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FAZIT DES TAGES – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Heftiger israelischer Angriff auf Gaza. Gaza-Bewohner solidarisieren sich mit israelischen Opfern.
- Ukraine-Krieg: Beide Kriegsparteien melden Geländegewinne. Heftigere ukrainische Nadelstiche, die zunehmend an Schlagkraft gewinnen und strategische bzw. taktische Kapazitäten der Russen einengen.
- USA/EU: Was Trump mit der Aufschiebung des Zölle bezwecken wollte (HINTERGRUND)
- ÖSTERREICH: Bürgermeister sonnt sich in der großen Zustimmung der Beövlkerung zum Tourismus. Eine Studie hat den Hypertourismus schön-geforscht. Die „falsche“ Partei spricht richtig von der Einschränkung der Lebensqualität, setzt aber ebenfalls auf zunehmenden Tourismus: Mehr-Tages-Gäste sollten mehr werden. – COMMENT
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MÄRKTE
REPORT
WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK
Themenreigen – LITERATUR: Französischer Skandalautor im Interview: Der christliche Gott ist tot, aber nicht der islamische.
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen.
EMPFEHLUNG
INFORADIO als Nachrichtensender am laufenden Band ist mit einem DAB-fähigen Radio zu empfangen. Es wird betrieben von RTR – KommAustria.
Das INFORADIO ist eine wertvolle Ergänzung zu anderen Agenturmeldungen und zum ORF.
Dazu allerdings ca. 15 bis 20 Minuten Zeit für konzentriertes Zuhören einplanen.
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN
findet sich am Ende des Tagesblicks
HELLMEYER (Märkte u.a.m.)
- Märkte: US-Aktien weiter freundlich
- EU: Bewegung im US-Handelskonflikt
- Deutschland: IFO-Indikator der Geschäftsentwicklungsunsicherheit rückläufig
- Kein Hellmeyer Report am 2. Juli 2025!
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Der Einzelhandel hat im Mai überraschend die größten Einbußen seit mehr
als zweieinhalb Jahren erlitten. Real (inflationsbereinigt) kam es zu einem
Rückgang um 1,6% im Monatsvergleich.
# Negativ
• Tokio: Die Regierung in Tokio betonte, dass sie den japanischen Agrarsektor bei
den US-Zollverhandlungen nicht opfern werde. Trump hatte sich beschwert, dass
Japan nicht genug amerikanischen Reis importiere.
# Kritisch
• Washington: Die Auseinandersetzung über Trumps umstrittenes Steuergesetz im
US-Senat zieht sich hin. Die Mehrheitsverhältnisse sind unklar.
# Kritisch
EU: Bewegung im US-Handelskonflikt
Laut Bericht von Bloomberg sei die EU grundsätzlich bereit, einen einheitlichen US-Zoll
in Höhe von 10% zu akzeptieren. Einige Schlüsselbranchen sollen aus Sichtweise der
EU davon ausgenommen werden, unter anderem Pharmazeutika, Alkohol, Halbleiter
und Flugzeuge. Zudem sollen Zölle auf Autos (aktuell 25%), Stahl und Aluminium
(aktuell 50%) durch Quoten und Ausnahmen gelockert werden.
* Schauen wir mal
Deutschland: Arbeitskräftenachfrage bleibt so schwach wie zuletzt Anfang 2021
Bei der Nachfrage nach Personal zeichnet sich keine Besserung ab. Der saisonal
bereinigte Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit verharrte im Juni bei 100
Punkten. Einen tieferen Stand gab es zuletzt im Februar 2021. Der Arbeitskräftebedarf
bewege sich im Kontext der Schwäche auf einem niedrigen Niveau, so die Agentur.
Negativ
Deutschland: IFO-Indikator der Geschäftsentwicklungsunsicherheit rückläufig
Den Unternehmen fällt es laut IFO-Indikator leichter, ihre Geschäfte vorherzusagen. Im
Juni fiel es 20,2% der Firmen schwer, ihre Geschäftsentwicklung zu prognostizieren. Im
Mai waren das noch 23,3%, im April 28,3%. Die Antworten gelten als Indikator für
wirtschaftliche Unsicherheit
Märkte: US-Aktien weiter freundlich – EU: Bewegung im US-Handelskonflikt – Deutschland: IFO-Indikator der Geschäftsentwicklungsunsicherheit rückläufig
EUR/USD eröffnet bei 1,1792 (05:41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1708 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143.79. In der Folge notiert EUR-JPY bei 169,57. EUR-CHF oszilliert bei 0,9342.
Märkte: US-Aktien weiter freundlich
Die Finanzmärkte zeigten keine einheitliche Tendenzen am Montag. US-Aktien legten zu,
europäische Aktienmärkte verloren an Boden und in Fernost ergab sich ein gemischtes Bild bei relativ starker Schwäche des japanischen Index.
Die Schwäche der europäischen und japanischen Aktienmärkte korreliert mit den laufenden
Verhandlungen um Handelsabkommen, die mit Unsicherheiten verbunden sind. Offenbar wirken die Unsicherheiten am Devisenmarkt unterstützend auf EUR und JPY. Passt das? Nein, das ist eine Anomalie, eine interessante Anomalie, die einen politischen Beigeschmack hat.
Der EUR konnte zwischenzeitlich Höchststände in Fernost bei 1,1807 markieren. Seit
Amtseinführung Trumps verlor der USD gegenüber dem EUR um knapp 15%. Das ist relevant für den Austausch der Warenströme. Der Anstieg des EUR wirkt wie eine „Exportsubvention“ für die USA. In wie weit sich die Eurozone einen weiter steigenden EUR „leisten“ kann, ist diskussionswürdig ob der Struktur- und Konjunkturlage der Schwergewichte Frankreich und Deutschland und der relativen Stärke der US-Wirtschaft (BIP-Prognose USA 1,8%, Eurozone 0,8%).
Noch vor kurzer Zeit wurde das „Armageddon“ am US-Rentenmarkt beschworen, als die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen in der Spitze bei rund 4,80% (Januar 2025) rentierten. Jetzt liegt die Rendite bei 4,21%. Ist dieses Thema damit vom Tisch? War es nur ein „Narrativ“ für Märkte?
Aktienmärkte: Late Dax -0,57%, EuroStoxx 50 -0,40%, S&P 500 +0,52%, Dow Jones +0,63%, NASDAQ 100 +0,64%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 05:55 Uhr: Nikkei (Japan) -1,17%, CSI 300 (China) +0,05%,
Hangseng (Hongkong) -0,87%, Sensex (Indien) +0,18% und Kospi (Südkorea) +1,48%.
Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,60% (Vortag 2,60%),
während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,21% (Vortag 4,29%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0078) ist im Tagesvergleich gegenüber dem USD befestigt.
Gold (+43,00 USD) legte gegenüber dem USD zu, während Silber (-0,14 USD) an Boden verlor.
Der Bitcoin notiert bei 107.230 USD (05:58 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.350 USD
EU: Bewegung im US-Handelskonflikt
Laut Bericht von Bloomberg sei die EU grundsätzlich bereit, einen einheitlichen US-Zoll in Höhe von 10% zu akzeptieren. Einige Schlüsselbranchen sollen aus Sichtweise der EU davon ausgenommen werden, unter anderem Pharmazeutika, Alkohol, Halbleiter und Flugzeuge. Zudem sollen Zölle auf Autos (aktuell 25%), Stahl und Aluminium (aktuell 50%) durch Quoten und Ausnahmen gelockert werden.
Kommentar: Bezüglich der von den USA gesetzten „Deadline“ am 9. Juli 2025 ist Bewegung
erforderlich. Der grundsätzliche Basiszoll von 10% ist meines Erachtens unter den gegebenen Machtverhältnissen kaum verhandelbar. Die Wünsche der EU sind aus Sichtweise der EU nachvollziehbar, sie sehen aber nach Maximalforderungen aus.
Es sei der EU angeraten, auf die Entwicklung am Devisenmarkt zu verweisen. Der Anstieg des EUR gegenüber dem USD seit der Amtseinführung Trumps am 17. Januar 2025 (EUR/USD 1,0271) liegt bei 14,8%. Das wirkt zu Gunsten der US-Exportwirtschaft und zu Lasten der Exportwirtschaft der Eurozone. Die „Ruhe“ bezüglich dieser Entwicklung seitens Paris und Roms ist übrigens sehr laut und vollständig „unüblich“, sie hat einen politischen Beigeschmack.
Deutschland: IFO-Indikator der Geschäftsentwicklungsunsicherheit rückläufig
Den Unternehmen fällt es laut IFO-Indikator leichter, ihre Geschäfte vorherzusagen. Im Juni fiel es 20,2% der Firmen schwer, ihre Geschäftsentwicklung zu prognostizieren. Im Mai waren das noch 23,3%, im April 28,3%. Die Antworten gelten als Indikator für wirtschaftliche Unsicherheit.
Dieser fiel im Juni auf den niedrigsten Stand seit April 2023. Die Unternehmen würden die
aktuellen Signale aus der Politik positiv aufnehmen, so Klaus Wohlrabe, Leiter der IFO-Umfragen.
Sie würden trotz geopolitischer Risiken wie dem ungelösten Zollkonflikt stabilisierend wirken.
Insbesondere in der Industrie sank die Unsicherheit. Der Anteil der Unternehmen, die
Schwierigkeiten bei der Planung ihrer Geschäftsentwicklung melden, fiel auf 25,8% nach 31,5% im Mai. In nahezu allen Industriebranchen ist die Unsicherheit zurückgegangen. Nur in der Chemische Industrie stieg der Anteil auf 41,4%. Im Handel waren im Juni 27% der Unternehmen unsicher, was ihre zukünftigen Geschäfte angeht. Bei den Dienstleistern war die Unsicherheit schon in den Vormonaten geringer und fiel auf 15,2%. Auch das Baugewerbe kann anstehende Projekte besser planen. 19,3% der Firmen fiel es schwer, zum Jahresbeginn waren es noch 10 Prozentpunkte mehr. Ein Treiber dürfte das konkreter werdende Infrastrukturpaket der Bundesregierung sein.
Kommentar: Diese Entwicklung des Indikators ist positiv. Sie ist korreliert mit der zukünftigen
Regierungspolitik bezüglich der geplanten Ausgabenprogramme. Der Bruch des
Koalitionsvertrags bezüglich der Stromsteuer ist bei dieser Umfrage (Zeitfenster der Erhebung) nicht berücksichtigt. Dieser Bruch ist von Bedeutung, da damit das Vertrauensverhältnis zwischen Wirtschaft und Politik massiv beschädigt ist. Ergo ist bei der Interpretation des aktuellen Indikatorwerts Vorsicht geboten.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Deutschlands Einzelhandel schwach
Die Geldmenge M-3 der Eurozone legte per Mai im Jahresvergleich um 3,9% (Prognose 4,0%) nach zuvor 3,9% zu. Die Kreditvergabe an private Haushalte verzeichnete einen Anstieg um 2,0% nach zuvor 1,9%, während die Kreditvergabe an Unternehmen um 2,5% nach zuvor 2,6% zunahm.
Deutschland: Die Einzelhandelsumsätze fielen real im Monatsvergleich um 1,6% (Prognose +0,5%) nach zuvor -1,1% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Plus in Höhe von 1,6% (Prognose 3,3%) nach zuvor 2,3%.
Deutschland: Die Importpreise sanken per Mai im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose -0,4%) nach zuvor -1,7%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,1% (Prognose -0,8%) nach zuvor -0,4%.
UK: Solides Wachstum bestätigt
Gemäß finaler Berechnung stieg das BIP im 1.Quartal 2025 um 0,7% im Quartalsvergleich und im Jahresvergleich um 1,3%. Beide Werte entsprachen den vorläufigen Werten und Prognosen.
USA: Stimmung in Chicago bleibt mau
Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stellte sich per Juni auf 40,4 (Prognose 43,0) nach zuvor 40,5 Punkten.
Der Dallas Fed Manufacturing Business Index verzeichnete per Berichtsmonat Juni einen
Anstieg von zuvor -15,3 auf -12,7 Zähler.
Japan: Durchwachsenes Stimmungsbild bei Tankan und Jibun PMI
Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich gemäß finaler
Berechnung auf 50,1 Punkte (vorläufiger Wert 50,4).
China: Caixin PMI unerwartet stark erholt
Der von Caixin ermittelte PMI des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich per Juni auf 50,4
Punkte (Prognose 49,0) nach zuvor 48,3 Zählern.
Hier den Hellmeyer Report lesen!
ISRAEL-IRAN-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG
30.06.2025 22:05
Stiller Protest im Gazastreifen Palästinenser solidarisieren sich mit israelischen Opfern
Protestaktionen sind im Gazastreifen eine Seltenheit. Nun veröffentlicht eine Friedensorganisation Fotos aus dem Küstengebiet, die Palästinenser mit Bildern getöteter israelischer Kinder zeigen. Wie viele Menschen sich an der Solidaritätsbekundung beteiligen, bleibt jedoch unklar.
30.06.2025 15:54
„Es war wie ein Erdbeben“ Gaza-Bewohner melden heftige Bombennacht – 38 Tote
„Die Explosionen hörten nicht auf“, sagt ein Anwohner von Gaza-Stadt. Israel weitet in der Nacht seine Angriffe auf den Norden des Küstenstreifens wieder aus. Bei Bombardierungen und Artillerie-Angriffen sterben mindestens 38 Menschen.
29.06.2025 19:00
Reederei-Verband zu Nahost „Wenn Sie mit Raketen angegriffen werden, haben Sie keinen Schutz“
Zivile Schiffe sind bei militärischen Angriffen ungeschützt. Irina Haesler vom Verband Deutscher Reeder erklärt, warum Reedereien angesichts des Kriegs zwischen Israel und Iran dennoch „nicht in Panik“ verfallen und auch die Straße von Hormus weiter befahren.
ISRAEL-IRAN-KRIEG im n-tv Liveticker
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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Mo | ROUNDUP 2/Krankenhaus: 34 Tote bei Angriff Israels in Gaza | 430 | dpa-AFX | |
Mo | Israel Katz: Stehen vor Abschluss des Einsatzes in Gaza | 359 | dpa-AFX | |
Mo | Iran meldet 935 Tote im Krieg gegen Israel | 162 | dpa-AFX |
URAINE-KRIEG im n-tv Liveticker
Detaillierte Meldungsübersicht. Daraus eine Auswahl:
+++ 10:25 Ukrainische Drohnen schlagen in großer russischer Rüstungsfabrik ein +++
Es gibt weitere Meldungen über Treffer bei ukrainischen Drohnenangriffen. Eine Fabrik zur Herstellung von Flugabwehrsystemen in der Stadt Ischewsk soll beschädigt worden sein. Diese liegt über 1000 Kilometer von der Ukraine entfernt. Auf einem Video ist ein Einschlag zu sehen, vermutlich von einer der bekannten ukrainischen Ljutyj-Drohnen, die des Öfteren für Angriffe über weitere Distanzen verwendet werden. Die Verifizierung von ntv.de stuft die Aufnahmen als authentisch ein und konnte den genauen Ort bestimmen. In einem früheren russischen Bericht über das Werk sind unter anderem Tor-Flugabwehrsysteme zu sehen. Den kursierenden Videos zufolge gibt es wohl mehrere Drohneneinschläge in der Einrichtung.
+++ 09:46 Norwegen schickt F-35-Kampfflugzeuge nach Polen +++
Norwegen entsendet laut einer Mitteilung des dortigen Verteidigungsministeriums in diesem Herbst F-35-Kampfflugzeuge nach Polen zum Flughafen Rzeszów. „Die Mission dient dem Schutz des polnischen Luftraums und eines wichtigen logistischen Knotenpunkts für die Hilfe an die Ukraine“, heißt es. Man trage einen wichtigen Teil dazu bei, dass die Ukraine ihre Ziele erreichen und ihren Freiheitskampf fortsetzen könne, sagt Verteidigungsminister Tore O. Sandvik. Über Polen wird viel militärische Ausrüstung aus dem Westen und andere Unterstützung in die Ukraine transferiert. In dem Land sind an Knotenpunkten deswegen unter anderem Patriot-Flugabwehrsysteme stationiert.
+++ 09:12 Ukraine: Russische Drohnen-Fabrik und Öldepot bei nächtlichen Angriffen getroffen +++
Laut United24 Media, einer Medienplattform der ukrainischen Regierung, wurden bei den nächtlichen Drohnenangriffen auf die von Russland besetzten Städte Donezk und Luhansk eine Anlage zur Herstellung von Drohnen und elektronischer Kriegsführung sowie ein Öldepot getroffen beziehungsweise ins Visier genommen.
+++ 08:30 Kellogg: Aussagen von Kreml-Sprecher Peskow sind „orwellsch“ +++
Der US-Sondergesandte Keith Kellogg reagiert auf X auf Behauptungen von Dmitri Peskow. Der Kreml-Sprecher, der regelmäßig mit Falschaussagen auffällt, hatte gesagt, die USA und die Ukraine würden Friedensgespräche verzögern. „Die jüngsten Äußerungen Peskows zum Stand der Verhandlungen sind orwellsch. Die russischen Behauptungen, dass die USA und die Ukraine die Friedensgespräche verzögern, sind unbegründet“, schreibt Kellogg. „Präsident Trump hat sich konsequent und unnachgiebig für Fortschritte bei der Beendigung des Krieges eingesetzt. Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand und die Aufnahme von trilateralen Gesprächen zur Beendigung des Krieges. Russland kann nicht weiter auf Zeit spielen, während es zivile Ziele in der Ukraine bombardiert.“
150.000 Soldaten in Position Warum Russland jetzt eine Großoffensive vorantreibt
+++ 07:58 Nordkorea ehrt gefallene Soldaten – Tränen im Publikum +++
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nimmt die Leichen von im Ukraine-Krieg getöteten Soldaten seines Landes in Empfang. Das Staatsfernsehen zeigt Aufnahmen von Kim, der in Pjöngjang die nordkoreanische Flagge auf den Sarg eines Soldaten legt. Begleitet wird er bei der Zeremonie von Russlands Kulturministerin Olga Ljubimowa. Anlass der gestrigen Gedenkfeier war der Jahrestag der Unterzeichnung eines Militärabkommens zwischen Nordkorea und Russland. Die Vereinbarung über eine „umfassende strategische Partnerschaft“ der beiden Länder enthält auch eine Klausel zur gegenseitigen Verteidigung. Nordkorea hat Tausende Soldaten zur Unterstützung Russlands in die Region Kursk geschickt. Viele sollen gefallen sein.
+++ 07:30 Dutzende ukrainische Drohnen sollen Russland und besetzte Regionen angegriffen haben +++
Die russische Luftwaffe hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Nacht 60 ukrainische Drohnen zerstört. Die meisten von ihnen seien über südwestlichen Regionen Russlands, über der ukrainischen Halbinsel Krim, über dem Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer zerstört worden, teilt das Ministerium mit. Zur Gesamtzahl der von der Ukraine gestarteten Drohnen macht das Ministerium keine Angaben. Moskau berichtet oft nur über abgeschossene Drohnen. Es gibt jedoch auch ukrainische Berichte über Treffer, zum Beispiel in einem Logistikzentrum in der Region Luhansk (siehe Eintrag von 06:22 Uhr).
+++ 06:51 Militärexperte: Wenn wir diese Drohnen nicht aufhalten, werden wir es selbst damit zu tun bekommen +++
Die Angriffe mit teilweise Hunderten Shahed-Drohnen pro Nacht sind für die Ukraine ein großes Problem. Die Flugabwehr ist überlastet, viele können ihre Ziele treffen. Der Militärexperte Nico Lange schreibt auf X, es müsse schnell etwas gegen die neuen Massen unternommen werden. „Abwehrdrohnen, billige Flugabwehr, elektronischer Kampf, Handel mit Komponenten und blockieren, Fabriken zerstören.“ Russland produzierte bereits Tausende Shahed-Drohnen pro Monat und steigere die Produktion stetig weiter. „Wenn wir diese Drohnen in der Ukraine nicht aufhalten, die Fabriken, Lieferketten und Komponenten nicht stören, werden wir es selbst damit zu tun bekommen“, so Lange.
Immer heftigere Shahed-Angriffe Neue Roboter-Waffe der Ukraine kommt gerade richtig
+++ 06:22 Russisches Logistikzentrum in Luhansk brennt +++
Ein russisches Logistikzentrum in der besetzten Region Luhansk steht nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Flammen. „Die russische Logistik im vorübergehend besetzten Luhansk brennt“, erklärt der Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, auf Telegram. Lokale Medien berichten über den Drohnenangriff und veröffentlichten offenbar Videos des brennenden Logistikzentrums und des Drohnengeräuschs. Russische Staatsmedien berichten, dass über 20 Drohnen über der Region Luhansk flogen.
+++ 05:42 Russen wollen erstes Dorf in der Region Dnipropetrowsk eingenommen haben – Ukraine dementiert +++
Russische Streitkräfte haben die Kontrolle über das erste Dorf in der ostukrainischen Region Dnipropetrowsk übernommen, berichtet Reuters mit Verweis auf russische Staatsmedien und Kriegsblogger. Russland hat innerhalb von zwei Monaten 950 Quadratkilometer Territorium eingenommen. Der Leiter des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, schrieb auf Telegram: „Bis heute sind die Russen noch nicht in die Region Dnipropetrowsk vorgedrungen. Die Kämpfe finden in der Nähe der Verwaltungsgrenze statt, und die Russen fliegen auch Drohnen in die Region. Es gibt jedoch keinen Durchbruch, und die Kämpfe sind schwierig.“
+++ 04:45 Generalstab: Ukrainische Streitkräfte drängen russische Armee aus Sumy +++
Ukrainische Streitkräfte haben die Lage in der Oblast Sumy stabilisiert und die russische Armee weiter von Sumy, der Hauptstadt der Region, zurückgedrängt, berichtet der ukrainische Generalstab auf Telegram. Ukrainische Truppen seien in die Nähe des Dorfes Oleksiivka vorgerückt, das weniger als 30 Kilometer von der Stadt Sumy entfernt liegt, und hätten das Dorf Andriivka befreit, das Anfang Juni von Russland eingenommen worden war, heißt es in der Erklärung.
+++ 03:44 UN-Generalsekretär verspricht Ukraine Wiederaufbau-Hilfe +++
UN-Generalsekretär António Guterres hat der von Russland angegriffenen Ukraine Unterstützung bei einem möglichen Wiederaufbau zugesagt. Guterres habe bei einem Gespräch mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal auf die Verpflichtung der Vereinten Nationen hingewiesen, die Bemühungen der ukrainischen Regierung zur Bewältigung der humanitären, Wiederaufbau- und Sanierungsbedürfnisse zu unterstützen, teilt sein Sprecher mit. Beide hatten sich bei der vierten UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung im südspanischen Sevilla getroffen. Guterres habe zudem betont, wie wichtig es sei, eine vollständige, sofortige und bedingungslose Waffenruhe in der Ukraine zu erreichen.
+++ 02:46 Aufrüstung gegen Russland: Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz +++
Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig die Nachfolge von Polen an, das den Ratsvorsitz in der ersten Jahreshälfte innehatte. Dänische Regierungsvertreter werden damit bis zum Jahresende zahlreiche Ministertreffen leiten und als Vermittler bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den 27 EU-Staaten auftreten. Dabei geht es vor allem darum, einen möglichst reibungslosen Ablauf der EU-Gesetzgebungsverfahren zu garantieren. Thematisch wollen sich die Dänen unter dem Motto „Ein starkes Europa in einer sich verändernden Welt“ insbesondere für die gemeinsame Aufrüstung gegen Russland und für mehr Wettbewerbsfähigkeit in der EU einsetzen.
+++ 01:46 Union warnt SPD vor Abkehr von Pistorius‘ Wehrdienstmodell +++
Die Union hat die SPD von Verteidigungsminister Boris Pistorius davor gewarnt, das im Koalitionsvertrag beschriebene künftige Wehrdienstmodell mit Pflichtoption bei einem Mangel an Freiwilligen infrage zu stellen. „Es ist uns allen klar: wenn der Aufwuchs auf Basis von Freiwilligkeit nicht erreicht werden kann, müssen automatisch verpflichtende Maßnahmen greifen“, sagt der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Erndl, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Mit Blick auf den Kompromiss von Pistorius und den Jusos auf dem SPD-Parteitag am Wochenende mahnt er: „Es geht hier nicht um parteitaktische oder ideologische Fragestellungen, sondern um die Sicherheit Deutschlands und seiner Verbündeten.“
+++ 00:34 Russische Behörden: Eine Tote und zwei Verletzte nach Raketenschlag in Donezk +++
In der von russischen Truppen besetzten ostukrainischen Großstadt Donezk ist nach Behördenangaben eine Frau durch einen Raketenschlag ums Leben gekommen. Zwei weitere Personen, darunter ein Minderjähriger, seien bei dem ukrainischen Angriff verletzt worden, sagt der Moskauer Statthalter der Region, Denis Puschilin, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Die Besatzungsbehörden meldeten, der Angriff sei mit Raketen des Typs Storm Shadow erfolgt. Eine Bestätigung aus Kiew gibt es dafür nicht.
+++ 22:58 Moskaus Statthalter meldet vollständige Einnahme von Luhansk +++
Russland hat nach Angaben der Besatzungsbehörden die ostukrainische Region Luhansk vollständig erobert. Der Bericht über die vollständige Eroberung sei vor zwei Tagen gekommen, sagt der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Leonid Passetschnik, im russischen Staatsfernsehen. Bislang gibt es dafür keine Bestätigung aus Kiew. Auch das Verteidigungsministerium in Moskau hat die vollständige Besetzung des Gebiets Luhansk bislang nicht gemeldet. In der Vergangenheit kam die offizielle Bestätigung aus Moskau aber meist kurz nach den Erfolgsmeldungen der örtlichen Besatzungsbehörden.
+++ 21:58 Selenskyj dankt Deutschland für Hilfe bei Flugabwehr +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland für die Hilfe speziell bei der Stärkung der eigenen Flugabwehr gedankt. Wichtig sei es nun, bei der gemeinsamen Waffenproduktion voranzukommen, sagt er in seiner abendlichen Videobotschaft. „Eins der Ziele besteht darin, in die Systemproduktion von Flugabwehrkomplexen einzusteigen – dies ist eine strategische Aufgabe“, führt er weiter aus. Selenskyj erinnert angesichts des Besuchs von Außenminister Johann Wadephul in Kiew auch an die politische Unterstützung aus Berlin. Deutschland betrachte den Weg der Ukraine in die Nato als unumkehrbar, sagt er. Kiew sieht die Militärallianz als wichtige Garantie seiner eigenen Sicherheit, während Moskau die Invasion des Nachbarlands auch mit dessen Nato-Beitrittswunsch begründet hatte. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump den Nato-Beitritt der Ukraine als irreal abgetan.
+++ 21:27 Ausbildung von Ukraine-Soldaten: Bundeswehr erhält „euphorische Rückmeldungen“ +++
Deutschland unterstützt die Ukraine seit Beginn der russischen Invasion mit Waffen, Hilfsgütern und eigenem Know-how. Generalleutnant Andreas Marlow erklärt, wie die Ausbildung der ukrainischen Einsatztruppen lief – und auf welchem Gebiet Deutschland mehr von der Ukraine lernen kann, als andersherum.
Ausbildung von Ukraine-Soldaten Bundeswehr erhält „euphorische Rückmeldungen“
+++ 20:40 Moskau setzt Daimler Truck auf Sanktionsliste +++
Die russische Regierung hat den deutschen Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck auf eine Sanktionsliste gesetzt. Der entsprechende Regierungserlass stammt von Freitag, wurde aber erst am heutigen Montag veröffentlicht. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Westen Sanktionen gegen Moskau verhängt. Als Antwort hat auch der Kreml eine eigene Sanktionsliste mit westlichen Unternehmen erstellt. Mit diesen ist jeglicher Handel untersagt. Zahlungsverpflichtungen gegenüber solchen Konzernen sind nichtig. Welche konkreten Folgen die Entscheidung für das Unternehmen hat, ist jedoch unklar. Daimler Truck äußerte sich dazu am Abend nicht. Eine Begründung für die Aufnahme von Daimler Truck in die Sanktionsliste nennt Russland offiziell nicht. Die Regierungszeitung „Rossiskaja Gaseta“ berichtet aber, dass der Konzern Lkw an die ukrainischen Streitkräfte geliefert habe. Daimler Truck hat seine Tätigkeit in Russland nach Kriegsbeginn eingestellt. Seinen Anteil von 15 Prozent am russischen Lkw-Produzenten Kamaz, der auch Armeefahrzeuge baut, konnte das Unternehmen allerdings erst 2024 verkaufen. Die Verkaufssumme ist unbekannt.
+++ 19:49 Warum Russland jetzt eine Großoffensive vorantreibt +++
Russland bringt 100.000 Soldaten rund um Pokrowsk und noch einmal 50.000 bei Sumy zusammen. Der Zeitpunkt für die nächste Großoffensive ist womöglich gut gewählt, erklärt Sicherheitsexperte Frank Umbach. Grund für Moskau könnten auch die weltweiten Krisenherde sein.
150.000 Soldaten in Position Warum Russland jetzt eine Großoffensive vorantreibt
+++ 19:20 Deutschland soll Nato-Mitgliedschaft der Ukraine unterstützen +++
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj soll eine Änderung der deutschen Haltung zu den Nato-Bestrebungen der Ukraine angekündigt und erklärt haben, Berlin unterstütze eine künftige Mitgliedschaft der Ukraine im Bündnis. Dies habe Selenskyj im Vorfeld eines Treffens mit dem deutschen Außenminister Johann Wadephul in Kiew gesagt, berichtet ein Korrespondent der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform. „Dies ist ein sehr wichtiger Moment – nicht nur im Hinblick auf unsere Zukunft in der Europäischen Union. Ich möchte Ihnen persönlich für ein Signal danken, das wir seit langem, vielleicht sogar nie von Deutschland gehört haben“, wird der ukrainische Präsident zitiert. Während des Nato-Gipfels habe Deutschland erklärt, dass die Ukraine seiner Ansicht nach dem Bündnis angehören solle. Dies liege im Interesse der kollektiven Sicherheit Europas, habe Selenskyj weiter ausgeführt. Wie Ukrinform zuvor berichtet hatte, nannte Selenskyj die USA, Deutschland, Ungarn und die Slowakei als Länder, die eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ablehnen würden. Im vergangenen Jahr hatte die Nato der Ukraine noch eine Hilfszusage im Umfang von 40 Milliarden Euro gegeben und versprochen, sie auf dem „unumkehrbaren Weg“ zur Nato-Mitgliedschaft zu unterstützen. Letztere Formulierung, die für die Ukraine extrem wichtig ist, ist in der Abschlusserklärung des Nato- Gipfels in Den Haag in der vergangenen Woche jedoch ersatzlos entfallen.
+++ 18:25 Aus Russland deportierte Ukrainer sollen an Grenze zu Georgien festgehalten werden +++
Dutzende aus Russland deportierte Ukrainer werden einer Nichtregierungsorganisation zufolge an der Grenze zu Georgien unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Mindestens 56 Ukrainer, die Mehrzahl von ihnen ehemalige Häftlinge, seien nahe des Grenzübergangs Dariali in einem Keller eingesperrt, teilt die NGO Volunteers Tbilisi (Tiflis-Freiwillige) mit. Dort müssten sie auf die Genehmigung zur Einreise nach Georgien warten. „Die Bedingungen sind unmenschlich, es fehlen die Grundbedürfnisse: Nahrung, Wasser und Toiletten“, gibt die NGO-Verteterin Maria Belkina an. Derzeit sei die Zahl der an diesem Ort festgehaltenen Menschen nicht eindeutig feststellbar, einige Menschen würden dort seit Wochen festsitzen, sagt Belkina weiter. Viele der Menschen hätten in russischen Haftzentren eingesessen und seien nach ihrer Entlassung bedrängt worden, sich der russischen Armee anzuschließen. „Einige haben ernsthafte gesundheitliche Probleme, darunter Verdacht auf Tuberkulose- und HIV-Infektionen“, sagte Belkina. „Ein Mann wurde bereits ins Krankenhaus eingeliefert, zwei weitere sind gestorben, nachdem sie dort festgehalten wurden.“ Menschenrechtsorganisationen zufolge könnten bis zu 800 Ukrainer in den kommenden Wochen zu der Grenze gebracht werden. Mittlerweile hätten mindestens 17 Menschen Georgien mit dem Flugzeug in Richtung Moldau verlassen, nachdem sie die erforderlichen Dokumente erhalten hätten.
+++ 18:02 Razzia bei russischem Staatsmedium in Aserbaidschan +++
Vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen Russland und seinem Nachbarn Aserbaidschan hat die Polizei in Baku Räumlichkeiten des russischen Auslandssenders „Sputnik“ durchsucht. Bei der Razzia seien zwei Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB festgenommen worden, berichten aserbaidschanische Medien. Aus Moskau hieß es hingegen, russische Journalisten seien festgenommen worden. Dem aserbaidschanischen Botschafter wurde demnach eine Protestnote übergeben. Die russischen Behörden sprechen von „unfreundlichen Handlungen Bakus und der illegalen Festnahme russischer Journalisten“. „Sputnik“ ist ein mehrsprachiger Radiosender und Nachrichtenportal zur Verbreitung von Kreml-Propaganda. In den Beziehungen zwischen Moskau und Baku knirscht es schon seit geraumer Zeit.
+++ 17:38 Lawrow warnt den Westen, Proteste in Serbien zu unterstützen +++
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die westlichen Länder davor gewarnt, eine „Farbrevolution“ in Serbien zu unterstützen. „Wir hoffen, dass westliche Länder, die oft innenpolitische Angelegenheiten in anderen Staaten ausnutzen, um ihre Interessen durchzusetzen, dieses Mal von farbigen Revolutionen Abstand nehmen werden“, zitiert die staatliche Agentur Tass den russischen Chefdiplomaten. „Wir beobachten die Situation“, teilt demzufolge Lawrow mit. Am Samstag nahmen nach Schätzungen der Organisation „Archiv öffentlicher Versammlungen“ rund 140.000 Menschen an Protesten in Belgrad teil und forderten vorgezogene Neuwahlen. Nach dem offiziellen Ende der Kundgebung kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Laut Polizei wurden 48 Beamte verletzt, einer von ihnen schwer.
+++ 17:06 Selenskyj bittet Deutschland um mehr Iris-T-Flugabwehrsysteme +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland um die Lieferung weiterer Iris-T-Flugabwehrsysteme für die Abwehr der schweren russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen gebeten. Über dieses Thema wolle er mit Bundesaußenminister Johann Wadephul sprechen, sagt Selenskyj bei einem Treffen mit dem CDU-Politiker in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Gleich zu Beginn seines Besuches hatte sich der Minister gemeinsam mit Sybiha eine Iris-T-Flugabwehrstellung zeigen lassen, die nach Angaben des Auswärtigen Amtes eine wichtige Rolle bei der Luftverteidigung Kiews spielt. Deutschland hat der Ukraine mit Stand April sechs dieser Systeme zur Verfügung und weitere zehn in Aussicht gestellt.
+++ 16:39 Reisner: Was hinter Russlands Vehikeln im „Mad Max Style“ steckt +++
Auch über vier Jahre nach Start des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gibt es an der Front noch neue Strategien und Entwicklungen. Russland setzt nun vermehrt auf kleine, motorisierte Gefährte. Warum, weiß Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer.
Reisner zu ungewöhnlicher Offensive Was hinter Russlands Vehikeln im „Mad Max Style“ steckt
+++ 16:23 EU und Ukraine einigen sich auf Handelsabkommen für Agrarprodukte +++
Die Europäische Union und die Ukraine haben sich auf ein Handelsabkommen für Agrarprodukte geeinigt. Es legt neue Obergrenzen für die zollfreie Einfuhr von Produkten wie Weizen, Geflügel, Mais und Honig fest, wie EU-Handelskommissar Maros Sefcovic in Brüssel mitteilt. Das Abkommen soll eine Übergangsvereinbarung ablösen, die seit Anfang Juni in Kraft ist. Details der Vereinbarung müssen noch ausgearbeitet werden. Die EU hatte 2022 die Zölle auf Agrarprodukte aus der Ukraine grundsätzlich abgeschafft. Die europäischen Staaten wollten die Ukraine so im Krieg gegen Russland unterstützen. Nach Protesten aus der Landwirtschaft gegen die billigere Konkurrenz aus der Ukraine hatte die EU diese Zollfreiheit aber schrittweise wieder zurückgenommen.
+++ 15:43 Ukrainer „angeln“ Russen die Ausrüstung weg +++
Beiden Seiten gehen im Ukraine-Krieg regelmäßig Drohnen verloren, meist durch Störsignale des Feindes. Eine ukrainische Drohneneinheit macht sich einen Spaß daraus, der russischen Seite das vom Himmel geholte Gerät wegzuschnappen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, ist auch mal eine Kalaschnikow dabei.
Kuriose Taktik an der Front Ukrainer „angeln“ Russen die Ausrüstung weg
+++ 15:27 Wadephul: „Verteidigung der Ukraine die wichtigste Aufgabe Deutschlands und Europas“ +++
Bundesaußenminister Johann Wadephul sichert der Ukraine bei einem Besuch in Kiew weitere Unterstützung im Verteidigungskrieg gegen Russland zu und verspricht eine verstärkte Rüstungskooperation. „Für mich ist die Verteidigung der Ukraine die zentrale, die wichtigste Aufgabe Deutschlands und Europas“, sagt Wadephul bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha. „Wir stehen felsenfest an der Seite der Ukraine.“ „Wir werden euch unterstützen, solange wie nötig“, fügt Wadephul hinzu. Der Außenminister, der bei seinem Kiew-Besuch von Vertretern der deutschen Rüstungsindustrie begleitet wurde, betont, Deutschland werde die militärische Unterstützung für die Ukraine „weiter verstärken“.
Antrittsbesuch in Kiew Wadephul drängt auf weitere Russland-Sanktionen
+++ 14:41 Jäger zu EU-Sanktionspaket: „Im Kreml kann man sich das Feixen nicht verkneifen“ +++
„Die EU wird diplomatisch nicht mehr ernst genommen“, ist sich Thomas Jäger sicher. Grund dafür sei nicht zuletzt das auf Eis gelegte 18. Sanktionspaket, das „in der Sache wirklich scharf ist“, wie der Politologe erklärt.
Jäger zu EU-Sanktionspaket „Im Kreml kann man sich das Feixen nicht verkneifen“
+++ 14:23 EU-Staaten verlängern Wirtschaftssanktionen gegen Russland +++
Mangels Fortschritten bei den Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump für die Ukraine hat die EU ihre harten Wirtschaftssanktionen gegen Russland bis zum 31. Januar 2026 verlängert. „Solange die rechtswidrigen Handlungen der Russischen Föderation weiterhin grundlegende Regeln des Völkerrechts verletzen – insbesondere das Verbot des Einsatzes von Gewalt – ist es angemessen, alle von der EU verhängten Maßnahmen aufrechtzuerhalten“, teilt die Vertretung der Mitgliedstaaten in Brüssel mit. Die Sanktionen seien eine Reaktion auf „die unbegründete, ungerechtfertigte und rechtswidrige militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine“. Für die große Mehrheit der Mitgliedstaaten ist eine große Erleichterung, dass die Sanktionsverlängerung relativ geräuschlos beschlossen werden konnte. Zuvor hatte es wochenlang Befürchtungen gegeben, dass Ungarn die Entscheidung verhindern könnte, um die Friedensbemühungen von Trump zu unterstützen.
+++ 14:14 Pistorius: „Die maritimen Gefahren wachsen“ +++
Verteidigungsminister Boris Pistorius hebt bei einem Besuch in Dänemark die aus seiner Sicht deutlich stärkere Rolle Deutschlands bei der militärischen Überwachung der Ostsee hervor. „Deutschland hat mit Blick auf die Ostsee die Führung übernommen“, sagt Pistorius bei einer Pressekonferenz mit seinem dänischen Kollegen Troels Lund Poulsen im Verteidigungsministerium in Kopenhagen. Pistorius verweist auf wachsende Gefahren für die Sicherheit auf See durch Russland. „Die maritimen Gefahren wachsen, so viel ist sicher“, teilt er mit. Als Beispiel nennt er hybride Angriffe etwa durch Schiffsanker, die Unterseekabel beschädigten, oder die Störung von GPS-Signalen. Pistorius fügt an, Russland militarisiere auch die Arktis, was sich unter anderem an wachsender Aktivität in der Region zeige.
+++ 13:46 Papst: „Sinnloser Krieg“ stellt Glauben der Ukrainer auf harte Probe +++
Papst Leo XIV. bringt seine Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck und erklärt, dass das Land durch den „sinnlosen Krieg“ Russlands „gemartert“ werde. Der Krieg stelle den Glauben des ukrainischen Volkes „auf eine harte Probe“, zitiert ihn die „Kyiv Post“. Der Papst machte demnach diese Bemerkungen bereits am Freitag, als er eine Gruppe von ukrainischen griechisch-katholischen Pilgern im Vatikan empfing. Unter den Anwesenden befanden sich das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, sowie Bischöfe, Priester und Laienpilger.
+++ 13:15 SBU: Russischer Geheimdienst rekrutiert vermehrt ukrainische Jugendliche +++
Russland wirbt vermehrt Jugendliche in der Ukraine für Spionagetätigkeiten und Sabotage an. Wie der Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Artem Dekhtiarenko, der „Financial Times“ sagt, nahm der Geheimdienst seit dem Frühjahr letzten Jahres mehr als 700 Personen fest, die in von Russen organisierte Spionage, Brandstiftung und Bombenanschläge verwickelt waren. Von diesen waren demnach rund 175 – also etwa 25 Prozent – unter 18 Jahre alt.
+++ 12:34 Wieder Drohnenangriffe und Verletzte in Region Charkiw +++
Bei russischen Drohnenangriffen in der Region Charkiw werden mindestens acht Menschen – unter ihnen ein Kind – verletzt sowie Infrastruktur beschädigt. Laut dem Chef der Regionalverwaltung Oleh Syniehubow schlugen Drohnen an drei verschiedenen Orten ein. In Pisochyn, westlich der Stadt Charkiw, kommt es dabei auch zu einem großen Brand. Auch in Dergachi, nordwestlich von Charkiwbrechen mehrere Feuer aus in einem privaten Unternehmen und in einer landwirtschaftlichen Anlage.
+++ 12:16 Wadephul: „Unsere Rüstungszusammenarbeit ist ein echter Trumpf“ +++
Bundesaußenminister Johann Wadephul lobt die Kooperation Deutschlands mit der Ukraine in der Rüstungsindustrie. „Unsere Rüstungszusammenarbeit ist ein echter Trumpf“, sagt Wadephul bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha in Kiew. Davon könnten beide Seiten profitieren. „Mit eurem Ideenreichtum, eurer Erfahrung werden auch wir besser.“ Deshalb werde er bei seinem Besuch auch erstmals von einer Delegation deutscher Rüstungsunternehmen begleitet.
+++ 11:50 Wadephul besucht zerstörtes Wohnhaus in Kiew +++
Angesichts jüngster massiver russischer Luftangriffe auf die Ukraine macht sich Außenminister Johann Wadephul ein Bild von den Schäden. In der Hauptstadt Kiew lässt sich der CDU-Politiker zunächst einen Standort der mobilen Luftverteidigung zeigen. Im Anschluss besucht Wadephul im Stadtteil Solomjanska ein durch russische Luftangriffe Mitte Juni beschädigtes Wohnhaus, in dem auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft lebt. Es handelte sich um einen der schwersten Angriffe auf Kiew in jüngster Zeit: In dem Haus kamen 23 Menschen ums Leben, darunter Kinder. Zudem wurden 134 Menschen verletzt.
+++ 11:25 Bundesverteidigungsminister in Dänemark eingetroffen +++
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius besucht zur Stunde Dänemark. Geplant sind, gemeinsam mit seinem dänischen Amtskollegen Troels Lund Poulsen, ein gemeinsamer Besuch eines dänischen Rüstungsunternehmens, ein Arbeitsessen sowie ein Pressestatement der beiden Minister gegen Mittag. Dänemark spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung des Ostseeraums und dessen Schutz vor Angriffen auf Infrastruktureinrichtungen wie Unterseekabel. Das Land übernimmt am Dienstag turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft.
+++ 10:43 Kreml-Medien: Russen rücken im Osten weiter vor +++
Russische Streitkräfte rücken Staatsmedien und Kriegsbloggern zufolge im Osten der Ukraine immer weiter vor. Demnach nehmen sie eine erste Ortschaft in der zentral-östlichen Region Dnipropetrowsk ein. Die Truppen übernähmen die Kontrolle über das Dorf Dachnoje, heißt es. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite oder vom Verteidigungsministerium in Moskau liegt nicht vor. In den vergangenen zwei Monaten haben russische Truppen insgesamt rund 950 Quadratkilometer Gelände gewonnen. Der ukrainischen Beobachtergruppe Deep State zufolge kontrolliert Russland derzeit 113.588 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums. Zu den besetzten Gebieten gehören die Halbinsel Krim, mehr als 99 Prozent der Region Luhansk, über 70 Prozent der Regionen Donezk, Saporischschja und Cherson sowie Teile der Regionen Charkiw, Sumy und Dnipropetrowsk.
+++ 10:11 WSJ: 50.000 russische Soldaten nach Sumy verlegt +++
Der Druck auf die Ukraine wächst in Sumy: Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf vor Ort kämpfende Soldaten berichtet, hat Russland 50.000 Soldaten in das Gebiet um die Stadt Sumy verlegt. Dort seien sie den ukrainischen Verteidigern zahlenmäßig etwa drei zu eins überlegen. Dem Bericht zufolge befinden sich die russischen Truppen jetzt nur noch 19 Kilometer von Sumy entfernt, das zum neuen Ziel Moskaus geworden ist. „Ihre Hauptstrategie ist es, uns durch schiere Zahlen zu zermürben“, sagt der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi über die Russen.
+++ 09:40 ISW: Russland hat immer mehr zivile Gebiete im Visier +++
Russland scheint bei seinen groß angelegten Angriffen zunehmend auf zivile Gebiete zu zielen, wie das Institute of the Study of War schreibt. Es bezieht sich dabei auf Aussagen des Chefs der Kiewer Militärverwaltung, Timur Tkachenko, wonach Russland seine Angriffstaktik geändert habe, um zivilen Gebieten so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Tkachenko weist darauf hin, dass russische Raketen- und Drohnenangriffe im Juni 2025 dreimal die Stadt Kiew schwer getroffen hätten, wobei im Juni 2025 insgesamt 285 Drohnen und 65 Raketen auf die Hauptstadt abgefeuert worden seien – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 35 Drohnen und einer ballistischen Rakete, die russische Streitkräfte im Januar 2025 auf die Stadt Kiew abgefeuert hätten. Tkachenko stellte fest, dass seit Anfang Juni 2025 42 Zivilisten, darunter ein Kind, durch russische Angriffe auf die Hauptstadt ums Leben gekommen sind und dass 234 Menschen, darunter 11 Kinder, verletzt wurden. Dabei setzten die russischen Streitkräfte auf die Taktik der „double tap“: Beim Eintreffen der Rettungskräfte schlagen sie erneut zu und setzen auch und Streumunition ein, die mit einer Verzögerung detoniert. Laut dem ISW fordern russische Offizielle und Militärblogger die Fühurng auf, die Angriffe zu intensivieren.
WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
ZENTRALBANKEN
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WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK
WEITERE MELDUNGEN
ORF MELDUNGBÜNDEL WELT
Studie: 14 Millionen Tote wegen USAID-Kürzungen möglich
Trumps Steuergesetz: Musk droht Abgeordneten
Festnahmen in Türkei wegen angeblicher Mohammed-Karikatur
USA heben Syrien-Sanktionen auf
WHO erklärt Surinam für malariafrei
Minister: Israels Militär vor Ende von Gaza-Einsatz
Quoten: Rom legt Paket zu Zuwanderung vor
Einigung auf neues Handelsabkommen mit Ukraine
Hitzewarnungen in mehreren Ländern
Wiiw-Prognose: Osteuropa wächst robust
USA
HINTERGRUND: 90 Deals in 90 Tagen: Das wollte Trump, als er die Strafzölle aufschob. Bis jetzt sind es nur zwei – Jannik Belser, NZZ, 01.07.2025
Ab dem 9. Juli gelten Trumps Strafzölle definitiv. Oder doch nicht? Ganz sicher ist sich niemand. Ein Überblick zu den Zollverhandlungen zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern.
Bald ist die Gnadenfrist abgelaufen: Am 9. Juli endet die 90-tägige Zollpause, in der die amerikanische Regierung mit anderen Staaten über die Handelsbeziehungen verhandelt hat. Die Strafzölle, die der amerikanische Präsident Donald Trump an seinem «Liberation Day» im April verhängt hatte, waren in dieser Phase ausgesetzt. Auf amerikanische Importe galt, mit einigen Ausnahmen, ein Basiszollsatz von 10 Prozent.
Die amerikanische Regierung hat sich viel von der Zollpause erhofft. Das Schreckensszenario eines höheren Zollniveaus soll die Handelspartner zum Einlenken bringen. Trumps Handelsberater Peter Navarro versprach 90 Deals in 90 Tagen. Dafür müssten sich die Amerikaner nun aber sputen. Eine Woche vor dem Ende der Verhandlungsfrist sind zwei Abkommen unterzeichnet: ein Deal mit Grossbritannien, einer mit China.
Wie hart ist die Deadline wirklich?
Mit zahlreichen Staaten laufen die Verhandlungen. In wie vielen Fällen bis nächsten Mittwoch eine Einigung erzielt werden kann, ist offen. Ebenso die Frage, was eigentlich passiert, wenn bis dahin kein Abkommen unterzeichnet wird.
Die ursprüngliche Drohung der amerikanischen Regierung war, dass dann wieder die Strafzölle greifen. Heisst: 20 Prozent für die EU-Staaten, 31 Prozent für die Schweiz. Doch jüngst hatten amerikanische Regierungsvertreter anderes signalisiert. So sagte der Finanzminister Scott Bessent, dass für Staaten «mit guter Absicht» die Verhandlungsfrist verlängert werden könnte, während welcher weiterhin ein Zollsatz von 10 Prozent gelten würde.
Trump selber wollte das nicht bestätigen. In einem am Sonntag ausgestrahlten Interview bei Fox News sagte er auf die Frage, ob er bei manchen Ländern die Deadline verlängern werde: «Ich glaube nicht, dass ich das tun muss.» Dann schob er nach: «Ich könnte, keine grosse Sache.» Trumps Verhandlungstaktik: Alles kann, nichts muss.
Zahlreiche Länder haben in den vergangenen Wochen versucht, mit der amerikanischen Regierung eine Lösung zu finden. Das ist der Zwischenstand mit wichtigen Handelspartnern, knapp eine Woche vor Ende der Frist.
Grossbritannien: Enttäuschte Hoffnungen
Schon im Mai kündete Donald Trump an, sich mit Grossbritannien auf eine «volle und umfassende» Handelsvereinbarung geeinigt zu haben. Damit verkaufte er mehr, als tatsächlich resultierte.
Grossbritannien senkte die Zugangshürden für amerikanische Agrarprodukte und erklärte sich bereit, Boeing-Flugzeuge im Wert von 10 Milliarden Dollar zu kaufen. Die Briten konnten jedoch Trumps Zölle nicht vollständig weg verhandeln. Zwar senkten die USA die Zölle auf britische Autos von 25 auf 10 Prozent, die Zölle auf Stahl und Aluminium erliessen sie den Briten komplett. Doch der Basiszoll von 10 Prozent, den Trump im April für Importe aus aller Welt eingeführt hatte, galt nach der Einigung auch für britische Güter.
Dass nicht einmal die Briten Trumps Zölle vollständig beseitigen konnten, wurde von vielen Experten als schlechtes Zeichen für alle anderen Staaten aufgenommen. Grossbritannien hat gegenüber den USA einen verhältnismässig kleinen Überschuss in der Handelsbilanz – und damit wenig, an dem sich Trump überhaupt stossen konnte.
China: Streit bleibt der Normalzustand
Mit China hat die Trump-Regierung vergangene Woche ein Abkommen unterzeichnet, nach welchem wieder seltene Erden aus China in die USA exportiert werden können. Im Gegenzug versprechen die Amerikaner, wieder Hightech-Produkte wie Flugzeugtriebwerke und Software für die Chipherstellung nach China zu liefern. Die Einigung kam zustande, nachdem sich die Verhandler beider Länder unter anderem in Genf getroffen hatten.
Trumps China-Deal regelt konkrete Bereiche, in denen die beiden Staaten im Handel stark voneinander abhängig sind – und daher besonders leiden, wenn der Austausch schrumpft. Doch trotz dem Abkommen ist kein Ende des Handelsstreits zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt absehbar. Weiterhin verrechnen China und die USA hohe Zölle auf die gegenseitig gehandelten Güter.
Kanada: Eigentlich wollten sie hart bleiben
Die Zölle gegen die Nachbarländer verhängte Trump schon vor dem «Liberation Day» im April, womit diese nicht von der Zollpause betroffen sind. Doch auch die Kanadier wollen verhandeln, da beispielsweise die amerikanischen Importzölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium sowie 25 Prozent auf Autos die kanadische Industrie stark belasten.
Doch jüngst drohte Trump den Kanadiern wieder. Am Freitag schrieb der US-Präsident auf Truth Social, dass er die laufenden Handelsgespräche mit Kanada abbreche. Grund dafür sei die von der kanadischen Regierung vorgeschlagene Digitalsteuer, mit der die Tech-Konzerne 3 Prozent ihrer Erträge mit kanadischen Kunden hätten abgeben müssen. Die amerikanischen Tech-Giganten Amazon, Meta und Alphabet wären davon betroffen gewesen. Er werde Kanada in den nächsten Tagen mitteilen, schrieb Trump, welchen Zoll er künftig für kanadische Güter erheben wolle.
Am Sonntagabend reagierte die kanadische Regierung: Sie liess die Digitalsteuer fallen, in der Hoffnung «eines für beide Seiten vorteilhaften umfassenden Handelsabkommens», wie der kanadische Premierminister Mark Carney sagte. Dieses soll zum 21. Juli abgeschlossen sein. Carney ist erst seit April im Amt. Er hatte im Wahlkampf versprochen, in den Zollverhandlungen mit Trump hart zu bleiben.
EU-Staaten: Wie viel muss man sich bieten lassen?
Die EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen bestätigte vergangene Woche, dass die Europäer von den USA einen neuen Vorschlag für eine Einigung im Zollstreit erhalten hätten. Diesen werde die EU nun prüfen. «Unsere Botschaft heute ist klar. Wir sind bereit für eine Einigung. Gleichzeitig bereiten wir uns auf die Möglichkeit vor, dass keine zufriedenstellende Einigung erzielt wird», sagte von der Leyen.
Doch die Europäer sind sich nicht einig darin, wie stark sie auf die Forderungen der Amerikaner eingehen sollen. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sagte jüngst, die EU müsse in Anbetracht der wirtschaftlichen Folgen für die unterschiedlichen Industriezweige bei den Verhandlungen vorwärtsmachen: «Die werden zurzeit alle mit so hohen Zöllen belastet, was die Unternehmen wirklich gefährdet. Und deswegen lieber jetzt schnell und einfach als langsam und hochkomplex», sagte der Kanzler. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte hingegen, dass sich die EU von den USA keine unfairen Handelsbedingungen diktieren lassen dürfe. Er sagte: «Unser guter Wille sollte nicht als Schwäche angesehen werden.»
Japan: Verzweifelte Verhandler
Mit Japan verlaufen die Verhandlungen harzig, japanische Regierungsvertreter äusserten sich jüngst frustriert. Ryosei Akazawa, Japans Chefverhandler, sagte Ende Juni, dass die Regierung zwar alles tue, um mit den USA eine Einigung zu finden. «Aber die Aussichten bleiben nebulös», sagte Akazawa.
Japans Überschuss in der Handelsbilanz beträgt 60 Milliarden Dollar. 82 Prozent davon sind exportierte Autos und Autoteile. Es geht bei den Verhandlungen also im Wesentlichen um eine Branche – und zwar um eine, in der Donald Trump massenweise Stellen in den USA schaffen will.
In einem Interview wiederholte Trump seine Ansicht, dass es nicht fair sei, wenn ein Land so viel Güter in die USA verkaufe – im Gegenzug aber keine amerikanischen Produkte importiere. Er forderte die Japaner auf, mehr Öl aus den USA zu kaufen – sonst werde er ihnen einen Brief schreiben, in welchem er einen neuen Zollsatz verhängt: «Ich könnte einen nach Japan schicken. Lieber Mister Japan, hier ist die Geschichte. Sie werden einen Zoll von 25 Prozent auf Ihre Autos zahlen.»
Indien: Immer steht der Deal kurz vor dem Abschluss
Im April reiste der amerikanische Vizepräsident J. D. Vance mit seiner Frau und den drei Kindern nach Delhi. Der indische Premierminister Narendra Modi empfing sie feierlich, schenkte ihnen Pfauenfedern, ein Sohn des Vizepräsidenten hüpfte auf Modis Schoss. Vance und Modi sprachen von «bedeutenden Fortschritten» bei den Zollverhandlungen, ein Abkommen stehe kurz bevor. Passiert ist seither wenig.
Noch in dieser Woche soll eine Delegation von indischen Verhandlern nach Washington reisen und mit einer Einigung im Zollstreit zurückkehren. Trump sagte jüngst, er werde demnächst einen «grossartigen Deal» mit Indien abschliessen.
Schweiz: Warten auf Donald
In der Schweiz glaubten viele Wirtschaftsvertreter, dass es sich beim Zollstreit mit den USA um ein einziges Missverständnis handle. Sie hofften, dass die Schweiz zügig und als eines der ersten Länder einen Deal mit den USA abschliessen könnte. Früh nach dem «Liberation Day» telefonierte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter mit Donald Trump, mehrfach reisten Schweizer Diplomaten nach Washington, der amerikanische Finanzminister Scott Bessent besuchte Genf. Unterschrieben haben die Verhandler: nichts.
«Wir befinden uns auf den letzten Metern», sagte die Seco-Direktorin Helene Budliger Artieda letzte Woche an einer Veranstaltung der Uhrenindustrie. Sie glaube zwar nicht daran, dass damit alle Zölle für Schweizer Exporte in die USA wegfielen. Es könne sein, dass der Pauschalzoll von 10 Prozent bleibe. Die Schweiz dränge auf Zollbefreiungen für einzelne Güterklassen, Budliger Artieda nennt sie «Mini-Deals».
Der Bundesrat schrieb in einer Medienmitteilung, er gehe davon aus, dass die Zölle am 9. Juli beim derzeitigen Satz von 10 Prozent bleiben, solange die Verhandlungen zwischen den beiden Staaten weitergehen. Dies, weil die USA wiederholt anerkannt hätten, dass die Schweiz in guter Absicht verhandle. Gleichzeitig hält er es für möglich, dass der Zollsatz von 31 Prozent wieder kommt: «Da der entsprechende Präsidialentscheid aufseiten USA noch nicht getroffen wurde, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die USA die als ‹reziprok› bezeichneten Zölle per 9. Juli 2025 wieder einführen.»
Wie häufig gilt, wenn man es mit der Trump-Regierung zu tun hat: Alles kann, nichts muss.
NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)
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EUROPA
Harte Asylpolitik, weniger Bürokratie, mehr Armee: Dänemarks von rechts beklatschte Linke übernimmt in Brüssel – Antonio Fumagalli, NZZ, 01.07.2025
Die Dänen üben für ein halbes Jahr die EU-Rats-Präsidentschaft aus. Über das Thema, das Donald Trump umtreibt, schweigen sie aber am liebsten.
In Brüssel macht derzeit ein Witz die Runde: «Am 1. Juli übernimmt Dänemark die EU-Rats-Präsidentschaft. Sagt es Donald Trump einfach nicht.» So erzählt es das Branchenmagazin «Politico».
Hintergrund ist das wiederholt geäusserte Interesse des amerikanischen Präsidenten an der Insel Grönland – diese gehört jedoch zum dänischen Königreich und steht keinesfalls zum Verkauf. Wird die Posse, die das Zeug zur geopolitischen Krise hat, Dänemarks halbjährigen EU-Vorsitz überschatten?
Niemand weiss es, mutmasslich nicht einmal Trump selbst. Die Dänen ihrerseits unternehmen seit seinen ersten Drohungen jedenfalls alles, um die US-Administration nur ja nicht zu provozieren: In dem 47-seitigen Dokument, das die Schwerpunkte der dänischen EU-Rats-Präsidentschaft zusammenfasst, ist Grönland mit keinem einzigen Wort erwähnt. Auch die dänischen Diplomaten in Brüssel halten den Ball so flach, wie es nur geht.
Kein Kreativitätspreis
Schliesslich haben die Dänen schon genügend Themen auf dem Tisch, die für Diskussionen sorgen werden. Sie haben zwei Schwerpunkte auserkoren, für die sie freilich keinen Kreativitätspreis erhalten werden: Verteidigung und Wettbewerbsfähigkeit. Wer den Ratsvorsitz innehat, verfügt zwar über keine zusätzlichen Stimmrechte, kann von technischer bis ministerieller Ebene aber die Agenda wesentlich mitgestalten und damit die Entscheidungsfindung beeinflussen.
Angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Lage Europas liegen die beiden Kernthemen auf der Hand. Denkbar ist, dass man damit unzählige Unterbereiche abdecken kann. So will Dänemark sicherstellen, dass der im März von den EU-Staaten definierte Aufrüstungspfad zügig vorangetrieben wird. Rückendeckung gibt das vergangene Woche beschlossene 5-Prozent-Ausgabenziel der Nato, der 23 der 27 EU-Länder angehören.
Geeint mit Giorgia Meloni
Dänemark versteht unter den Stichworten Verteidigung und Sicherheit aber auch die EU-Erweiterung – die sich zumindest im Fall der Ukraine an Ungarns Widerstand reibt – oder die Migrationspolitik. Bei Letztgenannter vertritt das 6-Millionen-Einwohner-Land eine kompromisslose Haltung.
Vor wenigen Wochen hat sich dies manifestiert, als sich die Ministerpräsidentinnen Dänemarks und Italiens in einem offenen Brief für eine Neuinterpretation der Europäischen Menschenrechtskonvention aussprachen. Ihr Ziel ist es, kriminelle Ausländer einfacher ausweisen zu können.
Bei Italiens rechter Regierungschefin Giorgia Meloni erstaunte das Vorgehen wenig. Bei ihrer dänischen Amtskollegin Mette Frederiksen schon eher, denn sie gehört den Sozialdemokraten an. Unter dem Einfluss der dänischen Volkspartei propagiert die dänische SP – anders als europäische Schwesterparteien – seit Jahren eine restriktive Asylpolitik. Sie holt sich damit nicht nur Applaus von rechts, sondern gewinnt auch Wahlen. Von allen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten in der EU ist Frederiksen die amtsälteste.
Den Green Deal nicht vergessen
Nun will sie auch die europäische Migrationspolitik ein bisschen «dänischer» machen. Der Zeitpunkt ist dafür ideal: Migrationskritische Parteien legen derzeit länderübergreifend zu. Zudem hat die EU-Kommission kürzlich Vorschläge zu sicheren Herkunftsländern und Abschiebezentren in Drittstaaten unterbreitet, welche die EU-Fachminister nun beraten müssen. Auf diese Diskussionen wird Dänemark Einfluss nehmen können, selbst wenn neue Gesetze kaum vor Ende Jahr unter Dach und Fach sein dürften.
Nicht zuletzt will Dänemark Europas Wirtschaft grüner machen. Man erachte den angelaufenen Umbau als Treiber für Wachstum und Arbeitsplätze, sagen dänische Diplomaten – das laufe dem angestrebten Bürokratieabbau nicht zuwider.
Bei aller Planung wird letztlich aber auch die dänische Ratspräsidentschaft von der geopolitischen Weltlage abhängig sein. Plötzlich dominieren Themen die Agenda, die man nur wenige Monate zuvor kaum auf dem Radar hatte – zum Beispiel Trumps Vorliebe für die «wunderbare» Insel im Nordatlantik.
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
UMFRAGEN
Mo | Umfrage: Regulatorik kostet Vermittler viel Zeit | 2 | Versicherungsmagazin | |
Mo | VM-Umfrage zum Verbrennerausstieg: Europa droht zurückzufallen | 2 | VISION mobility | |
Mo | LeasingMarkt.de-Umfrage: Zwei Drittel befürworten Social Leasing | 1 | VISION mobility | |
Mo | USD/CHF bleibt um 0,8000 nach der KOF-Leading-Indicator-Umfrage | 221 | FXStreet | |
Mo | Gartner-Umfrage: Datenverfügbarkeit und -qualität sind Hürden bei KI-Einführung | 2 | connect professional | |
Mo | Ifo-Umfrage: Unternehmen haben wieder mehr Planungssicherheit | 1 | Reuters Deutschland | |
Mo | ifo-Umfrage: Deutsche Unternehmen spüren mehr Planungssicherheit | 2 | Die Zeit |
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN – APA-WAHLTREND
Bürgermeister Ludwig: Studie bestätigt Erfolg des Wiener Wegs – Tourismus als Teil einer lebenswerten und modernen Stadt – Rathauskorresponenz Wien / OTS, 30.6.2025
Wien (OTS) –
Die aktuelle Studie der Statistik Austria zur Tourismusakzeptanz bestätigt eindrucksvoll den Erfolg des Wiener Wegs: Wien führt das Bundesländer-Ranking mit einem Akzeptanzsaldo von +48 Prozentpunkten an – ein deutliches Signal, dass die Wiener Bevölkerung den Tourismus nicht nur mitträgt, sondern aktiv befürwortet.
„Wien zeigt, wie Tourismus und Lebensqualität Hand in Hand gehen können. Der Wiener Weg steht für ein Miteinander von Gästen sowie Bewohnerinnen und Bewohnern – für einen Tourismus, der Rücksicht nimmt, Werte schafft und zur modernen Stadtentwicklung beiträgt“, erklärt Bürgermeister Ludwig.
Tourismus mit Maß und Ziel – der Wiener Weg
In Wien wird Tourismus nicht dem Zufall überlassen. Statt auf Massentourismus setzt die Stadt auf gezielte Steuerung, Qualität, Nachhaltigkeit und den Schutz öffentlicher Räume. Das Ergebnis: hohe Zufriedenheit in der Bevölkerung, wirtschaftliche Impulse für die Stadt und ein positives internationales Image.
„Wir haben uns früh entschieden, den Tourismus als Teil einer ganzheitlichen Stadtpolitik zu denken – eingebettet in Verkehrsplanung, Wohnraum, Kultur und Umweltschutz. Das unterscheidet Wien von vielen anderen Städten in Europa“, betont der Bürgermeister.
Wirtschaftskraft mit Rücksicht
Tourismus ist in Wien ein zentraler Wirtschaftsfaktor – aber kein Selbstzweck. Die Stadt profitiert durch Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Standortstärkung. Zugleich wird darauf geachtet, dass Belastungen wie Lärm oder Überfüllung begrenzt bleiben.
„Tourismus funktioniert in Wien, weil er nicht auf Kosten der Menschen geht. Der Wiener Weg bedeutet: Wirtschaftliche Stärke mit sozialer Verantwortung und städtebaulicher Weitsicht“, so Bürgermeister Ludwig.
Wien bringt sich aktiv in neue Tourismusstrategie ein
Die geplante Reform der bundesweiten Tourismusstrategie („Plan T“) bewertet Bürgermeister Ludwig als Chance, den Wiener Weg zum Vorbild zu machen: „Wir bringen unsere Erfahrung ein – ob bei der Bewältigung von Herausforderungen wie Arbeitskräftemangel und Klimaschutz oder bei der Nutzung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz für nachhaltiges Tourismusmanagement.“
Tourismus mit Zukunft – in einer Stadt mit Haltung
„Der hohe Rückhalt für den Tourismus ist eine Bestätigung, aber auch ein Auftrag. Wien wird den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen: mit Verantwortung, Weitblick und dem klaren Ziel, eine moderne und lebenswerte Stadt für alle zu bleiben – für die Wienerinnen und Wiener genauso wie für unsere Gäste.“
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Rathauskorrespondenz Stadt Wien – Kommunikation und Medien,
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COMMENT: Interessant. Wen haben die da nur befragt? Ratten und Mäuse? Fruchtfliegen? Die haben jetzt jedenfalls dank der Speisereste Kirtag. Und das täglich. Die Speiseüberbleibsel lassen die lieben Gäste zurück, in und neben den Papierkörben, auf den Straßen, Wegen und Plätzen. Die Wiesen im Burggarten sind übersät mit Müll.
Die 60-Menschen-Kolonnen verstopfen die Straßen, überqueren im Schneckentempo Zebrastreifen und Nicht-Zebrastreifen. Die Kärntnerstraße samt Nebenstraßen quillt über, man muss sich da einen Weg erkämpfen. Auf den Straßen, die, für die Fahrzeuge, bummeln Schaulustige, bleiben stehen, machen Selfies.
Langsame Fiaker verstopfen den Verkehr, die Pferde hinterlassen ihre Äpfel trotz Pooh-Bag. Und der reichliche Pferdeurin da und dort duftet nicht nach Parfum: er stinkt zum Gotterbarmen.
Wie im Wurstlprater rollen Elektro-Autos dahin, Höchstgeschwindigkeit 10 km/h. Und die Faxis (eine Art Rischka für Fahrer und zwei Fahrgäste) suchen sich ihren Weg durch die Menschenmassen. Dazwischen E-Roller. Verkehr brauchen die ja nicht, aber die Stadtbewohner wahrscheinlich schon. Radfahren im Zentrum Wiens ist eine Kunstübung im Ausweichen und sich Hindurchschlängeln.
Da und dort stehen größere Touristengruppen und lauschen einem Fremdenführer. Die Kaffees und Gasthäuser sind voll, Platz für Einheimische gibt es nicht. Reservierungen für die übernächste Woche? Nehmen wir nicht, heißt es, wir sind jeden Tag voll. Sommer wie Winter. Das ist die wahre Lebensqualität. Also bitte mehr Touristen nach Wien. Das bedeutet noch mehr Lebensqualität!
Jedenfalls: Wo gibt es diese aktuelle Studie zur Einsichtnahme?
Hier sind die Studienergebnisse für das Jahr 2024. WienTourismus erhebt in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut MANOVA monatlich monatlich die Haltung der WienerInnen zu tourismusbezogenen Themen. Na denn: alles happy peppy! So geht Propaganda! Und Klimawandel gibt es auch nicht. Die Touristen aus Übersee gehen wie weiland Jesus zu Fuß über Atlantik und Pazifik. Perfekt!
WKÖ-Kraus-Winkler erfreut über positive Tourismusakzeptanz – Wirtschaftskammer Österreich, 30.6.2026
Kraus-Winkler: „Weiterentwicklung der Tourismusstrategie wichtiger Schritt für die Zukunft des österreichischen Tourismus“
Wien (OTS) – Erfreut über die Ergebnisse der offiziellen Tourismusakzeptanzerhebung zeigt sich Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Gemäß der von der STATISTIK AUSTRIA durchgeführten bundesweiten Erhebung steht knapp die Hälfte der Österreicher:innen (45 %) dem Tourismus positiv gegenüber. Rund drei Viertel der Österreicher:innen messen dem Tourismus eine hohe wirtschaftliche und kulturelle Relevanz zu, nur 6 % empfinden den Tourismus als „zu viel“.
„Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist eine Grundvoraussetzung, dass der Tourismus in Österreich weiterhin erfolgreich sein kann. Die Branche bemüht sich in vielen Bereichen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Der Tourismus ist zentraler Wertschöpfungsfaktor in Österreich. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass unsere Bemühungen und Hinweise zur Bedeutung des Tourismus bei der Bevölkerung angekommen sind“, kommentiert Kraus-Winkler. Mit 14 % Anteil am BIP und über 680.000 Beschäftigten sichert der Tourismus Arbeitsplätze und stärkt die Regionalität. 80 % der Betriebe sind Familienunternehmen und tätigen ihre Investitionen im Umkreis von 60 km, so die Bundesspartenobfrau.
Kraus-Winkler: „Die heute von Staatssekretärin Elisabeth Zehetner angekündigte Weiterentwicklung der Tourismusstrategie PlanT über die breite Einbindung der Bevölkerung, von Unternehmer:innen und Expert:innen ist ein weiterer wichtiger Schritt für den österreichischen Tourismus, um sich im internationalen Wettbewerb als Top-Leader im nachhaltigen Qualitätstourismus zu behaupten.“ (PWK267/ES)
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COMMENT: Das Problem des Kapitalismus ist nicht die des Tausches von Leistung und Gegenleistung, sondern die Gier nach einem Mehr an Kapital und das Akkumulieren von Macht. Koste es, was es wolle, wir wollen Profit. Punkt.
FPÖ – Steiner: „Eine Umfrage ist nett, aber der Tourismus braucht endlich eine echte Strategie statt leerer PR-Floskeln!“ – Freiheitlicher Parlamentsklub / OTS, 30.6.2025
„Ein echter Tourismusplan benötigt weniger PR-Berater, Workshops und Broschüren, sondern die von uns angesprochenen Reformen“
Wien (OTS) -„Dass sich die Regierung beziehungsweise die ÖVP-Tourismusstaatssekretärin jetzt mit einer Umfrage feiern lässt, zeigt einmal mehr, wie ernst es dieser schwarz-rot-pinken Regierung mit dem Tourismus wirklich ist, nämlich gar nicht!“, so heute FPÖ-Tourismussprecher und Obmann des parlamentarischen Tourismusausschusses NAbg. Christoph Steiner.
„Der heimische Tourismus funktioniert – das stimmt. Er funktioniert aber trotz dieser Regierung und nicht wegen ihr. Die Branche reißt die österreichische Wirtschaft nach wie vor heraus, trotz sämtlicher Herausforderungen und Probleme. Während sie auf die konkrete und unmittelbare Lösung nur wartet und hofft, wirft die Bundesregierung wieder mit dem ‚Plan T‘ um sich, der läppisch ist und mittlerweile von der Branche nur noch belächelt wird“, erklärte Steiner.
Laut der Erhebung stehen 45 Prozent der Bevölkerung dem Tourismus positiv gegenüber, nur sieben Prozent äußern sich kritisch. „Eine nette Umfrage, die für die Branche selbst aber nicht wirklich Substanz hat. Statt Lösungen, kommen jetzt Umfragen und Beteiligungsprozesse“, meinte Steiner.
Kritik übte Steiner auch am Umgang mit den größten Baustellen im Tourismus: „Fachkräftemangel? Die Regierung erhöht weiter die Kontingente für ausländische Arbeitskräfte, statt endlich das Bildungssystem auf Tourismusbedarf auszurichten oder andere praktikable Lösungen umzusetzen. Das Problem wird still und heimlich kompensiert, aber das ist keine Dauerlösung, sondern etwas, das uns früher oder später gewiss auf den Kopf fallen wird. Bürokratiewahnsinn? Hotelbetreiber sollen Badegäste nach wie vor händisch protokollieren, drei Mal am Tag (!) und vieles mehr. Das ist alles fernab der Realität. Scheinbar pflegt der große NEOS-Deregulator Sepp Schellhorn, der das ja bestens wissen sollte, keinen engen Austausch mit der ÖVP-Tourismusstaatssekretärin, um dahingehend endlich Abhilfe zu schaffen. „Investitionen? „Wer glaubt, man könne mit einer Abschreibungsdauer von 40 Jahren moderne Betriebe führen, hat wohl seit 1985 kein Hotel mehr betreten – geschweige denn ein Mitarbeiterhaus mit 66 Jahren Abschreibungsdauer. Das ist ein Kaschieren der leeren Staatskasse auf den sprichwörtlichen Kosten der kleine und mittleren Familienunternehmen“, kritisierte der FPÖ-Tourismussprecher.
„Probleme mit dem Massentourismus sieht ÖVP-Tourismusstaatssekretärin Zehetner allerdings nicht. Ganz so einfach kann man es sich aber nicht machen. Niemand hat ein Problem mit Gästen, die bleiben, konsumieren und sich für unsere Kultur interessieren, auch im voll ausgebuchten Sommerbetrieb nicht. Aber das vielzitierte Durchkarren von Tagestouristen, die bestenfalls ein Getränk im Supermarkt kaufen – das ist ein Thema, das schon mit Hausverstand angesprochen gehört“, so Steiner.
Zur von der ÖVP-Staatssekretärin angekündigten Überarbeitung des „Plan T“ meinte Steiner: „Ein echter Tourismusplan braucht weniger PR-Berater, Workshops und Broschüren, sondern die von uns angesprochenen Reformen, wie etwa ein Ende des Bürokratiewahnsinns oder eine Überarbeitung der Abschreibungsdauer. Der Tourismus ist wichtig für unsere Wirtschaft und verdient endlich eine Politik, die das auch in der Gesetzgebung anerkennt und nicht nur in leeren Ankündigungen.“
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FPÖ-Nepp: Wien verliert weiter an Lebensqualität trotz des Wirtschaftsmotors Tourismus – Klub der Wiener Freiheitlichen / OTS, 30.6.2025
Bürgermeister Ludwig schmückt sich mit fremden Federn
Wien (OTS) – „Dass sich Bürgermeister Ludwig nun für den Tourismus in Wien selbst beweihräuchert, ist an Chuzpe kaum zu überbieten. Denn der Tourismus ist ohne Zweifel ein bedeutender Wirtschaftsmotor aber sicher kein Verdienst der rot-pinken Stadtregierung“, stellt FPÖ-Landesparteiobmann Stadtrat Dominik Nepp klar.
„Es sind die Schönheiten unserer Stadt, die Geschichte, die Kultur und die weltbekannte Gastfreundschaft der Wienerinnen und Wiener, die Gäste aus aller Welt anziehen. Dafür kann Ludwig nicht die Lorbeern einheimsen, schon gar nicht, wenn Wien gleichzeitig in internationalen Rankings verliert. Jahrelang galt Wien als lebenswerteste Stadt für Expats. Sogar diesen Titel hat Ludwig in seiner Amtszeit verspielt. Das ist die bittere Realität“, betont Nepp.
Während Ludwig in seiner Aussendung den Tourismus als Erfolg des ‚Wiener Wegs‘ verkauft, werden die Wienerinnen und Wiener weiter über die Gebühr belastet: „Teuerung, Rekordgebühren, Wohnungsnot und explodierende Lebenskosten – das ist das wahre Zeugnis der rot-pinken Stadtregierung. Wer sich dann für etwas feiert, das er weder erfunden noch maßgeblich gestaltet hat, beweist einmal mehr seine Weltfremdheit und damit die der Stadtregierung“, so Nepp.
„Der Tourismus läuft, weil Wien eine einzigartige Stadt ist trotz der rot-pinken Politik, nicht wegen ihr. Statt PR-Show braucht es endlich eine Stadtpolitik, die die Lebensqualität für die Wienerinnen und Wiener wieder in den Mittelpunkt stellt“, schließt Nepp.
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COMMENT: Die „falsche“ Partei erhebt ihre Stimme – und fordert letztlich ebenfalls mehr Tourismus: mehr Mehr-Tages-Gäste sollen her. Übt man Kritik, wird man als FPÖ-Anhänger „entlarvt“ …
ÖSTERREICHISCHES PARLAMENT
ORF-MELDUNGSBÜNDEL ÖSTERREICH
Parteifinanzen: FPÖ lädt Experten zu Stellungnahmen ein
Budget: Euro-Gruppe mahnt Maßnahmen ein
Kontrollen gegen Lohndumping: Heuer Transporteure im Fokus
Kärnten verzeichnet heißesten Juni-Tag
Dänischer Investor übernimmt Palmers
Microsoft eröffnet Rechenzentrum in Niederösterreich
SOCIAL MEDIA
TikTok-Nutzer haben festgefahrene Meinungen – Starke politische Polarisierung schafft laut Forschern der University of Arizona Echokammern – Pressetext, 30.6.2025
Tucson (pte004/30.06.2025/06:15) – „TikTok-Nutzer neigen dazu, Accounts zu folgen, die ihren eigenen politischen Überzeugungen entsprechen“, so Zicheng Cheng von der University of Arizona in einem Beitrag für „The Conversation“. Die Folge dieser einseitigen Orientierung von TikTok-Nutzern sei eine stärker einseitige politische Ausrichtung. Die Plattform schaffe bewusst oder eher unbewusst Echokammern für bestimmte Meinungen.
Keine Meinungsvielfalt
Gemeinsam mit Kollegen aus Spanien und den USA hat Cheng die Struktur verschiedener politischer Netzwerke auf TikTok analysiert und festgestellt, dass rechtsgerichtete Communitys weniger von anderen politischen Gruppen und Mainstream-Nachrichtenmedien übernehmen.
Mit Blick auf ihre internen Strukturen seien rechtsgerichtete Communitys enger miteinander verbunden als ihre linksgerichteten Pendants. Sie folgten selten Accounts mit gegensätzlichen Ansichten oder Mainstream-Medien-Accounts. Liberale User hingegen nutzten eher unterschiedliche Accounts, darunter auch solche, denen sie nicht zustimmen.
„Unsere Studie basiert auf einem umfangreichen Datensatz von über 16 Mio. TikTok-Videos aus mehr als 160.000 öffentlichen Accounts zwischen 2019 und 2023. Während der US-Präsidentschaftswahlen 2020 verzeichneten wir einen sprunghaften Anstieg politischer TikTok-Videos. Noch wichtiger ist, dass die Menschen politische Inhalte nicht nur passiv konsumieren, sondern selbst aktiv erstellen“, sagt Cheng.
Soziales Belohnungssystem
„Wir haben festgestellt, dass Nutzer mit einer bestimmten politischen Ausrichtung und solche, die mehr Likes und Kommentare zu ihren Videos erhalten, motivierter sind, weiterhin Beiträge zu veröffentlichen. Das zeigt die Macht der Parteizugehörigkeit, aber auch die Macht des sozialen Belohnungssystems von TikTok. Engagement-Signale – Likes, Shares, Kommentare – sind wie Treibstoff, der die Nutzer dazu anregt, noch mehr zu produzieren.“
Die Menschen nutzen TikTok nicht nur, um sich zu amüsieren. Eine aktuelle Umfrage des Pew Research Center zeigt, dass fast 40 Prozent der US-Amerikaner unter 30 Jahren regelmäßig Nachrichten auf TikTok konsumieren. „Die Frage ist nun, welche Art von Nachrichten sie sich ansehen und was das für ihr politisches Engagement bedeutet“, so Cheng.
Die Inhalte auf TikTok stammen oft von Creators und Influencern. Die Qualität dieser Nachrichteninhalte sei allerdings fraglich. Ohne Zugang zu ausgewogenen, faktenbasierten Informationen könne es für Menschen schwierig sein, fundierte politische Entscheidungen zu treffen.
„TikTok hat ein einzigartiges Format, eine algorithmische Kuratierung und ein unterhaltungsorientiertes Design“, schreibt die Medienexpertin und schließt: „Ich glaube, dass seine Funktion als Instrument der politischen Kommunikation einer genaueren Untersuchung bedarf.“
(Ende)
COMMENT: TikTok unterminiert die Demokratie. Ist das gewollt? Wer betreibt TikTok? Vielleicht ist diese Frage selbst einer Weltverschwörungstheorie zuzuordnen.
LITERATUR
INTERVIEW: «Gott ist tot. Aber nur der christliche. Jener des Islam ist überhaupt nicht tot», sagt Michel Houellebecq – NZZ, 28.6.2025
Der grosse französische Schriftsteller spricht über Weltpolitik, Religion und Donald Trump. Seine Aufgabe als Literat bestehe darin, jene Wahrheiten auszusprechen, die andere verdrängten.
Wir befinden uns in einem halbleeren und nicht besonders charmanten Eckcafé im 14. Arrondissement von Paris. Punkt 17 Uhr geht draussen eine gebeugte Gestalt langsam am Fenster vorbei, stösst die Tür auf, zieht die Kapuze herunter und blickt sich um. Es ist Michel Houellebecq, der vorgeschlagen hat, dass wir uns hier treffen. Der Kellner bringt den Wein und ein paar Erdnüsse, und wir stossen an.
Herr Houellebecq, Sie schrieben uns, dass viele Ihrer Romane als lange Variante des Märchens «Des Kaisers neue Kleider» gelesen werden könnten. Was meinen Sie damit?
Als ich anfing, Romane zu schreiben, machte ich die Erfahrung, dass jeder vorgab, an etwas zu glauben. Ich hingegen glaube an nichts. Deshalb habe ich die Rolle desjenigen übernommen, der sagt: «Nein. Das, woran ihr glaubt, stimmt nicht.» Wie bei Hans Christian Andersens Märchen, wo ein Kind sagt, dass der König nackt sei. Auf allen Ebenen reden sich die Leute etwas ein, selbst im Berufsleben. Zum Beispiel tun Informatiker so, als ob sie für IT brennen. Dabei ist IT extrem langweilig! Die meisten langweilen sich. Als ich jung war, war es auch weit verbreitet, dass sich einige Frauen als Opfer sexueller Unterdrückung sahen, obwohl sie in Wirklichkeit Opfer davon waren, dass niemand sie begehrte. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Rolle übernehmen musste, solche Überzeugungen zu zerstören, die die Leute haben, um das Leben für sich erträglich zu machen. Es besteht aber ein grosser Unterschied zu Andersens Märchen: Das Kind, das den nackten König enttarnt, weiss nicht, dass es mit seiner Ehrlichkeit eine Katastrophe auslöst. Ich schon.
Sie meinen, weil das Kind unschuldig ist?
Es ist unschuldig und sagt einfach die Wahrheit. Ich sage die Wahrheit, obschon ich weiss, dass dies zu einer Katastrophe führt. Es wird schlecht aufgenommen.
Sie tun es in vollem Bewusstsein der Konsequenzen?
Ich tue es, weil ich Lust dazu habe.
Der Wahrheit zuliebe?
Ja. In dem vollen Bewusstsein, dass mir das auch Probleme schaffen wird. Es war ein wesentlicher Antrieb für mein schriftstellerisches Werk, dass die Menschen um mich herum eine falsche Auffassung von den Dingen haben. Auf Französisch sagt man: «mettre les pieds dans le plat» – die Dinge unverblümt sagen. Und das tat ich dann in meinem ersten Roman.
In Andersens Märchen führt die Wahrheitsrede des Kindes dazu, dass das ganze Volk die Illusion erkennt, was eine Art Revolution auslöst. Hat es auch diesen Effekt, wenn Sie die Wahrheit sagen?
Also, ich habe ja noch keine Revolution ausgelöst . . . Aber ich habe doch Reaktionen bei Leuten hervorgerufen, die sagen: Ja, genau so sehe ich das auch. Diese Reaktionen bestärkten mich darin, dass es vielleicht doch nicht so abwegig war, was ich dachte.
Gilt das auch für Ihren Roman «Unterwerfung», der von einer muslimischen Machtübernahme und Islamisierung Frankreichs handelt? Der Roman erschien am 7. Januar 2015, am selben Tag, an dem bewaffnete Islamisten einen Terroranschlag auf die Redaktionsräume der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» verübten.
Das Buch hatte eher eine Wirkung wie eine langsam ausgelöste Handgranate. (Lacht.) Die Situation in Frankreich ist wohl mittlerweile wie am Anfang des Romans, also noch nicht so weit. Die ganze Entwicklung fing ja mit den dänischen Mohammed-Karikaturen an, die viele Muslime in Rage brachten. Heute gibt es keinen Franzosen mehr, der meint, es sei eine gute Idee, solche Karikaturen zu drucken. Besonders die jungen Leute sehen keinen Grund, den Islam zu kritisieren, und finden es direkt unsympathisch, wenn es jemand doch tut. In dieser Hinsicht haben die Attentäter gewonnen. Solche Karikaturen werden einfach nicht mehr gemacht. Es ist ein langsamer Prozess, aber die Entwicklung geht in diese Richtung.
Welche Entwicklung?
Es ist eine deutliche Bewegung in Richtung Anpassung an den Islam. Es ist natürlich schwer zu sagen, wie sich die Sache entwickeln wird und wie schnell. Aber die Richtung ist klar. Ich glaube nicht, dass das Christentum in Europa eine Zukunft hat.
Bedauern Sie das?
Nein, ich bedauere nichts. Für mich ändert sich dadurch nicht viel. Es wäre ein bisschen lächerlich, wenn ich sagen würde, dass ich das bedauere, da ich doch selber nicht an Gott glaube. Die Sache ist doch die: Gott ist tot. Wir haben ihn selbst getötet, wie Nietzsche sagt. Aber Nietzsche spricht nur vom christlichen Gott, der Gott des Islam ist überhaupt nicht tot.
Warum ist der Gott des Christentums gestorben?
Der Glaube ist verschwunden. Das ist vielleicht nicht sehr originell gesagt, aber die wissenschaftliche Erklärung der Welt hat über die religiöse gesiegt. Auch wenn die Leute nichts von der wissenschaftlichen Erklärung verstehen, glauben sie trotzdem, dass diese recht hat.
Kann der christliche Glaube zurückkehren? Oder ist das irreversibel?
Jetzt muss ich aufpassen, dass ich mir nicht selbst widerspreche . . . Grundsätzlich würde ich sagen: nein. Andererseits gibt es muslimische Länder, in denen die Religion wieder entsäkularisiert wurde. Die Religion hat neue Kraft gewonnen. Aber unmittelbar sehe ich keine offensichtlichen Anzeichen dafür, dass das Christentum zurückkommen kann. Und das sage ich mit Bedauern, denn ich möchte den Christen nicht die Hoffnung nehmen. Ich mag das Christentum.
Uns ist aufgefallen, dass Sie sich in Ihren letzten Romanen viel mit der Liebe beschäftigen.
Ich habe in meinen Büchern die Existenz der Liebe nie ernsthaft in Zweifel gezogen. Die Liebe existiert. Das habe ich übrigens schon in meinem ersten Roman «Ausweitung der Kampfzone» geschrieben, mit einem Zitat von Claude Bernard: «Die Liebe existiert auf jeden Fall, denn man kann ihre Wirkungen beobachten.» Aber das wird oft übersehen, oder?
Jedenfalls ist es ein verbreiteter Standpunkt, dass Sie in Ihren Romanen eine Welt beschreiben, die voller Sex, aber nicht gerade reich an Liebe ist.
Ich habe nie ganz verstanden, warum die Leute denken, dass es so viel Sex in meinen Büchern gibt. Es gibt nicht mehr als in vielen anderen Büchern.
Vielleicht, weil die Sexszenen ziemlich explizit sind?
Ja, das muss es sein. Denn gemessen an der Seitenanzahl glaube ich nicht, dass meine Bücher mehr Sex enthalten als andere.
Sie verlegen die Handlung Ihrer Romane oft in eine nahe Zukunft. Warum?
Ich habe als Jugendlicher viel Science-Fiction gelesen. Aber während vieles in der Science-Fiction in einer fernen Zukunft spielt, hat mir die nahe Zukunft immer gut gefallen. Sie macht es leichter, Kontraste hervorzuheben, die Dinge in einfacheren Farben zu malen. Das klingt vielleicht merkwürdig, aber so ist es für mich. Ich bin kein wirklicher Realist. Ich schreibe auf der Grundlage des Realismus, aber mit einer Neigung zum Expressionistischen.
Expressionistisch? Inwiefern?
Ich mag den Kontrast zwischen Licht und Schatten. Eigentlich ist es falsch, zu sagen, dass ich es mehr mag als das Subtile – ich habe einfach mehr Talent dafür. Viele der Autoren, die ich mag, schreiben viel nuancierter. Ich selbst kann es nur nicht.
Allmählich wird das Café ziemlich voll. Leider steigt auch der Geräuschpegel. Einer der Kellner dreht die Musik immer lauter, und wir rücken näher an Houellebecq heran, um zu verstehen, was er sagt. Nachdem er draussen eine Zigarette geraucht hat, schlägt er vor, dass wir einen anderen, ruhigeren Ort suchen, wo wir auch etwas essen können. Er empfiehlt ein Restaurant in der Nähe, und weniger als eine halbe Stunde später sitzen wir in einem kleinen traditionellen Restaurant, das wir zunächst für uns allein haben. Houellebecq bestellt Hering als Vorspeise und Tatar mit Pommes frites als Hauptgericht. Er erzählt, dass er sehr begeistert sei vom dänischen Regisseur Carl Theodor Dreyer, insbesondere von dessen Verfilmung von Kaj Munks Theaterstück «Das Wort» (1955). Dies sei sein Lieblingsfilm, sagt er.
Aber das ist doch ein religiöser Film?
Ja. Und es geschieht ein Wunder. Ich mag besonders den alten Gutsherrn Morten Borgen, er ist sehr sympathisch. Aber ich mag auch den bösen und strengen Schneider. Und die Mädchen sind auch gut. Ich glaube, ich habe diesen Film zehnmal gesehen, und ich weine immer noch jedes Mal am Ende.
Wenn man von einem Film so gerührt wird, manifestiert sich da nicht in gewisser Weise etwas Religiöses in diesem Moment?
Ja, das tut es . . . Aus christlicher Sicht geht es darum, wie Christus empfangen würde, wenn er heute zurückkäme. Diese Frage wird durch Johannes gestellt.
Ein charakteristisches Merkmal Ihres letzten Romans sind die vielen Traumbeschreibungen. Das ist neu, oder?
Ich habe meine Träume immer aufgeschrieben, und ich habe diese Protokolle aufbewahrt, ohne zu wissen, wozu sie gut sein könnten. Einige von ihnen gehen bis auf mein achtzehntes Lebensjahr zurück. Dann kam mir die Idee, dass ich einige davon in «Vernichten» verwenden könnte.
Also sind das einfach Ihre eigenen Traumaufzeichnungen?
Ja, das ist manchmal das Merkwürdige an der Literatur . . . Ich mochte diese Träume, und dann habe ich beschlossen, dass die Figuren im Roman einige von ihnen träumen sollten. Ich habe nichts daran verändert. Ich habe Passagen kopiert, von denen einige vor fünfzig Jahren geschrieben wurden.
Es ist inzwischen spät geworden, und nun ist das Restaurant auch gut gefüllt. Eine grössere Gruppe junger Leute hat mehrere Tische zusammengeschoben, um irgendetwas zu feiern, und es wird wieder schwierig, einander zu verstehen. Wir beschliessen aufzubrechen.
Houellebecq ist kürzlich mit seiner 35 Jahre jüngeren chinesischen Ehefrau in die Normandie gezogen, nachdem er einige Jahre in Paris gelebt hatte. Es ist nicht ganz leicht, sich Houellebecq in einem kleinen Dorf auf dem Land in der französischen Provinz vorzustellen, und er selbst musste sich auch erst daran gewöhnen, wie er sagt. Er besitzt allerdings weiterhin eine kleine Wohnung in Paris, damit er einen Ort hat, wenn er in der Stadt ist, aber er vermisst Paris nicht und ist nur selten dort. «Ich komme meistens wegen medizinischer Angelegenheiten nach Paris. Das ist ein bisschen traurig.»
Am nächsten Morgen liegt eine E-Mail von ihm im Posteingang, abgeschickt um sieben Uhr. Falls wir weitere Fragen hätten, stehe er uns zur Verfügung, wir könnten das Gespräch ungestört in seiner Wohnung fortsetzen. Sie liegt in einem Betonkomplex aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert, im selben Viertel wie das Café und das Restaurant. Die Wohnung ist spärlich eingerichtet, mit vielen Büchern; im Eingangsbereich hängen einige von Houellebecqs eigenen Fotografien, die auch in verschiedenen Kunstgalerien und Museen ausgestellt wurden. Wir setzen uns um den Esstisch, Houellebecq zündet sich eine Zigarette an.
In den letzten Jahren hat man in Dänemark versucht, die Zuwanderung, die lange auf die grösseren Städte konzentriert war, auf andere Teile des Landes zu verteilen. Wie ist das in Frankreich?
Dasselbe. Das führt zu völlig absurden Situationen. In Frankreich gibt es viele wirklich ländliche Gegenden. Und dann setzt man zwanzig Äthiopier an so einen Ort, und die trauen ihren Augen nicht. Das geschieht unter Zwang. Dass ein alter Bauer vom Land mit einer Gruppe Sudanesen kommunizieren kann, ist eine Illusion. Niemand glaubt daran, trotzdem macht man weiter damit. Viele Menschen in Frankreich besitzen Waffen. Nicht wie in den USA, aber immerhin. Es gibt eine tiefe Kluft zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen den grossen Städten und dem Land. Die Ansiedlung in kleinen Provinzstädten ist aber auch aus einem anderen Grund völlig verrückt: Es gibt dort keine Arbeit für sie. Nicht einmal für die Franzosen. Man versucht, die Probleme zu verteilen, anstatt sie zu lösen. Die lokalen Bürgermeister bleiben dann auf den Problemen sitzen.
Bei den Unruhen in Frankreich vor ein paar Jahren wurden Rathäuser, Schulen und andere öffentliche Gebäude in kleineren Städten in Brand gesetzt.
Das hatte aber nichts damit zu tun. Das waren Einwanderer der zweiten oder dritten Generation. Es waren einfach Randalierer, die Geschäfte geplündert haben, um die Beute – Sportkleidung, Handys und solche Sachen – danach zu verkaufen. Es waren keine neu angekommenen Flüchtlinge.
Schreiben Sie jeden Tag?
Nein. Aber ich lese jeden Tag. Ich liebe es. Zurzeit lese ich ein Buch von Alphonse Daudet. Kennen Sie ihn? In Frankreich ist er besonders für seine Geschichten und Erzählungen aus der Provence bekannt. Er war einer der letzten Naturalisten. Er ist heute ein wenig altmodisch, aber es ist wirklich nicht schlecht.
Wie schreiben Sie? Schnell wie Dostojewski? Oder ist es harte Arbeit, wie es bei Flaubert war?
Ich schreibe zu festen Zeiten. Die Sätze kommen bei weitem nicht immer von selbst. Wenn es nicht läuft, gehe ich zurück zu dem, was ich schon geschrieben habe, und überarbeite es. Und dann kommt plötzlich etwas. Im Durchschnitt schreibe ich wohl eine fertige Seite pro Tag.
Machen Sie einen Plan, wenn Sie einen Roman schreiben?
Nein, das widerspräche meiner Natur. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Ich erinnere mich, dass ich in der Schule, wenn ich eine Philosophiearbeit schreiben sollte, auch nie einen Plan hatte, und ich bekam immer schlechte Noten. Es wäre auch dumm, einen Plan zu machen, wenn man einen Roman schreibt. Ich glaube, dass die Figuren lebendiger wirken, wenn man nicht alles von Anfang an geplant hat, sondern die Personen sich entwickeln lässt.
Ist das Lesen elitärer geworden? Hat der Philosoph Alain Finkielkraut recht, wenn er von einem Zustand der Postliteratur spricht?
Typisch Finkielkraut! Er geniesst seine Rolle als mahnender Intellektueller. Nein, er hat nicht recht. Ich kenne viele Leute in Verlagen, und sie sind nicht unzufrieden. Die Franzosen lesen noch immer Bücher. Mehr als die Spanier, Italiener, Deutschen oder Engländer. Doch die Franzosen lieben auch den Gedanken an den bevorstehenden Niedergang. Deshalb hat Finkielkraut so grossen Erfolg. Ich teile seine Katastrophenszenarien nicht.
In vielen Weltgegenden herrscht Krieg. Dazu haben wir die Klimakrise, die Gefahr durch künstliche Intelligenz . . .
Sie erwähnen viele Dinge. Trotzdem hatte ich eigentlich nie das Gefühl, in einer besonderen Zeit der Krisen zu leben. Die Welt war doch schon immer in einem permanenten Krisenzustand. Ich glaube nicht, dass es schlimmer geworden ist. Vieles geht auch schnell wieder vorüber.
Was geht vorüber?
Die Woke-Bewegung zum Beispiel. Ich habe sie gar nicht erst bemerkt. Es soll zwar Leute geben, die woke sind, aber ich habe sie nie getroffen. Ist die Wokeness nicht ein bisschen eine urbane Legende? Eine andere urbane Legende besagt, dass die Rechte den ideologischen Kampf gewonnen habe. Entschuldigung, aber das habe ich ehrlich gesagt auch nicht bemerkt. Es ist immer noch die Linke, die dominiert. Künstliche Intelligenz ist ein ernsthafteres Problem. Ich habe einmal versucht, etwas mit Chat-GPT zu übersetzen, und es war fast fehlerfrei. Das ist wirklich beeindruckend! Aber ich ziehe echte Übersetzer vor. Ich habe auch experimentiert, die KI selbst schreiben zu lassen, doch das hat mich nicht überzeugt. Aber das kann sich schnell entwickeln. Wie gesagt, ich habe als Jugendlicher viel Science-Fiction gelesen. Und vieles, was es in der Science-Fiction gibt, scheint jetzt Wirklichkeit werden zu können.
Also gehören Sie nicht zu den Technologiepessimisten? Ein Technologieoptimist wie Elon Musk . . .
Ach, Elon Musk. Ehrlich gesagt spreche ich lieber nicht über ihn. Er hat so viele widersprüchliche Dinge gesagt. Einmal äussert er Besorgnis über Robotersoldaten, ein anderes Mal fordert er mehr KI. Ich weiss nicht, was er meint. Vielleicht ist er so intelligent, dass ich ihm nicht folgen kann – das will ich nicht ausschliessen. Aber es würde mich interessieren, mit ihm zu sprechen.
Elon Musk will den Menschen zu einem multiplanetaren Wesen machen, das nicht an die Erde gebunden ist.
Das ist auch in der Science-Fiction ein wichtiges Thema. Das hat mich sehr beschäftigt. In der Science-Fiction zögern die Menschen meistens, andere Planeten zu kolonisieren. Ich bin für die Kolonisierung, ich finde das spannend. Ich sehe nicht ein, warum man sich ausgerechnet bei diesem Punkt beschränken sollte. Aber es ist kompliziert, die Entwicklung in diesem Bereich geht langsamer voran als bei der künstlichen Intelligenz. Übrigens finde ich die Idee, das Gehirn zu optimieren, durchaus vertretbar. Nietzsche spricht an einer Stelle davon, dass man dem Menschen zwei Gehirne machen solle, eines für die Wissenschaft und eines für den Rest. Das ist nicht dumm. Ich hatte einmal vor langer Zeit Probleme mit Mathematik, und ich erinnere mich deutlich an das Gefühl, dass da nicht derselbe Teil des Gehirns arbeitete. Es ist dieser Teil des Gehirns, der optimiert werden könnte, soweit ich das verstanden habe. Aber natürlich habe ich auch Angst, dass wir es nicht kontrollieren können. Es ist wie in Goethes berühmtem Märchen vom Zauberlehrling, wo der Junge beim Experimentieren mit magischen Kräften die Kontrolle verliert.
Die Dinge verändern sich auch in dieser Zeit mit der isolationistischen Politik der USA.
Ja, aber das ist eine wirklich gute Sache. Um ehrlich zu sein: Die einzige Frage, die mich nach der Wahl eines neuen US-Präsidenten beschäftigt, ist, ob er einen neuen Krieg auslösen wird. Und ob er Frankreich bitten wird, an einem Krieg teilzunehmen. Unter den Neokonservativen wurde sehr viel Krieg geführt. Ein Präsident der USA kann eine sehr, sehr gefährliche Person sein. Und ehrlich gesagt, wenn es sich bei Trump wirklich um einen Isolationisten handelt, dann bin ich beruhigt.
Führt die Politik Trumps die Länder Europas zusammen?
Das weiss ich nicht. Ich bin gegen Europa. Ich finde, Frankreich sollte aus der EU austreten. Wir haben mehr Interesse daran, auszutreten.
Aber die Dinge ändern sich doch, und man muss sich verteidigen können.
Verteidigen gegen wen?
Gegen Russland zum Beispiel.
Aber Russland wird uns nicht überfallen. Nicht einmal im Traum. Es ist überhaupt nicht Putins Politik, Dänemark oder Frankreich zu überfallen. Ich habe keine Angst vor Putin. Mit den baltischen Staaten ist die Situation eine andere. Ich glaube, Putin hat einen genauen Plan. Er will nicht die Sowjetunion wiederherstellen, aber sich grössere oder kleinere Stücke zurückholen. Ich glaube nicht, dass es sein Ziel ist, die ganze Ukraine zu bekommen. Aber er will zweifellos den Osten des Landes. Und es ist auch denkbar, dass er Pläne für die baltischen Staaten hat.
Was denken Sie über Trump?
Es ist mir unverständlich, dass er nach dem Sturm auf das Capitol nicht völlig diskreditiert war. Ich war sicher, dass seine politische Karriere vorbei ist. Und es ist natürlich traurig, dass er so ist, wie er ist. Dass er kein anständiger Mensch ist. Aber eine isolationistische Politik passt mir gut. Ich habe sehr schlechte Erinnerungen an all diese Kriege, die von Bush senior und junior ausgelöst wurden.
Sind Sie Pazifist?
Nein, aber ich weigere mich, die Phantasien der Amerikaner zu unterstützen. Afghanistan. Irak. Das hat zu nichts anderem als zu Katastrophen geführt. Alle Terroranschläge, die wir in Frankreich hatten, standen zu einem Teil im Zusammenhang mit dem französischen Engagement im Nahen Osten.
Also sagt Ihnen die Idee einer transatlantischen Bruderschaft nichts?
Nein! Für mich ist es offensichtlich, dass die Amerikaner immer ihre eigenen Interessen verfolgt haben. Es ist unvernünftig, etwas anderes zu glauben. Die Amerikaner waren immer egoistisch. In Frankreich haben wir Atomwaffen, also brauchen wir keinen amerikanischen Schutz. Wir sollten auch sofort die Nato verlassen. Frankreich kann sich selbst verteidigen. Man greift kein Land an, das Atomwaffen hat und in der Lage ist, sie einzusetzen. Das ist nicht möglich.
Wenige Wochen nach unserer Begegnung reiste Michel Houellebecq nach Israel, um am Literaturfestival von Jerusalem den Preis für sein Gesamtwerk entgegenzunehmen. Houellebecq hat Israel stets verteidigt, bei diesem Besuch bekräftigte er seine Unterstützung für das Land. Er bezeichnete den heutigen Antisemitismus in Europa als monströs. Seine Äusserungen lösten in Frankreich heftige Kritik aus, zahlreiche Veranstaltungen mit ihm wurden abgesagt oder verschoben. Über das angespannte Debattenklima schrieb uns Houellebecq per E-Mail: «Wenn doch nur diese enge Charta des Guten, die öffentlichen Äusserungen auferlegt wird, ein guter Romanstoff sein könnte . . . Aber das ist nicht der Fall. Die Hüter der Norm sind zu karikaturenhaft, um echte Charaktere zu sein. Und doch sind sie real.»
Anders Ehlers Dam und Adam Paulsen sind Professoren für Literaturwissenschaft an der Europa-Universität Flensburg in Deutschland bzw. an der süddänischen Universität Odense. Dies ist die gekürzte Fassung eines Interviews, das zuerst in der dänischen Zeitung «Information» erschienen ist.
UNTERNEHMEN
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GESELLSCHAFTSSEISMOGRAPH BÖRSEN
*** nicht aktualisiert ***
AKTIENEMPFEHLUNGEN – BUY & SELL
Aktuell (—):
Aktien um 10 Euro je Stück sind FETT hervorgehoben.
Die erwarteten stolzen Kursgewinne sind dem Übermut der tollen Analystenzunft zu verdanken! Hirn selbst einschalten und kritisch bewerten. MERKE: Klappern gehört zum Geschäft. Es geht letztlich nicht so sehr um die Beratung der Anleger, sondern um die spekulativ selbst gehaltenen Aktien der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaften etc.), für die die Analysten tätig sind: wenn viele kaufen, steigen die Kurse, und 5% Plus sind zwar weniger als 15% oder 35%, aber besser als 5% Minus. Zudem lassen sich schnell noch eigentlich „schlechte“ Aktien im Portfolio des Hauses (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) verkaufen, für die der Analyst tätig ist, sofern die werten privaten Anleger den Kaufempfehlungen folgen. So schaut’s aus im Schneckenhaus! Nochmals: Hirn selbst einschalten. Die Finanzbranche lebt vom Trübe-Machen des Wassers!
NICHT ZULETZT: Verkaufsempfehlungen werden ungern gegeben, da sie auf das Portfolio der Häuser (Banken, Fonds, Anlagegesellschaft etc.) rückschließen lassen, zu denen die Analysten gehören. Verkaufsempfehlungen werden aus zwei Gründen gegeben: a) es ist tatsächlich Feuer am Dach des analysierten Unternehmens, b) das Haus möchte die Aktien des zum Verkauf empfohlenen Unternehmens billiger zurückkaufen, sofern den Verkaufsempfehlungen gefolgt wird. Letztlich agieren an der Börse die Optimisten, und die wollen positive Nachrichten hören, also werden sie von den Häusern und ihren Analysten entsprechend bedient.
UND ZU ALLERLETZT: die Analysten bespiegeln sich untereinander: wer hat was empfohlen oder nicht empfohlen, es kommt zu herdenpsychologischen Erscheinungen derart: der Leithammel hat empfohlen, also machen wir das auch. Die jeweiligen Analysen werden entsprechend (um)formuliert. Das zweite Moment: die Konkurrenz, die u.U. zu skurrilen Interpretationen des analysierten Unternehmens führt.
FAZIT: was die Analystenzunft von sich gibt, kann aufschlussreich sein, muss es aber nicht, vermittelt einen zusätzlichen Eindruck zu einzelnen Aktiengesellschaften. Wichtig ist der Blick auf zweierlei: a) entscheidend: auf die volkswirtschaftliche Situation des Landes, der Welt; b) sekundär (!) auf das Unternehmen und seine Branche: Charakter des Managements, klare, gut durchschaubare Produktpalette, Langlebigkeit des Unternehmens und seine Stetigkeit im Gebaren.
Renten- und Aktienmärkte
Man halte sich vor Augen: Aktienmärkte sind die Pfützen in der Welt der Veranlagungsmöglichkeiten. Anleihenmärkte (Rentenmärkte, Kapitalmärkte) sind die großen Ozeane ebendort. Daher sind Aktienmärkte volatil und reagieren auf den leisesten Windhauch mit u.U. kräftigen Ausschlägen. Die Seelen der Anleger sind sehr verletzlich: Angst und Gier bestimmen hier jegliches Handeln, die vernünftige Veranlagungsentscheidung steht an zweiter Stelle. Das verursacht in den kleinen Geldpfützen der Aktienmärkte hohe Wellen. Aber dort stehen nach erster Erschütterung später die rationalen Kaufs- und Verkaufsentscheidungen felsenfest – bis zur nächsten Seelenerschütterung.
Anleiheanleger sind cooler und gezügelter im Gemüt. Hier geht es eher um Langfristperspektiven. Alles dreht sich um den Zins und wie er sich weiterentwickelt. Wer an der Zinsschraube dreht, dreht am Schicksal ganzer Volkswirtschaften. Da ist das aufgeregte Gegackere an den Aktienmärkten geradezu uninteressant.
Aber kommen Anleihemärkte einmal ins Rutschen – nach oben oder nach unten – dann ist Feuer am Dach. Schon 0,5 oder gar 1 Prozent Veränderung in einem Anleihenindex sind eine „Weltbewegung“ im Milliarden- oder Billionengeldmeere der Anleiheozeane.
Dazu kommt: Die Anleiherenditen konkurrenzieren mit den Aktienrenditen. Eine hohe Anleiherendite jenseits der 3 Prozent wirkt umso „giftiger“ auf die Aktienkursentwicklungen, je höher sie ist. Liegt sie unter 3 Prozent, begünstigt sie die Aktienkäufe, Je deutlicher sie unter 3 Prozent liegt, umso eher. Das ist die Regel. Die Ausnahme – so, wie wir sie gerade sehen – bestätigt diese Regel. Früher oder später wird sie ihre dominante Stellung als Regel wieder einnehmen.
Diese Verhältnisse sind es, die im Tagesblick in der Regel die Berichte zu den Anleihemärkten wiedergeben lassen, dass aufgeregte Geflattere und Gegackere an den Aktienmärkten im Detail interessiert in der Regel nicht die Bohne.
Zur Renditebestimmung bei Anleihen: notiert die Anleihe zu 100 Prozent, dann stimmen Anleihezinssatz (der Couponzins) und Anleiherendite überein. Sinkt der Anleihekurs unter 100 Prozent, steigt die Rendite, umgekehrt gilt: steigt der Anleihekurs, so sinkt die Rendite. So einfach ist das. Und so weltbewegend in der Tat.
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Allgemeine Empfehlungen: Es geht vornehmlich um die Zukunft der Energiegewinnung und die Energielieferanten. Renner bleiben Telekommunikations-Unternehmen, deren Dienstleistungen in einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sind. Unter den Logistik-Aktien sind in der Regel die Post-Aktien interessant. Diese Branchen sind weniger konjunkturabhängig als z.B. Konsumaktien, darunter die Post-Aktien noch am ehesten.
Hinzu kommt, dass die klassischen erdölverarbeitenden Energielieferanten (Up- und Downstream) mehr oder weniger energisch in großem Stil auf Alternativenergien umstellen. Es bleibt ihnen angesichts des Klimawandels, der öffentlichen Meinung und der in absehbarer Zeit erschöpften Welt-Erdölreserven auch nichts anderes übrig. Über das Kapital für den weltlebensnotwendigen Umbau verfügen sie dank ihrer Aktionäre. Es geht aus Sicht der Unternehmen um zukunftsträchtige Geschäftsmodelle in einer überschaubaren Branche – Energie – und aus Sicht der Aktionäre um steigende Unternehmenswerte / Aktienkurse als Inflationsschutz und sichere, möglichst stabil wachsende Dividenden, ebenfalls hinsichtlich des Inflationsschutzes.
Anti-Nachhaltigkeits-Bewegung in den USA als 180-Grad-Wendung in der Veranlagungsgebarung
Der aktuelle politische Druck in den USA zwingt eine Reihe großer Vermögensverwalter, darunter die weltgrößten wie Blackwater und Vanguard (verwaltetes Vermögen: 20 Billionen US-Dollar), nachhaltige Unternehmen potentiellen Anlegern nicht mehr zu empfehlen. Sie selbst verkaufen solche Unternehmen aus ihren Portfolios. Es gibt sogar seitens republikanisch regierter Bundesstaaten wie insbesondere Texas Kaufverbote für staatliche Pensions- u.a. Fonds.
Ausgestiegen sind bereits US-amerikanische Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup (verwaltetes Vermögen: 9 Billionen). Ähnliches betrifft die Kreditvergabe. Offen bleibt, wie private und Unternehmensanleger (nicht-staatliche Fonds) künftig disponieren werden.
Unter den angebotenen Finanzanlagen kursieren seit geraumer Zeit besondere Nachhaltigkeitsprodukte in Form sog. ESG-Fonds (mehr dazu hier), die hohe Renditen versprachen und daher recht starken Zulauf hatten; die Renditen wurde seit Erhöhung der Kreditzinsen gebremst, da dadurch kreditfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte (Windparks, Solaranlagen etc.) weniger rentabel wurden.
In der Europäischen Union will man sich weiter an entsprechende Nachhaltigkeitsauflagen festhalten. Bislang wurden in europäische ESG-Fonds 9 Billionen Euro investiert, was 61 Prozent des gesamten Fondmarktvolumens entspricht. Der Zufluss hat sich 2024 allerdings um die Hälfte auf 37 Milliarden Euro reduziert. Zudem wurden mehr ESG-Fonds geschlossen als eröffnet. Nicht nur die hohen Zinsen, die die ESG-Fonds-Renditen beeinträchtigten, führten dazu, sondern auch „grüne Schönfärberei“: es stellte sich da und dort heraus, dass die versprochene Nachhaltigkeit mehr auf dem Papier als in der Wirklichkeit bestand. (Quelle: Wirtschaft vor Acht, ARD, 10.1.2025 (KURZVIDEO, bis 17.1.2025 verfügbar))
FAZIT: Es bleibt abzuwarten, was das für den Klimaschutz in den USA und weltweit künftig bedeutet. Für Österreich stellt sich die Frage, wie eine künftige Regierung sich in Sachen Klimaschutz verhalten wird.
Aktienkauf – der Erwerb einer Unternehmensbeteiligung – bedeutet Übernahme eines Risikos in Hinblick auf das künftige Unternehmensschicksal. Die Dividende stellt eine Risikoprämie dar.
Aktienanalytischer Blick auf Aktien im Euroraum und speziell Österreich (Stand: 24.2.2025):
ACHTUNG – STEUERVERÄNDERUNGEN ANTE PORTAS:
Ins Gerede kommen in absehbarer Zeit auf EU-Ebene und auf Österreich-Ebene vermutlich Aktienbesteuerung (Verkaufsgewinne, Dividenden) ebenso wie Vermögens- und Erbschaftssteuer. Diese Steuern sind in Veranlagungsüberlegungen mit einzubeziehen.
Im Folgenden sind Aktien um 10 Euro je Stück und darunter FETT hervorgehoben.
Neu aufgenommene Aktien werden mit ### gekennzeichnet.
Beobachtenswert ist der Umweltschutz- und Wasserwirtschaftswert Veolia
Ein Kaufsignal liefern weiterhin ENI, UNICREDIT und TOTAL ENERGIES, im Vergleich zum 3.2.2025 stabile Bewertung mit jeweils fünf Sternen bewertet.
Ein Kaufsignal liefern ENEL, PORR, SHELL, VERBUND, ### VIENNA INSURANCE GROUP mit jeweils vier Sternen bewertet.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung mit jeweils vier Sternen bewertet.
Ein niedriges KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) zeichnet aus:
RWE, TOTAL ENERGIES, ### UNICREDIT SPA, PORR, OMV, ### UNIQA, EVN, ENEL, TELECOM AUSTRIA, ### STRABAG, WIENERBERGER, SHELL, PALFINGER.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktie RWE ist die mit dem niedrigsten KGV = 4,8, PALFINGER die mit dem höchsten KGV = 9,3.
Im Vergleich zum 3.2.2025 erweiterte stabile Bewertung.
Ein niedriges dynamisches KGV (PEG, Price-Earning-to-Growth) weisen u.a. auf:
ENI, UNICREDIT, ### KONTRON AG, OMV, SHELL, PORR, WIENERBERGER, PALFINGER,
Nicht mehr dazu gehören: VIENNA INSURANCE GROUP, TELECOM AUSTRIA.
Aufsteigende Reihenfolge: die erste Aktien ENI = 0,5 ist die mit dem niedrigsten, PALFINGER die mit dem höchsten PEG = 1,4.
Im Vergleich zum 3.2. 2025 ist die Auswahl verändert, einzelne Aktien kamen dazu, andere fehlen nun!
Als Aktien mit langfristigem Kurspotential werden u.a. gesehen:
TOTAL ENERGIES, ENI, VERBUND, E.ON.SE, EVN, RWE.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene mit der größten Langfristchance.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl stabil, die Reihenfolge hat sich geändert.
Als Aktien mit hoher Sicherheit werden u.a. bewertet VIENNA INSURANCE GROUP, VERBUND; die Bewertungen bleiben unverändert zum 3.2.2025.
Aufsteigende Reihenfolge: am Anfang der Reihe steht jene Aktie mit der größten Sicherheit.
Aktien mit hoher Dividendenrendite sind:
OMV, ORANGE, TELEFONICA, ENI, UNIQA, ENEL.
Aktien mit der größten Dividendenrendite stehen am Anfang der Reihe: OMV 12,6%, am Ende die mit der niedrigsten: Enel 6,7%, jeweils vor Steuer.
Im Vergleich zum 3.2.2025 bleibt die Auswahl gleich, die Reihenfolge hat sich geändert.
KAUFKRITERIEN neben den aktienanalytischen Kennzeichnungen sind der Reihe nach: WER? – Qualität und Charakter (Psychologie!) des Managements, Häufigkeit des Managementwechsels, Unternehmenskultur; WAS? – Produkteinfachheit: „einfach gestrickte“, leicht zu durchschauende/transparente Produkte oder Dienstleistungen, eher kleine Produktpalette bzw. enger umschriebenes Dienstleistungsangebot, Konstanz der Nachfrage; WIE? – Sicherheit, Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Wechselfällen, finanzielle Stabilität des Unternehmens, Konkurrenzsituation; WO? – geographische und „politische“ Lage möglichst fern von Krisengebieten inkl. solchen mit politischer Unruhe oder in Ländern mit totalitären Systemen oder deutlich defekten Demokratien (illiberale Demokratien); WANN? – Lebensdauer bzw. Überlebensdauer (Weltkriege etc.) des Unternehmens bisher, Stetigkeit der Dividendenzahlungen.
FAZIT: vor dem Kauf einer Unternehmensbeteiligung sich zur Aktiengesellschaft schlau machen: WER, WAS, WIE, WO, WANN.
ZWEI DINGE sind zusätzlich zu beachten:
# Langfristanlage durch Erwerb von Defensiv-Aktien (u.a. Energie, Telekom),
# Verbleib in einem Währungsraum, das ist der Euroraum. Daher werden die allseits seit Jahren gehypten US-Aktien hier mit Absicht außen vor gelassen, um das Währungsrisiko klein zu halten. Gleiches gilt für den Erwerb von Schweizer Aktien, wie die Vergangenheit mit Blick auf das sehr wechselhafte Wechselkursverhältnis Schweizer Franken / Euro gezeigt hat.
Die Europäischen Union als Veranlagungsrisiko?
Das Staatssystem der Europäischen Union kommt einer defekten Demokratie gleich und erstreckt sich in den Währungsraum (Euroland), in dem gehandelt wird. Man spricht auch von einem Demokratie-Defizit der Europäischen Union. Risiken dieser defekten Demokratie, um einige zu nennen, sind: Regelungen „von oben herab“ auf nicht sehr transparente Weise und Steuervorgaben, die sich durch Negieren realer Alltagserfordernisse auszeichnen, Überwachungsbestrebungen, hoher Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger. All dies markiert Abgehobenheit und Bürgerferne der EU-Politik.
Kennzeichnend für das Gebaren (Governance) der EU ist ein Ineinandergreifen von EU-Exekutive (Kommission mit ihren Kommissariaten) und einem nicht gut überschaubaren Geflecht zahlreicher, der EU nahestehenden und von ihr geförderten Institutionen, Organisationen und Einrichtungen, die auf vielen Ebenen EU-Kommissionsvorgaben umsetzen helfen. Sie helfen insbesondere dabei, die von EU-Rat- und EU-Kommission angedachten, aber für Bürger und Unternehmen noch nicht „akzeptablen“ Vorgaben „schmackhaft“ zu machen, um so zu einer ausreichend hohen Akzeptanz in der Bevölkerung zu führen, die eine politische Umsetzung ermöglicht.
Junker sagte 1999 dazu sehr verkürzt und sinngemäß: was wir heute als EU nicht durchsetzen, das werden wir dann schon später durchsetzen. Dem Lobbyismus Richtung EU-Exekutive (insbesondere seitens der Unternehmen) steht ein „Lobbyismus“ seitens der EU in Richtung auf die Einrichtungen der Mitgliedsländer sowie auf die Unternehmen und die Bevölkerung gegenüber, dessen Räderwerk für den Normalbürger praktisch nicht durchschaubar ist. Inwieweit kommt dies einem autokratischen Verhalten von der Maschek-Seite gleich?
Hauptziel der EU-Bestrebungen ist die Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, die den derzeit bestehenden Verbund der Mitgliedsstaaten ersetzen soll. Das deutet auch der Wechsel der Namensgebungen im Zeitverlauf an:
# Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, umgangssprachlich auch Montanunion, 1951)
# Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, 1957 inklusive EURATOM)
# Europäische Gemeinschaften (EG, 1965 ff., Fusion von EWG, EURATOM und einzelnen EG-Organen, Fusions- und Folgeverträge)
# Europäische Gemeinschaft (EG, seit 1993 ff., Maastricht- und Folgeverträge)
# Europäische Union (EU, 2007, Lissabon- und Folgeverträge)
1948 1948 Brüsseler Pakt | 1951 1952 Paris | 1954 1955 Pariser Verträge | 1957 1958 Rom | 1965 1967 Fusions- vertrag | 1986 1987 Einheitliche Europäische Akte | 1992 1993 Maastricht | 1997 1999 Amsterdam | 2001 2003 Nizza | 2007 2009 Lissabon | ||||||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaften | Drei Säulen der Europäischen Union | ||||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) | → | ← | |||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) | Vertrag 2002 ausgelaufen | Europäische Union (EU) | |||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) | Europäische Gemeinschaft (EG) | ||||||||||||||||||||||||||||||
→ | Justiz und Inneres (JI) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||||
Europäische Politische Zusammenarbeit (EPZ) | → | Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) | ← | ||||||||||||||||||||||||||||
Westunion (WU) | Westeuropäische Union (WEU) | ||||||||||||||||||||||||||||||
aufgelöst zum 1. Juli 2011 | |||||||||||||||||||||||||||||||
Problematisch bleibt dabei: je größer die Zentralisation von Staatsmacht, umso größer die Machtfülle, die mit „eiserner Harke“ über berechtigte (!) Einzelinteressen der Mitgliedsstaaten und damit der Bürger drüberfährt. Das Prinzip der Subsidiarität bleibt dabei auf der Strecke, so wie dieses Prinzip z.B. Österreich 1994 anlässlich der Vorabstimmungskampagnen versprochen wurde. Wurde das Versprechen eingelöst?
Beispiele der Machtfülle durch Zentralisierung liefern alle großen Staaten, u.a. Russland und China, die geradezu Musterbeispiele dafür darstellen.
Ein Problem des Staates an sich ist das Machtmonopol, das bei ihm liegt und liegen muss, will er Gesellschaft – das Staatsvolk – und die Abläufe darin mit Erfolg, also: durchsetzungskräftig organisieren. Das Problem ergibt sich aus dem Spannungsfeld zwischen unbeschränkter Freiheit des Individuums (Libertarismus) und unbeschränkter Freiheit des Staates (Totalitarismus).
Wie dieses Machtmonopol ausgestaltet wird, unterliegt in Demokratien dem Willen des Wahlvolkes, in nicht-demokratischen Staaten dem Willen des autoritären, totalitären oder autokratischen Machthabers. In defekten Demokratien ist die Mitbestimmung des Volkes eingeschränkt. Defekte Demokratien existieren in einer Grauzone, deren Konstituenten und ihre gegenseitige Einflussnahme nicht leicht zu bestimmen sind. Somit ist auch der Defektheitsgrad einer defekten Demokratie nicht leicht zu bestimmen und unterliegt, je nach politischer resp. ideologischer Perspektive, unterschiedlichen Wertungen.
Die idealtypische Dreiteilung der Regierungsformen existiert in der Wirklichkeit nicht: keine Demokratie der Welt entspricht der idealen Form, weist also im Ansatz Eigenschaften einer defekten Demokratie auf, kein totalitärer Staat schränkt die individuellen Freiheiten vollständig ein, es verbleibt den Bürgern dort ein mehr oder weniger großer Freiheitsraum.
Hinsichtlich des staatlichen Machtmonopols, das zudem bei anwachsender Zentralisation der Staatsgewalt zur Zunahme neigt, ergibt sich die Erkenntnis: so wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig als einer Einrichtung, die mit einem mit Rechtsgewalt in das Leben seiner Bürger eingreifenden Machtmonopol versehen ist, das für das „Funktionieren“ einer Gesellschaft unaufgebbar ist.
Die dafür notwendigen rechtlichen Verregelungen des Alltagslebens durch Allgemeines Gesetzbuch, Strafgesetzbuch, Angestelltengesetz etc.etc. sind zahllos und gelten bei ausnahmslos jeder Handlung, werden aber – ebenso regelhaft – dem Bürger erst dann bewusst, wenn es zu schwerwiegenden Regelverstößen oder Regelbruch-Sanktionierungen kommt.
Rechtliche Verregelungen sind Ausdruck der jeweiligen Ausprägungen eines Rechtsstaates; dieser wird in einer idealen Demokratie nicht durch Willküreinwirkungen korrumpiert: das ist ein wesentliches Kennzeichen demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Auf Rechtsstaatlichkeit pflegen sich auch autoritäre, totalitäre oder autokratische, kurz: diktatorische Systeme zu berufen, doch wird der Rechtsstaat dort durch Willküreingriffe korrumpiert: Rechtsbiegung als Kennzeichen von Autokratien etc. In einer defekten Demokratie wird die Rechtsstaatlichkeit (leicht) eingeschränkt, womit das Risiko entsteht, in eine Autokratie abzugleiten.
Nur in formalrechtlicher Hinsicht war zum Beispiel auch der NS-Staat ein Rechtsstaat, besaß er doch gemäß der NS-Grundsätze umgearbeitete Gesetze aus der Weimarer Republik und neue Gesetze im Sinne der NS-Ideologie, auf die er sich in der Rechtsprechung berief und von denen viele in einem „normalen“, d.h. hier NS-konformen Rechtssetzungsprozess entwickelt wurden. Daran ändert nichts die Gepflogenheit, den NS-Staat in inhaltlich-ethischer Hinsicht als Unrechtsstaat zu bezeichnen. Ein krasses Beispiel für einen NS-Rechtserlass im autokratischen Sinn ist unter diesem Link einsehbar.
Kennzeichnend für die Biegsamkeit des Rechts je nach Staatsraison ist die Tatsache, dass Juristen nach einem Regimewechsel ihre Posten in der Regel nicht verloren, sondern im neuen Regime weiter im Dienst des Rechts ihre berufliche Tätigkeit frei oder im öffentlichen Dienst ausübten. So wurden Juristen und Richter nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ohne weiteres in den öffentlichen Dienst der entstehenden Bundesrepublik Deutschland übernommen. Vergleichbares geschah nach dem Fall der UdSSR oder DDR.
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Demokratie das Herstellen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen einerseits den rechtsstaatlich gesicherten Freiheitsbedürfnissen des Individuums unter für ihn zureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten und andererseits den „Freiheitsbestrebungen“, somit Machtbestrebungen des Staates, mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Gemeinwohl resp. Sozialfrieden in Freiheit herzustellen. Als Garant dafür dient die Gewaltenteilung und ein entsprechend stark regulierter und damit gewaltgebändigter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie als vierte Gewalt die Sicherstellung einer freien Presse. MOTTO: Nimm Freiheitsbeschränkungen mit Blick auf das Gemeinwohl aus Überzeugung an, wir helfen dir dabei durch politische Aufklärung und sachliche Bildungsarbeit!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit bedeutet in einer Autokratie, im Autoritarismus und vor allem im Totalitarismus Ausgesetztheit vor rechtsbeugenden willkürlichen Staatseingriffen auf die ohnehin reduzierten Freiheitsmöglichkeiten des Individuums unter nicht selten unzureichenden wirtschaftlichen Gegebenheiten zu Gunsten der Machtbestrebungen des Staates mit dem Ziel, ein Höchstmaß an „Gemeinwohl“ resp. „sozialem Frieden“ in Unfreiheit zu erzwingen. Als Garant dafür dient die Einschränkung, womöglich Aufhebung der Gewaltenteilung sowie ein entsprechend stark ausgeprägter und mit gering regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine allgegenwärtige Brachial-Propaganda unter Ausschaltung der Pressefreiheit. MOTTO: Kusch, sonst trifft dich der Polizeiknüppel und du landest im Gulag, folgst du nicht den Propaganda-vermittelten Staatszielen!
Das „Funktionieren“ einer Gesellschaft dank dafür sorgender Rechtsstaatlichkeit in einer defekten Demokratie gibt in (noch) geringem Ausmaß jene Prinzipien auf, die eine Demokratie hervorheben. Als Garant dafür dient eine Einschränkung der Gewaltenteilung und ein nicht allzu gestärkter und nicht allzu sehr mit herabgesetzter regulierter Gewalt ausgestatteter Polizei- und Geheimdienstapparat sowie eine verhältnismäßig subtil eingesetzte Propaganda und Beeinflussungsmaschinerie. MOTTO: Folge der politischen Verführung und glaube, es sei deine Entscheidung, sonst zwiebeln wir dich mit Exekutivmaßnahmen!
Eine solche Beeinflussungsmaschinerie hat die exekutiv im Grunde genommen schwach aufgestellte EU entwickelt, was zu eben der Ausbildung dieser „Schattenexekutive“ geführt hat. Sie trägt damit – nicht so ohne weiteres sichtbar für den Normalbürger – ein Kennzeichen einer defekten Demokratie. Damit steht die Gefahr im Raum, weiter an demokratischen Eigenschaften einzubüßen und zu einem politischen und wirtschaftlichen Risiko heranzureifen. In der Tat bemüht sich die EU um Stärkung ihrer Polizeigewalt (Frontex, 2004, weiterer Ausbau) und damit um Ausbildung eines weiteren Kennzeichens defekter Demokratien insofern der Vorwurf stimmte, dass Frontex auch innerhalb der EU eingesetzt werden könnte.
Was die Beeinflussungsmaschinerie der EU betrifft, hat 2011 der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) die Europäische Union als “sanftes Monster Brüssel“ bezeichnet und von der „Entmündigung Europas“ gesprochen. Er anerkennt segensreiche Folgen ihres Wirkens, macht aber zugleich auf die strukturellen Defizite dieser überstaatlichen Einrichtung aufmerksam, die durch massive Öffentlichkeitsarbeit, um nicht zu sagen: Propaganda – geschickt durch das vorbeschriebene Geflecht an Organisationen, Instituten, Einrichtungen etc. vermittelt –, übertüncht werden. Bezeichnend ist sein Ausspruch: „Je dünner die Legitimität [ihres politischen Handelns], umso dicker der Glibber der PR.“
Die geschilderte Gefahr liegt nicht darin, sich im Euro-Währungsraum zu bewegen. Sie liegt darin, dass infolge mangelnder demokratischer Kontrolle politisch einer Gesinnungsethik und nicht einer Verantwortungsethik gefolgt wird. Damit einher ginge eine Abgehobenheit von den Realitäten des täglichen Lebens der Bürger und Unternehmen. Das führte kurz über lang zu einer Schwächung des Euros im Währungskonzert. Ein Risiko erwüchse dann eher daraus, dass es nicht sicher ist, ob der Währungsraum „Euro“ eines Tages zerbricht, zum Beispiel dadurch, dass im Konzert mit anderen Währungen die derzeit ohnehin angekratzte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Europäischen Union noch weiter geschwächt würde und der Euro fortgesetzt an Wert verlöre. Letzteres erleichterte das Auseinanderbrechen der Europäischen Union, die Eigeninteressen der Mitgliedsländer träten wieder stärker hervor.
Dieses Auseinanderbrechen der Europäischen Union ist derzeit unwahrscheinlich, aber denkmöglich als Folge von: fortgesetzter Wirtschaftsschwäche; weiter zunehmender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Zunahme nationalkonservativer bis rechtsextremer Haltungen; fortgesetztem „Rütteln an den Ketten“ seitens ehemaliger UdSSR-Bruderstaaten; fortgesetzter Aufnahme neuer Mitgliedsländer speziell aus dem Balkan und dem ehemaligem UdSSR-Einflussbereich (Serbien, Ukraine); gravierenden, von den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten nicht mitgetragenen außen- und innenpolitischen Entscheidungen.
Bräche die EU, so bräche spätestens dann auch der Euro; im Übrigen weist die Geschichte der Währungsunionen auf deren Brüchigkeit hin: sie halten in der Regel nicht lange. Den Anleger zwingt unter anderem auch dies beizeiten zu überlegen, in welcher Währung er außerhalb des Euroraumes investieren soll. Angesichts des unsicheren Status des US-Dollars als Weltwährung ist dies eine herausfordernde Frage. Sie stellt sich glücklicherweise derzeit nicht, sondern taucht nur schemenhaft als Denkmöglichkeit am Horizont einer eher ferneren Zukunft auf. Aber: sie taucht auf und kann blitzesschnell elefantengroß im Raum stehen.
FAZIT: die Europäische Union birgt für den Anleger derzeit nur am Zukunftshorizont sich abzeichnende Risiken. Sie entspringen u.a. daraus, dass die EU weniger aus der Position der Stärke als eher aus der der Schwäche handelt. Im Vergleich zur Situation des Kalten Krieges und damit zur Gründerzeit der EU-Vorläufereinrichtungen, in der es nur einen wirtschaftsmächtigen geopolitischen Spieler und gleichzeitigen Verbündeten – die USA – gab, steht die Europäische Union heute zwischen zwei Wirtschaftsblöcken: dem des USA-geführten Westens und dem des sog. globalen Südens. Das erzeugt Druck, allzumal Zeitdruck, treibt die EU an und lässt sie, will sie nicht aufgerieben werden, nach Machtvergrößerung durch Zentralisierung streben – ein Demokratierisiko ersten Ranges, damit in der weiteren Folge ein Wirtschafts- und letztlich Veranlagungsrisiko.
Grundsätzliches zur Währungsspekulation
Währungs-Spekulation ist ein äußerst schwieriges, glitschiges, hochriskantes Geschäft, bedarf langjähriger Erfahrung, tagtäglicher Marktbeobachtung und eines guten Magens: Schocks und erratische Marktbewegungen müssen ausgehalten werden – psychisch und finanziell. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Währungsspekulanten im deutschsprachigen Raum ist Folker Hellmeyer (Hellmeyer-Website, Hellmeyer-Kurzportrait (Goldseiten), Hellmeyer auf Netfonds usf.).
Zweck der Währungsspekulation?
Wie bei den Warenoptionsmärkten dient auch der Währungsoptionsmarkt dazu, sehr starke Schwankungen im Wert einer Währung (Devise) zu verhindern: sehr starken Verteuerungen oder Verbilligungen einer Währung im Devisenmarkt (Währungs- oder FOREX-Markt) wird so gegengesteuert. Dafür sorgen die vielen Marktteilnehmer, von denen ein Teil den künftigen Wert einer Währung (Devise) höher, der andere diesen Wert tiefer einschätzt. Dies führt dazu, dass sich eine Art mittlerer Wert für diese Währung einstellt. Währungsoptionsmärkte sind rund um den Globus nahezu 24/7, also nahezu täglich rund um die Uhr, offen (Warenoptionsmarkt, Optionen im Freihandel).
Anders ausgedrückt: Die Spekulanten sichern sich mit ihrem Engagement gegen das Risiko eines Währungsverfalls oder eines Währungsanstiegs ab. Währungsanstiege sind ein Risiko für Käufer auf Warenmärkten, Währungsabwertungen sind ein Risiko für Verkäufer auf Warenmärkten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Dienstleistungen im internationalen Dienstleistungsaustausch. Die gegenläufigen Interessen auf dem Währungsoptionsmarkt „mitteln“ sich aus.
Allgemein gesprochen handelt es sich bei den Geschäften auf Optionsmärkten um Absicherungsgeschäfte oder Hedging.
Nochmals anders ausgedrückt: Auf aggregiertem Niveau (Makroebene) sorgt der Währungsoptionsmarkt für die Stabilität einer bestimmten Währung im Konzert der anderen Währungen im Devisen- resp. Währungsmarkt (Kassa- oder Spot-Markt, das Pendant zum Optionsmarkt).
Eine stabile Währung ist für die Volkswirtschaft, in deren Bereich diese Währung als Zahlungsmittel dient, eine Lebensnotwendigkeit für das optimale Funktionieren der volkswirtschaftlichen Grundvorgänge Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Erratische Schwankungen im Währungs- oder Devisenmarkt erschweren auf der Ebene der Unternehmen (Mikroebene) innerhalb und außerhalb einer Volkswirtschaft erheblich Kalkulationen mit Sicht auf künftig geplante Käufe und Verkäufe. Erratische Schwankungen einer Währung schwächen die Wirtschaftsleistung der zugehörigen Volkswirtschaft, eine stabile Währung fördert sie. Dies gilt auch für Volkswirtschaften außerhalb des entsprechenden Währungsraumes, sofern sie mit dieser Volkswirtschaft handelnd in Verbindung stehen.
FAZIT: Währungsoptionsmärkte sind für das Wirtschaftsgeschehen im Konzert der verschiedenen Volkswirtschaften überlebenswichtig.
Die heilige Trias
Diese Zusammenhänge bleiben in der Regel für Otto Normalverbraucher genauso verborgen wie die Bedeutung der nicht-demokratisch agierenden Zentralbanken, die mit ihren Zinsentscheidungen tief in das Wirtschaftsleben und somit in das Alltagsgeschehen der Menschen eingreifen. Warenmärkte, Währungsmärkte und Zentralbanken sind in einem fortlaufenden Marktgeschehen untrennbar und maßgeblich untereinander verbunden. Dabei modulieren und moderieren die Zentralbanken über den Zinssatz die Abläufe in Waren- und Währungsmärkten und den zugehörigen Optionsmärkten.
Für Otto Normalverbraucher sind Spekulanten auf diesen Märkten in aller Regel ganz, ganz böse Subjekte, die sich mit ihren Spekulationsgewinnen die Taschen vollstopfen.
Wer sind diese Subjekte auf Währungsoptionsmärkten?
Auf Währungs- und Währungsoptionsmärkten agieren in großer Zahl Staatsstellen, staatliche und private Pensionsfonds, multinationale und andere Unternehmen, Finanzinstitute (Banken u.a.), Hedgefonds u.a.
Otto Normalverbraucher verkennt in aller Regel den Sinn dieser Märkte und die Rolle der Spekulanten dort; denn:
Die Währungsoptionsmärkte zeichnen für das Wohl und Wehe im höchstpersönlichen Alltagsleben des kleinen Mannes auf der Straße verantwortlich, indem sie für relative Währungsstabilität sorgen. Doch Märkte sind keine Subjekte. Somit sind präzise gesprochen nicht „die Märkte“, sondern die Teilnehmer an Währungsoptionsmärkten – also die risikoübernehmenden Spekulanten – für das Wohl und Wehe von Otto Normalverbrauchers alltäglichem Leben verantwortlich.
Daher lässt sich interpretieren: In der Erhaltung der Währungsstabilität liegt der soziale Sinn der Spekulation. Dabei dient der Spekulationsgewinn als Entgelt für die risikobehaftete Sorge um eine stabile Währung.
Es kommt zu einem „paradoxen“ Effekt: die Befriedung der Einzelinteressen der Subjekte, den Spekulanten, trägt vermittels des Marktgeschehens zur Optimierung des Gemeinwohls bei.
Die Umsätze in Devisen- und Währungsoptionsmärkten sind die größten weltweit und erreichen täglich Milliarden bis Billionen von Währungseinheiten. Im Jahr 2022 wurden allein im Devisenmarkt täglich durchschnittliche Umsätze in Höhe von 7,5 Billionen US-Dollar gehandelt. Zu beachten ist, dass dabei immer Währungspaare gehandelt werden und zudem die Umsätze „doppelt“ anfallen: als Verkaufs- und als Kaufpreis in Summe. Das plustert das tägliche Handelsvolumen ordentlich auf.
Was für die Währungsoptionsmärkte gilt, gilt ebenso für die Warenoptionsmärkte: es geht um die Stabilisierung von in großen Mengen gehandelten Waren wie Weizen, Schweinehälften Orangensaft, Kaffee und vieles andere mehr. Die aufgezählten Waren stehen für solche, die für die Bevölkerungen hohe Bedeutung haben.
Wozu Optionsmärkte gut sind
Aber es gibt doch nach wie vor Preissprünge auf den Warenmärkten, von erratischen Ausschlägen an den Devisenmärkten war auch schon die Rede: wie passt das ins Bild?
Ohne die Terminbörsen wären die Ausschläge um einiges stärker, die Preise höher.
Drei Beispiele dazu:
#1 Hitler verbot die große Bremer Kaffeebörse. Daraufhin sicherte sich der Großhandel gegen Preisanstiege bei Kaffee ab, indem er von Haus aus deutlich höhere Preise für den Handel, die Geschäfte, einforderte. Resultat war der berühmt-berüchtigte Blümchenkaffee: die Konsumenten sparten am Kaffee, indem sie möglichst wenig davon zum Aufbrühen verwandten, also sah man durch den dünnen Kaffee das Blümchen am Grund der Kaffeetasse.
# 2 Waren, die nicht abgesichert werden können, weisen größere Preissprünge und höhere Preise auf; bremsend auf den Warenpreis (Aktienpreis, Devisenkurs) wirkt allein die Konkurrenz oder eine schwache Nachfrage oder ein überreichliches Angebot.
# 3 Die erste Warenoptionsbörse wurde 1848 in Chicago gegründet. Hintergrund war der bereits gewachsene Welthandel mit Waren, die großteils noch mit Segelschiffen über die Weltmeere transportiert wurden. Zwar befuhren die ersten Dampfschiffe Ende der 1830er Jahre den Atlantik, doch die eigentliche Verdrängung des Segelschiffs als Transportmittel setzte erst ab den 1870er Jahren ein.
Die Notwendigkeit, sich gegen den Verlust der Waren infolge Schiffuntergangs zu schützen oder sich überhaupt vor unerwarteten Preisveränderungen während der langen Schiffsfuhren abzusichern, führte zur Einrichtung der Chicagoer Warenbörse (Chicago Board of Trade), 1848 zunächst als Kassen- oder Spotmarkt, 1864 dann als Warenterminmarkt. Fortan konnten Käufer und Verkäufer Warenpreise vereinbaren für Warenlieferungen in ein, zwei, drei, sechs Monaten, was die Sicherheit der unternehmerischen Kalkulation erheblich erhöhte, da nun die Preisrisiken nicht von den Warenverkäufern und -käufern selbst, sondern von den Spekulanten übernommen wurden. Es entstand eine hochspezialisierte Zunft von Spekulanten, darunter viele Versicherungen.
Die Spekulanten hatten die Zeit und die Informationsmittel, sich über Warenpreisänderungen am Warenursprungsort und über Transportverzögerungen oder Schiffsunfälle zu informieren. Schlechte Kaffee- oder Kakao-Ernten, transportverzögernde Windflauten oder Schiffsunglücke blieben für sie kein Geheimnis, entsprechend diesen Informationen disponierten sie am Warenterminmarkt ihre Preisvorstellungen, doch in der Vergangenheit geschlossene Warenpreise für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin blieben davon unberührt.