Views: 20
FAZIT DES TAGES
COMMENT – FAZIT:
- Nahost, Ukraine: Weiter Eskalationsgefahr, Ukraine und Israel unter Druck, aber auch die EU: lassen sich die Munitionsbefdürfnisse der Ukraine durch gesteigerte Munitionsproduktion überhaupt stillen?
- Zinssorgen bewegen die Märkte: FED-Zinsen sinken erst im Oktober und in geringerem Ausmaß für 2024 insgesamt?
- Nicht wirklich bessere Wirtschaftsdaten für Deutschland
- SENTIX-Konjunkturindex signalisiert breite wirtschaftlichen Aufhellungen
Märkte – Report & COMMENT – Wealth-Management 2024 (Cap Gemini)
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen – Medizin: Canabis im Verkehr, Recht, Ethik, Bildung: Uni-Ranking international und Wiener Universitäten & COMMENT, Gesellschaft: Partnerwahl unter Jungerwachsenen & COMMENT, Kinderbücher screenen auf Gendergerechtigkeit & COMMENT
****************************************
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
HELLMEYER-Report (gekürzt)
- Märkte: Nervöse Stabilität
- Scholz-Besuch in China- Zeichen der Normalisierung
Märkte: Nervöse Stabilität dominant
Die Finanzmärkte sind gekennzeichnet von einer nervösen Stabilität. Es gibt derzeit zwei
entscheidende sensible Punkte, Geopolitik und Zinsen, die die Nervosität befeuern. Bezüglich der
Geopolitik gab und gibt es Gewöhnungsprozesse an den Status Quo. Diese Prozesse sind die
Grundlage für die aktuelle Wirtschafts- als auch Marktlage.
Die Lage der Krisen ist jedoch zunehmend kritischer, sowohl in der Ukraine (Ziele des Westens) als auch im Nahen Osten (internationale Isolierung Israels, Risiko Flächenbrand).
Entweder kommt es zu einem Kulminationspunkt mit deutlichen Eskalationen und negativen Wirkungen auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte oder aber zu einer Diplomatie-Offensive, die auf die Weltwirtschaft und Finanzmärkte positive Wirkungen entfalten würde.
Das gilt alle voran für die Ukraine-Krise. Um für die Ukraine (nur) Zeit für eine bessere
Verhandlungsposition zu gewinnen (anders lassen sich die jüngsten Einlassungen von
Stoltenberg (Nato) im BBC Interview nicht deuten), werden derzeit umfangreiche militärische
Stützungsprogramme forciert (100 Mrd. USD Programm für fünf Jahre), die massives Leid in der Ukraine bei hohen Kosten für die Unterstützer fortschreiben würden.
Die Frage sei erlaubt, wie viele Fehlkalkulationen des Westens Grundlage für den aktuellen Status sind (u.a. Folgen der Wirtschaftssanktionen für Russland, Misserfolg bei internationaler Isolierung Russlands, eigene Isolierung, Verhinderung des Friedens im Frühjahr 2022, Folgen der Krise für Europa).
Der zweite Punkt betrifft die US-Zinspolitik. Reuters konstatierte heute früh in einem Bericht, dass
die Zinssenkungserwartungen nun auf dem Niveau vom Oktober 2023 stünden. Anfang des
Jahres wurden über Futures noch Erwartungen von Zinsreduktionen per 2024 im Umfang von
1,50% unterstellt. Aktuell liegt der Wert bei 0,60% für das Jahr 2024.
Aktienmärkte bewegen sich derzeit auf den erhöhten Niveaus in bekannten Bandbreiten, zum Teil
nahe an historischen Höchstmarken (u.a. USA, Europa, Japan, Indien).
An den Rentenmärkten belasten die reduzierten US-Zinssenkungserwartungen. 10-jährige
Bundesanleihen rentieren mit 2,43% und 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,41%.
Der USD hat zart gegenüber dem EUR an Boden verloren und notiert stabil gegenüber Gold/Silber.
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Die deutsche Industrieproduktion setzte mit einem Anstieg im
Monatsvergleich um 2,1% und der Revision des Vormonatswerts von 1,0% auf 1,3%
positive Akzente. Der Jahresvergleich mit -4,76% nach zuvor -5,05% bleibt prekär.
=> Die Auftragseingänge implizieren keine Fortsetzung der starken Daten im Monatsvergleich.
• Berlin: Zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband BDLS kam
es im Rahmen der Schlichtung zu einer Einigung für die Sicherheitsbeschäftigten
an Flughäfen (Erhöhungen um 13,1% -15,1% für 15 Monate).
=> Positiv, aber teuer.
• Berlin: Die Handelsbilanz wies per Februar einen Überschuss in Höhe von 21,4 Mrd.
EUR (Prognose 25,5 Mrd. EUR) nach zuvor 21,4 Mrd. EUR (revidiert von 27,5 Mrd.
EUR) aus. Exporte fielen im Monatsvergleich um 2,0% (Prognose -0,5%), während
Importe im Monatsvergleich um 3,2% stiegen (Prognose -1,0%).
• Berlin: Kanzler Scholz erwartet keine Auswirkungen der drei Landtagswahlen in
Ostdeutschland auf die Regierung in Berlin.
Scholz-Besuch in China- Zeichen der Normalisierung
Die deutsche Wirtschaft begrüßt die anstehende Reise von Bundeskanzler Scholz nach China.
Kommentar: Ich begrüße den Besuch gleichfalls. Wirtschaftsdiplomatie, also das Gespräch
miteinander und nicht in Echokammern übereinander, ist gefragter denn je.
Es sei ein starkes Zeichen für die Normalisierung der Beziehungen, so Maximilian Butek,
Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ost-China. Der
Zeitpunkt der mehrtägigen Reise, zu der Scholz kommendes Wochenende mit einer
Wirtschaftsdelegation und mehreren Ministern aufbricht, sei sehr wichtig, weil die chinesische
Wirtschaft neu aufgestellt werde.
Kommentar: In der Tat stellt China um und hat sogar einen Plan. Laut dem ASPI-Institut
(Australien) führt China in 37 von 44 für die Zukunft bedeutenden Technologiefeldern (USA 7,
Europa 0!). Das unterscheidet China (circa 20% des Welt-BIP Basis Kaufkraftparität) von uns
(Aktion versus Reaktion, Aspekt Technologiefeindlichkeit in Deutschland). Deutschland hat
immer noch das Ass der „Hidden Champions“ (circa 1.600 von weltweit 3.400). Kooperation
auf Augenhöhe ist besser als Verzicht durch Konfrontation!
Butek weiter: Scholz dürfe nicht nur den deutschen Hut aufhaben, sondern müsse auch den
europäischen Hut aufsetzen. Denn die Europäer müssten dringend klären, wie sie sich als Pol
zwischen den USA und China aufstellen und nicht zwischen deren Konflikten zerrieben werden.
Butek verwies darauf, dass die Handelskonflikte zunehmend die Substanz der EU-Wirtschaft
wie Automobil, Erneuerbare Energien und Maschinenbau beträfen. Tatsächlich sei es sehr
schwierig, abzuwägen, ob man gegen China eine harte oder ausgleichende Haltung in
Handelskonflikten einnehmen sollte.
Kommentar: Für Deutschland und die EU ist es überlebenswichtig, eine den eigenen Interessen
untergeordnete Wirtschaftspolitik umzusetzen. Die Politik der USA (Drohungen gegen
deutsche Automobilbauer. Northstream, IRA-Programm) belegt, dass Deutschland und
Kontinentaleuropa eine Art Verfügungsmasse aus Sicht der USA sind. Die Akzeptanz eines
derartigen Status Quo führt zu einer fortgesetzten Erosion unseres Standorts, unseres
Kapitalstocks, unseres Wohlstands und unserer inneren Stabilität.
Butek wies Kritik aus der Politik an Investitionen in China zurück. Es gebe keine
Volkswirtschaft, die so diversifiziert sei wie die Deutsche. Deshalb bräuchte es keine
Ermahnung durch die China-Strategie: Es ist die Aufgabe jedes Unternehmens, das Thema
Diversifizierung ernst zu nehmen.
Investitionen in anderen Teilen der Welt bedeuteten nicht, dass man in den sehr großen Markt China weniger investieren sollte. Firmen wollten auch dort ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten, Produktion effizienter machen und Lieferungen beschleunigen. Er warf der Bundesregierung vor, Investitionen [der Chinesen]in China zu beschleunigen. Wachsende Bürokratie etwa bei Ausfuhrgenehmigungen können Lieferungen um Monate verzögern. Kunden in den USA oder China forderten mit Blick auf die Lieferketten verstärkt eine lokale Produktion. Anders ausgedrückt: Die erhöhte Bürokratie in Deutschland führt zu mehr Investitionen in China.
Kommentar: Danke Herr Butek, auf den Punkt gebracht!
Die chinesische Wirtschaft sei dabei, sich entscheidend zu wandeln. Zudem treibe man eine
Umstrukturierung hin zu Investitionen in Branchen voran, die nachhaltiges Wachstum und
qualitativ hochwertiges Wachstum versprechen (!). Das bedeute neue Konkurrenz in diesen
Kernbereichen für unsere Wirtschaft. Umso wichtiger sei es, dass Peking für
Wettbewerbsgleichheit sorge. Die gebe es nicht. Deshalb sei der Besuch von Scholz so wichtig.
Kommentar: China hatte zuletzt zumindest angekündigt, Augenhöhe gewährleisten zu wollen.
Es ist der entscheidende Punkt. Da gilt es, belastbare Ergebnisse zu produzieren.
IDC: PC-Markt wächst wieder
Laut Studie des Marktforschungsunternehmens IDC (International Data Corporation)
wuchs der globale PC-Markt nach Rückgängen in den letzten zwei Jahren im ersten
Quartal 2024 um 1,5%. Der Markt habe damit das Niveau vor Corona erreicht.
Marktführer seien Lenovo (China, Marktanteil 23%) vor HP (USA, 20%) und Dell
(USA,15,5%), gefolgt von Apple (USA, 8,1%).
=> Positiv, aber wo findet Europa statt (IT-Airbus!)?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Positive Entwicklung des Sentix-Index – D: Starke Industrieproduktion
Der Sentix-Index für die Eurozone stellte sich per Berichtsmonat April auf -5,9 (Prognose -8,5) nach zuvor -10,5 Punkten und markierte den höchsten Indexstand seit Februar 2022.
Deutschland: Die Industrieproduktion setzte per Februar positive Akzente. Im Monatsvergleich stellte sich eine Zunahme um 2,1% (Prognose 0,3%) ein. Der Vormonatswert wurde von 1,0% auf 1,3% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,76% nach zuvor -5,05% (revidiert von -5,35%). Die Auftragseingänge implizieren keine Fortsetzung der starken Daten im Monatsvergleich.
Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Februar einen Überschuss in Höhe von 21,4 Mrd. EUR (Prognose 25,5 Mrd. EUR) nach zuvor 21,4 Mrd. EUR (revidiert von 27,5 Mrd. EUR) aus. Exporte fielen im Monatsvergleich um 2,0% (Prognose -0,5%), während Importe im Monatsvergleich um 3,2% stiegen (Prognose -1,0%).
Niederlande: Die Verbraucherpreise nahmen per März im Jahresvergleich um 3,1% (Prognose 3,1%) nach zuvor 2,8% zu.
UK: Starker Einzelhandel
Laut BRC ergab sich im britischen Einzelhandel per Berichtsmonat März im Jahresvergleich ein Anstieg um 3,2% nach zuvor 1,0%. Die Datenreihe weist positive Werte seit Juni 2022 aus.
USA: Beschäftigungstrend Index erholt sich vom Tief seit 09/2021
Der „Employment Trends Index“ verzeichnete per Berichtsmonat März einen Anstieg von zuvor 111,85 (schwächster Wert seit 09/2021, revidiert von 112,29) auf 112,84 Punkte.
Nachfolgender Chart belegt das unverändert hohe Niveau unter historischen Gesichtspunkten.
[Was haben wir von Herrn Hellmeyer unlängst hier gehört? Quantitativ gute, qualitativ nachdenkenswerte US-Arbeitsmarkt-Daten]
Japan: Verbrauchervertrauen auf höchstem Stand seit April 2019
Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Berichtsmonat März auf 39,5 nach zuvor 39,0 Punkten und markierte den höchsten Indexstand seit April 2019. Was für ein Unterschied zu Deutschland.
Nun Japan bekommt Energie aus Russland und hat Atomkraftwerke und baut sie aus. Fazit: „It is the energy, stupid!“
Hier den Hellmeyer Report lesen! (inkl. Graphiken und Tabellen!)
SENTIX
sentix Konjunkturindex: Wird jetzt alles gut?
- Der Konjunktur-Gesamtindex für Euroland steigt zum sechsten Mal in Folge und erreicht mit -5,9 Punkten den besten Wert seit Februar 2022. Die Erwartungswerte sind ebenfalls erstmals seit Beginn des Ukraine-Konfliktes wieder positiv.
- Deutschland bleibt zwar relatives Schlusslicht, kann sich aber in diesem Monat ebenfalls deutlich um 7,4 Punkte im Gesamtindex verbessern. Auch hier messen wir die besten Erwartungswerte seit Februar 2022.
Auch international gewinnt der Aufschwung an Breite. Über alle Regionen, mit Ausnahme Österreichs, messen wir Verbesserungen in der Konjunkturlage sowie bei den Erwartungswerten. Der Milei-Effekt in Lateinamerika dürfte die Fans des libertären
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
. . .
10 Top Trends im Wealth Management 2024 – Infografik: Perspektiven für die Vermögensverwaltung
Die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden bestimmen die Chancen für Wealth Management und Private Banking. Eine Studie analysiert die zehn wichtigsten Treiber, Chancen und Risiken für das Vermögensmanagement im Jahr 2024 und darüber hinaus.
Das Geschäft mit den Reichen und Superreichen, das Private Banking oder Wealth Management galt lange Zeit nicht nur als die Königsdisziplin des Bankgeschäftes sondern auch als sicherer Ertragsbringer. Inzwischen hat die Digitalisierung auch diesen Bereich erfasst und stellt die Banken vor neue Herausforderungen. Wie diesen begegnet werden kann und welches die aktuellen Trends und Entwicklungen sind, können Sie in den im Bank Blog vorgestellten Studien nachlesen.Capgemini hat auch dieses Jahr wieder die wichtigsten Trends für Wealth Management, Private Banking und Vermögensverwaltungsunternehmen analysiert. Demnach wird sich der Schwerpunkt der Anleger vom Vermögenserhalt zur Vermögensbildung verlagern. Die Unternehmen werden expandieren, um die wachsende Gruppe der Affluent und Mass-Affluent einzubeziehen, und versuchen, vom generationenübergreifenden Vermögenstransfer zu profitieren.
Zudem werden neue Technologien wie generative KI zu wichtigen Werkzeugen für die Optimierung von Arbeitsabläufen. Die Anbieter werden Nachhaltigkeit, Inklusion und transparente ESG-Kennzahlen in den Vordergrund stellen. Zudem werden sie die sich verändernden Kunden-Berater-Beziehungen in einem digitalen Umfeld steuern.
10 Trends für Private Banking und Wealth Management in 2024
Die Studie identifiziert die folgenden zehn Trends für Private Banking und Wealth Management im Jahr 2024, die die Branche kurz- und langfristig prägen werden:
- Das wachsende Affluent-Segment kann den Ertrag steigern: Anbieter, die Personalisierungsstrategien einsetzen, können wohlhabende Anleger anziehen, um ihren Kundenstamm und das Vermögenskontinuum zu erweitern.
- Festverzinsliche Anlagen als sicheres und profitables Instrument für Vermögenswachstum und –stabilität: Steigende Zinssätze und unsichere Aktienrenditen veranlassen Vermögensverwalter, sich auf festverzinsliche Anlagen zu konzentrieren, um Risiken abzusichern und das Vermögen ihrer Kunden zu vergrößern.
- Generative KI bereichert das Kundenerlebnis: Durch die Generierung aufschlussreicher, personalisierter Inhalte kann generative KI helfen, die Bedürfnisse ihrer Kunden besser zu verstehen, ihre Anlagestrategien zu optimieren und einen höheren Mehrwert zu bieten.
- Fortlaufender Vermögenstransfer zwischen den Generationen: Da eine alternde, vermögende Bevölkerung ihr Vermögen auf die nächste Generation überträgt, müssen sich die Unternehmen auf die Wünsche der Begünstigten einstellen.
- Soziale Gerechtigkeit und Inklusion für steigende Geschäftsergebnisse: Anbieter konzentrieren sich zunehmend darauf, die Bedürfnisse sozial bewusster Kunden zu erfüllen.
- Wiederherstellung des Vertrauens in digitale Vermögenswerte: Investoren und Institutionen bleiben optimistisch, was das zukünftige Wachstum digitaler Vermögenswerte und Kryptowährungen angeht, während sie für die nächste Wachstumsphase auf regulatorische Klarheit warten.
- Tokenisierung von Vermögenswerten für ein effizienteres Finanzsystem: Die Tokenisierung von Vermögenswerten revolutioniert den globalen Vermögensmarkt durch noch nie dagewesene finanzielle und wirtschaftliche Möglichkeiten für Anleger und Vermögensverwalter.
- Intelligente Automatisierung als Effizienzfaktor der Wertschöpfungskette: KI-gestütztes Wealth Management bietet Kunden Vorteile wie geringere Kosten, automatisiertes Portfoliomanagement und zeitnahe Erkenntnisse und Empfehlungen.
- Digitalisierte Customer Journeys zur Optimierung von Produktivität und Betriebskosten: Die Entwicklung strategischer Pläne zur Maximierung der Produktivität, zur Verbesserung der Kundenbindung und des Kundenerlebnisses sowie zur Erschließung von Wertströmen ist heute unerlässlich, um ein langfristiges Geschäftswachstum zu erzielen.
- ESG-Kennzahlen sind ein Muss: Nachvollziehbare, standardisierte und verlässliche ESG-Bewertungskennzahlen, die derzeit noch fehlen, sind entscheidend, um das Vertrauen vermögender Kunden zu gewinnen.
Infografik: Wealth Management Top Trends 2024
Die folgende Infografik fasst die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen:
ISRAEL
n-tv aktuell ISRAEL
09.04.2024 02:38
40 Geiseln für 900 Palästinenser Neuer US-Vorschlag soll Waffenruhe in Gaza ermöglichen
Der Krieg in Gaza ist noch in vollem Gange, ein Waffenstillstand bisher nicht in Sicht. CIA-Direktor Burns will diesen mit einem Kompromissvorschlag ermöglichen. Dieser sieht vor allem einen großen Tauschhandel vor.
09.04.2024 00:26
Waffenstillstand gefordert Frankreich, Jordanien und Ägypten warnen vor Offensive in Rafah
Die Lage im Gazastreifen ist nach wie vor dramatisch, eine geplante Bodenoffensive in Rafah droht sie für die Zivilbevölkerung noch weiter zu verschärfen. Nun fordern der französische Präsident Macron, sein ägyptischer Kollege al-Sisi und der jordanische König einen dauerhaften Waffenstillstand.
08.04.2024 20:55
„Das wird geschehen“ Netanjahu: Termin für Rafah-Offensive steht
Mit Nachdruck sprechen sich die USA gegen einen israelischen Einmarsch in Rafah aus. Ungeachtet dessen teilt Ministerpräsident Netanjahu nun mit, Israel habe sich auf ein konkretes Datum für die Offensive festgelegt. Washington weiß nach eigenen Angaben noch von nichts.
08.04.2024 14:33
Rechtsextremisten machen Druck Jetzt feuern auch Kriegsbefürworter gegen Netanjahu
International ist der Druck auf Israel, einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu ermöglichen, immens. In der israelischen Regierung werden nun aber auch die Stimmen der Kriegsbefürworter laut. Sie machen Druck auf Ministerpräsident Netanjahu, den Krieg ja nicht zu pausieren. Und sie drohen Konsequenzen an.
08.04.2024 12:30
Waffen für Israel Deutschland wird Beihilfe zu Genozid vorgeworfen
Per Eilverfahren versucht Nicaragua vor dem Internationalen Gerichtshof, deutsche Waffenlieferungen an Israel zu stoppen. Außerdem soll Deutschland das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge wieder finanziell unterstützen.
08.04.2024 10:29
Luftangriff auf Libanon Israel meldet gezielte Tötung eines Hisbollah-Kommandeurs
In der Grenzregion zum Libanon liefert sich Israel immer wieder Gefechte mit der Hisbollah. Die israelische Armee will jetzt einen wichtigen Kommandeur der Terrormiliz gezielt ausgeschaltet haben. Auch zwei weitere Kämpfer sollen getötet worden sein.
08.04.2024 09:41
Hamas dementiert Einigung Verwirrung um Fortschritte bei Gaza-Verhandlung
Die Gespräche über eine Feuerpause und Geiselfreilassungen stecken seit Wochen fest. Israel und Hamas bezichtigen einander der Behinderung. Nun meldet ein ägyptischer Fernsehsender „bedeutende Fortschritte“ bei den Verhandlungen. Die Hamas behauptet laut Al-Dschasira jedoch das Gegenteil.
NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
ROUNDUP: Vermittler drängen auf Kompromiss im Gaza-Krieg – Nacht im Überblick
KAIRO/GAZA (dpa-AFX) – Während Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Pläne für eine Bodenoffensive in Rafah im Gazastreifen bekräftigt, wollen die USA den Verhandlungen über eine Waffenruhe laut Medienberichten mit einem neuen Kompromissvorschlag zum Erfolg verhelfen.
Wie das „Wall Street Journal“ am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf arabische Vermittler berichtete, sieht der von CIA-Direktor William Burns in Kairo am Sonntagabend präsentierte Vorschlag vor, dass die islamistische Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt – darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Israel solle wiederum bis zu 150 000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets gestatten.
Derweil sagte der rechtskonservative Ministerpräsident Netanjahu, ein Termin für eine Offensive gegen die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens stehe fest. Nähere Details nannte er nicht. Die USA als wichtigster Verbündeter und auch Deutschland haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Offensive in Rafah gewarnt.
USA warten auf Antwort der Hamas
Auch das Nachrichtenportal „Axios“ berichtete über Burns‘ neuen Vorschlag, der laut israelischen Beamten auf Bedingungen aufbaue, die bei früheren Verhandlungen diskutiert worden seien. Der neue Vorschlag verlange Kompromisse von beiden Konfliktparteien. Israels Sicherheitskabinett wird laut „Axios“ voraussichtlich an diesem Dienstag zusammentreten, um den Vorschlag zu erörtern.
Die Hamas-Delegation wiederum verließ Kairo am Sonntagabend für Beratungen mit ihrer Spitze. Man warte jetzt auf die Antwort des Anführers der Hamas in Gaza, Jihia al-Sinwar, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby. Dies könne ein paar Tage dauern. „Wenn Sie mich fragen, ob ich heute optimistischer bin als noch vor ein paar Tagen, würde ich „ja“ sagen“, zitierte das Nachrichtenportal einen Sprecher des Außenministeriums in Katar. Der politischen Führung des Golfemirats werden besonders enge Verbindungen zur Hamas nachgesagt.
Dem von Burns vorgelegten Vorschlag zufolge müsste die Hamas Zugeständnisse bezüglich der Anzahl und Identität der von ihr freizulassenden Geiseln eingehen, hieß es weiter. Ein zentraler Punkt betreffe die Forderung Israels, dass die Islamistenorganisation 40 der vermutlich noch 100 lebenden Geiseln freilässt, auch wenn einige von ihnen die ursprünglichen Kriterien für eine Freilassung aus humanitären Gründen nicht erfüllen, berichtete „Axios“. Die erste Phase eines Abkommens sähe demnach die Freilassung von Frauen, Soldatinnen, Männern über 50 Jahren sowie von Männern unter 50 Jahren mit schweren gesundheitlichen Problemen vor.
In den jüngsten Verhandlungen habe die Hamas erklärt, keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien zu haben. Ranghohe israelische Beamte hielten dies für zutreffend, hieß es. Israel habe daher vorgeschlagen, die Lücke mit Soldaten oder Männern unter 50 Jahren zu schließen, die als Geiseln festgehalten werden. Dafür würde Israel dann für jede dieser Geiseln eine höhere Anzahl palästinensischer Gefangener freilassen, wurden Beamte zitiert.
Israel angeblich zu Kompromiss bei Rückkehr von Zivilisten in den Norden bereit
Israel habe zudem deutlich gemacht, dass es Kompromisse bei der Frage der Rückkehr von Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen eingehen würde, wenn die Hamas sich auf diesen Aspekt der Vereinbarung einlassen sollte, hieß es. So sehe der US-Vorschlag einen schrittweisen und fast vollständigen Rückzug Israels aus dem Korridor vor, der das Küstengebiet teilt und vertriebene Palästinenser an einer Rückkehr in den Norden hindert. Israel will verhindern, dass sich bei einer Rückkehr von Zivilisten auch Hamas-Kämpfer unter die Schutzsuchenden mischen. Die Frage der Rückkehr der palästinensischen Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen ist einer der Hauptstreitpunkte bei den Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, weil die Hamas und Israels Führung aus Prinzip keine direkten Gespräche führen.
Die Hamas fordert die vollständige Rückkehr der Zivilbevölkerung in den Norden und einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Landkorridor, der den südlichen Gazastreifen vom Norden trennt. Israel würde einer „schrittweisen Rückkehr“ der Zivilisten zustimmen, lehne aber den Abzug seiner Soldaten ab, so „Axios“. Zudem verlange die israelische Seite Personenkontrollen, um sicherzustellen, dass sich keine Hamas-Kämpfer darunter befinden. Es sei nicht klar, ob sich die Hamas auf den Kompromiss einlässt und bereit ist, Geiseln freizulassen, bei denen es sich um Soldaten oder Männer unter 50 Jahren handelt. Die Hamas sieht letztere als Druckmittel, um einen dauerhaften Waffenstillstand zu erzwingen.
Staatsoberhäupter fordern sofortige Feuerpause
Die Staatsoberhäupter Frankreichs, Jordaniens und Ägyptens riefen in einem gemeinsamen Zeitungsbeitrag zu einer sofortigen Waffenruhe auf. „Der Krieg in Gaza und das katastrophale humanitäre Leid, das er verursacht, müssen jetzt beendet werden“, forderten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Jordaniens König Abdullah II. und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi in einem Beitrag, der unter anderem in der „Washington Post“ erschien. Gewalt, Terror und Krieg könnten dem Nahen Osten keinen Frieden bringen. Eine Zweistaatenlösung sei „der einzige glaubwürdige Weg, um Frieden und Sicherheit für alle zu gewährleisten und sicherzustellen, dass weder die Palästinenser noch die Israelis jemals wieder die Schrecken erleben müssen, die sie seit dem Angriff vom 7. Oktober erlebt haben“.
Rechtsextreme Partner erhöhen Druck auf Netanjahu
Unterdessen drängen in Israel die rechtsextremen Partner in der Koalition von Regierungschef Netanjahu ungeachtet internationaler Kritik auf einen Einmarsch in die an Ägypten grenzende Stadt Rafah.
Nach dem Rückzug israelischer Truppen aus der Stadt Chan Junis schrieb Polizeiminister Itamar Ben-Gvir am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter: „Wenn der Ministerpräsident entscheiden sollte, den Krieg zu beenden, ohne einen breiten Angriff auf Rafah, um die Hamas entscheidend zu schlagen, wird er kein Mandat haben, weiter als Regierungschef zu amtieren.“ Netanjahu sagte daraufhin am Abend, der Termin für eine Offensive stehe fest. Für den Sieg sei es nötig, die letzten Bataillone der Hamas zu eliminieren. „Das wird geschehen, es gibt ein Datum.“
US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu klargemacht, dass ein Einmarsch in Rafah ohne vorherige Evakuierung der Hunderttausenden palästinensischen Zivilisten eine „rote Linie“ für ihn wäre. Vertreter der beiden verbündeten Staaten wollen nach Angaben des Kommunikationsdirektors des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Kirby, voraussichtlich kommende Woche bei einem persönlichen Treffen über die geplante Offensive beraten./ln/DP/mis
. . .
WDH/GESAMT_ROUNDUP 3: Gedämpfte Hoffnungen auf Waffenruhe im Gaza-Krieg
TEL AVIV/GAZA/KAIRO (dpa-AFX) – Neue Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg haben noch nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Indirekte Gespräche der Kriegsparteien in Kairo sollen nach Darstellung der islamistischen Hamas ohne Fortschritte unterbrochen worden sein. Vertreter der Terrororganisation hätten Kairo für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen. Kurz zuvor hatte es noch aus ägyptischen Sicherheitskreisen geheißen, dass bei den am Sonntag neu angelaufenen Verhandlungen „leichte Fortschritte“ erzielt worden seien.
Ob es eine Einigung bis zum Ende des Ramadans geben kann, war unklar. Der Fastenmonat endet voraussichtlich am Mittwoch. Offizielle Angaben zum Verhandlungsstand gibt es bisher nicht. Derweil sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der Termin für die Offensive in Rafah im Gazastreifen stehe fest.
Widersprüchliche Berichte über Verhandlungen
Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid sagte dem israelischen Rundfunk am Montag, eine Abmachung für einen Deal für eine Waffenruhe und die Geiselfreilassung liege auf dem Tisch und müsse vereinbart werden. „Wir müssen Druck auf diese (israelische) Regierung ausüben, den Deal abzuschließen“, sagte er. „Es wird ein Deal sein, den wir nicht mögen, aber wir müssen ihn machen, weil wir sie nach Hause bringen müssen“, sagte Lapid mit Blick auf die in der Gewalt der Hamas verbleibenden Geiseln. Er hält sich gegenwärtig zu Gesprächen in den USA auf.
Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News hatte unter Berufung auf eine ranghohe ägyptische Quelle berichtet, dass es eine Einigung über die grundlegenden Punkte zwischen allen beteiligten Parteien gebe. Eine weitere Verhandlungsrunde wird demnach stattfinden, nachdem sich die einzelnen Parteien mit ihren Anführern zu den bisherigen Ergebnissen besprochen haben. Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf.
Nach Angaben aus den USA hängt der Deal nun an der Hamas. Am Ende des Wochenendes sei der Hamas ein Vorschlag unterbreitet worden, und nun sei es an der Hamas, diesen anzunehmen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby.
Rechtsextreme Partner erhöhen Druck auf Netanjahu
Unterdessen wächst der Druck Netanjahu auch im eigenen Land. Nach dem Rückzug israelischer Truppen aus dem Süden des Gazastreifens schrieb Netanjahus rechtsextremer Koalitionspartner Itamar Ben-Gvir auf der Plattform X: „Wenn der Ministerpräsident entscheiden sollte, den Krieg zu beenden, ohne einen breiten Angriff auf Rafah, um die Hamas entscheidend zu schlagen, wird er kein Mandat haben, weiter als Regierungschef zu amtieren.“
Am Sonntag war die Armee überraschend aus der umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets abgezogen. Unklar war jedoch, ob der Abzug möglicherweise in Verbindung mit den Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe stehen könnte oder etwa mit einer möglichen Militäroffensive in Rafah im südlichen Gazastreifen. Laut Netanjahu soll es bereits einen Termin für den Beginn einer Offensive in Rafah geben. „Das wird geschehen, es gibt ein Datum“, teilte er am Montagabend mit.
Die USA und Deutschland haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Bodenoffensive in Rafah gewarnt. US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu klargemacht, dass ein Einmarsch dort ohne vorherige Evakuierung der Zivilisten eine „rote Linie“ für ihn wäre. Vertreter beider Länder wollen nach Angaben Kirbys voraussichtlich in der kommenden Woche bei einem persönlichen Treffen über die geplante Bodenoffensive beraten.
Welternährungsprogramm drängt auf weitere Grenzöffnung
Das Welternährungsprogramm (WFP) forderte von Israel eine rasche Abfertigung von Hilfsgütern an den Grenzübergängen von Israel zum Gazastreifen. Die dort wartende Hilfe umfasst WFP-Angaben zufolge Lieferungen, die für mehr als eine Million Menschen drei Monate lang reichen sollen. Die Hilfe müsse bloß noch in den Gazastreifen gebracht werden, um den Hunger gerade unter jüngeren Kindern mit geeigneten Lebensmitteln lindern zu können, sagte Cindy McCain, die Direktorin des WFP, dem US-Sender CNN.
Am Freitag hatte Israel angekündigt, neben dem Grenzübergang Erez auch den Hafen Aschdod für Hilfstransporte öffnen zu wollen, um die Versorgungslage im Norden des Gazastreifens zu verbessern. Bislang wurde die Ankündigung nicht umgesetzt. Eine Sprecherin der zuständigen israelischen Cogat-Behörde sagte: „Was den Erez-Übergang betrifft, werden die Details in der Zukunft mitgeteilt.“ Der Übergang war bei dem Terrorangriff der Hamas schwer beschädigt worden und ist seither geschlossen.
Am Sonntag gab Cogat an, dass die höchste Zahl an Lastwagen seit Kriegsbeginn abgefertigt worden sein soll. Demnach sollen 322 Lastwagen mit Hilfsgütern in das Küstengebiet gebracht worden sein. Ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington sprach am Montag von 304 Lastwagen, die am Vortag in den Gazastreifen gelangt seien. In New York erklärte hingegen UN-Sprecher Stéphane Dujarric unter Berufung auf das Palästinenserhilfswerk UNRWA, am Sonntag seien nur 103 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangt. Das sei in etwa die gleiche Zahl wie zuletzt, es gebe also seit Israels Ankündigung von Freitag „noch keinen Anstieg“. Unabhängig waren die Angaben zunächst nicht zu überprüfen.
Seit dem Angriff der Hamas auf Israels Grenzgebiete vom 7. Oktober mit mehr als 1200 Toten geht das israelische Militär nach eigenen Angaben gegen militärische Ziele der Hamas vor. Wegen der hohen Opferzahlen unter der palästinensischen Zivilbevölkerung sowie einer nicht ausreichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln steht Israel international stark in der Kritik.
Deutschland weist Völkermord-Beschuldigung entschieden zurück
In Den Haag begann am Montag die erste Anhörung zu einer Klage Nicaraguas gegen Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof. Deutschland wies die von Nicaragua erhobenen Vorwürfe der Beihilfe zu einem Völkermord im Gaza-Krieg entschieden zurück. „Deutschland verletzt weder die Völkermord-Konvention noch humanitäres Völkerrecht, weder direkt noch indirekt“, sagte die Beauftragte für Völkerrecht im Auswärtigen Amt, Tania von Uslar-Gleichen, in Den Haag.
Das autoritär regierte Nicaragua, das sich als Fürsprecher der Palästinenser sieht, beschuldigt Deutschland vor dem höchsten UN-Gericht der Beihilfe zum Völkermord. Durch Waffenlieferungen an Israel ermögliche Deutschland einen Genozid und verstoße gegen internationales Recht, erklärten die Rechtsvertreter Nicaraguas vor dem Gericht. Die Bundesregierung hat 2023 insgesamt Rüstungslieferungen für 326,5 Millionen Euro an Israel genehmigt – zehnmal so viel wie im Vorjahr mit 32,3 Millionen Euro.
Nicaragua will zunächst im Eilverfahren erreichen, dass Deutschland die Waffenlieferungen an Israel stoppen muss. Außerdem sollen die Richter anordnen, dass Deutschland die Unterstützung für UNRWA wieder aufnimmt. Deutschland wird am Dienstag seine Position vor den 16 Richtern darlegen. Eine Entscheidung wird in etwa zwei Wochen erwartet.
Angehörige der Hamas-Geiseln fordern von Deutschland mehr Druck
Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln forderten am Montag in Berlin mehr Unterstützung von Deutschland. Bei einer Protestaktion stellten sie eine überdimensionale Sanduhr auf mit der Aufschrift: „Die Zeit läuft davon.“ Zudem warfen sie von einem Aussichtsballon aus 150 Metern Höhe Hunderte Bilder der Geiseln ab.
Die Terrororganisation hatte bei dem Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 230 Frauen, Männer und Kinder entführt. 105 von ihnen kamen im Zuge einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas nach knapp zwei Monaten frei. Das Schicksal der übrigen Geiseln ist unklar. Knapp 100 von ihnen dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein./stz/DP/he
UKRAINE
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 07:13 Moskau: Ukrainischen Drohnenangriff vor der Krim abgewehrt +++
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben eine ukrainische Neptun-Rakete zur Bekämpfung von Schiffen über dem Schwarzen Meer vor der Halbinsel Krim zerstört. Zudem seien vier ukrainische Drohnen über den russischen Regionen Belgorodund Woronesch abgeschossen worden, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau über bei Telegram mit.
+++ 06:40 Russische Medien: China will „strategische Zusammenarbeit“ mit Russland verstärken +++
China will russischen Staatsmedien zufolge die „strategische Zusammenarbeit“ mit Russland verstärken. „Peking und Moskau werden die strategische Zusammenarbeit auf der Weltbühne weiter stärken und sich gegenseitig kräftig unterstützen“, sagte Chinas Außenminister Wang Yi nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Derzeit hält sich sein russischer Kollege Sergej Lawrow zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in China auf. „Die Unterstützung des Volkes ist die Quelle des Fortschritts in Russland“, sagte Wang laut der staatlichen russischen Zeitung „Iswestija“. „Ich denke, dass das russische Volk unter der starken Führung von Präsident (Wladimir) Putin eine glänzende Zukunft haben wird.“ In Gesprächen sagte der chinesische Außenminister zudem, China werde die „stabile Entwicklung unter der Führung von Putin unterstützen“.
+++ 06:29 ISW: Moskau will mithilfe pro-russischer Persönlichkeiten in Moldawien die Demokratie schwächen +++
Die US-Denkfabrik „Institute für the the Study of War“ (ISW) ist überzeugt, dass der Kreml versucht, pro-russische Persönlichkeiten in Moldawien zu benutzen, um die moldawische Demokratie und Gesellschaft zu destabilisieren. Auf diese Weise will Russland nach Einschätzung der US-amerikanischen Analysten den Beitritt der Republik Moldau zur Europäischen Union verhindern oder sogar zukünftige Operationen gegen die Republik Moldau rechtfertigen. Die dem Kreml nahestehende Gouverneurin der prorussischen moldauischen autonomen Region Gagausien, Evgenia Gutsul, hatte angedeutet, dass rumänische Beamte die moldauische Regierung kontrollieren. Dies war der jüngste in einer Reihe von Versuchen des Kremls, die Souveränität europäischer pro-westlicher Regierungen infrage zu stellen.
+++ 06:14 Ukrainischer Kommandeur: 20 russische Drohnenangriffe erfolgreich abgewehrt +++
Die Luftabwehrsysteme der Ukraine haben alle 20 von Russland gestarteten Drohnenangriffe abgewehrt, teilt der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, mit. Die Drohnen seien über Mykolajiw, Odessa, Cherson, Dnipropetrowsk, Poltawa, Winnytsija und Lemberg abgeschossen worden. Russland habe auch vier Raketen abgefeuert. Was mit ihnen passiert sei, teilt der Kommandeur auf Telegram nicht mit.
+++ 05:39 US-Außenministerium: Russland spielt „sehr gefährliches Spiel“ mit Kernkraftwerk Saporischschja +++
Die USA überwachen weiterhin die Bedingungen im Kernkraftwerk Saporischschja, nachdem Berichte über Angriffe auf den Hauptreaktor der Anlage bekannt wurden, sagt der Sprecher des Außenministeriums Matthew Miller. „Sie haben bereits von uns gehört, dass wir der Meinung sind, dass Russland mit der militärischen Inbesitznahme des ukrainischen Kernkraftwerks, des größten in Europa, ein sehr gefährliches Spiel treibt“, so Miller. „Es ist gefährlich, dass sie das getan haben, und wir fordern Russland weiterhin auf, sein militärisches und ziviles Personal aus dem Kraftwerk abzuziehen, die volle Kontrolle über das Kraftwerk an die zuständigen ukrainischen Behörden zurückzugeben und alle Maßnahmen zu unterlassen, die zu einem nuklearen Zwischenfall im Kraftwerk führen könnten.“
+++ 02:42 Ukraine und Ungarn eröffnen neuen Grenzübergang +++
Die Ukraine und Ungarn einigen sich darauf, einen neuen Grenzübergang für Personenkraftwagen in Velyka Palad-Nagyhodos zu eröffnen und den Grenzübergang Luzhanka-Berehshuran für leere Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonnen zu erweitern, teilt das ukrainische Infrastrukturministerium. Derzeit gibt es fünf Straßenübergänge zwischen den beiden Ländern: Tschop-Sachon, Luschanka-Berechschuran, Kosyno-Barabas, Dzvinkove-Lonya und Wylok-Tisabech. Nur der erste ist für Lkw mit einem Gewicht von über 7,5 Tonnen zugelassen. Täglich passieren rund 220 Lkw diesen Kontrollpunkt in Richtung Ungarn. Da polnische Landwirte und Lkw-Fahrer den Verkehr an der polnischen Grenze durch anhaltende Proteste gegen die Einfuhr ukrainischer Agrarerzeugnisse und den Green Deal der EU blockiert haben, versucht die Ukraine, den Exportfluss über andere Routen zu erhöhen.
+++ 01:36 Cameron will im US-Kongress für Freigabe von Ukraine-Hilfen werben +++
Der britische Außenminister David Cameron wird am Dienstag in den USA erwartet. Cameron wolle den US-Kongress zur Freigabe von Hilfen für die Ukraine drängen, wie sein Ministerium mitteilt. Er wolle sich sowohl mit führenden Politikern der Demokraten als auch der Republikaner treffen. Die Republikaner blockieren seit Wochen ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine. Cameron wolle die Wichtigkeit der USA für die Ukraine betonen. Das Land brauche die militärische und humanitäre Unterstützung, um die Stellung gegen Russland halten und 2025 in die Offensive gehen zu können. Cameron wolle bei einem Gespräch mit US-Außenminister Antony Blinken auch den Gazakrieg thematisieren.
+++ 22:09 Selenskyj: Maximale Anstrengungen für Schutz von Charkiw +++
Die Ukraine unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj „maximale Anstrengungen“ für Schutz und Unterstützung der Großstadt Charkiw im Osten des Landes. Dies gelte sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich, unterstreicht Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. „Wir arbeiten mit unseren Partnern an der Stärkung des Luftverteidigungssystems, um den russischen Plänen für Charkiw zu begegnen.“ Nach Dafürhalten der ukrainischen Aufklärung dürfte die nächste russische Großoffensive gegen Charkiw gerichtet sein. Jüngste russische Angriffe gegen die Stadt haben dort schwere Zerstörungen angerichtet und unter anderem die Stromversorgung zum Erliegen gebracht.
+++ 21:48 EU-Einigung auf strengere Zoll-Vorgaben für ukrainische Agrarwaren +++
Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten einigen sich auf strengere Zollvorgaben für bestimmte Lebensmittel aus der Ukraine. Konkret geht es um Geflügel, Eier, Zucker, Hafer, Mais, Grobgrieß und Honig, wie das Europaparlament mitteilt. Von den Regeln betroffene Waren dürften dann nur noch bis zu einer bestimmten Menge zollfrei in die EU importiert werden. Wenn diese Menge erreicht ist, sollen wieder Zölle fällig werden. Die Einigung muss noch vom Europaparlament und den EU-Staaten offiziell abgesegnet werden. Wie stark die Zölle die ukrainische Wirtschaft belasten werden, hängt auch davon ab, ob das Land andere Abnehmer für seine Waren findet.
+++ 20:43 Russland: Haben IAEA-Dringlichkeitssitzung einberufen +++
Russland hat nach eigenen Angaben wegen der Drohnenangriffe auf das Kernkraftwerk Saporischschja eine Dringlichkeitssitzung des Rates der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) einberufen. Der russische Vertreter im Rat, Michail Uljanow, schreibt auf X, Hintergrund seien die „jüngste Angriffe und Provokationen“ der Ukraine. Eine Stellungnahme der Regierung in Kiew liegt nicht vor. Sie hat jede Verwicklung zurückgewiesen.
Angriffe auf AKW Saporischschja Russland beruft IAEA-Dringlichkeitssitzung ein
Frühere Meldungen zum 8.4.2024 sind wegen „Datumssalat“ auf n-tv nicht greifbar.
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
ROUNDUP/Selenskyj: Maximaler Schutz für Charkiw – Die Nacht im Überblick
KIEW (dpa-AFX) – Die Ukraine erwartet eine russische Offensive gegen die Großstadt Charkiw im Osten des Landes und unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj „maximale Anstrengungen“ für den Schutz und die Unterstützung der Millionenstadt. Dies gelte sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich, unterstrich Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache. „Wir arbeiten mit unseren Partnern an der Stärkung des Luftverteidigungssystems, um den russischen Plänen für Charkiw zu begegnen.“ Nach Dafürhalten der ukrainischen Aufklärung dürfte die nächste russische Großoffensive gegen Charkiw gerichtet sein.
Jüngste russische Angriffe auf die Stadt haben dort schwere Zerstörungen angerichtet und unter anderem die Stromversorgung zum Erliegen gebracht. Die ukrainische Regierung habe erst am Montag Vorschläge erhalten, den Stromausfall in Charkiw und die schweren Schäden am gesamten Energienetz der Ukraine zu beheben. „Ich bin allen unseren Stromtechnikern und Reparaturteams dankbar“, sagte Selenskyj. „Jeder, der das System, die Netze und die normale Versorgung der Menschen wiederherstellt, ist ein wirklich guter Arbeiter.“ Russische Präzisionsangriffe mit Marschflugkörpern und Raketen haben in den vergangenen Wochen das ukrainische Energienetzwerk schwer getroffen.
Unter dem Vorsitz Selenskyjs hatte die Stawka, das Oberkommando der ukrainischen Streitkräfte, am Montag bereits umfassende Maßnahmen zum Schutz von Charkiw erörtert. „Das Hauptthema war Charkiw, die Verteidigung der Stadt gegen russische Angriffe und die Möglichkeit, unsere Luftabwehr und elektronische Kriegsführung in der Region Charkiw zu verstärken“, schrieb Selenskyj auf Telegram. „Wir halten unsere Positionen, die Hauptsache ist jetzt eine effiziente Logistik.“
Der Militärexperte Petro Tschernik zweifelte im ukrainischen Fernsehen die Fähigkeit der Streitkräfte Russlands zur Eroberung der Millionenstadt an. „Diese Stadt wird schon seit zwei Jahren zur Festung ausgebaut“, sagte er. Die vergleichsweise kleinere Stadt Bachmut mit ursprünglich 70 000 Einwohnern habe sich den russischen Angriffen zehn Monate lang widersetzt.
Neben den militärischen seien von der Stawka auch diplomatische Bemühungen erörtert worden, beispielsweise zur Beschaffung neuer Luftabwehrsysteme. Selenskyj hat in den vergangenen Wochen von den westlichen Partnern wiederholt weitere Flugabwehrwaffen für die Ukraine gefordert. In einem Fernsehinterview sagte er am Sonntag, sein Land brauche zumindest 25 US-Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot, um die ukrainischen Städte ausreichend zu schützen.
Russischer Angriff trifft Saporischschja schwer
Bei einem russischen Raketenangriff auf die südliche Großstadt Saporischschja kamen am Montag nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen ums Leben. Weitere acht Menschen wurden verletzt, als russische Raketen in einer Industrieanlage einschlugen. Wie der örtliche Militärverwalter Iwan Fjodorow weiter auf Telegram mitteilte, wurden 14 Gebäude beschädigt, darunter eine Gesundheitseinrichtung. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden. Die Stadt Saporischschja liegt etwa 55 Kilometer nördlich des gleichnamigen Kernkraftwerks, das seit über zwei Jahren von russischen Truppen besetzt ist.
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung eine Reihe russischer Angriffe gegen Stellungen in der Region Nowopawliwka südlich von Saporischschja zurückgeschlagen. Der Generalstab in Kiew teilte in seinem Lagebericht am Abend mit, russische Bodentruppen seien insgesamt 20 Mal mit Artillerie- und Luftunterstützung gegen die Stellungen der ukrainischen Verteidiger angestürmt.
Eine Reihe russischer Angriffe wurde auch aus der Region um Cherson im Süden des Landes gemeldet. Dort versuchten russische Bodentruppen, die von Ukrainern gehaltenen Brückenköpfe am linken Ufer des Dnipro einzudrücken. Diese Angriffe seien abgewiesen worden, hieß es. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden./cha/DP/mis
. . .
Ukraine bereitet weiteren Schutz für Charkiw vor
KIEW (dpa-AFX) – Unter dem Vorsitz des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj haben die führenden Militärs in Kiew am Montag über weitere Maßnahmen zum Schutz der ostukrainischen Großstadt Charkiw beraten. „Das Hauptthema war Charkiw, die Verteidigung der Stadt gegen russische Angriffe und die Möglichkeit, unsere Luftabwehr und elektronische Kriegsführung in der Region Charkiw zu verstärken“, schrieb Selenskyj auf Telegram über die Sitzung der Stawka, des Oberkommandos der ukrainischen Armee. Nach Dafürhalten der ukrainischen Militärs könnte die nächste russische Großoffensive gegen Charkiw gerichtet sein. „Wir halten unsere Positionen, die Hauptsache ist jetzt eine effiziente Logistik“, umriss Selenskyj die Lage an den Fronten.
Neben den militärischen Maßnahmen seien auch diplomatische Schritte, wie beispielsweise zur Beschaffung neuer Luftabwehrsysteme, erörtert worden. Selenskyj hat in den vergangenen Wochen von den westlichen Partnern wiederholt weitere Flugabwehrwaffen für die Ukraine gefordert. In einem Fernsehinterview sagte er am Sonntag, sein von Russland angegriffenes Land brauche zumindest 25 US-Luftabwehrsysteme Patriot, um die ukrainischen Städte ausreichend zu schützen./cha/DP/ngu
Schäden nach neuen russischen Drohnenangriffen in Ukraine
KIEW (dpa-AFX) – Nach neuen russischen Drohnenangriffen in der Ukraine haben Behörden in den südlichen Gebieten Odessa und Mykolajiw von Schäden berichtet. Im Gebiet Odessa haben Trümmer einer abgeschossenen Drohne ein Objekt der Transportlogistik und eine Tankstelle beschädigt, wie die Behörden am Montag mitteilten. Im Gebiet Mykolajiw sei durch abgeschossene Drohnenteile eine Elektroleitung beschädigt worden, wodurch in 14 Ortschaften der Strom ausgefallen sei. Verletzte habe es in den Fällen nicht gegeben. Insgesamt seien 17 von 24 Drohnen abgeschossen worden, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit.
Im Gebiet Saporischschja meldeten die ukrainischen Behörden drei Tote nach und drei Verletzte nach Artilleriebeschuss. Die teils von russischen Truppen besetzten Region Saporischschja ist schwer umkämpft. Moskaus Armee will das annektierte Gebiet komplett unter seine Kontrolle bringen.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Täglich überzieht Moskau das Nachbarland mit Drohnen und Raketenangriffen. Kiew fordert deshalb vom Westen mehr Flugabwehrsysteme, um die Städte besser schützen zu können. Besonders im Osten und im Süden des Landes gibt es neben den Luftschlägen auch massive Artilleriegefechte, bei denen immer wieder Zivilisten sterben./mau/DP/nas
BERICHT: Munitionsproduktion in Gefahr – Europa ist von Chinas „Schießbaumwolle“ abhängig
Um der Ukraine zu helfen und die leer gefegten eigenen Bestände zu füllen, will Europa seine Munitionsproduktion ankurbeln. Abhängig sind die europäischen Rüstungsunternehmen dabei von Lieferungen eines unverzichtbaren Vorprodukts aus China.
Die Dimension sei „dramatisch“, bilanzierte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Treffen mit den Verteidigungsministern der Mitgliedstaaten vor einigen Wochen. Der Ukraine geht an der Front bei der Verteidigung gegen Russland die Munition aus. Vor allem die Artilleriegeschosse. Und die EU kann nicht im Entferntesten die Mengen an Munition liefern, die sie versprochen hatte. Um endlich ausreichend Granaten für die Ukraine zu beschaffen und die eigenen Bestände aufzufüllen, haben sich die Europäer vorgenommen, die Produktion der wichtigsten NATO-Artilleriekaliber bis Ende 2024 auf 1,5 Millionen Stück pro Jahr hochzufahren.
Neue Munitionsfabriken dafür sind – unter anderem bei Rheinmetall in Niedersachsen – bereits im Bau. Doch auch wenn die notwendigen Kapazitäten bald bereitstehen, ist fraglich, ob Europa sein Ziel bei der Munitionsproduktion mittelfristig erreichen kann. Das wird, so warnen mehrere Vertreter der Rüstungsbranche, unter anderem von China abhängen. Denn aus dem mit Russland verbündeten Land importieren die Produzenten zum Großteil einen unabdingbaren Bestandteil der Munition: Nitrozellulose, auch Schießbaumwolle genannt, beziehungsweise deren Vorprodukt Lintern, ein Ausschussprodukt der Baumwollproduktion.
Europa importiere diese Fasern derzeit zu 70 Prozent aus China, dem größten Baumwollproduzenten der Welt, warnte Rheinmetall-Chef Armin Papperger in der „Financial Times“ (FT). Es bestehe ein Risiko, dass China die Lieferung von Lintern aus politischen Gründen stoppen könnte. „Das ist der Grund, dass wir derzeit so viel kaufen wie möglich, um unsere Lager zu füllen“, sagte Papperger. Rheinmetall habe bereits einen Lagerbestand für die kommenden drei Jahre aufgebaut. Bislang träfen auch „jeden Monat“ weitere Lieferungen aus China ein. „Der Punkt ist aber, dass Europa langfristig unabhängig sein sollte“, so der Firmenchef.
Russland kauft auf Umwegen in Europa
Andere zeichnen ein viel dramatischeres Bild. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte kürzlich in Bezug auf die schleppende Munitionsproduktion fest: „Es ist das Pulver, woran es uns derzeit wirklich mangelt.“ Mit „Pulver“ ist bei der modernen Munitionsherstellung hauptsächlich die „Schießbaumwolle“ gemeint, die in der Regel in Feststoff- und Pellet-Form verarbeitet wird. Anders als Rheinmetall-Chef Papperger berichtete unter anderem EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton bereits von Importproblemen. Die Lieferung der Baumwoll-Lintern aus China sei „vor ein paar Monaten wie zufällig“ eingestellt worden, sagte Breton.
„Es gibt eine riesige Unterversorgung mit Nitrozellulose“, zitiert die FT einen namentlich nicht genannten Manager aus der Rüstungsbranche. Das bereite der Industrie auch in anderen Bereichen Probleme. Der Stoff wird etwa in Kunststoffen, Lacken und Klebstoffen sowie in Kosmetikprodukten verwendet.
Beigetragen zu der Knappheit in Europa hat offenbar auch Russland. Das Land hat Berichten zufolge seinen Import von Nitrozellulose nach Beginn seines Kriegs gegen die Ukraine auf 2000 Tonnen im Jahr 2022 verfünffacht und dann 2024 noch einmal verdoppelt. Auch für Russland spielt China als Lieferant eine große Rolle. Der Großteil der zusätzlich eingeführten Menge stammt einem Bericht der „Moscow Times“ allerdings ausgerechnet aus der EU und auch aus den USA. Zwar haben sowohl die EU-Staaten als auch die USA im Rahmen ihrer Sanktionen die Lieferung von Nitrozellulose an Russland verboten. Offenbar haben aber mehrere Hersteller die Schießbaumwolle in großen Mengen an vermeintlich zivile Abnehmer in der Türkei geliefert, die sie an russische Abnehmer weiterverkauften. Quelle: ntv.de, mbo
ANALYSE: „Ein schrecklicher Deal“ – Bericht: So will Trump Russlands Krieg in der Ukraine beenden
Immer wieder prahlt Trump damit, dass er bei einer Wiederwahl einen Deal zwischen Moskau und Kiew aushandeln könnte. Einem Medienbericht zufolge besteht sein Plan darin, die Ukraine dazu zu drängen, Territorium abzutreten. Das stößt auf Kritik.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge in privaten Gesprächen seinen Plan für das Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine skizziert. Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen meldet, gab der Republikaner bekannt, er könne den Krieg beenden, indem er die Ukraine unter Druck setze, einige Gebiete aufzugeben.
Demnach besteht Trumps Vorschlag darin, Kiew dazu zu drängen, die Halbinsel Krim und den Donbass an Russland abzutreten. Ein Insider, der das Thema direkt mit Trump besprochen haben will, erklärte der Zeitung, dass der 77-Jährige intern gesagt habe, dass sowohl Russland als auch die Ukraine „ihr Gesicht wahren wollen, sie wollen einen Ausweg“. Zudem wären die Menschen in Teilen der Ukraine damit einverstanden, Teil Russlands zu sein.
„Eine dumme Idee“
Laut der „Washington Post“ machten Trumps Pläne im vergangenen November während eines Treffens der konservativen Heritage Foundation in Washington die Runde. Nach Angaben mehrerer Personen, die bei der Veranstaltung anwesend waren, beschrieb der ehemalige Trump-Berater Michael Anton die Konturen von Trumps Friedensplan als Abtretung von Territorien, um Putin dazu zu verleiten, seine wachsende Abhängigkeit von China zu lockern.
James Carafano, ein Mitarbeiter der Heritage Foundation, der das Treffen einberufen hatte, lehnte es ab, sich zu der privaten Diskussion zu äußern. Gegenüber der „Washington Post“ kritisierte er aber die Idee, Russland von China abzukoppeln. „Das ist eine dumme Idee“, sagte er. „Alles, was man Russland geben könnte, was es wirklich schätzen würde, würde alle anderen Interessen gefährden. Die Beziehung zwischen Russland und China lässt sich nur lösen, indem man Russland zu einem schwächeren Partner macht“.
„Das ist ein schrecklicher Deal“
Trump hatte in der jüngsten Vergangenheit mehrfach damit geprahlt, dass er im Falle seiner Wiederwahl innerhalb von 24 Stunden ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine aushandeln könnte. Bislang hat sich der 77-Jährige aber geweigert, öffentlich zu erklären, wie das gelingen soll. Russland hat bereits deutlich gemacht, dass es ukrainisches Land jenseits des Donbass und der Krim annektieren will. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schloss Gebietsabtretungen an Moskau immer wieder kategorisch aus.
Emma Ashford, Forscherin der Denkfabrik Stimson Center, sagte dem Blatt, die Abtretung von Territorium für einen Waffenstillstand würde die Ukraine in eine schlechtere Position bringen, ohne die Garantie, dass Russland nach einer Weile die Feindseligkeiten nicht doch wieder aufnimmt. „Das ist ein schrecklicher Deal“, so Ashford.
„Denkt sehr stark in Schubladen“
Russland-Experten bezweifeln, dass Trumps Friedensbemühungen erfolgreich sein könnten. Trumps Team „denkt sehr stark in Schubladen, dass es sich nur um eine Ukraine-Russland-Sache handelt“, sagte Trumps frühere Top-Russland-Beraterin, Fiona Hill, der Zeitung. „Sie betrachten es als einen territorialen Streit und nicht als einen Streit über die Zukunft der europäischen Sicherheit und der Weltordnung insgesamt.“ Die Ukraine und die europäischen Verbündeten würden sich Trumps Bestrebungen um eine Einigung mit Moskau wahrscheinlich widersetzen, so Hill.
„Kein Druckmittel, das die USA haben, wird die ukrainische Führung zu einer Politik zwingen, die innenpolitischer Selbstmord wäre“, sagte Michael Kofman, Russland -Analyst beim Expertenforum Carnegie Endowment, dem Blatt. „Und kein Druckmittel, das die Vereinigten Staaten haben, kann die Ukraine dazu zwingen, Territorium abzutreten oder diese Art von Zugeständnissen zu machen. Dies ist eine Situation, in der, wenn man bereit ist, eine Hand zu geben, die andere Seite sehr rasch den Rest des Arms haben will.“
Trumps Wahlkampfteam wollte keine Fragen der „Washington Post“ zu dem Thema beantworten. „Alle Spekulationen über Präsident Trumps Plan stammen von anonymen und uninformierten Quellen, die keine Ahnung haben, was vor sich geht oder was passieren wird“, sagte eine Sprecherin des Ex-Präsidenten. Anton teilte der Zeitung telefonisch mit, er habe seit 18 bis 24 Monaten nicht mehr mit Trump gesprochen. Zudem bestritt er, etwas über Trumps Pläne für die Ukraine zu wissen. Auf weitere Fragen antwortete er nicht. Quelle: ntv.de, jpe
ZENTRALBANKEN
Zunehmend Zweifel an Fed-Zinssenkungen
Nachdem der jüngste Arbeitsmarktbericht vom Freitag eine andauernnd starke Konjunktur gezeigt hat, setzen immer mehr Händler darauf, dass die Fed den Leitzins in diesem Jahr nur ein- oder zweimal senken wird. Das sind weniger, als die Mitglieder des Offenmarktausschusses FOMC zuletzt selbst prognostiziert hatten – nämlich drei Schritte. Einige wenige Händler wetten sogar darauf, dass die Zentralbank die Zinssätze beibehalten wird.
Patsalides wird Gouverneur der Zentralbank Zyperns
Zyperns Präsident Nikos Christodoulides hat den Ökonomen Christodoulos Patsalides zum Gouverneur der Zentralbank des Landes ernannt. Patsalides, der derzeit Berater des Präsidenten ist, soll sein Amt am 11. April antreten. Er folgt auf Konstantinos Herodotou. Patsalides ist Absolvent der London School of Ecomomics und arbeitete unter anderem für den zyprischen Bankenverband und als Berater.
OeNB: Sehr gutes Jahresergebnis 2023 für Österreichs Banken (inkl. Tabelle)
Die österreichischen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute können mit einem aggregierten Jahresergebnis von rund 14,1 Mrd EUR auf ein sehr gutes Geschäftsjahr 2023 zurückblicken. Das Ergebnis des Jahres 2023 liegt somit um 38,4 % über dem bereits hohen Vorjahresvergleichswert. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung war der Anstieg beim Zinsergebnis um 6,1 Mrd EUR. Für das Jahr 2024 wird erwartet, dass ein schwächeres Kreditwachstum, steigende Refinanzierungskosten sowie eine sich verschlechternde Kreditqualität die Profitabilität der Banken potenziell belasten. Diese sollten daher die sehr gute Ertragslage 2023 nützen, um die Eigenkapitalausstattung weiter zu stärken, und bei der Ausschüttung von Gewinnen entsprechend umsichtig, vorausschauend und zurückhaltend vorgehen.
Die aggregierten Betriebserträge lagen im Jahr 2023 um 5,3 Mrd EUR bzw. 16,6 % über dem Vorjahreswert. Für diese Entwicklung ist fast ausschließlich der Anstieg beim Zinsergebnis (+6,1 Mrd EUR bzw. +31,8 %) verantwortlich, welcher wiederum hauptsächlich auf das Zinsumfeld, hierunter auch die gestiegenen Einlagezinsen der Banken bei der OeNB, zurückzuführen ist.
Das aggregierte Betriebsergebnis ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Mrd EUR bzw. 45,2 % gestiegen. Für diese Entwicklung ist – neben dem Anstieg bei den aggregierten Betriebserträgen – hauptsächlich der Rückgang bei den Abschreibungen und Wertminderungen von immateriellen Vermögenswerten, Sachanlagen und Beteiligungen i.H.v. 2,1 Mrd EUR verantwortlich. Dieser Rückgang zum Vorjahresvergleichswert ist vornehmlich auf außergewöhnlich hohe Wertminderungen von Beteiligungen im Jahr 2022 – vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine – zurückzuführen. Negativ auf das Betriebsergebnis ausgewirkt hat sich zudem eine Steigerung der Verwaltungs- und sonstigen Aufwendungen.
Insgesamt wurde beim aggregierten Jahresergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen ein Wachstum von 38,4 % auf 14,1 Mrd EUR verzeichnet. Für diese Entwicklung ist hauptsächlich das gestiegene Betriebsergebnis verantwortlich. Darüber hinaus wirkten sich verringerte Wertminderungen und Rückstellungen für das Kreditrisiko (‑542 Mio EUR) sowie der Anstieg beim Gewinn aus nicht voll- oder quotenkonsolidierten Tochterunternehmen (+99 Mio EUR) positiv auf das Jahresergebnis aus.
Ein schwächeres Kreditwachstum, steigende Refinanzierungskosten, etwa durch höhere Einlagenzinsen, sowie sich verschlechternde Kreditqualitäten könnten 2024 die Profitabilität im Bankensektor belasten. Zusätzlich erhöht die Inflation den Kostendruck auf die Banken. Vize-Gouverneur Haber empfiehlt daher den Banken nach wie vor, „die gute Ertragslage 2023 zu nützen, um die Eigenkapitalausstattung weiter zu stärken, und bei der Ausschüttung von Gewinnen daher umsichtig, vorausblickend und zurückhaltend zu bleiben.“
MELDUNGEN
. . .
OECD headline inflation stable at 5.7% in February 2024, food inflation continues to slow
Year-on-year inflation in the OECD as measured by the Consumer Price Index (CPI) was stable in February 2024 at 5.7%, having hovered around 6.0% since May 2023 (Figures 1 and 2). Headline inflation fell in three-quarters of OECD countries, with the largest monthly declines recorded in Poland and Sweden and the largest rise in Türkiye. Headline inflation was below 2.0% in seven OECD countries and remained negative in Costa Rica.
Food inflation continued to decline for the 15th consecutive month, reaching 5.3% in February after 6.3% in January, and increasing in only four OECD countries. OECD food inflation was lower than headline inflation for the first time since November 2021. OECD energy inflation increased but remained moderately negative at minus 0.5% in February, despite strong energy inflation in Türkiye and Colombia. OECD core inflation (inflation less food and energy) continued to decline but remained high at 6.4%, reflecting sticky services prices.
Year-on-year inflation was also stable in the G7 at 2.9% in February, its lowest level since April 2021. It increased in Japan, reflecting a base effect, as energy prices had declined significantly in February 2023 with the introduction of energy subsidies. By contrast, the United Kingdom and Germany registered the strongest declines in headline inflation in February 2024. Core inflation was the main contributor to headline inflation in most G7 countries (Figure 3).
In the euro area, year-on-year inflation as measured by the Harmonised Index of Consumer Prices (HICP) declined to 2.6% in February compared to 2.8% in January. The decline in food inflation was about twice as large as that of the OECD, while core inflation declined at a similar pace to that of the OECD. In March 2024, Eurostat’s flash estimate pointed to another decline in euro area headline (to 2.4%) and core inflation (to 2.9% after 3.1% in February), with a slowing decline in energy prices.
In the G20, year-on-year inflation rose to 6.9% in February compared to 6.4% in January, reaching its highest level since March 2023. This rise was driven partly by an increase in headline inflation in China, which turned positive for the first time since August 2023. Headline inflation also increased in Saudi Arabia and Indonesia and jumped even further in Argentina (Table 2). It was broadly stable in Brazil and South Africa. […] Download the full press release.
JPMorgan-Chef Dimon warnt vor stark steigenden Zinsen in USA
Der CEO von JPMorgan Chase, Jamie Dimon, hat vor einem starken Anstieg des Zinsniveaus in den USA auf 8 oder mehr Prozent in den nächsten Jahren gewarnt. Schuldenfinanzierte hohen Staatsausgaben und geopolitische Spannungen erhöhten die Risiken und machten den Kampf gegen die Inflation schwerer, schreibt Dimon in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre der Großbank. „Riesige Staatsausgaben, die Billionen, die jedes Jahr für die grüne Wirtschaft benötigt werden, die Remilitarisierung der Welt und die Umstrukturierung des Welthandels – alles ist inflationär“, heißt es darin.
Yellen hat bezüglich Exporten unangenehme Nachrichten für China
Als US-Finanzministerin Janet Yellen Anfang vergangenen Jahres in der Schweiz mit ihrem chinesischen Amtskollegen zusammentraf, umging sie kontroverse Themen und sprach mit Liu He, dem damaligen Vizepremier Chinas, nur während einer kurzen Kaffeepause Meinungsverschiedenheiten über den Handel an, wie mit dem Treffen vertraute Personen berichten. In den vergangenen Tagen war Yellen in China weniger zurückhaltend. Bei ihrer Reise nach China warf sie den chinesischen Regierungsvertretern vor, zu viele Produkte für eine saubere Energieerzeugung zu exportieren, und forderte Vizepremier He Lifeng und Premier Li Qiang auf, die Industrieproduktion zurückzufahren.
Trump: Bundesstaaten sollen selbst über Abtreibung entscheiden
Der frühere US-Präsident Donald Trump will in der Frage von Schwangerschaftsabbrüchen den Bundesstaaten freie Hand lassen. „Ich bin der Meinung, dass jetzt, wo wir die Abtreibung da haben, wo jeder sie vom rechtlichen Standpunkt aus wollte, die Staaten durch Abstimmung oder Gesetzgebung oder vielleicht beides entscheiden werden. Und was immer sie entscheiden, muss das Gesetz des Landes sein“, sagte Trump am Montag in einem Wahlkampfvideo. Am Ende des Tages gehe es um den Willen des Volkes.
Biden legt neuen Plan zur Reduzierung von Studienkrediten vor
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden will die Studienkredite von fast 30 Millionen Amerikanern reduzieren. Der weitreichende Vorschlag dürfte auf den Widerstand der Republikaner stoßen, die einen früheren Versuch des Weißen Hauses, Kreditschulden in großem Umfang zu erlassen, vereitelt hatten. Der Vorschlag, den Biden am Montag in einer Rede in Wisconsin erläutern wird, ist ein weiterer wichtiger Versuch des Weißen Hauses, sieben Monate vor den Wahlen im November progressive und junge Wähler anzusprechen.
BERICHT: Havanna bittet UN um Hilfe: Kollaps des Sozialismus? Kuba gehen Milch und Weizen aus
Kuba kämpft um sein Überleben. Menschen hungern, teilweise fällt der Strom aus, die Regierung bittet sogar die Vereinten Nationen um Hilfe. Der sozialistische Karibikstaat droht zu kollabieren.
Es ist ein Novum in der Geschichte Kubas: Der sozialistische Ein-Parteien-Staat braucht Hilfe, um seine eigene Bevölkerung zu ernähren. Anfang März hat die sozialistische Führung zum ersten Mal in ihrer Geschichte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen um Hilfe gebeten. Sie will über diesen Weg die Versorgung mit subventioniertem Milchpulver für kubanische Kinder gewährleisten. Denn zuletzt haben nur noch 3 der 15 kubanischen Provinzen die Standardquoten für die Milchversorgung der Kinder erreicht. Der Rest musste importiert werden, doch das kann Kuba nicht mehr finanzieren.
Milch ist jedoch nicht das einzige Problem. Im Februar gaben Regierungsvertreter außerdem zu, dass Kuba Weizen ausgegangen ist. Deshalb wurde die Versorgung der Bevölkerung mit subventioniertem Brot reduziert. Ein weiterer radikaler Kurswechsel, denn Brot, Milch und andere Grundnahrungsmittel werden seit der kubanischen Revolution 1959 staatlich subventioniert für alle bereitgestellt.
Die Führung in Havanna ist offensichtlich verzweifelt. Deshalb geht Kuba einen für seine Verhältnisse ungewöhnlichen Weg, sagt Kuba-Experte Bert Hoffmann, Co-Direktor des Giga-Instituts für Lateinamerika-Studien. „Dieses Gesuch ist etwas, das die kubanische Regierung nicht gerne macht. Das ist natürlich nicht imagefördernd und zeigt deutlich, wie die Regierung die Situation mittlerweile einschätzt. Darüber hinaus haben wir auch in der Energieversorgung einen ähnlich alltäglich erfahrbaren Mangel. Es gibt unglaublich lange Stromabschaltungen. Energieintensive Betriebe werden zeitweise stillgelegt.“
Dauerhafte Wirtschaftskrise
Kuba steckt seit einigen Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise. Das Bündnis von Präsident Miguel Díaz-Canel wollte sie bis vor Kurzem mit radikalen Sparmaßnahmen und großen Preiserhöhungen bekämpfen – beispielsweise sollten die Spritpreise ab Februar um 500 Prozent steigen, Bus- und Bahntickets um mindestens 400 Prozent teurer werden.
Wenig überraschend kamen die Pläne bei der kubanischen Bevölkerung nicht gut an. Die geplanten Preiserhöhungen wurden daraufhin kurzfristig verschoben – offiziell wegen eines „Cybersicherheitsvorfalls durch einen ausländischen Virus in den Systemen für den Treibstoffverkauf“, teilte die Regierung mit – bis heute sind die Sparpläne nur teilweise in Kraft gesetzt worden. „Für bestimmte Abnehmergruppen wurden die Preise hochgesetzt, für andere nicht. Sie haben natürlich das Dilemma, dass die Benzinpreise stark subventioniert sind. Dafür ist aber eigentlich kaum Geld da.Gleichzeitig verschärft es die Lage der Bevölkerung, wenn die Preise hochgesetzt werden“, sagt Hoffmann im ntv-Podcast „Wieder was gelernt“.
Gleichzeitig müsse man feststellen, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Kuba weit auseinandergehe. „Es gibt einen Teil der Gesellschaft, dem geht es prima. Das ist der Teil, der Dollar-Zugang hat. Dann kann man auch in Kuba gut leben. Wer von Dollarströmen abgekoppelt ist, für den ist die Lage sehr prekär geworden“, analysiert Hoffmann.
Wer trägt die Schuld an Kubas Lage?
In Kuba macht Präsident Díaz-Canel offenbar seinen Wirtschaftsminister für die schwere Krise verantwortlich. Er warf Alejandro Gil im Februar aus dem Amt. Im März folgte eine Anklage gegen den Vizepremier wegen nicht näher genannter „schwerer Fehler“. Offenbar werden Gil Korruptionsvorwürfe gemacht. „Die Führung unserer Partei und Regierung hat niemals die Ausübung von Korruption, Täuschung und Gefühllosigkeit zugelassen und wird dies auch niemals tun“, hieß es in einer von Díaz-Canel unterschriebenen Erklärung.
Auch den USA gibt der sozialistische Führer eine Mitschuld: Das amerikanische Handelsembargo und Sanktionen seien für die Misere verantwortlich, heißt es in Havanna. Außerdem verstärken fehlende Einnahmen aus dem Tourismus die katastrophale wirtschaftliche Lage. 2023 kamen nur zwei Millionen Besucher nach Kuba. Die Führung hatte nach dem Ende der Corona-Krise auf fast die doppelte Zahl an Touristen gehofft.
Die offiziell verbotene Opposition im Land macht dagegen hauptsächlich die Planwirtschaft, Korruption und fehlende Reformen für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Für die hatte ausgerechnet der langjährige Staatspräsident Raúl Castro – der jüngere Bruder von Revolutionsanführer Fidel Castro – geworben. Und für einen Neuanfang mit den USA. „Die Prinzipien der Revolution und des Sozialismus“ müssten weiter verfolgt werden, forderte Raúl Castro vor drei Jahren in seiner letzten Rede. Gleichzeitig sei aber ein „respektvoller Dialog“ mit den Vereinigten Staaten nötig. „Raúl Castro hatte eine Art Reformagenda auf die Tagesordnung gesetzt, die aber nicht umgesetzt worden ist“, ordnet Experte Hoffmann ein.
Korruption sei dagegen nicht das zentrale Problem in Kuba. „Nicht, dass es keine gibt, aber es ist im internationalen Vergleich nicht dramatisch. Stattdessen sind interne und externe Gründe verantwortlich. Die Sanktionen der USA machen alles schwieriger. Aber natürlich ist eine Regierung verantwortlich für das, was sie macht“, bilanziert Hoffmann im Podcast.
Abwanderung in die USA
Verstärkt wird die dramatische Situation durch eine Massenabwanderung der Bevölkerung. Allein in den vergangenen beiden Jahren verließen fast 500.000 Kubaner das Land, die Einwohnerzahl ist auf elf Millionen Menschen gesunken. „Viele Kubaner stimmen mit den Füßen ab“, beschrieb der britische „Economist“ die Fluchtbewegung. Die meisten von ihnen zieht es ausgerechnet zum Intimfeind: 425.000 Kubanerinnen und Kubaner migrierten in den Jahren 2022 und 2023 nach Amerika, 36.000 stellten Asylanträge in Mexiko, hat die Denkfabrik Washington Office On Latin America zusammengerechnet. „Wenn Sie an einer kubanischen Universität mit Studis sprechen, haben fast alle im Hinterkopf, wie sie nach oder sogar noch vor dem Abschluss des Studiums außer Landes kommen“, berichtet Hoffmann.
„Wir erleben den Zusammenbruch des sozialistischen Regimes in Kuba“, urteilt das Wirtschaftsmagazin Bloomberg. Die Krise könne nicht behoben werden, „ohne das zentralisierte, staatlich kontrollierte Modell des Landes grundlegend zu ändern.“
Bert Hoffmann ist weniger forsch. Er sieht keinen nahenden Machtverlust der Regierung. Gleichzeitig fehle es an echter Reformbereitschaft. Und darüber hinaus gebe es keinerlei Unterstützung aus den USA, bemängelt der Politikwissenschaftler im Podcast. „Wenn es keinen Reformweg gibt, bleibt im Prinzip nur ein gewaltsamer Weg. Davor schrecken ganz viele Kubaner zurück. Deswegen sehen wir diese Flucht ins Private und ins Ausland. Immigration ist ein großes Ventil für die Unzufriedenheit.“
Kuba wird im November die US-Präsidentschaftswahlen intensiv verfolgen. Zwar lässt sich die Politik von Joe Biden nicht als Kuba-freundlich bezeichnen, doch mit Donald Trump würde sich die Situation des Karibikstaates wahrscheinlich weiter verschlechtern, ist Hoffmann überzeugt. Der ehemalige US-Präsident hatte die Entspannungspolitik von Barack Obama 2017 nach seinem Einzug ins Weiße Haus beendet und anschließend die US-Sanktionen wieder massiv verschärft. Vorrangig, um 2020 die Wahlen in Florida zu gewinnen, wo Auslandskubaner eine große Wählergruppe sind, analysiert Hoffmann. Die Auslandskubaner hoffen auf den Zusammenbruch des Regimes, das die eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren kann. Quelle: ntv.de
Chinesische Staatsbank geht gegen Baukonzern Shimao vor – Aktie bricht ein
Eine staatliche chinesische Bank hat einen Liquidationsantrag gegen das hoch verschuldete Bauunternehmen Shimao Property Holdings gestellt. Die Construction Bank (Asia) Corp reichte laut Mitteilung einen entsprechenden Antrag bei einem Gericht in Hongkong am 5. April ein. Hintergrund des Antrags sind finanzielle Verpflichtungen in Höhe von rund 1,58 Milliarden Hongkong Dollar, umgerechnet rund 186 Millionen Euro. Die Aktie von Shimao Property Holdings brach am Montag um 12,1 Prozent ein. Shimao teilte mit, man werde sich dem Antrag „energisch“ widersetzen und weiter an den vorgeschlagenen Plänen zur Umstrukturierung von Auslandsschulden in Höhe von mehr als 11 Milliarden US-Dollar arbeiten. Eine Anhörung in dem Fall ist für den 26. Juni anberaumt, wie aus den Gerichtsunterlagen in Hongkong hervorgeht.
Schweiz: Die Konkurse haben erstmals seit Beginn der Zeitreihe in drei aufeinanderfolgenden Jahren zugenommen
09.04.2024 – 2023 wurden 15 447 Konkursverfahren eröffnet, 2,9% mehr als 2022. Die finanziellen Verluste aus abgeschlossenen Konkursverfahren sanken im gleichen Zeitraum wieder auf ihren langfristigen Durchschnittswert. Die Zahlungsbefehle erreichten dagegen nahezu einen neuen Rekordwert. Soweit die jüngsten Ergebnisse der Betreibungs- und Konkursstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Im Jahr 2023 wurden 15 447 Firmen- und Privatkonkursverfahren gemäss Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) eröffnet, 438 mehr als im Vorjahr. Obwohl sich das Wachstum mit 2,9% gegenüber den beiden letzten Jahren deutlich verlangsamte (2021: +9,1%; 2022: +6,6%), erreichte die Anzahl Konkurse nach den Jahren 2021 (14 081 Fälle) und 2022 (15 009 Fälle) erneut einen Rekordwert. Damit wurde erstmals seit Beginn der Zeitreihe in drei aufeinanderfolgenden Jahren ein Anstieg registriert.
Mehr Konkurse in der Genferseeregion, weniger im Tessin
Auf regionaler Ebene veränderte sich die Zahl der Konkurseröffnungen 2023 im Vorjahresvergleich nur wenig (weder nach oben noch nach unten). Die grösste Zunahme wurde in der Genferseeregion verzeichnet (+284 Fälle), während der markanteste Rückgang im Tessin festzustellen war (-159 Fälle).
Diese relativ stabile Situation in den Grossregionen lässt sich auch auf kantonaler Ebene beobachten. Die schweizweit moderate Zunahme erklärt sich damit, dass einerseits die Zahl der Konkurseröffnungen in mehr Kantonen zunahm als abnahm und andererseits die Anstiege in absoluten Zahlen tendenziell höher ausfielen als die Abnahmen. Beispielsweise war das grösste positive Wachstum, das im Kanton Waadt registriert wurde (+186 Fälle), höher als der stärkste Rückgang, der wie oben bereits erwähnt im Tessin zu beobachten war.
Finanzielle Verluste von 2 Milliarden Schweizer Franken
Die finanziellen Verluste aus ordentlichen und summarischen Konkursverfahren verringerten sich gegenüber 2022 um 11,7% auf 2 Milliarden Schweizer Franken. In 15 Kantonen wurde eine Abnahme verbucht. Dennoch waren auch markante Anstiege festzustellen, namentlich im Kanton Freiburg, wo die Verluste von 43 Millionen auf nahezu 290 Millionen Franken zunahmen, und im Kanton Zug (+133 Millionen Franken). Die besonders hohen Verluste in diesen beiden Kantonen lassen sich weitgehend auf einige Konkursfälle mit grossen Beträgen zurückführen.
Betreibungen: drei Millionen Zahlungsbefehle
Die Zahl der laufenden Betreibungsverfahren ist nicht verfügbar. In der Statistik werden die Anzahl Zahlungsbefehle, Pfändungsvollzüge und Verwertungen erhoben, d. h. Erlasse der Betreibungsämter. Im Rahmen eines einzelnen Betreibungsverfahrens können mehrere Erlasse wie Zahlungsbefehle ausgestellt werden, insbesondere, wenn mehrere Mitschuldnerinnen bzw. Mitschuldner involviert sind (Ehepaare, gemeinsame Haushalte o. ä.). Dennoch vermittelt die Erhebung dieser Erlasse ein allgemeines Bild der Entwicklung im Betreibungswesen.
Die Zahl der Zahlungsbefehle, die sich während der Pandemiejahre (2020-2022) bei rund 2,7 Millionen eingependelt hatte, stieg im Jahr 2023 sprunghaft um 10,7% auf über 3 Millionen an und näherte sich damit dem Rekordwert aus dem Jahr 2019. Sie erhöhte sich in allen Kantonen, wobei das Wachstum in einer Bandbreite von 5,1% (Appenzell Ausserrhoden) bis 34,4% (Glarus) stark variierte. Die Anzahl Pfändungsvollzüge und Verwertungen lag dagegen im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Gesellschaftsauflösungen aufgrund von Mängeln in der Organisation
Gesellschaftsauflösungen aufgrund von Mängeln in der Organisation (Art. 731b OR) werden von den Konkursen gemäss SchKG getrennt betrachtet. 2023 liefen 2569 solcher Verfahren, was 402 bzw. 13,5% weniger sind als 2022. Besonders deutlich ist der Rückgang im Espace Mittelland (-238 Fälle) und in der Genferseeregion. Umgekehrt wurde die stärkste Zunahme im Kanton Zürich registriert (+64 Fälle).
Download Medienmitteilung
Europa wählt – niedriges Wahlalter als Weg zur Stärkung der Demokratie – Euronews, 2.4.2024
Bei den Europawahlen im Juni Urnengang wurde das Wahlalter in Österreich, Deutschland, Malta und Belgien auf 16 und in Griechenland auf 17 Jahre festgelegt. Jugendorganisationen sehen dies positiv, aber nur als einen ersten Schritt.
In vielen der 27 EU-Staaten beginnen 16-Jährige nicht nur zu studieren, sondern auch zu arbeiten und Steuern zu zahlen.
Sie können sich auch sozial und politisch engagieren. Was die meisten von ihnen jedoch nicht können, ist wählen.
Seit über einem Jahrzehnt kämpft das Europäische Jugendforum (EYF) für die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre.
Die 28-jährige Vorsitzende María Rodríguez Alcázar meint, dies sei ein Weg, die Demokratie zu stärken.
„Wir haben die Möglichkeit, Jugendliche mit Hilfe von Professoren und Lehrern durch den Wahlprozess zu führen, ihnen beizubringen, wie Demokratie funktioniert. Und wir können sie ermutigen, zur Wahl zu gehen. Wir wissen auch, dass Menschen, die schon in jungen Jahren mit dem Wählen beginnen, mit größerer Wahrscheinlichkeit auch später in ihrem Leben wählen gehen.“
Einige unter 18 können dieses Recht bereits bei den Europawahlen im Juni ausüben.
Denn für diesen Urnengang wurde das Wahlalter in Österreich, Deutschland, Malta und Belgien auf 16 und in Griechenland auf 17 Jahre festgelegt.
Nur sechs Abgeordnete jünger als 30 wurden 2019 ins Europa-Parlament gewählt.
Zu ihnen gehörte die spanische Sozialistin Alicia Homs Ginel, die damals 25 war.
Sie befürwortet die Senkung des Wahlalters und sieht junge Menschen als Hüter des EU-Projekts.
„Wir sind eine Generation, die mit diesem Projekt geboren und aufgewachsen ist und vielleicht das Gefühl der Verantwortung hat, das Projekt der Europäischen Union zu schützen“.
Das Bildungsprogramm Erasmus, die Abschaffung der Roaming-Gebühren und das Zugticket Interail waren einige der Maßnahmen, die Ginel als besonders wichtig für das tägliche Leben junger Menschen unterstützte.
Sie ist der Meinung, dass eine neue Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen junger Menschen eine wichtige Priorität darstellt.
An die politischen Parteien, die sich im Wahlkampf befinden, haben die Jugendlichen klare Forderungen.
„Die Parteien müssen über Beschäftigung, Wohnen, psychische Gesundheit, den Kampf gegen die Klimakrise, aber auch darüber sprechen, wie man jungen Menschen mehr Raum in der Demokratie geben kann.“
Und für die jungen Leute, die vielleicht in Erwägung ziehen, bei den nächsten Wahlen zu kandidieren, ist es wichtig zu wissen, dass sie dies nur in 15 Mitgliedsstaaten ab 18 Jahren tun können.
In Bulgarien, Zypern, der Tschechischen Republik, Estland, Irland, Litauen, Lettland, Polen und der Slowakei müssen sie mindestens 21 sein.
In Rumänien müssen die Kandidaten 23 Jahre alt sein, während die Schwelle in Italien und Griechenland bei 25 Jahren liegt.
Zum selben Thema
- Exklusive Umfrage: EU-Verteidigung ist den Wählern nicht so wichtig
- Über die Hälfte der europäischen Wählerschaft hält Klimaschutz für eine Priorität, so eine exklusive Euronews-Umfrage
- Euronews-Umfrage zur Europawahl: Nordische Länder widersetzen sich dem Trend und werden sozialdemokratische Hochburg
Kommunalwahlen in Polen: PiS-Nationalisten liegen laut Prognosen vorn – Euronews, 8.4.2024
Laut Nachwahlbefragungen bei den polnischen Kommunal- und Regionalwahlen liegt die EU-kritische PiS-Partei vorn. Jaroslaw Kaczynski, PiS-Vorsitzender, freute sich: „Wie Mark Twain einmal sagte, ist die Nachricht von meinem Tod stark übertrieben.“
Die nationalkonservative PiS-Partei liegt nach den Nachwahlbefragungen bei den polnischen Kommunal- und Regionalwahlen vorn: Sie erhielt 33,7 Prozent der Stimmen und überholte damit knapp die jetzt regierende Bürgerplattform des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Diese erhielt 31,9 % der Stimmen. Das berichteten polnische Medien unter Berufung auf das IPsos-Institut.
Fast vier Monate nach seinem Amtsantritt sind die Wahlen für Tusks Koalitionsregierung der erste Wahltest. Die Nachwahlbefragung hat eine geringe Fehlerspanne. Die EU-kritische PiS, die Polen von 2015 bis 2023 regierte, ist in dem 38-Millionen-Einwohner-Land demnach weiterhin stärkste politische Kraft.
PiS-Vorsitzender, Jaroslaw Kaczynski, freute sich über die positiven Prognosen für seine Partei: „Wie Mark Twain einmal sagte, ist die Nachricht von meinem Tod stark übertrieben“, sagte er.
Die Wahlbeteiligung wird auf 51,5% geschätzt, weniger, als beim letzten Mal (2018, 54,9%). Polnische Experten äußerten sich besorgt über die geringe Wahlbeteiligung der jüngeren Wähler: Nur 38,6% der Wähler im Alter von 18-29 Jahren kamen zu den Wahllokalen. Gewählt wurde in 16 Regionalverwaltungen.
Zum selben Thema
- Bauernproteste gegen ukrainische Importe: Tusk und Shmyhal vermelden Fortschritte
- Polens Präsident Duda lässt verurteilte PiS-Politiker aus Gefängnis frei
- Eiertanz in Polen um eine Wahlkampfveranstaltung: Kaczyński sagt ab, Tusk sagt zu
- Donald Tusk: Europa befindet sich in einer Vorkriegszeit
- Starker Händedruck: Tusk will gemeinsame Waffenproduktion mit Kiew
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
Deutschland exportiert im Februar weniger – Destatis sieht gegenüber Januar kalender- und saisonbereinigt einen Rückgang um zwei Prozent
Wiesbaden (pte026/08.04.2024/13:59)
Im Februar 2024 sind die Exporte der deutschen Unternehmen gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um zwei Prozent gesunken. Die Importe dagegen stiegen um 3,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute, Montag, mitteilt. Die Exporte sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat Februar 2023 um 4,4 Prozent und die Importe um 8,7 Prozent.
Waren über 132,9 Mrd. Euro
Insgesamt wurden im Februar 2024 Waren im Wert von 132,9 Mrd. Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 111,5 Mrd. Euro nach Deutschland importiert. Die Außenhandelsbilanz schloss im Februar 2024 mit einem Überschuss von 21,4 Mrd. Euro ab. Im Januar 2024 hatte der kalender- und saisonbereinigte Saldo der Außenhandelsstatistik bei plus 27,6 Mrd. Euro gelegen, im Februar 2023 bei plus 16,9 Mrd. Euro.
In die EU-Mitgliedstaaten wurden im Februar 2024 Waren im Wert von 72,9 Mrd. Euro exportiert und es wurden Waren im Wert von 57,5 Mrd. Euro von dort importiert. Gegenüber Januar 2024 sanken die Exporte in die EU-Staaten um 3,9 Prozent und die Importe aus diesen Staaten um 5,7 Prozent. In die Staaten der Eurozone wurden im Februar 2024 Waren im Wert von 50,8 Mrd. Euro (minus 3,6 Prozent) exportiert und es wurden Waren im Wert von 38,1 Mrd. Euro (minus 4,7 Prozent) aus diesen Staaten importiert.
Kaum Drittstaaten-Wachstum
In die EU-Staaten, die nicht der Eurozone angehören, wurden im Februar 2024 Waren im Wert von 22,1 Mrd. Euro (minus 4,6 Prozent) exportiert und es wurden Waren im Wert von 19,4 Mrd. Euro (minus 7,7 Prozent) von dort importiert. In Drittstaaten wurden im Februar 2024 Waren im Wert von 60 Mrd. Euro exportiert und es wurden Waren im Wert von 54 Mrd. Euro aus diesen Staaten importiert. Gegenüber Januar 2024 nahmen die Exporte in die Drittstaaten um 0,4 Prozent und die Importe von dort um 14,7 Prozent zu. (Ende)
Deutscher Sentix-Konjunkturindex steigt im April
Der Sentix-Konjunkturindex für Deutschland ist im April wieder gestiegen. Wie das Beratungsunternehmen mitteilte, erhöhte sich der Index auf minus 20,5 (März: minus 27,9) Punkte und verzeichnete damit den höchsten Stand seit Mai 2023. Der Index der Lagebeurteilung stieg auf minus 36,0 (minus 40,5) Punkte und der Erwartungsindex auf minus 3,5 (minus 14,3), das höchste Niveau seit Februar 2022. „Deutschland bleibt damit trotz des kräftigen Anstiegs das konjunkturelle Schlusslicht“, konstatiert Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Deutsche Produktion steigt im Februar stärker als erwartet
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands ist im Februar deutlicher als erwartet gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhte sie sich gegenüber dem Vormonat um 2,1 und lag um 4,9 (Januar: 5,3) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Der für Januar gemeldete monatliche Produktionsanstieg von 1,0 Prozent wurde auf 1,3 Prozent revidiert.
Deutsche Exporte sinken im Februar unerwartet
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Ausfuhren im Februar unerwartet verringert. Die Exportunternehmen verkauften kalender- und saisonbereinigt 2,0 Prozent weniger im Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten eine Stagnation auf dem Vormonatsniveau prognostiziert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 4,4 Prozent niedriger.
Deutscher Dienstleistungsumsatz steigt im Januar um 2,3%
Der Umsatz im deutschen Dienstleistungssektor ist im Januar deutlich gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, nahmen die Umsätze (ohne Finanz- und Versicherungsdienstleistungen) gegenüber dem Vormonat preis-, saison- und kalenderbereinigt um 2,3 Prozent zu und lagen um 3,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
ZEW: Europäische Verbindlichkeiten fehlen in deutschen Schuldenstatistiken
Deutschlands finanzielle Verbindlichkeiten sind nach einer Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung höher als in den offiziellen Statistiken zur Staatsverschuldung ausgewiesen. Grund dafür sei die Verschuldung der EU, die in den nationalen Daten nicht auftaucht.
Diese europäische Verschuldung führe zu verdeckten Lasten, die bald schon etwa 10 Prozent der deutschen Staatsschuld ausmachten, so das Mannheimer Institut.
Besonders der Corona-Wiederaufbauplan „Next Generation EU“ bringe mit seinen schuldenfinanzierten 750 Milliarden Euro finanzielle Verpflichtungen für Deutschland mit sich, die in der deutschen Schuldenstatistik fehlten.
Siehe dazu
Die Überdeckung der Next Generation EU-Schulden im neuen EU-Eigenmittelbeschluss: Ausmaß und Haftungskonsequenzen – List Forum, 2021
ABSTRACT: Diese Analyse befasst sich mit der Absicherung der EU-Schulden, die gemäß dem neuen EU-Eigenmittelbeschluss zur Finanzierung des EU-Corona-Wiederaufbauplans Next Generation EU (NGEU) aufgenommen werden sollen. Diese Absicherung erfolgt unter anderem durch eine gesonderte Eigenmittel-Nachschussverpflichtung der EU-Mitgliedstaaten im Umfang von 0,6 % des nationalen Bruttonationaleinkommens (BNE). Simulationen zeigen, dass diese 0,6 % des BNE eine sehr starke Überdeckung darstellen, weil damit ein Tilgungspotenzial durch den EU-Haushalt geschaffen wird, welches den durch NGEU verursachten Rückzahlungsbedarf auch unter sehr vorsichtigen Annahmen zum BNE-Wachstum um ein Vielfaches übersteigt. Die Studie beleuchtet darüber hinaus die Signale, Anreize und Haftungskonsequenzen, die sich aus dieser weitreichenden Überdeckung der Corona-Schulden ergeben. Die bis zum Jahr 2058 reichende umfangreiche Tilgungsfähigkeit des EU-Haushalts geht weit über den eigentlichen NGEU-Bedarf hinaus und kann als Signal verstanden werden, dass in den kommenden Jahrzehnten bei Bedarf rasch neue EU-Verschuldungsfenster geschaffen werden können. Der Beitrag beleuchtet außerdem eine weitere Konsequenz der Überdeckung in Bezug auf die maximal denkbare Haftung des Bundeshaushalts für die NGEU-Schulden. Die Berechnungen zeigen, dass diese Haftung faktisch nicht wie beim Europäischen Stabilitätsmechanismus auf eine Teilschuld des Fonds begrenzt ist.
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
WIEN | Sonntagsfrage Landtagswahl IFDD/W24
SPÖ: 36% (-1)
FPÖ: 21%
ÖVP: 11%
GRÜNE: 11%
NEOS: 8%
BIER: 8% (+1)
KPÖ: 4% (+1)
Sonstige: 1% (-1)
Änderungen zur letzten Umfrage vom 23. Dezember 2023
Eine Million Downloads: Wiens Destinations-App „ivie“ durchbricht Schallmauer
Wien (OTS) – Eine Million Downloads zählt die City Guide App des WienTourismus „ivie“ seit ihrem Launch 2020. Gäste und Bewohner:innen Wiens führt sie durch bekannte wie unentdeckte Orte der Stadt – in rund 20 Stadt-Spaziergängen und Führungen mit mehr als 1.000 Einträgen, von Sehenswürdigkeiten bis zu Trinkbrunnen.
Diese Medien-Info inklusive Bildmaterial online.
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, Präsident des WienTourismus: „Wer Wien kennenlernen oder sein Wissen vertiefen will, hat mit ‚ivie‘ eine kundige Begleiterin in der Tasche. Mehr und mehr Menschen nutzen den digitalen Städteguide, um Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps abseits ausgetretener Pfade zu erkunden. Mit ‚ivie‘ präsentieren wir die Vielfalt von Wiens Visitor Economy, die sich in den zahlreichen Grätzeln der Stadt findet, und bieten Wiens Tourismusinstitutionen eine breite Bühne. Ich gratuliere dem Team des WienTourismus, das seine App laufend spannender macht, herzlich zum Durchbrechen der Schallmauer von einer Million Downloads.“
Tourismusdirektor Norbert Kettner: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck – sie muss den Menschen nutzen. Diesen Zugang verfolgen wir maßgeblich bei der Weiterentwicklung unserer Destinations-App ‚ivie‘, die wir für Gäste wie auch Wiener:innen laufend um neue Angebote ergänzen. Der hohe Zuspruch, den ‚ivie‘ durch bereits eine Million Downloads erreicht, ist Auszeichnung und Auftrag zugleich. Künftig wollen wir ‚ivie‘ noch stärker dafür nutzen, unser Publikum zum fußläufigen – und damit klimaschonenden – Erkunden der gesamten Stadt zu animieren.“
Ganz Wien am Smartphone: mit „ivie“ Wien-Expert:in werden!
Die Destinations-App „ivie“ des WienTourismus wurde eine Million Mal downgeloadet – allein 2023 zählte sie rund eine halbe Million aktive Nutzer:innen. Sie ist kostenlos in den Sprachen Deutsch und Englisch für iOS und Android erhältlich. Rund 20 Spaziergänge und Führungen – genannt „Walks“ und „Guides“ – vermitteln Informationen zu Wiener Klassikern wie Sisi, der Ringstraße oder Ludwig van Beethoven, aber auch moderne Architektur, das Leben in Wiens Grätzeln, kuriose Museen oder Highlights für die LGBT-Community. Kinder kommen ebenso zum Zug wie Fans des morbiden Wien, Geschichts- oder Musikinteressierte. Mehr als 1.000 über die gesamte Stadt verteilte Einträge zu Sehenswürdigkeiten, spannenden Erlebnissen und Nützlichem wie Trinkbrunnen oder öffentliche Toiletten machen den City Trip nach Wien zum Abenteuer. Wiener:innen erhalten mit „ivie“ eine praktische Begleiterin, die ihnen auch neue Seiten ihrer Stadt offenbart. Das Angebot wird laufend erweitert. Über die App kann außerdem die Vienna City Card gekauft werden. Sie bietet Freifahrt in Wiens öffentlichen Verkehrsmitteln und zahlreiche Rabatte für Museen, Sehenswürdigkeiten, Kulturangebote, Gastronomie oder Beherbergungsbetriebe. Als erste umweltzertifizierte Gästekarte der Welt ist sie die ideale Ergänzung zur App.
Links:
„ivie“ – jetzt kostenlos herunterladen: ivie.vienna.info
Vienna City Card (VCC): https://www.wien.info/de/reiseinfos/vienna-city-card-und-ivie
Rückfragen & Kontakt:
Walter Straßer
Tel. +43 1 211 14 – 111
walter.strasser@wien.info
Marie-Therese Tropsch
Tel. +43 1 211 14 – 117
marie-therese.tropsch@wien.info
MEDIZIN
ME/CFS-Experte: Patienten-Umgang einer der „größten Medizinskandale“
Der Long Covid-Spezialist und Neurowissenschafter David Putrino fordert bei post-akuten Infektionssyndromen (PAIS) wie ME/CFS mehr Bewusstsein ein. Diese durch Corona stark angestiegenen Krankheiten dürften keinesfalls als „psychisch“ fehlgedeutet werden, sagte der Professor für Rehabilitation an der Icahn School of Medicine (Mount Sinai/New York) im APA-Interview. Im Umgang mit ME/CFS-Betroffenen sieht er einen der „größten Skandale des letzten Jahrhunderts in der Medizin“.
Wissenschafter und Wissenschafterinnen, die post-akute Infektionssyndrome wie Long Covid/Post Covid oder die Multisystemerkrankung ME/CFS untersuchen, müssten „ständig für die Tatsache eintreten, dass das, womit wir es zu tun haben, eine organische Krankheit ist“. Dies sei bedauerlich, sagte Putrino zu der auch in Teilen der Wissenschaft bzw. Ärzteschaft in Österreich nach wie vor bestehenden Diskussion, inwieweit derartige Syndrome überhaupt somatische (körperliche) Ursachen haben. Zuletzt hatten Patienten-Organisationen in Österreich, aber auch heimische Wissenschafter und Wissenschafterinnen davor gewarnt, post-akute Infektionssyndrome als psychische oder psychosomatische Erkrankungen fehlzudeuten.
„Medizin-Skandal“
„Viele Leute haben das gesagt – und ich stimme voll und ganz zu -, dass dies einer der größten Skandale des letzten Jahrhunderts in der Medizin ist: Die Art und Weise, wie Menschen mit ME/CFS, Long-Covid, chronischer Lyme-Borreliose und anderen post-akuten Infektionssyndromen behandelt wurden. Wir sind fest entschlossen, das zu ändern. Wir sind fest entschlossen, die Wissenschaft zu betreiben, die uns zu umsetzbaren Behandlungen und vielleicht sogar eines Tages zu Heilungen bringt“, sagte der Professor für Neurowissenschaft. Putrino ist auch im wissenschaftlichen Beirat der von der Wiener Bäckerei-Familie Ströck gegründeten WE&ME-Stiftung vertreten, die sich der Erforschung von ME/CFS verschrieben hat.
Verhaltens- und Bewegungstherapie funktionieren nicht
„Die letzten 60 bis 70 Jahre, in denen versucht wurde, diese Krankheit mit psychologischem Management und Bewegung zu behandeln, sind kläglich gescheitert“, betonte Putrino. Es gebe „keine einzige“ peer-reviewte Studie, die zeigt, dass kognitive Verhaltenstherapie (KVT bzw. CBT) oder sogenannte abgestufte Bewegungstherapie (Graded exercise therapy/GET) „irgendeine Rolle“ bei der Heilung von Menschen mit ME/CFS oder Long-Covid spielen, „die nicht von seriösen Wissenschaftern völlig diskreditiert wurde“. Verhaltenstherapie und Bewegungstherapie seien nichtsdestotrotz Werkzeuge, nach denen gegriffen wird, „weil sie billig sind“ und somit „attraktiv für Regierungen“. Damit helfe man aber nicht: „Es ist eine so negative Situation, die schon seit Jahrzehnten andauert.“
„Medical Gaslighting“ auch in den USA
Auch in den USA würden ME/CFS- oder Long-Covid-Betroffene weiterhin von „Medical Gaslighting“ betroffen sein (dem Absprechen bzw. Bagatellisieren ihrer Symptome) – seitens „medizinischen Fachkräften, die in der Fachliteratur nicht auf dem neuesten Stand sind“, so Putrino. Ärzte, die den Betroffenen eine psychosomatische oder psychologische Erkrankung attestieren, würden aber am „Rand“ stehen.
„Wir wissen – übrigens ohne den geringsten Zweifel, die wissenschaftliche Arbeit dazu ist erledigt -, dass Menschen mit einem post-akuten Infektionssyndrom (wie etwa ME/CFS oder Long-Covid) körperliche Veränderungen haben, die messbar sind. Und das kann nicht durch eine psychosomatische oder psychische Erkrankung erklärt werden“, so Putrino. ME/CFS ist seit 1969 seitens der Weltgesundheitsorganisation WHO beschrieben und auch anerkannt, wird aber bis heute nicht ausreichend verstanden und erforscht. Als Auslöser gelten in erster Linie bakterielle oder virale Infektionen. Auch Operationen oder u.a. Traumata werden von Patienten als mögliche Trigger genannt.
Putrino verwies darauf, dass man mittlerweile u.a. signifikante und klare Veränderungen der neuroendokrinen Funktion gemessen habe, „also Veränderungen des Testosteronspiegels, des Östrogenspiegels und des Cortisolspiegels“. „Das sind übrigens Veränderungen, die eigentlich das Gegenteil von denen sind, die im Laufe der Jahre mit Angstzuständen und Depressionen in Verbindung gebracht wurden“, betonte er. Man sehe auch Veränderungen in der Immunfunktion, „die darauf hindeuten, dass der Körper über einen längeren Zeitraum gegen etwas kämpft“. „Wir sehen also Dinge wie T-Zell-Erschöpfung und dass (…) andere Viren, die zuvor latent waren, wie z.B. Herpesviren, im Körper reaktiviert werden.“
Auch kognitive Veränderungen, Veränderungen des autonomen Nervensystems, „die messbar und objektivierbar sind“, wie posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS), seien feststellbar. Dies sei „keine psychosomatische Veränderung“. Es sei bedauerlich, dass das immer noch eine Frage ist, sagte er. „Die Wissenschaft ist gefestigt und kein seriöser Wissenschafter wird Ihnen sagen, dass es sich um psychische Krankheiten handelt.“
Patienten miteinbinden
Auch plädiert der Experte dafür, die Patienten sowohl bei ihrer Behandlung als auch bei der Forschung stark einzubinden: „Ein wirklich gutes Beispiel dafür ist eines der Hauptsymptome sowohl von ME/CFS als auch von Long-Covid: Post-Exertional Malaise“, sprach Putrino die schwere Belastungs-Erholungsstörung PEM an, die laut Experten wie Kathryn Hoffmann von der MedUni Wien als Kardinalsyndrom von ME/CFS gilt. Seit Jahrzehnten würden „sogenannte ME/CFS- und Long-Covid-Forscher“ PEM „wegerklären oder missverstehen“, so Putrino. „Manchmal unterscheiden sie es nicht einmal von Müdigkeit, was ein großer Fehler und ein grundlegendes Missverständnis ist.“ Auch werde PEM allen möglichen psychologischen Problemen zugeordnet.
Die Betroffenen selbst wüssten aber, dass PEM keine Müdigkeit ist. Viele seien früher Sportler gewesen oder auf Berge geklettert und würden die Forscher regelrecht „anschreien“, dass sie wissen, wie sich Müdigkeit anfühlt. Es brauche nur Forscher, „die sich das tatsächlich anhören, um die Einsicht zu gewinnen: Was wäre, wenn wir über das Psychologische hinausblicken?“ Man müsse tiefer blicken als bei Standard-Labordiagnosen, die der Hausarzt durchführt. „Und ich möchte es klarstellen: Jedes Mal, wenn ein Forscher das getan hat, hat er etwas gefunden“, verwies er etwa auf Arbeiten von Rob Wüst von der Universität Amsterdam, die zeigen, dass bei Personen mit PEM „abnormale, schädigende Proteine in den Muskeln“ produziert werden.
Schaut man genau hin und folgt den Instinkten der Patienten, dann lerne die Forschung, so Putrino. Daher sei die Teilnahme an Patienten-organisierter Forschung oder Symposien wichtig, verwies er etwa auf eine von Betroffenen organisierte Online-Konferenz im Mai (Titel: „UniteToFight“), bei der er auch selbst als Redner teilnehmen wird und die für jeden frei zugänglich ist. Bei dieser laut den Initiatoren bisher größten internationalen Tagung (15./16. Mai, https://unitetofight2024.world) sind zahlreiche renommierte Experten versammelt. Neben Putrino sind u.a. die Immunologin Akiko Iwasaki von der Yale University (USA), der deutschen Stigmatisierungsforscher und Psychiater Georg Schomerus von der Universität Leipzig oder die ME/CFS-Spezialistin Carmen Scheibenbogen von der Berliner Chariete als Redner angekündigt.
Auch brauche es weltweit Aufklärungskampagnen wie jene in den 1980er-Jahren zu Aids, so Putrino: „Ich halte das für absolut entscheidend.“ Die meisten Menschen würden sich schlicht nicht bewusst sein, was mit Betroffenen von post-akuten Infektionssyndromen passiert. Man müsse „ein Licht darauf werfen, um zu zeigen, wie Menschen mit ME/CFS leben: Ohne medizinische Versorgung und mit einer völligen Verleugnung der Tatsache, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmt“. Dies werde viele Menschen „auf der ganzen Welt wütend machen – und Wut führt zum Handeln“. Viele Menschen seien sich auch nicht bewusst, dass auch sie von Long-Covid (und der stärksten Ausprägung ME/CFS) betroffen sein könnten. Angesichts der Häufung der Fälle müsse man mittlerweile von einer Long-Covid-„Epidemie“ sprechen, meinte Putrino.
Prävention gegen SARS-COV-2-Infektion
Eindeutig klar sei die Ursache für Long bzw. Post Covid, betonte Putrino, „nämlich eine SARS-COV-2-Infektion“. Daher plädiert er für Prävention: „Natürlich gibt es Impfungen, aber es gibt auch HEPA-Filter. Es gibt auch eine gute Belüftung in den Räumen.“ Auch könne man mit ultravioletten Lichtsystemen Viren vernichten. „Und natürlich gibt es Masken.“ Die Maßnahmen seien nicht teuer, betonte er: „Das Öffnen eines Fensters ist recht kostengünstig.“ Auch um mit UV-Lichtsystemen große Mengen an Quadratmetern abzudecken, wären „nur ein paar 1.000 US-Dollar“ nötig. Seine einzige Bitte an die politisch Verantwortlichen sei es, „der eigenen Forschung zu folgen“, wie er mit Blick auf die Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) sagte: Deren Zahlen zufolge ist die Anzahl der Menschen mit Long-Covid in den USA zuletzt von 5,3 auf 6,8 Prozent gestiegen (Jänner 2024).
„Wir können uns wünschen, dass es nicht wahr ist“, sagte er zu den Ursachen – aber dies ändere nichts. „Alle wollen zurück zur Normalität. Das Problem ist, dass wir nicht die Zauberstäbe haben, um das zu erreichen.“ Es sei politisch einfach, schlicht so zu tun, als würde Prävention nicht funktionieren. Man müsse aber verstehen – „und wir haben dieses Verständnis aus der Forschung“ -, dass dieses Vorgehen „in zehn oder 15 Jahren zu katastrophalen Folgen führen wird“, warnte Putrino mit Blick auf die Langzeitschäden von wiederholten Infektionen. „Oder wir könnten tatsächlich die Ärmel hochkrempeln und versuchen, die Probleme direkt anzugehen. Und das ist es, was wir jetzt von der Politik brauchen.“
Vor Umbruch bei Prostatakrebs-Screening
Das Prostatakrebs-Screening steht vor einem Umbruch. Im Jänner dieses Jahres hat eine Studienanalyse mit maßgeblicher Beteiligung von Wiener Experten nachgewiesen, dass die Tastuntersuchung „digital rektal“ die Aussagekraft zusätzlich zu einem PSA-Bluttest nicht erhöht. Jetzt zeigt eine weitere Studie unter Wiener Federführung, dass MR-Untersuchungen unnötige Biopsien zum größten Teil verhindern.
In Österreich erhalten pro Jahr rund 5.000 Männer eine Prostatakrebsdiagnose. Die Zahl der jährlichen Todesopfer liegt bei etwa 1.200. Die Österreichische Krebshilfe empfiehlt allen Männern, ab dem Alter von 45 Jahren regelmäßig eine Prostata-Früherkennungsuntersuchung beim Urologen durchführen zu lassen. Herkömmlicherweise besteht sie aus einer Tastuntersuchung der Prostata (digital rektale Untersuchung), einer Blutabnahme zur PSA-Bestimmung (Prostata-spezifisches Antigen; Anm.) und einer Ultraschalluntersuchung der Niere sowie des Unterbauches zur Beurteilung der Prostatagröße und der Blasen-Entleerungsfähigkeit. Im Verdachtsfall erfolgt dann eine Ultraschall-gestützte Biopsie.
Biopsien häufig unnötig
Das Problem: Es kommt relativ häufig zu unnötigen Biopsien. Die Unterscheidung, ob es sich bei einer allfällig festgestellten bösartigen Veränderung in der Prostata im Frühstadium um eine gefährliche Karzinomerkrankung handelt oder nicht, ist schwierig. Trotzdem wird die Früherkennung natürlich empfohlen, um im Fall des Falles möglichst schonend und erfolgreich behandeln zu können. Eine Erhöhung des PSA-Werts ist auf jeden Fall ein Alarmsignal. In den vergangenen Jahren wurde die nicht invasive Magnetresonanzuntersuchung (MR; MRI) immer häufiger in diesem Anwendungsgebiet erforscht und auch angewendet. So erfolgt bei einem ersten Verdacht auf ein Prostatakarzinom immer öfter eine MR-Untersuchung vor einer Biopsie, diese wird auch immer häufiger MR-gestützt vorgenommen.
Ein internationales Wissenschafterteam mit dem Erstautor Tamas Fazekas von der Universitätsklinik für Urologe der MedUni Wien/AKH hat jetzt in JAMA Oncology, einer Veröffentlichung der amerikanischen Ärztegesellschaft, eine Analyse der wissenschaftlichen Studien zum Wert der Magnetresonanzuntersuchung beim Prostatakrebs-Screening publiziert (doi: 10.1001/jamaoncol.2024.0734) . Darin wurden die Daten von 80.114 Männern aus zwölf Studien ausgewertet. Verglichen wurde die Genauigkeit der herkömmlichen Screening-Untersuchungen mit PSA-Test auf erhöhte Werte und dann eine Biopsie mit einem Vorgehen via anfänglicher MR-Untersuchung.
MR-Bildgebung weist erhöhte Trefferquote auf
Die Ergebnisse der Analyse der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur sprechen für ein Screening auf Prostatakrebs mit Magnetresonanzuntersuchungen. Schied man MR-Befunde mit sehr unwahrscheinlichem oder unwahrscheinlichem Vorliegen eines klinisch signifikanten Karzinoms aus (Pi-RADS-Einteilung) aus, zeigte sich mit MR-Bildgebung eine um mehr als das Vierfache (Faktor 4,15) erhöhte Trefferquote, was das wirkliche Vorliegen eines Karzinoms bei einem positiven Befund betraf. Gleichzeitig reduzierte sich damit die Häufigkeit einer vorgenommenen Biopsie um 72 Prozent, nicht wirklich bedeutsame Prostatakarzinome wurden um zwei Drittel weniger häufig diagnostiziert. Bei Karzinomen, die eine reale Gefahr für die Betroffenen darstellten, war die Strategie via Magnetresonanzuntersuchung genauso exakt wie die herkömmliche mit PSA-Test und dann Vornahme einer Biopsie.
Tamas Fazekas und seine Co-Autoren mit dem Chef der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien/AKH, Shahrokh Shariat, als einem der ebenfalls federführenden Beteiligten: „Die Resultate (…) deuten darauf hin, dass ein Integrieren von MRI-Untersuchungen im Vergleich zu Screening mit PSA-Tests in die Früherkennung mit einer geringeren Zahl von unnötigen Biopsien und Überdiagnosen von nicht signifikanten Prostatakarzinomen bei gleich bleibenden Erkennungsraten führt.“
Erst im Jänner dieses Jahres hatten Akihiro Matsukawa (Universitätsklinik für Urologie; MedUni Wien/AKH) und ein internationales Wissenschafterteam mit Beteiligung von japanischen, iranischen, russischen und rumänischen Experten eine umfassende Analyse der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur zu dem Wert der digitalen rektalen Tastuntersuchung im Rahmen von Prostatakarzinom-Screenings durchgeführt. Die dabei verwendeten Studien umfassten die Daten von fast 86.000 Probanden.
Das Ergebnis, wie die Autoren in European Urology Oncology“ (doi: 10.1016/j.euo.2023.12.005 ) berichteten: Die Häufigkeit der Entdeckung eines Prostatakarzinoms war bei digitaler rektaler Untersuchung deutlich geringer als per PSA-Test. Die Kombination beider Methoden brachte keinen Mehrwert im Vergleich zum PSA-Test, der in jede Labor-Routineuntersuchung aufgenommen werden kann. „Unsere Übersichtsarbeit zeigt, dass die Screening-Leistung der digitalen rektalen Untersuchung nicht besonders eindrucksvoll ist. Das könnte dafür sprechen, dass sie in der Untersuchungsroutine nicht mehr notwendig sein könnte“, schrieben die Fachleute. Die deutsche Ärztezeitung titelte dazu: „Finger weg von der Prostata?“ Es könnte also durchaus sein, dass das Screening auf Prostatakrebs in absehbarer Zeit völlig anders als derzeit erfolgt.
Debatte um höhere Cannabisgrenzwerte im Straßenverkehr hält an
Berlin – Die Debatte um die von einer Expertenkommission empfohlenen Anhebung des Cannabisgrenzwerts im Straßenverkehr ebbt nicht ab. Die Union erneuerte ihre Kritik, es gibt aber auch Befürworter.
„Dass sich die Verkehrssicherheit für jedermann damit nachhaltig verschlechtern wird, bestreitet niemand“, sagte der verkehrspolitische Sprecher, Thomas Bareiß (CDU), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Ich bin der Auffassung, dass man Konsum und Verkehrssicherheit schwer unter einen Hut bekommt.“
Die Kommission hat eine Erhöhung auf 3,5 Nanogramm des Cannabiswirkstoffs THC pro Milliliter im Blutserum vorgeschlagen. Dieser Wert sei vom Risiko vergleichbar mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,2 Promille. Bareiß plädierte dafür, die derzeitige Regelung von einem Nanogramm pro Milliliter Blutserum beizubehalten.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte den Funke-Zeitungen, er erwarte „fatale Auswirkungen“ der Cannabisteillegalisierung auf die Unfallzahlen. „Das war ein Grund, warum ich von Anfang an klar gegen die Freigabe war.“
Der Vize-Fraktionschef der SPD-Bundestagsfraktion, Detlef Müller, sprach sich hingegen für den Vorschlag der Kommission aus. „Der Grenzwert für die im Straßenverkehr zulässige THC-Höchstmenge im Blut sollte sich an den Vorschlägen der Expertengruppe orientieren, die auf einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien basieren“, sagte Müller den Funke-Zeitungen.
„Dringend eine Lösung“ müsse aber in Fragen im Bereich der Regelungen und Grenzwerte für den Mischkonsum von Alkohol und Cannabis gefunden werden, fuhr Müller fort. Auch die Empfehlung der Kommission, inwieweit ein absolutes Alkoholverbot bei Cannabiskonsum insbesondere bis zum 21. Lebensjahr gelten soll, diskutiere die SPD-Fraktion.
Zentral seien außerdem klare Vorgaben für Fahrpersonal im öffentlichen Verkehr mit Bussen, Bahnen und Straßenbahnen. „Für die Sicherheit sollte klar geregelt sein, dass THC im Dienst verboten bleibt.“ © afp/aerzteblatt.de
UMWELT – KLIMAWANDEL
Klimawandel: Tropische Tierarten des Atlantiks drängen ins Mittelmeer
Die einzigartige Tierwelt des Mittelmeeres wird durch eine Invasion tropischer Arten aus dem Atlantik bedroht, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Die globale Erwärmung schwächt eine kühle Auftriebsströmung entlang Nordwestafrikas, die bisher eine Barriere gegen Wärme gewohnte Eindringlinge war. Sie können dadurch weite Teile des Mittelmeeres erobern und die derzeitigen Bewohner verdrängen, schrieben die Forscher im Fachmagazin „PNAS“.
Fast die Hälfte der Mittelmeer-Fauna kommt weltweit nirgendwo anders vor, so das Team um Paolo Albano von der „Stazione Zoologica Anton Dohrn“ in Neapel (Italien), der zuvor an der Uni Wien tätig war. Weil sich das Gewässer durch den Klimawandel rasch erwärmt, kollabiere aber seine Artenvielfalt laut Berichten in manchen Gebieten bereits. Aus dem Suezkanal gebe es bereits eine „biologische Invasion“ durch Arten des Indopazifiks.
Auch vom Westen droht nun Gefahr, berichten die Forscher, zu denen auch Stefan Dullinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien gehört: Vergleichsdaten aus der „Eem-Warmzeit“ vor 116.000 Jahren haben gezeigt, dass selbst bei einer „moderaten“ Klimaerwärmung mit 1,1 bis 2,6 Grad Erwärmung bis zum Jahr 2100 im Vergleich zum Jahr 2000 (Klimaszenario RCP 4.5 des Weltklimarats IPCC) tropische Arten aus dem Atlantik bis 2050 uneingeschränkten Zugang zu weiten Teile des Mittelmeers fänden. Bei einem fast ungebremsten Klimawandel mit 2,6 bis 4,8 Grad Erwärmung (Klimaszenario RCP 8.5) wäre das Mittelmeer im Jahr 2100 gleichsam ein tropisches Meer.
Service: Studie online: https://doi.org/10.1073/pnas.2320687121
INTERNET – IT – KI – KOMMUNIKATION
Viele haben Zugriff auf Handy des Partners – BITKOM-Umfrage zeigt jedoch auch: 34 Prozent schließen zu viel Transparenz kategorisch aus
Berlin (pte023/08.04.2024/12:30) – Mehr als ein Drittel (38 Prozent) hat schon einmal dem Partner Zugriff auf das eigene Smartphone gewährt: 41 Prozent sind es bei den Frauen und 35 Prozent bei den Männern. Weitere 23 Prozent können sich zumindest vorstellen, dem Lebensgefährten Zugriff auf das Gerät zu geben. 34 Prozent schließen dies kategorisch aus, zeigt eine neue Umfrage des Digitalverbands BITKOM unter 1.007 Personen in Deutschland ab 16 Jahren.
Vertrauen gegenüber Kindern
Praktisch keine Geschlechterunterschiede gibt es, wenn es um die eigenen Kinder geht: 27 Prozent der Smartphone-User haben dem Nachwuchs bereits das eigene Smartphone in die Hände gegeben, weitere 27 würden dies künftig tun.
Ausgewählten Freunden geben 23 Prozent ihr Handy, 24 Prozent können sich dies vorstellen. 20 Prozent haben ihr Gerät auch schon einmal den eigenen Eltern überlassen, 22 Prozent würden dies tun.
Jeder Zehnte sagt jedoch: „Mein Smartphone ist für andere tabu.“
BITKOM-Experte Sebastian Klöß: „Das Smartphone gehört für die allermeisten Nutzer zur Privatsphäre. Vielen behagt es daher nicht, es anderen zu überlassen. Wichtig ist nicht nur Vertrauen in die anderen Personen. Vor allem kommt es grundsätzlich immer darauf an, besonders sensible Daten wie Passwörter oder auch Banking-Apps vor unberechtigtem Zugriff zu schützen.“ (Ende)
MEDIEN
Transparenzbericht: ORF-Spitzengehälter – die komplette Liste: Kratky vor Strobl und Weißmann – Der Standard, 1.4.2024 (inkl. Tabellen)
Der Transparenzbericht ging am Sonntag an das Kanzleramt, am Dienstag wurden die Gehaltsdaten offiziell veröffentlicht. Der ORF will Rufschädigung rechtlich verfolgen
Die Spitzengehälter im ORF von 170.000 Euro jährlich aufwärts muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk mittlerweile jedes Jahr bis 31. März dem Kanzleramt melden und in der Folge auch selbst veröffentlichen. Am Sonntag ging der Bericht pünktlich ans Kanzleramt, am Ostermontag sickerten damit auch gleich präzisere Zahlen über ORF-Bruttobezüge sowie Nebeneinkünfte der Bestverdiener durch als in den Tagen zuvor schon. DER STANDARD hat nun die komplette Liste.
Am Dienstag hat der ORF den Transparenzbericht auf ORF.at veröffentlicht – zusammen mit dem neuen Ethikkodex, der Nebenbeschäftigungen des ORF-Personals neu regelt, wie auch seine Auftritte auf Social Media.
Kratky vor Strobl vor Weißmann
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann liegt – wie schon zuvor bekannt – nur auf Platz drei in den Gehaltscharts des ORF. Vor ihm kommt „Ö3-Wecker“-Star Robert Kratky mit 443.894,39 Euro jährlichen ORF-Bezügen im Jahr 2023 zu liegen, plus 8.500 Euro an monatlichen Nebeneinkünften.
Rang zwei geht an Pius Strobl, dessen Vertrag noch Weißmanns Vorgänger Alexander Wrabetz vereinbarte. 425.677,43 Euro brutto bezog er 2023 vom ORF, weitere 2.500 Euro aus Nebeneinkünften. Strobl managte das 303 Millionen Euro teure Bau- und Sanierungsprojekt ORF-Zentrum auf dem Küniglberg innerhalb des Budget- und Zeitplans. Bis zu seinem Engagement drohte das gewaltige Vorhaben schon auf den ersten Metern aus dem Ruder zu laufen. Strobl übernahm auch mehrere Hauptabteilungen wie Sicherheit und Humanitarian Broadcasting.
ORF-Chef Weißmann steht in der Liste mit 425.500,04 Euro ORF-Bruttobezügen 2023. In seinem Vertrag stehen 380.000 Euro Fixgehalt, die er in einem Interview schon genannt hat, nach seinen damaligen Angaben rund zehn Prozent unter dem Bezug seines Vorgängers. Die übrigen rund 45.000 Euro sollen insbesondere auf Bonifikationen zurückzuführen sein. Einbezogen werden in die Transparenzdaten alle Bruttobezüge des jeweiligen Jahres, unter die auch Zahlungen aus dem Vorjahr fallen können.
Spitzengehälter in ORF-Töchtern GIS/OBS und Enterprise
Ergänzung: Für seine Tochterunternehmen – die Gebührentochter GIS, nun OBS (ORF-Beitrags-Service) – und die Werbevermarktungstochter ORF Enterprise – meldet der ORF in seinem Transparenzbericht weitere vier Dienstnehmer über der 170.000er Marke.
Der ORF-Zentralbetriebsrat versuchte über den Obersten Gerichtshof gegen die Veröffentlichung der Daten vorzugehen.
Der Transparenzbericht bezieht sich lediglich auf Einkünfte im Kalenderjahr 2023. In diesem Jahr wurde eine Reihe von Führungskräften neu bestellt – etwa die drei neuen Chefredakteure und Chefredakteurinnen im ORF-Newsroom oder der Ö3-Chef.
19 Prozent der ORF-Belegschaft über 100.000 Euro jährlich
Der ORF muss neben der namentlichen Nennung von Spitzenverdienern auch die Gehaltsstruktur offenlegen. 19 Prozent der hier angeführten 3.425 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehen im ORF (Muttergesellschaft ohne Töchter) mehr als 100.000 Euro pro Jahr. Nur 26 Prozent dieser 651 Personen mit mehr als 100.000 Euro pro Jahr sind Frauen.
33 ORF-Dienstnehmer mit mehr als 4.000 Euro monatlich aus Nebenjobs
Wie viele Menschen im ORF (hier: Muttergesellschaft ohne Töchter) in welchen ORF-Gehaltsklassen haben Nebeneinkünfte in welcher Höhe? Das zeigt diese Tabelle aus dem Transparenzbericht über das Jahr 2023. Wer nach rechts scrollt, kommt zu den ganz hoch dotierten Nebenjobs mit mehr als 12.000 Euro pro Monat – solche haben laut Bericht zwei ORF-Angestellte.
668 Personen im ORF-Personal haben Nebenjobs, die ihnen bis 1.150 Euro pro Monat brutto bringen. 152 liegen darüber und bis 4.000 Euro brutto pro Monat. Darüber und bis 8.000 Euro monatlich aus Nebentätigkeiten haben 24 ORF-Dienstnehmer. Sieben haben mehr als 8.000 und bis zu 12.000 Euro monatlich aus Nebenjobs. Und zwei liegen hier jenseits der 12.000er-Marke.
ORF will Drohungen und Rufschädigung „rechtlich verfolgen“
ORF-General Weißmann lässt dazu verlauten: „Der ORF war immer ein transparentes Unternehmen und bekennt sich grundsätzlich auch zu den neuen, verschärften Transparenzvorgaben.“
Die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene namentliche Veröffentlichung aller Gehälter inklusive Überstundenabgeltungen, Zulagen, Boni – über 170.000 Euro brutto pro Jahr plus allfälliger gemeldeter Nebeneinkünfte – sieht der ORF, „wie auch zahlreiche Juristinnen und Juristen, durchaus kritisch, weil außer dem ORF keine andere öffentliche Organisation oder Institution im Land dazu verpflichtet ist und sie in erster Linie die Neiddebatte schüren und öffentliche Polemik befeuern wird“.
Es sei zu befürchten, „dass die Veröffentlichung dieses Berichts zu weiterer Polemik bis hin zu persönlichen Angriffen auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses führen wird“. Dagegen verwahrt sich Weißmann, und er kündigt an: „Der ORF wird auch jegliche rufschädigenden Äußerungen oder gar Drohungen gegen einzelne Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter rechtlich verfolgen.“
1,3 Prozent der Belegschaft über 170.000 Euro brutto
Der ORF-General betont, dass „lediglich rund 1,3 Prozent der gesamten Belegschaft im Konzern“ über 170.000 Euro brutto jährlich liege. „Die große Mehrzahl der Führungskräfte in diesem Gehaltsbereich übt eine Direktions- oder Geschäftsführungsfunktion im Konzern aus oder ist Hauptabteilungsleiter/in oder Prokurist/in.“ Damit sei Führungsverantwortung für „dutzende bis hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ verbunden, teils unmittelbare Budgetverantwortung „im zwei- bis dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ sowie bei Geschäftsführungsfunktionen die entsprechende persönliche Haftung. Alle Managementfunktionen im ORF seien vertraglich befristet, betont Weißmann.
Ein Teil der nun veröffentlichten Gehälter sei „durch alte Kollektivverträge aus den 70er- und 80er-Jahren und sehr lange Betriebszugehörigkeit begründet“. Weißmann: „Derartige Verträge werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr abgeschlossen und sind somit im Auslaufen.“
Rund ein Drittel der Personen auf der Liste gehe in den kommenden drei Jahren in Pension oder sei bereits im vergangenen Jahr aus dem Unternehmen ausgeschieden.
Der ORF habe in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um die Gesamtkosten und auch die Personalkosten sowie die Pro-Kopf-Kosten nachhaltig zu senken. Weißmann nennt hier etwa die Einführung neuer Kollektivverträge bis zu Lohnrunden weit unter der Teuerungsrate. „Diesen Weg werden wir fortsetzen“, erklärt der General. Sein Gehalt und das der Direktorinnen und Landesdirektoren wird übrigens nicht valorisiert.
Weißmann verweist in seiner Stellungnahme zum Transparenzbericht auch auf neue Verhaltensregeln im ORF: „Der von mir mit fachlicher Expertise einer international besetzten Kommission entwickelte Ethikkodex, der nun in Kraft gesetzt wird und den wir zeitgleich mit dem Transparenzbericht veröffentlichen werden, wird zusätzlich zu Transparenz, klaren Rahmenbedingungen und strengeren Regulativen, insbesondere im Bereich der Nebenbeschäftigungen und dem Umgang mit der Politik, beitragen.“
ÖVP und FPÖ gegen ORF-Gagen
ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker erklärte per Aussendung am Ostermontag zum Gehaltsbericht: „Die exorbitanten Gagen im ORF müssen ein Ende haben.“ Und: „Es liegt an der Führung des ORF aufzuklären, wer diese Traumgagen genehmigt hat und wie sie zustande gekommen sind.“ Auch Nebenjobs seien „zu hinterfragen“. FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker kritisierte in einer Aussendung „Rekordgagen“ im ORF und verlangte neuerlich „eine Totalreform“ des ORF in Richtung eines „verschlankten ‚Grundfunks'“ und die Abschaffung des ORF-Beitrags. Die FPÖ will den ORF aus dem wesentlich aus allgemeinen Steuern finanzierten Bundesbudget finanzieren.
Über die nun detaillierten und tatsächlich dem Bundeskanzleramt vorliegenden Transparenzdaten über ORF-Bruttobezüge ab 170.000 Euro jährlich berichtete zunächst „Heute“ online. (Harald Fidler, 1.4.2024)
Link
- Neuer ORF-Ethikkodex regelt Nebenjobs und Social-Media-Auftritte
- ORF-Gehälter: Transparenzbericht wird am Dienstag veröffentlicht
- Chats blauer ORF-Hoffnungsträger – und wie die FPÖ den ORF zerlegen wollte
- Pius Strobl ist ein Spitzenkandidat für die Offenlegung der ORF-Gehälter
- Kathrin Zierhut-Kunz ist FPÖ-nahe Personalreserve im ORF-Management
Aus den Postings
*** Aus diesem Grund, hassen den ORF so viele Menschen: ***
Ein ö3 Moderator der mehr verdienen soll als der Bundespräsident, beide öffentlich finanziert … ein Skandal!
*** – ***
ich glaube schon, daß alles besser wäre, wenn wir uns mehr in richtung transparenz bewegen würden
die masse der steuerzahler (die sich keine deals mit dem Finanzamt ausmachen können – weil die Beamten sonst einen kleinen Lachanfall bekommen würden ^^) hält alles am laufen
und sollte deswegen das Recht haben zu erfahren, was mit dem Steuergeld passiert
und natürlich darf man dann auch die Frage stellen, was genau rechtfertigt ein Jahreseinkommen von 444.000 plus monatlich 8.500 extra ?
RECHT
Berliner Arzt wegen Unterstützung zum Suizid zu Haftstrafe verurteilt
Berlin – Wegen Unterstützung zum Suizid ist ein Berliner Arzt zu einer Freiheitsstrafe wegen Totschlags verurteilt worden. Das Berliner Landgericht verurteilte den 74-Jährigen heute zu einer dreijährigen Haftstrafe.
Christoph T. hatte 2021 einer 37-jährigen Studentin auf ihren Wunsch hin eine Infusion mit einem tödlich wirkenden Medikament gelegt. Aus Sicht des Gerichts war der Sterbewunsch Frau aber nicht von „Dauerhaftigkeit und innerer Festigkeit getragen“.
Die Studentin der Tiermedizin hatte sich aufgrund einer Depression an T. gewandt und ihn gebeten, ihr beim Suizid zu helfen. Ein erster Versuch im Juni 2021 scheiterte, weil die 37-Jährige die eingenommenen Medikamente wieder erbrach. Beim zweiten Versuch wenige Wochen später legte T. eine Infusion, die die Studentin selbst auslöste.
Allerdings habe die Frau noch am selben Morgen Zweifel an ihrem Sterbewillen geäußert, sagte der Vorsitzende Richter Mark Sautter. Sie sei „sehr schwankend“ im Bezug auf ihren Suizidwillen gewesen, sagte er. Dies gehe aus der Kommunikation zwischen dem Arzt und der 37-Jährigen hervor, die dem Gericht vorlag.
Außerdem sei davon auszugehen, dass ihr eine „rationale Bilanzierung“, etwa was Therapiechancen betraf, nicht möglich gewesen sei. Die Fähigkeit der Studentin, realitätsgerecht zu entscheiden, sei krankheitsbedingt eingeschränkt gewesen, sagte Sautter. Das sei T. bekannt gewesen.
T. sagte nach dem Urteil vor Journalisten, der Wille der Suizidwilligen habe nicht genug Beachtung gefunden. Er habe die Sorge, dass durch das Urteil nun die Zahl der Gewaltsuizide wieder steige, weil Ärzte sich eingeschüchtert fühlten. Das Gericht verurteilte T. wegen Totschlags in einem minderschweren Fall.
Zu seinen Gunsten sei unter anderem berücksichtigt worden, dass er aus altruistischen Motiven gehandelt habe und von Anfang an geständig gewesen sei.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Eine Revision am Bundesgerichtshof ist möglich. Richter Sautter legte eine solche in seiner Urteilsbegründung sogar nahe. Der Fall zeige, dass eine Präzisierung des rechtlichen Rahmens noch notwendig sei. © afp/aerzteblatt.de
Regierungskommission empfiehlt Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
Berlin – Eine von der Ampelkoalition eingesetzte Expertenkommission empfiehlt eine grundsätzliche Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft. Das berichtet heute der Spiegel. Der Report soll offiziell am kommenden Montag vorgestellt werden.
„Die grundsätzliche Rechtswidrigkeit des Schwangerschaftsabbruchs in der Frühphase der Schwangerschaft ist nicht haltbar“, berichtet das Magazin heute aus aus dem Abschlussbericht des Gremiums. Die aktuellen Regelungen im Strafgesetzbuch hielten einer „verfassungsrechtlichen, völkerrechtlichen und europarechtlichen Prüfung“ nicht Stand.
Sobald der Fötus eigenständig lebensfähig ist, sollten Abbrüche laut Kommission hingegen weiterhin verboten bleiben, wie der Spiegel berichtete. Diese Grenze liegt den Fachleuten der Kommissoin zufolge ungefähr in der 22. Woche nach Beginn der letzten Menstruation.
In den Wochen zwischen erstem Trimester und Spätphase könne der Gesetzgeber nach eigenem Ermessen festlegen, „bis zu welchem Zeitpunkt er einen Schwangerschaftsabbruch mit Einwilligung der Frau erlaubt“, zitiert der Spiegel aus dem Bericht.
Aus Sicht der Expertinnen und Experten wäre auch eine Legalisierung von Abbrüchen über die zwölfte Woche hinaus möglich. Bei medizinischer oder kriminologischer Indikation müsse es zudem weiterhin Ausnahmen geben, auch in späteren Phasen der Schwangerschaft.
Nach gegenwärtiger Gesetzeslage ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland grundsätzlich illegal, er bleibt in bestimmten Fällen aber straffrei – so etwa, wenn sich eine Frau nach der Beratung in einer anerkannten Beratungsstelle in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft für einen Abbruch entscheidet.
Bei der Legalisierung der altruistischen Leihmutterschaft zeigt sich die Arbeitsgruppe nach Spiegel-Informationen zurückhaltender. Der Gesetzgeber könne an dem Verbot festhalten, schreiben die Experten demnach. Sollten der Schutz der Leihmutter und das Kindeswohl hinreichend gewährleistet werden, sei eine Legalisierung der Leihmutterschaft in bestimmten Fällen aber ebenfalls zulässig.
Bei Eizellspenden kommen die Fachleute zu dem Ergebnis, dass ethisch vertretbar sei, die Eizellspenden zuzulassen. Während die Samenspende in Deutschland erlaubt ist, wurde die Eizellspende 1990 mit der Begründung verboten, dass damit eine „gespaltene Mutterschaft“ erzeugt werde. Die Kommission hält diese Begründung für überholt und nicht mehr überzeugend. Bislang gelten sowohl Eizellspende als auch Leihmutterschaft in Deutschland als verboten.
Die Ampelkoalition hatte die „Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ im vergangenen Jahr eingesetzt, um neue Regeln zur Abtreibung, zu Eizellenspende und zu Leihmutterschaft zu prüfen. Dem Gremium gehören 18 Fachleute insbesondere der Fachbereiche Medizin, Psychologie, Soziologie, Gesundheitswissenschaften, Ethik und Rechtswissenschaften an. © afp/EB/aerzteblatt.de
ETHIK
Fiskalratschef Badelt: Plädoyer für ethisch verantwortetes Wachstum
Präsident des Fiskalrats, Badelt, im Interview mit Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“: Wirtschaft, Soziales und Ökologie müssen zusammen gesehen werden
Wirtschaft, Soziales und Ökologie müssen zusammen gesehen werden. Das hat der Präsident des Fiskal- und Produktivitätsrates, Prof. Christoph Badelt, im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (aktuelle Ausgabe) gefordert. Er plädierte für ein ethisches Wachstum und benannte eine Reihe von Problemen, die in Österreich gelöst werden müssten, wie die Mindestsicherung sowie die Finanzierung von Gesundheits- und Pensionssystem. „Wir brauchen ein Wirtschaftsbild, das den wirtschaftlichen Bereich im engeren Sinne mit der sozialen Säule und der ökologischen Säule gleichberechtigt verwirklicht“, so Badelt wörtlich.
Das sei nicht leicht, aber der einzige Weg, „wirtschaftlichen Wohlstand in einem breiteren Sinne des Wortes zu erhalten oder auch weiterzuentwickeln und letztlich auch den sozialen Frieden zu erhalten“. Es brauche weiterhin Wachstum, dieses müsse aber ökologisch vertretbar sein und dürfe niemanden zurücklassen.
Badelt sprach von zwei Extrempositionen, die er beide ablehne: Zum einen die klassische wirtschaftsorientierte Perspektive „Wachstum ist alles“, zum anderen die Forderung nach einem radikalen Stopp von Wachstum. Die entscheidende Frage sei vielmehr, „welches Wachstum wir haben und woher das Wachstum kommt“. So sei es ein Unterschied, ob das Wachstum von der Rüstungsindustrie oder vom Ausbau der Pflege und des Bildungsbereichs komme.
Im Blick auf die sozialen Probleme in Österreich forderte Badelt u.a. eine leistungsfähige Mindestsicherung. Diese sei meiner Meinung nach „wirklich verschlechtert worden, als man das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz geschaffen hat“.
Herausforderungen sah der Wirtschaftswissenschaftler auch im Gesundheitswesen. Nicht zuletzt durch die technologische Entwicklung und die Entwicklung der Pharmazeutika stelle sich ein zunehmend schwieriges ethisches Problem, was die Finanzierung betrifft, meinte Badelt: „Weil wir in der Sozialversicherung von der Norm ausgehen, die mir an sich sehr gut gefällt: dass ein krankenversicherter Mensch jene Behandlung bekommen soll, die dem Stand der Wissenschaft entspricht. Die Wissenschaft produziert aber jede Menge neuer Therapien und jede Menge neuer Diagnoseverfahren. Das führt zu einer Kostenexplosion, wo keiner mehr weiß, wie man sich das langfristig leisten kann. Damit sind wir rasch bei naheliegenden ethischen Problemen.“
Der Präsident des Fiskal- und Produktivitätsrates sprach zudem die Finanzierung des aktuellen Pensionsmodells an, dass er durch die demografische Veränderung als massiv belastet einschätzte. Gerade bei diesem Thema habe er das Gefühl, „dass die Politik den Kopf völlig in den Sand steckt und sich aus Angst davor, dass irgendjemand dagegen polemisieren könnte, diesen Fragen nicht stellt“.
Badelt spricht am 17. April bei den Theologischen Kursen in Wien zum Thema: „Wie sozial kann eine Marktwirtschaft heute sein?“ (Infos: www.theologischekurse.at)
BILDUNG
Uni-Ranking Die besten Universitäten der Welt
Die Harvard University hat es auch 2023 in die Top 10 des Uni-Rankings von Times Higher Education geschafft
Zwei Ländern dominieren das Ranking der besten Universitäten der Welt 2023. Allerdings ist die Welt der Uni-Rankings in Aufruhr – und steht mehr denn je in der Kritik
Die Welt der Universitäts-Rankings ist ebenso lukrativ wie umstritten. Mit einer guten Platzierung auf den Listen lässt sich für traditionsreiche oder auch aufstrebende Hochschulen viel Geld verdienen. Sie bringt automatisch Prestige, das ausländische Studierende anlockt. Der Ruf als Elite-Uni ermöglicht zudem Kooperationen mit Unternehmen oder zieht Superreiche an, die eine neue (nach ihnen benannte) Bibliothek finanzieren.
Allerdings sind die Kriterien, nach denen Magazine oder Organisationen ihre Siegel vergeben, umstritten – allein schon, weil sie sich bei den Daten auch auf die Angaben der jeweiligen Hochschule verlassen. Aber auch Universitäten sind zunehmend unzufrieden mit den Rankings, von denen sie lange Zeit profitiert haben. Ende 2022 kündigte sich ein Aufstand an. Die Yale Law School und mit ihr Dutzende Hochschulen aus den Bereichen Recht und Medizin kündigten die Zusammenarbeit mit den führenden U.S. News Rankings auf.
U.S. News änderte daraufhin 2023 die Art, wie Business Schools bewertet werden. Die britische Zeitschrift „Times Higher Education“ hat bei der 20. Ausgabe ihrer ebenfalls weithin beachteten „World University Rankings“ die Methodik geändert – „verbessert“, wie es heißt. Dies war den Angaben zufolge bislang erst einmal, 2011, geschehen.
Die größte Änderung betraf laut dem Magazin die Gewichtung der Forschung. Ihr Einfluss auf die Endnote wurde von 30 auf 15 Prozent gesenkt. Bislang hatten die Experten in dieser Kategorie nur untersucht, wie oft Forscher einer Hochschule in der Fachliteratur zitiert wurden. Künftig ist dies nur noch einer von drei Faktoren.
Qualität von Hochschulen messen
Mit jeweils fünf Prozent fließen auch diese Aspekte mit ein: Wie stark ist die Forschung insgesamt und wie stark ist die Uni in der absoluten Spitzenforschung vertreten? In der Kategorie „Industrie“ werden die Einnahmen durch Zusammenarbeit mit Unternehmen durch die Anzahl von Patenten ergänzt, um die Qualität einer Hochschule in diesem Bereich zu messen.
Die Endnote basiert auf fünf Kategorien mit nun 18 statt 13 Indikatoren:
- Lehre: 29,5 Prozent (unter anderem Reputation, Verhältnis Lehrende/Studierende, Doktoranden-Anteil)
- Forschungsbedingungen: 29,0 Prozent (Reputation, Einnahmen, Produktivität)
- Forschungsqualität: 30,0 Prozent (u.a. Bedeutung von Zitaten, Einfluss und Stärke der Forschung)
- Internationale Ausrichtung: 7,5 Prozent (ausländische Studierende und Mitarbeiter, internationale Forschung)
- Wirtschaft: 4,0 Prozent (Einnahmen, Patente)
In den „2024 World University Rankings“ wurden den Angaben zufolge 1905 Universitäten in 108 Ländern oder Regionen berücksichtigt. 769 weitere Universitäten wurden gelistet, hatten aber nicht die nötigen Daten für eine Platzierung bereitgestellt. Hochschulen in Russland wurde aufgrund des Angriffskriegs in der Ukraine außen vor gelassen.
Platzvergabe:
1 University of Oxford
Die University of Oxford wurde von THE zum siebten Mal in Folge zur besten Hochschule der Welt gekürt. Die älteste Universität der Welt überzeugte mit einer minimal gestiegenen Zahl von Vollzeit-Studierenden (21.750) und dem zweithöchsten Anteil an ausländischen Gästen (42 Prozent). Die Bedingungen für die Forschung in Harvard wurden von den Experten mit der vollen Punktzahl bewertet.
2 Stanford University
Auch die Unviersity of Stanford konnte im Ranking für 2024 an Harvard vorbeiziehen. Dabei half ein deutlich verbesserter Wert beim Verhältnis von Studierenden zu Lehrkräften (6,4 statt 7.1). Allerdings verbarg sich dahinter auch ein Rückgang bei den Studentenzahlen von 16.164 auf 14.517 (internationale Besucher: 23 Prozent). Dafür musste sich Stanford bei der Qualität der Forschung nur knapp dem MIT geschlagen geben. Das Forschungsbudget belief sich den Angaben zufolge zuletzt auf 1,22 Milliarden US-Dollar. Mehr als 5000 Forschungsprojekte würden von externen Geldgebern finanziert. Stanford kam im Bereich „Wirtschaft“ mit CalTech und dem MIT auf die volle Zahl von 100 Punkten.
3 Massachusetts Institute of Technology
Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist stark in der Gunst der britischen Uni-Analysten gestiegen. Es verbesserte sich vom fünften auf den dritten Platz. Dafür sorgten unter anderem exzellente Noten für die Qualität der Forschung und der Lehre. Die Zahl der Studierenden sank leicht von 11.415 auf 11.085. Der Anteil ausländischer Gäste blieb bei 33 Prozent.
4 Harvard University
Abgestraft wurde im Ranking auch die Harvard University. Sie fiel vom zweiten auf den vierten Platz. Damit musste der 1636 gegründete Ivy-League-Vertreter gleich zwei Konkurrenten aus den USA den Vortritt lassen. Zwar gab es für die Qualität der Forschung Spitzennoten. 51 Prozent Frauen in der Belegschaft war der zweithöchste Wert in den Top 10. Sehr schlecht schnitt Harvard nach Ansicht der Experten hingegen beim Bereich „Wirtschaft“ ab. Zudem sank die Zahl der Studierenden von 21.887 auf 20.050. Jeder Vierte kam aus dem Ausland.
5 University of Cambridge
Die University of Cambridge gehört zu den Verlierern im diesjährigen Ranking der besten Hochschulen der Welt. Die britische Institution fiel vom dritten auf den fünften Platz. Dafür sorgte unter anderem das Verhältnis von Studierenden zu Lehrkräften (11,5). Der Anteil der ausländischen Gäste sank leicht von 39 auf 38 Prozent, gehörte aber weiterhin in der Spitzengruppe zu den höchsten. Dafür konnte die Forschung nach Ansicht der Experten nicht mit der in Princeton auf Platz sechs mithalten.
6 Princeton University
THE strafte nicht alle US-Spitzenhochschulen ab. Die Princeton University etwa konnte sich vom siebten auf den sechsten Platz verbessern. Zwar verzeichnete sie mit 7753 Studierenden rund 500 Vollzeit-Besucher weniger als im Vorjahr. Dafür kamen nur noch 7,3 Studierende auf eine Lehrkraft (Vorjahr: 8,0). Zudem wurde auch hier die Stärke der Forschung besser bewertet als in Yale oder am Imperial College London.
7 California Institute of Technology
Das California Institute of Technology setzte den Abwärtstrend der US-Universitäten im Ranking fort. Auch hier ging es einen Platz bergab auf den siebten Rang. Die Zahl der Studierenden blieb mit 2240 zwar nahezu unverändert (dasselbe galt für den mit 37 Prozent geringsten Frauenanteil in der Belegschaft). Fast unverändert blieb auch der Anteil von rund einem Drittel ausländischen Studierenden. Dafür zeigte die Hochschule nach Ansicht der Analysten beispielsweise bei der Qualität der Forschung Schwächen.
8 Imperial College London
Deutlich besser schnitt hingegen das Imperial College London ab. Es profitierte von der Schwäche der beiden US-Konkurrenten und schob sich vom zehnten auf den achten Platz vor. Positiv wirkte sich unter anderem die gestiegene Popularität der Universität und Technischen Hochschule aus. Nach 18.545 Studierenden im 2022 veröffentlichten Ranking zählten die Analysten dieses Mal bereits 20.275 Studierende. 61 Prozent von ihnen stammten weiterhin aus dem Ausland. Das war mit Abstand der höchste Wert in den Top 10.
9 University of California, Berkeley
Einen Platz nach unten ging es in dem britischen Uni-Ranking auch für die University of California in Berkeley. Die Westküsten-Kaderschmiede rutschte vom achten auf den neunten Platz. Abzüge gab es unter anderem für das mit Abstand schlechteste Verhältnis von Studierenden zu Lehrkräften. Laut dem Ranking kamen zuletzt 17,9 Studierende auf eine Lehrkraft. Von dieser Quote können deutsche Hochschulen hingegen meist nur träumen. Der Anteil ausländischer Gäste in Berkeley sank laut dem Ranking binnen eines Jahres von 24 auf 22 Prozent. Auch insgesamt war der Trend rückläufig. Die Zahl der Vollzeit-Studierenden verringerte sich um rund 1000 auf 40.921. Berkeley stach mit dem höchsten Frauenanteil in der Belegschaft hervor (52 Prozent).
10 Yale University
Fünf der Elite-Universitäten in den Top 10 von „Times Higher Education“ sind abgestiegen. Mit der Yale University eröffnet einer dieser Verlierer das Ranking der besten Universitäten weltweit. Die US-Bildungseinrichtung verschlechterte sich vom neunten auf den zehnten Platz. Ein Pluspunkt war das niedrigste Verhältnis von Studierenden zu Lehrkräften (5,2) in den Top 10. Dahinter steckte aber auch eine deutlich niedrigere Zahl von Vollzeit-Studierenden in Yale (13.482 auf 11.924).
World University Rankings 2024
The Times Higher Education World University Rankings 2024 include 1,906 universities across 108 countries and regions.
The table is based on our new WUR 3.0 methodology, which includes 18 carefully calibrated performance indicators that measure an institution’s performance across five areas: teaching, research environment, research quality, industry, and international outlook.
119th World University Rankings 2024
201–250th World University Rankings 2024
251–300th World University Rankings 2024
1001+ Impact Rankings 2022
Wirtschaftsmotor Universität Wien: 1,13 Milliarden EUR Wertschöpfung pro Jahr für die Stadt Wien – Uni Wien, 12.10.2012
Die Universität Wien ist als größte Universität Österreichs ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Wien: Die Kaufkraft von über 100.000 Angehörigen der Universität Wien – Studierende und MitarbeiterInnen – belebt die Stadt. Darüber hinaus sichern Forschung und Lehre langfristig das Wirtschaftswachstum in der Region. Im Rahmen der heutigen Pressekonferenz haben Rektor Heinz W. Engl, Vizerektor Karl Schwaha und Walter-Gerhard Hatzenbichler, Büroleiter von Präsidentin Brigitte Jank (Wirtschaftskammer Wien) neue Kennzahlen zur Wertschöpfung der Universität Wien präsentiert.
Anlässlich der neuen Studie „Die Wertschöpfungseffekte der Universität Wien für die Stadt Wien“ von Robert Musil, Stadtforscher und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), präsentiert die Universität Wien aktuelle Zahlen zur Wertschöpfung der Universität Wien. „Die Stadt Wien profitiert von der Universität Wien durch 9.400 Arbeitsplätze, durch Ausgaben der 91.000 Studierenden sowie durch Investitions- und Sachausgaben“, so Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien.
„Die Universität Wien trägt maßgeblich dazu bei, dass die Akademikerquote in der Bundeshauptstadt so hoch ist wie nirgendwo anders in Österreich. Davon profitieren die Wiener Wirtschaftstreibenden ebenso wie internationale Investoren, denen ein großer Pool an top-ausgebildeten Akademikern zur Verfügung steht. Alle internationalen Studien belegen, dass qualifizierte Mitarbeiter einer der wesentlichsten Standortfaktoren sind. Darüber hinaus ist die Universität Wien ein wichtiger F&E-Partner für die Wirtschaft und damit ein bedeutender Treiber der Innovationskraft in den Wiener Unternehmen“, sagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien.
Wertschöpfung durch MitarbeiterInnen, Studierende und Investitionen
Über die Nettoeinkommen der 9.400 MitarbeiterInnen der Universität Wien kommt der Stadt Wien eine Kaufkraft von rund 140 Millionen EUR pro Jahr zugute. Laut aktueller Wertschöpfungsstudie belaufen sich die jährlichen Gesamtausgaben der 91.000 Studierenden der Universität Wien auf 827 Millionen EUR. Von den an der Universität Wien inskribierten Studierenden leben 83.300 direkt in Wien, das sind rund fünf Prozent der Wiener Gesamtbevölkerung. 7.700 Studierende pendeln aus dem Umland ein.
Die in Wien ansässige Wirtschaft profitiert aus den von der Universität Wien getätigten Ausgaben für Baumaßnahmen, Infrastruktur/Geräte und Investitionen in der Höhe von 160 Millionen EUR pro Jahr. „Die Bauwirtschaft in Wien wird durch laufende Projekte angekurbelt, aktuell durch den gerade fertiggestellten Standort in der Währinger Straße 29 und den Bau des Standorts in der Rossauer Lände 3“, sagt Karl Schwaha, Vizerektor für Infrastruktur der Universität Wien. Insgesamt bringt die Universität Wien damit der Stadt Wien eine Kaufkraft von rund 1,13 Milliarden EUR pro Jahr.
Arbeitgeber Universität Wien – drittgrößter im öffentlichen Sektor
Mit 9.400 MitarbeiterInnen zählt die Universität Wien zu den größten Arbeitgebern in der Region Wien, an dritter Stelle im öffentlichen Sektor nach der Stadt Wien (21.358 MitarbeiterInnen) und dem Stadtschulrat Wien (11.294 MitarbeiterInnen). Von den 9.400 sind 6.700 MitarbeiterInnen direkt in der Wissenschaft tätig. Die Universität Wien zieht hochqualifizierte ExpertInnen – sowohl in der Wissenschaft als auch in der Verwaltung – aus dem In- und Ausland an.
Mittelbare Beschäftigungseffekte
Die jährlichen Gesamtausgaben der Studierenden der Universität Wien schaffen 4.300 Arbeitsplätze, die der MitarbeiterInnen der Universität Wien schaffen 800 Arbeitsplätze. Gemeinsam mit den Investitionen und Sachausgaben werden insgesamt rund 6.700 mittelbare Arbeitsplätze geschaffen, die der Stadt Wien in Form von kommunalen Steuern und Konsumausgaben zusätzliche Wertschöpfung bringen.
100 Millionen EUR Steuer- und Abgabenleistungen im Jahr 2011
Im Jahr 2011 hat die Universität 35,4 Millionen EUR in Form von Lohnsteuern und Dienstgeberabgaben (inkl. Umsatzsteuer) abgeführt. An Sozialabgaben wurden 66,5 Millionen EUR an die Sozialversicherungsträger, Pensionskassen und an die Stadt Wien 2011 geleistet. Insgesamt bedeutet das eine Steuer- und Abgabenleistung von über 100 Millionen EUR im Jahr 2011.
Universität Wien – Ein Gewinn für die Stadt Wien
Die Stadt Wien profitiert von den gesamten Umsatzerlösen der Universität Wien: Diese beliefen sich im Jahr 2011 auf 509,7 Millionen EUR. Davon sind 366 Millionen EUR vom Bund finanziert, 46 Millionen EUR sind Studienbeitragsersätze. Der Anteil der Drittmittel an den Umsatzerlösen ist in den vergangenen Jahren gestiegen: 2011 konnte die Universität Wien 71 Millionen EUR an nationalen und europäischen Förderungen einwerben.
Wertschöpfungseffekte
Als größte wissenschaftliche Institution des Landes prägt die Universität Wien den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Wien. Sie trägt als Bildungs- und Forschungseinrichtung auch mit ideellen und immateriellen Faktoren zur sogenannten primären Wertschöpfung der Stadt Wien bei: Die forschungsgeleitete Lehre an der Universität Wien ist ein Garant für die Ausbildung hochqualifizierter Arbeitskräfte. Der Erkenntnisgewinn aus anwendungsoffener Grundlagenforschung ist nur teilweise messbar, er garantiert aber das Know-how für den Wirtschaftsstandort Österreich. Durch die Vielfalt der Disziplinen an der Universität Wien (15 Fakultäten und drei Zentren) profitieren alle im Wiener Raum angesiedelten Wirtschaftszweige.
Rückfragehinweis
Mag. Elisabeth Mattes
Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 00
M +43-664-602 77-175 00
elisabeth.mattes(at)univie.ac.at
COMMENT: Der wirtschaftstreibende Einfluss der Universität ist seit 2012 bedeutend gewachsen. Allein die inzwischen im Juli 2023 auf 84.600 geschrumpfte Studentenzahl bringt Umsätze für die Wiener Wirtschaft von rund einer Milliarde Euro.
Uni Wien: Zahlen, Daten & Publikationen
Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 20 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 10.600 Mitarbeiter*innen, davon rund 7.500 Wissenschafter*innen.
Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 84.600 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit 186 ordentlichen Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. 1365 gegründet, feierte die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum mit einem vielfältigen Jahresprogramm. Im Herbst 2022 gratulierte die Universität Wien Anton Zeilinger zum Nobelpreis 2022 für Physik. 2023 konnte sich die Universität Wien in allen drei, auf Grund ihrer internationalen Sichtbarkeit wichtigsten, gesamtuniversitären Hochschulrankings (THE, QS, Shanghai) maßgeblich verbessern.
Aktuelle Kennzahlen
Zentrale Zahlen & Daten zu Studierenden, Wissenschafter*innen, Mitarbeiter*innen, Studienabschlüssen, universitären Erlösen finden Sie hier: „Universität Wien in Zahlen & Fakten“ (16 Seiten, PDF)
GESELLSCHAFT – GENDER – GESCHICHTE
Partnerwahl: Österreicher suchen Ähnlichkeit und neue Lebenskonzepte
Was sich liebt, das neckt sich? Auf Österreich dürfte das alte Sprichwort nicht zutreffen, geht es nach dem von der Uni Wien in Kooperation mit dem Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Uni Salzburg durchgeführten „Generations and Gender Survey“. Vielmehr würden Österreicher zu Beziehungspartnern mit ähnlichem Alter und Bildungsgrad neigen. Auch zeigt sich: Wie und wann sich Paare bilden, verändert sich zunehmend.
COMMENT: Gegensätze ziehen sich an? Nein: „Gleich und gleich gesellt sich gern“ ist die Devise.
Weniger als fünf Jahre beträgt der Altersunterschied bei 69 Prozent der österreichischen Beziehungen laut den Erhebungen, bei 29 Prozent ist er nicht größer als ein Jahr.
In 49 Prozent der Fälle zeige sich auch ein gleiches Bildungsniveau der Partner, gemessen an der Internationalen Standardklassifikation des Bildungswesens (ISCED). Zu diesen Ergebnissen kam eine quantitative Erhebung, für die 8.000 Österreicher zwischen 18 und 59 Jahren von Oktober 2022 bis März 2023 online befragt wurden.
Allerdings würden diese Trends nicht gleichmäßig durch alle Gesellschaftsschichten verlaufen, erklärte Bernhard Riederer, ÖAW-Demograph und Mitglied des österreichischen Konsortiums des „Generations and Gender Programme“ (GGP), im APA-Gespräch: „Es ist ganz klar ersichtlich, dass die Altersunterschiede bei geringerer Bildung höher sind.“ In der Regel sei der männliche Partner älter, wobei inzwischen auch die Zahl der Beziehungen ansteige, in denen die Frau das höhere Alter hat.
Frauen haben höheren Bildungsgrad
Im Bildungsgrad habe sich die Tendenz inzwischen gedreht. „Wir wissen, bei den Universitätsabschlüssen sind die Frauen voran.“ In den älteren Generationen hätten noch überwiegend Männer eine höhere Bildung genossen.
Allerdings bedeute das keine Ebenbürtigkeit in der Karriere-Position – darin würde sich nur ein Viertel der Paare ähneln. „Da sieht man die berufliche Segregation am Arbeitsmarkt, und dass weniger Frauen in Führungspositionen sind“, so der ÖAW-Forscher.
Darüber hinaus haben laut der Studie Menschen mit höherer Bildung häufiger Partner mit Migrationshintergrund. Eine Erklärung dafür sieht Riederer darin, dass Paare häufig während solchen Ausbildungen entstünden, die ohnehin ethnisch heterogener besetzt sind.
Bei homosexuellen Paaren, die sich in anderen Statistiken kaum von heterosexuellen unterscheiden würden, stamme sogar in 45 Prozent der Fälle jeweils ein Partner nicht aus Österreich.
Indes wandle sich die Partnerfindung: zum einen durch Online-Dating, mit dem inzwischen 15 Prozent der höher und 23 Prozent der weniger gebildeten jungen Menschen ihre ersten Partner finden. Andererseits nehmen Lebenskonzepte abseits vom traditionellen Familienbau und Zwei-Generationen-Haushalten zu.
Besonders falle auf, dass sich „Einpersonenhaushalte unter allen Altersgruppen verbreitet haben“. Auch verzögern sich feste Beziehungen laut Riederer immer mehr. „Die Partnersuche dauert länger, das Zusammenziehen dauert länger, die Erstgeburten verschieben sich nach hinten.“
Publiziert wurden ausgewählte Ergebnisse der neuen GGP-Studien in der Broschüre „Familien in Österreich. Partnerschaft, Kinderwunsch und ökonomische Situation in herausfordernden Zeiten“. Internationale Vergleiche mit den österreichischen Daten seien bisher nicht möglich, in den meisten GGP-Ländern seien die Erhebungen noch am Laufen.
Service: Die Broschüre online: https://go.apa.at/HWOOnqOe
Wer die Hosen an hat: Trendumkehr: Junge Österreicher lieben anders – Kronenzeitung, 8.4.2024
Wie lernt man sich heutzutage kennen? Welcher Partner wird gewählt? Und in welchen Bereichen haben Frauen die Nase vorn?
Eine aktuelle Studie gibt Auskunft.Der Mann bringt das Geld heim, die Frau das Essen auf den Tisch und die Kinder ins Bett: Unser Weltbild von anno dazumal hat ja längst ausgedient. Wie aber schaut es mittlerweile bei Österreichs Paaren aus – einige Generationen später, bei Boomern, Millennials und Co.? Wer hat da in welchen Bereichen die Hosen an? Wir haben uns für Sie schlaugemacht!
„Früher fanden sich mehr Paare bereits in jüngeren Jahren, als das heute der Fall ist“, weiß Demograf Bernhard Riederer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaft (ÖAW). Auch die Art des Kennenlernens hat sich verändert: Bei der Generation der Millennials spielt im Gegensatz zu den Boomern Online-Dating eine große Rolle. Und: Die Stellung der Frau verändert sich gerade bei den Jungen immer mehr.
Konkret haben sich „in den 1960er-Jahren geborene Männer und Frauen noch häufiger bei der Ausbildung oder in der Arbeit kennengelernt“, berichtet Riederer von der aktuellen „Generations and Gender“-Studie von Forschern der ÖAW, der Uni Wien und der Universität Salzburg.
Bei den jüngeren Generationen gewinnt hingegen das World Wide Web an Bedeutung: „So haben zwei von zehn in den 1990er-Jahren geborenen Personen ihren ersten Partner oder ihre erste Partnerin über das Internet kennengelernt.“
Außerdem sind nicht eheliche Partnerschaften häufiger geworden, nach Scheidungen kommt es zu neuen Eheschließungen. „In Summe ist aber auch festzuhalten, dass der Anteil jener, die nie in einer Beziehung waren, bei den Menschen in Österreich ab einem gewissen Alter nur noch sehr gering ist“, so Riederer.
„Es gibt zwar nach wie vor mehr Paare, bei denen der Mann eine höhere berufliche Position einnimmt als die Frau. Jedoch ist es bei den Jüngeren bereits häufiger anders herum.“
Dr. Bernhard Riederer, ÖAW/Uni Wien
Außerdem setzen Österreicher heutzutage auf Ebenbürtigkeit: „In vielen Aspekten sind sich die Partner sehr ähnlich“, führt der Experte aus. „Bei sieben von zehn Paaren beträgt der Altersunterschied weniger als fünf Jahre. Bei mehr als 80 Prozent der Befragten wurden beide im selben Land geboren.“
Und auch, wenn man die Bildung der Paare betrachtet, „so gilt vielmehr ,Gleich und Gleich gesellt sich gern‘ als ,Gegensätze ziehen sich an‘“, weiß der Forscher.
Frauen im Beruf auf dem VormarschEs gibt aber auch Ausnahmen, bei den Berufen etwa: Zwar arbeiten Frauen und Männer nach wie vor häufig in unterschiedlichen Branchen und in Führungspositionen sind Frauen noch immer unterrepräsentiert. „Daher gibt es insgesamt mehr Paare, bei denen der Mann eine höhere berufliche Position einnimmt als die Frau“, sagt Riederer.
„Auffallend ist jedoch, dass es bei den Jüngeren (18 bis 29 Jahre) bereits häufiger andersherum ist“, hebt der Demograf hervor: „Hier macht sich also bemerkbar, dass die Frauen zunehmend höhere Bildungsabschlüsse aufweisen als die Männer.“
Paare mit unterschiedlichem Geburtsland höher gebildet
Was die Herkunft betrifft, zeigt die Umfrage der Forscher aus Wien und Salzburg, dass bei 70 Prozent der Paare beide Partner in Österreich geboren sind. Außerdem ist bei heterosexuellen Paaren die Bildung beider besonders hoch bei jenen Paaren, bei denen nur ein Teil des Paares hier geboren wurde.
Und der Altersunterschied ist größer bei jenen Paaren, bei denen nur der Mann in Österreich auf die Welt gekommen ist.
Gesprochene Sprache überrascht
Interessant ist, dass „bei neun von zehn Paaren zu Hause überwiegend Deutsch gesprochen wird“, sagt Riederer. Und das liege nicht nur daran, dass Deutsche die größte Gruppe an Zuwanderern in Österreich sind oder an den Paaren, bei denen zumindest ein Partner hier geboren ist.
Denn, so der Forscher, „auch ein guter Teil der Paare, in denen beide nicht in Österreich geboren wurden, spricht zu Hause Deutsch – vor allem, wenn beide aus unterschiedlichen Ländern kommen“.
Was die Zukunft bringen dürfte
Die Forscher der ÖAW, Uni Wien und Universität Salzburg gehen davon aus, dass sich das steigende Bildungsniveau der Frauen auch in Zukunft weiter bemerkbar machen wird.
„Ebenso könnte der Anteil an Paaren, in denen zumindest eine Person Migrationshintergrund aufweist, ansteigen“, meint Riederer. „Und der Trend, dass sich die Menschen erst später binden und eine Familie gründen, dürfte sich fortsetzen. Diese Entwicklungen könnten die Vielfalt bei den Paaren weiter erhöhen.“
Zur Studie
Die „Generations and Gender“-Studie wurde von Forschern der Universität Wien, dem Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Salzburg durchgeführt.
Befragt wurden dabei mehr als 8000 Personen zwischen 18 und 59 Jahren im Zeitraum Oktober 2022 bis März 2023.
15-jähriger Franzose vor der Schule zu Tode geprügelt: Was wissen wir?
In Frankreich wurde ein 15-Jähriger vor seiner Schule zu Tode geprügelt. Eine Tat, die das ganze Land schockiert und die Debatte um Gewalt an den Schulen erneut anfacht.
Ein 15-jähriger Junge namens Shamseddine erlag am frühen Freitagnachmittag seinen Verletzungen, nachdem er in der Nähe seiner Schule in einem Vorort von Paris von einer Gruppe Jugendlicher verprügelt worden war. Vier junge Männer, darunter ein 20-Jähriger und ein Minderjähriger, wurden daraufhin wegen „Mordes“ angeklagt, teilte die Staatsanwaltschaft von Evry mit. Die beiden anderen jungen Männer sitzen ebenfalls in Untersuchungshaft. Eine 15-jährige Minderjährige wurde ebenfalls wegen „vorsätzlicher Nichtverhinderung einer Straftat“ angeklagt, fügte der Staatsanwalt Grégoire Dulin hinzu.
Was wissen wir über die Tat?
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und den Aussagen der Beschuldigten, die der Staatsanwalt zitierte, hatten zwei Brüder einige Tage zuvor erfahren, dass „ihre Schwester mit Gleichaltrigen über sexuelle Themen geschrieben hat“. „Aus Angst um ihren Ruf und den ihrer Familie hatten sie daraufhin mehrere Jungen angewiesen, keinen weiteren Kontakt mit ihr zu haben. Dem Staatsanwalt zufolge erfuhren sie dann, dass Shamseddine sich damit brüstete, mit ihrer Schwester weiterhin frei kommunizieren zu können. Er wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht von ihren Brüdern unter Druck gesetzt, den Kontakt abzubrechen“, fügte Dulin hinzu.
COMMENT: was in der Meldung hier hindurch schimmert, nämlich: dass die zwei Brüder islamisch-migrantischen Hintergrund haben, wird durch das beigefügte Video erhärtet. Es zeigt zu Beginn mehrere Sequenzen mit muslimisch eingehüllten, etwas korpulenteren Frauen, die offenbar in ein Gefängnis eingelassen werden – vermutlich als Besucherinnen der inzwischen inhaftierten zwei Brüder.
Die Debatte in Österreich, ob Nationalität und damit auch kultureller Hintergrund bei (lokalen) Meldungen genannt werden sollten, wurde vor Jahren und nicht ohne Emotionen geführt. Um zu wissen, was in einer Gesellschaft zu Gange ist, interessiert mich als Leser solcher Meldungen sehr wohl Nationalität, allenfalls Herkunft und Gesinnungshintergrund der beteiligten Personen, z.B. wenn über Straftaten berichtet wird.
Political Correctness in allen Ehren, aber ich möchte informiert sein zur journalistischen Frage „WER“.
In Begleitung von zwei Freunden gingen die beiden Brüder dann zu der Schule, wo sie Shamseddine „zufällig“ antrafen, so die Staatsanwaltschaft. Sie sagten, sie hätten den Jugendlichen gebeten, ihnen in ein Gebäude zu folgen, um „eine Erklärung für die Bemerkungen zu erhalten, die er über das junge Mädchen machte“. „Der Streit eskalierte und es kam zu Schlägen, die das Opfer zu Fall brachten“, fügte der Staatsanwalt hinzu. Nach Informationen von Franceinfo erlitt der 15-Jährige eine Kopfverletzung und weitere Verletzungen an seinem Körper.
Flucht nach der Tat
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat der 20-jährige Bruder den Rettungsdienst angerufen. „Um ihre Flucht zu ermöglichen“, gab er „gegenüber der Polizei falsche Angaben an und erklärte, er habe mehrere vermummte Jugendliche zu Fuß fliehen sehen“. Die beiden Brüder waren laut Franceinfo bereits wegen Gewalt- und Drogendelikten verurteilt worden.
Die Ermittlungen haben ergeben, dass die 15-jährige Schwester zum Zeitpunkt der Ereignisse nicht anwesend war. Sie ist aber wegen „vorsätzlicher Nichtverhinderung einer Straftat“ angeklagt worden. Wie von der Staatsanwaltschaft beantragt, „wurde gegen sie eine vorläufige gerichtliche Erziehungsmaßnahme angeordnet, die die Unterbringung in einer Erziehungsanstalt und ein Zutrittsverbot der Region Essonne umfasst“.
„Die ganze Nation trauert“
Nach dem Angriff steht die Stadt und das ganze Land unter Schock. Am Collège des Sablons wurde zudem eine psychologische Abteilung eingerichtet und die Sicherheitsvorkehrungen in der Umgebung wurden verstärkt. „Die gesamte Nation trauert“, schrieb Bildungsministerin Nicole Belloubet in einem Beitrag auf X.
Nach zweitem Angriff in einer Woche: Angst vor Gewalteskalation an Schulen
Es war der zweite Angriff in einer Woche. In Montpellier war ein 13-jähriges Mädchen vor ihrer Schule angegriffen worden und schwer verletzt. Sie musste in ein Koma versetzt werden. In Frankreich wächst die Angst vor einer Eskalation der Gewalt an den Schulen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron äußerte sich zum Tod des 15-Jährigen und betonte, dass Schulen vor „unbändiger Gewalt unter Jugendlichen, auch unter immer jüngeren Jugendlichen“, geschützt werden müssen.
Zum selben Thema
- XXL-Drogen-Razzia: Mehr als 190 Festnahmen in ganz Frankreich
- Terror-Alarm: Horror-Videos an Schülerinnen und Schüler verschickt
- 12-jähriger erschießt Mitschüler: Motiv könnte Mobbing gewesen sein
- Griechenland: Gewalt und Mobbing an Schulen nimmt zu
Ernst Langthaler: Adieu Anthropozän – willkommen im Kapitalozän!
Wir befinden uns also doch nicht im Erdzeitalter des Menschen, behaupten Fachleute. Doch leben wir seit 200 Jahren in einer Wachstumsgesellschaft, die ihre eigenen Grundlagen untergräbt
Es brauche einen Alternativbegriff zum Anthropozän – einen, der „die ungleichen Verantwortlichkeiten nicht nur benennt, sondern auch historische Erklärungen anbietet“, schreibt Ernst Langthaler, Professor für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte an der Johannes-Kepler-Universität Linz, in seinem Gastkommentar.
Das „Economist“-Magazin titelte im Jahr 2011 „Welcome to the Anthropocene“. Elf Jahre zuvor hatte der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen das Anthropozän mit dem Menschen (griech. „anthropos“) als geologischer Kraft zum neuen Erdzeitalter erhoben. Um diesen Vorschlag zu prüfen, haben die geologischen Fachgremien eine Arbeitsgruppe einberufen. Nach jahrelanger Arbeit setzte sie das Ende des Holozäns und den Beginn des Anthropozäns Mitte des 20. Jahrhunderts an.Für den geologisch notwendigen Nachweis fiel die Wahl auf den Crawford-See in Kanada als Referenzort. Im Seeschlamm sind Spuren von Fossilbrennstoffen, Kunstdüngereinsatz und Atombombentests nachweisbar. Alles schien für die Anthropozän-These zu sprechen. Doch kürzlich sorgte das für den Fall zuständige Geologengremium mit einem Datenleak für Schlagzeilen: Zwölf von 18 Mitgliedern stimmten gegen das Anthropozän als geologische Epoche. Fachliche Kritik am Inhalt und Vorgehen parierte der Generalsekretär knapp: „Case closed.“
War es das mit dem Anthropozän? Mitnichten. Der Begriff ist längst aus der Geologenblase entwichen und hat sich in anderen Wissenschaften und der öffentlichen Umweltdebatte verfestigt. Die Erdsystemforschung belegt, dass menschliche Eingriffe in unseren Planeten ab etwa 1950 eine „Große Beschleunigung“ erfuhren: Energieverbrauch, Kunstdüngereinsatz, Treibhausgasausstoß, Temperaturanstieg, Ozeanversauerung, Artensterben, Entwaldung und so fort. Abgesehen von hyperkritischen Geologengremien und faktenresistenten Verschwörungsgläubigen teilt alle Welt die Zeitdiagnose: Wir leben im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen als einer planetarischen Prägekraft.
„Basierend auf der Ausbeutung von billiger Arbeit und Natur, vor allem im Globalen Süden, häufte sich der Wohlstand über ungleichen ökonomischen und ökologischen Tausch in den Händen weniger Privilegierter im Globalen Norden.“
Doch wer ist „der Mensch“, der unseren Planeten zum Kippen zu bringen droht? Seine Hauptsprache ist Englisch, zudem spricht er Deutsch und Französisch, in letzter Zeit auch etwas Chinesisch. Die Verantwortung für die planetarische Krise ist ungleich verteilt, wie die historische Treibhausgasbilanz zeigt: Der weltweite Kohlendioxidausstoß von 1850 bis 2015 geht überwiegend auf das Konto der USA und Europas (27 beziehungsweise 24 Prozent, größtenteils vor 2000), gefolgt von China (elf Prozent, überwiegend nach 2000). Nicht der neue Staatskapitalismus im Fernen Osten, sondern der alte Unternehmerkapitalismus des Westens entpuppt sich als die größte CO2-Schleuder. Der Globale Süden trug nur minimal zur Erderhitzung bei, verspürt aber maximal deren Folgen.
Immense Umweltschäden
Der Begriff des Anthropozäns verdeckt mehr, als er enthüllt. Wir benötigen einen Alternativbegriff, der die ungleichen Verantwortlichkeiten nicht nur benennt, sondern auch historische Erklärungen anbietet. Der Umweltsoziologe Jason Moore bringt dafür das Kapitalozän ins Spiel. Ihm zufolge geht die planetarische Krise auf das Konto des Industriekapitalismus, der ab 1800 von Großbritannien ausgehend seinen fossil-energetisch befeuerten Wachstumstrieb im Weltmaßstab entfesselte. Während sich in den letzten 300 Jahren die Weltbevölkerung verzehnfachte, wuchs das globale Kapital auf das 134-Fache. Basierend auf der Ausbeutung von billiger Arbeit und Natur, vor allem im Globalen Süden, häufte sich der Wohlstand über ungleichen ökonomischen und ökologischen Tausch in den Händen weniger Privilegierter im Globalen Norden.
Es war also der Kapitalismus – aber spielte sein Gegenmodell, die Zwangsindustrialisierung im Realsozialismus, nicht eine ebenso destruktive Rolle? Der Systemkonflikt zwischen West und Ost nach 1945 verursachte auf beiden Seiten immense Umweltschäden. Auch die spät industrialisierte Sowjetunion befeuerte die Klimaerwärmung (acht Prozent der CO2-Menge 1850 bis 2015). Doch ein Unterschied ist wesentlich: Das sozialistische Lager plünderte und schädigte größtenteils heimische Ökosysteme. Das kapitalistische Lager hingegen griff zusätzlich nach den billigen Ressourcen der „Dritten Welt“. So etwa lag der Fußabdruck der Sowjetunion 1973 bei 100, der USA jedoch bei 173 und Westdeutschlands sogar bei 292 Prozent der heimischen Biokapazität. Nur durch ungleichen Tausch mit der Außenwelt und Umverteilung im Inneren behielt der Westen im Wohlstandswettlauf mit dem Osten die Nase vorn. Die Entschärfung der sozialen Frage im Konsumkapitalismus ging Hand in Hand mit der weltweiten Zuspitzung der ökologischen Frage, der „Großen Beschleunigung“.
Planetarische Krise
Die Kapitalozän-Perspektive erhellt nicht nur das Hineinschlittern in die planetarische Krise in der Vergangenheit, sondern auch Auswege in eine nachhaltige Zukunft: Anpassung oder Überwindung des Kapitalismus? Befürworterinnen und Befürworter der Anpassungsstrategie erwarten die Eindämmung des kapitalistischen Zerstörungsdrangs durch „grünes Wachstum“. Anhängerinnen und Anhänger der Überwindungsstrategie plädieren für den Übergang in ein postkapitalistisches System ohne Wachstumszwang. Es wird wohl beides brauchen: kurzfristige Anpassungsschritte mit dem längerfristigen Ziel einer sozial und ökologisch eingebetteten Wirtschafts- und Lebensweise. Dabei ist es nicht egal, welche Begriffe wir verwenden. Denn Sprache prägt Bewusstsein und damit auch Wirklichkeit. In diesem Sinn: Willkommen im Kapitalozän! (Ernst Langthaler, 4.4.2024)
Ernst Langthaler ist Universitätsprofessor am Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Johannes-Kepler-Universität Linz.
Zum Thema:
- Leben wir schon im Anthropozän? Nein, sagt die Fachwelt
- Die Donau als stille Zeugin des Anthropozäns
- Video: See in Kanada zum Referenzpunkt für Zeitalter des Menschen gekürt
- Plutonium in kanadischem See soll Beginn des Anthropozäns markieren
Aus den Postings
*** ihre eigenen Grundlagen untergräbt ***
Kaputtalismus.
*** Sehr schön geschrieben! ***
Wobei der Begriff Anthropozän als „erdgeschichtliche“ Epoche durchaus passend wäre. Denn auch wenn alle unsere Gebäude und andere Spuren der Menschheit zerstört sein werden, selbst dann, wenn unser Atommüll längst nicht mehr radioaktiv strahlt, bleiben dennoch noch für weitere Abermillionen Jahre das von uns hinterlassene Mikroplastik, die Ewigkeitschemikalien und viele andere Umweltgifte in den Gesteinsschichten, die unsere Zivilisation heute prägt, als unsere ewigen Zeugen erhalten.
Wie künstliche Intelligenz Gender-Bias aufdeckt – Österreichischer Wissenschaftsfonds
Buben erleben Abenteuer, Mädchen Alltag. Kinderliteratur ist voll von Geschlechterklischees, die die junge Leserschaft prägen. Eine Forschungsgruppe in Wien hat ein neues KI-Werkzeug entwickelt, das Gleichberechtigung in Kinderbüchern misst und so das Bewusstsein für hartnäckige Stereotype von starken Helden und zarten Prinzessinnen schärft.
Wie Mädchen und Buben in Kinderbüchern dargestellt werden und welche Abenteuer sie erleben folgt bis heute Geschlechterstereotypen.
„Alice im Wunderland“ zählt bis heute zu den bekanntesten Kinderbüchern der Weltliteratur. Das Werk des Autors Lewis Carroll erschien erstmals 1865 in der von Königin Victoria regierten britischen Monarchie. Zu einer Zeit also, in der die Rollenverteilung von Frauen und Männern noch klar definiert war. Familie, Mutterschaft, Erziehung waren Frauen zugeordnet. Ihr Ort war die häusliche Umgebung. Männer entdeckten die Welt im Außen.
Das Mädchen „Alice im Märchen“ scheint sich wenig um diese Rollenbilder zu kümmern. Voller Neugier betritt es das magische Wunderland, wo sie ungewöhnlichen Figuren und Gesellschaften begegnet. Alice hat keine Ängste und dringt auch an Plätze vor, die eigentlich Männern vorbehalten sind. Dass sich die Heldin Geschlechterklischees widersetzt, war nicht nur für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich.
Bis heute spiegeln Kinderbücher bevorzugt gesellschaftliche Normen und Genderstereotype wider.
Das belegen Untersuchungen, unter anderem eine Studie aus 2021, die Kinderbücher aus den Jahren 1960 bis 2020 mit Fokus auf Geschlechterrollen analysierte. Männliche Protagonisten sind noch immer in der Überzahl, lautete ein zentrales Ergebnis.
KI scannt Kinderbücher
Das Problem daran ist, Geschichten haben einen prägenden Einfluss auf die jungen Leser:innen. Geschlechterstereotype bilden sich nachweislich schon früh in der Kindheit heraus. Das hat Auswirkungen auf die emotionale und kognitive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die sich etwa in schulischer Leistung und Berufswahl manifestieren.
Um mehr Sensibilität für eine Schieflage zu schaffen, die sich früh verfestigt, haben sich die Statistikerinnen Camilla Damian und Laura Vana-Gür ein Modell überlegt, das mithilfe von künstlicher Intelligenz Kinderliteratur auf Gender-Bias scannt.
Auf Basis von eigens definierten und vielzähligen geschlechtsbezogenen Aspekten, die das kleine Team vorab definierte, sollten die Computer lernen, Texte zu analysieren, um daraus für jedes Buch einen Gender-Score zu generieren.
Theoretisch beherrschen Sprachverarbeitungsprogramme solche Aufgaben bereits. Man denke nur an die Fähigkeiten von ChatGPT. Doch um ein wirklich valides Ergebnis zu bekommen, das sich nachvollziehen lässt und aus dem sich Empfehlungen ableiten lassen, braucht es mehr.
Computer lernen implizite Geschlechterungleichheiten
„Ein Nachteil von aktuellen Algorithmen zur Sprachverarbeitung ist, dass sie Vorurteile mitübernehmen“, erklärt Vana-Gür. Das wollte die junge Forscherin in ihrem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten 1000-Ideen-Projekt ausschließen.
Um also die Analyse selbst von Anfang an vor Gender-Bias zu schützen – und nicht erst nachträglich, wie es in der Regel praktiziert wird –, haben die Forschenden ein aufwendiges manuelles Feintuning durchgeführt, mit dem die Algorithmen trainiert wurden. Sie haben unter anderem eine Literaturüberprüfung, basierend auf Erkenntnissen aus soziologischer, psychologischer und pädagogischer Forschung, durchgeführt, um Indikatoren für Geschlechterstereotype zu definieren.
Sie selbst werteten Kinderliteratur aus, um Faktoren zu eruieren, die implizit mit Gender-Bias in Verbindung gebracht werden können. Dazu schauten sie sich die Berufe der Figuren an und untersuchten auch, ob sie anhand ihres Aussehens oder vielmehr ihrer Intelligenz dargestellt wurden. Auch weitere Eigenschaften wie Freundlichkeit und Aggressivität, die typischerweise weiblichen bzw. männlichen Charakteren vorbehalten sind, seien ebenfalls relevant für die Analyse, sagt Vana-Gür. Zudem wurden Datenvisualisierungen sowie Maßstäbe für Zentralität und Einfluss erstellt, die zeigen, wie die Hauptdarsteller:innen mit den Nebenfiguren vernetzt sind.
Nachvollziehbare Ergebnisse erzielen
Auf Basis dieser qualitativen Auswertung und der umfassenden Datenerhebung baute das Forscherteam das Messverfahren auf. Angewendet wurde es an rund 30 Kinderbüchern aus dem Gutenberg-Projekt – das vor allem klassische Werke, wie eben „Alice im Wunderland“, „Cinderella“, „Aladin und die Wunderlampe“ oder „Hänsel und Gretel“, erfasst hat – Werke, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen und damit für die Wissenschaftler:innen frei zugänglich waren.
„Das Potenzial dieser systematischen Herangehensweise ist groß, wenn auch sehr komplex“, bestätigt Vana-Gür, und verweist auf einen weiteren Vorteil, der in der KI-Forschung zunehmend wichtig wird: „Die Ergebnisse müssen transparent und nachvollziehbar sein, das ist ein wichtiges Ziel im Projekt.“ In der Forschung spricht man von „explainable AI“. Erklärbare Messergebnisse sind für die Wissenschaftler:innen die Voraussetzung dafür, valide Richtlinien zu liefern, die ein Bewusstsein für problematische Unter- und Fehlrepräsentationen von Geschlecht in der Kinderliteratur schaffen können. „Uns ist es wichtig, eine interpretierbare Gesamtbewertung zu erhalten, um etwa Verleger:innen, Pädagog:innen oder auch Eltern fundierte Entscheidungen zu ermöglichen“, sagt Gür.
Um das neue Werkzeug weiter zu etablieren, braucht es noch mehr Training und zusätzliche Datenbanken für Kinderliteratur, an denen getestet werden kann. Man stehe also gerade am Anfang, betont die Forscherin. Im Idealfall hilft der automatisch erzeugte Gender-Score am Ende dabei, weniger Geschichten auf dem Kinderbuchmarkt zu finden, die von zauberhaften Prinzessinnen und mutigen Astronauten erzählen. Denn die Welt von Buben und Mädchen und schließlich von uns Erwachsenen birgt viel mehr. „Alice im Wunderland“ hat uns schon vor 150 Jahren davon überzeugt.
Zur Person
Laura Vana-Gür hat Wirtschaftswissenschaften in Rumänien studiert und ihr Doktorat in Statistik an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) abgeschlossen. Seit 2021 ist sie Assistenzprofessorin im Forschungsbereich Computational Statistics an der TU Wien. Davor war sie Universitätsassistentin (Postdoc) an der WU Wien. Ihr Forschungsinteresse liegt in der Entwicklung statistischer Methoden und von Software, die die Analyse komplexer Daten, vor allem in Nachhaltigkeitsbereich, ermöglichen.
COMMENT: Um welche KI handelt es sich hier? Ist diese schon im Umlauf oder noch in den Forschungswindeln?
Kinderbücher: KI soll Bewusstsein für verzerrte Darstellung in Kinderbüchern schärfen – Der Standard, 2.4.2024
Wiener Forscherinnen haben eine KI trainiert, die anhand konkreter Kriterien bewertet, wie gleichberechtigt Geschlechterdarstellungen in Kinderbüchern sind
Für Eltern, Pädagogen und Verlage soll die KI künftig eine Orientierungshilfe bieten. Geschlechterklischees machen bekanntermaßen auch vor Kinderliteratur nicht halt. Wiener Forscherinnen haben nun eine Künstliche Intelligenz (KI) trainiert, die anhand konkreter Kriterien bewertet, wie gleichberechtigt oder verzerrt Geschlechterdarstellungen in Kinderbüchern sind. Das soll Eltern, Pädagogen und Verlage künftig eine Orientierungshilfe bieten.
„Das Ziel ist nicht, Bücher zu canceln, sondern für mehr Bewusstsein zu sorgen“, erklärte Laura Vana-Gür von der Technischen Universität (TU) Wien im Gespräch mit der APA. Sie hat zusammen mit Camilla Damian, die während der Projektlaufzeit ebenfalls an der TU Wien tätig war, einen Prototyp entwickelt, dessen Ziel es ist, jedem Buch einen transparenten Genderscore zwischen null und eins zuzuweisen. Je näher bei eins, desto problematischer werden die Repräsentationen von Geschlecht in dem jeweiligen Kinderbuch eingeschätzt.
Systemische Herangehensweise
Vorangegangen war dem eine Auswertung soziologischer, psychologischer und pädagogischer Forschungsarbeiten, um Faktoren zu eruieren, die konkret mit Genderbias – also der Verzerrung aufgrund des Geschlechts – in Verbindung gebracht werden können. Welche Berufe haben die Figuren? Welche Aussagen über Aussehen, Intelligenz, Freundlichkeit oder Aggressivität finden sich, und wie sind die Hauptdarsteller mit den Nebenfiguren vernetzt? All dies sei in die Analyse eingeflossen, so Vana-Gür.
Durch die systematische Herangehensweise und das „Feintuning“ im Vorfeld sei es möglich gewesen, die Algorithmen zu trainieren, um so wenige Vorurteile wie möglich zu übernehmen. „Wir haben nicht mit Blackboxmethoden auf Texte gezielt, sondern uns angesehen, was es in der Literatur bereits gibt, und versucht, das unter Beachtung der Kriterien zu automatisieren. Wir müssen am Schluss wissen, was wir gemessen haben. Die Ergebnisse sollen transparent und nachvollziehbar sein“, sagte die Statistikerin.
Getestet wurde das Messverfahren an rund 30 älteren Kinderbüchern – vor allem an klassischen Werken wie „Alice im Wunderland“, „Cinderella“, „Aladin und die Wunderlampe“, „Rapunzel“ oder „Hänsel und Gretel“, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen und damit frei zugänglich sind. Nun gehe es darum, das Modell noch zu verfeinern und an zusätzlichen Datenbanken für Kinderliteratur zu optimieren.
Einfluss auf Eltern
„Unsere Hoffnung wäre schon, dass wir damit einen Einfluss auf die Entscheidung der Eltern haben“, so Vana-Gür. Vorstellbar sei auch, dieses Werkzeug Verlegern anzubieten, damit diese den Autoren vor einer Veröffentlichung entsprechendes Feedback zu ihren Manuskripten geben können. Eine Kennzeichnung nur mit Ampelfarben sei nicht zielführend, weil klar sein müsse, auf welchen Kriterien die Einstufung basiere. „Somit kann jeder selbst entscheiden, ob das wichtig ist oder nicht“, erklärte die Forscherin.
An neueren Kinderbüchern wurde der Prototyp – auch im Hinblick auf Urheberrechte – nicht getestet. Aus Studien sei aber bekannt, dass es hier noch immer problematische Darstellungen gebe. „Das Thema ist demnach, auch wenn es vielleicht leichte Verbesserungen bei der Darstellung der Charaktere gegeben hat, nicht vom Tisch“, sagte Vana-Gür, die nichts dagegen hätte, wenn künftig weniger Geschichten über zauberhafte Prinzessinnen und mutige Helden gelesen würden. (APA, 2.4.2024)
Zum Weiterlesen:
- Von KI verfasste Bücher werden für Amazon und Autorinnen zum Problem
- Darf KI bald Literatur übersetzen und Hörbücher einlesen?
- Wie Jugendliteratur mit dem Thema KI umgeht
Gender-Wahnsinn in Kinderbüchern: KI macht Jagd auf Prinzessinnen und Helden! – exxpress, 2.4.2024
Schluss mit Prinzessinnen in rosaroten Tüllkleidern und muskelbepackten Helden, die Drachen besiegen? Forscherinnen der Technischen Universität Wien haben eine KI entwickelt, die Kinderbücher auf “Gender-Gerechtigkeit” abklopft. Ab sofort sollen Eltern und Pädagogen gewarnt werden, wenn ein Buch nicht “gendergerecht” ist.
Die bösen Geschlechterklischees schlagen wieder zu. Diesmal im Visier: Kinderbücher.
“Cancel Culture” im Kinderzimmer? Was früher als Fantasie und Abenteuer galt, wird jetzt von der Gender-Polizei auf die politische Korrektheit geprüft. Mit Hilfe einer KI sollen Eltern und Pädagogen künftig vor Büchern mit “problematischen Geschlechterdarstellungen” gewarnt werden.
Die Algorithmen der KI analysieren, welche Berufe die Figuren haben, wie sie aussehen, ob sie intelligent oder aggressiv sind und wie sie mit anderen Figuren interagieren. Je nachdem, ob die Ergebnisse den ideologischen Vorgaben der Forscherinnen entsprechen, wird dem Buch ein “Gender-Score” zwischen 0 und 1 zugewiesen.
Orientierungshilfe für Eltern, Pädagogen und Verlage
Der Prototyp der KI wurde an 30 “klassischen” Kinderbüchern getestet. Märchen wie “Cinderella” oder “Hänsel und Gretel” könnten durch die Gender-KI in Zukunft als “problematisch” eingestuft werden.
Die Forscherinnen hoffen jedenfalls, dass ihre Arbeit einen Einfluss auf die Kaufentscheidungen der Eltern hat. Das heißt: Künftig sollen weniger Geschichten über zauberhafte Prinzessinnen und mutige Helden gelesen werden. Entwicklerin Laura Vana-Gür von der TU Wien erklärt: “Das Ziel ist nicht, Bücher zu canceln, sondern für mehr Bewusstsein zu sorgen.”
Zeitenwenden – Zeitgeschichtler tagen ab 11. April an Uni Graz
Die größte wissenschaftliche Veranstaltung der österreichischen Zeitgeschichteforschung findet ab dem 11. April an der Universität Graz statt: Am „Österreichischen Zeitgeschichtetag“ werden sich rund 250 Experten unter dem Motto „Zeitenwenden – Wendezeiten?“ mit vielfachen Aspekten der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzen. Bis zum 13. April stehen rund 100 Vorträge und Diskussionen am Programm, wie die Organisatorin Barbara Stelzl-Marx gegenüber der APA ankündigte
Die Gegenwart und jüngste Vergangenheit entwickelt sich turbulent: Die Klimakrise, die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg haben Politik, Wirtschaft und Alltagsleben erschüttert. Einen weiteren Schritt zurück liegen der Fall des Eisernen Vorhangs, der Holocaust, zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er-Jahre – sie alle haben tiefe gesellschaftliche, politische, ökonomische und teils auch für nachhaltige Umbrüche gesorgt. Viele sehen dahinter geradezu Zeitenwenden. Andere wiederum entdecken dahinter Kontinuitäten. Sie alle sind auch Thema der österreichischen Fachkonferenz der Zeithistorikerinnen und -historiker, die dieses Mal in Graz stattfindet. Die Organisation haben Christiane Berth, Professorin für Zeitgeschichte, und Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Zeithistorikerin am Institut für Geschichte, übernommen.
Periodisierung des frühen 21. Jahrhunderts
„Die Zeitgeschichte ist als Disziplin gefordert, die Debatten der letzten Jahre historisch einzuordnen. Wir müssen die Diskussion über die Periodisierung des frühen 21. Jahrhunderts weiterführen und dabei vorherige Wendezeiten im Blick behalten. Dabei sind sowohl globale Schlüsseljahre wie 1918, 1945, 1968, 1979 oder 1989 von Interesse als auch lokale, regionale oder nationale Einschnitte, wie das Jahr 1938 in Österreich“, so die Organisatorinnen im Vorfeld der dreitägigen Fachtagung.
Im Rahmen des Kongresses werden auch zwei Graz-spezifische Jubiläen gefeiert: An der Universität Graz wurde vor 40 Jahren der Arbeitsbereich Zeitgeschichte eingerichtet und vor 30 Jahren wurde das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, das eng mit der Uni Graz verbunden ist, gegründet.
Eröffnet wird der Österreichische Zeitgeschichtetag am Donnerstagabend (ab 18.00 Uhr) in der Aula der Universität mit einer Keynote zum Ukraine-Krieg: Serhii Plokhy, Professor für Ukrainische Geschichte an der Universität Harvard (USA), wird die Ursprünge des Konflikts nachzeichnen.
Service: 15. Österreichischer Zeitgeschichtetag, Programm: https://zeitgeschichtetag-2024.uni-graz.at/de/
HAUSHALT
Kühlschrank reinigen: Darum sollten wir es regelmäßig tun und so funktioniert es richtig
Wer hätte das gedacht: laut einer Untersuchung der Universität Arizona gibt es einen speziellen Ort im Haushalt, an dem sich die meisten Bakterien und Keime befinden sollen. Dabei handelt es sich nicht, wie viele möglicherweise vermuten, um die Toilette. Tatsächlich ist hier vom Kühlschrank die Rede!
Wie oft man das Gerät reinigen sollte und wie das am besten gelingt, verraten wir euch.
Bakterien-Alarm im Kühlschrank
Während wir darauf bedacht sind, unsere Toiletten, Duschen, Badewannen und Bettwäsche regelmäßig zu reinigen, vergessen wir dabei oft auf einen wichtigen Gegenstand: den Kühlschrank! Doch aus welchem Grund vernachlässigen wir die Reinigung von Kühlschränken, in denen sich immerhin Lebensmittel befinden, die wir täglich zu uns nehmen? Klar, den Inhalt jedes Mal auszuräumen, das Gefrierfach zu leeren und anschließend alles abtauen zu lassen ist natürlich weitaus aufwendiger, als eine Bettwäsche zu wechseln.
Doch es gibt einen wirklich sehr guten Grund, weshalb wir die Kühlschrank-Reinigung ab sofort in unsere Putz-Routine aufnehmen sollten. Untersuchungen der Universität Arizona haben nämlich ergeben, dass in einem Kühlschrank tatsächlich mehr Bakterien und Keime hausen, als überall sonst im Haushalt. Um genau zu sein, befinden sich mehrere Millionen Keime auf einem einzigen Quadratzentimeter. Klingt grausig? Ist es auch!
So oft sollte man seinen Kühlschrank reinigen
Um also zu verhindern, dass Schimmelpilze, Bakterien und krankheits- oder verderbniserregende Keime entstehen und die gelagerten Lebensmittel verunreinigen, ist eine regelmäßige Reinigung sehr wichtig! Im Idealfall machen wir uns nicht nur einmal pro Jahr – wenn überhaupt – die Mühe, sondern reinigen den Kühlschrank mindestens einmal pro Quartal. Laut Expert:innen sollten wir uns die Reinigung sogar alle vier bis sechs Wochen vornehmen. Und zwar auch, wenn keine sichtbaren Verunreinigungen vorhanden sind. So können mögliche Krankheitserreger reduziert werden und auch unangenehme Gerüche aus dem Inneren des Haushaltsgeräts haben keine Chance.
So funktioniert es richtig
Nun zum Wichtigsten: wie reinigt man denn einen Kühlschrank am besten? Feucht durchwischen und sämtliche Schmutzpartikel entfernen ist in dem Fall zu wenig. Hier muss man etwas intensiver ran. Am besten teilt man die Reinigung in sechs Schritte ein:
- Kühlschrank vollkommen leer räumen – auch das Gefrierfach! Dazu am besten alles in eine Kiste räumen und gekühlt lagern, etwa am Balkon oder im Keller. Im Sommer ist eine Tiefkühlbox von Vorteil.
- Kühlschrank ausschalten und Gefrierfach abtauen lassen – dauert in etwa ein bis zwei Stunden.
- Den groben Schmutz (wenn vorhanden) mit einem Tuch oder einer Küchenrolle entfernen. Achtung beim Tuch: es sollte frisch und frei von Bakterien sowie Keimen sein.
- Mit einem Reinigungsmittel die Wände sowie die Platten des Kühlschrankes und des Gefrierfaches ordentlich reinigen. Am besten eignen sich dafür Hygiene-Reiniger. Wer auf starke Mittel verzichten möchte, kann auch selbst eine Mischung aus Wasser (200 ml) und Essigessenz (100 ml) zusammenstellen.
- Auch die Gummidichtungen sollten ab und zu gereinigt werden, damit sie nicht porös werden. Dazu vorsichtig ein nasses Wattestäbchen verwenden.
- Zum Schluss alles noch etwa 30 Minuten lang gut trocknen lassen, damit die Feuchtigkeit entweicht und sich kein Schimmel bildet.
Laut Expert:innen muss bei der Reinigung nicht immer das „volle Programm“ gefahren werden. Das Abtauen des Gefrierfaches reicht auch einmal jährlich. Dadurch lassen sich übrigens auch Energieeinsparungen von 15 bis 45 Prozent erzielen. Denn Kühlschrank und Gefrierfach zählen zu den Stromfressern eines jeden Haushalts.
UNTERNEHMEN
—