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FAZIT DES TAGES ULTRAKURZ – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus
- ISRAEL-HAMAS-HISBOLLA-KRIEG: Friede, Freude, aber noch kein gebackener Eierkuchen:
– Hamas will Waffen nicht abgeben,
– Tausch Geiseln gegen Gefangene noch nicht vollzogen. - UKRAINE-KRIEG: Ukrainische Nadelstiche tragen Krieg nach Russland, USA helfen seit Monaten dabei.
Weiteres Sanktionspaket Ukraine-Japan.
Weiter russische Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur, Folgen jüngerer Angriffe wurden inzwischen repariert.
Oberst Dr. Reisner: Russisches Militär beginnt Zangenbewegung (n-tv: Kurzvideo). - EZB: Banken müssen Milliarden in digitalen Euro investieren.
- USA: Trumps neue 100-Prozent-Zölle: Handelskrieg mit China eröffnet.
Elite-Uni MIT übt Widerstand gegen Trump-Vorgaben. - KAMERUN: Präsidentenwahl: Mach’s noch mal, Paul, 92 ist kein Alter!
- FRANKREICH übt das Chaos: Lecornu zweites Mal zum Premier ernannt
- DEUTSCHLAND: Wahlumfragen mit AfD als Gewinner
E-Mobile boomen - ÖSTERREICH: Wahlumfragen mit FPÖ als Gewinner
Covid kehrt langsam zurück: Wien vorne, Kärnten und Burgenland ferner liefen.
Babler fordert von Jungärzten Solidarität und pocht auf Vermögenssteuer.
Pädagogische Hochschule St. Pölten: Trubel um Rektor
Uni Wien und Verkehr im stundenlang blockiert: Propalästinensische Demonstranten fordern Uni Wien zum Bruch mit der Hebrew University in Jerusalem.
Historiker hebt Bedeutung Wiens um 1900 für die Entwicklung der modernen Welt hervor.
Arbeiterkammerstudie: Reichste Österreicher belasten Umwelt mit riesigem CO2-Ausstoß. - Weitere COMMENTS vorhanden
MÄRKTE – Trumps Zollschock sorgt für Aktienverkäufe und Flucht in Anleihen.
WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK – USA: Konsumstimmung besser als erwartet. ITALIEN: Produktionseinbruch.
THEMENREIGEN – MEDIZIN; UMWELT; KI; GAMING; MEDIEN; KIRCHENGESCHICHTE;
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen.
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NEU – NEU – NEU
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MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
COMMENT: Chinazölle? Zurück an die Widerstandszone. Diese hat sich seit April aufgebaut. Der Aufwärtstrend ist rein charttechnisch intakt. Aber vor dem Wochenende hat man mal schnell Kasse gemacht und dafür Anleihen gekauft. Sicher ist sicher …
WOCHENAUSBLICK 2: Mit dem Dax-Höhenflug wächst die Sorge vor dem Fall
(neu: Trumps Drohung gegen China, Kursrutsch am Freitag, Verschiebung der Daten zu den US-Verbraucherpreisen auf Freitag, den 24. Oktober)
FRANKFURT (dpa-AFX) – Der gute Börsenstart in den Monat Oktober hat den deutschen Leitindex Dax zwischenzeitlich in Rekordhöhen katapultiert und sorgt nun für Unsicherheit. Der Grundton bleibt zwar optimistisch, weitere Gewinnmitnahmen in der neuen Woche werden aber nicht ausgeschlossen. Fortdauernde Handelskonflikte, die Staatskrise in Frankreich und die am Dienstag in den USA beginnende Berichtssaison zum dritten Quartal stimmen vorsichtig.
Als mahnendes Beispiel gilt, dass der Dax am Freitag kurz vor dem Handelsschluss auf Talfahrt gegangen war. US-Präsident Donald Trump hatte mit Aussagen in Richtung China für einen deutlichen Rücksetzer gesorgt. Tags zuvor hatte das Börsenbarometer noch mit 24.771 Zählern einen Höchststand erreicht.
Wegen des fortwährenden Handelskonflikts mit China hatte Trump am späten Freitagnachmittag (MESZ) überraschend sein geplantes Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea infrage gestellt. Zudem kritisierte der Präsident Chinas jüngste Ausweitung der Exportbeschränkungen bei seltenen Erden und drohte mit einem „massiven Anstieg“ von Zöllen auf chinesische Waren.
„Die Furcht vor einer erneuten Handelskrise zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schwebt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Anleger“, schrieb Marktexperte Timo Emden von Emden Research. Die Ankündigungen Trumps seien nicht nur wirtschaftspolitisch provokant, sondern entzündeten latente Unsicherheiten an den Märkten.
Gewarnt wird auch vor einer längeren Haushaltsblockade in den Vereinigten Staaten. Dass es dadurch an Daten von der Regierungsseite mangelt, gilt als problematisch.
In der neuen Woche wäre insbesondere die Preisentwicklung in den USA im September relevant gewesen. In diesen Daten hatten sich zuletzt die Auswirkungen der Zollpolitik gezeigt. Doch die eigentlich für Mittwoch geplante Veröffentlichung der Zahlen wurde auf Freitag, den 24. Oktober, verschoben. Noch unklar sind die Bekanntgabe der US-Einzelhandelsumsätze und Erzeugerpreise am Donnerstag und der Daten zur Industrieproduktion am Freitag.
Ohne regulär bewilligte Mittel laufen die Staatsgeschäfte in der weltgrößten Volkswirtschaft seit nun schon fast zwei Wochen auf Notbetrieb. Bis auf Weiteres werden auch keine Konjunkturdaten mehr von den Statistikämtern veröffentlicht.
Hierzulande dürfte sich der Blick vor allem auf die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland richten. Sie stehen am Dienstag an.
Die politische Entwicklung im hoch verschuldeten Nachbarland Frankreich sind ein weiterer Test für die Beständigkeit der derzeitigen Rekordlaune an den Börsen. Die Märkte setzen nach wie vor darauf, dass eine neue Regierungsbildung gelingen wird, doch am Freitag war noch kein Durchbruch in Sicht.
Nicht zuletzt wird auch der Start in die Berichtssaison für das dritte Quartal wesentlich für die Stimmung der Anleger sein. Den Auftakt in die US-Berichtssaison machen am Dienstag die Banken JPMorgan, Goldman Sachs, Citigroup und Wells Fargo . Am Mittwoch folgen Bank of America und Morgan Stanley .
Hierzulande könnte zum Wochenauftakt der Autokonzern VW im Blick stehen, der über die aktuelle Geschäftsentwicklung informieren will. Vorläufige Quartalszahlen werden am Montag zudem vom Finanzdienstleister Hypoport erwartet. Am Donnerstag dürften der Kapitalmarkttag des Spezialchemie- und Pharmakonzerns Merck & Co sowie die Pressekonferenz von Munich Re zum Treffen der Rückversicherer in Baden-Baden Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Außerdem will der Labor- und Pharmazulieferers Sartorius Zahlen zum dritten Quartal vorlegen./ck/jsl/he/la/he
— Von Claudia Müller, dpa-AFX —
© 2025 dpa-AFX
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findet sich am Ende des Tagesblicks und wurde am 1.10.2025 aktualisiert.
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US-Präsident reist an: Vor Trumps beschworenem „ewigen Frieden“ liegen riesige Hürden – GMX, 12.10.2025
Die US-Regierung hat eine Gaza-Waffenruhe sowie die Freilassung von Geiseln und Häftlingen vermittelt. Nun reist Präsident Donald Trump in die Region – für mehrere denkwürdige Termine und starke Bilder.
Gut zwei Jahre nach dem Massaker der Hamas und dem Beginn des Gaza-Kriegs warten Angehörige, Freunde und ganz Israel gebannt auf die Rückkehr der letzten Geiseln aus dem Gazastreifen. Die islamistische Hamas hat im Rahmen des von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Plans für einen dauerhaften Frieden die Übergabe aller verbliebenen Geiseln in ihrer Gewalt angekündigt. Die Frist hierfür endet am Montag. Noch am selben Tag will sich Trump mit Angehörigen der Geiseln treffen, eine Rede im israelischen Parlament halten und dann zu einer „Nahost-Friedenszeremonie“ in Ägypten weiterreisen, wie das Weiße Haus mitteilte.
Aus Hamas-Quellen hieß es, die Palästinenserorganisation und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) würden ab Sonntag damit beginnen, die noch lebenden Geiseln – nach israelischen Angaben sind es 20 – bis zum frühen Montagmorgen an vereinbarten Punkten zusammenzubringen, bevor sie durch das Rote Kreuz freigelassen werden. Außerdem sollen die sterblichen Überreste 27 weiterer Geiseln aus Israel und eines schon 2014 getöteten israelischen Soldaten übergeben werden.
Im Gegenzug muss Israel gemäß Abmachung knapp 2.000 inhaftierte Palästinenser freilassen – darunter bis zu 250 Gefangene, die wegen Terrorangriffen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Die genaue Zahl dieser verurteilten Palästinenser und ihre Namen wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
Donald Trump darf auf symbolträchtige Bilder hoffen
Obwohl nicht absehbar ist, ob das Abkommen angesichts des tiefen Misstrauens zwischen den Konfliktparteien wirklich Bestand haben wird, verbuchte Trump die vorläufige Einigung bereits als historischen Erfolg für sich. Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) will er von Washington in Richtung Nahost aufbrechen, wo er auf starke und symbolträchtige Bilder hoffen kann.
Noch vor seiner Rede in der Knesset – dem israelischen Parlament – will er sich am Montagvormittag mit Familien der Geiseln treffen, wie das Weiße Haus mitteilte. Anschließend werde er in den ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich weiterreisen, wo um 14.30 Uhr (Ortszeit) die Zeremonie anlässlich der Unterzeichnung des Gaza-Abkommens stattfinde. Keine drei Stunden später soll Trump dann schon wieder im Flieger nach Washington sitzen.
Jubel für Trump, Buh-Rufe für Netanjahu
Bei einer Großkundgebung der Organisation der Geisel-Angehörigen in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv bezeichnete der US-Sondergesandte Steve Witkoff die Rolle Trumps als entscheidend für die erzielten Fortschritte. „Wir alle sind Präsident Trump zu tiefstem Dank verpflichtet“, sagte er sichtlich bewegt. Viele der Teilnehmer – nach Angaben der Organisatoren waren es rund 400.000 – jubelten und riefen in Sprechchören „Danke Trump“.
Als Witkoff jedoch den Namen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu erwähnte, ging seine Rede zeitweise in einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert und Buhrufen unter. Viele Angehörige und Freunde der Geiseln werfen Netanjahu vor, nicht genug für die Freilassung der Verschleppten getan zu haben, weil ihm politische Motive wichtiger waren als ihr Schicksal.
Palästinenser in Ruinen und Ödland
Während sich die Angehörigen in Israel in einem Schwebezustand aus Hoffnung auf Rückkehr der Lebenden und Trauer über die zu erwartenden Toten befinden, ist die Lage für die Palästinenser im von Israel abgeriegelten Gazastreifen verzweifelt. Hunderttausende müssen nach zwei Jahren Krieg in einer zu weiten Teilen zerstörten, vermutlich von Blindgängern übersäten Trümmerlandschaft klarkommen, in der sie nur durch dauerhafte Hilfe von außen überleben können.
Seit Beginn der Waffenruhe sollen laut dem von der Hamas kontrollierten Zivilschutz bereits mehr als 200.000 Menschen aus dem Süden des Gazastreifens in die weitgehend zerstörte Stadt Gaza im Norden zurückgekehrt sein. Vielen von ihnen dürfte es wie dem bekannten palästinensischen Arzt Essideen Schebab ergangen sein.
Arzt: Hamas kroch in Tunnel, Zivilisten waren schutzlos
„Seit dem frühen Morgen befinden sich meine Familie und ich in einem Zustand des völligen psychischen Zusammenbruchs“, schrieb der Mediziner, der durch seine Berichte aus dem Kriegsgebiet bekannt wurde, auf der Plattform X. „Heute haben wir erfahren, dass unsere Häuser, unser Land und unsere gesamte Nachbarschaft, jedes Haus unserer Familie und unserer Nachbarn, vollständig ausgelöscht wurden.“ Alles sei wie von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht, zu einer öden Fläche aus gelbem Staub platt gedrückt worden.
Die Hamas habe den Krieg vom Zaun gebrochen, schrieb Schebab. Und dann hätten sich die Islamisten vor den israelischen Angriffen in die Tunnel unter dem Gazastreifen verkrochen, während die Zivilbevölkerung der „vollen Grausamkeit der israelischen Armee“ ausgesetzt gewesen sei.
Riesige Hürden vor „ewigem Frieden“
Auch wenn vielfach von einem „Durchbruch“ die Rede ist: Vor dem von Trump beschworenen „ewigen Frieden“ für die Region liegen noch riesige Hürden. Zwar soll dem Austausch der Geiseln gegen Häftlinge nach dem 20 Punkte umfassenden Plan Trumps eine weitere Verhandlungsphase mit dem Ziel einer dauerhaften Beilegung des jahrzehntealten israelisch-palästinensischen Konflikts folgen. Doch diese Verhandlungen dürften äußerst schwierig werden.
Die Positionen beider Seiten könnten kaum weiter auseinanderliegen. Die Hamas spricht Israel weiterhin das Existenzrecht ab, Netanjahu und seine rechtsextremen Regierungspartner wollen die Hamas restlos zerschlagen.
Die Hamas lehnt ihre in Trumps Friedensplan vorgesehene Entwaffnung und eine auch nur vorübergehende ausländische Aufsicht über den Küstenstreifen ab. Zudem gibt es bisher keine Garantie dafür, wie und wann sich Israels Armee ganz aus dem Gazastreifen zurückzieht.
Gemäß dem Friedensplan haben sich die israelischen Streitkräfte mittlerweile auf eine vorher vereinbarte Position zurückgezogen. Sie halten damit aber noch immer etwas mehr als die Hälfte des Küstenstreifens besetzt. Regierungschef Netanjahu droht, der jüdische Staat werde den Krieg wieder aufnehmen, wenn die islamistischen Terroristen nicht entwaffnet werden.
Viele Israelis lehnen Zweistaatenlösung ab
Netanjahu lehnt auch die ebenfalls vorgesehene spätere Verwaltung des Gazastreifens durch die Palästinensische Autonomiebehörde aus dem Westjordanland kategorisch ab. Und die in Trumps Plan angedeutete Möglichkeit eines Palästinenserstaates ist nicht nur für den israelischen Ministerpräsidenten völlig inakzeptabel, sondern wird auch von vielen seiner Landsleute abgelehnt.
Frist für Geiselfreilassung läuft
Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am Freitag um 12.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) läuft eine 72 Stunden lange Frist für die Freilassung der Geiseln. Aus Kreisen der Hamas hieß es, alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln würden voraussichtlich schrittweise zwischen Sonntag und Montagmorgen 6.00 Uhr (5.00 Uhr MESZ) übergeben. Trump hatte zuvor gesagt, er erwarte eine Übergabe am Montag.
Die Rückkehr soll vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ohne öffentliche Zeremonie und ohne Medienvertreter organisiert werden, nachdem der Hamas mehrfach die propagandistische Inszenierung früherer Geisel-Freilassungen vorgeworfen worden war.
Reist der Bundeskanzler ebenfalls an?
In Ägypten will Trump der „offiziellen Unterzeichnung“ des Abkommens zwischen Israel und der Hamas nicht bloß beiwohnen. Er soll offenbar im Vordergrund stehen: Das ägyptische Außenministerium kündigte ihn und Staatschef Abdel Fattah al-Sisi als Vorsitzende eines internationalen Gipfeltreffens in Scharm el Scheich an.
Vertreter der Hamas und Israels an einem Tisch – das war schon während der komplizierten Verhandlungen undenkbar, weshalb die Gespräche indirekt über Vermittler geführt wurden. Und bei der Besiegelung des Gaza-Abkommens wird es anscheinend nicht anders sein. Die Hamas nehme an der geplanten Zeremonie nicht teil, „nur die Vermittler sowie amerikanische und israelische Regierungsvertreter werden anwesend sein“, hieß es aus Kreisen der Islamisten.
Bundeskanzler Friedrich Merz könnte anlässlich der Einigung ebenfalls nach Ägypten kommen. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, der CDU-Chef habe die Einladung von Staatschef al-Sisi dankend entgegengenommen. Offiziell bestätigt wurde eine Reise des Kanzlers bisher aber nicht. Dafür haben andere Spitzenpolitiker ihr Kommen fest angekündigt, darunter UN-Generalsekretär António Guterres und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
UN-Helfer: Genug Lebensmittel für zwei Millionen Menschen
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen rief die israelische Regierung auf, rasch weitere Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen zu ermöglichen. Das WFP habe als größte humanitäre Organisation der Welt genügend Lebensmittel in der Region, um die gut zwei Millionen Menschen im Gazastreifen für bis zu drei Monate zu versorgen – wenn Israel vollen Zugang gewährt. Lastwagen aus Ägypten, Jordanien und dem von Israel besetzten Westjordanland seien unterwegs, berichtete die UN-Organisation.
Im Rahmen der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sollen die Hilfslieferungen in den Gazastreifen deutlich ausgeweitet werden. Nach Angaben aus Hamas-Kreisen sollen in der ersten Phase pro Tag rund 600 Lastwagen mit Hilfsgütern einfahren – doppelt so viele wie zuvor. (dpa/bearbeitet von vit)
Gaza-Waffenruhe: Angriff in Katar als „Wendepunkt“ – ORF, 12.10.2025
Die Waffenruhe zwischen Israels Armee und der islamistischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen hält, die Vorbereitungen für die Rückkehr der Geiseln und umfangreiche Hilfslieferungen laufen. Die Verhandlungen über die Feuerpause waren monatelang erfolglos geblieben – den „Wendepunkt“ brachte laut Analysen der israelische Angriffe auf Hamas-Mitglieder in Katar.
Mit dem Teilabzug israelischer Truppen hinter eine vereinbarte Linie begann am Freitag die 72-Stunden-Frist für die Übergabe der lebenden und toten israelischen Geiseln. In israelischen Medien und aus Hamas-Kreisen hieß es am Samstag, die Übergabe finde schrittweise zwischen Sonntagnacht und Montagfrüh statt. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor den Montag als Termin genannt. Die Rückkehr soll vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ohne öffentliche Zeremonie und ohne Medien organisiert werden.
Israel soll im Gegenzug laut Trumps Friedensplan rund 250 wegen schwerer Straftaten zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge freilassen. Ebenfalls freikommen sollen etwa 1.700 weitere Palästinenserinnen und Palästinenser, die nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023, das den Gaza-Krieg auslöste, inhaftiert wurden.
Hilfe für Gazas Bevölkerung wird ausgeweitet
Ab Sonntag erlaubt Israel nach UNO-Angaben die Ausweitung der Hilfslieferungen nach Gaza. In den ersten 60 Tagen soll 170.000 Tonnen Medikamente, Hilfsgüter und Vorräte ins Küstengebiet gebracht werden. Die humanitäre Lage ist prekär, laut UNO herrscht in Teilen des Gebiets eine Hungersnot.
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes hatten sich nach Inkrafttreten der Waffenruhe rund 200.000 Palästinenserinnen und Palästinenser auf den Weg in den Norden des Küstenstreifens gemacht. Viele von ihnen kehren in Ruinen zurück. Allein in Gaza-Stadt sind nach aktuellen Analysen drei Viertel der Gebäude zerstört.
„Verpfuschter Angriff“ in Doha
Viele Fragen zur Zukunft Gazas sind offen. Das betrifft etwa die künftige Verwaltung des Gazastreifens und das Schicksal der Hamas, die die israelische Forderung nach Entwaffnung ablehnt. Dennoch nährt die Waffenruhe die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden. Monatelang war erfolglos verhandelt worden. Ende September legte US-Präsident Trump einen 20 Punkte umfassenden Plan für eine Waffenruhe vor.
Den Durchbruch brachte laut Analysen allerdings ein israelischer Luftangriff. Anfang September attackierte die Armee ein Gebäude in Katars Hauptstadt Doha. Ziel waren hochrangige Hamas-Mitglieder. Das Emirat, ein zentraler Vermittler zwischen Israel und der Hamas, drohte daraufhin mit dem Rückzug aus den Friedensgesprächen.
„Der verpfuschte Angriff der Israelis auf Katar war der Wendepunkt“, sagte eine Person aus dem Umfeld des Weißen Hauses dem US-Magazin „Politico“. Trump habe die Attacke als „Druckmittel“ auf Israels Premier Benjamin Netanjahu nutzen können – nicht nur, um Netanjahu „dazu zu bringen, sich beim Premierminister von Katar zu entschuldigen, sondern auch, um Druck auf ihn auszuüben, den Krieg zu beenden“.
Katar gilt als enger Verbündeter der USA. Neben wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Ländern verfolgt Trumps Familie auch persönliche Geschäftsinteressen in der Golfregion. Am Freitag gab das Pentagon zudem bekannt, dass die katarischen Streitkräfte eine Anlange auf einem US-Stützpunkt in Idaho errichten werden.
„Schlüsselmoment“ vor UNO-Generalversammlung
Als weiteren „Schlüsselmoment“, der Gespräche über Details von Trumps Friedensplan ermöglicht hätte, bezeichnete der Vertreter des Weißen Hauses ein Treffen zwischen dem US-Präsidenten und arabischen Staatschefs am Rande der UNO-Vollversammlung Ende September in New York.
Laut „Politico“ sicherte Trump den Regierungsspitzen zu, dass Israel das Westjordanland nicht annektieren werde. Zuvor hatten sich Minister aus Netanjahus rechtsreligiöser Koalition für eine Annexion ausgesprochen. Bei einem Termin im Weißen Haus wies Trump das Ansinnen zurück: „Ich werde es Israel nicht erlauben, das Westjordanland zu annektieren“, sagte er.
Trumps „politisches Kapital“ im Nahen Osten
Das Zustandekommen des Waffenstillstandsabkommens hat allerdings auch mit Trump persönlich zu tun. Einerseits, weil Israels Regierungschef den US-Republikanern ideologisch näher steht als den Demokraten von Trumps Amtsvorgänger Joe Biden. Andererseits habe Trump „politisches Kapital“ in der Region angehäuft, analysierte der „Spiegel“.
Während seiner ersten Amtszeit habe Trump den in Israel „verhassten“ Atomdeal mit dem Iran aufgekündigt, die US-Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegt und mit dem „Abraham-Abkommen“ erreicht, dass einige arabische Staaten ihre Beziehungen zu Israel normalisierten.
2020 töteten US-Streitkräfte den iranischen General Ghassem Soleimani. Er galt als zentraler Akteur beim Aufbau von mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region. Es sei „der erste einer Reihe von Schlägen“ gewesen, an deren Ende der „Kollaps“ des proiranischen Netzwerks gestanden sei, schrieb der „Spiegel“.
Während des Gaza-Kriegs fügte Israel der libanesischen Hisbollah-Miliz empfindliche Niederlagen zu. In Syrien brach das System des mit Teheran verbündeten Diktators Baschar al-Assad zusammen. Im Juni schließlich beteiligte sich das US-Militär an israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen.
Trump hält Rede vor Knesset
Trump wird demnächst in der Region erwartet. Unter anderem soll er als erster US-Präsident seit George W. Bush im Jahr 2008 eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, halten. Trump kündigte zudem an, nach Ägypten zu reisen, wo ein internationales Gipfeltreffen geplant ist.
cppp, ORF.at/Agenturen
Links:
- Israelischer Ministerpräsident
- Weißes Haus
- Regierungsportal Katar
- „Politico“-Artikel
- „Spiegel“-Artikel
Tausende Palästinenser kehren nach Gaza zurück – APA, 11.10.2025
Nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas befinden sich Tausende Palästinenser auf dem Weg zurück in ihre Wohngebiete im Gazastreifen. Zu Fuß, mit Autos und Karren zogen sie am Samstag vor allem in den Norden des zu großen Teilen zerstörten Küstengebiets. Zuvor hatten sich israelische Truppen im Rahmen der ersten Phase eines von den USA vermittelten Abkommens hinter vereinbarte Linien zurückgezogen.
„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Gott sei Dank“, sagte Nabila Basal, die mit ihrer Tochter unterwegs war. „Wir sind sehr, sehr glücklich, dass der Krieg aufgehört hat und das Leid beendet ist.“
Mit dem Rückzug der israelischen Truppen aus den größeren städtischen Gebieten hat für die Hamas eine Frist von 72 Stunden zur Freilassung ihrer Geiseln begonnen. „Wir sind sehr aufgeregt und warten auf unseren Sohn und auf alle 48 Geiseln“, sagte Hagai Angrest, dessen Sohn zu den 20 israelischen Geiseln gehört, die noch am Leben sein sollen. „Wir warten auf den Anruf.“
Im Gegenzug soll Israel nach der Übergabe der Geiseln 250 Palästinenser mit langen Haftstrafen freilassen sowie 1.700 Insassen, die während des Krieges gefangen genommen wurden. Zudem sollen dem Abkommen zufolge Hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag in den Gazastreifen fahren.
Es bleiben jedoch Fragen offen, ob die Waffenruhe und der Austausch zu einem dauerhaften Frieden führen werden. Grundlage ist ein 20-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump, der allerdings noch nicht vollständig ausverhandelt ist. Das betrifft etwa die künftige Verwaltung des Gazastreifens und das Schicksal der Hamas, die die israelische Forderung nach Entwaffnung ablehnt.
Trump wird demnächst in der Region erwartet. Unter anderem soll er als erster US-Präsident seit George W. Bush im Jahr 2008 eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, halten. Trump kündigte zudem an, nach Ägypten zu reisen.
Waffenruhe hält: Rückkehr in Ruinen von Gaza-Stadt – 11.10.2025
Ein großer Teil der Häuser im Gazastreifen ist durch den fast zwei Jahre andauernden Krieg zerstört. Besonders betroffen ist die Stadt Gaza im Norden. Basierend auf der Analyse von Satellitenbildern gehen Fachleute davon aus, dass fast drei Viertel der Gebäude zerstört sind. Dennoch kehren Zehntausende Menschen mit der am Freitag in Kraft getretenen Waffenruhe dorthin zurück.
Nach Angaben des Zivilschutzes vom Freitag sind ungefähr 200.000 Menschen seit Beginn der Feuerpause in den Norden gereist. Die Bedingungen sind extrem schwierig. Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser und keine funktionierende Infrastruktur. Medizinische Teams des Al-Rantisi-Spitals kehrten am Freitag nach Gaza-Stadt zurück. Sie hätten dort nur Trümmer und zerstörte medizinische Ausrüstung vorgefunden, teilte CNN mit.
Fast die gesamte Bevölkerung war aus Gaza-Stadt vertrieben worden. Zwar war eine Rückkehr in einige Teile Anfang des Jahres kurzzeitig erlaubt, doch mit der im September gestarteten israelischen Bodenoffensive in Gaza-Stadt verließen laut israelischer Armee im Zuge der Evakuierungsaufforderung erneut 640.000 Menschen die Stadt.
Seit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe im Gaza-Krieg hat der von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen eigenen Angaben zufolge Dutzende Leichen geborgen – 73 davon allein in Gaza-Stadt. Im ganzen Küstengebiet werden unter den Trümmern noch Tausende Leichen, die aufgrund der Kämpfe nicht geborgen werden konnten, vermutet.
Organisationen drängen auf rasche Hilfe
Im Zuge des Waffenstillstands sollte auch die verstärkte humanitäre und medizinische Hilfe für Gaza über alle fünf Übergänge von Israel wieder anlaufen. Laut einem UNO-Sprecher sollen die Hilfstransporte am Sonntag beginnen. Der Übergang von Rafah an der Grenze zu Ägypten soll am Dienstag abwechselnd in zwei Richtungen geöffnet werden, teilte der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto am Samstag mit.
Nach israelischen Armeeangaben hieß es, dass täglich 600 Hilfs-Lkws nach Gaza gelassen würden. Für Hilfsorganisationen reicht das jedoch nicht aus, um die Ausbreitung der Hungersnot zu kontrollieren.
An den Grenzübergängen stünden 60.000 Tonnen Nahrungsmittel zur Einfahrt bereit, weitere 100.000 Tonnen seien in der Region im Zulauf, hieß es vom Welternährungsprogramm (WFP) am Samstag. Damit könnte der Gazastreifen fast drei Monate versorgt werden. Vieles ist aber noch unklar. Care International etwa meldete, dass die Organisation noch keine Genehmigung erhalten habe, ihre Vorräte in den Gazastreifen zu bringen.
Trump: Waffenruhe wird halten
US-Präsident Donald Trump zeigte sich zuversichtlich, dass die Waffenruhe halten wird: „Sie sind alle müde vom Kämpfen.“ Er wird am Montag in Israel und Ägypten erwartet. Dort wolle er mit einigen Staatenlenkern zusammentreffen, um über die Zukunft des Gazastreifens zu sprechen. Zudem werde er vor dem israelischen Parlament eine Rede halten. Nach Angaben von Trump wird die radikalislamische Hamas die Geiseln am Montag übergeben.
Die Hamas hat dafür 72 Stunden ab Inkrafttreten der Waffenruhe am Freitag um 11.00 Uhr (MESZ) Zeit. Das israelische Militär bereitet sich auf die Aufnahme der Geiseln vor. Die Vorbereitungen würden „mit der nötigen Sensibilität, Verantwortung und großer Vorfreude“ getroffen, sagte Armeesprecher Effie Defrin. Da die voraussichtlich noch lebenden 20 der insgesamt 48 Geiseln möglicherweise auf einmal übergeben werden, wurde der Erstaufnahmekomplex erweitert. So gebe es persönliche Betreuungsdienste, Privatzimmer und medizinische Versorgung.
In dem Komplex sollen die Rückkehrer ihre Familienmitglieder zum ersten Mal wiedersehen. Daher wurde auch ein eigener Bereich für die Familien eingerichtet. Von der Erstaufnahme aus sollen die dann ehemaligen Geiseln zur weiteren Behandlung in Spitäler geflogen werden und dort auch weitere Angehörige treffen.
Keine öffentliche Zeremonie für Geiselübergabe
Die Rückkehr der Geiseln soll ohne öffentliche Zeremonie und ohne anwesende Medien vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) organisiert werden. Gemäß Abmachung soll die Hamas Informationen über die sterblichen Überreste toter Geiseln, deren Verbleib unklar ist, mitteilen. Eine internationale Taskforce aus Fachleuten aus Israel, den USA, Ägypten, Katar, der Türkei und des Roten Kreuzes solle nach den Leichen suchen, berichtete der Fernsehsender i24.
Israel und die Hamas hatten in der Nacht auf Donnerstag der ersten Phase des von Trump vorgelegten Friedensplans zugestimmt, die eine Freilassung der Geiseln, einen Teilrückzug der Armee sowie die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung vorsieht.
Ein nahezu vollständiger Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen ist erst vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe für Sicherheit sorgt. Israels Premier Benjamin Netanjahu teilte mit, dass die israelischen Armeeangehörigen in Gaza bleiben, um Druck auf die Hamas auszuüben, bis die Gruppe ihre Waffen abgibt. Bisher ist diese nicht bereit, sich vollständig entwaffnen zu lassen.
Barghuti nicht unter freizulassenden Häftlingen
Israel muss dem mit der Hamas unterschriebenen Abkommen zufolge neben dem Teilrückzug der Armee zudem fast 2.000 palästinensische Häftlinge freilassen. Das israelische Justizministerium veröffentlichte am Freitag eine Namensliste von 250 lebenslänglich verurteilten Häftlingen. Diese sollen im Austausch für die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freigelassen werden.
Wie sich bereits zuvor abgezeichnet hatte, fehlt auf der Liste der seit Jahren in Israel inhaftierte und zuletzt vielfach erwähnte Palästinenserführer Marwan al-Barghuti. Er war einer der Anführer der zweiten Intifada, des palästinensischen Aufstands in den von Israel besetzten Palästinensergebieten von 2000 bis 2005. Er gilt als einer der populärsten Politiker der Fatah-Partei. Die mit der Fatah rivalisierende islamistische Hamas hatte sich während der Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen für seine Freilassung eingesetzt.
red, ORF.at/Agenturen
Links:
Waffenruhe in Gaza: Israel bereitet sich auf Geiselrückkehr vor – 10.10.2025
Nach offiziellem Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen bereitet sich das israelische Militär auf die Aufnahme der Geiseln vor, die innerhalb einer 72-Stunden-Frist von der islamistischen Terrororganisation Hamas übergeben werden sollen. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz teilte mit, dass nach dem vorläufigen Ende der Kämpfe zahlreiche Leichen aus eingestürzten Gebäuden geborgen worden seien.
Die Vorbereitungen würden „mit der nötigen Sensibilität, Verantwortung und großer Vorfreude“ getroffen, sagte Armeesprecher Effie Defrin. Da die voraussichtlich 20 noch lebenden der insgesamt 48 Geiseln möglicherweise auf einmal übergeben werden, wurde der Erstaufnahmekomplex erweitert. So gebe es persönliche Betreuungsdienste, Privatzimmer und medizinische Versorgung.
In dem Komplex sollen die Rückkehrer ihre Familienmitglieder zum ersten Mal wiedersehen. Daher wurde auch ein eigener Bereich für die Familien eingerichtet. Von der Erstaufnahme aus sollen die dann ehemaligen Geiseln zur weiteren Behandlung in Spitäler geflogen werden und dort auch weitere Angehörige treffen.
Übergabe für Montag oder Dienstag geplant
Die Rückkehr der Geiseln soll ohne öffentliche Zeremonie und ohne anwesende Medien vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) organisiert werden. Laut US-Präsident Donald Trump, der Medienberichten zufolge am Montag in Israel erwartet wird, sollen die Geiseln am Montag oder Dienstag übergeben werden. Netanjahu äußerte am Freitag die Hoffnung, dass Israel bereits ab Montagabend „einen Tag der nationalen Freude“ nach der Rückkehr aller Geiseln feiern könne.
Gemäß Abmachung soll die Hamas Informationen über die sterblichen Überreste toter Geiseln mitteilen, deren Verbleib unklar ist. Eine internationale Taskforce aus Fachleuten aus Israel, den USA, Ägypten, Katar, der Türkei und des Roten Kreuzes solle nach den Leichen suchen, berichtete der Fernsehsender i24.
Israel und die islamistische Terrororganisation Hamas hatten in der Nacht auf Donnerstag der ersten Phase des von Trump vorgelegten Friedensplans zugestimmt, die eine Freilassung der Geiseln, einen Teilrückzug der Armee sowie die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung vorsieht.
Teilrückzug der israelischen Armee abgeschlossen
Der Teilrückzug der israelischen Streifkräfte wurde nach US-Angaben am Freitag abgeschlossen. Um 12.00 Uhr (Ortszeit) hätten „die israelischen Streitkräfte die erste Phase des Rückzugs“ beendet, teilte der US-Sondergesandte Steve Witkoff am Freitag mit. Damit habe „die 72-Stunden-Frist zur Freilassung der Geiseln begonnen“.
Die israelische Armee zog sich hinter die vereinbarte „gelbe Linie“ zurück. Sie soll während der ersten Phase des Waffenstillstandsplans weiterhin mehr als die Hälfte des Gazastreifens besetzen. Ein nahezu vollständiger Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen sei erst vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe für Sicherheit sorgt. Israels Premier Benjamin Netanjahu teilte mit, dass die israelischen Armeeangehörigen in Gaza bleiben, um Druck auf die Hamas auszuüben, bis die Gruppe ihre Waffen abgibt. Bisher ist sie nicht bereit, sich vollständig entwaffnen zu lassen.
Zivilschutz: 200.000 Menschen nach Nordgaza gereist
Seit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe im Gaza-Krieg hat der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen eigenen Angaben zufolge etliche Leichen geborgen. Helfer hätten 81 Tote unter Trümmern hervorgeholt, teilte ein Sprecher der Organisation mit. Allein in Gaza-Stadt seien die sterblichen Überreste von 73 Palästinenserinnen und Palästinensern geborgen worden.
Zehntausende Palästinenserinnen und Palästinenser haben sich unterdessen auf den Weg nach Nordgaza gemacht. Israels Armee hatte eine wichtige Nord-Süd-Verbindung geöffnet, zugleich aber vor „äußerst gefährlichen“ Gebieten gewarnt. Nach Angaben des Zivilschutzes vom Freitag sind ungefähr 200.000 Menschen seit Beginn der Feuerpause in den Norden gereist.
Liste von freizulassenden Häftlingen
Das israelische Justizministerium veröffentlichte am Freitag unterdessen eine Namensliste von 250 lebenslänglich verurteilten Häftlingen. Sie sollen im Austausch für die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freigelassen werden. Wie sich bereits zuvor abgezeichnet hatte, fehlt auf der Liste der seit Jahren in Israel inhaftierte und zuletzt vielfach erwähnte Palästinenserführers Marwan al-Barghuti.
Barghuti war einer der Anführer der zweiten Intifada, des palästinensischen Aufstands in den von Israel besetzten Palästinensergebieten von 2000 bis 2005. Er gilt als einer der populärsten Politiker der Fatah-Partei. Die mit der Fatah rivalisierende islamistische Hamas hatte sich während der Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen für seine Freilassung eingesetzt.
Israel muss dem mit der Hamas unterschriebenen Abkommen zufolge neben dem Teilrückzug der Armee zudem fast 2.000 palästinensische Häftlinge freilassen. Laut dem israelischen Armeeradio gab es eine Änderung in letzter Minute: Elf Hamas-Angehörige sollen anstelle von elf Mitgliedern der als gemäßigter geltenden Palästinenserorganisation Fatah freigelassen werden.
NGOs bereiten Ausweitung der Hilfe vor
Mit Zustimmung der israelischen Regierung zu dem Abkommen sollen nicht nur die Kampfhandlungen unverzüglich eingestellt, sondern auch Hilfslieferungen in den Gazastreifen ermöglicht werden. Hilfsorganisationen wie Caritas und Diakonie bereiten schon eine Ausweitung der Gaza-Hilfe vor – mehr dazu in religion.ORF.at.
Anlaufen sollen die Hilfstransporte am Sonntag, sagte eine Sprecher der UNO. „Unsere Teams sind voll mobilisiert, um die Lastwagen in großem Umfang in Bewegung zu setzen und Leben zu retten“, sagte UNO-Nothilfekoordinator Tom Fletcher. Güter für eine erste Versorgung stünden jedenfalls bereit, für die ersten 60 Tage seien laut UNO 170.000 Tonnen Medikamente, Hilfsgüter und andere Vorräte in Position gebracht worden.
Würdigungen für Rolle Trumps
Die Staats- und Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens hoben unterdessen in einer gemeinsamen Erklärung den Einsatz von US-Präsident Trump und der Vermittler Ägypten, Katar und Türkei bei der Lösung des Nahost-Konflikts hervor. „Es ist nun von größter Bedeutung, dass alle Parteien ihren Verpflichtungen vollständig und unverzüglich nachkommen“, heißt es darin mit Blick auf Israel und die Hamas. Die drei Länder verpflichteten sich, in den nächsten Wochen „substanzielle humanitäre Hilfsleistungen“, die über die Vereinten Nationen erfolgen, zu unterstützen.
red, ORF.at/Agenturen
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Gaza – Israel: Einigung mit vielen offenen Fragen – 9.10.2025
Israel und die radikalislamische Terrororganisation Hamas haben sich auf eine erste Phase zur Beendigung der Kämpfe im Gazastreifen verständigt. International stieß die Einigung auf positive Resonanz, allerdings sind noch viele Fragen offen – vor allem, was die zweite Phase des Friedensplans betrifft.
Das betrifft etwa den genauen Zeitplan, eine Verwaltung für den Gazastreifen nach dem Krieg und das Schicksal der Hamas. Es ist zudem unklar, wer den Gazastreifen nach Kriegsende regieren wird.
Im Rahmen der ersten Phase des Abkommens sollen die Kämpfe eingestellt werden. Der Rückzug der israelischen Truppen auf eine vereinbarte Linie soll innerhalb von 24 Stunden nach der Unterzeichnung des Abkommens beginnen. Danach soll die vereinbarte 72-stündige Frist zur Freilassung der Geiseln beginnen.
Fragen rund um Geiselfreilassung
Doch unklar ist, wann genau die Geiseln in den kommenden Tagen freigelassen werden und ob es wirklich alle auf einmal sind und auch die sterblichen Überreste der Geiseln, die nicht mehr am Leben sind, an Israel übergeben werden.
Die von der Hamas noch festgehaltenen Geiseln sollen im Austausch für von Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen werden. Auch offen ist aber, welche palästinensischen Häftlinge Israel für die Geiseln genau freilässt.
Zweite Phase betrifft kritischere Punkte
Im zweiten Schritt des US-Plans sollen die weitaus kritischeren Punkte geklärt werden, etwa die Entwaffnung der Hamas, die Gewährleistung der Sicherheit im Gazastreifen sowie der Wiederaufbau des palästinensischen Gebiets.
Ein vollständiger Rückzug der israelischen Soldaten aus Gaza, den die Hamas fordert, ist laut dem Plan von US-Präsident Donald Trump erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit an Ort und Stelle sorgt. Auch um eine Entwaffnung der Hamas wird es zu einem späteren Zeitpunkt gehen.
Unabhängiger palästinensischer Staat als Streitpunkt
Die zweite Phase des US-Plans sieht auch vor, dass ein internationales Gremium unter Führung von Trump und dem ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair eine Rolle in der Nachkriegsverwaltung des Gazastreifens spielen soll.
Arabische Länder, die den Plan unterstützen, fordern, dass er zu einem unabhängigen palästinensischen Staat führen müsse. Der Israelische Premier Benjamin Netanjahu lehnt das jedoch ab. Er sowie Trump und westliche und arabische Staaten haben eine Rolle für die Hamas im Gazastreifen ausgeschlossen.
Die Hamas hat unterdessen erklärt, sie werde die Regierung im Gazastreifen nur an eine palästinensische Technokratenregierung abgeben, die von der Palästinensischen Autonomiebehörde beaufsichtigt und von arabischen und muslimischen Ländern unterstützt werde. Zudem hat sich die Hamas bisher geweigert, die israelische Forderung nach einer Niederlegung der Waffen zu erörtern. Eine Rolle für Blair oder eine ausländische Regierung im Gazastreifen lehnt die Hamas ebenso ab.
„Erst der Anfang“
Zusammenfassend sollen in der zweiten Phase von Verhandlungen jene Bedingungen geschaffen werden, die einen Frieden langfristig sichern. Die BBC schrieb daher: „Aber das ist erst der Anfang, es ist nicht das Ende. Es ist ein Waffenstillstand, kein Friedensabkommen. Die schwierigsten Fragen liegen noch auf dem Tisch.“
Einige davon sind: „Wird die Hamas zustimmen, ihre Waffen abzugeben? Wird Israel schließlich seine Truppen aus Gaza abziehen? Was ist mit dem vagen ‚politischen Horizont‘, der im 20-Punkte-Plan von Trump erwähnt wird, den ein Großteil der Welt als die Errichtung eines palästinensischen Staates übersetzt und den die israelische Regierung weiterhin entschieden ablehnt?“
„Keineswegs klar, dass Konflikt jetzt endet“
Ähnliches ist in der „New York Times“ („NYT“) zu lesen: Es sei „keineswegs klar, dass der Konflikt jetzt wirklich endet“. Die Erklärungen von Trump und Netanjahu hätten sich lediglich auf den ersten Schritt bezogen – den Austausch von Geiseln gegen Gefangene und den Rückzug der israelischen Truppen auf eine Linie, die noch festzulegen ist.
„Der nächste Schritt, bei dem die Hamas ihre Waffen und – was noch schwieriger ist – ihren Anspruch auf die Herrschaft über den Gazastreifen aufgeben müsste, könnte sich als noch schwieriger erweisen, als die lebenden und toten Geiseln nach Hause zu bringen.“
Für die BBC sei generell die dringlichste Frage: „Werden beide Seiten ihren Teil dieses Abkommens umsetzen?“ Sie fügte aber hinzu: Das seien Fragen für morgen. Heute hingegen sei ein Tag, an dem gefeiert werden dürfe.
red, ORF.at/Agenturen
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URAINE-KRIEG im n-tv Liveticker
Chronologisch absteigend, jüngste Meldungen zuoberst:
Detaillierte Meldungsübersicht. Daraus eine Auswahl:
+++ 08:37 FT: USA helfen seit Monaten bei Angriffen auf russische Infrastruktur +++
Die USA unterstützen die Ukraine offenbar schon seit Monaten bei der Durchführung von Langstreckenangriffen auf russische Energieanlagen. Das berichtet die britische „Financial Times“. Informationen vom US-Geheimdienst haben demnach Luftschläge auf wichtige russische Energieanlagen erst möglich gemacht, etwa Öl-Raffinerien wie gestern die Anlage im russischen Ufa, 1400 Kilometer entfernt von der Front. Als Wendepunkt stellt die Zeitung ein Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Juli heraus. Im Gespräch habe Trump Unterstützung signalisiert, um den Russen „Schmerzen zuzufügen“. Offiziell behielten die USA ihre zögerliche Haltung bei, bis am 2. Oktober bekanntgegeben wurde, man wolle die Ukraine künftig mit Geheimdienstinformationen für Angriffe auf russische Infrastruktur versorgen. In Wirklichkeit war das laut FT schon seit Monaten gängige Praxis.
+++ 07:49 Ukrainische Drohnen setzen Donezker Supermarkt in Brand +++
Mehrere ukrainische Drohnen haben in der russisch besetzten Oblast Donezk einen lokalen Supermarkt in Brand gesetzt. Das melden pro-ukrainische Militärblogger auf X. Es soll sich um erst vor kurzem entwickelte Langstreckendrohnen des Typs FP-1 gehandelt haben. Sie soll in der Lage sein, 120 Kilogramm schwere Gefechtsköpfe zu tragen und Distanzen von 1600 Kilometern zu überwinden. Produziert wird die Drohne von einer ukrainischen Rüstungsfirm
+++ 07:20 Zweite Bombennacht für Kleinstadt in Charkiw +++
Die Kleinstadt Tschuhujiw in der Oblast Charkiw ist in der vergangenen Nacht zum zweiten Mal Ziel eines massiven russischen Luftschlags geworden, das melden pro-ukrainische Militärblogger. Russland hat demnach mit Geran-2-Drohnen angegriffen, bis zu vier Einschläge wurden gezählt. Zu den Schäden gibt es noch keine Angaben.
+++ 06:32 Orbán startet Petition gegen EU-Militärhilfe +++
Viktor Orbán, ungarischer Regierungschef, hat eine landesweite Petition gestartet gegen europäische Pläne, den Verteidigungskampf der Ukraine weiter zu unterstützen. „Vor wenigen Wochen wurde in Kopenhagen Brüssels Kriegsplan präsentiert“, schrieb Orbán auf Facebook. „Europa zahlt, die Ukrainer kämpfen und letztlich wird Russland erschöpft sein. Uns wurde nicht gesagt, wieviel das kostet oder wie lange das dauern wird.“ Mit der Petition will der Premier „jede Stadt und jedes Dort“ in Ungarn erreichen. In der EU ist Orbán der offenste und vehementeste Russland-Unterstützer. Wiederholt blockierte er Militärhilfe, gibt Kreml-Positionen wieder und stellt sich auch bei gemeinsamen Sanktionen quer.
+++ 05:45 Importe über deutsche LNG-Terminals auf Rekordniveau +++
Der Import von per Schiff geliefertem Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland ist auf ein Rekordniveau angestiegen. Laut Daten der Bundesnetzagentur (BNetzA) war das dritte Quartal 2025 das Quartal mit der größten Einspeisung seit der Eröffnung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven Ende 2022. Den Zahlen zufolge ist dieses Jahr an den LNG-Terminals der deutschen Küste bereits mehr Erdgas eingespeist worden als jeweils in den vorhergehenden Gesamtjahren. Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals an Nord- und Ostsee nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert, um unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden.
+++ 04:45 Große Mehrheit der US-Wähler für Russland-Sanktionen +++
Trotz der Zurückhaltung von US-Präsident Donald Trump, zusätzlichen wirtschaftlichen Druck auf Moskau auszuüben, sind rund 77 Prozent der Amerikaner für die Verhängung zusätzlicher Sanktionen gegen Russland, um ein Ende seiner Kriegsanstrengungen zu erzwingen. Dies ergibt eine aktuelle Umfrage von Harvard/Harris X. Die Umfrage, an der 2413 registrierte US-Wähler teilnahmen und die zwischen dem 1. und 2. Oktober durchgeführt wurde, ergibt eine überwältigende parteiübergreifende Unterstützung für zusätzliche Sanktionen gegen Moskau. Mehr republikanische als demokratische Wähler befürworten die zusätzlichen Sanktionen: 86 Prozent der Republikaner votieren für die neuen Maßnahmen, während 71 Prozent der demokratischen Wähler der Meinung waren, dass die USA die Maßnahmen verhängen sollten. Nur 23 Prozent der Befragten lehnen neue Sanktionen gänzlich ab.
+++ 03:17 Kuba: Kubanische Kämpfer in russischer Armee sind Söldner +++
Das kubanische Außenministerium widerspricht Behauptungen der USA, dass kubanische Truppen in der Ukraine kämpften. Erstmals veröffentlicht die kubanische Regierung Informationen über Gerichtsverfahren gegen Kubaner wegen Söldneraktivitäten im Krieg in Osteuropa. Das kommunistische Kuba hat sich im Konflikt in der Ukraine offen auf die Seite seines Verbündeten Russland gestellt und gleichzeitig Friedensgespräche gefordert.
Missbraucht als „Kanonenfutter“ :Russland weitet Rekrutierung von Söldnern im Ausland aus
COMMENT: Missbrauch? Nicht nur Russland: Die USA haben ganze Batterien aus Privatarmeen zusammengestellt und z.B. in den Irak geschickt. Der damalige Vizeminister Sweeney war darin involviert. Im Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert wurden Söldner eingesetzt. Ein berühmter und wegen seiner Selbstherrlichkeit zu Tode gebrachter Feldherr war Wallenstein, der damit gutes Geld verdiente und die Kassen des Heiligen Römischen Reiches dezimierte. Erst nach dem Westfälischen Kriegen kam es zum Ausbau des modernen Staates, den es vorher nicht gab. Dazu gehörte die Einrichtung stehender Heere mit Zucht und Drill, was neu war.
+++ 01:41 Deutsche Airlines fordern Drohnenabschuss +++
Angesichts der Bedrohung durch Drohnen an Flughäfen fordern Deutschlands Fluggesellschaften ein konsequentes Handeln der Politik. „Bei einer Bedrohungslage müssen Drohnen abgeschossen werden können“, sagt Peter Gerber, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es müsse dringend geklärt werden, wer in einer Bedrohungslage verantwortlich ist. „Es ärgert mich, dass erst jetzt die Dringlichkeit bei den Drohnen gesehen wird“, sagte Gerber, der auch Chef der Fluggesellschaft Condor ist. „Wir weisen auf die Problematik seit zehn Jahren hin.“
SAMSTAG, 11.10.2025
+++ 21:52 Selenskyj: Nächstes Sanktionspaket gegen Russland mit Japan abgestimmt +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnet neue Sanktionen gegen russische Einzelpersonen und Unternehmen und gleicht damit die jüngsten Maßnahmen der Ukraine mit denen Japans ab. Das geht aus einer Mitteilung auf der Website des Präsidenten hervor. „Acht Einzelpersonen und 14 juristische Personen, die an der Unterstützung der russischen Militärmaschinerie beteiligt waren und Sanktionen umgingen, wurden sanktioniert“, heißt es darin. Selenskyjs Büro erklärte, dieser Schritt setze die umfassenderen Bemühungen der Ukraine fort, den wirtschaftlichen Druck auf Moskau mit internationalen Partnern, darunter Japan, zu koordinieren, das am 12. September ein Sanktionspaket gegen Russland angekündigt hatte. „Seit Juni dieses Jahres hat die Ukraine bereits acht Sanktionspakete verabschiedet und ihre Sanktionen mit den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien und Japan sowie mit allen Sanktionspaketen der Europäischen Union abgestimmt“, heißt es weiter.
+++ 20:08 Ukraine greift russische Grenzstadt Belgorod mit Drohnen an +++
Die ukrainischen Streitkräfte haben die grenznahe russische Großstadt Belgorod mit Kampfdrohnen angegriffen. Nach Darstellung russischer Medien wurden zahlreiche Drohnen über dem Stadtgebiet abgeschossen. Durch herabfallende Trümmer sei Müll in Brand geraten, wie die Agentur Tass berichtet. Über weitere Schäden wurden offiziell keine Angaben gemacht. Telegram-Nutzer berichten von einem Stromausfall. Für diese Angaben gibt es bislang keine offizielle Bestätigung. Der Militärstab der Region hatte zuvor in einer Mitteilung lediglich von „möglichen kurzfristigen Stromabschaltungen infolge der feindlichen Angriffe“ gesprochen.
Belgorod liegt nur knapp 50 Kilometer nördlich der ukrainischen Großstadt Charkiw. Wegen der Frontnähe wird die Stadt immer wieder von ukrainischen Militärs ins Visier genommen. Zuletzt hatten diese Attacken mehrmals für Stromausfall in der Stadt gesorgt.
+++ 19:41 Nach massiven russischen Angriffen: Rund 25.000 Verbraucher in Odessa weiter ohne Strom +++
Nach einem russischen Drohnenangriff in der vergangenen Nacht sind nach in Odessa und Umgebung immer noch rund 25.000 Verbraucherinnen und Verbraucher ohne Strom. Das meldet die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf den Leiter der regionalen Militärverwaltung von Odessa, Oleh Kiper. Demnach haben Energiearbeiterinnen und -arbeiter in den vergangenen Stunden die Stromversorgung für weitere 52.500 Kundinnen und Kunden wiederhergestellt. Zuvor hatten Beschäftigte des Energieunternehmens DTEK 240.000 Haushalte wieder mit Strom versorgt. Die Wiederherstellung der Gasversorgung für 260 Verbraucher sei ebenfalls im Gange, heißt es. Die kritische Infrastruktur in der Region sei von den Stromausfällen nicht betroffen.
+++ 19:04 Bericht: Trump und Selenskyj sprachen über Lieferung von Tomahawk-Raketen an die Ukraine +++
US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj haben einem Bericht zufolge über eine Lieferung von Tomahawk-Langstreckenraketen an die Ukraine diskutiert. Das berichtet das US-Nachrichtenportal „Axios„. Zwei im Bericht zitierte Quellen gaben jedoch nicht an, on eine endgültige Entscheidung getroffen worden sei. Das Telefonat zwischen den beiden Staatschefs dauerte den Angaben zufolge etwa 30 Minuten.
+++ 18:19 Luftraum verletzt, Drohnen gesichtet: Estland schließt Grenzübergang zu Russland +++
Russland hat zuletzt mehrfach mit Drohnen und Kampfjets den Nato-Luftraum verletzt. Estland zieht Konsequenzen daraus und schließt vorübergehend den Grenzübergang Saatse. Das berichtet der estnische öffentlich-rechtliche Sender ERR. Estnische Grenzschutzbeamte hätten vor wenigen Tagen eine ungewöhnlich hohe Präsenz russischer Militärangehöriger in der Nähe des Grenzübergangs beobachtet, zitiert der Sender Kunter Pedoski, Einsatzkommandeur der estnischen Präfektur Süd. „Russische Grenzschutzbeamte patrouillieren routinemäßig in der Nähe von Saatse, da es auf ihrem Territorium liegt. Heute haben wir jedoch deutlich mehr Bewegung als üblich festgestellt“, so Pedoski.
+++ 17:35 Armeechef: Ukrainische Flugabwehr hat weiterhin Lücken +++
Die ukrainische Flugabwehr hat angesichts der verstärkten russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen weiterhin Lücken. Die Effizienz der Flugabwehr liege gegenwärtig bei knapp 74 Prozent, berichtet Armeechef Olexander Syrskyj nach einer Sitzung mit der Armeeführung. Angesichts dieser Zahlen und der erhöhten Zahl russischer Angriffe müssten zusätzliche Anstrengungen unternommen werden. Vor allem müsse die Energieversorgung, die kritische Infrastruktur und die Logistik im Hinterland besser geschützt werden. Kiew bemüht sich seit Monaten um neue Waffen und Systeme, um die Flugabwehr zu verbessern.
+++ 15:58 Selenskyj: Habe mit Trump über Flugabwehr beraten +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben in einem „positiven und produktiven“ Telefonat mit US-Präsident Donald Trump über die russischen Angriffe auf das ukrainische Energiesystem beraten. „Wir haben Möglichkeiten zur Stärkung unserer Luftverteidigung sowie konkrete Vereinbarungen besprochen, an denen wir arbeiten, um dies sicherzustellen“, schreibt Selenskyj bei X. „Es gibt gute Optionen und solide Ideen, wie wir uns wirklich stärken können.“ Selenskyj äußert sich dankbar über die Bereitschaft der USA zur Unterstüzung der Ukraine.
+++ 13:54 Trump bedankt sich für Lob von Putin +++
US-Präsident Donald Trump bedankt sich auf seiner Internet-Plattform beim russischen Machthaber Wladimir Putin für dessen Komplimente. In einer Rede in Tadschikistan hat der Kremlchef beklagt, dass der Friedensnobelpreis nicht an Trump gegangen ist. Dieser bewirke viel für den Weltfrieden. Auch um die „Krise“ in der Ukraine bemühe Trump sich „aufrichtig“.
+++ 13:16 Ukrainische Drohne setzt Teil einer russischen Raffinerie in Brand +++
Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) hat heute früh eine russische Ölraffinerie mit Drohnen angegriffen, das berichtet der „Kyjv Independent“. Der Angriff galt der Anlage Bashnafta-UNPZ in Ufa, einer Stadt, die eines der größten Zentren der russischen Raffinerieindustrie sein und die russischen Streitkräfte mit Kraftstoffen und Schmiermitteln versorgen soll. Sie liegt etwa 1400 Kilometer entfernt von der Front. Nach mehreren Einschlägen brach dort ein Feuer aus. Ein im Netz kursierendes Video soll die entsprechende Drohne in der Luft zeigen.
+++ 12:10 Nawalnaja: „Die Mehrheit der Russen unterstützt Putin nicht“ +++
Beim diesjährigen Brigitte Award erhält Julija Nawalnaja, die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny, einen Ehrenpreis. Mit Pinar Atalay spricht sie über die Ehrung, den Widerstand in Russland und warum sie nicht das Gesicht der Opposition gegen Wladimir Putin sein will.
Widerstand gegen „Diktator“ Nawalnaja: „Mehrheit der Russen unterstützt Putin nicht“
+++ 10:38 Belarus überprüft Kampfbereitschaft seiner Truppen +++
Belarus hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums mit einer Überprüfung der Kampfbereitschaft seiner Streitkräfte begonnen. Im Zuge dessen würden Einheiten in nicht näher bezeichnete „ausgewiesene Gebiete“ verlegt. Weitere Einzelheiten zu Zeitpunkt, Umfang oder Ausmaß der Inspektion wurden nicht genannt.
+++ 10:29 Deutsche Firmen in Ukraine bisher kaum getroffen, aber ukrainische Einrichtungen +++
Die russischen Angriffe auf den Energiesektor in der Ukraine haben nach Angaben des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft bisher noch keine gravierenden Auswirkungen auf in dem Land tätige deutsche Firmen. „Probleme bei der Energieversorgung werden derzeit nicht als das wichtigste Thema von deutschen Firmen genannt“, sagt Geschäftsführer Michael Harms. „Das kann sich durch die andauernden russischen Angriffe natürlich ändern. Viele produzierende deutsche Firmen verfügen aber über Notstromaggregate.“ Harms fordert dennoch stärkere Hilfe des Westens bei der Luftverteidigung für die Ukraine gegen russische Raketen und Drohnen und kündigt weitere Hilfen auch der Wirtschaft im Energiesektor an.
Inzwischen gibt es erste Zahlen zu den Opfern der russischen Luftattacken aus der vergangenen Nacht. Bei den Luftschlägen auf die Oblaste Tschernihiw, Donezk, Cherson und Odessa starben mindestens vier Menschen, 18 wurden verletzt. Darunter soll ein Kind sein. In Tschernihiw attackierte die russische Armee zunächst Fahrzeuge eines Energieunternehmens, wobei ein Mitarbeiter starb und vier verletzt wurden. Danach griff sie auch Feuerwehrleute an, die den Brand des Fahrzeugs löschen wollten. Viele Angriffe galten erneut der ukrainischen Infrastruktur, die Russland vor dem beginnenden Winter lahmlegen will. Ziel ist, die lebenswichtige Versorgung mit Strom, Wärme und Trinkwasser zu unterbinden, um die ukrainische Zivilbevölkerung zu entmutigen und zur Flucht zu zwingen.
+++ 09:16 Russische Quellen melden Verlust eines Kampfhubschraubers +++
Russische Quellen mit Verbindung zur Luftwaffe haben den Verlust eines Kampfhubschraubers Ka-52 samt Besatzung bekannt gemacht. Sein Wert wird auf etwa 16 Millionen Dollar geschätzt. +++ 08:49 Nordkorea präsentiert neue Interkontinentalrakete +++
Bei der ersten großen Militärparade seit zwei Jahren hat Nordkorea in der Hauptstadt Pjöngjang erstmals seine neue Interkontinentalrakete vorgeführt. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA preist das Geschoss namens „Hwasong-20“ als „stärkstes nukleares strategisches Waffensystem“. Der Waffe wird eine ausreichend große Reichweite attestiert, um auch Ziele in den USA zu treffen. Diktator Kim Jong Un forderte die Streitkräfte in einer Rede auf, sich zu einer „unbesiegbaren“ Einheit zu entwickeln. Die Rakete wurde vor internationalen Gästen präsentiert, darunter Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew. Nordkorea hatte Russland für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine zunächst Raketen und Artilleriemunition geliefert und später dann auch Soldaten entsandt – nach Schätzungen dürfte es sich um mehrere Tausend Mann handeln.
„Stärkstes Waffensystem“ Nordkorea zeigt neue Atomrakete bei Militärparade
+++ 08:04 Blogger meldet neue Rekordreichweite für FPV-Drohnen +++
Die Reichweite von First-Person-View-Drohnen, die im Kampf an der Frontlinie eingesetzt werden, hat sich nach Einschätzung eines viel zitierten Militärbloggers auf 54 Kilometer ausgedehnt. Dadurch entsteht entlang der Front ein breiter Geländegürtel, der völlig unter Kontrolle von Drohnen ist. In der Kriegsführung schlägt sich das derart nieder, dass auf Angriffe mit Panzern in dieser Phase weitgehend verzichtet wird, da sie mithilfe der Drohnen zu einfach aufgeklärt und bekämpft werden könnten. Laut dem Blogger betrifft die neue Rekordreichweite auch die Versorgung der Truppen, die sich dadurch stark erschwert.
+++ 06:58 Blogger melden massive russische Drohnenschläge aus der Nacht +++
Militärblogger melden nächtliche russische Drohnenschläge aus mehreren Regionen der Ukraine. Die Stadt Kramatorsk in der Oblast Donezk war demnach unter Beschuss von Geran-2-Kampfdrohnen. In der Oblast Tschernihiw, unweit der Hauptstadt Kiew, soll es zu mindestens fünf Einschlägen gekommen sein, unter anderem auf Fahrzeuge eines Energieunternehmens. Mindestens 15 Einschläge werden aus der Oblast Charkiw gemeldet, unter anderem auf den dortigen Bahnhof. In der Region Odessa soll es vor allem Energieinfrastruktur getroffen haben. In mehreren Regionen fiel der Strom aus. Opferzahlen aus der letzten Nacht sind bislang nicht bekannt.
+++ 06:19 Estland rechnet mit weiteren russischen Provokationen +++
Estlands Außenminister Margus Tsahkna rechnet mit weiteren Störmaßnahmen Moskaus. „Ich bin mir sicher, dass Russland diese Provokationen fortsetzen wird. Es geht nicht um Estland, sondern um die Einheit der Nato sowie darum, unsere Fähigkeiten und auch die transatlantische Einheit zu testen“, sagte Tsahkna in Tallinn. In Estland waren im September drei russische Kampfjets etwa zwölf Minuten lang in den Luftraum des EU- und Nato-Landes eingedrungen. Nach Beratungen mit den Verbündeten gemäß Artikel 4 des Nato-Vertrags warnte die Nato Russland unter Androhung von Gewalt vor weiteren Grenzverletzungen. „Wir haben, glaube ich, sehr solide reagiert“, sagte Tsahkna.
Fregatte zur Flugabwehr Nato reagiert auf Luftraumverletzungen und verstärkt Ostsee-Mission
FREITAG, 10.10.2025
+++ 22:31 Selenskyj: Über 700.000 Haushalte wieder mit Strom versorgt +++
Nach Stromausfällen durch russische Luftangriffe ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für mehr als 725.000 Haushalte die Stromversorgung wieder hergestellt worden. Das gelte für die Hauptstadt Kiew und die Umgebung und die Gebiete Dnipropetrowsk, Kirowohrad, Tscherkassy und Tschernihiw, sagt Selenskyj in einer am Abend veröffentlichten Videobotschaft. Nach Angaben des Stromversorgers DTEK waren allein in der Dreimillionenstadt Kiew mehr als 678.000 Haushalte ohne Strom.
+++ 22:00 Stromausfälle in Kiew: Selenskyj macht Klitschko Vorwürfe +++
Nach stundenlangen Stromausfällen durch russische Luftangriffe in der Hauptstadt Kiew macht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter anderem Bürgermeister Vitali Klitschko Vorwürfe. „Ich bin mit der Situation in Kiew unzufrieden“, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine den Staatschef. Zur Abwehr von Drohnenangriffen auf die Heizkraftwerke seien teure Patriot-Raketen ungeeignet. „Welche Fragen könnte ich an den Bürgermeister haben? An die städtischen Unternehmen? Ich könnte Ihnen sagen, was ich über das alles denke, doch das werde ich nicht“, fährt Selenskyj fort. An erster Stelle stehe der Sieg über den gemeinsamen Feind. Er verspricht dabei Abhilfe zu schaffen, unter anderem dort, „wo die lokalen Behörden nicht in der Lage sind etwas zu tun“.
Der seit langem schwelende Konflikte zwischen Selenskyj und Klitschko wird immer schärfer auch öffentlich ausgetragen. So warf Klitschko dem Staatschef in einem Interview der britischen „The Times“ autoritären Regierungsstil und eine Aushöhlung der Demokratie vor. Selenskyj sieht Beobachtern zufolge in Klitschko einen möglichen Konkurrenten bei einer kommenden Präsidentschaftswahl.
+++ 21:15 Merz: „Wir werden den Druck auf Moskau erhöhen“ +++
Nach den jüngsten Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur hat Bundeskanzler Friedrich Merz dem Land seine weitere Unterstützung versichert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe ihn über die schweren russischen Angriffe auf Zivilisten und Infrastruktur informiert, heißt es in einem Beitrag des Bundeskanzlers auf X. „Ich habe ihm zugesagt, unsere Unterstützung fortzusetzen und die Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie auszubauen“, so Merz. „Wir werden den Druck auf Moskau erhöhen.“ Mit welchen Mitteln das erreicht werden soll, konkretisiert Merz im Detail nicht weiter.
+++ 20:53 Polen beklagt zunehmende Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur durch Russland +++
Polen ist einem Minister zufolge im September Opfer des größten Cyberangriffs seit Ausbruch des Ukrainekriegs geworden – am selben Tag, als es mutmaßlich russische Drohnen in seinem Luftraum abgeschossen hat. In den ersten drei Quartalen 2025 verzeichnete der Nato-Staat rund 170.000 Cybervorfälle, sagt Digitalminister Krzysztof Gawkowski. Davon sei ein signifikanter Teil auf russische Akteure zurückzuführen. Eine genaue Zahl nannte er nicht, Russland habe aber laut polnischen Geheimdiensten die Ressourcen für seinen Militärgeheimdienst verdreifacht, um Polen anzugreifen. „Russische Aktivitäten sind am schwerwiegendsten, da sie sich gegen kritische Infrastrukturen richten, die für die Aufrechterhaltung eines normalen Lebens unerlässlich sind“, sagt Gawkowski. Die russische Botschaft in Warschau äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Bei dem Cyberangriff im September hätten Behauptungen, dass die abgeschossenen Drohnen eine Kriegserklärung aus der Ukraine seien, das polnische Internet geflutet, sagt Gawkowksi. Dafür seien Bots, die seit Monaten oder sogar Jahren inaktiv waren, reaktiviert worden.
+++ 20:00 Dänemark erweitert F-35-Kampfjet-Flotte erheblich +++
Dänemark kauft mehrere hochmoderne F-35-Kampfjets aus den USA. Um in Zukunft über mehr einsatzfähige Kampfflugzeuge zu verfügen, sei eine Einigung mit den USA über den Erwerb von 16 F-35-Jets erreicht worden, sagt Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen vor Journalisten. Außerdem werde Kopenhagen rund 2,1 Milliarden Kronen (281 Millionen Euro) in Drohnenabwehrsysteme investieren. Die Vergrößerung der dänischen Luftflotte auf insgesamt 43 F-35-Jets erfolgt, nachdem in den vergangenen Wochen zahlreiche Drohnen unbekannter Herkunft über dänischen Flughäfen und Militäreinrichtungen für Aufsehen gesorgt hatten. Zwar wurden die Drohnen nicht identifiziert, doch wird Russland hinter den Vorfällen vermutet. Moskau bestreitet jede Verwicklung.
+++ 19:25 First Lady Melania Trump hat „Gesprächskanal“ zu Putin über verschleppte Kinder +++
Die First Lady der USA, Melania Trump, hat nach eigenen Angaben über einen „Gesprächskanal“ zum russischen Präsidenten Wladimir Putin mehrere im Krieg in der Ukraine verschleppte Kinder mit ihren Familien wieder vereint. Durch den „Gesprächskanal“ zu Putin „wurden acht Kindern in den vergangenen 24 Stunden mit ihren Eltern zusammengebracht“, erklärt Melania Trump im Weißen Haus. Sie stehe mit Putin im Kontakt, seit ihr Mann, US-Präsident Donald Trump, dem Kreml-Chef bei einem Treffen im US-Bundesstaat Alaska im August einen von ihr verfassten „Friedensbrief“ überreichte, so die First Lady. Darin forderte sie Putin auf, zum Wohle der Kinder in Russland und der Ukraine Frieden zu schließen. „Er antwortete schriftlich und deutete die Bereitschaft an, mit mir direkt in den Austausch zu treten und Details hinsichtlich der ukrainischen Kinder zu teilen, die sich in Russland aufhalten“, sagt Melania Trump.
Die Ukraine wirft den russischen Behörden vor, aus den von Moskau kontrollierten ukrainischen Gebieten tausende Kinder aus Kinderheimen und anderen staatlichen Einrichtungen nach Russland verschleppt zu haben. Seit 2022 wurden Kiew zufolge fast 20.000 Minderjährige „deportiert oder gewaltsam umgesiedelt“. Wegen des Vorwurfs der Zwangsverschleppung ukrainischer Kinder stellte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) im März 2023 einen Haftbefehl gegen Putin aus. Moskau weist die Vorwürfe zurück.
+++ 18:00 Reisner: Russische Truppen beginnen „Zangenbewegung“ +++
Gleich 600 der Flugabwehrpanzer „Skyranger“ bestellt die Bundeswehr. Was das System auszeichnet, weiß Markus Reisner, Oberst des österreichischen Bundesheers. Darüber hinaus schätzt er ein, wie sich der Krieg in der Ukraine im Winter entwickeln könnte und klärt über den Nachteil der Tomahawk-Marschflugkörper auf.
Oberst blickt auf die Front Reisner: Russische Truppen beginnen „Zangenbewegung“
+++ 17:24 Umfrage: Ohne Sicherheitsgarantien werden Ukraine-Flüchtlinge nicht zurückgehen +++
Fast jeder zweite Flüchtling aus der Ukraine ist einer Umfrage des Ifo-Instituts zu einer Rückkehr bereit – knüpft dies allerdings an strenge Vorgaben. „Souveränität über das gesamte Staatsgebiet und glaubhafte Sicherheitsgarantien sind die zentralen Voraussetzungen“, sagt Ifo-Forscherin Yvonne Giesing. „Ökonomische Faktoren sind für die Rückkehrbereitschaft weniger relevant.“ Das Münchner Forschungsinstitut hat für die Studie 2543 ukrainische Flüchtlinge in 30 europäischen Ländern befragt. Als besonders wichtige Kriterien nannten die Befragten eine Ukraine in den Grenzen von 1991, Sicherheitsgarantien durch einen Nato-Beitritt, eine EU-Beitrittsperspektive sowie Reformen in der Ukraine hin zu besseren Arbeitsmarktchancen und weniger Korruption. Ohne auch nur eine dieser Voraussetzungen seien lediglich drei Prozent der ukrainischen Flüchtlinge zur Rückkehr bereit, so das Ifo-Institut.
+++ 17:00 Großbestellung: Das kann der Gepard-Nachfolger Skyranger +++
Um Drohnen, Hubschrauber und tieffliegende Flugzeuge besser abwehren zu können, bestellt die Bundeswehr 600 Skyranger. Das Flugabwehrsystem des Rüstungskonzerns Rheinmetall soll bis 2030 in Betrieb genommen werden. Was den Gepard-Nachfolger ausmacht, verrät ntv.
Bundeswehr bestellt 600 Stück Das kann der Gepard-Nachfolger Skyranger
+++ 15:08 Selenskyj: Habe mit EZB über eingefrorenes russisches Vermögen beraten +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, über die „faire Verwendung“ eingefrorener russischer Vermögenswerte beraten. „Wir haben darüber gesprochen, wie die faire Verwendung eingefrorener russischer Vermögenswerte zum Schutz vor dem Krieg Russlands und zum Wiederaufbau des Lebens in der Ukraine sichergestellt werden kann. Es gibt Lösungen dafür“, sagt Selenskyj. Er fordert in Europa mehr politischen Willen, dies zu tun.
+++ 13:19 Rheinmetall liefert Ukraine Flugabwehr-Leopard-Kombination +++
Rheinmetall stärkt mit weiteren Skyranger-Systemen die Flugabwehr der Ukraine. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern liefert der Ukraine neue Skyranger 35 auf Basis des Panzers Leopard 1, wie der Konzern mitteilt. Der Auftragswert belaufe sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
+++ 12:51 Ukraine: 270.000 Bewohner von Kiew haben nach Angriff wieder Strom +++
Nach dem russischen Angriff auf ukrainische Energieanlagen in der Nacht ist für 270.000 Verbraucherinnen und Verbraucher in Kiew der ukrainischen Regierung zufolge die Stromversorgung wiederhergestellt. Wie viele Menschen und Betriebe insgesamt von Stromausfällen betroffen waren, teilt Energieministerin Switlana Hryntschuk auf Facebook hingegen nicht mit. Die Stromversorgung war infolge der Angriffe stundenlang ausgefallen. Die Menschen in der ukrainischen Hauptstadt hörten die ganze Nacht über Explosionen, und viele wachten nach einem massiven Luftangriff auf das ukrainische Energiesystem ohne Strom auf.
+++ 12:02 Russland liefert angebliche Begründung für Angriffe auf Energieinfrastruktur +++
Russland bestätigt Angriffe seines Militärs auf die ukrainische Energieinfrastruktur. Dies sei Vergeltung für ukrainische Angriffe auf zivile Einrichtungen in Russland, teilt das Verteidigungsministerium mit. Nach ukrainischen Angaben wurde durch die russischen Angriffe in neun Regionen die Stromversorgung unterbrochen. Mindestens ein Mensch, ein siebenjähriges Kind, sei getötet worden.
+++ 11:31 Russische Raketen und Drohnen treffen Kiew – halbe Stadt wird dunkel +++
Kiew wird erneut zum Ziel massiver russischer Angriffe. Raketen und Drohnen treffen die ukrainische Hauptstadt und führen zu einem großflächigen Stromausfall. Die Stadtteile westlich des Dnipro liegen zeitweise komplett im Dunkeln. Ein Handyvideo zeigt den unheimlichen Moment, als das Licht ausgeht.
Moment des Stromausfalls im Video Kiew unter Beschuss – halbe Stadt wird dunkel
+++ 11:04 Kreml: Verhandlungsprozess steht auf Pause +++
Der Kreml hat der ukrainischen Führung vorgeworfen, sie habe den Istanbuler Verhandlungsprozess um eine mögliche Friedenslösung unterbrochen. „Er steht auf Pause wegen des Unwillens des Kiewer Regimes auf irgendeine Weise auf die Fragen zu antworten, die von uns gestellt wurden“, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow dem kremlnahen Korrespondenten des Staatsfernsehens, Pawel Sarubin. Die Ukraine antworte nicht auf einen Dokumentenentwurf, der übergeben worden sei. Sie reagiere nicht auf den Vorschlag, drei Arbeitsgruppen zu erstellen. Die russische Seite sei voller Optimismus hinsichtlich des Geists von Anchorage, nur vonseiten Kiews sei die Entwicklung nicht positiv, sagte Peskow. Moskau hoffe, dass US-Präsident Donald Trump den politischen Willen zu einer Friedenslösung behalte.
+++ 09:35 Gegen Drohnenangriffe: Russen kopieren erfolgreiche ukrainische Strategie +++
Die russische Armee setzt bei der Verteidigung gegen ukrainische Drohnen auf eine neue Vorgehensweise. Die Putin-Armee verwendet inzwischen systematisch unbemannte Flugobjekte, um die ukrainischen Langstreckendrohnen zu zerstören, berichtet Defense Express unter Berufung auf Berichte von der Front. Die ukrainischen Langstreckendrohnen haben teils Reichweiten von mehreren tausend Kilometern. Diese kommen unter anderem bei Angriffen auf die Rüstungsindustrie oder Ölraffinerien weit im russischen Hinterland zum Einsatz. Taktisch gesehen scheinen russische Drohnensteuerer Schwarm- und Abfangtaktiken anzuwenden: Mehrere Abfangdrohnen werden gegen ein einzelnes Ziel gestartet, manchmal verfolgen sie es von hinten, manchmal fliegen sie ihm entgegen, um den ankommenden Angriff frontal abzufangen. Die Russen spiegeln mit ihrem Vorgehen eine ukrainische Fortentwicklung der Drohnenabwehr. Die Truppen Kiews setzen bereits seit Monaten auf kleine Drohnen, um die russischen Geran und Shahed abzuschießen.
WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
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WEITERE MELDUNGEN AUS ALLER WELT
ORF MELDUNGBÜNDEL WELT
Ukraine-Krieg
Selenskyj drängt Trump zu Vermittlung
Ukraine greift russische Stadt Belgorod mit Drohnen an
Ukrainischer Armeechef: Flugabwehr hat weiterhin Lücken
Ausland
Jubel für Trump, Pfiffe für Netanjahu in Tel Aviv
Toskana-Wahl als Stimmungstest für Meloni
Machtwechsel nach Präsidentenwahl auf den Seychellen
Erneut Gefechte im Grenzgebiet Afghanistan – Pakistan
Frankreich: Lecornu will „freie Regierung“ bilden
Dutzende Leichen an Libyens Küste geborgen
EU
Hattmannsdorfer protestiert gegen ungarische Sondersteuer
Wirtschaft
Ende „dramatischer Rallye“ bei Kakaopreis
SAMSTAG, 11.10.2025
Ausland
Israel griff Ziele im Südlibanon an
Nordkorea zeigt erstmals neue Waffe bei Militärparade
Reformaufruf von Marokkos König: GenZ-Proteste pausieren
Trump: Waffenruhe im Gazastreifen wird halten
Weißes Haus: „Shutdown“-Kündigungen haben begonnen
Leibarzt bescheinigt Trump „exzellente“ Gesundheit
Emissionsplan für Schifffahrt: USA drohen mit Sanktionen
Rom verbietet Werbung für Netflix-Serie „Suburra“
EU
Kinderschutz: Ermittlungen gegen US-IT-Konzerne
Wirtschaft
Samsung soll in Patentprozess 445,5 Mio. Dollar zahlen
USA: Abkommen mit AstraZeneca zu Medikamentenpreisen
INTERNATIONAL
Geringe Nachfrage, gute Ernte Ende „dramatischer Rallye“ bei Kakaopreis
Der Preis für Rohkakao ist in den vergangenen Jahren auf den internationalen Rohstoffmärkten steil nach oben geschossen und erreichte teils historische Höchstwerte. Doch durch den Rückgang der Nachfrage sowie positivere Ernteprognosen sind die Preise nun so niedrig wie seit 20 Monaten nicht, berichtete kürzlich die „Financial Times“ („FT“). Analysten sehen damit das Ende einer „dramatischen zweijährigen Rallye“ eingeläutet.
COMMENT: Spätestens die Schokolade-Osterhasen sollten wieder billiger werden …
2025 erreichen KI-Ausgaben 1,5 Bio. Dollar – Für 2026 stellt Gartner weiteres globales Wachstum auf mehr als zwei Bio. Dollar in Aussicht
Stamford (pte012/17.09.2025/12:00) – Laut einer neuen Studie des US-Researchers Gartner werden die weltweiten Ausgaben für Künstliche Intelligenz (KI) bis Jahresende voraussichtlich fast 1,5 Bio. Dollar betragen. „Wir gehen von einer kontinuierlichen Ausweitung der Investitionen in KI-Infrastrukturen aus“, kommentiert John-David Lovelock, Distinguished VP Analyst bei Gartner.
„Hyperscaler“ dominieren
Der Analyse nach stecken vor allem sogenannte „Hyperscaler“ weiterhin massiv Geld in Rechenzentren mit KI-optimierter Hardware und GPUs, um ihre Dienste im großen Maßstab auszubauen. KI in Smartphones und PCs sowie zugrunde liegende Infrastruktur seien Treiber.
„Die Investitionslandschaft im Bereich KI geht zudem längst über die traditionellen US-Technologieriesen hinaus. Zunehmend treten auch chinesische Unternehmen und neue Anbieter von KI-Cloud-Diensten in den Markt“, prognostiziert Lovelock.
Auftrieb durch Venture Capital
Aber auch das anhaltende Engagement von Risikokapitalgebern für KI-Unternehmen verschafft den globalen KI-Ausgaben zusätzlichen Auftrieb, heißt es. Für 2026 stellt Gartner in Aussicht, dass die weltweiten KI-Ausgaben die Marke von zwei Bio. Dollar überschreiten werden.
(Ende)
Studie: Erneuerbare lösen Kohle als größte globale Stromquelle ab
Über Jahrzehnte dient Kohle weltweit als die Stromquelle Nummer 1. Doch einer Studie zufolge schnappen sich im ersten Halbjahr 2025 die erneuerbaren Energien den Spitzenrang. Dafür verantwortlich ist besonders ein Land.
Die erneuerbaren Energien sind einer Studie zufolge erstmals die größte weltweite Quelle für die Erzeugung von Strom. Ein starker Anstieg der Kapazitäten bei Solarenergie und zu geringeren Teilen Wind seien dafür verantwortlich, heißt es in einer Studie des Energie-Think-Tanks Ember. Erneuerbare Stromquellen lösten damit die Kohle von der Spitzenposition ab. Diese war bis dahin für über 50 Jahre die größte globale Energiequelle.
Die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien stieg demnach im ersten Halbjahr 2025 um 363 Terawattstunden (plus 7,7 Prozent) auf 5072 TWh, während die Stromerzeugung aus Kohle um 31 TWh auf 4896 TWh zurückging. Infolgedessen nahm der Anteil erneuerbarer Energien am weltweiten Stromverbrauch auf 34,3 Prozent (von 32,7 Prozent) zu, während der Anteil der Kohle auf 33,1 Prozent (von 34,2 Prozent) sank.
Der Anstieg bei den erneuerbaren Energien überstieg der Analyse zufolge auch die Zunahme der globalen Nachfrage nach Strom. Die Studienautoren sprechen von einem „entscheidenden Wendepunkt“. Dies sei der Beginn eines Wandels, bei dem saubere Energie mit dem wachsenden Bedarf mithalten könne.
Vor allem China führte die Entwicklung hin zu sauberer Energie an. Reichere Nationen wie die USA oder auch die EU setzten für die Stromerzeugung stärker als zuvor auf fossile Brennstoffe, die zur Erderwärmung beitragen. Sowohl in den USA als auch der EU stieg die Nachfrage stärker an als die verfügbaren erneuerbaren Stromkapazitäten.
China baute dem Bericht zufolge alleine in den ersten sechs Monaten zusammen mehr neue Solar- und Windkapazitäten auf als die restlichen Staaten weltweit summiert. 55 Prozent des Anstiegs bei Solar entfielen auf China. Dahinter folgten mit weitem Abstand die USA mit 14 Prozent und die EU mit 12 Prozent.
Quelle: ntv.de, lme
USA
Handelsstreit: Trump droht China mit 100 Prozent Zöllen – ORF, 10.10.2025
Mehrere Wochen ist es im Handelsstreit zwischen den USA und China ruhig gewesen. In der Nacht auf Samstag drohte US-Präsident Donald Trump China nun mit zusätzlichen Zöllen von 100 Prozent auf alle Importe. Als Grund nannte er, dass China angeblich Exportbeschränkungen auf Seltenerdmetalle in Aussicht gestellt habe.
Auf seiner Onlineplattform Truth Social kündigte Trump zudem an, Exportkontrollen auf sämtliche kritische Software zu verhängen. Als Grund nannte er hierfür eine Ankündigung Chinas, ab dem 1. November umfassende Exportkontrollen für praktisch alle Produkte des Landes zu verhängen. Eine chinesische Stellungnahme dazu lag nicht vor.
Die Volksrepublik werde zunehmend „feindselig“, meinte Trump. China habe laut Trump „Briefe an Länder in aller Welt“ geschickt, in denen Exportbeschränkungen für Seltenerdmetalle und andere Materialien angekündigt würden. Das „sei aus dem Nichts gekommen“, könne den Welthandel lahmlegen und vielen Staaten schaden. Derzeit unterliegen chinesische Waren US-Zöllen in Höhe von 30 Prozent. China erhebt im Gegenzug Zölle in Höhe von zehn Prozent.
Aktien auf Talfahrt
Die neue Ankündigung nach Börsenschluss schickte die wichtigsten Aktienindizes im nachbörslichen Handel auf Talfahrt. Die Papiere von Intel und Super Micro Computer gaben um jeweils fünf Prozent nach, jene von Nvidia verloren zwei Prozent. Die Aktien von Advanced Micro Devices (AMD) und Micron fielen um 3,3 beziehungsweise 2,8 Prozent.
Die Seltenerdmetalle sind extrem wichtig für viele Hochtechnologieprodukte wie Laser, Militärausrüstung sowie für Magnete in E-Autos und Elektronik von Smartphones. China spielt eine zentrale Rolle bei der weltweiten Versorgung mit den Mineralien und ist mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent der weltweit dominierende Anbieter.
China nützt Marktmacht
Die Regierung in Peking hatte am Donnerstag eine Verschärfung ihrer Exportkontrollen für Seltenerdmetalle und die dazugehörigen Technologien angekündigt. Nun unterliege auch die Ausfuhr der Technologie zum Abbau und zur Verarbeitung der strategisch wichtigen Rohstoffe Beschränkungen.
Die neue Regelung trat umgehend in Kraft und betrifft nach Angaben des Handelsministeriums in Peking auch Technologien zur „Montage, Einstellung, Wartung, Reparatur und Aufrüstung“ von Produktionslinien. Als Begründung führt China eine Bedrohung der nationalen Sicherheit an, weil Seltenerdmetalle auch für militärische Güter eingesetzt werden könnten.
Beobachter hatten den Schritt als Versuch gewertet, vor dem nun fraglichen Gipfeltreffen die eigene Verhandlungsposition zu stärken. China nutze seine Marktmacht zunehmend als politisches Instrument, hieß es. Im April hatte die Regierung in Peking bereits mehrere Seltenerdmetalle und verwandte Materialien auf ihre Exportkontrollliste gesetzt.
Verwirrung um Treffen mit Xi
In einem Posting stellte Trump zudem ein geplantes Treffen mit seinem Amtskollegen Xi Jinping infrage. Er sehe keinen Grund mehr für das in zwei Wochen geplante Treffen am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Südkorea, schrieb Trump. Im Oval Office ließ Trump wenig später etwas Spielraum für Deeskalation erkennen, legte sich aber nicht fest.
Mit Blick auf das geplante Treffen mit Xi sagte er auf Nachfrage, dass er es nicht abgesagt habe. Er wisse nicht, ob es stattfinden werde. Er werde in jedem Fall da sein, er nehme also an, dass es stattfinden könnte. Trump hatte Xi bereits in seiner ersten Amtszeit mehrmals getroffen, unter anderem trafen einander beide Staatsoberhäupter persönlich 2019 im japanischen Osaka, 2017 war Xi nach Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida gereist.
Die USA und China haben sich in diesem Jahr mit Zöllen und Gegenzöllen überzogen. Auch in anderen Bereichen wie dem Schiffbau gibt es Konflikte. Allerdings vereinbarten die beiden größten Volkswirtschaften der Welt im Handelsstreit eigentlich eine 90-tägige Pause, die voraussichtlich um den 9. November endet.
Razzia gegen verbotene Elektronikartikel aus China
Im Zuge einer Razzia der US-Kommunikationsbehörde entfernten unterdessen große US-Onlinehändler nach Angaben der Behörde Millionen von Angeboten für verbotene chinesische Elektronikartikel von ihren Websites. Dabei handle es sich etwa um Haussicherheitskameras und Smartwatches von Unternehmen wie Huawei, ZTE und Dahua Technoloy. Die Produkte stünden entweder auf einer US-Liste für gesperrte Ausrüstung oder seien von der Behörde nicht zugelassen worden.
red, ORF.at/Agenturen
Links:
Trump: Zusätzliche 100-Prozent-Zölle auf chinesische Waren – APA, 11.10.2025
Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist nach mehreren Wochen relativer Ruhe eskaliert. US-Präsident Donald Trump kündigte am Freitagnachmittag (Ortszeit US-Küste; Nacht auf Samstag MESZ) ab dem 1. November zusätzliche Zölle von 100 Prozent auf alle Importe aus China an. Zudem würden Exportkontrollen auf sämtliche kritische Software verhängt, schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social.
Als Grund nannte er eine Ankündigung Chinas, ab dem 1. November umfassende Exportkontrollen für praktisch alle Produkte des Landes zu verhängen. Eine chinesische Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Zudem stellte Trump Exportkontrollen für sämtliche wichtige Software in Aussicht. Einige Stunden zuvor hatte er mit dem Verweis auf chinesische Exportkontrollen für „Seltene Erden“ mit neuen Zöllen gedroht und ein geplantes Treffen mit seinem Amtskollegen Xi Jinping infrage gestellt. Er sehe keinen Grund mehr für das in zwei Wochen geplante Treffen am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea, schrieb Trump.
Im Oval Office ließ Trump wenig später etwas Spielraum für Deeskalation erkennen, legte sich aber nicht fest. Mit Blick auf das geplante Treffen mit Xi sagte er auf Nachfrage, dass er es nicht abgesagt habe. Er wisse nicht, ob es stattfinden werde. Er werde in jedem Fall da sein, er nehme also an, dass es stattfinden könnte, sagte Trump kurz darauf
Dabei verwies er auf die chinesischen Ausfuhrkontrollen gegen Seltene Erden. Trump hatte Xi bereits in seiner ersten Amtszeit mehrmals getroffen. Unter anderem trafen sich beide Staatsoberhäupter persönlich 2019 im japanischen Osaka, 2017 war Xi nach Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida gereist.
Trump begründete seine Aussage damit, dass China angeblich „Briefe an Länder in aller Welt“ geschickt habe, in denen Exportbeschränkungen für seltene Erden und andere Materialien angekündigt würden. Dies „sei aus dem Nichts gekommen“, könne den Welthandel lahmlegen und vielen Staaten schaden. Die Volksrepublik werde zunehmend „feindselig“, meinte Trump. In seinem neuen Post spezifizierte er nun, dass China ab November unter anderem Exportkontrollen auf beinahe alle Produkte angekündigt habe, die es herstelle.
Die neue Ankündigung nach Börsenschluss schickte die wichtigsten Aktienindizes im nachbörslichen Handel auf Talfahrt. Die Papiere von Intel und Super Micro Computer gaben um jeweils fünf Prozent nach, Nvidia verlieren zwei Prozent. Die Aktien von Advanced Micro Devices (AMD) und Micron fielen um 3,3 beziehungsweise 2,8 Prozent. Broadcom verbilligen sich um 1,7 Prozent und Qualcomm geben um knapp ein Prozent nach. Der Branchenindex Philadelphia Semiconductor hatte bereits den regulären Handel mit einem Minus von 6,3 Prozent beendet.
Die sogenannten Seltenen Erden sind extrem wichtig für Elektronik von Smartphones bis Fernsehern sowie in der Autoproduktion und der Rüstungsindustrie. China spielt eine zentrale Rolle bei der weltweiten Versorgung mit den Mineralien.
Die Regierung in Peking hatte am Donnerstag eine Verschärfung ihrer Exportkontrollen für Seltene Erden und die dazugehörigen Technologien angekündigt. Demnach unterliegt nun auch die Ausfuhr der Technologie zum Abbau und zur Verarbeitung der strategisch wichtigen Rohstoffe Beschränkungen. Beobachter hatten den Schritt als Versuch gewertet, vor dem nun fraglichen Gipfeltreffen die eigene Verhandlungsposition zu stärken. China nutze seine Marktmacht zunehmend als politisches Instrument, hieß es. Im April hatte die Regierung in Peking bereits mehrere Seltene Erden und verwandte Materialien auf ihre Exportkontrollliste gesetzt.
Die USA und China haben sich in diesem Jahr mit Zöllen und Gegenzöllen überzogen. Auch in anderen Bereichen wie dem Schiffbau liegen sie über Kreuz. Allerdings vereinbarten die beiden größten Volkswirtschaften der Welt im Handelsstreit eine 90-tägige Pause, die voraussichtlich um den 9. November endet. Bei Seltenen Erden handelt es sich um eine Gruppe von Elementen, die für viele Hochtechnologie-Produkte wie Laser, Militärausrüstung sowie für Magnete in Elektroautos und Windturbinen benötigt werden. China ist mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent der weltweit dominierende Anbieter.
US-Eliteuni MIT weigert sich Regularien an Trump-Vorlagen anzupassen – Kurier, 11.10.1015
Trump-Regierung hatte Anfang Oktober neun US-Hochschulen bevorzugten Zugang zu Bundesmitteln angeboten, wenn sie im Gegenzug Regularien ändert.
Die Trump-Regierung hatte Anfang Oktober neun US-Hochschulen einen bevorzugten Zugang zu Bundesmitteln angeboten, wenn sie im Gegenzug ihre Regularien ändern. Die Unis sollen unter anderem darauf verzichten, bei der Zulassung von Studierenden Kriterien wie deren Geschlecht und Ethnie zu berücksichtigen. Zudem sollen sie ein freundliches akademisches Umfeld für „konservative Ideen“ schaffen.
Erste Hochschule reagiert auf Trump-Vorlage
Das weltweit renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist die erste Hochschule, die auf das Angebot der Trump-Regierung reagiert hat. Dieses sei „unvereinbar mit unserer Kernüberzeugung, dass Wissenschaftsförderung allein auf wissenschaftlichen Verdiensten beruhen sollte“, erklärte Präsidentin Kornbluth.
Die Regierung hatte ihr Angebot auch der University of Arizona, der University of Pennsylvania, der University of Southern California, der University of Texas, der University of Virginia, der Brown University, dem Dartmouth College und der Vanderbilt University unterbreitet. Die Hochschulen sollen sich demnach unter anderem dazu verpflichten, Bildungseinrichtungen umzuwandeln oder abzuschaffen, „die gezielt konservative Ideen bestrafen oder herabsetzen oder sogar Gewalt gegen sie auslösen“.
Unis wehren sich mit Rechtsmitteln
Trump geht seit seinem Amtsantritt im Jänner gegen eine Reihe von Universitäten vor, die nach seiner Ansicht eine linksgerichtete Politik verfolgen. Dabei setzt er die Beschränkung von Bundesmitteln als Instrument ein. Mehrere Hochschulen wehren sich dagegen mit juristischen Mitteln.
In diesen Rechtsstreitigkeiten erlitt Trump Anfang September eine Niederlage, als eine Bundesrichterin das Einfrieren von Bundesmitteln für die Eliteuniversität Harvard aufhob. Harvard hatte die Regierung verklagt, um eingefrorene Bundeszuschüsse in Höhe von mehr als zwei Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) zu erhalten.
Die Trump-Regierung begründete die Mittelkürzungen für Harvard mit pro-palästinensischen Demonstrationen auf dem Campus. Die Universität hatte sich überdies geweigert, Regierungsforderungen wie der Streichung von Diversitätsprogrammen nachzukommen.
Mehr dazu:
- Trump verstärkt Einfluss auf Universitäten: Fördergelder für Loyalität
- US-Gericht: Trumps Mittelkürzungen für Elite-Uni Harvard aufgehoben
AFRIKA
Kamerun: Präsident will sich erneut wählen lassen
Der älteste Präsident der Welt, Kameruns Staatschef Paul Biya, stellt sich mit 92 Jahren für eine achte Amtszeit zur Wahl. Biya ist seit 1982 Präsident des ölreichen Küstenstaats in Zentralafrika. Formell ist Kamerun eine Mehrparteiendemokratie. Opposition und Zivilgesellschaft sowie Meinungs- und Pressefreiheit sind in dem Land aber stark eingeschränkt. Biyas Aussichten auf eine erneute Wiederwahl sind daher äußerst hoch. …
NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)
EUROPA
Frankreich: Lecornu erneut zum Premier ernannt – 10.10.2025
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den zurückgetretenen Premier Sebastien Lecornu am Freitagabend überraschend erneut zum Regierungschef ernannt. Wie der Elysee-Palast mitteilte, soll der 39-Jährige nach seinen Bemühungen zur Lösung der Regierungskrise als Premier weitermachen und ein neues Kabinett zusammenstellen. Die Opposition kündigte umgehend einen erneuten Misstrauensantrag an.
Lecornu, der ein besonders enger Vertrauter Macrons ist, war erst vor vier Wochen als Premier angetreten und hatte nach regierungsinternen Spannungen am Montag sein Amt niedergelegt. Macron hatte ihn danach beauftragt, binnen zwei Tagen einen Ausweg aus der Krise auszuloten.
Macron hatte am Freitag mit den Spitzen mehrerer französischer Parteien beraten. Nicht eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) und der linkspopulistischen La France insoumise (LFI).
„Müssen Instabilität Ende setzen“
Lecornu zeigte sich nach Gesprächen mit den Parteien überzeugt, dass ein Ausweg aus der Politikkrise in Frankreich ohne eine Neuwahl des Parlaments möglich sei. Es gebe eine „sehr relative Mehrheit“ mehrerer politischer Gruppierungen, einschließlich der linken Opposition, die sich auf ein Budget und Stabilität verständigen wollten.
„Wir müssen dieser politischen Krise, die die Franzosen verärgert, und dieser Instabilität, die dem Image Frankreichs und seinen Interessen schadet, ein Ende setzen“, sagte Lecornu nach seiner Ernennung. „Die Sanierung unserer öffentlichen Finanzen bleibt eine Priorität für unsere Zukunft und unsere Souveränität: Niemand kann sich dieser Notwendigkeit entziehen.“
Opposition kündigt Misstrauensantrag an
Die oppositionellen Parteien RN und LFI kündigten umgehend ein Misstrauensvotum gegen den wiederernannten Premier an. „Die Regierung Lecornu II, die von einem mehr denn je isolierten und realitätsfernen Emmanuel Macron im Elysee-Palast ernannt wurde, ist ein schlechter Witz, eine demokratische Schande und eine Demütigung für die Franzosen“, so RN-Chef Jordan Bardella. Von einer „lächerlichen Komödie“ sprach LFI-Vorsitzender Jean-Luc Melenchon.
Mit dem Festhalten an seinem Gefolgsmann Lecornu hat Präsident Macron sich abermals gegen Rufe durchgesetzt, einen Regierungschef aus dem linken Lager oder einen eher abseits des aktuellen Politikbetriebs stehenden Experten zu ernennen. Trotz des guten Abschneidens der linken Parteien bei der vorgezogenen Parlamentswahl im Sommer 2024 hatte Macron danach mit dem Konservativen Michel Barnier und dem Mitte-Politiker Francois Bayrou Regierungschefs ernannt, die dem linken Lager fern stehen.
Neuer Premier unter Zeitdruck
Nach seinem Rücktritt hatte Lecornu eigentlich erklärt, nicht als Premier weitermachen zu wollen. Sein offensichtliches Umdenken begründete er nun mit seinem „Pflichtgefühl“. Auf jeden Fall steht der wieder ins Amt geholte Premier unter Zeitdruck, denn wenn das hoch verschuldete Frankreich noch rechtzeitig ein Budget für das kommende Jahr auf den Weg bringen möchte, muss dieses spätestens bis Montag ins Parlament eingebracht werden, und zwar vom Premier. Das sehen verfassungsrechtliche Fristen vor.
Am Streit über das Budget waren Lecornus zwei Vorgänger im Präsidentenamt gescheitert – Barnier überstand einen Misstrauensantrag nicht, Bayrou verlor eine Vertrauensfrage. Lecornus Erfolgsaussichten sind angesichts des bereits angekündigten Misstrauensantrags offen.
Seit der vorgezogenen Parlamentswahl im Sommer 2024 ist das Parlament in unterschiedliche politische Blöcke geteilt, die jeweils keine regierungsfähige Mehrheit besitzen, aber auch keine tragfähigen Bündnisse bilden und sich gegenseitig blockieren.
Frankreich wirtschaftlich unter Druck
Frankreich hat gemessen an der Wirtschaftsleistung mit 114 Prozent die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und Italien. Auch die Staatsausgaben gehören zu den höchsten in Europa. Das Budgetdefizit lag zuletzt bei 5,8 Prozent. Die EU hat bereits im Juli 2024 ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.
Nötig ist also ein Sparbudget, aber das zerstrittene Parlament ist sich uneins, ob die Finanzen mit Einschnitten oder der Schaffung weiterer Steuern etwa für besonders wohlhabende Menschen wieder ins Lot gebracht werden sollen.
red, ORF.at/Agenturen
Links:
COMMENT: Die politische und damit wirtschaftliche Stabilität Frankreichs steht auf dem Spiel.
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
COMMENT: AfD auf der Überholspur, CDU und Grüne stabil, SPD schwächelt,
Positives Signal vor Auto-Gipfel E-Autos boomen, Tesla verliert Marktanteile – n-tv, 6.10.2025
„E-Mobilität ist die Zukunft“, sagt Umweltminister Schneider. Autofahrer sehen das offenbar zu einem großen Teil genauso: Im vergangenen Monat lassen sie viel mehr Elektroautos zu als vor einem Jahr. Deutsche Marken kommen gut weg, Tesla nicht.
Der deutsche Automarkt hat sich im September deutlich besser entwickelt und die Rückgänge im bisherigen Jahresverlauf nahezu ausgeglichen. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte, wurden vergangenen Monat 235.528 Personenkraftwagen neu zugelassen, das ist ein Plus zum Vorjahresmonat von knapp 13 Prozent. Für die ersten neun Monate des Jahres ergibt sich nur noch ein kleines Minus von 0,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt 2,11 Millionen Neuzulassungen wurden registriert.
Unter den deutschen Marken fiel das Plus der Neuzulassungen bei VW (16,2 Prozent), Mercedes (10,6 Prozent) und Opel (10,2 Prozent) zweistellig aus. Einstellige Zuwächse verzeichneten BMW (8,6 Prozent), Ford (7,0 Prozent), Audi (5,3 Prozent) und Porsche (4,7 Prozent). Tesla verzeichnete unterdessen abermals einen Rückgang mit minus 9,4 Prozent.
Die Zahl zugelassener neuer reiner Elektroautos stieg im September auf Jahressicht um fast ein Drittel (31,9 Prozent) auf 45.495, ihr Marktanteil lag bei knapp einem Fünftel (19,3 Prozent). Bei Pkw mit Hybridantrieb gab es ein Zulassungsplus von 28,9 Prozent. Bei Benzinern gab es einen Rückgang um 5,9 Prozent – ihr Anteil betrug 26,8 Prozent. Bei neu zugelassenen Diesel-Neuwagen gab es ein Minus von 7,2 Prozent und einen Anteil von 12,3 Prozent.
Umweltminister Schneider will an Verbrennerverbot festhalten
„E-Mobilität ist die Zukunft“, sagte Bundesumweltminister Carsten Schneider von der SPD der „Zeit“. Er will am Verbot neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in der EU ab 2035 festhalten. „Wir sind ökonomisch gut beraten, den eingeschlagenen Weg jetzt fortzusetzen“, sagte Schneider. Kurz vor dem am Donnerstag geplanten Auto-Gipfel im Kanzleramt stellte sich Schneider damit gegen Bundeskanzler Friedrich Merz, der das sogenannte „Verbrennerverbot“ kritisch sieht.
Schneider hob hervor, er halte die EU-Vorgabe für realistisch. „Das sind noch zehn Jahre Zeit – das traue ich unseren Ingenieuren auch zu“, sagte er der Zeitung. Ab 2035 gelte dann: „Neuwagen in der EU stoßen kein CO2 mehr aus, oder die Hersteller zahlen eben Strafen. So ist die aktuelle Rechtslage.“ Um den Wandel in der industriellen Produktion voranzubringen, brauche es „bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen Planungssicherheit und Verlässlichkeit“.
Quelle: ntv.de, mpa/rts/DJ/AFP
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN – APA-WAHLTREND
COMMENT: FPÖ im Aufwind, nimmt SPÖ und NEOS Stimmen weg; Gründe und KPÖ stabil, aber Sonstige nehmen auf niedrigem Niveau zu.
ABWASSERMONITORING COVID
Österreich, Wien, Kärnten in den letzten drei Monaten
Babler mit Vorschlag für mehr Kassenärzte – APA, 11.10.2025
Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) hat am Samstag beim Landesparteitag der SPÖ Vorarlberg zur Stärkung des Kassen-Gesundheitssystems einen „Solidarbeitrag“ von Medizinstudierenden gefordert. Wer sich „für einige Jahre“ verpflichte als Kassenarzt zu arbeiten, solle bei der Bewerbung um einen Studienplatz vorgereiht werden. Man lasse derzeit die rechtlichen Möglichkeiten dazu prüfen, so Babler.
„Wir ermöglichen das Studium und finanzieren es“, begründete Babler. Einen Teil davon wolle man über die Arbeit für die Kasse wieder zurück. Über das Modell wolle man zu mehr Kassenärzten kommen. In seiner Rede rief er zudem zur Verteidigung der Demokratie auf, die unter Druck geraten sei. „Die Sozialdemokratie ist die rote Linie“, so Babler mit Verweis auf autokratische Entwicklungen in Europa und Österreich. Die SPÖ habe trotz der hohen Schuldenlast der Vorgänger und „auch wenn die Situation manchmal nicht lustig ist“ Verantwortung in der Regierung übernommen und einen rechtsextremen Bundeskanzler verhindert.
Eine wehrhafte Demokratie setze die Teilhabe der Bürger voraus, dabei sei das Soziale zentral. Einiges sei aus den Fugen geraten, weil sich Menschen vergessen fühlten, „und das hat viel mit Verteilgerechtigkeit zu tun“, betonte er. Einmal mehr forderte er Beiträge der Reichen und eine Vermögensbesteuerung und hob den Kampf gegen die Teuerung hervor. Er zeigte sich überzeugt, dass die politische Leistung der Bundesregierung von den Menschen in Zukunft honoriert werde.
„Für ein Vorarlberg, das sich jeder und jede leisten kann, das ist kein Schlagwort, das ist ein Auftrag“, so Vorarlbergs SPÖ-Chef Leiter in seiner Rede. Er beschwor den Zusammenhalt und arbeitete klassische SPÖ-Forderungen ab: mehr gemeinnützige Wohnungen, gerechte Löhne, ein solidarisches Gesundheitssystem, ausreichend leistbare Kinderbetreuung, Chancen für junge Menschen, gleiche Löhne. „Wir sind viele und gemeinsam sind wir stark, Vorarlberg zu verändern“, betonte er. Zuvor hatte er die Arbeit des Landtagsklubs als „David gegen Goliath, jeden Tag“ beschrieben. Man sei „klein, aber wirksam“. Wenn man Wahlen gewinnen wollen, dürfe man sich nicht auf Nebenschauplätzen verlieren, denn „die Menschen spüren, ob wir wirklich geschlossen sind“, warb Leiter um Zustimmung.
Um 10.00 Uhr hatte die SPÖ Vorarlberg am Samstag in Feldkirch ihren 45. ordentlichen Landesparteitag mit rund 170 Delegierten begonnen. Im Zentrum steht die Wiederwahl des Landesparteivorsitzenden Mario Leiter, der nach 2023 zum zweiten Mal für die Spitze kandidiert. Vor zwei Jahren erhielt er eine Zustimmung von 88,69 Prozent.
Mehrfach hatten Rednerinnen in Wortmeldungen zuvor die Sexismusvorwürfe, die die ehemalige Landesfrauenvorsitzende Stefanie Matei im Frühjahr bei ihrem Austritt gegenüber ihrer Partei hatte, thematisiert. Landesfrauenvorsitzende Beatrix Madlener-Tonetti betonte, man nehme diese ernst und arbeite sie auf. Sexismus beginne leise, im Alltag, das gehe alle an und betreffe nicht nur die SPÖ, so Madlener-Tonetti, die dafür stehenden Applaus erhielt.
Weiter Disput um Rektoren-Abberufung an PH Niederösterreich
Nach der Abberufung des Rektors der Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich, Erwin Rauscher, durch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) üben Teile der Belegschaft Kritik an der Maßnahme. In einem Offenen Brief an Wiederkehr verteidigen Lehrende die Rauscher vorgeworfene Abgeltung von Leistungen durch fingierte Lehrveranstaltungen. Das Dienstrecht lasse keine andere Möglichkeit – diese Aussage wiederum sorgte für Kritik der PH-Rektorenkonferenz.
Rauscher war abberufen worden, weil er sogenannte „Dummy“-Lehrveranstaltungen im Verwaltungssystem angelegt hatte. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren dann für die Erbringung anderweitiger Tätigkeiten mit Zahlungen für in Wirklichkeit gar nicht abgehaltene Lehrveranstaltungen entlohnt worden. Darüber hinaus erstattete das Bildungsministerium nach Prüfung durch die Finanzprokuratur Strafanzeige.
Der Rektor bzw. sein Anwalt hielten die Abberufung für überzogen und rechtswidrig: Weder liege eine dafür notwendige schwere Dienstpflichtverletzung vor noch eine Schädigungsabsicht. Ein Bericht der internen Revision sei außerdem zum Schluss gekommen, dass kein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliege. Über die fingierten Lehrveranstaltungen habe man zusätzliche Tätigkeiten von Lehrpersonen etwa für Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung von Social Media oder die Arbeit für Journale abgegolten.
Lehrende versus PH-Rektorenkonferenz
Hier setzen auch die Lehrenden in ihrem Offenen Brief an: Das Dienstrecht lasse keine andere Möglichkeit als ein „Hilfskonstrukt“ zur Abgeltung der Administration und Organisation zu. Dieses sei auch an vielen anderen Hochschulen im Einsatz.
Das wiederum weist Beatrix Karl, Vorsitzende der Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen, in einer Aussendung zurück. „Das für die Lehrenden an den Pädagogischen Hochschulen geltende Dienstrecht sieht explizit vor, dass neben Lehre und Forschung unter anderem auch die Mitwirkung an Organisations- und Verwaltungsaufgaben zu den Dienstpflichten der Hochschullehrpersonen zählt. Bei gutem Hochschulmanagement ist es ohne weiteres möglich, dass all diese Tätigkeiten in der Dienstzeit erbracht werden, sodass ihre Abgeltung durch das Gehalt erfolgt.“ Damit bedürfe es auch keiner „Fake-Lehrveranstaltungen“. Ihr sei auch nicht bekannt, dass dies an einer anderen PH so gehandhabt werde.
Grosseinsatz: Pro-Palästina-Protest blockierte Uni – ORF, 8.10.2025
Dutzende Pro-Palästina-Demonstrantinnen und -Demonstranten haben am Vormittag die Zugänge zum Hauptgebäude der Universität Wien blockiert. Ein Großaufgebot der Polizei war die Folge. Rund 100 Einsatzkräfte lösten die Blockade auf.
Die Kundgebung war nicht angemeldet. Mehrere Eingänge und Ausgänge der Universität seien blockiert gewesen, ein Zu- und Abgang sei nicht mehr möglich gewesen, heißt es in einer Aussendung der Polizei am Nachmittag. Etwas später blockierten die Demonstrierenden auch die Ringstraße. Der Verkehr kam zum Erliegen.
73 Personen angezeigt, 27 Festnahmen
Die Demonstranten forderten auch ein Gespräch mit dem Rektor. Man wolle mit ihm über eine Kooperation mit einer israelischen Universität und darüber, diese aufzulösen, sprechen. Da die Blockaden „für Unbeteiligte eine erhebliche Beeinträchtigung“ darstellten, wurde die Kundgebung nach den Bestimmungen des Versammlungsgesetzes aufgelöst, hieß es von der Polizei weiter. Den Teilnehmern wurde die Auflösung mitgeteilt und Zeit gegeben, den Ort freiwillig zu verlassen.
„Da dieser Aufforderung nicht Folge geleistet wurde, wurden die Blockierenden sowohl von den Zugängen der Universität als auch von der Fahrbahn getragen. Insgesamt wurden 73 Personen nach dem Verwaltungsstrafgesetz angezeigt, 27 Personen wurden vorläufig festgenommen, da ihre Identitäten nicht feststanden.
Polizei-Großeinsatz bei Pro-Palästina Protesten
Rund 100 Einsatzkräfte im Einsatz
Rund 100 Polizeibeamte waren im Einsatz. Die Sprecherin der Universität Wien, Cornelia Blum, sagte, der Studienbetrieb sei „jederzeit uneingeschränkt möglich“ gewesen. Die Demonstrierenden saßen auf den Stiegen vor dem Hauptgebäude. Mit einem Mikrofon und Lautsprechern wurden pro-palästinensische Slogans skandiert. Solange nichts blockiert werde, gelte aber das Versammlungsrecht, so die Polizei.
Kritik von jüdischer Hochschülerschaft
Kritik an der Versammlung äußerten die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH). „Als gewählte Vertretung jüdischer Studierender in Österreich sind wir alarmiert, wenn uns vor der Hauptuniversität mit Hamas-Dreiecken und Intifadarufen der Zugang versperrt wird. Besonders enttäuscht sind wir dabei vom VSSTÖ Uni Wien, der als ÖH-Vorsitz diesem demagogischen Protest online die ‚Volle Solidarität!‘ bekundet“, sagten Lia Guttmann und Milli Li Rabinovici, Co-Präsidentinnen der JöH, in einer Stellungnahme.
red, wien.ORF.at/Agenturen
Historiker Richard Cockett: „Das Beste an Wien zerstörten Wiener“ – Die Furche [ZAHLPFLICHTe
Der Historiker Richard Cockett beschreibt Wien um 1900 als „Stadt der Ideen“, zeigt ihre Rolle in der sexuellen Revolution und richtet die Scheinwerfer auf zu wenig gefeierte Frauen.
n der Einbauküche und dem ersten Orgasmus auf Leinwand bis zu Psychoanalyse, wissenschaftlicher Weltanschauung und liberaler Marktwirtschaft: Viele Revolutionen, die die moderne Welt ausmachen, kommen aus derselben Stadt: Wien. Der Historiker und Economist-Journalist Richard Cockett zeichnete sie nach – und wird nun für sein Buch „Stadt der Ideen“ mit dem „Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch“ des Renner-Instituts ausgezeichnet.
DIE FURCHE: Sie nennen Wien um 1900 die „Stadt der Ideen“, die die moderne Welt prägten. Welche Ideen entstanden zu der Zeit in Wien?
Richard Cockett: Es gibt so viele! Sehr bekannt ist natürlich die Psychoanalyse von Sigmund Freud. Überhaupt war Wien ein zentraler Standort für die Entwicklung der Psychologie. Darüber hinaus entwickelte sich in Wien gewissermaßen die wissenschaftliche Weltanschauung. Sie ging aus dem Wiener Kreis hervor, der Gruppe an Wiener Philosophen rund um Moritz Schlick, Rudolf Carnap und Kurt Gödel. Sehr wichtig, aber weniger beachtet, ist vielleicht die österreichische Schule der Nationalökonomie, die den modernen Liberalismus und die Idee freier Märkte begründete. Aus dem Wien dieser Zeit kommen auch Konzepte wie die Wissensökonomie und zahlreiche medizinische Entwicklungen. Man darf auch nicht Lise Meitner vergessen, die erste Physikerin, die die Kernspaltung theoretisch beschrieben hat.
AK-Studie: Reichste Österreicher haben riesigen CO2-Ausstoß – AK, 1.10.2025
Die zehn reichsten Haushalte in Österreich sind für über die Hälfte der CO2-Emissionen verantwortlich. Diese erschreckenden Ergebnisse brachte eine neue AK-Studie.
WIRTSCHAFTS-NACHRICHTEN für Österreich
ÖSTERREICHISCHES PARLAMENT
ORF-MELDUNGSBÜNDEL ÖSTERREICH
Inland
Tirols FPÖ-Chef Abwerzger mit 98,15 Prozent wiedergewählt
Leiter als SPÖ-Chef in Vorarlberg bestätigt
EU
Hattmannsdorfer protestiert gegen ungarische Sondersteuer
Gesundheit
Gelenksarthrose: Zahl Betroffener nimmt stark zu
COMMENT: Dem Übergewicht sei Dank! Abnehmen!
Wirtschaft
Faber-Castell schließt Werk in Oberösterreich
Skigebiet Königsberg: Ultimatum für Liftbetreiber
SAMSTAG, 11.10.2025
Inland
Staatsschutz: FPÖ lässt Ausschuss einberufen
Heer: 2024 fast 52.000 psychologische Begutachtungen
Unwetterschäden: RH empfiehlt Versicherungspflicht für Private
Burgenland: Zarits zum ÖVP-Obmann gewählt
Hitler-Geburtshaus: Umbau heuer fertig
ÖBB-Lokführer unter Missbrauchsverdacht
Dauerbegrünung im Wiener MuseumsQuartier
Wirtschaft
Biopionier Werner Lampert verstorben
Faber-Castell schließt Werk in Oberösterreich
Skigebiet Königsberg: Ultimatum für Liftbetreiber
ORF – Meldungen für die slowenische Volksgruppe (deutsch)
ORF – Meldungen für die slowenische Volksgruppe (slowenisch)
ORF – Meldungen für Volksgruppen in Österreich
MEDIZIN
ABWASSERMONITORING COVID
Österreich, Wien, Kärnten
Medikamentöse Adipositas-Therapie: Veränderte Geschmackswahrnehmung könnte Einfluss auf Appetitregulation haben – Sensorische Veränderung könnte zusätzlicher Erklärungsansatz für Therapiewirkung sein – MedUni Wien
(Wien, 08-10-2025) Eine aktuelle Untersuchung unter der Leitung des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien zeigt, dass bei Personen mit Adipositas oder Übergewicht, die mit sogenannten Inkretin-basierten Medikamenten behandelt werden, Veränderungen im Geschmacksempfinden mit Unterschieden in der Appetitregulation zusammenhängen können. Die im Fachjournal Diabetes, Obesity and Metabolism publizierte Studie liefert damit wichtige Hinweise darauf, dass sensorische Veränderungen ein zusätzlicher Faktor in der Wirkung dieser Therapien sein könnten.
In die Studie wurden 411 Erwachsene einbezogen, die mit den Wirkstoffen Semaglutid (Handelsnamen Wegovy, Ozempic) oder Tirzepatid (Mounjaro) behandelt wurden. Diese Medikamente gehören zu den Glucagon-like peptide-1 Rezeptor-Agonisten (GLP-1 RAs) bzw. zu einer Wirkstoffklasse, die zusätzlich den Glucose-dependent insulinotropic polypeptide (GIP) beeinflusst. Beide Substanzen greifen in die Regulation des Appetits ein und unterstützen so die Gewichtsabnahme.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen berichtete über einen reduzierten Appetit und etwa zwei Drittel gaben an, schneller satt zu werden. Rund ein Fünftel der Teilnehmenden nahm Veränderungen in der Geschmackswahrnehmung wahr, insbesondere bei süßem oder salzigem Geschmack. Statistische Analysen zeigten, dass eine gesteigerte Wahrnehmung süßen Geschmacks mit erhöhter Sättigung, vermindertem Appetit und reduzierten Essensgelüsten verbunden war. Eine verstärkte Wahrnehmung salzigen Geschmacks stand ebenfalls im Zusammenhang mit gesteigerter Sättigung.
Die Ergebnisse der von Ali Kapan und Richard Felsinger vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien geleiteten Studie deuten darauf hin, dass Veränderungen der Sinneswahrnehmung während der Therapie eine Rolle bei der Appetitregulation spielen könnten. Ein direkter Zusammenhang zwischen diesen Geschmacksveränderungen und dem Ausmaß der Gewichtsabnahme ließ sich jedoch nicht nachweisen. Die Studie beruht auf einer Online-Befragung und hat explorativen Charakter. Sie erlaubt daher keine Aussagen über Ursachen und Wirkungen. Dennoch liefert sie Hinweise darauf, dass sensorische Veränderungen ein zusätzlicher Erklärungsansatz für die Wirkung dieser Therapien sein könnten.
Adipositas betrifft weltweit mehr als zwei Milliarden Erwachsene und stellt ein wesentliches Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Fettleber dar. Neben Lebensstiländerungen wie Ernährungsumstellung und Bewegung kommen zunehmend auch medikamentöse Ansätze zum Einsatz. GLP-1 Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid und duale GIP/GLP-1-Agonisten wie Tirzepatid beeinflussen das Hunger- und Sättigungsgefühl über hormonelle Signalwege und sind seit einigen Jahren in der klinischen Anwendung. Ihre Wirkung auf die Geschmackswahrnehmung und deren Bedeutung für den Behandlungserfolg werden derzeit intensiv erforscht.
Publikation: Diabetes, Obesity and Metabolism
Real-world insights into incretin-based therapy: Associations between changes in taste perception and appetite regulation in individuals with obesity and overweight: A cross-sectional study.
Ali Kapan, Othmar Moser, Richard Felsinger, Thomas Waldhoer, Sandra Haider.
DOI: 10.1111/dom.16548
Influenza, RSV & Co.: Neues Zentrum überwacht Atemwegserkrankungen
Am Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien hat am Montag das „Referenzzentrum für respiratorische Viren“ zur wissenschaftlichen Überwachung von saisonalen Atemwegserkrankungen seinen Betrieb aufgenommen. Ziel ist eine verbesserte Einschätzung von Verbreitung, Erregertypen und Krankheitslast.
Das teilte das Gesundheitsministerium, das die neue Einrichtung beauftragt hat, in einer Aussendung am Dienstag mit. Dazu werden Stichproben von Patientinnen und Patienten mit akuten Atemwegssymptomen aus dem niedergelassenen Bereich gesammelt und analysiert. Bei Nachweis eines respiratorischen Erregers folgt eine umfangreiche Typisierung. So können als Bestandteil der langfristigen Pandemievorsorge auch neuartige Virusvarianten frühzeitig entdeckt werden.
Außerdem soll das neue Zentrum, das in bestehende Überwachungssysteme eingebettet ist, dazu beitragen, die Wirksamkeit von Impfstoffen und Therapeutika basierend auf tatsächlichen Fallzahlen und zirkulierenden Varianten zu bewerten. Man schaffe damit eine verlässliche Datenbasis, das Gesundheitssystem frühzeitig auf Infektionswellen und saisonale Belastungsspitzen vorzubereiten, heißt es weiter.
red, science.ORF.at/Agenturen
Schlaganfall bei jungen Menschen: Inzidenz steigt
Etwa jeder zehnte Schlaganfall betrifft Menschen unter 50 Jahren – während die Gesamtinzidenz von Schlaganfällen in Hochlohnländern sinkt, steigt sie bei unter 50-Jährigen. Für die Versorgung bedeutet das, Risikofaktoren früh zu erkennen, Prävention ernst zu nehmen und die Nachsorge konsequent zu gestalten.
„Ein juveniler Schlaganfall ist einer, der vor dem 50. Lebensjahr stattfindet – also bei biologisch gesunden, jungen Menschen“, erklärt Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Michael Knoflach von der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Rund zehn Prozent aller Schlaganfälle betreffen diese Altersgruppe; aktuell liegt die Inzidenz bei rund 18 bis 20 pro 100.000 Einwohnerinnen/Einwohner.
„Während in Hochlohnländern die Gesamtinzidenz von Schlaganfällen durch verbesserte Primär- und Sekundärprävention sinkt, verzeichnen wir bei unter 50-Jährigen einen Anstieg“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Marek
Gedächtnis: Anweisungen spielen größte Rolle – Ausschlafen laut neuer Untersuchung des Merrimack College viel unwichtiger als angenommen
North Andover (pte017/07.10.2025/10:30) – Laut Forschern des Merrimack College beeinflussen Anweisungen das Erinnern stärker als bisher vermutet. Ausgeschlafenheit und Emotionen sind eher untergeordnet. Bei der Qualität des Gedächtnisses spielt es jedoch keine Rolle, ob eine Person gut geschlafen hat oder nicht. Die Studienteilnehmer sind in einem Test ersucht worden, sich an Wörter zu erinnern oder diese zu vergessen. Manche dieser Wörter verfügten über negative emotionale Assoziationen. Details sind in „Frontiers in Behavioral Neuroscience“ nachzulesen.
Versuche mit 100 Wörtern
Forschungsleiterin Laura Kurdziel nach verfügen die Menschen über mehr Kontrolle über ihre Erinnerungen, als allgemein angenommen wird. Die Wissenschaftler haben zwei aufeinander abgestimmte Studien durchgeführt. Bei der ersten lösten 45 Teilnehmer ihre Aufgabe online. Bei der zweiten Studie besuchten 53 Personen das Labor.
Die Hälfte jeder Gruppe erhielt die zu erinnernden Wörter am Morgen und wurde dann am Abend getestet. Bei den im Labor schlafenden Teilnehmern wurde mittels EEG-Stirnbändern die Gehirnaktivität gemessen. Alle Personen nahmen an zwei Sitzungen teil. Bei der ersten erschienen 100 Wörter auf einem Bildschirm, gefolgt von einem Hinweis, sich diese zu merken oder sie zu vergessen. Eine Hälfte der Wörter verfügte über negative emotionale Zusammenhänge, die andere war neutral.
Sofort danach sahen die Teilnehmer weitere 100 Wörter und wurden gefragt, ob sie sie wiedererkannten. 50 Wörter stammten dabei von der vorhergehenden Aufgabe. Bei den restlichen 50 Wörtern handelte es sich jedoch um Bezeichnungen, die sie nie zuvor gesehen hatten. Nach zwölf Stunden bei der zweiten Sitzung sollten die Teilnehmer möglichst viele der Wörter nennen, an die sie sich erinnern sollten. Anschließend analysierten die Forscher ihre Performance und die EEG-Daten.
Anweisungen und Gefühle
Anweisungen funktionierten tatsächlich besser als Gefühle. Die Menschen erinnerten sich eher an Wörter, an die sie sich erinnern sollten. Emotionen spielten aber trotzdem eine Rolle. Die Teilnehmer erinnerten sich eher an Wörter mit negativen Konnotationen. Das bedeutet, dass Gefühle den Erfolg von Anweisungen weiter verbessern können. Gefühle erhöhten zudem auch die Wahrscheinlichkeit von Falscherinnerungen. Negative Ausdrücke wurden eher falsch erinnert als Wörter, die sich die Teilnehmer merken sollten.
Kurdziel zufolge werden während der Kodierung mehr Aufmerksamkeitsressourcen auf Wörter verwendet, die explizit erinnert werden sollen. „Die kognitiven Kontrollsysteme können Infos als wichtig markieren und den Hippokampus dazu bringen, sie prioritär zu behandeln. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Erinnerung während des Schlafs reaktiviert und langfristig abgespeichert wird.“ Vor allem, so die Expertin, können Anweisungen auch irrelevante Infos unterdrücken und so das Gedächtnis verbessern.
(Ende)
UMWELT – KLIMA
Aktuelle Klimanews: Studie: Unsere Ernährung bleibt zentraler Treiber der Klimakrise
Von
Unsere Ernährungsweise heizt den Klimawandel weiter an. Die Schweizer Gletscher schmelzen in Rekordtempo. Die wirtschaftlichen Schäden durch Wald- und Buschbrände nehmen weltweit dramatisch zu. Und eine neue DIW-Studie zeigt: Klimaschutz spart Milliarden – und Zögern wird teuer. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Forscher warnen: Unsere Ernährung heizt das Klima weiter an
Die weltweite Ernährung bleibt einer der größten Treiber der Klimakrise. Rund 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen entstehen laut einem neuen Bericht der EAT-Lancet-Kommission durch die Nahrungsmittelproduktion. Selbst wenn fossile Brennstoffe weltweit vollständig ersetzt würden, könne die Erderwärmung allein aufgrund unserer Ernährung demnach nicht auf 1,5 Grad begrenzt werden, warnen die Forschenden.
Besonders problematisch ist dabei der weiterhin hohe Fleischkonsum. Vor allem Wiederkäuer wie Rinder oder Schafe stoßen große Mengen Methan aus – ein Treibhausgas, das deutlich klimaschädlicher ist als CO2. Eine Ernährungsumstellung hin zur sogenannten Planetary Health Diet könnte demnach dagegen gleich mehrfach wirken: Sie würde Emissionen senken, 15 Millionen ernährungsbedingte vorzeitige Todesfälle jährlich verhindern und den Verlust der Biodiversität bremsen.
Diese Ernährungsweise setzt auf viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse, während Fleisch und Milchprodukte stark reduziert werden. Um das global umzusetzen, müsste sich die Landwirtschaft jedoch grundlegend verändern – etwa durch eine geringere Fleischproduktion und deutlich mehr pflanzliche Erzeugnisse. Nur durch solche tiefgreifenden Anpassungen, so der Bericht, lasse sich ein klimaneutrales Ernährungssystem erreichen.
Schweizer Gletscher schmelzen in Rekordtempo
Der Klimawandel setzt den Gletschern weltweit weiter zu. Laut dem Gletschermessnetz Glamos sind die Schweizer Gletscher allein in diesem Jahr um drei Prozent geschrumpft – das entspricht rund 1,4 Milliarden Kubikmetern Eis. Damit verzeichnen die Forschenden den vierthöchsten Verlust seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur in den Jahren 2003, 2022 und 2023 war der Eisverlust noch größer.
Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist fast ein Viertel des gesamten Gletschervolumens in den Schweizer Alpen verschwunden. Zum Vergleich: In den Neunzigerjahren lag der Rückgang noch bei etwa zehn Prozent. Ursache für das massive Abschmelzen in diesem Jahr waren laut Glamos ein außergewöhnlich schneearmer Winter sowie Hitzewellen im Juni und August.
Die Folgen sind gravierend: Durch das Schwinden der Gletscher verlieren die Alpen an Stabilität – Hangrutsche und Felsstürze nehmen zu. So hatte im Mai im Walliser Lötschental eine Fels-Eis-Lawine das Dorf Blatten teilweise verschüttet.
Auch die Süßwasserversorgung gerät dadurch zunehmend unter Druck, weil das Schmelzwasser vielerorts Flüsse und Seen speist. Obwohl die Schweizer Hochalpen mit ihren über 4.000 Meter hohen Gipfeln etwas länger widerstehen dürften, warnen Forschende, dass die meisten Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts vollständig verschwunden sein könnten.
Flächenbrände verursachen weltweit immer größere Schäden
Steigende Temperaturen und längere Trockenperioden durch den Klimawandel lassen die Vegetation austrocknen. Die Häufigkeit wirtschaftlich katastrophaler Wald- und Buschbrände ist dadurch weltweit dramatisch angestiegen, wie eine Studie im Fachjournal „Science“ zeigt. Demnach haben sich seit 2015 fast die Hälfte der teuersten Brandkatastrophen der vergangenen vier Jahrzehnte ereignet.
Das Forschungsteam um Calum Cunningham von der University of Tasmania wertete Daten aus der Katastrophendatenbank EM-DAT und dem NatCatService des Rückversicherers Munich Re aus. Demnach entfielen von 43 Bränden mit Schäden über einer Milliarde US-Dollar 51 Prozent auf den Zeitraum nach 2015.
Besonders gefährdet waren Regionen mit mediterranem Klima – etwa Südeuropa, der Westen der USA oder Südaustralien – sowie Nadelwälder in Nordamerika. Das Jahr 2018 stach dabei besonders hervor: Damals summierten sich die weltweiten Verluste auf rund 28,3 Milliarden US-Dollar, 5,1-mal mehr als im langjährigen Durchschnitt.
Als Hauptursache nennen die Forschenden die Folgen des Klimawandels: Längere Trockenperioden und extreme Hitzetage erhöhen das Brandrisiko deutlich. Hinzu kommen menschliche Faktoren wie Bebauung in gefährdeten Gebieten und veränderte Landnutzung. Die Studie mahnt, sich an eine „feuergefährlichere Welt“ anzupassen.
Neue Studie bestätigt: Klimaschutz spart Milliarden – Zögern wird teuer
Klimaschutz ist kein Kostenfaktor, sondern eine lohnende Investition – ökologisch wie ökonomisch. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unter Leitung der Ökonomin Claudia Kemfert. Die Analyse zeigt: Jeder in den Klimaschutz investierte Euro bringt einen volkswirtschaftlichen Nutzen von bis zu 4,80 Euro.
Kemfert bezog neben den Investitionskosten auch die bereits entstandenen Schäden durch den Klimawandel ein. Allein in Deutschland summierten sich diese zwischen 2000 und 2021 auf 145 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon seit 2018. Ohne entschlossenen Klimaschutz könnten sich die Verluste bis 2050 auf bis zu 900 Milliarden Euro erhöhen. In der gesamten EU lagen die klimabedingten Schäden seit 1980 bei rund 738 Milliarden Euro.
Gleichzeitig zeigen die Forschenden, dass Klimaschutzmaßnahmen erhebliche Einsparungen bringen: Erneuerbare Energien senken Deutschlands Importkosten für Öl, Gas und Kohle jährlich um bis zu 25 Milliarden Euro, hinzu kommen acht bis zwölf Milliarden Euro geringere Gesundheitsausgaben durch sauberere Luft. In Europa reduzierte der Ausbau von Wind- und Solarkraft allein zwischen 2021 und 2023 die Stromkosten um rund 100 Milliarden Euro. Studienautorin Kemfert warnt daher davor, die Energiewende politisch auszubremsen: „Die Frage ist nicht mehr, ob Deutschland sich ambitionierte Klimaziele leisten kann, sondern ob es sich leisten kann, bei der Umsetzung zu zögern“, heißt es in der Studie.
Verwendete Quellen
- Fachjournal Science, Cunningham et al., 2025: „Climate-linked escalation of societally disastrous wildfires”
- thelancet.com: „The EAT–Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems”
- pik-potsdam.de: „EAT-Lancet-Report: Ernährungssysteme überschreiten planetare Grenzen – Transformation kann Gesundheit und Gerechtigkeit fördern“
- scnat.ch: „Und die Schweizer Gletscher schmelzen weiter“
- diw.de: „Zwei Jahrzehnte Klimakostenforschung: Präventiver Klimaschutz als volkswirtschaftlicher Vorteil“
IT – KI – ROBOTIK – INTERNET
Lug und Betrug: KI macht Menschen unehrlich – Neue umfassende Max-Planck-Studie hat ethische Risiken der Delegation an Maschinen untersucht
Berlin (pte006/18.09.2025/10:30) – Die zunehmende Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) fördert unethisches Verhalten. Zu dem Fazit kommt eine neue Studie unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Details sind in „Nature“ publiziert.
13 Studien, 8.000 Teilnehmer
In 13 Studien mit über 8.000 Teilnehmern haben die Experten die ethischen Risiken der Delegation an Maschinen untersucht – aus der Perspektive derjenigen, die Anweisungen geben, und auch aus der Perspektive derjenigen, die sie ausführen.
Ergebnis: Menschen betrügen deutlich öfter, wenn sie das Verhalten an KI-Agenten auslagern, anstatt selbst zu handeln, insbesondere wenn sie Interfaces nutzen, die eine hochgradige Zielsetzung erfordern, anstatt explizite Anweisungen zu unehrlichem Handeln.
Nur zwölf bis 16 Prozent blieben ehrlich, während 95 Prozent ehrlich waren, wenn sie die Aufgabe selbst ausführten. Selbst bei der am wenigsten bedenklichen Form der KI-Delegation, nämlich bei expliziten Anweisungen in Form von Regeln, verhielten sich nur etwa 75 Prozent ehrlich.
„Bequeme moralische Distanz“
„Der Einsatz von KI schafft eine bequeme moralische Distanz zwischen Menschen und ihren Handlungen – er kann sie dazu verleiten, Verhaltensweisen zu fordern, die sie selbst nicht unbedingt an den Tag legen würden“, verdeutlicht Max-Planck-Forscherin Zoe Rahwan.
Beispiele für unethisches KI-Verhalten ist ein Preisalgorithmus einer Mitfahr-App. Dieser veranlasste Fahrende dazu, ihren Standort zu wechseln, nicht weil Fahrgäste eine Mitfahrgelegenheit suchten, sondern um künstlich eine Knappheit zu erzeugen und damit Preiserhöhungen auszulösen.
Die Forscher führen auch Tankstellen in Deutschland an. Diese sind unter die Lupe genommen worden, weil sie Preisalgorithmen verwendeten, die die Preise offenbar synchron mit denen der Wettbewerber in der Nähe anpassten, was zu höheren Benzinpreisen für Kunden führte.
(Ende)
GAMING
Millionen Deutsche zocken ihren Stress weg – Computer- und Videospiele als Ausgleich zur Bewältigung von Herausforderungen im Alltag
Berlin (pte018/10.10.2025/12:30) – Sieben von zehn Gamern in Deutschland nutzen Computer- und Videospiele als Ausgleich zur Bewältigung von Herausforderungen im Alltag. Zudem gehört der Abbau von Stress für mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Spieler zu den wichtigsten Gründen, warum sie Games spielt. Das besagt eine Studie unter Mitwirkung von game – Verband der deutschen Games-Branche.
24.000 Gamer aus 21 Ländern
Im Rahmen der Umfrage sind über 24.000 Gamer aus 21 Ländern, darunter 1.012 Spieler aus Deutschland, interviewt worden. „Games sind eine wichtige Quelle für Entspannung und mentale Stärke. Sie geben zugleich ein Gefühl der Zugehörigkeit, können soziale Verbindungen stärken und gegen Einsamkeit helfen“, kommentiert games-Geschäftsführer Felix Falk.
Die Mehrheit der Spieler in Deutschland spürt beim Gaming zahlreiche positive Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden. 68 Prozent sagen, dass sie sich durch das Spielen von Computer- und Videospielen weniger gestresst fühlen. 51 Prozent fühlen sich durch die besondere Kraft von Games, Menschen zu verbinden, zudem weniger isoliert und einsam.
(Ende)
MEDIEN
Auch viele Kinder blenden negative Infos aus – „Vogel-Strauß-Politik“ beginnt laut Experimenten der University of Chicago früher als erwartet
Chicago (pte001/07.10.2025/06:00) – Laut Forschern der University of Chicago hören auch Kinder bei schlechte Nachrichten vermehrt bewusst weg. Sie betreiben eine „Vogel-Strauß-Informationspolitik“, obwohl der so verdächtigte Vogel keineswegs daran denkt, den Kopf in den Sand zu stecken. Bislang war dieses Verhalten bei erwachsenen Medienkonsumenten wissenschaftlich nachgewiesen worden.
Nur die Jüngsten wissbegierig
Die Wissenschaftler haben eine Reihe von Experimenten bei 320 amerikanischen Kindern im Alter zwischen fünf und zehn Jahren durchgeführt und deren Informationsverarbeitung untersucht. Ergebnis: Jüngere Kinder suchen aktiv nach Wissen, während viele bereits im Alter von sieben Jahren Informationen mieden, wenn sie negative Emotionen hervorrufen könnten.
Doktorandin Radhika Santhanagopalan hat fünf Gründe für ein solches Verhalten identifiziert: um negative Emotionen wie Angst oder Enttäuschung zu vermeiden; um negative Informationen über die eigene Beliebtheit oder Kompetenz zu vermeiden; um die eigenen Überzeugungen nicht zu gefährden; um die eigenen Vorlieben zu schützen sowie um im eigenen Interesse zu handeln.
„Wir haben festgestellt, dass ältere Kinder nicht wissen wollen, warum ihre Lieblingssüßigkeit schlecht für ihre Zähne ist. Aber sie hatten kein Problem damit zu erfahren, warum ihre am wenigsten bevorzugte Süßigkeit ebenso nachteilig ist“, verdeutlicht die Psychologin.
Bei Wissenstests ist es anders
Erstaunlicherweise zögern Kinder dagegen nicht herauszufinden, welche Note sie in einem Test bekommen haben, obwohl diese Information frustrierend sein kann. „Möglicherweise sind sie eher geneigt, genau diese Art von Information zu suchen, weil sie wissen, dass sie das Ergebnis ändern können, wenn sie sich nur genug anstrengen“, so Santhanagopalan.
Im Erwachsenenalter sei das Vermeiden von Informationen noch weiter verbreitet, obwohl es negative persönliche und gesellschaftliche Folgen haben könne. Die Menschen sollten laut der Expertin allerdings bedenken, das Wissen, das kurzfristig Unbehagen hervorruft, langfristig Vorteile haben kann. „Man sollte versuchen, das Erlangen von Wissen auf jeden Fall als wertvoll und nützlich anzusehen“, schließt Santhanagopalan.
(Ende)
RELIGION – KIRCHENGESCHICHTE
Stehen oder Fallen: Historiker beleuchtet Stiftsgeschichte der NS-Zeit
Wiener Kirchenhistoriker Klieber bei Tagung über benediktinische Stifte Österreichs zwischen 1938 und 1945: Benediktiner leisteten kaum direkten, aber indirekten Widerstand „durch Schaffen geistig-geistlicher Inseln im Meer der politischen Zumutungen des Regimes“Wien,
08.10.2025 (KAP) Mit neuen Einblicken in ein dunkles Kapitel der österreichischen Kirchengeschichte kann der Wiener Kirchenhistoriker Prof. Rupert Klieber aufwarten: Bei einer Tagung über die benediktinischen Stifte Österreichs während der Jahre 1938 bis 1945, die am Wochenende in Wien stattfand, konnte Klieber den aktuellen Forschungsstand referieren, der auf Arbeiten in den vatikanischen Archiven zu den Pontifikaten Pius‘ XI. und Pius‘ XII. basiert. Im Fokus seiner Forschung steht die Frage, inwieweit die Stifte Österreichs an der Kurie überhaupt ein Thema waren. Auswerten konnte Klieber dazu u.a. Nuntiaturberichte sowie Visitationsberichte aus den österreichischen Stiften. Ab 1938 hieß es laut Klieber nicht mehr: „Klostergeist gegen Weltgeist, sondern Stehen oder Fallen“.
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GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN
*** zuletzt aktualisiert am 1.10.2025***
Tickende Zeitbombe am Anleihenmarkt: In den USA und in Europa wird die Staatsverschuldung zum Problem – Catherine Bosley, NZZ, 30.9.2025
Die Risikoprämien für langfristige Obligationen sind trotz geldpolitischer Lockerung in Grossbritannien, Frankreich und den USA gestiegen. Washington genoss bislang ein «exorbitantes Privileg». Dieses ist nicht in Stein gemeisselt.
Die Reaktion der Anleiheninvestoren auf die jüngste Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve erscheint zunächst widersprüchlich. Obwohl das Gremium um Jerome Powell den Leitzins um 25 Basispunkte herabsetzte, legten die Renditen zehn- und dreissigjähriger amerikanischer Staatsanleihen zu.
Doch es gibt eine plausible Erklärung – und sie ist für die USA ein schlechtes Omen. Ein schwindelerregender Schuldenberg und Handelszölle, die die Inflation anheizen, lassen erwarten, dass die Finanzierungskosten der weltgrössten Volkswirtschaft langfristig steigen werden. Hinzu kommt der Druck aus dem Weissen Haus, das die Unabhängigkeit der Notenbank infrage stellt. Das könnte die Inflationserwartungen befeuern.
Doch das Phänomen ausufernder Staatsdefizite, welche die Kapitalmärkte in Unruhe versetzen, beschränkt sich keineswegs auf die USA. Obwohl die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks die Leitzinsen gesenkt haben, ist die von Anlegern geforderte Risikoprämie für das Halten lang laufender Anleihen von staatlichen Emittenten wie Frankreich, Deutschland oder Grossbritannien im vergangenen Jahr gestiegen. Dies ist ein Indiz dafür, dass Investoren zunehmend an der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung zweifeln.
Zum Beispiel muss Frankreich für neue Kredite noch tiefer in die Tasche greifen als das hoch verschuldete Italien oder Griechenland. Und der Zins auf Staatsschulden war zeitweise höher als der auf den Wertpapieren grosser französischer Unternehmen. Der klägliche Zustand des gallischen Staatshaushalts trug auch massgeblich zum Zusammenbruch der Regierung unter François Bayrou im September bei.
Währenddessen prognostiziert in den USA das Yale Budget Lab, dass aufgrund der höheren Staatsverschuldung durch Donald Trumps Big Beautiful Bill die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe – zurzeit bei etwa 4,15 Prozent – bis 2030 um etwa einen halben Prozentpunkt steigen werde.
«Nicht nachhaltig» sei die Entwicklung der amerikanischen Staatsverschuldung, hatte Powell im Mai erklärt, noch bevor Trumps Gesetz angenommen wurde. Dieses stockt die Mittel für das Militär und den Grenzschutz auf und senkt gleichzeitig die Steuern.
Bislang profitieren die USA von der Rolle des Dollars
Über Jahrzehnte profitierten die USA vom Status des Dollars als internationale Leitwährung. Unter anderem bedeutete dies, dass die hohe ausländische Nachfrage nach sicheren, liquiden amerikanischen Obligationen die Finanzierungskosten Washingtons in Schach hielt. Diesen Sonderstatus bezeichnete der französische Schatzmeister Valéry Giscard d’Estaing einst als «exorbitantes Privileg».
Im Zuge der immer höheren Zölle aus Washington dieses Jahr kamen seitens der Investoren allerdings Zweifel über die Vorreiterrolle des Dollars und die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Wirtschaftspolitik auf. Der Greenback sackte im April bis zu 7 Prozent gegenüber dem Euro und sogar fast 9 Prozent gegenüber dem Franken ab, während die Renditen auf US-Treasuries stiegen. Im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern tritt Trump nicht für eine starke Währung ein.
Das Fed senkte am 17. September den Leitzins mit Verweis auf den Arbeitsmarkt, wo es eine beginnende Schwäche erkannte. Dabei entschieden sich die Geldhüter dafür, über die aus ihrer Sicht etwas erhöhte Teuerung hinwegzuschauen.
Noch sind die Auswirkungen der Zölle auf die amerikanische Wirtschaft nicht vollständig zu spüren. Die höheren Einfuhrabgaben beginnen laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) erst jetzt, die Konsumentenpreise zu beeinflussen. Es gibt so gut wie keine Anzeichen dafür, dass die Importeure die Zölle absorbieren, anstatt sie an die Kunden weiterzureichen. Die OECD hat vor diesem Hintergrund ihre Inflationsprognose für die USA für das Jahr 2026 auf 3 Prozent angehoben.
Auch nach Meinung der Deutschen Bank deuten Finanzmarktindikatoren darauf hin, dass die Teuerung in den USA in den kommenden Jahren über dem Zwei-Prozent-Zielband des Fed bleiben wird. Tatsächlich verharrt die in fünf Jahren erwartete Inflationsrate – die im Fachjargon Break-even-Rate genannt wird und aus dem Vergleich der Renditen von inflationsindexierten und nominalen Wertpapieren berechnet wird – seit Anfang dieses Jahres bei rund 2,5 Prozent.
Noch sind Treasuries bei Investoren begehrt
Experten erwarten, dass das Finanzministerium unter Scott Bessent die Politik seiner Vorgängerin Janet Yellen weiterführt und für die Neuverschuldung überwiegend auf Schuldtitel mit Laufzeiten von unter einem Jahr – sogenannte Bills – setzt. So kann das Treasury von den geringeren Finanzierungskosten auf kurzfristigen Obligationen profitieren.
Stephen Miran, jüngst von Trump in den Vorstand des Fed berufen, hatte 2024 mit dem New Yorker Ökonomen Nouriel Roubini die Ausrichtung auf kurzfristige Anleihen untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Strategie – ähnlich wie die quantitative Lockerung einer Notenbank – die Renditen am Markt senkt und auch in Zukunft Anwendung finden dürfte.
Die Taktik funktioniert natürlich nur unter dem Vorbehalt, dass es stets genug Käufer für amerikanische Wertpapiere gibt.
Noch erfreuen sich amerikanische Staatsanleihen reger Beliebtheit. Deswegen sind die amerikanischen Anleihenmärkte wahrscheinlich trotz Zollhammer von Turbulenzen wie an den Kapitalmärkten Frankreichs und Grossbritanniens dieses Jahr verschont geblieben. Nach der vom «Liberation Day» ausgelösten Volatilität im April stieg der von ausländischen Investoren gehaltene Bestand im Juli auf ein Rekordniveau von 9,16 Billionen Dollar. Wer liquide Wertpapiere mit einer attraktiven Rendite kaufen möchte, kommt derzeit kaum am weltgrössten Markt vorbei.
Doch Verkaufswellen wegen Washingtons Handelspolitik, Trumps Druck auf die Notenbank oder die anhaltend hohe Teuerung könnten die Lage umkehren. Sollten Anleger längerfristig an der Glaubwürdigkeit des amerikanischen Fiskus zweifeln, würden die Wertpapiere ihren Status als sicheren Hafen verlieren.
«Wir sind zunehmend der Ansicht, dass die USA auf einige altbewährte Taktiken hoch verschuldeter Staaten zurückgreifen werden», wie zum Beispiel Interventionen am Anleihenmarkt, um die Kosten der laschen Haushaltpolitik zu verschleiern, schrieb Atul Bhatia, ein Stratege von RBC Wealth Management. Das Setzen auf kurzfristige Schuldverschreibungen «birgt grössere Risiken für die amerikanischen Staatsfinanzen, da die Finanzierungskosten dann nicht so berechenbar sind».
Wirtschaftswachstum ist das beste Mittel
Das Phänomen der ausufernden Staatsverschuldung betrifft sowohl die USA als auch die grossen Industrieländer Europas und Asiens. Um die gigantischen Summen in den Griff zu bekommen, gibt es zwei unterschiedliche Pfade: Entweder wird das Wachstum beschleunigt oder aber die Schuldenlast wird auf Kosten der Gläubiger verringert.
Ein beleben der Konjunktur lässt das Ausmass der Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Staates schrumpfen. Dies erfordert jedoch einen Produktivitätsschub – etwa durch künstliche Intelligenz – oder schmerzhafte Strukturreformen.
Wie jüngst in Frankreich, als der Premierminister aufgrund seines vorgeschlagenen Sparprogramms den Hut nehmen musste, stossen staatliche Ausgabenkürzungen bei Wählern oft auf Ablehnung.
Die andere Möglichkeit ist finanzielle Repression, also wenn der Staat die Anleger faktisch zum Halten von unattraktiven Staatsschulden zwingt. Ein beabsichtigtes Anheizen der Teuerung kann den realen Wert dieser Schulden weginflationieren, solange diese nicht teuerungsgeschützt sind. Oder aber es kommt sogar zu eigentlichen Schuldensanierungen mit kostspieligen Schuldenschnitten wie derjenige von Griechenland 2012.
Die Unsummen der Verbindlichkeiten sind auf beiden Seiten des Atlantiks eine tickende Zeitbombe. Ob und in welcher Form diese losgeht, bleibt abzuwarten.
Schulden wie nach dem Weltkrieg Warum der Welt der Finanzkollaps droht – n-tv, Daniel Schütte, 27.9.2025
Frankreichs Haushalt ist nur noch ein Torso. Die Staatsverschuldung der USA hat astronomische Dimensionen erreicht – die Europäer folgen dem Trend. Inzwischen sagen selbst seriöse Ökonomen und Investoren einen Crash und Panik an den Finanzmärkten voraus. Sie haben recht: Die Schuldenbombe tickt.
Der Schuldenberg der westlichen Staaten ist heute wieder ungefähr so hoch wie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerade noch neun Länder erhalten von allen drei großen Ratingagenturen die höchste Bonitätsstufe, das dreifache A. Selbst starke Wirtschaftsnationen wie Frankreich verlieren die Kontrolle über ihre Haushaltsdefizite. Müsste Frankreich auf die Rettungsmechanismen zurückgreifen, die im Zuge der Eurokrise aufgebaut worden sind, dann hätte das dramatische Folgen auch für die Bundesrepublik. Dreistellige Milliardenbeträge stünden auf dem Spiel.
Regierungen und Wähler haben sich im Laufe der Jahre an solche Summen gewöhnt. Weil am Ende – zumindest für Deutschland – immer alles gut gegangen ist, erscheinen Warnungen nur abstrakt und hypothetisch. Doch die bisherige Verschuldungspolitik wird so nicht weitergehen können. Der aufgebaute Sprengstoff ist hochexplosiv, die Schuldenbombe tickt.
Die USA, der größte Staatsschuldner der Welt, sind nach Ansicht der meisten Ökonomen und Investoren auf fiskalischem Crashkurs. Drastische Warnungen häufen sich. Jamie Dimon etwa, der Chef der weltgrößten privaten Bank J.P. Morgan und Doyen der Wall Street, sprach schon vor der Wahl 2024 von einer drohenden „Rebellion“ der Finanzmärkte, weil die Haushaltsfinanzierung auf ein „Kliff“ zusteuerten. Im Mai prognostizierte er ein Fiasko, weil es zu einem „Riss“ am Bondmarkt kommen werde: „Das wird passieren.“ Seinen Bankenaufsehern sage er: „Ihr werdet in Panik geraten.“
Kernschmelze des Finanzsystems könnte von den USA ausgehen
Die US-Staatsschuldenquote wächst seit Jahren ungebremst, laut Internationalem Währungsfonds (IWF) liegt sie derzeit bei 123 Prozent. Tendenz: immer weiter steigend. Diese Schuldenlawine betrifft die gesamte Welt, denn die USA sind mit Abstand der führende Finanzplatz und der von ihnen geschöpfte Dollar ist die Welt-Reservewährung. Probleme des Schuldners USA könnten deshalb bis zu einer Kernschmelze des Weltfinanzsystems führen. China und andere Herausforderer der USA arbeiten ohnehin daran, die Dominanz des Dollarsystems zu brechen.
Zur hohen Schuldenlast Amerikas, das sein Triple-A längst verloren hat, kommt inzwischen noch die unberechenbare Politik des Präsidenten: Donald Trumps Zölle schaden dem Wirtschaftswachstum, seine Steuersenkungen haben neue Haushaltslöcher gerissen. Obendrein untergräbt Trump mit brachialen Mitteln die Unabhängigkeit der US-Zentralbank Fed, die der Garant eines stabilen Dollar und der Finanzmarktstabilität sein müsste.
Trump will die Notenbankerin Lisa Cook wegen angeblicher privater Verfehlungen feuern. Um mehr Einfluss zu gewinnen, beförderte er auch seinen Chefökonomen Stephen Miran in die Zentralbank, der sofort eine neue Angriffsfront eröffnet hat. Nach dem Gesetz soll die Fed bisher einerseits für stabile Preise, andererseits für möglichst hohe Beschäftigung sorgen. Miran grub eine Passage in den Statuten aus, nach der die Fed zusätzlich auch für moderate Langfristzinsen sorgen müsse.
Mit diesem neuen Rechtsverständnis könnte die Notenbank künftig die Aufgabe übernehmen, dem Präsidenten und seiner Regierung den Rücken finanziell freizuhalten. Denn deren Schuldenpolitik lässt sich nur fortsetzen, wenn die Zinsen im Zaum gehalten werden. Wo der billige Kredit zum permanenten Ziel der Geldpolitik wird, wächst allerdings das Inflationsrisiko erheblich.
Nicht nur die Stabilität des Dollar ist dadurch bedroht. In fast allen Industrieländern gefährdet die wachsende Last der Schulden am Ende das Geldsystem. Die Europäer stehen nur auf den ersten Blick etwas besser da. Die Staatsschuldenquote der Eurozone liegt zwar zusammengerechnet deutlich unter 100 Prozent. Die Währungsunion besteht aber aus zwei fiskalisch sehr verschiedenen Blöcken: Die sechs am höchsten verschuldeten Länder Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland, Belgien und Portugal haben – in Relation zum Wirtschaftswachstum – zusammen einen fast genauso hohen Schuldenstand wie die USA.
Abrupte Schuldenwende in Deutschland
Das Gegengewicht bildet im Wesentlichen Deutschland, das seine Schuldenquote in den 2010er Jahren wieder in die Nähe von 60 Prozent gesenkt hatte, und das als der Stabilitätsanker des Euro gilt. Mit der abrupten Schuldenwende im Frühjahr haben die Deutschen ihren Kurs nun grundlegend verändert: Der im Vergleich noch große Kreditspielraum soll zügig genutzt werden. Zugleich verschlechtert sich die Lage beim wichtigsten Partner Frankreich drastisch: Das Land ist tief gespalten, immer neue Regierungen scheiterten zuletzt daran, die ständig steigende Verschuldung zu bremsen. Am Kapitalmarkt ist der Zins der französischen Staatsanleihen deshalb auf das Niveau des notorischen Schuldenpatienten Italien gesprungen. In der Währungsunion zahlen heute die beiden nach Deutschland größten Volkswirtschaften die höchsten Risikoaufschläge gegenüber den Bundesanleihen.
Eine Finanzpolitik, die ihre Schulden nicht mehr im Griff hat, wird zum Sprengstoff für die Finanzmärkte. Denn die Staatsschulden müssen zwar nie restlos zurückgezahlt, aber doch immer wieder neu finanziert werden. Nach einer langen Phase von Mini- und teils sogar Negativzinsen sind die Kreditkosten zuletzt wieder spürbar gestiegen. Verlieren die Investoren einmal abrupt das Vertrauen in die vermeintlich völlig sicheren Papiere, dann drohen massive Erschütterungen: Crashende Bondkurse bringen Banken und Versicherungen ins Wanken, hochschießende Zinsen verschärfen die Haushaltsnot noch weiter. Als letzter Retter in der Krise bleibt dann nur noch die Notenbank, die unbegrenzt Geld schöpfen kann – „whatever it takes“.
Zuletzt hat Großbritannien 2022 einen solchen Schock erlebt. Damals stürzte die neue Premierministerin Liz Truss schon nach wenigen Wochen, weil der Bondmarkt angesichts ihrer Schuldenpläne crashte. Erst ihr Rücktritt und die Interventionen der Bank of England beruhigten die Lage. Der „Truss-Moment“ ist seither der Albtraum vieler Regierungen weltweit.
Schon vor Monaten forderte die vor kurzem ausgeschiedene IWF-Vizechefin Gita Gopinath einen „strategischen Schwenk“. Sie nannte die fiskalische Lage der Welt „schlimmer, als Sie denken“. Höheres Wachstum wäre der Königsweg aus der Schuldenfalle. Die Zügelung von Ausgaben ist vor allem dort unvermeidlich, wo die Steuerlast schon sehr hoch ist. Aktuell zeigt sich aber vor allem, dass der Druck auf die Notenbanken wächst. Die Politik hat sich an das leichte Geld gewöhnt, das die Währungshüter in den großen Krisen der vergangenen anderthalb Jahrzehnte zur Verfügung gestellt haben. Das Risiko einer etwas höheren Inflation erscheint vielen vertretbar – zumal die schleichende Entwertung des Geldes auch die reale Last der Staatsschulden aushöhlen kann.
Der jüngste Vorstoß des Trump-Loyalisten Miran mag Europäern bizarr erscheinen. Die Europäische Zentralbank hat formal ein viel engeres Mandat als die amerikanische Fed. Der klare Auftrag heißt hier: stabile Preise. Faktisch stabilisiert aber auch die EZB schon seit Jahren die Zinsen für Krisenkandidaten wie Italien. Im Fall Frankreich wird sie nicht anders handeln können.
Quelle: ntv.de
Reset wie 1948: Droht die große Enteignung – rtl+, 14.8.2025
Zwangshypotheken, entwertete Konten, 90 Prozent Verlust beim Geldvermögen – die Währungsreform von 1948 zeigt, wie radikal ein Reset ablaufen kann. Und er könnte wiederkommen.
Raimund und Etienne sprechen in dieser Podcast-Folge darüber, wie solche Eingriffe in der Vergangenheit aussahen und warum die Reset-Gefahr auch in der Gegenwart nicht gebannt ist. Könnten sogar die USA im Zentrum eines neuen Resets stehen? Was passiert dann mit Geld, Schulden, Immobilien und Aktien? Und wie schützen Sie Ihr Vermögen am besten? Fragen und Anregungen bitte an brichtaundbell@ntv.de
Währungsreform von 1948 Das sind die wichtigsten Fragen zum „Reset-Szenario“ – n-tv, ab 31.7.2025
Zwangshypotheken, entwertete Konten, 90 Prozent Verlust beim Geldvermögen – die Währungsreform von 1948 zeigt, wie radikal ein Reset ablaufen kann. Dieses Szenario haben Raimund Brichta und Etienne Bell in der vorherigen Folge „Brichta und Bell – Wirtschaft einfach und schnell“ vorgestellt und selten so viel Feedback erhalten. In dieser Woche klären sie weitere wichtige Fragen: von den Auswirkungen auf Gold über Kryptos hin zu KI.
AKTIENEMPFEHLUNGEN – BUY & SELL
Aktuell (—):
Aktien um 10 Euro je Stück sind FETT hervorgehoben.
Die erwarteten stolzen Kursgewinne sind dem Übermut der tollen Analystenzunft zu verdanken! Hirn selbst einschalten und kritisch bewerten. MERKE: Klappern gehört zum Geschäft. Es geht letztlich nicht so sehr um die Beratung der Anleger, sondern um die spekulativ selbst gehaltenen Aktien der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaften etc.), für die die Analysten tätig sind: wenn viele kaufen, steigen die Kurse, und 5% Plus sind zwar weniger als 15% oder 35%, aber besser als 5% Minus. Zudem lassen sich schnell noch eigentlich „schlechte“ Aktien im Portfolio des Hauses (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) verkaufen, für die der Analyst tätig ist, sofern die werten privaten Anleger den Kaufempfehlungen folgen. So schaut’s aus im Schneckenhaus! Nochmals: Hirn selbst einschalten. Die Finanzbranche lebt vom Trübe-Machen des Wassers!
NICHT ZULETZT: Verkaufsempfehlungen werden ungern gegeben, da sie auf das Portfolio der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) rückschließen lassen, zu denen die Analysten gehören. Verkaufsempfehlungen werden aus zwei Gründen gegeben: a) es ist tatsächlich Feuer am Dach des analysierten Unternehmens, b) das Haus möchte die Aktien des zum Verkauf empfohlenen Unternehmens billiger zurückkaufen, sofern den Verkaufsempfehlungen gefolgt wird. Letztlich agieren an der Börse die Optimisten, und die wollen positive Nachrichten hören, also werden sie von den Häusern und ihren Analysten entsprechend bedient.
UND ZU ALLERLETZT: die Analysten bespiegeln sich untereinander: wer hat was empfohlen oder nicht empfohlen, es kommt zu herdenpsychologischen Erscheinungen derart: der Leithammel hat empfohlen, also machen wir das auch. Die jeweiligen Analysen werden entsprechend (um)formuliert. Das zweite Moment: die Konkurrenz, die u.U. zu skurrilen Interpretationen des analysierten Unternehmens führt.
FAZIT: was die Analystenzunft von sich gibt, kann aufschlussreich sein, muss es aber nicht, vermittelt einen zusätzlichen Eindruck zu einzelnen Aktiengesellschaften. Wichtig ist der Blick auf zweierlei: a) entscheidend: auf die volkswirtschaftliche Situation des Landes, der Welt; b) sekundär (!) auf das Unternehmen und seine Branche: Charakter des Managements, klare, gut durchschaubare Produktpalette, Langlebigkeit des Unternehmens und seine Stetigkeit im Gebaren.
Renten- und Aktienmärkte
Man halte sich vor Augen: Aktienmärkte sind die Pfützen in der Welt der Veranlagungsmöglichkeiten. Anleihenmärkte (Rentenmärkte, Kapitalmärkte) sind die großen Ozeane ebendort. Daher sind Aktienmärkte volatil und reagieren auf den leisesten Windhauch mit u.U. kräftigen Ausschlägen. Die Seelen der Anleger sind sehr verletzlich: Angst und Gier bestimmen hier jegliches Handeln, die vernünftige Veranlagungsentscheidung steht an zweiter Stelle. Das verursacht in den kleinen Geldpfützen der Aktienmärkte hohe Wellen. Aber dort stehen nach erster Erschütterung später die rationalen Kaufs- und Verkaufsentscheidungen felsenfest – bis zur nächsten Seelenerschütterung.
Anleiheanleger sind cooler und gezügelter im Gemüt. Hier geht es eher um Langfristperspektiven. Alles dreht sich um den Zins und wie er sich weiterentwickelt. Wer an der Zinsschraube dreht, dreht am Schicksal ganzer Volkswirtschaften. Da ist das aufgeregte Gegackere an den Aktienmärkten geradezu uninteressant.
Aber kommen Anleihemärkte einmal ins Rutschen – nach oben oder nach unten – dann ist Feuer am Dach. Schon 0,5 oder gar 1 Prozent Veränderung in einem Anleihenindex sind eine „Weltbewegung“ im Milliarden- oder Billionengeldmeere der Anleiheozeane.
Dazu kommt: Die Anleiherenditen konkurrenzieren mit den Aktienrenditen. Eine hohe Anleiherendite jenseits der 3 Prozent wirkt umso „giftiger“ auf die Aktienkursentwicklungen, je höher sie ist. Liegt sie unter 3 Prozent, begünstigt sie die Aktienkäufe, Je deutlicher sie unter 3 Prozent liegt, umso eher. Das ist die Regel. Die Ausnahme – so, wie wir sie gerade sehen – bestätigt diese Regel. Früher oder später wird sie ihre dominante Stellung als Regel wieder einnehmen.
Diese Verhältnisse sind es, die im Tagesblick in der Regel die Berichte zu den Anleihemärkten wiedergeben lassen, dass aufgeregte Geflattere und Gegackere an den Aktienmärkten im Detail interessiert in der Regel nicht die Bohne.
Zur Renditebestimmung bei Anleihen: notiert die Anleihe zu 100 Prozent, dann stimmen Anleihezinssatz (der Couponzins) und Anleiherendite überein. Sinkt der Anleihekurs unter 100 Prozent, steigt die Rendite, umgekehrt gilt: steigt der Anleihekurs, so sinkt die Rendite. So einfach ist das. Und so weltbewegend in der Tat.
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Allgemeine Empfehlungen: Es geht vornehmlich um die Zukunft der Energiegewinnung und die Energielieferanten. Renner bleiben Telekommunikations-Unternehmen, deren Dienstleistungen in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sind. Unter den Logistik-Aktien sind in der Regel die Post-Aktien interessant. Diese Branchen sind weniger konjunkturabhängig als z.B. Konsumaktien, darunter die Post-Aktien noch am ehesten.
Hinzu kommt, dass die klassischen erdölverarbeitenden Energielieferanten (Up- und Downstream) mehr oder weniger energisch in großem Stil auf Alternativenergien umstellen. Es bleibt ihnen angesichts des Klimawandels, der öffentlichen Meinung und der in absehbarer Zeit erschöpften Welt-Erdölreserven auch nichts anderes übrig. Über das Kapital für den weltlebensnotwendigen Umbau verfügen sie dank ihrer Aktionäre. Es geht aus Sicht der Unternehmen um zukunftsträchtige Geschäftsmodelle in einer überschaubaren Branche – Energie – und aus Sicht der Aktionäre um steigende Unternehmenswerte / Aktienkurse als Inflationsschutz und sichere, möglichst stabil wachsende Dividenden, ebenfalls hinsichtlich des Inflationsschutzes.
Anti-Nachhaltigkeits-Bewegung in den USA als 180-Grad-Wendung in der Veranlagungsgebarung
Der aktuelle politische Druck in den USA zwingt eine Reihe großer Vermögensverwalter, darunter die weltgrößten wie Blackwater und Vanguard (verwaltetes Vermögen: 20 Billionen US-Dollar), nachhaltige Unternehmen potentiellen Anlegern nicht mehr zu empfehlen. Sie selbst verkaufen solche Unternehmen aus ihren Portfolios. Es gibt sogar seitens republikanisch regierter Bundesstaaten wie insbesondere Texas Kaufverbote für staatliche Pensions- u.a. Fonds.
Ausgestiegen sind bereits US-amerikanische Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup (verwaltetes Vermögen: 9 Billionen). Ähnliches betrifft die Kreditvergabe. Offen bleibt, wie private und Unternehmensanleger (nicht-staatliche Fonds) künftig disponieren werden.
Unter den angebotenen Finanzanlagen kursieren seit geraumer Zeit besondere Nachhaltigkeitsprodukte in Form sog. ESG-Fonds (mehr dazu hier), die hohe Renditen versprachen und daher recht starken Zulauf hatten; die Renditen wurde seit Erhöhung der Kreditzinsen gebremst, da dadurch kreditfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte (Windparks, Solaranlagen etc.) weniger rentabel wurden.
In der Europäischen Union will man sich weiter an entsprechende Nachhaltigkeitsauflagen festhalten. Bislang wurden in europäische ESG-Fonds 9 Billionen Euro investiert, was 61 Prozent des gesamten Fondmarktvolumens entspricht. Der Zufluss hat sich 2024 allerdings um die Hälfte auf 37 Milliarden Euro reduziert. Zudem wurden mehr ESG-Fonds geschlossen als eröffnet. Nicht nur die hohen Zinsen, die die ESG-Fonds-Renditen beeinträchtigten, führten dazu, sondern auch „grüne Schönfärberei“: es stellte sich da und dort heraus, dass die versprochene Nachhaltigkeit mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit bestand. (Quelle: Wirtschaft vor Acht, ARD, 10.1.2025 (KURZVIDEO, bis 17.1.2025 verfügbar))
FAZIT: Es bleibt abzuwarten, was das für den Klimaschutz in den USA und weltweit künftig bedeutet. Für Österreich stellt sich die Frage, wie eine künftige Regierung sich in Sachen Klimaschutz verhalten wird.
Aktienkauf – der Erwerb einer Unternehmensbeteiligung – bedeutet Übernahme eines Risikos in Hinblick auf das künftige Unternehmensschicksal. Die Dividende stellt eine Risikoprämie dar.
Aktienanalytischer Blick auf Aktien im Euroraum und speziell Österreich (Stand: 24.2.2025):
ACHTUNG – STEUERVERÄNDERUNGEN ANTE PORTAS:
Ins Gerede kommen in absehbarer Zeit auf EU-Ebene und auf Österreich-Ebene vermutlich Aktienbesteuerung (Verkaufsgewinne, Dividenden) ebenso wie Vermögens- und Erbschaftssteuer. Diese Steuern sind in Veranlagungsüberlegungen mit einzubeziehen.
Im Folgenden sind Aktien um 10 Euro je Stück und darunter FETT hervorgehoben.
Neu aufgenommene Aktien werden mit ### gekennzeichnet.
Beobachtenswert ist der Umweltschutz- und Wasserwirtschaftswert Veolia
Ein Kaufsignal liefern weiterhin ENI, UNICREDIT und TOTAL ENERGIES, im Vergleich zum 3.2.2025 stabile Bewertung mit jeweils fünf Sternen bewertet.
Ein Kaufsignal liefern ENEL, PORR, SHELL, VERBUND, ### VIENNA INSURANCE GROUP mit jeweils vier Sternen bewertet.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung mit jeweils vier Sternen bewertet.
Ein niedriges KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeichnet aus:
RWE, TOTAL ENERGIES, ### UNICREDIT SPA, PORR, OMV, ### UNIQA, EVN, ENEL, TELECOM AUSTRIA, ### STRABAG, WIENERBERGER, SHELL, PALFINGER.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktie RWE ist die mit dem niedrigsten KGV = 4,8, PALFINGER die mit dem höchsten KGV = 9,3.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung.
Ein niedriges dynamisches KGV (PEG, Price-Earning-to-Growth) weisen u.a. auf:
ENI, UNICREDIT, ### KONTRON AG, OMV, SHELL, PORR, WIENERBERGER, PALFINGER,
Nicht mehr dazu gehören: VIENNA INSURANCE GROUP, TELECOM AUSTRIA.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktien ENI = 0,5 ist die mit dem niedrigsten, PALFINGER die mit dem höchsten PEG = 1,4.
Im Vergleich zum 3.2. 2025 ist die Auswahl verändert, einzelne Aktien kamen dazu, andere fehlen nun!
Als Aktien mit langfristigem Kurspotential werden u.a. gesehen:
TOTAL ENERGIES, ENI, VERBUND, E.ON.SE, EVN, RWE.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene mit der größten Langfristchance.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl stabil, die Reihenfolge hat sich geändert.
Als Aktien mit hoher Sicherheit werden u.a. bewertet VIENNA INSURANCE GROUP, VERBUND; die Bewertungen bleiben unverändert zum 3.2.2025.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene Aktie mit der größten Sicherheit.
Aktien mit hoher Dividendenrendite sind:
OMV, ORANGE, TELEFONICA, ENI, UNIQA, ENEL.
Aktien mit der größten Dividendenrendite stehen am Anfang der Reihe: OMV 12,6%, am Ende die mit der niedrigsten: Enel 6,7%, jeweils vor Steuer.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl gleich, die Reihenfolge hat sich geändert.
KAUFKRITERIEN neben den aktienanalytischen Kennzeichnungen sind der Reihe nach: WER? – Qualität und Charakter (Psychologie!) des Managements, Häufigkeit des Managementwechsels, Unternehmenskultur; WAS? – Produkteinfachheit: „einfach gestrickte“, leicht zu durchschauende/transparente Produkte oder Dienstleistungen, eher kleine Produktpalette bzw. enger umschriebenes Dienstleistungsangebot, Konstanz der Nachfrage; WIE? – Sicherheit, Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Wechselfällen, finanzielle Stabilität des Unternehmens, Konkurrenzsituation; WO? – geographische und „politische“ Lage möglichst fern von Krisengebieten inkl. solchen mit politischer Unruhe oder in Ländern mit totalitären Systemen oder deutlich defekten Demokratien (illiberale Demokratien); WANN? – Lebensdauer bzw. Überlebensdauer (Weltkriege etc.) des Unternehmens bisher, Stetigkeit der Dividendenzahlungen.
FAZIT: vor dem Kauf einer Unternehmensbeteiligung sich zur Aktiengesellschaft schlau machen: WER, WAS, WIE, WO, WANN.
ZWEI DINGE sind zusätzlich zu beachten:
# Langfristanlage durch Erwerb von Defensiv-Aktien (u.a. Energie, Telekom),
# Verbleib in einem Währungsraum, das ist der Euroraum. Daher werden die allseits seit Jahren gehypten US-Aktien hier mit Absicht außen vor gelassen, um das Währungsrisiko klein zu halten. Gleiches gilt für den Erwerb von Schweizer Aktien, wie die Vergangenheit mit Blick auf das sehr wechselhafte Wechselkursverhältnis Schweizer Franken / Euro gezeigt hat.
Die Europäischen Union als Veranlagungsrisiko?
Das Staatssystem der Europäischen Union kommt einer defekten Demokratie gleich und erstreckt sich in den Währungsraum (Euroland), in dem gehandelt wird. Man spricht auch von einem Demokratie-Defizit der Europäischen Union. Risiken dieser defekten Demokratie, um einige zu nennen, sind: Regelungen „von oben herab“ auf nicht sehr transparente Weise und Steuervorgaben, die sich durch Negieren realer Alltagserfordernisse auszeichnen, Überwachungsbestrebungen, hoher Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger. All dies markiert Abgehobenheit und Bürgerferne der EU-Politik.
Kennzeichnend für das Gebaren (Governance) der EU ist ein Ineinandergreifen von EU-Exekutive (Kommission mit ihren Kommissariaten) und einem nicht gut überschaubaren Geflecht zahlreicher, der EU nahestehenden und von ihr geförderten Institutionen, Organisationen und Einrichtungen, die auf vielen Ebenen EU-Kommissionsvorgaben umsetzen helfen. Sie helfen insbesondere dabei, die von EU-Rat- und EU-Kommission angedachten, aber für Bürger und Unternehmen noch nicht „akzeptablen“ Vorgaben „schmackhaft“ zu machen, um so zu einer ausreichend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung zu führen, die eine politische Umsetzung ermöglicht.
Junker sagte 1999 dazu sehr verkürzt und sinngemäß: was wir heute als EU nicht durchsetzen, das werden wir dann schon später durchsetzen. Dem Lobbyismus Richtung EU-Exekutive (insbesondere seitens der Unternehmen) steht ein „Lobbyismus“ seitens der EU in Richtung auf die Einrichtungen der Mitgliedsländer sowie auf die Unternehmen und die Bevölkerung gegenüber, dessen Räderwerk für den Normalbürger praktisch nicht durchschaubar ist. Inwieweit kommt dies einem autokratischen Verhalten von der Maschek-Seite gleich?
Hauptziel der EU-Bestrebungen ist die Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, die den derzeit bestehenden Verbund der Mitgliedsstaaten ersetzen soll. Das deutet auch der Wechsel der Namensgebungen im Zeitverlauf an:
# Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, umgangssprachlich auch Montanunion, 1951)
# Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, 1957 inklusive EURATOM)
# Europäische Gemeinschaften (EG, 1965 ff., Fusion von EWG, EURATOM und einzelnen EG-Organen, Fusions- und Folgeverträge)
# Europäische Gemeinschaft (EG, seit 1993 ff., Maastricht- und Folgeverträge)
# Europäische Union (EU, 2007, Lissabon- und Folgeverträge)
| 1948 1948 Brüsseler Pakt | 1951 1952 Paris | 1954 1955 Pariser Verträge | 1957 1958 Rom | 1965 1967 Fusions- vertrag | 1986 1987 Einheitliche Europäische Akte | 1992 1993 Maastricht | 1997 1999 Amsterdam | 2001 2003 Nizza | 2007 2009 Lissabon | ||||||||||||||||||||||
| Europäische Gemeinschaften | Drei Säulen der Europäischen Union | ||||||||||||||||||||||||||||||
| Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) | → | ← | |||||||||||||||||||||||||||||
| Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) | Vertrag 2002 ausgelaufen | Europäische Union (EU) | |||||||||||||||||||||||||||||
| Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) | Europäische Gemeinschaft (EG) | ||||||||||||||||||||||||||||||
| → | Justiz und Inneres (JI) | ||||||||||||||||||||||||||||||
| Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||||
| Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ) | → | Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||
| Westunion (WU) | Westeuropäische Union (WEU) | ||||||||||||||||||||||||||||||
| aufgelöst zum 1. Juli 2011 | |||||||||||||||||||||||||||||||
Problematisch bleibt dabei: je größer die Zentralisation von Staatsmacht, umso größer die Machtfülle, die mit „eiserner Harke“ über berechtigte (!) Einzelinteressen der Mitgliedsstaaten und damit der Bürger drüberfährt. Das Prinzip der Subsidiarität bleibt dabei auf der Strecke, so wie dieses Prinzip z.B. Österreich 1994 anlässlich der Vorabstimmungskampagnen versprochen wurde. Wurde das Versprechen eingelöst?
Beispiele der Machtfülle durch Zentralisierung liefern alle großen Staaten, u.a. Russland und China, die geradezu Musterbeispiele dafür darstellen.
Ein Problem des Staates an sich ist das Machtmonopol, das bei ihm liegt und liegen muss, will er Gesellschaft – das Staatsvolk – und die Abläufe darin mit Erfolg, also: durchsetzungskräftig organisieren. Das Problem ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen unbeschränkter Freiheit des Individuums (Libertarismus) und unbeschränkter Freiheit des Staates (Totalitarismus).
Wie dieses Machtmonopol ausgestaltet wird, unterliegt in Demokratien dem Willen des Wahlvolkes, in nicht-demokratischen Staaten dem Willen des autoritären, totalitären oder autokratischen Machthabers. In defekten Demokratien ist die Mitbestimmung des Volkes eingeschränkt. Defekte Demokratien existieren in einer Grauzone, deren Konstituenten und ihre gegenseitige Einflussnahme nicht leicht zu bestimmen sind. Somit ist auch der Defektheitsgrad einer defekten Demokratie nicht leicht zu bestimmen und unterliegt, je nach politischer resp. ideologischer Perspektive, unterschiedlichen Wertungen.
Die idealtypische Dreiteilung der Regierungsformen existiert in der Wirklichkeit nicht: keine Demokratie der Welt entspricht der idealen Form, weist also im Ansatz Eigenschaften einer defekten Demokratie auf, kein totalitärer Staat schränkt die individuellen Freiheiten vollständig ein, es verbleibt den Bürgern dort ein mehr oder weniger großer Freiheitsraum.
Hinsichtlich des staatlichen Machtmonopols, das zudem bei anwachsender Zentralisation der Staatsgewalt zur Zunahme neigt, ergibt sich die Erkenntnis: so wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig als einer Einrichtung, die mit einem mit Rechtsgewalt in das Leben seiner Bürger eingreifenden Machtmonopol versehen ist, das für das „Funktionieren“ einer Gesellschaft unaufgebbar ist.
Die dafür notwendigen rechtlichen Verregelungen des Alltagslebens durch Allgemeines Gesetzbuch, Strafgesetzbuch, Angestelltengesetz etc.etc. sind zahllos und gelten bei ausnahmslos jeder Handlung, werden aber – ebenso regelhaft – dem Bürger erst dann bewusst, wenn es zu schwerwiegenden Regelverstößen oder Regelbruch-Sanktionierungen kommt.
Rechtliche Verregelungen sind Ausdruck der jeweiligen Ausprägungen eines Rechtsstaates; dieser wird in einer idealen Demokratie nicht durch Willküreinwirkungen korrumpiert: das ist ein wesentliches Kennzeichen demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Auf Rechtsstaatlichkeit pflegen sich auch autoritäre, totalitäre oder autokratische, kurz: diktatorische Systeme zu berufen, doch wird der Rechtsstaat dort durch Willküreingriffe korrumpiert: Rechtsbiegung als Kennzeichen von Autokratien etc. In einer defekten Demokratie wird die Rechtsstaatlichkeit (leicht) eingeschränkt, womit das Risiko entsteht, in eine Autokratie abzugleiten.
Nur in formalrechtlicher Hinsicht war zum Beispiel auch der NS-Staat ein Rechtsstaat, besaß er doch gemäß der NS-Grundsätze umgearbeitete Gesetze aus der Weimarer Republik und neue Gesetze im Sinne der NS-Ideologie, auf die er sich in der Rechtsprechung berief und von denen viele in einem „normalen“, d.h. hier NS-konformen Rechtssetzungsprozess entwickelt wurden. Daran ändert nichts die Gepflogenheit, den NS-Staat in inhaltlich-ethischer Hinsicht als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Ein krasses Beispiel für einen NS-Rechtserlass im autokratischen Sinn ist unter diesem Link einsehbar.
Kennzeichnend für die Biegsamkeit des Rechts je nach Staatsraison ist die Tatsache, dass Juristen nach einem Regimewechsel ihre Posten in der Regel nicht verloren, sondern im neuen Regime weiter im Dienst des Rechts ihre berufliche Tätigkeit frei oder im öffentlichen Dienst ausübten. So wurden Juristen und Richter nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ohne weiteres in den öffentlichen Dienst der entstehenden Bundesrepublik Deutschland übernommen. Vergleichbares geschah nach dem Fall der UdSSR oder DDR.
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Demokratie das Herstellen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen einerseits den rechtsstaatlich gesicherten Freiheitsbedürfnissen des Individuums unter für ihn zureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten und andererseits den „Freiheitsbestrebungen“, somit Machtbestrebungen des Staates, mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Gemeinwohl resp. Sozialfrieden in Freiheit herzustellen. Als Garant dafür dient die Gewaltenteilung und ein entsprechend stark regulierter und damit gewaltgebändigter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie als vierte Gewalt die Sicherstellung einer freien Presse. MOTTO: Nimm Freiheitsbeschränkungen mit Blick auf das Gemeinwohl aus Überzeugung an, wir helfen dir dabei durch politische Aufklärung und sachliche Bildungsarbeit!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Autokratie, im Autoritarismus und vor allem im Totalitarismus Ausgesetztheit vor rechtsbeugenden willkürlichen Staatseingriffen auf die ohnehin reduzierten Freiheitsmöglichkeiten des Individuums unter nicht selten unzureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zu Gunsten der Machtbestrebungen des Staates mit dem Ziel, ein Höchstmaß an „Gemeinwohl“ resp. „sozialem Frieden“ in Unfreiheit zu erzwingen. Als Garant dafür dient die Einschränkung, womöglich Aufhebung der Gewaltenteilung sowie ein entsprechend stark ausgeprägter und mit gering regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine allgegenwärtige Brachial-Propaganda unter Ausschaltung der Pressefreiheit. MOTTO: Kusch, sonst trifft dich der Polizeiknüppel und du landest im Gulag, folgst du nicht den Propaganda-vermittelten Staatszielen!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit in einer defekten Demokratie gibt in (noch) geringem Ausmaß jene Prinzipien auf, die eine Demokratie hervorheben. Als Garant dafür dient eine Einschränkung der Gewaltenteilung und ein nicht allzu gestärkter und nicht allzu sehr mit herabgesetzter regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine verhältnismäßig subtil eingesetzte Propaganda und Beeinflussungsmaschinerie. MOTTO: Folge der politischen Verführung und glaube, es sei deine Entscheidung, sonst zwiebeln wir dich mit Exekutivmaßnahmen!
Eine solche Beeinflussungsmaschinerie hat die exekutiv im Grunde genommen schwach aufgestellte EU entwickelt, was zu eben der Ausbildung dieser „Schattenexekutive“ geführt hat. Sie trägt damit – nicht so ohne weiteres sichtbar für den Normalbürger – ein Kennzeichen einer defekten Demokratie. Damit steht die Gefahr im Raum, weiter an demokratischen Eigenschaften einzubüßen und zu einem politischen und wirtschaftlichen Risiko heranzureifen. In der Tat bemüht sich die EU um Stärkung ihrer Polizeigewalt (Frontex, 2004, weiterer Ausbau) und damit um Ausbildung eines weiteren Kennzeichens defekter Demokratien insofern der Vorwurf stimmte, dass Frontex auch innerhalb der EU eingesetzt werden könnte.
Was die Beeinflussungsmaschinerie der EU betrifft, hat 2011 der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) die Europäische Union als “sanftes Monster Brüssel“ bezeichnet und von der „Entmündigung Europas“ gesprochen. Er anerkennt segensreiche Folgen ihres Wirkens, macht aber zugleich auf die strukturellen Defizite dieser überstaatlichen Einrichtung aufmerksam, die durch massive Öffentlichkeitsarbeit, um nicht zu sagen: Propaganda – geschickt durch das vorbeschriebene Geflecht an Organisationen, Instituten, Einrichtungen etc. vermittelt –, übertüncht werden. Bezeichnend ist sein Ausspruch: „Je dünner die Legitimität [ihres politischen Handelns], umso dicker der Glibber der PR.“
Die geschilderte Gefahr liegt nicht darin, sich im Euro-Währungsraum zu bewegen. Sie liegt darin, dass infolge mangelnder demokratischer Kontrolle politisch einer Gesinnungsethik und nicht einer Verantwortungsethik gefolgt wird. Damit einher ginge eine Abgehobenheit von den Realitäten des täglichen Lebens der Bürger und Unternehmen. Das führte kurz über lang zu einer Schwächung des Euros im Währungskonzert. Ein Risiko erwüchse dann eher daraus, dass es nicht sicher ist, ob der Währungsraum „Euro“ eines Tages zerbricht, zum Beispiel dadurch, dass im Konzert mit anderen Währungen die derzeit ohnehin angekratzte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Europäischen Union noch weiter geschwächt würde und der Euro fortgesetzt an Wert verlöre. Letzteres erleichterte das Auseinanderbrechen der Europäischen Union, die Eigeninteressen der Mitgliedsländer träten wieder stärker hervor.
Dieses Auseinanderbrechen der Europäischen Union ist derzeit unwahrscheinlich, aber denkmöglich als Folge von: fortgesetzter Wirtschaftsschwäche; weiter zunehmender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Zunahme nationalkonservativer bis rechtsextremer Haltungen; fortgesetztem „Rütteln an den Ketten“ seitens ehemaliger UdSSR-Bruderstaaten; fortgesetzter Aufnahme neuer Mitgliedsländer speziell aus dem Balkan und dem ehemaligem UdSSR-Einflussbereich (Serbien, Ukraine); gravierenden, von den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten nicht mitgetragenen außen- und innenpolitischen Entscheidungen.
Bräche die EU, so bräche spätestens dann auch der Euro; im Übrigen weist die Geschichte der Währungsunionen auf deren Brüchigkeit hin: sie halten in der Regel nicht lange. Den Anleger zwingt unter anderem auch dies beizeiten zu überlegen, in welcher Währung er außerhalb des Euroraumes investieren soll. Angesichts des unsicheren Status des US-Dollars als Weltwährung ist dies eine herausfordernde Frage. Sie stellt sich glücklicherweise derzeit nicht, sondern taucht nur schemenhaft als Denkmöglichkeit am Horizont einer eher ferneren Zukunft auf. Aber: sie taucht auf und kann blitzesschnell elefantengroß im Raum stehen.
FAZIT: die Europäische Union birgt für den Anleger derzeit nur am Zukunftshorizont sich abzeichnende Risiken. Sie entspringen u.a. daraus, dass die EU weniger aus der Position der Stärke als eher aus der der Schwäche handelt. Im Vergleich zur Situation des Kalten Krieges und damit zur Gründerzeit der EU-Vorläufereinrichtungen, in der es nur einen wirtschaftsmächtigen geopolitischen Spieler und gleichzeitigen Verbündeten – die USA – gab, steht die Europäische Union heute zwischen zwei Wirtschaftsblöcken: dem des USA-geführten Westens und dem des sog. globalen Südens. Das erzeugt Druck, allzumal Zeitdruck, treibt die EU an und lässt sie, will sie nicht aufgerieben werden, nach Machtvergrößerung durch Zentralisierung streben – ein Demokratierisiko ersten Ranges, damit in der weiteren Folge ein Wirtschafts- und letztlich Veranlagungsrisiko.
Grundsätzliches zur Währungsspekulation
Währungs-Spekulation ist ein äußerst schwieriges, glitschiges, hochriskantes Geschäft, bedarf langjähriger Erfahrung, tagtäglicher Marktbeobachtung und eines guten Magens: Schocks und erratische Marktbewegungen müssen ausgehalten werden – psychisch und finanziell. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Währungsspekulanten im deutschsprachigen Raum ist Folker Hellmeyer (Hellmeyer-Website, Hellmeyer-Kurzportrait (Goldseiten), Hellmeyer auf Netfonds usf.).
Zweck der Währungsspekulation?
Wie bei den Warenoptionsmärkten dient auch der Währungsoptionsmarkt dazu, sehr starke Schwankungen im Wert einer Währung (Devise) zu verhindern: sehr starken Verteuerungen oder Verbilligungen einer Währung im Devisenmarkt (Währungs- oder FOREX-Markt) wird so gegengesteuert. Dafür sorgen die vielen Marktteilnehmer, von denen ein Teil den künftigen Wert einer Währung (Devise) höher, der andere diesen Wert tiefer einschätzt. Dies führt dazu, dass sich eine Art mittlerer Wert für diese Währung einstellt. Währungsoptionsmärkte sind rund um den Globus nahezu 24/7, also nahezu täglich rund um die Uhr, offen (Warenoptionsmarkt, Optionen im Freihandel).
Anders ausgedrückt: Die Spekulanten sichern sich mit ihrem Engagement gegen das Risiko eines Währungsverfalls oder eines Währungsanstiegs ab. Währungsanstiege sind ein Risiko für Käufer auf Warenmärkten, Währungsabwertungen sind ein Risiko für Verkäufer auf Warenmärkten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Dienstleistungen im internationalen Dienstleistungsaustausch. Die gegenläufigen Interessen auf dem Währungsoptionsmarkt „mitteln“ sich aus.
Allgemein gesprochen handelt es sich bei den Geschäften auf Optionsmärkten um Absicherungsgeschäfte oder Hedging.
Nochmals anders ausgedrückt: Auf aggregiertem Niveau (Makroebene) sorgt der Währungsoptionsmarkt für die Stabilität einer bestimmten Währung im Konzert der anderen Währungen im Devisen- resp. Währungsmarkt (Kassa- oder Spot-Markt, das Pendant zum Optionsmarkt).
Eine stabile Währung ist für die Volkswirtschaft, in deren Bereich diese Währung als Zahlungsmittel dient, eine Lebensnotwendigkeit für das optimale Funktionieren der volkswirtschaftlichen Grundvorgänge Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Erratische Schwankungen im Währungs- oder Devisenmarkt erschweren auf der Ebene der Unternehmen (Mikroebene) innerhalb und außerhalb einer Volkswirtschaft erheblich Kalkulationen mit Sicht auf künftig geplante Käufe und Verkäufe. Erratische Schwankungen einer Währung schwächen die Wirtschaftsleistung der zugehörigen Volkswirtschaft, eine stabile Währung fördert sie. Dies gilt auch für Volkswirtschaften außerhalb des entsprechenden Währungsraumes, sofern sie mit dieser Volkswirtschaft handelnd in Verbindung stehen.
FAZIT: Währungsoptionsmärkte sind für das Wirtschaftsgeschehen im Konzert der verschiedenen Volkswirtschaften überlebenswichtig.
Die heilige Trias
Diese Zusammenhänge bleiben in der Regel für Otto Normalverbraucher genauso verborgen wie die Bedeutung der nicht-demokratisch agierenden Zentralbanken, die mit ihren Zinsentscheidungen tief in das Wirtschaftsleben und somit in das Alltagsgeschehen der Menschen eingreifen. Warenmärkte, Währungsmärkte und Zentralbanken sind in einem fortlaufenden Marktgeschehen untrennbar und maßgeblich untereinander verbunden. Dabei modulieren und moderieren die Zentralbanken über den Zinssatz die Abläufe in Waren- und Währungsmärkten und den zugehörigen Optionsmärkten.
Für Otto Normalverbraucher sind Spekulanten auf diesen Märkten in aller Regel ganz, ganz böse Subjekte, die sich mit ihren Spekulationsgewinnen die Taschen vollstopfen.
Wer sind diese Subjekte auf Währungsoptionsmärkten?
Auf Währungs- und Währungsoptionsmärkten agieren in großer Zahl Staatsstellen, staatliche und private Pensionsfonds, multinationale und andere Unternehmen, Finanzinstitute (Banken u.a.), Hedgefonds u.a.
Otto Normalverbraucher verkennt in aller Regel den Sinn dieser Märkte und die Rolle der Spekulanten dort; denn:
Die Währungsoptionsmärkte zeichnen für das Wohl und Wehe im höchstpersönlichen Alltagsleben des kleinen Mannes auf der Straße verantwortlich, indem sie für relative Währungsstabilität sorgen. Doch Märkte sind keine Subjekte. Somit sind präzise gesprochen nicht „die Märkte“, sondern die Teilnehmer an Währungsoptionsmärkten – also die risikoübernehmenden Spekulanten – für das Wohl und Wehe von Otto Normalverbrauchers alltäglichem Leben verantwortlich.
Daher lässt sich interpretieren: In der Erhaltung der Währungsstabilität liegt der soziale Sinn der Spekulation. Dabei dient der Spekulationsgewinn als Entgelt für die risikobehaftete Sorge um eine stabile Währung.
Es kommt zu einem „paradoxen“ Effekt: die Befriedung der Einzelinteressen der Subjekte, den Spekulanten, trägt vermittels des Marktgeschehens zur Optimierung des Gemeinwohls bei.
Die Umsätze in Devisen- und Währungsoptionsmärkten sind die größten weltweit und erreichen täglich Milliarden bis Billionen von Währungseinheiten. Im Jahr 2022 wurden allein im Devisenmarkt täglich durchschnittliche Umsätze in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar gehandelt. Zu beachten ist, dass dabei immer Währungspaare gehandelt werden und zudem die Umsätze „doppelt“ anfallen: als Verkaufs- und als Kaufpreis in Summe. Das plustert das tägliche Handelsvolumen ordentlich auf.
Was für die Währungsoptionsmärkte gilt, gilt ebenso für die Warenoptionsmärkte: es geht um die Stabilisierung von in großen Mengen gehandelten Waren wie Weizen, Schweinehälften Orangensaft, Kaffee und vieles andere mehr. Die aufgezählten Waren stehen für solche, die für die Bevölkerungen hohe Bedeutung haben.
Wozu Optionsmärkte gut sind
Aber es gibt doch nach wie vor Preissprünge auf den Warenmärkten, von erratischen Ausschlägen an den Devisenmärkten war auch schon die Rede: wie passt das ins Bild?
Ohne die Terminbörsen wären die Ausschläge um einiges stärker, die Preise höher.
Drei Beispiele dazu:
#1 Hitler verbot die große Bremer Kaffeebörse. Daraufhin sicherte sich der Großhandel gegen Preisanstiege bei Kaffee ab, indem er von Haus aus deutlich höhere Preise für den Handel, die Geschäfte, einforderte. Resultat war der berühmt-berüchtigte Blümchenkaffee: die Konsumenten sparten am Kaffee, indem sie möglichst wenig davon zum Aufbrühen verwandten, also sah man durch den dünnen Kaffee das Blümchen am Grund der Kaffeetasse.
# 2 Waren, die nicht abgesichert werden können, weisen größere Preissprünge und höhere Preise auf; bremsend auf den Warenpreis (Aktienpreis, Devisenkurs) wirkt allein die Konkurrenz oder eine schwache Nachfrage oder ein überreichliches Angebot.
# 3 Die erste Warenoptionsbörse wurde 1848 in Chicago gegründet. Hintergrund war der bereits gewachsene Welthandel mit Waren, die großteils noch mit Segelschiffen über die Weltmeere transportiert wurden. Zwar befuhren die ersten Dampfschiffe Ende der 1830er Jahre den Atlantik, doch die eigentliche Verdrängung des Segelschiffs als Transportmittel setzte erst ab den 1870er Jahren ein.
Die Notwendigkeit, sich gegen den Verlust der Waren infolge Schiffuntergangs zu schützen oder sich überhaupt vor unerwarteten Preisveränderungen während der langen Schiffsfuhren abzusichern, führte zur Einrichtung der Chicagoer Warenbörse (Chicago Board of Trade), 1848 zunächst als Kassen- oder Spotmarkt, 1864 dann als Warenterminmarkt. Fortan konnten Käufer und Verkäufer Warenpreise vereinbaren für Warenlieferungen in ein, zwei, drei, sechs Monaten, was die Sicherheit der unternehmerischen Kalkulation erheblich erhöhte, da nun die Preisrisiken nicht von den Warenverkäufern und -käufern selbst, sondern von den Spekulanten übernommen wurden. Es entstand eine hochspezialisierte Zunft von Spekulanten, darunter viele Versicherungen.
Die Spekulanten hatten die Zeit und die Informationsmittel, sich über Warenpreisänderungen am Warenursprungsort und über Transportverzögerungen oder Schiffsunfälle zu informieren. Schlechte Kaffee- oder Kakao-Ernten, transportverzögernde Windflauten oder Schiffsunglücke blieben für sie kein Geheimnis, entsprechend diesen Informationen disponierten sie am Warenterminmarkt ihre Preisvorstellungen, doch in der Vergangenheit geschlossene Warenpreise für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin blieben davon unberührt.