Tagesblick – 30.3.2024 Samstag

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FAZIT DES TAGES

COMMENT – FAZIT:

  • Gemischte Kost: eskalative Entwicklung im Ukraine-Krieg, FED nährt Hoffnungen und Befürchtungen zugleich
    • Ukraine-Krieg: Nordkorea und Russlands krumme Touren
    • Ukraine-Krieg: leises (?) Säbelrasseln von Bundestagsexperten  
    • Ukraine-Krieg: Historiker lesen deutscher Regierung die Leviten
    • Gaza-Krieg und ein doppelzüngiger Leitartikel?  
    • US-Börsen-Halligalli: Übernahme-Zirkus vor der Türe
    • FED-Powell übt sich in sphinxischen Tönen
    • Kerninflation in den USA und nationale Inflation in Frankreich und in Italien auf dem Rückweg 

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HELLMEYER-Report (gekürzt)

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MÄRKTE

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

Große Übernahmen und Fusionen stehen vor Comeback

An der Wall Street deutet eine Reihe von Megadeals auf eine mögliche Wiederbelebung der Fusionen und Übernahmen nach dem letztjährigen Einbruch hin. Doch der Aufschwung könnte sich als zerbrechlich erweisen. Angeführt von der 35,3 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Discover Financial Services durch Capital One Financial haben Käufer in diesem Jahr laut dem Datenanbieter Dealogic 11 Deals im Wert von 10 Milliarden Dollar oder mehr abgeschlossen, ohne Berücksichtigung von Schulden. Das macht dieses Jahr zu einem der geschäftigsten Jahresanfänge für Großübernahmen in diesem Jahrhundert.

Die Welt ist besser und gerechter, als wir glauben – Die Presse, 29.3.2024 (ZAHLPFLICHT)

Kapitalismus und Marktwirtschaft sind das effizienteste Armutsbekämpfungsprogramm der Menschheitsgeschichte. Man sollte das jetzt nicht allzu leichtfertig infrage stellen.

Die folgenden Aussagen sind im Augenblick wohl mehrheitsfähig: Die Ungleichheit in der Welt steigt. Die Armen werden ärmer, die Reichen reicher. Schuld daran ist das dominierende Wirtschaftssystem des Kapitalismus. Um die Welt gerechter zu machen, müssen wir den Kapitalismus überwinden und zu einem neuen System des Wirtschaftens finden. Das ist ganz nebenbei auch Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz, weil dieser nur mit Degrowth funktioniert, der Kapitalismus aber Wachstum braucht. …

Vermögensforscher Druyen über Reichtum „Heute ist es einfacher, reich zu werden“

Amazon-Chef Bezos, Tesla-Besitzer Musk und der Luxus-Unternehmer Arnault sind die reichsten Menschen der Welt. Reich zu werden, sei heute einfacher, sagt der Forscher Druyen. Aber es funktioniere ganz anders als noch vor Jahrzehnten.

Amazon-Gründer Jeff Bezos ist wieder der reichste Mensch der Welt. Er hat Tesla-Chef Elon Musk abgelöst, zeigt der Bloomberg Billionaires Index. Auf Rang drei ist mit Bernard Arnault, dem Gründer des Luxus-Konzerns LVMH, ein Europäer vertreten.

Um reich zu sein, muss man allerdings nicht mehrfacher Milliardär wie diese Gründer und Unternehmer sein. „In Deutschland gilt man als reich, wenn man das Doppelte vom Median-Einkommen verdient. Das wären pro Person im Monat 3.892 Euro [brutto]“, sagt der Soziologe Thomas Druyen, der Reichtum und Vermögen an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien erforscht, tagesschau.de.

Keine verbindliche Größe für Reichtum

Eindeutig lasse sich allerdings nicht sagen, wann man reich ist. „Es gibt keine verbindliche Größe. In Deutschland zählt man aber mit 722.000 Euro Vermögen zu den oberen fünf Prozent.“

Zum Vermögen zählen Immobilien, Unternehmen, Wertpapiere, aber auch Wertgegenstände wie Autos, Privatjets und Jachten. Abgezogen werden Schulden wie Hypotheken oder Kredite.

Größenunterschiede gewichtig

Superreich ist laut Druyen, wer mindestens 300 Millionen Euro besitzt. Dabei mache es aber einen Unterschied, ob man in Zürich, Peking oder Dakar lebt. Noch gewichtiger seien aber die Größenordnungen. „Zwischen fünf, 50, 500 Millionen oder 50 Milliarden liegen jeweils Lichtjahre“, erklärt der Experte.

In Deutschland gab es 2022 laut World Wealth Report des Beratungsunternehmens Capgemini rund 1,6 Millionen Millionäre. Das sind Menschen mit einem investierbaren Vermögen von mehr als einer Million Dollar. 2008 waren es noch halb so viele. Doch zu 2021 ist es ein Rückgang um gut 20.000 – ein weltweiter Trend.  

Nahost, Afrika, Südamerika: Reicher in der Krise

„Ursache waren die geopolitischen wie auch makroökonomischen Unsicherheiten“, heißt es im Report. Das investierte Geld war durch Kursverluste der Kapitalmärkte und steigende Inflation weniger wert geworden. Doch gerade in Nahost, Afrika und Südamerika geschah das Gegenteil: Dort wurden die sehr Vermögenden noch reicher. Sie profitierten von Gewinnen aus Öl- und Gasgeschäften.

Schaut man auf die Anzahl der Milliardäre, so geht deren Zahl weltweit zwar seit 2021 zurück, doch seit der Jahrtausendwende hat sich ihre Zahl mehr als verfünffacht. Knapp zehn Prozent von ihnen sind jünger als 50 Jahre alt. Wie haben sie das erreicht?

Reichtum meist selbst erarbeitet

Kurz: Die meisten wurden als Selfmade-Unternehmer – sprich: durch Arbeit – reich. 55,8 Prozent der unter 50-jährigen Milliardäre weltweit gaben laut Wealth-X an, ihr Vermögen erarbeitet (self-made) zu haben, 18,5 Prozent haben es demnach geerbt. Die übrigen haben sich ihr Vermögen zumindest zum Teil selbst erarbeitet. In der älteren Generation der 50- bis 70-jährigen Milliardäre ist das Verhältnis von erarbeitetem und ererbtem Vermögen noch gravierender: 64,2 Prozent haben dieses Vermögen selbst gemacht und 8,8 Prozent von ihnen geerbt.

Das bestätigt Experte Druyen nach Forschungen in 120 Ländern: „Der Mythos, vor allem durch Erben reich zu werden, stimmt nicht.“ Seit Beginn der Industrialisierung sei Unternehmertum der „entscheidende Faktor“ für Reichtum. Jedoch hätten sich die Bedingungen enorm verändert.

Unternehmertum macht häufig reich

Vor der Digitalisierung führte die industrielle Revolution in den USA zu großem Reichtum. Beispiele sind Öl und Rockefeller, Stahl und Infrastruktur mit Andrew Carnegie oder die Automobilindustrie mit Henry Ford. „Immer waren große Unternehmerpersönlichkeiten involviert und der Staat spielte keine große Rolle.“

Anders in Fernost: „In China konnte erst nach Mao großer Reichtum erworben werben.“ Vor allem die Fertigungswirtschaft Textil, Immobilien und Bauwirtschaft haben sich exponentiell entwickelt, ebenso auch die Zahl der Millionäre und Milliardäre. „Das große Geheimnis war die Leistung, eine riesige Mittelschicht aufzubauen, also über 200 Millionen Menschen von der Armut zu befreien. Das hat den Markt enorm angetrieben. Aber alles lief mit staatlicher Kontrolle.“ Zuletzt gab es laut Wealth-X 357 Milliardäre in China (Stand: 2022), davon viele Internet-Milliardäre.

Als Familien-Unternehmer in Deutschland zu Vermögen

In Deutschland sind es 173 Milliardäre. „Hier standen schon früh Familienunternehmen für eine nachhaltige Reichtumsproduktion“, resümiert Druyen. Dazu gehörten die Automobil-Industrie mit Daimler und Benz oder auch BMW, Unternehmen wie Siemens und Bosch, Maschinenbau und Elektrotechnik, ebenso wie Bayer und BASF für Chemie und Pharma.

Die Möglichkeiten und Voraussetzungen, reich zu werden, haben sich geändert: Über Jahrhunderte, vor allem seit dem 19. Jahrhundert, habe man als Reeder, Minenbesitzer, Eisenbahnbauer ein unglaubliches Netzwerk aus Mitarbeitern gebraucht, erklärt der Forscher.

Das habe sich in den vergangenen 20, 30 Jahren mit dem Internet, der Digitalisierung und mit Künstlicher Intelligenz geändert: „Heute ist es leichter reich zu werden. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ist es möglich, eine Idee zu entwickeln und dafür viel Geld beim Verkauf zu bekommen.“ Man könne sagen: „Die Digitalisierung hat das Reichwerden demokratisiert.“

Idee, Mut und Disziplin

Doch die Idee allein reiche nicht: „Ohne Mut und Disziplin, die umzusetzen, geht es nicht.“ In 25 Jahren Forschung sei eins offensichtlich geworden: „Den meisten Vermögenden ging es nicht in erster Linie ums Geld, sondern sie hatten den Willen, die Obsession, ihre Ideen oder Visionen in die Realität umzusetzen und das Durchhaltevermögen.“

Die neue Generation Superreicher mache aus, dass sie eine größere Einsicht in globale Zusammenhänge hat und global denkt. „Diese Generation nutzt ihr Kapital zum Arbeiten und Gestalten und hat den Mut, Dinge auszuprobieren.“

„Zufriedenheit ist wichtig“

Ob man damit letztlich wirklich reich werde, hänge von ganz vielen Faktoren ab. Viele davon könne man nicht oder wenig beeinflussen wie Herkunft, Religion, Kultur, Familie, Charakter und Persönlichkeit.

Die Forschung habe aber auch ergeben: „Wirklich reich werden in allen Dimensionen wollen die wenigsten. Zufriedenheit ist wichtig.“ Danach belegen Studien: Mit Einkommen zwischen 70.000 und 120.000 Dollar seien die Menschen am zufriedensten. „Damit kann man sein Alter absichern, damit kann man in Ruhe leben und das ist gut für die Seele und gut für die Gesundheit.“

ISRAEL

n-tv aktuell ISRAEL

Bericht: Bomben und Kampfjets Biden schickt „in aller Stille“ Waffen an Israel – 30.3.2024, 2:44

Die Beziehungen zwischen Joe Biden und Benjamin Netanjahu sind derzeit unterkühlt. Trotz Drucks aus Washington verzichtet Israels Regierungschef nicht auf seine Rafah-Offensive. Allerdings wirkt sich die Verstimmung nicht auf zugesagte Waffenlieferungen aus.

Schlag gegen Hisbollah? Aktivisten melden 42 Tote bei Luftangriffen in Syrien 29.3.2024, 11:32

Bei einem Luftschlag in Syrien sterben syrische Soldaten und Mitglieder der libanesischen Hisbollah. Das meldet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien. Das syrische Militär bezichtigt Israel des Angriffs. Die Opferzahl soll ungewöhnlich hoch sein.

„Berliner Morgenpost“: Völlig verrannt / Leitartikel von Michael Backfisch über Netanjahus Krieg in Gaza

Berlin (ots) – Das Osterfest verströmt immer wieder die Magie der Hoffnung. Christen feiern an diesem Sonntag die Auferstehung Jesu. Aber auch Menschen, die mit der Kirche nichts am Hut haben, träumen von der Möglichkeit einer besseren Welt.

So gehen Ostermarschierer mit dem Wunsch auf die Straße, die Kriege im Gazastreifen und in der Ukraine mittels Verhandlungen zu beenden. Von einem derartigen Szenario ist der Nahe Osten Lichtjahre entfernt. Bei all dem darf nicht vergessen werden: Vor Beginn des Gaza-Krieges stand der bestialische Terroranschlag der islamistischen Hamas am 7. Oktober. Die Extremisten provozierten damit eine ultraharsche Reaktion Israels. Sie nahmen das schreckliche Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung in Kauf und bauten auf eine große regionale Eskalation. Das ist zynisch, ruchlos und kriminell.

Dennoch hat sich Israels Premier Benjamin Netanjahu mit seinem Kurs eines blindwütigen Krieges im Gazastreifen verrannt. Die Bilder von Menschen, die in Trümmerwüsten hausen und kaum etwas zu essen haben, dürfen nicht als „Kollateralschäden“ verbucht werden.

Netanjahu hat sich in den Schraubstock seiner rechtsextremen und ultraorthodoxen Koalitionspartner begeben. Diese setzen nicht nur auf die Vernichtung der Hamas. Sie träumen auch von einem „Großisrael“ mit Annexion des Westjordanlandes und jüdischer Wiederbesiedlung des Gazastreifens. Netanjahu muss das nicht eins zu eins umsetzen. Doch er verfolgt gegenüber den Palästinensern eine betonharte Politik, um seine radikalen Kabinettskollegen bei der Stange zu halten. Dabei geht es auch um Gefälligkeiten.

Pressekontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 – 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
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UKRAINE

n-tv aktuell UKRAINE

+++ 07:23 EU-Kommissionsvize: Putin setzt „Desinformation und Einflussnahme als Waffe“ ein +++
Die Enthüllungen über russische Einflussnahme in Europa alarmieren die EU-Kommission. „Die Nachrichten über das russische Beeinflussungs-Netzwerk, das die tschechischen Geheimdienste aufdecken konnten, sind sehr beunruhigend“, sagt Kommissions-Vizepräsidentin Vera Jourová dem „Handelsblatt“. Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin fügt sie hinzu: „Wir müssen uns ständig vor Augen halten, dass er Desinformation und Einflussnahme als Waffe einsetzen wird, um Europa zu spalten.“

+++ 06:46 Selenskyj legt sein Einkommen offen +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj macht sein Einkommen für das Jahr 2022 öffentlich und meldet Einnahmen von 12,42 Millionen Hrywnja, knapp 300.000 Euro. Das Familieneinkommen setze sich vor allem aus seinem Gehalt, Mieteinnahmen und Bankzinsen zusammen, heißt es auf der Internetseite des Präsidenten. Selenskyi fordert alle öffentlichen Bediensteten der Ukraine dazu auf, ihre Einkünfte offenzulegen, um die Transparenz zu erhöhen und die Korruption zu beseitigen.

+++ 06:20 London: Wertvolle russische Schiffe aus Hafen auf der Krim verschwunden +++
Da die Ukraine wiederholt erfolgreich Angriffe auf die Schwarzmeerflotte und den Hafen in Sewastopol auf der Krim durchführen konnte, scheint Russland seine Schäden an der Schwarzmeerflotte begrenzen zu wollen. Das gab das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienstupdate bekannt. Darin heißt es, dass Moskau dazu gezwungen war, russische Schiffe von höherem Wert, die normalerweise die Hafeninfrastruktur in Sewastopol nutzen würden, in alternativen Hafenanlagen weiter östlich zu stationieren. „Trotz der Versuche Russlands, seine Verluste zu begrenzen, zeigt die Ukraine weiterhin Erfolg dabei, die Fähigkeit der Schwarzmeerflotte zu schwächen, Macht in der Region zu verbreiten“, schreibt das Ministerium bei X. Die Analyse der Geheimdienstexperten, die sich vor allem auf ukrainische Angriffe am 24. März konzentriert, ergab, dass ein Gebäude strukturell beschädigt war, einschließlich eines teilweisen Dacheinsturzes, und dass zwei weitere Gebäude durch Explosionen beschädigt worden waren. Darüber hinaus seien bei den Angriffen auch zwei Landungsschiffe der Ropucha-Klasse, Panzer und ein Geheimdienstschiff der Yury Ivanov-Klasse beschädigt worden. Das belegen unter anderem Satellitenaufnahmen.

+++ 05:35 Selenskyj: Ukraine ohne US-Hilfe auf Rückzug +++
Eine weitere Blockade von US-Militärhilfen im Kongress wird nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem schrittweisen Rückzug ukrainischer Streitkräfte führen. „Wenn es keine US-Unterstützung gibt, bedeutet das, dass wir keine Flugabwehr haben, keine Patriot-Raketen, keine Störsender für die elektronische Kriegsführung, keine 155-Millimeter-Artilleriegeschosse“, sagt er Selenskyj der „Washington Post“. „Das bedeutet, dass wir zurückweichen, uns zurückziehen, Schritt für Schritt, in kleinen Schritten“, sagte er. „Wir versuchen, einen Weg zu finden, uns nicht zurückzuziehen.“

+++ 04:35 Taurus-Hersteller: Bund zu langsam bei Aufträgen +++
Der Rüstungskonzern und Taurus-Hersteller MBDA dringt auf raschere Entscheidungen des Bundes über Aufträge an die Branche. „Hier können wir in Deutschland wesentlich besser und schneller werden“, sagte der Chef der deutschen Konzerntochter, Thomas Gottschild, der „Augsburger Allgemeinen“. Trotz Verbesserungen gebe es noch viel Potenzial, Rüstungsgüter schneller zu beschaffen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, BAE Systems und Leonardo ist unter anderem Produzent der Taurus-Marschflugkörper und von Patriot-Flugabwehrraketen.

Auftragsvergabe weiter zögerlich Taurus-Hersteller MBDA schlägt Alarm

+++ 03:35 Litauen protestiert gegen Lukaschenko-Aggression +++
Litauen legt wegen Aussagen des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko zu möglichen Militäroperationen gegen das Nachbarland Protest ein. In einer diplomatischen Note sei der „starke Protest“ gegen Anfang der Woche beim Besuch einer Militärübung getätigte Äußerungen zum Ausdruck gebracht worden, teilt das Außenministerium des baltischen EU- und NATO-Landes in Vilnius mit. Auch sei das autoritär regierte Nachbarland zu einer schnellstmöglichen offiziellen Erklärung aufgefordert worden. In Belarus war am Dienstag auf einem regierungsnahen Telegram-Kanal ein Video von einem Truppenbesuch Lukaschenkos veröffentlicht worden. Darin zu sehen war, wie der Langzeitherrscher sich von einem Militärvertreter die Ziele einer Übung erklären ließ und darüber sprach, wie die belarussische Armee darauf vorbereitet sei, notfalls Teile Polens oder Litauens anzugreifen. Zwischen den beiden EU- und NATO-Staaten, die an die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad und an Russlands engen Verbündeten Belarus grenzen, verläuft ein schmaler Landkorridor – der sogenannte Suwalki-Korridor.

+++ 01:11 Ukraine setzt weiter auf Taurus-Lieferungen +++
Die Ukraine setzt weiter auf eine Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper, die von Bundeskanzler Olaf Scholz abgelehnt wird. „Wir sehen in Deutschland unterschiedliche interne Diskussionen auch über Taurus für die Ukraine. Das ist eine normale Diskussion, und ich denke, sie muss fortgesetzt werden“, sagt der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak der „Bild“ einem Vorabbericht zufolge. Es gehe um Langstreckenwaffen aus verschiedenen Ländern: „Einige Länder haben bereits beschlossen, sie an uns zu liefern. Und mit einigen Ländern dauert die Diskussion an.“

+++ 00:07 Zu ängstlich: Gauck hofft auf Richtungswechsel bei Taurus +++
Altbundespräsident Joachim Gauck befürchtet anders als Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die von Russland überfallene Ukraine keine deutsche Kriegsbeteiligung und warnt vor zu großer Ängstlichkeit. „Eine Kriegsbeteiligung durch Taurus sehe ich nicht. Relevante Völkerrechtler und Militärexperten auch nicht“, sagte Gauck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Aber der SPD-Politiker habe nun einmal die Richtlinienkompetenz. „Ich hege die Hoffnung, dass er seine Meinung noch ändert, wie seinerzeit vor der Lieferung der Panzer, obwohl er das derzeit ausschließt.“

+++ 22:14 Selenskyj dringt auf mehr Hilfe bei Flugabwehr +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pocht in seiner abendlichen Videoansprache erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Flugabwehr. „Das Hauptziel des Feindes bei diesem Raketenterror ist unser Energiesektor“, sagt Selenskyj mit Blick auf die Angriffe der vergangenen Tage, die wieder zunehmend ukrainischen Energieanlagen gegolten hatten. Dem Stromnetzbetreiber Ukrenerho zufolge sind im östlichen Gebiet Charkiw derzeit planmäßige Stromabschaltungen notwendig. Gefährdet ist die Stromversorgung aber auch in Odessa und im Gebiet Chmelnyzkyj.

+++ 21:36 Moskau: Anschlag im Süden Russlands verhindert +++
Der russische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben einen Anschlag im Süden des Landes verhindert. Es seien drei mutmaßliche Täter aus einem „zentralasiatischen Land“ festgenommen worden, teilt der Inlandsgeheimdienst FSB mit. Die Verdächtigen hätten an einem öffentlichen Platz in der Region Stawropol einen Sprengsatz zünden wollen. Der FSB habe „den terroristischen Aktivitäten dreier Staatsbürger eines zentralasiatischen Landes ein Ende bereitet“, heißt es in der von russischen Nachrichtenagenturen verbreiteten Erklärung des Geheimdienstes. Diese kommt genau eine Woche, nachdem bei Moskau ein Anschlag auf eine Konzerthalle verübt worden war. Dabei wurden mehr als 140 Menschen getötet.

+++ 21:00 Anschlag in Moskau: Russland spricht von „Koordinator“ aus Kiew +++
Trotz mehrerer Bekenntnisse der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau vor einer Woche beharren russische Behörden weiter auf einer angeblichen Verwicklung der Ukraine. Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilt das russische Ermittlungskomitee mit. Dieser „Koordinator“ habe die Terroristen nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie demnach in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhalten sollten, heißt es weiter. Unabhängige russische Medien wiesen darauf hin, dass die festgenommenen Männer vor einigen Tagen teils schwer verletzt im Gerichtssaal auftauchten und höchstwahrscheinlich von russischen Sicherheitskräften gefoltert worden waren. Russische Menschenrechtler weisen darauf hin, dass unter Folter erzwungene Geständnisse kaum einen Wert hätten.

+++ 20:23 Insider: NATO fängt russische Flugzeuge über Ostsee ab +++
Italienische NATO-Flugzeuge haben nach Angaben zweier Insider zwei russische Flugzeuge über der Ostsee abgefangen. Die italienische Luftwaffe spricht lediglich von zwei unidentifizierten Flugzeugen, die am Donnerstag und am Freitagmorgen über internationalen Gewässern der Ostsee abgefangen worden seien. Im Einsatz gewesen seien zwei italienische Eurofighter, die anschließend an ihren Stationierungsort in Polen zurückgekehrt seien. Die beiden Insider aus italienischen Verteidigungskreisen sagen, die beiden russischen Flugzeuge seien vom Radar erfasst worden und hätten nicht auf versuchte Funkkontakte reagiert.

+++ 19:38 Weltbank stützt Ukraine mit 1,5 Milliarden Dollar +++
Die Ukraine erhält frisches Geld von der Weltbank. Die Zahlung belaufe sich auf 1,5 Milliarden Dollar, teilt Ministerpräsident Denys Schmyhal mit. Damit könnte der Haushalt und Sozialausgaben finanziert werden. Die neue Hilfe von der Weltbank wird von Großbritannien und Japan finanziert. „984 Millionen Dollar kommen aus Japan und 516 Millionen Dollar aus dem Vereinigten Königreich“, schreibt Schmyhal auf X. „Die Mittel werden zur Deckung der Haushaltsausgaben für soziale und humanitäre Bedürfnisse sowie für den Wiederaufbau verwendet.“

+++ 18:28 Ukrainischer Außenminister warnt Indien vor enger Beziehung zu Russland +++
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ruft Indien dazu auf, die traditionell enge Beziehung zu Russland zu überdenken. „Die Kooperation zwischen Indien und Russland basiert größtenteils auf dem sowjetischen Vermächtnis“, sagte Kuleba während eines Besuchs in Neu-Delhi der britischen Tageszeitung „Financial Times“. „Aber das ist nicht das Vermächtnis, das über Jahrhunderte bestehen wird; es ist ein Vermächtnis, das verdunstet.“ Die Führung in Neu-Delhi verhält sich neutral zum russischen Angriffskrieg, trägt westliche Sanktionen gegen Moskau nicht mit und wirbt immer wieder für eine Konfliktlösung durch Dialog. Das bevölkerungsreichste Land der Welt mit 1,4 Milliarden Einwohnern hat gute Beziehungen zu westlichen Nationen und zu Russland. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat Indien die Einfuhr von günstigem Öl aus Russland gesteigert – und gehört zu den größten Abnehmern. Aus Russland bezieht das Land auch seit langer Zeit einen großen Teil der Militärausrüstung. Indien versucht aber in dieser Hinsicht zunehmend seine Abhängigkeit zu verringern, mehr von anderen Ländern zu importieren oder im Inland zu produzieren.

+++ 17:49 Russland greift Region Odessa mit Raketen an +++
Russische Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben die Region Odessa mit zwei Raketen vom Typ Ch-59 angegriffen. Beide Raketen konnten abgeschossen werden, teilt der Gouverneur der Oblast, Oleh Kiper, auf Telegram mit. Durch die herabfallenden Trümmer seien aber drei Menschen, darunter zwei Kinder im Alter von 10 und 15 Jahren, verletzt worden.

+++ 16:29 Russland startet am 1. April Frühjahrskampagne für Militärdienst +++
Russland will nach Angaben seines Generalstabs am Montag eine neue Einberufungskampagne für den Militärdienst starten. „Die Frühjahrskampagne zur Einberufung von Soldaten beginnt am 1. April“, sagt Vize-Admiral Wladimir Zimljanski. Nach seinen Angaben sollen die neuen Soldaten ihren einjährigen Dienst auf dem „Territorium der Russischen Föderation“ ableisten – und nicht in die Ukraine geschickt werden. Die neuen Soldaten würden „nicht die Stellungen der Streitkräfte in den neuen russischen Regionen“ verstärken, sagte Zimljanski mit Blick auf die vier Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja, die Russland 2022 zu annektierten Gebieten erklärte. Auch würden sie „nicht an der militärischen Spezialoperation teilnehmen“. Wie viele Russen von der zweimal jährlich erfolgenden Einberufung betroffen sind, sagte Zimljanski nicht. Sie könnte aber für zehntausende Bürger im Alter von 18 bis 30 Jahren gelten. Viele Russen befürchten eine neue Mobilisierungswelle, auch wenn der im März wiedergewählte Präsident Wladimir Putin versichert hatte, dass dies „nicht nötig“ sei.

„Sehr wahrscheinliches Szenario“ Bericht: Russland plant Großoffensive auf Charkiw

+++ 16:09 Stromausfälle in drei ukrainischen Regionen nach massiven russischen Angriffen +++
Nach massiven nächtlichen russischen Angriffen auf Energieanlagen in der Ukraine veranlasst der staatliche Energieversorger Ukrenergo für drei Regionen des Landes notbedingte Stromausfälle. Ukrenergo sei gezwungen, in den Regionen Dnipropetrowsk, Saporischschja und Kirowograd „bis zum Abend notbedingte Stromausfälle zu verhängen“, erklärt das Unternehmen. Zudem werden die Menschen aufgefordert, den Stromverbrauch einzuschränken, da durch die Angriffe mehrere Kraftwerke beschädigt worden seien.

+++ 15:42 USA warnen Firmen vor Produktexporten, die Russland für Waffen nutzen kann +++
Die USA fordern US-amerikanische Unternehmen auf, den Versand von Produkten einzustellen, die Russland für Waffen nutzen könnte. Das berichtet die ukrainische Zeitung „Kyiv Independent“. Demnach habe das US-Handelsministerium Briefe an mindestens 20 US-amerikanische Unternehmen geschickt, in denen es sie dazu auffordert, den Versand von Materialien ins Ausland einzustellen, die in russischen Waffen enden könnten. Trotz weitreichender Einfuhrverbote und Sanktionen haben die USA und ihre Verbündeten Schwierigkeiten zu verhindern, dass westliche Komponenten über Umwege in der russischen Waffenproduktion landen. Berichten zufolge wurden US-Komponenten auch in in Nordkorea hergestellten Raketen gefunden, die auf die Ukraine abgefeuert wurden.

+++ 15:08 Selenskyj: Zwei Wasserkraftwerke getroffen, Moldau in Gefahr +++
Bei den russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur in der Nacht sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch zwei Wasserkraftwerke getroffen worden. Es handele sich um die Anlagen Kaniw und Dnister, teilt Selenskyj auf Telegram mit. „Der Terrorstaat will die Umweltkatastrophe von Cherson wiederholen. Aber jetzt ist nicht nur die Ukraine in Gefahr, sondern auch Moldau.“ Im Juni 2023 brach der Kachowka-Staudamm, das dazu gehörende Wasserkraftwerk wurde zerstört. Unmengen Wasser überfluteten weite Teile der Oblast Cherson.

Polen lässt Kampfjets starten Ukraine beklagt schwere Angriffe auf Kraftwerke

+++ 13:54 Ukrainischer General: Müssen weniger als 500.000 Menschen mobilisieren +++
Das ukrainische Militär muss nach Angaben von Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi weniger Menschen mobilisieren als ursprünglich erwartet. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte im Dezember, das Militär habe vorgeschlagen, bis zu 500.000 weitere Ukrainer für die Streitkräfte zu mobilisieren, da Russland seine Angriffe entlang der 1.000 Kilometer langen Frontlinie verstärkte. Syrskyi, der erst im vergangenen Monat die Aufgabe als oberster General übernommen hatte, sagte in einem Interview, das die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform veröffentlicht hat, dass die Zahl nach einer erneuten Prüfung „erheblich reduziert“ worden sei. Eine genaue Zahl nannte er jedoch nicht. „Wir gehen davon aus, dass wir genügend Leute haben werden, die in der Lage sind, ihr Mutterland zu verteidigen“, sagte er der Nachrichtenagentur Ukrinform. „Ich spreche nicht nur von den Mobilisierten, sondern auch von freiwilligen Kämpfern.“

+++ 13:13 Weltbank zahlt 1,5 Milliarden US-Dollar an Fördermitteln an die Ukraine +++
Die Ukraine erhält im Rahmen eines Weltbankprogramms eine Tranche in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar. Das gab Ministerpräsident Denys Schmyhal bekannt. Damit helfe sie dem von Russland angegriffenen Land, den Haushalt und die Sozialausgaben zu finanzieren. Die Ukraine ist auf Finanzhilfen der westlichen Partner angewiesen, doch die Auslandsfinanzierung ging in den ersten beiden Monaten dieses Jahres zurück. Zudem wird ein US-Hilfspaket seit Monaten von den Republikanern im Kongress blockiert. Die jetzt ausgezahlten Hilfen der Weltbank seien von Großbritannien und Japan finanziert worden, sagte Shmyhal. „984 Millionen Dollar kommen aus Japan und 516 Millionen Dollar aus Großbritannien. Die Mittel werden die Haushaltsausgaben für soziale und humanitäre Bedürfnisse und den Wiederaufbau decken“, schreibt er dazu auf X.

+++ 12:27 Ukraine setzt vermehrt auf heimische Waffenproduktion +++
Der Ukraine gehen Waffen und Munition aus. Auch deswegen, weil die Republikaner im US-Kongress weiterhin Militärhilfen blockieren. Deshalb kurbelt die Ukraine die Produktion von Waffen im eigenen Land an. Dabei helfen will jetzt auch der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall.

Rheinmetall plant Munitionsfabrik Ukraine setzt zunehmend auf heimische Waffenproduktion

+++ 10:50 Selenskyj bittet um mehr Patriot-Systeme: „Ukraine ist nicht so stark, wie sie sein könnte“ +++
Nach den schweren russischen Luftangriffen auf die ukrainische Infrastruktur und Energieversorgung in der vergangenen Nacht bittet Präsident Wolodymyr Selenskyj die westlichen Verbündeten erneut um mehr militärische Unterstützung bei der Luftverteidigung. „Die Ukraine ist noch nicht so stark, wie sie sein könnte“, schrieb der ukrainische Staatschef bei Telegram. Um „auf dem Schlachtfeld agieren“ zu können, benötige sein Land dringend mehr Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot. „Damit können wir den Himmel schließen und unsere Jungs können vorwärts kommen“, so Selenskyj.

Ukraine trifft Raffinerien Russland braucht offenbar Benzin aus Belarus

+++ 10:38 Drohnenteile in Rumänien nahe der Grenze zur Ukraine gefunden +++
Das NATO-Mitglied Rumänien hat dem Verteidigungsministerium zufolge Teile einer Drohne nahe seiner Grenze zur Ukraine gefunden. Diese seien am Donnerstagabend auf einer landwirtschaftlichen Fläche unweit der Donau im Osten des Landes entdeckt worden. Der Vorfall werde untersucht. Am Sonntag war eine russische Rakete in den Luftraum von Polen eingedrungen, das ebenfalls Mitglied des NATO-Bündnisses ist.

+++ 09:46 Nach massivem Luftangriff: Ukraine meldet Abschuss von 58 Drohnen und 26 Raketen +++
Die ukrainische Luftverteidigung hat einen großen Teil der russischen Drohnen und Raketen, die in der Nacht vor allem die Energieversorgung und Infrastruktur beschädigen sollten, nach eigenen Angaben abgewehrt. Wie der Kommandeur der Luftwaffe der Streitkräfte, Mykola Oleschtschuk, bei Telegram schreibt, konnten 58 Angriffsdrohnen vom Typ Shahed und 26 Raketen abgefangen werden, bevor sie ihr Ziel erreichten. 84 von insgesamt 99 Raketen, Drohnen und anderen Marschflugkörpern konnten demnach zerstört werden.

+++ 09:08 ISW: Russische Truppen haben seit Oktober 505 Quadratkilometer erobert +++
Seit Beginn der jüngsten russischen Offensive im Oktober 2023 haben Moskaus Truppen ein Gebiet von insgesamt 505 Quadratkilometern erobert. Zu der Einschätzung kommen die Experten von der US-amerikanischen Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). Besonders am Jahresanfang kam Russland mit seinen Streitkräften gut voran: Allein zwischen dem 1. Januar und dem 28. März 2024 hat das russische Militär laut einer Mitteilung fast 100 Quadratkilometer Territorium mehr erobert als in den letzten drei Monaten des Jahres 2023. Das führen die Analysten auf mehrere Faktoren zurück wie Materialknappheit auf Seiten der Ukraine und günstigere Wetterbedingungen als in den Monaten davor.

+++ 08:17 Ukrainische Energie-Versorgung erneut schwer unter Beschuss +++
Russland hat nach ukrainischen Angaben in der vergangenen Nacht wieder gezielt Teile der Energie-Infrastruktur angegriffen. „Heiz- und Wasserkraftwerke in zentralen und westlichen Regionen wurden beschädigt“, teilte der Netzbetreiber Ukrenergo bei Telegram mit. In der südöstlichen Region Dnipropetrowsk sei es deswegen zu Notabschaltungen gekommen. Das ukrainische Fernsehen berichtete am Morgen von der Sichtung russischer Marschflugkörper und über Explosionen in den Regionen Iwano-Frankiwsk und Chmelnyzkyj sowie in der Stadt Dnipro. Energieminister German Galuschtschenko bestätigt Angriffe auf Stromnetze und Kraftwerke in den Regionen Dnipropetrowsk, Poltawa und Tscherkassy. Sie seien mit Drohnen und Raketen ins Visier genommen worden, schreibt er bei Facebook. Der Kraftwerksbetreiber DTEK erklärte, drei Heizkraftwerke seien getroffen worden. Die Anlagen seien erheblich beschädigt worden. Es sei sofort mit den Reparaturen begonnen worden, heißt es bei Telegram.

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Ukraine-Krieg: Scholz nennt Voraussetzung für Frieden – 30.4.2024, 0:02

Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Gültigkeit von Recht als Voraussetzung für Frieden in der Ukraine bezeichnet. „Wir alle sehnen uns nach einer friedlicheren Welt“, sagte er in einer Videobotschaft zu Ostern, die am Samstagvormittag veröffentlicht werden soll. „Aber das ist auch wahr: Frieden ohne Freiheit heißt Unterdrückung. Frieden ohne Gerechtigkeit gibt es nicht.“

Deshalb unterstütze man die Ukraine „in ihrem Kampf für einen gerechten Frieden – solange, wie das nötig ist“, erklärte der Kanzler. „Wir tun das auch für uns, für unsere Sicherheit.“

Der Frieden in Europa beruhe seit vielen Jahrzehnten auf einem ganz zentralen Prinzip: „Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden. Nie wieder.“ Dieses Prinzip habe Putins Russland gebrochen, so Scholz.

„Aber wir haben es in der Hand, diesem Prinzip wieder Geltung zu verschaffen. Indem wir eben die Ukraine weiter unterstützen – entschlossen und besonnen“, erklärte der SPD-Politiker. „Indem wir mehr in unsere eigene Sicherheit investieren.“

Zudem müsse das Land zusammenhalten, so Scholz. „Zumal uns doch die Überzeugung verbindet, dass das Recht sich durchsetzen muss gegen die Gewalt. Das ist die Voraussetzung für Frieden. Gerade in diesen Tagen.“

Russland verhindert Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea – 29.3.2024

Russland hat mit einem Veto die Vereinten Nationen daran gehindert, die internationalen Sanktionen gegen Nordkorea zu überwachen. Die USA und ihre Verbündeten erklärten, damit solle eine Überprüfung der wachsenden Waffenpipeline zwischen Pjöngjang und Moskau verhindert werden. Russland legte sein Veto gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats ein, mit der das Mandat einer unabhängigen Expertengruppe verlängert werden sollte, die die Umgehung der gegen Nordkorea wegen seines Atom- und Raketenprogramms verhängten Sanktionen dokumentiert.

Historiker-Brandbrief zum Ukraine-Kurs rüttelt SPD auf – 29.3.2024

BERLIN (dpa-AFX) – Ein Brandbrief von fünf sozialdemokratischen Historikern zum Regierungskurs in der Ukraine-Politik rüttelt die SPD auf. Die Gruppe um den Berliner Professor Heinrich August Winkler hatte Kanzler Olaf Scholz in dem Schreiben an den Parteivorstand vorgeworfen, die „unzweideutige Solidarität“ mit der Ukraine vermissen zu lassen. Die Äußerung des Fraktionschefs Rolf Mützenich zum „Einfrieren“ des Kriegs kritisierten die Historiker sogar als „fatal“.

Der SPD-Außenpolitiker Andreas Schwarz trat am Donnerstag zwar dem Eindruck entgegen, dass ein Riss durch seine Partei geht. Er räumte im Deutschlandfunk allerdings ein, dass der Ukraine-Kurs in der Bundestagsfraktion „leicht konträr“ diskutiert werde. „Das muss auch eine Demokratie, das muss auch eine Partei aushalten, dass es unterschiedliche Meinungen zu einer wirklich sehr komplexen Frage gibt.“

Schlaglicht auf Differenzen in der SPD

Der Brief wirft ein Schlaglicht darauf, dass die Auseinandersetzung in der Ampel-Koalition über den Ukraine-Kurs nicht nur zwischen der SPD auf der einen und Grünen und FDP auf der anderen Seite geführt wird, sondern auch innerhalb der SPD. Bisher hatte es gegen die roten Linien des Kanzlers bei der Lieferung der Marschflugkörper Taurus in die Ukraine und der Entsendung von Bodentruppen kaum öffentlichen Widerspruch von prominenten Sozialdemokraten gegeben. Der linke Parteiflügel, der sich seit Langem neben den Waffenlieferungen mehr diplomatische Initiative wünscht, fühlte sich bestärkt. Fraktionschef Rolf Mützenich (SPD) schien dadurch geradezu euphorisiert zu sein und brachte sogar ein „Einfrieren“ des Konflikts ins Gespräch – also eine Waffenruhe, um eine Verhandlungslösung zu ermöglichen.

Das ging einigen dann doch deutlich zu weit. Aber nur wenige sagten es so klar und deutlich wie Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der sich von Mützenich mit den Worten distanzierte: „Es würde am Ende nur Putin helfen.“

Harte Historiker-Kritik: „Nicht selten faktisch falsch“

Die Historiker nahmen diesen Gedanken in ihrem Brief auf und wendeten ihn auch auf die roten Linien des Kanzlers an: „Wenn Kanzler und Parteispitze rote Linien nicht etwa für Russland, sondern ausschließlich für die deutsche Politik ziehen, schwächen sie die deutsche Sicherheitspolitik nachhaltig und spielen Russland in die Hände“, schrieben sie. Sie werfen Kanzler, Partei- und Fraktionsspitze zudem vor, in der Debatte über Waffenlieferungen „immer wieder willkürlich, erratisch und nicht selten faktisch falsch“ zu argumentieren.

Außerdem kritisieren sie, dass innerhalb der SPD eine „ehrliche Aufarbeitung der Fehler in der Russlandpolitik der letzten Jahrzehnte“ fehle. Weder die Verstrickungen eigener Mitglieder mit Interessenvertretern Russlands noch „die fehlgeleitete Energiepolitik, die Deutschland in eine fatale Abhängigkeit von Moskau geführt“ habe, seien bisher ernsthaft problematisiert worden.

Noch keine Reaktion von Kanzler oder Parteiführung

Eine Reaktion von Kanzler, Partei- oder Fraktionsspitze gibt es bisher nicht. SPD-Chef Lars Klingbeil veröffentlichte vor einigen Tagen auf Instagram ein Video, in dem er aber lediglich die Linie der politischen, finanziellen und militärischen Unterstützung der Ukraine bekräftigte. „Die wird so lange weitergehen, wie die Ukraine unsere Unterstützung braucht.“ Die Debatte über rote Linien in der Ukraine-Politik sprach er darin nicht direkt an.

Der Kanzler würde die Taurus-Debatte am liebsten ganz abbinden. Sie sei „an Lächerlichkeit nicht zu überbieten“, hatte er zuletzt kritisiert. Scholz fühlt sich in seinem Kurs bestärkt, weil seit seinem Nein zu Taurus die Umfragewerte für ihn und seine SPD steigen – rechtzeitig zum bevorstehenden Beginn des Europawahlkampfs. Auf die Frage, ob er die Ukraine-Politik aktiv zum Wahlkampfthema machen werde, antwortete er am Mittwoch: „Ich bin davon überzeugt, dass viele Bürgerinnen und Bürger es so sehen, dass genau diese Frage der Sicherheit in Europa bei der von mir geführten Regierung und bei mir gut aufgehoben ist.“

Zweites Warnsignal an Kanzler und Parteiführung innerhalb kurzer Zeit

In der SPD weiß man aus schmerzlichen Erfahrungen, dass ihr innerparteilicher Streit eher schadet. Deswegen sind die wenigen Reaktionen auf den Brief, die es bisher gibt, auch eher beschwichtigend. Die Aufregung in der SPD über den Brief halte sich „in Grenzen“, sagte der Außenpolitiker Nils Schmid dem „Spiegel“. „Bei Taurus aber respektiert die SPD die Abwägung des Kanzlers.“

Der Brief ist nun aber schon das zweite Warnsignal an Kanzler und Parteiführung, dass es Unmut in den eigenen Reihen gibt. Das erste Zeichen war Anfang der Woche die Ankündigung des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, sich aus dem politischen Betrieb zurückzuziehen. Roth war einer der ganz wenigen aus der SPD, die sich überhaupt mal gegen den Kurs des Kanzlers in der Ukraine-Politik gestellt haben. In einem „Stern“-Interview begründete er seinen Rückzug mit einer Entfremdung vom Politikbetrieb insgesamt, aber auch von seiner eignen Fraktion: „Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank.“/mfi/DP/he

Bundestags-Experten: Bodentruppen in Ukraine völkerrechtlich zulässig – 29.3.2024

BERLIN (dpa-AFX) – Ein Einsatz von Bodentruppen durch ein Nato-Land in der Ukraine würde nach Einschätzung der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages nicht automatisch alle anderen Nato-Länder zu Konfliktparteien machen. Zwar würde der betreffende Staat selbst zur Konfliktpartei, wie aus einem noch unveröffentlichten sogenannten Sachstand der Expertenabteilung des Parlaments hervorgeht. „Handelt der Nato-Mitgliedstaat dabei unilateral – also nicht im Rahmen einer vorher beschlossenen Nato-Operation und außerhalb militärischer Nato-Kommandostrukturen – werden dadurch weder die Nato als Ganzes noch die anderen Nato-Partnerstaaten zu Konfliktparteien“, heißt es in dem Papier weiter, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Ende Februar einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte daraufhin einer Entsendung von westlichen Soldaten in die Ukraine dagegen eine klare Absage erteilt.

Die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch hatte daraufhin nach Angaben ihres Büros bei den Wissenschaftlichen Diensten gefragt, welche Auswirkungen eine Entsendung von Bodentruppen eines Nato-Staates mit Blick auf den sogenannten Bündnisfall hätte, in dem die Nato-Mitglieder dazu verpflichtet sind, füreinander einzustehen.

Die Bundestag-Experten schreiben dazu: „Engagieren sich Truppenteile eines Nato-Mitgliedstaates in Ausübung kollektiver Selbstverteidigung (Art. 51 VN-Charta) zugunsten der Ukraine in einem bestehenden Konflikt (zwischen Russland und der Ukraine) und werden dabei von der anderen Konfliktpartei (Russland) im Zuge des Gefechts im Konfliktgebiet attackiert, so stellt dies keinen Fall von Art. 5 Nato-Vertrag dar.“ Verwiesen wird darauf, dass der Bündnisfall laut Nato-Vertrag daran geknüpft ist, dass Nato-Länder und Truppen auf oder über ihrem Territorium angegriffen werden.

„Ein militärisches Engagement französischer Bodentruppen zugunsten der Ukraine würde auf der Grundlage des kollektiven Selbstverteidigungsrechts nach Art. 51 VN-Charta erfolgen und wäre damit völkerrechtlich zulässig“, heißt es in dem Papier und weiter: „Eine militärische Reaktion Russlands gegen Ziele in Frankreich würde dagegen einen (völkerrechtswidrigen) „bewaffneten Angriff“ i.S.v. Art. 5 NATO-Vertrag darstellen, der die tatbestandlichen Voraussetzungen für eine Proklamation des Nato-Bündnisfalles begründete.“

Die Wissenschaftlichen Dienste sind eine Unterabteilung des Bundestages aus acht Fachbereichen mit rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wie aus einem Info-Blatt des Bundestages hervorgeht. Die Expertinnen und Experten recherchieren zu Themen auf Wunsch einzelner Abgeordneter und auch für Gremien des Bundestages. Sie erstellen Kurzinformationen, Dokumentationen, Sachstände, ausführliche Ausarbeitungen und auch Gutachten. In dem Info-Blatt werden sie auch als „Denkfabrik des Parlaments“ bezeichnet. Sie arbeiten demnach „parteipolitisch neutral und sachlich objektiv“./jr/DP/he

US-Institut bestätigt russische Geländegewinne in der Ukraine – 29.3.2024

KIEW/WASHINGTON/MOSKAU (dpa-AFX) – Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) haben Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine Geländegewinne bescheinigt. Die russischen Streitkräfte hätten eine Fläche von 505 Quadratkilometern seit Beginn der Offensivoperationen im Oktober eingenommen, berichtete das ISW in seiner Analyse vom Donnerstag (Ortszeit). Das entspricht mehr als dem Zweifachen der Fläche der Stadt Frankfurt am Main. Zwar verhindere die Ukraine noch, dass Russland größere taktische Gewinne entlang der gesamten Frontlinie mache. „Aber eine weitere Verzögerung der US-Sicherheitshilfe wird die Gefahr eines russischen operativen Erfolgs vergrößern“, hieß es.

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer möglichen neuen russischen Großoffensive im Frühsommer gewarnt. Nach ISW-Einschätzung wird Russland sein bisheriges Offensivtempo ungeachtet der derzeit schwierigen Wetterverhältnisse beibehalten und die Probleme der ukrainischen Streitkräfte bei der Materialbeschaffung und beim Personal ausnutzen.

Die Ukraine hingegen sei gezwungen, ihre begrenzten Ressourcen an kritischen Stellen der Front zu konzentrieren. Dadurch wachse das Risiko, dass die russische Armee an weniger gut gesicherten Abschnitten die Verteidigungslinie durchbrechen könnte. Das könne zu bedeutenden Erfolgen der russischen Seite in Zukunft führen.

Die ISW-Experten unterstrichen die Bedeutung westlicher Hilfe, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Sie wiesen zudem darauf hin, dass der ukrainische Luftverteidigungsschirm immer schwächer werde. Selenskyj hatte immer wieder auch noch mehr Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot gefordert, um den Luftraum besser schützen zu können. Eine weitere Schwächung der Flugabwehr gefährde nicht nur für den Krieg wichtige Stützpunkte und Logistikobjekte im ukrainischen Hinterland, sondern ermögliche auch mehr russische Luftschläge mit Gleitbomben entlang der Front, hieß es in der ISW-Analyse.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Wegen der bröckelnden Unterstützung im Westen warnt die ukrainische Führung immer wieder auch vor einer möglichen Niederlage sowie vor einem weiteren Vormarsch russischer Truppen in Europa. Auch prominente russische Politiker und Propagandisten hatten wiederholt Angriffe auf westliche Länder ins Spiel gebracht. Kremlchef Wladimir Putin, der die Ukraine-Invasion am 24. Februar 2022 befohlen hatte, wies dies als „völligen Blödsinn“ zurück./mau/DP/he

Ukraine meldet Schäden an Energieanlagen nach russischen Luftschlägen – 29.3.2024

KIEW (dpa-AFX) – Die Ukraine hat nach landesweitem Luftalarm und massiven russischen Angriffen erneut schwere Schäden an der Energieinfrastruktur des Landes gemeldet. Es seien Wasser- und Wärmekraftwerke im Westen und im zentralen Teil der Ukraine beschädigt worden, teilte der Energieversorger Ukrenerho (Ukrenergo) am Freitag mit. Die ukrainische Luftverteidigung meldete am Morgen, es seien von insgesamt 99 russischen Zielen 84 abgeschossen worden. Demnach setzte Russland massiv Drohnen, Raketen und Marschflugkörper ein. Im Westen der Ukraine meldeten die Gebiete Iwano-Frankiwsk und Chmelnyzkyj Explosionen nach den kombinierten Luftschlägen.

Nach Angaben des Energieministeriums in Kiew waren besonders Anlagen für die Stromerzeugung Ziele der Raketen und Drohnen. Einsatzkräfte arbeiteten daran, die Folgen der Luftschläge zu beseitigen, teilte das Ministerium mit. Betroffen war unter anderem auch die Region Dnipropetrowsk.

Ein Kommando der polnischen Streitkräfte teilte derweil mit, dass wegen der Angriffe Kampfjets der eigenen Luftwaffe und von Verbündeten über Polen aufgestiegen seien. Dazu kam es auch schon in der Vergangenheit bei heftigen Luftangriffen auf die Ukraine. Nach etwa drei Stunden hieß es dann am Vormittag, die Aktion sei beendet.

US-Botschafterin Bridget Brink verurteilte „Russlands barbarische Anstrengungen, Millionen von Männern, Frauen und Kindern den Strom zu nehmen“. „Die ganze Nacht über hat Russland rücksichtslos Raketen und Drohnen gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine eingesetzt“, schrieb sie im Nachrichtendienst X (vormals Twitter).

Russland hatte in seinem seit mehr als zwei Jahren andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine zuletzt wieder verschärft die Energieinfrastruktur des Landes angegriffen. Dadurch sollen die Menschen in dem Land weiter auch psychisch zermürbt werden. Dem Stromnetzbetreiber Ukrenerho zufolge sind im Gebiet Charkiw derzeit planmäßige Stromabschaltungen notwendig. Gefährdet ist die Stromversorgung auch in den Gebieten Odessa und Chmelnyzkyj. Die Ukraine importiert derzeit Strom aus fünf westlichen Nachbarländern./mau/DP/he

ZENTRALBANKEN

Aussagen von FED-General Powell DJI, 29.3.2024

Powell: Wir kommen mit allem klar, was kommt

Powell: Geldpolitik ist gut positioniert für verschiedene Wege

Powell: Unwahrscheinlich, dass Zinsen so tief wie vor Pandemie werden

Powell: Für Aussagen zu langfristigem Zinsniveau ist es zu früh

MELDUNGEN

FrFEIERTAGS-ÜBERBLICK/Karfreitag, den 29.03.2024Dow Jones News
FrItalien: Inflation legt weniger deutlich zu als erwartetdpa-AFX
FrFrankreich: Preisauftrieb schwächt sich überraschend deutlich abdpa-AFX
FrUSA: Einkommen steigen schwächer als erwartet – Preisauftrieb weiter hochdpa-AFX

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USA: Einkommen steigen schwächer als erwartet – Preisauftrieb weiter hoch

WASHINGTON (dpa-AFX) – Die Einkommen der US-Haushalte sind im Februar nicht so stark gestiegen wie Experten erwartet hatten. Im Vergleich zum Vormonat kletterten sie um 0,3 Prozent, wie das Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 0,4 Prozent gerechnet. Die Konsumausgaben legten mit 0,8 Prozent deutlicher zu als erwartet.

Der Preisindex PCE stieg um 2,5 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat. Im Januar hatte die Rate noch bei 2,4 Prozent gelegen.

Die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittel) sank von revidierten 2,9 Prozent im Vormonat auf 2,8 Prozent. Der PCE-Index ist das bevorzugte Preismaß der US-Notenbank Fed. Die Preisentwicklung war so von Ökonomen in etwa erwartet worden.

Die Fed hat sich seit Frühjahr 2022 mit kräftigen Zinserhöhungen gegen die hohe Teuerung gestemmt. Seit vergangenen Sommer hat sie ihre Leitzinsen aber nicht mehr angehoben. Für dieses Jahr werden angesichts der rückläufigen Teuerung Zinssenkungen erwartet./he

US-Preisindex PCE weist auf Jahresteuerung von 2,5 Prozent hin

Ein wichtiger Indikator für die Inflation in den USA ist im Februar wie erwartet gestiegen und bietet somit US-Notenbank einen neuen Anhaltspunkt für die Frage, wann sie die Zinsen senken sollten. Wie das Handelsministerium mitteilte, stieg der Gesamtpreisindex (PCE) für persönliche Konsumausgaben in den 12 Monaten bis Februar um 2,5 Prozent. Dies entsprach den Prognosen der vom Wall Street Journal befragten Wirtschaftsexperten.

Die Kernpreise ohne die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise stiegen um 2,8 Prozent, was ebenfalls den Prognosen entsprach.

Protestbewegung: Ibiza in Ungarn: Geheime Aufnahme bringt Orbáns System in Bedrängnis

Ein früherer Insider erhebt schwere Vorwürfe gegen die ungarische Regierung – und legt eine geheime Aufnahme vor, die diese belegen soll. Aber auch an seiner Geschichte gibt es Zweifel

erade ist der letzte Skandal verebbt – da muss sich die ungarische Regierung schon wieder neuen Vorwürfen stellen. Nach der Affäre rund um die Begnadigung eines Vizeheimleiters, der Kindesmissbrauch gedeckt haben soll, geht es nun erneut um Machtmissbrauch in der Justiz. Und auch Teile des Personals sind ähnlich: Wieder steht die mittlerweile zurückgetretene Justizministerin Judit Varga im Zentrum der Geschichte, auch wenn sich die Vorwürfe nicht unmittelbar gegen sie richten. Sie tritt vielmehr als eine Art unfreiwillige Anklägerin auf. Denn ihre Stimme ist es, die Vorwürfe des Eingriffs in das ungarische Justizsystem erhebt – auf einem Audiomitschnitt, den ihr früherer Ehemann Péter Magyar im Jänner 2023, vor der Scheidung, ohne ihr Wissen erstellt und am Dienstag veröffentlicht hat.

Auf der Aufnahme ist zu hören, wie sich die beiden über einen seit 2022 laufenden Fall unterhalten. In dessen Kern geht es um Bestechung. Dem früheren Staatssekretär Pál Völner wird vorgeworfen, in seiner Amtszeit Schmiergelder vom Chef der ungarischen Kammer der Gerichtsvollzieher, György Schadl, angenommen und dafür verschiedene Angelegenheiten in seinem Sinne erledigt zu haben. In der Aufnahme ist zu hören, wie Magyar seine Frau etwas ungelenk zu den Vorgängen befragt.

Vargas Antworten lassen erkennen, dass es im System Orbán nicht zwingend um die reine Aufklärung der Vorwürfe geht. Orbáns enger Vertrauter und Kabinettschef Antal Rogán habe Teile aus der Anklage streichen lassen, lässt Varga erkennen. Wieso man Schadl, immerhin „ein Mann Rogáns und von Kanzleiminister Gergely Gulyás“, nicht gerettet habe, fragt Magyar. „Sie hatten keine Möglichkeiten“, lautet die Antwort. Warum? Weil die Presse schon von der Sache erfahren habe, deutet Varga an.

Geplante Parteigründung

Es ist also keine durchgehend erfolgreiche Intervention, die sich aus der Aufnahme ableiten lässt, aber doch ein Eingriff in die Arbeit der Justiz und, was wohl noch schwerer wiegt, ein unschönes Bild dessen, wie die Regierung Orbán die unabhängige Arbeit der Gerichte sieht. Und es ist auch ein mögliches Karrieresprungbrett. Magyar nämlich nutzt die Aufnahme, um für eine Protestbewegung zu mobilisieren, der er gerne vorstehen will. Zu einer Demonstration in Budapest, zu der er Dienstagabend gerufen hatte, kamen immerhin tausende Menschen. Für den 6. April hat er zu einer neuen Kundgebung gerufen. Und auch die Gründung einer neuen Partei, die mit der Korruption aufräumen soll, hat er in Aussicht gestellt.

Die Auftritte des 43-Jährigen geben dabei jedenfalls auch eine persönliche Wandlung wieder: Jahrelang hatten er und Varga als konservatives Vorzeigeehepaar gegolten, gemeinsam hatten sie jahrelang bei der EU in Brüssel für das System Orbán gearbeitet, und auch in Ungarn war der Jurist und Spross einer bekannten konservativen Politikerfamilie als Mitstreiter der Orbán-Regierung bekannt.Magyar selbst beschreibt die Proteste rund um den Begnadigungsskandal als seinen Damaskus-Moment. Hier habe er erkannt, dass die Orbán-Regierung heuchlerisch agiere und dass es ihr nicht um Werte gehe. Und dass sie sich, wie er sagt, „hinter dem Röcken von Frauen verstecke“. Damit meint er, dass damals zwar Staatspräsidentin Katalin Novák (die die Begnadigung unterschrieben hatte) und Justizministerin Varga (die sie gegengezeichnet hatte) zurücktreten mussten, dass der Skandal aber für das sonstige System keine Folgen gehabt habe.

Missbrauchsvorwüfe

Rückendeckung seiner Ex-Frau, die er mit den Äußerungen zu verteidigen vorgibt, hat er dabei allerdings nicht. Varga stellt zwar die Authentizität der Aufnahme nicht infrage, beschreibt Magyar in einem langen Posting auf Facebook aber als verbal und körperlich übergriffigen Ehemann, der sich nun für die Scheidung 2023 rächen wolle. Wenn man als Ehefrau damit konfrontiert sei, sage man auch Dinge, die das Gegenüber hören wolle, meint sie.

Magyar habe sie bereits seit Monaten mit der Aufnahme zu erpressen versucht, schreibt Varga. Wieso er damals, angeblich im Jänner 2023, die Aufnahme angefertigt habe, könne Magyar anders auch nicht hinreichend erklären, argumentiert sie: „Péter Magyar hat eine geheime Aufnahme seiner Partnerin, also von mir, in unserem gemeinsam Heim angefertigt, um selbst seine politischen Ziele erreichen zu können. Er ist nicht vertrauenswürdig.“

Welche Folgen der Skandal tatsächlich haben wird, gilt als unsicher. In einer Umfrage sagen 13 Prozent jener Menschen in Ungarn, die bereits von Magyar gehört hatten, dass sie ihm bei kommenden Wahlen ihre Stimme geben würden. Die Regierung hingegen vergleicht ihn mit Péter Márki-Zay, der bei der Wahl 2022 ohne Erfolg ein Bündnis der Oppositionsparteien angeführt hatte. „Viel Lärm um nichts“, teilte Regierungssprecher Zoltán Kovács der Agentur Reuters als einzige Antwort auf eine Anfrage mit.

Das Portal „Politico“ zitiert einen „Insider“ der Regierungspartei Fidesz mit der Aussage, es werde sich um eine „Dreitagesangelegenheit“ handeln. Man könne Anklagepapiere in Ungarn nicht manipulieren, heißt es wiederum an anderer Stelle von der Regierung – es würden Kopien an mehreren möglichen Orten zugleich aufbewahrt. Die Ermittlungsbehörden selbst haben Magyar jedenfalls zu weiteren Aussagen vorgeladen. Sie wollen sich am Donnerstag zur Sache äußern. (Manuel Escher, 27.3.2024)

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Frankreich: Verbraucherpreise sinken stärker als erwartet

Die französische Inflation ist im März stärker als erwartet gesunken und hat sich damit dem Ziel der Europäischen Zentralbank angenähert. Die Verbraucherpreise in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone stiegen im März im Jahresvergleich um 2,3 Prozent, wie aus den vorläufigen Zahlen der Statistikbehörde Insee hervorgeht, und damit weniger stark als im Februar mit 3,0 Prozent. Es war der dritte Monat in Folge, in dem die Inflation zurückging, und lag unter der Konsensprognose der Volkswirte von 2,6 Prozent. 

Rechte in Frankreich: Strategie geht auf: Le-Pen-Partei in Umfragen zur EU-Wahl vorn

Die Rechtspopulistin wird in Frankreich bereits als Siegerin der nächsten Präsidentschaftswahlen gehandelt. Der Weg dorthin führt über die Europawahlen im Juni

Als die konservativen Républicains Ende 2023 wissen wollten, ob sich ihre harte Linie zum neuen französischen Immigrationsgesetz von Emmanuel Macron an den Wahlurnen auszahlen würde, gaben sie beim angesehenen Institut Ipsos eine Meinungsumfrage in Auftrag. Das Resultat war spektakulär – allerdings nicht für die Republikaner: Dem rechten Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen werden in der 577-köpfigen Nationalversammlung im Fall von Neuwahlen 278 Sitze gutgeschrieben – das würde die Regierungsmehrheit bedeuten.Das Umfrageresultat war so brisant, dass es die Republikaner unter Verschluss behielten; Mitte März wurde es nur durch eine Indiskretion publik. Und in einer Erhebung vom vergangenen Februar wird Marine Le Pen erstmals überhaupt eine Mehrheit bei Präsidentschaftswahlen eingeräumt. Gegen den aktuellen Premierminister Gabriel Attal würde die Populistin bei ihrem vierten Anlauf 51 Prozent der Stimmen erhalten – gegen Ex-Premier Edouard Philippe 50 Prozent. Macron selbst kann 2027 kein drittes Mal antreten.

Lange unvorstellbar

Für viele Pariser Medien und Bürger sind solche Szenarien schlicht unvorstellbar: Eine Populistin vom Schlage Donald Trumps soll in den ehrwürdigen Élysée-Palast einziehen? Warum nicht – sagen sich offenbar immer mehr Franzosen. Bei Umfragen für die Europawahlen im kommenden Juni liegt der RN mit 30 Prozent Stimmen weit vorn – die nächstbeste Partei, Macrons Renaissance, kommt nur auf 18 Prozent. Le Pens Saat geht auf. Knapp zehn Jahre nach dem Rauswurf ihres Vaters Jean-Marie Le Pen, eines bekennenden Rassisten, hat es seine heute 55-jährige Tochter geschafft, aus dem Schmuddeleck zu kommen und sich als staatstragende Politikerin zu inszenieren.

„Dédiabolisation“ – Entteufelung – lautet der zentrale Begriff dieser Strategie. Le Pens 88 Abgeordnete geben sich heute gesittet und krawattetragend; den Zoff und Zank überlassen sie in der Nationalversammlung dem Links-außen Jean-Luc Mélenchon. Le Pen selbst wettert nicht mehr gegen die Ausländer; sie hat sich eine warmherzige Stimme antrainiert und gibt bedachte Worte von sich. Nur selten bricht noch durch, woher sie kommt – im Februar etwa, als sie einem aufsässigen Macron-Abgeordneten enerviert zurief: „Halt die Klappe, du, halt die Klappe!“

In ihrem Bemühen um Salonfähigkeit versucht sich Le Pen auch von der deutschen AfD abzugrenzen, mit der sie im Europaparlament die Rechtsfraktion „Identität und Demokratie“ stellt. Als in Berlin das umstrittene Konzept der „Remigration“ kursierte, verlangte die RN-Chefin von der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel demonstrativ eine schriftliche Distanzierung. Die Deutsche gestand nur einen „Übersetzungsfehler“ zu: Zuvor war in ihrer Partei kritisiert worden, Le Pen benehme sich schulmeisterlich und heuchlerisch, wenn sie dieses Thema abtue.

Widersprüchliches Verhältnis

Der Pariser RN-Abgeordnete Serge Federbusch hatte sich zuvor klar für die Ausweisung von Ausländern ausgesprochen. Er forderte auch die Grünen-Chefin im Pariser Stadtrat Fatoumata Koné auf, nach Westafrika zurückzukehren: „Die einzige Lösung ist die Remigration, die deinige eingeschlossen.“

Auch zum Ukraine-Krieg vertreten RN und AfD sehr ähnliche Positionen. Wahlfälschung, Morde an Oppositionellen oder Kriegsverbrechen russischer Machart sind für Le Pen kein Thema. Vielmehr verstieg sie sich zur Behauptung, der russische Präsident Wladimir Putin habe sein Land auf „bewundernswerte“ Weise aufstellt und „ins Konzert der Nationen zurückgeführt“.

Als williges Sprachrohr des Kreml lehnt die Ex-Anwältin Sanktionen gegen Moskau ab. Waffenlieferungen an Kiew bedeuten für sie das „Risiko eines dritten Weltkriegs“. Die teils wörtliche Übernahme der russischen Propaganda bestätigt ein parlamentarischer Untersuchungsbericht in Paris, laut dem sich das RN als „Transmissionsriemen“ des Kreml betätigt. Das Macron-Lager versucht im Europawahlkampf, Le Pens kaum verhüllten Putinismus zu entblößen. Die Regierung setzte zu diesem Zweck im Februar eigens eine Ukraine-Debatte in der Nationalversammlung an. Le Pen hielt sich aber wie üblich geschickt zurück und konterte, der Staatschef führe sich wie ein „Kriegschef“ auf, wenn er Bodentruppen in die Ukraine entsenden wolle.

Bündnis mit Moskau?

Premier Gabriel Attal fragte in der erhitzten Debatte mit Verweis auf die RN-Rhetorik, ob „Putins Truppen nicht schon in unserem Land agieren“. Zu Le Pen sagte er: „Wenn Sie 2022 gewählt worden wären, würden wir heute Waffen nach Russland liefern, um die Ukrainer zu zermalmen.“

In Le Pens Präsidentschaftsprogramm von 2022 hatte tatsächlich gestanden: „Ohne Furcht vor amerikanischen Sanktionen wird eine Allianz mit Russland in gewissen Themen angestrebt.“ Als erstes Thema nannte sie ausgerechnet „die europäische Sicherheit“. Eine Allianz mit Putin sucht Le Pen auch in Afrika – wo die Russen gerade daran sind, die Franzosen mit einem gewaltigen propagandistischen Einsatz aus ihren Ex-Kolonien zu werfen. Absurd? Nein: Le Pen.

Während die RN-Gründerin eine Achse Moskau–Paris gegen Berlin wie im Ersten Weltkrieg anstrebt, will sie die deutsch-französische Partnerschaft raschestmöglichst beenden. Zwischen Berlin und Paris bestehe eine „tiefe und unheilbare Differenz der Doktrinen“, heißt es in Le Pens Programm. Als erster Schritt sollen die bilateralen Rüstungsprojekte für einen europäischen Panzer und einen Kampfjet beendet werden.

Den „Frexit“, das heißt den EU-Austritt Frankreichs, hat Le Pen beerdigt, um ihn durch ein „Europa der Nationen“ ohne Brüsseler Zentrale zu ersetzen. Die Nato würde sie nach einem Wahlsieg 2027 verlassen. An ihre Stelle wünscht sich Le Pen dann für Europa ein russisch-französisches Kommando. (Stefan Brändle, 27.3.2024)

Kein Zeichen für Erholung Studie: Deutschland fehlen weniger Fachkräfte

Der Fachkräftemangel begleitet Deutschland bereits seit vielen Jahren, seine Auswirkungen sind spürbar und werden immer größer. Einer Studie des IW zufolge nimmt die Zahl fehlender Fachkräfte 2023 allerdings ab. Der Hauptgrund dafür macht jedoch wenig optimistisch.

Die Fachkräftelücke in Deutschland hat sich im Jahr 2023 leicht verringert. 570.000 offene Stellen konnten nicht mit passend qualifizierten Kandidaten besetzt werden. Das sind 62.000 und damit knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Das berichtete das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). 2022 hatte der Fachkräftemangel den höchsten Stand seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2010 erreicht.

Dass die Zahlen gesunken sind, ist der Untersuchung zufolge kein Zeichen für Erholung. Aufgrund der eingetrübten Konjunktur habe es mehr arbeitslose qualifizierte Fachkräfte und weniger offene Stellen gegeben. „Trotz ihres Rückgangs ist die Fachkräftelücke weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, sagte Studienautor Jurek Tiedemann. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage sei 2024 erneut mit einer Verringerung zu rechnen, bei einem Aufschwung dagegen mit einem rapiden Anstieg.

Besonders zugenommen hat der Mangel an Fachkräften zuletzt in Verkehrsberufen. Den stärksten prozentualen Anstieg gab es bei Bus- und Straßenbahnfahrern. Hier fehlten 3594 Beschäftigte und damit fast 90 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Lokführern gab es mehr als 4000 unbesetzte Stellen. Die größten Lücken bestehen der Untersuchung zufolge jedoch nach wie vor im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Hier konnten im Schnitt sechs von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden.

In der Gesundheits- und Krankenpflege fehlten im vergangenen Jahr 17.656 Fachkräfte, in der Kinderbetreuung und -erziehung waren 30.311 Stellen unbesetzt – so viele wie in keinem anderen Beruf. „Um mehr Menschen für eine Tätigkeit in diesem Berufsbereich zu gewinnen, ist es wichtig, die Berufe attraktiver zu gestalten“, so Tiedemann. Erhebliche Engpässe gebe es auch im Handwerk sowie in Berufen, die für das Erreichen der politischen Klimaziele, den Wohnungsbau und den digitalen Wandel relevant sind.

Frauenberufe stärker betroffen

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des IW bekommen Frauen den Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft eher zu spüren. Typische Frauenberufe in der Kinderbetreuung, Erziehung und Sozialpädagogik sind von den Folgen demnach stärker betroffen. Den Forschern zufolge funktioniert es bislang nur teilweise, diese Berufe auch für Männer attraktiver zu machen.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren Ende 2023 in Deutschland mit rund 46,2 Millionen so viele Menschen erwerbstätig wie noch nie. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat angesichts des Fachkräftemangels kürzlich dennoch zu verstärkter Beschäftigung unter anderem von Frauen, Älteren und Ausländern aufgerufen. Deutschland brauche mehr Fach- und Arbeitskräfte, um das Potenzial „als drittstärkste Volkswirtschaft voll auszuschöpfen“.

In vielen Berufsbereichen wird der Bedarf in Zukunft noch deutlich steigen. So schätzt das Statistische Bundesamt, dass bis 2049 mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Wegen des demografischen Wandels ist der Arbeitsmarkt in Deutschland auch auf die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland angewiesen. In Reinigungsberufen haben heute sechs von zehn Erwerbstätigen eine Einwanderungsgeschichte, in der Gastronomie ist es fast jeder Zweite.

Umfrage: Wohnungsnot verschärft Mangel

Um die Lücke zu schließen, empfehlen die Studienautoren des KOFA, An- und Ungelernte zu qualifizieren und ausländische Fachkräfte zu rekrutieren. Außerdem seien zusätzliche Anreize nötig, um ältere Arbeitende länger in Beschäftigung zu halten.

Die Bundesregierung lockerte zuletzt die Regelungen, um mehr Nicht-EU-Bürger auf den Arbeitsmarkt zu locken. Am 1. März trat das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung in Kraft. Menschen aus Drittstaaten können künftig in Deutschland arbeiten, wenn sie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und einen im Herkunftsland staatlich anerkannten Berufs- oder Hochschulabschluss haben. Sie müssen keine in Deutschland anerkannte Ausbildung vorweisen.

Eine Hürde im Ringen um Fachkräfte sind auch die hohen Mieten in vielen deutschen Großstädten. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Viele Menschen sehen das teure Wohnen demnach als zentrales Manko für das Leben in der Großstadt. „Für Arbeitgeber wird es in Ballungsräumen damit immer schwieriger, Fachkräfte zu finden und zu halten“, schreiben die Autoren. Quelle: ntv.de, Christian Rothenberg, dpa

Mehr Erwerbstätige in Deutschland – Statistisches Bundesamt meldet leichten Anstieg, aber auch mehr Erwerbslose

Wiesbaden (pte023/28.03.2024/12:30) – Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland hat sich im Februar 2024 leicht erhöht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am heutigen Donnerstag vermeldet, nahm sie gegenüber dem Januar saisonbereinigt um 14.000 Personen zu und lag somit bei etwa 45,7 Mio. Personen. Im Januar war ihre Anzahl im Vergleich zum Vormonat um 56.000 Personen gestiegen. Zugleich ist die Zahl der Erwerbslosen im Jahresvergleich angewachsen. Insgesamt sieht Destatis einen langfristigen Aufwärtstrend auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Weniger Dynamik als 2023

Nicht saisonbereinigt gibt es mit 24.000 Personen (plus 0,1 Prozent) im Februar mehr Erwerbstätige als im Januar. Allerdings ist die Zunahme geringer als im Februar 2023, in dem es im Vergleich zum damaligen Vormonat ein Plus von 62.000 Personen gab. Insgesamt gibt es im Februar 2024 aber 194.000 mehr Erwerbstätige (plus 0,4 Prozent) als ein Jahr zuvor.

Erwerbslos waren laut Arbeitskräfteerhebung der Statistiker im Februar etwa 1,55 Mio. Menschen. Das ist ein Anstieg um 193.000 Personen (14,3 Prozent) gegenüber dem Februar 2023. Die Erwerbslosenquote legte im Vergleich zum Vorjahres-Februar von 3,0 Prozent auf 3,5 Prozent zu. Saisonbereinigt gab es im Februar 2024 um die 1,41 Mio. Erwerbslose und somit 5.000 mehr als im Vormonat. Die bereinigte Erwerbslosenquote lag verglichen mit dem Januar weiter bei 3,2 Prozent. (Ende)

WIFO-Prognose der Einkommensverteilung – Video: Pressestatement – Research Brief zu neuen „Beyond GDP“-Indikatoren

Das WIFO erweitert seine Konjunkturprognose um zwei Indikatoren zur Einkommensentwicklung: das S80/S20-Einkommensquintilverhältnis und die Armutsgefährdungsquote. Die Prognose für die Jahre 2024 und 2025 (Forecast) zeigt, dass die Indikatoren relativ stabil sind und innerhalb der üblichen Schwankungsbreiten liegen.

Beide Indikatoren sind wichtige Kennzahlen im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen sowie der „Beyond GDP“-Initiative der Europäischen Kommission, die einen breiteren Ansatz zur Messung von Wohlstand und Wohlergehen darstellen.

Die beiden Indikatoren werden auf der Grundlage der EU-SILC-Daten mit Hilfe von EUROMOD berechnet. Wichtige Inputfaktoren sind dabei die Bevölkerungsprognose und die Haushaltsprognose von Statistik Austria sowie die Entwicklung von Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Lohneinkommen und Inflation basierend auf der jeweiligen WIFO-Konjunkturprognose. Da EU-SILC erst mit Verzögerung zur Verfügung steht, werden die beiden Indikatoren auch für vergangene Jahre geschätzt (Nowcast).

Auftraggeber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien

Österreich: Handy und Internet: Tarife werden für viele per 1. April teurer

Leider kein Aprilscherz. Die Indexanpassungen werden mit 1. April schlagend. Auch wenn die Inflation zuletzt gesunken ist: die Mobilfunktarife werden empfindlich in die Höhe schießen.

Es bahnt sich schon lange an und ist so sicher wie die iPhone-Präsentation im September: die drei großen Mobilfunker werden mit 1. April ihre Preise anpassen; an die Inflation. Auch wenn diese zuletzt leicht gesunken ist, bis zu acht Prozent werden A1, Magenta und Drei wohl hochschrauben. Grund dafür sind vertraglich vorgesehene Tariferhöhungen im Ausmaß der Jahresinflation. Je nach Tarif betragen die jährlichen Mehrkosten heuer laut der Vergleichsplattform „durchblicker“ durchschnittlich 19 Euro im Mobilfunk und 30 Euro fürs Internet.

Sonderkündigungsrecht bei Indexanpassungen gibt es keines. Betroffen sind den Angaben vom Mittwoch zufolge etwa die Hälfte aller Handy- und zwei Drittel aller Internettarife. Laut Plattform steige die Zahl der Umsteigewillige. Ein Anbieterwechsel habe sich zumindest zuletzt „für alle deutlich gelohnt“.

Im Durchschnitt seien die Jahreskosten für Haushalte, die von der Inflationsanpassung betroffen sind, seit 2020 um 76 Euro pro Handyvertrag und für den Internet-Zugang um 101 Euro gestiegen, beruft sich das Portal auf eigene Berechnungen. Für Neukunden hätten viele Betreiber, nicht nur Diskontanbieter, Tarife hingegen im selben Zeitraum zum Teil deutlich gesenkt. Wer seit 2020 regelmäßig den Anbieter gewechselt habe, zahle heute im Durchschnitt für Handy und Internet im Jahr bis zu 402 Euro weniger als damals. (stein/APA)

Auf der Spur der Bettwanzen: Neuer Schädlingsbekämpfungsansatz für die Hotellerie mit Spürhunden – Nase im Einsatz: Purissima Schädlingsbekämpfung erhält Verstärkung durch Bettwanzenspürhund

Wien (OTS) – [Wien, 28.03.2024] – Die Purissima Schädlingsbekämpfungs GmbH freut sich mitteilen zu können, ab sofort durch einen Bettwanzenspürhund im Team unterstützt zu werden.

Durch die wieder zugenommenen Reisetätigkeiten hat sich auch das Vorkommen von Bettwanzen erhöht. Da ein Bettwanzenbefall nicht unmittelbar ersichtlich sein muss, kann wertvolle Zeit bis zum Einschreiten eines Schädlingsbekämpfers vergehen. „Die Nase eines geschulten Bettwanzenspürhundes ist viel präziser, als unsere Augen es jemals sein können. Wenn man Bettwanzen erst einmal sieht, kann sich schon eine große Population etabliert haben“, sagt Christoph Kohsem, erfahrener Schädlingsbekämpfungsmeister und Geschäftsführer der Purissima Schädlingsbekämpfungs GmbH. „Je länger ein Befall unbehandelt bleibt, desto schwieriger und kostspieliger wird die Bekämpfung.“

Die Kunst des Schnüffelns: Wie ein Hund herkömmliche Methoden in der Bettwanzenbekämpfung übertrifft

Junge Bettwanzen sowie ihre Eier sind aufgrund ihrer geringen Größe und der hellen Farbe sehr schwer mit bloßem Auge zu erkennen. Der Spürhund ist darauf trainiert, selbst kleinste Spuren von Bettwanzen oder ihren Eiern an schwer zugänglichen Stellen wie hinter Wandverkleidungen, in Bettgestellen und anderen Verstecken aufzuspüren. Dies ermöglicht eine frühzeitige Identifizierung sowie eine präzise Lokalisierung von Befallsherden, was zu einer schnelleren, präziseren und effektiveren Befallstilgung führt.

Die Vorteile für Hotels sind unmittelbar spürbar. Einerseits können Zimmer regelmäßig vorsorglich auf Befall kontrolliert werden, andererseits können wir im Anlassfall gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung zu verhindern und eine zielgenaue Behandlung durchzuführen. Dies führt nicht nur zu einer schnelleren Wiederbenutzung der betroffenen Zimmer als mit herkömmlichen Methoden, sondern auch dazu, dass Hotels ihren Gästen ein sauberes und komfortables Umfeld bieten können, welches frei von Schädlingen ist.

Wir sind fest davon überzeugt, dass unser neuer Bettwanzenspürhund einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Schädlingsbekämpfung in Hotels leisten wird. Für weitere Informationen über unsere Dienstleistungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Rückfragen & Kontakt:

Christoph Kohsem
Geschäftsführer
Purissima Schädlingsbekämpfungs GmbH
Tel.:+43 699 1500 3112
Mail: christoph.kohsem@purissima.at
Web: www.purissima.at

WISSENSCHAFT – FORSCHUNG – TECHNIK

Fabelrekord in der Datenübertragung – Forscherteam schafft per Glasfaserkabel vier Millionen mal mehr als der Durchschnitt

Birmingham/Murray Hill/Tokio (pte011/29.03.2024/11:50) – Einem internationalen Forschungsteam ist es gelungen, eine fast unvorstellbar große Datenmenge in extrem kurzer Zeit per Lichtwellenleiter zu übertragen. Während die durchschnittliche Breitbandgeschwindigkeit im Vereinigten Königreich bei 70 Megabit pro Sekunde liegt, sind jetzt 301 Terabit pro Sekunde erreicht, mehr als das Viermillionenfache. Als Übertragungsmedium diente ein einziges Standard-Glasfaserkabel. Das aufsehenerregende Kunststück gelang britische Forschern der Aston University in Zusammenarbeit mit US-Kollegen der Nokia Bell Labs sowie des National Institute of Information and Communications Technology (NICT) in Tokio.

Zwei neue Wellenlängenbänder

Die Forscher nutzten nicht nur die üblichen Wellenlängenbänder C und L, sondern zusätzlich auch die nebeneinander liegenden E- und S-Bänder, die jeder Lichtwellenleiter toleriert, die aber bisher nicht zur Datenübertragung eingesetzt wurden. „Diese Bänder wurden traditionell nicht genutzt, da die C- und L-Bänder die erforderliche Kapazität für die Bedürfnisse der Verbraucher liefern konnten“, sagt der Aston-Optoelektroniker Ian Phillips. „In den letzten Jahren hat die Aston University optische Verstärker entwickelt, die im E-Band arbeiten, das im elektromagnetischen Spektrum an das C-Band angrenzt, aber etwa dreimal so breit ist. Vor der Entwicklung unseres Geräts war niemand in der Lage, die E-Band-Kanäle auf kontrollierte Weise zu emulieren. Etwas Ähnliches gelang für das S-Band.“

Um die Übertragung über diese zusätzlichen Bänder zu stabilisieren, entwickelte das Team neue Arten von optischen Verstärkern und Entzerrern, Geräte, die die mit Daten beladenen Lichtblitze, die durch Glasfaserkabel laufen, verstärken und anpassen. Da ihre Technik bereits verfügbare – aber derzeit ungenutzte – Kapazitäten in den Kabeln verwendet, könnte diese Lösung nach Ansicht der Forscher ein erschwinglicher und umweltfreundlicher Weg sein, um mehr Fahrspuren auf der Datenautobahn zu erschließen.

Günstig und umweltfreundlich

„Die Erhöhung der Systemkapazität durch die Nutzung eines größeren Teils des verfügbaren Spektrums kann dazu beitragen, die Kosten für die Datenübertragung niedrig zu halten“, sagt Wladek Forysiak vom Aston Institute of Photonic Technologies. „Es ist auch eine umweltfreundlichere Lösung als der Einsatz von mehr und neueren Fasern, da das vorhandene Netz besser genutzt wird, was seine Datenübertragungskapazität und seinen wirtschaftlichen Wert erhöht.“ (Ende)

Universität Harvard entfernt Menschenhaut vom Einband eines Buches

Harvard University macht eine beunruhigende Entdeckung: Der Einband eines ihrer Bücher besteht aus menschlicher Haut. Es folgt eine eingehende Untersuchung.

Die US-Elite-Universität Harvard hat menschliche Haut vom Einband eines ihrer Bücher entfernt. Nun sei sie dabei, weitere Nachforschungen zum Buch und der anonymen Patientin durchzuführen, deren Haut für den Einband verwendet worden sei, teilte die Uni-Bibliothek in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) am Mittwoch (Ortszeit) mit. Man werde sich mit den zuständigen Behörden beraten, „um eine endgültige, respektvolle Stätte für diese menschlichen Überreste zu bestimmen“.

Buch mit makaberer Geschichte: Einband aus Menschenhaut

Cambridge (Massachusetts). Das Buch hatte 2014 für Schlagzeilen gesorgt, als eine Untersuchung ergeben hatte, dass es in Menschenhaut gebunden war. Es handelt sich um ein Exemplar von „Des destinées de l’âme“ (auf Deutsch etwa: Über die Schicksale der Seele), das der französische Schriftsteller Arsène Houssaye laut der Harvard Bibliothek erstmals 1879 veröffentlichte.

Erster Besitzer des Buches war demnach ein französischer Arzt. Er habe das Buch mit Haut gebunden, „die er ohne Zustimmung vom Körper einer verstorbenen Patientin in dem Krankenhaus, in dem er arbeitete, genommen hatte“, erklärte die Uni-Bibliothek in einem Statement. Das Buch befindet sich ihr zufolge seit 1934 in den Bibliothekssammlungen und ist in der Houghton Bibliothek – einer von zahlreichen Bibliotheken der Universität – untergebracht.

Ethische Bedenken: Universität entschuldigt sich für Fehler

Nach einer sorgfältigen Prüfung sei man zu dem Schluss gekommen, dass die für den Bucheinband genutzten menschlichen Überreste nicht mehr in die Bibliothekssammlungen gehören, hieß es. Zur Begründung verwies die Bibliothek unter anderem auf die „ethisch fragwürdige Entstehungsgeschichte des Buches“.

Dabei räumte sie ein, in der Vergangenheit im Umgang mit dem Buch Fehler gemacht zu haben. Diese hätten die Würde des betroffenen Menschen weiter objektiviert und beeinträchtigt. „Wir entschuldigen uns bei denjenigen, die durch diese Handlungen geschädigt wurden.“ (APA/dpa)

Salzburg: Sensationsfund der Buchdruckerkunst

Bibliothekarinnen der Universitätsbibliothek Salzburg entdeckte Fragmente einer der ältesten gedruckten Bibeln aus der Zeit von Johannes Gutenberg

Salzburg, 29.03.2024 (KAP) Bibliothekarinnen der Universitätsbibliothek Salzburg haben Fragmente einer der ältesten gedruckten Bibeln aus der Zeit von Johannes Gutenberg (ca. 1400-1468) gefunden, wie das ORF-Landesstudio Salzburg am Freitag berichtete. Entdeckt haben die Forscherinnen die wertvollen Fragmente in mehr als 5.000 Bänden der Bibliothek des Kapuzinerklosters Salzburg. Die Mönche haben im vergangenen Jahr ihre gesamte Bibliothek der Universität geschenkt, wo die Sammlung jetzt wissenschaftlich aufbereitet wird. Dabei sei der Leiterin der Sondersammlung der Bibliothek der Universität Salzburg, Beatrix Koll, der Sensationsfund geglückt, wie es hieß.

Bei der Untersuchung der Bestände der Kapuzinerbibliothek wird demnach jedes Werk für die Datenbank erfasst und auf Besonderheiten wie handschriftliche Einträge, Notizen und Fragmenteinbände untersucht. Bei einem Bucheinband sei Koll stutzig geworden, es habe sich um eine Seite des Epheserbriefs aus der Bibel gehandelt, gedruckt auf Pergament. „Dann war das für mich schon ein Erlebnis, wo ich mir gedacht habe, das könnte jetzt tatsächlich der Augenblick sein, wo ich vor einem der ältesten Druckwerke sitze, das Europa hervorgebracht hat“, soKoll.

Als ihr auch noch verspielte Schnörkel beim Buchstaben X und Bögen anstelle von i-Punkten auffielen, sei Koll rasch klar gewesen, was sie entdeckt hatte: „Dann habe ich mir das Schriftbild genauer angesehen. Das Erste, was mir aufgefallen ist, war ein lateinisches Kürzel. Das schaut aus wie eine hochgestellte Neun, und die ist da ungewöhnlich prägnant, relativ groß gedruckt, und das war der erste Anfall von Unruhe, der mich da ergriffen hat.“

Konkret handelte es sich um ein Fragment einer 36-zeiligen Bibel, „B36“ genannt. Sie stammt aus derselben Zeit wie die berühmte 42-zeilige Gutenberg-Bibel, ist aber erheblich seltener. Lediglich 13 Exemplare dieser Bibel und 62 Fragmente sind weltweit bisher noch bekannt. Koll: „Bei der ‚B36‘ hat man lange Zeit angenommen, aufgrund dieser schlanken Drucklettern, dass sie älter ist als die Gutenberg-Bibel. Im Laufe der Forschung hat sich aber herausgestellt, es ist ein fehlerhafter Nachdruck der Gutenberg-Bibel. Man nimmt Bamberg als Druckort an, circa 1459, 1460, vielleicht von einem Gesellen Gutenbergs in Bamberg gedruckt.“

Hinweis auf Salzburger Buchdruckwerkstatt

Mittlerweile hat Koll ein zweites Fragment einer „B36“ ebenfalls als Pergamenteinband auf einem Buch der Kapuzinerbibliothek entdeckt. Bei genauerer Untersuchung der Innenseite des Buchdeckels, dem Buchspiegel, mit einem Leuchtschirm fand Koll ein Wasserzeichen, das einen weiteren entscheidenden Hinweis gibt: „Das Spannende an diesem Sichelwasserzeichen ist: Es weist auf Salzburg hin. Das heißt Salzburg im 17. Jahrhundert. Ein weiterer Puzzlestein könnte dafür gefunden worden sein, dass das Buch in der zweiten Hälfte oder in der Mitte des 17. Jahrhunderts diesen Einband bekommen hat“, so Koll.

Wem der Salzburger Nachdruck ursprünglich gehört hat, ist bisher unklar. Die Universitätsbibliothek besitzt damit nun jedenfalls die zwei ältesten Druckfragmente Salzburgs. Nur die Nationalbibliothek besitzt in Österreich sonst ein Exemplar der „B36“, ein Fragment besitzt die Universitätsbibliothek in Graz.

Die Universität habe einzigartige Funde erwartet, als sie die Bibliothek der Kapuziner übernommen hat. „Das war uns bewusst, und deswegen haben wir uns auch so eingesetzt, dass wir – mit gutem Wissen, einer hohen Fachkompetenz – sagen, wir übernehmen das mit einem Auftrag, es für die Forschung und Lehre zur Verfügung zu stellen“, sagte dazu die Leiterin der Universitätsbibliothek Salzburg, Ursula Schachl-Raber. 80 Prozent der Bücher der Kapuzinerbibliothek seien bisher noch nicht eingehend untersucht. Gut möglich, dass in den kommenden Monaten noch weitere Sensationsfunde dazukommen.

MEDIEN

Chatprotokolle: Chats blauer ORF-Hoffnungsträger – und wie die FPÖ den ORF zerlegen wollte

„Lieber HC, du kannst dich auf mich verlassen“: Versprechen und Wünsche von Ex-ORF-Manager Prantner bis „Fit mit Philipp“ und „Andi Gabalier“

ORF 1 abdrehen, weg mit Landesstudios, FM4 gehört weg, die ORF-Gebühr auch, aber erst später, und das Management muss jedenfalls weg: Die Regierungspartei FPÖ hatte 2019 einiges vor mit dem ORF, als die Veröffentlichung des Ibiza-Videos im Mai 2019 dem geplanten ORF-Gesetz von ÖVP und FPÖ gerade noch zuvorkam.

Im Nationalratswahljahr 2024 mit einer in Umfragen führenden FPÖ fördert der von der ÖVP initiierte Untersuchungsausschuss über „rot-blauen Machtmissbrauch“ teils noch unveröffentlichte Chatprotokolle dazu zutage, was Freiheitliche bei ihrer letzten Regierungsbeteiligung unter Medienpolitik verstanden. Und sie dokumentieren eine Vielzahl von Namen in- und außerhalb des ORF, die der damalige Parteichef Heinz-Christian Strache damals als blaue Vertrauensleute wahrgenommen und in einer parteiinternen Whatsapp-Jobbörse für Funktionen im ORF empfohlen hat.

„Keine öffentlichen Angriffe mehr auf ORF/Leute, Müssen sie abschießen, nicht aufwerten!“, postete der damalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache 2018/19 in FP-internen Chats. Heribert Corn

Vertrauensfrau als Personalchefin

Chats mit Strache samt Interventionstipps kosteten im Herbst 2022 schon den 2018 nach dem Regierungswechsel zu ÖVP und FPÖ installierten TV-Chefredakteur Matthias Schrom den Job. Er kommt in der ORF-Chatgruppe von Strache etwa mit Infrastrukturminister Norbert Hofer und dem EU-Abgeordneten Harald Vilimsky, dem damaligen ORF-Stiftungsratsvorsitzenden Norbert Steger und damaligen ORF-Stiftungsräten (und blauen Hoffnungen für das ORF-Management) wie Franz Xaver Maurer als „unser“ Chefredakteur vor.

Gefeiert wird im medienpolitischen blauen Gruppenchat die Installierung der blauen Vertrauensfrau Kathrin Zierhut als ORF-Personalchefin. Das langjährige Parteimitglied, zwischendurch laut Chats auch von der FPÖ als ehemalige Bezirksrätin in Wien kommuniziert, ist heute ORF-3-Co-Geschäftsführerin und eine blaue ORF-Hoffnung bei künftiger Regierungsbeteiligung.

Wehrschütz aufwerten

Korrespondent Christian Wehrschütz sollte nach den Chatvorstellungen führender Blauer von 2018/2019 aufgewertet werden, zumindest als Bürochef in Moskau, er sollte demnach das „Europastudio“ statt Paul Lendvai leiten und künftig bei Bewerbungen als Landesdirektor etwa für Salzburg oder Linz von den Freiheitlichen unterstützt werden.

Eine Vielzahl von auch bekannten Namen wirft Heinz-Christian Strache immer wieder in diesem Chat als im ORF unterzubringen ein. Von einigen schickt er auch Chatnachrichten mit Jobinteressen in die Runde.

„Fit mit Philipp“ will mit Strache „Weichen für mich“ im ORF stellen

Straches Fitnesstrainer Philipp Jelinek schlägt in Straches Regierungszeit beim ORF auf und wird danach, während der Corona-Lockdowns, mit eigener Sendung „Fit mit Philipp“ zum neuen Fitnesscoach der Fernsehnation. Jelinek chattet laut Protokollen ausführlich mit dem blauen Vizekanzler und bittet um Support: Er will „Guten Morgen Österreich“ moderieren und versucht umgekehrt, über ORF-Interna zu informieren. Jelinek schreibt etwa: „Lieber Heinz, der Kuchen wird jetzt verteilt … wir müssen dringend die Weichen für mich stellen.“ Strache drängt darauf dann auch in der blauen Chatgruppe.

„Bitte auch dahinter sein, dass Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird.“

Der damalige Vizekanzler hat in der Gruppe noch viel weiter gehende Anliegen: „Bitte auch dahinter sein, dass Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird“, wirft Strache einmal zwischendurch ein. „Ist irre, dass der boykottiert wird!“

„Seitenblicke“-Ausschreibung

Wäre das Ibiza-Video 2019 nicht dazwischengekommen, die ORF-Societysendung „Seitenblicke“ würde inzwischen womöglich von einer Produktionsfirma des deutschen Springer-Konzerns zugeliefert, mit der die langjährige „Bild“-Journalistin Dora Varro als Produzentin 2018/19 ein Format namens „Europa backstage“ dem ORF zulieferte. Laut Chats setzen sich Stiftungsratschef Steger und andere im ORF für die Ausschreibung des Societyformats nach Auslaufen des Vertrags mit Ende 2019 ein. Strache postet Varros Bitte an ihn, „Daumen zu drücken“, nach erfolgter Ausschreibung in die Chatgruppe – und gleich danach: „Bitte voll unterstützten!“ Steger antwortet, er und Fraktionschef Maurer hätten das verlangt, und schreibt Strache: „Im nächsten Schritt kommt sie – wenn sie ein gutes Angebot macht – unter die besten 3! Ich bitte Dich und BM Hofer um Unterstützung!“

„Müssen sie abschießen, nicht aufwerten!“

Nach öffentlichem FPÖ-Protest über eine Moderatorin sieht sich der damalige ORF-Chef Alexander Wrabetz außerstande, eine Journalistin quasi auf öffentlichen Zuruf abzuziehen, berichtet Stiftungsratschef Steger im Chat von Wrabetz‘ Argumentation. Daraufhin schreibt Strache: „Keine öffentlichen Angriffe mehr auf ORF/Leute, Müssen sie abschießen, nicht aufwerten! Lg“

Als „akkordiert“ bestätigt Strache Stiftungsrat Stegers Chatrundfrage, ob eine vom Kabinettchef des damaligen Innenministers Herbert Kickl übermittelte Besetzungsliste für ORF On so mit der ÖVP ausgehandelt wurde. Über die Besetzung mit dem langjährigen ORF-Journalisten Gerhard Jelinek als Chefredakteur von ORF.at, einer „Kurier“-Journalistin als Vize und Innenpolitikchefin und einem früheren FPÖ-Mitarbeiter als Geschäftsführer wurde etwa vom STANDARD schon berichtet.

„Du kannst dich auf mich verlassen“

Ein langjähriger ORF-Manager mit bekannt guten blauen Kontakten kommt in den Chatprotokollen zum Untersuchungsausschuss, die dem STANDARD vorliegen, sehr ausführlich vor. Thomas Prantner, nach seiner Bewerbung 2021 um die Funktion des ORF-Generals seit Herbst 2022 Unternehmensberater, war lange und auch 2018/19 als Vizetechnikdirektor zuständig für Onlineaktivitäten des ORF. In den Chats mit dem damaligen Vizekanzler Strache schickt er viele Belege für „große“ und prominent platzierte Berichte über die FPÖ auf ORF.at und in der TVthek. Auf Beschwerden etwa von Strache über mangelnde Berücksichtigung oder aus Sicht der FPÖ nicht gerechtfertigte Darstellungen auf ORF.at reagierte er laut Chats umgehend mit Anrufen bei der Chefredaktion.

Prantner schreibt etwa von Berichterstattung „wie besprochen“ oder: „Lieber HC, … Du kannst Dich auf mich verlassen.“ Nach Beschwerden: „Es wird versucht, alle meine nachweislich erfolgreichen Bemühungen, dass die Berichterstattung über FPÖ auf ORF.at besser und umfangreicher wird, zunichte zu machen! Ich bin der einzige im gesamten ORF, der sich für eine faire Behandlung der FPÖ auf ORF.at ins Zeug gelegt hat (habe Dir alles übergeben!!) – und das ohne dass mir eine einzige personelle Änderung möglich gemacht wurde.“ Und: „Bin (seit vielen Jahren) zu jeder Tages- und Nachtzeit da, wenn ihr etwas braucht. Meistens erfolgreich. Ich bitte dich, dass das anerkannt und auch von Dir innerhalb der Parteispitze kommuniziert wird.“ Er reportiert Strache etwa auch, er habe Unternehmer Sigi Wolf „top platziert auf ORF.at und im ORF-Teletext. Alles positiv erledigt“.

„Totale Personalrochaden“

Bereits veröffentlicht wurden Chats aus der parteiinternen Whatsapp-Gruppe zur ORF-Politik darüber, dass die ORF-Führung unter dem damaligen Generaldirektor Alexander Wrabetz mit einem neuen ORF-Gesetz abgelöst werden müsse. Strache schrieb etwa, es brauche „ein ORF-Gesetz, wo totale Personalrochaden, Neubesetzungen möglich werden!“. Geplant war es für Juni 2019, spätestens 2021 sollte auch die GIS abgeschafft werden und der ORF aus dem Budget finanziert.

Als FPÖ-Kandidaten für einen neuen ORF-Vorstand werden in den Chats etwa die der FPÖ zugeordneten damaligen ORF-Stiftungsräte Franz Xaver Maurer und Markus Braun (nur Namensgleichheit mit Wirecard-Vorstand) genannt – wenn Stiftungsräte ins Direktorium wechseln könnten (was die freilich rechtlich nicht bindenden ORF-Compliance-Regeln untersagen).

ORF 1 streichen, Landesstudios zusammenlegen, „FM4 gehört weg“

Stiftungsratschef Steger will laut Chats auch etwas streichen, wiewohl aus inhaltlichen Gründen: „Radio ist derzeit feindselig, ein neuer Chef ändert weniger als die Zerschlagung der Struktur! FM4 gehört weg, die Journalisten müssen nicht übernommen werden!!!“ Anlass: Strache reklamierte in einem neuen ORF-Vorstand mit vier Mitgliedern die Ressorts Digital und Radio sowie Finanzen und Personal für die FPÖ.

Nach Straches Rücktritt verlässt laut Protokoll Minister Norbert Hofer die Chatgruppe, was Steger bedauert. Er hätte auch ihm gern in der Gruppe berichtet, wie er dort nun postet, dass Prantner in diesen Mai-Tagen 2019 den bürgerlichen Stiftungsratsvize Franz Medwenitsch an seine langjährige Treue gegenüber den Bürgerlichen im ORF erinnert habe. Nach dieser Behauptung verlässt auch Steger die blaue Chatgruppe. Prantner hat sich in dreieinhalb Jahrzehnten im ORF in alle politischen Richtungen vernetzt. Bei blauer Regierungsbeteiligung wird er etwa als möglicher ORF-Stiftungsrat gehandelt.

Prantner: „Mir war immer Gleichbehandlung aller Parteien wichtig“

Thomas Prantner erklärt zu den nun bekanntgewordenen Chats auf STANDARD-Anfrage am Freitag: „Es ist kein Geheimnis, dass ich auch Ansprechpartner für die FPÖ im ORF war. Es gab seitens der FPÖ immer wieder massive Beschwerden wegen Benachteiligung in der Berichterstattung auf ORF.at – und dies in manchen Fällen nicht ganz zu Unrecht. Mir war als Onlinechef immer die Gleichbehandlung aller Parteien in der Berichterstattung wichtig, und dafür habe ich mich auch eingesetzt.“

Prantner: „Der FPÖ und ihrem damaligen Obmann habe ich umgekehrt dann auch immer wieder kommuniziert, dass ORF.at selbstverständlich auch über die FPÖ umfassend und groß berichtet. Die Entscheidung über die redaktionelle Berichterstattung lag klarerweise beim Chefredakteur.“

Nachsatz des ehemaligen ORF-Onlinechefs: „Da ich aus dem ORF Ende September 2022 ausgeschieden bin und nun in der Privatwirtschaft tätig bin, ist die Veröffentlichung dieser Chats irrelevant.“

Wehrschütz: Bewerbung 2011 „hatte rein familiäre Gründe“

Christian Wehrschütz reagiert in einer Stellungnahme an STANDARD und „Profil“: „Der damalige Generaldirektor des ORF, Alexander Wrabetz, hat mich in Frühjahr 2021 gefragt, ob ich nach Moskau als ORF-Korrespondent gehen möchte. Nach reiflicher Überlegung habe ich abgelehnt, weil ich nicht bereit war, die Ukraine und den Balkan aufzugeben. Wie richtig diese Entscheidung war, hat die Entwicklung seit Februar 2022 gezeigt. Erörtert habe ich diese Frage nur mit meiner Familie. Die FPÖ oder/und Herr Strache spielten dabei keine Rolle.“

Weiters verweist Wehrschütz auf seine Bewerbung als ORF-Generaldirektor 2011: „Ich habe mich immer wieder für Funktionen im ORF beworben, so 2011 auch für die Funktion des GD! Damals bekam ich – wie von mir erwartet – keine Stimme im Stiftungsrat, somit auch nicht von der FPÖ. Die Bewerbung hatte rein familiäre Gründe, während sich der Blätterwald in allen möglichen falschen Spekulationen erging. Mein kollegialer Rat: vermeiden Sie die Wiederholung dieses Fehlers. Das Vertrauen in viele Medien ist ohnehin endenwollend.“

Und zu Norbert Steger: „Ich habe mich für keine Stelle beworben, somit sind all diese ,Sandkastenspiele‘ ein Thema, das Sie mit Norbert Steger erörtern müssen.“

DER STANDARD ersuchte neben Prantner und Wehrschütz auch Zierhut, Jelinek und Varro am Freitag um Stellungnahme. Wir ergänzen diese bei Vorliegen.

In der „ZiB2“ am Freitagabend bestritt Zierhut, ORF-Kürzungskonzepte mit FPÖ-Politikern ausgearbeitet zu haben.

„Wir brauchen einen viel stärkeren Schutz des ORF vor parteipolitischer Einflussnahme“, sagte indes Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia in der „ZiB2“. Parteien würden Medienpolitik „als Versuch sehen, Einfluss zu nehmen auf die öffentliche Meinung.“ Weiters sagte sie: „Wir haben sehr viele sehr gute Journalisten und Journalistinnen, die sehr professionell arbeiten.“ Zu große Nähe sei die „Ausnahme, nicht die Regel“.

Für Neos sind die Chats Beleg dafür, dass die Medienpolitik der FPÖ „demokratiegefährdend“ sei und es nur darum gehe, auf der einen Seite „um jeden Preis blaue Leute in wichtige Positionen zu hieven – unabhängig ihrer Qualifikation“ und auf der anderen Seite unliebsame und kritische Journalistinnen und Journalisten „auszumisten“. Die FPÖ sei nie an einer Entpolitisierung des ORF interessiert gewesen, so Fraktionsführer Yannick Shetty – damals nicht, heute nicht: „Im Gegenteil: Der FPÖ ging es immer nur um die blaue Umfärbung des ORF, Postenschacher in Reinkultur. Umso wichtiger ist es, dass der Öffentlich-Rechtliche endlich aus den parteipolitischen Fesseln herausgelöst wird, um wirklich unabhängig berichten zu können.“ (Harald Fidler, 29.3.2024)

Hinweis: Der Artikel wurde am 29.3.2024 um 23.16 Uhr aktualisiert.

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KOMMUNIKATION

Kurze Sprachnachrichten sind beliebter – BITKOM-Umfrage zeigt Popularität besonders unter Jüngeren und männlichen Nutzern

Berlin (pte017/27.03.2024/13:48) – Je kürzer eine Sprachnachricht ist, desto lieber wird sie gehört. Das ergibt eine Befragung des Digitalverbandes BITKOM, deren Ergebnisse heute, Mittwoch, veröffentlicht worden sind. Im Schnitt werden diese Nachrichten bis 1,5 Minuten gerne gehört, bei 45 Prozent ist es maximal eine Minute. An der Telefon-Umfrage nahmen von Januar bis März über 1.005 Personen über 16 Jahren teil, davon 773 Smartphone-Nutzer aus ganz Deutschland.

Ältere schneller genervt

Ein Grund für die gewünschte Kürze: Je länger die Nachricht, desto mehr muss man sich merken. 35 Prozent geben an, es würde ihnen manchmal schwerfallen, sich an alle Informationen einer Sprachnachricht zu erinnern. Insgesamt sind 75 Prozent sind von langen Sprachnachrichten genervt. Die Jüngeren haben hier ein dickeres Fell: Unter den 16- bis 29-Jährigen stören sich nur 63 Prozent an langen Aufnahmen. Insgesamt hören 21 Prozent generell ungern Sprachnachrichten.

30 Prozent wünschen sich Zusammenfassungen von Sprachnachrichten durch KI. „Sich Sprachnachrichten in Text umwandeln zu lassen, ist heute schon möglich. Der nächste Schritt werden kurze KI-generierte Zusammenfassungen der Sprachnachrichten sein, die nur die wesentlichen Inhalte auflisten – ähnlich wie es zum Beispiel für Online-Meetings auf der Arbeit schon die Möglichkeit gibt, sich per KI ein Protokoll erstellen zu lassen“, erläutert Sebastian Klöß, Bereichsleiter Consumer Technology, AR/VR & Metaverse bei der BITKOM.

Jüngere versenden mehr

Während insgesamt 41 Prozent der Smartphone-Nutzer gerne Sprachnachrichten verschicken, sind es bei 16- und bis 29 Jährigen 53 Prozent und unter 30- bis 49-Jährigen 46 Prozent.

Bei den Älteren liegen die Werte weit niedriger: 50- bis 64-Jährige tun das nur zu 35 Prozent und diejenigen ab 65 Jahren zu 28 Prozent.

Männer sind mit 44 Prozent zudem aktivere Versender als Frauen (38 Prozent) – und freuen sich mit 61 Prozent auch mehr über den Erhalt einer Sprachnachricht als das weibliche Geschlecht (51 Prozent).

Insgesamt bevorzugen die meisten Schrift statt Sprache: 61 Prozent erklären, dass sie lieber Text- als Sprachnachrichten bekommen. 44 Prozent antworten auf Sprachnachrichten meist später als auf Getextetes.

„Was früher nur als Anrufbeantworter bekannt war, hat sich heute zum festen Feature von Messenger-Diensten entwickelt. Ob zu viel zum Tippen oder keine Zeit für ein gemeinsames Telefonat: Die Stimme, an der sich Emotionen in der Regel besser ablesen lassen als an reinen Textnachrichten, macht die Kommunikation persönlicher – auch in hektischen Zeiten“, schließt Klöß. (Ende)

GESELLSCHAFT

Spendabler Student (20) versteckt in Österreich Bargeld

Woanders längst ein Trend, jetzt auch in der Linzer City: Ein spendabler Student (20) versteckt Geldscheine. Die Aktionen postet er auf Social Media.

Kein vorgezogener Aprilscherz! Der junge Mann trennt sich freiwillig von 10- und 20-Euro-Scheinen. Das Verstecken der Banknoten filmt er und stellt die Clips auf Insta und TikTok. Auf die Beute gibt es mittlerweile einen Run.

Heute“ hat mit dem 20-Jährigen, der sich als Pascal ausgibt, gesprochen und das erste Bild von ihm. Er mag nicht erkannt werden. Feststeht: Es handelt sich um einen Salzburger aus dem Bezirk Zell am See, er studiert Künstliche Intelligenz an der Linzer Kepler Universität.

Der Social-Media-Hype, auf den er aufgesprungen ist, nennt sich „Catch the Cash“, kommt ursprünglich aus den Niederlanden. In anderen österreichischen Städten wie Wien oder Graz gebe es diesen Trend schon länger, erklärt Pascal.

„Menschen freuen sich. Es bereitet ihnen Freude und auch mir“, so der einfallsreiche Salzburger weiter. Im Vordergrund stehe der soziale Gedanke. Bis jetzt hat er nach eigenen Angaben insgesamt 110 Euro ausgegeben. Wie kann er sich das leisten? „Ich habe einen Nebenjob. Für Partys habe ich deshalb keine Zeit, also mehr Geld zur Verfügung.“ 

Eine finanzielle oder zeitliche Grenze hat sich der Social-Media-Robin-Hood nicht gesetzt: „Mal schauen, wo es hingeht.“ Der 20-Jährige steht, wie er sagt, allein hinter dieser originellen Idee, tauscht sich aber mit Freunden aus.

Hat er weitere Aktionen vor? „Es ist etwas in Planung“, denkt Pascal an mögliche Kooperationen: „In Zukunft werde ich nicht nur Geld, sondern auch Gutscheine oder Artikel von Firmen verstecken.“ Reagieren die Finder? „Sie melden sich meistens, machen ein Video, Foto oder eine Insta-Story.“

Wie lange dauert es in etwa jedes Mal, bis der Schatz gefunden ist? „Beim ersten Mal hat es Stunden gedauert. Jetzt stoßen sie schon nach zirka 15 Minuten auf das Geld“, berichtet der Student.

In wenigen Tagen werden wieder überall Eier, Schokohasen und andere Köstlichkeiten gesucht. Ob auch der 20-Jährige das zum Anlass für ein neues Versteck nimmt, weiß er noch nicht. „Es kann gut sein, dass etwas kommt.“

MENSCHEN

Primatologin Jane Goodall wird 90

Primatologin Jane Goodall, die für ihre bahnbrechenden Beobachtungen bei den engsten Verwandten des Menschen weltberühmte Britin, feiert am 3. April ihren 90. Geburtstag. 1960 begann sie als 26-Jährige mit der Erforschung einer Gruppe von Schimpansen im heutigen Gombe-Nationalpark in Tansania, revolutionierte die Sicht auf die Affen, bei denen sie bald schon Wesenszüge und Verhaltensweisen feststellte, die vom Menschen bekannt sind – gute wie schlechte.

„Damals in den frühen 60er-Jahren glaubten viele Wissenschafter, dass nur Menschen einen Verstand haben, dass nur Menschen in der Lage sind, rational zu denken“, sagt sie in dem Dokumentarfilm „Jane“, in dem viele Aufnahmen aus der frühen Zeit ihrer Forschung zu sehen sind. „Zum Glück war ich nicht an der Universität und wusste diese Dinge nicht“, fügt sie hinzu.

Goodall hatte ihre Position dem britisch-kenianischen Anthropologen Louis Leakey zu verdanken. Ihre Familie hatte nicht das Geld, um ihr ein Studium zu finanzieren. Trotzdem wollte Goodall ihren Kindheitstraum von einem Leben in Afrika unter wilden Tieren unbedingt wahr machen. Sie hatte sich als Sekretärin und Kellnerin verdingt, bevor sie zu einer ersten Reise nach Afrika aufbrach, bei der sie den Leakey kennenlernte.

Unvoreingenommenheit als Stärke

Leakey, der sich von ihren Kenntnissen und ihrer Begeisterung beeindruckt zeigte, beauftragte sie damit, eine Gruppe Schimpansen an den Ufern des Tanganijka-Sees im Norden des heutigen Tansania zu erforschen. Es war gerade ihre Unvoreingenommenheit, in der er eine Stärke sah. Er sandte zwei weitere Frauen aus: Die 1985 in Ruanda ermordete US-Amerikanerin Dian Fossey, die Gorillas erforschte, und die in Kanada aufgewachsene Birute Galdikas, die sich auf Borneo den Orang-Utans widmete. Zusammen werden sie manchmal als die „Trimaten“ bezeichnet.

Der „weiße Menschenaffe“

Zunächst von ihrer Mutter begleitet, trotzte Goodall monatelang jeder Witterung und allerlei Gefahren wie Giftschlangen, um in die Nähe ihrer Forschungsobjekte zu gelangen – zunächst vergeblich. Die Schimpansen liefen davon. Doch nach und nach gewöhnten sich die Tiere an den Anblick des „fremden weißen Menschenaffen“, wie sie sich selbst gerne nennt. Bald wurde sie Teil ihrer Gemeinschaft.

Die Methode der „teilnehmenden Beobachtung“ erwies sich als erfolgreicher als alles andere, was zuvor versucht worden war. Sie beinhaltete jedoch auch das Füttern mit Bananen und eine Interaktion mit den Tieren, die zu Kritik führte. Beispielsweise galt es als unwissenschaftlich, den Schimpansen Namen statt Nummern zu geben. Goodall ließ sich davon nicht beirren. Ihr bester Freund wurde David Greybeard, ein gutmütiges männliches Tier mit weißem Haar am Kinn, das als erstes wagte, in ihre Nähe zu kommen. Greybeard öffnete ihr die Tür zur Erforschung der Gruppe.

Sie beobachtete Greybeard, als er mit einem Stöckchen in einem Termitenbau stocherte und damit die Insekten fing. Er präparierte Zweige sogar dafür, indem er die Blätter abstreifte. Als sie Leakey von dieser Beobachtung berichtete, telegrafierte er zurück: „Jetzt müssen wir entweder den Menschen neu definieren. Werkzeug neu definieren. Oder wir müssen Schimpansen als Menschen anerkennen.“ Bis dahin galt die Verwendung von Werkzeugen als wichtigste Unterscheidung zwischen Menschen und Tieren. Goodall glaubt inzwischen, dass zumindest teilweise die Sprache für die „explosionsartige Entwicklung des menschlichen Intellekts“ verantwortlich ist.

Auch Schimpansen können brutal sein

Goodall beobachtete auch zärtliches Verhalten, Umarmungen, Berührungen und Trauer in Gombe. Eine verheerende Polio-Epidemie unter den Affen und später tödliche Auseinandersetzungen zwischen den Tieren brachten jedoch Ernüchterung in die beinahe paradiesisch anmutende Welt. „Ich dachte, sie wären wie wir, aber netter als wir“, sagt Goodall rückblickend und fügt hinzu: „Ich hatte keine Ahnung von der Brutalität, die sie an den Tag legen können.“

Als Inspiration für ihren bereits als Kind gehegten Wunsch, in der Wildnis unter Tieren zu leben, nennt sie oft die Kinderbuchreihen Doctor Dolittle und Tarzan. Scherzend sagt sie, sie sei enttäuscht gewesen, weil Tarzan die falsche Jane geheiratet habe. Sie selbst heiratete den niederländischen Tierfilmer und Fotografen Hugo van Lawick, dessen Aufnahmen erheblich zu ihrem Ruhm beitrugen. Die Ehe zerbrach nach zehn Jahren. Später heiratete sie den Direktor der tansanischen Nationalparks Derek Bryceson, der 1980 starb.

Goodall wandte sich dem Arten- und Umweltschutz zu, als sie erkannte, dass Schimpansen-Populationen überall schrumpften und ihren Lebensraum zunehmend verloren. Sie setzt sich beispielsweise für eine Reduzierung des Fleischkonsums ein und tourt auch im hohen Alter noch immer unermüdlich um die Welt, um Menschen mit Vorträgen und Begegnungen wachzurütteln. Mit dem Jane Goodall Institute hat sie ein weltweites Netz aufgebaut, mit dem sie für ein Umdenken wirbt.

Anders als viele junge Umwelt- und Klimaaktivistinnen und – aktivisten bleibt Goodall aber optimistisch und empathisch. Auf die Frage eines Jugendlichen, wie man Menschen, die den Klimawandel abstreiten, überzeugen könne, antwortete sie in ihrem Podcast: „Eine Sache, die ich dir empfehlen würde, nicht zu tun, ist aggressiv zu werden. Sie werden dir nicht zuhören.“

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