Tagesblick – 29.7.2024 Montag

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FAZIT DES TAGES

IN EIGENER SACHE: Sommerzeit – der Tagesblick wird in der kommenden Zeit weniger umfangreich erscheinen oder sogar eine Zeitlang schweigen. Der Schreiber freut sich auf erholsame Sommertage.

COMMENT – FAZIT:

  • Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Israel droht der Hisbollah mit Vergeltungsschlag, Netanjahu und Galant haben entsprechende Befugnisse auf einer Regierungssitzung dafür erhalten. Erdogan droht seinerseits Israel mit einem Einmarsch, um den bedrängten Palästinensern zu Hilfe zu eilen; für ihn ist die Hamas eine „Befreiungsorganisation“. 
  • Ukraine-Krieg: Weitere Kämpfe in der Ost-Ukraine. Russland meldet Einnahme von zwei weiteren Orten, die Ukraine das Zurückdrängen der Angreifer andernorts. Ukrainische „Nadelstiche“ auf russisches Öllager und Kraftwerk.
  • Venezuela-Wahlen: Madura erklärt sich zum Wahlsieger, die Opposition wittert Wahlbetrug: ihr Kandidat lag in den Umfragen vorne.
  • Weitere COMMENTS vorhanden

Märkte

Israel, Ukraine

Meldungen

Themenreigen – Medizin: Vogelgrippe infiziert Menschen in Asien; Telekommunikation: Spoofing als Plage; Medien: Föderl-Schmidt wird Nachrichtenchefin der SZ; Gesellschaft: Radikalisierung in Wien; Religion: Kirchen gegen Transen-Abendmahl; Umwelt: Feuersbrünste in Kalifornien, Manganknollen sollen in der Tiefsee abgebaut werden u.a.m.; Astrophysik; Kultur: Stefan Zweig: „Sternstunden der Menschheit“; Lokales: Von Schlangen, Kühen und Touristen auf der Alm; Alltagswissen: Falsches Lüften fördert Schimmel

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Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!

HELLMEYER-Report (gekürzt)

Wie angekündigt kein Anlegerreport bis 9.8.2024. Nächster Hellmeyer-Report am Montag, den 12.8.2024. 

SENTIX

Selektivität nimmt weiter zu – Ergebnisse des sentix Global Investor Survey (30-2024)

Die Anleger beenden die abgelaufene Woche mit einem ambivalenten Bild. Die Angst bei Aktien ist kurzfristig sehr hoch, das mittelfristige Vertrauen wird noch selektiver. Gerade US-Techs und asiatische Aktien zeigen erhebliche Anleger-Bedenken über den Bias-Verlauf an. Das Thema „negativer Stimmungsimpuls“ ist nicht vom Tisch. Bei EUR/USD steigt die Irritation auf ein Allzeithoch.

Weitere Ergebnisse

  • EUR/USD: Allzeithoch in der Neutralität
  • Gold & Silber: Ein wichtiger Verbündeter

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DJI – finanzen.at

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

07:07MÄRKTE ASIEN/Kräftige Aufschläge – Technologie-Werte mit ErholungDow Jones News
06:34EUREX/DAX-Future im frühen Handel höher205Dow Jones News
06:34EUREX/Bund-Future im Frühhandel höher169Dow Jones News
05:51WOCHENAUSBLICK: Turbulente Börsenwoche könnte sich fortsetzen310dpa-AFX

WOCHENAUSBLICK: Turbulente Börsenwoche könnte sich fortsetzen

FRANKFURT (dpa-AFX) – Die eigentlich übliche Sommerflaute an den Aktienmärkten ist bisher ausgeblieben. Statt der saisonal typischen Seitwärtsbewegung gab es heftige Kursausschläge. Damit verspricht die neue Woche für den Dax alles andere als langweilig zu werden. Denn die Themen, die in den vergangenen Tagen die Gemüter erhitzt haben, dürften auch weiterhin die Kurse bewegen.

Mit Bangen blicken Marktteilnehmer derzeit auf die noch anstehenden Zahlen der großen US-Technologiewerte. Das Problem sind dabei weniger rückläufige Geschäfte als die in die Höhe geschossenen Bewertungen, die nur noch durch ausgesprochen optimistische Gewinnerwartungen zu rechtfertigen sind. Nach Ansicht der Experten der Hessischen Landesbank (Helaba) könnten sich jedoch die „unterstellten Konsens-Gewinnschätzungen als überzogen erweisen und damit weiteren Korrekturbedarf nach sich ziehen.“ Dass die Schockwellen aus Übersee den deutschen Leitindex nicht kaltlassen, hat sich erst in den jüngsten Kursverlusten gezeigt.

Der geringe Anteil an Technologiewerten und die moderate Bewertung der deutschen Standardwerte helfen dabei nur bedingt, denn bedenkliche Signale von der Konjunktur bremsen. So lasse „nach der jüngsten Stimmungseintrübung wichtiger konjunktureller Frühindikatoren eine Wachstumsbeschleunigung weiter auf sich warten“, heißt es von der Hessischen Landesbank.

Dies hinterlässt auch Spuren in den Quartalsberichten der Unternehmen, wie Portfolio-Managerin Hannah Thielke von der Weberbank betont. „Insbesondere das Luxus- und das konjunktursensible Auto-Segment gerieten mit enttäuschenden Gewinn- und Umsatzzahlen unter Druck“, so Thielke mit Blick auf den europäischen Aktienmarkt. Die kommende Woche mit einem weiteren Schwung an Quartalszahlen könnte daher einmal mehr stärkere Kursbewegungen bei einzelnen Werten und Sektoren mit sich bringen.

Impulse können jederzeit auch vom US-Wahlkampf ausgehen, der schon jetzt als einer der spannendsten seit langer Zeit gelten darf. „Mit dem Rückzug von Joe Biden als Präsidentschaftskandidat ist das Rennen um das Weiße Haus wieder völlig offen“, stellt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater fest.“ Während mit Biden ein Sieg Trumps an den Kapitalmärkten bereits als nahezu sicher gegolten habe, bringe Harris neue Perspektiven in den Wahlkampf und dadurch erhöhte Schwankungsanfälligkeit an die Finanzmärkte.

Vor diesem Hintergrund könnte die Sitzung der US-Notenbank Fed zur Wochenmitte etwas in den Hintergrund treten. Das gilt um so mehr, als sie keine allzu großen Impulse bringen dürfte. „Auf der anstehenden Sitzung am 30./31. Juli dürfte die Fed den Leitzins noch nicht senken“, erwarten die Volkswirte der Helaba. „Angesichts der Erfahrung der letzten Monate wird man sich voraussichtlich auch hüten, wieder zu klare Signale über die mittelfristigen Absichten zu senden.“

Mehr Aufschluss könnten somit die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag geben. „Während die Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen Monaten weiterhin solide war, sorgte der Anstieg der Arbeitslosenquote für erste Warnsignale“, merkt Kater dazu an. „Beim Arbeitsmarktbericht für den Juli steht daher die Frage im Mittelpunkt, ob beziehungsweise in welchem Ausmaß sich die Beschäftigungsdynamik abschwächt.“ Für die Fed würden sich bei einer merklichen Abkühlung die Hindernisse für eine erste Zinssenkung verringern.

Angesichts der zahlreichen Einflüsse ist es nicht verwunderlich, dass der Dax charttechnisch bedenklich dasteht. Nach dem Rücksetzer am Donnerstag misst der technische Analyst Jörg Scherer von der Bank HSBC dem kurzfristigen Aufwärtstrend bei aktuell 18.143 Punkten größere Bedeutung zu. „Bei einem Bruch des Aufwärtstrends rückt umgehend das Juni-Tief bei 17.951 Punkten in den Fokus, dessen Unterschreiten für den Abschluss einer Topformation sorgen würde“, so Scherer.

Die Sorge des technischen Analysten entzündet sich dabei auch an einer ähnlichen Konstellation im vergangenen Jahr, die für die kommenden Monate nichts Gutes verheißt. So habe der Dax im August 2023 zunächst seitwärts bis leicht abwärts tendiert. „Von Mitte September bis Ende Oktober brachen die Kurse dann ein“, warnt Scherer. „Ein ähnliches Szenario ist auch in diesem Herbst denkbar.“/mf/la/he/men

— Von Michael Fuchs, dpa-AFX —

Die US-Renditekurve steht kurz vor der Umkehr, ist das ein Rezessionsindikator?

Die Renditekurve hat ihre bisher längste Inversionsphase hinter sich und steht nun kurz davor, sich wieder umzukehren. Manche sagen, dies sei ein Auslöser für eine Rezession. Gehen wir der Sache auf den Grund.

Graphik: Differenz zwischen der Rendite 10-jähriger und der Rendite zweijähriger Staatsanleihen:

Was ist eine Inversion?

Bei einer normalen Renditekurve weisen längerfristige Staatsanleihen höhere Renditen auf als kurzfristige Staatsanleihen.

Die obige Grafik zeigt das Gegenteil. Kurzfristige Renditen sind höher als langfristige Renditen. Zahlen unter Null bedeuten eine Inversion.

Wenn sich die Renditen umkehren, die Zinskurve also invers wird, wird auf eine Rezession gewartet. Aber die Wartezeit kann lang sein. Andere sagen, das Signal für eine Rezession sei, wenn die Renditekurve nicht mehr invers ist. …

Keine Rezession?

Dies wird nicht zu einer Rezession führen, denn eine Rezession hat bereits begonnen.

F: Ist das schon einmal vorgekommen?

A: Ja, mindestens zweimal.

Zwei aufeinanderfolgende Rezessionen ohne Umkehrung

Der Auslöser ist nicht die ausbleibende Inversion. Keine dieser Renditekurvenmessungen liefert ein gutes Signal.

Dudley ändert seine Meinung und sagt: „Die Fed muss die Zinsen jetzt senken“, um eine Rezession zu vermeiden

Gestern habe ich kommentiert, dass Dudley seine Meinung ändert und sagt, dass die Fed die Zinsen jetzt senken muss, um eine Rezession zu vermeiden.

Unter Berufung auf den McKelvey-Rezessionsindikator fordert der ehemalige Präsident der New Yorker Fed, Bill Dudley, dass die Fed die Zinsen jetzt senkt. Es ist zu spät, Bill, die Rezession hat bereits begonnen.

Auch wenn es vielleicht schon zu spät ist, um eine Rezession durch Zinssenkungen abzuwehren, erhöht ein Zögern jetzt unnötig das Risiko.

Der beste Indikator für eine Rezession ist eine leicht modifizierte Version der McKelvey-Regel. Klicken Sie auf den obigen Link, um eine Reihe von sechs Diagrammen zu sehen.

Eine Rezession hat begonnen, aber nur wenige sehen sie.

ISRAEL

ILTV – Israel Life Television (englischsprachig)

Tägliche Video-Zusammenfassungen als ILTV News Flash.

ISRAEL – UNDERSTANDIG WAR (ISW)  

Tägliche Updates des Institute for the Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Israel-Hamas-Hisbollah-Huthi-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).

ISRAEL im n-tv Lifeticker

29.07.2024 03:01

Nach Angriff auf Golanhöhen Netanjahu erhält grünes Licht für Gegenschlag auf Hisbollah

Eine vom Libanon aus abgefeuerte Rakete tötet zwölf Kinder und Jugendliche auf den Golanhöhen. Israels Premier Netanjahu macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich und kündigt eine harte Reaktion an. Nach einer langen Sitzung des Sicherheitskabinetts bekommt er eine offizielle Erlaubnis.

28.07.2024 23:18

„Wie in Bergkarabach und Libyen“ Erdogan droht Israel mit militärischer Intervention

Im Gaza-Krieg steht der türkische Präsident Erdogan klar an der Seite der Palästinenser. Die Hamas bezeichnet er als eine „Befreiungsorganisation“, Israels Premier Netanjahu vergleicht er mit Hitler. Und er verschärft seine Rhetorik immer weiter – nun droht er gar mit einem militärischen Eingriff.

28.07.2024 18:30

Reaktion auf getötete Kinder Libanesen sorgen sich vor israelischem Großangriff

Die Wut in Israel nach der tödlichen Attacke auf die Golanhöhen ist groß, mit der Hisbollah ist der Schuldige schnell ausgemacht. Die Terrororganisation im Libanon streitet die Verantwortung ab. Die Zivilbevölkerung befürchtet dennoch einen baldigen Angriff.

28.07.2024 04:34

Israel beklagt zwölf Todesopfer Raketenangriff bringt Nahen Osten einem großen Krieg immer näher

Seit Monaten stehen die Hisbollah und Israel immer wieder kurz vor einer Eskalation des Konflikts, was die gesamte Region in eine Katastrophe stürzen könnte. Nach einem Raketenangriff mit vielen Toten wird die Rhetorik schärfer. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die israelische Armee zurückschlägt.

NAHOST-KONFLIKT n-tv aktuell

NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL  

ROUNDUP: Israel billigt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah – [Die Nacht im Überblick] – 29.7.2024, 6:00

TEL AVIV/BEIRUT (© dpa-AFX) – Israels Regierung bereitet sich nach dem verheerenden Raketenangriff auf den vom jüdischen Staat annektierten Golanhöhen auf einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah im Libanon vor. Das Sicherheitskabinett ermächtigte nach mehr als vierstündigen Beratungen Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant, „über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden“, teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Abend mit. Netanjahu hatte der proiranischen Miliz zuvor gedroht, sie werde einen „hohen Preis“ bezahlen.

Während sich die Hisbollah nach eigenen Angaben auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels einrichtet, verschob die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines am Abend die Rückkehr einiger ihrer Flüge, wie das „Wall Street Journal“ berichtete. US-Beamte hätten sich an ihre Kollegen in Israel und im Libanon gewandt sowie Botschaften mit dem Iran ausgetauscht, um zu versuchen, die Situation zu deeskalieren, zitierte die US-Zeitung mit der Angelegenheit vertraute arabische und europäische Beamte. Alle Seiten hätten angedeutet, dass sie nicht an einer Ausweitung des Konflikts interessiert seien, hieß es.

Berichte über israelische Luftangriffe im Libanon

In Israel wurden unterdessen am Abend libanesische Medien zitiert, wonach es im Süden des Libanons Luftangriffe gab. Unter anderem aus Hula habe es in der Nacht palästinensische Berichte über schwere Angriffe gegeben. Das Gebiet sei schon in den vergangenen Monaten mehrfach von Israels Luftwaffe ins Visier genommen worden. Ob es sich um die erwartete Reaktion Israels auf den Raketenangriff auf dem Golan handelte, war zunächst jedoch unklar. Vonseiten des israelischen Militärs gab es in der Nacht zunächst keine Angaben zu erneuten Angriffen im Libanon. Israels Militär hatte nach dem Raketenangriff auf den Golanhöhen bereits in der Nacht zum Sonntag mehrere Ziele im benachbarten Libanon angegriffen.

Israel und die USA machen die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah für den Angriff vom Samstag in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren ums Leben gekommen waren. „Dieser Angriff wurde von der libanesischen Hisbollah verübt. Es war eine Rakete der Hisbollah, die aus einem von ihr kontrollierten Gebiet abgefeuert wurde“, sagte Adrienne Watson, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA. Der Angriff müsse überall verurteilt werden. UN-Vertreter riefen beide Seiten zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ auf.

Die Hisbollah teilte in einer Erklärung mit, sie habe mit dem Angriff nichts zu tun. Laut dem US-Nachrichtenportal „Axios“ soll die Miliz den Vereinten Nationen erklärt haben, dass eine israelische Abwehrrakete die Explosion verursacht habe. Auch der Iran machte Israel selbst für den Angriff in Madschdal Schams verantwortlich. Israels Generalstabschef Herzi Halevi sagte dagegen am Ort des Einschlags, es handele sich um eine Falak-Rakete der Hisbollah.

„Wer eine solche Rakete auf ein Wohngebiet schießt, will Zivilisten töten, will Kinder töten“, sagte Halevi. Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau. Im Sechstagekrieg 1967 wurde das Gebiet von Israel erobert und 1981 annektiert. Dies wurde international aber nicht anerkannt. Die US-Regierung stehe seit dem Angriff mit der israelischen und der libanesischen Seite in Kontakt, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats. Die Unterstützung der USA für Israels Sicherheit sei eisern und unumstößlich, hieß es.

USA: Arbeiten an diplomatischer Lösung

Man arbeite zugleich an einer „diplomatischen Lösung entlang der Blauen Linie“, die alle Angriffe ein für alle Mal beenden und den Bürgern auf beiden Seiten der Grenze die sichere Rückkehr nach Hause ermöglichen werde, hieß es. Bei der Blauen Linie handelt es sich um die von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden des Libanons eingerichtet worden. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober liefern sich die Hisbollah und Israels Armee nahezu täglich Gefechte. Die vom Iran unterstützte Miliz handelt aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen.

Der Raketenangriff auf dem Golan erfolgte zu einem kritischen Zeitpunkt für die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Eine Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah könnte die seit Monaten schleppenden indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, bei denen Katar, Ägypten und die USA als Vermittler fungieren, wieder unterbrechen. Israels Chefunterhändler David Barnea war erst am Wochenende nach einer jüngsten Verhandlungsrunde in Rom nach Israel zurückgekehrt. Die Gespräche würden in den kommenden Tagen fortgesetzt, teilte das Ministerpräsidentenamt ohne Einzelheiten mit.

Erdogan und Israel drohen sich gegenseitig

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte Israel unterdessen mit militärischer Einmischung. „So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun“, sagte er auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel. Erdogan bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, wo Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.

Der israelische Außenminister Israel Katz warnte den türkischen Präsidenten prompt: „Erdogan tritt in die Fußstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete“, schrieb Katz am späten Abend auf der Plattform X. Im Jahr 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Drei Jahre später wurde Hussein wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan nannte die Hamas eine „Befreiungsorganisation“ und verglich Israels Regierungschef Netanjahu mit Adolf Hitler. Mitte Juli erklärte Erdogan, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten nachhaltiger Frieden geschaffen werde./ln/DP/zb

WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

Israels Außenminister warnt Erdogan und verweist auf Hussein – 29.7.2024, 5:24

TEL AVIV/ISTANBUL (© dpa-AFX) – Der israelische Außenminister Israel Katz hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach dessen Drohung mit militärischer Einmischung gewarnt: „Erdogan tritt in die Fußstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete“, schrieb Katz am späten Abend auf der Plattform X.

Im Jahr 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Drei Jahre später wurde Hussein wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet.

Erdogan hatte auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel gesagt: „So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun“. Er bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, in dem Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.

Seit Beginn des Gaza-Krieges haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan bezeichnete die islamistische Hamas als eine „Befreiungsorganisation“ und verglich Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler. Mitte Juli hatte Erdogan erklärt, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten ein nachhaltiger Frieden geschaffen werde./ln/DP/zb

Erdogan droht Israel mit militärischer Einmischung – 29.7.2024, 5:23

ISTANBUL (dpa-AFX) – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel mit einer militärischen Einmischung gedroht. „So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun“, sagte Erdogan auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel. Er bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, wo Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.

Erdogan lobte in seiner Rede die Fortschritte in der türkischen Verteidigungsindustrie und sagte weiter: „Es gibt nichts, was wir nicht tun können. Wir müssen nur stark sein.“

Seit Beginn des Gaza-Krieges haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan bezeichnete die islamistische Hamas als eine „Befreiungsorganisation“ und verglich Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler. Mitte Juli hatte Erdogan erklärt, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten ein nachhaltiger Frieden geschaffen werde./jam/DP/zb

Netanjahu und Galant wurden ermächtigt: Israels Sicherheitskabinett beendet Sitzung zum Angriff auf dem Golan – 29.7.2024, 5:21

TEL AVIV/BEIRUT (dpa-AFX) – Nach dem Raketenangriff auf den von Israel annektierten Golanhöhen mit mindestens zwölf getöteten jungen Menschen hat das israelische Sicherheitskabinett Beratungen abgehalten. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant seien ermächtigt worden, „über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden“, teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Abend im Anschluss an die mehrstündige Sitzung mit. Netanjahu hatte zuvor der proiranischen Hisbollah gedroht, sie werde einen „hohen Preis“ bezahlen.

In Israel wurden unterdessen libanesische Medien zitiert, wonach im Süden des Libanons zwei Gebiete angegriffen worden seien, die in den vergangenen Monaten bereits mehrfach von der israelischen Luftwaffe ins Visier genommen worden seien. Es scheine sich aber nicht um eine Reaktion auf den Raketenangriff auf den Golanhöhen zu handeln, hieß es. Israel macht die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah für den Angriff vom Samstag in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren ums Leben gekommen waren./ln/DP/zb

Israel: Sicherheitskabinett billigt Reaktion gegen Hisbollah – 29.7.2024, 2:50

Nach dem tödlichen Raketenbeschuss aus dem Libanon auf eine Ortschaft auf den Golanhöhen hat das israelische Sicherheitskabinett nach Regierungsangaben grünes Licht für eine militärische Reaktion gegen die Hisbollah-Miliz erteilt. Die Mitglieder des Kabinetts hätten Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Gallant dazu ermächtigt, „über die Art und Weise und den Zeitplan des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden“, erklärte Netanjahus Büro am Abend.

Nähere Angaben machte Netanjahus Büro zunächst nicht. Netanjahu war infolge des Angriffs mit mindestens zwölf Toten gestern vorzeitig von einer mehrtägigen Reise in die USA zurückgekehrt. Er hatte danach gesagt, Israel werde den „mörderischen Angriff nicht unbeantwortet lassen“, die Hisbollah werde dafür einen „Preis“ zahlen, den sie „noch nie zuvor gezahlt hat“.

Israel und die USA schreiben den Angriff der Hisbollah zu – die Miliz weist eine Verantwortung für den Raketenbeschuss zurück. *** red, ORF.at/Agenturen

Krieg gegen Hisbollah: Druck in Israel steigt – 29.7.2024, 0:00

Im zehnten Monat des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas ist am Wochenende auch die Lage an der zweiten Front, im Norden zum Libanon gegenüber der Hisbollah, gefährlich eskaliert. Nach dem Tod von zwölf Menschen bei einem Raketenangriff der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz auf ein drusisch-israelisches Dorf auf dem Golan droht aus dem fast täglichen Schlagabtausch ein offener Krieg zu werden. Bereits davor war der Druck in Israel gestiegen, im Südlibanon einzumarschieren.

Ein offener Krieg birgt die Gefahr, dass der Iran und die USA direkt in den Konflikt hineingezogen werden und der derzeit mühsam und notdürftig „gemanagte“ Konflikt außer Kontrolle gerät. Der Iran warnte Israel am Sonntag bereits vor einem „neuen Abenteuer“ im Libanon, sprich einem Einmarsch. Das sollte wohl an das „Don’t“ vom Herbst erinnern, mit dem US-Präsident Joe Biden Teheran vor einem Eingreifen nach dem Einmarsch Israels im Gazastreifen als Reaktion auf den beispiellosen Überfall der Hamas am 7. Oktober gewarnt hatte.

Teherans bisheriges Verhalten zeigte, dass es zwar an einer Eskalation, nicht aber einer unkontrollierten Eskalation interessiert ist und vor einer direkten Auseinandersetzung mit den USA zurückschreckt.

Ein israelischer Einmarsch im Südlibanon würde die Hisbollah zumindest vorübergehend schwächen, diese würde einen gewissen Teil ihres Waffenarsenals, das vorrangig der Iran über Jahre und teuer lieferte, verlieren. Die Hisbollah ist aber die wichtigste und mächtigste verbündete Organisation, die der Iran im Kampf um die Vorherrschaft in der Region hat.

Israel im Dilemma

Wie Israel nun reagiert ist noch unklar. Regierungschef Benjamin Netanjahu kehrte erst am Sonntag von seinem USA-Besuch zurück. Neben Regierungsberatungen gilt es auch, die israelische Reaktion international – zumindest mit den USA – abzustimmen.

Grundsätzlich gibt es aber vom Militär vorbereitete Einsatzpläne mit unterschiedlichen Szenarien für einen Einmarsch in den Südlibanon – mit dem Ziel, die Hisbollah möglichst hinter den Fluss Litani zurückzudrängen.

Das Dilemma allerdings: Auch nach dem letzten Libanon-Krieg gegen die Hisbollah 2006 gab es eine Vereinbarung, dass die Terrororganisation nördlich des Flusses bleiben muss. Die Hisbollah hielt sich trotz UNO-Beschlusses freilich nie daran, die libanesische Armee und die UNO-Truppen verhinderten die Rückkehr der Hisbollah ins Grenzgebiet nicht.

Ganz ähnlich ist die Lage auch 2024. Mit anderen Worten: Selbst nach einer erfolgreichen israelischen Militäroperation ist unklar, wie sichergestellt werden kann, dass die Hisbollah nicht mehr an die Grenze zurückkehrt. Wie im Gaza-Krieg stellt sich also auch hier die Frage nach einer Regelung für „den Tag danach“.

Grenzstreifen weitgehend entvölkert

Bereits vor der jüngsten Eskalation forderten die Menschen, die entlang der Grenze leben und seit Oktober aus Sicherheitsgründen bis auf wenige Ausnahmen abgesiedelt wurden, immer vehementer, die Hisbollah von der Grenze zurückzudrängen. Das gilt in ihren Augen als Voraussetzung, damit sie in ihre Häuser zurückkehren können.

Die derzeitige Situation mit täglichem Beschuss von Dutzenden Orten und Städten, die wegen der Bedrohung durch die Hisbollah de facto zu einer No-go-Zone wurden, ist für Israel nicht akzeptabel. Zur Erinnerung: Die ebenfalls vom Iran unterstützte Terrororganisation Hisbollah hatte sich mit der Hamas nach deren beispiellosem Überfall auf Israel solidarisch erklärt. Eine Einstellung der seither praktisch täglichen Angriffe auf Israel junktimiert die Hisbollah mit einer dauerhaften Waffenruhe in Gaza.

Weiter kein Unterricht als Signal

Aus dem Grenzgebiet mussten Zehntausende Menschen flüchten. Sie leben seither provisorisch im ganzen Land verteilt. Als Regierung und Armee – aus Sorge vor einem Überfall wie im Süden – die Absiedlung anordneten, gingen alle von einer kurzfristigen Maßnahme aus. Viele der 60.000 Betroffenen beklagen, damit habe man der Hisbollah einen mehrere Kilometer breiten Sicherheitsstreifen in Israel eingeräumt.

Die – vielfach in der Landwirtschaft tätigen – Erwachsenen verloren ihre Erwerbsgrundlage, die Kinder werden provisorisch unterrichtet. Erst letzte Woche kündigte das Unterrichtsministerium an, dass der Unterricht auch im neuen Schuljahr, das Anfang September beginnt, in den Grenzorten nicht stattfinden wird. Es gibt auch weiter keinen Zeithorizont für die betroffene Bevölkerung. Das erhöht den Druck auf die Regierung des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu weiter.

Immer mehr Befürworter in Armee

Die Regierung und das Gros der Armee wolle – zum derzeitigen Zeitpunkt – weiter keinen offenen Krieg mit der Hisbollah, resümierte – freilich unmittelbar vor dem jüngsten Raketenangriff der Hisbollah – der sicherheitspolitische Experte der liberalen Zeitung „Haaretz“, Amos Harel. Und das, obwohl nach fast zehn Monaten der Absiedlung ein dauerhafter Exodus der Bevölkerung im Norden droht.

Doch vor allem im Nordkommando der Armee würden die Befürworter eines raschen Einmarschs in den Südlibanon zunehmen. Ihre Argumente laut Harel:

  • Die Armee sei nach dem Gaza-Krieg und verstärkten Übungen für ein Libanon-Szenario „so gut vorbereitet wie seit Jahrzehnten nicht mehr“.
  • Die Flucht der Bevölkerung ermögliche ein rasches Vordringen mit vergleichsweise wenigen zivilen Opfern.
  • Ohne baldigen Angriff könne die Hisbollah weiter aufrüsten, und
  • wenn der Iran eine Atombombe baue, sei man strategisch in einer Pattsituation gefangen und eine grundlegende Änderung des Status quo nicht mehr möglich.

Große Risiken

Demgegenüber stehen – von den regionalen und internationalen Implikationen ganz abgesehen – freilich große Risiken:

  • Israels Armee könnten Waffen und Munition in einem Zweifrontenkrieg ausgehen;
  • dazu drohen Raketen- und Drohnenangriffe auf Zentralisrael,
  • die vermutlich auch mit dem gut ausgebauten dreistufigen Raketenabwehrschild nicht gänzlich abgewehrt werden können. Das zeigte erst jüngst der tödliche Drohnenangriff der Huthis mitten in Tel Aviv.

Verhandeln als Kriegsführung?

Das Dilemma vergrößert sich noch, wenn man bedenkt, dass auch auf dem Verhandlungsweg eine Einigung auf einen neuen Status quo – ob mit Hamas oder Hisbollah – alles andere als in Sichtweite ist. Letztlich zeige derzeit keine der Seiten ernsthaftes Interesse an einer Verhandlungslösung, vermutete zuletzt der Politologe Eric Min im Magazin „Foreign Affairs“. Oft würden Kriegsparteien Verhandlungen als ein anderes Mittel zur Fortsetzung des Kampfes verwenden, so Min. Daher hätten die Vermittlungsbemühungen der USA bisher nicht gefruchtet.

Dazu sind die USA jetzt bis November mit dem Wahlkampf vor allem innenpolitisch beschäftigt. Das und die Tatsache, dass Präsident Joe Biden mit dem Rückzug seiner Kandidatur zu einer „Lame Duck“ (lahmen Ente) wurde, der wohl nur noch wenig bewegen kann, verringern die Chancen auf eine erfolgreiche Vermittlung noch zusätzlich – ja, das erhöht das Risiko einer Eskalation. *** Guido Tiefenthaler, ORF.at

Links:

Erdogan droht mit Einmarsch in Israel – 28.7.2024, 23:00

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag eine Warnung ausgesprochen und die Möglichkeit einer militärischen Intervention in israelischen Gebieten als Zeichen der Unterstützung für die palästinensische Sache angedeutet.

„Wir müssen sehr stark sein, damit Israel Palästina diese Dinge nicht antun kann“, sagte Erdogan in einer Fernsehansprache. „Wir können in Israel einmarschieren, so wie wir es in Karabach und Libyen getan haben, und wir könnten dasselbe mit ihnen tun. Es gibt nichts, was wir nicht tun können. Wir müssen nur stark sein.“

Als Mitglied der NATO unterhält die Türkei enge Beziehungen zu wichtigen israelischen Verbündeten wie den Vereinigten Staaten, Kanada, dem Vereinigten Königreich und Deutschland. *** © Baha Breaking News (BBN) / RR *** Übersetzt mit DeepL ***

USA: Rakete auf dem Golan kam von der Hisbollah – 28.7.2024, 20:30

WASHINGTON (dpa-AFX ©) – Die US-Regierung hält die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah für den tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen verantwortlich. „Dieser Angriff wurde von der libanesischen Hisbollah verübt. Es war eine Rakete der Hisbollah, die aus einem von ihr kontrollierten Gebiet abgefeuert wurde“, teilte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson, mit. Der Angriff müsse überall verurteilt werden.

Die US-Regierung stehe seit dem Angriff mit der israelischen und der libanesischen Seite in Kontakt, hieß es weiter. Die Unterstützung der USA für Israels Sicherheit sei eisern und unumstößlich gegen alle vom Iran unterstützten Bedrohungen, einschließlich der Hisbollah.

Man arbeite zugleich an einer „diplomatischen Lösung entlang der Blauen Linie“, die alle Angriffe ein für alle Mal beenden und den Bürgern auf beiden Seiten der Grenze die sichere Rückkehr nach Hause ermöglichen werde.

Bei der Blauen Linie handelt es sich um die von den Vereinten Nationen gezogene Demarkationslinie an der Grenze zwischen den beiden Ländern. Mit Ende des zweiten Libanon-Krieges 2006 war eine Pufferzone im Süden des Libanons eingerichtet worden.

Nach israelischen Angaben schlug am Samstag eine Rakete iranischer Bauart auf einem Fußballfeld in Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen ein. Dabei wurden zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren getötet. Israel machte die Hisbollah im Libanon verantwortlich, die jede Beteiligung vehement abstritt.

Die Hisbollah soll gegenüber den Vereinten Nationen erklärt haben, dass eine israelische Abwehrrakete die Explosion verursacht habe. Dies berichtete die Nachrichtenseite „Axios“ unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. Der Vorfall schürt die Angst vor einem großen regionalen Krieg./trö/DP/men

Zivilschutz: Tote bei Angriff auf humanitäre Zone in Gaza – 28.7.2024, 18:59

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager im südlichen Gazastreifen sind der örtlichen Zivilschutzbehörde zufolge mindestens fünf Menschen getötet worden. Unter den Toten in dem als humanitäre Zone ausgewiesenen Gebiet von Al-Mawasi nahe der Stadt Chan Junis sei auch ein Neugeborenes, sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP gestern.

In das Gebiet sind Zehntausende vertriebene Palästinenserinnen und Palästinenser vor dem mittlerweile mehr als neun Monate andauernden Krieg zwischen Israel und der Hamas geflüchtet.

Israel prüft Informationen

Die israelische Armee erklärte auf Anfrage von AFP, sie prüfe die Informationen. Israels Armee hatte am Montag angekündigt, dass sie in der Region „mit Gewalt vorgehen“ werde.

Die jüngsten Militäreinsätze zielten darauf ab, den Abschuss von Raketen aus dem Gebiet in Richtung Israel zu verhindern, hieß es. Am Mittwoch hatte die Armee den Fund der Leichen von fünf von der Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln bekannt gegeben.

Gespräche über Waffenruhe

Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sollen nach israelischen Angaben in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Dann werde weiter über die wichtigsten Punkte gesprochen, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu heute mit.

Zuvor hatten Unterhändler aus Israel, Ägypten und Katar sowie CIA-Direktor William Burns in Rom strittige Punkte erörtert. Die Hamas verlangt ein Waffenstillstandsabkommen, das den Krieg im Gazastreifen zu beenden solle. Netanjahu hatte erklärt, der Konflikt sei erst dann beendet, wenn die Hamas besiegt sei. *** red, ORF.at/Agenturen

Experte: Rakete im Golan kam nicht von Israels Abwehrsystem – 28.7.2024, 16:47

BEIRUT/TEL AVIV (© dpa-AFX) – Ein Militärexperte für den Nahen Osten hält die Theorie, dass der tödliche Raketenangriff auf dem Golan von Israels Abwehrsystem ausging und nicht von der Hisbollah, für sehr unwahrscheinlich. Der Gründer des Militärinstituts INEGMA in Dubai, Riad Kahwadschi, sagte der dpa, die große Explosion im Ort Madschal Schams deute auf einen „großen Sprengkopf“ hin.

Nach israelischen Angaben schlug eine Rakete iranischer Bauart in Madschdal Schams ein, wobei zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren getötet wurden, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Israel machte die Hisbollah im Libanon verantwortlich, die jede Beteiligung vehement abstritt. Unter Hisbollah-Anhängern kursierte die Theorie, dass eine israelische Rakete des Abwehrsystems Iron Dome auf dem belebten Fußballplatz einschlug.

Die beim Iron Dome eingesetzten Sprengköpfe seien meistens kleiner, sagte Kahwadschi. „Ihr Ziel ist, bei einem Angriff auf israelisches Gebiete eine Rakete schon in der Luft zur Explosion zu bringen.“ Die Explosion in Madschdal Schams sei aber deutlich größer gewesen, sagte Kahwadschi. Zudem sei ihm bisher kein Vorfall bekannt, bei dem eine israelische Abwehrrakete so viele Menschen getötet habe. Möglich sei dieses Szenario höchstens dann, wenn viele Menschen nah beieinander stünden.

Die Hisbollah soll gegenüber den Vereinten Nationen erklärt haben, dass eine israelische Abwehrrakete die Explosion verursacht habe. Dies berichtete die Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf US-Regierungsvertreter.

Der geschäftsführende libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib sagte, er glaube nicht, dass die Hisbollah für den Angriff verantwortlich sei. Die Miliz habe seit Beginn der erneuten Kämpfe mit Israel im vergangenen Oktober keine zivilen Ziele angegriffen, sagte Bou Habib der Staatsagentur NNA zufolge. Es könne sich aber um ein Versehen der Hisbollah oder auch Israels handeln – oder um einen Angriff einer anderen Gruppierung.

Die israelische Militärexpertin Sarit Zehavi verwies darauf, dass die Schiiten-Miliz zuvor Angriffe auf eine israelische Militärbasis auf dem Berg Hermon für sich reklamiert habe. „Es ist sehr leicht, die Basis auf dem Berg Hermon mit ungenauen Raketen, wie etwa der Falak, zu verfehlen“, meinte sie. Madschdal Schams liege unmittelbar darunter./jot/DP/men

Israel greift mehrere Ziele im Libanon an – 28.7.2024, 8:30

Tel Aviv (© dts) – Nach dem tödlichen Raketeneinschlag auf den von Israel kontrollierten Golanhöhen hat die israelische Armee in der Nacht zum Sonntag mehrere Ziele im Libanon angegriffen.

Es handele sich um „Terrorziele der Hisbollah“ sowohl tief im libanesischen Hoheitsgebiet als auch im Südlibanon. Darunter seien „Waffenlager und terroristische Infrastruktur“ in den Gebieten Chabriha, Burj al-Shemali und Beqaa, Kfarkela, Rab El Thalathine, Khiam und Tayr Harfa.

Der Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, Herzi Halewi, erneuerte unterdessen den Vorwurf, dass es eine Rakete der Hisbollah gewesen sei, die auf dem Fußballplatz auf den Golanhöhen eingeschlagen war. „Wir haben die Überreste der Rakete hier an der Mauer des Fußballplatzes untersucht“, sagte er. „Wir können sagen, dass es sich um eine Falaq-Rakete mit einem 53 Kilogramm schweren Sprengkopf handelt.“ Es sei ein Geschoss der Hisbollah. „Und wer eine solche Rakete in ein bebautes Gebiet abschießt, will Zivilisten töten“, so Halewi.

Unter den Getöteten auf dem Fußballplatz waren Heranwachsende zwischen zehn und 20 Jahren. Mindestens zwölf Kinder und Jugendliche wurden israelischen Angaben zufolge bei dem Angriff getötet. 20 weitere Jugendliche sollen verletzt worden sein.

KOMMENTAR – Berliner Morgenpost: Gefährliche Eskalation / ein Kommentar von Gudrun Büscher zum Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah

Berlin (ots) – Im Nahen Osten könnte nach Einschätzung von Experten niemand wirklich Interesse an einem großen Krieg haben. Seit Beginn des Gaza-Kriegs gegen die Hamas im vergangenen Oktober gibt es an der Grenze zum Libanon zwar immer Gefechte und Eskalationsstufen, aber eine offene militärische Auseinandersetzung wie zuletzt 2006 sollte offenbar vermieden werden. Das könnte sich nun ändern.

Der Angriff auf den Fußballplatz in einem drusischen Dorf auf den Golanhöhen, bei dem nach israelischen Angaben zwölf Kinder und Jugendliche ums Leben kamen, hat das Potenzial, diesen großen Krieg nun zu entfachen. Israel spricht von der tödlichsten Attacke seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober. Die Hisbollah soll offenbar eine iranische Falak-Rakete abgefeuert haben – mit einem Sprengkopf von 53 Kilogramm Gewicht. Bestätigt ist das nicht. Israels Außenministerium sagt, die Hisbollah habe „alle roten Linien“ überschritten. Regierungschef Netanjahu brach seine USA-Reise ab. Israels Luftwaffe hat längst begonnen, Vergeltungsangriffe gegen Stellungen der Hisbollah im Libanon zu fliegen, die mit Sicherheit nicht ohne Gegenreaktion bleiben werden.

Wenn die Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah zum großen Krieg eskalieren, hätte das unabsehbare Folgen für beide Seiten. Im Norden stehen sich zwei Armeen mit einer ungeheuren Feuerkraft gegenüber. Der Iran hat die Hisbollah hochgerüstet. Und wenn über Wochen bis zu 3000 Raketen nach Israel abgefeuert werden, hilft auch der Abwehrschirm Iron Dome nicht mehr. Außenministerin Annalena Baerbock mahnte beide Parteien am Sonntag, „mit kühlem Verstand“ zu agieren. Hoffentlich ist es dafür nicht schon zu spät.

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BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 – 878
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UKRAINE

UKRAINE – LANDKARTE

UKRAINE – UNDERSTANDIG WAR (ISW)  

Tägliche Updates des Institute for the Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für den Ukraine-Krieg siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).

UKRAINE im n-tv Lifeticker

+++ 07:04 Keine Filme mehr mit glücklichen Singles: Duma-Abgeordneter will „Scheidungspropaganda“ bestrafen +++
Der Duma-Abgeordnete Witali Milonow plant eine Initiative, um die Vorführung von Filmen mit glücklichen Singles zu verbieten. Die berichtet die „Nowije Iswestija“. Demnach solle eine Strafe für „Scheidungspropaganda“ im Land eingeführt werden und ein Verbot, „glückliche Alleinstehende“ zu zeigen. „Im Allgemeinen sollte jede Propaganda für Scheidung natürlich strafbar sein. Eine Scheidung ist eine Tragödie und ein Unglück, und sie irgendwie zu propagieren, vor allem für diese unrasierten Feministinnen, ist definitiv nicht erlaubt“, sagt Milonow, der stellvertretender Vorsitzender des Duma-Ausschusses für Familienschutz, Vaterschaft, Mutterschaft und Kindheit ist. Ihm zufolge solle sich die Einstellung der Gesellschaft zu alleinstehenden Männern ändern und nur diejenigen sollten zu Helden erkoren werden, die viele Kinder haben. Russland propagiert seit einigen Jahren ein zunehmend traditionelles Familienbild. Diesem kommen allerdings selbst in der politischen Führung nicht alle nach – unter anderem ist Präsident Wladimir Putin geschieden und sein Beziehungsstatus unklar.

Lwowa-Belowas neue Liebe Putins Vorzeigemutter ist untreu

+++ 06:33 Vier TASS-Journalisten wird offenbar Akkreditierung in Paris entzogen +++
Das Olympia-Organisationskomitee entzieht nach Angaben der TASS vier Journalisten der russischen Nachrichtenagentur in Paris die Akkreditierung. Das Komitee führe dies auf eine Entscheidung der französischen Behörden zurück, habe Moskau aber keine weiteren Erklärungen gegeben, berichtet Reuters. Bei den vier Journalisten handelt es sich um zwei Reporter und einen Fotografen, die über die Spiele berichten wollten, sowie um einen Frankreich-Korrespondenten. Laut TASS hat sich Paris zuvor geweigert, einige russische Journalisten für die Spiele zu akkreditieren und dies mit möglicher Spionage begründet. Russland ist traditionell einer der größten Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen, aber die Wettkämpfe in Paris werden nicht im russischen Staatsfernsehen übertragen und nur 15 Russen nehmen diesmal teil. Russen und Belarussen können bei den Spielen nur als Einzelpersonen ohne Flagge antreten und dürfen nicht den Krieg oder das Militär öffentlich unterstützt haben.

+++ 06:07 Selenskyj: Kein Waffenstillstand bei weiterer Besetzung +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schiebt allen Bemühungen um ein schnelles Ende des Kriegs einen Riegel vor. Er könne nicht auf die Forderungen nach einem Waffenstillstand eingehen, solange Russland ukrainisches Territorium besetzt halte, sagt er in einem Interview des japanischen Senders NHK. Damit bekräftigte er die bisherige Linie seiner Regierung. Für den Weg zu einem gerechten Frieden seien aus seiner Sicht drei wichtige Voraussetzungen nötig: „Geduld, Unterstützung (für die Ukraine) sowie diplomatischer Druck (auf Moskau).“ „Wenn die USA und die europäischen Staaten geschlossen bleiben, wird dies zusätzlichen Druck ausüben und Moskau zeigen, dass es keine Chance hat“ betont er.

+++ 05:37 Russland: Drohnen-Trümmer lösen Feuer in Woronesch aus +++
Eine Versorgungsinfrastrukturanlage in der russischen Region Woronesch ist nach Angaben des dortigen Gouverneurs durch Drohnen-Trümmer in Brand geraten. „Das Feuer ist bereits gelöscht“, teilt Gouverneur Alexander Gussew über Telegram mit. „Nach ersten Informationen gibt es keine Verletzten.“ Die südwestrussische Region Woronesch grenzt an die Ukraine.

+++ 03:07 Öllager in Kursk offenbar von ukrainischer Drohne getroffen +++
Die Ukraine hat nach russischen Angaben mehrere Wellen von Drohnenangriffen auf die russische Grenzregion Kursk geflogen. „Mindestens 13 von der Ukraine aus gestartete Drohnen wurden am späten Sonntagabend von unseren Luftabwehrsystemen zerstört“, schreibt der Gouverneur Andrej Smirnow auf Telegram. Zuvor seien bereits tagsüber 19 Drohnen abgeschossen worden. Bei den Angriffen sei ein Öllager beschädigt worden. Der Gouverneur berichtet von kleineren Schäden an mehreren Wohngebäuden, ohne nähere Angaben zu machen. Auch aus anderen russischen Grenzregionen werden Drohnenangriffe gemeldet. In Orjol wird nach Angaben des Gouverneurs ein Kraftwerk beschädigt (Liveticker-Eintrag von 00:55 Uhr). In der an die Ukraine angrenzenden Region Brjansk wurden nach Angaben des dortigen Gouverneurs mindestens vier Drohnen abgeschossen.

Nach ukrainischen Angriffen Russische Treibstofftanks gehen in Flammen auf

+++ 02:02 Gabriel vermisst Debatte über Stationierung von US-Raketen in Deutschland +++
Der frühere Außenminister und heutige Vorsitzende der Atlantik-Brücke, Sigmar Gabriel, zeigt sich irritiert darüber, dass es in Deutschland keine Debatte im Vorfeld der Entscheidung über die Stationierung von US-Langstreckenraketen gegeben hat. „Mich stört nicht die Stationierungsabsicht selbst, sondern die Tatsache, dass es darüber in Deutschland keine öffentliche Debatte gibt. Es wird einfach entschieden“, sagt der SPD-Politiker der „Rheinischen Post“.

Stationierung ab 2026 geplant Gabriel vermisst Debatte über US-Raketen in Deutschland

+++ 00:55 Kraftwerk in Russland bei ukrainischem Drohnenangriff beschädigt +++
Ein ukrainischer Drohnenangriff beschädigt russischen Angaben zufolge ein Kraftwerk in der südwestrussischen Region Orjol. „Es gibt keine Opfer“, erklärt der Gouverneur der Region, Andrej Klitschkow, auf Telegram. Zwei Drohnen seien zerstört worden. Die genaue Zahl der abgeschossenen Drohnen ist unklar.

+++ 22:17 „Anti-europäisch“: Polens Außenminister schlägt Orban Austritt Ungarns aus EU und NATO vor +++
Das polnische Außenministerium schlägt Ungarn nach Viktor Orbans umstrittenen Äußerungen über die EU, die USA und Polen vor, die EU und die NATO zu verlassen. „Wenn Sie kein Mitglied in einem Club sein möchten, können Sie jederzeit austreten“, sagt der stellvertretende polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski, wie die Polnische Presseagentur (PAP) meldet. Der ungarische Ministerpräsident hatte der Meldung zufolge unter anderem Polen „Heuchelei“ vorgeworfen, den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gelobt und Russland verteidigt. Auch beschuldigte er die USA, für den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline verantwortlich zu sein. Bartoszewski bezeichnet Orbans aktuelle Politik als „anti-europäisch, anti-ukrainisch und anti-polnisch“. Polen mache keine Geschäfte mit Russland „im Gegensatz zu Orban, der am Rande der internationalen Gemeinschaft steht“, so Bartoszewski.

+++ 21:31 Drohnenangriff auf Bomber: Selenskyj dankt Soldaten für „Genauigkeit in 1800 Kilometern Entfernung“ +++
Ukrainische Medien berichteten gestern über einen erfolgreichen Drohnenangriff auf einen Militärflugplatz im Norden Russlands – 1800 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Dabei soll ein strategischer Bomber vom Typ TU-22M3 getroffen worden sein, meldete „Ukrainska Pravda“ unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Ein Satz in der abendlichen Videoansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lässt sich durchaus als Bestätigung verstehen: Darin dankt der Staatschef seinen Soldaten und zwar unter anderem der 9. Abteilung des Militärgeheimdienstes GUR. „Genauigkeit in einer Entfernung von fast 1800 Kilometern von unserer Grenze. Wirklich sehr wichtig! Danke dafür“, sagt Selenskyj. Russland startet von dem Flugplatz aus mit Bombern zu Raketenangriffen auf die Ukraine.

+++ 20:46 Berichte: Wagner-naher Propagandist bei Kämpfen in Mali getötet +++
Bei Gefechten in Mali mit Kämpfern des separatistischen Tuareg-Volks im Norden sind mehrere Dutzend malische Soldaten und russische Söldner ums Leben gekommen. Auch ein bekannter russischer Propagandist, der der Söldnergruppe Wagner nahesteht, soll Medienberichten zufolge unter den Getöteten sein. Wie die unabhängigen russischen Nachrichtenkanäle „The Insider“ und „Mediazona“ melden, soll Nikita Fedjanin, Administrator des Telegram-Kanals „Grey Zone“ mit rund 500.000 Abonnenten, bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein. Ein Foto, das seine Leiche zeigen soll, kursiert den Berichten zufolge im Internet. Auf dem Telegram-Kanal, den Fedjanin als „Söldnergemeinschaft“ bezeichnete, veröffentlichte der 31-Jährige Bilder von Wagner-Einsätzen an verschiedenen Orten in ganz Afrika und drückte dort wiederholt seine Unterstützung für Russlands Krieg in der Ukraine aus. Der vor knapp einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Söldnerchef Jewgeni Prigoschin ließ über „Grey Zone“ auch regelmäßig Videos und Fotos der Wagner-Kämpfer verbreiten.

Kämpfe gegen Regierung Mali-Rebellen wollen 20 Wagner-Söldner getötet haben

+++ 20:27 Selenskyj: Ukraine wird „Aktionsplan für Frieden“ bis Ende November vorlegen +++
Die Ukraine werde bis Ende November einen „Aktionsplan für den Frieden“ fertigstellen, sagt Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit dem japanischen Sender NHK. Die Ukraine hatte im Juni den ersten globalen Friedensgipfel in der Schweiz organisiert, bei dem 91 Länder und 8 internationale Organisationen ein Kommuniqué unterzeichneten. Der ukrainische Staatschef sagt, Kiew werde „detaillierte Gespräche mit relevanten Ländern“ über territoriale Integrität und andere Fragen beginnen. Die Ukraine plant, vor den US-Präsidentschaftswahlen im November den zweiten Friedensgipfel unter Beteiligung Russlands zu organisieren. Bisher wurde keine offizielle Einladung verschickt. Der stellvertretende russische Außenminister Michail Galuzin sagte, Russland werde nicht daran teilnehmen.

+++ 19:37 Russische Truppen starten Angriffsserie in der Ostukraine +++
Die russische Luftwaffe setzt der ostukrainischen Region Charkiw hart zu. Nach einer Mitteilung des Generalstabs in Kiew wurde allein der kleine Ort Wowtschansk von mindestens sechs Gleitbomben getroffen. Daneben griffen den Angaben zufolge russische Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen an. Über eventuelle Verluste gab es keine Angaben. Ein weiterer Schwerpunkt russischer Angriffe lag demnach bei Pokrowsk. Im Laufe des Tages seien 16 Attacken abgewehrt worden, weitere seien im Gange. Die Angaben können zum jetzigen Zeitpunkt nicht unabhängig geprüft werden. Auch aus der Region Dnipropetrowsk wurden mehrere russische Angriffe mit Artillerie und Kampfdrohnen gemeldet. Im Sektor Liman im Osten des Landes griffen russische Einheiten Stellungen der ukrainischen Armee an. Dabei seien mindestens zwölf Angriffe registriert worden, teilt der Generalstab mit.

+++ 19:18 Selenskyj nennt drei Faktoren für ein „gerechtes Ende“ des Krieges +++
Geduld, Unterstützung für die Ukraine und diplomatischer Druck auf Russland – das sind die drei Faktoren für ein gerechtes Ende des Krieges. Das sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit dem japanischen Sender NHK. „Geduld, Unterstützung und diplomatischer Druck sind die drei Faktoren für ein gerechtes Ende des Krieges. Wenn die USA und die europäischen Nationen ihre Einheit bewahren, erhöht sich der Druck und zeigt Moskau, dass es keine Chance gibt“, sagte der ukrainische Staatschef. Selenskyj betonte jedoch auch, er könne nicht auf Forderungen nach einem Waffenstillstand reagieren, solange Russland weiterhin ukrainisches Territorium besetzt halte.

+++ 18:38 NATO-Beitritt: Wissenschaftler fordern in offenem Brief Einladung der Ukraine in Militärbündnis +++
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern fordern in einem offenen Brief die NATO auf, die Ukraine zum Beitritt einzuladen. Laut der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform haben bis zu 158 Forschende den Brief unterzeichnet, der in der britischen Zeitung „Guardian“ veröffentlicht wurde. „Die Einladung der Ukraine zum NATO-Beitritt wäre ein endgültiger Schritt weg von der Beschwichtigungspolitik und zurück zur Herrschaft des Völkerrechts und zum Schutz der Menschenrechte“, heißt es darin. Die bisherigen Versuche, die angebliche „NATO-Erweiterungsangst“ Moskaus zu besänftigen, würden Russlands völkermörderische Propaganda und systematische Kriegsverbrechen in den besetzten Gebieten der Ukraine ignorieren, darunter Massaker, Massenvergewaltigungen und Folter.

„Das Vorgehen Russlands zeigt die klare Absicht, die Ukraine als Nation zu zerstören, anstatt seine eigenen Sicherheitsbedenken auszuräumen“, betonen die Verfasserinnen und Verfasser.

Ein Beitritt zum Militärbündnis werde aus ihrer Sicht auch keine weiteren Anreize für den Kreml schaffen, „da Russland fest entschlossen ist, die Ukraine zu zerstören, und dafür keine zusätzliche Motivation braucht“. Zudem sei es eine „Tatsache, dass Russland kein einziges Mitglied des Militärbündnisses angegriffen hat“. Stattdessen habe Moskau Drittländer bedroht, überfallen und besetzt.

+++ 17:54 Berichte über ukrainischen Überraschungsangriff auf russische Truppen in Luhansk +++
Das ukrainische Militär hat Berichten zufolge den russischen Truppen in Luhansk im Osten des Landes mit einem Raketenangriff schwere Verluste zugefügt. Angehörige einer Panzergrenadiereinheit seien bei einer Versammlung auf einem Übungsgelände mit ATACMS-Raketen beschossen worden, berichteten ukrainische Medien unter anderem unter Berufung auf russische soziale Medien und eigene Militärkreise. Bei dem überraschenden Angriff, der bereits gestern erfolgt sein soll, seien mindestens 19 russische Soldaten getötet und weitere 71 verwundet worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Die ukrainischen Truppen setzen die aus amerikanischen Beständen stammenden ATACMS-Raketen meist nur gegen wertvolle Ziele ein. Möglicherweise war die Truppenansammlung bei Luhansk zuvor von einer Aufklärungsdrohne erkannt worden.

+++ 17:32 Dutzende Wagner-Söldner in Mali getötet – aus Ukraine-Krieg bekannter Kommandant in Gefangenschaft +++
Russische Wagner-Söldner in Mali haben mit mehreren Dutzend getöteten und gefangen genommenen Kämpfern einen ihrer bislang schwersten Verluste in Westafrika erlebt. Rebellen des separatistischen Tuareg-Volks im Norden des Sahel-Staats töteten bei dreitägigen Kämpfen nach eigenen Angaben mehrere Dutzend malische Soldaten und russische Söldner, die das Dorf Tinzaouatène an der Grenze zu Algerien einzunehmen versuchten. Russische Söldner kämpfen seit 2021 mit der malischen Armee gegen alle Rebellenbewegungen im Land, darunter islamistische Terrormilizen ebenso wie die Tuareg. Russische Kanäle aus dem Umfeld der Söldner, darunter ein früherer Kommandant der Kräfte im Norden Malis, sprachen von mehr als 80 getöteten und 15 gefangen genommenen Kämpfern ihrer Seite. Unter ihnen soll auch der Wagner-Kommandant Anton Jelisarow sein, der im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine für die Eroberung der ukrainischen Stadt Soledar mitverantwortlich war.

+++ 16:49 Feuer in Hochschulgebäude in Cherson nach russischem Beschuss ausgebrochen +++
Russische Streitkräfte haben die Oblast Cherson angegriffen und dabei ein Hochschulgebäude getroffen. In der Bildungseinrichtung ist ein Feuer ausgebrochen, wie Oleksandr Prokudin, Leiter der Militärverwaltung des Gebiets Cherson, laut einem Bericht von „Ukrainska Pravda“ mitteilt. „Der Feind schlug nachts auf das Gebäude einer Hochschule im Stadtzentrum ein, wodurch ein Feuer ausbrach.“ Verletzt worden sei niemand.

+++ 16:02 430 ukrainische Siedlungen nach russischen Angriffen ohne Strom +++
Nach russischen Angriffen sind in sechs Regionen im Norden und Nordosten der Ukraine 431 Siedlungen ohne Strom. Das teilt das ukrainische Energieministerium auf Facebook mit, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldet.

Dörfer erobert, Panzer verloren Russland zahlt hohen Preis für Vormarsch in Donezk

+++ 15:34 Generalstab: Rund 130 Gefechte mit russischen Truppen binnen eines Tages +++
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs der Streitkräfte ist es gestern zu 129 Gefechten mit russischen Truppen an der Front gekommen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldet, sind die russischen Truppen besonders aktiv in den Bereichen Pokrowsk, Torezk und Kurachiwka.

+++ 14:54 Kiew: Fast 1200 russische Soldaten innerhalb eines Tages „eliminiert“ +++
Die personellen Verluste auf russischer Seite bleiben laut offiziellen Zahlen aus Kiew hoch: Binnen eines Tages sind demnach 1190 russische Soldaten im Krieg ums Leben gekommen oder können nicht mehr weiterkämpfen. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums sind seit Beginn des Krieges im Februar 2022 insgesamt 574.690 russische Soldaten „eliminiert“ worden. Wie das Verteidigungsministerium in seinen täglichen Angaben zu den Verlusten Russlands verkündet, habe der Gegner unter anderem 13 weitere Panzer verloren (8344). Seit Beginn der russischen Invasion zählt die Ukraine mehr als 16.000 gepanzerte Fahrzeuge und rund 12.800 Drohnen, die sich nicht mehr im Besitz des russischen Militärs befinden oder zerstört wurden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Moskau selbst hält sich mit Informationen zu eigenen Verlusten in der Ukraine zurück.

+++ 14:28 Selenskyj: Russland hat mehr als 700 Bomben und 100 Drohnen binnen einer Woche auf Ukraine abgefeuert +++
Russische Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der vergangenen Woche über 700 gelenkte Fliegerbomben und mehr als 100 Drohnen vom Typ Shahed auf die Ukraine abgefeuert. Wie der ukrainische Staatschef bei Telegram unter Berufung auf regionale Behörden schreibt, wurden allein gestern bei russischen Luftangriffen auf vier ukrainische Regionen elf Menschen getötet und weitere 41 verletzt. Die Ukrainer hätten „täglich unter dem russischen Terror zu leiden“ und „einen fairen und zuverlässigen Schutz davor verdient“. Selenskyj fordert die Verbündeten auf, Kiew mit Langstreckenwaffen und Luftverteidigungsausrüstung auszustatten, und fügte hinzu, dass „jede konkrete Entscheidung der Partner zur Stärkung unserer Streitkräfte Menschenleben retten kann“.

+++ 14:01 Bericht: F-16-Kampfjets werden den Kriegsverlauf womöglich nicht wesentlich beeinflussen +++
Die ersten F-16-Kampfjets sollen in den kommenden Wochen in der Ukraine eintreffen, aber ukrainische und westliche Beamte warnen, dass sie möglicherweise keine unmittelbare Auswirkung auf den Verlauf des Krieges haben werden, da Russland weiterhin langsam auf dem Schlachtfeld Gewinne erzielt. Die Washington Post berichtet, dass die Ukraine nur eine kleine Anzahl von F-16-Kampfflugzeugen erhalten wird, während Russland über eine Vielzahl von Luftabwehrsystemen verfügt, die diese abschießen können. Das bedeutet, dass die ersten F-16-Kampfflugzeuge, die in der Ukraine eintreffen, wahrscheinlich zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung eingesetzt werden, um russische Luftziele abzuschießen, anstatt russische Bodentruppen anzugreifen.

Laut Washington Post ist es unwahrscheinlich, dass die Kampfflugzeuge zumindest anfangs in der Nähe der Frontlinie stationiert werden und daher nicht in der Lage sein werden, russische Militärflugzeuge abzufangen. Offizielle Stellen weigerten sich, bekannt zu geben, wie viele F-16-Kampfflugzeuge der Ukraine in diesem Jahr zur Verfügung gestellt werden, aber es werden nicht mehr als etwa 20 sein, was einer Staffel entspricht.

+++ 13:44 Ukraine bestätigt Angriff auf Ölraffinerie in Kursk +++
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte bestätigt in den sozialen Medien einen Angriff auf ein russisches Öldepot in der Region Kursk. Der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) habe in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Militär in der Nacht das Öldepot Polyova angegriffen. Zuvor hatten die regionalen Behörden in Kursk einen Drohnenangriff gemeldet, der zu Bränden an mehreren Orten führte. Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs Alexej Smirnow waren am Morgen noch immer Feuerwehrleute vor Ort im Einsatz, um drei Treibstofftanks zu löschen (siehe Einträge 08:00 und 06:36).

Nach ukrainischen Angriffen Russische Treibstofftanks gehen in Flammen auf

+++ 13:20 Behörden: Acht Verletzte nach russischem Beschuss zweier Hochhäuser in Nikopol +++
Beim Beschuss der ukrainischen Großstadt Nikopol durch russische Truppen in der Region Dnipro werden acht Menschen verletzt, darunter auch Kinder. Dies berichtet „RBC-Ukraine“ unter Berufung auf den Staatlichen Dienst für Notfallsituationen (SES) der Ukraine. „Acht Bewohner von zwei mehrstöckigen Gebäuden, darunter zwei Kinder, wurden während des feindlichen Beschusses von Nikopol verletzt“, heißt es in der Erklärung. Die Verletzten seien von Rettungskräften und dem Roten Kreuz ins Krankenhaus gebracht worden, erklärt der SES.

+++ 13:01 Russland meldet Einnahme zweier Orte in Donezk +++
Russland hat zwei Orte in der Region Donezk eingenommen. Es handele sich um Prohres und Jewheniwka im Osten der Ukraine, berichten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

+++ 12:44 Ukraine wirft Russland die Tötung von 564 Kindern seit Beginn des Krieges vor +++
Russland soll seit dem Beginn seines Angriffskriegs in der Ukraine 564 Kinder getötet und mindestens 1487 verletzt haben, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur „Ukrinform“ unter Verweis auf das Büro des Generalstaatsanwalts. Die meisten Kinder seinen in den Regionen Donezk, Charkiw, Dnipro, Cherson, Kiew und Saporischschja betroffen, heißt es in der Erklärung auf Telegram.

+++ 12:24 Lindner kontert Pistorius in Diskussion um Verteidigungsetat +++
Finanzminister Christian Lindner hat im Tauziehen um die Ausgaben für die Bundeswehr seinen Kurs verteidigt. „Wir haben das Zwei-Prozent-Ziel für die NATO erreicht, zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren“, sagt der FDP-Chef im Interview mit dem ARD-„Hauptstadtstudio“. Man mache mehr als Frankreich und Italien. In den kommenden Jahren stünden weiterhin mindestens zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für die Sicherheit zur Verfügung. „Jetzt muss ich den Spieß einmal umdrehen: Es ist nicht so, dass alles, was der Verteidigungsminister sagt, automatisch begründet und richtig ist.“ Lindner betont, es gehe um Steuergeld und die Effizienz der Mittelvergabe. „Herr Pistorius hat ein 100-Milliarden-Euro-Sonderprogramm für die Ertüchtigung der Streitkräfte, das hatte keiner seiner Vorgänger. Damit kann man arbeiten, und damit muss man auch wirtschaften“, sagt Lindner.

„Krieg teurer als Abschreckung“ Pistorius verteidigt Wehrdienstmodell gegen Lindner

+++ 12:01 Putin droht mit Antwort auf US-Raketen in Deutschland +++
Wegen der Pläne zur Stationierung von US-Langstreckenraketen in Deutschland droht der russische Präsident Wladimir Putin bei der großen Marineparade in St. Petersburg eine Reaktion an. Russland werde im Fall einer Umsetzung der Pläne „spiegelgerecht“ reagieren und sich einem früheren Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenwaffen nicht mehr verpflichtet fühlen. Der INF-Vertrag über ein Verbot dieser Waffen gilt nach der Kündigung der USA 2019 ohnehin schon nicht mehr. Laut Putin hatte sich Russland bisher aber ein Moratorium auferlegt und weiter an die Vereinbarungen gehalten. Die USA beklagen dagegen seit langem russische Verstöße gegen den Vertrag. In einer Rede vor Matrosen aus Russland, China, Algerien und Indien sagt Putin, die USA könnten damit eine Raketenkrise im Stil des Kalten Krieges auslösen. „Die Flugzeit solcher Raketen, die in Zukunft mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden können, zu Zielen auf unserem Territorium wird etwa zehn Minuten betragen“, sagt Putin.

+++ 11:14 Behörden: Russen eignen sich über 500 Wohnhäuser in Luhansk an +++
In der sogenannten „Volksrepublik Luhansk“ haben sich die russischen Besatzer 514 Wohnhäuser von aus der Region evakuierten Bürgern widerrechtlich angeeignet. Das teilt die ukrainische Nachrichtenagentur „Ukrinform“ mit und beruft sich dabei auf eine Telegram-Mitteilung des Leiters der staatlichen Regionalverwaltung von Luhansk, Artem Lysohord. Dies seien Objekte, die dem „Verstaatlichungsverfahren“ unterlägen, das nach 30 Tagen ab dem Tag der Entdeckung beginne, schreibt Lysohord und weist darauf hin, dass ein großer Teil des von den Besatzungsbehörden gemeldeten Grundbesitzes verstaatlicht werde.

+++ 10:45 Explosionen in Charkiw gemeldet – Luftalarm in weiteren Regionen der Ukraine ausgerufen +++
In Charkiw meldet die ukrainische Rundfunkanstalt suspilne.media am Morgen zwei Explosionen. Kurz darauf berichtet der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleg Sinegubov, von zwei Raketenangriffen durch die Russen. Der Typ der Raketen werde ermittelt. Bislang gebe es keine Informationen über Opfer“, schreibt er auf seinem Telegram-Kanal. Derzeit soll in einigen Regionen der Ukraine laut dem Nachrichtenportal „RBC-Ukraine“ Luftalarm ausgerufen worden sein. Dies gelte für Donezk, Charkiw, Sumy, Tschernihiw, Poltawa und Dnipro. Eine Bedrohung durch Raketen sei in diesen Regionen nicht auszuschließen, heißt es.

+++ 10:07 Gouverneur meldet 5 Tote und 15 Verletzte durch russischen Beschuss in Region Donezk +++
Beim russischen Beschuss der ostukrainischen Region Donezk sind am Samstag 5 Zivilisten getötet und 15 weitere verletzt worden, teilt der Regionalgouverneur Vadym Filashkin über Telegram mit. Demnach haben die Russen fünf Bewohner der Region Donezk getötet. Darunter seien drei in Iwaniwka, einer in Kostiantyniwka und einer in Toretsk. Weitere 15 Menschen in der Region seien im Laufe des Tages verletzt worden, schreibt Filashkin. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs Februar 2022 wurden der ukrainischen Nachrichtenagentur „Ukrinform“ zufolge in der Region Donezk 2110 Zivilisten getötet und 5515 verletzt. In diesen Opferzahlen seien die Opfer in Mariupol und Wolnowacha jedoch nicht berücksichtigt, heißt es.

+++ 09:46 IfW-Präsident: Deutsche Haushaltspolitik ist „Sicherheitsrisiko für Europa“ +++
Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, fordert die Bundesregierung auf, deutlich mehr Geld für Sicherheit und Verteidigung auszugeben – und kritisiert zugleich den Haushaltskompromiss der Ampel. „Die Bundesregierung macht derzeit keine vernünftige Haushaltspolitik für das, was das Land braucht“, sagt Schularick in einem Interview mit t-online. „Viel mehr noch: Die Haushaltspolitik ist und bleibt ein Sicherheitsrisiko für Europa.“ Ein künftiges Sondervermögen für die Bundeswehr müsse „deutlich größer als das aktuelle mit seinem Umfang von 100 Milliarden Euro“ sein, so der Ökonom weiter. „Allein um in den nächsten zehn Jahren die Lücke im Haushalt zu schließen, reden wir wahrscheinlich über ein Volumen von 250 bis 300 Milliarden Euro.“

Und auch dann sei klar: „Selbst mit all diesen Mehrausgaben würde Deutschland prozentual noch immer weniger fürs Militär ausgeben als Länder wie Polen, Norwegen oder die USA, die ihre Investitionen in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht im gleichen Umfang haben schleifen lassen.“ Insgesamt bräuchte es schon jetzt Ausgaben in Höhe von 3 bis 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, um Putins Russland durch „Stärke und Entschlossenheit abzuschrecken“, sagt Schularick.

+++ 09:15 Experte sieht Region Donezk für Ukraine „in jedem Fall“ verloren +++
Die ukrainischen Streitkräfte stehen in der Region Donezk derzeit besonders stark unter dem Druck russischer Angriffe. Der Militärexperte Ralf Thiele sieht keine Möglichkeit für die Ukraine, die Region Donezk in der Zukunft zu halten. Die Russen seien „Stück für Stück“ auf dem Vormarsch und die Ukrainer auf dem Rückzug. Die Region sei in jedem Fall weg für die Ukraine, sagt Thiele auf ntv (siehe auch Eintrag von 08:16). „Das ist natürlich traurig, wenn man so etwas sagen muss“, so der Militärexperte. Donezk sei auf dem Verhandlungsweg verloren oder auf dem „realen Weg“. Das bedeute, entweder gebe es ein Gespräch über „einen Waffenstillstand auf Augenhöhe oder wir haben einen Unterwerfungswaffenstillstand“, erklärt Thiele. Das seien die Alternativen, die er sehe. Aber in beiden Fällen sei die Region „am Ende des Tages weg“, so Thiele.

+++ 08:16 Thiele zur Lage an der Front: Ukrainer sind „de facto auf schrittweisem Rückzug“ +++
In den umkämpften Gebieten im Osten des Landes sieht es für die Ukraine „nicht gut aus“, meint Ralf Thiele. Das Militär versuche, einen russischen Durchbruch zu verhindern – allerdings auf Kosten eines Rückzugs. Der Militärexperte befürchtet, dass die Ukraine die Region Donezk in jedem Fall verlieren wird.

Thiele zur Lage an der Front Ukrainer sind „de facto auf schrittweisem Rückzug“

Quelle: ntv.de, ghö/uzh/AFP/rts/AP/dpa

NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE

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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN

Selenskyj: Kein Waffenstillstand bei weiterer Besetzung – 29.7.2024, 5:50

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat allen Bemühungen um ein schnelles Ende des Kriegs einen Riegel vorgeschoben. Er könne nicht auf die Forderungen nach einem Waffenstillstand eingehen, solange Russland ukrainisches Territorium besetzt halte, sagte er in einem Interview des japanischen Senders NHK. Damit bekräftigte er die bisherige Linie seiner Regierung.

Für den Weg zu einem gerechten Frieden seien aus seiner Sicht drei wichtige Voraussetzungen nötig:

  • „Geduld, …
  • Unterstützung (für die Ukraine) sowie
  • diplomatischer Druck (auf Moskau).“

  • „Wenn die USA und die europäischen Staaten geschlossen bleiben, wird dies zusätzlichen Druck ausüben und Moskau zeigen, dass es keine Chance hat“, betonte er.

Kiew habe in den vergangenen Tagen offiziell Kontakt mit Donald Trump und Kamala Harris, den beiden republikanischen und demokratischen Wettbewerbern im Rennen um die US-Präsidentschaft, aufgenommen. Die Ukraine befürchtet vor allem bei einem eventuellen Wahlsieg Trumps den Verlust der bisherigen US-Unterstützung im Kampf gegen Russland. „Wir waren in Kontakt mit seinem Team“, sagte Selenskyj. *** red, ORF.at/Agenturen

Öllager und Karftwerk beschädigt: Ukraine greift russische Infrastruktur an

Die Ukraine hat nach russischen Angaben mehrere Wellen von Drohnenangriffen auf die russische Grenzregion Kursk geflogen. „Mindestens 13 von der Ukraine aus gestartete Drohnen wurden am späten Sonntagabend von unseren Luftabwehrsystemen zerstört“, schrieb der amtierende Gouverneur Andrej Smirnow auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Zuvor seien bereits tagsüber 19 Drohnen abgeschossen worden.

Bei den Angriffen sei ein Öllager beschädigt worden. Die Feuerwehr war am Abend noch mit den Löscharbeiten beschäftigt. Der Gouverneur berichtete von kleineren Schäden an mehreren Wohngebäuden, ohne nähere Angaben zu machen. Die russischen Behörden geben selten das volle Ausmaß der durch die ukrainischen Angriffe verursachten Schäden bekannt.

Auch aus anderen russischen Grenzregionen wurden Drohnenangriffe gemeldet. In Orjol wurde nach Angaben des Gouverneurs ein Kraftwerk beschädigt. In der an die Ukraine angrenzenden Region Brjansk wurden nach Angaben des dortigen Gouverneurs mindestens vier Drohnen abgeschossen. Die Ukraine hat in den vergangenen Monaten verstärkt russische Infrastruktur angegriffen, um die Logistik und Wirtschaft des Landes zu stören. *** red, ORF.at/Agenturen

Serie russischer Angriffe in der Ostukraine

Die russische Luftwaffe hat der ostukrainischen Region Charkiw hart zugesetzt. Nach einer Mitteilung des Generalstabs in Kiew von gestern wurde allein der kleine Ort Wowtschansk von mindestens sechs Gleitbomben getroffen.

Daneben griffen den Angaben zufolge russische Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen an. Über eventuelle Verluste gab es keine Angaben.

Mehrere Verletzte

Ein weiterer Schwerpunkt russischer Angriffe lag demnach bei Pokrowsk. Im Laufe des Tages seien 16 Attacken abgewehrt worden, weitere seien im Gange. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Auch aus der Region Dnipropetrowsk wurden mehrere russische Angriffe mit Artillerie und Kampfdrohnen gemeldet. Dabei seien mehrere Menschen verletzt worden, teilte die regionale Militärverwaltung ohne weitere Details mit.

Im Sektor Liman im Osten des Landes griffen russische Einheiten Stellungen der ukrainischen Armee an. Dabei seien mindestens zwölf Angriffe registriert worden, teilte der Generalstab mit. *** red, ORF.at/Agenturen

ZENTRALBANKEN

MELDUNGSÜBERBLICK

WEITERE MELDUNGEN

OLYMPIADE im n-tv-Lifeticker

OLYMPIADE im ORF-Lifeticker

WELT

USA und Japan stärken Sicherheitszusammenarbeit

Die USA und Japan wollen angesichts der Bedrohungen durch China und Nordkorea ihre Sicherheitszusammenarbeit ausbauen. Das vereinbarten beide Seiten bei einem Treffen von US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin mit Japans Außenministerin Yoko Kamikawa und Verteidigungsminister Kihara Minoru gestern in Tokio.

Die Minister hätten „die Bedeutung des amerikanisch-japanischen Bündnisses als Eckpfeiler für Frieden, Sicherheit und Wohlstand in der indopazifischen Region und darüber hinaus“ bekräftigt, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Kernpunkt der Beschlüsse ist demnach die Einrichtung eines gemeinsamen militärischen Hauptquartiers in Japan, um die Zusammenarbeit zwischen US-amerikanischen und japanischen Streitkräften zu erleichtern.

Blinken und Austin bekräftigten zudem ihr Bekenntnis zu einer erweiterten Abschreckung der USA zum Schutz Japans, wie aus der Stellungnahme hervorgeht. Unter erweiterter Abschreckung verstehen die USA die „volle Bandbreite“ ihrer militärischen Fähigkeiten zur Verteidigung Südkoreas – einschließlich Atomwaffen.

„Ernste Besorgnis“

Die Vereinbarungen seien eine Reaktion auf zunehmende Bedrohungen in der Region, hieß es weiter. Chinas Außenpolitik ziele darauf ab, die internationale Ordnung zu ihrem eigenen Vorteil und auf Kosten anderer zu verändern. Zunehmende Machtdemonstrationen Chinas im Ost-und Südchinesischen Meer sowie die rasche Ausweitung seines Atomwaffenarsenals seien Anlass zu „ernster Besorgnis“.

Die Minister kritisierten zudem das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas sowie die wachsende Zusammenarbeit zwischen Russland, China und Nordkorea. *** red, ORF.at/Agenturen

Venezuela droht Chaos: Maduro und Opposition – beide wollen Wahl gewonnen haben – 19.7.20, 6:18

Die Wahlbehörde erklärt Venezuelas autoritäreren Staatschef Nicolás Maduro zum Sieger der Präsidentschaftswahl. Der Amtsinhaber kommt bei der Abstimmung demnach auf 51,2 Prozent der Stimmen. Die Opposition berichtet jedoch von Unregelmäßigkeiten und zweifelt das offizielle Ergebnis an.

Nach der Verkündung des Siegs von Amtsinhaber Nicolás Maduro durch den Nationalen Wahlrat hat auch die Opposition den Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Venezuela für sich reklamiert. Zuvor hatte sie von Unregelmäßigkeiten bei dem Urnengang berichtet. Schon früh am Abend hatte das Lager von Oppositionskandidat Edmundo González einen Sieg über Maduro prognostiziert. Venezuela habe einen neuen Präsidenten und dieser heiße Edmundo González, sagte Oppositionspolitikerin María Corina Machado.

Auch die USA haben Zweifel am vom Nationalen Wahlrat verkündeten Sieg von Amtsinhaber Nicolás Maduro bei der Präsidentschaftswahl in Venezuela angemeldet. Washington habe „ernsthafte Bedenken“, dass das vermeldete Ergebnis nicht dem Willen des Volkes entspreche, sagte Außenminister Antony Blinken. Zuvor hatte der Vorsitzende des venezolanischen Wahlrats, Elvis Amoroso, erklärt, Maduro habe sich einen Stimmanteil von etwa 51 Prozent gesichert und den Oppositionskandidaten Edmundo González mit etwa 44 Prozent auf den zweiten Platz verwiesen. Das Ergebnis sei „unumkehrbar“, fügte Wahlbehördenchef Amoroso an.

Mehrere Umfragen hatten einen Sieg des Oppositionskandidaten González prognostiziert. Beobachter gingen allerdings nicht von einer freien und fairen Wahl aus. Zuletzt wurden zahlreiche Oppositionelle festgenommen und regierungskritische Kandidaten nicht zur Wahl zugelassen.

Die Nichtregierungsorganisation Foro Penal berichtete von mehr als 300 politischen Häftlingen. Der populären Oppositionsführerin María Corina Machado wurde wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten aus ihrer Zeit als Abgeordnete die Ausübung öffentlicher Ämter für 15 Jahre untersagt. An ihrer Stelle trat schließlich der bis vor Kurzem noch weitgehend unbekannte Gonzalez bei der Präsidentenwahl an.

Bleibt es bei dem verkündeten Ergebnis, kann Maduro nun im Januar 2025 seine dritte sechsjährige Amtszeit antreten. Dabei waren die Chancen auf einen Politikwechsel in Caracas nach Einschätzung von Beobachtern so gut wie lange nicht mehr. Im Gegensatz zu den Wahlen vor sechs Jahren zeigte sich die Opposition diesmal geschlossen. Zudem waren angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage auch bislang treue Anhänger von der sozialistischen Regierung enttäuscht. …

Venezuela: Maduro zum Wahlsieger erklärt – 29.67.2024, 6:37

Amtsinhaber Nicolas Maduro hat nach Angaben der Wahlbehörde die Präsidentschaftswahl in Venezuela gewonnen. Wie Behördenchef Elvis Amoroso in der Nacht auf Montag (Ortszeit) nach Auszählung von 80 Prozent der abgegebenen Stimmen mitteilte, erhielt Maduro eine Mehrheit von 51,2 Prozent. Auf den aussichtsreichsten Oppositionskandidaten Edmundo Gonzalez Urrutia entfielen demnach 44,2 Prozent. Das Ergebnis sei „unumkehrbar“, fügte Wahlbehördenchef Amoroso an.

Es ist die dritte Amtszeit des Sozialisten Maduro. 2018 war seine Wiederwahl allerdings international nicht anerkannt worden. Zahlreiche Maduro-Anhänger hatten sich bereits während der laufenden Auszählung vor dem Präsidentenpalast Miraflores in der Hauptstadt Caracas versammelt, wie im venezolanischen Fernsehen zu sehen war.

Die Wahllokale waren seit 18.00 Uhr Ortszeit (24.00 Uhr MESZ) geschlossen, Menschen in der Warteschlange durften aber auch noch nach Schließung ihre Stimme abgeben. Insgesamt bewarben sich neun weitere Kandidaten um das höchste Staatsamt. Die besten Chancen wurden neben Maduro dem früheren Diplomaten Urrutia vom Oppositionsbündnis Plataforma Unitaria Democratica zugerechnet. Mehr als 21 Millionen Menschen im In- und Ausland waren zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlbehörde bei 59 Prozent.

Oppositionsführerin mit „Botschaft an das Militär

Mehrere Umfragen nach der Abstimmung hatten noch auf einen Sieg für Gonzalez Urruia hingewiesen, und die Opposition hatte erklärt, sie habe „Grund zum Feiern“. „Die Ergebnisse können nicht geheim gehalten werden. Das Land hat sich friedlich für einen Wandel entschieden“, erklärte Gonzalez auf X kurz bevor die Ergebnisse bekanntgegeben wurden.

Oppositionsführerin Maria Corina Machado forderte das Militär des Landes erneut auf, das Wahlergebnis zu bestätigen. „Eine Botschaft an das Militär. Das venezolanische Volk hat gesprochen: Es will Maduro nicht“, schrieb sie auf X. „Es ist an der Zeit, sich auf die richtige Seite der Geschichte zu stellen. Sie haben eine Chance, und zwar jetzt.“ Maduros Machtapparat in Venezuela stützt sich unter anderem auf das Militär und die Polizei.

Unregelmäßigkeiten vor der Wahl

Maduro hatte nach seiner Stimmabgabe gesagt, er wolle das Ergebnis der Wahl respektieren. „Ich erkenne das Wahlgericht und das offizielle Wahlergebnis an und werde dafür sorgen, dass es respektiert wird“, sagte der 61-Jährige in Caracas. Vor dem Urnengang hatte er allerdings auch mehrfach gesagt, er werde die Macht im Falle einer Wahlniederlage nicht abgeben. Unter anderem hatte er in der vergangenen Woche für den Fall einer Niederlage mit einem „Blutbad“ gedroht.

Der frühere Diplomat Gonzalez zeigte sich bei der Stimmabgabe noch hoffnungsvoll. Umfrag Der 74-Jährige trat anstelle der populären Oppositionsführerin Maria Corina Machado an, der wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten aus ihrer Zeit als Abgeordnete die Ausübung öffentlicher Ämter für 15 Jahre untersagt wurde.

Nach Anvgaben von Generalstaatsanwalt Tarek Saab sei es bei der Wahl nur vereinzelt zu Zwischenfällen gekommen. Der Urnengang sei demnach weitgehend friedlich verlaufen. Im Gegensatz dazu berichteten Beobachter und die Opposition dagegen von Unregelmäßigkeiten und Einschüchterungsversuchen während und auch vor der Wahl.

Neben dem Ausschluss der Kandidatinnen und Wahlbeobachter sei der Opposition etwa auch der Zugang zu Medien und eigenen Wahlkampagnen verwehrt worden. Zudem konnten sich laut der Plattform Mi Voto Cuenta (dt.: „Meine Stimme zählt“) nur 69.000 der vier Millionen Wahlberechtigten im Ausland für die Wahl registrieren.

Zweitgrößter Massenexodus weltweit

In Venezuela floh bereits rund ein Viertel der Bevölkerung aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen aus dem Land. Laut Zahlen der UNO sind das mehr als sieben Millionen Menschen, das ist nach Syrien die zweitgrößte Fluchtbewegung der Welt.

Die meisten Venezolanerinnen und Venezolaner sind in die Nachbarländer ausgewandert und verdingen sich dort ihren spärlichen Lebensunterhalt als Taxifahrer, Essenslieferant oder Straßenverkäufer. Auch in Europa zählen Geflüchtete aus Venezuela nach Syrien, Afghanistan und der Türkei zur größten Gruppe der Erstasylantragssteller.

80 Prozent leben in Armut

Von jenen, die in Venezuela verblieben sind, leben mehr als 80 Prozent in Armut. Viele der Venezolanerinnen und Venezolaner sind auf staatliche Lebensmittelpakete angewiesen – doch wer sich der Regierung gegenüber kritisch äußert, müsse damit rechnen, dass ihm die Pakete verweigert werden, heißt es in einem aktuellen UNO-Bericht.

Auch die Gefängnisse des Landes sind voll mit Regierungskritikern und Oppositionellen. Politologin und Lateinamerika-Expertin Sandra Weiss schreibt im „Journal für Internationale Politik und Gesellschaft“ („IPG-Journal“) von Venezuela als „autoritär-mafiösem Willkürstaat“, in dem sich eine „zivil-militärische Führungsclique schamlos durch Korruption bereichert“ habe. Schätzungen zufolge seien rund 700 Milliarden US-Dollar an Staatseinnahmen im sozialistischen Venezuela veruntreut worden. *** red, ORF.at/Agenturen

Links:

Wahlbehörde: Maduro gewinnt Präsidentschaftswahl – 28.7.2024, 22:41

Amtsinhaber Nicolas Maduro hat nach Angaben der Wahlbehörde die Präsidentschaftswahl in Venezuela gewonnen. Wie Behördenchef Elvis Amoroso in der Nacht auf heute (Ortszeit) nach Auszählung von 80 Prozent der abgegebenen Stimmen mitteilte, erhielt Maduro eine Mehrheit von 51,2 Prozent. Auf den aussichtsreichsten Oppositionskandidaten Edmundo González Urrutia entfielen demnach 44,2 Prozent. Das Ergebnis sei „unumkehrbar“, fügte Wahlbehördenchef Amoroso an.

Die Wahllokale waren seit 18.00 Uhr Ortszeit (24.00 Uhr MESZ) geschlossen, Menschen in der Warteschlange durften aber auch noch nach Schließung ihre Stimme abgeben. Das offizielle vorläufige Ergebnis wird vom Nationalen Wahlrat (CNE) bekanntgegeben.

Rund 21 Millionen Wahlberechtigte waren bei dem Urnengang in dem ölreichen, südamerikanischen Land aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Umfragen prognostizierten einen Sieg des 74-jährigen Oppositionspolitikers Gonzalez Urrutia über den seit 2013 autoritär regierenden, linken Staatschef Maduro.

Maduro: Will Ergebnis anerkennen

Regierungsgegner und Experten fürchten, dass Maduro einen Wahlsieg seines Herausforderers Urrutia nicht anerkennen würde. Maduro sagte bei seiner Stimmabgabe in der Hauptstadt Caracas: „Ich werde die Wahlleitung anerkennen, das offizielle Ergebnis, und ich werde dafür sorgen, dass sie respektiert werden.“

Zugleich forderte er alle anderen Kandidaten für das Präsidentenamt auf, öffentlich zu erklären, dass auch sie das von den Wahlbehörden veröffentlichte offizielle Ergebnis anerkennen würden. Vor dem Urnengang hatte er mehrfach gesagt, er werde die Macht im Falle einer Wahlniederlage nicht abgeben.

Verbalattacke auf Opposition

Der Chef der Wahlbehörde CNE, Elvis Amoroso, bezeichnete die Opposition vor Reportern als „Feinde Venezuelas“ und sagte, dass ihr Kandidat „die Verfassung ablehnt“. Maduros Machtapparat in Venezuela stützt sich unter anderem auf das Militär und die Polizei.

„Wir sind bereit, jede einzelne Stimme zu verteidigen“, sagte unterdessen Urrutia nach seiner Stimmabgabe in Caracas. „Wir vertrauen unseren Streitkräften, dass sie die Entscheidung unseres Volkes respektieren.“

US-Außenminister Antony Blinken rief alle Seiten auf, den „demokratischen Ablauf“ bei der Wahl zu respektieren. „Das venezolanische Volk verdient eine Wahl, die wirklich seinen Willen widerspiegelt und frei von jeglicher Manipulation ist“, sagte Blinken. Die internationale Gemeinschaft werde dies „sehr genau beobachten“. *** Lesen Sie mehr …

US-WAHLKAMPF im n-tv-Liveticker

Nicht abrufbar

US-WAHLKAMPF – Predict it

US-WAHL/Harris schließt in Wahlumfrage zu Trump auf – 28.7.2024, 11:47

Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zwischen Kamala Harris und Donald Trump steht im Wesentlichen unentschieden. Dies geht aus einer neuen Umfrage des Wall Street Journal hervor, die eine verstärkte Unterstützung für Kamala Harris bei nicht-weißen Wählern und eine dramatisch gestiegene Begeisterung für die Kampagne bei den Demokraten zeigt. Der ehemalige Präsident Trump führt mit 49 Prozent zu 47 Prozent vor der derzeitigen Vizepräsidentin Harris, aber das liegt innerhalb der Fehlermarge von plus/minus 3,1 Prozentpunkten.

Team Harris: 200 Millionen Dollar in einer Woche gesammelt

Das Wahlkampfteam von US-Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris hat nach eigenen Angaben in weniger als einer Woche Spenden in Höhe von 200 Millionen Dollar (rund 184 Mio. Euro) gesammelt.

Zwei Drittel des Geldes stamme von Erstspendern, teile das Team der Demokratin gestern mit. Das deute darauf hin, dass Harris breite Unterstützung bei der Basis der Partei genieße.

Am vergangenen Sonntag erklärte US-Präsident Joe Biden seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen, er schlug seine Stellvertreterin Harris als Ersatz vor. Die 59-Jährige muss nun von den Demokraten noch zur Kandidatin gekürt werden. *** red, ORF.at/Agenturen

Donald Trump nimmt Kryptowährungen auf die Agenda

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich am Samstag als Hauptredner auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville für Kryptowährungen ausgesprochen. „Wenn Kryptowährungen die Zukunft bestimmen werden, dann möchte ich, dass sie in den USA geprägt und hergestellt werden“, sagte er. Sollte er zum Präsidenten gewählt werden, wolle er einen „strategischen nationalen Bitcoin-Vorrat“ anlegen, in dem die Regierung die Token aufbewahren würde, die sie besitzt oder erwirbt. Trump versprach auch, einen präsidialen Bitcoin- und Krypto-Beirat zu ernennen, der transparente regulatorische Richtlinien entwerfen soll.

EUROPÄISCHE UNION

TGV-Attacke vor Olympia: Ultralinke bekennt sich zu Sabotage – Berliner Morgenpost, 28.7.2024

Paris. Eine „unbekannte Delegation“ linksextremer Herkunft hat die Verantwortung für die Sabotage-Aktion gegen das TGV-Netz übernommen.

Französische und ausländische Medien haben am Wochenende eine Email erhalten, mit der Politaktivisten die Verantwortung für die konzertierte Sabotageaktion vor den olympischen Spielen übernehmen. Am Freitag waren Schaltanlagen von drei Hochgeschwindigkeitsstrecken der TGV-Züge in Brand gesteckt worden; an einem vierten vereitelte das rasche Eingreifen eines Bahnarbeiters eine weitere Sabotageaktion. 800.000 Reisende aus Frankreich und dem Ausland – namentlich London und Brüssel – blieben stundenlang in Bahnhöfen stecken; zahllose Züge mussten annulliert werden. Viele Reisen konnten deshalb nicht an der olympischen Eröffnungsfeier am Freitagabend in Paris teilnehmen.

Die französischen Ermittler nehmen das Bekennerschreiben „ernst“, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtet. Ihr zufolge deutet das Schreiben auf eine Urheberschaft einer „an die Ultralinke gekoppelte gewalttätige Protestbewegung“ hin. Die Mail war auch an die „New York Times“ geschickt worden – mit dem Absender „sabotagetgvjo@riseup.net“. „JO“ bezeichnet auf Französisch die olympischen Spiele. Unterzeichnet war sie durch „Unbekannte Delegation“, eine in der Tat unbekannte Organisation. Der Domain-Name RiseUp wird in Frankreich von Linksextremisten, radikalen Umweltschützern und Anarchisten verwendet. Der Sitz befindet sich in Seattle, ihre Schöpfer sollen der italienischen Anarchoszene entstammen.

Olympia 2024: Wer steckt hinter den Attacken? 

In dem Schreiben ist zu lesen: „Sie nennen es ein Fest? Wir sehen darin die Feier des Nationalismus, eine gigantische Inszenierung der Unterjochung der Bevölkerung durch Staaten.“ Und weiter: „Hinter dem spielerischen und geselligen Schein bieten die olympischen Spiele ein Experimentierfeld für die Kontrolle der Massen und unserer Bewegungen durch die Polizei.“ Die Organisation ruft zum „Sturz einer Welt, die auf Ausbeutung und Domination beruht“, auf.

Die französische Staatsanwaltschaft hat Einheiten zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (Junalco) sowie der „Antiterroristischen Vizedirektion“ (Sdat) mit den Ermittlungen betraut. Innenminister Gérald Darmanin zeigte sich zuversichtlich, dass die Ermittler „ziemlich rasch Bescheid wüssten“, wer genau hinter den Anschlägen stecke. Er zeigte sich erleichtert, dass die von 300.000 Zaungästen verfolgte Eröffnungsfeier in Paris „friedlich und problemlos“ über die Bühne gegangen sei. Es sei nur zu 19 – nicht näher bezeichneten – Festnahmen gekommen.

Am Samstag verhaftete die französische Polizei zudem vierzehn Aktivisten der radikalökologischen Organisation Extinction Rebellion. Sie hatten sich mit Messern, Zangen, Vorhängeschlössern und Strohballen im Stadtzentrum von Paris gruppiert, um den Ablauf der sportlichen Anlässe zu stören. In den sozialen Medien gab eine Organisation mit dem Namen „Olympische Revolte“ bekannt, eine Widerstandsoperation gegen die „soziale und Umweltzerstörung“ sei durch die polizeiliche „Repression“ verhindert worden.

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN  

„Konjunktureller Abschwung hält an“

von Statistik Austria finden Sie als PDF auf unserer Website.

ÖVP wirbt wieder für Großelternkarenz

Die ÖVP wirbt neuerlich für die von Parteichef Karl Nehammer im Jänner im Rahmen seines „Österreich-Plans“ vorgestellte Großelternkarenz.

Anlässlich des heutigen Welttags der Großeltern, der von der katholischen Kirche heuer zum vierten Mal ausgerufen wurde, lotete Familienministerin Susanne Raab gemeinsam mit Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec (beide ÖVP) mögliche Ausgestaltungen eines derartigen Modells aus. Das gaben Raab und Korosec gestern bekannt.

„Großelternbonus“ statt Kinderbetreuungsgeld

Die ursprünglich von Nehammer auf das Tapet gebrachte Großelternkarenz soll sowohl möglich sein, wenn die Großeltern noch im Berufsleben stehen, als auch dann, wenn sie bereits in Pension sind. Die finanzielle Unterstützung soll in Form eines „Großelternbonus“ erfolgen, „analog zum Kinderbetreuungsgeld in derselben Höhe“, hieß es gegenüber der APA.

Für berufstätige Großeltern soll eine Freistellungsoption vorgesehen werden. Voraussetzung dafür müsste sein, dass sich die Großeltern anstelle der Eltern um die Enkelkinder kümmern, weil diese erwerbstätig sind. Als mögliches Beispiel für eine mögliche Aufteilung zwischen Eltern und Großeltern nannten Raab und Korosec, dass Mutter und Vater für jeweils sechs Monate in Karenz gehen und die restlichen zwölf Monate von den Großeltern bestritten werden. *** red, ORF.at/Agenturen

SZ Österreich: Mirakel Salzburg • Erwin Wurm • Netzwerk der Identitären – Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung, 26.7.2024

Sind die Salzburger Festspiele trotz aller äußerlichen Zurschaustellung noch zeitgemäß? Die vom Festspielspektakel verzauberte Autorin meint: „Nach Bayreuth fährt man wegen der Oper, nach Salzburg wegen des Gesamtpakets: Oper plus.“

Der reiche Mann im „Jedermann“ in Unterhose, ein „Ecce homo“.

MEDIZIN

Experte: „Pandemie-Gefahr“ Vogelgrippefälle bei Menschen häufen sich in Asien

Noch befinden sich die Vogelgrippe-Fälle in Asien zwar auf einem niedrigen Niveau und eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt es wohl nicht. Doch Experten sind trotzdem alarmiert und schlagen mehrere Maßnahmen vor. Denn so bleiben muss das nicht unbedingt.

Experten sind tief besorgt über die jüngste Häufung von Vogelgrippefällen bei Menschen in Asien. Die Welternährungsorganisation (FAO) ruft zu größeren und länderübergreifenden Anstrengungen im Kampf gegen die Vogelgrippe auf. Nach einer langen Periode mit wenigen menschlichen Infektionen seien seit Ende 2023 bereits 13 Fälle aus Kambodscha gemeldet worden, ebenso Fälle aus China und Vietnam.

Der Regionalmanager des FAO-Notfallzentrums für grenzüberschreitende Tierkrankheiten (ECTAD) in Südostasien spricht von einer Pandemie-Gefahr. „Der jüngste Anstieg der Ausbrüche der Vogelgrippe ist äußerst besorgniserregend“, sagte Kachen Wongsathapornchai. „Seit Ende 2023 haben wir einen Anstieg der Fälle beim Menschen und eine Ausbreitung des Virus auf neue Tierarten beobachtet. Das Auftreten neuer A/H5N1-Stämme, die leichter übertragbar sind, erhöht die Pandemie-Gefahr.“

Das H5N1-Virus hat sich weltweit ausgebreitet. Betroffen sind Wild- und Farmtiere. Die FAO nennt Aasfresser, Meeressäugetiere, fleischfressende Haustiere, Säugetiere, die wegen ihres Fells gezüchtet werden, und Wiederkäuer wie Milchkühe. Ausbrüche von Vogelgrippe bei Tieren müssten schnell erkannt und Informationen mit Nachbarländern und Regionen zügig geteilt werden, fordert die FAO.

Es müssten mehr Kapazitäten für die Schnelldiagnostik und Bioinformatik entwickelt werden. Bauern müssten die Biosicherheit erhöhen, Impfkampagnen in Geflügelfarmen seien nötig. Zudem müssten Menschen über die Ansteckungsgefahren aufgeklärt werden.

Bislang waren die meisten infizierten Menschen in engem Kontakt mit Tieren. Es gibt nach bisherigen Erkenntnissen keine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Die Sorge ist aber, dass sich das Virus in Säugetieren weiter verändert und anpasst. *** Quelle: ntv.de, rog/dpa

TELEKOMUNIKATION

„Spoofing“: Gegen Telefonbetrug hilft nur Aussitzen – Die Presse (ZAHLPFLICHT)

Die Zahl der „Spoofing“-Anrufe, also Betrugsversuche per Telefon, steigt massiv. Statt „exotischen“ Vorwahlen verwenden Täter aber gefälschte heimische Nummern. Mittlerweile rufen die Betrüger mit echten Nummern an – ein Dilemma.

Nach dem Telefonat mit der ihm unbekannten Rückruferin war Herr B. zunächst kurz verwirrt. Dann wurde er grantig. Doch nun, so der 43-jährige Angestellte, sei er „vor allem frustriert: Man kann allem Anschein nach wirklich nichts dagegen tun“. Das, so der Wiener, sei auch dann lästig, wenn man auf die „Spoofing“-Anrufe selbst nicht hereinfalle – und einfach auflege: „Angerufen werde ich ja trotzdem. Zurzeit mindestens sechs Mal am Tag.“ …

MEDIEN

Alexandra Föderl-Schmid zieht sich aus der Chefredaktion der SZ zurück

Die österreichische Journalistin Alexandra Föderl-Schmid verlässt auf eigenem Wunsch die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“. Künftig arbeitet sie als Nachrichtenchefin.

Erst Anfang des Jahres sah sich die gebürtige Oberösterreicherin mit Plagiatsvorwürfen in Bezug auf ihre journalistischen Texte sowie ihre Dissertation konfrontiert. Alexandra Föderl-Schmid bat die Universität Salzburg daraufhin, ihre Arbeit zu überprüfen, ihre Funktion als stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung (SZ) stellte sie ruhend.

Plagiatsvorwürfe entkräftet: Kein Fehlverhalten

Kurz darauf wurde die Journalistin vermisst, am nächsten Tag wurde sie bereits lebend aufgefunden. Im April veröffentlichte die Uni Salzburg das Ergebnis ihrer Überprüfung der Dissertation: Demnach war „kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“ festzustellen. Auch die SZ erstellte ein Gutachten. Dieses ergab, dass Föderl-Schmid zwar fallweise gegen journalistische Standards verstoßen hätte, aber von einem Skandal sei man weit entfernt.

Föderl-Schmid verlässt die Chefredaktion

Auf eigenem Wunsch verlässt die Österreicherin nun aus der Chefredaktion der SZ, stattdessen kehrt sie in die Redaktion zurück. Ab September wird sie als Nachrichtenchefin arbeiten. Gemeinsam mit Jens Schneider wird Föderl-Schmid den Newsdesk leiten. „Ich freue mich, wieder in die Redaktion zurückzukehren“, wird Föderl-Schmid in der Aussendung zitiert.

GESELLSCHAFT – RELIGION

INTERVIEW – Radikalisierung in Wien: Nach „Bandenkriegen“ in Wien: „Ich habe das Gefühl, diese Konflikte werden nicht aufhören“

Moussa al-Hassan Diaw, Gründer der Deradikalisierungsstelle Derad, sieht ein „höchst gefährliches“ Aufheizen von Emotion und Gewalt. Er glaubt zu wissen, was dahintersteckt und was getan werden muss

Moussa al-Hassan Diaw und seine Kolleginnen und Kollegen eilen derzeit von einem Gefängnistermin zum nächsten. Die jugendliche Szene potenzieller jihadistischer Terroristen floriert wieder in bedrückender Art und Weise – angetrieben durch den Krieg in Nahost.

Und wäre das nicht schon genug, schwelt auch noch ein Machtkampf auf Wiens Straßen zwischen Tschetschenen und einer Art syrischem Familienclan, der sich „505“ nennt. Auch dieses in Teilen hochkriminelle Milieu ist dem Islamismusforscher aus seiner Arbeit bestens bekannt.

TANDARD: Seit Monaten gibt es Machtkämpfe zwischen Tschetschenen und Syrern in Wien. Noch einmal von vorn: Worum geht es hier?

Diaw: Anfangs war es ein nationalistischer Konflikt. Ein Syrer soll in der Türkei ein Kind vergewaltigt haben, woraufhin dort Syrer und kurdische Araber gewaltvoll verfolgt wurden. In Wien hat sich dieser Konflikt nach dem EM-Spiel Österreich gegen die Türkei entladen. Es gab Aufrufe unter Syrern, dass man türkisch aussehende Menschen aufhalten und verprügeln soll. Diese gegenseitigen Schlägereien wurden gefilmt und in sozialen Medien hochgeladen, um einander zu demütigen. Davor hat ein Tschetschene einen Araber angegriffen, was dazu führte, dass einem Tschetschenen in einem Wiener Park von 505ern die Kehle aufgeschlitzt wurde. Die Tschetschenen sahen ihr Ehrgefühl massiv verletzt – und rächten sich.

STANDARD: Im Boulevard war von „Bandenkriegen“ die Rede. Zu Recht?

Diaw: Durchaus. Hier schließen sich ganz bewusst ethnische Gruppen zusammen, die miteinander konkurrieren. Es geht um den Einfluss in der Öffentlichkeit, da wird um Territorien gekämpft. Es geht um die Ehre von Familie, Frauen und der jeweiligen Nation, Religion spielt sowieso bei allen eine Rolle. Wir können hier also ruhig von Banden sprechen, auch wenn sie nicht tief organisiert sind. Man kann sich das so vorstellen: Es gibt hier Gruppen, die sich täglich treffen. Und rundherum ein großes Netzwerk an Leuten, die sich oft nicht persönlich kennen, aber mobilisierbar sind.

STANDARD: Das ist ein gutes Stichwort: In dem Konflikt haben sich öffentliche Telegram-Gruppen etabliert. Eine richtet sich gegen die Syrer von „505“ und eine gegen Tschetschenen und Türken. Sie haben viel Zeit in beiden Foren verbracht. Was haben Sie dort gesehen?

Diaw: Die volle Palette an Extremen. Es werden Steckbriefe mit Namen samt Adresse und Telefonnummer veröffentlicht. Gar nicht auszudenken, was passiert, wenn sich jemand dorthin aufmacht. Aufgestachelt wird in diesen Gruppen ja permanent. Ständig werden neue Informationen und Videos veröffentlicht, die zeigen, wie tschetschenische Mädchen und Frauen angeblich von Syrern bedroht und beleidigt werden. Es werden Videos von syrischen Burschen hochgeladen, die sich ausziehen und selbst befriedigen. Die Videos haben sich Leute im Stile von „Pädophilenjägern“ unter dem Vorwand zuschicken lassen, ein minderjähriges Mädchen zu sein. Hinzu kommen Videos von Schlägereien. Dieses Hochschaukeln der Emotionen finde ich höchst gefährlich. Je nach Grad der Frustration eines Jugendlichen kann das außer Kontrolle geraten.

STANDARD: Woher kommt diese massive Gewaltaffinität?

Diaw: Es mag gefährlich sein, das zu sagen: Aber Gewaltaffinität ist bei männlichen Jugendlichen grundsätzlich wahrscheinlicher – egal in welcher Kultur. Das sehen wir bei Fußball-Hooligans, bei Motorradgangs wie den Hells Angels oder im aktuellen Fall. Beim Machtkampf in Wien kommen kulturelle Vorstellungen dazu, die das verstärken. Da bist du nicht stark, weil du männlich, sondern weil du etwa Tschetschene bist. In der tschetschenischen Erzählung kämpfst du, gibst nicht auf und brauchst keine fünf Leute, um jemanden zusammenzuschlagen. Das ist im aktuellen Konflikt ständig Thema.

STANDARD: Schon vor zehn Jahren gab es Konflikte zwischen Tschetschenen und Afghanen in Wien. Werden solch blutige Machtkämpfe wie jetzt öfter wiederkehren?

Diaw: Es wird ganz sicher, so wie überall, immer Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen aller Art geben. Im Moment habe ich aber das Gefühl, dass es viele gibt, die – vorsichtig formuliert – nicht sozial integriert sind, die keine Perspektive haben. Dazu würde ich auch die Syrer von 505 zählen. Sie sind teilweise erst 13 Jahre alt, kamen als unbegleitete Flüchtlinge nach Wien, einige hängen am Praterstern ab, konsumieren Drogen, der schulische Erfolg fehlt, sie haben keine Werte mehr und neigen deshalb zu Kriminalität und Gewalt. Das ist erschreckend. Ich glaube, dass von Gruppen wie dieser noch viele Probleme ausgehen werden. Und ich habe das Gefühl, diese ethnisch-kulturellen Konflikte werden nicht aufhören. Und gepaart ist das immer mit religiösem Eifer.

„Je nach Grad der Frustration eines Jugendlichen kann das außer Kontrolle geraten.“
Moussa al-Hassan Diaw

STANDARD: Inwiefern?

Diaw: Tschetschenen und Syrer versuchen, die eigene Nation mit Religion aufzuwerten und sich als bessere Muslime darzustellen. In den erwähnten Telegram-Gruppen wird auch darüber diskutiert, ob es den Machtkampf überhaupt geben darf, man sei doch eine Ummah, also eine muslimische Gemeinschaft. Religiöse Fragmente werden auch zur Demütigung verwendet: Einer hat in der Gruppe geschrieben, welche sexuellen Handlungen er mit der Großmutter eines anderen auf dem Gebetsteppich praktizieren würde. Das ist krank. Zudem gibt es jene, die Propaganda von extremen Predigern oder des „Islamischen Staats“ teilen – was zu Streitereien geführt hat. Mittlerweile mischen sich aber auch moderate Stimmen in die Gruppen und greifen ein.

STANDARD: Im Hintergrund laufen Friedensgespräche zwischen Tschetschenen und Syrern. Was bedeutet es, wenn sich ein solcher Konflikt nur innerhalb der Communitys selbst regeln lässt und der Staat in die Rolle des Beobachters verdrängt wird?

Diaw: Soweit ich weiß, sind damit zwei Imame betraut. Die Frage ist, ob diese Aussprache akzeptiert wird. In diesem Konflikt hat sich ein loses Netzwerk etabliert, das sich davon im Moment nicht ablenken lässt. Positiv ist, dass man versucht, ins Gespräch zu kommen. Aber ich kann die berechtigte Angst verstehen, wenn sich in so einem Streit Privatkräfte einschalten, der Staat sein Monopol aus der Hand gibt.

STANDARD: Bleibt die Frage: Wie arbeitet man gegen solche Konflikte an? Wir haben es hier mit vielschichtigen Problemen zu tun. Mit dem Ehrgefühl der Tschetschenen. Mit jungen Syrern ohne elterliches Korrektiv, ohne Perspektive. Oder mit Wiener Kindern mit türkischen Wurzeln, die sich mit faschistischem Wolfsgruß zeigen.

Diaw: Das ist alles problematisch. Nur lässt sich das nicht populistisch mit reflexhafter Ablehnung lösen, wie das in der Politik oft gemacht wird. Das führt bei den Jugendlichen nur zu einem „Jetzt erst recht“-Gefühl. Das haben wir bei der Europameisterschaft im Stadion gesehen, als der Wolfsgruß ein großes Thema war. Als Pädagoge muss man mit den Jugendlichen auf unterschiedliche Art und Weise über diese Phänomene und Feindbilder sprechen, um ein Umdenken zu erreichen. Das geht mit Einzelgesprächen. Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober gibt es zudem einen irren Bedarf an Schulworkshops. Die sind für die Generalprävention wichtig. Da hören einem die Jugendlichen wirklich konzentriert zu, weil sie das Thema interessiert, sie eine andere Sichtweise bekommen und einmal erfahren, was ihnen strafrechtlich droht, wenn sie daran festhalten. Das ist ihnen oft nicht bewusst. Für diese Workshops fehlen oft die Finanzmittel. Und es gibt noch ein anderes Problem.

STANDARD: Welches?

Diaw: Die Mittel vergibt eine Jury einer bestimmten Institution. Und diese Jury erscheint mir etwas praxisfern. Wir wollten weitere Workshops zum Thema Nahostkonflikt und Antisemitismus anbieten, weil es ein riesiges Thema ist. Der Antrag wurde abgelehnt, weil angeblich nicht klar sei, wie wir unser Ziel, Extremisten einzudämmen, „methodisch“ erreichen wollen. Das kann ich nicht nachvollziehen. Wir stehen ja direkt in Kontakt mit Radikalisierten, wir wissen, wie sie ticken. Wenn präventive Maßnahmen blockiert werden, sind die staatlichen Stellen mitverantwortlich dafür, dass sich die Lage in Österreich nicht bessert.

STANDARD: Zum Abschluss: Wie – glauben Sie – geht der Konflikt zwischen Tschetschenen und den Syrern von 505 weiter?

Diaw: Solange es diese Chatgruppen gibt, wird der Konflikt weitergehen. Das ist ihre Echokammer. Man kann den Druck erhöhen, damit diese Kanäle verschwinden. Andererseits ist es für uns alle sehr interessant, was hier geschrieben wird. (Jan Michael Marchart, 26.7.2024)

Moussa al-Hassan Diaw ist Islamismusforscher und Gründer der Deradikalisierungsstelle Derad. Sein Alter will er aus Sicherheitsgründen geheim halten.

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„Lächerlich“ und „Selbstmord“: Katholische und russ.-orthodoxe Kirche empört, Russen verhöhnen Eröffnungsfeier (inkl. Kurzvideo)

Die katholische Kirche übt harsche Kritik an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Diese habe Szenen enthalten, in denen das Christentum verspottet und verhöhnt werde. Ein Akt irritiert besonders. Aus Russland hagelt es Spott für die „lächerliche“ Zeremonie.

An der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris hat es heftige Kritik unter anderem von der katholischen Kirche gegeben. „Diese Zeremonie enthielt leider auch Szenen, in denen das Christentum verspottet und verhöhnt wurde, was wir zutiefst bedauern“, hieß es in einer Mitteilung der französischen Bischofskonferenz. Was ihr konkret missfallen hat, präzisierte die Kirche nicht.

Offenbar löste vor allem eine Szene heftige Reaktionen aus, die an Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde „Das letzte Abendmahl“ erinnert, das das letzte Mahl von Jesus Christus mit seinen Jüngern darstellt. Bei der Eröffnungszeremonie wurden die Jünger allerdings von Dragqueens verkörpert sowie einem Transgender-Model und einem fast nackten Sänger.

Daran übte auch die Deutsche Bischofskonferenz Kritik. „Eine eindrucksvolle Eröffnung von hoffentlich friedlichen Spielen“, schrieb Sportbischof Stefan Oster auf X. „Das queere Abendmahl war allerdings ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig.“ Kritik daran kam auch von konservativen und rechtsextremen Politikern in Frankreich. So sprach etwa die Senatorin der bürgerlich-konservativen Républicains, Valérie Boyer, von einer „Vision unserer Geschichte (…), die darauf abzielt, die Christen lächerlich zu machen“.

„Wir danken den Mitgliedern anderer religiöser Konfessionen, die uns ihre Solidarität bekundet haben. Heute Morgen denken wir an alle Christen auf allen Kontinenten, die durch die Übertreibung und Provokation einiger Szenen verletzt wurden“, teilte die Bischofskonferenz mit. „Wir wünschen uns, dass sie verstehen, dass sich das olympische Fest weit über die ideologischen Vorlieben einiger Künstler hinaus entfaltet.“

Russland spricht von „Gay-Pride-Parade“

Die russisch-orthodoxe Kirche und das Außenministerium in Moskau äußerten sich entsetzt über die Eröffnungsfeier, weil bei einer Darstellung des letzten Abendmahls die Apostel von „Transvestiten“ verkörpert worden seien. „Ein kulturell-historischer Selbstmord geht in einer der einst christlichen Hauptstädte der europäischen Zivilisation vor sich“, sagte der Geistliche Wachtang Kipschidse, der im Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche für Kontakte zur Gesellschaft und zu den Medien zuständig ist.

Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, veröffentlichte bei Telegram Fotos und meinte, die Eröffnungsfeier sei zu einer Verspottung der Christen und zu einer „Gay-Pride-Parade“ verkommen. Sie machte sich lustig über die Feier auf der Seine, die im russischen Fernsehen nicht live übertragen wurde, und führte eine lange Mängelliste auf. „Ich hatte nicht vor, mir die Eröffnung anzusehen. Aber nachdem ich die Fotos gesehen hatte, konnte ich nicht glauben, dass es sich nicht um ein Deep Fake oder Photoshop handelte“, schrieb sie. Die „lächerliche Eröffnungszeremonie“ habe die Gäste gezwungen, „stundenlang im strömenden Regen zu sitzen“.

Sacharowa verhöhnte zudem den „Verkehrszusammenbruch“, den Anschlag auf das französische Schienennetz, und echauffierte sich wortreich über die Auftritte verschiedener queerer Künstler. Ein Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche schrieb in diesem Zusammenhang, dass es sich um „kulturellen und historischen Selbstmord“ handele.

Die Olympia-Macher wiesen die Kritik zurück und verwiesen auf die Kunst- und Meinungsfreiheit.

Organisationschef Tony Estanguet betonte, die Show habe zum Nachdenken anregen sollen und sei in ihren Grundlinien mit dem IOC abgestimmt worden.

„Unsere Absicht war es nie, unverschämt zu sein“, sagte der Regisseur der Eröffnungszeremonie, Thomas Jolly. „In Frankreich ist das künstlerische Schaffen frei.“ Die Idee sei gewesen, inklusiv zu sein, was bedeute, niemanden auszuschließen. *** Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

UMWELT – ASTROPHYSIK

Der heißeste Montag auf der Erde seit 120.000 Jahren

Montag, der 22. Juli, war der weltweit heißeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen des EU-Klimawandeldienstes Copernicus. Wissenschaftler vermuten sogar, seit 120.000 Jahren.

Laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus war Montag, der 22. Juli, der weltweit heißeste Tag auf der Erde; Seit mindestens 1940. 17,15 Grad betrug die durchschnittliche Tagestemperatur und lag damit 0,06 Grad höher als am Vortag.

Treibhausgase sind für den Klimawandel verantwortlich

Klimawissenschaftler sagen, dass das auf den von Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen sei. Schuld daran ist insbesondere die Zunahme der Treibhausgase.

Carlo Buontempo, der Direktor von Copernicus, erklärte: „Vor allem wenn man den Jahresdurchschnitt betrachtet, waren die letzten zwölf Monate wahrscheinlich die wärmsten zwölf Monate der letzten 100.000 Jahre“

Der Montag war sogar der wärmste Tag sein 120.000 Jahren, vermuten Wissenschaftler

Im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur insgesamt mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Referenzwert. Damit wurde der weltweit vereinbarte Grenzwert für Erwärmung überschritten. Klimawissenschaftler sagen, dass der Montag der wohl wärmste Tag seit 120.000 Jahren gewesen sein könnte.

„Es ist nützlich zu verstehen, wie stark und wie schnell sich das Klima verändert. Aber letztlich ist es nicht die globale Durchschnittstemperatur, die uns in den Rücken fällt, denn niemand lebt im globalen Durchschnitt. Es ist wirklich das, was in unserem Hinterhof passiert und was in unseren Flüssen, unseren Bergen und so weiter passiert“, sagte Buontempo.

Der EU-Klimadienst Copernicus begann 1940 mit der Aufzeichnung der Temperaturen. Copernicus verwendet die Durchschnittstemperaturen für den gesamten Planeten, um eine globale Mitteltemperatur zu ermitteln.

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Kalifornien: Brände in den USA breiten sich rasant aus

Die Brände im Norden Kaliforniens haben sich bis zum Wochenende enorm ausgedehnt. Bis Sonntag erreichten sie nach Medienberichten eine Größe vergleichbar mit jener der Metropole von Los Angeles. Tausende Feuerwehrleute kämpfen gegen die Wald- und Flurbrände, und das nicht nur in Kalifornien, sondern auch in anderen US-Bundesstaaten und in Kanada.

Die Brände in Kalifornien seien am Samstag praktisch „explodiert“ und hätten sich bis zuletzt auf über 1.400 Quadratkilometern ausgedehnt. Das sei eine Fläche größer als die von Los Angeles, schrieb etwa die Tageszeitung „Los Angeles Times“. Laut der Zeitung ist das „Park Fire“ das bisher größte in diesem Jahr und das siebent größte seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen im Jahr 1932.

Feuerwehr und Behörden zogen bereits Parallelen zur bisher verheerendsten Brandkatastrophe in Kalifornien, dem „Camp Fire“, das im November 2018 im Bezirk Butte County ausgebrochen war. Das Feuer vernichtete an die 11.000 Häuser, 85 Menschen kamen ums Leben.

Stadt erneut in Gefahr

Die aktuellen Brände breiteten sich weiterhin „sprunghaft“ aus, sagte David Cutta, Kommunikationsverantwortlicher für die südliche Region des California Department of Forestry and Fire Protection (CAL FIRE). Sie hätten sich über drei Tage ausgebreitet und „pflügten“ über die Counties Butte, Plumas, Shasta und Tehama. In Butte County liegt die Stadt Paradise, die beim „Camp Fire“ 2018 nahezu vollständig zerstört wurde.

Wind und hohe Temperaturen begünstigten die Ausbreitung der Flächenbrände, die abgelegenen Einsatzorte seien für die Löschmannschaften mitunter schwer zu erreichen, so die „Los Angeles Times“.

Temporär vollständig außer Kontrolle

Freitagnachmittag wurde die betroffene Fläche auf knapp 179.000 Acres geschätzt, am späten Samstagabend auf 350.000 – umgerechnet über 1.400 Quadratkilometer. Eine Einheit des angloamerikanischen Flächenmaßes entspricht etwa 0,4 Hektar.

Am Donnerstag gingen die Löschmannschaften davon aus, dass sie die Brände zu etwa drei Prozent unter Kontrolle hätten, am Freitag hieß es laut Cal Fire: null Prozent unter Kontrolle. Am Sonntag wurde der Anteil mit zehn Prozent angegeben. Den Feuerwehren könnten bei ihren Einsätzen in den nächsten Tagen weniger hohe Temperaturen entgegenkommen.

Evakuierungsanweisungen in mehreren Bezirken

Noch galten am Wochenende allerdings Evakuierungsanordnungen für Ortschaften in den Bezirken Plumas, Shasta und Tehama und Evakuierungswarnungen in Butte County. Diese bedeuten, dass sich die Bewohner und Bewohnerinnen für Evakuierungen ihrer Ortschaften bereithalten und auf Anweisungen warten sollen. Bei der Bekämpfung der Brände sind rund 2.500 Feuerwehrleute, Hubschrauber und Löschflugzeuge im Einsatz.

Das „Park Fire“ zerstörte laut kalifornischen Behörden bisher über 130 Gebäude. Ausgebrochen war es am Dienstag bei Chico in Butte County nahe dem Sacramento Valley. Ein Mann soll dort im Bidwell Park – deshalb die Bezeichnung „Park Fire“ – ein Auto angezündet und es eine Böschung hinunterrollen haben lassen. Er wurde als Tatverdächtiger festgenommen.

Mehr als 100 Brände quer über die USA

In Kalifornien brennt es aktuell laut Cal Fire, Stand Sonntag, an 36 Orten. Betroffen sind laut der Liste Flächen zwischen knapp fünf Hektar und – mit dem „Park Fire“ – über 1.400 Quadratkilometer.

Das National Interagency Fire Center (NIFC) hatte am Freitag die Zahl der USA-weit aktiven Feuer mit 110 und die betroffene Gesamtfläche mit 7.250 Quadratkilometern angegeben. Die Zahlen wechseln ständig. Die meisten Brände wurden in Oregon, einem Nachbarstaat Kaliforniens, registriert.

Eine Million Hektar Fläche in Sibirien in Flammen

Aber nicht nur in den USA kämpfen Löschmannschaften mit großflächigen Bränden. Im Jasper Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains mussten 25.000 Menschen ihre Häuser verlassen, mehrere hundert Gebäude wurden zerstört. Das Feuer ist das bisher größte in dem Park und könnte noch Monate brennen, hieß es am Sonntag.

Im Fernen Osten Russlands toben Brände von noch größeren Ausmaßen als in den USA. Allein in der Region Jakutien haben sich Wald- und Flurbrände laut den russischen Behörden inzwischen auf eine Fläche von mehr als einer Million Hektar (10.000 Quadratkilometer) ausgebreitet, 130 aktive Brände wurden gezählt. Dazu kommen weitere in anderen Regionen Sibiriens. *** red, ORF.at/Agenturen

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Tiefseebergbau: Besserer Schutz der Meeresumwelt gefordert (inkl. Bilder und Karte)

Nach drei Jahren ergebnisloser internationaler Gespräche über eine Regulierung des Tiefseebergbaus könnte der Druck nun steigen. Bei der Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), von Montag bis Freitag in Kingston in Jamaica, wollen 27 Staaten auf eine Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt drängen – bevor es zu spät ist.

Trotz der Bedenken zahlreicher Fachleute hat der kanadische Konzern The Metals Company (TMC) angekündigt, einen Antrag für ein Tiefseebergbau-Projekt noch in diesem Jahr zu stellen. Im Jahr 2026 will TMC im Pazifik mit dem kommerziellen Abbau von Rohstoffen am Boden der Tiefsee beginnen.

Weil es noch immer kein Regelwerk gibt, ist unklar, wie mit einem solchen Antrag umgegangen würde. Eine wichtige Rolle könnte dabei der ISA-Generalsekretär spielen – über das Amt soll am Ende der fünftägigen Generalversammlung abgestimmt werden. An dem Treffen nehmen die 168 Vertragsstaaten des UNO-Seerechtsübereinkommens (UNCLOS) und die Europäische Union teil.

So schreibt auch die „New York Times“ („NYT“): „Einige Länder wehren sich vehement gegen die Idee, in den tiefsten Gewässern der Welt Bergbau zu betreiben, während andere dies als eine dringend benötigte wirtschaftliche Chance sehen. Wer auch immer in den nächsten Jahren an der Spitze der ISA steht, wird erheblichen Einfluss auf diese Entscheidungen haben.“

Vorwürfe gegen amtierenden Generalsekretär

Der Amtsinhaber Michael Lodge, der sich für eine dritte vierjährige Amtszeit bewirbt, steht nach Ansicht mancher Mitgliedstaaten der Industrie zu nahe. Nach einem „NYT“-Bericht wirft ihm ein früherer Mitarbeiter vor, Gelder missbraucht zu haben.

Der Brite soll demnach zudem seiner Gegenkandidatin, der brasilianischen Ozeanographin Leticia Carvalho, eine Stelle bei der ISA im Tausch gegen ihren Rückzug von der Wahl angeboten habe. Lodge weist alle Vorwürfe zurück.

27 Staaten wollen Grundsatzregelung

Mindestens 27 Staaten fordern ein Verbot, ein Moratorium oder, wie Carvalho, eine vorsorgliche Pause für den Tiefseebergbau. Bei der Generalversammlung wollen sie eine Grundsatzregelung zur Diskussion bringen, damit keine Anträge bearbeitet werden, bis mehr über die Umweltfolgen bekannt ist.

Beim Tiefseebergbau geht es vor allem um den Abbau vom Manganknollen auf dem Boden der Hohen See, wo kein Staat die Hoheit hat, sondern nach dem Seerechtsübereinkommen die ISA zuständig ist.

Manganknollen als „Batterien in einem Stein“

Die Metals Company, die sich Nauru, einen Inselstaat im Pazifischen Ozean, als Sponsor ins Boot geholt hat, will in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii aktiv werden. Der Meeresboden liegt dort 4.000 bis 6.000 Meter unter der Oberfläche.

OpenStreetMap

Manganknollen entstehen über Millionen Jahre und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die in der Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos verwendet werden könnten.

Metals Company beschreibt die Manganknollen als „Batterien in einem Stein“, die man nur vom Meeresboden aufsaugen müsse. Das sei viel weniger umweltschädlich als der Bergbau an Land.

picturedesk.com/Science Photo Library/NOAA

Abbau mit Gefahren für Ökosysteme

Untersuchungen zeigen jedoch ernste Gefahren für die Ökosysteme der Tiefsee, etwa durch Sedimentwolken und Lärm. „Der Großteil des Lebensraums auf dem Meeresboden wird zerstört werden“, sagt die Meeresbiologin Diva Amon aus Trinidad in einem Briefing der Tiefseeschutz-Organisation Deep Sea Conservation Coalition (DSCC).

Tiefsee

Als Tiefsee gelten jene Bereiche des Meeres, die unterhalb einer Tiefe von mindestens 200 Meter liegen. Sie machen fast 90 Prozent der Fläche der Ozeane aus und gelten als das größte und zugleich am wenigsten erforschte Ökosystem der Erde.

Die Erholungszeit sei so lang, dass es sich um einen geologischen und nicht menschlichen Maßstab handle. Über das zu erwartende Ausmaß der Zerstörung lässt sich derzeit nur spekulieren, da die Tiefsee noch wenig erforscht ist.

2023 hatte ein Forschungsteam im Fachblatt „Current Biology“ geschätzt, dass in der Clarion-Clipperton-Zone 5.580 Tierarten leben – 90 Prozent davon seien bisher unbeschrieben. Und erst vor einer Woche berichtete ein Forschungsteam im Fachjournal „Nature Geoscience“ von der überraschenden Entdeckung, dass Manganknollen Sauerstoff erzeugen können.

Tiefseebergbau kann Klimakrise „verschlimmern“

„Mineralien aus der Tiefsee zu nutzen, um die Klimakrise zu lösen, ist wie Rauchen, um Stress zu verringern“, meint die Meeresbiologin Amon. Vielmehr könne der Tiefseebergbau die Krise verschlimmern, indem er die wichtige Funktion des Meeres störe, Kohlenstoff zu binden und Hitze aufzunehmen.

Auch seitens Greenpeace heißt es: „Die Tiefsee ist von großer Bedeutung für das Gleichgewicht des gesamten Ökosystems der Erde und spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Klimas.“ Schließlich sei die Tiefsee eine wichtige Kohlenstoffsenke, die große Mengen an Kohlendioxid aufnehme und langfristig speichere, wodurch sie das globale Klima beeinflusse.

Tiefseebergbau weder „notwendig noch profitabel“

Nach Ansicht einiger Fachleute ist der Tiefseebergbau für die Energiewende gar nicht nötig. Wegen der technologischen Entwicklung in der Batterieherstellung hin zum Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator würden die in Manganknollen enthaltenen Metalle immer weniger gebraucht, sagte Victor Vescovo, ein ehemaliger Marineoffizier aus den USA, in dem DSCC-Briefing. Tiefseebergbau sei auch deshalb nicht profitabel, weil die Kosten und technischen Risiken unterschätzt würden.

Dennoch ist bald mit dem Antrag der Metals Company zu rechnen. Die ISA müsse ihrer Verpflichtung zum Schutz der Biodiversität in der Tiefsee nachkommen, meint die deutsche Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann. Dafür sei eine neue Leitung und die vorgeschlagene allgemeine Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt „dringend notwendig“. Generalsekretär Lodge sei jedenfalls nicht vertrauenswürdig. *** sita, ORF.at/Agenturen

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Bakterien mit „Heißhunger auf Plastik“

Mit Unterstützung des Landes soll ein Forschungsprojekt der Universität Innsbruck das Recycling von Kunststoff verbessern. Bei der Methode kommen Bakterien zum Einsatz, mit deren Hilfe Plastik in seine Bestandteile zerlegt wird, um es dann wieder zu verwerten.

Das Land fördert das Biorecycling-Projekt mit 220.000 Euro. Die Forschungsergebnisse sollen in Hochschullehre eingebunden werden, so das Land in einer Aussendung am Sonntag.

Biorecycling: Plastik in wertvolle Rohstoffe zerlegen

Das Projekt „Bakterien mit Heißhunger auf Plastik“ erforscht eine Methode, in der Plastikmüll wieder in wertvolle Rohstoffe verwandelt werden soll.

Dabei werden Enzyme verwendet, also Proteine von natürlich vorkommenden Bakterien, um Kunststoffmüll in seine Bestandteile zu zerlegen, die dann wiederum erneut zu Plastikprodukten verarbeitet werden können. Diese Methode wird Biorecycling genannt.

Sickerwasser einer Mülldeponie als Ausgangspunkt

In einem ersten Schritt wird das Sickerwasser einer stillgelegten Mülldeponie im Zentralraum Innsbruck auf Plastik abbauende Mikroben untersucht. Dabei wurde bereits im Vorfeld eine Datenbank erstellt, die als Vergleichsvorlage für die Identifizierung dient. Parallel dazu sollen weitere Bakterien durch eine Plastik-Diät angereichert und mit Plastik abbauenden Fähigkeiten kultiviert werden.

Das Ziel des Projektes liegt in der Entwicklung eines enzymatischen Produktes das den nachhaltigen Abbau von Plastikabfall ermöglichen soll.

Die Forschungsergebnisse werden im Anschluss an das Projekt in Vorlesungen direkt an Studierende der Mikrobiologie der Universität Innsbruck vermittelt. In Übungen und Seminaren haben Studierende dann die Möglichkeit, mit Plastik abbauenden Mikroben zu arbeiten und innovative Ansätze wie neue Isolierungsmethoden zu testen und zu optimieren.

Recyclingquoten der Europäischen Union

Derzeit liegt die durchschnittliche Recyclingquote für alle Kunststoffe in Österreich bei 25 bis 30 Prozent. Bis 2025 müssen laut Recyclingquoten der Europäischen Union 50 Prozent des gesamten Plastiks recycelt werden, bis 2030 soll die Quote auf 55 Prozent steigen.

„Mit diesem Projekt trägt der Forschungsstandort Tirol wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Lösung für die internationale Plastikmüll-Krise zu finden. Die Erkenntnisse, die wir hier gewinnen, könnten globale Auswirkungen haben und einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung von Plastikabfällen leisten“, zeigte sich die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) überzeugt.

Beim Plastikmüll pro Kopf gehört Österreich als Verbraucher zu den Top-5-Ländern in Europa, wobei der Hauptanteil von zwei Dritteln des Plastiks nicht recycelt wird. Das hat zur Folge, dass neues Plastik, welches aus Erdöl und Erdgas gewonnen wird, erzeugt werden muss. *** red, tirol.ORF.at

Aus und vorbei: Das Ende der Welt kommt früher als gedacht, aber noch ist Zeit

Ein von Fachleuten erwartetes Phänomen namens Vakuumzerfall wird 10.000-mal früher auftreten als bisher vermutet. Die Abschätzung enthielt einen Rechenfehler

Es kann jederzeit passieren, und zwar irgendwo im Universum: ein Kollaps des leeren Raums, der alles Bekannte hinwegfegt. Eine neue Studie eines slowenischen Forschungsteams zeigt nun, dass dieses Szenario sogar deutlich wahrscheinlicher ist als bislang geglaubt.

Die Folgen wären dramatisch: Von einem einzigen Punkt im Universum ausgehend, würde sich die Veränderung mit Lichtgeschwindigkeit überallhin ausbreiten. Dabei würden die Bausteine des Universums ganz plötzlich an Masse zulegen und die Balance zerstören, auf der alle für uns lebenswichtigen chemischen Vorgänge basieren. Atome würden in sich zusammenstürzen und alle bekannte Materie mit ihnen. Wie kommt es zu dieser außergewöhnlichen Möglichkeit, die auf den ersten Blick nicht sehr plausibel erscheint, aber laut der US-Kosmologin Katie Mack „durch die allerneuesten Ergebnisse der präzisesten jemals durchgeführten Experimente der Grundlagenphysik gestützt“ wird?

Alles hat mit dem physikalischen Konzept des Vakuums zu tun. Dieses ist nach aktuellem Wissen nicht einfach nur leerer Raum. Nach der Entwicklung der Quantenphysik vor etwa hundert Jahren dauerte es eine Weile, bis die Fachwelt mehr und mehr ihrer sonderbaren Konsequenzen erfassen konnte. Eine davon ist, dass das Vakuum dynamischer ist als bislang angenommen. So ist es etwa nicht völlig leer: Auch das beste mögliche Vakuum enthält immer noch Energie. Es entstehen dort unentwegt Paare von Teilchen, die einander wieder auslöschen. Ein Physikprofessor von der Universität Graz verglich das Vakuum einst mit einem belebten Einkaufszentrum an einem Samstagvormittag.

Higgs auf Abwegen

Das bereitet zwar Studierenden der Physik bis heute eine Menge Kopfzerbrechen, hätte aber allein noch keine bedenklichen Folgen. Das genannte Problem hat mit dem Higgs-Feld zu tun. Das Higgs-Teilchen, das 2012 am Kernforschungszentrum Cern entdeckt wurde, geht als Konzept eigentlich auf einen theoretischen Trick zurück, um ein Problem mit dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik zu lösen, der aktuell besten „Weltformel“, die alle Materie und ihre Kräfte beschreibt.

Das Higgs sollte demnach einen etwas sonderbaren Grundzustand besitzen. Während man sich bei anderen Teilchen vorstellen kann, dass sie quasi in der Mitte eines Potenzials in Form einer Schüssel sitzen und jede Bewegung weg von deren Mittelpunkt Energie benötigt, wird beim Higgs-Teilchen das Bild eines Sombreros bemüht: Lässt man einen kleinen Ball auf so einen Hut fallen, wird er nicht in der Mitte, sondern irgendwo entlang der Hutkrempe zur Ruhe kommen. Das Bild des Huts ist kein wissenschaftsjournalistischer Kniff, Fachleute nennen es tatsächlich „Mexican Hat Potential“. In der Theorie sorgt diese Konstruktion dafür, dass Elementarteilchen Masse haben können, ohne wichtige Symmetrien der Theorie zu verletzen. Dass sich die Welt tatsächlich so verhält, war durchaus nicht selbstverständlich. Tatsächlich hatte das Potenzial ursprünglich gar nicht diese Form, sondern es hat sich erst kurz nach dem Urknall in einen Sombrero verwandelt. Der Fachausdruck dafür ist „spontane Symmetriebrechung“.

Doch zurück zur Katastrophe. Potenziale haben es nun an sich, dass sie normalerweise in größerer Entfernung vom Vakuumzustand steil ansteigen. Sicher ist das allerdings nicht. Im Gegenteil, beim Higgs-Teilchen geht man derzeit davon aus, dass die Wechselwirkung des Higgs mit anderen schweren Teilchen wie dem Top-Quark, einem Verwandten der beiden Quarks, aus denen Neutronen und Protonen und damit unsere Atomkerne bestehen, zu einer Verzerrung des ohnehin schon recht komplexen Sombrero-Potenzials führt.

Es würde demnach außerhalb des aktuellen Vakuumzustands noch einmal abfallen. Dort gäbe es also einen weiteren möglichen Zustand mit noch niedrigerer Energie, das man als zweites Vakuum verstehen kann.

Unwahrscheinliches „Tunneln“

In Erinnerung des Bildes des Balls im Sombrero stellt sich die Frage, warum der Ball nicht einfach dort hinrollt. Doch der imaginäre Sombrero liefert dafür eine Antwort: Auch der Sombrero besitzt ein Vakuum mit niedrigerer Energie, nämlich den Boden. Es ist die Hutkrempe, die das Herabfallen des Balls dorthin verhindert. Der Ball müsste erst Energie aufnehmen, um die Krempe zu überwinden.

Diese Energieschwelle ist glücklicherweise zu hoch, um tatsächlich überwunden zu werden. Doch die Quantenphysik bietet in so einem Fall eine Hintertür, die das Unmögliche unter Umständen möglich macht.

Die Rede ist vom sogenannten Tunneleffekt. Demnach können Teilchen auch unüberwindliche Barrieren mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit überbrücken. Der Effekt wird technisch etwa in der Rastertunnelelektronenmikroskopie verwendet, wo Elektronen von einer untersuchten Probe zu einer feinen Nadel springen, obwohl sie dafür eigentlich nicht genug Energie haben. Der Effekt ist sonderbar, aber real – und sorgt etwa dafür, dass ein gegen eine Mauer geschossener Fußball in sehr, sehr, sehr seltenen Fällen tatsächlich die Mauer durchdringt.

Sehr langer Zeitraum

Dieser Effekt ist auch beim Higgs wirksam und wird dafür sorgen, dass das Higgs-Feld irgendwann in einem neuen Vakuum geringerer Energie landet. Damit wird aus der theoretischen Möglichkeit, die bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, ein reales physikalisches Szenario, das bevorzugt von einem kosmischen Ereignis mit extrem hoher Energie wie dem Ende eines Schwarzen Lochs getriggert werden dürfte.

Aufgrund der extrem geringen Wahrscheinlichkeit wird es bis dahin aber außerordentlich lange dauern. Wie lange, dafür gibt es unterschiedliche Schätzmethoden. Die direkteste Methode gab an, dass es in einem Würfel von der Seitenlänge eines Gigaparsec (etwa drei Milliarden Lichtjahre) nur einmal alle 10^794 Jahre passiert. Dabei handelt es sich um eine Zahl mit 794 Nullen.

Doch ein Team rund um Miha Nemevšek vom Jožef-Stefan-Institut im slowenischen Ljubljana berichtet in einer neuen Arbeit, die im Juni zur Publikation eingereicht wurde, davon, einen Rechenfehler in der bisherigen Abschätzung gefunden zu haben. Demnach ist das Eintreten der Katastrophe deutlich wahrscheinlicher als bisher angenommen, und zwar um das 10.000-Fache. Damit reduziert sich die Zahl der Jahre, in der es einmal eintreten wird, auf 10^790, was immer noch viel, viel länger ist als das Alter des Universums mit etwa 10^10 Jahren.

Für uns aktuell lebende Menschen ist die Gefahr sogar noch deutlich geringer, müsste die mit Lichtgeschwindigkeit reisende Katastrophe uns doch in unserer Lebenszeit erreichen, um uns die Laune zu verderben. Das Volumen, das dafür infrage kommt, ist deutlich kleiner als ein Würfel mit einer Seitenlänge von einem Gigaparsec. Mitkriegen würden wir davon nichts: Eine etwaige Vorwarnung könnte maximal mit Lichtgeschwindigkeit reisen und würde zugleich mit der Schockwelle eintreffen, die ungebremst über uns hinwegrauschen würde. (Reinhard Kleindl, 26.7.2024)

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The Standard Model lifetime is slightly shorter (Am 7. Juni 2024 zur Publikation eingereicht)

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KULTUR

„Sternstunden der Menschheit“: Stefan Zweig und die Lehren zur Diktatur

„Unablässig wiederholt sich in der Geschichte die Tragödie.“ Das wusste der Autor Stefan Zweig schon Ende der 1920er Jahre, bevor Deutschland und Österreich zur Diktatur wurden. Das Scheitern des Geistesmenschen, im entscheidenden Moment zur Tat zu greifen, prägte seinen Blick auf die Nazi-Zeit und das Ende seines Lebens. Aus all den Erkenntnissen versuchte man nun in Salzburg, einen großen Theater-Essay zu formen, der letztlich auch die Ohnmacht eines Kunstfestivals und seines Publikums thematisierte.

Stefan Zweig, der große Humanist und eigentliche Bewahrer der Werte einer alten Welt, wurde mit dem selbst gewählten Freitod in Petropolis in Brasilien 1941 zum tragischen Zeugen seiner Erkenntnisse und auch seiner eigenen, großen Schriften. Das Ende der Gesellschaft und nicht zuletzt das Scheitern des Denkers an der Welt – Zweig hat es in seinem weltberühmten Buch „Die Sternstunden der Menschheit“ (1927) vorweggenommen, und das in einer Sprache, die nicht zuletzt die Tragik in große Fantasie und Vorstellung zu kleiden wusste.

In der Schule im vorigen Jahrhundert wurde uns Kindern bedeutet, dass nicht mit uns die Welt begonnen habe, sondern daß lange vor uns schon eine Welt gewesen sei und vor ihr wieder eine andere und eine andere, in der unsere Ahnen in Höhlen gehaust gleich Molchen und Fröschen, aus denen Völker sich bildeten und Staaten, durch tausend Triumphe und Versöhnungen bis an die Schwelle der heutigen Welt. – Beginn der Theaterfassung „Sternstunden der Menscheit“ von Thom Luz

In der Gestalt des Cicero erkannte Zweig das Dilemma des Geistesmenschen – und diesem Dilemma haben Regisseur Thom Luz und die Dramaturgin Katrin Michaels eine Form von Bühnen-Essay geschenkt, der die Texte Zweigs gegen sein eigenes Schicksal antreten lässt. Das brachte am Samstagabend am Landestheater in Salzburg eine sehr große poetische Dichte. In gut eineinhalb Stunden wurde dieser Traktat freilich nicht unbedingt ein überzeugendes Bühnenstück, wiewohl alle Zitate klug gewählt waren und auch der Kategorie der Groteske von Geschichte eine Gestalt gaben.

Im Archivregal der Geschichte

Im Fundus der Geschichte und seiner Versatzstücke, Teilen von Statuen aus Styropor, die sich in überdimensionalen Regalen befinden, lassen Luz und Michaels die Figuren des Stücks wie Archivare hindurchklettern. Alles Gedachte, jedes Ereignis ist zum Element eines Denkmals geworden. Da steckt man schon den Kopf in ein Kanonenrohr, um zu sehen: Eine Statue kann so gefährlich nicht sein. Ein Symbol der Warnung könnte darin aber schlummern.

Geschichte zum Anfassen, Erkenntnis zum Begreifen?

Geschichte und damit Erkenntnis zum Anfassen will dieses Theater zeigen, an dem am Anfang die Gegenstände laut durcheinanderpurzeln oder umgestoßen werden. Auf der Bühne stehen Lautsprecher, aus denen nicht selten große Einsichten kommen. Das Personal auf der Bühne will diese Erkenntnisse aber gar nicht hören und sie lieber abdrehen oder wegdreschen.

Seit die Chronik unseres Volkes aufgeschrieben wird, ist immer wieder dieser fromme Wahn verkündet worden, dass Geschichte Vernunft, Sinn, Fortschritt und Gerechtigkeit widerspiegle. Zahllose Geister halten seither an diesem Wahn fest, die Inhalte der Geschichte seien wirklicher als zum Beispiel die Inhalte der Naturwissenschaft. Darauf lässt sich mit Shakespeare oder Tschechow oder Rosa Luxemburg erwidern: ‚Wenn die Nase der Kleopatra einen Zoll kürzer oder länger gewesen wäre dann stünde Rom noch, wo es stand.‘ Im geschichtlichen Zusammenhang sind die am wenigsten sichtbaren Tatbestände die eigentlich weltumwandelnden Momente.

Ausschnitt aus „Sternstunden der Menschheit“ nach Thom Luz

Haben wir uns in der Geschichte nicht schon ewig gewarnt vor unserem Ende und tatenlos zugesehen? Ja, sagt Stefan Zweig, der selbst 14 Schlüsselmomente der Menschheitshistorie zusammengeholt hat, die sich durch eines auszeichnen: Im entscheidenden Moment, der Sternstunde, passiert Unerhörtes. Doch der Mensch überlistet sich selbst. Und das führt zur Ohnmacht, die ein von der Heimat entwurzelter Zweig gemeinsam mit seiner Frau am eigenen Leib erfahren muss.

„Es kommt eine Welt, in die wir nicht mehr hineingehören“, wusste Zweig, der sich als Überwinder jener Nostalgie erlebt, die er selbst in Umlauf gesetzt hatte. Die Welt müsse man als „fremdes Land erleben“ können, nur dann könne man den Erfahrungen der Diktatur trotzen.

Kräfte schwinden, Klarsicht bleibt

Zweig hatte keinen Zweifel, dass die Nazi-Zeit enden würde, doch die Kraft, dieses Ende, gerade auch aus dem scheinbar sicheren Exil zu erleben, hatte er nicht. So buchstabiert sein Leben das nach, was er in seinem Porträt des Cicero geschrieben hat. Der geistige Mensch stelle sich im Moment der Krise hin, die er als Chance erlebt, um das Volk auf die Werte der Republik einzuschwören. Doch das Volk schaut tatenlos zu. Und im Hintergrund teilen sich die neuen Akteure schon die Beute. Und fordern wie im Fall von Octavian, Marc Anton und Lepidus als Erstes den Kopf des Freidenkers.

„Zum zweiten Mal ist Marcus Tullius Cicero aus der Welt in die Einsamkeit geflüchtet“, schreibt Zweig, und das ist eine schaurige Vorahnung des eigenen Schicksals, von dem das Stück erzählt. „Nun ist er endgültig gewahr, dass er als Gelehrter, als Humanist, als Wahrer des Rechts von Anfang an fehl in einer Sphäre gewesen, wo Macht als Recht gilt und Skrupellosigkeit mehr fördert als Weisheit und Versöhnung“, heißt es in den „Sternstunden der Menschheit“.

Auf der Couch mit Cicero

Während man zum Ende in einem Dialog zwischen brasilianischer Kunst und europäischer Geschichtsentwicklung die letzten Stunden Zweigs in Brasilien miterlebt, ohne dass einer der Schauspieler in seine Rolle schlüpft, gibt es einen letzten Auftrag: Alle legen sich mit den Briefen Zweigs und dem Cicero-Essay auf die (Freudsche) Couch der Geschichte und lesen sich vor, dass alles, was abzuwenden wäre, schon einmal gedacht wurde. Freilich, ohne das Ende entscheidend drehen zu können. Damit wird diese Arbeit zur Beschreibung der Situation eines Kunstfestivals, das sich „zwischen Himmel und Hölle“ doch die „Rettung der Welt aus Schönheit“ vorgenommen hat.

Hinweis
Die Koproduktion mit dem Münchner Residenztheater „Sternstunden der Menschheit“ ist bei den Salzburger Festspielen im Salzburger Landestheater noch siebenmal bis 8. August zu sehen.

Schön ist dieses Stück am Schluss, als sich alle Darstellerinnen und Darsteller in die leeren, übergroßen Regale des Geschichtsarchivs legen. Das Stück zeigt leider auch: Ein Teil der Gesellschaft ist zu klug geworden im Umgang mit sich selbst. Im Moment des Handelns wird auf hohem Niveau und tiefer Meisterschaft vor sich hinphilosophiert, während auf der anderen Seite ganz andere Werte mobilisiert werden. Die Konstruktion auf der Bühne, das Spiel mit den Lautsprechern – es wirkt wie ein poetisches Spiel zu den Überlegungen eines Friedrich Kittler zu Mensch, Technik und Geschichte. Mit Zweig wüsste man: Statt nochmals Kittler kommt eher doch ein neuer Hitler. *** Gerald Heidegger (Text), ORF Topos

Links:

Salzburger Festspiele – „Sternstunden der Menscheit
Residenztheater München
Stefan Zweig Center Salzburg

LOKALES

Königspython in Ebenthal gefunden

Die Freiwillige Feuerwehr Ebenthal ist Samstagabend zu einem tierischen Einsatz gerufen worden. Die Erstinformation lautete zunächst Rettung eines Kleintieres. Die Einsatzkräfte staunten nicht schlecht, als sich herausstellte, dass das Kleintier ein Königspython ist. Der Hund eines Spaziergängers hatte die Schlange entdeckt.

Der Spaziergänger machte von der etwa ein Meter langen Schlange noch ein Video, bevor sie im Wald verschwand. Das Video wurde Schlangenexpertin Helga Happ gezeigt, die feststellte, dass es sich bei der Schlange um einen ungiftigen Königspython handelt: „Da habe ich in Entwarnung geben können, eine exotische Riesenschlange, ein Königspython aus Afrika. Keine exotische Giftschlange, sondern eine ungiftige Riesenschlange.“

Schlange beim Kopf erwischt

Und so zogen zehn Einsatzkräfte los in den Wald, darunter auch Jürgen Kilzer: „Es war ein angespanntes Gefühl, weil man den Umgang mit Reptilien nicht gewohnt ist. Wir waren erleichtert, als uns Frau Happ gesagt hat, dass das Tier für uns ungefährlich ist. Aber ein mulmiges Gefühl bleibt.“ Die Einsatzkräfte durchstreiften den Waldrand. Gerade, als man die Suche abbrechen wollte, hörte eine Feuerwehrkollegin ein Rascheln: „Dann hat die Kollegin von uns die Schlange beim Kopf erwischt und gefangen.“

Im Feuerwehrhaus die Nacht verbracht

Nachdem die Schlange gefangen war, stellte sich allerdings die Frage, wohin mit dem Tier, denn der Reptilienzoo Happ war bereits geschlossen. Deshalb übernachtete die Schlange im Feuerwehrhaus: „Wir haben sie in einen größeren Plastikkübel getan und in den Deckel Löcher hineingemacht.“ Denn es habe sich niemand freiwillig gemeldet, um sie mit nach Hause zu nehmen. Sonntagfrüh brachte Jürgen Kilzer die Schlange in den Zoo. Hier findet der Königspython vorerst ein neues Zuhause. *** red, kaernten.ORF.at

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Drei Wanderer von Kühen angegriffen

Eine 40-Jährige ist bei einer Wanderung bei der Heiterwanger Hochalm (Bezirk Reutte) von zwei Kühen attackiert und leicht verletzt worden. Ihre zehnjährige Tochter konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Wenig später wurde ein weiterer Wanderer angegriffen, er musste in das Krankenhaus Reutte geflogen werden.

Die beiden Kuhattacken ereigneten sich im Wander- und Weidegebiet der Heiterwanger Hochalm in Heiterwang. Die Vorfälle passierten bereits am Donnerstag, wurden aber erst am Sonntag bekannt.

Die 40-jährige Deutsche wurde bei der Wanderung von zwei Kühen angegriffen und dabei leicht verletzt. Ihre zehnjährige Tochter konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Im Anschluss setzen beide den Weg zur Hochalm fort.

65-Jähriger trotz Warnung von Kühen verletzt

Unterwegs warnten sie einen 65-jährigen Deutschen vor den Kühen. Er setzte seine Wanderung jedoch fort und wurde ebenfalls von den Kühen attackiert. Der Mann musste mit Verletzungen unbestimmten Grades mit dem Rettungshubschrauber in das Krankenhaus Reutte geflogen werden. *** red, tirol.ORF.at

ALLTAGSWISSEN

Raumklima: Falsches Lüften kann zu Schimmel führen

An heißen Tagen ist es in der Wohnung oder im Haus meist auch warm und vor allem schwül. Das hängt mit der hohen Luftfeuchtigkeit zusammen. Wer zum falschen Zeitpunkt lüftet, begünstigt diese hohe Feuchtigkeit – durch die sich mitunter Schimmel bilden kann.

Um den Wintermief aus dem Keller zu bringen, wird im Sommer ordentlich durchgelüftet – diesen Fehler machen viele, weiß Michael Braun vom Energieinstitut Vorarlberg. „Wenn diese warm-feuchte Luft in den Keller eintritt, der in der Regel deutlich kühler ist, dann passiert es eben, dass dort die warm-feuchte Luft abkühlt und dadurch die relative Feuchtigkeit an den Oberflächen steigt“, beschreibt er. Das führe immer wieder zu Schimmelbildung.

Richtigen Zeitpunkt zum Lüften abwarten

Je höher die Temperatur ist, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen. Wenn draußen die Luft heiß ist, nimmt die Außenluft also entsprechend viel Feuchtigkeit auf. Lüftet man dann, erhöht sich auch die Luftfeuchtigkeit im Haus.

Wichtig sei daher, den richtigen Zeitpunkt zum Lüften abzuwarten, rät Braun. „Sehr geringe Luftfeuchtigkeit habe ich eben dann, wenn es draußen kühl ist – das ist in der Früh. Das hilft ja auch, um die Temperatur im Raum zu senken“, meint er.

Nicht nach Gewittern lüften

Am Abend, wenn im Sommer die höchsten Temperaturen erreicht werden, und es möglicherweise ein Gewitter gegeben hat, sollte man nicht lüften, warnt Braun. Er beruhigt aber – grundsätzlich sei die Schimmelgefahr hierzulande nicht besonders groß. „Kritische Momente tauchen eigentlich nur dann auf, wenn ich eine ganz schwüle Situation habe. Von schwüler Luft spricht man ja genau dann, wenn die absolute Luftfeuchtigkeit sehr, sehr hoch ist“, erklärt Braun.

„Da kann es unter Umständen zum Problem kommen oder wenn es sehr, sehr warme Temperaturen sind, also jenseits 29, 30 Grad. Dann kann es passieren, dass ich mir sehr viel Feuchtigkeit in den Wohnraum hole“, meint er. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent bei 24 Grad sei beispielsweise ein normaler Wert. Sollte es dennoch Probleme geben, helfen Entfeuchtungsgeräte. *** red, vorarlberg.ORF.at

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