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UPDATE 29.6.2021: ergänzt unterm 23.6.202, Deutschland: Delta-Variante auf dem Vormarsch, siehe dazu: RKI-Chef besorgt über Variante Wieler: Delta „wird überhandnehmen“
Für den eiligen Leser wichtig zu wissen ist: die Delta-Variante breitet sich vielerorts aus, zu ihr gesellen sich weitere Mutanten noch unklarer Gefährlichkeit, z.B. die Variante Delta plus. Diese soll aber noch infektiöser und krankmachender sein als die „einfache“ Deltavariante. Einige Impfstoffe neuer Bauart, kombinierte Antikörpertherapien und andere Pharmazeutika sind in der Pipeline. Unterstützt wird die medizinische Forschung dank Einsatz von artifiziellen Lungenorganoiden. Immer mehr Wissen sammelt sich zu den psychischen Folgen der Pandemie: Depression, posttraumatisches Belastungssyndrom – und ein Gewinn des Maskentragens, den Sozialphobiker möglicherweise ziehen.
Für den Leser, welcher sich fragt, was Covidioten & Co. bewegt, lese die Artikel zu den Verschwörungstheorien und extremistischen Strömungen
SPEZIALTHEMEN: VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN und EXTREMISMUS *** NON-SARS-CoV-2
- VERSCHWÖRUNSTHEORIEN und EXTREMISMUS
- DEUTSCHLAND: Im Strudel der Verschwörungsmythen
- DEUTSCHLAND: Interview: „Der Staat muss den Bürgern stärker vertrauen“
- DEUTSCHLAND: Hansjörg Friedrich Müller: Immer mehr und immer brutaler: In Deutschland steigt die Zahl gewaltbereiter Extremisten – Der deutsche Verfassungsschutz hat seinen Bericht für das Jahr 2020 präsentiert. Die Corona-Proteste hätten zu einem weiteren Anstieg rechtsextrem motivierter Delikte geführt. Doch auch linke Radikale agierten zunehmend aggressiv und enthemmt
- ÖSTERREICH: Markus Sulzbacher: Ken Jebsen: Superstar unter den Erzählern von Verschwörungsmythen – Der ehemalige Radiomoderator verfügt auch in Österreich über eine Fangemeinde – „Goldenes Brett vorm Kopf“: Auszeichnung für K. Jebsens Lebenswerk der Digitalisierung der Verschwörungsmystikerszene
NON-SARS-CoV-2 – INFEKTIOLOGIE – VIROLOGIE - Joachim Müller-Jung: Kampf gegen Denguefieber – Rettende Keime – Wie man gefährlichen Viren auch beikommen kann, zeigt ein Experiment mit bakterienverseuchten Moskitos. In dessen Verlauf konnte das Denguefieber radikal eingedämmt werden
Von Tag zu Tag KW 25
- MEDIZIN
- Zweite Innsbrucker Corona-Studie belegt erneut stabile Langzeitimmunität – Das Virus „killen durch Immunität“: Geimpfte Genesen mit 100%-iger Re-Infektionsschutz dank hohem Antikörper-Spiegel – Genesene offenbar ebenfalls vor Re-Infektion geschützt – Schutzwirkung hält seit erster Innsbrucker Corona-Studie im Dezember 2020 an – Auslassen des Immunschutzes gegen Virus-Varianten sei unwahrscheinlich
- Corona-Impfstoffe und Delta-Variante (B.1.617.2): neueste Studien geben Hoffnung – Alpha-, Beta- und Delta-Variante jeweils resistenter gegen Impfstoffe mit Abschwächungsfaktoren von 2,6 oder 4,9 und 6,0 bezogen auf die Anitkörperbildung – T-zellulärer Schenkel der spezifischen Immunabwehr spielt gleichfalls eine wichtige Rolle – Nur vollständige Corona-Impfung wirkt optimal, Erstimpfung alleine weniger gut – Delta-Varianten-Inzidenz in Deutschland: 6,2 Prozent, in Großbritannien 96 Prozent
- COVID-19: Duale Antikörpertherapie vermutlich auch gegen Varianten wirksam – Monoklonale Antiköprper können wirkungsschwach sein insbesondere gegen neue Virus-Varianten – Neue „Variants of Concern“ entdeckt – Bestimmung wirksamer Antiköper-Medikamente – Getestet: VOC Alpha, Beta, Gamma und Epsilon sowie die VOI („variant of interest“) Kappa und Iota
- Experimenteller Impfstoff mit chimären Spikes könnte vor mehreren Coronaviren und seinen Varianten schützen – Kampf gegen einen flexiblen Gegner durch Forschung: künftige Impfstoffe sollen vor breitem Spektrum an Coronaviren schützen
- Impfung bei Jungen – Experte sieht klaren Nutzen, aber keine Eile – Nutzen-Risiko: zahlreiche Variablen beeinflussen sorgfältige Abwägung
- COVID-19: JAK-Inhibitor Tofacitinib verbessert Prognose von hospitalisierten Patienten – Wirkstoff dämpft Zytokinsturm – Wirkgleich mit Baricitinib – Weitere Studien am Laufen
- * Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA): Noch kein Hoffnungsträger bei Covid-19-Medikamenten – Politik zog Lehre aus der Tamilflu-Debakel 2009: kein Ankauf wirkungsloser Mittel in großen Mengen mehr
- Nicht repräsentative Studie: Krebsmedikament Imatinib könnte Mortalität von COVID-19-Patienten senken – Sterblichkeit nicht signikant unterschiedlich, wenn Ungleichheiten zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe einberechnet wurden – Fazit: Klinischer Einsatz von Imatinib derzeit nicht angezeigt – Weitere Studien in Planung
- COVID-19: Jeder vierte sehr schwer Erkrankte bekommt posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) – Nach 100 Tagen Einsetzen von massiven Gefühloen von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein – Schreibtherapie: Zurückholen unangenehmer Erlebnisse auf der Intensivstation lindert – Gute Informationen als gute Vorbeugung eines PTBS – Coronasketiker meiden und verarbeiten valide Informationen nicht: schwerere Angstzustände und Depressionen als Folge
- Neurologische Probleme bei Corona-Krankenhauspatienten – Posttraumatische Belastungsstörung in 20 Prozent der Fälle – Jeder sechste Patient depressiv – Jüngere mehr betroffen als Ältere: zerebrale Leistungsdefizite bei mehr als der Hälfter der Patienten – Jüngeren leiden an Störung von Konzentration, Erinnerung und planvollem, flexiblem Denken – Nachbehandlung zur Symptomlinderung nötig
- COVID-19-Infektionen bei Lymphom-Patienten: Häufiger persistierende Symptomlast – Persistierendes COVID-19: schwere Krankheitsverläufe von insgesamt mehr als 30 Tagen Krankenhausaufenthaltsdauer
- Monoklonale Antikörper senken Sterberisiko von seronegativen COVID-19-Patienten
- COVID-19: Serumtherapie kann bei hämatologischen Krebspatienten erfolgreich sein
SOZIALPSYCHOLOGIE - Corona: Maskentragen verstärkt Sozialphobie – Literaturstudie: Emotionale Belastung könnte Störung laut Forschern der University of Waterloo verschlimmern – Zusammenhang zwischen Sozialangst und Wahrnehmung sozialer Regeln als Basis hypothetischer Schlussfolgerungen – Maske als Schutzschild
INTERNATIONAL - UN-Flüchtlingshilfswerk: 2020 erneut mehr Menschen auf der Flucht – Zusammenhänge mit Covid-19
- UN: Deutsches Bremsen bei Impfpatenten behindert Pandemiebekämpfung: keine Freigabe von Impfpatenten – Auch andere Staaten behinderten – Eklatante Ungleichheit bei Impfstoffverteilung eliminieren – Unzureichenden Dotierung des Covax-Impfprogramms und Weigerung der Patentfreigabe verschärft Ungleichheit – Ärmere Länder: versprochene Impfdosen-Menge zu gering
- Weltweite Jugend-Studie von Deloitte: Junge Menschen im Spagat zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Sorgen um ihre psychische Gesundheit – Millenials und Generation Z wollen für Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nach mehr Verantwortung übernehmen – Umwelt bleibt Top-Thema – Konsum- und Karriereentscheidungen werdenan persönlichen Werten ausgerichtet – Unternehmen und Politik sollen konkrete Taten setzen – Verstärkte Sorge um eingene finanzielle Sicherheit und Zukunft – Vermögens- und Einkommensungleichheiten rücken in den Blick der Jüngeren – Gehaltsunterschiede: Wunsch nach mehr Gerechtigkeit im Job – Stress als fixer Begleiter der Pandemie: Finanzen, Familienwohl und eigenen finanzielle Situation als Hauptstressoren – Arbeitsauszeit wegen übergroßer psychischer Belastung: wahrer Grund wird Arbeitgebern gegenüber verschwiegen – Thema psychische Gesundheit noch immer ein Tabu-Thema in Unternehmen
USA - The American Threat – In at least 482 counties, less than 25% of the population is fully vaccinated – With more contagious versions of the virus like the delta variant taking hold, pockets of undervaccination are creating opportunities for Covid to spread further and mutate
- USA: COVID-19: Geburtstagsfeiern steigern Infektionsrisiko – Inzidenz-Anstieg zwei Wochen nach Geburtstagsfeiern – Inzidenz-Anstieg als Funktion der regionalen Prävalenz – Kindergeburtstage gefährlicher: Neudiagnosen zwei Wochen nach Kindergeburtsat bei 16/10.000, zwei Wochen nach Erwachsenen-Geburtstag bei 6/10.000
- Bidens Coronaexperten: USA verfehlen Impfziel zum 4. Juli – Ziel von zumindest 70 Prozent Erstgeimpften bereits jetzt für Menschen ab 30 Jahren, am 4. Juli für Menschen ab 27 Jahren erreicht – Niedrige Impfbereitschaft bei Menschen zwischen 18 und 26 Jahren – Bereits 20 Prozent Delta-Varianten-Anteil bei Neuinfektionen – „größte Bedrohung im Kampf gegen die Pandemie“: Fauci warnt vor weiter ansteigender Verbreitung der Delta-Variante – Nur 16 der 50 Bundesstaaten und Hauptstadtbezirk Washington haben eine Impfungsrate von mehr als 70 Prozent
- Biden ruft zu Impfungen auf: Delta-Variante verbreitet sich in USA – Sinkende Anzahl an Impfungen seit April – Furcht um „Sommer in Freiheit“: Regionen mit wenigen Impfungen leiden unter steigenden Inzidenzen
- Corona kostet viele Latinas den Job – Pandemie hat oftmals auch zu überhäufigem Ausscheiden aus Erwerbsbevölkerung geführt – Niedriglohnjobs, häusliche Pflichten und Schulschließungen als Faktoren – Ausgebremstes US-Wachstum durch fehlende Latinas bis 2029 – Hohe Arbeitslosikgkeit unter Latinas allgemein und speziell unter Frauen
- Die Vereinigten Staaten von Amerika investieren Milliarden in Entwicklung antiviraler Medikamente – Fauci: Imfpstoffe als „Hauptkampfmittel“ gegen Corona-Pandemie – Noch immer keinspezifisches Medikament gegen SARS-CoV-2
KUBA - Erste in Lateinamerika entwickelte und zugelassene Vakzine: Kubanischer Impfstoffkandidat Abdala laut Hersteller zu mehr als 90 % wirksam – Drei Impfdosen ergeben 92%-ige Wirksamkeit – Zweiter kubanischer Impfstoff Soberana 2 in der Pipeline – Durchimpungsrate soll im August 70 Prozent erreichen
BRASILIEN - Tausende protestieren gegen Brasiliens Coronapolitik – Rücktritt Bolsonaros gefordert- Anteil der Erstgeimpften an der Bevölkerung bei 30 Prozent, der Zweitgeimpften bei 11 Prozent – Demonstranten gegen Coronakrisenmanagement, zusätzlich gegen Hunger und Umweltzerstörung
INDIEN - Indiens Gesundheitsministerium besorgt über „Delta-Plus“-Variante – Stärkere Infektiosität, striktere Bindung an Lungenzhellen – 40 Delta-Plus-Fälle in Indien, weitere Fälle in neun anderen Ländern erfasst – Delta-Plus als eine Art Kombination von Delta mit Beta-Variante
- Impfrekord in Indien am Welt-Yoga-Tag – Zweifelhafte Wirkung und Kritik: Yoga und pflanzliche Arzneimittel als Stärkung in der Pandemie für Ärzte und Bevölkerung – Kostenfreie Impfung für alle beflügelt Impfkampagne – Lockerungen: Öffnung von Parks in Neu-Dehli, Pilgerreise zu einem hinduistischen Wallfahrtsort
JAPAN - Erster Coronafall unter ausländischen Olympioniken in Japan – Zweiter Fall: Athlet des Uganda-Teams positiv nach australischem Softball-Frauenteam
INDONESIEN - Stärkster Inzidenz-Anstieg seit Januar 2021: 300 Gesundheitsmitarbeiter trotz Impfung mit Sinvac positiv – Nur milde Symptome im Erkrankungsfall
RUSSLAND - Moskau kämpft mit neuer Corona-Welle
ISRAEL - Ministerpräsident Naftali Bennett spricht von „neuem Ausbruch“ in Zusammenhang mit der Delta-Variante – Neuerliche Maskenpflicht nach Anstieg von Coronafällen auf Flughafen Ben Gurion, an Grenzübergängen und in medizinischen Einrichtungen – 1.290 Euro Bußgeld: Eltern haften für ihre Kinder bei deren Verstoß gegen die Quarantänepflicht – Kontakt mit einer COV-Variante-infizierten Person: Geimpfte und Genesen müssen in Quarantäne
- Nach Aufhebung der Maskenpflicht vor einer Woche: erstmals seit April mehr als 100 neue Coronafälle in Israel – 70 Prozent der Neuinfektionen stehen mit Delta-Variante in Zusammenhang – Neuinfizierte: 50 Prozent Kinder, 33 Prozent Geimpfte – Gesundheitsministerium propagiert jetzt Impfung der 12- bis 15-Jährigen
- Palästinenser sagen Impfdosentausch mit Israel ab – Impfdosen mangelhaft: baldiges Ablaufdatum
- Regierung Israels stellt eine Million „verfallsgefährdete“ Impfdosen für Palästinenser bereit – Israel und Palästinensische Autonomiebehörde unterschrieben Abkommen – In Israel 5,1 Mio Menschen oder 55 Prozent der Bevölkerung zweitgeimpft, in Westjordanland und Gazastreifen nur 260.000 Menschen geimpft
GROSSBRITANNIEN - Delta-Variante dominant auf der Insel: Schottland verschiebt Coronalockerungen – Vollständiges Ende der Restriktionen für den 9. August vorgesehen
- Analyse: Zahl der Coronainfektionen in England steigt wieder stark – Treiber seien junge und ungeimpfte Menschen – Hoffnung: voranschreibende Impfkampagne wird Ausbreitung des Corona-Virus eindämmen
EUROPÄISCHE UNION - Vertragsoption wird schlagend: EU-Kommission kauft weitere 150 Millionen Impfdosen des sehr wirksamen und sicheren Vakzins Moderna – Vorteil: EU kann variantenangepassten Impfstoff erwerben sowie den Impfstoff für Kinder und für Auffrischungen einsetzen – Anpassung an Bedürfnisse einzelner EU-Staaten und an die Pandemielage möglich
- EU-Behörden: geimpfte Reisende von Test- und Quarantänepflichten ausnehmen – Warnung vor zu schneller Lockerung für Nicht-Geimpfte
- Urteil im Eilverfahren bewirkt Teilerfolg für EU: Astrazeneca muss weitere 50 Millionen Dosen an EU liefern – Lieferversagen für 2021Q1: statt 120 Mio nur 30 Mio Dosen geliefert – EU hatte Lieferung aller ausständigen 90 Mio Dosen eingeklagt
- Im April 2021 nur noch 21 Prozent mehr verstorben (2020: 25 Prozent): Übersterblichkeit in der EU geht zwar schwächer, aber tendenziell immer noch zurück – Länderweise ungleiche Übersterblichkeiten: Polen mit 66 Prozent heuer besonders betroffen
DÄNEMARK - Nach anderen Impfgruppen ab 16 Jahren: Dänemark will 12- bis 15-Jährige gegen SARS-CoV-2 impfen
ITALIEN - Zum Beginn der Urlaugssaison: Ende der Maskenpflicht im Freien in Italien ab kommender Woche – Fallende Infektionszahlen – Ein knappes Drittel der Bevölkerung geimpft
PORTUGAL - Delta-Variante macht in Lissabon mehr als 60 Prozent aus – Hauptstadt war von Freitagnachmittag bis Dienstagmorgen abgeriegelt – 14-Tage-Inziden für Portugal zuletzt bei 90, für Deutschland bei 41
- Einstige Impferfolge vom Frühjahr dahin: Lissabon wegen Ausbreitung der Delta-Variante für zweieinhalb Tage abgeriegelt
BELGIEN - Belgien verbietet Einreise von Nicht-EU-Bürgern aus Großbritannien, Georgien und weiteren 25 Ländern – Aus diesen Ländern einreisende EU-Bürger unterliegen strengen Quarantäne-Bestimmungen – Ausgenommen davon Diplomaten und Transporteure – Anteil der Delta-Variante in Belgien bei 6,1 Prozent
SLOWAKISCHE REPUBLIK - Geringe Nachfrage aus der Bevölkerung: Slowakei will 160.000 Dosen Sputnik V verkaufen oder verschenken – Haltbarkeit läuft im Sommer aus – Westbalkan-Länder als Kandidaten
DEUTSCHLAND - Delta-Variante auf dem Vormarsch – Wettlauf mit der Zeit: Durchimpfungsrate versus Verbreitung der Delta-Variante – Drosten: Vorsicht angezeigt, Herbst wird womöglich „ungut“ – Unklar: Trendumkehr bereits im Sommer oder erst im Herbst
- Hoch-infektiöse Delta-Variante könnte Gefahr für Herdenimmunität sein – Seit Anfang Juni wachsender Anteil der Delta-Variante in den Positiv-Tests, aber Absolutzahlen fallen zurück – Experte: 85-Prozent-Herdenimmunität zwecks Eindämmung der Delta-Variante nötig – Herdenimmunität fraglich erreichbar, falls Kinder und Jugendliche nicht geimpft werden – Immunologe: auch 65-Prozent-Herdenimmunität hilfreich für Pandemiebekämpfung
- Delta-Variante kommt: RKI warnt vor Verspielen von Erfolgen – Virus ist nicht verschwunden – Wachsender Umlauf der Delta-Variante nur eine Frage der Zeit – Hygienemaßnahmen bleiben weiterhin wichtig – Bevölkerung auch im Herbst noch unzureichend im Minimalausmaß von 80 Prozent durchgeimpft: Neuinfektionen werden im Herbst wieder zunehmen
- Rasantes Wachstum: Delta-Anteil in München schon bei 25 Prozent – Delta-Variante deutlich infektiöser – Delta-Variante: verbessertes Eindringen in menschliche Zellen, verminderte Anitkörperwirkung nach Genesung oder Impfung – Superspreader: Delta-infizierte Menschen haben schneller eine höhere Viruslast im Rachen
- Bundesärztekammer rät wegen Delta-Variante von riskanten Reisezielen ab – Hygieneregeln am Urloaubsort einhalten: Reisen nach Hochbelastungszeit psychologisch bedeutsam – Experten: mittelfristig wird sich Delta-Variante gegenüber noch vorherschender Alpha-Variante durchsetzen – Vermeidung einer vierten Coronawelle als Funktion der Durchimpfungsrate der Bevölkerung – Hohe Durchimpungsrate: ältere Menschen und solche mit Vorerkrankung in potentiell vierter Welle besser geschützt
- Wiederanstieg der Inzidenzen im Herbst: Intensivmediziner rechnen mit weniger schweren COVID-19-Verläufen – Hohe Durchimpfung der Bevölkerung schützt intensivmedizinische Abteilungen vor Überlastung
- Coronaimpfung für Schwangere: Haftungsfrage laut Experten geklärt – Keine STIKO-Emfpehlung, dennoch: Entschädigungszahlung auch dann, falls nicht von einer Behörde empfohlen – Fachgesellschaften emfpehlen priorisierte Impfung für Schwangere, denn: Frühgeburtsrisiko bei positiv getesteten Schwangeren um 80 Prozent höher als bei negativ getesteten
- Coronaimpfstoff: Braun warnt vor Aussetzung der Patente – Patentschutz als Innovationstreiber – Schädlche Wirkung: Patentaussetzung bremst Innovationsanreiz jetzt und künftig – US-Regierung und prominente Ökonomen fordern Patenaussetzung – Fehlende Vorprodukte und Personalmangel behinderten Impfstoff-Produktion, nicht die fehlende Lizenzfreigabe – Katholische Organisation: gerechte Verteilung ist Akt poitischer Kugheit
- Mainzer Unternehmen Biontech bereitet schnelle Reaktion auf neue Virusvarianten vor – Flexible Verfahren werden ausgearbeitet – Wissen über Varianten wächst zunehmend – Pfizer und Biontech wollen 2021 3 Milliarden Impfdosen produzieren – Rohstoffmangel als limitierener Faktor – Abgabe an ärmere Länder vorgesehen – Patenfreigabe bringt keine Produktionserhöhung
- COVID-19: Rund 160.000 berufsbedingte Erkrankungen in den ersten fün Monaten 2021 angezeigt – Medizinische Berufe besonders betroffen
- Urteil des Verwaltungsgerichts in Düsseldorf: Vollständig geimpfte Reiserückkehrer aus Brasilien müssen in Quarantäne – Nicht unverhältnismäßig: Schutz vor Virus-Varianten nachvollziehbar
- Corona-Umfrage: Belastungen jetzt stärker als im ersten Pandemiejahr – Fast die Hälfte der Bevölkerung schwerer belastet – Zuvor jeder 14. betroffen, nun hat jeder Fünfte eine Familie mit einem Corona-Fall – Wirtschaftliche Situation etwas verbessert: 28 statt 31 Prozent jetzt in Finanznöten – Zwei Drittel fürchten sich vor weiteren Pandemien, ein knappes Drittel sorgt sich deshalb nicht – Drei Viertel der Befragten nehmen mehr Rücksicht auf anderer Menschen, zwei Drittel gehen mit eigener Gesundheit bewusster um
- Zi-Simulation nach eingeschränkten Biontech-Impfstofflieferungen bis Juli: Coronaimpfkampagne könnte sich um vier Wochen verzögern – Simulation ergibt: bis 5. September alle Impfberechtigten bis 18 Jahre erst, bis 17. Oktober zweitgeimpft – Günstiger Fall: alle Berechtigten bis 18. Juli erstgeimpft – Unter Einbezug von Kinder-Impfungen fallen für alle Berechtigten Erstimpfungen auf den 12. September, Zweitimpfungen auf den 24. Oktober
- Krankenhäuser müssen sich auf dauerhaft niedrigere Fallzahlen einstellen – Ambulante Prozessoptimierung lässt Auslastung sinken – Verängstigte Patienten meiden Krankenhäuser – Zusperr-Welle: viele Krankenhäuser werden unter wirtschaftlichen Druck kommen – Steigende Personalkosten als Pleite-Grund
- Curevac-Chef sieht Impfstoff zu Unrecht in Kritik – Originaler Virus-Wildtyp spielt keine Rolle mehr: Impfstoff in Zusammenhang mit 29 Virus-Varianten geprüft – Deutsche Gründlichkeit schießt Eigentor: die bekannten Impfstoffhersteller prüften an weit weniger Virus-Varianten, was bessere Wirksamkeit erwirkte – Curevac-Anteilseigener bleiben zuversichtlich
- Curevac’s 47-Prozent-Debakel: Impfstoffkandidat weniger wirksam als erhofft – Schlechtes Ergebnis als Funktion von Virus-Varianten und Prüfkohorte: 13 Varianten einbezogen – Besseres finales Ergebnis erhofft – Keine Auswirkung auf deutsche Impfkampagne – Staat und Private Investoren als Eigner
- AOK-Gesundheitsreport: Wohnort beeinflusst Coronasterblichkeit – Armut als Gesundheitsrisiko: Erkrankungsrisiko bei sozial schwächer gestellten Menschen deutlich erhöht
- Fast jeder zweite Internetnutzer findet Falschinfos zu Corona – Knapp die Hälfte der Nutzer findet innerhalb einer Woche falsche oder irreführende Informationen zu COVID-19
ÖSTERREICH - Delta-Variante: Bereits 361 Fälle in Österreich festgestellt, davon 256 Fälle in Wien – Wochenvergleich zeigt: Deltavariante wohl auf dem Vormarsch – Ampelkommission: seriöse Einschätzung der Ausbreitung nicht möglich, da flächendeckende PCR-Tests nur in Wien – Gemeindebund will Teststraßen zurückfahren, Städtebund will sie ausweiten – ECDC rechnet mit starker Ausbreitung über den Sommer – Englische Erfahrung: vermehrt schwerere Delta-Varianten-Krankheitsverläufe bedingen höhere Krankenhausbelastung – AGES beobachtet Auftreten der „Variants of Concern“ (VOC) in Österreich: B.1.351 (Beta, derzeit 1.343 Fälle) aus Südafrika P.1 (Gamma, derzeit 127 Fälle) vom Amazonas
- Ärztekammer warnt vor Delta-Variante: bereits 6 Prozent der Neuinfektionen durch Delta-Variante – Einzig sinnvoller Schutz: rasche Durchimpfung der Bevölkerung – Zu wenige PCR-Testungen: Verbreitung der Delta-Variante in Österreich unklar – Kritik an ungleichen Impfschemata in Bundesländern und an Verschenken von Impfdosen ins Ausland – Interesse der Bevölkerung an Testungen gesunken: künftig nur stichprobenartige Tests
- Österreich lockert weiter, Sperrstunde fällt weg – Gastronomie ohne Maskenpflicht mehr: Lächeln einer Servicekraft wieder sichtbar – 4-G-Regel weiter gültig fü Gastronomie oder Veranstaltungen – Weitere Lockerungen im Juli geplant – Delta-Variante als möglicher Stolperstein: Impfung bietet Schutz
- Wissenschaftspolitik: Daten als Werkzeug gegen die Pandemie bleiben noch ungenutzt – Eine Verknüpfung von Gesundheitsdatenbanken könnte laut Ärztekammer gegen schwere Verläufe bei Covid-19, beim Entdecken neuer Medikamente und gegen die Ausbreitung von Mutationen helfen. Die Gesetze dazu gibt es nur zum Teil – ELGA-Daten und SARS-CoV-2-Daten abgleichen: Zusammenführung der Gesundheitsdaten im Kampf gegen die Pandemie einsetzen – Daten aus Impfdaten- und Infektionsdatenbank lässt rascher Virus-Mutationen erkennen – Experte: vollständige Daten-Anonymisierung und -Pseudonymisierung möglich – Medizinrechtler: Rechtliche Deckung bei Zusammenführung von Impf- und Infektionsdaten gegeben – Unbekannter Schlüssel: Pseudonymisierung hindert verarbeitende Stellen an Aufdeckung der Personendaten – Gesetz: ELGA erlaubt Verwendung personenbezogener Daten nicht – Ärztekammer will Datenbank voll anonymisiert und pseudonymisiert öffnen – Experte: Fundamentalopposition von Datenschützern verhindern pragmatischen Daten-Zugang
- Jetzt startet der Hype um die 3G-Überwachung – Österreich geht in der Corona-Situation weiterhin Sonderwege – unsinnige 3G-Überwachung – Firmen nutzen 3G-Überwachung zu zusätzlichen Kontrollmaßnahmen
- Preisfrage: „Was trägt die Wissenschaft zur Bewältigung einer Pandemie bei?“ – Soziologe Alexander Bogner erhält ÖAW-Essaypreis zu Wissenschaft und Pandemie (1. Preis) – Alexander Bogner bekommt für seinen Text 12.000 Euro – Bogner: Ohne Wissenschaft keine Hoffnung auf Pandemie-Bewältigung – Sozialanthropologin Raya Polishchuk (Uni Wien) und Schweizer Quantenphysiker Fabien Clivaz (Uni Ulm, Deutschland): Sozialwissenschaftren wurden vernachlässigt (2. Preis) – Thomas König (IHS) und Michael Stampfer (WWTF) mahnen langfristige Förderungen für Forschungen an (3. Preis)
CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links
siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links
NDR-CORONAVIRUS-UPDATE jeden Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN
und Prof.in Sandra CIESEK – Podcasts, Texte, Quellen – auch als Abonnement.
PODCASTS – Das Coronavirus-Update von NDR Info – dienstägliche Audio-Updates in einer Länge von jeweils mehr als ca. 2 Stunden – Beginn mit Folge 01 vom 26.2.2020
Wie steht es um einen Impfstoff? Wie entwickelt sich die Test-Strategie? Besteht Hoffnung auf ein Medikament? In unserem wöchentlichen Podcast wollen wir verlässlich über neue Erkenntnisse der Forschung informieren. Die NDR Wissenschaftsredakteurinnen Korinna Hennig und Beke Schulmann sprechen dazu seit Herbst 2020 wöchentlich, immer dienstags im Wechsel im Gespräch mit Prof. Christian Drosten, dem Leiter der Virologie an der Berliner Charité und Prof. Sandra Ciesek, der Leiterin der Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Die Audios dieses Podcasts stehen unter der Creative Commons-Lizenz CC by-nc-nd 3.0.
QUELLE: https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html
Mehr dazu siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links
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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)
4.553.906 Menschen Menschen (57,85% der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 23. Juni 2021, 23:59 Uhr, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 2.667.772 Menschen (33,89%) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.872.174 Personen.
[Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 23. Juni 2021, 23:59 Uhr,
50,60% erstgeimpft und 29,64% zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 1,1 Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/
COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.
Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 24. Juni 2021, 8:00 Uhr zusammen wie folgt zusammen:
- Mind. erstgeimpft: 43.447.927 (52,2%)
- Vollständig geimpft: 27.836.951 (33,5%)
Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links
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SPEZIALTHEMEN VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN und EXTREMISMUS *** NON-CoV-2
VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN – DEUTSCHLAND: Im Strudel der Verschwörungsmythen – Institut der deutschen Wirtschaft, 14.6.2021

Mikrochips, die durch Impfungen implantiert werden, Corona als geheime Biowaffe der Pharmaindustrie – Verschwörungsmythen wie diese klingen abstrus. Doch gerade in Krisenphasen teilen viele Menschen die Welt gerne in Schwarz und Weiß ein. Der Grund: Verschwörungserzählungen geben Halt in unsicheren Zeiten.
Die Liste der alternativen Erklärungen rund um Corona ist lang. Denn seit Beginn der Pandemie erleben Verschwörungsmythen eine regelrechte Hochkonjunktur. So gibt es in Deutschland nicht wenige Menschen, die diesen Mythen grundsätzlich nicht abgeneigt sind und die glauben, dass Politik und Medien den wahren Grund hinter den Corona-Maßnahmen verschweigen (Grafik):
Rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland grenzen sich nicht deutlich von der Aussage ab, dass das Coronavirus ein Unterdrückungsinstrument staatlicher Institutionen sei.
Dieses Phänomen trifft aber nicht nur auf die Menschen in Deutschland zu, sondern ist auf der ganzen Welt zu beobachten:
In den USA meinen insgesamt 36 Prozent der Bevölkerung, dass die Corona-Pandemie sicher oder sehr wahrscheinlich von mächtigen Menschen in einem internationalen Komplott geplant wurde.
Doch warum glauben Menschen Erzählungen wie diesen? Aus soziologischer und psychologischer Perspektive helfen Verschwörungstheorien, mit Unsicherheit und Kontrollverlust umzugehen. Haben Menschen nicht mehr das Gefühl, selbst über ihr Leben und ihre Umwelt bestimmen zu können, suchen sie vermehrt nach alternativen Begründungen. Und in einer Pandemie mit Beschränkungen, die tief ins Private hineinreichen oder sogar die wirtschaftliche Existenz bedrohen, ist der gefühlte Kontrollverlust je nach Betroffenheit besonders groß.
Kein Wunder also, dass auch Protestgruppen in Krisenzeiten mehr Zulauf bekommen. So gibt es in Deutschland seit dem Frühjahr 2020 die sogenannte Querdenker-Bewegung. Zu deren Anhängern gehören auch jene Mitbürger, die die Existenz des Virus sogar leugnen. Die Bewegung eint vor allem ein starkes Misstrauen in politische Institutionen und etablierte Medien.
Grundsätzlich sind Menschen mit einem geringen generellen Vertrauen in ihre Mitmenschen eher geneigt, alternativen Fakten Glauben zu schenken. Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland zeigt sich beim Thema Vertrauen ein gespaltenes Bild (Grafik):

Rund die Hälfte der Bundesbürger vertraut grundsätzlich ihren Mitmenschen, knapp ein Drittel hegt allerdings ein generelles Misstrauen.
…..
Politischen Institutionen und Parteien misstrauen Letztere oft am meisten – in der aktuellen Krise zeigen neueste Umfragen der Universität Erfurt aus dem Frühjahr 2021 kein positives Bild:
Nur noch 25 Prozent der Bundesbürger vertrauen dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 60 Prozent haben kein Vertrauen in den Umgang der Politik mit der Pandemie.
Aus verhaltensökonomischer Perspektive kann zumindest erklärt werden, was das Misstrauen auslöst. So sind zum Beispiel soziale Medien ein Nährboden für Verschwörungstheorien, in denen es eigene Standards und Wege gibt, Expertenmeinungen und Fakten zu interpretieren. Wird auf Falschmeldungen geklickt, spuckt der Algorithmus immer mehr vergleichbare Inhalte aus, sodass sich kommunikative Filterblasen bilden. Der Nutzer konsumiert also nur noch Meinungen, die seine eigene Haltung bestätigen.
Maßnahmen gegen Vertrauensverlust
So hilfreich der Glaube an einfache Erklärungen kurzfristig für den Einzelnen sein mag, so schädlich ist er langfristig für das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Allerdings eröffnen diese Erkenntnisse auch Spielraum für Maßnahmen, mit denen sich gegensteuern lässt: Darunter fällt zum Beispiel eine inklusive Kommunikation auf politischer Ebene, die auch jene Menschen in die Diskussion miteinbezieht, die sich am Rande der Gesellschaft befinden. Dabei ist es aber wichtig zu beachten, dass der Wissensstand in der Bevölkerung sehr unterschiedlich ist und die Maßnahmen zumindest milieuspezifisch sein müssen. In Köln ist man mit besonderen Impfangeboten und teils sprachlich angepasster Kommunikation je nach Viertel und Bevölkerungsgruppe diesen Weg gegangen, um mehr gefährdete Menschen zu erreichen und die Impfbereitschaft zu erhöhen.
Im persönlichen Umfeld kann aber auch jeder Bürger etwas tun: zum Beispiel nicht wegschauen, wenn Freunde, Familienmitglieder oder Nachbarn alternativen Fakten glauben. So schwer solche Gespräche auch sind, sie können verhindern, dass sich Menschen zunehmend radikalisieren.
Transparenz und Aufklärung über die politischen Maßnahmen sind ebenso wichtig – bestenfalls kombiniert mit einer nachvollziehbaren langfristigen Strategie. Sinnvoll wären zum Beispiel politische Initiativen, die Menschen die Chance geben, sich aktiv in den politischen Prozess einzubringen. Am Ende kommt es vor allem darauf an, dem Einzelnen das Gefühl der Kontrolle zurückzugeben.
QUELLE: https://www.iwd.de/artikel/im-strudel-der-verschwoerungsmythen-512079/
VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN – DEUTSCHLAND: Interview: „Der Staat muss den Bürgern stärker vertrauen“ – Institut der deutschen Wirtschaft, 14.6.2021
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich Verschwörungsmythen extrem verbreitet haben. Über die Ursachen dieser Entwicklung und was der Staat sowie jeder Einzelne dagegen tun kann, sprach der iwd mit Dominik Enste, Leiter des Kompetenzfelds Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik am Institut der deutschen Wirtschaft.
QUELLE: https://www.iwd.de/artikel/interview-der-staat-muss-den-buergern-staerker-vertrauen-512061/
EXTREMISMUS – DEUTSCHLAND: Hansjörg Friedrich Müller: Immer mehr und immer brutaler: In Deutschland steigt die Zahl gewaltbereiter Extremisten – Der deutsche Verfassungsschutz hat seinen Bericht für das Jahr 2020 präsentiert. Die Corona-Proteste hätten zu einem weiteren Anstieg rechtsextrem motivierter Delikte geführt. Doch auch linke Radikale agierten zunehmend aggressiv und enthemmt – Neue Zürcher Zeitung, 15.6.2021
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer und Thomas Haldenwang, der Präsident des deutschen Inlandgeheimdiensts, haben am Dienstag den Verfassungsschutzbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. Die Bedrohung für die demokratische Grundordnung des Landes habe während der Pandemie weiter zugenommen, sagte Seehofer. Es bestehe «eine besondere Sicherheitslage, die ein dickes Problem ist». Insgesamt wurden 2020 44 692 politisch motivierte Straftaten registriert – so viele wie noch nie seit der Einführung der Statistik. Auch die Zahl der Gewaltdelikte erreichte mit rund 3300 einen neuen Höchststand.
Rechtsextremismus und Antisemitismus stellten nach wie vor die grösste Gefahr dar, erklärte Seehofer. Rechtsextreme hätten sich bei den Protestmassnahmen gegen die Corona-Massnahmen der Regierung bemüht, Anschluss an bürgerliche Milieus zu finden; bürgerliche Demonstranten hätten sich von den Extremisten nicht ausreichend abgegrenzt.
Insgesamt zählte der Verfassungsschutz rund 33 300 Rechtsextreme, das sind rund 4 Prozent mehr als 2019. Etwa 13 300 davon gelten als potenziell gewaltorientiert. Die Zahl der rechtsextremen Straftaten sei um 5 Prozent gestiegen, die der Gewalttaten sogar um 10 Prozent, erklärte Seehofer. «90 Prozent des Antisemitismus» komme von rechts.
*** Problematischer AfD-Nachwuchs ***
Der sogenannten Neuen Rechten widmet der Verfassungsschutz in seinem Bericht erstmals ein eigenes Unterkapitel. Zu dieser Strömung zählten etwa die Identitäre Bewegung, das Magazin «Compact», das Institut für Staatspolitik im sachsen-anhaltischen Schnellroda sowie der mit diesem verbundene Buchverlag Anthaios, sagte Haldenwang. Die Neue Rechte treibe «einen Abbau ideologischer Tabuzonen» voran.
Besonders gespannt war man im Vorfeld darauf, ob und wie sich Seehofer und Haldenwang zur AfD äussern würden. Im März hatte der Verfassungsschutz die Partei intern zum Verdachtsfall erklärt; nachdem dies bekanntgeworden war, hatte die AfD geklagt. Das Verwaltungsgericht Köln entschied daraufhin, der Inlandgeheimdienst dürfe die Partei vorerst nicht beobachten. Ein abschliessender Entscheid steht allerdings noch aus.
Am Dienstag verwies Haldenwang darauf, der rechte Flügel der AfD, der erwiesenermassen rechtsextrem sei und sich formal aufgelöst habe, sei weiterhin aktiv. Auch die Jugendorganisation der AfD werde weiter beobachtet. Zwischen dieser und dem «Flügel» gebe es personelle Überschneidungen. Bemühungen der Partei, sich von Extremisten zu trennen, würden dadurch konterkariert. Unter dem AfD-Nachwuchs sei ein «ethnisch-kulturell geprägter Volksbegriff» verbreitet.
*** Linksextreme neigen zur Brandstiftung ***
40 Prozent der Rechtsextremen seien gewaltorientiert; dies sei der höchste Prozentsatz unter den beobachteten Gruppen, sagte Haldenwang und erinnerte an das Attentat von Hanau, bei dem ein Rechtsextremer im Februar 2020 zehn Menschen und sich selbst getötet hatte. Doch auch unter linken Extremisten nehme die Gewaltbereitschaft zu; hier sei die Zahl der entsprechenden Delikte gegenüber dem Vorjahr um 34 Prozent gestiegen.
Linke Täter agierten zunehmend aggressiv und enthemmt, erklärte Haldenwang und verwies auf fünf versuchte Tötungsdelikte. Zudem neigten Linksextreme zur Brandstiftung; alle 52 Stunden gebe es in Deutschland ein entsprechendes Delikt. Insgesamt 34 300 Linksextreme zählte der Verfassungsschutz 2020, das sind 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Knapp 10 000 von ihnen werden als gewaltorientiert betrachtet.
Während die Zahl rechter und linker Extremisten laut Verfassungsschutz wuchs, stagnierte diejenige islamistischer Radikaler im Vergleich zum Vorjahr; nach wie vor geht der Geheimdienst von rund 28 000 Personen aus. Dies sei ein Erfolg staatlicher Massnahmen, sagte Haldenwang. Dennoch bleibe der Islamismus eine der grössten Gefahren. Der Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan könnte die Stellung religiöser Fanatiker dort stärken, was wiederum Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland haben könnte.
*** Zählt Hans-Georg Maassen zur Neuen Rechten? ***
Eine Frage, die auf der Pressekonferenz vom Dienstag kaum ausbleiben konnte, zielte auf Haldenwangs Amtsvorgänger Hans-Georg Maassen. Derzeit bewirbt sich Maassen für die Christlichdemokraten um ein Mandat im Bundestag. Seit einem Beitrag im Magazin «Cato», in dem er unter anderem «Wirtschaftsglobalisten» kritisierte, werfen seine Gegner ihm vor, antisemitische Verschwörungstheorien zu verbreiten.
Ob Maassen auch zur Neuen Rechten zähle, wollte ein Journalist wissen. Seehofer und Haldenwang taten das Vernünftigste, was sie tun konnten: Sie vermieden es, die Frage zu beantworten. Er könne nur die Zeit beurteilen, in der er mit Maassen zusammengearbeitet habe, sagte der Innenminister. Und da sei dieser «auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung» gestanden. Über Einzelpersonen rede er grundsätzlich nicht, erklärte Haldenwang.
QUELLE: https://www.nzz.ch/international/immer-mehr-und-immer-brutaler-in-deutschland-steigt-die-zahl-gewaltbereiter-extremisten-ld.1630488
VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN – ÖSTERREICH: Markus Sulzbacher: Ken Jebsen: Superstar unter den Erzählern von Verschwörungsmythen – Der ehemalige Radiomoderator verfügt auch in Österreich über eine Fangemeinde – „Goldenes Brett vorm Kopf“: Auszeichnung für K. Jebsens Lebenswerk der Digitalisierung der Verschwörungsmystikerszene – Der Standard, 17.6.2021
Ende des vergangenen Jahres wurde er für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Für „die jahrelange Arbeit, die Verschwörungsmystikerszene zu digitalisieren“, wurde der deutsche Ken Jebsen mit dem „Goldenen Brett vorm Kopf“ bedacht. Einem Satirepreis, der jährlich von der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften für den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres vergeben wird. Auch der deutsche Mediziner Sucharit Bhakdi bekam „für seine unwissenschaftlichen Verharmlosungen der Covid-19-Pandemie“ ein „Goldenes Brett vorm Kopf“.
*** Vom Radiomoderator zum Verschwörungsideologen ***
Der 1966 geborene Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen galt in den 1990er-Jahren als aufstrebender Radiomoderator: innovativ, vielseitig, gedankenschnell. Fast 20 Jahre später ist er einer der einflussreichsten Verschwörungsideologen im deutschen Sprachraum. …
So behauptet er öffentlich, die Mächtigen der USA würden von Menschen mit jüdischen Wurzeln gesteuert, deren Ziel die „Schaffung eines israelischen Großreichs“ sei. Er behauptet auch, Zionisten kontrollierten die Vereinten Nationen, den Internationalen Währungsfonds und die UN-Atomenergiebehörde. US-Präsidenten müssten ihre wichtigsten Reden vorab von Juden genehmigen lassen. Laut Jebsen begehe Israel seit 40 Jahren Völkermord. Das Ziel sei nichts weniger als die „Endlösung“, nämlich das Ausrotten aller Palästinenser in Palästina.
*** Berliner Verfassungsschutz beobachtet ***
Laut Medienberichten wird Ken FM mittlerweile vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet. Über ihn würden Desinformation und Verschwörungsmythen verbreitet und damit die Szene der „Querdenker“ weiter radikalisiert, heißt es dazu erklärend in den Artikeln. …
*** Übler Israel-Hass ***
Für den Berliner Journalisten und Buchautor Sebastian Leber („Fehlender Mindestabstand: Die Corona-Krise und die Netzwerke der Demokratiefeinde“) ist Jebsen ein „Verschwörungsideologe, der offenkundige Falschinformationen streut und mehrfach üblen Israel-Hass verbreitet hat“.
Und er sei „ein Vorbild für Verschwörungsgläubige unterschiedlicher Couleur, für Esoteriker und Corona-Verharmloser, so Leber. „Wenn er etwa behauptet, Masken hätten keine Schutzwirkung, sondern seien nur ein ‚Gehorsamsexperiment‘, dann ist das gefährlich. Weil viele seiner Anhänger ihm jedes Wort glauben, obwohl er so oft vollkommen falsch liegt.“
DER STANDARD konnte Dateien einsehen, die einen Einblick in die österreichische Fangemeinde von Ken Jebsen erlauben. Demnach haben mindestens drei Dutzend Personen ihm in den vergangenen Jahren Geld gespendet, und einige hundert User mit einer „.at“-Mailadresse haben sich etwa an Diskussionen in den Ken-FM-Foren beteiligt. Die Dateien wurden von Anonymous-Hacktivisten von der Ken-FM-Plattform entnommen. Sie haben diese vor wenigen Tagen gehackt, um so ein Zeichen gegen die Verbreitung von Verschwörungsmythen zu setzen.
*** Podcast: Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? ***
Wie sich Jebsen seinen Status als Superstar erarbeitet hat, seziert der sechsteilige Podcast „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“, der dieser Tage an den Start gegangen ist. Der Podcast erzählt vom Einfluss des erstarkenden Populismus, von der rechten Mobilmachung im Netz, vom Aufstieg der „Querdenkerinnen“ und „Querdenker“. Und davon, wie all diese Kräfte sich in Zeiten von Corona gegenseitig verstärken, die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt destabilisieren und beschädigen wollen. Die Macher des Podcasts „graben sich von Folge zu Folge immer tiefer in den ‚Kaninchenbau‘ der Verschwörungsmythen und ihrer Profiteure und entlarven die Methoden der Verschwörungserzähler*innen“, heißt es in der Ankündigung der Serie, die auf Streaming-Portalen wie der ARD-Audiothek, Amazon Prime Music oder Spotify zu finden ist.
Sie beleuchtet auch die Rolle von Youtube, dessen Algorithmus 2012 geändert wurde und den Erzählern von Verschwörungsmythen sehr entgegenkommt. Seither werden nicht mehr Videos einem größeren Publikum vorgeschlagen, die besonders oft angeklickt wurden, sondern jene, die besonders lange angeschaut wurden. So verhalf Youtube jenen, die gerne und ausgesprochen lange schwurbeln, zu zahlreichen neuen Seherinnen und Sehern sowie Fans. Mittlerweile hat Youtube den Kanal von Jen Jebsen gesperrt, aufgrund der Verstöße gegen die Corona-Richtlinien. Es sollen medizinische Falschinformationen verbreitet worden sein.
*** Mythen bleiben ***
Mythen rund um Corona werden aber weiterhin unentwegt ihre Runden ziehen. Eine aktuelle Untersuchung der Wissenschafterin Noelle S. Lebernegg und des Wissenschafters Jakob-Moritz Eberl von der Universität Wien zeigt, viele der Coronavirus-Verschwörungsmythen sind gekommen, um zu bleiben.

QUELLE (mit Intratext-Links): https://www.derstandard.at/story/2000127455180/ken-jebsen-mit-israelhasssuperstar-unter-den-erzaehlern-von-verschwoerungsgesichten
SIEHE DAZU (u.a. Intratext-Links im Standard-Artikel):
https://www.derstandard.at/inland/watchblog
https://www.herder.de/geschichte-politik-shop/fehlender-mindestabstand-klappenbroschur/c-34/p-20815/
https://anonleaks.net/
https://www.ardaudiothek.de/cui-bono-wtf-happened-to-ken-jebsen/89991466
https://viecer.univie.ac.at/corona-blog/corona-blog-beitraege/blog118/
SIEHE FERNER: Recherchen und Analysen über Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Islamismus und Hass im Netz von Markus Sulzbacher. Markus Sulzbacher ist auch Mitautor des Buches „Fehlender Mindestabstand: Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde.“
https://twitter.com/msulzbacher
https://www.herder.de/geschichte-politik-shop/fehlender-mindestabstand-klappenbroschur/c-34/p-20815/
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Von Tag zu Tag – KW 25
23.6.2021, Mittwoch
MEDIZIN: COVID-19: Duale Antikörpertherapie vermutlich auch gegen Varianten wirksam – Monoklonale Antikörper können wirkungsschwach sein insbesondere gegen neue Virus-Varianten – Neue „Variants of Concern“ entdeckt – Bestimmung wirksamer Antiköper-Medikamente – Getestet: VOC Alpha, Beta, Gamma und Epsilon sowie die VOI („variant of interest“) Kappa und Iota – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Der befürchtete Wirkungsverlust von Antikörperpräparaten gegen die Varianten (VOC) von SARS-CoV-2 kann möglicherweise durch die gezielte Kombination von 2 unterschiedlichen Antikörpern verhindert werden. Dies zeigen neue tierexperimentelle Studienergebnisse, die jetzt in Nature (2021; DOI: 10.1038/s41586-021-03720-y ) veröffentlicht wurden.
Die in den USA und in Europa zur Behandlung von COVID-19 zugelassenen Antikörperpräparate können SARS-CoV-2 gezielt angreifen. Indem sie an das Spikeprotein binden, verhindern sie, dass das Virus neue Zellen infizieren kann, was in Laborexperimenten als Neutralisierung bezeichnet wird. Die Präparate ahmen im Prinzip das Immunsystem nach. Sie werden deshalb bevorzugt bei Patienten mit einer Immunschwäche eingesetzt, die selber keine oder kaum Antikörper bilden.
Anders als das Immunsystem eines gesunden Menschen, das immer eine Vielzahl von Antikörpern erzeugt, die das Virus von verschiedenen Seiten angreifen, bestehen die Antikörperpräparate aus monoklonalen, sprich identischen Antikörpern, die alle die gleiche Stelle des Virus erkennen. Dies macht sie anfällig gegenüber Virusvarianten. Diese können sich durch eine einzige Mutation dem Zugriff der Antikörper entziehen.
Dies geschah zuletzt bei dem Antikörper LY-CoV555, der in den USA und Europa als Bamlanivimab zugelassen ist. Laboruntersuchungen ergaben, dass Virusvarianten mit den Mutationen E484K oder L452R, die sich in den USA zuletzt ausgebreitet hatten, von LY-CoV555 nicht neutralisiert wurden. Die Mutation E484K ist beispielsweise in der Variante Beta (Südafrika) enthalten. Teilweise wurde sie auch in der Variante Alpha (England) gefunden.
Wegen des befürchteten Wirkungsverlustes entzog die FDA Bamlanivimab am 16. April die Notfallzulassung für die Monotherapie. In einer dualen Kombination mit Etesevimab darf Bamlanivimab jedoch weiter verwendet werden, da Etesevimab das Virus an einer anderen Stelle angreift, bleibt die Wirkung erhalten.
Inzwischen haben sich mit Gamma (Brasilien) und Delta (Indien) weitere Varianten ausgebreitet. In den USA wird auch die Variante Epsilon (Kalifornien) als VOC eingestuft. Laborexperimente kamen in den letzten Wochen zu dem Ergebnis, dass die verschiedenen Mutationen der VOC die Wirksamkeit weiterer Antikörperpräparate gefährden. Diese Experimente wurden in der Regel an Zellkulturen durchgeführt, die mit unterschiedlichen Laborviren infiziert wurden. Die Laborviren waren jeweils mit einer Mutation ausgestattet, und der Test bestand darin, ein Absterben der Zellen durch Hinzugabe der einzelnen Antikörperpräparate zu verhindern.
Ein Team um Michael Diamond von der Washington University School of Medicine in St.Louis/Missouri untersucht die Wirksamkeit nicht nur in Zellkulturen, sondern auch an lebenden Tieren (Mäusen und Hamstern), was die Infektion beim Menschen vermutlich besser nachstellt als ein Neutralisationstest in einer Zellkultur.
Die Forscher bewerteten alle von der FDA zugelassenen Antikörper der Firmen Eli Lilly (Bamlanivimab und Etesevimab), Regeneron (Casirivimab plus Imdevimab) und Vir/GlaxoSmithKline (Sotrovimab) sowie einige Präparate der Firmen AbbVie, Vir und Astrazeneca, die sich derzeit in klinischen Zulassungsstudien befinden.
In einer 1. Testserie wurde untersucht, ob eine prophylaktische Behandlung die Tiere vor einer Infektion und Erkrankung schützen kann. Die Antikörper wurden den Tieren einzeln als Monotherapie oder (in der Regel zu zweit) als duale Kombinationstherapie injiziert. Einen Tag später wurden die Tiere dann mit den verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2 infiziert.
Getestet wurden die VOC Alpha, Beta, Gamma und Epsilon sowie die VOI („variant of interest“) Kappa und Iota. Kappa ist mit der indischen Variante Delta verwandt, aber nicht identisch. Iota gehört zu den in den USA zirkulierenden Virusvarianten.
Bei den Tests kam heraus, dass einzelne Antikörper, die in den Zellkulturen nur eine abgeschwächte Wirkung gezeigt hatten, im Tierversuch wirksam blieben, wenn sie in Kombination mit anderen Antikörpern eingesetzt wurden.
Ein Vorteil der Tierversuche ist, dass der zeitliche Verlauf der Infektion beobachtet werden kann. Die Forscher haben durch Sequenzierung der Virusgene untersucht, ob sich die Viren genetisch verändern und Mutationen entwickeln, die sie gegen die Antikörper resistent machen könnten. Dies war bei einer Monotherapie teilweise, nach einer dualen Antikörperbehandlung jedoch nicht der Fall. Auch dies spricht laut Diamond für eine Behandlung mit mindestens 2 verschiedenen Antikörpern.
Da die Antikörperpräparate in der Klinik eher zur Behandlung von bereits Infizierten eingesetzt werden, führten die Forscher eine weitere Serie von Versuchen durch, bei denen die Tiere erst 1 Tag nach einer Inokulation mit den Viren behandelt wurden. Die Forscher infizierten die Mäuse mit der Beta-Variante, weil diese sich in den Laborexperimenten einer Neutralisation durch die Antikörper am häufigsten entzogen hatte.
Die Ergebnisse waren unterschiedlich. Die Antikörpercocktails von Astrazeneca, Regeneron und Vir konnten eine Erkrankung der Tiere (die sich in einem Gewichtsverlust zeigt) verhindern. Der Antikörper von AbbVie war dazu nur teilweise in der Lage. Bamlanivimab von Lilly zeigte (auch in der Kombination mit Etesevimab) keine Wirksamkeit. Der Grund könnte darin bestehen, dass die Variante Beta Mutationen in K417 und E484 aufweist, die beide Antikörper ins Leere greifen lässt.
Trotz dieses Versagens ist Diamond zuversichtlich, dass die meisten Kombinationen von 2 Antikörpern bei den VOC wirksam bleiben. Die duale Behandlung könnte auch die Gefahr senken, dass es während der Behandlung zur Entwicklung einer Resistenz kommt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124938/COVID-19-Duale-Antikoerpertherapie-vermutlich-auch-gegen-Varianten-wirksam
MEDIZIN: Experimenteller Impfstoff mit chimären Spikes könnte vor mehreren Coronaviren und seinen Varianten schützen – Kampf gegen einen flexiblen Gegner durch Forschung: künftige Impfstoffe sollen vor breitem Spektrum an Coronaviren schützen – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Das ständige Auftreten neuer Varianten zeigt, dass Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 variabel gestaltet werden müssen. US-Forscher haben mRNA-Impfstoffe hergestellt, deren S-Gen Abschnitte von jeweils 3 verschiedenen Viren enthält.
Erste tierexperimentelle Ergebnisse in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abi4506 ) zeigen, dass die Impfstoffe nicht nur vor SARS-CoV-2 und seinen Varianten, sondern auch vor anderen Sarbecoviren schützen könnten.
Die letzten Monate haben gezeigt, dass SARS-CoV-2 ein flexibler Gegner ist. Die Mutationen in den Virusvarianten können die Schutzwirkung der zugelassenen Impfstoffe herabsetzen, wenn nicht gar ganz aufheben. Gleichzeitig können aus dem großen Reservoir von Coronaviren im Tierreich jederzeit neue Pandemieviren entstehen. Immerhin ist SARS-CoV-2 bereits das 3. neue humanpathogene Coronavirus in weniger als 2 Jahrzehnten.
Verschiedene Forschergruppen arbeiten deshalb an der Entwicklung von Impfstoffen, die ein möglichst breites Spektrum von Coronaviren abdecken. Mehrere Impfstoffe haben sich als immunogen erwiesen und in ersten tierexperimentellen Studien vor einer Erkrankung geschützt. Die bisherigen Kandidaten sind allerdings komplexe Strukturen. Sie bestehen aus Nanopartikeln oder Ferritinmolekülen, auf deren Oberfläche verschiedene Spikeproteine oder deren Rezeptorbindungsstellen befestigt sind. Die Herstellung wäre kompliziert und im Fall einer Pandemie nur bedingt zu steigern. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124984/Experimenteller-Impfstoff-mit-chimaeren-Spikes-koennte-vor-mehreren-Coronaviren-und-seinen-Varianten-schuetzen
MEDIZIN: Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA): Noch kein Hoffnungsträger bei Covid-19-Medikamenten – Politik zog Lehre aus der Tamilflu-Debakel 2009: kein Ankauf wirkungsloser Mittel in großen Mengen mehr – Alles bestens mit Dexamethason – Science-APA, 23.6.2021
Monatlich prüft das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) welche Evidenz es zur Wirksamkeit und Sicherheit von möglichen Covid-19-Medikamenten gibt. Die Bilanz nach 35 Arzneimitteln, die seit April 2020 beobachtet wurden, ist nicht besonders gut, denn einen echten Hoffnungsträger gibt es bisher immer noch nicht. Weder Bamlanivimab noch REGN-COV2, das auch Ex-Präsident Donald Trump bekam, entpuppten sich als ausreichend wirksam.
Bei diesen Medikamenten war das Interesse besonders groß, auch deshalb, weil der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Ende Jänner 2021 mitgeteilt hatte, dass er ein 400 Millionen Euro teures Kontingent der beiden in Europa noch nicht zugelassenen Medikamente einkaufen werde. In den USA erhielten die Therapeutika bereits im November 2020 von der FDA eine Notfallzulassung. „Die vorläufigen Ergebnisse aus den noch laufenden klinischen Studien deuten darauf hin, dass die Antikörper-Medikamente die Viruslast von nicht-hospitalisierten Patienten zwar reduzieren können, eine auf Evidenz basierende Empfehlung ist derzeit aber nicht möglich“, so das Fazit von Claudia Wild, der Leiterin des AIHTA.
„Das Medikament muss über eine Infusion verabreicht werden und bedarf also zumindest einer Spitalsambulanz, trotzdem die Patienten nur leicht erkrankt sind und eigentlich zu Hause bleiben sollen“, ergänzte die Expertin die zusätzlichen logistischen Probleme – und für bereits schwerer Erkrankte ist der Antikörper-Cocktail ausdrücklich nicht vorgesehen.
*** Lehren aus Causa „Tamiflu“ ***
Das Wirken des AIHTA zeigt, dass Österreichs Politik aus der Causa „Tamiflu“ gelernt hat. Zur Erinnerung: Im Jahr 2009, während der Schweinegrippe-Pandemie, wurden voreilig große Mengen vom weitgehend wirkungslosen Grippemittel „Tamiflu“ eingekauft. Ein solcher Fehler wurde rund elf Jahre später nicht mehr gemacht: „In Österreich hat die Politik sehr früh erkannt, dass uns die Covid-19-Pandemie längerfristig beschäftigen wird und das AIHTA damit beauftragt, ein ‚Horizon Scanning‘ von Covid-19-Medikamenten durchzuführen“, sagt Claudia Wild,
Seit April 2020 evaluiert das Institut kontinuierlich, welche Covid-19-Therapeutika sich in der klinischen Prüfung befinden und welche Evidenz es zu Wirksamkeit und Sicherheit der Arzneimittel gibt. Dadurch soll gewährleistet sein, dass die Beschaffung von Covid-19-Medikamenten evidenzbasiert erfolgt. Bisher wurden 35 potenzielle Kandidaten genauer beobachtet, für jene Medikamente, die EU-weit entweder bereits zugelassen sind oder sich im Zulassungsprozess befinden, hat das AIHTA im Rahmen der Europäischen Zusammenarbeit EUnetHTA Frühbewertungen zu vier Medikamente durchgeführt, neben den bereits erwähnten REGN-COV2 und Bamlanivimab waren dies noch Remdesivir und Dexamenthasone.
*** Beste Ergebnisse für Dexamethasone ***
Ernüchternd sind die vorläufigen Ergebnisse zu Remdesivir, da zeigen die Daten, dass das Mittel zwar eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes etwas verzögern kann, eine Behandlung mit Remdesivir verhindert aber wahrscheinlich keine Todesfälle durch Covid-19. Die besten Ergebnisse ließen sich für Dexamethasone, einem „alten“ und lang bekannten Kortikosteroid, beobachten. Damit konnte bei Patienten und Patientinnen, die eine Sauerstofftherapie benötigten, die Mortalität signifikant gesenkt werden. Keine Vorteile durch Dexamethasone zeigten sich hingegen bei Covid-19-Patienten, die nicht künstlich beatmet wurden.
Mit dem „Horizon Scanning“ sollen außerdem medikamentöse „Irrlichter“ identifiziert werden, die häufig durch mediale Hypes entstehen. So wurde etwa das Asthma-Medikament Budesonid in der Berichterstattung zahlreicher Medien vorschnell als Heilmittel in der Pandemie gefeiert. Die AIHTA-Analyse zeigte allerdings, dass die derzeitige Datenlage nicht ausreicht, um eine positive Wirkung im Fall einer Covid-19-Erkrankung verlässlich nachweisen zu können.
Die EU-Kommission hat sich in ihrer neuen Behörde „HERA“ (Health Emergency Preparedness and Response Authority) darauf geeinigt, dass sie ein Portfolio von zehn potenziellen Covid-19-Therapeutika zusammenstellt und bis Juni 2021 darunter die fünf vielversprechendsten ermittelt. Anschließend wird das AIHTA gemeinsam mit mehr als 80 Partnern in ganz Europa in EUnetHTA eine Frühbewertung der fünf ausgewählten Medikamente durchführen. „Mit diesem Prozess soll sichergestellt werden, dass EU-weit nur jene Medikamente eingekauft werden, die tatsächlich auch einen Nutzen haben“, erklärt Wild. Deklariertes Ziel von HERA ist es, dass bis Oktober 2021 die Zulassung von drei neuen Therapeutika zur Behandlung von Covid-19 erfolgt.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/2587304593992588095
SIEHE DAZU AIHTA-Studie (149-Seiten-PDF): http://go.apa.at/NBT5WhX9
USA: The American Threat – In at least 482 counties, less than 25% of the population is fully vaccinated – With more contagious versions of the virus like the delta variant taking hold, pockets of undervaccination are creating opportunities for Covid to spread further and mutate – Bloomberg Prognosis, 23.6.2021
With more than half of all Americans at least partially vaccinated and Covid cases on the decline, it’s starting to feel a lot like the pandemic may finally be winding down, at least in the U.S.
But such sweeping numbers tell only part of the story. As much of the country emerges from masking and social distancing, undervaccinated pockets of America are threatening to bring the virus roaring back.
In at least 482 counties, less than 25% of the population is fully vaccinated, according to an analysis of Centers for Disease Control and Prevention data by Bloomberg News. Those numbers are important because viruses don’t spread at a national or statewide level, but among friends, family and neighbors.
With more contagious versions of the virus like the delta variant taking hold, pockets of undervaccination are creating opportunities for Covid to spread further and mutate.
We’ve seen this before. In 2000, the World Health Organization declared that measles had been eliminated from the U.S. Yet in 2014, more than 600 cases appeared. Why? It turned out that while national measles vaccination rates hadn’t changed significantly in well over a decade, inoculation rates in communities affected by the outbreaks had fallen below the national average — and the threshold needed to keep measles from spreading.
By 2019, the U.S. was facing the biggest measles outbreak in recent years, with more than 1,200 cases.
Bloomberg’s analysis revealed some patterns among the pockets of holdouts. Many of the counties are more rural and less economically advantaged than the rest of the U.S. A majority of their voters in the last presidential election chose Donald Trump, who belittled his own scientists leading the fight against Covid. But vaccine hesitation is nuanced and personal, so one demographic detail is unlikely to explain the myriad reasons someone might be skeptical about the vaccine.
But any way you slice it, as long as so many pockets of hesitation exist, it’s unlikely Covid will be going anywhere.
“I didn’t think we should be ignoring this problem before this pandemic began,” says Maimuna Majumder, a health informatics researcher at Boston Children’s Hospital. “I think it’s even more important now.”
QUELLE: nicht verlinkbar.
SIEHE DAZU: INTRA-TEXTLINKS
=> Prognosis: Pockets of Unvaccinated Americans Threaten to Prolong Pandemic – Bloomberg, 16.6.2021
QUELLE: (inkl. interaktiver Graphik): https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-06-16/pockets-of-unvaccinated-americans-threaten-to-prolong-pandemic
=> Prognosis: Delta Variant Gains Steam in Undervaccinated U.S. Counties – Bloomberg, 21.6.2021
QUELLE (inkl. interaktiver Graphik und Tracking-Covid-19-Tabelle): https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-06-21/delta-variant-seen-spreading-in-undervaccinated-u-s-counties
USA: Bidens Coronaexperten: USA verfehlen Impfziel zum 4. Juli – Ziel von zumindest 70 Prozent Erstimpften bereits jetzt für Mensche ab 30 Jahren, am 4. Juli für Menschen ab 27 Jahren erreicht – Niedrige Impfbereitschaft bei Menschen zwischen 18 und 26 Jahren – Bereits 20 Prozent Delta-Varianten-Anteil bei Neuinfektionen – „größte Bedrohung im Kampf gegen die Pandemie“: Fauci warnt vor weiter ansteigender Verbreitung der Delta-Variante – Nur 16 der 50 Bundesstaaten und Hauptstadtbezirk Washington haben eine Impfungsrate von mehr als 70 Prozent – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Die USA werden das von US-Präsident Joe Biden selbst gesetzte Impfziel zum 4. Juli nach Einschätzung seiner Coronaexperten trotz zahlreicher Anreize verfehlen.
Der Coronakoordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, sagte gestern, nach dem Unabhängigkeitstag werde es „noch ein paar Wochen“ dauern, bis 70 Prozent aller Erwachsenen mindestens eine Impfdosis erhalten hätten.
In der Altersgruppe ab 30 Jahren sei dieses Ziel bereits erreicht. Am 4. Juli werde das für die Gruppe im Alter ab 27 Jahren gelten. Niedriger sei die Impfbereitschaft bei Menschen zwischen 18 und 26 Jahren.
Biden selbst betonte auf Twitter dennoch: „Unser Impfprogramm ist eine amerikanische Erfolgsgeschichte.“ Er rief besonders junge Amerikaner dazu auf, sich schnell impfen zu lassen. Die Zahl der Impfungen pro Tag ist seit dem Höhepunkt im April deutlich gesunken.
Bidens Coronaberater Anthony Fauci sagte, 16 der 50 Bundesstaaten und der Hauptstadtbezirk Washington hätten das 70-Prozent-Ziel überschritten. In vier Bundesstaaten jedoch habe weniger als die Hälfte der Erwachsenen bislang mindestens eine Spritze bekommen.
Fauci warnte, auch in den USA verbreite sich die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus. Diese Mutante mache inzwischen mehr als 20 Prozent der Fälle aus, mehr als doppelt so viel wie noch vor zwei Wochen. „Die Delta-Variante ist in den USA derzeit die größte Bedrohung für unseren Versuch, COVID-19 zu eliminieren.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124956/Bidens-Coronaexperten-USA-verfehlen-Impfziel-zum-4-Juli
INDIEN: Indiens Gesundheitsministerium besorgt über „Delta-Plus“-Variante – Stärkere Infektiosität, striktere Bindung an Lungenzhellen – 40 Delta-Plus-Fälle in Indien, weitere Fälle in neun anderen Ländern erfasst – Delta-Plus als eine Art Kombination von Delta mit Beta-Variante – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Das indische Gesundheitsministerium ist besorgt über eine sogenannte „Delta-Plus“-Variante und will sie stärker untersuchen. Die Variante soll besonders ansteckend sein und stärker an Lungenzellen binden, hieß es in einer Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums in Neu Delhi. Wissenschaftler sagen allerdings, dass es noch wenig Daten gebe.
Inzwischen seien rund 40 „Delta-Plus“-Fälle in drei indischen Bundesstaaten sowie weitere Fälle in neun anderen Ländern erfasst worden, teilte der Gesundheitsminister heute mit. Genannt wurden unter anderem die USA, China und Russland sowie die Schweiz, Polen, Portugal und Großbritannien, aber nicht Deutschland.
Bei der auch als B.1.617.2.1 oder AY.1 benannten Variante handelt es sich um die Delta-Variante mit der zusätzlichen Spike-Mutation K417N, die auch in der zunächst in Südafrika entdeckten Beta-Variante vorgekommen ist.
Zuvor wurde die indische Regierung kritisiert, dass sie die Gefahr der ursprünglichen Delta-Variante, die zunächst in Indien entdeckt worden ist und mit der heftigen zweiten Welle im April und Mai in dem Land in Verbindung gebracht wird, zu spät erkannt habe. Inzwischen sind die offiziellen Corona-Fallzahlen wieder deutlich gefallen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfolgt „Delta Plus“ derzeit als Teil der Delta-Variante. Noch scheine diese Variante demnach nicht verbreitet zu sein.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124978/Indiens-Gesundheitsministerium-besorgt-ueber-Delta-Plus-Variante
ISRAEL: Ministerpräsident Naftali Bennett spricht von „neuem Ausbruch“ in Zusammenhang mit der Delta-Variante – Neuerliche Maskenpflicht nach Anstieg von Coronafällen auf Flughafen Ben Gurion, an Grenzübergängen und in medizinischen Einrichtungen – 1.290 Euro Bußgeld: Eltern haften für ihre Kinder bei deren Verstoß gegen die Quarantänepflicht – Kontakt mit einer COV-Variante-infizierten Person: Geimpfte und Genesen müssen in Quarantäne – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Israel hat nach einem Anstieg von Coronaneuinfektionen wieder Beschränkungen verhängt. Auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion, an Grenzübergängen und in medizinischen Einrichtungen müssten ab sofort wieder Masken getragen werden, teilte das Gesundheitsministerium heute mit.
Außerdem sollten Bußgelder in Höhe von umgerechnet rund 1.290 Euro gegen Eltern verhängt werden, deren Kinder gegen Quarantänevorschriften verstoßen.
Auch Geimpfte oder Genesene sollen künftig in Quarantäne geschickt werden, falls sie Kontakt mit einer Person hatten, die sich mit einer „gefährlichen Variante“ des Coronavirus infiziert hat. Dies gilt auch für Kontakte mit Infizierten in Flugzeugen. Bisher sind Geimpfte und Genesene von der Quarantänepflicht befreit worden.
Israels Ministerpräsident Naftali Bennett hatte gestern Abend von einem „neuen Ausbruch“ des Coronavirus im Land gesprochen. Er wies auch die Wiedereinrichtung des sogenannten Coronakabinetts an. Er appellierte an Israelis, nicht ohne Grund ins Ausland zu reisen.
Am zweiten Tag in Folge wurden mehr als 100 neue Coronafälle binnen 24 Stunden registriert, wie das Gesundheitsministerium weiter mitteilte. Die meisten davon stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante des Virus. Diese wurde zuerst in Indien entdeckt und gilt als besonders ansteckend. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen.
Im Neun-Millionen-Einwohner-Land Israel haben mehr als 5,5 Millionen Menschen bereits eine erste Coronaimpfung erhalten, rund 5,2 Millionen Menschen auch die zweite Dosis. Die Impfkampagne war besonders zu Beginn sehr erfolgreich und sorgte international für Aufsehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124969/Israel-Beschraenkungen-nach-Anstieg-von-Coronafaellen
GROSSBRITANNIEN: Delta-Variante dominant auf der Insel: Schottland verschiebt Coronalockerungen – Vollständiges Ende der Restritkionen für den 9. August vorgesehen – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Schottland hat den nächsten Lockerungsschritt bei der geplanten Aufhebung der Coronamaßnahmen verschoben.
Das teilte die Chefin der Regionalregierung, Nicola Sturgeon, gestern im Parlament in Edinburgh mit.
Demnach soll die niedrigste Stufe nicht bereits am kommenden Montag erreicht werden, sondern erst am 19. Juli. Das vollständige Ende aller Coronabeschränkungen peilt Schottland für den 9. August an.
In Großbritannien steigt die Zahl der Neuinfektionen inzwischen wieder, auch in anderen Landesteilen. Grund dafür ist die zuerst in Indien entdeckte Delta-Variante, die auf der Insel inzwischen dominant ist.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124957/Schottland-verschiebt-Coronalockerungen
SLOWAKISCHE REPUBLIK: Geringe Nachfrage aus der Bevölkerung: Slowakei will 160.000 Dosen Sputnik V verkaufen oder verschenken – Haltbarkeit läuft im Sommer aus – Westbalkan-Länder als Kandidaten – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Wegen geringer Nachfrage aus der Bevölkerung will die Slowakei 160.000 Dosen des russischen Coronaimpfstoffs Sputnik V verkaufen oder verschenken. Der Impfstoff werde voraussichtlich an Länder des Westbalkans abgegeben, hieß es in einem entsprechenden Regierungsbeschluss.
Der EU-Mitgliedstaat Slowakei setzt den Vektorimpfstoff trotz fehlender Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ein. Der frühere Regierungschef und jetzige Finanzminister Igor Matovic hatte 200.000 Dosen des Präparats aus Russland gekauft, deren Haltbarkeit im Sommer ausläuft.
Doch das Interesse der Slowaken an dem russischen Impfstoff war von Anfang an gering. Den Angaben zufolge haben bislang 14.214 Bürger eine Sputnik-V-Impfung beantragt, 8.004 von ihnen haben sie bereits bekommen. Insgesamt haben gut zwei Millionen der 5,5 Millionen Landesbewohner mindestens eine Coronaimpfung erhalten, vollständig geimpft sind 25 Prozent.
Für den Flop mit Sputnik V machte Ex-Regierungschef Matovic in sozialen Medien eine „dreimonatige niederträchtige Kampagne“ verantwortlich. Er selbst hatte sich aber auch nicht mit dem Wirkstoff impfen lassen wollen. Als Minister müsse er viel reisen, und das Vakzin sei nicht in allen Ländern anerkannt, lautete seine Begründung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124977/Slowakei-will-160-000-Dosen-Sputnik-V-verkaufen-oder-verschenken
DEUTSCHLAND: Delta-Variante auf dem Vormarsch – Wettlauf mit der Zeit: Durchimpfungsrate versus Verbreitung der Delta-Variante – Drosten: Vorsicht angezeigt, Herbst wird womöglich „ungut“ – Unklar: Trendumkehr bereits im Sommer oder erst im Herbst – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Trotz insgesamt sinkender Coronaneuinfektionen ist die als ansteckender geltende Delta-Variante von SARS-CoV-2 auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Nachdem bereits mehrere Bundesländer gemeldet haben, dass der Anteil der Variante an den Neuinfektionen zuletzt spürbar gestiegen ist, werden am heutigen Abend neue Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) erwartet.
Es ist damit zu rechnen, dass sich die zunächst in Indien entdeckte Mutante in vielen Teilen Deutschlands weiter ausgebreitet hat – wenn auch auf insgesamt niedrigem Niveau. Zur Abwehr hat sich die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für ein noch höheres Impftempo ausgesprochen.
„Wir stehen in einem Wettlauf mit der Zeit“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen der Neuen Osnabrücker Zeitung von heute. Je mehr Menschen in den nächsten Tagen und Wochen beide Impfungen erhielten, umso geringer werde der Einfluss der Deltavariante sein. Um schneller zu werden, „müssen noch mehr Impfstoffe her“, forderte Gassen. „Es ruckelt noch zu sehr in der Mengenauslieferung. Das geht zulasten der Planbarkeit.“
Der KBV-Vorstandsvorsitzende warnte die Bevölkerung vor Leichtsinn angesichts der gerade niedrigen Inzidenzwerte. Die derzeit hohe Impfbereitschaft der Bürger dürfe „nicht nachlassen“, sagte er. „Wir dürfen nicht sorglos und damit leichtsinnig werden. Sonst drohen wir das bereits Erreichte wieder zu verspielen.“
Auch der Virologe Christian Drosten plädiert angesichts der Entwicklung dafür, das Bewusstsein für die Bedeutung der Impfung zu stärken. „Das ist wirklich das, was wir jetzt machen müssen“, sagte der Experte der Berliner Charité im Podcast „Coronavirus-Update“ („NDR-Info“).
Er legte sich nicht fest, ob es wegen der Ausbreitung der Delta-Variante bereits im Sommer oder erst im Herbst zu einer Trendumkehr kommen könnte. Im Herbst werde die Inzidenz auf jeden Fall wieder steigen, sagte Drosten und betonte die Wichtigkeit der Impfung bei Eltern von Schulkindern.
„Wir müssen einfach schnell impfen“, lautet auch der Appell des Virologen. Reiche dies nicht, müsse man erneut mit Kontaktbeschränkungen gegensteuern. „Aber es gibt auch gute Gründe zu denken, dass das in Deutschland nicht notwendig wird.“
In England, wo sich die Coronalage wegen der Delta-Variante wieder verschlechtert hat, sei die Sieben-Tage-Inzidenz ausgehend von einem Niveau von 25 wieder angestiegen. „Man hatte nicht so weit runtergebremst, wie wir das jetzt in Deutschland schon gemacht haben.“
Hierzulande lag der Wert zuletzt bei 7,2 Infektionen pro Woche und 100.000 Einwohner, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts von heute Morgen hervorgeht (Vortag: 8,0; Vorwoche: 13,2). Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 1.016 neue Infektionen (Vorwoche: 1.455).
In Deutschland hatte der Anteil der Delta-Variante in einer Zufallsstichprobe nach Daten des RKI zuletzt bei gut sechs Prozent (Woche vom 31. Mai bis 6. Juni) gelegen. Das war eine Zunahme im Vergleich zu den Wochen davor, der Trend bei der absoluten Zahl der Nachweise ist jedoch rückläufig.
Gestern meldeten mehrere Bundesländer, dass der Anteil der Variante auch bei ihnen gestiegen sei. In Hessen macht sie nach Angaben von Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) bereits mehr als ein Fünftel der Neuansteckungen aus. „Wir haben doch deutliche Anzeichen, dass Delta auch in Hessen mittlerweile schon über 20 Prozent der Fälle dominiert“, sagte er.
In Bayern hat sich die Zahl der bestätigten Infektionen mit der Delta-Variante im Verlauf einer Woche fast verdoppelt – von 132 auf 229 Fälle, wie Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) mitteilte. In einzelnen Laboren betrage der Anteil inzwischen fast ein Viertel.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt erklärt, es sei nicht die Frage, ob, sondern wann Delta das Infektionsgeschehen in Deutschland bestimmen werde.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, forderte, stärker auf „Impfskeptiker und Impfleugner“ zuzugehen. „Wenn wir nicht auch einen Teil dieser Gruppe vom Sinn der Impfung überzeugen, werden wir die Herdenimmunität nicht erreichen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Mit Blick auf die Delta-Variante erklärte er: „Wer sich nicht impfen lässt, wird sich früher oder später mit dem Coronavirus infizieren.“
Aus eigenen Labordaten gebe es erste Hinweise, dass Menschen, die mit der Delta-Variante infiziert sind, eine noch höhere Viruslast haben als Infizierte mit der Alpha-Variante (B.1.1.7), berichtete Drosten.
Bisherige Daten geben für ihn Signale, dass Delta etwas schwerere Verläufe verursache. Der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf für vollständig Geimpfte sei im Vergleich zur noch in Deutschland dominierenden Variante Alpha aber gleichwertig. Der Schutz nur durch die Erstimpfung gilt jedoch als schwächer verglichen mit der Wirkung gegen früheren Virusformen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124950/Delta-Variante-auf-dem-Vormarsch
SIEHE DAZU:
=> RKI-Chef besorgt über Variante: Wieler: Delta „wird überhandnehmen“ – n-tv, 18.6.2021
QUELLE (inkl. 1:45-min-Video): https://www.n-tv.de/politik/Wieler-Delta-wird-ueberhandnehmen-article22628866.html
DEUTSCHLAND: Mainzer Unternehmen Biontech bereitet schnelle Reaktion auf neue Virusvarianten vor – Flexible Verfahren werden ausgearbeitet – Wissen über Varianten wächst zunehmend – Pfizer und Biontech wollen 2021 3 Milliarden Impfdosen produzieren – Rohstoffmangel als limitierener Faktor – Abgabe an ärmere Länder vorgesehen – Patenfreigabe bringt keine Produktionserhöhung – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Biontech geht von einer Wirksamkeit seines Coronaimpfstoffs auch gegen die zuletzt aufgetretenen Virusvarianten aus. „Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Anpassung unseres Impfstoffs an kursierende Varianten notwendig ist“, sagte Vorstandschef Ugur Sahin gestern auf der Online-Hauptversammlung des Unternehmens.
Biontech arbeite an flexiblen Verfahren in den Bereichen Technologie, Produktion und Zulassung. Um vorbereitet zu sein und schnell reagieren zu können, falls eine dritte Dosis zur Auffrischung bestehender Impfungen oder eine Anpassung an einen neuen Virusstamm erforderlich werden sollte, analysiere man ständig die Wirksamkeit des Impfstoffs auch gegen neu auftretende Varianten, erklärte Sahin. Seit einigen Monaten verfolge das Unternehmen einen „Prototyp-Ansatz“, der dies erleichtern solle.
Das Wissen über neue Varianten des SARS-Cov2-Virus nehme stetig zu, sagte Sahin weiter. Es sei zu beobachten, dass die Immunität von Geimpften mit der Zeit nachlasse und neue Varianten entstünden. „Ich gehe davon aus, dass eine dritte Impfung für die Auffrischung der Immunität von einem hohen Wert sein könnte“, erklärte der Biontech-Chef. „Allerdings wissen wir noch nicht, wann und wie oft eine Auffrischimpfung erforderlich sein wird.“
Nach Sahins Worten planen das Mainzer Unternehmen und der US-Partner Pfizer in diesem Jahr eine Produktionskapazität von drei Milliarden Coronaimpfdosen. Im nächsten Jahr soll diese Zahl noch einmal gesteigert werden. Mindestens 50 Prozent davon will Biontech selbst produzieren.
Die von US-Präsident Joe Biden und anderen Politikern ins Gespräch gebrachte Forderung nach einer Freigabe von Patenten, um eine lizenzfreie Impfstoffproduktion in Entwicklungsländern zu ermöglichen, wies der Biontech-Chef zurück. Es sei wichtig, den Impfstoff weltweit „so schnell und so umfassend wie möglich“ zur Verfügung stellen zu können.
Doch dabei seien aktuell Rohstoffe, nicht aber Patente der „limitierende Faktor“. Biontech arbeite gemeinsam mit Partnern daran, den Impfstoff günstig an Entwicklungsländer abzugeben. Eine Patentfreigabe würde jedoch keine zusätzlichen Impfstoffmengen bringen. Die Produktion des Vakzins sei sehr komplex und bestehe aus rund 50.000 Arbeitsschritten
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124953/Biontech-bereitet-schnelle-Reaktion-auf-neue-Virusvarianten-vor
DEUTSCHLAND: Coronaimpfstoff: Braun warnt vor Aussetzung der Patente – Patentschutz als Innovationstreiber – Schädlche Wirkung: Patentaussetzung bremst Innovationsanreiz jetzt und künftig – US-Regierung und prominente Ökonomen fordern Patenaussetzung – Fehlende Vorprodukte und Personalmangel behinderten Impfstoff-Produktion, nicht die fehlende Lizenzfreigabe – Katholische Organisation: gerechte Verteilung ist Akt poitischer Kugheit – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hat die Haltung der Bundesregierung verteidigt, Patente für in Deutschland entwickelte Coronaimpfstoffe nicht freigeben zu wollen. „Der Patentschutz als Innovationstreiber ist in dieser Krise nicht das Problem, sondern eine wesentliche Grundlage für ihre Lösung“, schreibt Braun in einem morgigen Gastbeitrag der Zeit.
Der Wettbewerb um den besten Impfstoff sei in vollem Gange, fügte Braun hinzu. „Eine Patentaussetzung würde den Innovationsanreiz massiv bremsen.“ Sie wäre somit sogar schädlich für die Entwicklung künftiger Impfstoffe, so der Kanzleramtsminister.
Die Bundesregierung war zuletzt unter Druck geraten, weil die US-Regierung, aber auch prominente Ökonomen wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz eine Freigabe der Impfstoffpatente gefordert hatten, um insbesondere ärmere Länder besser versorgen zu können.
Braun erklärte dazu, das Problem bestehe „nicht darin, dass die Patentinhaber keine Lizenzen vergeben oder keine Kooperationen eingehen, sondern darin, dass die gesamte Wertschöpfungskette, von den Rohstoffen ausgehend, um ein Vielfaches ausgebaut werden muss“. Das geschehe bereits „mit maximaler Dynamik“.
So habe das neue Biontech-Werk in Marburg, das im Februar mit der Produktion begann, erst um Fachpersonal gekämpft und dann darunter gelitten, dass wichtige Vorprodukte auf dem Weltmarkt gefehlt hätten.
„Die Verfügbarkeit solcher Komponenten wird mit hohem Ehrgeiz derzeit stark gesteigert, ist aber genauso wenig durch eine Aufhebung von deren Patentschutz zu beschleunigen“, schreibt der Kanzleramtsminister. Für die Impfstoffherstellung seien nicht nur Patente notwendig, sondern „die ganze Kompetenz zur Herstellung“.
Die Bundesregierung unterstütze deshalb die globale Impfkampagne Covax für wenig entwickelte Länder heute schon mit 1,6 Milliarden Euro und sei hier zweitgrößtes Geberland, so Braun. Die EU habe schon jetzt ebenso viele Impfdosen exportiert, wie für die gesamte EU-Bevölkerung produziert worden seien. „Der Vorwurf, Deutschland und andere Länder blockierten die Versorgung der Welt mit Impfstoff, ist also falsch“, so Braun.
Gestern hatte auch die katholische Organisation Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) eine schnelle und gerechte weltweite Verteilung von Impfstoffen gefordert. Das sei auch eine Frage der politischen Klugheit, weil die Pandemie an staatlichen Grenzen nicht Halt mache, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer.
Justitia et Pax unterstützte die Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), einen freien Zugang zu Technologien, Patenten und Wissen zur (Weiter-)Entwicklung und Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen zur Bekämpfung von COVID-19 herzustellen.
„Eine rasche Ausweitung von Produktionskapazitäten ist notwendig. Hierzu müssen Patentrechte ausgesetzt oder rasch Lizenzen weitervergeben werden“, forderte die Deutsche Kommission.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124971/Coronaimpfstoff-Braun-warnt-vor-Aussetzung-der-Patente
DEUTSCHLAND: COVID-19: Rund 160.000 berufsbedingte Erkrankungen in den ersten fün Monaten 2021 angezeigt – Medizinische Berufe besonders betroffen – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
COVID-19-Erkrankungen sind ein größeres Gesundheitsrisiko im Beruf als alle anderen Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle zusammen. Das geht aus aktuellen Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) hervor, die der Zeit vorliegen.
Demnach sind allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres fast 64.000 COVID-19-Infektionen anerkannt worden. Das sind doppelt so viele Meldungen wie sonst in einem gesamten Jahr. Seit Beginn der Pandemie wurden fast 160.000 berufsbedingte Coronaerkrankungen angezeigt und etwas mehr als die Hälfte auch als solche anerkannt.
Besonders häufig erkrankten Beschäftigte in medizinischen Berufen – obwohl sie Schutzausrüstung tragen und bevorzugt geimpft wurden. Zwei Drittel aller anerkannten Fälle entfallen auf die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, hauptsächlich auf Pflegepersonal und Klinikangestellte.
So viele Krankheitsanzeigen habe es in der Geschichte der Unfallkassen noch nie gegeben, so ein DGUV-Sprecher.
Lediglich Beschäftigte in Gesundheitsberufen oder der Wohlfahrtspflege können sich COVID-19-Infektionen als Berufskrankheit anerkennen lassen. Beschäftigte anderer Bereiche nur in Ausnahmefällen. Wer nicht darunter fällt, muss die Krankheit als Arbeitsunfall melden. Die Beweispflicht ist dann höher.
Die Liste der gesetzlich anerkannten Berufskrankheiten umfasst rund 80 Erkrankungen. Spitzenreiter bei den Meldungen waren üblicherweise Lärmschäden, Hautkrankheiten oder Schäden durch Asbest.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124973/COVID-19-Rund-160-000-berufsbedingte-Erkrankungen-angezeigt
DEUTSCHLAND: Fast jeder zweite Internetnutzer findet Falschinfos zu Corona – Knapp die Hälfte der Nutzer findet innerhalb einer Woche falsche oder irreführende Informationen zu COVID-19 – Deutsches Ärzteblatt, 23.6.2021
Viele erwachsene Internetnutzer in Deutschland sind einer Analyse zufolge schon auf falsche oder irreführende Informationen zum Coronavirus im Netz gestoßen. Das geht aus dem „Reuters Institute Digital News Report“ hervor, der heute erscheint.
Mit 46 Prozent habe demnach fast die Hälfte der Befragten innerhalb einer Woche falsche oder irreführende Informationen zu COVID-19 gesehen.
Seit 2012 untersucht die Befragung in mittlerweile 46 Ländern Trends und Besonderheiten in der Nachrichtennutzung. Pro Land wurden den Angaben zufolge 2021 rund 2.000 Personen befragt.
In Deutschland erfolgten die Befragungen zwischen dem 14. Januar und dem 5. Februar. Das Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut) ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teiluntersuchung verantwortlich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124944/Fast-jeder-zweite-Internetnutzer-findet-Falschinfos-zu-Corona
ÖSTERREICH: Delta-Variante: Bereits 361 Fälle in Österreich festgestellt, davon 256 Fälle in Wien – Wochenvergleich zeigt: Deltavariante wohl auf dem Vormarsch – Ampelkommissin: seriöse Einschätzung der Ausbreitung nicht möglich, flächendeckende PCR-Tests nur in Wien – Gemeindebund will Teststraßen zurückfahren, Städtebund will sie ausweiten – ECDC rechnet mit starker Ausbreitung über den Sommer – Englische Erfahrung: schwerere Delta-Varianten-Krankheitsverläufe bedingen höhere Krankenhausbelastung – AGES beobachtet Auftreten der „Variants of Concern“ (VOC) in Österreich: B.1.351 (Beta, derzeit 1.343 Fälle) aus Südafrika P.1 (Gamma, derzeit 127 Fälle) vom Amazonas – ORF, 23.6.2021
Die erstmals in Indien entdeckte Delta-Variante des Coronavirus breitet sich auch in Österreich weiter aus. Diese ansteckendere und wohl gefährlichere Mutation wurde bis Dienstag bereits 361-mal festgestellt. Das geht aus dem aktuellen Variantenbericht der AGES hervor.
Delta wurde mittlerweile in allen neun Bundesländern nachgewiesen – der Bericht der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wiederum wies für Kärnten und Vorarlberg null Fälle auf. Allerdings hieß es aus den beiden Bundesländern, dass auch dort bereits Delta-Mutationen festgestellt wurden, zuletzt etwa drei in der Vorwoche in Kärnten, dazu kommen weitere Verdachtsfälle.
In Vorarlberg gab es am Mittwoch 28 bestätigte Fälle von Infektionen mit der Delta-Variante. Das bestätigte die Landespressestelle auf APA-Anfrage. Die meisten Fälle wurden mit 256 in Wien festgestellt. In Salzburg gab es 28 Fälle, in Tirol 24, in der Steiermark acht, in Oberösterreich vier Fälle und im Burgenland sieben – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Die Zahl der Fälle mit der Delta-Variante in Niederösterreich stieg unterdessen am Mittwoch um 19 auf 41 – mehr dazu in noe.ORF.at.
Von der Ampelkommission hatte es zuletzt geheißen, dass die Ausbreitung der Delta-Variante nicht wirklich seriös eingeschätzt werden könne. Denn Basis für die Sequenzierungen sind PCR-Tests, die nur in Wien flächendeckend durchgeführt werden. Zuletzt waren es in der Bundeshauptstadt 20.000 PCR-Analysen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, während es im nächstfolgenden Bundesland Niederösterreich gerade einmal 1.559 waren.
*** Gemeindebund will Teststraßen zurückfahren ***
Unterdessen entbrannte zwischen Gemeinde- und Städtebund eine Debatte über die Tests. Während der Gemeindebund mit fortlaufendem Impffortschritt die Gratistestinfrastruktur in den Kommunen zurückfahren möchte, plädierte der Städtebund für die Beibehaltung.
Im Gemeindebund rechnet man damit, dass nach dem Sommer alle Österreicher bereits ein Impfangebot hatten. Wer sich nicht impfen lässt, der müsse dann auf eigene Kosten testen, sagte Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl zum „Kurier“. Gegenteiliger Meinung ist man im Städtebund. Dessen Generalsekretär Thomas Weninger sagte dazu: „Grundsätzlich ist es – gerade angesichts der berühmt-berüchtigten Variante Delta – glaube ich nicht angebracht, das bewährte Instrument des Testens zurückzufahren, ganz im Gegenteil.“
*** Städtebund will Ausbau des Testangebots ***
Vielmehr wünscht sich Weninger den Ausbau des PCR-Testangebots, denn nur mit diesem könne man die Ausbreitung von Virusvarianten beobachten. Der Generalsekretär verwies auf die Wiener PCR-Aktion „Alles gurgelt“: Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) habe ja schon angeboten, „auch für die Umlandgemeinden von Wien die Testinfrastruktur zur Verfügung zu stellen“.
Der Städtebund-Präsident, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), hält ebenfalls nichts von einer Reduktion des Angebots. Er erachte „gut funktionierende Teststraßen als essenzielles Instrument im Kampf gegen die Pandemie“. Das bedeute zwar – auch für große Kommunen – einen hohen Ressourcenaufwand, doch die Infrastruktur müsse vor allem im Hinblick auf den Herbst und die Delta-Mutation offen gehalten werden, befand er.
Eine deutliche Warnung vor einem Aus der Teststraßen kam am Mittwoch vom Epidemiologen Gerald Gartlehner: „Ein grundsätzliches Verschwinden der Teststraßen, wie es jetzt genannt wurde, wäre sehr gefährlich und sehr heikel, weil wir eigentlich nicht wirklich wissen, was im Herbst mit der Delta-Variante auf uns zukommen wird“, sagte er in Ö1. Auch könne man davon ausgehen, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung im Herbst noch nicht geimpft sein würden.Im Gesundheitsministerium reagierte man auf die Debatte laut „Kurier“ und Ö1 zurückhaltend. Die niederschwelligen und kostenfreien Testangebote sollen für die Sommermonate bestehen bleiben, wie sie in Zukunft ausgestaltet werden, darüber werde derzeit beraten. Neue Testangebote wie etwa die PCR-Gurgeltests und das schnelle Fortschreiten der Impfungen würden aber eine mittelfristige Umschichtung der Testkapazitäten möglich machen, hieß es. Die Testung von Verdachtsfällen soll jedenfalls auch künftig gratis angeboten werden.
*** Alpha-Variante noch dominierend, Delta auf dem Vormarsch ***
Dass die Delta-Variante jedenfalls auf dem Vormarsch ist, wird durch den Wochenvergleich deutlich. In der letzten Mai-Woche wurden 18 Fälle festgestellt, die Woche darauf waren es bereits 42, und zwischen 7. und 13. Juni gab es bereits 153 Nachweise der Mutation. Für die Vorwoche listete die AGES 131 bestätigte Fälle auf.
Die dominanteste Mutation in Österreich ist weiterhin B.1.1.7 (Alpha). Sie wurde bis zur Vorwoche bereits 131.457-mal festgestellt. Die Delta-Variante B.1.617 (mit den Untervarianten B.1.617.1, B.1.617.2 und B.1.617.3) wurde zuerst im indischen Bundesstaat Maharashtra gefunden und verbreitet sich inzwischen in vielen Ländern außerordentlich schnell.
*** EU-Gesundheitsbehörde rechnet mit starker Ausbreitung ***
In Deutschland war der Anteil der Delta-Variante an den SARS-CoV-2-Neuinfektionen zuletzt noch relativ gering. In Großbritannien ist sie bereits die dominierende Variante. Dort waren im April erste Fälle dieser Mutante nachgewiesen worden. Anfang Mai machte Delta bereits rund ein Viertel der Fälle aus, Anfang Juni gab es fast nur noch Delta-Fälle.
Die Delta-Variante wird sich nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC im Laufe des Sommers noch deutlich in Europa ausbreiten. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Delta-Variante während des Sommers stark zirkulieren wird“, sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon am Mittwoch. Das gelte ganz besonders für Jüngere, die nicht zu den Zielgruppen der Impfkampagnen gehörten.
Ansteckender, schwerere Verläufe möglich
Vorläufigen Erkenntnissen der englischen Gesundheitsbehörde zufolge könnte Delta nicht nur ansteckender sein, sondern auch häufiger zu schwereren Covid-19-Erkrankungen führen als die davor dominierende Alpha-Variante.
Daten aus England und Schottland legten ein erhöhtes Risiko für Krankenhauseinlieferungen nahe, ließ Public Health England Anfang des Monats wissen. Vollständig geimpfte Menschen sind nach derzeitigem Kenntnisstand auch bei Delta gut gegen einen schweren Covid-19-Verlauf geschützt.
Unter Beobachtung stehen auch die „Variants of Concern“ (VOC) B.1.351 (Beta), erstmals in Südafrika entdeckt, und P.1 (Gamma), die erstmals im brasilianischen Staat Amazonas zirkulierte und in ihren Veränderungen Beta ähnelt. Die Beta-Variante wurde in Österreich laut AGES bisher 1.343-mal festgestellt, die Gamma-Variante bis Dienstag 137-mal.
QUELLE: https://orf.at/stories/3218493/
SIEHE DAZU
=> Martin Gebhart: Vorstoß der Gemeinden: Wer nicht geimpft ist, soll Tests zahlen – Gemeindebund beschließt ein Ende des Gratis-Testangebots in den Kommunen, sobald alle ein Impfangebot hatten. – Kurier, 22.6.2021
QUELLE: https://kurier.at/chronik/oesterreich/vorstoss-der-gemeinden-wer-nicht-geimpft-ist-soll-tests-zahlen/401421744
ÖSTERREICH: Wissenschaftspolitik: Daten als Werkzeug gegen die Pandemie bleiben noch ungenutzt – Eine Verknüpfung von Gesundheitsdatenbanken könnte laut Ärztekammer gegen schwere Verläufe bei Covid-19, beim Entdecken neuer Medikamente und gegen die Ausbreitung von Mutationen helfen. Die Gesetze dazu gibt es nur zum Teil – ELGA-Daten und SARS-CoV-2-Daten abgleichen: Zusammenführung der Gesundheitsdaten im Kampf gegen die Pandemie einsetzen – Daten aus Impfdaten- und Infektionsdatenbank lässt rascher Virus-Mutationen erkennen – Experte: vollständige Daten-Anonymisierung und -Pseudonymisierung möglich – Medizinrechtler: Rechtliche Deckung bei Zusammenführung von Impf- und Infektionsdaten gegeben – Unbekannter Schlüssel: Pseudonymisierung hindert verarbeitende Stellen an Aufdeckung der Personendaten – Gesetz: ELGA erlaubt Verwendung personenbezogener Daten nicht – Ärztekammer will Datenbank voll anonymisiert und pseudonymisiert öffnen – Experte: Fundamentalopposition von Datenschützern verhindern pragmatischen Daten-Zugang – Wiener Zeitung, 23.6.2021
Gesundheitsdaten sind besonders heikle Daten, die diskret verwaltet werden müssen“, betont Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres am Dienstag auf einer Pressekonferenz, noch bevor er sein Anliegen nennt: das Zusammenführen verschiedener Gesundheitsdaten, um diese bei der Pandemiebekämpfung nutzen zu können.
Wenn beispielsweise die Medikationsdaten aus Elga oder von der Sozialversicherung mit den Daten der Gesundheitsbehörden zu Sars-CoV-2-Infektionen und schwer Erkrankten in Spitälern abgeglichen werden, könne man daraus Schlüsse ziehen für die Behandlung: „Im Idealfall finden wir dann Medikamente, die vor schweren Verläufen schützen“, sagt Szekeres. „Spitäler können damit das Gesundheitssystem entlasten und Patienten vor Aufenthalten in Intensivstationen oder Schlimmerem geschützt werden.“
Auch eine Verknüpfung der Impfdatenbank mit der Infektionsdatenbank wäre laut Szekeres „äußerst hilfreich“. Das erleichtere es nicht nur, die Ausbreitung von Mutationen wie etwa der Delta-Variante leichter zu entdecken. Auch lasse sich herausfinden, „in welchen Gegenden neue Mutationen und Resistenzen gegen Impfstoffe, sogenannte Impfdurchbrüche, entstehen, die zu einem Anstieg von Neuinfektionen führen“.
Cornelius Granig, Leiter des Bereichs Cyber Security und Krisenmanagment von Grant Thornton Austria, erläutert, dass die Verknüpfung technisch, auch vollständig anonymisiert oder pseudonymisiert, bereits möglich sei. Die gesetzliche Grundlage dazu fehle allerdings noch. „Dabei könnte Österreich Vorreiter werden. Es wäre schade, wenn nur Kriminelle die Daten nutzen können“, sagt Granig.
*** Impfdaten könnten bereits genutzt werden ***
Karl Stöger, Medizinrechtler an der Uni Wien, erklärt, dass ein Zusammenführen von Infektionsgeschehen und Impfdaten rechtlich bereits möglich sei. „Der Gesundheitsminister erhält beides, sowohl die Daten aus dem elektronischen Impfpass als auch jene von den Gesundheitsbehörden.“
„Der für das Gesundheitswesen zuständige Bundesminister darf für Zwecke der epidemiologischen Überwachung, Qualitätssicherung und zur Erfüllung von sich aus EU-Recht ergebenden Meldeverpflichtungen die Daten im Register in pseudonymisierter Form verarbeiten“, ist im Epidemiegesetz verankert.
Ebenso die Möglichkeit des Ministers, „die im zentralen Impfregister gespeicherten Daten über Covid-19-Impfungen“ von der Elga GmbH anzufordern. Für das Zusammenführen kann der Minister auch „Dritte als Auftragsverarbeiter heranziehen“. Außerdem dürfen die Bezirksverwaltungsbehörde und der Landeshauptmann „für Zwecke der epidemiologischen Überwachung die Daten im Register in pseudonymisierter Form verarbeiten“.
Mit einer Pseudonymisierung werden Daten im Unterschied zur Anonymisierung so verschlüsselt, dass die verarbeitende Stelle keinen Zugriff auf den Schlüssel hat. Erkenntnisse aus dem Zusammenführen und Erforschen aber kann der Schlüsselinhaber, in diesem Fall der Minister, wieder in die Patientenbehandlung sowie die Kontrolle des Infektionsgeschehens einfließen lassen.
Granig geht davon aus, dass für das Erforschen solcher Daten Änderungen im Forschungsorganisationsgesetz bei den Gesundheitsdaten notwendig sind, jedenfalls aber eine Verordnung des Ministers als Rechtsgrundlage erforderlich ist.
Für das Erkennen von Zusammenhängen zwischen Medikamenten und schweren Verläufen sind Gesetzesänderungen notwendig.
*** „Heiliger“ Datenschatz der Elga GmbH ***
„Eine Verknüpfung von Medikationsdaten mit Daten der Gesundheitsbehörden zu Sars-CoV-2-Infektionen oder Covid-19-Erkrankungen ist derzeit nicht möglich“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Die verknüpften Daten könnten zwar für die Auswertung anonymisiert werden, für eine Verknüpfung sei aber eine Verarbeitung pseudonymer, also personenbezogener Daten nötig, „und hierfür fehlt die rechtliche Grundlage“
„Das Elga Gesetz dazu wurde mit dem Versprechen geschaffen, das diese Daten niemanden etwas angehen“, sagt Stöger. Eine Änderung des Gesetzes wäre „ein Systembruch. Man müsste zwischen dem rechtlich Möglichen und der Akzeptanz abwägen.“ Eine solche Gesetzesänderung könnte Austritte aus Elga zur Folge haben.
Der Vorteil für die Wissenschaft aber wäre, dass über die Elga-Datenbank Medikamentenverordnungen und Behandlungen in Spitälern sichtbar und pseudonymisiert nutzbar wäre. In jener des Dachverbands der österreichischen Sozialversicherungen sind dagegen nur die Abrechnungsdaten von niedergelassenen Ärzten personenbezogen erfasst. Letztere Daten hat die Politik in der Frühphase der Pandemie genutzt, um mögliche Risikogruppen zu informieren, so Stöger. Die Betroffenen wurden dazu aufgefordert, ihren Status bei Ärzten abzuklären. Eine Verknüpfung mit anderen Daten aber wäre ebenfalls rechtlich nicht möglich, heißt es aus dem Ministerium.
Im Falle der Erforschung brauchbarer Medikamente sichert Szekeres „eine anonymisierte oder pseudonymisierte Verknüpfung“ der Daten zu. Man solle „datenschutzrechtliche Bedenken nicht als Vorwand nehmen, um den Schutz der Menschen zu verhindern“. Auch Granig fordert, dass eine Fundamentalopposition mancher Datenschützer einem pragmatischen Zugang weichen müsse – mit einer “ Datenschutzfolgeabschätzung erfolgen, inklusive Risiken und Verhältnismäßigkeit zum Forschungsziel.“ Szekeres geht davon aus, dass der Nutzen häufig überwiegt: „Damit würden wir den Kampf gegen die Pandemie rascher und effektiver möglich machen.“
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2109511-Daten-als-Werkzeug-gegen-die-Pandemie-bleiben-noch-ungenutzt.html
ÖSTERREICH Heinz Zeger: Jetzt startet der Hype um die 3G-Überwachung – Österreich geht in der Corona-Situation weiterhin Sonderwege – unsinnige 3G-Überwachung – Firmen nutzen 3G-Überwachung zu zusätzlichen Kontrollmaßnahmen – ARGE Daten, 23.6.2021
*** Österreich geht in der Corona-Situation weiterhin Sonderwege ***
EU-weit soll es ab ersten Juli ein einheitliches QR-Codesystem zum Nachweis des Corona-Status geben. Wozu dieses System benutzt oder auch misssbraucht wird, bleibt jedem EU-Land überlassen.
Die meisten EU-Länder werden das System nur im Zuge des Grenzübertritts verwenden, einzelne Länder nicht einmal dazu. Diese setzen weiterhin auf aktuelle Test bei der Einreise.
Kein EU-Land wird jedoch den QR-Code zur flächendeckenden innerstaatlichen Überwachung ihrer BürgerInnen und Besucher verwenden. Kein EU-Land, außer Österreich.
Hans G. Zeger, Obmann ARGE DATEN: „Damit erweist sich Österreich – wieder einmal – als Musterschüler in der Überwachung und Kontrolle seiner BürgerInnen und Vorreiter zum Alibistaat. EIn Projekt, dass schon bei der Telefondatenüberwachung scheiterte.“
*** Unsinnige 3G-Überwachung ***
Zahllose Fehler Österreichs in der Pandemiebekämpfung, angefangen vom Ischgl-Fiasko bis zu den zögerlichen und verspäteten Lockdowns haben die österreichische Bevölkerung und Wirtschaftstreibenden mürbe gemacht, die 3G-Überwachung wird nicht mehr hinterfragt. Tatsächlich erhalten nunmehr jene Menschen die sich freibeweisen können jene „Freiheiten“, die ihnen laut Verfassung sowieso zustehen.
Um zu sehen wie unsinnig diese 3G-Überwachung ist, ist nur ein kurzer Spaziergang an Nachtlokalen vorbei notwendig. Vor dem Lokal treffen sich die Menschen ungeprüft und im zwischenmenschlich üblichen Abstand. Hinter der Lokaltür überwacht, willkürlichen Anordnung von Sicherheitspersonal ausgesetzt und von pseudoklinischen Maßnahmen bedrängt.
Aus gutem Grund gibt es kein EU-Land das derartige menschenunwürdige Maßnahmen setzt.
Hans G. Zeger: „Es wäre ein großer Fehler die Corona-Situation zu verharmlosen. Die Erfahrungen der letzten Monate zeigten jedoch, dass ausschließlich rasche, zielgerichtete und temporäre Lockdown-Maßnahmen zu eine tatsächlichen Eindämmung führten. Das gescheiterte Experiment Vorarlberg, mit viel Überwachung und noch mehr Infektionszahlen sollte ein warnendes Beispiel bleiben.“
*** Firmen nutzen 3G-Überwachung zu zusätzlichen Kontrollmaßnahmen ***
Faktum ist jedoch auch, dass einzelne Firmen, auch aus dem staatsnahen Umfeld, den derzeitigen Überwachungshype rund um Corona zu noch weitergehenden Kontrollmaßnahmen ihrer Mitarbeiter nutzen. Der ARGE DATEN liegen Berichte vor, dass einzelne Unternehmen nicht nur beim Eingang ihrer Betriebsstätten die 3G-Überwachung exzessiv umsetzen, sondern die dazugehörigen Daten der Mitarbeiter mittel- bis langfristig speichern wollen und selbst Außendienstmitarbeitern umfassenden Kontrollen unterziehen.
Zur Speicherung der 3G-Überwachungs-Daten fehlt jegliche Rechtsgrundlage. Im Ergebnis handelt es sich um die Verarbeitung von Gesundheitsdaten. Dies ist nur durch eine gesetzliche Grundlage oder durch freiwillige Zustimmung der Betroffenen möglich. Beides fehlt bei diesen Firmen.
Darüber hinaus müssten diese Firmen eine Datenschutzfolgenabschätzung durchführen, bei der geklärt wird, wer Zugriff auf diese Daten hat, wie Erfassungsfehler verhindert werden, wie ein effektive Löschung aussieht usw usf.
Poppt ein derartiges Überwachungsprojekt im Unternehmen auf, solle umgehend der Betriebsrat konsultiert werden. Ohne seine Zustimmung zur Datenschutzfolgenabschätzung kann eine derartige Speicherung nicht durchgeführt werden.
Aber auch eine grundätzliche Bekämpfung der 3G-Überwachung ist unter dem Aspekt der willkürlichen Beschränkung der Erwebsfreiheit möglich. Dazu wäre der Weg zum VfGH erforderlich.
Weitere, weniger effektive Möglichkeiten wären:
- bei Fehlen der Datenschutzfolgeabschätzung bzw. wenn die Speicherung tatsächlich stattfinden, eine Anzeige bei der Datenschutzbehörde
- sobald das System eingeführt wird, könnte eine Löschung verlangt werden und nach Verweigerung eine Beschwerde bei der Datenschutzbehörde erhoben werden
QUELLE: http://www.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB&s=55833raa
22.6.2021, Dienstag
SOZIALPSYCHOLOGIE: Corona: Maskentragen verstärkt Sozialphobie – Literaturstudie: Emotionale Belastung könnte Störung laut Forschern der University of Waterloo verschlimmern – Zusammenhang zwischen Sozialangst und Wahrnehmung sozialer Regeln als Basis hypothetischer Schlussfolgerungen – Maske als Schutzschild – Pressetext, 22.6.2021
Menschen mit Sozialphobie dürften laut einer Studie der University of Waterloo http://uwaterloo.ca durch das Tragen von Masken während und nach der COVID-19-Pandemie eine verstärkte emotionale Belastung verspüren. Die in „Anxiety, Stress and Coping“ veröffentlichten Ergebnisse haben auch für jene Auswirkungen, die in der Vergangenheit nicht unbedingt unter einer sozialen Angststörung gelitten haben.
*** Fachliteratur analysiert ***
„Es ist auch möglich, dass viele Menschen, die vor der Pandemie keine soziale Angst hatten, jetzt mehr Angstgefühle empfinden, da wir aus der Pandemie herauskommen und uns eine unsicherere Zukunft erwartet. Das gilt vor allem für soziale Situationen, in den unsere sozialen Fähigkeiten eingerostet sind und die neuen Regeln für ein soziales Engagement erst geschrieben werden müssen“, so Co-Autor David Moscovitch.
Soziale Angst wird durch eine negative Selbstwahrnehmung und die Angst gekennzeichnet, dass das eigene Erscheinungsbild oder Verhalten nicht den sozialen Erwartungen oder Normen entsprechen wird. Eine soziale Phobie ist eine extreme Erscheinungsform, von der bis zu 13 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Forscher haben die Fachliteratur in Hinblick auf drei Faktoren analysiert, die, so ihre Hypothese, zur sozialen Angst in Zusammenhang mit dem Tragen von Masken beitragen könnten.
Dabei handelt es sich um Überempfindlichkeit bei sozialen Normen, eine Voreingenommenheit bei der Erkennung von sozialen und emotionalen Signalen des Gesichts sowie eine Neigung, sich zu verstecken. Laut dem leitenden Wissenschaftler Sidney Saint wird das Tragen von Masken bei Menschen mit sozialer Angst wahrscheinlich durch ihre Wahrnehmung von sozialen Normen und Erwartungen beeinflusst. Das könne mit den Richtlinien im Bereich der öffentlichen Gesundheit übereinstimmen und je nach Region und Kontext sehr unterschiedlich sein.
*** Maske als Schutzschild ***
Die Studie betont auch, dass Personen mit sozialer Angst Schwierigkeiten dabei haben, mehrdeutige soziale Signale zu erkennen und dazu neigen, sie negativ zu interpretieren. Diese Menschen neigen auch dazu, sich Sorgen zu machen, dass sie unverständlich oder umständlich klingen könnten. „Wir glauben, dass sich beide Probleme wahrscheinlich bei Interaktionen mit Masken verstärken“, heißt es in der Studie.
Möglich sei auch, dass Masken als eine Art der Strategie des Sichverbergens funktionieren könnten, die es Menschen mit Sozialängsten ermöglich, ihre selbst wahrgenommenen Schwächen zu verbergen. Das Verlangen des Sichverbergens könnte bei der Motivation, eine Maske zu tragen, über dem Wunsch, sich vor einer Ansteckung zu schützen, stehen. Für manche Menschen könnte es daher schwer werden, sie abzulegen, wenn sie nicht mehr vorgeschrieben ist. Die Betroffenen könnten auch besonders anfällig auf Zeiten reagieren, in denen sich die Erwartungen beim Maskentragen immer wieder verändern oder darüber selbst eine Entscheidung getroffen werden muss.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210622001
MEDIZIN: Nicht repräsentative Studie: Krebsmedikament Imatinib könnte Mortalität von COVID-19-Patienten senken – Sterblichkeit nicht signikant unterschiedlich, wenn Ungleichheiten zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe mit einberechnet wurden – Klinischer Einsatz von Imatinib derzeit nicht angezeigt – Weitere Studien in Planung – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Der Kinase-Inhibitor Imatinib, der bei anderen Erkrankungen eine Funktionsstörung der Blutkapillaren in den Lungen verhindert hat, konnte in einer randomisierten Studie in den Niederlanden bei Patienten mit COVID-19 die Dauer der Sauerstoffbehandlung oder Beatmung zwar nicht reduzieren. Es kam laut der Publikation in Lancet Respiratory Medicine (2021; DOI: 10.1016/S2213-2600(21)00237-X ) jedoch zu einem deutlichen Rückgang der Sterblichkeit, der weitere Studien sinnvoll erscheinen lässt.
Zu den pathologischen Veränderungen von COVID-19 gehört die Zerstörung von Endothelien. Die Folge ist ein „capillary leak“ mit dem Eintritt von Flüssigkeit in das Gewebe. In den Lungen kommt es zu einem alveolären Ödem, das den Gasaustausch stört und mitverantwortlich ist für das akute Lungenversagen vieler Patienten. Die Zerstörung des Endothels begünstigt außerdem die Bildung von Thrombosen in den kleinen Lungengefäßen, was die Oxygenierung des Blutes weiter erschwert.
Der Kinase-Inhibitor Imatinib, der vor 2 Jahrzehnten zur Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie (CML) eingeführt wurde, gehört zu den derzeit diskutierten Wirkstoffen gegen ein „capillary leak“. Imatinib hat außerdem in einem präklinischen Screening an Lungenorganoiden eine Wirkung gegen SARS-CoV-2 gezeigt. Die gute Verträglichkeit machte Imatinib für ein „Repurpusing“ interessant, bei dem gegen andere Erkrankungen zugelassene Medikamente in klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit bei COVID-19 getestet werden. …
So war kein signifikanter Unterschied in der Mortalität mehr nachweisbar, wenn Ungleichverteilungen zwischen den beiden Gruppen in Geschlecht, Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Risiken in die Berechnung der Hazard Ratio einbezogen wurden. Auch lässt sich der Einfluss auf die Sterblichkeit nach 28 Tagen noch nicht abschließend beurteilen. …
Die Ergebnisse der Studie reichen deshalb nach Einschätzung von David Bernal-Bello vom Hospital Universitario de Fuenlabrada in Madrid nicht aus, um den Einsatz von Imatinib bei Patienten mit einem hypoxischen Lungenversagen zu rechtfertigen, obwohl sich Imatinib als gut verträglich erwiesen und vermutlich keinem Patienten geschadet hat.
Der Editorialist rät, die Ergebnisse weiterer Studien abzuwarten. Dazu gehört die unter Leitung von Bernal-Bello derzeit in Spanien durchgeführte Covid19COVINIB-Studie, die neben Imatinib auch die Wirksamkeit des Jak-Inhibitors Baricitinib gegen Placebo untersucht, sowie eine weitere Studie aus den USA, in der Imatinib nur mit Placebo verglichen wird.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124897/Studie-Krebsmedikament-Imatinib-koennte-Mortalitaet-von-COVID-19-Patienten-senken
SIEHE DAZU
Lungenorganoide
=> Sara Ryding: What are Lung Organoids? News-medical.net, 12.3.2021
Lungs are complex organs that are often the site of disease or infection. Studying lungs can be difficult, due to their complicated structure, but lung organoids can aid in this. Lung organoids are collections of lung-derived epithelial cells grown in a 3D culture, without the structural supporting cells they grow within the lung. In this setting, the cells form the self-forming structures referred to as “lung organoids”.
QUELLE: https://www.news-medical.net/health/What-are-Lung-Organoids.aspx
=> Bryan Cunniff et al (2021): Lung organoids: advances in generation and 3D-visualization
QUELLE: https://link.springer.com/article/10.1007/s00418-020-01955-w
=> Pulmonary Organoids – Sstemcell Technologies, com, o.J.
QUELLE: https://www.stemcell.com/technical-resources/area-of-interest/organoid-research/pulmonary-organoids/overview.html
=> Lungen-Organoide für die Forschung züchten – Lungenärzte im Netz, 23.7.2021
QUELLE: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/lungen-organoide-fuer-die-forschung-zuechten/
=> Stephanie Pfänder: OrganSars – Analyse der SARS-CoV-2 Infektion in humanen Lungen-Organoiden – Einzelprojektvorstellung, Fördersumme rund 390.000 Euro – Deutsches Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2020-2021
QUELLE: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/organsars-analyse-der-sars-cov-2-infektion-in-humanen-lungen-organoiden-11713.php
=> Forscher züchten künstliche Lungen für die Coronaforschung – Deutsches Ärzteblatt, 12.6.2020
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/113743/Forscher-zuechten-kuenstliche-Lungen-fuer-die-Coronaforschung
USA: COVID-19: Geburtstagsfeiern steigern Infektionsrisiko – Inzidenz-Anstieg zwei Wochen nach Geburtstagsfeiern – Inzidenz-Anstieg als Funktion der regionalen Prävalenz – Kindergeburtstage gefährlicher: Neudiagnosen zwei Wochen nach Kindergeburtsat bei 16/10.000, zwei Wochen nach Erwachsenen-Geburtstag bei 6/10.000 – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Geburtstagsfeiern haben in den USA vermutlich zur Verbreitung von SARS-CoV-2 beigetragen. Laut einer Analyse in JAMA Internal Medicine (2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.2915 ) stieg in den 2 Wochen nach einem Geburtstag die Häufigkeit von Neuerkrankungen in den Familien um bis zu 30 % an.
Auf eine Geburtstagsfeier verzichtet niemand gern, auch nicht während einer Pandemie. Meist kommen mehr Menschen zusammen, als eigentlich erlaubt ist, und die Abstandsregeln lassen sich ohnehin kaum einhalten. Die Folge ist ein Anstieg der Neuerkrankungen, den ein Team um Anupam Jena von der Harvard Medical School in Boston in einer Auswertung von Versichertendaten von „Castlight Health“ ermittelt hat, einem privaten Krankenversicherer aus Kalifornien.
Die Epidemiologen haben die Geburtstagsdaten von 6,5 Millionen Personen mit der Zahl der Infektionen in den 2,9 Millionen Haushalten in Beziehung gesetzt, zu denen sie gehörten. Dabei fanden sie schnell heraus, dass in den 2 Wochen nach den Geburtstagen die Zahl der Infektionen zunahm.
Am deutlichsten war dies in den Bezirken (Counties) mit der höchsten Prävalenz und damit der höchsten Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den Gästen ein mit SARS-CoV-2 Infizierter befindet. Für das oberste Zehntel der Prävalenz ermittelt Jena einen Anstieg um 8.6/10.000 Personen. In den betroffenen Familien lag die Zahl der Infektionen dann um 31 % über dem Durchschnitt im County. In der 5. Dezile betrug der Anstieg nur 0,9/10.000.
Das Infektionsrisiko hing auch davon ab, wer Geburtstag hatte. Bei einem Kindergeburtstag stieg die Zahl der Neudiagnosen in den folgenden 2 Wochen um 15,8/10.000 Personen. Bei einem Erwachsenengeburtstag waren es nur 5,8/10.000 Personen mehr als im Rest vom County.
Der Anstieg war übrigens unabhängig davon, ob in einem County gefeiert wurde, wo Trump 2016 die meisten Stimmen geholt hatte, oder ob in einem Clinton-Wahlkreis gefeiert wurde.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124917/COVID-19-Geburtstagsfeiern-steigern-Infektionsrisiko
KUBA: Erste in Lateinamerika entwickelte und zugelassene Vakzine: Kubanischer Impfstoffkandidat Abdala laut Hersteller zu mehr als 90 % wirksam – Drei Impfdosen ergeben 92%-ige Wirksamkeit – Zweiter kubanischer Impfstoff Soberana 2 in der Pipeline – Durchimpungsrate soll im August 70 Prozent erreichen – Deutsches Ärztebaltt, 22.6.2021
Der in Kuba entwickelte Impfstoffkandidat Abdala hat nach Angaben des staatlichen Pharmakonzerns Biocubafarma eine Wirksamkeit von mehr als 90 % gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Bei drei Impfdosen liege die Wirksamkeit bei 92,28 %, teilte das Unternehmen am gestern mit.
Ein zweiter kubanischer Impfstoffkandidat, das Präparat Soberana 2, hat nach Angaben des Herstellers Finlay nach zwei der vorgesehenen drei Impfdosen eine Wirksamkeit von 62 %.
Beide Impfstoffe sollen in Kürze in Kuba zugelassen werden. Sie wären damit die ersten in Lateinamerika entwickelten und hergestellten Coronaimpfstoffe, die auf den Markt kommen.
Noch vor Abschluss der klinischen Test hatten die Behörden in Havanna und mehreren Provinzen Mitte Mai damit begonnen, Soberana 02 und Abdala zur Impfung gegen das Coronavirus einzusetzen.
Bis August sollen nach den Plänen der Regierung 70 % der Menschen auf der Karibikinsel geimpft sein.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124912/Kubanischer-Impfstoffkandidat-Abdala-laut-Hersteller-zu-mehr-als-90-wirksam
INDIEN: Impfrekord in Indien am Welt-Yoga-Tag – Zweifelhafte Wirkung und Kritik: Yoga und pflanzliche Arzneimittel als Stärkung in der Pandemie für Ärzte und Bevölkerung – Kostenfreie Impfung für alle beflügelt Impfkampagne – Lockerungen: Öffnung von Parks in Neu-Dehli, Pilgerreise zu einem hinduistischen Wallfahrtsort – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Am Welt-Yoga-Tag hat Indien mit der kostenlosen Impfung der gesamten erwachsenen Bevölkerung begonnen – und gleich einen Tagesrekord bei den Impfungen aufgestellt. 7,8 Millionen Menschen seien gestern gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. In den vergangenen Wochen waren es täglich durchschnittlich drei Millionen Menschen.
„Gut gemacht, Indien“, schrieb Premierminister Narendra Modi am Abend im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Rekordzahlen seien „beglückend“. In einer morgendlichen Ansprache hatte er sich einmal mehr als leidenschaftlicher Anhänger von Yoga gezeigt – und es als „Schutzschild“ gegen das Virus gepriesen.
„Ärzte stärken sich durch Yoga und nutzen es auch, um ihre Patienten zu behandeln“, sagte der Regierungschef. Yoga sei eine Quelle der „inneren Kraft“. Die Vereinten Nationen hatten den Welt-Yoga-Tag 2014 auf Anregung Modis eingeführt.
Rechtzeitig zum diesjährigen Welt-Yoga-Tag öffneten gestern in der Hauptstadt Neu Delhi die öffentlichen Parks wieder, allerdings gab es wegen der Coronabeschränkungen kaum große Yoga-Veranstaltungen.
Während der Pandemie hatte die indische Regierung mehrmals die Wirkung von Yoga und pflanzlichen Arzneimitteln beworben, um sich gegen das Coronavirus zu schützen. Beweise für diese Aussagen legte die Regierung nicht vor, es regt sich auch zunehmend Widerstand dagegen: So protestierten im vergangenen Monat indische Ärzte mit schwarzen Armbändern gegen einen Guru, der behauptet hatte, Yoga könne COVID-19 heilen.
In Indien sind bereits seit dem 1. Mai Impfungen für Erwachsene unter 45 Jahren möglich – allerdings gab es bisher Streit um die Bezahlung. So sollten Bundesstaaten und Privatkrankenhäuser die Impfstoffe für die jüngeren Altersgruppen selber beschaffen. Dies führte zu Verwirrung und Impfstoffknappheit.
Nun soll die Impfung wirklich für alle kostenfrei sein und die Impfkampagne dadurch Fahrt aufnehmen.
Bisher sind nur vier Prozent der Bevölkerung komplett geimpft. Bis zum Jahresende will die Regierung den Großteil der fast 1,1 Milliarden Erwachsenen geimpft haben.
Gestern Abend teilten die Behörden mit, dass Amarnath Yatra, eine jährliche Pilgerreise der Hindus zu einem Schrein in einer Höhle in Kaschmir, wegen der Coronapandemie das zweite Jahr in Folge abgesagt werde. An der Pilgerreise beteiligen sich normalerweise rund 300.000 Menschen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124908/Impfrekord-in-Indien-am-Welt-Yoga-Tag
SÜDAFRIKA: COVID-19: Südafrika wird Afrikas erster Standort für Impfstoffproduktion – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Südafrika wird als erstes Land in Afrika Standort einer Produktionsstätte für Impfstoff gegen COVID-19. Dies kündigten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der französische Präsident Emmanuel Macron gestern an.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa begrüßte die Entscheidung. Afrika habe verstanden, dass Impfstoffe ansonsten „niemals“ rechtzeitig auf den Kontinent kommen würden, um Leben zu retten, sagte er.
WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan betonte, dass es neun bis zwölf Monate dauern könnte, bis COVID-19-Impfstoffe in Südafrika mit getesteten und zugelassenen Prozessen produziert werden können. Die WHO und ihre Partner bringen das Produktions-Know-how, die Qualitätskontrolle und die notwendigen Lizenzen ein, um eine schnelle Einführung zu ermöglichen.
In Südafrika soll das biopharmazeutische Unternehmen Biovac als Entwickler fungieren und die Biotechnologiefirma Afrigen als Hersteller. Ein Konsortium von Universitäten soll das wissenschaftliche Know-how beisteuern. Produziert werden sollen neuartige mRNA-Impfstoffe.
„Dies ist ein wichtiger Schritt, der mittelfristig Ergebnisse bringen wird“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Kurzfristig müsse alles getan werden, „um die Produktion und die gerechte Verteilung von Impfstoffen“ durch die Covax-Initiative für ärmere Länder zu erhöhen.
Südafrika selbst durchleidet derzeit eine dritte Coronawelle. Mehr als 35 Prozent der seit Beginn der Pandemie in Afrika registrierten Infektionen entfallen auf das Land.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124907/COVID-19-Suedafrika-wird-Afrikas-erster-Standort-fuer-Impfstoffproduktion
ISRAEL: Nach Aufhebung der Maskenpflicht vor einer Woche: erstmals seit April mehr als 100 neue Coronafälle in Israel – 70 Prozent der Neuinfektionen stehen mit Delta-Variante in Zusammenhang – Neuinfizierte: 50 Prozent Kinder, 33 Prozent Geimpfte – Gesundheitsministerium propagiert jetzt Impfung der 12- bis 15-Jährigen – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Nach zuletzt wenigen Coronaneuinfektionen in Israel sind erstmals seit rund zwei Monaten mehr als 100 neue Fälle an einem Tag nachgewiesen worden. 125 Personen seien am Vortag positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet worden, teilte das Gesundheitsministerium heute mit.
Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Chesi Levy, hatte dem israelischen Fernsehen zuvor gesagt, dass rund 70 Prozent der Neuinfektionen mit der Delta-Variante des Virus in Zusammenhang stehen. Die Hälfte der Neuinfizierten seien Kinder, ein Drittel der Betroffenen sei geimpft gewesen. Die Delta-Variante wurde zuerst in Indien entdeckt und gilt als besonders ansteckend.
Im Neun-Millionen-Einwohner-Land Israel haben rund 5,5 Millionen Menschen bereits eine erste Coronaimpfung erhalten, mehr als 5,1 Millionen Menschen auch die zweite Dosis. Die Impfkampagne war besonders zu Beginn sehr erfolgreich und sorgte international für Aufsehen. Nachdem die Zahlen zuletzt stagniert waren, steigt nun mit den Infektionszahlen auch langsam wieder die Zahl der Impfungen an.
Noch Mitte Juni waren in Israel pro Tag Neuinfektionen lediglich im einstelligen Bereich registriert worden. Vorgestern wurde nach einem Coronaausbruch an Schulen allerdings in zwei Ortschaften wieder eine Maskenpflicht für Schüler verhängt.
Die Maskenpflicht war erst vor rund einer Woche angesichts der niedrigen Infektionszahlen landesweit aufgehoben worden. Die Regierung entschied zudem, die Testkapazitäten für Reisende am Flughafen auszubauen.
Wegen der Infektionslage und der Verbreitung der Delta-Variante empfiehlt das Gesundheitsministerium nun verstärkt die Impfung von 12- bis 15-Jährigen. Bisher galt die Empfehlung nur für Risikopatienten und bei Auslandsreisen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124925/Erstmals-seit-April-mehr-als-100-neue-Coronafaelle-in-Israel
EUROPÄISCHE UNION: Vertragsoption wird schlagend: EU-Kommission kauft weitere 150 Millionen Impfdosen des sehr wirksamen und sicheren Vakzins Moderna – Vorteil: Impfstoff kann variantenangepassten Impfsoff erwerben sowie den Impfstoff für Kinder und für Auffrischungen einsetzen – Anpassung an Bedürfnisse einzelner EU-Staaten und an die Pandemielage sind möglich – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Die EU-Kommission kauft weitere 150 Millionen Dosen Coronaimpfstoff vom US-Hersteller Moderna. Eine entsprechende Option aus einem Vertrag vom Februar wurde jetzt gezogen, wie ein Kommissionssprecher heute mitteilte. Die Lieferung soll im dritten Quartal beginnen und sich bis ins Jahr 2022 hineinziehen.
Die Kommission hat zwei Verträge mit Moderna: einen über 160 Millionen Dosen vom vergangenen Jahr und einen zweiten vom Februar. Mit dem zweiten Kontrakt waren 150 Millionen Impfdosen fest bestellt und weitere 150 Millionen Dosen als Option vereinbart worden. Um diesen Teil der Vereinbarung geht es jetzt.
Die EU könne damit an Virusvarianten angepassten Impfstoff sowie Impfstoffe für Kinder und für Auffrischungen kaufen, sagte der Sprecher. Der Vertrag garantiere zeitnahe Lieferung und die Möglichkeit, diese an den Bedarf der EU-Staaten und an die Pandemielage anzupassen. Die Mitgliedsstaaten könnten den Impfstoff auch weiterverkaufen oder spenden, um zur Versorgung anderer Staaten weltweit beizutragen.
Der Impfstoff von Moderna gilt als sehr wirksam und sehr sicher. Das Präparat wurde in Europa inzwischen millionenfach verwendet. Es handelt sich wie beim Vakzin von Biontech/Pfizer um einen mRNA-Impfstoff.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124928/EU-Kommission-kauft-weitere-150-Millionen-Impfdosen-von-Moderna
ITALIEN: Zum Beginn der Urlaugssaison: Ende der Maskenpflicht im Freien in Italien ab kommender Woche – Fallende Infektionszahlen – Ein knappes Drittel der Bevölkerung geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Rechtzeitig zum Beginn der Urlaubssaison fällt in Italien die Maskenpflicht im Freien. Ab Montag kommender Woche benötigen Passanten in Landesteilen mit niedrigen Coronainzidenzen draußen keinen Mund-Nasen-Schutz mehr zu tragen.
Das kündigte Gesundheitsminister Roberto Speranza gestern an. Ausgenommen ist derzeit allein das Aostatal im Norden des Landes.
Italien war zu Beginn der Coronapandemie das erste Land in Europa, in dem Coronainfektionen registriert wurden und gehörte zu den am schwersten betroffenen Ländern in der EU.
Bislang wurden in dem Land rund 4,25 Millionen Infektionen und mehr als 127.000 Todesfälle durch das Virus registriert.
Inzischen gehen die Infektionszahlen zurück. Rund 30 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahren ist bereits gegen das Virus geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124911/Ende-der-Maskenpflicht-im-Freien-in-Italien-ab-kommender-Woche
DEUTSCHLAND: Hoch-infektiöse Delta-Variante könnte Gefahr für Herdenimmunität sein – Seit Anfang Juni wachsender Anteil der Delta-Variante in den Positiv-Tests, aber Absolutzahlen fallen zurück – Experte: 85-Prozent-Herdenimmunität zwecks Eindämmung der Delta-Variante nötig – Herdenimmunität fraglich erreichbar, falls Kinder und Jugendliche nicht geimpft werden – Immunologe: auch 65-Prozent-Herdenimmunität hilfreich für Pandemiebekämpfung – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Die befürchtete Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Deutschland könnte nach Ansicht des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Immunologie das Erreichen einer Herdenimmunität weiter erschweren.
„Delta ist noch ein Stück ansteckender als die derzeit vorherrschende Virusvariante Alpha. Anhand der bisherigen, noch unsicheren Daten bräuchte man wohl rund 85 Prozent immune Menschen in der Bevölkerung, um die Ungeimpften indirekt mit zu schützen“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
„Wir kommen also in Bereiche, die schwer zu erreichen sind, solange es für Kinder unter 12 Jahren keinen zugelassenen Impfstoff und für alle unter 18 Jahren keine allgemeine Impfempfehlung gibt. Es kann sein, dass Herdenimmunität nur für einzelne Einrichtungen wie Pflegeheime erreicht werden kann, aber nicht für das Gros der Bevölkerung“, sagte Watzl. Mangels Impfmöglichkeiten gelte auch für jüngere Schüler, dass bei ihnen zunächst keinerlei Gemeinschaftsschutz besteht.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht seit längerem von einem Ziel von mehr als 80 Prozent immunen Menschen – nach vollständiger Impfung oder Infektion plus Impfung, um weitgehend auf Maßnahmen und Regeln verzichten zu können. Zu Beginn der Pandemie gingen Experten noch von einem Anteil von rund zwei Dritteln aus, wegen des damals noch weniger infektiösen Erregers.
Nach Einschätzung des Immunologen Watzl wäre aber auch das Erreichen einer Impfquote von 60 bis 70 Prozent in der Bevölkerung schon eine große Hilfe für die Pandemiebekämpfung. „Die Hoffnung ist, dass es dann nur noch zu kleineren Ausbrüchen kommt, die keine Lockdownmaßnahmen mehr erfordern.“
Menschen, die nicht geimpft werden können, die sich nicht immunisieren lassen wollen oder bei denen die Impfung etwa aus Gründen wie Alter oder Erkrankung nicht so gut anspricht, würden sich dann am ehesten infizieren. „Die gute Nachricht ist: Jeder, der vollständig geimpft ist, ist auch vor Delta geschützt“, sagte Watzl.
Wachsamkeit sei nun wichtig, damit keine neue Welle mit der Variante aufkommen könne, appellierte Watzl. Kontakte nach Ausbrüchen müssten genau nachverfolgt werden. Zwar beschreibt das Robert-Koch-Institut für Anfang Juni einen wachsenden Anteil von Delta an den untersuchten positiven Coronaproben in Deutschland, von 3,7 auf 6,2 Prozent.
In absoluten Zahlen entwickelten sich die Deltafälle jedoch rückläufig, ebenso wie die Coronafälle insgesamt, so Watzl. „Das ist ein Unterschied im Vergleich zur Ausbreitung der in Großbritannien entdeckten Variante Alpha zu Jahresbeginn. Diese Variante hatte immer mehr zugelegt, was aber zunächst durch den insgesamt sinkenden Trend der Fallzahlen verdeckt blieb.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124902/Delta-Variante-koennte-Gefahr-fuer-Herdenimmunitaet-sein
DEUTSCHLAND: Rasantes Wachstum: Delta-Anteil in München schon bei 25 Prozent – Delta-Variante deutlich infektiöser – Delta-Variante: verbessertes Eindringen in menschliche Zellen, verminderte Anitkörperwirkung nach Genesung oder Impfung – Superspreader: Delta-infizierte Menschen haben schneller eine höhere Viruslast im Rachen – n-tv, 22.6.2021
Die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus breitet sich möglicherweise schneller aus als bisher angenommen. Labordaten zufolge liegt der Anteil der Mutante im Raum München bereits bei rund 25 Prozent.
Den offiziellen RKI-Zahlen nach hat die Delta-Variante von Sars-CoV-2 in Deutschland erst einen Anteil von 6,2 Prozent erreicht. Doch dabei handelt es sich um einen Blick in die Vergangenheit der ersten Juni-Woche. Die Coronavirus-Mutante könnte tatsächlich schon viel weiter vorangekommen sein, wie aktuelle Laborauswertungen im Raum München zeigen. Denn demnach hat Delta dort bereits einen Anteil von knapp 25 Prozent.
*** Eine Woche vor RKI-Zahlen ***
Die „Apotheken-Umschau“ gibt regelmäßig Updates zu Auswertungen der Laborgemeinschaft Becker & Kollegen. Deren Einrichtungen liefern schnellere Zahlen, da sie ein Verfahren verwenden, bei dem nicht das komplette Genom des Virus analysiert wird, sondern nur die Erbinformationen, die für die verschiedenen Varianten typisch sind.
Für den Raum München ergaben die Auswertungen der positiven Tests für die vergangene Woche einen Delta-Anteil von 24,6 Prozent. In der vorangegangenen Wochen lag er noch bei 11 Prozent. Das heißt, der Anteil von B.1.617.2 scheint sich derzeit jede Woche zu verdoppeln, wodurch die Variante bereits im Juli dominant und wenig später alle anderen Varianten verdrängt haben könnte.
Die Zahlen dürften nahe an der Realität liegen. Die Laborgemeinschaft, deren Gesellschafter Marc Becker die „Apotheken-Umschau“ herausgibt, hat auch im vergangenen Winter die Ausbreitung der Alpha-Variante (B.1.1.7) vor dem RKI beobachten können. Außerdem deuten laut Virologin Sandra Ciesek auch die Werte aus den USA auf eine Verdopplung des Delta-Anteils alle sieben bis zehn Tage hin.
Inzidenzen mit geringer Aussagekraft
Nach offiziellen Zahlen des Landratsamts München steigt in der bayerischen Landeshauptstadt auch die 7-Tage-Inzidenz inzwischen wieder an. Nach einem Tiefststand von 11,7 am 16. Juni betrug sie dort gestern 21,7 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner. Allerdings weist die Behörde darauf hin, es komme derzeit „zu größeren Abweichungen zwischen der vermeldeten Anzahl der Neuinfizierten sowie der 7-Tage-Inzidenz bei LGL und RKI und der dem Gesundheitsamt im Landratsamt München bekannten Infektionslage.“
WEITERE THEMEN: * Delta ist infektiöser * Mutationen hemmen Antikörper * Superspreader: Delta-infizierte Menschen haben schneller eine höhere Viruslast im Rachen
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Delta-Anteil-in-Muenchen-schon-bei-25-Prozent-article22636119.html
SIEHE DAZU:
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/delta-variante-breitet-sich-im-raum-muenchen-aus-784661.html
https://khub.net/documents/135939561/405676950/Increased+Household+Transmission+of+COVID-19+Cases+-+national+case+study.pdf/7f7764fb-ecb0-da31-77b3-b1a8ef7be9aa
https://www.gov.uk/government/publications/sage-91-minutes-coronavirus-covid-19-response-3-june-2021/sage-91-minutes-coronavirus-covid-19-response-3-june-2021
https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2021.05.08.443253v2.full
https://twitter.com/EricTopol/status/1404790585219719170
DEUTSCHLAND: Bundesärztekammer rät wegen Delta-Variante von riskanten Reisezielen ab – Hygieneregeln am Urloaubsort einhalten: Reisen nach Hochbelastungszeit psychologisch bedeutsam – Experten: mittelfristig wird sich Delta-Variante gegenüber noch vorherschender Alpha-Variante durchsetzen – Vermeidung einer vierten Coronawelle als Funktion der Durchimpfungsrate der Bevölkerung – Hohe Durchimpungsrate: ältere Menschen und solche mit Vorerkrankung in potentiell vierter Welle besser geschützt – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Die Bundesärztekammer (BÄK) rät von Reisen in Urlaubsgebiete ab, wo die ansteckendere DeltaVariante des Coronavirus grassiert. „Auf Reisen in Regionen, die von der Deltavariante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden“, sagte Präsident Klaus Reinhardt der Funke-Mediengruppe.
Er räumte ein, dass für viele Menschen der Urlaub nach den Belastungen der vergangenen Monate wichtig für das seelische Gleichgewicht sei. „Notwendig ist aber die Einhaltung der Hygieneregeln auch im Urlaubsort.“
Die zunächst in Indien nachgewiesene Deltavariante verbreitet sich inzwischen in vielen Ländern schnell. Als gesichert gilt, dass sie deutlich ansteckender ist als alle anderen bekannten Varianten.
Reinhardt schloss sich den Prognosen der meisten Experten an, dass die Deltavariante sich mittelfristig auch hierzulande gegen die Alpha-Mutante durchsetzen wird. Man könne auch davon ausgehen, dass die Infektionszahlen zum Ende des Sommers saisonbedingt wieder ansteigen werden. Ob es zu einer vierten Pandemiewelle in Deutschland komme, hänge wesentlich vom Fortschritt der Impfkampagne ab.
Es sei zudem zu erwarten, dass es auch bei einem Wiederanstieg der Infektionszahlen weniger schwere Krankheitsverläufe geben werde, weil insbesondere vulnerable Gruppen wie alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen durch Impfungen besser geschützt seien.
Er riet dazu, dass alle Erwachsenen deswegen die Impfangebote wahrnehmen und auch fristgerecht die notwendigen Zweitimpfungen vornehmen lassen sollten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124903/Bundesaerztekammer-raet-wegen-Delta-Variante-von-riskanten-Reisezielen-ab
DEUTSCHLAND: Coronaimpfung für Schwangere: Haftungsfrage laut Experten geklärt – Keine STIKO-Emfpehlung, dennoch: Entschädigungszahlung auch dann, falls nicht von einer Behörde empfohlen – Fachgesellschaften emfpehlen priorisierte Impfung für Schwangere: Frühgeburtsrisiko bei positiv getesteten Schwangeren um 80 Prozent höher als bei negativ getesteten – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Eine Hürde für den Zugang von gesunden Schwangeren zu Coronaimpfungen in Deutschland ist aus Sicht zweier Fachgesellschaften ausgeräumt. Große Unsicherheit bei Ärztinnen und Ärzten hinsichtlich haftungsrechtlicher Fragen habe bisher dazu geführt, dass Schwangere „trotz eindeutiger Risikosituation“ nur erschwert eine solche Impfung erhielten, mittlerweile gebe es aber Klarheit.
Das erklärten die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) heute in einer Stellungnahme. Inwiefern Ärztinnen und Ärzte nun ihre Impfpraxis bei Schwangeren ändern, war zunächst unklar. Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht bisher keine COVID-19-Impfempfehlung für alle Schwangeren aus, da die Datenlage sehr begrenzt sei.
Die Fachgesellschaften verweisen unter anderem auf die Webseite des Robert-Koch-Instituts (RKI). Dort heißt es: Für gesundheitliche Schäden im Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung werde (auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes) auch dann eine staatliche Entschädigung geleistet, wenn diese nicht öffentlich von einer Landesbehörde empfohlen worden sei – das heiße in der Regel auch, wenn die Impfung nicht von der STIKO empfohlen sei.
Dies umfasse zum Beispiel die Einzelfallentscheidung bei der Impfung von Schwangeren. Das Bundesgesundheitsministerium habe bestätigt, dass der Anspruch unabhängig von den öffentlichen Empfehlungen der Landesbehörden besteht, teilten die Organisationen weiter mit.
Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) hatte Mitte Mai berichtet, dass Schwangere nur in Einzelfällen geimpft würden, da die Haftung im Fall eines Zwischenfalls immer noch ungeklärt sei.
In der STIKO-Empfehlung heißt es: Die Impfung könne Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem sich daraus ergebenden hohen Risiko für einen schweren Verlauf oder mit einem erhöhten Risiko, dem Virus aufgrund der Lebensumstände ausgesetzt zu sein, ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel angeboten werden – „nach Risiko-Nutzen-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung“ und mit einem mRNA-Impfstoff.
Fachgesellschaften hatten sich zuletzt dafür ausgesprochen, Schwangere und Stillende priorisiert gegen COVID-19 zu impfen. Das Frühgeburtsrisiko sei bei Frauen, die positiv auf eine Coronainfektion getestet wurden, um bis zu 80 Prozent höher als bei gesunden Schwangeren. Die Impfung biete Vorteile für Mutter und Kind – vor und nach der Geburt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124918/Coronaimpfung-fuer-Schwangere-Haftungsfrage-laut-Experten-geklaert
DEUTSCHLAND: Corona-Umfrage: Belastungen jetzt stärker als im ersten Pandemiejahr – Fast die Hälfte der Bevölkerung schwerer belastet – Zuvor jeder 14. betroffen, nun hat jeder Fünfte eine Familie mit einem Corona-Fall – Wirtschaftliche Situation etwas verbessert: 28 statt 31 Prozent jetzt in Finanznöten – Zwei Drittel fürchten sich vor weiteren Pandemien, ein knappes Drittel sorgt sich deshalb nicht – Drei Viertel der Befragten nehmen mehr Rücksicht auf anderer Menschen, zwei Drittel gehen mit eigener Gesundheit bewusster um – Deutsches Ärzteblatt, 22.6.2021
Die Coronakrise hat viele Bürger in diesem Frühling mehr bedrückt und direkter betroffen als ein Jahr zuvor. Dass sie die Situation psychisch belastet habe, sagten im Mai 49 Prozent der Befragten über sich, wie die Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) ergab.
Bei einer Befragung von Juni 2020 hatten dies 44 Prozent bejaht. Eine Coronainfektion in der eigenen Familie hatte demnach nun fast jeder Fünfte (19 Prozent), nachdem es vor einem Jahr sieben Prozent gewesen sind. Dass sie wirtschaftliche Einbußen hatten, sagten jetzt 28 Prozent nach zuvor 31 Prozent.
Fast zwei Drittel (65 Prozent) machen sich der Umfrage zufolge Sorgen, auch in Zukunft weitere Pandemien samt Einschränkungen und Lockdowns zu erleben – 29 Prozent haben diese Befürchtung nach eigenen Angaben nicht, sechs Prozent wissen es nicht.
Dass sie mehr Rücksicht auf andere Menschen und deren Gesundheit nehmen, bejahten demnach drei Viertel der Befragten (76 Prozent), dass sie nun bewusster mit der eigenen Gesundheit umgehen knapp zwei Drittel (64 Prozent).
Nach einem so schwierigen Jahr für das Gesundheitswesen sei dies immerhin eine erfreuliche Nachricht, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller, Hubertus Cranz. Durch umsichtiges Verhalten könnten alle einen Beitrag leisten, gesünder zu leben und sich und die Mitmenschen vor Erkrankungen zu schützen.
Für die aktuelle Umfrage wurden den Angaben zufolge 1.000 Menschen ab 18 Jahre vom 18. bis 25. Mai vom Institut Nielsen befragt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124937/Corona-Belastungen-jetzt-staerker-als-im-ersten-Pandemiejahr
21.6.2021, Montag
MEDIZIN: Zweite Innsbrucker Corona-Studie belegt erneut stabile Langzeitimmunität – Das Virus „killen durch Immunität“: Geimpfte Genesen mit 100%-iger Re-Infektionsschutz dank hohem Antikörper-Spiegel – Genesene offenbar ebenfalls vor Re-Infektion geschützt – Schutzwirkung hält seit erster Innsbrucker Corona-Studie im Dezember 2020 an – Auslassen des Immunschutzes gegen Virus-Varianten sei unwahrscheinlich – Science-APA, 21.6.2021
Eine an der MedUni Innsbruck durchgeführte Studie belegt erneut eine stabile Langzeitimmunität von Genesenen in Form von Antikörpern – und das ein Jahr nach der Infektion mit dem Virus. „Wir können sehr, sehr sicher sein, dass wir das Problem über die Immunität los werden. Viel leichter und sicherer erreicht man diese über die Impfung, weil es schneller geht und die Krankheit mit evtl. Langzeitfolgen vermieden wird“, sagte Studienleiter Florian Deisenhammer im APA-Interview.
„Aber wer genesen ist, ist auch immun“, betonte Deisenhammer gleichzeitig. „Das Virus versteht nur eine Sprache: ‚Killen durch Immunität'“, brachte es der Leiter der Innsbrucker Neuroimmunologie auf den Punkt. Generell könne er auch Genesenen nur anraten, trotzdem die empfohlene einmalige Corona-Schutzimpfung in Anspruch zu nehmen: „Die Impfung ist einfach das Trumpfass, das man quasi noch im Ärmel hat und mit dem man oben draufschlägt und dann ist ‚endgültig eine Ruh‘. Das ist der ultimative Schutz. Mir ist kein Bericht bekannt, in dem angeführt wird, dass jemand der genesen war und zusätzlich geimpft wurde, wieder erkrankt ist“.
Genesene, die sich zusätzlich noch impfen lassen, hätten eine „absolute, fast hundertprozentige Sicherheit“, nicht mehr infiziert zu werden: „Die Antikörpermessungen sprechen eine klare Sprache: Man erfährt eine enorme Immunreaktion, wenn man sich als Genesener einmal – nach sechs bis zwölf Monaten – nachimpfen lässt. Geimpfte verzeichnen einfach einen enormen Anstieg an Antikörpern“. Und je mehr Antikörper gebildet würden, umso länger würden diese auch bestehen bleiben.
*** „Nicht die Ausnahme, die Regel ist entscheidend“ ***
Gleichzeitig betonte Deisenhammer aber, dass es bis dato keine Anzeichen dafür gebe, dass Genesene ohne Impfung häufiger wiederinfiziert werden. Das Risiko sei auch hier „wahrscheinlich sehr gering“. „Aber man kann es nicht gut messen, weil man dazu sehr viele Genesene über lange Zeit in Evidenz halten müsste. Wir verlassen uns deshalb auf die Antikörpermessungen“, betonte der renommierte Mediziner. Auch für Genesene ohne Impfung liege die Wahrscheinlichkeit des Schutzes vor einer Infektion „in der Größenordnung der besten Schutzimpfungen“. „Nicht die Ausnahme, die Regel ist entscheidend“, erklärte Deisenhammer.
In den „absolut überwiegenden Fällen“ komme es zu keiner erneuten Infektion. Das Risiko sei für Genesene und Geimpfte gleich – nämlich sehr gering. „Die Immunreaktion ist bei Genesenen Geimpften aber breiter aufgestellt als bei Geimpften, deshalb auch der sehr breite Schutz nach einer Impfdosis“, sagte der Immunologe.
Bereits Anfang Dezember waren erste Ergebnisse der vom Neurologie-Labor initiierten und in Kooperation mit der Universitätsklinik für Psychiatrie II und dem Institut für Virologie durchgeführten Studien bekanntgegeben worden. Mit dem Ergebnis einer stabilen Langzeitimmunität für Genesene. Ohne Sorge vor einer abermaligen Infektion, Mutationen oder einer Übertragung durch Immune.
*** Studienergebnisse haben sich erneut bestätigt ***
All dies habe sich nunmehr, ein halbes Jahr später, „grosso modo“ erneut bestätigt, so der Studienleiter: „Wir können die Gesellschaft beruhigen. Das Immunsystem wirkt. Man ist immun“.
Von den ursprünglich 29 Teilnehmern wurden zwei ausgeschieden, weil sie inzwischen Covid-19 geimpft wurden und keine Blutprobe unmittelbar vor Impfung entnommen wurde. Zu allen Zeitpunkten konnten Antikörper nachgewiesen werden, so das wesentliche Ergebnis der Studie. SARS-CoV-2 Antikörper wurden bei den Teilnehmern zu vier Zeitpunkten bestimmt: Zuerst zwei bis acht Wochen, dann drei Monate, sechs Monate und zwölf Monate nach Symptombeginn. Bei zwei Personen kam es im Laufe des Jahres zu einer hochgradigen „Exposition“ – das heißt Erkrankungen im unmittelbaren Umfeld, einmal familiär und einmal beruflich bedingt. Dennoch sei bei den beiden Teilnehmern keine Reinfektion aufgetreten, berichtete Deisenhammer – bei einer erwarteten Rate von rund zehn Prozent bei Nicht-Immunisierten.
Auch in Hinsicht auf die viel diskutierten Corona-Mutanten kann der Studienleiter beruhigen. Dass die Immunantwort einer mutierten Form des Coronavirus nicht standhalte, sei weiter „höchst unwahrscheinlich“, blieb Deisenhammer bei seiner Aussage vom vergangenen Dezember. Die Immunantwort gegen die Varianten sei zwar geringer, aber „sie ist in vielen Fällen da“, betonte der Experte. Bei der britischen Variante hätten noch die Hälfte auf labortechnischer Basis Antikörper aufgewiesen, bei der südafrikanischen ein Viertel: „Das ist aber kein Grund zur Beunruhigung“. Schließlich verfüge man über die Impfung – eine einmalige Impfung für Genesene lasse die Antikörper auch gegen die Varianten hochgradig ansteigen. Zudem gebe es keinen wissenschaftlichen Hinweis, dass Genesene wegen der Alpha- bzw. vormals britischen Variante häufiger erkranken.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1730096017929391293
MEDIZIN: Neurologische Probleme bei Corona-Krankenhauspatienten – Posttraumatische Belastungsstörung in 20 Prozent der Fälle – Jeder sechste Patient depressiv – Jüngere mehr betroffen als Ältere: zerebrale Leistungsdefizite bei mehr als der Hälfter der Patienten – Jüngeren leiden an Störung von Konzentration, Erinnerung und planvollem, flexiblem Denken – Nachbehandlung zur Symptomlinderung nötig – Science-APA, 21.6.2021
Covid-19-Patienten leiden laut einer auf dem siebenten Kongress der European Academy of Neurology (EAN) im Austria Center Vienna vorgestellten italienischen Studie zwei Monate nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus an neurologischen Problemen. Untersuchungen von Patienten acht Wochen nach ihrer Erkrankung ergaben demnach Störungen in den Bereichen Gedächtnis, räumliches Bewusstsein und Informationsverarbeitung.
jedem fünften Patienten eine posttraumatische Belastungsstörung festgestellt, 16 Prozent davon klagten über depressive Symptome.
*** Mehrheit berichtete von kognitiven Störungen ***
Für die Studie wurden zwei Monate nach der Erkrankung mehrere neurokognitiven Fähigkeiten getestet und MRT-Scans des Gehirns der Patienten durchgeführt. Über 50 Prozent der Patienten berichteten von kognitive Störungen. 16 Prozent hatten Probleme mit ausführenden Funktionen, wie etwa dem flexiblen Denken und der Informationsverarbeitung, sechs Prozent visuell-räumliche Probleme, also Schwierigkeiten bei der Beurteilung von Tiefe und Kontrast, weitere sechs wiesen Gedächtnisstörungen auf und bei jedem vierten Betroffenen zeigte sich eine Kombination all dieser Symptome.
Die kognitiven und psychopathologischen Probleme waren bei jüngeren Menschen deutlich stärker ausgeprägt, die Mehrheit der Patienten unter 50 Jahre hatte Probleme mit den ausführenden Funktionen. In der Gesamtstichprobe war die Ausprägung der akuten Atemwegssymptome von Corona-19 während des Krankenhausaufenthaltes mit einer niedrigen Leistung der Ausführungsfunktion verbunden. Jedoch wurde bei der Kohorte zehn Monate nach der Covid-19-Erkrankung einen Rückgang dieser kognitiven Störungen von 53 auf 36 Prozent festgestellt, bei den posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und depressiven Symptomen ergab sich jedoch keine Änderung.
*** Konzentrationsprobleme bei vielen Jüngeren ***
„Ein besonders alarmierendes Ergebnis sind die Veränderungen bei den ausführenden Funktionen, die es den Menschen schwer machen, sich zu konzentrieren, zu planen, flexibel zu denken und sich an Dinge zu erinnern. Diese Symptome betrafen drei von vier jüngeren Patienten im erwerbsfähigen Alter“, sagte Filippi weiter.
„Es sind größere Studien und längerfristige Folgeuntersuchungen erforderlich, aber diese Studie legt nahe, dass Covid-19 mit signifikanten kognitiven und psychopathologischen Problemen assoziiert ist“, erklärte Elisa Canu vom Krankenhaus San Raffaele in Mailand, die Erstautorin der Studie, abschließend. Eine angemessene Nachbetreuung und Behandlung sei jedenfalls von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, auch angemessen unterstützt werden, um diese Symptome zu lindern.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/2868479052606630803
SIEHE DAZU
Studie: https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-06/e-clt061721.php
EAN: https://www.ean.org/
MEDIZIN: COVID-19: Serumtherapie kann bei hämatologischen Krebspatienten erfolgreich sein – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
Die Behandlung von COVID-19-Patienten mit Rekonvaleszentenplasma (Serumtherapie), die aufgrund des hohen Aufwands und der insgesamt unbefriedigenden Ergebnisse in vielen anderen Bereichen wieder aufgegeben wurde, könnte bei Patienten mit hämatologischen Krebserkrankungen erfolgreich sein, wie die Erfahrungen von US-Krebszentren in JAMA Oncology (2021; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.1799 ) zeigen.
Patienten mit Leukämien, Lymphomen oder einem Plasmozytom sind besonders anfällig für einen schweren Verlauf von COVID-19, weil die Erkrankung und auch viele Behandlungen das Immunsystem schwächen. Das COVID-19 and Cancer Consortium, zu dem sich 124 Zentren in Nord- und Südamerika zusammengeschlossen haben, prüft derzeit, ob den Patienten mit einer Serumtherapie geholfen werden kann. …
Den größten Nutzen könnte die Serumtherapie bei Patienten erzielt haben, die wegen einer schweren Erkrankung auf Intensivstation behandelt wurden. Warner ermittelte hier in der Propensity-Analyse eine Hazard Ratio von 0,40 (0,20 bis 0,80), also eine Reduktion des Sterberisikos um 60 %. Bei den Patienten, die beatmet werden mussten, könnte der Vorteil ebenfalls groß sein (Hazard Ratio 0,32; 0,14 bis 0,72).
Die Ergebnisse deuten auf einen großen Nutzen für die Plasmatherapie bei Patienten mit hämatologischen Krebserkrankungen hin. Beweisen ließ sich dies jedoch nur in einer randomisierten kontrollierten Studie, die offenbar nicht in Sicht ist.
Eine Alternative zur Serumtherapie könnte eine Behandlung mit monoklonalen Antikörpern wie Bamlanivimab, Bamlanivimab/Etesevimab oder Casirivimab/Imdevimab sein, die gezielt gegen SARS-CoV-2 gerichtet sind.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124857/COVID-19-Serumtherapie-kann-bei-haematologischen-Krebspatienten-erfolgreich-sein
USA: Biden ruft zu Impfungen auf: Delta-Variante verbreitet sich in USA – Sinkende Anzahl an Impfungen seit April – Furcht um „Sommer in Freiheit“: Regionen mit wenigen Impfungen leiden unter steigenden Inzidenzen – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
Angesichts sinkender Coronavirusimpfraten und des Vormarschs der aggressiven Deltavariante hat US-Präsident Joe Biden die Amerikaner eindringlich zur Impfung aufgerufen. „Es ist eine Variante, die leichter übertragbar, potenziell tödlich und besonders für junge Menschen gefährlich ist“, sagte Biden am vergangenen Freitag im Weißen Haus. „Lassen Sie sich impfen.“
Biden hat als Ziel ausgegeben, dass bis zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli rund 70 Prozent aller Erwachsenen mindestens die erste Impfung erhalten haben sollen. Bisher liegt diese Rate bei etwas über 65 Prozent. Biden sagte auf Nachfrage, angesichts der verbreiteten Impfungen gehe er nicht davon aus, dass es noch einmal zu einem Lockdown kommen werde.
Die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, sagte am vergangenen Freitag dem Sender ABC, sie rechne damit, dass die erstmals in Indien identifizierte Deltavariante vermutlich auch die vorherrschende Coronavirusart in den USA werde.
Anlass für Bidens Auftritt war, dass seit seinem Amtsantritt vor 150 Tage mehr als 300 Millionen Impfungen verabreicht wurden. Seit Beginn der Kampagne noch unter Biden-Vorgänger Donald Trump wurden den rund 330 Millionen Menschen in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC insgesamt mehr als 316 Millionen Dosen gespritzt.
Seit dem Höhepunkt der Impfungen im April sinkt deren Zahl allerdings. Zuletzt wurden im Wochenschnitt pro Tag weniger als eine Million Dosen verabreicht. Biden sagte, die Zahlen der Toten und der Krankenhauspatienten im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung seien in jenen Gegenden deutlich gesunken, in denen sich viele Menschen hätten impfen lassen.
In Regionen mit wenigen Impfungen gingen diese Werte dagegen nicht nach unten oder nähmen sogar zu. Seit Beginn der Pandemie sind in den USA mehr als 600.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Biden stellte den Amerikanern einen „Sommer der Freiheit“ in Aussicht, wenn sie sich impfen ließen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124886/Biden-ruft-zu-Impfungen-auf-Delta-Variante-verbreitet-sich-in-USA
USA: Corona kostet viele Latinas den Job – Pandemie hat oftmals auch zu überhäufigem Ausscheiden aus Erwerbsbevölkerung geführt – Niedriglohnjobs, häusliche Pflichten und Schulschließungen als Faktoren – Ausgebremstes US-Wachstum durch fehlende Latinas bis 2029 – Hohe Arbeitslosikgkeit unter Latinas allgemein und speziell unter Frauen – Pressetext, 21.6.2021
In den USA haben Latinas aufgrund der COVID-19-Pandemie unverhältnismäßig oft den Job verloren, so ein Bericht der UCLA Latino Policy and Politics Initiative http://latino.ucla.edu . Zudem sind sie eher als jede andere Bevölkerungsgruppe gänzlich aus der Erwerbsbevölkerung ausgeschieden. Faktoren sind Niedriglohnjobs in anfälligen Branchen, aber auch häusliche Pflichten. Dabei sind Prognosen vor der Pandemie noch davon ausgegangen, dass Latinas in diesem Jahrzehnt das schnellstwachsende Segment der US-Erwerbsbevölkerung sein werden.
*** Ausgebremstes US-Wachstum durch fehlende Latinas bis 2029 ***
„Eine starke wirtschaftliche Erholung, die uns auf eine erfolgreiche Zukunft vorbereitet, hängt von einer stabilen Latino-Erwerbsbevölkerung ab, die sowohl aus Männern als auch Frauen besteht“, meint die am Bericht beteiligte Analystin Kassandra Hernández. Denn vor der Pandemie wurde erwartet, dass die Zahl der Latinas in der Erwerbsbevölkerung von 2019 bis 2029 um 25,8 Prozent wächst. Doch der aktuellen Analyse zufolge bleiben sie momentan eher auf der Strecke. „Das könnte die US-Wirtschaft Mrd. von Dollar kosten.“
Zu Beginn der Pandemie hatten Latinas in den USA die höchste Arbeitslosenquote, mit einem Rekordwert von 20,2 Prozent im April 2020. Auch im weiteren Jahresverlauf blieb sie deutlich über dem US-Durchschnitt, im Dezember lag die Quote noch bei 9,1 Prozent und damit noch klar höher als bei weißen Frauen (5,7 Prozent). Allerdings sind diese Zahlen laut der Analyse etwas trügerisch, da Latinas auch am ehesten komplett aus der Erwerbsbevölkerung ausgeschieden sind. 2,7 Prozent waren es von März 2020 bis März 2021 und damit fast doppelt so viele wie unter weißen Frauen.
*** Viele Opfer der Umstände ***
Der Analyse zufolge wurden Latinas dabei wohl in mehrerlei Hinsicht Opfer der Umstände. So sind sie überproportional oft in Niedriglohnbranchen wie im Gast- oder Freizeitgewerbe tätig, die besonders anfällig für pandemiebedingte Schließungen waren. Auch sind gerade unter Latinos der Haushalt und die Kinderbetreuung nach wie vor primär Frauensache – eine Zusatzbelastung, die in der Pandemie etwa durch Schulschließungen verschärft wurde. Zudem ist mangelnder Zugang zu Bildung und den damit verbunden Chancen auf bessere Jobs ein Faktor, warum Latinas eher aus der Erwerbsbevölkerung ausscheiden.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210621004
BRASILIEN: Tausende protestieren gegen Brasiliens Coronapolitik – Rücktritt Bolsonaros gefordert- Anteil der Erstgeimpften an der Bevölkerung bei 30 Prozent, der Zweitgeimpften bei 11 Prozent – Demonstranten gegen Coronakrisenmanagement, zusätzlich gegen Hunger und Umweltzerstörung – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
In ganz Brasilien sind Tausende Menschen gegen die Coronapolitik des rechtsnationalen Präsidenten Jair Bolsonaro auf die Straßen gegangen. In der Hauptstadt Brasília sowie 14 Provinzhauptstädten forderten sie vorgestern mehr Impfungen und wirtschaftliche Unterstützung in der Coronakrise, wie die Nachrichtenplattform G1 berichtete. Auch Bolsonaros Rücktritt wurde verlangt. Die Behörden teilten derweil mit, dass Brasilien als zweites Land der Welt mehr als eine halbe Millionen Coronatote verzeichnen musste.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von vorgestern starben in dem größten Land Lateinamerikas bislang 500.800 Menschen im Zusammenhang mit der Krankheit COVID-19. Bislang gibt es nur in den Vereinigten Staaten mit knapp 602.000 Opfern mehr Coronatodesfälle.
Die Zahl der Coronainfektionen liegt für Brasilien bei fast 18 Millionen. Jeden Tag kommen derzeit rund 80.000 nachgewiesene Fälle hinzu. Knapp 30 Prozent der Menschen im Land haben bislang eine erste Impfdosis erhalten, etwa elf Prozent sind vollständig geimpft.
Die Regierung von Bolsonaro verharmloste die Pandemie von Anfang an und stemmte sich mit Verweis auf die wirtschaftlichen Folgen gegen harte Ausgangsbeschränkungen. Zuletzt zog Bolsonaro auch den Sinn von Impfungen in Zweifel. Mittlerweile prüft ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss Bolsonaros Krisenmanagement in der Pandemie.
Die Kritik der Demonstranten reichte am vergangenen Samstag auch über das Coronakrisenmanagement hinaus. Die Menschen verlangten auch mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger und die Umweltzerstörung sowie die Achtung der Rechte indigener Völker.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124881/Tausende-protestieren-gegen-Brasiliens-Coronapolitik
JAPAN: Erster Coronafall unter ausländischen Olympioniken in Japan – Zweiter Fall: Athlet des Uganda-Teams positiv nach australischem Softball-Frauenteam – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
Einen Monat vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio gibt es den ersten Coronafall unter einreisenden Athleten. Wie die japanische Regierung gestern bekanntgab, wurde ein Mitglied des Olympiateams aus Uganda bei seiner Ankunft am internationalen Flughafen Narita nahe Tokio positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet und an der Einreise gehindert.
Die übrigen acht Delegationsmitglieder reisten per Bus zu ihrer Gastgeberstadt Izumisano in der westlichen Präfektur Osaka. Das Team aus Uganada, das an den Box-, Gewichtheber- und Schwimmwettbewerben teilnimmt, ist die zweite Gruppe aus dem Ausland nach dem Softball-Frauenteam aus Australien, das zu Spielen anreiste.
Der namentliche nicht genannte Athlet aus Uganda sei so wie seine Teamkollegen geimpft und habe wie vorgeschrieben einen negativen Testbescheid innerhalb von 72 Stunden vor der Abreise nach Japan vorgelegt, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.
Der Bürgermeister von Izumisano, Hiroyasu Chiyomatsu, erklärte, man werde die übrigen acht angereisten Teammitglieder bitten, vorerst nicht zu trainieren und sich täglich auf das Coronavirus testen zu lassen. Die Abreise der Mannschaft aus Uganda hatte sich um drei Tage verzögert, da die Infektionszahlen in dem afrikanischen Land gestiegen waren.
Laut dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) werden 80 Prozent der Athleten im Olympischen Dorf mit Beginn der Olympischen Spiele geimpft sein. Das Event war wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden. Die Spiele sollen nun vom 23. Juli bis 8. August unter strengen Hygiene- und Coronaregeln abgehalten werden. Japan und das IOC betonen immer wieder, sie würden für alle „sicher“ sein.
Eine große Mehrheit der Japaner befürchtet allerdings einen Wiederanstieg der Coronainfektionen, sollten die Olympischen Spiele in Tokio wie geplant stattfinden. In einer gestern veröffentlichten Umfrage der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo äußerten diese Sorge 86 Prozent der Befragten. Einen Monat vor der Eröffnung des Spektakels sprachen sich zudem rund 40 Prozent dafür aus, dass die Spiele ohne Zuschauer stattfinden sollten.
Eine Entscheidung über die Zulassung heimischer Zuschauer wollen Japans Verantwortliche und das Internationale Olympische Komitee heute treffen. Fans aus dem Ausland dürfen nicht einreisen. In der Kyodo-Umfrage gaben 30 Prozent an, dass die wegen der Pandemie um ein Jahr verschobenen Spiele abgesagt werden sollten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124882/Erster-Coronafall-unter-auslaendischen-Olympioniken-in-Japan
ISRAEL: Palästinenser sagen Impfdosentausch mit Israel ab – Impfdosen mangelhaft: baldiges Ablaufdatum – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat nach eigenen Angaben einen Tausch von rund einer Million Biontech/Pfizer-Impfdosen mit Israel im Kampf gegen die Coronapandemie abgesagt.
Die bereits ins Westjordanland gebrachten Impfdosen würden nach Israel zurückgeschickt, teilte ein Sprecher der Autonomiebehörde am vergangenen Freitagabend mit. Die Impfdosen entsprächen nicht den Vorgaben, sagte er mit Verweis auf deren baldiges Ablaufdatum.
Israel hatte zuvor mitgeteilt, es habe bereits 100.000 Impfdosen geliefert. Israel wollte nach eigenen Angaben aktuell rund eine Million Impfdosen an die Palästinenserbehörde liefern, deren Haltbarkeit in Kürze abgelaufen wäre. Israel sollte dagegen im gleichen Umfang Dosen aus einer Lieferung von Pfizer für die Palästinenserbehörde im Herbst erhalten, hieß es.
Israels Regierung hatte mitgeteilt, es gebe der Autonomiebehörde die Dosen, weil sein eigener Vorrat den aktuellen Bedarf im Land abdecke. In dem Neun-Millionen-Einwohner-Land sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits knapp 5,5 Millionen Einwohner einfach geimpft, davon rund 5,1 Millionen bereits zweifach.
In Westjordanland und Gazastreifen mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern sind laut Gesundheitsministerium in Ramallah dagegen nur rund 440.000 Menschen einfach geimpft, davon 261.000 bereits zweifach.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sowie US-Abgeordnete hatten Israel vorgeworfen, es helfe den Palästinensern nicht bei deren Impfkampagne.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124885/Palaestinenser-sagen-Impfdosentausch-mit-Israel-ab
PORTUGAL: Delta-Variante macht in Lissabon mehr als 60 Prozent aus – Hauptstadt war von Freitagnachmittag bis Dienstagmorgen abgeriegelt – 14-Tage-Inziden für Portugal zuletzt bei 90, für Deutschland bei 41 – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
In der am Wochenende abgeriegelten portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind bereits mehr als 60 Prozent aller neu erfassten Coronainfektionen auf die Delta-Variante des Virus zurückzuführen.
Das sei das vorläufige Ergebnis der bisher im Juni durchgeführten Sequenzierungen positiver Coronaproben, berichteten die Zeitung Público und andere Medien gestern unter Berufung auf das Nationale Gesundheitsinstitut Insa.
Die Absperrung Lissabons für rund zweieinhalb Tage war wegen einer besorgniserregenden Ausbreitung der Delta-Variante angeordnet worden.
Seit dem vergangenen Freitagnachmittag und bis heute Morgen durften die gut 2,8 Millionen Menschen mit Wohnsitz in Lissabon die „Area Metropolitana“ nur aus triftigem Grund verlassen. Auswärtige durften nur in Ausnahmefällen einreisen.
Ob die Absperrung an den nächsten Wochenenden wiederholt wird, soll kurzfristig entschieden werden.
Die zunächst in Indien entdeckte Delta-Variante machen die portugiesischen Behörden für eine Zunahme der Infektionsfälle in den vergangenen Tagen verantwortlich, von denen ein Großteil in Lissabon entdeckt wurde.
Die 14-Tage-Inzidenz stieg in Portugal Angaben der EU-Behörde ECDC zuletzt auf fast 90. Für Deutschland liegt der Wert mit Stand 17. Juni bei 41.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124880/Delta-Variante-macht-in-Lissabon-mehr-als-60-Prozent-aus
BELGIEN: Belgien verbietet Einreise von Nicht-EU-Bürgern aus Großbritannien, Georgien und weiteren 25 Ländern – Aus diesen Ländern einreisende EU-Bürger unterliegen strengen Quarantäne-Bestimmungen – Ausgenommen davon Diplomaten und Transporteure – Anteil der Delta-Variante in Belgien bei 6,1 Prozent – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
Zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der stärker ansteckenden Coronavirusvariante Delta verbietet Belgien die Einreise von Nicht-EU-Bürgern aus Großbritannien. Die Maßnahme trete spätestens am 27. Juni in Kraft, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Brüssel, Jan Eyckmans.
Betroffen von der Verschärfung der Einreiseregeln seien 27 Länder, außer Großbritannien und Georgien liegen alle außerhalb Europas. Wegen gefährlicher Virusvarianten gilt bereits für Südafrika, Indien und Brasilien die Regel, dass nur EU-Bürger oder Menschen mit Aufenthaltsrecht in Belgien in das Land einreisen dürfen.
EU-Bürger, die aus diesen Ländern nach Belgien einreisen, müssen strenge Quarantäneauflagen beachten und sich Coronatests unterziehen, bevor sie sich frei bewegen dürfen. Ausnahmen für die Einreiseverbote für Nicht-EU-Bürger gibt es lediglich für Diplomaten sowie Beschäftigte des Transportsektors.
In Großbritannien hat sich die zunächst in Indien festgestellte Virusvariante Delta ausgebreitet. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Vereinigten Königreich nahm daher zuletzt zu. Der britische Regierungschef Boris Johnson verschob deswegen am vergangenen Montag die ursprünglich für kommenden Montag geplante Aufhebung der letzten Coronabeschränkungen in England um vier Wochen.
In Belgien macht Delta jüngsten Behördenangaben zufolge 6,1 Prozent der Coronaneuinfektionen aus. Studien deuten jedoch auf einen höheren Anteil hin.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124883/Belgien-verbietet-Einreise-von-Nicht-EU-Buergern-aus-Grossbritannien
DEUTSCHLAND: Wiederanstieg der Inzidenzen im Herbst: Intensivmediziner rechnen mit weniger schweren COVID-19-Verläufen – Hohe Durchimpfung der Bevölkerung schützt intensivmedizinische Abteilungen vor Überlastung – Deutsches Ärzteblatt, 21.6.2021
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, rechnet in einer möglichen vierten Coronawelle mit weniger Patienten auf den Intensivstationen.
„Wir werden, wenn es im Herbst zu einem Wiederanstieg der Infektionszahlen kommt, sehr genau auf die Neuaufnahmen auf den Intensivstationen schauen müssen. Wenn die vulnerablen Gruppen bis dahin sehr gut geimpft sind, könnte es auch bei höheren Inzidenzen viel weniger schwere Verläufe geben“, sagte Karagiannidis der Rheinischen Post.
Im bisherigen Pandemieverlauf seien die Intensivneuaufnahmen weitestgehend parallel zu den Inzidenzen verlaufen. Wenn die vulnerablen Gruppen sehr gut geimpft seien, könnte es im Sommer erstmals zu einem abweichenden Verhalten kommen“, erklärte der DGIIN-Präsident.
Es könne zu einer „Entkoppelung dieser beiden Parameter“ kommen. Die Inzidenzen würden dann stärker steigen als die Zahl der Intensiv-Aufnahmen, weil die potenziellen Patienten durch Impfung besser geschützt seien.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124878/Intensivmediziner-rechnen-mit-weniger-schweren-COVID-19-Verlaeufen
ÖSTERREICH: Preisfrage: „Was trägt die Wissenschaft zur Bewältigung einer Pandemie bei?“ – Soziologe Alexander Bogner erhält ÖAW-Essaypreis zu Wissenschaft und Pandemie (1. Preis) – Alexander Bogner bekommt für seinen Text 12.000 Euro – Bogner: Ohne Wissenschaft keine Hoffnung auf Pandemie-Bewältigung – Sozialanthropologin Raya Polishchuk (Uni Wien) und Schweizer Quantenphysiker Fabien Clivaz (Uni Ulm, Deutschland): Sozialwissenschaftren wurden vernachlässigt (2. Preis) – Thomas König (IHS) und Michael Stampfer (WWTF) mahnen langfristige Förderungen für Forschungen an (3. Preis) – Science-APA, 21.6.2021
„Was trägt die Wissenschaft zur Bewältigung einer Pandemie bei?“, fragte die Akademie der Wissenschaftern (ÖAW) im Sommer 2020. Das der Jury nach beste Essay dazu verfasste der ÖAW-Soziologe Alexander Bogner. Er erhält nun den mit 12.000 Euro dotierten ersten Preis. Auf den Plätzen folgen ein Tandem aus Quantenphysik und Sozialanthropologie, sowie ein Autoren-Duo aus der Wissenschaftsforschung und -förderung, wie die ÖAW mitteilte.
Die Coronapandemie brachte der Wissenschaft wahrlich ein Ausmaß an Aufmerksamkeit ein, die man noch vor kurzem kaum für möglich gehalten hätte. Das Thema stand daher auch im Fokus der aktuellen, von der ÖAW vor wenigen Jahren wiederbelebten Tradition öffentlich ausgeschriebener Preisfragen. Dem an Teilnehmer aus aller Welt mit oder ohne wissenschaftlichen Hintergrund gerichteten Aufruf zur Auseinandersetzung mit dem zeitgeistigen Problemkreis folgten über 150 Personen, die alleine oder in Kooperation insgesamt 114 Essays zur Begutachtung einreichten. Es langten Texte aus 27 Ländern im Zuge der mit 24.000 Euro dotierten Ausschreibung ein, die in von einer fachübergreifenden wissenschaftlichen Jury beurteilt wurden.
„Ohne die Wissenschaft wäre das Coronavirus gar kein Virus, sondern eine dunkle Heimsuchung des Schicksals. Und ohne die Wissenschaft hätten wir auch keine Hoffnung darauf, Covid-19 eindämmen zu können“, schreibt Hauptpreisträger Bogner, der am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW arbeitet. Die Forschung habe in der Krise Fakten und Daten geliefert und gleichzeitig Einblicke in ihre Lernprozesse eröffnet. Damit hat sie an Glaubwürdigkeit gewonnen, so die These des Soziologen, der darauf hinweist, dass die Wissenschaft kein politisches Mandat hat und somit nicht bestimmen könne, welche Eindämmungsmaßnahmen umgesetzt werden sollen.
*** Sozialwissenschaften vernachlässigt ***
Die Sozialanthropologin Raya Polishchuk von der Uni Wien und der Schweizer Quantenphysiker Fabien Clivaz von der Uni Ulm (Deutschland) weisen in ihrem mit 8.000 Euro bedachten Text darauf hin, dass im Zuge der Krise zwar viel über die naturwissenschaftliche Sicht berichtet wurde, die Sozialwissenschaften hingegen weniger aufgegriffen wurden. Auch die Politik habe dies vernachlässigt, was den Blick auf sich entwickelnde Ungleichgewichte in der Krise verstellt habe.
*** Langfristige Förderungen für Forschungen ***
Der dritte Preis (Dotation: 4.000 Euro) geht an Thomas König vom Institut für
Höhere Studien (IHS) und den Chef des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF), Michael Stampfer. Sie fokussieren auch auf die politischen Rahmenbedingungen für die Wissenschaft und plädieren für langfristige Förderungen für die verschiedenen ineinandergreifenden Forschungsbereiche.
Service: Die Gewinnertexte sind unter https://www.oeaw.ac.at abrufbar. Am 28. Juni um 15.00 Uhr folgt im Festsaal der Gesellschaft der Ärzte eine Diskussion mit Gewinner Alexander Bogner und anderen Vertretern aus der Forschung zur Preisfrage.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15271529494239885348
SIEHE DAZU
=> Gewinnertexte
https://www.oeaw.ac.at/detail/news/was-wissenschaft-in-einer-pandemie-leisten-kann-1
=> Alexander Bogner: Was kann die Wissenschaft bei Pandemien leisten?
QUELLE: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/NEWS/2021/PDF/Bogner_Alexander_de_PF_2020-26_final-CD-1.pdf
=> Fabien Clivaz, Catherine Polishchuk: Inspecting Temporality: Disentangling Science and “The Current Situation”
QUELLE: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/NEWS/2021/PDF/Copie_de_Science_in_a_Pandemic_proof_read-CD-1.pdf
=> Thomas König, Michael Stampfer: Von Viren, Ankern und Uhren
QUELLE: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/NEWS/2021/PDF/Stampfer_Michael_Koenig_Thomas_final-CD_AB.pdf
20.6.2021, Sonntag
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19.6.2021, Samstag
RUSSLAND: Moskau kämpft mit neuer Corona-Welle – ORF, 19.6.2021
Russlands Hauptstadt hat erneut einen Rekordwert an Coronavirus-Neuinfektionen verzeichnet. Die Behörden in Europas größter Metropole registrierten heute 9.120 Fälle – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Der bisherige Höchststand war am Tag zuvor mit rund 9.000 Infektionen erreicht worden.
Bürgermeister Sergej Sobjanin zufolge sind mittlerweile fast 90 Prozent der Covid-19-Erkrankungen auf die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus zurückzuführen. Moskau hat angesichts der dramatischen Situation die CoV-Einschränkungen wieder verschärft.
Großveranstaltungen etwa wurden auf 1.000 Menschen beschränkt und die Fanmeile zur Fußballeuropameisterschaft geschlossen. Zudem wurde eine Reihe an Unternehmen verpflichtet, eine Impfquote von 60 Prozent unter ihren Angestellten durchzusetzen.
*** Geimpfte werden bevorzugt ***
Für aufschiebbare medizinische Behandlungen sollen laut Moskauer Gesundheitsbehörde vorerst nur noch Geimpfte stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden. In Notfällen würden allerdings weiterhin alle Moskauer versorgt, betonte die Behörde. Ausgenommen von der Regelung sollen beispielsweise auch Krebspatienten sein sowie Menschen, die sich etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen dürfen.
Moskaus Bürgermeister kündigte zudem ein Experiment in der Gastronomie an: Konkret gehe es darum, etwa „coronafreie Restaurants“ auszuweisen. In solchen Gaststätten seien alle Mitarbeiter gegen das Virus geimpft. Die Gäste dort hätten entweder einen Impfnachweis oder könnten Antikörper nach einer überstandenen Krankheit nachweisen. Weitere zehn Tage geschlossen bleiben sollen etwa bereits gesperrte Kinderspielplätze in Parks.
*** Große Impfskepsis ***
Moskau kämpft – wie ganz Russland – weiter mit einer großen Impfskepsis in der Bevölkerung. Auch rund ein halbes Jahr nach Beginn der Massenimpfungen haben sich in der Hauptstadt jüngsten Angaben zufolge erst rund 15 Prozent der zwölf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner mit einem der russischen Präparate immunisieren lassen. In ganz Russland sind circa elf Prozent vollständig geimpft.
*** Weitere Regionen führen Impfpflicht ein ***
Nach Moskau haben weitere Regionen in Russland auf die gestiegenen Corona-Zahlen mit einer verpflichtenden Impfquote in Unternehmen reagiert. Auch auf der Halbinsel Sachalin im äußersten Osten Russlands sind zahlreiche Arbeitgeber angehalten, bis September mindestens 60 Prozent ihrer Angestellten impfen zu lassen, wie die regionale Leiterin der Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor, Olga Funtusowa, am Donnerstag erklärte.
Von der Regelung betroffen seien unter anderen Beschäftigte im Bildungs- und Gesundheitswesen, in Schönheitssalons, Fitnessstudios sowie im öffentlichen Nahverkehr, sagte Funtusowa der Agentur Interfax zufolge.
QUELLE: https://orf.at/stories/3218021/
ÖSTERREICH: Ärztekammer warnt vor Delta-Variante: bereits 6 Prozent der Neuinfektionen durch Delta-Variante – Einzig sinnvoller Schutz: rasche Durchimpfung der Bevölkerung – Zu wenige PCR-Testungen: Verbreitung der Delta-Variante in Österreich unklar – Kritik an ungleichen Impfschemata in Bundesländern und an Verschenken von Impfdosen ins Ausland – Interesse der Bevölkerung an Testungen gesunken: künftig nur stichprobenartige Tests – ORF, 19.6.2021
Wir laufen Gefahr, die Fehler des vergangenen Sommers exakt zu wiederholen“, hat Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, am Samstag gewarnt. Auch damals hätten die politisch Verantwortlichen gedacht, das Virus sei nun einfach verschwunden. Der einzige Unterschied sei, dass es nun Impfstoffe gibt. „Diese müssen wir nun dringend kaufen und schnell verimpfen.“
*** Sorge bereitet die Delta-Variante ***
Vor allem angesichts der Delta-Variante des Coronavirus sei das wichtiger denn je – denn bei dieser Variante brauche es für einen effektiven Schutz das vollständig erfüllte Impfschema, so der Ärztekammerpräsident. Derzeit habe aber fast die Hälfte der impfbaren Bevölkerung noch nicht einmal einen Stich erhalten hat und sei völlig ungeimpft. „Das Impftempo muss dringend erhöht werden und die Organisation muss verbessert werden“, so Szekeres.
*** Kritik: Imfpdosengeschenk ins Ausland unangebracht, unterschiedliche Impfschemen ***
Er könne auch nicht verstehen, warum Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) schon jetzt eine Million Impfdosen an das Ausland verschenke.
Derzeit gebe es in den neun Bundesländern neun unterschiedliche Impfstrategien und unterschiedliche Tempi. „Daher hinken einzelne Bundesländer bei der Durchimpfungsrate nach – beispielsweise Wien, wo man offensichtlich großes Misstrauen gegen die eigenen Hausärztinnen und Hausärzte hegt. Anders ist die mangelnde Versorgung der niedergelassenen Ärzte, die ihre riesige Impfbereitschaft jederzeit unter Beweis gestellt haben, nicht zu erklären“, sagte Szekeres.
*** Öffnungen begrüßenswert: Öffentlichkeit hat sie sich verdient ***
Die aktuellen Öffnungen seien zu begrüßen – „sie sind ein Zeichen für die Erfolge, die wir gemeinsam im Kampf gegen die Pandemie erreicht haben, und die Bevölkerung hat sich diese Erleichterungen verdient“. „Aber wenn wir keine Strategie hinter den Öffnungen verfolgen, dann kehrt der Lockdown schneller zurück, als wir uns aktuell vorstellen können“, warnte Szekeres.
*** Fehlende PCR-Tests machen Lage unübersichtlich ***
Wie schnell die ansteckendere und wohl gefährlichere Delta-Variante in Österreich auf dem Vormarsch ist, kann die heimische Ampelkommission allerdings noch nicht einschätzen. Einer der Gründe dafür ist, dass die verlässlichen PCR-Tests großflächig nur in Wien eingesetzt werden.
*** Zahl der PCR-Tests je Bundesland stark unterschiedlich
Wie aus dem internen der APA vorliegenden Protokoll der Kommission hervorgeht, wurden in Wien zuletzt 20.000 PCR-Tests je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner durchgeführt, während es im nächstfolgenden Bundesland Niederösterreich gerade einmal 1.559 waren. Das hat nicht nur deshalb Bedeutung, weil die PCR-Tests wesentlich verlässlicher sind als Antigen-Tests, sondern weil sie auch Basis für die Sequenzierungen sind, mit denen man die Varianten feststellt.
Delta-Variante in rund sechs Prozent der Neuinfektionen
*** 6 Prozent der Neuinfektionen entfallen auf die Delta-Variante ***
Derzeit geht man in der Kommission davon aus, dass mehr als sechs Prozent der Neuinfektionen auf die Delta-Variante entfallen. Diese Zahl könnte überschätzt, aber auch unterschätzt sein, und zwar für alle Bundesländer außer Wien. Wien deshalb nicht, weil eben viele PCR-Tests gemacht würden, vor allem mit der Aktion „Alles gurgelt“. In der Bundeshauptstadt wiederum erkennt man indes eine Verdoppelung der Delta-Fälle. Bei der AGES sieht man keinen Grund, dass das in den übrigen Ländern anders sein sollte. Allerdings gibt es auch Stimmen in der Kommission, die meinen, die Antigen-Tests würden reichen, weil bei positiven Befunden ohnehin mittels PCR nachgetestet wird.
*** Diskussion: Nasenvorhof-Tests für Diskos ausreichend? ***
Dass Test nicht gleich Test ist, hat sich jüngst bei einem Cluster im Bezirk Oberwart im Burgenland gezeigt. Hier war ein Nasenvorhof-Schultest als Eintrittstest in ein Nachtlokal verwendet worden. Diskutiert wurde daher in der Ampelkommission, in Settings, wo sich primär junge, ungeimpfte Personen aufhalten, nur PCR-Gurgeltests als Eintrittstests zuzulassen. Chief Medical Officer Katharina Reich schlägt zumindest vor, mit Testbussen zu operieren, um zeitnahe Ergebnisse von Antigen-Tests zu generieren.
Testangebot teils schon zurückgeschraubt
*** Mangelndes Interesse der Bevölkerung: Nur noch stichprobenweise Testungen? ***
Wiewohl auch in der Kommission die Gefahr einer baldigen neuen Delta-basierten Welle gesehen wird, erwägt man gar eine Systemumstellung in Richtung nur noch stichprobenartiger Tests. Vertreter des Gesundheitsministeriums verweisen darauf, dass das Testangebot in manchen Bundesländern mangels Interesse der Bevölkerung und hohen Personalaufwands schon jetzt reduziert wird und man daher überlegen muss, welches Angebot jedenfalls aufrechterhalten werden müsse.
Es solle verhindert werden, das Testangebot zu weit zu reduzieren. Die Vertretung Wiens in der Kommission warnt eindringlich davor, das Angebot zurückzuschrauben. Schließlich bereite man sich derzeit auf die Verdrängung durch eine neue Variante vor, deren Auswirkungen beträchtlich sein könnten.
QUELLE: https://orf.at/stories/3217968/
18.6.2021, Freitag
MEDIZIN: Corona-Impfstoffe und Delta-Variante (B.1.617.2): neueste Studien geben Hoffnung – Alpha-, Beta- und Delta-Variante jeweils resistenter gegen Impfstoffe mit Abschwächungsfaktoren von 2,6 oder 4,9 und 6,0 bezogen auf die Anitkörperbildung – T-zellulärer Schenkel der spezifischen Immunabwehr spielt gleichfalls eine wichtige Rolle – Nur vollständige Corona-Impfung wirkt optimal, Erstimpfung alleine weniger gut – Delta-Varianten-Inzidenz in Deutschland: 6,2 Prozent, in Großbritannien 96 Prozent – Science-APA, 18.6.2021
Die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus breitet sich weltweit zunehmend aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die erstmals in Indien nachgewiesene Variante als „besorgniserregend“ eingestuft, da sie Wissenschaftern zufolge ansteckender ist als die Ursprungsform des Coronavirus SARS-CoV-2. Auch in Österreich und Deutschland warnen Experten, dass sie sich ausbreiten und spätestens im Herbst Delta die dominierende Variante sein könnte.
Laut den jüngsten Daten des deutschen Robert Koch-Instituts (RKI) wurde die Variante bereits in allen 16 deutschen Bundesländern nachgewiesen. In der 22. Kalenderwoche lag ihr Anteil an allen genauer untersuchten Corona-Infektionen in Deutschland demnach bei 6,2 Prozent. Ganz anders sieht es in Großbritannien aus, wo die Variante B.1.617.2 inzwischen für 96 Prozent aller Neuinfektionen verantwortlich ist.
In Österreich sind laut AGES bisher 71 Corona-Fälle der Variante B.1.617.2 aufgetreten (jüngster publizierter Stand vom vergangenen Dienstag, Anm.) Mit Abstand die meisten Fälle wurden in Wien sequenziert (32), 19 in Salzburg, sieben in Tirol, sechs in Niederösterreich, fünf in der Steiermark und je einer in Kärnten und Oberösterreich. In der Kalenderwoche 23 und insgesamt waren weiterhin die weitaus meisten Infektionen der Alpha-Variante B.1.1.7 zuzurechnen (902).
*** Delta resistenter gegen Impfstoffe ***
Doch wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe gegen die gefährliche Mutante? Mehrere Laboruntersuchungen zeigen, dass sie offenbar resistenter gegen Impfstoffe ist als andere Varianten. So ergab eine Anfang Juni in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte britische Studie, dass die Zahl der Antikörper nach zwei Impfdosen von Pfizer/Biontech bei der Delta-Variante sechs Mal niedriger ausfiel als beim Wildtyp des Virus. Gegen die erstmals in Großbritannien nachgewiesene Variante Alpha wurde der sogenannte Antikörpertiter um den Faktor 2,6 und gegen die erstmals in Südafrika identifizierte Variante Beta um den Faktor 4,9 abgeschwächt.
Allerdings ist die Zahl der Antikörper zwar ein wichtiges Merkmal der Wirksamkeit eines Impfstoffs, jedoch nicht das einzige. Wer nur die Antikörper berücksichtigt, vernachlässigt insbesondere die Bedeutung der T-Killerzellen, die bereits infizierte Zellen statt des Virus angreifen. Umso wichtiger sind Untersuchungen unter realen statt nur unter Laborbedingungen. Und hier geben die ersten Ergebnisse Anlass zur Hoffnung.
*** Vollständige Corona-Impfung wirkt ***
Denn mit einer vollständigen Corona-Impfung lassen sich laut einer Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) schwere Krankheitsverläufe bei der Delta-Variante ebenso wirksam vermeiden wie bei der Alpha-Variante. Zwei Dosen des Wirkstoffs von Pfizer/Biontech verhinderten demnach bei der Variante B.1.617.2 in 96 Prozent der Fälle eine stationäre Behandlung. Für das Vakzin von AstraZeneca lag die Quote bei 92 Prozent.
Eine Ende Mai von den britischen Gesundheitsbehörden veröffentlichte Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen auch für weniger schwere Formen der Krankheit. Demnach ist der Impfstoff von Pfizer/Biontech zwei Wochen nach der zweiten Dosis zu 88 Prozent wirksam gegen eine durch die Delta-Variante ausgelöste symptomatische Covid-19-Erkrankung, bei der Alpha-Variante sind es 93 Prozent. Das AstraZeneca-Vakzin hat demnach eine 60-prozentige Wirksamkeit gegen die Delta-Variante und eine 66-prozentige gegen die Alpha-Variante.
*** Einzelne Dosis bietet nur begrenzt Schutz ***
Einig sind sich Wissenschafter darin, dass eine einzelne Dosis nur begrenzt Schutz vor einer Infektion durch die Delta-Variante bietet. So ergab die in „The Lancet“ veröffentlichte Studie, dass 79 Prozent der Geimpften nach einer ersten Dosis von Pfizer/Biontech „eine quantifizierbare neutralisierende Antikörperreaktion“ gegen den ursprünglichen Virusstamm hatten, bei der Variante B.1.617.2 hingegen nur 32 Prozent. Auch das französische Institut Pasteur erklärte, eine einzelne AstraZeneca-Dosis habe „wenig bis gar keine Wirksamkeit“ gegen die Delta-Variante.
Daten der britischen Regierung weisen in dieselbe Richtung: Beide Impfstoffe waren demnach drei Wochen nach der ersten Dosis nur zu 33 Prozent wirksam gegen eine durch die Delta-Variante verursachte symptomatische Covid-19-Erkrankung. Die britische Regierung verringerte daraufhin am Montag den Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung für Menschen über 40 Jahren von zwölf auf acht Wochen. Auch in Frankreich wurde der Zeitraum zwischen den Impfungen reduziert.
In Österreich erhielten laut Daten des E-Impfpasses vom Donnerstag 4.330.446 Menschen zumindest eine Teilimpfung, das sind 48,7 Prozent der Bevölkerung. 2.300.891 und somit 25,8 Prozent Personen sind voll immunisiert.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3276430561066091090
MEDIZIN: Impfung bei Jungen – Experte sieht klaren Nutzen, aber keine Eile – Nutzen-Risiko: zahlreiche Variablen beeinflussen sorgfältige Abwägung – Science-APA, 18.6.2021
Trotz des geringeren Risikos bei Kindern und Jugendlichen schwer an Covid-19 zu erkranken, fällt für den Wiener Pharmakologen, Markus Zeitlinger, die Nutzen-Risiko-Abwägung einer Impfung in der Gruppe ab zwölf Jahren „eindeutig positiv aus“. Man wisse nun schon sehr viel über die mRNA-Impfstoffe. Obwohl mögliche schwere Nebenwirkungen höchst selten auftreten, sei es aber „total legitim“ für Eltern, auf weitere Daten aus den USA zu warten. Niemand sollte sich drängen lassen.
Die Nutzen-Risiko-Abwägung in Bezug auf Kinder und Jugendliche ist eine Gleichung mit zahlreichen Variablen. Auf der Seite des individuellen Nutzens steht das Risiko durch Erkrankung selbst, der Effekt der Intervention – hier die Impfung mit einem der von der EU-Arzneimittelagentur EMA zugelassenen Impfstoff – und letztlich das Risiko, das von der Intervention an in der Regel gesunden jungen Menschen ausgeht, erklärte der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der MedUni Wien im Gespräch mit der APA. Dazu kommt der indirekte Nutzen für die Allgemeinheit, wenn etwa durch eine höhere Durchimpfungsrate neue Wellen eher verhindert werden, neue Virenvarianten weniger Chancen haben oder Schulschließungen ausbleiben können.
FERNER: * Jede ungeimpfte Person trägt hohes Risiko * Überlebenschancen bei Kindern kaum anders als bei Erwachsenen * Impfreaktionen gleich wie bei Erwachsenen * Kleine Stichprobe deckte noch keine seltenen Impfreaktionen auf * Seltene Impfnebenwirkungen treten an und für sich früh auf
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14465069954089900337
MEDIZIN: COVID-19: JAK-Inhibitor Tofacitinib verbessert Prognose von hospitalisierten Patienten – Wirkstoff dämpft Zytokinsturm – Wirkgleich mit Baricitinib – Weitere Studien am Laufen – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Eine zusätzliche Behandlung mit dem Januskinase (JAK)-Inhibitor Tofacitinib hat in einer randomisierten Studie bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 das Risiko auf ein Atemversagen oder einen tödlichen Ausgang gesenkt.
Die Ergebnisse der in Brasilien durchgeführten Studie wurden jetzt im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2101643 ) publiziert.
JAK-Inhibitoren blockieren in den Zellen auf breiter Ebene die Signalweiterleitung von Zytokinen. Sie könnten deshalb die Auswirkungen eines Zytokinsturms abschwächen, zu dem es bei schweren Verläufen von COVID-19 kommen kann.
Der JAK-Inhibitor Baricitinib hat in der ACTT-2-Studie bereits die Erholung von hospitalisierten COVID-19-Patienten beschleunigt, wobei die beste Wirkung bei Patienten erzielt wurde, die bereits nicht-invasiv beatmet wurden. ACTT-2 war Nachfolgestudie der ACTT, die den Nutzen von Remdesivir untersucht hatte. Alle Patienten in ACTT-2 wurden deshalb mit Remdesivir behandelt.
Tofacitinib hat denselben Wirkungsmechanismus wie Baricitinib. …
Die Wirksamkeit von Tofacitinib bei COVID-19 wird zur Zeit in mindestens 2 Studien (NCT04415151 und NCT04750317) untersucht. Zu Baricitinib sind mindestens 4 Studien (NCT04390464, NCT04640168, NCT04421027 und NCT04381936) registriert.
QUELLE (mit Intratext-Links zu weiteren Studien): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124822/COVID-19-JAK-Inhibitor-Tofacitinib-verbessert-Prognose-von-hospitalisierten-Patienten
MEDIZIN: COVID-19-Infektionen bei Lymphom-Patienten: Häufiger persistierende Symptomlast – Persistierendes COVID-19: schwere Krankheitsverläufe von insgesamt mehr als 30 Tagen Krankenhausaufenthaltsdauer – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Die COVID-19-Pandemie stellt das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen, insbesondere auch in der Onkologie. Bisherige Fallstudien haben gezeigt, dass Patienten unter einer Anti-CD20-Therapie häufiger an persistierenden COVID-19-Symptomen leiden. Vor diesem Hintergrund untersuchten Duléry et al. (Abstract S215) die Inzidenz, Risikofaktoren und Langzeitergebnisse von persistierendem COVID-19 bei Lymphom-Patienten.
Diese retrospektive, multizentrische Analyse wurde an 16 Krankenhäusern in Frankreich durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle erwachsenen Patienten mit Lymphomen, die im Zeitraum von März und April 2020 wegen COVID-19-Infektionen aufgenommen wurden (n=111).
Persistierendes COVID-19 wurde als anhaltende schwere COVID-19-Symptome definiert, die einen Krankenhausaufenthalt von mehr als 30 Tagen erforderten. Patienten, bei denen nach anfänglicher Besserung erneut schwere COVID-19-Symptome auftraten, die wiederholte Krankenhausaufenthalte für eine Gesamtaufenthaltsdauer von mehr als 30 Tagen
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124710/COVID-19-Infektionen-bei-Lymphom-Patienten-Haeufiger-persistierende-Symptomlast
USA: Die Vereinigten Staaten von Amerika investieren Milliarden in Entwicklung antiviraler Medikamente – Fauci: Imfpstoffe als „Hauptkampfmittel“ gegen Corona-Pandemie – Noch immer keinspezifisches Medikament gegen SARS-CoV-2 – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Die USA wollen 3,2 Milliarden US-Dollar (etwa 2,6 Milliarden Euro) in die Entdeckung und Entwicklung antiviraler Medikamente zur Behandlung der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Krankheit COVID-19 investieren. Der US-Immunologe Anthony Fauci stellte die Pläne gestern bei einem Briefing der Coronaarbeitsgruppe des Weißen Hauses in Washington vor.
„Impfstoffe bleiben eindeutig das Kernstück unseres Arsenals gegen COVID-19“, betonte der Gesundheitsexperte. Antivirale Mittel könnten jedoch eine wichtige Ergänzung zu Impfstoffen sein. Das gelte insbesondere für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, die sie im Falle einer Coronainfektion einem größeren Risiko aussetzen oder die dazu führen, dass Impfstoffe nicht den optimalen Schutz entwickeln.
Das „Antivirale Programm für Pandemien“ bringe führende Wissenschaftler aus der akademischen Forschung und der Industrie zusammen, um die Entwicklung neuer antiviraler Medikamente zu beschleunigen.
Pharmaunternehmen wie Pfizer, Roche oder Merck arbeiteten bereits an solchen Substanzen, sagte Fauci. Finanziert werden soll das Programm mit Mitteln aus dem „amerikanischen Rettungsplan“, einem Maßnahmenbündel, das der Kongress im März verabschiedet hatte.
Antivirale Medikamente stellten auch eine weitere „Verteidigungslinie“ gegen besorgniserregende Varianten und künftige Bedrohungen durch Viren mit „pandemischem Potenzial“ dar, führte Fauci fort. Für viele solche Viren gebe es noch immer nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Fauci nannte als Beispiele die Familien der Filoviren, zu der etwa das Ebolavirus zählt, oder der Flaviviren, zu der das Dengue-, das Westnil- und das Zikavirus gehören.Während in der Coronapandemie im Rekordtempo gleich mehrere Impfstoffe zugelassen wurden, fehlt noch immer ein Mittel, das das Virus spezifisch bekämpft. Bei Klinikpatienten wird bislang vor allem das entzündungshemmende und lange bekannte Kortikoid Dexamethason eingesetzt. Es soll eine überschießende Immunreaktion bremsen, die bei COVID häufig auftritt. In Deutschland gehört es zu den in der nationalen Leitlinie empfohlenen Medikamenten zur stationären Therapie von Covidpatienten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124827/USA-investieren-Milliarden-in-Entwicklung-antiviraler-Medikamente
INDONESIEN: Stärkster Inzidenz-Anstieg seit Januar 2021: 300 Gesundheitsmitarbeiter trotz Impfung mit Sinvac positiv – Nur milde Symptome im Erkrankungsfall – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.3021
In Indonesien haben sich Hunderte Ärzte und Mitarbeiter des Gesundheitswesens trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert.
Die Betroffenen arbeiteten alle in der Region Kudus in Zentral-Java und seien mit dem Vakzin des chinesischen Herstellers Sinovac geimpft worden, sagte Siti Nadia Tarmizi, eine Sprecherin des indonesischen Impfprogramms, gestern. Alle zeigten jedoch nur milde Symptome. „Sinovac ist wirksam gegen die neuen Varianten“, betonte Tarmizi.
Der Inselstaat in Südostasien hat in den vergangenen Tagen wieder steigende Zahlen verzeichnet. Gestern meldeten die Behörden mehr als 12.600 Neuinfektionen – so viele wie seit Januar nicht mehr. Vor allem in Kudus hätten die Krankenhäuser kaum noch Platz für neue Patienten, hieß es.
Mit 270 Millionen Einwohnern ist Indonesien das viertbevölkerungsreichste Land der Erde. Die Behörden hoffen, bis Anfang 2023 rund 181 Millionen Bürger zu impfen, um eine Herdenimmunität zu erreichen.
Bislang erhielten nur 22 Millionen Menschen zumindest eine Erstimpfung. Insgesamt wurden bislang 1,9 Millionen Coronainfektionen registriert, mehr als 53.000 Todesfälle wurden in Verbindung mit COVID-19 erfasst.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124828/Indonesien-300-Gesundheitsmitarbeiter-trotz-Impfung-positiv
ISRAEL: Regierung Israels stellt eine Million „verfallsgefährdete“ Impfdosen für Palästinenser bereit – Israel und Palästinensische Autonomiebehörde unterschrieben Abkommen – In Israel 5,1 Mio Menschen oder 55 Prozent der Bevölkerung zweitgeimpft, in Westjordanland und Gazastreifen nur 260.000 Menschen geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Israel stellt der palästinensischen Autonomiebehörde rund eine Million Impfdosen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zur Verfügung, die kurz vor dem Verfall stehen. Ein entsprechendes Abkommen sei mit der palästinensischen Autonomiebehöre unterzeichnet worden, erklärte die Regierung von Ministerpräsident Naftali Bennett heute.
Israels Bedarf an Impfstoffen ist derzeit gedeckt, der betroffene Pfizer/Biontech-Impfstoff hat bald das Verfallsdatum erreicht. Im Gegenzug werde Israel im September oder Oktober die gleiche Menge an Impfdosen erhalten, die Pfizer/Biontech zu diesem Zeitpunkt ursprünglich in die palästinensischen Gebiete schicken sollte. Die palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland gab zunächst keine Stellungnahme zu der Ankündigung ab.
Inzwischen sind in Israel rund 55 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft, das entspricht etwas 5,1 Millionen Menschen. Auf palästinensischer Seite haben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums nur 260.713 Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen ihre beiden Dosen erhalten.
Von vorgestern bis gestern wurden 170 neue Fälle in den beiden palästinensischen Gebieten gemeldet, womit sich die Gesamtzahl der Fälle seit Beginn der Pandemie auf mehr als 312.000 erhöht hat. Das palästinensische Gesundheitsministerium verzeichnete insgesamt bisher rund 3540 Todesfälle.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124851/Israel-stellt-eine-Million-Impfdosen-fuer-Palaestinenser-bereit
EUROPÄISCHE UNION: Urteil im Eilverfahren bewirkt Teilerfolg für EU: Astrazeneca muss weitere 50 Millionen Dosen an EU liefern – Lieferversagen für 2021Q1: statt 120 Mio nur 30 Mio Dosen geliefert – EU hatte Lieferung aller ausständigen 90 Mio Dosen eingeklagt – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Ein belgisches Gericht hat Astrazeneca verurteilt, bis Ende September 50 Millionen Dosen Coronaimpfstoff an die Europäische Union zu liefern. Das teilt das Brüsseler Gericht erster Instanz heute mit. Dabei handelt es sich um Mengen, die für das erste Quartal zugesagt waren, aber nicht rechtzeitig geliefert wurden. Wird das Urteil nicht eingehalten, drohen Zwangsgelder.
Ein Teil des Rückstands aus dem ersten Quartal ist allerdings nach Angaben von Astrazeneca bereits wettgemacht. Die aus dem Urteil resultierende Menge werde bis Ende Juni erreicht, betonte das Unternehmen.
Die EU-Kommission hatte Astrazeneca verklagt, weil der Hersteller viel weniger Coronaimpfstoff geliefert hat als vertraglich zugesagt. Bestellt waren 300 Millionen Dosen von Astrazeneca bis Ende Juni.
Doch gingen im ersten Quartal nur 30 Millionen statt 120 Millionen Impfdosen an die 27 EU-Staaten. Die Kommission verlangte per Eilverfahren Ende Mai zunächst rasche Lieferung der ausstehenden 90 Millionen Dosen aus dem ersten Quartal. Das Gericht gestand der EU aus dieser Forderung nun immerhin 50 Millionen Dosen aus dem ersten Quartal zu.
Nach der Mitteilung des Gerichts fiel das Urteil im Eilverfahren so aus: Astrazeneca muss bis 26. Juli, 9 Uhr, 15 Millionen Dosen liefern oder anderenfalls zehn Euro pro fehlender Dosis zahlen. Bis 23. August sind der Mitteilung des Gerichts zufolge weitere 20 Millionen Dosen fällig, mit derselben Strafandrohung, bis 27. September dann noch einmal 15 Millionen Dosen.
*** Unterschiedliche Sichtweisen von EU und Astrazeneca ***
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erklärte: „Diese Entscheidung bestärkt die Position der Kommission: Astrazeneca hat nicht die im Vertrag eingegangenen Verpflichtungen erfüllt.“ … Die Firma habe nicht wie zugesagt „alle vernünftigen Anstrengungen“ zur Lieferung unternommen. …
Astrazeneca sah hingegen seine eigene Position gestärkt. „Astrazeneca begrüßte heute das Urteil des Gerichts erster Instanz in Brüssel“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Der Richter hat die Lieferung von 80,2 Millionen Dosen bis 27. September 2021 angeordnet. Bis heute hat die Firma mehr als 70 Millionen Dosen an die Europäische Union geliefert und wird bis Ende Juni 2021 erheblich über die 80,2 Millionen Dosen kommen.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124854/Urteil-Astrazeneca-muss-weitere-50-Millionen-Dosen-an-EU-liefern
DÄNEMARK: Nach anderen Impfgruppen ab 16 Jahren: Dänemark will 12- bis 15-Jährige gegen SARS-CoV-2 impfen – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
In Dänemark sollen auch Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren gegen COVID-19 geimpft werden. Ihnen soll im Rahmen der nationalen Impfkampagne eine Coronaimpfung angeboten werden, nachdem alle anderen Impfgruppen im Alter ab 16 Jahren an der Reihe gewesen sind.
Das empfahl die dänische Gesundheitsverwaltung (SST) gestern. Das bedeutet, dass es für die Jüngeren gemäß dem derzeitigen Impfkalender voraussichtlich ab September soweit ist. …
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte den Impfstoff von Biontech/Pfizer im Mai auch für Kindern ab dem Alter von zwölf Jahren zugelassen. Nach Angaben der dänischen Gesundheitsverwaltung wird davon ausgegangen, dass auch andere Impfstoffe eine EU-Zulassung für Minderjährige erhalten werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124819/Daenemark-will-12-bis-15-Jaehrige-gegen-SARS-CoV-2-impfen
PORTUGAL: Einstige Impferfolge vom Frühjahr dahin: Lissabon wegen Ausbreitung der Delta-Variante für zweieinhalb Tage abgeriegelt – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Lissabon wird wegen einer besorgniserregenden Zunahme der Coronainfektionsfälle für rund zweieinhalb Tage abgeriegelt. Von heute Nachmittag (16 Uhr) bis Montagmorgen (6 Uhr MESZ) dürfen die 2,8 Millionen Bewohner der portugiesischen Hauptstadt den Großraum Lissabon nur aus triftigem Grund verlassen, wie die Regierung gestern mitteilte. Auswärtige werden nur in Ausnahmefällen einreisen dürfen.
Mit 928 neuen Infektionen binnen 24 Stunden verzeichnete Lissabon gestern den höchsten Wert seit dem 19. Februar. Das waren rund 75 Prozent aller in Portugal registrierten Fälle (1.233). In der „Area Metropolitana“ Lissabons wohnen aber lediglich rund 27 Prozent aller 10,3 Millionen Bürger Portugals.
In Lissabon breite sich derzeit die zunächst in Indien entdeckte Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 relativ stark aus, sagte Präsidentschaftsministerin Mariana Vieira da Silva. „Es ist nicht leicht, solche Maßnahmen zu ergreifen, aber uns erschienen sie unerlässlich, damit die Lage, die in Lissabon derzeit herrscht, nicht auf das ganze Land übergreift“, betonte sie.
Der einstige Hotspot Portugal hatte im Winter erfolgreich gegen Corona gekämpft und im Frühjahr zeitweilig mit die niedrigsten Werte Europas aufgewiesen. Der Ausnahmezustand zur Eindämmung der Pandemie war deshalb am 1. Mai nach fünfeinhalb Monaten zu Ende gegangen. Die landesweite 14-Tage-Inzidenz stieg jedoch nach Angaben der EU-Behörde ECDC innerhalb weniger Wochen von 55 auf 87.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124825/Lissabon-wegen-Ausbreitung-der-Delta-Variante-abgeriegelt
DEUTSCHLAND: Delta-Variante kommt: RKI warnt vor Verspielen von Erfolgen – Virus ist nicht verschwunden – Wachsender Umlauf der Delta-Variante nur eine Frage der Zeit – Hygienemaßnahmen bleiben weiterhin wichtig – Bevölkerung auch im Herbst noch unzureichend im Minimalausmaß von 80 Prozent durchgeimpft: Neuinfektionen werden im Herbst wieder zunehmen – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Trotz der derzeit sich weiter entspannenden Lage in der Coronapandemie in Deutschland haben Ärzte, Politiker und Wissenschaftler für Vorsicht geworben. Durch die ansteckendere Variante Delta könne sich das Virus wieder verbreiten, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler heute in Berlin.
Diese Entwicklung könne vor allem Ungeimpfte und erst einmal Geimpfte treffen. „Das dürfen wir einfach nicht riskieren“, ergänzte Wieler. Auch bei niedrigen Inzidenzen sei deshalb ein behutsames Öffnen in kleinen Schritten nötig. Durch Impfungen, Masketragen in Innenräumen und Abstandhalten könnten wiedergewonnene Freiheiten erhalten bleiben. …
Noch kursiere die Delta-Variante auf niedrigem Niveau (rund sechs Prozent) in Deutschland. Es sei jedoch nicht die Frage, ob Delta das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiere, sondern wann, ergänzte er. Es hänge auch davon ab, wie es gelinge, die Ausbreitung mit Maßnahmen wie Abstand, Hygiene und Masken zu unterdrücken.
Im Herbst werde es in jedem Fall wieder zu mehr Neuinfektionen kommen, sagte Wieler. Und im Moment sei die Hälfte der deutschen Bevölkerung noch nicht ausreichend durch Impfungen geschützt. Das Impfprogramm gilt als schärfste Waffe bei der Eindämmung der Pandemie. Nötig sind nach RKI-Schätzungen 80 Prozent vollständig immunisierte Bundesbürger. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124833/Delta-Variante-kommt-RKI-warnt-vor-Verspielen-von-Erfolgen
DEUTSCHLAND: Zi-Simulation nach eingeschränkten Biontech-Impfstofflieferungen bis Juli: Coronaimpfkampagne könnte sich um vier Wochen verzögern – Simulation ergibt: bis 5. September alle Impfberechtigten bis 18 Jahre erst, bis 17. Oktober zweitgeimpft – Günstiger Fall: alle Berechtigten bis 18. Juli erstgeimpft – Unter Einbezug von Kinder-Impfungen fallen für alle Berechtigten Erstimpfungen auf den 12. September, Zweitimpfungen auf den 24. Oktober – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Durch die aktuelle Prognose des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) über die zu erwartenden Liefermengen der COVID-19-Impfstoffe könnte sich die Coronaimpfkampagne rechnerisch um weitere vier Wochen verzögern.
Das ist das Ergebnis einer aktualisierten Simulation zum zeitlichen Verlauf der Coronaimpfkampagne, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) nach Veröffentlichung neuer Eckwerte durch das BMG vorgenommen hat.
Demnach könnten bei vollständiger Umsetzung der Altersempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) alle erwachsenen Impfberechtigten ab 18 Jahren erst bis zum 5. September eine Erstimpfung und bis zum 17. Oktober einen vollen Impfschutz erhalten.
Würde die STIKO-Altersempfehlung nicht beachtet und der gesamte verfügbare Impfstoff einschließlich aller Dosen von Astrazeneca und Johnson & Johnson verimpft, wäre es laut Zi rechnerisch möglich, alle Erwachsenen bis zum 18. Juli erstmals zu impfen.
Ein vollständiger Impfschutz wäre dann am 26. September erreicht. Voraussetzung dafür sei, dass Johnson & Johnson ab Juli 1,7 Millionen Dosen und Astrazeneca etwa 2,7 Millionen Dosen wöchentlich nach Deutschland liefern.
„Gebremst wird die Geschwindigkeit der Impfkampagne dadurch, dass der Impfstoff von Biontech nach zwischenzeitlich höheren Liefermengen ab Juli nur bei rund drei Millionen Dosen wöchentlich liegen wird“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. …
So ergab die Simulation, dass sich die Impfkampagne unter Berücksichtigung der STIKO-Altersempfehlung und der Impfung von Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf die mRNA-Impfstoffe verengt – insbesondere auf den Wirkstoff von Biontech.
Damit rücke das rechnerische Datum für eine Erstimpfung aller Impfberechtigten ab 12 Jahren auf den 12. September beziehungsweise für einen vollständigen Impfschutz auf den 24. Oktober. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124836/Zi-Simulation-Coronaimpfkampagne-koennte-sich-um-vier-Wochen-verzoegern
DEUTSCHLAND: Curevac-Chef sieht Impfstoff zu Unrecht in Kritik – Originaler Virus-Wildtyp spielt keine Rolle mehr: Impfstoff in Zusammenhang mit 29 Virus-Varianten geprüft – Deutsche Gründlichkeit schießt Eigentor: die bekannten Impfstoffhersteller prüften an weit weniger Virus-Varianten, was bessere Wirksamkeit erwirkte – Curevac-Anteilseigener bleiben zuversichtlich – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Die vorläufig geringe Wirksamkeit des Coronaimpfstoffs von Curevac steht nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden Franz-Werner Haas zu Unrecht in der Kritik. Kein anderes Vakzin sei an so vielen Virusvarianten getestet worden, sagte Haas heute.
„Es ist faktisch eigentlich nicht korrekt, die Zahl der vorläufigen Wirksamkeit unseres Coronaimpfstoffs und die Zahlen zur Wirksamkeit anderer Impfstoffe nebeneinander zu stellen“, sagte Haas. In der Studie zum Coronaimpfstoffkandidaten CVnCov seien 29 Virusvarianten enthalten.
Das ursprüngliche Virus, der Wildtyp, spiele kaum mehr eine Rolle. „Die Zahlen zur Wirksamkeit der anderen Impfstoffe sähen vermutlich anders aus, wenn man deren Studien zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt hätte.“
Curevac hatte vorgestern in einer Pflichtbörsenmitteilung bekanntgegeben, dass sein Coronaimpfstoff einer Zwischenanalyse zufolge eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ habe. Bei den anderen in der EU zugelassenen Präparaten liegt der Wert deutlich höher.
Das Tübinger Unternehmen möchte in den kommenden zwei bis drei Wochen die Analyse der Daten aus der finalen Studienphase abschließen. Dabei werde sich die Wirksamkeit des Impfstoffs nochmals verändern, zeigte sich Haas überzeugt. Sobald dies abgeschlossen sei, werde Curevac mit der EMA beraten, ob man noch weitere Daten benötige.
Die Mitteilung zur vorläufigen Wirksamkeit hatte einen drastischen Sturz des Börsenkurses von Curevac ausgelöst. Haas sagte dazu: „In unserem operativen Geschäft und auch bei unserer Liquidität hat sich seit Mittwoch nichts geändert.“ Das Unternehmen ist weiter überzeugt, seinen Impfstoff bis zur Zulassung zu bringen.
Haas zufolge soll dem auch eine möglicherweise relativ geringe Wirksamkeit nicht im Weg stehen. „Angesichts der Pandemie kann es nur heißen: Wenn es einen wirksamen Impfstoff gibt, sollte dieser auch zum Einsatz kommen.“ Haas verwies dabei auch auf die zahlreichen Entwicklungsländer, in denen bislang kaum oder gar keine Coronaimpfstoffe verfügbar sind.
Curevac-Investor Dietmar Hopp glaubt auch weiter an das Unternehmen. „Ich bin zuversichtlich, dass Curevac erfolgreich sein wird“, sagte er der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung heute. Dem Portal „merkur.de“ sagte Hopp, er bleibe „auf alle Fälle als Investor erhalten.“ „Ich glaube felsenfest an das Unternehmen“, fügte er hinzu.
Der Bund hält ebenfalls an seiner Beteiligung an Curevac fest, wie das Wirtschaftsministerium gestern erklärte. Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil von 16 Prozent. Dabei hat die Bundesregierung aber keinen Einfluss auf das operative Geschäft, erklärte die Ministeriumssprecherin.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124823/Curevac-Chef-sieht-Impfstoff-zu-Unrecht-in-Kritik
DEUTSCHLAND: AOK-Gesundheitsreport: Wohnort beeinflusst Coronasterblichkeit – Armut als Gesundheitsrisiko: Erkrankungsrisiko bei sozial schwächer gestellten Menschen deutlich erhöht – Deutsches Ärzteblatt, 18.6.2021
Das Risiko, an den Folgen einer COVID-19-Infektion zu sterben, ist regional unterschiedlich hoch. Das geht aus einer Gesundheitsdatenauswertungen der AOK Rheinland/Hamburg hervor. Demnach verzeichnete Oberhausen zwischen Februar 2020 und Juni 2021 pro 100.000 Einwohner 164 Sterbefälle im Zusammenhang mit COVID-19, im Rheinisch-Bergischen Kreis waren es im gleichen Zeitraum nur 51.
Hohe Sterblichkeitsraten gab es darüber hinaus im Kreis Heinsberg (150 Sterbefälle/100.000 Einwohner) und in Remscheid (149 Sterbefälle/100.000 Einwohner). Neben dem Rheinisch-Bergischen Kreis lagen die Zahlen vor allem noch in Leverkusen (59 Sterbefälle/100.000 Einwohner) und dem Kreis Wesel deutlich unter dem Durchschnitt (61 Sterbefälle/100.000 Einwohner).
„Das Risiko für schwere Krankheitsverläufe ist insbesondere bei sozial schwächer gestellten Menschen deutlich erhöht. Armut ist ein Gesundheitsrisiko“, sagt Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.
Zum einen hätten sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit sowie ihrer Wohn- und Lebensverhältnisse oftmals ein höheres Infektionsrisiko. „Zum anderen leiden sie häufiger an Vorerkrankungen und weiteren Faktoren, die schwere Krankheitsverläufe begünstigen“, so Wältermann.
Insgesamt wurde seit Beginn der Pandemie laut AOK bei rund 444.000 Menschen im Rheinland eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen. Dies entspricht 4,6 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil der nicht erfassten Infektionen liege aber vermutlich weitaus höher.
Rund 9.300 Menschen sind hier bislang der Auswertung zufolge an COVID-19 gestorben. Die durchschnittliche Coronasterblichkeit in der Region liegt damit bei 96 Toten je 100.000 Einwohner. Dies entspricht 2,1 Prozent der registrierten Erkrankten.
Laut Gesundheitsreport wurden seit Beginn der Pandemie zudem 707 je 100.000 Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg mit einer Coronaerkrankung im Krankenhaus behandelt, 16 Prozent von ihnen auf einer Intensivstation. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124839/AOK-Gesundheitsreport-Wohnort-beeinflusst-Coronasterblichkeit
17.6.2021, Donnerstag
NON-SARS-CoV-2 – INFEKTIOLOGIE – VIROLOGIE: Joachim Müller-Jung: Kampf gegen Denguefieber – Rettende Keime – Wie man gefährlichen Viren auch beikommen kann, zeigt ein Experiment mit bakterienverseuchten Moskitos. In dessen Verlauf konnte das Denguefieber radikal eingedämmt werden – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.6.2021
Machtlos und fast wehrlos den Viren ausgesetzt, sich nirgends mehr richtig sicher fühlen, weil die Bedrohung immer näher rückt, kein Medikament, keine vernünftige Prävention, nur die Gewissheit: Die Gefahr breitet sich aus, weltweit und sehr schnell. Die Viren bringen hohes Fieber, Schüttelfrost, Körperschmerzen, viele Infizierte liegen lange benommen im Bett, auch Blutungen kommen vor – und viele Tote. Das ist der Hintergrund einer Virusepidemie, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen unter die Top Ten der globalen Gesundheitsgefahren eingereiht worden ist.
Früher war das Denguefieber in Europa als Fernreisekrankheit gehandelt worden, wie andere Tropenkrankheiten auch: Gelbfieber, Zika-Fieber und die Malaria, die allerdings von einem Parasiten hervorgerufen wird. Denguefieber, das war das „Dandyfieber“ oder „Knochenbrecherfieber“, das man mitbringt, weil man es sich mit einem Mückenstich eingefangen hat. Nach der Rückkehr bereitet es quälende Wochen. Immer mehr bringen es mit, inzwischen sind es jedes Jahr ein paar Hundert Deutsche. Aber die Hitze dieser Tage sollte auch daran erinnern, dass die Wahrscheinlichkeit von Jahr zu Jahr wächst, sich im eigenen Land oder bei Kurzreisen mit dem Erreger anzustecken.
*** Mückenpopulationen um mehr als drei Viertel reduziert ***
Die Überträgerin, die Gelbfiebermücke oder Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti), wird schon seit einigen Jahren vereinzelt in Deutschland gesichtet, in Süd- und Mittelitalien ist sie heimisch, wie in manchen holländischen Treibhäusern auch. Schätzungsweise um das Achtfache in nur 20 Jahren hat sich das von den blutsaugenden Weibchen dieser Mücken übertragene Dengue-Virus weltweit ausgebreitet. Zwischen 290 und etwas mehr als 520 Millionen Menschen infizieren sich weltweit, ein Viertel von ihnen wird krank, ein paar Zehntausend müssen sterben. Nachprüfbare Zahlen gibt es kaum, die Dunkelziffern sind gewaltig.
Die Suche nach medizinischen Auswegen hat viele Forschergruppen weltweit dazu gebracht, gezielt bei den Überträgern anzusetzen. Auch weil die erfolgreiche Bekämpfung der Stechmücken verspricht, zusätzlich schwere Krankheiten wie Malaria in den Griff zu bekommen. In Brasilien, Malaysia, Panama, auf den Cayman-Inseln und zuletzt auch auf den Florida Keys hat man schon in Feldversuchen mit gentechnisch veränderten, unfruchtbar gemachten Stechmücken experimentiert. Viele Ergebnisse waren vielversprechend, die Mückenpopulationen wurden teilweise um mehr als drei Viertel reduziert. Aber die öffentliche Kritik an vielen dieser Studien war gewaltig, und die Hürden für die Freilandexperimente waren jedes Mal sehr hoch. Von einem Durchbruch in der Vorbeugung der Tropenleiden wollte deshalb keiner sprechen, auch bei den großen Medizinstiftungen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht. Die gängige Methode ist und bleibt die – aus guten Gründen – umstrittene Anwendung giftiger Insektizide.
Klinikeinweisungen um 86 Prozent gesunken
Das klingt bei einem alternativen Präventionsverfahren nun plötzlich ganz anders. Seitdem vor wenigen Tagen die Veröffentlichung von Tropenmedizinern um den Australier Cameron Simmons von der Monash University im New England Journal of Medicine erschienen ist, herrscht ein kaum gekannter Optimismus. Finanziert und angestoßen worden war das Projekt von der Nichtregierungsorganisation World Mosquito Program. Im Oktober 2016 hatten die Wissenschaftler Kontakt aufgenommen mit der Stadtregierung der indonesischen Millionen-Metropole Yogyakarta, einer der am stärksten vom Denguefieber betroffenen Regionen. In diesem Hotspot begann man ein halbes Jahr später die Bekämpfung der Virenüberträger mit Gelbfiebermücken, die eine im Labor gezüchtete (aber nicht gentechnisch veränderte) Sorte von Wolbachia-Bakterien in sich tragen. Diese Keime leben natürlicherweise als Symbionten in den Zellen vieler Tiere, insbesondere Insekten. Und sie beeinflussen auf vielfache Weise – zum Guten wie gelegentlich auch zum Schlechten – die Existenz von Insekten. In vielen Stechmücken etwa beeinträchtigen sie die Fortpflanzung, indem sie die Keimzellen besiedeln.
In der Gelbfiebermücke kommen die vor knapp 100 Jahren entdeckten Wolbachia-Bakterien normalerweise nicht vor. Deshalb wurden schon vor mehr als zehn Jahren Versuche unternommen, in Zellkulturen im Labor Wolbachia-Varianten zu kultivieren, die den Dengue-Überträger befallen. Erst einmal infiziert mit den für Menschen und die allermeisten Tiere harmlosen Keimen, geben die Mückenweibchen die Bakterien über den Reproduktionstrakt leicht und zuverlässig an die nachfolgende Generation weiter. Entscheidend für den Manipulationsversuch war nun, dass die Besiedelung der Gelbfiebermücken mit den Wolbachia-Bakterien die Lebenszeit der nachfolgenden Generation quasi halbiert. Und weil die Dengue-Viren nur von reifen, blutsaugenden Mücken auf den Menschen übertragen werden, sinkt die Ansteckungsgefahr gewaltig. Vermutlich hemmen die Wolbachia-Bakterien zusätzlich auch die Virusvermehrung in den Insektenzellen, wie vor wenigen Monaten in einer weiteren Fachpublikation in PLOS Pathogens gezeigt wurde.
Der präventive Effekt war, nachdem man die Wolbachia-infizierten Mücken zwischen den Häusern von Yogyakarta freigelassen hat, gewaltig. Das 26 Quadratkilometer große Versuchsgebiet war in je zwölf Bezirke mit beziehungsweise ohne Wolbachia-Moskitos aufgeteilt worden. Anfangs dauerte es einige Monate, bis die Wolbachia-Mücken genügend große Populationen aufbauten. Danach spürten die Menschen schnell die Folgen: Die Infektionen waren am Ende der dreijährigen Experimentierphase um drei Viertel gesenkt worden, die Klinikeinweisungen in dem von fast 400.000 Menschen bewohnten Untersuchungsgebiet sanken um 86 Prozent. Vergleichbare Fortschritte waren bisher mit keinem anderen wissenschaftlich überwachten Projekt erzielt worden. Deshalb sollen noch größere Studien mit den bakterieninfizierten Stechmücken folgen.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/wie-keime-gegen-das-denguefieber-eingesetzt-werden-17392806.html
MEDIZIN: COVID-19: Jeder vierte sehr schwer Erkrankte bekommt posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) – Nach 100 Tagen Einsetzen von massiven Gefühloen von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein – Schreibtherapie: Zurückholen unangenehmer Erlebnisse auf der Intensivstation lindert – Gute Informationen als gute Vorbeugung eines PTBS – Coronasketiker meiden und verarbeiten valide Informationen nicht: schwerere Angstzustände und Depressionen als Folge – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Ein Viertel der sehr schwer an COVID-19 Erkrankten entwickelt später eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Das ergab eine Untersuchung der Universität Duisburg-Essen, für die von April 2020 bis März 2021 mehr als 30.000 Menschen untersucht wurden, wie gestern anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mitgeteilt wurde.
Demnach stieg bei diesen Menschen, die auf der Intensivstation behandelt wurden, im Schnitt am 100. Tag nach ihrer Entlassung die Traumasymptomatik an. Das massiv bedrohliche Erlebnis, keine Luft mehr zu bekommen, löse bei diesen Patienten im Nachgang sogenannte Intrusionen aus, erklärte Martin Teufel, der als Direktor der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Kliniken Essen die Studie leitete.
Diese Intrusion äußere sich „wie ein Flashback, mit einem plötzlich einschießenden massiven Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, des Erlebens von Kontrollverlust“. Die einschneidende Erfahrung auf der Intensivstation sei unstrukturiert als Emotion im Unterbewusstsein abgespeichert. Patienten könne daher eine spezifische Traumabehandlung angeboten werden, etwa als Schreibtherapie. So werde die Erfahrung „ins Bewusstsein geholt, aufgearbeitet und neu strukturiert“, erklärte Teufel weiter.
Laut der Studie wurde zudem bei bis zu 65 Prozent der Menschen während der Pandemie erhöhter Stress festgestellt. Dabei seien depressive Symptome ab November 2020 noch weiter angestiegen, hieß es. „Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Angst- und Depressionssymptome zwar erhöht, allerdings in ihrem Schweregrad überwiegend nicht so ausgeprägt sind, dass die diagnostischen Kriterien einer psychischen Erkrankung erfüllt sind“, teilte Teufel mit.
Entlastend wirkte es der Forschung zufolge, wenn Menschen sich informiert fühlten und das Vertrauen in politische und gesellschaftliche Maßnahmen hoch sei. Bei den Coronaskeptikern seien die Werte für depressive Symptome und generalisierte Angst deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung gewesen.
In dieser Gruppe sei das Verdrängen besonders stark ausgeprägt, „um einer lähmenden Angst auszuweichen“, erklärte Teufel. Die andere Bewältigungsstrategie – „valide Informationen aufnehmen und verarbeiten“ – werde negiert.
Er empfahl, Emotionen und Überzeugungen dieser Gruppe ernst zu nehmen und sie nicht in eine Verteidigungshaltung zu drängen. Stattdessen solle mit evidenzbasierten Informationen die Auseinandersetzung gesucht werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124773/COVID-19-Jeder-vierte-sehr-schwer-Erkrankte-bekommt-PTBS
MEDIZIN: Monoklonale Antikörper senken Sterberisiko von seronegativen COVID-19-Patienten – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Die monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab sind offenbar in der Lage, bei hospitalisierten Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf, die selbst keine ausreichende Antikörperantwort aufbauen, das Sterberisiko zu senken. Dies zeigen vorläufige Ergebnisse aus der COVID-19-Therapiestudie RECOVERY, die auf dem Preprintserver medRxiv veröffentlicht wurden (DOI: 10.1101/2021.06.15.21258542v1 ).
Laut Seniorautor Martin Landray, Professor für Medicine and Epidemiology an der University of Oxford, ist es „das erste Mal, dass für eine antivirale Therapie gezeigt wurde, dass sie das Leben von hospitalisierten COVID-19-Patienten retten kann“.
Künftig könnten Patienten, die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen, basierend auf ihrem Antikörperstatus in 2 Gruppen eingeteilt werden, kommentierte Fiona Watt, Executive Chair des britischen Medical Research Council. Bildeten sie keine eigenen Antikörper gegen SARS-CoV-2, könne eine Behandlung mit dem Antikörperpräparat ihr Sterberisiko senken. Hätten sie dagegen eigene Antikörper, dann wisse man jetzt, dass sie nicht von den Antikörpern profitieren würden. „Angesichts der Kosten für diese Medikamente ist das eine wichtige Information“, so Watts.
Verglichen wurden 9.785 Krankenhauspatienten mit COVID-19, die randomisiert entweder nur die Standardtherapie oder zusätzlich zur Standardtherapie das Antikörperpräparat (Casirivimab 4g plus Imdevimab 4g per Infusion) erhalten hatten. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124761/Monoklonale-Antikoerper-senken-Sterberisiko-von-seronegativen-COVID-19-Patienten
INTERNATIONAL: UN: Deutsches Bremsen bei Impfpatenten behindert Pandemiebekämpfung: keine Freigabe von Impfpatenten – Auch andere Staaten behinderten – Eklatante Ungleichheit bei Impfstoffverteilung eliminieren – Unzureichenden Dotierung des Covax-Impfprogramms und Weigerung der Patentfreigabe verschärft Ungleichheit – Ärmere Länder: versprochene Impfdosen-Menge zu gering – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Nach Einschätzung der UN-Entwicklungsorganisation UNDP bremsen Deutschland und andere Länder die Bekämpfung der Coronapandemie, indem sie eine Freigabe von Patenten für Impfstoffe blockieren.
„Rechte an geistigem Eigentum sind ein Hindernis für eine beschleunigte Verbreitung und Produktion von Impfstoffen“, sagte UNDP-Chef Achim Steiner. Es gebe bei Vorstößen wie jenem zur Patentfreigabe zwar immer Bedenken, doch „Risiko ist kein Grund, jetzt nicht zu handeln“. Die Freigabe von Patenten müsse als eine von mehreren Maßnahmen in Betracht gezogen werden, um der eklatanten Ungleichheit beim Verteilen der Vakzine zu begegnen.
Deutschland hatte sich zuletzt beim G7-Gipfel in Cornwall zusammen mit Großbritannien erneut gegen die Patentfreigabe gestemmt, die eine lizenzfreie Impfstoffproduktion in Entwicklungsländern ermöglichen könnte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Mai gesagt, dass dies keine Lösung sei, um mehr Menschen Impfstoff zur Verfügung zu stellen – es bedürfe der Kreativität und der Innovationskraft von Unternehmen, der Schutz von Patenten sei eine Voraussetzung dafür.
US-Präsident Joe Biden hatte den Vorschlag einer Freigabe ins Spiel gebracht. Aus Deutschland und Großbritannien kommen mit Biontech und Astrazeneca zwei erfolgreiche Hersteller von Coronavakzinen.
Der deutsche UN-Mann Steiner, der heute seine zweite Amtszeit als Entwicklungschef und dritthöchster Diplomat bei den Vereinten Nationen antritt, nannte die einseitige Verteilung der Impfstoffe zugunsten der Industrienationen „nicht zu vertreten“. Die Staatengemeinschaft habe es vergangenes Jahr verpasst, das internationale Impfprogramm Covax mit genügend Geld auszustatten.
Stattdessen seien die ärmsten Länder nun von jenen Staaten abhängig, die die Impfstoffe herstellten und zudem die Patente an ihnen besäßen. „Das ist kein gute Position für eine globale Familie und eine Gemeinschaft von Nationen“, so Steiner weiter.
Das Versprechen der Industrienationen beim G7-Gipfel, mindestens eine Milliarde Impfdosen bis Mitte 2022 bereitzustellen, sei aus Sicht der Bedürftigen nicht ausreichend. „In den Augen vieler, die in den Entwicklungsländern leben, ist es immer noch zu wenig und zu lang hin“, sagte Steiner.
Allerdings empfinde er es ebenfalls als falsch, Regierungen dafür zu verurteilen, dass ihre eigenen Bevölkerungen für sie Vorrang bei der Bekämpfung der Pandemie hätten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124789/UN-Deutsches-Bremsen-bei-Impfpatenten-behindert-Pandemiebekaempfung
GROSSBRITANNIEN: Analyse: Zahl der Coronainfektionen in England steigt wieder stark – Treiber seien junge und ungeimpfte Menschen – Hoffnung: voranschreibende Impfkampagne wird Ausbreitung des Corona-Virus eindämmen – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 steigt die Zahl der Neuinfektionen in England wieder stark an. Einer Datenanalyse im Auftrag der Regierung zufolge lag das Wachstum zwischen dem 3. Mai und dem 7. Juni bei 50 Prozent.
Der Zeitraum stimme mit der Verbreitung von Delta überein, teilte das Gesundheitsministerium in London heute mit. Treiber seien junge und meist ungeimpfte Menschen. Daten von 110.000 Schnelltests zwischen 20. Mai und 7. Juni hätten ergeben, dass die Zahl der Fälle sich alle elf Tage verdoppelt, hieß es weiter. Schwerpunkt ist Nordwestengland.
Experten setzen allerdings darauf, dass wegen der Impfkampagne die Ausbreitung des Virus wieder verlangsamt wird. Mittlerweile haben mehr als 30 Millionen Erwachsene – gut die Hälfte – die für den vollen Schutz notwendigen zwei Dosen erhalten. Schon in wenigen Tagen dürfen alle über 18-Jährigen sich für eine Impfung anmelden.
Wegen der Delta-Variante, die mittlerweile für mehr als 90 Prozent der Fälle im Land verantwortlich ist, hat die Regierung von Premierminister Boris Johnson die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Coronamaßnahmen in England um vier Wochen verschoben.
Gestern Abend stimmte das Parlament in London dieser „Pause“ mit deutlicher Mehrheit zu. Allerdings stimmten mehr als 50 Abgeordnete von Johnsons Konservativer Partei gegen die Regierung. Sie fordern, dass der bisherige Fahrplan eingehalten wird.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124792/Analyse-Zahl-der-Coronainfektionen-in-England-steigt-wieder-stark
EUROPÄISCHE UNION: EU-Behörden: geimpfte Reisende von Test- und Quarantänepflichten ausnehmen – Warnung vor zu schneller Lockerung für Nicht-Geimpfte – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Reisende mit vollständigem Impfschutz gegen COVID-19 oder überstandener Coronainfektion sollten nach Angaben führender EU-Behörden von Test- und Quarantänepflichten ausgenommen werden.
Eine Ausnahme von dieser Empfehlung gelte für Menschen aus Gebieten mit besonders hohem Coronarisiko oder grassierenden Coronavirusvarianten, teilten die EU-Luftsicherheitsbehörde EASA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC heute in ihren aktualisierten Flugreiserichtlinien mit.
Für Reisen aus diesen Gebieten könne die Anforderung eines negativen Coronatests in Erwägung gezogen werden. Mit den Richtlinien liefern die in Köln und Stockholm ansässigen Behörden risikobasierte Empfehlungen für den Flugverkehr in der EU.
In der neuen Version wird auch darauf hingewiesen, dass weiterhin auf medizinische Masken, Hygienemaßnahmen und Abstandhalten gesetzt werden sollte. Die Empfehlungen sind für die zuständigen Behörden und Fluggesellschaften nicht bindend, sollen aber als Wegweiser dienen.
„Wir haben einen bedeutenden Meilenstein in der Pandemie erreicht: eine echte Veränderung beim Ansatz, dass Reisende wieder fliegen können, ohne sich allzu sehr Sorgen zu machen, dass die Regeln kurzfristig geändert werden könnten“, erklärte EASA-Exekutivdirektor Patrick Ky. Auf diesen Moment habe die Luftfahrtbranche ebenso lange gewartet, wie es die Fluggäste getan hätten.
ECDC-Direktorin Andrea Ammon warnte jedoch: „Wenn die Maßnahmen zu früh auch für Nichtgeimpfte gelockert werden, dann könnten wir wieder einen schnellen Anstieg der Fälle sehen.“ Man müsse weiter vorsichtig bleiben, bis ein ausreichender Anteil der Bevölkerung ihren Coronaimpfstoff erhalten habe.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124809/EU-Behoerden-Geimpfte-von-Test-und-Quarantaenepflichten-ausnehmen
EUROPÄISCHE UNION: Im April 2021 nur noch 21 Prozent mehr verstorben (2020: 25 Prozent): Übersterblichkeit in der EU geht zwar schwächer, aber tendenziell immer noch zurück – Länderweise ungleiche Übersterblichkeiten: Polen mit 66 Prozent heuer besonders betroffen – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Die Übersterblichkeit in der Europäischen Union (EU) fällt inzwischen weniger deutlich aus als zu Beginn der Coronapandemie im vergangenen Jahr.
Während im April vergangenen Jahres noch rund 25 Prozent mehr Menschen starben als in den Vorjahren im gleichen Zeitraum, ging die Übersterblichkeit in diesem April auf einen Wert von rund 21 Prozent zurück, wie die von der europäischen Statistikbehörde Eurostat gestern in Luxemburg veröffentlichten Zahlen zeigen.
Zwar stieg die Übersterblichkeit in diesem März und April langsamer als im Vorjahr, jedoch zog sie im Vergleich zum Jahresbeginn wieder an. Dabei gibt es große Unterschiede in den Mitgliedsländern: In Polen starben in diesem April rund 66 Prozent mehr Menschen als im Durchschnitt desselben Monats in den Jahren 2016 bis 2019. In Deutschland waren es rund sechs Prozent mehr.
Als Übersterblichkeit wird eine im Vergleich zu anderen Zeiträumen oder Erwartungswerten erhöhte Sterberate bezeichnet. Eurostat machte keine genauen Angaben, wie hoch der Anteil der Coronapandemie an der höheren Sterblichkeitsrate ist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzte im Mai, dass die Coronapandemie deutlich mehr Menschen das Leben kostete als aus offiziellen Statistiken hervorgeht.
Laut WHO wurden viele Coronatote gerade zu Beginn der Pandemie nicht offiziell registriert, da sie vor ihrem Tod nicht getestet wurden. Nach Angaben der EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde sind bis Anfang Juni offiziell rund 730.000 Menschen in Europa an oder mit Corona gestorben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124764/Uebersterblichkeit-in-der-EU-geht-tendenziell-zurueck
DEUTSCHLAND: Curevac’s 47-Prozent-Debakel: Impfstoffkandidat weniger wirksam als erhofft – Schlechtes Ergebnis als Funktion von Virus-Varianten und Prüfkohorte: 13 Varianten einbezogen – Besseres finales Ergebnis erhofft – Keine Auswirkung auf deutsche Impfkampagne – Staat und Private Investoren als Eigner – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Im Rennen um die Markteinführung eines weiteren hochwirksamen Impfstoffs gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 hat die Tübinger Biopharmafirma Curevac einen empfindlichen Dämpfer publik gemacht.
Das Unternehmen musste gestern Abend in einer Pflichtbörsenmitteilung einräumen, dass der eigene Impfstoffkandidat CVnCoV in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ erzielt habe. Damit habe er die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt, hieß es.
Curevac teilte weiter mit, dass die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten von der untersuchten Altersgruppe und den Virusstämmen abhänge. In die Analyse sei die Wirksamkeit gegen mindestens 13 COVID-19-Varianten eingegangen.
Zur Frage, wie es mit dem bisherigen Impfstoffkandidaten nun weitergehen soll, äußerte sich Curevac in der Mitteilung nicht im Detail. Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte heute mit, man habe auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man wolle die laufende Studie aber dennoch bis zur finalen Analyse fortsetzen. „Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern.“
Der Curevac-Impfstoffkandidat befindet sich seit Dezember 2020 – also seit rund einem halben Jahr – in der finalen und damit zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Während zahlreiche Konkurrenten ihre Vakzine bereits auf den Markt gebracht haben, sammelt Curevac nach wie vor Daten. Ob Curevac nun überhaupt absehbar – und wenn, wann – liefern kann, bleibt vorerst unklar.
*** Keine Folgen für Impfkampagne ***
Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff Berichten zufolge lange für die zweite Jahreshälfte eingeplant, auf der jüngst vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Liste der Impfstoff-Lieferplanungen fehlte das Unternehmen aber bereits.
Zuletzt hatte die Plattform Business Insider berichtet, es habe noch Ende Mai in internen Lieferprognosen der Bundesregierung geheißen, dass von Curevac bis Jahresende eine zweistellige Millionenmenge an Impfstoffdosen erwartet werde. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums hat der Rückschlag aber keine Auswirkungen auf das Tempo der Impfkampagne in Deutschland.
*** EU-Kommission zeigt sich entspannt ***
Aus Sicht der EU-Kommission stellt der Rückschlag keine Bedrohung für das Ziel dar, bis Ende Juli 70 Prozent der erwachsenen EU-Bevölkerung zu immunisieren. „Wir haben von Anfang an auf ein breites Portfolio an Impfstoffen gesetzt“, sagte ein Behördensprecher heute in Brüssel.
Das sei auch gemacht worden, um für den Fall vorbereitet zu sein, dass ein Impfstoff ausfalle. Die Kommission gehe weiter davon aus, dass bis Ende kommenden Monats genügend Impfdosen geliefert werden könnten, um den EU-Staaten die Impfung von 70 Prozent ihrer erwachsenen Bevölkerung zu ermöglichen. Die EU-Kommission hatte 220 Millionen Dosen des Impfstoffs von Curevac vorbestellt, Deutschland sollte 24,5 Millionen Dosen erhalten.
Es sei nun abzuwarten, ob sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen, hieß es von der Kommission. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet. Für den Fall, dass es zu keiner Marktzulassung in der Europäischen Union kommt, gibt es in dem Vertrag der Kommission mit dem Hersteller eine Ausstiegsklausel. …
*** Unternehmensbeteiligte ***
Den größten Anteil am Unternehmen hält der SAP-Mitbegründer und Investor Dietmar Hopp. Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen. Dabei habe die Bundesregierung allerdings keinen Einfluss auf das operative Geschäft, erklärte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.
*** Bund hält an Beteiligung fest ***
Eine Sprecherin betonte, der Bund halte weiter an dem Unternehmen fest. „Mit der Beteiligung an Curevac verfolgte und verfolgt die Bundesregierung gesundheits- und industriepolitische Ziele“, erklärte das Wirtschaftsministerium heute.
Es gehe nicht nur darum, mehr Impfstoffproduktion in Deutschland und Europa anzusiedeln, sondern auch um Forschungsaktivitäten. Für die mRNA-Technologie, die auch bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna zum Einsatz kommt, gebe es vielfältige Anwendungsbereiche, etwa in der Krebsbekämpfung, betonte eine Sprecherin. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124783/Curevac-Impfstoffkandidat-weniger-wirksam-als-erhofft
SIEHE DAZU:
Impfstoffkandidat auf Prüfstand Curevac-Chef: Finale Analyse in zwei bis drei Wochen – n-tv, 17.6.2021
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Curevac-Chef-Finale-Analyse-in-zwei-bis-drei-Wochen-article22626540.html
DEUTSCHLAND: Siegfried Hofmann, Bert Fröndhoff, Christoph Herwartz: Curevac-Impfstoff liefert nur schwache Daten – Bund: Keine Auswirkung auf Impfkampagne – HANDELSBLATT MORNING BRIEFING / HANDELSBLATT, 17.6.2021
Der Curevac-Impfstoff zeigt nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent. Die Aktie bricht um 50 Prozent ein. CEO Haas glaubt weiter an das Vakzin.
Die börsennotierte Tübinger Biotech-Firma Curevac hatte bekanntlich als erste auf die mRNA-Technologie gesetzt. Das veranlasste viele – auch den Bund als Neu-Aktionär – auf einen baldigen Erfolg mit dem Corona-Impfstoff der Schwaben zu setzen. Kurz vor Mitternacht kam gestern die große Ernüchterung, in Form einer Pflichtmitteilung:
Leider verfehle das eigene Serum mit einer vorläufigen Wirksamkeit von 47 Prozent die statistischen Erfolgskriterien. Das habe an einer „beispiellosen Bandbreite an Varianten“ des Virus gelegen, sagt CEO Franz-Werner Haas: „Wir hatten auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft.“ Viele hatten mit ihm gehofft. Im nachbörslichen Handel sackte die Aktie um 50 Prozent ein.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/technik/medizin/corona-pandemie-curevac-impfstoff-liefert-nur-schwache-daten-bund-keine-auswirkung-auf-impfkampagne/27294828.html
DEUTSCHLAND: Krankenhäuser müssen sich auf dauerhaft niedrigere Fallzahlen einstellen – Ambulante Prozessoptimierung lässt Auslastung sinken – Verängstigte Patienten meiden Krankenhäuser – Zusperr-Welle: viele Krankenhäuser werden unter wirtschaftlichen Druck kommen – Steigende Personalkosten als Pleite-Grund – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Die Krankenhäuser müssen sich dauerhaft auf sinkende Fallzahlen im stationären Bereich einstellen. Davon gingen Experten gestern auf dem Hauptstadtkongress in Berlin aus.
„2022 wird die Auslastung in den Krankenhäusern unter anderem durch ambulante Prozessoptimierung deutlich zurückgehen“, meinte der Geschäftsführer der Knappschaft Kliniken, Andreas Schlüter. „Studien gehen von einem Rückgang von fünf bis zehn Prozent der Fallzahlen aus. Der Wachstumsmarkt ist vorbei. Und die Krankenhäuser müssen sich entwickeln.“
Während der Pandemie hätten die Krankenhäuser im Jahr 2020 ihre Prozesse infolge des Anreizes, für leere Betten Geld zu erhalten, extrem optimiert. „Das führte zu einer niedrigen Auslastung“, so Schlüter.
„Heute gibt es viele verängstigte Patienten, sodass auch die Praxen der niedergelassenen Ärzte relativ leer sind. Und wenn weniger Menschen zum Hausarzt gehen, kann der Hausarzt auch nur weniger Patienten ins Krankenhaus überweisen.“
*** Viele Krankenhäuser werden es nicht schaffen ***
„2021 werden die Krankenhäuser deutliche Probleme kriegen“, meinte Schlüter. „Ich gehe davon aus, dass die Hälfte der Krankenhäuser defizitär sein werden. Denn die Ausgleichszahlungen sind Mitte Juni weggefallen.“
Zwar gebe es 2021 noch einen Mindererlösausgleich, allerdings sei dieser um zwei Prozent im Vergleich zu 2019 abgesenkt. „Das kann sich dann schon einmal auf ein bis zwei Millionen Euro belaufen“, so Schlüter.
Gleichzeitig seien die Kosten ebenso wie der Personalschlüssel angestiegen. Der ärztliche Dienst wachse weiter und die Facharztquote sei in Nordrhein-Westfalen angehoben worden. „In der Summe wird das dazu führen, dass es viele Krankenhäuser im Jahr 2021 nicht schaffen werden“, so Schlüter. …
*** Schöpferische Zerstörung ***
… „Sollten die Patienten nicht mehr in dem Maße in die Krankenhäuser zurückkehren wie im Jahr 2019 haben wir plötzlich Überkapazitäten“, sagte Augurzky. „Dann bräuchten wir ab dem Jahr 2022 eine schöpferische Zerstörung. Wir gehen davon aus, dass sich die Krankenhauskapazitäten dann um 15 Prozent reduzieren müssten.“ …
*** Demographie: Eine halbe Million Köpfe zu wenig ***
Zu der Fallzahlreduktion im Krankenhaus komme in den 2020er-Jahren die demografische Entwicklung. „Die ersten Jahrgänge der Babyboomergeneration gehen jetzt in Rente“, sagte Augurzky. „Pro Jahr gibt es zwischen 2020 und 2030 etwa 1,2 Millionen Menschen, die das 65. Lebensjahr erreichen. Gleichzeitig gibt es nur etwa 750.000 20-Jährige. Es fehlen also eine halbe Million Köpfe.“
*** Streben nach Work-Life-Balance und künftige Unzufriedenheit: Ausschau nach Arbeitseinsparungen nötig ***
Hinzu komme neben den aufzubringenden Sozialversicherungsbeiträgen, dass viele junge Menschen einen Fokus auf die Work-Life-Balance setze und in Teilzeit arbeite. „Ich sehe noch nicht ganz, wie man das zusammenbringen kann“, sagte Augurzky. „Wir bewegen uns auf eine Welt zu, in der jeder unzufrieden ist.“
Man könne diese Situation aber auch als Chance begreifen. „Denn jetzt sind wir dazu gezwungen, ernsthaft über Lösungen für Probleme nachzudenken, die uns schon seit 20 Jahren begleiten“, sagte der Essener Gesundheitsökonom.
„Wir brauchen jetzt ein neues Zielbild, sonst kommen wir nicht durch dieses Jahrzehnt. Ich würde in die Richtung gehen: Ethisch ist, was Ressourcen spart. Wenn wir eine halbe Million Menschen weniger für die Arbeit haben, muss man froh über jede intelligente Lösung sein, die Arbeit einspart.“
*** Ganzheitliche regionale Versorgung: Krankenhäuser als Zentren fachärztlicher Versorgung ***
Augurzky warb dafür, das Krankenhaus neu zu denken – nicht nur als Ort für eine stationäre Versorgung, sondern als Zentrum für eine fachärztliche Versorgung. „2030 könnten wir in einer Welt leben, in der Leistungserbringer in einem solchen Zentrum eine ganzheitliche Grundversorgung anbieten und dabei die Verantwortung für die regionale Versorgung übernehmen“, sagte Augurzky.
Diese Zentren wären dann telemedizinisch angedockt an einen größeren regionalen Versorger, der eine gesamte Region versorgt und der wiederum an eine universitäre Spitzenmedizin angedockt sei.
Zudem forderte Augurzky, dass auch die Krankenkassen mehr unternehmerisch handeln dürfen, ohne dass sie von ihrer Aufsicht ausgebremst werden. „Die Krankenkassen stehen im Wettbewerb zueinander und wenn sie unternehmerisch Mist bauen, werden sie durch den Wettbewerb abgestraft“, sagte er. Eine Aufsicht, die nur Erbsen zähle, brauche man deshalb nicht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124796/Krankenhaeuser-muessen-sich-auf-dauerhaft-niedrigere-Fallzahlen-einstellen
DEUTSCHLAND: Urteil des Verwaltungsgerichts in Düsseldorf: Vollständig geimpfte Reiserückkehrer aus Brasilien müssen in Quarantäne – Nicht unverhältnismäßig: Schutz vor Virus-Varianten nachvollziehbar – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
Auch vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpfte Reiserückkehrer aus Brasilien müssen nach ihrer Ankunft in Deutschland in Quarantäne. Das entschied das Verwaltungsgericht Düsseldorf gestern und wies damit den Eilantrag eines aus dem südamerikanischen Land zurückgekehrten Ehepaars aus Neuss ab.
Die von der Bundesregierung festgelegte zweiwöchige Quarantäne für Reiserückkehrer, die aus einem Virusvariantengebiet einreisen, sei „nicht offensichtlich rechtswidrig“. Nach Auffassung der Kammer ist eine zweiwöchige Quarantäne nicht unverhältnismäßig und verstößt auch nicht gegen den Gleichheitssatz.
Auch die Einschätzung der Regierung, dass grenzüberschreitender Reiseverkehr ein zusätzliches Infektionsrisiko insbesondere mit „besorgniserregenden Virusvarianten“ mit sich bringen könnte, sei nicht zu beanstanden.
Es bestehe ein hohes öffentliches Interesse daran, die Verbreitung dieser Virusmutanten in Deutschland zu verhindern. Die Einschränkungen der Reiserückkehrer müssten „hinter den Schutz von Leben und Gesundheit einer Vielzahl von Menschen zurücktreten“, erklärte das Gericht.
Gegen den Beschluss ist Beschwerde vor dem nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht in Münster möglich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124769/Urteil-Vollstaendig-geimpfte-Reiserueckkehrer-aus-Brasilien-muessen-in-Quarantaene
ÖSTERREICH: Österreich lockert weiter, Sperrstunde fällt weg – Gastronomie ohne Maskenpflicht mehr: Lächeln einer Servicekraft wieder sichtbar – 4-G-Regel weiter gültig fü Gastronomie oder Veranstaltungen – Weitere Lockerungen im Juli geplant – Delta-Variante als möglicher Stolperstein: Impfung bietet Schutz – Deutsches Ärzteblatt, 17.6.2021
In Österreich fallen zum 1. Juli weitere Coronabeschränkungen. So wird die wegen der Coronakrise eingeführte Sperrstunde aufgehoben. Damit sei auch die Nachtgastronomie bei zunächst etwas reduzierter Kapazität wieder möglich, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) heute in Wien.
Die Infektionslage sei deutlich besser als allgemein erwartet, so der Regierungschef mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz von 15. „Wir können weitere große Schritte in Richtung Normalität machen“, so Kurz.
In der Gastronomie entfalle die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske nun auch für die Mitarbeiter, erklärte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Das Lächeln einer Servicekraft sei wieder sichtbarer Ausdruck der Gastfreundschaft.
Kunst, Kultur und Sport seien – wie bereits vor einiger Zeit angekündigt – ab 1. Juli wieder in ihrer ganzen Breite zu erleben, sagte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne). Alle Veranstaltungen seien dann ohne Obergrenzen für das Publikum möglich.
Dann würden auch wieder Events mit Stehplätzen erlaubt. Statt einer FFP2-Masken-Pflicht werde im Handel, in Bussen und Bahnen sowie in den Museen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ausreichen.
Weiterhin gilt für den Besuch der Gastronomie oder von Veranstaltungen die sogenannte 3-G-Regel. Das heißt, der Gast muss getestet, genesen oder geimpft sein. Ab 1. Juli müssen sich allerdings nur noch alle testen lassen, die mindestens zwölf Jahre alt sind. Am 22. Juli sollen weitere Erleichterungen in Kraft treten.
Kurz erinnerte daran, dass Österreich beim Impfen deutliche Fortschritte gemacht habe. So sei mehr als die Hälfte der Bevölkerung zumindest einmal geimpft. Auch die Teststrategie mit etwa 400.000 Tests täglich habe sich bewährt.
Die Delta-Variante des Coronavirus könne die Hoffnung auf eine weitere Entspannung der Lage eintrüben, sagte hingegen Oswald Wagner, Vizerektor der Medizinischen Universität Wien. Eine Impfung sorge allerdings auch gegen diese Variante für einen sehr hohen Schutz.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124795/Oesterreich-lockert-weiter-Sperrstunde-faellt-weg
INTERNATIONAL / ÖSTERREICH: Weltweite Deloitte Studie: Junge Menschen im Spagat zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Sorgen um ihre psychische Gesundheit – Millenials und Generation Z wollen für Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nach mehr Verantwortung übernehmen – Umwelt bleibt Top-Thema – Konsum- und Karriereentscheidungen werdenan persönlichen Werten ausgerichtet – Unternehmen und Politik sollen konkrete Taten setzen – Verstärkte Sorge um eingene finanzielle Sicherheit und Zukunft – Vermögens- und Einkommensungleichheiten rücken in den Blick der Jüngeren – Gehaltsunterschiede: Wunsch nach mehr Gerechtigkeit im Job – Stress als fixer Begleiter der Pandemie: Finanzen, Familienwohl und eigenen finanzielle Situation als Hauptstressoren – Arbeitsauszeit wegen übergroßer psychischer Belastung: wahrer Grund wird Arbeitgebern gegenüber verschwiegen – Thema psychische Gesundheit noch immer ein Tabu-Thema in Unternehmen – OTS, 17.6.2021
Seit zehn Jahren erhebt Deloitte mit dem „Global Millennial and Gen Z Survey“ die Stimmung unter jungen Menschen weltweit. Die zentrale Erkenntnis der neuen Ausgabe: Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie glaubt die Mehrheit der Jungen, dass sich die Gesellschaft bei Themen wie Klimakrise und Ungleichheit an einem Scheideweg befindet. Fast die Hälfte hat außerdem das Gefühl, dass ihr Arbeitgeber nicht genug zur Unterstützung ihres psychischen Wohlergehens während der Pandemie getan hat.
Deloitte hat heuer rund 23.000 junge Menschen weltweit, davon 500 in Österreich, zur aktuellen Lebens- und Arbeitssituation befragt. Die Millennials wurden zwischen Jänner 1983 und Dezember 1994 geboren, die Teilnehmer der Generation Z zwischen Jänner 1995 and Dezember 2003.
„Die Angehörigen der Millennials und Generation Z wollen gerade wegen der Gesundheits- und Klimakrise mehr denn je Verantwortung übernehmen, um gesellschaftliche Veränderungen hin zu mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit voranzutreiben“, erklärt Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Sie richten Konsum- und Karriereentscheidungen an ihren persönlichen Werten aus und erwarten von Unternehmen sowie Politik, dass konkrete Taten gesetzt werden.“
*** Umwelt bleibt ein Top-Thema ***
Der Umweltschutz war vor einem Jahr das wichtigste persönliche Anliegen der Millennials. Wenig überraschend führen nach mehr als einem Jahr Pandemie Gesundheitssorgen und Angst vor Jobverlust nun die Liste der persönlichen Ängste an. Gleich dahinter folgt aber noch immer die Sorge um Umwelt und Klima. Bei der jüngeren Generation Z stehen Umweltfragen sogar unverändert auf Platz Eins.
Vier von zehn Befragten glauben, dass nach der Pandemie mehr Menschen konkrete Schritte für den Umweltschutz setzen werden. Das reicht von mehr Recycling über die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bis hin zur Änderung der Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten. Ein Viertel sagt auch, dass die Umweltstrategie von Unternehmen ihre Kaufentscheidungen beeinflusst.
Hinsichtlich des Engagements von Unternehmen sind die Studienteilnehmer skeptisch: „60 % befürchten, dass das Engagement von Unternehmen im Kampf gegen den Klimawandel in der aktuellen wirtschaftlichen Krise an Priorität verlieren wird“, so Elisa Aichinger. „Unternehmen, die hier auch weiterhin konkrete Maßnahmen setzen, können als Arbeitgeber punkten.“
*** Pandemie steigert Sorge um Vermögensungleichheit ***
Die COVID-19-Pandemie hat die Unsicherheit der jungen Menschen über ihre finanzielle Zukunft verstärkt. Zwei Drittel aller Befragten sagen, dass sie sich über ihre Finanzen oft Sorgen machen. „Mit Blick auf die Zukunft glauben nur rund 40 %, dass sich ihre persönliche finanzielle Situation bis 2022 verbessern wird“, sagt Elisa Aichinger.
Die jungen Menschen sorgen sich nicht nur um ihre persönliche finanzielle Zukunft, sondern nehmen die Vermögensungleichheit als größeres gesellschaftliches Problem wahr. Zwei Drittel glauben, dass Vermögen und Einkommen in der Gesellschaft ungleich verteilt sind.
Die Jungen fordern auch mehr Gerechtigkeit im Job: Rund 60 % wollen, dass durch den Gesetzgeber Gehaltsunterschiede zwischen leitenden Angestellten und Mitarbeitenden begrenzt werden. „Unternehmen sollten transparent mit dem Thema Vergütung umgehen – die jüngeren Arbeitnehmer sind besonders sensibel gegenüber gefühlter Ungleichheit im Jobumfeld“, so Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte Österreich.
*** Psychische Gesundheit ist weiterhin tabu ***
Das Thema Stress ist in diesen Krisentagen allgegenwärtig. Fast die Hälfte der Befragten fühlte sich im letzten Jahr die ganze oder meiste Zeit gestresst. Finanzen, das Wohlergehen der Familie und die Jobaussichten sind die Hauptstresstreiber. Dieser Stress schwappt auch auf den Arbeitsplatz über. Etwa ein Drittel hat durch pandemiebedingte Ängste eine Auszeit von der Arbeit genommen.
„Allerdings gab fast die Hälfte dieser Gruppe ihrem Arbeitgeber nicht den wahren Grund für die Abwesenheit an. Das ist vor allem auf die anhaltende Stigmatisierung von psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz zurückzuführen“, erklärt dazu Anna Nowshad. Tatsächlich hat nur ein Drittel der Betroffenen offen mit Vorgesetzten über ihren Stress gesprochen. Und 40 % sagen, dass der Arbeitgeber ihre psychische Gesundheit während der Pandemie schlecht unterstützt hat.
„Es braucht ein offenes und inklusives Arbeitsumfeld, in dem Gespräche über Stress und psychische Probleme nicht tabu sind. In Unternehmen sollte eine Umgebung geschaffen werden, die das Wohlergehen und die persönliche Entfaltung der Mitarbeitenden unterstützt“, betont Anna Nowshad. Abschließend nimmt sie auch die jüngere Generation in die Pflicht: „Immer mehr Millennials sind selbst in führenden Positionen tätig – damit sind auch sie gefordert, aktiv Veränderungen anzutreiben. Die wirksame Gestaltung von Entscheidungsprozessen mit vielen Generationen wird in den nächsten Jahren eine der großen Herausforderungen in Unternehmen sein.“
SIEHE DAZU:
Studie Deloitte Millennial and Gen Z Survey 2021
QUELLE: https://deloi.tt/2U9LknO