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FAZIT DES TAGES
Auch zwischen Gegnern ist eine Verständigung möglich, wenn sie das Trennende gemeinsam tragen.
Trygve Lie, 1896-1968, norwegischer Jurist und Politiker. 1946-1952 erster offiziell ernannter Generalsekretär der Vereinten Nationen. In seiner Amtszeit wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte beschlossen und der Abzug der Sowjetunion aus dem Iran vermittelt sowie das Eingreifen der USA in den Koreakrieg zu Gunsten Südkoreas im Weltsicherheitsrat beschlossen.
IN EIGENER SACHE: Sommerzeit – der Tagesblick wird in der kommenden Zeit weniger umfangreich erscheinen oder sogar eine Zeitlang schweigen. Der Schreiber freut sich auf erholsame Sommertage.
COMMENT – FAZIT:
- Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Israelische Armee teilweisen Sieg über die Hamas – viele Hamas-Mitglieder getötet.
- Ukraine-Krieg: Ukrainische Armee zieht sich aus zwei Gebieten zurück. Regierungsumbildung in der Ukraine kommende Woche. Russische Drohungen gegenüber der NATO im Falle eines Beitritts der Ukraine. Orbans Friedensmission auf EU-Ebene: drei Vorschläge, was sich an der EU-Politik ändern müsste.
- Internationaler Währungsfonds sieht Weltwirtschaft für 2024 und 2025 auf schwachem Erholungspfad – Wirtschaft vom Euroland und von Deutschland werden als besonders schwach angesehen.
- USA: besser als erwartet ausgefallene Einzelhandelsumsätze – wie schwach ist die US-Wirtschaft wirklich? Zuletzt: begünstigen stark gefallene Anmeldungen zur Arbeitslosenunterstützung und deutlich gestiegene Importpreise eine Zinssenkung der FED?
- Wirtschaftsmeldungen im MELDUNGSÜBERLICK
- Weitere COMMENTS vorhanden
Märkte – Report
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen – Medizin: Herzklappen als Crux des Alters; Gesundheitspolitik: deutsche Patienten als „Digital-Freaks“; Umwelt: Neues zur Wolkenentstehung; KI: Einheitsbrei in Buch und Film; Telekommunikation: Menschen hin- und hergerissen zwischen nervig-zeitaufwändigem Handy-Gebrauch und Handy-Unverzichtbarkeit; Medien: Journalismus neu in Österreich; Recht: Todesstrafe in den USA zum zweiten Mal ausgesetzt; Schulen: viele ausländische Schulkinder mit Sprachproblemen vor allen in Städten, Financial Literacy bei Jugendlichen am Hund u.a.m.; Gesellschaft: Corona – was ist das? Kulturgeschichte: Kreuzritteraltar aufgetaucht in Grabeskirche; Menschen: Richard Lugner berichtet über seine Not-Herzklappenoperation.
Unternehmen
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Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
HELLMEYER-Report (gekürzt)
- Rekorde bei Gold und US-Aktienmärkten
- IWF passte BIP-Prognosen an – 2025 einen Tick besser
- EZB-Umfrage: Anziehende Nachfrage nach Firmenkrediten im Sommer
- Kein Hellmeyer Report vom 22.07. – 09.08.2024!
Märkte: Rekorde bei Gold und US-Aktienmärkten
An den Finanzmärkten fielen in den letzten 24 Handelsstunden einige Rekorde. Die Betonung liegt
auf „einige“, denn der Finanzmarkt differenziert bei der geografischen als auch qualitativen
Auswahl in der Allokation des Kapitals.
Die USA stehen im Mittelpunkt der Begehrlichkeiten, zumindest in Teilen (nicht der USD). Gestern
markierten sowohl der S&P 500 als auch der Dow Jones neue Rekordwerte. Das galt nicht für den
US-Tech 100. Dort wurden der Rekord am 11. Juli 2024 erreicht. Seitdem zeichnet sich eine
Rotation ab. War der Aufschwung an den US-Börsen maßgeblich zuvor von den Tech Werten, allen
voran den „magischen sieben Unternehmen“ getragen, liefert jetzt die Breite des Marktes die
positiven Impulse. Während der US-Tech 100 seit dem Allzeithoch circa 1,7% nachgab, legte der
Dow Jones um rund 3,3% zu. Noch deutlicher wird es, wenn man den Nebenwerteindex Russell
2000 heranzieht. Hier kam es seit dem 10. Juli 2024 zu einem Anstieg um circa 10,8%.
Aber nicht nur US-Märkte liefern Rekorde. Auch Gold markierte in den letzten 24 Handelsstunden
einen neuen Rekord mit Kursen in der Spitze bei 2.482 USD pro Unze. Gold profitiert, weil die
Stabilität des institutionellen Rahmens der Welt immer brüchiger wird.
Der Wechsel von einer unipolaren von den USA dominierten Welt zu einer multipolaren Welt steht im Kontext mit der Aufwertung des Edelmetalls Gold, das eine 5.000 jährige erfolgreiche Geschichte als ultimatives Geld hat.
Der USD als Leitwährung und reine „Fiat-Währung“ (vertrauensbasiert) bringt es in der
aktuellen Qualität nach der Loslösung von dem Goldstandard 1971 auf gerade einmal 53 zum Teil
volatile Jahre, gekennzeichnet von latenten Kaufkraftverlusten.
Gold hat keine eingeschränkte Konvertibilität. Ganz im Gegenteil dazu, wird der USD als Sanktionsinstrument seitens der USA gegen Teilnehmer des Globalen Südens instrumentalisiert. „Food for thought!“
Der IWF aktualisierte die BIP-Prognosen (siehe unten). Deutschland ist der Verlierer. Der ZEW-
Sentiment-Index brach ein. Der US-Einzelhandel lieferte bessere Daten als erwartet.
Der DAX als auch der EuroStoxx 50 verloren gestern an Boden. Fernost zeigt sich weitgehend
resilient. 10-jährigen Bundesanleihen rentieren mit 2,43%, 10-jährige Treasuries mit 4,16%.
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Laut aktueller Forsa-Umfrage käme die CDU/CSU auf 32%, AFD 16%, SPD
14%, Grüne 11%, BSW 7%, FDP 5%, Linke 3%.
• Budapest/Washington: Laut Ministerpräsident Orban ist Trump zu sofortigen
Vermittlungen um Ukraine bereit. Orban forderte die EU zur Vermittlung auf.
=> Es ist an der Zeit …
• Washington: Laut einer Reuters/Ipsos-Umfrage hatte das Attentat auf Trump kaum
Auswirkungen. Demnach würden 43% Trump wählen, Biden käme auf 41%.
=> Bemerkenswert
• Washington: Das Handelsministerium plant Beschränkungen für chinesische
Software in vernetzten Fahrzeugen.
=> Wie wird US-Software genutzt (Snowden)?
• Washington: Die Demokraten ringen um vorzeitige Festlegung auf Biden als
offizieller Präsidentschaftskandidat schon am 21. Juli 2024.
=> Verständlich
Der IWF passte BIP-Prognosen an – 2025 einen Tick besser
Der IWF erwartet per 2025 ein etwas höheres Wachstum. Das Welt BIP soll um 3,3%
(April-Prognose 3,2%) zulegen. Per 2024 wurde an der 3,2% Prognose festgehalten.
Treiber seien weiter die Schwellenländer in Asien. Das Wachstum in Indien und China
erkläre die Hälfte der weltweiten Zuwächse. Für die USA ist der IWF marginal
skeptischer, für die Eurozone etwas zuversichtlicher. In China rechnet der IWF mit
Wachstumsraten von 5,0% per 2024 und 4,5% per 2025 (jeweils 0,4% mehr als April-
Prognose). Für Indien werden 7,0% per 2024 und 6,5% per 2025 prognostiziert.
Der IWF betonte, dass der Rückgang der hohen Inflation stocke, vor allem wegen hoher Preise bei Dienstleistungen. Die Normalisierung sei noch nicht in Reichweite. Weltweit wird eine Inflationsrate von 5,9% per 2024 und 4,4% per 2025 unterstellt.
Kommentar: Das Tableau macht es deutlich. Der Globale Süden setzt die Impulse der
Weltwirtschaft mit einem Wachstumsclip von 4,3% per 2024. Der Westen bringt schmale 1,7% auf die Waage.
Innerhalb des Globalen Südens ist Asien per 2024 mit 5,4% das Zugpferd. Im Westen sind es die USA mit 2,6%. Die Eurozone fällt dagegen mit 0,9% hart ab. Am härtesten fällt Deutschland mit einem Wachstum von 0,2%.
Nun gibt es hier immer noch Stimmen, die warnen, man solle den Standort nicht schlechtreden.
Faktisch ist das eine Aufforderung, die Realität zu ignorieren. Das ist skandalös! Es sind bei uns überwiegend die Personen, die für diese strukturelle Schwäche, die sich konjunkturell niederschlägt, verantwortlich sind, die sich jetzt offenbar mit milder Verbalakrobatik aus der Verantwortung stehlen wollen. Das sollten wir nicht zulassen, denn es gab zeitig genügend warnende Stimmen, die arrogant überhört wurden und werden (Aspekte Professionalität, Verantwortung und Demut vor Verantwortung!)!
EZB-Umfrage: Anziehende Nachfrage nach Firmenkrediten im Sommer
Hintergrund: Die EZB befragt viermal im Jahr die Banken zu ihrer Kreditvergabe. Die aktuelle Umfrage fand zwischen dem 10. und 25. Juni 2024 statt. Es nahmen 157 Finanzinstitute teil.
Laut dieser Umfrage wird die Nachfrage nach Firmenkrediten im Sommer erstmals seit
längerem wieder zulegen. Sollte sich die Erwartung der Banken für das dritte Jahresviertel
bestätigen, wäre dies der erste Anstieg der Firmenkreditnachfrage seit dem Sommerquartal
2022. Im 2. Quartal schwächte sich die Nachfrage der Unternehmen nach Krediten wie schon im Auftaktquartal des Jahres ab.
Der Kreditumfrage zufolge verschärften die Banken im zweiten Quartal ihre Standards für die
Vergabe von Darlehen an Unternehmen leicht. Die geringere Risikotoleranz der Geldhäuser sei der Hauptgrund gewesen, erklärte die EZB. Für das dritte Quartal rechneten die Finanzinstitute mit einer moderaten Verschärfung ihrer Vergabestandards für Firmendarlehen.
Ein Blick auf die Entwicklung der Kreditvergabe an Unternehmen: Prekäre Niveaus!
Kommentar: Die Niveaus sind prekär, sie sind Ausdruck auch eines Misstrauensvotums
gegenüber der Politik der EU und der Länder der Eurozone. So etwas passiert, wenn das
Vertrauen durch Politik erodiert wird, weil die Politik nicht interessenorientiert handelt.
Der Optimismus für das dritte Quartal bei den Befragten ist bemerkenswert, denn sie
konstatieren gleichzeitig eine moderate Verschärfung der Kreditvergabestandards. Skepsis, ob diese unterstellte positive Tendenz eintreten wird, ist hier berechtigt.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: ZEW-Indices schwach – Handelsbilanz wenig überzeugend
Die Handelsbilanz wies in der saisonal bereinigten Fassung per Berichtsmonat Mai einen
Überschuss in Höhe von „nur“ 12,3 Mrd. EUR nach zuvor 18,5 Mrd. EUR (revidiert von 19,4 Mrd. EUR) aus. Es war der geringste Aktivsaldo seit Oktober 2023.
Der vom ZEW ermittelte Erwartungsindex der Eurozone sackte per Juli von zuvor 51,3 auf 43,7 Punkte.
Deutschland: ZEW Sentiment bricht ein.
Italien: Die Verbraucherpreise nahmen per Juni im Monatsvergleich um 0,1% und im
Jahresvergleich um 0,8% zu. Beides entsprach den vorläufigen Werten und Prognosen.
USA: Einzelhandel besser als erwartet
Die Einzelhandelsumsätze waren per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich unverändert
(Prognose -0,3%). Der Vormonatswert wurde von 0,1% auf 0,3% angepasst. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,28% nach zuvor 2,59% (revidiert von 2,27%). Dieses Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt (Verbraucherpreise aktuell bei 3,0%).
Die Importpreise waren per Juni im Monatsvergleich unverändert (Prognose -0,1%). Der
Vormonatswert wurde von -0,4% auf -0,2% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem
Anstieg um 1,6% nach zuvor 1,4% (revidiert von 1,1%).
Der NAHB Housing Market Index verzeichnete per Juli einen Rückgang von 43 auf 42 Punkte (Prognose 43) und markierte den tiefsten Indexwert seit Dezember 2023.
US-Lagerbestände nahmen per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose
0,4%) nach zuvor 0,3% zu.
Japan: Verarbeitendes Gewerbe gewinnt Dynamik (Unterschied zu D)
Hier den Hellmeyer Report lesen! (inkl. Graphiken und Tabellen!)
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
06:40 | MÄRKTE ASIEN/Uneinheitliche Tendenz – Hongkong stabilisiert | 381 | Dow Jones News | |
06:31 | EUREX/DAX-Future im frühen Handel knapp behauptet | 347 | Dow Jones News | |
06:31 | EUREX/Bund-Future im Frühhandel kaum verändert | 313 | Dow Jones News | |
DI | MÄRKTE USA/Uneinheitlich – Dow und S&P-500 auf Rekordhoch | 515 | Dow Jones News | |
DI | NACHBÖRSE/XDAX +0,3% auf 18.582 Pkt – Adidas gesucht | 541 | Dow Jones News | |
Di | US-Börsen teilweise deutlich im Plus – Dow Jones im Höhenflug | 548 | dts Nachrichtenagentur | |
Di | Aktien New York Schluss: S&P 500 auf Zielgerade ebenfalls mit Rekord | 620 | dpa-AFX | |
Di | Devisen: Euro leidet nur vorübergehend unter starken US-Daten | 621 | dpa-AFX | |
Di | MÄRKTE EUROPA/Gewinnwarnungen und Wirtschaftsdaten drücken Kurse | 695 | Dow Jones News | |
Di | ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Weitere Verluste – Zahlen und ZEW enttäuschen | 607 | dpa-AFX | |
Di | Aktien Wien Schluss: ATX knapp behauptet | 564 | dpa-AFX | |
Di | Aktien Schweiz knapp behauptet – Richemont nach Zahlenvorlage gesucht | 599 | Dow Jones News | |
Di | Aktien Europa Schluss: Weitere Verluste – Zahlen und ZEW enttäuschen | 562 | dpa-AFX | |
Di | Dax lässt nach und schließt knapp oberhalb der 18.500-Punkte-Marke | 673 | dts Nachrichtenagentur | |
Di | Aktien Frankfurt Schluss: Anleger treten weiter auf die Bremse | 538 | dpa-AFX | |
Di | US-Anleihen: Kursgewinne NEW YORK (dpa-AFX, 17:35 => weit vor Handelsschluss) – Die Kurse von US-Staatsanleihen haben am Dienstag zugelegt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 0,13 Prozent auf 110,50 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel auf 4,19 Prozent. Die politische Unsicherheit in den USA stützt auch die Anleihen. „Eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump wird nach dem Anschlag immer wahrscheinlicher“, schreiben die Experten der Commerzbank. „Fiskalische Bedenken stehen daher ganz oben auf der Agenda am Markt, da es unwahrscheinlich ist, dass Trump sich auf die Haushaltskonsolidierung konzentrieren wird.“ Zudem habe er angekündigt, Notenbankchef Jerome Powell zu ersetzen. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus USA belasteten die Anleihen nur kurzzeitig. Die Umsätze des Einzelhandels hatten sich im Juni besser als erwartet entwickelt. Die Erlöse stagnierten im Vergleich zum Vormonat. Volkswirte hatten hingegen im Schnitt mit einem Rückgang um 0,3 Prozent gerechnet./jsl/he | 492 | dpa-AFX | |
Di | Deutsche Anleihen: Kursgewinne FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Dienstag zugelegt. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg bis zum Nachmittag um 0,36 Prozent auf 132,35 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 2,44 Prozent. Auch in den anderen Ländern der Eurozone gaben die Renditen nach. Die politische Unsicherheit in den USA stützt auch die deutschen Anleihekurse. „Eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump wird nach dem Anschlag immer wahrscheinlicher“, schreiben die Experten der Commerzbank. „Fiskalische Bedenken stehen daher ganz oben auf der Agenda am Markt, da es unwahrscheinlich ist, dass Trump sich auf die Haushaltskonsolidierung konzentrieren wird.“ Zudem habe er angekündigt, Notenbankchef Jerome Powell zu ersetzen. Die deutsche Konjunktur schwächelt weiter. Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW fiel erstmals seit einem Jahr. „Der wirtschaftliche Ausblick trübt sich ein“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. „Dazu beigetragen haben die im Mai stärker als erwartet gesunkenen deutschen Exporte, die politische Unsicherheit in Frankreich und die Unklarheit über die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.“ Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus USA belasteten die Anleihen nur kurzzeitig. Die Umsätze des Einzelhandels hatten sich im Juni besser als erwartet entwickelt. Die Erlöse stagnierten im Vergleich zum Vormonat. Volkswirte hatten hingegen im Schnitt mit einem Rückgang um 0,3 Prozent gerechnet. „Dies ist eine gute Nachricht für die Ökonomie der Vereinigten Staaten“, kommentierte Tobias Basse, Volkswirt bei NordLB. Die US-Notenbank stehe unter keinem akuten Handlungsdruck, die Zinsen zu senken. Basse rechnet mit lediglich zwei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in diesem Jahr./jsl/he | 537 | dpa-AFX |
ISRAEL
n-tv aktuell ISRAEL
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n-tv aktuell Nahost-Konflikt
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NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Israel: Viele Führer des militärischen Hamas-Flügels getötet
GAZA (dpa-AFX) – Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge die Hälfte der Führungsriege des militärischen Flügels der Hamas getötet. Insgesamt hätten die Truppen seit Kriegsbeginn vor mehr als neun Monaten „etwa 14.000 Terroristen eliminiert und festgenommen“, hieß es in einer Erklärung des Militärs. Ob es sich dabei ausschließlich um Mitglieder der Hamas oder aber auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelte, teilte die Armee nicht mit. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des israelischen Militärs rund 30.000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.
Bislang griff das Militär in dem Konflikt den Angaben nach rund 37.000 Ziele im Gazastreifen aus der Luft an. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israel steht wegen der vielen Opfer unter der palästinensischen Bevölkerung und der immensen Schäden in dem Küstenstreifen international in der Kritik. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mindestens 38.713 Menschen getötet. Auch diese Angaben, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheiden, lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
Am Wochenende hatte Israels Armee den Anführer des militärischen Arms der Hamas, den sogenannten Kassam-Brigaden, angegriffen. Ob Mohammed Deif dabei verletzt oder getötet wurde, ist bislang unklar. Die Truppen würden auch weiterhin die Männer der Hamas-Spitze verfolgen, so das Militär./cir/DP/nas
UKRAINE
Karte der Ukraine
UNDERSTANDIG WAR (ISW)
Tägliche Updates des Institute for the Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für die Ukraine siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 08:43 Behörde meldet 42.000 Vermisste Ukrainer +++
In der Ukraine werden derzeit etwa 42.000 Menschen vermisst, Soldaten wie Zivilisten. Die Zahl veröffentlicht das Innenministerium. Der Stand sei mit 51.000 Vermissten zwischenzeitlich noch höher gewesen, heißt es aus dem Ministerium. Bei etwa 4000 im Gefecht vermissten Soldaten seien aber später die Leichen gefunden und identifiziert worden. 3000 Vermisste seien lebend aufgespürt worden, in vielen Fällen Kriegsgefangene. Schwierig bei der Identifizierung von Toten ist demnach, dass das Verteidigungsministerium keine Genproben der Soldaten nimmt, die es ins Feld schickt.
+++ 08:15 Ungarn wirbt für Friedensgipfel mit Russland +++
Ungarn wirbt für eine Teilnahme Russlands an der geplanten zweiten Ukraine-Friedenskonferenz. Es gebe Bemühungen, noch in diesem Jahr einen zweiten Friedensgipfel abzuhalten, sagt der ungarische Außenminister Peter Szijjarto. Das wäre zu begrüßen. „Ich glaube, wenn wir auf den Erfolg einer zukünftigen Friedenskonferenz hoffen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass beide Seiten vertreten sind.“ Ungarn hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Zum ersten Friedensgipfel trafen sich Mitte Juni auf Wunsch der Ukraine Vertreter von mehr als 90 Staaten in der Schweiz. Russland erklärte schon früh sein Desinteresse an der Konferenz und war darum nicht eingeladen worden, China schlug eine Einladung aus.
EU-Boykott nach Putin-BesuchDie Wut über Orban bricht sich Bahn
+++ 07:46 Russland und Ukraine wollen heute Gefangene austauschen +++
Russland und die Ukraine wollen heute 90 Gefangene austauschen. Dies sei von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt worden, meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Insider. Vergangene Woche berichteten ukrainische Medien, der Menschenrechtsbeauftragte des Parlaments, Dmytro Lubinez, habe erklärt, die Regierung plane mit Hilfe der Vereinigten Arabischen Emirate bald einen großen Gefangenenaustausch mit Russland. Die beiden Kriegsparteien haben bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht.
+++ 06:55 Startups in Ukraine entwickeln Roboter für die Front +++
Ukrainische Startups entwickeln kostengünstige Roboter für Minenräumung, Evakuierung von Schlachtfeldern, Transport von Ausrüstung und Kampfeinsätze. Das meldet die ukrainische Agentur Ukrinform. Ein „Ökosystem von Labors in Hunderten von geheimen Werkstätten“ nutze Innovationen, um eine Roboterarmee zu schaffen. Von dieser erhoffe sich die Ukraine, dass sie russische Truppen töten und ihre eigenen verwundeten Soldaten und Zivilisten retten könne, heißt es bei Ukrinform.
+++ 06:20 Staats- und Regierungschefs von 47 Ländern sprechen über Ukraine +++
Auf Einladung des neuen britischen Premiers Keir Starmer treffen sich morgen die Staats- und Regierungschefs von 47 Ländern. Die 27 EU-Mitgliedstaaten plus 20 Drittstaaten wollen unter anderem über weitere Hilfen für die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland diskutieren. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ist angemeldet. Es soll mehrere runde Tische zu Sicherheitspolitik und Verteidigung geben, aber auch andere Themen werden diskutiert. Die Ukraine ist bei der Konferenz vertreten.
+++ 04:37 Japan gibt Ukraine Kredit aus eingefrorenem russischem Vermögen +++
Japan gewährt der Ukraine angeblich einen Kredit von 3,3 Milliarden Dollar aus den Zinsen eingefrorener russischer Vermögenswerte. Die Summe sei Teil des 50-Milliarden-Dollar-Pakets der G7-Staaten, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Aufteilung des Kreditpakets sehe vor, dass die USA und die Europäische Union (EU) jeweils 20 Milliarden Dollar bereitstellen. Japan, Großbritannien und Kanada steuerten zusammen zehn Milliarden Dollar bei. Laut Kyodo soll das Paket bei einem G7-Treffen am Rande des G20-Finanzgipfels Ende des Monats in Brasilien verabschiedet werden.
+++ 03:26 Bundesregierung gibt Kiew zehn Millionen Euro für Wiederaufbau von Kinderklinik +++
Nach dem Raketenangriff auf das Kinderkrankenhaus in Kiew stellt das Bundesentwicklungsministerium der ukrainischen Regierung zehn Millionen Euro für den Wiederaufbau bereit. Die Mittel würden zusammen mit Mitteln anderer Geber und Spender eingesetzt, um das Krankenhaus schnell wieder einsatzfähig und winterfest zu machen, berichtet die „Rheinische Post“ unter Berufung auf Ministeriumsangaben. Dies umfasse Reparaturen und Instandsetzungsmaßnahmen an Fassaden, in Behandlungsräumen und der Strom- und Wärmeversorgung.
+++ 02:10 Medwedew warnt NATO vor „Punkt, von dem es kein Zurück mehr gibt“ +++
Nach der Zusage des NATO-Gipfels, der Ukraine eine Mitgliedschaft in Aussicht zu stellen, erneuert der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew seine Drohungen gegen das Bündnis. In einem Beitrag für das russische Nachrichtenportal Argumenty I Fakty bezeichnet er einen möglichen Beitritt der Ukraine als potenzielle Kriegserklärung an Russland. „Das wäre im Grunde eine Kriegserklärung – wenn auch mit Verzögerung. Die Maßnahmen, die die Gegner Russlands seit Jahren gegen uns ergreifen, indem sie das Bündnis erweitern, … bringen die NATO an einen Punkt, von dem es kein Zurück mehr gibt.“ Russland bedrohe die NATO nicht, werde aber auf Versuche des Bündnisses reagieren, seine Interessen voranzutreiben. „Je mehr solcher Versuche es gibt, desto härter werden unsere Antworten sein“, sagt Medwedew. „Ob das den ganzen Planeten in Stücke reißt, hängt allein von der Besonnenheit der (NATO-)Seite ab.“
+++ 01:00 Ukrainische Soldaten nutzen „abgelaufene“ Munition +++
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat dem Militär nach eigenen Angaben eine „beträchtliche Menge“ an alter Munition zurückgegeben, die vor dem ersten russischen Angriff auf ukrainisches Territorium im Jahr 2014 entsorgt werden sollte. Die Munition werde bereits auf dem Schlachtfeld eingesetzt. „Wir sind auf der Suche nach internen Reserven, um die ukrainischen Soldaten mit Munition zu versorgen. Wir wissen, dass jeder Schuss, jede Rakete und jede Granate heute auf dem Schlachtfeld lebenswichtig ist“, so der stellvertretende Verteidigungsminister Juri Dshyhar. Allem, was repariert und wiederverwendet werden könne, gebe man ein zweites Leben.
+++ 23:37 Kiews Truppen geben Positionen im Südosten auf +++
Die ukrainischen Truppen haben nach inoffiziellen Berichten Stellungen im Südosten des Landes bei Krynky im Gebiet Cherson und Uroschajne im Gebiet Donezk unter russischem Druck aufgeben müssen. „In beiden Siedlungen hat es aufgrund der großen Zerstörungen keinen Sinn mehr gemacht, die Positionen zu halten“, zitieren ukrainische Medien Quellen im Generalstab. Insbesondere die Kämpfe um die Ortschaft Krynky am Südufer des Flusses Dnipro im Gebiet Cherson wurden von Anfang an aufgrund der Aussichtslosigkeit kritisiert. Ob sich im Unterlauf des Dnipro am Südufer noch ukrainische Soldaten aufhalten, ist unklar.
Mehr dazu lesen Sie hier.
+++ 22:07 Neue Hilfen für die Ukraine +++
Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat bei einem Besuch in der Ukraine ein neues Hilfspaket von 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) angekündigt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) unterstütze damit die Vorbereitung auf den Winter und stehe weiter an der Seite der Regierung in Kiew, um den vertriebenen oder anderweitig vom Krieg betroffenen Ukrainern zu helfen, sagt Grandi bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Das Hilfswerk wolle auch künftig Mittel mobilisieren, um das von Russland angegriffene Land zu unterstützen. Selenskyj dankte für die Hilfe, die angesichts der Zerstörungen an der Energieinfrastruktur durch die russischen Angriffe dringend nötig sei. Zugleich betonte er laut einer Mitteilung des Präsidentenamtes, dass das Land weitere Hilfe brauche, um zerstörte Häuser wieder aufzubauen und Schutzbunker in Schulen und Krankenhäusern einzurichten. Das gebe den geflüchteten Ukrainern die Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können.
+++ 21:27 Ukraine meldet Zerstörung von russischem S-300-Flugabwehrsystem +++
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben ein S-300-Flugabwehrsystem der Russen im besetzten Oblast Donezk zerstört. Das teilt der ukrainische Generalstabschef Oleksandr Syrskyj auf Twitter mit. Auf einem durch das ukrainische Militär verbreiteten Video sind mehrere Einschläge von mutmaßlichen ATACMS-Raketen mit Streumunition zu sehen. Nach Angaben von Syrskyi wurden mehrere Abschussrampen sowie eine Radarstation des Systems zerstört.
+++ 20:49 Bericht: Ukrainische Regierung steht wohl vor dem Rücktritt +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj steht offenbar kurz davor, sein Kabinett neu zu besetzen und den Rücktritt von Premierminister Denys Schmyhal zu fordern. Das berichtet die „Kyiv Post“ unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle im ukrainischen Parlament. Das ukrainische Parlament sei angewiesen worden, sich darauf vorzubereiten, am Dienstag in der kommenden Woche über ein neues Kabinett zu diskutieren und zu wählen, berichtet die Zeitung. Auch Selenskyj selbst hatte sich am Montag zu den Gerüchten einer möglichen Kabinettsumbildung geäußert. „Könnte es zu Veränderungen in der Regierung kommen? Wahrscheinlich, ja“, so der ukrainische Präsident. Man befinde sich in einem Prozess.
+++ 20:02 Baltische Staaten steigen aus russischem Stromnetz aus +++
Die baltischen Staaten haben eigenen Angaben zufolge Russland und seinen Verbündeten Belarus über ihren Ausstieg aus dem Stromnetz der ehemaligen Sowjetunion informiert. „Wir werden die letzten Energieverbindungen mit Russland kappen“, erklärt der Chef des staatlichen litauischen Netzbetreibers Litgrid, Rokas Masiulis. Der Schritt soll demnach im Februar 2025 erfolgen. Kurz danach werden sich die drei Länder ans europäische Stromnetz anschließen. „In einem halben Jahr werden wir uns nicht nur vom russischem und belarussischem Stromnetz abkoppeln, sondern auch die letzten Stromleitungen abbauen“, erklärt Masiulis.
+++ 19:20 Lindner kritisiert „Alleingänge“ Orbáns +++
Nach dem Eklat um die Moskau-Reise des ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán erhöhen Deutschland und die anderen EU-Partner den Druck auf Budapest. Bei einem Finanzministertreffen in Brüssel riefen die meisten Mitgliedsländer Ungarn auf, die Ukraine-Hilfen weiter zur Priorität zu machen. Bundesfinanzminister Christian Lindner wirft Orbán „Alleingänge“ vor. „Ungarn sollte wissen, dass in der Ukraine die Friedens- und Freiheitsordnung Europas insgesamt verteidigt wird“, sagte Lindner in der öffentlichen Debatte. Auch unter Ungarns EU-Ratsvorsitz müsse dies bis zum Jahresende eine „Top-Priorität“ bleiben. Ungarns Finanzminister Mihaly Varga hatte zuvor sieben Prioritäten vom Kampf gegen die illegale Migration bis zur Wettbewerbsfähigkeit vorgestellt, die Ukraine aber nicht erwähnt.
+++ 18:46 Ukraine droht massiver Einbruch bei Getreide-Ernte +++
Die Getreideernte in der Ukraine könnte nach Einschätzung des wichtigsten Erzeugerverbands in diesem Jahr wegen extremer Hitze und Trockenheit deutlich sinken. „Die Feuchtigkeitsreserven sind extrem niedrig. Und ohne Niederschläge könnte die Situation sehr kritisch werden und es könnte zu einer Wiederholung des Jahres 2020 und zu einem Rückgang der Ernte um 30 bis 35 Prozent kommen“, teilt der Ukrainische Agrarrat mit. Die Temperatur in den ersten 14 Julitagen war im Westen der Ukraine auf 33 bis 36 Grad und in den südlichen Regionen auf bis zu 41 Grad gestiegen. Das sind die höchsten Temperaturen im Land seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit dem Krieg hat die Ukraine Agrarland verloren und geringere Erträge erzielt.
COMMENT: das hat einen erheblichen Einfluss auf die Welt-Weizen-Preise und indirekt auf die weltweite und somit auch europäische Inflation.
+++ 18:19 Sturmgewehre und Munition: Ukraine schließt Abkommen mit Tschechien +++
Die Ukraine hat ein Abkommen mit tschechischen Rüstungskonzernen zur Produktion von Munition und Gewehren auf ukrainischem Gebiet geschlossen. „Heute haben wir zwei wichtige Abkommen (…) im Bereich der Verteidigungsindustrie unterzeichnet“, erklärt der ukrainische Regierungschef Denys Schmygal bei einem Besuch in Tschechiens Hauptstadt Prag. Der Schritt sei „wichtig, um unsere Armee jetzt zu versorgen“, sagt er mit Blick auf ein mit dem tschechischen Munitionshersteller Sellier & Bellot geschlossenes Abkommen, demzufolge der Konzern „eine Munitionsfabrik in der Ukraine“ bauen soll. Das zweite Abkommen betreffe die Produktion von Sturmgewehren in der Ukraine durch die Colt CZ Group, fügt der ukrainische Regierungschef an der Seite seines tschechischen Kollegen Petr Fiala hinzu.
+++ 17:47 Russland schränkt Zugang zu 14 Grenzdörfern wegen ukrainischer Angriffe ein +++
Wegen der anhaltenden Angriffe der ukrainischen Armee will Russland den Zugang zu 14 Dörfern in der Grenzregion Belgorod beschränken. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, erklärt im Onlinedienst Telegram, dass „wir ab dem 23. Juli den Zutritt zu 14 Wohngebieten beschränken, wo die operationelle Situation extrem schwierig ist“. Es müssten „maximale Sicherheitsmaßnahmen“ ergriffen werden.
+++ 17:16 Über 600.000 Russen flüchteten offenbar ins Ausland +++
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind einem Medienbericht zufolge mindestens 650.000 Russen dauerhaft ins Ausland gezogen. Die meisten der Flüchtlinge sind nach Armenien (110.000), Kasachstan und Israel (je 80.000) emigriert, wie das unabhängige Internetportal „The Bell“ vorrechnet. Dort benötigen Russen demnach kein Visum zur Einreise. Deutschland sei mit einem Plus von mehr als 36.000 Menschen ebenfalls ein bevorzugtes Ziel russischer Flüchtlinge. Offizielle Informationen aus Moskau über die Zahl der Ausgereisten gibt es nicht. „The Bell“ gibt an, die Berechnungen auf Basis der Angaben von Migrationsbehörden angestellt zu haben. Insgesamt seien Daten von mehr als 70 Ländern in die Berechnung eingeflossen, etwa neu vergebene Aufenthaltsgenehmigungen oder Anträge auf politisches Asyl. Allerdings sind die Daten laut dem Portal nicht vollständig, da einige bei Russen beliebte Ausreiseländer wie Thailand, Aserbaidschan oder auch Zypern auf Anfragen nicht geantwortet hätten. Andere Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, in die auch sehr viele Russen nach Kriegsbeginn gezogen sind, wurden gar nicht in die Berechnung aufgenommen.
Seit Kriegsbeginn in Ukraine 650.000 Russen bereits ins Ausland geflüchtet
+++ 16:49 Ukrainischer Geheimdienst hackt fast 100 russische Websites +++
Der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) hat nach eigenen Angaben fast 100 russische Websites gehackt, die die Kriegsanstrengungen des Kremls unterstützen, sie offline genommen und ihre Homepages durch das Bild eines blutigen Schweinekopfes ersetzt. Der Geheimdienst erklärt auf Telegram, die Operation sei am Montag mithilfe der „freiwilligen Hackergemeinschaft“ durchgeführt worden: „Der Cyberangriff zielte darauf ab, interne Informationen von Unternehmen zu zerstören, die Kunden des russischen öffentlichen Sektors bedienen, die in den Krieg gegen die Ukraine verwickelt sind“, heißt es in dem Beitrag.
+++ 16:19 Luftbilder zeigen: Wowtschansk ist eine einzige Ruine +++
Im vergangenen Mai dringen russische Bodentruppen in die Region Charkiw vor, so auch nach Wowtschansk. Schwere Straßenkämpfe und Bombardement zerstören die Stadt. Die Ukrainer können den Vormarsch in der Region zwar stoppen, doch der Ort ist nur noch eine Trümmerwüste.
Völlig zerstörte Frontstadt Luftbilder zeigen: Von Wowtschansk ist kaum etwas übrig
+++ 15:51 Peskow: „Friedensgipfel war überhaupt kein Friedensgipfel“ +++
Der Kreml hat verhalten auf eine Äußerung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj reagiert, wonach russische Vertreter bei einem zweiten Ukraine-Friedensgipfel anwesend sein sollten. „Man muss erst einmal verstehen, was er (Selenskyj) damit meint“, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. „Der erste Friedensgipfel war überhaupt kein Friedensgipfel“, betont Peskow. Zu einer Ukraine-Konferenz in der Schweiz Mitte Juni, an der Dutzende Staats- und Regierungschefs teilgenommen hatten, war Russland nicht eingeladen gewesen. „Ich glaube, dass russische Vertreter an dem zweiten Gipfel teilnehmen sollten“, sagte Selenskyj am Montag mit Blick auf eine von ihm für November angekündigte zweite Konferenz. Dort möchte Selenskyj eigenen Angaben zufolge einen „Plan“ für einen „gerechten Frieden“ vorlegen.
+++ 15:20 Nach Sanktionen: Russischer Softwareriese zieht sich aus den USA zurück +++
Die russische Softwarefirma Kaspersky hat nach der Verhängung von US-Sanktionen gegen die Führungsspitze und einem Verbot ihrer Programme den Rückzug aus den USA angekündigt. Ab dem 20. Juli werde Kaspersky seine Aktivitäten in den USA „schrittweise reduzieren und die dortigen Arbeitsplätze abbauen“, erklärt das Unternehmen. Der Schritt folge auf die Entscheidung des US-Handelsministeriums, den Verkauf und Vertrieb von Kaspersky-Produkten in den USA zu verbieten. Die Aussichten, in den USA Geschäfte zu machen, seien „nicht mehr tragfähig“.
+++ 14:48 Donaustahl darf neuartige Drohnen an Ukraine liefern +++
Das Bundeswirtschaftsministerium hat dem Rüstungsunternehmen Donaustahl die Herstellung von und Export von FPV-Drohnen vom Typ „Maus“ genehmigt. Erster Abnehmer werde die ukrainische Drohneneinheit Kraken sein, teilt das Rüstungsunternehmen auf X mit. Das „Maus“-System kann nach Unternehmensangaben für FPV-Kamikazeangriffe mit einem Gefechtskopf, für Attacken gegen Infanteristen und im Kampf gegen Panzer eingesetzt werden. Die Kampfreichweite betrage fünf bis sieben Kilometer.
Spezialregiment erster Abnehmer Deutsche Firma liefert neuartige Kamikazedrohne an die Ukraine
+++ 14:09 EU fordert Russland auf, Verantwortung für den Abschuss von MH17 anzuerkennen +++
Der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, hat im Namen der Europäischen Union eine Erklärung zum zehnten Jahrestag des Abschusses der malaysischen Boeing MH17 durch Russland abgegeben. Darin appelliert die EU erneut an Russland, seine Verantwortung für diese Tragödie anzuerkennen und bei der Suche nach Gerechtigkeit uneingeschränkt zu kooperieren. Die EU betont, dass die vom gemeinsamen Ermittlungsteam im Fall des niederländischen Bezirksgerichts vorgelegten und an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) und den Rat der internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) verwiesenen Beweise eindeutig zeigen, dass das Buk-Boden-Luft-Raketensystem, mit dem Flug MH17 abgeschossen wurde, zweifelsfrei den russischen Streitkräften gehörte, heißt es in der Erklärung.
+++ 13:07 Weitere russische Drohnen dringen in belarussischen Luftraum ein +++
Nach Angaben einer belarussischen Gruppe, die militärische Aktivitäten in Belarus beobachtet, sind am heutigen Dienstag zwei weitere russische Kamikaze-Drohnen vom Typ Shahed auf belarussisches Territorium geflogen. Ähnliche Vorfälle gab es bereits in der vergangenen Woche. Die erste der beiden Drohnen sei kurz nach 04.00 Uhr Ortszeit in den belarussischen Luftraum eingedrungen und habe etwa 50 Kilometer zurückgelegt, bevor sie das Land in den ukrainischen Luftraum verlassen habe, teilt die Gruppe mit. Die zweite sei am Morgen um 08.40 Uhr in den belarussischen Luftraum geflogen.
+++ 12:21 Ukraine nimmt Paar als mutmaßliche Spione fest +++
Die ukrainischen Sicherheitsbehörden haben ein Ehepaar festgenommen, das für den russischen Geheimdienst FSB spioniert haben soll. Die beiden hätten Koordinaten für russische Raketenangriffe auf ukrainische Einheiten in den Regionen Charkiw und Sumy übermittelt, teilt der ukrainische Geheimdienst SBU mit. Die Frau habe in Charkiw als Krankenschwester gearbeitet. Einem Bericht der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform zufolge geriet sie ins Visier der Spionageabwehr, weil sie „kremlfreundliche Ansichten“ auf Telegram-Kanälen verbreitet habe.
+++ 11:29 Umfrage: 44 Prozent der Ukrainer für Friedensverhandlungen +++
44 Prozent der Ukrainer sagen in einer aktuellen Umfrage, dass die Zeit gekommen ist, offizielle Friedensgespräche zu beginnen. Das ergibt eine Umfrage der ukrainischen Denkfabrik Zentr Rasumkowa. Die Erhebung wurde unter Zivilisten durchgeführt – also unter Ukrainerinnen und Ukrainern, die am Krieg nicht beteiligt sind. Von diesen sagen 35 Prozent, dass die Zeit für Friedensverhandlungen noch nicht gekommen ist, 21 Prozent sind nicht sicher.
Zugleich lehnen 83 Prozent der Ukrainer die Vorbedingungen ab, die Putin für Verhandlungen stellt. Putin fordert vor etwaigen Gesprächen den Abzug der Ukraine aus den von Russland illegal annektierten Gebiete. Russland hatte 2022 die Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson für russisch erklärt, sie allerdings bis heute nicht vollständig erobert.
+++ 10:53 Russland zieht letztes Patrouillenschiff von Krim ab +++
Russland erlebt im Kampf um das Schwarze Meer eine militärische Niederlage nach der anderen. Mithilfe von Drohnen führt die Ukraine einen erfolgreichen Guerillakrieg gegen die übermächtige russische Flotte. Jetzt zieht Russlands letztes Patrouillenschiff von der Krim ab. ntv-Reporterin Kavita Sharma berichtet.
„Wichtiger symbolischer Erfolg“ Russland zieht letztes Patrouillenschiff von Krim ab
+++ 10:23 Russland will Wehrpflichtige an der Ausreise hindern +++
Das britische Verteidigungsministerium weist im täglichen Geheimdienst-Update darauf hin, dass Russland ein System einführt, das Wehrpflichtige am Verlassen des Landes hindern soll. Mit Blick auf einen Bericht des russischen Exil-Mediums Meduza schreibt das Ministerium auf X, geplant sei ein „Informationsaustauschsystem“ zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und dem Inlandsgeheimdienst FSB. Der Austausch von Informationen soll verhindern, dass potenziell wehrpflichtige Russen ausreisen. Bis zum Herbst solle das System „voll funktionsfähig“ sein – dann startet die nächste Einberufungsphase in Russland. Als 2022 die „Teilmobilisierung“ erklärt wurde, verließen zahlreiche Russen das Land, um nicht an die Front in der Ukraine geschickt zu werden.
+++ 09:04 Orban kündigt Trump-Friedensinitiative an +++
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump würde die Ukraine im Falle seiner Wiederwahl auffordern, Friedensgespräche mit Russland zu führen, berichtete die Financial Times unter Berufung auf einen Brief, den der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban an die Staats- und Regierungschefs der EU geschrieben hat. Der Brief folgt auf eine Reihe von Treffen Orbans, die dieser als Teil seiner „Friedensmission“ absolviert hatte, unter anderem mit Putin und Trump. Bis zu den US-Präsidentschaftswahlen im November seien von Trump keine Friedensinitiativen zu erwarten, schreibt Orban in seinem Brief. „Ich kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass er kurz nach seinem Wahlsieg nicht bis zu seiner Amtseinführung warten wird, sondern sofort bereit sein wird, als Friedensvermittler aufzutreten.“ Die Amtseinführung findet im Januar statt.
Kiew, Moskau, Peking Orbans „Friedensmissionen“: PR oder Diplomatie?
+++ 08:16 Fast 120 Gefechte an der Front in der Ukraine +++
Am Montag kam es zu 119 Kampfhandlungen an der Front, so der Sprecher des ukrainischen Generalstabs im ukrainischen Fernsehen. Die meisten russischen Angriffe fanden demnach in der Gegend von Prokrowsk in der Region Donezk statt. „In den letzten 24 Stunden haben russische Terroristen mit Raketenangriffen die Stellungen unserer Truppen und besiedelte Gebiete angegriffen und 131 Luftangriffe durchgeführt“, sagt der Sprecher nach einer Meldung der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform.
+++ 07:42 Russisches Verteidigungsministerium: 13 Drohnen abgefangen +++
Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht zu Dienstag 13 ukrainische Drohnen abgefangen. Eine davon sei über der Oblast Kursk zerstört worden. Kursk grenzt an die Ukraine und war bereits wiederholt Ziel ukrainischer Angriffe. In der Stadt Korenewo in Kursk wurde nach Angaben des Gouverneurs Alexej Smirnow ein Werk für Elektrogeräte getroffen und ist in Brand geraten.
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
Minensuche in der Ukraine könnte über ein Jahrzehnt dauern
Nach Schätzungen des Zentrums für Minenbekämpfung könnte die Sprengkörpersuche in der Ukraine über ein Jahrzehnt dauern.
12 Jahre dürfte es dauern, bis die am stärksten betroffenen Gebiete der Ukraine von Minen befreit sind. Das schätzt das Zentrum für Minenbekämpfung.
Internationale Organisationen packen mit an
Aufgrund der hohen Anzahl an Minen helfen dutzende ukrainische und internationale Organisationen mit – so auch der Dänische Flüchtlingsrat. Seit November 2022 sucht die NGO nördlich von Kiew im Wald von Iwankiw nach Minen und hat bereits 70 Prozent des Gebiets von Sprengkörpern befreit.
Pavlo Sichkarchuk leitet die Operation. „Es ist sehr gefährlich, weil dieses Gebiet an das Dorf Zhereva angrenzt und hier Menschen leben. Außerdem ist es der Zugang zu Wäldern und landwirtschaftlichen Feldern“, erklärt er.
Die Arbeit selbst sei dabei verhältnismäßig sicher, sagt Anastasiia Tiutiunnykova, die seit vier Jahren als Entminerin beim Dänischen Flüchtlingsrat arbeitet – solange man sich an die Vorschriften hält.
„Es ist keine sehr schwierige Arbeit. Wenn man versteht, was man tut, was man gelernt hat, und wenn man sich an die Vorschriften hält, ist es nicht schwer. Es ist sehr sicher“, sagt sie.
35 Minenfunde allein dieses Jahr
Seit 2015 sucht der Dänische Flüchtlingsrat Minen in der Ukraine. Damals im Donbass, heute in den Regionen Kiew, Tschernihiw, Charkiw und Mykolajiw. Seitdem haben sie mit Metalldetektoren und Drahtschneidern ausgerüstet über 95 Hektar Land durchkämmt und dabei rund 400 Sprengkörper gefunden. Allein dieses Jahr haben sie bereits 20 Hektar durchsucht und 35 Minen entdeckt.
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UN-Flüchtlingskommissar kündigt in Ukraine neue Hilfe an
KIEW (dpa-AFX) – Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat bei einem Besuch in der Ukraine ein neues Hilfspaket von 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) angekündigt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) unterstütze damit die Vorbereitung auf den Winter und stehe weiter an der Seite der Regierung in Kiew, um den vertriebenen oder anderweitig vom Krieg betroffenen Ukrainern zu helfen, sagte Grandi bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Das Hilfswerk wolle auch künftig Mittel mobilisieren, um das von Russland angegriffene Land zu unterstützen.
Selenskyj dankte für die Hilfe, die angesichts der Zerstörungen an der Energieinfrastruktur durch die russischen Angriffe dringend nötig sei. Zugleich betonte er laut einer Mitteilung des Präsidentenamtes, dass das Land weitere Hilfe brauche, um zerstörte Häuser wieder aufzubauen und Schutzbunker in Schulen und Krankenhäusern einzurichten. Das gebe den geflüchteten Ukrainern die Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können.
Grandi hat die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 bereits zum fünften Mal bereist. Er besuchte auch das durch einen Raketenangriff getroffene Kinderkrankenhaus in Kiew, wie er im sozialen Netzwerk X mitteilte. „Kein Ort sollte besser geschützt werden als ein Krankenhaus für Kinder. Trotzdem wurde es am 8. Juli durch eine Rakete getroffen“, sagte er.
Nach UNHCR-Angaben gibt es durch die russische Invasion in der Ukraine etwa 9,7 Millionen Vertriebene, rund 6 Millionen davon im Ausland. Vor allem aus den besonders umkämpften Osten und im Süden der Ukraine, wo russische Truppen große Teilen der Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson besetzt haben, sind viele Menschen geflüchtet. Dort sind teils ganze Städte völlig zerstört./mau/DP/he
Prager Initiative: 50.000 Granaten an Ukraine geliefert
PRAG (dpa-AFX) – Die Ukraine hat im Zuge einer tschechischen Initiative zur Munitionslieferung bereits 50.000 Artilleriegranaten für ihren Kampf gegen die russische Invasion erhalten. „Ein Teil dieser Munition wird gerade jetzt auf dem Schlachtfeld verwendet“, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal in Prag.
Insgesamt 15 Staaten unterstützen finanziell die Initiative, Artilleriemunition in Staaten außerhalb der EU zu beschaffen. Deutschland will nach früheren Angaben der Bundesregierung einen dreistelligen Millionenbetrag beisteuern.
Tagung der tschechischen und der ukrainischen Regierung
Schmyhal und mehrere seiner Minister nahmen auf Einladung von Tschechiens Ministerpräsident Petr Fiala an den zweiten tschechisch-ukrainischen Regierungskonsultationen teil. Dabei ging es in erster Linie um eine verstärkte Rüstungskooperation.
In Zusammenarbeit mit der tschechischen Firma Sellier & Bellot werde in der Ukraine eine neue Fabrik für Kleinkalibermunition entstehen, kündigten die beiden Regierungschefs an. Mit anderen Partnern gebe es Pläne für den Aufbau einer Gewehrproduktion. Die Ukraine habe das Potenzial, zum Arsenal der freien Staaten zu werden, sagte Schmyhal.
Die teilnehmenden Minister unterzeichneten auch mehrere Memoranden über eine verstärkte Zusammenarbeit etwa in den Bereichen Energiewirtschaft, Gesundheitswesen, Weltraumforschung und Kriminalitätsbekämpfung. Fiala kündigte zudem an, dass er am Donnerstag am Rande des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft in London mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ein Sicherheitsabkommen schließen werde.
Die jüngsten russischen Angriffe, unter anderem auf ein Krankenhaus in Kiew, hätten noch einmal die Brutalität der russischen Aggression und die „Monstrosität des Putin-Regimes“ vor Augen geführt. Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab./hei/DP/nas
Außerplanmäßige Stromsperren in weiten Teilen der Ukraine
KIEW (dpa-AFX) – In der unter Strommangel leidenden Ukraine sind inmitten einer Hitzewelle in mehr als sieben Regionen außerplanmäßige Stromsperren verhängt worden. „Heute Nacht ist es zu einem Geräteausfall in einem der Energieobjekte gekommen“, teilte der Netzbetreiber Ukrenerho als Begründung per Telegram mit. Damit habe sich der Energiemangel erhöht.
Ob der Ausfall auf einen russischen Drohnenangriff zurückzuführen ist, war zunächst unklar. Die ukrainische Flugabwehr fing nach eigenen Angaben alle russischen Kampfdrohnen im ukrainischen Luftraum rechtzeitig ab.
Mehr als 40 Grad im Süden
Landesweit greifen seit Mai planmäßige Stromsperren, sodass die Verbraucher ohnehin täglich nur wenige Stunden Strom erhalten. Dabei herrschen seit vergangener Woche in weiten Teilen des Landes konstant über 30 Grad Celsius, mit Spitzen im Süden von mehr als 40 Grad. Die Ukrainer können sich durch den fehlenden Strom weder durch Klimaanlagen noch durch Lüfter Linderung verschaffen.
Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Im März begann das russische Militär systematisch ukrainische Kraftwerksanlagen zu zerstören. Insgesamt sollen seitdem mehr als neun Gigawatt an Kraftwerksleistung verloren gegangen sein. Auch durch Importe aus den benachbarten EU-Staaten oder der Republik Moldau lässt sich das Defizit nicht ausgleichen./ast/DP/mis
ZENTRALBANKEN
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MELDUNGSÜBERBLICK
WEITERE MELDUNGEN
Bidens Parteispitze will Nominierung vorziehen
Inmitten der Diskussion über Alter und Fitness des US-Präsidenten Joe Biden treibt die Spitze seiner Partei Pläne voran, um den 81-Jährigen noch vor einem geplanten Parteitag im August auf virtuellem Weg als Präsidentschaftskandidat zu nominieren.
Die Parteiführung bestätigte die Pläne vor Journalisten und erklärte zur Begründung, man wolle absolut sichergehen, dass Biden bei der Präsidentenwahl im November in allen Bundesstaaten auf den Wahlzetteln stehe. Unter Demokraten im Kongress gibt es Kritik an diesem Vorgehen.
Nicht nur ein Lapsus
Biden steht derzeit wegen seines hohen Alters und Zweifeln an seiner künftigen mentalen Fitness stark unter Druck, auch aus den eigenen Reihen. Diverse demokratische Abgeordnete hatten ihn in den vergangenen Wochen aufgefordert, sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzuziehen. Viele weitere äußerten sich öffentlich sehr besorgt über seine Wahlchancen.
Biden hatte mehrfach Namen verwechselt und beim NATO-Gipfel in den USA etwa kürzlich den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als den russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgestellt, sich allerdings umgehend korrigiert.
Der 81-Jährige hatte die Präsidentschaftsvorwahlen seiner Partei in den Bundesstaaten – ohne echte Konkurrenz – bereits vor Monaten gewonnen. Er muss aber, wie zuletzt auch sein republikanischer Kontrahent Donald Trump, noch formell von Delegierten aus allen Bundesstaaten offiziell als Kandidat für die eigentliche Präsidentenwahl Anfang November nominiert werden. Das ist eigentlich bei einem großen Nominierungsparteitag der Demokraten Mitte August in Chicago geplant. *** red, ORF.at/Agenturen
US-Berichte über iranische Anschlagspläne auf Trump
Die US-Behörden haben laut dem TV-Sender CNN „in den letzten Wochen“ Hinweise darauf erhalten, dass es Pläne für einen Mordanschlag auf Ex-US-Präsident Donald Trump aus dem Iran gab.
Der Republikaner, im Präsidentschaftswahlkampf Herausforderer des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden, war am Samstag während einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania tatsächlich Opfer eines Attentatsversuchs geworden – damit haben die mutmaßlichen Pläne aus Teheran laut CNN allerdings nichts zu tun.
Teheran weist Vorwürfe zurück
Trump erlitt einen Streifschuss am Ohr, der mutmaßliche 20-jährige Attentäter, Thomas Matthew Crooks, wurde von einem Scharfschützen des Secret Service erschossen. Es gebe keine Verbindung zwischen ihm und dem Iran, berichtete CNN. Der Sender machte keine näheren Angaben zur Quelle für die Informationen iranische Attentatspläne betreffend.
Der Iran wies die Vorwürfe umgehend zurück. Sie seien „unbegründet“ und „böswillig“, teilte die iranische UNO-Mission mit. Teheran wolle Trump stattdessen auf rechtlichem Wege einer Bestrafung zuführen. „Trump ist ein Krimineller, der dafür verfolgt und vor einem Gericht bestraft werden muss“, weil er die Tötung eines iranischen Generals befohlen habe. *** red, ORF.at/Agenturen
Gewalt-Demonstrationen: Studentenproteste in Bangladesch: Sechs Tote, Dutzende Verletzte
Studenten und andere Demonstranten während eines Protestes zu Quotenregelungen an der Jahangir Nagar Universität in Savar. Die Polizei hat in der Nacht Tränengas abgefeuert und ist mit Schlagstöcken gegen protestierende Studenten vorgegangen. Dutzende von Menschen wurden dabei verletzt, als es an einer führenden öffentlichen Universität außerhalb der Hauptstadt Bangladeschs zu Auseinandersetzungen über die Quotenregelung für Regierungsjobs kam, wie Polizei und Studenten am Dienstag mitteilten. Bei Studentenprotesten in Bangladesch sind mindestens sechs Männer getötet und Dutzende weitere Menschen verletzt worden.
Wie sie genau starben, war zunächst unklar, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Demonstrationen richten sich gegen die Wiedereinführung eines alten Quotensystems, wonach mehr als die Hälfte der Jobs im öffentlichen Dienst für bestimmte Gruppen reserviert sind – etwa für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die Unabhängigkeit des Landes kämpften, für Frauen sowie Menschen aus armen Gegenden. Tausende junge Menschen fordern stattdessen seit Tagen auf der Straße ein System, das mehr auf Leistung setzt. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit.
Bei den Protesten am Dienstag stießen die Demonstranten mit Polizisten sowie Anhängern der Regierungspartei Awami-Liga der langjährigen Premierministerin Sheikh Hasina zusammen, die sich für das alte System ausspricht. Es flogen Steine zwischen den verschiedenen Gruppen und die Polizei setzte unter anderem Tränengas ein, wie Videoaufnahmen zeigten.
Die Demonstrationen begannen an Hochschulen im ganzen Land, nachdem ein Gericht die Wiedereinführung des alten Quotensystems angeordnet hatte, das im Jahr 2018 nach massiven Studentenprotesten abgeschafft worden war. Das Höchste Gericht ordnete kürzlich allerdings auch an, die Regelung vorerst auszusetzen. © dpa
EUROPAWAHL 9.6.2024
Österreich-bezogene Informationen dazu auf WIKIPEDIA => Wahlwerbende Parteien
EKR-Fraktion unentschieden vor Wiederwahl von der Leyens
Die Präsidentin der EU-Kommission braucht die Unterstützung der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) von Georgia Meloni, um sich eine weitere Amtszeit zu sichern.
Die Debatte über die Wiederwahl von Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission wird in den europäischen Hauptstädten und insbesondere in Rom hitzig geführt.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die auch Präsidenten der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) ist, zeigt sich noch unentschlossen, ob sie von der Leyen unterstützung soll.
Die EU-Kommissionspräsidentin hielt am Dienstagmorgen ein 50-minütiges Treffen mit der EKR-Fraktion ab, bei dem Melonis Partei Fratelli d’Italia Berichten zufolge eine radikale Änderung des EU-Konzepts für den Green Deal forderte.
Am Ende des Treffens wurde keine offizielle Erklärung abgegeben, was bedeutet, dass die Haltung der EKR zu von der Leyens Wiederwahl weiter unklar ist.
Laut Gaetano Quagliariello, Leiter der School of Government an der Luiss-Universität in Rom, braucht von der Leyen die Unterstützung von Melonis Partei, wenn sie im Amt bleiben will.
„Heute muss sich Meloni mit anderen rechten politischen Kräften messen, sie muss also beweisen, dass sie in der Lage ist, ein Ergebnis mit nach Hause zu bringen. Ursula von der Leyen wird sicherlich die Stimmen der Fratelli d’Italia brauchen. Ich denke, Meloni kann zumindest einen Teil der EKR beeinflussen. Da Orban und Vox die Franktion verlassen haben, ist es einfacher, diejenigen zu überzeugen, die geblieben sind.“
Für Meloni ist insbesondere wichtig, dass die Position Italiens anerkannt wird, wie sie vor kurzem auf dem NATO-Gipfel in Washington erklärte.
Mit anderen Worten: Sie will sicherstellen, dass Italien einen Spitzenposten in der EU-Kommission bekommt. Die Ernennung eines italienischen EU-Kommissars mit einer wichtigen Rolle ist ein zentraler Streitpunkt in den laufenden Verhandlungen.
Im Juni bei der Abstimmung über von der Leyens Wiederwahl enthielt sich Meloni. Sollten sie und ihre EKR-Fraktion sich weigern, von der Leyen zu unterstützen, könnte das schwerwiegende Folgen haben.
Denn am Donnerstag wird jede Stimme zählen, wenn von der Leyen versuchen wird, die Abgeordneten des Europäischen Parlaments davon zu überzeugen, ihr eine zweite Amtszeit zu gewähren. Doch da es sich um eine geheime Wahl handelt, ist das Ergebnis nicht garantiert.
Antonio Parenti, der Vertreter der Europäischen Kommission in Italien, muss die Abstimmung sicherstellen, dass Europa nicht in eine politische Krise stürzt:
„Sowohl Italien als auch andere EU-Länder müssen sicherstellen, dass diese Abstimmung es den EU-Institutionen ermöglicht, voll funktionsfähig zu sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in einem historischen Moment befinden, der sehr brisant ist. Wir haben einen Krieg vor unserer Haustür, und auch die Ereignisse in den USA vor ein paar Tagen machen uns klar, dass wir keine einfachen Zeiten durchmachen.“
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Roberta Metsola als Präsidentin des Europäischen Parlaments wiedergewählt
Die 720 Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben Roberta Metsola für die nächsten zweieinhalb Jahren im Amt bestätigt.
Das Europäische Parlament hat seine Parlamentspräsidentin Roberta Metsola für weitere zweieinhalb Jahre im Amt bestätigt.
Die Christdemokratin aus Malta wurde wie erwartet von einer großen Mehrheit der 720 neu gewählten Abgeordneten gewählt, die 45-jährige erhielt 562 von 623 abgegebenen Stimmen, was die erforderliche Mehrheit deutlich übertrifft.
Als Parlamentspräsidentin sitzt Metsola vom Mitte-Rechts-Bündnis EVP einem Großteil der Plenarsitzungen in Straßburg vor und empfängt Staats- und Regierungschefs im Parlament.
„Mit Ihrer Unterstützung werde ich weiterhin unermüdlich daran arbeiten, die Menschen zusammenzubringen. Dies muss ein Parlament sein, das keine Angst hat, zu führen und zu verändern“, sagte Metsola in ihrer Rede vor der Wahl und versprach, eine Atmosphäre der „Debatte“ und des „Respekts“ zu fördern.
„Dies muss ein starkes Parlament in einer starken Union sein“, fuhr sie fort. „Wir können nicht akzeptieren, dass unsere Rolle als Parlamentarier verwässert wird“.
Das gute Ergebnis spiegelt Metsolas Profil als pragmatische Führungspersönlichkeit wider, die bereit und in der Lage ist, mit Kräften aus dem gesamten politischen Spektrum zusammenzuarbeiten, und untermauert ihren Ruf als eine der prominentesten Persönlichkeiten der Europäischen Volkspartei (EVP).
Die einzige Gegenkandidatin war kurzfristig die Spanierin Irene Montero aus der Linksfraktion, sie erhielt nur 61 Stimmen.
Die Malteserin Metsola war am 18. Januar 2022 als Nachfolgerin des im Amt gestorbenen Italieners David Sassoli gewählt worden. Metsola, die Europäisches Recht studiert hat, sitzt seit 2013 im EU-Parlament und war seit November 2020 dessen erste Vizepräsidentin. Ihre Ernennung war eine Premiere für Malta, das als kleinstes Land der EU noch nie einen Bürger in einer so hohen EU-Position hatte.
Seit 2022 nimmt Metsola ihre Rolle als Präsidentin aktiv wahr und ist in die europäischen Hauptstädte gereist, um persönlichen Beziehungen zu Regierungschefs zu vertiefen und den Bürgern die oft missverstandene Rolle des Parlaments zu erklären.
Die Präsidentin erntete Beifall, als sie Anfang April 2022 Kiew besuchte und die Ambitionen des kriegsgebeutelten Landes auf einen Beitritt zur Europäischen Union von Herzen unterstützte.
Im Dezember desselben Jahres wurde ihre Führungsqualitäten auf eine harte Probe gestellt, durch die Aufdeckung des so genannten „Qatargate“-EU-Korruptionsskandals, einer Schmiergeldaffäre, in die mehrere Europaabgeordnete verwickelt waren. Metsola reagierte mit einem aktualisierten Verhaltenskodex, um die Transparenz zu erhöhen und die Korruption zu bekämpfen.
„Wir müssen aufrecht und bereit sein“, sagte Metsola den Abgeordneten in Straßburg. „In dieser letzten Amtszeit haben wir gelernt, dass die Zukunft alles andere als vorhersehbar ist. Dies muss ein Haus sein, das keine Angst hat, zu führen und zu verändern. Wir haben begonnen, aber wir sind noch nicht fertig“.
Die Präsidentin forderte außerdem eine entschlossene Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit, weitere Unterstützung für die Ukraine, nachhaltigen Frieden im Nahen Osten, die Vereinfachung der Bürokratie und einen stärkeren Schutz der sozialen Rechte. Außerdem bekräftigte sie die seit langem bestehende (und lange ignorierte) Forderung, dem Parlament ein legislatives Initiativrecht einzuräumen, das derzeit bei der Europäischen Kommission liegt.
COMMENT: dieses Manko ist ein wichtiger Baustein der auf diese Weise erheblich deformierten demokratischen Prozesse auf EU-Ebene: parlamentarische Demokratie schaut anders aus – wer ist der Souverän? Das europäische Volk?
Metsola forderte die Abgeordneten auf, in ihrer täglichen Arbeit wachsam und kritisch zu sein, dabei aber rechenschaftspflichtig und offen zu bleiben und die Integrität des Parlaments zu wahren.
„Meine Tür wird immer offen bleiben. Die Abgeordneten werden fair und mit Würde behandelt werden“, so Metsola. „Als Präsidentin wissen Sie, dass ich in der Lage bin, sowohl für unser Parlament einzutreten als auch Brücken über die politischen Gräben hinweg zu bauen.“
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Springbrunnen statt Klimaanlage: Extreme Hitze von über 40° überlastet Stromnetze in Europa
In vielen Regionen Europas herrscht extreme Hitze. In Rumänien sind die Stromnetze überlastet wegen der Klimaanlagen. In der Ukraine funktionieren sie erst gar nicht, da das Stromnetz größtenteils von russischen Raketenangriffen zerstört wurde.
In Rumänien übersteigen die Temperaturen mittlerweile 40 Grad Celsius. Die Notdienste sind im Dauereinsatz, Lastwagen werden angehalten und die Züge fahren mit reduzierter Geschwindigkeit – denn die extreme Hitze belastet das Infrastruktur des Landes. Der Energieverbrauch überstiegt momentan oft die Produktion. Es kommt zu häufigen Stromausfällen.
Ohne Klimaanlagen gegen die Hitze in der Ukraine
Auch in der Ukraine herrschen hohe Temperaturen – nur hier funktionieren die Klimaanlagen kaum, da russische Raketeneingriffe einen Großteil des Stromnetzes zerstört haben.
840 Tage Krieg: Stromausfälle in der Ukraine – Selenskyj bittet weiterhin um Luftabwehrsysteme
Die Bürgerinnen und Bürger in einigen Städten tendieren daher eher raus zu gehen, sie kühlen sich an Springbrunnen oder im Schatten von Bäumen in Parks ab. So auch Halyna Vyaltseva in Czernowitz in der Westukraine: „Wir gehen zu Springbrunnen, trinken mehr Wasser, gehen mehr raus. Weil es in den Wohnungen so viel heißer ist, wollen wir nach draußen, in die Natur.“
Normalerweise raten Ärzte eher dazu in Häusern zu bleiben bei extremer Hitze, aber ohne Klimaanlagen wird es in den Wohnungen noch heißer als draußen.
Waldbrände in Nordmazedonien
In Nordmazedonien halten Löscharbeiten von Waldbränden auf dem Berg Serta weiter an, Hubschrauber und Löschflugzeuge kommen zum Einsatz.
Das nordmazedonische Krisenmanagementzentrum (CMC) teilte am Sonntag mit, dass landesweit sieben Waldbrände aktiv sind.
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Orbán warnt Brüssel vor Trump und wirbt für eine neue Ukraine-Strategie der EU
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat die EU-Mitgliedsstaaten in einem Brief gewarnt, den Euronews nach seinen Reisen nach Peking, Moskau und Washington erhalten hat und in dem er eine radikale Änderung der Politik gegenüber dem Konflikt in der Ukraine in drei Punkten ankündigt.
In dem Schreiben schlägt Orbán vor, (1) hochrangige politische Gespräche mit China aufzunehmen, um die Modalitäten für eine weitere Friedenskonferenz zur Ukraine auszuloten, (2) die direkte diplomatische Kommunikation mit Russland wieder aufzunehmen und (3) eine koordinierte politische Offensive gegenüber dem globalen Süden zu starten, um dessen Unterstützung zurückzugewinnen.
In dem Schreiben vom 12. Juli gibt Orbán „eine zusammenfassende Bewertung meiner jüngsten Gespräche mit den Staats- und Regierungschefs der Ukraine, Russlands, Chinas, der Türkei und Präsident Donald J. Trumps“ ab – kontroverse Reisen, die er in den ersten beiden Wochen der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft unternommen hat.
Diese Reisen lösten Reaktionen der Europäischen Kommission aus, die als Vergeltung beschlossen hat, Veranstaltungen während des ungarischen Ratsvorsitzes zu boykottieren.
Orbán äußerte sich besorgt über das derzeitige politische Klima in den USA und dessen Auswirkungen auf die europäische Außenpolitik, insbesondere im Hinblick auf den anhaltenden Konflikt in der Ukraine.
Laut Orbán „wird der militärische Konflikt in naher Zukunft radikal eskalieren“, und die einzigen drei globalen Akteure, die die Entwicklungen beeinflussen könnten, seien die EU, die USA und China, wobei die Türkei eine Schlüsselrolle als Vermittler zwischen der Ukraine und Russland spiele.
Orbán wies darauf hin, dass Präsident Trump, der mit innenpolitischen Fragen beschäftigt ist, während seines Wahlkampfs voraussichtlich innenpolitischen Fragen Vorrang vor der Außenpolitik einräumen wird. Folglich rechnet Orban nicht mit unmittelbaren Friedensinitiativen seitens der USA vor der Wahl.
„Ich kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass er kurz nach seinem Wahlsieg nicht bis zu seiner Amtseinführung warten wird, sondern sofort bereit sein wird, als Friedensvermittler aufzutreten. Dafür hat er detaillierte und fundierte Pläne“, so Orbán.
Orbán deutet an, dass die „wahrscheinliche“ Wiederwahl Trumps die finanzielle Dynamik zwischen den USA und der EU in Bezug auf die Unterstützung der Ukraine verschieben würde, wobei die EU in Zukunft die größere Last tragen dürfte.
Der ungarische Ministerpräsident kritisierte die Strategie der EU, die er als bloße Kopie der US-Politik bezeichnete, der es an souveräner und unabhängiger Planung fehle. „Ich schlage vor, darüber zu diskutieren, ob die Fortsetzung dieser Politik in Zukunft sinnvoll ist“, heißt es in dem Schreiben. Orbán schlug vor, dass die EU die gegenwärtige Gelegenheit nutzen solle, ihren Ansatz zu überdenken. Er sprach sich dafür aus, sich um einen Abbau der Spannungen zu bemühen, die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand zu schaffen und möglicherweise Friedensverhandlungen einzuleiten.
„In der gegenwärtigen Situation können wir ein Fenster der Gelegenheit mit einer starken moralischen und rationalen Basis finden, um ein neues Kapitel in unserer Politik zu beginnen“, schrieb er und betonte die Notwendigkeit, Spannungen abzubauen, Bedingungen für einen vorübergehenden Waffenstillstand zu schaffen oder Friedensverhandlungen zu beginnen.
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Ungarn leitet umstrittene Untersuchung von Transparency International ein
Budapest untersucht im Rahmen des neuen „Souveränitätsgesetzes“ die Arbeit der NGO, die weltweit gegen Korruption kämpft
Der ungarischen Regierung wird wieder einmal vorgeworfen, die Zivilgesellschaft einschüchtern zu wollen. Anlass ist die Einleitung einer Untersuchung gegen Transparency International (TI). Die NGO setzt sich weltweit gegen Korruption ein und hat Ungarn Anfang des Jahres zum zweiten Mal in Folge als das korrupteste Land in der Europäischen Union eingestuft.
Das neu gegründete ungarische „Amt für den Schutz der Souveränität (SZH)“ beschuldigt Transparency International Ungarn in einem sechsseitigen Brief „den Willen der Wähler beeinflussen zu wollen“.
Der Anwalt von TI Ungarn Miklos Ligeti sagt, die Vorwürfe seien falsch und eine Reaktion auf kritische Anfragen der Organisation:
„Wir haben als Mitglied der Gruppe der Zivilgesellschaft in Ungarn erwartet, dass die eine oder andere der Organisationen beurteilt oder untersucht wird. Wir werden nun zum Sündenbock gemacht und herausgepickt.
Definitiv ist dies eine Antwort auf unsere Anfragen an das Souveränitatsamt. Wir haben ihnen zuvor mehrere Briefe geschickt, in denen wir die Amtsleitung über einen möglichen Einfluss von Seiten Chinas auf die ungarische Souveränität informiert haben.
Denn China gewährt der ungarischen Regierung große staatliche Kredite zur Finanzierung der Budapester Eisenbahn. Und dies ist eine sehr obskure Investition, für die keinerlei Transparenzanforderungen gelten.“
Budapest bestreitet, dass es bei dem umstrittenen „Souveränitätsgesetz“ um die Einschränkung der Informationsfreiheit geht. Das Gesetzt habe das Ziel, Klarheit über die Finanzierung von NGOs zu schaffen und sei unabhängig, so Janos Boka, ungarischer Minister für EU-Angelegenheiten:
„Das Gesetz schafft ein Amt, das von der Regierung unabhängig ist. Somit sind die Untersuchungen oder Kontrollen, die von diesem Amt eingeleitet werden, nicht etwas, das von der Regierung getan wird, sondern etwas, das von diesem Amt getan wird, das institutionell und personell unabhängig von der Regierung ist. Ich würde diese Frage also an das Amt weiterleiten.“
Die Europäische Kommission hat ein sogenanntes Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn wegen des Souveränitätsgesetzes eingeleitet, da es gegen eine Vielzahl demokratischer Werte und Grundrechte der EU verstößt.
Ungarn hat bis zum Ende des Sommers Zeit, um darauf reagieren. Kann das Land die Vorwürfe nicht entkräften, kann die EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Ungarn klagen. Im Fall einer Verurteilung würde dem Land dann bei einem weiteren Festhalten an dem Gesetz eine Geldstrafe drohen
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Schließfächer mit Kot beschmiert: Proteste gegen Tourismus in Spanien gehen weiter
Demonstranten in Spanien greifen Berichten zufolge zu neuen Methoden, um Touristen abzuschrecken.
In Sevilla haben die Anwohner gegen den Tourismus protestiert. Die hohe Anzahl von Ferienwohnungen, die auf Plattformen, wie zum Beispiel Airbnb, vermietet werden, haben zu einer Wohnungskrise geführt, unter der die Einheimischen leiden.
Wie die spanische Tageszeitung ABC berichtet, wurden mehrere Wohnungen in der andalusischen Hauptstadt Sevilla angegriffen, indem die Schließfächer, die in der Regel die Schlüssel zu den Wohnungen enthalten, mit braunem Dreck beschmiert wurden.
Der Bürgermeisters der Stadt kennt das Problem der Ferienwohnungen gut und hat bereits einen Vorschlag gemacht. Dieser sieht vor, die Lizenzen für Kurzzeitvermietungen im Stil von Airbnb zu begrenzen. Demnach soll der Anteil der Ferienwohnungen an der Gesamtzahl der Unterkünfte in bestimmten Gebieten auf 10 Prozent begrenzt werden.
Einige sind jedoch der Meinung, dass die vorgeschlagenen Beschränkungen nicht weit genug gehen. Die größte Oppositionspartei PSOE blockiert den Gesetzentwurf aus diesem Grund.
Unterstützung für ein Verbot von Ferienwohnungen in Sevilla wächst
Der öffentliche Widerstand gegen Ferienwohnungen in der Stadt wächst. Ende letzten Monats versammelten sich Hunderte Einwohner in Sevilla, um ein Ende der Airbnb-Lizenzen zu fordern.
Der unkontrollierte Anstieg der Touristenunterkünfte treibt die Mieten im Stadtzentrum in die Höhe und verdrängt somit die Einheimischen. Dies gilt insbesondere für das Alameda-Viertel, wo auch die beschmierten Schließfächer gefunden wurden.
Ein Bild, das ABC vorliegt, zeigt ein Schließfach, das an einem Fenstergitter befestigt ist. Die Abdeckung des Schließfaches soll mit Hundekot beschmiert worden sein.
Die Schließfächer werden von Wohnungseigentümern verwendet, um Schlüssel sicher aufzubewahren. Gäste können auf diese dann mit einem Entsperrcode unabhängig zugreifen.
Proteste gegen Tourismus nicht nur in Sevilla
Sevilla ist nicht die einzige spanische Stadt, die mit Übertourismus zu kämpfen hat.
In Barcelona kam es in den letzten Wochen zu massiven Protesten gegen den Massentourismus. Die Einheimischen besprühten Touristen mit Wasserpistolen.
Die katalanische Hauptstadt kündigte kürzlich Pläne an, bis 2028 Ferienwohnungen zu unterbinden. Mit dieser Maßnahme soll die wachsende Wohnungsnot angegangen werden, die in Touristenstädten wie Barcelona besonders akut ist. In einer der meistbesuchten Städte Europas wird künftig Wohnraum gegenüber der touristischen Nutzung Vorrang erhalten.
In anderen spanischen Städten wie Palma, Málaga und Valencia wurden Vorschriften eingeführt, um die Zahl der Touristen zu regulieren, wie zum Beispiel die Erhebung von Touristensteuern und die Begrenzung der Zahl der Ferienunterkünfte.
Trotz dieser Maßnahmen haben die Statistiken der spanischen Regierung gezeigt, dass die Zahl der Ferienwohnungen im letzten Jahr um neun Prozent gestiegen. Inzwischen sind mehr als 340.000 Ferienwohnungen registriert.
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DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
Deutschland: Erwartet werden ansteigende Preise in Discounter – Handelsblatt (ZAHLPFLICHT)
Beim Einkauf im Supermarkt sind die Folgen der Inflation besonders zu spüren. Einige Produkte kosten inzwischen 50 Prozent mehr als zu Beginn dieses Jahres und viele weitere dürften ebenfalls teurer werden. Denn Experten gehen davon aus, dass 2024 die Preise von etwa einem Drittel aller Supermarkt-Produkte steigen. Das zeigt eine exklusive Studie im Auftrag des Handelsblatts. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Nachrichten des Tages
Trotz sinkender Inflation: Supermarktkunden müssen sich laut einer aktuellen Analyse auf deutlich steigende Preise einstellen. In der ersten Jahreshälfte sind bereits gut 13 Prozent der Produkte im Lebensmitteleinzelhandel teurer geworden. Im Jahresverlauf rechnen Experten sogar mit Preissteigerungen bei 30 Prozent des Sortiments. Vor allem Markenware ist von der Teuerung betroffen. …
Immobilien: Banken genehmigen wieder mehr Anträge für Baukredite – Handesblatt (ZAHLPFLICHT)
Belebung am Immobilienmarkt: Laut einer Bundesbank-Umfrage sinkt erstmals seit Jahren die Quote abgelehnter Kredite. Doch vom vermeintlichen Aufschwung sind längst nicht alle überzeugt.
Frankfurt. Im Geschäft mit privaten Baufinanzierungen deutet sich eine weitere Belebung an: Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist der Anteil abgelehnter Kreditanträge einer Umfrage der Bundesbank zufolge gesunken. Deutschlands Banken haben somit mehr Wohnungsbaukredite bewilligt.
Das geht aus einer regelmäßigen Umfrage zum Kreditgeschäft hervor, für die die Bundesbank viermal im Jahr große Banken in Deutschland befragt. Der sogenannte Bank Lending Survey (BLS) zeigt auch, dass die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten im ersten Halbjahr 2024 merklich angesprungen ist.
Dazu ermittelt die Bundesbank die Differenz von Banken, die eine gestiegene Nachfrage melden, und jenen Banken, die eine rückläufige Nachfrage melden. Im zweiten Quartal berichtete eine deutliche Mehrheit der Banken von einer Belebung des Immobiliengeschäfts. Ihr Anteil war im ersten Quartal dieses Jahres bereits ungewöhnlich hoch gewesen.
Starker Rückgang der Häuserpreise
Wesentlicher Grund dafür ist nach Angaben der Banken, dass Privatkunden die Aussichten am Immobilienmarkt positiver einschätzen. Im Vergleich mit anderen Euro-Ländern hätten sich die Perspektiven hierzulande besonders stark aufgehellt, stellt die Europäische Zentralbank (EZB) fest. Das gehe einher mit dem vergleichsweise starken Rückgang der Hauspreise in Deutschland. Dadurch könnten sich wieder mehr Kunden Wohneigentum leisten. …
KfW-Kreditmarktausblick: Die Flaute im Geschäft mit Firmenkrediten endet – Handelsblatt (ZAHLPFLICHT)
Die Förderbank KfW prognostiziert erstmals seit fast zwei Jahren eine Belebung des Neugeschäfts von Banken und Sparkassen. Doch vor allem ein Faktor bremst eine stärkere Kreditvergabe.
Frankfurt. Die staatliche Förderbank KfW rechnet mit einer baldigen Erholung des Kreditgeschäfts mit Unternehmen und Selbstständigen. „Die Talsohle im Neugeschäft mit Firmenkrediten ist durchschritten“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib dem Handelsblatt. „Im dritten Quartal dürfte es erstmals seit dem vierten Quartal 2022 wieder ein positives Wachstum geben“, so Köhler-Geib.
In der ersten Jahreshälfte blieb das Neukreditgeschäft der Banken noch hinter dem Vorjahresniveau zurück. Das geht aus dem jüngsten Kreditmarktausblick hervor, den die KfW exklusiv für das Handelsblatt berechnet. Allerdings hat sich der Rückgang bereits deutlich verlangsamt: Zwischen Januar und März betrug das Minus noch 3,9 Prozent; zwischen April und Juni nur noch zwei Prozent.
Die Entwicklungen am Kreditmarkt sind für die Geschäftsaussichten für Banken und Sparkassen wichtig, weil Zinseinnahmen nach wie vor die wichtigste Ertragsquelle für die europäischen Kreditinstitute sind. Außerdem sagt die Kreditnachfrage häufig etwas über die Investitionsbereitschaft von Unternehmen aus.
Für die Ermittlung des Kreditneugeschäfts analysiert die KfW vierteljährlich die Veränderungen des von der Bundesbank erhobenen Kreditbestands und erstellt Annahmen über die planmäßigen Tilgungen, also Kreditrückzahlungen, da diese dabei einkalkuliert werden müssen. …
Geerbtes und Geschenktes 2023 hoch wie nie – Vermögensübertragungen durch Schenkungen nehmen deutlich stärker zu als Erbübertragungen
Wiesbaden (pte020/16.07.2024/12:21) – 2023 haben die Finanzverwaltungen in Deutschland Vermögensübertragungen durch Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 121,5 Mrd. Euro veranlagt. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg das steuerlich berücksichtigte geerbte und geschenkte Vermögen gegenüber 2022 um 19,8 Prozent auf einen neuen Höchstwert, nachdem es 2022 um 14 Prozent gesunken war.
11,8 Mrd. für den Fiskus
Somit erhöhte sich 2023 die festgesetzte Erbschaft- und Schenkungsteuer um 3,9 Prozent auf 11,8 Mrd. Euro. Dabei entfielen auf die Erbschaftsteuer 7,7 Mrd. Euro (minus 4,5 Prozent) und auf die Schenkungsteuer 4,1 Mrd. Euro (plus 24,9 Prozent). Die im Vorjahresvergleich höheren Festsetzungen der Erbschaft- und Schenkungsteuer beruhen insbesondere auf einem Anstieg des übertragenen Betriebsvermögens auf 29,8 Mrd. Euro (plus 81,3 Prozent), heißt es.
Darunter erhöhte sich das übertragene Betriebsvermögen im Wert von über 26 Mio. Euro von 4,8 Mrd. Euro im Jahr 2022 auf 17,1 Mrd. Euro 2023 und damit auf das Dreieinhalbfache des Vorjahrs (plus 257,3 Prozent). Nachdem 2022 deutlich weniger Betriebsvermögen über 26 Mio. Euro als 2021 übertragen worden war, stieg dieses 2023 wieder an.
Übergabe von Unternehmen
Des Weiteren wurden 2023 Anteile an Kapitalgesellschaften in Höhe von 10,3 Mrd. Euro (plus 19,5 Prozent) und Grundvermögen (unbebaute und bebaute Grundstücke) von 45,6 Mrd. Euro (plus 18,2 Prozent) veranlagt. Das restliche übrige Vermögen stieg im Vergleich zum Vorjahr auf 37,2 Mrd. Euro (plus 7,6 Prozent). Das übertragene land- und forstwirtschaftliche Vermögen von 1,5 Mrd. Euro blieb im Vorjahresvergleich unverändert, heißt es.
2023 wurden Vermögensübertragungen durch Schenkungen in Höhe von 60,3 Mrd. Euro veranlagt. Das waren 44,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anstieg im Vorjahresvergleich beruht vor allem auf dem übertragenen geschenkten Betriebsvermögen von 24,8 Mrd. Euro, das sich damit gegenüber dem Vorjahr verdoppelt (plus 100,7 Prozent).
Darunter hat sich das übertragene geschenkte Betriebsvermögen über 26 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr auf 15,7 Mrd. Euro fast vervierfacht (plus 273,3 Prozent). Darüber hinaus wurde 2023 geschenktes Grundvermögen in Höhe von 19,3 Mrd. Euro und damit 29,6 Prozent mehr als im Vorjahr festgesetzt. Das veranlagte übrige Vermögen stieg bei Schenkungen auf 15,3 Mrd. Euro (plus 13 Prozent). (Ende)
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
„Inflation im Juni 2024 bei 3,0 %“
von Statistik Austria finden Sie als PDF auf unserer Website
Politik: Land plant harten Sparkurs
Nach der Regierungssitzung am Dienstag ist ein rigoroses Sparpaket angekündigt worden. Das Einsparungsziel bis 2025 wurde mit neun bis zehn Prozent bzw. einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag angegeben. Alle Abteilungen sollen Sparvorschläge liefern.
Angesichts ausufernder Schulden und weiterer hoher Ausgaben wird das Einsparungsziel für das Budget 2025 mit neun bis zehn Prozent angegeben, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vor Journalisten. Sowohl Kaiser als auch Finanzreferentin Gabriele Schaunig (SPÖ) verwiesen auf den Schuldenanstieg in den Jahren 2002 bis 2012 von 925 Millionen auf 3,07 Milliarden Euro – erst danach sei es gelungen, zumindest in den Jahren zwischen Heta-Krise, Coronavirus-Pandemie und Inflation, Schulden teilweise abzubauen.
3,8 Milliarden Euro Schulden
Dennoch steht Kärnten aktuell mit 3,8 Milliarden Euro in der Kreide, bis Jahresende werden es 4,4 Milliarden sein. Mit 6.717 Euro weist Kärnten nach wie vor die höchste Pro-Kopf-Verschuldung im Bundesländervergleich auf. Allein heuer dürfte der Nettofinanzierungssaldo, also das Defizit, fast 500 Millionen Euro betragen. Man habe nun die haushaltsführenden Organe zusammengeholt und darüber informiert, Sparvorschläge und Strukturmaßnahmen vorzulegen, so Kaiser. Die einzelnen politischen Referenten würden die Ideen politisch bewerten, Auswirkungen und Kofinanzierungen berücksichtigen und Entscheidungen treffen.
Wo genau wie viel eingespart werden soll, müsse noch erarbeitet werden, sagte Schaunig: „Der Einsparungsbereich kann von null bis 100 Prozent gehen. Es wird Bereiche geben, in denen es nicht möglich ist zu sparen, andere wiederum können vielleicht komplett eingespart werden.“ Erarbeitet wird das Budget im Herbst, im Dezember erfolgt planmäßig der Beschluss im Landtag.
Gruber: Jeder muss Beitrag leisten
„Es muss gelingen, Kärnten so aufzustellen, dass es auch in Zukunft Freiräume für Investitionen gibt“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP). Wichtig sei, dass ein „langfristiger Dämpfungspfad“ vorgegeben werde „und keine Taschenspielertricks, wie wir sie aus vorherigen Regierungen kennen“.
Jedes Regierungsmitglied habe seinen Beitrag zu leisten, so Gruber weiter – und auch die Landesgesellschaften. Wenn schon in der Landesverwaltung ein Teil der anstehenden Pensionierungen nicht nachbesetzt wird, dann soll das auch für die Landesgesellschaften gelten. „Ich bin sicher, dass einige der Maßnahmen unpopulär sein werden und es Widerstände geben wird. Aber wenn wir sehen, dass sich Dinge in die falsche Richtung entwickeln, dann muss man gegensteuern“, so Gruber.
Team Kärnten fordert finanziellen Wendepunkt
Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Reaktion, die SPÖ-ÖVP-Koalition scheine die Warnungen vor dem finanziellen Bankrott endlich zu hören. Kärnten brauche einen finanzpolitischen Wendepunkt, der nur mit Reformen erreicht werden könne, das Team Kärnten dränge seit zehn Jahren darauf. *** red, kaernten.ORF.at/Agenturen
Links:
- Millionen für Einsatzkräfte und Gemeinden
- LRH prüfte Rechnungsabschluss des Landes
- Land will 300 Millionen Euro einsparen
Bleiburg: Neuer Präsident für den Lions Club der Südkärntner Kulturstadt
Voller Elan übernimmt Karl („Charly“) Liesnig die Leitung der Bleiburger „Löwen“ von Helmut Machhammer, der den Lions Club der Südkärntner Kulturstadt zwei Jahre lang erfolgreich geführt hat. „Mich kann jeder überall anreden, ob am Fußballplatz oder bei meinen Touren auf der Petzen, wo ich meine Batterien auflade, wenn es in meinem Ingenieurbüro zu stressig wird“, bietet der Präsident jedem Hilfesuchenden an. „Für mich ist es wichtig, dass wir rasch und effektiv helfen“, versichert Liesnig, der den Club wie seine Firma führen will.
Ideen und Vorschläge
Seine Überzeugung: „Auch bei einem Serviceverein sind klare Strukturen wichtig, bei dem alle Ideen und Vorschläge aufgegriffen und abgearbeitet werden!“ Liesnig legt besonderen Fokus auf kinderreiche Familien und Jugendlichen mit Problemen. „Dafür bereiten wir bereits unser Gewinnspiel am Bleiburger Wiesenmarkt vor und laden alle ein, an unserem Stand das Glück zu versuchen“, sagt der Präsident. „Tolle Hauptpreise warten auf die Gewinner – und der Erlös geht, wie jedes Jahr, zu 100 Prozent an Bedürftige. Kein Cent geht verloren!“
MEDIZIN
Mindestens vier Vogelgrippefälle mit typischeren Symptomen in USA bestätigt
Denver – Der Vogelgrippeverdacht bei mehreren Arbeitern im US-Bundesstaat Colorado nach Kontakt zu infiziertem Geflügel ist offiziell bestätigt worden.
Die Bundesbehörde für Gesundheit der Vereinigten Staaten, die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), sprechen in einer aktuellen Mitteilung von vier Nachweisen der hochpathogenen Vogelgrippe A(H5) und einem weiteren mutmaßlichen Fall, dessen Bestätigung durch die CDC noch aussteht.
Bei allen Betroffenen handle es sich um Arbeiter einer Geflügelhaltung mit einem bestätigten H5N1-Ausbruch. Sie seien in die Tötung des Tierbestandes involviert gewesen. Die CDC sprachen von milder Symptomatik, darunter Konjunktivitis und tränende Augen, ebenso wie typischere Grippesymptome wie Fieber, Schüttelfrost, Husten, Halsbeschwerden und laufende Nase. Es könnte laut CDC zu weiteren Nachweisen kommen, da die Überwachung und Testungen andauerten.
Zunächst waren drei Verdachtsfälle bekannt gewesen. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete. Im Zusammenhang mit US-Geflügelhaltungen handelt es sich bei den nun bestätigten Infektionen um die ersten nach längerer Ruhepause, zuvor war im Frühjahr 2022 der erste H5N1-Fall der USA beim Menschen überhaupt registriert worden.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatten sich allerdings auch mehrere Arbeiter nach Kontakt zu Milchvieh mit Vogelgrippe infiziert. Mit den neuen Behördenangaben steigt die Gesamtzahl der Vogelgrippefälle beim Menschen in den USA in diesem Jahr auf acht.
Keine Angaben machte die Behörde zur Größe des betroffenen Betriebs und der Zahl der dort tätigen Menschen. Unklar war auch, ob die Erkrankten isoliert wurden, wie es ihren Kontaktpersonen geht und ob antivirale Medikamente genutzt werden. Die CDC halten weiter an der Einschätzung fest, dass das Risiko für die Allgemeinbevölkerung gering sei.
Ein neunköpfiges CDC-Team sei mittlerweile vor Ort in Colorado, hieß es. Darunter seien unter anderem Epidemiologen, Veterinäre und Hygienefachleute.
Das Vogelgrippevirus H5N1 hat in den vergangenen Monaten zunehmend auf Säugetiere übergegriffen, unter anderem auf Milchvieh in den USA, was Fachleute überraschte. In mehreren US-Bundesstaaten sind zahlreiche Kuhherden infiziert.
Die Vogelgrippefälle beim Menschen weckten Befürchtungen einer drohenden Pandemie. Fachleute betonen aber, dass das Virus bislang nicht stark genug an den Menschen angepasst sei. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind bisher nicht dokumentiert. © ggr/AFP/aerzteblatt.de
Funktionsstörungen der Herzklappen bei Senioren häufig
Norwich/England – Jeder vierte Erwachsene über 60 Jahre, bei dem keine kardiale Erkrankung bekannt war, hatte in einer Screeningstudie aus England eine signifikante Funktionsstörung in einer der 4 Herzklappen, wobei Regurgitationen deutlich häufiger waren als Stenosen. Dies zeigen die jetzt im European Heart Journal – Cardiovascular Imaging (2024; DOI: 10.1093/ehjci/jeae127) publizierten Ergebnisse.
Die 4 „Ventile“, die die beiden Vorhöfe mit den Herzkammern und diese mit den Lungenarterien beziehungsweise der Aorta verbinden, sind „Verschleißteile“ des menschlichen Herzens. Verengungen (Stenosen) und Undichtigkeiten (Regurgutationen) nehmen mit dem Alter zu. Sie sind ein häufiger Anlass für Herzoperationen und zunehmend auch Katheterbehandlungen, bei denen die Klappen repariert oder ersetzt werden.
Eine frühzeitige Diagnose hätte den Vorteil, dass die Herzklappen durch eine medikamentöse Therapie entlastet werden und Austausch oder Reparatur in einem Alter erfolgen könnten, in dem das Risiko vertretbar wäre. Die amerikanischen und europäischen Leitlinien sprechen sich unter bestimmten Voraussetzungen für eine frühzeitige Behandlung aus. Ein Screening gibt es jedoch derzeit nicht.
Kardiologen der Universität von East Anglia in Norwich haben in den vergangenen Jahren 10.000 Senioren im Alter von über 60 Jahren zu einer kostenlosen Früherkennung mit einer Echokardiografie eingeladen. 5.429 Personen waren interessiert, von denen 4.237 keine bekannten kardialen Erkrankungen hatten und deshalb für das Screening ausgewählt wurden.
Wie das Team um Vassilios Vassiliou berichtet, hatten 1.094 (28,2 %) mehr als eine triviale Störung einer der 4 Herzklappen. Am häufigsten waren Regurgitationen der Trikuspidalklappe (13,8 %), der Mitralklappe (12,8 %) und der Aortenklappe (8,3 %).
Eine Aortenstenose, entweder allein oder zusammen mit anderen Läsionen, wurde bei 44 Personen entdeckt (1,0 %), eine Mitralstenose lag bei 4 Senioren (0,1 %) vor. Stenosen der Pulmonalis- oder Trikuspidalklappe wurden bei keinem Patienten gefunden.
Die Prävalenz stieg mit zunehmendem Alter von 21,2 % bei den 60- bis 64-Jährigen auf 31,5 % bei den 70- bis 74-Jährigen und 53,6 % bei den über 85-Jährigen an.
Die meisten Funktionsstörungen der Herzklappen waren leicht und vermutlich ohne Auswirkungen auf die Herzleistung. Bei 101 Teilnehmern (2,4 %) wurden jedoch mittelschwere bis schwere Störungen gefunden. Die Prävalenz war in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahre (1,5 %) und 80 bis 84 Jahre (3,1 %) noch relativ niedrig. Von den über 85-Jährigen waren jedoch 10,0 % betroffen.
Zu den Symptomen von Klappenschäden gehören Atemnot, Brustschmerzen, Schwäche- oder Schwindelgefühl oder auch Ödeme an Knöcheln und Füßen. Diese werden nach Erfahrung von Vassiliou bei hochbetagten Senioren häufig auf das Alter und die Gebrechlichkeit zurückgeführt, so dass eine kardiologische Diagnose verpasst wird. © rme/aerzteblatt.de
Kaufmännische Krankenkasse: Krankschreibungen weiter auf Höchststand
Hannover – Die Krankschreibungen im Job haben sich in der ersten Jahreshälfte nach einer Auswertung der Kaufmännische Krankenkasse (KKH) weiter auf einem Höchststand befunden. Wie die Kasse heute mitteilte, kamen in den ersten sechs Monaten bundesweit 210 Krankheitsfälle auf hundert erwerbstätige Mitglieder.
Im Schnitt war jedes Mitglied demnach zweimal krankgeschrieben. Bereits im Vorjahreszeitraum waren die Krankschreibungen mit 204 Fällen verhältnismäßig hoch gewesen.
Im ersten Halbjahr 2019 hatte die Zahl der Arbeitsausfälle mit 122 pro hundert Mitgliedern demnach noch deutlich niedriger gelegen. Mit Blick auf 2024 bedeutet das einen Anstieg von rund 72 Prozent.
Grund für den deutlichen Anstieg sei vor allem die anhaltend hohe Zahl von Atemwegserkrankungen wie Husten, Schnupfen oder grippalen Infekten. Diese lag im ersten Halbjahr 2024 bei 70 Fällen je hundert Versicherte. Im Vorjahrszeitraum waren es 69 Fälle und vor fünf Jahren nur 34 Fälle gewesen. Atemwegsinfekte machten von Januar bis Ende Juni rund ein Drittel aller Krankheitsfälle aus – nämlich 34 Prozent.
Der Krankenstand der KKH-Versicherten blieb im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konstant hoch. An jedem Tag des vergangenen Halbjahres waren demnach sechseinhalb Prozent der Beschäftigten krankgeschrieben. Vor fünf Jahren waren es nur fünf Prozent der Erwerbstätigen gewesen.
Im Bundesländervergleich ist der Krankenstand in Sachsen-Anhalt mit 8,1 Prozent am höchsten. Den niedrigsten Krankenstand wies Baden-Württemberg mit 5,4 Prozent auf. Am stärksten betroffen seien Arbeitnehmer in der Alten- und Krankenpflege. Bei ihnen sei die Situation mit Krankenständen von 10,9 beziehungsweise neuneinhalb Prozent nach wie vor besonders kritisch. © afp/aerzteblatt.de
Fehlender PSA-Grenzwert könnte Prostatakrebsdiagnose bei Transgender-Frauen verzögern
San Francisco – Eine Kohortenstudie aus den USA deutet darauf hin, dass der PSA-Grenzwert bei Transgender-Frauen traditionell viel zu hoch angesetzt wird, was zu Verzögerungen bei der Diagnose eines Prostatakarzinoms führen könnte. Die entsprechenden Daten wurden in JAMA veröffentlicht (2024; DOI: 10.1001/jama.2024.9997).
„Haben mit Östrogen behandelte Transgender-Frauen ein Prostatakarzinom, dann weisen sie häufiger eine hochgradige Erkrankung auf als Cisgender-Männer. Dies deutet darauf hin, dass bei ihnen Prostatakrebs später diagnostiziert wird“, schreiben Erstautor Farnoosh Nik-Ahd vom Department of Urology der University of California in San Francisco und seine Kollegen.
Ein Grund für die verzögerte Diagnose könnte sein, dass es keinen evidenzbasierten PSA-Referenzbereich speziell für Transgenderfrauen unter Östrogentherapie gibt. Traditionell wird ein Grenzwert von 4 ng/ml angesetzt. „Aufgrund der kastrierenden Effekte der geschlechtsangleichenden Hormontherapie ist aber davon auszugehen, dass Transgenderfrauen niedrigere PSA-Werte haben“, so die Autoren.
Sehr niedrige PSA-Werte bei Transgenderfrauen
Nik-Ahd und sein Team untersuchten die PSA-Werte in einer Kohorte von 210 Transgender-Frauen in den USA. Sie hatten zu Studienbeginn keinen Prostatakrebs, erhielten eine Therapie mit Östrogen und der PSA-Test war im Alter von 40-80 Jahren, nach mindestens 6 Monaten Östrogentherapie (median waren es 4,7 Jahre), durchgeführt worden.
Der PSA-Wert lag bei median 0,02 ng/ml, die 95. Perzentile bei 0,6 ng/ml. Bei 36 % der Transgender-Frauen war PSA nicht nachweisbar. Bei den Studienteilnehmerinnen ohne Orchiektomie war dies bei 23 % der Fall und bei denjenigen mit Orchiektomie bei 49 %.
Auch wenn der erste PSA-Wert (median 0,08 ng/ml; 95. Perzentile 0,7 ng/ml) oder der Median aller PSA-Werte pro Patient (median 0,06 ng/ml; 95. Perzentile 0,5 ng/ml) verwendet wurde, änderte das an der PSA-Verteilung nichts. Der höchste PSA-Wert in der gesamten Kohorte war 2,21 ng/ml.
Die Autoren schlussfolgern, dass der PSA-Wert bei Transgender-Frauen, die eine Östrogentherapie erhalten, wie erwartet niedriger liegt als bei Cisgender-Männern (median 1 ng/ml). Darüber hinaus sei bei mehr als einem Drittel der Transgender-Frauen kein PSA nachweisbar. „Die PSA-Werte bei Transgender-Frauen müssen mit Vorsicht interpretiert werden“, schreiben sie.
Es bleibt die Frage, wie nützlich ein PSA-Screening bei Transgender-Frauen ist, die eine Östrogentherapie durchführen. „Es gibt weiterhin keinen optimalen Grenzwert, mit dem ein hohes Risiko definiert werden könnte. In unserer Studie waren die PSA-Werte von mit Östrogen behandelten Transgender-Frauen sehr niedrig. Das deutet darauf hin, dass der historische Wert von 4 ng/ml, welcher häufig als Grenze für weitere Untersuchungen genutzt wird, wahrscheinlich viel zu hoch angesetzt ist“, so Nik-Aht und seine Kollegen. © nec/aerzteblatt.de
GESUNDHEITSPOLITIK
Bitkom-Umfrage: Deutsche wollen die Digitalisierung des Gesundheitswesens
BERLIN (Dow Jones)–Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland mit E-Rezept und Video-Sprechstunden halten neun von zehn Deutschen für grundsätzlich richtig. Gleichzeitig fühlt sich aber die Hälfte überfordert. Das ergab eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Demnach möchten 71 Prozent die für 2025 geplante elektronische Patientenakte nutzen und die Mehrheit der Befragten kann ein E-Rezept problemlos einlösen.
„Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Digitalisierung des Gesundheitssystems drastisch beschleunigt und das Ressort auf Digitalkurs gebracht“, sagte Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab. „Die Menschen in Deutschland finden diese Entwicklung richtig, stoßen im alltäglichen Umgang mit digitalen Technologien und Anwendungen im Gesundheitsbereich aber noch auf Hürden.“ Deutschland müsse mit Blick auf elektronische Patientenakte, E-Rezept oder Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin die Kompetenzen zum Umgang mit digitalen Gesundheitstechnologien und -Anwendungen stärken.
Laut Umfrage wünschen sich 71 Prozent der Befragten mehr Tempo bei der Digitalisierung. Überdies erleben 83 Prozent, dass ihre Ärztinnen und Ärzte dem Thema Digitalisierung insgesamt aufgeschlossen gegenüberstehen.
Gleichwohl gibt es auch Sorgen: Fast jeder und jede Zweite (48 Prozent) fühlt sich von der Digitalisierung im Gesundheitswesen auch überfordert. Dieses Gefühl der Überforderung betrifft die Älteren etwas stärker als die Jüngeren. Laut Bitkom haben 53 Prozent der über 50-Jährigen mit Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens ein solches Gefühl und 42 Prozent der Menschen zwischen 16 und 49 Jahren.
UMWELT
Neuer Mechanismus zur Entstehung wolkenbildender Partikel entdeckt
Einen bisher unbekannten Mechanismus, der zur Entstehung winziger Partikel in der Atmosphäre führt, die Voraussetzung für die Bildung von Wolken sind, hat ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung entdeckt. Wie die Wissenschafterinnen und Wissenschafter im Fachjournal „Science“ berichten, entstehen die Teilchen, wenn ozonreiche Luft aus der Stratosphäre in die Troposphäre eindringt. Diese Art der Neubildung tritt häufig und über große Regionen hinweg auf.
Das Verständnis darüber, wie Wolken gebildet werden und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen, ist von entscheidender Bedeutung für Klimamodelle. Denn Wolken sind ein wesentlicher Faktor für das Klima, da sie Sonnenstrahlung reflektieren und dadurch einen kühlenden Effekt haben.
Kondensationskeime aus Gasmolekülen
Damit Wasserdampf in der Atmosphäre zu Tröpfchen kondensieren kann, sind Kondensationskeime erforderlich. Diese können aus natürlichen Prozessen stammen, etwa winzige Sandkörner, oder von menschlichen Aktivitäten, etwa Rußpartikel. Sie können aber auch aus Gasmolekülen neu gebildet werden. Dabei entstehen zunächst winzige Partikel, die sich so lange zusammenpacken, bis sie groß genug sind, um als Kondensationskeim zu dienen.
Bisher ging man davon aus, dass neue Partikel in der oberen Atmosphäre „vorwiegend aus Gasen entstehen, die aus bodennahen Schichten in Wolkentürmen in große Höhen getrieben werden und dort ausströmen“, erklärte Ko-Autor Armin Wisthaler vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck gegenüber der APA. Bei diesem Prozess werden die meisten Partikel durch Regen entfernt, und in der partikelfreien Luft können gasförmige Moleküle gut wieder neue Partikel bilden.
Im Rahmen der NASA-Projekte North Atlantic Aerosols and Marine Ecosystems Study (NAAMES) und Atmospheric Tomography (ATom) wurden über mehrere Jahre kontinuierlich Daten über Partikel, Wolken und Gase in der Atmosphäre gesammelt. Das Forscherteam um Jian Wang von der Washington University in St. Louis (USA) hat bei diesen Atmosphärenmessungen vom Flugzeug aus einen neuen Mechanismus entdeckt, durch den ein großer Teil der Partikel rund um den Globus gebildet wird.
Hinweis durch fehlende Luftverschmutzung
„Das Innsbrucker Messgerät an Bord des Forschungsflugzeugs misst Luftverschmutzung in geringsten Konzentrationen. Kurioserweise hat die Tatsache, dass wir damit nichts gemessen haben, uns erst auf die Idee gebracht, dass die Luft aus der Stratosphäre stammt, und damit die ganze Studie erst ins Laufen gebracht“, sagte Wisthaler.
Die Forscher beobachteten, dass es unter anderem durch Windscherungen im Bereich des Jetstreams immer wieder zu Lufteinbrüchen aus der Stratosphäre in die darunter liegende Troposphäre kommt. Dabei vermischt sich ozonreiche stratosphärische Luft mit der feuchteren Luft der Troposphäre und es bilden sich viele Hydroxylradikale (OH).
Trifft diese erhöhte OH-Konzentration auf hohe Anteile von Schwefeldioxid (SO2), wie es sie vor allem in der Nähe der Tropopause, der Grenze zwischen Tropo- und Stratosphäre, gibt, führt dies zu erhöhten Schwefelsäurekonzentrationen. Und diese Schwefelsäure spielt eine wichtige Rolle bei der Partikelneubildung.
Phänomen ist rund um den Globus verbreitet
In der Arbeit, an der auch Agnieszka Kupc von der Fakultät für Physik der Universität Wien beteiligt war, zeigten die Forscher, dass dieses Phänomen rund um den Globus verbreitet ist und wahrscheinlich häufiger auftritt als die Partikelbildung in den Wolkenausströmungen. Derzeit geht man davon aus, dass die stratosphärischen Lufteinbrüche in die Troposphäre aufgrund des Klimawandels zunehmen. Einfach gedacht könnte man davon ausgehen, dass dadurch mehr Wolken entstehen, die eine kühlende Wirkung haben.
„Anderseits bedeuten mehr stratosphärische Lufteinbrüche aber auch mehr Ozon in der oberen Troposphäre, wo dieses Gas als effektives Treibhausgas wirkt“, betonte Wisthaler. Deshalb brauche es weitere detaillierte Messungen und Simulationen, um besser zu verstehen, welchen Einfluss dieser Prozess auf das Klima hat.
Service: https://doi.org/10.1126/science.adn2961
IT – KI – ROBOTIK – INTERNET
KI macht Bücher und Filme zum Einheitsbrei – Viele Ideen auf Knopfdruck zwar nützlich, gefährden langfristig aber die individuelle Kreativität
London (pte001/16.07.2024/06:00) – Die Bücher und Filme der Zukunft könnten anfangen, sich alle gleich anzufühlen, wenn die Kreativwirtschaft auf die Hilfe Künstlicher Intelligenz beim Schreiben der Geschichten setzen sollte. Zu dem Ergebnis kommen Anil Doshi vom University College London und Oliver Hauser von der University of Exeter. An der in „Science Advances“ veröffentlichten Untersuchung haben hunderte Freiwillige teilgenommen. Ihre Ergebnisse tragen zur Diskussion der Auswirkungen von weitverbreiteten KI-Tools bei, die aus einfachen Eingabeaufforderungen, relativ anspruchsvolle Musik, Kunst und Literatur entwickeln können.
Testserie mit 300 Probanden
Für ihr Experiment haben die Experten rund 300 Freiwillige als „Autoren“ rekrutiert. Diese Personen schrieben jedoch nicht als Lebensunterhalt und ihre kreativen Fähigkeiten wurden mittels eines standardisierten Psychotests beurteilt. Dabei wurden sie unter anderem ersucht, zehn drastisch unterschiedliche Wörter zu nennen. Die Freiwilligen wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen aufgeteilt und sollten eine Geschichte zu einem der drei folgenden Themen schreiben: Ein Abenteuer auf offener See, ein Abenteuer im Dschungl oder ein Abenteuer auf einem anderen Planeten.
Ebenfalls wurden die Personen nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen platziert, die durch die KI in unterschiedlichem Ausmaß unterstützt wurden. Die erste Gruppe erhielt keine Hilfe beim Abfassen des Textes, der zweiten wurde von ChatGPT eine Idee für die Geschichte im Ausmaß von drei Sätzen zur Verfügung gestellt und die dritte Gruppe konnte bis zu fünf von der KI generierte Ideen abfragen.
Zehn Prozent kreativer mit KI
Nach dem Verfassen der Geschichten wurden die Teilnehmer ersucht, die Kreativität ihres Textes selbst zu beurteilen. Zu den Kriterien gehörten, wie neuartig sie war, wie unterhaltsam und über wie viel Potenzial sie verfügte, als Buch veröffentlicht zu werden. Weitere 600 menschliche externe Kritiker beurteilen die Geschichten nach den gleichen Kriterien.
Die Auswertung der Forscher hat gezeigt, dass die KI die Kreativität einer Person um rund zehn Prozent verbesserte. Der Unterhaltungswert stieg um 22 Prozent. Die KI erwies sich dabei vor allem in den Bereichen Struktur und Wendungen der Handlung als hilfreich. Diese Auswirkungen waren bei den Schreibenden am ausgeprägtesten, die sich zu Beginn als am wenigsten kreativ erwiesen hatten. Damit wird laut Doshi eine gewisse Chancengleichheit hergestellt.
„Soziales Dilemma“ entsteht
Auf der kollektiven Ebene zeigt sich jedoch, dass die mithilfe der KI verfassten Geschichten einander viel ähnlicher waren als jene, die die Teilnehmer allein verfasst hatten. Verantwortlich dafür ist, dass sie sich zu sehr auf die vorgeschlagenen Ideen verließen. Laut Hauser entsteht damit ein „soziales Dilemma“.
„Auf der einen Seite wird der Zugang für die Menschen leichter. Das Senken der Hürden ist gut. Nimmt jedoch die kollektive Neuheit der Kunst ab, könnte das am Ende schädlich sein“, so Hauser. Doshi argumentiert, dass wie die zu frühe Einführung der Taschenrechner Kinder daran hindern kann, die Grundlagen der Arithmetik zu lernen, könnten sich die Menschen jetzt auch so sehr auf KI-Tools verlassen, dass sie das Erlernen der grundlegenden Fähigkeiten wie Schreiben, Musizieren und vieles andere mehr, einfach vernachlässigen. (Ende)
KOMMUNIKATION – TELEKOMMUNIKATION
Umfrage: Smartphone-Nebenwirkungen von Ablenkung bis Schmerzen
MÜNCHEN (dpa-AFX) – Fast die Hälfte der deutschen Smartphone-Nutzer verbringt nach eigenem Empfinden zu viel Zeit am Mobiltelefon. Laut einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte sagen das 49 Prozent der befragten 2.000 Verbraucherinnen und Verbraucher – bei den unter 35-Jährigen sind es sogar 84 Prozent.
In vielen Fällen beschränken sich die Nebenwirkungen nicht nur auf Reue: Zahlreiche Smartphone-Nutzerinnen und Nutzer klagen demnach über negative Folgen von Ablenkung über Einschlafprobleme bis zu Kopfweh und sonstigen Schmerzen.
Die Zahl der selbstkritischen Smartphone-Nutzer steigt
Fast die Hälfte (48 Prozent) gab an, dass ihr Smartphone-Konsum in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen hat. Insgesamt ist die Zahl derjenigen, die sich eigentlich lieber weniger mit dem Smartphone beschäftigen würden, in den vergangenen Jahren offenkundig kräftig gestiegen. Denn in einer Vorgängerumfrage aus dem Jahr 2019 hatten nur 38 Prozent angegeben, zu viel Zeit mit dem Smartphone zu verbringen.
„Zwar ist das Smartphone populär wie noch nie, doch immer mehr Menschen sehen ihre lange Bildschirmzeit kritisch“, sagte Andreas Gentner, Partner und Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei Deloitte.
Nebenwirkungen von Ablenkung bis Schmerzen
Über alle Altersgruppen hinweg berichteten 56 Prozent der Befragten, dass sie an sich vom Smartphone-Konsum verursachte Nebenwirkungen beobachtet haben. Besonders häufig wurden Einschlafprobleme (48 Prozent), Ablenkung von anderen Aufgaben (40 Prozent) und das ständige Bedürfnis, zum Smartphone zu greifen (36 Prozent) genannt.
In der Altersgruppe unter 25 sieht der Umfrage zufolge sogar eine große Mehrheit von 93 Prozent negative Auswirkungen des Smartphone-Konsums.
70 Prozent versuchen, die eigene Smartphone-Nutzung einzuschränken, so ein weiteres Ergebnis der Erhebung – ein Leben ganz ohne Smartphone können sich demnach aber nur drei Prozent vorstellen./cho/DP/zb
MEDIEN
Wie sich der Journalismus in Krisenzeiten neu erfinden kann
Medien und Journalismus haben sich in den vergangenen 20 Jahren dramatischer verändert als in den Jahrhunderten davor, sagte der Medienforscher Andy Kaltenbrunner zur APA. Welche Innovationen sich im Angesicht von Digitalisierung, Globalisierung und damit einhergehender politischer Verwerfungen positiv auf den Journalismus in demokratischen Gesellschaften auswirken, untersuchte er mit einem internationalen Forscherteam im deutschsprachigen (DACH) Raum, England und Spanien.
Dabei war das Ziel des u. a. vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Projekts, sowohl auf theoretischer Ebene darüber nachzudenken, was Journalismus und Innovation im Kontext demokratischer Gesellschaften bedeuten, als auch innovative Vorhaben zu untersuchen. Die Ergebnisse umfassen unter anderem 100 konkrete Fallbeispiele in fünf Ländern und wurden nun in dem Band „Innovations in Journalism“ bei Routledge veröffentlicht.
Zudem ging es in erster Linie nicht um wirtschaftliche Interessen und Gemengelagen, sondern darum, welche Qualität von Journalismus in Demokratien notwendig ist und wie sie erreicht werden kann, wie Kaltenbrunner erklärte. Deswegen beschäftigten sich die Forschenden auch mit den Voraussetzungen, die innovative Entwicklungen unterstützen oder hemmen können.
Österreich quasi Weltmeister am Print-Sektor
„Der DACH-Raum hatte eigentlich viele Vorteile: Österreich im Speziellen war immer und ist bis heute quasi Weltmeister in vielen Kategorien, was den Print-Sektor angeht„, so der Forscher. Dies habe zufolge, dass die Notwendigkeit sich zu verändern nie so groß war wie in anderen Märkten. In Spanien habe sich etwa die Leserschaft im Printbereich von 30 Prozent der Bevölkerung um die Jahrtausendwende auf 15 Prozent halbiert – eine wirtschaftlich hochproblematische Entwicklung.
Die Halbierung der Leserschaft am heimischen Printmarkt von 75 bis 80 Prozent auf 40 Prozent im selben Zeitraum sei im Gegensatz dazu nicht so dramatisch gewesen.
Südeuropa war außerdem von der Finanzkrise 2008 viel stärker betroffen, was eine Art „kreative Zerstörung“ zur Folge hatte. „Diese Not hatten wir hierzulande bis jetzt nie – man kam immer irgendwie über die Runden, aber ich glaube, damit ist es jetzt endgültig vorbei“, sagte Kaltenbrunner.
Zwar stelle die längere Vorbereitungszeit auf den Umbruch einen strategischen Vorteil dar, daraus folgt aber auch die Verpflichtung, die Entwicklung ernst zu nehmen und sich zu überlegen, wie man reagieren kann. Bezogen auf diese Reaktion sei man in Österreich eher behäbig gewesen. Das hänge auch wesentlich mit den medienpolitischen Rahmenbedingungen zusammen – allgemein sind jene nämlich innovationshemmend:
„Was hierzulande Neues entsteht, muss sich gegen den Widerstand innerhalb der Medienunternehmen selbst und des Systems von Förderungen durchsetzen“, sagte Kaltenbrunner.
Modelle „funktionieren aus Forschungssicht einfach nicht“
Denn es brauche zwar in einem kleinstaatlichen System wie dem österreichischen, das in einem zehnmal so großen Sprachmarkt arbeiten muss, starke Regulierung, Förderung und Unterstützung für nationale Medien – „aber die Modelle, die wir haben, funktionieren aus Forschungssicht einfach nicht“, erklärte Kaltenbrunner.
Ein Beispiel sei etwa die kürzlich etablierte Förderung für Qualitätsjournalismus, von der Boulevardmedien letztendlich den größten Teil bekommen haben. Weiters nannte Kaltenbrunner die neue Podcast-Förderung:
Wenn diese in Zukunft nur die großen Player, die schon investiert haben und im Markt sind, fördert und nicht neue Ideen junger Journalistinnen und Journalisten, ergebe sich für Letztere ein wirtschaftlicher Nachteil.
Innovation ist zwar immer ein etwas „gummiartiger“ Begriff, aber im Kontext des Journalismus soll sie neue Probleme für die Gesellschaft und die Medienorganisation selbst, auch im Hinblick auf die Finanzierung, lösen, erklärte der Experte. Trotz der strukturellen Probleme habe es in Österreich im Hauptbeobachtungszeitraum zwischen 2010 und 2020 keineswegs an Ideen gemangelt: „Das Audience-Engagement im Online-Forum des ‚Standard‘ gilt quantitativ wie qualitativ als europäische Benchmark zum neuen gesellschaftlichen Diskurs in Traditionsmedien“, sagte Kaltenbrunner. Relativ früh sei man dort nicht nur ernsthaft auf das Thema eingegangen, sondern habe auch die Moderation der Einträge und Diskussionen durch ein Team etabliert, das über eigens dafür entwickelte technische Tools verfügt.
APA hat Automatisierungstendenzen „früh ernst genommen“
Auch das APA-medialab erwähnte der Forscher: „Die Idee eines Labs als Innovationsanker innerhalb der Medienbranche, aber auch das Konzept, dass daraus die ganze Branche profitieren kann, wurde von uns als innovativ bewertet.“
Die APA habe im Beobachtungszeitraum auch Automatisierungstendenzen, aus denen die aktuelle KI-Debatte mitentstanden ist, früh ernst genommen. Ein „kleines Pionierprojekt“ war laut dem Experten in Österreich zudem etwa das Magazin „Dossier“: Daten- und Investigativjournalismus, der sich inseratenfrei finanzieren kann, war Anfang der 2010er-Jahre Neuland.
„Ich bin mir sicher, dass es in zehn Jahren hierzulande keine zwölf gedruckten Tageszeitungen mehr gibt. Diesem Umstand muss man sich vonseiten der Medienhäuser stellen und mit Mut Innovation betreiben“, resümierte Kaltenbrunner. Dann bestehe, wie der internationale Vergleich gezeigt hat, durchaus die Chance, innovativen und finanzierbaren Journalismus zu betreiben.
Service: Link zu allen Fallbeispielen – https://innovations-in-journalism.com/case-studies; „Innovations in Journalism“; Hsg: Klaus Meier, Jose A. García-Avilés, Andy Kaltenbrunner, Colin Porlezza, Vinzenz Wyss, Renée Lugschitz, Korbinian Klinghardt; Routledge; 326 S.; 108 Pfund (rund 128 Euro); ISBN 9781032630397
RECHT
US-Höchstgericht setzt Hinrichtung in Texas aus
In den USA hat der Oberste Gerichtshof die Hinrichtung eines verurteilten Mörders in letzter Minute gestoppt. Der Supreme Court ordnete gestern an, die Hinrichtung des 47-jährigen Ruben Gutierrez im Bundesstaat Texas auszusetzen.
Gutierrez war wegen eines Raubüberfalls auf die Leiterin einer Wohnwagensiedlung in der Stadt Brownsville im Jahr 1998 zum Tode verurteilt worden. Gutierrez und zwei weiteren Beschuldigten wurde zur Last gelegt, die Frau zusammengeschlagen und erstochen zu haben, um rund eine halbe Mio. Dollar zu rauben.
Auswertung von DNA-Proben gefordert
Einer der Beschuldigten ist bis heute flüchtig, der zweite bekannte sich schuldig und verbüßt eine lebenslange Haftstrafe. Gutierrez beteuerte stets seine Unschuld, wurde aber im Prozess schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
Er fordert seit mehr als zehn Jahren, DNA-Proben vom Tatort auszuwerten. Gutierrez besteht darauf, den Wohnwagen nicht betreten und nichts von den Mordabsichten der beiden anderen Männer gewusst zu haben.
Einstweilige Verfügung
Nachdem niedrigere Instanzen einen Aufschub seiner Hinrichtung abgelehnt hatten, legte Gutierrez Einspruch beim Obersten Gerichtshof ein. Der Supreme Court setzte die Hinrichtung nun mit einer einstweiligen Verfügung aus.
Wenn das Gericht entscheiden sollte, sich nicht näher mit dem Fall zu befassen, wird der Aufschub aber sofort aufgehoben.
Es ist nicht der erste Aufschub, den der Oberste Gerichtshof der USA Gutierrez gewährt hat. Im Jahr 2020 hatte das Gericht die Vollstreckung seiner Todesstrafe schon einmal wegen eines Streits um geistlichen Beistand gestoppt. Damals hatte Gutierrez gefordert, dass bei seiner Hinrichtung ein Priester anwesend ist.
In diesem Jahr wurden in den USA schon zehn Todesurteile vollstreckt, zwei davon in Texas. 2023 wurden in den USA insgesamt 24 Todesurteile vollstreckt, allesamt mit Giftspritzen. *** red, ORF.at/Agenturen
BILDUNG – SCHULEN – UNIVERSITÄTEN
Deutlich mehr ausländische Schulkinder in urbanen Zentren
Über 890.000 Kinder im schulpflichtigen Alter gibt es in Österreich. Mehr als 194.000 davon (22 Prozent) besitzen nicht die österreichische Staatsbürgerschaft, wie Daten der Statistik Austria zeigen.
Mit einem Anteil von 39 Prozent bzw. über 77.200 Kindern liegt Wien mit Abstand vorne, gefolgt von Salzburg, Vorarlberg und Oberösterreich. Dabei unterscheiden sich die urbanen Zentren wie etwa die Landeshauptstädte deutlich vom Durchschnitt der jeweiligen Bundesländer.
Salzburg und Vorarlberg kommen mit Anteilen von über 19 Prozent bei ausländischen Kindern zwischen sechs und 15 Jahren kaum an Wien heran. Ebenso Oberösterreich mit 18 Prozent. Im Burgenland und in Tirol liegt der Anteil jeweils bei etwas über 16 Prozent, in Kärnten sind es etwa 15 Prozent. Am niedrigsten ist er in Niederösterreich mit 14 Prozent.
Allerdings gibt es auch in den jeweiligen Bundesländern Städte, die deutlich über diesen Werten liegen. So etwa die Landeshauptstädte Linz und Graz mit 36 bzw. 34 Prozent, die einen deutlich höheren Anteil als ihr Bundesland aufweisen und damit in etwa im Bereich von Wien liegen.
40 Prozent in Wels
Besonders stark ist auch der Kontrast zwischen dem oberösterreichischen Durchschnitt und der zweitgrößten Stadt im Bundesland: In Wels haben rund 2.600 der 6.500 Kinder zwischen sechs und 15 Jahren nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. Das entspricht vier von zehn Kindern und ist damit auf Wien-Niveau. Betrachtet man lediglich die Drittstaatsangehörigen (also ohne EU- sowie EWR-Länder), liegt der Anteil immer noch bei 23 Prozent.
Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass die Staatsangehörigkeit nicht notwendigerweise etwas über die Sprachkenntnisse bzw. etwaige Sprachprobleme aussagt. Zudem gibt es auch Schülerinnen und Schüler, die zwar die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, aber eine andere Erstsprache haben.
In fünf Wiener Gemeindebezirken liegt der Anteil der Kinder aus Drittstaaten zwischen sechs und 15 Jahren bei über 30 Prozent. Blickt man auf den gesamten Anteil der Kinder mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft, kommen einzelne Bezirke auf über 50 Prozent (Rudolfsheim-Fünfhaus, Margareten) bzw. 40 Prozent (u.a. Brigittenau, Favoriten, Ottakring).
Zuzug über Familiennachzug
Im Vergleich zur Gesamtzahl der ausländischen Staatsbürgerinnen und -bürger ist die Zahl in der jüngeren Altersgruppe grundsätzlich höher. Das geht aus den Bevölkerungsdaten der Statistik Austria vom April 2024 hervor. Politisch hochgekocht ist zuletzt der Zuzug von Schülerinnen und Schülern über den Familiennachzug. Die Bundesländer selbst konnten oder wollten auf APA-Anfrage zuletzt keine konkreten Zahlen dazu liefern.
Aus den Bevölkerungsdaten abzulesen ist aber zumindest der deutliche Anstieg der ukrainischen Staatsbürgerinnen und -bürgern seit dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022. Am 1. April gab es demnach österreichweit 13.000 ukrainische Kinder im Schulalter, mehr als 4.700 alleine in der Bundeshauptstadt. Auch hier liegen die Kinder mit einem Anteil von 1,5 Prozent wieder über dem allgemeinen Anteil (0,9 Prozent).
Interessant dabei: Ukrainische Schulkinder finden sich in Wien in eher wohlhabenderen Bezirken, wie der Inneren Stadt, Neubau und Wieden.
Anders sieht es bei Kindern mit syrischer oder afghanischer Staatsbürgerschaft aus. Diese finden sich eher in Bezirken, wo der allgemeine Anteil an Drittstaatsangehörigen bereits hoch ist, wie unter anderem Favoriten, Ottakring oder Margareten.
Plus drei Prozentpunkte seit 2015
Seit 2015 ist der Anteil der Kinder aus Drittstaaten in Österreich allgemein deutlich angestiegen. Kamen vor neun Jahren noch rund 7,5 Prozent aus nicht EU-Ländern, sind es mit dem heurigen April über zwölf Prozent. Der allgemeine Anteil aller Altersgruppen liegt bei etwa neun Prozent; ein Plus von rund drei Prozentpunkten seit 2015.
Besonderes Wachstum bei den Sechs- bis 15-Jährigen verzeichneten hierbei die Wiener Bezirke Margareten (plus knapp 15 Prozentpunkte), Meidling und Floridsdorf (beide um die 13). Alles Bezirke, in denen der Anteil bereits auf hohem Niveau war. Dieser hohe Anteil an Kindern mit ausländischer Staatsbürgerschaft deckt sich zudem mit den Wiener Bezirken, wo laut Stadt Wien viele Kinder Deutschprobleme haben. Diese außerordentlichen Schülerinnen und Schüler sind solche, die dem Unterricht nicht folgen können.
Eine Anfrage der Wiener ÖVP Anfang des Jahres hatte gezeigt, dass Margareten (68 Prozent), Ottakring und die Brigittenau (je 57 Prozent), Favoriten (54 Prozent) und Meidling (51 Prozent) jene Bezirke sind, wo der Anteil der Schulkinder mit Sprachproblemen besonders hoch ist. Allerdings stammen die Zahlen aus jener Anfrage aus dem Jahr 2022.
Gewalt-Demonstrationen: Studentenproteste in Bangladesch: Sechs Tote, Dutzende Verletzte
Studenten und andere Demonstranten während eines Protestes zu Quotenregelungen an der Jahangir Nagar Universität in Savar. Die Polizei hat in der Nacht Tränengas abgefeuert und ist mit Schlagstöcken gegen protestierende Studenten vorgegangen. Dutzende von Menschen wurden dabei verletzt, als es an einer führenden öffentlichen Universität außerhalb der Hauptstadt Bangladeschs zu Auseinandersetzungen über die Quotenregelung für Regierungsjobs kam, wie Polizei und Studenten am Dienstag mitteilten. Bei Studentenprotesten in Bangladesch sind mindestens sechs Männer getötet und Dutzende weitere Menschen verletzt worden.
Wie sie genau starben, war zunächst unklar, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Demonstrationen richten sich gegen die Wiedereinführung eines alten Quotensystems, wonach mehr als die Hälfte der Jobs im öffentlichen Dienst für bestimmte Gruppen reserviert sind – etwa für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die Unabhängigkeit des Landes kämpften, für Frauen sowie Menschen aus armen Gegenden. Tausende junge Menschen fordern stattdessen seit Tagen auf der Straße ein System, das mehr auf Leistung setzt. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit.
Bei den Protesten am Dienstag stießen die Demonstranten mit Polizisten sowie Anhängern der Regierungspartei Awami-Liga der langjährigen Premierministerin Sheikh Hasina zusammen, die sich für das alte System ausspricht. Es flogen Steine zwischen den verschiedenen Gruppen und die Polizei setzte unter anderem Tränengas ein, wie Videoaufnahmen zeigten.
Die Demonstrationen begannen an Hochschulen im ganzen Land, nachdem ein Gericht die Wiedereinführung des alten Quotensystems angeordnet hatte, das im Jahr 2018 nach massiven Studentenprotesten abgeschafft worden war. Das Höchste Gericht ordnete kürzlich allerdings auch an, die Regelung vorerst auszusetzen. © dpa
Umfrage: Viele Kinder in Deutschland mit Zustand von Schultoiletten unzufrieden – Schul- und Pausenbereiche schneiden besser ab
Berlin – Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind mit dem Zustand von Schultoiletten unzufrieden. Wie eine am Montag veröffentlichte Erhebung des Deutschen Kinderhilfswerks ergab, halten nur 44 Prozent Zustand und Sauberkeit der Toiletten in den Schulen für gut.
Es gibt allerdings deutliche Unterschiede in den Bewertungen der Schüler in den Bundesländern. So sind 67 Prozent der Befragten in Nordrhein-Westfalen und 65 Prozent in Hamburg der Auffassung, dass die Toiletten in schlechtem Zustand sind, in Sachsen (32 Prozent) und Bayern (44 Prozent) sind es hingegen deutlich weniger. Große Unterschiede gibt es in diesem Bereich auch in der Bewertung zwischen Schülern in Großstädten und kleinen Kommunen. Während in kleinen Kommunen 46 Prozent der Kinder und Jugendlichen den Zustand der Schultoiletten als schlecht einstufen, sind es in Großstädten 62 Prozent.
Die Bewertungen zum Schulhof- und Pausenbereich fallen insgesamt positiver aus. Nach Einschätzung von rund drei Vierteln der Schüler (76 Prozent) gibt es zwar ausreichend Platz für Bewegung und Spiel, gleichzeitig meint aber nur eine knappe Mehrheit (55 Prozent), dass es dort attraktive und vielfältige Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten gibt. 58 Prozent sind der Meinung, dass es ausreichend gute Sitzmöglichkeiten im Schulhof- und Pausenbereich ihrer Schule gibt. Dass es dort einen guten Ort zum Entspannen gibt, meinen hingegen nur 48 Prozent der Befragten. Zustand und Sauberkeit des Schulhof- und Pausenbereiches befinden insgesamt rund zwei Drittel (65 Prozent) für gut.
Für die Umfrage, die vom Sozial- und Politikforschungsinstitut Verian durchgeführt wurde, wurden deutschlandweit 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren online unter Nutzung eines Access-Panels befragt.
Fehlende Financial Literacy: Forderung nach vermehrter Finanzbildung in Schulen – Handelsblatt.
Wie viele Jugendliche und junge Erwachsene hätten wohl eine Chance, [eine] Meldung über die Kurschancen in unterschiedlichen Börsensegmenten zu verstehen?
Ich gehe von einer eher geringen Zahl aus. Schließlich kennen auch nur 44 Prozent der 14- bis 24-Jährigen den Begriff „Inflationsrate“ – und das nach Jahren mit hohen Preissteigerungen, wie eine Studie des Bankenverbands unter 700 Befragten zeigt.
Das Beispiel verdeutlicht: Die Finanzbildung von Schülern und jungen Menschen ist oft gering – was den Nachwuchs anfällig macht für überteuerte Finanzprodukte und in der Konsequenz Altersarmut. Ein Schulfach „Wirtschaft“ gibt es bisher lediglich in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Immerhin: Im vergangenen Jahr haben das Bildungsministerium und das Finanzministerium eine Initiative zur Stärkung der finanziellen Bildung gestartet.
Dass es hierbei schnell vorangeht, sollte aber besser niemand erwarten. Die beiden Ministerien haben die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beauftragt, Empfehlungen für eine Finanzbildungsstrategie zu erarbeiten. Bei ihrer ersten Analyse fehlten der OECD allerdings aussagekräftige Daten.
Womöglich fehlt auch diese Zahl: Wieviel Prozent der 14- bis 24-Jährigen können eigentlich etwas mit dem Begriff „Beamten-Ping-Pong“ anfangen?
Dabei ist das Interesse der Schülerinnen und Schüler an Wirtschaftsthemen durchaus vorhanden: So würden laut OECD-Analyse über 87 Prozent der jungen Menschen in der Schule gern mehr über den Umgang mit Geld erfahren. Eine Antwort, die bei Lehrplaninhalten wie „Esterverbindungen“ oder „Investiturstreit“ so nicht unbedingt zu erwarten ist.
COMMENT: Es fängt schon bei einfachen Kopfrechnungen an, die man benötigt, um Ausgaben in einem Restaurant zu überprüfen.
Prozentrechnen einfachster Art? Um Himmels willen, das überfordert den Geist vieler Menschen und eben auch den Jugendlicher. Doch ist Prozentrechnen eine wichtige Rechenoperation im Alltag.
Beispiel gefällig? Bitte sehr: Eine Erhöhung des Sollzinssatzes für einen Kredit von 5 auf 5,5 Prozent entspricht nicht einem halben Prozent, sondern sage und schreibe einem von zehn Prozent. Schwierig, oder?
Und welchem Anteil entsprechen 14 Prozent in etwa? Einem Siebentel. Schwierig? 14 Prozent von 100 Menschen bedeutet in etwa: jeder siebente Mensch. Das sind gar nicht so wenige Menschen, die was auch immer für eine Eigenschaft aufweisen.
KULTUR – BÜCHER
Buchbranche: Warum die heißesten Bücher beim Händler jetzt verkehrt im Regal stehen
Papier ist geduldig, der Handel sollte es nicht sein – und reagiert daher mit „Wohlfühlzonen“, gebrauchten Büchern und Nischigem auf Kundenbedürfnisse
Es ist Urlaubshochsaison, aber Reisebücher gehen seit der Pandemie nicht mehr so gut. Die Menschen hätten gelernt, dass man sich online auch sehr gut über Reiseziele informieren kann, sagt Andrea Heumann, Geschäftsführerin von Thalia Österreich. Papier mag geduldig sein, der Buchhandel aber sollte sich davon also nicht anstecken lassen! Nicht nur hat Thalia deshalb die Reiseregale dezimiert. Mit der Morawa-Filiale in der Wollzeile hat zudem eine von Wiens größten Buchhandlungen gerade umgebaut und setzt auf mehr „Wohlfühlzonen“, andere Buchläden sperren sogar neu auf, etwa mit einem Special-Interest-Bonus das Softcover in der Stumpergasse. Was sagen diese Beispiele über den aktuellen Buchhandel aus? Ein Fährtenlesen bei zwei Platzhirschen und einem „Baby“.
javascript:(function()%7breturn;%7d)() New Adult Offensichtlichster Trend ist derzeit New Adult, also gefühlvolle Liebesromane mit Akteuren zwischen 18 und 25 Jahren. „Da haben Verlage erkannt, dass es zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur eine Lücke gibt, und einen ganz großartigen Job gemacht“, sagt Heumann. Neben dem Inhalt lockt auch die Verpackung: Farbschnitte, also bunte Seitenflächen von Büchern, noch dazu in limitierten Auflagen, machen Käufer zu wahren Jägern und Sammlern. Dass die Verlage so mit Kunden spielen, will Heumann dann doch nicht sagen, „aber man weckt ganz tolle Nachfrage“. Manche Händler stellen Bücher daher bereits mit dem Farbschnitt nach vorn ins Regal. Insider kennen sich aus, der Rest wundert sich. Auch bei Morawa hat New Romance nun prominenter Platz: „Wir kriegen dadurch wieder mehr Jugend in die Geschäfte“, sagt Geschäftsführer Klaus Magele. Einschlägige Bestsellerlisten sind in den Filialen jetzt gut sichtbar.
Englischsprachige Bücher Mit New Adult und Booktok einher geht auch stationär ein Boom an englischsprachigen Büchern. Denn Leser wollen nicht auf die Übersetzung warten, wenn ein Buch gerade international trendet. Thalia bezieht diese Titel daher direkt von den Originalverlagen, um sie schnell im Laden zu haben. Und Morawa hat sich an die Top-100-Titel des internationalen Marktes „drangehängt“, wie Magele sagt, was bedeutet, dass die Kette diese inzwischen „quasi vollautomatisch geliefert bekommt“.
Wohlfühlen „Innenstadtoase“ nennt Magele den Lichthof in der Wollzeile, der nun mit Pflanzen und Sesseln für Kunden geöffnet wurde. Zudem finden sich vielerorts im Laden Polstersitzbänke. In den letzten Jahren hat man „nach und nach fast alle Buchhandlungen erneuert oder umgebaut“, um Flächen zu „optimieren“ und Kunden zu „inspirieren“, voriges Jahr mit dem Moser in Graz auch die größte. Wie sehr sich das auszahlt? Seit Thalia in der Mariahilfer-Straßen-Filiale vor drei Jahren mehr „Verweilzonen“ untergebracht hat, sei die Frequenz stets „über den Erwartungen“ gewachsen, zuletzt zählte man jährlich über zwei Millionen Kunden.
Permanente Beobachtung Allgemeine Marktdaten und Trendanalysen liegen den jeweiligen Neuarrangements in den beiden Ketten ebenso zugrunde wie die Verkaufsstatistiken für jeden Standort, denn „wir dürfen nichts hinterherjagen, das nicht unseren Erfahrungen entspricht“, so Heumann. Folge sei eine „kontinuierliche Sortimentsarbeit“, die „permanent Regalmeter verändert“ und mit wechselnden Büchertischen Trends nicht nur begegnen, sondern auch befeuern will. Die Autonomie der Filialen sei dabei groß: Aus der Zentrale würden nur „die wichtigsten Titel gesteuert“, also etwa zehn Prozent.
https://5e5fe63ae0daa95046d44482c61c3498.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-40/html/container.html Selbst ist der Kunde „Omnichannel“ lautet das Zauberwort für Heumann: Self-Checkout-Kassen, wie sie Morawa neu installiert hat für jene, die es wollen, gibt es bei Thalia schon länger, dazu Abholstationen für nach Ladenschluss oder das Modell Scan & Go (per Smartphone im Laden selbst ein Buch scannen und bezahlen). Neueste Selbsthilfe-Idee: QR-Codes an den Regalen, die man scannen kann, um zu einer Liste aller Titel eines Autors oder einer Autorin zu gelangen. Natürlich kann man sie gleich bestellen, so sie nicht vorrätig sind.
GebrauchtbuchSeit einem halben Jahr kann man bei Thalia gebrauchte Bücher abgeben, die dem Secondhand-Handel des tschechischen Onlinehändlers Bookbot zugeführt werden. Trends: Nachhaltigkeit, und die Menschen wollen sparen. Inzwischen langen in den Wiener Filialen wöchentlich rund 5000 Bücher ein. Dass die nun gebraucht woanders statt neu bei Thalia gekauft werden können? „Wenn wir es nicht machen, macht es jemand anders. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass es künftig ein Geschäftsmodell geben wird, das sich mit einer Kreislaufwirtschaft im Bereich Buch beschäftigt.“ Und: Vielleicht „bieten wir in zwei, drei Jahren neben einem Tisch neuer Bücher einen Tisch gebrauchter in den Filialen an und erreichen neue Zielgruppen“.
Zeitschriften Zeitschriften sind umsatzmäßig ohnehin Marktverlierer, bei Morawa und Thalia sind sie es nun auch flächenmäßig (Magele: „Wir bevorraten weniger, schlichten aber bei Bedarf öfter nach“). Was nicht bedeutet, dass sie anderswo keine Erfolge feiern können: Letzten Dezember hat Sebastian Gansrigler den Laden Softcover aufgesperrt. „Das Geschäft ist quasi noch ein Baby.“ Eine Wahnsinnsidee? Offenbar nicht, wenn man auf „nischige“ Themen (Indie-Magazine, Foto- und Kunstbücher) und „independent publishing“ (kleine Projekte, die Künstler oder Gestalter selbst herausbringen) setzt. „Es läuft genau deswegen gut, weil wir nicht im Mainstreambereich sind.“ Was man hier findet, findet man bei Thalia oder Morawa meist nicht, vieles hier gibt’s auch sonst wo in Österreich nicht. „Weil diese Sachen für Endkunden sehr mühsam und teuer zu bestellen sind, ist unser Angebot umso interessanter.“
Community Nicht nur die hochwertige Gestaltung der Ware zieht Kunden an, um vor dem Kauf physisch zu prüfen, was der Onlineshop verspricht. „Viele Leute sagen mir, dass so ein Ort in Wien gefehlt hat“, sagt Gansrigler. Softcover will neben Verkaufsraum „auf jeden Fall eine Anlaufstelle für Leute sein, die auch selbst Magazine und Bücher machen, wo man sich austauscht, Ideen entwickelt“. Deshalb veranstaltet er auch Workshops und lädt internationale Gäste der Szene ein. Zu Buchpräsentation kämen meistens 30 bis 40, zu Magazin-Release-Partys bis zu 150 Personen. (Michael Wurmitzer, 15.7.2024)
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GESELLSCHAFT
Für jeden Zweiten in Deutschland ist Corona kein Thema mehr
Berlin/Bonn – Für mehr als die Hälfte der Deutschen ist Corona kein Thema mehr. Das geht aus einer heute veröffentlichten Yougov-Umfrage im Auftrag der Katholischen Nachrichten-Agentur (kna) hervor.
Für den Rest, etwa 40 Prozent, war es aufgrund einer eigenen Erkrankung, einer Impfung oder infolge von Langzeitfolgen wie Long-COVID-Symptomen bei einem selbst oder einem Bekannten noch Thema.
Dabei ist die Sorge vor Long COVID oder anderen Langzeitfolgen einer Coronainfektion bei knapp zwei Drittel der Befragten eher oder sehr gering.
Jeder Vierte macht sich eher große, teils sehr große Sorgen um Langzeitfolgen.
Über alle Altersklassen hinweg sagen 39 Prozent, dass ihr Impfschutz den Empfehlungen entspricht.
Rund jeder Vierte ist nach eigenem Bekunden jedoch nicht ausreichend geimpft oder kennt die Impfempfehlungen nicht.
Deutlich geringer ist der Befragung zufolge der Impfschutz in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen. Hier sind nach Selbsteinschätzung nur 20 Prozent auf dem aktuellen Stand.
Nach aktuellen Erhebungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind 85 Prozent der erwachsenen Bevölkerung grundimmunisiert. Hierzu zählen laut Institut alle Personen mit zwei dokumentierten Impfungen.
Drei Impfungen, wie es die Ständige Impfkommission (STIKO) für eine Basisimmunisierung empfiehlt, haben etwa drei Viertel erhalten.
Insgesamt wurden – mit leichten Schwankungen je nach Frage – von YouGov rund 2.000 Personen ab 18 Jahren bevölkerungsrepräsentativ befragt. © kna/aerzteblatt.de
Umfrage: Mehrheit findet Verhältnisse nach Merkel schlechter
KÖLN (dpa-AFX) – Seit dem Ende von Angela Merkels Kanzlerschaft haben sich die Verhältnisse in Deutschland nach Ansicht vieler Wahlberechtigter verschlechtert. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor. Demnach sind 61 Prozent von 2030 Befragten der Meinung, dass sich die Umstände in Deutschland seit Merkels Rückzug aus der Politik ins Negative entwickelt haben. Ein Viertel meint, dass diese in etwa gleichgeblieben sind.
Eine Mehrheit diejenigen, die eine Verschlechterung sehen, begründet dies zumindest in Teilen mit der Arbeit der Ampel-Koalition. 28 Prozent nennen demnach die „schlechte Regierung“ von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). 15 Prozent begründen die aus ihrer Sicht eingetretene Verschlechterung mit äußeren Faktoren. Für mehr als die Hälfte spielt beides eine Rolle.
Am Mittwoch feiert Angela Merkel ihren 70. Geburtstag. 16 Jahre lang war die CDU-Politikerin als erste Frau im Kanzleramt.
Für die Umfrage wurden nach Angaben von YouGov in der Zeit vom 28. Juni bis 3. Juli online insgesamt 2030 Personen nach vorgegebenen politischen Quoten (Alter, Geschlecht, Religion, Wahlverhalten, Bildung und politisches Interesse) befragt. Die Stichprobe bildet demnach die Wahlberechtigten ab 18 Jahren ab./pba/DP/zb
GESCHICHTE – KULTURGESCHICHTE
Forscher fanden hinter Graffiti verborgenen Kreuzritteraltar
Im Zuge von Bauarbeiten in der Jerusalemer Grabeskirche entpuppte sich die vermeintliche Rückseite einer Graffiti-beschmierten Steinplatte im hinteren Kirchenkorridor als spektakuläre Vorderseite einer früheren Konstruktion. Amit Re’em von der Israelischen Behörde für Altertümer und Ilya Berkovich von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien identifizierten die Platte nun als Teil des verschollen geglaubten, im Jahr 1149 eingeweihten Kreuzritter-Hochaltars.
Den historischen Quellen zufolge wurde dieser Altar am 15. Juli 1149 – also vor exakt 875 Jahren – eingeweiht. Die Grabeskirche oder auch „Kirche vom heiligen Grab“ gilt als eines der größten Heiligtümer der Christenheit. Sie wurde nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter um diese Zeit im romanischen Stil deutlich erweitert. Zum 50-Jahr-Jubiläum der Eroberung der „Heiligen Stadt“ erfolgte dann die Weihung des kunstvoll gefertigten Kreuzritter-Hochaltars, wie es am Montag seitens der ÖAW in einer Aussendung heißt.
„Wir kennen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert Pilgerberichte über einen prächtigen Marmoraltar in Jerusalem“, so der am ÖAW-Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes tätige Ilya Berkovich, der auch einer der Autoren der im Fachjournal „Eretz-Israel“ erschienenen Studie zu der von den Wissenschaftern als „sensationell“ eingestuften Neuentdeckung ist. Allerdings verlor sich die Spur der Konstruktion, die auch den christlichen Anspruch auf Jerusalem untermauern sollte, nach einem großen Brand im romanischen Teil der Kirche im Jahr 1808: „Seitdem war der Kreuzritter-Altar nicht mehr da – zumindest dachte man das die längste Zeit“, so Berkovich.
Charakteristische Schleifenornamente entdeckt
Umso überraschter war man, als bei Bauarbeiten eine über offenbar sehr lange Zeit nicht beachtete Steinplatte umgedreht wurde, die Besucher der öffentlich zugänglichen Kirche in den vergangenen in Jahrzehnten als Fläche für Graffitis missbrauchten. Beim Blick auf die andere Seite offenbarten sich charakteristische Schleifenornamente. Diese sogenannten „Quincunx“-Verzierungen zeigen fünf Kreise, die von einem einzigen verschlungenen Band gebildet werden. Das symbolisiert u.a. die Unendlichkeit der Schöpfung Gottes. Die fünf Kreise spielen überdies auf die Wunden Christi und das Wappen des Kreuzfahrerkönigreichs Jerusalem an.
Die Platte ist zu gut zwei Drittel erhalten geblieben. Sie bildete einst die prächtige Front – genannt „Paliotto“ – des Altars. Dabei handelte es sich um eine truhenartige Konstruktion, bestehend aus vier aufrecht stehenden viereckigen Platten, die von einer „Mensa“ genannten Tischplatte bedeckt waren, wie Berkovich gegenüber der APA erklärte.
Leider lasse sich bis dato nichts darüber sagen, wann und warum die große Platte einst an der Wand im hinteren Teil der Kirche angelehnt wurde. Die Entdeckung sei umso erstaunlicher, da die Grabeskirche ein sehr intensiv erforschter Ort ist. Berkovich: „Mit einer ursprünglichen Breite von mehr als 3,5 Metern haben wir hier den größten mittelalterlichen Altar entdeckt, der derzeit bekannt ist.“
Große Überraschung für alle Beteiligten
„Dass ausgerechnet an dieser Stelle etwas so Bedeutendes so lange unerkannt herumliegen konnte, kam für alle Beteiligten völlig unerwartet“, so der ÖAW-Historiker, der bei seinen Nachforschungen allerdings auf einen Augenzeugenbericht gestoßen ist, in dem davon die Rede ist, dass die Vorderseite der Platte in den 1960er-Jahren einmal gesehen wurde. Im Nachgang der aktuellen Wiederentdeckung wurde die Platte – jetzt mit der besonderen Verzierung in Richtung Besucher – mit einem Stahlrahmen gesichert und wieder „im selben hinteren Korridor in der Kirche von heiligem Grab“ aufgestellt, erklärte Berkovich.
Die Analysen der Wissenschafter zeigten, dass bei den heute noch gut sichtbaren geschwungenen Ornamenten eine Marmordeko-Fertigungstechnik angewendet wurde, die im Mittelalter eigentlich nur Handwerkermeister in Rom beherrschten. Dort war Marmor damals rar. So wurden Bruchstücke von antiken Fassaden heruntergekratzt und die Splitter dann an steinernen Unterlagen kunstvoll neu angeordnet.
Zeugnisse dieser „Kosmatesk“ genannten Technik gab es bis dato außerhalb Italiens nur in der Londoner Westminster Abbey. Dorthin hatte der Papst damals eigens einen Kosmatesk-Meister entsandt. Dass das offenbar auch Mitte des 12. Jahrhunderts in Jerusalem der Fall war, habe vermutlich dazu gedient, den Anspruch des Christentums auf die Stadt zusätzlich zu unterstreichen. „Der Papst würdigte damit die heiligste Kirche der Christenheit“, so Berkovich.
Service: Link zur Publikation: https://go.apa.at/UbyAZGmm
MENSCHEN
Richard Lugner am Herzen operiert
Richard Lugner ist wegen eines Einrisses der Herzklappe im Wiener AKH operiert worden. „Es war eine schwierige Operation, aber dank dem eingespielten Team der Kardiologie ist alles gut gegangen, und ich bin wieder wohlauf“, berichtete der Baumeister heute via WhatsApp-Nachricht.
„Am Donnerstag war ich noch bei der Premiere von My Fair Lady in Mörbisch. Am Freitag bin ich gleich in der Früh ins AKH gebracht worden, weil mein Einriss an einer Herzklappe sich vergrößert hat“, so der Baumeister.
Dann erfolgte umgehend die Operation mittels Clipmethode über die Vene, mit der Eingriffe am Herzen durch die Haut gemacht werden, statt den Körper aufzuschneiden. „Das Team unter der Leitung von Professor Philipp Bartko hat dann mittels Sonde über die Vene zwei Klammern an die eingerissene Herzklappe gesetzt und sie damit stabilisiert“, sagte Lugner. *** red, ORF.at/Agenturen
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