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UPDATE 11.7.2021: ergänzt unterm 6.7.2021 – Delta-Variante breitet sich aus: Israel meldet deutlich niedrigere Wirksamkeit von Corona-Impfung – Anstieg der Zahl Schwererkrankter
SPEZIALTHEMA: NON-SARS-COV-2 – PLASMODIEN
Malaria: Lebendimpfstoff überzeugt in Phase-1-Studie – Vor allem Kleinkinder geschützt
ÜBERSICHT – VON TAG ZU TAG
- MEDIZIN
- WHO empfiehlt IL-6-Antagonisten bei COVID-19
- Johnson & Johnson: COVID-19-Impfstoff wirksam gegen Delta-Variante – Immunantwort für mindestens acht Monate
- MEDIZIN: Studie: Labortests zeigen Schutzwirkung einer Impfung an – Negative Korrelation zwischen Antikörper-Titerhöhe und Schweregrad einer durchlittenen Covid-19-Erkrankung
- SARS-CoV-2: Long-COVID bei Kindern nach Hospitalisierung häufig
Kreuzreaktivität: Atemwegsinfektionen durch saisonale Coronaviren können Verlauf von COVID-19 abschwächen – Von saisonalen Coronaviren oft Kinder betroffen: womöglich deshalb seltener Covid-19-Fälle bei Kindern – Killerzellen-Aktivierung: frühere Infektionen beeinflussen auch zelluläre Immunantwort - Studie: mRNA aus Coronaimpfstoff nicht in Muttermilch nachweisbar
- SARS-CoV-2: Einige Krebstherapeutika machen Impfung unwirksam
EPIDEMIOLOGIE - Studie: Männer und Ältere häufiger unwissentlich mit SARS-CoV-2 infiziert
FORSCHUNG – WISSENSCHAFT - Haustiere von Coronainfizierten stecken sich oft an – Antikörper nachweisbar bei 67 Prozent der Katzen, 43 Prozent der Hunde – Krankheitssymptome bei einem Drittel der Katzen und bei der Hälfte der Hunde – Bislang keine Übertragung von Haustieren auf Menschen nachweisbar
- Trotz suboptimaler Ergebnisse Zulassung von Curevac in Europa erwartet: Schutzwirkung in Studie nur bei jüngeren Patienten sicher nachweisbar, aber nicht überragend hoch – Ohne Signifikanzangabe: Schutzwirkung vor Erkrankung aller Schweregrade bei 48 Prozent – Mit Signifikanzangabe: Schutzwirkung vor Erkrankungen aller Schweregrade für 18- bis 60-Jährigen bei 53 Prozent, Schutzwirkung vor mäßigen bis schweren Erkankungen in der gleichen Altersgruppe bei 77 Prozent
- Geschlechterunterschiede in COVID-19-Studien zu wenig berücksichtigt
GESELLSCHAFT – MEDIEN - Kritischer Blick auf Onlineinformationen zur Pandemie: online-Informationen für viele unglaubwürdig – „Infodemic“ erschüttert Vertrauen in Berichterstattung: 52 Prozent bezeichnen Corona-Nachrichten als „oft nicht ganz zutreffend“, 78 Prozent trauen sich zu, Fake-News zu erkennen
- Wissenschaftskommunikation: Ist AstraZeneca der schlechtere Impfstoff? – Der Reputationsverlust hat auch damit zu tun, dass Medien von der Wissenschaft vor allem eines wollen: Ergebnisse
INTERNATIONAL - 4 Prozent zusätzlich gerettete Leben: WHO empfiehlt Interleukin-6-Hemmer für Corona-Patienten – Mortalität um 17 Prozent verringert: Tocilizumab und Sarilumab verringern bei stationären Krankenhausaufnahmen wegen Covid-19-Erkrankung Sterblichkeit und Häufigkeit einer künstlichen Beatmung – Bremsen eines Zytokinsturms: schwere Entzündungsreaktionen werden gehemmt
AUSTRALIEN - Lockdown in Sydney wird verlängert
JAPAN - Wegen Pandemie: Japaner sollen bei Olympiamarathon zu Hause bleiben
INDIEN - Mehr als 400.000 Coronatote in Indien – Zweite Welle im April und Mai -ging einher mit hoher Inzidenz, Todeszoll, Überlastung von Kliniken und Krematorien – Aktuell sinkende Inzidenzen und Todesfälle – Hohe Dunkelziffer unter der indischen 1,4-Mrd-Bevölkerung
INDONESIEN - Indonesien weitet Lockdown auf das ganze Land aus
AFRIKA - Afrika kritisiert EU wegen Coronaimpfstoffen – Kritik: keine Impfdosen gingen aus Europa nach Afrika – Afrika benötigt dringend Impfstoff: statt geplanter 700 Mio Impfdosen derzeit nur 65 Mio in Afrika eingelangt – „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“: Hoffnung auf Lizenz-Produktion von Johnson&Jonson-Impfstoff in Südafrika ab August – Gesicherte Impfstoffbereitstellung in Afrika: wer sich auf andere verlässt, ist verlassen – Hohe Dunkelziffer in Afrika: wohl mehr als bislang 5,5 Mio Infektionen unter der 1,3-Mrd-Bevölkerung des afrikanischen Kontinents – 3-Prozent-Anteil an Infektionen weltweit als Untergrenze
TUNESIEN - Neuer Höchststand: Tunesien meldet fast 8.000 neue Coronafälle
ISRAEL - Delta-Variante breitet sich aus: Israel meldet deutlich niedrigere Wirksamkeit von Corona-Impfung – Anstieg der Zahl Schwererkrankter
- Nach geplatzter Weitergabe an palästinensische Autonomiebehörde: Israel tauscht Hunderttausende Coronaimpfdosen mit Südkorea aus
TÜRKEI - Warnende Stimmen im eigenen Land: Türkei hebt Ausgangs- und Reisebeschränkungen auf
EUROPA - Corona: lateinamerikanische Lambda-Variante erreicht Europa – Eintrittspforte Spanien
GROSSBRITANNIEN - „Ein massives Experiment“: Johnson verkündet Ende der Corona-Regeln
- Weiter Kritik an Zuschauerplänen: UEFA verweist auf lokale Behörden – Deutscher Bundesinnenminister spricht von Verantwortungslosigkeit
SCHWEIZ - Anhaltende Corona-Symptome bei fast 40 Prozent der Patienten
EUROPÄISCHE UNION - EU-Behörde: 2.500 Fälle in Verbindung mit Europameisterschaft im Fußball – Tausende Fälle in Schottland, hunderte in Finnland
- Moderna: EMA-Entscheidung über Zulassung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahre Ende Juli – Gemeinschaftsschutz angestrebt: treibendes Motiv ist die Furcht vor Ausbreitung der Delta-Variante
EUROPÄISCHE UNION – DEUTSCHSPRACHIGE LÄNDER - Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit Europas im Fokus: Ärzteorganisationen fordern umfängliche Pandemiepläne – Fehlerananlysen als Ausgangspunkt – Langzeitfolgen mitbedenken
PORTUGAL - Zahl der Neuinfektionen in Portugal auf höchstem Stand seit Mitte Februar
SPANIEN - Coronainfektionen in Spanien schnellen in die Höhe
- Gericht hebt rechtswidrige Anordnung der Regionalregierung auf: negativ getestete spanische Jugendliche verlassen Mallorca – Langsam steigende Inzidenzen in Spanien
FRANKREICH - Impfschutz mindert Schwere des erwarteten Ausbruchs: Frankreichs Coronarat warnt vor vierter Welle – Delta-Variante im Vormarsch
ITALIEN - ITALIEN: Polizei nimmt Netzwerk für gefälschte Corona-Pässe hoch
DEUTSCHLAND - Nach weltweiter Reisewarnung ab 17 März 2020: Keine Reisewarnung mehr für Coronarisikoländer
- Labore: Delta-Variante bei fast jeder zweiten Coronainfektion
- Mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche positiv auf SARS-CoV-2 getestet
- Auffrischungsimpfungen: Länder rufen Bund und STIKO zum Handeln auf – Änderung nötig? Debatte zur STIKO-Empfehlung für Kinder-Impfungen
- Ständige Impfkommission (STIKO) ändert Empfehlung für Astrazeneca-Erstgeimpfte: Zweit-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff wegen dadurch erzielter besserer Immunantwort
- STIKO-Empfehlung: Hausärzte beklagen „enormen Mehraufwand“
- Diskussion über Strafen für nicht abgesagte Impftermine
- Morddrohungen gegen Arzt wegen Impfangebots für Kinder
ÖSTERREICH - Studienergebnisse legen Zweitimpfung mit mRNA-Impfstoff nahe: Ärztekammer empfiehlt heterologes Impfschema – Heterologie ermöglicht kürzeres Impfintervall – Genesene: nur eine Impfung nötig – Sputnik-V- oder Sinuvac-Geimpfte: Nachimpfung kann erwogen werden
- Experte Weiss (Uni-Klinik Innsbruck): Gute Chancen auf normalen Herbst und Winter – Impfstraßen offenhalten: Drittimpfung für vulnerable Altersgruppe – Strikte Differenzierung nötig: Schutz vor Infektion und Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen – Panikmache nicht angezeigt: Hoher Impfschutz vor schweren Verläufen – Symptombasierte Teststrategie, Contact-Tracing und Sentinel-Testsystem: Neubestimmung der Bedeutung von Inzidenzzahl und Testungen nötig – Trotz Restrisikos: Reduktion der Maskenpflicht nötig – Harsche Medienkritik: Schlagzeilenjagd, Extrempositionen, „ungelegte Eier“, mangelhafte Recherche, Lobbyismus
- Nächstes Studienjahr soll an Unis wieder Vollbetrieb bringen – Bildungsminister Faßmann setzt auf Impfmoral bei den Studenten – Blended Learning: Kombination aus Präsenzphasen und selbständigem Arbeiten – Kombination aus analoger und digitaler Lehre: Unis sollen autonom über das Wie entscheiden – Zukunftsmusik für Jahre: Interaktion digital funktioniert noch nicht – Beides zugleich: ÖH fordert Rückkehr an Unis und erfolgreiche hybride Lehre
- Corona – Ein Schuljahr im On/Off-Modus geht zu Ende
- Corona: Regierung würdigt Wissenschaft
- „Ibiza“-Cluster: Abgeordnete positiv auf Corona getestet und bleiben Coronavirus-NR-Sitzung fern
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CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK
siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links
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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)
4.954.232 Menschen (62,70% der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 7. Juli 2021, 23:59 Uhr, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 3.520.019 Menschen (44,55%) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.901.417 Personen.
[Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 7. Juli 2021, 23:59 Uhr, 55,05% erstgeimpft und 39,11% zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 1,1 Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
Weitere Informationen zu Impfdosenlieferungen, geimpfte Personen nach Wohnort (Erst-Impfungen, Zweit-Impfungen), Impfungen je Tage im Zeitverlauf (absolut und kumuliert), Durchimpfungsrate je Altersklasse und Geschlecht.
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/
COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.
Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 8. Juli 2021, 8:00 Uhr zusammen wie folgt zusammen:
- Mind. erstgeimpft: 47.872.792 (57,6%)
- Vollständig geimpft: 33.909.828 (40,8%)
Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links
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SPEZIALTHEMA: NON-SARS-COV-2 – PLASMODIEN
Malaria: Lebendimpfstoff überzeugt in Phase-1-Studie – Vor allem Kleinkinder geschützt – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Ein experimenteller Malariaimpfstoff, der die Gabe von lebenden Parasiten mit einer medikamentösen Prophylaxe verbindet, hat in einer Phase-1-Studie bis zu 100 % der Teilnehmer vor einer Infektion geschützt. Die Ergebnisse wurden jetzt in Nature (2021; DOI: 10.1038/s41586-021-03684-z) vorgestellt.
Die Suche nach einem Impfstoff für die Tropenkrankheit, an der jährlich 229 Millionen Menschen neu erkranken und 400.000 sterben, hat sich als schwierig erwiesen. Der Impfstoff RTS,S, der vor der Zulassung steht und derzeit in 3 afrikanischen Ländern erprobt wird, erzielt nur eine begrenzte Schutzwirkung, die zudem mit der Zeit nachlässt. In einer maßgeblichen Studie wurde die Zahl der Infektionen bei den am meisten gefährdeten Kleinkindern nach 4 Jahren um weniger als 30 % gesenkt.
Der Impfstoffkandidat R21 hat jüngst in einer Phase-2-Studie Kleinkinder in Afrika bis zu 76 % vor einer Erkrankung geschützt. Beide Impfstoffe enthalten Anteile des Circumsporozoitproteins (CSP) der Sporozoiten. Die Peptide werden im Impfstoff auf der Oberfläche von Hepatitisviren platziert, zur Wirkungsverstärkung werden sie mit einem Adjuvans versetzt.
Der Hersteller Sanaria aus Rockville/Maryland geht einen anderen Weg. Der Impfstoffkandidat PfSPZ besteht aus lebenden Malariaerregern. Er bietet dem Immunsystem damit mehr Antigene an als CSP-Impfstoffe, die Impfung ist allerdings mit dem Risiko einer Infektion verbunden. Diese soll durch die gleichzeitige Chemoprophylaxe verhindert werden.
Der jetzt getestete Impfstoffkandidat enthält die Sporozoiten von Plasmodium falciparum, die den Probanden der Studie direkt in die Vene injiziert wurden („direct venous inoculation“, DVI). Dies führt normalerweise zu einer Malaria: Zunächst infizieren die Sporozoiten Leberzellen, wo sie zu Schizonten heranreifen.
Als Merozoiten werden sie an die Blutbahn freigesetzt, wo sie in regelmäßigen Zyklen die Erythrozyten befallen. Um dies zu verhindern werden die Probanden mit Pyrimethamin oder Chloroquin behandelt: Pyrimethamin tötet die Parasiten im Leberstadium ab, Chloroquin verhindert die Vermehrung in den roten Blutzellen. Beide Mittel haben sich in der Chemoprophylaxe bewährt.
In der Phase-1-Studie wurden die Probanden mit einer steigenden Dosierung des Impfstoffs PfSPZ-CVac inokuliert. 3 Monate später wurden die Studienteilnehmer dann erneut mit einem Malariaerreger infiziert, um zu prüfen, ob das Immunsystem mittlerweile genügend Antikörper gebildet hat, um eine Erkrankung zu verhindern.
Die niedrigste PfSPZ-Dosierung erzielte nur eine bescheidene Schutzwirkung: Nur 2 von 9 Freiwilligen (22,2 %), bei denen die PfSPZ mit Pyrimethamin kombiniert wurde, waren vor einer Infektion mit demselben Erreger geschützt. Unter der höchsten Dosierung waren dagegen 7 von 8 Probanden geschützt (87,5 %).
Bei 7 von 9 Freiwilligen (77,8 %) wurde auch eine Malaria durch eine andere Variante von Plasmodium falciparum (heterologe Provokation) verhindert. Die Kombination des Impfstoffes mit Chloroquin schützte in der höchsten Dosierung alle 6 Freiwilligen (100 %) vor einer Infektion durch eine heterologe Provokation.
Diese Ergebnisse deuten auf eine hohe Effektivität der Impfung hin, die derzeit in Mali, einem Malaria-Endemieland, in einer klinischen Phase-2-Studie überprüft wird. Da eine Chemoprophylaxe der Malaria niemals 100-% effektiv ist, bleibt die DVI mit einem gewissen Infektionsrisiko verbunden.
Der Hersteller Sanaria versucht nach Auskunft von Nature deshalb, den Erreger mit Gen-Editoren wie CRISPR-Cas9 so zu modifizieren, dass er nicht mehr in der Lage ist, Leber oder Erythrozyten zu infizieren. Dann könnte die Impfung auch ohne eine Chemoprophylaxe sicher durchgeführt werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125221/Malaria-Lebendimpfstoff-ueberzeugt-in-Phase-1-Studie
Von Tag zu Tag KW 27
7.7.2021, Mittwoch
MEDIZIN: WHO empfiehlt IL-6-Antagonisten bei COVID-19 – DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, 7.7.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt nach Kortikosteroiden jetzt auch den Einsatz von Interleukin-6 (IL-6)-Antagonisten zur Behandlung von Patienten mit COVID-19. Grundlage sind die Ergebnisse einer Meta-Analyse, die im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2021: DOI: 10.1001/jama.2021.11330 ) veröffentlicht wurden.
Interleukin-6-Antagonisten wurden zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen entwickelt. Ihr Ziel ist die Blockade des Zytokins IL-6, das bei der Entzündungsreaktion, die zur Zerstörung der Gelenke führt, von zentraler Bedeutung ist. IL-6 gehört auch zu den Zytokinen, die bei COVID-19 aktiv sind. Dies hat frühzeitig zu klinischen Studien geführt, in denen mit den IL-6-Antagonisten Tocilizumab und Sarilumab jedoch unterschiedliche Erfahrungen gemacht wurden.
Die REACT-Arbeitsgruppe („Rapid Evidence Appraisal for COVID Therapies“) der WHO um Manu Shankar-Hari vom King’s College London hat deshalb die Ergebnisse aus 27 randomisierten klinischen Studien mit 10.930 COVID-19-Patienten ausgewertet. In 19 Studien war Tocilizumab, in 9 Studien Sarilumab und 1 Studie Siltuximab eingesetzt worden. Tocilizumab und Sarilumab binden am Rezeptor, Siltuximab neutralisiert das Zytokin IL-6.
Primärer Endpunkt war die Sterblichkeit an COVID-19. Bis zum 28. Tag nach Behandlungsbeginn waren 1.407 von 6.449 Patienten (21,8 %), die mit einem IL-6-Antagonisten behandelt wurden, gestorben gegenüber 1.158 von 4.481 Patienten (25,8 %), die auf die übliche Behandlung oder Placebo randomisiert worden waren. Die REACT-Arbeitsgruppe ermittelt eine Odds Ratio von 0,86, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,79 bis 0,95 signifikant war. Der Einsatz eines IL-6-Antagonisten senkt demnach das Sterberisiko um 14 % (laut der Pressemitteilung der WHO um 13 %).
Wichtig ist, dass der Vorteil nur bei einer gleichzeitigen Gabe von Glukokortikoiden bestand (die mittlerweile Standard sind in der Behandlung von Patienten mit schweren Verläufen von COVID-19). Bei diesen Patienten wurde das Sterberisiko durch die IL-6-Antagonisten um 22 % gesenkt (Odds Ratio 0,78; 0,69-0,88). Für Tocilizumab war die Odds Ratio mit 0,77 (0,68-0,87) etwas günstiger als für Sarilumab, dessen Odds Ratio von 0,92 (0,61-1,38) nicht signifikant war.
Dies könnte allerdings an der geringen Anzahl der behandelten Patienten gelegen haben oder an der Tatsache, dass in den Studien mit Sarilumab seltener Steroide eingesetzt worden waren. Die einzige kleinere Studie zu Siltuximab erzielte übrigens ein negatives Ergebnis: Das Sterberisiko war signifikant höher als in der Vergleichsgruppe
Zu den sekundären Endpunkten gehörte eine Verschlechterung der Erkrankung bei Patienten, die zu Beginn der Behandlung noch nicht mechanisch beatmet werden mussten. Hier kam es in der Placebogruppe bei 1.220 von 3.609 Patienten (33,8 %) zur Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung, einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) oder zum Tod.
Bei den Patienten, die mit einem IL-6-Antagonisten behandelt wurden, war dies nur bei 1.236 von 4.650 Patienten (26,6 %) der Fall. Dies ergab eine Odds Ratio von 0,77 (0,70 bis 0,85). Auch hier war der Vorteil auf Patienten beschränkt, die mit Kortikoiden behandelt wurden (Odds Ratio 0,71; 0,63 bis 0,80). Für Patienten, die nicht mit Kortikoiden behandelt wurden, betrug die Odds Ratio nicht signifikante 0,96 (0,79 bis 1,17).
Für den Editorialisten Michael Matthay von der Universität von Kalifornien in San Francisco bedeuten diese Ergebnisse, dass IL-6-Antagonisten nur bei Patienten eingesetzt werden sollten, die auch Kortikoide erhalten. Die Behandlung sollte nach Möglichkeit beginnen, bevor die Patienten mechanisch beatmet werden müssen.
Aufgrund der hohen Kosten von IL-6-Antagonisten (die zu den monoklonalen Antikörpern gehören) könnten für Matthay die JAK-Inhibitoren Baricitinib und Tofacitinib eine Alternative sein. Sie hätten sich in klinischen Studien ebenfalls als wirksam erwiesen und seien nicht nur kostengünstiger, sondern auch einfacher in der Anwendung, weil oral verfügbar (während die IL-6-Antagonisten intravenös gegeben werden müssten). Es gebe allerdings noch keine direkten Vergleichsstudien zwischen IL-6-Antagonisten und JAK-Inhibitoren.
Auch die Ärzte ohne Grenzen stören sich an den hohen Kosten für den IL-6-Antagonisten Tocilizumab. Obwohl RoActemra bereits 2009 eingeführt wurde, habe der Hersteller den Preis in den meisten Ländern sehr hochgehalten, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Preise für eine Dosis von 600 mg würden von 410 US-Dollar in Australien über 646 US-Dollar in Indien bis hin zu 3.625 US-Dollar in den USA reichen. Die Kosten für die Herstellung von Tocilizumab seien deutlich niedriger.
Laut Ärzte ohne Grenzen liegen sie geschätzt bei 40 US-Dollar pro Dosis von 400 mg. Die Herstellungskosten monoklonaler Antikörper könnten bei der Herstellung großer Mengen oft auf unter 100 US-Dollar pro Gramm gesenkt werden, so die Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation fordert den Hersteller auf, den Preis von Tocilizumab während der COVID-19-Pandemie deutlich zu senken.
Die günstigen Ergebnisse, die mit dem IL-6-Antagonisten Tocilizumab unter anderem in der RECOVERY-Studie erzielt wurden, haben bereits zu einer positiven Bewertung durch die Fachgesellschaften geführt. Die deutsche S3-Leitlinie rät seit Mai zum Einsatz von Tocilizumab vor allem bei sauerstoffpflichtigen Patienten. Bei Patienten mit bereits eingeleiteter invasiver Beatmung wird von Tocilizumab abgeraten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125369/WHO-empfiehlt-IL-6-Antagonisten-bei-COVID-19
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Einige Krebstherapeutika machen Impfung unwirksam – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Viele Medikamente, die zur Behandlung von Lymphomen und Leukämien eingesetzt werden, schwächen die Immunabwehr. Dies hat Auswirkungen auf die Effektivität einer Impfung gegen COVID-19, wie die Ergebnisse einer prospektive Kohortenstudie in Lancet Haematology (2021; DOI: 10.1016/S2352-3026(21)00169-1 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) zeigen.
Patienten mit hämatologischen Krebserkrankungen sind besonders stark durch COVID-19 gefährdet. Die „Case-Fatality-Rate“ lag in früheren Untersuchungen bei bis zu 48 %. Dies liegt zum einen daran, dass viele Leukämien und Lymphome aus B-Zellen bestehen, die ihre Funktion zur Antikörperproduktion nicht mehr erfüllen. Zum anderen können die Krebszellen die gesunden Immunzellen in Knochenmark und Blut verdrängen. Ein besonders hohes Risiko besteht in den ersten Wochen nach einer Stammzellbehandlung, wenn die Patienten ohne eigene Immunabwehr sind.
Die meisten Behandlungszentren versuchen deshalb, ihre Patienten durch Impfungen zu schützen. Bei SARS-CoV-2 fällt die Wahl auf einen mRNA-Impfstoff, da er anders als die Vektor-basierten Impfstoffe keine Viren enthält. An der Universitätsklinik in Vilnius werden die Patienten mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer geimpft.
Ein Team um Kazimieras Maneikis hat die Antikörperreaktion auf die Impfung bei 315 Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahren und einer Kontrollgruppe von gesunden Universitätsangestellten untersucht. Die Altersgrenze wurde gewählt, da die Angestellten zwischen 32 und 53 Jahre alt waren und eine Verzerrung durch das in der Regel höhere Alter der Krebspatienten verhindert werden sollte.
Die meisten Krebsbehandlungen führten zu einer abgeschwächten Antikörperantwort. Am deutlichsten war dies nach der Behandlung mit Bruton-Tyrosinkinase-Hemmern, die ein überwiegend von B-Zellen gebildetes Enzym hemmen. Bei den 44 geimpftem Patienten kam es zu keiner Immunreaktion: Die Antikörperkonzentration war gleich Null.
Auch die 16 Patienten, die mit dem Januskinase-Hemmer Ruxolitinib behandelt wurden, produzierten kaum IgG-Antikörper gegen das Spikeprotein: Die mittlere Konzentration betrug 10 AU/ml im Vergleich zu 6.961 AU/ml bei unbehandelten Leukämie/Lymphom-Patienten und 21.395 AU/ml bei den gesunden Klinikmitarbeitern.
Die 10 Patienten, die mit dem Bcl-2-Hemmer Venetoclax behandelt wurden, zeigten mit einer Antikörperkonzentration von 4 AU/ml ebenfalls kaum eine Reaktion, ebenso die 87 Patienten, die mit Rituximab oder anderen Anti-CD20-Antikörpertherapien behandelt wurden. Hier wurden median 17 AU/ml IgG-Antikörper gegen das S-Protein gebildet.
Günstiger waren die Ergebnisse bei 41 Patienten, die mit Tyrosinkinase-Hemmern behandelt wurden. Hier stieg die Antikörperkonzentration auf 10.537 AU/ml an. Die 192 Patienten, die eine autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation erhielten, erreichten eine Antikörperreaktion von 6.203 AU/ml, bei den 122 Patienten nach einer allogenen Stammzelltransplantation waren es 6.304 AU/ml.
Erwartungsgemäß verbesserte sich das Ansprechen, wenn die Impfungen erst 6 Monate nach der Stammzelltherapie erfolgten. Bei einer Behandlung mit Rituximab, das die Neubildung von B-Zellen verhindert, waren die Impfstoffe über mindestens 12 Monate blockiert.
Dass eine Impfung erfolglos bleiben würde, zeigte sich laut Maneikis in der Regel bereits nach der 1. Impfung. Ob eine 3. Impfdosis bei den Patienten die Antikörperbildung steigern könnte, erscheint deshalb fraglich, solange die Patienten noch unter den Einwirkungen der Medikamente stehen.
Zu den Einschränkungen der Studie gehört, dass die T-Zell-Antwort, der zweite Arm der adaptiven Immunantwort, nicht untersucht wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass eine Impfung auch ohne Antikörperreaktion eine Wirkung erzielt, auch wenn die Chancen nicht allzu hoch sein dürften.
Während einer Nachbeobachtungszeit von 94 Tagen kam es zu 9 Erkrankungen an COVID-19, die 3 Patienten nicht überlebten. Darunter war ein 60-jähriger Patient mit unbehandelter Leichtkettenamyloidose, der nach der 2. Dosis eine Antikörperkonzentration von 1.138 AU/ml erreicht hatte. Er infizierte sich 32 Tage später mit SARS-CoV-2 und starb trotz einer Behandlung mit Dexamethason und Remdesivir an COVID-19.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125381/SARS-CoV-2-Einige-Krebstherapeutika-machen-Impfung-unwirksam
EPIDEMIOLOGIE: Studie: Männer und Ältere häufiger unwissentlich mit SARS-CoV-2 infiziert – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Männer und ältere Menschen stecken sich offenbar häufiger mit SARS-CoV-2 an, ohne dies zu bemerken. Darauf deuten erste Ergebnisse einer Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmern hin, die von mehreren Forscherteams der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt wurde. Mehr als 40 Prozent der Probanden wusste demnach nicht von der Infektion.
Systematische Testungen seien daher wichtig, um eine mögliche vierte Infektionswelle rechtzeitig erkennen zu können, so die Autoren. Momentan sei die Zahl derer, die sich testen lassen, in allen Altersgruppen rückläufig.
Die Forschenden hatten für die Untersuchung zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 laufend Daten zur Ausbreitung und den Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen sowie den körperlichen und psychosozialen Folgen der Pandemie und den in diesem Zeitraum erfolgten Schutzmaßnahmen erhoben. Abfrage und Analyse werden noch bis ins kommende Jahr fortgeführt.
Erfasst wurden persönliche Informationen und Biomaterial einer Stichprobe von Teilnehmern zwischen 25 bis 88 Jahren der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen. Die Ergebnisse sind für diese Region repräsentativ. Bei 80 Prozent der Probanden konnten die Forschenden zusätzlich auf umfangreiche Vordaten zurückgreifen, die im Rahmen einer anderen Studie bereits seit 2007 erhoben wurden.
„Die Gutenberg-Gesundheitsstudie ist damit eine der größten lokalen Gesundheitsstudien der Welt geworden“, so die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die die Ergebnisse heute gemeinsam mit ihrem Wissenschaftsminister Clemens Hoch sowie dem Sprecher der Studienleitung, Philipp Wild, dem Präsidenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Georg Krausch, sowie dem Vorstandsvorsitzenden und Medizinischen Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Norbert Pfeiffer, vorstellte.
Die Untersuchung könne direkte Erkenntnisse zum pandemischen Geschehen für das Bundesland, aber auch über dessen Grenzen hinaus liefern. So ließen die Daten etwa erkennen, dass Probanden, die sich an die AHA-Regeln hielten und im Homeoffice arbeiteten, seltener infizierten. Das Einhalten des Mindestabstands halbierte das Risiko den Angaben zufolge, ein Mund-Nasen-Schutz reduzierte es um ein knappes Drittel.
Kinder im Haushalt offenbar keine Infektionstreiber
Insgesamt infizierten sich 3,7 Prozent der Teilnehmer im Laufe der Studie mit SARS-CoV-2. Geprüft wurde sowohl mit PCR- als auch mit Antikörper-Tests. Dabei kamen die Autoren auf einen Dunkelzifferfaktor von 1,8. Mehr als 40 Prozent der Infizierten wussten demnach nicht von ihrer Infektion.
„Zu zehn Personen, die wissentlich infiziert sind, müssen acht Personen hinzugerechnet werden, die unwissentlich infiziert sind“, sagte Studienleitunssprecher Wild. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte im April zuletzt einen Faktor von drei angenommen.
Auffällig ist vor allem die Zahl der unwissentlich Infizierten in höherem Alter. Den Angaben zufolge wussten bei den 76- bis 88-jährigen Probanden mehr als 63 Prozent nicht von ihrer Infektion. Männer waren dabei häufiger unwissentlich infiziert als Frauen. Zudem wüssten Menschen mit höherem sozioökonomischen Status häufiger von ihrer Infektion als solche mit niedrigerem Status.
Die Studie habe auch gezeigt, dass die Impfbereitschaft in der Gruppe der sozioökonomisch schlechter gestellten Teilnehmer merklich geringer war, was sich auch in den Impfzahlen widerspiegele, so Wild. Darauf müsse im Rahmen der Impfkampagnen reagiert und den Menschen deutlich gemacht werden, dass die Impfung auch einen gesellschaftlichen Nutzen habe.
Gleichzeitig sei die SARS-CoV-2-Prävalenz offenbar abhängig von prekären Wohnverhältnissen. Wer weniger als neun Quadratmeter Wohnfläche pro Person zur Verfügung habe oder mehr als 50 Prozent seines Einkommens für die Miete ausgebe habe ein um 1,6-fach höheres Risiko, sich zu infizieren.
Der Grund dafür liege nicht darin, dass sich die Betroffenen weniger streng an Sicherheitsvorkehrungen halten. Im Gegenteil: Den Angaben zufolge achteten Menschen, die in prekären Wohnsituationen leben, sogar etwas mehr etwa auf das Desinfizieren der Hände, trugen den Mund-Nasen-Schutz länger und hielten etwas häufiger den Mindestabstand ein. Treiber sei vielmehr die Anzahl von Personen, die in einem Haushalt lebten, so Wild – auch unabhängig davon, wie viele Kinder darunter seien.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125376/Studie-Maenner-und-Aeltere-haeufiger-unwissentlich-mit-SARS-CoV-2-infiziert
SIEHE DAZU
=> Vor allem ältere Betroffene Studie offenbart hohe Corona-Dunkelziffer – n-tv, 7.7.2021
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Studie-offenbart-hohe-Corona-Dunkelziffer-article22667685.html
=> Studie
QUELLE: https://www.unimedizin-mainz.de/gcs/uebersicht.html
FORSCHUNG – WISSENSCHAFT: Geschlechterunterschiede in COVID-19-Studien zu wenig berücksichtigt – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Die große Mehrzahl der laufenden klinischen SARS-CoV-2- und COVID-19-Studien bezieht Geschlechtsunterschiede bei den Studienteilnehmern zu wenig oder gar nicht ein. Das berichtet ein internationales Forscherteam der Universität Bielefeld, des Radboud University Medical Center sowie der Universitäten Aarhus und Kopenhagen in der Fachzeitschrift Nature Communications (DOI: 10.1038/s41467-021-24265-8 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ). Die Forscherinnen und Forscher werteten dafür in einer Metaanalyse fast 4.500 klinischen Studien aus.
„Frauen und Männer sind von einer Coronaerkrankung unterschiedlich betroffen“, betont das Wissenschaftlerteam. So seien bei Männern schwere Krankheitsverläufe häufiger, sie müssten häufiger stationär betreut werden und stürben häufiger an der Erkrankung. Außerdem bestehe ein Zusammenhang zwischen der sozialen Geschlechterrolle und der Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken.
Dementsprechend steige das Ansteckungsrisiko von Frauen, weil sie häufiger als Pflegekräfte tätig seien und in Berufen mit viel Kundenkontakt arbeiteten. „Das zeigt: Gender und Geschlecht müssen in klinischen Studien und in der Gesundheitspolitik berücksichtigt werden“, sagt die Letztautorin der Studie, Sabine Oertelt-Prigione von der Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe an der Universität Bielefeld.
Die Arbeitsgruppe analysierte 4.420 COVID-19-Studien, die in der Datenbank ClinicalTrials.gov eingetragen sind. Die ausgewertete Stichprobe beinhaltet vor allem 2 Arten von Studien: 1.659 Beobachtungsstudien und 2.475 Interventionsstudien zu COVID-19.
178 Studien (4 %) erwähnten Geschlecht oder Gender als geplante Variable in der Analyse. Weitere 237 Studien (5,4 %) planten geschlechtsspezifische oder repräsentative Stichproben ein oder hoben die Bedeutung von Geschlecht oder Gender hervor. In 124 Studien (2,8 % waren die Probanden jeweils ausschließlich Frauen oder Männer. 100 dieser Studien untersuchten, wie sich das Virus oder eine bestimmte Behandlung auf Frauen auswirkt. Die weiteren 24 Studien befassten sich mit den Effekten auf Männer.
Oertelt-Prigione hält diese Ergebnisse für bedenklich: „Von Anfang an konnten wir sehen, dass diese Krankheit bei Frauen und Männern unterschiedlich verläuft. Darauf weisen die Zahlen der Einweisungen ins Krankenhaus und der Todesfälle hin“, sagte sie. Das zeige, dass Gender und Geschlecht in klinischen Studien und in der Gesundheitspolitik berücksichtigt werden müssten.
Die Arbeitsgruppe hielt nach eigenen Angaben zunächst den hohen Zeitdruck bei den Studien zunächst für einen wesentlichen Grund dafür, dass Geschlecht und Gender in den Studien vernachlässigt werden.
„In Bezug auf den Zeitdruck haben wir gehofft, dass mit dem Fortschreiten der Pandemie auch das Bewusstsein wachsen würde, wie Geschlecht und Gender mit der Erkrankung zusammenhängen. Wir sind davon ausgegangen, dass im Verlauf der Pandemie zunehmend mehr Studienprotokolle mit dem Fokus Geschlecht und Gender auf ClinicalTrials.gov registriert werden. Leider war das nicht der Fall“, bilanzierte die Erstautorin der Studie, Emer Brady von der Universität Aarhus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125361/Geschlechterunterschiede-in-COVID-19-Studien-zu-wenig-beruecksichtigt
INTERNATIONAL: 4 Prozent zusätzlich gerettete Leben: WHO empfiehlt Interleukin-6-Hemmer für Corona-Patienten – Mortalität um 17 Prozent verringert: Tocilizumab und Sarilumab verringern bei stationären Krankenhausaufnahmen wegen Covid-19-Erkrankung Sterblichkeit und Häufigkeit einer künstlichen Beatmung – Bremsen eines Zytokinsturms: schwere Entzündungsreaktionen werden gehemmt – Science-APA, 7.7.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine wesentliche Änderung ihrer Behandlungsempfehlungen für hospitalisierte Covid-19-Patienten bekanntgegeben. Demnach sollten sie Interleukin-6-Hemmer erhalten, die sonst seit Jahren bei chronisch-entzündlichem Gelenksrheuma etc. eingesetzt werden. Die wissenschaftlichen Studien sprächen für einen eindeutig positiven Effekt, teilte die WHO mit.
„Eine neue Analyse von 27 randomisierten (Kranke nach dem Zufallsprinzip Vergleichsgruppen zugeteilt; Anm.) klinischen Studien mit rund 11.000 Patienten hat gezeigt, dass der Einsatz von Interleukin-6-Blockern (Tocilizumab und Sarilumab) bei stationär wegen Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus Aufgenommenen die Sterblichkeit und die Häufigkeit einer notwendigen künstlichen Beatmung verringert“, schrieb die WHO.
*** Studien mit knapp 11.000 Patienten ***
Die Weltgesundheitsorganisation hatte die Meta-Analyse von mehr als zwei Dutzend klinischen Studien mit 10.930 Patienten, von denen 6.449 mit den IL-6-Blockern, die sonst vor allem bei chronischer Polyarthritis eingesetzt werden, behandelt wurden und 4.481 Kranken ohne diese Therapie oder mit Placebo, koordiniert. Das erfolgte in Kooperation mit dem King’s College in London, der Universität Bristol sowie anderen britischen Forschungseinrichtungen. Die wissenschaftliche Arbeit ist Dienstagabend im Magazin der amerikanischen Ärztgesellschaft (JAMA) erschienen.
Die Hauptergebnisse aus der Studie: Im Vergleich zur alleinigen Gabe von Cortison zur Dämpfung der bei schwerkranken Covid-19-Patienten oft überschießenden Entzündungsreaktion reduzierten die IL-6-Hemmer – beide monoklonale Antikörper – die Mortalität um 17 Prozent. Bei Patienten ohne künstliche maschinelle Beatmung verringerte sie sich durch die zusätzliche Gabe der monoklonalen Antikörper die Häufigkeit einer späteren künstlichen Beatmung oder Tod um 21 Prozent.
*** Vier Leben mehr ***
Die Daten stammten aus insgesamt 27 Studien zu dieser Frage in 28 Staaten. „Das bedeutet, dass pro hundert (auf diese Weise behandelte; Anm.) Patienten vier zusätzlich gerettet werden können“, schrieb die WHO. Das Risiko, dass künstliche Beatmung notwendig wurde oder die Erkrankung tödlich endete, sank mit der zusätzlichen Therapie von 33 auf 26 Prozent, wenn man alle eingeschlossenen Studien betrachtete.
„Die koordinierte Auswertung von weltweit durchgeführten Studien ist eine der besten Strategien, um Behandlungsmöglichkeiten zu finden, die mehr Menschen eine Covid-19-Erkrankung überleben lassen“, wurde Janet Diaz von der WHO-Notfallabteilung in einer Aussendung der Organisation zitiert.
Ähnlich äußerte sich auch Jonathan Sterne, Epidemiologe und Medizin-Statistiker am britischen Nationalen Institut für Gesundheitsforschung: „Klinische Studien, welche die Wirksamkeit von monoklonalen Antikörpern gegen Interleukin-6 bei hospitalisierten Covid-19-Patienten untersucht haben, haben verschiedene positive Effekte ohne negative Begleiterscheinungen gezeigt. Durch die kombinierte Auswertung von 95 Prozent der auf diesem Gebiet durchgeführten Studien haben wir zeigen können, dass diese Medikamente durchgängig Todesfälle und schwere Verläufe verhindern können – und das in den verschiedensten Staaten und unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen.“
Tocilizumab und Sarilumab blockieren mit IL-6 einen der stärksten entzündungsfördernden Botenstoffe. Vor allem bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen kommt es zur vermehrten körpereigenen Produktion dieses Zytokins. Die monoklonalen Antikörper gehören seit rund 15 Jahren zu den wichtigsten Medikamenten gegen chronische Polyarthritis und ähnliche Erkrankungen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1912054427720754470
AUSTRALIEN: Lockdown in Sydney wird verlängert – Deutsches Ärzteblatt/dpa, 7.7.2021
Der Lockdown in der australischen Metropole Sydney wird wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante um eine Woche verlängert. Die Coronazahlen seien immer noch „höher, als wir es uns gewünscht hätten“, sagte die Premierministerin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, heute.
Die Botschaft sei deshalb: „Verlassen Sie ihr Haus nicht.“ Gleichzeitig betonte Berejiklian, die Regionalregierung habe die feste Absicht, die Einschränkungen am 16. Juli aufzuheben. Sydney an der australischen Ostküste ist seit dem 26. Juni im Lockdown. Die Bürger dürfen nur noch in Ausnahmen ihre Häuser verlassen, die Schulen sind geschlossen.
Im internationalen Vergleich sind die Zahlen aber weiter sehr niedrig: In New South Wales wurden am Mittwoch 27 Neuinfektionen gemeldet. Neun Fälle stehen aber nicht in Verbindung mit den bisher bekannten Coronaclustern, was den Behörden Sorgen bereitet.
Das 25-Millionen-Einwohner-Land Australien hat die Pandemie wegen extrem strikter Regeln bislang gut im Griff. Landesweit wurden rund 30.800 Fälle bestätigt. 910 Menschen sind in Verbindung mit COVID-19 gestorben. Allerdings kommt die Impfkampagne nur schleppend voran. Die Grenzen sind schon seit März 2020 geschlossen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125366/Lockdown-in-Sydney-wird-verlaengert
INDONESIEN: Indonesien weitet Lockdown auf das ganze Land aus – Deutsches Ärzteblatt/afp, 7.7.2021
Im Kampf gegen die bislang heftigste Coronawelle hat Indonesien die Einschränkungen auf das gesamte Land ausgeweitet. Der heute verhängte landesweite Lockdown gilt zunächst bis zum 20. Juli. „Die Fallzahlen steigen auch in anderen Regionen und wir müssen dort auf die Verfügbarkeit von Krankenhäusern achten“, sagte der zuständige Minister Airlangga Hartarto.
Die Krankenhäuser mussten in den vergangenen Wochen massenweise neue Patienten aufnehmen, die unter anderem auch mit der hochansteckenden Delta-Variante des Virus infiziert waren. Einige Kliniken arbeiten wegen der Überlastung bereits mit zusätzlichen Zelten oder müssen Patienten ablehnen. Bereits am Wochenende waren in Indonesien wegen des alarmierenden Anstiegs der Coronaneuinfektionen neue Beschränkungen in Kraft getreten.
Seit dem vergangenen Samstag gelten in der Hauptstadt Jakarta, auf der Hauptinsel Java und auf der Urlaubsinsel Bali strikte Einschränkungen. Schulen, Moscheen, Restaurants und Einkaufszentren müssen geschlossen bleiben. Der Unterricht für Schüler findet vorerst nur noch online statt. Unternehmen wurden aufgerufen, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken.
Auch der öffentliche Nahverkehr wurde eingeschränkt. Inlandsreisen per Bus, Bahn oder Flugzeug sind nur jenen erlaubt, die mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Die Zahl der Coronatoten in Indonesien hatte sich zuletzt in weniger als einem Monat versiebenfacht. Gestern wurden mit rund 31.200 Ansteckungen und 728 Todesfällen binnen 24 Stunden neue Höchstwerte verzeichnet.
Der indonesischen Regierung wird vorgeworfen, unzureichend auf die Pandemie reagiert zu haben. Präsident Joko Widodo hatte auf begrenzte Maßnahmen gesetzt, um der Wirtschaft des Landes nicht zu schaden. Am Freitag erklärte er aber, die derzeitige Lage zwinge die Regierung dazu, „striktere Maßnahmen zu ergreifen“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125365/Indonesien-weitet-Lockdown-auf-das-ganze-Land-aus
TUNESIEN: Neuer Höchststand: Tunesien meldet fast 8.000 neue Coronafälle – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Tunesien hat einen Höchststand bei der Zahl der Coronaneuinfektionen registriert. Das Gesundheitsministerium meldete für gestern mehr als 7.900 neue Fälle – so viele wie noch nie zuvor.
119 Menschen starben zugleich an oder mit dem Virus. Seit Wochen verschlechtert sich die Lage in dem nordafrikanischen Land drastisch. Auch Fälle der besonders ansteckenden Delta-Variante wurden bereits registriert.
Allein im Juni hatte es mehr als 2.000 Coronatote gegeben. Die Kliniken arbeiten an der Belastungsgrenze, und es mangelt an medizinischer Ausrüstung. Tunesien hat deshalb bereits aus Deutschland Beatmungsgeräte bekommen. Auch Italien und Frankreich schickten Ausrüstung.
Mehr als jeder dritte Coronatest fällt in Tunesien positiv aus. Beim Impfen kommt das Land mit seinen rund 11,5 Millionen Einwohnern derweil nur langsam voran. Knapp zwei Millionen Menschen wurden bislang geimpft, knapp 600.000 von ihnen sind vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125393/Tunesien-meldet-fast-8-000-neue-Coronafaelle
ISRAEL: Delta-Variante breitet sich aus: Israel meldet deutlich niedrigere Wirksamkeit von Corona-Impfung – Anstieg der Zahl Schwererkrankter – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.7.2021
Mit der Ausbreitung der Delta-Variante ist die Wirksamkeit des Pfizer-BioNTech-Impfstoffs in Israel laut Gesundheitsministerium auf 65 Prozent gesunken. Die Zahl der schwer Erkrankten steigt wieder.
n Israel hat die Wirksamkeit der Pfizer-BioNTech-Impfung gegen das Coronavirus nach Angaben des Gesundheitsministeriums in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. Parallel habe sich die aggressivere Delta-Variante im Land ausgebreitet, teilte das Ministerium am Montagabend mit. Seit dem 6. Juni sei die Wirksamkeit der Impfung bei der Verhinderung einer Infektion in Israel auf 64 Prozent gesunken. Dies sei auch bei der Verhinderung einer Erkrankung mit Symptomen der Fall. Allerdings wehre die Impfung demnach zu 93 Prozent eine schwere Erkrankung und Krankenhausaufenthalte ab.
Im Februar hatte das Gesundheitsministerium noch mitgeteilt, der Impfstoff von Pfizer/BioNTech verhindere eine Corona-Erkrankung zu 95,8 Prozent. Das Auftreten von Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden werde zu 98 Prozent verhindert und zu rund 99 Prozent Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Tod.
Zu den neuen Angaben veröffentlichten die Behörden allerdings keine Rohdaten, es handelt sich dabei auch nicht um eine fertige wissenschaftliche Studie. Der Medizinprofessor und Vorsitzende der Expertenkommission der Regierung, Ran Balicer, kritisierte diese vorläufigen Angaben. Die Daten könnten irreführend sein, zumal diese auf selektiven Covid-Tests bei lokalen Ausbrüchen beruhten, so Balicer.
Zahl der schwer Erkrankten steigt an
In Israel steigt trotz einer hohen Impfquote seit rund zwei Wochen die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen deutlich an. Am Sonntag wurden laut Gesundheitsministerium 334 Personen positiv getestet. Zuletzt wurden Anfang April mehr als 300 Corona-Neuinfektionen an einem Tag festgestellt. Der größte Teil der Neuinfektionen steht im Zusammenhang mit der Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde. Viele der Infizierten sind jüngere Menschen.
Die Zahl der schwer an Covid-19 Erkrankten stieg leicht auf 35 an. Seit rund zwei Wochen ist kein Todesfall mehr im Zusammenhang mit dem Virus registriert worden.
Israel gilt wegen seiner erfolgreichen Impfkampagne als Vorzeigeland im Kampf gegen das Coronavirus. Von rund 9,3 Millionen Einwohnern haben 5,7 Millionen Menschen die erste Impfung erhalten, davon sind 5,2 Millionen vollständig geimpft. Dies entspricht 56 Prozent der Bevölkerung.
QUELLE (inkl. interaktiver Graphik): https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/delta-variante-in-israel-corona-impfung-weniger-effektiv-17423801.html
SIEHE DAZU
=> Jochen Stahnke: Delta-Variante: Fast jeder dritte Infizierte in Israel ist vollständig geimpft – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.6.2021
QUELLE: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/delta-variante-in-israel-fast-jeder-dritte-infizierte-ist-geimpft-17411232.html
EUROPA: Ralph Schulze: Corona: lateinamerikanische Lambda-Variante erreicht Europa – Eintrittspforte Spanien – Salzburger Nachrichten, 7.7.2021
Die aus Lateinamerika stammende Virusvariante ist erstmals in Spanien identifiziert worden. Dort steigen die Coronazahlen wieder rasant an – vor allem Urlaubsregionen sind betroffen.
Erstmals wurde die Lambda-Variante des Coronavirus im August 2020 in Peru nachgewiesen – nun ist die unter besonderer Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation stehende Virusversion in Europa angekommen. In der nordwestspanischen Region Kantabrien bestätigten die Gesundheitsbehörden, dass mehrere Infektionen von Lambda verursacht wurden. Es werden noch rund 200 weitere Fälle untersucht, hinter denen vermutlich ebenfalls die neue Variante steckt. Der Infektionsherd sei eine Diskothek gewesen. Es ist das erste Mal, dass Lambda in Europa bestätigt wurde.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.sn.at/panorama/wissen/corona-lambda-variante-erreicht-europa-106269361
EUROPÄISCHE UNION: EU-Behörde: 2.500 Fälle in Verbindung mit Europameisterschaft im Fußball – Tausende Fälle in Schottland, hunderte in Finnland – 7.7.2021
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat im Zusammenhang mit der Fußball-EM schon mehr als 2.500 Coronavirus-Infektionen gezählt. In der dritten Turnierwoche der Europameisterschaft sei ein erheblicher Anstieg im Vergleich zur Woche davor zu verzeichnen gewesen, bestätigte die EU-Agentur auf Anfrage der dpa.
*** Schottland am stärksten betroffen ***
Infektionsfälle in sieben Ländern ließen sich mit der EM in Verbindung bringen, sagte die zuständige Direktorin Vicky Lefevre. Schottland sei mit 1991 Fällen dabei am weitaus stärksten betroffen.
Die schottische Mannschaft trug ihre EM-Gruppenspiele in Glasgow und im Londoner Wembley-Stadion aus. In Großbritannien breitet sich die als ansteckender geltende Delta-Variante des Virus stark aus.
*** Hunderte Fälle in Finnland ***
436 Fälle seien zuletzt in Finnland registriert worden, vor allem nachdem Finnlands Fußballer in St. Petersburg spielten und Fans offensichtlich das Virus aus Russland mitbrachten. Einige Fälle wurden aus Dänemark, Frankreich, Schweden, Kroatien und den Niederlanden gemeldet.
Nicht sicher ist, wo sich die betroffenen Fans angesteckt haben. Das könne sowohl in Stadien als auch in Fanzonen, bei der Reise wie auch bei privaten Treffen im Umfeld der Spiele passiert sein. Die Entwicklung sei angesichts der CoV-Lage „nicht unerwartet“, sagte Lefevre. Großveranstaltungen mit Menschenmassen seien weiter mit Risiken behaftet.
Zudem verwies sie darauf, dass die Delta-Variante noch nicht „auf der Bildfläche“ gewesen sei, als die Planung für die EM-Spiele mit Zehntausenden Zuschauern festgezurrt worden war.
QUELLE: https://orf.at/stories/3220099/
DEUTSCHlAND: Mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche positiv auf SARS-CoV-2 getestet – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat bis zum 7. Juni dieses Jahres 529.027 laborbestätigte SARS-CoV-2-Fälle im Alter von null bis 18 Jahren erfasst. Davon sei für 262.677 Fälle oder 73 Prozent angegeben worden, dass sie Symptome hatten. Das berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag. Die Autoren weisen daraufhin, dass es sich bei diesen Zahlen um eine „Mindestangabe“ handle.
„Seit mehr als einem Jahr bestimmt die Coronapandemie das Leben von Kindern und Jugendlichen maßgeblich. Dennoch liegen in Deutschland verhältnismäßig wenig Informationen zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf Kinder und Jugendliche vor“, begründet die Fraktion ihre Kleine Anfrage.
Laut der Bundesregierung werden seit Frühjahr 2020 auch Kinder und Jugendliche wegen COVID-19 stationär behandelt. Schwankten diese Zahlen bis zur 40. Kalenderwoche 2020 in niedrigen zweistelligen Bereich, stiegen sie danach an und erreichten Ende des Jahres einen ersten Höchststand mit 204 betreuten Fällen in der 50. und 230 stationären Fällen in der 51. Kalenderwoche 2020.
Nach einem Abfall der stationären Fälle Anfang des Jahres lag die Zahl in der zwölften bis 16. Kalenderwoche 2021 wieder über 200 mit einem Höchststand in der 14. Woche (244 stationär betreute Fälle bundesweit). Auch dies sind laut den Autoren der Antwort nur Mindestzahlen.
Die Bundesregierung geht laut der Antwort davon aus, dass der Inzidenzanstieg im Spätwinter/Frühjahr 2021 mit der Ausbreitung von Varianten des Virus einherging. „Die ab Mitte Februar 2021 gestiegene Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen, zwischenzeitlich nur unterbrochen von den Osterferien, verlief parallel mit dem zunehmenden Auftreten von VOC-alpha/B1.1.7. Die Übertragbarkeit durch VOC-alpha/B1.1.7 scheint dabei in allen Altersgruppen höher zu sein als bei den vorher zirkulierenden Stämmen“, heißt es in der Antwort.
Laut den Fragestellern finden sich zunehmend Berichte, dass Kinder und Jugendliche von sogenannten Long-COVID-Symptomen betroffen seien. Diese können auch bei asymptomatischen oder leichten Krankheitsverläufen im Nachgang einer COVID-19-Infektion auftreten.
„Die Bundesregierung hat keine Kenntnis über die Anzahl der Fälle von Long-COVID-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“, heißt es hingegen in der Antwort.
Grundsätzlich gelte, dass Kinder und Jugendliche, wenn sie sich mit SARS-CoV-2 infizierten, viel seltener an COVID-19 erkrankten als Erwachsene und dann auch ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf hätten. „Es gibt zudem Hinweise, dass Kinder und Jugendliche auch seltener von Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung betroffen sind“, schreibt die Bundesregierung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125384/Mehr-als-eine-halbe-Million-Kinder-und-Jugendliche-positiv-auf-SARS-CoV-2-getestet
DEUTSCHLAND: Auffrischungsimpfungen: Länder rufen Bund und STIKO zum Handeln auf – Änderung nötig? Debatte zur STIKO-Empfehlung für Kinder-Impfungen – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Die Gesundheitsminister der Länder wünschen sich mehr Klarheit bei Fragen rund um die Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2. Sie sehen dabei das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Ständige Impfkommission (STIKO) in der Pflicht, wie aus einem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) von gestern hervorgeht.
Bundesgesundheitsministerium und STIKO werden darin „gebeten“, eine Empfehlung abzugeben, ob und wann bereits zweifach mit Astrazeneca- oder einmalig mit Johnson & Johnson-Geimpfte eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten sollten, um einen anhaltend ausreichenden Impfschutz zu erreichen.
Darüber hinaus sollte die STIKO aus Sicht der GMK „eine bundesweit einheitliche Empfehlung“ abgeben, ob und wann mit einer dritten mRNA-Impfung insbesondere bei besonders vulnerablen Gruppen wie etwa hochbetagten Menschen, die zweifach mit mRNA geimpft wurden, begonnen werden sollte.
Geklärt haben will die Ministerrunde ebenso, ob eine Auffrischungsimpfung bei zweifach mit mRNA-Impfstoffen Geimpften auch mit dem Impfstoff von Astrazeneca möglich und sinnvoll ist. „Sollten hierzu bis jetzt keine ausreichenden Daten vorliegen, wird darum gebeten, entsprechende Studien umgehend zu initiieren“, heißt es in dem Beschluss.
Auf den Prüfstand muss nach Einschätzung des GMK-Vorsitzenden, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, auch die eingeschränkte Empfehlung zu Coronaimpfungen von Kindern und Jugendlichen. Diese müsse auf Grundlage neuster Daten erneut überprüft werden. „Da erwarten wir, dass wir von der Ständigen Impfkommission bald Empfehlungen haben, damit da Klarheit herrscht“, sagte der CSU-Politiker heute dem Bayerischen Rundfunk (BR).
Als Beispiel nannte er die USA, wo junge Menschen schon länger geimpft würden. Die dortigen Daten und ständig neu gewonnenen Erkenntnisse müssten die Grundlage für Deutschland bilden, um klare Schlussfolgerungen zu ziehen. „Wir sollten da möglichst bald auch die Daten auswerten, die international ja schon zur Verfügung stehen“ , so Holetschek.
Die STIKO empfiehlt Impfungen für 12- bis 17-Jährige nur bei bestimmten Vorerkrankungen. Begründet wird das mit dem geringeren Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung in dieser Altersgruppe.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht von einer individuellen Entscheidung von Eltern, Kindern sowie Ärzten. Zuletzt hatte es aber wiederholt seitens der Politik Kritik an der eingeschränkten Empfehlung gegeben.
Spahn hofft aber auch ohne allgemeine Expertenempfehlung auf eine rege Beteiligung junger Menschen an der Coronaimpfkampagne. Die Versorgung mit Impfstoffen habe sich inzwischen derart verbessert, dass alle Kinder und Jugendliche bis Ende August einen ersten Termin erhalten könnten, sagte er heute im „Morgenmagazin“ der ARD. „Ich finde, wir sollten die Kinder und Jugendlichen selbst entscheiden lassen.“ Wer wolle, könne geimpft werden.
Die Empfehlungen der STIKO seien wichtige Leitlinien, ergänzte der Gesundheitsminister. Aber es gebe eben am Ende auch einen sicheren und zugelassenen Impfstoff für alle Menschen über zwölf Jahren, der nach individueller Abwägung und Entscheidung verabreicht werden könne. Es sei bereits klar, dass es in nicht geimpften Bevölkerungsgruppen ab Herbst viele Infektionen geben werde, sagte Spahn. Eine hohe Impfquote sei daher „wichtig“.
In erster Linie seien jedoch weiterhin auch die Erwachsenen zu Impfungen aufgefordert, betonte der Minister. Es müsse „ein Impfruck durch Deutschland gehen“. Wer sich immunisieren lasse, schütze immer auch seine Mitmenschen. Das helfe am Ende auch Kindern und Jugendlichen. Es müsse ein Bewusstsein dafür herrschen, dass der Kampf gegen die Pandemie am Ende ein „Teamspiel“ sei.
In Deutschland flammte zuletzt erneut eine Diskussion über die Impfung von Kindern und Jugendlichen auf, insbesondere mit Blick auf die Rückkehr in die Schulen nach den Sommerferien. Zwar gibt es in der EU einen Impfstoff, der für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen ist. Die STIKO sprach bisher aber keine generelle Impfempfehlung für Jugendliche aus.
Das unabhängige Gremium verweist vor allem auf den fehlenden medizinischen Nutzen, da für junge Menschen ein sehr geringes Gesundheitsrisiko besteht. Lediglich für Kinder und Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen empfiehlt die Kommission eine Impfung.
Aus der Politik wurde vor dem Hintergrund der sich immer stärker ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus zuletzt aber die Forderung laut, die Festlegung zu überdenken und eine allgemeine Empfehlung für Jugendliche auszusprechen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125386/Auffrischungsimpfungen-Laender-rufen-Bund-und-STIKO-zum-Handeln-auf
DEUTSCHLAND: Morddrohungen gegen Arzt wegen Impfangebots für Kinder – Deutsches Ärzteblatt, 7.7.2021
Nach Medienberichten über Coronaimpfungen für Kinder in einer Neu-Ulmer Praxis wird der betroffene Arzt in Internetnetzwerken massiv bedroht. Die Kripo ermittelt wegen der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten sowie anderer Strafvorwürfe.
„Es sind zahlreiche Fälle von Beleidigungen und Bedrohungen“, sagte Polizeisprecher Dominik Geißler heute. Zunächst hatte der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.
Betroffenen ist der Allgemeinmediziner Christian Kröner, der sich bereits seit Anfang der Impfkampagne für die Schutzimpfungen einsetzt und häufig im Fernsehen und anderen Medien präsent ist. Er habe mittlerweile 25 Anzeigen oder mehr bei der Polizei erstattet, sagte er.
Ihm werde vielfach gedroht, dass er ermordet werden soll. Hintergrund sei, dass er auch Kinder ab zwölf Jahren in seiner Hausarztpraxis impfe. Dies ist mittlerweile in Deutschland zulässig.
Kröner sagte, er werde sich trotzdem weiter für Impfungen einsetzen. „Ich sehe nicht ein, den Kopf einzuziehen. Das ist ja genau, was die wollen.“ Er habe keine Angst und werde zeitweise auch von der Polizei geschützt, sagte der Arzt. Die Polizei selbst wollte keine Details zu möglichen Schutzmaßnahmen nennen.
Der Mediziner hatte bereits Ende 2020 ein Infoblatt über die Impfung erstellt, dass zigtausendfach bei Facebook geteilt wurde. Später setzte sich Kröner dafür ein, dass seine Kollegen mit Spezialspritzen aus den Ampullen mit den Impfstoffen zusätzliche Dosen entnehmen dürfen, damit keine Reste weggeworfen werden müssen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125392/Morddrohungen-gegen-Arzt-wegen-Impfangebots-fuer-Kinder
ÖSTERREICH: Experte Weiss (Uni-Klinik Innsbruck): Gute Chancen auf normalen Herbst und Winter – Impfstraßen offenhalten: Drittimpfung für vulnerable Altersgruppe – Strikte Differenzierung nötig: Schutz vor Infektion und Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen – Panikmache nicht angezeigt: Hoher Impfschutz vor schweren Verläufen – Symptombasierte Teststrategie, Contact-Tracing und Sentinel-Testsystem: Neubestimmung der Bedeutung von Inzidenzzahl und Testungen nötig – Trotz Restrisikos: Reduktion der Maskenpflicht nötig – Harsche Medienkritik: Schlagzeilenjagd, Extrempositionen, „ungelegte Eier“, mangelhafte Recherche, Lobbyismus – Science-APA, 7.7.2021
Der Innsbrucker Infektiologe und Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin, Günter Weiss, sieht „gute Chancen“ auf einen de facto normalen Herbst und Winter im Sinne der alten Normalität. Mit den Impfungen habe man den „Trumpf in der Hand, dass das mit hoher Wahrscheinlichkeit funktionieren wird“, sagte Weiss im APA-Interview. Er plädierte für vorsorgliche Auffrischungsimpfungen für Ältere und chronisch Kranke ab Oktober, deren Erstimpfung sechs bis neun Monate zurückliegt.
Die Möglichkeit einer Wiederimpfung für diese Gruppe bereits im Herbst richte „keinen Schaden, aber viel Nutzen an“. So seien diese Menschen dann auch in der kalten Jahreszeit vor schweren Krankheitsverläufen besser geschützt – auch wenn eine dritte Impfung womöglich erst einige Monate später nötig sein könnte. Aber: „Der Impfschutz ist umso kürzer, je älter man ist und je schlechter das Immunsystem arbeitet“, so der renommierte Mediziner, der auch dem Beraterstab im Gesundheitsministerium angehört. Die Möglichkeit des niederschwelligen Zugangs über Impfstraßen würde er daher noch über den kommenden Winter beibehalten.
Alle anderen Personengruppen würden wahrscheinlich gut und geschützt über den Winter kommen. Man gehe derzeit davon aus, dass man im Falle von zwei Impfungen ein Jahr oder auch länger geschützt ist. Bei Genesenen mit einer Impfung sogar über viele Jahre.
Man müsse auch endlich einmal strikt unterscheiden lernen zwischen dem Schutz vor einer Infektion und jenem vor schweren Verläufen. Denn in erster Linie sei zweiteres essenziell, betonte Weiss: „Mit zwei Corona-Impfungen ist man zu über 90 Prozent vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Das ist ein Level, den man mit fast keiner anderen Impfung erreicht. Das bringt uns in Richtung Normalität“. Überraschungen könnten bei einer Pandemie immer passieren, aber: Nach derzeitigem Stand sei erwiesen, dass die Impfungen auch gegen Mutationen gut wirken. Letztere wie etwa die Delta-Variante dürfe man nicht verharmlosen, aber auch nicht in eine „Panikmache“ übergehen, wie dies in der Vergangenheit passiert sei. Der britische Weg mit dem Fallen aller Corona-Maßnahmen mit 19. Juli berge zwar etwa hinsichtlich voller Fußballstadien bei der heurigen Europameisterschaft ein gewisses Risiko, er sei aber von der „Grundstoßrichtung“ her richtig.
*** Kurswechsel bei Inzidenzzahl und Testungen ***
Für einen Kurswechsel bzw. ein Umdenken sprach sich der Experte in Sachen Inzidenzzahl und Testungen aus. Die, derzeit sehr niedrige, Inzidenzzahl müsse – vor allem auch angesichts des Impffortschritts – „neu bewertet“ werden. Sie sei „eine andere“ als noch im Herbst des vergangenen Jahres. Und sie müsse auch zu anderen Schlussfolgerungen führen: „Wenn beispielsweise ein paar Prozent der Bevölkerung infiziert sind, aber nur ganz wenige im Krankenhaus behandelt werden müssen, dann muss ich nicht gleich alles dicht machen“. Selbst bei den hohen Inzidenzen im Frühjahr sei beispielsweise das Gesundheitssystem in Westösterreich „stabil“ geblieben.
Zudem sprach sich Weiss für ein Zurückfahren der Testungen aus – „Je mehr geimpft sind, umso weniger muss getestet werden. Macht das viele Testen wirklich einen Sinn, wenn nur einer von 10.000 Tests positiv ist?“. Es gelte neben dem wichtigen Contact-Tracing eine „symptombasierte Teststrategie“ aufzusetzen, so der Infektiologe, der dem massenhaften Testen auch von symptomlosen Personen stets kritisch gegenüberstand. Auch ein „punktuelles Testen“ im Sinne des „Sentinel-Systems“, wie es auch bei der Influenza gemacht werde, könne angewandt werden – „wenn die Saison wieder losgeht“. Mit dem Fortschreiten der Impfungen würde analog zu den Tests auch die Pflicht zum Masken-Tragen schrittweise reduziert werden: „Irgendwann müssen wir der Impfung auch vertrauen. Ein gewisses Restrisiko gibt es in der Medizin immer. Aber wir können nicht wegen seltener Ausnahmefälle restriktive Regeln für alle aufstellen“. Das Coronavirus werde „uns erhalten bleiben“, wie auch die Influenza, aber man müsse damit zu leben lernen. „Live your life, but stay safe“, müsse das Motto sein.
Kritisch sah Weiss die Rolle der Medien – auch in Kombination mit jener von Wissenschaftern und Experten. Oft sei über „ungelegte Eier“ diskutiert und „Extrempositionen“ vertreten worden. Bei manchen Medien sei ihm „die Recherche abgegangen“ – dies betreffe nicht nur öffentliche Medien, sondern auch wissenschaftliche Fachzeitschriften: „Die Schlagzeile war oft wichtiger als deren Wahrheitsgehalt“. Zudem müssten Medien viel mehr hinterfragen, ob diese oder jene Person, die sich öffentlich äußere, „einen Interessenskonflikt“ habe – auch in Hinsicht auf Lobbyismus. Die Wissenschaft müsse wieder dazu übergehen, Details „im kleinen Kreis interdisziplinär zu diskutieren“. Wichtig sei jetzt ganz besonders, so Weiss, die in der Pandemie gemachten Erfahrungen und die Effizienz von getroffenen Maßnahmen wissenschaftlich aufzuarbeiten und dadurch Evidenz und eine Handlungsbasis für zukünftige Entscheidungen zu schaffen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16662020332818143524
6.7.2021, Dienstag
MEDIZIN: Studie: Labortests zeigen Schutzwirkung einer Impfung an – Negative Korrelation zwischen Antikörper-Titerhöhe und Schweregrad einer durchlittenen Covid-19-Erkrankung – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
Die Schutzwirkung einer Impfung gegen SARS-CoV-2 lässt sich 4 Wochen nach der 2. Dosis durch die Bestimmung von Antikörpertitern und durch Neutralisationstests abschätzen, wie eine Untersuchung zum Astrazeneca-Impfstoff AZD1222 in medRXiv (2021; DOI: 10.1101/2021.06.21.21258528 ) zeigt. Die Erkenntnisse könnten die Zulassung neuer Impfstoffe beschleunigen.
Anderthalb Jahre nach dem Beginn der Pandemie sind weltweit 6 verschiedene Impfstoffe im Einsatz. Weitere 105 befinden sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der klinischen Prüfung.
Mit der zunehmenden Zahl von geimpften und genesenen Personen wird es immer schwieriger, die für die Zulassung notwendigen Studien durchzuführen. Die Prüfung dürfte deshalb in Zukunft auf der Basis der Antikörperreaktion erfolgen. Britische Forscher haben anhand der Zulassungsstudie COV002 des Impfstoffs AZD1222 jetzt ein „correlate of protection“ ermittelt.
Die Studie COV002 war in England durchgeführt worden. Die Teilnehmer wurden wöchentlich kontaktiert, um im Fall von Symptomen zeitnah einen PCR-Test durchzuführen. Auf diese Weise wurden auch milde Erkrankungen an COVID-19 erkannt.
Ein Team um Merryn Voysey von der Oxford Vaccine Group hat jetzt die Immunantwort von 171 Teilnehmern, die trotz einer Impfung an COVID-19 erkrankten, mit 1.404 Teilnehmern verglichen, die nach der Impfung gesund blieben. Die Forscher bestimmten verschiedene Antikörpertiter und überprüften die neutralisierende Wirkung an Pseudoviren, die mit dem Spikeprotein von SARS-CoV-2 bestückt waren, und am originalen SARS-CoV-2.
In allen Tests gab es eine deutliche Korrelation. Je mehr Antikörper die Geimpften im Blut hatten und je besser diese die Laborviren von der Infektion von Zellkulturen abhielten, desto geringer war die Zahl der symptomatischen COVID-19-Erkrankungen.
Bei einem Anti-Spike IgG-Titer von 4.446 AU/ml lag die Schutzwirkung (VE) nur bei 50 %, bei einem Titer von 40.923 AU/ml stieg die VE auf 80 % und bei 139.306 AU/ml sogar auf 90 % an. Für Antikörper gegen die Rezeptorbindungsstelle ermittelt Voysey eine ähnliche Korrelation mit einer VE von 50 % bei einer Antikörperkonzentration von 2.193 AU/ml. Die VE stieg bei einem Titer von 63.383 AU/ml auf 80 % und bei einem Titer von 295.781 AU/ml auf 90 %. Schwere Verläufe wurden bereits durch geringe Antikörpertiter verhindert. Ähnliche Trends gab es bei den Neutralisationstests mit echten SARS-CoV-2 und Pseudoviren.
Die Tests könnten im Prinzip auch von Privatpersonen durchgeführt werden, um die Qualität der Immunabwehr ermitteln zu lassen. Ein solches Angebot dürfte jedoch eher unwahrscheinlich sein, weil ein quantitativer Antikörpertest aufwändiger ist als ein einfacher serologischer Nachweis von Antikörpern, von den Neutralisationstests ganz zu schweigen.
Zum anderen zeigen die Ergebnisse, dass auch hohe Antikörpertiter keinen absoluten Schutz bieten. Schließlich ist zu bedenken, dass die Antikörpertiter sich mit der Zeit verändern und der Test deshalb regelmäßig wiederholt werden müsste. Zur Prüfung neuer Impfstoffe könnte sich die quantitative Antikörperbestimmung jedoch eignen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125319/Studie-Labortests-zeigen-Schutzwirkung-einer-Impfung-an
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Long-COVID bei Kindern nach Hospitalisierung häufig – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
Kinder erkranken nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 selten schwer an COVID-19, erholen sich dann jedoch oft nur langsam von der Erkrankung. In einer Kohortenstudie im European Respiratory Journal (2021; DOI: 10.1183/13993003.01341-2021 ) berichteten die Mütter, dass ihre Kinder auch 8 Monate nach der Entlassung aus der Klinik noch unter Residualsymptome leiden.
In der russischen Hauptstadt waren während der 1. Welle von COVID-19 zwischen April und August 2020 auch zahlreiche Kinder erkrankt. 853 wurden am Kinderkrankenhaus Z.A.Bashlyaeva behandelt, einer Uniklinik mit 980 Betten.
Die Kinder waren zumeist an hohem Fieber, Husten, Rhinorrhoe und Abgeschlagenheit erkrankt, den üblichen Symptomen von COVID-19. Bei 1/3 war eine Pneumonie diagnostiziert worden. Nur wenige Kinder (2,7 %) mussten nicht-invasiv mit Sauerstoff versorgt oder mechanisch beatmet werden.
Alle Patienten überlebten, und 518 Mütter erklärten sich bei der Entlassung bereit, später telefonisch Auskunft über die Erholung ihrer Kinder zu geben. Ismail Osmanov und Mitarbeiter riefen die Mütter im Durchschnitt 256 Tage nach der Entlassung an. Die Forscher verwendeten einen Fragebogen, den ein „International Severe Acute Respiratory and emerging Infection Consortium“ (ISARIC) entwickelt hat, um die Ergebnisse international vergleichen zu können.
Insgesamt 126 Kinder (24,3 %) im mittleren Alter von 10,4 Jahren litten auch 8 Monate nach der Erkrankung noch unter Beschwerden. Am häufigsten waren Müdigkeit (10,7 %), Schlafstörungen (6,9 %) und sensorische Probleme (5,6 %). Insgesamt 44 Kinder (8,4 %) hatten mehrere Symptome.
Betroffen waren vor allem ältere Kinder. Für die Altersgruppe von 6 bis 11 Jahren ermittelte Osmanov eine Odds Ratio von 2,74 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,37 bis 5,75. Die 12- bis 18-Jährigen litten ebenfalls häufiger unter den Nachwirkungen der Erkrankung (Odds Ratio 2,68; 1,41 bis 5,4).
Ein weiterer Risikofaktor für ein Long-COVID war eine Vorgeschichte allergischer Erkrankungen (Odds 1,67; 1,04 bis 2,67). Die Untersuchung ist laut Osmanov die bisher größte Fallserie zu den Nachwirkungen von COVID-19 bei Kindern.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125358/SARS-CoV-2-Long-COVID-bei-Kindern-nach-Hospitalisierung-haeufig
MEDIZIN: Studie: mRNA aus Coronaimpfstoff nicht in Muttermilch nachweisbar – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
Coronaimpfungen für stillende Frauen mit mRNA-Impfstoffen sind nach Einschätzung von US-Experten in Hinblick auf die Muttermilch unproblematisch. Wegen der Immunisierung sollten Mütter nicht aufhören zu stillen, schreibt ein Team um Stephanie Gaw von der University of California San Francisco im Fachblatt JAMA Pediatrics (DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.1929) .
In 13 untersuchten Muttermilchproben von sieben geimpften Frauen sei keine mRNA aus dem Impfstoff nachweisbar gewesen. 5 Probandinnen hatten den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer und zwei den von Moderna erhalten. Die untersuchten Proben wurden vor der Impfung sowie zwischen vier und 48 Stunden danach entnommen.
Die Ergebnisse seien wichtige frühe Hinweise, dass die mRNA aus den Impfstoffen nicht auf den Säugling übertragen werde, schreibt das Autorenteam. Es weist als Einschränkung jedoch auf die geringe Zahl an Studienteilnehmerinnen hin. mRNA-Impfstoffe basieren auf Botenribonukleinsäure (mRNA). Die mRNA in den Präparaten enthält den Bauplan für ein bestimmtes Merkmal des Coronavirus.
Deutsche Fachgesellschaften hatten sich bereits im Mai für eine priorisierte Impfung auch von Stillenden ausgesprochen. Durch die Impfung gebildete Antikörper würden über die Muttermilch transportiert, gestillte Neugeborene seien somit durch eine Nestimmunität geschützt.
Der Leiter der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hatte kürzlich gesagt, dass die Impfung von Stillenden „eigentlich auch nach STIKO-Vorstellungen unproblematisch“ sei. „Das muss man ganz klar sagen, ich denke, die stillende Frau kann ohne weiteres geimpft werden.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125357/Studie-mRNA-aus-Coronaimpfstoff-nicht-in-Muttermilch-nachweisbar
JAPAN: Wegen Pandemie: Japaner sollen bei Olympiamarathon zu Hause bleiben – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
Japans Olympia-Organisatoren haben die Bürger aufgerufen, sich die Marathon- und Geherwettbewerbe bei den Olympischen Spielen nicht vom Straßenrand aus anzuschauen. Die Olympia-Macher begründeten dies heute mit der gegenwärtigen Coronainfektionslage.
In jüngster Zeit steigt die Zahl der Infektionen wieder an. Daher habe man sich entschieden, die Öffentlichkeit aufzurufen, die Wettbewerbe in Sapporo auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaido nicht entlang der Routen anzuschauen.
Am selben Tag gab die Stadtverwaltung von Tokio bekannt, dass der am Freitag in der Olympia-Stadt beginnende Fackellauf bis zum Beginn der Spiele von den öffentlichen Straßen verbannt wird.
Tokio meldete heute innerhalb von 24 Stunden 593 Neuinfektionen, womit die Zahl der täglichen Infektionen seit nunmehr 17 Tagen in Folge jeweils über dem Wert des gleichen Tages der Vorwoche liegt. Der erneute Anstieg der Infektionen schürt die Sorgen vieler Japaner, dass die Olympischen Spiele zu einem Superspreaderevent werden.
Tokio befindet sich derzeit noch bis zum 11. Juli in einem Quasi-Notstand, nachdem am 20. Juni der Notstand mit strengeren Regeln nach rund zwei Monaten aufgehoben worden war.
Laut Medienberichten erwägt die Regierung eine Verlängerung des Quasinotstandes um einen Monat, womit er auch während der Spiele in Kraft wäre. Eine Entscheidung werde möglicherweise am 8. Juli fallen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125353/Wegen-Pandemie-Japaner-sollen-bei-Olympiamarathon-zu-Hause-bleiben
ISRAEL: Nach geplatzter Weitergabe an palästinensische Autonomiebehörde: Israel tauscht Hunderttausende Coronaimpfdosen mit Südkorea aus – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
Israel tauscht nach eigenen Angaben rund 700.000 Impfdosen des Coronaimpfstoffs von Biontech/Pfizer mit Südkorea aus. Ministerpräsident Naftali Bennett hatte in den vergangenen Wochen zum Impfen gedrängt und auf die beschränkte Haltbarkeit der Impfdosen im Land bis Ende Juli hingewiesen.
Israel werde die rund 700.000 Einheiten sofort nach Südkorea schicken, teilte die Regierung in Jerusalem in der Nacht mit. Südkorea werde wiederum die gleiche Anzahl von einer Lieferung im September und Oktober nach Israel schicken.
Mitte Juni war ein ähnlicher Handel mit der palästinensischen Autonomiebehörde gescheitert. Israel hatte rund eine Million Impfdosen tauschen wollen. Doch nach der Lieferung von rund 100.000 Impfdosen sagten die Palästinenservertreter den Deal wieder ab. Die Impfdosen entsprächen nicht den Vorgaben, hieß es mit Verweis auf deren baldiges Ablaufdatum.
In Israel steigt trotz einer hohen Impfquote seit rund zwei Wochen die Zahl der registrierten Coronaneuinfektionen deutlich an. Am Sonntag wurden laut Gesundheitsministerium 344 Personen positiv getestet.
Zuletzt wurden Anfang April mehr als 300 Neuinfektionen an einem Tag festgestellt. Der größte Teil der Neuinfektionen steht im Zusammenhang mit der Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde. Viele der Infizierten sind jüngere Menschen.
Die Zahl der schwer an COVID-19 Erkrankten stieg leicht auf 35 an. Seit rund zwei Wochen ist kein Todesfall mehr im Zusammenhang mit dem Virus registriert worden.
Israel gilt wegen seiner erfolgreichen Impfkampagne als Vorzeigeland im Kampf gegen das Coronavirus. Von rund 9,3 Millionen Einwohnern haben 5,7 Millionen Menschen die erste Impfung erhalten, davon sind 5,2 Millionen vollständig geimpft. Dies entspricht 56 Prozent der Bevölkerung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125337/Israel-tauscht-Hunderttausende-Coronaimpfdosen-mit-Suedkorea-aus
SCHWEIZ: Anhaltende Corona-Symptome bei fast 40 Prozent der Patienten – Science-APA, 6.7.2021
In einer Studie mit über 400 nicht-hospitalisierten, aber symptomatischen Corona-Patienten haben vier von zehn der Teilnehmenden noch sieben Monate nach der Diagnose von Symptomen berichtet. Obwohl diese leicht bis mittelschwer seien, beeinträchtigten sie dennoch die Lebensqualität, hieß es in einer Mitteilung des Universitätsspitals und der Universität Genf.
Demnach berichteten 39 Prozent von den 410 Patientinnen und Patienten noch sieben Monate nach der Diagnose über Langzeitfolgen. Die häufigsten Symptome waren Müdigkeit (21 Prozent), Geschmacks- oder Geruchsverlust (17 Prozent), Atemnot (12 Prozent) sowie Kopfschmerzen (10 Prozent), wie die Genfer Forschenden im Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ berichten. Diese Ergebnisse seien mit internationalen Studien vergleichbar. Aber es handle sich um eine der ersten ambulanten Längsschnittstudien mit einer so großen Teilnehmerzahl, sagte Erstautor Mayssam Nehme vom Unispital Genf.
Er stellte mit seinem Team fest, dass die Inzidenz von Langzeitwirkungen einer Coronavirus-Infektion bei Frauen höher zu sein scheint als bei Männern, insbesondere bei Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen. Zudem litten diejenigen Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit an Langzeitfolgen, die kurz nach der Erkrankung mehrere Covid-19-Symptome entwickelt hatten. Überraschend ist gemäß der Aussendung, dass die Symptome mit der Zeit kommen und gehen können. „Die Ursache dieser Schwankungen bleibt ungeklärt, ist aber Gegenstand verschiedener Hypothesen, die derzeit untersucht werden“, so Nehme.
Die Autorinnen und Autoren merken an, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass die berichteten Symptome mit anderen Erkrankungen zusammenhingen, die in den Monaten nach der Diagnose aufgetreten seien. Um das gesamte Spektrum von Long-Covid abzubilden, sollten zudem auch asymptomatisch Infizierte in die Analysen einfließen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15460552093007777293
SIEHE DAZU:
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QUELLE http://go.apa.at/5tRzmuze
GROSSBRITANNIEN: „Ein massives Experiment“: Johnson verkündet Ende der Corona-Regeln – n-tv, 6.7.2021
Nach 16 Monaten soll in England das Leben nach der Pandemie wieder so sein wie vorher: mit offenen Pubs und Discos, vollen Stadien und ohne Abstandsregeln und Maskenpflicht. Die Pläne von Premier Johnson begeistern die Wirtschaft. Doch Fragen bleiben.
Ungeachtet steigender Infektionszahlen will der britische Premierminister Boris Johnson zurück in den Vor-Corona-Modus. Experten haben skeptisch auf seine beispiellosen Pläne zum Ende aller Corona-Maßnahmen in England reagiert. Das Land befinde sich damit in unbekanntem Territorium, sagte die Virologin Devi Sridhar dem Sender Sky News. „Dies ist ein massives Experiment, und die Welt wird genau beobachten, was passiert, wenn eine neue, dominante Variante auftritt.“
Johnson hatte angekündigt, dass vom 19. Juli an in England alle Corona-Maßnahmen aufgehoben werden sollen. Damit fallen Abstandsregeln und Maskenpflicht weg, Nachtklubs dürfen wieder öffnen, Pubs können Gäste auch an der Bar bedienen. Für Kinos, Stadien, Theater und Veranstaltungen gilt keine Platzbeschränkung mehr. Voraussetzung ist, dass eine Überprüfung der Pandemie-Daten am 12. Juli keinen Grund für neue Verzögerungen liefert. Zudem will die Regierung bald bekannt geben, ob voll geimpfte Einreisende aus Ländern auf einer „gelben Liste“ wie Deutschland sich weiterhin nach Ankunft für zehn Tage in häusliche Quarantäne begeben müssen.
Wissenschaftler und Gewerkschaften kritisierten vor allem, dass die Maskenpflicht aufgehoben werden soll. Ein Verband, der Angehörige von Corona-Opfern vertritt, warf Johnson vor, er handle, als sei die Pandemie besiegt. Oppositionsführer Keir Starmer von der Labour-Partei nannte Johnsons Pläne „rücksichtslos“. Wirtschaftsvertreter zeigten sich hingegen erfreut und erleichtert. Die Gastronomie- und Tourismusindustrie werde die Ankündigung feiern, sagte die Chefin des Branchenverbands UK Hospitality, Kate Nicholls.
Laut dem Kneipenverband British Beer and Pub Association können mehr als 2000 Pubs öffnen, die wegen strenger Abstandsregeln derzeit immer noch geschlossen haben. Für die Veranstaltungsbranche sagte der Chef des Branchenverbands Night Time Industries Association, Michael Kill, der Schritt sei längst überfällig. Der Industrieverband CBI mahnte, Unternehmen müssten die Sicherheit ihrer Angestellten weiterhin an erste Stelle setzen.
*** Impf-Abstand wird verkürzt ***
Premier Johnson erklärte, das Impfprogramm habe geholfen, die Verbindung zwischen Neuinfektionen und Todesfällen deutlich zu schwächen. Bis zum 19. Juli sollen alle Erwachsenen in Großbritannien eine erste Corona-Impfung angeboten bekommen, zwei Drittel sollen dann die für den vollen Schutz als notwendig erachteten zwei Dosen erhalten haben. Um das Tempo anzutreiben, soll die Zeit zwischen den beiden Spritzen für unter 40-Jährige von zwölf auf acht Wochen gesenkt werden.
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/Johnson-verkuendet-Ende-der-Corona-Regeln-article22664215.html
EUROPÄISCHE UNION – DEUTSCHSPRACHIGE LÄNDER: Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit Europas im Fokus: Ärzteorganisationen fordern umfängliche Pandemiepläne – Fehlerananlysen als Ausgangspunkt – Langzeitfolgen mitbedenken – Science-APA, 6.7.2021
Weil Pandemien in kürzeren Abständen auftreten und sich in einer globalisierten Welt schneller denn je ausbreiten werden, haben die deutschsprachigen Ärzteorganisationen nach einem Treffen die Entwicklung umfänglicher Pandemiepläne gefordert. Sachliche Fehleranalysen und notwendige Langzeitstudien müssten für das zukünftige Konzept miteingebunden werden. Viele Herausforderungen würden in den Ländern ähnlich verlaufen, stellten die Medizinerinnen und Mediziner fest.
Bei dem Treffen von Vertretern aus Österreich (Österreichische Ärztekammer), Deutschland, Schweiz, Südtirol und Luxemburg, die gemeinsam mehr als 500.000 Ärztinnen und Ärzte repräsentieren, wurde ausführlich über die Covid-19-Pandemie und die öffentliche Gesundheitsversorgung diskutiert. Die Politik sei aufgefordert, aus der Corona-Pandemie die Lehre zu ziehen, und nicht nur diese Pandemiepläne zu entwickeln, sondern auch regelmäßig zu testen.
*** Am Anfang steht die Fehleranalyse ***
Grundlage für die Pandemiepläne sollte eine sachliche Fehleranalyse in allen Ländern sein. Welche Strukturen haben sich bewährt, welche Maßnahmen waren erfolgreich und welche Defizite sind offensichtlich geworden?
In das Konzept sollen auch Langzeitstudien einfließen. Zudem muss die Verknüpfung von Impfdaten mit den Daten zu den Covid-19-Erkrankungen erfolgen, um Impfdurchbrüche zeitnah zu erkennen und entsprechende Anpassungen bei Impfstoffen rasch umzusetzen. Die anonymisierte Verknüpfung von Medikamentendaten mit Daten zu Erkrankungen kann helfen, rasch Medikamente zu identifizieren, die eine Genesung unterstützen. Politisches Handeln in der Pandemie brauche anders als bisher eine breite, gesicherte wissenschaftliche Basis. Die Zusammenarbeit zwischen Vertretern der Ärzteschaft und politischen Entscheidungsträgern ist dabei zentral, denn nur so kann wissenschaftliche Expertise in den gesellschaftspolitischen Diskurs eingebracht werden.
*** Langzeitfolgen berücksichtigen ***
Ebenso sei es essenziell, über Studien aufzuzeigen, welche Langzeitfolgen und Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung aufgetreten sind – auf physischer ebenso wie auf psychischer und sozialer Ebene. Die Ärzteorganisationen warnten vor langfristigen, gravierenden Kollateraleffekten infolge sozialer Isolation; diese Folgen gilt es insbesondere für Kinder wie für ältere Menschen genauestens zu analysieren. „Nur eine wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme mit detaillierter Fehleranalyse kann als Basis für angemessene Schutzmaßnahmen zukünftiger Pandemien dienen, um nicht erneut mit undifferenzierten Lockdown-Maßnahmen medizinische wie gesellschaftliche Verwerfungen zu riskieren“, hieß es in der Aussendung.
Es müsse das Ziel sein, dass Europa künftig im Bereich wichtiger Medizinprodukte und Arzneimittel sowie in der medizinischen Forschung und Entwicklung möglichst unabhängig agieren kann. Dann erst könne Europa zügig auf Gesundheitskrisen reagieren und eine hohe Qualität in der Versorgung auch in Pandemiezeiten sicherstellen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/9143622126963279893
SPANIEN: Coronainfektionen in Spanien schnellen in die Höhe – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
In Spanien ist die Zahl der Coronaneuinfektionen in den vergangenen Tagen in die Höhe geschnellt – vor allem bei jungen Menschen. „Die heutigen Zahlen sind überhaupt nicht gut“, sagte der Chef-Epidemiologe des Gesundheitsministeriums, Fernando Simon, gestern Abend. Die Zahlen in den unterschiedlichen Altersgruppen variierten stark, „unter den Jüngsten haben wir eine Inzidenz von fast 600“, sagte Simon.
Die landesweite Inzidenz lag demnach bei 204 pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen. Am vergangenen Freitag hatte sie bei 152,8 gelegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von gestern wurden binnen 72 Stunden 32.607 Neuinfektionen und 23 Todesfälle registriert.
Simon bezeichnete die Lage als „kompliziert“, hob aber hervor, dass sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle nicht erhöht habe. Die Impfkampagne hat in Spanien an Tempo zugelegt. 40,3 Prozent der rund 47 Millionen Menschen sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft, 56 Prozent haben die erste Impfdosis erhalten.
Mehrere Regionen wie Andalusien und Katalonien erwägen, wegen der steigenden Infektionszahlen die Maßnahmen in dieser Woche wieder zu verschärfen. Erst am 26. Juni war die Maskenpflicht im Freien aufgehoben worden.
Vergangene Woche hatten Schüler, die auf Mallorca gefeiert hatten, das Virus auch in andere spanische Landesteile eingeschleppt. Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums wurden landesweit mindestens 1.824 Menschen im Zuge dieses Coronaausbruchs infiziert und 5.978 unter Quarantäne gestellt.
Mit fast 81.000 Coronatoten und mehr als 3,8 Millionen Infektionsfällen ist Spanien eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder Europas.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125339/Coronainfektionen-in-Spanien-schnellen-in-die-Hoehe
DEUTSCHLAND: Labore: Delta-Variante bei fast jeder zweiten Coronainfektion – Deutsches Ärzteblatt, 6.7.2021
n deutschen Laboren geht mittlerweile knapp die Hälfte aller untersuchten Coronabefunde auf die Delta-Variante zurück. Das teilte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) heute mit. Demnach betrug der Delta-Anteil bei der Datenerhebung der Woche bis 4. Juli 47 Prozent. Der Verband sprach von einem „erwartungsgemäßen“ Anstieg.
Die Zahlen des ALM decken sich in etwa mit der Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) von vergangener Woche. Es sei damit zu rechnen, dass die in Indien entdeckte Mutante „mindestens die Hälfte aller Neuinfektionen ausmacht“, schrieb das RKI mit Bezug auf die Woche bis 4. Juli.
Aktuelle Daten des RKI werden am Mittwochabend erwartet. Zuletzt seien in den ALM-Laboren 613.991 PCR-Untersuchungen innerhalb eine Woche gemacht worden. Dabei gab es 5.065 positive Befunde, das entspreche einer weiterhin niedrigen Positivrate von 0,8 Prozent.
Weiterhin gebe es Kapazitäten für rund zwei Millionen PCR-Tests pro Woche. „Es gilt unverändert, dass aufgrund der deutlichen Ausbreitung der Delta-Variante die Kapazitäten vorgehalten werden, damit wir jederzeit auf kurzfristige Herausforderungen reagieren können“, sagte Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM, laut einer Mitteilung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125360/Labore-Delta-Variante-bei-fast-jeder-zweiten-Coronainfektion
ÖSTERREICH: Studienergebnisse legen Zweitimpfung mit mRNA-Impfstoff nahe: Ärztekammer empfiehlt heterologes Impfschema – Heterologie ermöglicht kürzeres Impfintervall – Genesene: nur eine Impfung nötig – Sputnik-V- oder Sinuvac-Geimpfte: Nachimpfung kann erwogen werden – Science-APA, 6.7.2021
Wird bei der Coronavirus-Impfung nach einem Erststich mit AstraZeneca für die zweite Dosis ein mRNA-Vakzine verabreicht, ist der Impfschutz laut Studien höher als bei einer Zweifachimpfung mit dem gleichen Vakzine. Dieses sogenannte heterologe Impfschema wird nun von der Ärztekammer klar empfohlen. Am Montag hat das Nationale Impfgremiums (NIG) seine Schutzimpfungs-Anwendungsempfehlung aktualisiert, demnach soll die Kreuzimpfungen auf Patientenwunsch angeboten werden.
Dabei handelt es sich aber weiterhin um eine Off-label-Anwendung, betont das NIG allerdings. Auch schwere Nebenwirkungen beim Erststich rechtfertigen einen Impfstoff-Wechsel. In mehreren Ländern wird diese Kreuz- oder Mischimpfung bereits durchgeführt, in Deutschland wird dies auch von der zuständigen Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Denn nach aktuellen Studienergebnissen ist die Immunantwort nach heterologem Impfschema (Vaxzevria/mRNA-Impfstoff) der Immunantwort nach homologer Vaxzevria-Impfserie (zwei Impfstoffdosen Vaxzevria von AstraZeneca) deutlich überlegen, heißt es in der STIKO-Empfehlung.
*** Sehr ermutigende Studienergebnisse für Kreuzimpfungen ***
„Ich würde als Zweitimpfung empfehlen, einen mRNA-Impfstoff zu wählen“, sagte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, im „Ö1“-Mittagsjournal. Denn die Studienergebnisse „sind sehr ermutigend. Es macht aber auch nichts, wenn man sich zwei Mal mit dem selben Impfstoff impfen lässt. Wichtig ist, dass man sich zwei Mal impfen lässt“, sagte der Ärztekammerpräsident. Durch das heterologe Schema kann auch der Abstand zwischen den Impfungen verkürzt werden, sagte Szekeres. Er geht davon aus, dass das Nationale Impfgremium eine „Meinung abgeben wird, die ähnlich ausfallen wird wie in Deutschland, dass man den Wechsel auch empfehlen kann und wird“.
Das NIG hat in seiner aktualisierten Anwendungsempfehlung für die Corona-Schutzimpfung auch den Passus ergänzt, dass drei Tage nach der Impfung körperliche Schonung empfohlen wird, Leistungssport sollte überhaupt vermieden werden. Außerdem wird die Impfung für SARS-CoV-2-genesene Personen nunmehr bereits vier Wochen nach der Infektion oder Erkrankung eindeutig empfohlen. Zuletzt hatte das NIG vor knapp zwei Wochen festgehalten, dass eine Impfung für Genesene möglich ist. Grund für die nunmehrige Empfehlung ist die Ausbreitung der infektiöseren Delta-Variante.
*** Für Wiedergenesene reicht eine Impfung ***
Für Genesene ist eine einmalige Impfung ausreichend. Insbesondere im internationalen Reiseverkehr kann eine zweite Dosis aber auch vorgeschrieben sein. In solchen Fällen soll diese auch gegeben werden, entspricht dies doch der Zulassung und darf nicht vorenthalten werden, schreibt das NIG. Bei Genesenen ist jedoch bei einer zweimaligen Impfung eine erhöhte Rate an Impfreaktionen möglich.
Erstmals hat sich das Nationale Impfgremium nun auch zum Vorgehen bei Personen, die mit nicht in der EU zugelassenen Vakzinen geimpft wurden, geäußert. Dazu gehören beispielsweise der russische Impfstoff Sputnik V oder der chinesische Sinopharm. Bei Personen, die mit solchen Impfstoffen immunisiert wurde, „kann eine Nach-Impfung mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff gemäß dem jeweiligen Impfschema erwogen werden“, schreibt das NIG in seiner Empfehlung. In der EU zugelassen sind bisher vier Vakzine: Die mRNA-Impstoffe Comirnaty von BioNTech/Pfizer und Spikevax von Moderna sowie die Vektor-Impfstoffe Vaxzevria von AstraZeneca und Johnson & Johnson.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15548668296470165696
ÖSTERREICH: Corona: Regierung würdigt Wissenschaft – Science-APA, 6.7.2021
Die Regierung hat sich am Dienstag bei der Wissenschaft für ihren Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bedankt. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach sich in einer Rede dafür aus, „Gräben“ in der Gesellschaft zuzuschütten. Der nunmehrige Aufschwung solle allen zugute kommen. Ganz vorbei ist die Pandemie freilich nicht – Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) berichtete von Modellrechnungen, wonach es im Herbst ein Problem gebe, wenn die Impfbereitschaft sinkt.
Mückstein bedankte sich in einer Gesprächsrunde mit Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP), Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie und Mitglied des Österreichischen Impfgremiums, sowie Niki Popper, Simulationsforscher der TU Wien, bei den Experten. Derzeit seien die Wissenschafter etwa durch Modellrechnungen zur neuen Delta-Variante gefordert, erklärte Mückstein. Die Delta-Variante mache mittlerweile über die Hälfte der Fälle aus.
Es gebe inzwischen genügend Impfstoff, appellierte der Minister einmal mehr, sich immunisieren zu lassen: „Bitte, bitte impfen gehen!“ Es stehe aber ein herausfordernder Sommer bevor. Wenn die Impfbereitschaft abnehme, habe man im Herbst ein Problem – konkrete Prognosen dazu sollen noch diese Woche präsentiert werden. Für den Herbst sieht Mückstein vor allem auch ein Konzept für einen sicheren Schulstart als gemeinsame Aufgabe mit dem Bildungsministerium, wie der Gesundheitsminister unterstrich.
*** Bundeskanzler Kurz dankt Wissenschaft ***
Kurz hatte davor auf die letzten Monate zurückgeblickt und einen Ausblick zu geben versucht: Die Krise habe gezeigt, „wozu die Menschheit heutzutage fähig ist“, sie habe „wahre Helden des Alltags vor den Vorhang gebracht“, dankte Kurz jenen, die etwa im Gesundheitsbereich oder Sicherheitsbereich oft „Übermenschliches“ geleistet hätten. Vor allem habe die Krise gezeigt, wozu die Wissenschaft fähig sei. „Denn ohne die herausragenden Leistungen von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern in Österreich, in Europa und der Welt, da wäre ein Ende der Pandemie heute noch immer in weiter Ferne.“
Kurz erinnerte an unzählige Gespräche, Telefonate, Videokonferenzen und Beratungen mit vielen Experten, die der Politik massiv geholfen hätten. Dafür wolle er sich bei jedem und jeder Einzelnen bedanken, auch bei all jenen, die an der Impfung beteiligt waren, so Kurz. Corona sei bestimmt noch nicht vorbei, aber man habe die berechtigte Hoffnung, dass durch die Impfung „das Schlimmste hinter uns liegt“.
Neben den gesundheitlichen und den wirtschaftlichen Auswirkungen habe Corona auch dazu geführt, „dass massive Gräben in unserer Gesellschaft entstanden sind“, meinte Kurz mit Blick auf jene, die eher besorgt wegen der Gesundheit gewesen seien und jene, bei denen die Sorge um die Freiheit überwogen habe und die sich durch die Beschränkungen bevormundet gefühlt hätten. Die „harten Bruchlinien“ habe es in der politischen Landschaft, aber auch in Betrieben und sogar in vielen Familien gegeben. In einer liberalen Demokratie müssten alle Perspektiven zulässig sein – nicht jeder sei gleich „Hypochonder“ oder „Verschwörungstheoretiker“, betonte Kurz. Nun müsse es darum gehen, „diese Risse gemeinsam wieder zu heilen“ und die Gräben „gemeinsam zuzuschütten“.
*** Schüler benötigen noch mehr Unterstützung ***
Manche hätten besonders unter der Krise gelitten. Gerade Kinder mit sozial schwachem Hintergrund, die vielleicht zu Hause nicht die nötige Unterstützung hatten, seien in ihrem Lernerfolg eingeschränkt worden. Es brauche daher gerade jetzt einen Fokus auf bestmögliche Unterstützung aller Kinder. Kurz erwähnte etwa die Sommerschulen, die auch nach der Pandemie bleiben sollen. Auch werde man Investitionen in Forschung und Entwicklung ausbauen. Ansetzen will Kurz auch im Bereich der Digitalisierung – in Betrieben, in den Schulen und in der Verwaltung. Er wünsche sich, dass man die gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik fortsetzen könne, diesmal im Kontext der Modernisierung und des Aufschwunges.
Nach der Kanzler-Rede stand bei der live im Fernsehen übertragenen Festveranstaltung „zu Ehren der Wissenschaft“ eine Runde mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Elisabeth Puchhammer-Stöckl, Leiterin des Zentrums für Virologie der MedUni Wien und Wissenschafterin des Jahres, und Oswald Wagner, Vizerektor der MedUni Wien, am Programm. Die Virologin erinnerte sich an den Beginn der Pandemie. Was da auf „uns zukommen kann, war nicht abzusehen“, sagte sie. Die Informationen aus China Ende 2019 habe man zunächst nicht einschätzten können. Nach eineinhalb Jahren Pandemie gibt es nunmehr zahlreiche Erkenntnisse. Laut dem derzeitigem Wissensstand ist das Coronavirus von Fledermäusen über einen anderen Wirt auf den Menschen übergesprungen. 100-prozentige Sicherheit gebe es noch nicht, „solange man den Zwischenwirt nicht gefunden hat“, die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario sei aber „extrem hoch“, sagte Puchhammer-Stöckl.
*** Vizekanzler Kogler über Zusammenarbeit mit der Wissenschaft ***
Geehrt wurden am Dienstag in der Aula der Wissenschaften in Wien zahlreiche Wissenschafter. Kogler freute sich, „vertraute Gesichter, die in der Entscheidungsphase noch vertrauter geworden sind“, zu begrüßen. Er betonte, dass die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft „hervorragend funktioniert“ habe, auch die Politik habe sich damals „schnell zusammengegroovt“. Ganz anders als im herkömmlichen Politikbetrieb seien die „Entscheidungsgeschwindigkeiten“ gewesen. Er hoffte, dass es in der Pandemie auch gelungen sei, „junge Menschen für die Wissenschaft zu begeistern“, sagte Kogler. „Oft wäre es gut, wenn wir gemeinsam Richtung Transformation arbeiten und nicht in Depression verhaftet bleiben. Da kann die Wissenschaft einen ganz großen Beitrag leisten“, betonte der Vizekanzler.
Wagner erinnerte, dass zahlreiche Maßnahmen kontroversiell diskutiert worden sind – wie etwa die Einführung der Maskenpflicht. Österreich sei dann mit FFP2-Pflicht und ausgedehntem Testen einen eigenen Weg gegangen. Das sei auch der Grund gewesen, „warum bei uns die dritte Welle abgeebbt ist, bevor sie explodiert ist. Der Kurs war sehr fruchtbar“, zog er das Resümee.
Wiedermann-Schmidt appellierte einmal mehr, dass nur ein vollständiger Impfschutz die Gefahr einer Infektion mit der Delta-Variante senke bzw. den Verlauf einer Infektion abschwäche. Simulationsforscher Popper plädierte dafür, Daten aus verschiedenen Bereichen besser zusammenzuführen. Prognosen zur Delta-Variante seien wichtig, relevant sei aber auch, Systeme zu verstehen, etwa was es bedeute, bestimmte Maßnahmen an Schulen zu setzen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6323169320530360662
ÖSTERREICH: „Ibiza“-Cluster: Abgeordnete positiv auf Corona getestet und bleiben Coronavirus-NR-Sitzung fern – ORF, 6./7.7.2021
Insgesamt zehn Abgeordnete, die zugleich Mitglieder des „Ibiza“-Untersuchungsausschusses sind, haben sich für die heutige Nationalratssitzung entschuldigt. Grund für die Entschuldigung dürfte der Coronavirus-Cluster im U-Ausschuss zur „mutmaßlichen Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung“ sein.
Insgesamt wurden bisher drei Abgeordnete positiv auf das Coronavirus getestet: FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker, der grüne Mandatar David Stögmüller und NEOS-Fraktionschefin Stephanie Krisper. Auch weitere Personen hatten sich angesteckt.
Neben den drei Abgeordneten haben sich sieben weitere Mandatare und Mandatarinnen von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS für die Sitzung des Nationalrats entschuldigt. Alle sind Mitglieder des U-Ausschusses und waren am Donnerstag bei der Befragung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) anwesend.
Nach dem Befragungstag hatte es noch einen Umtrunk gegeben. Ob alle entschuldigten Mandatare und Mandatarinnen daran teilnahmen, ist unklar. Laut ÖVP war kein Abgeordneter oder Mitarbeiter der ÖVP-Fraktion bei diesem Umtrunk anwesend.
QUELLE: https://orf.at/stories/3220143/
SIEHE MEHR DAZU: https://orf.at/stories/3220044/
5.7.2021, Montag
DEUTSCHLAND: Diskussion über Strafen für nicht abgesagte Impftermine – Deutsches Ärzteblatt, 5.7.2021
Politik und Ärzte in Deutschland diskutieren die Idee, Strafzahlungen für Menschen einzuführen, die Coronaimpftermine nicht wahrnehmen. Angestoßen hatte die Debatte der Präsident des Berliner Roten Kreuzes (DRK), Mario Czaja. Er hatte Bußgelder von 25 bis 30 Euro vorgeschlagen.
Seinen Angaben zufolge werden in Berliner Impfzentren inzwischen fünf bis zehn Prozent der Termine nicht wahrgenommen. Vermutet wird, dass Menschen Termine verstreichen lassen, weil sie im Urlaub sind, weil sie die Coronagefahr als nicht mehr so hoch einschätzen oder weil sie inzwischen einen früheren Termin bei einem Betriebsarzt oder in einer Praxis bekommen haben.
„Es wäre richtig, wenn es eine Strafe gäbe für diejenigen, die nicht einmal ihren Termin absagen“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der Bild am Sonntag (BamS). Die Terminausfälle in den Impfzentren führten dazu, „dass wir langsamer impfen, als wir könnten, und dass wir Impfstoff wegwerfen müssen“. In den ARD-„Tagesthemen“ sagte er, dies sei kein Kavaliersdelikt.
Unions-Fraktionsvize Thorsten Frei (CDU) sagte, Impftermine verfallen zu lassen, sei rücksichtslos und ein Schlag ins Gesicht aller, die noch auf den knappen Impfstoff warteten. „Wer nur zu bequem ist, zum Hörer zu greifen oder mit wenigen Klicks einen Termin abzusagen, sollte für die angefallenen Ausfallkosten aufkommen müssen.“
Die Bundesregierung hat sich heute gegen Sanktionen ausgesprochen. Gleichzeitig rief Regierungssprecher Steffen Seibert die Bevölkerung heute in Berlin dazu auf, sich impfen zu lassen. „Nehmen Sie diese Angebote wahr– Sie schützen sich nicht nur selbst vor einer potenziell schweren Krankheit (…), Sie schützen auch uns alle“, sagte Seibert. An jene, die einen Termin nicht einhalten, richtete Seibert den „dringenden Appell“: „Sagen Sie ab!“. Die Bundesregierung habe aber keine Planungen für Strafzahlungen für nicht abgesagte Termine. …
Es folgen hier noch weitere Aussagen von Politiker*innen.
Nach monatelanger Impfstoffknappheit ist nach Einschätzung der Bundesregierung inzwischen eine neue Phase erreicht: Das Angebot beginnt die Nachfrage zu übersteigen. Die Regierung hatte deshalb auch ihr Impfversprechen, wonach jeder, der wolle, bis Ende des Sommers ein Impfangebot bekommen könne, zuletzt auf Ende Juli vorgezogen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125303/Diskussion-ueber-Strafen-fuer-nicht-abgesagte-Impftermine
DEUTSCHLAND: STIKO-Empfehlung: Hausärzte beklagen „enormen Mehraufwand“ – Deutsches Ärzteblatt, 5.7.2021
Die neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Kreuzimpfung gegen Corona bringt für die Hausärzte nach eigenen Angaben einen erhöhten Aufwand mit sich.
„Die Ad-hoc-Anpassung der Empfehlung hat bereits am ersten Tag in vielen Praxen für einen enormen Mehraufwand gesorgt“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, den RND-Zeitungen von vorgestern. Die STIKO empfiehlt nun, nach einer Erstimpfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff bei der zweiten Spritze ein mRNA-Vakzin zu verwenden.
„Patientinnen und Patienten sind verunsichert, erfragen, welchen Impfstoff sie nun bei der Zweitimpfung erhalten werden, und wollen auch ihren Termin entsprechend vorziehen“, sagte Weigeldt. Für die Betroffenen mache es gerade mit Blick auf die anstehenden Sommerferien „einen großen Unterschied, ob sie neun bis zwölf Wochen auf ihre Zweitimpfung warten oder nur vier“.
Das stelle Ärzte und Praxisteams vor enorme logistische Herausforderungen. Schließlich seien die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna „nur begrenzt verfügbar“, sagte Weigeldt. Auch der Beratungsaufwand sei deutlich höher, insbesondere für Hausärzte, „die sich fleißig für die Impfungen mit Astrazeneca eingesetzt haben und somit sowieso schon einen deutlich höheren Aufklärungsaufwand hatten“, kritisierte der Verbandschef.
Natürlich müssten die Impfempfehlungen dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand angepasst werden, sagte Weigeldt. „Das spricht aber nicht gegen eine klare Kommunikation und die frühzeitige Einbindung derer, die letztlich die Empfehlungen umsetzen“, kritisierte er.
Außerdem wirft die Mitteilung der STIKO laut Weigeldt noch viele Fragen auf, etwa was die Empfehlung für bereits zweimal mit Astrazeneca geimpfte Patienten bedeute und was bei der Kreuzimpfung mit zwei verschiedenen Vakzinen der maximale Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung sei. Den Mindestabstand hatte die STIKO in ihrer jüngsten Empfehlung auf vier Wochen verkürzt.
Die Bundesländer hatten am vergangenen Freitag zugesagt, die am Vortag veröffentlichte neue STIKO-Empfehlung sofort umzusetzen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nannte die Kreuzimpfung „besonders wirksam“. Außerdem kann wegen des kürzeren Abstands zwischen erster und zweiter Dosis früher ein Schutz gegen die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus erreicht werden, die besonders ansteckend ist.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125290/STIKO-Empfehlung-Hausaerzte-beklagen-enormen-Mehraufwand
4.7.2021, Sonntag
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3.7.2021, Samstag
ITALIEN: Polizei nimmt Netzwerk für gefälschte Corona-Pässe hoch – dpa-AFX, 3.7.2021
Italienische Ermittler haben mehrere Kanäle und Konten der Chat-App Telegram beschlagnahmt, über die Kriminelle digitale Zertifikate für den EU-weit gültigen Corona-Impf-Nachweis anboten. Insgesamt habe es sich um zehn Kanäle und Accounts gehandelt, die die Nutzer zu anonymen Konten auf Marktplätzen im Dark Web führten, teilte die Finanzpolizei am Samstag in Rom mit. Auf den Online-Handelsplätzen hätten Verkäufer Fälschungen für das digitale Zertifikat gegen eine Bezahlung in Kryptowährungen angeboten. Der Nachweis bescheinigt den vollständigen Impfschutz gegen Covid-19 und ist für Reisen etwa innerhalb der EU wichtig („Grüner Pass“). Der Preis dafür lag der Guardia di Finanza zufolge umgerechnet zwischen 110 und 130 Euro. Tausende Nutzer hätten sich auf den Telegram-Kanälen registriert, hieß es weiter. Dort wurden auch Ampullen mit einem angeblichen Impfstoff gegen Corona zum Kauf angeboten.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-07/53320035-italien-polizei-nimmt-netzwerk-fuer-gefaelschte-corona-paesse-hoch-016.htm
2.7.2021, Freitag
MEDIZIN: Johnson & Johnson: COVID-19-Impfstoff wirksam gegen Delta-Variante – Immunantwort für mindestens acht Monate – Deutsches Ärzteblatt, 2.7.2021
Das Coronavakzin von Johnson & Johnson (J&J) ist nach Angaben des Herstellers auch gegen die besonders ansteckende Delta-Variante (B.1.617.2) wirksam. Dies hätten 2 Studien mit insgesamt 28 Teilnehmern ergeben, wie das US-Unternehmen gestern mitteilte. Es gab zudem bekannt, dass die Immunreaktion für mindestens 8 Monate anhalte.
Die beiden von dem Unternehmen zitierten Studien wurden auf dem Preprintserver bioRxiv hochgeladen beziehungsweise dort eingereicht und sind noch nicht extern begutachtet worden.
Bei einer der Untersuchungen handelt es sich um eine Analyse von Blutproben von 8 Teilnehmern der Phase-III-Impfstudie ENSEMBLE, die von Wissenschaftlern des Unternehmens selbst durchgeführt wurde (bioRxiv, 2021; DOI: 10.1101/2021.07.01.450707v1) .
Diese zeigt, dass die 1-Mal-Impfung mit dem Vakzin von J&J zu einer neutralisierenden Antikörperantwort gegen die Delta-Variante führt, die sogar die Antikörperantwort gegen Beta (B.1.351) übertrifft. Die in Südafrika beobachtete Antikörperantwort gegen Beta hatte dort bereits ein hoher Schutz vor schweren Erkrankungen gezeigt.
In der ENSEMBLE-Studie hatte der Impfstoff von J&J eine Effektivität von 85 % gegen schwere Erkrankungen gezeigt und sowohl das Hospitalisierungs- als auch das Sterberisiko gesenkt.
*** Immunantwort hält mindestens 8 Monate an – auch gegen Varianten ***
Bei der 2., am Beth Israel Deaconess Medical Center in Israel durchgeführten Untersuchung handelt es sich um eine Substudie der Phase-I/IIa-Impfstudie von J&J. Die Autoren um Dan Barouch beobachteten bei 20 Probanden, dass die humorale und die zelluläre Immunantwort des Vakzins mindestens 8 Monate anhält.
Darüber hinaus zeigte sich, dass die 1-Mal-Impfung zur Bildung neutralisierender Antikörper gegen eine ganze Reihe von SARS-CoV-2-Varianten führte. Die Immunantwort nahm im Laufe der Zeit sogar zu. Nach 8 Monaten lag der neutralisierende Titer über dem durchschnittlichen Wert an Tag 29.
Zu den neutralisierten Varianten gehören neben Delta auch Beta, Gamma (P.1), Alpha (B.1.1.7), Epsilon (B.1.429), Kappa (B.1.617.1) und D614G sowie der ursprüngliche SARS-CoV-2-Stamm WA1/2020.
Die Delta-Variante war zuerst in Indien aufgetreten und hat sich inzwischen weltweit ausgebreitet.
Laut einem EU-Bericht könnte die Mutante bis Ende August für 90 Prozent aller Coronafälle in der EU verantwortlich sein. In Deutschland steigt der Anteil der Delta-Variante an SARS-CoV-2-Infektionen derzeit stark an und soll laut Robert-Koch-Institut in Kürze bereits bei 50 % liegen.
QUELLE (mit Links zur Pressemeldung und ur Studie): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125259/Johnson-Johnson-COVID-19-Impfstoff-wirksam-gegen-Delta-Variante
MEDIZIN: Kreuzreaktivität: Atemwegsinfektionen durch saisonale Coronaviren können Verlauf von COVID-19 abschwächen – Con saisonalen Coronaviren oft Kinder betroffen: womöglich deshalb seltener Covid-19-Fälle bei Kindern – Killerzellen-Aktivierung: frühere Infektionen beeinflussen auch zelluläre Immunantwort – Deutsches Ärzteblatt, 2.7.2021
Infektionen mit saisonalen Coronaviren, die für etwa ein Viertel der Erkältungserkrankungen bei Kindern verantwortlich sind, schützen zwar nicht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2. Sie könnten jedoch erklären, warum Kinder seltener an COVID-19 erkranken.
Nachdem frühere Studien eine Kreuzreaktivität von Antikörpern nachgewiesen haben, zeigt eine aktuelle Studie in Science Immunology (2021; DOI: 10.1126/sciimmunol.abg5669), dass auch die T-Zell-Antwort durch frühere Infektionen geprägt werden kann.
Die Antikörperreaktion auf eine Infektion lässt sich heute relativ einfach durch eine Blutuntersuchung überprüfen. Eine genauere Analyse ist in Labortests möglich, die zeigen, ob die Antikörper in der Lage sind, Viren von der Zerstörung von Zellkulturen abzuhalten.
Die T-Zell-Antwort, der zweite Arm der adaptiven Immunantwort, lässt sich nicht so einfach untersuchen, da sich die verantwortlichen Zellen nicht so leicht aufspüren lassen. Außerdem sind die Assays, die die Reaktionsfähigkeit überprüfen, kompliziert.
Ein Team um Mark Davis von der Standford Universität in Palo Alto hat jetzt einen Test entwickelt, mit dem sich zytotoxische T-Zellen identifizieren lassen. Diese Zellen, die auch als Killer-Zellen bezeichnet werden, zerstören menschliche Zellen, in denen gerade Viren produziert werden. Sie erkennen dies an bestimmten Veränderungen auf der Oberfläche der infizierten Zellen.
Die infizierten Zellen präsentieren Virus-Antigene mit Hilfe von MHC-Molekülen. Die T-Zellen erkennen sie mit ihren T-Zell-Rezeptoren. Die Forscher haben Ferritin-Moleküle mit 24 MHC-Molekülen bestückt, an die jeweils 1 Virus-Antigen gekoppelt ist. Die T-Zellen, die infizierte Zellen an diesem Virus-Antigen erkennen, bleiben an diesen „Spheromerer“ kleben und können auf diese Weise im Blut nachgewiesen werden.
Die Forscher haben aus aktuellem Anlass ihren neuen Test auch an Patienten erprobt, die an SARS-CoV-2 erkrankt waren. Bei den Patienten mit einem milden Verlauf fanden sich viele T-Zellen, die Antigene angreifen, die SARS-CoV-2 mit den saisonalen Coronaviren gemeinsam haben.
Davis vermutet, dass es sich um T-Gedächtniszellen handelt, die nach früheren Erkältungen gebildet werden und im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion aktiv werden. Sie könnten dann mit SARS-CoV-2 infizierte Zellen angreifen und durch deren Vernichtung den Verlauf der Erkrankung abschwächen.
Die neuen Ergebnisse bestätigen die Arbeit anderer Forschergruppen, die im Blut von Patienten mit mildem Verlauf von COVID-19 kreuzreaktive Antikörper nachgewiesen haben, die neben SARS-CoV-2 auch saisonale Coronaviren erkennen.
Die Studien erklären möglicherweise, warum Kinder selten an COVID-19 erkranken, obwohl ihr Infektionsrisiko nicht vermindert ist. Kinder durchleben in den ersten Lebensjahren mehrfach Coronainfektionen. Sie bauen dadurch eine Immunität auf, die sie am Ende auch vor COVID-19 schützen könnte.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125279/Atemwegsinfektionen-durch-saisonale-Coronaviren-koennen-Verlauf-von-COVID-19-abschwaechen
GESELLSCHAFT – MEDIEN: Kritischer Blick auf Onlineinformationen zur Pandemie: online-Informationen für viele unglaubwürdig – „Infodemic“ erschüttert Vertrauen in Berichterstattung: 52 Prozent bezeichnen Corona-Nachrichten als „oft nicht ganz zutreffend“, 78 Prozent trauen sich zu, Fake-News zu erkennen – Deutsches Ärzteblatt, 2.7.2021
Viele Menschen halten Onlineinformationen zur Coronapandemie nicht für vertrauenswürdig. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health (LWC DiPH) gekommen. Demnach glaubt mehr als die Hälfte der Deutschen, dass sie manchmal bis oft falsche Nachrichten zur Coronapandemie in den digitalen Medien findet.
„Während der Coronapandemie hat sich der Einsatz der Digitalisierung für gesundheitsbezogene Zwecke besonders rapide entwickelt“, sagte Hajo Zeeb, Sprecher des LWC DiPH und Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS.
Der Studie zufolge sei die allgemeine Bevölkerung in Deutschland über die Coronapandemie informiert. Jedoch sei das Vertrauen in die Onlineinformationen niedrig. „Dies kann auf die sogenannte ,Infodemic‘, eine Mischung aus korrekten und erfundenen Informationen zur Coronapandemie, zurückgeführt werden“, so Zeeb.
So fand ungefähr die Hälfte der Befragten (52 Prozent), dass Onlinenachrichten über die Coronapandemie oft nicht ganz zutreffend sind. Immerhin gaben 78 Prozent an, zuversichtlich zu sein, erfundene Nachrichten oder Fake-News als solche zu erkennen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125267/Kritischer-Blick-auf-Onlineinformationen-zur-Pandemie
INDIEN: Mehr als 400.000 Coronatote in Indien – Zweite Welle im April und Mai -ging einher mit hoher Inzidenz, Todeszoll, Überlastung von Kliniken und Krematorien – Aktuell sinkende Inzidenzen und Todesfälle – Hohe Dunkelziffer unter der indischen 1,4-Mrd-Bevölkerung Deutsches Ärzteblatt, 2.7.2021
In Indien sind nach offiziellen Zahlen mehr als 400.000 Menschen an oder mit SARS-CoV-2 gestorben. Diese Marke wurde heute überschritten, als das Gesundheitsministerium 853 neue Todesfälle in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land meldete. Nur in den USA und Brasilien wurden bislang mehr Tote im Zusammenhang mit der Pandemie erfasst.
Die Hälfte der Toten in Indien wurde während der heftigen zweiten Welle im April und Mai registriert, die Krankenhäuser und Krematorien überlastete und die auch im Zusammenhang mit der ansteckenderen Delta-Variante steht, die zuerst in Indien gefunden worden war. Inzwischen sind die täglich gemeldeten Coronaneuinfektionen und Todeszahlen wieder deutlich gesunken.
Etliche Fachleute gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer in dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt sehr hoch ist und besonders in ländlichen Gebieten viele Tote nicht erfasst worden sind. Auf dem Höchststand der zweiten Welle wurden pro Tag teils mehr als 4.000 Tote und 400.000 Infektionen im Zusammenhang mit der Pandemie gemeldet.
Derzeit versucht Indien, seine Impfkampagne auszuweiten – auch weil einige Experten vor einer möglichen dritten Welle warnen. Bislang sind aber erst 4,5 Prozent der Bevölkerung in Indien vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125265/Mehr-als-400-000-Coronatote-in-Indien
AFRIKA: Afrika kritisiert EU wegen Coronaimpfstoffen – Kritik: keine Impfdosen gingen aus Europa nach Afrika – Afrika benötigt dringend Impfstoff: statt geplanter 700 Mio Impfdosen derzeit nur 65 Mio in Afrika eingelangt – „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“: Hoffnung auf Lizenz-Produktion von Johnson&Jonson-Impfstoff in Südafrika ab August – Gesicherte Impfstoffbereitstellung in Afrika: wer sich auf andere verlässt, ist verlassen – Hohe Dunkelziffer in Afrika: wohl mehr als bislang 5,5 Mio Infektionen unter der 1,3-Mrd-Bevölkerung des afrikanischen Kontinents – 3-Prozent-Anteil an Infektionen weltweit als Untergrenze – Deutsches Ärzteblatt, 2.7.2021
Im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 muss die Europäische Union (EU) aus afrikanischer Sicht mehr tun, um globale Ungerechtigkeiten bei der Impfstoffverteilung aufzuheben.
„Keine einzige Dosis hat die Produktionsstätten in der EU verlassen, die nach Afrika ging – wir wurden an Indien verwiesen“, erklärte gestern der Coronasonderbeauftragte der Afrikanischen Union (AU), Strive Masiyiwa. In der EU seien nun aber soviele Menschen geimpft, dass sie ohne Masken Fußballspiele schauen könnten. Masiyiwa forderte: „Jetzt ist es an der Zeit für Europa, die Produktionsstätten zu öffnen.“
Afrika brauche dringend COVID-19-Impfstoffe – von den für dieses Jahr geplanten 700 Millionen Dosen seien erst 65 Millionen auf dem Kontinent. Hoffnung gebe die anlaufende eigene Produktion. Ab August wird ein Pharmakonzern in Südafrika ein Jahr lang 400 Millionen Dosen des Impfstoffs Johnson & Johnson herstellen und auf dem Kontinent sowie an Karibik-Staaten ausliefern.
„Wir haben unsere Lektion gelernt, zur Gewährleistung der Impfstoffsicherheit auf dem Kontinent können wir uns nicht auf andere verlassen“, sagte John Nkengasong von der panafrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC.
Insgesamt wurden bisher in Afrika rund 5,5 Millionen Infektionen dokumentiert. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen höher liegen. Die Gesamtzahl ist aber gering im Vergleich zu anderen Weltregionen.
Afrika macht drei Prozent aller weltweiten Infektionsfälle aus und hat bisher 52 Millionen Tests sowie knapp 50 Millionen Impfungen durchgeführt. Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125240/Afrika-kritisiert-EU-wegen-Coronaimpfstoffen
1.7.2021, Donnerstag
SONDERTHEMA: Malaria: Lebendimpfstoff überzeugt in Phase-1-Studie – Vor allem Kleinkinder geschützt – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Ein experimenteller Malariaimpfstoff, der die Gabe von lebenden Parasiten mit einer medikamentösen Prophylaxe verbindet, hat in einer Phase-1-Studie bis zu 100 % der Teilnehmer vor einer Infektion geschützt. Die Ergebnisse wurden jetzt in Nature (2021; DOI: 10.1038/s41586-021-03684-z ) vorgestellt.
Die Suche nach einem Impfstoff für die Tropenkrankheit, an der jährlich 229 Millionen Menschen neu erkranken und 400.000 sterben, hat sich als schwierig erwiesen. Der Impfstoff RTS,S, der vor der Zulassung steht und derzeit in 3 afrikanischen Ländern erprobt wird, erzielt nur eine begrenzte Schutzwirkung, die zudem mit der Zeit nachlässt. In einer maßgeblichen Studie wurde die Zahl der Infektionen bei den am meisten gefährdeten Kleinkindern nach 4 Jahren um weniger als 30 % gesenkt.
Der Impfstoffkandidat R21 hat jüngst in einer Phase-2-Studie Kleinkinder in Afrika bis zu 76 % vor einer Erkrankung geschützt. Beide Impfstoffe enthalten Anteile des Circumsporozoitproteins (CSP) der Sporozoiten. Die Peptide werden im Impfstoff auf der Oberfläche von Hepatitisviren platziert, zur Wirkungsverstärkung werden sie mit einem Adjuvans versetzt.
Der Hersteller Sanaria aus Rockville/Maryland geht einen anderen Weg. Der Impfstoffkandidat PfSPZ besteht aus lebenden Malariaerregern. Er bietet dem Immunsystem damit mehr Antigene an als CSP-Impfstoffe, die Impfung ist allerdings mit dem Risiko einer Infektion verbunden. Diese soll durch die gleichzeitige Chemoprophylaxe verhindert werden.
Der jetzt getestete Impfstoffkandidat enthält die Sporozoiten von Plasmodium falciparum, die den Probanden der Studie direkt in die Vene injiziert wurden („direct venous inoculation“, DVI). Dies führt normalerweise zu einer Malaria: Zunächst infizieren die Sporozoiten Leberzellen, wo sie zu Schizonten heranreifen.
Als Merozoiten werden sie an die Blutbahn freigesetzt, wo sie in regelmäßigen Zyklen die Erythrozyten befallen. Um dies zu verhindern werden die Probanden mit Pyrimethamin oder Chloroquin behandelt: Pyrimethamin tötet die Parasiten im Leberstadium ab, Chloroquin verhindert die Vermehrung in den roten Blutzellen. Beide Mittel haben sich in der Chemoprophylaxe bewährt.
In der Phase-1-Studie wurden die Probanden mit einer steigenden Dosierung des Impfstoffs PfSPZ-CVac inokuliert. 3 Monate später wurden die Studienteilnehmer dann erneut mit einem Malariaerreger infiziert, um zu prüfen, ob das Immunsystem mittlerweile genügend Antikörper gebildet hat, um eine Erkrankung zu verhindern.
Die niedrigste PfSPZ-Dosierung erzielte nur eine bescheidene Schutzwirkung: Nur 2 von 9 Freiwilligen (22,2 %), bei denen die PfSPZ mit Pyrimethamin kombiniert wurde, waren vor einer Infektion mit demselben Erreger geschützt. Unter der höchsten Dosierung waren dagegen 7 von 8 Probanden geschützt (87,5 %).
Bei 7 von 9 Freiwilligen (77,8 %) wurde auch eine Malaria durch eine andere Variante von Plasmodium falciparum (heterologe Provokation) verhindert. Die Kombination des Impfstoffes mit Chloroquin schützte in der höchsten Dosierung alle 6 Freiwilligen (100 %) vor einer Infektion durch eine heterologe Provokation.
Diese Ergebnisse deuten auf eine hohe Effektivität der Impfung hin, die derzeit in Mali, einem Malaria-Endemieland, in einer klinischen Phase-2-Studie überprüft wird. Da eine Chemoprophylaxe der Malaria niemals 100-% effektiv ist, bleibt die DVI mit einem gewissen Infektionsrisiko verbunden.
Der Hersteller Sanaria versucht nach Auskunft von Nature deshalb, den Erreger mit Gen-Editoren wie CRISPR-Cas9 so zu modifizieren, dass er nicht mehr in der Lage ist, Leber oder Erythrozyten zu infizieren. Dann könnte die Impfung auch ohne eine Chemoprophylaxe sicher durchgeführt werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125221/Malaria-Lebendimpfstoff-ueberzeugt-in-Phase-1-Studie
MEDIZIN: Trotz suboptimaler Ergebnisse Zulassung von Curevac in Europa erwartet: Schutzwirkung in Studie nur bei jüngeren Patienten sicher nachweisbar, aber nicht überragend hoch – Ohne Signifikanzangabe: Schutzwirkung vor Erkrankung aller Schweregrade bei 48 Prozent – Mit Signifikanzangabe: Schutzwirkung vor Erkrankungen aller Schweregrade für 18- bis 60-Jährigen bei 53 Prozent, Schutzwirkung vor mäßigen bis schweren Erkankungen in der gleichen Altersgruppe bei 77 Prozent – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Der Impfstoffkandidat CVnCoV der Firma Curevac hat in der zulassungsrelevanten 2b/3-Studie eine für mRNA-Impfstoffe verhältnismäßig geringe Schutzwirkung erzielt, die zu dem nur für Erwachsene unter 60 Jahren signifikant war. Ein möglicher Grund könnte die Ausbreitung von Virusvarianten sein, die den Wildtyp inzwischen vollkommen verdrängt haben. In Europa dominierte während der Studie die Variante Alpha das Geschehen. In Lateinamerika, wo 3/4 der Impfungen stattfanden, haben sich auch lokale Varianten ausgebreitet.
Während die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna Ende letzen Jahres die Fachwelt mit einer Impfstoffwirksamkeit gegen COVID-19 von etwa 95 % positiv überraschten, sorgte die Vakzine von Curevac in den letzten Wochen durch eine Wirksamkeit von weniger als 50 % für Negativschlagzeilen.
Die jetzt vom Hersteller vorgestellten Daten liefern mögliche Erklärungen für die verhältnismäßig schlechten Ergebnisse. Die Phase-2b/3-Studie HERALD war erst im Dezember 2020 begonnen worden, als sich in vielen Ländern Virusvarianten auszubreiten begannen, die möglicherweise schlechter von der Impfung erfasst werden.
An der HERALD-Studie hatten in zehn Ländern in Lateinamerika und Europa rund 10.000 Erwachsene teilgenommen, die im Abstand von 4 Wochen 2 Dosen von CVnCoV oder Placebo erhielten. Etwa 3/4 der Teilnehmer stammten aus den 6 lateinamerikanischen Ländern Argentinien, Dominikanische Republik, Kolumbien, Mexiko, Panama und Peru. Das übrige Viertel wurde in Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Spanien rekrutiert.
Nach den Angaben des Herstellers – eine Publikation der Ergebnisse steht noch aus – ist es zu 228 bestätigten COVID-19-Fällen gekommen. Davon traten 83 in der Impfstoffgruppe und 145 in der Placebogruppe auf. Dies ergibt die insgesamt enttäuschende Impfstoffwirksamkeit von 48 % in allen Altersgruppen (wobei die vorgestellten Daten offen lassen, ob die Schutzwirkung signifikant war. Die 95-%-Konfidenzintervalle fehlten in der Präsentation des Herstellers).
Signifikant war die Schutzwirkung laut Hersteller in der Altersgruppe der 18- bis 60-Jährigen. Hier kam es in der Impfstoffgruppe zu 71 bestätigten COVID-19-Erkrankungen gegenüber 136 COVID-19-Erkrankungen in der Kontrollgruppe. Dies ergibt eine Impfstoffwirksamkeit von 53 % gegen alle Erkrankungsstadien.
Mittelschwere bis schwere Erkrankungen sind bei 9 Personen in der Impfstoffgruppe und 36 Teilnehmern der Kontrollgruppe aufgetreten. Die Impfstoffwirksamkeit beträgt hier 77 %. Hospitalisierungen und Todesfälle sind in der Impfstoffgruppe gar nicht und in der Kontrollgruppe bei 7 Personen aufgetreten. Dies wäre eine Impfstoffwirksamkeit von 100 %.
Die Wirksamkeit bei den über 60-Jährigen lässt sich laut dem Hersteller nicht beurteilen, da die Zahl der Teilnehmer gering war und nur 21 Erkrankungen (9 %) in dieser Altersgruppe aufgetreten sind.
Interessant sind die Ergebnisse zu den einzelnen Virusvarianten. In 204 der 228 Erkrankungen wurde der Virustyp bestimmt. Darunter waren 155 Erkrankungen aus Lateinamerika. Die meisten COVID-19-Erkrankungen wurden hier durch Lambda (28 %), Gamma (23 %) und B.1.621 (19 %) verursacht.
Lambda und B.1.621 gehören zu den für Südamerika spezifischen Varianten. Lambda war zuerst in Peru und B.1.621 zuerst in Kolumbien aufgetreten. Der Anteil von Alpha unter den Erkrankten lag in Südamerika nur bei 13 %. In Europa wurden dagegen 92 % der Erkrankungen durch die Variante Alpha ausgelöst.
Die Impfstoffwirksamkeit war in den einzelnen Varianten unterschiedlich. Am höchsten war sie (in der Altersgruppe von 18 bis 60 Jahren) für Gamma mit 67 % vor Alpha mit 55 % und Lambda mit 53 %. Die Schutzwirkung vor B.1.621 war mit 42 % geringer (was allerdings einen Schutz vor schweren Erkrankungen nicht ausschließt).
Der Hersteller wird aufgrund der Daten vermutlich in Europa eine Zulassung erhalten, zumal das Sicherheitsprofil im Einklang mit anderen mRNA-Impfstoffen steht. Schwere Komplikationen, die eine Zulassung infrage stellen könnten, sind in der Studie offenbar nicht aufgetreten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125251/Curevac-Schutzwirkung-in-Studie-nur-bei-juengeren-Patienten-sicher-nachweisbar
SIEHE DAZU:
=> Präsentation der Daten
QUELLE (14.Seiten-PDF): https://www.curevac.com/wp-content/uploads/2021/07/20210107_CureVac_Final-Analysis-of-Pivotal-Phase-2b-3_Presentation_FINAL.pdf
=> Minus 18 Prozent – war’s das?: Anleger strafen Curevac ab – n-tv, 1.7.2021
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Minus-18-Prozent-Wird-Curevac-zum-Zockerpapier-article22655775.html
FORSCHUNG: Haustiere von Coronainfizierten stecken sich oft an – Antikörper nachweisbar bei 67 Prozent der Katzen, 43 Prozent der Hunde – Krankheitssymptome bei einem Drittel der Katzen und bei der Hälfte der Hunde – Bislang keine Übertragung von Haustieren auf Menschen nachweisbar – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Hunde und vor allem Katzen stecken sich offenbar relativ häufig bei ihren mit Corona infizierten Besitzern an. Darauf weisen zwei neue Untersuchungen hin.
So berichtet die kanadische Tiermedizinerin Dorothee Bienzle, dass sie bei 67 Prozent der untersuchten Katzen und bei 43 Prozent der Hunde Antikörper fand, was auf eine durchgemachte Infektion hinweist. Die Tiere hatten mit infizierten Menschen zusammengelebt.
Bienzle von der Universität Guelph in Kanada präsentiert ihre Ergebnisse vom 9. bis 12. Juli beim Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID). In einem begutachteten Fachmagazin sind die Daten noch nicht erschienen.
20 Prozent der Hunde hätten Symptome gehabt, 27 Prozent der Katzen. In den meisten Fällen sei die Krankheit schnell und glimpflich vorübergegangen. Symptome reichen von Kraft- und Appetitlosigkeit über Husten, laufende Nasen, Atemprobleme und Durchfall bei den Vierbeinern.
Die Tiermedizinerin Els Broens von der Universität Utrecht wies ebenfalls höhere Infektionen bei Haustieren von Infizierten nach. Bei rund jedem fünften Tier aus solchen Haushalten erbrachten PCR- oder Antikörpertests ein positives Ergebnis.
Die Hauptsorge sei nicht die Gesundheit der Tiere – sie hätten keine oder nur leichte Symptome von COVID-19 gehabt, erklärte Broens laut einer Kongressmitteilung. Es gehe vielmehr um das potenzielle Risiko, dass Haustiere zum Reservoir des Virus werden und es wieder in die Bevölkerung einschleppen könnten. Bisher seien aber glücklicherweise keine Übertragungen von Haustieren auf Menschen bekannt geworden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125231/Haustiere-von-Coronainfizierten-stecken-sich-oft-an
GESELLSCHAFT – WISSENSCHAFT: Wissenschaftskommunikation: Ist AstraZeneca der schlechtere Impfstoff? – Der Reputationsverlust hat auch damit zu tun, dass Medien von der Wissenschaft vor allem eines wollen: Ergebnisse – Wiener Zeitung, 1.7.2021
Das Image von AstraZeneca war wohl schon angeschlagen, bevor Anfang März dieses Jahres die Sinusvenenthrombosen auftraten. Diese Fälle sind bis heute extrem selten, inzwischen gibt es, zumindest in Westeuropa, die Möglichkeit, die Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Als „VITT“ hat das Phänomen auch einen Namen bekommen. Die Europäische Arzneimittelbehörde, EMA, schätzt das Risiko auf einen Fall bei 100.000 Impfungen für den AstraZeneca-Impfstoff, auf 3,5 Fälle je einer Million Impfungen bei Johnson & Johnson, ebenfalls ein Vektorimpfstoff, der mit Adenoviren arbeitet. AstraZeneca liegt damit über der sogenannten Hintergrundinzidenz, der natürlichen Häufigkeit der speziellen Thrombosen. Warum sie bei AstraZeneca gehäuft auftreten, ist noch Gegenstand der Forschung. Dänemark verimpft AstraZeneca nicht mehr. Die EMA hält an dem Impfstoff fest.
*** Hausgemachte Skepsis ***
Als die Thrombosen auftraten, war die Reputation des Impfstoffs bereits beschädigt, die Komplikationen ein Tüpfelchen auf dem i. „Ich denke, nicht nur die Thrombosen, sondern generell das schlechtere Image von AstraZeneca hat dazu beigetragen, die generelle Impfskepsis zu erhöhen und die europäischen Impfkampagnen zu bremsen“, sagt der auf die Prävention von Infektionskrankheiten spezialisierte Mediziner Paul Hunter von der Universität East Anglia in Großbritannien. Vor dem Hintergrund der heraufziehenden Dominanz der Delta-Variante sei das eine gefährliche Situation. „In Ländern wie Frankreich oder Deutschland werden unnötigerweise Menschen sterben.“
Die Impfskepsis ist zu einem Teil hausgemacht und hat damit zu tun, wie über Risiken in Zeiten der Pandemie kommuniziert wird, ist Hunter, wie auch andere Wissenschafter, überzeugt. AstraZeneca kann gewissermaßen als Paradebeispiel dafür stehen.
„Das ist ein Marketingdesaster sondergleichen. Das wird noch in die Lehrbücher eingehen“, erklärt Herwig Kollaritsch, Immunologe der MedUni Wien und Mitglied des Nationalen Impfgremiums in Österreich NIG. Für ihn begann die Verwirrung um AstraZeneca bereits mit der Zulassungsstudie im November 2020. AstraZeneca hatte eine Subgruppe in diese Studie inkludiert, die – womöglich aus produktionstechnischen Gründen – eine geringere Dosis des Impfstoffs erhalten hatte. In dieser Gruppe erzielte der Impfstoff die höchste Wirksamkeit, 90 Prozent. Zur Zulassung eingereicht wurde eine Studie mit den normalen Dosierungen und geringerer Wirksamkeit (62 Prozent). AstraZeneca kommunizierte eine Berechnung, die beides vermischte, nämliche eine Wirksamkeit von 70 Prozent. „So kann man doch bitte keine Statistik machen. Das ist unsauber“, sagt Kollaritsch. Während die Fachöffentlichkeit rätselte, wie es zu der höheren Wirksamkeit bei der gemischten Dosierung kam (die es letztlich nicht gab, da der Effekt, wie sich herausstellte, auf den Abstand zwischen den Dosen zurückging), setzten sich die Impfkommissionen in Europa mit der Frage auseinander, ob der Impfstoff für ältere Menschen über 65 Jahren tauglich sei. Man befürchtete, er sei in der Altersgruppe nicht wirksam. Die deutsche Impfkommission, abgekürzt Stiko, empfahl den Impfstoff schließlich nicht für diese Altersgruppe. In Frankreich beendete Staatspräsident Macron die Debatte, indem er erklärte, der Impfstoff sei für Ältere „praktisch unwirksam“. „AstraZeneca hat viel zu wenig Probanden über 65 in die Studien inkludiert“, sagt Hunter. Der Effekt: Die fehlenden Daten wurden als Beleg für die Unwirksamkeit des Impfstoffs in der Altersgruppe gesehen. „Von den Medien ist manchmal die Abwesenheit von Evidenz als die Evidenz von Abwesenheit eines Schutzeffekts gesehen worden. Und das war dann wahnsinnig schwer wieder einzufangen“, sagt Kai Kupferschmidt. Der Molekularbiologe und Wissenschaftsjournalist, er schreibt für „Science“ den „Tagesspiegel“ und hat einen eigenen Viren-Podcast, Pandemia, sieht die Medienlogik am Werk: Zwischen Journalismus und Wissenschaft klafft eine Kluft. Dem Journalismus geht es um das Neue, der Wissenschaft um die Gesamtschau der verfügbaren Evidenz. Wenn sich Evidenzen ändern, was in der Wissenschaft normal ist, aber im außerpandemischen Rhythmus nicht auffällt, entsteht der Eindruck der Irreführung. Wollte man der Wissenschaft gerecht werden, müsste man „zu 95 Unsicherheit kommunizieren, denn alle Daten kommen mit Einschränkungen und diese fallen zu oft unter den Tisch.“ Die Pandemie sei Gelegenheit, umzudenken, meint er. „Man muss niemandem mehr Wissenschaft schmackhaft machen, indem man zuspitzt.“
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/forschung/2110921-Ist-AstraZeneca-der-schlechtere-Impfstoff.html
TÜRKEI Warnende Stimmen im eigenen Land: Türkei hebt Ausgangs- und Reisebeschränkungen auf – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Mehr als ein halbes Jahr galten in der Türkei Ausgangsbeschränkungen, nun können Menschen auch wieder am Wochenende und nachts vor die Tür. Zum 1. Juli fallen Ausgangs- und Reisebeschränkungen weg, Obergrenzen für Restaurantbesucher werden aufgehoben.
Auch Büros können wieder benutzt werden, Kinos und Theater dürfen Gäste empfangen. Die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit gilt jedoch weiter, auch Hygiene- und Abstandsregeln müssten weiter eingehalten werden, wie es vom Innenministerium (BMI) hieß.
Auch Hochzeiten und Konzerte dürfen unter Einhaltung von Abstandsgeboten stattfinden. Tänze, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, bleiben verboten. Musik darf in Bars oder anderen Einrichtungen nur bis 24 Uhr gespielt werden.
Die türkische Gesellschaft für Atemwegsforschung warnte vor dem Hintergrund der Ausbreitung der Delta-Variante vor der Lockerung. Besonders für geschlossene Räume sollte die zugelassene Personenzahl begrenzt werden, hieß es.
Angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante setzt die Türkei ab heute auch auf eine dritte Impfung für Gesundheitspersonal sowie für Menschen, die älter sind als 50 Jahre. Die Chefin der Türkischen Ärztevereinigung (TTB), Sebnem Korur Fincanci, nannte die Entwicklung „erfreulich“, weil es sich dabei um die Gruppe handele, die mit dem Präparat des chinesischen Herstellers Sinovac geimpft wurde. Dieses habe aber eine geringe Wirksamkeit gegen die Delta-Variante, so Fincanci. Eine dritte Impfung mit einem RNA-Impfstoff sei sinnvoll.
Die Türkei setzt die Präparate von Sinovac und Biontech/Pfizer ein. Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte gestern erklärt, für die dritte Impfung könne das Präparat unabhängig von den vorangegangenen Impfungen frei gewählt werden.
In der Türkei galten seit November Ausgangsbeschränkungen am Wochenende, später dann auch unter der Woche nachts. Restaurants und Cafés etwa blieben über Wochen geschlossen und konnten nur Lieferservices anbieten. Ende April hatte die Regierung einen 17-tägigen harten Lockdown verhängt.
Wie in vielen anderen Ländern sinkt auch in der Türkei die Zahl der täglichen Neuinfektionen. Derzeit werden in dem Land mit rund 84 Millionen Einwohnern täglich etwa zwischen 5.000 und 6.000 neue Fälle verzeichnet. Gut 40 Prozent der Bevölkerung hat mindestens eine Impfung erhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125199/Tuerkei-hebt-Ausgangsbeschraenkungen-auf
GROSSBRITANNIEN: Weiter Kritik an Zuschauerplänen: UEFA verweist auf lokale Behörden – Deutscher Bundesinnenminister spricht von Verantwortungslosigkeit – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Die Kritik an der Europäischen Fußballunion in der Diskussion um die Zuschauerzulassung bei der derzeit laufenden Europameisterschaft hält an. Er halte die Position der UEFA für „absolut verantwortungslos“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) heute.
Die UEFA verweist bei der Entscheidung über die genaue Anzahl der zugelassenen Zuschauer bei den Partien der laufenden Europameisterschaft (EM) derweil weiter auf die lokalen Behörden. Und die machen für die Fußballspiele im Londoner Wembley-Stadion bei weitem keine Ausnahme.
„Wir alle wissen, dass die Kontaktvermeidung und bestimmte Hygienevorschriften unabdingbar sind, um die Infektionen eines Tages zu überwinden“, sagte Seehofer bei der Bundespressekonferenz in Berlin. Wenn man aber die Bilder sehe von „Menschen, die sehr dicht aufeinander sind“ und „Erfolge feiern mit großen Umarmungen“, sei „vorgezeichnet, dass dies das Infektionsgeschehen befördert“.
Bei der 0:2-Niederlage der deutschen Nationalelf im EM-Achtelfinale gegen England am vergangenen Dienstag waren 41.973 Zuschauer im Wembley-Stadion. Für die Halbfinals und das Endspiel im Londoner Fußballtempel sollen sogar 60.000 Zuschauer zugelassen werden.
Weil die Coronazahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt umstritten. Er könne „nur an die UEFA appellieren, es nicht auf die örtlichen Gesundheitsbehörden abzuschieben“, sagte Seehofer. „Ein Sportverband sollte schon klar erklären: Wir wollen das nicht, wir reduzieren die Zuschauerzahl.“ Der Kommerz dürfe „nicht den Infektionsschutz für die Bevölkerung überstrahlen“.
Vor Seehofer hatten sich schon Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sowie SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sehr kritisch zur großflächigen Fan-Rückkehr in die Stadien geäußert. Die UEFA hält aber unbeirrt an ihren Zuschauerplänen fest.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie seien an jedem Spielort vollständig mit den Regularien der zuständigen lokalen Gesundheitsbehörden abgestimmt, teilte sie heute mit. Die finale Entscheidung über die Anzahl der zugelassenen Zuschauer bei den Spielen und die Einreisebestimmungen liege im Verantwortungsbereich der lokalen Behörden – die UEFA folge diesen.
„Es ist nicht völlig auszuschließen, dass Veranstaltungen und Versammlungen letztlich zu einer lokalen Erhöhung der Fallzahlen führen könnten“, sagte der medizinische Berater des Verbands, Daniel Koch.„Aber dies würde nicht nur für Fußballspiele gelten, sondern auch für alle Situationen, die nun im Rahmen der von den zuständigen örtlichen Behörden beschlossenen Lockerungsmaßnahmen erlaubt sind.“
Die europaweiten Impfkampagnen und Grenzkontrollen würden „dazu beitragen, dass in Europa keine neue große Welle startet und die jeweiligen Gesundheitssysteme unter Druck setzt, wie dies bei den vorherigen Infektionswellen der Fall war“.
Zahlen aus Schottland bekräftigten zuletzt die Sorgen mit Blick auf die Ansteckungsgefahr. Knapp 2.000 Coronafälle lassen sich nach offiziellen Angaben dort mit EM-Spielen in Verbindung bringen. Auch in St. Petersburg, wo am vergangenen Freitag das Viertelfinale zwischen Spanien und der Schweiz ausgetragen wird, spitzt sich die Lage zu. Dennoch sollen 50 Prozent der mehr als 60.000 Plätze beim letzten Turnierspiel im Stadion in der russischen Hafenstadt besetzt werden.
Auch bei anderen Sportevents kehren die Zuschauer in Scharen zurück. Beim Tennisturnier in Wimbledon sind pro Tag rund 20.000 Fans auf der Anlage zugelassen, bei den Finals (10. und 11. Juli) darf der Centre Court sogar voll besetzt werden.
Zum Formel-1-Rennen in Silverstone am 18. Juli sollen 140.000 Zuschauer zugelassen werden. Die (Teil-)Zulassung der Fans bei diesen Wettkämpfen gehört zu einem Testprogramm der Regierung, mit dem die Ausbreitung des Virus bei Großveranstaltungen in Großbritannien untersucht werden soll.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125234/Weiter-Kritik-an-Zuschauerplaenen-UEFA-verweist-auf-lokale-Behoerden
EUROPÄISCHE UNION: Moderna: EMA-Entscheidung über Zulassung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahre Ende Juli – Gemeinschaftsschutz angestrebt: treibendes Motiv ist die Furcht vor Ausbreitung der Delta-Variante – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) entscheidet voraussichtlich erst in ein paar Wochen über eine Zulassung des Coronaimpfstoffs von Moderna für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Es sei geplant, bis Ende Juli über den Antrag des US-Unternehmens zu entscheiden, sagte der Leiter der EMA-Impfstrategie, Marco Cavaleri, heute bei einem regelmäßigen Pressebriefing der EMA.
Nachdem Moderna Anfang Juni den Zulassungsantrag für Zwölf- bis 17-Jährige gestellt hatte, hatte die EMA eine „beschleunigte Prüfung“ zugesagt. Bisher hat nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer eine EU-weite Zulassung für diese Altersgruppe.
In Deutschland können Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren seit dem 7. Juni gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft werden. Da einige Erwachsene noch nicht geimpft sind und es weltweit nicht genügend Corona-Impfstoff gibt, ist die Immunisierung von Kindern allerdings umstritten. Schließlich leiden Kinder nur sehr selten unter schweren COVID-19-Erkrankungen. Andererseits kann ihre Impfung dazu beitragen, einen Gemeinschaftsschutz zu erreichen.
Cavaleri bestätigte derweil, dass eine vollständige Coronaimpfung auch gegen die hochansteckende Virus-Variante Delta schützt. „Derzeit scheint es so, dass die vier in der EU zugelassenen Impfstoffe gegen alle in Europa zirkulierenden Stämme schützen, auch gegen die Delta-Variante“, sagte der EMA-Experte unter Berufung auf Erfahrungswerte aus der Praxis. Eine EU-weite Zulassung haben bislang die Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson.
Delta breitet sich in Europa derzeit rapide aus und ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC hatte vergangene Woche prognostiziert, Delta könnte bis Ende August 90 Prozent der Coronaneuinfektionen in Europa ausmachen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125246/Moderna-EMA-Entscheidung-ueber-Zulassung-fuer-Kinder-Ende-Juli
PORTUGAL: Zahl der Neuinfektionen in Portugal auf höchstem Stand seit Mitte Februar – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Die Zahl der Coronaneuinfektionen in Portugal hat den höchsten Stand seit Mitte Februar erreicht. Binnen 24 Stunden wurden 2.362 neue Fälle verzeichnet, wie die Gesundheitsbehörden gestern mitteilten.
Mehr als die Hälfte davon entfiel auf die Hauptstadtregion Lissabon. Auch die Zahl der Coronapatienten steigt in Portugal an. Den Daten zufolge gehen die meisten Infektionen in dem Land inzwischen auf die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus zurück.
Im Kampf gegen den Anstieg der Infektionszahlen hatte die portugiesische Regierung in der vergangenen Woche die Coronamaßnahmen in mehreren Regionen verschärft. Unter anderem wurden die Öffnungszeiten der Restaurants und die zugelassene Gästezahl eingeschränkt. An den Wochenenden gilt ein Reiseverbot zwischen der Hauptstadtregion und dem Rest des Landes.
Wegen der starken Ausbreitung der Delta-Variante hatte die Bundesregierung Portugal kürzlich als Virusvariantengebiet eingestuft, was besonders strenge Regeln bei der Wiedereinreise nach Deutschland zur Folge hat.
Die Einstufung erfolgte zunächst für zwei Wochen, eine Verlängerung ist aber möglich. Als Virusvariantengebiete werden Länder oder Regionen eingestuft, in denen ansteckendere Varianten des Coronavirus verbreitet auftreten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125202/Zahl-der-Neuinfektionen-in-Portugal-auf-hoechstem-Stand-seit-Mitte-Februar
FRANKREICH: Impfschutz mindert Schwere des erwarteten Ausbruchs: Frankreichs Coronarat warnt vor vierter Welle – Delta-Variante im Vormarsch – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Wegen der hoch ansteckenden Delta-Variante könnte es in Frankreich nach der Sommerpause zu einer vierten Coronawelle kommen: Davor hat der Vorsitzende des wissenschaftlichen Coronabeirats der Regierung, Jean-François Delfraissy, gestern gewarnt.
Wegen des Impfschutzes werde sie aber schwächer ausfallen als die bisherigen, sagte der Immunologe dem Radiosender France Inter. Mehr als 50 Prozent der Franzosen haben inzwischen mindestens eine Impfdosis erhalten.
Die Regierung schätzt den Anteil der Delta-Variante an den Neuinfektionen auf rund 20 Prozent – doppelt so viel wie noch vor einer Woche. Besonders stark breitet sich die zuerst in Indien entdeckte Mutante im Verwaltungsbezirk Landes an der Atlantikküste südlich von Bordeaux aus. Dort steht sie nach Angaben der Gesundheitsbehörden für geschätzte 75 Prozent der Neuansteckungen.
Die Gegend ist wegen ihrer Strände und Campingplätze auch bei deutschen Urlaubern beliebt. Wie die Präfektur des Départements Landes ankündigte, bleiben dort einige Coronaauflagen deshalb länger in Kraft als im Rest des Landes. So bleibt es etwa in Restaurants, Geschäften oder Kinos vorerst bis zum 6. Juli bei einer beschränkten Kundenzahl.
Im Rest Frankreichs wurde diese Auflage gestern aufgehoben. Zudem sind nun erstmals wieder Stehkonzerte und Festivals erlaubt. Für Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern ist ein „Gesundheitspass“ Pflicht, der Auskunft über eine Impfung oder einen negativen Coronatest gibt.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in Frankreich unter 20 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gesunken. Deutschland stuft das Land nicht mehr als Risikogebiet ein. Zur Einreise nach Frankreich ist für EU-Bürger entweder das europäische Impfzertifikat Pflicht oder ein negativer Antigenschnelltest.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125183/Frankreichs-Coronarat-warnt-vor-vierter-Welle
SPANIEN: Gericht hebt rechtswidrige Anordnung der Regionalregierung auf: negativ getestete spanische Jugendliche verlassen Mallorca – Langsam steigende Inzidenzen in Spanien – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Die meisten der 181 spanischen Schüler, die negativ auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet worden waren, sind heute aus der Zwangsquarantäne auf Mallorca zu ihren Heimatregionen aufgebrochen. Sie sollten per Schiff nach Valencia gebracht werden, schrieb die Zeitung Última Hora. Einige wenige seien schon am Vorabend auf eigene Faust per Flugzeug abgereist.
Am Vortag hatte ein Gericht die von der Regionalregierung angeordnete Einweisung der Schüler in das eigens angemietete Coronahotel „Palma Bellver“ für rechtswidrig erklärt und die Freilassung der teilweise minderjährigen Schüler angeordnet.
Die Behörden hatten die Zwangsquarantäne für die Teilnehmer von Abiturfahrten mit den engen Kontakten der Schüler bei Partys zu positiv Getesteten begründet. Weitere 51 positiv getestete Schüler mussten in Quarantäne bleiben.
Insgesamt wurden nach Abiturfahrten von verschiedenen Abschlussjahrgängen auf die Mittelmeerinsel in ganz Spanien rund 1.700 Coronafälle gemeldet. Alle Infizierten – die meisten hatten die Insel vor Bekanntwerden der Massenansteckung verlassen – und auch etwa 5.000 Kontaktpersonen sind an ihren Heimatorten in Quarantäne. Von eventuell betroffenen Urlaubern aus Deutschland wurde zunächst nichts bekannt.
Viele der Jugendlichen hatten in sozialen Medien und mit Transparenten an den Balkonen ihrer Hotelzimmer gegen die auf zehn Tage angelegte Quarantäne protestiert. Sie sprachen von „Entführung“.
Zwei Schüler hatten sogar ohne Genehmigung das „Palma Bellver“ verlassen.
Viele der jungen Spanier steckten sich mutmaßlich auf einer Fähre zu der Insel sowie bei Partys in Hotelzimmern und an Stränden und einem Konzert in der Stierkampfarena von Palma an. Die Coronazahlen steigen in Spanien mit 47-Millionen-Einwohner-Land nach längerer Zeit wieder.
Die 7-Tage-Inzidenz liegt bereits wieder bei gut 67, auf den Balearen bei 59, auf den Kanaren bei 64 und in Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona sogar bei 121. Sorgen bereitet auch die Ausbreitung der als ansteckender geltenden Delta-Variante des Virus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125200/Negativ-getestete-spanische-Jugendliche-verlassen-Mallorca
DEUTSCHLAND: Ständige Impfkommission ändert Empfehlung für Astrazeneca-Erstgeimpfte: Zweit-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff wegen dadurch erzielter besserer Immunantwort – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Mit der schnellen Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante in Deutschland passt die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Impfempfehlung an. So sollen Menschen, die eine erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten, teilte das Gremium heute mit.
Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen. Die Empfehlung gelte „vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren“, hieß es.
Die Fachleute begründen diesen Rat damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten – erst Vektor – , dann mRNA-Impfstoff – der Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca „deutlich überlegen“ sei.
Das heterologe Impfschema hatte die STIKO bisher nur jüngeren Menschen angeraten, die bereits eine Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen hatten, bevor dieser Impfstoff nur noch für Impfwillige ab 60 Jahren empfohlen wurde.
Die STIKO betonte, es sei angesichts der deutlich ansteckenderen Delta-Variante wichtig, die zweite Impfstoffdosis „zeitgerecht wahrzunehmen“. Nach nur einer Impfstoffdosis scheine der Schutz gegen Delta „deutlich herabgesetzt“ zu sein.
Der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch Delta sei nach vollständiger Impfung im Vergleich zum Schutz vor anderen Corona-Varianten ähnlich gut, hieß es unter Berufung auf Daten aus dem Vereinten Königreich.
Die STIKO wies nun als Empfehlung folgende Abstände zwischen den zwei erforderlichen Impfstoffdosen aus: drei bis sechs Wochen bei Biontech/Pfizer, vier bis sechs Wochen bei Moderna, neun bis zwölf Wochen bei Astrazeneca (falls noch jemand zweifach damit geimpft werden sollte) und „ab vier Wochen“ bei der Kombination aus Astrazeneca und mRNA-Impfstoff.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125248/Staendige-Impfkommission-aendert-Empfehlung-fuer-Astrazeneca-Erstgeimpfte
DEUTSCHLAND: Nach weltweiter Reisewarnung ab 17 März 2020: Keine Reisewarnung mehr für Coronarisikoländer – Deutsches Ärzteblatt, 1.7.2021
Nach mehr als einem Jahr Coronapandemie rät die Bundesregierung von heute an nicht mehr grundsätzlich von touristischen Reisen ins Ausland ab. Auch die Reisewarnung für die mehr als 80 ganz oder teilweise als Coronarisikogebiete eingestuften Staaten wird aufgehoben.
Darunter ist die gesamte Türkei sowie Urlaubsgebiete in Spanien und Kroatien. Der Schritt ist wegen der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante brisant. Einer aktuellen Umfrage zufolge trifft er in der Bevölkerung auf Ablehnung.
Der zuständige Außenminister Heiko Maas verteidigt ihn aber. „Die Zeit der Pauschalbeurteilungen muss vorbei sein“, sagte der SPD-Politiker bereits vorgestern. „Dort, wo es positive Entwicklungen gibt, gibt es auch keinen Grund, Restriktionen aufrechtzuerhalten.“
Maas hatte zu Beginn der Pandemie am 17. März 2020 eine weltweite Reisewarnung für Touristen ausgesprochen. Hintergrund war, dass damals viele Urlauber wegen der plötzlichen Kappung von Flugverbindungen im Ausland gestrandet waren und in einem beispiellosen Kraftakt nach Deutschland zurückgeholt werden mussten.
Im September wurde die Warnung dann auf Coronarisikogebiete mit einer Infektionszahl von mehr als 50 pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (7-Tage-Inzidenz) beschränkt. Aber auch für alle nicht als Risikogebiete eingestuften Länder riet die Bundesregierung bis gestern weiter von Urlaubsreisen ab. Damit ist jetzt Schluss. Ab heute gibt es in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts drei Kategorien von Ländern.
*** Reisewarnung: Nur noch 40 Länder liegen über kritischen Inzidenzwerten ***
Die Reisewarnung gilt erst ab einer Inzidenz von 200 (Hochinzidenzgebiete) und für Gebiete, in denen sich gefährliche Virusvarianten stark verbreitet haben (Virusvariantengebiete). Das sind weltweit nur 40 von rund 200 Ländern. In Europa gibt es gar keine Hochinzidenzgebiete mehr. Nur Großbritannien und Portugal sind derzeit noch als Virusvariantengebiet eingestuft.
Für Virusvariantengebiete gelten strenge Vorschriften bei der Wiedereinreise nach Deutschland. Dazu gehört ein umfangreiches Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen. Sie dürfen Bundesbürger und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland aber zurückbringen. Für diejenigen, die einreisen dürfen, gilt eine 14-tägige Quarantänepflicht. Sie kann nicht durch einen Test verkürzt werden und gilt auch für vollständig Geimpfte und Genesene. Bei Rückreisen aus Hochinzidenzgebiete ist eine Testverkürzung möglich. Bei Einreisen aus Hochinzidenzgebieten und Virusvariantengebieten ist eine digitale Einreiseanmeldung verpflichtend.
Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts soll vor allem abschreckende Wirkung haben. Vor Corona wurde sie nur für Kriegs- und Krisengebiete wie Syrien, Jemen oder den Gaza-Streifen ausgesprochen. Die praktischen Auswirkungen sind aber begrenzt. Urlaubern ermöglicht die Reisewarnung vor allem eine kostenlose Stornierung von Buchungen.
*** „Besondere Vorsicht“: 26 Länder in Europa ***
Für die 26 EU-Länder außer Deutschland sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz gilt folgende Regelung: Soweit sie nicht mehr als Risikogebiet eingestuft sind, wird in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts nur noch „um besondere Vorsicht gebeten“. Das betrifft 26 Länder. Ausnahmen sind einzelne Regionen in Spanien, Irland, Kroatien und Schweden.
*** Zwischen Vorsicht und Abraten: Mehr als 100 Drittstaaten ***
Zwischen diesen beiden Kategorien gibt es weit mehr als 100 weitere Länder außerhalb der EU, die entweder Risikogebiete sind oder als „risikofrei“ gelten. Soweit dort Einreisebeschränkungen oder Quarantänepflichten nach der Einreise bestehen, rät das Auswärtige Amt von Reisen dorthin ab. Soweit alle Einreisehindernisse in einem dieser sogenannten Drittstaaten aufgehoben sind, gilt nur der Rat zur besonderen Vorsicht.
Die Entscheidung für die Neustrukturierung der Reisehinweise fiel schon vor knapp drei Wochen, als die Ausbreitung der Delta-Variante in Deutschland noch nicht so heiß diskutiert wurde. „Mit dem Sommer kehren Hoffnung und Zuversicht nach Deutschland zurück“, sagte Maas damals. Er betonte aber auch, dass es keine Einladung zur Sorglosigkeit sei. „Reisen mit Vernunft und Augenmaß, das ist das Motto dieses Sommers. Die Gefahr durch das Virus und seine Mutanten ist noch lange nicht gebannt.“
Das haben auch die letzten Wochen nach der Entscheidung gezeigt, in der mehrere Ländervertreter für striktere Kontrollen von Tests, Impf- und Genesenennachweisen eingetreten sind. In der Bevölkerung kommt die Aufhebung der Reisewarnungen für Risikogebiete auch nicht besonders gut an. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur nannten 48 Prozent diesen Schritt falsch. Nur 38 Prozent halten ihn für richtig. 14 Prozent machten keine Angaben.
Große Unterstützung gibt es dagegen mit 71 Prozent für die Testpflicht für alle Flugpassagiere bei Einreise nach Deutschland. Nur 14 Prozent meinen, sie sollte für die Länder und Regionen abgeschafft werden, die keine Risikogebiete mehr sind. Zehn Prozent sind dafür, sie ganz abzuschaffen.
*** Stichprobenkontrollen ***
Bundesinnenminister Horst Seehofer unterstrich heute, dass er in den Sommermonaten keine stationären Grenzkontrollen zur Eindämmung der Pandemie einführen will. Die Kontrollen an Flughäfen durch die Bundespolizei und die Überwachung von Quarantäneverpflichtungen durch die Gesundheitsämter sollen seinen Angaben zufolge jedoch verstärkt werden.
Wer mit dem Auto einreist, sollte sich laut Seehofer auf Stichproben-Kontrollen im Grenzraum einstellen. „Wer einreist, muss damit rechnen, kontrolliert zu werden“, betonte der CSU-Politiker am Donnerstag in Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wies darauf hin, dass die Gesundheitsämter nun aufgrund gesunkener Infektionszahlen mehr Kapazitäten hätten, um die Einhaltung der Quarantäne von Reiserückkehrern engmaschiger zu kontrollieren.
Seehofer sagte, die Behörden in Bund, Ländern und Kommunen müssten sicherstellen, dass die Coronaregeln überall beachtet werden. Es gehe darum, den bislang erreichten Erfolg bei der Bekämpfung der Pandemie nicht zu gefährden.
Aktuell ist kein Nachbarland Deutschlands als Risikogebiet eingestuft. Bei den Stichprobenkontrollen von Autofahrern in der Nähe der Grenze gehe es beispielsweise um Reisende, die mit dem Auto aus der Türkei oder aus Großbritannien kommen. Reisende, die sich in den zurückliegenden zehn Tagen in einem Risikogebiet, Hochinzidenzgebiet oder Virusvariantengebiet aufgehalten haben, müssen vor ihrer Ankunft in Deutschland eine elektronische Einreiseanmeldung ausfüllen.
Er werde sich von einzelnen Ministerpräsidenten nicht zu stationären Grenzkontrollen drängen lassen, sagte Seehofer. Lange Staus an den Grenzübergängen gelte es zu vermeiden. Außerdem hätten gerade Landesregierungen, die solche Kontrollen forderten, während der Grenzkontrollen im vergangenen Jahr auf mehr Ausnahmen gedrungen. „Dieses Spiel legen wir nicht ein zweites Mal auf“, sagte Seehofer.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125189/Keine-Reisewarnung-mehr-fuer-Coronarisikolaender
ÖSTERREICH: Nächstes Studienjahr soll an Unis wieder Vollbetrieb bringen – Bildungsminister Faßmann setzt auf Impfmoral bei den Studenten – Blended Learning: Kombination aus Präsenzphasen und selbständigem Arbeiten – Kombination aus analoger und digitaler Lehre: Unis sollen autonom über das Wie entscheiden – Zukunftsmusik für Jahre: Interaktion digital funktioniert noch nicht – Beides zugleich: ÖH fordert Rückkehr an Unis und erfolgreiche hybride Lehre – Science-APA, 1.7.2021 (aktualisierte Version)
Das nächste Studienjahr soll an den Hochschulen nach den Wünschen von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) wieder Vollbetrieb bringen. Dieser werde aber anders aussehen als vor Beginn der Corona-Pandemie, zeigte sich der Minister bei einer Pressekonferenz überzeugt. Digitale Konzepte wie Blended Learning mit einem Wechsel von Präsenz- und Distanzlehre würden weiter verwendet. Über die Ausgestaltung ihres Studienbetriebs entscheiden die Hochschulen autonom.
Als Schlüssel für den Vollbetrieb sieht Faßmann die Impfung. Er appellierte daher an alle 380.000 Studenten, sich immunisieren zu lassen. Die Hochschulen haben außerdem auch im kommenden Wintersemester wieder gesetzlich die Möglichkeit erhalten, die 3G-Regel für ihren Bereich in Kraft zu setzen. Dem Minister schwebt außerdem ein „Fresh-(wo-)men-Focus“ vor: Die Erstsemestrigen sollen an die Hochschulen kommen, um das Studium hautnah erleben zu können.
*** Kombination aus Präsenzphasen und selbstständigem Arbeiten ***
Konzepte wie Blended Learning oder Flipped Classrooms würden aber wohl weiter bleiben, meinte der Minister – dabei kommen Studierende etwa am Anfang zu einer Präsenzphase zusammen, um dann mit Online-Unterstützung selbstständig zu arbeiten und dann wieder das Erlernte in einer neuen Präsenzphase gemeinsam zu vertiefen. Wie Details wie Regeln zum Maskentragen aussehen werden, hänge von der Infektionslage vor Studienbeginn im Oktober ab.
Das noch bis Ende September laufende Studienjahr wertete Faßmann als „erfolgreich“. Die Studierenden hätten den „Jammerdiskurs von verlorenen Semestern lügen gestraft“. Die Prüfungsaktivität sei nach derzeitigem Stand gestiegen und auch die Zahl der Abschlüsse habe bereits trotz des noch laufenden Semesters den zweithöchsten Wert aller Zeiten erreicht. „Erfolgreiches Studieren war möglich.“ Das habe mit dem Wegfall nebenberuflicher Tätigkeiten, geschlossenen Lokalen etc. zu tun, die eine Fokussierung aufs Studium ermöglicht hätten. „Das klingt zynisch, das weiß ich.“ Diese Entwicklung habe man aber in allen europäischen Staaten beobachten können.
Der Rektor der Universität für Angewandte Kunst, Gerald Bast, kündigte für seine Uni bereits Analogbetrieb im Wintersemester an. Schon seit Beginn des laufenden Semesters findet ein Großteil der Lehrveranstaltungen an der Angewandten voll statt. Die Präsidentin der Universitätenkonferenz, Sabine Seidler, sprach gegenüber der APA von einem „diversen Bild“ an den Unis: Ein Vollbetrieb sei bei einem Betreuungsverhältnis von nahezu 1:1 natürlich eher möglich als in Massenfächern.
*** Unterschiedliche Herangehensweisen ***
Aber auch die großen Universitäten würden je nach Gegebenheiten anders vorgehen. So habe die Uni Innsbruck angekündigt, mit einem Vollbetrieb zu planen, weil für sie so ein möglicher Umstieg auf Distance Learning einfacher zu bewerkstelligen sei. „Bei uns an der Technischen Universität Wien ist es umgekehrt: Wir wollten den Lehrenden Sicherheit geben und planen mit einem Start im Hybridbetrieb mit Schwerpunkten. Für uns ist es leichter, aus einem gedrosselten Betrieb bei entsprechender Möglichkeit in einen Vollbetrieb zu wechseln.“ Natürlich würden sich alle einen Vollbetrieb wünschen: „Aber ich halte es noch für zu unsicher. Das ist wie Kaffeesudlesen.“
Wie Faßmann hält auch Seidler Impfungen für essenziell. Viele Unis hätten ihre Studierenden bereits dazu aufgerufen. In welcher Form diese erfolgen, sei von Standort zu Standort verschieden und hänge von der Strategie der lokalen Behörden ab: In Wien werde etwa in den großen Impfzentren immunisiert, in Linz oder Graz gebe es eigene Uni-Impfstraßen.
Bast wiederum kann nicht nachvollziehen, warum die Anzahl von Studierenden in einer Vorlesung entscheidend für die Umsetzung der 3G-Regel sein soll. „Das hat nichts damit zu tun, ob 20, 50 oder 500 Leute kommen. Ich muss es nur kontrollieren. Das bedarf eines Aufwands, sowohl organisatorisch als auch finanziell. Klar ist das bei mehr Leuten aufwändiger, aber man kann es umsetzen.“ Eine Uni mit einem Betreuungsverhältnis von eins zu eins kenne er nicht – auch an der Angewandten werde es im Herbst theoretische Lehrveranstaltungen mit mehreren Hundert Personen geben.
*** Interaktionsdiskurs funktioniert nicht im digitalen Modus ***
„Die Unis haben gute digitale Konzepte umgesetzt, aber man darf das nicht falsch bewerten“, meinte Bast. „Digitaler Unterricht kann nicht erreichen, was wir unter Uni verstehen“: „Der Interaktionsdiskurs zwischen Menschen funktioniert nicht im digitalen Modus – noch nicht. Vielleicht wird es in zehn Jahren andere digitale Devices geben.“ Trotz der Lehrveranstaltungen in Präsenz und der Arbeit in Werkstätten habe es an der Angewandten dank Tests und 3G-Regel keinen einzigen Coronafall gegeben, in der hauseigenen Teststraße seien nur drei positive Tests verzeichnet worden. Ein Zurückfahren der zahlreichen Gratis-Testangebote wäre aber eine „Katastrophe“ meinte Bast.
*** ÖH fordert Rückkehr an Unis im Herbst, will erfolgreiches hybrides Studium ermöglichen ***
Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) forderte die Möglichkeit zur Rückkehr an die Hochschulen im Herbst – gleichzeitig will man aber ein „erfolgreiches, hybrides Studium“ ermöglichen, hieß es in einer Aussendung.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/335306181727298175
ÖSTERREICH: Corona – Ein Schuljahr im On/Off-Modus geht zu Ende – Science-APA, 1.7.2021
Mit Freitag geht in Ostösterreich ein Schuljahr zu Ende, dem die Coronapandemie von Anfang bis Ende ihren Stempel aufgedrückt hat. Zwar glückte der von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erhoffte Schulstart zunächst mit „weitgehender Normalität“ – wenn auch freilich mit Abstands- und Hygieneregeln sowie Maskenpflicht. Doch schon im Oktober führte die zweite Welle die Schulen zurück in einen On/Off-Modus. Erst ab Mitte Mai herrschte wieder weitgehend Normalbetrieb.
Erörtert werden im Artikel: # Einsatz von Distance Learning # Zahl der Verweigerer bei Selbsttests minimal
*** Unklarheit über Lernfortschritt während der Pandemie ***
Weniger eindeutig ist die Studienlage bei der Frage, wie es um den Lernfortschritt der Schüler in diesem zweiten Ausnahmejahr insgesamt steht. In einem Punkt herrscht in den Untersuchungen allerdings Einigkeit: Schüler, die davor schon Probleme beim Lernen hatten und von ihrer Familie nicht gut unterstützt werden, wurden noch weiter abgehängt.
Zwar wurden hier vom Bildungsministerium diverse Maßnahmen gesetzt, etwa zusätzliche Förderstunden, kostenlose Lernhilfe-Angebote und ein Ausbau der Sommerschule, in der Schüler ihre in der Pandemie entstandenen Lernrückstände aufholen können sollen. Kritiker sehen allerdings noch deutlich mehr Handlungsbedarf.
*** Unklarheit zum Schulbetrieb im Herbst ***
Wie der Schulbetrieb ab Herbst aussehen soll, ist unterdessen noch weitgehend unklar. Gestartet werden soll mit einer „Sicherheitsphase“ mit Testungen aller Schüler, Lehrer und des Verwaltungspersonals an den Schulen. Ob auch danach regelmäßig getestet werden muss, hängt laut Faßmann – genau wie die Regeln zum Maskentragen – von der Infektionslage ab. Die konkreten Maßnahmen sollen im August bekanntgegeben werden.
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