislang nicht in verendeten Tieren gefunden wurde, könnte die Infektion bei den Tieren asymptomatisch verlaufen. Dafür sprechen auch frühere Infektionsversuche von US-Forschern, die nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums an in Gefangenschaft gehaltenen Hirschen durchgeführt wurden. Bei keinem der Tiere seien klinische Anzeichen einer Krankheit gefunden worden, heißt es.
Wenn sich die Viren von selbst unter den Weißwedelhirschen verbreitet haben, wovon wohl auszugehen ist, dann wären alle Voraussetzungen für ein dauerhaftes Reservoir des Virus in der freien Natur gegeben. SARS-CoV-2 könnte sich dort ausbreiten, sich genetisch verändern und später wieder auf den Menschen übertragen werden.
Unklar ist, wie das Virus zu den Hirschen gelangt sein könnte. Die Tiere könnten sich durch den Kontakt mit Menschen, mit Haustieren oder auch durch kontaminierte Abwässer infiziert haben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126119/Weisswedelhirsche-in-mehreren-US-Staaten-mit-SARS-CoV-2-infiziert

MEDIZIN: Studie: Long COVID bei Kindern und Jugendlichen eher selten – Kinder noch weniger betroffen als Teenager – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Kinder und Jugendliche erholen sich in der Regel innerhalb weniger Tage von einer Infektion mit SARS-CoV-2. Längere Erholungsphasen mit Residualsymptomen, auch als Long COVID bezeichnet, sind nach den Ergebnissen einer prospektiven Kohortenstudie in Lancet Child & Adolescent Health (2021: DOI: 10.1016/S2352-4642(21)00198-X) eher selten.
Die Pandemie hat sich in den letzten Wochen und Monaten in jüngere Altersgruppen verlagert. Die zunehmende Durchimpfung der Bevölkerung wird vermutlich dazu führen, dass in Zukunft vor allem Kinder und Jugendliche erkranken werden. Über den Verlauf in dieser Altersgruppe ist bisher wenig bekannt, mit der Ausnahme des multisystemischen Entzündungssyndroms (MIS-C), das eine entzündliche Spätreaktion auf die Infektion ist und nur in Ausnahmefällen auftritt.
Einblicke in den Verlauf einer „normalen“ Infektion ermöglichen die Nutzer einer „COVID Symptom“-App, die das Start-Up-Unternehmen Zoe Global im letzten Jahr in den App-Stores von Apple und Android ver­öf­fentlicht hat.
In einer früheren Auswertung hatte das Gründungsmitglied Tim Spector, ein Epidemiologe am King’s College in London, bereits den Verlauf der Erkrankung bei 18.401 Erwachsenen beschrieben, die sich wegen Symptomen auf SARS-CoV-2 hatten testen lassen.
Damals hatte sich herausgestellt, dass Geruchs- und Geschmacksstörungen (Nature Medicine, 2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0916-2) mit einer Häufigkeit von 66 % ein Leitsymptom der Erkrankung sind und dass 13,3 % der Erwachsenen noch nach 4 Wochen (LC28) und 4,5 % noch nach 8 Wochen (LC56) über Symptome klagen (Nature Medicine, 2021; DOI: 10.1038/s41591-021-01292-y), die heute als Long COVID bezeichnet werden.
Jetzt hat ein Team um Emma Duncan vom King’s College die Daten zu 75.529 auf SARS-CoV-2 getesteten Kindern im Alter von 5 bis 17 Jahren ausgewertet (die von erwachsenen Erziehungsberechtigten eingegeben wurden). Bei 1.734 Kindern war der Test positiv ausgefallen. Die Erkrankung verlief bei ihnen in der Regel milde. Die häufigsten Symptome waren Kopfschmerzen (62,2 %) und eine Abgeschlagenheit (Fatigue 55,0 %). Fieber war nur bei 37,7 % und ein starker Husten nur bei 25,5 % aufgetreten. Unter einem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns litten 39,6 % der Kinder und damit seltener als die Erwachsenen.
Auch die Dauer der Erkrankung war mit durchschnittlich 6 Tagen deutlich kürzer als bei den Erwachsenen, die im Mittel 11 Tage an der Infektion laborierten. Ältere Kinder (12 bis 17 Jahre) erkrankten mit 7 Tagen tendenziell länger als die jüngere Altersgruppe von 5 bis 11 Jahren, die sich im Mittel nach 5 Tagen erholt hatte.
Ein Long COVID wurde von den Anwendern der App selten angegeben: Bis auf 77 Kinder (4,4 %) hatten sich alle nach 28 Tagen erholt (LC28). Auch hier war der Anteil bei Teenagern mit 5,1 % höher als bei jüngeren Kindern, von denen nur 3,1 % das LC28-Kriterium erfüllten. Die Symptombelastung hatte zu diesem Zeitpunkt mit median 2 Symptomen deutlich abgenommen gegenüber median 6 Symptomen in der 1. Krankheitswoche.
Nur 25 Kinder (1,8 %) hatten auch nach 56 Tagen noch Symptome, so dass ein Long COVID nach Einschätzung von Duncan eher die Ausnahme sein dürfte. Eine verzögerte Erholung trat gelegentlich auch bei den Kindern mit einem negativen SARS-CoV-2-Test auf, die vermutlich an anderen Atemwegserkran­kungen gelitten hatten. Auch hier hatten 0,9 % der Kinder nach 28 Tagen noch Nachwirkungen ihrer Infektion (deren Verursacher nicht ermittelt wurde). Die Symptombelastung war bei diesen Kindern sogar höher als in den wenigen Fällen mit Long COVID.
Da die Forscher die Daten bis Ende Februar ausgewertet haben, als das Infektionsgeschehen noch von der Alpha-Variante beherrscht wurde, sind die Ergebnisse nur bedingt auf die aktuelle Situation über­trag­bar. Ob die Kinder unter der Delta-Variante schwerer und länger erkranken, ist bisher nicht bekannt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126121/Studie-Long-COVID-bei-Kindern-und-Jugendlichen-eher-selten
SIEHE ERGÄNZEND DAZU:
CoV-Studie: Kinder im Schnitt nach sechs Tagen gesund – Unklar ob Ergebnisse auf Delta-Variante übertragbar sind – ORF, 4.8.2021
Kinder mit Covid-19-Symptomen sind einer Studie zufolge im Durchschnitt nach sechs Tagen wieder gesund. Das berichtet ein britisches Forscherteam nach einer Studie im Fachmagazin „The Lancet Child & Adolescent Health“.
Nach eigenen Angaben liefern die Autoren, die unter anderem am King’s College in London forschen, damit eine erste breit angelegte Untersuchung, die Erkenntnisse zu symptomatisch an Covid-19 erkrankten Kindern ermöglicht.
Basis der Untersuchung waren die von Eltern und anderen Erziehungsbeauftragten eingetragenen Symptome, die über eine App nach einem positiven Test gemeldet wurden. In die Auswertung flossen die Krankheitsverläufe von 1.734 Kindern zwischen fünf und 17 Jahren ein, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden und Krankheitssymptome zeigten. Im Schnitt hatten die erkrankten Kinder drei Symptome – zu den häufigsten zählten Müdigkeit, Kopfschmerzen und der Verlust von Geschmacks- oder Geruchssinn.
*** Unklar ob Ergebnisse auf Delta-Variante übertragbar sind ***
Selten kam es vor, dass Kinder auch noch vier Wochen nach ihrer Infektion oder länger Symptome zeigen – in der Untersuchung war das bei 4,4 Prozent der Fall. Nach acht Wochen verspürten noch weniger als zwei Prozent der Kinder Symptome. „Es ist beruhigend, dass die Zahl der Kinder, die lange unter Covid-19-Symptomen leiden, sehr niedrig ist“, wird Hauptautorin Emma Duncan in einer „Lancet“-Mitteilung zitiert.
Ältere waren etwas länger krank – im Schnitt sieben Tage – als die Fünf- bis Elfjährigen, bei denen die Symptome im Mittel fünf Tage dauerten. Auch der Anteil jener Heranwachsenden, die noch nach mehr als vier Wochen Symptome spürten, lag mit 5,1 Prozent unter den älteren etwas höher als bei den jüngeren (3,1 Prozent).
Die Autoren räumen als Schwäche ihrer Studie ein, dass die Symptome nicht überprüft oder verglichen werden konnten. Somit spiele die subjektive Einschätzung der Eltern eine große Rolle. Der Untersuchungszeitraum lief bis Ende Februar. Daher ist unklar, ob die Ergebnisse auf die Delta-Variante des Coronavirus übertragen werden können.
QUELLE: https://orf.at/stories/3223539/

WISSENSCHAFT: Fehlerhafte COVID-19-Studien haben fatale Folgen – Inzwischen zurückgezogene Studie in einem Impf-Fachblatt berichtete: drei Menschen würden durch Impfungen gerettet, zwei daran sterben – Massenhafte Verbreitung dieser Studie in sozialen Netzwerken – Nicht alle wissenschaftlichen Studien zur Pandemie waren korrekt: Auswirkung auf die Impfbereitschaft ist anzunehmen – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Noch nie haben sich Laien so sehr für medizinische Forschung interessiert wie in der Co­ronapandemie. Fehlerhafte Studien können deshalb fatale Auswirkungen haben, wie Beispiele in den USA zeigen.
„Ist ein wissenschaftliches Paper erst einmal veröffentlicht, ist der Schaden unwiderruflich“, sagte Emer­son Brooking, Experte für die Aufdeckung von Desinformation beim Washingtoner Politik­institut Atlantic Council. Mangelhafte Studien „gießen Öl ins Feuer der COVID-Skeptiker und Verschwörungstheoretiker“ und wür­den über das Internet massenhaft verbreitet, so Brooking. Wird eine Forschungsarbeit zurückgezogen, ist es meist zu spät.
Besonders gefährlich sind Falschinformationen zur Coronaimpfung. Die Impfbereitschaft in den Vereinigten Staaten hat zuletzt nachgelassen; fast alle der jüngsten COVID-19-Todesfälle traten bei Menschen auf, die nicht geimpft waren.
Ende Juni veröffentlichte die medizinische Fachzeitschrift Vaccines eine wissenschaftlich begutachtete Studie mit dem Titel „Die Sicherheit der COVID-19-Impfungen: Wir sollten den Umgang überdenken“. Sie kam zu dem Schluss, dass auf je drei durch die Impfung geretteten Menschen zwei kommen, die daran sterben. Eine vermeintliche Erkenntnis, die sich rasch in den Onlinenetzwerken verbreitete.
Ein Tweet des Wissenschaftlers und COVID-19-Impfkritikers Robert Malone, in dem er die Studie zusammenfasste, wurde tausende Male weiterverbreitet. Ein Video, in dem die konservative Publizistin Liz Wheeler die Studie besprach, wurde auf Facebook mehr als 250.000 Mal angesehen.
Das Fachmagazin zog die Studie schließlich zurück. Sie enthalte „mehrere Fehler, die die Interpretation der Ergebnisse grundlegend beeinflussen“, lautete die Begründung. Mindestens vier Mitglieder des redaktionellen Beirats von Vaccines traten wegen der Veröffentlichung zurück.
Eine davon ist Katie Ewer, eine Immunologin an der Universität Oxford. „Es hätte erkannt werden müssen, dass diese Studie eine große Wirkung haben würde“, sagte Ewer, die selbst nicht an der Veröffentlichung beteiligt war. „Dass niemand in der Zeitschrift das bemerkt hat, ist sehr besorgniserregend – besonders für eine Zeitschrift, die sich mit Impfungen beschäftigt.“
Malones Tweet zu dem Artikel ist nicht mehr online, Wheelers Video ist immer noch auf Facebook zu sehen.
Auch anderen Journalen unterliefen ähnliche Fehler. Vergangenes Jahr zogen die renommierten Fachzeit­schriften The Lancet, New England Journal of Medicine und Annals of Internal Medicine auf ihren Web­seiten veröffentlichte medizinische Studien zurück. Zwei davon betrafen die Behandlung von COVID-19 mit Chloroquin, die dritte befasste sich mit der angeblichen Wirkungslosigkeit von Masken.
Wissenschaftliche Studien hätten niemals zuvor derart große öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, sagte die Epidemiologin Maimuna Majumder von der Universität Harvard. Experten müssten ihre Forschung deshalb besser für ein Laienpublikum erklären, fordert sie.
„Nicht alle während der Pandemie produzierten und massenhaft verbreiteten Studien waren wissenschaftlich solide“, sagt sie. „Das ist besonders beunruhigend, weil sie individuelle Entscheidungen beeinflussen – auch die zur Impfung.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126127/Fehlerhafte-COVID-19-Studien-haben-fatale-Folgen

INTERNATIONAL: WHO empfiehlt Stillen mit Maske – Viele Vorteile für Mutter und Kind: auch geimpfte Mütter sollen stillen – Antikörper in der Muttermilch dürften Baby vor Corona-Infektion schützen helfen – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Müttern, ihre Neugeborenen im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und nach einer Coronaimpfung weiter zu stillen – allerdings mit einem Mund-Nasen-Schutz.
Das Virus SARS-CoV-2 selbst sei Studien zufolge bisher nicht in der Muttermilch festgestellt worden, was darauf hindeute, dass das fortgesetzte Stillen unter Einhaltung der empfohlenen Vorsichtsmaß­nahmen selbst im Falle einer COVID-19-Erkrankung sicher sei, schreibt die WHO. Zu den Maßnahmen zählen etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während des Stillens und gründliches Händewaschen.
Das Stillen habe viele Vorteile für Mutter und Kind und müsse während einer Ansteckung oder im Anschluss an eine Impfung der Mutter nicht unterbrochen werden, betonte das WHO Regionalbüro Europa.
Die Impfung einer stillenden Mutter stelle nach bisherigem Wissensstand keine Gefahr für den Säugling dar. Im Gegenteil: Sie habe nach der Verabreichung eines Coronaimpfstoffes Antikörper in ihrer Milch, was sogar dabei helfen könnte, das Baby vor einer Infektion zu schützen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126140/WHO-empfiehlt-Stillen-mit-Maske

INTERNATIONAL: WHO rät zu Stopp von Auffrischimpfungen: zu viele ärmere Länder warten auf Impfstoff – Impfdosen in reichen Ländern 100 je 100 Menschen, in ärmeren Ländern 1,5 je 100 Menschen – ORF, 4.8.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert einen vorübergehenden Stopp von Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus, solange noch viele ärmere Länder auf Impfdosen warten. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte die erörterten Pläne heute in Genf. Bereits begonnene Auffrischimpfungen sollten ausgesetzt und Pläne dafür bis mindestens Ende September auf Eis gelegt werden, bis mindestens zehn Prozent der Menschen in allen Ländern der Welt geimpft seien.
„Länder mit hohen Einkommen haben 100 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht“, sagte Tedros. „Gleichzeitig konnten Länder mit niedrigen Einkommen nur 1,5 Dosen pro 100 Menschen verabreichen, weil ihnen Impfstoff fehlt. Wir brauchen dringend eine Kehrtwende, sodass die Mehrheit der Impfstoffe in Länder mit niedrigen statt hohen Einkommen geht.“
QUELLE: https://orf.at/stories/3223628/

INTERNATIONAL: WHO und Experten beruhigen wegen Lambda-Variante – Geringe Ausbreitung dürfte japanische Studie widerlegen – Nicht ansteckender als Delta – Lambda-Variante als „Variant of Interest“ – Science-ORF, 4.8.2021
Die in Peru erstmals nachgewiesene Lambda-Variante des Coronavirus sorgt für Aufregung. Sie soll dem Immunsystem besonders gut ausweichen können, heißt es in einer aktuellen Studie, die allerdings noch nicht wissenschaftlich überprüft wurde. Experten und Expertinnen beruhigen daher.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies auf eine derzeit nicht besonders starke Ausbreitung der Lambda-Variante: Covid-19-Expertin Maria van Kerkhove sagte am Mittwoch: „Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht.“ Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante dort von der Gamma-Variante verdrängt.
*** Nicht ansteckender als Delta ***
Zuvor hatte ein Paper aus Japan für Aufsehen gesorgt. Forscher und Forscherinnen nannten ihren Preprint – also eine noch nicht von der Fachgemeinde begutachtete Studie – „Lambda-Variante weist eine höhere Infektiosität und Immunresistenz auf“. Mehrere Medien berichteten zuletzt darüber.
Die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, teilte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Den Begriff Immunresistenz im Titel hält er „bezogen auf die gezeigten Daten schlicht falsch“. Diese zeigten lediglich, dass Lambda in Laborversuchen etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante, die in Österreich und vielen anderen Ländern derzeit vorherrschend ist.
Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz „etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta“. Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, erklärte Watzl.
Impfstoffe schützen
In vielen Studien wird im Labor geprüft, wie gut Antikörper gegen Varianten wirken. Solche Experimente erlauben jedoch nur bedingt Rückschlüsse auf die Schutzwirkung der Impfung im wahren Leben. Die menschliche Abwehr stützt sich auch auf sogenannte T-Zellen. Vor diesem Hintergrund bleibe wahrscheinlich selbst im Fall vermehrter Infektionen durch die Lambda-Variante der Schutz vor schweren Verläufen erhalten, sagte Christine Dahlke vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Mittwoch.
Ein US-Team hatte Anfang Juli ebenfalls in einem Preprint Ergebnisse vorgelegt, die darauf hindeuteten, dass die derzeit genutzten Impfstoffe auch vor Lambda schützen.
*** “Variant of Interest“ ***
Als besorgniserregend eingestuft hat die WHO bisher vier Coronavirus-Varianten: Alpha, Beta, Gamma und Delta. Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer zu bekämpfen oder führen zu schwereren Erkrankungen. Weitere Varianten stehen als sogenannte Variants of Interest unter Beobachtung: In diese Reihe wurde Lambda (C.37) im Juni aufgenommen. Lambda wurde laut WHO mittlerweile in 40 Ländern nachgewiesen, erste Nachweise stammten von August 2020.
QUELLE: https://science.orf.at/stories/3207990

USA: Reguläre US-Zulassung für Biontech/Pfizer-Impfstoff im September erwartet – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer könnten in den USA einem Medienbericht zufolge Anfang September eine reguläre Zulassung für ihren bislang per Notfallzulassung genehmigten Coronaimpfstoff bekommen.
Wie die New York Times gestern berichtete, hat sich die Zulassungsbehörde FDA eine „inoffizielle Frist“ gesetzt, bis zum Tag der Arbeit am 6. September, einem gesetzlichen Feiertag, endgültig grünes Licht zu geben.
Die FDA hatte die Notfallzulassung für den Impfstoff von Biontech und Pfizer im Dezember erteilt. Im Mai hatten die beiden Unternehmen dann damit begonnen, die Unterlagen für die vollständige Zulass­ung bei der Behörde einzureichen. Vergangene Woche erklärte die FDA, die endgültige Genehmigung sei eine ihrer obersten Prioritäten.
Eine vollständige Zulassung des Coronaimpfstoffes könnte auch Impfskeptiker überzeugen und so die zuletzt ins Stocken geratene Impfkampagne in den USA wieder voranbringen. Bisher haben in den USA rund 192 Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten, das sind 58 Prozent der Gesamt­bevölkerung.
Parallel zur nachlassenden Impfbereitschaft waren die Coronainfektionszahlen in den USA wegen der besonders ansteckenden Delta-Variante des Virus zuletzt wieder angestiegen.
In der Woche vor dem 2. August infizierten sich nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC jeden Tag durchschnittlich über 84.300 Menschen mit dem Coronavirus – so viele wie zuletzt im Winter.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126135/Regulaere-US-Zulassung-fuer-Biontech-Pfizer-Impfstoff-im-September-erwartet

IRAN: Zahl der Coronainfektionen steigt weiter an – Lockdown-Antrag noch am Tisch – Schleppende Impfkampagne: Impfstoffeinfuhr ist erschwer, nur vier Prozent der Iraner sind zweitgeimpft – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Der Iran hat einen neuen Höchstwert bei den täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreicht. Als Ursache wird eine zunehmende Verbreitung der Delta-Variante angegeben.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von gestern wurden binnen eines Tages 39.019 Neuinfektionen registriert. Am Vortag waren es 37.189 Fälle. Im selben Zeitraum starben 378 Patienten im Zu­sammenhang mit dem Virus. Die Gesamtzahl der Coronainfektionen im Iran liegt nun bei fast vier Millionen, die der Coronatoten bei über 91.000.
Ein Eilantrag von Gesundheitsminister Said Namaki auf einen zweiwöchigen Lockdown wurde vom Corona­krisenstab aus wirtschaftlichen Erwägungen vorerst abgelehnt.
„Ein Lockdown ist sicherlich eine Option, die aber genauer überprüft werden muss, auch aus wirtschaftlicher Sicht“, sagte Innenminister Abdolresa Rahmani Fasli. Der Antrag sei jedoch nicht vom Tisch und eine finale Entscheidung soll in den nächsten Tagen getroffen werden, so der Minister nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna.
Die Delta-Variante hat die Coronakrise im Land noch mehr verschärft und Krankenhäuser und Pflegeper­sonal an die Grenzen gebracht. In vielen Städten sind die Intensivstationen und Notaufnahmen mit neuen Coronapatienten überfüllt.
Auch die Impfkampagne für die mehr als 83 Millionen Menschen kommt nur schleppend voran. Die Wirtschaftskrise hat die Einfuhr von Impfstoffen erheblich erschwert. Bislang sind weniger als vier Prozent der Iraner doppelt geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126128/Iran-Zahl-der-Coronainfektionen-steigt-weiter-an

ISRAEL: Rasant steigende Coronazahlen: Israel erlässt neue Beschränkungen – Neben schärferen Restriktionen: Einreiseverbot für ausländische Touristen – Verteidigungsminister Gantz: Lockdown im September bei Verschlechterung der Situation – 58 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft – Gesundheitsministerium: Pfizer/Binotech-Imfpung schützt vor Infektion zu 49 Prozent und vor schweren Erkrankungen zu 91 Prozent – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Wegen der wieder rapide steigenden Coronazahlen hat Israel neue Beschränkungen erlassen. So gilt wieder eine Maskenpflicht bei Events im Freien mit mehr als 100 Teilnehmern, wie das Corona­kabinett bei einer Sitzung gestern Abend beschloss.
Selbst Veranstaltungen mit weniger als 100 Teilnehmern dürfen nur noch Geimpfte, Genesene oder Menschen mit negativem Coronatestergebnis besuchen. Auch Kinder müssen zudem nun beim Eintritt ein negatives Coronatestergebnis vorzeigen. Die neuen Vorschriften sollen am kommenden Sonntag in Kraft treten.
Bereits vor der Sitzung des Kabinetts hatte die Regierung auch neue Reisebeschränkungen beschlossen. So müssen Israelis, die unter anderem aus Deutschland einreisen, für mindestens sieben Tage in Quarantäne – selbst wenn sie vollständig geimpft sind. Die Regelungen gelten ab dem 11. August. Für deutsche und andere ausländische Touristen gilt unterdessen weiterhin ein Einreiseverbot nach Israel.
Israels Verteidigungsminister Benny Gantz schwor die Bürger zudem auf einen Lockdown im September ein, sollten die Zahlen nicht rückläufig sein. Da im nächsten Monat mehrere jüdische Feiertage anstehen, sei ein Lockdown aus ökonomischer Sicht weniger schädigend, sagte Gantz dem Coronakabinett.
Israel verzeichnete jüngst wieder deutlich höhere Coronazahlen. Nach Daten des israelischen Gesund­heits­ministeriums von gestern waren vorgestern 3.818 neue Fälle bestätigt worden. Zuvor hatte die Zahl bei 2.121 gelegen.
Fast 5,4 Millionen der rund 9,3 Millionen Israelis sind vollständig geimpft. Vor kurzem hatte das Gesund­heitsministerium Zahlen vorgelegt, nach denen die Effektivität der in Israel verwendeten Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen hat.
Nach Angaben des Ministeriums verhindert die Impfung eine Coronainfektion nur noch zu 39 Prozent und schwere Erkrankungen zu 91 Prozent. Gleichzeitig verbreite sich im Land die ansteckendere Delta-Variante.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126122/Rasant-steigende-Coronazahlen-Israel-erlaesst-neue-Beschraenkungen

GROSSBRITANNIEN: England: Coronainfektionen bei doppelt geimpften Personen 3 Mal niedriger – Impfung bietet keinen 100%-igen Schutz, aber Ungeimpfte deutlich gefährdeter – RKI: andere Schutzmaßnahmen trotz Impfung weiter einhalten – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Die Delta-Variante hat in England, das weltweit mit die höchste Impfquote hat, offenbar zu einem leichten Rückgang der Impfstoffwirkung geführt. Doppelt geimpfte Personen erkrankten laut den aktuellen Ergebnissen der „REACT 1“-Studie jedoch 3-fach seltener als ungeimpfte Personen. Der Anstieg der Fallzahlen war zuletzt vor allem auf Infektionen von jüngeren Menschen zurückzuführen.
Das britische Gesundheitsministerium lässt seit dem April letzten Jahres in der „REal-time Assessment of Community Transmission-1“ („REACT-1“) monatlich die Ausbreitung von SARS-CoV-2 in einer repräsen­tativen Stichprobe der Bevölkerung untersuchen.
Die Teilnehmer werden gebeten, einen Abstrich bei sich durchzuführen und zusammen mit einem Frage­bogen zurückzuschicken. In der jüngsten 13. Runde von Mitte Juni bis Mitte Juli gab es 98.233 Rücksen­dungen. In 527 Abstrichen wurde SARS-CoV-2 nachgewiesen. Die gewichtete Prävalenz war damit gegen­über der 12. Runde von 0,15 % auf 0,63 % angestiegen.
Das Virus hat sich nach den von Paul Elliott, Imperial College London, und Mitarbeitern vorgestellten Daten vor allem in der jüngeren Bevölkerung ausgebreitet. Bei den 13- bis 24-Jährigen betrug die Präva­lenz 1,56 %. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vormonat, als die Prävalenz bei 0,16 % (13 bis 17 Jahre) und 0,36 % (18 bis 24 Jahre) gelegen hatte.
In einer vorläufigen Auswertung zur 13. Runde von „REACT 1“ hatten die Epidemiologen dies Anfang Juli mit der Euro 2020 in Verbindung gebracht, während der sich vor allem junge Männer nicht an die Abstandsregeln gehalten hatten. Ein weiterer Grund dürfte die Ausbreitung der Delta-Variante sein, die als infektiöser eingestuft wird als die Alpha-Variante. Mittlerweile hat Delta in England Alpha völlig verdrängt. In allen 254 genotypisierten Proben wurde Delta nachgewiesen.
Die Schutzwirkung der Impfstoffe gegen Delta ist vermutlich herabgesetzt. Auch in England ist es zu Durchbruchinfektionen gekommen. Insgesamt 44 % aller Infektionen entfielen auf Personen, die doppelt geimpft waren. Die Prävalenz war bei den durchgeimpften Personen mit 0,40 % jedoch 3 Mal niedriger als bei den ungeimpften Personen, von denen sich 1,21 % infiziert hatten.
Die Impfstoffwirksamkeit ist bei den 18- bis 64-Jährigen gegenüber der 12. Runde von 64 % auf 49 % gefallen. Der Impfschutz gegen eine symptomatische Erkrankung ging von 83 % auf 59 % zurück. Diese Zahlen beruhen auf den Angaben der Befragten zu einer Infektion (die nicht immer stimmen müssen). Unter den Teilnehmern, die einem Abgleich mit den Laborergebnissen zustimmten, betrug die Impfstoff­wirksamkeit noch 62 % gegenüber 75 % im Monat zuvor.
Die Impfstoffwirksamkeit fällt damit vor dem Hintergrund der Delta-Variante (und vielleicht auch mit zunehmender zeitlicher Distanz zur Impfung) geringer aus als in den klinischen Studien. Die beiden in England verwendeten Impfstoffe hatten dort eine Effektivität von 95 % (Biontech/Pfizer) beziehungsweise etwa 80 % (Astrazeneca) erzielt.
Die Teilnehmer von „REACT 1″ waren auch nach Infektionen in Familie und Bekanntenkreis gefragt worden: Personen mit Kontakt zu COVID-19-Fällen waren deutlich häufiger mit SARS-CoV-2 infiziert. Auch hier waren Personen ohne Impfstoff (Prävalenz 7,46 %) deutlich häufiger infiziert als doppelt geimpfte Personen (Prävalenz 3,89 %).
Die Studie bestätigt damit, dass eine Impfung im Alltag das Infektionsrisiko senkt, aber keinen absoluten Schutz bietet. Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät Geimpften nicht ohne Grund, die Infektionsschutzmaßnahmen weiter einzuhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126136/England-Coronainfektionen-bei-doppelt-geimpften-Personen-3-Mal-niedriger
SIEHE DAZU:
Corona-Infektionsrisiko bei Vollimmunisierten zwei Drittel niedriger – Science-APA, 4.8.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12166993892937391132

GROSSBRITANNIEN: Schottland hebt Großteil der massiven Coronabeschränkungen auf, Schutzmasken-Tragen bleibt vielfach Pflicht – Sieben-Tage-Inzidenz gefallen: vom Hotspot Anfang Juli in gemäßigte Zonen – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Nach England will auch Schottland den Großteil seiner verbleibenden Coronabeschrän­kun­gen am kommenden Montag aufheben. Das gab Regierungschefin Nicola Sturgeon gestern in Edinburgh bekannt.
So muss etwa in Pubs, Restaurants oder bei Konzerten ab dem 9. August kein verpflichtender Abstand mehr gehalten werden, sodass Kapazitäten wieder voll ausgeschöpft werden können. Vollständig Geimpfte müssen nicht mehr in Quarantäne, wenn sie mit einem Infizierten in Kontakt gekommen sind. Auch Kontaktbeschränkungen wird es keine mehr geben.
Allerdings geht man in Schottland trotzdem nicht ganz so viel Risiko ein wie in England: So bleiben Schutz­masken in vielen öffentlichen Räumen weiterhin Pflicht. Sturgeon warnte, Corona stelle das Land noch immer vor Herausforderungen.
„Freiheit oder Sieg über das Virus auszurufen ist aus meiner Sicht verfrüht“, erklärte die Chefin der Schot­tischen Nationalpartei (SNP) – ein Seitenhieb auf den „Freedom Day“, den der britische Premierminister Boris Johnson im Juli für England ausgerufen hatte.
Während Schottland Anfang Juli noch mit die höchsten Infektionsraten in ganz Europa hatte, gingen die Coronazahlen danach stark zurück. Nun liegt die Sieben-Tage-Inzidenz mit rund 156 deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt Großbritanniens von 284 (Stand: 28. Juli).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126108/Schottland-hebt-Grossteil-der-Coronabeschraenkungen-auf

EUROPÄISCHE UNION: EU sichert Kauf von bis zu 200 Million Dosen Novavax-Impfstoff – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Die Europäische Union (EU) sichert sich den Zugriff auf bis zu 200 Millionen Dosen eines möglichen neuen Coronaimfstoffs aus den USA. Wie die für den Einkauf zuständige EU-Kommission mitteilte, wurde heute der Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit dem US-Hersteller Novavax genehmigt. Der Impfstoff-Kandidat muss allerdings noch von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für sicher befunden werden.
Da sich neue Coronavarianten in Europa und weltweit ausbreiteten, sei dieser neue Vertrag mit einem Unternehmen, das seinen Impfstoff bereits erfolgreich an diesen Varianten teste, eine weitere Absiche­rung zum Schutz der Bevölkerung, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Die Kommission hat bereits sechs andere Verträge über Abnahmegarantien mit Impfstoffherstellern abgeschlossen. Über die neue Vereinbarung können Mitgliedstaaten zunächst 100 Millionen Dosen von Novavax kaufen. Zudem gibt eine Option für den Kauf von weiteren 100 Millionen, sobald das Vakzin von der EMA überprüft wurde.
Der Impfstoff NVX-CoV2373, der zweimal verabreicht werden muss, hat laut den jüngsten Studien eine Wirksamkeit von 90,4 Prozent, wie Novavax im Juni mitteilte. Das heißt, dass bei geimpften Probanden rund 90 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als bei nicht geimpften.
NVX-CoV2373 ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA-Impfstoff – wie die Präparate von Biontech und Moderna – noch ein Vektorimpfstoff wie der von Astrazeneca: Das Vakzin enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126149/EU-sichert-Kauf-von-bis-zu-200-Million-Dosen-Novavax-Impfstoff

EUROPÄISCHE UNION: Von der Leyen: Für Zulassung von Sputnik V fehlen valide Daten – Russischer Impfstoff Sputnik weltweit in 69 Ländern zugelassen – Russischer Außenminister Lawrow warnt vor Politisierung der Impfstoffzulassung – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
Eine Zulassung des russischen Coronaimpfstoffs Sputnik V durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ist nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen weiter ungewiss.
„Bislang ist es dem Hersteller nicht gelungen, genügend valide Daten zu liefern, um die Sicherheit nachzuweisen“, sagte von der Leyen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) heute. Das werfe Fragen auf.
Nach Angaben des Herstellers ist der Impfstoff Sputnik V mittlerweile bereits weltweit in 69 Staaten zugelassen. In der EU verwenden ihn die Länder Ungarn und die Slowakei auch ohne Zulassung der EMA.
Russland hoffte zuletzt auf eine Zulassung der EMA bis zum Herbst. Sie prüft den Impfstoff nun bereits seit An­fang März. Russland selbst hat keine ausländischen Vakzine im eigenen Land zugelassen.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, Mitarbeiter der EMA stünden in „direktem Arbeitskontakt“ mit den russischen Ministerien für Gesundheit und Handel.
„Nach unseren Informationen gibt es keine Einwände gegen den Impfstoff und seine Wirksamkeit“, sagte Lawrow der Zeitung Komsomolskaja Prawda. Russland hatte immer wieder davor gewarnt, die Prüfung des Antrags zu politisieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126139/Von-der-Leyen-Fuer-Zulassung-von-Sputnik-V-fehlen-valide-Daten

NIEDERLANDE: Infektionszahlen in den Niederlanden gesunken – 44% weniger Neuinfektionen als in der Vorwoche – Zwei Drittel der Bevölkerung vollständig, gut vier Fünftel erstgeimpft – Deutsches Ärzteblatt, 4.8.2021
In den Niederlanden ist die Zahl der Neuinfektionen in der zweiten Woche in Folge gesunken. In den vergangenen sieben Tagen wurden rund 21.000 Fälle gemeldet, etwa 44 Prozent weniger als in der Vorwoche, wie das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM gestern mitteilte.
Die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern nimmt den Angaben zufolge nur noch leicht zu. Die Sie­ben-Tage-Inzidenz lag den Angaben zufolge bei 121. Zum Vergleich: In Deutschland lag dieser Wert zu­letzt bei 17,9. Deutschland hatte die Niederlande zum Hochrisikogebiet erklärt, nachdem Anfang Juli die Infektionen explosionsartig angestiegen waren mit Inzidenzwerten von über 400.
Gestern waren 2.263 Fälle registriert worden. Eine Woche zuvor waren es noch fast 4.000. Besonders stark getroffene Regionen sind Amsterdam, Rotterdam und Den Haag. 11,5 Prozent der neu infizierten Menschen war nach der Analyse des Instituts völlig geimpft.
Inzwischen sind zwei Drittel aller erwachsenen Niederländer vollständig geimpft, 85 Prozent der Er­wach­senen haben zumindest eine Dosis erhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126111/Infektionszahlen-in-den-Niederlanden-gesunken

FRANKREICH: Französischer Verfassungsrat prüft CoV-Regeln – ORF, 4.8.2021
Der französische Verfassungsrat prüft die von der Regierung geplante Coronavirus-Impfpflicht für Gesundheitspersonal. Heute will sich das Gericht zu einem entsprechenden Gesetz äußern. Auch um die vorgesehene breitere Nachweispflicht wird es dabei gehen. Diese soll ab 9. August in Restaurants, Cafes, Einkaufszentren und Fernzügen gelten.
An diesen Orten benötigt man dann einen Impf- oder Genesungsnachweis oder einen negativen Coronavirus-Test. Nicht geimpftem Gesundheitspersonal droht nach dem Gesetz ab Herbst unter anderem Lohnausfall.
Frankreich kämpft aktuell gegen eine vierte Welle. Angesichts dessen hatte Staatschef Emmanuel Macron Mitte Juli schärfere Hygienevorschriften angekündigt. Das Parlament billigte sie.
Wegen heftiger Kritik an dem Vorhaben rief Premierminister Jean Castex den Verfassungsrat an. Auch einige Abgeordnete wandten sich an die Instanz. Landesweit waren zuletzt mehr als 200.000 Menschen gegen die vorgesehenen schärferen Regeln auf die Straße gegangen.
QUELLE: https://orf.at/stories/3223663/

ÖSTERREICH: Pharmakologe Zeitlinger befürchtet „düsteren“ Covid-Herbst – Zu niedrige Durchimpfungsrate – Aufklärung und niederschwellige Impfangebote – Science-APA, 4.8.2021
Angesichts eines im Vergleich zum vergangenen Sommer deutlich höheren Infektionsgeschehen blickt der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der Medizin-Uni Wien, Markus Zeitlinger, „düster“ in Richtung Herbst. Dass nun die Dynamik bei den Covid-19-Impfungen stark abnimmt sei „furchtbar“, so der Internist, der befürchtet, dass im Herbst nicht nur ungeimpfte Personen unter der Covid-19-Situation leiden werden.
Mit Blick auf die nun stockende Impfkampagne ernte man nun offenbar „die Zweifel, die von bestimmten politischen und pseudowissenschaftlichen Lagern, gesät wurden“. Die Impfung sei „effektiv“, auch wenn mit einer sehr niedrigen Zahl an Impfdurchbrüchen zu rechnen sei und die ansteckendere Delta-Variante den Impfschutz etwas mindere. „Nichts spricht gegen die Impfung, es kratzen aber bestimmte Mechanismen ein bisschen an der Effektivität“, so der Wissenschafter zur APA. Umso wichtiger wäre es, „möglichst viele Leute zu impfen“.
*** Zu niedrige Durchimpfungsrate ***
Zumindest eine Erstimpfung haben bis dato rund 60 Prozent der Österreicher erhalten. Modellrechnungen würden aber leider nahe legen, „dass wir eine zu niedrige Durchimpfungsrate haben“. Gleichzeitig liegen die Infektionszahlen aktuell über jenen im Sommer 2020. „Das macht es gefährlicher, weil wir schneller auf einem unangenehmen Level sind, was Spitalsauslastungen betrifft. Hier muss man darauf gefasst sein, das noch genauer im Auge zu behalten“, und dann gegebenenfalls mit Eindämmungsmaßnahmen gegensteuern.
Es sei klar, dass das SARS-CoV-2-Virus im Herbst und Winter zum überwiegenden Teil in der ungeimpften Bevölkerung zirkulieren wird. „Zu rund 95 Prozent werden Spitalsbetten wohl von Ungeimpften belegt sein“, so der Experte. Es sei aber bedauerlich, dass in einer weiteren Welle leider auch Menschen, die alles getan haben, um sich zu schützen, zum Handkuss kommen. „Das ist gesellschaftspolitisch schon ein gewisser Sprengstoff, weil wir immer mehr die Teilung spüren zwischen sehr besorgten Menschen und Menschen, die sagen, dass die Erkrankung und die Impfung nur Betrug und ein Hirngespinst seien.“
*** Aufklärung und niederschwellige Impfangebote ***
Um Leute zu motivieren, brauche es weiter Aufklärung und niederschwellige Impfangebote, wie sie jetzt auch schon etwa mittels Impfbussen realisiert werden. Beim Schaffen von Anreizen, sich doch impfen zu lassen, gebe es noch „Luft nach oben“. So könnte man Orte, deren Besuch mit einem gewissen Risiko verbunden ist, etwa Fitnessstudios, nur noch für Geimpfte zugänglich machen, meinte Zeitlinger.
Über mehr oder weniger starke Zwangsmaßnahmen werde aktuell sicher viel nachgedacht, so etwa bei der Impfung als Voraussetzung zum Eintritt in den öffentlichen Dienst. Zeitlinger fordert rasch eine bundesweit einheitliche Lösung zum Beispiel bei Pädagogen. „Da muss man einfach priorisieren und diese Gesetze machen. Das muss man beschleunigen können.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14557600431248429067

ÖSTERREICH: Neuwirth zu den Corona-Zahlen: „Es ist unmöglich zu prognostizieren“ – Höhere Zahlen als letztes Jahr Immer noch Zahlen-Probleme – Puls4, 4.8.2021
Statistiker Erich Neuwirth spricht im Newsroom LIVE mit PULS 24 Anchor Fabian Kissler über die aktuellen Corona-Zahlen. Ein Vergleich mit dem vergangenen Sommer beunruhigt den Statistiker besonders.
Statistiker
Die Impfung scheint zu wirken, ein Vergleich mit dem letzten Sommer ist dennoch beunruhigend.
Von Dienstag auf Mittwoch wurden in Österreich 592 Neuinfektionen gemeldet, der Sieben-Tages-Schnitt liegt bei 479 Fällen. Seit Juli steigt die Kurve der Neuinfektionen wieder an. Das sei eine ähnliche Entwicklungen, wie wir sie auch schon im vergangenen Sommer hatten, sagt Statistiker Neuwirth. Auch im vergangenen Sommer gab es einen Anstieg und dann eine Beruhigung – wobei die Zahlen derzeit noch weiter steigen.
Der Unterschied zum letzten Jahr: Wir testen viel mehr und wir haben die Impfung. Wobei der Statistiker anmerkt, dass 50 Prozent aller PCR-Tests in Wien durchgeführt werden, wo 20 Prozent der Einwohner leben. Wien würde um 50 Prozent mehr testen als die Steiermark, wo am wenigsten getestet wird.
*** Höhere Zahlen als letztes Jahr ***
Ein Blick auf die Inzidenzen zeigt: In diesem Sommer sind die Zahlen sogar etwas höher als letztes Jahr. „Trotz der Impfung“ und „in einer Phase, in der eigentlich kaum etwas passieren sollte“, sagt Neuwirth – das sei „beunruhigend“.
Dabei dürfte vor allem die Delta-Variante eine Rolle spielen, sagt Neuwirth, der betont kein Virologe zu sein. Die höheren Zahlen in Wien seien mit mehr Tests zu erklären.
Bei der Belegung von Normalbetten in den Krankenhäusern durch Corona-Patienten, gibt es kaum Unterschiede zum Vorjahr, die Intensivbetten sind heuer allerdings mehr belastet – im Vergleichszeitraum (9. bis 21. Juni 2020 und 2021) allerdings auf niedrigem Niveau.
Ein Blick auf die Todesfälle hingegen würde zeigen, dass die Impfung wirkt: Viele Ältere seien schon geimpft, die Todesfälle gehen zurück.
Neue Zahlen zeigen außerdem, dass nur 0,6 Prozent aller Infizierten vollständig geimpft waren. Das waren in Österreich 1.656 Personen von 266.000 Infizierten. Die Impfeffektivität liegt demnach bei 91 Prozent.
Betroffen sind derzeit vor allem jene Bevölkerungsgruppen, die eher noch nicht geimpft sind. Bei den 15- bis 24-Jährigen sei die Positivitätsrate „extrem hoch“, so Neuwirth. In allen Bundesländern liege die Inzidenz bei dieser Gruppe bei über 100.
*** Immer noch Zahlen-Probleme ***
Kritik übt Neuwirth aber auch daran, dass es bei den Zahlen immer noch Lücken gebe: So würde man mit den vorliegenden Zahlen etwa nicht berechnen können, wie viel Zeit zwischen der Impfung und dem Impfdurchbruch (der Infektion trotz Impfung) vergangen ist. Der Verdacht liegt nahe, dass die Wirkung der Impfung mit der Zeit nachlasse.
Mit Blick auf den Schulstart im Herbst kritisiert Neuwirth außerdem, dass es die Infektionszahlen nicht in den Altersgruppen Volksschule, Unterstufe, Oberstufe gebe – denn dann könnte man je nach Schulstufe unterschiedliche Maßnahmen einführen. Der Statistiker rechnet jedenfalls damit, dass die Zahlen mit dem Schulstart steigen werden, das sei „unvermeidlich“. Die Frage sei allerdings wie stark. Eine Prognose sei jedenfalls „praktisch unmöglich“.
QUELLE (mit 11:19-min-Video und instruktiven Schaubildern von Prof. Neuwirth): https://www.puls24.at/corona/neuwirth-zu-corona-vergleich-mit-dem-letzten-sommer-ist-beunruhigend/240867

ÖSTERREICH: 0,6 Prozent von 266 Tsd Corona-Infizierten heuer: 1.656 Erkrankungen trotz vollständiger Impfung – Impfeffektivität von 91 Prozent – Delta-Variante infiziert Geimpfte leichter – Science-ORF/ORF, 4.8.2021
Mehr als 260.000 Menschen haben sich heuer in Österreich mit dem Coronavirus infiziert. Von ihnen erkrankten 1.656 Personen – 0,6 Prozent -, obwohl sie bereits vollständig geimpft waren, wie das Ö1-Morgenjournal meldet.
Ermittelt wurden sogenannte Impfdurchbrüche. Das sind Sars-Cov-2 Infektionen inklusive Symptomen wie Fieber, Kurzatmigkeit, Husten oder Geruchs- und Geschmacksverlust. Bisher war nur bekannt, dass Ärztinnen und Apotheker 376 Impfdurchbrüche an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) gemeldet hatten.
Jetzt aber hat die Gesundheitsagentur Ages die umfangreichen Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) samt Impfdaten ausgewertet. Seit Jahresbeginn sind demnach 2.690 Personen trotz der ersten Teilimpfung an Covid erkrankt. Nach der zweiten Impfung waren es 1.560 – und zwar gelten konkret Erkrankungen frühestens am Tag 15 nach der zweiten Dosisverabreichung als Impfdurchbruch. Dazu kommen 96 Impfdurchbrüche nach der einmaligen Johnson und Johnson Impfung.
Also sind heuer – alle Impfstoffe zusammengerechnet – 1.656 Personen trotz vollständiger Impfung erkrankt. Das sind rund 0,6 Prozent von insgesamt 266.000 Coronavirus-Infizierten heuer.
RadiothekLogo von oe1 4.8.2021, 7.00 Uhr
Impfdurchbrüche in Österreich
*** Impfeffektivität von 91 Prozent ***
Statistisch zu bedenken ist freilich, dass zu Jahresbeginn im Jänner und Februar besonders viele Corona-Infektionen gab – damals war aber noch kaum jemand geimpft. Daher gab es zunächst alleine schon deshalb kaum Impfdurchbrüche. Die Ages hat diesen Faktor aber herausgerechnet und die Impfeffektivität ermittelt. Sie wird sowohl für die vollständig Geimpften 40- bis 59-Jährigen als auch für die über 60-Jährigen mit rund 91 Prozent angegeben.
Keine Impfeffektivität wurde vorerst für die unter 40-Jährigen berechnet, weil es in dieser Altersgruppe noch zu wenige Geimpfte gebe. Was noch fehlt, sind Daten über Spitalsaufenthalte von Covid-erkrankten Geimpften sowie Aufenthalte auf Intensivstationen und Todesfälle.
Da gibt es vorerst nur die an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen gemeldeten Fälle – 16 Todesfälle, drei lebensbedrohliche Erkrankungen und 20 Spitalsaufenthalte scheinen hier auf, Altersangaben fehlen. Insgesamt sind bisher mehr als 10.700 Menschen in Österreich – großteils ungeimpft – an oder mit Covid-19 verstorben – seit Beginn der Pandemie vor eineinhalb Jahren.
*** Delta-Variante infiziert Geimpfte leichter ***
Laut dem klinischen Pharmakologen Markus Zeitlinger weisen Daten aus Großbritannien, Israel und Kanada darauf hin, „dass sich durch die Delta-Variante an der Anzahl der Impfdurchbrüche bei den Hospitalisierungen nichts verändert hat“. Es zeige sich aber, dass die Delta-Variante nun auch Geimpfte etwas einfacher asymptomatisch oder mit leichten Krankheitssymptomen infizieren könne.
Was die Rolle von Geimpften als potenzielle Überträger betrifft, zeige sich, dass vollimmunisierte Infizierte weniger und über einen kürzeren Zeitraum Virus ausscheiden. Bei der Delta-Variate ist die Erregerlast aber mitunter deutlich erhöht und bleibt länger bestehen, so Zeitlinger: „Der Geimpfte würde hier aber immer noch deutlich besser abschneiden.“
QUELLEN:
https://science.orf.at/stories/3207975
https://orf.at/stories/3223549/

ÖSTERREICH: Alarmierend: Schulabmeldungen steigen um 40 Prozent in Niederösterreich – Eltern wollen Kinder selbst unterrichten. Grund dürften Masken und Co. sein – Zur Kenntnis genommen: Bildungsdirektion ohne rechtliche Handhanbe – Fehlende Beschulung schränkt Persönlichkeitsentwicklung ein – Kleine Zeitung, 4.8.2021
0,7 Prozent aller Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler in Niederösterreich sind im kommenden Schuljahr von der Schule ab- und für häuslichen Unterricht angemeldet. Bildungsdirektor Johann Heuras spricht von einem besorgniserregenden Trend und fordert, dass die Eltern psychologisch beraten werden, berichtet der ORF.
Fast 1.150 Schulabmeldungen gingen bei der Bildungsdirektion bis Anfang August ein – eine deutliche Steigerung zu den vergangenen Jahren: Im Vorjahr seien es etwa 820 gewesen. Laut Bildungsdirektor Johann Heuras sei wohl auch an dieser Entwicklung die Coronavirus-Pandemie mitverantwortlich. Gründe dürften die Frage des Testens und des Impfens sein.
Die Bildungsdirektion könne die Abmeldungen meist nur „zur Kenntnis nehmen“, man habe keine rechtlichen Möglichkeiten. Heuras wünscht sich daher eine psychologische Beratung für die Eltern, „wo man mit ihnen darüber spricht, was die Schulabmeldung für die Entwicklung des Kindes bedeutet und welche Alternativen es gibt“, sagt er gegenüber dem ORF.
*** Schränkt Persönlichkeitsentwicklung ein ***
Denn der Unterricht zu Hause schränke die Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung ein, zeigte sich Heuras gegenüber noe.ORF.at überzeugt. Mit Distance-Learning oder Homeschooling sei der häusliche Unterricht nämlich nicht vergleichbar. „Natürlich haben viele Eltern das Homeschooling auch bewältigt, aber da bin ich mit der Schule in Beziehung“, erklärte Heuras.
Beim häuslichen Unterricht sei man auf sich allein gestellt, es gebe keine Projekt- oder Teamarbeit. Den Kindern würden damit wichtige soziale emotionale Begegnungen, die Entwicklung einer Streitkultur und die Beziehungen zu Schulfreunden und Pädagogen fehlen, so Heuras.
QUELLE: https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/6016791/Alarmierend_40-Prozent-mehr-Schulabmeldungen-in-Niederoesterreich

ÖSTERREICH: Schulstart mit Sicherheitsphase, PCR-Tests, Abwasseranalyse – Jeweils ein Antigen- und ein PCR-Test bei allen Schülern*innen – Testen, wenn Risiko gegeben ist – Impfbusse auf Tour – Science-APA, 4.8.2021
Das neue Schuljahr beginnt zum guten Teil so, wie das letzte geendet hat: In einer zweiwöchigen „Sicherheitsphase“ müssen alle Schüler dreimal testen und abseits der Klasse Maske tragen. Wie es danach weitergeht, hängt von der regionalen Risikolage ab. Dafür wird per Abwasseranalyse und „Wächter“-Schulen erhoben, wie das Coronavirus verbreitet ist. Bei erhöhtem Risiko sollen regional Test- und Maskenpflicht eingeführt werden, so Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).
„Flächendeckende Schulschließungen und Schichtbetrieb will in der Regierung keiner mehr“, betonte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Verhindert werden sollen derartige Maßnahmen durch ein neues Frühwarnsystem mit Abwasseranalysen, durch die das Virus schon eine Woche vor der statistischen Erfassung der Infektionen nachgewiesen werden kann. Die Technische Universität (TU) Wien und die Uni Innsbruck analysieren dabei die Abwässer bei 116 Kläranlagen, die drei Viertel der Schüler und mehr als 3.000 Schulstandorte erfassen.
Zweiter Teil des Frühwarnsystems sind regelmäßige stichprobenartige PCR-Tests an 300 ausgewählten, über alle Regionen verteilten „Sentinel“ (Wächter)-Schulen. Werden dabei auffällig viele Infektionen registriert, werden alle Schüler der betreffenden Schule getestet. Das System ersetzt die bisherige Gurgelstudie, Ergebnisse sollen schneller vorliegen.
*** Jeweils ein Antigen- und ein PCR-Test ***
In der zweiwöchigen Sicherheitsphase zu Schulbeginn sollen österreichweit am Montag jeweils ein Antigen- und ein PCR-Test bei allen Schülern durchgeführt werden – unabhängig davon, ob sie geimpft sind. Am Donnerstag folgt ein Antigentest. Für den Transport der PCR-Tests wird mit der Post kooperiert. Dabei wird unter dem Motto „Alles spült“ nicht gegurgelt, sondern gespült, um Aerosolbildung zu vermeiden – Gurgeln wäre in der Klasse ein „epidemiologisches Eigentor“, so Faßmann. Weiterhin geben soll es auch den Ninja-Pass, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Tests nachweisen und der auch als „Eintrittskarte“ etwa für die Gastronomie gilt – vorsichtshalber reicht er bis zu den Herbstferien.
Regional sind beim Testen auch weitergehende Regelungen möglich. Das betrifft vor allem Wien mit seiner Aktion „Alles gurgelt“. Man wolle ab Herbst primär auf PCR-Tests an den Schulen setzen, hieß es aus dem Ressort von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf APA-Anfrage. Das sei auch mit dem Bildungsministerium besprochen. Details sollen in den nächsten Wochen präsentiert werden.
Die Teststrategie sei „exzellent gewählt“, meinte die Virologin Dorothee von Laer (Medizin-Uni Innsbruck). Mit dem Antigentest werde sehr gut angezeigt, ob jemand bereits infektiös sei. Die PCR-Testung wiederum detektiere zusätzlich im Vorhinein jene Kinder, die in den nächsten Tagen infektiös werden könnten.
*** Testen, wenn Risiko gegeben ist ***
Ob die Schüler nach den ersten beiden Wochen weiter testen müssen, hängt von der regionalen Infektionslage bzw. vom Anschlagen des Frühwarnsystems ab. „Wir müssen nicht immer und überall testen – aber wir müssen testen, wenn ein Risiko gegeben ist“, so Faßmann. Nach den ersten beiden Wochen werden geimpfte Schüler von einer etwaigen Testpflicht befreit. Auf konkrete Inzidenzen wollte sich Faßmann noch nicht festlegen. „Das wird unsere Hausaufgabe für den August.“ Grenz- und Schwellenwerte sollen mit Gesundheitsministerium und Experten definiert werden.
Dass nach 14 Tagen nirgendwo mehr getestet werden muss, glaubt Faßmann nicht. Auch vereinzelte Schulschließungen werde es wohl geben. „Wenn das Virus an einer Schule grassiert, kann es vernünftig sein, eine oder mehrere Klassen für 14 Tage zu schließen.“ Das werde allerdings sicher nicht flächig passieren.
*** Impfbusse auf Tour ***
Um die Impfquote unter den Schülerinnen und Schülern zu steigern, sollen außerdem Impfbusse die Schulen anfahren. Derzeit seien 19 Prozent der Zwölf- bis-15-jährigen und 46 Prozent der 16- bis 19-Jährigen zumindest einmal geimpft. In einigen Bundesländern sind bereits während der Sommerschule in den letzten beiden Ferienwochen rund 30 Impfbusse im Einsatz, um Schülern ab zwölf Jahren ein Impfangebot zu machen.
Zusätzlich soll der Einsatz von Luftfiltern in Klassenräumen, wo Lüften nicht oder nicht schwer möglich ist, für mehr Sicherheit sorgen. Der Bund subventioniert die Anschaffung der Geräte durch die Schulerhalter (im Pflichtschulbereich die Gemeinden) mit bis zu zehn Mio. Euro. Zum Einsatz kommen könnten diese etwa in Musikzimmern oder Klassenräumen, in denen Lüften aufgrund eines Öffnungsschutzes der Fenster nur schwer möglich ist. Sie würden aber weder Testen, Masken noch Impfungen ersetzen können, meinte Faßmann – „und schon gar nicht das Lüften“. Da sie keine Frischluft zuführen und auch den CO2-Gehalt nicht senken, seien sie auch „keine Dauerlösung“. Mittelfristig sollen daher bei allen Sanierungen und Neubauten mechanische Raumluftanlagen in Schulgebäuden installiert werden.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7937285839552050887
SIEHE DAZU: https://www.sichereschule.at

3.8.2021, Dienstag

MEDIZIN: Studie eines Teams der Medizinischen Universität Wien: Für Menschen mit schwachem Immunsystem ist Impfung wichtig – Auswirkungen einer B-Zell-depletierenden Therapie mit dem Antirheuma-Mittel Rituximab – Möglicher zusätzlicher Schutz durch Impfung nachweisbar – Erweiterung auf Folgestudie: Studienergebnisse dürften auf immunsupprimierte Patienten allgemein übertragbar sein – Science-APA, 3.8.2021
Covid-19 kann für Menschen mit einem abgeschwächten Immunsystem durch immunsuppressive Therapien gefährlich sein und schwere Verläufe verursachen. Aber auch diese Patientinnen und Patienten entwickeln nach einer Coronaimpfung eine gute Immunabwehr, wie Forschende der Wiener MedUni heraufgefunden haben. Allerdings ist für jene, die keine Antikörper bilden, eine dritte Impfdosis notwendig sein.
Betroffene von Autoimmunerkrankungen benötigen oftmals eine Therapie, die das Immunsystem schwächt. Gerade in dieser Gruppe kann es dann zu schweren Verläufen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 kommen. Bis dato war unklar, ob durch eine Impfung gegen Corona ein ausreichendes Ansprechen gewährleistet ist, insbesondere bei Patientinnen und Patienten, die sogenannte B Zell-depletierende Medikamente – wie etwa Rituximab gegen Rheumatoide Arthritis – erhalten. In einer gerade veröffentlichten Studie eines abteilungsübergreifenden Teams der Medizinischen Universität Wien unter Koordination der Klinischen Abteilung für Rheumatologie (Leitung: Daniel Aletaha) der Universitätsklinik für Innere Medizin III konnte diese Frage nun beantwortet werden.
*** Möglicher zusätzlicher Schutz ***
Senior-Autor Michael Bonelli konnte mit seinem Studienteam zeigen, dass der Großteil dieser Patientinnen und Patienten in der Lage ist, dennoch eine humorale und zelluläre Immunantwort zu entwickeln. „B Zellen stellen eine wichtige Zellpopulation für die Entwicklung von Antikörpern dar. Wir konnten zeigen, dass Patienten unter B Zell-depletierender Therapie mit Rituximab in über 50 Prozent der Fälle dennoch Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickeln und ein möglicher zusätzlicher Schutz durch eine zelluläre Immunantwort besteht. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, immunsupprimierte Patienten gegen SARS-CoV-2 zu impfen“, sagte Bonelli.
„Die Erkenntnisse dieser Arbeit stellten die Grundlage für eine mittlerweile abgeschlossene randomisierte Booster-Impfstudie dar, in welcher wir untersuchten, ob jene Gruppe von Patientinnen und Patienten unter Therapie mit Rituximab, die nach Standardimpfung eben keine Antikörper bilden konnten, durch eine dritte Impfung mit einem neuerlichen mRNA-Impfstoff oder einem Wechsel auf Vektor-Impfstoff doch noch humorale bzw. zelluläre Immunität entwickeln“, meinte dazu Aletaha. „Die Ergebnisse der ersten Impfstudie stehen kurz vor der Publikation und werden hoffentlich zur Schaffung von Richtlinien zur Impfstrategie gegen SARS-CoV-2 in immunsupprimierten Patientinnen und Patienten beitragen.“
*** Erweiterung auf Folgestudie ***
Eine derzeit rekrutierende Folgestudie mit selbem Design erweitert die Rituximab-Studie nun auf alle Patienten mit Immunsuppression und verschiedensten Indikationen aus dem Bereich Rheumatologie, Neurologie, Hämatologie, Transplantation und anderen. Dieses Projekt stellt eine Zusammenarbeit vieler Forscherinnen und Forschern verschiedener Abteilungen bzw. Instituten der MedUni Wien dar.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3196666502872826399
SIEHE DAZU:
=> SARS-CoV-2 vaccination in rituximab-treated patients: B cells promote humoral immune responses in the presence of T-cell-mediated immunity. Mrak D, Tobudic S, Koblischke M, Graninger M, Radner H, Sieghart D, Hofer P, Perkmann T, Haslacher H, Thalhammer R, Winkler S, Blüml S, Stiasny K, Aberle JH, Smolen JS, Heinz LX, Aletaha D, Bonelli M. Ann Rheum Dis. 2021 Jul 20:annrheumdis-2021-220781.
QUELLE: doi: 10.1136/annrheumdis-2021-220781

MEDIZIN: COVID-19: Mit Lockdown und Homeschooling steigt die Zahl der kurzsichtigen Grundschüler – Myopie nicht rückblindungsfähig – Besondere Hongkonger Verhältnisse: Studienergebnisse nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragbar – Deutsches Ärzteblatt, 3.8.2021
Während der Pandemie haben in der ehemaligen Kronkolonie, eine der am dichtesten bevöl­kerten Großstädte weltweit, Kinder im Grundschulalter mehr als doppelt so viel Zeit vor Bildschirmen verbracht als vorher. Eine Folge könnte einer Studie im British Journal of Ophthalmology (2021; DOI: 10.1136/ bjophthalmol-2021-319307 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) zufolge eine Zunahme der Myopien sein.
Schulschließungen und Lockdown haben die Kinder in Hongkong vermutlich stärker getroffen als in anderen Ländern. Ein Großteil der Bevölkerung lebt ohnehin räumlich beengt in kleinen Hochhauswohnungen, in deren Umgebung es nur wenige öffentliche Grünflächen und Spielplätze gibt. Der seltene Aufenthalt im Freien gilt neben dem hohen Leistungsdruck an den Schulen als wichtigste Ursache für die schnelle Zunahme der Myopie in asiatischen Gesellschaften, wobei Hongkong besonders betroffen ist.
Die Myopie entwickelt sich häufig im Grundschulalter, wenn die Kinder die Augen für längere Zeit auf kurze Distanzen fokussieren müssen. Dies stimuliert das Längenwachstum des Augapfels. Die Linse kann die verlängerte Brennweite schon bald nicht mehr ausgleichen und die Kinder benötigen eine Brille.
Die „Hong Kong Children Eye Study“ beobachtet die Entwicklung der Myopie seit einigen Jahren an Grund­schülern im Alter von 6 bis 8 Jahren. Schon bald nach dem Beginn der Pandemie bemerkte das Team um Jason Yam von der Universität Hongkong, dass sich die Entwicklung der Myopie bei den Kin­dern beschleunigt hat.
Vor der Pandemie hatte die Zahl der kurzsichtigen Kinder pro Altersjahr um 13 % zugenommen. Allein in den ersten 8 Monaten der Pandemie hatte es eine Zunahme um 19,5 % gegeben. Die projizierte 1-Jahres-Inzidenz beträgt für die 6-, 7- und 8-jährigen Kinder 28 %, 27 % und 26 %. Vor COVID-19 hatte sie in den 3 Altersgruppen 17 %, 16 % und 15 % betragen. Wenn der derzeitige Trend anhält, würde sich die Zahl der kurzsichtigen Kinder in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln.
Die Entwicklung dürfte auf den Lockdown und das Homeschooling zurückzuführen sein. Die Zeit, die die Kinder täglich im Freien verbrachten, hat sich von 1,27 Stunden auf 0,41 Stunden vermindert. Die Bild­schirmzeiten stiegen von 2,45 auf 6,89 Stunden am Tag.
Da sich eine Myopie nicht zurückbildet, könnte es infolge der Pandemie langfristig zu einer Zunahme der Myopie in der Bevölkerung kommen. Yam gibt aber zu bedenken, dass die Entwicklung in Hongkong nicht 1 zu 1 auf andere Länder übertragen werden kann, da sich die Dauer des Lockdowns, die Richtlinien für die soziale Distanzierung sowie Quarantäne und Schulschließungen von Land zu Land unter­scheiden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126106/COVID-19-Mit-Lockdown-und-Homeschooling-steigt-die-Zahl-der-kurzsichtigen-Grundschueler

FORSCHUNG: COVID-19: Masitinib unterdrückt Vermehrung – Ergebnisse vielversprechend – Medikament noch nicht für Behandlung am Menschen zugelassen – Pressetext, 3.8.2021
Das Mittel Masitinib wirkt bei der Behandlung von COVID-19, sagen Forscher der University of Chicago http://uchicago.edu . Bei Masitinib wurden bereits mehrere klinische Studien zur Behandlung von Krankheiten durchgeführt. Bisher wurde es jedoch noch nicht von den Arzneimittelbehörden für die Behandlung von Menschen zugelassen. In der aktuellen Studie hat das Präparat die Vermehrung von SARS-CoV-2 bei menschlichen Zellkulturen und einem Mausmodell unterdrückt. Die Folge war eine deutlich geringere Virenbelastung.
*** Wirksam gegen andere Viren ***
Das Team, an dem auch Forscher des Argonne National Laboratory http://anl.gov beteiligt waren, hat auch herausgefunden, dass das Medikament gegen viele Arten von Coronaviren und Picornaviren wirksam sein könnte. Aufgrund der Art und Weise, wie es die Replikation hemmt, ließ sich nachweisen, dass es auch bei COVID-19-Varianten wirksam ist. Laut Forschungsleiter Savas Tay könnten Inhibitoren der Hauptprotease von SARS-CoV-2 wie Masitinib eine neue Möglichkeit zur Behandlung von COVID-Patienten darstellen. Das gelte vor allem für die frühen Stadien der Erkrankung.
Die Forscher haben die ultrahellen Röntgenstrahlen der Advanced Photon Source genutzt, um die Strukturen von SARS-CoV-2 und des Medikaments festzustellen. Masitinib hatte sich wegen seiner spezifischen Eigenschaften gegen eine ganze Reihe anderer Kandidaten durchgesetzt. Das Medikament bindet sich nämlich spezifisch an den aktiven Bereich der 3CL-Protease und verhindert eine weitere Vermehrung des Virus. Derzeit ist Masitinib nur zur Behandlung von Mastzellentumoren bei Hunden zugelassen. Beim Menschen wurden bereits mehrere klinische Studien für Krankheiten wie Melanome, Alzheimer, Multiple Sklerose und Asthma durchgeführt. Masitinib verursacht jedoch Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Erkrankungen und Ödeme. Zudem könnte es das Risiko von Herzerkrankungen erhöhen.
*** Tests mit Mausmodell erfolgreich ***
Gemeinsam mit Experten der University of Louisville http://louisville.edu testeten die Forscher das Medikament an einem Mausmodell. Dabei zeigte sich, dass Masitinib die Virenbelastung um mehr als 99 Prozent und die Werte der inflammatorischen Zytokine verringerte. Parallel wurde das Medikament in Zellkulturen gegen andere Viren getestet. Dabei konnte eine Wirksamkeit gegen Picornaviren nachgewiesen werden. Zu diesen Viren gehören Hepatitis A, Polio und die Rhinoviren, die einen gewöhnlichen Schnupfen verursachen.
Zusätzlich wurden in Zellkulturen Tests gegen die SARS-CoV-2-Varianten Alpha, Beta und Gamma durchgeführt. Hier wurde eine ähnliche Wirksamkeit erzielt, da sich das Mittel an die Protease und nicht an die Oberfläche des Virus anbindet. Zusammen mit der Pharmafirma AB Science soll das Medikament noch wirksamer werden. Klinische Tests zur Behandlung von COVID-19 sind bereits angedacht. Details wurden in „Science“ veröffentlicht.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210803017

INTERNATIONAL: COVID-19: Über- und Untersterblichkeit variiert international deutlich – Übersterblichkeit bezogen auf 100.000 Einwohner am höchsten in Peru (590 Todesfällen/100.000), Bulgarien (460), Nordmazedonien (420), Serbien (400), Mexiko (360), Ecuador (350), Litauen (350) und Russland (340) – Nicht die in Medien beachteten Ländern führen weltweit: Italien (210/100.000), Spanien (190) Großbritannien (160) – Österreich mit zusätzlichen 110 Todesfällen je 100.000 gleichauf mit den Niederlanden und Frankreich – Übersterblichkeit in der Schweiz (100/100.000) und Deutschland (50) am niedrigsten – Keine Übersterblichkeit in Taiwan und Neuseeland – Unklare Datenlage in manchen Ländern – Deutsches Ärzteblatt, 3.8.2021
Die COVID-19-Pandemie hat im vergangenen Jahr in den meisten Ländern zu einem Anstieg der Todesfälle geführt. Am höchsten war die Übersterblichkeit nach einer Analyse in eLife (2021; DOI: 10.7554/eLife.69336 ) allerdings nicht in Ländern wie Italien, Großbritannien oder den USA, die im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit standen, sondern in einigen weniger beachteten Ländern Osteuropas und Lateinamerikas. In anderen Ländern ist es infolge des Ausfalls der Grippewelle sogar zu einem Rück­gang der Todesfälle gekommen.
Die hohe Mortalität von COVID-19 hat sich relativ schnell in den offiziellen Statistiken niedergeschlagen. In einigen Orten Norditaliens sind auf dem Höhepunkt der 1. Welle in einem Monat mehr Menschen gestorben als im gesamten Jahr zuvor. Der Anstieg war damals nur teilweise auf die Zahl der gemeldeten Todesfälle an COVID-19 zurückzuführen.
Der Zusammenbruch des Gesundheitswesens hat vermutlich auch das Sterberisiko an anderen Erkran­kungen erhöht. Auf der anderen Seite haben die Maßnahmen zur Begrenzung der Pandemie bewirkt, dass auch andere Infektionserkrankungen seltener auftraten. Die jährliche Grippewelle, die normaler­weise in den Wintermonaten zu einem Anstieg der Todesfälle führt, ist in vielen Ländern komplett ausgefallen.
Die Gesamtsterblichkeit in der Bevölkerung ist deshalb ein Gradmesser für die Folgen der Pandemie. Der Ökonom Ariel Karlinsky von der Hebräischen Universität Jerusalem und sein Kollege Dmitry Kobak, der am Forschungsinstitut für Augenheilkunde in Tübingen tätig ist, haben auf ihrer „Human Mortality Data­base“ die Daten zu 103 Ländern (von etwa 200 insgesamt) zusammengetragen. Allerdings fehlen China und Indien und Teile Afrikas, so dass die Analyse Lücken aufweist. Dennoch werfen die Zahlen ein interessantes Licht auf das Ausmaß der Epidemie.
In absoluten Zahlen wurde die größte Übersterblichkeit in den Vereinigten Staaten mit 640.000 Todesfällen bis zum 6. Juni 2021 registriert. Es folgen Brasilien mit 500.000 (bis 31. Mai 2021) und Russland mit 500.000 (bis 30. April 2021) mehr Todesfälle als in den Jahren davor. Da es sich um bevölkerungsrei­che Länder handelt, erlauben die Zahlen keinen Vergleich zwischen den Ländern.
Aussagekräftiger ist die Übersterblichkeit bezogen auf 100.000 Einwohner. Hier führt Peru die Liste mit 590 Todesfällen an, gefolgt von einigen osteuropäischen und lateinamerikanischen Ländern: Bulgarien (460), Nordmazedonien (420), Serbien (400), Mexiko (360), Ecuador (350), Litauen (350) und Russland (340).
In den Ländern, in denen es gleich zu Beginn 2020 zu schweren Ausbrüchen kam und die deshalb ein breites Medieninteresse auslösten, war die Übersterblichkeit geringer: In Italien waren es 210 zusätz­liche Todesfälle auf 100.000 Einwohner, in Spanien 190 und in Großbritannien 160.
Deutschland kam mit 50 zusätzlichen Todesfällen pro 100.000 Einwohner relativ glimpflich davon. In den meisten Nachbarländern wie den Niederlanden (110), Belgien (140) Frankreich (110), der Schweiz (100), Österreich (110), Tschechien (320) und Polen (310) war die Übersterblichkeit deutlich höher.
Die einzige Ausnahme bildet Dänemark. Im nördlichen Nachbarland ist die Sterberate im Coronajahr um 10 pro 100.000 Einwohner gesunken. Eine Untersterblichkeit war auf für Neuseeland und Taiwan nachweisbar, in denen es nur wenige COVID-19-Todesfälle gab.
Karlinsky und Kobak gehen davon aus, dass der Rückgang der Sterblichkeit auf die Abstands- und Hygieneregeln zurückzuführen ist. Sie könnten Todesfälle durch andere Infektionskrankheiten, etwa der Grippe, verhindert haben. Für Deutschland ist eine Untersterblichkeit ebenfalls für Februar und März 2021 erkennbar. In diesen Monaten war es in den Vorjahren oft zu einem Anstieg der Grippetodesfälle gekommen.
Für die beiden Forscher ist die „Human Mortality Database“ ein wichtiges Instrument, um die Auswir­kun­gen der Pandemie und den Erfolg verschiedener Eindämmungsmaßnahmen besser erfassen zu können. Sie wollen die Datenbank weiter ausbauen und regelmäßig aktualisieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126105/COVID-19-Ueber-und-Untersterblichkeit-variiert-international-deutlich
SIEHE ERGÄNZEND DAZU:
Forscher werteten weltweite Sterbedaten in der Pandemie aus – Untersterblichkeit gab es in Australien und Neuseeland – Unklare Datenlage – Science-APA, 3.8.2021
Ein deutsch-israelisches Forscherteam hat die Sterbedaten während der Corona-Pandemie von rund 100 Ländern in vergleichbarer Form aufbereitet. Ein Ergebnis: Die Übersterblichkeit – die Zahl der Toten über die gewöhnlich zu erwartende Sterblichkeit hinaus – lag in Österreich unter jener in anderen europäischen Staaten, aber deutlich höher als in Deutschland. …
Während die Todeszahlen in einigen lateinamerikanischen Ländern in der Pandemie um mehr als die Hälfte stiegen, starben der Studie zufolge in Australien und Neuseeland sogar weniger Menschen als in vergleichbaren Zeiträumen vor der Pandemie. Die Forscher gehen davon aus, dass dies durch die Abstands- und Hygieneregeln zustande kam, was die Todesfälle durch andere Infektionskrankheiten wie etwa Grippe reduzierte.
*** Unklare Datenlage in manchen Ländern ***
Viele Länder – so ein Ergebnis der Studie – meldeten genaue Zahlen über ihre Covid-19-Todesfälle. Bei anderen Ländern, darunter Nicaragua, Russland und Usbekistan, gehen die Forscher davon aus, dass dies nicht der Fall war. Anhand ihrer Datenbank schätzen sie, dass es in diesen Ländern mindestens 1,4-mal mehr Todesfälle gegeben hat als gemeldet – dies wären insgesamt über eine Million zusätzliche Todesfälle.
Nach Angaben des Mitautors Dmitry Kobak von der Universität Tübingen, liefert die Studie aber kein Endergebnis. „Dieses kann es erst nach dem Ende der Pandemie geben, weil die Daten ständig weiter einlaufen und sich bis beispielsweise Oktober noch etwas verändern kann.“
Die Sterblichkeit kann von vielen Faktoren beeinflusst werden wie großen Hitzewellen aber eben auch Vorsichtsmaßnahmen während einer Pandemie. Für alle westeuropäischen Länder liegen Daten für den Zeitraum März 2020 bis Juni 2021 vor. Von März 2020 bis Ende 2020 liegen Daten für fast alle untersuchten Länder vor.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17211486875738841875

USA haben bislang mehr als 110 Millionen Impfdosen gespendet – Mehrheit der Vakzine über das Impfprogramm Covax verteilt – US-Spende größer als die aller anderen Länder zusammen – Impfdosen gingen an Südostasien und Südamerika – Im September Auslieferung weiterer 500 Mio Impfdosen an hundert ärmere Länder geplant – dpa-AFX, 3.8.2021
Die USA haben bislang mehr als 110 Millionen Dosen an Corona-Impfstoffen an mehr als 60 Länder gespendet. Das teilte das Weiße Haus am Dienstag mit. Nach Angaben der Vereinten Nationen seien dies mehr Impfstoff-Spenden als von allen anderen Ländern zusammengenommen. Die Mehrheit der Vakzine sei über das Impfprogramm Covax verteilt worden.
Laut einer Aufstellung des Weißen Hauses gingen unter anderem 8 Millionen Impfdosen an Indonesien, rund 6,2 Millionen Dosen an die Philippinen, 6 Millionen Dosen an Kolumbien, rund 5,7 Millionen Dosen an Südafrika, 5,5 Millionen Dosen an Pakistan, 5 Millionen Dosen an Vietnam, 4,5 Millionen Dosen an Guatemala, 3,5 Millionen Dosen an Argentinien und je 3 Millionen Dosen an Brasilien und El Salvador.
Die 110 Millionen Dosen seien nur ein Anfang, hieß es weiter. Ab Ende August solle die Auslieferung der 500 Millionen Impfdosen des Herstellers Pfizer /Biontech an 100 ärmere Länder beginnen. US-Präsident Joe Biden hatte dieses Vorhaben kurz vor dem G7-Gipfel in Großbritannien verkündet. Damals hatte die Regierung erklärt, 200 Millionen Dosen sollten zwischen August und Jahresende geliefert werden, die übrigen 300 Millionen bis Juni 2022.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-08/53581889-usa-haben-bislang-mehr-als-110-millionen-impfdosen-gespendet-016.htm

DEUTSCHLAND: Gesundheitsminister beschließen Corona-Drittimpfungen und Impfangebote für Minderjährige – Deutsches Ärzteblatt, 3.8.2021
Als Coronaschutz zum Schulstart nach den Sommerferien sollen zusätzliche Impfgelegenheiten für Kinder und Jugendliche kommen. Die Ge­sund­heits­mi­nis­ter von Bund und Ländern beschlossen am Montag, dass nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in Impfzentren oder auf andere niedrigschwellige Weise anbieten wollen. Dabei sei entsprechende ärztliche Aufklärung erforderlich. Die Entscheidungen erfolgten einstimmig und im Einvernehmen mit der Bundesregierung,
Zudem sollten Kinder und Jugendliche auch durch Kinder- und Hausärzte sowie im Rahmen von Impfungen für Angehörige von Beschäftigten in Firmen geimpft werden können. Für Jugendliche und junge Erwachsene in Universitäten und Berufsschulen sind ebenfalls Impf-Angebote geplant.
Bundesminister Jens Spahn (CDU) sagte: „Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen.“ Auch 12- bis 17-Jährige, die sich nach ärztlicher Aufklärung für eine Impfung entscheiden, könnten sich und andere schützen. Mit der Möglichkeit einer
Der Beschluss zu den Drittimpfungen sieht vor, dass diese zunächst Höchstbetagte, Pflegebedürftige sowie Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression erhalten sollen. Dies gilt zum einen für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen und anderen Einrichtungen, wo erneut mobile Teams zum Einsatz kommen sollen. Berechtigte, die zu Hause wohnen, sollen die Auffrischungsimpfungen durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte angeboten bekommen.
In allen Fällen soll die Auffrischungsimpfungen frühestens sechs Monate nach der erstmaligen Herstellung des vollständigen Impfschutzes erfolgen.
„Denn für sie ist das Risiko eines nachlassenden Impfschutzes am größten.“ Der Vorsitzende der Länder-Ge­sund­heits­mi­nis­ter, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte: „Wir gehen vorbereitet in den Herbst.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126066/Gesundheitsminister-beschliessen-Corona-Drittimpfungen-und-Impfangebote-fuer-Minderjaehrige

DEUTSCHLAND: Impfen von Kindern und Jugendlichen: Politik sieht keinen Widerspruch zu STIKO-Empfehlungen – STIKO-Empfehlung wird überarbeitet – Empfehlungen der STIKO gelten als medizinischer Standard – STIKO-Empfehlung wird überarbeitet Deutsches Ärzteblatt, 3.8.2021
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben gestern beschlossen, dass alle Länder verstärkt Im­pfungen für 12- bis 17-Jährige gegen SARS-CoV-2 anbieten wollen. Das steht in Einklang mit den Empfehlungen der Ständigen Impfkom­mis­sion (STIKO), beteuert heute die Politik, auch wenn diese derzeit keine generelle Impfempfehlung ausspreche.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte heute am im rbb-„Inforadio“, die Impfung bleibe freiwillig. Es gebe dabei auch keinen Widerspruch zur STIKO, wie er jetzt konstruiert werde, so Spahn weiter. Die Entscheidung stehe „durch­aus im Einklang mit der STIKO“, sagte er.
Diese habe zwar keine generelle Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren abgegeben, diese aber immer­hin als möglich bezeichnet. „Wer will, kann sich impfen lassen, keiner muss“, betonte der Minister. Das sei „kein Gegensatz, sondern wir sind da im Einklang miteinander, das finde ich noch einmal wichtig“.
Kinder über 12 Jahren würden auch jetzt schon geimpft, ergänzte Spahn: Es seien auch schon mehr als 900.000 Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren auf eigenen Wunsch mindes­tens einmal geimpft worden. Das seien etwa 20 Prozent dieser Altersgruppe.
Das Impfen bei Kindern und Jugendlichen sei auch ein emotionales Thema, das in vielen Familien disku­tiert werde, so der Politiker weiter. Deswegen sei das Thema der Politik „ja sehr, sehr wichtig“. Es gehe ausdrück­lich nicht darum, Druck zu machen, meinte Spahn. „Es geht darum, dass wir denjenigen, die ge­impft werden wollen, auch bei den Kindern und Jugendlichen, gemeinsam mit ihren Eltern die Möglich­keit geben.“
Bayerns Ge­sund­heits­mi­nis­ter Klaus Holetschek bekräftigte ebenfalls, er sehe in dem geplanten Angebot keinen Widerspruch zur STIKO. Eine individuelle Risikoabschätzung sei sehr wichtig, betonte der CSU-Politiker und Vorsitzende der Ge­sund­heits­minis­ter­kon­fe­renz (GMK) am Abend im ZDF-„heute journal“. Einen Kon­flikt mit der STIKO könne er aber nicht erkennen, „weil wir ja einen Weg gehen, den die STIKO durchaus für möglich hält. Und auf dieser Basis unterbreiten wir jetzt dieses Impfangebot.“
SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas begrüßte den Beschluss der GMK. „Die Impfung schützt Jugendliche vor einer Erkrankung und ist ein wichtiger Baustein dafür, ihnen wieder mehr Normalität zu ermöglichen.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hielt der STIKO im Deutschlandfunk zuletzt eine „Außenseiter­position“ vor.
Kein großes Konfliktpotenzial
Großes Konfliktpotenzial oder gar eine Beschädigung der wissenschaftlichen Reputation der STIKO durch den aktuellen Dissens mit den politischen Entscheidungsträgern sieht Wolfram Henn, Human­gene­tiker und Medizinethiker an der Universität des Saarlandes und Mitglied des Deutschen Ethikrates, nicht. „Die STIKO ist ein medizinisch-wissenschaftliches Gremium, das sich über Jahrzehnte eine hervorragende fachliche Reputation erworben hat“, sagte er im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt.
Die Aufgabe der STIKO sei die wissenschaftlich begründete Politikberatung. „Politische Entscheidungen treffen aber Regierungen und Parlamente“, betonte er. Dementsprechend sei es grundsätzlich kein unge­wöhnlicher Vorgang, wenn ein wissenschaftliches Gremium eine Empfehlung abgebe und diese aber nicht von der Politik aufgenommen werde.
„Trägerinnen und Träger politischer Verantwortung sind aufgrund ihrer demokratischen Mandatierung selbstverständlich befugt, unter Einbeziehung von über rein wissenschaftliche Bewertungen hinausge­hen­den – beispielsweise gesellschaftspolitischen – Argumenten, Empfehlungen aus der Wissenschaft nicht in ihre Entscheidungen aufzunehmen“, sagte Henn. Dies müssten sie dann allerdings begründen und sich der Kritik in der Öffentlichkeit stellen. „So etwas ist in unserem demokratischen System im Grunde ein völlig normaler Vorgang.“
Wenn die Politik aber, wie es aktuell geschehe, von einem wissenschaftlichen Beratungsgremium eine ihren politischen Vorstellungen entsprechende wissenschaftliche Stellungnahme einzufordern versucht, begehe sie einen systematischen Fehler im Zusammenspiel zwischen Beratung und Entscheidungen in der Politik. „Hier tut die STIKO über die aktuelle Problematik hinaus gut daran, ihre wissenschaftliche Position nicht politisch beeinflussen zu lassen, denn genau dann würde sie ihre Glaubwürdigkeit einbü­ßen“, erklärte der Humangenetiker und Medizinethiker.
Auch Ulrike Protzer, Professorin am Lehrstuhl für Virologie an der Technischen Universität München (TUM) und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina , hält die unterschiedlichen Empfehlungen von STIKO und Politik nicht für problematisch. „Experten entscheiden datenbasiert, so auch die STIKO.

KASTENTEXT: Empfehlungen der STIKO gelten als medizinischer Standard
Die Ständige Impfkommission (STIKO) wurde 1972 als unabhängiges Expertengremium im Bereich des damaligen Bundesgesundheitsamtes geschaffen. Seit 2001 ist sie im Infektionsschutzgesetz verankert, ihre Empfehlungen gelten als medizinischer Standard. Seit 2007 entscheidet der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G-BA) auf Basis der STIKO-Beschlüsse über seine allgemeinen Impfricht­linien.
Die STIKO besteht aus zwölf bis 18 Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten, die vom Bundes­minis­terium für Gesundheit nach Abstimmung mit den obersten Gesundheitsbehörden der Bundes­länder im Regelfall alle drei Jahre neu berufen werden. Die Aufgabe ist ehrenamtlich. Organisato­risch unterstützt wird die Arbeit der STIKO von einer Geschäftsstelle im Robert-Koch-Institut (RKI).
Das Bundesgesundheitsministerium und die Länder-Gesundheitsbehörden können an Sitzungen der STIKO teilnehmen. Gleiches gilt für den G-BA, das RKI und andere Bundesinstitute wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Sicherheit von Arzneimitteln zuständig ist. Ein Stimmrecht haben sie aber nicht.

Die stellvertretende STIKO-Vorsitzende Sabine Wicker hofft, dass die Reputation der STIKO durch das aktuelle Handeln der Politik nicht beschädigt wird. „Die Aufgabe der STIKO ist es Impfempfehlungen auf der Grundlage der besten verfügbaren Evidenz zu erarbeiten“, sagte sie dem Deutschen Ärzteblatt.
Aus ihrer persönlichen Sicht sollte „wissenschaftliche Evidenz die einzig relevante Richtschnur für ein sol­ches Gremium sein“. „Ich kann versichern, dass wir sehr intensiv mit den wissenschaftlichen Daten arbeiten und uns unserer Verantwortung absolut bewusst sind.“
Dass das Handeln der Politik, die STIKO-Empfehlung aktuell zu ignorieren, Einfluss auf künftige Ent­schei­dungen der STIKO – auch zu anderen Impfempfehlungen – haben wird, glaubt sie nicht. Es gebe für die systematische Entwicklung von Impfempfehlungen seit mehreren Jahren eine „Standard Operating Procedure“, sagte sie.
Die STIKO führe bei der Erarbeitung von Impfempfehlungen stets eine Nutzen-Risiko-Bewertung durch. Dieses Verfahren sei internationaler Standard und werde auch Standard bleiben. „Wir treffen wissen­schaftliche, medizinische Entscheidungen, keine politischen“, so Wicker.
*** STIKO-Empfehlung wird überarbeitet ***
In Deutschland empfiehlt die unabhängige Ständige Impfkommission derzeit aufgrund der verfügbaren Datenlage keine generelle Impfung von Kindern zwischen 12 und 17 Jahren, sondern nur bei einem hö­heren Risiko für schwerere Coronaver­läufe.
Eine Analyse der neuesten Daten läuft aber und soll in Kürze in einer neuen Empfehlung münden. Wie diese dann aus­fallen wird, ist noch offen. Wie STIKO-Mit­glieder dem Deutschen Ärzteblatt heute auf Nachfrage erklärten, ist mit einer überar­beiteten Empfeh­lung in den nächsten zehn bis 14 Tagen zu rech­nen.
Bei einer Onlineveranstaltung mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Ronja Kemmer gestern Abend in Ulm sagte STIKO-Chef Thomas Mertens, dass eine Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht zur Her­den­immunität beiträgt. Der Virologe verteidigte die Position der STIKO, Impfungen für 12- bis 17-Jährige nicht generell zu empfehlen – es sei denn sie leiden unter bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf mit sich bringen.
Dass in anderen Ländern aufgrund derselben Daten aus internationalen Studien andere Entscheidungen gefallen seien, verwundere nicht, so Mertens. Die Auswertung der Daten und die Schlussfolgerungen sei­en immer mit den jeweiligen Voraussetzungen verbunden. Dass etwa in den USA so viele Jugendliche ge­impft seien, sei Folge höherer Anteile an Mangelernährung, Übergewicht und Diabetes in dieser Alters­gruppe.
Bei gesunden Kindern sei eine intensivmedizinische Behandlung eine „absolute Rarität“, Todesfälle gebe es nur bei schwerst vorerkrankten Kindern und Jugendlichen. Die STIKO war für ihre „Außenseiter­posi­ti­on“ kritisiert worden. Einig sind sich laut Mertens die Wissenschaftler aber, dass derzeit für 9,1 Millionen Kinder von 0 bis 11 Jahren in Deutschland eine Impfung nicht infrage komme.
*** Vertrauen in die STIKO muss bewahrt werden ***
STIKO-Mitglied Martin Terhardt, selbst Kinder- und Jugendmediziner, machte deutlich, dass es in der Pan­demie immer wieder neue Da­ten gibt, die genau analysiert werden müssten und am Ende auch dazu führen könnten, dass bestehende Empfehlungen sich ändern. Das sei zum Teil schwer verständlich und müsse Ärzten und der Bevölkerung richtig vermittelt werden.
Die Empfehlungen der Politik für eine generelle Impfung von Kindern- und Jugendlichen im Mai sind aus seiner Sicht aber verfrüht und kontraproduktiv gewesen. Das und die darauf folgende anhaltende offene und heftige Kritik, dass die STIKO die Impfung der 12- bis 17-Jährigen nicht generell empfehlen wolle, hätte zu Verwerfun­gen geführt.
Man dürfe diesen Konflikt aber nicht weiter befeuern, sagte er dem Deutschen Ärzteblatt. Er nehme viel­mehr jetzt das „Friedensangebot der Politik“ wahr, sich in ihrem neuen Beschluss zumindest auf die gel­ten­den STIKO-Empfehlungen zu beziehen.
„Das Wichtigste ist das Vertrauen der Menschen in die STIKO zu bewahren“, sagte Terhardt. Es sei aller­dings bereits Vertrauen verloren gegangen und Verunsicherung entstanden. So seien derzeit zum Bei­spiel viele Eltern sehr verunsichert, ob man nun der Empfehlung der STIKO oder aber der Aufforderung der Politik zum generellen Impfen folgen sollte.
Verwundert zeigte er sich darüber, dass die GMK für eine zusätzliche Boosterimpfung in ihrem Beschluss einen beliebigen mRNA-Impfstoff vorsieht und konkret eine dritte Impfung für Immunsupprimierte und Heimbewohner geplant wird. Dazu habe die STIKO aber noch gar keine Empfehlung ausgesprochen, sag­te Terhardt. Dazu werde die STIKO die Evidenz noch zeitnah prüfen. Auch die Frage des richtigen Impf­stof­fes sei noch offen. Aus seiner Sicht sei die Politik damit erneut ohne wissenschaftliche Evidenz vorge­prescht.
Terhardt betonte, dass Politik und STIKO künftig gemeinsam versuchen müssten, das Vertrauen in die evi­denzba­sierten Empfehlungen des Gremiums wieder zu erhöhen. Er hofft darauf, dass die Akzeptanz bei den Ärzten und auch in der Bevölkerung wieder vollständig hergestellt werden kann. Dafür müssten Poli­tik und STIKO aber seiner Meinung nach ihre Entscheidungen und die Gründe dafür besser kommuni­zieren und grundlegender erklären.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126088/Impfen-von-Kindern-und-Jugendlichen-Politik-sieht-keinen-Widerspruch-zu-STIKO-Empfehlungen

ÖSTERREICH: Forscher: Fehler im Umgang mit Corona nicht wiederholen – Persepektive für die kommenden drei bis fünf Jahre – Herdenimmunität unrealistisch – Klimek: „Auf europäischer Ebene völlig unkoordiniert“ – „Und täglich größt das Murmeltier“-Situation bei Negieren der anschwellenden Pandemie im Sommer – Noch unklar: wie lange hält der Impfschutz an – Science-APA, 3.8.2021
Vor der Wiederholung von Fehlern im Umgang mit der Covid-19-Pandemie im vergangenen Sommer und Herbst warnen Wissenschafter in einer Prognose im Fachjournal „The Lancet Regional Health Europe“. 34 führende Experten versuchen sich darin an einem mittelfristigen Ausblick. Sie betonen die Möglichkeit von größeren Wellen ab Herbst, wenn man auf Eindämmungsmaßnahmen verzichtet, die Impfquoten nicht erhöht und es kein europaweit abgestimmtes Vorgehen gibt.
Aus Österreich finden sich mit Peter Klimek vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien, Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS), der Politikwissenschafterin Barbara Prainsack von der Universität Wien sowie der Epidemiologin Eva Schernhammer von der MedUni Wien und der Harvard Medical School (USA) namhafte Vertreter unter den Autoren. Der Blick der Analyse liegt auf den Zeiträumen Sommer 2021, dem kommenden Herbst und Winter 2021-2022 und auf der Perspektive für die kommenden drei bis fünf Jahre. Die Basis bilden Überlegungen zur Immunität durch den Impfschutz, zu weiteren Virusmutationen (besorgniserregenden Varianten oder gar Immunfluchtvarianten) sowie zur Einstellung und Bereitschaft in Europas Bevölkerung, nicht-pharmazeutische Maßnahmen weiter mitzutragen.
*** Herdenimmunität unrealistisch ***
Für Klimek ist klar, dass wir uns mit Impfungen bis zum Erreichen einer mittlerweile vielfach als unrealistisch eingestuften Herdenimmunität alleine die Pandemie leider nicht vom Hals schaffen können. Es brauche aller Voraussicht nach auch weiter Maßnahmen zur Eindämmung, wie gute Risikokommunikation und das Testen, Tracen und Isolieren (TTI). Man gehe allerdings nicht davon aus, „dass wir jeden Winter Lockdowns brauchen werden“, betonte Klimek im Gespräch mit der APA. Die Pandemie werde uns jedoch weiter vor Herausforderungen stellen, da einer der einhelligen Punkte unter den an der Arbeit beteiligten Experten war, „dass wir es nicht mehr schaffen werden, das Virus auszulöschen“. Daher brauche es möglichst niedrige Fallzahlen und europaweit „eine klare, evidenzbasierte und kontextrelevante Strategie sowie konzertierte Anstrengungen und Maßnahmen“, so die Experten.
Die Impfung spielt die zentrale Rolle in der Überlegung der Wissenschafter. Nur so gelinge es, die Risikogruppen und das Gesundheitssystem zu schützen. Über eine allgemeine Impfpflicht werde in Europa künftig sicher diskutiert, wenn die laut Klimek zu erwartende Welle in nicht geimpften Bevölkerungsgruppen Richtung Herbst ansteigt. Die Wirksamkeit einer Impfpflicht auch über bestimmte Berufsgruppen hinaus bleibe aber „umstritten, da die Durchimpfung von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren abhängt“, heißt es in dem Papier.
Bei der Diskussion über die laut den Experten voraussichtlich notwendige Wiedereinführung und Aufrechterhaltung von Eindämmungsmaßnahmen, müsse auch darüber nachgedacht werden, wie unterschiedlich Geimpfte und Nicht-Geimpfte behandelt werden. Impfstoffe reduzieren „wahrscheinlich auch dann die Übertragbarkeit, wenn sich Menschen trotz voriger Impfung anstecken. Vor allem scheinen sie schwere Symptome und Krankenhausaufenthalte zu verhindern, wobei eine relative Risikoreduktion von etwa 70-95 Prozent erreicht wird“, schreiben die Experten.
*** Klimek: „Auf europäischer Ebene völlig unkoordiniert“ ***
Gehen die Fallzahlen – wie schon aktuell beobachtet – weiter nach oben, werde es die Aufgabe der Regierungen sein, die Fehler des vergangenen Herbstes und Winters nicht zu wiederholen. Die Erfahrung lehre, „dass die Wiedereinführung der notwendigen Gesundheitsmaßnahmen zu spät kommen könnte, um eine weitere Welle im Herbst erfolgreich zu verhindern“, warnen die Wissenschafter. Für Klimek gilt „leider nach wie vor, dass wir auf europäischer Ebene relativ unkoordiniert vorgehen. Da haben wir die Lehren nicht gezogen“. Komme hier kein Umdenken, „spielen wir weltweites Pandemie-Ping-Pong mit immer neuen Ausbrüchen und neuen Varianten“, so Czypionka in einer Aussendung des IHS.
Klimek warnt vor einer „Täglich grüßt das Murmeltier“-Situation mit der Quasi-Absage der Pandemie im Sommer bei gleichzeitiger Aufbereitung des Nährbodens für künftige Wellen. Ob hier dazugelernt wurde, werde „der ultimative Test in den kommenden Monaten“ zeigen.
Sehr interessant werde, wie langfristig eine durch Impfung oder durchgemachte Krankheit aufgebaute Immunität auch angesichts neuer Varianten bestehen bleibt. Unter anderem deshalb sollten mühsam aufgebaute Infrastrukturen beibehalten werden. „Diese Infrastruktur umfasst grundlegende Ressourcen des öffentlichen Gesundheitswesens, gut geschultes Personal in ausreichender Zahl, gut funktionierende TTI-Systeme, eine weit verbreitete Sequenzierung der Virusvarianten und gut etablierte molekulare Überwachungsmechanismen“, so die Forscher.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/681412588067460168
SIEHE DAZU:
=> Website der Initiative
QUELLE: https://containcovid-pan.eu/
=> Die neue Perspektive in „The Lancet Regional Health Europe“ online
QUELLE: https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2021.100185

2.8.2021, Montag

MEDIZIN: Studie: COVID-19 erhöht Risiko auf Herzinfarkt und Schlaganfall – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Erkrankungen an COVID-19 gehen mit einem vorübergehenden Anstieg von Herzin­farkten und Schlaganfällen einher, der in einer epidemiologischen Studie im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)00896-5) mit 2 unterschiedlichen Methoden ermittelt wurde.
Seit mehreren Jahrzehnten ist bekannt, dass schwere Infektionen der Atemwege wie Influenza, Pneumonie oder eine akute Bronchitis zu einem vorübergehenden Anstieg von Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Es lag deshalb nahe, auch bei COVID-19 nach einer Assoziation zu suchen. In Schweden ist dies leicht möglich, da alle Einwohner eine Identifikationsnummer haben, die in verschiedenen Registern benutzt wird.
Ioannis Katsoularis von der Universität Umeå und Mitarbeiter konnten die COVID-19-Meldungen, die in Schweden obligatorisch an die Behörde SmiNet gemeldet werden, mit dem Patientenregister für die ambulante und stationäre Versorgung abgleichen. Die Forscher führten zum einen eine „Self-Controlled-Case-Series“ (SCCS) durch, bei der die COVID-19-Kranken ihre eigenen Kontrollen waren. Die SCCS prüfte, ob die Patienten im zeitlichen Zusammenhang mit ihrer COVID-19-Erkrankung häufiger Herz-Kreislauf-Ereignisse hatten als im Rest des Jahres 2020.
Die 2. Untersuchung war eine klassische Fall-Kontrollstudie, die COVID-19-Patienten einer größeren Zahl von anderen Schweden gegenüberstellte, die ihnen in möglichst vielen Eigenschaften glichen (außer dass sie nicht an COVID-19 erkrankt waren).
In die SCCS flossen alle 86.742 Schweden ein, die bis Mitte September letzten Jahres an COVID-19 erkrankt waren. Von diesen starben im Monat nach der COVID-19-Diagnose 186 an einem Herzinfarkt. Das absolute Risiko der COVID-19-Patienten war demnach gering. Dennoch war die relative Inzidenzrate (IRR) höher als zu anderen Zeiten des Jahres.
Katsoularis ermittelt für die 1. Woche eine 8,44-fach erhöhte IRR, in der 2. Woche war sie noch um den Faktor 2,56 erhöht (beide Assoziationen waren statistisch signifikant). Für die übrigen beiden Wochen ermittelt Katsoularis einen tendenziellen Anstieg der IRR um 62 %.
Auffällig war, dass viele Herzinfarkte bereits am Tag 0 auftraten, als die Diagnose gestellt wurde. Die Erklärung ist vermutlich ein „Test Bias“: In der Pandemie wurden Patienten, die wegen eines Herzinfark­tes oder einer anderen Erkrankung in der Klinik aufgenommen wurden, wenn möglich auf SARS-CoV-2 getestet. Darunter waren vermutlich viele Infektionen, die normalerweise nicht aufgefallen wären.
Katsoularis hat die Analyse deshalb ohne den Tag 0 wiederholt. Die IRR für die 1. Woche sank auf 2,89, war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,51 bis 5,55 jedoch weiter signifikant. Dies traf auch auf die 2. Woche zu (IRR 2,53; 1,29 bis 4,94). Ab der 3. Woche war die IRR nur noch tendenziell höher als zu anderen Zeitpunkten des Jahres.
Die Fall-Kontrollstudie, in der den 86.742 COVID-19-Patienten jeweils 4 Kontrollen gegenübergestellt wurden, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Katsoularis ermittelte für die ersten 2 Wochen der Erkrankung eine Odds Ratio von 3,41 (1,58 bis 7,36).
Die Epidemiologen fanden in den beiden Analysen auch ein erhöhtes Schlaganfallrisiko: In der SCCS (nach Ausschluss von Tag 0) betrug die IRR 2,97 (1,71 bis 5,15) für die 1. Woche und 2,80 (1,60 bis 4,88) für die 2. Woche. Das Risiko war (anders als beim Herzinfarkt) auch noch in den Wochen 3 und 4 nach COVID-19 signifikant erhöht (IRR 2,10; 1,33 bis 3,32). Die Odds Ratio von 3,63 (1,69 bis 7,80) in der Fall-Kontrollstudie bestätigte das Ergebnis.
Epidemiologische Studien können den Zusammenhang zwar nicht beweisen (auch wenn 2 unterschied­liche Analysen zum selben Ergebnis kommen und die Dosis-Wirkungs-Beziehung passt). Von der Patho­genese her lässt sich das erhöhte Risiko jedoch gut erklären.
Herzinfarkt und Schlaganfall könnten Folge einer thrombotischen Erkrankung sein, die ein Kennzeichen von COVID-19 ist (sie wurde übrigens auch für andere schwere Atemwegsinfektionen beschrieben). Beim Schlaganfall könnte auch ein Vorhofflimmern im Verlauf der akuten Erkrankung eine Rolle spielen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126075/Studie-COVID-19-erhoeht-Risiko-auf-Herzinfarkt-und-Schlaganfall

MEDIZIN: Heidelberger Pathologe Schirrmacher pocht auf mehr Obduktionen von Geimpften – Schirrmacher erregt Widerspruch: Gefahren der Impfungen würden unterschätzt, Paul-Ehrlich-Institut u.a. widersprechen – Schirrmacher: Impfkampagne unabdingbar im Kampf gegen SARS-CoV-2 – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Der Chefpathologe der Uni Heidelberg, Peter Schirmacher, drängt zu viel mehr Obduktionen von Geimpften. Neben Coronatoten müssten auch die Leichname von Menschen, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung sterben, häufiger untersucht werden, sagte Schirmacher der Deutschen Presse-Agentur.
Der Direktor des Pathologischen Instituts in Heidelberg warnt gar vor einer hohen Dunkelziffer an Impftoten und beklagt: Von den meisten Patienten, die nach und möglicherweise an einer Impfung sterben, bekämen die Pathologen gar nichts mit. Allerdings widersprechen ihm in dem Punkt andere Wissenschaftler ebenso wie die Ständige Impfkommission (STIKO) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI).
Seit einem Jahr werden an den Unikliniken im Südwesten Coronatote obduziert, um die Erkrankung besser zu verstehen. Das Land unterstützt die COVID-19-Obduktionsforschung der Universitätspathologien mit rund 1,8 Millionen Euro. Schirmacher leitet das Autopsieprojekt. Die Erkenntnisse von bislang mehr als 200 Obduktionen hätten unter anderem zu einer besseren Behandlung und Beatmung von COVID-Erkrankten geführt, sagt er.
„Die hier gewonnen Erkenntnisse helfen also dabei, Erkrankte nun besser und erfolgreicher behandeln zu können und Leben zu retten“, sagt auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Schirmacher, seit 2012 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, hofft, dass die Förderung nächstes Jahr fortgesetzt wird.
Der Mediziner will nun verstärkt seltenen, schweren Nebenwirkungen des Impfens – etwa Hirnvenen­throm­bosen oder Autoimmunerkrankungen – auf den Grund gehen. Das Problem aus seiner Sicht: Geimpfte sterben meist nicht unter klinischer Beobachtung. „Der leichenschauende Arzt stellt keinen Kontext mit der Impfung her und bescheinigt einen natürlichen Tod und der Patient wird beerdigt“, berichtet Schirmacher. „Oder er bescheinigt eine unklare Todesart und die Staatsanwaltschaft sieht kein Fremdverschulden und gibt die Leiche zur Bestattung frei.“
In Baden-Württemberg arbeiteten die Pathologen daher mit Staatsanwaltschaften, der Polizei und niedergelassenen Ärzten zusammen, berichtet Schirmacher. Mehr als 40 Menschen habe man bereits obduziert, die binnen zwei Wochen nach einer Impfung gestorben sind. Schirmacher geht davon aus, dass 30 bis 40 Prozent davon an der Impfung gestorben sind. Die Häufigkeit tödlicher Impffolgen wird aus seiner Sicht unterschätzt – eine politisch brisante Aussage in Zeiten, in denen die Impfkampagne an Fahrt verliert, die Delta-Variante sich rasant ausbreitet und Einschränkungen von Nichtgeimpften diskutiert werden.
Schirmacher erhält denn auch deutlichen Widerspruch von anderen Wissenschaftlern. Die Aussagen, man wisse derzeit zu wenig über Nebenwirkungen und die Gefahren des Impfens würden unterschätzt, seien nicht nachvollziehbar, teilte das Paul-Ehrlich-Institut mit.
Insbesondere für schwerwiegende Reaktionen, zu denen auch gehört, wenn ein Mensch nach einer Impfung stirbt, bestehe eine Meldepflicht nach Infektionsschutzgesetz. „Ich kenne keine Daten, die hier eine begründbare Aussage zulassen und gehe nicht von einer Dunkelziffer auf“, sagte der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens.
Für die Annahme einer hohen Dunkelziffer von Impfkomplikationen oder gar Todesfällen bestehe kein Anlass, betonte auch der Immunologe Christian Bogdan von der Uniklinik Erlangen. „Auch kann von einer Vernachlässigung möglicher Gefahren von COVID-19-Impfstoffen nicht die Rede sein.“ Gerade die letzten Wochen und Monate hätten gezeigt, dass das Surveillance-System gut funktioniere. So sei in Deutschland sehr frühzeitig das seltene Auftreten von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung mit Astrazeneca (1-2 Fälle auf 100.000 Impfungen) als Komplikation erkannt worden, sagt Bogdan.
Schirmacher beharrt auf seiner Meinung. „Die Kollegen liegen da ganz sicher falsch, weil sie diese spezifische Frage nicht kompetent beurteilen können“, reagierte er. Er wolle keine Panik verbreiten und sei keinesfalls ein Impfgegner, sagt der Professor, der sich selbst nach eigenen Angaben gegen Corona impfen ließ. Die Impfung sei ein wesentlicher Bestandteil im Kampf gegen das Virus, stellt er klar.
Aber man müsse die medizinischen Gründe für eine Impfung individuell abwägen. Aus seiner Sicht wird die „individuelle Schutzüberlegung“ überlagert vom Gedanken der schnellen Durchimpfung der Gesellschaft.
Auch der Bundesverband Deutscher Pathologen dringt auf mehr Obduktionen von Geimpften. Nur so könnten Zusammenhänge zwischen Todesfällen und Impfungen ausgeschlossen oder nachgewiesen werden, sagt Johannes Friemann, der Leiter der Arbeitsgruppe Obduktion in dem Verband. Allerdings wird aus seiner Sicht noch zu wenig obduziert, um von einer Dunkelziffer zu sprechen. „Man weiß noch gar nichts.“
Hausärzte und Gesundheitsämter müssten sensibilisiert werden. Die Länder müssten die Gesundheits­ämter anweisen, vor Ort Obduktionen anzuordnen. Das hatte der Pathologen-Bundesverband bereits im März in einem Schreiben an Ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) gefordert. Er blieb unbeantwortet, sagt Friemann.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126061/Heidelberger-Pathologe-pocht-auf-mehr-Obduktionen-von-Geimpften

USA: Impfnachfrage in den USA steigt mitten in neuer Coronawelle wieder – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Angesichts der rasch steigenden Zahl neuer Coronainfektionen haben sich in den USA zuletzt wieder deutlich mehr Menschen impfen lassen. Die Impfkampagne war seit Juni ins Stocken geraten, mit zuletzt nur rund einer halben Million verabreichten Impfungen pro Tag.
Der Trend kehrte sich nun jedoch angesichts der neuen Coronawelle, die auf die besonders ansteckende Delta-Variante zurückgeführt wird, wieder um. Gestern (Ortszeit) wurden 816.000 Impfungen verab­reicht, darunter 517.000 Erstimpfungen, wie ein leitender Beamter des Weißen Hause auf Twitter schrieb. Die jüngsten Daten zeigten einen „steten Anstieg“, erklärte Cyrus Shahpar.
Dem Beamten zufolge lagen auch die Impfzahlen der vergangenen Tage deutlich über jenen der Vor­woche. Vorgestern etwa seien es 712.000 Dosen gewesen, ein Anstieg um 77 Prozent gegenüber der Vorwoche (403.000). Am Freitag habe es ein Plus von 43 Prozent gegeben. Im April waren täglich noch gut drei Millionen Dosen verabreicht worden.
Die Zahl der im Wochendurschnitt pro Tag registrierten Neuinfektionen, die im Juni zeitweise auf 11.000 gefallen war, liegt inzwischen wieder bei 72.000. Die Zahl der Neuinfektionen steigt landesweit an, aber besonders betroffen sind Bundesstaaten mit geringerer Impfquote, darunter zum Beispiel Louisiana und Florida.
In den USA sind bislang fast 50 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft, rund 58 Prozent haben mindestens die erste Spritze bekommen. US-Präsident Joe Biden hatte im Frühjahr das Ziel ausgegeben, dass bis zum Nationalfeiertag am 4. Juli 70 Prozent der Erwachsenen mindestens die erste Impfung erhalten haben sollten.
Das Ziel wurde trotz reichlicher Vorräte und Impfanreizen verfehlt, es wurden nur 67 Prozent. Nun, etwa einen Monat später, sollte es bald soweit sein: der jüngste Anstieg ließ die Quote unter Erwachsenen bis Sonntag auf 69,9 Prozent steigen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126053/Impfnachfrage-in-den-USA-steigt-mitten-in-neuer-Coronawelle-wieder

USA: Delta-Ausbruch unter geimpften Personen in Touristenort – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
In einem beliebten Touristenort auf der Halbinsel Cape Cod in Massachusetts ist es nach dem Nationalfeiertag am 4. Juli zu einem Ausbruch durch die Delta-Variante von SARS-CoV-2 gekommen mit ungewöhnlich vielen Durchbruchinfektionen von Geimpften.
Obwohl laut dem Bericht im Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR, 2021; DOI: 10.15585/mmwr.mm7031e2) fast alle Infektionen milde verliefen, sind die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) besorgt. Die Viruskonzentrationen waren in den PCR-Tests bei den Geimpften eben­so hoch wie bei nicht geimpften Personen. Die Behörde empfiehlt deshalb eine Maskenpflicht auch in Innenräumen.
Das „Massachusetts Department of Public Health“ hatte am 10. Juli eine Zunahme von Infektionen aus dem Barnstable County und dort aus der Stadt Provincetown registriert, die eine beliebte Destination für Touristen und Partygänger ist. In der Stadt wurde auch nach dem 4. Juli auf verschiedenen Veranstal­tungen gefeiert. Bis zum 26. Juli stieg die Zahl der Infektionen auf 469 allein unter den Einheimischen an. Wie viele Touristen sich infiziert hatten, konnte das Team um Scott Laney von den CDC in Atlanta gar nicht ermitteln.
Der Ausbruch kam für die Behörden überraschend, da in Massachusetts vor dem 4. Juli bereits 69 % der Bevölkerung komplett geimpft waren. Auch 346 der 469 bestätigten Fälle (74 %) waren durchgeimpft: 159 hatten den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer und 131 den verwandten Impfstoff von Moderna erhalten, 56 waren mit dem Vektor-basierten Impfstoff von Janssen geimpft. Der Impfstoff von Astra­zeneca ist in den USA nicht zugelassen.
Die Durchbruchinfektionen waren zwar milde: 274 Patienten klagten zumeist nur über Husten, Kopf­schmerzen, Halsschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber. Nur 4 Patienten (1,2 %) wurden im Kranken­haus behandelt. Ein 5. hospitalisierter Patient war nicht geimpft. Insgesamt 3 der 5 Personen wiesen Vorerkrankungen auf. Alle haben die Erkrankung bisher überlebt.
Der klinische Verlauf der Durchbruchinfektionen, die 6 bis 178 Tage (median 86 Tage) nach Abschluss der Impfungen auftraten, entspricht den bisherigen Erfahrungen, nach denen kein Impfstoff hundertprozentig vor COVID-19 schützt, schwere Verläufe aber in der Regel verhindert.
Ungewöhnlich war jedoch die Häufung der Fälle, die die 14-Tage-Inzidenz im Barnstable County in weniger als 3 Wochen von 0 auf 177 pro 100.000 ansteigen ließ. Die CDC führt den raschen Anstieg der Zahlen auf die Delta-Variante zurück, die in 119 von 133 (89 %) sequenzierten Virusproben gefunden wurde, das heißt eigentlich immer: In 1 Fall wurde der Delta AY.3-Subtyp nachgewiesen, bei den übrigen 13 Proben war die Sequenzierung nicht gelungen.
Ein weiterer ungünstiger Befund ist, dass die Ct-Werte in den Proben von 127 vollständig geimpften Patienten mit median 22,77 kaum höher waren als bei den 84 Patienten, die ungeimpft oder nicht vollständig geimpft waren oder deren Impfstatus unbekannt war. Dort betrug der Ct-Wert median 21,54.
Der Ct-Wert gibt an, nach wie vielen Polymerasezyklen die Virus-Gene nachgewiesen werden, je geringer der Ct-Wert desto mehr Viren sind im Abstrich enthalten und desto höher ist das Ansteckungsrisiko. Die Untersuchung deutet darauf hin, dass Geimpfte bei Durchbruchinfektionen das Virus ebenso leicht ver­brei­ten wie Ungeimpfte.
Ausbrüche wie der im Barnstable County haben die CDC in den letzten Tagen veranlasst, ihre Leitlinien für vollständig geimpfte Personen zu ändern. Die Behörde empfiehlt, dass alle Personen in Regionen mit erheblicher und hoher Übertragung unabhängig vom Impfstatus in öffentlichen Innenräumen eine Maske tragen sollten.
Die US-Medien zitierten in den letzten Tagen aus einem internen Papier der CDC, nach der die Behörde die Delta-Variante als ebenso ansteckend einstuft wie die Windpocken. Delta sei infektiöser als die Viren, die MERS, SARS, Ebola und die Pocken verursachen (aber natürlich weniger pathogen).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126063/USA-Delta-Ausbruch-unter-geimpften-Personen-in-Touristenort

CHINA: Lockdown in Teilen Chinas wegen des größten Corona­infektionsherds seit Monaten – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Die Behörden in China haben angesichts des größten Coronaausbruchs seit Monaten neue drastische Lockdownmaßnahmen verhängt. Davon waren am Wochenende landesweit mehrere Millionen Menschen betroffen. Die nationale Gesundheitskommission in Peking führt den Anstieg der Infektionsfälle auf die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante zurück. Gestern meldeten die Behörden landesweit 75 neue Fälle.
Neue Coronafälle wurden gestern unter anderem aus der Hauptstadt Peking, wo es drei Neuinfektionen gab, und der bei Touristen beliebten Insel Hainan im Süden Chinas gemeldet. Auch die Provinzen Ningxia und Shandong verzeichneten neuen Ansteckungen.
Der neue Ausbruch geht nach Einschätzung der chinesischen Gesundheitsbehörden auf einen Infektions­herd in der ostchinesischen Metropole Nanjing zurück, wo Einschränkungen für hunderttausende Menschen gelten. Dort waren vor knapp zwei Wochen neun Reinigungskräfte am internationalen Flughafen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seither weitete sich der Ausbruch auf 20 weitere Großstädte in mehr als einem dutzend Provinzen aus.
Die hohe Ansteckungsfähigkeit der Delta-Variante in Kombination mit der Urlaubszeit und einem hohen Passagieraufkommen am Flughafen habe zu der schnellen Ausbreitung geführt, sagte vorgestern He Qinghua von der Nationalen Gesundheitskommission. Besonders betroffen ist neben Nanjing die Touristenstadt Zhangjiajie in der Provinz Hunan. Dort gilt seit Freitag eine Ausgangssperre für alle 1,5 Millionen Einwohner. Sämtliche Sehenswürdigkeiten wurden geschlossen.
Zhangjiajie ist berühmt für seine Felsformationen, vor denen Teile des Erfolgsfilms „Avatar“ gedreht wurden. Die Behörden versuchten nach dem Auftreten neuer Infektionsfälle zudem, rund 5.000 Besucher aufzuspüren, die aus dem ganzen Land zu einem Theaterfestival nach Zhangjiajie gereist waren.
Peking stellte alle Bahn-, Bus- und Flugverbindungen mit den betroffenen Gebieten vorübergehend ein. Auch Touristen dürfen nicht mehr in die chinesische Hauptstadt einreisen. Zugelassen sind nur noch „unbedingt notwendige“ Reisen bei Vorlage eines negativen Testergebnisses.
Die chinesische Regierung verfolgt eine sogenannte Null-Covid-Strategie: Treten in einer Stadt oder Provinz kleine Cluster auf, werden die betroffenen Gebiete abgeriegelt und alle Einwohner auf das Virus getestet. In Nanjing wurden nach Behördenangaben bis gestern alle 9,2 Millionen Einwohner drei Mal getestet. Auch soll durch eine engmaschige Kontaktnachverfolgung nachvollzogen werden, wer in jüngster Zeit von Nanjing oder Zhangjiajie aus in andere Landesteile gereist ist.
Die Testung aller Einwohner wurde am Sonntag auch in der Metropole Zhengzhou angeordnet. Die Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt in der Provinz Henan war im Juli von einer verheerenden Flutkatas­trophe erschüttert worden, bei der mehr als 70 Menschen ums Leben kamen. Seither wurden in der Stadt rund 30 Neuansteckungen mit dem Coronavirus registriert, die offenbar auf zwei infizierte Reinigungskräfte eines Krankenhauses zurückgehen. Der Chef der städtischen Gesundheitskommission wurde gefeuert.
Insgesamt wurden in China im Juli 328 symptomatische Coronainfektionen registriert – fast genauso viele wie im gesamten Zeitraum von Februar bis Juni. Der Sprecher der Nationalen Gesundheitskom­mission, Mi Feng, sagte vorgestern, die hochansteckende Delta-Variante erschwere die „Prävention und Kontrolle“ im Kampf gegen das Coronavirus.
Dass einige der Infizierten zum Zeitpunkt der Ansteckung bereits gegen das Coronavirus geimpft waren, bezeichneten die Gesundheitsbehörden als „normal“. Zwar sei die Schutzwirkung durch die Impfung mit der Ausbreitung der Delta-Variante „möglicherweise etwas gesunken“, sagte der Virologe Feng Zijian vom Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten. Die Impfung habe aber nach wie vor einen „guten präventiven und schützenden Effekt“.
Bis vorgestern wurden in China nach Angaben der Gesundheitskommission mehr als 1,65 Milliarden Impfdosen verteilt. Wieviele Menschen inzwischen komplett geimpft sind, teilte die Kommission nicht mit.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126057/Lockdown-in-Teilen-Chinas-wegen-des-groessten-Coronainfektionsherds-seit-Monaten

JAPAN: Erneut mehr als 3.000 Coronainfektionen in Olympia-Stadt Tokio – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
In der Olympia-Stadt Tokio liegt die Zahl der Coronaneuinfektionen am fünften Tag in Serie über der Marke von 3.000 Fällen. Die Stadt registrierte gestern innerhalb von 24 Stunden 3.058 Neuin­fektionen, nachdem am Vortag ein Höchststand von 4.058 Fällen registriert erreicht worden war. Gestern sind die Zahlen gewöhnlich niedriger, da weniger getestet wird. Die Gouverneure von Tokio sowie anderen betroffenen Präfekturen wollen die Regierung auffordern, härtere Maßnahmen wie Ausgangs­sperren zu prüfen. Einen Lockdown wie in anderen Ländern hat Japan bisher nicht verhängt.
Stattdessen gilt in Tokio und anderen Präfekturen bis 31. August ein Notstand, der nur lockere Maßnahmen vorsieht. So sollen Restaurants und Bars keinen Alkohol ausschenken und früher schließen.
Kritiker verweisen darauf, dass die bisherigen meist unverbindlichen Aufforderungen des Staates nicht mehr greifen. Die Gesellschaft müsse wieder ein „gemeinsames Krisenbewusstsein entwickeln“, um einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern, forderte der Mediziner Omi Shigeru, der wichtigste Coronaberater der Regierung.
Die Delta-Variante des Virus sei ein „extrem starker Feind“, sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Sie rief die Bürger auf, trotz der Sommerferien zu Hause zu bleiben. Zugleich bekräftigte Koike ihre Absicht, die streng vom Volk abgeschirmten Olympischen Spiele fortzusetzen.
Sie wolle die Impfungen von Menschen in ihren 40ern und 50ern beschleunigen, sagte Koike. Im Gegensatz zur jüngeren Generation ist ein Großteil der über 65-Jährigen inzwischen geimpft. Nach einem sehr späten Beginn des Impfprozesses sind bisher erst rund 27 Prozent der japanischen Bevölkerung voll durchgeimpft.
Die Behörden in Tokio erwägen jetzt, jüngeren Menschen Impfungen auch ohne vorherige Reservie­rungen zu ermöglichen. Es gibt aber Klagen über nicht ausreichend Impfstoff. Kritiker behaupten, dass die auf allen TV-Kanälen pausenlos übertragenen Spiele mit dazu beitragen würden, dass jüngere Japaner das Coronavirus nicht mehr so ernst nähmen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126059/Erneut-mehr-als-3-000-Coronainfektionen-in-Olympia-Stadt-Tokio

AUSTRALIEN: Australische Soldaten helfen bei Überwachung der Ausgangssperre in Sydney – Nur 14 Prozent der Bevölkerung sind geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Rund 300 Soldaten der australischen Armee (ADF) haben heute die Ausgangssperre in der Stadt Sydney überwacht. Die Polizei des Bundesstaates New South Wales hatte um militärische Hilfe bei der Durchsetzung der Coronamaßnahmen gebeten. „Polizeibeamte werden von ADF-Mitgliedern unterstützt, wenn sie Lebensmittelpakete ausliefern, Hausbesuche machen und die Einhaltung der Ausgangssperre und der Anordnungen zur Selbstisolierung kontrollieren“, sagte Polizeichef Mick Fuller.
Sydney befindet sich als größte Stadt des Landes bereits seit Wochen im Lockdown. Für mehr als fünf Millionen Einwohner der Stadt und ihrer Vororte beginnt heute die sechste Woche der Ausgangssperre, die bis Ende August dauern soll. Die Menschen dürfen ihre Häuser nur zum Sport, zum Arbeiten, aus Gesund­heitsgründen und zum Einkaufen von lebensnotwendigen Gütern verlassen.
Die Restriktionen haben die Ausbreitung des Virus bislang aber nicht bremsen können. Die Polizei will nun härter gegen Menschen vorgehen, die sich nicht an die Ausgangssperre halten.
Derweil verlängerten die Behörden die Ausgangssperre in Australiens zweitgrößter Stadt Brisbane bis Sonntag. Nach einem Coronaausbruch waren dort 29 Fälle registriert worden. Mit dem Ausbruch in Verbindung gebracht werden ein Lehrer, eine Schülerin und deren Familie.
Australien hatte die Coronapandemie lange mit der Schließung seiner Grenzen, der schnellen Verhängung von Lockdowns bei Ausbrüchen und intensiver Kontaktverfolgung weitgehend eindämmen können. Allerdings sind nur rund 14 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft und seit einem Monat steigt aufgrund der hochansteckenden Delta-Variante die Zahl der Infektionen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126045/Australische-Soldaten-helfen-bei-Ueberwachung-der-Ausgangssperre-in-Sydney

ISLAND: Stark gestiegene Coronazahlen auf Island – Abermals verschärfte Restritkionen – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Island hat vier Tage in Folge jeweils mehr als 100 neue Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Das ging am Freitag aus den aktualisierten isländischen Coronazahlen hervor. Was im ersten Moment nicht nach sonderlich viel klingen mag, ist für die Nordatlantikinsel mit ihren rund 360.000 Einwohnern eine ganze Menge: Die inländische 14-Tage-Inzidenz, die die Isländer von den an der Grenze erkannten Fällen unterscheiden, stieg in den vergangenen Tagen auf 280,6 – zuvor hatte der Wert monate­lang auf einem höchstens niedrigen zweistelligen Niveau gelegen.
Die 14-Tage-Inzidenz nähert sich somit dem Spitzenwert vom Oktober 2020 an. Damals hatte sie bei rund 292 Fällen pro 100.000 Einwohner gelegen. Einen Tag mit mehr als 100 Coronaneuinfektionen hatte es auf Island nach Angaben des Rundfunksenders RÚV zuvor überhaupt erst zweimal gegeben, nämlich jeweils einmal im März und Oktober 2020.
Island hatte Ende Juni nach 15 Monaten mit Abstand halten, Maske tragen und weiteren Maßnahmen alle Beschränkungen im Land aufgehoben. Wegen der steigenden Zahlen waren vor wenigen Tagen einige Einschränkungen wieder eingeführt worden.
Kneipen und Clubs müssen nun ab Mitternacht schließen, bei Veranstaltungen sind höchstens 200 Teilnehmer erlaubt. Außerdem sollen die Menschen wieder mindestens einen Meter Abstand halten und in Innenräumen Mund-Nasen-Schutz tragen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126036/Stark-gestiegene-Coronazahlen-auf-Island

GROSSBRITANNIEN: Keine Quarantäne mehr für geimpfte Reisende in Großbritannien – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
Vollständig geimpfte Reisende und Minderjährige aus Deutschland, fast allen EU-Staaten und den USA müssen nach ihrer Ankunft in Großbritannien nicht mehr in Coronaquarantäne. Nötig ist seit Montag noch ein Coronatest spätestens am zweiten Tag nach der Einreise.
Die Buchungen für Flüge in die USA seien trotz der dortigen Restriktionen seit der Ankündigung um 300 Prozent gestiegen, sagte der Chef des Verbands Airlines UK, Tim Alderslade, dem Sender Times Radio. Er forderte aber zugleich die Regierung auf, mehr Länder auf die „grüne Liste“ zu setzen. Wer von dort nach Großbritannien einreist, muss nicht in Quarantäne, auch wenn er nicht geimpft ist.
Allerdings plant die Regierung nach Informationen verschiedener Medien eine Änderung des Ampel­systems, mit dem die Reiseregeln für Länder angezeigt werden. Demnach gibt es Überlegungen, eine Zusatzkategorie zu schaffen, die anzeigt, welche Länder wegen der dortigen Coronalage Gefahr laufen, auf die „rote Liste“ zu rutschen.
Das würde bedeuten, dass Reisende nach ihrer Rückkehr verpflichtend in Hotelquarantäne und dafür bis zu 1.750 Pfund (2.050 Euro) pro Person bezahlen müssen. Auch beliebte Reiseländer wie Spanien, Italien und Griechenland seien Kandidaten für diese Kategorie.
„Die gelbe Kategorie ist schon jetzt ein rotes Tuch für Reisende“, sagte Alderslade. Dies reiche als „un­über­sehbares Warnzeichen“ völlig aus. Gegen die Pläne gibt es zudem Widerstand in der Regierung sowie in der Konservativen Partei von Premierminister Boris Johnson.
Finanzminister Rishi Sunak soll den Regierungschef in einem formalen Brief dazu gedrängt haben, die neue Kategorie nicht umzusetzen. Ein solcher Schritt würde die britische Wirtschaft treffen und das Land im Wettbewerb um Touristen zurückfallen lassen. Die Opposition wirft der Regierung vor, ein Reise- und Grenzchaos zu verursachen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126050/Keine-Quarantaene-mehr-fuer-geimpfte-Reisende-in-Grossbritannien

FRANKREICH: Zehntausende demonstrieren in Frankreich gegen Gesundheitspass und Impfpflicht – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
In Frankreich sind vorgestern mehr als 200.000 Menschen gegen die geplante Ausweitung des Gesundheitspasses und die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen auf die Straße gegangen. Landes­weit wurden 72 Menschen festgenommen, wie das Innenministerium gestern mitteilte. Der Protest gegen die verschärften Coronamaßnahmen hat damit trotz der Sommerferien deutlich zugenommen. An den beiden Wochenenden vor dem entsprechenden Parlamentsbeschluss waren 161.000 beziehungs­weise 110.000 Menschen auf die Straße gegangen.
Insgesamt fanden vorgestern in mehr als 150 Städten Demonstrationen statt, darunter in Toulon, Rennes, Lille, Lyon, Montpellier, Bordeaux, Marseille, Nizza und Straßburg. Das Innenministerium zählte insgesamt 204.090 Demonstranten. Zu den Rufen „Freiheit, Freiheit“, die die meisten Demonstrationen skandierten, kamen auch Parolen, die sich gegen Staatschef Emmanuel Macron und die Medien richteten. Viele Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie „Macron raus“ oder „Gesundheits­terror“.
In der Hauptstadt Paris versammelten sich nach Angaben des Innenministeriums 14.250 Menschen. Unter ihnen waren auch viele „Gelbwesten“. Auf Plakaten warfen sie der Regierung unter anderem einen „Angriff auf die Freiheit“ vor. Mehr als 3.000 Polizisten waren im Einsatz, darunter auch auf den Champs-Elysées. Die Hauptzugänge zu dem Prachtboulevard waren vorsorglich abgeriegelt.
Einer der Märsche endete an der Place de la Bastille. Dort widersetzten sich mehrere hundert Demon­stranten am späten Nachmittag teils gewaltsam den Anweisungen der Sicherheitskräfte, die Versam­mlung aufzulösen. Die Beamten setzten daraufhin Tränengas und Wasserwerfer ein. Nach Angaben des Innenministeriums wurden mindestens drei Beamte verletzt.
Landesweit wurden 72 Menschen festgenommen. Ihnen wird unter anderem Gewalt gegen die Polizei, Beleidigung und Aufwiegelung vorgeworfen. Allein in Paris nahm die Polizei 26 Menschen fest, zwei von ihnen waren demnach noch minderjährig. In der Hauptstadt hatten einige Demonstranten an der Spitze des Protestzugs immer wieder Feuerwerkskörper gezündet und sich mehrfach Zusammenstöße mit Polizisten geliefert, als diese versuchten, den Marsch auf der genehmigten Route zu halten.
Das französische Parlament hatte das Gesetz zur Verschärfung der Coronaregeln nach langem Ringen gestern verabschiedet. Es tritt am 9. August in Kraft und sieht eine Coronaimpfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie für Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor.
Anders als ursprünglich von der Regierung gewollt, droht Impfverweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Gehalts.
Beschlossen wurde auch eine Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativtest gibt. Dabei soll nun erstmals eine Coronatestpflicht für nicht Immunisierte in Gaststätten und Fernzügen sowie auf Messen und Jahrmärkten greifen. In Kinos, Theatern oder Museen muss bereits seit 21. Juli eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Coronatest nachgewiesen werden.
Die Opposition hat sich an den Verfassungsrat gewandt, um das Gesetz zu verhindern. Auch die Regie­rung legte dem Rat das Gesetz zur Prüfung vor. Er wird seine Entscheidung am 5. August bekanntgeben – also nur wenige Tage vor dem geplanten Inkrafttreten. In Frankreich sind mehr als die Hälfte der Menschen vollständig geimpft.
Laut einer am Freitag veröffentlichten amtlichen Statistik ist dagegen ein überwältigender Anteil der COVID-19-Patienten, die in französischen Krankenhäusern behandelt werden, nicht geimpft: Rund 85 Prozent der COVID-19-Patienten auf den Normal- und Intensivstationen haben demnach keine Impfung gegen das Coronavirus. Auch 78 Prozent der Coronatoten waren demnach ungeimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126056/Zehntausende-demonstrieren-in-Frankreich-gegen-Gesundheitspass-und-Impfpflicht

DEUTSCHLAND: Rund 5.000 Menschen protestieren trotz Verbots in Berlin gegen Coronamaßnahmen – Deutsches Ärzteblatt, 2.8.2021
In Berlin haben gestern tausende Menschen trotz Verbots gegen die Coronamaßnahmen demonstriert. Dabei gab es auch Angriffe auf Einsatzkräfte und einen Gewerkschaftsvertreter. Insgesamt hätten mehr als 5.000 Menschen an den Protesten teilgenommen, sagte ein Polizeisprecher am Abend.
Über den Tag verteilt seien mehr als 600 Menschen festgenommen worden. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte vorgestern mehrere geplante Demonstrationen aus dem Kreis der „Querdenken“-Bewegung verboten.
Gegen das Verbot einer der Veranstaltungen war auch ein Antrag auf den Erlass einer einstweiligen Anordnung beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht worden, den dieses gestern aber ablehnte.
Ein Autokorso war genehmigt worden, an diesem wollten die Protestler ursprünglich zu Fuß oder im Reisebus teilnehmen. Weil dies nicht ging, versammelten sie sich zunächst im Stadtteil Charlottenburg und zogen dann in Gruppen durch die Straßen der Stadt.
Dabei seien Absperrungen ignoriert und teilweise überrannt und Einsatzkräfte angegriffen worden, erklärte die Polizei. Demonstrierende hätten versucht, die Polizeikette zu durchbrechen und Beamte herauszuziehen. Am Großen Stern drohte die Polizei demnach mit einem Wasserwerfer. Nach drei Laut­sprecherdurchsagen löste sich die Versammlung dort auf, hieß es weiter.
Viele zogen zum Alexanderplatz weiter, wie der Polizeisprecher mitteilte. Dort habe die Polizei sie des Platzes verwiesen. Auch im Stadtteil Schöneberg hätten sich Gruppen auf verschiedenen Straßen bewegt, dafür seien aber die Fahrbahnen nicht gesperrt worden. Am Abend teilte die Polizei dann im Kurzbot­schaftendienst Twitter mit, „auch die letzten Ansammlungen zerstreuen sich“.
Neben den mehr als 600 Festnahmen erteilten die Einsatzkräfte nach eigenen Angaben Platzverweise, nahmen Personalien auf und fertigten Anzeigen. Die Teilnahme an einer verbotenen Versammlung sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 1.000 Euro Bußgeld bestraft werden könne, wurde betont.
Der Berlin-Brandenburger Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) in Verdi, Jörg Reichel, wurde am Rande der Proteste in Kreuzberg brutal attackiert. Laut einem Bericht des Tagesspiegels wurde er gestern von mehreren Menschen vom Fahrrad gezerrt und dann geschlagen und getreten. Erst durch das Eingreifen von Passanten hätten sie von ihm abgelassen. Der Gewerkschafter habe Verletzungen an Schulter und Beinen erlitten und befinde sich derzeit im Kranken­haus.
„Wir sind zutiefst bestürzt und stehen solidarisch an der Seite unseres Kollegen, der seit dem vergangenen Jahr unter großem persönlichen Einsatz die Kundgebungen der sogenannten Querdenker beobachtet und dort für die Medienschaffenden und die Pressefreiheit eintritt“, erklärte die Bundesgeschäftsführerin der DJU in Verdi, Monique Hofmann.
Reichel sei bereits seit Monaten aus der „Querdenken“-Szene diffamiert und bedroht worden, erklärte Hofmann. Sein Name und Foto kursierten in einschlägigen Telegramkanälen. „Jörg hat sich davon nicht einschüchtern lassen und weitergemacht.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126062/Rund-5-000-Menschen-protestieren-trotz-Verbots-in-Berlin-gegen-Coronamassnahmen

ÖSTERREICH: Corona – Details zu Schulbetrieb kommen diese Woche – 3-GRegel macht Test unnötig – Für Ungeimpfte: Beginn des Schuljahres mit drei Testungen in der Woche – Vorgaben bei Masken nicht klar – Science-APA, 2.8.2021
Im Lauf der Woche will Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) die Details der Planungen für den Schulbetrieb im Herbst bekanntgeben. Dabei ist es durchaus möglich, dass dieser sich zumindest zu Beginn gar nicht so stark von jenen Regeln unterscheidet, die bereits vor Ferienbeginn gegolten haben. Das gilt etwa für die Testfrequenz sowie die 3G-Regel für den Schulbesuch.
Bereits im zweiten Semester des vergangenen Schuljahrs galt, dass sich Schüler, die am Präsenzunterricht teilnehmen wollen, dreimal wöchentlich einem Antigen-Schnelltest unterziehen mussten. Seit Mitte Mai war außerdem die 3G-Regel in Kraft: Die Schnelltest-Pflicht entfiel also für jene Schüler, die einen gültigen PCR-Test oder Antigentest einer anderen befugten Abnahmestelle vorlegten. Auch geimpfte Schüler mussten nicht mehr testen, wobei deren Zahl relativ gering war – betroffen hat das vor allem ältere Schüler, die mit Risikopatienten im gleichen Haushalt leben, Berufsschüler, die in ihren Lehrbetrieben mitgeimpft wurden, oder Jugendliche an Schulen für Gesundheitsberufe.
*** Zu Beginn drei wöchentliche Tests ***
Zumindest in den ersten beiden Wochen des neuen Schuljahrs wird ebenfalls dreimal wöchentlich getestet, kündigte Faßmann bereits zu Schulschluss an. Dabei sollen auch verstärkt aussagekräftigere PCR-Tests zum Einsatz kommen. Und auch die 3G-Regel wird weiter gelten, hielt er am vergangenen Wochenende erneut fest: Wer geimpft ist, muss nicht testen. Das wird mittlerweile wesentlich mehr Schüler betreffen als zuletzt, da mittlerweile Kinder ab zwölf Jahren geimpft werden können.
Apropos Impfung: Geplant sind auch Impfangebote entweder direkt an Schulstandorten oder zumindest von der Schule organisierte gemeinsame Besuche von Impfzentren – wie das organisiert werden soll, ist allerdings noch nicht klar. Für die Impfungen zuständig sind die Gesundheitsbehörden der Länder, die sich mit den jeweiligen Bildungsdirektionen absprechen müssen.
Teil des Schulkonzepts sollen auch die Bereitstellung von Luftreinigern sowie ein Frühwarnsystem sein – durch letzteres soll ein regionales oder lokales Ansteigen der Infektionen rasch erkannt und dementsprechend reagiert werden. In welcher Form das der Fall sein wird, ist ebenfalls noch nicht klar, möglich ist etwa eine Verhängung einer oder Verschärfung der Maskenpflicht.
*** Vorgaben bei Masken nicht klar ***
Stichwort Masken: Auch in diesem Punkt sind die Vorgaben noch nicht klar. Am Ende des vergangenen Schuljahrs musste einheitlich nur mehr außerhalb der Klassen- bzw. Gruppenräume ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Auch hier könnte künftig zwischen geimpften und ungeimpften Kindern unterschieden werden.
Ebenfalls noch geklärt werden müssen die Quarantänevorgaben – also was passiert, wenn bei einem Kind eine Infektion festgestellt wird. Hier muss etwa festgelegt werden, ob die Klasse dann weiter unterrichtet wird oder nicht bzw. ob es unterschiedliche Vorgaben für geimpfte und nicht geimpfte Schülerinnen und Schüler gibt.
Die Sozialistische Jugend (SJ) forderte bei einer Medienaktion am Montag eine „Test- und Impfgarantie“ an allen Schulstandorten. Schüler müssten die Möglichkeit bekommen, sich täglich in der Schule zu testen und wenn gewünscht auch direkt am Schulstandort impfen zu lassen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7226398771216099271

ÖSTERREICH: Personalmangel belastete Kindergärten in der Pandemie schwer – Science-APA, 2.8.2021
Personalmangel war im Rahmen der Corona-Pandemie eine der größten Belastungen für das Kindergartenpersonal, zeigt eine Studie der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und des Netzwerks Elementare Bildung (NEBÖ). Auch zu wenig Informationen, wie in der Arbeit mit der Corona-Situation umgegangen werden soll, haben der Erhebung zufolge den Pädagoginnen und Pädagogen das Arbeiten erschwert.
Für die nicht repräsentative Studie wurden 467 Kindergartenmitarbeiterinnen befragt, das Gros in Wien. Ein Drittel hat bei der von April bis Juni durchgeführten Online-Befragung angegeben, dass während der Pandemie nie bzw. fast nie genügend Personal verfügbar war. Der zu geringe Personalstand und daraus resultierende Zeitmangel wurde von den Befragten auch am belastendsten empfunden, zeigt die Erhebung von Michael Methlagl, Jutta Majcen und Natascha Taslimi, die auch NEBÖ-Sprecherin ist.
*** Zeitdruck und mangelnde Erholungspausen ***
Zum Zeitpunkt der Studie hat jede fünfte Befragte angegeben, sich täglich unter Zeitdruck zu fühlen und nie ausreichend Planungs- und Vorbereitungszeit für ihre Arbeit zu haben. Mehr als ein Drittel hatte zudem das Gefühl, nie ausreichend Erholungspausen in der Arbeit zu haben. Beim Kindergartenpersonal gab es bereits vor Pandemiebeginn Engpässe, durch Infektionsfälle und den gestiegenen Planungs-, Arbeits- und Informationsaufwand wurde die Situation noch weiter verschärft.
In der Pandemie kamen auch noch Probleme beim Informationsfluss hinzu: Nach Wahrnehmung von mehr als jeder dritten Mitarbeiterin gab es nie oder fast nie klare und zeitgerechte Informationen zum Umgang mit der Covid-Situation in der Arbeit. Während es für die Schulen Leitlinien des Bildungsministeriums gab, sei bei den Kindergärten wiederholt auf die Zuständigkeit der Länder verwiesen worden, so das Forschungsteam. Ein guter Teil der Befragten machte sich in diesem Zusammenhang auch Sorgen darum, in der Arbeit ihre Gesundheit zu gefährden. Immerhin 29 Prozent hatten täglich Angst um ihre Gesundheit.
*** Inhaltliche Auswirkungen auf tägliche Arbeit ***
Die Pandemie hatte auch inhaltliche Auswirkungen auf die täglichen Arbeit im Kindergarten: Mehr als die Hälfte der Pädagoginnen haben angegeben, dass durch die Pandemie-Maßnahmen jeden Tag bzw. mehrmals pro Woche Aktivitäten, die normalerweise mit den Kindern durchgeführt werden, verunmöglicht wurden.
Als positiv wird in der Umfrage die Unterstützung durch die Kolleginnen, viel Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum und Wertschätzung für die geleistete Arbeit hervorgehoben. Auch Freude an der Arbeit war eine wichtige Ressource: Trotz widriger Umstände hatten weniger als zwei Prozent nie oder fast nie Freude an der Arbeit.
„Die eher stark ausgeprägten Erschöpfungswerte der Personen zeigen, dass im Bereich der elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen Handlungsbedarf besteht“, so das PH-Forschungsteam in seinem Resümee mit Verweis auf die hohen psychischen Anforderungen an die Arbeit im Kindergarten. Die Qualität der Arbeitsbedingungen müsse generell erhöht werden, etwa durch ausreichende Personalressourcen, verstärkte Kommunikation zwischen den Hierarchien und mehr Anerkennung und Wertschätzung.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1129444984450640323

1.8.2021, Sonntag

DEUTSCHLAND: Hauptgrund: mangelndes Vertrauen Hälfte der Ungeimpften lehnt Impfung ab – Deutsche befürworten Einschränkungen für Ungeimpfte – n-tv, 1.8.2021
Politiker und Wissenschaftler wollen noch intensiver für die Impfkampagne werben. Das scheint auch nötig, wie eine aktuelle Umfrage zu den Impfbestrebungen der Deutschen zeigt. Denn offenbar ist die Zahl der bewussten Impfverweigerer erheblich.
Nur etwa jeder vierte Ungeimpfte in Deutschland will sich einer Umfrage zufolge noch gegen das Coronavirus impfen lassen. Das berichtete die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa. Demnach wollen 54 Prozent derer, die ein Impfangebot bislang nicht angenommen haben, sich auch grundsätzlich nicht impfen lassen. Nur 27 Prozent der Ungeimpften können sich der Umfrage zufolge eine Impfung vorstellen, 19 Prozent sind noch unentschlossen.
Als Hauptgrund nannten 67 Prozent der Impfverweigerer bei der Umfrage mangelndes Vertrauen in die Impfstoffe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Zeitung, er gehe fest davon aus, dass diese Menschen künftig mit Einschränkungen rechnen müssten. „Im Herbst, wenn die Fallzahlen sehr hoch sind, wird es eine Reihe von Einschränkungen für Ungeimpfte geben müssen: Sie werden etwa nicht mehr in die Innenräume von bestimmten Restaurants, in Bars oder Klubs gehen können, also an Orte mit einem hohen Ansteckungsrisiko“, sagte Lauterbach.
*** Deutsche befürworten Einschränkungen für Ungeimpfte ***
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet laut „Bild am Sonntag“ Einschränkungen für Ungeimpfte bei steigenden Fallzahlen. Dem Bericht zufolge sind 61 Prozent der Meinung, dass Ungeimpfte bei hohen Fallzahlen keine Sportveranstaltungen mehr besuchen dürfen. 58 Prozent wollen demnach Theater-, Kino- und Museumsbesuche für Ungeimpfte verbieten, 54 Prozent Restaurantbesuche.
Seit 1. August müssen Ungeimpfte bei der Rückreise nach Deutschland mit Einschränkungen rechnen: Wer in die Bundesrepublik einreisen will und mindestens zwölf Jahre alt ist, muss ab Sonntag einen Corona-Test vorlegen. Diese Regelung gilt nicht für vollständig Geimpfte und Genesene. (ntv.de, als/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Haelfte-der-Ungeimpften-lehnt-Impfung-ab-article22716273.html

31.7.2021, Samstag

CHINA: Stärkster Ausbruch seit Monaten Delta-Variante führt Teile Chinas in Lockdown – n-tv, 31.7.2021
Offiziell wurden in Peking sechs Monate lang keine Corona-Fälle mehr verzeichnet. Nun befinden sich in der chinesischen Hauptstadt Zehntausende Menschen im Lockdown. Auch in anderen Regionen des Landes ist die hochansteckende Delta-Variante des Virus auf dem Vormarsch.
China erlebt wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante derzeit den stärksten Ausbruch des Coronavirus seit Monaten. In insgesamt 14 Provinzen verzeichneten die Behörden einen Anstieg der Infektionsfälle. Derzeit zirkuliere vor allem die Delta-Variante, „wodurch die Herausforderungen der Prävention und Kontrolle noch größer werden“, sagte Mi Feng, Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission.
Im Juli registrierten die Behörden 328 symptomatische Infektionen – fast genauso viele wie im gesamten Zeitraum von Februar bis Juni. Am heutigen Samstag meldeten die Behörden neue Fälle unter anderem in der Provinz Fujian und in der 31-Millionen-Einwohner-Stadt Chongqing. Staatliche Medien zeigten Bilder von Bewohnern, die für einen Corona-Test anstanden.
Mittlerweile gehen landesweit über 260 Ansteckungen auf einen Ausbruch in der ostchinesischen Stadt Nanjing zurück. Dort waren am 20. Juli neun Reinigungskräfte am internationalen Flughafen positiv getestet worden. Alle Fälle sind nach Angaben der Behörden auf die Delta-Variante des Virus zurückzuführen. In der Stadt wurde nun die Schließung aller Touristenattraktionen und Kulturstätten angeordnet. Die hohe Ansteckungsfähigkeit der Delta-Variante in Kombination mit der Urlaubszeit und einem hohen Passagieraufkommen am Flughafen habe zu der schnellen Ausbreitung geführt, sagte He Qinghua von der Nationalen Gesundheitskommission.
*** Peking: Erste Corona-Fälle seit sechs Monaten ***
In der Provinz Jiangzu mit ihrer Hauptstadt Nanjing sind Hunderttausende Menschen von Lockdowns betroffen. Alle 9,2 Millionen Einwohner der Provinzhauptstadt sind nach Behördenangaben zweimal getestet worden. Im Pekinger Stadtbezirk Changping, wo bisher zwei Fälle gemeldet wurden, müssen rund 41.000 Menschen in ihren Wohnungen bleiben. In der chinesischen Hauptstadt handelt es sich um die ersten offiziell verzeichneten Corona-Fälle seit sechs Monaten.
Die Touristenstadt Zhangjiajie in der Provinz Hunan, in der eine Handvoll Ansteckungen auf eine Theatervorstellung zurückzuführen sind, verhängte am Freitag eine Ausgangssperre für alle 1,5 Millionen Einwohner und schloss alle Touristenattraktionen, wie aus einer offiziellen Mitteilung hervorgeht. Die Stadt Zhangjiajie ist berühmt für ihre Felsformationen, vor denen Teile des Erfolgsfilms „Avatar“ gedreht wurden.
Die Regierung in Peking verfolgt eine Null-Covid-Strategie: Treten in einer Stadt oder Provinz kleine Cluster auf, werden die betroffenen Gebiete abgeriegelt und alle Einwohner auf das Virus getestet. Bis Freitag wurden in China nach Angaben der Gesundheitskommission mehr als 1,6 Milliarden Impfdosen verteilt. Wie viele Menschen inzwischen komplett geimpft sind, teilte die Kommission nicht mit. (ntv.de, lpe/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Delta-Variante-fuehrt-Teile-Chinas-in-Lockdown-article22715868.html

ÖSTERREICH: Erich Neuwirth vergleicht die Situation ansteigender Tendenzen und Hospitalisierung – Neuwirth auf Twitter, 31.7.2021
Wir waren ab Ende Juni – Anfang Juli 2020 in einer ähnlichen Situation wie jetzt. Nach einer beständigen Abnahme niedrige aber wieder steigende Zahlen. Im Folgenden vergleichen wir die Daten ab 24. Juni 2020 mit denen ab 1. Juli 2021 (beide sind jeweils Tag 0).
(Es folgen diverse instruktive Schaubilder)
QUELLE: https://twitter.com/neuwirthe/status/1421504219257966593

30.7.2021, Freitag

EPIDEMIOLOGIE: Forscher zu Fluchtvarianten von SARS-CoV-2: Maßnahmen-Lockerung vor Impfkampagnen-Ende riskant – Ungeimpfte als Mini-Bioreaktor: weniger Impfungen, mehr Mutanten, die künftigen Impfungen entkommen – Science-APA, 30.7.2021
Um das Auftreten einer SARS-CoV-2-Variante, die den Impfschutz umgehen kann (Fluchtvariante), möglichst zu verhindern, sollten Eindämmungsmaßnahmen wie Maskentragen oder Abstandhalten bis zum Ende von Impfkampagnen aufrecht bleiben. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern vom Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg (NÖ) im Fachblatt „Scientific Reports“. Gerade in Zeiten relativ hoher Impfraten sollte man besonders aufpassen.
Das Team um Fyodor Kondrashov und Simon Rella hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie wahrscheinlich die Ausbreitung von Fluchtvarianten unter verschiedenen Bedingungen ist. Dazu haben die Wissenschafter ein klassisches epidemiologisches Model um evolutionäre Annahmen zur Entstehung von seltenen Mutationen sowie den Einfluss von Immunisierungen durch Impfungen auf die Pandemie erweitert, erklärten sie im Rahmen eines von dem Fachjournal organisierten Online-Pressetermins.
*** „Evolution ist schwer zu prognostizieren“ ***
Dass sich Krankheitserreger munter verändern können, haben die vergangenen Verwerfungen in der Pandemiebekämpfung durch die bekannten Varianten eindrücklich gezeigt. „Die Evolution ist schwer zu prognostizieren“, konstatierte Kondrashov, klar festhalten könne man aber, dass ein Erreger wie das SARS-CoV-2-Virus eher dann eine Mutation entwickelt, die einer durch Impfung aufgebauten Immunabwehr davonläuft, wenn er möglichst viele Chancen dazu erhält. Jeder Mensch, der über den Pandemieverlauf infiziert ist, „ist wie ein Mini-Bioreaktor“ – vulgo mögliche Mini-Brutstätte einer neuen Variante, so Rella. Daher seien „die Impfstoffe unsere beste Option“, um das zu verhindern.
Das illustriere, wie wichtig möglichst rasch und breit durchgeführte Impfkampagnen sind – und zwar auf globaler Ebene, so die Forscher, die im Zuge ihrer Berechnungen aber auch auf einen paradox erscheinenden Effekt stießen: Laut ihren Analysen ist das Risiko, dass sich eine Fluchtvariante etabliert, dann erhöht, wenn bereits ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, die Übertragungswege aber gleichzeitig nicht durch Eindämmungsmaßnahmen kontrolliert werden, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit. Gerade wenn bereits viele gegen einen Wildtyp und Co immunisiert sind, kämen die Vorteile einer Fluchvariante nämlich noch deutlicher zum Tragen und sie verteilt sich schneller in der Bevölkerung.
In den über drei Pandemiejahre laufenden Berechnungen zeigte sich auch, dass ein solcher Erreger mit höherer Wahrscheinlichkeit auftritt, wenn ungefähr 60 Prozent der simulierten, zehn Millionen Menschen zählenden Population immunisiert waren. Zum Vergleich: In Österreich wurden bisher knapp unter 60 Prozent der Bevölkerung teil- und knapp über 50 Prozent vollimmunisiert.
Gegen dieses Szenario könne man sich aber wappnen: „Unser Modell zeigt auch, dass wenn die Impfkampagne knapp vor ihrem Abschluss steht, und nicht-pharmazeutische Interventionen aufrecht bleiben, es die Chance gibt, dass impfstoffresistente Mutationen komplett aus der Viruspopulation eliminiert werden“, sagte Rella.
*** Neue Faktoren entscheidend ***
Die Ergebnisse würden insgesamt zeigen, dass mit Fortdauer der Pandemie auch neue Faktoren abseits vom Blick auf Infizierten- oder Todeszahlen entscheidend werden. Man müsse jetzt vielfach darauf achten, die Weiterentwicklung des Virus möglichst zu unterbinden, betonte Kondrashov.
Aus dieser Perspektive erscheine es auch nicht sinnlos, wenn man Menschen dazu rät, auch noch Masken zu tragen, wenn sie schon geimpft sind. Denn es sei immer möglich, dass ein unterkanntes resistentes Virus bereits existiert, dem man auch am Ende der Impfkampagne die Übertragungswege abschneiden muss. Hier brauche es ein gewisses Umdenken, zeigten sich die Studienautoren überzeugt, die mit ihrer Arbeit auch einen Beitrag zur Diskussion über die Rücknahme von Eindämmungsmaßnahmen liefern wollen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3646541284556312054
SIEHE DAZU:
=> Studie
QUELLE: https://doi.org/10.1038/s41598-021-95025-3

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Erkrankungsrisiko bleibt niedrig, obwohl Impfstoffwirkung von Comirnaty nach der 2. Dosis langsam nachlässt – Relativ geringer Impfschutzverlust – Keine gesundheitlichen Sicherheitsprobleme aufgetreten – Hohe Schutzwirkung gegen die südafrikanische Variante B.1.351 (Beta) – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Neue Ergebnisse aus der laufenden Zulassungsstudie zeigen, dass die Schutzwirkung des mRNA-Impfstoffs Comirnaty (BNT162b2) von Biontech/Pfizer nach der 2. Dosis leicht, aber kontinuierlich abnimmt. Nach den in medRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.07.28.21261159) publizierten Ergebnissen könnte früher oder später eine 3. Dosis notwendig werden.
Der Impfstoff Comirnaty hat wie alle COVID-19-Vakzinen nur eine bedingte Zulassung. Die Arzneimittelbehörden warten vor ihrer endgültigen Entscheidung noch die Endergebnisse der laufenden Studien ab. BNT162b2 wird in einer Phase-2/3-Studie an 44.486 Menschen in den USA, Südamerika (Brasilien­ / Argentinien), Deutschland, Südafrika und der Türkei gegen Placebo getestet.
Nach den aktuellen Daten, die ein Team um Judith Absalon vom Hersteller Pfizer in Pearl River bei New York vorstellt, waren bis zum Stichtag 13. März 81 doppelt geimpfte Personen an COVID-19 erkrankt gegenüber 873 in der Placebogruppe. Dies ergibt eine Impfstoffwirksamkeit von 91,1 % mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 88,8 % bis 93,0 %.
Dass sie Zahlen etwas niedriger ausfallen als in den 1. Veröffentlichungen liegt daran, dass die Impf­stoffwirksamkeit mit der Zeit langsam nachlässt. Der Spitzenwert war 7 Tage bis <2 Monate nach der 2. Dosis erreicht worden. In dieser Zeit betrug die Impfstoffwirksamkeit 96,2 % (93,3 % bis 98,1 %). Im Zeitraum von 2 Monaten bis <4 Monaten fiel sie auf 90,1 % (86,6 bis 92,9) und nach dem 4. Monat auf 83,7% (74,7 % bis 89,9 %) ab.
Das dürfte immer noch ausreichen, um die Bevölkerung ausreichend zu schützen, doch bei einem weite­ren Rückgang um etwa 6 %-Punkte pro 2 Monaten ist ein Verlust der Impfstoffwirkung absehbar. Der Hersteller hat laut der Publikation bereits mit Studien begonnen, die die Sicherheit und Immunogenität einer 3. Dosis untersuchen.
Die von Pfizer vorgestellten Zahlen zeigen, dass die Schutzwirkung gegen schwere Erkrankungen weiterhin exzellent ist. Von den 31 schweren Fällen, die die FDA-Definition einer schweren Erkrankung erfüllen, ist bisher nur ein einziger unter den geimpften Personen aufgetreten. Die Impfstoffwirksamkeit beträgt hier 96,7 % (80,3 % bis 99,9 %).
Weitere erfreuliche Ergebnisse sind, dass offenbar keine Sicherheitsprobleme aufgetreten sind. Bei insgesamt 12.006 Probanden liegt die 2. Dosis 6 Monate oder länger zurück. Laut Absalon hat sich am Sicher­heitsprofil der ersten 2 Monate nichts geändert. Eine Myokarditis, die als möglicher Langzeit­scha­den in der Diskussion ist, sei bisher in keinem einzigen Fall beobachtet worden.
Auch eine frühere Infektion mit SARS-CoV-2 stellt die Sicherheit nicht infrage. Bei etwa 3 % der Teil­neh­mer war eine frühere Infektion übersehen worden. Diese Patienten zeigten nach der 1. Impfdosis eine etwas erhöhte Antikörperreaktion, was nicht verwundert, da es für die Teilnehmer doch der 2. Kontakt mit dem Virusgen, also gewissermaßen der „Booster“ war.
Eine gute Nachricht ist auch die hohe Schutzwirkung gegen die Variante B.1.351 (Beta), die während der Studie das Infektionsgeschehen in Südafrika dominierte. Alle 9 Erkrankungen, bei denen in Südafrika Beta nachgewiesen wurde, traten in der Placebogruppe auf. Dies ergibt eine Impfstoffwirksamkeit von 100 %, wegen der geringen Fallzahl jedoch mit einem relativ weiten 95-%-Konfidenzintervall von 53,5 % bis 100,0 %.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126003/SARS-CoV-2-Impfstoffwirkung-von-Comirnaty-laesst-nach-der-2-Dosis-langsam-nach

MEDIZIN: Long COVID: Gedächtnisstörungen können viele Monate anhalten – „Brain fog“ (Hirnnebel, kognitiven Beeinträchtigungen) tritt zu Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Angst, Depressionen, Schlaflosigkeit hinzu – Entzündungsbedingt gestörte Blut-Hirnschranke und Suaerstoffmangel als mögliche ursächliche Faktoren – Langfristige Auswirkungen von Covid-19 auf das Gehirn noch unerforscht – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Jeder 10. Norweger, der im Frühjahr letzten Jahres nur leicht an COVID-19 erkrankt war, klagte 8 Monate später in einer Umfrage in JAMA Network Open (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.18717 ) über Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Die kognitiven Folgen der Erkrankung sind auch mehreren Forschern aufgefallen, die ihre Ergebnisse dieser Tage auf einer Tagung der Alzheimer’s Association vorstellten.
In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass Geruchs- und Geschmacksstörungen nicht die einzigen neurologischen Komplikationen von COVID-19 sind. Viele Patienten leiden über das Ende der akuten Erkrankung hinaus unter Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Angst, Depressionen, Schlaflosigkeit oder unter kognitiven Beeinträchtigungen, die in der Öffentlichkeit auch als „Brain fog“ (Hirnnebel) bezeichnet werden.
Dies zeigt auch eine Umfrage, die Mikrobiologen aus Norwegen durchgeführt haben. Arne Søraas von der Universitätsklinik Oslo, einem von 4 Labors, die alle PCR-Tests in Norwegen durchführen, hatte im letzten Jahr mehr als 53.000 Personen einen Online-Fragebogen zu ihrer Krankheit zugeschickt. Insgesamt 13.001 beantworteten die Fragen. Nach 8 Monaten wurde ein 2. Fragebogen verschickt, den 9.705 Nor­we­ger (75 %) beantworteten.
Dort berichteten 72 von 651 Teilnehmern (11 %), die positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, dass sie unter Gedächtnisproblemen leiden. Von den 5.712 negativ getesteten Personen klagten dagegen nur 254 (4 %) über Gedächtnisstörungen.
In einer weiteren Vergleichsgruppe von 3.342 nicht getesteten Personen hatten nur 80 von 3.342 (2 %) Probleme mit dem Gedächtnis. Søraas ermittelt eine Odds Ratio von 4,66, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall 3,25 bis 6,66 signifikant war. Auch Konzentrationsstörungen waren bei den positiv getesteten Personen mit 12 % häufiger als bei den negativ getesteten Personen (7 %) oder nicht getesteten Kontrollen (4 %).
Bemerkenswert ist, dass alle Teilnehmer nur leicht an COVID-19 erkrankt waren. Keiner wurde im Kran­ken­haus oder gar auf einer Intensivstation behandelt. Frühere Studien hatten die Störungen als Folge der Intensivtherapie gedeutet. Kognitive Störungen sind bei beatmeten Patienten nicht ungewöhnlich.
Zu den Einschränkungen der Studie gehört sicherlich die niedrige Rücklaufquote von 24 %. Es ist mög­lich, dass Patienten mit anhaltenden Beschwerden stärker motiviert waren, den Fragebogen auszufüllen. Die Kenntnis der Diagnose und die öffentliche Diskussion über Long COVID könnten bei den Infizierten auch die subjektive Wahrnehmung von kognitiven Störungen verstärkt haben.
Die möglichen Langzeitfolgen waren auch Gegenstand von 3 Studien, die auf der Alzheimer’s Association International Conference (AAIC®) vorgestellt wurden, die dieser Tage in Denver stattfand. Gabriel de Erausquin von der Long School of Medicine in San Antonio/Texas hat 233 ältere erwachsene Indios aus den Anden 3 und 6 Monate nach ihrer COVID-19-Erkrankung untersucht. Mehr als die Hälfte hatte anhal­tende Probleme mit der Vergesslichkeit, und etwa jeder 4. wies kognitive Probleme auf, einschließlich Sprach- und Exekutivstörungen. Es bestand eine Assoziation mit den anhaltenden Geruchsstörungen, nicht aber mit dem Schweregrad der ursprünglichen COVID-19-Erkrankung.
Ein Team um Thomas Wisniewski von der Grossman School of Medicine in New York hat im Blut von 310 COVID-19-Patienten verschiedene Biomarker für neurodegenerative Erkrankungen bestimmt. Darunter waren Gesamt-tau (t-tau), das phosphorylatierte tau-Protein (pTau-181), das „Neurofilament light“ (NfL), das „glial fibrillary acid protein“ (GFAP), die „ubiquitin carboxyl-terminal hydrolase L1“ (UCH-L1) sowie die Beta-Amyloide Abeta40, und Abeta42.
Bei den Patienten, bei denen die Ärzte eine toxisch-metabolische Enzephalopathie (TME) diagnostiziert hatten, waren t-tau, NfL, GFAP, pTau-181 und UCH-L1 erhöht. Bei den Amyloiden war kein signifikanter Anstieg erkennbar, außer beim Quotienten aus ptau und Aβ42, der bei Patienten mit TME verändert war.
Darüber hinaus korrelierten t-tau, NfL, UCH-L1 und GFAP signifikant mit Entzündungsmarkern wie dem C-reaktiven Protein. Wisniewski vermutet, dass eine entzündungsbedingte Störung der Blut-Hirn-Schranke mit für die Schäden von Neuronen und Gliagewebe verantwortlich waren.
George Vavougios von der Universität Thessalien in Griechenland vermutet, dass auch eine anhaltend schlechte Sauerstoffversorgung an den neurologischen Funktionsstörungen beteiligt sein könnte. Der Forscher hat 32 Patienten mit leichter bis mittelschwerer COVID-19 2 Monate nach der Entlassung aus der Klinik untersucht. Bei 56,2 % waren kognitive Störungen nachweisbar. Betroffen waren vor allem ältere und übergewichtige Patienten, bei denen es nach einem 6-Minuten-Gehtest zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut gekommen war. Diese könnte nach Ansicht von Vavougios sowohl die Abge­schlagenheit als auch die kognitiven Störungen der Patienten erklären.
Trotz dieser Befunde sind die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf das Gehirn kaum erforscht. Weitere Erkenntnisse werden von der „International Brain Study“ erwartet, die die Alzheimer’s Association auf ihrer letztjährigen Tagung ins Leben gerufen hat und an der sich unter der Ägide der Welt­gesund­heitsorganisation (WHO) Forscher aus mehr als 30 Ländern beteiligen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126037/Long-COVID-Gedaechtnisstoerungen-koennen-viele-Monate-anhalten
SIEHE ERGÄNZEND DAZU:
=> Raphael Krapscha: Pandemie: Covid-19 könnte Demenzfälle erhöhen – Science-ORF, 30.7.2021
*** Gedächtnisschwächen auch nach Genesung ***
Gabriel de Erausquin von der Universität von Texas etwa untersuchte mit einem Forscherteam die kognitiven und olfaktorischen (Geruchssinn) Funktionen von knapp 300 älteren Argentinierinnen und Argentiniern, die drei bis sechs Monate zuvor an Covid-19 erkrankt waren. Mehr als die Hälfte von ihnen klagte über anhaltende Vergesslichkeit. Bei knapp einem Viertel waren weitere kognitive Funktionen geschwächt – sie hatten etwa Schwierigkeiten beim Sprechen. Begleitet wurden die Symptome oft von anhaltenden Problemen mit dem Geruchssinn, jedoch nicht in der Stärke, wie es oft während einer Covid-19-Infektion der Fall sei, so die Forscher.
Weitere Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen anhaltenden kognitiven Beeinträchtigungen und COVID-19 kommen aus Griechenland. „Wir haben beobachtet, dass besonders Erwachsene in höherem Alter davon betroffen sind“, erklärt George Vavougios von der Universität von Thessalien gegenüber dem ORF.
Zusammen mit einem Team untersuchte er zahlreiche aus dem Krankenhaus entlassene Personen, die zuvor leichte bis mittelstarke Covid-19-Erkrankungen aufwiesen. Bis dato gebe es laut dem Forscher aber nur handfeste Daten zu 32 der untersuchten Patientinnen und Patienten. Schon dabei habe sich aber gezeigt: „Über die Hälfte von ihnen hatten auch zwei Monate nach dem Krankenhausaufenthalt noch ein beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis oder waren in anderen kognitiven Bereichen geschwächt“, so der griechische Forscher. Die Patienten, die eher unter kognitiven Beeinträchtigungen litten, waren laut Vavougios in den meisten Fällen älter als jene, die keine Langzeitfolgen aufwiesen.
*** Alter und Körpergewicht entscheidend ***
In einem Test, bei dem die Patientinnen und Patienten sechs Minuten lang ohne Unterbrechung gehen mussten, zeigte sich außerdem, dass länger anhaltende kognitive Beeinträchtigungen vor allem bei jenen Patientinnen und Patienten nachgewiesen werden konnten, deren Sauerstoffgehalt im Blut niedriger war als bei anderen. Einerseits könne dies an Lungenproblemen liegen, die auf Covid-19 zurückzuführen sind, andererseits aber an einem generell ungesunderen Lebensstil. Laut Vavougios und seinem Team sei es daher wahrscheinlich, dass neben dem Alter auch das Körpergewicht ausschlaggebend sein könnte, ob Personen nach einer Covid-19-Erkrankung an anhaltenden kognitiven Beeinträchtigungen leiden.
Vavougios und Erausquin betonen, dass weitere Untersuchungen nötig seien, um die möglichen Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung auf die kognitiven Fähigkeiten und deren Ursachen exakt zu ermitteln. Die bisher gesammelten Informationen würden aber nahelegen, dass ein Zusammenhang besteht.
*** Bis 2050: Demenz-Fälle könnten sich verdreifachen ***
Dass der Lebensstil abseits von Covid-19 Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit hat, legen auch weitere im Rahmen der AAIC präsentierte Forschungsergebnisse nahe. Um eine möglichst akkurate Prognose künftiger Demenz- und Alzheimerfälle zu erstellen, untersuchte Emma Nichols von der University of Washington School of Medicine mit einem Team Daten der Global Burden of Desease-Studie (GBD) aus den Jahren 1999 bis 2019. Dabei handelt es sich um eine umfassende Sammlung von Schätzungen zu Gesundheitstrends weltweit, in der auch erstmals Informationen über Demenz-Risikofaktoren einbezogen wurden.
Die Forscherinnen und Forscher zeigen in ihrer Prognose auf, dass positive Trends beim globalen Bildungszugang die weltweiten Fälle von Demenz bis zum Jahr 2050 um 6,2 Millionen senken werden. Gleichzeitig werden aber die erwarteten Trends beim Rauchen, einem hohen Body-Mass-Index und hohem Blutzucker die Fälle um fast die gleiche Zahl – 6,8 Millionen – erhöhen.
Faktoren wie der Anstieg der Weltbevölkerung und höhere Lebenserwartungen seien dafür verantwortlich, dass die Zahl der Demenzfälle insgesamt deutlich ansteigen könnte. Unter Einbeziehung aller vorhandenen Daten prognostiziert Nichols, dass sich die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf mehr als 152 Millionen fast verdreifachen wird. Der höchste Anstieg der Fälle wird für das östliche Afrika südlich der Sahara, Nordafrika und den Nahen Osten erwartet.
*** Weitere Untersuchungen „unerlässlich“ ***
„Es ist derzeit nicht möglich zu sagen, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die prognostizierte Verdreifachung der Demenzkranken haben wird. Dazu fehlen uns einfach noch die Daten von Langzeituntersuchungen. Klar scheint aber zu sein, dass auch Covid-19 zu längerfristigen Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen führen kann. Ob daraus später Demenz- oder Alzheimererkrankungen entstehen können, muss noch genauer erforscht werden“, erklärt Vavougios in einer Reaktion auf die Prognose.
“Mit mehr als 190 Millionen Fällen weltweit und knapp vier Millionen Toten hat Covid-19 die ganze Welt verwüstet. Es ist daher unerlässlich, dass wir die Untersuchungen weiterführen, um herauszufinden, was das Virus mit unseren Körpern und Gehirnen macht“, erklärt auch Heather Snyder, von der Alzheimer’s Association.
Laut einer neuen Prognose werden im Jahr 2050 weltweit über 150 Mio. Menschen an Demenzkrankheiten leiden – dreimal so viel wie aktuell. Ursachen dafür: die immer älter werdende Bevölkerung und ungesunder Lebensstil. Doch auch Covid-19 könnte die Gefahr kognitiver Beeinträchtigungen erhöhen, hieß es bei einer internationalen Alzheimer-Konferenz.
QUELLE: https://science.orf.at/stories/3207902/

MEDIZIN: Studie: Kreuzimpfung stärker als 2-Mal-Impfung mit Astrazeneca – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Die Kombination einer Impfung mit den Produkten von Astrazeneca und von Biontech/Pfizer ist einer Studie zufolge wirksamer als die Impfung mit Astrazeneca alleine.
Wissenschaftler der Technischen Universität München, des Helmholtz Zentrums München, des Universi­tätsklinikums Erlangen und des Universitätsklinikums Köln untersuchten die Immunreaktion im Rahmen einer retrospektiven Studie, die im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases erschien (DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00420-5) .
Dafür wurde nach Angaben der Forscher das Blut von rund 500 Probanden analysiert, die 8 bis 12 Wo­chen nach ihrer 1. Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca eine 2. Impfung mit dem mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer bekommen hatten.
„Die neutralisierende Antikörperantwort war bei diesen Probandinnen und Probanden sehr viel stärker ausgeprägt als bei Menschen, die 2 Mal das Vakzin von Astrazeneca bekamen“, erklärte das Uniklinikum Erlangen. Die Immunreaktion auf die Kombinationsimpfung sei mindestens genauso gut wie die Anti­körperantwort nach 2 Impfungen mit Biontech gewesen.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Kombinationsimpfung auch bei individuellen Unverträg­lichkeiten oder bei Versorgungsengpässen zum Einsatz kommen kann.
Sie hoffen, dass diese Kreuzimpfung „ein weiterer Baustein ist, um die Wirksamkeit der COVID-19-Im­pfung generell zu verbessern“. Allerdings seien dafür noch weitere Studien zur Bestätigung der Sicherheit und der klini­schen Wirksamkeit dieser und anderer Kombinationsimpfungen notwendig.
Die Impfkommission (STIKO) hatte Anfang Juli überraschend mitgeteilt, dass Menschen, die eine 1. Dosis des Coronaimpfstoffs von Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als 2. Spritze einen mRNA-Impfstoff wie den von Biontech oder Moderna erhalten sollen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126038/Studie-Kreuzimpfung-staerker-als-2-Mal-Impfung-mit-Astrazeneca

MEDIZIN: Kreuzimpfung stärker als Zweimal-Impfung mit AstraZeneca – Österreichische Empfehlungen – Science-APA, 30.7.2021
Die Kombination einer Impfung mit den Produkten von AstraZeneca und von Biontech/Pfizer ist einer Studie zufolge wirksamer als die Impfung mit AstraZeneca allein. Wissenschafter der Technischen Universität München, des Helmholtz Zentrums München, des Universitätsklinikums Erlangen und des Universitätsklinikums Köln untersuchten die Immunreaktion im Rahmen einer retrospektiven Studie, die im Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ erschien. …
*** Weitere Studien sind notwendig ***
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Kombinationsimpfung auch bei individuellen Unverträglichkeiten oder bei Versorgungsengpässen zum Einsatz kommen kann. Sie hoffen, dass diese Kreuzimpfung „ein weiterer Baustein ist, um die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung generell zu verbessern“. Allerdings seien dafür noch weitere Studien zur Bestätigung der Sicherheit und der klinischen Wirksamkeit dieser und anderer Kombinationsimpfungen notwendig.
In Österreich ist eine Kreuzimpfung laut Anwendungsempfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) bereits möglich. „Sind nach einer ersten Dosis schwere Nebenwirkungen aufgetreten, die einen Impfstoff-Wechsel rechtfertigen, bei Nebenwirkungen, welche eine medizinische Kontraindikation für eine zweite Impfung mit dem gleichen Impfstoff darstellen oder wenn dies aus Sicht der zu impfenden Person dringend wünschenswert ist, so soll ein Impfstoffwechsel angeboten werden“, heißt es darin unter dem Hinweis auf eine fehlende Zulassung für ein solches heterologes Impfschema (Off-Label-Anwendung). Auch bei Eintreten einer Schwangerschaft nach der ersten Dosis mit dem AstraZeneca-Vakzin soll ein heterologes Impfschema in Erwägung gezogen werden.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3441511650900767872

MEDIZIN: Coronavarianten lassen Hospitalisierungsraten ungeimpfter Schwangerer ansteigen – Schwere der Erkrankung nimmt von Variante zu Variante zu – Nutzen der COVID-19-Impfung „für Mutter und Kind eindeutig“ – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Infektionen mit den SARS-CoV-2-Varianten Alpha und Delta sind bei schwangeren Frauen offenbar mit schwereren Erkrankungen und schlechteren Schwangerschaftsoutcomes assoziiert als Infektionen mit der ursprünglichen SARS-CoV-2-Variante, die an sich schon das Risiko erhöht hatte.
Impfungen schützen die Schwangeren aber effektiv vor diesen Gefahren. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie der Universität Oxford, die als Preprint auf medRxiv veröffentlicht wurde (DOI: 10.1101/2021.07.22.21261000).
Eine COVID-19-Erkrankung stellt für Mutter und Kind ein signifikantes Risiko dar: Schwangere Frauen erkranken mit erhöhter Wahrscheinlichkeit schwer an COVID-19. Etwa 1 von 10 schwangeren Frauen, die mit COVID-19-Symptomen aufgenommen wird, benötigt eine intensivmedizinische Behandlung. Und 1 von 5 Schwangeren, die mit COVID-19-Symptomen hospitalisiert werden, hat eine Frühgeburt.
Im Vereinigten Königreich, wo die Studie durchgeführt wurde, wird Schwangeren zur Impfung gegen COVID-19 geraten. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) aktuell keine generelle Impfung für Schwangere. Schwangere haben aber die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.
Ausgewertet wurden die Daten von 3.371 Frauen, die von Beginn der Pandemie bis 11. Juli 2021 in der Schwangerschaft mit symptomatischer COVID-19-Erkrankung in ein Krankenhaus aufgenommen wurden.
*** Schwere der Erkrankung nimmt von Variante zu Variante zu ***
Die Autoren berichten, dass die Schwere der Erkrankungen bei den Frauen zugenommen habe. In der 1. Coronawelle hätten noch 24 Prozent der aufgenommenen Frauen eine moderate bis schwere Erkran­kung aufgewiesen. Nachdem Alpha sich durchgesetzt hatte, waren es schon 36 Prozent, und unter Vor­herrschaft von Delta stieg die Zahl auf 45 Prozent.
Die im Alpha-Zeitraum hospitalisierten Schwangeren benötigten häufiger Atemunterstützung, ent­wickelten häufiger eine Pneumonie und mussten häufiger auf der Intensivstation behandelt werden als Frauen in der 1. Welle. Bei Schwangeren, die seit Beginn der Delta-Dominanz ins Krankenhaus gekom­men sind, waren diese Risiken noch einmal stärker erhöht.
Kinder, die im Alpha-Zeitraum zur Welt kamen, mussten häufiger auf einer Neugeborenenstation statio­när behandelt werden als in der 1. Welle. Hier zeigte sich bisher noch kein Unterschied zum Delta-Zeitraum, doch etwa die Hälfte der in diesem Zeitraum aufgenommenen Schwangeren muss erst noch gebären.
*** Keine COVID-19-Hospitalisierungen nach vollständiger Impfung ***
Impfdaten der Schwangeren wurden ab 1. Februar 2021 erhoben. Demnach waren von 742 seither aufge­nommenen Schwangeren nur 4 geimpft und diese auch nur mit 1 Dosis. Eine vollständige Impfung hatte keine der Frauen.
Das bedeute, so die Autoren, dass 99 Prozent der schwangeren Frauen, die mit symptomatischer COVID-19-Erkrankung hospitalisiert wurden, nicht geimpft gewesen seien. Zum Vergleich: In der Allgemein­bevöl­kerung sind nur 60 Prozent der Patienten, die mit COVID-19 ins Krankenhaus kommen ungeimpft.
Im Vereinigten Königreich sind bereits rund 55.000 schwangere Frauen 1- oder 2-fach gegen COVID-19 geimpft worden.
„Es sind extrem gute Nachrichten, dass so wenige geimpfte Schwangere mit COVID-19 ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten“, betont Marian Knight, Professorin für Maternal and Child Population Health am Nuffield Department of Population Health der Universität Oxford und federführende Autorin der Studie.
Doch es sei besorgniserregend, fährt die Wissenschaftlerin fort, dass die Hospitalisierungen von Schwan­geren mit COVID-19 zunähmen und dass schwangere Frauen offenbar von der Delta-Variante der Erkran­kung stärker betroffen seien.
*** Nutzen der COVID-19-Impfung „für Mutter und Kind eindeutig“ ***
„Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es für schwangere Frauen ist, sich impfen zu lassen, um sich selbst und ihr Baby zu schützen“, so Knight. Bis sie geimpft seien, müssten Schwangere weiter ex­trem gut darauf achten, alle Abstandsregeln einzuhalten, eine Maske zu tragen und sich mit anderen Menschen möglichst nur draußen zu treffen.
Nicola Vousden, Erstautorin der Studie, ebenfalls von der Universität Oxford, betonte, dass weltweit mitt­lerweile 200.000 schwangere Frauen eine Impfung gegen COVID-19 erhalten hätten, 50.000 davon allei­ne im Vereinigten Königreich. Und diese Studie zeige, dass sehr wenige schwangere Frauen mit COVID-19 in ein Krankenhaus aufgenommen werden müssen, nachdem sie die Impfung erhalten haben.
Andere Studien hätten zudem gezeigt, dass geimpfte Schwangere die Antikörper an ihre Babys weiter­geben. Der Nutzen für Mutter und Kind sei eindeutig.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125991/Coronavarianten-lassen-Hospitalisierungsraten-ungeimpfter-Schwangerer-ansteigen

SOZIOLOGIE – SOZIALPSYCHOLOGIE: Soziales Umfeld spielt für Steigerung der Impfbereitschaft eine zentrale Rolle – Erwartung des persönlichen Umfelds der Zweifel weicht Skepsis auf – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Selbst Verschwörungstheoretiker und Impfskeptiker können durch Familie, Kollegen und Freun­­de von der Notwendigkeit der Coronaimpfung überzeugt werden. Das haben Forscher des Leib­niz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen in Zusammenarbeit mit der University of Queens­land (Australien) ermittelt (DOI: 10.1111/bjhp.12550).
Demnach sind Zweifler eher bereit, sich impfen zu lassen, wenn das persönliche Umfeld es von ihnen erwartet. Erstmals konnten so Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich der negative Einfluss von Verschwörungstheorien auf die Impfbereitschaft abschwächen lassen könnte.
„Der entscheidende Faktor ist das soziale Umfeld“, sagt Projektleiter Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter der IWM-Arbeitsgruppe Soziale Prozesse. Wenn Freunde und Familie eine positive Einstell­ung und Erwartung signalisieren, seien auch Personen, die einer Impfung ansonsten skeptisch gegenüberstehen, eher dazu bereit.
„Dies gilt neben der Immunisierung gegen COVID-19 auch für weitere Schutzimpfungen wie etwa der Zeckenimpfung gegen FSME“, so Winter.
Allerdings habe auch die Überzeugungskraft des sozialen Umfelds Grenzen. „Menschen, die Impfungen grund­sätzlich ablehnen oder bereits sehr tief in ein verschwörerisches Weltbild abgetaucht sind, sind ver­mut­lich schwer zu erreichen“, ordnet Winter die Studienergebnisse ein.
Dennoch lassen sich aus den Ergebnissen Empfehlungen für den Alltag ableiten: Ein frühzeitiges Gespräch mit Bekannten und Verwandten, die entsprechende Bedenken äußern, könnte nicht nur der Ausbreitung von Verschwörungstheorien entgegenwirken, sondern auch deren Impfbereitschaft steigern.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125990/Soziales-Umfeld-spielt-fuer-Steigerung-der-Impfbereitschaft-eine-zentrale-Rolle

INTERNATIONAL: US-Gesundheits­behörde: Delta-Variante so ansteckend wie Windpocken – trotz Impfung – Delta auch mit schwereren Verläufen assoziiert – COVID-19-Impfung: Von der Herdenimmunität zum Eigenschutz – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Die Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 ist der US-Gesundheitsbehörde CDC zu­folge so an­steckend wie Windpocken und kann den Schutz von Impfungen leichter durchbrechen. Das heißt auch Geimpfte können sich mit der Variante anstecken und diese weitergeben – sind aber selbst vor schweren Verläufen geschützt, wie es in einer internen CDC-Präsentation heißt, die von der Washington Post veröffentlicht wurde.
In der Präsentation werden bislang unveröffentlichte Studiendaten zitiert, nach denen geimpfte Men­schen, die sich mit Delta infizieren, das Virus genauso leicht weitergeben wie nichtgeimpfte Infizierte. Geimpfte Delta-Infizierte weisen dabei offenbar eine Viruslast auf, die mit nicht geimpften Delta-Infizier­ten vergleichbar ist.
Die Erkenntnisse der Behörde stellen dabei allerdings nicht die Wirksamkeit der Impfstoffe infrage: Diese schützten auch bei Delta weiterhin mit hoher Wahrscheinlichkeit vor schweren Verläufen oder dem Tod. Der Schutz vor Ansteckung bestehe zwar auch, scheint aber schwächer zu sein.
*** Delta auch mit schwereren Verläufen assoziiert ***
Zudem kommt die CDC zu dem Schluss, dass Delta wohl gefährlicher ist als das ursprüngliche SARS-CoV-2 und Erkrankte eher schwere Verläufe erfahren. Es müsse „anerkannt werden, dass sich der Krieg verän­dert hat“, hieß es auf einer der Präsentationsfolien.
Zuletzt hatte die CDC ihre Richtlinien angesichts der starken Ausbreitung der Delta-Variante angepasst und auch für Geimpfte in vielen geschlossenen Räumen wieder das Maskentragen empfohlen. Damit gehen die neuen Empfehlungen nicht so weit, wie in dem internen Dokument gefordert wurde: Generel­les Maskentragen, um die Übertragungen der Delta-Variante zu reduzieren.
„Ich denke, das Hauptproblem ist, dass geimpfte Menschen wahrscheinlich in einem beträchtlichen Aus­maß an der Übertragung von Delta beteiligt sind“, kommentierte Jeffrey Shaman von der Columbia Uni­versity in New York auf Nachfrage der Washington Post.
*** COVID-19-Impfung: Von der Herdenimmunität zum Eigenschutz ***
In gewisser Hinsicht gehe es bei der Impfung nun um den Eigenschutz – darum, sich selbst vor einer schweren Erkrankung zu schützen, so der US-Epidemiologe. Auf Herdenimmunität setzt er angesichts der „vielen Hinweise auf Wiederholungs- und Durchbruchinfektionen“ nicht mehr.
„Wir müssen uns als neues Ziel die Vorbeugung schwerer Erkrankungen und Beeinträchtigungen sowie deren gesundheitlicher Folgen setzen, und uns nicht um jedes Virus sorgen, das in jemandes Nase gefun­den wird“, zitiert die Washington Post die Impfspezialistin Kathleen Neuzil von der University of Mary­land School of Medicine. „Es ist hart, aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass das Coronavirus nicht mehr weggehen wird.“
Die hochansteckende Variante des Virus hat in den USA nach den neuesten verfügbaren Daten des CDC (bis 17. Juli) mehr als 82 % Anteil an allen Infektionen – diese Zahl dürfte mittlerweile bereits deutlich höher liegen. Unterdessen tritt die Vakzinkampagne mit rund 50 % vollständig geimpften US-Bürgern auf der Stelle, was eine Ausbreitung der Delta-Variante weiter antreibt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126034/US-Gesundheitsbehoerde-Delta-Variante-so-ansteckend-wie-Windpocken-trotz-Impfung

USA: Uber führt Impfpflicht für US-Angestellte ein – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Nach Google und Facebook hat mit Uber ein weiteres Digital-Unternehmen aus Kalifornien eine Impfpflicht für seine Angestellten in den USA eingeführt. Das berichteten gestern mehrere US-Me­dien übereinstimmend.
Dem Magazin Business Insider zufolge verschob der Fahrdienstanbieter außerdem die Rückkehr seiner Angestellten aus dem Homeoffice bis mindestens Ende Oktober.
Die Internetkonzerne Google und Facebook hatten gestern angekündigt, dass ihre Angestellten für die Arbeit im Büro künftig eine Coronaimpfung vorweisen müssen. Dies werde in den kommenden Wochen zunächst in den USA eingeführt und danach auf andere Regionen ausgeweitet, erklärte Google; bei Facebook gilt dies ebenfalls für die USA.
Die Impfkampagne in den USA war zuletzt ins Stocken geraten. Grund ist insbesondere weit verbreitete Impfskepsis. Nach Angaben der Krankheitsbekämpfungsbehörde CDC ist knapp die Hälfte der US-Bevöl­kerung gegen SARS-CoV-2 geimpft.
Nach Angaben der US-Bundesbehörde EEOC, die für die Durchsetzung der Antidiskriminierungsgesetze am Arbeitsplatz zuständig ist, können Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern den Nachweis einer Impfung gegen COVID-19 verlangen. Ausnahmen bilden medizinische oder religiöse Gründe.
In Deutschland wäre dies hingegen nicht ohne Weiteres möglich. Der Arbeitgeber darf hierzulande eine Impfung nur verlangen, wenn sie gesetzlich für bestimmte Gruppen vorgeschrieben ist, wie etwa die Masern-Impfpflicht für Menschen in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126013/Uber-fuehrt-Impfpflicht-fuer-US-Angestellte-ein

THAILAND: Bangkok: Krankenhausbetten und Einrichtungen für Quarantäne werden knapp – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Wegen drastisch steigender Coronafallzahlen werden in der thailändischen Hauptstadt Bang­kok die Krankenhausbetten und die Quarantäneeinrichtungen knapp. „Ich bin ganz offen, wir haben nicht genug Betten in den Krankenhäusern“, sagte Somsak Akkasilp, Generaldirektor der staatlichen Gesund­heitsdienste. In den großen Krankenhäusern seien die Intensivstationen überbelegt.
Die Krankenhäuser in Bangkok hätten Kapazitäten für 1.000 neue Patienten pro Tag, sagte Somsak. Der­zeit seien die Zahlen aber deutlich höher. Allein gestern wurden 4.000 Neuaufnahmen von Coronapatien­ten in Bangkoks Krankenhäusern gezählt.
Die Behörden gehen angesichts der Entwicklung dazu über, leichter Erkrankten eine Isolation zu Hause zu empfehlen. Allerdings gebe es dabei Probleme mit der medizinischen Versorgung, räumte Somsak ein.
Auch die Quarantäne- und Isolationseinrichtungen der Stadt füllen sich.
Die Behörden arbeiten mit Privatkrankenhäusern zusammen, um mehr Betten zu beschaffen. „Wir wissen noch nicht, ob die Pandemie schon ihren Höhepunkt erreicht hat. Wir müssen die Kurve abflachen“, sagte er.
Das südostasiatische Land kämpft derzeit mit einer dritten schweren Coronawelle, die durch die hoch­ansteckende Delta-Variante befeuert wird. Trotz scharfer Maßnahmen und einer nächtlichen Ausgangs­sperre in den am stärksten betroffenen Provinzen wurden gestern landesweit rund 17.660 Neuinfektio­nen und 165 Todesfälle registriert.
Seit Beginn der Pandemie wurden nach Behördenangaben mehr als 561.000 Infektionsfälle und 4.562 Todesopfer verzeichnet – der Großteil davon in der jüngsten, im April ausgebrochenen Coronawelle.
Die ersten Coronafälle der jüngsten Welle gehen auf Nachtclubs in Bangkok zurück, die häufig von der thailändischen Elite und Politikern besucht werden.
Besonders betroffen von der Pandemie sind jedoch die armen Bevölkerungsschichten, vor allem die Be­wohner der Slums von Bangkok, wo das Einhalten von Abstandsregeln nahezu unmöglich ist. Die Regie­rung von Ministerpräsident Prayut Chan-O-Cha steht wegen ihres Umgangs mit der Pandemie in der Kritik.
Betroffene Wirtschaftssektoren vermissen Entschädigungen, zudem wird der Regierung eine verfehlte Impfpolitik vorgeworfen. Derzeit werden nur Astrazeneca und die chinesischen Impfstoffe Sinovac und Sinopharm verimpft. Die Impfkampagne verläuft langsam und viele Thailänder sind verärgert, weil die Regierung nicht die Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna bestellt hat.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126022/Bangkok-Krankenhausbetten-und-Einrichtungen-fuer-Quarantaene-werden-knapp

AFRIKA: Zahl der Coronafälle in Afrika sinkt leicht – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Obwohl in Afrika erst 1,6 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft sind, beginnt die Zahl der Fälle leicht zu sinken. Im Wochenvergleich gingen die Neuinfektionen laut John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC) um 15 Prozent auf 239.000 Fälle zurück.
Allerdings warnte die Regionaldirektorin der Welt­gesund­heits­organi­sation WHO, Matshidiso Moeti, vor zu viel Optimismus. „Der Kontinent befindet sich noch immer im Griff der dritten Infektionswelle, wir sind definitiv noch nicht aus dem Gröbsten raus.“
Die Anfang Mai erstmals registrierte Infektionswelle wird von der hochansteckenden Delta-Variante ge­trieben und führt nun im Westen des Kontinents zu steigenden Fallzahlen. Bisher hat Afrika 82 Millionen Impfdosen beschafft.
„Wenn wir eine zweimalige Impfung ansetzen, benötigen wir 820 Millionen Dosen Impfstoff, um bis zum Jahresende das Ziel einer zu 30 Prozent komplett durchgeimpften Bevölkerung auf dem Kontinent zu erreichen“, sagte Moeti.
Als einer der letzten Staaten in Afrika hat Tansania nun eine landesweite Coronaimpfaktion ausgerollt. Damit hat neben Eritrea nur noch Burundi keine landesweiten Impfaktionen gestartet. Es plane aber entsprechende Schritte, so Nkengasong.
Insgesamt wurden bisher in Afrika laut CDC gut 6,5 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 167.000 tödlich waren. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen jedoch höher liegen.
Dennoch macht Afrika offiziell lediglich 3,4 Prozent der weltweiten Infektionsfälle aus. Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126002/Zahl-der-Coronafaelle-in-Afrika-sinkt-leicht

GROSSBRITANNIEN: Pingdemic: Rekordzahl an „Pings“ in England und Wales nach Coronakontakten – Unsicherheit über weiteren Trend: fallende Inzidenzen seit etlichen Tagen – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Wegen hoher Coronafallzahlen sind in England und Wales erneut so viele Menschen von der Corona-App als enge Kontakte von Infizierten benachrichtigt worden wie nie zuvor.
In der Woche bis zum 21. Juli wurde laut Zahlen, die der Gesundheitsdienst veröffentlichte, eine Rekordzahl von 689.313 Kontakten „gepingt“, die sich daraufhin in Quarantäne begeben mussten. In der Woche zuvor waren es 618.903 Kontakte. Die App schlägt an, wenn sich Nutzer eine gewisse Zeit in direkter Nähe eines positiv Getesteten aufgehalten haben.
Die „Pingdemic“, wie das Phänomen von britischen Medien genannt wird, hat in Großbritannien in den vergangenen Tagen und Wochen für erhebliche Störungen gesorgt. Weil so viele Arbeitskräfte ausfielen, blieben Supermarktregale leer, Mülltonnen voll, und Züge fielen aus.
Mittlerweile sind für eine Reihe von Berufsgruppen Ausnahmeregelungen beschlossen worden. Von Mitte August an sollen für alle Geimpften gelockerte Quarantäneregeln eingeführt werden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt im Land derzeit bei 377 (Stand: 23. Juli) mit fallender Tendenz. Gespannt wird darauf gewartet, ob sich der überraschende Trend trotz der weitreichenden Lockerungen in der vergangenen Woche fortsetzen wird.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125997/Rekordzahl-an-Pings-in-England-und-Wales-nach-Coronakontakten

FRANKREICH: Verschärfte Regeln in Frankreich Tausende demonstrieren gegen Impfpflicht – Opposition will das Gesetz verhindern – 85 Prozent der Covid-19-Patienten sind nicht geimpft – n-tv, 30.7.2021
Frankreich kämpft derzeit gegen eine vierte Corona-Welle. Doch das hält Tausende Menschen – teils ohne Maske – nicht davon ab, gegen die von der Regierung geplanten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu protestieren. Behörden rechnen landesweit etwa mit 160.000 Demonstranten.
Der Protest gegen die Ausweitung des Gesundheitspasses und die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen in Frankreich hält unvermindert an. In der Hauptstadt Paris versammelten sich am Nachmittag Tausende Menschen, um gegen die verschärften Regelungen zu demonstrieren. Insgesamt waren in mehr als 150 Städten, darunter Toulon, Montpellier, Bordeaux, Marseille und Nizza, ebenfalls Demonstrationen angemeldet. Die Behörden rechnen mit etwa 160.000 Demonstrierenden im ganzen Land. Bereits an den beiden vergangenen Wochenenden waren jeweils mehr als 100.000 Menschen auf die Straße gegangen.
Die verschärften Regeln stoßen nicht nur bei Impfgegnern und Corona-Leugnern an. So mischten sich bei den Protesten Menschen verschiedenster Strömungen. In Paris zogen zwei Protestzüge durch die Straßen. Die Demonstranten, darunter auch viele „Gelbwesten“, warfen der Regierung auf Plakaten unter anderem einen „Angriff auf die Freiheit“ vor. Diese Heterogenität und die Größe der landesweiten Proteste schüren in Frankreich auch Ängste vor einer neuen „Gelbwesten“-Bewegung oder einem Wiedererstarken ihrer Proteste. Die „Gilets Jaunes“ hatten ihre Demonstrationen 2018 als regionale Bewegung gegen die Erhöhung der Benzinpreise begonnen. Schnell weiteten sich ihre Themen zu einer Kritik an der Reformpolitik der Mitte-Regierung und des Präsidenten Macron aus. Bei den Protesten war es immer wieder zu Verwüstung und Gewalt gekommen.
Wie auf Pressefotos zu sehen ist, trugen die meisten Demonstranten keine Schutzmasken. Mehr als 3000 Polizisten waren im Einsatz, unter anderem auf den Champs-Elysées, deren Hauptzugänge abgeriegelt waren, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur berichtete.
*** Opposition will das Gesetz verhindern ***
Das französische Parlament hatte das Gesetz zur Verschärfung der Corona-Regeln am vergangenen Sonntag nach langem Ringen verabschiedet. Es tritt am 9. August in Kraft und sieht eine Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor. Anders als ursprünglich von der Regierung gewollt, droht Impfverweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Gehalts.
Beschlossen wurde auch eine Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativtest gibt. Dabei soll nun erstmals eine Corona-Testpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen sowie Messen und Jahrmärkten greifen. In Kinos, Theatern oder Museen muss bereits seit 21. Juli eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Corona-Test nachgewiesen werden.
Die Opposition hat sich an den Verfassungsrat gewandt, um das Gesetz zu verhindern. Auch die Regierung legte dem Rat das Gesetz zur Prüfung vor. Der Verfassungsrat wird seine Entscheidung am 5. August bekanntgeben – also nur wenige Tage vor dem geplanten Inkrafttreten.
*** 85 Prozent der Covid-19-Patienten sind nicht geimpft ***
Obgleich 160.000 Demonstrierende mitten in der Urlaubssaison in Frankreich eine beachtliche Zahl sind, bleibt doch abzuwarten, ob die Proteste anhalten. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sagte zudem, dass die Zahlen relativiert werden müssten. „Wenn ich eine Parallele zu den vier Millionen Menschen ziehe, die sich in Folge der Rede des Präsidenten haben impfen lassen, stellt man fest, dass die Demonstranten nicht die Mehrheit sind“, zitierte in die Zeitung „Le Parisien“.
Tatsächlich waren sowohl die Impfanmeldungen als auch die Zahl der täglich gespritzten Dosen nach den Ankündigungen Macrons in die Höhe gegangen. Mittlerweile sind etwa 62 Prozent der Menschen in Frankreich mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Mehr als die Hälfte der Menschen sind vollständig geimpft. Die Gesundheitslage bleibt dennoch angespannt. Zuletzt lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche landesweit bei etwa 214.
Laut einer am Freitag veröffentlichten amtlichen Statistik ist ein überwältigender Anteil der Covid-19-Patienten, die in französischen Krankenhäusern behandelt werden, nicht geimpft: Rund 85 Prozent der Covid-19-Patienten auf den Normal- und Intensivstationen haben demnach keine Impfung gegen Corona. Zudem liege bei 78 Prozent aller Todesfälle nach einer Infektion mit dem Virus keine Impfung vor. Frankreich kämpft derzeit gegen eine vierte Corona-Welle. (ntv.de, lpe/AFP/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Tausende-demonstrieren-gegen-Impfpflicht-article22715975.html

DEUTSCHLAND: Bundespolizei zieht Bilanz 180.000 Verstöße gegen Corona-Regeln – n-tv, 30.7.2021
Gerade beschließt der Bundestag die Pflicht zur Testung für Reiserückkehrer ab 1. August, da zeigt eine Bilanz der Bundespolizei, dass dies mehr als notwendig ist. Seit Jahresbeginn reisten Tausende Deutsche ohne jeden Nachweis wieder ein, einige sogar per Flugzeug.
Die Bundespolizei hat bei Kontrollen seit Anfang des Jahres rund 180.000 Verstöße gegen die Corona-Vorgaben registriert. Das teilte die Behörde dem „Spiegel“ auf Anfrage mit. Demnach hat die Bundespolizei zwischen Mitte Januar und Ende Juli an den Land-, Luft- und Seegrenzen bei rund fünf Millionen Menschen überprüft, ob sie sich an die Regeln der Corona-Einreiseverordnung gehalten haben. In 138.851 Fällen stellten sie Verstöße gegen die Pflicht zur Anmeldung der Einreise fest, die digital oder auf Papier erfolgen kann.
Laut Ärztepräsident Klaus Reinhardt soll die häusliche Quarantäne durch Polizei oder Ordnungsämter überwacht werden.
In 40.990 Fällen hielten sich laut der Zahlen der Bundespolizei die Einreisenden nicht an die Pflicht zum Nachweis eines negativen Corona-Tests, einer Impfung oder einer Genesenenbescheinigung. Bei Flugreisen gilt diese Pflicht generell. Bei Einreisen auf dem Landweg hing sie bislang von der Risikoeinstufung der Länder ab, in denen man sich aufhielt. Ab Sonntag soll nach den Plänen der Bundesregierung eine Testpflicht für alle ungeimpften Einreisenden gelten, egal wie und woher sie einreisen. Für die Sanktionierung der Verstöße mit Bußgeldern sind die Gesundheitsämter vor Ort zuständig.
In zahlreichen Fällen hat die Bundespolizei auch Verstöße der Fluggesellschaften gegen die Corona-Regeln festgestellt. Wie die Behörde dem „Spiegel“ mitteilte, seien zwischen Ende Januar und Ende Juli in 2683 Fällen Passagiere unberechtigterweise an Bord gelassen worden, obwohl sie weder einen Negativ-Test, eine Impfung oder einen Genesenennachweis hatten. In 364 Fällen hielten sich die Reisenden zuvor in einem sogenannten Virusvariantengebiet auf, wo besonders gefährliche Corona-Mutationen zirkulieren. Laut Corona-Einreiseverordnung müssen die Airlines dafür sorgen, dass die Passagiere die Vorgaben einhalten. (ntv.de, als)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/180-000-Verstoesse-gegen-Corona-Regeln-article22714784.html

DEUTSCHLAND: RKI: Zunehmend Coronafälle nach Reisen gemeldet – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Coronaansteckungen, die wahrscheinlich auf Reisen passiert sind, spielen laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine zunehmende Rolle beim derzeitigen Infektionsgeschehen in Deutschland. Das schreibt das RKI in seinem wöchentlichen Lagebericht von gestern Abend.
In der Zeit vom 28. Juni bis 25. Juli sind demnach 3.662 Fälle gemeldet worden, in denen die Betroffenen dem Virus wahrschein­lich im Ausland ausgesetzt waren. Als wahrscheinliche Infektionsländer in den vier betrachteten Wochen wurden Spanien, die Türkei und die Niederlande am häufigsten genannt, vor Kro­atien und Griechenland.
Ein besonders starker Zuwachs seit Mitte Juli ist für die Türkei verzeichnet, hier verdoppelte sich die Zahl der pro Woche erfassten Fälle ungefähr. Mit Frankreich, Italien, Österreich und Dänemark stehen weitere beliebte Reiseziele auf den ersten zehn Plätzen der Liste.
Der überwiegende Anteil der Coronaübertragungen finde allerdings weiterhin innerhalb Deutschlands statt, betont das RKI – die Rede ist von mindestens 81 Prozent. Angaben zum wahrscheinlichen Infek­tions­land liegen bei weitem nicht bei jedem Fall vor.
In Deutschland und dem europäischen Ausland sind dem Bericht zufolge als besorgniserregend einge­stufte Virusvarianten vorherrschend. Hierzulande wird die deutlich ansteckendere Delta-Variante in einer Stichprobe mittlerweile in rund neun von zehn Fällen gefunden (91 Prozent). Der Anteil war über Wochen teils sehr rasch gewachsen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt laut RKI derzeit vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 10 und 34 Jahren. Die mit Abstand höchsten Werte werden für die Vor­wo­che bei den Untergruppen der 15- bis 19-Jährigen mit 40 und bei den 20- bis 24-Jährigen mit 45 ver­zeich­­net. Vor allem die Menschen ab 60, bei denen die Impfquote höher ist als bei Jüngeren, sind bislang von dem deutlichen Anstieg verschont.
Da die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen insgesamt noch niedrig sei, könnten Gesundheitsämter viele Infektionsketten nachvollziehen, hält das RKI fest.
Weiter setzt sich laut RKI der Rückgang der Zahl von Krankenhaus- und Intensivstationfällen mit COVID-19 nicht fort. Stattdessen sei der Anteil von Patienten mit dieser Diagnose an allen Fällen mit schweren Atemwegsinfektionen vergangene Woche wieder leicht angestiegen. „Insgesamt liegen die Werte zurzeit aber auf einem niedrigen Niveau.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126018/RKI-Zunehmend-Coronafaelle-nach-Reisen-gemeldet

DEUTSCHLAND: Testpflicht für Reiserückkehrer gilt ab Sonntag für Ungeimpfte ab zwölf Jahren – Testpflicht wird Epidemie drosseln, nicht stoppen – Steigende Inzidenzen als Auslöser, Mortalität steigt nun auch – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Wer nach Deutschland einreisen will und mindestens zwölf Jahre alt ist, muss ab dem kommen­den Sonntag (1. August) nachweisen, dass er gegen SARS-CoV-2 vollständig geimpft, von der Krankheit genesenen oder getestet ist.
Eine entsprechende Verordnung wird das Bundeskabinett noch heute im Umlaufverfahren beschließen, wie das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mitteilte. Mit der allgemeinen Testpflicht ist auch die Hoffnung verknüpft, dass sich künftig mehr Menschen impfen lassen.
„Alle nicht geimpften Einreisenden nach Deutschland müssen sich künftig testen lassen – egal ob sie mit dem Flugzeug, Auto oder der Bahn kommen“, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Da­mit reduziere man das Risiko, dass zusätzliche Infektionen eingetragen werden.
Geimpfte und Genesene bräuchten keinen Test, betonte Spahn. Generell gelte damit, dass Reisen mit Impfung leichter sei. „Geimpfte sparen sich das Testen und müssen grundsätzlich auch nicht in Quarantäne. Das Impfangebot an alle im Sommer steht. Wir haben genügend Impfstoff.“
Der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz begrüßte die Einführung einer allgemeinen Testpflicht. „Die aktu­ellen Entwicklungen legen nahe, dass sich Reisende, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, bei ihrer Rückkehr nach Deutschland testen lassen sollten – unabhängig von der Frage, aus welchem Gebiet sie kommen und welches Verkehrsmittel sie nutzen“, sagte Scholz den Zeitungen der Funke Medien­gruppe.
In der Verordnung wird darauf verwiesen, dass immer noch fast alle Staaten der Welt von der COVID-19-Pandemie betroffen seien. „Durch Reisebewegungen und den Grenzverkehr können Infektionen eingetra­gen und neue Infektionsherde geschaffen werden.“ Zudem seien in verschiedenen Staaten neue Virus­varianten festgestellt worden, die zum Teil besorgniserregende Eigenschaften aufwiesen. Dazu gehörten eine leichtere Übertragbarkeit sowie eine „herabgesetzte Schutzwirkung“ bei Genesenen und vollständig Geimpften.
Um das System der Einreisebestimmungen zu vereinfachen, wird es Spahn zufolge künftig nur noch zwei Kategorien zur Einstufung von Ländern und Regionen geben: Hochrisiko- und Virusvariantengebiete. Die Kategorie der „einfachen“ Risikogebiete entfällt.
Bei der Rückkehr aus Hochrisikogebieten müssen Ungeimpfte eine zehntägige Quarantäne antreten, die frühestens ab dem fünften Tag durch Übermittlung eines Testnachweises beendet werden kann. Bei Virusvariantengebieten gilt weiter grundsätzlich die 14-tägige, nicht verkürzbare Absonderungspflicht für alle.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vermisst bislang klare Anweisungen für die Kontrollen zur Einhaltung der Testpflicht. Zudem sei das angesichts von 3.600 Kilometern Außengrenze sowie Bahnhöfen und Flug­häfen eine „große Herausforderung“, sagte der GdP-Vorsitzende für die Bundespolizei, Andreas Roßkopf , dem RBB-Programm Radioeins.
Die Testpflicht könnte nach Einschätzung Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ein Mittel gegen die Impfmüdigkeit sein. „Vielleicht könnte so mancher, der sich bisher noch nicht hat impfen lassen, auch dadurch noch zur Impfung gebracht werden“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Allerdings monierte er die Kurzfristigkeit des Vorhaben.
Ähnlich äußerte sich die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB). Die Maßnahme hätte eigentlich vier Wochen früher kommen müssen, sagte die Vorsitzende Susanne Johna zu ntv/RTL. Denn die Sommerferi­en seien ja in einigen Bundesländern schon bald zu Ende. Zehn Prozent der Infizierten seien Reiserück­kehrer. Und „gerade in Urlaubssituationen sind die Menschen noch sorgloser“. Mit der Testpflicht werde die vierte Welle aber nicht gestoppt, sondern allenfalls gedrosselt.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt seit mehr als drei Wochen an. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von heute Mittag lag sie bei 16,5 – am Vortag betrug der Wert 16,0, am Freitag der Vorwoche 13,2. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 2.454 neue Infektio­nen mit SARS-CoV-2. Die Zahlen gehen aus der Fallzahltabelle des RKI von heute Mittag (Stand 13 Uhr) hervor. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2.089 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Coronaeinschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 30 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 34 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.766.765 nach­gewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.637.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126010/Testpflicht-fuer-Reiserueckkehrer-gilt-ab-Sonntag-fuer-Ungeimpfte-ab-zwoelf-Jahren

DEUTSCHLAND: Corona: Impfungen in Deutschland legen weiter zu – Alle 165 Bundesländer mit über 50 Prozent Zweitgeimpften – Impfen heißt sich selbst und für andere schützen – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Die Coronaimpfungen in Deutschland legen weiter zu. Vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze geschützt sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums von heute 42,8 Millionen Menschen oder 51,5 Prozent aller Einwohner.
Die Marke von 50 Prozent haben inzwischen elf der 16 Bundesländer geschafft – darunter lagen noch Sachsen-Anhalt, Bayern, Hamburg, Brandenburg und Sachsen. An der Spitze steht weiter Bremen mit 59,9 Prozent voll geimpften Bürgern.
Mindestens eine erste Spritze haben demnach bundesweit mittlerweile 51,1 Millionen Menschen oder 61,5 Prozent der Gesamtbevölkerung bekommen. Im Ländervergleich vorn liegt ebenfalls Bremen mit einem Anteil von 70,4 Prozent, Schlusslicht ist Sachsen mit 52 Prozent.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, die Bundesregierung halte Wort, es gebe das angekündigte Impfangebot für alle im Sommer. „Nehmen Sie es wahr, lassen Sie sich impfen. Sie schützen sich und andere“, schrieb er bei Twitter.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126031/Corona-Impfungen-in-Deutschland-legen-weiter-zu

DEUTSCHLAND: Rückgang der Nachfrage Deutschland steuert auf Impfstoff-Überangebot zu: Zehntausende Dosen ungenutzt Erste Bundesländer geben Impfstoff zurück – n-tv, 30.7.2021
Angebot und Nachfrage bei Impfstoffen drehen sich innerhalb eines halben Jahres derart, dass Vakzine mittlerweile ungenutzt gelagert werden. Die ersten Bundesländer führen nun mehrere Zehntausend Dosen zurück an den Bund. Sofern sie noch haltbar sind, hat der einen Plan mit ihnen. Anderen Vorräten droht die Vernichtung.
Vor dem Hintergrund einer nachlassenden Impfnachfrage geben erste Bundesländer ungenutzte Impfdosen an den Bund zurück. So wollen Hamburg und Berlin Zehntausende Impfdosen zurückführen. Andere Bundesländer prüfen noch oder beabsichtigen dies derzeit nicht. In einem Schreiben hatte das Bundesgesundheitsministerium den Ländern die Möglichkeit eröffnet, „Impfstoffdosen, die in der nationalen Impfkampagne nicht mehr zum Einsatz kommen“, an das zentrale Lager des Bundes zurückzugeben. Diese könnten, insofern ihre Lagerhaltung das erlaubt, als Weitergabe an Drittstaaten im Rahmen von Spenden zugelassen werden. Das heißt: Impfstoffe sollten noch mindestens zwei Monate haltbar sein.
*** Rückgang der Nachfrage Deutschland steuert auf Impfstoff-Überangebot zu ***
Impfstoff aus Arztpraxen sowie von Betriebsärzten soll nicht an den Bund zurückgeführt werden. Als Erstes sollen Covid-19-Vakzine von Astrazeneca und Johnson & Johnson an den Bund zurückgehen, die in Verteilzentren gelagert und diese seit Lieferung durch den Bund nicht verlassen haben. „Nur so kann die pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Covid-19-Impfstoffe unter Einhaltung der erforderlichen Lagerungs- und Transportbedingungen sichergestellt werden“, heißt es in dem Schreiben.
„Hamburg wird von dieser Möglichkeit Gebrauch machen“, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich. Es gehe um einen Lagerbestand von rund 6000 Fläschchen mit rund 60.000 Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca. „Dieser Impfstoff ist noch mindestens drei Monate haltbar.“ Auch beim Vakzin von Johnson & Johnson gebe es einen Lagerbestand. „Hiervon haben wir gegenwärtig etwa 24.000 Dosen vorrätig.“ Das Mittel werde aber bei den mobilen Impfaktionen – etwa in Jobcentern – eingesetzt.
Berlin will bis zu 62.400 Impfdosen an den Bund zurückgeben, hieß es aus der Gesundheitsverwaltung. Demnach handelt es sich um den aktuellen Lagerbestand des Vakzins von Astrazeneca, der noch mehrere Monate haltbar ist. Auch Niedersachsen hält Impfstoffretouren an den Bund für wahrscheinlich. Es sei aber noch nicht absehbar, wie viele Impfdosen zurückgegeben werden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Dass es dabei vor allem um Dosen des Vakzins von Astrazeneca gehe, liege nahe. Die Gesundheitsministerien in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein prüfen Sprechern zufolge noch eine Rückgabe von Impfdosen.
4000 Dosen „kurzfristig vom Verfall betroffen“
Nicht alle ungenutzten Impfstoffe werden noch verwendet werden können. Eine Umfrage des „Spiegels“ unter den Bundesländern ergab, dass in den nächsten Tagen Tausende Astrazeneca-Dosen entsorgt werden könnten, weil sie nicht mehr haltbar sind. In Baden-Württemberg seien Ende Juli 4000 Dosen in den Impfzentren „kurzfristig vom Verfall betroffen“, teilte das Landesgesundheitsministerium mit. In Bayern geht es um „eine vierstellige Zahl“, in Schleswig-Holstein werden bis zu 2480 Astrazeneca-Dosen entsorgt, weil sie am 31. Juli ablaufen. Im Saarland wären es zu diesem Zeitpunkt 6000.
In Rheinland-Pfalz sind derzeit weder das Ablaufen, noch eine Rückgabe von Impfdosen ein Thema. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Mainz sagte: „Derzeit erreichen wir voraussichtlich nahezu eine Vollverwertung des angelieferten Impfstoffs vor Ablaufdatum.“ Sollte dies künftig nicht mehr gewährleistet sein – dies beträfe voraussichtlich erst im Oktober Chargen von Astrazeneca – könnte sich Rheinland-Pfalz vorstellen, das Angebot des Bundes zur Rückgabe anzunehmen. (ntv.de, mpe/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Erste-Bundeslaender-geben-Impfstoff-zurueck-article22713278.html

DEUTSCHLAND mit fünfthöchstem Median-Alter von 45,7 Jahren: SARS-CoV-2: Forscher drängen auf höhere Impfquote bei über 60-Jährigen – Hohe Impfquote bedeutet geringere Virus-Verbreitung und niedrigere Krankenhausauslastung – Alterstruktur der Bevölkerung maßgebend: je älter, um so folgenschwerer ist eine Erkrankung und um so höher steigt die Hospitalisierungsrate – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Menschen über 60 Jahren gehören zur Risikogruppe von COVID-19. Auf sie richtet sich in vielen Ländern weltweit daher ein wichtiges Augenmerk der Impfkampagnen. Ein Vergleich zwischen Deutschland, Israel, England und Schottland in Bezug auf die vollständig Geimpften zeigt, dass hierzulande noch viel Luft nach oben ist.
Den Ländervergleich unternahmen Forscher des Science Media Centers Deutschlands (SMC) in einem Extra-Report. Hintergrund ist den Fachleuten zufolge die Einschätzbarkeit der Infektionslage und dabei spiele die „Gesamtimpfquote eine wichtige Rolle“, heißt es.
Je höher der Anteil an Geimpften unter Kontakten, die aufeinandertreffen würden, desto schlechter verbreite sich das Virus in der Bevölkerung. Bei geringem Infektionsgeschehen seien auch die Krankenhäuser weniger belastet.
Wenn die Frage im Raum steht, welche Inzidenz sich ein Land zukünftig erlauben kann, ohne das Ge­sundheitssystem zu überlasten, spielt dem SMC zufolge zusätzlich auch die Altersstruktur in der Bevölkerung eine entscheidende Rolle.
„Je älter eine Bevölkerung ist, desto höher ist der Anteil an Personen mit einem Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen“, schreiben die Wissenschaftler.
Bei dieser Frage sei es also ebenfalls wichtig, wer geimpft worden sei, nicht nur wie viele Personen. „Bei gleicher Gesamtimpfquote und gleicher Inzidenz sorgt eine niedrigere Impfquote in den höheren Altersgruppen für eine höhere Hospitalisierungsrate.“
Der Report weist auf UN-Daten hin, wonach die Voraussetzungen in Deutschland im Ländervergleich ungünstig sind. So habe Deutschland mit 45,7 das fünfthöchste Median-Alter der Welt. Dies führe dazu, dass in Deutschland ein besonders hoher Anteil der Bevölkerung zur Risikogruppe für COVID-19 gehöre. Gleichzeitig sei gerade die Impfquote in den oberen Altersgruppen niedriger als im Vereinigten König­reich (Medianalter 40,5) und Israel (Medianalter 30,5).
„In Deutschland liegt die Impfquote in der Bevölkerung ab 60 Jahren mit 78,1 Prozent immer noch sehr niedrig. In diesen Altersklassen muss die Impfquote dringend erhöht werden, damit auch bei einer hohen Inzidenz das Gesundheitssystem möglichst entlastet wird“, empfehlen die Wissenschaftler.
Zum Vergleich: In Schottland sind laut SMC besonders in den oberen Altersklassen sehr hohe Impfquoten erreicht worden. In der Bevölkerung ab 60 Jahren seien 97,6 Prozent der Menschen geimpft, bei den 18 bis 59-Jährigen seien es 57,4 Prozent. In Israel sind 89,5 Prozent der Menschen über 60 Jahre geimpft, bei den 18 bis 59-Jährigen sind es 78,1 Prozent.
Die Impfquote bei den unter 60-Jährigen in England ist laut Report mit der in Deutschland vergleichbar. In den oberen Altersgruppen liege die Quote in England allerdings deutlich höher, so der SMC-Bericht. In der Bevölkerung ab 60 Jahren seien 91,5 Prozent der Menschen geimpft, bei den 18 bis 59-Jährigen seien es 51,7 Prozent.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126025/SARS-CoV-2-Forscher-draengen-auf-hoehere-Impfquote-bei-ueber-60-Jaehrigen

DEUTSCHLAND: STIKO sieht ungenügende Datenlage für Auffrischimpfungen – Virologe: Staat kann aus Fürsorgepflicht solche Impfangebote auch ohne Evidenz machen – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Nach der Entscheidung zu einer dritten Coronaimpfdosis für ältere Menschen in Israel hat der Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO) bekräftigt, dass Auffrischimpfungen das Gremium weiter intensiv beschäftigen. Die STIKO brauche für eine Empfehlung aber eine Datengrundlage, sagte STIKO-Chef Thomas Mertens heute. Diese gebe es noch nicht.
Den unabhängigen Experten gehe es bei den Daten um zwei Aspekte: ob die messbare Immunantwort im Labor nachlasse und ob trotz Impfung vermehrt Infektionen mit Erkrankung aufträten.
Laboruntersuchungen zu Antikörperspiegeln gebe es bereits, diese erlaubten aber nicht die direkte Schluss­folgerung, dass auch die Schutzwirkung beim Menschen nachlässt, erläuterte Mertens. Es gehe auch noch um die Frage, welche Gruppen eine Auffrischung bekommen könnten: ob zum Beispiel Immunsupprimierte, Alte oder alle.
Der Virologe betonte weiter, dass nichts dagegen spreche, wenn ein Staat aus Fürsorgepflicht solche Impfangebote mache – auch ohne Evidenz. Aufgabe der STIKO seien jedoch Empfehlungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Insofern warte man eine Datengrundlage ab. Wenn es Neuigkeiten gebe, werde die STIKO dies berücksichtigen, betonte Mertens.
Israel hatte angesichts steigender Infektionszahlen als erstes Land mitgeteilt, 60-Jährigen und älteren Jahr­gängen eine dritte Impfung gegen das Coronavirus zu geben. Dies gelte für Patienten, die vor mindestens fünf Monaten ihre zweite Impfdosis erhalten haben, hieß es.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126035/STIKO-sieht-ungenuegende-Datenlage-fuer-Auffrischimpfungen

DEUTSCHLAND: 147.956 Anzeigen auf Verdacht von COVID-19 als Berufskrankheit – Deutsches Ärzteblatt, 30.7.2021
Bis Ende Juni sind der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) 147.956 Anzeigen auf Verdacht von COVID-19 als Berufskrankheit gemeldet worden. Das teilte die Bundesregierung in einer gestern veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion mit.
Darüber hinaus seien bis zum selben Zeitpunkt 26.483 Fälle von COVID-19 als Arbeitsunfall gemeldet worden.
Als Berufskrankheit anerkannt wurden demnach bis zum 30. Juni 92.175 Fälle von COVID-19-Erkrankun­gen und als Arbeitsunfall 7.741 Fälle.
Dabei konnte laut DGUV noch nicht zu allen Meldungen eine versicherungsrechtliche Entscheidung ge­trof­fen werden. Bei den genannten Zahlen handelt es sich der Antwort zufolge um vorläufige Daten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125995/147-956-Anzeigen-auf-Verdacht-von-COVID-19-als-Berufskrankheit

29.7.2021, Donnerstag

MEDIZIN: SARS-CoV-2 – Variante Alpha: Durchbruchinfektionen im Gesundheitswesen vermutlich selten, aber leicht zu übersehen , da asymptomatisch – Details zu Durchbruchinfektionen für Variante Delta noch unbekannt – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Durchbruchinfektionen nach einer abgeschlossenen COVID-19-Impfung sind vermutlich Folge einer verminderten Immunreaktion mit niedrigeren Antikörper-Titern. Dies zeigen die Erfahrungen einer Klinik aus Israel im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2109072). Die Zahl der Durchbruchinfektionen war dort gering, und die meisten Betroffenen entwickelten nur milde Symptome, von denen sich jeder 5. jedoch nur langsam erholte.
Da auch die mRNA-Impfstoffe „nur“ eine Schutzwirkung von 95 % erzielen, musste mit Durchbruchinfektionen gerechnet werden. Das Sheba Medical Center in Tel-Hashomer bei Tel-Aviv hat deshalb frühzeitig nach Zweitinfektionen unter den 12.586 Angestellten gesucht, von denen Ende April bereits 91 % beide Dosierungen des Impfstoffs BNT162b2 von Biontech/Pfizer erhalten hatten.
Gescreent wurden nicht nur Personen mit verdächtigen Symptomen, sondern auch alle Kontaktpersonen von Infizierten. Wie das Team um Gili Regev-Yochay, der Chefinfektiologin der Klinik, jetzt mitteilt, wurden unter 1.497 überprüften Mitarbeitern 39 erneute Infektionen mit SARS-CoV-2 gefunden. Dies ent­spricht einem Anteil von 2,6 %.
Die tatsächliche Häufigkeit von Durchbruchinfektionen dürfte niedriger sein, da ja gezielt Verdachtsfälle untersucht wurden. Bezogen auf die Gesamtzahl der Angestellten würde die Prävalenz bei 0,4 % liegen. Diese Zahl dürfte das Risiko unterschätzen, da sicherlich nicht alle Fälle entdeckt wurden.
Tatsächlich verlaufen viele Durchbruchinfektionen asymptomatisch. Unter den 39 entdeckten Infektionen waren 13 Mitarbeiter, die keinerlei Beschwerden hatten. Die übrigen 26 Reinfizierten hatten nur milde Symptome. Keiner musste in der Klinik behandelt werden. Das häufigste Symptom waren Schwellungen in den oberen Atemwegen (36 % aller Fälle), gefolgt von Myalgien (28 %) und einem Geruchs- oder Geschmacksverlust (28 %).
Die Symptome dauerten bei 31 % der infizierten Mitarbeiter mindestens 14 Tage an, 19 % klagten auch nach 6 Wochen noch über Residualsymptome und erfüllten damit die Kriterien von Long COVID. Die Beschwerden dürften jedoch nicht allzu schlimm gewesen sein, da bis auf einen alle 29 Angestellten nach 6 Wochen ihre Arbeit an der Klinik wieder aufgenommen hatten.
Bei 85 % der Betroffenen wurde die Durchbruchinfektion durch die Variante Alpha ausgelöst, die damals in Israel das Infektionsgeschehen beherrschte. Inzwischen dominiert bekanntlich die Variante Delta. Ob sie häufiger zu Durchbruchinfektionen führt und diese öfter symptomatisch verlaufen, steht derzeit noch nicht fest.
Fest steht, dass Durchbruchinfektionen in der Regel die Folge einer zu schwachen Immunreaktion auf die Impfung sind. Die Antikörper-Titer von 22 Patienten, die die israelischen Infektiologen genauer untersu­chen konnten, waren deutlich niedriger als in einer Kontrollgruppe von 104 doppelt geimpften Ange­stellten.
Am deutlichsten waren die Unterschiede in der Höchstmenge der nach der Impfung gemessenen neu­tralisierenden Antikörper. Der Antikörpertiter (GMT) lag bei den Patienten mit Durchbruchinfektion im Mittel bei 152,2. In der Kontrollgruppe war er mit im Mittel 1.028,0 sieben mal höher.
Auch bei den leichter zu bestimmenden IgG-Antikörpern gegen das Spike-Protein gab es signifikante Unterschiede. Ein quantitativer Antikörpertest könnte demnach Hinweise auf eine unzureichende Impfstoffwirkung geben.
In den Rachenabstrichen wurden teilweise erhöhte Viruskonzentrationen gefunden. Insgesamt 29 Ange­stellte (74 %) hatten im Verlauf wenigstens einmal einen Ct-Wert von unter 30, der eine hohe Viruslast anzeigt (Der Ct-Wert ist die Zahl der Vermehrungszyklen in der PCR bis zum Nachweis der Viren).
Allerdings hatten nur 17 Infizierte (59 %) ein positives Ergebnis im gleichzeitigen Antigen-Test und in keinem Fall wurde eine Sekundärinfektion auf der Arbeit oder im Privatleben gefunden. Regev-Yochay hält es jedoch nicht für ausgeschlossen, dass Angestellte mit einer Durchbruchinfektion zum Aus­gangspunkt eines Ausbruchs in der Klinik werden könnten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125999/SARS-CoV-2-Durchbruchinfektionen-im-Gesundheitswesen-vermutlich-selten-aber-leicht-zu-uebersehen

FORSCHUNG: Corona: Antikörper schuld an Blutgerinnseln – Grundlagenforschung im Labor liefert laut Studie der University of Reading neue Erkenntnisse – Pressetext, 29.7.2021
Die Entzündung und Blutgerinnung, die bei sehr schweren Fällen von COVID-19 auftreten, könnten laut einer Studie unter der Leitung der University of Reading http://reading.ac.uk durch die Antikörper verursacht werden, die die Krankheit bekämpfen sollen und dabei eine nicht notwendige Blutplättchenaktivität in den Lungen auslösen. Die Folge können bei schwer erkrankten Patienten tödliche Blutgerinnsel sein.
*** Medikament vorhanden ***
Für die Studie haben die Forscher Antikörper, die von schwer erkrankten Patienten gegen das Spike-Protein des Coronavirus gebildet worden waren, im Labor für die Untersuchung geklont. Es zeigte sich, dass kleine Zucker auf der Oberfläche dieser Antikörper sich von den Antikörpern von gesunden Menschen unterschieden. Wurden diese geklonten Antikörper im Labor Blutzellen von gesunden Spendern ausgesetzt, konnte eine erhöhte Aktivität der Blutplättchen nachgewiesen werden.
Die Experten konnten auch nachweisen, dass es im Labor möglich war, die Blutplättchen entweder daran zu hindern oder ihre Aktivität zu verringern, indem sie mit den aktiven Bestandteilen eines anderen Medikaments behandelt wurden. Dieses Medikament unterdrückt entweder die Funktion der Blutplättchen oder eine Immunreaktion. Damit liegt nahe, dass es möglich sein könnte, dass Medikamente, die derzeit zur Behandlung von Problemen des Immunsystems eingesetzt werden, die Zellen dazu bringen, entweder eine übertriebene Blutplättchenreaktion zu stoppen oder zu verringern.
*** Klinische Studie läuft bereits ***
Eine Studie unter der Leitung des Imperial College London und des Imperial College Healthcare NHS Trust mit der Bezeichnung „MATIS“ testet diese Medikamente bereits in britischen Krankenhäusern. Die aktuelle laborbasierte Studie mit menschlichen Zellen liefert laut den Forschern entscheidende Erkenntnisse zu Unterstützung der wissenschaftlichen Grundlage für MATIS. Beide Teams werden auch in Zukunft eng zusammenarbeiten. Laut Jon Gibbins von der University of Reading hat es bisher nur Annahmen darüber gegeben, warum die bei der Blutgerinnung beteiligten Blutplättchen bei einer COVID-19 Infektion aktiviert werden. Details wurden in „Blood“ veröffentlicht.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210729001

INTERNATIONAL: Bei der WHO gemeldete Coronatodeszahlen stark gestiegen – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Die Zahl der gemeldeten COVID-19-Toten weltweit ist innerhalb einer Woche stark angestiegen: um 21 Prozent auf
69.000 in sieben Tagen, wie die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) gestern in Genf berichtete.
Die WHO bezieht sich auf Regierungsangaben für die Woche vom 19. bis 25. Juli. Insgesamt seien bislang mehr als vier Millionen Menschen weltweit nach einer Infektion gestorben. Experten verweisen darauf, dass nicht alle Menschen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus an COVID-19 sterben, gemeldet werden. Andererseits hatten einige Gestorbene schwere Vorerkrankungen.
Die Zahl der in der vergangenen Woche gemeldeten Infektionen lag bei 3,8 Millionen, das waren acht Prozent mehr als in der Vorwoche. Auf dem amerikanischen Kontinent stiegen sowohl Infektions- als auch Totenzahlen deutlich. Ebenso starben mehr Menschen in Südostasien. Seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 sind fast 194 Millionen Infektionen gemeldet worden.
Die WHO betrachtete auch mehr als 90 Studien über die Wirksamkeit der von der WHO zugelassenen Impfstoffe in der Realwelt. Eine WHO-Notfallzulassung erhielten bislang die Mittel von Astrazeneca, Johnson&Johnson, Moderna, Pfizer/Biontech, Sinovac und Sinopharm.
Das Bild sei nicht vollständig, weil mehr als 60 Prozent der Studien aus nur drei Ländern mit frühen Impfkampagnen stammten (Israel, USA und Großbritannien) und 71 Prozent nur Astrazeneca und Pfizer/Biontech betrachteten.
Allgemein lasse sich sagen, dass die Impfstoffe gut vor schweren Krankheitsverläufen schützen, so die WHO: Die Wirksamkeit habe bei den Impfstoffen von Astrazeneca, Moderna, Pfizer/Biontech und Sinovac bei über 80 Prozent gelegen.
Bei Astrazeneca und Pfizer/Biontech seien auch bei Infektionen mit der hochansteckenden Delta-Varian­te des Virus die Zahl der schweren Verläufe deutlich reduziert worden. Zu den anderen Mitteln liegen keine oder nicht genügend Studien vor.
Die WHO verweist darauf, dass sich ein gewisser Prozentsatz von Geimpften mit dem Coronavirus an­ste­cken kann, was auch bei anderen Krankheiten üblich sei. Mehrere Studien hätten gezeigt, dass sich bei Infizierten, die mindestens einmal geimpft waren, die Ansteckung von Mitglieder des eigenen Haushalts um 50 Prozent reduzierte und noch wesentlich stärker ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125960/Bei-der-WHO-gemeldete-Coronatodeszahlen-stark-gestiegen

USA: Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen: US-Fachgesellschaften für Coronaimpfpflicht – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Angesichts steigender Infektionszahlen durch die Delta-Variante und einer zunehmenden Impfmüdigkeit in der Bevölkerung haben in den USA medizinische Fachverbände eine Impfpflicht für alle Angestellten von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gefordert.
Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 sei die „logische Erfüllung der ethischen Verpflichtung aller Mitarbeiter des Gesundheitswesens, die Patienten sowie die Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen an die erste Stelle zu setzen und alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um deren Gesundheit und Wohlbefinden zu gewährleisten“, heißt es in der kurzen Erklärung, die der Onkologe und Bioethiker Ezekiel Emanuel von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia entworfen hat, und die von 58 Fachgesellschaften mitgetragen wird.
Hintergrund ist eine offenbar auch im Gesundheitswesen verbreitete „Vaccine hesitancy“. Die Impfquote ist zwar höher als in der Allgemeinbevölkerung. Laut dem American College of Physicians, dem Verband der Internisten, war Ende Mai aber noch immer 1/4 der Krankenhausangestellten nicht geimpft. Unter den Angestellten von Pflegeheimen soll die Impfquote bei unter 60 % liegen.
In den letzten Wochen haben immer mehr Klinik- und Pflegeheimbetreiber ihre Angestellten zur Impfung verpflichtet. Dies ist in den USA rechtlich möglich, und auch die „Equal Employment Opportunity Com­mis­sion“ sieht darin keine Diskriminierung einzelner Mitarbeiter. Viele Kliniken schicken ihre Angestel­lten bereits jährlich zur Grippeimpfung. Die US-Fachgesellschaften fordern jetzt alle Arbeitgeber auf, ihre Angestellten auf eine Coronaimpfung zu verpflichten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125967/Krankenhaeuser-und-Pflegeeinrichtungen-US-Fachgesellschaften-fuer-Coronaimpfpflicht

USA: Google und Facebook verhängen Impfpflicht für Arbeit im Büro – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Die US-Internetkonzerne Google und Facebook haben für ihre Mitarbeiter, die nicht im Home­­office arbeiten wollen, eine Impfpflicht verhängt. „Jeder, der zum Arbeiten auf unsere Campus kommt, muss geimpft sein“, erklärte Google-Firmenchef Sundar Pichai in einem Blogeintrag gestern. Ähnlich äußerte sich Facebook. Die Homeofficeregelung wird in beiden Unternehmen wegen der erneut stei­genden Coronazahlen bis Oktober verlängert.
„Wir werden diese Regelung in den kommenden Wochen in den Vereinigten Staaten einführen und in den kommenden Monaten auf andere Regionen ausweiten“, erklärte Pichai. Die Bestimmungen sollen dem­nach aber an die jeweiligen Coronaregelungen der einzelnen Länder und die Verfügbarkeit von Impfstoff angepasst werden.
Google hatte seinen Mitarbeitern vergangenes Jahr schon früh die Möglichkeit eingeräumt, von zuhause aus zu arbeiten. Nun verlängerte das Unternehmen die Regelung bis zum 18. Oktober.
Auch Facebook werde „verlangen, dass jeder geimpft wird, der einen unserer Standorte in den USA be­sucht“, sagte Vizepräsidentin Lori Goler der Nachrichtenagentur AFP. Das Unternehmen plant, seine Büros im September mit einer Kapazität von 50 Prozent wiederzueröffnen. Ab Oktober soll wieder offi­ziell aus dem Büro gearbeitet werden.
Nach Angaben der US-Bundesbehörde EEOC, die für die Durchsetzung der Antidiskriminierungsgesetze am Arbeitsplatz zuständig ist, können Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern den Nachweis einer Impfung gegen COVID-19 verlangen. Ausnahmen bilden medizinische oder religiöse Gründe.
Wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus steigen die Fallzahlen vielerorts wieder, gleichzeitig stockt das Impftempo in den USA. Deshalb ist eine Debatte um die Impf­pflicht entbrannt. Diese werde für die mehr als zwei Millionen Bundesangestellten des Landes „in Erwägung gezogen“, sagte Biden zuletzt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125982/Google-und-Facebook-verhaengen-Impfpflicht-fuer-Arbeit-im-Buero

USA: Dorothea Hahn: USA: „Disinformation Dozen“: Amerikas prominente Anti-Vaxxer verlängern die Pandemie –
In den USA attackiert eine Gruppe von Ärzten, Anwälten, Lobbyisten und Bloggern die Gesundheitspolitik der Biden-Regierung – Der Standard, 29.7.2021

Für „Anti-Vaxxer“ – wie Impfgegner in den USA heißen – ist Joseph Mercola ein alter Bekannter. Schon vor Jahren behauptete der Arzt, Routineimpfungen könnten bei Kindern Autismus auslösen. Verunsicherte Eltern glaubten ihm. In der Folge kamen vermeidbare, längst zurückgedrängte Erkrankungen wie Mumps, Röteln und Masern zurück. Mercola erhebt auch den Anspruch, seine Nahrungsmittelzusätze könnten Krebs, Herzerkrankungen, Darmschwächen und Alzheimer verhindern oder sogar heilen. Die Medikamentenbehörde FDA forderte ihn wiederholt auf, Schluss mit haltlosen Behauptungen zu machen.
Dann kam die Pandemie. Sie verschaffte dem heute 67-Jährigen eine hochprofitable Ausweitung seiner Geschäfte. Er lehnt das Tragen von Masken wegen „Sauerstoffentzugs“ ab; und er warnt vor „Zwangsimpfungen“, die es in den USA gar nicht gibt.
*** Millionen Follower ***
Statt einer Covid-Impfung empfiehlt er seine eigenen Produkte. Angeblich stärken sie die Immunkräfte, wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht. Zu der Pandemie hat er mehrere Hundert Texte und Videos veröffentlicht, Millionen Menschen folgen ihm in diversen sozialen Medienkanälen.
Mercola ist der Bekannteste und Einflussreichste jenes „Disinformation Dozen“, jenes Dutzends prominenter Amerikaner, die täglich neu und erfolgreich Unwahrheiten über die Pandemie verbreiten. Gemeinsam erreichen sie Millionen Menschen in aller Welt.
Das Center for Countering Digital Hate (CCDH) hat im vergangenen Frühjahr mehr als 812.000 impfstoffbezogene Facebook- und Twitter-Einträge untersucht und festgestellt, dass 65 Prozent von ihnen auf diese Gruppe zurückgehen. CCDH kritisiert Facebook, Twitter und Instagram dafür, dass sie dem Disinformation Dozen eine Plattform geben, statt sie wegen Fehlinformationen zu sperren.
*** Neffe von Kennedy dabei ***
Nicht alle Vertreter der Gruppe kommen aus medizinischen Berufen, da ist etwa der vertraut klingende Name Robert F. Kennedy, ein Neffe des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy. Sein Vater, der 1968 ebenfalls ermordete Ex-Justizminister, trug den gleichen Namen wie er. Robert F. Kennedy Junior ist Anwalt und war ursprünglich auf Umweltthemen und Indigenenrechte spezialisiert. Auch er entwickelte nicht erst mit der Pandemie eine Gegnerschaft zu Impfungen. Kennedy stellt die Covid-Impfung in eine Reihe mit historischen Verbrechen – etwa mit den medizinischen Experimenten mit Sklavinnen und schwarzen Soldaten. 2020 finanzierte Kennedy einen Film, mit dem Anti-Vaxxer Zugang zu Afroamerikanern suchen, sie reden von „medizinischem Rassismus“ und „neuer Apartheid“.
Andere aus dem Disinformation Dozen konzentrieren sich auf Pharma-Lobbying, auf die angeblich durch Covid-Impfungen verursachte Unfruchtbarkeit von Frauen – und darauf, sich als Opfer von Zensur zu inszenieren. Die Gesundheitsbloggerin Erin Elizabeth etwa, die erst vor wenigen Tagen von Facebook gesperrt wurde, macht düstere Ankündigungen. „Wenn einem von uns etwas passiert“, sagt sie, „sucht beim CCDH.“ Sie spricht von einer „Hassgruppe“.
*** Biden verfehlte sein Impf-Ziel ***
Als die CCDH-Studie erschien, waren die USA in einer Art Aufbruchstimmung, das Impftempo war hoch, es sah aus, als hätte das Land das Gröbste hinter sich. Die Altersgrenze für Impfungen wurde herabgesetzt, die Maskenregelung gelockert. Doch zugleich ließ die Nachfrage nach Impfungen nach. US-Präsident Joe Biden, der bis zum Nationalfeiertag am 4. Juli eine „Herdenimmunität“ mit mehr als 70 Prozent voll Immunisierter erreicht haben wollte, verfehlte sein Ziel.
Und jetzt? Jetzt bahnt sich eine Rückkehr der Pandemie an. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich rasch verdreifacht, die Intensivstationen füllen sich. Doch dieses Mal liegen die Dinge anders, nicht nur wegen der Delta-Mutation: Das Infektionsgeschehen konzentriert sich auf jene Landesteile und Bevölkerungsgruppen mit niedriger Impfquote.
*** Biden reißt der Geduldsfaden ***
„Es ist eine Pandemie der Nichtgeimpften geworden“, sagt Rochelle Walensky, Chefin der Gesundheitsbehörde CDC. Nachdem sie noch kurz zuvor Lockerungen angeregt hatte, plädiert sie wieder für das Maskentragen in geschlossenen Räumen. Das CDC legt verschiedene Szenarien vor: Im günstigsten Fall haben die USA Mitte Oktober täglich 60.000 neue Ansteckungen und dann 850 Tote. Im ungünstigsten Fall stecken sich jeden Tag 240.000 Menschen an, und 4.000 sterben.
Biden jedenfalls hat genug: Nachdem er seine Landsleute monatelang um Verständnis gebeten hat, lässt er nun eine Impfpflicht für die rund zwei Millionen Mitarbeiter in den US-Regierungsbehörden prüfen. Und es ist ihm seine Ungeduld gegenüber dem Disinformation Dozen anzumerken: „Wer ihnen glaubt, erleidet Schaden. Es tötet Menschen.“
Auch die Internetkonzerne Facebook und Google verhängen eine Impfpflicht über ihre Mitarbeiter. Bevor diese in die Büros zurückkehren dürfen, müssen sie sich impfen lassen, teilten die Unternehmen unabhängig voneinander am Mittwoch mit. Zunächst gilt die Regelung nur in den USA, solle aber ausgeweitet werden.
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000128529175/disinformation-dozen-amerikas-prominente-anti-vaxxer-verlaengern-die-pandemie

JAPAN: Corona bei Olympia: Organisatoren verteidigen Schutzkonzept bei zunehmenden Infektionen – Neuinfektionen steigen, vor allem junge Menschen inVerbindung mit Alkohol als Treiber – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Angesichts steigender Infektionszahlen von SARS-CoV-2 im Umfeld der Olympischen Spiele und in Japan haben die Olympia-Organisatoren ihre Schutzmaßnahmen verteidigt. Nichts deute darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen den Olympischen Spielen und der Zu­nahme der Neuinfektionen in der Bevölkerung gebe, sagte IOC-Sprecher Mark Adams.
Nach seinen Informationen gebe es bislang keinen einzigen Fall, in dem das Virus von Athleten oder durch olympisches Personal auf Einwohner Tokios übertragen worden sei. Nach Angaben des Organisa­tions­komitees wurden bislang 193 Sportler, Medienvertreter und Helfer der Sommerspiele positiv auf das Coronavirus getestet, mehrere positive Tests am Flughafen oder in Trainingslagern nicht mit einge­rechnet.
Mit 24 positiven Tests wurde heute die bisher höchste Zahl im Umfeld der Spiele gemeldet. Landesweit wurden am selben Tag laut Medienberichten mehr als 10.000 Neuinfektionen verzeichnet, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Allein mehr als 3.800 Fälle davon wurden in Tokio registriert.
Der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) betonte, die Teilnehmer und Helfer der Olympischen Spiele seien „die vermutlich am meisten getestete Gemeinschaft auf der Welt“, zudem herrschten im Olympischen Dorf „einige der strengsten Lockdownregeln“ weltweit. Bei rund 310.000 bisher vorgenommenen Coronatests liege die Rate der positiven Resultate bei 0,02 Prozent.
Adams wies zudem Befürchtungen zurück, die Spiele könnten den Druck auf das japanische Gesundheits­system erhöhen. Nur zwei Menschen aus dem Umfeld der Spiele seien im Krankenhaus. Alle anderen Betroffenen würden von ihren eigenen Ärzteteams betreut, sagte Adams.
Viele Japaner hatten sich wegen der Coronapandemie im Vorfeld gegen die Olympischen Spiele ausgesprochen. Bislang sind erst 25 Prozent der japanischen Bevölkerung vollständig geimpft.
Der Chef des Tokioter Ärzteverbands, Haruo Ozaki, betonte, die Coronainfektionen im Zusammenhang mit Olympia und in der japanischen Bevölkerung seien „unterschiedliche Dinge“. Gleichzeitig hätten die Spie­le aber „indirekte Auswirkungen“: Den Menschen falle es schwer, „an Selbstbeschränkung zu denken, während wir dieses Fest haben“.
Der wichtigste Coronavirusberater der japanischen Regierung hatte angesichts der rasant gestie­genen Infektionszahlen vor einer Überlastung des Gesundheitssystems gewarnt. „Wenn das Krisenbewusstsein nicht geteilt wird, wird der Druck auf das Gesundheitssystem früher oder später noch gravierender“, warnte der Mediziner Shigeru Omi heute bei einer Ausschusssitzung im Parlament.
„Außer Impfungen gibt es nicht viele andere Faktoren, die Infektionen zu senken“, sagte Omi. Viele Bür­ger hätten sich inzwischen an die Coronalage gewöhnt, was zum Anstieg der Infektionen beitrage. An­dere Faktoren seien neben der Delta-Variante des Virus die Ferienzeit sowie die Olympischen Spiele.
Tokios Gouverneurin Yuriko Koike rief die jüngeren Bürger auf, sich impfen zu lassen, zu Hause zu bleiben und die Coronamaßnahmen zu befolgen. „Die Aktivitäten junger Menschen sind der Schlüssel (um die Infektionen einzudämmen).“
Der Anstieg der Infektionen habe nichts mit Olympia zu tun, sagte Koike heute. Der japanische Psycholo­gie­professor Harada Takayuki von der Universität Tsukuba erklärte gegenüber dem japanischen Fernseh­sender NHK, dass im Zuge der fröhlichen Olympiastimmung und der Erfolge der japanischen Athleten viele Menschen das Coronavirus nicht mehr so ernst nähmen.
Sie sähen, dass es scheinbar kein Problem ist, dass Menschen aus aller Welt zu den Spielen kommen und würden nun glauben, Corona sei „keine große Sache“. Angesichts des nunmehr vierten Notstands für Tokio setze ein Gewöhnungseffekt ein, die Wirkung der Coronamaßnahmen schwinde. Gerade jüngeren Japanern wird vorgeworfen, nachts nach Schließung der Restaurants, die keinen Alkohol servieren dürfen, noch auf den Straßen unterwegs zu sein und dort zu trinken.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125979/Corona-bei-Olympia-Organisatoren-verteidigen-Schutzkonzept-bei-zunehmenden-Infektionen

ISRAEL: Wieder gültig: Grüner Pass soll steigende Coronazahlen bremsen – Diskussion um Drittimpfung – Gesunkene Wirksamkeit von Biontech nicht wissenschaftlich erhoben – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Wegen steigender Coronainfektionszahlen gilt in Israel seit heute wieder der Grüne Pass. Bei Versammlungen von mehr als 100 Menschen müssen Teilnehmer, die älter als zwölf Jahre alt sind, eine Bescheinigung für Geimpfte oder Genesene vorzeigen oder ein negatives Coronatestergebnis. Dies gilt unter anderem für Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Fitnessstudios, Restaurants, Konferenzen und Gebetshäuser.
Der Grüne Pass, der Erleichterungen für Geimpfte und Genesene brachte, war in Israel im Februar einge­führt worden. Nach einem deutlichen Rückgang der Infektionszahlen waren die meisten Beschränkungen jedoch wieder aufgehoben worden.
Ein Expertenteam empfahl eine dritte Auffrischungsimpfung für Erwachsene, wie es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums hieß. Uneinigkeit habe allerdings über die Altersgruppe geherrscht, welche die Impfung erhalten solle – entweder über 60-Jährige oder über 70-Jährige. In den kommenden Tagen werde das Ministerium eine endgültige Entscheidung über eine dritte Impfung und die entsprechende Altersgruppe treffen, hieß es.
Der Hintergrund dafür sind Zahlen des Ministeriums, wonach die Effektivität der in Israel verwendeten Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen habe. Nach Angaben des Ministeriums verhindert die Impfung eine Coronainfektion nur noch zu 39 Prozent und schwere Erkrankungen zu 91 Prozent. Gleichzeitig verbreite sich im Land die ansteckendere Delta-Variante, hieß es. Allerdings kritisieren auch Experten der Regierung, dass die Zahlen zur Effektivität nicht wissenschaftlich erhoben seien.
Im Frühjahr hatte es dabei noch geheißen, die Impfung verhindere eine Coronaerkrankung zu 95,8 Pro­zent. Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Tod würden zu rund 99 Prozent verhindert.
Die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Coronaneuinfektionen in Israel hatte zuletzt wieder die 2000er-Marke überschritten. Gestern Abend meldete das Gesundheitsministerium 2.269 neue Infektionen. 149 Coronapatienten sind schwer erkrankt. Mehr als 57 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125973/Israel-Gruener-Pass-soll-steigende-Coronazahlen-bremsen

GROSSBRITANNIEN: Keine Quarantäne mehr für geimpfte EU-Bürger in England – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Vollständig geimpfte EU-Bürger müssen bald in England nach der Einreise nicht mehr in Qua­rantäne gehen. „Wir helfen Menschen, die in den USA oder europäischen Ländern leben, sich mit ihren Fa­milien und Freunden im Vereinigten Königreich wiederzuvereinigen“, schrieb der britische Verkehrs­minister Grant Shapps auf Twitter.
Ab dem 2. August müssten Ankommende aus Ländern auf der sogenannten „gelben Liste“ nicht mehr in Quarantäne gehen, wenn sie vollständig geimpft seien. Vor der Einreise und an Tag zwei nach der Einrei­se sind weiterhin Tests fällig.
In England gilt bislang für ausländische Reisende aus Ländern von der gelben Liste – auf der auch Deutschland trotz niedriger Coronazahlen weiterhin steht – eine strikte Quarantänepflicht. Ankommende müssen sich für mindestens fünf Tage isolieren, auch wenn sie vollständig geimpft sind.
Premierminister Boris Johnson sei besorgt, sein Land könne seinen „Impfbonus“ einbüßen und hinter Europa zurückfallen, hieß es vor der Ankündigung bereits in der Times. In vielen EU-Ländern gelten bereits seit Monaten gelockerte Bestimmungen für geimpfte Reisende.
Da die Coronapolitik im Vereinigten Königreich Ländersache ist, werden die Regeln zunächst nur für England gelten. Schottland, Wales und Nordirland könnten jedoch folgen.
Für Ankommende aus Ländern auf der „roten Liste“, der höchsten Risikokategorie, werden voraussichtlich keine Lockerungen gelten. Sie müssen sich weiterhin auf eigene Kosten für zehn Tage in Hotelquaran­täne begeben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125956/Keine-Quarantaene-mehr-fuer-geimpfte-EU-Buerger-in-England

NIEDERLANDE: Niederlande: Nach Aus fürs Nachtleben gehen Coronainfektionen zurück – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Nach Wochen mit hohen Infektionsraten registrieren die Niederlande nun eine deutliche Trendwende. Gestern wurden 3.513 Neuinfektionen innerhalb eines Tages gemeldet, fast 500 weniger als am Vortag und der niedrigste Wert seit drei Wochen, wie das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM mitteilte.
In den vergangenen sieben Tagen ging demnach die Zahl der positiven Testresultate im Vergleich zur Vorwoche um fast 50 Prozent zurück. Als Grund für den rückläufigen Trend nennen die Behörden die Verschärfung der Maßnahmen wie das vorläufige Ende des Nachtlebens.
Dagegen stieg aber die Zahl der COVID-19-Patienten in Krankenhäusern. Das war auch von Experten erwar­tet worden. Zurzeit werden 629 Menschen behandelt, 13 mehr als am Vortag. In den vergangenen sieben Tagen waren im Schnitt jeweils vier Menschen an COVID-19 gestorben, in der Vorwoche waren es zwei am Tag. Die Niederlande waren vorgestern von Deutschland wegen der sehr hohen Infektionszahlen als Hochinzidenzgebiet eingestuft worden.
Mehre Wochen lang registrierten die Behörden hohe Sieben-Tage-Inzidenz-Werte von bis zu 415. Seit einigen Tagen nun zeichnet sich die Wende ab – und zwar in fast allen Regionen. Zuletzt waren etwa 215 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen festgestellt worden. Zum Vergleich: in Deutsch­land liegt der Wert bei 15.
Vor allem in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren wurde nach Angaben des RIVM 64 Prozent weniger Infektionen gemeldet. Die Experten sehen einen deutlichen Zusammenhang mit der Verschärfung der Maßnahmen Anfang Juli. Denn seitdem sind alle Diskotheken und Nachtclubs geschlossen, müssen Gast­stätten um Mitternacht schließen und sind Festivals untersagt.
Die Öffnung des Nachtlebens war nach Analyse der Daten die Hauptursache für die neue Coronawelle. Nachdem Ende Juni fast alle Restriktionen aufgehoben worden waren, stiegen die Infektionen innerhalb einer Woche um mehr als 500 Prozent, in der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre sogar um mehr als 850 Pro­zent. Die meisten Jugendlichen hatten sich den RIVM-Angaben zufolge in Clubs und auf Partys ange­steckt.
Der rückläufige Trend zeigt sich allerdings noch nicht in den Krankenhäusern. In den vergangenen sieben Tagen verdoppelte sich die Zahl der COVID-Patienten im Vergleich zur Vorwoche. Pro Tag wurden im Schnitt 95 neue Patienten eingeliefert. Premier Mark Rutte erwartet eine weiteren Anstieg bis nächste Woche und mahnte zur Vorsicht.
„Dann wird erwartet, dass sich auch die Lage in den Krankenhäusern stabilisiert.“ Die Experten weisen auch darauf hin, dass der übergroße Teil der neuen COVID-19-Patienten nicht geimpft war. Gut 70 Pro­zent der etwa 17 Millionen Niederländer hat zumindest die erste Impfdosis bekommen, mehr als 50 Prozent sind vollständig geimpft.
In der vergangenen Woche waren zwar 38 Prozent weniger Tests abgenommen worden. Der Anteil posi­tiver Ergebnisse bei den Tests war allerdings auch deutlich auf jetzt rund 13 Prozent gesunken, was den Trend bestätigt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125971/Niederlande-Nach-Aus-fuers-Nachtleben-gehen-Coronainfektionen-zurueck

DEUTSCHLAND: Zahl der Krankenhausfälle auch in dritter Pandemiewelle zurückgegangen – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
In der dritten Coronawelle im Frühjahr dieses Jahres hat es erneut starke Einbrüche bei der Zahl der Kranken­hausbehandlungen gegeben. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Der Einbruch der Fallzahlen war allerdings nicht so stark wie in den ersten beiden Pande­mie­wellen.
In der ersten Welle im Frühjahr 2020 (März bis Mai) hatte es laut WIdO ein Minus von 27 Prozent gege­ben. In der zweiten Welle (Oktober 2020 bis Februar 2021) betrug der Rück­gang demnach 20 Prozent. In der dritten Welle zwischen März und Mai dieses Jahres lagen die Fallzahlen der aktuellen Analyse zufol­ge bei den Krankenhausbehand­lungen um 16 Pro­zent niedriger als im Vergleichszeitraum 2019.
Konkret gab es zum Beispiel in der dritten Welle 13 Prozent weniger Darmkrebsoperationen als vor der Pandemie. In den ersten beiden Pandemiewellen fielen die Einbrüche höher aus. „Wir vermu­ten, dass der Rückgang der Darmkrebsoperationen mit reduzierter vorgelagerter Diagnostik im ambulan­ten Bereich zusammenhängt“, erklärte WIdO-Chef Jürgen Klauber.
Er betonte, Koloskopien zur Erkennung von Darmkrebs seien in der ersten Pandemiewelle deutlich selte­ner durchgeführt worden. „Für die Folgewellen liegen uns die Zahlen aus der ambulanten Versorgung allerdings noch nicht vor“, so Klauber. Die Brustkrebsoperatio­nen lagen in der dritten Coronawelle von März bis Mai weitgehend wieder auf dem Niveau von 2019.
Die Fallzahlen für die Behandlung von Notfällen wie Schlaganfällen und Herzinfarkten lagen in der dritten Pandemiewelle den Daten zufolge um acht beziehungsweise elf Prozent weiter unter dem Ni­veau der Vorpande­miezeit. Es stelle sich die Frage, ob damit Versorgungsproblem verbunden sei, sagte Klau­ber. Auf jeden Fall gelte der Appell an Patienten, im Notfall ohne Zögern den Notruf zu alarmieren.
*** Rückgang bei planbaren Operationen ***
Bei den planbaren Operationen gab es laut WIdO in der dritten Welle deutlich geringere Rückgänge als noch in den beiden ersten Pandemiewellen. Bei den Hüftimplantationen beispielsweise hat es zuletzt nur noch ein Minus von 13 Prozent ge­genüber dem Vergleichszeitraum im Frühjahr 2019 gegeben. In der ersten Pandemie­welle waren es noch 44 Prozent, in der zweiten Welle 22 Prozent weniger.
Bei ambulant-sensitiven Krankheitsbildern wie Diabetes, Herzschwäche oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) stellte das AOK-Institut sehr starke Einbrüche fest. Bei der COPD etwa war ein Einbruch von 45 Prozent zu verzeichnen (zweite Welle: – 51 Prozent). Vergleichbar starke Fallzahlrück­gän­ge gab es bei der Behandlung von Asthma. Bei Diabetes und Herzinsuffizienz lagen die Rückgänge in der dritten Welle bei 22 beziehungsweise 16 Prozent und damit etwas geringer als in der zweiten Welle (minus 27 beziehungsweise 23 Prozent).
„Die Zahlen sind ja schon zu Beginn der Pandemie deutlich gesunken und haben selbst im letzten Sommer trotz des sehr niedrigen Infektionsgeschehens nicht mehr das Niveau des Jahres 2019 erreicht“, sagte Klauber. „Möglicherweise befördert die Pandemie hier einen grundlegenden Strukturwandel in der Versorgung ambulant-sensitiver Fälle. Deutschland hat im europäischen Vergleich einen sehr hohen An­teil solcher Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden, während dies in anderen Ländern schon deut­lich länger ambulant funktioniert.“
*** Verweildauer gesunken ***
Eine aktuelle Auswertung der Abrechnungsdaten zur stationären Behandlung der AOK-Versicherten mit einer COVID-19-Erkankung zeigt unterdessen die Entwicklung in der zweiten Pandemiewelle (Oktober 2020 bis Februar 2021) und erste Trends für den Beginn der dritten Welle im März 2021.
So sank der Anteil der beatmeten COVID-19-Patienten im Krankenhaus von 17 Prozent in der ersten Welle (Februar bis Mai 2020) auf 14 Prozent in der zweiten Welle. Zuletzt lag er im März 2021 wieder bei 17 Prozent.
Auffällig ist dem WIdO zufolge die sinkende Verweildauer der Patienten im Krankenhaus: Diese lag zu Beginn der Pandemie bei durchschnittlich 17,1 Tagen, in der zweiten Welle dann bei 15,0 Tagen. Auch die Dauer der Beatmung sank von 17,2 Tagen zu Beginn der Pandemie auf 12,7 Tage in der zweiten Welle; zuletzt lag sie im März 2021 bei 12,7 Tagen.
*** Durchschnittsalter niedriger ***
Das Durchschnittsalter der Patienten war in der zweiten Welle mit 69,6 Jahren etwas höher als in der ersten (68,0 Jahre) und sank mit Beginn der dritten Welle im März 2021 auf 63,6 Jahre. „Das hat damit zu tun, dass in der dritten Welle verstärkt Menschen mittleren Alters intensivmedizinisch behandelt werden mussten, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Impfung erhalten hatten“, erläuterte Klauber.
Die Verschiebung der Altersstruktur wird auch deutlich, wenn man sich den Anteil der über 80-jährigen COVID-19-Patienten in den Kliniken anschaut: Im Dezember 2020 und Januar 2021 waren noch mehr als 40 Prozent der stationär behandelten Patienten über 80 Jahre alt. Im Februar 2021 sind es noch 37 Pro­zent und im März 2021 nur noch 24 Prozent gewesen.
Die Sterblichkeit unter den stationär behandelten COVID-19-Patienten blieb in der ersten und zweiten Welle mit 21 beziehungsweise 22 Prozent auf nahezu gleich hohem Niveau. Zu Beginn der dritten Welle lag die Sterblichkeitsrate im März 2021 mit 16 Prozent etwas niedriger.
„Das ist vor allem mit dem gesunkenen Durchschnittsalter zu erklären“, sagte Klauber. Über den gesam­ten Zeitraum liegt die Sterblichkeit bei den beatmeten Patienten mit 50 Prozent und mehr deutlich höher als bei den nicht beatmeten.
Bei den Beatmungsverfahren zeigt sich im zeitlichen Verlauf eine deutliche Verschiebung in Richtung der nicht-invasiven Beatmung: Während in der ersten Welle (Februar bis Mai 2020) 74 Prozent aller Patien­ten mit Beatmung ausschließlich invasiv beatmet wurden, sank dieser Anteil in der zweiten Welle (Okto­ber 2020 bis Februar 2021) auf 36 Prozent und lag zuletzt (März 2021) noch bei 32 Prozent.
Das WIdO aktualisiert mit den vorliegenden Daten eine Auswertung aus dem März, die anlässlich der Vorstellung des Krankenhaus-Reportes 2021 veröffentlicht worden ist. Basis sind die Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten, die etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung abbilden. Für die COVID-19-Analy­sen wurden die Daten von rund 130.000 Patienten mit bestätigter COVID-19-Diagnose ausgewertet, die vom 1. Februar 2020 bis zum 31. März 2021 in die deutschen Krankenhäuser aufgenommen wurden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125987/Zahl-der-Krankenhausfaelle-auch-in-dritter-Pandemiewelle-zurueckgegangen

DEUTSCHLAND: Spahn für weitere Kennzahlen als Corona­pandemierichtwert – Deutsches Ärzteblatt, 29.7.2021
Es braucht in der Coronapandemie „zwingend weitere Kennzahlen, um die Lage zu bewerten“, etwa die Zahl der neu aufgenommenen COVID-19-Patienten im Krankenhaus. Das hat Bundesgesund­heitsminister Jens Spahn (CDU) heute in der Bild klargestellt. Mit steigender Impfrate verliere die Inzi­denz an Aussage­kraft, sagte der Minister.
Ganz auf die Inzidenz verzichten will Spahn jedoch nicht: Bei weitem seien nicht ausreichend Menschen in Deutschland geimpft, „um ganz auf den Blick auf die Inzidenz verzichten zu können“. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler hatte am vergangenen Montag in einer Bund-Länder-Schalte eine Niedrig­inzidenz­strategie gefordert und vor einer vierten Welle gewarnt.
Auch viele Länder unterstützen die Debatte über neue Indikatoren für die Bewertung des Pandemie­ge­schehens. Berlin und Rheinland-Pfalz sprachen sich in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutsch­land heute für ein bundesweites Coronaampelsystem aus, das neben der Sieben-Tage-Inzidenz auch die Krankenhausauslastungen berücksichtigt.
„Aktuell gibt es eine bundesweite Debatte über die Verwendung des Inzidenzwertes als entscheidende Maßzahl, die rasch zu einer bundeseinheitlichen Regelung führen sollte“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).
Durch den Impfschutz sage die Inzidenz heute viel weniger über die Gefahr einer Erkrankung und die mögliche Belastung des Gesundheitssystems aus. „Deswegen müssen die Bundesländer mit der Bundes­regierung zu einem neuen Warnwert kommen“, forderte Dreyer.
Als Grundlage könne ein Ampelsystem unter Einbeziehung einer Hospitalisierungsinzidenz dienen, wie es bereits diskutiert werde. Das setzte die Zahl der Infektionen in Relation zur Anzahl der Erkrankten in den Krankenhäusern und gebe somit eine sehr gute Orientierung. „Darauf könnten wir aufbauen und sehr schnell einen neuen Warnwert entwickeln, der einen nachvollziehbaren Gefährdungsgrad für die gesamte Gesellschaft angibt“, sagte Dreyer.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hält eine Ergänzung der Inzidenz um an­dere Faktoren für sinnvoll. „In Berlin haben wir seit über einem Jahr mit der Coronaampel ein System, das neben der Inzidenz auch andere Indikatoren wie beispielsweise die Intensivbettenauslastung erfasst. Das ist, glaube ich, der richtige Weg“, sagte er.
Abgeordnete von FDP und Linke fordern wiederum eine Anpassung des Infektionsschutzgesetzes, um neben der Inzidenz weitere Faktoren zur Grundlage künftiger Coronamaßnahmen zu machen. Michael Theu­rer, FDP-Fraktionsvize im Bundestag, will „möglichst zeitnah“ eine Änderung im Infektionsschutz­gesetz, wie er der Welt sagte.
Gesundheitsminister Spahn solle darauf hinwirken, dass ein „dynamischer Faktor“ eingeführt werde – etwa bestehend aus der Impfquote, verfügbaren Krankenhausbetten und der Kapazität der Gesundheits­ämter. Dieser Faktor solle dann mit der Inzidenz multipliziert werden.
Die Entscheidung über eine Anpassung des Infektionsschutzgesetzes gehöre „dringend zurück in den Bundestag“, forderte Achim Kessler, der gesundheitspolitische Sprecher der Linke-Fraktion.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125981/Spahn-fuer-weitere-Kennzahlen-als-Coronapandemierichtwert

ÖSTERREICH: Pandemiefolgen abfedern: erneut Extraförderstunden ab Herbst, aber weniger als bisher – Science-APA, 29.7.2021
Im nächsten Schuljahr wird es erneut Zusatzförderstunden geben, um durch die Coronapandemie entstandene Leistungsdefizite abzufangen – jedoch in abgespeckter Form. Zuletzt gab es im Schnitt zwei Extraförderstunden pro Klasse. Im Schuljahr 2021/22 sind vom Bildungsministerium in 9. Schulstufen und Abschlussklassen 1,5 Wochenstunden pro Klasse vorgesehen. Die geplanten zwei Extrastunden an Volksschulen und 1,5 Stunden in übrigen Klassen sind vorerst im Wintersemester fix.
Aufgrund der anhaltenden Ausnahmesituation werde man die Fördermaßnahmen für Schülerinnen und Schüler mit Lernrückständen im kommenden Wintersemester fortführen, so Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Stellungnahme gegenüber der APA. „Und wir werden auch darauf achten, dass es auch im darauffolgenden Sommersemester entsprechende Förderangebote geben wird“, kündigte er Pläne für eine Weiterführung an. „Die Verlängerung ist notwendig, weil gerade in der Primarstufe über Distance-Learning oft nicht der gewünschte Lernerfolg erzielt werden konnte.“
Insgesamt sollen nach aktuellem Stand im nächsten Schuljahr 127,9 Millionen in die zusätzlichen Förderstunden fließen. Rund 18,7 Mio. Euro kommen aus dem REACT-Fonds der EU, durch den Benachteiligungen und Bildungsdefizite durch die Coronapandemie verhindert werden sollen. Sie sind für die schon jetzt über das gesamte Schuljahr fixierten Fördermaßnahmen in den 9. Schulstufen und Abschlussklassen reserviert. Die übrigen Mittel – knapp 109,3 Mio. Euro – entfallen auf die Förderungen aller übrigen Klassen während des Wintersemesters 2021, wobei hier der Schwerpunkt wie schon bisher auf Standorten mit besonders vielen Schülern mit Förderbedarf liegen soll.
*** Herausforderungen durch unterschiedliche Unterrichtsformen ***
Durch den Wechsel von Präsenzunterricht, Schichtbetrieb und Distance Learning waren Schülerinnen und Schüler – vor allem jene mit geringen Deutschkenntnissen – im vergangenen Schuljahr besonders gefordert. Ab Jänner wurden deshalb zunächst zwei zusätzliche Wochenstunden für Matura- bzw. Abschlussklassen an den AHS und BMHS sowie ein Ergänzungsunterricht in der „unterrichtsfreien Zeit“ vor den Abschlussprüfungen angeboten. Ab März gab es dann für alle Schüler durchschnittlich zwei Förderstunden pro Klasse für Förder-oder Kleingruppenunterricht und individuelle Fördermaßnahmen.
Dabei wurden allerdings nicht alle vom Bildungsressort eingeplanten Mittel ausgeschöpft, rund 41 der dafür eingeplanten gut 117 Mio. Euro sind liegengeblieben. Während die Förderstunden für die Abschlussklassen zu nahezu 100 Prozent abgerufen wurden, waren es bei den übrigen Förderstunden im Schnitt nur zwei Drittel. Das lag nach Rückmeldungen der Bildungsdirektionen an das Ministerium vor allem daran, dass das Lehrpersonal aufgrund der Coronasituation bereits aus- bzw. überlastet war, der Schichtbetrieb die Abhaltung der Förderstunden in der Klasse erschwerte bzw. den Schülerinnen und Schülern angesichts der ohnehin hohen Belastung keine zusätzlichen Stunden zumutbar schienen.
*** Zwischen 0,5 und vier Wochenstunden ***
In der Praxis wurden nach Angaben des Bildungsministeriums zwischen 0,5 und vier Wochenstunden Förderunterricht je Klasse abgehalten, an einzelnen Schulen aber auch gar keine. Inhaltlicher Schwerpunkt der Fördermaßnahmen war die Unterrichtssprache Deutsch, an Volksschulen sind 50 Prozent und an den Mittelschulen 40 Prozent der Mittel in Deutschförderung geflossen.
Neben den zusätzlichen Förderstunden will das Ministerium noch weitere im vergangenen Schuljahr gestartete Angebote weiterführen: So wird das kostenlose Lernhilfeangebot auf dem Portal weiterlernen.at im Rahmen von REACT ausgebaut und bis Ende 2022 verlängert. Insgesamt sollen über diese Schiene mindestens 19.000 Schülerinnen und Schüler, die Lernrückstände bzw. Probleme beim Lernen haben, betreut werden. Auch das im April gestartete Videodolmetsch-Angebot soll im Rahmen von REACT bis 2022 weiterlaufen. Das Angebot soll verhindern, dass es in Kindergärten, Volks- und Mittelschulen bei heiklen Themen wie Förderung, Entwicklung oder Bildungslaufbahn wegen Sprachbarrieren oder aus kulturellen Gründen zu Missverständnissen kommt.
*** Opposition wenig zufrieden ***
Die Opposition zeigt sich mit Faßmanns Plänen wenig zufrieden: „Wir können nicht so tun als hätte es Corona nicht gegeben. Umso absurder ist es, dass der Bundesminister nach eineinhalb Jahren Pandemie und Schule im Ausnahmezustand die Förderstunden kürzen statt ausweiten will“, kritisiert SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Sie verweist auf ihr schon vor Wochen präsentiertes Paket, in dem als Akutmaßnahme unter anderem ein 1.000-Euro-Bildungsscheck für Gratis-Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf sowie flächendeckende und ausreichende Förderstunden an den Schulen vorgesehen ist.
Der FPÖ gehen die von Faßmann angekündigten Maßnahmen ebenfalls nicht weit genug und kommen überdies „wieder einmal viel zu spät“. „Damit kann man die verloren gegangenen Bildungsfortschritte der Schüler nicht rasch aufholen“, so Bildungssprecher Hermann Brückl am Donnerstag in einer Aussendung. Stattdessen plädiert er dafür, zum Aufholen von Lernrückständen Schulklassen in den Kernfächern in den kommenden zwei Jahren zu teilen. Außerdem sollten in den ersten vier Schulwochen an den Nachmittagen auch Blockveranstaltungen abgehalten werden, und zwar unter Einbindung außerschulischer Bildungs- und Nachhilfeinstitute. Das kommende Schuljahr müsse außerdem in der gewohnten Normalität stattfinden, „es lernt sich ohne Maske einfach besser“. Stattdessen sollten Luftreiniger zum Einsatz kommen.
Für NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre ist die Fortführung des Förderunterrichts mit geringerem Stundenausmaß „ein Schritt in die falsche Richtung“: „Die Schulen brauchen ganz im Gegenteil zusätzliche Ressourcen, um neben den Gruppenkursen auch individuell fördern zu können“, betont Künsberg Sarre in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Zahlreiche Kinder hätten im Lockdown den Anschluss verloren und bräuchten gezielte Unterstützung. „Wir haben im Frühjahr ein begleitendes Monitoring zum Förderprogramm beantragt, doch das wurde abgelehnt. Jetzt führt Faßmann eine Kürzung durch, ohne den Bedarf zu kennen“, kritisiert die NEOS-Bildungssprecherin.
*** Spiel: Förderprogramm nicht ausreichend ***
Auch für Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien wird das von Faßmann angekündigte Förderprogramm nicht ausreichen, wie sie im Ö1-„Mittagsjournal“ betonte. Berichte von Lehrern, Eltern und Schulleitern würden nahelegen, dass im Corona-Schulbetrieb ziemlich viele Schülerinnen und Schüler völlig aus dem Lernen herausgefallen seien. Hier seien ein paar Zusatzförderstunden für die ganze Klasse zu wenig, es brauche vielmehr einen ganz individuellen Förderplan für jedes betroffene Kind – und zwar über Monate hinweg. Während für eine Schülerin die zusätzliche Mathe-Förderstunde ausreiche, brauche ein anderer Schüler nämlich vielleicht einen anderen Schüler als Buddy, der ihm dauerhaft Mut macht und etwa zeigt, wie man sein Lernen gut organisiert.
Einen besonderen Fokus brauche es auf Schülerinnen und Schüler, die etwa wegen Problemen mit der Unterrichtssprache Deutsch und mangelnder Lernunterstützung daheim schon vor der Coronapandemie Schwierigkeiten in der Schule hatten. Viele davon hätten das Vertrauen darin verloren, überhaupt erfolgreich lernen zu können. Diese Kinder und Jugendlichen müsse man nun individuell und permanent unterstützen, um sie nicht komplett zu verlieren, so Spiel.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16644988034318235147

Nachträge

28.7.2021, Mittwoch

ASIEN – THAILAND: Mathias Peer: Chinas Impfstoff Sinovac wird für Asiens Schwellenländer zum Problem: Neue Daten zeigen, dass Geimpfte schon nach wenigen Monaten über wenig Antikörper verfügen. Das droht die Impfpläne von Hunderten Millionen Menschen zu gefährden – CORONA SPEZIAL / HANDELSBLATT, 28.7.2021
Neue Daten zeigen, dass mit dem chinesischen Präparat Sinovac Geimpfte bereits nach wenigen Monaten nur noch über wenig Antikörper verfügen.
Während sich die Delta-Variante des Coronavirus in Thailand rasant ausbreitet, schickt die US-Regierung in Washington 1,5 Millionen Dosen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer nach Bangkok. Eigentlich sollte die Lieferung dabei helfen, die langsam fortschreitende Impfkampagne zu beschleunigen. Doch die Spende wird nur einen begrenzten Effekt haben: Ein großer Teil der begehrten mRNA-Vakzine geht nämlich an Menschen, die bereits geimpft sind.
Das thailändische Gesundheitsministerium plant, mindestens 500.000 der gespendeten Impfdosen für Auffrischungsimpfungen des Gesundheitspersonals zu verwenden. Fast alle von ihnen sind bereits doppelt mit dem Vakzin des chinesischen Herstellers Sinovac geimpft. Doch die Behörden glauben offenbar nicht mehr daran, dass dies ausreichenden Schutz bietet.
Thailand ist mit den zunehmenden Zweifeln an dem chinesischen Exportschlager nicht allein: Erhebliche Bedenken mit Blick auf die Wirksamkeit haben inzwischen in mehreren Ländern Asiens zu Änderungen in der Impfstrategie geführt.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/politik/international/corona-chinas-impfstoff-sinovac-wird-fuer-asiens-schwellenlaender-zum-problem/27458004.html

ITALIEN: Corona – Italienischer Pionier der Blutplasmatherapie ist tot – Science-APA, 28.7.2021
Giuseppe De Donno, Pionier der Blutplasmatherapie zur Behandlung der Coronavirus-Erkrankung, ist tot. Der italienische Arzt hatte sich mit der Behandlung von Infizierten mit Blutplasma große Aufmerksamkeit verschafft – und auch Kritik geerntet. Der 54-Jährige war bis Juni Chefarzt der Lungenabteilung der Intensivstation des Krankenhauses Poma in Mantua. Während der akutesten Phasen der Epidemie in der Lombardei im Frühjahr 2020 kämpfte er an der vordersten Front.
Der Mediziner förderte die Plasmatherapie. Diese sieht vor, dass genesenen Covid-Patienten und -Patientinnen Blut abgenommen wird, um aus diesem Antikörper gegen das Coronavirus zu gewinnen. Diese Antikörper werden akut Erkrankten verabreicht, um ihren Krankheitsverlauf abzumildern und die Genesung zu beschleunigen.
Mit seinem Engagement für die sogenannte Serumstherapie, die schon während der Spanischen Grippe (1918 bis 1920), getestet worden war, zog De Donno viel Kritik auf sich. Die Ergebnisse der Blutplasmatherapie seien nicht wissenschaftlich belegt, die Wirksamkeit in der Behandlung von Covid-19 sei nicht ausreichend wissenschaftlich bewiesen, hieß es. De Donno konterte damit, dass die Pharmaindustrie seine Therapie verschweige, weil sich damit weniger Geld verdienen lasse als mit dem Verkauf von Impfstoffen.
Der Tod des Mediziners löste in Italien Bestürzung aus, unter anderem bei Lega-Chef Matteo Salvini, der die Blutplasmatherapie stark befürwortete. Im Internet kursieren Spekulationen über De Donnos Ableben. Im Juni hatte er unter dem Druck der Kritik an seiner Blutplasmatherapie das Krankenhaus von Mantua verlassen. Seit dem 5. Juli war er Hausarzt in der Ortschaft Porto Mantovano. Hunderte Patienten standen Schlange, um sich von ihm behandeln zu lassen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/13561968338699924667

25.7.2021, Sonntag

Viruslast erleichtert Ansteckung Delta-Variante überträgt sich auch im Freien – n-tv, 25.7.2021
In der Außengastronomie in Deutschland muss momentan nicht mal mehr ein negatives Ergebnis eines Corona-Tests nachgewiesen werden. Das kann die Infektionszahlen steigen lassen, da die Delta-Variante sehr infektiös ist. Besondere Gefahr geht aber weiterhin eher von Innenräumen aus.
Wieder auf Restaurantterrassen sitzen, mit der großen Freundesrunde im Park sitzen oder im Grünen zum Sport treffen: Draußen und im Sommer kann man sich kaum mit Corona anstecken, lautet ein vermutlich verbreiteter Glaubenssatz in der Pandemie. Die Maske oder der Abstand geraten da manchmal in Vergessenheit. Doch das kann sich rächen: Mit der mittlerweile auch in Deutschland vorherrschenden Delta-Variante könnte es je nach Situation eher passieren, dass das Virus auch im Freien überspringt. „Delta ist generell ansteckender – das gilt auch, wenn man an der frischen Luft ist“, sagte der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager.
„Man konnte sich zwar auch mit früheren Varianten schon im Freien anstecken, allerdings steigt mit Delta die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert“, erklärte der Experte der Universität Heidelberg. Delta-Infizierte hätten im Vergleich zur Vorgängervariante Alpha (B.1.1.7) eine vermutlich um den Faktor fünf erhöhte Viruslast. „Je mehr Virus bei einem Infizierten vorhanden ist, desto größer das Übertragungsrisiko, auch im Freien.“ Ob es zu einer Ansteckung komme, hänge aber immer auch von vielen weiteren Faktoren ab – draußen zum Beispiel, wie eng man zusammensteht. „Es lässt sich nicht pauschal sagen, wie schnell eine Infektion geschehen kann – das kann vielleicht eine Minute dauern oder auch eine Stunde.“
Erst Mitte Juli war zum Beispiel bekannt geworden, dass sich bei einem Musikfestival in Utrecht in den Niederlanden mindestens rund 1000 Besucher mit dem Coronavirus infiziert haben. Etwa 20.000 Menschen hatten das zweitägige Open-Air-Festival Anfang des Monats besucht. Die Organisatoren reagierten geschockt.
Festivals und Fußballspiele als besondere Pandemie-Treiber
Der Aerosol-Experte Gerhard Scheuch geht jedoch weiter davon aus, dass sich Menschen insbesondere in Innenräumen anstecken. Sollte tatsächlich die Infektionsgefahr im Freien ansteigen, hieße das, dass dies für Innenräume noch stärker zutreffe, teilte er auf Anfrage mit. Gerade bei Fußballspielen und auf Festivals teilten sich zudem viele Menschen bestimmte Räume, etwa auf der Anfahrt, bei der Übernachtung oder die Toiletten. So könne man durchaus annehmen, dass viele der Infektionen, die im Zusammenhang mit Open-Air-Veranstaltungen erfasst wurden, eben doch in Räumen stattgefunden haben könnten. Bei solchen Ausbrüchen ist also immer auch die Frage, ob die Menschen Abstände einhielten, ob sie Masken trugen und ob es zum Beispiel an bestimmten Orten zu engeren Kontakten kam, etwa beim Warten vor den Toiletten oder an anderen Stellen.
Auch die Tätigkeit bei einer Veranstaltung dürfte eine wichtige Rolle spielen: Singt man zum Beispiel laut, kommt es verstärkt zum Ausstoß von Aerosolen. Der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding zeigte sich bei Twitter kürzlich besorgt über die seiner Meinung nach vielen Hinweise auf Übertragungen im Freien. Er verwies auch auf die mutmaßlichen Ansteckungen in Indien bei religiösen Veranstaltungen, die größtenteils im Freien stattgefunden hätten. Er warnt zudem schon länger davor, dass Delta bei flüchtigen Begegnungen übertragen werden könne.
Das Robert Koch-Institut (RKI) teilte auf Anfrage mit, keine geänderte Einschätzung zu haben: Auf der Webseite des Instituts heißt es, Übertragungen kämen im Außenbereich insgesamt selten vor und hätten einen geringen Anteil am gesamten Geschehen. Werde der Mindestabstand gewahrt, sei die Wahrscheinlichkeit der Übertragung im Außenbereich wegen der Luftbewegung „sehr gering“. Das Einhalten von mindestens anderthalb Meter Abstand und das Vermeiden größerer Menschenansammlungen empfiehlt das RKI aber auch im Freien, damit man weniger Tröpfchen und Aerosole direkt abbekommt.
*** Wirksamkeit von Impfungen nimmt bei Delta-Variante ab ***
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich auch auf eine Studie aus China hingewiesen, die die Gefährlichkeit von Delta untermauere: Dort wurden Menschen untersucht, die nach Kontakt mit einem Delta-Infizierten in Quarantäne waren. Der PCR-Test sei bei ihnen schon nach durchschnittlich vier statt wie bei frühen Varianten nach sechs Tagen positiv gewesen. Außerdem sei die Viruslast beim ersten Positiv-Test 1200 Mal höher gewesen verglichen mit ursprünglichen Varianten. „Das legt nahe, dass diese besorgniserregende Variante sich möglicherweise schneller vermehrt und in den frühen Stadien der Infektion ansteckender ist“, so die WHO.
Forscher um Jamie Lopez Bernal von der Gesundheitsbehörde Public Health England entdeckten eine etwas verminderte Effektivität von Impfstoffen gegen die Delta-Variante. Die Wirksamkeit des Produkts von Biontech/Pfizer gegen eine Corona-Erkrankung durch Delta lag bei 88 Prozent. Bei Astrazeneca waren es 67 Prozent, wie das Team im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) schreibt. Zum Vergleich: Die Effektivität gegen die Ursprungsvariante betrug bei Biontech/Pfizer 95 Prozent und bei Astrazeneca rund 80 Prozent. Da die Wirkung gegen Delta nach nur einer Spritze bei beiden Impfstoffen noch erheblich geringer gewesen sei, sollten Menschen unbedingt zweimal damit geimpft werden, schreiben die Forscher. Das RKI rät, trotzt Impfung die Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten. (ntv.de, Gisela Gross, dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wissen/Delta-Variante-uebertraegt-sich-auch-im-Freien-article22703055.html