Tagesblick KURZAUSGABE – 5.10.2024 Samstag

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COMMENT – FAZIT – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus

  • Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Gegenseitige Attacken. Viele Hisbollah-Terroristen von Israel eliminiert. Warten auf den israelischen Gegenschlag. Wird Israel atomare Anlagen im Iran angreifen?
    MENA-Watch: UNRWA als Terroristen-Hort, in den deutsche und österreichische Steuergelder fließen? Ja. „Irre“ findet das die deutsche Boulevardzeitung „Bild“.  
    Nahost-Eskalation befürchtet: Öl- und damit Benzin- und Dieselpreise steigen.
  • Ukraine-Krieg: Ukrainische Nadelstiche.
  • US-Wirtschaft mit kräftigen Lebenszeichen – und schon haussiert die Börse:
    Aber nun stellt sich die Frage: Senkt die FED demnächst die Zinsen um 0,5%, 0,25% oder gar nicht?
  • EU: die Crux mit den Strafzöllen. Schlägt China zurück?
  • Österreich und seine Schulden. Wie geht das weiter im und nach dem zweiten Rezessionsjahr?

  • Weitere COMMENTS vorhanden

Märkte

Israel, Ukraine

Meldungen

Themenreigen – MEDIZIN: Banale Infekte, Brustkrebs, exzessiver Alkohokonsum und Intervallfasten. INNOVATION: Bakterien verdauen Plastik und erzeugen Nanoplastik. Poren verhindern Explosion von Lithium-Batterien. KI: Skepsis bei KI-generierten Headlines. KI-generierte Texte am fehlenden individuellen Schreibstil erkennbar. GESELLSCHAFT: Antisemitismus in Österreich en vogue. URGESCHICHTE: „Wien am Sand“ – fossile Reste vergangener Meere.

Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!

Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen. 

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

MÄRKTE USA/Fester – Starke Payrolls lindern Konjunktursorgen (gekürzt)

NEW YORK (Dow Jones)–Ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht („Payrolls“) hat an der Wall Street am Freitag die Kurse gestützt. Das deutliche Beschäftigungswachstum verdrängte die bestehenden Wachstumssorgen und reduzierte die Bedenken um eine mögliche Rezession der US-Konjunktur. Allerdings spricht es für eine nur kleine Zinssenkung der US-Notenbank im November, was die Begeisterung in einigen Börsensegmenten etwas dämpfte.

Der Dow-Jones-Index verbesserte sich um 0,8 Prozent auf 42.353 Punkte. Der S&P-500 kletterte um 0,9 Prozent und der Nasdaq-Composite stieg um 1,2 Prozent. Den 1.753 (Donnerstag: 968) Kursgewinnern an der Nyse standen 1.049 (1.814) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 49 (77) Titel. …

Zur Entspannung an der Börse trug bei, dass die Hafenarbeiter in den USA nach einem verbesserten Vertragsangebot erklärt haben, zur Arbeit zurückzukehren und einen dreitägigen Streik zu beenden, welcher die US-Wirtschaft empfindlich zu stören drohte.

Die weiterhin angespannte Lage im Nahen Osten dürfte die Anleger vor dem Wochenende allerdings zur Zurückhaltung veranlasst haben. Es war noch immer nicht klar, wie Israel auf den iranischen Raketenangriff reagieren wird.  …

Deutsche Anleihen: Deutliche Kursverluste nach US-Arbeitsmarktbericht

FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben am Freitag nach einem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht deutlich nachgegeben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel am Nachmittag um 0,49 Prozent auf 133,88 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 2,21 Prozent. Auch in den anderen Ländern der Eurozone legten die Renditen deutlich zu.

Der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten hat die Anleger mit einem überraschend starken Beschäftigungsaufbau überrascht. Die US-Wirtschaft schuf im September laut Arbeitsministerium 254.000 neue Stellen. Volkswirte hatten nur mit 150.000 gerechnet. Zudem ging die Arbeitslosenquote zurück und die Stundenlöhne legten stärker als erwartet zu.

„Es ist wie verhext. Immer dann, wenn man glaubt, es habe sich ein Trend herausgebildet, kommt es wieder anders“, kommentierte Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Der Dollar legte nach den Daten zu allen wichtigen Währungen deutlich zu.

Die Erwartungen, dass die US-Notenbank Anfang November die Leitzinsen erneut um 0,50 Prozentpunkte senken könnte, wurde so deutlich gedämpft. „Das dürfte es jetzt erst mal gewesen sein mit weiteren großen Zinssenkungsschritten der US-Notenbank“, schreibt Chlench. Ökonomen erwarten mittlerweile überwiegend noch eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Zinssenkungen stützen tendenziell die Anleihekurse und belasten im Gegenzug die Renditen./jsl/he © 2024 dpa-AFX

Ölpreise steigen erneut – Starker Preissprung auf Wochensicht – 4.10.2024, 16:12

NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) – Die Ölpreise haben ihren Höhenflug am Freitag vor dem Hintergrund einer möglichen weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten fortgesetzt und den vierten Tag in Folge zugelegt. Allerdings ging es mit den Notierungen kurz vor dem Wochenende nur noch vergleichsweise leicht nach oben.

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November legte am Nachmittag um 40 Cent auf 78,02 US-Dollar zu. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 33 Cent auf 74,04 Dollar.

Am Vortag hatten Aussagen des US-Präsidenten für einen Preissprung gesorgt. Joe Biden hatte auf die Frage von Reportern, ob er einen Angriff Israels auf Ölanlage des Iran unterstützen würde, gesagt, dass dies derzeit diskutiert werde. Am Markt fürchten Anleger, dass Israel auch Förderanlagen im Opec-Staat Iran ins Visier nehmen könnte, was zu einer weiteren Zuspitzung der geopolitischen Lage in der ölreichen Region des Nahen Ostens führen dürfte.

Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank verwies darauf, dass der Iran zuletzt täglich bis zu 3,4 Millionen Barrel Öl fördert. Dies entspreche etwa drei Prozent des weltweiten Angebots. Ein größerer Ausfall würde seiner Einschätzung nach zu einer spürbaren Verknappung führen. Zudem bestehe das Risiko, dass der Iran bei einer weiteren Eskalation den für den globalen Ölhandel wichtigen Seeweg durch die Straße von Hormus blockieren oder zumindest beeinträchtigen könnte, sagte Fritsch. Zeitweise hatten die Ölpreise im Freitagshandel stärker zugelegt. Am Nachmittag wurden aber die Erwartungen an eine weitere starke Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed gedämpft, nachdem Daten vom US-Arbeitsmarkt unerwartet stark ausgefallen waren. Die Aussicht auf weniger stark fallende Zinsen belastete die Ölpreise ein Stück weit.

Mit dem aktuellen Anstieg haben Brent und WTI im Verlauf der Handelswoche um jeweils etwa sechs Dollar je Barrel zugelegt. Dies ist der stärkste Preissprung seit Anfang 2023. Im Verlauf der Woche wurden die Notierungen mehrfach durch die Entwicklung im Nahen Osten angetrieben./jkr/jsl/he © 2024 dpa-AFX

Geldanlage-Check: „Fokussierung allein auf E-Mobilität war ein Bärendienst“ (KURZVIDEO)

VERMÖGEN – STEUERN

Gewerkschaften und Verbände: Bündnis will mehr Steuern für Superreiche

Gewerkschaften, Verbände und Einzelorganisationen wollen, dass die Vermögen von Superreichen stärker besteuert werden. Das betonen sie in einer gemeinsamen Erklärung.

Ein breites Bündnis aus 22 Organisationen und Gewerkschaften hat eine höhere Besteuerung großer Vermögen gefordert. „Die Zeit ist reif: Superreiche gerecht besteuern„, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung. Dies würde „der zunehmenden Ungleichheit und ihren fatalen Folgen für die Demokratie entgegenwirken“ und finanzielle Spielräume für die Politik schaffen.

Konkret gefordert wird die Einführung einer Vermögenssteuer – diese wurde 1997 ausgesetzt – und einer Vermögensabgabe.

237 Milliardäre zählt Deutschland – Tendenz steigend. Ihre Welt gilt als verschlossen, diskret. Doch auch dank zahlreicher Steuertricks werden Superreiche immer reicher.

Seit 2001 seien die Hundert größten deutschen Vermögen um 460 Milliarden Euro gewachsen, kritisieren die Unterzeichner der Erklärung. Dies sind unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Sozialverband VdK, die Bildungsgewerkschaft GEW, Greenpeace und die Klima-Allianz Deutschland.

Währenddessen bleibt die Armut in Deutschland mit 16,6 Prozent auf einem inakzeptabel hohen Niveau, jedes fünfte Kind muss in Armut leben.  – Bündnis zur Besteuerung Superreicher

Die Organisationen sehen in der wachsenden Ungleichheit „eine große Gefahr für die Demokratie“. Der Politik fehlten zugleich finanzielle Spielräume, um den Sozialstaat abzusichern, die Daseinsvorsorge zu gewährleisten und Deutschland zukunftsfähig zu machen. Eine Studie von Oxfam zeigt, dass Superreiche trotz globaler Krisen noch reicher werden. Die Organisation fordert eine Vermögenssteuer, berichtet Valerie Haller an der Börse.

Um die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen, reiche eine Reform der Schuldenbremse nicht aus, heißt es in der Erklärung weiter. „Jetzt ist der Moment, die Besteuerung großer Vermögen anzugehen.“ Die Steuerpolitik sei dabei eines der wirkungsvollsten Instrumente, um Ungleichheit zu begegnen.

Doch unser Steuersystem versagt gerade bei den Superreichen. – Bündnis für mehr Besteuerung Superreicher

Das kritisieren die Mitglieder des Bündnisses. Angeführt für diese These werden hier das Aussetzen der Vermögenssteuer und weitere Steuerreformen der vergangenen Jahrzehnte. Laut aktueller Schätzung erhält der Staat 2025 fast 22 Milliarden Euro weniger Steuern als bisher erwartet. Für Finanzminister Lindner hat die Ampel im Haushalt keine Spielräume. Die Steuerpolitik in Deutschland habe nach Meinung des Bündnisses dazu geführt, „dass Multimillionäre und Milliardäre mittlerweile nur halb so hohe Steuer- und Abgabensätze zahlen wie die breite Mitte der Gesellschaft“.

Die Organisationen sehen Superreiche zudem „besonders in der Verantwortung zur Bewältigung der Klimakrise finanziell stärker beizutragen“. Sie verursachten „durch ihr Verhalten extrem viele Treibhausgase“, heißt es in dem Schreiben. Quelle: AFP

Was ist die Vermögenssteuer?

Eine Vermögenssteuer betrifft das Nettovermögen von Privatpersonen und Unternehmen, zum Beispiel Grundbesitz, finanziellen sowie materiellen Besitz und Betriebsvermögen. Ein Freibetrag garantiert, dass nur hohe Vermögen versteuert werden müssen. Genaue Einzelheiten unterscheiden sich je nach Land und Steuermodell.

In Deutschland wurde von 1923 bis 1996 eine Vermögenssteuer von zuletzt einem Prozent bei einem Freibetrag von 120.000 DM pro Person erhoben. Sie wurde ausgesetzt, weil die gleichmäßige und gerechte Vermögensbewertung aufwändig und teuer war. Diese Steuer wieder einzuführen, wird in der Gesellschaft immer wieder kontrovers diskutiert. Einiges spricht für, aber auch vieles gegen eine stärkere Besteuerung der Reichen. © ZDF

HELLMEYER (Märkte u.a.m.)

ISRAEL-HAMAS-HISBOLLAH-KRIEG

05.10.2024 05:12

Großes Minus seit Jahresbeginn Asylanträge in Deutschland gehen deutlich zurück

Die Bundesregierung und Teile der Opposition halten Migration zuletzt für das wichtigste Thema. Eine Konsequenz sind wieder eingeführte Grenzkontrollen. Sie scheinen auch Wirkung zu zeigen. Die Zahl der Asylanträge nimmt um 24 Prozent ab. In einem Nachbarland halbiert sie sich sogar.

05.10.2024 03:23

Reaktion auf Raketenangriff Trump: Israel sollte Irans Atomanlagen bombardieren

Israel droht mit einer Reaktion auf den iranischen Raketenangriff. Treffer der Atomanlagen des Landes würden es zurückwerfen. US-Präsident Biden rät Israel davon ab. Ganz anders der republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump.

04.10.2024 12:11

An einem geheimen Ort Hisbollah-Anführer Nasrallah „vorläufig“ beerdigt

Vor einer Woche werden Hassan Nasrallah und weitere führende Kräfte der Hisbollah-Miliz bei einem israelischen Luftangriff getötet. Insidern zufolge wird Nasrallah jetzt in einem vorläufigen Grab beigesetzt. Eine öffentliche Trauerfeier sei noch nicht möglich.

04.10.2024 03:35

Eskalation in Nahost? Biden: „Glaube nicht an umfassenden Krieg“

Israel und die USA wägen die nächsten Schritte nach dem Raketenangriff aus dem Iran ab. International herrscht große Sorge vor einer Eskalation der Lage. Nun äußert sich US-Präsident Biden überraschend beschwichtigend. Doch es gebe noch eine Menge zu tun.

WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

KOMMENTAR – Experte: Ein größerer Krieg im Nahen Osten ist eine Gefahr für Europa

Ein größerer Krieg im Nahen Osten könnte ernste Auswirkungen auf die EU und Europa haben, warnt ein Experte.

Die sich zunehmend verschärfende Krise im Nahen Osten hat Europa und die Welt weiter polarisiert, warnen Experten. Ein größerer regionaler Krieg könnte massive Auswirkungen auf die EU und den Kontinent insgesamt haben.

Der ehemalige EU-Botschafter in Saudi-Arabien und den Golfstaaten, Luigi Narbone, ist der Ansicht, dass die Mitgliedstaaten nicht geeint auftreten.

„Wir sollten nicht unterschätzen, dass vor allem in den südlichen Teilen der Welt der Eindruck entsteht, Europa würde mit zweierlei Maß messen. Einerseits die Verurteilung Russlands gegen Putin, andererseits eine ambivalente Haltung gegenüber Israel und dem Nahostkonflikt. Diese Doppelmoral ist sehr schädlich für die Glaubwürdigkeit der Europäischen Union und für die Verteidigung der Grundwerte“, so Narbone.

G7-Staaten haben über mögliche Lösungen diskutiert

Am Mittwoch hielten die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten eine Telefonkonferenz ab, um die Verschärfung der Krise im Nahen Osten zu besprechen.

Sie diskutierten mögliche Handlungen zur Deeskalation der Spannungen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon.

Bislang haben die diplomatischen Bemühungen um eine Entspannung der Lage jedoch keine konkreten Ergebnisse gebracht.

„Die fehlende Stabilität in der Region könnte die Rolle Russlands in Syrien beeinflussen und sich auf die Wirtschaft auswirken“, sagt Narbone.

„Die Bewältigung der Krise ist für Europa von entscheidender Bedeutung und steht in direktem Zusammenhang mit den Migrationsströmen, die aus den Kriegsgebieten der Region kommen.“

UNIFIL möchte weiter im Libanon bleiben

Viele Länder glauben immer noch, dass eine diplomatische Lösung zur Beendigung des Konflikts möglich sei.

Die italienische Regierung, die den G7-Vorsitz innehat, möchte, dass der UN-Sicherheitsrat das Mandats der UNIFL-Mission stärkt und seine Befugnisse und Zuständigkeiten aussweitet.

Unterdessen hat die UNIFIL erklärt, dass sie trotz der jüngsten Entwicklungen vor Ort bleiben wird.

In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung erklärte die UN-Mission, dass jeder Grenzübertritt in den Libanon die libanesische Souveränität verletze.

Israel ist am Dienstag in den Libanon vorgestoßen. Seitdem sind die israelischen Streitkräfte in einem schmalen Streifen entlang der Grenze mit Hisbollah-Kämpfern zusammengestoßen. Die israelische Armee hat mehrere tödliche Luftangriffe unternommen, um die Kampagne zu unterstützen.

Bei einer Reihe von Anschlägen wurden einige der wichtigsten Mitglieder der Gruppe getötet, darunter der Hisbollah-AnführerHassan Nasrallah.

Nach Angaben der libanesischen Gesundheitsbehörden wurden bisher etwa 1,2 Millionen Menschen vertrieben und mehr als 1.300 getötet.

Nächtliche Angriffe Israels im Libanon – APA

Israels Luftwaffe hat in der Nacht laut örtlichen Sicherheitsquellen Ziele weit im Landesinneren des Libanons angegriffen. Bei einer Attacke auf ein palästinensisches Flüchtlingslager in der nordlibanesischen Stadt Tripoli wurde ein Anführer der Al-Kassam-Brigade, des militärischen Teils der Hamas, getötet. Saeed Atallah sei zusammen mit drei Familienmitgliedern ums Leben gekommen, berichten der Hamas nahestehende Medien. Von Israel gab es dazu keine Stellungnahme.

Auch in südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut sowie im Bekaa-Tal im Osten wurden erneut Angriffe gemeldet. Auch dazu gab es vonseiten Israels Armee keine Stellungnahme.

Unterdessen herrscht im Nahen Osten kurz vor dem ersten Jahrestag des Massakers der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober nervöses Warten auf die angekündigte Vergeltung Israels für Irans kürzlichen Raketenangriff.

Israel habe der Regierung von US-Präsident Joe Biden nicht zugesichert, dass ein möglicher Angriff auf die iranischen Atomanlagen vom Tisch ist, sagte ein hochrangiger Beamter des US-Außenministeriums dem US-Fernsehsender CNN. Biden hatte sich am Mittwoch gegen einen solchen Angriff ausgesprochen.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump widersprach ihm jetzt: „Seine Antwort hätte sein sollen: Zielt zuerst auf die Atomanlagen und macht euch über den Rest später Gedanken“, sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Fayetteville im US-Staat North Carolina.

Unterdessen geht der gegenseitige Beschuss zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee weiter.

Israels Armee will die Hisbollah schwächen und von der Grenze vertreiben. Die Schiitenmiliz gab in der Früh eine Erklärung ab, wonach sie erneut eine Raketensalve auf den Norden Israels abgefeuert habe. Am Vortag hatte die proiranische Miliz nach Angaben des israelischen Militärs etwa 222 Geschosse aus dem Libanon auf israelisches Gebiet abgefeuert. Im Norden Israels heulten auch in der Nacht die Sirenen.

ROUNDUP 3: Irans Religionsführer verteidigt Angriff auf Israel

Biden rät Israel von Angriffen auf Irans Öl-Industrie ab

Israelische Armee: 180 Geschosse aus dem Libanon abgefeuert

Streik im Westjordanland nach Toten bei israelischem Angriff

Zwei Soldaten in Nordisrael getötet

Israel: 250 Hisbollah-Mitglieder seit Bodenoffensive getötet

TEL AVIV/BEIRUT (dpa-AFX) – Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Bodenoffensive im Südlibanon rund 250 Mitglieder der Hisbollah getötet. „Es ist uns gelungen, der Hisbollah einen schweren Schlag zu versetzen“, sagte Armeesprecher Nadav Schoschani.

Unter den Getöteten seien fünf Bataillonskommandeure und weitere Kommandeure der vom Iran unterstützten Miliz. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 100 Hisbollah-Mitglieder etwa bei Nahkämpfen und bei Luftangriffen ums Leben gekommen. Die Hisbollah bestätigte dies zunächst nicht.

Israel hatte in der Nacht auf Dienstag eine „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon begonnen. Seither starben nach früheren Angaben der Armee bislang acht ihrer Soldaten./cir/DP/ngu © 2024 dpa-AFX

Iranischer General droht Israel mit Angriffen auf Energiesektor

WHO: Ein Jahr des kollektiven Traumas für Israel

Israel: Waffen-Tunnel von Syrien in den Libanon zerstört, ebenso ein Grenzübergang

TEL AVIV/BEIRUT (dpa-AFX) – Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen dreieinhalb Kilometer langen Tunnel unter der syrisch-libanesischen Grenze zerstört. Kampfflugzeuge hätten den Tunnel in der Nähe des Grenzübergangs Masnaa am Donnerstag bombardiert, teilte die Armee weiter mit.

Der Tunnel sei so geräumig gewesen, dass große Mengen von Waffen hindurchgeschleust werden konnten. Er habe auch als Lagerraum für Kriegsmaterial gedient, betonte die Armee. Der Kommandeur für die Hisbollah-Einheit 4400, die für den Waffenschmuggel zuständig gewesen sei, Mohammed Jafar Katsir, sei bereits in den vergangenen Tagen getötet worden.

Nach Angaben der libanesischen Armee gab es auch am Freitagmorgen einen israelischen Angriff bei dem Grenzübergang Masnaa. Die auch für Flüchtlinge wichtige Straße nach Syrien sei getroffen und der Grenzübergang geschlossen worden. Menschen flüchteten den Berichten zufolge zu Fuß weiter Richtung Syrien./wh/DP/ngu © 2024 dpa-AFX

ROUNDUP 2/Libanon: Israel greift nahe dem Grenzübergang zu Syrien an

POLITIK-BLOG/Beck: Deutschland soll Rüstungsgüter an Israel exportieren

Schweden sieht Verbindung bei Taten gegen israelische Botschaften

Irans Führer: Konsequente, aber überlegte Anti-Israel-Politik

Vor Angriffen: Israel ruft Libanesen zur Flucht auf

Wieder Luftalarm in Israels Norden

URAINE-KRIEG

+++ 07:31 Russisches Verteidigungsministerium zeigt bizarres Video von Anti-Drohnen-Training +++

Das russische Verteidigungsministerium hat ein Video veröffentlicht, in dem russische Soldaten beim Training zu sehen sind, um Angriffen mit Drohnen zu entgehen. Die Copter sind eine der größten Gefahren auf dem Schlachtfeld. Die beste Form, ihnen zu begegnen, sind elektronische Störsender. Ist dieses Mittel nicht vorhanden oder erfolgreich, gibt es nur wenige Möglichkeiten, um sich effektiv zu wehren. Das Abschießen einer Drohne mit einer normalen Infanteriewaffe ist äußerst schwierig, Schrotflinten sind am besten geeignet. In dem russischen Video ist ein Soldat zu sehen, der sich mit einer Rolle über den Boden zumindest kurzfristig einem Angriff entzieht. Ein anderer schmeißt gar sein Gewehr hoch in die Luft und trifft damit eine Drohne. Ähnliches war auch schon auf mehreren Videos von der Front zu sehen, wo die Drohnen meist dennoch explodierten.

+++ 06:45 OSINT-Experte veröffentlicht extreme Verlustzahlen der russischen Truppen bei Pokrowsk +++
Russlands skrupellose Kriegsführung mit massenhaft erzwungenen Sturmangriffen zeigt sich in den Daten, die ein OSINT-Experte des Oryx-Projektes auf X teilt. Demnach verzeichnen die Kreml-Truppen beim derzeitigen Epizentrum des Krieges – in Richtung Pokrowsk – horrende Verluste, die jene der Ukraine um ein Vielfaches übersteigen. So soll die Zahl der zerstörten, aufgegebenen, beschädigten und vom Feind eroberten Panzer innerhalb des letzten Jahres bei insgesamt 539 auf russischer Seite und 92 auf ukrainischer Seite liegen. Im Militärischen gilt eigentlich die Faustregel, dass ein Angreifer die dreifache Überlegenheit benötigt, um erfolgreich gegen Verteidiger zu sein. Auch bei Schützenpanzern zeigen sich extreme Unterschiede: 1020 zu 138. Der Ex-US-Marine Rob Lee vom Foreign Policy Research Institute beschreibt die Verluste als „außergewöhnlich hoch“. OSINT-Experten beziehen ihre Daten in der Regel aus frei zugänglichem Bild- und Videomaterial in Onlinequellen. Die tatsächlichen Verluste dürften daher noch höher liegen.

+++ 06:06 18- bis 25-Jährige einberufen? Ex-Oberbefehlshaber Saluschnyj ist dagegen +++
Der ehemalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte und heutige Botschafter im Vereinigten Königreich, Walerij Saluschnyj, ist überzeugt, dass die Ukraine das Mobilisierungsalter nicht senken sollte. Seiner Meinung nach ist die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen die Zukunft der Ukraine, und das Mobilisierungsalter sollte nur als letztes Mittel gesenkt werden, berichtet die Nachrichtenagentur Unian unter Berufung auf Bukwy. „Die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen sollte so weit wie möglich geschützt werden. Deshalb habe ich, als ich Oberbefehlshaber war, immer dagegen protestiert, dass die Mobilisierung nicht für Menschen unter 25 Jahren gelten sollte, denn wir brauchen die Ukraine in 20 und 30 Jahren“, so Saluschnyj. Es seien ganz andere Leute, die dieses Land retten würden. In der Ukraine gibt es Stimmen, die das Mobilisierungsalter herabsetzen möchten, um mehr Soldaten rekrutieren zu können.

+++ 05:29 Zweiter Versuch: Ukrainische Freiwilligenlegion soll in Polen aufgebaut werden +++
Der stellvertretende Verteidigungsminister Pawel Zalewski gibt am Freitag bekannt, dass das ukrainische Konsulat in Lublin mit der Rekrutierung von ukrainischen Freiwilligen begonnen hat, die in Polen leben und von den polnischen Streitkräften ausgebildet werden. Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz weist darauf hin, dass Polen bereit war, im September mit der Ausbildung zu beginnen, aber ein Mangel an Freiwilligen den Beginn verzögerte: „Damals meldeten sich nicht genügend Freiwillige. Soweit ich weiß, hat die Ukraine nun Maßnahmen zur Information, Rekrutierung und Förderung dieses Prozesses ergriffen, so dass wir mit den Ergebnissen rechnen“, so Kosiniak-Kamysz gegenüber dem lokalen Nachrichtensender Wnp.pl. Die Legion wurde im Juli als freiwillige Militäreinheit vorgestellt, die sich aus in Polen lebenden ukrainischen Männern zusammensetzt und von den polnischen Streitkräften ausgebildet wird.

+++ 04:00 Ex-NATO-Chef Stoltenberg bedauert Zögern des Westens +++
In seinem jüngsten Interview mit der Financial Times räumt der ehemalige NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ein, dass er die verzögerte Lieferung von Waffen an die Ukraine während seiner Amtszeit als Chef des Bündnisses am meisten bedauert hat. Sie hätte die Verteidigung des Landes erheblich stärken können. „Wenn es etwas gibt, das ich in gewisser Weise bedauere und das ich jetzt viel klarer sehe, dann ist es, dass wir der Ukraine viel früher viel mehr militärische Unterstützung hätten geben sollen“, sagt Stoltenberg. „Die Entsendung tödlicher Waffen war eine große Diskussion. Die meisten Verbündeten waren vor der Invasion dagegen… sie hatten große Angst vor den Konsequenzen. Ich bin stolz auf das, was wir getan haben, aber es wäre ein großer Vorteil gewesen, wenn wir früher damit begonnen hätten. Es hätte vielleicht sogar die Invasion verhindern oder es (Russland) zumindest sehr viel schwerer machen können, das zu tun, was sie getan haben“, so Stoltenberg weiter.

+++ 02:01 Russische Elite-Einheiten erleiden bei Wuhledar-Kämpfen immense Verluste +++
Wie BBC News Russia am Freitag berichtet, haben die russischen Elitetruppen während der einjährigen Kämpfe in der Nähe von Wuhledar im Gebiet Donezk viermal so viele Verluste erlitten wie in den zehn Jahren des Zweiten Tschetschenienkriegs. Die Kiewer Streitkräfte kündigten am Mittwoch den Rückzug aus der wichtigen Siedlung im Gebiet Donezk an, nachdem russische Truppen die Flanken der Stadt überrannt hatten und in Wuhledar selbst eingedrungen waren. Die Elitebrigaden 155 und 40 der russischen Streitkräfte, die auch als Schwarzhelme bekannt sind, waren an der Erstürmung der Stadt beteiligt. Nach Angaben der BBC wurden mindestens 211 Marinesoldaten der 155. Brigade während der Schlacht um Wuhledar getötet, weitere 42 werden vermisst. Dies übersteigt bei weitem die Verluste der Einheit während des jahrzehntelangen Zweiten Tschetschenienkriegs (1999-2009), wie aus dem Bericht hervorgeht. BBC-Journalisten konnten auch den Tod von 72 russischen Soldaten der 40. Brigade dokumentieren.

+++ 23:55 Oppositionelle in Belarus wegen Sabotageangriff verurteilt – teilweise 25 Jahre Haft +++
Ein Gericht in Belarus hat zwölf Oppositionelle verurteilt, die für einen Sabotageangriff auf ein russisches Militärflugzeug im Februar 2023 verantwortlich sein sollen. Wegen ihrer Beteiligung an dem „Terrorangriff“ habe das Gericht in Minsk die zwölf Angeklagten zu Haftstrafen von zwei bis 25 Jahren verurteilt, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Nur fünf Verurteilte befinden sich in Belarus, die übrigen wurden in Abwesenheit verurteilt. Unter den Verurteilten, die sich im Ausland befinden, ist auch der mutmaßliche Drahtzieher des Anschlags, Nikolai Schwets, der zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Er hatte Belarus im Sommer im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit der Ukraine verlassen können. Im Februar 2023 hatten pro-ukrainische Aktivisten erklärt, auf dem Flugplatz in Matschulischtschi nahe Minsk ein russisches Militärflugzeug zerstört zu haben. Dabei habe es sich um ein Aufklärungsflugzeug vom Typ A-50 gehandelt.

Vermuteter Drahtzieher abwesend Gericht verurteilt Flugzeug-Saboteure zu langen Haftstrafen

+++ 22:19 Bericht: Russland will in drei Jahren 225.000 Vertragssoldaten rekrutieren +++
Das russische Verteidigungsministerium plant angeblich, in den nächsten drei Jahren mindestens 225.000 Vertragssoldaten zu rekrutieren. Das berichtet das unabhängige russische Onlinemedium „Important Stories“. Das gehe aus dem Haushaltsentwurf für die Jahre 2025 bis 2027 hervor. Für jedes Jahr seien umgerechnet etwa 335 Millionen US-Dollar für Einmalzahlungen bei Vertragsunterzeichnungen vorgesehen.

+++ 21:44 Rumänien: Russische Drohne auf NATO-Gebiet entdeckt +++
Das NATO-Mitglied Rumänien meldet den Fund einer russischen Drohne auf seinem Gebiet. Das Verteidigungsministerium schreibt auf X, im Gebiet des Litcov-Kanals nahe der Grenze zur Ukraine seien Fragmente einer russischen Drohne entdeckt worden. Diese würden untersucht. Bereits eine Woche zuvor hatte es einen Vorfall mit einer russischen Drohne gegeben. Die Drohne sei womöglich für wenige Minuten in den Luftraum Rumäniens eingedrungen, erklärte das Ministerium. Die Drohne sei an einem Angriff auf die südukrainische Stadt Ismajil beteiligt gewesen. Der Ort liegt an der Donau, auf deren anderen Seite sich an der Stelle Rumänien befindet.

+++ 21:10 Johnson: Wenn Trump Präsident wäre, hätte Putin Krieg nicht gestartet +++
Aus Sicht des früheren britischen Regierungschefs Boris Johnson ist es kein Zufall, dass Russland nicht in die Ukraine einmarschierte, während Donald Trump US-Präsident war. „Einer der Vorzüge von Trump ist seine schiere Unberechenbarkeit“, sagt Johnson dem „Telegraph“. Dabei legt er nahe, dass Russland die Ukraine nicht überfallen hätte, wäre Trump Präsident gewesen. „Aus Sicht des Kremls bestand die reale Gefahr, dass Trump einen Angriff auf ein europäisches Land als Affront gegen Amerika und die Weltordnung ausgelegt und hart durchgegriffen hätte.“ Dem „Telegraph“ zufolge ist Johnson der Ansicht, dass Trumps Unberechenbarkeit allein schon ausgereicht hätte, um Kremlchef Wladimir Putin davon zu überzeugen, nicht das Risiko einzugehen, einen Krieg mit einem souveränen Land zu führen.

+++ 20:03 Bürgermeister: Russen stehen sieben Kilometer vor Pokrowsk +++
Russische Truppen nähern sich, so wie es aussieht, weiter Pokrowsk. Diese seien sieben Kilometer vom Stadtrand entfernt, erklärt Bürgermeister Serhii Dobriak im ukrainischen Fernsehen. In den Wochen zuvor war von weniger als zehn Kilometern die Rede gewesen. Der Bürgermeister berichtet von Bombenangriffen. Allein gestern habe es zwei Bombenangriffe auf das Stadtzentrum gegeben. Inzwischen seien 80 Prozent der kritischen Infrastruktur in der Stadt beschädigt oder zerstört. „Der Feind lässt uns ohne Strom, Wasser und Gas zurück. Das ist eine ‚Vorbereitung‘ auf den Winter.“ Ihm zufolge harren noch mehr als 13.000 Menschen in Pokrowsk aus, darunter fast Hundert Kinder. Sie waren den Evakuierungsaufrufen nicht gefolgt. Vor dem Krieg hatte die Stadt 60.000 Einwohner.

Wegen Fehlverlinkung frühere Meldungen vom Vortag nicht abrufbar.

Alle früheren Entwicklungen können Sie hier nachlesen.

Quelle: ntv.de, rob/als/dpa/AP/rts/AFP

Breite Kritik an Ukraine-Appell von Ost-Politikern

BERLIN (dpa-AFX) – CDU-Chef Friedrich Merz geht auf Distanz zur Forderung führender Politiker aus dem Osten nach stärkeren Bemühungen um eine diplomatische Lösung im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. „Die Ukraine kämpft um ihr schieres Überleben. Dabei müssen wir ihr auch in unserem eigenen Interesse weiter helfen. Friedensgespräche wird es nur geben, wenn beide Seiten dazu bereit sind“, sagte Merz der „Süddeutschen Zeitung“. Das sei offenbar von russischer Seite nicht der Fall. „Russland wird erst zu Gesprächen bereit sein, wenn das Regime von Putin erkennen muss, dass ein weiteres militärisches Vorgehen gegen die Ukraine aussichtslos erscheint“, sagte der Unionsfraktionschef.

Die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg, Michael Kretschmer (CDU) und Dietmar Woidke (SPD), sowie der Thüringer CDU-Chefs Mario Voigt hatten in einem gemeinsamen Gastbeitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für ein stärkeres diplomatisches Engagement Deutschlands zur Beendigung des russischen Kriegs gegen die Ukraine geworben.

„Wir wollen eine aktivere diplomatische Rolle Deutschlands in enger Abstimmung mit seinen europäischen Nachbarn und Partnern“, schrieben die drei Politiker. Sie verhandeln mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) über mögliche Koalitionen nach den Landtagswahlen in den drei Ländern. Wagenknecht verlangt dafür ein Eintreten für einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine.

„Weichspüler“ und „Kotau“ vor BSW vermutet

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), kritisierte den Beitrag der drei Politiker: „Sollte der Brief der drei designierten Ministerpräsidenten als Weichspüler für Koalitionsverhandlungen mit dem BSW gemeint gewesen sein, rate ich zu großer Skepsis“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.

Die FDP-Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte der „Rheinischen Post“: „Man hat das Gefühl, die freiheitlichen Werte unseres Landes werden gerade für ein bisschen Machterhalt und Wahlkampf auf dem Ramschtisch verscherbelt.“ Strack-Zimmermann sprach von einem „rückgratlosen Kotau der Ministerpräsidenten aus Brandenburg und Sachsen assistiert von der BSW und CDU in Thüringen“.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann schrieb auf der Plattform X: „Die Botschaft dieses Gastbeitrags von Woidke, Kretschmer und Voigt lautet doch, wie mache ich mich koalitionsfähig für das BSW.“/shy/DP/ngu © 2024 dpa-AFX

WIRTSCHAFTSMELDUNGEN IM ÜBERBLICK

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WEITERE MELDUNGEN

US-WAHLKAMPF – Predict it

NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)

MENA-Watch vom 2.10.2024

EDITORIAL: Am Dienstagabend hat das iranische Regime erneut Israel mit einem massiven Raketenbeschuss angegriffen. Wie schon im April ist die Bilanz für den Obersten Geistlichen Führer Ali Khamenei, der irgendwo im Land aus Angst vor Israels möglicher Reaktion in einem Bunker sitzt, auch dieses Mal ernüchternd: Nur sehr wenige der knapp zweihundert Raketen erreichten Israel bzw. durchdrangen die Raketenabwehr; auch der Schaden hielt sich in Grenzen.

Bezeichnend daran: Anstatt möglichst viele Juden zu ermorden, was mit Sicherheit die Absicht ist, greift man eine Metropole wie Tel Aviv mit Dutzenden Raketen an, gab es nur einen Toten – und dieser war kein Jude, sondern ein Palästinenser, der in der Nähe von Jericho im Westjordanland von herabstürzenden iranischen Raketenteilen erschlagen wurde. Welch ein Triumph für die selbsternannten Champions der palästinensischen Sache in Teheran!

Angesichts der neuerlichen iranischen Eskalation gerät aber eine Geschichte in den Hintergrund, die durchaus Aufmerksamkeit verdient:

Am Montag ging die Nachricht um, dass bei einem israelischen Luftangriff auf die Hafenstadt Tyros der Chef der Hamas im Libanon getötet worden sei. Die Organisation bestätigte den Tod ihres Top-Funktionärs, den sie als »erfolgreichen Lehrer und ausgezeichneten Schuldirektor« pries.

Ein palästinensischer Lehrer und Schuldirektor im Libanon, der noch dazu ein hochrangiger Hamas-Mann war, … könnte es sich dabei vielleicht um … ja, konnte es: Fathi al-Sharif, zu dessen Aufgaben die Koordination der Hamas mit der libanesischen Terrorgruppe Hisbollah gehörte, arbeitete nicht nur als Lehrer und Schuldirektor für die UNRWA, das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen, sondern war auch Chef der nationalen UNRWA-Lehrergewerkschaft.

Dieses Faktum musste die UNRWA eingestehen, auch wenn sie sogleich hinzufügte, dass al-Sharif im März suspendiert wurde und eine Untersuchung eingeleitet worden sei, »nachdem die UNRWA Informationen über seine politischen Aktivitäten erhalten hatte«.

Doch das war freilich nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich gab es zahlreiche Informationen über al-Sharifs »Aktivitäten«: Fotos al-Sharifs inmitten von Hamas-Führern bei Veranstaltungen und Demonstrationen, völlig unverhohlene Terrorunterstützung in zahlreichen seiner Postings in sozialen Medien, Jubel über das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 und so weiter und so fort. UN Watch hat eine umfassende Sammlung der Belege für al-Sharifs Hamas-Mitgliedschaft und seine Terrorverherrlichung vorgelegt.

Was die UNRWA in ihrer ersten Stellungnahme aber verschwieg, war die Zeit nach al-Sharifs Suspendierung im Frühjahr, als Tausende seiner Kollegen aus Protest gegen seine Beurlaubung in Streik traten, zum UNRWA-Hauptquartier marschierten, für Monate  die UNRWA-Schulen und andere Einrichtungen im Land lahmlegten und die lokale UNRWA-Leiterin, die Deutsche Dorothée Klaus, bedrohten.

Und auch das ist noch nicht die ganze Geschichte. Der Streik ging erst zu Ende, nachdem niemand Geringerer als UNRWA-Chef Philippe Lazzarini höchstpersönlich nach Beirut reiste und sich mit Vertretern der »Allianz der palästinensischen Kräfte« traf, einem Bündnis extremistischer Gruppierungen, dem auch die Terrorgruppen Hamas und Palästinensischer Islamischer Dschihad angehören.

Was UNRWA-Boss Lazzarini bei seinen Verhandlungen mit den Vertretern dieser Terrororganisationen genau ausverhandelt hatte, wurde nicht bekannt, al-Sharifs Suspendierung allerdings aufgehoben und der Streik beendet. (Hillel Neuer von UN Watch hat die Entwicklung in einer Reihe von Tweets nachgezeichnet.) Im Juni forderte UN Watch Lazzarini ausdrücklich, aber vergeblich, auf, al-Sharif wegen dessen Terrorunterstützung zu entlassen.

Nach dem Tod al-Sharifs hat die Geschichte nun noch eine letzte Wendung genommen: Jetzt behauptet UNRWA-Chef Lazzarini plötzlich, er habe von al-Sharifs Hamas-Führerschaft im Libanon nichts gewusst und beschwerte sich über israelische Versuche, dem Image der UNRWA schaden zu wollen. Der Skandal bestehe ihm zufolge also nicht in der Anstellung eines Top-Hamas-Mannes, obwohl die UNRWA von dessen Aktivitäten Bescheid hätten wissen müssen, wäre sie daran interessiert gewesen, sondern, dass Israel die Reputation der UNRWA beschmutzen wolle.

Man stelle sich eine staatlich geförderte Organisation in Österreich oder Deutschland vor, die von zahlreichen Terroristen durchsetzt wäre, die teils persönlich an barbarischen Morden beteiligt waren; eine Organisation, unter deren Hauptquartier die Zentrale einer Terrorgruppe entdeckt würde. Dann stelle man sich vor, der oberste Personalvertreter dieser Organisation wäre ein führendes Mitglied dieser Terrorgruppe, wofür es zahlreiche Belege gäbe, worüber die Organisation aber partout nichts wissen wolle. Wie würde Österreich oder Deutschland reagieren? Würden sie diese Organisation weiterhin finanzieren?

Im Fall der UNRWA tun sie genau das. Österreich und Deutschland hatten beide nach dem 7. Oktober ausgesetzt, diese aber mittlerweile wieder aufgenommen, sodass wieder Millionen an österreichischen und deutschen Steuergeldern in die Taschen der UNRWA fließen, mit denen dann Terroristen wie al-Sharif bezahlt werden.

Als »irre« bezeichnete die Bild-Zeitung den Umstand, dass europäische Steuergelder weiterhin der Finanzierung von Terroristen dienen, obwohl man es längst besser wissen müsste. Dem ist nichts hinzuzufügen.

EUROPA

Strafzölle auf chinesische E-Autos kommen – EU-Mitgliedstaaten votieren mehrheitlich für fairen Wettbewerb – Sonderabgaben ab November

Brüssel/Berlin (pte015/04.10.2024/12:34) – Im Ringen um fairen Wettbewerb in Sachen Elektromobilität konnte sich Deutschland mit seinem Widerstand in Bezug auf Strafzölle der EU gegenüber China nicht durchsetzen. So haben die EU-Mitgliedstaaten heute, Freitag, mehrheitlich den Weg für neue Importabgaben freigemacht. Diese Sonderzölle dürften bereits ab November dieses Jahres schlagend werden.

Mehrheit gegen Deutschland

Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Diplomatenkreise schreibt, stimmten Deutschland sowie Ungarn, Malta, die Slowakei und Slowenien gegen die Strafmaßnahme. Dafür votierten neben Frankreich und Italien auch die Niederlande, Irland, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Luxemburg. Die übrigen Staaten, darunter Spanien, enthielten sich offenbar, heißt es.

Hintergrund ist ein Streit zwischen der EU-Kommission und China um einen fairen Wettbewerb bei Elektroautos. Die Volksrepublik subventioniert die Herstellung von E-Fahrzeugen chinesischer Produzenten massiv, wodurch laut Brüssel Wettbewerbsverzerrungen in der EU entstehen und heimische Erzeuger vor allem hinsichtlich des Preises das Nachsehen haben.

BYD, Geely und Saic im Fokus

Die Gestaltung der Strafzölle auf die chinesischen Importe sieht künftig wie folgt aus: BYD, Geely und Saic müssen ab kommendem Monat individuelle Zölle in Höhe von 17, 18,8 und 35,3 Prozent zaheln. Auf Tesla entfällt der geringste Tarif von 7,8 Prozent. Der US-Konzern hat kein Joint Venture mit einer chinesischen Firma, sondern baut die Autos eigenständig in China.

Was alle anderen Autobauer, die in China Produktionsstätten betreiben, angeht, so müssen sie künftig mindestens 21,3 Prozent Ausgleichszoll auf ihre Importe in die EU bezahlen – auch die deutschen Hersteller VW, BMW und Mercedes. Je nach Joint-Venture-Partner gelten allerdings unterschiedliche Zölle. Für VW und Saic gilt künftig der Höchstsatz von 35,3 Prozent. (Ende)

EU-Kommission verwarnt Youtube, Snapchat und Tiktok

Brüssel – Wegen der mutmaßlich abhängig machenden Wirkung ihrer Algorithmen hat die Europäische Kommission (EU-Kommission) die Videoplattformen Youtube, Snapchat und Tiktok verwarnt.

Brüssel will nach eigenen Angaben von vor­gestern überprüfen, ob die Unternehmen mit personalisierten Empfehlungen für die Nutzenden die Suchtgefahr auf ihren Plattformen und die Verbreitung von Hassbot­schaf­ten befeuern. Die drei Online-Dienste müssen der EU-Kommission nun detaillierte Informationen zu ihren Algorithmen liefern.

Die Videoempfehlungen auf den Plattformen könnten nach Einschätzung aus Brüssel dafür sorgen, dass Nutzer in sogenannte „Rabbit Holes“ – englisch für Kaninchenbau – fallen. Damit ist gemeint, dass Nutzer ein Video nach dem anderen zum gleichen Thema ansehen, weil der Algorithmus immer neue, teils immer extre­mere Inhalte empfiehlt.

Die Kommission vermutet, dass dadurch insbesondere für Minderjährige die Suchtgefahr im Netz steigt. Zu­dem will sie überprüfen, ob die Algorithmen „illegale Inhalte“ wie Hassbotschaften, Hetze und Werbung für illegale Drogen verstärkt verbreiten. Die Plattformen sollen nun bis Mitte November erklären, wie sie gegen mögliche Gefahren durch den Einsatz ihrer Algorithmen vorgehen.

Im Fall der Plattform Tiktok reiht sich die Warnung aus Brüssel in ein bereits laufendes Verfahren im Zu­sammenhang mit dem Schutz von Minderjährigen ein.

Für Youtube und Snapchat ist es das erste Mal, dass die Kommission das Gesetz für digitale Dienste (Digital Services Act, DSA) anwendet. Reagieren die Unternehmen nicht auf die Vorwürfe aus Brüssel, drohen ihnen Bußgelder in Milliardenhöhe. © afp/aerzteblatt.de

KOMMENTAR: Wirtschaftswachstum in China, Verteidigung in den USA: wie lange denn noch?- Der Pragmaticus

EDITORIAL: In unserer aktuellen Ausgabe, die ab Montag im Handel ist, geht es um Europa. Dieser Kontinent hat sein Wirtschaftswachstum an China und seine Verteidigung an die USA ausgelagert. Die Folgen der Abhängigkeit von russischem Gas und dem chinesischen Boom haben wir schon deutlich zu spüren bekommen.

Ohne den großen Bruder
Dass uns die sträflich vernachlässigte Verteidigungsbereitschaft ebenfalls auf den Kopf fallen wird, ist zu befürchten, denn die USA verfolgen eigene Interessen, und die verlagern sich zusehends in den pazifischen Raum. Im Falle eines Krieges in Europa, der angesichts der aktuellen russischen Aggression leider nicht mehr auszuschließen ist, könnte sich Europa nicht mehr auf eine bedingungslose Hilfe der USA verlassen. Diesem Befund haben wir unser aktuelles Cover-Dossier gewidmet.

Sorry, keine Soldaten für Europa
Der Grund für den Ausfall der USA bei der Verteidigung Europas benennt der Militärexperte Franz-Stefan Gady in seinem Beitrag für den Pragmaticus: Das Pentagon würde umfassende militärische Kapazitäten für den Fall einer Auseinandersetzung mit China zurückbehalten. „Von den rund 450.000 aktiven Soldaten der U. S. Army könnten nur 122.000 nach Europa geschickt werden“, ähnlich sähe die Situation bei Panzern, Raketen und anderen Waffengattungen aus, schreibt Gady in seinem akribisch recherchierten Report.

Aufwachen, Europa! 
Dazu kommt, dass mit Donald Trump ein Präsidentschaftskandidat im Rennen liegt, der nicht allzu viel vom Engagement Washingtons in der Europäischen Union hält. Man kann es ihm nicht verübeln. Warum sollte ein politisches Bündnis mit 450 Millionen Einwohnern von einem Land mit knapp 350 Millionen Bürgern beschützt werden?
Es ist höchst an der Zeit, dass Europa aus seinem sicherheitspolitischen Dornröschenschlaf aufwacht und seine verteidigungspolitischen Aufgaben selbst erledigt – mit oder ohne Trump. Von diesem Kurswechsel muss man die Bevölkerung übrigens gar nicht erst überzeugen: Laut unserer aktuellen Umfrage sprechen sich 50 Prozent der Österreicher für höhere Rüstungsausgaben der Europäischen Union aus.
Dazu bedarf es freilich einer neuen Einstellung zur Waffenherstellung in Europa. Die Rüstungsindustrie wurde und wird von Medien und Politik in die Schmuddelecke gestellt, und die Banken wollen sich mit der Finanzierung der Branche nicht die Finger schmutzig machen, schreibt Der Pragmaticus-Herausgeber Michael von Liechtenstein. …

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN  

ALLE WAHLERGEBNISSE IM DETAIL (ORF)

Konjunktur: Österreichs Schuldenquote steigt: 30 Milliarden höher als vom Finanzminister erwartet

Die Forschungsinstitute Wifo und IHS korrigieren ihre Vorhersagen für Österreichs Wirtschaft stark nach unten, selbst für 2025 bleibt vor allem das Prinzip Hoffnung. Hohe Abweichung gibt es zu den Zahlen des Finanzministeriums

Geht es weiter wie im bisherigen Takt, wird auch 2025 ein schwieriges Jahr für Österreich. So viel lässt sich aus den Erfahrungen der vergangenen Monate sagen. Die Konjunkturforscher von Wifo und IHS legen seit gut einem Jahr eine Prognose nach der anderen vor, die sich schon alsbald als viel zu optimistisch erweist. Die jüngste Korrektur der bisherigen Zahlen erfolgte am Freitag.

Da präsentierten Wifo-Chef Gabriel Felbermayr und IHS-Leiter Holger Bonin den Ausblick für das restliche Jahr 2024 und die Prognose für 2025. Beide Institute hatten noch zu Beginn des Sommers einen robusten Aufschwung für 2025 erwartet, nach einer Stagnation heuer. Daraus wird doch nichts. Die Zahlen aus der neuen Lagebeurteilung: Nach 2023 wird Österreichs Wirtschaftsleistung heuer ebenfalls schrumpfen, und zwar um 0,6 Prozent. Bisher hatte das Wifo eine schwarze Null beim Wachstum erwartet, das IHS sogar ein leichtes Plus.

Im kommenden Jahr geht das Wifo von einem Prozent Wirtschaftswachstum aus, das IHS erwartet 0,8 Prozent. Bisher war man von einem deutlich stärkeren Plus von rund 1,5 Prozent ausgegangen.

Sicher ist damit, dass Österreich zwei Rezessionsjahre hintereinander durchmachen wird, die Nationalbank teilt diese Einschätzung und hat bereits eine ähnliche Prognose vorgelegt.

Investitionen brechen dramatisch ein

Wo es hakt? Kurzum: fast überall. Miserabler als gedacht entwickeln sich vor allem die Investitionen der Unternehmen. Sowohl 2023 als auch 2024 sind diese rückläufig, was bedeutet, dass der Kapitalstock der heimischen Betriebe schmilzt. Kein gutes Zeichen für künftige Wettbewerbsfähigkeit. Die Hoffnung, dass der Konsum heuer anzieht, hat sich auch nicht materialisiert, Bau und Handel kämpfen ebenfalls.

Woher kommt also nun die Hoffnung, dass es 2025 wirklich besser wird? Dazu schreibt das Wifo: „Eine zentrale Annahme der vorliegenden Prognose ist, dass die Auslandsnachfrage 2025 wieder anziehen wird, insbesondere aus Deutschland. Sollte die Nachfrage nach Investitionsgütern dagegen so schwach bleiben wie derzeit, könnte dies für Österreich ein drittes Rezessionsjahr zur Folge haben.“ Prinzip Hoffnung also. Diese sieht so aus: Die Inflationskrise im Euroraum ist vorbei, die realen Einkommen steigen wieder. Das führt – auch in Deutschland – zu einer Belebung der Nachfrage, wovon auch Österreich profitieren würde.

Dramatischer als gedacht sind auch die Defizitzahlen. Das Finanzministerium hat ja am Donnerstag, wenige Tage nach der Wahl, die eigenen Berechnungen plötzlich korrigiert: Das Defizit soll demnach heuer nicht wie bisher angegeben 2,9, sondern 3,3 Prozent betragen. Während sich angesichts dessen schon die Frage stellt, wie es sein kann, dass sich die Erwartungen nach der Wahl derart stark ändern, kommt hinzu, dass die Wirtschaftsforscher von noch schlechteren Zahlen ausgehen. Das Wifo erwartet ein Defizit von 3,7 Prozent heuer und sogar vier Prozent im kommenden Jahr. Die Maastricht-Kriterien wären damit Lichtjahre entfernt.

Offene Fragen rund ums Budget

Das Finanzministerium wird sich angesichts dieser Entwicklung überhaupt unangenehme Fragen gefallen lassen müssen – Minister Magnus Brunner (ÖVP) wechselt ja in die EU-Kommission, er dürfte sich dem also erfolgreich entziehen.

Eine Zahl dazu: Vor einem Jahr hat Brunner das Budget 2024 vorgelegt. Darin ging man davon aus, dass Österreichs Schuldenstand im kommenden Jahr bei 76,5 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen wird. Das Wifo rechnet nun mit einer Schuldenquote von 82,4 Prozent für das kommenden Jahr. Die Differenz entspricht sage und schreibe 30 Milliarden Euro. Österreichs Verschuldung wird also in Relation zur Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr um 30 Milliarden höher sein als vor einem Jahr im Ministerium angenommen.

Die Frage, woher die Differenz kommt, wird vermutlich noch die eine oder andere Debatte auslösen. Neue Pandemie oder Inflationskrise lag ja nicht dazwischen. Die Wirtschaft entwickelt sich wie beschrieben schlechter, das ist ein Faktor. Die Verschuldung wird ja in Relation zur Wirtschaftsleistung gemessen. Die Steuereinnahmen sind damit weniger hoch, auch das spielt eine Rolle. Ob das eine Differenz dieser Größenordnung wird erklären können, bleibt abzuwarten.

Auch Wifo für Ende des Klimabonus

Was folgt daraus? Wifo-Chef Felbermayr fordert einen Kassasturz als einen ersten Schritt für eine neue Regierung. Und er fügt eine Warnung hinzu: „Jetzt ist nicht Zeit für ein massives Sparpaket.“ Österreich müsse das Budget konsolidieren, aber mit Maßnahmen, die möglichst nicht Wachstum schädigen. Felbermayr legt eine Reihe von Vorschlägen vor: So schlägt er vor, den Klimabonus zu kassieren, mit dem Bürgerinnen und Bürger für die Einnahmen aus der CO2-Besteuerung entschädigt werden. Das würde zwei Milliarden Euro bringen. Andere Idee: eine höhere Besteuerung von Zucker. Das bringe nicht sehr viel Geld, bekennt Felbermayr, wäre aber auch verhaltensökonomisch sinnvoll.

Das Wifo plädiert zudem für eine schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalter, für Männer wie Frauen, bis 2044. Statt 65 soll das Regelpensionsantrittsalter auf 67 angehoben werden. Starten würde diese Anhebung erst 2033, wenn das Frauenpensionsalter auf 65 gestiegen ist. Schnell bringt das also kein Geld. Und: Felbermayr plädiert auch für ein Paket zur Förderung von Investitionen. IHS-Chef Bonin widerspricht in diesem Punkt und wendet sich gegen „überhastete“ Konjunkturhilfen. (András Szigetvari, 4.10.2024)

Rezession: Veit will Wertschöpfungs-Turbo Tourismus zünden und Abwärtsspirale bremsen – ÖHV

Mit der Wirtschaft geht es bergab, dabei gäbe es für jede offene Stelle drei Arbeitslose. ÖHV-Präsident Walter Veit will „das schlummernde Potenzial wecken“.

Wien (OTS) – „Wir müssen die Wirtschaft ankurbeln, und das jetzt. Die geschäftsführende Regierung kann nur zuschauen, aber der Nationalrat kann handeln. Dafür wird er bezahlt“, fordert Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung, angesichts der ernüchternden WIFO-Prognosen die Parlamentsparteien auf, Österreich aus der Abwärtsspirale zu befreien: „Das muss spätestens mit der konstituierenden Sitzung beginnen. Denn bis die Regierung steht, verliert Österreich jeden Tag viele Millionen Euro.“ 

Tourismus als „Wunderwaffe gegen die Rezession“

Um den BIP-Rückgang – das WIFO prognostiziert ein Minus von 1% für heuer und 0,6% für das nächste Jahr – einzufangen, braucht es Maßnahmen, die wenig kosten und viel bewegen. Der Tourismus (er ist im Vergleich zu den anderen wichtigen Sektoren noch in Schwung) bietet sich als „Wunderwaffe gegen die Rezession geradezu an“, so der Branchenkenner: „Wir konnten uns dem Abwärtssog der deutschen Wirtschaft bisher entziehen, dabei spielen wir noch gar nicht unser volles Potenzial aus. Sprengt der Nationalrat die Fesseln, die uns zurückhalten, können wir deutlich mehr beitragen, um Österreich aus der Krise zu holen!“ 

Veit: „Wertschöpfungs-Turbo Tourismus jetzt zünden!“

Dazu muss das schlummernde Arbeitsmarktpotenzial im In- und Ausland geweckt werden: Das kostet keinen Cent, sondern bringt im Gegenteil enorm viel: „Jede der 90.000 offiziellen offenen Stellen im Land könnte mit Arbeitslosen dreimal besetzt werden. Da müsste es ein Gerangel geben. Aber wenn die Politik die nicht zur Arbeit motivieren kann, warten Bewerber:innen aus Drittstaaten nur darauf, unsere Wirtschaft anzukurbeln. Zündet den Wertschöpfungs-Turbo Tourismus, der bremst die Abwärtsspirale!“  

Weg mit Obergrenzen bei Saisonkontingenten

Dass Bewerber:innen aus Drittstaaten mit viel zu niedrigen „Saisonkontingenten“ der Zutritt zum Arbeitsmarkt erschwert wird, räche sich jetzt. Denn obwohl allein im Tourismus derzeit 9.000 offene Stellen offiziell gemeldet sind (bei einer doppelt so hohen Dunkelziffer), liegt das Kontingent für 2024 bei 4.495: „Das ist völlig unverständlich, die Zahl ist komplett aus der Luft gegriffen und hat mit der wirtschaftlichen Realität nichts zu tun, nicht mit den erwähnten 9.000 offiziellen offenen Stellen im Tourismus und auch nicht mit dem Abschwung, bei dem die Politik nur zuschaut! Also weg damit!“

Studie: erschreckende wirtschaftliche Schäden durch unbesetzte offene Stellen

Eine Studie von EcoAustria zu den volkswirtschaftlichen Schäden durch unbesetzte Stellen im Tourismus finden Sie hier, eine Präsentation dazu hier zum Download, weitere Pressemeldungen und Bildmaterial unter www.oehv.at/presse

Kickl sprach als erster Parteichef mit Van der Bellen

FPÖ-Chef Herbert Kickl hat am Freitag als erster Parteivorsitzender mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen gesprochen. Ein Statement dazu soll es erst am Samstagvormittag geben, sagte Kickl, der nach dem Gespräch alleine aus der berühmten Tapetentür in der Hofburg trat. Auch der Bundespräsident äußerte sich – wie zuvor angekündigt – vorerst nicht zur Unterhaltung mit dem FPÖ-Obmann.

Vor dem Gespräch hatten beide gemeinsam für Fotos posiert. Ihr Verhältnis zueinander war bisher allerdings nicht unbedingt von gegenseitigem Verständnis geprägt. Weiterhin offen ist die Frage, ob Van der Bellen den FPÖ-Chef mit dem Regierungsbildungsauftrag ausstatten wird. Üblicherweise geht dieser an den Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei. In der Vergangenheit hatte Van der Bellen verlauten lassen, Kickl den Auftrag im Falle eines Wahlsiegs der FPÖ nicht automatisch zu erteilen.

Für Van der Bellen war es nach einer Rede am Wahlsonntag und dem symbolischen Rücktritt der Regierung am Mittwoch der dritte Auftritt nach der Nationalratswahl. Im Rahmen des Termins am Mittwoch, bei dem er die Regierung auch mit der Fortführung der Verwaltung betraute, hatte der Bundespräsident angekündigt, zunächst mit allen Vorsitzenden Gespräche führen zu wollen – und zwar „mit der nötigen Ruhe und in der nötigen Tiefe“.

Kommende Woche wird der Bundespräsident die weiteren Parteichefs treffen, die Reihenfolge richtet sich dabei nach der Stimmenstärke der Parteien bei der Nationalratswahl. Am Montag wird er Gespräche mit ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer sowie SPÖ-Chef Andreas Babler führen, am Dienstag mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chef Werner Kogler.

MEDIZIN

Weiter viele Atemwegserkrankungen in Deutschland

Berlin – Die Zahl der Atemwegserkrankungen in Deutschland hält sich derzeit auf einem hohen Niveau. Zwar habe sich der Anstieg aus den Vorwochen nicht fortgesetzt, aber weiterhin seien vergleichsweise viele Men­schen betroffen, heißt es im aktuellen Bericht zu Atemwegser­krankungen des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Infiziert hätten sich die Menschen vor allem mit Rhinoviren und Coronaviren. In der Woche ab dem 23. Sep­tember habe es geschätzt rund 8.600 Atemwegserkrankungen pro 100.000 Einwohnern (Vorwoche: 9.100) gegeben. Davon seien rund 1.400 COVID-19-Erkrankungen gewesen.

Das entspricht dem RKI-Bericht zufolge einer Gesamtzahl von etwa 7,3 Millionen akuten Atemwegser­krankun­gen in der Bevölkerung einem „für diese Jahreszeit vergleichsweise hohen Niveau“.

Neben der SARS-CoV-2-Sublinie KP.3.1.1 mit einem Anteil von 43 Prozent kursiert in Deutschland auch die Sublinie XEC mit einem Anteil von nun 28 Prozent (Vorwoche: 21 Prozent), wie es weiter heißt.

XEC wurde demnach hierzulande im Juli erstmals erfasst. Das von beiden Sublinien ausgehende Risiko für die öffentliche Gesundheit wird weiterhin als gering eingestuft.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren und Erwachsenen mit Grunderkran­kun­gen, sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung gegen Corona zu holen. Auch zu einer Grippeimpfung wird vor allem bestimmten Personengruppen geraten. © dpa/aerzteblatt.de

USA: Mehr Brustkrebs bei jüngeren Frauen, aber weniger Todesfälle

Atlanta/Georgia – Die Zahl der Brustkrebserkrankungen ist in den USA im vergangenen Jahrzehnt kontinuier­lich um ein Prozent pro Jahr gestiegen, wobei immer mehr Frauen unter 50 Jahren sowie Frauen mit asiatischer / pazifischer Herkunft betroffen sind.

Gleichzeitig ist die Zahl der Todesfälle seit 1989 um 44 % oder mehr als eine halbe Million gesunken. Dies geht aus einem Report der American Cancer Society in CA A Cancer Journal for Clinicians (2024; DOI: 10.3322/caac.21863 ) zurück.

Die American Cancer Society schätzt in den „Breast cancer statistics 2024“, dass in diesem Jahr bei 310.720 Frauen ein invasives Mammakarzinom diagnostiziert wird, von denen 42.250 Frauen an der Krankheit sterben werden. Hinzu kommen 2.790 Erkrankungen und 530 Todesfälle bei Männern, was einem Anteil von 1 % entspricht.

Im Verlauf des Lebens erkrankt eine von 8 Frauen an Brustkrebs (13 %) und eine von 43 Frauen (2 %) stirbt daran. Der Altersgipfel liegt bei 70 bis 79 Jahren, während die Sterberate im höheren Alter weiter ansteigt.

Hinzu kommen noch einmal 56.500 Diagnosen eines duktalen Carcinoma in situ (DCIS). Diese Krebsvorstufe wird ausschließlich in der Mammografie gefunden. An der Früherkennung nehmen in den USA die meisten Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren teil. Die Akzeptanz ist seit 1987 von 29 % auf 70 % im Jahr 2000 gestie­gen und hat sich bis zur COVID-19-Pandemie auf dem hohen Niveau gehalten.

Die Herkunft hat in den USA einen großen Einfluss auf das Erkrankungs- und Sterberisiko. Zu den benachtei­ligten Gruppen gehören Frauen afrikanischer Herkunft. Obwohl sie zu 5 % seltener an Brustkrebs erkranken als Amerikanerinnen mit europäischen Wurzeln, ist die Sterberate am Brustkrebs um 38 % höher.

Ein Grund ist die verspätete Diagnose: Nur bei 58 % der Afroamerikanerinnen wird der Krebs in einem loka­lisierten Stadium diagnostiziert im Vergleich zu 68 % bei den Amerikanerinnen europäischer Herkunft. Die Tumore sind häufiger 5 cm oder größer (12 % versus 7 %) und haben häufiger eine ungünstige Histologie (38 % versus 24 %).

Afroamerikanerinnen erkranken auch doppelt so häufig an einem triple-negativen Mammakarzinom (19 % versus 9-11 %), bei dem die Behandlungsoptionen eingeschränkt sind. Die verspätete Diagnose bei Afro­amerikanerinnen dürfte in erster Linie soziale Ursachen haben, bei der Neigung zum triple-negativen Mammakarzinom könnten nach Einschätzung der American Cancer Society auch genetische Unterschiede eine Rolle spielen.

Ein weiteres Thema ist in den USA der zeitliche Anstieg der Brustkrebsinzidenz. Er ist seit den 1980er-Jahren nachweisbar. In den ersten Jahrzehnten wurde er auf die erhöhte Akzeptanz der Mammografie zurückgeführt – erkennbar an dem gleichzeitigen Anstieg der DCIS. Nach 2000 ist die Inzidenz der DCIS in etwa gleich geblieben.

Bei den invasiven Karzinomen gab es einen leichten Rückgang. Die American Cancer Society führt ihn auf das Ende der „Hormonersatztherapie“ mit Östrogenen zurück, die in der Women’s Health Initiative unter anderem mit einem Anstieg der (rezeptorpositiven) Mammakarzinome verbunden war.

Seit Mitte der 2000er-Jahre ist es dann wieder zu einer Zunahme vor allem der rezeptorpositiven Mamma­karzinome gekommen. In der letzten Dekade von 2012-2021 ist die Inzidenz der invasiven Mammakarzinome pro Jahr um ein Prozent gestiegen, bei den Frauen lateinamerikanischer Herkunft um 1,6 % und den Amerikanerinnen asiatischer und pazifischer Herkunft sogar um 2,6 % pro Jahr.

Die American Cancer Society vermutet die Ursachen in einem Anstieg der Adipositas und im Rückgang der Fertilität. Bei der Adipositas steigt die Östrogenproduktion im Fettgewebe und Kinderlosigkeit ist ein bekannter Risikofaktor für das Mammakarzinom.

Überdurchschnittlich zugenommen haben mit 1,4 % pro Jahr auch die Brustkrebserkrankungen bei jüngeren Frauen unter 50 Jahren. Auch hier sind Amerikanerinnen asiatischer und pazifischer Herkunft (plus 2,7 % pro Jahr) und Amerikanerinnen lateinamerikanischer Herkunft (plus 2,4 %) häufiger betroffen.

Die American Cancer Society hat das Eintrittsalter für die Mammografie bereits vor einigen Jahren auf 45 Jahre gesenkt mit einem optionalen Beginn ab 40 Jahren. Die US Preventive Services Task Force ist diesen Empfehlungen in diesem Jahre gefolgt.

Trotz des Anstiegs sind Brustkrebserkrankungen vor dem 50. Lebensjahr – außer bei Frauen mit genetischem Risiko – gering. In den USA entfallen 12 % aller Erkrankungen und 4 % aller Todesfälle am invasiven Mamma­karzinom auf die Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren. Der Anteil der Erkrankungen vor dem 40. Lebens­jahr beträgt 12 % und der Todesfälle nur 2 %.

In Deutschland erkrankt ebenfalls eine von 8 Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Im Jahr 2022 waren es etwa 74.500 Frauen (und 790 Männer). Hinzu kommen etwa 6.000 Frauen mit einem DCIS. Die Sterberaten gehen seit Ende der 1990er-Jahre beständig zurück.

Die Überlebenschancen sind deutlich gestiegen. Dennoch starben im Jahr 2022 18.889 Frauen und 213 Män­ner an den Folgen der Erkrankung. Frauen zwischen 50 und 75 Jahren haben im Rahmen des Mammographie­screeningprogramms alle zwei Jahre Anspruch auf eine Röntgen­untersuchung der Brust. © rme/aerzteblatt.de

Exzessiver Alkoholkonsum bewirkt alarmierende Herzrhythmusstörungen – APA

Wissenschaftler warnen seit langem: Übermäßiger Alkoholkonsum kann dem Herz schaden. Eine neue Münchner Studie zeigt nun, dass exzessives Trinken auch bei jungen, gesunden Menschen eine bedenkliche Wirkung auf das Herz haben kann. Bei mehreren Partygängern wurden Herzrhythmusstörungen entdeckt.

„Klinisch relevante Arrhythmien traten bei über fünf Prozent der ansonsten gesunden Teilnehmer auf, und zwar überwiegend in der Erholungsphase“, fasst Moritz Sinner vom Forscherteam der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des LMU Klinikums die Ergebnisse zusammen. „Unsere Studie liefert aus kardiologischer Sicht einen weiteren negativen Effekt von akutem exzessivem Alkoholkonsum auf die Gesundheit.“

Spitzenblutalkoholwerte von bis zu 2,5 Promille

Die Forschenden werteten die Daten von mehr als 200 jungen Männern und Frauen aus, die regelmäßig ausgehen, um mehrere alkoholische Getränke zu konsumieren. Während der Studie wiesen sie Spitzenblutalkoholwerte von bis zu 2,5 Promille auf. Die Ergebnisse der MunichBREW-II-Studie wurden im Fachmagazin „European Heart Journal“ veröffentlicht.

Bei den Studienteilnehmern wurde 48 Stunden lang mit EKG der Herzrhythmus überwacht. Dabei unterschieden die Forscher unter anderem zwischen dem Ausgangswert vor dem Trinken, der Trinkphase und der Erholungsphase. Außerdem gab es zwei Kontrollphasen. Die Alkoholzufuhr in der Trinkphase führte dabei zu einem immer schneller werdenden Puls mit mehr als 100 Schlägen pro Minute.

Alkohol, so scheint es, könne profund in die Prozesse des Herzens einzugreifen, folgern die Forscher. Welche langfristigen schädlichen Effekte die alkoholbedingten Rhythmusstörungen auf die Herzgesundheit haben, bleibe Gegenstand weiterer Forschung.

Erste Erhebung bereits 2015

Schon 2015 hatte das Team der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des LMU Klinikums beim Münchner Oktoberfest die MunichBREW-I-Studie gestartet. Damals hatten die Ärzte um Sinner und Stefan Brunner exzessiven Alkoholkonsum bereits in Verbindung mit Herzrhythmusstörungen gebracht – aber nur eine Momentaufnahme im Elektrokardiogramm (EKG) untersucht.

Auch andere Forschung belegt negative Effekte aufs Herz. Eine vor einigen Jahren veröffentlichte Studie des Universitären Herz- und Gefäßzentrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigte, dass auch regelmäßig konsumierte kleine Mengen Alkohol das Vorhofflimmern auslösen können – und zwar auch bei gesunden Menschen ohne Vorerkrankungen.

Intervallfasten verbessert Stoffwechsel

San Diego – Das Intervallfasten, eine derzeit in der Bevölkerung beliebte Methode zur Gewichtsabnahme, kann Patienten mit metabolischem Syndrom helfen, neben dem Gewicht auch Blutzucker und Cholesterin zu ver­bes­sern. Eine Auswirkung auf den Blutdruck, Triglyzeride und Entzündungs­parameter war in einer randomisierten Studie in den Annals of Internal Medicine (2024; DOI: 10.7326/M24-0859 ) dagegen nicht sicher nachweisbar.

Etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet in den USA – in Deutschland dürften es kaum weniger sein – unter einem metabolischen Syndrom. Sie sind nicht nur übergewichtig oder adipös, auch Blutzucker, Blutdruck und Blutfette sind erhöht.

Ein Anstieg des C-reaktiven Proteins zeigt zudem eine erhöhte Entzündungsreaktion an, die die kardiometabo­lischen Probleme weiter verschärfen kann. Die Patienten haben ein erhöhtes Risiko auf einen Typ-2-Diabetes und entwickeln frühzeitig atherosklerotische Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Dennoch sind die Betroffenen häufig nicht zu einer Änderungen des Lebensstils zu bewegen, der durch Bewe­gungsmangel und einer zu hohen Kalorienzufuhr gekennzeichnet ist. Ein Intervallfasten, das den Zeitrahmen der Nahrungsaufnahme, nicht aber die Gesamtkalorien begrenzt, könnte für diese Patienten ein niedrig­schwelliges Angebot sein.

Ein Team um Pam Taub von der Universität von Kalifornien in San Diego konnte für die randomisierte TIMET-Studie 108 Patienten gewinnen, die im Alter von Ende 50 bis Anfang 60 übergewichtig oder adipös waren mit einem HbA1c-Wert im prädiabetischen Bereich (5,55 % bis 5,7 %). Etwa die Hälfte behandelte ein erhöhtes Cholesterin mit Statinen, ebenfalls etwa die Hälfte nahm Blutdruckmedi­kamente ein, häufig ohne die Zielwerte zu erreichen.

Die Patienten wurden zu gleichen Teilen auf die Fortsetzung der bisherigen Behandlung ohne Ernährungs­umstellung oder auf eine Fortsetzung der Behandlung plus Intervallfasten randomisiert. Das Intervallfasten wurde auf die Lebens- und Schlafgewohnheiten der Teilnehmer abgestimmt.

Sie sollten die Essenszeit um mindestens 4 Stunden am Tag verkürzen auf maximal 9 bis 10 Stunden. Die letzte Mahlzeit sollten sie 3 Stunden vor der Nachtruhe zu sich nehmen. Zur Motivation erhielten die Teilnehmer täg­lich über eine App eine Nachricht und dreimal in der Woche über einen Blog eine kurze Schulung.

Den Intervallfastern gelang es tatsächlich, die Essenszeiten um durchschnittlich 4,55 Stunden pro Tag zu ver­kürzen (4,30 Stunden gegenüber der Vergleichsgruppe). Im Durchschnitt begannen sie um 9.15 Uhr zu essen und nahmen die letzte Nahrung um durchschnittlich 19 Uhr ein.

Nach 3 Monaten war der HbA1c-Wert von 5,87 % auf 5,75 % gesunken, während es in der Vergleichsgruppe erwartungsgemäß keine Verbesserung gab. Taub gibt die Differenz zwischen den beiden Gruppen mit 0,10 %-Punkten an, wobei das 95-%-Konfidenzintervall von 0,0003 bis 0,19 signifikant war.

Die Differenz mag gering erscheinen. Doch frühere Interventionsstudien wie das „Diabetes Prevention Program“ hatten gezeigt, dass eine Senkung des HbA1c-Werts um 0,1-%-Punkte bei Menschen mit Prädiabetes die zu­künftige Inzidenz eines Typ-2-Diabetes verringert. Voraussetzung wäre allerdings, dass die Teilnehmer das In­tervallfasten nach dem Ende der Studie beibehalten und am besten zu ihrem neuen Ernährungsstil erklären.

Neben dem HbA1c-Wert verbesserten sich auch die Parameter CONGA („continuous overall net glycemic action“) und MODD („mean of daily differences“) der kontinuierlichen Blutzuckermessung. Das Nüchterninsulin sank signifikant von 124,18 auf 104,24 pmol/l. Der HOMA-IR, ein Marker der Insulinresistenz, einem Kernproblem beim metabolischen Syndrom, verbesserte sich allerdings nur nicht-signifikant.

Im Fettstoffwechsel kam es zu einer Verbesserung beim LDL-Cholesterin (-10,48 mg/dl), nicht aber bei den Triglyzeriden, die im Vergleich zur Kontrollgruppe sogar anstiegen.

Das C-reaktive Protein (CRP) besserte sich leicht.

Der Blutdruck sank durchschnittlich um 3,48 mmHg systolisch und 3,98 mmHg diastolisch. Die Differenz zur Kontrollgruppe war hier nicht signifikant.

Das Körpergewicht sank um 2,98 kg und der BMI um 1,11 kg/m2. Die Gewichtsabnahme war vor allem auf einen Rückgang des Körperfetts (1,36 %) und hier des Rumpffetts (1,55 %) zurückzuführen, was auf einen prognos­tisch günstigen Rückgang der viszeralen Adipositas hindeutet. Die Muskelmasse veränderte sich nicht, was Taub als gutes Zeichen deutet, da damit eine Sarkopenie vermieden werde.

Zu den Einschränkungen der Studie gehört, dass die Dauer von 3 Monaten noch zu kurz ist, um die langfristigen Auswirkungen abschätzen zu können. Sie dürften wesentlich von der Adhärenz abhängen. © rme/aerzteblatt.de

TECHNIK – TECHNOLOGIE – INNOVATION

Abwasserbakterien verspeisen Kunststoffe – Als ein Nebenprodukt entsteht laut Studie der Northwestern University gefährliches Nanoplastik

Evanston/Chicago (pte010/04.10.2024/11:30) – Forscher der Northwestern University haben mit der Bakterienfamilie Comamonadaceae in einer Kläranlage eine Waffe gegen Plastik entdeckt. Bei dem Prozess scheiden die Bakterien ein Enzym aus, das den Kunststoff in mundgerechte Stücke zerlegt. In dieser Phase setzt der Kunststoff den Bemühungen der Bakterien, ihn als Nahrungsquelle zu nutzen, keinen Widerstand mehr entgegen. Die Mikroorganismen können den Kohlenstoff, ein wesentlicher Bestandteil des Kunststoffs, verstoffwechseln. Dabei entsteht zwar CO2, doch das ist, verglichen mit der Bedrohung durch Mikroplastik, das kleinere Übel, heißt es.

Schlüsselenzym identifiziert

„Wir haben zum ersten Mal systematisch gezeigt, dass ein Bakterium aus Abwasser ein Ausgangsmaterial aus Kunststoff aufnehmen, es zersetzen, fragmentieren, abbauen und als Kohlenstoffquelle nutzen kann. Wir haben das Schlüsselenzym identifiziert, das für den Abbau der Kunststoffmaterialien verantwortlich ist. Dieses könnte optimiert und genutzt werden, um Kunststoffe in der Umwelt gezielt zu beseitigen“, sagt Forschungsleiterin Ludmilla Aristilde.

Um den Abbauprozess zu verstehen, haben die Forscher das aus Abwasser isolierte Bakterium auf PET-Folien und -Pellets vermehrt. PET ist ein weitverbreiteter Kunststoff, aus dem vor allem Getränkeflaschen hergestellt werden. Mit mikroskopischen Techniken konnte das Team in der Folge beobachten, wie sich die Oberfläche des Kunststoffmaterials im Laufe der Zeit veränderte.

Von Plastikmenge überfordert

Als nächstes analysierten die Forscher das Umfeld der von den Bakterien zu Nanoteilchen zersetzten PET. Und schließlich schauten sich die Experten das Innere der Bakterien an, um die Werkzeuge zu bestimmen, mit denen die Bakterien den Kunststoff abbauen. Dabei entdeckten sie ein spezielles Enzym, das PET in Monomere zerlegt, die Ausgangspartikel für das Polymer PET. Das ist eine bioverfügbare Kohlenstoffquelle, die Bakterien für ihr Wachstum nutzen.

In Kläranlagen produzieren die Bakterien Nanoplastik aus Kunststoffen. Doch mit deren kompletter Umsetzung sind sie überfordert, warnt Aristilde. Ein Teil wird aus der Kläranlage in den Vorfluter abgegeben und landet letztlich in Seen oder im Meer. Dieses Problem müsste als nächstes gelöst werden, unterstreicht die Ingenieurin abschließend. (Ende)

Poren verhindern Explosionen von Batterien – Materialwissenschaftler der McGill University ebnen den Weg für einen sicheren Festkörper-Akku

Montreal (pte002/04.10.2024/06:05) – Eine Innovation von Forschern der McGill University könnte den Durchbruch für die sichere Lithium-Ionen-Batterien der Zukunft bringen. Ihnen ist es gelungen, den größten Nachteil dieses Typs auszuräumen. Sie haben den elektrischen Widerstand zwischen dem Festkörper-Elektrolyten und den beiden Elektroden, die er voneinander trennt, drastisch reduziert.

E-Fahrzeugbrand: Bisher fährt ein gewisses Restrisiko immer mit (Foto: WikimediaImages, pixabay.com)

Kunststoffgefüllte Poren

Im Normalfall besteht dieser Elektrolyt aus einer massiven, wenn auch hauchdünnen Keramik. Das Team um George Demopoulos setzt statt der massiven eine Keramik mit feinsten Löchern ein, die sie mit Kunststoff füllen. „Durch die mit Polymer gefüllten porösen Membran können sich Lithium-Ionen frei bewegen und der Grenzflächenwiderstand zwischen dem festen Elektrolyten und den Elektroden wird eliminiert. Das verbessert nicht nur die Leistung der Batterie, sondern ermöglicht auch einen Hochspannungsbetrieb, eines der Hauptziele der Branche“, so Demopoulos.

Auf den Elektroden von Lithum-Ionen-Batterien können sich vor allem während des Aufladens sogenannte Dendriten bilden. Das sind winzige nadelspitze Erhebungen. Da die Strukturen dieser Batterien extrem klein sind, können diese Spitzen so hoch werden, dass sie die gegenüberliegende Elektrode erreichen und einen Kurzschluss verursachen. Der Flüssigelektrolyt bietet der Spitze keinen Widerstand. Dann entlädt sich auf einen Schlag der gesamte Energieinhalt, im Extremfall explosionsartig. Der Vorteil des keramischen Elektrolyten: Er ist so fest, dass die Dendriten nicht hindurchkommen, auch dann nicht, wenn Poren eingebaut werden. Denn die sind versetzt angeordnet. (Ende)

IT – KI – ROBOTIK – INTERNET

Skepsis gegenüber KI-generierten Headlines – Experimente mit rund 5.000 Nachrichtenkonsumenten zeigen einen immensen Vertrauensverlust

Zürich (pte016/04.10.2024/13:59) – Von Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Schlagzeilen stoßen bei Nachrichtenkonsumenten auf nur wenig Interesse. Zu dem Schluss kommen Sacha Altay und Fabrizio Gilardi von der Universität Zürich. Details sind in „PNAS Nexus“ nachzulesen.

Tests mit 16 Schlagzeilen

Für ihre Studie wurden zwei vorregistrierte Online-Experimente mit 4.976 Teilnehmern aus den USA und Großbritannien durchgeführt. Auf diese Weise haben die Forscher die Auswirkungen der Kennzeichnung von Schlagzeilen als „KI-generiert“ untersucht. Die Teilnehmer bewerteten 16 Schlagzeilen, die entweder wahr, falsch, von KI oder von Menschen generiert waren.

In der ersten Studie wurden die Teilnehmer zufällig einer der folgenden Bedingungen zugeordnet: Keine Schlagzeile war als KI-generiert gekennzeichnet; KI-generierte Schlagzeilen waren als KI gekennzeichnet; menschlich generierte Schlagzeilen waren als KI gekennzeichnet; und falsche Schlagzeilen waren als falsch gekennzeichnet.

Vorbehalte gegenüber Teilen

KI-generierte Schlagzeilen haben die Probanden weniger gut einschätzen können. Auch waren sie weniger bereit, sie zu teilen – unabhängig davon, ob die Schlagzeilen wahr oder falsch waren und ob sie von Menschen oder KI erstellt wurden. Die Kennzeichnung als KI-generiert hatte einen dreimal geringeren Effekt als die Kennzeichnung von Schlagzeilen als falsch.

Die abneigende Haltung der Teilnehmer beruht laut den Wissenschaftlern auf der Erwartung, dass Schlagzeilen, die als KI-generiert gekennzeichnet sind, komplett von KI ohne menschliche Aufsicht erstellt wurden. Den Autoren zufolge sollte, um maximale Wirkung zu erzielen, falscher KI-generierter Inhalt als falsch und nicht nur als KI-generiert gekennzeichnet werden. (Ende)

KI-generierte Texte sind nicht authentisch – Typische Schreibstile sind laut Studie der Cornell University verräterisch und entlarven Studenten

Ithaca (pte003/04.10.2024/06:10) – KI-generierte Texte ähneln am ehesten jenen, die männliche Studenten mit höherem sozioökonomischem Status und mehr sozialen Privilegien verfasst haben. Die technisch erstellen Stücke sind zudem weniger vielfältig als jene von Menschen. Das haben Forscher der Cornell University bei der Untersuchung Tausender Essays, die von Menschen für die Zulassung zum College verfasst wurden, und von Essays festgestellt, die von KI generiert wurden.

Individuelle Schreibstile

„Wir wollten herausfinden, wie die Muster, die wir in von Menschen verfassten Aufsätzen sehen, in einer ChatGPT-Welt aussehen. Wenn es eine starke Verbindung zwischen menschlicher Ausdrucksweise und Identität gibt, wie sieht das dann bei KI-verfassten Aufsätzen aus?“, hat sich das Team um AJ Alvero gefragt.

„Wir haben immer wieder festgestellt, dass es eine starke Verbindung zwischen den Profilen der Bewerber – ihren Testergebnissen, demografischen Informationen und sogar den High Schools, von denen sie sich bewarben – sowie ihren Zulassungsaufsätzen gibt“, sagt Alvero. Die Art und Weise, wie Menschen sprächen, enthalte verschlüsselte Infos über deren Vergangenheit und auch darüber, wer sie sind. Beim Schreiben sei das sehr ähnlich, zumindest bei persönlichen Texten.

Vergleich von Bewerbungen

Das Team hat den Schreibstil in mehr als 150.000 College-Aufnahmearbeiten, die sowohl bei der University of California als auch an einer Elite-Privatuniversität an der Ostküste eingereicht wurden, mit mehr als 25.000 Aufsätzen verglichen, die mit GPT-3.5 und GPT-4 erstellt worden waren. Die KI wurde zuvor die Aufgabe gestellt, eine zugkräftige Bewerbung zu formulieren.

Dabei setzten die Forscher das Programm „Linguistic Inquiry and Word Count“ ein, das der Sozialpsychologe James W. Pennebaker an der University of Texas Mitte der 1990er-Jahre konzipiert hatte. Es registriert die Häufigkeit von Schreibmerkmalen wie Zeichensetzung und Pronomenverwendung und gleicht diese mit einem externen Wörterbuch ab.

„Angehende Studenten werden KI immer häufiger nutzen, um Bewerbungsschreiben zu verfassen. Wahrscheinlich werden sie nicht den ganzen Text von KI schreiben lassen, sondern lediglich um Hilfe und Feedback bitten. Aber selbst dann stimmen die Vorschläge, die diese Modelle machen, möglicherweise nicht mit den Werten und dem Sprachstil der Bewerber überein. Die Schüler müssen wissen, dass es für die Leser dieser Aufsätze nicht allzu schwierig sein wird herauszufinden, wer KI ausgiebig genutzt hat“, glaubt Cornell-Informatiker Rene Kizilcec. (Ende)

BILDUNG – UNIVERSITÄTEN

Teilnahme an Bildung hängt bei Erwachsenen am Sprachniveau

Je höher das Sprachniveau in Deutsch, desto häufiger nehmen Personen im Haupterwerbsalter (25-64 Jahre) an Bildungsaktivitäten teil. Zu diesem Ergebnis kommt die Erwachsenenbildungserhebung 2022/23 der Statistik Austria. Das gilt sowohl für den formalen Bildungsbereich (Schule und Hochschule) als auch – und noch viel stärker – bei der beruflichen oder privaten Weiterbildung.

Laut der von Oktober 2022 bis März 2023 durchgeführten Erhebung haben 58,6 Prozent der Personen mit Deutsch als Erstsprache in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung an Weiterbildungen wie Kursen, Seminaren, Workshops, Vorträgen, Schulungen am Arbeitsplatz oder Privatunterricht teilgenommen. Nur knapp dahinter folgen mit einer Teilnahmequote von 52,9 Prozent Personen mit Sprachniveau C (kompetente Sprachverwendung, also fließend). Bei Personen, die Deutsch als weitere Sprache auf dem Niveau B (selbstständige Sprachverwendung, vor allem wenn es um Alltägliches geht) beherrschen, waren es 34,7 Prozent.

Etwas überraschend: Beim darunterliegenden Sprachniveau A (elementare oder äußerst eingeschränkte Sprachkenntnisse) steigt dann die Beteiligung wieder auf 41,2 Prozent. Das liegt laut der Erhebung daran, dass diese Personen eben deutlich häufiger vor allem Bildungsaktivitäten besuchen, die sich auf die Entwicklung von Sprachkenntnissen beziehen und diese Kurse überproportional häufig vom AMS teilweise oder ganz finanziert werden. Bei den Personen, die überhaupt kein Deutsch sprechen, beträgt die Weiterbildungsquote 36,8 Prozent.

Quoten beim „Nicht-institutionalisierten Lernen“

Wenn es um sogenanntes „nicht-institutionalisiertes Lernen“ in der Freizeit (z.B. Lernen von Familienangehörigen oder Freunden, Lesen von Büchern/Fachzeitschriften, Lernen mit Hilfe von Fernseher/Computer/Handy) geht, gibt es allerdings keinen systematischen Zusammenhang mit dem Sprachniveau. Fast alle Gruppen kommen hier auf eine Beteiligung von rund drei Viertel. Einzig Personen mit Sprachniveau B weisen eine etwas niedrigere Beteiligung auf (63,9 Prozent).

Bei der Befragung gaben 81 Prozent der 25- bis 64-Jährigen an, Deutsch als Erstsprache zu sprechen. Weitere 3,6 Prozent nannten Türkisch als Erstsprache, gefolgt von Serbisch (2,7 Prozent), Rumänisch (1,7 Prozent), Kroatisch und Bosnisch (jeweils 1,4 Prozent), Ungarisch (1,2 Prozent) und Arabisch (1,0 Prozent).

Jene 19 Prozent, die Deutsch nicht als Erstsprache haben, setzen sich aus Personen mit Niveau C (fließend, 6,4 Prozent), Niveau B (selbstständig, 4,8 Prozent) Niveau A (elementar, 3,9 Prozent) bzw. jenen zusammen, die überhaupt nicht Deutsch sprechen (3,7 Prozent).

Zwei weitere Exzellenzcluster starten

Der Wissenschaftsfonds FWF und das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung setzen gemeinsam mit den beteiligten Forschungsstätten Investitionen in standortübergreifende Großprojekte fort: Zwei weitere Konsortien erhalten seitens des FWF eine Finanzierungszusage von insgesamt 37 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre, um die Zusammenarbeit in der Hirnforschung und Materialforschung zu vertiefen. Somit ist die erste Finanzierungstranche der Exzellenzinitiative excellent=austria mit neun Exzellenzclustern und fünf Emerging Fields erfolgreich umgesetzt.

In der Exzellenzinitiative excellent=austria der Bundesregierung zum Ausbau der Spitzenforschung an den Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten stehen die nächsten Förderungen fest. Das wissenschaftliche Kuratorium des FWF bewilligte nach Empfehlung der internationalen Jury zwei weitere Exzellenzcluster, die neben dem mehrstufigen Entscheidungsprozess noch ein zusätzliches Short-Track-Verfahren erfolgreich durchlaufen haben. Diese beiden Bewilligungen schließen die erste Finanzierungsrunde der Exzellenzinitiative excellent=austria ab: Insgesamt neun Exzellenzcluster und fünf Emerging Fields ermöglichen einen Innovationsschub in der Grundlagenforschung in noch nie dagewesener Dimension. Das gesamte bisherige Investitionsvolumen seitens des FWF beläuft sich auf 186 Millionen Euro, hunderte Forschende sind an insgesamt 24 Forschungsstätten in ganz Österreich beteiligt.

Eine Landkarte mit allen Exzellenzclustern und Emerging Fields ist hier zu finden: excellentaustria.fwf.ac.at

Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer gratulieren

„Mit der Exzellenzinitiative haben wir gemeinsam mit dem FWF neue Maßstäbe in der Förderung von Grundlagenforschung gesetzt. Die beiden neuen Clusters of Excellence in den Bereichen Gehirnforschung und Kreislaufwirtschaft stärken den Forschungsstandort Österreich in zentralen Zukunftsbereichen und tragen zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Österreich und Europa bei. Hierfür stellen wir seitens des BMBWF 37 Millionen Euro über den FWF zur Verfügung“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek .

„Österreichs Exzellenzcluster sind für die Gesellschaft von zentraler Bedeutung, da sie die Basis für zukünftige wissenschaftliche Durchbrüche legen. Mit diesen umfangreichen Investitionen geben wir den Besten ihres Faches die Möglichkeit, Stärkefelder auszubauen und langfristige Innovationen im Bereich nachhaltiger Technologien und der Medizin hervorzubringen. Dabei haben sie nicht nur wissenschaftliche Exzellenz im Blick, sondern legen auch auf Ausbildung, Kommunikation und Wissenstransfer großen Wert“, so FWF-Präsident Christof Gattringer .

Zwei weitere Exzellenzcluster an Forschungsstätten in vier Bundesländern

In den zwei neuen Exzellenzclustern arbeiten Forschende von neun Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten zusammen: das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Institute of Science and Technology Austria (ISTA), die Medizinische Universität Innsbruck, die Medizinische Universität Wien sowie die Universität Wien im Exzellenzcluster zur Hirnforschung und die Universität für Bodenkultur Wien, die Technische Universität Graz, die Technische Universität Wien, die Universität Graz und die Universität Wien zur Erforschung nachhaltiger Materialkreisläufe. Pro Cluster arbeiten Teams mit mehr als 100 Wissenschaftler:innen über fünf Jahre hinweg zusammen.

Gehirnforschung und nachhaltige Materialkreisläufe im Fokus Österreichs nächste Exzellenzcluster werden Grundlagenforschung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau in den Zukunftsbereichen der Gehirnforschung und nachhaltiger Materialkreisläufe ausbauen. Mit den Förderungen können an den beteiligten Institutionen langfristige Strukturen, attraktive Rahmenbedingungen sowie internationale Sichtbarkeit geschaffen werden. Einen Exzellenzcluster zeichnen die erfolgreiche Kombination von Spitzenforschung, forschungsgeleiteter Ausbildung und Nachwuchsförderung sowie der nationale und internationale Wissensaustausch aus. Zudem ist der Wissens- und Technologietransfer mit Wirtschaft und Gesellschaft ein zentrales Element.

Gemeinsame Finanzierung mit beteiligten Universitäten und Institutionen Das Fördervolumen der einzelnen Cluster setzt sich aus einem 60- Prozent-Anteil des Wissenschaftsfonds FWF und einem 40-Prozent-Anteil an Eigenmitteln der beteiligten Forschungsstätten zusammen. Insgesamt erreichen die beiden Exzellenzcluster dadurch ein Gesamtinvestitionsvolumen von 62 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre. Für alle neun Exzellenzcluster stellt der FWF somit insgesamt 155 Millionen Euro für die ersten fünf Jahre zur Verfügung. 104 Millionen Euro kommen noch seitens der beteiligten Institutionen dazu.

Österreichs nächste Exzellenzcluster im Überblick

Exzellenzcluster „Neuronal Circuits in Health and Disease“ Die Geheimnisse des Gehirns entschlüsseln

Board of Directors und Forschungsstätten:

– Tibor Harkany, Medizinische Universität Wien (Director of Research)

– Francesco Ferraguti, Medizinische Universität Innsbruck

– Peter Jonas, Institute of Science and Technology Austria (ISTA)

– Thomas Klausberger, Medizinische Universität Wien

– Gaia Novarino, Institute of Science and Technology Austria (ISTA)

– Noelia Urbán Avellaneda, IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie, ÖAW

– Manuel Zimmer, Universität Wien

FWF-Fördervolumen: 21 Millionen Euro

Das Gehirn ist das komplexeste und raffinierteste Organ des menschlichen Körpers. Daher ist das Verständnis der Gehirnfunktion nicht nur die schwierigste wissenschaftliche Herausforderung für den Menschen, sondern folgt auch dem Streben nach Rationalisierung des Bewusstseins, des „menschlichen Selbst“, nach Leistungsmaximierung und nach Vorlagen für all jene Disziplinen, die das menschliche Gehirn als Vorbild für Handlungsmodelle verwenden. Der Exzellenzcluster macht es sich zur Aufgabe, ein umfassendes Verständnis dafür zu schaffen, wie sich verschiedene Arten von inhibitorischen Neuronen – unverzichtbare zelluläre Knotenpunkte jedes neuronalen Netzwerks – entwickeln und zur Steuerung von Schaltkreisoperationen, die dem Verhalten zugrunde liegen, interagieren, und wie sie für Krankheiten wie Schizophrenie, Autismus und Epilepsie anfällig sind. Dafür werden neue Konzepte für personalisierte medikamentöse Therapien entwickelt, um psychische Krankheiten zu lindern.

„Es ist eine einmalige Gelegenheit, führende Köpfe der österreichischen Neurowissenschaften zu vereinen, sowohl aus der Grundlagenforschung wie auch der klinischen Forschung, um in einem groß angelegten Projekt greifbare Fortschritte beim Verständnis der Hirnfunktionen und bei der Entwicklung von Therapien für Hirnerkrankungen zu erzielen“, so Tibor Harkany, Director of Research , über die Ziele des Exzellenzclusters.

Exzellenzcluster „Circular Bioengineering“ Materialkreisläufe nachhaltig gestalten

Board of Directors und Forschungsstätten:

– Roland Ludwig, Universität für Bodenkultur Wien (Director of Research)

– Gunda Köllensperger, Universität Wien

– Wolfgang Kroutil, Universität Graz

– Marko Mihovilovic, Technische Universität Wien

– Bernd Nidetzky, Technische Universität Graz

– Chris Oostenbrink, Universität für Bodenkultur Wien

– Antje Potthast, Universität für Bodenkultur Wien

FWF-Fördervolumen: 16 Millionen Euro

Die Ausbeutung begrenzter Ressourcen zur Produktion von Konsumgütern schafft kurzfristig Wohlstand, bedroht aber langfristig die Existenzgrundlage vieler Lebewesen. Der Exzellenzcluster „Circular Bioengineering“ forscht daher an der Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum und Ressourcenverbrauch. Die Herstellung von Plattformchemikalien und Materialien aus erneuerbaren Rohstoffen sowie deren effiziente und vor allem zirkuläre Verwendung ermöglicht die Umstellung von erdölbasierten auf biobasierte Materialien. Der Einsatz von Konzepten der grünen Chemie sowie biotechnologischer Prozesse schafft eine nachhaltige und umweltschonende Alternative. Der Exzellenzcluster erforscht grundlegende Methoden und Prozesse zur Etablierung einer zirkulären Bioökonomie und bildet eine neue Generation von Nachwuchsforscher:innen mit umfassenden Kompetenzen zur Bewältigung unserer Zukunft aus.

„Wir erforschen neue umweltfreundliche Methoden und Prozesse zur Herstellung von biobasierten Chemikalien und Materialien; dabei berücksichtigen wir insbesondere deren Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft, um bestmögliche Lösungen für unsere Zukunft zu entwickeln“, so Roland Ludwig, Director of Research , über den neuen Exzellenzcluster.

Alle Exzellenzcluster und Emerging Fields im Überblick (in Kürze aktualisiert verfügbar): excellentaustria.fwf.ac.at

Österreichischer Wissenschaftsfonds FWF

Der Wissenschaftsfonds FWF ist Österreichs führende Organisation zur themenoffenen Förderung der Grundlagenforschung sowie der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung. In einem internationalen Peer-Review-Verfahren fördert der FWF jene Forschenden und Ideen, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Qualität wegweisend sind. Die gewonnenen Erkenntnisse stärken Österreich als Forschungsnation und legen eine breite Basis, um zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen besser begegnen zu können.

Rückfragehinweis:

Österreichischer Wissenschaftsfonds FWF

Marc Seumenicht

Telefon: +43 676 83487 8111

E-Mail: marc.seumenicht@fwf.ac.at

Website: https://www.fwf.ac.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/1489/aom

GESELLSCHAFT

Forscher: Antisemitismus in Österreich massiv zugenommen – APA

In Folge des Großangriffs der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel hat der Antisemitismus in Österreich „massiv zugenommen“. Sowohl die Quantität als auch die Qualität der Vorfälle haben sich gesteigert, sagt der Historiker Gerald Lamprecht, im Gespräch mit der APA, unter Verweis auf die zuständige Meldestelle. Gleichzeitig gebe es auch eine starke Zunahme des antimuslimischen Rassismus‘ sowie eine massive Verschärfung des gesellschaftspolitischen Diskurses.

Gemäß dem Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle hat sich seit dem Hamas-Angriff die Zahl der gemeldeten antisemitischen Vorfälle verfünffacht. Wurden in Österreich bis zum 7. Oktober 2023 im Schnitt 1,55 Vorfälle gemeldet, waren es danach 8,31. Die Gesamtzahl der gemeldeten Vorfälle lag im Vorjahr insgesamt bei 1.147. Dies reichte von Beschimpfungen, Beschmierungen von Hausmauern bis zu einem Brandanschlag auf die Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs. Demgegenüber verzeichnete die Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus im Vorjahr 1.522 Fälle von rassistischen Übergriffen auf Musliminnen und Muslime. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Dokumentation 2015.

7. Oktober wie ein „Katalysator“

Eine Verschärfung des Diskurses in der Gesellschaft sei zwar schon seit der Covid-Pandemie feststellbar gewesen, sagt der Professor am Centrum für jüdische Studien der Universität Graz und Leiter der Forschungsgruppe „Antisemitismusforschung“ der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Der 7. Oktober war wie ein „Katalysator“. Debatten zum Thema Nahost hätten einen „starken Bekenntnischarakter“, so der Experte. Das heißt, es seien kaum Diskussionen möglich, sondern es gebe den „Zwang“, sich für eine Seite auszusprechen. Damit einhergehend sei eine Ablehnung der anderen Seite und die Weigerung, „das Leid der Anderen“ anzuerkennen.

Der Nahost-Konflikt ist Projektionsfläche für Antisemitismus, sagt Lamprecht. Dabei sei Kritik am Handeln Israels nicht per se antisemitisch, aber sehr häufig ist sie es, ergänzt er. Zur Bestimmung von Antisemitismus verweist der Forscher auf die sogenannte „3D-Regel“.

Die 3D-Regel besagt, dass eine Äußerung antisemitisch ist, wenn eine De-Legitimation des Staats Israel stattfinde und dem Staat das Existenzrecht abgesprochen werde. Der zweite Punkt betrifft die Dämonisierung, also die Darstellung Israels als einzig Schuldigen und „das Böse“ schlechthin. Drittens kommen doppelte Standards hinzu. Gemeint sei damit, dass Israel etwas nicht zugestanden werde, was bei anderen Ländern als zulässig gelte: Das Recht auf Selbstverteidigung etwa.

Es geht um die Verhältnismäßigkeit

Dieser Punkt scheint besonders umstritten, weil es auch um die Frage der Verhältnismäßigkeit der militärischen Verteidigung und der Einhaltung des Völkerrechts durch Israel geht. Kritik an Israel ist legitim, sagt Lamprecht. Es gehe aber darum, wie die Kritik geäußert wird. Das sei von Fall zu Fall zu entscheiden.

Beim Antisemitismus gebe es unterschiedliche Akteure: neben rechtsextremen Gruppierungen, radikalen Linken und Menschen mit muslimisch-arabischem Hintergrund seien auch viel Akteure aus der gesellschaftlichen Mitte zu nennen. In der medialen Berichterstattung wurden insbesondere Universitäten als zentrale Orte antiisraelischer, propalästinensischer und antisemitischer Aktivitäten ausgemacht, so Lamprecht. Doch die Situation an österreichischen Universitäten lasse sich in keiner Weise mit den Ausschreitungen an Universitäten in den USA oder auch in Deutschland vergleichen. Das Protestcamp am Alten AKH in Wien oder propalästinensische Veranstaltungen an der Universität für angewandte Kunst seien nicht mit den Vorfällen an der New Yorker Columbia University oder Hochschulen in Berlin vergleichbar.

Weg vom Schwarz-Weiß-Denken

Um dem Antisemitismus zu begegnen, plädiert Lamprecht für Aufklärung. Bildung und Gespräche seien wesentlich. Der gesellschaftliche „Grunddiskurs“ müsse sich ändern und damit die Erkenntnis, dass die Welt „nicht schwarz und weiß, sondern vielfärbig und vielstimmig“ sei. Es gehe um die Anerkennung, dass es unterschiedliche Perspektiven gebe und wechselseitige Ausgrenzung nichts verbessere.

Die ÖAW veranstaltet am 14. Oktober ein Symposium zum Thema Antisemitismus und öffentlicher Diskurs in Österreich nach dem 7. Oktober. Im Zentrum steht dabei die Analyse der Auswirkungen auf das Leben von Jüdinnen und Juden ebenso wie auf unterschiedliche Bereiche des öffentlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens und auf gesellschaftspolitische Diskurse in Österreich.

Weitere Informationen: https://go.apa.at/7CZBYWLq

GESCHICHTE – URGESCHICHTE

„Wien am Sand“ – Ausflug zu Überresten tropischer Meere in der Stadt

Wem die tiefen Temperaturen schon zu schaffen machen, dem empfiehlt sich ein Ausflug in tropische Gefilde. Diesen Trip kann man auch auf dem Sofa machen – mit dem neuen Buch der beiden Paläontologen Mathias Harzhauser und Thomas Hofmann „Wien am Sand“. Darin entführen sie zu den Überresten tropischer Meere in der Stadt, von denen viele Fossilien zeugen, die noch bis ins frühe 20. Jahrhundert in hunderten Steinbrüchen, Sand- und Tongruben auf dem Stadtgebiet gefunden wurden.

Die meisten dieser Fundstellen sind heute zugeschüttet, abgetragen und verbaut, an sie erinnern höchstens noch Straßennamen wie die Tongasse im 3. Bezirk oder die Laimgrubengasse im 6. Bezirk. Doch die dort geborgenen zahllosen versteinerten Überreste von Schnecken, Muscheln, Seekühen, Robben, Delfinen usw. finden sich noch in Wiener Sammlungen und Museen und zeugen von einer heute verschwundenen Welt.

ÖAW-gefördertes Projekt

In dem von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geförderten Projekt „A geological time travel through Vienna“ unter Leitung von Mathias Harzhauser, Chef der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien (NHM), hat ein Forscherteam diese Fossiliensammlungen durchforstet, systematisch wissenschaftlich aufgearbeitet und 230 Fundpunkten zugeordnet. Die Ergebnisse fließen auch in das Interreg-Projekt „Geo-Time Travel“ ein, das sich mit der touristischen Erschließung erdwissenschaftlicher Themen im Raum Wien-Weinviertel-Brünn beschäftigt, so Harzhauser zur APA.

Diese Fundorte reichen von Rodaun im Westen bis in die Donaustadt im Osten, von Stammersdorf im Norden bis Rothneusiedl im Süden. Nur selten sind den Funden in den Archiven exakten Adressen zugeordnet, viele Angaben sind vage.

So findet sich etwa im NHM das Skelett einer „Seekuh aus Ottakring“, was sich laut Harzhauser als „‚tradename‘ des 19. Jahrhunderts“ entpuppte. Denn den Forschern gelang es, für viele Fundpunkte die genauen Positionen zu rekonstruieren. So entpuppte sich die Ottakringer Seekuh als Hernalserin, die 1885 in einer Sandgrube an der Dornbacher Straße im heutigen 17. Wiener Gemeindebezirk geborgen wurde.

Viele Fossilfundstellen in Wien liegen östlich der einstigen Küstenlinien in Ablagerungen, die von jenen Meeren und einem See stammten, die vor 18 bis zehn Mio. Jahren große Teile des Wiener Umlandes bedeckten. So erstreckte sich vor 14 Mio. Jahren im heutigen Pötzleinsdorf ein Sandstrand, vor zwölf Mio. Jahren jagten in Hernals Robben und Alligatoren und vor zehn Mio. Jahren wuchs rund um Wien der erste Wein an den Ufern des riesigen Pannonsees. „Delfine und Seehunde kamen in allen Tongruben von Nussdorf, Hernals und Heiligenstadt vor – das war ein dünnes Band mit einer Anreicherung an Wirbeltieren, das sich quer durch Wien zog“, so Harzhauser.

Die Lieblingsstelle der Autoren

Die Lieblingsstelle des Paläontologen liegt in Favoriten: Wo früher entlang der Laaer Straße in mehreren Gruben Ton abgebaut wurde, befindet sich heute die Parkanlage Löwygrube. Von der ehemaligen Ziegelei zeugt noch eine kleine Abbauwand, die als Wiener Naturdenkmal geschützt ist. „Da steht man vor den Resten einer Warmzeit und zugleich vor 250.000 Jahre altem Löss einer Kaltzeit – das Werden der Landschaft und die Dynamik unserer Umwelt werden hier besonders deutlich“, so Harzhauser.

Die Autoren bieten in dem Mittwochabend in Wien präsentierten Buch nicht nur einen Überblick über die Ausdehnung dieser Gewässer im Laufe der Jahrmillionen sowie Einblick in die Geschichte der Erforschung der Versteinerungen aus dieser Zeit. Sie laden auch zu einer zwölf Stationen umfassenden geologischen Reise durch Wien. Diese reicht von der Nussdorfer Meeresbrandung über den Robbenstrand von Hernals bis dorthin, wo die Wiener Mammuts grasten – wie auch der Titel von Harzhausers und Hofmanns erstem gemeinsamen, 2016 erschienenem Buch lautete („Wo die Wiener Mammuts grasten – Naturwissenschaftliche Entdeckungsreisen durch das heutige Wien“, Metroverlag).

Service: „Wien am Sand – Von Prinz Eugen und der Seekuh in Ottakring: eine Zeitreise durch die geologische Vergangenheit Wien“ von Mathias Harzhauser und Thomas Hofmann; Verlag des Naturhistorischen Museums; 168 S.; 19,90 Euro; ISBN 978-3-903096-75-2  

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