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FAZIT DES TAGES – SOMMERAUSGABE
COMMENT – FAZIT – oder: Nachrichten aus dem irrwitzigen Weltzirkus
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Massiver Luftangriffe der Hisbollah heute Nacht provoziert Gegenangriff der Israeli
Gefahr der Eskalation wächst weiter. - Ukraine-Krieg: Ist Selenskyj zu Gesprächen mit Russland bereit? Russland dürfte es nicht sein und rührt zudem bei den Vereinten Nationen um.
Nächtliche Angriffe Russlands. - ZEITGEIST: Sind „Störungen“ für die gesellschaftliche Entwicklung nötig? Ausblick auf das 27. Philosophicum Lech
- Deutschland: AfD zeigt in letzter Umfrage der SPD die Harke.
- Österreich: Wahlen – Wahlen – Wahlen am 29.9.:
Parteiprogramme für Bildung, Klimaschutz, Auslandspolitik
Der Standard auf Youtube erklärt die einzelnen Parteien und warum es wichtig ist, an den Wahlen teilzunehmen – Prädikat: sehenswert!
… mit Exkurs zu Vermögens-, Erbschafts- und Klima-Steuern
- Weitere COMMENTS vorhanden
Märkte
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen – Medizin: Herzrhytmusstörungen, Polyzytisches Ovyr, Übersterblichkeit bei nach Corona-Pandemie, Alterung aufhalten; Gesundheitssystem: Suizidrisikospeziell bei Ärztinnen; Medien: Presse mit ÖVP in Niederösterreich verhabert; Wissenschaft: Insitut für Einsatz der KI in der Biomedizin; Umwelt: Wie schaut es mit der Versiegelung in Niederösterreich wirklich aus? Messinische Salzkrise; Geschichte: Kriegsangst in der Jungsteinzeit
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
Apropos Weltzirkus: Zirkus ist was für Kinder und Junggebliebene, Staunen und Lachen über die Clowns! Im Weltzirkus tummeln sich viele Zauberkünstler und Clowns. Lachen wir also, Lachen ist die beste Medizin gegen Depressionen.
HELLMEYER-Report (gekürzt)
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MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
COMMENT: Der DAX hat eins auf den Deckel bekommen – wohlgemerkt: am Dreifachverfallstag auf der Terminbörse. Der DJI läuft im Zickzack-Kurs.
Beachtlich: rund 1,12 US-Dollar für einen Euro – teures Einkaufen im Euroland für Kaufwillige aus Drittstaaten. Exporte wird das nicht beflügeln.
WOCHENAUSBLICK: Gute Rahmenbedingungen den Dax – aber kein Grund für Euphorie
FRANKFURT (dpa-AFX) – Bis zuletzt hatten Marktteilnehmer gezweifelt, doch sie hat es getan: Mit 50 Basispunkten eröffnete die US-Notenbank Fed am vergangenen Mittwoch ihren Zinssenkungszyklus mit einem Paukenschlag, der die Börsen weltweit zum Tanzen brachte. Der Dax stieg auf ein neues Rekordhoch und befreite sich aus der unentschiedenen Lage vor der US-Zinsentscheidung.
Damit haben sich nicht nur die kurzfristigen Aussichten verbessert. Auch die Chancen auf ein starkes Schlussquartal sind gestiegen. „Wenn das Aktienbarometer per Ende September Kursgewinne auf der Uhr hat, dann fällt die Performance im vierten Quartal sogar noch besser aus“, stellt der technische Analyst Jörg Scherer von HSBC mit Blick auf die Statistik fest. „Seit 1988 war das 21 Mal der Fall und hatte in den letzten drei Monaten des Jahres Kursgewinne von im Durchschnitt 8,45 Prozent zur Folge.“
Doch nicht nur der bisherige Anstieg im September macht Mut. Auch andere Erfahrungswerte stützen Hoffnungen auf ein starkes Aktienjahr. So verweist Scherer auf eine üblicherweise gute Kursentwicklung in den Jahren der Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten.
Bei allem Grund zur Zuversicht gibt es aber auch Argumente, die gegen überschäumenden Optimismus sprechen. Da ist zunächst einmal das bereits erreichte Kursniveau. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, verweist in diesem Zusammenhang auf die damit eingepreiste Erwartungshaltung an den Finanzmärkten. „Hier hatte sich schon lange im Voraus der Konsens gebildet, dass die Geldpolitik im Sommer oder im Herbst mit Lockerungen beginnen würde.“
Hinzu kommt die Konkurrenz durch die Anleihemärkte, die nach Jahren der Magerzinsen wieder attraktivere Anlagemöglichkeiten bieten und damit einen Teil des Anlegervermögens anziehen könnten.
Gerade die sinkenden Leitzinsen könnten als Einladung zu Investitionen in festverzinsliche Papiere verstanden werden, wie Analyst Jes Herdack von der Weberbank betont: „Wir bleiben bei unserer Empfehlung, die aktuellen Renditeniveaus für Investitionen in Anleihen mit mittleren bis längeren Laufzeiten zu nutzen, bevor sie in Folge der vor uns liegenden Notenbankentscheidungen wieder sinken“. Der Zeitpunkt dafür sei gerade jetzt günstig, denn „über den Kauf von festverzinslichen Anleihen kann man sich das aktuelle Zinsniveau für längere Zeit sichern“.
Zudem könnten weitere negative Nachrichten von der Konjunktur die Euphorie am Aktienmarkt bremsen. Das Zeug dazu hat besonders der am Dienstag anstehende Ifo-Geschäftsklimaindex, der ein düsteres Bild der deutschen Wirtschaft zeichnen dürfte. „Nach Sentix- und ZEW-Klima setzt auch das Ifo-Geschäftsklima im September seinen Abwärtstrend fort“ prognostiziert Volkswirt Kater. „Schwache Konjunkturindikatoren, abwärtsrevidierte Konjunkturprognosen und unklare Perspektiven lasten auf der Unternehmensstimmung.“
Damit bleiben negative Nachrichten großer Dax-Unternehmen jederzeit möglich, wie die Gewinnwarnung von Mercedes-Benz am Donnerstagabend gerade erst gezeigt hat./mf/gl/zb
— Von Michael Fuchs, dpa-AFX —
COMMENT: „Wir beten dich an, Gott Mammon! Siehst Du nicht die Dollarzeichen in unseren euphorisch verklärten Augen? Wir preisen dich, wir loben dich, schenke uns noch mehr Geld in Hülle und Fülle als wir eh schon im Übermaß haben! Wir, die Unschuldslämmer, bitten dich, bitte, bitte!“
Kein Wort im Kommentar von Herrn Fuchs zu den geopolitischen Fährnissen: Augen zu und durch oder gleich den Kopf in den Sand stecken wie Vogel Strauß.
Die Börsen haben ihre wichtigste und vornehmste Funktion verloren: Informationen über die Preise liefern und so steuernd in den Markt eingreifen, warnend oder fördernd. Es ist zu viel Geld da, die Börsen sind korrumpiert und seit längerem Spielball einer Gesinnung, die Bereits Aristoteles kritisierte: Geld aus Geld machen. „Nach oben, nach oben, näher, Gott Mammon, zu dir!“
Die Reihe der Fehlentwicklung ist rasch festgemacht:
- 15.August 1971 Nixon-Schock durch Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars. Vielen Dank, Herr Präsident!
- Politisches Sich-Anbiedern am Keynesianischen Deficit-Spending: es gab kein Jahr, in dem man nicht noch einen Grund fand, die Staatskassen zu plündern – und den Klimawandel durch Anheizen der Wirtschaft zu fördern. Sparsamer Umgang mit Ressourcen? I wo! Das ist ja Austeritätspolitik – pfui gack aber auch! Vielen Dank, liebe europäische Sozialdemokratie!
- Hervorkramen einer Steuer- und Geldtheorie vom Anfang des 20. Jahrhunderts, nun Modern-Money-Theory geheißen. Der Staat kann Gelddrucken im Ausmaß künftiger Steuereinnahmen. Vielen Dank, liebe Wirtschaftswissenschaft!
Wir zaubern das Geldkaninchen aus dem Wissenschafts-Zylinder. Bravo – und die Erde singt dazu: „Mir ist so heiß, so heiß!“ Momentan das alleraktuellste Lied im Weltzirkus, das komischer Weise kaum einer hört, die Politiker schon gar nicht. Und die Konsumenten konsumieren und reisen auf Teufel komm raus nach dem Motto: heute rot, morgen tot.
Weit hammas bracht!
ZEITGEIST
27. Philosophicum Lech zu „Sand im Getriebe“ eröffnet: Warum „Störungen“ für die gesellschaftliche Entwicklung wichtig sind
Unter dem Titel „Sand im Getriebe. Eine Philosophie der Störung“ ist gestern (19. September) das Philosophicum Lech in seine 27. Auflage gestartet. Nach den Eröffnungsreden, unter anderem von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), führte Barbara Bleisch, die sich seit heuer die Intendanz mit Konrad Paul Liessmann teilt, ins Thema ein. Zehn Vortragende werden bis Sonntag ihre Überlegungen präsentieren. Höhepunkt ist die Verleihung des Essay-Preises „Tractatus“ an Philipp Hübl.
Störungen trügen oft zu gesellschaftlichem Fortschritt bei, obwohl sie unerwünscht seien, so die Intendanten in ihrem Editorial. Anders als zu Zeiten Sokrates, der die Philosophie mit einer lästigen Stechmücke verglich, sei es heute in westlichen Demokratien seltener der Staat, der missliebige Störenfriede zum Schweigen bringe, sondern sehr viel öfter wir selbst, die wir nicht bereit seien, uns in unserem Weltbild erschüttern zu lassen, so Bleisch in ihrer Rede zum Auftakt. Obwohl nicht alle Störaktionen produktiv seien, bedürfe man dringend des freien und exzentrischen Denkens.
Politiker redet Politik
Wenig philosophisch, sondern konkret politisch fiel die Rede des designierten EU-Kommissars und Finanzministers Magnus Brunner (ÖVP) aus: „Österreich braucht gerade jetzt mehr Anpacken statt Zugreifen. Denn unser Land und unser Kontinent haben Aufholbedarf in puncto Entbürokratisierung und Anspruchsdenken“, so Brunner. Er schlage daher drei konkrete Handlungsempfehlungen vor: erstens einen glaubwürdigen Abbau von Bürokratie, um wieder Lust auf Unternehmertum zu machen. „Unsere Mitbewerber sitzen nämlich in den USA und China, nicht München oder Berlin“, betonte Brunner.
Zweitens müsse das Anspruchsdenken an den Staat zurückgefahren werden. „Der Staat kann nicht jede Krise dieser Welt zu hundert Prozent kompensieren“, so Brunner. Zudem brauche man angesichts unsicherer Zeiten Mut, Optimismus, Handlungsfähigkeit und klare Leitlinien wie die Ökosoziale Marktwirtschaft. Es gehe nicht um ein Gegeneinander, „sondern um ein Miteinander zum Wohle aller“. Vorarlbergs Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) würdigte Lech in den Tagen des Philosophicums als „Zentrum für geistigen Austausch und tiefgründige Reflexion“. Das heurige Thema treffe, „ob wir wollen oder nicht“ die „Dynamik des ständigen Wandels“. Eine Innovation komme selten leise und friktionsfrei daher, sie erzeuge immer Reibung. „Diese Reibung, diese Herausforderung, ist es, die uns weiterbringt“, sagte sie.
„Es knistert im Gebälk der Gesellschaft“
Nach zwei bereits am Dienstag abgehaltenen Dialogveranstaltungen folgte am Mittwoch der philosophisch-literarische Vorabend mit Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann unter dem Titel „Es knistert im Gebälk der Gesellschaft“. Vor der eigentlichen Eröffnung trafen einander am Donnerstag Ex-Profisportler Toni Innauer, Kolumnist Harald Martenstein, die ehemalige Diplomatin Ursula Plassnik (ÖVP) und EU-Abgeordnete Lena Schilling (Grüne) zu einem von Michael Fleischhacker geleiteten Impulsforum zum Thema „Konsensstörung: Sind wir uns alle zu einig?“
Zu den Referenten und Referentinnen, die ab Freitag sprechen und diskutieren werden, zählen die Philosophen Dieter Thomä und Geert Keil, der Literaturkritiker Philipp Tingler und Monika Dommann vom Historischen Seminar der Universität Zürich, die Politikwissenschafterin Ulrike Ackermann, der Sozialphilosoph Robin Celikates, der Bildtheoretiker Lambert Wiesing, die Autorin und Übersetzerin Esther Kinsky, die Literatur- und Kulturwissenschafterin Elisabeth Lechner sowie der klinische Psychologe Peter Schneider.
Der mit 25.000 Euro dotierte Essay-Preis geht heuer an den deutschen Philosophen Philipp Hübl, der die Auszeichnung exemplarisch für sein Werk „Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht“ erhält. Erstmals findet die Tagung in neuer Location, im neuen Zentrum „Lechwelten“, statt.
Service: 27. Philosophicum Lech „Sand im Getriebe. Eine Philosophie der Störung“, 17. bis 22. September. Weitere Informationen unter www.philosophicum.com
COMMENT: Der Tagesblick bleibt für diese Veranstaltung auf dem Laufenden …
ISRAEL
ILTV – Israel Live Television (englischsprachig)
Tägliche Video-Zusammenfassungen als ILTV News Flash.
ISRAEL – UNDERSTANDIG WAR (ISW)
Tägliche Updates des Institute ort he Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Israel-Hamas-Hisbollah-Huthi-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).
ISRAEL NEWS LIVE
Nur bei Anmeldung über Whatsapp erreichbar.
Der Wahrheitsgehalt kann oft nicht überprüft werden, die Informationen dürften aber verlässlich sein, zumal sie zum Teil (angeblich) von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) veröffentlicht wurden.
Ein Teil der Meldungen erscheint auch jeweils als Mainstreammeldung (speziell BAHA-News) – ein Hinweis, aber kein Beweis, dass es sich bei Israel News Live nicht um einen verschwörungstheoretischen Kanal handelt, aber eben einen von Israel aus betriebenen Informationskanal mit entsprechendem mehr oder weniger ausgeprägtem Bias.
Verwendet werden neben offiziellen Veröffentlichungen viele private Aufnahmen auf Seiten Israels, aber auch auf Seiten von Hamas, Hisbollah, Iran, etc.
Die Inhalte sind zum Teil nichts für sensible Gemüter, da sie immer wieder einmal Kriegsgreuel aus israelischer Sicht ziemlich direkt zeigen.
ISRAEL & NAHOST-KONFLIKT im n-tv Liveticker
Flugobjekte abgefangen Gruppierung aus dem Irak attackiert Israel
Der sogenannte Islamische Widerstand greift in der Nacht Israel vom Irak aus an. Das israelische Militär teilt mit, dass jedoch kein Flugobjekt den Luftraum des Landes erreicht habe.
Nach massivem Luftangriff Hisbollah beschießt Norden Israels
Rund 400 Stellungen der Hisbollah greift Israels Armee im Laufe des Samstags an. Die Antwort der Miliz kommt noch in der Nacht. Erneut fliegen Geschosse in Richtung Israel. Die USA rufen ihre Bürger dazu auf, den Libanon zu verlassen.
„Dutzende“ Kampfjets beteiligt Israel fliegt „umfassenden“ Angriff im Südlibanon
In den vergangenen Tagen spitzt sich die Lage im Nahen Osten zu. Weil Israel eine Attacke der Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fürchtet, fliegt das Militär einen größeren Angriff im Süden des Landes. Die USA fordern ihre Staatsbürger dazu auf, das Land zu verlassen.
Wieder 180 Ziele beschossen Nach Beirut-Angriff: Israel nennt Details zu Hisbollah-Opfern
Am Freitag verübt das israelische Militär einen gezielten Angriff in einem dicht besiedelten Vorort Beiruts. Dabei werden laut Armee mehrere Top-Leute der Hisbollah getötet. Aber es gibt auch zivile Opfer. Einen Tag später setzt Israel die Angriffe fort.
Weiterer Kommandeur getötet Israel startet nächste Angriffswelle auf Hisbollah-Ziele
Das israelische Militär verübt nach eigenen Angaben einen gezielten Angriff im Libanon – in einem dicht besiedelten Vorort Beiruts. Unter den Toten ist ein weiterer Hisbollah-Kommandeur, aber auch Frauen und Kinder. Ein Ende der israelischen Angriffe ist nicht in Sicht.
„Israel wird sich verteidigen“ Streit zu Pager-Explosionen vor UN-Sicherheitsrat
Nach den blutigen Pager-Explosionen greift Libanons Außenminister Israel vor dem UN-Sicherheitsrat an. Das Land sei dabei, ein Schurkenstaat zu werden. Israels UN-Botschafter schließt weitere Angriffe auf die Hisbollah nicht aus und ruft die Regierung in Beirut auf, selbst gegen den Terror vorzugehen.
NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
An Stelle der üblichen dpa-AFX-Meldung:
Dutzende Geschoße abgefeuert: Israel meldet neuen Beschuss aus Libanon
Aus dem Libanon sind nach Angaben der israelischen Armee auch Sonntagfrüh Dutzende Geschoße auf Israel abgefeuert worden. Nach dem Ertönen der Sirenen seien in zahlreichen Gebieten im Norden Israels etwa 85 Geschoße identifiziert worden, teilte die Armee mit. Israel setzte unterdessen die Angriffe gegen die radikalislamische Hisbollah-Miliz fort. Die UNO warnte vor einer „unmittelbar bevorstehenden Katastrophe“.
Bei den Angriffen auf Israel seien einige der Geschoße abgefangen worden, in einzelnen Gebieten seien welche niedergegangen, so die Armee. Die israelischen Feuerwehr- und Rettungsdienste seien derzeit im Einsatz, um zahlreiche Brände zu löschen, hieß es. Bereits in den Stunden zuvor hatte die libanesische Hisbollah-Miliz Dutzende Raketen auf den Norden Israels abgefeuert, die so weit reichten wie nie seit Beginn der Angriffe vor fast einem Jahr.
Bei dem heftigen Raketenbeschuss gab es nach israelischen Medienberichten Einschläge im Norden Israels. In Kiriat Bialik nahe der Hafenstadt Haifa seien zwei Häuser getroffen worden, berichtete die Nachrichtenseite ynet. Auch in Haifa selbst wurde Raketenalarm ausgelöst. Laut Sanitätern gab es bei den Angriffen sechs Verletzte. Die Krankenhäuser im Norden Israels wurden angewiesen, ihre Einrichtungen in vor Raketenbeschuss geschützte Teile zu verlegen. Das Rambam-Krankenhaus in der Stadt Haifa werde Patienten und Patientinnen in unterirdische, sichere Räume bringen, hieß es.
Nun fliege man weitere Angriffe gegen die Hisbollah, so das Militär am Sonntag. Die israelische Armee werde ihre Angriffe gegen die Hisbollah-Miliz fortsetzen „und intensivieren“. Dortige Sicherheitskreise sprachen von einer der schwersten israelischen Angriffswellen seit Beginn des gegenseitigen Beschusses im Oktober. Binnen 20 Minuten seien rund 70 Ziele angegriffen worden.
Hisbollah: Haben Rüstungsunternehmen angegriffen
Die libanesische Hisbollah meldete unterdessen, man habe das israelische Rüstungsunternehmen Rafael in der Nähe der Hafenstadt Haifa angegriffen. Ziel des Angriffs sei der Industriekomplex gewesen, der auf technische Geräte und Ausrüstung spezialisiert sei, so die Miliz.
Zudem soll die Miliz mit Dutzenden Raketen den israelischen Militärstützpunkt Ramat David nahe Haifa und den dortigen Flughafen angegriffen haben. Es handle sich um eine Reaktion auf die „wiederholte israelische Aggression in verschiedenen Regionen des Libanon“. Den ranghohen Hisbollah-Militärkommandeur Ibrahim Akil, der am Freitag bei einem israelischen Angriff in einem Vorort von Beirut getötet worden war, erwähnte die Miliz nicht.
UNO warnt vor „Katastrophe“
Die Sonderkoordinatorin der Vereinten Nationen für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sieht den Nahen Osten vor einer katastrophalen Entwicklung. Die Region stehe „an der Schwelle zu einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe“, teilte Hennis-Plasschaert mit. „Es kann nicht häufig genug betont werden: Es gibt keine militärische Lösung, die irgendeine der beiden Seiten sicherer machen wird.“
Israels Präsident Jizchak Herzog sagte unterdessen, dass Israel nicht an einem Krieg gegen den Libanon interessiert sei. „Wir wollen nicht in einen Krieg mit dem Libanon geraten, aber der Libanon ist von einer Terrororganisation vereinnahmt worden, die im Libanon eine politische Partei namens Hisbollah ist“, sagte Herzog dem britischen TV-Sender Sky News. „Sie wurde bis an die Zähne vom iranischen Reich des Bösen bewaffnet.“
Pager und Walkie-Talkies explodiert
Am Dienstag und Mittwoch waren im Libanon Hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz gleichzeitig explodiert. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen, die Israel zugeschrieben werden, wurden 37 Menschen getötet und fast 3.000 weitere verletzt. Israel äußerte sich nicht zu den Explosionen.
Die mit der Hisbollah verbündete radikalislamische Hamas hatte am 7. Oktober den Süden Israels überfallen und damit den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Bei dem beispiellosen Hamas-Großangriff wurden nach israelischen Angaben mindestens 1.205 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden im Zuge der israelischen Offensive als Reaktion auf den Angriff bisher mehr als 41.300 Menschen getötet.
Seit dem 8. Oktober steht Israels Norden zudem unter Dauerbeschuss seitens der Hisbollah. Israel reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze wurden seitdem zu Binnenflüchtlingen.
45 Tote nach Angriff nahe Beirut
Nach dem israelischen Angriff in einem Vorort von Beirut im Libanon stieg unterdessen die Zahl der Todesopfer auf 45. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Forensiker sollten in Krankenhäusern DNA-Proben der Leichen nehmen, um die Identität derjenigen festzustellen, deren Namen bisher unbekannt seien. Unter den Toten des Angriffs vom Freitag seien mindestens drei Kinder im Alter von vier, sechs und zehn Jahren.
Bei dem Angriff am Freitag wurden laut Hisbollah der ranghohe Militärkommandeur Ibrahim Akil sowie mindestens 14 weitere Mitglieder der Miliz getötet. Israels Armee erklärte ihrerseits, bei mindestens 16 der Todesopfer handle es sich um Mitglieder der Hisbollah-Führungsspitze. Unter den Toten soll auch ein Mann namens Abu Hassan Samir sein, der die Trainingseinheit der Eliteeinheit Radwan geleitet haben soll.
Wie viele Zivilisten und Zivilistinnen getötet wurden, ist weiter unklar. Die USA riefen angesichts der Eskalation ihre Staatsbürger und -bürgerinnen zum Verlassen des Libanon auf. Die US-Regierung sei nach Aussagen von Beamten „äußerst besorgt“ über das Risiko eines umfassenden Krieges zwischen Israel und dem Libanon, berichtete das Nachrichtenportal Axios.
Milizen im Irak vermeldeten Angriff auf Israel
Proiranische Milizen im Irak starteten parallel zum Beschuss aus dem Libanon neue Angriffe auf Israel. Die Gruppe Islamischer Widerstand im Irak – ein Zusammenschluss aus Milizen in dem Land, die wie die Hisbollah und die Hamas vom Iran unterstützt werden – erklärte, ihre Kämpfer hätten ein „wichtiges Ziel“ in Israel mit Drohnen angegriffen. Details wurden nicht genannt. Sie würden ihre Attacken fortsetzen, hieß es weiter.
Israels Armee hatte mitgeteilt, sie habe einen von Osten kommenden Flugkörper abgefangen, bevor dieser israelisches Gebiet erreichen konnte. In der Nacht wurden nach Militärangaben mehrere Drohnen abgefangen, die sich Israel vom Irak aus näherten. Zuvor habe es Raketenalarm in der Arava-Region nördlich von Eilat gegeben, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Auch auf den von Israel annektierten Golanhöhen heulten Warnsirenen. Verletzte gab es dem israelischen Militär zufolge nicht.
red, ORF.at/Agenturen
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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Konflikt zwischen Israel und Hisbollah spitzt sich weiter zu
Beirut/Tel Aviv – Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon spitzt sich weiter zu. In den letzten Stunden habe die libanesische Miliz etwa 115 Geschosse in Richtung ziviler Gebiete im Norden Israels abgefeuert, teilte die israelische Armee am Sonntagmorgen mit.
Die Abwehrsysteme der IDF seien in dem Gebiet im Einsatz und befänden sich in höchster Alarmbereitschaft, um die Bedrohungen abzuwehren. Zugleich greife man derzeit Ziele der Hisbollah im Libanon an, so die israelischen Streitkräfte weiter. Man werde diese Angriffe noch weiter „intensivieren“, hieß es.
Die islamistische Hisbollah teilte wiederum mit, dass unter anderem ein Rüstungsunternehmen in der Nähe von Haifa Ziel der eigenen Angriffe gewesen sei. Die Luftschläge seien eine Reaktion auf die Explosionen von Hunderten Pagern und Funkgeräten im Libanon, für welche die Hisbollah Israel verantwortlich macht.
© 2024 dts Nachrichtenagentur
Palästinenser: Tote nach Angriff in Gaza
Westjordanland: Al-Jazeera geschlossen
UKRAINE
UKRAINE – LANDKARTE
UKRAINE – UNDERSTANDIG WAR (ISW)
Tägliche Updates des Institute ort he Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Ukraine-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).
UKRAINE im n-tv Liveticker
+++ 09:24 Ukraine: Russland hat mit 80 Drohnen angegriffen +++
Beide Kriegsparteien berichten über Drohnenangriffe in der vergangenen Nacht. Das russische Verteidigungsministerium erklärt bei Telegram, das Militär habe 15 ukrainische Drohnen abgeschossen, die sich über russischem Gebiet oder dem Asowschen Meer befunden hätten. Auf Seiten der Ukraine melden die Luftstreitkräfte, dass Russland in der Nacht 80 Kampfdrohnen losgeschickt habe, davon seien 77 abgeschossen oder durch elektronische Kampfführung unschädlich gemacht worden. Das Militär erwähnt auch zwei russische Lenkraketen – ob sie abgeschossen wurden, wird jedoch nicht gesagt.
+++ 07:55 Nikopol erneut angegriffen, Vierjährige kämpft weiter ums Überleben +++
07:20 Russland sorgt bei Vereinten Nationen für Unruhe
Vor der geplanten feierlichen Annahme eines UN-Reformplans im Beisein von Kanzler Olaf Scholz bei den Vereinten Nationen in New York sorgt Russland für Unruhe. UN-Mitgliedsstaaten bereiten sich wenige Stunden vor der anvisierten einstimmigen Annahme darauf vor, dass Moskau versuchen könnte, eine Abstimmung über den sogenannten Zukunftspakt zu erzwingen, berichten Diplomaten. Eigentlich soll dieser ohne Votum von allen 193 Staaten der Vereinten Nationen gemeinsam verabschiedet werden. Zuvor wurde monatelang verhandelt. Unklar ist, ob es sich nur um eine leere Drohung Russlands handelt. Der Zukunftspakt soll die Staatengemeinschaft angesichts vieler Krisen und Kriege handlungsfähiger und die Welt gerechter machen. Russland wurde während der Arbeit an dem Papier übereinstimmend als Quertreiber bezeichnet. Mehr dazu lesen Sie hier.
+++ 06:35 USA, Indien, Japan und Australien: Einsatz von Atomwaffen inakzeptabel +++
+++ 02:39 Zahl der Verletzten in Charkiw steigt auf 21 +++Nach dem russischen Bombenangriff auf ein Hochhaus in Charkiw steigt die Zahl der Verletzten auf 21. Unter ihnen seien ein 8-jähriges Kind und zwei 17-Jährige, teilt der Gouverneur der Region, Oleh Syniehubov, mit. Mindestens sechs Menschen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. Anders als zunächst angenommen wurde das Gebäude wohl nicht von einer gelenkten Bombe getroffen, sondern von einer FAB-250-Fliegerbombe.
+++ 23:34 Bombenangriff auf Charkiw: Mindestens zwölf Verletzte +++Bei einem russischen Luftangriff – mutmaßlich mit einer Gleitbombe – wird am Abend ein Wohnblock in der Stadt Charkiw getroffen. Nach Angaben der Stadtverwaltung gibt es mindestens zwölf verletzte Zivilisten, darunter ein Kind. 60 Menschen seien evakuiert worden. Oleh Syniehubov, der Gouverneur der Region, spricht auf Telegram von zwei verschiedenen Einschlägen in der Stadt. Es sollen auch mehrere Autos in Flammen stehen.
Update 00:09 Inzwischen spricht die Stadtverwaltung von 13 Verletzten, neben einem 8-jährigen Kind sollen darunter auch zwei 17-Jährige sein.
+++ 21:09 Selenskiy: Ende des Krieges mit Russland hängt von der Entschlossenheit der Verbündeten ab +++
20:03 Russland nimmt nicht an möglichem zweiten Ukraine-Friedensgipfel teil
Russland wird nach eigenen Angaben nicht wie vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gewünscht an einem möglichen zweiten Ukraine-Friedensgipfel teilnehmen. „Der Gipfel wird die gleichen Ziele verfolgen: die illusorische ‚Selenskyj-Formel‘ als Grundlage für eine Beilegung des Konflikts zu fördern, die Unterstützung der Mehrheit der Welt zu erhalten und dies zu nutzen, um Russland ein Ultimatum zur Kapitulation zu stellen“, erklärt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Samstag in Moskau. „Wir werden nicht an solchen ‚Gipfeln‘ teilnehmen“, betonte die Sprecherin. Moskau ist nach eigenen Angaben bereit, „ernsthafte Vorschläge“ zu erörtern, die der von Präsident Wladimir Putin im Juni beschriebenen „geopolitischen Realität vor Ort“ Rechnung tragen. Putin hatte damals gesagt, dass Russland Friedensgesprächen zustimmen werde, wenn die Ukraine vier ihrer Regionen aufgibt, die Moskau für sich beansprucht.
16:21 Ukraine behauptet, Russland plane Angriffe auf Atomanlagen
Der ukrainische Außenminister erklärt, dass Russland vor dem Winter Angriffe auf ukrainische Atomanlagen plant und fordert die UN-Atomaufsichtsbehörde und die Verbündeten der Ukraine auf, ständige Überwachungsmissionen in den Atomanlagen des Landes einzurichten. „Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes bereitet der Kreml vor dem Winter Angriffe auf kritische Objekte der ukrainischen Kernenergie vor“, schreibt Außenminister Andriy Sybiha auf X. „Insbesondere geht es um offene Verteilereinrichtungen in Kernkraftwerken und Umspannwerken, die für den sicheren Betrieb der Kernenergie entscheidend sind.“ Sybiha ging nicht näher darauf ein, warum Kiew glaubt, dass solche Angriffe vorbereitet werden. Aus Moskau gibt es keinen unmittelbaren Kommentar.
14:32 Selenskyj zeigt sich offen für Gespräche mit Moskau
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt zur Umsetzung seines „Siegesplanes“ Gespräche mit Russland an. Der Plan könne zukünftige, effektivere diplomatische Treffen mit Russland ermöglichen, sagte Selenskyj ukrainischen Medien zufolge vor seiner Abreise in die USA, wo er seinen mehrfach angekündigten Plan erst Präsident Joe Biden und dann der Weltöffentlichkeit vorstellen will. Es seien drei Punkte darin, über die mit Russland in beliebigen Formaten gesprochen werden solle. „Der Siegesplan sieht schnelle und konkrete Schritte unserer strategischen Partner vor – in der Zeit vom heutigen Tage bis Ende Dezember“, sagte Selenskyj der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zufolge. Die Umsetzung sei von den Partnern abhängig. Der Plan solle die Brücke schlagen zu einem zweiten Friedensgipfel, an dem auch Russland teilnehmen solle, sagte er.
Details noch nicht bekannt Selenskyjs „Siegesplan“ sieht Gespräche mit Russland vor
+++ 12:04 Schlag gegen Munitionslager: London erwartet Folgen für Kursk +++
Ein bereits Mitte der Woche erfolgter Drohnenangriff auf ein Munitionslager in Nordwestrussland hat nach britischer Einschätzung wohl Folgen für die russische Kriegsführung. Der Verlust werde wahrscheinlich die russischen Bodenoperationen stören, vor allem im Gebiet Kursk, teilt das britische Verteidigungsministerium mit. London spricht von einem erfolgreichen ukrainischen Angriff auf das Depot nahe der Kleinstadt Toropez im Gebiet Twer. Die Detonationen hätten eine Kettenreaktion im unterirdischen Bunkersystem der Anlage in Gang gesetzt, „was zu einem enormen Verlust an Munition führte“, heißt es. Bei Toropez sei wahrscheinlich Munition verschiedener Kaliber, darunter vermutlich auch aus Nordkorea, gelagert worden sowie Marschflugkörper und Gleitbomben.
Gewaltiger Feuer-Pilz in Russland Munz: „30.000 Tonnen Munition sollen explodiert sein“
+++ 11:11 Russisches Munitionslager angeblich getroffen: Region Krasnodar lässt Dorf evakuieren +++
+++ 10:39 Russische Spezialeinheit will in Kursk vorgerückt sein +++
Die Kämpfe in der russischen Region Kursk halten an – dabei wollen Soldaten der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat einen Erfolg auf einem sieben Kilometer langen Teil der Frontlinie erzielt haben. Dem russischen Staatsmedium RIA Novosti zufolge sagt ein Kommandeur, binnen fünf Tagen seien sie um anderthalb Kilometer vorgerückt. Sie hätten 120 ukrainische Soldaten ausgeschaltet. Auch der ukrainische Generalstab verkündet seinerseits Erfolge, wonach die eigenen Kräfte den Russen in der Region Kursk weitere Verluste an Personal und Ausrüstung zugefügt hätten. Zugleich ist von zahlreichen russischen Luftangriffen die Rede. Am Freitag seien es 22 Angriffe von russischen Flugzeugen gewesen, dabei hätten die Russen 25 Lenkbomben eingesetzt. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
Selenskyj will Biden um Waffen mit großer Reichweite bitten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beharrt auf einer Freigabe weitreichender westlicher Waffen für den Einsatz gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet. „Wir sind dabei, unsere Partner zu überzeugen und werden das auch in der nächsten Woche fortsetzen, dass die Ukraine eine vollwertige Reichweitenfähigkeit benötigt“, sagte Selenskyj gestern in seiner abendlichen Videoansprache.
Das sei mit den eigenen Drohnen oder den eigenen Raketen, die bisher keine ausreichende Reichweite haben, nicht möglich. Kommende Woche reist Selenskyj zu Gesprächen in die USA und wird dort unter anderem US-Präsident Joe Biden treffen.
Der Staatschef dankte dem Militär für ein erfolgreich angegriffenes Munitionslager in Russland. „Das nächste Arsenal in Russland wurde geschädigt, und das war ein bedeutendes Arsenal für den Besatzer“, sagte der Präsident. Zudem hob er hervor, dass dem Inlandsgeheimdienst SBU ein Schlag gegen ein russisches Arsenal mit taktischen Raketen und Gleitbomben geglückt sei.
Für die Angriffe seien ausschließlich Waffen aus ukrainischer Produktion eingesetzt worden. „Ohne die Mittel, die unsere Partner bereitstellen und die das Ende dieses Krieges durch die Zerstörung des russischen Offensivpotenzials bedeutend beschleunigen könnten“, sagte Selenskyj im Hinblick auf die von ihm bemängelte unzureichende Unterstützung durch die westlichen Partner. red, ORF.at/Agenturen
ZENTRALBANKEN
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MELDUNGSÜBERBLICK
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WEITERE MELDUNGEN
WELT
US-WAHLKAMPF – Predict it
NAHER OSTEN – MENA WATCH (Mena-Watch auf Wikipedia)
EUROPÄISCHE UNION
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DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
Insa: AfD erreicht höchsten Umfragewert seit März
Berlin – Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Insa wöchentlich für die „Bild am Sonntag“ erhebt, gewinnt die AfD einen Prozentpunkt und klettert auf 20 Prozent. Zuletzt erreichte die AfD am 30. März einen Wert von 20 Prozent im Sonntagstrend.
Die Union aus CDU/CSU bleibt die stärkste Kraft mit 32 Prozent (-1 Prozentpunkt). Die Kanzlerpartei SPD gewinnt im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpunkt, steht jetzt bei 15 Prozent. Grüne (10 Prozent) und FDP (4 Prozent) stagnieren. Die Ampel-Parteien kommen auf zusammen 29 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht hält 10 Prozent aus der Vorwoche, die Linke verliert einen Prozentpunkt, rutscht auf 2 Prozent ab. 7 Prozent der Befragten würden eine der sonstigen Parteien wählen.
Würden Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) direkt zur Wahl stehen, lägen beide Kandidaten in dieser Woche gleichauf. Je 30 Prozent der Befragten würden je Scholz oder Merz wählen, das ist ein Plus von Scholz von 9 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorwoche, von Merz von 5 Punkten. 35 Prozent würden sich für keinen der Kandidaten entscheiden, 5 Prozent wissen es nicht.
35 Prozent der Befragten glauben, dass eine Regierung unter Friedrich Merz (eher) besser regieren würde als die aktuelle Ampel-Koalition. 31 Prozent geben an, dass die Regierung (in etwa) genauso geführt werden würden. 19 Prozent glauben, unter einem Kanzler Merz würde (eher) schlechter regiert werden als derzeit. 15 Prozent wissen es nicht.
Für die „Bild am Sonntag“ hat das Meinungsforschungsinstitut Insa 1.202 Personen im Zeitraum vom 16. bis zum 19. September 2024 befragt (TOM). Frage: Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, wie würden Sie wählen“
Zusätzlich hat Insa 1.001 Personen am 18. und 19. September 2024 befragt. Frage: Wenn Sie den Bundeskanzler direkt wählen könnten und Olaf Scholz und Friedrich Merz zur Auswahl stünden, für wen würden Sie sich dann am ehesten entscheiden? Und: Würde eine von Friedrich Merz als Bundeskanzler geführte Regierung Deutschland Ihrer Meinung nach (eher) besser oder schlechter regieren als die aktuelle Ampel-Koalition“ © 2024 dts Nachrichtenagentur
„Generation Miete”: Junge Menschen wohnen seltener im Eigenheim
Immer weniger Menschen können sich die eigene Immobilie leisten, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders junge Menschen sind betroffen. Was dahinter steht und was die Politik tun kann.
Miete statt Wohneigentum: Junge Menschen wohnen seltener im Eigenheim als noch Anfang des Jahrtausends. Das zeigt eine neue IW-Studie, für die die Forscher Daten aus dem Zensus ausgewertet haben. 2022 wurden demnach 44 Prozent aller Wohnungen von ihren Eigentümern bewohnt. 2011 waren es noch 0,9 Prozentpunkte mehr. In allen westdeutschen Bundesländern ging der Anteil zurück, in Bremen und Schleswig-Holstein sank der Anteil mit jeweils knapp drei Prozentpunkten am stärksten. Im Osten stieg er dagegen in allen Bundesländern, in Sachsen am stärksten um 1,6 Prozent. Die gegenläufige Entwicklung in Ost und West sind zum Teil immer noch auf Nachholeffekte nach der Wiedervereinigung zurückzuführen.
Junge Menschen besonders betroffen
Besonders jüngere Haushalte sind vom Rückgang betroffen. So sank die Wohneigentumsquote der unter 50-Jährigen zwischen 2011 und 2022 um mehr als vier Prozentpunkte auf 30,4 Prozent. Unter den älteren ist sie mit knapp 57 Prozent mittlerweile beinahe doppelt so hoch. Der Grund: Vor allem die aktuell jüngere Generation ist von den stark gestiegenen Immobilienpreisen und Eigenkapitalforderungen betroffen.
Wohneigentum in Deutschland zu teuer
Für die Wohnungsbaupolitik hat das klare Implikationen. Denn wenn sich weniger Menschen Eigentum leisten können, müssen sie auf den Mietmarkt ausweichen. Das treibt die dortigen Preise enorm. Die Studie zeigt deshalb klare Handlungsoptionen auf: Alles, was die Kaufpreise senkt, stärkt die Wohneigentumsbildung und entlastet den Mietmarkt. Dazu zählen unter anderem die Absenkung der Grunderwerbssteuer, vereinfachte Baustandards oder der Ausbau staatlicher Förderprogramme.
Zur Methodik: Die Studie ist in Kooperation mit der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen entstanden. Die Autoren stützen sich auf Zahlen aus dem in diesem Sommer veröffentlichten Zensus 2022. Die Haushaltsdaten stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel.
Interaktive Graphik online
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
COMMENT: Stabile Verhältnisse seit Monaten, geringes Vorrücken der ÖVP sowie geringes Absinken der SPÖ jeweils seit ungefähr Mitte August.
Umfragenverlauf – APA
WAHLKABINE – INFO ZU ANSICHTEN DER PARTEIEN
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WAHLPROGRAMME DER EINZELNEN PARTEIEN
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NR-Wahl – Die Wahlprogramme: Bildung – APA
Die klassischen Grabenkämpfe im Bildungsbereich rund um Gesamtschule und Uni-Zugangsbeschränkungen sind in den aktuellen Wahlprogrammen in den Hintergrund gerückt, ideologisch wird es in den Bildungskapiteln dennoch. So will die ÖVP dort „unsere österreichischen Werte“ abgesichert wissen, die FPÖ fordert zusätzlich ein „Drag Queen“-Verbot in Kindergärten und Schulen. Einig sind sich die Parteien über die zentrale Rolle von Kindergarten und Schule bei der Integration.
ÖVP
Leistung will die Volkspartei auch in der Bildung als Credo leben. Wer im Kindergarten laut Sprachstandsfeststellung nicht gut genug Deutsch spricht, soll eine Vorschule zur Deutschförderung besuchen müssen. Verweigern Eltern nachhaltig die Zusammenarbeit mit der Schule, soll es deutlich höhere Strafen geben; in schweren Fällen sollen Sozial- oder Transferleistungen einbehalten werden. In den Mittelschulen will die ÖVP wieder flächendeckend Leistungsgruppen einführen, gleichzeitig sollen die Schulen mehr Autonomie bei der Schwerpunktsetzung bekommen. Deutschförderung soll vor allem am Nachmittag ausgebaut werden, an Brennpunktschulen will die ÖVP „Kulturvermittlerinnen und -vermittler“ einsetzen. Am Ende der Schulpflicht sieht das ÖVP-Programm vor, dass die Jugendlichen auf Grundkenntnisse in Deutsch, Mathe und Englisch geprüft werden. Wer die „Bildungspflicht“-Prüfung nicht besteht, soll ein eigenes verpflichtendes Bildungsprogramm absolvieren müssen. Sprache und Kultur sollen „als Fundament der europäischen Lebensform“ in den Schulen gestärkt werden (Stichwort: Nikolofeier), gleichzeitig sollen Themen wie Demokratie, Gesundheit, Finanzen, Ethik und „geistige Landesverteidigung“ mehr Raum bekommen. Um Digitalisierung voranzutreiben, soll es ab der 5. Schulstufe Coding geben, in der zehnten Schulstufe sollen die Jugendlichen ein zweites Mal günstige Laptops oder Tablets für den Unterricht bekommen. Die Fachhochschulen sollen parallel zu den Unis mehr Geld erhalten. Für Unis ist wiederum dann extra Geld vorgesehen, wenn sie sich in internationalen Rankings verbessern. Künftig sollen diese sich außerdem stärker auf Spitzenforschung konzentrieren und akademische Fachkräfte-Ausbildung vorrangig an FH stattfinden.
SPÖ
Vorgesehen ist für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ein Recht auf einen ganztägigen Gratis-Platz im Kindergarten, wo die Pädagoginnen und Pädagogen mehr Zeit für die Kinder bekommen und durch zusätzliches Personal wie Sekretariatskräfte oder Psychotherapeuten entlastet werden sollen. In der „Schule der Zuversicht“, die die SPÖ anstrebt, soll Lernfreude im Vordergrund stehen. Kinder von sechs bis 15 sollen eine gemeinsame Schule besuchen. Ganztagsschulen will die Partei ausbauen, Nachhilfe soll nicht mehr nötig sein. Die Schulen sollen bei Bedarf etwa sozialpädagogische, logopädische oder psychologische Unterstützung zuschalten können, Standorten mit besonders vielen Kindern mit Förderbedarf will die SPÖ per „Chancenindex“ mehr Mittel zuteilen. Inhaltlich schwebt der SPÖ eine Strategie zur Förderung von Medienkompetenz bei allen Altersgruppen vor, außerdem wünscht sich die Partei eine tägliche Kreativeinheit an den Schulen. Bei der Deutschförderung setzt sie auf „zeitgemäße integrative“ Modelle. Mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen will die SPÖ für die Berufsschulen, an den Hochschulen sollen berufliche Kompetenzen stärker anerkannt werden. An den Unis soll es aus SPÖ-Sicht weder Studiengebühren noch Aufnahmeverfahren geben, die Studieneingangsphase will die Parte „integrativ“ statt selektiv gestalten, die Kettenvertragsregelung abschaffen. Das öffentlich finanzierte Hochschulwesen soll ausfinanziert und deutlich mehr Geld für Grundlagenforschung ausgegeben werden, die Forschungsförderung soll entbürokratisiert und vereinfacht werden.
FPÖ
Die FPÖ fordert einen „Heimvorteil im Bildungswesen“ und „Deutsch vor Schuleintritt“. Gewalttätige Schüler müssten aus dem Unterricht entfernt werden. Auch „problematische Lehrer“ dürften nicht mehr von Schule zu Schule weiterversetzt werden, darüber hinaus wird eine Meldestelle gegen „politisierende Lehrer“ gefordert. Im Rahmen einer „Demokratie-Offensive“ soll gleichzeitig unter den Schülern „ohne jede ideologische Bevormundung für die politische Betätigung geworben“ werden. Um die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu verbessern, sollen diese während des Unterrichts ihr Handy abgeben müssen. Schwerpunkt der Schulen muss aus FPÖ-Sicht die Vermittlung von Wissen sein und nicht „nebulöser ‚Kompetenzen“. Die Lehrpläne sollten Schulen dabei so flexibel wie möglich gestalten können. Eine Lanze bricht die FPÖ außerdem für den seit der Coronapandemie stärker verbreiteten häuslichen Unterricht. Schulen und Unis dürften nicht länger „Experimentierfelder für Genderwahnsinn und Wokismus“ sein, verlangt die FPÖ, die unter dem Schlagwort Brauchtum gleichzeitig Kreuze in den Klassenzimmern und Nikolofeiern in den Kindergärten einfordert. An den Unis will die FPÖ für Österreicher freien Zugang. Ausländische Studierende sollen diesen indes nur bekommen, wenn sie auch in ihrem Heimatland die Voraussetzungen erfüllen würden.
GRÜNE
Mit einer Ausbauoffensive bei den Kindergärten wollen die Grünen Bildungschancen erhöhen und Eltern entlasten. Für die Pädagoginnen und Pädagogen soll es bessere und bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen geben. Auch an den Schulen wollen sie die Arbeitsbedingungen verbessert und Lehrer etwa durch Schulpsychologen, -sozialarbeiter und andere Professionen entlasten. Schülerinnen und Schüler sollen nicht nach der Volksschule, sondern „später“ auf weiterführende Schultypen aufgeteilt werden. Kostenlose Ganztagsschulen wollen die Grünen ausbauen, für Brennpunktschulen soll es mehr Geld und Personal geben. Inhaltlich wollen die Grünen einen Schwerpunkt auf einen verantwortungsvollen Umgang mit KI und digitalen Medien setzen, außerdem bewerben sie einmal mehr alternative Leistungsbeurteilung statt Ziffernnoten. Auch die Grünen heben die Bedeutung von Kindergarten und Schule bei der Integration hervor und plädieren dabei für Sprachförderung im Klassenverband und ausreichend Unterstützung etwa durch sozialpädagogische oder Sprachförderkräfte sowie gezielte Elternarbeit. Für Menschen mit Behinderung wollen die Grünen flächendeckende, inklusive und barrierefreie Bildungsangebote vom Kindergarten bis zur Universität und Erwachsenenbildung. An den Hochschulen sollen nach Sicht der Grünen alle Menschen studieren können, „die studieren wollen und die Voraussetzungen erfüllen“, heißt es nebulös. Außerdem soll es für Studierende mehr soziale Absicherung und für Hochschulpersonal planbare Karrierewege geben. Grundlagenforschung will die Partei ausbauen, vor allem zu „grünen“ Themen wie etwa Ressourcenverfügbarkeit.
NEOS
Die Pinken wollen kostenlose optionale Ganztagsplätze in Kindergarten und Schule, über eine Personaloffensive sollen 20.000 zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen ins System kommen. Im Kindergarten sollen kleinere Gruppen und mehr Pädagoginnen die Qualität verbessern, die Gehälter sollen an die von Lehrern angeglichen werden. Bei den Schulen wollen die NEOS deutlich mehr Autonomie bei Organisation, Pädagogik, Finanzen und Personal bekommen. Für Schulen mit besonderen Herausforderungen wollen NEOS per Chancenindex mehr Ressourcen, Jugendliche mit Behinderung sollen ein Recht auf ein 11. und 12. Schuljahr bekommen. Statt starrer Lehrpläne und 50-Minuten-Einheiten soll es aus Sicht der NEOS Unterricht in Lebensbereichen und Tagesschwerpunkten geben. Als Organisationsform setzen sie weiter auf eine gemeinsame Schule, die mit einer mittleren Reife abschließt. Bei der Lehre wollen die NEOS eine neue „duale Oberstufe“ schaffen, in der Polytechnikum, Berufsschule und Berufsreifeprüfungskurse zusammengeführt werden. In der Schulverwaltung soll der „Kompetenz-Wirrwarr“ aufgelöst werden. Für die Hochschulen plädieren die NEOS weiterhin für nachgelagerte Studiengebühren und faire Aufnahmeverfahren, einen Ausbau des digitalen Studiums und mehr Flexibilität für Berufstätige und Studierende mit Betreuungspflichten. Außerdem fordern sie mehr Geld für Grundlagenforschung und ein Ende der Kettenverträge an den Unis.
BIER
Im Kindergartenbereich will die Bierpartei kleinere Gruppen, die Pädagoginnen und Pädagogen sollen gleich viel verdienen wie Volksschullehrpersonal. An den Kindergarten anschließen soll eine gemeinsame Schule von sechs bis 16 Jahren, in der etwa in Mathe nur noch Grundkenntnisse vermittelt und darüber hinaus Talente der Schüler gefördert werden. Ein „Fächer-Reload“ soll etwa Finanzbildung, Medienkunde oder Mathematik Light in der Oberstufe bringen. Als Mittel gegen den Lehrermangel setzt BIER auf Entlastung von Bürokratie und durch multiprofessionelle Teams. Außerdem will BIER die Lehre stärken, einerseits durch zeitgemäßere Angebote an den Berufsschulen und bessere Entlohnung, andererseits indem die Lehrabschlussprüfung zum Studium berechtigt. Damit an den Hochschulen Jungwissenschafter nicht mehr durch unsichere Arbeitsverhältnisse „vergrault“ werden, plädiert BIER für einen Kollektivvertrag für die Fachhochschulen und die Abschaffung der Kettenverträge an den Unis.
KPÖ
Dem Bildungsbereich ist im 16 Seiten schlanken Wahlprogramm kein eigener Themenblock gewidmet. Im Klimakapitel werden jedoch eine Lehrlingsoffensive und eine bessere Ausfinanzierung des Bildungssystems, insbesondere von Unis und Fachhochschulen, gefordert, um genug Fachkräfte für einen Umbau zu einem klimafreundlichen Wirtschaftssystem zu bekommen. Im Kapitel „Frieden durch aktive Neutralität“ wird außerdem Friedenspolitik als integraler Bestandteil der Lehrpläne eingefordert.
„Keine Klarheit“: Wissenschafter beurteilen Klima-Programme vor NR-Wahl – APA
Von „auf dem richtigen Weg“ bis „sogar ein ‚Nicht genügend‘ wäre eine zu positive Bewertung“: So unterschiedlich wie die Klima-Kapitel der Wahlprogramme der Parteien fällt auch das Zeugnis aus, das Wissenschafter diesen ausstellen. Setze die ÖVP vor allem auf neue Technologien, lieferten SPÖ und NEOS gute Ansätze für Energie- und Verkehrswende. Während die Grünen die Klimaziele am ehesten erreichen könnten, leugne die FPÖ die Klimakrise ganz, hieß es bei einer APA-Rundfrage.
„Wir müssen unsere Alltagsroutinen nicht ändern, wir machen alles mit neuen Technologien und profitieren von diesen auch im Export.“ So lautet für den Wirtschaftswissenschafter Karl Steininger das Narrativ der ÖVP. Der Professor am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz hat für die APA versucht, die einzelnen Programme auf ihre Kernbotschaften herunterzubrechen. Für die SPÖ laute diese: „Wo erforderlich als Staat die Rahmenbedingungen bzw. auch Förderungen so setzen, dass Unternehmen und Privaten die klimafreundliche Transformation gelingt, zum Vorteil der Bevölkerung und unserer Wirtschaft.“
Ökonom sieht Themenverweigerung bei der FPÖ
Während die NEOS laut Steiningers Kürzest-Zusammenfassung auf sanfte Reformen („Rahmenbedingungen und Institutionen klug anpassen, damit effektiver und wirksamer Klimaschutz sowohl individuell als auch volkswirtschaftlich sinnvoll erfolgt.“) und die Grünen auf positive Botschaften („Kluger Klimaschutz geht Hand in Hand mit gerechtem und erhöhtem Wohlstand für alle und Sicherung des Wirtschaftsstandorts.“) setzten, sieht der Ökonom bei der FPÖ nicht Themenverfehlung, sondern Themenverweigerung. Deren Grunderzählung laute: „Die Klimakrise existiert nicht, und falls doch, sind es jedenfalls nicht wir, die sie lösen sollten, sondern zuerst alle anderen.“
„Die von der FPÖ vorgeschlagenen Maßnahmen sind bis ins kleinste Detail kontraproduktiv und würden sicherstellen, dass Österreich die Klimaziele nicht erreicht“, ist auch der Energiewissenschafter Keywan Riahi vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg sicher. Riahi, der zu den am meisten zitierten Forschern der Welt zählt, hält sogar einen glatten Fünfer für zu gut im klimapolitischen Zeugnis der FPÖ, die sich für die beiden an der Universität Wien tätigen Politikwissenschafter Alina Brad und Etienne Schneider „der klassischen Instrumente aus dem Werkzeugkasten der Klimaskepsis“ bedient: „Neben der gefährlichen Verharmlosung der zunehmend offensichtlichen Auswirkungen des Klimawandels („Klimahysterie“) zählt hierzu insbesondere die starke Betonung der vermeintlichen Nachteile von Klimapolitik („Wohlstandsgefährdung“, „Deindustrialisierung“) sowie das Framing fossiler Energieträger als Teil der Lösung (statt als Kern des Problems). Während sich die Klimaforschung einig ist, dass klimaschädliche Subventionen so schnell wie möglich auslaufen und das Steuersystem weiter ökologisiert werden sollten, fordert die FPÖ das Gegenteil.“
Kritik an Technologie-Glauben der ÖVP
Bei ihrer Analyse der ÖVP-Position, die „nicht ausreichend“ sei, „um in der nächsten Legislaturperiode die erforderlichen Schritte für die Erreichung der Klimaneutralität 2040 zu setzen“, fühlen sich Brad und Schneider an den Spruch „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ erinnert. „Suggeriert wird, dass Innovation und technologischer Fortschritt ausreichen, um den Klimawandel einzudämmen. Dies entspricht jedoch nicht dem wissenschaftlichen Kenntnisstand. So hat der Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht deutlich gemacht, dass Technologieentwicklung und Innovation allein nicht ausreichend, sondern auch Veränderungen in gesellschaftlichen Systemen der Produktion und des Konsums sowie Verhaltensänderungen erforderlich sind.“
Die beiden Wissenschafter sehen eine Überbetonung von Eigenverantwortung im Gegensatz zu notwendigen Strukturänderungen und vermissen „ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern sowie zu gesellschaftlichen Veränderungen, die über optimistischen Annahmen technologischen Wandels hinausgehen“: „Der starke Widerstand der ÖVP gegen Verbote verkennt, dass gezielte Verbote klimaschädlicher Technologien wie das Verbrenner-Aus wichtige politische Signale senden können, die dazu beitragen, Investitionen in klimafreundlichen Technologien zu lenken. Sollen die Klimaziele noch erreicht werden, muss auch die Nutzung fossiler Brennstoffe umgehend reduziert und letztendlich gänzlich eingestellt – und verboten – werden.“
Unklarheit schadet Wettbewerbsfähigkeit
„Was Unternehmen brauchen ist Technologieklarheit. (…) Wenn diese Klarheit nicht kommt, verlieren wir nicht nur im Klimaschutz, sondern auch in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit“, sieht Steininger das ÖVP-Programm nicht als das, was die Wirtschaft für die Zukunft brauchen würde. Noch deutlicher formuliert es Riahi: „Die Notwendigkeit eines tiefgreifenden strukturellen Wandels zur Lösung der Klimakrise scheint bei der ÖVP noch nicht angekommen zu sein. Die vorgeschlagenen Maßnahmen gehen am Kern des Problems vorbei.“ Die „inkonsistenten Signale“ der Politik würden auch der Autoindustrie schaden.
„Mit dem ÖVP-Programm würde Österreich die Klimaziele klar verfehlen“, macht Riahi klar und kritisiert, dass „einige Schlüsselsektoren“ wie Landwirtschaft bei der ÖVP im Klimazusammenhang nicht oder kaum Erwähnung finden – eine Kritik, die er auch auf andere Parteien ausdehnt. Immerhin sieht er dort die richtige Richtung eingeschlagen. „Das Programm der NEOS enthält viele wichtige Vorschläge. Positiv zu bewerten ist die Kombination von Technologiezielen, CO2-Bepreisung und die vorgeschlagenen strukturellen Maßnahmen (Raumplanung/kompakte Siedlungsstrukturen).“ Die vorgeschlagenen Maßnahmen seien jedoch „nicht konkret genug, um das Erreichen der Klimaziele zu garantieren“.
Als „wichtige Bausteine auf dem Weg zur Netto-Null Emissionen in Österreich“ sieht Riahi von der SPÖ vorgeschlagene Maßnahmen wie einen Transformationsfonds, Investitionen in den öffentlichen Verkehr und Technologieförderung, während das Programm der Grünen „viele wichtige Aspekte, die Österreich der Klimaneutralität ein Stück näherbringen würden“, enthalte. „Im Vergleich zu den Programmen anderer Parteien spielt die Erneuerbare Energie eine größere Rolle, was positiv zu bewerten ist.“
Viele Vorschläge bleiben unkonkret
Weniger mit den Grünen, „die den Klimaschutz ohnehin ins Zentrum stellen“, als mit den Ansätzen und Kompromissen von NEOS und SPÖ haben sich Alina Brad und Etienne Schneider auseinandergesetzt. „Das zentrale Narrativ der NEOS besteht darin, Deregulierung und die Stärkung von Marktmechanismen als wirksamste Klimaschutzinstrumente und Gebot der Stunde zu framen.“ Die Bodenversiegelung aufgrund bestehender Raumplanungskompetenzen oder die Blockade des Ausbaus erneuerbarer Energieträger durch föderale Strukturen würden als Probleme adressiert, lobt das Duo. „Ansonsten bleiben viele Vorschläge jedoch unkonkret – etwa, wo ein ‚vernünftiger‘ CO2-Preis anzusiedeln wäre.“ Während die von den NEOS bevorzugten „marktbasierten Instrumente“ des Klimaschutzes „viele sichtbare Verlierer und wenig unmittelbare Gewinner“ hervorbrächten, wird das „klare Bekenntnis zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und zur Abschaffung klimaschädlicher Subventionen“ positiv hervorgehoben.
Die SPÖ entwickle in ihrem Programm „das Narrativ, dass Energiewende und sozial-ökologischer Umbau der Wirtschaft mit aktiver strategischer Industriepolitik gemeistert werden können“, analysieren Brad und Schneider und loben „das klare Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern“: „Die SPÖ erkennt an, dass zur Lösung der Klimakrise nicht nur Technologien und Innovation, sondern ein grundlegender sozial-ökologischer Umbau der Wirtschaft und eine Verkehrswende erfolgen müssen.“ Der vorgeschlagene Transformationsfonds, „in den Einnahmen und Erträge zurückfließen und dessen Förderung an soziale Kriterien verbunden sind“, entspreche neuen Forschungsergebnissen. „Unklar bleibt allerdings, auf welche Technologien und Branchen der Transformationsfond setzen sollte.“ Auch Karl Steininger kann aus Klima-Perspektive den SP-Vorschlägen einiges abgewinnen: „Konsequent durchgezogen und weiter ausgebaut“ würden diese zu einer „weiteren merkbaren Absenkung der Emissionen“ führen.
Neutralität, Ukraine, Nahostkonflikt: Die außenpolitischen Pläne der Parteien – Kleine Zeitung
Im Wahlkampf spielt Außenpolitik kaum eine Rolle. Was haben ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos außenpolitisch vor? Ein Blick in die Wahlprogramme.
In Fernsehdiskussionen, auf Wahlkampfveranstaltungen und auf Plakaten kommen außenpolitische Themen kaum vor. Auch in den Alltagsgesprächen der Menschen in Österreich spielen sie eine untergeordnete Rolle. Das zeigt eine aktuelle Befragung der Universität Innsbruck. Inflation und Migration werden am häufigsten besprochen, internationale Konflikte sind eher hintergründig Thema. „Österreich ist hier kein Ausreißer. Andere Themen sind den Menschen im Alltag einfach näher“, erklärt Politikwissenschafter Martin Senn von der Universität Innsbruck.
Neutralität, aber wie?
Dabei wäre eine intensivere Debatte über die Rolle Österreichs in der Weltpolitik laut Senn wichtig. „Wir sollten uns überlegen: Was bedeutet das neue geopolitische Gefüge für Österreich? Welcher weltpolitische Akteur will Österreich sein?“ Die zuletzt von Türkis-Grün überarbeitete Sicherheitsstrategie sei ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Wenig Fortschritt sieht der Politologe hingegen beim Thema Neutralität, das die meisten Parteien wie ein Tabuthema behandeln. „Man kann die Neutralität behalten wollen. Aber man muss sich dann auch dringend die Frage stellen, wie man diese Neutralität gestalten möchte und welche Ressourcen es braucht“, sagt Senn zur Kleinen Zeitung.
Nur im Wahlprogramm der Neos kommt Neutralität nicht vor. ÖVP, SPÖ, Grüne und FPÖ bekennen sich in ihren Programmen dagegen klar zur Neutralität. Sie pochen zudem darauf, dass sich Österreich international für Frieden engagieren und bei geopolitischen Konflikten vermitteln soll. Allerdings stellt sich Österreich bei Konflikten politisch oft klar auf eine Seite, wie etwa beim Ukraine-Krieg: Als EU-Mitglied trägt Österreich die Sanktionen gegen Russland mit. Das ist laut Martin Senn auch richtig, weil es im Völkerrecht ein klares Verbot von Angriffskriegen gibt. „Ein sanktionierender Akteur kann aber nicht wirklich vermitteln“, so Senn. Bei der Rolle als Brückenbauer sei auch regionale Expertise entscheidend, über die ein Land verfügen muss.
„Eskalationskurs“ zum „dritten Weltkrieg“
Alle Parlamentsparteien bis auf die FPÖ unterstützen die Sanktionen gegen Russland und stehen solidarisch an der Seite der Ukraine. Im blauen Wahlprogramm werden die Sanktionen als „verantwortungslos“ bezeichnet. Die Freiheitlichen werfen der Europäischen Union einen „Eskalationskurs“ vor, der in einem „dritten Weltkrieg“ enden könnte. Sie sind auch als einzige Partei gegen das Raketenabwehrsystem „Sky Shield“.
Im geopolitischen Machtgefüge geht Europa gegenüber anderen Großmächten oft unter. Als eine Ursache dafür gilt, dass die Europäische Union anders als China oder die USA bei weltpolitischen Fragen nicht mit einer Stimme spricht. Zum Beispiel stimmen die Mitgliedsstaaten bei Abstimmungen der Vereinten Nationen einzeln und oft sogar unterschiedlich ab.
Mehr oder weniger EU?
Die Neos greifen das Problem auf und wollen die EU-Außenbeauftragte zu einer entscheidungsmächtigen Außenministerin machen, um die europäische Stimme in der Welt zu stärken. Außerdem wollen die Liberalen das Einstimmigkeitsprinzip im Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs abschaffen. Die Militärs der EU sollen Teil einer gemeinsamen europäischen Armee werden.
Völlig anders sehen es die Freiheitlichen, die die EU sogar weiter einschränken und möglichst viele Kompetenzen auf die nationale Ebene zurückholen wollen. Gerichtshöfe wie den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) oder den Europäischen Gerichtshof (EuGH) sollen nach blauen Vorstellungen eingeschränkt werden, vor allem, wenn es um Gesetze im Bereich Migration geht. Kritische Töne gegenüber Brüssel gibt es auch im ÖVP-Programm: Die EU dürfe nicht „Weltmeister der Überregulierung“ sein, sondern müsse sich auf Wirtschaft und Stabilität konzentrieren. Die SPÖ fordert einen stärkeren Fokus auf soziale Gerechtigkeit.
Israel als „Staatsräson“
Große Unterschiede in den Plänen der Parteien gibt es auch beim Nahostkonflikt. Prononciert pro-israelisch ist das Wahlprogramm der ÖVP. Die Sicherheit Israels ist für die Volkspartei „Staatsräson“, weshalb sie den kulturellen Austausch mit dem Land vertiefen und neben Antisemitismus auch Antizionismus nicht tolerieren will. Langfristig wollen die Türkisen eine Zweistaatenlösung. Darauf pochen auch SPÖ und Grüne. In den Programmen von FPÖ und Neos kommt der Nahostkonflikt gar nicht vor.
Die Grünen setzen außerdem stark auf Entwicklungszusammenarbeit. Europa soll die ärmsten Staaten beim Klimaschutz unterstützen, der Hunger müsse weltweit bekämpft werden. Bei der Bewältigung und Prävention von Konflikten sollen Frauen eine größere Rolle einnehmen. Auch die SPÖ will Frauen international stärker berücksichtigen und sich mit einer „feministischen Außenpolitik“ gegen jegliche Form von Diskriminierung einsetzen.
- Mehr zum Thema Wahlprogramme
- SPÖ-Programm macht laut Babler Leben aller besser
- ÖVP will den Familiennachzug aussetzen
- FPÖ will Sozialleistungen für Nicht-Staatsbürger streichen
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DIE PARTEIEN IN ÖSTERREICH (Auswahl) – Videoserie von „Der Standard
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Videoserie insgesamt (8 Teile bis 22.9.2024)
Nationalratswahl: Zählt wirklich jede Stimme? | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 8.9.2024 (5:52-min-Video)
Ende September wählt Österreich einen neuen Nationalrat. 183 Abgeordnete sollen dann die nächsten fünf Jahre die Bevölkerung im Parlament vertreten. Aber wie genau werden Wählerstimmen zu Mandaten im Nationalrat? In dieser Folge von „Österreich, erklärt“ sehen wir uns unser Wahlsystem genauer an. STANDARD-Innenpolitikredakteur Sebastian Fellner erklärt, wie ermittelt wird, wer ins Parlament einzieht, warum so viele Menschen nicht zur Wahl gehen und warum bei österreichischen Wahlen wirklich jede Stimme gleich viel zählt.
- 00:00 Intro
- 00:25 Von der Wahl zur Regierung
- 01:53 Das Wahlsystem
- 03:03 Der Einfluss der Nichtwähler
- 04:13 Wahlrecht für alle?
- 05:08 Wie fair ist die Wahl?
In dieser Folge: Sebastian Fellner (Innenpolitikredakteur); Redaktion: Laura Schmidt, Zsolt Wilhelm; Gestaltung: Yasaman Hasani; Schnitt: Laura Schmidt; Kamera: Yasaman Hasani; Sounddesign: Christoph Neuwirth; Chef vom Dienst: Zsolt Wilhelm
Das Erfolgsgeheimnis der FPÖ | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 4.8.2024 (8:42-min-Video)
„Österreich, erklärt“ ist die neue Serie des STANDARD. Darin beschreiben die Redakteurinnen und Redakteure, was unser Land im Guten wie im Schlechten auszeichnet – von Politik bis Wirtschaft, Gesellschaft, Sport und Kultur. Zum Start widmen wir uns mit Blick auf die bevorstehende Nationalratswahl den Parteien von links bis rechts. Die erste Folge von „Österreich, erklärt“ ergründet den Aufstieg der FPÖ. Wie sie es trotz zahlreicher Skandale immer wieder schafft, zurückzukommen. Und wir sehen uns an, ob Parteichef Herbert Kickl wirklich Bundeskanzler werden kann.
- 00:00 Intro
- 00:27 Die Anfänge
- 02:12 „Ausländer Raus“
- 04:23 Rechtsextreme Sprache
- 05:32 Partei der Skandale
- 06:39 Kanzler Kickl?
- 07:51 Rechter Vorreiter
Was passiert, wenn die FPÖ die Wahl gewinnt? | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 15.9.2024 (6:36-min-Video)
Üblicherweise gibt der Bundespräsident nach der Wahl dem Chef der stimmenstärksten Partei den Regierungsbildungsauftrag. Alexander Van der Bellen hat angekündigt, das nicht zu tun, sollte Herbert Kickls FPÖ die Wahl gewinnen. Darf er das? In dieser Folge von „Österreich, erklärt“ sehen wir uns an, was nach der Wahl passiert. Katharina Mittelstaedt, leitende Innenpolitik-Redakteurin beim STANDARD, erklärt, wer über das Amt des Bundeskanzlers entscheidet und was eine Regierung braucht, um stabil zu regieren.
- 00:00 Intro
- 00:27 Die Macht des Bundespräsidenten
- 01:35 Ist das undemokratisch?
- 02:53 Die Mehrheit im Nationalrat
- 04:12 Koalition mit Kickl?
In dieser Folge zu sehen: Katharina Mittelstaedt (leitende Redakteurin Innenpolitik); Redaktion & Schnitt: Laura Schmidt; Kamera: Zsolt Wilhelm, Yasaman Hasani; Sounddesign: Christoph Neuwirth; Chef vom Dienst: Zsolt Wilhelm
Die Macht und Skandale der ÖVP | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 11.8.2024 (8:53-min-Video)
Seit vier Jahrzehnten ist die ÖVP in der Bundesregierung. Landesweit hat die Volkspartei mehr Einfluss als alle anderen Fraktionen. Doch die Ära des Sebastian Kurz hat eine Reihe von Skandalen nach sich gezogen. Seither steht die Kanzlerpartei massiv in der Kritik. In der zweiten Folge unserer neuen Videoserie „Österreich, erklärt“ sieht sich Petra Stuiber, stellvertretende Chefredakteurin des STANDARD, die ÖVP an. Wie mutmaßliche Postenkorruption und Machtmissbrauch die Umfragewerte in den vergangenen Jahren abstürzen ließen und, wie sich der türkise Schatten auch über den laufenden Nationalratswahlkampf legt. Wie kann da ein Comeback gelingen?
- 00:00 Intro
- 00:23 Die Anfänge
- 02:12 Die Macht
- 02:54 Der Kurz-Effekt
- 05:11 Das Kurz-Erbe
- 07:41 Schwieriges Comeback
Rettet Andreas Babler die SPÖ? | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 18.8.2024 (5.42-min-Video)
Die SPÖ hat Österreich lange geprägt. In Wien regiert sie seit dem zweiten Weltkrieg und auch auf Bundesebene stellte sie jahrelang den Kanzler. Seit 2017 regieren im Bund aber Mehrheiten jenseits der Sozialdemokratie, die sich mit der Oppositionsrolle abfinden muss. Katharina Mittelstaedt, leitende Innenpolitik-Redakteurin beim STANDARD durchleuchtet die Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie. Wie die Richtungsstreits der Partei geschadet haben, warum sich viele Arbeiter von der einstigen Arbeiterpartei abgewandt haben und wie es die SPÖ wieder in die Regierung schaffen könnte.
- 00:00 Intro
- 00:30 Die Gründung der SPÖ
- 01:40 Kampf um die Spitze
- 02:43 Tief gespalten
- 03:38 Der Machtverlust
- 04:49 Comeback nach der Wahl?
EXKURS – KLIMA-, VERMÖGENS-ERBSCHAFTSSTEUERN in der Standard-Serie
Ist Österreichs Steuersystem ungerecht? – Standard via Youtube, 22.9.2024 (7:08-min-Video)
Fast jede Partei verspricht im Wahlkampf Steuerreformen und Entlastungen. Von Erleichterungen für Unternehmen bis hin zur höheren Besteuerung großer Vermögen. Ob das ob der hohen Verschuldung, der jüngsten Flutkatastrophe und erwartbarer Koalitionskompromisse so realistisch ist, darf bezweifelt werden. Wie Österreichs Steuersystem funktioniert und wie gerecht es ist, das sehen wir uns in der aktuellen Folge von „Österreich, erklärt“ an. Und wir zeigen, wo unser Geld hinfließt und wofür sich die Parlamentsparteien ÖVP und FPÖ, sowie SPÖ, Grüne und Neos einsetzen.
00:00 Intro
00:23 Hochsteuerland Österreich
01:00 Wofür zahlen wir?
02:29 Ein faires System?
03:25 Neue Steuern?
04:21 Was kommt nach der Wahl?
06:11 Verteilungskämpfe
In dieser Folge zu sehen: András Szigetvari (Wirtschaftsredakteur); Redaktion: Laura Schmidt; Gestaltung: Laura Schmidt, Yasaman Hasani; Schnitt: Laura Schmidt; Kamera: Gerald Zagler; Sounddesign: Christoph Neuwirth; Chef vom Dienst: Zsolt Wilhelm
Werden die NEOS zum Regierungsmacher? | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 1.9.2024 (8:46-min-Video)
Die NEOS könnten bei der Nationalratswahl 2024 zu einer bestimmenden Kraft werden. Zum Zünglein an der Waage, wenn es um die Koalitionsbildung geht. Wie ist die aktuell kleinste Partei im Parlament soweit gekommen? In dieser Folge von „Österreich, erklärt“ sehen wir uns den Aufstieg der NEOS an. STANDARD-Innenpolitikredakteur Sebastian Fellner erklärt, wie Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger mit „Sauberkeit und Transparenz“ in die Regierung kommen will. Und, ob die selbsternannte Sauberpartei ihrem Image gerecht wird.
- 00:00 Intro
- 00:38 Eine neue Partei
- 01:27 Liberal, aber pragmatisch
- 02:35 Strolz und Meinl-Reisinger
- 04:34 Die saubere Partei?
- 06:44 Potenzial zum Regieren?
Ist der Höhenflug der Grünen vorbei? | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 25.8.2024 (8:41-min-Video)
2019 sind die Grünen erstmals in ihrer Geschichte in die Regierung gekommen. Mit dem Ziel, Österreich zum Vorreiter im Klimaschutz zu machen. Nach vier Jahren an der Macht endet die Legislaturperiode mit einer durchwachsenen Bilanz und einem angespannten Verhältnis zur ÖVP. Zuletzt sorgte der Alleingang der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler beim EU-Renaturierungsgesetz für schlechte Stimmung in der Koalition. Und auch das Image der Grünen ist nach Vorwürfen gegen ihre EU-Spitzenkandidatin angeknackst. Wie es die einstige Protestpartei zu einer festen Größe in der österreichischen Politik gebracht hat und warum sie nun wieder in der Opposition landen dürfte. Das erklärt Petra Stuiber, stellvertretende Chefredakteurin des STANDARD.
- 00:00 Intro
- 00:27 Der Ursprung der Grünen
- 02:21 Türkis-grüne Klimapolitik?
- 03:20 Der Fall Schilling
- 05:15 Gewesslers Alleingang
- 07:30 Zurück in die Opposition?
In dieser Folge zu sehen: Petra Stuiber (stellvertretende Chefredakteurin); Redaktion: Laura Schmidt; Gestaltung: Yasaman Hasani; Schnitt: Laura Schmidt; Kamera: Simon Zauner; Sounddesign: Christoph Neuwirth; Chef vom Dienst: Zsolt Wilhelm
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Über 300.000 Klimatickets Österreich verkauft
Das Klimaticket Österreich hat erstmals die 300.000er-Marke geknackt. Die meisten Kundinnen und Kunden gibt es laut Klimaministerium in Wien.
Aus der Kundenbefragung zeige sich für 2023 zudem „ein positiver Verlagerungseffekt“: Im Jahresvergleich haben 62 Prozent der Klimaticket-Österreich-Kundinnen und -Kunden, die auch einen Pkw nutzen, ihr Mobilitätsverhalten weiter auf den öffentlichen Verkehr verlagert, 33 Prozent davon sogar stark.
Anteil von Kunden ohne Auto gestiegen
Außerdem ist der Anteil an Klimaticket-Österreich-Kunden, die keinen Pkw nutzen, von 2022 auf 2023 von 16 auf 19 Prozent gestiegen. „Das Klimaticket Österreich unterstützt also insbesondere die Menschen, die auch ohne Auto mobil sein wollen“, hieß es in einer Aussendung des Ministeriums.
„300.000 Klimatickets, das hätte ich mich bei der Einführung vor drei Jahren nicht zu träumen gewagt. Dieser Erfolg zeigt, dass die Menschen auf nachhaltige Mobilität umsteigen wollen. Wir müssen nur die richtigen Angebote schaffen“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne).
Die meisten Klimatickets wurden in Wien (97.800) verkauft, gefolgt von Niederösterreich (69.300) und Oberösterreich (53.200). Es folgen: Steiermark (18.500), Salzburg (17.900), Tirol (17.000), Kärnten (8.800), Vorarlberg (7.500) und Burgenland (6.700) sowie 3.300 Kunden, die nicht in Österreich leben.
red, ORF.at/Agenturen
Reststoffe der Weinproduktion für die Rinder – APA
Forschende der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien testeten ein eher ungewöhnliches Futterzusatzmittel für Rinder, von dem allerdings in Österreich gar nicht so wenig anfällt: Laut Statistik Austria wurden 2023 hierzulande immerhin 2,33 Mio. Hektoliter Wein produziert. Es handelt sich dabei um Traubentrester und andere festere Produkte, die bei der Herstellung „des guten Tropfens“ entstehen. Die Daten aus entsprechenden In-vitro-Versuchen zeigten, teilte die Uni mit, „dass eine Beigabe in einer Größenordnung von maximal 20 Prozent der Gesamtfuttermenge möglich und sinnvoll sein könnte“.
Untersucht wurde die heimische Weinrebe (Vitis vinifera) als eine reiche Quelle für Tannine und andere Phenole. Über eine spezielle „Pansensimulationstechnik“ wurden Fermenter mit Material aus dem Pansen von Spenderkühen beimpft und mit sechs verschiedenen Futtermischungen befüllt, darunter Futter mit Beimengungen von kommerziellem Traubenkernextrakt, Traubentrester und Traubenkernmehl. Dann wurde die veränderte Zusammensetzung der Bakterien, Archaeen und Pilze in den festen Fraktionen ermittelt. Fazit: Traubentrester und Traubenkernmehl könnten „als funktionelle Futtermittel für Rinder Verwendung finden. Die mikrobielle Sicherheit der Verfütterung dieser Nebenprodukte muss jedoch überwacht werden“, wurde Vetmed-Forscherin Ratchaneewan Khiaosa-ard zitiert.
Service: Die Studie erschien in dem Fachblatt „Anaerobe“: https://doi.org/10.1016/j.anaerobe.2024.102893
Baba, Nationalrat: „Es war schön, aber es reicht auch einmal“
Wenn nach der Wahl der neue Nationalrat zusammentritt, werden viele bekannte Gesichter in die Kameras lächeln. Möglich ist, dass die Öffentlichkeit auch ein paar Parlamentsneulinge zu sehen bekommt. Und ganz sicher ist: Viele prominente Abgeordnete werden künftig fehlen. Sie sagen der Politik Adieu. Im ORF.at-Gespräch lassen sie ihre Zeit im Parlament Revue passieren.
2017 hielt Jakob Auer (ÖVP) nach 34 Jahren im Hohen Haus seine letzte Rede. „In Summe: Es war eine schöne Zeit. Herzlichen Dank“, verabschiedete sich der Abgeordnete bei seinen Kollegen und Kolleginnen. Auch in diesem Herbst blinkte für einige Mandatare und Mandatarinnen das rote Lämpchen am Rednerpult zum letzten Mal.
Unter jenen, die ganz aus der Politik aussteigen, finden sich etwa Hermann Gahr (ÖVP), Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), Gerald Loacker (NEOS) und Sibylle Hamann (Grüne). Für ORF.at erinnern sie sich noch einmal zurück. Die FPÖ reagierte auf Anfragen nicht, ORF.at fragte sowohl bei der Partei als auch im Parlamentsklub nach. Bei den Freiheitlichen gibt es aber auch kaum personelle Änderungen. …
MEDIZIN
Grazer LKH-Uniklinikum behandelt Herzrhythmusstörung mit Strahlen – APA
Bei Strahlentherapie denken die meisten Menschen an die Behandlung einer Krebserkrankung. Am LKH-Uniklinikum Graz werden jetzt hochdosierte, hochpräzise Strahlen eingesetzt, um Patienten mit Herzrhythmusstörungen zu therapieren. Die neue Behandlungsoption wurde vor rund zehn Jahren entwickelt. Die Grazer Klinik führt laut Mitteilung der Steiermärkischen Krankenanstalten (KAGes) bisher österreichweit die einzigen Behandlungen dieser Art durch.
„Es gibt Herzrhythmusstörungen, die weder durch maximale Medikation noch durch lokal-ablative Eingriffe in den Griff zu bekommen sind“, schilderte Thomas Brunner, Vorstand der Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie. Stereotaktische anti-arrhythmische Strahlentherapie (STAR) nennt sich das Verfahren, das Betroffene mit nicht behandelbaren Kammerrhythmusstörungen hoffen lässt.
Dauert nur wenige Minuten
Ähnlich wie bei der Krebstherapie, aber mit noch wesentlich höherer Dosis, wird dabei exakt jene Stelle im Herzmuskel behandelt, die für die Rhythmusstörung verantwortlich ist. „Die punktgenaue Bestrahlung führt zu einem Umprogrammieren des elektrischen Reizleitungssystems im Herzen“, erklärte Brunner. Die Grazer Strahlentherapeuten arbeiten zur Behandlung solcher Patienten eng mit der Klinischen Abteilung für Kardiologie zusammen. Der bildgeführte Eingriff dauert nur wenige Minuten – aber er verlangt penibelste Planung und extreme Präzision in einem multidisziplinären Team.
Herzrhythmusstörungen können gefährlich werden, wenn das Herz längere Zeit aus dem Takt gerät und die Pumpfunktion dadurch beeinträchtigt wird. Zu solchen „bösartigen“ Herzrhythmusstörungen zählen ventrikuläre Tachykardien, bei der die linke Herzkammer (Ventrikel) unregelmäßig zu schnell schlägt. Sie gehen von Nebenarealen im Herzmuskel aus. Behandlungsmöglichkeiten sind Medikamente, Einsetzen eines Defibrillators oder eine Katheterablation.
Wenn die herkömmlichen Methoden nicht greifen
Die neue Behandlungsmethode wird herangezogen, wenn die herkömmlichen Methoden nicht greifen. „Genau da kommt die Hochpräzisionsbestrahlung ins Spiel“, erklärte Tanja Langsenlehner. Sie gehört dem neu gegründeten STAR-Team an der Uniklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie an, das Kollegen von der Klinischen Abteilung für Kardiologie integriert und österreichweit das erste Expertenteam rund um die neue Behandlungsform ist. Denn die Methode ist relativ neu und wird auch in Deutschland nur in wenigen Kliniken durchgeführt. Weltweit wurde sie bisher rund 500 Mal angewendet.
Nicht alle Patienten kommen für diese spezielle Strahlentherapie in Frage. Ausschlusskriterien sind etwa eine zu große Nähe der zu bestrahlenden Stelle zur Speiseröhre, deren Gewebe durch die hohe Dosis geschädigt werden könnte. Laut Prognose werden österreichweit pro Jahr fünf bis zehn Betroffene von der neuen Therapie, die bisher hauptsächlich bei Lungenkrebs eingesetzt wurde, profitieren. Wenn der Eingriff funktioniert, sind die Herzrhythmusstörungen behoben. Laut bisheriger Studien liegt diese Quote bei rund 80 Prozent. In Graz wurden bisher drei Patienten behandelt.
Seit Jahresbeginn ist das STAR-Team Mitglied des von der EU mit zwei Millionen Euro geförderten STOPSTORM-Projekts, schilderte Brunner. Die Abkürzung steht für „Standardized Treatment and Outcome Platform for Stereotactic Therapy Of Reentrant Tachycardia by a Multidisciplinary“-Konsortium. Im Zuge dieses internationalen Großprojekts werden die Therapien der Grazer Patienten auch wissenschaftlich begleitet.
PCOS / Polyzystisches Ovar-Syndrom: Hormonstörung betrifft jede zehnte Frau
Etwa jede zehnte Frau leidet unter dem PCO-Syndrom. Das ist eine Stoffwechselstörung, die sich auch auf den Monatszyklus und auf die Fruchtbarkeit auswirken kann. Im Monat September soll auf die – oft wenig bekannte – Krankheit aufmerksam gemacht werden.
Unregelmäßige oder monatelang ausbleibende Regelblutung, Haarwuchs an für Frauen ungewöhnlichen Stellen oder auch Unfruchtbarkeit sind häufig die Symptome, die Frauen mit PCOS in die Praxis von Gynäkologin Martina Luise Maringer in Schwarzenau (Bezirk Zwettl) führt. PCOS ist die Abkürzung für Polyzystisches Ovar-Syndrom. „Das klingt jetzt super kompliziert. Im Grunde bedeutet das: viele kleine flüssigkeitsgefüllte Bläschen am Eierstock.“
Für die Diagnose sind mehrere Kriterien entscheidend. Neben dem Ultraschallbild, auf dem diese Bläschen bzw. Zysten zu sehen sind, werden auch die verschiedenen Beschwerden, die damit einhergehen, erhoben, sagt Maringer, „und das Dritte ist eine Laboruntersuchung, wo man sich gewisse Werte des männlichen und weiblichen Geschlechts, Hormone, Blutzucker etc. anschaut.“
Stoffwechselstörung betrifft gesamtes System
Die Auswirkungen der Krankheit gehen jedoch weiter, weil bei PCOS der gesamte Stoffwechsel gestört ist. „Es ist ganz, ganz wichtig, dass man der Frau vermittelt, dass es sich um eine systemische Erkrankung handelt, die, wenn man sie nicht rechtzeitig und gut behandelt, für das weitere Leben große Risiken für die Frau birgt.“
Dazu zählen etwa die Entwicklung von Diabetes oder verschiedener Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa Bluthochdruck. Oft – aber nicht immer – tritt das Syndrom in Kombination mit Adipositas auf.
Gewichtsabnahme kann wieder zu normalem Zyklus führen
„Wichtig ist deshalb eine Änderung des Lebensstils“, betont Maringer, „denn durch eine Gewichtsreduktion bei Frauen, die übergewichtig sind, kann es auch tatsächlich wieder zur Etablierung von normalen Zyklen kommen. Oft reicht eine Gewichtsabnahme von drei bis fünf Prozent, also das sind jetzt keine Unmengen.“
Besteht noch kein Kinderwunsch, können die Symptome mit hormoneller Verhütung, etwa der Pille, vorübergehend behandelt werden. Auch ein Medikament, das den Zuckerhaushalt reguliert, kann helfen.
Eingriffe im Spital möglich
Im Landesklinikum Horn kann die Behandlung bei Kinderwunsch auch durch verschiedene Eingriffe unterstützt werden, etwa mit einer Bauchspiegelung durch die Vagina. „Dabei werden mit einer Nadelelektrode ganz feine Stiche auf der Oberfläche des Ovars gemacht“, erklärt Primar Catalin Esanu.
Dadurch funktionieren die Eierstöcke „zumindest für ein paar Monate“ normal, meint Esanu und spricht von einer Fertilitätsrate von 50 Prozent.
Auch Myome an der Gebärmutter können behandelt werden. In Horn „gibt es die Möglichkeit eine sogenannte Myomablation durchzuführen“, erklärt der Leiter der Abteilung für Frauenheilkunde, „dabei wird eine Nadel entweder vaginal oder laparoskopisch eingeführt und das Myom verschorft.“
September ist „Awareness Month“
Für viele führt der Weg zur erfolgreichen Schwangerschaft auch in eine Kinderwunschklinik. Im „PCOS Awareness Month“ September gibt es an vielen Standorten auch vermehrt Beratungsangebote für betroffene Frauen.
Birgit Zrost, noe.ORF.at
Corona – Versicherung: Übersterblichkeit könnte noch lange anhalten
Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie sind noch nicht vorbei. Einem Bericht des Rückversicherers Swiss Re zufolge verzeichnen viele Länder auch vier Jahre nach dem Höhepunkt der Pandemie noch eine erhöhte Übersterblichkeit. Die Schweizer Gesellschaft rechnet damit, dass die Übersterblichkeit noch bis zum 2033 anhalten könnte, wie sie am Montag mitteilte.
In den USA könnte die Sterblichkeitsrate in zehn Jahren noch drei Prozent und in Großbritannien 2,5 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie bleiben. Hauptgrund für diese Übersterblichkeit seien Atemwegserkrankungen. Hinzu kämen aber auch Herz-Kreislauf-, Krebs- und Stoffwechselerkrankungen. Zwischen Covid-19 und den Sterberaten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehe dabei ein enger Zusammenhang, so Swiss Re.
Überlastung des Gesundheitswesens
Einerseits trage das Coronavirus selbst zu Todesursachen wie Herzversagen bei, andererseits wirke Corona durch eine Überlastung des Gesundheitswesens aber auch indirekt. Diese Überlastung habe zu einem Rückstau bei wichtigen Untersuchungen und Operationen geführt, sodass Erkrankungen wie Bluthochdruck oft nicht diagnostiziert und daher auch nicht behandelt worden seien.
Damit die Übersterblichkeit auf null sinke, müssten die Auswirkungen von Covid-19 auf ältere und gefährdete Bevölkerungsgruppen reduziert werden, schrieb Swiss Re. Dies etwa durch Impfungen. Zusätzlich brauche es langfristig auch eine Normalisierung des Gesundheitsbetriebs, medizinische Fortschritte und eine gesündere Lebensweise.
Sars-CoV-2-Virus laut Studie vermutlich von Wildtieren – APA
Jahrelang hielt die Corona-Pandemie die Welt im Griff – und fast fünf Jahre nach dem Ausbruch ist der Ursprung des Erregers Sars-CoV-2 noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. Nun liefert eine Studie weitere Hinweise darauf, dass er ursprünglich von Wildtieren stammt, die auf dem Markt der chinesischen Millionenmetropole Wuhan gehandelt wurden, und dass er nicht aus einem in der Stadt befindlichen Labor entkam.
Das internationale Forschungsteam analysierte mehr als 800 Proben, die das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) ab dem 1. Jänner 2020 in verschiedenen Arealen das Huanan Seafood Market in Wuhan genommen hatte. In der Umgebung des Marktes, auf dem auch Wildtiere angeboten wurden, waren Ende 2019 die ersten Covid-19-Fälle registriert worden. Kurz vor der Entnahme war der Markt geschlossen worden, sodass die Proben nicht direkt von Tieren stammen, sondern unter anderem von Böden, Oberflächen von Käfigen und Ständen sowie von Abwasserrinnen.
Marderhund als Hauptverdächtiger
Insbesondere die Proben aus jenem Marktareal, wo Wildtiere gehandelt wurden, enthielten neben dem Erbgut von Tieren auch genetische Rückstände von Sars-CoV-2. Bei den Tieren handelte es sich unter anderem um Marderhunde, Schleichkatzen, Bambusratten und Stachelschweine, wie das Team im Fachblatt „Cell“ schreibt. Insbesondere von Marderhunden ist bekannt, dass sie Coronaviren enthalten können.
„Viele Tierarten wurden von dem Markt entfernt, bevor die chinesischen CDC-Teams kamen, daher haben wir keinen direkten Nachweis dafür, dass die Tiere infiziert waren“, sagt Ko-Autorin Florence Débarre von der Universität Sorbonne in Paris. Allerdings deute die gleichzeitige Präsenz von Tiererbgut und Sars-CoV-2-Rückständen in Proben darauf hin, dass Tiere auf diesem Markt infiziert gewesen seien.
Noch kein Beweis
Einen Beweis für eine Herkunft des Erregers von Wildtieren liefert die Studie jedoch nicht – dafür hätte man direkte Proben von gehandelten Tieren benötigt, und die scheint es nicht zu geben. „Eine Häufung von positiven Proben an einem Marktstand, der Tiere verkauft hat, kann sowohl durch infizierte Menschen als auch durch infizierte Tiere erklärt werden“, betont der Experte für Virenevolution Richard Neher von der Universität Basel, der nicht an der Studie beteiligt war.
Dennoch deutet Co-Autor Michael Worobey von der University of Arizona die Studienresultate als starke Indizien dafür, dass die Pandemie ursprünglich von Wildtieren ausging. Die Studie sei das letzte Stück in einem Puzzle, dessen Bild ohnehin bereits recht deutlich gewesen sei.
COMMENT: Der Tagesblick berichtete vor wenigen Tagen (Ärzteblatt-Artikel).
Schweizer Forscher wollen Alterungsprozesse verlangsamen – APA
Schweizer Forschende haben herausgefunden, warum gewisse Organe schneller altern als andere. Sie hoffen, mit ihren Erkenntnissen den Alterungsprozess verlangsamen zu können. Gemäß der Studie von Forschenden der Universitäten Genf und Bern sowie des Inselspitals Bern liegt der Grund darin, dass die Fehlerkontrolle nicht in allen Zellen gleich regelmäßig durchgeführt wird. Die Studie wurde am Dienstag in der Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlicht.
Grundsätzlich erklären viele Wissenschafterinnen und Wissenschafter den Prozess des Alterns damit, dass sich Defekte in der DNA ansammeln. Organe wie die Haut und der Darm, die ihre Zellen häufig erneuern, altern dabei aber langsamer als solche, die seltener Zellteilung und Regeneration erfahren, wie etwa die Leber oder die Niere, wie die beteiligten Universitäten in einer Mitteilung zur Studie erklärten. Bisher war unklar, warum.
Grund liegt in spezifischen Bereichen der DNA
Die Forschenden zeigten nun anhand von Mäuse-Lebern, dass der Grund für die Unterschiede in versteckten Defekten in spezifischen Bereichen der DNA liegt. Die DNA besteht aus zwei Bereichen: Bereiche, die Informationen für die Herstellung von Proteinen enthalten (Protein-codierend), und jenen, die das genetische Material regulieren oder organisieren (nicht-Protein-codierend).
Da Zellen ständig durch verschiedenste Faktoren geschädigt werden, verfügen sie über Reparatursysteme, die Ansammlungen von Defekten in der DNA verhindern. In den protein-codierenden Bereichen werden solche Defekte entdeckt, wenn Gene aktiviert werden, um Proteine herzustellen. In den nicht-Protein-codierenden Bereichen werden Schäden bemerkt, wenn Zellen sich teilen und ihre DNA kopieren.
Haut oder Darm erneuern sich schneller wie Leber oder Nieren
In Gewebe wie der Haut oder Darm, die in ständigem Kontakt mit der Außenwelt stehen, erneuern sich die Zellen und damit ihre DNA dabei viel häufiger als in inneren Organen wie der Leber oder den Nieren. Während es bei der Haut und dem Darm ein- oder zweimal pro Woche zu einer Erneuerung der Zellen kommt, teilen sich die Zellen von Leber oder Nieren nur ein paar Mal pro Jahr.
In Zellen, die über einen langen Zeitraum inaktiv waren, sammeln sich so viele versteckte DNA-Defekte in den nicht-codierenden Bereichen an. In schnell wachsenden Geweben kommt es hingegen dank der häufigen Zellerneuerung kaum zu einer Ansammlung von Defekten.
Die hohe Anzahl von Defekten löst dann ein Alarmsystem aus, das verhindert, dass DNA kopiert wird. Diese Hemmung der DNA-Replikation hindert die Zellvermehrung, was zu einer Beeinträchtigung der Zellfunktionen und zur Alterung des Gewebes führt.
An diesem Punkt wollen die Forschenden nun ansetzen: „Unser Modell legt nahe, dass durch die Reparatur versteckter DNA-Defekte vor dem Auslösen der Replikation bestimmte Aspekte der Alterung möglicherweise vermieden werden könnten. Unsere weitere Forschung sich auf diese neue Arbeitshypothese konzentrieren“, wurde Thanos Halazonetis von der Universität Genf in der Mitteilung zitiert.
Service – Fachartikelnummer DOI: 10.1016/j.cell.2024.08.034
GESUNDHEITSSYSTEM
Neue Studie zeigt weiterhin erhöhtes Suizidrisiko im Arztberuf – APA
Eine neue Studie zur Suizidgefährdung bei Ärztinnen und Ärzten, die ein Forschungsteam am Zentrum für Public Health der MedUni Wien erstellt hat und die im „British Medical Journal“ publiziert wurde, hat die Ärztekammer Wien dazu veranlasst, auf die Arbeitsbedingungen der österreichischen Ärzteschaft hinzuweisen. Diese seien „aufgrund der jahrzehntelangen Unterfinanzierung des Gesundheitssystems unzumutbar geworden“, hieß es am Freitag in einer Aussendung.
Die Metaanalyse der Ergebnisse zahlreicher Beobachtungsstudien attestiere zwar insgesamt einen Rückgang der Suizidrate im Laufe der Zeit, aber ebenso zeige die Studie, dass das Risiko für Ärzte und Ärztinnen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung immer noch signifikant höher sei. Die Ärztekammer für Wien spricht sich deshalb für eine stärkere Sensibilisierung für psychische Gesundheit aus und verwies auf eine eigene Beratungsstelle.
Appell an die Politik
Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und Österreichischen Ärztekammer, wies darauf hin, dass laut der Studie eine „stärkere Sensibilisierung für psychische Gesundheit als auch eine ausreichende Unterstützung der Ärzteschaft am Arbeitsplatz für einen Rückgang von Suizidgefährdung verantwortlich sein könnten.“ Hier müsse die Politik stärker als bisher ansetzen: „Jene, die unser solidarisches Gesundheitssystem jeden Tag am Laufen halten, dürfen nicht die Leidtragenden dieses Systems sein.“
„Wir wissen aus eigenen repräsentativen Erhebungen aus dem Spitalsbereich, dass sowohl körperliche als auch emotionale Erschöpfung stark zunehmen und ein großes Problem darstellen“, wurde Natalja Haninger-Vacariu, Vizepräsidentin und Kurienobfrau angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien, zitiert. Hinzu komme auch die erschreckende Erkenntnis, dass sich viele allein gelassen fühlen und das Personal aufgrund der bereits bestehenden Lücken in vielen Bereichen unter hohem Zeitdruck mit reduzierter Manpower arbeiten müsse.
Service: Studie unter doi: 10.1136/bmj-2023-078964 – In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555 , www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133 sowie in Oberösterreich beim Autonomen Frauenzentrum – Frauennotruf OÖ unter 0732/602200
WISSENSCHAFT
„Aithyra“ – Neues Institut für KI in der Biomedizin in Wien gegründet – APA
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und die gemeinnützige Boehringer Ingelheim Stiftung (BIS) heben ein neues Institut aus der Taufe: Das von der Stiftung mit 150 Millionen Euro geförderte Institut für Künstliche Intelligenz (KI) in der Biomedizin namens „Aithyra“ soll unter Leitung von KI-Forscher Michael Bronstein in Wien mit KI-Forschungsansätzen zur Förderung menschlicher Gesundheit beitragen, wie die ÖAW am Mittwoch mitteilte.
Bereits bei der Namensfindung war KI im Spiel: Sie gab nach einer entsprechenden Anfrage, die griechische Mythologie einzubeziehen, „Aithyra“ als fiktive Tochter von Athene, der Göttin der Weisheit, und Asclepius, dem Gott der Medizin, aus und gilt dem Institut so nun als KI-generierte Schutzpatronin und Quelle der Inspiration. Die Förderung durch die deutsche BIS mit Sitz in Mainz für die kommenden zwölf Jahre sei „die größte private Forschungsförderung, die es in Österreich je gab“, wie es in der Aussendung hieß.
„Neue Maßstäbe in der Grundlagenforschung“
Mit dem Institut setze man „neue Maßstäbe in der Grundlagenforschung“, wurde ÖAW-Präsident Heinz Faßmann zitiert. Gründungsdirektor Bronstein, ein „echter Superstar der KI-Szene“, werde „im Verbund mit anderen Einrichtungen maßgeblich dazu beitragen, den Forschungsrückstand Österreichs und vielleicht auch Europas aufzuholen“. „Das Institut wird unseren Forschungs- und Gesundheitsstandort massiv stärken und im Bereich zentraler Schlüsseltechnologien zu mehr Resilienz und Unabhängigkeit beitragen“, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) laut Aussendung.
Ziel ist es, ein laut ÖAW in Europa einmaliges Exzellenz-Institut zu etablieren, in dem Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus dem Bereich der KI und der biomedizinischen Forschung von Beginn an ihre jeweilige Expertise kombinieren, nämlich unter Einbeziehung und enger Vernetzung von universitären und außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen bis hin zu Start-ups im In- und Ausland. Ein tieferes Verständnis von biomedizinischen Zusammenhängen und damit auch Erkrankungen, schnellere und zuverlässigere Diagnosen sowie Therapieentwicklungen für derzeit unheilbare Krankheiten stehen inhaltlich im Fokus.
Michael Bronstein auch weiterhin Professor an der Universität Oxford
Der für das Institut gewonnene Gründungsdirektor Michael Bronstein wird auch weiterhin als Professor an der Universität Oxford (Großbritannien) tätig sein. Der Informatiker promovierte am „Technion – Israel Institute of Technology“ in Haifa und ging – nach einer Professur am Imperial College London und Gastprofessuren in Stanford, am MIT und in Harvard (USA) – nach Oxford. Bronstein, fünffacher Preisträger von Förderungen des europäischen Forschungsrates (ERC), sei ein international ausgewiesener Experte im Bereich des maschinellen Lernens sowie erfahren in der Anwendung von Forschungsergebnissen in akademischen Spin-offs, hieß es. Die Besetzung der biomedizinischen Institutsdirektion, in Ergänzung zu Bronsteins Position, läuft derzeit noch. „Aithyra“-Geschäftsführerin wird Anita Ender, die auch als Verwaltungsdirektorin am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW tätig ist.
Untergebracht wird das Institut, als Hauptbezieher und inklusive eines eigenen hochmodernen KI-gesteuerten Roboterlabors, in einem neu zu errichtenden Gebäude am Vienna Biocenter Campus (VBC) in Wien-Landstraße. Die Neuerrichtung übernimmt im Auftrag der Stadt Wien die Wirtschaftsagentur Wien. Bis zur Fertigstellung des Neubaus stellt die Wirtschaftsagentur mit dem bestehenden Gebäude „Marxbox“ Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe zum VBC zur Verfügung. Die für die Unterbringung notwendigen Mittel werden laut ÖAW zu zwei Dritteln vom Bildungsministerium sowie zu einem Drittel durch eine Förderung der Stadt Wien getragen.
MEDIEN
Naheverhältnisse: „Dossier“ seziert Verhaberung zwischen Journalismus und Politik in Niederösterreich – Der Standard, 19.9.2024
Gefällige Berichterstattung, Racheakte, Verhaberung auf dem Golfplatz sowie Inseratenvergabe nach Gutsherrenart entdeckte die Rechercheplattform
Niederösterreich ist offenbar ein hartes Pflaster, was unabhängigen Journalismus betrifft. „Um den kritischen Journalismus ist es in Niederösterreich schlecht bestellt“, schreibt die Onlineplattform Dossier in ihrer neuen Magazinausgabe. Das gesamte Heft ist dem Nationalratspräsidenten und ehemaligen Niederösterreich-Landesrat Wolfgang Sobotka gewidmet. Ein Aspekt beschäftigt sich mit journalistischen Naheverhältnissen zur Politik im östlichen Bundesland. Die Beziehungen zwischen Journalisten und Politikern sind demnach mehr als eng.
Die Rede ist von gefälliger Berichterstattung und Racheakten, wenn diese ausbleibt, von Verhaberung auf dem Golfplatz, von einer Medienlandschaft, die von mächtigen Politikern und willfährigen Journalisten geprägt ist. Die größte Nutznießerin dieses Systems sei die ÖVP.
Causa Ziegler wird ORF-intern noch einmal „geprüft“
Zuletzt sorgten Zitate aus einem internen Untersuchungsbericht über die Amtsführung von Robert Ziegler als Chefredakteur des ORF-Landesstudios zugunsten der ÖVP Niederösterreich für heftige Diskussionen im ORF-Stiftungsrat. Das ORF-Gremium verlangte von ORF-General Roland Weißmann eine neuerliche Prüfung der Vorgänge, ob über den Rücktritt Zieglers als ORF-Landesdirektor und seine Versetzung in die ORF-Zentrale hinaus weitere Maßnahmen in der Sache geboten seien. ORF-General Weißmann erklärte am Rande des ORF-Publikumsrats am Donnerstag auf Anfrage, die Compliance-Verantwortliche für den Bereich Antikorruption laut Ethikkodex des ORF prüfe nun die Causa Ziegler neuerlich.
Überleg dir, mit wem du es dir verscherzt
Dossier zeichnet nun dieses Bild von Politik und Medien in Niederösterreich: Das zentrale Vermittlungsorgan für Politikerinnen und Politiker sei – neben dem ORF Niederösterreich und dem Kurier – die regionale Wochenzeitung NÖN. Im Lokaljournalismus sei es wichtig zu wissen, dass man den Menschen, über die man schreibt, ‚am nächsten Tag auf der Straße wieder persönlich begegnen‘ wird“, sagt der Kurier-Chefredakteur und ehemalige NÖN-Chefredakteur Martin Gebhardt im Gespräch mit dem Medium. Dossier interpretiert diese Botschaft so: „Überleg dir, mit wem du es dir verscherzt – du könntest es bereuen.“ Nach einem kritischen Bericht habe ein Bürgermeister dafür gesorgt, dass er „ein Jahr lang keine Informationen mehr aus der Gemeinde bekommen“ habe, erzählt ein Journalist etwa.
Gebhart wird zitiert mit: „Es ist klar, wenn ich eine Landeszeitung bin in einem Land, wo eine Partei absolut herrscht, ist es immer schwierig. Das hat meiner Meinung nach nicht direkt mit der ÖVP zu tun.“ Gebhart sieht sich nach STANDARD-Anfrage in dem Artikel nicht zutreffend dargestellt und kündigte eine Stellungnahme an, die wir bei Vorliegen ergänzen.
Vergeltungsmaßnahmen
Vergeltungsmaßnahmen enttäuschter Bürgermeister sollen in den privaten Bereich gegangen sein. Die Journalisten hätten in den NÖN-Redaktionen wenig Rückhalt bekommen. „Kritische Passagen in Artikeln seien abgeschwächt, belanglose Medientermine mit Landespolitikern angeordnet worden. Insbesondere kritische Berichterstattung über ÖVP-Politiker sei unerwünscht gewesen und auch sanktioniert worden“, berichtet Dossier.
Soll ein Artikel nicht entsprochen haben, habe Sobotka „auch laut werden“ können. Gegenüber dem Medium beschreiben NÖN-Mitarbeiter die gängige Praxis: Politiker „geben“ der NÖN eine Exklusivstory, im Gegenzug verpflichtet sich die Zeitung, keine Reaktionen der Opposition einzuholen. Erst in der darauffolgenden Woche werden diese – möglicherweise kritischen – Stimmen nachgeliefert.
Private Golfrunden
Bei wöchentlichen oder monatlichen Jour-fixe-Treffen mit ÖVP-Politikern, -Parteimanagerinnen oder -Pressesprechern machten sich Chefredakteur oder Redaktionsleiterin aus, welche Geschichten man wann spiele. Mehrheitlich gehört die NÖN der Kirche, 20 Prozent hält der Raiffeisen-Konzern, der wiederum mehr als 50 Prozent des Kurier besitzt.
Das habe sich offenbar mittlerweile geändert. Ende 2017 haben Daniel Lohninger und Walter Fahrnberger die Chefredaktion übernommen, sie betonen, einen unabhängigeren Journalismus zu betreiben. Ein Herausgeberinnen-Wechsel bei der NÖN habe frischen Wind gebracht, gleichzeitig sei in der Landespolitik eine neue Zeit angebrochen: „Auch der Wechsel von Pröll zu Mikl-Leitner war eine Möglichkeit, das neu auf die Beine zu stellen“, so Fahrnberger.
Das bedeutet nicht, dass damit die Verhaberung zwischen Politik und Journalismus in Niederösterreich ein Ende hat. Dossier berichtet von Golfrunden von Kurier-Chefredakteur Gebhart, ÖVP-Generalsekretär und Wiener Neustadts Vizebürgermeister Christian Stocker sowie Klaus Schneeberger, dem Wiener Neustädter Bürgermeister und Ex-ÖVP-Klubobmann in Niederösterreich. Mit von der Partie sei demnach auch Kurier-Geschäftsführer Richard Grasl. „Die Optik ist eine schlechte, ja, ist halt so“, sagt Schneeberger.
„Die Schule ÖVP Niederösterreich.“
Unter dem Schutz der Anonymität beschreibt ein Medienmanager aus Niederösterreich gegenüber Dossier, wie die „mediale Kontrolle“ der ÖVP Niederösterreich funktioniere: „Es gibt einerseits die Inserate. Dann gibt es Gespräche auf Eigentümerebene. Dann wird man von Informationen ausgeschlossen“, sagt er. „Das ist ein durchdachtes System: die Schule ÖVP Niederösterreich.“
Wolfgang Sobotka habe 2010 als Finanzlandesrat die niederösterreichische Presseförderung abgeschafft und durch (mehr) Inseratenbuchungen politischen Interessen folgend ersetzt. Der Landeslinie für Werbebuchungen würden auch große Landes- und landesnahe Unternehmen mitvollziehen. Große landesnahe niederösterreichische Unternehmen betreiben und finanzieren zugleich zusammen mit Kurier, ORF Niederösterreich und NÖN eine Journalismusakademie – deren Ausbildung für journalistischen Nachwuchs neben Praktika bei Medien auch Praktika in der Öffentlichkeitsarbeit eines der großen landesnahen Unternehmen vorsieht.
Im Jahr 2023 schaltete das Land Niederösterreich laut Dossier mit landeseigenen Unternehmen 728.000 Euro im Kurier und 1.557.000 Euro in den NÖN. Im Fall der NÖN seien das mehr als fünf Prozent des Umsatzes und knapp das Dreifache des Jahresgewinns. (red, 18.9.2024)
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Causa Ziegler im ORF-Stiftungsrat: General soll „Handlungsbedarf“ prüfen
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„Wödmasta“: Weltmeisterliche Kooperationen zwischen „Bezirksblätter NÖ“ und ÖVP
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Die Macht und Skandale der ÖVP | Österreich, erklärt – Der Standard via Youtube, 11.8.2024 (8:53-min-Video)
Seit vier Jahrzehnten ist die ÖVP in der Bundesregierung. Landesweit hat die Volkspartei mehr Einfluss als alle anderen Fraktionen. Doch die Ära des Sebastian Kurz hat eine Reihe von Skandalen nach sich gezogen. Seither steht die Kanzlerpartei massiv in der Kritik. In der zweiten Folge unserer neuen Videoserie „Österreich, erklärt“ sieht sich Petra Stuiber, stellvertretende Chefredakteurin des STANDARD, die ÖVP an. Wie mutmaßliche Postenkorruption und Machtmissbrauch die Umfragewerte in den vergangenen Jahren abstürzen ließen und, wie sich der türkise Schatten auch über den laufenden Nationalratswahlkampf legt. Wie kann da ein Comeback gelingen? 00:00 Intro 00:23 Die Anfänge 02:12 Die Macht 02:54 Der Kurz-Effekt 05:11 Das Kurz-Erbe 07:41 Schwieriges Comeback
UMWELT
Faktencheck: Ist die Fläche Niederösterreichs wirklich nur zu vier Prozent versiegelt? – Der Standard, 18.9.2024
Im ORF-Interview sprach Bundeskanzler Nehammer von 96 Prozent an unverbauten Flächen in Niederösterreich – stimmt das?
Wenn es ununterbrochen regnet, können Flüsse über die Ufer treten – so geschehen zuletzt in vielen Orten in Ostösterreich. Doch der Niederschlag allein ist nicht das Problem. Seit langem warnen Expertinnen und Experten davor, dass Flüsse mehr Platz brauchen und die Bodenversiegelung in Österreich Überflutungen begünstigt, weil Regenwasser dann nicht versickern kann.
Die Frage liegt also nahe: Braucht es ein verpflichtendes Ziel beim Bodenverbrauch? Als sie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kürzlich in einem Interview mit dem ORF gestellt wurde, antwortete dieser, dass in Niederösterreich, also jenem Bundesland, das vom Hochwasser am stärksten betroffen war, schon jetzt 96 Prozent der Fläche nicht verbaut seien.
Sind Bodenverbrauch und Versiegelung also doch kein Problem? Und stimmt diese Zahl? Wir sind dem auf den Grund gegangen.
Zunächst zu den Zahlen, sie stammen aus dem Jahr 2022 und kommen von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (Örok): Demnach sind in ganz Österreich insgesamt 2964 Quadratkilometer an Boden versiegelt. Das sind umgerechnet tatsächlich nur 3,5 Prozent der gesamten Landesfläche. In Niederösterreich liegt der Prozentsatz allerdings etwas höher: Hier sind rund 4,5 Prozent der Gesamtfläche des Bundeslands versiegelt.
Doch diese Zahlen allein sagen nicht viel aus, das bestätigen Experten der Boku. Zunächst einmal bedeutet versiegelt, dass die Fläche mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht bedeckt ist, darauf wurde also ein Haus gebaut, ein Parkplatz oder eine Straße. Am Beispiel eines Einfamilienhauses zählt dazu: das Haus, die Einfahrt, die Garage und der Pool. Der Garten zählt beispielsweise nicht als versiegelt, dennoch ist er eine Fläche, die von den Menschen genutzt wird.
Deshalb müsse man den reinen Prozentsatz der Versiegelung auch mindestens verdoppeln, sagt dazu der Raumordnungsexperte Gernot Stöglehner von der Boku. So komme man auf die Flächen, die insgesamt als Bauland und Infrastruktur in Anspruch genommen werden, die also nicht mehr als landwirtschaftliche Flächen oder als natürlicher Lebensraum zur Verfügung stehen. Diese in Anspruch genommenen Flächen liegen laut Örok in Österreich bei insgesamt 6,7 und in Niederösterreich bei 8,5 Prozent der Gesamtfläche.
39 Prozent theoretisch besiedelbar
Das klingt immer noch nach wenig, doch das hat in Österreich auch andere Gründe. Denn hierzulande gibt es viele Flächen, die generell nicht besiedelt, für Infrastruktur oder wirtschaftlich genutzt werden können, etwa alpines Grünland, Wälder, Gewässer oder Ödland. Alles, was übrig bleibt, ist der sogenannte Dauersiedlungsraum – er beträgt 39 Prozent der gesamten Fläche Österreichs.
Betrachtet man also die Versiegelung in Relation, so sind in ganz Österreich 9,1 Prozent vom Dauersiedlungsraum und 52,2 Prozent der beanspruchten Flächen versiegelt. Man müsse das immer in den richtigen Bezug setzen, betont Stöglehner, und: „In absoluten Zahlen sind das große Flächen. Das Problem ist nicht klein, auch wenn es kleingeredet werden soll. Es kommt auch darauf an, wo die Versiegelung und Flächenbeanspruchung stattfindet.“ Bei einem Giftstoff gehe es auch nicht nur um die Menge, sondern danach, wie giftig er sei.
Versiegelte Flächen sind deshalb ein Problem, weil Wasser nicht versickern kann, stattdessen sammelt es sich, läuft rasch ab und kommt auf einer versickerungsfähigen Fläche konzentriert an, wo der Boden es dann mitunter in dieser großen Menge nicht mehr aufnehmen kann.
Problem Zersiedelung
Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die Flächeninanspruchnahme in Österreich ein Umweltproblem ist. In etwas mehr als 20 Jahren sei in Österreich eine Fläche neu in Anspruch genommen worden, die fast der gesamten Ackerfläche der Steiermark entspricht, weiß Stöglehner.
Ein Grund dafür ist, dass sich Siedlungen in den letzten Jahren in Österreich massiv ausgedehnt haben. Diese Zersiedelung ist auch laut Helmut Haberl vom Institut für Soziale Ökologie an der Boku ein großes Problem. „Die versiegelten Flächen haben auch Auswirkungen über die direkt versiegelten Flächen hinaus“, sagt er und hält die reine Prozentzahl der Versiegelung für plakativ und nicht aussagekräftig. „Durch die voranschreitende Versiegelung werden wir definitiv verletzlicher, wenn es um solche Hochwasserereignisse wie das letzte geht“, sagt Haberl.
Denn hauptsächlich zähle, wo die gebauten Strukturen angesiedelt sind und wie versiegelt wurde: Schäden würden vor allem dann auftreten, wenn Häuser und Straßen in der Nähe eines Flusses oder Baches gebaut wurden. „Das Hauptproblem ist, dass wir den Flüssen immer weniger Raum geben. Je enger man sie einsperrt, desto weniger Platz hat das Wasser im Flussbett.“
Gegenbeispiel Wien
Dass der Grad der Versiegelung wenig aussagekräftig ist, zeige auch das Beispiel Wien: „Die Stadt ist viel besser davongekommen, obwohl hier pro Einwohner mehr Boden versiegelt ist“, sagt Haberl.
Zudem sei eine unversiegelte Fläche nicht automatisch gegen starke Niederschläge resistent, weiß Haberl. So könnte etwa besonders von Äckern, die schon abgeerntet wurden, Bodenmaterial ablaufen und in Siedlungsgebiete transportiert werden, wodurch das Schadenpotenzial erst recht ansteige.
Entsiegelung wirkt
Dass Entsiegelung wirksam ist, zeigen etliche Vorbildprojekte, wie man etwa beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) weiß. Neu gestaltete Plätze wie der Nibelungenplatz in Tulln, der neue Hauptplatz in Amstetten, der Promenadenring in St. Pölten oder das Ortszentrum in Lanzenkirchen tragen aktiv dazu bei, dass das Kanalsystem bei Starkregen entlastet wird. „Ein gesunder Boden kann 200 Liter Wasser pro Quadratmeter aufnehmen“, sagt dazu VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.
Ein Beispiel gibt es auch aus Graz, wo die Eggenberger Allee als erste saugfähige Straße Österreichs nach dem Schwammstadtprinzip umgesetzt wurde. In der Stadt prasselten 2018 innerhalb kürzester Zeit 142 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. In vielen Stadtteilen kam es damals zu Überschwemmungen, die Eggenberger Allee blieb verschont, weil die Bäume und der Schwamm im Untergrund das Wasser aufsaugen konnten. (Bernadette Redl, 18.9.2024)
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PALÄOGEOGRAPHIE – Die Messinische Salzkrise : Wie viele Arten bei Trennung von Mittelmeer und Atlantik verschwanden – APA
Vor ungefähr fünfeinhalb Mio. Jahren wurde das Mittelmeer – eigentlich ein Nebenmeer des Atlantiks – von seinem Mutterozean für längere Zeit getrennt. Das hatte verheerende Folgen für das Gebiet. Mit dem dramatisch sinkenden Meeresspiegel stieg der Salzgehalt in den verbleibenden Becken, die eher dem heutigen Toten Meer ähnelten. Wie dramatisch die Folgen für die Artenvielfalt waren – und was ein „Salzriese“ damit zu tun hat, zeigen nun Forscher im Fachblatt „Science“.
Die Messinische Salzkrise
Dass die einstige Trennung der beiden Meere durch plattentektonische Verschiebungen zur sogenannten „Messinischen Salzkrise“ geführt und das damalige Ökosystem massiv beeinflusst hat, ist naheliegend. Immerhin dauert diese Krise in etwa von 5,97 bis 5,33 Millionen Jahre vor unserer Zeit. „Unsere Studie stellt die erste statistische Analyse einer so großen ökologischen Krise dar“, so die Leiterin der 29 Wissenschafterinnen und Wissenschafter umfassenden Analyse, Konstantina Agiadi vom Institut für Geologie der Universität Wien in einer Aussendung.
In gemeinsamer Arbeit konnte das Team nun erstmals durchgehend analysieren, wie die Artenzusammensetzung im Zeitraum vor zwölf bis 3,6 Millionen Jahren in etwa ausgesehen haben könnte. Dazu erforschte man Fossilien aus verschiedenen an das Mittelmeer angrenzenden Ländern, und sah sich an, welche Relikte früheren Lebens über den Zeitverlauf hinweg in aus der Tiefsee genommenen Bohrkernen liegen.
Entstehung von „Salzriesen“
Der Mittelmeerraum sah währen der Salzkrise jedenfalls völlig anders aus als derzeit. So ist davon auszugehen, dass das riesige Becken mehrmals nahezu ganz ausgetrocknet ist. In den verbliebenen Wasserbecken, die teils mehrere Kilometer unter dem Meeresspiegel lagen, stieg dementsprechend der Salzgehalt – vergleichbar mit dem heute ebenfalls weit unter dem Meeresspiegel liegenden Toten Meer an der Grenze zwischen Israel und Jordanien. Die Abtrennung vom Atlantik führte darüber hinaus zu einer massiven Veränderung des regionalen Klimas in Richtung höherer Temperaturen, schreiben die Forscherinnen und Forscher in der Arbeit. All das führte auch zu Salzablagerungen unvorstellbaren Ausmaßes – sogenannten „Salzriesen“.
Mehrere solcher Ansammlungen sind mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt, auch die seit Jahrtausenden genutzten Lagerstätten in den Alpen, wie etwa jene in Hallstatt zählen dazu. Ein Salzriese unter dem Mittelmeer, der aus der „Messinischen Salzkrise“ stammt, wurde bereits in den 1970er Jahren nachgewiesen, heißt es in der Aussendung.
Verheerende Auswirkungen
All diese Umwälzungen hatten laut den Analysen des Teams verheerende Folgen für das Leben im Mittelmeer – vom Nano-Plankton bis zu komplexen Tieren: Demnach tauchten 67 Prozent der vor der Krise dort lebenden Arten danach nicht mehr auf. Außerdem überstanden die Verwerfungen nur 86 von 779 Arten, also rund elf Prozent, die einst exklusiv nur im Mittelmeer vorkamen. So wurden die Wanderungen von Meeresorganismen, wie etwa des Planktons, die die Grundlage der Nahrungsketten bilden, nachhaltig gestört.
Überdies erlaubten die akribisch zusammengetragenen Daten den Wissenschaftern eine Abschätzung des Zeitraumes, den es brauchte, bis sich das Ökosystem in dann neuer Zusammensetzung nach dem Aufgehen der Straße von Gibraltar wieder erholt hatte. Demnach dauerte dies über 1,7 Millionen Jahre, so die Wissenschafter. Von Westen – also der Verbindung zum Atlantik kommend – wanderten auch wieder neue, an der Spitze der Nahrungskette stehende Arten wie der Weiße Hai oder Delfine zu. Der Verlauf der Neubesiedlung nach der Krise sei im Mittelmeer immer noch sichtbar: So ist die Artenvielfalt im Nordwesten auch jetzt höher als im Südosten des Meeres.
Für Daniel García-Castellanos von Geosciences Barcelona (CSIC) stellen sich in Folge der Studie mehrere Fragen: „Wie und wo haben elf Prozent der Arten die Versalzung des Mittelmeers überlebt? Wie haben frühere, größere Salzformationen die Ökosysteme und das Erdsystem verändert?“ Antworten darauf möchte das Team in Folgeprojekten finden, heißt es.
Service: https://dx.doi.org/10.1126/science.adp3703
GESCHICHTE
Angst vor Krieg veränderte jungsteinzeitliche Bevölkerungsentwicklung – APA
Die Ausbreitung der europäischen Bevölkerung in der Jungsteinzeit war kein linearer Prozess. Warum es immer wieder Schwankungen zwischen starkem Wachstum und schnellen Rückgängen gab, ist bis heute teilweise unklar. Komplexitätsforscher wollen nun einen Faktor identifiziert haben: Ihnen zufolge hat die Angst vor bewaffneten Konflikten die Bevölkerungsentwicklung zwischen rund 7.000 und 3.000 v. Chr. maßgeblich beeinflusst.
Laut den jüngst im „Journal of the Royal Society Interface“ publizierten Ergebnissen des internationalen Teams um die Komplexitätsforscher Peter Turchin und Dániel Kondor vom Wiener Complexity Science Hub (CSH) hatte die Angst Auswirkungen darauf, wo und wie sich Menschen ansiedelten – etwa an sicheren Orten wie Hügelkuppen. Das könnte die Bevölkerungsentwicklung ähnlich stark beeinflusst haben, wie dies die Konflikte selbst vermochten, so der CSH in einer Aussendung.
„Zwar haben Forschende weltweit die Präsenz und Rolle von Konflikten in der Vorgeschichte erforscht und diskutiert. Ihre Auswirkungen einzuschätzen, etwa auf die Bevölkerungsentwicklung, ist aber noch schwierig“, erklärte Kondor. Komplizierter werde die Angelegenheit, wenn es um potenzielle indirekte Effekte geht, wenn Menschen beispielsweise aus Angst ihr Zuhause verlassen oder bestimmte Gegenden meiden.
Deswegen hat das Team die Bevölkerungsdynamik in einem Computermodell simuliert. Um dieses zu testen, nutzten sie eine Datenbank von archäologischen Fundstätten, aus der insbesondere Datierungen mittels der Radiokarbonmethode von unterschiedlichen Orten und Zeitpunkten analysiert wurden. Dabei war die Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen den Datierungen und menschlicher Aktivität und damit auch den Bevölkerungszahlen gibt. „Das erlaubte es uns, die typischen Amplituden und Zeitskalen von Bevölkerungswachstum und -rückgang in Europa zu untersuchen. Unser Ziel war, dass die Simulation diese Muster widerspiegelt“, so Kondor.
Entwicklung hin zu größeren politischen Einheiten
Das Ergebnis: Angst vor bewaffneten Konflikten führte dazu, dass potenziell gefährliche Gegenden eher gemieden wurden, während sich die Besiedlung auf sichere Orte, wie beispielsweise Hügelkuppen, konzentrierte. Die Überbevölkerung habe dort dann zu höherer Mortalität und geringerer Fertilität geführt. Außerdem könnte sie zu größeren Wohlstandsgefällen und der Entstehung politischer Strukturen, die diese Unterschiede rechtfertigen, beigetragen haben. Dadurch käme diesen indirekten Effekten bewaffneter Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle in der Entwicklung erster größerer politischer Einheiten und Staaten zu, vermuten die Forschenden.
„Um ein möglichst vollständiges Bild zu zeichnen, ist die direkte Zusammenarbeit mit Archäologinnen und Archäologen immens wichtig. Diese Studie ist ein gutes Beispiel für das Potenzial, das interdisziplinäre Zusammenarbeit bietet“, so Kondor. In Zukunft soll das Modell darüber hinaus dazu dienen, archäologische Funde wie Anzeichen für Überbevölkerung und Muster der Landnutzung besser interpretieren zu können. Neue Funde könnten wiederum dabei helfen, es weiter zu kontextualisieren und durch zusätzliche Daten zu verbessern.
Service: https://go.apa.at/FgAmem6t
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