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FAZIT DES TAGES
Theater kontrolliert die Mächtigen, Theater spricht für die Ohnmächtigen.
Claus Peymann, *1937, deutscher Theaterregisseur, 1986-1999 Direktor des Wiener Burgtheaters, danach bis 2017 künstlerischer Leiter, Geschäftsführer und Alleingesellschafter des Berliner Ensembles (Berliner Ensemble GmbH)
COMMENT – FAZIT:
- Israel-Hamas-Krieg: Bejubelte israelische Rettungsaktion
- Ukraine-Krieg: harte ukrainische Nüsse für die russische Armee. Scholz will keine deutschen Soldaten in die Ukraine schicken. Latente Gefahr wie zu Zeiten des Kalten Krieges: Bundeswehr will Reservisten aktivieren.
- Beleben Großevents in der Folge Stimmung und Wirtschaft: hat die EURO 2008 den Tourismus in den Folgejahren begünstigt? – COMMENT
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Israel, Ukraine
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HELLMEYER-Report (gekürzt)
Der nächste Hellmeyer Report erscheint erst wieder am Dienstag, den 18.06.2024
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
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ISRAEL
n-tv aktuell ISRAEL
09.06.2024 10:54
Nach großer Militäroperation Vater von israelischer Geisel stirbt Stunden vor Befreiung
Die israelischen Sicherheitskräfte befreien vier Geiseln in einer großangelegten Aktion aus dem Gazastreifen. Darunter auch Almog Mei-Jan. Sein Vater erfährt allerdings nichts mehr von der wiedergewonnenen Freiheit seines Sohnes – er stirbt kurz vorher.
Vereint mit Vater und Mutter Wie Noa Argamani der Hamas entkam
Zum Geburtstag ihres Vaters gelingt der israelischen Armee die Befreiung von Noa Argamani. Bilder der 25-Jährigen, die weinend auf einem Motorrad in den Gazastreifen entführt wurde, bewegten die ganze Welt. Nach der dramatischen Rettung trifft die junge Frau Premier Netanjahu und ihre todkranke Mutter.
09.06.2024 01:31
Bruch von Kriegskabinett droht Netanjahu fordert Gantz zum Bleiben auf
Nach der spektakulären Befreiung von vier israelischen Geiseln aus Gaza demonstrieren Zehntausende in Tel Aviv für ein Abkommen mit der Hamas. Premier Netanjahu fordert seinen Rivalen Gantz auf, jetzt nicht das Kriegskabinett zu verlassen. Dessen Ultimatum lief inzwischen ab.
08.06.2024 20:56
Helfer: „Apokalyptische“ Lage Palästinenser berichten von mehr als 200 Toten
Israel feiert die Befreiung von vier Geiseln aus den Händen der Hamas-Terroristen. Die Operation lief palästinensischen Angaben zufolge blutig ab. Helfer berichten „apokalyptischen“ Zuständen in Kliniken. Palästinenserpräsident Abbas ruft das höchste UN-Gremium an.
08.06.2024 17:29
„Heroischer Triumph“ Israel jubelt über Geiselbefreiung
Acht Monate sind seit dem Terror vom 7. Oktober 2023 vergangen, vier Monate seit zuletzt Geiseln lebend aus Gaza zurückkehrten. Die Hoffnung für die mehr als 100 noch in der Hand der Terroristen befindlichen Menschen schwindet. In dieser Situation löst die Nachricht von der Befreiung von vier Geiseln Erleichterung und Jubel aus in Israe
08.06.2024 12:42
Größte Rettungsoperation Israelische Armee befreit vier Hamas-Geiseln aus Gazastreifen
Israel meldet die Befreiung von vier der beim Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas am 7. Oktober verschleppten Geiseln. Die junge Frau und drei Männer sollen in einem guten gesundheitlichen Zustand sein. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden, heißt es.
08.06.2024 08:02
Reise in vier Länder Blinken will Gaza-Waffenruhe persönlich vorantreiben
US-Präsident Biden hat einen Plan, um die Kämpfe im Gazastreifen zu stoppen. Doch weder Israel noch die Hamas stimmen bisher zu. Der amerikanische Außenminister reist deshalb nach Ägypten, Israel, Jordanien und Katar.
n-tv aktuell Nahost-Konflikt
09.06.2024 08:26
Brand an Bord bricht aus Huthis beschießen Frachter mit mehreren Raketen
Seit November attackieren die vom Iran unterstützten Huthis vom Jemen aus den Schiffsverkehr im Roten Meer und im Golf von Aden – als Unterstützung des Kampfes der Terrororganisation Hamas gegen Israel. Bei einem aktuellen Raketenangriff auf einen Frachter bricht ein Brand aus.
NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
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WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Größte Rettungsoperation Israelische Armee befreit vier Hamas-Geiseln aus Gazastreifen
Israel meldet die Befreiung von vier der beim Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas am 7. Oktober verschleppten Geiseln. Die junge Frau und drei Männer sollen in einem guten gesundheitlichen Zustand sein. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden, heißt es.
Israelische Sicherheitskräfte haben nach Armeeangaben vier Geiseln im Gazastreifen gerettet. Die aus Israel Entführten seien bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit worden. Es handelt sich den Angaben nach um eine 25 Jahre alte Frau und drei Männer im Alter von 21, 27 und 40 Jahren. Sie seien in gutem gesundheitlichen Zustand und in ein Krankenhaus in Israel gebracht worden, hieß es weiter. Sie seien aus zwei verschiedenen Orten im Zentrum von Nuseirat befreit worden.
Die Armee hatte zuvor mitgeteilt, in der Gegend Infrastruktur von Terroristen anzugreifen. Es handelt sich um die größte derartige Rettungsoperation für Geiseln seit Ausbruch des Gaza-Kriegs. An dem Sondereinsatz zur Befreiung der Geiseln seien Hunderte Soldaten beteiligt gewesen.
Die vier Israelis waren demnach beim Großangriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober verschleppt worden, als sie ein Musikfestival im Süden Israels besuchten. Bei den befreiten Geiseln handelt es sich nach Armeeangaben um die 25-jährige Noa Argamani, den 21-jährigen Almog Meir Jan, den 27-jährigen Andrey Kozlov und den 40-jährigen Schlomi Ziv.
„Sie leben. Es geht ihnen gut“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari vor Journalisten. Sie würden nun im Krankenhaus mit ihren Familien wieder vereint. Medien zeigten bereits das glückliche Wiedersehen einer 25 Jahre alten Frau mit ihren Angehörigen.
Bei der Attacke am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen mehr als 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Das beispiellose Massaker mit mehr als 1000 Toten war Auslöser des Gaza-Kriegs. Es wird befürchtet, dass ein Großteil der rund 120 Geiseln, die noch im Gazastreifen festgehalten werden, nicht mehr am Leben ist.
Das Schicksal der nun befreiten Noa Argamani, die von Terroristen auf einem Motorrad entführt wurde und dabei verzweifelt weinend um Hilfe rief, bewegte Israel. Ihre Mutter leidet an Krebs im Endstadium. Die Frau hatte immer wieder darum gebeten, ihre Tochter vor ihrem Tod noch einmal sehen zu dürfen. „Wir sind überglücklich, euch zu Hause zu haben“, sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant nach Angaben seines Büros. Er sprach von einer „heldenhaften Operation“.
Nach der Befreiung von vier aus Israel entführten Geiseln melden Palästinenser Dutzende Tote bei Angriffen der Armee auf das Flüchtlingslager Nuseirat sowie die Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens. 50 Menschen wurden getötet und Dutzende weitere verletzt, wie es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen hieß. Bisher ist unklar, ob die Menschen bei den Einsätzen der Armee zur Rettung der Geiseln ums Leben kamen. *** Quelle: ntv.de, gut/dpa/AP
UKRAINE
Karte der Ukraine
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 11:31 Ukraine wird aus „hunderten Quadratkilometern Minenfeld“ bestehen +++
Die ukrainische Regierung will explosiv verseuchtes und vermintes Gelände in einem staatlichen Register erfassen. Ziel ist es, den Entminungsstatus von Gebieten „fast in Echtzeit zu überwachen“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Besonders für Bauern wird das wichtig, um verlässlich zu wissen, ob ihre Ländereien noch kontaminiert sind oder bereits geräumt wurden. Im Kriegsgebiet werden nach Ende der Kämpfe große Gefahren lauern. „Wir haben nordkoreanische Munition aus den 50er Jahren mit einer Blindgänger-Quote von über 30 Prozent“, sagt der Sicherheitsexperte Gustav Gressel. „Die Nachkriegssituation in der Ukraine wird aus hunderten Quadratkilometern Minenfeld bestehen.“
+++ 10:55 Umfrage: 60 Prozent der Deutschen wollen Wehrpflicht +++
Eine deutliche Mehrheit der Deutschen wünscht die Rückkehr zur Wehrpflichtarmee. 60 Prozent der vom Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag der „Welt am Sonntag“ Befragten befürworten die Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht „voll und ganz“ (28 Prozent) oder „eher“ (32 Prozent). Allerdings lehnen sie auch 32 Prozent ab – davon 18 Prozent „eher“ und 14 Prozent „voll und ganz“. Die Wehrpflicht ist seit 2011 ausgesetzt. Mit Blick auf die Invasion Russlands in der Ukraine hat eine Debatte darüber begonnen, wie ein deutlicher Aufwuchs für die Bundeswehr erreicht werden kann.
+++ 10:32 Ukraine: Erstmals Russlands modernsten Kampfjet getroffen +++
Erstmals meldet der ukrainische Militärgeheimdienst einen erfolgreichen Treffer auf einen Su-57-Kampfjet. Demnach wurde das Flugzeug bei einem Angriff auf einen Flugplatz in der Region Astrachan, im Süden Russlands beschädigt. Das liegt fast 600 Kilometer von der Grenze entfernt. Satellitenbilder zeigen den Jet am vergangenen Freitag intakt, nach einem Angriff am Samstag jedoch durch Explosionen beschädigt. Gestern meldete Russland einen Drohnenangriff auf mehrere Regionen, darunter auch Astrachan. Der Su-57 ist Russlands modernster Kampfjet, der auch Marschflugkörper tragen kann. Nur wenige hat die Armee im Einsatz.
+++ 10:11 ISW: Russlands Soldaten reichen nicht für große Sommer-Offensive +++
Russland mobilisiert pro Monat 30.000 Soldaten, von denen ein Teil als Verstärkung an die Front geht. Laut Analyse des US-Institute for the Study of War (ISW) wird diese Auffüllung jedoch nicht ausreichen, um im Sommer groß angelegte Offensivoperationen an mehreren Fronten durchzuführen. Die neuen Reserven werden demnach nicht in der Lage sein, als Kräfte der ersten oder zweiten Linie zu agieren. Das jedoch wäre für eine große Offensive notwendig.
+++ 09:27 UN: Mindestens 174 ukrainische Zivilisten getötet im Mai +++
Im Mai wurden in der Ukraine mindestens 174 Zivilisten getötet und 690 verletzt. Dies ist die höchste monatliche Zahl von zivilen Opfern seit einem Jahr, meldet die UN-Mission in der Ukraine. Die UN sehen den Anstieg der Opferzahlen begründet in den intensiven Attacken der russischen Truppen in der Region Charkiw. Mehr als die Hälfte der Opfer stammen aus dieser Region des Landes.
+++ 08:50 Ukraine: Russen wollen in besetzten Gebieten Offiziere ausbilden +++
Russland plant in den derzeit besetzten Gebieten der Ukraine, Kurse anzubieten für die Ausbildung zum Offizier der russischen Armee. Das meldet die Kyiv Post und beruft sich auf einen Bericht der ukrainischen Sondereinsatztruppen. Den ausgebildeten Offizieren werden „gute Positionen im Rahmen eines Vertrags“ zugesagt. Die Kurse sollen speziell auf elektronische Kriegsführung fokussiert sein, also Arbeiten mit Radar oder auch Störsendern. Die russische Armee setzt Störsender derzeit so massenhaft ein, dass westliche Präzisionswaffen oft nicht in der Lage sind, ihr Ziel zu erreichen.
+++ 08:19 Ukrainer Generalstab meldet 1270 Verluste auf russischer Seite +++
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hat in den vergangenen 24 Stunden auf russischer Seite 1270 tote oder verwundete Soldaten gezählt. Damit beläuft sich die Zahl der Verluste seit Beginn der Komplett-Invasion laut der Ukrainer auf mehr als 518.000. Seit gestern wurden zudem 26 Panzer der Russen zerstört, ebenso viele gepanzerte Fahrzeuge, 60 Artilleriesysteme und zwei Luftverteidigungssysteme. Die Zahl zerstörter Drohnen gibt der Generalstab mit 37 an.
+++ 07:40 Ukrainer drängen russische Vorstöße im Norden zurück +++
Russland sammelt zuletzt Truppen hinter der nordöstlichen Grenze der Ukraine. Wowtschansk nahe Charkiw liegt seit Wochen unter schwerem Beschuss, Beobachter erwarten lange einen größeren Angriff in der Region. Offenbar gelingt es den Ukrainern nun aber, den Vormarsch der Russen dort einzudämmen.
Kaum noch schweres Gerät Ukrainer: Drängen russische Vorstöße im Norden zurück
+++ 07:27 NATO erwägt „ständigen Gesandten“ in Kiew, Hilfe soll verlässlicher werden +++
Die NATO erwägt, den Posten für einen ständigen Gesandten in Kiew einzurichten. Ein solcher „hochrangiger ziviler Vertreter“ würde die Unterstützung der NATO für die Ukraine koordinieren, einschließlich militärischer Hilfe durch westliche Staaten. Vergleichbar wäre das mit der Rolle der NATO während ihrer zwei Jahrzehnte dauernden Präsenz in Afghanistan. Hintergrund der Pläne für einen Gesandten: Auf dem NATO-Gipfel im Juli in Washington werden sich die Staaten wohl nicht darauf einigen können, die Ukraine zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen einzuladen. Darum sucht das Bündnis nun nach Schritten unterhalb einer solchen Zusage, mit denen es sich dennoch spürbar auf Kiew zubewegen könnte und die Unterstützung verbindlicher machen.
+++ 06:55 Ukraine will mehr direkte Verträge mit Waffenherstellern abschließen +++
Die ukrainische Regierung startet nach eigener Aussage eine neue Strategie mit Blick auf Kooperation mit Rüstungsherstellern. Ziel sind mehr direkte Verträge zwischen der Ukraine und der Waffenindustrie. Vize-Verteidigungsminister Dmytro Klimenkov unterschrieb an diesem Wochenende einen Vertrag mit einer bulgarischen Firma, wie das Nachrichtenportal „Ukrinform“ meldet. „Das erlaubt uns, moderne Waffen direkt vom Hersteller zu erhalten, und trägt zu einer schnelleren und effektiveren Modernisierung der ukrainischen Armee bei“, so Klimenkov.
+++ 06:19 Österreichische Ministerin: Deutschland hat „rote Linie überschritten“ +++
Mit der Erlaubnis für Kiew, westliche Waffen auch auf russischem Gebiet einzusetzen, haben Deutschland, Frankreich und die USA „eine rote Linie überschritten“, diese Meinung äußert die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner in einem Interview mit „Die Presse“. Sie sei darum sehr froh, dass die NATO laut Generalsekretär Jens Stoltenberg keine Truppen in die Ukraine entsenden wird. Zur Notwendigkeit, dass die Ukraine sich gegen Beschuss aus dem russischen Grenzgebiet wehren muss, wollte Tanner nichts sagen. „Als militärisch neutraler Staat steht es uns nicht zu, darüber zu richten.“
+++ 05:38 Bundeswehr: Reservistentruppe massiv verstärken +++
Im Verteidigungsministerium laufen Planungen für eine deutlich verstärkte Reserve der Bundeswehr. Diese soll auch – wie im Kalten Krieg – so ausgebildet und ausgerüstet sein, dass sie die aktive Truppe im Kampf verstärken oder ersetzen kann, sagt Generalleutnant Alexander Hoppe, Stellvertreter des Generalinspekteurs und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten, in Berlin. Ziel der Militärplaner ist es, künftig bis zu 60.000 Männer und Frauen als Reservisten in einer sogenannten Grundbeorderung zu haben, die in diesem Status für eine feste Aufgabe eingeplant und befähigt sind.
Anpassung an Sicherheitslage Bundeswehr will 60.000 Reservisten heranziehen
+++ 04:37 Bundesregierung sieht bei Macron-Plan Sicherheitsrisiken +++
Wegen Sicherheitsbedenken lehnt die Bundesregierung Pläne des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron ab, europäische Soldaten in die Ukraine zu entsenden, um künftig vor Ort ukrainische Streitkräfte auszubilden. „Das Training in der EU bietet Sicherheit, während das Risiko, dass Ausbildungseinrichtungen in der Ukraine angegriffen werden, das Training ineffizient macht“, zitiert die „Welt am Sonntag“ ein internes EU-Dokument, das der Zeitung vorliegt. Die Bundesregierung äußerte demnach schwerwiegende Sicherheitsbedenken beim Treffen der europäischen Verteidigungsminister bereits am 28. Mai.
+++ 03:20 Ukrainische Armee: Russen versuchen Durchbruch +++
Der ukrainische Generalstab verzeichnet an der Front in den vergangenen 24 Stunden insgesamt 76 Kampfhandlungen. Die angespannteste Situation herrsche an der Pokrowsk-Front. Dort wurden demnach 27 russische Angriffe registriert. Laut der Armeeführung in Kiew versuchen die Russen, von Otscheretyne nach Jewheniwka und Nowooleksandriwka durchzubrechen.
+++ 01:42 Soldatensarg-Graffitis in Paris: Drei Moldauer in U-Haft +++
Nach dem Auftauchen von Soldatensarg-Graffitis in Paris sitzen drei Verdächtige aus Moldau in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen liefen, eine „ausländische Einflussnahme“ werde nicht ausgeschlossen, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Am Freitag waren an Hausfassaden in der französischen Hauptstadt mit einer Schablone angefertigte Graffitis aufgetaucht, die einen Sarg und die Worte „Französischer Soldat in der Ukraine“ zeigen. In der Nacht zum Samstag wurden in der Nähe drei Moldauer festgenommen, die Farbsprühdosen und Schablonen bei sich hatten. Nur wenige Tage zuvor waren am Eiffelturm Särge mit der Aufschrift „Französische Soldaten in der Ukraine“ aufgestellt worden. Drei Verdächtige wurden festgenommen, darunter ein Deutscher.
+++ 00:39 UN zählen 174 tote Zivilisten in der Ukraine +++
Laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen ist der Mai mit mindestens 174 getöteten Zivilisten in der Ukraine der Monat mit den höchsten Totenzahlen seit Juni 2023. Die Ukraine hat Russland wiederholt beschuldigt, willkürlich Wohngebiete in Frontnähe zu bombardieren, um Evakuierungen zu erzwingen. Moskau weist gezielte Angriffe auf Zivilisten zurück.
+++ 23:24 Angriff auf Krankenwagen gemeldet: Drohne lässt Sprengstoff fallen +++
Der Fahrer eines Krankenwagens ist nach ukrainischen Angaben verletzt worden, als russische Truppen Sprengstoff von einer Drohne auf den Krankenwagen abwarfen. Zu dem Angriff sei es in der Gemeinde Biloserka im Süden des Landes gekommen, schreibt der Gouverneur der Oblast Cherson.
+++ 22:23 Generalstaatsanwalt: Fast alle ukrainischen Kriegsgefangenen wurden gefoltert +++
Das Foltern von Kriegsgefangenen oder Zivilisten soll beim russischen Militär weit verbreitet sein. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andriy Kostin geht davon aus, dass bis zu 90 Prozent der zurückgekehrten ukrainischen Kriegsgefangenen gefoltert wurden. Das berichtet das Nachrichtenportal „Euromaidan Press“. „Das erste so genannte Screening – ein informelles Gespräch mit zurückkehrenden Militärgefangenen – zeigt, dass bis zu 90 Prozent unserer Leute verschiedene Formen von Folter, unmenschlicher Behandlung, physischer, einschließlich sexueller, und psychischer Gewalt erleiden“, teilt der Generalstaatsanwalt mit.
+++ 21:42 Selenskyj hält russische Charkiw-Offensive für gescheitert +++
Aus Sicht des ukrainischen Präsidenten Selenskyj scheitern die russischen Truppen mit ihrer Offensive im Gebiet Charkiw. In seiner abendlichen Ansprache sagt der Präsident, er habe mit Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi über die allgemeine Lage an der Front gesprochen. Ein sehr wichtiges Ergebnis sei, dass die russischen Streitkräfte ihre Operation in Charkiw nicht durchgeführt hätten. „Wir halten sie derzeit nach besten Kräften zurück und vernichten russische Einheiten, die in unser Land eindringen und die Region Charkiw terrorisieren.“ Selenskyj zufolge ist die Charkiw-Front bereits verstärkt worden und soll weiter verstärkt werden. Am schwierigsten sei die Situation im Gebiet Donezk.
+++ 21:17 Toter und Verletzte nach Bombenangriff auf Dorf +++
Bei einem russischen Luftangriff in der Region Charkiw sei ein Mann getötet worden, teilt die Staatsanwaltschaft von Charkiw mit. Zwei Frauen seien verletzt worden. Von den Ermittlern veröffentlichte Fotos auf Telegram zeigen ein völlig zerstörtes Gebäude. Den Angaben zufolge sind im Dorf Khotimlia eine Schule, Wohn- und Geschäftsgebäude beschädigt worden.
+++ 20:43 Geheimdienst: Hunderte Kilometer entfernter Drohnenangriff war Spezialeinsatz +++
Geheimdienstkreise in Kiew bestätigen eine ukrainischen Drohnenangriff auf einen Militärflugplatz im Kaukasus. Es habe sich um einen Spezialeinsatz des Geheimdienstes gehandelt, sagt ein Vertreter vom Militärgeheimdienst HUR. Zuvor hatte der Regionalpräsident der russischen Teilrepublik Nordoessetien mitgeteilt, dass der Flugplatz Ziel eines Drohnenangriffs gewesen sei, die Flugabwehr habe drei Drohnen über der Stadt Mosdok abgeschossen. Der Angriff habe „geringfügige Schäden und Brände“ verursacht. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte nur, dass ein Drohnenangriff in der Region abgewehrt worden sei. Nordossetien liegt mehr als 700 Hundert Kilometer von der Front in der Ukraine entfernt an der Grenze zu Georgien.
+++ 20:07 Charkiws Gouverneur: Russische Angriffe lassen nach +++
Vor einem Monat starteten russische Truppen ihre Bodenoffensive im Nordosten der Ukraine, nun sollen sie ihre Kampfaktivitäten in der Region Charkiw reduziert haben. Der Gouverneur von Charkiw, Oleh Syniehubov, warnt jedoch: „Trotz des relativen Rückgangs der Aktivitäten an der Frontlinie formieren sich die Russen weiter neu und versuchen, tiefer in die Region vorzudringen. Wowtschansk – es wird gekämpft. Sinkivka und Andriivka stehen unter ständigem Beschuss. Der Beschuss hört auch nicht auf“, sagt er der Nachrichtenagentur Ukrinform zufolge im Fernsehen. Die Russen würden die Taktik der verbrannten Erde anwenden und einen Teil von Wowtschansk sowie andere Siedlungen zerstören. Seit Beginn ihrer Offensive konnten die russischen Streitkräfte mehrere Orte an der Grenze zu Russland einnehmen. Die ukrainischen Behörden haben Tausende Menschen aus der Region evakuiert.
+++ 19:26 Geheimdienst: Kollaborierender Ex-Bürgermeister nach Attentat in kritischem Zustand +++
Auf den ehemaligen Bürgermeister der ukrainischen Stadt Kupiansk soll es ein Attentat gegeben haben. Hennadii Matsehora befinde sich in kritischem Zustand, schreibt der ukrainische Militärgeheimdienst HUR, ohne die Tat für sich zu reklamieren. Das Attentat auf Matssehora sei gestern in der Stadt Staryi Oskol in der russischen Region Belgorod verübt worden. Der Geheimdienst wirft Matsehora vor, er habe freiwillig und umfassend mit dem russischen Militär kooperiert, als dieses Ende Februar 2022 in Kupiansk einmarschierte. Nachdem die Ukrainer die Stadt befreiten, floh er den ukrainischen Angaben zufolge nach Russland.
+++ 18:49 Biden verspricht anhaltende Hilfe: „Putin wird nicht in der Ukraine Halt machen“ +++
Trotz der Uneinigkeit hinsichtlich der Entsendung von Militärausbildern in die Ukraine haben die USA und Frankreich den Willen zur gemeinsamen Unterstützung des angegriffenen Landes betont. Während seines Staatsbesuchs in Frankreich sagt US-Präsident Biden, die USA stünden fest an der Seite der Ukraine und der eigenen Verbündeten. Abermals warnt er: „Putin wird nicht in der Ukraine Halt machen.“ Es ginge um viel mehr, falls es Kremlchef Wladimir Putin gelänge, die Ukraine zu unterjochen: „Ganz Europa wird bedroht sein. Wir werden das nicht geschehen lassen.“ Mehr dazu lesen Sie hier.
+++ 18:16 Scholz nach Macron-Vorstoß: Keine NATO-Soldaten in der Ukraine +++
Nach der Ankündigung des französischen Präsidenten Macron, Militärausbilder in die Ukraine schicken zu wollen, erteilt Bundeskanzler Scholz einer Entsendung deutscher Soldaten in das Kriegsgebiet erneut eine klare Absage. „Wir werden weiter verhindern, dass es zu einer Eskalation kommt“, sagt er auf einer SPD-Wahlkampfveranstaltung in Duisburg. Dazu gehöre auch die klare Aussage des amerikanischen Präsidenten Biden und von ihm selbst: „Es wird von unseren Ländern keine Soldaten in der Ukraine geben und auch nicht von der NATO.“ Mehr dazu lesen Sie hier.
„Keine US-Soldaten in Ukraine“ US-Regierung erteilt Macron eine Absage
+++ 17:31 Gouverneur: Aus Trümmern gerettete Frau ist gestorben +++
Zwei Zivilisten sind laut ukrainischen Angaben durch russische Angriffe getötet worden. Eine Frau, die zunächst aus den Trümmern eines Hauses gerettet worden war, sei im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, sagt Filip Pronin, Gouverneur der Region Poltawa. „Die Ärzte kämpften bis zur letzten Minute um ihr Leben“, schreibt er auf Telegram. Demnach war das Haus nahe der Stadt Poltawa am Freitag von einer russischen Rakete getroffen worden. In der Region Cherson wurde Behördenangaben zufolge eine 60-Jährige getötet, als die russische Armee das Dorf Dudchany beschoss.
+++ 16:58 Moskaus Statthalter in Luhansk: Zahl der Opfer nach ukrainischem Angriff gestiegen +++
Der von Moskau eingesetzte Statthalter in der teilweise besetzen ukrainischen Region Luhansk berichtet von zwei weiteren Toten nach einem ukrainischen Raketenangriff. Die Leichen seien aus den Trümmern geborgen worden, teilt Leonid Passetschnik mit. Die Zahl der Opfer sei damit auf sechs gestiegen. 60 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf die Stadt Luhansk verletzt worden. Passetschnik rief in der Region einen Trauertag aus und ließ öffentliche Veranstaltungen absagen. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar. Von Seiten der Ukraine liegt bisher keine Stellungnahme vor.
+++ 16:29 Schweizer NGO will in Russland verhaftetem Mitarbeiter helfen +++
Nach der Verhaftung einer ihrer Mitarbeiter in Russland versucht die Nichtregierungsorganisation Zentrum für humanitären Dialog ihm zu helfen. Das gelte etwa für die Suche nach einem Rechtsbeistand und den Kontakt zu russischen Behörden, teilt die in Genf ansässige Organisation mit. „Während das Verfahren voranschreitet, suchen wir weiterhin nach Informationen über die Umstände, die zu seiner Verhaftung geführt haben, und über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.“ Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass zitiert Vinatiers Anwalt damit, dass sein Mandant vor Gericht seine Schuld eingeräumt habe und schlicht nicht von der Anforderung, sich als ausländischer Agent zu registrieren, gewusst habe. Die russischen Behörden werfen ihm zudem vor, Informationen über Russlands „Militär und militärtechnische Aktivitäten“ gesammelt zu haben.
+++ 15:57 Ukrainische Flugabwehr: Nicht alle Drohnen abgefangen +++
Die ukrainischen Luftstreitkräfte erklären, die Luftverteidigung habe 9 von 13 russischen Drohnen über der zentralen Region Poltawa, den südöstlichen Regionen Saporischschja und Dnipropetrowsk sowie der Region Charkiw im Nordosten abgefangen. Der Gouverneur von Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, sagt, eine Drohne habe in der Nacht Geschäfts- und Wohngebäude beschädigt. Zuvor hatte Russland mitgeteilt, die ukrainische Armee habe russische Ziele mit 25 Drohnen attackiert. Opfer wurden nicht gemeldet.
+++ 15:25 Ukrainer haben nur noch ein Viertel ihrer Wärmekraftwerke +++
Die russische Armee hat mit ihren wiederholten Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur inzwischen große Teile der Energieversorgung des Landes lahmgelegt. 73 Prozent der großen Wärmekraftwerke seien außer Betrieb, sagt Ministerpräsident Denys Schmyhal im ukrainischen Fernsehen, wie das Portal „The New Voice of Ukraine“ meldet. Weiter wird Schmyhal zitiert: „Russland hat 50 Prozent unserer Stromerzeugungskapazität zerstört. Tatsächlich haben wir bis heute 9,2 Gigawatt Strom durch Raketen- und Drohnenangriffe verloren, das ist die Hälfte unserer Kapazität, die wir zum Beispiel im letzten Winter hatten.“ Auch 20 Wasserkraftwerke seien außer Betrieb.
+++ 14:48 Bericht: Zwei russische Soldaten nach Vergewaltigungen identifiziert +++
Journalisten des Nachrichtenportals „Kyiv Independent“ haben nach eigenen Angaben zwei russische Soldaten identifiziert, die in der Ukraine zwei Frauen vergewaltigt haben. Die Taten sollen sie im Jahr 2022 während der russischen Besatzung der Regionen Kiew und Cherson begangen haben. Laut der Dokumentation „He Came Back“, in der es um die sexuelle Gewalt durch russische Soldaten kurz nach Kriegsbeginn geht, wurden beide Soldaten bis heute nicht für ihre Verbrechen bestraft. Einer von ihnen soll sich derzeit in der besetzten Stadt Horlivka im Gebiet Donezk aufhalten. Der andere Soldat soll weitere Kriegsverbrechen begangen haben, darunter die Ermordung eines Zivilisten. Wie der „Kyiv Independent“ berichtet, sind bei den ukrainischen Strafverfolgungsbehörden seit Kriegsbeginn 292 Fälle von sexueller Gewalt durch das russische Militär registriert. Diese Zahl sei jedoch wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.
+++ 13:57 London: Russland hat neuen Schutz für Krimbrücke installiert +++
Der britische Verteidigungsnachrichtendienst hat bei Analyse von Satellitenbildern der Kertschbrücke acht Kähne entdeckt, die auf der Südseite der Brücke im Wasser liegen. „Diese Kähne wurden von den russischen Streitkräften aufgestellt, um die Brücke und die Fahrrinne zu verteidigen“ und den Anflugwinkel für ukrainische Drohnen zu verringern, heißt es in dem Bericht. Frühere Installationen waren durch Sturm beschädigt worden. Die Kertschbrücke führt vom russischen Festland auf die Krim und ist eine wichtige Route für den Front-Nachschub.
+++ 13:41 Pistorius bekräftigt: Bundeswehr muss „kriegstüchtig werden“ +++
Verteidigungsminister Boris Pistorius bekräftigt seine Formulierung, die Bundeswehr müsse „kriegstüchtig“ werden. Es gehe darum, einen Verteidigungskrieg führen zu können, wenn man angriffen werde – „also vorbereitet zu sein auf das Schlimmste, um nicht damit konfrontiert zu werden“, sagte der Verteidigungsminister heute beim Bundeswehrtag im Fliegerhorst Faßberg. Viele Sicherheitsexperten schätzen, dass Russland etwa fünf Jahre brauchen wird, um militärische Fähigkeiten für den Angriff auf einen NATO-Staat aufzubauen. Der Kreml investierte 2023 etwa 5,9 Prozent der Wirtschaftsleistung ins Militär und stockt nun auf 7 Prozent auf.
+++ 13:15 Ukraine: Südfront stark unter Beschuss, Angriffe abgewehrt +++
Auch an der Südfront versuchen russische Truppen mit unverminderter Härte vorzurücken. im Laufe des Freitags zählte die Ukraine allein 240 Aufklärungsdrohnen über der südlichen Region. Daneben kommen Artillerie, Raketen und Kampfdrohnen zum Einsatz. Die ukrainischen Streitkräfte konnten nach eigener Aussage im Raum Orichiv und Krynky drei Angriffe abwehren.
+++ 12:29 Kuleba: Eingefrorenes russisches Vermögen für Ukraine nutzen! +++
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba appelliert an die Ukraine-Unterstützer, nicht nur die Gewinne aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten zugunsten der Ukraine zu verwenden, sondern auch das Vermögen selbst. „Wir verstehen die Bedenken unserer Partner über die Folgen dieses Schrittes“, sagt Kuleba, man befinde sich damit aber auf dem Boden internationalen Rechts. In der EU liegen Vermögenswerte der russischen Zentralbank im Wert von mehr als 200 Milliarden Euro auf Eis. Mit der Frage, ob nicht nur die Zinsen, sondern auch das Geld selbst genutzt werden könnte, beschäftigen sich auch die G7 auf ihrem Gipfel in der kommenden Woche in Italien.
+++ 11:55 Bei Charkiw: Russen feuern sogar auf Kühe +++
ntv-Reporterin Kavita Sharma reist nach Charkiw und besucht Menschen, denen die russischen Angriffe alles genommen haben – ihr Familie, ihr Heim. Auf einem Bauernhof haben die Russen sogar Kühe beschossen.
„Wenn sie sich das leisten können“ Russen feuern sogar auf Kühe – Bauer sammelt Geschosse
+++ 11:34 Scholz: „Putin wird nicht durchkommen“ +++
Kurz vor der Europawahl hat Bundeskanzler Olaf Scholz seine Haltung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und zur Unterstützung des Landes bekräftigt. „Russland wird nicht durchkommen mit seinen imperialistischen Plänen“, sagt Scholz in einer Videobotschaft. „Putin muss erkennen, dass er seinen brutalen Feldzug nicht gewinnen kann.“ Friedenspolitik heiße, „dass wir die Ukraine unterstützen, ihre Unabhängigkeit und Souveränität zu verteidigen“.
+++ 10:57 Ukrainische Drohne attackiert Flugplatz im Kaukasus +++
Nach Angaben aus Moskau hat es eine ukrainische Drohne bis in die Teilrepublik Nordossetien im Kaukasus geschafft. Der Gebietschef dort teilt mit, Ziel sei ein Militärflugplatz gewesen. Medien zufolge war es das erste Mal seit Kriegsbeginn, dass eine ukrainische Drohne das mehr als 700 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt gelegene Nordossetien erreicht. Von dem Flugplatz aus starten Kampfjets für Angriffe auf die Ukraine, zum Beispiel mit Gleitbomben. Die ukrainische Armee setzt verstärkt darauf, Infrastruktur auf russischem Boden zu schädigen, um so die Kriegslogistik und Nachschubwege zu stören.
+++ 10:20 Front bei Pokrowsk: Eine ukrainische Brigade wehrt drei russische ab +++
Laut ukrainischer Armee greifen russische Truppen an der östlichen Front weiter äußerst massiv an. Im Raum Pokrowsk müsse eine heimische Panzer-Brigade aktuell drei russische Kampfbrigaden abwehren. Die Front bei Pokrowsk sei das Epizentrum der Kämpfe. Der Ort liegt westlich von Otscheretyne, das vor kurzem von den Russen eingenommen wurde. „Hier versucht der Feind, in die Tiefen unseres Territoriums vorzustoßen“, heißt es im Bericht. „Mit riesigen Reserven an Kräften füllen die Russen ihre großen Verluste schnell wieder auf und werfen immer wieder neue Soldaten in die Schlacht. Das Kämpfen hört nicht für einen Moment auf.“
+++ 09:48 Moskau meldet ukrainische Drohnenattacken +++
Die Ukraine hat russische Ziele in der Nacht auf Samstag laut Moskauer Angaben mit insgesamt 25 Kampfdrohnen attackiert. Abgewehrt worden sind laut Verteidigungsministerium Drohnen unter anderem in den Grenzregionen Rostow, Brjansk und Belgorod. Auch die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim war Ziel der Drohnen-Attacken.
+++ 09:12 Sharma: Russen treiben „Keil zwischen ukrainische Kampfstellungen“ +++
Besonders in der Region Donezk bleibt die Kriegslage angespannt. Russische Truppen scheinen zu versuchen, ein Szenario umzusetzen, vor dem Experten gewarnt haben, wie Kavita Sharma aus der Ukraine berichtet.
Sharma zur Lage an der Front Russen treiben „Keil zwischen ukrainische Kampfstellungen“
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
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WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
Neue US-Hilfszusagen für die Ukraine geringer als verkündet – 6.6.2024
Das lange erwartete neue Hilfspaket der USA vom 24. April fällt für die Ukraine geringer aus als zunächst erwartet. Von den gemeldeten 61 Mrd. US-Dollar können nur etwa die Hälfte, 31,5 Mrd. US-Dollar, als direkte Hilfen für die Ukraine identifiziert werden. Der Rest sind größtenteils Mittel für das US-Verteidigungsministerium, die der Ukraine zwar über Umwegen helfen können, aber keine direkten Hilfen darstellen. Damit ist das aktuelle US-Hilfspaket deutlich geringer als das vom Dezember 2022, das direkte Hilfen in Höhe von 39,5 Mrd. US-Dollar umfasste. Es besteht weiterhin eine große Diskrepanz zwischen der der Ukraine zur Verfügung gestellten Luftabwehrausrüstung und den Lagerbeständen der Geberstaaten. Dies geht aus der jüngsten Aktualisierung des Ukraine Support Trackers hervor, welche Hilfen bis zum 30. April 2024 erfasst.
Im März und April hat Europa neue Hilfen in Höhe von etwa 9,8 Mrd. Euro an die Ukraine zugewiesen. Die USA haben aus ihrem neuen Paket etwa 7 Mrd. Euro an die Ukraine zugewiesen, vorrangig für Militärhilfen.
Die gesamten Hilfszusagen der USA steigen mit dem neuen Paket auf 98,7 Mrd. Euro, wovon 24,7 Mrd. Euro noch zugewiesen werden müssen. Europas Hilfen summieren sich nun auf 177,9 Mrd. Euro, die Lücke zwischen Zusagen und Zuweisungen ist mit 75,8 Mrd. Euro aber weiterhin groß.
Der größte Teil der neuen US-Hilfszusagen in Höhe von 31,5 Mrd. US-Dollar, nämlich 13,7 Mrd. US-Dollar, ist für die Beschaffung neuer Waffen vorgesehen. Darüber hinaus wird die „Presidential Drawdown Authority“, die es dem US-Präsidenten ermöglicht, schnelle militärische Hilfe aus den Beständen zu leisten, um 7,8 Milliarden US-Dollar erhöht. Außerdem enthält das neue Paket Mittel in Höhe von 1,6 Mrd. US-Dollar für den Kauf von US-Militärausrüstung oder -dienstleistungen. Neben diesen militärischen Hilfen unterstützt das neue Paket die Ukraine mit Finanzmitteln in Höhe von 7,9 Mrd. US-Dollar.
„Das neue US-Hilfsgesetz sieht wichtige Mittel für die militärische Unterstützung der Ukraine vor, die Mittelbindungen sind jedoch im Vergleich zu früheren Gesetzesentwürfen relativ gering, und die Auszahlung der Hilfe scheint bisher nur langsam zu erfolgen“, sagt Christoph Trebesch, Forschungsdirektor am IfW Kiel und Leiter des Ukraine Support Trackers.
Fehlende Luftabwehrausrüstung
Von den 7,3 Mrd. US-Dollar (6,8 Mrd. Euro), die von den USA im März und April für das Militär bereitgestellt wurden, entfielen etwa 6 Mrd. US-Dollar auf die Beschaffung verschiedener Waffen von der US-Rüstungsindustrie, darunter Patriot- oder NASAMS-Raketen.
Aber weder in den neuen US-Paketen noch in den jüngsten europäischen Geber-Initiativen ist wichtiges Militärgerät wie Startgeräte (Launcher) für die ukrainische Luftverteidigung enthalten, um die das Land bittet.
Es besteht nach wie vor eine große Diskrepanz zwischen Startgeräten (Launcher), die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden, und den Beständen der Geberstaaten.
Allein die USA hatten 480 Startgeräte im Vorkriegsbestand, Frankreich hatte 40, Deutschland 30, Italien 20 und die Niederlande 18.
Im Vergleich zu den großen nationalen Beständen an Startgeräten sind die Beiträge für die Ukraine verschwindend gering. Bislang wurden der Ukraine nur 44 Startgeräte zur Verfügung gestellt, d.h. gerade einmal 7 Prozent des gesamten Vorkriegsbestandes der Länder, die die Ukraine bislang in der Luftabwehr beliefert haben.
„Trotz wiederholter Bitten der Ukraine ist die Bereitstellung von Flugabwehrsystemen nach wie vor unzureichend“, so Christoph Trebesch. „Es ist überraschend, dass die Spenden für Abwehrwaffen, deren Hauptzweck der Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur vor russischen Bombardierungen ist, besonders langsam sind. Bei der Luftverteidigung braucht die Ukraine eine besser koordinierte und aktivere Reaktion der westlichen Verbündeten.“
Über den Ukraine Support Tracker
Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen an die Ukraine seit dem 24. Januar 2022 (aktuell bis April 2024). Berücksichtigt sind 41 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7, Australien, Südkorea, Türkei, Norwegen, Neuseeland, die Schweiz, die Türkei, China, Taiwan, Indien und Island. Erfasst sind Hilfen von den Regierungen dieser Länder an die ukrainische Regierung; Hilfen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank sind separat aufgeführt; private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.
Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt. Der Ukraine Support Tracker wird laufend erweitert, korrigiert und verbessert. Rückmeldungen und Kommentare zu unserem Methodikpapier und Datensatz sind sehr willkommen. Sie erreichen uns unter ukrainetracker@ifw-kiel.de oder unser Feedbackformular.
Mehr Informationen und alle Detaildaten finden Sie auf der Webseite des Ukraine Support Trackers
G7 wird über russische Vermögenswerte und Chinas Überkapazitäten reden – Kreise
Die Bundesregierung erwartet beim dreitägigen Treffen der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7) in Italien Fortschritte über die Verwendung von eingefrorenen russischen Vermögenswerten zugunsten von Ukraine-Hilfen. Dabei sei für Deutschland wichtig, dass man hier gemeinsam mit der Europäischen Union vorgehe, wie ein hochrangiger Regierungsbeamter in Berlin sagte. Beim Treffen wird laut Deutschland auch das Thema der China und Überkapazitäten zur Sprache kommen. Es gebe Bedenken der G7, aber Deutschland sehe keine fundamentale Verschärfung der Situation seit dem vergangenen G7-Gipfel vor einem Jahr. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werde bei dem Treffen mit seinen Kollegen kommende Woche seine Skepsis gegenüber Importzöllen auf chinesische Elektroautos deutlich machen, so der Beamte.
Regierung will keine deutschen Soldaten in die Ukraine schicken
BERLIN (Dow Jones)–Die Bundesregierung lehnt Pläne des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron ab, europäische Soldaten in die Ukraine zu entsenden, um künftig vor Ort ukrainische Streitkräfte auszubilden. Laut einem internen EU-Dokument, das der „Welt am Sonntag“ vorliegt, äußerte die Bundesregierung beim Treffen der europäischen Verteidigungsminister am 28. Mai schwerwiegende Sicherheitsbedenken.
„Das Training in der EU bietet Sicherheit, während das Risiko, dass Ausbildungseinrichtungen in der Ukraine angegriffen werden, das Training ineffizient macht“, heißt es in dem vertraulichen Bericht über die Argumentation Deutschlands und Ungarns während des Ministertreffens. Die dortige Ausbildung „beinhalte mehr Risiken als es zu handfesten Ergebnissen führt“, argumentierten Berlin und Budapest.
Macron will in wenigen Tagen ein Bündnis zur Entsendung westlicher Militärausbilder in die Ukraine schmieden. Mehrere Partner hätten bereits zugesagt, sagte der französische Präsident.
Wie die „WamS“ unter Berufung auf informierte EU-Diplomaten berichtet, hat der französische Generalstabschef Thierry Burkhard in der vergangenen Woche an die USA und knapp zehn europäische Staaten – darunter Großbritannien, die Niederlande, Polen, Dänemark und die drei baltischen Staaten – ein Schreiben gerichtet, in dem er sie zu einer multinationalen „Koalition der Willigen“ einlädt.
Dabei überging Paris laut „WamS“ Deutschland – es wurde gar nicht eingeladen, an der Ausbildungsmission teilzunehmen.
Scholz will im Globalen Süden für Ukraine-Politik werben
Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will bei der internationalen Friedenskonferenz für die Ukraine in der Schweiz am kommenden Wochenende weitere Länder für ein gemeinsames Vorgehen in der Ukraine-Politik gewinnen.
„Ich werde dort vor allem bei den Vertretern aus Asien, Afrika und Südamerika dafür werben, dass wir Russland gemeinsam klarmachen: Wir stehen zum Völkerrecht und zur Charta der Vereinten Nationen“, sagte er in seinem am Samstag veröffentlichten Podcast „Kanzler kompakt“. „Und deshalb muss Russland seinen Eroberungskrieg beenden. Das ist der Weg zu einem gerechten Frieden.“
Zuvor wolle er Anfang nächster Woche auf der internationalen Wiederaufbau-Konferenz in Berlin „gute Bedingungen“ schaffen, „damit sich die Wirtschaft noch stärker in der Ukraine engagieren kann“, so Scholz. Auch bei dem anschließenden G7-Gipfel solle es um eine langfristige Unterstützung der Ukraine gehen.
„Putin muss erkennen, dass er seinen brutalen Feldzug nicht gewinnen kann. Dass es nur einen gerechten Frieden geben kann für die Ukraine“, sagte der Kanzler weiter. Daran arbeite man „unermüdlich“. „Um das ganz klar zu sagen: für Frieden zu arbeiten heißt nicht, einfach die weiße Fahne zu hissen.“ Frieden brauche Diplomatie, „überall in der Welt“. „Und Frieden braucht in der Zeitenwende eine starke Bundeswehr, die dafür sorgt, dass niemand es wagt, uns anzugreifen.“
Friedenspolitik heiße, „dass wir die Ukraine unterstützen, ihre Unabhängigkeit und Souveränität zu verteidigen und dass wir dabei besonnen bleiben, dass wir Gefahren immer abwägen, dass wir uns wieder und wieder und wieder mit unseren Partnern und Verbündeten abstimmen“, sagte der Kanzler.
Wehrpflicht: Tausenden ukrainischen Männern droht auch in Österreich Ungemach
Die Ukraine braucht dringend Soldaten und erhöht den Druck auf Männer im wehrfähigen Alter, die ins Ausland geflüchtet sind
Die ukrainische Armee benötigt mehr Soldaten an der Front. Ende des Vorjahres sprach Präsident Wolodymyr Selenskyj von rund 450.000 bis 500.000 Männern, die der Armee fehlten. Viele von ihnen leben seit Kriegsausbruch im Ausland. Allein in Deutschland sind mehr als 250.000 ukrainische Männer im wehrfähigen Alter gemeldet. In Österreich haben sich seit Jänner laut Eurostat-Daten und Erhebungen der Statistik Austria zwischen 13.700 und 14.500 Männer aus der Ukraine im Alter zwischen 18 und 60 Jahren aufgehalten.
Die Frankfurter Allgemeine berichtete kürzlich von ersten Fällen, dass Pässe ukrainischer Männer nicht mehr ausgestellt werden, zumal die Konsulardienste für ukrainische Männer im wehrfähigen Alter eingestellt worden seien. Tatsächlich hatte es in einer von der Ukraine veröffentlichten Verordnung geheißen, dass der Versand von Pässen an diplomatische Vertretungen der Ukraine im Ausland „nicht mehr praktiziert“ werde. Somit können ukrainische Männer im wehrfähigen Alter ihre Reisepässe künftig nur noch im Land selbst erhalten. Wer also einen Pass beantragt, muss dafür seit 24. April in die Ukraine zurückkehren.
Nach ersten Protesten von Ukrainern in Polen wurde zumindest versichert, dass sämtliche Anträge auf Reisepapiere, die vor dem 23. April eingereicht wurden, noch im Ausland bearbeitet würden. Die Maßnahme ist Teil der Bemühungen der ukrainischen Regierung, Männer zur Rückkehr in die Ukraine zu bewegen.
„Pflichten gegenüber dem Vaterland“
Außenminister Dmytro Kuleba schrieb dazu auf X in deutlichem Ton: „Unser Land befindet sich im Krieg. Wenn jemand glaubt, dass jemand weit weg an der Front kämpft und sein Leben für diesen Staat riskiert, während sich jemand anderes im Ausland aufhält und Leistungen von diesem Staat erhält, dann funktioniert das nicht. Ein Aufenthalt im Ausland entbindet einen Bürger nicht von seinen Pflichten gegenüber dem Vaterland.“
Die Situation der ukrainischen Männer im Ausland ist zweifelsohne überaus sensibel: In ihrem Heimatland werden sie als Fahnenflüchtige gehandelt, weil sie sich in Sicherheit begeben haben, während ihre Altersgenossen an der Front stehen oder ihr Leben ließen. Zum anderen sind viele mit ihren Familien vor dem Krieg geflüchtet, schlicht um zu überleben. Sie können auch auf ihr Recht, den Kriegsdienst zu verweigern, verweisen.
Österreichische Politik hält sich eher zurück
Wie geht nun die Politik im europäischen Ausland mit dieser sehr heiklen Situation um? Aus Polen oder baltischen Staaten sind Regierungsstimmen zu hören, die sich durchaus eine Auslieferung von ukrainischen Männern – sollte die Ukraine dies fordern – vorstellen können. In Deutschland versucht die dortige Politik das Thema erst gar nicht groß aufkommen zu lassen. Auch Österreich hält sich eher zurück. Denn noch gibt es laut Auskunft der Caritas keine Betreuungsfälle in dieser Causa. Aus dem österreichischen Innenministerium heißt es lediglich, „die Lage im Hinblick auf Auslieferung ist aktuell so, dass es nach geltendem Recht nicht möglich ist, wehrdienstfähige ukrainische Männer aus Österreich in die Ukraine zu bringen“.
https://6b367c654a00c48289ea5418f782caad.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-40/html/container.html Bloß auf die gegenwärtige Rechtssituation verweist auch die SPÖ. Ukrainerinnen und Ukrainer in Österreich seien „Kriegsvertriebene laut EU-Recht und österreichischem Recht. Es gibt eine gesetzliche Grundlage für ihren rechtmäßigen Aufenthalt, aber keine für ihre Ausweisung“, heißt es aus dem roten Parlamentsklub.
Differenzierter sieht es NEOS-Generalsekretär und -Verteidigungssprecher Douglas Hoyos: „EU-rechtlich gesehen haben alle Ukrainerinnen und Ukrainer unabhängig von ihrem Geschlecht einen Anspruch auf einen Aufenthaltstitel, sobald sie in ein EU-Land einreisen“, sagt Douglas Hoyos mit Verweis auf die ‚Temporary Protection Directive‘ der EU. Solange diese Aufenthaltstitel gültig seien, werde es daher wohl „keine Außerlandesbringungen“ geben, sagt Hoyos.
Grüne unterstützen Wehrdienstverweigerer
Mit einer klaren Positionierung für Wehrdienstverweigerer reagieren die Grünen auf STANDARD-Anfrage: „In einer liberalen Demokratie muss es auch das Recht auf Verweigerung aus Gewissensgründen geben. Es ist eine Entscheidung, die sich gerade in der Ukraine niemand leichtmacht. Viele Menschen, die hier sind, arbeiten tagtäglich daran, die Ukraine, so gut sie können, zu unterstützen. Klar ist auch, dass Aufenthaltstitel auch ausgestellt oder verlängert werden können, wenn es für die Betroffenen nicht möglich ist, einen gültigen Reisepass zu erlangen – das ist geltende Gesetzeslage und Praxis“, heißt es im Grünen-Statement. (Walter Müller, 7.6.2024)
Weiterlesen:
- Besuch bei Soldaten im Donbass: „Die einzige Stabilität ist der Krieg“
- Macron und Scholz unbeeindruckt von Putins Drohungen gegen Nato und Ukraine
ZENTRALBANKEN
EZB-Präsidentin Lagarde will bei Leitzinsen Fuß auf Bremse lassen
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, macht nach der jüngsten Leitzinssenkung deutlich: Mit weiteren schnellen Zinsschritten nach unten ist nicht zu rechnen. Die Inflation im Euro-Raum befinde „sich aktuell auf gutem Weg, gegen Ende des kommenden Jahres die Marke von zwei Prozent zu erreichen“, heißt es in einem Beitrag Lagardes, den am Samstag die EZB im Internet und mehrere europäische Medien veröffentlichten. „Wir haben große Fortschritte gemacht, aber unser Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei.“
„Es wird jedoch noch eine ganze Weile dauern, bis die Inflation komplett aus der Wirtschaft verbannt ist. Bis dahin wird nicht alles glattlaufen. Wachsamkeit, Einsatz und Durchhaltevermögen werden auf diesem Weg gefragt sein“, schreibt die EZB-Präsidentin.
„Aus diesem Grund müssen die Zinsen so lange restriktiv bleiben, wie es notwendig ist, um auf Dauer Preisstabilität sicherzustellen. Mit anderen Worten: Wir müssen den Fuß noch eine Weile auf der Bremse lassen, wenn auch nicht mehr ganz so fest wie bisher“, führte Lagarde aus.
„Für unsere künftigen geldpolitischen Beschlüsse wird entscheidend sein, ob wir weiter beobachten können, dass die Inflation zeitnah auf unseren Zielwert zurückkehrt, der Preisdruck in der Wirtschaft insgesamt nachlässt und unsere Geldpolitik weiter effektiv gegen die Inflation wirkt. Diese Faktoren werden vorgeben, wann es an der Zeit ist, die Bremse weiter zu lösen“, erläuterte die Notenbankchefin.
Die EZB hatte die Leitzinsen am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Es war die erste Zinssenkung nach einem steilen Anstieg der Zinsen zur Bekämpfung der Inflation ab Juli 2022. Knapp neun Monate blieb das Zinsniveau auf einem Rekordhoch.
Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, liegt nun bei 3,75 Prozent. Der Zins, zu dem sich Kreditinstitute Geld bei der Notenbank besorgen können, beträgt nach der Senkung 4,25 Prozent./brd/DP/he
MELDUNGEN
WEITERE MELDUNGEN
ANALYSE – Big-Mac-Index: Der etwas andere Wechselkurs
Ökonomiestudenten lieben den Big-Mac-Index, weil er das Zusammenspiel von Wechselkurs und Preisniveau so anschaulich macht. Seine Aussagekraft ist allerdings eingeschränkt.
Der sogenannte Big-Mac-Index führt für mehr als 50 Länder die aktuellen Burgerpreise auf. Die Spanne ist immens (Grafik):
In der teuren Schweiz kostet der Burger umgerechnet 8,17 Dollar.
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Neben der Schweiz sind Norwegen und Uruguay auf den Plätzen mit den höchsten Big-Mac-Preisen zu finden. Die Eurozone landet mit einem Preis von 5,87 auf Rang vier. Am günstigsten ist der Big Mac aktuell in einem asiatischen Land (Grafik):
In Taiwan kostet der Big Mac nur 2,39 Dollar.
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Den Index hat eine Wirtschaftsredakteurin der britischen Zeitschrift „The Economist“ im Jahr 1968 entwickelt, um auf einfache Art und Weise zu messen, ob eine Währung über- oder unterbewertet ist. Dahinter steckt eine Vorstellung aus dem ökonomischen Lehrbuch: In der perfekten Wirtschaftswelt würden sich Wechselkurse bei freiem Handel so einpendeln, dass vergleichbare Waren in allen Ländern gleich viel kosten.
Umgerechnet in Dollar war der Big Mac im Januar 2024 in der Schweiz am teuersten und in Taiwan am billigsten.
Dass der Big Mac ein global vergleichbares Produkt ist, lässt sich kaum bestreiten: Der Fast-Food-Konzern McDonald‘s ist weltweit präsent und schreibt seinen Franchisenehmern die einzelnen Bestandteile des Burgers genau vor. Dass das Brötchen mit der Boulette keineswegs überall gleich viel kostet, ist jedoch nicht nur durch Wechselkurse im Ungleichgewicht zu erklären, sondern hat mehrere Ursachen:
Ein Burger ist kein grenzüberschreitend handelbares Produkt. Dies liegt schlicht und einfach daran, dass er verderblich ist. Ein Schweizer kann seinen Big Mac nicht in Taiwan bestellen und dadurch dort die Preise nach oben treiben oder für einen Ausgleich der Wechselkurse sorgen.
Das internationale Wohlstandsgefälle bewirkt Unterschiede im allgemeinen Preisniveau. Diese Differenzen schlagen sich auch im Burgerpreis nieder. Vor allem für die Preise von Lebensmitteln, die nicht für den Export bestimmt sind, ist die heimische Kaufkraft ausschlaggebend.
Steuern und Zölle beeinflussen den Preis für Kunden im In- und Ausland. Wenn etwa unterschiedliche Mehrwertsteuersätze zu Preisdifferenzen führen, werden diese generell nicht durch den Wechselkurs ausgeglichen, weil die nationale Mehrwertsteuer beim grenzüberschreitenden Handel nicht anfällt. Umgekehrtes gilt für Zölle: Sie treffen nur die Kunden im Ausland.
Das Wettbewerbsumfeld und die nationalen Vorlieben spielen ebenfalls eine Rolle. Welche Preise McDonald’s für einen Big Mac verlangen kann, hängt von Angebot und Nachfrage ab: Wie groß ist die Konkurrenz in der Fast-Food-Sparte? Stehen beispielsweise die Japaner genauso auf den Big Mac wie die Bundesbürger und die Amerikaner – oder bevorzugen sie einheimische Speisen?
Unterm Strich ist der Big-Mac-Index als Wechselkursmaßstab eher ungeeignet, er taugt allerdings gut dazu, die Kaufkraft des Dollars außerhalb der USA zu messen – ein Punkt, der besonders Touristen interessiert. Zumindest aus deren Warte ist es unbefriedigend, dass der Economist nur einen Durchschnittspreis für die gesamte Eurozone berechnet.
Iran: Sechs Kandidaten zu Präsidentschaftswahl zugelassen
Im Iran hat der mächtige Wächterrat eine große Mehrheit der Kandidaten von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen, damit gehen am 28. Juni insgesamt sechs Kandidaten ins Rennen, wie ein Sprecher der Wahlbehörde heute im staatlichen TV verkündete.
Das Nachsehen hatten wie in der Vergangenheit vor allem gemäßigte Kandidaten. Insgesamt 80 Iranerinnen und Iraner hatten sich für die Wahl beworben.
Dschalili aussichtsreicher Kandidat der Ultrakonservativen
Zugelassen wurde etwa Said Dschalili, der Hardliner gilt als aussichtsreicher Kandidat des ultrakonservativen Lagers und war ehemals Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen. Auch dabei ist Mohammed Bagher Ghalibaf, amtierender Parlamentspräsident und früherer General der einflussreichen Revolutionsgarden.
Auch der Bürgermeister von Teheran, Aliresa Sakani, darf antreten – sowie Amirhossein Ghasisadeh Haschemi (Vorsitzender der Stiftung für Märtyrer und Veteranen) und Ex-Minister Mostafa Pour-Mohammadi, die beide als Hardliner gelten. Als moderater Kandidat gilt Massud Peseschkian, er war zwischen 2001 und 2005 Gesundheitsminister.
Ahmadineschad und Laridschani nicht zugelassen
Abgelehnt wurden unter anderen der umstrittene Ex-Präsident Mahmud Ahmadineschad sowie der konservative Ex-Parlamentspräsident Ali Laridschani, der noch als Geheimfavorit galt.
Das Nachsehen hatten vor allem moderate Politiker und Bewerber aus dem Reformlager.Interimspräsident Mohammed Mochber wurde ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat gehandelt, registrierte sich aber gar nicht erst für die Wahl.
Die Neuwahl folgt auf den Tod von Präsident Ebrahim Raisi, der am 19. Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war. *** red, ORF.at/Agenturen
Fitch bestätigt Ukraine-Rating und erhöht Zypern
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Ratingagentur Fitch hat ihre neuen Ratingüberprüfungen bekanntgegeben, unter anderem für die Ukraine und Zypern.
Für die Ukraine hat sie die Langfrist-Einstufung bei „CC“ belassen. Das ist die letzte Stufe vor der Einleitung eines Default-Verfahrens.
Fitch erwartet, dass mit dem Ende des Rückzahlungsstops am 1. September 2024 eine Restrukturierung der Schulden auf Eurobonds eingeleitet wird.
Für Zypern ist Fitch hingegen optimistisch und erhöht das Rating auf „BBB+“ nach zuvor „BBB“. Der Ausblick ist zudem „positiv“. Als einen Grund dafür führt Fitch die sinkenden Risiken im Banksektor an.
EUROPAWAHL 9.6.2024
Österreich-bezogene Informationen dazu auf WIKIPEDIA => Wahlwerbende Parteien
Van der Bellen hofft auf Mehrheit für „vereintes Europa“
Spitzenkandidaten gaben Stimme ab
Regeln zwischen Mythos und Wahrheit
Trendprognose um 17.00 Uhr, Resultate ab 23.00 Uhr
Umfangreiche ORF-Berichterstattung in TV, Radio und Online
EU-Ratspräsident Michel kritisiert von der Leyens Wirtschaftspolitik
BRÜSSEL (Dow Jones)–Europäische Spitzenpolitiker kritisieren die Wirtschaftsbilanz von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Wir sollten der Wirtschaft stärker vertrauen“, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel zur „Welt am Sonntag“: „Unsere Unternehmen werden von zu vielen Vorschriften belastet“.
Michel fordert einen schnellen Abbau der Bürokratie: „Die EU braucht dringend weniger und klügere Regulierung“. Vor allem sieht er die Wettbewerbsfähigkeit der EU bedroht: „In den vergangenen Jahren wurde der europäische Binnenmarkt vernachlässigt. Die Folge ist, dass die Kluft zwischen uns und unseren Partnern in Bezug auf Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand wächst.“
Unternehmen klagten während von der Leyens Amtszeit oft über zu viel Regulierung. Besonders großen Unmut riefen das europäische Lieferkettengesetz und der Klimazoll CBAM hervor, ein Aufschlag für Waren aus Ländern mit lockeren Umweltvorschriften. Zudem fühlte sich die Wirtschaft im Gesetzgebungsverfahren oft nicht genug eingebunden. Gerade der „Green Deal“ hätte mehr Dialog erfordert. Bei der Wettbewerbsfähigkeit drohe die EU, den Wettlauf mit Amerika und China um die Technologien der Zukunft – etwa Elektroautos, Windräder und künstliche Intelligenz – zu verlieren.
Parlamentswahlen in Belgien und Bulgarien
Neben der Wahl des Europäischen Parlaments finden heute in Belgien und Bulgarien Parlamentswahlen statt. In Belgien sind rund acht Mio. Wahlberechtigte dazu aufgerufen, 150 Mitglieder der Abgeordnetenkammer in Brüssel zu bestimmen.
Auch die Regionalparlamente in den Landesteilen Flandern, der Wallonie und der Hauptstadtregion Brüssel sowie das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden neu gewählt.
Die Regierungsbildung in dem nach Regionen und Sprachgruppen zerklüfteten Land dürfte erneut schwierig werden. Umfragen zufolge dürfte die radikalrechte Partei Vlaams Belang aus Flandern die Nase vorn haben, in der Wallonie waren die Liberalen und die Mitte-links-Partei voran.
22 Parteien in Bulgarien auf Stimmzettel
In Bulgarien geht bereits die sechste Parlamentswahl innerhalb von gut drei Jahren über die Bühne. Zur jüngsten Regierungskrise in Sofia war es im März nach dem Bruch der prowestlichen liberalkonservativen Regierungskoalition von Ministerpräsident Nikolaj Denkow gekommen.
Zur Wahl stehen 22 Parteien und elf Koalitionen. Umfragen zufolge klar voran liegt das bis März mitregierende Mitte-rechts-Bündnis Gerb-SDS des einstigen Regierungschefs Boiko Borissow.
Entscheidung über prowestlichen Kurs
Von der Neuwahl hängt ab, ob es weiterhin eine prowestliche Regierung geben wird. Die beiden bis März regierenden, allerdings rivalisierenden prowestlichen Lager – Gerb-SDS und PP-DB – wollen am euroatlantischen Kurs Bulgariens festhalten.
Dagegen fordert die prorussische Wasraschdane unter anderem, dass die EU-Mitgliedschaft Bulgariens, das seit 2007 zur Union gehört, neu verhandelt werden und das Land nach 20 Jahren die NATO verlassen soll. *** red, ORF.at/Agenturen
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
POLITIK-BLOG/Sonntagstrend: BSW fast dreimal so stark wie Linke
Am Tag der Europawahl gibt es auch kräftige Bewegungen in den Wahlumfragen zum deutschen Bundestag. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) steht acht Monate nach offizieller Gründung fast dreimal so stark da wie die Partei, aus der sie hervorgegangen ist.
Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Insa wöchentlich für die „Bild am Sonntag“ erhebt, kommt das BSW in dieser Woche auf 8 Prozent, das ist 1 Prozentpunkt mehr als in der Vorwoche. Die Linke hingegen kommt schon seit Oktober nicht mehr über die Fünf-Prozent-Hürde, liegt aktuell wie in der Vorwoche bei 3 Prozent.
„Das BSW ist inzwischen fast dreimal so stark wie die Linkspartei und wieder auf seinem bisherigen Höchstwert von 8 Prozent, den wir so bereits am 16. und 23. Februar gemessen haben“, sagte Insa-Chef Hermann Binkert. „Das BSW ist aktuell im Trend.“
Stärkste Kraft bleibt die Union mit 30 Prozent (-1), die AfD kommt wie in der Vorwoche auf 16 Prozent und liegt damit in der Wählergunst gleichauf mit der SPD. Die Grünen (12 Prozent) und FDP (5 Prozent) verharren auf den Werten der Vorwoche – damit vertreten die regierenden Ampel-Parteien nur noch 33 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.
Die Freien Wähler bleiben bei 3 Prozent, die sonstigen Parteien könnten 7 Prozent (+/-0) der Stimmen auf sich vereinen.
ANALYSE – Wie hat sich die Kaufkraft seit der Ölkrise entwickelt?
Dass die Preise stark steigen, dieses Phänomen kannten bis vor ein paar Monaten nur ältere Menschen in Deutschland. Denn die letzte große Inflation gab es Anfang der 1970er Jahre. Damals wurden Sonntagsfahrverbote verhängt, um Sprit zu sparen. Die Bundesbank setzte außerdem den Leitzins stark herauf, was einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge hatte.
Wer in diesen Tagen Post von seinem Energieversorger bekommt, muss damit rechnen, dass sich die monatliche Abschlagszahlung für Gas oder Fernwärme im kommenden Jahr verdoppelt. Im Schnitt mussten die Verbraucher in Deutschland im Oktober 2022 rund 10 Prozent mehr für Waren und Dienstleistungen zahlen als vor einem Jahr – und auch in den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate hoch bleiben.
Hauptursache sind die hohen Energiepreise sowie andere Knappheiten, die vor allem durch die russische Invasion in der Ukraine entstanden sind. All dies führt in Deutschland nicht nur dazu, dass das Heizen teurer wird, sondern auch viele Lebensmittel, Benzin und Diesel, Reisen sowie Hunderte von anderen Dingen.
Die Ölpreiskrise Anfang der 1970er Jahre war für Westdeutschland ein gravierendes Problem, denn damals gewann die Bundesrepublik rund die Hälfte ihrer Energie aus Öl.
Es ist schon lange her, dass sich Waren und Dienstleistungen binnen kurzer Zeit derart verteuert haben: Die bislang stärkste Inflation nach den Wiederaufbaujahren gab es Anfang der 1970er Jahre, als sich nicht nur in Westdeutschland, sondern in sämtlichen Industrieländern das Preisniveau merklich nach oben bewegte. Auffällig sind die vielen Parallelen zwischen damals und heute. Auch vor 50 Jahren hatte die Bundesrepublik wirtschaftlich viele gute Jahre hinter sich – nicht zuletzt begünstigt durch eine expansive Geldpolitik der Bundesbank – und es war ebenfalls ein Krieg, der zu einer Energiekrise führte. So setzten mehrere OPEC-Staaten während des Jom-Kippur-Kriegs 1973 einen Ölboykott gegen die Verbündeten Israels ein und reduzierten die Ölproduktion um bis zu 25 Prozent.
Für die Bundesrepublik Deutschland war das ein gravierendes Problem, denn Anfang der 1970er Jahre gewann Westdeutschland rund die Hälfte seiner Energie aus Öl. Binnen kürzester Zeit vervierfachte sich der Ölpreis, der Preis für einen Liter Heizöl stieg sogar noch stärker: von rund 10 Pfennig auf 60 Pfennig. Da Energie auch schon vor einem halben Jahrhundert eine wichtige Komponente des Warenkorbs war, anhand dessen die Inflationsrate berechnet wird, stieg die Teuerung in Deutschland von knapp 2 Prozent im Jahr 1970 auf 7,9 Prozent im Dezember 1973.
Wie eine IW-Berechnung zeigt, sind für die Verbraucher in dieser Zeit die meisten Produkte trotzdem erschwinglicher geworden (Grafik):
Für fast alle Lebensmittel und sogar für Strom mussten die Westdeutschen 1974 trotz hoher Inflation weniger lange arbeiten als 1970.
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Ursache dafür waren die gestiegenen Reallöhne: Zwischen 1970 bis 1974 stiegen die Nettolöhne in der Bundesrepublik Deutschland um 51 Prozent, die Verbraucherpreise dagegen „nur“ um 27 Prozent.
Dennoch war früher nicht alles besser. Dadurch, dass die Bundesbank den Leitzins zwischen 1972 und 1973 von 4 auf 13 Prozent hochsetzte, um die steigende Inflation in den Griff zu bekommen, würgte sie gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung ab. Die Folgen für den Arbeitsmarkt waren verheerend: Waren im Jahr 1973 in Westdeutschland nur 273.000 Arbeitslose registriert, vervierfachte sich deren Zahl nahezu auf 1,1 Millionen Menschen im Jahr 1975.
Aktuell müssen Konsumenten mit Kaufkraftverlusten leben
Diese Gefahr besteht in Deutschland derzeit aufgrund des in vielen Branchen ausgeprägten Fachkräftemangels noch nicht. Erst, wenn Unternehmen die Investitionsspielräume ausgehen und die Produktion aus Kostengründen ins Ausland verlagert wird, sind Beschäftigungsrückgänge wahrscheinlich. Allerdings müssen Konsumenten in der aktuellen Krise – anders als vor einem halben Jahrhundert – sehr wohl Kaufkraftverluste hinnehmen.
Zwar sind die meisten Waren zwischen 1970 und heute für Verbraucher erschwinglicher geworden – besonders bei technischen Produkten wie Waschmaschinen, Kühlschränken und Fernsehern gibt es aufgrund des technischen Fortschritts Kaufkraftgewinne zu verzeichnen –, doch unterm Strich zahlt man derzeit drauf:
Die Verbraucherpreise lagen im Oktober 2022 um 16 Prozent über dem Jahresdurchschnitt 2019, die Nettolöhne wuchsen im selben Zeitraum jedoch im Mittel nur um 11 bis 12 Prozent.
Besonders stark zu spüren sind die Kaufkraftverluste bei Nahrungsmitteln, mit Ausnahme von Kartoffeln. Die Bundesregierung hat deshalb drei Entlastungspakete mit einem Gesamtvolumen von 200 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, um Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger in der aktuellen Krise zu unterstützen. Ab März 2023 soll zudem ein Gaspreisdeckel die Verbraucher vor steigenden Energiekosten schützen. Auch das gab es früher nicht: Während der Ölkrise in den frühen 1970er Jahren haben viele Mieter und Eigentümer wegen der hohen Energiepreise ihre Ölheizung einfach ausgeschaltet.
ANALYSE – Generation Z: Wunscharbeitszeit geht zurück
Die Generation Z startet sukzessive ins Arbeitsleben. Viele der jungen Menschen wünschen sich dabei grundsätzlich kürzere Wochenarbeitszeiten als noch vor 20 Jahren – ein Trend, der nicht nur unter jüngeren Beschäftigten zu sehen ist.
Faul, egoistisch, arbeitsscheu – so lauten gängige Vorurteile über die Generation Z (Jahrgang 2000 und jünger), die nun nach und nach ins Berufsleben startet. Doch wünschen sich die Berufsanfänger wirklich viel mehr Freizeit als früher? Das IW ist der Frage anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels nachgegangen. Das Ergebnis (Grafik):
Die 15- bis 25-jährigen Beschäftigten in Deutschland wollten 2021 im Schnitt knapp drei Stunden pro Woche weniger arbeiten als im Jahr 2001.
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Durchschnittlich gaben die Befragten 35 Stunden pro Woche als Wunscharbeitszeit an.
Die 15- bis 25-jährigen Beschäftigten in Deutschland wollten 2021 im Schnitt 35 Stunden pro Woche arbeiten – knapp drei Stunden weniger als im Jahr 2001.
Doch nicht nur die Generation Z wünscht sich mehr Zeit fürs Privatleben: Sowohl unter den 26- bis 40-Jährigen als auch in der Gruppe der über 40-Jährigen sank die gewünschte Wochenarbeitszeit in den vergangenen 20 Jahren um jeweils knapp zwei Stunden.
Beide Altersgruppen lagen zudem mit ihrer präferierten Stundenzahl unter jener der jungen Generation.
Das generell zunehmende Interesse an kürzen Arbeitszeiten ist jedoch ein gravierendes Problem für den deutschen Arbeitsmarkt. Dadurch, dass die geburtenstarke Generation der Babyboomer – das sind diejenigen, die zwischen 1955 und 1964 geboren wurden – aktuell den Arbeitsmarkt nach und nach verlässt, sinkt das Angebot an Arbeitskräften.
Um einen Ausgleich zu schaffen, müssten verbleibende Beschäftigte also noch deutlich mehr arbeiten. Da die Wünsche der Arbeitnehmer in die andere Richtung tendieren, liegt es an der Politik, längere Arbeitszeiten attraktiver zu machen – etwa indem Steuern und Abgaben vermindert werden.
Handwerkspräsident: Scholz erkennt Probleme von Standort Deutschland nicht
FRANKFURT (Dow Jones)–Handwerkspräsident Jörg Dittrich hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf die Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland Selbsttäuschung vorgeworfen. „Der Kanzler hat tatsächlich eine sehr eigene Sicht auf die Dinge“, sagte Dittrich in einem Interview der Süddeutschen Zeitung.
Scholz verweise gebetsmühlenartig darauf, dass derzeit die Rekordzahl von 46 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit alles in Ordnung sei. Die Wirtschaftsverbände fragten sich dagegen im Einklang mit vielen Ökonomen: „Ist das noch das richtige Erfolgskriterium? Oder müssten wir nicht vielmehr schauen, ob wir auch für die Zukunft gut aufgestellt sind? Ob wir genug investieren? Wie wir unser schwaches Wachstumspotenzial wieder steigern und was wir brauchen, um im Wettbewerb mit anderen Ländern weiter bestehen zu können?“, so Dittrich. Selbst die Koalitionsparteien FDP und Grüne verträten mittlerweile die Ansicht, dass strukturelle Reformen notwendig seien.
Netzagentur: Deutschland braucht 4.800 km neue Stromleitungen und 2.500 km Verstärkung
Deutschland braucht zur Vollendung der Energiewende bis 2045 rund 4.800 Kilometer neue Stromleitungen und ca. 2.500 Kilometer Verstärkung bereits vorhandener Verbindungen. Das erklärte die Bundesnetzagentur in ihrem Netzentwicklungsplan Strom 2023-2037/2045. Dieser legt den vordringlichen Ausbaubedarf im Stromübertragungsnetz fest.
37 Prozent der Deutschen wünschen EU-Rückkehr von Großbritannien
BERLIN (Dow Jones)–Vier Jahre nach dem Brexit ist die Sehnsucht der Deutschen nach einem Wiedereintritt der Briten in die EU überschaubar. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die Bild am Sonntag wünschen sich 37 Prozent die Rückkehr der Briten in die Union. Das sind fast doppelt so viele wie die 19 Prozent der Befragten, die dagegen sind. Rund 38 Prozent geben an, dass ihnen gleich ist, ob die Briten wieder eintreten oder nicht.
WMs und EMs sind keine Wirtschafts-Booster – Fußball-Großereignisse haben die Stimmung deutscher Unternehmen seither kaum verbessert
München (pte023/07.06.2024/13:55) – Die genau in einer Woche am 14. Juni in Deutschland startende Fußball-Europameisterschaft (EM) dürfte bei heimischen Unternehmen kaum zu einer Euphorie führen. Das zeigt eine Vergleichsanalyse des ifo Instituts zu WMs und EMs der vergangenen 20 Jahre.
Verhaltene Erwartungen
„Bei der WM 2006 in Deutschland gab es zunächst eine Vorfreude in den ifo-Konjunkturumfragen. In den sechs Monaten zuvor stieg die Wahrscheinlichkeit für ‚bessere Geschäfte‘ in den kommenden Monaten um 1,1 Prozent“, so ifo-Analyst Klaus Wohlrabe.
Nach der WM, so der Experte, fanden die Firmen ihre Geschäftslage etwas besser, für „gut“ stieg die Wahrscheinlichkeit um 1,1 Prozent. „Während der WM und danach gab es dann aber keinerlei Effekte mehr bei den Erwartungen. Wir vermuten Ähnliches jetzt zur EM.“
Kein Effekt in der Gastro
Untersucht hat das ifo Institut auch das Gastgewerbe, also Hotels und Gaststätten, sowie die Branche Nahrungsmittel und Getränke während der Heim-WM 2006. „Dort haben wir keinerlei bedeutsame Auswirkungen gefunden“, verdeutlicht Wohlrabe.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Firmen bei der Frage nach der aktuellen Wirtschaftslage „gut“ ankreuzen, war während einer EM um 0,5 Prozent höher. Bei den Erwartungen stieg sie um ein Prozent, so eine Langzeitanalyse seit 2005, bei der andere Einflüsse herausgerechnet wurden.
„Nach einer EM sinkt dann die Wahrscheinlichkeit leicht, dass die Firmen die beiden guten Kategorien ankreuzen. Eine Vorfreude gab es ohnehin nicht“, konstatiert ifo-Wirtschaftsforscher Wohlrabe abschließend. (Ende)
COMMENT: Beeinflusste die EURO 2008 die nachfolgenden Nächtigungszahlen im Zeitverlauf? Und die für die Gästeankünfte? Jeweils ja, so lauten meine beiden Thesen.
THESE 1: Die Stimmung mag relativ stabil bleiben, die Zahl der jährlichen Nächtigungen nicht. Sie sind ein Marker für die wirtschaftlichen Folgen nach einem Großereignis. Immerhin zeitigt der Tourismus Nebeneffekte auf primär nicht touristische Betriebe wie Bäckereien, Tischlereien, Baugewerbe usw.
Die Auswirkung der EURO 2008 zeigen rein deskriptiv die folgenden beiden Graphiken (diese werden im Blog aus organisatorischen Gründen nicht wiedergegeben):
Der Vergleich der linearen Trendlinien (lineare Regressionslinien) zeigt weniger optisch, aber statistisch: der Anstieg der Trendlinie für die Jahre bis 2008 (ca. 430.000) ist kleiner als der für die Jahre 2010 bis 2019 (ca. 730.000). Das heißt, die Nächtigungszahlen haben ab 2010 jährlich – wenn auch nur gering – stärker zugenommen als in den Jahren von 2002 bis 2008. Die Werte in den Formeln für die Regressionsgeraden beziehen sich auf die ungewöhnlichen Größenordnungen von Nächtigungszahl und Jahreszahl und deren Verhältnis zueinander.
Das Jahr 2009 wurde für die Trendberechnung nicht einbezogen; die Nächtigungszahl brach 2009 infolge der Finanzkrise ein. Würde man dieses Jahr in die Trendberechnung einbeziehen, wäre der Trendverlauf ab diesem Jahr noch steiler.
Die Jahre 2020 bis 2022 wurden ebenfalls nicht einbezogen; die Nächtigungszahlen brachen in diesen beiden Jahren infolge der Pandemie massiv auf rund ein Viertel der Nächtigungszahl von 2018 ein.
FAZIT: rein deskriptiv zeigt sich, dass möglicherweise ein Großereignis wie die EURO 2008 die Nächtigungszahlen im Zeitverlauf stärker anwachsen lassen – zumindest in Wien. Ob dieser Zuwachs ein überzufälliger für Wien und überhaupt für (europäische) Großstädte ist, wurde hier nicht untersucht.
Nebenbefunde:
- Die Nächtigungszahlen zwischen 2002 und 2008 sowie zwischen 2010 und 2019 sind bemerkenswert linear angestiegen: die blau punktierten Trendlinien – in den Graphiken kaum auszunehmen – liegen praktisch auf den jährlichen Datenpunkten.
- Der Anstieg der Nächtigungszahlen für 2019 hat sich in Bezug auf die Trendlinie nochmals verstärkt.
- Die Nächtigungszahlen haben zwischen 2002 resp. 2006 und 2019 um 221 resp. 201 % zugenommen – sie haben sich gut verdoppelt resp. verzweifacht.
Nicht untersucht wurden auch andere Faktoren in den Jahren 2002 bis 2019 wie z.B. Großkongresse und deren Anzahl und Größe je Jahr.
THESE 2: vergleicht man den Verlauf der Gästeankünfte in Wien von 2006 bis 2019, so ändert sich das Bild:
Die Anstiege für die Jahre 2006 bis 2008 sowie 2010 bis 2019 sind praktisch gleich; lediglich der Y-Achsenabstand hat sich geändert. Für alle betrachteten Jahre ergibt sich folgende Trendlinie:
Der etwas niedrigere Anstieg der Gästeankünfte in 2009 zur Zeit der Finanzkrise senkt den Anstieg, wenn auch nicht wesentlich.
Nebenbefund:
- Die Zahl der Gästeankünfte hat zwischen 2006 und 2019 um 188 % zugenommen – sie haben sich somit knapp verdoppelt.
FAZIT: Ein Einfluss auf die Zahl der Gästeankünfte hat die EURO 2008 offenbar nicht gehabt, folgt man der Deskriptivstatistik. Ob es einen statistisch überzufälligen Unterschied gibt, wurde hier nicht geprüft.
ZUSAMMENSCHAU UND INTERPRETATION: Während die Nächtigungszahlen ab 2010 im Vergleich zur Periode von 2002 bis 2008 stärker wuchsen, lässt sich das für die Zahl der Ankünfte nicht zeigen.
Was bedeutet dies?
Um das zu klären, kann man die durchschnittliche Zahl der Nächtigungen je Gastankunft und Jahr bestimmen. Das zeigt folgende Graphik:
Das bedeutet, dass die durchschnittliche Zahl an Nächtigungen je angekommenen Gast sich leicht verkürzt hat. Dies ist ein Trend, der von 2006 bis 2011 besonders ausgeprägt war, sich dann stabilisierte und seit 2017 in schwachem Aufwind ist. Die Graphik hier „übertreibt dramatisch“ diesen Rückgang; denn: 2006 kamen auf eine Gastankunft 2,38 Nächtigungen, 2019 mit 2,22 Nächtigungen je Gastankunft etwas weniger.
Nebenbefund:
- Die Zahl der Nächtigungen je Gästeankunft hat sich zwischen 2006 und 2019 um 6,6 Prozent vermindert.
Das erlaubt folgende Interpretationen für die Zeit ab 2006:
- Die Gäste wurden allgemein zahlungsschwächer ODER
- Die Gruppe der zahlungskräftigeren Gäste nahm ab ODER
- Die durchschnittlichen Preise für eine Nächtigung stiegen ab 2010; ihre weitere Zunahme erfolgte auf dem höheren Niveau ODER
- Die Gäste wählten vermehrt etwas höherpreisige Zimmer und konnten so nur etwas kürzer in Wien bleiben ODER
- Die Gäste neigten allgemein zu mehr Reisen je Jahr, sodass einzelne Reisen kürzer ausfallen ODER
- Eine Kombination von zwei, drei, vier oder aller fünf der genannten Möglichkeiten ist vorstellbar.
Somit haben meine beiden Thesen keinen substantiellen Bestand. Es müssten die Interpretationen gesondert statistisch untersucht werden an einem Datenmaterial, das diese Untersuchungen auch erlaubt.
KURZUM: weder die Stimmung noch die wirtschaftlichen Folgen – hier festgemacht an touristischen Kennzahlen – verstärken sich nach einem Großevent wie beispielsweise die EURO 2008.
FAKT IST, dass die massentouristische Belastung Wiens, insbesondere der Innenstadt, zugenommen hat: Verdoppelung der Nächtigungen, knappe Verdoppelung der Zahl der Gästeankünfte innerhalb von rund 20 Jahren.
Hierzu können unterschiedliche Faktoren beigetragen haben, z.B. ein besseres und verstärktes Marketing, ein für Touristen günstigeres Preisniveau (z.B. gesunkene Ticketpreise), eine günstigere Sicherheitslage als anderswo, eine vermehrte Attraktion Wiens durch Veranstaltungen, werbemäßiges Herausstellen von Sehenswürdigkeiten etc. etc. Auch dies müsste bei Interesse gesondert statistisch untersucht werden an einem Datenmaterial, das diese Untersuchungen auch erlaubt.
Abschließend noch ein Blick auf die österreichische Situation insgesamt für die Jahre 2002 bis 2023:
Datenquelle mit Nächtigungszahlen von 2002 bis 2022 respektive 2023, Abruf online heute:
ferner
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
SZ Österreich: Vor dem Kantersieg • Zum Tod von Brigitte Bierlein • Fußballer im Überfallmodus – C. Kahlweit, Süddeutsche Zeitung, 7.6.2024
MEDIZIN – SOZIALPSYCHOLOGIE
Studie: Energy-Drinks können plötzlichen Herztod triggern
Rochester/Minnesota – Jeder 20. jüngere Patient, der nach einem überlebten plötzlichen Herzstillstand an einer Klinik für Herzrhythmusstörungen betreut wurde, hatte vor dem Kollaps Energy-Drinks konsumiert. Laut einem Bericht in Heart Rhythm (2024; DOI: 10.1016/j.hrthm.2024.02.018 ) konnten die Kardiologen bei einigen eine genetische Ursache für die ventrikulären Herzrhythmusstörungen ermitteln.
Energy-Drinks sind bei jungen Erwachsenen beliebt. Sie enthalten neben Koffein häufig Taurin und Guarana. Alle 3 Substanzen stehen im Verdacht, die Entwicklung von Herzrhythmusstörungen zu fördern. In einer früheren epidemiologischen Studie war der Konsum von mehr als 687 mg Koffein am Tag mit einem um 44 % erhöhten Risiko auf einen plötzlichen Herzstillstand verbunden (Epidemiology, 1997; 8: 505-508). Taurin hat in einem Experiment an Kaninchenherzen die Repolarisation und die effektive Refraktärzeit verkürzt. Ventrikuläre Tachykardien konnten leichter ausgelöst werden (Journal of Cardiovascular Electrophysiology, 2022; DOI: 10.1111/jce.15458 ). Guarana enthält neben Koffein vermutlich weitere proarrhythmogene Substanzen wie Theophyllin, und es hat bei Ratten die Serumkonzentration des Antiarrhythmikums Amiodaron deutlich gesenkt (Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2012; DOI: 10.1155/2012/428560 ).
Dies alles beweist nicht, dass Energy-Drinks für gesunde junge Menschen gefährlich sind. Zumindest bei Patienten mit angeborenen Herzerkrankungen könnte jedoch Vorsicht geboten sein. Michael Ackerman von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, hat die Daten von 5.000 Patienten analysiert, die an der dortigen „Windland Smith Rice Genetic Heart Rhythm Clinic“ in den Jahren 2000 bis 2023 wegen Herzrhythmusstörungen behandelt wurden. Bei 144 Patienten ging aus den Krankenakten hervor, dass sie einen plötzlichen Herzstillstand überlebt hatten. Bei 7 dieser Patienten (5 %) wurde erwähnt, dass sie in zeitlicher Nähe zum Herzstillstand Energy-Drinks konsumiert hatten.
Eine 32-jährige Frau erlitt ihren Herzstillstand 11 Wochen nach der Geburt eines Kindes. Sie hatte vor einem Sporttraining einen Energy-Drink zu sich genommen. Der Herzstillstand trat auf, als sie sich später im Bett ausruhte. Nach Einschätzung von Ackerman könnte sie noch von der Geburt geschwächt gewesen sein, sie litt zudem unter Schlafmangel und war möglicherweise unterernährt. Diese Kombination könnte zusammen mit dem Energy-Drink der „perfekte Sturm“ gewesen sein, der zum Herzstillstand führte. Die Rhythmologen konnten bei der Frau keine spezifische Ursache finden. Sie diagnostizierten ein idiopathisches Kammerflimmern und implantierten ihr einen ICD („Implantable Cardioverter Defibrillator“).
Auch bei der 2. Patientin, einer 37 Jahre alten Frau, konnten die Kardiologen keine Ursache für den Herzstillstand ermitteln. Die Patientin hatte am Abend einen Energy-Drink zu sich genommen. Wenige Stunden später fielen ihrem Bettgenossen eine röchelnde Atmung auf. Er konnte sie mit einem Defi reanimieren. Die Patientin wurde später mit einem ICD und einem Rezept für den Betablocker Nadolol aus der Klinik entlassen.
Der 3. Patient, ein 20 Jahre alter Mann, trank vor dem Sport immer einen Energy-Drink. Er brach beim Sprint zusammen und musste reanimiert werden. Auch hier fanden die Ärzte keine Ursache. Bei der genetischen Untersuchung wurde eine Variante mit ungewisser Signifikanz im Gen ALPK3 gefunden.
Die 4. Patientin, eine 28 jährige Frau, war auf der Arbeit nach einem Streit zusammengebrochen. Die Ärzte diagnostizierten aufgrund einer Variante im Gen RYR2 eine katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie. Sie implantierten der Patientin einen Herzschrittmacher mit Defi-Funktion.
Die 5. Patientin, eine 21 Jahre alte Frau, die regelmäßig größere Mengen eines Energy-Drinks zu sich nahm, hatte erstmals im Alter von 7 Jahren eine Synkope erlitten. Später wurde eine Mutation im Gen RYR2 gefunden und eine katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie diagnostiziert. Die Patientin kollabierte nach einem Streit am Arbeitsplatz. Die Ärzte führten eine sympathische Denervierung durch und entließen sie mit Rezepten für Flecainid und Nadolol, aber ohne einen ICD.
Die 6. 42 Jahre alte Patientin hatte nach der Geburt eines Kindes eine Synkope erlitten. Jetzt konsumierte sie vor ihrem „work out“ regelmäßig einen Energy-Drink. Sie fiel beim Training vom Fahrrad, erlangte aber zunächst wieder das Bewusstsein. In der Klinik musste sie dann wegen eines Herzstillstands reanimiert werden. Sie stand unter dem Einfluss von 2 Antibiotika (Trimethoprim/Sulfamethoxazol und Azithromycin), die das QT-Intervall im EKG verlängern. Nach dem Nachweis einer Mutation im Gen KCNE1 wurde ein Long-QT-Syndrom diagnostiziert. Da sie Betablocker nicht vertrug, erhielt sie später einen ICD.
Die 7. Patientin, eine 26-jährige Frau, war nach dem Sport dehydriert, sie hatte wegen einer Diät wenig gegessen und der Energy-Drink hat dann wohl einen Kollaps getriggert. Zum Herzstillstand kam es erst in der Klinik. Die Ärzte stellten nach der erfolgreichen Reanimation die Diagnose eines Long-QT-Syndroms, das sie auf eine Variante im Gen CACNA1C zurückführten.
Alle Patienten haben laut Ackerman nach dem überlebten Herzstillstand keine Energy-Drinks mehr zu sich genommen. Der Kardiologe rät auch allen Patienten mit genetischen Herzkrankheiten, die zu einem plötzlichen Tod führen können, dringend die Risiken und Vorteile des Konsums solcher Getränke abzuwägen. © rme/aerzteblatt.de
Forschungsteam entwickelt Alternative zu Herzschrittmachern
Erlangen/Bonn – Eine Forschungsgruppe der Universitäten Erlangen und Bonn hat ein Gel entwickelt, das künftig einen Herzschrittmacher nach einem Herzinfarkt überflüssig machen könnte. Das teilte die Uni Erlangen heute mit. Erste Tierversuche hätten gezeigt, dass es erfolgreich vor Kammerflimmern und Rhythmusstörungen schützen könne.
Das Problem nach einem Infarkt seien die Narben im Herzgewebe, erklärte Felix Engel, Professor am Uniklinikum Erlangen. „Sie leiten elektrische Signale schlechter als gesundes Gewebe, was dazu führt, dass die Herzmuskelzellen nicht mehr effizient miteinander kommunizieren und zusammen im Rhythmus schlagen.“ Dadurch stürben 50 bis 60 Prozent der Betroffenen infolge eines Herzinfarkts an einem plötzlichen Herztod, der durch Herzrhythmusstörungen ausgelöst werde.
Das neue Gel könne direkt in das Narbengewebe des Herzens injiziert werden. Dadurch werde das Gewebe quasi elektrifiziert, die Herzmuskelzellen könnten wieder besser miteinander arbeiten, heißt es.
Ein Herzschrittmacher bekämpfe nur die auftretenden Herzrhythmusstörungen durch elektrische Impulse, nicht aber deren Ursache. Zudem werde das Herz durch den Schrittmacher weiter geschädigt und die Lebensqualität der Patienten eingeschränkt, auch durch psychischen Stress. Bis das Gel auch in der Praxis zum Einsatz kommen könne, sei aber noch viel Forschungsarbeit nötig. © kna/aerzteblatt.de
Partner und Freunde verlängern das Leben – Kardiologisches Risiko wird laut einer Untersuchung der Monash University deutlich reduziert
Melbourne (pte004/07.06.2024/06:05) – Enge Beziehungen zu Familie und Freunden, die es ermöglichen, über persönliche Dinge zu sprechen, verringern das Risiko von Herzerkrankungen um bis zu 30 Prozent, so eine Studie der Monash University. Die Forscher haben die Daten von 9.936 gesunden Australiern beiderlei Geschlechts im Alter von über 70 Jahren untersucht, die im Laufe von durchschnittlich sechs Jahren anfielen. Mithilfe von Modellen des maschinellen Lernens ermittelten sie relevante soziale Faktoren.
Gemeinschaft macht glücklich
Verheiratete und Menschen in einer anderen Partnerschaft beiderlei Geschlechts haben ein geringeres Risiko, an Herz-Kreislaufbeschwerden zu erkranken als Alleinlebende. Bei Männern reduziert die Nähe zu drei bis acht Verwandten, die sie um Hilfe bitten können, das Risiko um 24 Prozent, bei drei bis acht Verwandten sind es schon 30 Prozent. Die Teilnahme an wettbewerbsorientierten sozialen Aktivitäten wie Schach oder Kartenspielen führt zur Verringerung um 18 Prozent.
Bei Frauen verringert das Zusammenleben mit Partnern, Familienmitgliedern und Freunden laut den Wissenschaftlern das Risiko um 26 Prozent. Bei Frauen mit drei oder mehr Freunden, mit denen sie private Angelegenheiten besprechen können, führen zu einer 29-prozentigen Verringerung.
Austausch aller Altersgruppen
Die Ergebnisse sind laut den Experten für jeden relevant, nicht nur für über 70-Jährige, sagt Achamyeleh Birhanu Teshale. „Dieses Phänomen könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Austausch von Gefühlen mit Familienmitgliedern, Freunden oder Nachbarn Wohlbefinden und Verbundenheit fördert.“ Dies unterstricht die Notwendigkeit sozialer Angebote und staatlicher Programme, die Menschen aller Altersgruppen miteinander verbinden, so Monash-Epidemiologin Rosanne Freak-Poli.
Bekannt war zuvor schon, dass soziale Isolation, Einsamkeit, geringe soziale Unterstützung und Integration mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind. Die Rolle eines breiten Spektrums sozialer Gesundheitsindikatoren in Bezug auf dieses Risiko war jedoch noch nicht untersucht worden. (Ende)
GESUNDHEITSSYSTEM
Ermittlung gegen Ärztin in Österreich: Tochter war bei Operation dabei
Graz – Österreichische Behörden ermitteln gegen eine Chirurgin, die ihre minderjährige Tochter zu einem Eingriff in den OP-Saal mitgenommen hat. Es stehe der Vorwurf im Raum, dass die Ärztin ihr 13-jähriges Kind bei der neurochirurgischen Operation auch mitmachen ließ, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Graz heute.
Bislang lägen seiner Behörde noch keine Ermittlungsergebnisse der Polizei vor, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sollte sich der Verdacht erhärten, wäre dies ein Fall von mutmaßlicher schwerer Körperverletzung. Zuerst hatte die Kleine Zeitung über den Fall berichtet.
Nachdem die Vorwürfe bislang nicht lückenlos entkräftet werden konnten, seien die Chirurgin und ein weiteres Mitglied des ärztlichen Operationsteams Ende Mai suspendiert worden, teilte das Universitätsklinikum Graz mit. „Die Operation ist komplikationslos verlaufen“, betonte die Klinik.
Nach Angaben der Klinik steht fest, dass das Mädchen bei der Operation in der neurochirurgischen Abteilung anwesend war. Ein anonymer Hinweisgeber habe gemeldet, dass das Kind auch „aktiv daran teilgenommen“ habe. Generell sei es nur Praktikanten und Studierenden erlaubt, neben dem OP-Team bei Eingriffen dabei zu sein. © dpa/aerzteblatt.de
UMWELT – ASTROPHYSIK
Substanzen aus Reifenabrieb im Blattgemüse
Die in Autoreifen enthaltenen chemischen Substanzen können sich herauslösen und letztlich so auch in Nutzpflanzen wie Blattgemüse gelangen. Eine von Forschenden der Universität Wien und israelischen Kollegen durchgeführte, jüngst bereits bei einer internationalen Tagung in Wien vorgestellte und nun in der Fachzeitschrift „Frontiers in Environmental Science“ erschienene Studie konnte entsprechende Konzentrationen der Stoffe aus Reifenabrieb nachweisen.
Manche dieser Stoffe (Additive) und deren Transformationsprodukte „können ökologische und toxikologische Risiken“ darstellen, hieß es in einer Mitteilung der Universität Wien. Die nachgewiesenen Konzentrationen ähneln aber jenen von Medikamentenrückständen, die bekanntermaßen ebenfalls auf Umwegen in die Nahrungskette gelangen.
Autoreifen bestünden aus einer komplexen Mischung von Materialien, die ihre Leistung und Haltbarkeit verbessern. Hierzu gehörten chemische „Additive“, die Hunderte von Substanzen umfassen, hieß es. Die Reifenpartikel kommen durch Wind, Klärschlamm, der in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt wird, und Abwasser auf die Felder, wo in ihnen enthaltene Schadstoffe in das Gemüse gelangen können. Für die Studie analysierte man Proben von Salatpflanzen aus einem Supermarkt in der Schweiz sowie Feldgemüse aus Israel auf sechzehn reifenassoziierte Verbindungen hin. Die Messwerte aus dem Gemüse wurden auf die Aufnahme dieser Stoffe mit der Nahrung hochgerechnet.
„Wir haben auf Basis dessen, was Menschen in der Schweiz und Israel essen, die Aufnahme pro Tag berechnet“, wird Doktorandin Anya Sherman in der Mitteilung zitiert: Die Konzentrationen der Reifenadditive im Blattgemüse liegen z.B. bei 238 Nanogramm pro Kilogramm (ng/kg) für Benzothiazol, oder 0,4 ng/kg für den Stoff „6PPD“. Dies führe dann je nach Diät zu einer täglichen Aufnahme pro Person von 12 bis 1.296 ng für Benzothiazol, oder 0.06 bis 2.6 ng für 6PPD. „Während die Konzentrationen und tägliche Aufnahme zum Glück relativ gering sind, findet man dennoch Stoffe aus Autoreifen in der Nahrung. Da gehören sie nicht hin“, wurde Umweltgeowissenschafter Thilo Hofmann zitiert. Als nächstes will man nun die gesundheitlichen Aspekte untersuchen.
Service: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2024.1384506/full
Klimawandel verschlimmerte Hochwasser in Deutschland laut Analyse
Einer Schnellanalyse zufolge hat der Klimawandel Anteil am Ausmaß des Hochwassers in Süddeutschland gehabt. Der Starkregen, der die Überschwemmungen verursachte, sei bis zu zehn Prozent stärker ausgefallen als ohne menschengemachte Erwärmung, teilte das Forschungskonsortium Climameter am Freitag mit. El Niño und andere natürliche Klimaphänomene spielten demnach keine Rolle. Versicherer rechnen indes mit rund zwei Milliarden Euro Schaden, der Gesamtschaden liegt noch höher.
Selbst scheinbar geringe Mengen an verstärkten Niederschlägen können unverhältnismäßig große Auswirkungen haben, wie das Forschungskonsortium erklärte. Das verheerende Ahrtal-Hochwasser in Deutschland von 2021 zum Beispiel sei durch den Klimawandel um drei bis 19 Prozent verstärkt worden.
Climameter ist ein von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertes Forschungsprojekt. Die sogenannte Attributionsstudie stützt sich auf meteorologische Daten der letzten 40 Jahre, wie es hieß. Die Forschenden verglichen ähnliche Tiefdruckgebiete am Ende des 20. Jahrhunderts (1979 bis 2001) mit solchen aus den vergangenen Jahrzehnten (2002 bis 2023). Tiefdruckgebiete, wie sie jetzt in Süddeutschland auftraten, sind demnach inzwischen etwa zehn Prozent intensiver.
Massive Reduzierung der fossilen Brennstoffe notwendig
„Die Ergebnisse von Climameter zeigen, dass der durch CO2-Emissionen verursachte Klimawandel auch hoch entwickelte Länder wie Deutschland trifft und soziale, wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachen kann“, sagte der CNRS-Mitautor Davide Faranda. „Alle Bevölkerungsgruppen sind vom Klimawandel betroffen, und eine massive Reduzierung der fossilen Brennstoffe ist notwendig, um die Gefahren von Klimaextremen in einer sich erwärmenden Welt zu verringern.“
Derzeitige Maßnahmen nicht ausreichend
Mitautorin Erika Coppola vom International Centre for Theoretical Physics (ICTP) bei Triest erklärte, dass selbst in einem Land wie Deutschland mit gut für Hochwasser präparierten Flussufern die derzeitigen Maßnahmen nicht mehr ausreichten, um die gestiegenen Abflussmengen zu bewältigen. „Es müssen Strategien und neue Maßnahmen ergriffen werden, um der steigenden Wahrscheinlichkeit ähnlicher Hochwasserereignisse zu begegnen, die im Vergleich zur Vergangenheit immer häufiger auftreten und aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels voraussichtlich weiter zunehmen werden.“ Coppola betonte: „Es gibt keinen Zweifel und keine Zeit zu verlieren, denn diese Veränderungen finden bereits heute statt.“
Die Überschwemmungen in Bayern und Baden-Württemberg kosten die deutschen Versicherer Milliarden. „Wir erwarten versicherte Schäden in einer Größenordnung von etwa zwei Milliarden Euro“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Freitag in Berlin. „Weil insbesondere an der Donau das Hochwasser noch nicht abgelaufen ist, haftet dieser Schätzung noch eine gewisse Unsicherheit an“, fügte er hinzu. Der Gesamtschaden aus dem Hochwasser im Süden dürfte aber weit höher liegen: Öffentliche Infrastruktur wie Straßen und Brücken ist in aller Regel nicht versichert. Zudem ist nur ein Teil der Häuser gegen Überschwemmungen versichert: In Bayern liegt die Quote bei rund 47 Prozent, in Baden-Württemberg bei 94 Prozent.
Am vergangenen Wochenende hatten Unwetter zu schweren Regenfällen und Überschwemmungen vor allem in den deutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg geführt. Mehrere Menschen starben, Tausende mussten in Sicherheit gebracht werden, es kam zu Erdrutschen und Dammbrüchen.
Webb-Teleskop findet völlig andere Umgebung für Planetenentstehung
Eine völlig andere Umgebung für die Planetenentstehung hat ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung mit Hilfe des James Webb-Weltraumteleskops (JWST) entdeckt. Wie die Wissenschafter im Fachjournal „Science“ berichten, fand sich in der planetenbildenden Scheibe rund um einen mehr als 600 Lichtjahre entfernten massearmen Stern die reichhaltigste Kohlenwasserstoffchemie, die bisher in einem solchen Planetenentstehungsgebiet beobachtet wurde.
Astronomen und Astronominnen aus elf europäischen Ländern untersuchen im Projekt MINDS mit Hilfe des Mid-Infrared Instruments (MIRI) an Bord des JWST die Bedingungen in den inneren Bereichen protoplanetarer Scheiben um junge Sterne. Diese Scheiben bestehen aus Gas und Staub, aus denen sich Gesteinsplaneten bilden können. Speziell Sterne mit sehr geringer Masse – weniger als ein Drittel der Masse unserer Sonne – beherbergen häufiger als andere Sterntypen solche erdähnlichen (terrestrische) Planeten in ihrer Umlaufbahn.
Deshalb haben die Forscher um Aditya Arabhavi von der Universität Groningen (Niederlande) die chemische Zusammensetzung der Staub- und Gasscheibe um „ISO-Chal 147“, ein Stern mit 0,11 Sonnenmassen, im Sternentstehungsgebiet Chamäleon I mit dem MIRI untersucht. Der Astrophysiker Manuel Güdel von der Universität Wien war an der Entwicklung dieses JWST-Instruments federführend beteiligt, ebenso wie an der aktuellen Analyse.
Vielzahl von kohlenstoffhaltigen Molekülen
„Wir sind erstaunt über die zahlreichen Kohlenwasserstoffe in der protoplanetaren Scheibe. Insgesamt haben wir im Gas 13 verschiedene kohlenstoffhaltige Moleküle identifiziert, darunter Ethan, Ethylen, Propylen und Benzol“, erklärte Güdel gegenüber der APA. Dies sei die reichste Ausbeute an Kohlenwasserstoffen in einer solchen Scheibe, „so etwas haben wir noch nie gesehen“. Ethan wurde überhaupt erstmals in einer planetaren Umgebung außerhalb des Sonnensystems entdeckt.
Diese Zusammensetzung der planetenbildenden Region unterscheidet sich grundlegend von jener in Scheiben um sonnenähnliche, also massereichere Sterne. Während dort Wasserdampf (H2O) und Kohlendioxid (CO2) dominieren, gab es in dem untersuchten Planetenentstehungsgebiet keine Anzeichen für diese sauerstoffreichen Moleküle. „Dort ist eine Chemie, die extrem auf Kohlenstoff basiert ist, und nicht auf Sauerstoff. Die Frage ist, wieso und was geht hier vor“, sagte Güdel. Die Forscher sind daher auf der Suche nach einem Mechanismus, mit dem Sauerstoff unterdrückt und Kohlenstoff verstärkt wird.
Eine Möglichkeit wäre, dass sauerstoffhaltige Moleküle in der Scheibe rasch von Außen nach Innen gebracht werden und schließlich im Stern aufgehen. Dies könnte etwa dadurch passieren, dass Wasser- und CO2-Eis gemeinsam mit bis zu Zentimetergröße zusammengepackten Festkörpern – die Forscher schreiben in der Arbeit von „pebbles“ (Kieselsteinen) – in der Gasscheibe abgebremst werden und so rasch immer weiter in Richtung Stern wandern und auf ihn hinunterfallen. „So könnte Wasser und CO2 sukzessive aus der Scheibe entfernt werden und zurück bleibt eine sauerstoffarme Umgebung mit viel Kohlenstoff“, sagte der Astrophysiker.
Jedenfalls dürften sich in einer solchen Umgebung Planeten bilden, „die eine exotische Art von Atmosphäre besitzen könnten“, so Güdel. In unserem Sonnensystem gebe es nur den Saturn-Mond Titan mit einer solchen Atmosphäre, die aus Stickstoff, Methan und vielen Kohlenwasserstoffen besteht. Die Chemie in einer solch kohlenwasserstoffreichen Atmosphäre sei jedenfalls völlig anders – aber gleichzeitig „sehr vielversprechend für Molekülentstehung, die in Richtung Leben gehen könnte“. Denn das uns bekannte Leben basiert auf Kohlenstoff.
Dem Astrophysiker zufolge könnte eine solche gänzlich andere, kohlenstoffdominierte Chemie „durchaus verbreitet sein“. Das Forscherteam will deshalb mehr protoplanetare Scheiben um massearme Sterne untersuchen, um besser zu verstehen, wie häufig solche exotischen, kohlenstoffreichen Regionen sind, in denen sich terrestrische Planeten bilden.
Service: Internet: http://dx.doi.org/10.1126/science.adi8147
IT – KI – ROBOTIK – INTERNET
ChatGPT kann moralische Haltung verändern – KI gibt Anregung zum Nachdenken, da Antworten mit jenen eines Menschen vergleichbar sind
Tuscaloosa (pte019/07.06.2024/12:30) – Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die Ansichten von Studenten in Bezug auf moralische Entscheidungsfindungen zu ändern. Zu diesem Schluss kommt Hyemin Han von der University of Alabama. Er hat untersucht, ob sich KI dafür nutzen lässt, Studenten beizubringen, sich unter anderem mit diesen Fragestellungen zu beschäftigen. Dafür hat der pädagogische Psychologe die Antworten von ChatGPT auf ein moralisches Dilemma untersucht.
Kein Schwarz und Weiß
Laut einem Artikel im „Journal of Moral Education“ hat ChatGPT grundlegende ethische Fragen bereits fast so gut beantworten können wie ein durchschnittlicher Student. Auf Nachfrage gab der Chatbot auch Begründungen, die mit jenen eines Menschen durchaus vergleichbar sind. Dazu gehört unter anderem das Vermeiden eines Schadens für andere oder das Befolgen von sozialen Normen.
In der Folge erhielt das Programm ein neues Beispiel für ein tugendhaftes Verhalten, das jedoch den vorhergehenden Schlussfolgerungen widersprach. Dann stellte der Forscher diese Frage erneut. Das Programm wurde gefragt, was eine Person tun solle, die einen entflohenen Häftling entdeckt. ChatGPT erwiderte zuerst, die Polizei zu rufen. Als das Programm jedoch den „Letter from Birmingham Jail“ von Martin Luther King, Jr. berücksichtigen sollte, änderte es seine Antwort dahingehend, dass die Möglichkeit einer zu Unrecht erfolgten Inhaftierung ebenfalls zu erwägen sei.
Menschen lernen von KI
Obwohl es sich dabei um rudimentäre Beispiele handelt, betont Han, dass ChatGPT seine Antwort bereits ohne weitere genaue Anweisungen anpassen kann. Daher sei es auch möglich, dass Menschen von der KI mehr über ihre moralische Argumentation lernen können. Forscher könnten so zum Beispiel die Leistungsfähigkeit von bestehenden und neuen Praktiken zur Moralerziehung testen und sie erst dann in den Klassenzimmern umsetzen.
Han schlägt nicht vor, dass die KI je einen Menschen im Unterricht ersetzen soll. Vorstellbar sei jedoch zum Beispiel ein mittels der sokratischen Methode trainierter Chatbot, der die Studenten mit zunehmenden komplexen Fragestellungen herausfordert. Die Lehrer würden dabei Seite an Seite mit der KI arbeiten und den Schülern bei einem verantwortungsvollen Einsatz dieser Technik helfen. Das ist laut Han von entscheidender Bedeutung. (Ende)
SOCIAL MEDIA
Krieg kündigt sich oft in Posts im Internet an – University of Notre Dame verzeichnet gewaltigen Anstieg vor Russlands Angriff auf die Ukraine
Notre Dame/Waterville/Kennesaw (pte006/07.06.2024/06:15) – In einer Studie über die Aktivitäten in den sozialen Medien vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben Forscher der University of Notre Dame festgestellt, dass ein starker Anstieg politisch motivierter Bilder und Texte im Internet – Inhalte, die darauf abzielen, das Publikum zu beeinflussen, zu entmenschlichen, zu manipulieren und zu motivieren – ein Frühindikator für den russischen Einmarsch war.
Acht Mio. Beiträge analysiert
Gemeinsam mit Mitarbeitern des Colby College und der Kennesaw State University haben die Forscher die Postings von 989 Russen gesammelt, die sich mit militärischen Themen befassten. Die Inhalte der russischen Gruppe, die sich regelmäßig auf die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine konzentrierten, wurden zwischen Oktober 2015 und März 2023 auf Telegram gepostet und umfassten insgesamt mehr als 5,3 Mio. Beiträge und 3,2 Mio. Bilder.
Unter Verwendung einer Kombination aus Experten- und KI-Analysen hat sich zwei Wochen vor der russischen Invasion am 24. Februar 2022 ein Anstieg der Anzahl einschlägiger Posts um 8.925 Prozent und entsprechender Bilder um 5.352 Prozent gezeigt. „Was wir hier sehen, ist eine massive Kampagne. Dieser schnelle Anstieg zeigt, dass diese Kampagnen in den sozialen Medien tatsächlich eine Vorhersagekraft haben. Wenn wir sehen, dass eine riesige Menge an Propaganda auf Plattformen wie Telegram verbreitet wird, bedeutet das, dass etwas bevorsteht. Das sind Vorboten für einen Ausbruch von Gewalt“, sagt Notre-Dame-Forscher Tim Weninger.
Desinformation und Fake News
Weninger ist ein Experte für Desinformation und Fake News. Er hat untersucht, wie Entmenschlichung im Vorfeld von Feindseligkeiten eingesetzt wird, und an der Entwicklung eines Frühwarnsystems zur Bekämpfung im Internet mitgearbeitet. In seiner Analyse hat sich das Team auf drei Schlüsselfunktionen von politisch auffälligen Bildern in instabilen Kontexten konzentriert und untersucht, wie Bilder die Solidarität innerhalb einer Gruppe, die Verwundbarkeit einer anderen Gruppe und Unsicherheit fördern können.
Allerdings gehe nicht jedem gewaltsamen Konflikt eine Flut von Posts in den sozialen Medien voraus. Als Beispiel dafür nennt Weninger den aktuellen Krieg zwischen Israel und der Hamas. In diesem Fall sah er keinen Anstieg politisch relevanter Inhalte vor dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, sondern beobachtete einen Anstieg erst nach dieser Attacke. (Ende)
BILDUNG
„Science Clubs“ starten an Schulen in fünf Pilotregionen
Das Bildungsministerium startet in Niederösterreich, Wien, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg sogenannte „Science Clubs“. Talentierte und interessierte Schülerinnen und Schüler sollen dabei ab dem kommenden Schuljahr jahrgangs- und schulartenübergreifend Themen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) erarbeiten. Die Projektideen werden von den Lehrkräften zusammen mit Schülern der Sekundarstufe II entwickelt, die wiederum ihr Wissen an 10- bis 14-Jährige weitergeben, hieß in einer Aussendung.
Geforscht und experimentiert werden soll im Rahmen der Begabungs- und Begabtenförderung beispielsweise in Lernfeldern wie Robotik, Smart Cities oder nachhaltige Treibstoffe. Ziel sei einerseits vertiefendes, fächerverbindendes Lernen, aber auch die Vernetzung der Lehrpersonen, die hier tätig werden. Entstehen soll „ein lebendiges Netzwerk des Wissens, in dem sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Altersstufen gegenseitig unterstützen und gemeinsam wachsen“, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) laut Aussendung.
Als Vorbild dienen Science Clubs, die in Ländern wie Portugal weit verbreitet sind und mitverantwortlich für das hohe Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft gemacht werden. Die aktuelle Initiative fuße auf einem Arbeitsbesuch Polascheks in Lissabon im vergangenen Jahr. Laut Experten ist der Erfolg Portugals in diesem Bereich allerdings maßgeblich auf die Integration der Science Clubs in ein Ganztagesschulmodell zurückzuführen.
GESCHICHTE
Kirchenbeamte haben Diskontierung erfunden – Laut Massachusetts Institute of Technology waren Hardcore-Kapitalisten daran nicht beteiligt
Cambridge (pte003/07.06.2024/06:00) – Die Abzinsung, die heute übliche Technik zur Bewertung des gegenwärtigen und künftigen Wertes von Geld durch Annahme einer bestimmten Rendite, hat ihren Ursprung beim englischen Klerus im 17. Jahrhundert. Das hat William Deringer vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) herausgefunden. „Die meisten Menschen sind davon ausgegangen, dass dazu hartgesottene Kapitalisten nötig waren, weil nur wirklich leistungsfähige Berechnungen es ermöglichen, einen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen und die Gewinne zu steigern.“
Geldsorgen einer Kathedrale
In den frühen 1600er-Jahren hatten die Verantwortlichen der Kathedrale von Durham in England ernsthafte finanzielle Probleme. Steigende Preise hatten die Ausgaben in die Höhe getrieben. Die meisten Einnahmen der Kathedrale stammten aus der Verpachtung von Land an Pächter, die langjährige Verträge hatten, sodass die kirchlichen Beamten die Pacht nicht einfach erhöhen konnten. Stattdessen begannen die Kirchenoberhäupter, regelmäßige Gebühren zu erheben, was die Pächter jedoch oft verärgerte. Das war in dieser Zeit der religiösen Spaltung nicht angebracht, weil es die Gläubigen von der Kirche entfremdete.
1626 fanden die Beamten in Durham eine Formel, die die Pächter akzeptierten. Mit einer Zahlung in Höhe des Nettowertes des Landes für ein Jahr erkauften sie sich eine siebenjährige Verlängerung der Pacht. Bei einer Zahlung in Höhe von 7,75 Jahren des Nettowertes erhielten sie eine Verlängerung um 21 Jahre. Das Beispiel machte Schule. Bald wandten alle kirchlichen Finanzbehörden in England das Verfahren an.
Diskontierung sogar im Football
Heute ist die Diskontierung ein allgegenwärtiges Instrument. Ein Dollar in der Gegenwart ist mehr wert als ein Dollar in zehn Jahren, da man in der Zwischenzeit als Anleger Geld verdienen kann. Dieses Konzept spielt eine wichtige Rolle auf den Investitionsmärkten, in der Unternehmensfinanzierung und sogar in der National Football League beim Handel mit den Spielern. Wie der Historiker William N. Goetzmann geschrieben hat, ist die damit verbundene Idee des Kapitalwerts „das wichtigste Instrument der modernen Finanzwirtschaft“. (Ende)
- Siehe dazu Ab- und Aufzinsung (WIKIPEDIA)
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