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FAZIT DES TAGES – SOMMERAUSGABE
Hab‘ Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit dir selbst.
Hl. Franz von Sales (François de Sales, Hl.), 1567-1622, französischer Ordensgründer, Mystiker und Kirchenlehrer.
IN EIGENER SACHE: Sommerzeit – der Tagesblick wird in der kommenden Zeit weniger umfangreich erscheinen oder sogar eine Zeitlang schweigen. Der Schreiber freut sich auf erholsame Sommertage.
COMMENT – FAZIT:
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Israel erklärt lokal den Kampf gegen die Hamas in Rafah für beendet. Die Waffenstillstandsverhandlungen in Doha wurden noch nicht für gescheitert erklärt, Blinken aber ist zurück in die USA gereist. Ein schlechtes Zeichen, so eine Pressestimme – COMMENT.
- Ukraine-Krieg: Der russische Abwehrkampf in Kursk dürfte noch Monate dauern, so russische Beamte. Inzwischen setzt sich dort die Ukraine fest. Der Kreml hat propagandistischen Bedarf, seinen Bürgern die unangenehme Lage „schmackhaft“ zumachen. Kirchen in der Ukraine versuchen sich, neu aufzustellen.
- Weitere COMMENTS vorhanden
Märkte – Report – COMMENT
Israel – COMMENT, Ukraine – COMMENT
Meldungen
Themenreigen – Medizin; Gesundheitssystem; Arbeitswelt; Gesellschaft; Vergangenheitsbewältigung
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
HELLMEYER-Report (gekürzt)
- Überwiegend Risikobereitschaft
- Fed-Protokoll: Zinssenkung „ante portas“
- Benchmark-Revision US-Arbeitsmarktdaten markant
- DIHK: Interesse an Gründungen historisch niedrig
Märkte: Überwiegend Risikobereitschaft
An den Finanzmärkten ist weiter überwiegend Risikobereitschaft gegeben. Dieser Bereitschaft ist
derzeit stark von Zinssenkungserwartungen des Marktes geprägt.
Von dieser Seite erhielt der Markt „Futter“. Der italienische Notenbankpräsident Panetta (siehe
unten) als auch das Protokoll der letzten Offenmarktausschusssitzung der Federal Reserve (siehe
unten) lieferten Steilvorlagen, die eine koordinierte Zinssenkungsaktion der EZB und der Fed per
September erwarten lassen.
Eine massive negative Revision der US-Arbeitsmarktdaten (siehe unten) konnte die Märkte
gleichfalls nicht erschüttern, denn damit nimmt die Chance auf eine nachhaltigere Zinswende der
Fed zu (Ausdruck der aktuellen Zinssensitivität).
Der MBA-Hypothekenmarktindex sank in der letzten Berichtswoche deutlich. Der Teilindex, der Hypotheken für Immobilienverkäufe abbildet, ist und bleibt schwach.
Aus Deutschland erreichten uns weiter ernüchternde Daten und Nachrichten. Die
Steuereinnahmen brachen im Juli 2024 laut Finanzministerium im Jahresvergleich um 7,9% auf
63,81 Mrd. EUR ein. In den ersten sieben Monaten kam es zu einem Plus um 1,9%. Der Knickpunkt
bei den Steuereinnahmen könnte jetzt per Juli 2024 erreicht sein.
Das Interesse an der Gründung von Unternehmen sank laut einer DIHK-Umfrage auf den tiefsten Stand seit mindestens 2010 (Beginn der Erhebung). Deutschland „pflegt und hegt“ den Status als Halter der „Roten Laterne der Ökonomie“ der westlichen Welt durch eigene diskretionäre Politik einerseits und den Verzicht auf überfällige Strukturreformen andererseits durch die amtierende Regierung.
Aktienmärkte: Late DAX +0,67%, EuroStoxx50 +0,80%, S&P 500 +0,41%, Dow Jones +0,17%, US
Tech 100 +0,55%. In Fernost ergibt sich Stand 07:35 Uhr folgendes Bild: Nikkei (Japan) +0,44%,
CSI 300 (China) -0,06%, Hangseng (Hongkong) +0,58%, Sensex (Indien) +0,19% und Kospi
(Südkorea) -0,03%.
Rentenmärkte 10-jährige Bundesanleihe 2,20% (2,22%), 10 jährige US-Treasury 3,80% (3,81%).
Der EUR konnte gegenüber dem USD weiter profitieren. Gold verlor Boden, Silber war stabil.
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Die Steuereinnahmen brachen im Juli 2024 laut Finanzministerium im
Jahresvergleich um 7,9% auf 63,81 Mrd. EUR ein. In den ersten sieben Monaten
kam es zu einem Plus um 1,9%.
=> Knickpunkt erreicht?
• Washington: Der unabhängige Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy wird
laut Fernsehsender ABC seine Kandidatur aufgeben. Heute steht ein Interview an, in
dem er angeblich eine Wahlempfehlung für Donald Trump abgeben will.
=> Wir sind gespannt!
EZB: Italiens Zentralbankchef sieht Bewegung in Richtung einer lockeren Geldpolitik
Hintergrund: Die EZB hatte im Juni erstmals seit 2019 die Zinsen wieder nach unten gesetzt.
Auf ihrer darauffolgenden Zinssitzung im Juli pausierte die EZB. Notenbank-Chefin Lagarde
ließ die Tür für eine Entscheidung im September offen. Volkswirte gehen aktuell mehrheitlich
davon aus, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 12. September die Leitzinsen erneut um 0,25%
senken wird.
Aktuell: Die EZB steuert laut Italiens Notenbankchef Panetta bezüglich sinkender Inflation und einer schwächeren Wirtschaft auf eine lockere Geldpolitik zu. Er hofft auf eine Zinssenkung im September. Das Ende der Straffung habe bereits begonnen, sagte das EZB-Ratsmitglied auf einer Veranstaltung in Rimini gestern. Panetta weiter: „Es ist vernünftig zu erwarten, dass wir von nun an in eine Phase der Lockerung der geldpolitischen Bedingungen eintreten werden, da die Inflation fällt und sich die Weltwirtschaft abschwächt.“
=> „Bestätigung“ der Erwartung – nächste Zinssenkungsrunde ist international koordiniert! Nein, das hat nichts mit US-Wahlen zu tun … ☺
Kommentar: Der Realzins, der Leitzins abzüglich der Inflationsrate, ergo 4,25% abzüglich 2,6%,
liegt bei +1,65%. Das ist sehr restriktiv, insbesondere bezüglich der aktuellen und der
absehbaren Konjunkturlage. Vertretbar ist ein Niveau um 1%, ergo stehen noch bis zu drei
Zinssenkungen a‘ 0,25% in der Zukunft als Potential (Maßgabe keine inflationären
Verwerfungen) im Raum. Schweden und die Schweiz haben bereits die zweite Zinssenkung
verfügt. Die EZB wird jetzt im September folgen. Der Eindruck, dass die EZB und die Federal
Reserve im September gemeinschaftlich und koordiniert handeln, drängt sich auf.
COMMENT: No Comment.
DIHK-Umfrage – Interesse an Firmengründungen auf tiefstem Stand seit 2010
Das Interesse an der Gründung von Unternehmen sank laut einer DIHK-Umfrage auf den
tiefsten Stand seit mindestens 2010 (Beginn der Erhebung). DIHK-Präsident Adrian sprach von ernüchternden Ergebnissen. Beratungsgespräche des Verbands zeigten, dass enorm
gestiegene Betriebskosten sowie das Dickicht bürokratischer Regelungen die Lust am
Unternehmertum erstickten. Der Gründungsstandort wird schlechter bewertet. 75% der
Befragten gaben an, schnellere und einfachere Regularien seien nötig. Zwei Drittel sprachen
sich für ein einfacheres Steuerrecht aus. Weitere Forderungen waren laut DIHK ein besserer
Zugang zu öffentlichen Fördermitteln sowie niedrigere Energiepreise.
Kommentar: Das Interesse an Unternehmensgründungen korreliert mit den
Standortbedingungen im europäischen und globalen Vergleich. Wir haben hier diverse Male
verdeutlicht, dass Deutschland diesbezüglich die Konkurrenzfähigkeit verloren hat. Ich
bedanke mich, dass Herr Adrian einige Punkte aufführte. Als Erinnerung und als Mahnung an
Berlin liefern wir hier noch einmal eine Übersicht für die amtierende Regierung. Die Auflistung
ist nicht vollständig, aber sie thematisiert entscheidende Felder.
Fed-Protokoll: Zinssenkung „ante portas“
Aus den gestern veröffentlichten Protokollen des Offenmarktausschusses geht hervor,
dass die Mehrheit der Währungshüter per September Bereitschaft erkennen ließ, den
Zinssenkungszyklus mit einem ersten Schritt um 0,25% zu starten. Dafür müssten die
eingehenden Konjunkturdaten laut Protokoll weiterhin den Erwartungen entsprechen.
Kommentar: Insbesondere die jüngst enttäuschenden Arbeitsmarktdaten als auch leicht
rückläufiger Inflationsdruck (CPI, PPI) stehen dieser Bereitschaft nicht entgegen. Noch stärker dürfte aktuell jedoch die massive Revision der US-Arbeitsmarktdaten Wirkung entfalten (siehe unten). Der positive Realzins (Geldmarkt) liegt bei extrem restriktiven rund +2,5% (Leitzins 5,375%, CPI bei 2,9%). Hier sind beachtliche Spielräume gegeben.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
USA: MBA-Hypothekenmarktindex wieder schwächer
Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 16. August 2024 auf 225,8 Zähler nach zuvor 251,3 Punkten. Der Hintergrund des Anstiegs der letzten Wochen von circa 200 Punkten ausgehend bis auf 251,3 Zähler in der Spitze liegt im Rückgang der Kapitalmarktzinsen, der zu deutlich erhöhten Refinanzierungen (Altbestand) führte. Dieser Prozess erscheint nun zunächst beendet. Nachfolgend ist die Indexentwicklung bei Immobilienverkäufen und bei Refinanzierungen aufgeführt. Der „Kaufindex“ ist schwach! Das ist entscheidend für die Konjunkturaussage.
Index: Neu Hypotheken für Refinanzierungen
Index: Neue Hypotheken für Hauskäufe
Russland: Weiter sehr hohe Erzeugerpreise (J)
Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat Juli einen Anstieg im Monatsvergleich um 1,1% (Vormonat -1,5%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 13,7% nach 14,0%.
Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices per August 2024
Composite Indices spiegeln die Gesamtwirtschaft.
Hier den Hellmeyer Report lesen!
Benchmark-Revision US-Arbeitsmarktdaten
Die Revision der US-Arbeitsmarktdaten für den Zeitraum April 2023 – März 2024 stellte sich
auf -818.000 Jobs (Vorjahr -187.000) oder mehr als 68.000 pro Monat (hochbezahlte
Beschäftigung, Aspekt Lohnsumme!). Bemerkenswert war, dass die Daten circa 35 Minuten
nach dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum den Markt erreichten (unprofessionell).
Kommentar: Das ist markant, das ist massiv, wenn man bedenkt, wie Reaktionsmuster auf US-Arbeitsmarktdaten bei bereits geringeren Verfehlungen der Prognosen ausfallen. Mehr nochwirft die Revision grundsätzliche Fragen über Datenqualität der USA auf! Es bedient ein Thema, dass ich bereits in meinem Buch „Endlich Klartext“ (ab Seite 145 zum US-Arbeitsmarkt) im Jahr 2008 einer kritischen Würdigung unterzog.
Nur im Folgejahr der Lehman-Pleite gab es eine größere negative Revision. Sie stellte sich
seinerzeit auf 824.000.
Kommentar: Diese Zahlen sind prekär. Sie belegen, dass die Wirtschaftslage der USA in den
vergangenen 18 Monaten bezüglich der Entwicklungen an den US-Arbeitsmärkten nicht
realistisch diskontiert wurde. Die Marktreaktionen sind als überschaubar zu klassifizieren.
Die US-Handelsministerin Gina Raimondo der aktuellen Regierung unter Präsident Biden
wurde auf dem Kongress der Demokraten zu den Revisionen am US-Arbeitsmarkt befragt. Wir übernehmen den O-Ton und verlinken den Artikel von Zerohedge mit dem Video-Clip:
„Asked about today’s near record downward jobs revision, Biden’s Commerce Secretary Gina Raimondo – who we repeat, is the Secretary of the Department of Commerce which is
responsible among other things, for the Bureau of Economic Analysis – said she „doesn’t
believe“ the revision because, somehow Trump was behind it. But when she was informed that the data comes from her own administration, namely the Labor Department’s Bureau of Labor Statistics, Raimondo’s response was simply legendary: „I am not familiar with that.“
Kommentar: Was für “Eliten” leistet sich der Westen?
COMMENT: Was für Eliten leisteten sich Monarchien, Diktaturen und Demokratien bislang? Das fragt man sich wirklich und zu recht, entsprechende Comments gibt es dazu in diesem Tagesblick an anderer Stelle.
Noch eine diplomatische Meisterleistung sei erwähnt, die leistete sich die deutsche Reichsregierung im Ersten Weltkrieg, als sie Lenins Einreise in das zaristische Russland begünstigten, um den Kriegsgegner Russland zu destabilisieren.
Was vergessen wird, ist, dass nach der glorreichen Oktoberrevolution, die Lenin und seinen Bolschewiki den Sieg brachten, sehr bald der russische Bürgerkrieg losbrach. Da ging es um revisionistische Bestrebungen in ganz Russland, die sich sehr bedrohlich gegen die Bolschewiki richteten, die ihre vollmundigen Versprechen nicht eingehalten hatten.
Es drohte im Zuge der Aufstände der Zerfall des einstigen Zarenreiches in mehrere autonome kleine Staaten oder staatsähnliche Gebiete bei damals insgesamt rund 150 Millionen Einwohnern. Heute hat Russland um die 145.000 Millionen Einwohner: zwei Weltkriege mit bedeutendem Aderlass an Toten und Auswanderungswellen sorgten für einen Rückgang der Bevölkerungsgröße.
Auch heute droht nach wie vor ein Zerfall in autonome Gebiete, wenn die Zentralmacht nicht den Deckel auf den Topf hält. Russland ist nicht Europa. Den Deckel auf den Topf hielten eisern und mit brutaler Gewalt die Bolschewiki dank ihrer Roten Armee. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Über die von der Revolution schwer enttäuschten Bauern, Arbeiter und Soldaten, die durch die Revolution nach leninistisch-bolschewistischem Willen von und nach dem zaristischen Joch befreit werden sollten, aber nicht wurden, wurde nun ungeniert mit dem eisernen Rechen drübergefahren.
Drohender Zerfall Russlands einst und jetzt: Stoff zum Nachdenken! Und was folgte der französischen Revolution? Roter Terror und Napoleon, Kaiser und Europa-Umwälzer aus eigenen Gnaden.
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
COMMENT: Die Konsolidierung hat sich fortgesetzt auf hohem, sehr hohem Niveau. Offenbar gibt es kein Halten. Es ist zu viel Geld, Spielgeld, im Markt.
Mi | NACHBÖRSE/XDAX +0,1% auf 18.476 Pkt – Dt. Bank im Fokus | 992 | Dow Jones News | |
Mi | MÄRKTE USA/Zinssenkungshoffnungen sorgen für leichte Gewinne | 961 | Dow Jones News | |
Mi | ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Dow vor Notenbankertreffen mit leichtem Plus | 898 | dpa-AFX | |
Mi | Aktien New York Schluss: Dow mit leichtem Plus vor Notenbankertreffen | 1.010 | dpa-AFX | |
Mi | Devisen: Euro steigt auf 13-Monatshoch | 1.026 | dpa-AFX | |
Mi | MÄRKTE EUROPA/Anleger greifen nach Rücksetzer wieder zu | 1.175 | Dow Jones News | |
Mi | Aktien Wien Schluss: Leitindex ATX legt zu – warten auf Jackson Hole | 1.140 | dpa-AFX | |
Mi | ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Mehrheitlich Gewinne vor Notenbanker-Treffen | 1.082 | dpa-AFX | |
Mi | XETRA-SCHLUSS/DAX vor Jackson Hole in Lauerstellung | 953 | Dow Jones News | |
Mi | Aktien Schweiz knapp behauptet – Alcon geben mit Zahlen nach | 669 | Dow Jones News | |
Mi | Aktien Europa Schluss: Mehrheitlich moderate Gewinne vor Notenbanker-Treffen | 516 | dpa-AFX | |
Mi | Deutsche Anleihen steigen leicht FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Mittwoch etwas gestiegen. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future legte am späten Nachmittag um 0,17 Prozent auf 134,88 Punkte zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 2,19 Prozent. Marktbeobachter sprachen von einem eher impulsarmen Handel am deutschen Rentenmarkt. Viele Anleger warten auf das Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole, von dem sie sich Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs in den USA erhoffen. Bei der Tagung im Bundesstaat Wyoming steht vor allem eine Rede von Notenbankchef Jerome Powell im Mittelpunkt, die am Freitag erwartet wird. Im Tagesverlauf wurden zudem keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht, an denen sich die Anleger orientieren konnten. Auch eine mögliche Abwärtsrevision beim Stellenzuwachs in der US-Wirtschaft konnte die Kurse am US-Anleihemarkt nur wenig bewegen./jkr/he © 2024 dpa-AFX | 511 | dpa-AFX | |
Mi | US-Anleihen legen leicht zu NEW YORK (dpa-AFX) – Die Kurse von US-Staatsanleihen haben am Mittwoch etwas zugelegt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note-Future) stieg um 0,18 Prozent auf 113,77 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel auf 3,79 Prozent. Die Kursbewegungen hielten sich in vergleichsweise engen Grenzen. An den Finanzmärkten warten Anleger auf das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole. Sie erhoffen sich Hinweise auf die künftige Geldpolitik in den USA. Bei der Tagung im Bundesstaat Wyoming steht vor allem eine Rede von Notenbankchef Jerome Powell im Mittelpunkt, die am Freitag erwartet wird. Im Tagesverlauf wurden zudem keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht, an denen sich die Anleger orientieren konnten. Marktbeobachter sprachen von einem eher impulsarmen Handel. Auch eine mögliche Abwärtsrevision beim Stellenzuwachs in der US-Wirtschaft konnte die Kurse am US-Anleihemarkt nur wenig bewegen./jkr/he © 2024 dpa-AFX | 577 | dpa-AFX |
EXPERTENMEINUNG
Rätselhafte Aktienrally – Handelsblatt (nicht verlinkbar)
Die Aktienmärkte haben ihre Verluste nach den Turbulenzen Anfang August wieder ausgeglichen und Erholungsserien hingelegt, die es seit Jahren nicht gab. Der Dax ist neun Tage in Folge geklettert, am Mittwoch stieg er weiter auf über 18.400 Punkte. Eine noch längere Gewinnserie gab es zuletzt vor zehn Jahren. Der S&P 500 hat bis Montag den achten Tag in Folge im Plus abgeschlossen – eine Siegesreihe, wie zuletzt vor 20 Jahren.
Das ist umso erstaunlicher, weil die Unsicherheit wegen möglicher Rezessionen, geopolitischer Unruhen und eines Politikwechsels in wichtigen Ländern der Welt nicht gewichen ist. Für Investoren ist daher nun eine Standortbestimmung wichtig.
Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege beim Fondshaus Fidelity International, erklärt die rasche Erholung als „Korrektur der Korrektur“. Der Chefanlagestratege für europäische Aktien beim Fondsanbieter Allianz Global Investors (AGI), Christoph Berger, interpretiert die Erholung als „Normalisierung eines übertriebenen Kurseinbruchs“.
Noch wichtiger als die aktuelle Erholung ist der zugrunde liegende Trend, der sich schon vor dem drastischen Kurseinbruch gezeigt hat: die Rotation der Investoren aus den hoch bewerteten Tech-Werten in den breiten Markt.
COMMENT: das geht aber nur mit entsprechendem Spielgeld in der Hand. Auch der breite Markt mit seinen mehr in Deutschland tätigen Unternehmen wird Gewinneinbußen bei den Unternehmen hinnehmen müssen. Das ist eine Triebfeder, die eigentlich zu Kursrückgängen auf breiter Front führen müssten. Das geheimnisvolle, verdeckte Interventionen, wie sie Hellmeyer vermutet, dahinterstecken, ist mir, der handfeste Beweise wackeligen Spekulationen vorzieht, nicht gerade ein willkommenes Erklärungsmodell.
Nach den Kursrückgängen: Sind die glorreichen Sieben überbewertet? – Handelsblatt
Nach den Kursrückschlägen Anfang August haben die Aktienmärkte ihre Verluste ausgeglichen. Der deutsche Leitindex Dax ist neun Tage in Folge geklettert, insgesamt um gut acht Prozent. Am Dienstag legte er eine Atempause ein und stieg am Mittwoch weiter auf über 18.400 Punkte. Eine noch längere Gewinnserie gab es zuletzt vor zehn Jahren. Der führende US-Index S&P 500 gewann ebenfalls über acht Prozent in zwei Wochen hinzu. Nach einem schwächeren Dienstag schloss der Index gestern erneut 0,4 Prozent im Plus.
Ist das der Auftakt zu einer weiteren Kursrally? Oder drohen neuerliche Rückschläge? Auf diese Frage gibt es leider etwa so viele Antworten wie es Aktienanalysten gibt.
Fest steht: Die Angst vor einem erneuten Kurseinbruch hat viel mit den „Glorreichen Sieben“ zu tun. Hinter dem Begriff verbergen sich die sieben US-Techkonzerne Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Mit ihrem enormen Börsenwert dominieren sie die US-Aktienindizes und machen auch einen erheblichen Teil des Welt-Aktienindex MSCI World aus.
An den „Glorreichen Sieben“ vorbeizuinvestieren, ist gar nicht so einfach und womöglich auch nicht sinnvoll. Schließlich war es gerade der Börsenerfolg dieser Techkonzerne, der in den vergangenen Jahren für eindrucksvolle Aktienrenditen gesorgt hat.
Aber wird das so bleiben, oder werden aus den glorreichen demnächst die traurigen Sieben? Entscheidend ist, ob es die Tech-Riesen schaffen, in ihre enormen Bewertungen hineinzuwachsen. Konkret: Ob die Unternehmensgewinne so schnell steigen, dass die hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im Rückblick gerechtfertigt erscheinen.
Eine Analyse von Handelsblatt-Aktienpapst Ulf Sommer zeigt: Die „Glorreichen Sieben“ sind nicht alle glorreich – aber auch nicht alle überbewertet. So wächst zum Beispiel die Aktie des Google-Mutterkonzerns Alphabet derzeit mustergültig in ihre einst hohe Bewertung hinein, weil der Konzerngewinn schneller als der Aktienkurs steigt. Mit einem KGV von 19,4 auf Basis der prognostizierten Gewinne für die nächsten vier Quartale ist Alphabet auf dem aktuellen Kursniveau die günstigste Aktie unter den Sieben. Zum Vergleich: Das durchschnittliche KGV für die 500 Konzerne im S&P 500 liegt bei 21.
Das andere Extrem heißt Tesla. Der Aktienkurs des Elektroautobauers ist seit dem Hoch im November 2021 um 45 Prozent gesunken. Dennoch ist die Aktie mit einem KGV von 76 auf Basis der prognostizierten Gewinne mit Abstand am höchsten unter den Sieben bewertet. Das macht den Kurs laut Sommer anfällig für weitere Rückschläge
DIGITALE FINANZANLAGEN
Stefan Kühn: Die wachsende Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten in Europa – Perspektiven
(openPR) Die Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten wie Bitcoin und anderen Kryptowährungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Diese Entwicklung ist insbesondere in der Schweiz, aber auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten.
Der Ökonom Stefan Kühn analysiert in diesem Bericht die Gründe für das Wachstum, die Auswirkungen auf die Finanzmärkte sowie die langfristigen Perspektiven für digitale Vermögenswerte in Europa.
Status quo: Kryptowährungen in der Schweiz
Laut einer aktuellen Studie des österreichischen Krypto Brokers Bitpanda besitzen 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung Bitcoins oder andere Kryptowährungen. Damit nimmt die Schweiz eine Vorreiterrolle in Zentraleuropa ein. Kühn betont, dass diese Verbreitung von digitalen Vermögenswerten in der Schweiz auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist:
- Finanzplatz Schweiz: Die Schweiz ist seit langem bekannt für ihre stabilen Finanzinstitute und ihren hohen Datenschutz. Diese Rahmenbedingungen haben den Weg für die Akzeptanz von Kryptowährungen geebnet. Darüber hinaus sind viele innovative Fintech-Unternehmen in der Schweiz ansässig, die den Zugang zu digitalen Vermögenswerten erleichtern.
- Offene Anlagekultur: Die Schweizer Bevölkerung ist traditionell offen für neue Anlageklassen, was sich auch in der hohen Beteiligung an Kryptowährungen zeigt. Laut einer Studie von Bitpanda ist der Besitz von Kryptowährungen in der Schweiz sogar verbreiteter als der Besitz von ETFs und Edelmetallen, wobei nur einzelne Aktien eine höhere Verbreitung haben.
Verbreitung und Beliebtheit von Kryptowährungen nach Altersgruppen
Ein besonders auffälliges Merkmal der Nachfrage nach Kryptowährungen ist die starke Präferenz der jüngeren Generationen. Die Generation Z (18-27 Jahre) und die Millennials (28-43 Jahre) sind die Vorreiter dieser Entwicklung. In der Schweiz haben 29% der Generation Z und 32% der Millennials bereits in Kryptowährungen investiert.
Stefan Kühn weist darauf hin, dass dieser Trend auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist:
Digitale Affinität: Jüngere Menschen sind mit digitalen Technologien aufgewachsen und haben daher eine natürliche Affinität zu digitalen Vermögenswerten. Sie sind mit den Konzepten von Blockchain und Kryptowährungen vertrauter als ältere Generationen und verstehen die damit verbundenen Chancen und Risiken besser.
Skepsis gegenüber herkömmlichen Finanzsystemen: Viele junge Anleger sehen in Kryptowährungen eine Möglichkeit, sich von traditionellen Finanzsystemen zu lösen, die oft als starr und intransparent empfunden werden. Dies spiegelt sich in der Hauptmotivation der Generation Z wider: Langfristiger Vermögensaufbau und Unabhängigkeit von traditionellen Finanzinstituten sind zentrale Motive für den Kauf von Kryptowährungen.
Vergleich mit anderen europäischen Ländern
Die führende Stellung der Schweiz beim Besitz von Kryptowährungen zeigt sich auch bei den regionalen Unterschieden in Europa. Stefan Kühn zeigt auf, dass in Ländern wie Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien die Akzeptanz von Kryptowährungen deutlich geringer ist. Gründe dafür sind:
1. unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen: Während die Schweiz eine progressive Haltung gegenüber Kryptowährungen einnimmt, sind andere Länder vorsichtiger und regulieren den Markt strenger. Dies wirkt sich auf die Verbreitung und Akzeptanz von digitalen Vermögenswerten aus.
2. Unterschiedliches Vertrauen in traditionelle Finanzsysteme: In Ländern mit stabilen und gut funktionierenden Finanzsystemen wie Deutschland ist das Vertrauen in traditionelle Anlageformen höher, was die Verbreitung von Kryptowährungen bremst.
Die Rolle von Kryptowährungen als langfristiges Investment
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Bitpanda-Studie ist, dass junge Privatanleger Kryptowährungen zunehmend als langfristiges Investment betrachten. Während Kryptowährungen in der Vergangenheit vor allem als spekulatives Investment betrachtet wurden, hat sich diese Wahrnehmung in den letzten Jahren gewandelt.
Stefan Kühn erklärt, dass dieser Wandel auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist:
- Stabilisierung der Märkte: Trotz hoher Volatilität haben sich die Märkte für Kryptowährungen in den letzten Jahren stabilisiert. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Anleger Kryptowährungen als sichere Anlageform für den langfristigen Vermögensaufbau betrachten.
- Zunehmende Akzeptanz bei institutionellen Anlegern: Die zunehmende Akzeptanz von Kryptowährungen bei institutionellen Anlegern wie Hedgefonds und Pensionskassen hat dazu beigetragen, das Vertrauen in digitale Vermögenswerte zu stärken.
Langfristige Aussichten und Herausforderungen
Die wachsende Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten in Europa bringt jedoch auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Stefan Kühn betont, dass die Regulierungsbehörden vor der Aufgabe stehen, den Markt für Kryptowährungen angemessen zu regulieren, um Risiken zu minimieren, ohne Innovationen zu behindern. Einige der wichtigsten Punkte, die es dabei zu berücksichtigen gilt, sind:
- Regulierung und Verbraucherschutz: Es ist entscheidend, dass Regulierungsbehörden klare Richtlinien für den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen erarbeiten, um Anleger vor Betrug und anderen Risiken zu schützen.
- Nachhaltigkeit und Umweltbelastung: Die hohen Energiekosten, die mit dem Mining von Kryptowährungen verbunden sind, stellen eine ernsthafte Herausforderung dar. Hier sind innovative Lösungen erforderlich, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
- Integration in das traditionelle Finanzsystem: Die zunehmende Verbreitung von Kryptowährungen könnte zu einer engeren Verzahnung mit dem traditionellen Finanzsystem führen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination, um mögliche Risiken für die Finanzstabilität zu vermeiden.
Schlussfolgerung
Die steigende Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten in Europa und insbesondere in der Schweiz zeigt, dass Kryptowährungen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben und von immer mehr Menschen als ernstzunehmende Anlageform betrachtet werden. Stefan Kühn fasst zusammen, dass die Schweiz in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnimmt und als Vorbild für andere europäische Länder dienen könnte. Die Zukunft der Kryptowährungen hängt jedoch von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter regulatorische Rahmenbedingungen, technologische Entwicklungen und die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Mit Blick auf die kommenden Jahre erwartet Kühn, dass die Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten weiter steigen wird. Vor allem die jüngeren Generationen werden hier eine treibende Kraft bleiben, da sie nach neuen Möglichkeiten suchen, ihr Vermögen unabhängig von traditionellen Finanzsystemen zu verwalten und zu vermehren. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die regulatorischen und ökologischen Herausforderungen im Zusammenhang mit dieser neuen Anlageklasse entwickeln werden.
AUTOR: Stefan Kühn ist Betriebswirt, Ökonom und Autor; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. In seinem Buch „Einmal Theorie und Praxis der Finanzmärkte und zurück!“ führen Sie erfahrene Autoren durch das komplexe Geflecht von Fiskal- und Geldpolitik, Aktienmärkten, Klimaneutralität und der aufstrebenden Weltmacht China. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer, ehemaliger Vorstand und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.
ISRAEL
ILTV – Israel Live Television (englischsprachig)
Tägliche Video-Zusammenfassungen als ILTV News Flash.
ISRAEL – UNDERSTANDIG WAR (ISW)
Tägliche Updates des Institute ort he Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Israel-Hamas-Hisbollah-Huthi-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).
ISRAEL NEWS LIVE
Nur bei Anmeldung über Whatsapp erreichbar.
Der Wahrheitsgehalt kann oft nicht überprüft werden, die Informationen dürften aber verlässlich sein, zumal sie zum Teil (angeblich) von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) veröffentlicht wurden.
Ein Teil der Meldungen erscheint auch jeweils als Mainstreammeldung (speziell BAHA-News) – ein Hinweis, aber kein Beweis, dass es sich bei Israel News Live nicht um einen verschwörungstheoretischen Kanal handelt, aber eben einen von Israel aus betriebenen Informationskanal mit entsprechendem mehr oder weniger ausgeprägtem Bias.
Verwendet werden neben offiziellen Veröffentlichungen viele private Aufnahmen auf Seiten Israels, aber auch auf Seiten von Hamas, Hisbollah, Iran, etc.
Die Inhalte sind zum Teil nichts für sensible Gemüter, da sie immer wieder einmal Kriegsgreuel aus israelischer Sicht ziemlich direkt zeigen.
ISRAEL im n-tv Liveticker
Hisbollah feuert Raketensalve Israel greift Ziele im Libanon an – mehrere Tote
Seit mehr als zehn Monaten greift die Hisbollah Israel aus dem Libanon immer wieder mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert mit Luftschlägen im Nachbarland. Dabei werden nun offenbar mehrere Milizionäre getötet.
NAHOST-KONFLIKT n-tv aktuell
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NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Bericht: Tote bei Angriff auf Wohnhaus in Nordgaza
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Beit Lahija im Norden des Gazastreifens sind heute Früh mindestens elf Menschen getötet worden. Das berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Weitere Einzelheiten – auch zu Verletzten – gibt es noch nicht.
red, ORF.at/Agenturen
red, ORF.at/Agenturen
Israel erklärt Hamas-Brigade in Rafah für besiegt
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) – Israel will die Hamas-Brigade im Bereich von Rafah im Süden des Gazastreifens bezwungen haben. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte bei einem Besuch im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten: „Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört.“ Er habe die Truppen angewiesen, sich in der kommenden Zeit auf die Zerstörung der verbliebenen Tunnel an der Grenze zwischen dem Küstenstreifen und Ägypten zu konzentrieren.
Israel war im Mai trotz massiver internationaler Kritik nach Rafah vorgedrungen, um die dort verbliebenen Kräfte der islamistischen Terrororganisation zu zerstören. Rund eine Million Flüchtlinge, die sich dort nach Schätzungen gedrängt hatten, verließen die Stadt wieder. Die israelischen Truppen eroberten auch den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sowie den sogenannten Philadelphi-Korridor.
Bereich an Grenze zu Ägypten als großer Streitpunkt
Dieser etwa 14 Kilometer lange Bereich gilt als einer der größten Streitpunkte bei den Verhandlungen um eine Gaza-Waffenruhe. Die Hamas fordert einen kompletten Abzug Israels aus dem Gazastreifen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besteht dagegen darauf, Israel müsse den Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrollieren, um etwa Waffenschmuggel zu verhindern.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres verübt hatten. Mehr als 250 Geiseln wurden aus Israel nach Gaza verschleppt.
Bei der anschließenden israelischen Offensive in dem abgeriegelten Küstenstreifen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher 40.223 Menschen getötet und fast 93.000 verletzt. Die Angaben, die unabhängig nicht überprüfbar sind, unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten./le/DP/he
© 2024 dpa-AFX
ROUNDUP: Israelische Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon – Opfer
BEIRUT (dpa-AFX) – Bei israelischen Luftangriffen im Landesinneren des Libanon ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens ein Mensch getötet worden. Mindestens zwanzig weitere wurden demnach bei den Angriffen kurz nach Mitternacht (Ortszeit) verletzt.
Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge trafen die Luftschläge die Bekaa-Ebene nahe der Stadt Baalbek im Nordosten des Landes. Die Gegend gilt als Hisbollah-Hochburg. Die Hisbollah gab an, dass es sich bei dem Toten um eines ihrer Mitglieder handelte.
Ziel der Angriffe seien Waffenlager der schiitischen Hisbollah-Miliz gewesen, teilte die israelische Armee am Morgen mit. Nach den Angriffen habe es Sekundärexplosionen gegeben, was auf große Mengen von Waffen vor Ort hinweise. Zudem hätten die Angriffe im Nordosten des Libanon einem Gelände gegolten, das von der Luftabwehr der Hisbollah-Miliz genutzt werde, hieß es in der Mitteilung weiter.
Lage in der Region spitzt sich zu
Das israelische Militär teilte außerdem mit, in der Nacht einen „Hisbollah-Terroristen“ in Beit Lif im Süden des Libanon angegriffen zu haben. Als Reaktion auf den Angriff erklärte die Hisbollah, eine Drohne auf Nordisrael abgeschossen zu haben. Auch reklamierte die Miliz mehrere Angriffe auf israelische Ziele für sich, darunter ein Angriff auf eine Militärbasis auf den von Israel besetzten Golanhöhen.
Nach israelischen Militärangaben sei eine Salve von rund 50 Geschossen über die Grenze geflogen. Einige davon habe die Luftabwehr abgefangen, einige seien in den Golanhöhen niedergegangen. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes wurde ein Mann bei einem Raketeneinschlag in seinem Haus in Katzrin auf den Golanhöhen verletzt. Israelische Medien berichteten von schweren Schäden in dem Ort nahe der von der Hisbollah angegriffenen Militärbasis.
Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden bei einem israelischen Angriff im Süden des Libanon im grenznahen Ort Dheira indes vier Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Die Hisbollah-Miliz teilte mit, dass vier ihrer Kämpfer getötet worden seien, ohne den Zeitpunkt oder den Ort ihres Todes zu benennen.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor mehr als acht Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet zwischen den Ländern. Auf beiden Seiten gab es Tote – die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah./gma/wh/cir/DP/ngu
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PRESSESTIMME – ‚Frankfurter Rundschau‘ zu Verhandlungen Israel/Hamas
„Es ist kein gutes Zeichen, wenn US-Außenminister Antony Blinken die Verhandlungen über eine Feuerpause zwischen Israel und Hamas ergebnislos verlässt. Noch hat niemand die Gespräche in Doha für gescheitert erklärt. So lange darf man hoffen, dass sich die Kontrahenten noch einigen. Dann würden nicht nur die Waffen in Gaza schweigen und die restlichen israelischen Geiseln frei kommen, sondern vermutlich der Iran auch auf den befürchteten Gegenschlag gegen Israel verzichten.
Doch dann würde die Arbeit unglaublichen Ausmaßes erst beginnen. Gaza müsste so aufgebaut werden, dass die Hamas Israel nicht mehr angreifen kann. Außerdem müsste dafür gesorgt werden, dass die Menschen dort überleben können. Anfangs wohl in riesigen Zeltstädten, da 80 Prozent der Gebäude zerstört sind.
Das wird viel Geld, Zeit und noch mehr Fantasie und Willen kosten.
Noch unvorstellbarer ist allerdings, dass Israel und die Hamas die Verhandlungen platzen lassen und lieber den militärischen Konflikt fortsetzen.“/yyzz/DP/ngu
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COMMENT: Vor allen Dingen würde es viel guten Willen auf allen Seiten bedürfen. Viel zu viel Milch wurde seit 1916, den 1930er Jahren, seit 1948-1949, 1956, 1967, 1973, 1982 1995, 2001, 2006, zuletzt 2023 verschüttet. Ist das Vertrauen erst einmal weg, dann ist es für lange Zeit weg, schwer wieder zu erringen.
Die Reihe der Jahreszahlen zeigt: das Vertrauen wurde nicht einmal, sondern mehrmals in den Orkus der Weltgeschichte geworfen. Die Reihe der Jahreszahlen zeigt auch, dass es in erster Linie Angreifer aus dem arabischen Raum waren, die heftig am Baum des vertrauensvollen Miteinander von Juden und Arabern sägten. Da helfen weder Anwar as-Sadat, Menachem Begin, Jitzchak Rabin, Jassir Arafat, Mahmud Abbas (!), noch irgendwelche Friedensnobelpreis-Verteilungen.
Aber 1916? Einmischungen von außen während des Ersten Weltkriegs lösten eine Spirale unglückseliger Entwicklungen aus. Frankreich und Großbritannien einigten sich auf die Aufteilung ihrer Einflussgebiete im Nahen Osten, eine Verteilung des osmanischen Bärenfelles am damals absehbaren Ende des großen Krieges mit dem Fall des „kranken Mannes am Bosporus“, und das großartige Vereinigte Königreich ließ sich herab, Arabern und Juden gleichzeitig Land und Eigenstaatlichkeit in einem Landstrich, Palästina genannt, zu versprechen – hoch und heilig.
1916? War da nicht noch 1881? Das tödliche Attentat zweier Anarchisten auf den Zaren, beide politisch motiviert und keine Juden, lösten in der Folge zahlreiche Pogrome gegen Juden in Russland dank des neu entflammten, schon lange schwelenden Antisemitismus aus. Folge war ein Exodus russischer, überhaupt osteuropäischer Juden.
Aber wohin? Ins gelobte Land, meinte Theodor Herzl (1860-1904), und schrieb 1896 seinen Aufsatz „Der Judenstaat“. Zionistische Kongresse, welche Herzls Idee von der jüdischen Eigenstaatlichkeit weiter ausarbeiteten und propagierten, folgten, die Einwanderung vor allem europäischer Juden in das gelobte Land setzte verstärkt ein, noch mehr nach dem Holocaust und der UN-begünstigten Staatswerdung Israels im Mai 1948. Sie hält bis heute an: Russland und Osteuropa sind keine Judenfreunde.
Das Versprechen der Briten, den Arabern zur Eigenstaatlichkeit zu verhelfen, löste ebenfalls eine Migrationswelle aus: der verschiedener arabischer Stämme nach Palästina – und schon war die Mär vom Volk der Palästinenser im Keim angelegt. Die heutigen Palästinenser sind eben geschichtlich kein palästinensisches Volk, sondern jene Araber, die im Völkerbundsmandat für Palästina sich aufhielten, wurden so bezeichnet. Dieses Mandat wurde 1920 dem Vereinigten Königreich übertragen.
Palästinenser – eine höchst unglückliche Bezeichnung: Worte schaffen „Realitäten“, auch wenn diese falsch sind. Aber mit Narrationen lässt sich politisch und öffentlichkeitswirksam gut arbeiten. Und der vererbliche Flüchtlingsstatus für palästinensische Flüchtlinge tut ein Übriges. Vielen Dank, UNRWA! Flüchtlinge eines Krieges 1948-1949, den die Araber gegen das Junge Israel initiiert hatten und die die arabischen Bruderstaaten keinesfalls gewillt waren, aufzunehmen.
Egal, ob Diktaturen, Monarchien, Demokratien am Ruder sind: politisches und diplomatisches Versagen hat in aller Regel lange, sehr lange Nachwirkungen – ungewollt gute und vor allem leider auch schlechte.
Wie schrieb doch Friedrich Schiller so treffend:
„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, / Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“
UKRAINE
UKRAINE – LANDKARTE
UKRAINE – UNDERSTANDIG WAR (ISW)
Tägliche Updates des Institute ort he Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Ukraine-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).
UKRAINE im n-tv Liveticker
+++ 08:01 Kreml versucht offenbar, Russen auf „neue Realität“ vorzubereiten +++
Der ukrainische Angriff auf Kursk stellt eine Herausforderung für Moskaus Propaganda dar. Die Regionen seien zwar weit weg, erklärt ein Kreml-naher Gesprächspartner dem unabhängigen russischen Portal Meduza mit Sitz in Riga. „Aber schon das Eindringen in russisches Territorium und die Übernahme der Kontrolle über Dörfer ist ein neues und sehr unangenehmes Ereignis.“ Damit sich die Stimmung, die inzwischen deutlich ängstlicher sei als vor der Kursk-Invasion, schneller beruhige, versuche der Kreml, die Russen auf das Leben in einer „neuen Realität“ und einer „neuen Normalität“ vorzubereiten. Der Tenor dabei: Der Feind ist tatsächlich in russisches Territorium eingedrungen, er steht kurz vor der Niederlage – aber die Rückgabe des Territoriums wird Zeit brauchen, und die Russen müssen warten. In der Zwischenzeit würden die Einwohner aufgefordert, „die Negativität und den Schock in eine positive Richtung zu lenken“ – nämlich durch das Einsammeln von Hilfsgütern für die Region Kursk.
Generell sind alle von Meduza befragten Beamten sicher, dass die Kämpfe in der Region Kursk mehrere Monate dauern können. Ein der Regierung nahestehender Gesprächspartner präzisiert, dass diese Einschätzung „recht optimistisch ist – wenn alles klappt“.
Drohnen zerstören Behelfsbrücken Russen droht Einkesselung südlich des Sejm
+++ 07:30 Russischer Gouverneur bestätigt Brand in Militäranlage +++
Russische Behörden bestätigen Berichte, wonach in der südrussischen Region Wolgograd eine Militäreinrichtung nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Brand geraten ist. Regionalgouverneur Andrej Bocharow teilt auf Telegram mit, die Drohne sei in die Anlage gestürzt. Es habe keine Opfer gegeben. Bocharow lässt offen, welche Militäreinrichtung betroffen war. Er erklärt jedoch, dass bei dem Angriff das Dorf Marinowka ins Visier genommen worden sei. Dort unterhält Russland einen Luftwaffenstützpunkt.
+++ 06:56 Ex-Sicherheitsberater: Putin hatte fast hypnotischen Einfluss auf Trump +++
Nach Ansicht des einstigen US-Sicherheitsberaters, US-General Herbert Raymond McMaster, hat Kremlchef Wladimir Putin erfolgreich den damaligen US-Präsidenten Donald Trump manipuliert. Dies geht aus McMasters Buch „At War With Ourselves: My Tour of Duty in the Trump White House“ hervor, wie der „Guardian“ berichtet. „Putin, ein skrupelloser ehemaliger KGB-Mann, hat mit Schmeicheleien auf Trumps Ego und seine Unsicherheiten gesetzt“, schildert demnach McMaster. So habe Putin Trump ‚eine ganz herausragende Person, talentiert, ohne jeden Zweifel‘ genannt. Dabei habe der Kremlchef einen fast hypnotischen Einfluss auf Trump ausgeübt. McMaster, der rund ein Jahr als Sicherheitsberater für Trump arbeitete, hatte damals nach eigenen Angaben vor Putin gewarnt: „Herr Präsident, er ist der beste Lügner der Welt.“ Er habe angedeutet, dass Putin zuversichtlich gewesen sei, mit Trump „spielen“ zu können und eine Lockerung der Sanktionen und einen billigen Rückzug der USA aus Syrien und Afghanistan zu erreichen.
+++ 06:20 Berichte über Brand auf russischem Flugplatz in Wolgograd +++
In der russischen Stadt Kalach am Don im Gebiet Wolgograd sind Berichten zufolge in der Nacht mehrere Explosionen zu hören. Wie verschiedene russische Telegram-Kanäle schreiben, sind diese offenbar auf einen Drohnenangriff zurückzuführen. Auf einem nahe gelegenen Flugplatz soll es zu einem Brand gekommen sein. Die Region Wolgograd liegt etwa 900 Kilometer südöstlich von Moskau. Der Angriff galt vermutlich dem Luftwaffenstützpunkt Marinowka im Dorf Oktjabrskij, etwa 20 Kilometer von Kalach am Donu entfernt. Zeugen aus der Umgebung berichteten, sie hätten während des Angriffs sechs bis zehn laute Explosionen gehört, begleitet von den charakteristischen Geräuschen von Drohnen, heißt es weiter bei Telegram.
+++ 05:44 Klingbeil: Deutschland springt bei neuen Ukraine-Hilfen notfalls ein +++
SPD-Chef Lars Klingbeil sichert der Ukraine weitere Unterstützung zu. Sollte es nicht gelingen, die Milliardenerträge aus den eingefrorenen russischen Vermögen wie geplant der Ukraine zur Verfügung zu stellen, werde Deutschland mit zusätzlichen Mitteln einspringen, sagt er im Podcast des stellvertretenden „Bild“-Chefredakteurs Paul Ronzheimer. Es dürfe nicht der Punkt erreicht werden, an dem gesagt werde: „Jetzt ist kein Geld mehr da für die Ukraine.“ In dem Fall „sind wir natürlich in der Pflicht, in Deutschland zu gucken, wo da Geld herkommt“, so Klingbeil. „Da haben wir eine Verantwortung gegenüber der Ukraine. Da müssen Lösungen gefunden werden und die finden wir dann auch.“
+++ 04:27 Ukraine äußert sich zu Drohnenangriffen in Russland +++
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR äußert sich zu den Zielen der Drohnenangriffe in Russland in der vergangenen Nacht. Sie hätten dem Moskauer Flughafen Ostafyevo, dem Luftwaffenstützpunkt Millerovo in der Region Rostow sowie einem Funkkommunikationszentrum gegolten, sagt HUR-Chef Kyrylo Budanow der Militärseite „The War Zone“. Es seien etwa 50 Drohnen beteiligt gewesen. Ob und wenn ja in welchem Ausmaß Schäden entstanden seien, werde derzeit noch geprüft. Russische Behörden hatten am Morgen gemeldet, man habe 45 Drohnen über russischem Staatsgebiet abgeschossen.
+++ 03:09 Regionalwahlen in Russland: Schutzwesten und Helme für Wahlhelfer in Kursk +++
Bei den vorgezogenen Regionalwahlen im umkämpften russischen Grenzgebiet Kursk will Russland die Wahlhelfer mit Schutzwesten und Helmen ausstatten. Außerdem würden zusätzliche Wahllokale in anderen Landesteilen eingerichtet, in die Menschen aus der Region geflohen seien, sagt die Vorsitzende der regionalen Wahlkommission, Tatjana Malachowa, laut russischen Nachrichtenagenturen. In der Region herrscht offiziell Ausnahmezustand. Vom 6. bis 8. September sind in zahlreichen Regionen Russlands Wahlen angesetzt. Gewählt werden Gouverneure und regionale Parlamente. Die zentrale Wahlleitung in Moskau hatte entschieden, dass Bürger in den Grenzgebieten schon vorzeitig abstimmen können, darunter in den Regionen Kursk, Belgorod und Brjansk.
+++ 01:34 Fico fühlt sich außenpolitisch unter „Meinungsdruck“ gesetzt +++
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico beklagt einen von ihm empfundenen Meinungsdruck in westlichen Demokratien. Wer in wichtigen außenpolitischen Fragen von dieser Einheitsmeinung abweiche, werde von den westlichen Demokratien „wahllos unter Druck gesetzt und mit Isolation bedroht“, heißt es in einer anlässlich des Jahrestags der Moskauer Invasion 1968 veröffentlichten Stellungnahme Ficos. Darin vergleicht Fico die gewaltsame Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 durch Truppen des Warschauer Pakts mit seiner Ansicht nach bestehendem Meinungsdruck im heutigen Europa. Fico steht der EU-Waffenhilfe für die Ukraine ablehnend gegenüber und sieht sich unter anderem deshalb dem Vorwurf ausgesetzt, prorussisch zu sein.
„Nach Hause, Brudermörder“ Das blutige Ende des Prager Frühlings
+++ 00:12 Ukraine zählt 46 russische Angriffe nahe Pokrowsk binnen eines Tages +++
Die Ukraine verzeichnet eigenen Angaben zufolge 46 russische Angriffe im Laufe des Tages entlang der Front nahe der Stadt Pokrowsk im Osten des Landes. Davon seien 44 zurückgeschlagen worden, teilt der Generalstab mit. Stand 21 Uhr MESZ werde an den übrigen zwei Abschnitten noch gekämpft. Bei den Gefechten seien 238 russische Soldaten getötet oder verwundet worden. Zu Verlusten auf ukrainischer Seite werden keine Angaben gemacht. Eine Stellungnahme Russlands liegt nicht vor.
+++ 23:09 Russland: Ukrainischer Vorstoß nach Brjansk verhindert +++
Russland vereitelt nach eigenen Angaben das Eindringen ukrainischer „Saboteure“ in die an Kursk grenzende russische Grenzregion Brjansk. Das Eindringen der „ukrainischen Aufklärungs-Sabotage-Gruppe“ sei von Kräften des russischen Geheimdiensts FSB sowie von Einheiten der russischen Armee verhindert worden, erklärt der Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomaz, bei Telegram. „Der Feind wurde durch Schüsse getroffen“, heißt es weiter. Die Lage sei mittlerweile „unter Kontrolle“.
+++ 22:15 Selenskyj: Ukraine hofft auf zugesagte Milliardenhilfe +++
Die Ukraine hofft nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf baldige Zuteilung der vom Westen zugesagten Milliardenhilfe, die auch aus Erträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert werden soll. Es gebe zwar viele politische Erklärungen von den Partnern Kiews, viele weitere seien zu erwarten, sagt Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. „Aber wir brauchen einen echten Mechanismus.“ Die Ukraine benötige die Erlöse aus den Vermögenswerten Russlands für die Verteidigung gegen den Aggressor Russland. „Die entsprechenden Diskussionen laufen schon viel zu lange, und wir brauchen endlich Entscheidungen.“ Die sieben großen westlichen Industriestaaten (G7) hatten bei ihrem Gipfel im Juni eine neue Finanzhilfe für Kiew beschlossen. Ein großzügiger Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden.
+++ 21:52 Putin lobt enge Handelsbeziehungen mit China +++
Kreml-Chef Wladimir Putin preist die vertiefte Zusammenarbeit mit China. „Unsere Handelsbeziehungen entwickeln sich erfolgreich (…). Die Aufmerksamkeit, die beide Regierungen den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen widmen, trägt Früchte“, sagt Putin bei einem Treffen mit dem chinesischen Regierungschef Li Qiang im Kreml. China und Russland hätten „groß angelegte gemeinsame Pläne und Projekte im wirtschaftlichen und humanitären Bereich ausgearbeitet“, fährt Putin fort. Li sagt nach Angaben des Kremls, dass sich die chinesisch-russischen Beziehungen auf einem „beispiellos hohen Niveau“ befänden. Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China hat sich seit der russischen Invasion in der Ukraine vertieft. Für Russland ist China angesichts der westlichen Sanktionen ein zentraler Handelspartner.
+++ 21:20 Bitte abgelehnt: Russlands Ex-Vize-Verteidigungsminister bleibt in U-Haft +++
Der unter Korruptionsverdacht stehende frühere russische Vize-Verteidigungsminister Dmitri Bulgakow bleibt in Untersuchungshaft. Seine Bitte um Entlassung in strengen Hausarrest und sein Einspruch gegen die U-Haft seien abgewiesen worden, berichtet die Staatsagentur TASS. Bulgakow war vor seiner Entlassung für die Materialbeschaffung der russischen Streitkräfte verantwortlich. Das Gericht in Moskau ordnetezudem Untersuchungshaft gegen zwei mutmaßliche Komplizen Bulgakows an. Ihre Firma soll von Bulgakow zwischen 2022 und 2024 neun Aufträge erhalten haben. Der Schaden beläuft sich nach Angaben der Vermittler auf rund 50 Millionen Rubel (knapp 500.000 Euro).
Die Säuberung geht weiter Armeegeneral und „Held Russlands“ verhaftet
+++ 21:00 Ukraine verstärkt Einheiten in Pokrowsk +++
Die Ukraine verstärkt nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj ihre Streitkräfte in der heftig umkämpften Region Pokrowsk im Osten des Landes. Man wisse, was die russischen Truppen dort vorhätten, sagt er in einer Fernsehansprache. Der ukrainische Vorstoß in der russischen Oblast Kursk gehe unterdessen weiter, so Selenskyj. Man kontrolliere einige Gebiete. Einzelheiten nennt Selenskyj nicht.
+++ 20:41 Nach Dekret: Zahlreiche Ukrainer in Ungarn müssen Flüchtlingsunterkünfte verlassen +++
Nach dem Inkrafttreten eines Dekrets in Ungarn, das ukrainischen Flüchtlingen eine generelle Schutzbedürftigkeit abspricht, drohen dort zahlreiche Ukrainer ihre Unterkunft zu verlieren. Privat betriebene Flüchtlingsunterkünfte hätten bereits damit begonnen, Ukrainer auszuquartieren, teilte die Organisation Migration Aid mit. In Kocs nördlich von Budapest müssen etwa 120 Flüchtlinge unter Aufsicht der Polizei ein Gästehaus verlassen. Bei den meisten handelte es sich um Roma-Frauen und -Kinder aus der westukrainischen Region Transkarpatien, wo es eine große ungarische Minderheit gibt.
+++ 20:14 Scholz sichert Ukraine-Nachbar Moldau umfassende Hilfe zu +++
Trotz der massiven Turbulenzen in seiner Ampel-Koalition hat Scholz wenige Tage nach seinem Sommerurlaub seine erste Auslandsreise absolviert. Im kleinen Ukraine-Nachbarland Moldau, das sich massiven Destabilisierungsversuchen Russlands ausgesetzt sieht, versicherte Scholz Deutschlands Solidarität und kündigte weitere Hilfe für den EU-Beitrittskandidaten ebenso wie eine anhaltende Unterstützung der Ukraine an. Ein von der Bundesregierung angestrebtes Abkommen mit Moldau, das irreguläre Migration eindämmen soll, konnte bei dem Besuch aber noch nicht unterzeichnet werden. „Wir werden die Republik Moldau nach Kräften unterstützen“, sagte Scholz nach einem Treffen mit der moldauischen Präsidentin Maia Sandu in der Hauptstadt Chisinau. Er verwies darauf, dass Russland und prorussische Akteure in der ehemaligen Sowjetrepublik versuchten, das Land zu destabilisieren.
+++ 19:36 Borrell: Ukraine sollte westliche Waffen in Russland einsetzen dürfen +++
Angesichts der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell dafür ausgesprochen, Kiew den Einsatz westlicher Waffen auf russischem Boden zu erlauben. Eine solche Entscheidung werde die „Selbstverteidigung der Ukraine stärken“ und dadurch „Leben retten und die Zerstörung in der Ukraine verringern“, schrieb Borrell auf X.
+++ 19:10 Ukrainische Luftwaffe bombt Ziele bei Kursk +++
Der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk hat von erfolgreichen Einsätzen seiner Kampfflieger bei der Offensive in der westrussischen Region Kursk berichtet. Dabei seien vor allem Präzisionsbomben gegen russische Stellungen und Truppenansammlungen eingesetzt worden. Auch wenn russische Einheiten inzwischen dazu übergegangen seien, verlassene Häuser in ihre Verteidigungslinien zu integrieren, könnten sie sich den Angriffen nicht entziehen. „Wir sehen alles, wir wissen alles“, schrieb Oleschtschuk auf der Plattform Telegram. „Unsere Präzisionsbomben finden Euch überall.“ Unter Präzisionsbomben sind Gleitbomben zu verstehen, die von Piloten ins Ziel ferngesteuert werden können. Bei dem Vormarsch im Gebiet Kursk waren unter anderem zwei wichtige Brücken über den Fluss Sejm von Kampffliegern zerstört worden. Oleschtschuk machte keine Angaben dazu, welche Flugzeugtypen die Ukraine bei ihren Angriffen eingesetzt hat. Nach Meinung ukrainischer Militärexperten sind die vom Westen zur Verfügung gestellten Kampfflugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 bisher nicht zum Einsatz gekommen.
Kursk-Vorstoß entlarvt Schwächen „Trotzdem gehen die Russen wie Lemminge in diesen Krieg“
+++ 18:44 Russische Angriffe in der Ostukraine: Menschen fliehen aus Dörfern nahe der Front +++
Angesichts des russischen Vormarsches in der Ostukraine sind zahlreiche Menschen aus den Ortschaften nahe der Front geflohen. Bewohner des Dorfes Myrnohrad in zehn Kilometern Entfernung von den Kampfgebieten sagten der Nachrichtenagentur AFP, die zunehmenden russischen Angriffe hätten mehrere Menschen in die Flucht getrieben. AFP-Reporter vor Ort beobachteten, wie mehrere Häuser in Myrnohrad nach russischen Angriffen in Brand gerieten.
+++ 18:04 Russland und China sprechen über Energie-Kooperation +++
Die Partnerländer China und Russland haben bei einem Besuch des chinesischen Regierungschefs Li Qiang in Moskau über eine engere Zusammenarbeit im Energiebereich gesprochen. Der russische Ministerpräsident Michail Mischustin sagte seinem Gast, Russland sei bereits der größte Erdöllieferant Chinas. „In naher Zukunft werden wir auch bei Erdgas den ersten Platz einnehmen“, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zufolge. Li Qiang betonte demnach, dass Umfang und Qualität der Energiekooperation zunähmen. Peking betrachtet den russischen Krieg gegen die Ukraine eher als Störung der internationalen Ordnung, steht aber in dieser Frage im Zweifelsfall hinter Russland.
+++ 17:33 Ukraine tritt Internationalem Strafgerichtshof bei – mit einer Einschränkung +++
Die Ukraine ist dem Internationalen Strafgerichtshof beigetreten, beansprucht aber eine vorübergehende Ausnahme von der Gerichtsbarkeit für sein Militär. Das Parlament in Kiew stimmte mit 281 Abgeordneten dafür, das sogenannte Römische Statut des Strafgerichtshofs zu ratifizieren, wie der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnyak auf Telegram mitteilte. Es gab eine Gegenstimme und 22 Enthaltungen. Die Ukraine hat das Römische Statut zwar schon im Januar 2000 unterzeichnet, bisher aber nicht ratifiziert. Das Statut ist die Grundlage des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) mit Sitz in Den Haag. Das Gericht befasst sich unter anderem mit Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
In dem nun verabschiedeten Dokument ist jedoch festgelegt, dass die Ukraine die Zuständigkeit des Strafgerichtshofs für Kriegsverbrechen sieben Jahre lang nicht anerkennen wird, wenn es um ukrainische Bürger geht. Hintergrund sind Befürchtungen der Armee, dass ihr Vorgehen im Kampf gegen russische Kräfte in einigen Fällen als Kriegsverbrechen angeklagt werden könnte.
+++ 17:15 Nur Russland schlägt Schweizer UN-Einladung aus +++
Russland hat als einziges Land eine Einladung der Schweiz an die Mitglieder des Weltsicherheitsrats zu einem Besuch in der Schweiz ausgeschlagen. Diplomaten der 13 anderen Länder reisen am 25. und 26. August nach Genf, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Bern sagte. Die Vertretung Russlands habe in New York wissen lassen, dass sie an der Reise nicht teilnimmt. Gründe nannte sie nicht.
Moskau hat die Schweiz aber als „unfreundlichen Staat“ eingestuft, seit sie die EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine übernommen hat. Die Schweiz ist zum ersten Mal eines der zehn nicht permanenten Mitglieder des Weltsicherheitsrats.
Die fünf permanenten Mitglieder sind neben Russland China, die USA, Großbritannien und Frankreich.
Zudem sind zurzeit neben der Schweiz Algerien, Ecuador, Guyana, Japan, Malta, Mosambik, Südkorea, Sierra Leone und Slowenien dabei. Die Mitgliedschaft der nicht-ständigen Mitglieder dauert zwei Jahre. Anlass für die Reise ist das 75-jährige Jubiläum der Genfer Konventionen.
+++ 16:49 Moskaus Bürgermeister: Es war einer der größten Drohnenangriffe auf Hauptstadt +++
Den jüngsten ukrainischen Drohnenangriff auf Moskau wertet der Bürgermeister der russischen Hauptstadt als einen der größten seit Kriegsbeginn vor zweieinhalb Jahren. Einige der Drohnen seien in der Region über der Stadt Podolsk zerstört worden, schrieb Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram. Der Ort liegt rund 38 Kilometer südlich des Kremls. Laut Russlands Verteidigungsministerium wurden elf auf die Hauptstadtregion gerichtete Flugobjekte unschädlich gemacht. Insgesamt seien über Russland 45 Drohnen zerstört worden. Russland wiederum griff die Ukraine in der Nacht mit fast 70 Drohnen an, von denen laut der dortigen Luftwaffe die meisten ebenfalls abgefangen wurden. Parallel gehen die Kämpfe im Osten der Ukraine und in der russischen Grenzregion Kursk weiter. „Das ist bisher einer der größten Versuche, Moskau mit Drohnen anzugreifen“, erklärte Bürgermeister Sobjanin. Die Attacke habe aber abgewehrt werden können. Schäden seien vermieden worden.
+++ 16:20 Orthodoxe Kirche der Ukraine ruft moskautreue Christen zum Übertritt auf +++
Das Oberhaupt der unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epifanij, hat die Gläubigen der verbotenen moskautreuen Orthodoxie zum Übertritt aufgerufen. Das Parlament in Kiew hatte am Dienstag alle religiösen Organisationen in der Ukraine verboten, die im Zusammenhang mit Russland stehen. „Das Gesetz ermöglicht allen religiösen Strukturen, die dies noch nicht getan haben, sich vollständig von der Kontrolle Moskaus zu befreien“, sagte Epifanij im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. „Und wir rufen unsererseits alle orthodoxen Christen in der Ukraine, die dies bislang nicht getan haben, immer wieder auf, dieses russische Joch endlich abzulegen.“
„Agentennetz des Kremls“ Kiew verbietet kremltreue orthodoxe Kirche
+++ 15:54 Indiens Premier Modi ruft vor Ukraine-Reise zur „Rückkehr zum Frieden“ auf +++
Der indische Premierminister Narendra Modi ist im Rahmen einer historischen Osteuropa-Reise in Warschau eingetroffen. Modi ist der erste indische Regierungschef seit 45 Jahren, der Polen besucht. Am Freitag wird der 73-Jährige dann als erster indischer Premier in die Ukraine reisen. Modi rief vor seiner Abreise zu einer „Rückkehr zum Frieden“ in der Ukraine auf. Als „Freund und Partner“ Kiews hoffe Indien „auf eine baldige Rückkehr von Frieden und Stabilität in der Region“, schrieb er in Onlinemedien.
+++ 15:28 Wahlen in Kursk stehen eigentlich an – in sieben Kommunen werden sie verschoben +++
In Anbetracht der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat Russland die anstehenden Lokalwahlen in sieben Kommunen der Region verschoben. „Die Zentrale Wahlkommission unterstützt den Vorschlag der Wahlkommission der Region Kursk, die Wahlen in sieben Gemeinden zu verschieben“, teilte das Gremium mit. Die Wahlen sollten stattfinden, sobald eine „vollständige Garantie für die Sicherheit der Wähler“ gewährleistet werden könne, erklärte die Wahlkommission weiter. Im Rest der Region Kursk sollen die Bürgerinnen und Bürger aber wie geplant zwischen dem 28. August und dem 8. September den Gouverneur der Region Kursk wählen. Die ukrainische Armee war in einer Offensive ab dem 6. August in die russische Region Kursk vorgedrungen und kontrolliert dort nach eigenen Angaben dutzende Ortschaften. Russischen Angaben zufolge mussten mehr als 120.000 Zivilisten das Gebiet verlassen.
+++ 15:07 Ukrainische Truppen erklären Einsatz westlicher Waffen auf russischem Gebiet +++
Die Ukraine attackiert nach eigenen Angaben auch die Ersatz-Brücken über den Fluss Seim in Russland mit US-Himars-Raketen. „Wohin verschwinden die Ponton-Brücken in der Region Kursk? Einsatzkräfte … zerstören sie präzise“, erklärten ukrainische Spezial-Truppen über den Messenger-Dienst Telegram. Eingesetzt würden dabei US-Raketensysteme des Typs HIMARS. Es ist das erste Mal, dass die Ukraine bestätigt, dass bei ihrer Offensive auf russisches Gebiet diese westlichen Waffen genutzt werden. Staaten wie die USA und auch Deutschland hatten keine Einwände dagegen erhoben. Russland wiederum kritisierte es als Eskalation des Konflikts. Militärexperten waren bereits davon ausgegangen, dass HIMARS-Raketen auch eine Rolle bei der Zerstörung von mindestens drei der ursprünglichen Brücken über den Seim gespielt haben. Mit der Zerstörung wird es für die russische Armee schwerer, Nachschub in die Region zu bringen und eine Gegenoffensive zu starten.
+++ 14:52 Abschuss von zehn ukrainischen Drohnen bei Moskau gemeldet +++
Erneut fliegen Drohnen aus der Ukraine auf die russische Hauptstadt zu. Mehrere Videoclips zeigen Beschüsse und riesige Feuerbälle in der Luft, die russische Armee will mindestens zehn Flugkörper zerstört haben. Noch ist unklar, ob es Schäden oder Opfer gibt.
Feuerbälle über der Stadt Moskau meldet Abschuss von zehn ukrainischen Drohnen
+++ 14:25 Auswärtiges Amt: „Russland ist nicht verhandlungsbereit“ +++
Russland zeigt nach Erkenntnissen der Bundesregierung keine Bereitschaft für Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. „Russland ist nicht verhandlungsbereit“, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Statt Gespräche mit der Ukraine über einen gerechten Frieden aufzunehmen, fordere die Regierung in Moskau die Annexion von Gebieten, die die russischen Streitkräfte noch nicht einmal kontrollierten. Im übrigen könne Russland den Krieg jederzeit beenden. Um sich gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu wehren, brauche die Ukraine geeignete Waffen, betont der Sprecher mit Blick auf Forderungen im laufenden Wahlkampf in Thüringen und Sachsen, die Lieferungen einzustellen und stärker diplomatisch nach einer Lösung zu suchen.
+++ 13:53 Keine bedingungslose Freundschaft: „Kadyrow sorgt für Putin für Ruhe in Tschetschenien“ +++
Zum ersten Mal nach 13 Jahren reist Präsident Wladimir Putin wieder in die russische Teilrepublik Tschetschenien. Dort wird er von Machthaber Ramsan Kadyrow empfangen. Die beiden Autokraten versichern sich ihrer gegenseitiges Unterstützung, Kadyrow schmeichelt Putin mit einem Geschenk. Doch bedingungslos ist die Freundschaft nicht, erklärt ntv-Reporter Rainer Munz.
Munz über Besuch bei „Bluthund“ „Kadyrow sorgt für Putin für Ruhe in Tschetschenien“
+++ 13:30 Moskau meldet Einnahme eines weiteren Dorfes in der Ostukraine +++
Die russische Armee nimmt nach eigenen Angaben ein weiteres Dorf in der ostukrainischen Region Donezk ein. Die russischen Truppen hätten die Ortschaft Schelanne „befreit“, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau in seinem täglichen Bericht mit. Das Dorf liegt nordöstlich der Stadt Donezk, die von Russland kontrolliert wird. Rund 20 Kilometer entfernt von Schelanne befindet sich die Stadt Prokowsk, die als wichtiger logistischer Knotenpunkt gilt. Laut dem Institute for the Study of War wurde der Ort allerdings bereits am 18. August eingenommen.
+++ 12:57 Ukraine kann Vollmitglied beim Internationalen Strafgerichtshof werden +++
Das ukrainische Parlament stimmt dafür, das sogenannte Römische Statut zu ratifizieren. Damit kann das Land Teil des Internationalen Strafgerichtshofs werden. Eine volle Mitgliedschaft ist ein wichtiger Schritt bei der Annäherung an die EU. Der Gerichtshof hat internationale Haftbefehle unter anderem für Russlands Präsident Wladimir Putin ausgesprochen.
+++ 12:45 Russland attackiert die Ukraine mit Dutzenden Drohnen +++
Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht 50 russische Angriffsdrohnen abgeschossen. Weitere 16 Flugobjekte konnten wahrscheinlich durch elektronische Störsender zum Absturz gebracht werden, wie das Militär mitteilt. Eine Drohne sei nach Russland zurückgekehrt. Insgesamt sei die Ukraine mit 69 Drohnen angegriffen worden. Eine davon sei aus Belarus gekommen. Russland habe bei dem Angriff auch zwei ballistische Raketen und einen Marschflugkörper eingesetzt. Nur der Marschflugkörper habe abgefangen werden können. Über Schäden oder Verletzte ist bislang nichts bekannt. Eine Stellungnahme aus Moskau gibt es nicht.
+++ 12:22 Russland: Ukrainische Verteidigung bei Pokrowsk schwankt +++
Ukrainische Truppen stehen nach Militärangaben im Osten des Landes weiter unter schwerem Druck russischer Angriffe. Der Generalstab in Kiew berichtet, allein am Frontabschnitt Pokrowsk habe es am Dienstag 66 russische Sturmangriffe gegeben. Diese seien zurückgeschlagen worden, heißt es. Kämpfe gibt es demnach um viele Ortschaften, die für die Russen auf dem Weg in das noch etwa zehn Kilometer entfernte Pokrowsk liegen. Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj räumt die schwierige Lage ein. Auf russischer Seite heißt es, die ukrainische Verteidigung bei Pokrowsk schwanke. Russische Militärblogger berichteten von einem Vordringen ihrer Truppen.
+++ 11:50 Medwedew: „Es wird keine Verhandlungen geben, bis der Feind vollständig und restlos zerstört ist“ +++
Sollte die Ukraine mit Russland endlich verhandeln? Glaubt man dem russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew, der sich bekanntermaßen irgendwann in den letzten Jahren radikalisiert hat, spricht wenig dafür. Medwedew, der inzwischen Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates ist, schreibt auf seinem Telegram-Kanal, angesichts des ukrainischen Vorstoßes in Kursk gebe es keine Möglichkeit für Verhandlungen zwischen beiden Seiten. Es werde keine Gespräche zwischen Moskau und Kiew geben, solange die Ukraine nicht vollständig auf dem Schlachtfeld besiegt sei. „Das belanglose Geplauder selbst ernannter Vermittler über das tugendhafte Thema Frieden hat ein Ende. Auch wenn sie es nicht laut aussprechen können, erkennt jeder die Realität der Lage“, so Medwedew. „Es wird keine Verhandlungen geben, bis der Feind vollständig und restlos zerstört ist.“
+++ 11:22 Gewalt durch Wagner-Söldner nimmt in Afrika zu +++
Russische Söldner spielen in Afrika auch ein Jahr nach dem Flugzeugabsturz von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin eine wichtige Rolle. „Trotz des Todes von Prigoschin und der Umbenennung zu Afrika-Korps wird der Fußabdruck von Wagner auf dem Kontinent wahrscheinlich weiter zunehmen“, meinen Analysten der Konfliktdatenorganisation Acled. In der ersten Jahreshälfte 2024 habe es in Afrika mehr Vorfälle von politischer Gewalt im Zusammenhang mit russischen Söldnern gegeben als zu Lebzeiten Prigoschins. Der Geschäftsmann Prigoschin hatte seit 2014 faktisch eine Privatarmee aufgebaut – die Wagner-Söldner kämpften nicht nur in der Ukraine, sondern auch erst in Syrien, dann vor allem auf dem afrikanischen Kontinent im Interesse Moskaus. Im Juni 2023 startete Wagner einen bewaffneten Aufstand gegen den Kreml. Am 23. August 2023 stürzte Prigoschins Flugzeug mit ihm und seinen engsten Verbündeten ab – ohne Überlebende.
Auch gegen Zivilisten Gewalt durch Prigoschins Söldner in Afrika nimmt zu
+++ 10:50 Bestattungsunternehmer gibt Männern in Kursk einen Rat +++
Alles nur Patriotismus – oder doch professionelles Interesse? In einem auf Telegram veröffentlichten Video beschimpft ein Russe in Militäruniform aus Kursk fliehende Männer. Allerdings handelt es sich bei ihm nicht um einen Militär, sondern um den 39-jährigen Bestattungsunternehmer Kirill Suworow aus St. Petersburg, wie die russische oppositionelle Nachrichtenagentur Agentstwo berichtet. In seinem Video zieht er über die männlichen Bewohner der Region her: „Was zum Teufel habt ihr für ein Durcheinander? Wo wollt ihr hin, meine Lieben?“ Und weiter: „Könnt Ihr nicht zu den Waffen greifen?“ Ansonsten könnten sie auch Schaufeln nehmen und „Gräben für die Jungs“ ausheben. Suworow fordert die Einheimischen auch auf, ihre Autos dem Militär zu spenden anstatt zu fliehen. Auf Nachfrage der Investigativseite Agentstwo wiederholt der Unternehmer, der offenbar auch CEO eines Granitwerks ist, seine Kritik an den Männern aus Kursk. Auf die Frage, ob er sich selbst am Krieg beteiligen werde, gibt er keine Antwort.
+++ 10:26 Pentagon: Ukraine hat Russland „eindeutig in Bedrängnis gebracht“ +++
Russland hat nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums Schwierigkeiten, auf die ukrainische Gegenoffensive in der westrussischen Region Kursk zu reagieren. Es gebe Anzeichen dafür, dass Moskau eine kleine Zahl an Einheiten in das Gebiet verlege, sagt Pentagon-Sprecher Pat Ryder. „Generell würde ich aber sagen, dass Russland sich wirklich schwer damit tut, zu reagieren.“ Die Ukraine habe ihren Gegner „eindeutig in Bedrängnis gebracht“, betont Ryder. Ukrainische Streitkräfte rückten demnach weiterhin in das Gebiet vor. Mit der vor rund zwei Wochen gestarteten Gegenoffensive hat die von Russland angegriffene Ukraine den Krieg erstmals auf das Gebiet des Gegners verlagert. Ryder betont, dass die ukrainische Gegenoffensive in Kursk nichts an der Unterstützung der USA für Kiew ändere.
Quellen: ntv.de, ino/rts/AP/dpa/AFP
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
ROUNDUP/Selenskyj: Ukraine wartet auf zugesagte Milliardenhilfe –[Die nacht im Überblick]
KIEW (dpa-AFX) – Die Ukraine hofft nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf baldige Zuteilung der vom Westen zugesagten Milliardenhilfe, die auch mit Erträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert werden soll.
Es gebe zwar viele politische Erklärungen von den Partnern Kiews und viele weitere seien zu erwarten, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. „Aber wir brauchen einen echten Mechanismus.“ Sein Land benötige die Erlöse aus den Vermögenswerten Russlands für die Verteidigung gegen den Aggressor. „Die entsprechenden Diskussionen laufen schon viel zu lange, und wir brauchen endlich Entscheidungen.“
Die sieben großen westlichen Industriestaaten (G7) hatten bei ihrem Gipfel im Juni neue Finanzhilfen für Kiew beschlossen. Der Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden.
Weiter schwere Kämpfe
Russische Truppen setzten derweil ihre Angriffe zur Ausweitung ihrer Gebietseroberungen rund um den Donbass fort. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew gab es rund um Pokrowsk schwere Kämpfe. Auch aus Torezk wurden heftige Gefechte gemeldet, in deren Verlauf die russischen Streitkräfte demnach von Luftangriffen mit Gleitbomben unterstützt wurden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
„Wir durchschauen die Bewegungen des Feindes und verstärken uns“, sagte Selenskyj. Er ermahnte die westlichen Partner, rechtzeitig die zugesagten Waffen und Munition zu liefern. „Das ist für die Verteidigung von grundlegender Bedeutung.“
Kiew setzt Angriffe bei Kursk fort
Die ukrainischen Streitkräfte setzten indes ihren Vorstoß auf russisches Gebiet bei Kursk fort. „Wir kontrollieren bestimmte Gebiete“, sagte Selenskyj, ohne weitere Details zu nennen.
Er dankte zudem den bei Kursk eingesetzten ukrainischen Soldaten „für die weitere Aufstockung des Austauschfonds“ – eine Umschreibung für die Gefangennahme weiterer russischer Soldaten, die als Faustpfand gegen ukrainische Staatsbürger in den Händen der Russen ausgetauscht werden sollen.
Russland und die Ukraine tauschen regelmäßig Kriegsgefangene aus. Vor allem in der Anfangsphase der Operation hat die Ukraine viele Kriegsgefangene gemacht, zumal auf russischer Seite zunächst keine besonders erfahrenen und schlagkräftigen Einheiten im Einsatz waren.
Ukrainische Luftwaffe bombardiert Ziele bei Kursk
Der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk berichtete von erfolgreichen Einsätzen seiner Kampfflieger in der westrussischen Region Kursk. Dabei seien vor allem Präzisionsbomben gegen russische Stellungen und Truppenansammlungen eingesetzt worden. Auch diese Angaben konnten nicht überprüft werden.
Auch wenn russische Einheiten inzwischen dazu übergegangen seien, verlassene Häuser in ihre Verteidigungslinien zu integrieren, könnten sie sich den Angriffen nicht entziehen. „Wir sehen alles, wir wissen alles“, schrieb Oleschtschuk auf der Plattform Telegram. „Unsere Präzisionsbomben finden Euch überall.“
Unter Präzisionsbomben sind Gleitbomben zu verstehen, die ins Ziel ferngesteuert werden können. Bei dem Vormarsch im Gebiet Kursk wurden unter anderem zwei wichtige Brücken über den Fluss Sejm von Kampffliegern zerstört.
Oleschtschuk machte keine Angaben dazu, welche Flugzeugtypen die Ukraine bei ihren Angriffen eingesetzt hat. Nach Überzeugung ukrainischer Militärexperten kamen die vom Westen zur Verfügung gestellten Kampfflugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 bisher nicht zum Einsatz. Die Ukraine hat noch Kampfjets vom sowjetischen Typ Mig-29 in ihrem Bestand.
Nach ukrainischer Darstellung wurden in der Region russische Luftangriffe auf Ortschaften beobachtet, die sich noch unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte befanden. Insgesamt habe es im Tagesverlauf 17 russische Luftangriffe mit 27 Gleitbomben gegen russische Dörfer gegeben, teilte der Generalstab in Kiew mit. Diese Angaben konnten ebenso wenig unabhängig geprüft werden./cha/DP/mis
© 2024 dpa-AFX
WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
Klingbeil: Deutschland springt bei neuen Ukraine-Hilfen zur Not ein
Berlin – Falls es nicht gelingen sollte, die Milliardenerträge aus den eingefrorenen russischen Vermögen wie geplant der Ukraine zur Verfügung zu stellen, wird nach den Worten des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil Deutschland doch noch mit zusätzlichen Mitteln einspringen.
Klingbeil sagte der „Bild-Zeitung“, über Zinserträge aus den russischen Vermögen könnten Ukraine-Hilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro auf europäischer Ebene generiert werden. „Und wenn das nicht funktioniert, dann müssen innerhalb der Regierung Lösungen gefunden werden. Was nicht passieren kann – und dafür werde ich meine politische Kraft einsetzen -, dass man irgendwann an den Punkt kommt, wo man sagt: Jetzt ist kein Geld mehr da für die Ukraine.“
In dem Fall, betonte Klingbeil, „sind wir natürlich in der Pflicht, in Deutschland zu gucken, wo da Geld herkommt“. Und weiter: „Da haben wir eine Verantwortung gegenüber der Ukraine. Da müssen Lösungen gefunden werden und die finden wir dann auch.“
Der SPD-Vorsitzende reagierte mit seinen Äußerungen auf Berichte, dass die Hilfen für die Ukraine im Bundeshaushalt 2025 auf vier Milliarden Euro begrenzt seien.
© 2024 dts Nachrichtenagentur
ROUNDUP: Scholz verspricht Ukraine unverminderte Hilfe
CHISINAU (dpa-AFX) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine versichert, dass Deutschland ihr größter europäischer Unterstützer im Abwehrkampf gegen Russland bleiben wird. „Deutschland wird in der Unterstützung der Ukraine nicht nachlassen“, versprach der SPD-Politiker bei seinem Besuch in früheren Sowjetrepublik Moldau, die an die Ukraine grenzt und sich ebenfalls von Russland bedroht fühlt.
„Wir werden die Ukraine so lange unterstützen, wie das notwendig ist. Und wir werden der größte nationale Unterstützer der Ukraine in Europa sein. Nur die USA leistet mehr als große Weltmacht“, betonte der Kanzler. Darauf könnten sich alle Menschen in der Ukraine verlassen und alle, die außerhalb der Ukraine mit dem von Russland angegriffenen Land „mitfiebern“.
Am Wochenende hatte ein Zeitungsbericht für Irritationen gesorgt, nach dem die Bundesregierung die Unterstützung für die Ukraine zurückfahren wolle. Scholz bekräftigte, dass sich lediglich die Geldquellen ändern würden.
Deutschland habe in diesem Jahr mehr als sieben Milliarden Euro und im nächsten Jahr vier Milliarden Euro für die Ukraine eingeplant. Für die langfristige Unterstützung werde das Land nach dem Beschluss der G7-Staaten einen Kredit über rund 50 Milliarden US-Dollar (rund 45 Milliarden Euro) erhalten, dessen Zinsen aus Erträgen eingefrorener russischer Staatsvermögen finanziert werden sollen. „Das ist technisch anspruchsvoll, aber politisch geklärt.“
Scholz will ukrainische Offensive nicht kommentieren
Zurückhaltend äußerte sich Scholz zur jüngsten Offensive der Ukraine in der russischen Region Kursk. Die Frage, ob dabei auch von Deutschland gelieferte Waffen eingesetzt werden dürften, beantwortete er nicht. Die Ukraine habe ihre militärische Operation dort sehr geheim vorbereitet „und ohne Rückkoppelung, was der Situation auch sicher geschuldet ist“.
Die Bundesregierung beobachte die Entwicklung genau. „Das ist ja eine räumlich sehr begrenzte und wahrscheinlich auch zeitlich begrenzte Operation“, sagte er, obwohl man das nicht wissen könne. „Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt verbietet sich deshalb auch jede weitere Kommentierung. Das kann man sicherlich alles bewerten, wenn die Zeit weiter fortgeschritten ist.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dringt bei den Partnern immer wieder darauf, den Einsatz westlicher Raketen mit größerer Reichweite auf dem Gebiet des Nachbarlandes zu erlauben. Derzeit gelten dafür Beschränkungen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hatte kürzlich kritisiert, dass die Ukraine westliche Waffen benutze, um zivile Infrastruktur im Kursker Gebiet zu zerstören. Die Verantwortlichen für das „unmenschliche Vorgehen“ würden bestraft.
Erste Auslandsreise nach dem Sommerurlaub
Für die erste Auslandsreise des Kanzlers nach seinem von Koalitionsquerelen überschatteten Sommerurlaub waren nur etwa viereinhalb Stunden eingeplant. Der Kanzler war zwar bereits im Juni vergangenen Jahres zu einem Europa-Gipfel in Moldau. Seine jetzige Reise ist aber der erste bilaterale Besuch eines deutschen Regierungschefs seit zwölf Jahren.
Politisch ist das Land, das zu den ärmsten Europas zählt, weiterhin zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespalten. In der abtrünnigen Region Transnistrien, einem schmalen Landstreifen im Osten der Republik, sind seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert.
Moldau wirft Moskau Destabilisierungs- und Desinformationskampagnen vor. Scholz sicherte dem Land mit Blick darauf Solidarität zu. „Deutschland steht eng an der Seite von Moldau. Wir werden die Republik Moldau nach Kräften unterstützen“, sagte er nach seinen Gesprächen mit Staatspräsidentin Maia Sandu und Ministerpräsident Dorin Recean in der Hauptstadt Chisinau. Er versprach dem Land mit seinen nur 2,6 Millionen Einwohnern auch Unterstützung für den angestrebten EU-Beitritt.
Moldaus Regierung will EU-Beitritt in Verfassung aufnehmen
Die proeuropäische Regierung Moldaus drängt mit aller Kraft in die Europäische Union. Deutschland hat Moldau seit 2018 bereits mit mehr als 41 Millionen Euro für den Sicherheitsbereich unterstützt und ist nach Angaben der Bundesregierung insgesamt der fünftgrößte Geldgeber.
Das Land ist wie die Ukraine seit 2022 EU-Beitrittskandidat. Am 20. Oktober wird dort gleichzeitig mit der Präsidentenwahl in einem Referendum darüber abgestimmt, ob der EU-Beitritt als Ziel in der Verfassung festgeschrieben wird. Damit würde der eingeschlagene Weg Richtung Europa zementiert. „Moldau möchte Teil dieser europäischen Familie werden; und der Beitrittsprozess ist entscheidend für unsere Zukunft“, sagte die proeuropäische Präsidentin Sandu./mfi/DP/he
© 2024 dpa-AFX
Ukraine tritt dem Internationalen Strafgerichtshof bei
KIEW (dpa-AFX) – Die Ukraine ist dem Internationalen Strafgerichtshof beigetreten, beansprucht aber eine vorübergehende Ausnahme von der Gerichtsbarkeit für sein Militär. Das Parlament in Kiew stimmte mit 281 Abgeordneten dafür, das sogenannte Römische Statut des Strafgerichtshofs zu ratifizieren, wie der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnyak auf Telegram mitteilte. Es gab eine Gegenstimme und 22 Enthaltungen.
Die Ukraine hat das Römische Statut zwar schon im Januar 2000 unterzeichnet, bisher aber nicht ratifiziert. Das Statut ist die Grundlage des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) mit Sitz in Den Haag. Das Gericht befasst sich unter anderem mit Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Land will Gerichtshof sieben Jahre nicht anerkennen
In dem nun verabschiedeten Dokument ist jedoch festgelegt, dass die Ukraine die Zuständigkeit des Strafgerichtshofs für Kriegsverbrechen sieben Jahre lang nicht anerkennen wird, wenn es um ukrainische Bürger geht. Hintergrund sind Befürchtungen der Armee, dass ihr Vorgehen im Kampf gegen russische Kräfte in einigen Fällen als Kriegsverbrechen angeklagt werden könnte. Der militärische Konflikt läuft nicht erst seit 2022, sondern schon seit 2014 – seit dem ersten Auftauchen russischer Kräfte im Donbass.
Dazu erklärt Kiew, dass die Ersuchen des IStGH um Zusammenarbeit sowohl auf diplomatischem Wege als auch direkt an die Generalstaatsanwaltschaft oder an das Justizministerium gerichtet werden können – auf Ukrainisch.
Nicht alle Länder ratifizieren Römisches Statut
Das Römische Statut tritt für die Ukraine wegen komplizierter Fristen erst in einigen Wochen in Kraft. Ratifiziert haben es bisher 124 Staaten, bei 139 Unterzeichnungen. Russland und die USA haben zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert.
Der Internationale Strafgerichtshof hat unter anderem einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen seiner mutmaßlichen Verantwortung für die Deportation ukrainischer Kinder erlassen./cha/DP/ngu
Ukraine: Kirche ruft moskautreue Christen zum Übertritt auf
KIEW (dpa-AFX) – Das Oberhaupt der unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epifanij, hat die Gläubigen der verbotenen moskautreuen Orthodoxie zum Übertritt aufgerufen. Das Parlament in Kiew hatte am Dienstag alle religiösen Organisationen in der Ukraine verboten, die im Zusammenhang mit Russland stehen.
„Das Gesetz ermöglicht allen religiösen Strukturen, die dies noch nicht getan haben, sich vollständig von der Kontrolle Moskaus zu befreien“, sagte Epifanij im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. „Und wir rufen unsererseits alle orthodoxen Christen in der Ukraine, die dies bislang nicht getan haben, immer wieder auf, dieses russische Joch endlich abzulegen.“ Seine Kirche sei offen für einen Dialog ohne Vorbedingungen, betonte der Metropolit.
Kiew will Moskauer Einfluss zurückdrängen
In der komplizierten ukrainischen Kirchenlandschaft hat die Orthodoxe Kirche, die bis 2022 zum Moskauer Patriarchat zählte, immer noch die meisten Gemeinden. Epifanijs als Nationalkirche gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine hat aber mehr Gläubige. Mit dem umstrittenen Gesetz plant die von Russland angegriffene Ukraine den Moskauer Einfluss abzuschneiden. Der Moskauer Patriarch Kirill und seine Kirche in Russland sind eine der ideologischen Stützen des Kriegs.
Es gibt im Ausland aber Kritik, dass das Verbot der Kirche in der Ukraine Millionen einfacher Kirchgänger in einen Loyalitätskonflikt zwinge. Diese Spaltung könnte für das angegriffene Land gefährlich sein. Es sei nicht ausgeschlossen, dass viele Gläubige in eine Art kirchlichen Untergrund gehen, sagte die deutsche Theologieprofessorin Regina Elsner aus Münster./fko/DP/ngu
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COMMENT: Die Geschichte der Kirchen in der Ukraine ist vor allem nach 1945 politisch wechselvoll beeinflusst worden. Es gibt zwei Orthodoxen Kirchen, eine untersteht dem Moskauer Patriarchat, die andere dem Kiewer Patriarchat. Ferner gibt es eine Unierte griechisch-Katholische Kirche und eine Katholische Kirche. Zulassungen und politische Hinwendungen mal zur einen, mal zur anderen Kirche, waren nicht selten wie überhaupt die politische Entwicklung der Ukraine bis zur ihrer Unabhängigkeitserklärung 1991 und danach äußerst wechselvoll und reich an Korruptionsfällen war.
Schon früh, 1994, streckte die EU die Fühler Richtung Ukraine aus, diverse Abkommen folgten. Ukraine und EU, nichts Neues ist an dieser Zweisamkeit, dazu kommen „von der Maschekseite“ US-Einflüsse namentlich wirtschaftlicher und finanzieller Natur.
Ähnliches gilt für die Beziehungen zwischen NATO und Ukraine vor 2008, erst recht danach in der Nato-Gipfelerklärung von 2008 gegen den Willen Merkels, aber unter forciertem Drängen George W. Bush festgezurrt wurden; dort hieß es weich und schwammig: die Nato wird die Ukraine irgendwann als Mitglied aufnehmen. Damit waren Putins roten Linien, so wie er sie 2004 auf der Münchner Sicherheitskonferenz verkündet hatte, überschritten.
Die Ukraine, ein lang Zeit janusköpfiger, am Westen und nach Russland sich ab den 1990er Jahren ausrichtender, wankender, korrupter, politisch instabiler Koloss und eben deshalb Spielball massiver geopolitischer Interessen. Ob sich dass bessern wird? Wen erhält die EU als Mitgliedsstaat, falls es zur Aufnahme der Ukraine in die EU kommt?
Habeck: Verpflichtung gegenüber der Ukraine „gilt ohne Wenn und Aber“
BERLIN (Dow Jones)–Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert – auch für den Fall, dass die geplante Milliardenhilfe der G7-Staaten nicht zustande kommen sollte. Das signalisiert er im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Die G7 haben alles Notwendige auf den Weg gebracht: Die Ukraine bekommt in Zukunft Geld, von dem sie sich die dringend benötigten Waffensysteme kaufen kann“, sagte Habeck mit Blick auf die Gruppe der sieben westlichen Industrienationen. „Das ist richtig so und wird zum Ende des Jahres – nach allem, was ich höre – auch kommen.“ Die Ukraine soll dann von der G7 einen Kredit über 50 Milliarden Dollar erhalten, der aus den Zinserträgen einbehaltener russischer Vermögenswerte zurückgezahlt wird. Zusätzlich stellt die Bundesregierung aus dem Bundeshaushalt 4 Milliarden im kommenden Jahr bereit.
Sollte das nicht gelingen‘ „müssen wir neu diskutieren“, sagte Habeck. Die Verpflichtung der Ukraine gegenüber „gilt ohne Wenn und Aber“. Dann müsse die Unterstützung „anders besorgt werden“.
Auf die Nachfrage, ob dann eine Haushaltsnotlage erklärt werde, damit Deutschland mehr Schulden aufnehmen könne, sagte Habeck, darüber wolle er nicht spekulieren. „Die Unterstützung für die Ukraine wird in den Ampel-Parteien breit getragen, denken Sie nur daran, dass die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann eine entschiedene Unterstützerin der Ukraine ist“, so der Minister. „Der Verteidigungskampf der Ukraine hat eine historische Dimension. Daran wird dieses Land gemessen, wenn die Geschichtsbücher über dieses Jahrhundert geschrieben werden.“
Habeck räumte ein, dass der Übergang zum geplanten G7-Modell ein Problem werden könne, „falls neue Aufträge nicht mehr erteilt werden können, weil die bisherigen Haushaltsansätze ausgereizt sind“. Habeck schlug vor, eine pragmatische Lösung mit der Ukraine zu finden. „Dazu müsste sichergestellt werden, dass die Waffensysteme jetzt bestellt und später aus den G7-Mitteln bezahlt werden“, sagte er den Zeitungen.
Auf die Frage, ob Deutschland in die Bresche springe, wenn die USA ihre Unterstützung für die Ukraine – etwa unter einem Präsidenten Donald Trump – einstelle, entgegnete Habeck: „Ja. Dann werden wir die Ukraine nicht alleine lassen.“ Ohne die amerikanische Unterstützung würde „wirklich was fehlen“. Aber wenn der stärkste Unterstützer weggehen sollte, „müssten die übrigen noch enger zusammenarbeiten“.
Habeck betonte: „Es wäre höchst gefährlich, würde die Ukraine diesen Krieg verlieren. Dann wäre die Freiheit Europas bedroht. Wir haben also ein eigenes Interesse, dass die Ukraine der russischen Aggression standhält.“
DJG/aat/sha (END)© 2024 Dow Jones News
SPD-Abgeordneter: Schuldenbremse notfalls für Ukraine-Hilfe aussetzen
Die SPD-Bundestagsfraktion will notfalls die Schuldenbremse aussetzen, sollte weitere Hilfe für die Ukraine notwendig werden. „Wenn die Lage dringend weitere Unterstützung von uns erfordert, dann darf und wird unser Beistand für die Ukraine im Kampf gegen Putins Armee nicht enden“, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Achim Post dem Handelsblatt. „Die Schuldenregel im Grundgesetz spricht von ‚außergewöhnlichen Notsituationen‘, die eine neue Kreditaufnahme für diesen Zweck begründen können, und dieses Instrument wäre in so einem Szenario für die SPD natürlich wieder auf dem Tisch.“ Derzeit seien aber alle geplanten Maßnahmen für 2024 und 2025 ausfinanziert, betonte Post.
DJG/aat/mgo (END)© 2024 Dow Jones News
Besuch im Zeichen des Ukraine-Kriegs: Scholz in Moldau
BERLIN (dpa-AFX) – Bundeskanzler Olaf Scholz reist am Mittwoch zu einem Kurzbesuch in die an die Ukraine grenzende ehemalige Sowjetrepublik Moldau, die sich ebenfalls von Russland bedroht fühlt. Bei seinen Gesprächen mit Staatspräsidentin Maia Sandu und Ministerpräsident Dorin Recean in der Hauptstadt Chisinau wird es vor allem um die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf das kleine Land mit seinen 2,6 Millionen Einwohnern gehen.
Die proeuropäische Regierung Moldaus, die eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union anstrebt, wirft Russland gezielte Desinformation und Destabilisierung vor. In der abtrünnigen Region Transnistrien, einem schmalen Landstreifen im Osten der Republik, sind seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert.
Scholz war bereits im vergangenen Jahr zu einem Europa-Gipfel in Moldau. Seine jetzige Reise ist aber der erste bilaterale Besuch eines deutschen Regierungschefs seit zwölf Jahren. Deutschland hat Moldau seit 2018 mit mehr als 41 Millionen Euro für den Sicherheitsbereich unterstützt und ist nach Angaben der Bundesregierung insgesamt der fünftgrößte Geldgeber des Landes, das zu den ärmsten Europas zählt.
Das Land ist wie die Ukraine seit 2022 EU-Beitrittskandidat. Am 20. Oktober wird dort gleichzeitig mit der Präsidentenwahl in einem Referendum darüber abgestimmt, ob der EU-Beitritt als Ziel in der Verfassung festgeschrieben wird./mfi/DP/ngu
© 2024 dpa-AFX
ZENTRALBANKEN
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MELDUNGSÜBERBLICK
WEITERE MELDUNGEN
WELT
US-WAHLKAMPF – Predict it
Walz-Auftritt am Demokraten-Parteitag: „Ehre meines Lebens“
Tim Walz hat die Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat der US-Demokraten angenommen. Das sei „die Ehre meines Lebens“, sagte Walz gestern (Ortszeit) am Parteitag der Demokratischen Partei in Chicago. „Wir sind heute Abend alle aus einem schönen, einfachen Grund hier: Wir lieben dieses Land“, fuhr er fort.
Der vergleichsweise unbekannte Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota blickte in seiner Rede auf Stationen in seinem Leben. Über seine Kindheit in einer kleinen Stadt in Nebraska sagte Walz, „man lernt, sich umeinander zu kümmern“. Der 60-Jährige sprach auch über seine Karriere als Footballcoach.
Dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump warf er vor, „den ganzen Tag“ damit zu verbringen, „Menschen zu beleidigen und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben“. Am meisten sprach Walz jedoch über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.
Bill Clinton, Steve Wonder, Oprah Winfrey
Zuvor hatte Ex-Präsident Bill Clinton am Parteitag für Walz und Harris geworben. Auch die Musiker Stevie Wonder und John Legend sowie Schauspielerin Mindy Kaling und Schauspieler Kenan Thompson traten in Chicago auf. Applaus bekam außerdem Talk-Queen Oprah Winfrey.
Der Parteitag der Demokraten hatte am Montag begonnen. Er dauert noch bis morgen. Dann wird Harris formell ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin annehmen. Am Parteitag gab es viel Begeisterung für Harris, aber auch Warnungen vor allzu viel Euphorie.
So warnte Ex-Präsident Barack Obama seine Partei eindringlich, dass das Rennen zwischen Harris und dem republikanischen Rivalen Donald Trump „eng“ bleiben werde. Solche Warnungen werden durch die Umfragen gestützt. Lesen Sie mehr …
red, ORF.at/Agenturen
Medien: Unabhängiger US-Kandidat Kennedy gibt auf
Der unabhängige US-Präsidentschaftsbewerber Robert F. Kennedy Jr. wird Medienberichten zufolge seine Kandidatur für die Wahl bis Ende der Woche aufgeben.
Er werde sich hinter den republikanischen Kandidaten Donald Trump stellen, berichteten unter anderem ABC News, CNN und die „New York Times“ gestern unter Berufung auf Insider.
Eine Stellungnahme von Kennedy lag nicht vor. Sein Wahlkampfteam hatte angekündigt, der 70-Jährige werde sich morgen im Bundesstaat Arizona an die Nation wenden und über sein weiteres Vorgehen sprechen.
Der Neffe des früheren Präsidenten John F. Kennedy gilt als chancenlos gegen Trump und die Demokratin Kamala Harris. Kennedy trat ursprünglich als Demokrat für die Abstimmung Anfang November an.
red, ORF.at/Agenturen
US-Kleinunternehmer sind trotz Inflation optimistisch – Umfragen von American Express und NFIB zeigen Zufriedenheit und gute kurzfristige Perspektiven
New York (pte018/21.08.2024/11:30) – Die Kleinunternehmer in den USA insgesamt positiv gestimmt, was ihr Geschäft und das Erreichen ihrer für dieses Jahr gesetzten Ziele angeht, trotz Inflation und hoher Arbeitskosten. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Umfragen von American Express und von der National Federation of Independent Business (NFIB).
Kreativität nötig
In der American-Express-Umfrage unter mehr als 1.100 Finanzentscheidern von Kleinunternehmen gaben 83 Prozent der Inhaber an, dass die letzten Jahre von ihnen mehr Kreativität als je zuvor verlangt haben. 87 erklärten, sich jedes Jahr sicherer in ihren Fähigkeiten als Geschäftsinhaber zu fühlen.
„Mitte 2024 haben wir kleine Unternehmen gebeten, auf die Ziele zurückzublicken, die sie sich für das Jahr gesetzt haben, und wir haben festgestellt, dass sie mit ihren Fortschritten und Erfolgen in der ersten Hälfte zufrieden sind“, kommentiert Gina Taylor Cotter, Executive Vice President und General Manager von American Express Small Business Products, die Ergebnisse.
Inflation schafft Probleme
Die National Federation of Independent Business (NFIB) gab unterdessen bekannt, dass ihr in der neuen Umfrage ermittelter Small Business Optimism Index im Juli um 2,2 Punkte auf 93,7 Punkte gestiegen ist – den höchsten Wert seit Februar 2022. Dennoch liegt er den 31. Monat in Folge unter dem 50-Jahres-Durchschnitt von 98. Die Inflation wurde von den Befragten mit 25 Prozent weiterhin als Hauptproblem bei der Führung ihres Unternehmens genannt.
„Trotz dieses ansteigenden Optimismus bleibt der Weg für die Kleinunternehmer des Landes schwierig“, sagte NFIB-Chefökonom Bill Dunkelberg. „Der Kostendruck, insbesondere bei den Arbeitskosten, macht den kleinen Unternehmen weiterhin zu schaffen und wirkt sich auf ihre Endergebnisse aus.“ Ein weiteres Problem besteht im mangelnden Versicherungsschutz, wie pressetext berichtete. (Ende)
Brasilien verschärft Einreiseregeln für Transitreisende
Brasilien verschärft ab kommender Woche die Einreisebestimmungen für Transitreisende. Ausländische Reisende ohne Visum müssten ab Montag direkt zu ihrem Zielort weiterreisen oder in ihr Heimatland zurückkehren, teilte das brasilianische Ministerium für öffentliche Sicherheit heute laut Reuters mit.
Hintergrund der Maßnahme ist laut Ministerium ein Boom ausländischer Reisender, die Brasilien als Zwischenstopp nutzen, um während ihres Aufenthalts Asyl zu beantragen.
Das diene oft als Absicherung auf dem Weg in die USA oder Kanada. „Wenn sie an der US-Grenze aufgegriffen werden, werden sie nach Brasilien zurückgeschickt und nicht in ihr Heimatland“, erklärte eine mit der Angelegenheit vertraute Person aus Polizeikreisen. Dadurch hätten die Migranten und Migrantinnen die Möglichkeit zu einem erneuten Versuch, in die USA oder nach Kanada zu gelangen.
Laut Behördenberichten wurden von Anfang 2023 bis Ende Juni dieses Jahres mehr als 8.300 Asylanträge in brasilianischen Flughäfen gestellt. Davon blieben nur 117 Anträge im brasilianischen Migrationssystem aktiv. „Das bedeutet, dass 99,59 Prozent der Menschen, die im Flughafen Zuflucht gesucht haben – 8.210 Personen –, entweder das Land verlassen haben oder illegal im Land geblieben sind“, heißt es in einem Bericht des Ministeriums. Die meisten Antragsteller stammten aus Indien, Vietnam und Nepal.
red, ORF.at/Agenturen
MENA-Watch vom 21.8.2024
Aus dem Editorial:
»Das Vertrauen in die Problemlösungskapazität der UNO war noch nie so groß wie heute.« Mit dieser erstaunlichen Feststellung wartete der österreichische Menschenrechtsexperte Manfred Nowak unlängst in der Presse auf. Man rieb sich die Augen und hätte den ehemaligen Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über Folter gerne gefragt, ob ihm auch nur ein einziges Problem einfällt, zu dessen Lösung die Vereinten Nationen einen maßgeblichen Beitrag geleistet haben.
Ein Blick in die Onlineversion seines Presse-Gastkommentars zeigt indes, dass Nowak bzw. der Redaktion wohl ein dummer Fehler unterlaufen ist, der stillschweigend behoben wurde. Das Vertrauen in die »Problemlösungskapazität der UNO«, so ist in der revidierten Version zu lesen, »war noch nie so niedrig wie heute« [Hervorhebung F. M.].
Leider war dieser Lapsus nicht das einzige und auch nicht das größte Problem an Nowaks Kommentar. Um die UNO vor Kritik in Schutz zu nehmen, bemühte er einen billigen argumentativen Trick: Das »Verfehlen der Hauptziele kann allerdings nicht primär der UNO angelastet werden, sondern liegt in der Verantwortung ihrer 193 Mitgliedstaaten.« Man kennt das von Apologeten der Vereinten Nationen zur Genüge: Alles, was irgendwie als positiv verbucht werden kann, sei das Verdienst der UNO, die, wie Nowak glaubt, »Unglaubliches geleistet« habe. Für alles andere könne sie nichts. So einfach kann man sich’s machen. …
MENA-WATCH-ARTIKEL: In kaum einem Bericht über eine drohende Polio-Epidemie im Gazastreifen wurde erwähnt, was Israels Armee seit Monaten dagegen unternimmt.
Vor Wochen schon warnten die Vereinten Nationen vor einer drohenden Polio-Epidemie im Gazastreifen. In Abwasserproben seien Polio-Viren entdeckt worden, und wegen der aktuellen Lage im Kriegsgebiet und vor allem der schlechten Versorgung der Bevölkerung mit unbedenklichem Trinkwasser bestehe ein hohes Ansteckungsrisiko.
Vor wenigen Tagen machte nun die Meldung über einen ersten Polio-Fall die Runde: »Nach palästinensischen Angaben trat nun ein erster Fall von Kinderlähmung auf«, berichtete die ARD-Tagesschau. »Erkrankt sei ein ungeimpfter, zehn Monate alter Säugling in Deir al-Balah im Zentrum des Gebiets, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.« Polio sei im Gazastreifen eigentlich bereist vor fünfundzwanzig Jahren ausgerottet gewesen, »aber seit Beginn des Krieges vor zehn Monaten wurde kaum noch geimpft«. Es sei unmöglich, »die Impfung in einer aktiven Kriegszone durchzuführen«, erklärte ein Vertreter des UNO-Kinderhilfswerks, »und die Alternative wäre für die Kinder im Gazastreifen und der gesamten Region unvorstellbar«.
Nach den Warnungen vor einer dramatischen Hungersnot, die im Gazastreifen bevorstehe, aber nicht eintrat – die Warnungen beruhten schlicht auf falschen Daten –, dient jetzt das Horrorszenario einer Polio-Epidemie dazu, den Druck auf die Kriegsparteien, das heißt in erster Linie auf Israel, zu erhöhen, um endlich einer Waffenruhe zuzustimmen. Um Polio-Impfungen verabreichen zu können, sei eine Kampfpause »ein Muss«, denn es sei »unmöglich, eine Polio-Impfkampagne durchzuführen, während überall Krieg tobt«, so UN-Generalsekretär António Guterres.
Das Unmögliche tun
Was Guterres und die zahlreichen Medienberichte nicht erwähnten: Die israelische Armee leistet seit Monaten genau das, was jetzt allerorts für unmöglich erklärt wird. Ein Armeesprecher präsentierte auf X einige Fakten. Demnach habe die Armee seit Kriegsbeginn im vergangenen Oktober
»die Einfuhr von 282.126 Ampullen des Polio-Impfstoffs, die für 2.821.260 Dosen ausreichen, nach Gaza koordiniert. Seit der Entdeckung des Virus im Juli wurden im Rahmen der Impfkampagne 9.000 Ampullen über den Grenzübergang Kerem Shalom gebracht, wodurch 90.000 zusätzliche Impfdosen bereitgestellt wurden.
In den kommenden Wochen werden voraussichtlich 43.250 Fläschchen mit Impfstoff, der auf das in Umweltproben gefundene Virus zugeschnitten ist, in Israel eintreffen und in den Gazastreifen gebracht werden. Dies wird ausreichen, um über eine Million Kinder (in zwei Runden) zu impfen – insgesamt 2.162.500 Dosen.«
Die Armee stimme ihr Vorgehen zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit im Gazastreifen mit den lokalen Gesundheitsbehörden, der Weltgesundheitsorganisation, dem Kinderhilfswerk UNICEF und anderen Akteuren ab und
»führt Lagebeurteilungen durch, um die medizinische Situation im Gazastreifen kontinuierlich zu überwachen. Im Rahmen dieser Bemühungen hat der Staat Israel seit Beginn des Kriegs die Einrichtung von vierzehn Feldkrankenhäusern im Gazastreifen sowie die Einfuhr von 2.566 Lastwagen mit 25.955 Tonnen Medikamenten und medizinischer Ausrüstung in den Gazastreifen ermöglicht, die an die Bevölkerung verteilt wurden.«
Wieder einmal haben die Medienberichte und die Aussagen von UNO-Vertretern mit der tatsächlichen Lage im Gazastreifen wenig bis gar nichts zu tun. Dass seit Kriegsbeginn gegen Polio »kaum mehr geimpft« wurde, die wie ARD-Tagesschau behauptet hat, ist schlicht unwahr, wobei unklar ist, ob die verantwortlichen Redakteure einfach keine Ahnung hatten oder die Lage absichtlich und faktenfrei dramatisierten.
Die Tagesschau war freilich mit ihrer Desinformation bei Weitem nicht allein. Sollte es Berichte gegeben haben, in denen auf die umfangreichen Aktivitäten der israelischen Armee zur Verbesserung der Gesundheit der Menschen im Gazastreifen im Allgemeinen und auf die zahlreichen Polio-Impfungen im Besonderen eingegangen worden ist, so handelte es sich dabei um wenige löbliche Ausnahmen in einem anhaltenden medialen Elend.
MENA-WATCH-ARTIKEL: Wie die österreichische Tageszeitung »Die Presse« aus Israel einen Kriegstreiber macht
Immer noch publizieren internationale Medien völlig unkritisch Hamas-Angaben, die den jüdischen Staat dämonisieren. Israels Richtigstellungen interessieren danach so gut wie niemanden mehr.
einen Tag nachdem die Hamas am Sonntag verkündet hatte, keine Vermittler zu den für Donnerstag in Ägypten oder Katar geplanten Waffenstillstandsverhandlungen mit Israel schicken zu wollen, schrieb die österreichische Tageszeitung Die Presse auf ihrer Titelseite, dass »mehrere Verhandlungspartner am Willen Israels [zweifeln], den Krieg zu beenden«. Was war passiert, das Die Presse zu dieser angesichts der Verweigerungshaltung der Hamas doch eher überraschenden Meldung veranlasste?
Die Presse selbst gab die Antwort, nämlich, dass Israel in Gaza einen »Angriff auf eine Schule mit neunzig Todesopfern« geflogen habe. Das Problem an der Geschichte war aber wieder einmal, dass diese Behauptungen allein auf Hamas-Angaben beruhten – und damit auf Angaben einer islamistischen Terrororganisation, die mittlerweile bekannt dafür sein müsste, Falschinformationen und Propaganda zu streuen, um die Stimmung der internationalen Gemeinschaft gegen Israel aufzubringen.
Unbestritten ist, dass es Samstagnacht zu einem israelischen Angriff auf einen Gebäudekomplex in Gaza kam, der vor dem Krieg als Schule verwendet wurde. Allerdings wurde das Areal seit geraumer Zeit von der Hamas als Kommandozentrale genutzt, weswegen es am Samstag auch von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) angegriffen wurde, die im Anschluss bekannt gaben, einunddreißig Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihads ausgeschaltet zu haben.
»Verschiedenen nachrichtendienstlichen Hinweisen zufolge besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kommandeur der Zentralen Lagerbrigade der Terrororganisation Islamischer Dschihad, Ashraf Juda, im militärischen Hauptquartier in der Al-Taba’een-Schule aufhielt, auf die der Luftschlag durchgeführt wurde«, sagte IDF-Sprecher Daniel Hagari. »In den vergangenen Monaten hat sich die Hamas zunehmend auf die Nutzung von Schulgebäuden konzentriert, in denen sich oft Zivilisten aufhalten, um sie als militärische Einrichtungen, Kommando- und Kontrollzentren, Waffenlager und für Terroranschläge zu nutzen.«
Heutiges Propaganda-Cover der Presse
-90 tote Zivilisten als von Hamas übernommener Fakt.
-Schule die seit 10 Monaten keine Schule mehr ist.
-Gebäude von Hamas als Kommandozentrale genutzt
-Erst gestern lehnte Hamas Verhandlungen ab, aber Israel fehle der Willen, Krieg zu beenden pic.twitter.com/BPZ4M1jH3x
— Mr. Edelman (@schneckerl) August 12, 2024
Voller Ungereimtheiten
Wie aber sieht es mit der Presse-Behauptung aus, Israel habe bei dem Angriff neunzig Menschen, vornehmlich Zivilisten, getötet? Diese Angaben stammen wie immer in solchen Fällen von den örtlichen Behörden in Gaza, sprich: ebenfalls von der Hamas, die, wie erwähnt, besonders interessiert ist, Israel in möglichst schlechtem Licht dastehen zu lassen, was einem mit der Sache befassten Journalisten auch klar sein könnte.
Nicht nur präsentierten die IDF kurze Zeit später Aufnahmen, die zeigten, dass der umliegende Schulkomplex keinen größeren Schaden erlitten hate, weswegen die von den Gaza-Behörden kolportierte Behauptung, Israel habe bei dem Angriff 2.000-Pfund-Bomben eingesetzt, nicht der Wahrheit entsprechen kann: Solche Bomben hinterlassen Krater von rund zehn Metern Durchmesser und mehreren Metern Tiefe, von denen auf den Aufnahmen vom Ort des Geschehens allerdings nicht das Geringste zu sehen ist (wie auch schon in der Vergangenheit).
Vielmehr wurden drei kleine Gefechtsköpfe für einen präzisen Schlag verwendet, weswegen Israel im Nachhinein auch erklärte, dass die Raketen »nicht jenen Schaden verursacht haben können, der den Berichten der Regierungsmedien in Gaza über die Opferzahlen entspricht«.
Zugleich wiesen Militärexperten darauf hin, dass es in der kurzen Zeitspanne, in der die Hamas nach dem Luftschlag ihre angeblichen Opferzahlen präsentierte, völlig unmöglich sei, ausreichende Informationen für gesicherte Angaben zu sammeln, was Nachrichtenagenturen und Medien eigentlich davon abhalten sollte, die Hamas-Zahlen als unumstößliche Fakten zu präsentieren.
Doch das waren nicht die einzigen Ungereimtheiten bei diesem Fall: Sieht man sich etwa die verfügbaren Aufnahmen des äußerst begrenzten Angriffsorts an, der laut Analyse eines ehemaligen Luftbildauswerters der deutschen Bundeswehr eine Fläche von rund 270 Quadratmetern umfasst, müssten sich auf diesem sehr kleinen Areal mindestens hundertfünfzig Menschen aufgehalten haben, damit die Hamas-Angaben von rund hundert Toten und fünfzig Verletzen der Realität entsprechen können: »In einem geschlossenen Gebäude. Und nach dem Luftschlag müssten sie auch dort herumgelegen haben. Davon gibt es keinerlei Bildmaterial«, fasst der Militärblogger U. M. seine Recherchen zusammen.
Es ist also immer dasselbe Spiel in solchen Fällen: Israel greift Gebäudekomplexe an, die von der Hamas und anderen Terrorgruppen als Kommandozentralen benutzt werden, was nicht nur ein Kriegsverbrechen darstellt, sondern die angegriffenen Komplexe auch zu legitimen militärischen Zielen macht. Unmittelbar darauf veröffentlicht die Hamas horrende Opferzahlen, die von internationalen Medien sofort weiterverbreitet werden, während Israel die Vorfälle noch untersucht.
Werden dann die israelischen Untersuchungsergebnisse publik gemacht, die in aller Regel die Hamas-Propaganda widerlegen, interessiert sich so gut wie niemand mehr dafür – und Israel ist längst als Kriegstreiber gebrandmarkt, der kein Interessen an einem Waffenstillstand hätte, auch wenn es die Hamas ist, welche die Waffenstillstandsgespräche zu boykottieren droht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …
COMMENT: Auf die verzerrende Darstellung des Angriffs auf Schule und Moschee an anderer Stelle wurde im Tagesblick vor Tagen bereits hingewiesen.
Iranische Medien: Raisis Hubschraubercrash war Unfall
Die iranischen Behörden sind Medienberichten zufolge zu dem Schluss gekommen, dass schlechtes Wetter und Überladung den tödlichen Absturz des Hubschraubers mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord verursacht haben. Die Nachrichtenagentur Fars meldete gestern unter Berufung auf eine Quelle in den Sicherheitsbehörden, dass die Ermittler „sich absolut sicher sind, dass es sich um einen Unfall handelte“. Die iranische Armee hatte bereits im Mai erklärt, dass es keine Hinweise auf eine Straftat als Unglücksursache gebe.
Laut dem Fars-Bericht waren zwei Insassen mehr an Bord als vom Sicherheitsprotokoll vorgesehen. Demnach gelang es dem Hubschrauber angesichts der Überladung nicht, an Höhe zu gewinnen. Die Ermittler hätten die Möglichkeit ausgeschlossen, dass „elektronische Systeme gestört oder gehackt wurden“. Es seien auch „keine Hinweise auf chemische Stoffe und schädliche Substanzen“ entdeckt worden.
Der Präsidentenhubschrauber war am 19. Mai im Nordwesten des Iran auf dem Weg in die Stadt Täbris abgestürzt. Alle acht Insassen, unter ihnen auch Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, kamen dabei ums Leben.
red, ORF.at/Agenturen
EUROPÄISCHE UNION
Datenschutzbeschwerden gegen EU-Parlament
Wegen des unzureichenden Schutzes persönlicher Daten von Beschäftigten gehen Datenschützer gegen das Europaparlament vor. Im Namen von vier im EU-Parlament arbeitenden Personen seien zwei Beschwerden beim Europäischen Datenschutzbeauftragten eingereicht worden, teilte die Gruppe noyb (None of your business (dt.: Geht dich nichts an)) des Bürgerrechtsaktivisten Max Schrems heute mit.
Anlass hierfür sei ein Datenleck der Rekrutierungsplattform People, über das Unbefugte Zugriff auf sensible Daten wie Geburtsurkunden, Krankenakten und Diplome von mehr als 8.000 Personen erlangen konnten.
Das Parlament sei erst mit mehreren Monaten Verspätung über den Vorfall, dessen Ursache ungeklärt scheine, informiert worden. Das Europäische Parlament war für einen Kommentar nicht zu erreichen.
„Besorgniserregend“
„Diese Datenpanne folgt auf eine Reihe von Cybersicherheitsvorfällen in EU-Institutionen im letzten Jahr“, sagte noyb-Juristin Lorea Mendiguren. „Das Parlament ist verpflichtet, angemessene Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Schließlich sind die Mitarbeiter ein beliebtes Ziel für böswillige Akteure.“
Nach Einschätzung von noyb verstößt das Europaparlament gegen die Europäische Datenschutz-Grundverordnung. Die Datenschutzbehörde EDSB solle deren Einhaltung durchsetzen. Außerdem fordern die Aktivisten eine Verwaltungsstrafe.
„Als EU-Bürger ist es besorgniserregend, dass die EU-Institutionen immer noch so anfällig für Angriffe sind“, sagte noyb-Chef Schrems. „Solche sensiblen Informationen im Umlauf zu haben ist nicht nur für die Betroffenen beängstigend. Sie können auch genutzt werden, um demokratische Entscheidungen zu beeinflussen.“
red, ORF.at/Agenturen
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
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ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
„66 % mehr Einbürgerungen im 1. Halbjahr 2024“
von Statistik Austria finden Sie als PDF auf unserer Website
Pensionen: Alterssicherungskommission für Reform
Eine Anhebung des Pensionsantrittsalters fordert die Vorsitzende der Alterssicherungskommission, Christine Mayrhuber. Um die Pensionen im finanzierbaren Rahmen zu halten, seien „unglaubliche Anstrengungen“ nötig, sagte sie dem „Standard“ (Donnerstag-Ausgabe): „Die nächste Regierung muss das Problem unbedingt anpacken.“
Geht es nach der Expertin, soll das Antrittsalter schrittweise um zwei Jahre von 65 auf 67 Jahre angehoben werden. Nur so ließen sich die Kosten eindämmen, die vor allem durch die hohe Inflation unvorhergesehen gestiegen seien.
Gleichzeitig spricht sich Mayrhuber dafür aus, das Antrittsalter der Korridorpension – der mit Abschlägen erkauften Frühpension – für Menschen mit langen Versicherungszeiten bei 62 Jahren zu belassen. 45 Arbeitsjahre sollten, wenn auch mit gewissen Einbußen, für den Antritt einer Pension reichen, wie sie dem „Standard“ erklärte.
red, ORF.at/Agenturen
Gewerkschaft warnt vor Lehrkräftemangel
Besonders in Wiener Volksschulen wird offenbar kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs Personal gesucht. Die Gewerkschaft sieht einen permanenten Lehrkräftemangel. Laut Bildungsdirektion ist der Schulstart aber personalmäßig gesichert.
In diesem Sommer haben laut Gewerkschaft auffallend viele Lehrerinnen und Lehrer ihr Dienstverhältnis aufgegeben. Wie viele es genau sind, dazu gibt es von der Bildungsdirektion auf Nachfrage keine Zahlen. Der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern ist laut Gewerkschaft mit dem Arbeitsstandort Wien verbunden.
Lehrkräfte brauchen mehr Unterstützungspersonal
Das Problem sei, „dass offensichtlich für viele Kolleginnen und Kollegen Wien nicht attraktiv genug ist, um hier zu unterrichten“, sagt Thomas Krebs vom Zentralausschuss der Wiener Pflichtschullehrer. Lehrerinnen und Lehrer aus den Bundesländern würden nicht oder nicht mehr in Wien unterrichten wollen, sagt der Gewerkschafter. „Wir haben sehr heterogene Klassen oder sehr große Klassen, teilweise sehr wenig Unterstützung durch die Eltern.“ Es gebe dadurch soziale und sprachliche Barrieren.
Auf den Lehrkräftemangel sei zu spät und nicht nachhaltig gehandelt worden, kritisiert Krebs. Der Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern, die noch in Ausbildung sind, sei keine langfristige Lösung. Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, müsse die Attraktivität des Berufs gesteigert werden: „Wir brauchen viel mehr Unterstützungspersonal, wir brauchen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, idealerweise einen pro Standort, wir brauchen medizinische Unterstützung und wir brauchen Unterstützung im Sicherheitsbereich.“
Stadt will Job attraktiver machen
Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) sieht das Problem bei Versäumnissen der Bundesregierung: „Wir haben seit mehreren Jahren einen Fachkräftemangel in diesem Bereich, weil die hier verantwortliche Bundesregierung zu wenig ausbildet. Drum setzen wir in Wien Maßnahmen, um den Beruf zu attraktiveren.“ Die Stadt stocke die administrative Unterstützung auf. Zudem gibt es ein kostenloses „Öffi“-Ticket für alle Pflichtschullehrerinnen und -lehrer.
Der Bildungsstadtrat und die Bildungsdirektion garantieren auf jeden Fall einen ordnungsgemäßen Schulstart im September. Weitere Unterstützungsmaßnahmen werden möglicherweise am Freitag bekannt gegeben, für da ist eine Pressekonferenz zu dem Thema angekündigt.
red, wien.ORF.at
Konflikte durch E-Roller auf Radwegen – KURZVIDEO
Viele Menschen fahren mit elektrisch angetriebenen Rädern, Mopeds und Rollern. Sie sind zumeist auf Radwegen unterwegs – dort kommt es oft zu Gerangel. Auch die Unfallzahlen steigen stark. *** ZIB 2
COMMENT: nicht nur die E-Motorroller haben auf den teils recht schmalen Radwegen nichts verloren, auch die E-Roller sind gefährlich: sie fahren sehr schnell, überholen mal rechts, mal links und sie sind nicht zu hören. Eine Ausstattung mit einem Geräuschgenerator ist sehr hilfreich. Man kann als Radfahrer beim Vorwärtsfahren nicht ständig in die Rückspiegel schauen. Auch E-Autos im Straßenverkehr benötigen einen Geräuschgenerator, der Motorgeräusche imitiert. Die Rechtsvorschrift, bei jeder geplanten Seitwärtsbewegung des eigenen Fahrzeugs zunächst in den Rückspiegel zu schauen oder mittels Radfahrerrückblick sich zu vergewissern, ob die Bahn frei ist, scheitert an den praktischen Gegebenheiten. Jeder Radfahrer fährt sicherer, wenn er nicht nur „mit den Augen“, sondern auch „mit den Ohren“ fährt.
Taylor Swift äußert sich erstmals zu Konzert-Absagen in Wien – APA
Zwei Wochen nach der Absage ihrer drei Konzerte in Wien wegen bekanntgewordener Terrorpläne hat sich US-Popstar Taylor Swift erstmals öffentlich dazu geäußert. Die Absage der Konzerte in Wien sei „niederschmetternd“ für sie gewesen, erklärte Swift in der Nacht auf Donnerstag (österreichischer Zeit) auf ihrem Instagram-Profil. Der Grund für die Absagen habe sie mit „Angst und enormen „Schuldgefühlen“ erfüllt, weil so viele Menschen zu den Shows kommen wollten, so die Sängerin.
Aber sie sei den Behörden auch sehr dankbar, „denn dank ihnen trauerten wir um Konzerte und nicht um Menschenleben“, erklärte Swift und zeigte sich berührt von der „Liebe und der Einigkeit“ ihrer Fans. Ihr langes Schweigen zu den Absagen verteidigte die Sängerin damit, dass sie ihre Europa-Tour erst sicher beenden wollte, bevor sie öffentlich Stellung nehmen wollte. In den vergangenen Tagen hatte der Popstar noch fünf Auftritte in London. „Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Ich werde mich nicht öffentlich zu etwas äußern, wenn ich glaube, dass es diejenigen provozieren könnte, die den Fans, die zu meinen Konzerten kommen, schaden wollen“, so die Sängerin.
Dazu, ob die Konzerte in Wien möglicherweise nachgeholt werden könnten, äußerte sich Swift nicht. Im Oktober werde sie ihre Tour fortsetzen, zuvor werde sie sich „eine dringend benötigte Pause“ gönnen, hieß es.
Im Rahmen ihrer am Dienstagabend in London beendeten Europa-Tour waren ab 8. August insgesamt drei Konzerte im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien geplant. Zehntausende Fans aus der ganzen Welt waren dafür in die Bundeshauptstadt gereist. Nachdem am Vortag des ersten Konzerts zwei Terrorverdächtige festgenommen wurden, die einen Anschlag auf Swift-Fans vor dem Ernst-Happel-Stadion geplant haben sollen, sagte der Veranstalter die Auftritte des Superstars kurzfristig ab.
Die „Eras Tour“ von Taylor Swift ist die erfolgreichste Konzerttournee aller Zeiten. Nach einer planmäßigen Pause sind von Oktober bis Dezember weitere Konzerte in den USA und Kanada geplant.
Erstes Statement: Taylor Swift verteidigt Schweigen zu Wien
Zwei Wochen nach der Absage ihrer drei Konzerte in Wien wegen Terrorverdachts hat sich US-Popstar Taylor Swift erstmals öffentlich dazu geäußert. Die Absage der Konzerte in Wien sei „niederschmetternd“ für sie gewesen, schrieb Swift in der Nacht auf Donnerstag auf ihrem Instagram-Account. Ihr langes Schweigen zu den Absagen verteidigte die Sängerin damit, dass sie ihre Europatour erst sicher beenden wollte, bevor sie öffentlich Stellung nahm.
„Um es ganz klar zu sagen: Ich werde mich nicht öffentlich zu etwas äußern, wenn ich glaube, dass es diejenigen provozieren könnte, die den Fans, die zu meinen Konzerten kommen, schaden wollen“, so die Sängerin, die in den vergangenen Tagen noch fünf Auftritte in London hatte.
Der Grund für die Absage der drei Wien-Konzerte habe sie mit „Angst“ und enormen „Schuldgefühlen“ erfüllt, weil so viele Menschen zu den Shows kommen wollten, so die Sängerin. Aber sie sei den Behörden auch sehr dankbar, „denn dank ihnen trauerten wir um Konzerte und nicht um Menschenleben“, schrieb Swift und zeigte sich berührt von der „Liebe und der Einigkeit“ ihrer Fans.
„Dringend benötigte Pause“
Dazu, ob die Konzerte in Wien möglicherweise nachgeholt werden könnten, äußerte sich Swift nicht. Im Oktober werde sie ihre Tour wie geplant in den USA fortsetzen, zuvor werde sie sich „eine dringend benötigte Pause“ gönnen. Die nun offiziell abgeschlossene europäische Etappe ihrer „Eras“-Tour „war hektischer als alles, was wir bisher gemacht haben“, so Swift, die sich auch bei ihrer Crew bedankte.
„In London auf die Bühne zu gehen war eine Achterbahn der Gefühle“, schrieb Swift. Das Publikum sei dann leidenschaftlich, ausgelassen und voller Freude gewesen. Die Energie im Stadion sei wie eine riesige Umarmung von 92.000 Menschen gewesen und habe ihr die Ruhe zurückgegeben. London habe sich angefühlt wie eine wunderschöne Traumsequenz.
„Es war ein Traum, für euch aufzutreten, mit euch zu tanzen und diese magischen Momente zu teilen“, bedankte sich Swift bei ihren Fans. Gerade weil Swift für eine besondere Beziehung zu ihren Fans bekannt ist, hatte es manche überrascht, dass sie bisher zur Absage in Wien geschwiegen hatte.
Absage am Tag vor erstem Konzert
Im Rahmen ihrer am Dienstagabend in London beendeten Europatour waren ab 8. August insgesamt drei Konzerte im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien geplant. Zehntausende Fans aus der ganzen Welt waren dafür in die Bundeshauptstadt gereist. Nachdem am Vortag des ersten Konzerts zwei Terrorverdächtige festgenommen worden waren, die einen Anschlag auf Swift-Fans vor dem Ernst-Happel-Stadion geplant haben sollen, sagte der Veranstalter die Auftritte des Superstars kurzfristig ab.
Der europäische Teil von Swifts ausverkaufter „Eras“-Tour hatte im Mai in Paris begonnen. Später machte die Sängerin für Konzerte unter anderem in Deutschland und der Schweiz halt. Die Tour ist die erfolgreichste Konzerttournee aller Zeiten. Nach einer planmäßigen Pause sind von Oktober bis Dezember weitere Konzerte in den USA und Kanada geplant.
red, ORF.at/Agenturen
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MEDIZIN
Lebenserwartung steigt wieder an
Wiesbaden – Nach dem Ende der Coronapandemie steigt die Lebenserwartung wieder an. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt betrug in Deutschland im Jahr 2023 für Frauen 83,3 Jahre und für Männer 78,6 Jahre. Das berichtet das Statistische Bundesamt.
Die Lebenserwartung ist damit bei beiden Geschlechtern im Vergleich zum Vorjahr um etwa 0,4 Jahre gestiegen. Während der Coronajahre 2020 bis 2022 war die Lebenserwartung sowohl bei Männern als auch bei Frauen um 0,6 Jahre im Vergleich zu 2019 gesunken.
„Das Niveau aus dem Jahr 2019 ist somit noch nicht wieder erreicht – es zeigt sich jedoch ein deutlicher Aufholeffekt“, heißt es vom Bundesamt.
Wichtig ist dabei zu wissen: Die „Lebenserwartung bei Geburt“ fasst die Sterblichkeit über alle Altersjahre hinweg in einem Wert zusammen. Dieser ist von der Altersstruktur und von der Größe der Bevölkerung unabhängig. Die Lebenserwartung ist deshalb besonders gut für Zeitvergleiche geeignet, wie die Statistiker erklären.
Es handelt sich – trotz des Namens – nicht um eine Prognose für heute Neugeborene. In Voraussagen dafür könnten 2023 geborene Jungen – je nach Trendvariante – rund 81 bis 90 Jahre und Mädchen etwa 85 bis 93 Jahre leben. © dpa/aerzteblatt.de
Schwangerschaft: Schon eine oder zwei Zigaretten am Tag schaden dem Kind
Jinan/China – Frauen, die in der Schwangerschaft rauchen, gefährden die Gesundheit ihres werdenden Kindes. Ein erhöhtes Risiko auf eine schwere Morbidität in den ersten Lebenstagen war in einer Studie im Journal of Epidemiology and Community Health (2024; DOI: 10.1136/jech-2024-222259 ) bereits in der Zeit vor der Befruchtung nachweisbar und es stieg während der Schwangerschaft mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten an.
Junge Frauen rauchen heute ebenso häufig wie junge Männer. Viele Schwangere ahnen, dass sie damit ihrem Kind Schaden zufügen. In einem US-Geburtsregister für die Jahre 2016 bis 2019 – die Mütter werden bei der Entbindung gefragt, ob sie in der Schwangerschaft geraucht haben – fiel der Anteil der Raucherinnen von 9,3 % in den Wochen vor der Schwangerschaft auf 7,0 % im ersten, 6,0 % im zweiten und 5,7 % im dritten Trimenon.
Ein Team um Bo Xi von der Shandong Universität in Jinan/China hat die Angaben zum Zigarettenkonsum mit der Häufigkeit einer schweren neonatalen Morbidität in Beziehung gesetzt. Dazu gehören zahlreiche Notfälle, die die Aufnahme auf eine neonatologische Intensivstation notwendig machen, etwa eine assistierte Beatmung, eine Surfactant-Ersatztherapie, ein Verdacht auf eine Sepsis sowie Krampfanfälle oder schwere neurologische Störungen.
Derartige Analysen sind fehleranfällig, da Schwangere, die rauchen, häufig noch andere Risikofaktoren haben, die die Gesundheit ihres Kindes gefährden. Dazu gehört beispielsweise ein niedriges Alter, eine Adipositas, eine unvollständige Schwangerschaftsvorsorge, aber auch Herkunft und Ehestand können stellvertretend für andere Probleme stehen.
Die Forscher haben diese „Confounder“ so gut wie möglich berücksichtigt. Es blieb bei einem erhöhten Risiko, das bereits in den Wochen vor der Schwangerschaft mit einer adjustierten Odds Ratio (OR) von 1,27 nachweisbar war, also mit einem Anstieg um 27 %. Ein erhöhtes Risiko durch das Rauchen war auch im ersten Trimenon (OR 1,31), im zweiten Trimenon (OR 1,32), und im dritten Trimenon (OR 1,31) nachweisbar.
Die Analyse basiert auf den Daten zu mehr als 12 Millionen Schwangerschaften. Alle Odds Ratios waren statistisch signifikant. Dass den Assoziationen eine Kausalität zugrunde liegt, dass also das Rauchen der Schwangeren tatsächlich für die erhöhte Morbidität der Neugeborenen mit verantwortlich ist, darauf deutet eine – wenn auch schwache – Dosis-Wirkungsbeziehung hin.
Xi ermittelt bereits für eine bis 2 Zigaretten pro Tag ein um 16 % erhöhtes Risiko auf eine schwere neonatale Morbidität (OR 1,16). Die Odds Ratio stieg bei 3 bis 5 Zigaretten auf 1,22, bei 6 bis 9 Zigaretten auf 1,26, bei 10 bis 19 Zigaretten auf 1,27 und bei 20 oder mehr Zigaretten auf 1,31 an.
Schon der Rauch einer einzelnen Zigarette, deren Schadstoffe über den Blutkreislauf den Embryo oder Feten erreichen, könnte demnach dem Embryo schaden, auch wenn eine epidemiologische Studie dies nicht mit Sicherheit beweisen kann. © rme/aerzteblatt.de
Prostatakarzinom: Weniger Biopsien mithilfe von KI-bewerteten MRT-Scans möglich
Heidelberg – Eine Optimierung der Risikostratifikation mittels zusätzlicher Informationen per Künstlicher Intelligenz (KI) könnte dazu beitragen, unnötige Biopsien bei Verdacht auf Prostatakarzinom zu vermeiden.
Prospektive klinische Studien müssten den Nutzen des vorgeschlagenen kombinierten Verfahrens aus etabliertem PI-RADS-Score und neuem KI-Verfahren allerdings noch bestätigen (European Radiology 2024; DOI: 10.1007/s00330-024-10818-0 ).
Aktuell nutzen Radiologen zur Abschätzung des Krebsrisikos bei Verdacht auf Prostatakarzinom den PI-RADS-Score, der neben dem PSA-Wert, Alter und Prostatavolumen zum Beispiel auch die MRT-Befunde berücksichtigt. Der PI-RADS-Score liefert einen Wahrscheinlichkeitswert für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms. Eine endgültige Gewissheit liefert aber erst eine Analyse von Gewebe.
„Die Biopsie ist jedoch invasiv und kann in seltenen Fällen zu Infekten oder Blutungen führen, die teilweise sogar eine Krankenhausaufnahme erfordern“, berichtete Seniorstudienautor David Bonekamp, Radiologe am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Um die Möglichkeiten der Risikovorhersage zu verbessern, entwickelten die Wissenschaftler um Bonekamp eine auf Deep Learning basierende KI. Herangezogen wurden die Daten von 1.627 Männern, die zwischen 2014 und 2021 in Heidelberg eine multiparametrische MRT-Bildgebung der Prostata erhalten und sich anschließend einer Biopsie unterzogen hatten. Die KI wurde zunächst an den MRT-Aufnahmen von über 1.000 dieser Männer trainiert und dann an den übrigen Datensätzen erprobt.
„Unser Ziel war es, diejenigen Männer herauszufiltern, die nur ein minimales Krebsrisiko haben. Ihnen könnte man die Gewebeentnahme ersparen oder diese um einige Zeit aufschieben. Männer dagegen, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Prostatakrebs vorliegt, profitieren dagegen von der Biopsie, da der Krebs früh erkannt werden kann“, erläuterte Bonekamp.
Im ersten Szenario wurde der PI-RADS Wert im Risikokalkulator durch das KI-Verfahren ersetzt. Hier veränderte sich die diagnostische Aussagekraft kaum. Dagegen lieferte die Kombination von KI und PI-RADS im zweiten Ansatz überzeugendere Ergebnisse. Unter den Männern, die ursprünglich biopsiert worden waren, identifizierte das KI-Verfahren plus PI-RADS für 49 % der Männer nur minimale Risiken.
„Das heißt, die Kombination von Deep Learning und radiologischer Befundung hätte theoretisch fast die Hälfte dieser Biopsien vermeiden können, ohne eine relevante Zahl an Tumoren zu übersehen“, schlussfolgerte Erstautor Adrian Schrader, Wissenschaftler am DKFZ in Heidelberg.
Somit liefern die PI-RADS-Befundung durch erfahrenen Radiologen und die KI-Ergebnisse komplementäre diagnostische Informationen, die zusammengefasst zu einer präziseren Risikostratifizierung der Patienten beitragen können.
„Für Patienten mit einem auffälligen PSA-Wert könnte es in Zukunft einen großen Vorteil bedeuten, die KI-Analyse in die weiterführende Diagnostik zu integrieren. Prospektive Studien müssen allerdings den Nutzen des Verfahrens bestätigen, und klären, dass es keine Nachteile für die Patienten hat“, gab Bonekamp zu bedenken.
Die aktuellen Ergebnisse gelten für Biopsie-naive Männer oder zuvor negativ biopsierte Patienten, betonen die Studienautoren, da diese die typische Screening-Population darstellen. Bei einem Monitoring nach erfolgter Therapie müsse der neue Einsatz zur Vorhersage des Tumorprogressionsrisikos ebenfalls noch untersucht werden, stellen die Autoren klar. © cw/aerzteblatt.de
Kolon- und Rektumkarzinomen: Qualität von Operationen steigt mit der Fallzahl
Köln – Patienten mit einem Kolon- oder einem Rektumkarzinom profitieren von einer Betreuung durch ein Team, das durch höhere Fallzahlen viel Erfahrung mit der Operation der Tumore hat. Das zeigt ein Rapid Report, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsames Bundesausschusses (G-BA) erstellt hat.
Es handelt sich dabei um eine Aktualisierung eines Berichts aus dem Jahr 2022. Das Update betrachtet Kolon- und Rektumkarzinome anders als der vorige Bericht getrennt voneinander.
Demnach verbessert sich die Behandlungsqualität bei häufigeren Operationen von kolorektalen Karzinomen pro Krankenhaus – auch bei getrennter Betrachtung von Rektumchirurgie und Kolonchirurgie: Die Sterblichkeit verringert sich mit höheren Fallzahlen bei beiden Indikationen.
Bei höheren Fallzahlen von Rektumoperationen bleibt zudem die Kontinenz häufiger erhalten, was für die Betroffenen besonders wichtig ist. Für die Zielgrößen kurzfristige Mortalität (30 Tage), Kontinenzerhaltung und Krankenhausaufenthaltsdauer zeigte sich bei der OP des Rektumkarzinoms auch auf der Arztebene eine bessere Behandlungsqualität bei höheren Fallzahlen.
Seit 2003 setzt der G-BA für bestimmte planbare stationäre Leistungen verbindliche Mindestmengen für Kliniken fest.
Krankenhäuser dürfen diese Leistungen nur dann abrechnen, wenn die erforderliche Mindestmenge im jeweils nächsten Kalenderjahr aufgrund berechtigter Prognosen voraussichtlich erreicht wird.
Für die Operationen von kolorektalen Karzinomen hat der G-BA bislang aber noch keine jährliche Mindestmenge festgelegt. © hil/aerzteblatt.de
GESUNDHEITSSYSTEM
15.000 Herzen in Deutschland seit 1969 transplantiert
Frankfurt am Main – In Deutschland sind seit 1969 bislang 15.000 Herzen transplantiert worden. Die Herztransplantation sei inzwischen eine Routineoperation geworden, die trotzdem sehr anspruchsvoll bleibe, teilten die Deutsche Stiftung Organtransplantation und die Deutsche Transplantationsgesellschaft heute mit.
Am 3. Dezember 1967 hatte der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard weltweit erstmals erfolgreich eine Herztransplantation vorgenommen.
Am 13. Februar 1969 fand die erste Übertragung eines Herzens in Deutschland statt.
Die Ergebnisse waren aber insgesamt ernüchternd, so dass dieser Eingriff mehr als zehn Jahre lang nicht mehr vorgenommen wurde.
Erst seit 1981 nahm die Herztransplantation angesichts deutlich verbesserter Ergebnisse, insbesondere durch neue Immunsuppressiva, zunächst in Nordamerika und Europa wieder Fahrt auf.
„Eine Herztransplantation ist nach wie vor die am besten geeignete Therapie, um schwer herzkranken Menschen im letzten Stadium ihrer Erkrankung das Leben zu retten“, erklärte Jan Gummert, Vorsitzender der Kommission Herz/Lunge der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Die große Herausforderung bestehe im perfekten Zusammenspiel der vielen, am Verfahren beteiligten Fachdisziplinen.
Wenn kein passendes Spenderorgan zur Verfügung stehe, böten künstliche Unterstützungssysteme zwar heute eine akzeptable Lebensqualität, um die Wartezeit auf ein Herz zu überbrücken. „Als vollwertiger Ersatz für ein Spenderherz eignen sich aber auch die modernen Unterstützungssysteme nicht.“
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 wurden 201 Herzen transplantiert, 684 Patienten standen Ende Juli auf der Warteliste für ein Herz.
Der Vorstand der Stiftung Organtransplantation, Axel Rahmel, erinnerte daher daran, dass der positiven Zahl von mittlerweile 15.000 erfolgten Herztransplantationen nach wie vor ein wesentlich höherer Bedarf an Spenderherzen gegenüberstehe. Er sprach sich deshalb für die Einführung einer Widerspruchslösung bei der Organspende aus, um die Zahl der Spender zu erhöhen. © kna/aerzteblatt.de
Mecklenburg-Vorpommern: Erste Vibrionentodesfälle in Badesaison
Rostock – In Mecklenburg-Vorpommern sind zwei Menschen im Zusammenhang mit einer Vibrioneninfektion gestorben.
Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte, starb ein 81-jähriger Urlauber, der sich die Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. Der Mann habe verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen.
Beim zweiten Fall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben. Die näheren Begleitumstände dieses Todesfalls seien nicht bekannt.
Es sind nach Angaben der Behörde die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Vibrionen in der Badesaison 2024. Insgesamt seien bislang in diesem Jahr fünf Vibrioneninfektionen gemeldet worden.
Eine Erkrankungsgefahr besteht vor allem für Menschen mit bestimmten Risiken wie chronischen Grundleiden oder bestehender Immunschwäche sowie für ältere Menschen.
Das Lagus rät: „Wenn Badegäste zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen vorhanden sind, sollte ein Kontakt mit Meer- oder Brackwasser unterbleiben.“ © dpa/aerzteblatt.de
ARBEITSWELT
Burnouts grassieren im Kreativbereich – Internationale Umfrage: 70 Prozent der Marketing- und Medienschaffenden waren 2023 davon betroffen
Pyrmont (pte021/21.08.2024/12:30) – Die Belastung von Beschäftigten im Kreativbereich, zu dem vor allem Marketing- und Medienschaffende gehören, nehmen offenbar dramatisch zu: Laut der „2024 Mentally Healthy Survey“ des Kreativen-Netzwerkes Never Not Creative, haben 70 Prozent von ihnen im vergangenen Jahr einen Burnout erlitten. Befragt wurden 2000 Kreative in Australien, Neuseeland, den USA und Großbritannien nach Auswirkungen von Faktoren wie flexiblen Arbeitsregelungen sowie Angstzuständen und Depressionen.
Mehr Depressionen im Home Office
Flexibilität bei der Arbeit schützt laut Umfrage am ehesten von Burnouts. Diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten, litten in höherem Maß an Depressionen (38 Prozent gegenüber 33 Prozent bei denen, die im Büro arbeiteten). Im Büro arbeitende Kreative wiederum neigten stärker zu Ängsten (40 Prozent gegenüber 31 Prozent).
Teilnehmer, die sich als nicht männlich, nicht weiß, nicht heterosexuell und nicht als Führungskraft identifizierten, hatten stärker mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen: 52 Prozent nannten ein mittleres Ausmaß an Ängsten, was nur 22 Prozent der männlichen, weißen, heterosexuellen Führungskräfte taten.
Am häufigsten genannte systemische Veränderungen, die zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens am Arbeitsplatz nötig seien, waren das Engagement für bessere Arbeitsmethoden, die Erforschung neuer Prozesse, klarere Rollenbeschreibungen, mehr Vielfalt in Führungspositionen und nachhaltigere Geschäftsmodelle.
Flexibilität ist Trumpf
„Die Unternehmen haben unterschiedliche Ansätze für die Rückkehr der Mitarbeiter an den Arbeitsplatz nach Covid, daher war das Arbeitsumfeld in diesem Jahr ein wichtiger Schwerpunkt für uns“, so Andy Wright, Gründer von Never Not Creative, zur Befragung. „Aus der Perspektive des Wohlbefindens scheint es für die Mitarbeiter am besten zu sein, wenn sie die Wahl haben. Echte Flexibilität korreliert mit geringeren Anzeichen von Angstzuständen und Depressionen.“
Wright betonte auch die Notwendigkeit von Empathie und Unterstützung am Arbeitsplatz. Die Umfrageeergebnisse seien „ein klares Indiz dafür, dass Medien-, Marketing- und Kreativfachleute oft hart arbeiten und die Arbeit über ihre eigenen Bedürfnisse stellen, und es ist notwendig, dass die Arbeitgeber die notwendigen Unterstützungsstrukturen und das nötige Maß an Empathie um sie herum schaffen, um das allgemeine Wohlbefinden zu gewährleisten“. (Ende)
GESELLSCHAFT
Umfrage: Ost- und Westdeutsche denken ähnlicher als weithin gedacht
Berlin – Ost- und Westdeutsche denken in vielen Themen offenbar ähnlicher als weithin gedacht. Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe) hervor.
Demnach gibt es zwar graduelle Unterschiede zwischen den Antworten West- und Ostdeutscher, in denen sich meist zeigt, dass Ostdeutsche etwas besorgter als Westdeutsche sind, doch die Reihenfolge der am häufigsten genannten Sorgen ist sehr ähnlich. Von einer fundamental anderen Wahrnehmung der Lage kann laut Institut keine Rede sein.
Dies zeigen beispielsweise die Ergebnisse der Frage, was einem zurzeit Sorgen bereitet. Dazu wurde eine Liste mit 18 Punkten zur Auswahl vorgelegt. Dass ihnen der Krieg in der Ukraine große Sorgen bereite, sagten 71 Prozent der Westdeutschen und 73 Prozent der Ostdeutschen. Die Inflation machte 67 Prozent der Westdeutschen und 75 Prozent der Ostdeutschen große Sorgen. Dass Deutschland in militärische Konflikte hineingezogen werden könnte, fanden 63 Prozent der Befragten im Westen und 72 Prozent im Osten sehr besorgniserregend. Bei dem Punkt „Dass immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen“ betrug das Verhältnis 59 Prozent (West) zu 69 Prozent (Ost).
Deutliche und auch systematische Unterschiede zwischen Ost und West gibt es allerdings bei Fragen, die die Bindung an die Demokratie und ihre Institutionen betreffen. So stimmten in der aktuellen Umfrage 27 Prozent der Westdeutschen, aber 54 Prozent der Ostdeutschen der Aussage „Wir leben nur scheinbar in einer Demokratie, tatsächlich haben die Bürger nichts zu sagen“ zu. Bei der Aussage „Wir brauchen einen starken Politiker an der Spitze, keine endlosen Debatten und Kompromisse“ ist der Abstand mit 49 (West) zu 60 Prozent (Ost) kleiner, weist aber in die gleiche Richtung.
© 2024 dts Nachrichtenagentur
VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG
14 Föten aus Sammlung der Unimedizin Göttingen beerdigt
Göttingen – Aus der Sammlung der Universitätsmedizin Göttingen sind 14 Föten begraben worden. Die Urne mit Föten, die aus den Jahren zwischen 1952 und 1969 stammen, wurden auf dem Parkfriedhof Junkerberg in Göttingen beigesetzt, wie eine Sprecherin der Universitätsmedizin mitteilte.
Sie stammen demnach aus der in wissenschaftlichen Kreisen weltweit beachteten Blechschmidt-Sammlung. Weitere Beerdigungen sollen folgen, hieß es.
Wissenschaftler hatten zuvor zwischen August 2017 und Juli 2019 die Herkunft aller 430 vorgeburtlichen Präparate im Göttinger Zentrum Anatomie untersucht. Die Forscher um Michael Markert hatten daraufhin empfohlen, alle Embryonen und Föten auf ihre Verwendbarkeit für Forschung und Lehre zu überprüfen und gegebenenfalls zu beerdigen.
Die Wissenschaftler halten es für nicht ausgeschlossen, dass die menschlichen Überreste der Sammlung aus Zwangsabtreibungen zur Zeit des Nationalsozialismus stammen. „Uns war es wichtig, möglichst alle Hintergründe zu den Embryonen und Föten zu erfahren“, sagte eine Sprecherin der Universitätsmedizin.
Der Anatom Erich Blechschmidt, der von 1942 bis 1973 das damalige Anatomische Institut in Göttingen leitete und die Sammlung aufbaute, habe in seinen Publikationen nur wenige Angaben über die Herkunft der Präparate gemacht. Die Göttinger Tätigkeit von Blechschmidt fiel teilweise in die NS-Herrschaft von 1933 bis 1945.
Auf Basis der Ergebnisse der zweijährigen Forschung wurden am heutigen Zentrum Anatomie der Universitätsmedizin abschließende Recherchen zu den einzelnen Individuen durchgeführt, erklärte die Sprecherin.
„Viele Embryonen und Föten haben in den letzten Jahrzehnten zum wissenschaftlichen Fortschritt einen wertvollen Beitrag geleistet“, sagte sie. „Nun möchten wir 14 dieser Menschen einen geschützten Raum zur Verfügung stellen, damit sie ihre letzte Ruhe finden.“ © dpa/aerzteblatt.de
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