Tagesblick – 12.7.2024 Freitag, Sommerausgabe

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FAZIT DES TAGES

Das Problem der Zeitungsberichterstattung liegt darin, daß das Normale uninteressant ist.
Saul Bellow, 1915-2005, US-amerikanischer Schriftsteller, Nobelpreises für Literatur, schuf Romane, Erzählungen und Essays, einer der bedeutendsten Vertretern der jüdisch-amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

IN EIGENER SACHE: Sommerzeit – der Tagesblick wird in der kommenden Zeit weniger umfangreich erscheinen oder sogar eine Zeitlang schweigen. Der Schreiber freut sich auf erholsame Sommertage.

COMMENT – FAZIT:

  • Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: Israel sieht in hunderten UNRWA-Mitarbeitern Hamas-Mitglieder, eine entsprechende Liste wurde vorgelegt. Hohe Blutzoll durch Angriff auf eine UNRWA-Schule.
  • Ukraine-Krieg auch als Krieg der Worte: immer weitere eskalative Tendenzen; neue Waffen für die Ukraine angekündigt. Prognose: Ukraine könnte um ein Drittel schrumpfen bis 2052. Ungarn erklärt „Friedensmissionen“ Orbans.
  • Vermögen wachsen weiter, auch in Österreich, was Appetit auf Vermögenssteuern treibt. Siehe dazu Tagesblick vom 10.7. inkl. COMMENTs.
  • Sinkende Inflation in den USA und in Deutschland, ebenso stark gesunkene Arbeitslosen-Anträge in den USA.  

Märkte – Report

Israel, Ukraine

Meldungen

Themenreigen – Medizin; Suchtmittel; Technik; Social Media: Teens steigen aus Social Media aus; Cyberkriminalität: bedrohtes Outllook; Kriminalität: Syrer und Tschetschenen auf Konfrontationskurs; Philosophie; 

Unternehmen: Router-Fritz hat neuen Eigentümer  

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Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!

HELLMEYER-Report (gekürzt)

siehe unter Samstag, 13.7.2024

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

Junge Bankkunden: Klassische Banken und Broker fremdeln mit Gen Z

Die Unternehmensberatung BCG empfiehlt einfache Preismodelle und stark personalisierte Werbung, um die junge Zielgruppe zu gewinnen. Oft scheitern klassische Banken und Broker aber schon an den notwendigen Fähigkeiten.

Die Gruppe der 16- bis 24-Jährigen („Generation Z“) ist für Filialbanken eine schwierige Kundengruppe. Dies gilt allen voran für Sparkassen und Volksbanken, aber auch für klassische Direktbanken und -broker wie ING und DKB oder auch Consors und Flatex.

Die Mitglieder der „Gen Z“ sind wechselwilliger als andere. Falls sie von den Eltern als Schüler zu einer Filialbank wie Deutsche Bank, Postbank oder Commerzbank „hingeführt“ worden sein sollten, besteht die Gefahr, dass sie zu geringen Akquisitionskosten schnell abgeworben werden, sobald sie das erste eigene Geld verdienen.

Das Anwerben der Gen Z gelingt vor allem Neo-Banken und Neo-Brokern. „Die etablierten Direkt- und Filialbanken laufen Gefahr, eine ganze Generation von Kunden zu verpassen und damit langfristig zu verlieren“, heißt es in einer bisher unveröffentlichten Studie von BCG.

Einfache Preise und wenig Entscheidungen

Die Unternehmensberatung hebt hervor, dass die Gen Z andere Bedürfnisse habe als die übrigen Kundenzielgruppen. Sie erwarte von ihrer Bank und ihrem Broker eine für das Smartphone optimierte Handhabung und niedrige Einstiegshürden. Dazu gehören nach Beobachtung von BCG-Studienautor Achim Kaucic ein einfach zu verstehendes Preismodell und schlanke Entscheidungswege. So verzichtet der bei jungen Leuten beliebte Broker Trade Republic anders als klassische Direktbroker wie Comdirect darauf, seinen Kunden eine Wahl der Börsenplätze zu bieten. „Neo-Broker bieten einfaches Handeln, Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren ohne komplizierte Entscheidungen“, sagt Kaucic: „Außerdem sind sie in der Basisversion oft sehr günstig.“

Im Gespräch mit der F.A.Z. führt der BCG-Studienautor aus, dass die Gen Z preissensitiv sei und nur dann bereit sei, höhere Preise für Bank- und Brokerdienste zu bezahlen, wenn die Premium-Varianten deutlich mehr böten als die Basisdienst-Varianten. Diese Erkenntnis sei vor allem für die Kundenansprache, also das Marketing, wichtig.

Kaucic empfiehlt eine stark personalisierte Ansprache über Social Media. Zu diesem „anderen Marketing“ seien viele traditionelle Banken derzeit allerdings kaum fähig. „Für personalisierte Werbung und datengetriebenes Marketing muss man die Einwilligung der Betroffenen einholen“, sagt Kaucic: „Und man braucht die richtigen Skills, also die passenden Fähigkeiten.“

Dabei komme zum Tragen, dass sich die jungen Leute auf Instagram und Tiktok informierten. „Man sollte als Bank und Broker Instagram und Tiktok als Vertriebskanal nutzen und mit Finfluencern zusammenarbeiten, um die Gen Z zu adres­sieren“, empfiehlt Kaucic.

Die Mitglieder der Zielgruppe Gen Z wollten auch stark als Individuen wahrgenommen werden. Hier könnten Banken und Broker mit passgenauen Angeboten punkten. „Die Zielgruppe Gen Z ist bereit, für Premium-Angebote zu bezahlen, wenn sie auf das Individuum zugeschnitten scheinen“, sagt Kaucic. Als Beispiel nennt er Depots oder Konten, bei denen ein digitales Fitnessprogramm oder ein VPN-Zugang mit enthalten ist – passend zum Lifestyle des Einzelnen. Dazu passten oft auch Kreditangebote zum Onlineshopping („Buy now, pay later“). Derartige Möglichkeiten zu Teilzahlungen sollten möglichst in die eigene Banken-App integriert werden.

Damit die Gen Z nicht fast ausschließlich Kunde von Neo-Banken und -Brokern wie Revolut, N26 oder Scalable wird, sollten klassische Banken und Broker nun handeln, sagt BCG. Denn kein anderes Kundensegment verspreche ein derart starkes Wachstumspotential sowohl im Aktiv- als auch im Passivgeschäft. Bis 2027 könnten Banken und Broker mit Kunden der Gen Z 5 Milliarden Euro an Einnahmen erzielen – dreimal mehr als heute und dann mehr als mit den heute 65- bis 74-Jährigen. Bis 2032 werde der Einnahmepool der Banken und Broker mit den nun 16- bis 24-Jährigen sogar auf 20 Milliarden Euro steigen, schätzen die BCG-Unternehmensberater. Neben eigenem Verdienten dürfte eben auch ein großer Teil des vererbten Vermögens bei ihr landen, das bis zum Jahr 2027 auf 400 Milliarden Euro allein in Deutschland geschätzt wird.

VERMÖGEN – STEUERN

Siehe dazu auch den Tagesblick vom 10.7.2024 inkl. COMMENTs dort.

Studie zur Vermögensverteilung:Deutschlands Superreiche werden immer reicher

Die Vermögen in Deutschland sind besonders ungleich verteilt. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie. Demnach besitzen 3.300 Superreiche rund 23 Prozent des gesamten Vermögens.

Superreiche besitzen in Deutschland fast ein Viertel des gesamten Finanzvermögens. Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) gibt es hierzulande 3.300 Superreiche. Das sind Menschen mit mehr als 100 Millionen Dollar Finanzvermögen.

Sie besaßen im vergangenen Jahr 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens – damit stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt.

Arm-Reich-Schere in Deutschland besonders groß

In Deutschland ist die Vermögensverteilung laut dem Global Wealth Report von BCG „überdurchschnittlich ungleich“. Zusätzlich zu den Superreichen gibt es demnach hierzulande etwa 555.000 Dollar-Millionäre, das sind 30.000 mehr als vor einem Jahr. Auf der anderen Seite gibt es demnach 66,5 Millionen Deutsche, die weniger als 250.000 Dollar Finanzvermögen besitzen – ihnen gehören 42 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land.

Die Studienautoren rechnen damit, dass sich der Trend in den kommenden fünf Jahren noch verstärken wird. Sie erwarten, dass die Superreichen dann etwa 26 Prozent des gesamten Finanzvermögens auf sich vereinen werden.

Superreiche werde immer vermögender

Je höher das Vermögen, desto höher waren zuletzt auch die Zuwächse in Deutschland. Die Superreichen konnten laut Studie einen Zuwachs von im Schnitt zehn Prozent verbuchen. In der Gruppe der Menschen mit einem Vermögen von einer bis fünf Millionen Euro lag der Zuwachs demnach bei etwas mehr als fünf Prozent. Wer null bis 250.000 Dollar Finanzvermögen hatte, konnte im Schnitt einen Zuwachs von 1,5 Prozent verbuchen – also unter der Inflationsrate.

Die meisten Superreichen leben laut Global Wealth Report in den USA – dort sind es 26.000. Auf dem zweiten Platz folgt China mit 8.300 Superreichen. Deutschland liegt mit seinen 3.300 Superreichen bereits auf dem dritten Platz.

Weltweit mehr Superreiche

An der Spitze des Rankings der Finanzvermögen liegen ebenfalls weiterhin die USA mit 119 Billionen Dollar, dahinter folgen China mit 33 Billionen Dollar und Japan mit 15 Billionen. Weltweit gab es laut dem Report 73.000 Superreiche und damit 7.000 mehr als vor einem Jahr.

Das weltweite Nettovermögen stieg laut BCG-Report im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 477 Billionen Dollar. Die Finanzvermögen, also Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Aktien, Investmentfonds und Pensionen, legten dabei um sieben Prozent auf 275 Billionen Dollar zu. In Deutschland wuchs das Finanzvermögen 2023 demnach um fünf Prozent an.

Linkes Ungleichheitsmärchen enttarnt: Die globalen Vermögen wachsen wieder, und zwar nicht nur für Reiche

In der Schweiz und in Deutschland geht die Vermögensungleichheit zurück, und die Chancen auf wirtschaftlichen Aufstieg sind auch global intakt. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem «Global Wealth Report» der UBS.

Umverteilungsträume sind wieder in Mode. In der Schweiz etwa wollen die Jungsozialisten mit einer nationalen Erbschaftssteuer Vermögende zur Kasse bitten. Das gängige Narrativ: Die Reichen hierzulande werden immer reicher, alle anderen immer ärmer.

Juso-Rhetorik zielt an Realität vorbei – zumindest hierzulande

Auf globaler Ebene zeigt sich ein differenzierteres Bild: Als Faustregel notieren die Studienautoren, dass die Ungleichheit in Entwicklungsländern eher zu-, in Industrieländern aber eher abnimmt.

In der Schweiz sinkt die Vermögensungleichheit

Gemessen am Gini-Koeffizienten. Je näher der Wert an 100 ist, desto höher ist die Ungleichheit innerhalb des Landes.

Für Einzelpersonen bleiben die Entfaltungsmöglichkeiten intakt: Eine von drei Personen schafft innerhalb eines Jahrzehnts den Aufstieg in eine höhere Vermögensklasse. Die Chance, die unterste Vermögensklasse zu verlassen, steht über einen Zeitraum von dreissig Jahren bei über 60 Prozent.

In Asien wächst der Wohlstand, aber auch die Schulden

Ins positive Bild passt, dass das globale Vermögen gemessen in Dollar 2023 um 4,2 Prozent gewachsen ist. Das ist laut den Autoren eine Rückkehr zur Normalität, nachdem der Wohlstand im Vorjahr noch geschrumpft ist.

In den unterschiedlichen Weltregionen war das Wachstum unterschiedlich ausgeprägt: In Europa, dem Nahen Osten und Afrika, die die UBS in einer gesammelten Kategorie misst, war die Vermögenszunahme mit 4,8 Prozent am stärksten.

Die Vermögen in Nord-, Latein- und Südamerika nahmen im Durchschnitt 2023 um 3,6 Prozent zu.

In Asien wuchsen die Vermögen zwar um 4,4 Prozent. Die UBS-Ökonomen geben aber zu bedenken, dass nebenbei auch die Schulden grösser geworden sind. Seit 2008 hat die asiatische Schuldenlast um 192 Prozent zugenommen – nicht weniger als 20-mal so viel, wie es im gleichen Zeitraum in Europa, dem Nahen Osten und Afrika der Fall war.

Die Schweiz bleibt Spitzenreiterin

Im Ländervergleich zeigen sich ebenfalls erhebliche Unterschiede bei der Wohlstandsentwicklung.

In der Schweiz wuchs das Durchschnittsvermögen 2023 gemessen in Dollar um 3,4 Prozent. Betrachtet in der Lokalwährung ergibt sich aber ein anderes Bild: In Franken schrumpfte der Schweizer Wohlstand um beinahe 6 Prozent. Das hat primär mit dem Franken zu tun, der gegen Jahresende stark aufwertete und so zu einem Wertverlust bei Anlagen in Fremdwährungen führte.

In Deutschland wuchsen die Vermögen in Dollar um 3,4 Prozent, fallen bei Betrachtung in Euro jedoch ebenfalls knapp in den negativen Bereich.

Die Wachstumsgewinnerin ist dieses Jahr die Türkei: Gemessen in der Lokalwährung wuchs das Durchschnittsvermögen um über 157 Prozent. Diese Zahl ist jedoch im Kontext der hohen Teuerung im Land zu betrachten: Als Konsequenz des Wertzerfalls der Lira haben viele Türken ihre Ersparnisse in Kapitalmärkten und harten Anlageklassen wie Immobilien parkiert, was zu einem starken Auftrieb in deren Bewertung und somit einem nominellen Wohlstandsgewinn geführt hat.

Auffallend ist die unterschiedliche Wohlstandsentwicklung in Europa seit der Finanzkrise von 2008: In Skandinavien und Mitteleuropa werden die Leute reicher, Südeuropa wird abgehängt. Italien, Spanien und Griechenland sind neben Japan die einzigen Staaten weltweit, in denen sich die Vermögen seit 2010 gemessen in Dollar sogar negativ entwickelten.

In den meisten Ländern hat sich das Vermögenswachstum in den 2010er Jahren allerdings gegenüber dem vorherigen Jahrzehnt verlangsamt. Eine Ausnahme sind die USA: Hier scheint der Tech-Boom der Aktienmärkte auch den Reichtum der Amerikaner beflügelt zu haben.

Mit einem Durchschnittsvermögen von über 700 000 Dollar pro Kopf bleibt die Schweiz vor Luxemburg und Hongkong auf dem ersten Platz der Wohlstandstabelle. In den USA liegt das Durchschnittsvermögen bei rund 565 000 Dollar, in Deutschland bei 265 000 Dollar pro Kopf.

Schweizer sind im Durchschnitt am reichsten

Nettovermögen pro Erwachsenen 2023, in Dollar

RangLandDurchschnitt
1Schweiz709 612
2Luxemburg607 524
3Hongkong582 000
4USA564 862
5Australien546 184
6Dänemark448 802
7Neuseeland408 231
8Singapur397 708
9Norwegen382 575
10Kanada375 800
11Belgien362 408
12Niederlande361 759
13Grossbritannien350 264
14Frankreich329 122
15Schweden319 289
16Taiwan302 551
17Deutschland264 789
18Israel260 567
19Österreich255 689
20Irland249 918
21Südkorea245 298
22Spanien225 675
23Japan220 371
24Italien220 216
25Katar199 430

Quelle: UBS Global Wealth Report 2024

Viele Reiche leben in den USA

Die Studie liefert zudem einen Einblick in die geografische Verteilung der Vermögensmillionäre – einer Gruppe, die laut den Schätzungen der UBS aus knapp 58 Millionen Menschen besteht. Sie besitzen zusammen 47,5 Prozent des globalen Vermögens.

Über ein Drittel aller Personen, deren Vermögen einen Wert von mehr als einer Million Dollar hat, leben in den USA.

Der grosse Vermögenstransfer bahnt sich an

Spannend ist auch der Blick in die Zukunft: Die Autoren glauben, dass sich bei der Vermögensverteilung in den nächsten Jahrzehnten einiges verändern könnte.

Einerseits führe die hohe Konzentration von Vermögen bei älteren Personen dazu, dass schätzungsweise 83 Billionen Dollar in den nächsten zwanzig Jahren vererbt oder verschenkt würden. Dies entspricht in der Grössenordnung etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung der gesamten Welt.

Anderseits befinde sich die Weltwirtschaft in einer Phase tiefgreifender struktureller Veränderungen, sagt der UBS-Chefökonom Paul Donovan. In solchen Episoden seien erhebliche Verschiebungen in den Vermögensstrukturen zu erwarten.

Mehr als 50.000 Österreicher sind Millionäre

Zahl wuchs laut Studie gegenüber Vorjahr um 4.000.

Ein Drittel des gesamten Finanzvermögens liegt in den Händen von 400 Personen. In Österreich besitzen rund 400 superreiche Menschen mit insgesamt 350 Mrd. Dollar (323 Mrd. Euro) mehr als ein Drittel des gesamten Finanzvermögens. Gewachsen ist im Vorjahr die Zahl der Dollarmillionäre in Österreich: Mehr als 50.000 Menschen halten derzeit mehr als eine Million Dollar Finanzvermögen, heißt es in der heurigen Ausgabe des Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG). Das sind um rund 4.000 Millionäre mehr als noch im Vorjahr.

Das Gesamtnettovermögen der Österreicherinnen und Österreicher hat sich trotz der guten Börsenentwicklung kaum verändert. Es erhöhte sich nur um etwa 9 Milliarden Dollar auf 2,5 Billionen Dollar – im Vergleich mit anderen Industrienationen hat Österreich damit bei der Vermögenssteigerung das Nachsehen. Das Finanzvermögen hierzulande wuchs zwar um etwas mehr als drei Prozent an, doch dem entgegen standen leicht höhere Schulden und sinkende Sachwertvermögen (minus 12,4 Milliarden Dollar bzw. minus 0,7 Prozent). „Die gestiegenen Zinsen haben sich in Österreich vor allem auf die Wertentwicklung am Immobilienmarkt ausgewirkt, der hierzulande ein sehr hohes Gewicht hat“, sagt Michael Kahlich, BCG-Partner und Studien-Co-Autor. Mehr als 70 Prozent der Vermögen (knapp 1,8 Billionen Dollar) sind in Sachwerte investiert.

Je höher das Vermögen, desto stärker fielen die Zuwächse hierzulande aus. Die Finanzvermögen der Superreichen erhöhten sich um mehr als 5 Prozent, die der weniger Vermögenden nur um rund 2 Prozent. „Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert“, so Studien-Co-Autor Michael Kahlich. „Weniger Vermögende setzen traditionell auf risikoärmere Anlageklassen wie Bankguthaben, Bargeld oder Versicherungen – zulasten der Rendite.“

7,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher besitzen jeweils weniger als 250.000 Dollar Finanzvermögen. Zusammen hält diese Gruppe ein Drittel des gesamten Finanzvermögens des Landes.

Weltweit besitzen knapp 73.000 Superreiche („Ultra High Net Worth Individuals“) jeweils ein Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar, davon leben 26.000 in den USA. In China sind es knapp 8.300. Deutschland steht an Stelle drei mit 3.300 Superreichen. Weltweit halten die Superreichen knapp 14 Prozent des gesamten Finanzvermögens.

Sobald makroökonomische Unsicherheiten vorherrschen, nehmen die Vermögensströme über Ländergrenzen hinweg zu. Das zeigte sich besonders 2022 mit dem Krieg in der Ukraine und wirkte auch 2023 nach. „Investoren suchen in Krisenzeiten sichere Häfen im Ausland“, sagt Studienautor Studienautor Akin Soysal.  Die Schweiz verfügt weiterhin über das höchste Anlagevermögen (2,6 Billionen) und ist mit 4,8 Prozent zuletzt stärker gewachsen als die weltweite Nummer zwei, Hongkong (2,4 Billionen, 3,2 Prozent plus). Vor allem niedrigere Zuflüsse aus China waren dafür ausschlaggebend. An dritter Stelle folgt Singapur mit einem verwalteten Vermögen von 1,7 Billionen Dollar. 

Erwartungsgemäß hat SPÖ-Chef Andreas Babler angesichts der BCG-Erhebung die Forderung der SPÖ nach einer gerechten Vermögensbesteuerung bekräftigt. „Der Global Wealth Report zeigt schwarz auf weiß, dass die Reichen immer reicher werden und dass das Vermögen in Österreich extrem ungerecht verteilt ist.“

Finanzvermögen in Österreich weiter ungleich verteilt

In Österreich besitzen rund 400 superreiche Menschen mit insgesamt 350 Mrd. US-Dollar (323 Mrd. Euro) mehr als ein Drittel des gesamten Finanzvermögens. Gewachsen ist im Vorjahr die Zahl der Dollarmillionäre in Österreich: Über 50.000 Menschen halten derzeit mehr als eine Million US-Dollar Finanzvermögen, heißt es in der heurigen Ausgabe des Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG).

Demgegenüber stehen laut dem Bericht 7,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die jeweils weniger als 250.000 US-Dollar Finanzvermögen besitzen. Zusammen hält diese Gruppe ein Drittel des gesamten Finanzvermögens des Landes.

2023 hat sich laut BCG das Gesamtnettovermögen der Österreicher trotz der guten Börsenentwicklung kaum verändert und sich nur um etwa 9 Milliarden Dollar auf 2,5 Billionen Dollar erhöht. Damit liege Österreich hinter anderen Industrieländern. Je höher das Vermögen, desto stärker fielen die Zuwächse hierzulande aus. Die Finanzvermögen der Superreichen erhöhten sich um mehr als 5 Prozent, die der weniger Vermögenden nur um rund 2 Prozent.

„Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert“, so Studien-Co-Autor Michael Kahlich. „Weniger Vermögende setzen traditionell auf risikoärmere Anlageklassen wie Bankguthaben, Bargeld oder Versicherungen – zulasten der Rendite.“

Weltweit besitzen knapp 73.000 Superreiche („Ultra High Net Worth Individuals“) jeweils ein Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar, davon leben 26.000 in den USA. In China sind es knapp 8.300. Deutschland steht an Stelle drei mit 3.300 Superreichen. Weltweit halten die Superreichen knapp 14 Prozent des gesamten Finanzvermögens.

Die 3.300 Superreichen in Deutschland besaßen fast ein Viertel des gesamten Finanzvermögens, genau 23 Prozent. Nach Angaben von BCG hatten dagegen 66,5 Millionen Menschen in Deutschland weniger als 250.000 Dollar Finanzvermögen. Deutschlandweit wuchsen die Finanzvermögen 2023 um fünf Prozent, die Sachvermögen gingen unter anderem wegen höherer Zinsen um 2,3 Prozent zurück.

Finanzvermögen heißt: Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Aktien und Investmentfonds sowie Pensionen. Nicht eingerechnet sind Sachwertvermögen wie Immobilien, Edelmetalle und andere physische Anlagen.

Die SPÖ nützte den Report um ihre Forderung nach einer Millionärssteuer zu erneuern. „Wenn 400 Superreiche mehr als ein Drittel des gesamten Geldes in Österreich besitzen und damit so viel wie 7,2 Millionen Menschen in Österreich zusammen, sind das Zustände wie in der Monarchie“, so SPÖ-Chef Andreas Babler laut einer Aussendung. Kein anderes Land in Europa versteuere Vermögen so gering wie Österreich, während Arbeit unverhältnismäßig stark besteuert würde. „Wir müssen diese Ungerechtigkeit endlich beseitigen und angesichts des Katastrophenbudgets, das die Regierung hinterlässt, ein drohendes Sparpaket, das die Menschen weiter belastet, verhindern“, so Babler.

Anders sieht das die Industriellenvereinigung (IV): Sie ortet dahinter „Schnüffelsteuern, die in erster Linie alle Österreicherinnen und Österreicher verpflichten sollen, ihr gesamtes Vermögen preiszugeben“, hieß es in einer Aussendung. Der Großteil der Vermögen stecke in heimischen Unternehmen. „Würde der Staat das bereits mehrfach besteuerte Vermögen erneut durch Vermögens- und Erbschaftssteuern belegen wollen, droht langfristig ein Ausverkauf der österreichischen Familienunternehmen.“

Global Wealth Report – SPÖ-Chef Babler: „Vermögen extrem ungerecht verteilt – Höchste Zeit für gerechte Millionärssteuern!“

Superreiche müssen endlich fairen Beitrag leisten, um Sozialabbau und Pensionskürzungen zu verhindern und Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern

Wien (OTS/SK) – Mit Blick auf den diesjährigen Global Wealth Report der Boston Consulting Group hat SPÖ-Chef Andreas Babler heute, Mittwoch, die Forderung der SPÖ nach einer gerechten Vermögensbesteuerung bekräftigt. „Der Global Wealth Report zeigt schwarz auf weiß, dass die Reichen immer reicher werden und dass das Vermögen in Österreich extrem ungerecht verteilt ist. Wenn 400 Superreiche mehr als ein Drittel des gesamten Geldes in Österreich besitzen und damit so viel wie 7,2 Millionen Menschen in Österreich zusammen, sind das Zustände wie in der Monarchie. Es ist höchste Zeit für faire Millionärssteuern und damit für die größte Entlastungsmaßnahme für die Menschen in Österreich. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit und der wirtschaftlichen Vernunft“, betonte Babler gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. ****

Für den SPÖ-Chef ist klar: „Kein anderes Land in der Europäischen Union hat so eine niedrige Vermögensbesteuerung wie Österreich. Gleichzeitig ist der Faktor Arbeit übermäßig hoch besteuert. Wir müssen diese Ungerechtigkeit endlich beseitigen und angesichts des Katastrophenbudgets, das die Regierung hinterlässt, ein drohendes Sparpaket, das die Menschen weiter belastet, verhindern. Superreiche müssen endlich ihren fairen Beitrag leisten, um die Lebensbedingungen der großen Mehrheit der Bevölkerung zu verbessern. Nur eine starke SPÖ kann mit Herz und Hirn für Gerechtigkeit sorgen und ein blau-schwarzes Sparpaket und damit Kürzungen bei Gesundheit, Pensionen und im Sozialbereich verhindern“, unterstreicht Babler die Notwendigkeit von gerechten Millionärssteuern, die gleichzeitig eine enorme Entlastungsmaßnahme für die Menschen in Österreich sind. „Bei unserem Millionärssteuermodell leisten 2 Prozent ihren gerechten Beitrag – und 98 Prozent der Bevölkerung profitieren – von der Stärkung des Gesundheitssystems genauso wie von der Senkung der Steuern auf Arbeit“, so Babler. (Schluss) mb/bj

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ISRAEL

n-tv aktuell ISRAEL

11.07.2024 21:48

Nicht schnell genug reagiert Israel gesteht Versagen beim Schutz des Kibbuz Beeri ein

Der Kibbuz Beeri wird am 7. Oktober schwer vom terroristischen Massaker der Hamas getroffenen. Mehr als 100 Einwohner werden getötet, weitere 30 in den Gazastreifen verschleppt. Jetzt räumt das israelische Militär in einem Bericht schwere Fehler und Versäumnisse ein.

11.07.2024 15:04

UN-Chef Guterres informiert Israel legt Liste mit mutmaßlichen Hamas-Unterstützern der UN vor

Israel wirft der UN-Hilfsorganisation für Palästinenser vor, von der Hamas unterwandert zu sein. Nun legt das Land eine Liste mit Namen von Mitarbeitern vor, die demzufolge auch in der Terrororganisation aktiv sind. Insgesamt geht es um mehr als 100 UNRWA-Beschäftigte.

10.07.2024 13:59

Zeichen für neuen Militäreinsatz Alle Einwohner von Gaza sollen Stadt verlassen

Steht ein israelischer Militäreinsatz in Gaza kurz bevor? Die Stadt ist bereits seit Kriegsbeginn Kampfgebiet, bislang werden aber nur die Bewohner einzelner Viertel zur Flucht aufgerufen. Jetzt fordert Israel alle Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen.

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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

Israel hält Hunderte UNRWA-Mitarbeiter für Hamas-Mitglieder – 11.7.2024, 8:42

Jerusalem/Gaza – Israels Regierung hat 108 Namen von Mitarbeitern des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) veröffentlicht, die gleichzeitig Mitglieder der Hamas sein sollen. Dies geht aus einem Schreiben des israelischen Außenministeriums an UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini hervor, über das die „Bild“ berichtet.

Die an Lazzarini übersandte Liste enthüllt die Namen, Pass- sowie Militärausweis-Nummern von 108 mutmaßlichen Hamas-Mitgliedern, die bei UNRWA im Gazastreifen angestellt sind. Dazu heißt es im Schreiben: „Dies ist ein kleiner Teil der umfassenderen Liste von Hunderten von Mitgliedern der Hamas und des PIJ – zwei als terroristisch eingestuften Organisationen in fast allen großen Geberländern der UNRWA und in Israel – die bei der UNRWA beschäftigt sind.“ Die vollständige Liste werde „aus Geheimhaltungsgründen noch nicht veröffentlicht“.

Das israelische Außenministerium fordert den UNRWA-Chef dazu auf, die Beschäftigung der Mitarbeiter „unverzüglich zu beenden“. Ihre Arbeit stelle „ein Sicherheitsrisiko für Israel dar“. Das israelische Außenministerium schreibt: „Das Eindringen der Hamas in die Reihen der UNRWA war ein wiederkehrendes Anliegen, das in den vergangenen Jahren von Israel Ihrer Aufmerksamkeit sowie der Ihrer Vorgänger und anderer hochrangiger UN-Vertreter zugetragen wurde. Das gesamte Ausmaß dieser beispiellosen Infiltration war jedoch unbekannt und wurde erst nach dem Terroranschlag auf Israel am 7. Oktober deutlich, an dem, wie Sie wissen, UNRWA-Mitarbeiter aktiv teilnahmen.“

UNRWA steht seit Jahren in der Kritik. So soll in UNRWA-Schulen etwa Hass auf Juden gelehrt worden sein, zudem wurden dem Vernehmen nach UNRWA-Gebäude von Terroristen missbraucht. Bereits zuvor hatte Israel mehrere UNRWA-Mitarbeiter als Terroristen identifiziert. Nach einem umstrittenen Prüfbericht hatten mehrere Geberländer, darunter Deutschland, die Zusammenarbeit mit UNRWA sowie dessen Finanzierung wieder aufgenommen.

Gaza: Israelischer Luftangriff auf eine Schule tötet mindestens 29 Palästinenser – 10.7.2024, 16:31

Ein Sprecher des Krankenhauses sagte, dass unter den Toten mindestens sieben Frauen und Kinder seien und dass die Zahl der Toten wahrscheinlich noch steigen werde.

Bei einem israelischen Luftangriff auf eine Schule im südlichen Gazastreifen, die zu einer Notunterkunft umfunktioniert wurde, sind nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mindestens 29 Palästinenser getötet worden.

Nach Angaben des Ministeriums wurde das Tor der Al-Awda-Schule in der Stadt Abasan al-Kabira östlich von Chan Junis getroffen. Dort wurde die Zivilbevölkerung letzte Woche zur Evakuierung aufgefordert.

Das israelische Militär gab an, es habe einen „Terroristen des militärischen Flügels der Hamas“ ins Visier genommen, der an dem Anschlag vom 7. Oktober beteiligt gewesen sei.

Der Evakuierungsbefehl folgt auf die Evakuierung von Gaza-Stadt, wo Israel eine neue Bodenoffensive zur Verfolgung von Hamas-Kämpfern gestartet hat, die sich nach israelischen Angaben in dem Gebiet neu formieren.

Die Bewohner wurden aufgefordert, sich nach Süden in die Stadt Deir al-Balah zu begeben, da die schweren Bombardierungen im Norden die Schließung der medizinischen Einrichtungen in der Stadt erzwungen haben. Anwohner berichteten auch von Artillerie- und Panzerbeschuss sowie von Luftangriffen.

Über die Zahl der Opfer in Gaza-Stadt gibt es noch keine Informationen. Familien, deren Angehörige verwundet waren, riefen nach Krankenwagen, doch konnten die Rettungskräfte die meisten der betroffenen Stadtteile wegen der israelischen Operationen nicht erreichen, sagte Nebal Farsakh, ein Sprecher des Palästinensischen Roten Halbmonds.

Das Personal zweier Krankenhäuser – Al-Ahli und das Patients Friends Association-Krankenhaus – beeilte sich, Patienten zu verlegen. Beide Krankenhäuser mussten gezwungenermaßen nach Angaben der UN schließen. Farsakh sagte, alle drei medizinischen Einrichtungen des Roten Halbmonds in Gaza-Stadt seien auch geschlossen worden.

Zahlreiche Patienten wurden in das indonesische Krankenhaus im Norden des Gazastreifens verlegt, das zu Beginn des Krieges selbst Schauplatz schwerer Kämpfe war.

Das israelische Militär erklärte, es habe den Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen in Gaza-Stadt mitgeteilt, dass sie nicht evakuiert zu werden bräuchten. Die Krankenhäuser im Gazastreifen haben jedoch aus Angst vor Angriffen bei jedem Anzeichen einer möglichen israelischen Militäraktion oft geschlossen und Patienten verlegt.

In den vergangenen neun Monaten haben israelische Truppen mindestens acht Krankenhäuser besetzt und dabei den Tod von Patienten und medizinischem Personal sowie massive Zerstörungen an Einrichtungen und Ausrüstung verursacht.

Israel hat behauptet, die Hamas nutze Krankenhäuser für militärische Zwecke, hat hierfür aber nur in beschränktem Umfang Beweise vorgelegt. In Shijaiyah, einem Viertel von Gaza-Stadt, das seit Wochen von Kämpfen heimgesucht wird, haben die Truppen nach Angaben des Militärs Schulen und eine Klinik gestürmt und zerstört, die in militante Einrichtungen umgewandelt worden waren.

Nach Angaben des Amtes für humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen sind nur 13 der 36 Krankenhäuser in Gaza teilweise funktionsfähig.

Waffenstillstandsabkommen in Gefahr

Die Hamas hat davor gewarnt, dass die jüngsten Angriffe in Gaza-Stadt zum Scheitern der Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine Geiselbefreiung führen könnten.

Israel und die Hamas hatten sich in den letzten Tagen unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars offenbar angenähert.

CIA-Direktor William Burns traf sich am Dienstag mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah el-Sissi in Kairo, um die Verhandlungen zu besprechen, so el-Sissis Büro. Weitere Gespräche sollen in Katar geführt werden.

Doch es gibt weiterhin Hindernisse, selbst nachdem die Hamas sich bereit erklärt hat, von ihrer Hauptforderung abzulassen, dass sich Israel im Rahmen eines Abkommens zur Beendigung des Krieges verpflichtet. Die Hamas will immer noch, dass die Vermittler garantieren, dass die Verhandlungen mit einem dauerhaften Waffenstillstand enden.

Israel hat jede Vereinbarung abgelehnt, die es zwingen würde, den Krieg mit der Hamas unversehrt zu beenden.

Die Hamas warf dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag vor, den Verhandlungen weitere Hindernisse in den Weg zu legen, darunter die Operationen in Gaza-Stadt.

UN-Beamter: Kriterien für Hungersnot im Gazastreifen nicht erfüllt 

Ein hoher Funktionär des UN-Welternährungsprogramms bestätigt, dass keiner der Richtwerte für das Vorliegen einer Hungersnot im Gazastreifen erfüllt ist.

Als in der vergangenen Woche ein neuer Bericht einer Agentur für Ernährungssicherheit, die mit den Vereinten Nationen zusammenarbeitet, veröffentlicht wurde, machten die neuerlichen Meldungen einer »katastrophalen« Hungersituation und dem »hohen Risiko einer Hungersnot« im Gazastreifen weltweit mediale Schlagzeilen.

Doch monatelange Prognosen, die sich als ungenau erwiesen haben, eine kritische Überprüfung der Arbeit der Agentur durch ihren eigenen Expertenausschuss und das Eingeständnis eines UN-Beamten, die Daten des neuen Berichts stimmten nicht mit der daraus gezogenen Conclusio überein, werfen Fragen zu den Annahmen über die angeblich unsichere Ernährungslage im Gazastreifen auf und lassen glaubhafte Zweifel an den Anschuldigungen aufkommen, Israel lasse die Menschen im Gazastreifen vorsätzlich hungern.

In einem Überblick über den Bericht der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) heißt es, 495.000 Menschen seien noch immer von einer Hungersnot bedroht. Aus den Daten desselben Berichts geht jedoch hervor, dass 495.000 Menschen in den kommenden Monaten von einer Hungersnot bedroht sein könnten – aber nicht, dass sie derzeit betroffen sind.

Die Veröffentlichung des Papiers erfolgte nur wenige Wochen nach der Feststellung des IPC-Ausschusses zur Überprüfung der Hungersnot, dass deren Einschätzungen nicht plausibel sind, und zwar wegen falscher Annahmen, einer Missinterpretation der Daten und vor allem der Nichtregistrierung erheblicher Mengen an Nahrungsmitteln, die über den kommerziellen und privaten Sektor in den Gazastreifen gelangten. So wurden zuvor israelische Hilfslieferungen ebenso ignoriert wie jene des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen an Bäckereien im Norden des Gazastreifens.

Von Daten nicht gedeckt

Das IPC eröffnete den Überblick über seine Analyse dennoch mit der Feststellung, dass »im gesamten Gazastreifen ein hohes Risiko einer Hungersnot besteht, solange der Konflikt andauert und der humanitäre Zugang eingeschränkt ist«, wobei etwa 96 Prozent der Bewohner, also rund 2,15 Millionen Menschen, bis in den kommenden September von einem »hohen Maß an akuter Ernährungsunsicherheit« betroffen sein werden.

Das »gesamte Gebiet« wird als »Notfall« oder Phase vier der IPC eingestuft, wobei explizit 745.000 Menschen oder 33 Prozent der Bevölkerung genannt wurden. 495.000 weitere Personen oder 22 Prozent der Bewohner des Gazastreifens seien »immer noch mit einem katastrophalen Niveau akuter Ernährungsunsicherheit« oder IPC-Phase fünf konfrontiert, so der Überblick. »In dieser Phase erleben die Haushalte einen extremen Mangel an Nahrungsmitteln sowie Hunger und die Erschöpfung der Bewältigungskapazitäten.«

Den internationalen Nachrichtenberichten über eine drohende Hungersnot widersprechend, belegt eine Grafik in der IPC-Veröffentlichung, dass die Daten keine aktuelle Hungersnot widerspiegeln, sondern es sich um eine bloße Schätzung handelt, was in den nächsten Monaten passieren könnte.

Vom 1. Mai bis zum 15. Juni befanden sich nur fünfzehn Prozent der analysierten Bevölkerung des Gazastreifens in Phase fünf und nur 29 Prozent der Gazaner in Phase vier, wie aus einem Diagramm in der IPC-Übersicht hervorgeht. Doch selbst diese milderen Einschätzungen werden nun infrage gestellt.

Für die Einstufung, ob sich ein Gebiet in Phase fünf der Ernährungsunsicherheit befindet, also in der Phase einer Hungersnot, müssen zwei der drei IPC-Maßstäbe erfüllt sein. Dabei handelt es sich um die Sterblichkeitsrate (Hungertod von mindestens zwei Erwachsenen oder vier Kindern pro 10.000 Menschen); zweitens, ob mindestens ein Fünftel der Bevölkerung unter extremem Nahrungsmangel leidet, und drittens, ob der Grad der akuten Unterernährung dreißig Prozent übersteigt.

Arif Husain, WFP-Chefökonom und Direktor für Analyse, Planung und Leistung, gab bei der Pressekonferenz zum Bericht jedoch zu, dass keiner dieser drei Richtwerte erfüllt wurde. Gegenüber Jewish News Syndicate bekannte er, dass derzeit keine Zahlen über Hungertote in Gaza vorliegen. »Es geht nicht einmal darum, dass sie nicht verfügbar sind. Ich glaube nicht, dass sie überhaupt erhoben werden«, vermutet der Ökonom. Selbst nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums verhungerten im März lediglich zweiunddreißig Personen; im April war es eine.

Die Frage, warum das IPC immer wieder Einschätzungen und Prognosen zur Hungersnot abgebe, ohne seine eigenen Datenstandards zu erfüllen, beantwortet Husain mit der Irrelevanz der Klassifizierung: »Ob eine Situation als Hungersnot klassifiziert wird oder nicht ist nicht der Punkt. Es reicht nicht aus, zu sagen, ja, es gibt eine Hungersnot, das war’s. Wir müssen handeln und handeln, um eine Hungersnot abzuwenden.« Husain verwies auf jene 250.000 Menschen, die im Jahr 1992 in Somalia gestorben waren und von denen die Hälfte umkam, bevor eine Hungersnot ausgerufen wurde, und stellt so einen Zusammenhang zu den Geschehnissen im Gazastreifen her.

Dennoch hatten die Einschätzungen und Vorhersagen einer Hungersnot schwerwiegende Folgen für Israel, das sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt sah, die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen einzuschränken und Hunger als Waffe zu benutzen.

Vorwurf der vorsätzlichen Hungersnot 

Der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Karim Khan, nannte als ersten Grund den Vorwurf der vorsätzlichen Hungersnot, als er ankündigte, Haftbefehle gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant zu beantragen.

Die zur Grundlage der Anschuldigungen genommenen, von der IPC veröffentlichten Prognosen lagen jedoch weit daneben. Nach den IPC-Daten befanden sich im März etwa dreißig Prozent der Bewohner des Gazastreifens in Phase fünf. Obwohl IPC von einer Steigerung auf fünfzig Prozent bis Juli ausging, sank sie nach eigenen Angaben auf fünfzehn Prozent.

Nach Angaben des IPC befanden sich im März 39 Prozent der Einwohner in Phase vier, die durch extreme Nahrungsmittelknappheit, hohe Krankheits- und Unterernährungsraten und einen raschen Anstieg der hungerbedingten Todesfälle gekennzeichnet ist. Für Juli wurde diese Zahl auf 38 Prozent geschätzt, doch laut dem bislang letzten IPC-Bericht waren es im Juni nur 28 Prozent.

Der Informatiker und Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, Mark Zlochin, der unter anderem am Weizmann Institute of Science gearbeitet hat, erklärte gegenüber dem Jewish News Syndicate, die IPC-Prognosen scheinen »auf der Annahme zu beruhen, dass sich die Umstände nicht wesentlich ändern. Sie rechtfertigen das Scheitern ihrer Vorhersagen im Grunde damit, dass die Hilfslieferungen für den Gazastreifen erheblich zugenommen haben und dies den Trend umgekehrt hat.«

Die Prognosen »ignorieren auch die Tatsache, dass in den meisten Teilen des Gazastreifens, außer vielleicht in den nördlichen Gouvernements, seit Dezember ein Abwärtstrend bei mehreren Schlüsselindikatoren zu verzeichnen ist, sodass die Veränderung nicht wie behauptet erst im März begonnen hat«, analysiert Zlochin. »Was die neue Prognose angeht, so konnte ich, ehrlich gesagt, kein ernsthaftes Argument finden, das ihre Vorhersage stützt, der Prozentsatz der Haushalte in Phase fünf würde steigen, abgesehen von einem allgemeinen Herumgefuchtel.«

Sowohl die Indikatoren für die Sterblichkeit als auch für schwere Unterernährung »deuten höchstens auf Phase drei hin, sodass auch hier nicht klar ist, wie sie die Einstufung in Phase vier rechtfertigen«, so der Informatiker abschließend. »Derzeit wird die Möglichkeit einer flächendeckenden Phase fünf auch nicht mehr erwähnt, sondern nur noch auf die Ebene der einzelnen Haushalte abgestellt.«

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

UKRAINE

Karte der Ukraine

UNDERSTANDIG WAR (ISW)

Tägliche Updates des Institute for the Study of War (ISW) inkl. kurzfristig aktualisiertem Kartenwerk. Themen: Ukraine, Iran, China/Taiwan u.a.m.
Speziell für die Ukraine siehe hier (hinunterscrollen zu aktuellen Berichten).

n-tv aktuell UKRAINE

+++ 09:04 Zunahme von GPS-Störungen – ISW sieht immer intensivere hybride Kampagne aus Moskau +++
Die finnischen Behörden berichten über eine Zunahme von GPS-Störungen in der vergangenen Woche. Dabei sollen die meisten Störungen von GPS und Radar im Luft- und Seeverkehr aus Russland stammen, wie das Institute for the Study of War schreibt. Ein finnischer Seelotse berichte auf X, dass er schwere GPS- und Radarstörungen erlebte, während er Boote in der Nähe von Kotka und Hamina an der finnischen Südküste steuerte. Dabei sei das GPS auf 90 Prozent der Strecke zwischen der Lotsenstation Orrengrund und dem Hafen von Hamina nicht verfügbar gewesen. Dies deckt sich laut dem ISW mit Berichten über russische GPS-Störungen in den baltischen Staaten und anderen Gebieten Europas. Wahrscheinlich hätten die Russen vom Kaliningrader Gebiet aus auch das GPS eines Flugzeugs mit dem damaligen britischen Verteidigungsminister Grant Shapps gestört und Finnair gezwungen, mehrere Flüge von Finnland aus zu unterbrechen. Das Fazit des ISW: „Russlands offensichtliche GPS-Störungen sind wahrscheinlich Teil einer sich intensivierenden hybriden Kampagne Russlands, die direkt auf NATO-Staaten abzielt, um die Unterstützung für die Ukraine und die Einheit der NATO zu untergraben.“

Minister auf Rückflug von Polen GPS-Signal von britischem Regierungsflieger nahe Russland gestört

+++ 08:37 Kiew: Fünf russische Marschflugkörper abgefangen – Russen wollen offenbar Luftabwehr überlasten +++
Die ukrainische Luftwaffe fängt nach eigenen Angaben alle fünf Kalibr-Marschflugkörper vom Typ Kh-101 ab, die die russische Streitkräfte auf die Ukraine abgefeuert haben. Auch elf von 19 Drohnen seien zerstört worden. Hauptziel des russischen Angriffs sei die Stadt Starokostjantyniw gewesen, wo es einen wichtigen Militärflughafen gibt. Die Stadt liegt in der Oblast Chmelnyzkyj im westlichen Zentrum des Landes. Die elf Drohnen seien über insgesamt sechs Regionen abgefangen worden, teilt die Luftwaffe mit, darunter Sumy, Kiew, Chmelnyzkyj und Mykolajiw. Über den Verbleib der übrigen Drohnen macht die Luftwaffe keine Angaben. „Es ist wahrscheinlich, dass der Feind Nachahmer von Angriffsdrohnen einsetzt, um die Luftabwehr zu überlasten. Es gibt keine Informationen über Opfer oder Schäden.“

+++ 08:22 Grüne verteidigt Stationierungsplan: Es geht um Schutz +++
Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger rechtfertigt die geplante Aufrüstung mit weitreichenden US-Waffen in Deutschland. Sie verstehe, wenn viele Menschen dabei Assoziationen zum Kalten Krieg hätten, sagt die Verteidigungsexpertin im Deutschlandfunk. Die Maßnahmen seien aber kein Beitrag zum Wettrüsten, sondern dienten der Verteidigung. In den 80er Jahren hätten sich zwei Machtblöcke gegenübergestanden, die beide keine maximale Eskalation wollten, erläuterte Brugger. Gleichwohl habe es damals viele gefährliche Situationen gegeben. Heute gebe es mit Russland einen brutalen Aggressor, der Völkerrecht breche, auf Kriegswirtschaft umgestellt habe und einen brutalsten Krieg gegen die Ukraine führe. Es gehe mit dem Stationierungsplan daher um Zusammenhalt und Schutz, aber nicht um Aggression.

+++ 07:53 Geschockt über Angriff auf Kinderklinik: Russischer Pilot leakte offenbar Daten von Kommandeuren +++
Ein russischer Pilot soll dem ukrainischen Militärgeheimdienst (HUR) vertrauliche Informationen übermittelt haben, die zur Identifizierung von 30 Kommandeuren der russischen schweren Bomberflugdivision beitrugen. Dies berichtet „Kyiv Independent“ unter Berufung auf eine vertrauliche Quelle aus dem Geheimdienst. Der russische Pilot, der in der 22. schweren Bomberflugdivision dienen soll, kontaktierte demnach den HUR am 8. Juli nach dem verheerenden russischen Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Kiew. Dieser habe ihn so schockiert, dass er sich zu dem Schritt entschieden habe. Der Pilot soll persönliche Informationen, einschließlich Fotos und anderer vertraulicher Dokumente, über 30 russische Kommandeure weitergegeben haben.

+++ 07:28 Rheinmetall-Chef: Russischer Abnutzungskrieg kann noch ewig dauern +++
Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger geht davon aus, dass sich der Krieg in der Ukraine noch lange hinziehen kann. Der derzeitige Abnutzungskrieg schade den Russen zwar auch. „Aber dauern kann er noch ewig, Russland hat seine Industrie komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt“, sagt der Manager im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Papperger rechnet dadurch auch mit anhaltendem Wachstum für den Düsseldorfer Rüstungskonzern. In diesem Jahr soll der Umsatz um 40 Prozent zulegen.

+++ 07:05 Anschlagspläne gegen Rheinmetall-Chef? Mutmaßliche russische Agenten waren wohl bereits in der EU +++
Die Gefahr für Rheinmetall-Chef Armin Papperger durch mögliche Attentatspläne war offenbar konkreter als bekannt. Nach Informationen des „Spiegel“ aus Sicherheitskreisen beobachteten westliche Nachrichtendienste in den vergangenen Monaten auffällige Reisen mutmaßlicher Agenten. Die Männer sollen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen, mindestens einer aus Russland. Teils seien sie bereits im Schengen-Raum gewesen, teils hätten Einreisen bevorgestanden. Verdächtige seien sowohl in der Nähe der Rheinmetall-Zentrale als auch an Reisezielen von Papperger im Ausland festgestellt worden. Leitende Beamte mutmaßen, dass es sich um „Proxies“ russischer Geheimdienste gehandelt haben könnte – also von Moskau angeheuerte Handlanger.

Handlanger nahe Konzernzentrale? Mutmaßliche Rheinmetall-Attentäter waren bereits in EU eingereist

+++ 06:49 Heusgen: Berlin unterschätzt noch immer Ernst der Lage +++
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, kritisiert den Großteil der Bundesregierung für ihre Kommunikation zum Ukraine-Krieg. „In Deutschland redet der Verteidigungsminister Tacheles und spricht davon, dass wir kriegstüchtig werden müssen.“ Dessen Kabinettskollegen unterschätzten aber immer noch den Ernst der Lage. „Ich habe bis heute das Gefühl, dass die meisten verantwortlichen Politiker glauben, dass sie der Bevölkerung keinen reinen Wein einschenken und sagen können: ‚Wir haben es mit einer Aggression wie im Kalten Krieg zu tun'“, beklagt er. Kremlchef Wladimir Putin habe sich zum Ziel gesetzt, die alte Sowjetunion wiederherzustellen. „Bei uns wird das alles noch immer ein bisschen heruntergespielt“, so Heusgen „Man muss den Menschen reinen Wein einschenken und ihnen klar sagen, was Russland alles an Verträgen gebrochen hat, wie Russland aufrüstet, dass Russland in Kaliningrad nuklearfähige Raketen stationiert hat, die Deutschland erreichen können.“

+++ 06:22 Spionage für Russland: Australisches Ehepaar festgenommen +++
Zwei australische Staatsbürger russischer Herkunft werden in Australien wegen Spionagevorwürfen festgenommen. Das 40 und 62 Jahre alte Ehepaar werde beschuldigt, Material der australischen Streitkräfte beschafft zu haben, um es an die russischen Behörden weiterzugeben, teilt die australische Nationalpolizei mit. Bei der Ehefrau handelt es sich um eine Soldatin der australischen Streitkräfte. Die australischen Behörden werfen dem Ehepaar die Vorbereitung eines Spionagedelikts vor. Darauf steht eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft. Das Paar zu enttarnen, sei eine komplexe Operation einer speziellen Taskforce der Polizei und des Geheimdienstes gewesen, so Bundespolizeikommissar Reece Kershaw.

+++ 05:55 Entsetzen nach Bericht über Mordpläne: „Das Putin-Regime trachtet nun auch deutschen Staatsbürgern nach dem Leben“ +++
Der CNN-Bericht über angebliche russische Anschlagspläne gegen Rheinmetall-Chef Armin Papperger sorgt in Deutschland für Entrüstung. „Es zeigt sich einmal mehr, dass Russland seinen Krieg und seinen Terror auch nach Europa trägt“, sagt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber von der FDP der „Bild“-Zeitung. „Das Putin-Regime trachtet nun auch deutschen Staatsbürgern nach dem Leben.“ Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth von der SPD, sagt dem Blatt, Kremlchef Wladimir Putin führe „nicht nur einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen ihre Unterstützer und unsere Werte“. US-Geheimdienste sollen laut CNN Anfang des Jahres Pläne der russischen Regierung zu Pappergers Ermordung aufgedeckt haben. Demnach wurde daraufhin die deutsche Seite informiert und der 61-Jährige in der Folge besonders geschützt.

Warnung aus den USA CNN: Russisches Attentat auf Rheinmetall-Chef vereitelt

+++ 05:18 Ungarn wirft NATO-Partnern Doppelmoral vor +++
Die ungarische Regierung wirft den NATO-Partnern zum Abschluss des Bündnisgipfels in Washington Doppelmoral und Versagen im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor. „Wir werden weiterhin für Dialog und diplomatische Kanäle eintreten, da die derzeitige Strategie der letzten zweieinhalb Jahre ein totaler Fehlschlag war“, sagt Außenminister Peter Szijjarto nach Angaben eines Sprechers in einer Sitzung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Szijjarto vertrat dort Regierungschef Viktor Orban, der den Gipfel vorzeitig verlassen hatte, um den früheren US-Präsidenten Donald Trump in Florida zu treffen.

Fünf Erkenntnisse aus Washington: NATO macht sich „trumpfester“ und spinnt Stroh zu Gold

+++ 04:35 Großbritannien fordert NATO-Verbündete zur Erhöhung der Verteidigungsaufgaben auf +++
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer kündigt auf dem NATO-Gipfel in Washington einen Fahrplan seiner Regierung an, die Verteidigungsausgaben auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Gleichzeitig fordert er die anderen Verbündeten auf, ihre Verteidigungsausgaben ebenfalls zu erhöhen. 23 der 32 Mitglieder des Bündnisses würden derzeit zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung ausgeben, angesichts der ernsten Bedrohungen für die Sicherheit müsse aber mehr getan werden, so Starmer.

+++ 03:30 Biden: Würde mit Putin reden, wenn er veränderungsbereit wäre +++
US-Präsident Joe Biden sieht aktuell keinen Sinn darin, Gespräche mit Kremlchef Putin zu führen. Generell sei er bereit, mit jedem Staats- und Regierungschef zu sprechen – auch etwa mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, betont Biden bei der Pressekonferenz im Anschluss an den NATO-Gipfel. Das gelte auch, wenn Putin ihn anrufen würde. „Ich will damit sagen, dass ich bereit bin, mit jedem zu reden, aber ich sehe keine Bereitschaft dazu“, sagt Biden. Putin müsse bereit sein, sein Verhalten zu ändern.

+++ 02:32 Aufbau von NATO-Kommando in Wiesbaden startet +++
In Wiesbaden beginnt heute der Aufbau des neuen NATO-Ukraine-Kommandos zur Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte. Der Oberbefehlshaber für Europa werde allerdings vermutlich noch einige Monate brauchen, bis er das Kommando so aufgestellt habe, dass es alle geplanten Aufgaben übernehmen könne, erklären Bündnisvertreter am Rande des NATO-Gipfels in Washington. Bis dahin würden weiterhin die US-Streitkräfte die Koordinierungsaufgaben übernehmen. Der Einsatz soll auch eine Vorkehrung für den Fall einer möglichen Rückkehr von Donald Trump ins US-Präsidentenamt ab Januar 2025 sein.

+++ 01:58 Scholz lehnt unbeschränkten Waffen-Einsatz gegen Russland ab +++
Bundeskanzler Olaf Scholz weist die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach einer Aufhebung aller Auflagen für den Einsatz westlicher Waffen gegen russisches Territorium zurück. „Niemand hat eine Veränderung der bisherigen Maßgaben und Richtlinien vor – aus gutem Grund“, sagt der SPD-Politiker zum Abschluss des NATO-Gipfels. Man wolle die Ukraine maximal unterstützen, aber eine Eskalation des Krieges zu einem Krieg zwischen Russland und der NATO verhindern, so Scholz. Selenskyj geht es vor allem um Militärstützpunkte im russischen Hinterland, von denen Raketenangriffe auf die Ukraine ausgehen. Bei den Angriffen an Montag auf ukrainische Städte starben mehr als 40 Zivilisten, unter ihnen auch Kinder.

Scholz fürchtet Eskalation Selenskyj will freie Hand für Waffeneinsatz in Russland

+++ 01:25 Scholz zu Anschlagsbericht: Kennen die Bedrohungen +++
Im Zusammenhang mit einem Medienbericht über eine deutsch-amerikanische Abwehr russischer Anschlagspläne gegen Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat Kanzler Olaf Scholz auf russische Bedrohung hingewiesen. „Ich werde dazu im Einzelnen nichts sagen“, sagt Scholz auf dem NATO-Gipfel in Washington. „Aber gleichzeitig würde ich Ihnen gerne sagen, dass wir schon sehr genau wissen, dass wir uns auf vielfältige Weise Bedrohungen seitens russischer Aktivitäten ausgesetzt sehen.“

+++ 00:40 UN fordern Russland zum Rückzug aus AKW Saporischschja auf +++
Die Generalversammlung der UN fordert Russland zum Rückzug aus dem ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja auf. Russland solle sein „militärisches und anderes nicht autorisiertes Personal“ abziehen und die Anlage wieder unter die volle Kontrolle der ukrainischen Behörden stellen, heißt es in einer UN-Resolution, die mit 99 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen und 60 Enthaltungen verabschiedet wurde. Das Kernkraftwerk Saporischschja, das größte in Europa, wurde von Russland kurz nach dem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 eingenommen. Es ist zwar abgeschaltet, benötigt aber externe Energie, um das Kernmaterial kühl zu halten und eine Kernschmelze zu verhindern.

+++ 23:36 Pistorius rechnet mit Korrektur im Haushalt 2025 +++
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ist überzeugt, dass es im Haushaltsentwurf 2025 noch Änderungen zugunsten des Verteidigungsetats geben wird. „Ich gehe davon aus, dass weitere Gespräche noch zu Veränderungen führen“, sagt der SPD-Politiker in der ARD. Er werde nicht aufhören, anzumahnen, die Bundeswehr so auszustatten, dass die ihre Aufgabe erfüllen könne.

+++ 22:46 Kreml: „Sind auf dem besten Weg zu einem Kalten Krieg“ +++
Russland kritisiert die geplante Stationierung von US-Waffen mit großer Reichweite in Deutschland als Rückkehr in den Kalten Krieges. „Wir sind auf dem besten Weg zu einem Kalten Krieg. Das alles gab es schon einmal“, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow dem russischen Staatsfernsehen. Peskow wirft Deutschland, den USA, Frankreich und Großbritannien vor, direkt in den Konflikt um die Ukraine verwickelt zu sein. „Und alle Merkmale des Kalten Krieges kehren zurück – mit Konfrontation, mit direkter Auseinandersetzung zwischen Gegnern“, sagt er. „Das alles wird mit dem Ziel unternommen, unser Land zu unterminieren. Das wird alles getan, um unsere strategische Niederlage auf dem Schlachtfeld zu garantieren“, betont Peskow. Im Kalten Krieg herrschte allerdings Frieden in Europa. 2014 begann Russland seinen Krieg gegen die Ukraine, den es 2022 noch einmal massiv ausweitete.

+++ 21:34 Selenskyj: Auflagen für westliche Waffen müssen enden +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert beim NATO-Gipfel in Washington erneut die Aufhebung aller Auflagen für den Einsatz westlicher Waffen gegen russisches Staatsgebiet. „Wenn wir siegen und unser Land bewahren wollen, dann müssen all diese Einschränkungen aufgehoben werden“, betont der ukrainische Staatschef. Es gehe dabei vor allem Militärstützpunkte im russischen Hinterland, von denen Raketenangriffe ausgehen. „Wenn sie uns angegriffen und unsere Kinder getötet haben, ist es verrückt zu fragen, warum wir diese Militärbasis nicht angreifen dürfen“, so Selenskyj.

Raketen gegen kranke Kinder In Kiew kann man sehen, was Putin wirklich will

+++ 20:58 USA kündigen weiteres Hilfspaket mit Patriot-System an +++
US-Präsident Joe Biden kündigt ein weiteres Hilfspaket für die Ukraine im Wert von 225 Millionen Dollar an. Teil des Pakets ist ein Patriot-System, das die Luftabwehr des Landes gegen die russischen Luftangriffe stärken soll. Zudem beinhaltet das Paket Flugabwehrraketen des NASAMS-Systems, Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS sowie Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter, teilt die US-Regierung mit. Die Waffen stammen den Angaben zufolge aus Beständen des US-Militärs.

+++ 20:19 Stoltenberg wirft Russland Einschüchterungskampagne vor +++
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg berichtet von einer russischen Kampagne feindseliger Handlungen gegen die Allianz. Sie solle die NATO-Mitglieder einschüchtern und davon abhalten, die Ukraine zu unterstützen. Das Vorgehen habe jedoch den gegenteiligen Effekt, sagt Stoltenberg anlässlich des NATO-Gipfels in Washington.

+++ 19:40 Mangott: NATO-Signal an die Ukraine „bedeutet gar nichts“ +++
Als Zugeständnis an die Ukraine steht im Abschlusspapier des NATO-Gipfels, dass das Land sich auf einem „unumkehrbaren Weg“ zu einer Mitgliedschaft befindet. Sicherheitsexperte Gerhard Mangott hält die Formulierung für de facto bedeutungslos und ordnet im ntv-Interview die NATO-Kritik an China ein.

Mangott zu Beitritts-Zugeständnis NATO-Signal an die Ukraine „bedeutet gar nichts“

+++ 19:02 Russlands Botschafter in Berlin warnt vor US-Waffen +++
Russlands Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, warnt die Bundesregierung vor einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zwischen Moskau und Berlin, sollten die USA ab 2026 weitreichende Waffen dort stationieren. „Es ist zu hoffen, dass die deutschen politischen Eliten noch einmal abwägen, ob ein solch destruktiver und gefährlicher Schritt, der weder zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland noch des europäischen Kontinents insgesamt beiträgt, ratsam ist. Ganz zu schweigen von dem irreparablen Schaden für die deutsch-russischen Beziehungen“, sagt Netschajew.

Stationierung von Tomahawks Scholz: Deutschland braucht „Schutz mit Abschreckung“

+++ 18:13 Wiegold über Tomahawk-Pläne: Interessanter wird ein anderes Waffensystem +++
Noch vor einer möglichen Wiederwahl Trumps soll Deutschlands militärische Abwehr hochgefahren werden. Dazu gehört die Stationierung US-amerikanischer Langstreckenwaffen. Militärexperte Thomas Wiegold erläutert Umfang und Bedeutung der Maßnahme.

Tomahawk nur Teil der Pläne Wiegold: „Interessanter wird ein anderes Waffensystem“

+++ 17:30 CNN: Russisches Attentat auf Rheinmetall-Chef vereitelt +++
Die USA und Deutschland sollen nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN russische Pläne vereitelt haben, auf den Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, ein Attentat zu verüben. Dem Bericht zufolge standen die Pläne im Zusammenhang mit Waffenlieferungen an die Ukraine. Den Geheimdienstquellen zufolge gebe es mehrere Pläne zur Ermordung von Führungskräften der Rüstungsindustrie in ganz Europa.

Warnung aus den USA CNN: Russisches Attentat auf Rheinmetall-Chef vereitelt

+++ 17:02 Berichte: Orban will nach NATO-Gipfel Trump treffen +++
Ungarns Regierungschef Viktor Orban will nach dem NATO-Gipfel übereinstimmenden Medienberichten zufolge Ex-Präsident Donald Trump treffen. Noch am Donnerstag wolle der ungarische Ministerpräsident zu dem Republikaner nach Florida reisen, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Person aus Trumps Wahlkampfteam. Die britische Zeitung „Guardian“ meldet unter Berufung auf eine Quelle aus dem Umfeld Orbans, das Treffen werde in Trumps Residenz Mar-a-Lago stattfinden. Eine offizielle Bestätigung zu dem Treffen gab es bislang nicht.

Neue EU-Fraktion gegen Kiew Putin trennt Orbans „Patrioten“ vom Rest der Rechtsradikalen

+++ 16:11 Masala: Russland kann „jeden Punkt in Europa angreifen“ +++
Vom NATO-Gipfel soll mit der Beitrittsaussage zur Ukraine ein Zeichen an Putin gesendet werden. Das jedoch fällt in den Augen von Politikwissenschaftler Carlo Masala viel zu schwach aus. Gleichzeitig versucht das Bündnis mit der Stationierung neuer Raketen eine von zwei Lücken in der Verteidigung zu schließen.

NATO versucht, Lücke zu schließen Masala: Russland kann „jeden Punkt in Europa angreifen“

+++ 15:31 Mitglieder ukrainischer Sturmbrigade touren durch Deutschland +++
Mitglieder der dritten Sturmbrigade der ukrainischen Streitkräfte reisen im Rahmen einer Tour durch Europa, um für den Dienst in der Einheit zu werben. Das meldet der Pressedienst der Brigade auf Facebook. Demnach werden Soldaten der Einheit unter anderem Warschau, Breslau, Berlin, Hamburg, Rotterdam, Brüssel, Prag und Vilnius besuchen. „Kommen Sie zu den Treffen mit den echten Kämpfern der Brigade, die in den Kämpfen in Bachmut, Awdijiwka und der Region Charkiw dabei waren“, heißt es in der Ankündigung. „Sie werden Ihnen unzensiert alles über ihren Dienst und die epischen Geschichten von der Front erzählen. Sie können alles fragen, was Sie schon lange wissen wollten.“ Die Veranstaltungen werden in ukrainischer Sprache abgehalten.

Auftritte in ganz Europa Soldaten ukrainischer Sturmbrigade touren durch Deutschland

+++ 14:49 Moskau meldet Einnahme eines weiteren Dorfes +++
Die russische Armee nimmt nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine ein. Die Truppen hätten „das Dorf Woschod befreit“, das in der Region Donezk etwa 30 Kilometer nordwestlich der gleichnamigen Hauptstadt der Region liegt, erklärt das Ministerium. Das Dorf befindet sich in der Nähe von Otscheretyne in einem Frontabschnitt, in dem den russischen Truppen in den vergangenen Wochen schnelle Geländegewinne gelungen sind. Die Einnahme der Siedlung Otscheretyne hatte Moskau bereits Anfang Mai gemeldet. Die Region Donezk zählt mit Luhansk, Cherson und Saporischschja zu den ukrainischen Regionen, die Moskau im September 2022 für annektiert erklärt hatte. Derzeit finden dort nach ukrainischen Angaben die heftigsten Kämpfe an der gesamten Frontlinie statt.

+++ 14:16 Kreml nennt NATO-Beschluss Bedrohung für Russland +++
Moskau bezeichnet die NATO-Beschlüsse zur Ukraine als Bedrohung der eigenen Sicherheit. Die Entscheidung, die Ukraine früher oder später in die Allianz aufzunehmen, verdeutliche das Hauptziel des Bündnisses, Russland kleinzuhalten und dem Land eine strategische Niederlage zuzufügen, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Das ist eine sehr ernste Bedrohung für die nationale Sicherheit unseres Landes. Das erfordert von uns durchdachte und koordinierte Antwortmaßnahmen zur Eindämmung der NATO, zur Gegeneindämmung der NATO“, sagt er vor Journalisten in Moskau.

+++ 13:46 Moskau erstmals seit Langem wieder Ziel von Drohnenangriff +++
Bei den gegenseitigen nächtlichen Drohnenattacken zwischen Russland und der Ukraine wird erstmals seit längerer Zeit Moskau wieder Ziel eines Angriffs. Der Vorfall sei glimpflich ausgegangen, die Drohne schon südlich von Moskau nahe der Kleinstadt Stupino abgeschossen worden, teilt der Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Sergej Sobjanin, auf Telegram mit. Zuletzt hatte Sobjanin vor einem Monat einen versuchten Angriff gemeldet. Moskau liegt 700 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. In einem russischen Dorf in der Region Belgorod nahe der Ukraine kommt indes nach Behördenangaben ein Mann durch einen Drohnentreffer auf einen PKW ums Leben. In der Grenzstadt Schebekino seien sieben weitere Menschen durch Beschuss verletzt worden, teilt Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit.

+++ 13:20 Botschaft aus Belarus: China hält Manöver nahe Polen ab +++
Es ist ein klares Signal an den Westen: Während die NATO in Washington tagt, halten China und Belarus ein Manöver an der Grenze zu Polen ab. Die gemeinsamen Übungen fänden in der belarussischen Grenzstadt Brest statt, teilt das chinesische Verteidigungsministerium mit. Das Manöver mit dem Namen „Falkenangriff 2024“ startete demnach am Montag und soll bis Mitte Juli dauern. Angaben aus Minsk zufolge handelt es sich um ein „Anti-Terror-Manöver“. Wie viele Soldaten daran teilnehmen, wurde nicht bekannt.

+++ 12:55 „Ukrainer sorgen sich, dass Putin am Ende recht behält“ +++
Keine mehrjährigen Zusagen und eine ungewisse Beitrittsperspektive – der NATO-Gipfel in Washington löst in der Ukraine Trauer und Sorge aus. ntv-Reporterin Kavita Sharma berichtet aus Dnipro über die ersten Reaktionen auf die Ankündigungen des Verteidigungsbündnisses.

Reaktionen auf NATO-Gipfel „Ukrainer sorgen sich, dass Putin am Ende recht behält“

+++ 12:31 Stationierung weitreichender US-Waffen: Grüne irritiert über Kanzler-Schweigen +++
Führende Grüne äußern sich irritiert zum Schweigen von Kanzler Olaf Scholz angesichts der geplanten Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland. Es sei nachvollziehbar, dass sich viele Menschen deswegen Sorgen machten, sagt Fraktionschefin Katharina Dröge im „Frühstart“ von ntv. „Deswegen wäre es aus meiner Sicht auch richtig, dass der Bundeskanzler diese Fragen öffentlich erklärt und beantwortet. Dafür trägt er aus meiner Sicht die Verantwortung.“ Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni, verlangt von Scholz eine Erklärung zum Hintergrund der geplanten Stationierung. Es irritiere, dass Scholz sich zu der Ankündigung am Rande des NATO-Gipfels noch nicht geäußert habe. „Es kann sogar Ängste verstärken und lässt Raum für Desinformation und Verhetzung“, sagt Nanni der „Rheinischen Post“. Sie beklagt auch, dass Scholz bisher nur „spärlich die tatsächliche Bedrohungslage der NATO thematisiert“ habe. Für eine stärkere militärische Abschreckung zum Schutz der NATO-Partner in Europa wollen die USA in Deutschland von 2026 an zeitweise Marschflugkörper vom Typ Tomahawk und andere weitreichende Waffen stationieren.

Grüne begrüßt NATO-Beschlüsse Dröge fordert von Scholz Erklärung zu US-Waffen in Deutschland

+++ 11:57 Ukraine beschlagnahmt Frachter mit von Russen erbeutetem Getreide +++
Die Ukraine beschlagnahmt im Schwarzen Meer vor der Region Odessa ein ausländisches Frachtschiff wegen des Vorwurfs von illegalem Getreideexport. Der Kapitän sei wegen des Verdachts festgenommen worden, er und die zwölf anderen Besatzungsmitglieder hätten Russland beim Export von ukrainischem Getreide von der annektierten Halbinsel Krim geholfen, teilte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU mit. Das Schiff sei unter der Flagge eines zentralafrikanischen Landes gefahren und habe wiederholt im Krimhafen von Sewastopol angelegt, um landwirtschaftliche Produkte aus russischen „Plünderungen“ in der Ukraine zu laden. Der Kapitän stamme aus einem Land im Südkaukasus.

+++ 11:31 Ansturm auf Ukrainer-Freiwilligenlegion in Polen +++
Laut dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski melden sich in dem Land Tausende Ukrainer für eine freiwillige Legion an. Das berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Aussagen Sikorskis in Washington beim NATO-Gipfel. Demnach sagt er: „In Polen beginnen wir mit der Ausbildung der ersten ukrainischen Brigade, die aus Freiwilligen in Polen besteht. Wir haben bis zu einer Million Ukrainer beiderlei Geschlechts, und mehrere Tausend von ihnen haben sich bereits für diese Wehrpflicht gemeldet.“ Polen wolle sich um die Ausbildung und Ausrüstung der Freiwilligen kümmern und diese dann der Ukraine als Einheit zur Verfügung stellen. „Wenn jedes europäische Land dies tun würde, hätte die Ukraine mehrere Brigaden“, so Sikorski.

+++ 11:19 Litauen liefert der Ukraine mehr Munition und Drohnenabwehr +++
Litauen leistet der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland geleistet. Die ukrainische Armee habe Munition und Ausrüstung zur Abwehr von Drohnen erhalten, teilt das Verteidigungsministerium in Vilnius mit. Auch Klappbetten seien übergeben worden. Zum Wert der neuen Hilfen macht das Verteidigungsministerium keine Angaben. Litauen gehört zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine. Der Baltenstaat mit rund 2,8 Millionen Einwohnern hat nach eigenen Angaben seit dem russischen Angriff militärische Hilfe in Höhe von etwa 641 Millionen Euro geleistet.

+++ 10:50 „Ich bereue nichts“: Russischem Kriegsgegner wird vor Gericht Ton abgestellt +++
In Russland bekräftigt der inhaftierte Menschenrechtler Oleg Orlow bei einer Anhörung vor Gericht seinen Vorwurf einer „Massenunterdrückung“. Er stehe zu seiner Kritik, sagte der 71-jährige Co-Vorsitzende der 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsorganisation Memorial. „Ich bereue nichts und habe kein schlechtes Gewissen. Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt er bei der Anhörung in einem überfüllten Gerichtssaal in Moskau, an der er per Videoverbindung aus einem etwa 750 Kilometer entfernten Gefängnis teilnahm. „Wenn es im Land zu Massenunterdrückung kommt, bin ich an der Seite der Verfolgten, und auf diese Weise helfe ich“, fuhr Orlow fort, bevor der Ton seiner Videoverbindung abgeschaltet wurde. Orlow wurde im Februar zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen hat.

Wegen Kritik an Ukraine-Krieg Moskauer Gericht verurteilt Menschenrechtler Orlow

+++ 10:30 Polen plant Rekord-Verteidigungsetat +++
Polen will seinen Verteidigungsetat im nächsten Jahr um etwa zehn Prozent auf einen neuen Höchstwert steigern. „Das Budget des Verteidigungsministeriums wird das höchste in der Geschichte Polens sein, es wird etwa zehn Prozent höher sein als im Jahr 2024“, sagt der stellvertretende Verteidigungsminister Cezary Tomczyk dem Sender TVN24. „Es wird ein Rekordbudget sein“, höher nicht nur nominal, sondern auch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt.

Kaum mehr Geld für Bundeswehr Der Ampelhaushalt ist feige und fatal

+++ 10:07 Moskau nennt Armeniens NATO-Annäherung ein Risiko +++
Russland kritisiert die Teilnahme des ehemaligen Verbündeten Armenien am NATO-Gipfel in Washington. Armenien gehe durch die Zusammenarbeit mit der NATO das Risiko einer Destabilisierung der Südkaukasus-Region ein, sagt Vizeaußenminister Michail Galusin laut der russischen Nachrichtenagentur RIA. Zudem untergrabe Armenien damit seine eigene Sicherheit. Armenien ist um eine Lösung aus dem russischen Einflussbereich bemüht und will das von Russland geführte Militärbündnis Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) verlassen. Hintergrund ist, dass sich Armenien in einem Territorialstreit mit Aserbaidschan -beides ehemalige Sowjetrepubliken – enttäuscht von Russland abgewandt hat. Die angebliche Umzingelung durch die NATO diente Russland auch als Argument für den umfänglichen Krieg gegen die Ukraine.

+++ 09:48 Russland kündigt Reaktion auf US-Langstreckenraketen in Deutschland an +++
Russland will nach eigenen Angaben auf die geplante Stationierung von US-Langstreckenraketen in Deutschland mit militärischen Maßnahmen reagieren. Dies berichten die staatliche Medien unter Berufung auf den russischen Vize-Außenminister Sergej Rjabkow, ohne konkrete Details dazu zu nennen. Die Entscheidung, die Raketen in Deutschland zu stationieren, ziele darauf ab, die Sicherheit Russlands zu beeinträchtigen, wird Rjabkow zitiert. Die USA und Deutschland hatten am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung angekündigt, dass ab 2026 neue US-Langstreckenwaffen in Deutschland stationiert werden sollen, wie Tomahawk-Marschflugkörper und derzeit noch in der Entwicklung befindliche Hyperschallraketen. Dies soll als Beitrag der USA „zur integrierten europäischen Abschreckung“ dienen.

„Kettenglied im Eskalationskurs“ Russland will auf US-Langstreckenwaffen „militärisch“ reagieren

+++ 09:13 Medwedew fordert endgültige Zerschlagung „der Bestie“ +++
Für die Hardliner in Moskau scheint ein Frieden in der Ukraine keine Option zu sein: So deutete der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates und ehemalige Präsident, Dimitri Medwedew, bei Telegram an, dass Russland seinen Krieg weiterführen würde, auch wenn die Ukraine auf Moskaus Friedensbedingungen eingehen würde. Konkret schreibt Medwedew, selbst wenn die Papiere unterzeichnet wären und „die Niederlage akzeptiert wird“ – wofür er einen Regierungswechsel in Kiew vorauszusetzen scheint – würden die „verbliebenen Radikalen nach einer Umgruppierung der Kräfte früher oder später wieder an die Macht kommen“. Das wäre die Zeit für Russland, „die Bestie endgültig zu zerschlagen“. Als „Radikale“ sieht Moskau die bei ihr verhasste prowestliche Selenskyj-Regierung und deren Anhänger. Zudem spricht Medwedew davon, die verbliebenen ukrainischen Gebiete „in den Schoß des russischen Landes“ zurückzuführen. Mit anderen Worten: Russland müsse die gesamte Ukraine erobern und unter russische Herrschaft stellen, nicht nur die vier bereits illegal annektierten östlichen Regionen.

Friedensangebot nur ein Manöver? Medwedew fordert endgültige Zerschlagung der „Bestie“

+++ 08:46 Kiew meldet russischen Beschuss mit Raketen und Drohnen +++
russischen Streitkräfte feuern nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe am frühen Morgen zwei ballistische Raketen vom Typ Iskander-M und sechs iranische Schahed-Drohnen auf Ziele in der Ukraine ab. Beim Raketenangriff auf die Region Sumy im Nordosten sei ein Mensch verletzt worden, teilen örtliche Behörden mit. Alle sechs Drohnen werden nach ukrainischen Militärangaben über vier Regionen abgefangen und zerstört. Der Gouverneur der Region Mykolajiw teilt mit, Trümmer einer Drohne hätten in offenem Gelände einen Brand verursacht, der inzwischen gelöscht worden sei. Es habe keine Opfer gegeben. Die Behörden in den westlichen Regionen Lwiw, Iwano-Frankiwsk und Chmelnyzkyj melden weder Opfer noch Schäden an der zivilen Infrastruktur.

+++ 08:17 Ukrainische Soldaten plagen Schuldgefühle +++
Die ukrainische Mörsereinheit lädt mit geübten Handgriffen nach und feuert Granaten zur Unterstützung der Kameraden an der Front. Doch die Munition reicht längst nicht mehr. Für die Soldaten ein schwer erträglicher Zustand, wie ntv-Reporterin Kavita Sharma berichtet.

Hilflos durch Munitionsmangel ntv-Reporterin begleitet Mörser-Einheit an Ukraine-Front

+++ 07:49 Pistorius: Müssen selbst Langstreckenwaffen entwickeln +++
Die Entscheidung der US-Regierung, in Deutschland ab 2026 Langstreckenwaffen zu stationieren, schließt nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine „ernstzunehmende Fähigkeitslücke“ in Europa. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, dass ein anderer US-Präsident die am Mittwoch bekannt gegebenen Pläne wieder revidieren würde. Die zeitlich befristete Stationierung bedeute aber auch, dass damit „ganz klar die Erwartung der USA zu Recht verbunden (ist), dass wir selber investieren in Entwicklung und Beschaffung von derartigen Abstandswaffen“. Die temporäre Stationierung werde Deutschland die Zeit geben, die man dafür brauche. Unter anderem wollen die USA ab 2026 Tomahawk-Marschflugkörper und noch in der Entwicklung befindliche Überschallwaffen (Hypersonic) in Deutschland stationieren.

NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE

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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN

POLITIK: Ukraine bekommt mehr Munition und Drohnenabwehr von Litauen

VILNIUS (dpa-AFX) – Litauen hat der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland geleistet. Die ukrainische Armee habe Munition und Ausrüstung zur Abwehr von Drohnen erhalten, teilte das Verteidigungsministerium in Vilnius mit. Auch Klappbetten seien übergeben worden. Zum Wert der neuen Hilfen machte das Verteidigungsministerium keine Angaben.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Bei militärischer Ausrüstung ist sie weitgehend von westlicher Unterstützung abhängig.

Das EU- und Nato-Land Litauen gehört zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine. Der Baltenstaat mit rund 2,8 Millionen Einwohnern hat nach eigenen Angaben seit dem russischen Angriff militärische Hilfe in Höhe von etwa 641 Millionen Euro geleistet./awe/DP/mis

Bevölkerung der Ukraine könnte bis 2052 um 31 Prozent schrumpfen – APA

Russlands Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat zu einer der größten Migrationsbewegungen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Bis Mitte 2023 sind 5,9 Mio. Menschen aus der Ukraine geflüchtet, weitere 5,1 Mio. Personen wurden innerhalb des Landes vertrieben. Österreichische Demographinnen und Demographen prognostizieren nun einen weiteren massiven Bevölkerungsrückgang bis 2052, im schlimmsten Fall könnte die Einwohnerzahl des Landes um 31 Prozent schrumpfen.

In der neuen Ausgabe des alle zwei Jahre erscheinenden „European Demographic Data Sheet“ hat ein Forschungsteam des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des – von ÖAW, Uni Wien und Internationalem Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) getragenen – Wiener Wittgenstein Centre Bevölkerungstrends in 45 europäischen Ländern untersucht und visualisiert. Unter anderem haben sie dabei die langfristigen Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf die Entwicklung von Bevölkerungsgröße und -struktur des Landes analysiert.

Bevölkerungsrückgang mit Migrationsstrom nochmal gestiegen

„Der Krieg in der Ukraine hat den wohl größten Migrationsstrom in Europa seit der Vertreibung der Deutschen aus vielen Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst“, erklärte Tomáš Sobotka vom Institut für Demographie der ÖAW in einer Aussendung. Schon seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1991 habe die Ukraine mit einem langjährigen Bevölkerungsrückgang zu kämpfen, der auf niedrige Geburtenraten in Verbindung mit relativ hohen Sterblichkeits- und Auswanderungsraten zurückzuführen sei, schreiben die Wissenschafter in der Publikation. Der Krieg habe diese Entwicklung „dramatisch beschleunigt“. Bevölkerungsstruktur und -dynamik des Landes würden dadurch „für viele Jahrzehnte nachhaltig negativ beeinflusst“, so Sobotka.

Um die Bevölkerungsentwicklung der Ukraine bis 2052 zu prognostizieren, haben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter vier Migrationsszenarien angenommen. Dem pessimistischsten Szenario „Langer Krieg und geringe Rückkehr“ zufolge könnte die Bevölkerung um 31 Prozent schrumpfen, von 43,3 Mio. Einwohnern Anfang 2022 auf 29,9 Mio. Einwohner 2052. Selbst im optimistischsten Szenario, in dem sich die Ukraine schnell erholt und es mehr Zu- als Abwanderung gibt, wird ein Bevölkerungsrückgang von 21 Prozent auf 34,3 Mio. im Jahr 2052 erwartet.

Rückgang zwischen 35 und 43 Prozent prognostiziert

Diese Entwicklung gehe mit den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung einher, mit entsprechender Belastung von Wirtschaft und sozialen Sicherungssystemen des Landes, betonen die Forscher. Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur betreffen insbesondere die jüngeren Altersgruppen: Zwischen 2022 und 2052 wird die Bevölkerung unter 20 Jahren im optimistischsten Szenario um 35 Prozent und im pessimistischsten Szenario um 43 Prozent zurückgehen.

Die Mehrheit der ukrainischen Flüchtlinge sind den Demographen zufolge Frauen – Mütter und Großmütter – mit Kindern und Jugendlichen. Männer machen nur ein Viertel der in Europa aufgenommenen erwachsenen Flüchtlinge aus.

Deutschland (1,04 Mio.) und Polen (976.000) haben die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, sieht man von den 1,3 Mio. Ukrainern ab, die seit Ausbruch des Krieges nach Russland gegangen sind. Mitte 2023 lebten weiters 349.000 ukrainische Flüchtlinge in Tschechien, 213.000 in Großbritannien, 178.000 in Spanien, 165.000 in Italien, 161.000 in Bulgarien und 133.000 in Rumänien. Nach Österreich sind rund 100.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet.

Großteil wahrscheinlich aus dem Osten und russischsprachig

Zu der großen Zahl ukrainischer Flüchtlinge in Russland würden „nur sehr wenige empirische Daten vorliegen“, erklärte Sobotka auf Anfrage der APA. Die meisten davon würden wohl aus dem Osten der Ukraine, einschließlich der besetzten Gebiete, stammen und auch russischsprachig sein. Es gebe aber sicher auch Personen darunter, die „unfreiwillig in Russland sind, zum Beispiel, weil ihr Gebiet besetzt wurde und sie keine Möglichkeit hatten, in ein anderes Land zu ziehen“.

Gemessen an der Gesamtbevölkerung sind Montenegro (6,8 Prozent), Moldawien (4,3) und Tschechien (3,2) sowie die baltischen Staaten Estland (2,8), Litauen (2,4) und Lettland (2,3) die Länder mit den relativ höchsten Anteilen ukrainischer Flüchtlinge. In Österreich beträgt deren Anteil an der Bevölkerung 1,1 Prozent.

Wie aus der Analyse hervorgeht, machen nur in fünf europäischen Ländern ukrainische und nicht-ukrainische Flüchtlinge zusammen mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung aus: Dabei handelt es sich um Lettland (12,3 Prozent der Bevölkerung sind Flüchtlinge), Estland (7,8), Zypern (7,6), Österreich (3,5) und Deutschland (3,4). In den anderen Ländern mit einem hohen Anteil an Flüchtlingen, wie Montenegro (6,9 Prozent), Moldawien (4,5) und Türkei (4,3) kommen die Flüchtlinge hauptsächlich entweder aus der Ukraine oder aus anderen Ländern.

SERVICE – Internet: www.populationeurope.org

Kriegsfolgen: Bevölkerung der Ukraine könnte bis 2052 um 31 Prozent schrumpfen – Österreichische Akademie der Wissenschaften

Die russische Invasion in der Ukraine und die Vertreibung von Millionen von Menschen im Land hat massive Auswirkungen auf die langfristige Bevölkerungsstruktur. Forscher:innen von ÖAW, IIASA und Universität Wien prognostizieren einen massiven Bevölkerungsrückgang zwischen 21 und 31 Prozent bis zum Jahr 2052.

Die russische Invasion in der Ukraine im Februar 2022 führte zu einer der größten Bevölkerungsverschiebung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Bis Mitte 2023 sind 5,9 Millionen Menschen – überwiegend Frauen – aus der Ukraine geflüchtet, weitere 5,1 Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben.

Welche langfristigen Folgen der russische Angriffskrieg in der Ukraine auf die Entwicklung von Bevölkerungsgröße und -struktur hat, zeigt die neueste Ausgabe des European Demographic Data Sheet, das alle zwei Jahre von Wissenschaftler:innen des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Wiener Wittgenstein Centre (ÖAW, IIASA, Universität Wien) herausgegeben wird. Darin werden die Bevölkerungstrends in 45 europäischen Ländern untersucht und visualisiert.

Größter Migrationsstrom in der jüngeren Geschichte Europas

„Der Krieg in der Ukraine hat den wohl größten Migrationsstrom in Europa seit der Vertreibung der Deutschen aus vielen Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst“, sagt Tomáš Sobotka vom Institut für Demographie der ÖAW in Wien, einer der Herausgeber des European Demographic Datasheet.

„Diese Bewegung hat den langfristigen Trend des Bevölkerungsrückgangs und der niedrigen Geburtenrate in der Ukraine dramatisch beschleunigt und wird die Bevölkerungsstruktur und -dynamik des Landes für viele Jahrzehnte nachhaltig negativ beeinflussen“, so Sobotka weiter. Die neuesten Erhebungen zeigen auch, welche Rolle Migration künftig für den demografischen Wandel in der Ukraine spielen wird.

Wie sich Migration auf ukrainische Bevölkerung auswirkt

Anne Goujon, ebenfalls Demographin und eine der Hauptautorinnen der Studie, hat in Zusammenarbeit mit dem European Commission Joint Research Centre vier qualitative Migrationsszenarien in Bevölkerungsprognosen bis 2052 umgesetzt. „Die Erforschung von Was-wäre-wenn-Szenarien mit unterschiedlichen Annahmen ist notwendig, um politischen Entscheidungsträger:innen ein differenziertes Bild davon zu vermitteln, wie sich Migration auf die Zukunft der ukrainischen Bevölkerung auswirken könnte“.

Im pessimistischsten Szenario „Langer Krieg und geringe Rückkehr“ könnte die Bevölkerung um 31% schrumpfen. Selbst in einem optimistischen Szenario, in dem sich die Ukraine schnell erholt, wird ein Bevölkerungsrückgang von 21% prognostiziert. Diese Szenarien verdeutlichen, dass Migration für die Bevölkerungsentwicklung in der Ukraine nach dem Krieg ebenso wichtig sein wird wie Fertilität und Mortalität.

Der zu erwartende starke Bevölkerungsrückgang geht einher mit den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung, was die Wirtschaft und die sozialen Sicherungssysteme des Landes belasten wird, so die Forscher:innen.

Die meisten Ukrainer:innen sind nach Deutschland und Polen geflüchtet

Wo haben die ukrainischen Flüchtlinge Zuflucht gefunden? „Neben Deutschland sind viele Geflüchtete in geografisch nahe gelegene europäische Länder geflohen, vor allem nach Polen und Tschechien, die zuvor einen sehr geringen Anteil von Geflüchteten an ihrer Bevölkerung hatten“, sagt Sobotka.

So fanden bis Mitte 2023 eine 976.000 Ukrainer:innen im Nachbarland Polen und eine Millionen in Deutschland Zuflucht. Mitte 2013 lebten 349.000 ukrainische Flüchtlinge in Tschechien, 213.000 in Großbritannien, 178.000 in Spanien, 165.000 in Italien, und 161.000 in Bulgarien. Nach Österreich sind 100.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet.

Montenegro und Moldawien mit höchstem Anteil gemessen an Gesamtbevölkerung

Die Länder mit den relativ höchsten Anteilen ukrainischer Flüchtlinge gemessen an der Gesamtbevölkerung sind Montenegro (6,8%), Moldawien (4,3%) und die Tschechische Republik (3,2%) sowie die baltischen Staaten Estland (2,8%), Litauen (2,4%) und Lettland (2,3%). In Österreich beträgt der Anteil 1,1%. 

Auf einen Blick

Die aktuelle Ausgabe des European Demographic Data Sheet befasst sich mit der Bevölkerungsentwicklung in Krisenzeiten, wobei der Schwerpunkt auf drei Krisen liegt, die in vergangener Zeit die demografische Dynamik auf dem gesamten Kontinent beeinflusst haben: die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die anschließende wirtschaftliche Instabilität.

Das Datenblatt ist in gedruckter Form und online erhältlich, wobei die Online-Version eine erweiterte Auswahl an Karten, Tabellen sowie themenbezogene Texten und Grafiken enthält.

Exklusiv: Ungarn erklärt, warum die EU Russland braucht

Er hat den Zorn der EU auf sich gezogen, als er Russland und Peking unter der Flanke des EU-Ratsvorsitzes einen Besuch abstattete. Ungarns Minister für EU-Angelegenheiten János Bóka hat Euronews erklärt, warum die EU Russland braucht.

Die EU müsse Russland einbinden, wenn sie eine „nachhaltige Sicherheitsarchitektur“ aufbauen wolle, sagte Ungarns Minister für EU-Angelegenheiten, János Bóka, am Mittwoch in einem Interview mit Euronews.

„Wenn wir eine nachhaltige Sicherheitsarchitektur für die kommenden Jahrzehnte aufbauen wollen, muss die Beziehung zwischen Europa und Russland irgendwie gestaltet werden“, sagte Bóka.

„Wir sind, wie alle Mitgliedstaaten der EU, der Meinung, dass wir die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine voll unterstützen müssen“, fügte er hinzu. „Ich denke, das steht außer Frage, aber ich glaube auch, dass eine nachhaltige Sicherheitsarchitektur nicht möglich ist, ohne Russland auf diplomatischem Wege einzubinden.“

Orbán zieht den Zorn der EU-Staats- und Regierungschefsauf sich

Am vergangenen Freitag hatte Ministerpräsident Viktor Orbán die Kritik der EU-Staats- und Regierungschefsauf sich gezogen, als er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau einen Überraschungsbesuch abstattete, den der ungarische Ministerpräsident als „Friedensmission 3.0“ bezeichnete.

Das Treffen mit Putin folgte auf eine Reise in die Ukraine zu ähnlichen Gesprächen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Der Zeitpunkt der Moskaureise, wenige Tage nachdem Budapest die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernommen hatte, und die Verwendung des Markenzeichens der EU-Ratspräsidentschaft in der Kommunikation über die so genannte Friedensmission haben den Zorn in Brüssel auf sich gezogen.

Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, erklärte in einer vernichtenden Antwort, dass die rotierende EU-Ratspräsidentschaft kein Mandat habe, im Namen der EU mit Russland zu verhandeln.

Dies geschah wenige Tage vor dem Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew, der laut einer UN-Analysedurch eine direkt eingeschlagene russische Rakete verursacht wurde.

Auf die Frage, ob Ungarns Annäherungsversuche an Putin angesichts der Gräueltaten des Kremls in der Ukraine angemessen seien, antwortete Bóka: „Das Bombardement ist schrecklich, es ist furchtbar.“

„Ich denke, der Verlust von Menschenleben und der Schaden, der in diesem Krieg verursacht wurde (…) unterstreicht nur die Bedeutung der Friedensmission des ungarischen Ministerpräsidenten“, erklärte er.

Orbán wollte eine Einigung auf einen Waffenstillstand

In einem Brief an Michel und die Staats- und Regierungschefs der EU, den die deutsche Nachrichtenagentur DPA einsehen konnte, rechtfertigte Orbán seine Moskau-Reise mit den wirtschaftlichen Auswirkungen auf die 27 Länder umfassende Union.

Orbán soll in dem Brief behauptet haben, Putin erwarte in den kommenden Monaten einen schnellen Zusammenbruch der ukrainischen Wirtschaft.

Bóka erklärte gegenüber Euronews, dass die Reise des ungarischen Ministerpräsidenten darauf abziele, „herauszufinden, ob es auf beiden Seiten eine Bereitschaft“ für einen Waffenstillstand gebe und wie die EU-Institutionen bei der Vermittlung eines Auswegs aus dem Konflikt „hilfreich“ sein könnten.

„Nicht wenige Mitgliedsstaaten glauben, dass unsere strategischen Ziele mit militärischen Mitteln auf dem Schlachtfeld erreicht werden können. Die Absicht des Ministerpräsidenten war es, zusätzliche Informationen und Klarstellungen zu liefern, die in diese Diskussionen einfließen könnten“, sagte Bóka und fügte hinzu, dass Orbán sowohl Michel als auch die Staats- und Regierungschefs der EU vertraulich über die Ergebnisse seiner Reise unterrichtet habe.

Selenskyj hat immer wieder erklärt, dass die Ukraine keine Gespräche mit Moskau in Erwägung ziehen wird, solange die russischen Streitkräfte nicht das gesamte ukrainische Territorium, einschließlich der Krim, verlassen haben.

Bóka erklärte auch, dass Ungarn in China einen wichtigen Akteur für künftige Friedensgespräche sieht, obwohl Peking es Moskau ermöglicht, westliche Sanktionen zu umgehen, indem es verbotene Komponenten an den russischen Militärsektor liefert.

Die EU hat bereits Sanktionen gegen chinesische Unternehmen verhängt, die dem Kreml Teile geliefert haben, die Moskau in Waffen eingebaut hat.

Ist das Ungarns „Make Europe Great Again“-Strategie?

Orbán ist bereit, vor dem neu gewählten Europäischen Parlament zu sprechen, um seine Prioritäten für die EU-Ratspräsidentschaft darzulegen, die die ungarische Regierung unter das Motto „Make Europe Great Again“ gestellt hat, so der Minister weiter.

Es ist üblich, dass der Regierungschef des Landes, der den Ratsvorsitz übernimmt, während der ersten Plenarsitzung seiner Amtszeit spricht, aber Orbán wurde nicht zur Eröffnungssitzung in Straßburg eingeladen, die für nächste Woche geplant ist.

Aus internen Kreisen verlautete, dass Orbáns Rede vor dem Plenarsaal absichtlich vom Parlament blockiert worden sei, da er sich über seine Reise nach Russland und seine ständigen Bemühungen, die EU-Hilfe für Kiew zu behindern, unwohl fühlte.

Bóka wies jedoch alle Andeutungen zurück, dass Orbán aus politischen Gründen ausgeschlossen worden sei. Die Tatsache, dass im Juli nur eine Plenarsitzung stattfindet, mache es möglich, die Rede des Ministerpräsidenten zu verschieben.

„Ich würde hier keine politischen Verwicklungen sehen“, erklärte er. „Ich denke, es ist völlig verständlich, dass das Europäische Parlament in seiner ersten Sitzung, wenn es seine eigenen Beamten wählt und wenn es den designierten Kommissionspräsidenten wählt oder nicht wählt, keine Zeit dafür hat.“

„Ich glaube, dass dies nur eine Frage des Timings ist.“ Ich glaube nicht, dass das Europäische Parlament während des ungarischen Ratsvorsitzes nicht an einer ehrlichen Zusammenarbeit zwischen den Institutionen interessiert ist.“

Das vollständige Interview wird in der Euronews-Sendung „Global Conversation “ ausgestrahlt.

ZENTRALBANKEN

MELDUNGEN

DoÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
DoUS-Realeinkommen steigen im JuniDow Jones News
DoErstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sinken kräftigDow Jones News
DoUS-Inflation sinkt im Juni stärker als erwartetDow Jones News
DoUSA: Inflation sinkt deutlicher als erwartetdpa-AFX
DoUSA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fallen stärker als erwartetdpa-AFX
DoÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
DoDeutschland: Einwanderer im Schnitt deutlich jüngerdpa-AFX
DoEU mit Apple-Zugeständnissen bei Bezahlfunktion einverstandenDow Jones News
DoÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
DoDeutscher Inlandstourismus im Mai mit RekordwertDow Jones News
DoDeutsche HVPI-Inflation sinkt im Juni auf 2,5 ProzentDow Jones News
DoDeutschland: Energie und Nahrungsmittel dämpfen Inflationdpa-AFX

WEITERE MELDUNGEN

MENA-Watch 10.7.2024

Editorial zum, Thema Antisemitismus von links und rechts; Jean Paul Sartre und Michael Wolfssohn als Autoren, die gegen den Antisemitismus anschrieben. Ferner: Iran, Gaza und Antisemitismus auf Dating-Apps und in der New Yorker U-Bahn; Ägypten; .

EUROPAWAHL 9.6.2024

Österreich-bezogene Informationen dazu auf WIKIPEDIA => Wahlwerbende Parteien

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

Auftragsmangel im gewerblichen Hochbau – Anteil nicht ausgelasteter Firmen kletterte nach 45,2 Prozent im Mai nun im Juni auf 46,3 Prozent

München (pte016/09.07.2024/11:30) – Der Auftragsmangel bei deutschen Unternehmen im gewerblichen Hochbau ist laut neuen Zahlen des ifo Instituts etwas angestiegen. Der Anteil der Unternehmen, die über zu wenige Aufträge klagen, kletterte im Juni dieses Jahres auf 46,3 Prozent, nach 45,2 Prozent im Mai.

Niedriges Niveau bleibt

„Die amtlichen Auftragseingänge für gewerbliche Neubauprojekte sind von 2021 auf 2023 real um gut 20 Prozent gesunken“, schreibt ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister und ergänzt: „Für 2024 erwarten wir, dass die Investitionsneigung der Unternehmen aufgrund ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auf niedrigem Niveau verharren wird.“

Die aktuelle Geschäftslage hat sich laut den aktuellen Daten im Juni nur leicht verbessert. Der Wert stieg auf minus 21,5 Punkte, nach minus 23,1 Punkten im Mai. „Die Geschäftslage im gewerblichen Hochbau hat sich seit 2022 merklich verschlechtert“, verdeutlicht Dorffmeister. So stand der Indikator im Februar 2022 noch bei plus 30 Punkten, heißt es.

Immobilien für Gewerbe

Der gewerbliche Hochbau umfasst vor allem die Erstellung neuer Nichtwohngebäude, die privatwirtschaftlichen Zwecken dienen. Dazu zählen Gebäude, die von Unternehmen der privaten Wirtschaft wie Industrie, Handwerk, Handel und Banken in Auftrag gegeben werden. (Ende)

Deutschland: Zahl der Unfälle steigt massiv Pro Woche sterben vier Radfahrer auf Landstraßen

2023 kommen laut einer Studie 189 Radfahrer bei Unfällen auf deutschen Landstraßen ums Leben, mehrere Tausend werden schwer verletzt. Damit verunglücken rund 30 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Den Experten zufolge könnten viele Unfälle verhindert werden.

Auf deutschen Landstraßen verunglücken einer Studie zufolge knapp 30 Prozent mehr Radfahrer als noch vor zehn Jahren. Das geht aus einer in Berlin veröffentlichten Erhebung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) hervor. Demnach starben 2023 bei Unfällen außerorts 189 Radfahrer, 2996 wurden schwer verletzt. Der Anstieg folge dem Trend, dass immer mehr Menschen Rad fahren, hieß es von der UDV.

Häufigste Ursache sind Zusammenstöße mit Autos, wie UDV-Leiterin Kirstin Zeidler erklärte. In vielen Fällen fuhren Autos bei schlechten Sichtverhältnissen, etwa im Schatten der Bäume oder bei Dämmerung, von hinten auf Radfahrer auf. An vielen Unfallstellen gelten laut Zeidler 70 Kilometer je Stunde oder mehr. „Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine Fahrbahn“, erklärte Zeidler.

Radunfälle mit tödlichem Ausgang verursachten Radfahrende zwar mehrheitlich selbst, etwa indem sie Autos die Vorfahrt nähmen, erklärte Zeidler. Jedoch sei dies häufig Folge fehlender Sicherheitsmaßnahmen. „Unsere Analyse ausgewählter Unfallstellen zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jeder zweiten Unfallkreuzung mehr als 70 Kilometer pro Stunde fahren dürfen“, sagte Zeidler.

Kritisch seien zudem Radwege, die in zwei Richtungen befahrbar seien, weil Radfahrende von rechts dort leicht übersehen würden.

Für die Studie analysierte die UDV nach eigenen Angaben knapp 10.000 schwere Radunfälle auf Landstraßen in neun Bundesländern und untersuchte knapp 400 Unfallhergänge im Detail. Im Durchschnitt sterben demnach vier Radfahrer pro Woche auf deutschen Landstraßen. *** Quelle: ntv.de, lar/AFP

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN 

„Produktion im Mai insgesamt um 4,1 % gesunken“

von Statistik Austria finden Sie als PDF auf unserer Website

„Wohnbautätigkeit stagniert im 1. Quartal auf niedrigem Niveau“

von Statistik Austria finden Sie als PDF auf unserer Website

„15 % mehr Verkehrsunfälle an Hitzetagen“

von Statistik Austria finden Sie als PDF auf unserer Website

Verbraucherumfrage zu Einkaufsverhalten in Österreich: Viel Frische für wenig Geld gefragt

Nach einer AMA-Analyse ist der Anteil der preisbewussten Konsumenten gestiegen. Besonders junge Einkäufer schauen aufs Geld.

Frische und Qualität stehen bei Österreichs Konsumenten an erster Stelle. Sie müssen jedoch bezahlbar sein. Dies ist besonders relevant angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten. Diesen Schluss lässt die aktuelle AMA-Analyse zu. Die Marketingagentur hat abgefragt, auf was die Konsumenten beim täglichen Einkauf von Lebensmitteln Wert legen.

Frische, hohe Qualität und regionale Produkte zählen in allen Altersgruppen zu den Top-Kaufkriterien bei Lebensmitteln des täglichen Bedarfs. Besonders beliebt sind zurzeit aber auch Sonderangebote und Rabatte, da sie es den Konsumenten ermöglichen, Geld zu sparen. Viele achten verstärkt auf Sonderangebote und günstigere Produkte, um ihr Haushaltsbudget zu schonen. 62 Prozent der 30 bis 49-Jährigen erachten Aktionen als wichtig für die Kaufentscheidung. Bei den unter 30-Jährigen und über 50-Jährigen tun das 54 bzw. 57 Prozent.

Mehr Konsumenten achten auf den Preis

Im Vergleich zu 2020 achten mehr Konsumenten auf Aktionen und günstige Preise. Mehr als jeder Zweite (58%) sind preisgünstige Lebensmittel wichtig. Vor vier Jahren waren diese Aspekte nur für 45 % entscheidend. Frische (83 %) und hohe Qualität (69 %) dominieren indes aber nach wie vor die Kaufentscheidungen.

Auf Qualität legen die Verbraucher vor allem bei Frischeprodukten wie Obst, Gemüse, Erdäpfeln, Fleisch und Eiern wert. Bei Butter, Milch oder Käse ist dagegen der Preis mindestens so wichtig wie die Qualität.

Aktionen spielen nach der RollAMA-Analyse vor allem für Mehr-Personen-Haushalte eine wichtige Rolle. 64 Prozent der Haushalte mit vier oder mehr Personen gaben an, in Summe eher auf den Preis als auf die Qualität zu achten.

Regionale Lebensmittel werden wichtiger

Gefragt nach den Aspekten, die in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Kaufentscheidung spielen werden, nennen über die Hälfte (52 Prozent) der Befragten Lebensmittel aus regionaler Produktion. Dahinter rangieren Bio, Nachhaltigkeit, unabhängig kontrollierte Qualität und Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs. Nur jeder Fünfte (20 %) erwartet, dass die vegane oder vegetarische Ernährungsweise an Bedeutung gewinnt.

Technischer Fehler an Strombörse: Strompreis plötzlich 20 Mal höher: Auch 5500 Steirer von Börsenchaos betroffen – Kleine Zeitung, 26.6.2024

Technik-Panne an Pariser Strombörse ließ Preis um das 20-fache nach oben schnellen. Auch 5500 Kunden der Energie Steiermark und der Marke Smart Energy mit dynamischen Stromtarifen betroffen. Dort will man unbürokratisch helfen – für Zeit der Störung wird Verrechnung für Verbrauch auf zehn Cent pro Kilowattstunde begrenzt.

„Chaos an der Strombörse“, „Strommarkt spielt verrückt“, „Extrempreise sorgen für Schock“ – am Dienstag ist es an der Pariser Strombörse Epex Spot zu einem gravierenden technischen Fehler gekommen. Mit teils heftigen Folgen bis in die Steiermark. Aber der Reihe nach: Laut dem Börsenbetreiber ist es bei einer sogenannten „Day-Ahead-Auktion“, also einer Strompreisauktion, die am Dienstag für den gestrigen Mittwoch erfolgt ist, zu einem sogenannten „Decoupling“ (deutsch: „Entkopplung“) gekommen. Die Börse musste daher für jedes Land eigene, lokale Auktionen durchführen. „Die Strombörse Epex Spot wurde für einen Tag aus der europäischen Auktion entkoppelt, was für diese Börse zu extremen Preisverwerfungen führte“, erklärt Leo Lehr, stellvertretender Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der E-Control.

Wie drastisch diese Preisausschläge in vielen Ländern ausgefallen sind, verdeutlichen diese Zahlen: In Österreich hat eine Megawattstunde gestern zwischen 10 und 11 Uhr fast 2000 Euro gekostet – statt unter 100 Euro wie sonst. Auch am Nachmittag gab es einen ähnlichen Preisaufschlag. Experte Lehr hatte bereits am Dienstagabend via X davor gewarnt, als diese außerordentlichen Preise an der Börse veröffentlicht wurden. „Grundsätzlich referenzieren dynamische Tarife auf die sogenannten Day-Ahead-Preise, das heißt, dass diese Preise jeweils am Vortag veröffentlicht werden.“ Das bedeute, „dass Kunden im Normalfall einen Tag Zeit haben, ihren Verbrauch in besonders teuren Stunden zu reduzieren, soweit das möglich ist“. Einige Energieversorger haben Kunden via Push-Meldungen im Vorfeld gewarnt, eine eigene Vorschrift dafür gibt es nicht.

„Wollen unseren Kunden rasch und unbürokratisch entgegenkommen“

Auch in der Steiermark haben diese Preisausschläge bei Kunden mit dynamischen Tarifen gestern zu Schockmomenten geführt. „Von den Datenstörungen der Strombörse waren rund 5500 Kunden der Energie Steiermark und der Marke Smart Energy betroffen“, teilt Urs Harnik, Konzernsprecher der Energie Steiermark, auf Anfrage mit. „Preise, die kurzfristig mehr als 20 Mal so hoch ausgewiesen wurden, als sie tatsächlich waren, sorgten verständlicherweise für zahlreiche Irritationen und verängstigte Anrufe.“ Was bedeutet das nun für die betroffenen Kunden? „Obwohl der Fehler eindeutig nicht in unserem Bereich lag, haben wir uns trotzdem kurzfristig dazu entschlossen, für die Stunden der Störung die Verrechnung für den Verbrauch auf zehn Cent pro Kilowattstunde inkl. Gebühren nach oben zu begrenzen“, verspricht Harnik. „Damit wollen wir unseren Kunden rasch und unbürokratisch entgegenkommen und helfen.“ Gleichzeitig habe man die Strombörse aufgefordert, „die entsprechenden IT-Kontrollmechanismen drastisch zu verschärfen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern“, so Urs Harnik.

Wie häufig treten solche Ereignisse auf? „Solche Decoupling-Vorfälle kommen gelegentlich vor. Durch die wachsende Zahl der Teilnehmer an der europaweiten Auktion, die sehr große Zahl der beteiligten Systeme und die zunehmende Komplexität der Vorgänge ist ein gewisses Risiko gegeben“, betont Leo Lehr. „Der jetzige Vorfall betraf jedoch im Vergleich eine große Anzahl an Ländern und die größte der teilnehmenden Börsen, weshalb die Auswirkungen stärker spürbar waren.“

Neue Spielregeln mit Airbnb in Wien

von Thomas Reisenzahn

Zwei für jedermann greifbare Phänomene lassen in letzter Zeit aufhorchen: der zunehmend spürbare (und heftig kritisierte) „Overtourism“ sowie die Bemühungen von immer mehr Kommunen, das ausufernde Airbnb-Business in geordnete Bahnen zu lenken. Die beiden Entwicklungen hängen nicht von ungefähr miteinander zusammen. Und natürlich betreffen sie nicht nur die Bevölkerung, sondern sehr stark auch die jeweils lokale Hotellerie. Daher ist es verständlich, dass die Branche hier genauer hinsieht.

Mehr dazu siehe UMWELT – TOURISTIK

Euro 2024: Video der Freiheitlichen Jugend zum Nationalteam sorgt für Empörung

Der blaue Nachwuchs will nicht, dass die ÖFB-Elf in Zukunft so aussieht „wie das französische Team“. Der Wiener Bürgermeister Ludwig lehnt das „rassistische Video“ zutiefst ab

Wien – Die Freiheitliche Jugend aus Wien hat mit einem auf Tiktok veröffentlichten Video für weitreichende Empörung gesorgt. „Du bist patriotisch während der EM. Ich auch. Aber wir von der Freiheitlichen Jugend, wir arbeiten das ganze Jahr für Österreich und nicht nur alle vier Jahre. Wir sorgen dafür, dass die österreichische Nationalmannschaft nicht aussieht wie die französische, in wenigen Jahren“, so war bis Montag zu hören. Mittlerweile wurde der Clip gelöscht.

Was die Freiheitliche Jugend meint: Sie möchte verhindern, dass neben David Alaba, Kevin Danso und Philipp Mwene weitere dunkelhäutige Österreicher für das Nationalteam spielen. In der Krone bezeichnet der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig das Video als „rassistisch“: „Wir sind sehr stolz auf unser Nationalteam, das so hervorragend bei der EM abgeschnitten hat. Die Spieler mögen ursprünglich eine unterschiedliche Herkunft gehabt haben, aber sie sind ein Team. Gerade dieses Miteinander macht unsere Mannschaft stark. Das rassistische Video lehnen wir zutiefst ab. Es braucht mehr Zusammenhalt in unserem Land.“

Das Video rief in den sozialen Medien zahlreiche negative Reaktionen hervor. „Ein Völkerball-Kopfstoß zu viel kann verheerende Folgen haben. Armer blauer Bub!“, schrieb etwa der ehemalige Nationalratsabgeordnete Peter Pilz. „Der kann doch nicht mal einen Ball fangen, der Rassist“, ist auf dem X-Account von Falter-Chefredakteur Florian Klenk zu lesen. Teamchef Ralf Rangnick hat sich bereits im Vorfeld der Europameisterschaft in einem Gespräch mit dem STANDARD klar gegen rechte Tendenzen ausgesprochen.

Der zunehmenden Radikalisierung auf Tiktok will die österreichische Regierung entgegentreten: Ein Anfang Juli festgehaltener Entschließungsantrag hat zum Ziel, die multidimensionale Awareness-Offensive „Truthfluencing“ zum Schutz von Kindern und Jugendlichen durchzuführen. Ein erster Zwischenbericht soll demnach bereits im September vorliegen. (red, 9.7.2024)

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ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick: „Ich sehe die Gefahr, dass die Rechtsextremen an die Macht kommen“

INTERVIEW – Fußball: ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick: „Ich sehe die Gefahr, dass die Rechtsextremen an die Macht kommen“ – 16.3.2024

Der Deutsche macht sich Sorgen. Er warnt vor politischen Tendenzen in seiner Heimat und in Österreich. Donald Trump ist ihm ein Rätsel. Der Fußball müsse Vorbild sein

Es wurde ein etwas anderes Gespräch. Die Location war nicht außergewöhnlich, eine ganz normale Lobby in einem Ringstraßenhotel. Ist Teamchef Ralf Rangnick in Wien, bezieht er dort Quartier (Zimmer, nicht Lobby), Frühstück inklusive. Interviews verlaufen prinzipiell so: Der Journalist überlegt sich im Vorfeld Fragen, das kann Minuten, aber auch Stunden dauern. Zum Beispiel: Fällt David Alaba, dem das Kreuzband gerissen ist, für die Europameisterschaft zu einhundert oder nur zu 99,9 Prozent aus? Das würde einem binnen drei Sekunden einfallen. Es wäre naheliegend, mit Rangnick über die Verletzungsmisere zu reden, über Vierer- oder Dreierkette, vielleicht über Marko Arnautovic oder Michael Gregoritsch und über Österreichs Chancen bei der EM in Deutschland. Diese beginnt aber erst am 14. Juni, keine Sorge, all das kommt noch. Am Montag bezieht das Team ein Trainingslager in Marbella, am 23. März wird in Bratislava gegen die Slowakei getestet, am 26. März in Wien gegen die Türkei.

Man könnte über die Erwartungen plaudern, die Stärken, die Schwächen der Gegner, die Vorgaben. Aber man muss nicht, diese Eier werden erst gelegt. Und es sind lediglich Testpartien. In Zeiten wie diesen kann man auch über den Tellerrand blicken. Wobei Fußball natürlich ein zentrales Thema bleibt. Der 65-jährige Rangnick bestellt ein stilles Mineralwasser, der 63-jährige Reporter ein prickelndes, das ist gelebte Vielfalt. Der Teamchef erzählt so nebenbei von einem Video, das er auf Youtube gesehen hat. Bono, der Sänger von U2, hat ein Konzert in Las Vegas unterbrochen und an Alexej Nawalny erinnert, eine Art Nachruf gehalten. Er, Rangnick, habe Tränen in den Augen gehabt.

STANDARD: Was bewegt Sie momentan?

Ralf Rangnick: „Was momentan passiert, macht mich nachdenklich und traurig. In Deutschland und in Österreich gibt es politische Strömungen und Entwicklungen, die mir große Sorgen bereiten. Vor allem aufgrund der Geschichte der beiden Länder. Wenn uns die Historie beider Länder etwas gelehrt hat, dann ist es die Gefahr, die von Rechtsextremismus und Faschismus ausgeht. Man redet derzeit offen von Remigration und Deportation, manche finden das auch noch gut, für mich sind diese Begriffe schrecklich. Alle extremen Positionen sind schlecht. Ich bin Teamchef, aber ich bin auch Vater von zwei Söhnen. Ich sehe die Gefahr, dass die Rechtsextremen an die Macht kommen und sie einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Minderheiten werden verantwortlich gemacht. Es sind die Juden, die Ausländer, man findet irgendwen, der Schuld daran ist, warum es uns schlecht geht. Dabei geht es uns in Europa immer noch relativ gut.“

STANDARD: In den USA wird auch gewählt. Der extreme Herr Trump könnte als Präsident zurückkehren. Wie das?

Rangnick: „Ja, womöglich wird Donald Trump in den USA wiedergewählt. Wie kann das sein nach all den juristischen Verfahren, nach der Erstürmung des Kapitols? Trump verbreitet Angst, Hass und Verschwörungstheorien. Was ist los mit den USA? Wir reden von künstlicher Intelligenz. Ich habe vielmehr Sehnsucht nach der natürlichen Intelligenz. Unser Planet hat so viele Probleme: Klima, Armut, Kriege, Flucht. Würden wir dort leben wollen, wo es nicht genug zum Essen und kein Wasser gibt? Kann man wo nicht überleben, ist es klar, dass man woanders hingeht. Das ist reiner Selbsterhaltungstrieb. Nehmen wir den Klimawandel. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr sagen können: Kümmern wir uns in ein paar Jahren darum. Es ist vielleicht schon fünf Minuten nach zwölf. Wir können alles nur gemeinsam lösen, es ist ein gemeinsamer Planet. Das müssen wir verstehen.

STANDARD: Überkommt Sie manchmal das Gefühl der Machtlosigkeit? Ist der Kampf gegen die Verblödung, den Hass, die Gewalt, die Erregung aussichtslos?

Rangnick: „Das Gefühl der Machtlosigkeit ist gewiss in manchen Situationen vorhanden. Aber jeder kann in seinem persönlichen Bereich etwas tun. Es ist gut, dass es Massendemonstrationen gegen rechts gibt, die schweigende Mehrheit nicht mehr länger bereit ist, den Mund zu halten. Wir können nicht sagen, wir sind Sport, wir halten uns komplett aus allem raus. Wir stehen alle in der Verantwortung.“

STANDARD: Kann das österreichische Nationalteam die Welt tatsächlich ein bisserl besser machen? Ist das nicht eine leicht naive Annahme?

Rangnick: „Wir dürfen nicht zulassen, dass es so weitergeht. Ich will nicht, dass unsere Enkelkinder leiden. Auch wir als Nationalmannschaft müssen aufstehen, für die richtigen Werte eintreten. Schauen wir unser Team an, man kann sich auch auf das deutsche oder ein anderes beziehen. Nehmen wir alle raus, die Migrationshintergrund haben, da bleibt nicht viel übrig. Wir im Fußball leben Toleranz und Integrität, wir sind die heterogenste Sportart.“

STANDARD: Gerade im Fußball kommt es europaweit mitunter zu Auswüchsen. Auf den Tribünen, im Umfeld eines Spiels. Nach dem Derby haben einige Rapidler homophobe Gesänge angestimmt. Sie haben sich zwar entschuldigt, aber so toll läuft es auch nicht.

Rangnick: „Es gibt blitzgescheite Kicker. Wären sie nicht Profifußballer geworden, wären sie Professoren oder Topmanager. Ein David Alaba hätte in anderen Sparten Karriere gemacht. Er repräsentiert, wofür Fußball und unsere Gesellschaft stehen. Wir werden im Nationalteam keine Diskriminierung und Respektlosigkeit tolerieren. Wir stehen für ein wertschätzendes Miteinander.“

STANDARD: Ist der Fußball mittlerweile nicht etwas abgehoben?

Rangnick: „Wir hatten früher Respekt vor Eltern, Lehrern, Ordnungsbeamten, Ärzten. Im heutigen Vereinsfußball gibt es kaum noch Eltern oder Spielberater, die sagen: ‚Du kannst nicht über Wasser gehen, es ist eine Blase, du bist kein besserer Mensch, weil du jetzt viel Geld verdienst.‘ Du musst Werte vermitteln, hast eine Vorbildfunktion, egal ob du willst oder nicht. Wenn das der Sportdirektor, der Trainer nicht mehr macht, wer dann? Erziehung ist anstrengend, vor allem wenn es die eigenen Kinder sind. Am Ende geht es, auch wenn es pathetisch klingt, um zwei Pole. Angst und Hass einerseits, Liebe andererseits. Ist die Grundlage Liebe, dann schaffen wir es. Die Gefahr, dass der Hass gewinnt, besteht leider. Dem müssen wir gemeinsam entgegenwirken.“

STANDARD: Wem gehört der Fußball?

Rangnick: „Ich bin ein Traditionalist, ein Romantiker, ich würde am liebsten keine VIP-Räume in den Stadien haben, nur Bratwurst. Ich kann aber auch nicht sagen, ich hätte lieber Pferdekutschen statt Autos. Das Leben entwickelt sich weiter. Als ich ein junger Kerl war, bin ich von den Lehrern schief angeschaut worden, weil ich so viel Fußball gespielt habe. Damals war Fußball der Sport der Arbeiter und auch der Flüchtlinge. Wir waren Heimatvertriebene, ich bin in einer Metallwanne als Hausgeburt auf die Welt gekommen, wir hatten wenig bis nichts. Heute ist Fußball in allen sozialen Schichten beliebt und populär. Die Diskussion, wem gehört der Fußball, wird vielerorts als offener Konflikt ausgetragen. Für mich gibt es aber nur eine Antwort: Er gehört allen.“

STANDARD: Wie schaut für Sie der perfekte Tag aus?

Rangnick: „Ich habe mir vorgenommen, nur noch Dinge zu machen, die Energie geben oder spenden. Teamchef zu sein macht mir enormen Spaß. Ich freue mich, die Jungs zu sehen. Was kann schöner sein im Leben, als mit hochkompetenten, charakterlich integren Menschen die Zeit zu verbringen. Das ist ein Privileg. Ich glaube, es ist wichtig, dass Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben, sich zusammentun. Die Leiwanden müssen zusammenhalten, aufstehen. Sie dürfen nicht schweigen, sie müssen den Mund aufmachen.“ (Christian Hackl, 16.3.2024)

Ralf Rangnick wurde am 29. Juni 1958 in Backnang, das liegt in Baden-Württemberg, geboren. Seit Mai 2022 ist er Teamchef der österreichischen Fußballnationalmannschaft. Die Qualifikation für die EM-Endrunde 2024 in seiner Heimat war fast ein Kinderspiel.

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Rivalisierende Syrer und Tschetschenen in Wien: „Sie haben niemanden, den sie verlieren können“

Wien hat ein veritables Problem mit vor allem syrischen und tschetschenischen Jugendbanden, die sich mit Messern, Waffen und Fäusten öffentlich bekriegen. Woher kommt der Hass und was tut die Polizei? Eine Spurensuche mit den Ermittlern vor Ort.

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MEDIZIN

Prostatakrebs: Achtung bei „gutartig“-Diagnose – Patienten mit GGG1 können laut Mass General Brigham auch an aggressiver Form leiden

Boston (pte004/10.07.2024/06:15) – Der am niedrigsten gradige Prostatakrebs (GGG1), der bei der Biopsie als „gutartig“ eingestuft wird, sollte überdacht werden. Laut Forschern unter der Leitung des Mass General Brigham leiden viele Patienten mit einer Biopsie von GGG1 tatsächlich an einem viel aggressiveren Krebs als die Biopsie es allein nahelegt.

10.228 Patienten analysiert

Die Forscher haben die Daten von 10.228 Patienten einer deutschen Universität untersucht. Sie konnten nachweisen, dass tatsächlich mindestens acht Prozent der Patienten mit dieser Einstufung an einer aggressiveren Form von Prostatakrebs erkrankt waren. Zudem fand das Team heraus, dass viele der Patienten mit GGG1, die dem höchsten Risiko ausgesetzt sind, basierend auf hohen PSA-Werten identifiziert werden können.

Zusätzlich lieferten 50 Prozent oder mehr ihrer Biopsieproben positive Ergebnisse. Das Beibehalten der Klassifizierung als „Krebs“ bei diesen Patienten mit einem hohen Risiko könnte ihren Behandlungsplan verbessern und das Sterberisiko minimieren. Laut Seniorautor Anthony D’Amico identifiziert diese Studie zwei Risikofaktoren, die helfen festzustellen, welche Patienten mit GGG1 über ein erhöhtes Risiko einer aggressiven Erkrankung und des Todes verfügen.

Modernste Screens angewendet

D’Amico hat mit Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf kooperiert. Die Analyse umfasste Patienten mit GGG1-Prostatakrebs, bei denen eine radikale Prostatektomie, also die chirurgische Entfernung der Prostata, an diesem Krankenhaus durchgeführt worden war. Bei 9.249 dieser Patienten wurde die Diagnose, basierend auf einer transrektalen, ultraschallgesteuerten Prostatastanzbiopsie (TRUS) erstellt.

980 Patienten erhielten ihre Diagnose mittels eines moderneren Ansatzes, der TRUS mit einem MRT kombiniert und so die Krebserkrankung genauer erkennen soll. Die Aufnahme der Patienten begann im Februar 1992. Sie wurden bis November 2023 weiter begleitet. Von den 10.228 Patienten der Kohorte wurde bei 955 Patienten der 9.248 mittels TRUS diagnostizierten Patienten zum Zeitpunkt des Eingriffes eine ungünstige Pathologie festgestellt. Das entspricht 10,33 Prozent.

Kombinierter Ansatz vorteilhaft

Mit 77 der 980 mittels des kombinierten Ansatzes diagnostizierten Patienten lag der Prozentsatz bei 7,86 Prozent. Rund sechs Prozent der Männer mit GGG1 verfügten über einen PSA-Wert von 20 ng/ml oder mehr. Rund zwölf bis 14 Prozent dieser Patienten erhielten auf ihre systematischen Biopsien ein positives Ergebnis.

Patienten mit einem dieser Indikatoren hatten ein deutlich erhöhtes Risiko einer ungünstigen Pathologie, eines erhöhten Risikos eines frühen PSA-Versagens und ebenfalls ein erhöhtes Sterberisiko. Diese Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin „European Urology Oncology“ veröffentlicht. (Ende)

Glioblastome: TAT erhöht die Überlebensrate – University of South Australia: Intensive Bestrahlung des Tumors mit Alphateilchen tötet Krebszellen

Adelaide (pte012/09.07.2024/10:30) – Mit der sogenannten „Targeted alpha therapy“ (TAT) zur Behandlung der bösartigsten Form von Hirnkrebs, den Glioblastomen, haben Forscher der University of South Australia in präklinischen Settings vielversprechende Ergebnisse erzielt. So besteht die Hoffnung, dass die durchschnittlichen derzeitigen Überlebensraten über 18 Monate hinaus verlängert werden. Derzeit besteht die Standardbehandlung aus einer OP, gefolgt von Strahlen- und Chemotherapie. Trotzdem liegen die Überlebensraten nach fünf Jahren bei weniger als fünf bis zehn Prozent.

Wirkung in geringer Distanz

Die Wissenschaftler haben bestehende klinische Studien analysiert, um die Durchführbarkeit der neuen Therapie zu beurteilen. In „Targeted Oncology“ präsentiert das Team, bestehend aus Maram El Sabri, Eva Bezak und Frank Saran, jetzt die wissenschaftlichen Belege, die für den Einsatz von TAT zur Behandlung von Glioblastomen sprechen. Laut Maram transportiert TAT große Mengen tödlicher Strahlung aus sehr geringer Distanz direkt zum Tumor. Das Ziel wird dabei getroffen, ohne das umgebende gesunde Gewebe erheblich zu schädigen.

Die eingesetzten Alphateilchen sind im Vergleich zur Standardbehandlung zehn Mal mehr leistungsfähig. Sie töten die Krebszellen ab oder verlangsamen zumindest ihr künftiges Wachstum. Glioblastome gelten als äußerst problematisch, da sie sehr rasch wachsen und sich über den leicht sichtbaren Tumor hinaus in das normale Gewebe des Gehirns ausbreiten. Damit wird es für die Onkologen auch schwer, die optimale Strahlungsdosis zu verabreichen, die für das Abtöten des Krebses erforderlich ist. Tierstudien zeigen, dass nur wenige Medikamente als Targets die Blut-Hirn-Schranke tatsächlich überwinden und damit das Krebsgewebe erreichen.

Nur wenige Nebenwirkungen

Bei präklinischen Experimenten hat TAT die Überlebensrate bei neu diagnostizierten Fällen von Glioblastomen um 16,1 erhöht. Bei wiederkehrenden Tumoren lag die Erfolgsrate bei 36,4 Prozent. Bei der Behandlung kommt es zudem nur zu geringen Nebenwirkungen. Laut Bezak wurde TAT erstmals vor mehr als 20 Jahren von dem international bekannten australischen Wissenschaftler Barry Allen als Behandlungsverfahren vorgeschlagen. „Er war seiner Zeit weit voraus. Es hat lange gedauert, bis TAT von den Medizinern akzeptiert worden ist.“

Ein weiterer Vorteil von TAT ist, so die Wissenschaftler, dass diese Therapie vergleichsweise geringe Kosten verursacht. Maram entwickelt für ihre Dissertation gegenwärtig ein Computermodell zur Berechnung, wie sich TAT nach dem operativen Eingriff am besten im Gehirn einsetzen lässt. In Kombination mit den konventionellen Behandlungsansätzen wird dabei spezifisch auf übriggebliebene Krebszellen abgezielt und an der Verabreichung wirksamerer Strahlung gearbeitet. (Ende)

SUCHT- UND GENUSSMITTEL

Oxycodon: Hirnareal für Rückfälle identifiziert – Medikament Suvorexant ist laut Scripps Research bei stressbedingtem Suchtnachgeben wirksam

La Jolla (pte012/10.07.2024/10:30) – Forscher von Scripps Research haben einen Bereich des Gehirns identifiziert, der eine entscheidende Rolle bei einem durch Stress ausgelösten Oxycodon-Rückfall spielt. Diese Ergebnisse erklären, warum das Medikament Suvorexant so wirksam ist. Zuvor hatten die Forscher bereits nachgewiesen, dass es bei der oralen Einnahme die Rückfälle bei Alkohol und Oxycodon verringern kann. Laut dem Seniorautor Remi Martin-Fardon ist das Wissen um die beteiligten Gehirnregionen für die Entwicklung neuer Therapien von großer Bedeutung.

Orexin wird blockiert

Suvorexant blockiert die neuronale Signalchemikalie Orexin. Da sich diese jedoch auf vielfache Art und Weise auf das Gehirn auswirkt, wollen die Forscher wissen, welche Bereiche und molekularen Signalwege für die Wirkung von Suvorexant auf das Auftreten eines Rückfalls hat. Bei der aktuellen Studie haben sich die Experten auf opioidabhängige Ratten konzentriert, die gelernt hatten, einen Hebel zu betätigen, um an das Oxycodon zu gelangen.

Die Nager waren zu dem Zeitpunkt mindestens acht Tage lang abstinent. Die Forscher entwickelten ein System, durch das nur ein kleiner Bereich des Gehirns der Ratten mit Suvorexant in Kontakt kommt und nicht wie bei der oralen Einnahme das ganze Hirn. Bei dem Bereich handelt es sich um den Nucleus paraventricularis (pPVT), der zum Hypothalamus gehört. Dass dieser Bereich bei Stress, Essen und Trinken eine Rolle spielt, konnte bereits nachgewiesen werden.

Verabreichung im Hirn

Opioidabhängige Ratten, die Stress ausgesetzt wurden und Suvorexant über den pPVT erhielten, betätigten den das Opioid freisetzenden Hebel weniger als halb so oft wie die nicht behandelten Tiere. Damit konnte nachgewiesen werden, dass die Fähigkeit von Suvorexant einen Rückfall zu verhindern auf seine Wirkung auf die Signalgebung von Orexin im pPVT zurückzuführen ist. Auch wenn die Tiere statt Oxycodon gesüßte Kondensmilch erhielten oder wenn sie statt Stress wieder mit drogenassoziierten Reizen versorgt wurden, veränderte das Suvorexant im pPVT ihr Verhalten jedoch nicht.

Damit liegt nahe, dass ein stressbedingter Rückfall bei Oxycodon von anderen molekularen Treibern ausgelöst wird als bei einem stressbedingten Verlangen nach Zucker oder anderen Arten eines Oxycodon-Rückfalls. Das Team führt jetzt ähnliche Experimente bei Tiermodellen durch, um festzustellen, ob Suvorexant auch bei einer Alkoholabhängigkeit eine ähnliche Wirkung entfaltet. Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden im „Journal of Psychopharmacology“ veröffentlicht. (Ende)

UMWELT – TOURISTIK

Hitzewelle in Rumänien: Bei 46 Grad Celsius werden die Äcker zur Wüste

Derzeit sucht eine Hitzewelle Südosteuropa heim. In Rumänien werden in dieser Woche Temperaturen über 45 Grad erwartet.

In den meisten der 41 Kreise Rumäniens gilt wegen extremer Hitze die Warnstufe Rot. In mehreren Gebieten, darunter auch in der Hauptstadt Bukarest, wurden am Wochenende Temperaturen von rund 40 Grad Celsius gemessen. 

Am heißesten wird es voraussichtlich entlang der Donau. In dieser Woche soll es westlich von Bukarest sogar 46 Grad heiß werden. Das würde einen neuen Temperaturrekord bedeuten. Bisher ist es in dieser Gegend seit Beginn der Messungen bis zu 42,6 Grad heiß geworden. 

Das könnte auch in den Nachbarländern Ungarn, Bulgarien und Serbien passieren. Auch dort liegen die Höchstwerte deutlich über 40 Grad. 

Sandwüste im Süden Rumäniens

Im Süden des Landes verwandelt sich der Boden in eine Sandwüste. Das hat mehrere Gründe. Neben der Hitzewelle spielen auch die immer geringeren Regenmengen und ein veraltetes Wässerungssystem eine Rolle.  

In einigen Teilen Rumäniens wird der Boden im Sommer bis zu 70 Grad heiß. Viele rumänische Landwirte müssen das von Ihnen angebaute Gemüse früher ernten als jemals zuvor, weil es sonst vertroknen würde. 

Um den Boden zu schützen und der Verwüstung vorzubeugen, pflanzen Freiwillige Akazien und andere Bäume. Akazien halten es im heißen und trockenen Boden besonders gut aus, weil ihre Wurzeln tief in den Boden reichen, wo es noch genug Wasser und Nährstoffe gibt.

Die Menschen sollten sich bei der Hitzewelle, die laut Meteorologen mindestens bis Mittwoch anhalten wird, von 11 bis 18 Uhr in Innenräumen aufhalten, raten die Ärzte.   

In Deutschland wird es ebenfalls heiß

Auch in Deutschland wird es in den kommenden Tagen heiß: In mehreren Gegenden über 30 Grad. Doch ganz so heiß wie in Rumänien wird es voraussichtlich nicht. Laut Wetterprognosen wird die Hitze in Deutschland immer wieder vom Unwetter unterbrochen. 

Außerdem haben die deutschen Bauern derzeit nicht mit der Verwüstung ihrer Felder zu rechnen. Denn in Deutschland sind die Böden nach regenreichen Tagen gut mit Wasser getränkt. 

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Photovoltaik: Neues PV-Dashboard zeigt aktuellen Ausbau in Österreich – PV-Dashboard zeigt erstmals auch Performance der Bundesländer

Wien (pts013/10.07.2024/10:50) – Insgesamt wurden im vergangenen Jahr über alle Bundesländer hinweg 2,6 Gigawattpeak an PV-Leistung zugebaut. Ein aktueller Bundesländervergleich zeigt: Die Flächenbundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark führten 2023 erneut den PV-Zubau in Österreich an. Trotz dieses Erfolgs sind erst 30 Prozent (6,3 Gigawattpeak (GWp)) der bis 2030 benötigten PV-Leistung österreichweit installiert. Um das Ausbauziel von 21 GWp bis 2030 zu erreichen, muss der Ausbau weiterhin intensiv vorangetrieben werden. Mit dem Ausbleiben des E-Wirtschaftsgesetzes (ElWG) sieht der Branchenverband Photovoltaic Austria (PV Austria) enorme Herausforderungen für eine erfolgreiche Energie- und Stromnetzwende. Außerdem müssen komplizierte Genehmigungsverfahren vereinfacht und fehlende sowie problematische Ausweisungen von PV-Zonen dringend angegangen werden, so der Verband. Im neuen PV-Dashboard präsentiert der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) den aktuellen Stand des PV-Ausbaus in Österreich und den Bundesländern.

Der Photovoltaik-Boom des letzten Jahres hat gezeigt, was möglich ist„, so Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria. „Die Mehrheit der Bundesländer muss nun aktiv ins Tun kommen, um den notwendigen Zielpfad einzuschlagen. Leere Gesetzesentwürfe, wie das Tiroler Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, oder das Kärntner-Energiewendegesetz samt PV-Verordnung, bringen nicht die dringend notwendigen Verbesserungen. Was es für eine moderne Strominfrastruktur braucht, ist der Beschluss des ElWG.“

Aktuelle Daten im Überblick: Neues PV-Dashboard

Mit dem neuen PV-Dashboard stellt PV Austria erstmals aktuelle Daten zum PV-Ausbau in Österreich und den einzelnen Bundesländern in digitalem Format bereit. Das Dashboard zeigt: Niederösterreich steht mit einem PV-Zubau von 562 Megawatt im Jahr 2023 an der Spitze – und erreicht trotz vorbildlicher Zubauleistung nicht die notwendige Jahres-Zielvorgabe. Platz zwei teilen sich Oberösterreich und die Steiermark, beide mit jeweils 521 Megawatt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr österreichweit 2.600 Megawattpeak (2,6 GWp) Photovoltaik zugebaut.

Obwohl jedes Bundesland beachtliche Zuwächse verzeichnen konnte, ist es entscheidend, dass dieser Erfolg nicht abreißt. Angesichts der Zielvorgaben des ÖNIP (integrierter österreichischer Netzinfrastrukturplan), benötigt Österreich jedes Jahr ähnlich hohe Zubauzahlen wie 2023. Um bis 2030 vollständig erneuerbaren Strom zu haben, ist eine Photovoltaik-Leistung von 21 GWp und bis 2040 über 41 GWp für die Klimaneutralität Österreichs notwendig. Derzeit sind erst 30 Prozent der bis 2030 erforderlichen PV-Leistung installiert.

Forderungen an die Bundesländer für weiteren PV-Ausbau

  • Vereinheitlichung der Genehmigungsverfahren: Rund 36 verschiedene Gesetze in neun Bundesländern erschweren den PV-Ausbau. Eine Vereinheitlichung ist dringend notwendig.
  • Verbesserte Gesetzgebung: Effektivere Gesetze, die tatsächlich Vereinfachung und Beschleunigung bringen, statt leerer Entwürfe, sind unabdingbar.
  • Ausweisung von PV-Zonen: In den meisten Bundeländern fehlen klar ausgewiesene Zonen für den PV-Ausbau; bestehende Zonierungen müssen verbessert werden.
  • Steigerung der PV-Leistung: Bis 2030 sind 21 Gigawatt und bis 2040 über 41 Gigawatt PV-Leistung erforderlich. Aktuell sind nur 30 Prozent der bis 2030 notwendigen Leistung installiert.

Das PV-Dashboard finden Sie unter: https://pvaustria.at/dashboard

Über den Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria)
Der Bundesverband Photovoltaic Austria ist der kompetente, institutionelle Ansprechpartner für Photovoltaik, Energiemanagement und Stromspeicherung. Er strebt die rasche und umfassende Etablierung der Photovoltaik als tragende Säule der Energieversorgung an und arbeitet als überparteiliche Interessenvertretung an der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Photovoltaik und Stromspeicherung in Österreich entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Produktion, Handel und Gewerbe). Mehr Infos online unter: https://pvaustria.at

(Ende)

Aussender:Photovoltaic Austria Bundesverband
Ansprechpartner:Vera Immitzer
Tel.:+43 1 522 35 81 440
E-Mail:office@pvaustria.at
Website:www.pvaustria.at

Neue Spielregeln mit Airbnb in Wien

von Thomas Reisenzahn

Zwei für jedermann greifbare Phänomene lassen in letzter Zeit aufhorchen: der zunehmend spürbare (und heftig kritisierte) „Overtourism“ sowie die Bemühungen von immer mehr Kommunen, das ausufernde Airbnb-Business in geordnete Bahnen zu lenken. Die beiden Entwicklungen hängen nicht von ungefähr miteinander zusammen. Und natürlich betreffen sie nicht nur die Bevölkerung, sondern sehr stark auch die jeweils lokale Hotellerie. Daher ist es verständlich, dass die Branche hier genauer hinsieht.

Neue Spielregeln in Wien

Während der Kampf um den „Übertourismus“ (reißerisches Motto etlicher Medien: „Der Fluch der Urlauber“) munter weitergeht und jüngst in Angriffen mit Wasserspritzpistolen (!) bewaffneter Einheimischer auf friedlich jausnende Urlauber in Barcelona einen skurrilen Höhepunkt gefunden hat, entspannt sich die Airbnb-Szene in jüngster Zeit. Nach dem Beispiel anderer Städte hat auch Wien energische Schritte gesetzt, um die Vermietung von Wohnungen durch strengere Vorschriften einzubremsen. Die seit 2018 geltenden Bestimmungen wurden zum 1. Juli 2024 noch einmal deutlich verschärft. Dies betrifft nicht nur das als „Hauptverdächtigen“ erkannte Airbnb, sondern auch alle anderen vergleichbaren Plattformen wie Booking.com.

Ab 1. Juli dürfen Wohnungen in ganz Wien nur noch für 90 Tage im Jahr kurzzeitig vermietet werden. Wer länger vermieten will, braucht – genauso wie die gewerblichen Vermieter – eine (für maximal fünf Jahre gültige) Ausnahmegenehmigung. Damit soll verhindert werden, dass Wohnungen ausschließlich zur Vermietung genutzt werden. Der Clou dabei: die Stadtverwaltung legt die neuen Regeln äußerst streng aus. Airbnb-Host zu werden ist also ab sofort alles andere als einfach. Eine skurrile Auslegung gibt es bei diesen 90 Tagen: Diese Frist gilt nicht nur für die Vermietung, sondern auch für das Anbieten (!) auf Plattformen, heißt es in dem Merkblatt der Wiener Baupolizei.

Weiters ist in „Wohnzonen“ eine Ausnahmebewilligung gar nicht zu bekommen. Auch außerhalb solcher Zonen darf ein Gebäude nicht mit Förderung errichtet worden sein. Es ist nicht gestattet, Gemeindewohnungen oder Wohnungen von gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften auf den einschlägigen Plattformen zu inserieren. Außerdem darf seit dem 1. Juli nicht mehr als die Hälfte der Wohnungen eines Hauses vermietet werden. Den eigenen Wohnsitz muss der Host in jedem Fall beibehalten. Es ist darauf zu achten, dass selbst bei nur kurzfristiger Vermietung die Zustimmung aller anderen Bewohner des Hauses vorliegt.

Ist das der Sargnagel der touristischen Sharing Economy in Wien?

Im globalen Kampf gegen die Auswüchse von Airbnb & Co hat Wien damit einen Schritt gesetzt. Dass das Geschäftsmodell durch diese oder weitere Maßnahmen zum Erliegen kommt, darf allerdings niemand annehmen. Das ursprünglich durchaus sympathische System hat mit Sicherheit die Kraft, sich weiter anzupassen. Denn Reisen sind auch außerhalb eines Hotelzimmer beliebt. Ein unbestrittener Nachteil dieser Reiseform ist aber nach wie vor, dass Privatvermieter oft wenig pflichtbewusst und schwer zu erreichen sind (auch für den Fiskus oft schwer erreichbar). Nicht jeder Host hat die Gabe und Erfahrung, ein guter Privathotelier zu sein.

TECHNIK – TECHNOLOGIE – INNOVATION

„Europa ist zurück“: Ariane 6 flog erfolgreich ins All

Die Spitzen der europäischen Raumfahrt feiern es als einen „unglaublichen Erfolg“: Erstmals ist die europäische Rakete Ariane 6 in den Weltraum gestartet und holt Europas Raumfahrt damit aus der Krise ihres Trägerraketensektors. Die Rakete startete am Dienstag gegen 21.00 Uhr (MESZ) am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana unter den gebannten Blicken zahlreicher Beteiligter und Raumfahrtbegeisterter.

Gut eine Stunde später verkündete die ESA dann den Erfolg des Flugs, nachdem die Rakete mehrere Satelliten ausgeliefert hatte. „Wir schreiben heute Geschichte“, sagte ESA-Chef Josef Aschbacher unter Applaus in Kourou. „Heute ist ein großer Tag zum Feiern.“ Er sei persönlich erleichtert.

Der gesamte Flug der 56 Meter hohen und 540 Tonnen schweren Rakete war auf knapp drei Stunden angesetzt. Bereits kurz nach dem Abheben, als die Ablösung der Booster verkündet wurde, brach auf den Terrassen am europäischen Weltraumbahnhof Jubel und Applaus aus. Bei jedem weiteren Meilenstein, den die Rakete erfolgreich absolvierte, erfüllten Freude und Erleichterung den Weltraumbahnhof.

Heimisches Know-how mit an Bord

Schon seit Monaten hat Europas Raumfahrt auf den Jungfernflug seiner neuen Rakete hingefiebert. Denn für den Kontinent steht viel auf dem Spiel. Die Hoffnungsträgerin Ariane 6 soll wieder einen eigenen Zugang zum All herstellen und so die Unabhängigkeit sichern.

Anteil an der Entwicklung und Umsetzung der neuen ESA-Trägerrakete für schwere Lasten haben auch mehrere österreichische Firmen. So findet sich heimisches Know-how und Technologie in der Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe sowie im Steuermechanismus für die Oberstufe der Rakete. Dies lieferte der größte Weltraumzulieferer des Landes, Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space), mit Hauptsitz in Wien. Die im Unternehmens-Werk in Berndorf im Triestingtal (NÖ) produzierte Spezialisolation ist zum ersten Mal auf einer Trägerrakete im Einsatz.

An der Entwicklung des Datennetzwerks von Ariane 6 war das Wiener Hightech-Unternehmen TTTech beteiligt, das ebenso Komponenten für die Bordelektronik geliefert hat. Die Chips des Unternehmens ermöglichen es, Navigations- und Steuerungsdaten sowie Überwachungs- oder Videodaten zu übertragen. Test-Fuchs Aerospace Systems aus Groß-Siegharts (NÖ) entwickelte für Ariane 6 verschiedene Ventilsysteme. Das steirische Unternehmen Hage Sondermaschinenbau fertigte eine 50 Meter lange Anlage an, die zur Bearbeitung von Verschlusskappen für Ariane 6 zum Einsatz kam. So konnten Teile für das Tanksystem mit besonders widerstandsfähigen Schweißnähten versehen werden. Laut der Forschungsförderungsgesellschaft FFG waren zudem auch das Stahlbearbeitungsunternehmen ISW sowie das Edelstahlunternehmen Böhler an dem europäischen Großprojekt beteiligt.

Laut FFG-Angaben gegenüber der APA fällt mit jeder produzierten Ariane 6 ein Umsatz für die österreichischen Firmen von etwa 500.000 Euro an. Bei 30 bisher verkauften Starts bedeute dies einen Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro, was die österreichischen Ausgaben für die Trägerrakete, die mit etwa 12 Mio. Euro beziffert wurden und vom Klimaministerium über die ESA für die Firmen bereitgestellt wurden, bereits übertreffe. Insgesamt waren 13 europäische Länder am Bau der Rakete beteiligt.

Europa darf hoffen: Weitere Raketen geplant

Seitdem vor ziemlich genau einem Jahr die letzte Ariane 5, die Vorgängerin der Ariane 6, in den Weltraum gestartet ist, hatte die europäische Raumfahrt keine eigenen Transporter mehr, um größere Satelliten in den Weltraum zu bringen. Die ESA gestand eine ernsthafte Krise des europäischen Trägerraketensektors ein, Aschbacher sprach von einem riesigen Problem.

Denn Ärger gab es auch bei den kleineren Satelliten. Nach einem erfolgreichen Erststart missglückte der erste kommerzielle Flug der Vega C Ende 2022. Eine Rakete dieses Typs soll erst im November wieder fliegen. Teils wich die ESA für Satellitenstarts auf Falcon-9-Raketen des US-Unternehmens SpaceX von Elon Musk aus.

Mit dem Erstflug der Ariane 6 ist für Aschbacher klar: „Europa ist zurück.“ Aus der Krise sei man raus. Er erklärte aber auch: „Dies ist nur der erste Schritt, wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Bereits Ende des Jahres soll die nächste Ariane 6 fliegen.

Die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Anke Kaysser-Pyzalla, lobte: „Es ist gelungen, hier wieder eine Rakete zu erstellen, die man zukünftig in einer Art Raketenfabrik immer wieder bauen kann.“ Laut Rolf Densing, Leiter des ESA-Kontrollzentrums in Darmstadt reichten die Industriekapazitäten für bis zu elf Starts pro Jahr. Der Chef des Raketenbetreibers Arianespace, Stéphane Israël, sagte, schon im kommenden Jahr wolle man sechsmal eine Ariane 6 in den Weltraum schicken.

Kleiner Vorfall beim Jungfernflug

Ganz nach Plan verlief bei dem Jungfernflug aber nicht alles. Nach der erfolgreichen Startphase folgte eine technische Demonstrationsphase. In dieser zündete ein Hilfsantrieb in der Oberstufe zwar zunächst, stoppte dann aber, wie der Chef des Raketenbauers ArianeGroup, Martin Sion, erklärte. Warum, wisse man noch nicht.

Sion sagte zu dem Vorfall: „Das ist bedauerlich, aber das ist auch der Grund, weshalb wir eine technische Demonstration vornehmen, weil es Dinge gibt, die wir nicht am Boden testen können.“ Mit der Testphase am Ende des Erstflugs habe man so viele Informationen wie möglich sammeln wollen. Man habe schauen wollen, wie sich die Oberstufe der Rakete in sogenannter Mikrogravitation verhält, einem Zustand, in dem die Gravitationskraft nicht oder extrem schwach wirkt.

Vorgesehen war, dass die Rakete bei ihrem Jungfernflug 17 Nutzlasten ins All bringt. Nach gut sieben Minuten wurde die Oberstufe abgetrennt. Das wiederzündbare Vinci-Triebwerk wurde zweifach gezündet. In drei Phasen setzte die Rakete technische Passagiere in den Weltraum.

Am Ende sollte die Oberstufe auf dem Weg zurück zur Erde eigentlich verglühen. Weil der Hilfsantrieb stoppte, zündete das Vinci-Triebwerk der Oberstufe nicht erneut, um die zwei letzten Nutzlasten auszusenden. Sie werden nun in der Oberstufe bleiben, die im All verbleibt.

Wie modern die Rakete ist, darüber sind sich Experten uneinig

Die Ariane 6 musste zehn Jahre lang auf ihren Erststart warten. Sie ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis Sommer 2023 im Einsatz war. Die Rakete soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin.

Je nach Mission kann die flexible und modulare Rakete mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden und unterschiedliche Nutzlasten in einem kleineren oder einem längeren Oberteil unterbringen. Bis zu 11,5 Tonnen Gesamtfracht kann sie bei geostationären Satelliten transportieren und 21,6 Tonnen in niedrigeren Umlaufbahnen.

Einer der zentralsten Fortschritte dürfte aber sein, dass die Ariane 6 Satelliten in unterschiedliche Orbits ausliefern kann. Somit kann sie auch Konstellationen ins All bringen.

Wie modern die Rakete ist, daran scheiden sich die Geister. ESA-Chef Aschbacher ist überzeugt, dass die Rakete den aktuellen Herausforderungen entspricht. Raumfahrtexperte Martin Tajmar von der TU Dresden antwortet hingegen auf die Frage, ob die Rakete auf der Höhe der Zeit sei: „Das kann man vergessen.“

Tajmars Blick geht dabei in die USA und zu SpaceX: „2015 ist das erste Mal die Falcon-9-Rakete erfolgreich wieder gelandet und hat quasi das Zeitalter der wiederverwendbaren Raumfahrt gegründet, wo natürlich alle anderen jetzt dann komplett alt ausschauen.“

Immerhin: Laut ESA-Raumtransportdirektor Toni Tolker-Nielsen soll die Rakete, die die Ariane 6 ablöst, auch wiederverwendbar sein. Derzeit plant die ESA, die Ariane 6 bis mindestens Mitte der 2030er-Jahre zu nutzen. Tajmar meint, dann sei man aber wieder 20 Jahre hinterher. Nur: Die langwierigen Entscheidungsprozesse bei der ESA könne man auch nicht mit der Arbeitsweise von SpaceX vergleichen.

Service: https://www.esa.int/ariane

IT – KI – ROBOTIK – INTERNET

Optische Rechenmethode für multiplexe Tasks – Datenverarbeitung und Verschlüsselung könnten dank Verfahren der UCLA revolutioniert werden

Los Angeles (pte005/09.07.2024/06:15) – Ingenieure der University of California, Los Angeles (UCLA) unter der Leitung von Aydogan Ozcan haben einen bedeutenden Fortschritt in der optischen Computertechnologie vorgestellt, der die Datenverarbeitung und Verschlüsselung verbessern soll. Details sind in „Laser & Photonics Reviews“ nachzulesen.

Diffraktives optisches Netzwerk

Konkret handelt es sich um ein rekonfigurierbares diffraktives optisches Netzwerk, das in der Lage ist, hochdimensionale Permutationsoperationen durchzuführen. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt für Telekommunikations- und Datensicherheitsanwendungen dar, verdeutlicht Ozcan.

Mittels rein optischer diffraktiver Rechenmethoden lassen sich Operationen in multiplexierter Weise durchführen, was die Effizienz und Skalierbarkeit erheblich verbessert, heißt es. Das Design umfasst ein rekonfigurierbares multiplexiertes Material, das mittels Deep-Learning-Algorithmen strukturiert wurde.

Permutationsoperationen getestet

Jede diffraktive Schicht im Netzwerk, so die Wissenschaftler, kann in vier Ausrichtungen rotieren: null, 90, 180 und 270 Grad. Dies ermögliche es einem K-Schicht-rotierbaren diffraktiven Material, bis zu 4K unabhängige Permutationsoperationen durchzuführen, was es hochgradig vielseitig mache.

Die Forscher haben 256 zufällig ausgewählte Permutationsmatrizen unter Verwendung von vier rotierbaren diffraktiven Schichten getestet. Die experimentelle Validierung, die mit Terahertzstrahlung und 3D-gedruckten diffraktiven Schichten durchgeführt wurde, stimmte eng mit den numerischen Ergebnissen überein. (Ende)

SOCIAL MEDIA

Viele Teens steigen aus sozialen Medien aus – Studie zufolge wissen sie um mögliche Folgen, reflektieren Nutzung und ergreifen Maßnahmen

New Brunswick (pte002/10.07.2024/06:05) – Viele Jugendliche sind sich der negativen Auswirkungen sozialer Medien bewusster als bisher angenommen. Sie gehen aktiv damit um, indem sie ihre Nutzungszeiten reduzieren oder die Netzwerke sogar verlassen. Das zeigt eine kürzlich von Forschern der Rutgers University durchgeführte Studie mit 20 befragten kanadischen und US-Teenagern zwischen 13 und 16 Jahren.

Mehr Selbstverantwortung

Die meisten der Befragten nutzen soziale Netzwerke eigenen Angaben nach, wenn sie sich langweilen oder weil es ein Zeitvertreib ist. Immer mehr von ihnen unternehmen jedoch Schritte, um ihre Nutzung einzuschränken, und denken über die Folgen sozialer Medien für ihr Wohlbefinden nach. Laut der Studie sind negative Online-Erfahrungen zwar der Hauptgrund für die Selbstregulierung, aber die Mädchen und Jungen würden auch auf die Auswirkungen auf ihre Schulbildung achten.

Einige von ihnen gaben an, sie hätten ihre Eltern aufgefordert, ihnen zu helfen, die Smartphone-Nutzung besser zu kontrollieren. Automatische Erinnerungen oder Kalender ermöglichen es, ihre Zeit zu organisieren, insbesondere wenn es um Hausaufgaben geht. Auch soziale Netzwerke selbst können ein Grund für Veränderung sein: Manche Teens sagen, ihr Verhalten geändert zu haben, nachdem sie in den sozialen Medien einen Trend gesehen hatten, der einen gesünderen Lebensstil propagierte.

Ereignisse bewirken Reflexion

Laut Rutgers-Forscherin Nikhila Natarajan sind sich Teens zunehmend der negativen Folgen der sozialen Medien auf ihre geistige und körperliche Gesundheit bewusst. „Es ist selten ein einzelnes Erlebnis, sondern häufiger eine Reihe miteinander verbundener Erlebnisse, sowohl online als auch offline, die Jugendliche dazu veranlassen, intensiver über die Auswirkungen sozialer Medien nachzudenken und dann Maßnahmen zur Selbstregulierung ihrer Nutzung zu ergreifen.“ Die Ergebnisse der Studie widersprechen einer Umfrage unter US-amerikanischen Eltern, nach der die Jugendlichen häufig einer unregulierten Web- und Social-Media-Nutzung frönen, wie pressetext berichtete. (Ende)

CYBERKRIMINALITÄT

IT-Security: E-Mail genügt: Outlook-Lücke gibt Angreifern Zugriff aufs System

Gefahr insbesondere bei Mails von „vertrauenswürdigen Absendern“ – Patch steht bereit

Wer Microsofts E-Mail-Client Outlook verwendet, sollte hurtig den neuesten Sicherheitspatch dafür einstellen. Dieser steht seit dem Patchday am Dienstag (9. Juli) bereit und schließt eine schwere Sicherheitslücke (CVE-2024-38021). Diese wird von den Entdeckern beim IT-Security-Anbieter Morphisec als kritische „Zero Click“-Schwachstelle eingestuft. Das heißt in diesem Fall: Ein Angreifer kann sich ganz ohne Zutun des Nutzers Zugriff auf das System verschaffen – dafür reicht die Zusendung einer entsprechend präparierten E-Mail.

Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass der Absender der Mail beim Empfänger als „vertrauenswürdiger Absender“ hinterlegt ist. Andernfalls ist die Ausnutzung der Lücke erst möglich, wenn für die Mail die Anzeige „blockierter Inhalte“ ermöglicht wird. Das ist auch der Grund, warum Morphisec und Microsoft bei der Einschätzung der Schwere des Lecks zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Microsoft sieht nur eine „hohe“, aber keine „kritische“ Gefährdung.

„Bösartiger Link“ hebelt Sicherheitsvorkehrungen aus

Entdeckt und von Microsoft bestätigt wurde die Schwachstelle, die eine Ausführung von Schadcode aus der Ferne erlaubt, bereits im April. Genauere technische Details sind noch nicht verfügbar, in der Beschreibung wird lediglich angegeben, dass es mit einem „bösartigen Link“ möglich ist, das Protected View Protocol zu umgehen, das unter anderem dafür sorgen soll, das beim Ansehen einer E-Mail nicht einfach Code ausgeführt werden kann.

Mehr zur Lücke wird Morphisec im Rahmen der IT-Security-Konferenz Defcon 32 präsentieren, die von 8. bis 11. August im Las Vegas Convention Center stattfindet. Ergänzend dazu soll es am 15. August außerdem auch ein umfangreiches, virtuelles „Threat Briefing“ geben. (gpi, 11.7.2024)

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KRIMINALITÄT

Rivalisierende Syrer und Tschetschenen in Wien: „Sie haben niemanden, den sie verlieren können“

Wien hat ein veritables Problem mit vor allem syrischen und tschetschenischen Jugendbanden, die sich mit Messern, Waffen und Fäusten öffentlich bekriegen. Woher kommt der Hass und was tut die Polizei? Eine Spurensuche mit den Ermittlern vor Ort.

Es ist Mittwoch, neun Uhr am Abend, und die Polizei zeigt fast alles, was sie hat: Beamte der Cobra stehen in ihrer tarnfarbenen Montur vor ihrem Einsatzauto neben der U6-Station Jägerstraße. Daneben hat ein Polizist der Hundestaffel seinen offensichtlich einsatzbereiten Hund tänzelnd an der Leine. Mehrere Beamte in Uniform stehen in einem Grüppchen nebeneinander und ja, auch Beamte in Zivil sind da. Vorher waren sie alle im Einsatz, jetzt stehen sie gezwungenermaßen hier, um sich von einem riesigen Pulk an Journalisten fotografieren zu lassen.

Man kann ihnen die Show nicht verübeln. Es ist Wahlkampf, und seit dem vergangenen Wochenende sind genügend Menschen in Wien in Aufregung, weil es durchaus brutale Auseinandersetzungen zwischen vorwiegend Tschetschenen, Türken und Syrern gegeben hat, die sich unter dem Namen 505 oder 505/515 zusammenfinden. Schüsse, mehrere Messerstiche, schwere Verletzungen und täglich Hunderte Hasspostings auf Telegram-Kanälen lassen erahnen, dass hier ein Pulverfass kurz vor der Explosion steht, wenn es nicht entleert wird.

Problem nicht erst seit gestern in Wien

Auch aus diesem Grund steht Oberst Dietmar Berger vor den Kameras und Mikros Rede und Antwort. Berger ist stellvertretender Leiter des Ermittlungsdienstes im Landeskriminalamt Wien – und damit in diesem Fall oberster Bandenermittler. Er stellt klar: Das Phänomen der (Jugend-)Banden gibt es nicht erst seit gestern in Wien. Auch wenn die Situation am Wochenende definitiv „eskaliert“ sei.

Warum? Im Nachhinein betrachtet habe es schon das ganze Jahr über Vorfälle gegeben, sagt Berger. Ein Hauptgrund für die aktuellen Vorfälle dürfte ein Streit am 3. Juni im Arthaberpark in Favoriten gewesen sein, bei dem ein 30-jähriger Österreicher mit tschetschenischen Wurzeln durch einen syrischen Staatsangehörigen schwer verletzt wurde. Die Ironie an der Sache: Eigentlich hätte es sich um eine Aussprache von vorangegangenen Streitigkeiten handeln sollen. Doch die ging offenbar gewaltig schief. Der Mann überlebte schwer verletzt – mit acht Messerstichen. Einer davon in den Hals, andere in die Genitalien. Aus der Sicht der Tschetschenen heiße es jetzt: „Das ist zu viel. Wir müssen uns wehren.“

Und sie wehren sich. Feind ist die syrische Bande 505, die seit Monaten aus Sicht der Tschetschenen Jagd auf diese (und Türken) macht. Man dürfe sich aber diese Bande nicht wie einen Clan vorstellen, mit einem Capo an der Spitze, erklärt Berger. Es sei ein loser Zusammenschluss an jungen Männern, die damit sympathisieren. Die Zahl 505 ist eigentlich eine Postleitzahl aus Saudiarabien, und zurückzuführen sei der Bandenname auf einen syrischen Familienclan, der sich auf diese Region bezieht. Nur: „Die sind bei uns absolut nicht auffällig. Die Jugendlichen haben das einfach übernommen. Die Zahl ist ein Selbstläufer geworden.“

Es geht nicht um Drogen, es geht um Ehre

Einer, der schwer zu fassen ist. Um Suchtmittelkriminalität gehe es nach derzeitigem Wissensstand nämlich nicht. Auch nicht um mafiöse Strukturen oder „Clan-Kriminalität, wie wir sie aus Deutschland kennen“. Es geht um viel weniger und gleichzeitig viel mehr. „Es geht um die Ehre“, sagt Berger. Um die Vorherrschaft in Parks.

Und so etwas lässt auch einen auf den ersten Blick gut integrierten Menschen offenbar alles vergessen. Bei der ersten Festnahme handelt es sich um einen 29-jährigen Tschetschenen. Er soll mit einem Pkw mehrere Verdächtige am Freitagabend zur ersten Kampfhandlung im Anton-Kummerer-Park in der Brigittenau gebracht haben. Er verweigere jede Aussage, sagt Berger. Und: „Diese Person ist beruflich voll integriert. Sie passt nicht in unser Bild, das wir uns von herummarschierenden Jugendlichen machen.“

Afghane? Syrer? „Für sie sind das nur Araber“

Auch die am Sonntag offenbar schwer verletzten Afghanen – einer davon liegt mit einem Schädelbruch im Krankenhaus – passen vielleicht nicht ganz ins Bild. Die Opfer erzählen, sie seien von Vermummten angesprochen und sofort attackiert worden. Berger erklärt das so: „Die Tschetschenen sehen offensichtlich die Ethnie nicht so eng. Für sie sind das nur Araber.“

Die Polizei ist jetzt jedenfalls verstärkt mit Streifen unterwegs, hat Sondereinsatzkräfte wie die Wega oder die Cobra bei Schwerpunktaktionen dabei. An jenem Mittwochabend habe man – wenn auch nicht vor den Augen der Journalisten – 453 Identitätsfeststellungen und 38 Anzeigen (davon unter anderem schwere Nötigung) gemacht. Auch zwei Waffen wurden sichergestellt. „Es wird in Österreich keine Zonen geben, wo man sich nicht mehr hin traut, das werden wir zu verhindern wissen“, sagt Berger.

Eine Generation kennt nur den Krieg

Für den Abend ist die Arbeit getan. Trotzdem bleiben viele Fragen offen: Warum jetzt? Warum auf einmal Tschetschenen und Türken gegen Syrer und Afghanen und umgekehrt? Ethnische Gruppen, die sich seit Jahren in Österreich befinden? Die Polizei sagt, sie befinde sich auf „Ursachenforschung“. Für den Moment bleiben Thesen. Und statistische Daten.

Viele junge Syrer, die seit einiger Zeit ins Land kommen, gehören einer Generation an, die seit Kindheitstagen nichts anderes kennt als Krieg. Die heute 20-Jährigen sind oft in (türkischen) Flüchtlingslagern groß geworden und haben nie oder kaum eine Schule besucht. Das belegen auch Zahlen des Österreichischen Integrationsfonds, der seit geraumer Zeit betont, dass zwei Drittel aller Personen, die 2023 Asyl oder subsidiären Schutz bekamen, nicht lesen und schreiben konnten. Ein Drittel davon konnte es auch in der eigenen Muttersprache nicht.

„Sie haben niemanden, den sie verlieren können“

Dass diese – vor allem junge – Menschen kommen, beunruhigt auch die bereits in Österreich etablierten Syrer selbst, wie aus den Communitys zu hören ist. „Früher habe ich Syrer nie Drogen verkaufen gesehen, jetzt schon“, sagte ein Mann, der seit 2015 im Land ist, unlängst zur „Presse“. Hinzu kommt, dass Syrern mittlerweile anstatt Asyl „nur“ noch subsidiärer Schutz zugesprochen wird. Damit dauern erstens die Verfahren länger, zweitens gibt es dadurch für sie für längere Zeit keinen Familiennachzug.

Nicht umsonst ist immer wieder zu hören, dass die Tschetschenen ein Problem hätten, weil Syrer tschetschenische Mädchen anflirten – wenn sie diese nicht sogar verfolgen würden. „Das Problem bei den Syrern ist, sie kommen ohne jemanden. Frauen und Kinder lassen sie dort. Hier haben sie niemanden, den sie verlieren können. Dann kommen sie mit Machete und so“, wird ein Türke später an dem Abend noch zur „Presse“ sagen.

TikTok und Telegram schaukeln alles hoch

Hierzulande treffen diese jungen Männer dann auf Tschetschenen, die bis heute zu den schlecht integrierten Bevölkerungsgruppen im Land zählen. Dafür ist es eine Gruppe mit riesigem Ehrgefühl, hoher Gewaltbereitschaft und noch größerem Zusammenhalt. Aufgeheizt wird alles durch Social Media wie TikTok und Telegram, wo Nachrichten aus den Herkunftsländern – etwa die Vergewaltigung eines türkischen Mädchens in der Türkei durch Syrer – das Potenzial haben, die Straßen hochgehen zu lassen. Ganz egal, ob diese Nachrichten nun stimmen oder nicht.

„Ich habe jetzt gehört, dass die Mutter eines Tschetschenen abgestochen wurde. Von Syrern“, sagt ein 21-jähriger Türke, der sich Gorilla nennt und der an jenem Abend nach dem offiziellen Termin neben der Polizei im Park hinter der U6-Station Jägerstraße in der Brigittenau (einem der Hotspots) gemeinsam mit zwei Freunden sitzt. Er und seine Freunde hätten keine Angst, immerhin seien alle drei Mixed-Martial-Arts-Fighter, erzählt er in schlechtem Deutsch. Überprüfen lassen sich ihre Aussagen nicht. Die Probleme kennen sie jedenfalls. „Man hört jedes Jahr etwas: Tschetschenen-Gruppenkampf, Messestecherei, Afghanen gegen Tschetschenen, Syrer, aber das ist alles Politik. Das darf man nicht in dieser Stadt machen.“

„Die sollen einfach still und ruhig sein“

Die Situation sei definitiv schlimmer geworden. Seit der Pandemie vielleicht, aber so ganz genau lasse sich das nicht sagen. Aber auch sie fühlen sich provoziert. „Wer bist du, dass du hier herkommst und mit Waffen schießt. Die sollen einfach still sein und ruhig sein“, sagt Gorilla. Wieder werden angebliche regelmäßige Vergewaltigungen in der Türkei erwähnt. „Dann sollten die Syrer so was nicht machen“, wirft ein anderer der drei Freunde ein.

Auch das Fußballmatch am Hauptbahnhof: Reine Provokation! „Die Frage ist: Wenn Österreich gegen die Türkei spielt, was haben Syrer und Kurden dort verloren?“ Na ja, die Syrer haben Österreich unterstützt, was bei den Türken hier nicht der Fall war, antwortet man ihnen. „Die Presse“ war an jenem Tag vor Ort, als nach dem Spiel türkische Fans und offenbar syrische und irakische Kurden beim Hauptbahnhof aneinandergeraten sind. Ja, erwidert einer, aber wenn danach einer dieser syrischen Fans den Namen von kurdischen Terroristenführern schreie, „dann ist das eine Provokation“. Es sei ein bisschen so, als ob jemand „Hitler“ rufen würde.

Der Feind ist der Gleiche

Wobei die Türken und die Tschetschenen schon getrennt agieren würden. „Nur der Feind ist der Gleiche.“ Das ist auf diversen öffentlichen Telegramgruppen auch nicht zu übersehen. Dort wird fast im Minutentakt zur Gewalt gegen 505-Mitglieder aufgerufen. In schlechtem Migrantendeutsch. Wie man diese denn erkenne, fragt einer. Aber eine Antwort bekommt er trotz zahlreicher Postings nichts. Dass die syrische Sicht der Dinge in der ganzen Causa derzeit weniger zu Wort kommt, liegt vielleicht auch daran, dass große, öffentlich bekannte Telegramgruppen auf Deutsch fehlen, die jeder kennt.

Angeblich gibt es jetzt Friedensverhandlungen zwischen den Älteren der Gruppierungen. Das wisse man, sagt Dietmar Berger vom Landeskriminalamt Wien auf die entsprechende Frage eines Journalisten. Und das sei gut, werde aber die Arbeit nicht beeinflussen. „Für Frieden“, sagt er, „sorgt die Polizei in Wien.“

Gewalteskalation in Wien: Polizei setzte Schwerpunktaktion an Hotspots

Die Wiener Polizei sieht derzeit keine Verbindungen zu organisierter Kriminalität und möchte keinen „Bandenkrieg“ zulassen

Wien – Auf die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Gruppen von jungen Männern in Wien sind am Mittwoch Schwerpunktaktionen an Hotspots in der ganzen Stadt gefolgt. „Wir werden nicht zulassen, dass es Plätze gibt, wo man sich nicht mehr hintraut“, sagte Dietmar Berger vom Landeskriminalamt (LKA) am Abend vor Kamerateams im Rahmen einer Aktion bei der U6-Station Jägerstraße in der Brigittenau. Die Gewalteskalationen hätten „eine andere Qualität“ erreicht.

Dass „Leute auf der Straße übereinander herfallen“, sei auch für die Polizei nicht alltäglich. „Aber es ist zum großen Dank die absolute Ausnahme“, erklärte der Offizier gegenüber Medienvertretern den Grund für die erhöhte Präsenz sowie die Kontrollen der Polizei an neuralgischen Punkten. Der Hintergrund für die Aktionen ist eine seit Monaten schwelende Auseinandersetzung zwischen Tschetschenen auf der einen und Syrern beziehungsweise Afghanen auf der anderen Seite.

Familienclans

Berger sprach in Bezug auf die Struktur der Gruppen von „lose organisierten Verbindungen“, die keinen Bezug zur organisierten Kriminalität aufwiesen. Die Mitglieder – großteils junge Männer – seien mitunter auch in Familienclans eingebettet, „aber so etwas wie einen Capo gibt es nicht“, wie Berger sagte. Er räumte ein, dass das „vergangene Wochenende kein leichtes für die Wiener Polizei gewesen“ sei. Dennoch betonte er in Bezug auf die Vorfälle: „Mit Clankriminalität, wie wir sie aus Deutschland kennen, ist das überhaupt nicht vergleichbar.“

„In diesem Bereich geht es um Ethnien, die Konflikte haben, es geht unter anderem um gekränkte Ehre.“ Revierkämpfe innerhalb der Drogenszene schloss Berger nach „derzeitigem Stand“ als Wurzel für die Konflikte aus.

Im Zuge der Aktionen am Mittwoch standen unter anderem das Einsatzkommando Cobra, die Diensthundeeinheit, Zivilermittler sowie ein Großaufgebot von uniformierten Kräften im Einsatz. Es kam zu Sicherstellungen von Waffen, Anzeigen und Personenkontrollen sowie -durchsuchungen. Im Hinblick auf die Ermittlungen rechnete Berger mit weiteren Ausforschungen und Festnahmen. „Aber das kann dauern“, erklärte er.

Bewaffneter Konflikt

Am Wochenende hatten sich mehrere teils bewaffnete Männer – zuerst am Freitag und Samstag in Brigittenau im Bereich Anton-Kummerer-Park / Klosterneuburger Straße, dann beim Bahnhof Meidling – gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert. Insgesamt sieben Personen wurden im Zuge der Bandenkämpfe verletzt, vier davon schwer. Ein 29-jähriger Russe mit tschetschenischen Wurzeln wurde festgenommen. Der Mann befindet sich seither als Beschuldigter in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen Beteiligung an versuchtem Mord ermittelt. Er soll am Freitagabend mit seinem BMW mehrere Tschetschenen zum Anton-Kummerer-Park gebracht haben, wo sich in der Folge regelrechte Wild-West-Szenen zwischen Tschetschenen und Syrern ereigneten. Der 29-Jährige äußert sich nicht zu den Vorwürfen.

Im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen zu den Vorfällen in Brigittenau erklärte Berger, es seien zahlreiche Messer, eine Schreckschusspistole sowie Pfeffersprays sichergestellt worden. Zudem seien nach den Vorfällen am Freitag auch Patronenhülsen Kaliber neun Millimeter gefunden worden. Berger zufolge laufen aktuell die Auswertungen von Videos und Mobiltelefonen sowie die Einvernahmen von Zeugen.

Etwas herausfordernder sei die Ermittlungsarbeit zur Schlägerei in Meidling. „Es gibt noch zwei Personen, die im Spital sind, und die können eigentlich nicht viel sagen“, so Berger. Man sei darum auch im laufenden Austausch mit dem Bundeskriminalamt sowie dem Landesamt für Staatsschutz und Extremismus.

Nachdem ältere Mitglieder der Gruppen in sozialen Medien bekanntgaben, miteinander verhandeln zu wollen, kritisiert der Wiener Landesparteiobmann Karl Mahrer (ÖVP): „Menschen, die unter Ausnutzung ihres Schutzstatus Konflikte auf der Straße mit Fäusten, Messern und Pistolen austragen, haben keinen Platz in Europa, Österreich und Wien.“ (APA, red, 11.7.2024)

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BILDUNG – PHILOSOPHIE

Keine Österreicher auf Shortlist für „Tractatus“ des Philosophicum

Die Shortlist für den Essaypreis „Tractatus“ des Philosophicums Lech kommt heuer ohne österreichische Autoren aus. 2023 war die Wienerin Isolde Charim mit dem mit 25.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet worden. Nominiert wurden von der Philosophicum-Jury sechs Männer und eine Frau aus Deutschland. Wer den Preis erhält, steht Anfang September fest. Die Verleihung erfolgt am 20. September beim Philosophicum, das sich heuer mit dem Thema „Sand im Getriebe“ auseinandersetzt.

Von den Nominierten hat lediglich Peter Reichl Österreichbezug: Er arbeitet an der Universität Wien an der Fakultät für Informatik. Die aus der Germanistin Daniela Strigl, der Philosophin Catherine Newmark und dem Literaturkritiker Ijoma Mangold bestehende Jury unter dem Vorsitz des nicht stimmberechtigten Philosophicum-Intendanten Konrad Paul Liessmann setzte Reichl für sein Werk „Homo Cyber. Ein Bericht aus Digitalien“ auf die Shortlist.

Gelistet wurden außer Reichl Jens Balzer für „After Woke“, Philipp Felsch für „Der Philosoph: Habermas und wir“, Philipp Hübl für „Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht“, Philip Manow für „Unter Beobachtung. Die Bestimmung der liberalen Demokratie und ihrer Freunde“, Frauke Rostalski für „Die vulnerable Gesellschaft: Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit“ sowie Oliver Schlaudt für „Zugemüllt. Eine müllphilosophische Deutschlandreise“.

Die bisherigen Preisträger

Bisherige Preisträger sind Franz Schuh (2009), Kurt Flasch (2010), Norbert Bolz (2011), Herbert Schnädelbach (2012), Kurt Bayertz (2013), Peter Bieri (2014), Ulrich Greiner (2015), Hartmut Rosa (2016), Ralf Konersmann (2017), Thomas Bauer (2018), Lisa Herzog (2019), Roberto Simanowski (2020), Christoph Möllers (2021), Marie-Luise Knott (2022) und eben Isolde Charim (2023).

Der von privaten Sponsoren finanzierte Preis – er gehört zu den höchstdotierten im deutschsprachigen Raum – wurde auf Anregung des Vorarlberger Schriftstellers Michael Köhlmeier ins Leben gerufen. „Prämiert werden herausragende Essays oder essayistisch orientierte Sachbücher, die philosophische Fragen für eine breitere Öffentlichkeit verständlich diskutieren und einen Beitrag zu einer nicht nur fachspezifischen Debatte von philosophischen Fragen liefern“, erläuterte Liessmann. Berücksichtigt würden dabei besonders die Relevanz des Themas, die sprachliche Gestaltung sowie die Originalität des Denkansatzes.

Service: 27. Philosophicum Lech „Sand im Getriebe. Eine Philosophie der Störung“, 17. bis 22. September 2024, Lech am Arlberg; www.philosophicum.com

Akademie zeichnet Essays zum Forschungsstandort Österreich aus

Die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zeichnet drei Essays aus, die ihre diesjährige Preisfrage „Ist Österreich ein guter Forschungsstandort?“ beantworten. Eine Jury wählte aus 35 Einreichungen Texte des „Standard“-Journalisten Theo Anders und des WIFO-Forschers Jürgen Janger ex aequo an die erste Stelle, teilte die ÖAW mit. Sie erhalten jeweils 7.000 Euro. Der dritte Platz (2.000 Euro) ging an das Autorenduo Jan Martini (Uni Innsbruck) und Nikola Falk (Uni Zürich).

Die ÖAW-Preisfrage beschäftige sich regelmäßig mit relevanten Fragestellungen zu Wissenschaft und Forschung. Die aktuellen erstgereihten Beiträge seien „vor allem in ihrer Komplementarität spannend“ und könnten auch „der Politik als Anregung für die Weiterentwicklung des Forschungsstandortes Österreich“ dienen, so ÖAW-Präsident Heinz Faßmann in einer Aussendung.

Anders beschäftigt sich in seinem Essay mit dem Wechselspiel von Risiko und Sicherheit im Forschungsbetrieb. Er meint, dass wissenschaftliche Durchbrüche nur durch „epistemische Wagnisse“ möglich werden, riskante wissenschaftliche Ideen aber ein sicheres berufliches und finanzielles Umfeld bräuchten. Janger setzt in seinem Text die hohen Forschungsausgaben in Österreich dem im Verhältnis geringeren wissenschaftlichen Output entgegen. Für ihn ist neben Geld auch eine effektive Verteilung der Mittel sowie Rahmenbedingungen außerhalb der Forschungsförderung bedeutsam für einen erfolgreichen Forschungsstandort. Martini und Falk plädieren in ihrem Essay dafür, nicht prestigeträchtigen Preisen nachzujagen, sondern u.a. in langfristige Forschungsprogramme zu investieren.

Service: Die Sieger-Beiträge und sechs weitere Einreichungen sind auf der Website der ÖAW nachzulesen und werden in einem Band der ÖAW-Reihe „Akademie im Dialog“ in gedruckter Form publiziert: https://www.oeaw.ac.at/preisfrage/preisfrage-2024/essays

GESELLSCHAFT – ARBEITSWELT

Gesundes Privatleben fördert Arbeitsleistung – Familienfreundliche Führung angeraten – Mitarbeiter sollten Handy-Nutzung privat reduzieren

Bath (pte002/09.07.2024/06:00) – Wer sich privat wohlfühlt, erbringt bessere Leistungen im Job. Das zeigt eine Auswertung von Management-Forschern der University of Bath um Yasin Rofcanin und Farooq Mughal. Sie haben Studien zu Wechselwirkungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern und dem Verhältnis zwischen deren privatem und beruflichem Engagement analysiert. Ihre Ergebnisse haben sie kürzlich im Fachjournal „Human Relations“ veröffentlicht.

Rückhalt des Partners

Eine Studie mit Doppelverdiener-Paaren ab 40 Jahren aus den USA zeigt, dass das Gefühl, zu Hause unterstützt zu werden, sich positiv auf den Arbeitsplatz überträgt. Dies kann sowohl die Kreativität als auch die Leistung verbessern. Mitarbeiter, die sich vom Partner unterstützt fühlen, sind demnach energiegeladener und können so durch mehr Kreativität und Innovation zum Unternehmenserfolg beitragen. In einer familienfreundlichen Arbeitskultur seien Mitarbeiter motivierter. Ebenso seien unterstützende Kollegen ein leistungssteigerner Faktor.

Arbeitnehmer, die sich zu Hause weniger mit ihren Smartphones beschäftigten, konnten die Unterstützung und Kommunikation ihres Partners der Studie zufolge mehr genießen. Als Arbeitnehmer fühlten sie sich bei der Arbeit proaktiver und energiegeladener.

Eine ständige Beschäftigung mit dem Mobiltelefon außerhalb der Arbeitszeit (sogenanntes „Phubbing“) beeinträchtige hingegen die Unterstützung und Kommunikation zwischen Paaren zu Hause und kann bei Betroffenen zu Erschöpfung und Burnout führen. Als mögliche Lösung nennen die Wissenschaftler praktikable Abschalt-, Erholungs- und Entspannungsstrategien nach der Arbeit und an Wochenenden.

Einfühlsame Führungskräfte

In ihrer Meta-Analyse haben Rofcanin, Mughal und ihr Team festgestellt, dass das Einfühlungsvermögen einer Führungskraft die Leistung der Mitarbeiter und ihre Arbeitszufriedenheit verbessert. Außerdem werde dadurch Burnout verringert. Denn eine familienfreundliche Führung sorge dafür, den Konflikt zwischen Arbeit und Familie so weit wie möglich zu minimieren. Sie raten Unternehmen dazu, in Programme zu investieren, um familienfreundliche Führungspraktiken und -einstellungen zu entwickeln, wie etwa eine reduzierte Arbeitsbelastung oder Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige.

Ratsam sei auch, eine Kultur schaffen, die das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familie sowie zwischen Arbeit und Freizeit respektiert und auf die Grenze zwischen Arbeits- und Familienleben achtet. Das scheint bei deutschen Unternehmen vielfach nicht der Fall zu sein, wie eine aktuelle BITKOM-Umfrage zeigt. Demnach sind zwei Drittel der Mitarbeiter im Urlaub für ihre Chefs erreichbar, wie pressetext berichtet hat. (Ende)

UNTERNEHMEN

Bekannt für Router und Repeater Investor übernimmt Fritzbox-Hersteller AVM

1986 wurde AVM gegründet. Bekannt ist die Firma vor allem für den Router Fritzbox. Die drei Gründer des Unternehmens treten nun allerdings in den Hintergrund. Dafür übernimmt Imker Capital Partners die Mehrheit. Vorher galt es noch, sich von Altlasten zu befreien.

Ein europäischer Investor steigt beim Fritzbox-Hersteller AVM ein. Imker Capital Partners übernimmt die Mehrheit, die drei Firmengründer behalten aber einen Minderheitsanteil, wie die AVM Computersysteme Vertriebs GmbH in Berlin mitteilte. Damit regele man die Nachfolge, die Verträge seien unterschrieben. Der Kaufpreis wurde nicht genannt.

Firmenchef und Mitgründer Johannes Nill sagte, man sei den Generationswechsel aktiv angegangen, um den Erfolg des Unternehmens fortzuschreiben. Er freue sich über den Investor, mit dem man die Vorstellungen zur Firmenzukunft teile. „Das Engagement von Imker ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens und wird die Fähigkeit von AVM, innovative Lösungen anzubieten, weiter fördern.“ AVM strebe Wachstum durch neue Produkte und eine verstärkte Internationalisierung an.

Die 1986 gegründete Berliner Firma kam im vergangenen Jahr mit 890 Beschäftigten auf einen Umsatz von 580 Millionen Euro. Angaben zum Gewinn macht AVM nicht. Das Unternehmen verkauft Router, Repeater, Telefone und Smart-Home-Produkte wie digital steuerbare Heizungsregler und Lichter – die Marke hierzu heißt „Fritz!“. Zu den Wettbewerbern gehören Asus aus Taiwan und Netgear aus den USA.

Der Markenname Fritz wurde als typischer Berliner Name gewählt, wie eine Firmensprecherin erklärte. Er soll einfach klingen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern vermitteln, dass Netzwerktechnik mit den Firmenprodukten leicht nutzbar sei.

Unlängst waren die Geschäftspraktiken des Unternehmens ins Visier des Bundeskartellamts geraten. Wegen einer Preisbindung, die AVM sechs Elektronikfachhändlern auferlegt hatte, muss die Berliner Firma eine Geldbuße von knapp 16 Millionen Euro zahlen. Die Firma stimmte der Geldbuße zu, woraufhin das Verfahren einvernehmlich eingestellt wurde. Damit wollte man sich von finanziellen Altlasten befreien, wie aus einer Firmenmitteilung hervorgeht: „AVM hat die einvernehmliche Verfahrensbeendigung auch deshalb gewählt, um den anstehenden Generationswechsel von Belastungen der Vergangenheit freizuhalten.“ *** Quelle: ntv.de, mli/dpa

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