Tagesblick – 13.4.2024 Samstag

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FAZIT DES TAGES

COMMENT – FAZIT:

  • Zunehmende geopolitische Eskalation
  • Schlechte Inflationsnachrichten aus den USA, bessere aus dem Euroland
  • EZB in Klimasorge
  • Weltspitze: Chinas E-Auto-Subvention

Märkte – Report

Israel, Ukraine

Meldungen

Themenreigen – Medizin, Psychologie, Technik-Technologie, Bildung-Universitäten, Gesellschaft-Religion

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HELLMEYER-Report (gekürzt)

MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

FrNACHBÖRSE/XDAX -0,4% auf 17.863 Pkt – Formycon nach Zahlenausweis gesucht874Dow Jones News
FrMÄRKTE USA/Wall Street ausgebremst von Geopolitik754Dow Jones News
FrROUNDUP/Aktien New York Schluss: Anlegerflucht zum Wochenende925dpa-AFX
FrUS-Anleihen: Gewinne zum Wochenende NEW YORK (dpa-AFX) – US-Staatsanleihen haben am Freitag ihre anfänglichen Kursgewinne im Handelsverlauf ausgebaut. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg zuletzt um 0,52 Prozent auf 108,67 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 4,50 Prozent. Einmal mehr fielen Preisdaten höher als erwartet aus. Die Einfuhrpreise erhöhten sich im März sowohl auf Monats- als auch auf Jahressicht um 0,4 Prozent. Das lag jeweils über den Erwartungen von Analysten. Zudem stiegen die Inflationserwartungen der US-Verbraucher im April laut einer Umfrage der Universität von Michigan. Damit verfestigt sich das Bild, dass die US-Zentralbank Fed ihre Leitzinsen vorerst nicht reduzieren dürfte. An den Finanzmärkten sind die Lockerungserwartungen bereits deutlich zurückgenommen worden./edh/bgf/he505dpa-AFX 
FrMÄRKTE USA/Wall Street von Geopolitik ausgebremst468Dow Jones News 
FrMÄRKTE EUROPA/Börsen schließen mit leichten Abschlägen388Dow Jones News 
FrROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Überwiegend Verluste – FTSE 100 mit Rekord1.178dpa-AFX 
FrAktien Wien Schluss: ATX mit leichtem Plus1.131dpa-AFX 
FrAktien Europa Schluss: Überwiegend Verluste – Rohstoff- und Ölwerte gefragt299dpa-AFX 
FrROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax-Erholung gescheitert1.356dpa-AFX 
FrDeutsche Anleihen: Deutliche Kursgewinne FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Freitag deutlich zugelegt. Bis zum Nachmittag stieg der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,68 Prozent auf 132,54 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf 2,36 Prozent. Auch in den anderen Ländern der Eurozone gaben die Renditen merklich nach.   Der Zinsunterschied zwischen der Eurozone und den USA dürfte künftig wachsen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine erste Zinssenkung im Juni zusteuert, scheint die US-Notenbank Fed mit einer Lockerung ihrer straffen Geldpolitik noch abwarten zu wollen. Ausschlaggebend ist die höhere und zähe Inflation in den Vereinigten Staaten sowie die robustere Verfassung der dortigen Konjunktur.   „Wenn die Konjunkturunterschiede zwischen Europa und den USA so groß werden wie gegenwärtig, dann kann auch die Geldpolitik temporär auseinandergehen, wobei sich mittelfristig die europäische Wirtschaft den Kräften der US-Märkte nicht ganz entziehen kann“, kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Nach einer Zinssenkung im Juni dürfte in der Eurozone laut Kater im Herbst ein weiterer Schritt folgen. Die Erwartungen sinkender Zinsen stützte die Kurse.   In den USA sind die Zinssenkungserwartungen hingegen merklich gedämpft worden. Die am Nachmittag veröffentlichten Konjunkturdaten bestätigten das Bild einer hartnäckigen Inflation in den Vereinigten Staaten. So sind im April die Inflationserwartungen der US-Verbraucher laut einer Umfrage der Universität von Michigan gestiegen. Zudem haben die Einfuhrpreise im Februar deutlicher als erwartet zugelegt./jsl/he244dpa-AFX 

ISRAEL

n-tv aktuell ISRAEL

NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL  

13.04.2024 00:34

Aufruf des Auswärtigen Amts Deutsche sollen den Iran sofort verlassen

Eher früher als später rechne er mit einem iranischen Angriff auf Israel, sagt US-Präsident Biden, ohne weitere Geheimdienstinformationen zu verraten. Das Auswärtige Amt rät allen Bundesbürgern jetzt dringend, den Iran zu verlassen. Eine Eskalation könne Luft-, Land- und Seewege treffen.

=> Sorge vor Eskalation in Nahost Hisbollah feuert Dutzende Raketen auf Israel

12.04.2024 15:14

„Es ist unerträglich“ Wegner kritisiert Berliner „Palästina-Kongress“ scharf

Der „Palästina-Kongress“ in Berlin ist umstritten. Die Veranstalter klammern das beispiellose Massaker der Hamas in Israel aus. Nun begründet Berlins Regierungschef Wegner seine Ablehnung des dreitägigen Treffens. Indes befürchtet die Polizei Gewaltaufrufe und stellt sich auf einen Großeinsatz ein.

12.04.2024 09:45

Palästina-Flagge bei „Jerusalem“ Apple will umstrittenen Emoji-Vorschlag beheben

Der Status der Stadt Jerusalem ist Teil des Nahost-Konflikts. Beide Seiten betrachten sie als ihre Hauptstadt. Wenn man den Namen auf der iPhone-Tastatur eintippt, scheint die Frage allerdings eindeutig. Apple spricht von einem Softwarefehler und verspricht, die Sache zu beheben.

UKRAINE

n-tv aktuell UKRAINE

+++ 10:34 Ukrainischer Armeechef: Lage an der Ostfront „deutlich zugespitzt“ +++
Der ukrainische Armeechef Olexander Syrskyj schreibt auf Telegram, die Lage an der Ostfront habe sich in den letzten Tagen „deutlich zugespitzt“. Dies sei vor allem auf die „Intensivierung der Offensivaktionen des Feindes nach den Präsidentschaftswahlen in der Russischen Föderation“ zurückzuführen. Begünstigt würden die mit gepanzerten Fahrzeugen durchgeführten Angriffe durch warmes und trockenes Wetter, „das die meisten offenen Geländebereiche für Panzer zugänglich macht“. Trotz erheblicher Verluste würden die Russen ihre Anstrengungen durch den Einsatz neuer Einheiten verstärken und dabei „regelmäßig taktische Erfolge“ erzielen. Die ukrainische Armee versuche, den feindlichen Einheiten maximale Verluste zuzufügen, so Syrskyj.

Oberbefehlshaber Syrsky besorgt Ukraine: „Lage an der Ostfront hat sich erheblich verschlechtert“

+++ 09:51 Putin schafft Anreize für neue Rekruten und Witwen +++
Das britische Verteidigungsministerium weist in seinem täglichen Geheimdienst-Update darauf hin, dass Putin sich mit einer Reihe von Gesetzen die weitere Unterstützung der Russen für den Krieg in der Ukraine erkauft. Eines der Gesetze befreit russische Militärangehörige, die in der Ukraine kämpfen, von der Zahlung von Zinsen für Verbraucherkredite. Die zweite von Putin unterzeichnete Rechtsvorschrift verbiete Arbeitgebern, Witwen von Soldaten ein Jahr lang nach deren Tod zu entlassen. „Der Kreml hat diese Gesetze wahrscheinlich in der Hoffnung erlassen, russische Militärangehörige zu beschwichtigen und im Gegenzug für staatliche Leistungen finanzielle Anreize zu schaffen, um mehr Rekruten für den Kampf zu gewinnen und die Kritik der Ehefrauen verstorbener Militärangehöriger einzudämmen.“ Die Zahlungsausfälle dürften die russische Regierung kurzfristig nur wenig kosten, könnten sich aber längerfristig auf die russische Wirtschaft auswirken.

+++ 09:21 Trump schickt Hoffnungssignal an die Ukraine +++
Für die Ukraine gibt es vorsichtigen Grund zur Hoffnung, dass die US-Republikaner ihre Blockade der Unterstützung für das angegriffene Land lockern könnten. „Wir schauen uns das an“, sagt der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump am Rande eines Treffens mit dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson. „Sie sprechen darüber und wir denken darüber nach, es als Darlehen zu machen statt als Geschenk.“

Trump hat schon früher vorgeschlagen, Ukraine-Hilfen als Darlehen zu gewähren. Das Treffen mit Johnson ist in erster Linie ein Signal der Unterstützung für Johnson, der von einer radikalen Trump-Loyalistin im Repräsentantenhaus zuletzt massiv attackiert wurde. Ohne Johnson kann die Kammer keine Ukraine-Hilfen verabschieden.

Zoff im US-Repräsentantenhaus Eskalierender Streit bedroht alles entscheidende Ukraine-Hilfen – 9.4.2024

+++ 08:48 Russen überwältigen ukrainische Luftabwehr +++
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak räumt schwere Schäden der ukrainischen Energieinfrastruktur durch russische Angriffe ein. Dem „Guardian“ sagt Podoljak, Moskau wende eine neue Taktik an, indem es Kraftwerke mit bis zu zehn oder zwölf Raketen auf einmal angreife. Die ohnehin überlasteten Luftabwehrsysteme würden so überwältigt. „Das System ist überlastet“, sagt Podoljak. „Jetzt müssen wir sehen, ob wir das System am Laufen halten können, ob wir mehr Luftabwehrsysteme brauchen, vor allem gegen ballistische Anti-Ultraschall-Raketen, und ob wir die zerstörten Anlagen wieder aufbauen können.“

Angriffe auf Kraftwerke Russland hat seine Strategie verändert – 10.4.2024

+++ 08:42 Zwei Tote in Donezk nach russischem Beschuss +++
Durch russische Angriffe sind in der Region Donzek am Freitag zwei Menschen getötet worden, teilt Gouverneur Wadim Filaschkin nach Angaben des „Kyiv Independent“ mit. Weitere acht seien verletzt worden.

Russische Angriffe auf Infrastruktur Ukraine verliert Großteil aller Wärmekraftwerke

+++ 08:21 Ukraine: Russland konzentriert sich auf Robotyne und Werbowe +++
Die russische Invasionsarmee konzentriere seine Kräfte derzeit zwischen den Ortschaften Robotyne und Werbowe in der Region Saporischschja, sagt eine Sprecherin der ukrainischen Streitkräfte im ukrainischen Fernsehen. Vorstöße der Russen würden allerdings zurückgeschlagen, sagt Natalja Gumenjuk. Die Verluste des Feindes seien weiterhin hoch. „Im Laufe des vergangenen Tages wurden etwa 140 Besatzer vernichtet.“

+++ 07:35 Britischer General befürchtet Durchbruch der Russen „irgendwann in diesem Sommer“ +++
Der ehemalige Befehlshaber der britischen Streitkräfte, Richard Barrons, warnt vor einer ukrainischen Niederlage. Der BBC sagt der General, es bestehe „ein ernsthaftes Risiko“, dass die Ukraine den Krieg in diesem Jahr verliert. Der Grund dafür sei, „dass die Ukraine das Gefühl bekommen könnte, nicht gewinnen zu können“.

„Die Form der russischen Offensive, die kommen wird, ist ziemlich klar“, sagt Barrons. „Wir sehen, wie Russland an der Frontlinie zuschlägt und dabei einen Fünf-zu-Eins-Vorteil bei Artillerie, Munition und einem Überschuss an Menschen einsetzt, der durch den Einsatz neuerer Waffen verstärkt wird.“ Dazu gehöre die FAB-Gleitbombe, eine umgebaute Waffe aus der Zeit der Sowjetunion, die mit 1500 Kilogramm Sprengstoff ausgestattet ist. „Irgendwann in diesem Sommer“, so Barrons, „erwarten wir eine größere russische Offensive, die nicht nur mit kleinen Vorstößen versucht, die ukrainischen Linien zu durchbrechen. Und wenn das passiert, laufen wir Gefahr, dass die russischen Streitkräfte durchbrechen und dann in Gebiete der Ukraine vordringen, wo die ukrainischen Streitkräfte sie nicht aufhalten können.“

+++ 07:02 Putin plant laut Bericht Hochfahren von AKW Saporischschja +++
Der russische Machthaber Putin hat einem Vertreter der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) gesagt, dass er das von Russland besetzte Kernkraftwerk Saporischschja wieder in Betrieb nehmen will. Das berichtet das „Wall Street Journal“. Die sechs Reaktoren des Kernkraftwerks Saporischschja, der größten Nuklearanlage Europas, sind seit September 2022 abgeschaltet. Einen Termin habe Putin nicht genannt. Ein Diplomat sagte der Zeitung, Russland wolle das Kraftwerk möglicherweise rechtzeitig zum 40. Jahrestag des Bestehens der Anlage wieder in Betrieb nehmen. Das wäre im Dezember. IAEO-Chef Rafael Grossi spricht von einer „erheblichen Eskalation“ der nuklearen Gefahr in der Ukraine.

+++ 06:31 „Bei Tschassiw Jar hält die Front“ +++
Nach Einschätzung des ISW (siehe Eintrag von 06.15 Uhr) gehen die Kämpfe bei der Stadt Tschassiw Jar in der Region Donezk weiter, „aber es gibt keine bestätigten Veränderungen des Frontverlaufs“. Russische Militärblogger hatten zuvor behauptet, dass die russischen Invasionstruppen dort vorrückten. Oberst Markus Reisner sagte am Montag in seinem Blick auf die Front, Taschassiw Jar sei einer von mehreren Frontabschnitten, wo die Russen „zumindest in die zweite Verteidigungslinie der Ukraine einbrechen“ wollten. „Die Abwehrerfolge der Ukraine zeigen zwar, dass sie noch immer in der Lage sind, sich regional zur Wehr zu setzen. Aber die Anzahl der abgeschossenen russischen Fahrzeuge zeigt auch, dass die Russen sich hier tatsächlich etwas vorgenommen haben.“

Reisners Blick auf die Front „Ein Abnutzungskrieg kann jederzeit umschlagen“ – 8.4.2024

+++ 06:15 ISW: Ukraines Kräfte zur Selbstversorgung mit Waffen wachsen +++
Nach Einschätzung des Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington nimmt die ukrainische Fähigkeit zur Selbstversorgung mit Waffen zu. In ihrer täglichen Analyse weist die Denkfabrik darauf hin, dass Putin eingeräumt habe, mit den laufenden russischen Angriffen auf ukrainische Energieanlagen auch die ukrainische Verteidigungsindustrie zerstören wolle – entsprechend habe Putin sich am Donnerstag bei einem Treffen mit dem belarussischen Präsidenten Lukaschenko geäußert.

Das ISW geht davon aus, dass die Ukraine es schaffen kann, ihre Verteidigung gegen Russland und ihre längerfristigen nationalen Sicherheitsbedürfnisse mit deutlich reduzierter ausländischer Militärhilfe aufrechtzuerhalten. Dafür brauche die Ukraine aber eine verstärke Unterstützung mit Luftabwehrsystemen, da sie diesen Mangel nicht ausgleichen könne. „Die Bereitstellung von Luftverteidigungssystemen und Raketen durch den Westen an die Ukraine ist entscheidend für die Fähigkeit der Ukraine, ihre Energieinfrastruktur und ihre sich entwickelnde Verteidigungsindustrie gegen russische Angriffe zu verteidigen.“

+++ 05:50 Selenskyj: Unterstützung verlangsamt sich +++
Präsident Selenskyj beklagt die noch immer mangelnde militärische Unterstützung seines Landes. „Leider verlangsamt sich ein Teil der Unterstützung, und wir müssen alles tun, was wir können, um unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern“, sagt er bei einem Treffen lokaler und regionaler Gebietskörperschaften in Tscherniwzi in der Westukraine. Aktuellstes Problemfeld der Ukraine sei gegenwärtig der Energiesektor, der im Visier ständiger schwerer russischer Angriffe steht und bereits unter großen Ausfällen in der Stromversorgung leidet. Zwar bemühe sich die Regierung in Kiew um einen weiteren Ausbau der Flugabwehr, doch sollten die einzelnen Gemeinden die Probleme im Auge behalten. „Wir müssen uns auf allen Ebenen auf die nächste Heizperiode vorbereiten – in den Gemeinden, bei den Behörden und in unseren Energieunternehmen.“

+++ 04:46 Neue EU-Agenda: Umweltschützer tadeln Militär-Schwerpunkt +++
Umweltschützer kritisieren eine aus ihrer Sicht militärlastige EU-Strategie für die kommenden fünf Jahre. Wie aus einer Skizze für die sogenannte Strategische Agenda hervorgeht, sollen vor allem die Bereiche Sicherheit, Verteidigung und Wettbewerbsfähigkeit Prioritäten der Staatengemeinschaft werden. Der Umwelt- und Klimaschutz wird jedoch nur am Rande erwähnt. Von Greenpeace heißt es, der Plan wolle mit einer militärischen Strategie die Menschen vor Sicherheitsbedrohungen schützen. Die politische Kampagnenleiterin Ariadna Rodrigo kritisiert: „Milliarden in Panzer, Raketen und Geschütze zu stecken, wird den Gemeinden in ganz Europa, die mit Dürre, Stürmen oder Ernteausfällen zu kämpfen haben, überhaupt nicht helfen.“ Mehr Waffen machten Europa nicht zu einem sichereren Ort für künftige Generationen.

+++ 00:37 London und Washington verbannen russisches Aluminium +++
Washington und London haben den Metallhandelsbörsen die Annahme von neuem Aluminium, Kupfer und Nickel aus russischer Produktion untersagt und die Einfuhr der Metalle in die USA und Großbritannien verboten. Das US-Finanzministerium teilt mit, dass die London Metal Exchange und die Chicago Mercantile Exchange nicht mehr in der Lage seien, neues russische Aluminium, Kupfer- und Nickel aufzunehmen. Sowohl die britischen als auch die US-Maßnahmen würden die bestehenden Bestände an russischem Metall an diesen globalen Börsen ausnehmen, so dass sie weiterhin gehandelt und zurückgenommen werden könnten, um das Risiko für die Marktstabilität zu minimieren, teilt London mit. Mit den Einnahmen aus den Metallen finanziert Russland unter anderem den Krieg gegen die Ukraine.

+++ 23:19 Washington: China ist Schlüsselfaktor für Russlands Armee +++
Russland bekommt beim Ausbau seines Verteidigungsapparats nach Angaben aus US-Regierungskreisen Unterstützung aus China. Peking sei der Schlüsselfaktor bei der Wiederbelebung des russischen Militärs, das seit Beginn der Invasion in der Ukraine „ansonsten erhebliche Rückschläge“ erlitten hätte, sagt ein hochrangiger US-Vertreter zu Reportern. „Ohne den Beitrag der Volksrepublik China hätte Russland Schwierigkeiten, seine Kriegsanstrengungen aufrechtzuerhalten“, gibt er weiter an.

Technik für Moskaus Waffen USA: 90 Prozent russischer Mikroelektronik kommt aus China – 12.4.2024   

+++ 21:48 Ukrainische Truppen erhalten Ruhephasen vom Frontalltag +++
Ungeachtet des massiven Drucks der russischen Streitkräfte auf die Frontlinien in der Ukraine haben die ukrainischen Militärs Wege gefunden, ihren Soldaten Möglichkeiten zur Entspannung zu bieten. „Die geplante Rotation der Einheiten, die seit Beginn der umfassenden Invasion in den Kampfgebieten im Einsatz sind, geht weiter“, teilt der Generalstab in Kiew auf Facebook mit. Es seien Möglichkeiten gefunden worden, abwechselnd Brigaden von den Fronten abzuziehen und ihnen Ruhepause zu gönnen.

+++ 21:20 Ukraine kauft elektronische Kampfführungssysteme zum Schutz kritischer Infrastruktur +++
Die ukrainische Regierung wird Mittel für den Kauf elektronischer Kampfführungssysteme zum Schutz kritischer ukrainischer Infrastrukturen bereitstellen, sagt Premierminister Denys Schmyhal. Russland hat in letzter Zeit seine Raketen- und Drohnenangriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine intensiviert und mehrere Wärmekraftwerke im ganzen Land zerstört, darunter auch das Kraftwerk Trypillia, den wichtigsten Stromlieferanten für die Oblaste Kiew, Schytomyr und Tscherkassy. Oberste Priorität habe die rasche Reparatur der beschädigten Anlagen und die Wiederherstellung der Erzeugungs- und Verteilungsinfrastruktur, sagt der Premierminister. Die Regierung arbeite auch an der Dezentralisierung des Energiesystems und der Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung, so Schmyhal. „Die Regierung hat einen Beschluss gefasst, der die Finanzierung des Kaufs elektronischer Kampfmittel für kritische Infrastruktureinrichtungen ermöglicht“, teilt der Premierminister auf dem Kongress der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften unter dem Präsidenten der Ukraine mit.

+++ 20:52 Ukrainer müssen sich offenbar auf Stromausfälle einstellen +++
Energieminister Herman Haluschtschenko sagt, die Ukrainer sollten sich angesichts der anhaltenden russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur auf mögliche Stromausfälle im Frühjahr oder Sommer einstellen. Moskau hat in letzter Zeit seine Raketen- und Drohnenangriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine intensiviert und mehrere Wärmekraftwerke im ganzen Land zerstört, darunter das Trypillia-Kraftwerk, den wichtigsten Stromlieferanten für die Oblaste Kiew, Schytomyr und Tscherkassy. Im März wurden bei Angriffen Berichten zufolge 80 % der Wärmeerzeugungskapazität von DTEK, dem größten privaten Energieunternehmen der Ukraine, beschädigt oder vollständig zerstört. Haluschtschenko zufolge ist das ukrainische Energiesystem derzeit von der größten Serie russischer Angriffe betroffen. In den letzten drei Monaten hat Russland Berichten zufolge rund 30.000 Angriffe auf ukrainisches Gebiet durchgeführt.

+++ 20:23 Ukrainische Kampfeinheiten bekommen Nachschub +++
„Tausende“ ukrainischer Soldaten, die zuvor nicht an der Front gedient hatten, wurden in Kampfeinheiten versetzt, teilt der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte mit. Die Entscheidung wurde nach einer Überprüfung der Einheiten in den Streitkräften als Teil einer größeren Überprüfung des Militärs durch das Verteidigungsministerium getroffen, heißt es in einer Erklärung. Da der Krieg so intensiv wie nie zuvor geführt wird, sieht sich das ukrainische Militär mit der Notwendigkeit konfrontiert, die Kampfeinheiten aufzufüllen, Reserven zu bilden und die vorhandenen Soldaten von der Front abzuziehen

+++ 19:11 Estland: Russische Geheimdienste sind deutlich aggressiver geworden +++
Russische und chinesische Geheimdienste weiten ihre Aktivitäten in Estland einem Bericht des Inlandsnachrichtendienstes des baltischen EU- und NATO-Landes zufolge immer mehr aus. „Die russischen Geheimdienste und Sicherheitsdienste sind deutlich aggressiver geworden. Während sie in mancher Hinsicht grober vorgehen, wenden sie auch verdecktere Methoden an“, schreibt die Sicherheitspolizei des an Russland grenzenden Ostseestaats in ihrem am Freitag in Tallinn veröffentlichten Jahresbericht. „Die Konfrontation mit der Ukraine hat ihnen eine neue Richtung und einen neuen Zweck gegeben – sie stellen eine ernsthafte Bedrohung dar.“ Auch werde Russland wahrscheinlich seine Bemühungen fortsetzen, gesellschaftliche Spannungen in seinen Nachbarländern zu schüren.

+++ 16:17 Russland verstärkt militärische Beziehungen zu Niger +++
Dutzende russische Militärausbilder sind in dem afrikanischen Land Niger eingetroffen. Der Umzug ist Teil eines neuen Abkommens mit der nigrischen Führung, die kürzlich ihre Beziehungen zum Westen abgebrochen hat. Russland werde dabei helfen, „ein Luftverteidigungssystem zu installieren, um die vollständige Kontrolle über unseren Luftraum zu gewährleisten“, heißt es.Die russischen Militärausbilder gehören zum Afrikanischen Korps, einer paramilitärischen Gruppe des russischen Verteidigungsministeriums. Sie werden auch als Nachfolger der Wagner-Söldnergruppe auf dem Kontinent angesehen.

+++ 14:52 Ukrainische Eisenbahngesellschaft baut künftig nach europäischen Standards +++
Um die Integration in die Europäische Union zu erleichtern, beginnt die ukrainische Eisenbahngesellschaft (Ukrzaliznytsia) mit dem Bau einer Eisenbahnlinie mit europäischer Spurweite. Das berichtet die Gesellschaft auf ihrem Telegram-Kanal. Die Strecke soll demnach von der ukrainischen Grenzstadt Chop in der Region Zakarpattia bis zum Verwaltungszentrum Uzhhorod führen. Die Gemeinde Chop liegt an der slowakisch-ungarisch-ukrainischen Grenze und ist nur wenige Kilometer von den EU-Mitgliedstaaten entfernt. Der Bau der Bahnlinie umfasst 22 Kilometer Gleise nach europäischem Standard. Nach ihrer Fertigstellung wird die Bahn eine direkte Personenverbindung von Uzhhorod zu mehreren europäischen Zielen bieten. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden von Ukrzaliznytsia, Jewhen Ljaschtschenko, ist die Vorbereitungsphase des Projekts im Gange, und die Hauptbauarbeiten sollen im Mai beginnen. Das Projekt umfasst die Rekonstruktion veralteter Infrastrukturelemente und die Modernisierung der Abfertigungstechnik.

+++ 14:25 Niederlande wollen Ukraine mit 400 Millionen Euro unterstützen +++
Die Niederlande wollen die Ukraine im laufenden Jahr mit zusätzlichen 400 Millionen Euro unterstützen. Das berichtet der Sender RTL unter Berufung auf Regierungskreise. Die Nachrichtenagentur ANP meldet, im kommenden Jahr seien mindestens 1,5 Milliarden Euro für die Ukraine vorgesehen. Es wird erwartet, dass die amtierende Regierung in Den Haag am Freitag die Pläne bekannt geben wird. Die Hilfen sind Teil der Bemühungen, die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern und damit die Vorgaben der NATO zu erfüllen.

+++ 14:01 Razzia bei ukrainisch-orthodoxem Priester: Soll russische Aggression gerechtfertigt haben +++
Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) durchsucht am Morgen die Räumlichkeiten von Erzpriester Mykola Danylevych, einem hochrangigen Mitglied der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, wie die Strafverfolgungsbehörden dem Kyiv Independent berichten. Die dem Moskauer Patriarchat nahestehende Kirche wurde wiederholt beschuldigt, sich während des Krieges mit der russischen Regierung verbündet zu haben, was die Kirchenleitung jedoch bestreitet. Danylevych ist stellvertretender Leiter der synodalen Abteilung für Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats. Wessen Danylevych verdächtigt wird, ist unklar. Es heißt nur, der Erzpriester habe die Ideologie der „russischen Welt“ unterstützt und die russische Aggression gerechtfertigt.

+++ 13:27 Belgien wird russische Einmischung in Europawahl untersuchen +++
Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo kündigt eine Untersuchung zu einer möglichen russischen Einmischung in die Europawahl im Juni an. De Croo sagt, der belgische Geheimdienst habe die Existenz eines Netzwerks bestätigt, das versucht habe, die Unterstützung für die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland zu untergraben. „Die belgischen Nachrichtendienste haben die Existenz prorussischer Einmischungsnetzwerke bestätigt, die in mehreren europäischen Ländern und auch hier in Belgien aktiv sind“, so De Croo in Brüssel. Moskau verfolge den Diensten zufolge das Ziel, mehr pro-russische Kandidaten in das Europäische Parlament zu wählen und dort ein pro-russisches Narrativ verstärken. Belgien hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. „Das Ziel ist ganz klar: Eine geschwächte europäische Unterstützung für die Ukraine dient Russland auf dem Schlachtfeld, und das ist das eigentliche Ziel dessen, was in den vergangenen Wochen aufgedeckt wurde“, sagt der belgische Regierungschef.

+++ 12:59 Endlich ein würdiges Begräbnis: Ukraine erhält Leichen von 99 Soldaten zurück +++
Die Ukraine hat die Leichen von 99 Soldaten zurückerhalten, die während der russischen Invasion ums Leben gekommen waren. Das teilt das Koordinationshauptquartier für die Behandlung von Kriegsgefangenen mit. Nach den Genfer Konventionen haben Menschen, die im Krieg ihr Leben verloren haben, ein Recht auf ein würdiges Begräbnis. In den letzten zwei Jahren wurden mehr als 2100 gefallene Soldaten in die Ukraine zurückgeführt. „Nach der Identifizierung werden die Leichen unserer Verteidiger ihren Familien für ein würdiges Begräbnis übergeben“, heißt es in der Erklärung der Koordinationszentrale.

+++ 12:05 Russen stehen nicht alle hinter dem Krieg: Tausende Soldaten desertieren seit Invasionsbeginn +++
Associated Press berichtet, dass nach ihren Erkenntnissen Tausende russische Soldaten vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. Sie sollen demnach in westlichen Staaten wie Deutschland, Frankreich oder den USA auf die Bewilligung ihrer Asylanträge warten. Seit September 2022 hat das unabhängige russische Medienunternehmen Mediazona mehr als 7300 Fälle vor russischen Gerichten gegen unentschuldigt fehlende Soldaten dokumentiert. Die Fälle von Desertion – der härtesten Anklage – haben sich im vergangenen Jahr versechsfacht. Die von russischen Aktivisten in der Republik Georgien geleitete Gruppe „Idite Lesom“ (Verirren) wurde von einer Rekordzahl von Desertionswilligen kontaktiert – mehr als 500 in den ersten beiden Monaten dieses Jahres. Insgesamt habe die Gruppe mehr als 26.000 Russen unterstützt, die sich dem Militärdienst entziehen wollen, und mehr als 520 Soldaten und Offizieren im aktiven Dienst zur Flucht verholfen. Der Leiter der Gruppe, Grigorij Sverdlin erklärt, dass offenbar nicht das gesamte Land den Krieg unterstütze, wie es der Kreml nur allzu oft darzustellen versuche.

+++ 11:34 „Dragonfire“ fünf Jahre früher fertig? Briten wollen Laserwaffe an Ukraine schicken +++
Großbritannien will die Entwicklung eines neuen militärischen Lasers zur Bekämpfung von Drohnen beschleunigen. Die Dragonfire (deutsch: Drachenfeuer) getaufte Waffe sollte eigentlich von 2032 an einsatzbereit sein, mit Reformen im Beschaffungswesen könnte es aber bereits spätestens 2027 so weit sein, sagt Verteidigungsminister Grant Shapps. Das meldet die Nachrichtenagentur PA. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sagt Shapps, man prüfe, ob das Tempo noch verbessert werden könnte, „damit die Ukrainer (die Waffe) vielleicht in die Finger bekommen“ könnten. Bei Dragonfire handelt es sich um eine lasergelenkte Energiewaffe, die mit Ziel mit einem intensiven Lichtstrahl durchdringt und mit Lichtgeschwindigkeit zuschlägt. Das britische Verteidigungsministerium hofft, dass das System eine kostengünstige Alternative zu Raketen bieten wird, etwa beim Abschuss von Drohnen. Entwickelt wurde Dragonfire von den Rüstungsunternehmen MBDA, Leonardo und Qinetiq sowie dem staatlichen Forschungsinstitut Defence Science and Technology Laboratory (DSTL) in Porton Down.

+++ 11:08 Wegen russischer Attacken auf Energieversorgung: Kiewer Bürger sollen bis Jahresende Strom sparen +++
Der Leiter des Kiewer Energieversorgungsunternehmens YASNO fordert die Einwohner der Hauptstadt auf, ihren Energieverbrauch jeden Abend zwischen 19 und 22 Uhr zu senken. Das berichtet Sky News. Sergey Kovalenko sagt, dies sei „für den Rest des Jahres 2024“ erforderlich, um die durch Russlands Angriffe auf die Energieinfrastruktur verursachten Störungen zu verringern. „Was können wir jetzt tun? Den Verbrauch während der Spitzenzeiten einschränken. Und wenn es viele von uns gibt, wird es funktionieren“, schreibt er auf X. Er fordert die Menschen auf, es sich zur Gewohnheit zu machen, ihren Verbrauch zu reduzieren. Die wiederholten Angriffe Russlands auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine führen in einigen Gebieten immer wieder zu Stromausfällen.

+++ 10:38 Deutsche haben immer größere Angst vor Krieg in Europa +++
Nur einer von zehn Menschen in Deutschland erwartet einen Sieg der Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland. Dies zeigt das neue ZDF-„Politbarometer“. 82 Prozent sind dagegen skeptisch, dass die Ukraine den Krieg mithilfe westlicher Waffenhilfe gewinnen kann. Der Rest zu 100 Prozent antwortet mit „weiß nicht“. Im August lag der Anteil der Skeptiker noch bei 70 Prozent. Auch ist die Angst gewachsen, dass es in Europa zu einem militärischen Konflikt kommt, in den die Bundeswehr verwickelt wird. Im November äußerten deswegen noch 39 Prozent große oder sehr große Sorgen, jetzt sind es 53 Prozent (keine große Sorge: 45 Prozent; November: 58 Prozent; Rest „weiß nicht“). Mit 70 Prozent befürwortet eine klare Mehrheit der Befragten eine bessere finanzielle Ausstattung der Bundeswehr – auch wenn dadurch in anderen Bereichen eingespart werden muss. Lediglich 23 Prozent sprechen sich gegen mehr Geld für die Bundeswehr aus (Rest zu 100 Prozent „weiß nicht“).

+++ 10:09 Russisch Orthodoxe Kirche soll in Estland als Terrororganisation eingestuft werden +++
Der Innenminister Estlands, Lauri Läänemets, wird vorschlagen, das Moskauer Patriarchat zu einer terroristischen Organisation zu erklären. Sein Ziel sei es, die Aktivitäten der Russischen Orthodoxen Kirche in Estland zu verbieten. „Wir müssen verstehen, dass das Moskauer Patriarchat heute Wladimir Putin untergeordnet ist, der im Wesentlichen terroristische Aktivitäten in der Welt anführt“, erklärt Läänemets.

+++ 09:31 Putin verklärt Attacken auf ukrainische Infrastruktur: Nur „Antwort“ auf Kiews Angriffe +++
Der russische Präsident Wladimir Putin sagt, die groß angelegten Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur seien „eine Antwort“ auf die Angriffe auf russische Energieanlagen, berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag. Moskau intensiviert zuletzt seine Raketen- und Drohnenangriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine nochmals deutlich. Dabei werden besonders Wärmekraftwerke beschädigt oder sogar zerstört, so wie das wichtige Trypillia-Kraftwerk. Im März wurden bei Angriffen Berichten zufolge 80 Prozent der Wärmeerzeugungskapazität von DTEK, dem größten privaten Energieunternehmen der Ukraine, beschädigt oder vollständig zerstört. Tatsächlich griff Russland die ukrainische Infrastruktur allerdings bereits in den vergangenen zwei Jahren, bevorzugt im Winter an. Zu dieser Zeit hatte die Ukraine noch gar nicht damit begonnen, russische Infrastruktur zu beschießen. Vielmehr war das Ziel des Kremls, die ukrainische Bevölkerung mürbe zu machen und gegen die Führung des Landes aufbegehren zu lassen. Das ist jedoch nicht geschehen.

+++ 08:56 „Russland testet, wo Offensive erfolgreich sein könnte“ +++
Viele ukrainische Orte, wie etwa Saporischschja, erleben zuletzt vermehrt Beschuss. Nach Einschätzungen von ntv-Korrespondent Rainer Munz wollen die russischen Streitkräfte so erproben, welche Gegenden sich für eine bevorstehende Offensive als Angriffsziele eignen.

Munz ordnet Angriffe ein „Russland testet, wo Offensive erfolgreich sein könnte“

NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE

ZENTRALBANKEN

EZB: Unternehmen sehen geringere Lohn- und Preisanstiege

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Die regelmäßig von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten nicht-finanziellen Großunternehmen sind nach eigenen Angaben schwach ins neue Jahr gestartet, sehen aber eine Nachfragebelebung. Wie aus den Ergebnissen der im Vorfeld der jüngsten EZB-Ratssitzung angestellten Umfrage hervor geht, rechnen die Unternehmen damit, dass die Löhne 2024 um 4,3 Prozent steigen werden, nachdem sie 2023 um 5,4 Prozent zugelegt hatten. Die Unternehmen rechnen zudem damit, dass sich die Lohnanstiege weniger stark als zuvor auf die Absatzpreise auswirken werden.

2024 würden ein stabileres Preis- und Kosten und ein verstärkter Wettbewerb dazu führen, dass steigende Lohnkosten durch Produktivitätssteigerungen kompensiert oder in größerem Umfang von den Gewinnspannen aufgefangen werden, heißt es in dem Bericht.

EZB/Elderson: Gesellschaft muss sich auf Klimawandel vorbereiten

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Der jüngste Klimabericht der Vereinten Nationen deutet nach Aussage von EZB-Direktor Frank Elderson darauf hin, dass sich die Erwärmung der Erde nicht wie angestrebt auf 1,5 Grad Celsius begrenzen lassen wird, sondern bestenfalls auf 2,9 Grad. Elderson, der stellvertretender Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, sieht deshalb bereits jetzt tiefgreifende Folgen, die sich sowohl auf die Angebots- als auch auf die Nachfrageseite der Wirtschaft auswirken werden. Folgende Punkte zählte er in einer Rede beim Delphi Economic Forum auf:

1. Ressourcen müssten für den Schutz der Bürger und der Gesellschaft vor zunehmenden Klima- und Naturgefahren wie Waldbränden, Dürren und Überschwemmungen bereitgestellt werden.

2. Die Wirtschaft werde in dem Maße, in dem die Zunahme der Gefahren nicht mehr vermieden werden könne, für die kritischen Bedürfnisse sorgen müssen, die von der Europäischen Umweltagentur als gefährdet eingestuft werden. „Insbesondere die Aufrechterhaltung einer angemessenen Nahrungsmittelproduktion, Wasserverfügbarkeit und Gesundheitsversorgung wird wesentlich mehr Ressourcen erfordern, als diese Sektoren derzeit erhalten“, sagte der EZB-Direktor.

3. Die Wirtschaft wird Elderson zufolge über die Befriedigung dieser kritischen Bedürfnisse hinaus einen weiteren Strukturwandel erfahren, da sich sowohl die Präferenzen als auch die Produktionsmöglichkeiten ändern. Der Tourismus sei ein Beispiel dafür, dass derzeit beliebte Reiseziele in Zukunft nicht mehr in gleichem Maße gefragt oder gar zugänglich sein würden. „Ein weiteres Beispiel ist der internationale Handel, der möglicherweise gezwungen sein wird, sich neu zu entwickeln, wenn bestehende Routen und Häfen nicht mehr zur Verfügung stehen und andere eröffnet werden.“ Außerdem werde es zu einer Umverteilung zwischen den Sektoren kommen, wobei einige zu den Verlierern gehörten, während andere davon profitierten, ähnlich wie es nach der Pandemie und der Energiekrise passiert sei.

4. Die Wirtschaft muss laut Elderson widerstandsfähiger gegen die Zunahme von Klima- und Naturgefahren gemacht werden. „Der bestehende Kapitalstock – einschließlich der Häuser der Menschen – muss modernisiert und angepasst werden, mit allen damit verbundenen höheren Strukturkosten“. Um diese Widerstandsfähigkeit zu erreichen, könne es sogar erforderlich sein, einen Teil des Kapitalstocks physisch zu verlagern, um die Nähe zu Gebieten zu vermeiden, die den Gefahren stark ausgesetzt sein würden.

„Auch wenn die für das Klima und die Natur zuständigen Politiker rechtlich verpflichtet sind, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, und auch wenn sie sich verpflichtet haben, diese Ziele zu erreichen, sind sie ebenso verpflichtet, sich auf die Risiken vorzubereiten, die vor ihnen liegen“, sagte Elderson. Schließlich müsse die gesamte Welt ihren Verpflichtungen nachkommen, und es sei nicht sicher, dass sie das wirklich tue. „Kritische Schwellenwerte sind möglicherweise bereits überschritten worden“, warnte Elderson.

MELDUNGEN

FrÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
FrUS-Verbraucherstimmung sinkt im April – Inflationserwartungen steigenDow Jones News
FrUSA: Michigan-Konsumklima trübt sich ein – Inflationserwartungen steigendpa-AFX
FrEZB/Elderson: Gesellschaft muss sich auf Klimawandel vorbereitenDow Jones News
FrKONJUNKTUR IM BLICK/Deutsche Konjunktur scheint sich etwas zu belebenDow Jones News
FrUSA: Einfuhrpreise steigen stärker als erwartetdpa-AFX
FrÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
FrDeutscher Einzelhandelsumsatz etwas weniger schwach als erwartetDow Jones News
FrFrankreich: Nächste Tage von Reisen nach Nahost absehendpa-AFX
FrWirtschaftsministerium: Konjunkturelle Trendwende deutet sich anDow Jones News
FrEZB: Professional Forecasters ändern Inflations- und BIP-Prognosen nichtDow Jones News
FrEZB: Unternehmen sehen geringere Lohn- und PreisanstiegeDow Jones News
FrÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, PolitikDow Jones News
FrZahl beantragter Regelinsolvenzen in Deutschland im März 12,3% über VjDow Jones News
FrDestatis bestätigt vorläufige Verbraucherpreisdaten für MärzDow Jones News
FrDeutschland: Inflation schwächt sich weiter ab – Rate sinkt auf 2,2 Prozentdpa-AFX
FrPRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, BranchenDow Jones News

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USA: Einfuhrpreise steigen stärker als erwartet

WASHINGTON (dpa-AFX) – Die Preise von in die USA importierten Gütern sind im März stärker als erwartet gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Einfuhrpreise um 0,4 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Bankvolkswirte hatten einen Anstieg um 0,3 Prozent erwartet.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Importpreise ebenfalls um 0,4 Prozent zu. Auch hier war ein Anstieg um 0,3 Prozent erwartet worden. Damit sind die Einfuhrpreise erstmals seit Januar 2023 im Jahresvergleich wieder gestiegen.

Die Einfuhrpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Die Fed hat die Leitzinsen zuletzt auf hohem Niveau unverändert gelassen. An den Finanzmärkten wird zwar auf eine Zinssenkung im weiteren Jahresverlauf spekuliert. Die Zinssenkungserwartungen wurden zuletzt aber durch die hartnäckige Inflation und die robuste Wirtschaft gedämpft./jsl/bgf/nas

US-Verbraucherstimmung sinkt im April – Inflationserwartungen steigen

WASHINGTON (Dow Jones)–Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im April abgeschwächt. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA fiel bei der Umfrage zur Monatsmitte auf 77,9. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Stand von 79,9 erwartet. Bei der Umfrage Ende März hatte er bei 79,4 gelegen.

Der Index für die Erwartungen belief sich auf 77,0 (Vormonat: 77,4), der Index für die Einschätzung der aktuellen Lage wurde mit 79,3 (82,5) angegeben. Die Inflationserwartungen der Konsumenten auf Sicht von zwölf Monaten erhöhten sich auf 3,1 von 2,9 Prozent.

Auf Sicht von fünf Jahren legten sie zu auf 3,0 von 2,8 Prozent. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen.

Webseite: http://www.sca.isr.umich.edu/  

Chinas E-Autos: Mit Subventionen Weltspitze – Volksrepublik gibt das Drei- bis Neunfache dessen aus, was andere OECD-Länder investieren

(pte013/10.04.2024/13:58)

Während die Ampel-Koalition in Berlin die E-Auto-Prämie über Nacht gestrichen und damit jeder Dritte kein Interesse mehr an der Elektromobilität hat, subventioniert China heimische Industrien enorm. Schätzungen kommen je nach Umfang der berücksichtigten Subventionen gesamtwirtschaftlich auf das Drei- bis Neunfache dessen, was andere OECD-Länder wie die USA oder Deutschland für Unternehmenssubventionen ausgeben, schreibt das IfW Kiel.

Hauptnutznießer BYD

Einer der größten Profiteure ist laut den Kieler Wirtschaftsforschern der E-Autohersteller BYD. Dies spiegelt die stark expandierenden Technologie- und Produktionskapazitäten von BYD und die steigende Wettbewerbsfähigkeit wider, heißt es. Die Autoren zeigen, dass staatliche Subventionen in China allgegenwärtig sind.

Mehr als 99 Prozent der börsennotierten Unternehmen, so das IfW Kiel, erhielten 2022 direkte staatliche Subventionen. Die Volksrepublik setze ihre Subventionen oftmals auch sehr gezielt ein, um damit Schlüsseltechnologien zur Marktreife zu bringen.

Zugang zu Rohstoffen

In Kombination mit anderen Unterstützungsmaßnahmen, etwa dem bevorzugten Zugang zu kritischen Rohstoffen, einem teils gegenüber ausländischen Investoren erzwungenen Technologietransfer und der Vorzugsbehandlung in öffentlichen Vergabe- und Verwaltungsverfahren, konnten chinesischen Firmen in vielen grünen Technologiebereichen sehr schnell expandieren, den chinesischen Markt dominieren und in EU-Märkte vordringen.

Direkte Subventionen in BYD beliefen sich 2020 auf 220 Mio. Euro – 2022 waren es 2,1 Mrd. Euro. Bezogen auf den Umsatz entspricht dies einem Anstieg der Direktsubventionen von 1,1 Prozent im Jahr 2020 auf 3,5 Prozent im Jahr 2022. BYD erhält zudem weit mehr Kaufprämien für E-Autos in China als alle anderen inländischen Hersteller, wie etwa GAC oder auch die vor Ort produzierenden ausländischen Firmen wie Tesla oder die Joint-Ventures von VW. (Ende)

MENA-Watch Donnerstag, 11.4.2024

Nach jahrelangen Verhandlungen EU-Parlament stimmt verschärften Asylregeln zu – 10.4.2024 (inkl. interaktiver online-Graphik)

Die umstrittene Asylreform kommt. Nach jahrelangen Diskussionen machen die Abgeordneten des Europaparlaments in Brüssel den Weg frei für einen zuvor ausgehandelten Kompromiss. Bundesinnenministerin Faeser zeigt sich erfreut.Das Europäische Parlament hat den Weg für die umstrittene EU-Asylreform freigemacht. Nach jahrelangen Diskussionen stimmten die Abgeordneten in Brüssel für das geplante Paket, mit dem die bisherigen Regeln für Migration in die Europäische Union deutlich verschärft werden sollen.

Demnach sollen die Mitgliedstaaten zu einheitlichen Verfahren an den Außengrenzen verpflichtet werden, damit rasch festgestellt werden kann, ob Asylanträge unbegründet sind und die Geflüchteten dann schneller und direkt von der Außengrenze abgeschoben werden können. Geplant ist insbesondere ein deutlich härterer Umgang mit Menschen aus Ländern, die als relativ sicher gelten. Bis zur Entscheidung über den Asylantrag sollen die Menschen bis zu zwölf Wochen unter haftähnlichen Bedingungen in Auffanglagern untergebracht werden können.

Menschen, die aus einem Land mit einer Anerkennungsquote von unter 20 Prozent kommen, sowie solche, die als Gefahr für die öffentliche Sicherheit gelten, müssen künftig verpflichtend in ein solches Grenzverfahren. Ankommende Menschen können dem Vorhaben nach mit Fingerabdrücken und Fotos registriert werden, auch um zu überprüfen, ob sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit sind. Die Reform muss noch von den EU-Staaten bestätigt werden. Das ist normalerweise eine Formalität. Viele Abgeordnete waren unzufrieden mit dem im Dezember ausgehandelten Kompromiss. Daher war bis zum Schluss offen, ob das Plenum zustimmen wird.

Faeser: „Großer und wichtiger Erfolg“

Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einem „historischen, unverzichtbaren Schritt“. Die Reform stehe „für die Solidarität unter den europäischen Staaten“, erklärte er bei X. „Sie begrenzt die irreguläre Migration und entlastet endlich die Länder, die besonders stark betroffen sind.“ Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser begrüßte den Beschluss. „Die heutige Zustimmung des Europäischen Parlaments zum Gemeinsamen Europäischen Asylsystem ist ein großer und sehr wichtiger Erfolg“, ließ sie mitteilen. Nach jahrelangen Verhandlungen habe man sich auf ein umfassendes Paket geeinigt und eine tiefe Spaltung Europas überwunden.

„Wir schützen weiterhin die Menschen, die aus furchtbaren Kriegen, vor Terror, Folter und Mord zu uns fliehen“, so Faeser. Gleichzeitig werde man irreguläre Migration wirksam begrenzen. „Asylverfahren werden schon an den EU-Außengrenzen geführt werden, wenn Menschen nur eine geringe Aussicht auf Schutz haben.“

EU-Innenkommissarin Ylva Johansson schrieb im Onlinedienst X, damit könne Europa seine „Außengrenzen besser schützen“ und all jene Migranten „rasch zurückführen“, die keine Aufnahmechancen hätten. Quelle: ntv.de, mpe/dpa

DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN

Destatis bestätigt vorläufige Verbraucherpreisdaten für März

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat seine vorläufigen Angaben zur Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise im März bestätigt. Wie Destatis in zweiter Veröffentlichung mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent und lagen um 2,2 (Februar: 2,5) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Die Kernverbraucherpreise (ohne Nahrungsmittel und Energie) stiegen mit einer Jahresrate von 3,3 Prozent und die Dienstleistungspreise um 3,7 Prozent.

Überdurchschnittlich erhöhten sich unter anderem die Preise für Versicherungen (plus 11,0 Prozent), für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (plus 7,8 Prozent) sowie für die Gaststättendienstleistungen (plus 6,9 Prozent).

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) erhöhte sich um 0,6 und 2,3 (2,7) Prozent.

Deutschland: Inflation schwächt sich weiter ab – Rate sinkt auf 2,2 Prozent

WIESBADEN (dpa-AFX) – Gesunkene Nahrungsmittel- und Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im März auf den niedrigsten Stand seit rund drei Jahren gedrückt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise im März um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Behörde bestätigte damit am Freitag vorläufige Daten. Die Rate war damit so niedrig wie zuletzt im Mai 2021 mit ebenfalls 2,2 Prozent. Niedriger war der Wert zuvor im April 2021 mit 2,0 Prozent. Im Februar des laufenden Jahres hatte die Teuerungsrate noch bei 2,5 Prozent gelegen und im Januar bei 2,9 Prozent.

„Die Preissituation bei Energie und Nahrungsmitteln dämpfte die Inflationsrate bereits im zweiten Monat in Folge. Im März 2024 waren Nahrungsmittel für Verbraucherinnen und Verbraucher erstmals seit Februar 2015 günstiger als ein Jahr zuvor“, erläuterte Behördenchefin Ruth Brand. Für Nahrungsmittel zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Energie verbilligte sich trotz der zu Jahresanfang ausgelaufenen Energie-Preisbremsen und der Anhebung des CO2-Preises auf 45 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) im März um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Günstiger waren unter anderem Erdgas (minus 9,2 Prozent) und Strom (minus 8,1 Prozent). Fernwärme kostetet dagegen 20,6 Prozent mehr. Dienstleistungen verteuerten sich um 3,7 Prozent.

Volkswirte rechnen mit einem weiteren Rückgang der Teuerung. Im Jahresschnitt erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation auf 2,3 Prozent nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Im vergangenen Jahr setzten viele Verbraucher daher den Rotstift an. Der Privatkonsum fiel als wichtige Konjunkturstütze aus.

Gegenüber dem Vormonat Februar stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent./mar/DP/bgf

Zahl beantragter Regelinsolvenzen in Deutschland im März 12,3% über Vj

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland hat im März um 12,3 (Februar: 18,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sind damit seit Juni 2023 durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten. „Über einen längeren Zeitraum betrachtet liegt die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen April 2023 und März 2024 jedoch in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau des Zeitraums April 2019 bis März 2020“, teilten die Statistiker mit.

Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen lag im Januar um 27,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Forderungen der Gläubiger aus den im Januar gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 3,5 Milliarden Euro. Im Januar 2023 hatten die Forderungen bei rund 2,3 Milliarden Euro gelegen.

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg auf Jahressicht um 6,3 Prozent.

ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN

„Schärfste Rezession seit Lehman und Corona“: Österreich droht eine neue Gaskrise (?) – 11.4.2024

Stoppt die Ukraine 2025 den Gasfluss nach Europa, kommen in Österreich doppelt so hohe Preise und ein drastischer Einbruch der Wirtschaftsleistung. Alle wollen das verhindern. Aber wie?

Wien. Es ist nicht lang her, da gab der Energieregulator E-Control noch Entwarnung: Auch ohne russisches Erdgas sei Österreich im kommenden Winter gut mit Energie versorgt, hieß es. Immerhin sind die Speicher am Ende der Heizperio

de mit 75 Prozent noch bestens gefüllt. Im Jahr 2026 sieht die Lage hingegen komplett anders aus. Glaubt man führenden Energieexperten, stolpert Österreich gerade sehenden Auges in eine neue Gas(preis)krise hinein.

Gas(preis)krise hinein.

Denn ab Ende 2024 will die Ukraine bekanntlich kein russisches Erdgas mehr nach Europa durchleiten. Dem Kontinent kommen damit schlagartig 40 Millionen Kubikmeter Erdgas am Tag abhanden. Österreich, das im Februar immer noch 87 Prozent seines Gases über diese Leitung bezogen hat, wäre wohl am härtesten getroffen.

Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte konnte 2023 insgesamt 2,5 Mio. € für Fahrgäste erwirken – Jahresbericht 2023 zeigt deutliche Zunahme der Anträge an die Schlichtungsstelle – 10.4.2024

Wien (PK) – Die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) ist die gesetzliche Schlichtungs- und Durchsetzungsstelle für Kund:innen im Bahn-, Fernbus-, Schiffs- und Flugverkehr in Österreich. Sie vermittelt mit ihren Schlichtungsverfahren in Streitfällen zwischen Fahrgästen und Verkehrsunternehmen, die nicht an anderer Stelle gelöst werden konnten. Laut dem aktuellen Jahresbericht der apf war 2023 eine deutliche Steigerung der eröffneten Verfahren zu verzeichnen (III-1143 d.B.). Im Ergebnis konnte die Agentur Rückerstattungen, Entschädigungen und Strafnachlässe in Höhe von insgesamt 2,5 Mio. € für Fahrgäste erzielen. Das ist die bisher höchste Summe seit Bestehen der apf.

Neuer Rekord an Anfragen und Anträgen an die apf

Im Rahmen ihrer Schlichtungstätigkeit ist die apf dafür verantwortlich, Anträge von Fahr- und Fluggästen mittels außergerichtlicher Streitbeilegung zu klären und damit Reisenden im Streitfall mit dem Unternehmen zu ihrem Recht zu verhelfen. Weiters informiert die apf Fahr- und Fluggäste aller Verkehrsträger über ihre Rechte, prüft in den Verfahren die Einhaltung der in EU-Verordnungen verankerten Fahr- und Fluggastrechte und ergreift bei Bedarf weitere Maßnahmen, um die betroffenen Unternehmen zur Einhaltung ihrer Verpflichtungen zu bewegen.

Im Jahr 2023 gingen insgesamt 6.610 schriftliche Schlichtungsanträge und Anfragen bei der apf ein (2022: 5.896). Davon entfielen 5.219 auf den Flugbereich (2022: 4.697), 1.307 auf den Bahnbereich (2022: 1.120). 77 Anträge und Anfragen waren im Fernbusbereich (2022: 69) und sieben im Schiffsbereich (2022: zehn) zu verzeichnen. Dies bedeutet über alle Verkehrsträger hinweg eine Steigerung um 12 %.

Nicht jeder Antrag auf eine Schlichtung führt laut Auskunft der apf letztlich zu einem Verfahren. Die Stelle prüft vorab, ob ihre Zuständigkeit gegeben und ob eventuell ein Verfahren bei einer anderen Verbraucherschutzorganisation bzw. vor Gericht anhängig ist.

Zahl der eröffneten Schlichtungsverfahren gestiegen

Die Zahl der tatsächlichen Schlichtungsverfahren belief sich im Jahr 2023 auf 4.878, was eine Steigerung von 14 % im Vergleich zu 2022 mit 4.264 Schlichtungsverfahren bedeutet. Der Hauptteil der tatsächlich eröffneten Verfahren entfiel mit 3.856 Verfahren (2022: 3.350) auf den Flugbereich, gefolgt vom Bahnsektor mit 991 (2022: 892) und dem Busbereich mit 31 (2022: 22) eröffneten Schlichtungsverfahren. Im Schiffsbereich wurden, wie bereits 2022, keine Verfahren eröffnet.

Die insgesamt 1.307 Anfragen und Schlichtungsanträge im Bahnbereich bedeuten laut der apf einen neuen Rekord. Beschwerden betrafen vor allem Schwierigkeiten bei der Stornierung bzw. beim Bezug von Online-Tickets, Strafzahlungen, Leistungsminderungen im Nachtzug-Verkehr und Erstattungen bei nicht genutzten Tickets.

Die im Flugbereich verzeichneten 5.219 Anträge und Verfahren stellen den zweithöchsten Wert seit Bestehen der apf dar. 2023 führten organisatorische Mängel, extreme Wetterbedingungen und Streiks zu zahlreichen Flugausfällen bzw. Verzögerungen. Dementsprechend betrafen viele Fälle, mit denen die Expert:innen der apf konfrontiert waren, Flugzeitenänderungen und die Feststellung von „außergewöhnlichen Umständen“. Der Bericht hebt hervor, dass lediglich in drei Prozent der Schlichtungsfälle trotz intensiver Bemühungen keine Einigung erreicht werden konnte.

2023 erzielte die apf für die Antragstellenden einen Gesamtbetrag an monetären Entschädigungen, Erstattungen und Strafnachlässen in der Höhe von 2,5 Mio. € (2022: 1,6 Millionen Euro). Dies stellt die Rekordsumme an Leistungen dar, die die apf für die Fahr- und Fluggäste seit ihrem Bestehen erwirken konnte. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich um eine Steigerung von ca. 55 %. Diese Steigerung führt die apf auf vermehrte Verfahrensabschlüsse im Flugbereich zurück. Auf diesen Bereich entfielen 2,3 Mio. € (2022: 1,5 Mio. €). Im Bahnsektor wurden von der apf für Fahrgäste 203.705 € (2022: 114.637 €) und beim Verkehrsträger Bus 3.387 € (2022: 3.291 €) an Leistungen erreicht.

Reaktionszeit konnte gehalten werden, Verfahrensdauer gestiegen

Die durchschnittliche Reaktionszeit für eine erste Rückmeldung gegenüber den Antragstellenden betrug im Jahr 2023 rund einen Tag, wie aus dem Bericht außerdem hervorgeht. Die apf habe damit auch angesichts hoher Antragszahlen ihre Reaktionszeit weitestgehend halten können. Die durchschnittliche Verfahrensdauer der Schlichtungsverfahren bei der apf belief sich auf rund 52 Tage (2022: 31 Tage). Ausschlaggebend für die Erhöhung der Verfahrensdauer war laut apf die Zunahme an Verfahren, in denen von Fluglinien „außergewöhnliche Umstände“ angeführt wurden, um von der Leistung von Ausgleichszahlungen ausgenommen zu werden, was zeitaufwändige intensivere Prüfungen durch die Expert:innen der apf notwendig gemacht habe. (Schluss)

Produktpirateriebericht 2023: Online-Handel mit Fälschungen blüht – Zoll beschlagnahmte 7.072 Sendungen mit gefälschten Waren – Gefahr von Arzneimittelbetrug

Wien (PK) – Im Jahr 2023 hat der heimische Zoll 7.072 Sendungen mit gefälschten Produkten registriert. Diese Zahl ist nach dem Ausnahmejahr 2021 die zweithöchste seit Beginn der Aufzeichnungen, geht aus dem aktuellen Produktpirateriebericht (III-1139 d.B.) des Finanzministeriums hervor. Auch die aus diesen Aufgriffen resultierenden 14.061 Verfahren liegen im langjährigen Spitzenfeld. Der Gesamtwert der 194.165 beschlagnahmten Waren – 589 % mehr Artikel als 2022 –betrug nahezu 36 Mio. €. Zurückgeführt wird der Anstieg auf genauere Kontrollen, vor allem bei der zollamtlichen Überwachung im Postverkehr.

Besonders besorgniserregend ist laut Bericht der Anstieg an gefälschten Medikamenten in den letzten Jahren, die über private Online-Bestellungen oder durch Schmuggel nach Österreich kommen. Zwar ging die Zahl an Aufgriffen gefälschter Arzneimittel 2023 im Vergleich zum Jahr davor um 40 % zurück, doch belegten die 6.734 Sendungen mit illegalen Medikamenten immer noch den dritthöchsten Platz in der entsprechenden Aufgriffsmessung des Zolls. Die Stückzahl illegaler pharmazeutischer Produkte, die häufig über vermeintlich seriöse Online-Portale von Konsument:innen bestellt werden, betrug im Vorjahr 801.863.

Europäisches Aufgebot gegen Produktpiraterie

In der Europäischen Union machten 2019 gefälschte Waren 5,8 % der Gesamteinfuhren aus. China wird als Ursprungsland von 75 % der Piratkopien in der EU angeführt, gefolgt von anderen Ländern aus dem asiatischen Raum. Schuhe, Bekleidung, Lederwaren, elektronische Geräte und Kosmetika machen die am häufigsten von Fälschungen betroffenen Produktkategorien aus. Die damit verbundene Verletzung des geistigen Eigentums und der daraus folgende Rentabilitätsverlust senken die Überlebenswahrscheinlichkeit von kleinen Unternehmen um 34 %, heißt es im Bericht. Seitens der EU tritt die „Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums (EUIPO)“ zur Verteidigung von Patentrechten als zentraler Wertschöpfungsfaktor auf wettbewerbsorientierten Märkten auf. Innovationskraft und Nachhaltigkeit werden der EUIPO zufolge durch Fälschungen gehemmt, was letztlich Arbeitsplätze bedroht. Allein in Österreich gehören 29,8 % aller Arbeitsplätze der schutzrechtsintensiven Wirtschaft an, 44,2 % des BIP entfallen auf Sektoren, deren geistiges Eigentum zu schützen ist.

Mit der EU-Produktpiraterieverordnung 2014 wurde den europäischen Zollbehörden daher die Befugnis erteilt, die Einfuhr von Produkten bei Fälschungsverdacht an der Grenze zu stoppen und dadurch den Verfahrensaufwand zu reduzieren. Zudem gibt es seit 2017 einen Aktionsplan zwischen der EU und China, um das Zollmanagement zum Schutz vor rechtsverletzenden Waren zu verbessern.

Schutz von Wirtschaft, Gesundheit, Umwelt

Nicht nur für den Wirtschaftsraum der Union ist der Schutz vor Produktpiraterie von zentraler Bedeutung, sondern auch für die Gesundheit ihrer Bürger:innen und den Erhalt ihrer Umwelt. Der Einsatz gesundheitsschädlicher Chemikalien oder giftiger Farbstoffe bei Fälschungen kann nicht nur schwere Krankheiten bei Menschen auslösen, Herstellung und Entsorgung derartiger Fälschungen stellen auch eine Bedrohung für die Natur dar. Laut Statistiken gelangen 60 % der gefährlichen Produktpiraterieerzeugnisse über den Online-Verkauf nach Europa. Insgesamt kamen 98,60 % aller Sendungen mit gefälschten Waren aus dem Internet-Vertrieb.

Vermehrte Sonderkontrollen werden im Bericht gegen den Schmuggel von Fälschungen im Transitverkehr empfohlen. Zwar sei die Anzahl der Aufgriffe von Schmuggelwaren, die per Flugzeug oder Schiff über Österreich in ein anderes Land gelangen sollten, 2023 vergleichsweise gering gewesen, so die Autor:innen des Berichts. Doch habe der Inhalt dieser Lieferungen einen großen Anteil an den beschlagnahmten Fälschungen ausgemacht (Luftverkehr: 44,8 %; Seeverkehr: 31,04 %). Als konkretes Beispiel dafür berichtet das Finanzministerium von 73 Kartons, die über den Flughafen Wien von China nach Polen transportiert werden sollten und 44.830 gefälschte Produkte enthielten, etwa Sonnenbrillen, Handyzubehör, Sportschuhe und Luxushandtaschen. (Schluss) rei sox

MEDIZIN

Grippewelle in Österreich ist zu Ende – Den Höhepunkt erreicht die Grippewell Mitte Februar – 10.4.2024

Die Virusaktivität sei in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen. Das teilte das Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien mit.

Die Grippewelle in Österreich ist zu Ende. Das teilt das Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien mit. In den vergangenen Wochen sei die Aktivität des Influenzavirus deutlich zurückgegangen. Die Verbreitung der Grippe lag damit unter dem epidemischen Niveau.

Begonnen hatte die Grippewelle mit Beginn des Jahres. Nach Angaben des Grippemeldedienst der Stadt Wien gab es in der Bundeshauptstadt in der Vorwoche hochgerechnet noch 9700 Fälle von grippalen Infekten sowie echter Grippe (Influenza). Der Höhepunkt lag in der sechsten Kalenderwoche (Anfang/Mitte Februar) mit geschätzt 28.300 Erkrankungen. Bei dieser Zahl handelt es sich um eine Hochrechnung auf Grundlage des Sentinel-Netzwerks. Das ist ein Netzwerk aus Ärztinnen und Ärzten, die bei Verdachtsfällen dazu aufgerufen sind, Nasen-Rachen-Abstriche zu machen und sie einzusenden. (APA/red.)

Reisende bringen verstärkt Denguefieber mit – 10.4.2024

Berlin – In Berlin sind in diesem Jahr bereits 39 bestätigte Fälle von Denguefieber registriert worden. Das seien deutlich mehr als in der Zeit vor der Coronapandemie, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso).

In den Jahren 2015 bis 2019 habe der mittlere Wert bei 18 gelegen. Zwei Patienten mussten demnach in diesem Jahr im Krankenhaus behandelt werden. Allein in der jüngsten Berichtswoche Ende März seien 13 Fälle übermittelt worden, von denen bislang nur einer bestätigt worden sei. Weitere Bestätigungen stünden noch aus.

Laut Lageso ist das die höchste je übermittelte Zahl seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes 2001. Die Betroffenen haben sich laut Lageso ausschließlich im Ausland infiziert. Mit Beginn der Mückensaison bestehe mittel- und langfristig aber auch das Risiko, sich in Berlin anzustecken. Die bereits in der Hauptstadt nachge­wiesene Asiatische Tigermücke könne das Virus von infizierten Menschen auf andere übertragen.

Das Dengue-Virus kam laut Robert-Koch-Institut (RKI) viele Jahrzehnte fast ausschließlich in tropischen und subtropischen Regionen und dort vor allem in den Städten vor. In den vergangenen Jahren habe es sich geografisch weiter ausgebreitet.

Brasilien gehört zu den bekannten Denguefieber-Gebieten. Das Land erlebt derzeit den wohl schwersten Denguefieber-Ausbruch seiner Geschichte. Seit Jahresbeginn wurden in dem südamerikanischen Land 1,9 Millionen wahrscheinliche Infektionen mit dem Dengue-Virus registriert, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Auslöser für den starken Anstieg dürften die heftigen Regenfälle und die hohen Temperaturen der vergange­nen Monate sein. Unter diesen Bedingungen kann sich die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) besonders gut entwickeln, die die Dengue-Viren meistens überträgt. Das Denguefieber wird wegen der Schmerzen manch­mal auch „Knochenbrecherkrankheit“ genannt.

Laut RKI leben weltweit fast vier Milliarden Menschen in Denguefieber-Risikogebieten. Schätzungsweise werden jährlich rund 400 Millionen Menschen mit Dengue-Virus infiziert. Die meisten Infektionen (etwa 75 Prozent) verlaufen ohne Symptome oder mit milden Symptomen. © dpa/aerzteblatt.de

Zahl der Prostatakrebsfälle dürfte weltweit steigen – 10.4.2024

London – Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass die jährlichen Prostatakrebsfälle von 1,4 Millionen im Jahr 2020 auf 2,9 Millionen im Jahr 2040 weltweit ansteigen werden. Das Expertengremium von Lancet zum Thema Prostatakrebs weist im Zug der Prognosen anlässlich des EAU 2024 außerdem auf kon­krete Maßnah­men hin, um den steigenden Versorgungsbedarf zu decken (The Lancet 2024; DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00651-2).

Mit den steigenden Fallzahlen erwarten die Autoren auch eine steigende Zahl der jährlichen prostatakrebs­bedingten Todesfälle weltweit. Diese sollen ihren Berechnungen zufolge bis 2040 von 375.000 Todesfällen im Jahr 2020 auf fast 700.000 Todesfälle im Jahr 2040 wachsen, was einer 85-%-igen Steigerung entspräche.

Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) wären von diesem Trend besonders stark betroffen. Wohingegen in den meisten Ländern mit hohem Einkommen (HICs) die Zahl der Todesfälle durch Prostata­krebs seit Mitte der 1990er-Jahre rückläufig wäre.

Nichtsdestotrotz stellt Prostatakrebs weltweit einen nicht unerheblichen Teil der Todesursachen und Krank­heits­belastung bei Männern dar und macht etwa 15 % aller Krebserkrankungen bei Männern aus.

Prostata­krebs zählt zu den häufigsten Tumoren des männlichen Geschlechts in mehr als der Hälfte der Länder auf der Welt. Die steigende Lebenserwartung ist ein Hauptrisikofaktor für Prostatakrebs.

„Da immer mehr Männer auf der ganzen Welt das mittlere und hohe Alter erreichen, wird es unvermeidlich zu einem Anstieg der Zahl der Prostatakrebsfälle kommen“, kommentierte Nick James, Hauptautor der Kom­mis­sion und Professor für Prostata- und Blasenkrebsforschung am Institute of Cancer Research in London.

Allerdings wären je nach Region und ökonomischem Status unterschiedliche Strategien erforderlich. In LMICs wären verstärkte Interventionen zur Primärprävention mit verbesserten Aufklärungsprogrammen und Anpas­sungen des Lebensstils und sowie ein flächendeckenderes Angebot zur Früherkennung mittels PSA-Testung von Nöten. Solche Maßnahmen könnten in LMICs dazu beitragen in den kommenden Jahren, Leben zu retten und Erkrankungen durch Prostatakrebs zu verhindern.

Daher ruft die Kommission dazu auf, die Durchführung solcher Programme zur Sensibilisierung für Prostata­krebs und zur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung in LMICs mit höchster Priorität umzusetzen, vor allem auch, weil dort die meisten Männer erst Spätstadium der Erkrankung diagnostiziert werden.

Männer mit fortgeschrittener Erkrankung hätten viel geringere Aussichten auf eine längerfristige Remission oder Heilung, als jene, die früh diagnostiziert werden. „Bei Prostatakrebs sollte nicht so lange gewartet wer­den, bis sich die Menschen krank fühlen und Hilfe suchen. Wir müssen PSA-Tests in LMICs bei denjenigen fördern, die sich gut fühlen, aber ein hohes Risiko für die Krankheit haben, um Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen“, so James.

Demgegenüber stünde eine Überversorgung von Männern aus Ländern mit höherem Einkommen, betonte die Kommission. Diese betreffe vor allem ältere Männer mit übermäßigen PSA-Tests zur Prostatakrebsvorsorge und unnötigen Behandlungen. Der Fokus von PSA-Testungen sollte in HICs dagegen stärker auf jüngere Männer mit hohem Prostatakrebsrisiko gerichtet sein.

Bei Männern mit hohem Risiko für Prostatakrebs – positive Familienanamnese, afrikanische Herkunft und BRACA2-Mutations-Träger – empfehlen die Autoren ein intensiviertes Screening mit PSA-Tests in Kombination mit MRT-Scans. Dieser Ansatz wäre dazu geeignet sowohl die Überdiagnose als auch die Überbehandlung reduzieren und gleichzeitig potenziell aggressive Verläufe früher zu erkennen.

Die Expertenkommission spricht sich ebenfalls dafür aus, in klinischen Studien die ethnische Zugehörigkeit obligatorisch zu erfassen und stehts einen ausgewogenen Mix an untersuchten Bevölkerungsgruppen anzustreben.

Nur so könne sichergestellt werden, dass die gewonnenen Erkenntnisse für alle verschiedene Ethnien gelten würden. Das aktuelle Wissen über Prostatakrebs basiere weitgehend auf Studien mit hellhäutigen Männern. Die Autoren heben als eine oftmals stark unterrepräsentierte Gruppe in Studien, zum Beispiel Menschen westafrikanischer Abstammung hervor. © cw/aerzteblatt.de

Wie Allzweckmittel Kortison durch Umprogrammierung Entzündung bremst – 10.4.2024

Die Zahl an Menschen in unseren Breiten, die noch nie ein Kortison-Präparat erhalten haben, ist vermutlich recht gering. Überall, wo Entzündungen zu Entgleisen drohen, ist Kortison im Einsatz. Sein Wirkmechanismus ist aber noch nicht komplett entschlüsselt, heißt es in einer Aussendung deutscher Forschungsinstitute. Ein Forscherteam mit Wiener Beteiligung hat nun im Fachblatt „Nature“ gezeigt, welche Rolle ein winziges Molekül bei der Umprogrammierung von Immunzellen spielt.

Leidet man unter chronischen Entzündungen, wie etwa rheumatischen Erkrankungen, dann wird ebenso auf Kortison-Präparate zurückgegriffen wie bei vielen anderen medizinischen Problemen. Trotzdem ist die Wirkweise der so umfassend eingesetzten Medikamente noch relativ wenig erforscht, schreibt das Team, dem auch Forscherinnen und Forscher vom Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung und vom Rheumatologie-Institut an der Medizinischen Universität (Meduni) Wien sowie vom CD-Labor für Argininmetabolismus in Rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerosis angehörten, in seiner Arbeit.

Zwar lassen sich damit überschießende Reaktionen des Immunsystems gut einhegen. Die künstlich hergestellten Kortison-Präparate lösen aber auch aus, was ein Zuviel des körpereigenen Kortisols – eigentlich ein Stresshormon – bewirkt: Bluthochdruck, Gewichtszunahme, Diabetes oder Osteoporose, heißt es in der Aussendung. Um andere, weniger nebenwirkungsträchtige Alternativen zu suchen, brauche es daher ein tieferes Verständnis der Wirkung von Kortison.

Unter der Leitung von Wissenschaftern der Berliner Charité und des Uniklinikums Erlangen untersuchte das Team, was sich in Fresszellen (Makrophagen) von Mäusen in Anwesenheit von Entzündungsreizen und bei der Kortison-Gabe tut. Diese Zellen sind Teil des Immunsystems und können auch zur Etablierung von entzündlichen Erkrankungen beitragen.

Kortison wirkt auch auf Mitochondrien

Dass Kortison in diversen Körperzellen Gene aktiviert, die körpereigene Ressourcen aktivieren, war bereits zuvor bekannt. Die „starke immundämpfende Wirkung“ lasse sich damit aber nicht hinreichend erklären, so Charité-Forscher Gerhard Krönke: „In unserer Studie konnten wir nun zeigen, dass Kortison nicht nur auf die Gene von Immunzellen einwirkt, sondern auch auf ihre Kraftwerke, die Mitochondrien.“

Der Wirkstoff macht demnach vor allem eine Änderung im Stoffwechsel der Zellen rückgängig. Diese werden durch die Entzündungsreize nämlich in eine Art Alarm- bzw. Kampfmodus geschalten. In Folge wandeln sie „vereinfacht gesagt ihre Zellkraftwerke zu Waffenfabriken um: Statt Energie zu liefern, produzieren die Kraftwerke Baumaterial für den Kampf gegen Eindringlinge“, so Krönke. Kortison hingegen lässt sie wieder in ihren üblichen Modus zurückkehren. Dafür hauptverantwortlich ist den neuen Erkenntnissen der Forscher zufolge „das kleine Molekül Itaconat“.

Damit dämpft die Zelle in der Regel eine Entzündungsreaktion nach einer gewissen Zeit. Durch die Umprogrammierung in den Mitochondrien der Fresszellen durch Kortison kann Itaconat seine deeskalierende Wirkung wieder entfalten – ein Mechanismus, der bei chronischen Entzündungen gestört wird.

Die direkte Gabe von Itaconat bringe die Mediziner aber auf der Suche nach nebenwirkungsärmeren Medikamenten nicht unbedingt weiter, „weil es instabil ist und aufgrund seiner hohen Reaktivität bei systemischer Gabe Nebenwirkungen hervorrufen könnte“, so Krönke. Trotz der neuen Erkenntnisse müsse man weiter nach Kortison-Alternativen Ausschau halten – auch weil „die Vorgänge beim Menschen noch etwas komplexer sind als in der Maus“.

Service: https://dx.doi.org/10.1038/s41586-024-07282-7

PSYCHOLOGIE

Kurz vorm Platzen vor Wut? Zettel und Stift können ein Ausweg sein – 11.4.2024

Kaltes Wasser ins Gesicht, Kniebeugen, ein scharfes Zuckerl lutschen: Alltagstipps zum Dimmen akuter Wut gibt es viele. Manchem hilft womöglich eine ganz einfache Lösung: Die Wut zu Papier bringen und dieses dann wegwerfen – einer japanischen Studie zufolge funktioniert das. Wenn die Gefühlslage aufgeschrieben und das Blatt dann in einen Schredder oder Mistkübel gesteckt wird, schwinde die Wut nahezu komplett, berichten die Forschenden im Fachjournal „Scientific Reports“.

„Wir hatten erwartet, dass unsere Methode die Wut bis zu einem gewissen Grad unterdrücken würde“, sagte der leitende Forscher Nobuyuki Kawai. „Wir waren jedoch erstaunt, dass die Wut fast vollständig beseitigt wurde.“

Kulturelle Unterschiede bei Ärger und Wut

Eva Möhler vom Universitätsklinikum in Homburg im deutschen Saarland gibt zu bedenken, dass dem Unterdrücken von Gefühlen wie Ärger und Wut in asiatischen Kulturen weit mehr Bedeutung zugemessen werde als in westlichen Ländern. „Bei uns kann meiner Einschätzung nach viel direkter mitgeteilt werden, was einen stört“, erklärte die Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, die nicht an der Studie beteiligt war. Für einen Japaner hingegen sei womöglich allein schon das Aufschreiben seiner Gefühlslage ein großer Schritt. „Daher sind die Studienergebnisse auf unsere Kultur eventuell nur eingeschränkt übertragbar.“

Nobuyuki Kawai und Yuta Kanaya von der Universität Nagoya hatten rund hundert Studierende gebeten, kurze Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Fragen wie einem Rauchverbot in der Öffentlichkeit zu verfassen. Diese wurden vermeintlich einem Experten zur Bewertung gegeben. Tatsächlich erhielten aber alle Teilnehmenden dieselbe schlechte Bewertung, zudem war handschriftlich ein abwertender Kommentar vermerkt: „Ich kann nicht glauben, dass ein gebildeter Mensch so denkt. Ich hoffe, diese Person lernt etwas, während sie an der Universität ist.“

Alle Probanden verspürten daraufhin Wut. Sie wurden gebeten, ihre Gedanken zur Rückmeldung aufzuschreiben. Anschließend sollte eine Gruppe den Zettel in einem Abfallkübel oder einem Schredder entsorgen, eine zweite Gruppe sollte ihn in einer Box oder einem Ordner auf dem Schreibtisch verwahren.

Über Fragebögen wurde das emotionale Befinden der Männer und Frauen vor und direkt nach der Bewertung sowie nach dem Wegwerfen oder Behalten des Papiers erfasst. Bei denen, die ihr Papier in den Mistkübel warfen oder schredderten, schwand die Wut den Ergebnissen zufolge bis zum emotionalen Ausgangszustand. Bei denen, die den Zettel aufbewahrt hatten, nahm die Wut in geringerem Maße ab, wie die Forscher berichten.

Mit negativen Emotionen aufgeladene Objekte wegwerfen

Das Schreiben und Vernichten wirke bei Wut offenbar ähnlich, wie ein Teddybär als Trost oder bei Angst wirken könne, so die Forscher. Ein Objekt wegzuwerfen, das mit negativen Emotionen wie Wut verbunden sei, könne dabei helfen, diese loszuwerden. „Jeder, der einen Stift und ein Stück Papier hat, kann diese Methode anwenden.“ Unklar sei bisher, ob sich das Konzept auch digital umsetzen lasse – ob es also auch helfe, seine Wut auf dem Smartphone oder Laptop niederzuschreiben und den Text dann zu löschen.

Kawai sieht einen praktischen Nutzen als schnelle, einfache Maßnahme etwa für Geschäftsleute: Sie könnten in stressigen Situationen den Grund momentanen Ärgers notieren und das Memo dann wegwerfen. Interessant sei das Ergebnis auch mit Blick auf eine japanische Kulturtradition, die unter dem Namen Hakidashisara am Hiyoshi-Schrein in Kiyosu praktiziert werde. Bei dem jährlichen Fest werden demnach kleine Scheiben zerschlagen, die wütend machende Dinge darstellen. Teilnehmer berichteten dabei von einem Gefühl der Erleichterung, so die Forscher.

Ständige Wut ist ungesund

In andauerndem Wütend-Sein zu verharren, ist ungesund – unter anderem wird Untersuchungen zufolge das Herz-Kreislauf-System belastet. Bei einem akuten Wutanfall könne intensive Bewegung helfen, sich selbst wieder runterzubringen, erklärte Möhler: die Stiegen hoch und runter zu laufen, einen Boxsack zu nutzen oder – so man in einem Meeting feststeckt – alle Muskeln ganz fest anzuspannen. Manchen Menschen helfen auch Kältereize wie kaltes Wasser auf Gesicht oder Armen, das Flitschen eines Gummibandes am Handgelenk oder ein starker Geschmacksreiz etwa durch ein scharfes Zuckerl. Zu den ungesunden Strategien der Wutbewältigung zählten das Rauchen und Alkoholkonsum.

Dass manche Menschen schnell wütend werden, ist Möhler zufolge keineswegs allein auf ererbtes Temperament zurückzuführen. Oft liege die Ursache in der Kindheit, sei in Erfahrungen mit Gewalt, Misshandlung, Vernachlässigung oder dem Aufwachsen mit drogenabhängigen oder psychisch kranken Elternteilen begründet. „Je mehr solchen Stress man in der Kindheit erlebt, desto anfälliger ist man unter anderem auch für Wutanfälle.“ Dieser Zusammenhang bleibe über Jahrzehnte, wahrscheinlich sogar lebenslang sichtbar.

Bedenklich sei vor diesem Hintergrund, dass sich bei Kindern und Jugendlichen im Zuge der Corona-Pandemie psychische Auffälligkeiten verdoppelt hätten. „Es gibt mehr schwierige Gefühle und häufiger eine ungesunde Art, sie auszudrücken.“ Bisher sei dieser negative Pandemie-Effekt Studien zufolge überraschenderweise auch nicht geschwunden.

TECHNIK – TECHNOLOGIE

Haushaltsgeräte haben noch immenses Energiesparpotenzial – 10.4.2024

Kühl- und Gefrierschrankschrank, Geschirrspüler, Waschmaschine und Wäschetrockner sorgen für Erleichterung bei der Hausarbeit. Doch die dazu nötige Kühlung von Luft oder die Erhitzung von Wasser verbraucht nach wie vor sehr viel Energie. Die Montanuniversität Leoben und TU Graz suchen in den kommenden vier Jahren mit Industriepartnern nach Wegen, die diese Haushaltsgeräte effizienter machen und CO2-Emissionen reduzieren, wie die obersteirische Uni am Mittwoch informierte.

Ein erklecklicher Anteil der Energiekosten von privaten Haushalten ist dem „Kühlen und Gefrieren“ und dem Wärmebedarf von Geschirrspülern und Waschmaschinen zuzurechnen. Eine verbesserte Energieeffizienz und zugleich auch die Geräuschreduktion beim Betrieb dieser alleine in Österreich millionenfach genutzten Produkte sind daher zentrales Thema in der Weiterentwicklung derartiger Geräte. Das Konsortium des COMET-Projektes ECHODA hält eine Reduktion des Energieverbrauchs von 20 Prozent bei Kühl- und Gefriergeräten und sogar von 50 Prozent bei Geschirrspülern und Waschmaschinen für möglich, wenn man zugleich an mehreren Schrauben dreht. Als Schlüsselsystem wurde dabei der Kälte-Wärmepumpen-Kreislauf identifiziert.

Hier kommt laut Uni Leoben den Hochleistungskunststoffen eine wichtige Rolle zu. Ihre Eigenschaften wie das thermische Isolationsvermögen oder das mechanische Dämpfungsverhalten sind beispielsweise der Ausgangspunkt für die Optimierung der Kompressoren, die etwa als Kältemittelverdichter in den Haushaltsgeräten eingebaut sind, wie Gerald Pilz vom Departement Kunststofftechnik der Montanuni gegenüber der APA schilderte. Der Lehrstuhl für Werkstoffkunde und Prüfung der Kunststoffe an der Montanuni bringt sein Expertenwissen in den Bereichen Polymerphysik, Materialwissenschaften sowie Prüfung und Anwendungen von Hochleistungskunststoffen in das Projekt ein. Im Mittelpunkt steht die Verbesserung von bereits verwendeten Kunststoffkomponenten in den Haushaltsgeräten und andererseits die Entwicklung von neuen polymerbasierten Composites für innovative Kompressor-Technologien.

Verbessert werden sollen dabei vor allem der thermische Wirkungsgrad: Durch ein besseres Wärmemanagement will man verhindern, dass die elektrische Energie während des Betriebs ungenutzt verpufft. Zugleich erschließen Kunststoffkomponenten neue Möglichkeiten der Schallreduktion. Die Effizienz der überarbeiteten oder auch neu entwickelten Komponenten und Anlagenteile soll in einem nächsten Schritt genau unter die Lupe genommen werden: Von der Entwicklung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung und Wiederverwertung wird der gesamte Lebenszyklus der Produkte im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse (LCA) betrachtet. Das Potenzial aller Maßnahmen will man dann anhand von Demonstratoren darstellen.

Mit an Bord als Unternehmenspartner ist u. a. der Kompressorenhersteller Nidec oder die Haushaltsgerätehersteller BSH und Electrolux sowie Infineon Austria und TDK Electronics.

Service: https://www.kunststofftechnik.at/werkstoffkunde

BILDUNG – UNIVERSITÄTEN

Polaschek plant ab 2025 Höchstquoten für befristete Uni-Verträge – 10.4.2024

Jungforscher sind in Österreich oft prekär beschäftigt, laut einer Studie der Donau-Uni Krems für die Arbeiterkammer (AK) von Ende 2022 hat an den Unis nur ein Drittel eine unbefristete Stelle. Zuletzt haben Jungforscher und Mittelbau-Personal deshalb wiederholt für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert, zumindest eine ihrer Forderungen dürfte sich nun mittelfristig erfüllen: Ab 2025 plant Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) Höchstquoten für befristete Verträge.

Festgeschrieben werden soll das laut Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ in den Leistungsvereinbarungen zwischen Ministerium und Unis für die Jahre 2025 bis 2027. An der Definition der Quoten wird derzeit im Ministerium gearbeitet. Diese müsse auf die einzelnen Universitäten abgestimmt werden, weil hier etwa auch einfließt, wie viele Mitarbeitende über Drittmittel beschäftigt werden, hieß es auf APA-Nachfrage aus dem Ressort.

Konkret soll die Quote dann regeln, wie viel Prozent ausgewählter Kategorien des wissenschaftlichen Personals befristet an einer Uni-Organisationseinheit (z.B. Fakultät oder Department) beschäftigt sind. Die konkreten Zahlen will das Ressort bis zu den Leistungsvereinbarungsverhandlungen im Herbst 2024 fixieren, die Umsetzung soll dann schrittweise erfolgen.

Keine Änderung wird die neue Regelung bei den umstrittenen Kettenverträgen an den Unis bringen. Anders als im allgemeinen Arbeitsrecht ist an den Unis das Aneinanderreihen befristeter Verträge erlaubt. Seit der Novelle des Uni-Gesetzes von 2021 gilt eine Höchstdauer von sechs Jahren, anschließend darf höchstens zweimal verlängert bzw. ein neuer befristeter Vertrag geschlossen werden. Die maximale Höchstdauer aller befristeten Verträge sind in der Regel acht Jahre, danach muss der betreffende Forscher entweder einen unbefristeten Vertrag bekommen oder die betreffende Uni verlassen. Das wird auch nach Einführung von Höchstquoten für befristete Uni-Verträge so bleiben, wird im Ministerium betont. „Auswirkungen auf den § 109 Universitätsgesetz ergeben sich durch die Quoten nicht, da die Höchstbefristungsdauer selbst unverändert bleibt.“

Hohes internationales Interesse an der neuen Universität in Linz!

Die neue Technische Universität für digitale Transformation, IT:U, erhielt knapp 400 hochqualifizierte Bewerbungen für nur zehn Professuren.

Linz (OTS) – An der neuen Technischen Universität in Linz, der IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria), werden derzeit zehn Professuren international besetzt. Mit Anfang April endete die Bewerbungsfrist. Das Team rund um Gründungspräsidentin Prof. Dr. Stefanie Lindstaedt erhielt knapp 400 Top-Bewerbungen aus der ganzen Welt. „Österreichs Universitätslandschaft wird so noch internationaler.“

Die IT:U startete Ende Februar die Ausschreibung der ersten Professuren. Rund 400 nationale und internationale Expert:innen folgten dem Aufruf und bewarben sich für eine von insgesamt zehn Stellen in der Lehre und Forschung. Besonders erfreulich für alle: Die Bewerbungen kommen zu beinahe 50 Prozent aus dem nicht deutschsprachigen, internationalen Umfeld. Dies unterstreicht einmal mehr die internationale Ausrichtung der interdisziplinären Universität, die nicht nur Disziplinen vernetzen und digital transformieren, sondern auch internationale Kompetenzen nach Linz holen will.

Internationales Know-how nach Österreich holen

Von den fast 400 Bewerber:innen stammen rund 200 aus dem D-A-CH-Raum, weitere 90 Personen bewarben sich aus dem restlichen Europa und weitere 90 aus aller Welt. Gerade aus dem stark digitalisierten und technologisch fortschrittlichen Asien erreichten die IT:U rund 60 Bewerbungen, aus Amerika kommen 30 renommierte Bewerbungen.

Die Bewerbungen von angesehenen Expert:innen aus aller Welt bestätigen, dass wir mit unserer neuen Art der Universität, der interdisziplinären Ausrichtung und unserem globalen Fokus internationale Aufmerksamkeit finden und den Nerv der Zeit treffen. Wir freuen uns auf die anstehenden Hearings und noch mehr, diese weltweite Kompetenz nach Österreich, konkret nach Linz, zu holen“, so Gründungspräsidentin Prof. Dr. Stefanie Lindstaedt.

Für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Österreich ist das eine große Auszeichnung und ein Beweis dafür, dass unsere künftige neue Form der projektorientierten Lehre auch international als zukunftsweisend gesehen wird und sich weltweit Expert:innen dazu entschlossen haben, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen. Gerade Bewerber:innen aus starken Technologienationen Asiens und Nordamerikas sind es gewohnt, die digitale Transformation disziplinenübergreifend zu verstehen und zu behandeln“, sagt Gabriele Költringer, COO der IT:U.

Auch auf politischer Ebene zeigt man sich über das große internationale Interesse an der IT:U sowie dem Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Oberösterreich erfreut. Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, zu diesem Meilenstein: „Die IT:U verkörpert einen neuen Ansatz in der österreichischen Wissenschaftslandschaft. Sie wird die digitale Transformation in ihrer wissenschaftlichen und künstlerischen Lehre und Forschung interdisziplinär und aktiv mitgestalten und innovative Impulse für Gesellschaft, Wirtschaft und den Standort Österreich setzen. Umso mehr freut mich die große wie internationale Resonanz auf die ausgeschriebenen Professuren der neuen Universität. Das zeigt, dass Österreich als Wissenschafts- und Forschungsstandort eine attraktive Rolle im internationalen Wettbewerb einnimmt, was nicht zuletzt das Resultat unseres Einsatzes zur Stärkung und Weiterentwicklung des österreichischen Hochschulbereichs ist.“

Und auch Landeshauptmann Thomas Stelzer betont: „Die hohe Zahl an Bewerbungen zeigt, dass die IT:U große Anziehungskraft besitzt. Und das auch international. Das freut mich für die Universität, die weit über Oberösterreich hinaus unseren Arbeits-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort einen großen Schritt weiterentwickeln wird. Davon profitieren die Menschen genauso wie die Unternehmen.“

Im Schnellschritt zur neuen Universität

Die Interdisciplinary Transformation University Austria, IT:U, die immer wieder aufgrund der vermeintlich abstrakten, innovativen Ausrichtung in der Kritik stand, beweist mit der Vielzahl an Interessent:innen für die ausgeschriebenen Professuren, dass sie nicht nur den Nerv der internationalen akademischen Community trifft, sondern auch, dass der Aufbau einer Universität in der vorgegebenen kurzen Zeit erreicht werden kann.

Was für die Öffentlichkeit zunächst gewagt und als schwierige universitäre Strategie erschien, ist im internationalen Umfeld ein attraktives Konzept, das auch hierzulande eine logische Ergänzung des bestehenden akademischen Systems ist. Auch das beweisen die rund 400 Bewerbungen eindrucksvoll“, bekräftigt Stefanie Lindstaedt.

Ziel ist es, bis Ende des Sommers die ausgeschriebenen Stellen zu besetzen und die neuen Professor:innen der IT:U der Öffentlichkeit vorzustellen. Parallel zu den Professuren werden derzeit von der IT:U auch zwei Positionen der Founding Directors besetzt.

Rückfragen & Kontakt:

Stefanie Kurzweil
corporate identity prihoda
stefanie.kurzweil@cip.at
06503663008

Ranking: Studienfächer von fünf Wiener Unis unter Top 50 weltweit – 10.4.2024

Fünf Universitäten aus Wien haben es mit ihren Studienfächern unter die Top 50 des „QS World University Rankings by Subject“ geschafft. Während sich die Musikuniversität erneut über das beste nationale Ergebnis freuen darf, fielen zwei Wiener Unis aus den Top 50 raus.

WIEN. Das „QS World University Rankings by Subject“ sucht nach den besten aus einem Katalog von 55 Studienfächern und reiht die Angebote von Universitäten auf der ganzen Welt. So entstehen – nach jeweiligem Studienfach – Rankings für die besten Unis in dem jeweiligen Gebiet. 

Wie „ORF“ berichtet, ist der Wiener Musikuni erneut gelungen, aus nationaler Sicht das beste Ergebnis zu erreichen. Sie erreichte in den Darstellenden Künsten wie schon im Vorjahr Rang vier. Die meisten Platzierungen in den globalen Top 50 erreichte aus nationaler Sicht die Universität Wien.

Medien und Kommunikationswissenschaften sticht hier hervor mit dem 10. Platz in seiner Kategorie. Ebenso erfolgreich sind außerdem Theologie (Platz 21), Geschichte (33), Archäologie (35), Altertumswissenschaften (40), Anthropologie (43), Linguistik (46) und Philosophie (49).

WU und Angewandte flogen raus

Einen Erfolg feierten auch die Universität für Bodunkultur (Boku) Wien – die Agrar- und Forstwirtschaft landete auf Platz 26 – sowie die Veterinärmedizinische Universität (VetMed) mit der Veterinärmedizin auf Platz 28. Und auch die in Wien seit Kurzem ansässigen Central European University (CEU) schaffte es unter die Top 50, und zwar mit Politikwissenschaften (32) und Philosophie (37).

Die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hingegen rutschte aus dem Top-Ranking. Noch im Vorjahr war man mit dem Studienfach Business and Management vertreten. Selbes gilt für die Universität für angewandte Kunst. Dort schied Kunst und Design aus.

MedUni Wien unter den besten medizinischen Universitäten der Welt – Sprung von Platz 68 auf 60 im renommierten QS University Ranking by Subjects

(Wien, 10-04-2024) Die Medizinische Universität Wien hat im aktuell veröffentlichten, renommierten „QS World University Ranking by Subject“ in der Kategorie „Medizin“ einen Sprung nach vorne gemacht. Österreichs größte Medizin-Uni verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um acht Plätze und liegt nun auf Rang 60.

Damit rangiert die MedUni Wien etwa vor der Mayo Medical School (71.) oder der Charité – Universitätsmedizin Berlin (79.). Als beste Universitäten Österreichs wurden nach der MedUni Wien die Medizinischen Universitäten Graz (201-250) und Innsbruck (251.-300.) gereiht. Insgesamt umfasst das Medizin-Ranking dieses Jahr 1.398 Institutionen.

In der erstmals erfassten Kategorie „Dentistry“ (Zahnheilkunde) liegt die MedUni Wien auf den geteilten Plätzen 51 bis 100. Hier wurden insgesamt 491 Institutionen gerankt.
Auch in der breiter gefassten Kategorie „Life Sciences and Medicine“ hat sich die MedUni Wien mit Platz 98 erneut unter den Top 100 (2023: 105) platziert.

Das QS-Ranking basiert auf der Zitierhäufigkeit und einer Befragung unter über 130.000 AkademikerInnen und 75.000 ArbeitgeberInnen weltweit über den akademischen Ruf und die Vermittelbarkeit der AbsolventInnen. In Medizin wird außerdem das „international Research Network“ der Universitäten berücksichtigt, basierend auf regelmäßigen Co-Publikationen mit internationalen Partnern. Insgesamt wird in 55 Spezialkategorien bewertet.

An der Spitze im Subject „Medicine“ liegt die Harvard University vor der University of Oxford und der Stanford University.

ÖH lädt alle Innsbruck-Kandidaten zur Diskussion – nur nicht die FPÖ – 10.4.2024

Die Einladungspolitik der Österreichischen Hochschülerschaft lässt die Wogen bei der FPÖ hochgehen: Spitzenkandidat Markus Lassenberger wird nicht zugelassen, obwohl er als Mitfavorit auf das Amt des Bürgermeisters gehandelt wird.

Wenige Tage vor der Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl sorgt die Innsbrucker Hochschülerschaft (ÖH) mit ihrer Einladungspolitik zu einer heute, Mittwoch, stattfindenden Podiumsdiskussion der Spitzenkandidaten im Audimax der Universität für Unmut. Der Grund: Der als Mitfavorit auf den Bürgermeistersessel geltende Kandidat der FPÖ, Vizebürgermeister Markus Lassenberger, wurde zu der Diskussion nicht zugelassen. Die Freiheitlichen protestierten dagegen scharf.

An der Diskussion werden hingegen Grünen-Bürgermeister Georg Willi, „das Neue Innsbruck“-Frontmann Florian Tursky, „JA-Jetzt Innsbruck“-Spitzenkandidat Johannes Anzengruber, der NEOS-Mann Lukas Schobesberger sowie KPÖ-Kandidatin Pia Tomedi teilnehmen. Dies hatte die „Tiroler Tageszeitung“ berichtet. Die ÖH wird seit dem Vorjahr von einer linken Koalition aus Grünen (GRAS), sozialistischen Studenten (VSStÖ) und Kommunisten (KSV-LiLi) angeführt.

Lassenberger: „Grünes Demokratieverständnis ist haarsträubend“

Die Freiheitlichen würden eine „diskriminierende Ideologie“ vertreten, begründete die stellvertretende ÖH-Vorsitzende und VSStÖ-Vertreterin Hannah Gratl die Vorgangsweise, die dem Vernehmen nach innerhalb der linken ÖH-Koalition umstritten war. Auf die Frage, ob eine Universität nicht erst recht der Ort für einen demokratischen Diskurs sowie das Zulassen gegensätzlicher Meinungen sein sollte, meinte Gratl, dass dies schon richtig sei, mit der FPÖ sei ein solcher Diskurs aber nicht möglich, da sie gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausspiele bzw. diese ausgrenze. Nicht zur Diskussion zugelassen ist übrigens auch der Spitzenkandidat des „Gerechten Innsbruck“, Gerald Depaoli.

Lassenberger übte seinerseits scharfe Kritik an der Einladungspolitik der Hochschülerschaft. Die FPÖ auszuschließen, „nur weil man der scheinbar schon von Ideologie getriebenen Hochschülerschaft nicht ins Bild passt, zeigt, wohin sich diese Stadt entwickelt“, so der Bürgermeisterkandidat. Er nahm vor allem die Grünen ins Visier, da ÖH-Vorsitzende Sophia Neßler an prominenter Stelle auf der Liste der Öko-Partei kandidiert: „Das grüne Demokratieverständnis ist haarsträubend und ihre Doppelmoral abstoßend.“

Weitere Listen abseits von FPÖ und „Gerechtes Innsbruck“ – bei der Innsbrucker-Wahl kandidieren insgesamt 13 – waren ursprünglich übrigens ebenfalls nicht vorgesehen gewesen. Dies hat sich aber nun geändert, wie Gratl erklärte. Gruppierungen wie die Liste Fritz oder die Liste „ALI“, könnten nun doch teilnehmen – nach einem entsprechenden Protest. Allerdings „aus Platzgründen“, nicht am Podium, sondern im Publikum. Und offenbar eingeschränkt: Denn sie könnten nur „zwei- bis dreiminütige Statements“ abgeben. Zuvor war noch argumentiert worden, dass nur etablierte Parteien eingeladen würden, was etwa zu Kritik der Liste Fritz führte, die seit langem im Landtag vertreten ist. Auf die Frage, weshalb dann die KPÖ am Podium zugegen sein dürfe, die weder im Gemeinderat, noch im Landtag, noch im Nationalrat sitzt, meinte VSStÖ-Vertreterin Gratl: „Die KPÖ gibt es seit 1920. Sie ist etabliert.“ (APA)

RECHT

Oberstes Gericht in Arizona erlaubt Abtreibungsverbot von 1864 – 10.4.2024

Washington/Phoenix – In Arizona könnte schon bald ein 160 Jahre altes Abtreibungsverbot wieder in Kraft treten. Das Oberste Gericht des US-Bundesstaats entschied gestern, dass ein Gesetz von 1864 Anwendung finden dürfe, wonach Schwangerschaftsabbrüche selbst in Fällen von Vergewaltigung oder Inzest untersagt sind. Ausnahmen gelten nur, sollte das Leben der betroffenen Frau in Gefahr sein. Inwieweit das Gesetz voll­streckt werden wird, ist allerdings unklar.

So setzten die Richter zunächst eine 14-tägige Frist, um möglicherweise noch offene verfassungsrechtliche Fragen vor einer unteren Instanz klären zu lassen. Innerhalb dieser Zeitspanne tritt das Gesetz erst einmal nicht in Kraft. Wegen einer separat laufenden Klage könnte diese Zeitspanne dann noch einmal um weitere 45 Tage verlängert werden.

Zudem kündigte die Generalstaatsanwältin von Arizona an, das Gesetz nicht vollstrecken zu wollen. „Ich sage
deutlich: Solange ich Generalstaatsanwältin bin, wird in diesem Bundesstaat keine Frau oder kein Arzt wegen dieses drakonischen Gesetzes strafrechtlich verfolgt“, teilte die in ihr Amt gewählte Demokratin Kris Mayes mit.

Strafverfolgungsbehörden auf lokaler Ebene würde dies aber nicht unbedingt davon abhalten, dem Gesetz folge zu leisten, hieß es in US-Medien. Abtreibungsbefürworter warnten davor, dass allein diese Unsicherheit schon zu einem stark eingeschränkten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in dem Bundesstaat führen werde.

Demnach würden Kliniken die Prozedur aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung schlichtweg nicht mehr durchführen. Bereits jetzt ist Abtreibung in Arizona ab der 15. Schwangerschaftswoche verboten, es sei denn, das Leben der Mutter ist in Gefahr.

Lange Haftstrafen möglich

Das Verbot aus dem 19. Jahrhundert kriminalisiert nicht direkt die Frauen, die einen Schwangerschaftsab­bruch wünschen, sondern Personen, die ihnen dabei helfen. So könnte etwa ein Arzt oder eine Ärztin zu einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt werden. Zwar war das Gesetz 1973 mit dem landesweit verfass­ungsmäßig geschützten Recht auf Schwangerschaftsabbrüche in den USA ungültig geworden, es wurde aber nie wirklich abgeschafft.

Rund 50 Jahre später – im Juni 2022 – kippte der Supreme Court dann das wichtige Grundsatzurteil zum landesweiten Abtreibungsrecht. Seitdem liegt die Hoheit über die Gesetzgebung wieder bei den einzelnen Bundesstaaten. Es ist ein rechtlicher Flickenteppich entstanden.

So sind Schwangerschaftsabbrüche in 16 Bundesstaaten inzwischen praktisch verboten, während andernorts eine für deutsche Verhältnisse weiterhin recht liberale Gesetzgebung gilt. In Arizona trat zunächst das fast gänzliche Verbot ab der 15. Schwangerschaftswoche in Kraft, dem dann viel juristisches Tauziehen folgte. Mit der Entscheidung gestern könnte nun das noch viel striktere Gesetz von 1864 wieder Gültigkeit erlangen.

Kritik aus dem Weißen Haus

US-Präsident Joe Biden äußerte umgehend Kritik. Das „grausame Verbot“ sei erlassen worden, „bevor Arizona überhaupt ein Bundesstaat war und lange bevor Frauen das Wahlrecht erhielten“, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Das Urteil sei „das Ergebnis der extremen Agenda republikanischer Amtsträger, die sich dafür einsetzen, Frauen ihre Freiheit zu nehmen“.

Umfragen zufolge unterstützt eine Mehrheit der Menschen in den USA ein begrenztes Recht auf Abbrüche. Das Thema spielt im Präsidentschaftswahlkampf eine große Rolle – vorgestern hatte Bidens republikanischer Konkurrent Donald Trump bei Abtreibungsgegnern für Enttäuschung gesorgt, weil er sich entgegen der Er­war­tung seiner rechtskonservativen Basis nicht explizit für ein nationales Verbot von Schwangerschaftsab­brü­chen aussprechen wollte.

Auf die Frage eines Reporters, ob er ein solches Gesetz unterzeichnen würde, antwortete Trump laut dem US-Sender CNN mit „Nein“. Angesprochen auf Arizona sagte er demnach außerdem, die Entscheidung gehe „zu weit“. Er nehme an, dass die Sache „rasch geklärt“ werde. Die Gouverneurin von Arizona – eine Demokratin – „und alle anderen werden es zur Vernunft zurückbringen“.

Die Entscheidung des Obersten Gerichts in Arizona ist auch deshalb brisant, weil der Bundesstaat als Swing State gilt, der weder Demokraten noch Republikanern fest zugerechnet werden kann. Schon vor dem Urteil gestern hatten Abtreibungsbefürworter angestrebt, das Thema im November auf den Wahlzettel zu bringen.

Sollten sie Erfolg haben – womit Beobachter rechnen – würde in Arizona auch über die Frage abgestimmt werden, ob das Recht auf Abtreibung in der Verfassung des Bundesstaats verankert werden soll. Bidens Demokraten könnte ein solches Votum in dem Swing State also als wichtige Wahlkampfhilfe dienen. © dpa/aerzteblatt.de

GESELLSCHAFT – RELIGION

Studie: Wertekluft nimmt weltweit zu – 10.4.2024

Die Wertvorstellungen von Gesellschaften unterscheiden sich einer aktuellen Studie zufolge weltweit zunehmend. In den vergangenen 40 Jahren seien sich Länder im Zuge von Globalisierung, Massenmedien und der Verbreitung von Technologien zwar in vielen Aspekten ähnlicher geworden – kulturelle Werte zählten jedoch nicht zwingend dazu.

Das berichtet ein US-Forschungsteam im Fachjournal „Nature Communications“ über Ergebnisse wiederholter Umfragen unter rund 400.000 Menschen in 76 Ländern.

Demnach haben sich die Wertorientierungen insbesondere für Toleranz und Offenheit in den vergangenen vier Jahrzehnten zwischen Ländern auf verschiedenen Kontinenten auseinanderentwickelt. Innerhalb von Kontinenten wurden sie ähnlicher. Die Daten zeigen auch, dass sich die Wertorientierungen westlicher Länder mit hohem Einkommen besonders von denen anderer Länder unterscheiden.

Eine Theorie besagt den Forschern und Forscherinnen zufolge, dass mit zunehmender Modernisierung und ökonomischem Wohlstand weltweit liberale, individualistische Werte, die persönliche Rechte und Freiheiten betonen, verstärkt übernommen werden. Insbesondere in asiatischen und afrikanischen Ländern ist dieser Zusammenhang aber viel weniger ausgeprägt als im Westen, wie die Studie nun zeigt.

Große Differenzen bei Kindererziehung

Die zunehmende Wertekluft könne Konsequenzen für die politische Polarisierung und internationale Konflikte haben, warnt das Forschungsduo Joshua Conrad Jackson und Danila Medvedev von der Universität Chicago. „Wenn die kulturellen Differenzen bei Einstellungen und Werten zunehmen, die religiöse Intoleranz wächst und gleichzeitig die Bereitschaft zur Kooperation in wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragen abnimmt, dann können Konflikte innergesellschaftlich oder auch zwischen Gesellschaften stark zunehmen, bis hin zu militärischen Auseinandersetzungen“, erklärte Roland Verwiebe von der Universität Potsdam, der selbst nicht an der Studie beteiligt war.

Das Autorenduo aus Chicago hatte Daten des World Values Survey zwischen 1981 und 2022 ausgewertet. Erfasst wurden kulturelle Unterschiede bei 40 Werten, verbunden etwa mit Offenheit, Gehorsam und Glauben. Es gebe große Differenzen etwa bei der Beurteilung, wie wichtig es ist, Kinder religiöse Überzeugungen zu lehren und sie zu Gehorsam zu erziehen.

Ähnlicher Wohlstand führt nicht zu ähnlichen Werten

Auch bei anderen Aspekten entwickelten sich westliche und andere Länder deutlich auseinander: Während Menschen in Australien und Pakistan zum Beispiel vor Jahrzehnten Scheidungen gleichermaßen für nicht vertretbar hielten, haben sich ihre Ansichten in entgegengesetzte Richtungen entwickelt, wie Jackson und Medvedev erläutern. Eine ähnliche Entwicklung habe es beim Wert des Gehorsams von Kindern gegeben.

Die Entwicklung von Wohlstand bedeute nicht automatisch eine Angleichung von Werten, so die Forschenden. Dieser sei beispielsweise in Hongkong und Kanada zwischen 2000 und 2020 ähnlich gestiegen, die Akzeptanz von Homosexualität habe aber in Kanada schneller zugenommen. Auf hohe Leistungsbereitschaft von Kindern werde in Kanada inzwischen weniger, in Hongkong hingegen deutlich mehr Wert gelegt.

„Neue Spaltungslinien“

Zwar sehe er Einschränkungen bei der Vergleichbarkeit der Messbedingungen in den einzelnen Ländern, sagte Verwiebe, Professor für Sozialstrukturanalyse und soziale Ungleichheit. „Gleichzeitig ist aufgrund der Verwendung von sehr vielen Datenpunkten von einer sehr hohen Robustheit der Ergebnisse auszugehen, und die berichteten Trends der weltweiten Divergenz von Werten halte ich für sehr plausibel.“ Es hätten sich neue Spaltungslinien zwischen westlich geprägten, sehr wohlhabenden europäischen Ländern einerseits und asiatischen und afrikanischen Staaten andererseits herausgebildet.

Zudem gebe es eine weitere wesentliche Entwicklung: „Die liberalen Demokratien europäischer Prägung befinden sich weltweit zunehmend in der Defensive, in Teilen nimmt ihre Akzeptanz auch in stark demokratisch geprägten Gesellschaften deutlich ab, etwa in den Niederlanden, Frankreich, den USA und Deutschland.“ Die Demokratie beruhe auf dem Ausverhandeln von Interessendifferenzen, auf Akzeptanz von Meinungsunterschieden. „Ist die Demokratie auf dem Rückzug, nimmt die Intoleranz zu.“

red, science.ORF.at/Agenturen

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Eurobarometer: Social Europe – 11.4.2024

Abstract

88% of European citizens consider a social Europe important to them personally. In addition, 60% of respondents are aware of at least one recent key EU initiative to improve working and living conditions. This includes the Directive to ensure adequate minimum wages, the work-life balance Directive supporting working parents and carers, or the €142.7 billion of EU and national contributions invested under the European Social Fund Plus to improve skills and tackle social exclusion.

Key findings

Elements for the EU’s economic and social development

Respondents consider that the standard of living (45%), fair working conditions (44%) and access to quality health care (44%) are key elements for the EU’s social and economic development.

QB2T In your opinion which elements are the most important for the EU’s economic and social development? Firstly? And then? (EU27 – %)

Areas of action to prepare the future of Europe

When asked in which areas the EU should concretely take action to prepare the future of Europe, respondents support initiatives improving health care (38%), wages (34%), and old age income and pensions (30%). 

QB5 In which of the following areas do you think the EU should take action to prepare the future of Europe?

Social priorities at national level

At national level, almost half of respondents (48%) believe that addressing the high cost of living should be a main priority in their country, followed by low wages (35%).

QB4 Which of the following issues should be addressed as a priority in (OUR COUNTRY)? (EU27 – %)

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Theologin: Segnungs-Papier öffnet Kirche für Lebensrealität von Paaren – 10.4.2024

Kirchenrechtlerin Konrad: „Nicht die Ehe-Lehre hat sich verändert, sondern das Segensverständnis hat sich geweitet“ – Grazer Ringvorlesung zum Thema „Sex, Gender und Religion“ – Offene Fragen nach „Dignitas infinita“ zu Personen ohne Geschlechtszugehörigkeit

Graz, 10.04.2024 (KAP) Mit dem Segensdokument „Fiducia supplicans“ haben der Papst und das Dikasterium für die Glaubenslehre bewiesen, dass sie „auf die Stimme des Volkes Gottes hören“: Für die Grazer Kirchenrechtlerin Sabine Konrad berücksichtigt die Ende 2023 veröffentlichte Erklärung die Lebensrealität von Paaren außerhalb der Ehe, ohne den Wert des Ehesakraments selbst zu schmälern. „Nicht die Ehe-Lehre hat sich verändert, sondern das Segensverständnis hat sich geweitet“, erklärte die Leiterin des Instituts für Kanonisches Recht der Universität Graz im Kathpress-Gespräch (Mittwoch). Zur neuen Erklärung „Dignitas infinita“, in der Leihmutterschaft, Abtreibung und Sterbehilfe abgelehnt werden, sowie mit Abstrichen auch die Geschlechtsumwandlung, verwies Konrad auf offene kirchenrechtliche Fragen in puncto intergeschlechtliche Personen.

„Fiducia supplicans“ habe keine kirchenrechtliche Form von „eingetragenen Partnerschaften“ oder eine Vorstufe zur Ehe geschaffen, so Konrad, die am Donnerstag im Rahmen der Grazer Ringvorlesung zum Thema „Sex, Gender und Religion“ spricht. Der Papst und das Glaubens-Dikasterium hätten mit dem Dokument jenen Paaren eine Segnung ermöglicht, die kirchenrechtlich nicht heiraten können oder wollen, meinte die Theologin.

In der Praxis gebe es immer wieder Pärchen, die zu schnell heiraten würden oder deren Ehe-Konsens nicht stark genug sei; für diese könne eine Segnung eine Art Bitte um „Stärkung, Unterstützung und Gottes-Begleitung“ sein, so Konrad, die seit 2018 als Richterin am Bischöflichen Konsistorium Augsburg tätig ist, wo es u.a. um Ehe-Nichtigkeitsverfahren geht.

Konkret wolle die Segnung „das Gute in Beziehungen von geschiedenen oder homosexuellen Paaren“ segnen. Aber auch Verlobte oder Paare, die kirchenrechtlich nicht heiraten könnten oder wollten, sei es dadurch möglich, ihre Beziehung segnen zu lassen.

Das Dokument unterbreche auch eine Rechtsgewohnheit, die zu Gewohnheitsrecht führen könnte, da in einigen Regionen „eheschließungsähnliche Feiern“ bereits seit Längerem üblich gewesen seien. „‚Fiducia supplicans‘ stellt klar, dass Segnungen keine rituellen Feiern sein können“, so die Theologin. Dass nur geweihte Amtsträger – also Diakone, Priester und Bischöfe – den Segen spenden können, unterstreicht für Konrad, welch hoher Wert dieser Segnung zugemessen wird, auch wenn dadurch Laien ausgeschlossen würden.

Verständnis zeigte Konrad für die Irritation über den Begriff „irreguläre Beziehungen“. Sie spreche daher von „Personen, die nicht kirchlich heiraten dürfen, können oder wollen“, da eine Eheschließung an bestimmte Voraussetzungen gebunden sei. „Etwa, dass das Paar aus Mann und Frau besteht“, so Konrad. Diese kirchenrechtlichen Hürden seien keine Abwertungen einzelner Personen, sondern ähnlich dem staatlichen Zivilrecht zu sehen.

„Dignitas infinita“

Zur am 8. April veröffentlichten Erklärung „Dignitas infinita“ sagte Konrad: „Das biologische Geschlecht ist nicht immer ab Geburt eindeutig. Es gibt es etwa intersexuelle Menschen, aufgrund von Chromosomen oder Hormonen“, verwies Konrad. Betroffene seien weder eindeutig männlich noch weiblich.

Außerdem gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, „divers“ oder „inter“ in den Reisepass eintragen zu lassen. „Was passiert, wenn intergeschlechtliche Personen, auf die Kirche zukommen, heiraten oder ins Priesterseminar eintreten wollen?“, fragte die Kirchenrechtsexpertin.

Personen ohne Geschlechtszugehörigkeit könnten zwar die Sakramente der Taufe, Kommunion, Firmung und Krankensalbung erhalten, da diese nicht geschlechtsspezifisch seien; die Sakramente der Ehe und Weihe seien aber an eine bestimmte Geschlechtszugehörigkeit – also Mann und Frau – gebunden. „Hier ist das weitere Vorgehen ungeklärt, was kirchenrechtliche Herausforderungen mit sich bringt“, sagte Konrad. Die Kirche müsse sich zudem fragen, ob sie wirklich Menschen mit Berufung abweisen wolle oder nicht.

Graz: 30 Jahre Geschlechterforschung

Der Schwerpunkt „Frauen- und Geschlechterforschung“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz wurde im Juni 1994 errichtet und feiert heuer sein dreißigjähriges Bestehen. Gründungsmitglied ist die emeritierte Professorin für Alttestamentliche Bibelwissenschaften an der Universität Graz, Irmtraud Fischer. Anlässlich dieses Jubiläums sind einige Veranstaltungen geplant. Den Auftakt bildet die Ringvorlesung zum Thema „Sex, Gender und Religion“ im derzeitigen Sommersemester. Aktuelle Themen wie die Diskussion um das vatikanische Papier „Fiducia supplicans“ zur Segnung homosexueller Paare, aber auch tabuisierte Bereiche wie die Prostitution werden interdisziplinär besprochen, hieß es in einer Ankündigung.

Alle Vorträge sind öffentlich und richten sich an alle Interessierten. Sie werden live gestreamt und finden bis 27. Juni jeweils donnerstags um 19 Uhr statt (Link: https://static.uni-graz.at/fileadmin/_files/_project_sites/_genderforschung-theologie/Dateien/uni-graz-genderforschung-theologie-RelDoFlyer_WEB.pdf)

Kirchenhistoriker: Kyrill ökumenisch „endgültig disqualifiziert“ – 10.4.2024

Nach Grundsatzdokument des kirchennahen „Weltkonzils des Russischen Volkes“ mit Ausführungen wonach Russlands Krieg in der Ukraine „aus spiritueller und moralischer Sicht ein Heiliger Krieg“ sei

München, 10.04.2024 (KAP/KNA) Die verschärfte Kriegsrhetorik des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats sollte nach Auffassung des deutschen Ostkirchenkundlers Reinhard Flogaus Folgen für die Zusammenarbeit der Kirchen haben. Mit der Qualifizierung des russischen Bombenterrors in der Ukraine als „Heiliger Krieg“ habe sich Patriarch Kyrill I. „endgültig ökumenisch disqualifiziert“, schreibt der Dozent der Berliner Humboldt-Universität in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ vom Dienstag.

Der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) müsse aus diesen Äußerungen Konsequenzen ziehen. Welche, ließ Flogaus offen. Es wäre aber folgerichtig, wenn auch die EU Sanktionen gegen den Moskauer Patriarchen verhängen würde, schreibt der evangelische Theologe.

Der Wissenschaftler zitiert aus einem Ende März beschlossenen Grundsatzdokument des kirchennahen „Weltkonzils des Russischen Volkes“ (WKRV), in dem eine staatliche Unabhängigkeit der Ukraine kategorisch ausgeschlossen werde. Russlands Krieg in der Ukraine sei demnach „aus spiritueller und moralischer Sicht ein Heiliger Krieg“. Es gehe dabei um eine „Verteidigung des einheitlichen geistigen Raums der Heiligen Rus'“ gegen den „Ansturm des Globalismus“ und den Westen, „der dem Satanismus verfallen“ sei. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. ist Vorsitzender des WKRV. Flogaus vermutet, dass Kyrill auch einer der Hauptautoren der Erklärung ist.

Der Wissenschaftler sieht das Moskauer Patriarchat ideologisch auf einer Linie mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Putin habe in einer Rede vor dem WKRV den Zerfall der Sowjetunion als „eine ‚künstliche, erzwungene Teilung dieser großen russischen Nation, einer Dreieinigkeit aus Russen, Belarussen und Ukrainern'“ bezeichnet, so der evangelische Theologe. „Besser lässt sich die irredentistische und imperialistische Funktion des Narrativs der ‚Russischen Welt‘ für die gegenwärtige Politik des Kremls und seine Verwurzelung im Mythos der ‚Heiligen Rus‘, im russischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts und im Sowjetimperialismus des 20. Jahrhunderts kaum zusammenfassen.“

Die früher vom Moskauer Patriarchat abhängige Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) habe frühzeitig auf die Grundsatzerklärung des WKRV zur „Gegenwart und Zukunft der russischen Welt“ reagiert. Ihr Außenamt habe erklärt, „ein solcher Aufruf zur ‚Zerstörung der Ukraine‘ und eine solche ‚Rechtfertigung der militärischen Aggression‘ seien ‚unvereinbar mit der Lehre des Evangeliums‘.“ Die Bezeichnung der sogenannten militärischen Spezialoperation als „Heiliger Krieg“ widerspreche den Prinzipien der christlichen Moral und könne nicht von Menschen befürwortet werden, „die sich selbst als Kleriker bezeichnen“.

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