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FAZIT DES TAGES
COMMENT – FAZIT:
- Ukraine-Krieg: Pressestimmen u.la.m.
- Gaza-Krieg: Mena-Watch
- Europa: überwiegend freundliche Wirtschaftsdaten
- Österreich: Erzeugerpreise im Abwind
- Medizin: Interessantes aus der Forschung
- Cybermobbing nimmt zu
- Recht: Oberstes US-Gericht zur Abtreibungspille
- Fleißige Seniorenstudenten in Österreich
- Deutschlands arme Kinder
Märkte – Report
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen
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Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
HELLMEYER-Report (gekürzt)
- Märkte: Rekordjagd setzt sich fort
- Wirtschaftsinstitute kappen BIP-Prognose und unterstellen Zinssenkungen
- EZB-Direktor Cipollone verstärkt Zinssenkungserwartungen
- Baubranche weiter tief in Rezession – Experten erwarten aber baldige Besserung
- Studie – Investitionen können Produktivitätsschub auslösen
Ostergrüße: Das Team von Netfonds und ich wünschen Ihnen frohe Ostertage und Besinnlichkeit. Wie lautet die Osterbotschaft? „Frieden sei mit euch!“ Wir wünschen der Welt mehr Friedenswillen und Friedensmut, denn Frieden ernährt, während Krieg verzehrt. Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Treue zum Report, empfehlen Sie ihn gerne weiter. Mehr Reichweite kann Einfluss generieren.
. . .
Märkte: Rekordjagd setzt sich fort
Die Finanzmärkte sind weiter widerstandsfähig und risikobereit. An den Aktienmärkten setzte sich in den letzten 24 Handelsstunden die Rekordjagd fort. So konnte der DAX, der EuroStoxx 50 und
der MSCI World Index neue Rekordmarken reklamieren.
Das Datenpotpourri lieferte überwiegend positive Daten. So legte der Economic Sentiment Index der Eurozone erwartungsgemäß zu. Spanien lieferte starke Einzelhandelsdaten. Frankreichs Verbraucherstimmung fiel besser als erwartet aus. Dänemark lieferte starke BIP-Daten. In der Schweiz stieg der Index der Investorenstimmung auf das höchste Niveau seit Oktober 2021.
Russlands Industrieproduktion schoss in die Höhe (siehe Datenpotpourri).
Von Seiten der Notenbanken kamen Einlassungen, die das Erwartungsbild des vierten Quartals
2023 bezüglich Zinssenkungen in den USA (bis zu zehn Zinssenkungen startend im März 2024)
und der Eurozone in Teilen konterkarieren.
Die EZB steuert auf einen klaren Zinssenkungskurs hin (siehe unten, faktische Vorfestlegung), während die Fed, wenn man jüngste Äußerungen ernst nehmen will, zögerlicher vorgehen will. So sagte der Fed-Notenbankgouverneur Waller gestern, dass er vor dem Hintergrund der jüngsten Inflationsdaten keinen Grund für Eile bei Zinssenkungen sehe.
Zinsen sind bestimmende Faktoren für die Bewertung am Devisenmarkt. Aus diesem Grund wurde das Stopp-Niveau des positiven Bias für EUR-USD auf 1,0700 – 1,0730 angehoben.
Am Rentenmarkt ergab sich Entspannung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,29% (Vortag 2,35%), während 10-jährige US-Staatsanleihen 4,21% abwerfen (Vortag 4,24%).
Der USD ist weiterhin nur wenig verändert gegenüber dem EUR. Gold und Silber konnten
gegenüber dem USD an Boden gewinnen.
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Kanzler Scholz will trotz des ernüchternden Frühjahrsgutachtens positive
Aspekte erkennen können, unter anderem rückläufige Inflation und Lohnwachstum.
• Paris: Die Regierung erwägt die „Übergewinnsteuer“ für Energieunternehmen zu
erhöhen, um die Haushaltslage zu verbessern.
• Washington: Notenbankgouverneur Waller sieht vor dem Hintergrund der jüngsten
Inflationsdaten keinen Grund für Eile bei Zinssenkungen.
• New York: Vertreter der US-Autobranche klassifizierten die US-Vorschriften der
EPA bezüglich Elektromobilität per 2032 als kaum erfüllbar (u.a. 50% Quote).
Wirtschaftsinstitute kappen BIP-Prognose und unterstellen Zinssenkungen
Wie zuvor durchgestochen, revidierten die Wirtschaftsinstitute die BIP-Prognose per
2024 von 1,3% auf 0,1%. Per 2025 soll das BIP nun um 1,4% (bisher 1,5%) zulegen. In
der Gemeinschaftsprognose konstatierten die Institute, dass die deutsche Wirtschaft
„angeschlagen“ sei. Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik belaste die Investitionen
der Unternehmen. Bezüglich der EZB-Politik wird unterstellt, dass der Einlagenzinssatz
der EZB (4,00%) von Juni 2024 bis Frühjahr 2025 auf 2,00% reduziert würde.
Kritisch – siehe Kommentar
EZB-Direktor Cipollone verstärkt Zinssenkungserwartungen
Die EZB hält laut Direktor Cipollone die rückläufige Inflationsentwicklung in der
Eurozone zunehmend für geeignet, um Zinssenkungen zeitnah zu ermöglichen. Die
Währungshüter seien angesichts eines sich abschwächenden Lohnwachstums immer
zuversichtlicher, dass die Inflation bis Mitte 2025 zur EZB-Zielmarke von 2%
zurückkehren würde. Das entspräche auch den jüngsten Prognosen der EZB-
Volkswirte. Man sei mit dem aktuellen Zinsniveau so weit vom neutralen Zins entfernt,
dass es Spielräume für Anpassungen gebe. O-Ton: „Da unser Vertrauen in die
rechtzeitige Annäherung der Inflation an unser Ziel wächst, stärkt dies auch die
Argumente für eine Anpassung unserer Leitzinsen.“ Die konjunkturelle Unsicherheit
nähme ab. Die EZB hätte daher immer mehr Vertrauen in ihre eigenen Projektionen
Wirtschaftsinstitute kappen BIP-Prognose und unterstellen Zinssenkungen
Wie zuvor durchgestochen, revidierten die Wirtschaftsinstitute die BIP-Prognose per 2024 von
1,3% auf 0,1%. Per 2025 soll das BIP nun um 1,4% (bisher 1,5%) zulegen. In der
Gemeinschaftsprognose konstatierten die Institute, dass die deutsche Wirtschaft
„angeschlagen“ sei. Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik belaste die Investitionen der
Unternehmen.
Kommentar: Sollten die Rahmendaten durch die Politik (Struktur, Aristoteles) nicht zügig
positiv verändert werden (das normativ Faktische), wird sich die Position Deutschlands
gegenüber dem Rest der Welt weiter verschlechtern, zartes Wachstum hin oder her. Es geht
nicht nur um die Zahl selbst, sondern um den Kontext der Partizipation an der
weltwirtschaftlichen Entwicklung (relativer Vergleich). Dort stehen wir am Ende, ganz am Ende!
Bezüglich der EZB-Politik wird seitens der Institute unterstellt, dass der auf einem historisch
hohen Niveau liegende Einlagenzinssatz der EZB (4,00%) von Juni 2024 bis Frühjahr 2025 auf
2,00% reduziert würde.
Kommentar: Fraglos ist die Richtung vorgegeben, aber 2% Zinssenkungen stellen eine mutige
Prognose dar. Passend dazu nachfolgende Einlassungen eines EZB-Direktors.
EZB-Direktor Cipollone verstärkt Zinssenkungserwartungen
Die EZB hält laut Direktor Cipollone die rückläufige Inflationsentwicklung in der Eurozone
zunehmend geeignet, um Zinssenkungen zeitnah zu ermöglichen. Die Währungshüter seien
angesichts eines sich abschwächenden Lohnwachstums immer zuversichtlicher, dass die
Inflation bis Mitte 2025 zur EZB-Zielmarke von 2% zurückkehren würde. Das entspräche auch
den jüngsten Prognosen der EZB-Volkswirte. Man sei mit dem aktuellen Zinsniveau so weit
vom neutralen Zins entfernt, dass es Spielräume für Anpassungen gebe. O-Ton: „Da unser
Vertrauen in die rechtzeitige Annäherung der Inflation an unser Ziel wächst, stärkt dies auch
die Argumente für eine Anpassung unserer Leitzinsen.“ Die konjunkturelle Unsicherheit nähme
ab. Die EZB hätte daher immer mehr Vertrauen in ihre eigenen Projektionen.
Kommentar: Die Verbalakrobatik der Granden der EZB kommt einer Vorfestlegung gleich. Der
Juni ist der wahrscheinliche Startpunkt der Zinssenkungspolitik.
Baubranche weiter tief in Rezession – Experten erwarten aber baldige Besserung
Die sich abzeichnenden Zinssenkungen der EZB wirken sich nach Einschätzung von
Wirtschaftsforschern bereits positiv auf die Baubranche aus.
Kommentar: Ja, die Stabilisierung ist positiv..
Die volle Wirkung von Zinssenkungen würde sich aber erst innerhalb von ein bis zwei Jahren
entfalten. Experten gingen davon aus, dass angesichts geringerer Inflationsraten die
Leitzinsen in den nächsten Monaten erstmals wieder gesenkt werden dürften. Deswegen sei
mit höheren Investitionen im Wohnungsbau zu rechnen, so Klaus-Jürgen Gern vom Kieler
Institut für Weltwirtschaft (IfW).
Kommentar: Korrekt, die Transition von Zinsänderungen wirkt grundsätzlich zeitversetzt.
Auch in den USA, wo ebenfalls demnächst mit der Zinswende gerechnet wird, sei der Tiefpunkt
der Baubranche bereits durchschritten.
Kommentar: Die USA liegen weit vor uns und sind im Vergleich nicht ansatzweise so tief
gefallen, weil die Rahmendaten sehr viel besser waren und sind (Politik!).
Das DIW geht davon aus, dass das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen mit etwa 265.000
Wohnungen 2024 erneut klar verfehlt wird. Im Gutachten der wichtigsten Forschungsinstitute
für die Bundesregierung heißt es, 2024 sei noch mit einem Rückgang der Bauinvestitionen um 2,2% zu rechnen. „Sinkende Zinsen, kräftig steigende Einkommen und stagnierende Baupreise
dürften dann die Wende einleiten.“ 2025 sollten die Bauinvestitionen erstmals seit dem Jahr
2020 wieder steigen und zwar um 1%. Aktuell stecke der Bau aber noch tief in der Rezession,
so die Forscher.
Kommentar: Kein Widerspruch, die Lage ist prekär, auf diesem Niveau erfahren wir eine
Stabilisierung. Anders als obige Experten argumentieren geht es um zwei weitere
Themenfelder, um der Baubranche wieder Leben einzuhauchen. Ohne die Bedienung dieser
Themenfelder werden ansonsten die Prognosen nicht erreicht. Die politischen Rahmendaten
müssen zeitlich belastbar markant verbessert werden und international konkurrenzfähig sein
(„Aus“ des Heizungsgesetzes ein erster Schritt, nicht „Verbote“, sondern „Angebote“). Das ist
die Basis für das zweite Themenfeld: Das von der Politik diskretionär zum Teil aus
„Umerziehungsgründen“ verspielte Vertrauen der Branche, der Bürger und der Investoren
wiederzugewinnen.
Studie – Investitionen können Produktivitätsschub auslösen
Gezielte Investitionen können der angeschlagenen deutschen Wirtschaft einen
Produktivitätsschub verleihen. Bis 2030 könnte ein zusätzliches BIP pro Kopf von circa 3400
EUR generiert werden, heißt es in der Untersuchung der Beratungsfirma McKinsey.
Produktivitätswachstum sei dringender denn je, um den Lebensstandard der Menschen zu
verbessern und Löhne zu erhöhen, so Co-Studienautor Mischke. Es sei auch die richtige
Antwort auf den demografischen Wandel und Finanzierungsfragen rund um die Reduktion der
Treibhausgasemissionen. Deutlich höhere Investitionen in Bildung, Forschung und
Entwicklung, Infrastruktur sowie den industriellen Wandel bieten demnach viel Potenzial. Sie
könnten einen neuen Produktivitätsschub auslösen, um den Wohlstand zu erhalten und weitere
Fortschritte zu machen. Ähnlich wie in anderen Industrieländern sind der Untersuchung
zufolge die Netto-Investitionen in Deutschland im internationalen Vergleich seit langem
niedrig. Das Produktivitätswachstum habe sich von 1,6% zwischen 1997und 2007 auf nur noch
0,8% im Zeitraum 2012 bis 2019 halbiert. Gleichzeitig habe Deutschland nicht in gleichem
Maße vom starken Produktivitätswachstum bei Dienstleistungen und im Einzelhandel
profitiert. O-Ton Mischke: „Wichtig ist es, da anzusetzen, wo der Schuh derzeit drückt: Bei der
Investitionstätigkeit und der digitalen Transformation. Dabei gebe es viele Ansatzpunkte, um
Investitionen zu stimulieren. Einer steche besonders hervor: Eine starke Konjunktur und
Nachfrage bringe Unternehmen am besten dazu, in Automatisierung und
Kapazitätserweiterungen zu investieren. Das ist in den USA bereits sichtbar, Europa kann noch
mehr tun. Daneben muss in den industriellen Wandel investiert werden: Investitionen in KI,
Digitalisierung, aber auch Fortschritte im Bereich Cleantech (zum Beispiel Arva-Greentech)
könnten gerade Europa voranbringen.“
Kommentar: Es gibt starke Schnittmengen der Studie mit diesem Report bezüglich der
Erkenntnis der bitteren Notwendigkeit, den Kapitalstock zu stärken, indem Investitionen in
Infrastruktur, Bildung, in KI und in den IT-Airbus als auch in andere Felder erfolgen, um
Produktivität und Wachstumspotenzial zu forcieren. Was ist der Vorteil des Reports, wir sind
früher am Thema und der Report ist kostenlos. Die Notwendigkeit der Investitionen mit der
Produktivitätsdividende sind klar beschrieben, aber bietet die Politik dafür international
konkurrenzfähige Rahmendaten an? Nein, das ist das Problem. Je länger Berlin wartet, desto
mehr Substanz Deutschlands wird durch diskretionäre Politik verspielt! Der Mangel an
Erkenntnis ist auch vor Ostern wie schon vor Weihnachten „ohrenbetäubend“. Dieses Land, die
Unternehmen und die Bürger verdienen Besseres!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Economic Sentiment Index legt zu
Der Economic Sentiment Indicator der Eurozone stieg per März von zuvor 95,5 (revidiert von
95,4) auf 96,3 Zähler (Prognose 96,3). Es ist der höchste Indexwert seit Dezember 2023.
Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Berichtsmonat März auf 91
Punkte (Prognose 90) nach zuvor 90 Zählern (revidiert von 89).
Frankreich: Die Zahl der Arbeitslosen (Class A) lag per Februar bei 2.811.900 nach zuvor
2.827.700.
Spanien: Laut Erstschätzung verzeichneten die Verbraucherpreise per März im
Monatsvergleich einen Anstieg um 0,8% (Prognose 0,6%, Vormonat 0,4%). Im Jahresvergleich
kam es zu einer Zunahme um 3,2% (Prognose 3,2%) nach zuvor 2,8%.
Spanien: Die Einzelhandelsumsätze legten per Februar im Jahresvergleich um 1,9% nach zuvor
0,5% (revidiert von 0,3%) zu.
Niederlande: Der Vertrauensindex des Verarbeitenden Gewerbes sank per Berichtsmonat März
von zuvor -4,2 auf -4,8 Zähler. Es ist der schwächste Wert seit Oktober 2020!
Finnland: Der Vertrauensindex der Industrie fiel per Berichtsmonat März von -11 auf -13
Punkte.
Dänemark: BIP wuchs mit 2,6% im Quartalsvergleich – massive Unterschiede zu uns!
Das BIP stieg laut Revision per 4. Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 2,6% (vorläufiger Wert
2,0%) und im Jahresvergleich um 3,5% (vorläufiger Wert 3,1%).
Die Arbeitslosenrate verharrte per Berichtsmonat Februar bei 2,5% (Deutschland 5,9%).
Schweiz: Investor-Sentiment auf höchstem Stand seit 10/2021
Der Index Investor Sentiment verzeichnete per März einen Anstieg von zuvor 10,2 auf 11,5
Punkte und markierte den höchsten Indexstand seit Oktober 2021.
USA: MBA-Index etwas niedriger
Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 22. März 2024 auf 196,8 nach zuvor 198,2
Zählern.
Russland: Russlands Industrieproduktion schießt in die Höhe
Die Industrieproduktion legte per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 8,5%
(Prognose 4,0%) nach zuvor 4,6% zu. Russland schwingt sich damit zum weltweiten
Spitzenreiter auf!
Hier den Hellmeyer Report lesen! (inkl. Graphiken und Tabellen!)
MÄRKTE
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
ISRAEL
n-tv aktuell ISRAEL
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UKRAINE
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 07:26 Schröder will „positive Ereignisse“ mit Putin nicht vergessen +++
Altkanzler Gerhard Schröder kann sich weiterhin vorstellen, dass seine Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer Beendigung des Kriegs beitragen kann. „Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht“, sagt Schröder. Auf die Frage, warum er trotz Zehntausender Toter und russischer Kriegsverbrechen an der Freundschaft mit Putin festhalte, antwortet er: „Es ist ja so, dass das eine Dimension ist, die eine andere ist.“ Es habe schon einmal so ausgesehen, als könnte diese persönliche Beziehung auch mal hilfreich sein, um ein politisch außerordentlich schwieriges Problem zu lösen. „Und deswegen hielte ich es für völlig falsch, alles vergessen zu machen, was es auch an positiven Ereignissen zwischen uns in der Politik in der Vergangenheit gegeben hat. Das ist nicht meine Art und das tue ich auch nicht.“ Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine hat er sich von Putin nicht losgesagt.
Mehr dazu hier
+++ 07:14 KCNA: Russische Delegation spricht in Nordkorea über Spionageabwehr +++
Eine Delegation des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR hat zwischen Montag und Mittwoch die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang besucht und mit Nordkoreas Führung über eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Spionageabwehr gesprochen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtet, haben sich der SWR-Direktor, Sergej Naryschkin, und der nordkoreanische Minister für Staatssicherheit, Ri Chang Dae, über die internationale und nationale Situation der koreanischen Halbinsel auch in Bezug auf Russland ausgetauscht. Beide Seiten besprachen eine verstärkte Zusammenarbeit, um gegen die „ständig zunehmenden Spionage- und Verschwörungsaktionen der feindlichen Kräfte“ vorzugehen, so die KCNA.
+++ 06:12 Ukrainischer Geheimdienst: Russland wusste schon länger von geplantem Terroranschlag +++
Der Leiter des ukrainischen Geheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagt auf einer Sicherheitskonferenz in Kiew, er glaube, dass die russischen Behörden seit mindestens Mitte Februar von den Vorbereitungen für einen Terroranschlag gewusst hätten. Ukrainischen Medienberichten zufolge erklärt Budanow, dass die russischen Behörden entweder nichts gesagt haben, weil sie das Ausmaß des Anschlags unterschätzten oder um die Schuld später auf die Ukraine zu schieben. Am Dienstag hatte der russische Inlandsgeheimdienstes FSB erklärt, Geheimdienste westlicher Staaten sowie der Ukraine hätten den Anschlag gebraucht, um Panik in Russland auszulösen. Russische Ermittler untersuchen nun eine mögliche Verwicklung des Westens in den Vorfall. Allerdings hatte sich bereits ein Ableger der radikalen IS-Miliz mehrfach zu dem Anschlag bekannt. Das russische Katastrophenschutzministerium korrigiert indes die Zahl der Toten auf 143. Zuvor war von 139 Toten die Rede.
+++ 03:10 Selenskyj dringt auf schnellere F-16-Lieferung +++
Angesichts der jüngsten russischen Angriffswelle auf den Süden und Osten der Ukraine, bei der am Mittwoch mindestens vier Menschen getötet und rund 30 weitere verletzt worden sind, fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Lieferung zusätzlicher Luftabwehrraketen und Kampfjets durch die westlichen Verbündeten. Die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung und die Beschleunigung der Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine seien „lebenswichtige Aufgaben“, schreibt Selenskyj in Online-Diensten. „Es gibt keine rationalen Erklärungen dafür, warum die Patriot-Luftabwehrsysteme, die es auf der ganzen Welt in Hülle und Fülle gibt, immer noch nicht den Himmel über Charkiw und anderen Städten abdecken.“
+++ 00:27 Putin: F16-Kampfjets für Ukraine werden nichts ändern +++
Laut Russlands Präsident Wladimir Putin wird die Lieferung von F16-Kampfflugzeugen an die Ukraine die Lage auf dem Schlachtfeld nicht ändern. Mehrere russische Nachrichtenagenturen zitieren den Präsidenten mit diesen Worten, als er eine Rede vor Militärpiloten bei einem Treffen nördlich von Moskau hält. Die Kampfjets könnten jedoch Atomwaffen tragen, was Moskau in seiner militärischen Planung berücksichtigen müsse, sagt Putin. Er sprach das Thema an, nachdem der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba angekündigt hatte, dass die Flugzeuge in den kommenden Monaten in der Ukraine eintreffen werden.
+++ 21:05 Insider: Russland erhöht Benzinimporte aus Belarus +++
Russland erhöht im März Insidern zufolge die Benzinimporte aus dem benachbarten Belarus, um dem Risiko von Engpässen auf dem heimischen Markt entgegenzuwirken. Grund für den Schritt seien außerplanmäßige Reparaturen in russischen Raffinerien, die nach Drohnenangriffen entstanden seien, sagen vier Insider. Normalerweise ist Russland ein Nettoexporteur von Kraftstoffen und ein Lieferant für die internationalen Märkte. Die Unterbrechung der russischen Raffinerien habe die Ölgesellschaften aber zu Importen gezwungen. Nach wiederholten ukrainischen Drohnenangriffen auf russische Raffinerien seit Anfang des Jahres hat Russland bereits am 1. März die Ausfuhr von Benzin verboten, um genügend Treibstoff für den heimischen Markt zu sichern.
Zweite Attacke Kiews wohl vereitelt Russische Ölraffinerie brennt lichterloh
+++ 20:10 Gasreserven der EU-Länder zeigen Rekordfüllstand +++
Die EU wird im nächsten Winter über ausreichende Gasreserven verfügen. Einige Länder Mitteleuropas kaufen noch russisches Pipeline-Gas, arbeiten aber an alternativen Importquellen für den Fall, dass der Transit durch die Ukraine eingestellt wird. Die Gaspreise in Europa erreichten im Februar ein Dreijahrestief, da warmes Wetter und eine hohe Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen die Nachfrage nach Gas verringerten. Das 2019 zwischen der ukrainischen Naftogaz und der russischen Gazprom unterzeichnete Abkommen, das den Fluss von russischem Gas durch die Ukraine ermöglicht, läuft Ende des Jahres aus. Laut „Gas Infrastructure Europe“ sind Europas Gasspeicher nur wenige Tage vor dem Ende der europäischen Wintergassaison, die am 31. März endet, zu 59 Prozent gefüllt, ein Rekord für diese Jahreszeit.
+++ 19:36 EU einigt sich auf strengere Zölle für Ukraine +++
Wegen des Drucks von Bauern will eine Mehrheit der EU-Staaten strengere Zollvorgaben für bestimmte Lebensmittel aus der Ukraine. Die Botschafter der EU-Staaten einigen sich nun auf einen neuen Kompromiss. Dieser sieht nach Angaben von Diplomaten vor, dass weniger Waren als ursprünglich vorgesehen zollfrei in die EU verkauft werden dürfen. Das dürfte zum Nachteil der ukrainischen Landwirtschaft werden: Betroffen sind unter anderem Produkte wie Eier, Geflügel, Zucker und Mais. Die Verschärfungen der Vorgaben brauchen auch im Europaparlament eine Mehrheit. Von den Regeln betroffene Waren sollen nur noch bis zu einer bestimmten Menge zollfrei in die EU importiert werden dürfen. Wenn diese Menge erreicht ist, werden wieder Zölle fällig.
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ROUNDUP: Toter und Verletzte nach Angriff in Charkiw – Die Nacht im Überblick
CHARKIW (dpa-AFX) – Die ostukrainische Millionenstadt Charkiw ist nach Behördenangaben von der russischen Luftwaffe mit Fliegerbomben angegriffen worden. Dabei sei am Mittwoch mindestens ein Mensch getötet worden, berichtete der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Ihor Terechow, auf Telegram. Außerdem gebe es 19 Verletzte, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj später am Abend auf Facebook mit. Mehrere fünfgeschossige Wohnhäuser seien beschädigt worden, ebenso ein Institut für Notfallchirurgie.
Nach Angaben der örtlichen Polizei war es seit dem ersten Kriegsjahr 2022 der erste Luftangriff mit Bomben, die von feindlichen Flugzeugen abgeworfen wurden.
Die Großstadt Charkiw liegt nur etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Sie wird fast täglich von Russland mit verschiedenen Waffen beschossen. Wegen der kurzen Distanz zur Grenze haben die Menschen bei Luftalarm oft kaum Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Vergangene Woche verursachte ein russischer Raketenangriff einen vollständigen Stromausfall in der zweitgrößten Stadt der Ukraine, dessen Folgen noch andauern. Ein großes Strom- und Wärmekraftwerk wurde beschädigt und kann nicht repariert werden.
Selenskyj besucht Grenzgebiet Sumy
Inmitten der anhaltenden Kämpfe reiste Selenskyj in das an Russland grenzende Gebiet Sumy im Nordosten der Ukraine. Er habe dort unter anderem verwundeten Soldaten Auszeichnungen überreicht, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache, die er vor Ort aufnahm. Das ukrainische Präsidialamt veröffentlichte darüber hinaus Fotos, die zeigen, wie Selenskyj Schützengräben inspiziert. Sumy grenzt auf russischer Seite an die Gebiete Brjansk, Kursk und Belgorod.
Drohneneinschlag in Verwaltungsgebäude in Belgorod
Auch Belgorod meldete am Mittwoch wieder Beschuss. Laut Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow stürzte eine Drohne in ein Verwaltungsgebäude. Dabei sei eine Frau verletzt worden. In einigen Telegram-Kanälen war von mehreren Verletzten die Rede. Demnach soll es sich bei dem betroffenen Gebäude um die Innenbehörde der Region handeln. Das russische Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, dass drei Drohnen erfolgreich von der Luftverteidigung abgewehrt worden seien.
Belgorod hat in den vergangenen Wochen immer wieder Beschuss gemeldet, teils auch mit Toten und Verletzten. Opferzahlen und Schäden stehen dabei in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der von Russland angegriffenen Ukraine.
EU-Staaten wollen strengere Zollvorgaben für ukrainische Agrarwaren
Unter dem Druck verärgerter Landwirte will eine Mehrheit der EU-Staaten strengere Zollvorgaben für bestimmte Lebensmittel aus der Ukraine durchsetzen. Die Botschafter der EU-Staaten einigten sich am Abend auf einen neuen Kompromiss zu Zollvorgaben für ukrainische Agrarprodukte, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Er sieht nach Angaben von Diplomaten vor, dass weniger Waren als ursprünglich vorgesehen zollfrei in die EU verkauft werden dürfen. Das dürfte der ukrainischen Landwirtschaft schaden. Betroffen sind unter anderem Eier, Geflügel, Zucker und Mais. Die Verschärfung der Vorgaben braucht auch im Europaparlament eine Mehrheit./haw/DP/zb
Ukraine drängt auf mehr Patriot-Systeme von Partnerstaaten
KIEW (dpa-AFX) – Wegen fast täglicher russischer Raketenangriffe hat die Ukraine ihre Verbündeten erneut zur Lieferung weiterer Patriot-Flugabwehrsysteme aufgefordert. „Patriots müssen jetzt hier stationiert werden, in der Ukraine, um reale Menschenleben zu schützen und nicht an Orten bleiben, an denen die Raketengefahr gleich null ist“, sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Allein in der Woche zwischen dem 18. und dem 24. März habe Russland 190 Raketen verschiedener Typen, 140 Kampfdrohnen und 700 Gleitbomben gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt. Bei ballistischen Raketen, die erst auf eine große Höhe steigen und dann steil Richtung Erde fallen, sei die Gefahr besonders groß. „Sie können Ziele in besonders hohen Geschwindigkeiten erreichen, lassen den Menschen wenig Zeit, um Schutz zu suchen und verursachen starke Zerstörungen“, betonte der Minister.
Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren mit westlicher Unterstützung einen russischen Angriffskrieg ab. Dabei wurde auch die ukrainische Flugabwehr mit modernen Waffen verstärkt, wobei das in den USA produzierte Patriot-System besonders leistungsstark ist. Deutschland hat zwei seiner Patriots an die Ukraine abgetreten.
Mehr Patriots könnte nicht nur Menschenleben retten, sondern auch wertvolle Ressourcen der Partnerländer sparen, sagte der Außenminister. „Jedes Gebiet, das mit Patriot abgedeckt wird, bedeuten weniger Zerstörung von kritischer Infrastruktur und weniger Wiederaufbaukosten.“ Mit jeder geschützten Stadt würden zudem Tausende Ukrainer aus dem Ausland zurückkehren, so Kuleba weiter. Die Rückkehrer stärkten damit die ukrainische Wirtschaft, das senke die Abhängigkeit von ausländischer Finanzhilfe.
Mit einer verstärkten Flugabwehr könne die ukrainische Armee zudem den Kriegsverlauf zugunsten der Ukraine ändern. Russland setze derzeit besonders häufig Gleitbomben ein. „Diese Bomben, die im Mittel 500 bis 1500 Kilogramm wiegen, erlauben es den russischen Besatzern, Ziele zu zerstören und auf den Trümmern vorzustoßen“, sagte Kuleba./ast/DP/ngu
Rheinmetall-Chef Papperger: „Wir haben über 100 Marder an die Ukraine geliefert“
Köln (ots) – Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine dreistellige Zahl an Schützenpanzern vom Typ Marder an die Ukraine ausgeliefert.
„Wir haben im Frühjahr 2022 damit begonnen, Marder instand zu setzen und bis heute über 100 dieser Gefechtsfahrzeuge an die Ukraine geliefert“, sagte Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, dem „Kölner-Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag-Ausgabe).
Wie lange es dauere, einen in die Jahre gekommenen Schützenpanzer oder Kampfpanzer für den Kriegseinsatz in der Ukraine vorzubereiten, hänge „stark vom individuellen Zustand ab, zudem von der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Baugruppen“, so Papperger. „Manchmal dauert die Instandsetzung nur wenige Monate, ein anderes Mal auch bis zu einem Jahr“, sagte der Rheinmetall-Chef der Zeitung.
Wegen der hohen Risiken bei Waffentransporten sollen Waffen und Munition künftig vermehrt in der Ukraine hergestellt werden. „Seit Oktober 2023 ist unser Joint Venture im Land, die Rheinmetall Ukrainian Defense Industry, operativ tätig“, berichtete Papperger. „Die Absichtserklärung für ein weiteres Gemeinschaftsunternehmen zur Munitionsproduktion ist unterzeichnet, der Spatenstich für das Werk steht kurz bevor“, fügte der Rheinmetall-Chef hinzu. Man sei „dankbar, der Ukraine als mittlerweile wichtigster rüstungsindustrieller Partner wertvolle Hilfe“ geben zu können.
https://www.ksta.de/politik/nrw-politik/rheinmetall-chef-armin-papperger-100-schuetzenpanzer-an-ukraine-geliefert-765799
Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 2080
Original-Content von: Kölner Stadt-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/66749/5745363
Pressestimme: ‚Volksstimme‘ zu Ukraine-Brandbrief der Nobelpreisträger
MAGDEBURG (dpa-AFX) – „Volksstimme‘ zu Ukraine-Brandbrief der Nobelpreisträger:
„Was verstehen Schreibtisch-Gelehrte schon von Realpolitik? Dennoch nehmen sie sich heraus, mit der moralischen Macht von 39 Nobelpreisen mehr Hilfe für die Ukraine einzufordern – für jenes Land, das in den Augen vieler Politiker und einer wachsenden öffentlichen Meinung doch keine Chance gegen die Übermacht russischer Angreifer hat. Und deshalb klein beigeben sollte. Mit ihrem Brandbrief jedoch zeigen die Gelehrten jene klare Weitsicht, die einigen westlichen Regierungen trotz aller Solidaritätsadressen für Kiew schmerzlich abgeht: Es reicht nicht, dass die Ukraine den ihr von Putin aufgezwungenen Krieg nicht verliert – sie muss ihn gewinnen. Auch wenn sich ansonsten ein Vergleich zwischen Hitler und Putin verbietet: Britisches Appeasement gegenüber dem aggressiven Nazideutschland nach dessen Einmarsch ins Sudetenland 1938 hat den Zweiten Weltkrieg mit seinen Millionen Toten nicht etwa verhindert, sondern Hitler in seinem imperialen Wahn bestärkt. Heute ist das Sudetenland die Ukraine.“/nme/DP/he
Berliner Morgenpost: Nicht nur Krieg und Leid / ein Kommentar von Denis Trubetskoy zur Qualifikation der Ukraine für die Fußball-EM
Berlin (ots) – Vor zwölf Jahren habe ich als 19 Jahre alter Sportreporter, der viel über die Bundesliga berichtete und Deutsch allein aus Begeisterung für Oliver Kahn, Erik Zabel und Sven Hannawald gelernt hat, in Charkiw über das EM-Spiel Deutschland gegen die Niederlande geschrieben. Die damalige Europameisterschaft war ein Fest – und ein prägendes Ereignis meiner Jugend. Als die gleichen Teams am Dienstag in Frankfurt spielten, sah es in Charkiw anders aus: Nach massiven russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur bleiben 200.000 Menschen ohne Strom. Für alle anderen wird er auf sechs Stunden pro Tag begrenzt. Weitere Großstädte kämpfen ebenfalls mit Elektrizitätsproblemen.
Kiew, wo ich inzwischen lebe, wurde in den vergangenen Tagen gleich drei Mal von Russland angegriffen. Als die ukrainische Nationalelf durch den verdienten Play-off-Sieg gegen Island das Ticket für die EM in Deutschland löste, war die Freude trotzdem riesig. Feiern konnten die Ukrainerinnen und Ukrainer das wegen der nächtlichen Sperrstunde zwar zu Hause, doch überall war von einem „Fest“ die Rede – und einem Erfolg, den inmitten der neuen Welle der russischen Luftangriffe „wir alle so gebraucht haben“.
Natürlich gibt es angesichts des mehr als 760 Tage andauernden vollumfänglichen Krieges wichtigere Angelegenheiten als Fußball. Doch eben weil dieser Krieg auf Dauer mental extrem schwer zu ertragen ist, sind Momente so wichtig, in denen man zumindest ein bisschen abschalten kann – und sei es nur für 90 Minuten. Solche Momente wird es für die Ukraine im kommenden Sommer des Öfteren geben. Das ist sehr erfreulich. Denn die Chancen stehen gut, dass die ukrainische Mannschaft nicht einfach nur an der EM teilnehmen, sondern die Fußball-Fans im gesamten Land auch begeistern wird.
Um Trainer Serhij Rebrow, der einst mit dem heutigen Verbandspräsidenten Andrij Schewtschenko das legendäre Stürmerduo von Dynamo Kiew bildete, hat um sich eine hungrige junge Truppe geschart, die nicht nur mit internationalen Stars wie Andriy Lunin (Real Madrid), Oleksandr Sintschenko (FC Arsenal) und Mychajlo Mudryk (FC Chelsea), sondern auch mit weiteren Talenten glänzt, die international noch nicht so bekannt sind. In der Gruppe mit Belgien, Rumänien und der Slowakei kann die Rebrow-Elf sicher eine bemerkenswerte Rolle spielen – vielleicht sogar darüber hinaus.
Sportlich wird die ukrainische Auswahl, die in ihrer Qualifikationsgruppe auf Augenhöhe mit dem amtierenden Europameister Italien und dem EM-Finalisten England kämpfte, also ganz sicher eine Bereicherung für das Turnier werden. Nach mehr als zwei Kriegsjahren bietet die Meisterschaft aber auch wieder die Chance, aus einer etwas anderen Perspektive auf die Ukraine zu blicken. Mein Land wird aktuell fast ausschließlich mit Krieg und Leid assoziiert – und es ist tatsächlich unsere unverzichtbare Aufgabe, immer wieder darauf hinzuweisen, was sich hier täglich ereignet.
Dennoch führt die Ukraine diesen Verteidigungskrieg nicht um des Krieges willen, sondern für das Recht aufs Überleben, wie ein Kollege es neulich treffend formulierte. Auch der Fußball kann eine Bühne sein, um das zu unterstreichen. Denn zu einem friedlichen Leben gehört eben auch der Sport. Unser Ziel und unsere Hoffnung ist daher auch, dass die ukrainische Nationalelf eines Tages ihre Heimspiele nicht mehr in Polen austragen muss und Feste wie die EM 2012 wieder in Charkiw stattfinden können.
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MEDIZIN
Pocken: US-Report fordert Entwicklung neuer Impfstoffe und Medikamente
Washington – Fast 5 Jahrzehnte, nachdem die letzten Menschen an den echten Pocken erkrankt und gestorben sind, ist die Gefahr nach Ansicht von US-Forschern nicht gebannt. Ein Report der „National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine“ (NASEM) fordert vermehrte Anstrengungen bei der Entwicklung neuer Impfstoffe und Medikamente. Für die Forschung sollte auch auf die in den Tiefkühltruhen gelagerten Viren zurückgegriffen werden, heißt es in dem Report.
Die letzte Pockenepidemie der Menschheit hatte es 1977 in Somalia gegeben, wo die Ausbreitung durch eine Impfkampagne beendet werden konnte. Ein Jahr später starb an der Universität Birmingham/England eine Fotografin, die sich in einem medizinischen Labor mit dem Variolavirus infiziert hatte. In der Folge haben die meisten Labors ihre Bestände vernichtet. Dort wird wenn überhaupt mit harmlosen Varianten der Orthopoxviren experimentiert.
Die beiden einzigen Ausnahmen bilden die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta und das Wektor-Institut in Kolzowo in Sibirien, wobei der genaue Standort der Tiefkühltruhen natürlich geheim ist.
Das Erbgut von Variola vera ist dagegen weltweit verfügbar. Es kann im Internet auf verschiedenen Servern eingesehen werden. Mit ihrer Kenntnis lassen sich Viren mittlerweile rekonstruieren.
Eine völlige Eradikation der Pockenviren wäre deshalb auch dann nicht möglich, wenn sich die USA und Russland auf eine Vernichtung ihrer Vorräte verständigen würden, was derzeit nicht zu erwarten ist. Die Forderung, die im Mai auf der Weltgesundheitsversammlung erneuert werden soll, wurde von der Wirklichkeit längst überholt.
Ein Team um Lawrence Gostin von den National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine in Washington kommt in seinem Report „Future State of Smallpox Medical Countermeasures“ (DOI: 10.17226/27256 ) zu dem Schluss, dass eine Vernichtung derzeit auch nicht sinnvoll wäre. Die bei den CDC gelagerten Proben sollten vielmehr genutzt werden, um besser auf mögliche Epidemien der Pocken und Verwandter Erreger vorbereitet zu sein.
Die jüngste Epidemie mit MPox, Alaskapocken und auch Kuhpocken hätten gezeigt, dass es derzeit große Defizite gebe. So standen bei der Mpox-Epidemie zunächst nicht genügend Impfstoffe zur Verfügung um die Risikogruppen der Umgebung zu schützen. Einige Länder mussten den Impfstoff sogar strecken.
Hinzu kommt, dass die derzeitigen Impfstoffe abgeschwächte Lebendviren enthalten. Diese können zwar keine echten Pocken verursachen. Bei abwehrgeschwächten Menschen können sich jedoch die Impfstoffviren im Körper vermehren und Krankheiten erzeugen.
Die US-Akademiker raten deshalb zur Entwicklung neuer Impfstoffe und auch von Medikamenten, die im Fall einer Epidemie eingesetzt werden könnten. Dabei seien lebende Variolaviren hilfreich. Mit ihrer Hilfe könnten neue Angriffspunkte für Medikamente gesucht werden, sie könnten auch zur Überprüfung der Wirksamkeit von Impfstoffen eingesetzt werden. © rme/aerzteblatt.de
Schlaf fördert Einwanderung von T-Zellen in Lymphknoten
München – Schlaf fördert die Wanderungsbereitschaft von T-Zellen und kann so die Immunantwort verstärken. Das berichtet eine Arbeitsgruppe der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) im Fachmagazin Brain, Behavior, and Immunity (2024; DOI: 10.1016/j.bbi.2024.02.021 ).
Die Wissenschaftler haben bei einer Gruppe von gesunden Männern und Frauen die Konzentration verschiedener Untergruppen von T-Zellen im Blut wiederholt über zwei 24-Stunden-Sitzungen untersucht. Alle Teilnehmenden durften in einer der zwei Versuchsbedingungen nachts acht Stunden schlafen.
In der anderen Versuchsbedingung blieben sie nachts wach.
Ein Unterarmkatheter, der mittels Schlauch in einen Nachbarraum führte, ermöglichte Blutabnahmen auch während des Schlafs, ohne die Probandinnen und Probanden zu wecken.
Wie die Forscher zeigten, wird durch Schlaf die gerichtete Wanderung der T-Zellen hin zu einem Signalprotein, dem sogenannten Homing-Chemokin CCL19 gesteigert. Dieses Molekül vermittelt die Einwanderung von T-Zellen, die den entsprechenden Rezeptor für CCL19 besitzen, in die Lymphknoten.
In weiteren Experimenten konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass die Inkubation von T-Zellen mit Blutplasma, das von schlafenden Teilnehmenden gewonnen wurde, ebenfalls das Wanderungspotential erhöht.
„Dies zeigt, dass lösliche Faktoren, die während des Schlafs im Blutplasma erhöht sind, den Effekt von Schlaf auf die T-Zell-Wanderung vermitteln. Wir können den Effekt von Schlaf also quasi im Labor mit dem Blutplasma von schlafenden Personen nachbauen“, berichtet Luciana Besedovsky vom Institut für Medizinische Psychologie der LMU.
Als entscheidende Faktoren für dieses Migrationsverhalten identifizierten die Wissenschaftler die Hormone Prolaktin und ein Wachstumshormon: Beide zeigen laut den Forschern schlafabhängige Änderungen der Konzentration im Blutplasma, mit höheren Werten bei den ausgeschlafenen Probanden.
„Das Wachstumshormon und Prolaktin könnten sich möglicherweise als neue Wirkverstärker zur Förderung von Immunantworten nach einer Impfung eignen, insbesondere bei älteren Menschen, die häufig niedrigere Spiegel dieser Hormone im Schlaf aufweisen“, sagte Besedovsky. © hil/aerzteblatt.de
Gehirne werden größer
Sacramento – Das durchschnittliche Hirnvolumen der Einwohner in der US-Kleinstadt Framingham, die sich seit der Nachkriegszeit an der weltweit umfangreichsten Kohortenstudie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligen, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten signifikant vergrößert. Zugenommen haben laut einer Querschnittsstudie in JAMA Neurology (2024; DOI: 10.1001/jamaneurol.2024.0469 ) unter anderem das Hippocampus-Volumen und die Großhirnoberfläche.
Das Gehirnwachstum beginnt in der Gebärmutter, nimmt im Laufe der Kindheit zu und erreicht im frühen Erwachsenenalter seine maximale Größe. Danach verändert sich das Volumen nur noch geringfügig. Auch das Ausmaß der Hirnatrophie im Alter ist bei gesunden Menschen nicht besonders ausgeprägt.
Das endgültige Volumen wird nicht nur durch die Gene bestimmt. Gesundheitliche, soziale, kulturelle und bildungsbezogene Faktoren haben ebenfalls einen Einfluss. Diese Bedingungen sind im Einzelnen nicht bekannt. Sie scheinen sich aber seit den 1930er Jahren zumindest in der Kleinstadt westlich von Boston kontinuierlich verbessert zu haben.
In den 1930er-Jahren wurden die ersten der bisher 5.060 Teilnehmer der Framingham Heart Study geboren, bei denen zwischen März 1999 und November 2019 Magnetresonanztomografien des Schädels angefertigt wurden. Die jüngsten Teilnehmer wurden in den 1970er-Jahren geboren. Der Neurologe Charles DeCarli von der Universität von Kalifornien in Davis bei Sacramento konnte die Aufnahmen von 3.226 Teilnehmern auswerten, die bei der Untersuchung im Durchschnitt 57,7 Jahre alt waren.
Dabei stellte sich heraus, dass das intrakranielle Volumen mit jedem Jahrzehnt zugenommen hatte von 1.234 ml in den 1930er-Geburtsjahrgängen auf 1.321 ml in den 1970er-Jahrgängen, was ein Plus von 6,6 % bedeutet. Die Zunahme betraf vor allem die weiße Hirnsubstanz, also die Nervenfasern, die die einzelnen Kerngebiete (Nuclei) verbinden. Hier gab es zwischen den 1930er- und 1970er-Geburtsjahrgängen eine Zunahme von 441,9 ml um 7,7 % auf 476,3 ml.
Doch auch einige Kerngebiete haben sich vergrößert, allen vor an die beiden Hippocampi, die zentralen Schaltstationen des Gedächtnisses. DeCarli ermittelt hier eine Zunahme von 6,51 ml um 5,7 % auf 6,89 ml.
Am deutlichsten war der Anstieg bei der kortikalen Oberfläche, die ein zentrales Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Gehirn des Menschen und anderer Primaten ist. Der 1930er-Jahrgang hatte im Durchschnitt 1.933 cm2, in dem 1970er-Geburtsjahrgängen waren es 2.222 ml, ein Plus von 14,9 %. Die stärkere Faltung der Großhirnrinde wurde dabei durch eine Verminderung der Dicke erreicht.
Die Gründe konnte die Studie nicht ermitteln. Auch wäre es verfehlt vom Volumen auf die Fähigkeiten des Gehirns zu schließen. Frauen erreichen in vielen kognitiven Tests, etwa zum episodischen Gedächtnis, oft bessere Ergebnisse, auch wenn ihrer Hippokampi in der Studie um 0,32 ml kleiner waren als bei den Männern.
DeCarli könnte sich vorstellen, dass das Wachstum der Hippocampi die kognitiven Reserven verbessert hat. Dies würde erklären, warum altersadjustiert die Inzidenz von Demenzerkrankungen zurückgegangen ist. Diesen Schluss lassen die Daten allerdings nicht zu. Der Rückgang der kardiovaskulären Risiken in den letzten Jahrzehnten bietet hier eine schlüssigere Interpretation. © rme/aerzteblatt.de
In Regionen mit vielen Grünflächen gibt es weniger Osteoporose
Changsha – In Regionen mit vielen Gärten, Parks und Grünflächen ist die Knochendichte der Bevölkerung tendenziell höher und Osteoporose tritt seltener auf. Das berichtet eine chinesische Arbeitsgruppe auf der Basis von britischen Daten in den Annals of the Rheumatic Diseases (2024; DOI: 10.1136/ard-2023-224941 ).
Das Forschungsteam analysierte die in der britischen Biobank gespeicherten Daten von 391.298 Personen im Durchschnittsalter von 56 Jahren, von denen etwas mehr als die Hälfte (53 %) Frauen waren.
Bei allen wurden Informationen über ihre Knochenmineraldichte und potenziell einflussreiche Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, jährliches Haushaltseinkommen, Bildungsniveau, Beschäftigungsstatus, Wohngegend, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, Raucherstatus und Ernährung erfasst.
Den Grünflächenanteil in der Wohngegend berücksichtigten die Forscher mit Hilfe eines weit verbreiteten Maßes, dem „Normalized Difference Vegetation Index“ (NDVI), der auf Satellitenbildern basiert.
Außerdem schätzten sie die durchschnittliche jährliche Exposition gegenüber den Schadstoffen Stickstoffoxid (NO2) und Feinstaub (PM 2,5) anhand der Postleitzahl des Wohnorts und Daten des sogenannten ESCAPE-Projekts, das die langfristigen Auswirkungen der Luftverschmutzung in Europa auf die menschliche Gesundheit untersucht.
Während eines durchschnittlichen Beobachtungszeitraums von zwölf Jahren traten bei 9.307 Personen neue Fälle von Osteoporose auf. Sie waren eher älter, weiblich, Raucher und im Ruhestand. Sie hatten auch häufiger einen niedrigeren Bildungsstand und waren wirtschaftlich benachteiligt.
Es zeigte sich laut den Forschern aber auch ein Zusammenhang zwischen dem Umfang der Grünflächen und den Neuerkrankungen an Osteoporose: Mit jeder Erhöhung des NDVI im 300-Abstand um den Wohnort stellten sie eine Zunahme der Knochenmineraldichte und ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Osteoporose fest.
Die wichtigsten moderierenden Faktoren für den gefundenen Zusammenhang zwischen Grünflächen und der Verringerung des Osteoporoserisikos waren niedrigere NO2– und Feinstaub-Werte. „Menschen, die in den grünsten Gebieten leben, sind einem geringeren Risiko ausgesetzt, da Bäume und Pflanzen als natürliche Filter wirken und Schadstoffe aus der Luft entfernen“, schreiben die Wissenschaftler.
Körperliche Aktivität war ebenfalls mit einem geringeren Osteoporoserisiko verbunden, was möglicherweise darauf zurückzuführen sei, dass das Leben in Gegenden mit Grünflächen mehr Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung biete, vermuten die Forscher.
Sie schränken ein, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, welche Ursachen nicht klärt. Dennoch meinen sie, dass die Ergebnisse wertvolle Einblicke in das Potenzial von Grün bei der Vorbeugung von Osteoporose bieten und die Bedeutung der städtischen Begrünung bei der Entwicklung wirksamer Präventionsstrategien unterstreichen. © hil/aerzteblatt.de
PSYCHOLOGIE
Cybermobbing: Anstieg bei Opferzahlen
Kopenhagen – Etwa jedes sechste Schulkind im Alter von elf bis 15 Jahren ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2022 in Onlinediensten gemobbt worden. Dies bedeutet einen Anstieg um drei Punkte innerhalb von vier Jahren, wie aus einer heute in Kopenhagen veröffentlichten Report hervorgeht.
„Dieser Bericht ist ein Alarmsignal, das uns nötigt, gegen Gewalt vorzugehen, wann und wo sie entsteht“, betonte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge.
Der Anteil körperlicher Übergriffe blieb den Studienergebnissen zufolge mit elf Prozent nahezu stabil, er lag vier Jahre zuvor bei zehn Prozent. Die virtuellen Formen der Gewalt unter Gleichaltrigen nahmen demnach jedoch seit Beginn der Coronapandemie stark zu.
„Da junge Menschen bis zu sechs Stunden am Tag online verbringen, können selbst kleine Veränderungen der Mobbing-Raten tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden Tausender Menschen haben“, sagte Kluge.
Laut der neuen Analyse gaben 15 Prozent der Jungen und 16 Prozent der Mädchen an, in den vergangenen Monaten mindestens einmal online belästigt worden zu sein.
Die Erhebung basiert auf Aussagen von knapp 280.000 Kindern und Jugendlichen in 44 Ländern in Europa, Zentralasien und Kanada. Die höchsten Raten von Cybermobbing wurden bei Jungen in Bulgarien, Litauen, Polen und Moldau verzeichnet, die geringsten Anteile bei Jungen in Spanien.
Einer von acht jungen Menschen räumte ein, selbst schon andere gemobbt zu haben. In fast allen Ländern waren elf Jahre alte Jungen und 13 Jahre alte Mädchen am stärksten betroffen. Der Wohlstand der Eltern hatte keinen oder kaum einen Einfluss. Lediglich in Kanada waren Mädchen aus ärmeren Familien deutlich häufiger von Cybermobbing betroffen als Mädchen aus reicheren Familien.
„Es ist notwendig, der verschiedenen Formen von Gewalt unter Gleichaltrigen besser zu untersuchen“, heißt es in dem Bericht.
Junge Menschen aber auch Familien und Schulen müssten besser über Cybermobbing und dessen Auswirkungen aufgeklärt werden. Zudem sollten Onlinedienste besser reguliert werden, um die Gefährdung dieses Phänomen zu begrenzen.
Manche Mobbingopfer leiden dem Report zufolge unter Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen. Die Folgen spüren viele Betroffene auch noch Jahre später. © afp/aerzteblatt.de
RECHT
Einschränkungen für Abtreibungspille: Oberstes Gericht der USA skeptisch
Washington – Der Oberste Gerichtshof der USA hat sich in Bezuf auf Einschränkungen für eine Abtreibungspille skeptisch gezeigt. Er schien gestern bereit zu sein, die von einer unteren Instanz auferlegten Beschränkungen für eine in den Vereinigten Staaten häufig für Schwangerschaftsabbrüche eingesetzte Abtreibungspille abzulehnen.
Eine Mehrheit des von Konservativen dominierten Gerichts zeigte sich skeptisch über die rechtliche Position von Abtreibungsgegnern und Ärzten, die gegen das Präparat Mifepriston vorgegangen waren, das in Deutschland unter dem Namen Mifegyne vertrieben wird. Vor dem Gericht versammelten sich Gegner und Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen.
Abtreibungsgegner versuchen, den landesweiten Zugang zu dem Präparat einzuschränken. Ein konservativer US-Bezirksrichter im Bundesstaat Texas, der von Donald Trump ernannt wurde, hatte im vergangenen Jahr ein Urteil erlassen, das Mifepriston verboten hätte.
Ein Berufungsgericht hob das vollständige Verbot auf, weil die Frist für die Anfechtung der Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA abgelaufen war, schränkte jedoch den Zugang zu dem Medikament ein. Unter anderem reduzierte das Gericht den Zeitraum, in dem Mifepriston verwendet werden kann, von zehn auf sieben Schwangerschaftswochen und untersagte die Lieferung per Post.
Der Supreme Court hatte im Juni mit seiner höchst umstrittenen Entscheidung ein politisches Erdbeben ausgelöst, das Grundsatzurteil Roe v. Wade aus dem Jahr 1973 aufzuheben, das ein landesweites Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche verankert hatte. Etwa 20 Bundesstaaten haben seitdem Abbrüche verboten oder eingeschränkt.
Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der US-Bürger für den weiteren Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen. Konservative drängen jedoch darauf, dies einzuschränken oder ganz zu verbieten.
Es wird erwartet, dass das Oberste Gericht bis Ende Juni eine Entscheidung im Fall von Mifepriston fällen wird – vier Monate vor der Präsidentschaftswahl, bei der das Thema Schwangerschaftsabbrüche mit großer Wahrscheinlichkeit ein wichtiges Thema sein wird. © afp/aerzteblatt.de
BILDUNG
Österreich: Zahl der Seniorenstudierenden auf neuem Höchststand
An den Unis gibt es so viele Seniorenstudierende wie nie: Im Wintersemester 2023/24 wurde laut Statistischem Jahrbuch des Bildungsressorts mit mehr als 5.200 an den öffentlichen Unis eingeschriebenen Seniorinnen und Senioren ein neuer Höchststand erreicht, das sind 1,8 Prozent aller Studierenden. Damit studieren sogar wieder mehr Frauen über 55 und Männer über 60 als vor Einführung der Studiengebühren 2001. Damals hatte sich die Zahl auf 2.300 halbiert.
Die mit Abstand meisten Seniorenstudierenden sind wie in der Vergangenheit auch an der Uni Wien eingeschrieben (1.900), gefolgt von der Universität Salzburg (knapp 1.000). An den Unis Graz, Innsbruck und Klagenfurt sind jeweils etwas mehr als 400 Seniorenstudierende inskribiert. Die wenigsten älteren Studierenden findet man an den medizinischen und künstlerischen Unis, wo es allerdings auch strenge Aufnahmeverfahren gibt.
Die überwiegende Mehrheit der Seniorenstudierenden ist weiblich: Konkret lag 2023/24 der Frauenanteil bei 62 Prozent und damit höher als in der Gesamtheit der Studierenden (54 Prozent). Der Anteil an ausländischen Studierenden ist indes unter den älteren Studierenden deutlich geringer (13 Prozent gegenüber 34).
Neben einem klassischen Studium, für das man eine Matura oder Studienberechtigungsprüfung nachweisen muss, gibt es an einigen Unis und Fachhochschulen auch Spezialangebote für ältere Hörerinnen und Hörer. Thematische Ausrichtung, Umfang und Kosten sind dabei unterschiedlich, Zugangsvoraussetzungen gibt es meist keine. Die im März gestartete fünfte „SeniorInnen UNI“ der Fachhochschule IMC Krems etwa ist ein viersemestriger Lehrgang mit einem Schwerpunkt auf „Ehrenamt“, dabei werden Module u.a. zu Gesundheit, IT oder Persönlichkeitsentwicklung angeboten. Pro Semester kostet das Angebot 400 Euro.
Offene Angebote an Unis
Inhaltlich offener sind die Angebote an den Unis: In Klagenfurt etwa wurde 2007 gemeinsam mit u.a. Fachhochschule und Pädagogischer Hochschule Kärnten ein „Seniorenstudium Liberale“ eingerichtet, bei dem die Studierenden um 100 Euro pro Semester aus ausgewählten Lehrveranstaltungen aus Fächern wie Geschichte, Philosophie, Geografie oder auch Betriebswirtschaft und Mathematik wählen können. An der Uni 55-PLUS in Salzburg bekommt man gegen eine Teilnahmegebühr von 250 Euro Zugang zu über 400 Lehrveranstaltungen aller Studienrichtungen oder 30 speziell für die Zielgruppe konzipierten Lehrveranstaltungen – von Vorlesungen über (Computer)Kurse bis zu Seminaren oder Exkursionen.
An der Uni Wien gib es mit dem „Studium Generale“ ein nachberufliches Studium, bei dem – Matura oder mehrjährige Berufserfahrung vorausgesetzt – auch ein eigener Abschluss erworben werden kann. Zur Wahl stehen Module aus Disziplinen von Archäologie und Botanik bis Theologie und Zeitgeschichte. Für die einsemestrigen Module, für die es nur eine Teilnahmebestätigung gibt, fallen 700 Euro an. Der viersemestrige Lehrgang zum „Akademischen Absolventen“ kommt schon auf 7.800 Euro. Auf diesen kann man um 4.800 Euro noch ein „Master-Upgrade“ draufsetzen und sich in zwei Semestern zum „Master of Arts (Continuing Education)“ weiterbilden.
Voraussetzung dafür ist allerdings neben Abschluss des Lehrgangs, dass man auch schon ein Bakkalaureat-, Bachelor-, Magister-, Master-, Diplomstudium, PhD oder Doktoratsstudium mit mindestens 180 ECTS (entspricht drei Jahren Vollzeitstudium) erfolgreich abgeschlossen hat.
GESELLSCHAFT – SOZIOLOGIE
Jedes fünfte Kind von Armut betroffen
Berlin – Jedes fünfte Kind in Deutschland ist im Jahr 2022 nach einem Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands von Armut betroffen gewesen. Mit 21,8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen werde ein „trauriger Rekordwert“ erreicht, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands, Ulrich Schneider, bei der Vorstellung des Armutsberichts gestern in Berlin.
14,2 Millionen Menschen sind demnach hierzulande im Jahr 2022 arm gewesen – eine Quote von 16,8 Prozent. Das seien 100.000 Menschen mehr als 2021 und fast eine Million mehr als im Vor-Pandemiejahr 2019, sagte Schneider. Im Vergleich zu 2006 ist die Zahl um 2,7 Millionen gestiegen. Es war dem Verband zufolge das Jahr, in dem der Armutstrend begann.
Der Verband bezieht sich in seiner Auswertung auf den Mikrozensus des Statistischen Bundesamts. Für 2023 liegen erst im kommenden Jahr belastbare Zahlen vor, die Daten für 2022 sind den Angaben zufolge die jüngsten in der Statistik. Es zeichne sich nicht ab, dass es bei den Zahlen für 2023 zur Trendwende kommen werde, erklärte Schneider.
Wer als „arm“ gilt, ist laut Mikrozensus nach Haushaltstypen und verfügbarem Nettoeinkommen gestaffelt. Dabei gilt generell: Jede Person, die mit ihrem verfügbaren Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt, wird als einkommensarm eingestuft.
Ein Single-Haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschwelle demnach etwa bei weniger als 1.186 Euro verfügbarem Einkommen im Monat. Eine Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gilt entsprechend der Staffelung als arm, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung hat.
Insbesondere die Gruppe der Alleinerziehenden und Haushalte mit drei und mehr Kindern sind dem Bericht zufolge „einkommensarm“. Hinzu kommen Erwerbslose, Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sowie jene mit Migrationshintergrund, die überproportional betroffen seien. Frauen wiesen mit 17,8 Prozent eine höhere Armutsquote auf als Männer.
Verbandsgeschäftsführer Schneider betonte, dass es ein Trugschluss sei, zu denken, dass nur diejenigen wenig zum Leben hätten, die keiner Arbeit nachgingen. Die Statistik zeige, dass mehr als ein Viertel der 14,2 Millionen Betroffenen erwerbstätig seien, ein weiteres knappes Viertel seien Rentnerinnen und Rentner.
Bemerkenswert sei auch die Armutsverteilung innerhalb Deutschlands, hob Schneider hervor. Die niedrigsten Armutsquoten haben demnach Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. Die höchsten mit jeweils 19 Prozent und mehr das Saarland, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Absolutes Schlusslicht ist den Daten zufolge Bremen mit einer Quote von 29,1 Prozent. © dpa/aerzteblatt.de
Neues KI-Werkzeug zur Kategorisierung von Verhaltensweisen nach Videoerfassung
Bonn – Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums und der Universität Bonn hat zusammen mit amerikanischen Wissenschaftlern eine Open-Source-Plattform entwickelt, die in Videos Muster im Verhalten von Personen erkennen und klassifizieren kann. Die Forscher stellen die Plattform in der Fachzeitschrift Nature Methods vor (2024, DOI: 10.1038/s41592-024-02200-1 ).
„Diese Technik eignet sich hervorragend zum Erlernen von Klassifizierungen für eine Vielzahl tierischer und menschlicher Verhaltensweisen“, erläutert Eric Yttri außerordentlicher Professor für Biologische Wissenschaften an der Carnegie Mellon University in den USA.
Anders als viele Programme der künstlichen Intelligenz (KI) sei die Plattform namens „A-SOiD“ keine Blackbox. Da A-SOiD unter Aufsicht trainiert wird, kann es laut den Forschern sehr genau sein – zum Beispiel, um den Unterschied zwischen dem normalen Zittern einer Person und dem Zittern eines Parkinson-Patienten festzustellen.
Martin Schwarz, Projektleiter am Universitätsklinikum Bonn und Mitglied der sogenannten Transdisciplinary Research Area „Life & Health“ an der Universität Bonn, plant, A-SOiD im eigenen Labor einzusetzen, um die Beziehung zwischen Gehirn und Verhalten weiter zu untersuchen.
„A-SOiD ist eine wichtige Entwicklung, die einen KI-gestützten Einstieg in die Verhaltensklassifikation ermöglicht und damit eine hervorragende, einzigartige Möglichkeit bietet, den kausalen Zusammenhang zwischen Gehirnaktivität und Verhalten besser zu verstehen“, so Schwarz.
A-SOiD kann laut den Wissenschaftlern auf einem normalen Computer ausgeführt werden und ist als Open Source verfügbar. © hil/aerzteblatt.de
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