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FAZIT DES TAGES
COMMENT – FAZIT:
- Nahost: Israel gibt etwas in den Verhandlungen mit der Hamas nach, Rafah-Offensive ist nicht vom Tisch
- Ukraine: Hoffen auf weitere Hilfslieferungen, Oberst Reisner hofft auf Licht am Ende des Tunnels, aber nur, wenn Hilfe nicht versiegt
- Schwaches US-Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2024, aber aktuell starke Daten
- Harzige Inflation in den USA, EZB-Schnabel sieht sich bestätigt: Dienstleister als Inflations-Hemmschuh
- Vermögensungleichheit: Babyboomer-Generation und deren Erben im Schussfeld
Märkte – Report
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen – Medizin, Psychologie, Umwelt, Bildung, Internet & Co, Cybercrime, Social Media, Lifestyle, Arbeitswelt, Gender
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HELLMEYER-Report (gekürzt)
nicht eingelangt wie angekündigt
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
06:49 | EUREX/DAX-Future im frühen Handel höher | 236 | Dow Jones News | |
06:49 | EUREX/Bund-Future im Frühhandel etwas höher | 182 | Dow Jones News | |
Do | NACHBÖRSE/XDAX +0,2% auf 17.951 Pkt – Talanx und Flatexdegiro fester | 462 | Dow Jones News | |
Do | MÄRKTE USA/Wall Street deutlich im Minus – Meta knicken ein | 448 | Dow Jones News | |
Do | Aktien New York Schluss: Quartalsberichte bringen Kursdämpfer mit sich | 420 | dpa-AFX | |
Do | US-Anleihen geben nach Daten zum US-Wirtschaftswachstum nach NEW YORK (dpa-AFX) – Die Kurse von US-Staatsanleihen sind am Donnerstag nach der Veröffentlichung von Daten zur US-Wirtschaftsleistung gesunken. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) fiel zuletzt um 0,35 Prozent auf 107,36 Punkte. Die Rendite für Staatspapiere mit dieser Laufzeit erreichte im Gegenzug 4,71 Prozent. Am US-Rentenmarkt standen Konjunkturdaten aus den USA im Mittelpunkt. Bekannt wurde, dass die Wirtschaft zu Beginn des Jahres überraschend deutlich an Fahrt verloren hat. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um auf das Jahr hochgerechnete 1,6 Prozent. Im vierten Quartal war die weltgrößte Volkswirtschaft noch gut doppelt so stark gewachsen. Auf den ersten Blick wäre dies ein Argument für zügigere Leitzinssenkungen, konstatierte Tobias Basse von der NordLB. Gegen diese Auffassung sprächen aber Inflationszahlen, die im Rahmen der BIP-Erhebung erfasst wurden. Der BIP-Preisdeflator habe im ersten Quartal eine wieder höhere Teuerung signalisiert. „Die Inflationsentwicklung in den USA dürfte der Fed somit noch für eine gewisse Weile größere Sorgen bereiten“, warnte der Experte vor zuviel Hoffnung. Zeitgleich wurden außerdem Daten veröffentlicht, die eine weiter robuste Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt signalisierten. In der vergangenen Woche war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den Vereinigten Staaten überraschend gesunken./tih/he | 442 | dpa-AFX | |
Do | Devisen: Euro legt zum Dollar etwas zu – US-Daten belasten zeitweise | 390 | dpa-AFX | |
Do | Aktien Wien Schluss: Leichte Verluste – Andritz nach Zahlenvorlage tiefer | 347 | dpa-AFX | |
Do | MÄRKTE EUROPA/Leichter nach US-Daten – BHP will Anglo American übernehmen | 469 | Dow Jones News | |
Do | XETRA-SCHLUSS/DAX fällt unter 18.000 Punkte – Deutsche Bank gesucht | 506 | Dow Jones News | |
Do | Aktien Schweiz mit deutlichen Abgaben – Nestle schwach | 402 | Dow Jones News | |
Do | Aktien Europa Schluss: Verluste – Quartalszahlen trüben das Börsenbild | 362 | dpa-AFX | |
Do | Aktien Frankfurt Schluss: Schwaches US-Wachstum verstärkt Abwärtsdruck | 280 | dpa-AFX | |
Do | Dax lässt nach – Fast alle Werte im Minus | 320 | dts Nachrichtenagentur | |
Do | Deutsche Anleihen geben nach Veröffentlichung von US-Konjunkturdaten nach FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Donnerstag gesunken. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel am späten Nachmittag um 0,24 Prozent auf 129,77 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf 2,62 Prozent. Zeitweise erreichte sie bei 2,64 Prozent den höchsten Stand seit vergangenen November. Am Nachmittag setzten Daten zur Wirtschaftsleistung in den USA die Kurse unter Druck, während die Renditen von Bundesanleihen weiter zulegen konnten. Zwar hat die US-Wirtschaft zu Beginn des Jahres unerwartet deutlich an Fahrt verloren. Die Wirtschaftsdaten für die Monate Januar bis März zeigten aber auch eine steigende Inflation. „Insofern geben die aktuellen Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum den Notenbankern keine klaren Impulse für baldige Zinssenkungen“, sagte Analyst Tobias Basse von der NordLB. Zudem sprachen auch weiter robuste Daten vom US-Arbeitsmarkt gegen eine schnelle Zinssenkung in den USA, was die Renditen an den Anleihemärkten generell stützte. In der vergangenen Woche war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend gesunken. Die Zahl der Hilfsanträge bleibt auf einem niedrigen Niveau, was auf einen robusten Arbeitsmarkt hindeutet. Die US-Notenbank Fed berücksichtigt auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt, weil sich diese auf die Verbraucherpreise auswirken kann./jkr/he | 345 | dpa-AFX |
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MARKTKOMMENTAR: Kommt Zinsänderung überhaupt? Koch: US-Notenbank dirigiert Renditen an Anleihemarkt – KURZVIDEO
Die Stimmung bei Investoren ist eingebrochen, daher blicken Anleger nun immerzu auf das Thema Zinsen: Wann kommt eine Zinssenkung, ändern sich die Zinsen überhaupt? Dabei ist nicht nur die Notenbank entscheidend, sondern auch der Anleihemarkt, weiß Finanzexperte Markus Koch.
VERMÖGEN – UNGLEICHHEIT – STEUERN
Generation Erbe: „Für mich stand nie zur Debatte, neben der Uni noch arbeiten zu müssen“
Die Babyboomer-Generation könnte bald bedeutende Vermögen an die kommenden Generationen vererben. Jene, die nichts erben, haben dadurch einen immer größeren Startnachteil
Bis 2050 könnten sich die vererbten Vermögen in Österreich verdoppeln. Für junge Menschen macht das Erbe der Eltern und Großeltern einen immer größeren Teil des Lebenseinkommens aus.
Aristoteles Riedmann weiß, dass ihm eines Tages viel bleiben wird: ein kleines Haus auf dem Land, eine zweite Wohnung in Wien, noch eine weitere Immobilie im Ausland, die er gemeinsam mit seiner Schwester von seinen Eltern erben wird. „Meine Mutter ist zwar seit kurzem in Pension, mein Stiefvater arbeitet aber immer noch. Die Besitztümer werden also nicht weniger“, sagt Riedmann. Profitieren könne er von diesem Reichtum aber schon jetzt: „Ich wohne seit zehn Jahren mietfrei in einer Eigentumswohnung in Wien. Für meine Schwester und mich stand nie zur Debatte, neben der Uni noch arbeiten zu müssen.“
Der 31-Jährige gehört zu jener Gruppe der sogenannten Millennials – grob fallen darunter alle, die zwischen 1981 und 1995 geboren sind –, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten beträchtliche Vermögen von ihren Eltern und Großeltern erben werden. Allein in den USA könnten sich Erbschaften in Form von Immobilien und anderen Vermögenswerten in den kommenden 20 Jahren auf mehr als 80 Billionen Euro belaufen, heißt es in einer aktuellen Studie des Immobilienmaklers Knight Frank. In Europa sei eine ähnliche Entwicklung zu erwarten. Millennials würden dadurch so viel erben wie noch keine Generation vor ihnen und könnten „zur reichsten Generation der Geschichte“ werden, heißt es in dem Bericht.
Fehlender Ehrgeiz?
Einige sehen darin einen beunruhigenden Trend. „Wer arbeitet noch, wenn Geld und Wohnung da sind?“, titelte der Kurier vor kurzem. Wer schon vor dem ersten Job große Vermögen erbe, habe wenig Ehrgeiz, sich in einem Vollzeitjob noch etwas zu erarbeiten. Die postulierte Folge: mangelnde Kritikfähigkeit, Hilflosigkeit und finanzielle Abhängigkeit von den Eltern. Die „Erbengeneration“ verliere durch den vorherrschenden Wohlstand die Fähigkeit, etwas auszuhalten und in schwierigen Situationen durchzubeißen, so die Zukunftsforscher und Gehaltsexperten, die in dem Bericht zu Wort kommen.
Ökonominnen und Ökonomen haben an diesen Thesen so ihre Zweifel. „Wie viel Geld Menschen erben, beeinflusst die Entscheidung, wie viel sie arbeiten, nur marginal“, sagt Franziska Disslbacher, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien. Arbeit habe für viele Menschen über die finanzielle Situation hinaus einen hohen Stellenwert. Dennoch beschäftigt auch die Ökonomin die wachsende Bedeutung von Erbschaften in Österreich und deren künftige Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf jeden Einzelnen.
Verdoppelung bis 2050
„Erbschaften steigen für die nächsten Generationen massiv an“, sagt Disslbacher. Während aktuell in Österreich rund 20 Milliarden Euro pro Jahr vererbt werden, könnte es bis 2050 bereits doppelt so viel sein. Fast jeder fünfte junge Mensch verlasse sich darauf, später zu erben, heißt es in einer kürzlich erschienenen Uniqa-Umfrage. Diesen Trend zeigen auch internationale Studien: Während der Anteil des Erbes am privaten Vermögen in Europa bis 1910 bei 70 bis 80 Prozent lag, fiel er Mitte des Jahrhunderts auf 30 bis 40 Prozent, wuchs dann bis 2010 auf 50 bis 60 Prozent und sei seither im Steigen begriffen.
Der Grund: „Die Babyboomer-Generation ist die erste Generation, die sich ohne Kriege und mit stabilen Beschäftigungsverhältnissen ein Vermögen aufbauen konnte“, sagt Disslbacher. Bei vielen seien diese Vermögen nun vor allem in Form von Immobilien gebunden. „Wenn die Babyboomer-Generation stirbt, bedeutet das, dass eine relativ zahlreiche Generation stirbt, die zum Teil beträchtliche Erbschaften in Form von Immobilien in den kommenden Jahren an die nächste Generation weitergeben wird.“
Ungleiche Verteilung
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des britischen Institute for Fiscal Studies aus dem Jahr 2021. Für die Millennials spiele das Erbe im Durchschnitt eine doppelt so große Rolle wie noch für die Babyboomer, heißt es darin. Für die sogenannte Generation Z, die den Millennials nachfolgt, wachse die Bedeutung von Erbschaften sogar noch weiter. Bei vielen Menschen mache das Erbe einen immer größeren Teil des Lebenseinkommens aus.
Das bedeutet jedoch nicht, dass alle gleichermaßen profitieren. Die obersten zehn Prozent der Menschen, die in Österreich erben, bekommen im Durchschnitt 400.000 Euro, die unteren 50 Prozent im Schnitt 30.000 Euro, sagt Disslbacher. 40 Prozent des gesamten Erbvolumens konzentriere sich im obersten einen Prozent, 90 Prozent in den oberen zehn Prozent. „Es gibt viele, die wenig erben, und einige wenige, die sehr viel erben.“
Viele erben nichts
Und es gibt auch viele, die gar nichts geerbt haben. Das treffe laut Befragungen derzeit auf ungefähr 60 Prozent zu, sagt Matthias Schnetzer, Verteilungsforscher an der österreichischen Arbeiterkammer (AK). Während rund 20 Prozent des ärmsten Dezils der Haushalte in Österreich geerbt haben, sind es bei den reichsten Haushalten 76 Prozent, zitiert Schnetzer eine Studie der Oesterreichischen Nationalbank aus dem Jahr 2021.
„Ich habe leider wenig Aussichten, etwas zu erben“, sagt Felix Krammer aus Wien (dessen Name von der Redaktion geändert wurde, Anm.). Seine Mutter habe nicht viel Geld, und sein Vater sei „mit dem restlichen Geld abgehaut“. Lange schien dem heute 36-Jährigen deshalb die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben, wenig realistisch. „Ich habe einige Zeit im Verkauf gearbeitet, wo die Gehälter lächerlich sind und mich der Beruf irgendwann krank gemacht hat.“ Er sei in einen längeren Krankenstand und in die Arbeitslosigkeit gerutscht. „Irgendwann ist es zur Normalität geworden, dass ich mir kaum etwas leisten kann. Das ist ziemlich frustrierend.“
Spitze des Eisbergs
Erbschaften seien nur die Spitze des Eisbergs am Ende einer langen Reihe von Privilegien, in deren Genuss erbende Millennials und nachfolgende Generationen kommen, sagt Disslbacher. „Schon davor beeinflusst die Chance auf ein Erbe und ein Vermögen den Zugang zum Bildungssystem, zu Praktika und zum Arbeitsmarkt.“ Jene, die erben werden, haben tendenziell schon vorher mehr Einkommen und können mehr ansparen, während die Sparquote, also der Anteil der Ersparnis am Einkommen, bei Menschen im unteren Drittel der Einkommensverteilung nur bei zehn Prozent liege.
„Ich habe einige Freunde, die relativ gut verdienen, die aber sehr viel für die Miete abgeben müssen“, sagt Riedmann. Da er schon jetzt durch die Eigentumswohnung keine Miete zahlen müsse, könne er sich jeden Monat einiges ansparen. Auch, dass er sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht hat, sei nur mit diesem Sicherheitsnetz möglich gewesen. „Das ist schon ein großer Startvorteil, den andere sicher nur schwer aufholen können.“
Starke Trennlinie
Die Trennlinie zwischen jenen jungen Menschen, die Wohneigentum erben werden, und jenen, die das nicht tun, könnte in Zukunft noch deutlicher werden, sagt Schnetzer. Durch die steigenden Immobilienpreise und Kreditzinsen bei vergleichsweise moderater Einkommensentwicklung sowie eine wachsende Platzproblematik in Ballungsräumen werde es für junge Menschen, die nicht auf große Vermögen ihrer Eltern zurückgreifen können, immer schwieriger, Eigentum zu erwerben.
Um dieser Ungleichheit entgegenzuwirken, sprechen sich sowohl Schnetzer als auch Disslbacher für eine Erbschaftssteuer aus, die in Österreich seit ein paar Monaten wieder stärker diskutiert wird. „Eine solche Steuer allein löst aber noch nicht alle Probleme, die mit dem Erben und Nichterben einhergehen“, sagt Disslbacher. Ausgleichende Funktion habe diese nur, wenn die Einnahmen aus der Steuer gezielt in den Bildungsbereich investiert werden. „Dadurch, dass Erbschaften immer weiter wachsen, hätten wir für diesen Bereich auch immer mehr Steuern zur Verfügung.“
„Für mich haben sich die Dinge vor kurzem zum Besseren gewandt“, sagt Krammer. Er habe eine Umschulung zum IT-Systemtechniker gemacht und einen neuen Job gefunden, in dem er deutlich mehr verdiene als im Verkauf. „Ich versuche, wenig Geld auszugeben und möglichst viel zu sparen, damit sich irgendwann vielleicht doch eine kleine Eigentumswohnung ausgeht“, sagt er. Zuerst müsse er aber noch die alte Waschmaschine und einige Möbel in seiner Mietwohnung austauschen und ein paar Schulden zurückzahlen. „Bis ich das aufgeholt habe, wo ich in den vergangenen Jahren zurückgefallen bin, ist es noch ein langer Weg.“ (Jakob Pallinger, 24.4.2024)
Weiterlesen:
- Mark Mateschitz zahlt effektiv weniger Steuern als eine Mittelstandsfamilie
- Braucht es eine Obergrenze für Vermögen, um das Klima zu schützen?
- Generation Z sorgt kaum vor und verlässt sich lieber auf das Erben
ISRAEL
n-tv aktuell ISRAEL
26.04.2024 08:09
„Juden haben Angst vor der Uni“ Krawalle an den US-Unis eskalieren
Die Stimmung an vielen US-Universitäten ist zum Zerreißen gespannt. Propalästinensische Demonstranten äußern lautstark ihren Unmut, jüdische Studierende fühlen sich bedroht. Mancherorts rückt die Polizei an, Studenten fliegen vom Campus. Politiker prangern Antisemitismus an. Ein Besuch an der Columbia University. Von Roland Peters, New York
25.04.2024 23:16
Zur Lieferung von Hilfsgütern Bau eines temporären Gaza-Hafens hat begonnen
Noch immer ist die humanitäre Lage in Gaza dramatisch. Um eine bessere Versorgung mit Hilfsgütern zu ermöglichen, errichtet das US-Militär nun einen Hafen vor der Küste des Gazastreifens. Jedoch gibt es noch einige offene Fragen.
n-tv aktuell Nahost-Konflikt
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NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
ROUNDUP: Israel erwägt vor Rafah-Angriff neuen Geisel-Deal – Nacht im Überblick
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) – Kurz vor Israels erwarteter Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gibt es Medienberichten zufolge neue Anzeichen für Bewegung bei den festgefahrenen Verhandlungen über eine Feuerpause. Israels Regierung ist demnach bereit, von ihrer ursprünglichen Forderung nach Freilassung von 40 lebenden Geiseln durch die islamistische Hamas als Gegenleistung für eine vorübergehende Waffenruhe abzurücken.
Israelische Medien berichteten am Donnerstagabend, Israel sei willens, in einer ersten Phase eines Abkommens die Freilassung von lediglich 20 Geiseln – laut einem ranghohen Beamten 33 Geiseln – zu akzeptieren. Dabei gehe es um israelische Frauen, Männer über 50 Jahre und schwer Erkrankte, hieß es. An diesem Freitag seien dazu Gespräche zwischen einem israelischen Verhandlungsteam und einer ägyptischen Delegation in Israel geplant. Ägypten wolle eine Einigung erreichen, um Israels Militäreinsatz in Rafah noch abzuwenden.
Temporärer Hafen vor Gaza soll Anfang Mai einsatzfähig sein
Unterdessen sind vor der Küste des umkämpften Gazastreifens US-amerikanische Schiffe im Einsatz, um dort eine provisorische Hafenanlage für die Versorgung der Not leidenden Bevölkerung mit Hilfsgütern zu bauen. Das US-Militär habe mit den Arbeiten begonnen und sei mit Schiffen im Einsatz, teilte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Donnerstag (Ortszeit) mit. Die US-Regierung rechnet damit, dass die vor der nördlichen Küste des Kriegsgebiets entstehende Anlage Anfang Mai einsatzfähig sein wird. Erneut warnte die US-Regierung eindringlich vor einer drohenden Hungersnot in Gaza. Währenddessen protestierten in Israel Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln vor Israels Militärhauptquartier in Tel Aviv und forderten lautstark ihre Rückholung, während drinnen das Kriegskabinett tagte.
Die USA, Deutschland und 16 weiterer Länder hatten zuvor die Hamas zur sofortigen Freilassung aller Geiseln aufgerufen, die seit mehr als 200 Tagen im Gazastreifen festgehalten werden. „Das Schicksal der Geiseln und der Zivilbevölkerung in Gaza, die unter dem Schutz des Völkerrechts steht, ist von internationaler Bedeutung“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die islamistische Terrororganisation hatte unlängst einen Kompromissvorschlag der Vermittlerstaaten, der die Freilassung von 40 Geiseln gegen 900 palästinensische Häftlinge während einer sechswöchigen Waffenruhe vorsah, abgelehnt.
Ringen um Freilassung der Geiseln
Demnach hätte die Hamas Frauen, Soldatinnen, Männer über 50 Jahren sowie Männern unter 50 Jahren mit schweren Erkrankungen freilassen sollen. Die Hamas hatte jedoch laut Berichten erklärt, sie habe keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien, woraufhin Israel vorgeschlagen habe, die Lücke mit Soldaten oder Männern unter 50 Jahren zu schließen. Eine Einigung gelang aber nicht.
Israel war bis vor einigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 in Gaza verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten.
Nun ist Israel den Berichten vom Donnerstagabend zufolge bereit, sich flexibel zu zeigen. Aus den Berichten ging jedoch nicht hervor, wie lange eine Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung von 20 oder 33 Geiseln dauern würde. Unklar ist auch, ob und in welchem Umfang palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen würden. Auf ein Ende des Krieges, wie es die Hamas fordert, werde sich Israel aber nicht einlassen, hieß es.
Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten indirekt über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln, die Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres nach Gaza entführt hatten. Ägypten, die USA und Katar treten dabei als Vermittler auf. Ägypten ist besorgt, dass Palästinenser bei einem Angriff Israels auf Rafah in großen Zahlen aus Gaza über die Grenze kommen könnten.
Bericht: Zehntausende verlassen vor Israels Offensive Rafah
Israel hält eine Offensive in Rafah jedoch für unumgänglich, um die dort verbliebenen Bataillone der Hamas zu zerschlagen. Es werden außerdem auch Geiseln dort vermutet. Mehr als eine Million Menschen hatte in Rafah nach Angaben von Hilfsorganisationen Zuflucht vor den Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht.
Inzwischen hätten jedoch angesichts der drohenden Offensive 150 000 bis 200 000 palästinensische Zivilisten Rafah teils Richtung der zuvor umkämpften Stadt Chan Junis verlassen, meldete die „Jerusalem Post“ am Donnerstag unter Berufung auf die Armee. Israels Militär hofft demnach darauf, dass weitere Zivilisten dem Beispiel folgen und in neu errichtete Zeltstädte im Süden sowie im Zentrum Gazas ziehen. Das Militär wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.
„Die humanitäre Lage in Gaza ist unglaublich schlimm“, sagte eine Vertreterin der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID). Fast 30 Prozent der Kinder im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens zeigten Anzeichen schwerer Unterernährung. Im Süden sei fast ein Viertel der Bevölkerung mit „katastrophaler Ernährungsunsicherheit“ konfrontiert.
Die US-Regierung hatte bereits Anfang März den Bau des temporären Hafens angekündigt, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Israels Armee will bei der Logistik und Sicherheit helfen. An dem Projekt sind laut US-Regierungsvertretern rund tausend US-Soldaten beteiligt, die jedoch das Kriegsgebiet nicht betreten würden.
Bemühungen um Aufstockung der Hilfe für Gaza
Die Hilfslieferungen würden zunächst über Zypern erfolgen, hieß es. Handelsschiffe sollen sie von dort zu der mehrere Kilometer vor der Küste Gazas liegenden schwimmenden Anlage bringen. Auf der Plattform würden die Lieferungen dann in kleinere Schiffe umgeladen. Von dort aus sollen die Hilfsgüter mit kleineren Schiffen, die mit Lastern beladen sind, zu einem provisorischen schwimmenden Landungssteg am Gazastreifen gebracht werden. Im Gazastreifen selbst würden die Güter an einem sicheren Ort abgeladen, von US-Partnern schließlich abgeholt und an die Not leidenden Zivilisten im Kriegsgebiet verteilt, hieß es.
Auslöser des Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Mehr als 250 Menschen wurden nach Gaza verschleppt. Israel reagierte dort mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seit Kriegsbeginn mehr als 34 200 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 77 200 weitere verletzt worden. Die Zahlen, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen, der flächenmäßig etwa so groß ist wie München, geriet Israel international stark in die Kritik./ln/DP/zb
WEITERE ISRAEL-MELDUNGEN
Israel: Granaten während UN-Besuchs auf Baustelle in Gaza gefeuert
GAZA (dpa-AFX) – Bei einem Besuch von UN-Mitarbeitern haben palästinensische Extremisten israelischen Angaben zufolge Mörsergranaten auf eine Baustelle für ein humanitäres Projekt im Norden des Gazastreifens gefeuert. Die Armee habe die Beschäftigten der Vereinten Nationen in Sicherheit gebracht, teilten die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde sowie Israels Militär am Donnerstag mit. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits am Mittwoch. Israelischen Medien zufolge wurde niemand verletzt.
Der israelische Kan-Sender berichtete, die Granaten seien auf einen im Bau befindlichen temporären Hafen gefeuert worden. Die US-Regierung hatte im März angekündigt, angesichts der humanitären Notlage in Gaza infolge der Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Hamas über diesen Hafen Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Die USA wollen den Pier gemeinsam mit internationalen Partnern errichten. Wer die Geschosse abfeuerte, stand zunächst nicht fest./cir/DP/zb
Israelische Offensive in Rafah: Zu Beginn mehrwöchige Evakuierung
GAZA/TEL AVIV (dpa-AFX) – Der bevorstehende Militäreinsatz Israels gegen die islamistische Hamas in Rafah im Süden des Gazastreifens dürfte mit einer mehrwöchigen Evakuierung der Zivilbevölkerung beginnen. Es werde erwartet, dass es zwischen vier und fünf Wochen dauern könnte, die Bevölkerung an sicherere Orte zu verlegen, berichtete der israelische Rundfunk am Donnerstag. Dies sei die erste Phase des Bodeneinsatzes in der Stadt an der Grenze zu Ägypten.
Israels Verbündete warnen seit Monaten vor einem solchen Einsatz in Rafah, weil sich dort Hunderttausende palästinensischer Binnenflüchtlinge drängen. Israel hält den Einsatz jedoch für unumgänglich, um eine Zerstörung der Kampffähigkeiten der Hamas sicherzustellen. Anderenfalls könne die Terrororganisation nach Kriegsende wiedererstarken. Israel will mit dem Militäreinsatz in Rafah die verbliebenen Bataillone der Hamas zerschlagen. Es werden auch Geiseln in der Stadt an der Grenze zu Ägypten vermutet, die am 7. Oktober bei dem Großangriff der Hamas auf Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Nach Informationen des „Wall Street Journal“ plant Israels Armee schrittweise vorzugehen, um die Zahl ziviler Opfer zu begrenzen. Das Blatt schrieb von zwei bis drei Wochen Evakuierung und sechs Wochen Offensive. Israel will die Zivilisten offenbar in Zeltlager bringen, wie etwa in dem Al-Mawasi-Lager am Mittelmeer. Es gilt allerdings als zweifelhaft, dass dort so viele Menschen untergebracht werden können. Hilfsorganisationen sprechen von einer katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen, ein großer Teil der Wohnorte in dem Küstenstreifen ist zerstört.
Nach Angaben des israelischen Rundfunks sollten am Donnerstag die Minister im Sicherheitskabinett über die Vorbereitungen auf den Einsatz in Rafah informiert werden sowie über den Stand der indirekten Verhandlungen mit der Hamas über eine Feuerpause im Gaza-Krieg. Diese soll die Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge ermöglichen. Auch das israelische Kriegskabinett wollte sich am Donnerstag versammeln.
Die Hamas habe ihre Kämpfer in Rafah auf den Einsatz vorbereitet und sie mit Proviant und Waffen versorgt, berichtete der Sender zudem. Auch die Zahl der Wächter für die Geiseln sei verstärkt worden./le/DP/jha
Anti-Israel-Proteste weiten sich aus: Republikaner fordert „Nationalgarde“
- Die pro-palästinensischen Proteste an mehreren Elite-Universitäten in den USA haben sich auf weitere Hochschulen des Landes ausgeweitet.
- In Los Angeles nahm die Polizei am Mittwochabend (Ortszeit) 93 Menschen am Gelände der University of Southern California fest.
- Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, brachte am Mittwoch (Ortszeit) den Einsatz der Nationalgarde ins Spiel, sollten die Demonstrationen nicht schnell eingedämmt werden.
Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, brachte am Mittwoch (Ortszeit) den Einsatz der Nationalgarde ins Spiel, sollten die Demonstrationen nicht schnell eingedämmt werden
Die pro-palästinensischen Proteste an mehreren Elite-Universitäten in den USA haben sich auf weitere Hochschulen des Landes ausgeweitet und werden immer brutaler. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, brachte am Mittwoch den Einsatz der Nationalgarde ins Spiel.
Die Anti-Israel-Proteste hatten an der Columbia University in New York begonnen, weiteten sich nun aber auf weitere Elite-Unis in den USA aus. An der Columbia Uni gab es in der vergangenen Woche Dutzende Festnahmen, nachdem die Universität die Polizei gerufen hatte, um die teils antisemitischen Protest zu beenden.
Auch in Texas kam es zu Konfrontationen zwischen der Polizei und Studenten. Der US-Staat setzte berittene Polizisten an der University of Texas in Austin ein, wo Studenten Slogans wie „Nieder mit der Besatzung“ riefen.
In der kalifornischen Metropole Los Angeles war ebenfalls die Polizei im Einsatz. 93 Menschen wurden festgenommen. Dort hatten Studenten auf einem Campus nach eigenen Angaben mit einer „Besetzung“ begonnen und Zelte aufgeschlagen. Sie riefen unter anderem die umstrittene pro-palästinensische Parole „From the river to the sea – Palestine will be free“, die ein Aufruf zur Vernichtung Israels ist.
Vorfall mit tödlicher Waffe
Ein Mensch sei zudem wegen eines Angriffs mit einer tödlichen Waffe festgenommen worden, sagte Kelly Muniz, Sprecherin der Polizei Los Angeles, dem Nachrichtensender CNN zufolge, ohne weitere Details zu nennen. Verletzte gab es demnach nicht.
Auch an anderen Universitäten in den USA, darunter Yale, MIT, UC Berkeley, die University of Michigan und Brown, wurden Proteste gestartet.
„Angemessener Zeitpunkt für die Nationalgarde“
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses Johnson sagte nun vor Reportern an der Columbia, sollten die Demonstrationen nicht schnell eingedämmt werden, sei es ein „angemessener Zeitpunkt für die Nationalgarde“.
Johnson sagte, er beabsichtige, Präsident Joe Biden aufzufordern, „Maßnahmen zu ergreifen“. Er warnte davor, dass die Demonstrationen eine „Zielscheibe auf dem Rücken der jüdischen Studenten“ in den USA anbringen würden.
Was ist die Nationalgarde?
Die Nationalgarde gehört zur militärischen Reserve der USA. Alle Bundesstaaten, Territorien und der District of Columbia unterhalten eigene Verbände, die mehrheitlich aus Freiwilligen bestehen, die eigentlich zivile Berufe ausüben.Als Milizen der US-Bundesstaaten können Nationalgardisten eigenständig von den Gouverneuren eingesetzt werden: Etwa nach Naturkatastrophen wie Hurrikans, Überflutungen und Waldbränden oder auch nach Terroranschlägen oder Aufständen, die von der Polizei nicht kontrolliert werden können.
Die Nationalgarde war etwa beim Sturm aufs Kapitol im Einsatz oder nach Protesten nach dem Tod von George Floyd. Die Nationalgarde war aber auch schon bei Kriegen im Ausland im Einsatz – in den Weltkriegen oder im Irak etwa. Traurige Berühmtheit erlangten die Milizen durch das Kent-State-Massaker am 4. Mai 1970 an der Kent State University. Bei einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg wurden vier Studenten erschossen und neun teils schwer verletzt, als die Nationalgarde des Staates Ohio das Feuer auf die Menge unbewaffneter Demonstranten eröffnete. Bis heute wurde niemand dafür zur Verantwortung gezogen.
Netanyahu kritisiert „antisemitischen Mob“
Aus dem Weißen Haus hieß es von Sprecherin Karine Jean-Pierre nun aber ohnehin, Biden unterstütze die Redefreiheit. Er sei der Meinung, dass „freie Meinungsäußerung, Diskussion und Nichtdiskriminierung an Hochschulen wichtig sind“.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu nannte die Proteste am Mittwoch in einer Erklärung hingegen „abscheulich“. Der „antisemitische Mob“ habe „an führenden Universitäten die Oberhand gewonnen“, sagte er weiter. Die pro-palästinensischen Protestierenden forderten die Vernichtung Israels und griffen jüdische Studierende und Hochschulpersonal an. Das müsse „gestoppt“ werden.Video: Antisemitismus wird auf Social Media sichtbarer – nur online aufrufbarQuelle: Agenturen / Redaktion / koa
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- Wegen Anti-Israel-Protesten nur Online-Unterricht
- Israel: Heftige Proteste nach Geisel-Lebenszeichen
UKRAINE
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 07:53 Politologe: Trump wird keine diplomatische Kapitulation akzeptieren +++
Wie geht es weiter mit der Ukraine? Der ukrainische Politologe Wolodymyr Fessenko schließt im Interview mit ntv.de nicht aus, dass auf dem Friedensgipfel in der Schweiz im Juni ein Plan für einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen erarbeitet wird. Die Ukraine werde allerdings ihre territorialen Integrität nicht aufgeben: „Wir werden die Wiederherstellung der territorialen Integrität des Landes langfristig anstreben wie einst Deutschland die Wiedervereinigung. Dazu gibt es keine Alternative und die Ukraine hat absolut das Recht dazu.“ Fessenko äußert sich auch zur Lage in den USA. Ob ein Wahlsieg von US-Präsident Joe Biden oder von Ex-Präsident Donald Trump für die Ukraine besser sei, sei schwer zu sagen. Trump würde Kontakt zu Moskau suchen. „Wladimir Putin ist aber nicht an einem Kompromiss, sondern an einer diplomatischen Kapitulation interessiert – und die wird Trump sicher nicht akzeptieren.“
Das ganze Interview finden Sie später bei ntv.de
+++ 07:16 Yellen hat Plan für eingefrorene russische Gelder +++
Die Verbündeten der G7, die eingefrorene russische Guthaben nicht vollständig konfiszieren wollen, könnten stattdessen die Zinserträge aus diesen Geldern zur Unterstützung der Ukraine zu verwenden – diesen Vorschlag macht US-Finanzministerin Janet Yellen in einem Interview mit Reuters. Die westlichen Partner der Ukraine und andere Verbündete haben zu Beginn der umfassenden Invasion im Jahr 2022 russische Vermögenswerte in Höhe von rund 300 Milliarden Dollar eingefroren. Die Finanzminister der G7-Staaten erörtern derzeit, wie die russischen Gelder in Finanzhilfe für die Ukraine umgewandelt werden können. Yellen lobt auch den Plan der EU, sanktionsbedingte Gewinne, die beim zentralen Wertpapierverwahrer Euroclear erwirtschaftet werden, beiseite zu legen und das Geld an die Ukraine zu überweisen. Dies sei ein „willkommener Schritt“.
+++ 06:45 Raiffeisen-Aktivitäten in Russland – EU-Parlament macht Druck auf Wien +++
Das Europäische Parlament fordert die österreichische Regierung in einem Brief dazu auf, die Raiffeisen Bank International (RBI) zu zwingen, ihre Aktivitäten in Russland in Übereinstimmung mit den EU-Sanktionen einzustellen. Die in Wien ansässige Bankengruppe, die größte noch verbliebene westliche Bank in Russland, steht unter zunehmendem Druck, ihre Aktivitäten in dem Land zu reduzieren. Das Schreiben des Europäischen Parlaments bezieht sich auf Berichte, wonach Raiffeisen plant, seine Aktivitäten in Russland fortzusetzen und auszubauen. „Wir bedauern zutiefst, dass die Aussagen und Handlungen der Raiffeisen Bank International völlig widersprüchlich sind“, heißt es in dem Brief. „Statt wiederholter Erklärungen über Absichten, ihre Aktivitäten in Russland zu reduzieren und zu verkaufen, ist die Raiffeisen Bank International der westliche Kreditgeber mit den größten Aktivitäten in Russland.“
Trotz Bekenntnis zu Rückzug Raiffeisen schreibt in Russland weiter Stellen aus
+++ 06:13 Wallace: Scholz „ist der falsche Mann am falschen Platz zur falschen Zeit“ +++
Der frühere britische Verteidigungsminister Ben Wallace fordert eine Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Kanzler Olaf Scholz müsse sich entscheiden, ob er wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinne oder nicht, sagt Wallace der Deutschen Presse-Agentur. Der beste Ansatz wäre, wenn Scholz Bedingungen nennen würde, die eine Taurus-Lieferung rechtfertigen könnten. „Besser als zu sagen, ’nein, ich werde sie nicht liefern‘, ist zu sagen, ‚wir beobachten die Lage ständig und wenn Russland weitermacht, werden wir es prüfen.'“ Wallace wirft Scholz zudem Führungsschwäche vor. Durch schlechte Kommunikation verstelle er den Blick auf die beachtliche Unterstützung, die Deutschland für die Ukraine leiste, sagt der Konservative. „Er ist der falsche Mann am falschen Platz zur falschen Zeit.“
+++ 05:39 Ukraine zieht vorerst Abrams-Panzer ab +++
Die ukrainischen Streitkräfte ziehen die von den USA bereitgestellten Abrams M1A1-Kampfpanzer von der Front ab, weil das Risiko einer Entdeckung durch russische Drohnen zu hoch ist, wie zwei US-Militärs am 25. April gegenüber AP erklären. Nach Angaben der US-Beamten haben russische Überwachungsdrohnen und Jagdkillerdrohnen die Situation vor Ort erheblich verändert und das Risiko, dass die Fahrzeuge entdeckt werden, erhöht. 5 der 31 Abrams-Panzer seien bereits auf dem Schlachtfeld verloren gegangen, heißt es. „Die Konzentration von Drohnen bedeutet, dass es kein offenes Gelände mehr gibt, über das man einfach hinwegfahren kann, ohne Angst vor Entdeckung zu haben“, sagt ein hochrangiger Militärbeamter.
+++ 05:08 Ukraine: Russische Streitkräfte greifen elf Gemeinden in Sumy Oblast an +++
Russische Streitkräfte greifen elf Gemeinden entlang der Grenze des Gebiets Sumy an und verursachen im Laufe des vergangenen Tages 188 Explosionen, wie die regionale Militärverwaltung mitteilt. Die Behörden melden außerdem russische Angriffe Streitkräfte mit einer KAB-Lenkbombe auf die Infrastruktur der Stadt Sumy. Neben der Regionalhauptstadt wurden auch die Grenzgemeinden Krasnopillia, Seredyna-Buda, Znob-Novhorodske, Nova Sloboda, Bilopillia, Myropillia, Velyka Pysarivka, Shalyhyne, Esman, Yunakivka und Vorozhba angegriffen. Es werden keine Verletzten oder Schäden an der zivilen Infrastruktur gemeldet.
Russlands Vorstoß nach Otscheretyne Reisner: Dilemma könnte zu Dominoeffekt in Ukraine führen
+++ 02:48 USA planen offenbar weitere Waffenkäufe für die Ukraine +++
Die US-Regierung einem Bericht zufolge bereits ein weiteres milliardenschweres Militärhilfepaket für die Ukraine. Das Portal „Politico“ berichtet, dass die USA nach der Freigabe neuer Mittel durch den US-Kongress ein sechs Milliarden US-Dollar schweres Paket zusammengeschnürt hätten. Demnach könnten die Pläne bereits an diesem Freitag bei einem virtuellen Treffen der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine öffentlich werden. „Politico“ zufolge soll es sich dabei aber nicht um Soforthilfe handeln. Unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter heißt es, dass im Rahmen eines US-Finanzierungsprogramms Verträge an amerikanische Verteidigungsunternehmen zum Bau neuer Ausrüstung für die Ukraine vergeben werden sollen. Das würde bedeuten, dass die bestellte Ausrüstung wahrscheinlich erst in einigen Jahren in der Ukraine ankommen wird.
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+++ 01:17 OSZE-Bericht listet schwere Verbrechen gegen ukrainische Gefangene auf +++
Russland hat laut Menschenrechtsexpertinnen seit 2014 Tausende ukrainischen Zivilisten illegal und systematisch inhaftiert. Sie hätten „hinreichende Gründe zur Annahme“ gefunden, dass auf diese Weise Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verübt worden seien, heißt es in einem Bericht, den drei Juristinnen in einer Sitzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien präsentierten.
25.4.2024
+++ 23:44 Luftabwehrsysteme: Athen will Ukraine weder S-300 noch Patriot liefern +++
Griechenland wird keine Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot oder vom Typ S-300 an die Ukraine liefern. Das sagt der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis in einem Interview mit dem griechischen TV-Sender Skai. „Griechenland wird weder S-300 noch Patriot in die Ukraine schicken“, sagt Mitsotakis. Sein Land habe der Ukraine bereits mit Verteidigungsmaterial anderer Art unter die Arme gegriffen. Athen könne keine Waffensysteme liefern, die für das Land selbst von entscheidender Bedeutung seien.
+++ 22:16 Selenskyj wirbt für Investitionen in ukrainischen Rüstungssektor +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will mit westlicher Hilfe die Rüstungsproduktion im eigenen Land ausbauen. Er werbe in seinen internationalen Gesprächen bei den Partnern ohne eigene Produktionskapazitäten darum, in den ukrainischen Rüstungssektor zu investieren, sagt Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Ziel sei es, eine gemeinsame Waffenproduktion aufzubauen und die Front zu stärken. Hintergrund der Bemühungen sind die große Abhängigkeit der Ukraine von westlichen Waffenlieferungen und das zuletzt lange Warten auf neue US-Hilfen. Selenskyj räumt ein, dass die halbjährige Pause bei den Waffenlieferungen der USA zu großen Problemen an der Front geführt habe.
+++ 21:52 USA: ATACMS-Lieferung könnte deutscher Taurus-Debatte Impulse geben +++
In Washington besteht nach Angaben eines US-Regierungsvertreters die Hoffnung, dass die Lieferung von ATACMS-Marschflugkörpern mit größerer Reichweite an die Ukraine Impulse für die deutsche Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern gibt. „Taurus – das ist eine Entscheidung Deutschlands“, sagt ein ranghoher Regierungsvertreter in Washington. Mit Blick auf die US-Entscheidung für ATACMS-Lieferungen und ähnlichen Entscheidungen in London und Paris „würden wir natürlich hoffen, dass dies ein Faktor sein könnte“, sagte er. Washington hatte am Mittwoch die Lieferung von Kurzstreckenraketen vom Typ ATACMS mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern an die Ukraine bekanntgegeben. Zuvor hatten die USA nur ATACMS mit einer Reichweite von 165 Kilometern geliefert.
Fliegen bis zu 300 Kilometer Ukraine kann auf mehr weitreichende Super-Raketen hoffen
Ukraine-Krieg im Liveticker +++ 21:12 Stoltenberg: „Es ist nicht zu spät für die Ukraine zu siegen“ +++
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hält angesichts der neuen Militärhilfen für Kiew einen Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland für möglich. „Es ist nicht zu spät für die Ukraine zu siegen“, sagt Stoltenberg in Berlin. „Mehr Hilfe ist auf dem Weg“, sagt er. Stoltenberg verweist auf die Entscheidung des US-Kongresses, nach monatelanger Blockade der Republikaner neue Milliardenhilfen für die Ukraine freizugeben. Zudem erwähnt er Ankündigungen weiterer Militärhilfen aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. „Es liegt nun in unserer Verantwortung, diese Zusagen in tatsächliche Waffen- und Munitionslieferungen umzusetzen“, sagt der Norweger. „Und zwar so schnell wie möglich“.
+++ 20:29 Ukrainischer Agrarminister bietet nach Korruptionsvorwürfen Rücktritt an +++
Der unter Korruptionsverdacht geratene ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solsky bietet seinen Rücktritt an. Solsky soll Medienberichten zufolge in den unrechtmäßigen Erwerb von staatseigenem Land verwickelt sein. Die Vorwürfe betreffen die Jahre von 2017 bis 2021. Zu diesem Zeitpunkt war Solsky noch nicht Minister, er übt das Amt erst seit 2022 aus. Solsky wurde 2019 ins Parlament in Kiew gewählt. Das Rücktrittsgesuch des Ministers muss noch vom Parlament abgesegnet werden. Sollten die Abgeordneten dagegen stimmen, sei er „bereit, weiter zu arbeiten“, sagte Solsky. Er hatte seine Unschuld beteuert.
+++ 19:53 Bar in Charkiw wird dreimal von Raketen beschädigt +++
Eine Bar im Erdgeschoss eines Charkiwer Hochhauses wird zum dritten Mal durch einen russischen Luftangriff beschädigt. Besitzerin Nika Hladka versucht optimistisch zu bleiben, doch seit der ersten Sanierung bleiben die geplatzten Fenster vorerst provisorisch.
Zwischen Verzweiflung und Humor Bar in Charkiw wird dreimal von Raketen beschädigt
+++ 19:21 Russen greifen Bahnhof in Region Charkiw an +++
Russische Streitkräfte haben den Bahnhof der Stadt Balaklija in der Oblast Charkiw im Osten der Ukraine angegriffen. Mindestens zehn Menschen wurden dabei verletzt, teilte Gouverneur Oleh Sinehubow mit. Nach Behördenangaben erfolgte der Angriff, als ein Regionalzug von Charkiw nach Izjum am Bahnhof in Balaklija hielt. Militärverwaltung veröffentlicht in sozialen Medien ein Video, das die Folgen des Angriffs zeigt.
+++ 18:40 Putin kündigt China-Besuch im Mai an +++
Der russische Präsident Wladimir Putin plant für Mai eine Reise nach China. „Ein Besuch im Mai ist geplant“, sagt Putin bei einem Wirtschaftsforum in Moskau, ohne nähere Angaben zu machen. Es wäre Putins erste Auslandsreise seit seiner Wiederwahl zum Staatsoberhaupt Russlands im März. Der Westen beobachtet die Annäherung zwischen Peking und Moskau in den Bereichen Handel und Verteidigung in den vergangenen zwei Jahren mit wachsender Unruhe. Für Russland ist China eine wichtige wirtschaftliche Stütze, nachdem der Westen Moskau wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine mit zahlreichen Sanktionen überzogen hat. Putins Ankündigung fällt mit der Ankunft von US-Außenminister Antony Blinken in Peking zusammen. Washington bemüht sich derzeit um eine Entspannung im Verhältnis zu Peking.
+++ 18:10 Litauen verlängert Sanktionsgesetz für Russen und Belarussen +++
In Litauen hat das Parlament ein Sondergesetz über nationale Sanktionen für russische und belarussische Bürger um ein Jahr verlängert. Die Regelung wurde im Vorjahr als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verabschiedet und ist nach dem nun getroffenen Beschluss der Volksvertretung bis zum 2. Mai 2025 gültig. Die Verlängerung muss zuvor aber noch von Staatspräsident Nauseda gebilligt werden. Das Gesetz sieht etwa Beschränkungen für Russen und Belarussen vor, litauische Visa und Aufenthaltsgenehmigungen zu erhalten. Für Russen gelten zusätzliche Regeln bei der Einreise nach Litauen und dem Erwerb von Immobilien in dem baltischen EU- und NATO-Land. Neu umfasst das Gesetz auch ein Einfuhrverbot für landwirtschaftliche Produkte und Futtermittel aus Russland und Belarus.
+++ 15:42 Faeser warnt vor russischen Sprengstoffanschlägen in Deutschland +++
Deutschland wird laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser immer wieder Ziel versuchter Angriffe aus Russland und anderer Diktaturen. „Deutschland war und ist Ziel von Spionage und Sabotage, Desinformation und Propaganda“, sagt die SPD-Politikerin im Bundestag. Ziel sei es dabei, die Bundesrepublik zu schwächen. „Das dürfen und das werden wir nicht zulassen.“ Es gebe ganz neue Gefahren. „Erstmals stehen wir vor der Gefahr russischer Sprengstoffanschläge, um unsere Unterstützung für die Ukraine zu unterbinden.“ Deutschland habe daher bereits zahlreiche russische Spione ausgewiesen. „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Deutschland werde weiter an der Seite der Ukraine stehen.
+++ 15:09 Insider: G7 wollen im Frühjahr Umgang mit eingefrorenen russischen Werten klären +++
Die US-Vorschläge zur stärkeren Nutzung der Zinserträge aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten gewinnen zwei G7-Insidern zufolge Momentum. Eine Einigung darüber wird für den Zeitraum Mai bis Juni angestrebt. Dann treffen sich zunächst Ende Mai die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen, im Juni kommen dann die Staats- und Regierungschefs ebenfalls in Italien zusammen. Die USA wollen auch die künftigen Zinserträge aus dem Geldtopf nutzen, der nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vor über zwei Jahren eingefroren worden war. Insgesamt geht es um rund 300 Milliarden Dollar, wovon der Großteil in Europa eingefroren wurde. Die Europäer sträuben sich gegen eine Einziehung der Gelder, sehen darin – anders als die USA – einen Verstoß gegen internationales Recht und fürchten Vergeltung. Unstrittig ist innerhalb der G7-Gruppe aber, dass die Zinserträge genutzt werden können. Dabei geht es um einen einstelligen Milliardenbetrag pro Jahr. Dieses Geld könnte beispielsweise als Sicherheit bei der Ausgabe von Anleihen genutzt werden, die dann der Ukraine zugutekommen. In diesem Bereich sind den G7-Insidern zufolge Kompromisse im Frühjahr möglich. Es gebe großen Druck, schnell zu einem internationalen Ansatz zu kommen.
+++ 14:34 Kreml: ATACMS-Raketen werden „mehr Probleme für die Ukraine verursachen“ +++
Nach der Lieferung von ATACMS-Raketen aus den USA mit größerer Reichweite an die Ukraine relativiert Russland deren Bedeutung. Die Lieferung werde „den Ausgang der militärischen Spezialoperation nicht grundlegend verändern“, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten und ergänzt: „Aber es wird mehr Probleme für die Ukraine verursachen.“ Wenige Stunden zuvor hatte das US-Außenministerium erklärt, der Ukraine im April ATACMS-Raketen zum Einsatz innerhalb des eigenen Territoriums zugesandt zu haben. Aus dem Außenministerium verlautete, dass die nun gelieferten Raketen eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern hätten. Kreml-Sprecher Peskow erklärte, die USA seien „direkt in den Konflikt verwickelt“ und dabei, „die Reichweite der Waffensysteme, die sie bereits liefern, zu erhöhen“.
+++ 14:00 „Europa könnte sterben“ – drastische Worte von Frankreichs Präsident Macron +++
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ruft Europa mit drastischen Worten zu einer verstärkten Verteidigung auf. „Es besteht die Gefahr, dass unser Europa sterben könnte“, warnt der Staatschef in einer Grundsatzrede an der Pariser Sorbonne-Universität. Europa stehe an einem Wendepunkt und müsse mehr tun, um mit rasch wieder aufrüstenden globalen Rivalen konkurrieren zu können. Die größte Gefahr für die Sicherheit Europas sei der Krieg in der Ukraine: „Die Grundvoraussetzung für unsere Sicherheit ist, dass Russland diesen Angriffskrieg nicht gewinnt“, sagt Macron. Er schlug die Schaffung einer europäischen Militärakademie vor. Zudem müsse Europa den Bereich Cybersicherheit stärken und die heimische Rüstungsindustrie fördern. Es gelte zudem, die Verbindungen zum EU-Aussteigerland Großbritannien zu stärken.
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+++ 13:21 Belarus behauptet, Drohnen aus Litauen hätten Angriff auf Minsk gestartet +++
Belarus hat nach Darstellung der Sicherheitsbehörden einen Drohnenangriff auf die Hauptstadt Minsk vereitelt, der von Litauen aus gestartet worden sein soll. Das Staatliche Sicherheitskomitee habe in Zusammenarbeit mit anderen Strafverfolgungsbehörden kürzlich mehrere dringende Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt, die es ermöglicht hätten, Angriffe von Kampfdrohnen aus dem Gebiet Litauens auf Objekte in Minsk und seinen Vororten zu verhindern, zitiert die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA den belarussischen Sicherheitschef Iwan Tertel. Es wird nicht angegeben, ob er Beweise für seine Behauptung vorlegte. Das Militär des NATO-Mitglieds Litauen erklärt, es habe keine feindlichen Aktionen gegen einen anderen Staat unternommen.
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+++ 12:52 Lukaschenko: Russland hat Atomwaffen in Belarus stationiert +++
Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko sagt nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS, es seien mehrere Dutzend taktische Atomwaffen aus Russland in Belarus stationiert. Das sei im Rahmen des Abkommens geschehen, das er und der russische Präsident Wladimir Putin 2023 angekündigt hätten. Belarus hatte im Juni erklärt, mit der Lieferung der Waffen sei begonnen worden. Es ist das erste Mal, dass Russland nach der Ära der Sowjetunion Atomraketen in einem fremden Land stationiert.
„Neue Bedrohungslage“ Belarus nimmt Atomwaffen in Militärdoktrin auf
+++ 12:10 „New York Times“ will erfahren haben, wie viele ATACMS mit großer Reichweite Kiew bekommen hat +++
Die „New York Times“ will die Zahl erfahren haben, wie viele ATACMS-Raketen mit 300 Kilometer Reichweite die Ukraine bei der heimlichen Lieferung in diesem Jahr (Eintrag von 21:41 Uhr) erhalten hat. Demnach sollen es „mehr als 100“ sein. Der Bericht stützt sich auf eine Regierungsquelle. Ebenso sollen weitere ATACMS-Raketen mit Streumunition geliefert worden sein. Die Ukraine hat im letzten Jahr bereits einige ATACMS-Kurzstreckenraketen mit 165 Kilometer Reichweite von den USA erhalten, Berichten zufolge auch in einer Variante mit Streumunition. Diese wurden, wie jetzt auch, im Stillen geliefert – und zum Beispiel für Attacken auf Flugplätze bei Berdjansk und Luhansk genutzt. Angriffe werden oft mit mehreren Raketen ausgeführt, um unter anderem die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, durch die Flugabwehr zu kommen. Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, hat kürzlich die Lieferung weiterer ATACMS-Raketen mit großer Reichweite angekündigt (Eintrag von 07:45 Uhr).
Wadephul: Taurus-Lieferung jetzt „Das letzte Zeichen, dass der Bundeskanzler umdenken muss“
+++ 11:31 Trotz Milliarden-Hilfspaket aus den USA: Steht die Ukraine bald wieder vor den gleichen Problemen? +++
Das 61-Milliarden-Dollar Hilfspaket aus den USA ist so etwas wie die letzte Rettung für die Ukrainer, die aktuell mit dem Rücken zur Wand stehen. Doch auch diese Hilfen halten nicht ewig und die Unterstützungsbemühungen der europäischen Partner haben Schwächen, zum Beispiel bei der Artilleriemunition. Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Support Trackers des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), sagt: „Sollten die USA Ende 2024 oder 2025 keine weiteren Unterstützungspakete verabschieden, wird die Ukraine im Jahr 2025 höchstwahrscheinlich mit dem gleichen Versorgungsengpass wie jetzt konfrontiert sein.“ Ohne Einberechnung des jüngsten US-Pakets haben die Verbündeten der Ukraine dem Land seit Beginn der großangelegten russischen Invasion im Februar 2022 insgesamt 112 Milliarden Euro an Militärhilfe geleistet. Der überwiegende Teil davon kam aus den USA und der EU, ein kleinerer Anteil aus Staaten wie Australien und Japan.
„Große Lücke“ bei Munition EU kann Ukraine-Hilfen der USA nicht ersetzen
+++ 10:54 ISW: Neue ATACMS bedrohen von Russland besetztes Hinterland – und auch die Krim-Brücke? +++
Die Ankunft von ATACMS-Langstreckenraketen in ausreichender Menge wird es den ukrainischen Streitkräften laut Einschätzung vom Institut für Kriegsstudien (ISW) ermöglichen, die russische Logistik zu beeinträchtigen und Flugplätze in den hinteren Gebieten zu gefährden. Sie könnten auch „eine erhebliche Bedrohung für russische Munitionsdepots darstellen“, so die US-Denkfabrik, die gleichzeitig zu bedenken gibt: Möglicherweise haben sich die russischen Streitkräfte in den letzten Monaten auf die neuen Fähigkeiten der Ukraine eingestellt und Munitionsdepots verstreut verteilt. „ATACMS mit großer Reichweite werden es den ukrainischen Streitkräften jedoch ermöglichen, eine größere Anzahl russischer Ziele in den rückwärtigen Gebieten zu bedrohen“, so das ISW. Hierbei werden neben Zielen der Logistik und Flughäfen auch Brücken genannt. Die Ukraine hat vor wenigen Wochen angekündigt, bald die Krim-Brücke zerstören zu wollen. Dies könnte mit den gelieferten ATACMS-Langstreckenraketen möglich werden, die eine Reichweite von 300 Kilometern haben:
Noch in den nächsten Monaten Ukraine: Werden Krim-Brücke bald zerstören
+++ 10:21 Selenskyj: Russland will Friedenskonferenz verhindern +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Russland vor, eine für Juni geplante internationale Friedenskonferenz in der Schweiz verhindern zu wollen. Vor ukrainischen Diplomaten und ausländischen Botschaftern in Kiew beruft sich Selenskyj bei dieser Aussage auf Geheimdienstinformationen. Es gebe „konkrete Daten, dass Russland nicht nur den Friedensgipfel stören will, sondern auch einen konkreten Plan hat: wie man das macht, wie man die Zahl der teilnehmenden Länder reduziert, wie man vorgeht, um sicherzustellen, dass es noch länger keinen Frieden gibt“, sagt der Präsident. Genauere Angaben macht er nicht. Man werde die Partner auf diplomatischen Kanälen informieren über die Moskauer Versuche, sagt Selenskyj nach Angaben seines Präsidialamtes.
Lernen aus der Geschichte „Die wenigsten Kriege enden mit Friedensverhandlungen“
+++ 09:45 ntv-Reporter Munz: „Man sieht, die Krim ist nicht mehr sicher“ +++
Wegen der Lieferung von US-Waffen an die Ukraine müsse Russland damit rechnen, dass Ziele „auf der Krim anders angegriffen werden können“ als zuvor, meint ntv-Korrespondent Munz. Gleichzeitig vereinbaren Russland und die Ukraine einen Austausch vertriebener Kinder – das sei aber kein Zeichen einer Annäherung:
Raketenlieferung aus den USA Munz: „Man sieht, die Krim ist nicht mehr sicher“
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
ROUNDUP: Kiew hofft auf Geld für Rüstungsbranche – Die Nacht im Überblick
KIEW (dpa-AFX) – An der Front ist die Lage für die Ukraine weiterhin schwierig. Das ukrainische Militär ist durch den anhaltenden Waffen- und Munitionsmangel in die Defensive geraten – besonders groß ist die Not westlich von Awdijiwka. Auch deswegen hofft Kiew, künftig nicht mehr so stark von westlichen Lieferungen abhängig zu sein. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.
Selenskyj wirbt für Investitionen in ukrainischen Rüstungssektor
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will mit westlicher Hilfe die Rüstungsproduktion im eigenen Land ausbauen. Er werbe in seinen internationalen Gesprächen bei den Partnern ohne eigene Produktionskapazitäten darum, in den ukrainischen Rüstungssektor zu investieren, sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache. Ziel sei es, eine gemeinsame Waffenproduktion aufzubauen und die Front zu stärken. Hintergrund der Bemühungen sind die große Abhängigkeit der Ukraine von westlichen Waffenlieferungen und das zuletzt lange Warten auf neue US-Hilfen.
Selenskyj räumte ein, dass die halbjährige Pause bei den Waffenlieferungen der USA zu großen Problemen an der Front geführt habe. Intensiv bereite sich die Ukraine auf eine am Freitag geplante Tagung der Ukraine-Kontaktgruppe vor. Dabei gehe es darum, die sich im vergangenen Halbjahr angesammelten Probleme zu überwinden. Die politischen Entscheidungen seien getroffen, nun gehe es darum, die Hilfspakete mit den nötigen Waffen zu füllen und die Logistik zu klären, sagte der 46-Jährige.
Bericht: USA planen weiteres milliardenschweres Militärpaket
Unterdessen plant die US-Regierung einem Bericht zufolge bereits ein weiteres milliardenschweres Militärhilfepaket für die Ukraine. Das Portal „Politico“ berichtete am Donnerstag (Ortszeit), dass die USA nach der Freigabe neuer Mittel durch den US-Kongress ein sechs Milliarden US-Dollar (5,6 Milliarden Euro) schweres Paket zusammengeschnürt hätten. Demnach könnten die Pläne bereits an diesem Freitag bei einem virtuellen Treffen der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine öffentlich werden. „Politico“ zufolge soll es sich dabei aber nicht um Soforthilfe handeln.
Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Joe Biden ein sofortiges neues Militärpaket in Höhe von einer Milliarde US-Dollar angekündigt. Dabei handelt es sich in erster Linie um Ausrüstung für die Flugabwehr, Artillerie, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge aus den Beständen des US-Militärs. Das mögliche Sechs-Milliarden-Dollar-Paket soll sich in diesem zentralen Punkt „Politico“ zufolge von dem bereits angekündigten Paket unterscheiden.
Unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter schrieb das Portal, dass im Rahmen eines US-Finanzierungsprogramms Verträge an amerikanische Verteidigungsunternehmen zum Bau neuer Ausrüstung für die Ukraine vergeben werden sollen. Das würde bedeuten, dass die bestellte Ausrüstung wahrscheinlich erst in einigen Jahren in der Ukraine ankommen wird. Das Pentagon bestätigte den Bericht auf Nachfrage des Portals nicht.
Rüffel aus London für Scholz wegen Taurus
Der frühere britische Verteidigungsminister Ben Wallace forderte derweil eine Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Bundeskanzler Olaf Scholz müsse sich entscheiden, ob er wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinne oder nicht, sagte Wallace im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das erneute Nein des SPD-Politikers zu einer Taurus-Lieferung.
Der beste Ansatz wäre, wenn Scholz Bedingungen nennen würde, die eine Taurus-Lieferung rechtfertigen könnten, sagte Wallace, wie etwa russische Angriffe auf zivile Orte. „Besser als zu sagen, „nein, ich werde sie nicht liefern“, ist zu sagen, „wir beobachten die Lage ständig und wenn Russland weitermacht, werden wir es prüfen““, sagte Wallace.
Luftabwehrsysteme: Athen will Ukraine weder S-300 noch Patriot liefern
Griechenland wird laut seinem Regierungschef keine Luftabwehrsysteme an die Ukraine liefern. „Griechenland wird weder S-300 noch Patriot in die Ukraine schicken“, sagte Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag in einem Interview mit dem griechischen TV-Sender Skai. Sein Land habe der Ukraine bereits mit Verteidigungsmaterial anderer Art unter die Arme gegriffen. Athen könne keine Waffensysteme liefern, die für das Land selbst von entscheidender Bedeutung seien.
In internationalen Medien waren zuletzt Berichte erschienen, wonach große EU-Staaten Griechenland unter Druck gesetzt hätten, Luftabwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Mitsotakis bestätigte, dass es Anfragen gegeben habe.
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag gibt es erneut eine Tagung der Ukraine-Kontaktgruppe im sogenannten Ramstein-Format. Die Besprechung wird virtuell abgehalten. Kiew hofft auf weitere Zusagen bei der Luftverteidigung./bal/DP/zb
WEITERE UKRAINE-MELDUNGEN
Wallace warnt vor Einfrieren des Kriegs in der Ukraine
LONDON (dpa-AFX) – Der britische Ex-Verteidigungsminister Ben Wallace hat vor einem Einfrieren des Kriegs in der Ukraine gewarnt. Er bezog sich dabei auf Äußerungen des SPD-Fraktionschefs im Bundestag, Rolf Mützenich. Dieser müsse sich die Frage gefallen lassen, wie das Einfrieren des Konflikts für die Ukrainer beim vorigen Mal ausgegangen sei, sagte Wallace im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Das Land habe zwischen der russischen Krim-Annexion 2014 und der Invasion vor zwei Jahren 18 000 Soldaten verloren.
„Das Problem mit dem Einfrieren ist, dass man es garantieren muss“, sagte Wallace. „Aber wir haben das versucht, und die Ukrainer würden sagen, dass Großbritannien, Amerika, Deutschland und Frankreich diese Garantie nicht erfüllt haben.“ Die Ukrainer könnten im Gegenzug für ein Einfrieren nun die Nato-Mitgliedschaft verlangen, sagte Wallace. „Sie könnten sagen: „Gebt uns die Mitgliedschaft in der Nato. Lasst uns eine Linie ziehen, wo auch immer das sein möge, aber was übrig bleibt, ist Nato“.“
Auf die Frage, ob das eine gangbare Lösung sein könnte, wollte Wallace sich nicht festlegen. „Ich will nicht spekulieren, wie ein Deal aussehen könnte. Die Ukraine muss das entscheiden, sie sind es, die Tausende Menschen verloren haben. Und sie kämpfen für uns jetzt. Wir kämpfen nicht.“ Deutschland, Frankreich und nicht zuletzt Russland würden sich nicht darauf einlassen, glaubt Wallace.
Ohne ausreichende Sicherheitsgarantie werde ein Einfrieren des Konflikts jedenfalls nur dazu führen, dass Russland wieder aufrüste, sich neu aufstelle und erneut angreife, wie das nach der Annexion der Krim geschehen sei, warnte er. Man dürfe zudem nicht erneut den Fehler machen und Russlands Präsident Wladimir Putin für einen rationalen Akteur halten. Putin wolle die Ukraine aus einer Überzeugung über deren historische Zugehörigkeit zu Russland erobern und werde es immer wieder versuchen. „Wir müssen Russland in eine Position bringen, in der sie etwas zu verlieren haben“, so Wallace.
Mützenich hatte Ende März in einer Bundestagsdebatte über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine gefragt: „Ist es nicht an der Zeit, dass wir nicht nur darüber reden, wie man einen Krieg führt, sondern auch darüber nachdenken, wie man einen Krieg einfrieren und später auch beenden kann?“ Dafür wurde er von der Union, aber auch aus den Reihen der Koalitionspartner Grüne und FDP scharf kritisiert. Mützenich widersprach später in einem Interview der Frage, ob der Begriff Einfrieren nicht bedeute, dass die Ukraine die von Russland besetzten Landesteile aufgeben solle. „Der Begriff „Einfrieren“ bedeutet ja gerade, dass nichts endgültig entschieden ist. Sondern dass man erst einmal verhandelt.“/cmy/DP/zb
Weißes Rauschen: Russland stört GPS-Signale und verursacht massive Probleme im Flugverkehr (inkl. Abbildung)
Die zivile Luftfahrt wird in die elektronische Kriegsführung Russlands hineingezogen. 46.000 Flüge waren von Störungen der Satellitennavigation betroffen
Was sich seit Monaten im Luftraum über nordischen und baltischen Staaten abspielt, wird nun auch immer häufiger im Westen beobachtet: Russland soll im großen Stil GPS-Signale stören und damit den europäischen Flugverkehr behindern, berichten nun die „Times“ sowie der „Guardian“. Ob die Angst vor Drohnenangriffen auf eigenes Territorium dahintersteckt oder die Russen europäische Staaten einschüchtern wollen, bleibt offen.
Aktuell sind es Fluglinien aus Großbritannien, die ihre Bedenken öffentlich machen. Ryanair registrierte seit dem August 2023 allein 2300 Flüge, bei denen das GPS-Signal gestört wurde. Wizz Air spricht von 1400 Fällen, die British Airways von 82 und Easyjet von vier Fällen.
Insgesamt sollen Probleme mit dem GPS-Signal 46.000 Flüge über der Ostsee beeinflusst haben, zumindest wurden so viele Logbucheinträge auf der Seite gpsjam.org verzeichnet. Wenig überraschend stammen die meisten dokumentierten Fälle aus Osteuropa und rund um die russische Exklave Kaliningrad.
Die International Air Transport Association und die Flugsicherheitsbehörde der EU (European Union Aviation Safety Agency, Easa) beobachten mit Sorge die Störung der GPS-Signale in Nord- und Osteuropa. Erst im Jänner gab es deshalb ein Gipfeltreffen, bei dem die Gefahren der GPS-Störung und des Spoofings, also des Sendens falscher Signale, debattiert wurden. An dieser Stelle muss man aber dazusagen, dass bislang kein Fall bekannt ist, in dem die russischen Streitkräfte gezielt falsche GPS-Informationen an Linienflugzeuge geschickt hätten.
Luftfahrtbehörde ist besorgt
Dennoch: Die Easa bezeichnete die Bekämpfung der Bedrohung durch GPS-Signalstörungen als vorrangig. Außerdem wies die Behörde darauf hin, dass es aktuell zu einer erheblichen Zunahme derartiger Störungen komme und dringender Handlungsbedarf bestehe.
Die britische Zivilluftfahrtbehörde (CAA) spielte das Risiko herunter und erklärte, dass die Störung der Satellitennavigation häufig mit militärischen Aktivitäten in Verbindung gebracht werde, was aber nicht bedeute, dass kommerzielle Flugzeuge direkt angegriffen würden.
Alle modernen Flugzeuge sind mit Geräten ausgestattet, die ständig Signale von globalen Satellitennavigationssystemen (GNSS) wie dem US-amerikanischen Global Positioning System (GPS) und dem europäischen Galileo senden und empfangen. Diese Informationen zeigen die genaue Position des Flugzeugs an und helfen dem Piloten bei der Navigation während des Flugs. Von GPS-Störungen spricht man, wenn jemand absichtlich versucht, die Signalausrüstung eines Flugzeugs durch anhaltende Störungen so zu überlasten, dass es keine Informationen mehr von GNSS senden oder empfangen kann. Das bedeutet, dass das Ortungssystem des Flugzeugs nicht mehr funktioniert und weder der Pilot noch die Flugverfolger – die möglicherweise von einem Flugzeug in der Nähe oder den Fluglotsen eingesetzt werden – wissen, wo sich das Flugzeug befindet, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Unfällen steigt.
Generell sind GPS-Störungen ein bekanntes Problem, das immer häufiger auftritt, wobei die Ostsee ein Hotspot für Angriffe ist. In einem von der International Air Transport Association (Iata) im September 2023 veröffentlichten Bericht nannte der Branchenverband auch das Schwarze Meer, den südöstlichen Mittelmeerraum und den Nahen Osten sowie die Arktis als Gebiete, die häufig von GPS-Störungen betroffen sind.
Die Störbasis in Kaliningrad
Im Jänner kam es zu einer der bislang größten Störungen des GPS-Signals. Ausgehend von Kaliningrad waren weite Teile von Polen bis an die Grenze zu Deutschland und der südliche Teil von Litauen von den Ausfällen betroffen. Die Quelle dieser Probleme dürfte ein geheimes russisches System zur elektronischen Kriegsführung namens 14Ts227 Tobol sein, wie der estnische Cybersicherheitsexperte Erik Markus Kannike erklärte.
Bei einem Tobol handelt es sich im Grunde um ein stationäres System, das speziell zur Störung der Satellitenkommunikation eingesetzt wird. Die genaue Wirkungsweise ist nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass es die Satelliten selbst beeinflusst, wie „Newsweek“ und der ukrainische „Defense Express“ berichten. An der Front in der Ukraine kommen ähnliche Waffensysteme zum Einsatz, wobei diese eine geringere Reichweite haben, aber mobil sind und etwa auf einen Lkw passen. Zu nennen wäre etwa das R-330Zh Zhitel, das in der Lage ist, Satellitentelefonie sowie GPS zu stören, indem es den Wellenbereich von 100 Megahertz bis zwei Gigahertz abdeckt. Die Signalverbindungen von Bodenzielen können so in einem Bereich von 15 Kilometern, jene von Flugzeugen bis zu 200 Kilometer entfernt gestört werden.
Gefährlich bei Start und Landung
Diese Systeme sind primär dafür gedacht, die Navigationssysteme ukrainischer Langstreckenwaffen wie das Artillerieraketensystem Himars zu stören. Zivile Flugzeuge haben laut dem Bericht des „Guardian“ mehrere Back-up-Systeme, weshalb ein kurzzeitig gestörtes GPS-Signal während des Flugs noch kein gravierendes Sicherheitsrisiko darstellt. Aber: Während des Rollens, bei Start und Landungen müssen Piloten und Fluglotsen genau wissen, wo sich das Flugzeug befindet. Fehlt dabei ein GPS-Signal, steigt das Risiko an, selbst wenn die Piloten geschult sind, mit solchen Problemen umzugehen. Deshalb empfiehlt die Iata den Airlines, Routen um bekannte GPS-Störungsherde herum zu planen. (pez, 24.4.2024)Nachlese
INTERVIEW: Oberst Markus Reisner über die Ukraine: Die Lage wurde „schöngeredet“
Der Militärexperte kritisiert in der „ZiB 2“, dass mit zweierlei Maß gemessen werde: Die Unterstützung der Ukraine nur aus der „Westentasche“ räche sich jetzt
Das österreichische Bundesheer sorgt derzeit für Schlagzeilen. Auf der einen Seite gibt es General Robert Brieger. Der Vorsitzende des Militärausschusses der Europäischen Union gerät nach einem Posting bei einem Holocaust-Leugner unter Druck und in Erklärungsnotstand. Und auf der anderen Seite steht bereits seit vielen Monaten Markus Reisner.
Der Offizier und Historiker ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine international gefragter Experte, dessen Analysen stets am Punkt sind und nichts an Klarheit vermissen lassen. Reisner war am Mittwoch zu Gast in der ZiB 2 bei Armin Wolf, um über die Lage in der Ukraine zu sprechen.
Das von den USA auf den Weg gebrachte 61 Milliarden Dollar schwere Militärpaket habe für die Ukraine eine enorme Bedeutung, sagte Reisner. Russland verfüge in diesem „Abnützungskrieg“ über einen klaren Ressourcenvorteil. Und über „kurz oder lang“ sei es zu befürchten, dass die nächste Sommeroffensive der Russen losbreche.
„Zweierlei Maß“
Als der Iran kürzlich Israel angegriffen habe, wurden 99 Prozent der iranischen Raketen und Drohen abgeschossen. „Warum gibt es nicht auch die gleiche Unterstützung für die Ukraine?“, fragt Armin Wolf. Reisner konstatiert „völkerrechtliche Absichten“ der USA, die das verhindern würden. Das Land sei zwar daran interessiert, die Ukraine zu unterstützen, aber nur in dem Ausmaß, dass es nicht zu einer kompletten Eskalation mit Russland komme. „Man misst hier mit zweierlei Maß“, bedauert Reisner: Man könne nur hoffen, dass es in den nächsten Hilfspaketen der USA zu Lieferungen komme, die die Ukraine „wirklich in die Lage versetzen, sich verteidigen zu können“.
Lage „schöngeredet“
Wolf spricht Reisner auf ein Interview an, das der Offizier kürzlich der Zeit gegeben hat. Dort sagte er: „Wir haben uns die Lage in der Ukraine von Anfang an schöngeredet.“ Reisner führt aus, was er damit meint: „Man hat angenommen, dass das, was man tut, ausreicht, aber man hat die Ukraine eigentlich faktisch aus der Westentasche unterstützt, und jetzt rächt sich genau das.“
Der „Kulminationspunkt“ sei gekommen, an dem sich die Frage stelle, wie die Ukraine als Staat weiter existiere. „Wir haben das faktisch in den Händen“, so Reisner, der kein Hehl daraus macht, dass er sich mehr militärische Unterstützung für das Land wünscht.
Demografie spricht für Russland
Reisner bringt auch einmal mehr den Zeitfaktor ins Spiel und die Kriegsressource Mensch. Während Russland knapp 150 Millionen Einwohner habe, gehe man davon aus, dass sich derzeit noch 33 Millionen Menschen in der Ukraine mit „entsprechendem Wehrpotenzial“ befinden. „Auf der Zeitachse spricht das natürlich nicht für die Ukraine.“ Wenn es bei den Waffenlieferungen zu Verzögerungen komme, dann schlage die Demografie zu, so Reisner.
Wie es in der Ukraine weitergeht, lasse sich nicht genau sagen, so Reisner. Er skizziert drei Szenarien, es gebe aber zu viele Unbekannte, etwa die US-Wahl im November 2024, um den weiteren Kriegsverlauf zu prognostizieren. Nur so viel: Aus jetziger Sicht könne man davon ausgehen, dass es die Ukraine schaffe, sich auf die erwartete Sommeroffensive der Russen vorzubereiten. Sollte die militärische Unterstützung aber nicht ausreichen, könnte es aber bereits vor den US-Wahlen zu einem Durchbruch Russlands kommen. Mehr Mahnung geht nicht. (Oliver Mark, 25.4.2024)Link zur ORF-TVthek
ZENTRALBANKEN
EZB/Schnabel sieht Zustimmung zu ihrer „Letzte-Meile-Prognose“
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht eine zunehmende Zustimmung unter Ökonomen zu ihrer These, dass der Rückgang der Inflation im Euroraum auf glatt 2 Prozent schwieriger verlaufen wird als der anfängliche Rückgang, der bei zweistelligen Inflationsraten begann.
In einer Rede bei der Gründungskonferenz des ChaMP Research Network äußerte sie die Befürchtung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Nachfrage im Dienstleistungssektor nicht genug dämpft. „Es sieht so aus, als würde sich die Meinung durchsetzen, dass wir eine ziemlich holprige letzte Meile sehen könnten“, sagte Schnabel.
Der erste Teil der Disinflation war Schnabel zufolge ziemlich beeindruckend und schneller als von Vielen erwartet verlaufen. „Aber das war überwiegend getrieben von der Umkehr früherer Angebotsschocks – Energie, Nahrungsmittel, Engpässe -, während sich die binnenwirtschaftliche Inflation als viel hartnäckiger erwiesen hat“, sagte sie. Genau an dieser Stelle aber werde die Transmission der Geldpolitik wirksam.
Besondere Sorgen bereitet Schnabel die Entwicklung im Dienstleistungssektor, wo 90 Prozent der Preise jährliche Steigerungsraten von über 2 Prozent aufwiesen. „Analysen des EZB-Stabs zeigen, dass die Weitergabe höherer Löhne an die Preise bei Dienstleistungen viel stärker (als im verarbeitenden Sektor) ist, und einer der Gründe dafür könnte auch die ziemlich starke Nachfrage sein„, sagte sie.
Das müsse genau beobachtet werden, denn die These von der Absorption höherer Kosten über die Gewinne basiere auf der Annahme, die Nachfrage von der Geldpolitik gedämpft werde. „Die Frage ist, ob die Dämpfungswirkung bei Dienstleistungen so stark ist“, sagte Schnabel.
Die EZB-Direktorin wies überdies darauf hin, dass die Transmission der Geldpolitik ihrer Meinung nach derzeit schwächer sei beziehungsweise langsamer als früher ablaufe.
Verantwortlich dafür sei die geringere Verschuldung von Unternehmen und privaten Haushalten, deren bessere Liquiditätsausstattung, die hohe Sparquote der Haushalte (15 Prozent) sowie der hohe Anteil fest verzinslicher Kredite.
Schnabel wies aber darauf hin, dass Unternehmen derzeit wieder mehr fällig werdende Anleihen zu höheren Zinsen refinanzieren müssten als in den vergangenen Jahren. „In diesem Sinne hat die Straffung der Geldpolitik lang anhaltende Wirkungen“, sagte sie.
MELDUNGEN
WEITERE MELDUNGEN
US-Wirtschaft wächst im ersten Quartal nur um 1,6 Prozent
Von Andreas Plecko
WASHINGTON (Dow Jones)–Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2024 schwächer gewachsen als erwartet. Wie das Handelsministerium im Rahmen einer ersten Veröffentlichung mitteilte, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Januar und März gegenüber dem Vorquartal und auf das Jahr hochgerechnet nur um 1,6 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten im Konsens mit einem Anstieg von 2,4 Prozent gerechnet. Im vierten Quartal 2023 war das US-BIP um bestätigt 3,4 Prozent gewachsen.
Der von der US-Notenbank als Inflationsmaß favorisierte Deflator für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) stieg im ersten Quartal um 3,4 Prozent nach einem Plus von 1,8 Prozent im Vorquartal.
Der BIP-Deflator betrug 3,1 Prozent nach 1,6 Prozent im Vorquartal. Volkswirte hatten im Konsens eine Rate von 3,0 Prozent erwartet. Der BIP-Deflator misst die Preisentwicklung anhand aller produzierten Waren und Dienstleistungen, wobei Importpreise ausgeklammert bleiben. Die Verbraucherpreise werden dagegen mittels eines repräsentativen Warenkorbs erhoben.
Trotz höherer Inflation und höherer Zinsen haben sich die Konsumausgaben dank des robusten Arbeitsmarktes bisher gut gehalten und widerlegten die Vorhersagen, dass die Haushalte mit niedrigem Einkommen in Not geraten würden.
Die Finanzmärkte und die meisten Ökonomen haben ihre Erwartungen für die erste Zinssenkung der Fed von Juni auf September verschoben und rechnen jetzt mit höchstens zwei Zinssenkungen anstelle der von den Währungshüter bisher avisierten drei Senkungen.
USA: Schwebende Hausverkäufe legen unerwartet stark zu
WASHINGTON (dpa-AFX) – In den USA ist die Zahl der noch nicht ganz abgeschlossenen Hausverkäufe deutlich stärker als erwartet gestiegen. Die sogenannten schwebenden Hausverkäufe legten im März um 3,4 Prozent im Monatsvergleich zu, wie die Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) am Donnerstag in Washington mitteilte.
Volkswirte wurden von der Stärke des Anstiegs überrascht. Sie hatten im Schnitt nur einen Zuwachs um 0,4 Prozent erwartet. Bereits im Februar waren die schwebenden Hausverkäufe um 1,6 Prozent gestiegen.
Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat sanken die Hausverkäufe im März allerdings um 4,5 Prozent. Die noch nicht ganz abgeschlossenen oder schwebenden Hausverkäufe gelten als Indikator für den amerikanischen Häusermarkt, da sie die Lage zu einem frühen Zeitpunkt im Transaktionsprozess abbilden./jkr/he
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe überraschend gesunken
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 20. April abgenommen. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 5.000 auf 207.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 215.000 vorhergesagt.
Für die Vorwoche wurde der Wert mit 212.000 bestätigt. Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 1.250 auf 213.250.
In der Woche zum 13. April erhielten 1,781 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 15.000.
Tabelle: http://www.dol.gov/ui/data.pdf
EU-Wahlen: Wie bereitet sich Europa auf mögliche Desinformationskampagnen vor?
Der EU-Spitzendiplomat Josep Borrell sagte im Januar 2024, dass Desinformation „eine der größten Bedrohungen unserer Zeit“ sei. Was tut die EU im Vorfeld der Wahl zum Europäischen Parlament (vom 6. bis 9. Juni), um sich davor zu schützen? Ein Überblick.
Im Vorfeld der EU-Wahlen im Juni wächst die Besorgnis über Beiträge, die durch Desinformation und künstliche Intelligenz (KI) generiert werden.
Die Europäische Kommission veröffentlichte im März empfohlene Maßnahmen für digitale Plattformen mit mehr als 45 Millionen Nutzern in der EU pro Monat, „um systemische Online-Risiken zu mindern, die die Integrität von Wahlen beeinträchtigen könnten“.
Darüber hinaus haben sich viele Plattformen dem Verhaltenskodex der EU zur Bekämpfung von Desinformation verpflichtet, „um sowohl Fehlinformationen als auch Desinformation in ihren Diensten zu bekämpfen“, sagte ein Sprecher der Kommission.
Experten, die sich mit früheren Wahlen in europäischen Ländern befasst hatten, stellten fest, dass Desinformation verschiedene Formen annehmen kann, wobei die wichtigsten Narrative auf den Klimawandel, die Einwanderung und die Unterstützung der Ukraine abzielen.
„Angesichts des sehr spezifischen Charakters der Europawahlen gehen wir davon aus, dass die Dinge in den meisten Fällen auf die nationale Ebene heruntergebrochen werden“, sagte Tommaso Canetta, stellvertretender Direktor der Europäischen Beobachtungsstelle für digitale Medien (EDMO), gegenüber Euronews Next.
Roberta Schmid, Chefredakteurin für Deutschland und Österreich bei der US-Firma NewsGuard, die Nachrichtenseiten bewertet, erklärt, dass falsche Behauptungen über ukrainische Flüchtlinge und die Klimapolitik verbreitet werden könnten.
Sie stellte auch fest, dass „viele falsche Behauptungen persönlich sind, d.h. es geht oft um bestimmte Politiker“.
Die Faktenprüfer achten auf das „Risikoniveau„, aber auch darauf, „wie weit verbreitet eine Behauptung ist“, um diejenigen Geschichten auszuwählen, die sie überprüfen.
Deepfake-Audios sind das Hauptproblem, wenn es um KI-Desinformation geht
Künstliche Intelligenz (KI) stelle ein zusätzliches Risiko dar, erklärt Schmid: _“_Deepfakes gibt es schon seit geraumer Zeit. Der große Unterschied ist, dass sie immer besser werden. Und gerade jetzt gibt es Voice-Deepfakes, die wirklich überzeugen“, sagte sie.
Canetta fügt hinzu, dass die generative KI in den vergangenen Monaten zwar einen technischen Sprung gemacht hat, KI-generierte Bilder und Videos jedoch noch nicht gut genug sind, um 100% realistische Ergebnisse zu bieten.
KI-generiertes Audio kann jedoch aufgrund fehlender visueller Hinweise als real angesehen werden.
„Für den Durchschnittsnutzer ist es ein Problem, den künstlichen Ursprung des Inhalts zu erkennen“, sagte Canetta.
Während der slowakischen Wahlen 2023 wurde Michal Šimečka, Vorsitzender der Fortschrittspartei, einem Bericht zufolge, Opfer einer Desinformationskampagne mit einer gefälschten Aufnahme, auf der er mit einem Journalisten über Wahlmanipulationen spricht.
„Das ist schwierig, denn um diese Art von Inhalten zu entlarven, braucht es Zeit. Es kann also potenziell schädlich für die Wahlen sein“, so Canetta.
Die meisten europäischen politischen Parteien haben einen Verhaltenskodex für die Wahlen unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, „keine irreführenden Inhalte zu produzieren, zu verwenden oder zu verbreiten“.
Dem Verhaltenskodex zur Bekämpfung von Desinformation zufolge verpflichten sich die Unterzeichner auch, sich mit Themen wie „böswilligen Deepfakes“ zu befassen. Derzeit gibt es jedoch kein sicheres System, um sie zu erkennen.
Experten haben auch davor gewarnt, dass Nutzer KI-Chatbots nicht vertrauen sollten, da diese falsche Informationen auf sehr realistische Weise vermitteln können.
Eines der KI-gestützten Phänomene, das zunehmend Anlass zur Sorge gibt, ist die Erstellung pornografischer Deepfakes, die gegen weibliche Kandidaten eingesetzt werden.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wurde Opfer dieser Fälschungen und verlangt 100.000 Euro Schadenersatz, wie die BBC berichtet.
Eine Vielzahl von Tools zur Bekämpfung von Desinformation auf sozialen Plattformen
Die Europäische Kommission organisierte am 24. April einen „Stresstest“, zu dem alle sehr großen Plattformen und Suchmaschinen eingeladen wurden.
„Die Teilnehmer arbeiten Szenarien durch, in denen mehrere Instrumente und Mechanismen zur Bekämpfung von Vorfällen eingesetzt werden könnten, wie etwa eine Desinformationskampagne, die darauf abzielt, die Wahlen zu untergraben“, erklärte ein Sprecher gegenüber Euronews Next.
„Im Rahmen der Übung erläutern alle Teilnehmer ihre Pläne, Verfahren und Strategien“, fügte er hinzu.
Nach früheren Skandalen wurden mehrere Social-Media-Plattformen genauer unter die Lupe genommen und mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Überwachung von Desinformationen zu verstärken.
TikTok, das dem chinesischen Unternehmen Bytedance gehört, richtete ein EU-Online-Wahlzentrum ein und fügte hinzu, dass 30 Prozent der Abgeordneten auf der Plattform aktiv sind.
„Wir arbeiten mit 15 Organisationen auf der ganzen Welt zusammen, die Fakten überprüfen und in mehr als 40 Sprachen tätig sind“, sagte das Unternehmen gegenüber Euronews Next und fügte hinzu, dass Videos mit „unbestätigten Inhalten“ den Nutzern gemeldet werden und nicht im „Für dich“-Feed erscheinen.
Wochen nach der Ankündigung von TikTok kündigte Meta an, ein eigenes Operationszentrum für die Wahlen einzurichten, „um potenzielle Bedrohungen zu erkennen und in Echtzeit Abhilfemaßnahmen zu ergreifen“.
In einer separaten Erklärung teilte die Muttergesellschaft von Facebook mit, dass sie plane, im Mai 2024 mit der Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten zu beginnen.
Google hat seine Anti-Desinformations-Task Force Jigsaw verstärkt und bereitet sich laut Reuters darauf vor, eine Kampagne in fünf EU-Ländern zu starten. Das Unternehmen begann auch mit der Einführung von Beschränkungen für wahlbezogene Anfragen, die an seinen Gemini-KI-Chatbot gestellt wurden.
Die Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter, hat keine Ankündigungen im Zusammenhang mit Wahlen gemacht.
Unternehmen müssen mit Bußgeldern in Höhe von bis zu sechs Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes rechnen, wenn sie den Digital Services Act (DSA) nicht einhalten, der Plattformen zur Abwehr von Wahlmanipulationen verpflichtet.
Wähler sollten vorsichtig sein
Es ist wichtig, die Quelle der geteilten Informationen zu überprüfen, zumal Doppelgänger-Websites erstellt werden können, um vertrauenswürdige Medien nachzuahmen, so Schmid.
„Denken Sie nach, bevor Sie etwas teilen, schauen Sie sich die Quelle der Inhalte an, die Sie teilen möchten, schauen Sie, was andere Quellen sagen, traditionelle Medien, auch wenn sie manchmal Fehlinformationen verbreiten, sind sie immer noch die zuverlässigste Informationsquelle“, fügte Canetta hinzu.
„Pflegen Sie eine gesunde Skepsis, ohne in die Falle zu tappen, nicht alles zu glauben, was Sie sehen. Es gibt einen Mittelweg.“
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Portugal wird 50 – Was bleibt von der Nelkenrevolution?
Portugal geht es heute besser, als noch vor 50 Jahren. Doch die geringe Produktivität der Wirtschaft und schlechte Arbeitsbedingungen lassen das Land im europäischen Vergleich zurückfallen.
Portugal feiert 50 Jahre Demokratie. Freie Wahlen, Pressefreiheit, das Recht auf Bildung – all das waren die Errungenschaften der Nelkenrevolution. Doch heute steht Portugal vor großen Herausforderungen.
Die Sozialhistorikerin Raquel Varela verweist auf die Errungenschaften, vor allem in Bezug auf die Arbeitswelt, wo die Portugiesen und Portugiesinnen vielerlei Rechte einforderten, die es zuvor im Land nicht gegeben hatte. Varela hebt aber auch den Aufbau des nationalen Gesundheitsdienstes und des Bildungssystems hervor, die ihrer Meinung nach viele Jahre lang „qualitative Fortschritte“ auf sozialer Ebene bedeuteten.
„Es geht nicht nur um Rechte, Freiheiten und Garantien, den Sozialstaat und Sicherheit und Schutz des Arbeitsplatzes. Denn viele dieser Dinge haben leider seit den späten 1980er Jahren Rückschritte gemacht. Was blieb, war die Erkenntnis, dass es möglich ist, anders zu leben.“
Portugal geht es heute unbestritten besser als noch vor 50 Jahren. Doch wegen der geringen Produktivität der Wirtschaft und der schlechten Arbeitsbedingungen hinkt das Land im europäischen Vergleich hinterher.
Land kämpft gegen wirtschaftliche Probleme
Angaben von Eurostat zufolge liegt die Produktivität pro Arbeitnehmer um 28 Prozent unter dem Durchschnitt der Eurozone. Seit mindestens zehn Jahren ist Portugal das Schlusslicht der Produktivität im gemeinsamen Währungsraum. Innerhalb von sechs Jahren wurde es von allem drei baltischen Ländern überholt.
Für den Mitautorin des Buches „Breve História de Portugal“ sind die Ursachen für die Probleme bei der Produktivität mit der Tatsache verbunden, dass das Kapital gegenüber der Arbeit bevorzugt wird. „Besonders seit dem 21. Jahrhundert haben sich die öffentlichen Dienstleistungen extrem verschlechtert, mit einer hohen Kapitalrendite durch Zinsen, also durch Kredite, Staatsverschuldung, die die Kapazität und die Produktionsfähigkeit des Landes zerstören und auch die öffentlichen Dienstleistungen untergraben wird“, erklärt Varela.
Auch das Pro-Kopf-BIP des Landes liegt immer noch unter dem europäischen Durchschnitt. Eurostat-Schätzungen zufolge würde Portugal im Jahr 2023 auf Platz 18 der EU-Mitgliedsstaaten aufsteigen, zwei Plätze besser als im Vorjahr, und Polen und Estland überholen. Dennoch bleibt es 17 Prozent hinter dem EU-Durchschnitt zurück.
„Tatsächlich bleibt Portugal am Ende Westeuropas, das ärmste Land Westeuropas. Daher hat Portugal seine relative Situation, gemessen an der Rangfolge der Länder, nicht verbessert“, sagt Nuno Palma, Wirtschaftshistoriker an der Universität Manchester. Portugal bleibe das ärmste Land und das Land, das hinsichtlich seines Humankapitals und des Bildungsniveaus seiner Bevölkerung am rückständigsten sei Es bleibe hinsichtlich der Funktionsweise politischer Institutionen „das Schlusslicht in Westeuropa“.
Zuschüsse aus Brüssel wie „Pflaster oder Aspirin“
Nach fünf Jahrzehnten Demokratie und 38 Jahren Mitgliedschaft in der Europäischen Union muss das Land zwingend die Abhängigkeit von EU-Geldern überdenken. Denn eine EU-Erweiterung würde weniger zur Verfügung stehende Gelder bedeuten.
Diese Gelder führten dazu, dass die Bevölkerung nicht immer die Dringlichkeit von Veränderungen gespürt habe, sagt Palma. „Anstatt die Rettung des Landes zu sein, wie sie von politischen Akteuren oft gesehen und beschrieben werden – eine Panzerfaust, die das Land retten wird oder ein Geldregen – wirken sich diese Zuschüsse in Wahrheit negativ auf die portugiesische Wirtschaft aus. Insbesondere für den Teil der Wirtschaft, der dem internationalen Wettbewerb unterliegt, die sogenannten handelbaren Güter und den handelbaren Sektor der Wirtschaft.
Zudem habe es negative Auswirkungen auf den politischen Prozess, der in Portugal herrscht. Europäische Gelder „sind wie Pflaster oder Aspirin, die die Leiden der portugiesischen Gesellschaft und Wirtschaft verbergen“.
Portugal als „mangelhafte Demokratie“
Darüber hinaus wirft der Wirtschaftshistoriker den beiden großen demokratisch regierenden Parteien, der PS und der PSD, vor, nicht in der Lage gewesen zu sein, Reformen durchzuführen, um sich dem übrigen Europa anzunähern.
Vor vier Jahren wurde Portugal zu einer „mangelhaften Demokratie“ herabgestuft und hat es seither nicht geschafft, wieder den Status einer „vollen Demokratie“ zu erreichen.
Im Demokratie-Index 2023, der von der Economist Intelligence Unit veröffentlicht wurde, liegt das Land auf Platz 31, drei Plätze ging es im Vergleich zum Vorjahr nach unten – das schlechteste Ergebnis seit 2013. Dieser Trend ist vor allem auf die Bewertung des Kriteriums „Funktionsweise der Regierung“ zurückzuführen, bei dem das Land nur von 6,79 Punkte erhielt, ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr (7,5).
Portugal gilt neben Belgien und Italien eines von nur drei westeuropäischen Ländern, das als „mangelhafte Demokratie“ eingestuft wird.
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DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
IW-Konjunkturumfrage: Perspektiven für die Unternehmen bleiben trist (inkl. Graphiken)
Im weiteren Verlauf des Jahres 2024 wird die deutsche Wirtschaft die Krise kaum abschütteln können – die vom Institut der deutschen Wirtschaft befragten Unternehmen sind jedenfalls überwiegend pessimistisch, was ihre Geschäftsaussichten angeht. Lichtblicke gibt es nur wenige.
Corona, Ukraine-Krieg, Nahostkonflikt – die Belastungen für die Weltwirtschaft nehmen kein Ende. Die westliche Staatengemeinschaft sucht zudem den richtigen Umgang mit Chinas ökonomischem Machtstreben. All dies trifft die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders hart. Hinzu kommt, dass der wirtschafts- und klimapolitische Kurs der Bundesregierung viele Unternehmen verunsichert (siehe „Investitionen: Die Gründe für die Flaute„).
Die aktuelle IW-Konjunkturumfrage zeichnet denn auch ein insgesamt trübes Bild (Grafik):
Von den gut 2.000 befragten Unternehmen in Deutschland geben 39 Prozent an, ihre Produktionslage sei schlechter als vor einem Jahr – nur 18 Prozent sehen eine Verbesserung.
n der Industrie sprechen sogar 48 Prozent der Betriebe von einer schlechteren Situation als im Frühjahr 2023, lediglich 19 Prozent bewerten die Lage als besser. Einzig im Dienstleistungssektor halten sich positive und negative Meldungen nahezu die Waage.
Von den gut 2.000 Unternehmen, die das IW in diesem Frühjahr befragt hat, gehen 37 Prozent davon aus, dass ihre Geschäfte 2024 schlechter laufen werden als 2023.
Die Erwartungen der Unternehmen für das Gesamtjahr 2024 fallen zwar etwas besser aus als die Lagebewertung. Dennoch sind die Perspektiven so trist wie noch nie seit der Finanzmarktkrise von 2008/2009 – wobei das IW im Frühjahr 2020 infolge des Ausbruchs der Coronapandemie keine Befragung durchgeführt hat.
Insgesamt gehen 37 Prozent der Befragten davon aus, dass ihre Geschäfte in diesem Jahr schlechter laufen werden als 2023, nur 23 Prozent rechnen mit einem Aufwärtstrend.
Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen deutliche Unterschiede (Grafik).
Industrie.
Das Meinungsbild der Industriefirmen sieht im Schnitt ähnlich aus wie das der Gesamtwirtschaft – 39 Prozent erwarten für das laufende Jahr eine sinkende, 24 Prozent eine steigende Produktion. Am wenigsten skeptisch sind die Hersteller von Konsumgütern – in diesem Bereich übersteigt der Anteil der Pessimisten jenen der Optimisten um lediglich 4 Prozentpunkte. Im Grundstoffbereich – zu dem beispielsweise die Chemie und die Energiewirtschaft zählen – rechnen dagegen 43 Prozent der Unternehmen mit einer rückläufigen Produktion und nur 21 Prozent mit einem Anstieg.
Die unterm Strich negativen Geschäftsperspektiven schlagen sich auch in den Investitionsplänen nieder:
Gerade einmal knapp ein Viertel der Industriebetriebe geht davon aus, dass es seine Investitionen 2024 steigern wird, während mehr als ein Drittel das entsprechende Budget voraussichtlich gegenüber dem Vorjahr kürzen muss.
Vor diesem Hintergrund sieht sich eine relative Mehrheit der Unternehmen in der Industrie gezwungen, Personal abzubauen. Die Beschäftigungsaussichten haben sich seit dem vergangenen Herbst nochmals verschlechtert.
Baugewerbe.
Hier deuten die Befragungsergebnisse darauf hin, dass sich die Rezession der vergangenen Jahre abschwächt – aber längst nicht überwunden ist:
Immer noch erwarten 46 Prozent der Baufirmen für 2024 eine rückläufige Produktion, nur 15 Prozent halten einen Zuwachs für wahrscheinlich.
Im vergangenen Herbst gingen sogar 54 Prozent von einem Produktionsminus aus und gerade einmal 13 Prozent von einem Anstieg (siehe „IW-Konjunkturumfrage: Unternehmen befürchten weiteren Abwärtstrend„). Auch mit Blick auf die Investitionspläne hat sich das Bild im Vergleich zur vorherigen Umfrage aufgehellt. Trotzdem sind die Skeptiker mit 43 zu 18 Prozent weiterhin klar in der Mehrzahl. Und so überwiegen auch diejenigen Unternehmen, die mit einer schrumpfenden Belegschaft im laufenden Jahr rechnen.
Dienstleistungen.
Im Servicesektor sind mit je 29 Prozent ebenso viele Firmen optimistisch wie pessimistisch, was die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr angeht. Damit trägt dieser Bereich dazu bei, die Wirtschaft zu stabilisieren, ohne allerdings große positive Impulse setzen zu können. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zudem zu berücksichtigen, dass die IW-Umfrage den großen Bereich der öffentlichen Dienstleistungen, den Finanzsektor sowie haushaltsnahe Dienste nicht erfasst.
Gleichwohl ist es ermutigend, dass die befragten Dienstleister per saldo ihre Investitionen gegenüber 2023 steigern wollen. Der Arbeitsmarkt dürfte sich folglich hier vergleichsweise gut entwickeln:
34 Prozent der Dienstleistungsunternehmen haben vor, im weiteren Jahresverlauf ihr Personal aufzustocken, einen Stellenabbau planen 31 Prozent.
Im vergangenen Herbst war der Saldo der Beschäftigungspläne noch leicht negativ gewesen.
Regionale Ausreißer
Über alle Branchen hinweg zeigt sich das negative Gesamtergebnis der IW-Umfrage auch in den einzelnen Regionen – fast überall in Deutschland sind die Firmen in der Mehrheit, die von schlechteren Geschäften als im Vorjahr ausgehen. Eine Ausnahme bilden Sachsen und Thüringen, wo der Anteil der optimistischen Firmen mit 29 Prozent jenen der Pessimisten um 1 Prozentpunkt übertrifft. Ein Grund könnte sein, dass dort die Elektroindustrie sowie die Informations- und Kommunikationstechnologie stark vertreten sind und die Unternehmen in diesen Bereichen relativ zuversichtlich nach vorne schauen.
Deutsche Arbeitskosten rund 30 Prozent höher als EU-Durchschnitt
Von Andreas Plecko
WIESBADEN (Dow Jones)—Die Arbeitskosten im produzierenden Gewerbe und dem gewerblichen Dienstleistungssektor Deutschlands haben 2023 deutlich über dem EU-Durchschnitt gelegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, zahlten deutsche Arbeitgeber im Jahr 2023 gemessen am EU-Durchschnitt von 31,80 Euro rund 30 Prozent mehr für eine Stunde Arbeit. Der relative Abstand zum EU-Durchschnitt blieb damit gegenüber dem Jahr 2022 unverändert.
Die Arbeitskosten in Deutschland waren damit die sechsthöchsten in der EU. Luxemburg hatte im EU-Vergleich mit 53,90 Euro die höchsten Arbeitskosten je geleisteter Stunde, Bulgarien mit 9,30 Euro die niedrigsten. Die Arbeitgeber in Deutschland zahlten im Jahr 2022 durchschnittlich 41,30 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde.
Im verarbeitenden Gewerbe kostete eine Arbeitsstunde 2023 durchschnittlich 46,00 Euro und damit rund 44 % mehr als im EU-Durchschnitt (32,00 Euro). In diesem Wirtschaftsabschnitt waren die Arbeitskosten in Deutschland im EU-Vergleich die vierthöchsten.
Bei den marktbestimmten Dienstleistungen waren die Arbeitskosten in Deutschland mit durchschnittlich 39,80 Euro pro Stunde rund 25 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt (31,80 Euro). Deutschland lag hier EU-weit auf dem siebten Rang.
Erstmals mehr E-Bikes als Fahrräder verkauft (inkl. Schaubild)
Der Umsatz der Fahrradindustrie in Deutschland ist im vergangenen Jahr trotz gesunkener Verkaufszahlen nahezu stabil geblieben. Was auffällt: Für die Branche wird das E-Bike immer wichtiger.
Ob für den täglichen Weg zur Arbeit, den Wochenendausflug mit der Familie oder eine herausfordernde Tour durch die Wälder – Fahrräder und E-Bikes sind bei den Bundesbürgern nach wie vor beliebt. Insgesamt haben sie im Jahr 2023 rund vier Millionen Stück gekauft. Dabei lagen E-Bikes zum ersten Mal vor den klassischen Fahrrädern, wie Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands zeigen (Grafik):
Insgesamt verkauften die Händler in Deutschland im vergangenen Jahr 2,1 Millionen E-Bikes und 1,9 Millionen klassische Fahrräder.
Auch wenn die Nachfrage deutlich sank – 2022 wurden noch insgesamt 4,6 Millionen Räder verkauft –, ging der Umsatz nur leicht zurück. Der Fahrradhandel erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 7,1 Milliarden Euro, 2022 waren es 7,4 Milliarden Euro.
Ein Viertel der Deutschen plant, sich in diesem Jahr ein neues Fahrrad oder E-Bike anzuschaffen.
Ein Grund für den recht stabilen Umsatz sind die steigenden Verkaufszahlen von höherpreisigen E-Bikes. Durchschnittlich kostete ein E-Bike im vergangenen Jahr 2.950 Euro. Das waren 150 Euro mehr als 2022.
Ein Viertel der Deutschen plant laut Bundesministerium für Digitales und Verkehr, sich in diesem Jahr ein neues Fahrrad oder E-Bike anzuschaffen. Kosten darf das neue Gefährt für die Befragten durchschnittlich bis zu 1.424 Euro.
Unter den E-Bikes sind nach wie vor E-Mountainbikes, E-Trekking- und E-Cityräder beliebt. Aber vor allem die Modellgruppe der E-Lastenräder holt auf:
Im vergangenen Jahr legten sich die Deutschen 189.000 E-Lastenräder zu – das waren 14,5 Prozent mehr als 2022. Ihr Anteil an allen verkauften E-Bikes stieg von 7,5 auf 9 Prozent.
Wer sich heutzutage ein Lastenrad kauft, um etwa schwere Einkäufe von A nach B zu fahren, setzt in der Regel lieber auf elektrische Unterstützung statt auf reine Muskelkraft.
Bei den traditionellen Fahrrädern sind Mehrzweckmodelle wie beispielsweise Trekkingräder und Citybikes besonders gefragt. Auf diese Modellgruppe entfielen zuletzt insgesamt 87 Prozent aller verkauften klassischen Fahrräder.
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
Österreichischer Zahlenspiegel April 2024
steht auf unserer Website unter Österreichischer Zahlenspiegel April 2024 als PDF bereit.
Keine Streiks mehr: Einigung auf neuen AUA-KV für Bordpersonal
Bei den Austrian Airlines (AUA) droht vorerst kein neuer Streik mehr. Management und Gewerkschaft haben sich am Donnerstag nach mehr als 20 Verhandlungsrunden auf einen neuen Kollektivvertrag (KV) bis 2026 für die rund 1.000 Pilotinnen und Piloten und die 2.500 Flugbegleiter geeinigt, wie die Lufthansa-Tochter am Abend mitteilte. Bis Ende 2026 sollen die Gehälter in drei Stufen insgesamt um durchschnittlich 19,4 Prozent steigen. …
Videotelefonie lässt Datenvolumen in Österreich um Viertel steigen
Nach einem pandemiebedingten Rekord im Jahr 2020 sind die Gesprächsminuten wieder auf das Niveau von 2019 zurückgegangen. Dennoch wird keineswegs weniger telefoniert, sondern nur anders.
Datenintensive Anwendungen wie Videotelefonie führten im vergangenen Jahr zu einem Anstieg des via Mobilfunknetze übertragenen Datenvolumens um ein Viertel auf 5,073 Milliarden Gigabyte. Auch die Zahl aktiver SIM-Karten sei stark gestiegen, so die Interessenvertretung Forum Mobilkommunikation (FMK) gestern.
Zu Jahresende 2023 waren 26,2 Millionen SIM-Karten in Umlauf nach 24 Millionen im Jahr davor. Dabei geht es nicht nur um SIM-Karten in Smartphones, Tablets und Laptops, sondern auch um M2M-Karten (Machine-to-Machine, Anm.), die in Autos und in GPS-Trackern für Haustiere verwendet werden. Der Zuwachs sei insbesondere auf Letztere zurückzuführen, hieß es bei einem Pressegespräch.
Frage man die Menschen, was sie mit dem Smartphone machen, würden der Chatdienst WhatsApp (91 Prozent), Fotografieren (82 Prozent) und die Weckerfunktion (73 Prozent) am häufigsten genannt, ergab eine Befragung des FMK unter 500 Personen, die im April durchgeführt wurde.
Was sich noch nicht durchgesetzt habe, sei die digitale Steuerung von Licht, Rollos und Haushaltsgeräten. red, ORF.at/Agenturen
Hohe Schäden in der Steiermark: Obstkulturen erleiden Frostschäden in Millionenhöhe
Nach der Wärme und der Blüte ist die Kälte gekommen: Der Spätfrost verursachte laut Österreichischer Hagelversicherung Schäden in Höhe von 56 Millionen Euro, vor allem im Obstbau. Die meisten Anbauflächen und damit auch den größten Verlust gibt es in der Steiermark. …
Ungarn will Spar Österreich wegen Verleumdung klagen
Die ungarische Regierung will die österreichische Supermarktkette Spar wegen Verleumdung klagen. Das sagte der Stabschef von Ministerpräsident Viktor Orban, Gergely Gulyas, gestern. „Es wird ein Verfahren gegen Spar vor Gericht eröffnet werden, vermutlich wegen Verleumdung“, sagte der Politiker.
Die österreichische Regierung und Spar hatten im März Briefe an die EU-Kommission geschrieben, in denen sie erklärten, dass eine 2020 eingeführte Sondersteuer ausländische Einzelhändler in Ungarn diskriminiere und daher gegen EU-Recht verstoße. Die EU-Kommission kündigte im April an, dass sie die Beschwerden prüfe.
Die im Besitz der Gründerfamilie stehende Supermarktkette zählt zu den größten österreichischen Handelsunternehmen. Das Unternehmen mit Sitz in Salzburg ist neben dem Heimatmarkt in Ungarn, Italien, Slowenien und Kroatien tätig. red, ORF.at/Agenturen
Dringender Handlungsbedarf bei der Betriebsübergabe in der Tourismusbranche – Gesetzesinitiativen zur Erleichterung der Betriebsübergabe
Wien (OTS) – Die bevorstehenden Betriebsübergaben in der Tourismusbranche, geplant von drei Vierteln der Betriebe innerhalb der nächsten zehn Jahre, stehen vor enormen Herausforderungen. Insbesondere in 2024 planen 17 % der Unternehmen eine Übergabe, wobei mehr als die Hälfte (56 %) eine familieninterne Lösung anstrebt. Ein Fünftel der Übergaben soll extern erfolgen. Dies geht aus aktuellen Branchendaten hervor.
Die komplexe und oft wenig nachvollziehbare Regelungsdichte sorgt für hohen Beratungsbedarf bei Übergebern und Übernehmern und führt zu Verzögerungen im Übergabeprozess. Besonders die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Planung des Übergabeprozesses sowie steuerliche Belastungen stellen signifikante Hürden dar. Hinzu kommt die Problematik der Kreditfinanzierung, welche sowohl für Übergeber als auch für Übernehmer ein Hindernis darstellt.
Vorgeschlagene Gesetzesinitiativen zur Erleichterung der Betriebsübergabe
Ein neues Grace-Period-Gesetz, das Ende 2024 Inkrafttreten sollte, könnte entscheidende Verbesserungen bringen:
- Rechtssicherheit: Sicherstellung von steuerlicher Rechtssicherheit bei familieninternen Unternehmensübergaben.
- Verwaltungsvereinfachung: Vereinfachungen im Gewerberecht zur Erleichterung der Betriebsübergabe.
- Entbürokratisierung: Senkung der Kosten im Bereich des Arbeitnehmerschutzes.
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen ist auch die steuerneutrale Entnahme von Gebäuden aus dem Betriebsvermögen zum Buchwert, die seit dem 1. Juli 2023 möglich ist, ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Regelung verbessert die Eigenkapitalquote und die Kreditwürdigkeit der Betriebe erheblich.
Steuerliche und finanzielle Maßnahmen zur Stabilisierung
Die derzeitige hohe Eigenkapitalintensität, kombiniert mit hohen Fixkosten und spezifischen Gästebedürfnissen, belastet die Branche zusätzlich. Eine befristete Übergangsregelung bis Ende 2025, die eine Aufwertung des Vermögens zu einem Viertel-Steuersatz erlaubt, könnte eine wesentliche Erleichterung darstellen und die Bonität der Unternehmen langfristig stärken.
Ein Antrag zur Umsetzung dieser Regelung liegt bereits im Tourismusausschuss vor. Weiterhin wird vorgeschlagen, dass die Steuerbelastung aus der Aufwertung komplett entfällt, wenn der Betrieb mindestens fünf Jahre vom Nachfolger fortgeführt wird.
Fazit
Die Tourismusbranche steht vor einer kritischen Phase, in der schnelles und effektives Handeln erforderlich ist, um die anstehenden Betriebsübergaben zu erleichtern und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu sichern. Die vorgeschlagenen Gesetzesinitiativen sind entscheidende Schritte zur Bewältigung dieser Herausforderungen.
Rückfragen & Kontakt:
Prodinger Tourismusberatung
Thomas Reisenzahn
t.reisenzahn@prodinger.at
MEDIZIN
Erbrechen, Übelkeit, Durchfall Hunderte Krankheitsfälle nach Stuttgarter Frühlingsfest
Die Stadt Stuttgart spricht von einem größeren Ausbruchsgeschehen: Nachdem sie auf dem Cannstatter Wasen alle dasselbe Festzelt besucht haben, klagen viele Menschen über Magen-Darm-Beschwerden. Die Symptome sprechen für eine virale Erkrankung.
Nach dem Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes leiden mehr als 300 Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden. Das teilte die Stadt Stuttgart mit. Alle Betroffenen hätten dasselbe Festzelt besucht und danach über Erbrechen, Übelkeit und Durchfall geklagt. Unter den Betroffenen seien sowohl Besucher des Festes als auch Bedienstete des Zeltes. Die Stadt sprach von einem größeren Ausbruchsgeschehen.
Der Betreiber des Festzelts, in dem die Ursache für Magen-Darm-Beschwerden von zahlreichen Besuchern vermutet wird, geht einem Medienbericht zufolge davon aus, dass die Infektionsquelle auf Gäste zurückgeht. „Offensichtlich hat uns da jemand das Norovirus mitgebracht“, sagte Karl Maier der „Heilbronner Stimme„.
Eine infizierte Gruppe oder mehrere infizierte Menschen hätten am Samstag das Zelt „Göckelesmaier“ besucht und andere Besucher angesteckt. Es gebe mittlerweile „ein oder zwei“ bestätigte Proben, in denen das Norovirus nachgewiesen worden sei, sagte der Wirt weiter. Auch das Sozialministerium bestätigte dies: Zwei Stuhlproben seien positiv gewesen.
Zelt bleibt geöffnet
Laut Maier fand die Infektionswelle am Samstag statt. Seither seien keine Fälle dazugekommen. Bei der Hygiene und dem Essen habe es zu keiner Zeit Beanstandungen gegeben, wurde Maier weiter zitiert. „Wir werden auf das Strengste kontrolliert.“ Die Stadt stehe mit Maier in Kontakt und habe die Hygienemaßnahmen bereits verschärft. „Was in unserer Macht steht, tun wir“, sagte er. Wie es genau weitergehe, wisse er nicht. Das Zelt bleibt nach Angaben der Stadt weiter geöffnet.
Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr ansteckend und verbreiten sich rasend schnell – besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Altenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.
Ein Sprecher des Klinikums Stuttgart sagte, am Wochenende habe es ein leicht erhöhtes Aufkommen von Patienten mit Bauchschmerzen in der Notaufnahme gegeben. Von den Patienten wisse man vereinzelt, dass sie das Frühlingsfest besucht hätten. Alle Patienten seien nur ambulant behandelt worden.
Das 84. Stuttgarter Frühlingsfest hat am Samstag mit dem traditionellen Fassanstich begonnen. An 23 Tagen haben die Schausteller ihre Fahrgeschäfte, Buden und Imbisse geöffnet, in den Festzelten wird ausgeschenkt und aufgespielt. Die Veranstalter sind zurückhaltend und erwarten nach eigenen Angaben mehr als eine Million Besucher. „Wir sind eine Open-Air-Veranstaltung und vom Wetter abhängig“, teilte die in.stuttgart Veranstaltungsgesellschaft im Vorfeld mit. Im vergangenen Jahr waren 1,4 Millionen Menschen gezählt worden, es war eines der bestbesuchten Frühlingsfeste der vergangenen Jahrzehnte. Quelle: ntv.de, ghö/jwu/dpa
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Konsum von Alkohol und E-Zigaretten bei Jugendlichen alarmierend
Kopenhagen – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich „alarmiert“ über den Konsum von Alkohol und E-Zigaretten bei Elf- bis 15-Jährigen geäußert. Es seien dringend Maßnahmen nötig, erklärte der europäische Zweig der WHO in einem heute veröffentlichten Bericht.
Der weit verbreitete Konsum von schädlichen Substanzen bei Kindern in vielen Ländern in Europa und darüber hinaus sei eine „ernsthafte Bedrohung“ für die öffentliche Gesundheit, erklärte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge. Er forderte unter anderem höhere Steuern, eine Beschränkung der Verkaufsstellen und von Werbung sowie ein Verbot von Aromastoffen.
Der Bericht basiert auf Daten von 280.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von elf, 13 und 15 Jahren in Europa, Zentralasien und Kanada. Demnach haben 57 Prozent der 15-Jährigen mindestens ein Mal Alkohol getrunken.
Fast jeder vierte Jugendliche in dem Alter hat den Angaben zufolge in den vergangenen 30 Tagen mindestens ein Mal Alkohol getrunken. Bei den Elfjährigen waren es acht Prozent der Jungen und fünf Prozent der Mädchen.
Die WHO betonte zudem den Konsum von E-Zigaretten, der unter Jugendlichen zugenommen habe. Zwar sei das Rauchen zurückgegangen. Viele Teenager nutzten jedoch E-Zigaretten, die Zigaretten bei Jugendlichen überholt hätten. © afp/aerzteblatt.de
Weiterhin viel Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten
Berlin – Fertigprodukte in Deutschland enthalten nach wie vor hohe Fett-, Zucker- und Salzanteile. Die bisher erfolgten Verminderungen seien noch nicht ausreichend, um die bis 2025 formulierten Ziele der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie (NRI) für eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu erreichen, heißt es in einem heute vom Bundesernährungsministerium veröffentlichten Zwischenbericht zur Strategie.
Im Rahmen der im Dezember 2018 gestarteten NRI hat sich die Lebensmittelwirtschaft dazu verpflichtet, bis 2025 den Einsatz von Zucker, Salz und Fett in der Herstellung deutlich zu verringern. Dadurch sollen eine ausgewogene Nährstoff- und Energieversorgung der Bevölkerung unterstützt sowie Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgebeugt werden.
Wie der Bericht zeigt, fanden seitdem in einigen Produktgruppen Reduktionen der Zucker-, Fett- und Salz- sowie teilweise auch der Energiegehalte statt. Die Bemühungen der Lebensmittelwirtschaft haben jedoch laut Bericht zuletzt nachgelassen oder sind sogar ganz zum Erliegen gekommen.
So sei bei Milchprodukten wie Joghurts und Quarkspeisen, die sich vor allem an Kinder richteten, seit 2016 zwar eine deutliche Reduzierung der Zuckermenge um bis 19 Prozent festzustellen. Mit rund 11,5 Gramm auf 100 Gramm blieb der Zuckergehalt aber weiterhin höher als im Nährwertprofil der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgesehen. Die Reduzierung habe sich zudem deutlich verlangsamt.
Der nun veröffentlichte Bericht ist der zweite Zwischenbericht der NRI nach 2020. Für den kommenden Herbst ist demnach ein Produktmonitoring für Erfrischungsgetränke, Fleischersatzprodukte sowie Feingebäck und Soßen geplant. Im Herbst 2025 sollen unter anderem Frühstückscerealien, Brot und Wurstwaren folgen. Ein Abschlussbericht zur NRI soll 2026 veröffentlicht werden.
Der Bericht mache deutlich, dass die bisherigen Reduktionen nicht ausreichten, sagte Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne). „Eine gute und ausgewogene Ernährung wird schwierig, wenn in verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker, Salz oder Fett enthalten ist.“
Das Ministerium habe deswegen das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, das das Produktmonitoring durchführt, beauftragt, gemeinsam mit Unternehmen und Interessengruppen der Lebensmittelindustrie neue wissenschaftlich unterlegte Ziele zu entwickeln. Diese Ziele sollen seinem Ministerium als Grundlage für die Forderungen gegenüber der Lebensmittelwirtschaft dienen, so Özdemir. © kna/aerzteblatt.de
50 Jahre Impfungen: Studie zieht positive Impfbilanz
Genf – Seit 1974 konnten durch Impfungen mehr als 154 Millionen Todesfälle verhindert werden, darunter waren 146 Millionen Kinder unter 5 Jahren, von denen 101 Millionen ohne Impfungen bereits im Säuglingsalter gestorben wären.
Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beauftragte Studie, die anlässlich des 50. Jahrestages des „Expanded Programme on Immunization“ (EPI) im Mai im Lancet veröffentlicht werden soll.
Die EPI war 1974 auf der Weltgesundheitsversammlung ins Leben gerufen worden. Damals waren Impfungen nur in den höher entwickelten Ländern verbreitet. Weltweit hatten nur etwa 5 % der Säuglinge Zugang zu Routineimpfungen.
Das Ziel war, auch die Kinder in den ärmeren Ländern zu erreichen, was weitgehend gelungen ist. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) werden heute 84 % der Säuglinge mit 3 Dosen des Impfstoffs gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP) geschützt. Diese Impfung gilt als globaler Maßstab für die Durchimpfung.
Das Impfprogramm der EPI umfasste anfangs 6 Kinderkrankheiten: Tuberkulose, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio und Masern. Eine 7. Krankheit, gegen die nicht mehr geimpft werden muss, waren damals die Pocken.
Später kamen 7 weitere Impfungen hinzu: Haemophilus influenzae Typ B, Hepatitis B, Röteln, Pneumokokkenerkrankung, Rotavirus, humane Papillomaviren (HPV) und COVID-19 (für Erwachsene). Neben diesen 13 weltweit empfohlenen Impfungen gibt es noch kontextabhängige Impfungen gegen Gelbfieber, Meningitis, Japanische Enzephalitis und Cholera, die nur in bestimmten Regionen auftreten.
Ein Großteil der Impfungen wird heute von der GAVI-Allianz gefördert, die 2000 von WHO, Unicef und der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) ins Leben gerufen wurde.
Ein Team um den Mathematiker Andrew Shattock vom Swiss Tropical and Public Health Institute in Basel hat für die WHO die Auswirkungen von 14 der 17 Impfungen – es fehlen HPV, COVID-19 und Cholera – in 194 Mitgliedsländern berechnet.
Den größten Einfluss hatte demnach die Masernimpfung. Sie hat den Berechnungen zufolge seit 1974 94 Millionen Todesfälle verhindert. Das sind 60 % der 154 Millionen Todesfälle, zu denen es in einem Szenario ohne Impfungen gekommen wäre.
Die meisten Todesfälle wären im Säuglings- oder Kleinkindalter aufgetreten. Für jedes gerettete Leben wurden durchschnittlich 66 Jahre in voller Gesundheit gewonnen (Disability Adjusted Life Years, DALY). Auf die 50 Jahre bezogen wurden so 10,2 Milliarden DALY verhindert.
Im Jahr 2024 ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein unter 10 Jahre altes Kind seinen nächsten Geburtstag erlebt, um 40 % höher als in dem hypothetischen Szenario ohne Impfung. Der günstige Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit ist laut Shattock bis weit ins späte Erwachsenenalter nachweisbar.
Dennoch gibt es weiter Defizite, beispielsweise bei den Masern. Laut Unicef haben im Jahr 2022 weltweit 33 Millionen Kinder die Masernimpfung verpasst (davon 22 Millionen die 1. und weitere 11 Millionen die 2. Dosis).
Die weltweite Durchimpfungsrate liegt für die 1. Dosis derzeit bei 83 % und für die 2. Dosis bei 74 %. Das ist zu wenig, um Ausbrüche zu verhindern, zu denen es weiterhin in vielen Regionen der Erde – zuletzt auch in Rumänien – kommt. Notwendig wäre eine Impfquote von 95 % für beide Impfungen.
Um die Durchimpfungsrate zu erhöhen, beschafft die Unicef als einer der weltweit grössten Käufer von Impfstoffen jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Dosen um knapp die Hälfte der Kinder weltweit zu erreichen.
Zusätzlich werde daran gearbeitet, die Impfstoffe selbst in die abgelegensten Gebiete zu liefern, damit auch in diesen meist unterversorgten Gemeinden der Zugang zu Impfdiensten sichergestellt werden könne, heißt es in der Stellungnahme. © dpa/aerzteblatt.de
GESUNDHEITSPOLITIK
Unterhaus von Arizona für Aufhebung des Abtreibungsverbots von 1864
Los Angeles – Abgeordnete des Unterhauses im US-Bundesstaat Arizona haben für die Aufhebung eines Gesetzes aus dem Jahr 1864 gestimmt, das Schwangerschaftsabbrüche nahezu komplett verbietet. Das Repräsentantenhaus des Bundesstaates stimmte gestern mit 32 zu 29 Stimmen für die Aufhebung des Gesetzes aus der Zeit des US-Bürgerkrieges. Der Gesetzentwurf geht nun an den Senat Arizonas.
Die Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump haben in beiden Kammern Arizonas eine Mehrheit. Die Verabschiedung des Aufhebungsgesetzes im Repräsentantenhaus war nur möglich, weil sich drei republikanische Abgeordnete den Demokraten bei der Abstimmung anschlossen.
Das höchste Gericht in dem südwestlichen Bundesstaat hatte Anfang April das 160 Jahre altes Abtreibungsverbot als vollstreckbar erklärt.
Unter Berufung auf das Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 2022, das eine landesweite Garantie für den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen beendete, erklärte das Gericht in Arizona, dass das drakonische Gesetz aus dem Jahr 1864 bestehen bleiben kann. Es sieht keine Ausnahmen für Schwangerschaften durch Vergewaltigung oder Inzest vor.
Arizona ist ein wichtiger sogenannter Swing State, die letztlich entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November sind. Die Demokraten haben das Abtreibungsrecht zu einem zentralen Thema in ihrem Präsidentschaftswahlkampf gemacht und werfen Ex-Präsident Trump vor, er sei für die Verbote in mehreren Bundesstaaten verantwortlich.
Das Gesetz zur Aufhebung des Abtreibungsverbots muss nun drei Lesungen im Senat von Arizona durchlaufen. Dieser Prozess wird voraussichtlich mehrere Wochen dauern. © afp/aerzteblatt.de
Italien: Parlament sichert Zugang von Abtreibungsgegnern zu Kliniken
Rom – In Italien hat das Parlament mit der rechten Regierungsmehrheit den Zugang von Abtreibungsgegnern zu Kliniken gesichert, in denen Frauen vor einem möglichen Schwangerschaftsabbruch beraten werden. Der Senat verabschiedete vorgestern Abend die von der Opposition heftig kritisierte Regelung.
Diese ermöglicht es den italienischen Regionen künftig, Gruppen „mit qualifizierter Erfahrung in der Unterstützung der Mutterschaft“ Zugang zu solchen Beratungsgesprächen für Frauen zu gewähren. Gruppen aus der „Lebensrechtsbewegung“ haben bereits seit Längerem in mehreren italienischen Regionen Zugang zu den Kliniken, in denen die Beratungsgespräche stattfinden. Durch das nun verabschiedete Gesetz könnte dieser Zugang nun italienweit erleichtert werden.
Die von der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni geführte Regierung argumentiert, dass die neue Regelung den Zielen des italienischen Abtreibungsgesetzes 194 von 1978 entspricht. Mit dem Gesetz waren Schwangerschaftsabbrüche in Italien erstmals unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert worden. Durch das neue Gesetz können Patientinnen der Regierung zufolge besser informiert werden, werdende Mütter würden besser unterstützt.
Die Chefin der größten italienischen Oppositionspartei, des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), Elly Schlein, sprach hingegen von einem „schwerwiegenden Angriff auf die Freiheit der Frauen“. Die Parlamentarier der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) erklärten, Italien habe „beschlossen, einen weiteren Rückschritt zu machen“.
Regierungschefin Meloni hatte mehrfach erklärt, das geltende Abtreibungsrecht nicht verändern zu wollen. Im Wahlkampf vor der Parlamentswahl 2022 hatte sie gesagt, ihre Partei Fratelli d’Italia (FdI) wolle jedoch, dass „Frauen wissen, dass es andere Optionen gibt“. Die Opposition wirft der Regierung vor, Frauen den Zugang zu Abtreibungen weiter erschweren zu wollen.
Schon heute ist es in weiten Teilen In Italiens für Frauen schwer, Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch zu erhalten. In vielen Regionen weigert sich ein großer Teil der Frauenärzte – unter Berufung auf eine Bestimmung des Gesetzes 194 – aus moralischen oder religiösen Gründen, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen. © afp/aerzteblatt.de
Deutscher Ärztetag will sich mit Patientensteuerung befassen
Berlin – Bessere Patientensteuerung durch das Gesundheitssystem, Änderungen an der Weiterbildungsordnung sowie Debatten über die aktuelle gesundheitspolitische Gesetzgebung: Auf dem diesjährigen 128. Deutschen Ärztetag in Mainz wollen die 250 Delegierten über die derzeitige Situation in der Versorgung und Gesundheitspolitik diskutieren.
Besonderes Augenmerk soll in der Debatte auf die Steuerung von Patientinnen und Patienten durch das System gelenkt werden. Deutschland sei das einzige Land, in dem der Patient ausschließlich und allein darüber entscheide, welche Versorgungsebene er bei einer Beschwerde [?, wohl gemeint: bei gesundheitlichen Beschwerden]in Anspruch nehme, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), heute in Berlin.
Dabei soll darüber diskutiert werden, wie ärztliches, aber auch pflegerisches Personal künftig besser eingesetzt werden könne. Thema soll unter anderem sein, wie eine gute Steuerung aussehen könnte, um nicht notwendige Versorgung zu vermeiden und Ressourcen sinnvoller einzusetzen. Dabei müsse das Spannungsverhältnis zwischen dem Erhalt des notwendigen Zugangs zur Versorgung sowie der Reduktion von nicht notwendigen Leistungen betrachtet werden, so Reinhardt.
Zu der Diskussion auf dem Ärztetag sind mit Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom an der Universität Bielefeld, Josef Hecken, Unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschuss, und Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, zwei Experten und eine Expertin geladen, die aus verschiedenen Blickwinkeln das Thema beleuchten sollen.
Der Idee einer erneuten Einführung einer Praxisgebühr steht Reinhardt in diesem Zusammenhang aber skeptisch gegenüber. Primär sei, dass für Patienten ein leicht verständliches und leicht erreichbares Angebot in der Regel- und Notfallversorgung existieren müsse.
Wenn sich jemand dann an Zugangsformen halte, wäre es als ein Anreiz vorstellbar, dass man zügig im System versorgt werde. Wenn jemand Angebote, die eine Weiterbehandlung organisierten, kontinuierlich missachte, könnte er sich vorstellen, dass man irgendwann einmal auch wirtschaftlich in sozialverträglichem Umfang sanktioniert werde, führte Reinhardt aus.
Die aktuellen Gesetzesvorhaben bewertet Reinhardt ebenfalls kritisch: „Es gibt niemanden, der die Notwendigkeit infrage stellt, dass es eine Krankenhausreform geben muss. Allerdings müssen die geplanten Maßnahmen für urbane und ländliche Regionen funktionieren“, so Reinhardt.
Er geht davon aus, dass es nicht ohne die Schließung von Krankenhäusern ginge, dies müsse aber rational und nach nachvollziehbaren Gesichtspunkten geschehen. Das Personal in den betroffenen Kliniken müsse sich nicht um ihre Arbeitsplätze fürchten, die Fachkräfte seien an vielen Orten sehr begehrt.
Reinhardt mahnte aber alle Beteiligten, nun wieder zu einer besseren Kommunikation zu finden. Diese sei zwischen Bundes- und Landespolitikern in den letzten Monaten „nicht zu allen Zeiten glücklich“ gelaufen. „Ich appelliere an alle, sich Mühe zu geben, das Problem nun anzugehen, zu einem Konsens zu kommen und nicht auf halber Strecke stehen zu bleiben.“
Im Zuge der Krankenhausreform müsse auch die Reform der Notfallversorgung angegangen werden. Neben den Eckpunkten aus dem Bundesgesundheitsministerium läge dazu auch ein Eckpunktepapier der BÄK vor, betonte Reinhardt. Auch der Rettungsdienst müsse zügig reformiert werden.
Beim ebenfalls vorliegenden Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) begrüßte Reinhardt, dass beispielsweise die Gesundheitskioske erst einmal nicht mehr enthalten sind. Auch die geplanten Primärversorgungszentren seien zwar in einigen Aspekten ein interessanter Diskussionspunkt, aber „möglicherweise derzeit zu komplex für die Gesetzgebung.“
Ebenso positiv bewertet Reinhardt, dass die zusätzlichen Medizinstudienplätze nicht mehr aus den Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gezahlt werden sollen. „Es ist weiterhin richtig, dass wir Wissenschaft und Lehre aus Steuermitteln finanzieren“, so Reinhardt.
Die Entbugetierung von Hausärzten, die noch im Gesetzesentwurf enthalten sind, bewertet er auch als Hausarzt positiv, besonders mit Blick auf die geplanten Jahrespauschalen. Auch plädierte er dafür, über die Entbugetierung der Fachärzte noch einmal nachzudenken.
„Mut zur radikalen Analyse“ forderte Reinhardt beim Thema Bürokratieabbau. Hier müsse klar analysiert werden, welche Daten man wirklich benötige und auch bei den aktuellen Gesetzesvorhaben entsprechend zu entschlacken.
Zur Eröffnung des 128. Deutschen Ärztetages werden auch Protestaktionen von verschiedenen Ärzteverbänden erwartet. „Der Unmut ist bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und mittlerweile auch bei den Patientinnen und Patienten so groß, dass wir mit unseren Forderungen alle Möglichkeiten nutzen müssen, um uns Gehör zu verschaffen“, sagte Norbert Smetak, Vorsitzender von Medi Baden-Württemberg und Medi Geno Deutschland, im Vorfeld. © bee/dpa/aerzteblatt.de
PSYCHOLOGIE
Narzisstische CEOs setzen auf Narzissten – Forscher haben 11.705 LinkedIn-Profile untersucht – Trend kommt Unternehmen teuer zu stehen
Dortmund/Nürnberg (pte020/25.04.2024/11:30) – Narzisstische Führungskräfte in Unternehmen neigen dazu, weitere Männer und Frauen in die Führungsetage zu holen, die ebenfalls ein übertriebenes Selbstwertgefühl an den Tag legen. Diese Entdeckung haben Forscher der Technischen Universität Dortmund und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gemacht, nachdem sie 11.705 LinkedIn-Profile von US-Managern analysierten.
Narzissmus hat viele Formen
Narzissmus zeigt sich in Führungssituationen in unterschiedlichen Formen – von gesundem bis übersteigertem Selbstvertrauen und Charisma bis hin zu schädlicher Selbstverliebtheit und mangelnder Rücksichtnahme auf andere. Während die Charaktereigenschaften einzelner CEOs bereits Gegenstand der Forschung sind, ist über deren Auswirkungen auf die Zusammensetzung des weiter gefassten höheren Managements bislang nur sehr wenig bekannt.
Das wollte Lorenz Graf-Vlachy, Professor für Unternehmensführung an der Hochschule in Dortmund, ändern. Gemeinsam mit seinen FAU-Kollegen hat er ein Verfahren entwickelt, mit dem sich auf den Grad des Narzissmus einer Führungskraft aufgrund des Eintrags in LinkedIn schließen lässt. „Der Narzissmus von Führungskräften lässt sich anhand ihrer LinkedIn-Profile zuverlässig erfassen“, sagt Graf-Vlachy.
Indizien seien die Anzahl der Bilder der Führungskraft, die Länge des Textes in der Info-Box und die gelisteten Kenntnisse, Zertifikate und beruflichen Stationen. „Narzisstische Personen zielen darauf ab, ihre Überlegenheit einem breiteren Publikum darzustellen. In früheren Studien wurde festgestellt, dass sich das unter anderem in Pressemitteilungen von Unternehmen oder Aktionärsbriefen äußert“, so Graf-Vlachy. Und das sei nun eben auch im LinkedIn-Profil erkennbar.
Oft gegenseitige Machtkämpfe
Der geballte Narzissmus wirkt sich laut der Studie auf Dynamik und Stabilität des Managements aus, denn Vorstands-Teams mit narzisstischeren Managern weisen den Experten nach eine deutlich erhöhte Fluktuation auf, was möglicherweise erhebliche Kosten für ein Unternehmen bedeutet. „Narzisstische Personen wollen sich gegenseitig dominieren, was Konflikte im Vorstand erzeugt, und diese wiederum führen dazu, dass es mehr Wechsel im Vorstands-Team gibt“, weiß Graf-Vlachy.
Die Ergebnisse der aktuellen Erhebung würden auch zeigen, dass es für CEOs und Aufsichtsräte wichtig ist, die Dynamik in ihren Vorstands-Teams zu verstehen und das Auswahlverfahren für Führungskräfte zu überprüfen, resümieren die Forscher. „Das kann gelingen, wenn auch die Charaktere von Führungskräften ausgewogen betrachtet werden“, heißt es abschließend. (Ende)
Dunning-Kruger-Effekt: Inkompetenz und Ignoranz als unheilvolles Doppel – DK-Effekt nur eine statistische Übertreibung?
Denn sie wissen nicht, dass sie nichts wissen: Gerade inkompetente Menschen überschätzen sich Analysen zufolge oft. Zwei Psychologen gaben dem Effekt einen Namen, der sich großer Beliebtheit in abwertenden Kommentaren erfreut.In sozialen Medien wird andauernd irgendwem attestiert, er sei der beste Beweis für den Dunning-Kruger-Effekt. Da halte sich jemand für schlau, gerade weil er besonders dumm sei, lautet die mit dem populärwissenschaftlichen Begriff verbundene Attacke. Die Psychologen David Dunning und Justin Kruger stellten ihre Theorie in einer Arbeit von 1999 vor. Demnach überschätzen sich gerade im jeweiligen Bereich wenig kenntnisreiche Menschen, weil sie nicht einmal ahnen, was sie alles nicht wissen.
Es sei zwar toll, so viel öffentliche Bekanntheit zu haben, sagte Dunning kürzlich in einem „Scientific America“-Podcast. Er würde sich aber wünschen, der Begriff würde nicht als Schimpfwort benutzt, „denn es geht wirklich darum, über sich selbst nachzudenken und zu wissen, dass es Dinge geben könnte, die man nicht weiß. Es geht nicht darum, über andere Menschen zu urteilen“.„Die am lautesten schreien, sind meist die mit der wenigsten Ahnung.“ – Hans-Peter-Erb, Sozialpsychologe
Um Dummheit geht es nicht
Unter Fachleuten teils belächelt bis umstritten, hat der so einleuchtend klingende Effekt in der Öffentlichkeit eine riesige Fangemeinde. Denn wohl jeder hat ab und an den Eindruck, dass sein Gegenüber von einem Thema herzlich wenig Ahnung hat, sich selbst aber für den größten Kenner hält. „Das begegnet einem im Alltag doch recht oft“, sagt Sozialpsychologe Hans-Peter Erb von der Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg. „Die am lautesten schreien, sind meist die mit der wenigsten Ahnung.“
Dunning betont, dass es nicht um Dummheit allgemein gehe. Der Effekt treffe jeden früher oder später mal in einem speziellen Bereich – schließlich wisse ein Kunstkenner nicht zwingend auch viel über Medizin. Wie stark das Phänomen greifen kann, habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, in der Nicht-Fachleute wie Juraprofessoren vermeintlich bahnbrechende, tatsächlich aber vollkommen abwegige Ergebnisse präsentierten.
Der paradoxe Hang zur Selbstüberschätzung kann Dunning und Kruger zufolge bei Wenig-Wissern dazu führen, dass sie selbstbewusst unsinnige Entscheidungen treffen. Das kann gefährlich sein. Für denjenigen selbst, wenn er sich nach Google-Recherche eine medizinische Diagnose stellt oder nach drei Lehrvideos für den neuen Börsenexperten schlechthin hält. Für andere, wenn der 18-jährige Fahranfänger meint, besser zu fahren als alle anderen. Und für Unternehmen, wenn Angestellte die Tragweite ihres Tuns nicht überblicken.
Keine Ahnung von der eigenen Inkompetenz
Zugrunde liegt dem Phänomen den zwei US-Psychologen zufolge, dass Menschen generell schlecht darin sind, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten oder ihre Leistung realistisch einzuschätzen: Mehr als 90 Prozent der US-Autofahrer sind Untersuchungen zufolge überzeugt, überdurchschnittlich gute Fahrer zu sein. „Und bei Befragungen zum eigenen Beitrag zur Hausarbeit liegt der Gesamtwert der Familien meist deutlich bei über 100 Prozent“, erklärt Sozialpsychologe Erb. Mathematisch kann der Wert nicht über 100 liegen – einzelne Familienmitglieder überschätzen ihren Beitrag also.
Auch beim Sport, bei Finanzfragen oder Ansichten zur Klimakrise wird deutlich: Menschen glauben schnell von sich, dass sie sich bestens auskennen und mitreden können, wenn nicht gar die perfekte Lösung wissen. Eines der wohl bekanntesten Beispiele: Es gibt wahnsinnig viele selbsternannte Fußballexperten in Deutschland.
Auf die Spur gekommen waren Dunning, inzwischen an der University of Michigan, und Kruger, derzeit an der New York University, dem Effekt bei Testreihen mit Studenten. Diese sollten Fragebögen bearbeiten und am Ende einschätzen, wie gut sie wohl im Vergleich zu den anderen abschnitten.
Ausgerechnet beim schlechtesten Viertel glaubten viele von sich, weitaus besser zu liegen – und das selbst dann noch, wenn sie die Bögen der besten Teilnehmer zu sehen bekamen. Sie waren schlichtweg nicht in der Lage, die eigene Inkompetenz zu bemerken und auch nicht dazu, die Kompetenz von Menschen mit mehr Fachwissen zu erkennen – und anzuerkennen. Besonders gut abschneidende Probanden hingegen unterschätzten ihre Leistung eher.
Gemeinsam mit Carmen Sanchez von der Cornell University in New York legte Dunning 2018 weitere Ergebnisse vor. Demnach führt vor allem Ein-bisschen-was-davon-wissen zu deutlichen Dunning-Kruger-Effekten. Verschiedene Tests zeigten, dass Einsteiger zunächst mit Respekt an eine Sache herangehen. Sobald sie aber erste kleine Kompetenzen erworben haben, neigen sie zu gravierender Selbstüberschätzung. Ein wenig Erfahrung – und das Ego galoppiert der Leistung davon.
Dunning-Kruger-Effekt als Karrierebooster – wie bei Trump?
Doch warum existiert eine solche kognitive Verzerrung überhaupt, wenn sie doch so viele negative Folgen haben kann? Zum einen stärkt Selbstüberschätzung das Selbstwertgefühl und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, wie Erb erklärt. Das könne sich auch positiv auf die Gesundheit auswirken. „Und wer sich selbst mehr zutraut, erreicht meist auch mehr.“ Von sich überzeugte Unwissende kämen im Beruf oft weiter als klügere Tiefstapler.
Das liege auch am Einfluss auf andere: Selbstüberschätzer würden oft als besonders kompetent und entschlussfreudig wahrgenommen, sagt Erb. Fachkundigen sei die Komplexität einer Materie viel stärker bewusst – umso geringer sei angesichts der Fülle von Vorbehalten und zu berücksichtigenden Details ihr Selbstvertrauen. So triumphiert der Einfaltspinsel, der im Brustton der Überzeugung Unsinn verbreitet, über den unsicherer wirkenden Klügeren.
Einschätzungen wie „Das ist nicht eindeutig, es gibt Argumente dafür und dagegen“ wolle die Öffentlichkeit ohnehin kaum noch hören, ist Erb überzeugt. Vermeintlich einfache Lösungen seien weitaus beliebter, zumal die Informationsvermittlung generell seit Jahrzehnten verflache.
Auf die Spitze treibe das der frühere US-Präsident Donald Trump, der gerade Anlauf für eine mögliche erneute Präsidentschaft nimmt. Seine schlichten Phrasen kämen bei einer bestimmten Klientel sehr gut an. Ob Trump aus Kalkül oder als selbst stark vom Dunning-Kruger-Effekt Betroffener so agiere, lasse sich nicht sicher sagen, so Erb.
Bildung? Brauch ich nicht
Der Dunning-Kruger-Effekt mag manche Karriere stützen – für den Betroffenen bedeutet er auch eine Falle: Wer sich schon für allwissend hält, nutzt seltener Chancen, sich weiterzubilden. Und er wertet andere häufiger ungerechtfertigt ab. „Es ist darum sehr wichtig, sich selbst immer wieder klarzumachen, dass man sich in vielen Bereichen leicht selbst überschätzt“, betont Erb.
Menschen in anderen, weniger auf Individualismus fokussierten Kulturen gelinge das oft besser, erklärt der Sozialpsychologe. Analysen in Japan zeigten zum Beispiel, dass die Menschen dort ihre Fähigkeiten eher unterschätzen und dadurch motivierter sind, sich stetig zu verbessern.
Der Narr und der Weise
In der Fachliteratur hat der Dunning-Kruger-Effekt kaum Eingang gefunden – wohl auch, weil er gar zu trivial scheint. Schon der englische Dichter William Shakespeare fügte vor mehr als 400 Jahren in sein Theaterstück „As You Like It“ („Wie es euch gefällt“) den Satz ein: „The fool doth think he is wise, but the wise man knows himself to be a fool.“ („Der Narr meint, er sei weise, doch der weise Mann weiß, dass er ein Narr ist.“)
Darüber hinaus gibt es durchaus kritische Stimmen zur Originalarbeit von 1999. Der Mathematiker Eric Gaze vom Bowdoin College in Brunswick (USA) gab im vergangenen Jahr bei „The Conversation“, einer Plattform für Beiträge von Forschern und Akademikern, zu bedenken, dass der mathematische Ansatz, mit dem der Effekt nachgewiesen wurde, möglicherweise falsch ist.„Ich glaube an den Dunning-Kruger-Effekt.“ – Hans-Peter-Erb, Sozialpsychologe
Nur ein mathematisches Artefakt?
Die Rechenmethode übertreibe die Überschätzung der unteren 25 Prozent der Teilnehmer, so Gaze, der den Effekt gemeinsam mit anderen Forschern schon in einer 2017 vorgestellten Studie hinterfragt hatte. Das statistische Artefakt ist als Regression zum Mittelwert bekannt: Menschen, die bei einem Test sehr schlecht abschneiden, können sich fast nur überschätzen. Wer sehr gute Leistungen erbringt, kann sich hingegen leicht unterschätzen.
Zu berücksichtigen sei zudem, dass generell der überwiegende Teil der Menschen davon ausgehe, besser als der Durchschnitt zu sein; das gelte eben auch für die am wenigsten begabten Menschen, erläuterte Gaze. Ihre objektive Leistung schätzten Teilnehmer mit den niedrigsten Punktzahlen bei derartigen Tests nicht wesentlich ungenauer ein als die mit höheren. Generell gelte, dass Experten ihre Fähigkeiten genauer einschätzen als Anfänger und Frauen im Mittel besser als Männer.
Der Dunning-Kruger-Effekt sei eher ein Artefakt des Forschungsdesigns als eine Verzerrung im menschlichen Denken, ist Gaze überzeugt. Dunning erklärte dazu, dass für die Kritik nur die ursprüngliche Studie berücksichtigt werde. Es habe danach aber eine Reihe von Studien gegeben, in denen die Regression zum Mittelwert geprüft worden sei. Diese 25 Jahre Forschung würden ignoriert.
Wenn es auch womöglich statistisch bedingte Einschränkungen gebe, am Zusammenhang an sich zweifle er nicht, sagt Erb. „Ich glaube an den Dunning-Kruger-Effekt.“ (Annett Stein, dpa/mak)
Verwendete Quellen
- supp.apa.org: Overconfidence Among Beginners: Is a Little Learning a Dangerous Thing?, Carmen Sanchez and David Dunning
- tandfonline.com: Exploring the Dunning-Kruger Effect in Health Communication: How Perceived Food and Media Literacy and Actual Knowledge Drift Apart When Evaluating Misleading Food Advertising
- theconversation.com: Debunking the Dunning-Kruger effect – the least skilled people know how much they don’t know, but everyone thinks they are better than average
- digitalcommons.usf.edu: How Random Noise and a Graphical Convention Subverted Behavioral Scientists‘ Explanations of Self-Assessment Data: Numeracy Underlies Better Alternatives
- scientificamerican.com: The Dunning-Kruger Effect Shows that People Don’t Know What They Don’t Know
- pubmed.gov: Unskilled and unaware of it: how difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments, J. Kruger & D. Dunning
UMWELT
Zahlen oder 300 Euro Strafe: Venedig erhebt Eintrittsgebühr
Venedig hat eine Eintrittsgebühr eingeführt. Fünf Euro müssen Tagesgäste nun bezahlen. Bei Verstößen drohen bis zu 300 Euro Strafe.
Die italienische Lagunenstadt Venedig ist eines der beliebtesten Reiseziele der Welt. Doch die vielen Besucher setzen den Bewohnern und historischen Gebäuden der Stadt zu. Nun müssen Touristen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die Stadt kommen, fünf Euro Eintritt zahlen. Damit hoffen die Behörden, den Besucherdrang zu beschränken.
„Wir müssen die Privatsphäre der Einwohner schützen.“ – Simone Venturini, Stadtrat für Tourismus in Venedig
„Wir müssen ein Gleichgewicht finden zwischen den Touristen und den Einwohnern. Wir müssen die Privatsphäre der Einwohner schützen und die Ankunft von Tagesgästen an bestimmten Tagen eindämmen“, sagte Simone Venturini, Stadtrat für Tourismus in Venedig.
Bis zu 40.000 Tagesgäste
Venedig leidet seit Langem unter übermäßigem Tourismus. Die Behörden schätzen, dass die Zahl der Besucher vor der Pandemie etwa von 25 bis 30 Millionen jährlich erreichte.
Im vergangenen Jahr lag die Zahl der registrierten Touristen nach Angaben der Stadtverwaltung zwar bei 4,6 Millionen und damit 16 Prozent unter dem Höchststand vor der Pandemie. Trotzdem beeinträchtigt die Zahl der Tagesgäste, die die 40.000 erreichen kann, die Lebensqualität der Einwohner.
Einwohner sehen Eintrittsgebühr kritisch
Einige Einheimische sind jedoch nicht davon überzeugt, dass die Eintrittsgebühr wirklich helfen wird, das Problem zu beheben.
Die Einwohner werden die Stadt weiterhin verlassen und der Tourismus wird nur noch mehr werden. – Nicola Ussardi, Einwohner
„Sie sollten erklären, wohin all diese Einnahmen fließen werden. Wenn sie die vielen verlassenen Häuser in dieser Stadt restaurieren, ist das etwas Positives, auch, wenn ich dagegen bin“ so Nicola Ussardi, Einwohner. „Aber so wird es ja nicht sein. Die Einwohner werden die Stadt weiterhin verlassen und der Tourismus wird nur noch mehr werden.“
Die neue Vorschrift gilt zunächst für 29 Testtage und erstreckt sich bis Mitte Juli. Um Venedig zu besuchen, müssen sich Touristen auf einer Internetseite registrieren, die Gebühr bezahlen und einen QR-Code herunterladen. Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu 300 Euro.
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BILDUNG
Anmeldezahlen für Medizinstudium erneut rückläufig
15.158 Personen haben sich für den Aufnahmetest für das Medizinstudium am 5. Juli beworben. Das teilten die Medizin-Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz sowie die Medizin-Fakultät der Universität Linz am Donnerstag mit. Damit sind die Anmeldezahlen das dritte Jahr in Folge zurückgegangen. Zu vergeben sind heuer insgesamt 1.900 Plätze, das sind um 50 mehr als im Vorjahr.
Der Rekordwert an Anmeldungen wurde im Jahr 2021 verzeichnet: Damals bewarben sich rund 17.800 für einen Studienplatz. Im Jahr darauf waren es 15.800 und dann im Vorjahr 15.400.
Die Rückgänge bei den Bewerbungen wurden in Wien und Linz registriert – in der Bundeshauptstadt haben sich heuer knapp 7.400 Personen (2023: 7.500) für den Aufnahmetest angemeldet, in der oberösterreichischen Landeshauptstadt rund 2.000 (2023: 2.100). In Innsbruck (3.200) und Graz (2.600) blieben die Zahlen praktisch konstant. In Wien sind insgesamt 772 Plätze (2023: 760) zu vergeben, in Innsbruck 420 (2023: 410), in Graz 388 (2023: 370) und in Linz 320 (2023: 310).
Mindestens 95 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin sind EU-Bürgerinnen und -Bürgern und 75 Prozent der Plätze Studienwerberinnen und -werbern mit einem österreichischen Maturazeugnis vorbehalten. Für die Zahnmedizin existiert dagegen keine solche Quote.
Heuer sind bis zu 85 der 1.900 Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse für Bundesländer, die Österreichische Gesundheitskasse, das Innenministerium und das Verteidigungsministerium reserviert. Wer sich dafür bewerben will, musste einerseits an der regulären Anmeldung teilnehmen und sich bei der jeweiligen Institution für eine bestimmte Zeit verpflichten, eine gewisse Leistung zu erbringen, etwa als Kassen-, Spitals-, Militär- oder Amtsarzt.
Dafür reicht beim Test eine geringere Punktezahl. Die Bewerber müssen sich nicht unbedingt unter den besten Kandidaten der jeweiligen Uni platzieren, sondern „nur“ eine Leistung von 75 Prozent des Ergebnisses aller angetretenen Bewerbern erreichen (und unter den besten Bewerbern innerhalb des jeweiligen Kontingents der gewidmeten Studienplätze sein). Dieses System gab es schon bisher – allerdings machte nur das Bundesheer davon (mit zehn Plätzen) Gebrauch – nun greifen deutlich mehr Institutionen darauf zurück.
INTERNET – IT – KI – E-KOMMUNIKATION – ROBOTIK
Suchen Sie noch oder tracken Sie schon?
Gut ein Drittel der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist mit der Nutzung digitaler Hilfsmittel zur Ortung vertraut. Das hat eine telefonische Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom ergeben. Am häufigsten tracken Nutzende ihr Smartphone (23 %). Doch auch Schlüssel (6 %), Haustiere (4 %) oder Gepäckstücke auf Reisen (3 %) werden mittels Ortungsanwendung lokalisiert. Das Smartphone wird dabei nicht nur am häufigsten gesucht – es ist auch das beliebteste Hilfsmittel zur Ortung. Alternative Methoden, etwa GPS-Tracker, die mit einer SIM-Karte ausgestattet sind und damit ihren Standort über das Mobilfunknetz übermitteln, sind weniger verbreitet.
Mehr über Sicherheitseinstellungen, Zugriffsrechte, Passwörter und PINs für mobile Systeme wird am Beispiel Wearables unter diesem Link erläutert: https://www.bsi.bund.de/dok/131468
Mobile Payment mit dem iPhone
Mit dem iPhone bezahlen? Das ging bisher nur via Apple Pay. Nun wurde bekannt, dass Apple schon im kommenden Monat auch andere Bezahldienste für die sogenannte Near Field Communication (NFC) zulassen könnte, um damit eine EU-Strafe wegen Behinderung konkurrierender Anbieter zu umgehen. Nutzende von Android können schon jetzt zum Bezahlen beispielsweise Google Pay oder die Apps von Kreditinstituten und Handelsunternehmen nutzen. Sie möchten mehr über das bargeld- und kontaktlose Bezahlen mit mobilen Endgeräten erfahren?
Wir geben Hinweise zu Funktion und Sicherheit: https://www.bsi.bund.de/dok/131684
Knifflig: Grazer Unis entwickelten Online-Puzzlespiel von antiker Altarplatte
Rund Hundert Bruchstücke von Marmorplatte von frühchristlicher Kirche in Osttirol – User arbeiten zusammen an Lösung.
Im neuen Computerspiel „Open Reassembly“ von TU Graz und Universität Graz können Nutzerinnen und Nutzer knapp 100 Bruchstücke einer antiken Marmorplatte gemeinsam zusammenfügen. Archäologen sei es bisher nicht gelungen, die stark erodierten und unvollständigen Teile vollständig zu ordnen, teilte die TU Graz am Donnerstag mit. Nun soll die „Schwarmintelligenz“ der User das Puzzle computergestützt lösen. Die Altarplatte stammt aus einer frühchristlichen Kirche in Osttirol.
An die Bischofskirche am Kirchbichl in Lavant (Bezirk Lienz), die vor über 1.500 Jahren erbaut wurde, erinnern heute nur noch vier Säulen und Überreste des Gemäuers. In den 1950er-Jahren wurden auch Fragmente einer Altarplatte aus Marmor freigelegt. „Die Bruchstücke sind weitgehend texturlos und teilweise erodiert, was die Rekonstruktion äußerst schwierig macht“, wurde Reinhold Preiner vom Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz in der Aussendung zitiert. Nach der Restauration der Teile erstellte das Institut für Antike der Universität Graz dreidimensionale Visualisierungen. Dafür wurden die Marmorstücke gescannt und aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert.
Kostenfreies SpielKos
Die Userinnen und User des Spiels können sich kostenfrei und ohne die Angabe persönlicher Daten über einen Internet-Browser einloggen. „Die Spieler werden in zufällige Räume aufgeteilt. Dort sehen sie eine virtuelle Darstellung der Steine auf einem Tisch. Die kann man mit der Maus anklicken und beliebig rotieren“, erklärte Preiner im APA-Gespräch. Entdeckt man Stücke, die zusammengehören könnten, fügt man diese zusammen.
Andere Spieler in den Räumen können die Verbindungen positiv oder negativ bewerten, „wie bei einem Forum“, so Preiner. Das Programm liefert aber auch Vorschläge, welche Teile passen könnten. Mensch und Maschine arbeiten zusammen: „Es braucht eine gewisse Art der Unterstützung durch Algorithmen. Aber komplett eigenständig kann es auch der Computer nicht lösen.“ Ein weiterer Vorteil des virtuellen Puzzles sei, dass die sehr bröseligen Marmorrelikte berührungsfrei erforscht werden können.
Ziele des Projekts sei nicht nur, die frühchristliche Altarplatte mit Hilfe der Nutzerinnen und Nutzer zusammenzufügen. Man erforsche auch den Prozess selbst, zum Beispiel, wie die Spieler interagieren oder wie lange sie für die Lösung brauchen. „Etwa 1.000 User zugleich wären ein guter Anfang“, legte sich Preiner noch nicht ganz fest. Das Spiel soll auch weiterlaufen, wenn schon erste Ergebnisse vorliegen. Das Projekt startete 2023 und wird durch das Land Steiermark finanziert.
Frühchristliche Altarplatte: Schwarmintelligenz soll bei Rekonstruktion helfen – TU Graz
Forschende von TU Graz und Universität Graz haben eine zerbrochene Altarplatte aus Lavant digitalisiert, damit Bürger*innen sie im Internet zusammensetzen können. Dadurch soll gelingen, woran Generationen von Archäolog*innen gescheitert sind.
Die Bischofskirche am Kirchbichl im Osttiroler Lavant zählt zu den bedeutendsten frühchristlichen Baudenkmälern Österreichs. In den 1950er-Jahren wurden die Überreste dieser Kirche samt den Fragmenten einer Altarplatte aus Marmor freigelegt. In all den Jahren ist es nicht gelungen, die in 139 Einzelteile zerbrochene Altarplatte wieder gänzlich zusammenzusetzen. Was Fachleute bislang nicht schafften, soll nun mithilfe interessierter Bürger*innen gelingen: Forschende der TU Graz und der Universität Graz haben die interaktive Internetplattform „Open Reassembly“ geschaffen, auf der Nutzer*innen gemeinsam daran arbeiten können, die digitalisierten Bruchstücke der Altarplatte wieder zusammenzufügen.
Selbst spezialisierte Algorithmen können das Puzzle kaum lösen
„Die Bruchstücke sind weitgehend texturlos und teilweise erodiert, was die Rekonstruktion äußerst schwierig macht“, sagt Reinhold Preiner vom Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz. „Ob zwei Fragmente zusammenpassen, lässt sich aufgrund der Erosion nicht immer eindeutig feststellen. Zudem sind nicht mehr alle Fragmente der Platte vorhanden. Daher können selbst auf solche Objekte spezialisierte Computeralgorithmen dieses Puzzle nicht zuverlässig lösen.“ Die Hoffnung ruht nun auf der Schwarmintelligenz interessierter Internetuser*innen.
Digitale Zwillinge aus Hunderten Fotos und geometrischen Daten
Für das Projekt wurden die Einzelteile der Altarplatte am Institut für Antike der Universität Graz digitalisiert. „Pro Fragment haben wir rund 100 Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen und diese mit geometrischen Daten aus Messungen eines Streiflichtscanners kombiniert“, erläutert Stephan Karl vom Institut für Antike. Die so erstellten digitalen Zwillinge der Bruchstücke lassen sich auf der Internetplattform „Open Reassembly“ in alle Richtungen drehen und virtuell mit den anderen Teilen zusammensetzen. Die Teilnehmer*innen können selbst puzzeln und die Anpassungen anderer Mitspieler*innen bewerten. Gemeinsam, so die Hoffnung, kommt der Schwarm der Lösung Schritt für Schritt näher.
Das Projekt ist aber auch jenseits des archäologischen Puzzles relevant: „In den Computerwissenschaften gibt es bereits Ansätze computergestützter Reassemblies: Meist laufen sie vollautomatisiert, vereinzelt auch unter Einbindung einzelner User*innen, jedoch stets lokal“, sagt Reinhold Preiner. „Mit der Einbeziehung der breiten Bevölkerung in solch einen Reassembly-Prozess über das Internet betreten wir weitestgehend Neuland.“
Suche nach optimalen Bedingungen für Kooperation
Reinhold Preiner und Stephan Karl möchten herausfinden, ob die kollaborative Herangehensweise an solch ein komplexes geometrisch-kombinatorisches Problem auch ohne archäologisches Fachwissen eine Lösung liefert, die mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt ist. Auf der Internetplattform werden die User*innen automatisch in größere und kleinere Gruppen aufgeteilt und erhalten technische Hilfestellungen in unterschiedlichem Ausmaß. „Durch die Analyse des Lösungsfortschritts, der Bearbeitungsdauer und Lösungseffizienz wollen wir herausfinden, welche Rahmenbedingungen für den kollektiven Reassembly-Prozess am förderlichsten sind“, sagt Reinhold Preiner.
Für die Teilnahme ist lediglich ein Desktoprechner mit Internetzugang, Maus und Tastatur nötig. Personenbezogene Daten werden bei der Registrierung nicht erhoben.
Smartphone auf dem Klo regelmäßig genutzt – Laut neuer Galaxus-Umfrage tun dies insbesondere Jüngere und hierbei mehr Männer als Frauen
Hamburg (pte029/25.04.2024/13:38) – 47 von 100 Befragten in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien nutzen ihr Smartphone aus Langeweile regelmäßig auf der Toilette. Das zeigt eine neue YouGov-Umfrage im Auftrag von Galaxus.
TikTok und Co
Große Unterschiede gibt es auch beim Alter: Je jünger die Befragten sind, desto öfter nutzen sie ihr Handy auf dem WC. Bei den unter 30-Jährigen tun dies 70, bei den über 60-Jährigen hingegen nur 20 Prozent.
Die Befragten in Italien im Alter von 15 bis 29 Jahren zücken das Smartphone gar in acht von zehn Fällen, weist die Umfrage aus.
Die Geschlechterunterschiede fallen verhältnismäßig klein, aber statistisch signifikant aus: Rund fünf von zehn Männern und vier von zehn Frauen schauen sich auf dem WC TikTok-Videos an, verschicken Reels oder buchen ihre nächsten Ferien. Mehr als die Hälfte derjenigen, die ihr Handy auf der Toilette nutzen, tun dies „immer“ oder „oft“.
Am routiniertesten ist der Griff zum Smartphone wiederum in Italien, dicht gefolgt von Frankreich.
Swipen ist selten
Für die Liebe bleibt auf der Toilette wenig Zeit: Nur drei von 100 Handy-auf-dem-Klo-Nutzern swipen bei Tinder, Bumble oder Grindr.
Knapp sieben von zehn konsumieren hingegen Facebook, TikTok oder Instagram.
Vier von zehn lesen, hören oder schauen News.
Ebenfalls knapp vier von zehn chatten via WhatsApp, Threema und Co.
Und drei von zehn geben sich auch gerne einmal Handy-Spielen wie Candy Crush hin. (Ende)
Arbeit an 6G: JKU Linz und SAL setzen Zusammenarbeit im gemeinsamen Labor für Drahtlose Systeme fort
Während sich das volle Potenzial von 5G am Markt noch entfalten muss, forschen die Johannes Kepler Universität (JKU) und Silicon Austria Labs (SAL) bereits an der nächsten Generation der mobilen Kommunikation, 6G, und an drahtloser Sensorik. Das gemeinsame Labor wird für drei Jahre weitergeführt.
Silicon Austria Labs (SAL), Österreichs Spitzenforschungszentrum für Elektronik- und Softwarebasierte Systeme (ESBS) arbeitet gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz an Schlüsseltechnologien für die drahtlos verbundenen „Dinge“ der Zukunft.
Uni SAL Labs ermöglichen Wissenstransfer in die Industrie
Der Erfolg der Uni SAL Labs liegt in der zielgerichteten Zusammenarbeit mit Universitäten an Schlüsselthemen für Elektronik- und Softwarebasierte Systeme. Im gemeinsamen Labor betreiben Forscher:innen der Universität und SAL Grundlagenforschung, welche später in Kooperationen mit der Industrie eingesetzt werden kann. „Silicon Austria Labs wurde gegründet, um internationale Spitzenforschung zu betreiben und die österreichische Elektronikindustrie und das gesamte ESBS-Ökosystem zu stärken. Die Zusammenarbeit mit Spitzenforscher:innen der JKU im Bereich der Kommunikationstechnik, Radiofrequenztechnologien und Künstlicher Intelligenz ist ein zentraler Teil unserer Strategie,“ erzählt Dr.in Christina Hirschl, Geschäftsführerin der SAL.
„Diese Kooperation führt das Know-how und die Innovationskraft der JKU und der Silicon Austria Labs zusammen. In solchen Initiativen liegt ungeheures Potenzial – um genau das zu nutzen und zu fördern, hat die JKU das Linz Institute of Technology gegründet. Gemeinsam mit Partner:innen können wir so gestaltend zu wichtigen Zukunftsthemen beitragen – so wie hier im Bereich Mobilkommunikation und 6G“, berichtet JKU-Vizerektorin Mag.a Christiane Tusek.
ÜBER SILICON AUSTRIA LABS (SAL)
Die Silicon Austria Labs GmbH (SAL) wurde 2018 als bundesländerübergreifendes, außeruniversitäres Spitzenforschungszentrum im Bereich der elektronikbasierten Systeme gegründet. An den Standorten Graz, Villach und Linz wird an Schlüsseltechnologien in den Bereichen Microsystems, Sensor Systems, Power Electronics, Intelligent Wireless Systems und Embedded Systems geforscht. SAL bringt dabei wesentliche Akteure aus Industrie und Wissenschaft und damit wertvolle Expertise und Know-how zusammen und betreibt kooperative, anwendungsorientierte Forschung entlang der Wertschöpfungskette. Ziel ist es, den Wertschöpfungsprozess von der Idee zur Innovation zu beschleunigen – mit exzellenter Forschung und wirtschaftlichem Nutzen. Eigentümerinnen sind die Republik (50,1%), die Länder Steiermark und Kärnten (je 10%), das Land Oberösterreich (4,95%) und der Fachverband für Elektro- und Elektronikindustrie (24,95%).
ÜBER DIE JOHANNES KEPLER UNIVERSITÄT (JKU)
Die Johannes Kepler Universität Linz (JKU) versteht sich als eine regional stark verwurzelte und zugleich international ausgerichtete Universität. Die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung Oberösterreichs ist mit rund 24.000 Studierenden und 3.900 Mitarbeiter:innen eine fachlich breit aufgestellte Universität mit Kernkompetenzen auf dem Gebiet der Technologie (Engineering, Informatik, Naturwissenschaften), der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, der Pädagogik, der Rechtswissenschaften und der Medizin. Sie ist mit ihren Werten, ihrer visionären Haltung und ihrer sowohl inter- als auch transdisziplinären Ausrichtung prädestiniert, die wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen, vor allem in Hinblick auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion.
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis:
Silicon Austria Labs GmbH
Isabella Preuer, BA BA MA
Head of Communications & PR
+43 664 832 9773
CYBERCRIME
Aktuelle Warnmeldungen des BSI
Das BSI informiert auf seiner Webseite regelmäßig über aktuelle Schwachstellen in Hard- und Software und gibt Informationen sowie Tipps zum Umgang damit.
Allein für gestern, den 25.4., fanden sich dort rund 70 Warnmeldungen.
Hier finden Sie alle Hinweise dazu, wo derzeit Lücken bei der IT-Sicherheit auftauchen: https://wid.cert-bund.de/portal/wid/kurzinformationen
Mehrjährige Cyberattacke auf VW aufgedeckt
Zwischen 2010 und 2015 sollen im Rahmen eines „groß angelegten, bislang unbekannten Cyberangriffs auf Volkswagen“ bis zu 19.000 Dateien erbeutet worden sein. Ziel der Hacker waren Medienberichten zufolge unter anderem die Bereiche Ottomotoren- und Getriebeentwicklung. Auch Konzepte für Elektro- oder Brennstoffzellenantriebe seien im Rahmen des aufgedeckten digitalen Industriespionageangriffs erbeutet worden. Die gestohlenen Dateien werden im Hinblick auf den internationalen Wettbewerb als weiterhin sehr relevant eingestuft.
Quelle (u.a.): https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/vw-hacker-100.html
Malware via Youtube
Cyberkriminelle nutzen vermehrt YouTube-Kanäle, um Schadsoftware zu verbreiten – erstmalig hatten wir darauf in unserer letzten Ausgabe hingewiesen. Proofpoint-Analysten haben sogar auf verifizierten Kanälen Malware wie Vidar, StealC und Lumma Stealer ausgemacht. Sie infizieren Rechner über die Links in den Videobeschreibungen, um so persönliche Daten von Nutzenden zu stehlen. Die Videos, mit denen Userinnen und User angelockt werden, zeigen zum Beispiel wie man Software herunterlädt oder Videospiele kostenlos aktualisiert. Viele der mit infizierten Links bestückten Inhalte scheinen dabei insbesondere auf Kinder und Jugendliche abzuzielen.
Quelle (u.a.): https://www.security-insider.de/malware-auf-youtube-verifizierten-kanalen-a-0299958dd534a1c7711b7e7463027142/
Phishing-Masche trifft DKB-Kundschaft
Eine vermeintlich im Auftrag der Deutschen Kreditbank (DKB) versendete Mail informiert Nutzende darüber, dass ihr Onlinebanking-Profil aus Sicherheitsgründen deaktiviert wurde. Um vor „unbefugter Kontonutzung“ geschützt zu sein und alle Dienste weiterhin nutzen zu können, soll der in der E-Mail platzierte Button mit der Aufschrift „Konto aktualisieren“ angeklickt werden. Andernfalls, so die Drohung, würden die Funktionen des DKB-Bankings eingeschränkt. Nutzende sollten diese Phishing-Aufforderung unbedingt ignorieren und die Nachricht in den Spamordner verschieben.
Alle Details zur aktuellen Warnung der Verbraucherzentrale finden Sie hier: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/phishingradar/phishingradar-aktuelle-warnungen-6059
Cyberangriff auf Heinrich-Heine-Universität
Über gestohlene Zugänge einiger Studierender konnten Hacker auf rund 60.000 sensible Daten von 15.000 Server-Nutzenden der Hochschule zugreifen. Unter anderem flossen Informationen wie Namen, E-Mail-Adressen, Matrikelnummern und Studienfächer ab. https://www.hhu.de/news-einzelansicht/hackerangriff-auf-it-systeme-der-hhu
Google und Samsung patchen Android-Sicherheitslücken
Cyberkriminelle, die das eigene Smartphone übernehmen? Ein Szenario, das für Nutzende von Android 12/13/14 nicht unmöglich ist. Im Sicherheitsbulletin des Betriebssystems wurden verschiedene Lücken veröffentlicht, die die Smartphones von Nutzenden gefährden. Die gute Nachricht: Google und Samsung haben bereits Sicherheitsupdates veröffentlicht, die die riskanten Schwachstellen in Android patchen. Es empfiehlt sich eine schnelle Aktualisierung.
Quelle (u.a.): https://www.security-insider.de/google-samsung-android-sicherheitsupdates-a-16964a0e0819158c24cd543d6a0ced2f/ sowie https://source.android.com/docs/security/bulletin/2024-04-01?hl=de
D-Link-Speichersysteme sind nicht (mehr) sicher
Die vor allem für den privaten Gebrauch und den Einsatz in kleinen Unternehmen entwickelten Cloudspeicher-Geräte (sogenannte Network Attached Storage, kurz NAS) des Herstellers D-Link sollten schnellstmöglich vom Netz abgekoppelt und nicht mehr eingesetzt werden. Gravierende Sicherheitslücken in rund 20 Gerätemodellen ermöglichen Hackern etwa die Anmeldung ohne Passwort durch ein Hintertür-Konto. Es werden bereits aktive Angriffe auf verwundbare Geräte beobachtet, daher ist auch hier schnelles Handeln gefragt.
Quelle (u.a.): https://www.heise.de/news/Am-besten-alle-abschalten-Noch-mehr-D-Link-NAS-fuer-Codeschmuggel-anfaellig-9682099.html sowie https://supportannouncement.us.dlink.com/security/publication.aspx?name=SAP10383
SOCIAL MEDIA
Neue X-Kontos sollen gebührenpflichtig werden
Um die Zahl und Aktivität von Bot-Accounts auf X einzuschränken, könnten für neu eingerichtete Konten künftig Kosten für Grundfunktionen wie das Posten von Beiträgen anfallen. Die Bezahlschranke als Gegenmaßnahme gegen Spam und Falschmeldungen ist umstritten, wurde in Neuseeland und den Philippinen von der Plattform X jedoch bereits getestet. Quelle (u.a.): https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/social-media-musk-will-neue-x-nutzer-fuer-posts-bezahlen-lassen/100032678.html
Meta-Konzern führt Nacktbilderschutz bei Instagram ein
Via Instagram-Direktnachricht verschickte Nacktbilder werden beim Öffnen des Chats künftig mit einem Unschärfefilter überblendet. Dieser lässt sich mit einer weiteren Aktion ausschalten, sofern Nutzende den Inhalt ansehen möchten. Die neue Funktion greift bei Minderjährigen automatisch, um sie besser vor Belästigungen und Erpressungsversuchen zu schützen. Der Nacktbilderschutz kann aber von allen Nutzenden in den Einstellungen aktiviert werden. Er funktioniert auch in Chats mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, da die für die Erkennung der Nacktheit nötige Analyse auf den Geräten selbst vorgenommen wird.
Quelle (u.a.): https://www.heise.de/news/Instagram-will-Nacktbilder-in-Direktnachrichten-fuer-Minderjaehrige-verstecken-9682348.html
In diesem Wegweiser des BSI erfahren Sie mehr darüber, wie der digitale Alltag für Kinder und Jugendliche sicher gestaltet werden kann: https://www.bsi.bund.de/dok/1101378
LIFESTYLE
Sollen wir Essen online bestellen? Ein Pro und Kontra
In der Gastronomie brodelt es: Proteste gegen Lieferdienste stehen im Raum. Was für das Liefern von Essen spricht und was dagegen
ARBEITSWELT
Modell Marienthal: Arbeitsplatzgarantie zeigt Wirkung
Eine Arbeitsplatzgarantie gilt als vielversprechend, um langzeitarbeitslosen Personen eine Rückkehr ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Im „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ wurde das in den vergangenen dreieinhalb Jahren untersucht, wissenschaftlich begleitet von der Universität Wien. Am Donnerstag wurde der Abschlussbericht präsentiert.
Wer länger als ein Jahr einen neuen Arbeitsplatz sucht, gilt als langzeitarbeitslos. Davon betroffen sind vor allem ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Menschen mit psychischen Problemen und Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die oft eine Konsequenz früherer Erwerbstätigkeit sind. Im März 2024 waren mehr als 80.000 Arbeitssuchende in Österreich langzeitarbeitslos.
Eine Arbeitsplatzgarantie könnte ihre Lebenssituation wesentlich verbessern, sagt der Soziologe Jörg Flecker von der Universität Wien. Die Ergebnisse der Begleitstudie zum „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ würden das abermals unterstreichen.
Job garantiert, Teilnahme freiwillig
Von Oktober 2020 bis April 2024 setzte das Arbeitsmarktservice (AMS) Niederösterreich „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ in Gramatneusiedl um. In der Gemeinde wurde etwa eine historische Fabrikhalle renoviert und dort eine Holzwerkstatt eingerichtet, in der dann Sessel für den Gemeindekindergarten produziert wurden. Es gab Arbeitsplätze in der Grünraumpflege, im Bürobereich und in einem zeitgeschichtlichen Archiv.
Insgesamt nahmen 112 Arbeitssuchende an dem Projekt teil. Das AMS garantierte ihnen einen Arbeitsplatz mit kollektivvertraglicher Entlohnung in einem gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt – die Teilnahme war freiwillig.
„Das bedeutet, die Personen hatten die Möglichkeit, einen Dienstvertrag zu unterzeichnen und vor Ort in diesem gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt unterschiedliche Arbeitsaufträge zu erfüllen“, sagt die Soziologin Hannah Quinz von der Universität Wien, die an der Begleitstudie „Marienthal reversed“ beteiligt war.
Bei Gramatneusiedl (früher Marienthal) handelt es sich um jenen Ort, an dem Soziologen wie Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld Anfang der 1930er Jahre die berühmte Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ durchführten, die auch bis heute wichtige Erkenntnisse zu den psychischen und sozialen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit lieferte.
Armutsrisiko und psychische Belastungen
Bei der Arbeitsplatzvermittlung wurde darauf geachtet, Arbeit zu finden, die für die Teilnehmenden passend war und ihren Qualifikationen entsprach und zugleich Weiterentwicklungsmöglichkeiten bot. Inwiefern sich die Situation der Teilnehmenden verbesserte, wurde in verschiedenen Etappen untersucht. Denn Langzeitarbeitslosigkeit habe gravierende Folgen für die Betroffenen, sagt Flecker: „Man weiß, dass das Armutsrisiko stark ansteigt, dass die Gesundheit stark leidet und dass die soziale Teilhabe leidet: Die sozialen Kontakte nehmen ab, Leute ziehen sich zurück.“
Die Ergebnisse der Begleitstudie zeigen: Zu Beginn des Projekts hatten fast 30 Prozent der Teilnehmenden große finanzielle Sorgen, fast 70 Prozent konnten kein Geld auf die Seite legen. Nach zwei Jahren hatte niemand mehr finanzielle Sorgen, und fast 50 Prozent gaben an, Geld sparen zu können. Angstzustände und Schlafstörungen gingen stark zurück, das Gefühl sozialer Zugehörigkeit und die empfundene Wertschätzung nahmen stark zu.
„Unsere Ergebnisse zeigen auch, dass die Teilnehmenden viele positive Rückmeldungen von der lokalen Bevölkerung erhalten haben“, sagt Quinz. Nachdem es sich ausschließlich um gemeinnützige Tätigkeiten handelte, profitierte die gesamte Gemeinde von dem Projekt.
Neue Arbeitsplätze, neue Kompetenzen
Die Studie zeigt zudem, dass ein Teil der Beschäftigten im Verlauf des Projekts in ungeförderte Beschäftigung wechseln konnte, also wieder auf den allgemeinen Arbeitsmarkt eintreten konnte. Einem anderen Teil ermöglichte das Projekt, vor der Pension in Beschäftigung zu kommen und zu bleiben. „Und ein weiterer Teil verblieb bis zum Ende im Projekt, wo sie neue Kompetenzen erwerben und neue Arbeitsbereiche kennenlernen konnten“, erzählt Quinz. All das seien Ergebnisse, die nach Ansicht Fleckers dafür sprechen, eine Arbeitsplatzgarantie österreichweit in wesentlich mehr Gemeinden einzuführen.
Unsere Gesellschaft habe ein Gerechtigkeitsproblem, wenn derzeit 80.000 Personen langzeitarbeitslos sind, so Flecker: „Das sind vielfach Personen, die über Jahrzehnte gearbeitet haben, die teilweise ihre Gesundheit ruiniert haben in der Erwerbsarbeit, und jetzt lässt man sie im Stich?“
Aus Sicht des Forschungsteams sind Arbeitsplatzgarantien eine sinnvolle Lösung. Doch, auch das zeigte die Begleitstudie, solche Arbeitsplätze müssen längerfristig gefördert werden, damit langzeitarbeitslose Menschen davon profitieren. Sechs Monate wie bei geförderten Arbeitsplätzen oft vorgesehen seien dafür nicht ausreichend.
Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft
Dieser Beitrag begleitet die Sendung Ö1-Mittagsjournal, 25. April 2024.
GENDER
Zwischen Akzeptanz und Unverständnis: Eine nicht-binäre Person erzählt von Erlebnissen an der Grazer Universität
Tattoos, Piercings und eine „nicht-binäre“ Geschlechtsidentität als MitarbeiterIn an der Karl-Franzens-Universität, geht das? Ja! Kriemhild berichtet von seiner Erfahrung.
Kriemhild*, 25, arbeitet an der Karl-Franzens-Universität als studentischer Mitarbeiter, ist tätowiert, gepierct und nicht-binär. Dieses Label gab er sich selbst erstmals mit 22, da die Bezeichnung „nicht-binär“ für ihn am stimmigsten war und nach wie vor ist. Unter einer „nicht-binären Geschlechtsidentität“ versteht man all die Menschen, die sich weder mit als eindeutig weiblich noch als eindeutig männlich verstehen und dient daher als Sammelbegriff. Mit 24 wandte Kriemhild sich an die Beratungsstelle Courage in Graz und startete im Sommer 2023 den Diagnoseprozess, der mittlerweile abgeschlossen ist. Somit hat Kriemhild seine Identität schwarz auf weiß bestätigt bekommen. 5 Minuten stellt nun die Frage an Kriemhild : „Wie tolerant und inklusiv ist das universitäre Umfeld in Graz?“ Im Interview mit 5 Minuten gibt er einen interessanten Einblick.
Zwischen Akzeptanz und Unverständnis
In Hinblick auf Toleranz beschreibt Kriemhild den Campus der Universität Graz als „besser als jeden anderen Ort, neben sicheren Queer Spaces“. Sein Arbeitsbereich war von Anfang an aufgeschlossen, bemüht, respektvoll und zumindest höflich. Sie beschreibt das universitäre Umfeld als bestärkend, da man hier auch anderen Menschen mit alternativem Auftreten begegnet und dieses von den Autoritäten nicht nur akzeptiert, sondern auch legitimiert wird. Neben abwertenden Blicken und Getuschel erlebt Kriemhild selten Gewalt am Campus. Auf Studierendenplattformen im Internet sieht das jedoch schon anders aus. Unter dem Deckmantel der Anonymität werden viele BenutzerInnen beleidigend, verletzend und respektlos in Debatten an denen sich Kriemhild beteiligt, gerade dann, wenn es um Sexualität, Geschlechtsidentität, Sexismus, etc. geht. „Bei Debatten um das Thema Geschlechtsidentität fallen Wörter wie ‚pädophil‘ und ‚geistesgestört‘. Das ist natürlich sehr verletzend und respektlos.“
Warum sollte darüber weiterhin gesprochen werden?
Kriemhild betont, dass über diese Thematik öffentlich zu reden auch immer eine Gefahr birgt. Denn die Leute seien genervt von Themen diese Art. Jedoch wird einem laut ihr abverlangt, sich über das Thema „Geschlecht“ Gedanken zu machen und darüber zu reden, da immer noch Möglichkeiten verweigert und verschlossen werden aufgrund der Geschlechtsidentität. Für Kriemhild ist dieses Interview weniger eine „Aufklärung“ als die Möglichkeit eine „Beispielwirkung“ zu haben. Ein Beispiel für eine gleichberechtigte Lebensform neben anderen, das manche verunsicherte Leute in ihren Gefühlen und Wünschen bestärkt. Kriemhild meint auch: „Es ist nicht schlimm wenn Leute Vorurteile haben, aber unreflektierte Vorurteile zu haben und nicht nachfragen zu wollen schon. Ehrliche Neugier ist das Beste.“
UNTERNEHMEN
Neuer Forschungschef bei voestalpine
Die voestalpine hat die Leitung des Bereiches Forschung, Entwicklung und Innovation neu besetzt: Kurt Satzinger folgt auf Franz Androsch, der sich nach rund zehn Jahren in dieser Funktion in den Ruhestand verabschiedet, teilte der Stahlkonzern in einer Aussendung mit. Für das aktuelle Geschäftsjahr 2024/25 sind Forschungsausgaben von 231 Mio. Euro geplant. Der Schwerpunkt liege dabei immer stärker auf digitalen und ressourcenschonenden Produkten und Prozessen.
Satzinger begann im Jahr 2006, noch während des Studiums der Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben, seine Tätigkeit bei der voestalpine und promovierte 2011 an der Technischen Universität in München. Vor seiner neuen Position war er den Angaben zufolge Programmleiter für strategische Großprojekte am Standort Linz. In seine Zuständigkeit fiel auch das Investitionsprogramm „greentec steel“, dessen Ziel die Dekarbonisierung der Stahlproduktion ist.
Der voestalpine-Konzern setzte im Geschäftsjahr 2022/23 18,2 Mrd. Euro um und beschäftigte weltweit rund 51.200 Personen, darunter etwa 800 Forschungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.
wienerberger legt Grundstein für hochmodernes CO2-neutrales Betondachstein-Werk
Das CO2-neutrale Werk im ungarischen Hejőpapi wird durch Nutzung modernster Industrie 4.0-Lösungen europaweit neue Standards setzen
Investition stärkt die regionale industrielle Entwicklung und ermöglicht höhere Qualitätsstandards in der Produktion
Wien – Als nächsten Schritt in der wertschaffenden Wachstumsstrategie investiert wienerberger als Impulsgeber für modernes Bauen und nachhaltiges Wohnen in die Errichtung einer hochmodernen Industrie 4.0-Produktionsstätte im ungarischen Hejőpapi. Hier werden zukünftig CO2-neutral und vollautomatisiert Betondachsteine hergestellt, wobei nur noch bei einzelnen Zubehör-Lösungen manuelle Handgriffe benötigt werden. Damit setzt wienerberger konsequent auf Arbeitserleichterung durch Innovation im Produktionsbereich. Weiters kommen in dem neuen Werk hochmoderne digitale Technologien zum Einsatz, um etwa umfassende Daten zum Produktionsprozess zu gewinnen. Das ermöglicht zukünftig rasche und gezielte Verbesserungen im laufenden Produktionsprozess und somit insgesamt einen noch höheren Qualitätsstandard. Nach der Grundsteinlegung im April 2024 ist der Produktionsstart für die zweite Hälfte des Jahres 2025 angesetzt.
Für wienerberger fungiert Ungarn seit den 1990er Jahren als regionales Produktionszentrum für mehrere europäische Länder. Das neue Betondachstein-Werk wird zukünftig das wienerberger Produktsegment erweitern und Ungarn in seiner Rolle weiter stärken, da Hejőpapi zentral gelegen und das neue ein Hektar große digitale Außenlager zur Belieferung umliegender Märkte ideal geeignet ist. So fördert diese Investition wirtschaftliche Aktivität über Grenzen hinweg und unterstützt die industrielle Entwicklung in der gesamten Region.
Regionale Wertschöpfung durch innovative Produktionsprozesse
„Es war schon immer das Ziel von wienerberger, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und neue Maßstäbe in der Bauindustrie zu setzen. Als Taktgeber in unserer Branche arbeiten wir stetig daran, die Potenziale der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Mit dieser Investition, die zu den bedeutendsten industriellen Investitionen in Ungarn zählt, setzen wir diesen Weg fort. Das CO2-neutrale Werk wird eine der modernsten Fabriken für Betondachsteine und dazugehöriges Zubehör wie First-, Dachkanten- und Lüftungsziegel in Europa – ein wichtiger Meilenstein für das Unternehmen und die industrielle Entwicklung der Region. Dank unserer Innovationskraft haben wir bereits zahlreiche Industrie 4.0-Lösungen wie dieses neue Werk in Hejőpapi geschaffen, die nachhaltiges Bauen ermöglichen und unseren Kunden, Mitarbeitern und Aktionären sowie zukünftigen Generationen zugutekommen“, sagt Heimo Scheuch, CEO der wienerberger.
Das neue Werk mit seinem CO2-neutralen Produktionsprozess verbindet Nachhaltigkeit mit Wirtschaftlichkeit, indem wertvolle Ressourcen eingespart und wiederverwendet werden. Digitales Monitoring ermöglicht laufende Anpassungen für die effizientere Nutzung von Rohstoffen, und im Sinne der Kreislaufwirtschaft wird genutztes Wasser gefiltert und wiederverwendet. Um zusätzlich Emissionen einzusparen, setzt wienerberger auf europaweit modernste Technologie in der Produktion, darunter den Einsatz von Wärmepumpen an Stelle von Erdgas zum Beheizen von Trockenkammern und Gebäuden. Die weitgehend exportorientierte Anlage wird 2025 mit einer Jahreskapazität von drei Millionen Quadratmetern in Betrieb gehen, was einer Fläche von mehr als 300 Fußballfeldern entspricht.