Tagesblick – 30.6.2024 Sonntag

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FAZIT DES TAGES

Geschenke locken, heißt’s, die Götter selbst.
Euripides, um 480-406, nach Aischylos und Sophokles einer der großen Dramatiker der griechischen Klassik, bis heute zahlreiche Aufführungen seiner Tragödien: Media, Iphigenie in Aulis, Elektra, Die Bakchen.

COMMENT – FAZIT:

  • Israel-Hamas-Hisbollah-Krieg: keine wesentlichen Neuigkeiten; Eskalation droht weiter.
  • Ukraine-Krieg: russische Schattenflotte für LNG-Gastransport steht offenbar bereit; weiter heftige Kämpfe, Russland meldet Einnahme eines Dorfes. Schnelle Leerung russischer Waffendepots lässt mutmaßen: Russland gehen die Waffen zwischen 2025 und 2028 aus.
  • OeNB-Konferenz: Die Zukunft von Zentralbanken. Dreiervorschlag: Martin Kocher ab 2025 an der Spitze der OeNB?
  • Stichwahl im Iran.
  • Näheres zu den EU-Spitzenpositionen: Kallas und van der Leyen warten auf Bestätigung durch das EU-Parlament
  • Migranten halten Österreichs Wirtschaft am Laufen – Gesundheits- und Pensionskassen profitieren.
  • Kommt die nächste Corona-Welle im Herbst in Österreich?
  • Virologe Drosten: Kommt es zu einer Vogelgrippe-Pandemie weltweit?
  • Weitere COMMENTS vorhanden

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Israel, Ukraine

Meldungen

Themenreigen – Medizin; Gesundheitspolitik: Corona-Aufarbeitung; Genussmittel; Forschung; Umwelt; Cybercrime: Snailload; Migration-Integration; Relgion-Gesellschaftspolitik; Gesellschaft: Altersdiskriminierung, Rassismus u.a. in Deutschland auf dem Vormarsch; Jugend meidet Schulden; Österreicher treiben es sexuell bunter als die Deutschen;

Unternehmen

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Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!

HELLMEYER-Report (gekürzt)

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

FINANZVERANLAGUNG

DAX – Crashgefahr? Und warum der normale Anleger an der Börse kein Geld verdient?

Das Investieren in Aktien verspricht langfristig hohe und attraktive Renditen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Viele Investoren erzielen nur geringe Gewinne oder sogar Verluste. Wie ernst ist diese Situation wirklich? Und warum gehören durchschnittliche Anleger häufig zu den Verlierern an der Börse?

Auf den ersten Blick scheint es einfach, an der Börse Geld zu verdienen. Aktien kaufen und langfristig halten soll das Vermögen wachsen lassen. Allerdings zeigen mehrere Studien über Privatanleger das Gegenteil.

Der durchschnittliche Investor gehört zu den Verlierern

Bereits vor einigen Jahren hat J.P. Morgan eine Analyse unter seinen US-Kunden durchgeführt und festgestellt, dass Privatanleger im Vergleich zu großen Indizes deutlich geringere Renditen erzielen.

Auch in Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild. Eine Studie von Trade Republic, die den Zeitraum von Januar 2019 bis April 2021 abdeckt, ergab, dass Anleger eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,1 Prozent erzielten, während der MSCI World (ETR:X010) im gleichen Zeitraum 19 Prozent pro Jahr erwirtschaftete.

Noch schlechter fällt der Vergleich aus, wenn wir den S&P 500, den Dow Jones und den Nasdaq-Index hinzuziehen. Aber auch im direkten Vergleich beispielsweise zum DAX schneiden Privatanleger schlechter ab. Und das, obwohl der DAX nicht gerade zu den überragenden Kursraketen zählt – zumindest nicht in den letzten fünf bis 10 Jahren.

Warum aber schneiden durchschnittliche Investoren so schlecht ab?

Es gibt zwar keine eindeutige Antwort auf diese Frage, aber wiederkehrende Fehler bei Privatanlegern könnten einen Teil der schlechten Performance erklären.

Einige dieser Fehler sind:

· Zu häufiges Handeln
· Keine klare Strategie
· Klumpenrisiken
· Trends folgen und FOMO (Fear of Missing Out)
· Zu hohes Risiko
· Hebel(Produkte)
· Verkaufen im Crash
· Home Bias
· Ratschläge von den Besten werden ignoriert

„Hin- und Her, Tasche leer“. Dieser Spruch ist alt, besitzt aber immer noch Gültigkeit. Zu häufiges Handeln deutet auf das Fehlen einer klaren Strategie hin und basiert meistens auf rein emotionalem Handeln. Emotionen sind aber an der Börse kein Gewinnbringer. Am Ende ist erfolgreiches Handeln an der Börse eine sehr nüchterne und vielleicht sogar langweilige Angelegenheit.

Klumpenrisiken sind auch weit verbreitet. Das passiert zum Beispiel, wenn auf nur eine Branche gesetzt wird oder nur Aktien aus einem Index im Depot liegen. Dabei ist es doch so einfach: Die Welt ist groß und wir als Anleger haben die Freiheit, uns aus der gesamten Weltwirtschaft die besten Aktien auszusuchen und klug zu diversifizieren. Aktien aus verschiedenen, nicht voneinander abhängigen Branchen, vermindern das Risiko schon sehr.

Genauso wenig zielführend ist es Trends blind zu folgen. Meistens ist der Trend schon wieder vorbei, wenn er als Trend klassifiziert wird. Es geht vielmehr darum, Chancen früh zu erkennen, bevor sie zum Trend werden.

Angst, etwas zu verpassen, zählt ebenso zu einem erheblichen Risiko, denn immer dann, wenn dieser Gedanke auftritt, ist die Korrektur meist nicht mehr weit.

Gier zählt auch zu einem hohen Risiko. Gier geht meist Hand in Hand mit Ungeduld. Beides in Kombination führt dazu, dass Anleger viel zu große Risiken eingehen und entweder alles auf eine Aktie setzen, oder noch schlimmer, mit Hebelprodukten agieren. Beides Gift, wenn es darum geht, kalkuliert und sicher ein Vermögen aufzubauen. Es fährt ja auch niemand mit verbundenen Augen 200 km/h auf der Autobahn.

Auf der entgegengesetzten Seite von Gier ist Panik. Viel zu oft scheinen Anleger den Fehler zu machen, bei fallenden Kursen im Minus zu verkaufen. Man muss fallende Kurse eigentlich begrüßen, denn immer dann, wenn die Stimmung nicht schlechter sein könnte, ist der Boden nicht mehr weit.
Diese und andere Faktoren tragen dazu bei, dass Anleger deutlich schlechtere Renditen erzielen als breite Indizes. Doch was kann man dagegen tun?

Wie man ein erfolgreicher Anleger wird

Der erste Schritt ist, sich über die oben genannten Gründe des Scheiterns bewusst zu sein. Der zweite Schritt sollte sein, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass man an der Börse schnell reich werden kann. Das gelingt nur den allerwenigsten und basiert meist auf Glück und nicht auf einer Strategie. Der dritte Schritt sollte sein, sich klarzumachen, dass man es nicht immer besser weiß als andere, die erwiesenermaßen erfolgreicher als man selbst sind. Von den besten sollte man lernen.

Und wenn wir schon dabei sind, könnte es sinnvoll sein, dem DAX abwartend zu begegnen.

Wir sehen die Wahrscheinlichkeit für einen stärkeren Abverkauf höher als die Möglichkeit, dass die Bullen den Index vor einer größeren Korrektur noch über die 20.000-Punkte-Marke anheben. Aber selbst wenn das gelingen sollte, wird der Index spätestens von dort oben in eine starke Korrektur übergehen. Einen weiteren Anstieg weit über die 20.000-Punkte wird es ohne nennenswerte Korrektur höchstwahrscheinlich nicht geben.

Klar ist aber auch, dass wenn der DAX die von uns prognostizierte Korrektur innerhalb der von uns definierten Zone der violetten Box (NYSE:BOX) bei 15,215,00 Punkte bis 13,297,56 Punkte abgearbeitet hat, die Bahn nach oben frei ist. Wir erwarten danach einen sehr starken Anstieg und möglicherweise einen so starken Befreiungsschlag, dass sich der DAX sogar langfristig lohnt.

Die in unseren Preischarts eingezeichneten Kurszielboxen zeichnen wir ein, bevor der Kurs in diese eindringt. Wir sind in der Lage, die Kursbewegungen präzise vorauszuberechnen, um unser Handeln bestmöglich dadurch zu optimieren.

Wenn du wie wir jedes Jahr eine überdurchschnittliche Rendite erzielen willst, dann hast du in uns den passenden Partner gefunden. Wir reden nicht nur, wir handeln selbst.

VERMÖGEN – STEUERN

„Besteuert die Reichen“: Mehrheit der Deutschen für Vermögens­steuer

Beim G20-Finanzminister-Treffen steht eine Sondersteuer für Superreiche erstmals auf der Agenda. Der Großteil der Menschen in den größten Volkswirtschaften der Welt befürwortet eine solche Steuer.

Berlin – In einer Welt, in der das reichste Prozent fast die Hälfte des weltweiten Reichtums besitzt, wird der Ruf nach einer Vermögenssteuer lauter. „Tax the rich“ – zu Deutsch etwa „Besteuert die Reichen“ – lautet etwa eine Forderung einer europäischen Bürgerinitiative. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Ipsos zeigt, dass die Mehrheit der Menschen in den G20-Staaten diese Idee befürwortet: 68 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, das Vermögen von Reichen höher zu besteuern.

G20-Umfrage: Rund zwei Drittel der Deutschen befürworten Vermögenssteuer

Deutschland liegt beim Thema Reichensteuer genau im Schnitt der 20 größten Volkswirtschaften der Welt: Hierzulande sprachen sich ebenfalls 68 Prozent der Befragten für eine Steuer für Vermögende aus, um wichtige Veränderungen in der Wirtschaft etwa für den Klima-Umbau zu finanzieren.

Die größte Zustimmung fand eine Reichensteuer in Indonesien: Dort waren 86 Prozent der befragten Menschen dafür, in Saudi-Arabien und Argentinien war die Zustimmung mit jeweils 54 Prozent am niedrigsten.

Was genau mit einer Vermögenssteuer laut Umfrage gemeint ist und bei welcher Höhe an Vermögen diese beginnen soll, definierten die Meinungsforscher nicht genauer. Geht es um die Besteuerung von vermögenden Menschen, ist in der Regel von einer Steuer auf große Vermögen die Rede. Laut der Bürgerinitiative „Tax the rich“ geht es dabei um eine höhere Besteuerung extremen Reichtums. Die Umfrage kommt nicht von ungefähr: Beim Treffen der Finanzminister der G20-Länder in Brasilien im Juli steht das Thema einer Sondersteuer für Superreiche zum ersten Mal auf der Tagesordnung.

Zwei Drittel der Befragten in G20-Staaten für sofortige Klimaschutzmaßnahmen

Die Umfrage ergab auch, dass 71 Prozent der Bürger und Bürgerinnen in den 18 befragten G20-Ländern glauben, dass die Welt beim Klimaschutz sofort handeln müsse.

Mehr als zwei Drittel sind demnach der Meinung, dass Emissionen aus Strom, Verkehr, Lebensmitteln, Industrie und Gebäuden innerhalb eines Jahrzehnts reduziert werden müssen.

Reichtum begrenzen: Experten fordern Obergrenzen für Vermögen – Hannah Petersohn, Neue Osnabrücker Zeitung, 26.6.2024 (ZAHLPFLICHT; Podcast frei zugänglich)

Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Ökonomen wie Ingrid Robeyns plädieren für eine Begrenzung von Reichtum. Prominente Superreiche wie Bill Gates sprechen sich für drastischere Besteuerungen ihres Vermögens aus. Warum enormer Reichtum ein Problem ist und was eine Grenze für Reichtum bringen würde. …

Die höchste Zustimmung gab es in Mexiko mit 91 Prozent, Südafrika mit 83 Prozent und Brasilien mit 81 Prozent. Länder, in denen sich der Klimawandel in Form von Naturkatastrophen bereits deutlich bemerkbar macht.

Am wenigsten Zustimmung fanden sofortige Klimaschutzmaßnahmen in Saudi-Arabien mit 62 Prozent, Japan mit 53 Prozent und den USA und Italien mit jeweils 62 Prozent.

Doch auch hier waren noch immer mehr als die Hälfte aller Befragten der Meinung, dass sofortiger Klimaschutz nötig sei. In Deutschland glaubten dies 66 Prozent der Befragten. Auch einer im Juni veröffentlichten Umfrage des UN-Entwicklungsprogramms UNDP unter 75.000 Menschen in 77 Ländern zufolge forderten 80 Prozent der Befragten eine Verstärkung des Kampfes gegen die globale Erwärmung in ihrem Land.

Allein: Diese in den Umfragen gemessenen Überzeugungen der Menschen schlagen sich nicht in den Wahlergebnissen vieler Länder oder der Europawahl nieder. Dort wurden Klimaschutz-Parteien zuletzt abgestraft, rechte Parteien legten deutlich zu. Meinungsforscher betonen, dass bei Befragungen auch die soziale Erwünschtheit einer Antwort eine Rolle spielen kann.

Über die Ipsos-Studie

Ipsos befragte im Auftrag von Earth4All und der Global Commons Alliance 22.000 Menschen zwischen 18 und 55 bis 75 Jahren repräsentativ hinsichtlich Alter, Geschlecht, Region und Erwerbsstatus in insgesamt 22 Staaten, darunter in 18 G20-Staaten.

Jeweils 1000 Menschen befragte das Institut in den G20-Ländern Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Mexiko, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Vereinigtes Königreich und den USA.

Einige der Fragen wurden allerdings in China nicht gestellt und damit nur in 17 G20-Staaten. Weitere befragte Länder, die nicht zu den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern zählen, waren Österreich, Dänemark, Kenia und Schweden. Die prozentualen Gesamtergebnisse der G20 sind laut den Meinungsforschern die arithmetischen Mittel der nationalen Ergebnisse. Umfragen stellen immer Momentaufnahmen dar.

Reichensteuer und Vermögenssteuer in Deutschland: Mögliche Effekte

In Deutschland gibt es schon eine „Reichensteuer“: Diese gilt für zu versteuernde Einkommen von 277.826 Euro pro Jahr oder mehr. Wer mehr verdient, zahlt den Steuersatz von 45 Prozent auf den Anteil, der über dieser Grenze liegt. Schätzungen zufolge könnte eine Verschärfung der Erbschaftssteuer in Kombination mit einer Vermögenssteuer für sehr große Vermögen in Deutschland Mehreinnahmen pro Jahr von rund 70 Milliarden Euro erzielen.

Statt die Reichsten der Reichen mehr zur Kasse zu bitten, drehte sich die Debatte zuletzt vermehrt über Kürzungen bei den Ärmsten, wie die zahlreichen Diskussionen über das Bürgergeld oder Asylhilfen zeigen.

Im April hatte die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) in einem Gastbeitrag im Spiegel zusammen mit anderen Regierungsmitgliedern aus Spanien, Südafrika und Brasilien die Besteuerung für Superreiche gefordert. Weltweit gebe es ungefähr 3000 Milliardäre, diese sollen eine Mindestabgabe in Höhe von zwei Prozent auf ihre Vermögen bezahlen, so der Vorschlag.

Der Ökonom Rüdiger Bachmann plädiert aus praktischen Gründen für eine Erbschaftssteuer statt einer Vermögenssteuer. Denn für die Vermögenssteuern müssten Vermögen bewertet werden, bei manchen Vermögensgegenständen sei das einfacher, bei anderen komplexer, erklärte der Experte im Podcast „Lage der Nation“. Dann „gibts Umgehungstatbestände, dann investieren die Leute in die Assets, die schwierig zu bewerten sind, die man vielleicht herausgenommen hat“.

ISRAEL

n-tv aktuell ISRAEL

30.06.2024 02:28

Video-Ansprache von Noa Argamani Aus Gaza befreite Geisel wendet sich gegen Hass

Nach 246 Tagen in der Gewalt der Hamas meldet sich die befreite Noa Argamani mit einer Video-Botschaft. Die 26-Jährige setzt sich für die Heimkehr der anderen israelischen Geiseln ein und zeigt sich dabei frei von Wut, Hass und Vorwürfen.

29.06.2024 13:41

Scharfe Kritik an Israel Spanien beantragt Beteiligung an Völkermordklage

Spanien erkennt Palästina bereits als souveränen Staat an. Jetzt weitet Madrid seine scharfe Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen aus. Die Regierung will sich der südafrikanischen Völkermordklage vor dem internationalen Gerichtshof anschließen.

28.06.2024 22:02

„Arbeiten an politischer Lösung“ Galant: Sind für Krieg gegen Hisbollah gerüstet

Die Situation an der israelisch-libanesischen Grenze droht zu eskalieren. Israels Verteidigungsminister Galant betont, sein Land wolle keinen Krieg entfachen. Sollte die Hisbollah-Miliz das anders sehen, sei man jedoch vorbereitet.

n-tv aktuell Nahost-Konflikt

NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL  

WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN

In Israel müssen jetzt auch Ultraorthodoxe Wehrdienst leisten – 25.6.2024

Der Oberste Gerichtshof in Israel hat entschieden, dass jetzt auch Ultraorhtodoxe zur Armee eingezogen werden.

Bisher waren in Israel ultraorthodoxe Juden vom Wehrdienst befreit. Doch das soll sich jetzt ändern.

Der Oberste Gerichtshof Israels hat an diesem Dienstag einstimmig entschieden, dass das Militär mit der Einberufung ultraorthodoxer Männer zum Wehrdienst beginnen muss. Dies ist eine bahnbrechende Entscheidung, die die Koalition von Benjamin Netanjahu stark belasten könnte.

Immer wieder hatten ultraorthodoxe Juden gegen eine Aufhebung ihrer Privilegion protestiert.

Ultraorthodoxe profitierten von Ausnahmeregelung

Die historische Entscheidung setzt einem jahrzehntealten System ein Ende, das ultraorthodoxen Männern weitgehende Ausnahmen vom Militärdienst gewährte, während für die säkulare jüdische Mehrheit des Landes die Wehrpflicht für junge Männer und junge Frauen beibehalten wurde. Diese von Kritikern als diskriminierend empfundene Regelung hat in der jüdischen Mehrheit Israels eine tiefe Kluft darüber entstehen lassen, wer die Last des Schutzes des Landes schultern soll.

Die politisch mächtigen ultraorthodoxen Parteien, wichtige Partner in Netanjahus Regierungskoalition, lehnen jede Änderung des derzeitigen Systems ab. Sollten die Ausnahmeregelungen aufgehoben werden, könnten sie die Koalition verlassen, was zu einem Zusammenbruch der Regierung und wahrscheinlich zu Neuwahlen führen würde – und das zu einer Zeit, in der die Popularität der Regierung auch wegen des Kriegs gegen die Hamas in Gaza gesunken ist.

Zum selben Thema

UKRAINE

Karte der Ukraine

n-tv aktuell UKRAINE

+++ 09:08 Ex-NATO-Chef: „Putins Plan A ist gescheitert“ +++

Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen geht davon aus, dass der russische Krieg gegen die Ukraine mindestens noch für den Rest des Jahres 2024 weitergeht. „Putins Plan A, die gesamte Ukraine in wenigen Tagen zu erobern, ist gescheitert“, sagt Rasmussen im Interview mit ntv.de. „Sein Plan B ist nun ein eingefrorener Konflikt und die russische Besetzung der Ostukraine, in der Hoffnung, dass der Westen schwächelt und nachgibt.“ Vor allem die Präsidentschaftswahlen in den USA am 5. November seien für Putin ein Hoffnungsträger für Veränderungen, die ihm helfen könnten.

Ex-NATO-Chef im Interview „Zögern macht Scholz zu einem Kanzler des ewigen Krieges“

+++ 08:40 Russland: 36 ukrainische Drohnen abgeschossen +++
Russland hat nach eigenen Angaben in verschiedenen Regionen im Südwesten des Landes 36 ukrainische Drohnen abgeschossen. 15 Drohnen seien über der Grenzregion Kursk abgefangen worden, neun über der Region Lipezk einige hundert Kilometer südlich von Moskau und je vier über den Regionen Woronesch und Brjansk, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Gouverneure von Lipezk und Brjansk erklären auf Telegram, es habe keine Verletzten oder größere Schäden gegeben.

+++ 07:55 Schwedens Verteidigungsminister: Russland will EU und NATO spalten +++
Russland habe Interesse daran, die EU und auch die NATO politisch zu spalten. Das sagt der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson im Interview mit der „Bild“-Zeitung. „Ich glaube, dass man sich im Kreml und bei Putin selbst bewusst ist, dass man diesen Krieg verlieren würde. Aber ich glaube, dass Russland sehr daran interessiert ist, uns politisch zu spalten, sowohl innerhalb der EU als auch in der NATO“, sagt Jonson. Um Frieden zu erhalten, sei es das Beste, die NATO stark zu machen und sich auf Abschreckung und Verteidigung zu konzentrieren. Jonson zufolge bedeutet mehr Verantwortung für die Sicherheit Europas vor allem mehr in die Streitkräfte zu investieren. Schweden hatte unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine seine Bündnisneutralität aufgegeben. Im März 2024 wurde Schweden 32. NATO-Mitglied.

+++ 07:24 Selenskyj: Nach russischem Angriff auf Wilnjansk könnte die Opferzahl noch steigen +++
Bei einem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Wilnjansk in der Region Saporischschja gibt es Tote und Verletzte (siehe Einträge 00:32 und 05:41). Nach offiziellen Angaben sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen auch Kinder. Weitere 31 Personen sind bei dem Raketenangriff verletzt worden, teilt der Zivilschutz mit. „Leider könnte die Zahl der Opfer noch steigen“, schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X.

+++ 06:55 Ukraine: Russische Truppen werfen Fliegerbomben auf Derhatschi +++
Russische Truppen haben die Stadt Derhatschi in der Region Charkiw angegriffen. Das teilt der Leiter der Militärverwaltung von Derhatschi, Wjatscheslaw Zadorenko, auf Telegram mit. Zadorenko zufolge sind dabei drei Menschen verletzt worden. Es handele sich um den massivsten Angriff auf Derhatschi seit 2022, bei dem vier Fliegerbomben abgeworfen wurden. Demnach wurden zwei Männer im Alter von 68 und 75 Jahren und eine 71-jährige Frau ins Krankenhaus eingeliefert. Laut Zadorenko beschädigte der Beschuss mehrere Gebäude, darunter mindestens 25 Wohnhäuser, landwirtschaftliche Gebäude, eine Garagengenossenschaft, Autos und ein ziviles Unternehmen, und zerstörte teilweise Stromleitungen.

+++ 06:20 Rüstungsexporte erneut gestiegen: Deutschland liefert Waffen für 7,5 Milliarden Euro +++
Nach einem Rüstungsexport-Rekord im vergangenen Jahr steigen die Ausfuhrgenehmigungen im ersten Halbjahr 2024 wegen weiter zunehmender Waffenlieferungen in die Ukraine erneut deutlich. Vom 1. Januar bis zum 18. Juni erlaubte die Bundesregierung die Lieferung militärischer Güter für mindestens 7,48 Milliarden Euro ins Ausland. Im Vergleich zum gesamten ersten Halbjahr 2023 bedeutet das ein Plus von gut 30 Prozent. Fast zwei Drittel der Exporte (65 Prozent oder 4,88 Milliarden Euro) waren für die Ukraine bestimmt. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hervor.

Andere Länder müssen warten USA leiten Waffenlieferungen an die Ukraine um

+++ 05:41 Tote in Wilnjansk: Moskau will militärisches Ziel anvisiert haben +++
Nach dem russischen Beschuss auf die ukrainische Stadt Wilnjansk in der Region Saporischschja mit mindestens sieben Toten spricht das russische Verteidigungsministerium von einem Angriff gegen ein militärisches Ziel. Bei Saporischschja sei ein Bahnhof mit ballistischen Iskander-Raketen angegriffen worden, zitiert die Agentur Interfax aus der Mitteilung der Behörde in Moskau. Dabei sei ein mit militärischen Gütern beladener Zug getroffen worden, behauptet die russische Militärführung. Auf Fotos und Videos ist zu erkennen, dass Wohnhäuser und parkende Autos im Zentrum der Stadt getroffen wurden.

+++ 04:53 Kiews Minenräumkorps: 30.000 Quadratkilometer sind gesäubert +++
Spezialisten des ukrainischen Verteidigungsministeriums haben in den vergangenen zwei Jahren 30.000 Quadratkilometer der Ukraine von Minen geräumt – eine Fläche vergleichbar mit der Größe Belgiens oder Moldawiens. Das berichtet der „Kyiv Independent“ mit Verweis auf Oberst Ruslan Berehulia, Leiter der Abteilung für Umweltsicherheit und Minenräumung. Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 wurden demnach etwa 174.000 Quadratkilometer ukrainischen Bodens mit Sprengstoff verseucht.

Im April 2022 gründete die Ukraine das Minenräumkorps. Bis 2024 schlossen sich Einheiten des Verteidigungsministeriums und der ukrainischen Streitkräfte an. Diese Einheiten mit 5000 Spezialisten sind derzeit in den Regionen Mykolajiw, Cherson und Charkiw aktiv.

+++ 03:53 IFO-Umfrage: Knapp die Hälfte der Personalchefs fremdelt mit dem „Jobturbo“ +++
48 Prozent der Personalleiter in Deutschland finden den „Job-Turbo“ und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz für Unternehmen „nicht hilfreich“. Das geht aus einer Umfrage des Münchner IFO-Instituts unter 627 Personalleitern von Unternehmen hervor. Die Initiative soll ukrainische Flüchtlinge schneller in den Arbeitsmarkt integrieren. Andere Befragte erkennen durchaus positive Effekte: Nahezu jede vierte Firma gibt an, durch die Neuregelungen seien mehr Fachkräfte verfügbar. Zudem habe man dank verpflichtender Sprachkurse vor der Jobvermittlung mit geringeren Sprachbarrieren zu kämpfen. Jeweils 18 Prozent der Personalleiter loben kürzere Einstellungsverfahren sowie die einfachere Anerkennung von Abschlüssen. Die Befragten durften Mehrfachantworten geben. Fast die Hälfte von ihnen findet, die Bürokratie bei der Einstellung ausländischer Arbeitskräfte sei nach wie vor zu hoch, allerdings beobachten 17 Prozent auch einen Bürokratieabbau.

+++ 02:37 Gouverneur: Russische Region Kursk den ganzen Tag beschossen +++
Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs hat die Ukraine den Beschuss der russischen Grenzregion Kursk den ganzen Samstag fortgesetzt. Gouverneur Alexej Smirnow schreibt auf Telegram, die ukrainischen Streitkräfte hätten acht Grenzdörfer immer wieder unter Beschuss genommen. Dabei seien zwei Menschen verletzt worden. Ein von ihm in seinen Telegram-Kanal gestelltes Video zeigt ein zerstörtes Haus und Trümmer. Zuvor hatte Smirnow den Tod von fünf Menschen bei einem ukrainischen Drohnenangriff am frühen Samstagmorgen gemeldet.

+++ 01:29 „Putin liebt Nigel“: Aktivisten verspotten Farage +++
Die britische Kampagnengruppe Led by Donkeys düpiert den Chef der rechtspopulistischen Partei Reform UK, Nigel Farage, bei einem Wahlkampfauftritt. Nachdem Farage zuletzt mit der Behauptung aufgefallen war, der Westen und nicht der russische Präsident Wladimir Putin habe den Krieg in der Ukraine provoziert, ließen die Aktivisten im Rücken von Farage ein Banner mit dem Bild des Kremlchefs herabfallen. Farage sei nicht erfreut gewesen, schreiben die Aktivisten lakonisch.

+++ 00:32 Rettungskräfte in Wilnjansk arbeiten sich durch die Trümmer +++
Rettungskräfte beseitigen die Trümmer eines russischen Angriffs auf die Stadt Wilnjansk in der Region Saporischschja. Nach Abschluss der Such- und Rettungsmaßnahmen steht fest: Sieben Menschen wurden getötet, darunter zwei Kinder, und 31 Menschen wurden verletzt, darunter acht Kinder. „Der Brand wurde gleichzeitig an zwei Stellen gelöscht: in einem zweistöckigen Gebäude und in der Nähe geparkten Autos auf einer Fläche von 300 Quadratmetern sowie in zwei einstöckigen Gebäuden auf einer Fläche von 150 Quadratmetern. Die Such- und Rettungsmaßnahmen sind abgeschlossen“, teilt der staatliche Notdienst der Ukraine mit.

+++ 21:24 Seehofer: Jungen Ukrainern keinen Aufenthalt gewähren +++
Etwa 1,2 Millionen Ukrainer haben in Deutschland Zuflucht vor dem Krieg in ihrer Heimat gefunden. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt forderte zuletzt Ukrainer abzuschieben, sollten sie nicht arbeiten. „Der Vorschlag kann missverstanden werden“, sagt der CSU-Ehrenvorsitzende Horst Seehofer der „Augsburger Allgemeinen“. Mütter und Kinder aus dem Kriegsland täten sich schwer, zu arbeiten; sei es wegen fehlender Sprachkenntnisse oder einem fehlenden Kitaplatz. „Da gehört es zu einem humanen Staat, dass man Schutz gewährt.“ Jungen Männern, die sich in Deutschland dem Wehrdienst entzögen, solle man hingegen keinen Aufenthaltsschutz gewähren, meint er.

+++ 20:51 Mann zündet Granate in Stadtzentrum von Luzk +++
Ein Anwohner der Stadt Chmelnyzkyj zündet im Stadtzentrum von Luzk eine Granate und wird festgenommen. Verletzte gibt es keine. Dies teilt der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU mit. Das Motiv des 23-Jährigen sei noch unklar.

+++ 20:04 Kiew registriert russische Verluste +++
Laut dem ukrainischen Generalkommando verlieren die russischen Streitkräfte am Samstag 1070 Soldaten durch Tod oder Verletzung. Dazu setzten die Verteidiger 7 Panzer, 25 weitere gepanzerte Fahrzeuge und 57 Artilleriesysteme außer Gefecht, geben sie an. Demnach haben die russischen Angreifer seit Beginn ihrer Großinvasion mehr als 540.000 Soldaten verloren. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

+++ 19:39 Russische Kinder fahren nach Nordkorea in Strandurlaub +++
Bei dem Treffen von Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un haben die beiden auch eine Kooperation im Tourismus vereinbart. Ende Juli sollen sich die ersten russischen Kinder in Nordkorea erholen, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti. Es herrschten dort „gute Bedingungen“. Zuvor kündigte die Verwaltung der angrenzenden russischen Region Primorye Reiseprogramme für russische Touristen an nordkoreanischen Stränden an.

+++ 19:58 Mehrere Tote nach russischem Angriff auf zivile Ziele +++
Russische Truppen haben die Stadt Vilniansk in der Oblast Saporischschja angegriffen und dabei sieben Menschen getötet, darunter zwei Kinder, gibt Ukraines Innenminister Ihor Klymenko an. 31 Personen seien verletzt worden. Vilniansk hatte vor Kriegsbeginn rund 15.000 Einwohner und liegt 30 Kilometer von der Stadt Saporischschja entfernt. Nach einem Luftalarm in der Region wurden mehrere Explosionen gemeldet. Der russische Angriff beschädigte eine Einrichtung der kritischen Infrastruktur, ein Geschäft und Wohngebäude. „Der Angriff fand am helllichten Tag an einem Wochenende an einem Ort statt, an dem die Menschen ihre Freizeit in der Innenstadt verbrachten. Ohne jegliche militärische Infrastruktur“, sagte Gouverneur Iwan Fedorov.

+++ 19:21 Polen: Westen muss Eskalation neu lernen +++
Polens Außenminister Radoslaw Sikorski zeigt sich überzeugt, dass Russland nicht unbesiegbar und der Westen Wladimir Putin besiegen kann. „Im Gegensatz zu seiner verrückten Propaganda ist Russland nicht unbesiegbar“, sagt Sikorsky bei einem Vortrag: „Es hat einige seiner Kriege verloren.“ Der Kreml könne aufgehalten und sogar besiegt werden. Der Westen müsse dafür neu lernen, wie man im „Eskalationsspiel“ gewinnt. „Wir könnten zum Beispiel alle 300 Milliarden Euro an russischen Staatsvermögen konfiszieren“, führt Sikorsky aus.

+++ 18:39 Ukraine plant Privatisierung systemrelevanter Banken +++
Die Ukraine plant den Verkauf der systemrelevanten Sens Bank und Ukrgasbank. Zudem soll bis September 2024 ein international anerkannter Finanzberater ernannt werden, heißt es in einem Memorandum mit dem Internationalen Währungsfonds. Das Verfahren soll demnach „transparent“ und „nach Konsultationen mit internationalen Finanzorganisationen“ erfolgen. Die Ukraine verpflichtet sich, den staatlichen Anteil im Bankensektor nicht zu erhöhen. Der IWF zahlt Kiew weitere 2,2 Milliarden Dollar für dessen Staatshaushalt aus.

+++ 17:58 Ukraine dementiert Angriffspläne auf Belarus +++
Kiew widerspricht belarussischen Aussagen über mögliche Vorstöße der Ukraine über die gemeinsame Grenze. Die Ukraine stelle keine Bedrohung dar, sondern verstärke vielmehr ihre Verteidigungslinien, teilt Grenzschutz-Sprecher Andrij Demtschenko mit. Es gebe keine Provokationen. „Wahrscheinlich sind sie selbst verwirrt“, wird er von der Agentur Unian zitiert. „Die eigentliche Bedrohung geht von Belarus aus, dort sind genug russische Truppen stationiert“, sagt Andrij Kowalenko, Leiter des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation. Das russische Militär versuche, damit ukrainische Kräfte zu binden. In einem Interview hatte ein hochrangiger belarussischer Offizier behauptet: „Sie versuchen, unser Land in den Krieg zu ziehen.“ Belarus ist Russlands engster Verbündeter.

+++ 17:19 Nach Jahren befreite Zivilisten treffen in Kiew ein +++
Zehn in Russland gefangen gehaltene ukrainische Zivilisten sind nach ihrer Freilassung zurück in Kiew. Die in blaue und gelbe Flaggen gehüllten Ex-Häftlinge werden in der Hauptstadt von Angehörigen begrüßt. Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankt sich bei allen Beteiligten und ausdrücklich beim Vatikan für dessen Vermittlung. Einige der jetzt Freigelassenen hatte Russland bereits vor Beginn seines Invasionskrieges gegen die Ukraine in Haft genommen, unter ihnen Nariman Dscheljal, stellvertretender Vorsitzender des Mejlis, einer Vertretung der Krimtataren. Dscheljal wurde ein Jahr vor dem großangelegten Invasionskrieg von der Krim entführt, wo er trotz der Annexion lebte.

+++ 16:47 Ukraine ermittelt gegen abgesetzten General Sodol +++
Die ukrainische Staatsanwaltschaft untersucht das Vorgehen des abgesetzten Generalleutnant Jurij Sodol. Im wird unter anderem vorgeworfen, mit seinen Befehlen unnötig viele Soldaten in den Tod geschickt zu haben. Der General befahl die ukrainischen Truppen während der russischen Offensive in der Oblast Charkiw. Als die derzeitige russische Offensive am 10. Mai begann, war er Kommandeur. Der General wurde am 24. Juni entlassen, nachdem einer der Kommandeure der Asow-Brigade eine offizielle Beschwerde eingereicht hatte. Darin warf er dem General Machtmissbrauch und inkompetente Führung der Truppen vor, was zum Verlust ukrainischen Territoriums und Personals geführt habe.

Ist Jurij Sodol ein Schlächter? Warum Selenskyj einen hohen General gefeuert hat

+++ 16:10 Ukraine bedankt sich wegen Übersetzungswerkzeug für Krimtatarisch +++
Der Online-Übersetzer von Google enthält nun auch Krimtatarisch, als Teil einer Erweiterung um 110 neue Sprachen. Ukraines Außenministerium bedankt sich öffentlich für die Initiative. Krimtatarisch ist aufgrund der sinkenden Zahl von Sprechern in der Ukraine gefährdet. Massendeportationen und Repressionswellen gegen Krimtataren durch das Russische Reich und die Sowjetunion haben maßgeblich zum Rückgang beigetragen. Die illegale Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 hat den Trend verstärkt. Krimtataren sind auf ihrer Heimathalbinsel Verfolgung und Deportation durch die russischen Besatzer ausgesetzt.

+++ 15:29 EU setzt Sanktionen gegen Belarus in Kraft +++
Wegen Belarus‘ Beteiligung an Russlands Angriffskrieg verhängt die EU gegen das Land Strafmaßnahmen. Damit sollen auch Sanktionsumgehungen Russlands erschwert werden.

  • Exportbeschränkungen von Gütern und Technologien für die Seefahrt sowie von Luxusgütern nach Belarus
  • Erweiterung des Exportverbots für Technik sowie Güter, die zur Steigerung der belarussischen Industriekapazitäten beitragen könnten
  • Neues Exportverbot nach Belarus für Güter und Technologien, die für Ölraffination und Verflüssigung von Erdgas geeignet sind
  • Importverbot aus Belarus von Gold, Diamanten sowie Helium, Kohle und Mineralprodukte, einschließlich Rohöl
  • Umfassendes Verbot von Dienstleistungen für Belarus
  • Gütertransportverbot in der EU für belarussische Anhänger und Sattelanhänger

+++ 14:56 Ukraines Außenminister will Krieg „unmöglich“ machen +++
Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba gibt bei einer Podiumsdiskussion das Ziel für die Zeit nach dem Krieg aus. „Wie wir aus unserer eigenen jüngsten Geschichte sowie aus der Geschichte anderer Regionen wissen, führt Frieden ohne Gerechtigkeit zu einem neuen Krieg“, sagte er. „Daher besteht das Ziel nicht nur darin, den Krieg zu beenden, sondern eine Realität zu schaffen, in der der Frieden gerecht und dauerhaft ist und ein neuer Krieg unmöglich wird. Dies wird der Sieg sein.“

+++ 14:31 Belarus verstärkt Luftabwehr an Grenze zu Ukraine +++
Belarus verstärkt nach eigenen Angaben seine Luftabwehr an der Grenze zur Ukraine. Grund sei eine Zunahme der ukrainischen Drohnenaktivitäten in dem Gebiet, teilt das Militär des engen Verbündeten Russlands mit. Zusätzliche Luftabwehrkräfte seien an die Grenze entsandt worden, um „kritische Infrastruktureinrichtungen“ zu schützen. Die Lage im Luftraum über der Grenze bleibe angespannt. Das Verteidigungsministerium teilt mit, es verfüge über Informationen, wonach die Ukraine mehr Truppen, Waffen und militärische Ausrüstung in die nördliche Region Schytomyr verlegt habe, die an Belarus grenzt.

+++ 13:52 Seehofer über Nein zu Taurus-Lieferungen für die Ukraine: „Finde Scholz‘ Verhalten genau richtig“ +++
Der frühere Bundesinnenminister Horst Seehofer befürwortet das Nein von Bundeskanzler Olaf Scholz für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. „In einem Punkt finde ich Scholz’ Verhalten genau richtig – bei der Frage der Taurus-Lieferungen“, sagte der CSU-Politiker in einem Interview anlässlich seines 75. Geburtstags in der „Augsburger Allgemeinen„. Der Kanzler habe eine Eskalation vermeiden und unter allen Umständen mit den Amerikanern gemeinschaftlich handeln wollen. „Ich habe das immer für richtig gehalten, auch wenn das in meiner Partei schon auch anders gesehen wird“, so Seehofer über die Haltung des SPD-Politikers in der Taurus-Frage. „Diese Haltung verbaut vor allem nicht die Chance, dass man irgendwann, wenn die Ukrainer es für richtig halten, versuchen kann, diesen hässlichen und brutalen Krieg der Russen zu beenden“, sagte der CSU-Politiker und frühere bayerische Ministerpräsident.

+++ 13:23 Mehr Russland und China? Ökonomen warnen vor neuem außenpolitischen Kurs der AfD +++
Wirtschaftswissenschaftler warnen vor Bestrebungen einflussreicher AfD-Politiker, sich von der EU und den USA abzukehren und sich stärker nach Russland und China zu orientieren. „Eine Abkehr von USA und EU, um stärker mit China zu kooperieren, dürfte zu erheblicher politischer und ökonomischer Verunsicherung beitragen und auch langfristig mit großen Risiken einhergehen“, sagte Oliver Holtemöller, Vize-Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, dem „Handelsblatt“. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, sagte der Zeitung, sich stärker nach Russland und China zu orientieren, wäre der „größte Fehler“, den Deutschland politisch und wirtschaftlich machen könne.

+++ 12:58 Russland meldet Einnahme von Ortschaft in der Oblast Donezk +++
Das russische Militär hat laut Berichten russischer Staatsmedien die Kontrolle über das ukrainische Dorf Schumy in der Region Donezk übernommen. Unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria, dass die Armee die Siedlung in der Nähe der Stadt Torezk eingenommen habe. In der Mitteilung heißt es, dass die ukrainischen Truppen 360 Opfer erlitten hätten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Behauptungen nicht.

+++ 12:38 Selenskyj: Russische Angriffe haben 80 Prozent der thermischen Energie in der Ukraine zerstört +++
Durch russische Angriffe hat die Ukraine nach Aussage des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 80 Prozent ihrer thermischen Energie und ein Drittel ihrer Wasserkraft verloren. Das meldet die britische Zeitung „Guardian“. Demnach zielten russische Angriffe häufig auf Energieanlagen und andere lebenswichtige Infrastruktur. Die gestrige Attacke in Dnipro zeige, so der ukrainische Staatschef, dass die Ukraine mehr Luftverteidigungssysteme benötige. „Nur ein ausreichendes Maß an Luftverteidigungssystemen von hoher Qualität, nur ein ausreichendes Maß an Entschlossenheit aus der ganzen Welt kann den russischen Terror stoppen“, sagte Selenskyj.

+++ 12:25 Ukrainischer Außenminister Kuleba zu Besuch in Kroatien +++
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hält sich zu einem Besuch in der Republik Kroatien auf. Er nimmt am 17. Dubrovnik Forum teil. Das teilt das ukrainische Außenministerium mit. Demnach soll es bei dem Treffen vor allem um die Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit in der Ukraine und in Europa gehen sowie um die Ergebnisse des ersten Friedensgipfels. Kroatiens Premierminister Andrej Plenković und der EU-Außenbeauftragte Joseph Borrell nehmen unter anderem an dem Treffen teil.

+++ 11:51 Militärökonom: Ende 2025 könnte der Krieg vorbei sein – „Zeit läuft gegen Russland“ +++
Nach Einschätzung des Militärökonomen Marcus Keupp wird Russland den Krieg gegen die Ukraine nicht mehr jahrelang durchhalten. Wie er in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagt, werde der russische Nachschub Schätzungen zufolge spätestens Mitte 2027 kollabieren, womöglich sogar schon Ende 2025. „Das ist das rechnerische Ende, dann sind die Lager leer.“ Keupp stützt sich in seinen Berechnungen auf Verluste der russischen Armee, die auf Open-Source-Seiten im Internet dokumentiert sind. Danach hat Russland seit Beginn des Krieges eine Verlustrate von vier Panzern pro Tag. Da aber pro Jahr nur 300 bis 500 Panzer neu gebaut werden könnten, könne Moskau das nicht ewig aushalten, sagt der Militärökonom. Schon jetzt zeigten Satellitenfotos, dass sich die alten sowjetischen Militärlager überall in Russland „mit massiver Geschwindigkeit“ leerten, so Keupp.

„Russland lebt von seinen Reserven. Es steht quasi auf den toten Beinen der Sowjetunion.“ Keupps Fazit: „Die Zeit läuft gegen Russland.“ Ihm zufolge ist die russische Art der Kriegsführung nicht nachhaltig. „Putin hat das gleiche Problem wie Hitler. Seine Ressourcen schmelzen ab, er steht im Gelände und kommt nicht weiter.“

+++ 11:33 Flucht vor Kriegsdienst: Einige ukrainische Männer suchen Hilfe bei Fälschern +++
In der Ukraine zeichnet sich eine neue Rekrutierungsoffensive ab, um mehr Soldaten für den Kampf gegen Russland zu mobilisieren. Deshalb würden sich einige ukrainische Männer an Online-Händler und Fälscher wenden, um dem Schrecken des Kriegsdienstes zu entgehen, wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet. Demnach wird erwartet, dass auch Fluchtversuche aus dem Land zunehmen. Die Ukraine hatte kürzlich neue weitreichende Mobilisierungsmaßnahmen verabschiedet, die es dem Militär ermöglichen, mehr Soldaten einzuberufen und strengere Strafen für Wehrdienstverweigerung zu verhängen. Wolodymyr Selenskyj hatte im vergangenen April ein umstrittenes Gesetz unterzeichnet, das das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre herabsetzt. Wer den Dienst an der Waffe verweigert, kann den Führerschein und den Zugriff auf die eigenen Bankkonten verlieren. Auch das Eigentum kann beschlagnahmt werden.

+++ 11:04 Selenskyj veröffentlicht Video vom Wiedersehen der Kriegsgefangenen mit ihren Familien +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Moment in einem Video gezeigt, als zehn aus russischer Gefangenschaft entlassene Ukrainer nach Hause zurückkehren und auf ihre Angehörigen treffen. Er veröffentlichte die Aufnahme auf seinen Socialmedia-Kanälen.

+++ 10:36 Ukrainisches Polizeiauto in Sumy von russischer Drohne angegriffen +++
In der Oblast Sumy im Nordosten der Ukraine ist ein ukrainisches Polizeiauto von einer russischen Drohne attackiert worden. Das meldet die ukrainische Zeitung „Kyiv Post“ unter Berufung auf die ukrainische Nationalpolizei. Demnach befanden sich die Polizisten im Moment des Angriffs nicht in dem Fahrzeug, sondern waren in der Nähe, als plötzlich die Explosion zu hören war.

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+++ 10:08 Kreml äußert sich nicht zu Trumps Bemerkungen über Kriegsende +++
Der Kreml lehnt eine Stellungnahme ab zu Donald Trumps Äußerung, dass er im Falle seiner Wiederwahl im November den Krieg gegen die Ukraine beilegen werde. Das berichtet die britische Zeitung „Guardian“. Trump äußerte diese Bemerkungen während der US-Präsidentschaftsdebatte mit Amtsinhaber Joe Biden am vergangenen Donnerstag. „Was Russland und die Ukraine betrifft: Wenn wir einen echten Präsidenten hätten, einen Präsidenten, der wüsste, dass Putin ihn respektiert hätte, wäre er nie in die Ukraine einmarschiert“, sagte Trump.

+++ 09:26 Selenskyj dankt Coe bei Treffen für Ausschluss russischer Leichtathleten +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein Treffen mit dem Präsidenten der Leichtathletik-Weltmeisterschaft, Sebastian Coe, abgehalten. Dies teilte der ukrainische Staatschef auf seiner Facebook-Seite mit. „Wir begrüßen die von World Athletics Anfang März 2022 getroffenen Entscheidungen, Vertretern Russlands und Weißrusslands die Teilnahme an internationalen Leichtathletikwettkämpfen zu verbieten“, schreibt Selenskyj. Er dankte zudem für die Unterstützung der ukrainischen Athleten.

NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE

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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN

Nach Öl-Vorbild auch für LNG: Moskaus neue Schattenflotte steht schon bereit (inkl. Schaubild)

Die ersten EU-Sanktionen gegen russisches Gas sind noch nicht einmal in Kraft, aber schon jetzt sieht es so aus, dass Russland auch diese umschifft. Flüssiggas-Tanker für eisbedeckte Gewässer werden an unbekannte Firmen in Dubai übertragen. Ein anderes Schiff bleibt von den Huthi-Angriffen verschont.

Gerade erst sind die ersten Gas-Sanktionen der EU gegen Russland beschlossen, da deuten Auffälligkeiten in der LNG-Branche bereits darauf hin, dass Russland längst an einer Schattenflotte für den Export von Flüssiggas arbeitet. Reichlich Erfahrung gesammelt hat der Aggressor dafür bei der Ausfuhr von Öl.

Während die Europäische Union angesichts der russischen Invasion in der Ukraine den Import von russischem Öl auf dem Seeweg längst gestoppt hat, darf LNG weiterhin aus Russland in die EU verschifft werden. Zwar hält das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einen vollständigen Verzicht auf russisches Gas für möglich, manche EU-Staaten sehen das jedoch anders. Das jüngste Sanktionspaket verbietet im nächsten Jahr aber immerhin den Weitertransport von Flüssiggas aus Russland von europäischen Häfen aus in Drittländer. Das Umladeverbot soll dazu führen, dass Russland wegen mangelnder Transportkapazitäten weniger LNG verkaufen kann.

Bislang bringen oft russische Tanker, die für den Einsatz in eisbedeckten Gewässern geeignet sind, Flüssiggas von der Jamal-Halbinsel in Sibirien in EU-Häfen. Dort wird das LNG auf normale Tanker umgeladen, die in weiter entfernte Weltregionen fahren. So können die „Eisbrecher“-Tanker deutlich mehr Einsätze fahren. Nach Angaben der EU-Kommission wurden im vergangenen Jahr vier bis sechs Milliarden Kubikmeter russisches LNG über EU-Staaten in andere Länder weitergeleitet. Betroffen sein könnten damit Geschäfte im Wert von mehreren Milliarden Euro.

„Eisbrecher“-Tanker für Dubai

Beim Öl hatte die EU auch den Transport von russischem Öl durch EU-Schiffe in Drittländer verboten. Finanzielle Hilfen wie Versicherungen für solche Tankerfahrten sind ebenfalls untersagt, zumindest wenn das verschiffte Öl über einer Preisgrenze, dem sogenannten Ölpreisdeckel von 60 Dollar pro Barrel, liegt. Es dauerte nicht lange, bis eine Schattenflotte diesen Preisdeckel umschiffte: ohne westlichen Versicherungsschutz oder sogar mit – dank gefälschter Positionsdaten.

Bei Tankern für den Transport von LNG mehren sich nun Hinweise, dass Russland auch hierfür eine Schattenflotte bereitstellt. Laut der Schifffahrtsdatenbank Equasis wurden in den vergangenen drei Monaten die Eigentumsrechte an mindestens acht Schiffen an wenig bekannte Unternehmen in Dubai übertragen, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Vier der Schiffe gehören demnach zur Eisklasse, sind also für eisbedeckte Gewässer konzipiert, und haben aus Moskau bereits die Genehmigung erhalten, in diesem Sommer durch Russlands arktische Gewässer zu fahren.

Die Tanker lassen sich nicht eindeutig russischen Unternehmen zuordnen, auffällig seien aber der Einsatz undurchsichtiger Unternehmen sowie alter Schiffe, die normalerweise schon ausgemustert worden wären. In der LNG-Industrie ist es höchst ungewöhnlich, dass unbekannte Käufer bis zu Hunderte Millionen teure Spezialschiffe beschaffen, wie es in dem Bericht heißt. Bei mindestens drei der acht Tanker sind demnach die Versicherer laut der International Maritime Organization unbekannt. Auffällig ist auch die Rekordzahl von Genehmigungen für den nördlichen Seeweg von Russland nach Asien, wie Malte Humpert von der US-Denkfabrik Arctic Institute zitiert wird.

Umladen auf hoher See schwieriger als bei Öl

Für Aufsehen in der Branche sorgte Bloomberg zufolge auch die Asya Energy. Trotz der Huthi-Angriffe fuhr das Schiff demnach im Juni als erster LNG-Tanker seit Januar unbeschadet durch das Rote Meer. Verwaltet werde das 22 Jahre alte Schiff, das unter der Flagge von Palau, einem Inselstaat im Pazifik, fährt, von Nur Global Shipping. Dieses in der Branche unbekannte Unternehmen operiert laut dem Bericht von einem Luxushotel in einer Freihandelszone der Vereinigten Arabischen Emirate aus. Ein Versicherer sei nicht bekannt. Einer Daten-Analyse von Bloomberg zufolge war das Schiff auf dem Weg ins Mittelmeer, offenbar unbeladen und ohne angegebenes Ziel.

So einfach wie bei der Schattenflotte für Öltransporte ist eine Verschleierung der russischen Herkunft bei Flüssiggas demnach allerdings nicht. Zum einen muss die Besatzung für die extrem gekühlte Fracht technisch besser ausgebildet sein, zum anderen sind dafür weniger Schiffe geeignet, was wiederum die Nachverfolgung per Satellitendaten erleichtert. Außerdem lässt sich LNG auf hoher See schwerer auf ein anderes Schiff umladen als Öl.

„Endloses Katz-und-Maus-Spiel“

Mit ihrem neuesten Sanktionspaket versucht die EU auch, die Umgehung bereits verhängter Sanktionen zu unterbinden. Unter anderem Schiffe aus Putins Öl-Schattenflotte stehen nun auf der Liste. Die Hinweise auf eine LNG-Schattenflotte zeigen, dass es nicht die letzten Sanktionen gegen Russland gewesen sein dürften. Agathe Demarais von der Denkfabrik European Council on Foreign Relations fasste es gegenüber Bloomberg so zusammen: „Sobald ein Netzwerk zur Umgehung von Sanktionen aufgebaut ist, wird es von westlichen Behörden ins Visier genommen und dann in einem endlosen Katz- und-Maus-Spiel durch ein anderes ersetzt.“

Russische Analysten hatten mit Blick auf das aktuelle Sanktionspaket von einem Schlag gegen LNG-Produzenten gesprochen. Allerdings seien die Sanktionen vergleichsweise weich. Und es gebe eine Übergangszeit – die es russischen Unternehmen ermögliche, wie etwa beim Ölembargo neue Abnehmer und alternative Routen zu finden. *** Quelle: ntv.de, mit dpa

Wolodymyr Selenskyj: „Arbeite an einem „umfassenden Plan“ für den Frieden“

Selenskyj traf in Kiew mit der slowenischen Präsidentin Nataša Pirc Musar zusammen. Beide Staatsoberhäupter legten zum Andenken an die gefallenen ukrainischen Soldaten einen Kranz an der Gedenkmauer im Herzen der ukrainischen Hauptstadt nieder.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt, er arbeite an einem „umfassenden Plan“, wie Kiew den Krieg mit Russland beenden will.

In einem Gespräch mit Reportern in Kiew an der Seite der slowenischen Präsidentin Nataša Pirc Musar sagte er:

„Wir wollen diesen Krieg nicht verlängern.

Wir müssen so schnell wie möglich zu einem gerechten Frieden kommen. Wir haben über die Situation auf dem Schlachtfeld gesprochen, insbesondere in der Region Charkiw, wo Russland versucht hat, eine groß angelegte Offensive zu starten. Das ist den Besatzern nicht gelungen. Unsere ukrainischen Streitkräfte haben die Lage stabilisiert und die Offensive gestoppt, was schwierig war. Das werden wir auch weiterhin tun, um Russland die Illusion zu nehmen, dass es mit diesem Krieg etwas erreichen kann“, sagte er.

Im Mittelpunkt des Treffens zwischen Selenskyj und Pirc Musar standen die Vorbereitungen für einen zweiten internationalen Friedensgipfel nach einer zweitägigen Veranstaltung Anfang des Monats in der Schweiz.

„Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten bei der ersten Friedenskonferenz in der Schweiz. Und wir waren uns einig, dass es keinen Politiker in Europa gibt, der nicht den Frieden will. Wir alle verstehen die Risiken. Aber die Ukraine muss selbst entscheiden, wann und unter welchen Bedingungen sie verhandeln will. Und hier sind wir auf Ihrer Seite“, sagte Pric Musar.

Rückblick auf die erste Friedenskonferenz

Selenskyj war Gastgeber dieses Gipfels, um internationale Unterstützung für die Ukraine in ihrem Krieg mit Russland zu gewinnen.

Staatsoberhäupter und hochrangige Beamte aus mehr als 90 Ländern nahmen daran teil, und die Mehrheit stimmte einem Abschlusskommuniqué zu, in dem es hieß, dass die territoriale Integrität der Ukraine bei jeder Friedensregelung respektiert werden müsse.

Doch nicht alle Teilnehmer waren mit dem Wortlaut der Erklärung einverstanden und weigerten sich, sie zu unterzeichnen. Einige Länder wie Indien und Saudi-Arabien erklärten, die Wirksamkeit des Gipfels selbst sei durch die Abwesenheit Russlands eingeschränkt.

Aktuelle Entwicklung des Geschehens

Derzeit gibt es keine offiziellen direkten Verhandlungen zwischen Selenskyj und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin, aber die Ukraine hat wiederholt erklärt, dass Russland alle seine Streitkräfte von seinen Grenzen abziehen müsse, auch von der Halbinsel Krim, die es 2014 annektiert hat, bevor ernsthafte Friedensgespräche beginnen können.

Die russischen Truppen machen jedoch einige Gebietsgewinne auf dem Schlachtfeld, und Selenskyj hat sich oft über die langsame Lieferung von Waffen und Munition durch westliche Verbündete beschwert.

Am Freitag teilte Selenskyj auf X mit, dass bei einem russischen Angriff auf ein Wohnhaus in Dnipro vier Stockwerke zerstört und drei Menschen verletzt wurden.

Die örtlichen Behörden erklärten, dass eine Person bei dem Angriff getötet wurde und zwei als vermisst gelten. Der Gouverneur der Region teilte mit, dass unter den Verletzten auch ein sieben Monate altes Kind sei, das den Rauch des Anschlags eingeatmet habe.

Appelle Selenskyjs

Selenskyj forderte die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Donnerstag auf, ihre Versprechen zur Bereitstellung von Militärausrüstung für sein Land einzulösen.

Auf dem EU-Gipfel in Brüssel am Donnerstag sagte Selenskyj, er werde einen „detaillierten Plan“ vorlegen, um den Krieg innerhalb weniger Monate zu beenden.

„Alle, die wirklich Frieden wollen, müssen zusammenarbeiten, um einen Aktionsplan zu entwickeln, der alle Sicherheitsaspekte berücksichtigt, die von Russland verletzt wurden“, sagte er am Freitag vor Reportern in Kiew.

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ZENTRALBANKEN

Konferenzauftakt in Wien: Die Zentralbank der Zukunft – OeNB und SUERF eröffneten am 9.6.2024 die Volkswirtschaftliche Tagung

„Löhne, Preise, Produktivität – wir müssen die strukturellen Veränderungen unsere Zeit verstehen, wenn wir künftig informierte Entscheidungen treffen wollen.“ So äußerte sich OeNB-Gouverneur Robert Holzmann heute in Wien zu Herausforderungen und Chancen für die Zentralbank von morgen. Anlass: die Eröffnung der Volkswirtschaftlichen Tagung von Nationalbank und SUERF.

Heute eröffneten OeNB-Gouverneur Robert Holzmann und SUERF-Präsident Donato Masciandaro im Kassensal der Nationalbank die diesjährige Volkswirtschaftliche Tagung in Wien. Thema: „The central bank of the future: opportunities and challenges”. Die Veranstalter sind heuer die OeNB (Oesterreichische Nationalbank) und SUERF – The European Money and Finance Forum, im Fokus steht die Zentralbank der Zukunft.

Prophezeiungen und Empirie

Wie können Zentralbanken mit den komplexen Herausforderungen und Unsicherheiten, die vor ihnen liegen, bestmöglich umgehen? Bei der Beantwortung dieser zentralen Frage verlässt sich Holzmann nicht nur auf die „prophetische Kraft“ der bei der Volkswirtschaftlichen Tagung versammelten Fachleute, sondern auch auf aktuelle empirische Forschungsergebnisse.

So wird derzeit – unter anderem bei der OeNB – die Wirkung der geldpolitischen Sondermaßnahmen der letzten Jahre untersucht. In Bezug auf die Finanzstabilität sei diese derzeit noch nicht ganz klar. Holzmann: „Einige Studien deuten auf einen positiven Effekt hin, andere geben Anlass zur Sorge über potenzielle Risiken und unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Wir müssen aus Erfolgen und möglicherweise auch Fehlern der Vergangenheit lernen, wenn wir gute Entscheidungen für die Zukunft treffen wollen.“

Klare Worte

„Wirksame Kommunikation ist und bleibt der Schlüssel zum Erfolg.“ Die Vermittlung komplexer geldpolitischer Sachverhalte gegenüber der Bevölkerung fördert nicht nur Vertrauen, sondern spielt eine „Schlüsselrolle für die Entwicklung von Inflationserwartungen“, so Holzmann. Dies sei ganz wesentlich für die Übertragung geldpolitischer Zinssignale auf Bankzinsen und letztlich Preise.

Bei der Volkswirtschaftlichen Tagung werden über 300 Teilnehmende diese und weitere wichtige Fragen online und vor Ort diskutieren. Zu den diesjährigen Vortragenden zählen: Rosa Lastra (Queen Mary University of London), Athanasios Orphanides (Massachusetts Institute of Technology) und François Villeroy de Galhau (Banque de France) – neben vielen anderen führenden Persönlichkeiten aus Geldpolitik und Wirtschaftsforschung. 

Über die Volkswirtschaftliche Tagung

Die Volkswirtschaftliche Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) vernetzt seit vielen Jahrzehnten führende Persönlichkeiten im Bereich Wirtschaftsforschung, Zentralbankwesen und Bankenaufsicht. 2024 erfolgt die Organisation gemeinsam mit dem bewährten Kooperationspartner SUERF – The European Money and Finance Forum. SUERF ist ein unabhängiges Non-Profit-Netzwerk, das Zentralbanken, Aufsichtsbehörden, Finanzinstitute, wissenschaftliche Institutionen und Finanzakteure miteinander verbindet.

Die Konferenz-Webseite findet sich hier.

Die gesamten Vorträge der zweitägigen Konferenz samt Konferenzprogramm und Lebensläufe der Vortragenden finden sich unter diesem Link. Darunter:

Robert Holzmann – Opening remarks (PDF, 121 kB)

Athanasios Orphanides – Keynote: The central bank of the future: challenges for monetary policy and central bank communication (PDF, 895 kB)

Übersiedlung von Martin Kocher an die Spitze der Nationalbank auf Schiene

Der Generalrat der OeNB gab seine Dreiervorschläge ab – die Regierung dürfte ihre Wunschkandidaten und Wunschkandidatinnen bestellen

Immer näher rückt die – vorzeitige – Entscheidung, wer ab Sommer 2025 die Geschicke der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) lenken wird. Am Montag tagte der Generalrat der OeNB, dessen Präsidium die Dreiervorschläge für die Regierung erstellt hat, die vom Generalrat beschlossen wurden. Präsident des Gremiums ist Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer, Vizepräsidentin ÖGB-Generalsekretärin Ingrid Reischl (SPÖ). Nachbesetzt werden die Posten von Gouverneur Robert Holzmann (FPÖ), Vizegouverneur Gottfried Haber (ÖVP; beide stehen nicht mehr zur Verfügung) und die Direktorenposten von Thomas Steiner (ÖVP) und Eduard Schock (FPÖ).Am Dienstag wurden die Vorschläge der schwarz-grünen Regierung übermittelt. Zu erwarten ist, dass der von der ÖVP nominierte Wirtschaftsminister Martin Kocher Gouverneur wird, Vizegouverneurin soll die Chefin der Austria Wirtschaftsservice (AWS), Edeltraud Stiftinger (SPÖ), werden, Steiner soll erneut ins Direktorium kommen und Notenbanker Josef Meichenitsch (Grüne) einziehen.

Dreiervorschlag erstellt

Der Generalrat hat für jeden der Posten einen Dreiervorschlag erstellt; je nach Job gibt es unterschiedliche Reihungen. Auf den Vorschlägen stehen nicht zwölf verschiedene Personen, aber auch nicht nur die vier Genannten, sondern auch Bewerber etwa aus der OeNB. Nichtsdestotrotz haben die vier die besten Karten. Steiner soll künftig die Bankenaufsicht verantworten, das wünschen sich jedenfalls ÖVP und Raiffeisensektor.

Die Regierung wird bald entscheiden: entweder im Ministerrat am Mittwoch oder, mit ein wenig Respektabstand zum Einlangen des OeNB-Vorschlags, nächste Woche. Die ersten Absagen gab es schon vorige Woche: Da haben Mahrer und Reischl an jene geschrieben, die auf keinem Dreiervorschlag Aufnahme gefunden hatten.

Spannend wird es auch für die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA. Der Vorstandsjob, den das Finanzministerium unter Magnus Brunner (ÖVP) zu besetzen hat und den derzeit Eduard Müller (ÖVP; steht nicht mehr zur Verfügung) innehat, wurde ebenfalls vorzeitig ausgeschrieben. Auch hier scheint die politische Entscheidung gefallen zu sein: Der Stellvertretenden Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Mariana Kühnel soll – auch vor hausinternen Aufsichtsexperten – der Vorzug gegeben werden. Aus ÖVP-Kreisen ist zu hören, dass man dort Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein der Ex-Vorstandsbüroleiterin von Erste-Group-Chef Andreas Treichl schätze. Aufsichtserfahrung hat die 41-Jährige, die von 2017 bis 2022 türkise Bezirksrätin in Wien Innere Stadt war und seit 2022 im Erste-Group-Aufsichtsrat sitzt, nicht. Die habe Müller, einst Sektionschef im Finanzministerium und Kurzzeit-Finanzminister (Juni 2019 bis Jänner 2021), auch nicht gehabt, so die Argumentation. (Renate Graber, 25.6.2024)

Zum Thema:

MELDUNGEN

WEITERE MELDUNGEN

Treffen in Doha: Scharfe Kritik an UNO für Dialog mit Taliban

Zum dritten Mal findet am Sonntag und Montag in Doha ein UNO-Treffen zu Afghanistan statt. Zum ersten Mal nehmen daran auch die Taliban teil, die 2021 wieder die Macht im Land übernommen haben. Dass sie auch nach Katar kommen, hat einen hohen Preis: Die Themen Frauen- und Menschenrechte werden bei den Gesprächen ausgeklammert. Die UNO steht dafür unter schwerer Kritik – rechtfertigte zunächst ihr Vorgehen und lenkte dann doch ein wenig ein.

Mitte Juni hatte die Taliban-Regierung die Entsendung einer Delegation bestätigt: Eine Präsenz bei den Gesprächen werde für Afghanistan in Bezug auf humanitäre Hilfe und Investitionen von Vorteil sein, heißt es. Deutlicher wird Ahmad Wali Haqmal, ein Sprecher des Finanzministeriums in Kabul, gegenüber dem ORF.

Ziel der Taliban sei ein Ende von internationalen Sanktionen, vor allem der Anschluss des Landes an das internationale Finanzsystem Swift und die Freigabe eingefrorener Reserven des Landes sollen ermöglicht werden. Die vergangenen 20 Jahre hätten gezeigt, dass mit Druck gegenüber den Taliban nichts zu erreichen sei: Die Sanktionen würden vor allem die einfache Bevölkerung treffen – und nicht die Regierung, so Haqmal.

Wirtschaft im Fokus

Tatsächlich will die UNO den Fokus bei den Gesprächen auf die Unterstützung der afghanischen Privatwirtschaft legen. Insbesondere soll geklärt werden, welche Alternativen es für Landwirte gibt, die bisher mit dem Anbau von Schlafmohn ihren Lebensunterhalt bestritten haben. Die Taliban heften sich auf die Fahnen, durch das Verbot des Anbaus die Heroinproduktion im Land praktisch gestoppt zu haben.

Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International reagierten scharf auf die UNO-Ankündigung, die Taliban in Doha zu treffen. Damit legitimiere man sie und ihre Politik. Bisher hat kein Land die Taliban-Regierung anerkannt, einige wie China, Japan und Russland haben aber diplomatische Beziehungen etabliert.

„Gender-Apartheid“

Seit ihrer Herrschaft haben die Taliban Frauen aus der Öffentlichkeit, insbesondere von höheren Bildungsinstitutionen und dem Berufsleben, ausgeschlossen. Zuletzt berichtete der „Guardian“, dass die Taliban verstärkt gegen Frauen vorgegangen seien, die nicht vorschriftsmäßig verschleiert in der Öffentlichkeit auftraten. Die Zeitung dokumentierte mehrere Fälle, in denen junge Frauen festgenommen, verhört und sexuell missbraucht worden sein sollen. Richard Bennett, UNO-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Afghanistan, spricht gegenüber dem ORF von einer „Gender-Apartheid“: Die Bedingungen der Taliban dürfe man keinesfalls akzeptieren.

UNO verweist auf spätere Gespräche

Ins Leben gerufen wurde der Doha-Prozess von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Beim ersten Treffen im Mai des Vorjahrs waren die Taliban nicht eingeladen, beim zweiten im Februar verweigerten sie die Teilnahme. Die UNO verteidigte zunächst ihr Vorgehen, bei dem Treffen weder Frauengruppen zuzulassen noch das Thema aufgreifen zu wollen. Man müsse überhaupt erst einmal mit den Taliban in ein Gespräch kommen – dann könne man zu einem späteren Zeitpunkt auch sensiblere Themen aufs Tapet bringen.

Delegationsleiterin lenkte ein

„Wir versuchen, einen Prozess zu etablieren und einen wichtigen Konsultationsmechanismus zu erhalten. Wir müssen realistisch einschätzen, wie viel jedes einzelne Treffen in diesem Prozess bewirken kann, insbesondere in diesem frühen Stadium, in dem das Vertrauen noch nicht ausreichend ist“, sagte die Leiterin der UNO-Unterstützungsmission in Afghanistan (UNAMA), Roza Otunbajewa.

UNO-Untergeneralsekretärin Rosemary DiCarlo, die die Gespräche am Sonntag und Montag leitet, lenkte diese Woche dann doch ein: Frauenrechte würden bei jedem Treffen ein Thema sein. Abzuwarten bleibt nun, wie die Taliban auf diese Ankündigung reagieren.

Kritik von Ex-Afghanen

Dass die Taliban nun dabei sind, kritisieren aber weiterhin auch afghanische NGOs und Oppositionelle im Exil. Mohammad Fidai, ehemaliger afghanischer Politiker, der nach Deutschland geflohen ist, appelliert gegenüber dem ORF, den Dialog mit der afghanischen Zivilgesellschaft zu suchen statt den mit den Taliban. Diese würden sich nie ändern und hätten das Land „zu einem Friedhof und einem Gefängnis“ gemacht.

In Wien trafen sich diese Woche unter der Ägide des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (OIIP) afghanische Organisationen. Aktivistinnen und Aktivisten aus aller Welt kamen zusammen, um über demokratische Perspektiven für das von den islamistischen Taliban beherrschte Land zu beraten.

Offener Brief an Guterres

Ein prominenter Teilnehmer des Treffens, Ahmad Massoud, der Sohn des legendären Ahmad Shah Massoud, sprach dem Doha-Prozess der UNO jegliche „Glaubwürdigkeit“ ab. Die Treffen in Katar seien „eine Lüge“. Die UNO habe in Doha die eigene Resolution 2721 missachtet, wonach eine Kontaktgruppe den Dialog zwischen den Taliban und den Vertretern politischer Gruppen sowie der Zivilgesellschaft in Doha eröffnen sollte, heißt es in einem offenen Brief an Guterres.

Die Taliban würden „eine ernste Bedrohung der regionalen Stabilität und der internationalen Sicherheit“ darstellen, heißt es in dem Schreiben: Eine Terroristengruppe dürfe nicht „das souveräne Afghanistan repräsentieren“. *** Christian Körber (Text), ORF.at, Rosa Lyon (Interviews), ORF-Außenpolitik/Agenturen

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ZUSAMMENFASSUNG der TV-Konfrontation Biden-Trump: Demokraten in Angst und Schrecken nach TV-Duell Biden-Trump (inkl. KURZVIDEO)

Der US-Präsident sprach mit rauer Stimme und schien öfters den Faden zu verlieren. Hinter vorgehaltener Hand stellen sich die Demokraten die Frage, ob Joe Biden noch für den Posten des US-Präsidenten geeignet ist.

US-Präsident Joe Biden und sein republikanischer Rivale Donald Trump legten ihre Visionen für die Präsidentschaft in einer Debatte dar, in der beide versuchten, die Wähler vor den Wahlen im November zu überzeugen.

Die Debatte – die in Atlanta stattfand – begann eisig: die beiden Kandidaten gaben sich nicht die Hand, bevor sie zu ihren Podien gingen.

Beide Kandidaten sind den Wählern wohlbekannt, laut Umfragen weitgehend unbeliebt und haben zu praktisch jedem Kernthema völlig unterschiedliche Ansichten.

Trump macht Biden für den Krieg in der Ukraine verantwortlich

Auf die Frage, ob er mit Putins Bedingungen für die Beendigung des russischen Krieges in der Ukraine einverstanden sei, erklärte Trump, Putin habe sich für den Einmarsch entschieden, nachdem er gesehen habe, wie die Regierung Biden mit dem Ausstieg aus dem Krieg in Afghanistan umgegangen ist.

Obwohl er bestätigte, dass er Putins Bedingungen für die Beendigung des Krieges nicht akzeptieren würde, versicherte er, dass er den Krieg „beilegen“ würde – ohne ins Detail zu gehen.

Trump wiederholte sein früheres Argument aus dem Wahlkampf, dass die USA der Ukraine zu viel finanzielle Hilfe zukommen ließen, und sagte, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wäre immer wieder mit Geld aus den USA abgehauen.

Biden erklärte daraufhin, der russische Präsident Wladimir Putin sei ein „Kriegsverbrecher“. Er wies auch darauf hin, dass die Nato „genauso viel für die Ukraine produziert“ wie die USA und dass die Stärke der USA „in ihren Bündnissen liegt“.

Trump wiederholte sein Mantra, dass die europäischen Verbündeten nicht so viel für die Nato ausgeben wie die USA, und erklärte, er habe die Nato-Verbündeten erfolgreich unter Druck gesetzt, die Ausgaben zu erhöhen.

Für die Ukraine steht bei den Präsidentschaftswahlen im November viel auf dem Spiel. Das Land ist derzeit der größte Empfänger von US-Auslandshilfe und auf Militärhilfe angewiesen, um sich gegen russische Truppen zu wehren.

Biden wirbt für Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen

Während eines angespannten Austauschs über den Krieg zwischen Israel und der Hamas wich Trump der Frage aus, ob er einen unabhängigen palästinensischen Staat unterstützen würde. Er erklärte, Israel solle „den Job zu Ende bringen“.

Biden bekräftigte seine Unterstützung für Israel, konzentrierte sich aber auf die Hamas und sagte, dass diese beseitigt werden sollte.

Er warb für einen Plan, der den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene und einen fortgesetzten „Waffenstillstand mit zusätzlichen Bedingungen“ vorsieht.

Biden hatte bereits im Mai einen dreistufigen Vorschlag für einen Waffenstillstand vorgelegt, der eine Kampfpause, den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen und die Freilassung der verbleibenden Geiseln aus Israel vorsah.

Wie schon im Fall der Ukraine behauptete Trump, dass der Krieg nicht stattgefunden hätte, wenn er im Amt gewesen wäre.

Auseinandersetzungen über Einwanderung und Abtreibungen

Die beiden Kandidaten debattierten außerdem über ihre gegensätzliche Politik in den Bereichen Einwanderung, Wirtschaft und Abtreibung.

Trump wiederholte seine einwanderungsfeindliche Rhetorik und behauptete, Bidens Politik der offenen Grenzen“ habe zu einem Anstieg der Kriminalität geführt. „Wir müssen viele dieser Leute rausholen“, sagte Trump.

Die beiden Kandidaten sprachen auch über das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung.

Trump entgegnete, dass er keine Medikamente für Abtreibungen blockieren würde und argumentierte, dass die Staaten das Recht haben sollten, zu entscheiden, ob Abtreibung legal sein sollte oder nicht, und schloss mit den Worten: „Die Staaten regeln das jetzt.“

Die Debatte verlief etwas ruhiger als beim letzten Aufeinandertreffen der Kandidaten im Jahr 2020, was vor allem daran lag, dass die Mikrofone abgeschaltet wurden, wenn der andere sprach, um Unterbrechungen zu vermeiden.

Trotzdem wurde die Debatte persönlich, als Trumps strafrechtliche Verurteilungen zur Sprache kamen und Biden eine Reihe von Vorwürfen gegen den ehemaligen Präsidenten erhob, indem er ihn einen „verurteilten Verbrecher“ mit der Moral einer „Straßenkatze“ nannte.

Trump wurde letzten Monat in 34 Fällen der Fälschung von Geschäftsunterlagen im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels im Jahr 2016 für schuldig befunden.

Zweifel an Bidens Fähigkeit, weiter als US-Präsident aufzutreten

Die Kandidaten sprachen kurz über das Alter, wobei Trump behauptete, er habe seine kognitiven Tests mit einer „Eins“ abgeschlossen, bevor er das Gespräch auf Golf lenkte und sagte, Biden könne „keinen Ball 50 Meter weit schlagen“.

Mehrere Anhänger der Demokraten kommentierten im Anschluss an die Debatte auf CNN, dass Bidens anfänglicher Auftritt schwach gewesen sei.

Der Präsident sprach mit rauer Stimme und schien den Faden zu verlieren, als er versuchte, eine Frage zur Steuerpolitik zu beantworten.

Am Ende des 90-minütigen Kräftemessens verfielen die Verbündeten des demokratischen Präsidenten in helle Panik nach einer Debattenleistung, die von wiederholtem Stolpern, unbequemen Pausen und einem ruhigen, oft schwer verständlichen Sprachstil geprägt war.

Öffentlich und privat stellten die Demokraten die Frage, ob die Partei ihn als Präsidentschaftskandidaten gegen den 78-jährigen ehemaligen Präsidenten Donald Trump im Herbst ersetzen könnte oder sollte.

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Panama-Papers: Alle Angeklagten freigesprochen

Im Prozess um die „Panama Papers“ wegen Steuervermeidung und Geldwäsche haben nach Ansicht des zuständigen Gerichts in Panama die der Presse zugespielten internen Dokumente nicht für eine Verurteilung ausgereicht. Alle 28 Angeklagten wurden freigesprochen.

Acht Jahre nach dem Leck der als „Panama Papers“ bekannten Datenbank der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack-Fonseca sind in dem Fall, der einen internationalen Finanzskandal auslöste, überraschend alle 28 Angeklagten freigesprochen worden, darunter der deutschstämmige Anwalt Jürgen Mossack.

Nach der Begründung des zuständigen Gerichts in Panama-Stadt reichten die Beweise nicht aus, um die Angeklagten zu verurteilen, denen unter anderem Geldwäsche durch die Gründung von 215.000 Briefkastenfirmen in Steueroasen vorgeworfen wurde.

Zum einen sei die Beweismittelkette nicht nachvollziehbar gewesen, zum anderen aeien die Beweise nicht ausreichend und schlüssig gewesen, urteilte die Richterin.

Die „Panama Papers“ wurden 2016 von einer Gruppe von mehreren hundert Journalisten veröffentlicht. Der folgende Skandal stellte eine Gefahr für viele politische Karrieren dar, und sogar der Name des Fußballspielers Lionel Messi war in den Dokumenten enthalten.

Die Daten wurden 2015 an die Süddeutsche Zeitung und das in den USA ansässige International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) weitergegeben, mehr als vierhundert Journalisten von mehr als hundert Medien waren an der Bearbeitung beteiligt, die Ergebnisse wurden im April 2016 veröffentlicht.

Die veröffentlichten Dokumente umfassten 2,6 Terabyte Daten. Ihre Verarbeitung wurde von Journalisten unter der Koordination des International Consortium of Investigative Journalists begonnen. Die ersten Ergebnisse wurden im Frühjahr 2016 in Artikeln veröffentlicht, die weltweit Skandale und Strafverfahren auslösten.

Die Liste umfasste die Namen von Milliardären, Sportstars und Politikern. Zahlreiche Prominente waren in den Skandal verwickelt, darunter der isländische Ministerpräsident Sigmundur Gunnlaugsson und der pakistanische Premierminister Nawaz Sharif.

Nach der Veröffentlichung wurden weltweit unzählige Ermittlungen eingeleitet, das panamaische Offshore-Bankensystem erlitt einen schweren Schlag. Es dauerte acht Jahre, bis die Causa vor Gericht verhandelt wird. Unter den Angeklagten sind Jürgen Mossack und der inzwischen verstorbene Ramon Fonseca Mora, die beiden Gründer der Anwaltskanzlei.

Die Kanzlei selbst überlebte den Skandal um drei Jahre und wurde 2018 geschlossen.

Nach Bekanntwerden des Skandals hat Panama einige Gesetze erlassen, doch das mittelamerikanische Land steht weiterhin auf der schwarzen Liste der Steueroasen der Europäischen Union. Seit 2019 wird Steuerhinterziehung in Panama mit Gefängnis bestraft, allerdings nur, wenn der Betrag 300.000 US-Dollar übersteigt.

Netflix verfilmte den Skandal mit Meryl Streep, Gary Oldman und Antonio Banderas in den Hauptrollen.

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CHINA – Nicht mehr VW: BYD, Alipay, Hisense: Warum chinesische Konzerne mit ihrer Werbung die EM dominieren

Hunderte Millionen Euro stecken chinesische Unternehmen in Werbung bei der EM. Erstmals sind sie damit mit europäischen Konzernen gleichgezogen. Warum tun sie das?

Die derzeit laufende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat nicht nur sportlich viel zu bieten, sie ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht äußerst interessant. Und dazu muss man nicht einmal besonders genau hinschauen. Unübersehbar prangen zigmillionenteure Bandenwerbungen am Spielfeldrand. Sie stammen durchwegs von chinesischen Konzernen, und die Chinesen wirken, von ein paar Ausnahmen abgesehen, dominant.

Sie sind zwar nicht in der Überzahl, aber prominent vertreten. Laut Veranstalterverband Uefa stammen fünf der 13 weltweiten Sponsoren der Uefa Euro 2024 aus China (siehe Infokasten unten). Die da wären: die Onlineverkaufsplattform Aliexpress samt dem dazugehörigen Zahlungsdienstleister Alipay, der TV-Hersteller Hisense, das Handyunternehmen Vivo und der E-Autobauer BYD (Build Your Dreams). Letzterer soll kurioserweise Anfang Juli von der EU mit Strafzöllen belegt werden – wegen unfairer Handelspraktiken.

Europäische Unternehmen hingegen spielen nicht mehr die erste Geige – wohlgemerkt ist hier die Rede von einer Veranstaltung, die sich um europäischen Fußball dreht. Unter den besagten 13 weltweiten Sponsoren sind laut Uefa fünf europäische Unternehmen, also nicht mehr als chinesische: etwa der IT-Konzern Atos aus Frankreich und die deutsche Supermarktkette Lidl. Auf den Banden macht vor allem Engelbert Strauss, ein deutscher Ausrüster für Arbeitsbekleidung, auf sich aufmerksam.

Unsummen für Werbung

Wie viel Werbeengagements bei der EM genau kosten, ist Geheimsache, ebenso wie sämtliche Rahmenbedingungen der Werbedeals. Kolportiert werden Kosten von bis zu 200 Millionen Euro je Engagement. Die chinesischen Konzerne wenden höchstwahrscheinlich Unsummen auf, um potenzielle Kundschaft in Europa zu gewinnen. Europäer hingegen legen tendenziell den Rückwärtsgang ein. So hat sich der Autokonzern VW als Sponsor zurückgezogen. Grund dafür: Kosten sparen, wie das Unternehmen selbst einräumte. Ein eindrücklicheres Zeichen, woher der Wind auf dem internationalen Automarkt weht, ist kaum denkbar. VW wurde von BYD abgelöst.

„So ein Rückzug führt zwar nicht direkt zu einem Imageschaden, aber derartige Veränderungen fallen den Menschen schon auf“, sagt Tim Ströbel, Professor für Marketing und Sportmanagement an der Universität Bayreuth, zum STANDARD. „Wer im Wettbewerb steht, versucht, sich auf allen möglichen Ebenen zu übertrumpfen. In dem Fall geht der Punkt an BYD.“ Ein anderes Beispiel: Als im Frühjahr bekannt wurde, dass die deutsche Nationalmannschaft von Adidas zu Nike wechselt, habe das auch zu sehr emotionalen Diskussionen bis in die hohe Politik geführt.

Milliardenschwere Werbeoffensive

Warum tun die Chinesen das? Die milliardenschwere Werbeoffensive fügt sich in die Geschäftsstrategie vieler chinesischer Konzerne ein: Es gilt, Marktanteile um jeden Preis zu gewinnen. Was für Billigwaren von Onlineshops à la Temu und Shein oder für billige Photovoltaikpaneele chinesischer Provenienz gilt, die gerade den internationalen Markt zupflastern – das trifft etwa auch auf BYD, Alipay und Hisense zu.

„Die tatsächlichen Effekte von solchen Werbemaßnahmen sind schwer zu messen, vor allem weil große Konzerne auch sonst sehr viel Kommunikation betreiben“, erklärt Ströbel. Aber Unternehmen schaffen es auf diese Weise, ihre Marke mit positiven Emotionen des Sports oder des Events zu verbinden. Booking und Lidl beispielsweise gelinge das bei dieser EM gut. Mit anderen Unternehmen, wie etwa BYD, kämen viele Menschen so erstmals überhaupt in Kontakt. Das sei für Unternehmen dann ein Erfolg.

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Stichwahl muss über neuen iranischen Präsidenten entscheiden

Auch wenn der reformistische Kandidat Massud Peseschkian knapp vor dem Hardliner und ehemaligen Atomunterhändler Said Dschalili lag, wird er es in der Stichwahl schwer haben. Die beiden anderen Hardliner kamen zusammen auf 14,5 Prozent der Stimmen. Insgesamt stimmten 57 % der Wähler für Hardliner.

Im Iran kommt es zu einer Stichwahl um die Präsidentschaft, nachdem im ersten Wahlgang kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit erreichen konnte.

Bei der Wahl am kommenden Freitag wird der reformistische Kandidat Massud Peseschkian gegen den Hardliner und ehemaligen Atomunterhändler Said Dschalili antreten.

Massud Peseschkian erhielt im ersten Wahlgang 42.45% der Stimmen, Dschalili 38,61 %. Abgeschlagen auf dem dritten Platz kam Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf mit 13,78 %. Für den schiitischen Geistlichen Mostafa Purmohammadii stimmten 0,84 % der Wähler.

Es gab Anzeichen für eine allgemeine Enttäuschung der Öffentlichkeit über die Wahl. Den Ergebnissen zufolge wurden mehr als eine Million Stimmen für ungültig erklärt, was normalerweise ein Zeichen dafür ist, dass sich die Menschen verpflichtet fühlen, ihre Stimme abzugeben, aber keinen der Kandidaten wählen wollen.

Die Wahlbeteiligung lag den Ergebnissen zufolge insgesamt bei 39,9 % – die niedrigste aller Zeiten in der Islamischen Republik. Bei der Präsidentschaftswahl 2021, bei der Raisi gewählt wurde, lag die Wahlbeteiligung bei 48,8 %, während bei der Parlamentswahl im März eine Wahlbeteiligung von 40,6 % zu verzeichnen war. 

Trotz der geringen Wahlbeteiligung lobte Innenminister Ahmad Vahidi die Bevölkerung für ihre Teilnahme an einer Abstimmung, die ohne international anerkannte Beobachter durchgeführt wurde.

Er dankte den Wählern für ihre „sehr wertvolle Anwesenheit“ und fügte hinzu, dass die Wahl in „vollständiger Sicherheit“ und „mit sehr ernsthafter Konkurrenz“ abgehalten wurde.

Es gab Boykottaufrufe, unter anderem von der inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi. Mir Hossein Mousavi, einer der Anführer der Proteste der Grünen Bewegung von 2009, der weiterhin unter Hausarrest steht, hat sich ebenfalls geweigert, zusammen mit seiner Frau zu wählen, sagte seine Tochter.

Es gab auch Kritik, dass Peseschkian nur einen weiteren von der Regierung genehmigten Kandidaten darstellt. In einer Dokumentation über den Reformkandidaten, die im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde, sagte eine Frau, ihre Generation bewege sich „auf das gleiche Niveau“ der Feindseligkeit gegenüber der Regierung zu, das Peseschkians Generation in der Revolution von 1979 hatte.

Dschalili, der von CIA-Direktor Bill Burns einst als „verblüffend undurchsichtig“ in Verhandlungen beschrieben wurde, hätte wahrscheinlich klar gewonnen, wenn die drei Hardliner sich bei der Abstimmung am Freitag nicht gespalten hätten.

Ghalibaf, ein ehemaliger General der paramilitärischen Revolutionsgarde des Iran, hatte trotz Korruptionsvorwürfen eine breitere Machtbasis. Er ist auch dafür bekannt, dass er 1999 ein gewaltsames Vorgehen gegen iranische Universitätsstudenten eingeleitet hat und 2003 während seiner Amtszeit als Polizeichef des Landes den Einsatz scharfer Waffen gegen Studenten angeordnet hat.

Nun stellt sich die Frage, ob Peseschkian weitere Wähler gewinnen kann. Am Wahltag sprach er sich nach seiner Stimmabgabe für bessere Beziehungen zum Westen aus, offenbar ein Versuch, seine Attraktivität für die enttäuschten Wähler zu erhöhen, und das trotz einer verschleierten Warnung von Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei.

„Obwohl er bemerkenswerte Unterstützung von wichtigen Reformern erhalten hat, darunter den ehemaligen Präsidenten Hassan Rohani und Mohammed Chatami, war Massud Peseschkian insgesamt ein enttäuschender Kandidat“, sagte die geopolitische Beratungsfirma Eurasia Group in einer Analyse vor der Wahl. „Sollte er sich für eine Stichwahl qualifizieren, würde seine Position geschwächt, da sich der konservative Wählerblock hinter einem einzigen Kandidaten vereint.“

Raisi, 63, starb bei dem Hubschrauberabsturz am 19. Mai, bei dem auch der Außenminister des Landes und andere ums Leben kamen. Er wurde als Protegé von Chamenei und potenzieller Nachfolger angesehen.

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Präsidentschaftswahlen im Iran: Wer wird Raisis Nachfolger?

Die vorgezogene Präsidentschaftswahl war aufgrund des Todes des Präsidenten Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz nötig.

Am Freitag gehen wahlberechtigte Iraner an die Urnen, um ihre Stimme für die Präsidentschaftswahlen abzugeben. Eine vorgezogene Wahl wurde aufgrund des Todes des Präsidenten Ebrahim Raisi ausgelöst. Dieser war zusammen mit anderen hochrangigen Regierungsvertretern im Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.

Nach Jahren wirtschaftlicher Probleme, Unterdrückung, Massenprotesten und Spannungen im Nahen Osten ist die öffentliche Apathie im Iran allgegenwärtig.

Die Wähler und Wählerinnen stehen vor der Wahl zwischen Kandidaten der Hardliner und einem wenig bekannten Politiker, der der iranischen Reformbewegung angehört, die die schiitische Theokratie von innen heraus verändern will. Seit der Islamischen Revolution von 1979 sind Frauen und Personen, die radikale Veränderungen fordern, von der Wahl ausgeschlossen. Die Wahl selbst wird nicht von international anerkannten Beobachtern überwacht.

Die Wahl findet zu einer Zeit statt, in der der Nahe Osten wegen des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen unter starken Spannungen leidet. Im April hat der Iran wegen des Gaza-Kriegs erstmals Israel direkt angegriffen, während Milizen, die Teheran in der Region bewaffnet, wie die libanesische Hisbollah und die jemenitischen Houthi-Rebellen, in die Kämpfe verwickelt sind und ihre Angriffe eskaliert haben.

In der Zwischenzeit reichert der Iran weiterhin Uran in nahezu waffenfähigem Zustand an und unterhält einen Vorrat, der groß genug ist, um mehrere Atomwaffen zu bauen, sollte er sich dazu entschließen.

Der 85-jährige Oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hat zwar in allen Staatsangelegenheiten das letzte Wort, doch können die Präsidenten die Politik des Landes in Richtung Konfrontation oder Verhandlungen mit dem Westen lenken.

Rekordverdächtig niedrige Wahlbeteiligung

In Anbetracht der rekordverdächtig niedrigen Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen bleibt unklar, wie viele Iraner und Iranerinnen ihre Stimme bei den Wahlen abgeben werden.

Innenminister Ahmad Vahidi, der für die Überwachung der Wahlen zuständig ist, gab bekannt, dass alle Wahllokale erst um 8 Uhr morgens Ortszeit geöffnet wurden. Chamenei gab eine der ersten Stimmen ab und rief die Bevölkerung auf, sich an der Wahl zu beteiligen.

„Eine hohe Wahlbeteiligung und eine größere Zahl von Wählern ist für die Islamische Republik von entscheidender Bedeutung“, sagte Chamenei.

Das staatliche Fernsehen zeigte später Bilder von Wahllokalen im ganzen Land, in denen sich die Schlangen in Grenzen hielten.

Analysten beschreiben das Rennen allgemein als einen Dreikampf. Es gibt zwei Hardliner, den ehemaligen Atomverhandlungsführer Saeed Jalili und den Parlamentspräsidenten Mohammad Bagher Qalibaf. Ein schiitischer Geistlicher, Mostafa Pourmohammadi, ist trotz schlechter Umfragewerte ebenfalls im Rennen geblieben.

Dann gibt es noch den reformorientierten Kandidaten Masoud Pezeshkian, der sich mit Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Präsidenten Hassan Rouhani verbündet hat. Unter dessen Regierung hat Teheran 2015 das bahnbrechende Atomabkommen mit den Weltmächten abgeschlossen.

Das Atomabkommen scheiterte schließlich und die Hardliner waren wieder fest am Ruder.

Eine höhere Wahlbeteiligung könnte die Chancen von Pezeshkian erhöhen, einem 69-jährigen Herzchirurgen, der sich für eine Rückkehr zum Atomabkommen und bessere Beziehungen zum Westen einsetzt.

Es ist jedoch unklar, ob Pezeshkian die nötige Dynamik entwickeln konnte, um die Wähler zu den Urnen zu locken. Es gab bereits Boykottaufrufe, unter anderem von der inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi. In der Zwischenzeit hat Chamenei Pezeshkian und seine Verbündeten wegen ihres Wunsches, sich Amerika anzunähern, bereits eine kaum verhüllte Warnung ausgesprochen.

Was man über die Wahl wissen sollte

Mehr als 61 Millionen Iraner über 18 Jahren sind wahlberechtigt, davon etwa 18 Millionen zwischen 18 und 30 Jahren.

Nach iranischem Recht muss der Sieger mehr als 50 Prozent aller abgegebenen Stimmen erhalten. Sollte dies nicht der Fall sein, werden die beiden Spitzenkandidaten eine Woche später in eine Stichwahl gehen.

Der 63-jährige Raisi kam bei dem Hubschrauberabsturz am 19. Mai ums Leben, bei dem auch der Außenminister des Landes und andere Personen starben. Er galt als Protegé von Chamenei und als potenzieller Nachfolger des Obersten Führers.

Dennoch kannten ihn viele wegen seiner Beteiligung an den Massenhinrichtungen, die der Iran 1988 durchführte. Und seiner Rolle bei der blutigen Niederschlagung abweichender Meinungen nach den Protesten gegen den Tod von Mahsa Amini im Jahr 2022, einer jungen Frau, die von der Polizei festgenommen wurde, weil sie angeblich das vorgeschriebene Kopftuch nicht getragen hatte.

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Wohnungskrise in Großbritannien: Menschen rutschen in Armut und Obdachlosigkeit ab

Stetig steigende Mieten und teure Lebenskosten: Viele Menschen in Großbritannien rutschen in die Armut ab und manche landen in der Obdachlosigkeit.

In Großbritannien sind die Briten demnächst dazu aufgerufen zu den Urnen zu gehen, um ein neues Parlament zu wählen. Ein Thema, das vielen Wählern besonders wichtig ist, ist die Wohnungskrise. Beide Parteien, die konservativen Tories und die sozialdemokratische Labour-Partei haben sich des Themas bereits in ihrem Wahlkampf angenommen und in ihren Wahlprogrammen angegeben, wie sie gegen steigende Mieten und einen Mangel an erschwinglichem Wohnraum angehen wollen.

Wahlprogramm der Labour Partei: Wie wollen sie gegen die Wohnungskrise angehen?

Es wird erwartet, dass die Labour-Partei die nächste Wahl aufgrund der hohen Unzufriedenheit mit der Konservativen-Partei gewinnt. Bezüglich der Wohnungskrise plant die Partei laut ihrem Wahlprogramm den größten Anstieg im Bau von Sozial- und erschwinglichen Wohnungen seit einer Generation, indem sie verspricht, 1,5 Millionen neue Häuser in der nächsten Legislaturperiode zu bauen. Dazu sollen verpflichtende Wohnungsziele für Kommunen eingeführt und hunderte neue Planer eingestellt werden, um Rückstände zu bewältigen. Labour möchte außerdem den bestehenden Bestand an Sozialwohnungen besser schützen.

Ein sofortiges Verbot von Section 21-Kündigungen soll eingeführt werden, um Mieter besser zu schützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, gegen unangemessene Mieterhöhungen anzugehen. Eine Section 21-Kündigung ist ein rechtliches Mittel, um ein befristetes Mietverhältnis ohne Angabe von Gründen zu beenden. In England ist die sogenannte „fixed term tenancy“ üblich. Darunter versteht man zeitlich befristete Mietverträge, meist für ein Jahr, die jährlich neu unterzeichnet werden müssen.

Wie wollen die Tories gegen die Wohnungskrise vorgehen?

Die seit 14-Jahren regierende Konservative Partei hat sich in ihrem Wahlprogramm verpflichtet, in der nächsten Legislaturperiode 1,6 Millionen neue Wohnungen in England zu bauen, indem sie den Bau in den 20 größten Städten beschleunigen. Sie wollen den Schwellenwert, ab dem Erstkäufer Stamp Duty zahlen müssen, bei 425.000 Pfund belassen und ein neues, verbessertes „Help to Buy“-Programm einführen, um Erstkäufern mit einer Eigenkapitalanleihe von bis zu 20 Prozent zu helfen. Die „Stamp Duty“ ist eine Steuer, die in Großbritannien auf den Kauf von Immobilien erhoben wird.

Zudem planen die Tories, sozialen Wohnraum vorrangig Menschen mit einer „lokalen Verbindung“ oder einer „Verbindung zu Großbritannien“ zur Verfügung zu stellen, um dafür zu sorgen, dass diese begrenzte Ressource fair zugeteilt wird.

Wohnungskrise treibt Menschen in die Armut und Obdachlosigkeit

Die Lebenshaltungskosten im Vereinigten Königreich sind insgesamt etwa 20 Prozent höher als in Deutschland. Die Mieten in Großbritannien sind rund 24 Prozent höher als in Deutschland, so Expatistan.

Steigende Mieten und ein Mangel an erschwinglichem Wohnraum treiben demnach immer mehr Menschen in die Obdachlosigkeit. Neue Untersuchungen zeigen, dass mehr als 300.000 Menschen im Vereinigten Königreich ohne festen Wohnsitz sind.

Nick Bradshaw, Leiter des Krisenzentrums für Obdachlose bestätigte dies und gab an, dass in den letzten sechs Monaten die Zahl der Menschen, die sich mit der Bitte um Unterstützung an uns wenden, um 40 bis 50 Prozent gestiegen ist. „Wir sehen in letzter Zeit viel mehr ältere Erwachsene, also Menschen in ihren 60ern, 70ern und 80ern, die in unsicheren Unterkünften leben und dort nicht mehr bleiben können, die auf dem Sofa surfen“, fügte er hinzu.

Auch Studenten und junge Menschen sind von der Wohnungskrise betroffen

Aufgrund teurer Mieten und niedrigen Löhnen haben auch junge Menschen und Studenten oft keine dauerhafte Bleibe. Viele sind deswegen gezwungen, bei Freunden oder Bekannten auf dem Sofa zu schlafen. Die Unsicherheit und die beengten Verhältnisse beeinträchtigen ihre psychische Gesundheit und Studienleistungen und die das Suchen nach einer bezahlbaren Unterkunft kann zu instabilen und stressigen Lebensbedingungen führen.

Wohnungskrise geht Hand in Hand mit Lebenskostenkrise

Der Mangel an erschwinglichem Wohnraum fällt mit der anhaltenden Lebenskostenkrise im zusammen, da Lebensmittel- und Energierechnungen immer noch mehr kosten als vor der Pandemie.

Die steigenden Energiepreise haben erhebliche Auswirkungen auf Haushalte und die Gesellschaft gehabt, vor allem in den Wintermonaten. Viele Menschen konnten sich das Heizen ihrer Häuser nicht mehr leisten, was zu gesundheitlichen Problemen und erhöhten Sterblichkeitsraten führt. Im Winter 2022/23 starben in Großbritannien etwa 4.950 Menschen aufgrund von kalten, feuchten Wohnverhältnissen.

Kritiker werfen der Tory-Regierung Untätigkeit vor. Die Einführung von Prepaid-Zählern und fehlende Energiepreisreformen hat die Lage zusätzlich verschärft. Anders als in Deutschland haben Mieter in England die Option, ihre Gasrechnung per „Pay-As-You-Go“ zu bezahlen. Diese wird wie eine Handy-Pre-Paid-SIM-Karte mit Guthaben aufgeladen.

Jahrelang konnten Energieversorgungsunternehmen Vorauszahlungszähler in Wohnungen einbauen, wenn Rechnungen unbezahlt blieben. Letztes Jahr wurden Vertreter von British Gas bei der unsachgemäßen Installation dieser Zähler erwischt. Sie haben die Zähler installiert, ohne, dass die Bewohner Bescheid wussten. Sie drangen somit entgegen den Vorschriften gewaltsam in die Wohnungen von schutzbedürftigen Menschen ein. Nachdem die Times dies in einer Recherche enthüllt haben, hat der Chef von British Gas angegeben, dass diese Einbrüche und unsachgemäßen Installationen untersagt werden.

Kinderarmut in Großbritannien gestiegen

In Großbritannien leiden auch viele Kinder unter Armut, was erhebliche soziale und wirtschaftliche Kosten verursacht. Die jüngsten Statistiken zeigen, dass im letzten Jahr geschätzte 350.000 Kinder zusätzlich in die Armut abrutschten, hauptsächlich aufgrund der Halbierung des £20 Universal Credit-Zuschlags durch die Konservative Regierung.

Universal Credit ist ein Sozialleistungssystem in Großbritannien, das mehrere staatliche Unterstützungsleistungen, wie beispielsweise Arbeitslosengeld und Wohnkostenhilfe, zu einer einzigen Zahlung zusammenführt. Wer Universal Credit bezieht, erhält je nach Situation einen festen Betrag pro Monat: £311.68 (€368.21) für Alleinstehende unter 25 Jahren, £393.45 (€464.82) für Alleinstehende ab 25 Jahren.

Im Jahr 2021 bis 2022 lebten insgesamt 4,2 Millionen Kinder in Armut. Diese Zahl dürfte aufgrund von Kürzungen im Sozialsystem weiter steigen. Besonders betroffen sind Kinder unter fünf Jahren.

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EUROPAWAHL 9.6.2024

Österreich-bezogene Informationen dazu auf WIKIPEDIA => Wahlwerbende Parteien

Die EU-Spitzenposten sind vergeben, wie geht es jetzt weiter?

Mit der Einigung der europäischen Staats- und Regierungschefs auf die drei Namen für die Besetzung der Spitzenpositionen in der EU sind die Weichen für die nächsten fünf Jahre in der Europäischen Union gestellt. Was kommt als nächstes?

Auf einer Tagung des Europäischen Rates, die kürzer ausfiel als erwartet, haben die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Mitgliedstaaten die Kandidaten für die Spitzenämter der Union benannt: Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission, António Costa als Präsident des Europäischen Rates und Kaja Kallas als Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik.

Die Zustimmung war der erste Schritt eines Mechanismus, der alle losen Fäden in der Zusammensetzung der nächsten Führung der Europäischen Union zu verbinden.

Die Wahl von António Costa durch den Rat ist endgültig und er wird am 1. Dezember die Nachfolge des derzeitigen Präsidenten Charles Michel antreten.

Kallas und von der Leyen benötigen jedoch noch die Zustimmung des Europäischen Parlaments, bevor sie offiziell ernannt werden.

Die – zu dem Zeitpunkt ehemalige – estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas wird vor dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Parlaments erscheinen, wo sie die Unterstützung einer Mehrheit der Mitglieder in einer für September geplanten Abstimmung benötigt, um als Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik bestätigt zu werden: „Mein Ziel wird es nun sein, auf die Mitglieder des Europäischen Parlaments zuzugehen und ihre Unterstützung zu gewinnen“, sagte sie in einem X-Post nach der Ratssitzung.

Amtsinhaberin Ursula von der Leyen wird sich ebenfalls einer Abstimmung im Parlament stellen, muss aber im Plenum die absolute Mehrheit der Abgeordneten für sich gewinnen, bevor sie grünes Licht für die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit als Chefin der Europäischen Kommission erhält.

Reicht die Mehrheit der Koalition der Mitte für von der Leyens Wiederwahl?

Die Abstimmung ist für die Plenartagung vom 16. bis 19. Juli in Straßburg angesetzt, wo sie 361 Stimmen der insgesamt 720 Abgeordneten des neu gewählten Parlaments erhalten muss. Die Abstimmung erfolgt in geheimer Abstimmung, so dass es schwierig ist, die Unterstützung in der Kammer im Voraus abzuschätzen.

Die Vorsitzenden der drei größten Fraktionen des letzten Mandats – Europäische Volkspartei (EVP), Sozialdemokraten (S&D) und Renew Europe – haben ihrer Ernennung jedoch bereits zugestimmt, was bedeutet, dass die meisten ihrer Abgeordneten wahrscheinlich für sie stimmen werden. Um die notwendigen Stimmen zu erhalten, sagte von der Leyen, dass sie auf Delegationen und einzelne Abgeordnete außerhalb dieser großen Koalition zugehen wird.

„Ich werde auch intensiv mit den nationalen Delegationen zusammenarbeiten, weil die Erfahrung zeigt, dass es innerhalb der Fraktionen unterschiedliche Abstimmungsmuster gibt“, sagte von der Leyen nach der Einigung im Rat.

Ein möglicher Verbündeter bei der Abstimmung sind die Grünen mit ihren derzeit 54 Abgeordneten, die sich offen für Verhandlungen zeigten.

„Wir glauben, dass der einzige Weg, eine stabile pro-europäische, pro-demokratische und pro-ukrainische Mehrheit zu schaffen, die vier Parteien sind“, sagte der Co-Vorsitzende der Grünen Bas Eickhout nach den Wahlen Anfang des Monats, und forderte eine Aufnahme seiner Fraktion in die Koalition der Mitte.

Die Grünen haben jedoch vor der Aufnahme von Gesprächen eine klare rote Linie gezogen und erklärt, dass sie keinen politischen Pakt mit der ultrakonservativen EKR-Fraktion von Giorgia Meloni eingehen werden.

Die Sozialdemokraten lehnten es ebenfalls ab, eine Koalitionsvereinbarung mit einer hart rechten Fraktion einzugehen, sei es die EKR oder die ID. Die S&D-Vorsitzende Iratxe García bekräftigte ihre Position bei einem Treffen mit von der Leyen am Mittwoch, bei dem sie sagte, sie respektiere das Spitzenkandidaten-Verfahren, bei dem die Partei, die bei den EU-Wahlen am besten abschneidet, den Kommissionsvorsitzenden stellen kann, warnte aber, es werde keinen Blankoscheck von den Sozialdemokraten geben.

Die Europaabgeordneten der Fratelli d’Italia von Georgia Meloni könnten von der Leyen ebenfalls unterstützen, aber ob sie dies tun werden, bleibt offen.

Die Tatsache, dass Meloni sich im Rat in Bezug auf von der Leyens Ernennung der Stimme enthalten hat – und nicht, wie bei Costa und Kallas, die Ernennung rundheraus abgelehnt hat – deutet darauf hin, dass die italienische Ministerpräsidentin die Tür für Überzeugungsarbeit offen gelassen hat.

Neues Kollegium der EU-Kommissare: Nagelprobe im Parlament

Wenn Ursula von der Leyen im Juli die Unterstützung des Parlaments erhält, wird sie mit der Arbeit an der Zusammensetzung ihrer nächsten Europäischen Kommission beginnen.

Einige Länder haben ihre Kandidaten für die Posten bereits bekannt gegeben. Dies gilt für Frankreich, da Präsident Macron gestern nach der Ratssitzung erklärte, er wolle den derzeitigen französischen Kommissar Thierry Breton wieder einsetzen.

Auch die irische Regierung kündigte Anfang der Woche ihre Absicht an, Finanzminister Michael McGrath als Nachfolger von Kommissarin Mairead McGuinness als irischen Vertreter in der Exekutive zu benennen.

Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis wurde ebenfalls von seinem Land für den Posten vorgeschlagen und erhielt auch die Unterstützung von Manfred Weber, dem Vorsitzenden der EVP.

Für 2019 hat von der Leyen die Mitgliedstaaten gebeten, sowohl einen Mann und eine Frau für den Posten zu nominieren, um sicherzustellen, dass sie eine geschlechterparitätische Kommission ernennen kann. Bislang ist kein Land dieser Aufforderung nachgekommen.

Die Ernennungen werden erst im September erfolgen. Sobald das Kollegium der Kommissare ausgewählt ist, benötigt jeder nominierte Kandidat die Unterstützung des Europäischen Parlaments.

Dazu müssen sich die Kommissare-in-spe mindestens einer Anhörung in für ihr Arbeitsfeld zuständigen Ausschüssen stellen. In der Vergangenheit sind manche an dieser Hürde gescheitert, und ihr Heimatland musste nachnominieren.

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Wer ist Jordan Bardella (28) wirklich? – Euronews, 10.6./29.6.2024

Der 28-jährige Wahlsieger der Le-Pen-Partei in Frankreich, Jordan Bardella, begeistert die Anhänger und Anhängerinnen der Rechtsextremen. Sein Biograf berichtet. Wofür steht der Rechtsaußen-Politiker, der Marine Le Pen helfen soll, die Partei salonfähig zu machen?

Bei einigen Anhängerinnen und Anhängern der rechtsextremen Le-Pen-Partei gilt er als der „ideale Schwiegersohn“ und zuletzt hat Jordan Bardella auch in der Klatschpresse Schlagzeilen gemacht. 2022 hatte Bardella – auf Wunsch von Marine Le Pen – die Parteiführung des Rassemblement National (RN) übernommen. Jetzt erzielte er als Spitzenkandidat bei den Europawahlen in Frankreich fast 30 Prozent der Stimmen und damit doppelt so viele wie die liberale Partei von Präsident Emmanuel Macron.

Macht Jordan Bardella die Rechtsextremen in Europa salonfähig?

„Unsere Landsleute wollen Veränderung“, sagte Bardella, den einige als charismatischen jungen Mann feiern und andere als fremdenfeindlichen Agitator fürchten, am Wahlabend in Paris. Emmanuel Macron sein ein geschwächter Präsident, so der 28-Jährige.

Mit 17 Jahren Einstieg in der Politik

Der 1995 in einem Pariser Vorort geborene Sohn einer Familie mit italienischen Wurzeln hat eine steile politische Karriere gemacht. Nach den gewalttätigen Unruhen in den französischen Vorstädten im Jahr 2005 trat Einzelkind Jordan Bardella im Alter von 17 Jahren in die rechtsextreme Partei von Marine Le Pen ein, die damals noch „Front National“ hieß.

Aufgewachsen ist der Sohn einer Familie italienischer Einwanderer in einem Pariser Vorort. Nach eigener Darstellung in bescheidenen Verhältnissen umgeben von Drogen und radikalem Islamismus. Seine alleinerziehende Mutter habe ihn vor dem Abrutschen bewahrt.

Der wohlhabende Vater wurde aus der Erzählung gestrichen

Sein relativ wohlhabender Vater wurde aus Bardellas Geschichten gestrichen, sagt Investigativjournalist Pierre-Stéphane Fort. Er verfasste eine kritische, nicht autorisierte Biographie des jungen Politikers. Im Gespräche mit Euronews sagt er: „Jordan Bardella besuchte katholische Privatschulen. Als Teenager nahm ihn sein Vater mit auf eine lange Reise in die USA. Mit 19 bekam er zum Führerschein vom Vater ein kleines hübsches Auto geschenkt. Mit 20 spendierte ihm der Vater eine Wohnung in einem wohlhabenden Pariser Vorort im Val d‘ Oise. Aber all dies passte nicht in die politische Geschichtenerzählung, zum politischen Ziel, also wurde es aus seiner Geschichte gestrichen. Übrig blieb nur die Seite seiner Mutter, die zum Teil übertrieben ist.“

Bardella brach sein Geografiestudium ab, um nur noch Politik zu machen. Zunächst agierte er auf regionaler Ebene, dann wurde Bardella Sprecher und stellvertretender Parteivorsitzender, bevor er im Alter von nur 23 Jahren schon 2019 die Liste der Le-Pen-Partei bei den Europawahlen anführte.

Im November 2022 wurde der ambitionierte junge Mann zum Nachfolger von Marine Le Pen als Vorsitzender der rechtsextremen Partei gewählt, 2023 dann zum zweiten Mal zum Spitzenkandidaten des „Rassemblement National“ für die Europawahl gekürt.

Bardellas Beziehung zur Familie Le Pen?

Bardella ist der Erste an der Spitze des einwanderungsfeindlichen RN, der nicht zur Familie Le Pen gehört. Allerdings hatte der junge Rechtsextreme ab 2020 eine Beziehung mit der Enkelin des Parteigründers Jean-Marie Le Pen, Nolwenn Olivier. Sie ist die Tochter der älteren Schwester von Marine Le Pen. Einige warfen Bardella vor, er suche bewusst die Nähe zur rechtsextremen Familie.

Marine Le Pen, die 2011 die Nachfolge ihres Vaters antrat, schloss diesen 2015 aus der Partei aus, um sich vom radikalsten rechtsextremen Rand zu distanzieren. Jean-Marie Le Pen ist ein verurteilter Holocaust-Leugner.

Die inzwischen 55-jährige Marine Le Pen, die bei den vergangenen beiden Präsidentschaftswahlen in Frankreich den zweiten Platz belegte, ist weiterhin Fraktionsvorsitzende im Parlament. Es wird erwartet, dass sie 2027 erneut für das höchste Amt im Staat kandidiert.

Mehr als eine Million Follower auf TikTok

Ihr Parteichef, der auf TikTok mehr als eine Million Follower hat, erweist sich als wichtiger Trumpf, um ein jüngeres Publikum für die Partei zu gewinnen. Allerdings hat Jordan Bardella vor einiger Zeit entschieden, keine Selfies mehr zu veröffentlichen und sein Privatleben nicht publik zu machen.

Als Spitzenkandidat des Rassemblement National bei der Europawahl hat sich Jordan Bardella dafür eingesetzt, die Freizügigkeit von Geflüchteten durch nationale Grenzkontrollen einzuschränken und die Regeln im Kampf gegen den Klimawandel zu lockern.

Die Partei will nicht mehr aus der EU und dem Euro austreten, sondern zielt darauf ab, die Europäische Union von innen heraus zu schwächen.

Im Bestreben, eine bedeutende Position in Europa einzunehmen, haben sich Le Pen und Bardella von der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) distanziert Le Pen hat erklärt, dass sie nach einer Reihe von Kontroversen nicht mehr mit der Fraktion im Europäischen Parlament zusammenarbeiten wird.

Bardellas antwortet oft nicht auf Fragen von Journalistinnen und Journalisten, sondern verbreitet eher seine sorgfältig ausgearbeitete Erzählung. Diese soll das Image des RN verbessern, einer Partei, die einst von Jean-Marie Le Pen von einem Schloss in einem wohlhabenden Vorort westlich von Paris aus gesteuert wurde. Dort ist auch Marine Le Pen aufgewachsen, obwohl sie sich seit Jahren volksnah gibt.

„Er ist ein Chamäleon“

Journalist Pierre-Stéphane Fort meint: „Er ist ein Chamäleon. Er ist ein politischer Janus, er hat mehrere Gesichter. Er ändert seine Meinung sehr oft und ist in der Lage, rechts zu sagen, aber nach links zu gehen. Das beweise ich auch in meinem Buch. In den sozialen Netzwerken, zum Beispiel wenn er auf TikTok mit jungen Menschen spricht, ist er eine Art Verfechter der Frauenrechte, will gegen die Erderwärmung kämpfen. Er versteht, dass dies wichtige Themen für junge Menschen sind. Aber wenn man sich sein Abstimmungsverhalten im Europäischen Parlament ansieht, stellt man fest, dass er das Gegenteil von dem tut, was er in den sozialen Medien sagt. So weigerte er sich bei mehreren Gelegenheiten, das polnische Abtreibungsverbot zu verurteilen.“

Jetzt – da Präsident Macron nach den Europawahlen vorgezogene Parlamentswahlen anberaumt hat – will Bardella nicht mehr nach Brüssel, sondern in Paris Premierminister werden. Allerdings gilt in Frankreich das Mehrheitswahlrecht: Jeder Wahlkreis schickt eine oder einen Abgeordneten in die Nationalversammlung in der französischen Hauptstadt. Die Rechtsextremen schneiden bei diesem Wahlsystem traditionell schlecht ab und fordern seit langem eine Änderung hin zum Verhältniswahlrecht.

Bardella kaum im EU-Parlament präsent

Bardella ist im Europäischen Parlament nicht besonders aktiv. So hat er keinen einzigen parlamentarischen Bericht initiiert und bei war bei dreiviertel aller Sitzungen seines Parlamentsausschusses abwesend. Die Spitzenkandidatin der Linken „La France Insoumise“ (LFI), Manon Aubry, machte sich mit einem Wortspiel („Bardella n’est pas là“) über den rechtsextremen „Geister-Abgeordneten“ lustig, was diesem gar nicht gefiel. Dabei hatte sich Bardella zuvor selbst über Manon Aubry mockiert.

Kritiker werfen Bardella vor, dass er zu viel Zeit damit verbringt, sein öffentliches Image zu pflegen, anstatt sich mit wichtigen politischen Fragen zu befassen.

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DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

Bauunternehmer Goldbeck: „Stabile Lage? Das Schlimmste kommt erst noch in zwei bis drei Jahren“

Die deutsche Bauindustrie steckt in der tiefsten Krise seit Jahren. Während Bundesbauministerin Klara Geywitz Anzeichen für eine Erholung ausmacht, rechnet Jan-Hendrik Goldbeck, einer der größten Bauunternehmer Deutschlands, mit einer Insolvenzwelle – in zwei, drei Jahren.

Licht am Ende des Bautunnels? Jan-Hendrik Goldbeck sieht das nicht. Im Gegenteil. „Es wird nochmal unschön“, sagt der Chef des Bielefelder Baukonzerns Goldbeck, einer der größten Baufirmen des Landes, im ntv-Erfolgspodcast „Biz & Beyond“. Die aktuell fertiggestellten Gebäude seien vor der durch Preisexplosionen ausgelösten Krise geplant worden. Weil die Zahl der Baugenehmigungen aktuell immer weiter sinkt, werde sich die Krise am Bau deutlich verschärfen. „Das Schlimmste kommt noch“, so Goldbeck. Und: „Erfahrungsgemäß kommen die Insolvenzen dann, wenn es wieder besser geht.“ Goldbeck rechnet damit in zwei bis drei Jahren. Goldbeck widerspricht damit Bundesbauministerin Klara Geywitz, die zuletzt erste Anzeichen einer Erholung der krisengeplagten Bau- und Immobilienbranche ausgemacht hatte.

Jahrelang habe die Baubranche kräftige Umsatzanstiege gefeiert. „Seit 2009 ging es ja nur bergauf“, sagt Goldbeck. Da sei es verständlich, „wenn es mal so einen Strömungsabriss gibt.“ Staatshilfe sei zur Rettung der Baubranche nicht nötig: „Wir müssen nicht gleich nach dem Staat schreiben, nur weil man nach 20 Jahren guter Konjunktur dann ein, zwei, drei, vier schlechte hat.“

„Brauchen mehr Schnelligkeit“

Bei der zeitlichen Realisierung von Bauvorhaben sieht Goldbeck deutliches Potenzial. Dafür müssten die verschiedenen Prozesse in Planung und Bau parallel ablaufen. Nur so habe man zum Beispiel den Großteil des brandenburgischen Tesla-Werkes, das Goldbeck gebaut hat, im Rekordtempo hochziehen können. „Wir Deutsche haben leider dieses Schnelligkeits-Gen nicht so stark wie andere Nationen. Das bräuchten wir ein bisschen mehr.“ In einer Zeit, die von einem starken technologischen Wandel geprägt werde, sei Geschwindigkeit eine wichtige Kompetenz.

Innovationsfähigkeit und Digitalkompetenz werde für die Baubranche erfolgsrelevant. „Investitionen in digitale Technologien sind entscheidend, um nicht nur die Effizienz unserer Projekte zu steigern, sondern auch unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagte der Bauunternehmer.

In der Fähigkeit zu modularem Bauen sieht Goldbeck einen Wettbewerbsvorteil. „Die modulare Bauweise ermöglicht es uns, Gebäude aus vorgefertigten Modulen zusammenzusetzen. Dadurch verkürzen wir die Bauzeit erheblich und können gleichzeitig die Qualität der Bauwerke verbessern.“ *** Quelle: ntv.de

Für viele immer lästiger Stirbt „Shopping“ in Deutschland aus? – KURZVIDEO

Immer weniger Menschen fahren für einen Einkaufsbummel noch in die Innenstadt. Laut einer Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts ist die Tätigkeit sogar unbeliebter als Lebensmittel einzukaufen. Der Handelsverband bleibt trotz allem optimistisch.

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN

Forscher betonen positiven Beitrag von Migranten zum Sozialstaat

Schon lange wirbt die FPÖ für „Minus-Zuwanderung“, unter dem Titel „Remigration“ fordert sie aktuell „Asylstopp“ für Nicht-Europäer und die Abschiebung abgelehnter Asylwerber und krimineller Migranten. In Deutschland haben Rechtsextreme unter dem Schlagwort zuletzt Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen ausländischer Herkunft beraten. Die Umsetzung dieser Idee wäre fatal, warnten Forscher in Wien am Donnerstag, und betonten den Beitrag von Migranten zum Sozialstaat.

Ohne Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft wäre in einzelnen Branchen keine Geschäftstätigkeit mehr möglich, betonte Soziologe Jörg Flecker von der Uni Wien bei einem Online-Pressegespräch vom „Wissenschaftsnetz Diskurs“. In der Gebäudereinigung und -betreuung, im Hotel- und Gastgewerbe und in der Arbeitskräfteüberlassung etwa seien mehr als die Hälfte der unselbstständig Beschäftigten keine österreichische Staatsbürgerschaft, in der Nahrungsmittelindustrie, dem Bauwesen und der Pflege immerhin noch ein Drittel.

„Wenn ein Drittel der Beschäftigten fehlt, ist da nichts mehr zu machen in Wirklichkeit“, skizzierte Flecker die Folgen des Plans, wie er laut Rechercheplattform Correctiv beim Rechtsextremen-Treffen mit u.a. dem früheren Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich Martin Sellner Ende 2023 in Potsdam skizziert wurde und von dem die FPÖ sich laut Flecker nie wirklich distanziert habe.

Wiens Versorgung wäre unmöglich

In Wien, wo im Österreich-Vergleich besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, wäre die Versorgung der Bevölkerung Flecker zufolge ohne diese Menschen überhaupt nicht möglich. In Beherbergung und Gastronomie etwa hätten drei Viertel der Erwerbstätigen Migrationshintergrund, am Bau und bei den sonstigen Dienstleistungen – darunter fällt etwa Gebäudereinigung – sind es zwei Drittel, in den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen vier von zehn Erwerbstätigen.

„Die Zuwanderer waren für die österreichischen Sozialkassen bisher ein Geschäft“, betonte Philipp Ther, Professor für Geschichte Ostmitteleuropas an der Uni Wien. Natürlich würden etwa Sprachkurse oder Qualifikationsmaßnahmen vor allem nach der Migrationswelle 2015/16 auch etwas kosten. Die Bilanz falle historisch gesehen aber klar positiv aus.

„Zuwanderer haben immer, wenn man nur halbwegs konstruktiv mit ihnen umgeht und sie nicht zu Unerwünschten erklärt, zum Wohlstand der Aufnahmegesellschaften beigetragen.“

Flecker plädierte dann auch dafür, stärker hervorzuheben, welche positive Rolle die Migranten in Österreich durch ihre Arbeit leisteten. Ein Konzept einer radikalen „Remigration“, bei dem Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft oder Wurzeln im Ausland des Landes verwiesen würden, wäre indes „ein Angriff auf die gesamte Bevölkerung“.

Eine zwangsmäßige Rückführung von Menschen mit Migrationshintergrund käme ethnischer Säuberung gleich, betonte Ther, und diese hätten historisch – etwa im ehemaligen Jugoslawien – immer zu einer Eskalation der Gewalt geführt, die sich zudem auch immer gegen weitere Gruppen wie andere Minderheiten, Intellektuelle oder Medienvertreter gerichtet habe. Damit verbunden wäre auch das Ende des Rechtsstaates und die Umwandlung der liberalen Demokratie in eine Ethnokratie, gemeinsam mit Wohlstandsverlust und Verarmung, so Ther.

„ZiB 2“-Interview: Hafenecker schließt Regierungsbeteiligung ohne Kickl aus – Der Standard, 26.6.2024

Am Mittwochabend sprach der freiheitliche Generalsekretär über die Ergebnisse der EU-Wahl, Autofahrer als „Melkkühe“ und den Klimawandel

Am Mittwochabend war FPÖ-Generalsekretär Christian Hafeneker bei der ZiB 2 des ORF zu Gast. Er vertrat dabei FPÖ-Chef Herbert Kickl, der nicht zur Interviewreihe mit den Parteispitzen erschien.

Mehrmals betonte Hafenecker das gute Ergebnis der FPÖ bei der EU-Wahl im Juni, besonders den Erfolg in ländlichen Gebieten. Die schlechten Ergebnisse in den Landeshauptstädten lägen daran, dass es sich um Universitätsstädte handle und links an den Unis „schick“ sei. Daher sei eine entsprechende Werbung für die FPÖ in den Städten notwendig.

Mit den Aussagen des von Kickl zu einer Parteiveranstaltung eingeladenen sehr umstrittenen Ex-Arztes Sucharit Bhakdi bezüglich der Impfungen gegen Polio und Pocken könne Hafenecker nichts anfangen. Bhakdi verunglimpft die Impfungen gegen diese Krankheiten. Man solle nicht jedes seiner Worte auf die „Waagschale legen“, sagte Hafenecker dazu.

Im selben Atemzug monierte Hafenecker, ohne Beweise vorzulegen, dass der ORF regelmäßig „linke Extremisten“ und „Parteisoldaten“ einlade und Experten, die der Sender befrage, „fake“ seien.

Autofahrer sind „Melkkuh der Nation“

In Sachen Klimakrise ist laut Hafenecker nicht alles menschengemacht. Zudem kritisierte er Maßnahmen gegen Verbrennungsmotoren und zusätzliche Abgaben für Autofahrer. „Der Autofahrer ist die Melkkuh der Nation“, so der Freiheitliche. „Ich bin überzeugt davon, dass das (der Autoverkehr, Anm.) nicht dafür verantwortlich ist, was in anderen großen Ländern passiert“, meinte er und widersprach damit wissenschaftlichen Erkenntnissen über den globalen Klimawandel. „Warum sollten wir hier Menschen in die Tasche greifen?“

Zuletzt sprach er über die Nationalratswahl im September. Bisher hat keine Partei angekündigt, mit einer FPÖ unter Kickl zusammenarbeiten zu wollen. Eine Koalition mit der ÖVP schloss Hafenecker nun nicht aus und deutete an, dass die Türkisen – die ja bisher Kickl als Partner ausschließen – sich noch umentscheiden könnten. Der Parteichef habe den Anspruch gestellt, als Erster auch „Volkskanzler“ zu werden, so Hafenecker. Eine Koalition ohne Kickl als Regierungsmitglied schließt er aus: „Da gibt es nichts daran zu rütteln.“ (wisa, 26.6.2024)

GLOSSE: Höllenqualen für Kickl: FPÖ-General Hafenecker in „ZiB 2“ bei Armin Wolf – Der Standard, 27.6.2024

Herzlichste Abneigung beflügelte das Sommerinterview mit der Generalvertretung des FPÖ-Chefs über Anwaltskosten, Sucharit Bhakdi und Lügen

Wenig beflügelt ein Interview so zauberhaft wie herzlichste Abneigung! Zwar war Herbert Kickl eingeladen. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker ist allerdings ein gutes Substitut für die ZiB 2. Armin Wolf macht sich zwischendurch dennoch Sorgen um den alten Bekannten. Hafenecker möge achtgeben mit seinen originellen Unterstellungen. Schließlich habe er ihm, Wolf, schon einmal tausend Euro zahlen müssen, da er Wolf Manipulation vorgeworfen habe.

Giftig-süßes Lächeln

Hafenecker ärgert sich über den verlorenen Tausender wohl immer noch. „Wer hat Ihre Anwaltskosten bezahlt?“, will er von Wolf wissen, der ihn erinnert, er, Hafenecker, habe dies getan. Also eigentlich die Steuerzahler über die Parteienfinanzierng der FPÖ. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der FPÖler schon giftig-süß lächelnd über die Erwähnung nicht so toller Wahlergebnisse auf Gemeindeebene und den Minivorsprung bei der Europawahl (zu SPÖ und ÖVP) gegrämt. Erfolge lasse er sich nicht kleinreden, so Hafenecker.

Unangenehme Wahrheiten

Wolf jedoch serviert laufend unangenehme Wahrheiten. Das muss kaum auszuhalten sein. Da muss auch Kickl, irgendwo vor dem Fernsehschirm sitzend, Höllenqualen leiden, wer weiß … Hafenecker wehrt sich natürlich wacker. Er fantasiert ein Konglomerat aus Presse, ORF und Politik herbei, das an der Macht bleiben wolle. Da es schon um Verschwörungstheorien geht, erwähnt Wolf aber, dass Kickl den Mikrobiologen Sucharit Bhakdi eingeladen und als Lichtgestalt und lebende Legende bezeichnet habe, der Polio- und Pockenimpfung für unwirksam halte. Das findet dann immerhin auch Hafenecker etwas übertrieben. Dennoch hält er zu Herbert Kickl, ohne diesen werde es keine Koalition geben, so der Ersatzmann.

ZIB 2: Hafenecker: Koalition ohne Kickl ausgeschlossen
In der ZIB2-Interviewserie vor der politischen Sommerpause ist Christian Hafenecker, Generalsekretär der FPÖ, im Studio. (Ljubiša Tošić, 27.6.2024)

MEDIZIN

Vogelgrippevirus in den USA – Drosten: Vogelgrippe Kandidat für Pandemie – Schnelle Durchseuchung von Kühen: „So etwas hat es noch nicht gegeben“

Das Vogelgrippevirus befällt nicht nur Vögel, in den USA sind mittlerweile auch Dutzende Milchvieh-Herden betroffen. Virologe Drosten hält H5N1 für einen Pandemie-Kandidaten.

Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, sieht im Vogelgrippevirus H5N1 einen möglichen Auslöser für eine kommende Pandemie. Hintergrund ist seine Ausbreitung in den USA: Der Erreger sei dort in letzter Zeit in Milchviehbeständen aufgetreten und „sogar schon in Milchprodukten im Handel aufgetaucht“, sagte Drosten dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt. – Virologe Christian Drosten im RND

Die Ausbreitung der Vogelgrippe unter Säugetieren könne auch „glimpflich ablaufen, das Virus braucht mehrere Schritte zur Anpassung, und vielleicht ist es vorher schon unter Kontrolle“, sagte Drosten weiter. „Aber es kann auch schon der Anlauf zu einer nächsten Pandemie sein, den wir hier live mitverfolgen.“

Vogelgrippe-Pandemie „potenziell noch katastrophaler als Corona“

Für eine genauere Einschätzung fehle auch eine bessere Dateneinsicht, erläuterte der Virologe. „Wir wissen noch nicht, wie häufig sich Menschen infizieren, die mit diesen infizierten Kühen zu tun haben.“

Wünschenswert sei, dass in den USA jetzt entschlossen vorgegangen werde: „Mit Quarantäne. Dass man also versucht, die infizierten Bestände zu isolieren; schaut, wo Menschen Kontakt hatten, ob sie Antikörper im Blut haben. Über bestimmte Hygienemaßnahmen nachdenkt. Und auch darüber, Kühe zu impfen.“

Erst kürzlich hatte ein Expertenbericht kritisiert, dass die Welt nicht für drohende künftige Pandemien gerüstet sei. „Sollte sich H5N1 von Mensch zu Mensch übertragen, wäre die Welt sehr wahrscheinlich erneut überfordert“, warnte die frühere neuseeländische Premierministerin und Studien-Co-Autorin Helen Clark. Eine Vogelgrippe-Pandemie könnte „potenziell noch katastrophaler sein als Corona„.

Abwasser-Monitoring COVID-19

Im Schaubild oben dargestellt die Verläufe für Kärnten, Wien und ganz Österreich.

Entwicklung der Virusvarianten im Abwasser:

FAZIT: Zuletzt Zunahme der viralen Aktivität insbesondere der „schwarzen und grauen“ Virusvarianten (siehe Schaubild).

Coronavirus-Update: Neue Covid-Variante: KP.3 nun auch in Österreich auf dem Vormarsch

Eine neue Covid-Variante macht von sich reden und sorgt wieder für mehr Erkrankungen. Alle Infos zu KP.3 – und darüber, was Taylor Swift mit der Infektion zu tun hat

Irgendwie sind wieder einmal viele krank – und das würde man so ja eigentlich nicht erwarten, wenn man auf das Wetter draußen schaut. Trotz allem gehen Husten, Schnupfen, Heiserkeit um, und der Verdacht liegt nahe, dass Covid dafür verantwortlich ist. Das dürfte tatsächlich stimmen, eine neue Variante breitet sich aktuell in Österreich aus.

KP.3 gehört zur Omikron-Familie und umgeht die Immunität wieder deutlich besser.

In den USA, wo die Zahl der Fälle anhand von Abwasserdaten zu Covid-Infektionen zuletzt wieder deutlich angestiegen ist, ist es bereits die führende Variante, und auch in Europa hat sie schon einige heftige Wellen ausgelöst, etwa in Spanien, weiß der Molekularbiologe Ulrich Elling. Wahrscheinlich ist diese Variante auch in Österreich schon recht weit verbreitet. Genaue Zahlen fehlen allerdings, weil nur noch sehr wenig sequenziert wird, die Prävalenz von KP.3 dürfte aktuell bei rund 30 Prozent liegen.

Von einer neuen Covid-Welle kann man dabei in Österreich noch nicht sprechen, zuletzt sind die Werte im Abwasser aber wieder leicht gestiegen, wie man auf dem Dashboard für das Abwassermonitoring sehen kann.

Was bedeutet das nun für die nächsten Wochen? Das ist noch nicht ganz klar, sagt Elling, zwei Szenarien seien möglich: „Es könnte sein, dass sich die Welle, die sich gerade beginnt aufzubauen, durch die beginnenden Ferien einbremst. Dann kommt sie aber im Herbst umso früher und wird sicher auch höher ausfallen.“ Das kann man aber erst in den nächsten Wochen mit Sicherheit sagen.

Konzerte und EM

Die andere Variante ist, dass es zu einer Sommerwelle kommt, auch weil die Menschen die Infektion aus Urlaubsländern wie Spanien, wo die KP.3-Variante schon länger dominiert, mitbringen. Dort ist die Welle bereits so hoch, dass sich etwa beim Taylor-Swift-Konzert in Madrid Ende Mai zahlreiche Menschen angesteckt hatten. Es kam zu so vielen Infektionen, dass ein Fan-Account der Musikerin sogar auf der Plattform X eine Umfrage startete, wie viele betroffen seien. 35 Prozent antworteten darauf mit Ja, sie hätten sich infiziert.

Elling rät deshalb Spanien-Reisenden, Schnelltests ins Gepäck zu geben. Das gilt natürlich auch für andere Urlaubsdestinationen.

Und auch hierzulande gibt es derzeit viele Möglichkeiten, sich anzustecken, etwa bei Public Viewings zur Fußballeuropameisterschaft und (hoffentlich) weiteren Siegesfeiern nämlich. Das soll uns natürlich nicht vom Feiern abhalten, aber es ist gut, wenn man sich der Möglichkeit bewusst ist.

FLiRT-Variante

Was kommt aber mit KP.3 auf uns zu? Es handelt sich dabei um eine FLiRT-Variante, dazu gehören auch KP.2 und KP.1.1. Der Name setzt sich aus den Buchstaben F, L, R und T zusammen, die in den einzelnen Mutationen am Spike-Protein dieser Varianten, etwa bei F456L und R346T, vorkommen. Die FLiRT-Varianten gehören zur Omikron-Familie und haben sich aus der JN.1-Variante entwickelt, jenem Stamm, der im Winter vorherrschend war.

Neuheiten sind von KP.3 nicht zu erwarten, die Symptome sind typisch für eine Covid-Infektion, also Husten, Kurzatmigkeit, Schnupfen, Gliederschmerzen, eventuell Fieber, Kopfschmerzen, Halsentzündung und auch Verlust des Geruchssinns.

In Österreich steigen die Infektionszahlen zwar, aber das schlägt sich derzeit nicht in Krankhausaufnahmen nieder. Laut SARI-Dashboard, das die Hospitalisierungen aufgrund schwerer akuter respiratorischer Infektionen wie Corona, Influenza, RSV und mehr anzeigt, sind die Hospitalisierungen wegen Covid seit März unverändert niedrig. Der Immunschutz geht aber zurück und wird von KP.3 auch besser umgangen. Deshalb sollten vor allem Ältere, die schon länger keine Infektion mehr hatten, aufmerksam sein beziehungsweise ihren Impfschutz auffrischen, sagt Elling.

Harmlose Grippe?

Aber warum ist das wichtig? Mittlerweile sollte sich doch Covid in puncto Gefährlichkeit auf dem Status einer Influenza-Infektion eingependelt haben. Tatsächlich ist es mittlerweile sehr ähnlich in Bezug auf Hospitalisierungen und Todesfälle, wie zuletzt auch der Virologe Christian Drosten im STANDARD-Interview sagte.

Eine genaue Auswertung der Daten zeigt aber, dass Covid doch noch etwas gefährlicher ist als die Influenza. Eine Studie, die eben erst im Journal of the American Medical Association erschienen ist, hat Daten der Veterans Administration aus den Jahren 2023 und 2024 ausgewertet. Mussten Personen aufgrund einer Covid-Infektion ins Spital, war es um 35 Prozent wahrscheinlicher, dass sie daran verstarben als wegen einer Influenza-Infektion. Die Sterblichkeitsrate liegt demnach nach Hospitalisierung für Covid bei 5,7 Prozent und bei der Influenza bei 4,2 Prozent, also etwas darunter.

Es kommen außerdem im Verhältnis immer noch mehr Menschen wegen einer Covid-Infektion ins Krankenhaus als wegen einer Influenza. Vor allem Ältere und Hochrisikopatienten sind hier gefährdet. (kru, 28.6.2024)

Zum Weiterlesen

Neue Strahlentherapie in Wien reduziert Zahl der Sitzungen drastisch

Die Klinik Donaustadt in Wien verfügt über Hightech-Geräte, die die Zahl der Sitzungen bei Strahlentherapie massiv verringern. Statt 30 Terminen etwa bei einem Lungentumor ist nur mehr ein einziger nötig. Denn durch die punktgenaue Bestrahlung kann eine hohe Dosis eingesetzt werden. Nun wurde das Spital mit dem Novalis-Zertifikat – bei dem Radiotherapie-Einrichtungen bewertet werden – ausgezeichnet, wie der Wiener Gesundheitsverbund in einer Aussendung mitteilte.

Die Klinik Donaustadt ist neben der Medizinischen Universität Krems erst das zweite Strahlenzentrum Österreichs, das diese internationale Zertifizierung erhalten hat, wurde betont. „Wir haben uns innerhalb von fünf Jahren zu einem der führenden Institute für Hochpräzisions-Strahlentherapie in Europa entwickelt – und das wurde nun auch von einer unabhängigen Stelle bestätigt“, hob die Vorständin des Zentrums für Radioonkologie und Strahlentherapie der Klinik, Andrea Reim, hervor.

Die äußerst präzise Bestrahlung schone auch die umliegenden Organe, was Nebenwirkungen verringere, erläuterte sie. 2025 sollen bereits rund 500 Patientinnen und Patienten mit der Methode behandelt werden. Eingesetzt wird sie vor allem bei Tumoren der Lunge, der Leber, der Knochen und im Gehirn.

Durch die verringerte Anzahl an Sitzungen können laut WIGEV mehr Personen behandelt und die Wartezeiten verkürzt werden. Ein Behandlungsstart an der Klinik Donaustadt sei innerhalb von nur zwei Wochen möglich, hieß es.

GESUNDHEITSPOLITIK

Mascolo und Drosten zu Corona: „Ist es gerecht zugegangen?“

Die Pandemie sorgt immer noch für heftige Emotionen. Virologe Christian Drosten und Journalist Georg Mascolo diskutieren die Rollen von Wissenschaft, Politik und Medien in dieser Gesundheitskrise

Corona? Masken? Anleitungen zum Händewaschen und einen Babyelefanten Abstand? Das ist Ewigkeiten her, denkt man. Bei den meisten scheint die Corona-Pandemie gedanklich schon weit weg zu sein – obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO den globalen Gesundheitsnotstand erst im Mai 2023 aufgehoben hat. Und die Gräben, die diese Pandemie und der Umgang damit in der Gesellschaft aufgerissen haben, sind noch lange nicht zugeschüttet. Es kann passieren, dass eine harmlose Bemerkung über Pandemie oder Impfung zu heftigen, höchst emotionalen Diskussionen führt. Weiter befeuert wird das durch politische Instrumentalisierung.

Was wurde richtig gemacht, wo sollte man für die Zukunft lernen? Was war die Aufgabe der Wissenschaft, wofür war die Politik verantwortlich? Woher kommt dieses Gefühl der Ungerechtigkeit, und was war die Rolle der Medien? Das sind wichtige Fragen, auf die es Antworten zu finden gilt. Genau das versuchen Christian Drosten, Corona-Experte und pandemiebedingt der wohl bekannteste Virologe im deutschsprachigen Raum, und Georg Mascolo, investigativer Journalist und ehemaliger Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Spiegel, nun in Buchform: Alles überstanden? Ein überfälliges Gespräch zu einer Pandemie, die nicht die letzte gewesen sein wird erscheint im Ullstein-Verlag.

Im STANDARD-Interview reflektieren sie die Geschehnisse und plädieren für einen klugen und angstfreien Blick zurück – damit wir alle, als Individuen und als Gesellschaft, für die nächste Gesundheitskrise besser gerüstet sind.

Es folgt ein Längeres Interview.

SUCHT- & GENUSSMITTEL

Forscher identifizierten sechs Trinkertypen in Europa

Der Umgang mit verschiedenen Arten von Alkohol ist kulturell so tief verankert, dass er sich in einem Land über einen Zeitraum von 20 Jahren kaum wandelt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie zu Trinkgewohnheiten in Europa, die im Fachblatt „Addiction“ erschienen ist. Insgesamt identifizierte das Forschungsteam dabei sechs verschiedene Arten von Trinkgewohnheiten in Europa. Für Österreich sei dabei vor allem ein vergleichsweise hoher Bierkonsum nennenswert, hieß es.

Dabei unterschied sich die Gesamtmenge des puren Alkohols in den Gruppen nicht so sehr: Sie lag zwischen 9,2 Litern in den vor allem Wein trinkenden südeuropäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Griechenland und zwölf Litern in den osteuropäischen Ländern wie Estland, Lettland und Litauen, in denen sowohl Hochprozentiges als auch andere alkoholische Getränke konsumiert werden.

Österreich: Viel Bier, eher weniger Spirituosen

Österreich gehört der Studie zufolge beispielsweise zu den zentral- und westeuropäischen Ländern, die durch viel Biertrinken und vergleichsweise wenig konsumierte Spirituosen definiert sind. Die Schweiz wurde nicht untersucht. Außerdem gibt es noch die Länder mit viel Bier, viel Schnaps und häufigem Rauschtrinken, dazu gehören Kroatien, Tschechien und Polen. In den Ländern der fünften Kategorie gibt es zwar viele Anti-Alkoholiker, aber auch viel Hochprozentiges, dazu gehöre die Ukraine und Bulgarien. Zuletzt wird in der Studie noch eine Gruppe angeführt, in denen besonders viele Menschen Alkohol trinken und das häufig bis in den Rausch: Finnland, Island und Irland gehören dazu.

Diese Länder-Gruppen seien in den untersuchten Jahren 2000, 2010, 2015 und 2019 größtenteils stabil gewesen, schreibt das internationale Forschungsteam. „Europa ist nach wie vor eine Region mit deutlich ausgeprägten Trinkgewohnheiten, die tief in der Kultur verwurzelt zu sein scheinen und daher schwer zu ändern sind.“

Allerdings auffällig gewesen sei, dass es im Jahr 2000 eine zusätzliche Gruppe gegeben, in der relativ wenig Alkohol getrunken wurde – und die später wieder verschwand. Vier dieser Länder – Norwegen, Polen, Island und Schweden – hätten damals die striktesten Alkoholbeschränkungen gehabt, wie aus einer Analyse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hervorgehe. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 hätten alle vier Länder ihre Beschränkungen gelockert.

Da die Trinkgewohnheiten nach wie vor stark mit der Krankheits- und Sterblichkeitslast verbunden sind, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Wege gefunden werden sollten, um die erlernten Muster zu ändern. „Alkoholpolitische Maßnahmen für diesen Wandel sind vorhanden und sollten von allen europäischen Ländern in Betracht gezogen werden.“

Service: Fachartikelnummer DOI: 10.1111/add.16567

FORSCHUNG

Geheimnis der Schmetterlingsflügel gelüftet – Fortgeschrittene bildgebende Verfahren für künftige Oberflächen mit vielen Eigenschaften genutzt

Cambridge/Salzburg (pte018/27.06.2024/11:33) – Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Paris Lodron Universität Salzburg haben fortgeschrittene bildgebende Verfahren eingesetzt, um die ersten Momente des Werdens eines Schmetterlingsflügels mit seinen Schuppen in höchster Auflösung zu filmen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse dienen der Entwicklung neuer Oberflächen von Textilien, Gebäuden, Fahrzeugen und nahezu allen anderen Objekten mit maßgeschneiderten optischen, thermischen, chemischen und mechanischen Eigenschaften.

Wasser wird abtransportiert

Laut den MIT-Forschern Peter So, Jörn Dunkel sowie Mathias Kolle trägt die gewellte Oberfläche der Schuppen dazu bei, Wasser abzutransportieren, Wärme zu leiten und Licht zu reflektieren, um dem Schmetterling seine charakteristischen Farben zu geben. Die Aufnahmen sind entstanden, als die Schmetterlinge begannen, ihre Puppen zu verlassen. Das Team hat kontinuierlich einzelne Schuppen aufgenommen, während sie aus der Flügelmembran herauswuchsen.

Die Bilder zeigen zum ersten Mal, wie sich die zunächst glatte Oberfläche einer Schuppe zu mikroskopisch kleinen, parallelen Wellen kräuselt. Diese kräuselnden Strukturen wachsen schließlich zu fein gemusterten Rippen heran, die die Funktionen einer erwachsenen Schuppe bestimmen. „Angesichts der Multifunktionalität von Schmetterlingsschuppen hoffen wir, diese Prozesse zu verstehen und nachzubilden, mit dem Ziel, neue Funktionsmaterialien nachhaltig zu entwickeln“, so Kolle.

Die Aufnahme der Bilder haben bemerkenswertes Fingerspitzengefühl gefordert. Die Forscher schnitten die papierdünne Hülle der Puppe des Insekts vorsichtig auf und legten eine kleine Fläche frei. Diese bedeckten sie mit einem kleinen Glasobjektträger und setzten dann eine von So entwickelte Mikroskoptechnik ein, um kontinuierlich Bilder der Schuppen aufzunehmen, während sie sich verwandelten und ihre endgültige Form annahmen.

Distelfalter als „Versuchskaninchen“

Als „Versuchskaninchen“ haben die Forscher aufgrund seiner Schuppenarchitektur den Distelfalter ausgewählt. Sie beobachteten, wie die Schuppen des Falters entlang einer Flügelmembran in präzisen, sich überlappenden Reihen wuchsen, wie Schindeln auf einem Dach. „Wir wollten auch lernen, wie die Natur die komplexen Strukturen herstellt. Wenn man eine faltige Oberfläche herstellen möchte, die für eine Vielzahl von Anwendungen nützlich ist, dreht die Natur an zwei Reglern.“

Den Experten nach werden dabei die Abstände geändert, in denen das Material fixiert wird, oder die Menge an Material, die zwischen den fixierten Abschnitten wächst. „Wir haben gesehen, dass der Schmetterling beide Strategien anwendet“, heißt es abschließend. Jetzt will das Team seine Erkenntnisse in technische Oberflächen umsetzen. (Ende)

UMWELT

Wenig beleuchteter Faktor Zersiedelung: „Massiver Anstieg“ seit 1975 in Österreich

Die Zersiedelung, also die Ausbreitung von Siedlungen in die Landschaft in geringer Dichte, ist ein noch wenig thematisierter Aspekt beim hierzulande „heiß diskutierten“ Thema des Bodenverbrauchs, meinten Experten bei einer Pressekonferenz in Wien. Dass es ein bedeutender Aspekt ist, zeigten die vorgelegten Zahlen: Stark zersiedelte Flächen haben sich demnach seit dem Jahr 1975 verfünffacht.

Forschende der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und des deutschen Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) haben den Grad der Zersiedelung in Österreich von 1975 bis 2020 in Fünfjahresschritten erhoben und zwar mit einer Auflösung von 100 mal 100 Metern der Flächen (Rasterzellenauflösung). Möglich wurde diese zeitlich weit zurückreichende Analyse über die Auswertung neuster Daten des Global Human Settlement Layer (GHSL).

Landfressendste und ressourcenintensivste Form der Bebauung

Die Fläche, die als hoch und sehr hoch zersiedelt gilt, stieg hierzulande in dem untersuchten Zeitraum, also den knapp 50 Jahren, von rund 1.100 Quadratkilometern auf etwa 5.800 Quadratkilometer, wie IÖR- und Boku-Forscherin Anna-Katharina Brenner ausführte. Besonders besorgniserregend sei, dass die Bebauung mit einem sehr hohen Zersiedelungsgrad – als „die landfressendste und ressourcenintensivste Form der Bebauung“ – am schnellsten wächst, sagte Ökologe Helmut Haberl von der Universität von Bodenkultur (Boku) Wien.

Zwischen dem Jahr 1975 und 2020 wuchs die Fläche der bebauten, einen Hektar großen Rasterzellen in Österreich von rund 9.000 auf etwa 12.700 Quadratkilometer, „nahezu die Fläche des Burgenlands“, wie es hieß. Hier eingeschlossen ist jegliche Fläche mit Bebauung, also auch innerstädtisches bzw. sehr verdichtetes Gebiet. „1975 war Österreich dabei überwiegend gering zersiedelt“, so Brenner, 73 Prozent der bebauten Flächen wurden damals als gering oder sehr gering zersiedelt klassifiziert. „2020 waren es nur noch 35 Prozent“, führte sie weiter aus.

Unter Einbeziehung der zeitgleich stattfindenden Verfünffachung der hoch und sehr hoch besiedelten Flächen sprach die Studienautorin von einem „massiven Zuwachs“ und einem „Highway to Sprawl“ (auf Deutsch etwa: Autobahn zur Zersiedelung). Im Bundesländervergleich zeigte sich, dass es in allen Bundesländern, bis auf Wien, einen Anstieg beim Zersiedelungsgrad gab. Die Fläche der bebauten Rasterzellen, die als sehr hoch zersiedelt gelten können, hätten sich aber in Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark bis 2020 um das Acht- bis Dreizehnfache vergrößert. Das Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich waren 2020 die am stärksten zersiedelten Bundesländer.

Einfamilienhäuser, Gewerbegebiete und Einkaufszentren

Das Phänomen der Zersiedelung ist dabei besonders durch freistehende Einfamilienhäuser, großflächige Gewerbegebiete und Einkaufszentren „auf der grünen Wiese“ wahrnehmbar. Sie steht für einen hohen Flächenverbrauch pro Person und enorme Ressourcenintensität, wie Haberl meinte: „Wir überbauen in zersiedelten Strukturen, die besonders stark die Landschaft beeinträchtigen.“

Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Instituts „Kontext“, verwies auf die Bedeutung der Böden, u.a. auch als CO2-Speicher und in ihrer Funktion als Versickerungsgebiete, insbesondere bei Starkregen, wie er sich gerade wieder in den vergangenen Wochen ergeben hätte. Mit dem Verlust an natürlichem Boden – Hochrechnungen gehen hierzulande von 12 Hektar pro Tag aus – „verlieren wir unsere Lebensversicherung“. Zersiedelung, auch unter dem Aspekt des notwendigen Straßenbaus und weiterer Infrastruktur, führe zu mehr Ressourcenverbrauch, gleichzeitig spiele in zersiedelten Gebieten das Auto eine entscheidende Rolle.

Aus Sicht der Raumplanung stünden alle Instrumentarien bereit, so Boku-Professor Gernot Stöglehner, um die Zersiedelung zu begrenzen. Als Beispiel nannte der Experte etwa die Festlegung von „360-Grad-Siedlungsgrenzen um jede Ortschaft“ als ausgewiesene Räume, wo Wohnen, Arbeiten oder auch Einkaufen „in maßvoller Dichte“ angesiedelt werden könnten. Auch gehe es um die Nutzung von Leerständen, etwa der Sanierung leerstehender Höfe, wie auch die Nutzung von Baulücken oder die Aufstockung von Bebauung. Stöglehner sprach sich auch dafür aus, dass die Belassung von Baulücken und Leerstand Kosten verursachen und zur Abrechnung eine neue steuerliche Kategorien geschaffen werde.

Der massive Anstieg des Zersiedelungsgrades in Österreich ist für die Expertinnen und Experten ein Ergebnis der Politik, die den Bau von Einfamilienhäusern oder auch Gewerbegebieten außerhalb des verdichteten Raumes nicht im Wege stand. Aber es gehe nicht um die Schuldfrage, sondern vielmehr darum, die Relevanz der Zersiedelung zu begreifen und nun politisch zu handeln. Eine österreichische Bodenstrategie ohne quantitatives Bodenschutzziel bringe nichts. Man müsse sich auf ein Ziel festlegen, also das Ziel, den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken. Oder noch besser: dem „Netto-Null-Flächenverbrauch“ bis 2050. „Das wäre noch wichtiger, um hier entgegenwirken zu können“, war der Tenor.

Zersiedelung eindämmen

Es ginge dabei weniger Entsiegelung von bereits verbauten Flächen, sondern vielmehr um das Eindämmen fortschreitender Zersiedelung. Bereits bebaute Flächen sollten klug weiterentwickelt werden. „Mit der Zersiedelung kann man sich auch das anvisierte Konzept der Kreislaufwirtschaft in die Haare schmieren“, so Haberl unter Verweis auf Ressourceneffizienz. Aber das vielleicht Entscheidendste sei: „Man muss von der Verzichtsrhetorik wegkommen“, etwa auch im Hinblick auf das Auto. Vielmehr gehe darum zu erkennen, dass man in dicht bebauten Gebieten eine hohe Lebensqualität schaffen und sich etwa von der Autoabhängigkeit befreien kann, dass das Leben in der Stadt viele Vorteile bietet sowie dass eben dort ein „gutes klimafreundliches Leben“ möglich sei.

Service: Youtube-Animation – Zersiedelungsentwicklung in Österreich von 1975 bis 2020: https://www.youtube.com/watch?v=YKVrTYNjvpA, Studie: https://boku.ac.at/en/wiso/sec/publikationen/social-ecology-working-papers)

42° im Schatten auf Sizilien: Hitzewelle trifft Italien

Vor allem ältere Menschen müssen sich schützen. Die Gesundheitsbehörden halten Hilfe bereit.

Eine Hitzewelle breitet sich in Italien aus

Ab dem Wochenende sollen in den nördlichen Regionen Temperaturen von 34 Grad Celsius herrschen, in der Mitte von 35 Grad und im Süden von 40 Grad.

Der Höchstwert von 42 Grad Celsius wurde in Sizilien erwartet.

Im Süden sind die Leute an die Hitze gewöhnt

Aber im Süden sind die Menschen an die Hitze gewöhnt und wissen, wie sie damit umgehen müssen.

Fabio Sepe gibt sich zuversichtlich: „Diejenigen, die arbeiten, müssen die Hitze ertragen. Es istJuli, es wird so heiß sein wie jedes Jahr. Wie erträgt man das? Ich arbeite in einem Geschäft, also Klimaanlage, frisches Essen und versuchen, damit zurechtzukommen.“

Ciro Esposito dagegen sorgt sich vor allem um Seniorinnen und Senioren: „Ältere Menschen sollten nicht auf die Straße gehen, wenn sie nicht wirklich müssen, und die, die es tun, sollten viel trinken. Wer kann, sollte an den Strand gehen und sich erfrischen.“

Die örtlichen Gesundheitsbehörden sind darauf vorbereitet, ältere Menschen zu schützen, die häufig mit einem Hitzschlag in die Notaufnahme eingeliefert werden.

Gesundheitsdienste sind bereit für die Hitze

Ciro Verdoliva – Exekutivdirektor der Gesundheitsbehörde von Neapel erklärt: „Wir haben die Bereitschaftszeiten von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends an sieben Tagen in der Woche für weniger komplexe Fälle in den Notaufnahmen erhöht. Außerdem garantieren wir die Verfügbarkeit von Einheiten der Kontinuitätspflege nachts und an Feiertagen.“

Für ältere Menschen werden auch kostenlose Telefonnummern zur Verfügung stehen, unter denen sie um Hilfe und Beratung bitten können.

Selbst kleine Vorsichtsmaßnahmen können den Unterschied zwischen einem ruhigen Sommertag und einem Hitzschlag ausmachen.

Stefania hat ihre eigenen Tipps: „Auf jeden Fall viel Wasser und Obst; ein wenig Zucker schadet sicher nicht, dann ein Ventilator, was soll man sonst tun? Klimaanlagen ja, aber in Grenzen, denn danach bekomme ich Rückenschmerzen und andere Probleme, das sollten wir vermeiden.“

„Nach einigem Zögern ist die wahre Hitze nach Italien zurückgekehrt, und vor allem in den südlichen Regionen werden die 40 Grad Celsius erreicht werden. Es mag selbstverständlich erscheinen, aber viele Menschen hier treffen immer noch nicht die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, wie zum Beispiel viel Wasser zu trinken. Luca Palamara für Euronews, Neapel.“

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Anhaltende Gefahr: Dutzende Waldbrände in Griechenland

In Griechenland hat ein von stürmischem Wind angefachter Waldbrand ein Naturschutzgebiet in der Nähe von Athen bedroht. Etwa 160 Feuerwehrleute waren bis Sonntag im Einsatz, sie konnten den Brand in der Bergregion Parnitha etwa 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt löschen. Doch brachen am Wochenende im ganzen Land Dutzende Waldbrände aus – der Zivilschutz erneuerte seine Warnung.

Die Brände folgten nach einer langen regenarmen Zeit und mehreren Wochen mit Temperaturen von über 35 Grad. Sturmböen von mehr als 100 km/h erschwerten den Einsatz, sagte ein Feuerwehrsprecher im Fernsehen. Die Winde erreichten nach Angaben des meteorologischen Amtes die Stärke acht. Die Rauchschwaden breiteten sich aus, in zahlreichen Regionen Athens roch es nach verbranntem Holz, und Asche kam nieder.

„Im Allgemeinen sind die Bedingungen schwierig und gefährlich“, sagte Feuerwehrsprecher Vasilis Vathrakogiannis bei einer Pressekonferenz. Starke Winde und zahlreiche Hochspannungsmasten in der Gegend des Parnitha-Massivs nördlich von Athen erschwerten den Einsatz von Löschflugzeugen. Verstärkungen aus anderen griechischen Regionen helfen zusammen mit Freiwilligen Feuerwehren beim Kampf gegen die Feuer.

Unter Einsatz von 15 Löschhubschraubern und Löschflugzeugen sowie Hunderten Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern konnte die griechische Feuerwehr einen großen Brand im dicht bewaldeten Gebiet rund 20 Kilometer nördlich von Athen löschen. Das teilte die Feuerwehr am Sonntag mit. Der Brand war am Samstag ausgebrochen.

Vorübergehend Dörfer evakuiert

Auf der griechischen Kykladen-Insel Serifos mussten am Samstag wegen eines unkontrollierten Waldbrandes vorübergehend sechs Dörfer evakuiert werden. Der Bürgermeister von Serifos sagte am Sonntag im griechischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ERT), dass der Brand in der Nacht unter Kontrolle gebracht worden sei.

Zivilschutz warnt auch am Sonntag

Der Zivilschutz warnte am Sonntag erneut: Die Brandgefahr bleibt nach einer langen regenarmen Zeit und mehreren Wochen mit Temperaturen von über 35 Grad Celsius hoch. Zudem tobten am Wochenende heftige Winde, deren Böen nach Angaben des meteorologischen Amtes die Stärke acht erreichten. Touristische Anlagen waren nach Berichten von ERT nicht in der Nähe der Brandgebiete.

Wetterextreme & Klimakrise

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Die Behörden riefen die Menschen auf, sich aus den Waldgebieten fernzuhalten. Waldbrände sind in Griechenland keine Seltenheit. Aber in den vergangenen Jahren sind sie verheerender geworden, da die Sommer heißer, trockener und windiger geworden sind.

Vergangenes Jahr kamen bei Waldbränden in Griechenland 20 Menschen ums Leben. Die Flammen versengten nach Angaben des Nationalen Observatoriums Athen fast 175.000 Hektar Wald und landwirtschaftliche Flächen.

Erst vor einer Woche hatten sorglose Jachturlauber vor Hydra mit einem Feuerwerk den einzigen Pinienwald der Insel nahe Athen in Brand gesetzt. Dabei brannten 30.000 Quadratmeter des wertvollen Waldes auf der ansonsten kahlen Insel ab.

Wut über Rücksichtslosigkeit

Der Vorfall rief auf der Insel wütende Reaktionen hervor. Die Besatzung des Luxusboots wurde angeklagt, die 13 Beschuldigten müssen sich vor Gericht wegen Brandstiftung verantworten. Bürgermeister Giorgos Koukoudakis äußerte sich „empört über die Verantwortungslosigkeit gewisser Leute“ und kündigte an, dass die Inselverwaltung auch zivilrechtlich gegen die Verantwortlichen vorgehen werde.

red, ORF.at/Agenturen

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Atmosphäre schützt bei naher Supernova vor Massenaussterben

Geologischen Spuren auf der Erde zufolge ereignet sich etwa einmal pro Million Jahre im Umkreis von 300 Lichtjahren eine Supernova. Solche gewaltigen Sternenexplosionen führen zu einem starken Anstieg von Gamma- und kosmischer Strahlung. Das könnte zu Massenaussterben auf der Erde geführt haben. Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hält das aber für unwahrscheinlich. Ihre Simulation zeigt, dass die Erdatmosphäre die Biosphäre vor Folgen einer Supernova schützt.

Massereiche Sterne enden in einer gewaltigen Explosion. Bei solchen Supernovae werden schwere chemische Elemente gebildet und ins All geschleudert. Der Nachweis des Eisenisotops Fe-60 in Ozeansedimenten und das Vorhandensein einer lokalen gas- und staubarmen Blase in der Milchstraße deuten darauf hin, dass in den vergangenen zehn Millionen Jahren mehrere Supernovae in einer Entfernung von etwa 300 Lichtjahren von der Erde stattgefunden haben.

Supernova für Massensterben verantwortlich?

Weil solche Sternexplosionen mit einem intensiven Ausbruch von Gammastrahlen und einem massiven Anstieg der kosmischen Strahlung verbunden sein können, gibt es die These, dass Supernovae das Potenzial haben, Massenaussterben zu verursachen. „Es gibt zwei Effekte, wie eine Supernova die Atmosphäre – und damit das Klima und das Leben auf der Erde – beeinflussen kann“, erklärte Dominik Stolzenburg vom Forschungsbereich für Physikalische Chemie der Atmosphäre der Technischen Universität (TU) Wien gegenüber der APA.

Einerseits könne die erhöhte Strahlung zum Abbau des schützenden stratosphärischen Ozons führen, was zu einer hohen Belastung mit UV-Licht führen würde. Andererseits könnte es durch die Strahlung zu einer verstärkten Bildung von Aerosolen in der Atmosphäre kommen. Dies würde zu mehr Nukleationskernen führen, an denen Wasserdampf kondensieren kann, und in der Folge zu einer dichteren Bewölkung und einer Abkühlung des Klimas.

Erdsystemmodell soll Supernova-Auswirkungen simulieren

Stolzenburg hat gemeinsam mit Theodoros Christoudias vom Cyprus Institute und Kolleginnen und Kollegen des CLOUD-Experiments am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN bei Genf erstmals mit einem komplexen Erdsystemmodell die Auswirkungen einer nahen Supernova auf die Atmosphäre und das Klima simuliert. Sie gingen in ihrer im Fachjournal „Nature Communications Earth and Environment“ veröffentlichten Arbeit davon aus, dass die kosmische Strahlung durch die Sternenexplosion um das 100-fache ansteigt.

„Wir sind keine Biologen und unsere Studie berücksichtigt nicht die direkten Gesundheitsrisiken für Menschen und Tiere, die sich aufgrund der erhöhten ionisierenden Strahlung ergeben“, betonte der Atmosphärenchemiker. Insgesamt zeige die Simulation aber, dass es unwahrscheinlich sei, dass eine nahe Supernova ein Massenaussterben auf der Erde verursache.

Derzeit liegt die mittlere jährliche Äquivalenzdosis aus allen natürlichen Quellen ionisierender Strahlung bei 2,4 Millisievert (mSv), wovon 0,35 mSv auf das Konto der kosmischen Strahlung gehen. Steigt diese aufgrund einer Supernova in Bodennähe um den Faktor 100 an, also die Strahlenbelastung auf 35 mSv pro Jahr, würde dies einer Lebenszeitdosis von etwa 2 Sv in den Tropen und mittleren Breitengraden entsprechen, schreiben die Forscher in ihrer Arbeit.

Daten fehlen

Daten über eine langfristige Exposition in dieser Höhe würden fehlen, die kurzzeitige Dosis, bei der 50 Prozent einer Population sterben, beträgt 1-10 Sv für Säugetiere und Vögel, 10-100 Sv für Reptilien und Fische und 1.000-10.000 Sv für Bakterien und Insekten. „Das heißt, dass eine Supernova in der Nähe zwar Folgen für das Leben auf der Erde hat und einzelne Individuen der hohen Strahlenbelastung zum Opfer fallen, aber vermutlich wäre nicht alles Leben auf der Erde ausgelöscht“, sagte Stolzenburg.

Insbesondere zeigt die nun veröffentlichte Studie aber, dass die Auswirkungen auf die Atmosphärenchemie geringer ausfallen als teilweise vermutet. Den neuen Berechnungen zufolge ist der Abbau des stratosphärischen Ozons durch die intensivere kosmische Strahlung moderat und in einer ähnlichen Größenordnung wie der aktuelle, durch anthropogene Emissionen verursachte Ozonverlust in den Polarregionen. Auch die Zunahme von Aerosolen durch die Bildung von mehr geladenen Teilchen in der Atmosphäre dürfte nicht so stark ausfallen. Es entstehen zwar mehr Wolken, die zu einer Abkühlung führen. „Diese ist mit 2,4 Watt pro Quadratmeter allerdings in einer Größenordnung wie der aktuelle Klimawandel – nur mit umgekehrtem Vorzeichen“, sagte Stolzenburg. Das reiche nicht, um ein Massensterben auszulösen.

Insgesamt kommen die Forscherinnen und Forscher zum Schluss, dass „die Atmosphäre und das geomagnetische Feld des Planeten die Biosphäre wirksam vor den Auswirkungen einer Sternenexplosion abschirmen“, so Stolzenburg. Daher habe sich das Leben auf der Erde trotz Supernovae in der Nähe seit Hunderten Millionen Jahren entwickeln können.

Service: Internet: https://doi.org/10.1038/s43247-024-01490-9

Atmosphäre schützt bei naher Supernova vor Massenaussterben

Geologischen Spuren auf der Erde zufolge ereignet sich etwa einmal pro Million Jahre im Umkreis von 300 Lichtjahren eine Supernova. Solche gewaltigen Sternenexplosionen führen zu einem starken Anstieg von Gamma- und kosmischer Strahlung. Das könnte zu Massenaussterben auf der Erde geführt haben. Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hält das aber für unwahrscheinlich. Ihre Simulation zeigt, dass die Erdatmosphäre die Biosphäre vor Folgen einer Supernova schützt.

Massereiche Sterne enden in einer gewaltigen Explosion. Bei solchen Supernovae werden schwere chemische Elemente gebildet und ins All geschleudert. Der Nachweis des Eisenisotops Fe-60 in Ozeansedimenten und das Vorhandensein einer lokalen gas- und staubarmen Blase in der Milchstraße deuten darauf hin, dass in den vergangenen zehn Millionen Jahren mehrere Supernovae in einer Entfernung von etwa 300 Lichtjahren von der Erde stattgefunden haben.

Supernova für Massensterben verantwortlich?

Weil solche Sternexplosionen mit einem intensiven Ausbruch von Gammastrahlen und einem massiven Anstieg der kosmischen Strahlung verbunden sein können, gibt es die These, dass Supernovae das Potenzial haben, Massenaussterben zu verursachen. „Es gibt zwei Effekte, wie eine Supernova die Atmosphäre – und damit das Klima und das Leben auf der Erde – beeinflussen kann“, erklärte Dominik Stolzenburg vom Forschungsbereich für Physikalische Chemie der Atmosphäre der Technischen Universität (TU) Wien gegenüber der APA.

Einerseits könne die erhöhte Strahlung zum Abbau des schützenden stratosphärischen Ozons führen, was zu einer hohen Belastung mit UV-Licht führen würde. Andererseits könnte es durch die Strahlung zu einer verstärkten Bildung von Aerosolen in der Atmosphäre kommen. Dies würde zu mehr Nukleationskernen führen, an denen Wasserdampf kondensieren kann, und in der Folge zu einer dichteren Bewölkung und einer Abkühlung des Klimas.

Erdsystemmodell soll Supernova-Auswirkungen simulieren

Stolzenburg hat gemeinsam mit Theodoros Christoudias vom Cyprus Institute und Kolleginnen und Kollegen des CLOUD-Experiments am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN bei Genf erstmals mit einem komplexen Erdsystemmodell die Auswirkungen einer nahen Supernova auf die Atmosphäre und das Klima simuliert. Sie gingen in ihrer im Fachjournal „Nature Communications Earth and Environment“ veröffentlichten Arbeit davon aus, dass die kosmische Strahlung durch die Sternenexplosion um das 100-fache ansteigt.

„Wir sind keine Biologen und unsere Studie berücksichtigt nicht die direkten Gesundheitsrisiken für Menschen und Tiere, die sich aufgrund der erhöhten ionisierenden Strahlung ergeben“, betonte der Atmosphärenchemiker. Insgesamt zeige die Simulation aber, dass es unwahrscheinlich sei, dass eine nahe Supernova ein Massenaussterben auf der Erde verursache.

Derzeit liegt die mittlere jährliche Äquivalenzdosis aus allen natürlichen Quellen ionisierender Strahlung bei 2,4 Millisievert (mSv), wovon 0,35 mSv auf das Konto der kosmischen Strahlung gehen. Steigt diese aufgrund einer Supernova in Bodennähe um den Faktor 100 an, also die Strahlenbelastung auf 35 mSv pro Jahr, würde dies einer Lebenszeitdosis von etwa 2 Sv in den Tropen und mittleren Breitengraden entsprechen, schreiben die Forscher in ihrer Arbeit.

Daten fehlen

Daten über eine langfristige Exposition in dieser Höhe würden fehlen, die kurzzeitige Dosis, bei der 50 Prozent einer Population sterben, beträgt 1-10 Sv für Säugetiere und Vögel, 10-100 Sv für Reptilien und Fische und 1.000-10.000 Sv für Bakterien und Insekten. „Das heißt, dass eine Supernova in der Nähe zwar Folgen für das Leben auf der Erde hat und einzelne Individuen der hohen Strahlenbelastung zum Opfer fallen, aber vermutlich wäre nicht alles Leben auf der Erde ausgelöscht“, sagte Stolzenburg.

Insbesondere zeigt die nun veröffentlichte Studie aber, dass die Auswirkungen auf die Atmosphärenchemie geringer ausfallen als teilweise vermutet. Den neuen Berechnungen zufolge ist der Abbau des stratosphärischen Ozons durch die intensivere kosmische Strahlung moderat und in einer ähnlichen Größenordnung wie der aktuelle, durch anthropogene Emissionen verursachte Ozonverlust in den Polarregionen. Auch die Zunahme von Aerosolen durch die Bildung von mehr geladenen Teilchen in der Atmosphäre dürfte nicht so stark ausfallen. Es entstehen zwar mehr Wolken, die zu einer Abkühlung führen. „Diese ist mit 2,4 Watt pro Quadratmeter allerdings in einer Größenordnung wie der aktuelle Klimawandel – nur mit umgekehrtem Vorzeichen“, sagte Stolzenburg. Das reiche nicht, um ein Massensterben auszulösen.

Insgesamt kommen die Forscherinnen und Forscher zum Schluss, dass „die Atmosphäre und das geomagnetische Feld des Planeten die Biosphäre wirksam vor den Auswirkungen einer Sternenexplosion abschirmen“, so Stolzenburg. Daher habe sich das Leben auf der Erde trotz Supernovae in der Nähe seit Hunderten Millionen Jahren entwickeln können.

Service: Internet: https://doi.org/10.1038/s43247-024-01490-9

CYBERCRIME

Sicherheitslücke „SnailLoad“ verrät Online-Aktivitäten

Eine von Forschenden der TU Graz entdeckte Sicherheitslücke bei Online-Aktivitäten zeigt die Notwendigkeit stärkerer Cyber-Security-Maßnahmen. Einem IT-Team der TU Graz ist es zu Testzwecken gelungen, über sogenannte Latenzschwankungen die Online-Aktivitäten von Internetnutzern nachverfolgen. Die Sicherheitslücke „SnailLoad“ ermögliche das im Bezug auf Videos und Websites auf allen Arten von Endgeräten und Internetverbindungen, informierte wie die TU Graz am Montag.

Ob das Ansehen eines Videos oder der Aufruf einer Homepage – Laut Stefan Gast vom Grazer Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie (IAIK) hinterlassen alle Online-Inhalte einen spezifischen „Fingerabdruck“: Sie werden für den effizienten Versand in kleine Datenpakete aufgeteilt, die nacheinander vom Server des Hosts an die User und Userinnen geschickt erden. Das führt zu Geschwindigkeitsschwankungen der Internetverbindung. Experten bezeichnen das als Latenzzeit. Dieses Muster aus Anzahl und Größe dieser Datenpakete ist für jeden Onlineinhalt einzigartig – eben wie ein menschlicher Fingerabdruck, wie Gast erklärte.

Sicherheitssoftware schlägt nicht an

Angreifer können das ausnützen, sobald sie einmal Kontakt zum Endgerät ihres Opfers herstellen können. Dabei könne „eine im Grunde harmlose kleine Datei“ vom Server der Angreifenden heruntergeladen werden. Das Tückische dabei: Die Datei enthält keinen Schadcode und wird daher von der Sicherheitssoftware nicht erkannt. Somit lädt sie das System des Opfers ständig nach und liefere den Angreifenden dadurch laufend Informationen zu den Latenzzeiten der Internetverbindung und damit den Online-Aktivitäten des Opfers.

Um die Internetaktivitäten über die Latenzschwankungen nachzuverfolgen, haben die Forschenden für ihre Tests zuerst die „Fingerabdrücke“ einer begrenzten Zahl von Youtube-Videos und populärer Websites analysiert. Wenn diese von den Testpersonen genutzt wurden, konnten sie durch die jeweils entsprechenden Latenzschwankungen erkannt werden.

Beim Ausspionieren der Testpersonen, die Videos schauten, erzielte das Team schließlich eine Trefferquote von bis zu 98 Prozent. „Die Erfolgsrate war umso besser, je größer das Datenvolumen der Videos und je langsamer die Internetverbindung der Opfer waren“, betonte Daniel Gruss. Dementsprechend sank die Erfolgsquote beim Ausspähen des Besuchs einfacher Websites auf knapp über 60 Prozent.

Noch keine Lösung

„Wenn Angreifende ihre Machine-Learning-Modelle mit mehr Daten füttern als wir bei unserem Test, werden diese Werte aber sicher noch steigen“, zeigte sich Daniel Gruss überzeugt. Für ihn ist es auch klar, dass der Angriff auch andersrum funktionieren kann: Wenn das Opfer im Internet aktiv ist, könnte ein Angreifer zuerst die Latenzschwankungen messen und anschließend nach Online-Inhalten mit dem passenden „Fingerabdruck“ suchen.

Wie man die Sicherheitslücke schließen könnte, ist noch nicht gelöst. „Die einzige Möglichkeit wäre, dass Provider die Internetverbindung ihrer Kundinnen und Kunden nach einem zufälligen Muster künstlich verlangsamen“, so Daniel Gruss. Bei zeitkritischen Anwendungen wie Video-Konferenzen, Live-Streams oder Online-Computerspielen würde dies allerdings zu spürbaren Verzögerungen führen, wie Gruss erörterte.

Das Team um Stefan Gast und Daniel Gruss hat eine Website zu „SnailLoad“ eingerichtet. Ihr Paper zu der Sicherheitslücke werden sie auf den Fachkonferenzen Black Hat USA 2024 und USENIX Security Symposium präsentieren.

Service: Details unter https://www.snailload.com/

MIGRATION – INTEGRATION

Integrationsbilanz eines grünen Lehrers: „Es gibt große Schwierigkeiten“

Sie sind hier geboren, scheitern als Zwölfjährige aber am sinnerfassenden Lesen: Vielen Migrantenkids werde die Zukunft verbaut, warnt der Mittelschullehrer und Grün-Politiker Felix Stadler. Trägt seine Partei eine Mitschuld?

Der gedankliche Ausflug ins Grüne wurde zur holprigen Angelegenheit. Mit einem simplen Text hatte Felix Stadler versucht, seinen Schülerinnen und Schülern das Wesen des Waldes nahezubringen. Fast jedes Wort habe jedoch einer Erklärung bedurft. „Baumkrone“ und „Waldboden“ seien ebenso ein Rätsel gewesen wie die Adjektive „sanft“ und „feucht“. Der Großteil der Kids, sagt der Lehrer, könne keine zwei Absätze so lesen, um in der Folge Fragen beantworten zu können.

Stadler unterrichtet Biologie und Mathematik in zwei zweiten Klassen – Mittelschule, nicht Volksschule. Darüber hinaus ist der 29-Jährige noch Landtagsabgeordneter und Bildungssprecher der Grünen in Wien mit Außenseiterchancen auf ein Nationalratsmandat. Doch was er aus dem Schulalltag berichtet, klingt so gar nicht nach dem Schönreden von Integrationsproblemen, das seiner Partei oft nachgesagt wird.

Keine Chance auf guten Job

Wie in anderen Mittelschulen Wiens besteht Stadlers Klientel in der Kleinen Sperlgasse im Bezirk Leopoldstadt hauptsächlich aus Zuwandererkindern. 48 seiner 50 Schützlinge haben eine andere Erstsprache als Deutsch. Obwohl viele davon keineswegs frisch als Flüchtlinge zugereist, sondern in Wien geboren seien, gebe es „große Schwierigkeiten“. Den Burschen und Mädchen mangle es nicht nur an Deutschkenntnissen, sondern auch am Allgemeinwissen, um Begriffe und Zusammenhänge wenigstens in der Muttersprache zu verstehen. „Sie können sich in keiner Sprache genügend ausdrücken“, sagt Stadler: „Damit ist ihnen jede Chance auf einen ordentlichen Job, eine weiterführende Schule oder gar die Universität verbaut.“

An der Motivation fehle es vielen nicht, sehr wohl aber an Unterstützung zu Hause: „Viele haben wohl weder ein eigenes Zimmer, einen Schreibtisch noch Eltern, die bei Schulaufgaben helfen können.“

Ebenso erlebe er Väter und Mütter, die sich schlicht nicht kümmerten, erzählt Stadler. Doch letztlich helfe es den Leidtragenden nichts, mit dem Finger auf die Erziehungsberechtigten zu zeigen: „Damit sie eine Chance bekommen, muss der Staat helfen.“

Überforderte Kindergärten

Das passiere bereits in jungen Jahren viel zu wenig. Die Gruppen in den Kindergärten seien weitaus zu groß, um die Buben und Mädchen ausreichend zur fördern, es fehle an Kindergartenpädagoginnen und Sprachlehrerinnen. Dass das städtische Bemühen um Aufstockung von einer hohen Drop-out-Quote gebremst werde, wundert Stadler nicht: „Viele fühlen sich auf verlorenem Posten.“

Resultat: Einem Drittel der Schulanfänger Wiens fehlen die nötigen Deutschkenntnisse, um dem Unterricht zu folgen – dabei wurden zwei Drittel dieser Kinder in Österreich geboren. Die Volksschulen könnten diese Defizite nicht kompensieren, zumal Planposten wegen Mangels an Lehrerinnen und Lehrer unbesetzt blieben, sagt Stadler. Auch hier würden viele Kräfte abspringen: „Die sagen sich, das gebe ich mir nicht mehr.“

Durchmischung fehlt

Allerdings waren die Grünen in Wien nicht immer in Opposition. Vor Stadlers Einzug in den Landtag hat seine Partei zehn Jahre lang als Juniorpartner der SPÖ mitregiert. Wäre da nicht genug Zeit gewesen, die Förderung in den Kindergärten auszubauen?

Es sei sehr wohl viel passiert, erwidert Stadler, allerdings vor allem in der Quantität. Wien habe die Anzahl der Plätze Jahr für Jahr „unpackbar“ stark ausgebaut, biete ein Betreuungsangebot wie kein anderes Bundesland und obendrein das Gratiskindergartenjahr. „Hätte man in der Qualität mehr machen können? Ja.“

Als weiteren schädlichen Faktor identifiziert Stadler die „fehlende Durchmischung“. Wie DER STANDARD unlängst thematisierte, hat sich an manchen öffentlichen Schulen eine Art Segregation etabliert: Familien aus den Bildungsschichten schicken ihre Kinder an Standorte mit dem guten Ruf, an den anderen ballt sich die integrationsbedürftige Klientel.

Um Hotspots zu verhindern, müsse die elterliche Freiheit bei der Schulwahl ein Stück weit eingeschränkt werden, glaubt der Pädagoge und schlägt ein Modell nach New Yorker Vorbild vor: Die Erziehungsberechtigten könnten fünf Schulen nennen – welche es davon wird, entscheide aber die Behörde. Das allein würde schon helfen, um besser zu durchmischen.

Probleme unterschätzt

Wieder drängt sich eine Gegenfrage auf. Hat die Zuwanderung womöglich eine Dimension angenommen, die das Bildungssystem zwangsläufig an die Grenzen des Möglichen bringen muss? Haben die Grünen da eine Gefahr ignoriert? Zur Asyl- und Migrationspolitik will Stadler nicht Stellung nehmen, da fehle ihm die Kompetenz. Was die Schwierigkeiten mit dem Deutschlernen betrifft, gesteht er aber zu: „Man hat gewisse Probleme unterschätzt.“

Tatsache sei aber auch, dass es immer die Grünen seien, die sich im Verein mit der SPÖ und den Neos für Investitionen in die Integration einsetzten. Die FPÖ und immer wieder auch die ÖVP stimmten dagegen. Dabei sei jeder Euro bitte nötig. „Eines der reichsten Länder, eine der reichsten Städte schafft es nicht, allen Schülerinnen und Schülern Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen“, sagt Stadler: „Wir verlieren da ganze Gruppen an Jugendlichen.“

Mehr Sozialarbeiter als Lehrer?

Gegen einen anderen Befund, der Schulen in der Debatte ausgestellt werde, wehre er sich aber. Dass er kaum noch zum Unterrichten komme, weil sich alle ständig die Köpfe einschlugen, könne er nicht bestätigen: „Ich bin die meiste Zeit schon noch Lehrer statt Sozialarbeiter.“

Sicher: Gewaltausbrüche habe es auch an seiner Schule schon gegeben, ebenso antisemitische Tiraden nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023. Und als er unlängst mit einem Armband von der Pride-Parade in die Klasse kam, habe er sich einschlägige Fragen gefallen lassen müssen: „Was tragen Sie da, Herr Stadler? Sie wissen eh, dass das viele von uns nicht gut finden.“ Doch diese Phänomene dürfe man nicht verallgemeinern: „Es gibt stets viele, die dagegenhalten.“

Immer noch halte er das Lehrerdasein für einen der großartigsten Jobs, sagt Stadler, und Erfolgsgeschichten erlebe auch er: Wie gut seine ukrainischen Flüchtlingskinder in der Schule zurechtkämen, „ist kaum zu glauben“. (Gerald John, 25.6.2024)

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Forscher betonen positiven Beitrag von Migranten zum Sozialstaat

Schon lange wirbt die FPÖ für „Minus-Zuwanderung“, unter dem Titel „Remigration“ fordert sie aktuell „Asylstopp“ für Nicht-Europäer und die Abschiebung abgelehnter Asylwerber und krimineller Migranten. In Deutschland haben Rechtsextreme unter dem Schlagwort zuletzt Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen ausländischer Herkunft beraten. Die Umsetzung dieser Idee wäre fatal, warnten Forscher in Wien am Donnerstag, und betonten den Beitrag von Migranten zum Sozialstaat.

Ohne Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft wäre in einzelnen Branchen keine Geschäftstätigkeit mehr möglich, betonte Soziologe Jörg Flecker von der Uni Wien bei einem Online-Pressegespräch vom „Wissenschaftsnetz Diskurs“. In der Gebäudereinigung und -betreuung, im Hotel- und Gastgewerbe und in der Arbeitskräfteüberlassung etwa seien mehr als die Hälfte der unselbstständig Beschäftigten keine österreichische Staatsbürgerschaft, in der Nahrungsmittelindustrie, dem Bauwesen und der Pflege immerhin noch ein Drittel.

„Wenn ein Drittel der Beschäftigten fehlt, ist da nichts mehr zu machen in Wirklichkeit“, skizzierte Flecker die Folgen des Plans, wie er laut Rechercheplattform Correctiv beim Rechtsextremen-Treffen mit u.a. dem früheren Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich Martin Sellner Ende 2023 in Potsdam skizziert wurde und von dem die FPÖ sich laut Flecker nie wirklich distanziert habe.

Wiens Versorgung wäre unmöglich

In Wien, wo im Österreich-Vergleich besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, wäre die Versorgung der Bevölkerung Flecker zufolge ohne diese Menschen überhaupt nicht möglich. In Beherbergung und Gastronomie etwa hätten drei Viertel der Erwerbstätigen Migrationshintergrund, am Bau und bei den sonstigen Dienstleistungen – darunter fällt etwa Gebäudereinigung – sind es zwei Drittel, in den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen vier von zehn Erwerbstätigen.

„Die Zuwanderer waren für die österreichischen Sozialkassen bisher ein Geschäft“, betonte Philipp Ther, Professor für Geschichte Ostmitteleuropas an der Uni Wien. Natürlich würden etwa Sprachkurse oder Qualifikationsmaßnahmen vor allem nach der Migrationswelle 2015/16 auch etwas kosten. Die Bilanz falle historisch gesehen aber klar positiv aus.

„Zuwanderer haben immer, wenn man nur halbwegs konstruktiv mit ihnen umgeht und sie nicht zu Unerwünschten erklärt, zum Wohlstand der Aufnahmegesellschaften beigetragen.“

Flecker plädierte dann auch dafür, stärker hervorzuheben, welche positive Rolle die Migranten in Österreich durch ihre Arbeit leisteten. Ein Konzept einer radikalen „Remigration“, bei dem Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft oder Wurzeln im Ausland des Landes verwiesen würden, wäre indes „ein Angriff auf die gesamte Bevölkerung“.

Eine zwangsmäßige Rückführung von Menschen mit Migrationshintergrund käme ethnischer Säuberung gleich, betonte Ther, und diese hätten historisch – etwa im ehemaligen Jugoslawien – immer zu einer Eskalation der Gewalt geführt, die sich zudem auch immer gegen weitere Gruppen wie andere Minderheiten, Intellektuelle oder Medienvertreter gerichtet habe. Damit verbunden wäre auch das Ende des Rechtsstaates und die Umwandlung der liberalen Demokratie in eine Ethnokratie, gemeinsam mit Wohlstandsverlust und Verarmung, so Ther.

RELIGION & GESELLSCHAFTSPOLITIK

Chalupka und Kallinger betonen demokratiestärkenden Wert des Religionsunterrichts

Gastkommentar im „Standard“ – Religionsunterricht trägt zu „Bildung einer respektvollen, toleranten und verantwortungsbewussten Gemeinschaft“ bei

Wien (epdÖ) – Es könne „gefährlich“ sein, den Religionsunterricht außerhalb der Schule anzusiedeln. Davor warnen der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka und Kim Kallinger, Kirchenrätin für Bildung der Evangelischen Kirche A.u.H.B. sowie stellvertretende Vorsitzende des Hochschulrats der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH), in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Der Standard“ vom 16. Juni. Damit nehmen sie Bezug auf die jüngste Forderung des Wiener Vizebürgermeisters Christoph Wiederkehr (Neos), in den Volksschulen das Fach Religion durch ein Pflichtfach Demokratie zu ersetzen.

Das von den Neos angedachte Unterrichtsfach „Leben in einer Demokratie“ verdiene zwar eine Diskussion, denn „Demokratie und Menschenrechte stärker in der Schule zu verankern ist begrüßenswert“, schreiben Chalupka und Kallinger. Das Fach habe jedoch mit religiöser Herkunft und Reflexion im Religionsunterricht wenig zu tun.

„Dass Leben in einer Demokratie gelingt, ist Aufgabe aller Beteiligten und somit auch Aufgabe der Religionsgemeinschaften. Gerade der konfessionelle Religionsunterricht bedingt eine Anerkennung anderer Religionen und bietet ein interreligiöses Lernfeld. Denn nur wer über seine eigene Prägung weiß, kann in Dialog treten“, teilen Chalupka und Kallinger ihre Überzeugung.

Der Vorschlag für die Abschaffung des verpflichtenden Religionsunterrichts unterstelle, „dass dort kein Beitrag zum Demokratieverständnis geleistet wird“, und er unterstelle zudem „implizit, dass Menschen ohne Religion automatisch eine demokratischere Gesinnung hätten“.

Im Gegensatz dazu stärke der Religionsunterricht die Demokratie, zwinge die Religionsgemeinschaften jedoch auch, sich einer aufgeklärten Gesellschaft zu erklären.

„Wer allerdings religiöse Bildung ins Private zurückdrängen will, trägt zum Obskurantismus und zum Missbrauch von Religion und damit gerade zur Radikalisierung unter dem Deckmantel der Religionen bei“, warnen der Bischof und die Kirchenrätin.

Vor dem Hintergrund der Erosion demokratischer Werte sei es unumgänglich, die Verbindung zwischen Demokratie, Bildung und Religion sichtbar zu machen. „Daher spielt der Religionsunterricht eine wichtige Rolle in der Stärkung der Demokratie, indem er Lernenden grundlegende Kompetenzen und Werte vermittelt, die für den Zusammenhalt in einer demokratischen Gesellschaft unerlässlich sind“, betonen Chalupka und Kallinger.

Der Religionsunterricht leiste einen grundlegenden Beitrag zur religiös-ethischen Bildungsdimension der Schule. „Die Lernenden erproben ihre Fähigkeit zur Verständigung und Toleranz und üben sich in Solidarität. Der Unterricht bestärkt sie im Sinne der Inklusion, sich und andere anzunehmen“, führen Chalupka und Kallinger in ihrem Gastbeitrag weiter aus.

Der Religionsunterricht sei ein Ausdruck der Religionsfreiheit, denn die Ausübung von Religion im öffentlichen Raum sei auch mit Dialogfähigkeit verknüpft, „um die eigenen Überzeugungen in einer pluralistischen Gesellschaft argumentieren zu können“. Als Pflichtfach nehme er, so Chalupka und Kallinger, die „religiöse und ethische Dimension des umfassenden Bildungsauftrags der Schule wahr und bietet den Schülerinnen und Schülern eine Begegnung mit dem Bildungsauftrag der Gesellschaft in einem gegenseitigen Dialog“.

Die in Österreich gegebene umfassende und praxisnahe pädagogische – „qualitativ hochwertige“ – Ausbildung der Religionslehrkräfte sei „essenziell für die Effektivität und den Erfolg des Unterrichts“. Zudem ermögliche sie die Auseinandersetzung mit theologischen, religionspädagogischen und ethischen Fragestellungen. Damit trage der Religionsunterricht „wesentlich zur Bildung einer respektvollen, toleranten und verantwortungsbewussten Gemeinschaft bei“, resümieren Bischof Chalupka und Kirchenrätin Kallinger.

Pinz: „Verschiedenheit einüben“

Ähnlich äußert sich Andrea Pinz, Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, in ihrem ebenfalls am 16. Juni in „Der Standard“ erschienenen Gastkommentar: Den Wertebildungsauftrag ins Zentrum der pädagogischen Bemühungen des Religionsunterrichts zu stellen, sei „in unserer heterogenen Gesellschaft wichtiger denn je“.

Pinz zufolge bestehe darüber Konsens, dass junge Menschen zu mündigen, verantwortlichen Akteuren gebildet werden sollen. Dadurch könne mit aktiver und kritischer Mitgestaltung der Gesellschaft Demokratie ermöglicht werden. „Genau deshalb ist aber das Ansinnen problematisch, den propagierten neuen Unterrichtsgegenstand zulasten des Religionsunterrichts (‚optional‘, ‚Freifach‘) einzuführen – damit würde einem undemokratischen Zugang Schützenhilfe geleistet“, schreibt Pinz. Indem der Staat religiöse Bildung im öffentlichen Raum und nicht bloß im Privaten ermögliche, komme er seiner Aufgabe nach, „Menschen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern reifen zu lassen, die auch ihre Religionsfreiheit angemessen wahrnehmen und ausüben können“.

Schule müsse im Sinne des Wertebildungsauftrags des Schulsystems Kinder und Jugendliche lehren, in Wahrnehmung und Würdigung der Unterschiede „sich mit den eigenen kulturellen und religiösen Prägungen und biografischen Erfahrungen reflexiv und fachkundig begleitet auseinanderzusetzen“, erklärt die Schulamtsleiterin. Eine demokratische Gesellschaft lebe – „auch oder gerade, wenn es um gemeinsame Werte geht“ – vom Zusammenklang unterschiedlicher Zugänge.

Bei einer Bildungspolitik, die ein staatlich verordnetes Schulfach propagiert, das zwar Demokratie und Pluralität lehrt, dabei aber die Pluralität der Zugänge außer Acht lässt oder gar infrage stellt, ist daher Vorsicht angebracht“, so Pinz.

Religion braucht Bildung – Bildung braucht Religion – Kommentar der anderen: Michael Chalupka Kim Kallinger

Der Religionsunterricht stärkt die Demokratie – er zwingt die Gemeinschaften aber auch, sich einer aufgeklärten Gesellschaft zu erklären. Ihn außerhalb der Schule anzusiedeln könnte gefährlich sein

Sorgen über radikale Tendenzen und einen aggressiven politischen Islam, „der neben sich keine andere Religion duldet“, macht sich Michael Völker in seinem Kommentar „Stoppt den Religionsunterricht an Schulen“. Er ist sich sicher: „Religionsunterricht, unterteilt in katholisch, protestantisch, orthodox und islamisch, ist mit Sicherheit keine Lösung, die uns weiterbringt.“ Das scheint ihm so gewiss, dass er es auch nicht weiter begründen muss.Das Gegenteil ist richtig. Schon seine Analyse macht deutlich, dass ein Merkmal unserer modernen Gesellschaft wohl nicht die Abwesenheit von Religion, sondern eher eine wachsende religiöse Pluralität ist – auch in der Schule. Dass Leben in einer Demokratie gelingt, ist Aufgabe aller Beteiligten und somit auch Aufgabe der Religionsgemeinschaften. Gerade der konfessionelle Religionsunterricht bedingt eine Anerkennung anderer Religionen und bietet ein interreligiöses Lernfeld. Denn nur wer über seine eigene Prägung Bescheid weiß, kann in Dialog treten.

Demokratie und Menschenrechte stärker in der Schule zu verankern ist begrüßenswert. Das von den Neos angedachte Unterrichtsfach „Leben in einer Demokratie“ verdient eine Diskussion, hat mit der religiösen Herkunft und seiner Reflexion im Religionsunterricht aber wenig zu tun. Den Religionsunterricht als Anlass für diesen Vorschlag zu nehmen unterstellt, dass dort kein Beitrag zum Demokratieverständnis geleistet wird, und unterstellt zudem implizit, dass Menschen ohne Religion automatisch eine demokratischere Gesinnung hätten. Wer allerdings religiöse Bildung ins Private zurückdrängen will, trägt zum Obskurantismus und zum Missbrauch von Religion und damit gerade zur Radikalisierung unter dem Deckmantel der Religionen bei.

Kompetenzen und Werte

Fundamentalisten aller Religionen und Weltanschauungen zeichnen sich gerade nicht durch eine vertiefte Reflexion und Kenntnis ihres Gegenstands aus. Die Verbindung zwischen Demokratie, Bildung und Religion sichtbar zu machen ist vor dem Hintergrund der Erosion demokratischer Werte unumgänglich. Daher spielt der Religionsunterricht eine wichtige Rolle in der Stärkung der Demokratie, indem er Lernenden grundlegende Kompetenzen und Werte vermittelt, die für den Zusammenhalt in einer demokratischen Gesellschaft unerlässlich sind.

Der Religionsunterricht hat Teil am allgemeinen Bildungsziel der Schule und leistet einen grundlegenden Beitrag zur religiös-ethischen Bildungsdimension der Schule, indem er die Schülerinnen und Schüler in ihrer Suche nach Sinn unter den Bedingungen der Pluralität unterstützt. Die Lernenden erproben ihre Fähigkeit zur Verständigung und Toleranz und üben sich in Solidarität. Der Unterricht bestärkt sie im Sinne der Inklusion, sich und andere anzunehmen.

Der Religionsunterricht nimmt als Pflichtfach die religiöse und ethische Dimension des umfassenden Bildungsauftrags der Schule wahr und bietet den Schülerinnen und Schülern eine Begegnung mit dem Bildungsauftrag der Gesellschaft in einem gegenseitigen Dialog. Daher ist er auch Ausdruck der Religionsfreiheit, denn Religionsfreiheit heißt, seine Religion im öffentlichen Raum ausüben zu können und dadurch auch dialogfähig zu sein, um die eigenen Überzeugungen in einer pluralistischen Gesellschaft argumentieren zu können.

Umfassend und praxisnahe

Die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Ausbildung der Religionslehrkräfte ist essenziell für die Effektivität und den Erfolg des Unterrichts. Der Religionsunterricht unterliegt der staatlichen Schulaufsicht. Die Ausbildung der Religionslehrkräfte geschieht an öffentlichen Hochschulen. Innerhalb des Lehramtsstudiums für die Primarstufe kann an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems der Schwerpunkt Religion in all seinen diversen konfessionellen Ausprägungen ausgewählt werden. Damit erwerben die Absolvierenden zwei Lehrbefähigungen. Sie sind Primarstufenlehrkräfte und können darüber hinaus in der Volksschule Religion unterrichten. Mit dieser Kombination erhalten sie auf der einen Seite eine umfassende und praxisnahe pädagogische Ausbildung für die Volksschule, und auf der anderen Seite setzten sie sich mit theologischen, religionspädagogischen und ethischen Fragestellungen auseinander.

Der Religionsunterricht zwingt die Religionsgemeinschaften, sich einer aufgeklärten Gesellschaft zu erklären, und trägt dadurch wesentlich zur Bildung einer respektvollen, toleranten und verantwortungsbewussten Gemeinschaft bei. Der Traum, dass eine religionslose Bildung zu mehr Demokratie führen würde, könnte zu einem bösen Erwachen führen. (Michael Chalupka, Kim Kallinger, 17.6.2024)

Michael Chalupka ist Bischof der Evangelischen Kirche A.B.

Kim Kallinger ist Kirchenrätin für Bildung der Evangelischen Kirche A. u. H.B. sowie stellvertretende Vorsitzende des Hochschulrats der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems.

Zum Thema:

Körtner: Reflektiert-kritischer Umgang mit Religion statt Verbannung aus Schulen

Theologe warnt in „Die Presse“-Gastkommentar davor, Religion durch Pflichtfach Demokratie zu ersetzen

Wien (epdÖ) – „Ist Demokratie jetzt die neue Religion?“ Dieser Frage geht der evangelische Theologe Ulrich Körtner mit Bezug auf eine aktuelle politische Debatte in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Die Presse“ vom 14. Juni nach. Dabei spricht sich Körtner gegen die in einer Petition ausgedrückte Forderung der Neos und deren Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr aus, das Fach Religion durch ein Pflichtfach Demokratie zu ersetzen.

„Religion ist ein ambivalentes Phänomen“, schreibt Körtner. Sie könne Humanität, Gemeinschaft und Solidarität fördern, aber auch gefährden. Religionen können friedensstiftend wirken, aber auch Gewalt legitimieren. Die Religionsgeschichte sei reich an Beispielen für das eine wie für das andere. „Religion kann Menschen zusammenführen, aber auch trennen. Die Neos richten den Blick vor allem auf die Menschen trennende und gewaltaffine Seite von Religion, wobei offenkundig der Islam im Fokus steht“, kritisiert der Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Zwar werde die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit von den Neos gutgeheißen, „aber in ihrer Petition mit einem gewissen Argwohn betrachtet, weil unter ihrem Deckmantel demokratiefeindliche Einstellungen gedeihen können“, räumt Körtner ein. „Die Konsequenz daraus sollte aber nicht Verbannung der Religionen aus den öffentlichen Schulen sein, sondern die Erziehung der Schüler zu einem reflektierten und kritischen Umgang mit Religion. Das aber ist der Anspruch eines wissenschaftlich fundierten Religionsunterrichts“, betont der Theologe.

Es sei keineswegs ausgemacht, ob der bestehende Ethikunterricht in gleicher Weise zu einer kompetenten und hinreichend differenzierten Auseinandersetzung mit den konkreten Religionen befähige.

„Die Religionskenntnisse, die im Studium für den Ethikunterricht und in den Schulbüchern vermittelt werden, gehen nicht sonderlich in die Tiefe. Das von den Neos angedachte Schulfach ‚Leben in der Demokratie‘ scheint für die Beschäftigung mit Religion erst gar keinen Platz vorzusehen“, bemängelt Körtner.

Er warnt davor, dass die Verbannung von Religion aus dem Schulunterricht destruktive Kräfte „ins subkulturelle Milieu und in geschlossene Gruppierungen“ dränge. Diese seien „ein Nährboden für Fundamentalismen aller Art“ und würden „Tendenzen der Selbstabschottung und Polarisierung eher noch bestärken“. Zugleich werde es dem Phänomen der Religion grundsätzlich nicht gerecht, „Religionen einseitig auf ihr destruktives Potenzial“ zu reduzieren.

Körtner begrüßt grundsätzlich Religionskritik, allerdings sollte diese ihren Blick nicht nur auf die Schattenseiten bestehender Religionen richten, sondern „auch auf die Überhöhung der Demokratie zur neuen Religion im säkularen Zeitalter“. Die radikale Trennung von Kirche beziehungsweise Religion und Staat wie in Frankreich zeige keineswegs eine pazifizierende Wirkung.

„Die Demokratie verdient als Staatsform jede Unterstützung. Sie ist aber kein Glaubensgegenstand – und darf es auch nie werden, weil jeder religiös überhöhte Staat und jede solchermaßen überhöhte Staatsform mit einem religiösen Absolutheitsanspruch verbunden wird, der letztlich freiheitsgefährend ist“, bekräftigt Körtner.

Es könne nur zum Schaden Europas sein, wenn seine christlichen Prägekräfte wie das Christentum und die Aufklärung zeitgeistig marginalisiert werden. „Zur europäischen Geschichte gehört aber auch das jüdische und mit gewissen Einschränkungen und Brechungen auch ein islamisches Erbe“, erklärt der Theologe.

Für die Zukunft unseres Landes und die Zukunft Europas komme es schließlich entscheidend darauf an, dass Religion und die einzelnen Religionen nicht einseitig als Bedrohung, sondern als Ressource einer modernen Gesellschaft begriffen und gefördert werden. „Ob sie eher das eine oder das andere sind, hängt nicht zuletzt davon ab, wie Schülerinnen und Schülern ein reflektierter Umgang mit Religion vermittelt wird“, so Körtner.

Kirchliche Stimmen unterstreichen Wert des Religionsunterrichts für Zusammenhalt

Wiener Fachinspektor:innen kritisieren Vorstoß von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr

Wien (epdÖ) – Auf breite Ablehnung stößt die Idee des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS), den konfessionellen Religionsunterricht in Volksschulen durch ein Fach „Demokratie“ zu ersetzen. Das Fach Religion sollte laut Wiederkehr nur zusätzlich als Freifach auf dem Stundenplan stehen. Anlass seines Vorstoßes war eine Erhebung über den Religionsunterricht in Wiener Volksschulen, wonach 35% muslimisch sind, 26% ohne Bekenntnis, 21% katholisch, 13% orthodox und zwei Prozent evangelisch oder einer anderen Konfession angehörig.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) betonte in einer ersten Reaktion, dass „der Religionsunterricht bleibt“.

Auch die Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz, kritisierte Wiederkehr. Im Interview in der ORF-Sendung „Wien heute“ betonte Pinz, gerade der Religionsunterricht leiste einen großen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zum Wertesystem, das in Österreich stark christlich geprägt sei. Sie erinnerte an verschiedene Formen und Modelle der interreligiösen und interkonfessionellen Kooperation im Religionsunterricht. So gebe es das Projekt eines konfessionsverbindenden kooperativen Religionsunterrichts, in dem die katholische, evangelische, orthodoxe und altkatholische Kirche sowie die Freikirchen zusammenarbeiten würden.

Amann: Wiederkehrs Vorschlag „ebenso absurd wie populistisch“

„Demokratie ist kein abstrakter Begriff, sondern wirkt sich ganz konkret aus“, unterstrich der evangelische Wiener Fachinspektor für Pflichtschulen Lars Amann: Sie schütze Minderheiten und bekämpfe Diskriminierung. „Der Vorschlag des Vizebürgermeisters ist demokratiefeindlich, weil er die Rechte religiöser Minderheiten massiv in Frage stellt“, heißt es in einer Aussendung. Wiederkehrs Idee, die Demokratie mit demokratiefeindlichen Maßnahmen zu fördern, ist für Amann „ebenso absurd wie populistisch“.

Eichler: Religionsunterricht schafft notwendige Grundlagen

Im Unterricht würden zuerst die Grundlagen vermittelt, bevor auf weiterführende und tiefere Fragestellungen eingegangen wird. Daher ist es für die evangelische Fachinspektorin für Höhere Schulen in Wien, Katja Eichler, notwendig, dass der „konfessionelle Religionsunterricht für die Schülerinnen und Schüler diese Grundlagen auch schafft, welche von gut ausgebildeten Religionslehrer:innen vermittelt werden“. Um miteinander ins Gespräch zu kommen, sei die Beschäftigung „mit eigenen Traditionen und Werten, des Menschenbildes und der eigenen Geschichte unumgänglich“.

Geist: Äußerungen „weder sinnerfassend noch zielführend“

Zur evangelischen Position ergänzt der evangelisch-lutherische Superintendent und Schulamtsleiter Matthias Geist, dass er Wiederkehrs Äußerungen für wenig hilfreich in der bildungspolitischen Diskussion halte. Sie seien in letzter Konsequenz „nicht durchdacht“ und würden „weder sinnerfassend noch zielführend“ zum Diskurs über die demokratiepolitischen und ethischen Bildungsziele, auch des Religionsunterrichts, beitragen. Die Kompetenz, religiöse Traditionen zu erfassen und Standpunkte zu reflektieren, benötige „authentische und fachlich ausgewiesene“ Personen, bekräftigte Geist.

IGGÖ: Demokratiebildung ja, jedoch nicht auf Kosten des Religionsunterrichts

Kritik an den Vorschlägen des Wiener Bildungsstadtrats äußerte auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Deren Präsident Ümit Vural wies dabei eine Verknüpfung zwischen der steigenden Anzahl muslimischer Schülerinnen und Schüler und der Forderung nach Demokratiebildung als „bedenklich“ zurück.

„Ich unterstütze die Forderung nach Demokratiebildung, jedoch nicht auf Kosten des Religionsunterrichts“, so Vural. Beide Fächer erfüllten sich ergänzende Funktionen und würden zur Entwicklung einer respektvollen, pluralen Gesellschaft beitragen.

Der IGGÖ-Präsident warnte vor den Folgen einer Abschaffung des Religionsunterrichts. Das würde auch bedeuten, „religiöse Bildung in einen Bereich außerhalb der bestehenden rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen zu verlagern, ohne Betreuung durch qualifizierte Pädagog:innen“.

Wiederkehr hatte am Dienstag, 11.6., seine Forderung nach einem für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden Gegenstand „Leben in einer Demokratie“ ab der ersten Klasse Volksschule erneuert. Nach zahlreicher Kritik ließ Wiederkehr mittlerweile eine Presseaussendung veröffentlichen. Darin heißt es, dass sein Vorschlag „keinerlei Änderungen für den aktuellen Status des Religionsunterrichts“ bedeute.

Stoppt den Religionsunterricht an Schulen – Michael Völker, Der Standard, 11.6.2024

Ethikunterricht sollte auch einer zunehmenden Polarisierung durch die hohe Anzahl muslimischer Kinder an den Schulen vorbeugen

Muslime stellen beinahe schon die größte religiöse Gruppe in den Volksschulen in Wien. Ihr Anteil beträgt 35 Prozent, Tendenz steigend. Das ist Wasser auf die Mühlen der FPÖ, die vor der islamistischen Gefahr warnt und damit ihre Politik betreibt. Das ist eine Entwicklung, die tatsächlich vielen Menschen Sorge und einigen wohl auch Ängste bereitet. Es geht um Identität, um die Angst vor einer Entfremdung, vor einer Polarisierung, vor einem Clash der Kulturen.

https://bbca8dc0bfac24fbf8403031e28d54e4.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-40/html/container.html Diese Ängste mögen im Groben nicht berechtigt sein, noch gibt es keinen Kampf der Religionen, im Alltagsleben steht der Glaube nicht im Vordergrund. Aber es gibt Grund, sich Sorgen zu machen: Es gibt radikale Tendenzen, es gibt einen aggressiven politischen Islam, der neben sich keine andere Religion duldet und einen missionarischen Auftrag hat.

In vielen Bereichen funktioniert das Zusammenleben gut, aber nicht immer. Es gibt Vorfälle, die wir als Gesellschaft so nicht dulden sollten. Männer und Söhne, die der Lehrerin unter Berufung auf den Islam nicht die Hand geben. Jugendliche, die andere beleidigen, weil sie die falsche Religion hätten. Mädchen, denen unter Berufung auf die Religion die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben untersagt wird. Es gibt auch den Islam, der den Judenhass predigt.

Herausforderung für Schulen

Der Umgang mit so vielen Kindern und Jugendlichen, die aus einem anderen Kulturkreis kommen, die von ihren Eltern Wertvorstellungen vermittelt bekommen, die mit unseren nicht übereinstimmen, ist eine Herausforderung. Das betrifft in erster Linie die Schulen.

Religionsunterricht, unterteilt in katholisch, protestantisch, orthodox und islamisch, ist mit Sicherheit keine Lösung, die uns weiterbringt.

Ein gemeinsamer Ethikunterricht wäre ein guter Beitrag, um die Integration zu forcieren. Ein Ethikunterricht, in dem die Weltreligionen vorgestellt und besprochen werden, in dem auch Werte wie Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung angesprochen werden, wäre sinnvoll. Nichts zu tun, sich zu fürchten oder nur zu hetzen bringt uns keinen Millimeter weiter. (Michael Völker, 11.6.2024)

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GESELLSCHAFT

Meiste Fälle sind rassistisch: Antidiskriminierungsstelle verzeichnet Rekordhoch an Anfragen

Fast 11.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr an die Antidiskriminierungsstelle gewandt und um Beratung gebeten. Nie waren es mehr. In den meisten Fällen geht es um mutmaßlich rassistische Vorfälle sowie Diskriminierungen aufgrund von Behinderung oder des Alters.

Die Beratungsanfragen an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes haben im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht. 10.772 Menschen haben sich 2023 an die Stelle gewandt, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 22 Prozent.

„In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Fälle bei uns sogar verdoppelt“, sagte die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, bei der Vorstellung. Am häufigsten wurde dem Bericht zufolge rassistische Diskriminierung gemeldet (41 Prozent).

25 Prozent der Fälle beziehen sich auf Behinderungen und chronische Krankheiten, 24 Prozent auf das Geschlecht oder die Geschlechtsidentität. 14 Prozent der Menschen, die sich an die Antidiskriminierungsstelle gewendet haben, berichteten von Altersdiskriminierung. Hier hat sich die Fallzahl um 70 Prozent besonders stark erhöht. Möglich waren auch Diskriminierungen in mehreren der genannten Felder.

„Unsere Fallzahlen zeigen einen alarmierenden Trend. Mehr Menschen als je zuvor bekommen die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung und Radikalisierung unmittelbar zu spüren“, warnte Ataman. „Die Hemmschwellen scheinen zu fallen. Diskriminierungen finden immer seltener hinter vorgehaltener Hand statt.“

Es sei aber ein gutes Zeichen, dass sich immer mehr Menschen gegen Diskriminierung wehren wollten.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wurde 2006 mit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) gegründet. Ziel des Gesetzes ist es, Diskriminierung aus rassistischen oder antisemitischen Gründen, wegen des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen. Die Antidiskriminierungsstelle berät rechtlich, kann Stellungnahmen einholen und gütliche Einigungen vermitteln. *** Quelle: ntv.de, mes/AFP

Jüngere mögen Schulden weniger als Ältere – Frankfurter Allgemeine Zeitung (ZAHLPFLICHT)

Anders als vielleicht erwartet, zeigen jüngere Menschen eine bessere Zahlungsmoral als Ältere und empfinden Schulden häufiger als belastenden Stress. Insofern wollen sie diese auch rasch wieder loswerden.

Auch wenn die Vorlieben eines jeden sehr individuell sind, Schulden dürften vermutlich die wenigsten mögen. Kauft oder baut man sich etwa ein Haus, dann geht es in den allermeisten Fällen zwar nicht ohne. Bisweilen sind Kredite und die anfallenden Zinsen auch steuerlich relevant. Doch viele Menschen versuchen, diese tunlichst zu vermeiden. Dies gilt selbst für den kurzen Moment, in dem das Girokonto zum Monatsende leicht ins Minus rutscht, weil vielleicht wieder einmal alle Versicherungsbeiträge auf einmal abgebucht wurden. Für einige Verbraucher wird dagegen der Drang, sich immer etwas Neues zu gönnen, mitunter zur großen Last. Eine Schuldenspirale kann so schnell in die Privatinsolvenz führen. …

Drei Viertel der Gen Z sehen jede künftige Zahlung als Schulden an – auch den Kauf auf Rechnung. Diese Ansicht teilen nur knapp 60 Prozent der Älteren (von 50 Jahren an). Junge Menschen hätten ein besseres Verständnis von Schulden, sagt Nicole Defren, Deutschlandchefin von Klarna.

#Klarnaschulden: Von viralen Videos hin zur Realität – So denken die Deutschen über Schulden

  • Generation Zahlungswillig: Jüngere Menschen haben eine höhere Zahlungsmoral als ältere – die Hälfte der unter 40-Jährigen zahlt Rechnungen binnen 24 Stunden.
  • Stresslevel: Vor allem bei der Gen Z lösen offene Rechnungen Stress und Mahnungen Schuldgefühle aus.
  • Große Unterschiede zwischen den Generationen beim Verständnis von Rechnungskauf und „Buy now, pay later”.
  • Generationenvergleich: Gen Z hat das höchste Bewusstsein für die Folgen von Schulden.

Seit Jahren kursiert im Internet ein Phänomen unter dem Hashtag #Klarnaschulden. Junge Menschen prahlen förmlich mit ihren offenen Rechnungen bei Klarna. Und in der Tat sind Konsumschulden ein Problem. Auch in Deutschland.

Fast 5,7 Millionen Bundesbürger:innen über 18 Jahre sind laut Statistischem Bundesamt überschuldet. Das entspricht einer Schuldenquote von 8,15 %. Geben die Deutschen über Altersgrenzen hinweg mehr aus, als sie eigentlich auf ihrem Konto haben, oder handelt es sich dabei tatsächlich um ein Jugendphänomen? Zeit für einen Realitätscheck. Mit einer repräsentativen Umfrage (klarnaschulden.de) zeigt Klarna, wie es um die Zahlungsmoral der jungen Menschen und generell die Einstellung zu Schulden in Deutschland steht. 

Gen Z und Schulden: Jüngere Menschen haben höhere Zahlungsmoral

Grundsätzlich gilt: Die Deutschen haben eine äußerst hohe Zahlungsmoral. Über drei Viertel der Deutschen (76 %) begleichen ihre offenen Rechnungen innerhalb einer Woche. 41 % der Befragten sogar innerhalb eines Tages.

Dabei zeigen jüngere Menschen eine höhere Zahlungsmoral als ältere. Die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen (49 %) zahlt Rechnungen innerhalb eines Tages, bei den 30- bis 39-Jährigen sogar 55 %. Die Gen Z und die Millennials weisen also die höchste Zahlungsmoral im Generationenvergleich auf.

In anderen Ländern gehören Schulden zum guten Ton. Nicht so in Deutschland, die Bundesbürger:innen gehen Verbindlichkeiten nur vorsichtig ein. Über alle Generationen hinweg gibt der Großteil (84 %) nur das Geld aus, das sie auf ihrem Bankkonto haben.

Fast ein Drittel der Deutschen (31 %) fühlt sich bereits bei Ausständen unter 100 Euro unwohl. Besonders ausgeprägt ist dieses Gefühl bei den jungen Generationen (Gen Z: 38 % und Millennials: 46 %).

Grundsätzlich finden 87 % der Befragten, dass Erwachsene in der Lage sind, ihre eigenen Kreditentscheidungen zu treffen und halten es für wichtig, Geld für Anschaffungen zu sparen. Neun von zehn Deutschen halten eine finanzielle Reserve für essenziell, bei der Gen Z sogar 97 %.

Geht die Gen Z wirklich so leichtsinnig mit Geld um? Wohl eher das Gegenteil. 

Im Rahmen der Studie wurden ebenfalls emotionale Effekte von Schulden abgefragt. 60% aller Befragten gaben an, dass offene Rechnungen bei ihnen eine Form von Stress auslösen. Die Gen Z (71 %) verzeichnet dabei den höchsten Wert und empfindet offenbar die größte psychische Belastung. Es ist auch die Gen Z, die am sensibelsten reagiert, wenn es um die konkreten Folgen ausbleibender Zahlungen geht: Sechs von zehn Befragten (61 %) empfinden sofort Schuldgefühle bei Mahnungen und fast drei Viertel (74 %) sorgen sich um die Folgen unbezahlter Rechnungen. Damit ist die Gen Z die Altersgruppe mit dem höchsten Bewusstsein für Schulden und deren Folgen.

Ansichtssache unter Generationen: Ab wann sind Schulden tatsächlich Schulden? 

Die Schuld-Frage: Wo fangen Schulden an? In Deutschland ist das offenbar Ansichtssache unter den Generationen. So sehen drei Viertel der Gen Z jede künftige Zahlung als Schulden an – auch den Kauf auf Rechnung. Diese Ansicht teilen dagegen nur knapp 60 % der älteren Generation. Die Hälfte der Deutschen (53 %) unterscheidet zwischen kleinen Verbraucherkrediten und „echten“ Schulden. Sechs von zehn Befragten ab 65 Jahren (58 %) sehen hier einen klaren Unterschied. Bei der Gen Z sind es nur 38 %. Junge Menschen haben offenbar ein besseres Verständnis von Schulden.

Die Ergebnisse unserer Umfrage spiegeln sich auch in unseren Zahlen wider. Während Medienberichten zufolge “Buy Now Pay Later” einer der Treiber der Verschuldung junger Menschen sei, liegt die Ausfallrate von Klarna in Deutschland bei unter 0,4 %”, erläutert Nicole Defren, Deutschlandchefin bei Klarna. Wenn wir das Einkaufen und das Bezahlen in einer digitalen Welt gestalten, sehen wir es nach wie vor in unserer Verantwortung, weiterhin über Risiken und Folgen aufzuklären und Produkte in diesem Sinne verbraucherzentriert zu entwickeln. Gesunde Finanzen unserer Nutzerinnen und Nutzer liegen seit jeher im essenziellen Interesse von Klarna. Deshalb ist schön zu sehen, dass eine junge Generation heranwächst, die mit diesen Themen so verantwortungsvoll und sensibel umgeht.

Rechnungskauf versus BNPL: Der kleine Unterschied von fast 75 Jahren

BNPL ist die moderne Form des Rechnungskaufs in der digitalen Welt. 58 % aller Befragten kennen das BNPL-Konzept. Bei der Gen Z und den Millennials sind es sogar über 70 %. Der Rechnungskauf wurde 1950 vom Versandhandel eingeführt. Das Konzept ist denkbar einfach: Die Verbraucher:innen erhalten die Möglichkeit, die Bestellungen zu prüfen, anzuprobieren und nur das zu bezahlen, was sie behalten. Daher überrascht es kaum, dass vor allem die älteren Generationen ab 50 Jahren den Kauf auf Rechnung als Vorteil für die Budgetplanung sehen: So schätzen 61 % der Befragten ab 65 Jahren die finanzielle Flexibilität, aber nur 36 % der Gen Z. 

Je höher das Alter, desto sicherer schätzen die Befragten den Rechnungskauf im Gegensatz zu “Buy Now Pay Later” (BNPL) als Zahlungsmethode ein. Dies weist auf fehlende Aufklärung hin, da beide Zahlungsmethoden auf demselben Prinzip basieren. Das zeigt auch der Wunsch nach einem besseren Finanzwissen. Nur rund jede:r Zehnte (9 %) erhielt in der Schule finanzielle Bildung. Darum wünschen sich 90 % der Deutschen, dass Finanzwissen in der Schule vermittelt wird. Das hilft, besser mit Geld umzugehen und Verträge besser zu verstehen.

Nicole Defren erklärt: „Wenn wir in gesellschaftlichen Debatten auf die Themen Schulden und Konsum blicken, sehen wir oft das Narrativ einer zu sorglosen, schutzbedürftigen Generation Z. Ein genauer Blick auf die Gesellschaft zeigt jedoch, dass wir es mit einer Generation zu tun haben, die ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl und eine hohe Sensibilität hat, wenn es um das Thema Schulden geht – viel stärker als die Generationen vor ihr.

Die Ergebnisse der Studie sowie Fakten zu #Klarnaschulden unter klarnaschulden.de

Methodik:

Civey hat für Klarna vom 24.04. bis 01.05.2024 online 1.797 Personen befragt. Die Befragten konnten ihre Antworten in einer offenen Umfrage frei formulieren. Die Gruppierung der Antworten erfolgte mit KI-gestützten Prozessen. Die Ergebnisse für diese gruppierten Antworten sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 3,3 Prozentpunkten.

Über Klarna
Seit 2005 hat es sich Klarna zur Aufgabe gemacht, den Handel zu beschleunigen und dabei die Bedürfnisse der Verbraucher:innen in den Mittelpunkt zu stellen. Mit über 150 Millionen aktiven Nutzer:innen weltweit und 2,5 Millionen Transaktionen pro Tag revolutionieren die fairen, nachhaltigen und KI-gestützten Zahlungs- und Einkaufslösungen von Klarna die Art und Weise, wie Menschen online einkaufen und bezahlen, und ermöglichen es den Verbraucher:innen, intelligenter und bequemer einzukaufen. Mehr als 550.000 globale Händler, darunter H&M, Saks, Sephora, Macys, IKEA, Expedia Group, Nike und Airbnb setzen auf die innovativen Bezahl- und Shopping-Lösungen von Klarna, um ihren Kund:innen im Geschäft und online ein reibungsloses Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Für weitere Informationen besuchen Sie http://Klarna.com/de.

Teenager-Studie: Alarmierende Daten – Mirtill Rádonyi,  Budapester Zeitung 26.6.2024

Ungünstige Essgewohnheiten, kaum körperliche Aktivitäten, erhöhter Konsum von illegalen Substanzen und ein sich verschlechternder Gesundheitszustand charakterisieren ungarische Kinder und Teenager.

Dies geht aus dem aktuellen Bericht der internationalen Lebensstilforschung mit dem Titel „Health Behavior in School-aged Children“ (HBSC) hervor. Ágnes Németh, Forschungsleiterin an der Loránd-Eötvös-Universität (ELTE), erklärte, dass die HBSC-Forschung bereits seit 1986 alle vier Jahre durchgeführt wird. Die jüngste repräsentative Befragung von Schülern der 5., 7., 9. und 11. Klassen wurde im schulischen Umfeld nach der Methode der Selbstauskunft durchgeführt. Zwischen April und Juni 2022 fand die Untersuchung unter Beteiligung von 200 Schulen, 330 Klassen und rund 6.200 Schülern statt.

Wenigstens steigt der Obstkonsum

Die Untersuchung der Essgewohnheiten ergab, dass 40% der Mädchen und 60% der Jungen an den Schultagen nie frühstücken. Wenigstens beim täglichen Obst- und Gemüsekonsum ist eine positive Entwicklung zu erkennen. Der Anteil körperlich aktiver junger Menschen beginnt langsam zu steigen, dennoch nimmt die Zahl der Übergewichtigen stetig zu. 95% der Befragten putzen ihre Zähne täglich, jedoch nur 60-65% mehrmals am Tag. Etwa ein Drittel der Schüler verbringt fast die gesamte Freizeit im Sitzen, hauptsächlich vor Bildschirmen. An Wochentagen schlafen junge Menschen wenig, im Durchschnitt nur 7,5 Stunden. Die Jugendlichen bewerteten die Kommunikation mit ihren Eltern als gut.

Zwei Drittel der Familien intakt

Laut Studie leben zwei Drittel der Schüler bei beiden Eltern, während ein Fünftel der Schüler in Einelternfamilien lebt. Das Familienmodell mit zwei Kindern ist mit 40% am häufigsten. Die Umfrage zeigt auch, dass sich das Bildungsniveau der Eltern und das Vermögen der Familie verbessern, allerdings verfügen noch immer knapp 30% der Familien nur über ein „geringes Vermögen“.

Nur eine Minderheit kerngesund?

Drei Viertel der Schüler mögen ihre Schule. Im Jahre 2022 empfanden jedoch 11,5% der Schüler die Hausaufgaben als sehr belastend. Etwa 17% der Oberstufenschüler haben schon einmal Marihuana probiert. In den letzten vier Jahren ist der Anteil derjenigen, die rauchen und Alkohol konsumieren, weiter gestiegen: Jeder Sechste raucht zumindest gelegentlich, vier von zehn Teenagern waren schon mal betrunken. Der Anteil der Schüler, die ihre eigene Gesundheit als ausgezeichnet einschätzten, ist zwischen 2002 und 2022 um mehr als ein Zehntel gesunken und war noch nie so niedrig wie im Jahre 2022 (19%). Jeder zehnte Schüler wird in der Schule von Gleichaltrigen gemobbt, jeder Fünfte auch online. Mehr als die Hälfte der Betroffenen zeigt psychosomatische Symptome.

Im internationalen Vergleich zeigen junge Ungarn ein schlechteres Bild als der Durchschnitt, wenn es um Essgewohnheiten und Übergewicht, Rauchen und Alkoholkonsum, Online-Mobbing, die Einschätzung der eigenen Gesundheit und die Häufigkeit bestimmter psychosomatischer Symptome geht. Körperliche Aktivitäten und Marihuana-Konsum sind eher durchschnittlich. Bei der Bewertung ihrer sozialen Beziehungen schneiden die ungarischen Teenager jedoch positiver als der internationale Durchschnitt ab.

LGBTQ in Budapest: Pride-Parade trifft auf Gegenprotest – Christina Vontin, Budapester Zeitung, 24.6.2024

Am Samstag zogen die LGBTQ-Gemeinschaft und Sympathisanten im Rahmen der Budapest Pride durch die Hauptstadt.

Der bunte Zug mit Regenbogenfahnen bewegte sich von der Podmaniczky-Straße über die Bajcsy-Zsilinszky-Straße und die Andrássy-Straße zum Heldenplatz, wo vor der Vajdahunyad-Burg eine Bühne aufgebaut war. Die Dichterin und Übersetzerin Orsolya Karafiáth kritisierte in ihrer Rede die Regierung dafür, homophoben Stimmen Gehör zu verschaffen. Der Marsch stand unter dem Motto „Nimm dir deine Zukunft zurück“ und wurde von Musik aus fünf Lastwagen begleitet. Auch die Satirepartei MKKP und die linksliberale DK beteiligten sich mit eigenen Fahrzeugen und Bannern.

Mitarbeiter ausländischer Botschaften zogen hinter einem Banner mit der Aufschrift „Diplomats for pride“ durch die Innenstadt. Unter den Teilnehmern befanden sich der US-Botschafter in Budapest, David Pressmann, und der Budapester OB Gergely Karácsony.

Gegendemonstration zum Schutz der Kinder

Die Demonstration traf aber auch auf Proteste. Am Heldenplatz versammelten sich Gegendemonstranten der rechten Mi Hazánk mit Transparenten, die sich gegen die LGBTQ-Bewegung richten. Für die internationale konservative Lobbyorganisation CitizenGO erklärte ihr Programmverantwortlicher Béla Teleki gegenüber der amtlichen Nachrichtenagentur MTI, man sei gekommen, um die schweigende Mehrheit zu repräsentieren, die stolz auf Heimatland und Familie ist. CitizenGO wolle verhindern, dass die LGBTQ-Ideologie in die Familien eindringt und die Gesellschaft verändert. Die Gegendemonstranten richteten ihre Aufmerksamkeit besonders auf den Kinderschutz und stellten sich gegen die Forderungen der Pride-Bewegung, das Kinderschutzgesetz abzuschaffen und Teile des Grundgesetzes zu ändern. Teleki betonte, dass Kinder vor der LGBTQ-Ideologie geschützt werden müssten.

Während die Teilnehmer des Budapest Pride-Marsches auf der Bühne der Vajdahunyad-Burg mit musikalischen Darbietungen und Reden von Aktivisten unterhalten wurden, hält die Debatte um LGBTQ-Rechte und gesellschaftliche Werte in Ungarn weiter an.

Österreicher sind promiskuitiver als Deutsche, zeigt eine Studie von Singlebörsen Vergleich

Österreicher zeigen eine höhere Promiskuität im Vergleich zu Deutschen, mit signifikanten Unterschieden in der durchschnittlichen Anzahl der Sexualpartner, dem Interesse an Affären und den gesetzlichen Perspektiven auf Prostitution.

In einer aktuellen Studie von Singlebörsen Vergleich wurden interessante Unterschiede im sexuellen Verhalten und den Einstellungen von Österreichern und Deutschen festgestellt. Die Analyse zeigt, dass Österreicher im Durchschnitt promiskuitiver sind als ihre deutschen Nachbarn, insbesondere was die Anzahl der Sexualpartner, das Interesse an Affären und die Regelungen zur Prostitution betrifft.

Wichtige Erkenntnisse:

Alter beim ersten Geschlechtsverkehr:

Österreicher verlieren ihre Jungfräulichkeit im Durchschnitt etwas früher als Deutsche, nämlich mit 17,3 Jahren im Vergleich zu 17,6 Jahren in Deutschland.

Anzahl der Sexualpartner:

Österreicher haben durchschnittlich 9,7 Sexualpartner im Laufe ihres Lebens, während Deutsche im Durchschnitt 5,8 Partner haben.

Sexuell übertragbare Krankheiten (STDs):

In Deutschland gibt es 15.055 Fälle von sexuell übertragbaren Krankheiten pro 100.000 Menschen, während es in Österreich 11.724 Fälle pro 100.000 Menschen sind.

Gesetzliche Regelungen zur Prostitution:

Prostitution ist in Deutschland vollständig legal, während sie in Österreich nur teilweise legal ist.

Interesse an Affären und One-Night-Stands:

Österreicher zeigen ein 14% höheres Interesse an Affären als Deutsche.

Im Gegensatz dazu sind Deutsche 64% mehr an One-Night-Stands interessiert als Österreicher.

Deutsche sind auch 66% stärker an polyamoren Beziehungen interessiert als Österreicher.

Ein Blick auf die Daten

Tim Vowden, Datenanalyst bei Singlebörsen Vergleich, kommentiert die Ergebnisse: “Die Daten zeigen, dass Österreicher eine liberalere Einstellung zu sexuellen Beziehungen haben als Deutsche. Während Österreicher im Laufe ihres Lebens mehr Sexualpartner haben, zeigen Deutsche ein größeres Interesse an vielfältigeren Formen von sexuellen Beziehungen, wie One-Night-Stands und Polyamorie.”

Diese Unterschiede deuten auf kulturelle Unterschiede im sexuellen Verhalten und in den Einstellungen hin. Das frühere Durchschnittsalter beim Verlust der Jungfräulichkeit in Österreich und die höhere Anzahl der Sexualpartner weisen auf eine offenere Einstellung zur sexuellen Aktivität hin. Die höhere Rate an STDs in Deutschland könnte mit dem größeren Interesse an gelegentlichen sexuellen Begegnungen zusammenhängen.

Prostitution und gesetzliche Perspektiven

Auch der rechtliche Status der Prostitution in beiden Ländern bietet einen interessanten Hintergrund für diese Erkenntnisse. In Deutschland, wo Prostitution vollständig legal ist, gibt es eine höhere gemeldete Rate an STDs. Die teilweise Legalisierung der Prostitution in Österreich könnte zu der niedrigeren STD-Rate beitragen und darauf hinweisen, dass es einen möglichen Zusammenhang zwischen rechtlichen Rahmenbedingungen und Gesundheitsauswirkungen gibt.

Vowden fügt hinzu: “Rechtliche Rahmenbedingungen zur Prostitution können die Dynamik von sexuellen Beziehungen und Gesundheitsauswirkungen beeinflussen. Das vollständig legale Prostitutionsumfeld in Deutschland könnte zu den höheren STD-Raten beitragen, die wir sehen.”

Interesse an Affären und Beziehungsvielfalt

Die Studie zeigt auch unterschiedliche Interessen an Affären und Beziehungsvielfalt. Das höhere Interesse der Österreicher an Affären könnte auf eine kulturelle Nuance in Richtung langfristiger, aber variierter sexueller Beziehungen hinweisen. Im Gegensatz dazu deutet die deutsche Vorliebe für One-Night-Stands und polyamore Beziehungen auf eine breitere Akzeptanz von nicht-traditionellen Beziehungsmodellen hin.

Fazit

Die Studie von Singlebörsen Vergleich bietet wertvolle Einblicke in das sexuelle Verhalten und die Einstellungen von Österreichern und Deutschen. Diese Daten unterstreichen, wie wichtig es ist, kulturelle Kontexte zu verstehen, wenn es um sexuelle Gesundheit und Beziehungsdynamiken geht.

“Das Verständnis dieser Unterschiede ist entscheidend für die Entwicklung gezielter Kampagnen zur sexuellen Gesundheit und Politiken,” schließt Vowden. “Unsere Ergebnisse betonen die Notwendigkeit für kulturell angepasste Ansätze in der Sexualerziehung und im Gesundheitswesen in beiden Ländern.”

Die umfassende Analyse von Singlebörsen Vergleich bietet einen detaillierten Einblick in die unterschiedlichen sexuellen Landschaften von Österreich und Deutschland und zeigt, wie kulturelle Einstellungen und rechtliche Rahmenbedingungen das sexuelle Verhalten beeinflussen.

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