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FAZIT DES TAGES
COMMENT – FAZIT:
- Knalleffekt im Nahost-Konflikt: USA übt Stimmenthaltung zur Waffenstillstands-Resolution der UNO, die sich wegen Israels Haltung nicht umsetzen lassen wird
- Russlands Angriff auf Odessa
- Trump unterwegs zum US-Präsidenten: Teilerfolg vor Berufungsgericht
- US-Wirtschaft mit kleinem Lichtblick
- Umfrage zur EU-Wahl
- Lichtblick für deutsche Exportwirtschaft, dunkle Wolken für deutsche Bauwirtschaft
Märkte – Report
Israel, Ukraine
Meldungen
Themenreigen – Medizin, Umwelt, Internet-IT, Soziale Netzwerke, Geschichte-Archäologie
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Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
HELLMEYER-Report (gekürzt)
- Märkte: Niveaus gehalten
- Gütertransport der Binnenschifffahrt 2023 auf Rekordtief!
- Institute erwarten 2024 nur Mini-Wachstum in Deutschland
Märkte: Niveaus gehalten
Die Finanzmärkte haben die Niveaus in den letzten 24 Handelsstunden zumeist gehalten. Die
Bewegungen verlaufen in engen Bandbreiten.
Unverändert belastet die Geopolitik hintergründig die Entwicklung der Realwirtschaft als auch der Finanzmärkte. Gestern ergab sich ein Novum. Die USA verzichteten darauf, die UN-Resolution
gegen Israel zu verhindern. Ob Israel der Resolution folgen wird, bleibt offen. Das Risiko, dass sich
Israels internationale Isolierung bei Nichteinhaltung der Resolution erhöht, ist beachtlich.
Von Seiten der EZB erreichten uns aufmunternde Zeichen. Italiens Notenbankchef Panetta sagte,
der Rückgang der Inflation mache eine Zinssenkung möglich. Der Konsens für einen Zinsschritt
nehme zu. EZB-Chefvolkswirt Lane betonte, dass sichergestellt sein muss, dass das
Lohnwachstum zur Normalität zurückkehre. Man sei in der EZB zuversichtlich, dass das der Fall
sei. Immer stärker zeichnet sich per Juni eine erste Zinssenkung seitens der EZB ab.
Das Datenpotpourri lieferte wenig Katalysatoren für Marktbewegungen. Das BIP der Niederlande
wuchs im 4. Quartal etwas stärker als bisher veranschlagt. Der vom CBI ermittelte Index für den
britischen Einzelhandel setzte positive Akzente. Der von der Fed Chicago ermittelte Nationale
Wirtschaftsaktivitätsindex stieg. Der Absatz neuer US-Wohnimmobilien war wenig verändert und
die Stimmung in Dallas ist etwas trüber (Siehe Datenpotpourri).
Die Daten und Nachrichten aus Deutschland sind und bleiben prekär (siehe unten).
Aktienmärkte: Der Late-DAX und der EuroStoxx 50 legten um 0,20% zu. US-Märkte standen unter
leichtem Druck. Der S&P 500 fiel um 0,11%, der Dow Jones um 0,23% und der Citi US-Tech 100 um
0,11%. In Fernost stellt sich das Bild Stand 07:10 Uhr wie folgt dar. Der Nikkei (Japan) legt um,
0,1% zu, der CSI 300 (China) steigt um 0,37%, der Hangseng (Hongkong) reüssiert mit 0,78%, der
Sensex (Indien) verliert 0,32% und der Kospi (Südkorea) verzeichnete ein Plus in Höhe von 0,76%.
10 jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,37% (Vortag 2,32%), während 10-jährige US-
Staatsanleihen eine Rendite in Höhe von 4,25% abwerfen (Vortag 4,21%).
Der USD ist gegenüber EUR, Gold und Silber wenig verändert.
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Gemäß Statistischem Bundesamt sank der Auftragseingang im
Bauhauptgewerbe per Januar 2024 inflationsbereinigt im Monatsvergleich um
7,4%. Der Umsatz fiel inflationsbereinigt um 5,3% im Jahresvergleich.
• Berlin: Die Gewerkschaft GDL verkündete eine Tarifeinigung mit der Bahn.
• Washington: Ein Berufungsgericht hat die von Donald Trump zu leistende Zahlung
von 454 auf 175 Millionen USD gekürzt und ihm weitere 10 Tage zur Beschaffung
eingeräumt.
• Gaza-Konflikt: Die UN verabschiedete dank einer Enthaltung der USA eine
Resolution gegen Israel. Der Weltsicherheitsrat fordert eine sofortige Waffenruhe.
Gütertransport der Binnenschifffahrt 2023 auf Rekordtief!
Das Transportvolumen auf den deutschen Wasserstraßen ist im vergangenen Jahr angesichts der schwachen Konjunktur auf ein Rekordtief gesunken. Insgesamt wurden auf den Binnengewässern 172 Millionen Tonnen Güter transportiert, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das sind 5,9% weniger als 2022 (circa 182 Millionen Tonnen).
Kommentar: Schrumpfende Wirtschaftsleistung (2023 -0,3% BIP) impliziert rückläufige Verkehre. Ein Rückgang um 5,9% ist jedoch als erheblich im Kontext des BIP-Rückgangs um 0,3% zu klassifizieren.
„Vor dem Hintergrund einer schwachen Konjunktur wurde damit der historisch niedrige
Vorjahreswert nochmals unterschritten und der niedrigste Wert seit der deutschen Vereinigung 1990 erreicht“, so die Statistiker. Im Vergleich zu 1990 sei der Gütertransport um 25,9% geschrumpft, gemessen an 2019 – dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Krise – um 16,3%.
Kommentar: Einbrüche in diesen Größenordnungen haben nicht nur konjunkturelle, sondern sie haben strukturelle Dimensionen.
Während die meisten Gütergruppen spürbare Rückgänge verzeichneten, nahmen die
Transporte flüssiger Mineralölerzeugnisse gegen den Trend um 3,1% zu. Einen sehr deutlichen Einbruch gab es dagegen bei den Kohletransporten mit minus 27,9%, die im Jahr 2022 noch vom verstärkten Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung infolge der Energiekrise profitiert hatten. Die Beförderungsmenge im rein innerdeutschen Verkehr nahm um 4,8% auf 42,5 Millionen Tonnen ab. Der grenzüberschreitende Verkehr ging noch stärker zurück, und zwar um 7,3% auf 119,2 Millionen Tonnen.
Kommentar: Viele Einlassungen, auch zuletzt von Bundesbankpräsident Nagel, zielen darauf
ab, die prekäre Situation kleinzureden. Deutsche Daten fallen im internationalen Vergleich
latent ab. Dieser Tatsache haben wir uns zu stellen und entsprechende Neujustierungen
vorzunehmen.
EZB: Panetta sieht zunehmenden Konsens für Zinssenkung
Italiens Notenbankchef Panetta sagte, der Rückgang der Inflation mache eine
Zinssenkung möglich. Der Konsens für einen Zinsschritt nehme zu. EZB-Chefvolkswirt
Lane betonte, dass sichergestellt sein muss, dass das Lohnwachstum zur Normalität
zurückkehre. Man sei in der EZB zuversichtlich, dass das der Fall sei.
Zinssenkung ante portas
Institute erwarten 2024 nur Mini-Wachstum in Deutschland
Die führenden Forschungsinstitute haben laut Handelsblatt ihre Konjunkturprognose
für die deutsche Wirtschaft drastisch reduziert. Die Gemeinschaftsprognose wird am
Mittwoch vorgestellt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach in diesem Jahr nur um
0,1% zulegen. Im Herbst war noch ein Plus von 1,3% unterstellt worden
Kommentar: BIP-Prognose drastisch reduziert! Das passt ins Bild. Die Institute starten mit
hohen Prognose, um sie dann im Verlauf zu reduzieren. Die Institute tragen nicht der Tatsache in ihren Prognosen Rechnung, dass die Rahmendaten, die von unseren Politikern für diesen Wirtschaftsraum generiert wurden, keine internationale Konkurrenzfähigkeit zulassen. Wann beginnen die Institute sich von der „politischen Korrektheit“, die ihren Prognosen innewohnt, zu befreien?
Für 2025 wird eine spürbare Erholung erwartet: Dann soll es zu einem Wachstum von 1,4%
reichen. Im Herbst waren noch 1,5% erwartet worden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr ist Europas größte Volkswirtschaft um 0,3% geschrumpft.
Kommentar: Und täglich grüßt das Murmeltier. Hohe Prognosen für 2023, im Verlauf
eingedampft, hohe Prognosen 2024 , jetzt massiv reduziert. Aktuell hohe Prognose 2025 …
Wird hier nicht das Prinzip Hoffnung überstrapaziert? Es geht um Rahmendaten und
Strukturen. Werden die nicht auf internationale Konkurrenzfähigkeit getrimmt, wird die
Abwärtsspirale zunehmen. Das normativ Faktische lässt keine andere Alternative zu. Wer sich der Realität nicht stellt, bezahlt hohe Preise!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: BIP der Niederlande final etwas höher
Niederlande: Laut finaler Berechnung kam es in den Niederlanden im 4. Quartal 2023 zu einem Anstieg des BIP im Quartalsvergleich um 0,4% (bisher 0,3%). Im Jahresvergleich stellte sich eine Rückgang um 0,4% ein.
UK: CBI Einzelhandelsindex auf höchsten Stand seit 04/2023
Der vom CBI ermittelte Index des Einzelhandels stellte sich per Berichtsmonat März auf +2
nach zuvor -7 Punkten und markierte den höchsten Indexstand seit April 2023.
USA: Nationaler Aktivitätsindex höher
Der von der Federal Reserve Chicago ermittelte „National Activity Index“, ein Sammelindex aus 85 US-Einzelindikatoren, der viel zu wenig Beachtung erfährt, verzeichnete per Berichtsmonat Februar einen Anstieg von zuvor -0,54 (revidiert von -0,30) auf +0,05 Punkte.
Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich per Berichtsmonat Februar in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) auf 662.000 (Prognose 675.000) nach zuvor 664.000 (revidiert von 661.000).
Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank per Berichtsmonat März von zuvor -11,3 auf -14,4 Zähler.
Hier den Hellmeyer Report lesen! (inkl. Graphiken und Tabellen!)
MÄRKTE
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DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
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ISRAEL
n-tv aktuell ISRAEL
„Wir sind perplex“ USA irritiert über Israels Absage
Eine hochrangige Delegation aus Israel sollte noch heute in die USA reisen, um dort Alternativen zu einer Rafah-Offensive zu besprechen. Nach der Waffenstillstandsresolution des UN-Sicherheitsrates sagt Netanjahu den Besuch kurzfristig ab. In Washington hat man damit offenbar nicht gerechnet.
Reaktion auf UN-Votum Netanjahu sagt Reise von Delegation in die USA ab
Erstmals beschließt der UN-Sicherheitsrat eine Resolution zum Gaza-Krieg. Darin wird eine „sofortige Waffenruhe“ gefordert. Die USA ermöglichten mit ihrer Enthaltung den Beschluss, der für die israelische Regierung unangenehm ist. Eine Reaktion aus Jerusalem folgt direkt.
Offensive „darf es nicht geben“ Baerbock kritisiert Israels Rafah-Pläne scharf
Mehr als 1,5 Millionen Menschen suchen in Rafah Schutz vor Angriffen in anderen Teilen des Gazastreifens. Trotz Kritik lässt sich Israel nicht von seinem Vorhaben abbringen, die überfüllte Stadt anzugreifen. Selbst Deutschland, Israels enger Vertrauter, ruft eindringlich zu einem Verzicht auf die Offensive auf.
NACHT IM ÜBERBLICK – ISRAEL
ROUNDUP: Sofortige Waffenruhe in Gaza nicht in Sicht – Die Nacht im Überblick
WASHINGTON/GAZA (dpa-AFX) – Im Gaza-Krieg sind die Fronten auch nach der Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer „sofortigen Waffenruhe“ per Resolution weiter verhärtet. Während UN-Generalsekretär António Guterres mit Nachdruck eine Umsetzung der Resolution verlangte, bekräftigte die islamistische Hamas ihre Forderung eines dauerhaften Waffenstillstands – und gab Israel am Montagabend die Schuld, dass es bisher keine Einigung über ein Abkommen für eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln gibt.
Zwischen Israel und dem wichtigen Verbündeten USA wiederum kam es zu größeren Verstimmungen: Aus Ärger, dass die Amerikaner der Resolution zum Erfolg verhalfen, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu eine Delegationsreise nach Washington in letzter Minute ab. Die US-Regierung reagierte irritiert und bemühte sich gleichzeitig darum, die Israelis zu besänftigen und die Bedeutung der Sicherheitsrats-Resolution herunterzuspielen.
USA: Resolution ist nicht bindend
„Es handelt sich um eine nicht bindende Resolution, die keinerlei Auswirkungen auf Israel und dessen Fähigkeit hat, weiterhin gegen die Hamas vorzugehen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Dabei sind Resolutionen des Weltsicherheitsrats sehr wohl völkerrechtlich bindend. Generalsekretär Guterres forderte denn auch, die Resolution müsse umgesetzt werden. „Ein Scheitern wäre nicht zu verzeihen“, mahnte er am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter.
Diverse Nachfragen, ob die Beziehung zwischen Israel und den USA – und konkret zwischen Netanjahu und US-Präsident Joe Biden – an einem Tiefpunkt angelangt sei, wiegelte Kirby am Montag ab. Das sei nicht der Fall. „Israel ist nach wie vor ein enger Verbündeter und ein Freund“, betonte der Kommunikationsdirektor, schob jedoch nach: „Das bedeutet nicht, dass wir in allem übereinstimmen, und meine Güte, das tun wir nicht.“
Baerbock lobt Palästinenser-Beitrag
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock lobte unterdessen nach einem Gespräch mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) und Abbas persönlich für deren Beitrag zur UN-Resolution. Mit der klaren Verurteilung der Gewaltverbrechen der Hamas an Zivilisten am 7. Oktober in Israel habe die von Abbas geführte PA „einen wichtigen Beitrag“ zur Entscheidung in New York geleistet, sagte Baerbock in Ramallah. Dem Aufruf an die Hamas, die Waffen niederzulegen, könne sie sich nur anschließen.
Hamas schaltet in Verhandlungen auf stur
Die Hamas ließ am Montagabend jedoch wissen, den Vermittlern sei mitgeteilt worden, dass man an der ursprünglichen Position festhalte. Diese sehe neben einem „umfassenden Waffenstillstand“ auch den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der Vertriebenen und einen „echten“ Gefangenenaustausch vor. Grund sei, dass Israel „auf keine der grundlegenden Forderungen unseres Volkes und unseres Widerstands eingegangen ist“. Israels Ministerpräsident Netanjahu „und seine extremistische Regierung tragen die volle Verantwortung dafür, dass sie alle Verhandlungsbemühungen vereitelt und eine Einigung bisher verhindert haben“, hieß es.
Israel hat die Forderung nach einem vollständigen Rückzug der Truppen und einem dauerhaften Waffenstillstand stets zurückgewiesen. Die Hamas wiederum macht jede weitere Geiselfreilassung von einer israelischen Verpflichtung zur Beendigung des Krieges abhängig. Netanjahu hat diese Forderung wiederholt als illusorisch bezeichnet und darauf bestanden, dass der Krieg mit dem Ziel einer Zerschlagung der Hamas wieder aufgenommen wird, sobald ein Abkommen zur Geiselbefreiung umgesetzt ist. Am Montag hatte es in mehreren Medienberichten geheißen, dass sich Israel bei den Verhandlungen der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA bereiterklärt habe, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln einige hundert palästinensische Häftlinge mehr freizulassen als bisher zugestanden worden war.
Baerbock warnt vor Rafah-Offensive
Vor ihrem erneuten Besuch in Israel an diesem Dienstag warnte Bundesaußenministerin Baerbock Israel angesichts der humanitären Lage eindringlich vor der geplanten Bodenoffensive in Rafah. „Eine Großoffensive auf Rafah darf es nicht geben“, sagte sie mit Blick auf das Schicksal der vielen Zivilisten in der Stadt, in der viele Kriegsflüchtlinge Schutz gesucht haben. „Menschen können sich nicht in Luft auflösen.“
Auch die US-Regierung warnte Israel einmal mehr vor einer großangelegten Bodenoffensive in der an Ägypten grenzenden Stadt im Süden des abgeriegelten Gazastreifens. Das US-Außenministerium teilte am Montagabend nach einem Treffen von Ressortchef Antony Blinken mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant mit, Blinken habe sich bei den Beratungen erneut gegen eine größere Bodenoffensive in Rafah ausgesprochen, die das Wohlergehen der mehr als 1,4 Millionen Palästinenser dort weiter gefährden würde.
USA: Rafah-Offensive scheint noch weit enfernt
Israels Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, und der nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi hätten eigentlich am Montag in die USA fliegen sollen, um dort Alternativen zu der geplanten Bodenoffensive aufgezeigt zu bekommen. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Kirby, sagte, es gebe keine Anzeichen dafür, „dass die Israelis sich unmittelbar darauf vorbereiten, eine Bodenoperation in Rafah durchzuführen“ oder dass dies in den kommenden Tagen passieren könnte. „Es scheint, dass sie noch weit davon entfernt sind, in Rafah einzumarschieren.“ Netanjahu zufolge hat Israels Armee Pläne ausgearbeitet, um die Zivilisten in Sicherheit zu bringen.
Israel weist Bericht von UN-Expertin als Schande zurück
Die diplomatische Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf hat unterdessen den Bericht einer UN-Menschenrechtsexpertin zum Gaza-Krieg als Schande für den Menschenrechtsrat bezeichnet. „Der Bericht ist daher eine obszöne Umkehrung der Realität, bei der eine sogenannte Expertin ungeheuerliche Anschuldigungen erheben kann, je extremer, desto besser“, schrieb die Vertretung am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter).
Die UN-Menschenrechtsexpertin Francesca Albanese hatte zuvor laut Medienberichten in einer noch vorläufigen Version Israel vorgeworfen, Völkermord im Gazastreifen zu begehen und die Gründung des jüdischen Staates als „siedlungskolonialistisches Projekt“ bezeichnet.
Die italienische Juristin ist Berichterstatterin des UN-Menschenrechtsrats über die Lage der Menschenrechte in den besetzten Palästinensergebieten, spricht aber nicht für die UN./ln/DP/zb
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Baerbock trifft israelischen Außenminister Katz – Gaza im Zentrum – 26.3.2024
JERUSALEM (dpa-AFX) – Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kommt am Dienstag (8.30 Uhr) in Jerusalem mit ihrem israelischen Kollegen Israel Katz zusammen. Im Mittelpunkt des Treffens dürften neben der Frage des Zugangs für humanitäre Hilfsgüter für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen die politische Zukunft der Region stehen. Seit Wochen wirbt die Grünen-Politikerin für eine humanitäre Waffenruhe, damit die von der islamistischen Hamas weiterhin festgehaltenen israelischen Geiseln freikommen und Hilfslieferungen den Gazastreifen erreichen.
Schon zum Auftakt ihres knapp zweitägigen Besuches in Ägypten, den Palästinensischen Gebieten und Israel hatte die Bundesaußenministerin die israelische Regierung erneut aufgefordert, „endlich die Grenzübergänge für viel mehr Hilfe“ zu öffnen. Luftabwürfe oder Seebrücken für Hilfsgüter seien keine nachhaltige Lösung. Die deutsche Luftwaffe hatte vor gut einer Woche damit begonnen, vor allem Lebensmittel über Gaza abzuwerfen.
Baerbock warnt zugleich vor der geplanten israelischen Bodenoffensive in Rafah. Die Pläne für eine Bodenoffensive sind stark umstritten, weil etwa 1,5 Millionen der 2,2 Millionen Bewohner des Gazastreifens dort Schutz vor den Kämpfen in anderen Teilen des Küstenstreifens gesucht haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat deutlich gemacht, dass er eine Offensive in Rafah notfalls auch im Alleingang durchführen will./bk/DP/nas
ROUNDUP 2/US-Kehrtwende: Weltsicherheitsrat fordert erstmals Waffenruhe in Gaza – 25.3.2024
NEW YORK (dpa-AFX) – Der internationale Druck auf Israel steigt: Mit einer völkerrechtlich bindenden Resolution hat der Weltsicherheitsrat fast sechs Monate nach Kriegsbeginn erstmals eine „sofortige Waffenruhe“ im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln.
Die Vetomacht USA enthielt sich bei der Abstimmung am Montag und ermöglichte damit die Annahme der Resolution. Die 14 übrigen Mitglieder des Gremiums stimmten dafür. Damit steigt der internationale Druck auf die Konfliktparteien. Es ist jedoch fraglich, ob oder inwieweit die Resolution Einfluss auf ihre Entscheidungen zum weiteren Kriegsverlauf haben wird.
Der Beschluss des Sicherheitsrats verdeutlicht die zunehmenden Spannungen zwischen Israel und den USA, dem wichtigsten diplomatischen und militärischen Verbündeten des jüdischen Staats. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte nach der Abstimmung umgehend und sagte eine geplante und – ursprünglich von der US-Seite eingeforderte – Reise einer israelischen Delegation nach Washington kurzfristig ab.
Israel sagt Reise nach Washington ab
Der Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, und der nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi hätten noch am Montag in die USA fliegen sollen, um sich mit hochrangigen Regierungsvertretern zu treffen. Diese wollten den Israelis unter anderem Alternativen zu der von Israel geplanten Bodenoffensive in Rafah im Gazastreifen vorlegen. Der Plan wird von vielen Verbündeten, darunter auch Deutschland, abgelehnt. In der südlichen Stadt an der ägyptischen Grenze haben Hunderttausende Palästinenser Schutz vor den Kämpfen gesucht. Bei den Gesprächen sollte es auch um die Ausweitung der humanitären Hilfe für die Not leidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen gehen. „Wir sind sehr enttäuscht, dass sie nicht nach Washington kommen werden“, sagte John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, in Washington. Es gebe aber auch weitere Gesprächskanäle.
Bemühungen um eine Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer Waffenruhe waren bislang vor allem am Widerstand der Vetomacht USA gescheitert. Seit Kriegsbeginn im Oktober vergangenen Jahres hatte Washington sich gegen eine Waffenruhe gewandt und drei Vetos gegen entsprechende Resolutionen eingesetzt.
Kehrtwende der USA
Angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot in Teilen des abgeriegelten Küstenstreifens verstärkten die USA zuletzt aber auf mehreren Kanälen den Druck auf Israel. Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich zunehmend kritisch, etwa auch mit Blick auf Rafah.
Am Freitag vollzog Washington die Kehrtwende und forderte in einer Resolution erstmals „eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe“ im Gaza-Krieg.
Doch Russland und China legten ihr Veto ein. Die Beschlussvorlage ging Moskau und Peking nicht weit genug – in ihren Augen war der Text unter anderem zu proisraelisch und stellenweise nicht ausreichend verbindlich.
Der nun angenommene knappe Resolutionstext konzentriert sich auf die Forderung nach „einer von allen Seiten respektierten sofortigen Waffenruhe für den (islamischen Fastenmonat) Ramadan“. Dies solle zu einer „dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe“ führen, heißt es in dem Text. Zudem fordert die Beschlussvorlage die Freilassung aller Geiseln und betont die „große Sorge angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen“. Die Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung müssten ausgebaut werden.
„Es hätte schon vor Monaten eine Waffenruhe geben können, wenn Hamas willens gewesen wäre, Geiseln freizulassen“, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield. „Hamas steht einem Frieden weiter im Weg“, betonte sie. Die Botschafterin ergänzte, die USA hätten sich bei der Abstimmung über die Resolution enthalten, weil der Text keine Verurteilung der Hamas beinhalte.
Baerbock begrüßt Forderung des Weltsicherheitsrats – Kritik aus Israel
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock begrüßte die Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer sofortigen Waffenruhe. Sie sei „erleichtert über die Verabschiedung der Resolution, weil es auf jeden Tag ankommt“, sagte die Grünen-Politikerin am Montag am Rande eines Besuchs in Jerusalem. Dies gelte sowohl für die hungernden Menschen in Gaza als auch für die weiterhin in der Gefangenschaft der Hamas befindlichen Geiseln.
Israels UN-Botschafter Gilad Erdan nannte es hingegen „eine Schande“, dass der Text der Resolution nicht die Taten der Hamas verurteile. Das Massaker der Hamas vom 7. Oktober sei für den Krieg verantwortlich. So lange sich die Hamas weigere, die Geiseln freizulassen, bleibe Israel nur das militärische Vorgehen, betonte er. Die Forderung einer bedingungslosen Waffenruhe gefährde in der Tat die Geiseln, es handle sich um eine „schändliche Resolution“.
Die Resolution war von nichtständigen Mitgliedern des UN-Gremiums eingebracht worden. Eine Resolution im Weltsicherheitsrat braucht die Stimmen von mindestens 9 der 15 Mitgliedsstaaten. Zudem darf es kein Veto der ständigen Mitglieder USA, Russland, China, Frankreich oder Großbritannien geben. Beschlüsse des Sicherheitsrats sind völkerrechtlich bindend. Wenn ein betroffener Staat sie ignoriert, kann das Gremium Sanktionen verhängen – was im Falle Israels wegen der Vetomacht der USA nicht als wahrscheinlich gesehen wird.
Verhandlungen über Feuerpause gehen weiter
Der Ramadan hatte um den 10. März begonnen. Hoffnungen, es könne bis zum Beginn des Fastenmonats dank Vermittlungsbemühungen durch Katar, die USA und andere ein Abkommen der Konfliktparteien zu einer Feuerpause und der weiteren Freilassung von Geiseln geben, erfüllten sich nicht.
US-Botschafterin Thomas-Greenfield erklärte, man sei einem Abkommen nahe. Hamas müsse das aktuelle Angebot akzeptieren, forderte sie. „Eine Waffenruhe kann mit der Freilassung der ersten Geisel beginnen. Daher müssen wir jetzt Druck auf die Hamas ausüben, das auch zu tun“, sagte sie weiter.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten./jbz/DP/nas
ROUNDUP 2: Baerbock ‚erleichtert‘ nach UN-Resolution für Waffenruhe in Gaza – 25.3.2024
JERUSALEM (dpa-AFX) – Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt. Sie sei „erleichtert über die Verabschiedung der Resolution, weil es auf jeden Tag ankommt“, sagte die Grünen-Politikerin am Montag am Rande eines Besuchs in Jerusalem. Dies gelte sowohl für die hungernden Menschen in Gaza als auch für die weiterhin in der Gefangenschaft der islamistischen Hamas befindlichen Geiseln.
Der UN-Sicherheitsrat in New York hatte zuvor fast sechs Monate nach Kriegsbeginn erstmals eine „sofortige Waffenruhe“ im Gazastreifen gefordert. Diese solle zu einer „dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe“ führen, heißt es in dem Text. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln und betont die „große Sorge angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen“. Die Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung müssten ausgebaut werden.
Die Vetomacht USA enthielt sich bei der Abstimmung und ermöglichte damit die Annahme der Resolution. Die 14 übrigen Ratsmitglieder stimmten dafür. Der völkerrechtlich bindende Beschluss zeigt die zunehmende internationale Isolation Israels. Auch steigt dadurch der internationale Druck auf die Konfliktparteien weiter./bk/DP/he
Baerbock hebt Palästinenser-Beitrag für UN-Resolution zu Gaza hervor – 25.3.2024
RAMALLAH (dpa-AFX) – Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) und deren Präsidenten Mahmud Abbas für ihren Beitrag zur UN-Resolution für eine sofortige Waffenruhe in Gaza gelobt. Mit der klaren Verurteilung der Gewalt der islamistischen Hamas gegen Zivilisten am 7. Oktober in Israel habe die PA von Abbas „einen wichtigen Beitrag“ zur Entscheidung in New York geleistet, sagte die Grünen-Politikerin am Montag in Ramallah nach einem Treffen mit Abbas. Zugleich verurteilte Baerbock erneut israelische Ankündigungen für neuen Siedlungsbau im Westjordanland.
Dem Aufruf der PA von Abbas an die Hamas, die Waffen niederzulegen, könne sie sich nur anschießen, sagte Baerbock. Der eindringliche Appell der Weltgemeinschaft für eine Feuerpause sei überfällig. Wichtig seien auch die darin enthaltene Forderung nach einer Freilassung aller Geiseln in Gaza und für mehr Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung. Die Entscheidung bedeute auch: „Im jetzigen Moment kann es keine Ausreden mehr geben. Die Menschen in Gaza brauchen dringend jeden Liter Wasser und die Familien in Israel brauchen dringend ihre geliebten Familienangehörigen zurück“, verlangte Baerbock.
Die Bundesaußenministerin forderte die Palästinensische Autonomiebehörde auf, ihre Reformbemühungen etwa zur Korruptionsbekämpfung fortzusetzen.
Die im Westjordanland herrschende PA brauche darüber hinaus Zugang nach Gaza „und die Gewissheit, dass Gaza und vor allen Dingen das Westjordanland eins sind“.
Der israelische Siedlungsbau reiße in diesem Zusammenhang immer „neue Lücken und damit auch Sicherheitsgefahren“ auf. Baerbock kritisierte: „Das verbaut buchstäblich die Zweistaatenlösung. Das verbaut buchstäblich den Frieden.“ Sie setze sich zudem weiter dafür ein, dass gewalttätige radikale Siedler Konsequenzen spüren müssten.
Medienberichten zufolge hat die Zivilverwaltung Israels 800 Hektar im Westjordanland zu israelischem Staatsland erklärt. Auf dem Gebiet sollen unter anderem Hunderte Siedlerwohnungen entstehen. Die israelischen Siedlungen im Westjordanland sind nach internationalem Recht illegal./bk/DP/he
UKRAINE
n-tv aktuell UKRAINE
+++ 08:35 „Einige Ukrainer fürchten Verschärfungen des Krieges“ +++
Nach anfänglichem Beschuldigen der Ukraine spricht Russlands Machthaber Wladimir Putin nun doch von radikalen Islamisten, die hinter dem Anschlag in Moskau stecken. Wie ntv-Reporterin Kavita Sharma berichtet, wächst dennoch in der Ukraine die Sorge, dass sich die Kriegsführung des Kreml jetzt noch verschärfen wird.
Stärke zeigen nach Terror? „Einige Ukrainer fürchten Verschärfungen des Krieges“
+++ 07:34 ISW: Kreml ignoriert Bedrohung durch Islamisten +++
Dass der Kreml die Ukraine für den Moskauer Terroranschlag verantwortlich macht, stellt laut dem Institute for the Study of War eine Gefahr für die russische Sicherheit dar. Das russische Beharren auf einer Schuld Kiews treibe zwar die langjährigen Bemühungen des Kreml voran, seinen Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen, indem die Existenz einer unabhängigen Ukraine fälschlicherweise als existenzielle Bedrohung für Russland dargestellt werde, heißt es. Doch dies kommt offenbar zu einem hohen Preis: „Der Kreml und seine ultranationalistischen Sprachrohre ignorieren offensichtlich die eindeutige Bedrohung, die IS- und ISKP-Operationen auf russischem Territorium für die innere Sicherheit Russlands und seine Zivilbevölkerung darstellen“, schreibt das ISW. „Der Kreml hat wahrscheinlich entschieden, dass der Informationswert, die Ukraine für den Krokus-Anschlag verantwortlich zu machen, die Risiken für die innere Sicherheit und die Opfer unter der Zivilbevölkerung aufwiegt, die Russland erleiden könnte, wenn es nicht angemessen gegen eine radikale salafistisch-dschihadistische Bedrohung innerhalb seiner Grenzen vorgeht.“
Expertin zum Terroranschlag „Moskau ist für den ISKP nur ein Schritt auf dem Weg nach Westen“
+++ 07:01 Ukrainischer Geheimdienst: Russland nutzt Krim-Brücke nicht mehr für Waffenlieferungen +++
Russland nutzt offenbar wegen Zerstörungen durch ukrainische Angriffe die Krim-Brücke nicht mehr, um Waffen an die Front zu liefern. Dies berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf Aussagen von Wasyl Maljuk, dem Leiter des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Die Brücke verbindet das russische Festland mit der von Russland besetzten Halbinsel Krim und ist damit eigentlich eine wichtige Nachschubroute für das russische Militär in der Ukraine. Bei ukrainischen Angriffen im Oktober 2022 und Juli 2023 wurde die Brücke allerdings schwer beschädigt. Vor den Angriffen „passierten dort täglich 42 bis 46 Züge mit Waffen und Munition“, sagt Maliuk. „Heute sind es vier oder fünf pro Tag“, von denen vier für den Personenverkehr und einer für Konsumgüter bestimmt seien, so Maliuk. Die russischen Besatzer der Krim sperren regelmäßig wegen Explosionen und Drohnenangriffen den Verkehr auf der Brücke.
+++ 06:32 Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels tritt der ukrainischen Nationalgarde bei +++
Der bekannte ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan tritt der ukrainischen Nationalgarde bei. „Ich habe den Eindruck, dass es heute keine Schriftsteller oder Nicht-Schriftsteller, Musiker oder Nicht-Musiker gibt – es gibt Bürger der Ukraine, die sich für ihr Land verantwortlich fühlen“, zitiert ihn „Kyiv Independent“. „Die Armee macht im Prinzip alle gleich.“ Zhadan war früher als Freiwilliger tätig und half bei der Übergabe von Hilfsgütern an das ukrainische Militär. Als Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2022 hat Zhadan seit 2014 zahlreiche Romane, Gedichte und Essays geschrieben, die sich mit Themen rund um den Krieg auseinandersetzen. Außerdem ist er Frontmann der Ska-Band Zhadan and The Dogs aus Charkiw.
Auszeichnung des Buchhandels Ukrainischer Autor Serhij Zhadan erhält Friedenspreis – 27.6.2022
+++ 06:05 Schröder wird zum 80. Geburtstag nicht zum Feiern nach Russland reisen +++
Altkanzler Gerhard Schröder wird seinen Geburtstag am 7. April diesmal nicht bei Russlands Machthaber Wladimir Putin feiern. Zum 80. schenkt ihm seine Frau Soyeon Schröder-Kim eine Party in Berlin, die einige Überraschungen für ihn bereithalten soll – der Kremlchef wird wohl aber kaum dabei sein. Putin müsste in Deutschland wegen eines internationalen Haftbefehls mit einer Festnahme rechnen. Zum 60. Geburtstag Schröders war Putin noch mit einem Kosakenchor nach Hannover gereist – damals war Schröder Kanzler und Russland Mitglied der G8. Anders als bei seinem 70. Geburtstag, den Schröder trotz der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im Jussupow-Palais in St. Petersburg mit dem Kremlchef nachgefeiert hatte, plant Schröder auch nicht, zum Feiern mit Putin nach Russland zu reisen. „Das sieht nicht so aus“, sagt Schröder. „Es gibt keinen Grund, aus meinem 80. Geburtstag eine politische Veranstaltung zu machen, und ich habe nicht vor, über Privates anlässlich meines Geburtstages zu reden.“ Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Mehr zu Gerhard Schröder lesen Sie hier.
+++ 05:43 Peskow: Ukraine-Friedensgipfel ohne Russland „absurd“ +++
Ein globaler Friedensgipfel über die Ukraine ohne Russland ist nach Angaben des Sprechers des russischen Präsidialamts, Dmitri Peskow, „absurd“ und zum Scheitern verurteilt. Dies erklärt Peskow in einem Interview mit der russischen Wochenzeitung „Argumenty I Fakty“.“Kann das ukrainische Problem ohne Russlands Beteiligung gelöst werden? Die Antwort ist klar: Nein“, sagt Peskow in dem Interview, das einen Tag vor dem Anschlag auf ein Konzert nahe Moskau geführt wurde. „Denn die Ukraine ist zu einem Instrument in den Händen des kollektiven Westens geworden, mit dessen Hilfe er, so scheint es, Russland noch mehr unter Druck setzen, einschränken und an den Rand der Entwicklung drängen will. Und, sollte es ihnen gelingen, es zu vernichten“, fügt er hinzu.
+++ 03:38 „Krankes und zynisches Geschöpf“: Selenskyj kontert Putins Terrorvorwürfe +++
Nach russischen Vorwürfen, die Ukraine stecke hinter dem Terroranschlag auf die Konzerthalle bei Moskau, zeichnet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein düsteres Psychogramm des russischen Präsidenten. „Heute hat Putin wieder Selbstgespräche geführt, und das wurde wieder im Fernsehen übertragen. Wieder beschuldigt er die Ukraine. Ein krankes und zynisches Geschöpf. Für ihn sind alle Terroristen, außer er selbst, obwohl er schon seit zwei Jahrzehnten vom Terror angetrieben wird. Er ist der größte Türöffner für den Terror. Er und seine Geheimdienste. Und wenn er weg ist, wird die Forderung nach Terror und Gewalt mit ihm verschwinden, denn es ist seine Forderung. Nicht die von irgendjemand anderem“, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
+++ 02:33 Altkanzler Schröder: SPD soll sich auf Anti-Kriegs-Tradition besinnen +++
Altkanzler Gerhard Schröder bereut auch fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende seiner politischen Laufbahn keine wichtige Entscheidung seiner aktiven Zeit. „Mir fällt zurzeit keine ein, muss ich sagen, keine von Bedeutung, die ich so nicht wieder treffen würde“, sagt der SPD-Politiker kurz vor seinem 80. Geburtstag. Schröder steht auch weiter dazu, dass er kurz nach seiner Kanzlerschaft als Lobbyist bei russischen Energieunternehmen eingestiegen ist. Seit seiner Kanzlerschaft ist Schröder mit dem russischen Präsidenten Putin befreundet und auch heute noch für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundschaft zu Putin fest. Von seiner Partei wünscht er sich heute, dass sie sich wieder auf ihre Anti-Kriegs-Traditionen besinnt und versucht, zu einer Friedenslösung in der Ukraine beizutragen. Er hoffe, dass die SPD und Bundeskanzler Olaf Scholz dieser Verantwortung gerecht würden, sagt Schröder.
+++ 00:15 Krieg und Frieden: SPD-Politiker Roth schildert Entfremdung von seiner Partei +++
Der langjährige SPD-Außenpolitiker Michael Roth will sich nächstes Jahr aus der Politik zurückziehen. „Bis zur Bundestagswahl mache ich noch. Danach bin ich raus.“ Roth begründet die Entscheidung gegenüber dem „Stern“ mit einer schleichenden Entfremdung von Partei und Politikbetrieb. Die Frage von Krieg und Frieden habe in der SPD für eine neue Härte gesorgt. „Mein früher Einsatz für die Ukraine gefiel nicht allen. Und als ich kurz nach Kriegsausbruch in das Land reiste, grüßten mich manche in der Fraktion nicht einmal mehr“, sagt Roth.
„Jetzt ist Schluss mit Politik“ SPD-Politiker Michael Roth kündigt Rücktritt an
25.3.2024
+++ 23:11 Ukrainische Armee: Russen versuchen Frontdurchbruch bei Tschassiw Jar +++
Die Lage nahe der Stadt Tschassiw Jar im Osten der Ukraine ist nach Angaben der ukrainischen Armee „schwierig“. Die russische Armee versuche, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen, sagt der Sprecher der 26. Artilleriebrigade, Oleg Kalaschnikow. Russland habe den Einsatz von großen Lenkwaffen in der Region verstärkt und beschieße damit „bewohnte Gegenden und unsere verstärkten Stellungen“.
+++ 21:03 London: Moskau ist in der Lage, neue Armeen zu bilden +++
Der britische Geheimdienst analysiert, ob Russland in der Lage ist, zwei neue Armeen zu bilden und bereitzustellen, deren Schaffung der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu angekündigt hatte. Der Geheimdienst stellt fest, dass der genaue Standort und die Zusammensetzung dieser Einheiten nicht angegeben wurden, obwohl es sich wahrscheinlich um eine Kombination aus mechanisierter gepanzerter Artillerie und Logistikeinheiten handelt. Es ist möglich, dass diese neuen Formationen mit früheren Ankündigungen der russischen Seite über die Schaffung neuer Einheiten und die geplante Aufwertung bereits bestehender Brigaden zu Divisionen zusammenhängen. Der britische Geheimdienst fügt hinzu, dass angesichts der erfolgreichen Rekrutierungsbemühungen Russlands davon auszugehen sei, dass diese Einheiten ausreichend bemannt werden könnten.
+++ 20:37 Luftraumverletzung in Polen: USA sichern NATO-Partnern „felsenfeste“ Unterstützung zu +++
Nach der kurzzeitigen Verletzung des polnischen Luftraums durch Russland haben die USA allen NATO-Staaten ihre „felsenfeste“ Unterstützung zugesichert. „Unsere Verpflichtung gegenüber der NATO und der Sicherheit unserer NATO-Verbündeten, einschließlich Polen, ist felsenfest und wird nicht nachlassen“, sagt der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Matthew Miller.
+++ 20:04 Polen und NATO erörtern Schutz des eigenen Luftraums +++
Nach der Verletzung des polnischen Luftraums durch einen russischen Marschflugkörper erörtern Polen und die NATO mögliche Schutzmaßnahmen. Bei einem Gespräch zwischen Außenminister Radoslaw Sikorski und Generalsekretär Jens Stoltenberg sei es um Möglichkeiten zur Stärkung der Sicherheit des polnischen und allierten Luftraums gegangen, teilt das Außenamt in Warschau mit. Stoltenberg sei dabei über die Einzelheiten des Vorfalls und die in diesem Zusammenhang eingeleiteten Verfahren informiert worden. Russland hatte bei den Raketenangriffen auf die Westukraine nach polnischen Angaben am Sonntagmorgen in Nähe des Dorfes Oserdow (Woiwodschaft Lublin) kurzzeitig den Luftraum des NATO-Mitglieds Polen verletzt.
+++ 19:34 Nach Anschlag bei Moskau: Schweigeminute im UN-Sicherheitsrat +++
Nach dem verheerenden Anschlag bei Moskau gedenkt der UN-Sicherheitsrat mit einer Schweigeminute der Opfer und spricht Russland sein Beileid aus. Der amtierende Präsident des Gremiums, der japanische UN-Botschafter Yamazaki Kazuyuki, fordert alle Anwesenden auf, „zum Gedenken an die Opfer des schändlichen und feigen Terroranschlags“ für eine Schweigeminute aufzustehen. Bei dem Anschlag in Russland auf die Konzerthalle Crocus City Hall bei Moskau waren am Freitagabend mehr als 130 Menschen getötet worden. Ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich.
+++ 19:02 Angriff auf Konzertsaal bei Moskau: Drei weitere Männer in U-Haft +++
Im Zusammenhang mit dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau mit 137 Toten sind drei weitere Männer in Untersuchungshaft genommen worden. Ein Gericht in Moskau billigt einen entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft, wie russische Nachrichtenagenturen berichten. Einer der drei Männer sei russischer Staatsbürger. Maskierte Angreifer waren am Freitagabend in die voll besetzte Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees vom Sonntag wurden mindestens 137 Menschen getötet, darunter drei Kinder. Kurz nach dem Angriff reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Tat für sich und bekräftigte dies später mehrfach.
+++ 18:30 „Putin und andere Drecksäcke suchen anderen Schuldigen“ +++
Mit russischen Hyperschallraketen werden Wohngebäude in Kiew schwer beschädigt. Auch nach dem IS-Anschlag in Moskau setzt Russland den Kampf in der Ukraine fort. Laut dem ukrainischen Außenminister Kuleba sollen weitere Russen für den Ukraine-Krieg motiviert und Hass gegen den Westen geschürt werden.
Selenskyj nach Moskau-Anschlag „Putin und andere Drecksäcke suchen anderen Schuldigen“
+++ 18:09 Die Ukraine hat insgesamt 2000 russische Raketen abgeschossen +++
Die ukrainische Luftabwehr hat in den mehr als zwei Jahren seit Beginn des russischen Angriffskrieges eigenen Angaben zufolge 2000 Marschflugkörper oder Raketen abgeschossen. „Das ist das Ergebnis der gigantischen Arbeit der ukrainischen Verteidiger des Luftraums“, teilt das Verteidigungsministerium in Kiew am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Durch die von den Partnern der Ukraine bereitgestellten modernen Flugabwehrsysteme seien Tausende von Menschenleben gerettet worden. Das Ministerium macht jedoch keine Angaben, wie viele Raketen und Marschflugkörper nicht von der Flugabwehr abgefangen wurden. Auch die Abwehr von Drohnen wurde von dieser Statistik nicht erfasst. Das Ministerium schließt sich der bereits mehrfach von Präsident Wolodymyr Selenskyj geäußerten Bitte um weitere Flugabwehrsysteme an, um die Bevölkerung der Ukraine noch besser zu schützen. „Denn die zivile Infrastruktur bleibt das Hauptziel russischer Angriffe“, heißt es.
+++ 17:30 Russisches Kraftwerk geht in Flammen auf +++
In der russischen Industriestadt Nowotscherkassk brennt ein Kraftwerk. Zuvor werden Drohnen in der Region gesichtet, Russland meldet elf Abschüsse. Zwei Kraftwerksblöcke des Elektrizitätsblocks müssen abgeschaltet werden. Der Gouverneur der Region schweigt zur Brandursache.
Luftverteidigung meldet Angriffe Russisches Kraftwerk geht in Flammen auf
+++ 17:09 Russische Menschenrechtler prangern Folter von Terrorverdächtigen an +++
Nach dem Terroranschlag bei Moskau mit mehr als 130 Toten haben Menschenrechtler die mutmaßliche Folter der Tatverdächtigen durch russische Sicherheitskräfte verurteilt. „Die Antwort auf Barbarei darf nicht Barbarei sein“, teilt die russische Vereinigung „Komanda protiw pytok“ (deutsch: Team gegen Folter) mit. Gewalt und Schikane wirkten sich zudem äußerst negativ auf die Ermittlungen aus, betonen die Aktivisten: „Wir haben immer gesagt und werden immer sagen, dass der Wert von Beweisen, die Sicherheitskräfte durch Folter erreichen, kritisch niedrig ist. Anstelle der Wahrheit sagt ein Mensch meist das, was diese Folter stoppen oder zumindest unterbrechen kann.“ Erzwungene Geständnisse könnten die Ermittlungen in eine ganz falsche Richtung führen.
+++ 16:30 Kiewer Demonstranten fordern mehr Geld für den Krieg +++
Ukrainische Kommunen können die Streitkräfte freiwillig finanziell unterstützen, die Hauptstadt Kiew sträubt sich lange dagegen. Nach monatelangen Protesten entscheidet sich der Stadtrat für eine Erhöhung der Militärhilfen – aus Sicht vieler junger Menschen zu wenig. Sie protestieren lautstark in Kiew.
„Ich scheiße auf Bürgersteige“ Kiewer Demonstranten fordern mehr Geld für den Krieg
+++ 15:57 Russischer Botschafter ignoriert Einbestellung in polnisches Außenministerium +++
Russlands Botschafter in Polen ignoriert nach Angaben des polnischen Außenministeriums eine Einberufung wegen einer Verletzung des polnischen Luftraums. Sergej Andrejew sei „heute nicht im Außenministerium erschienen“, um den Vorfall aufzuklären, sagt ein Sprecher des polnischen Außenministeriums vor Journalisten. Warschau zufolge war in der Nacht zum Sonntag ein russischer Marschflugkörper kurzzeitig in den polnischen Luftraum eingedrungen. Polen hatte den Botschafter am Sonntag einberufen und von dessen Erklärungen und Informationen das weitere Vorgehen abhängig gemacht (siehe Ticker-Eintrag unten um 14.18 Uhr). Mehr dazu lesen Sie hier.
+++ 15:28 Jäger: Entscheidend ist, welche Schuldigen Putin nennt +++
Nach dem verheerenden Anschlag in einer Konzerthalle nahe Moskau ignoriert der Kreml die IS-Bekenntnisse zur Tat und richtet den Fokus auf die Ukraine. Am Ende wird Putins Wort mehr Gewicht als die Wahrheit haben, sagt Politikwissenschaftler Thomas Jäger und ordnet die Gefahr für Terroranschläge im Westen ein.
Kreml wirft Ukraine Anschlag vor Jäger: Entscheidend ist, welche Schuldigen Putin nennt
+++ 14:53 EU-Staaten sind sich noch uneins über Handels-Abkommen mit der Ukraine +++
Die Botschafter der 27 EU-Länder werden das Abkommen über den liberalisierten Handel mit der Ukraine am heutigen Montag weder erneuern noch verlängern, berichtet der polnische Radiosender RMF24 unter Berufung auf Informanten in Brüssel. Berichten zufolge sollten die EU-Botschafter das Abkommen mit der Ukraine heute genehmigen. Die belgische Präsidentschaft soll die Genehmigung des aktualisierten Abkommens auf Mittwoch verschoben haben, da viele Länder noch nicht entschieden haben, wie sie abstimmen werden. Daher beschloss der Vorsitz, ihnen etwas mehr Zeit zu geben, um ihren Standpunkt endgültig festzulegen. Die belgische Präsidentschaft möchte keine zusätzlichen Änderungen an der aktuellen Version des Textes, da dies zusätzliche Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament erforderlich machen würde, was den rechtzeitigen Abschluss des Prozesses gefährden würde.
+++ 14:18 Russische Rakete hat Luftraum verletzt: Polnischer Außenminister verlangt von Moskau Erklärung +++
Der polnische Außenminister Radosław Sikorski erklärt, dass Polen vom russischen Botschafter Erklärungen zu dem Vorfall mit der russischen Rakete, die den polnischen Luftraum verletzt hat, verlangen wird. Sikorski merkt jedoch an, dass es unwahrscheinlich sei, dass Russland irgendwelche Erklärungen abgeben werde. Auf die Frage nach der Vorladung des russischen Botschafters antwortet Sikorski: „Wir werden Erklärungen verlangen, aber wir werden wahrscheinlich Demagogie bekommen“. „Heute werden wir im Büro des Premierministers Gespräche führen, ich werde auch mit dem NATO-Generalsekretär (Jens Stoltenberg – Anm. d. Red.) sprechen“, fügt Sikorski hinzu.
+++ 13:51 Attacke auf Kiew soll Geheimdienst gegolten haben +++
Wie die „Kyiv Post“ unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtet, sollten die beiden ballistischen Raketen, die am Morgen von der Krim auf Kiew abgefeuert wurden, Büros des Inlandsgeheimdienstes treffen. Dort arbeiten demnach hochrangige Beamte des SSU. Die Ukraine feiert heute den Tag des Inlandsgeheimdiensts.
+++ 13:25 Zahl der Verletzten nach Angriff auf Kiew steigt weiter +++
Die Zahl der Menschen, die bei den Raketenangriffen auf Kiew am Morgen verletzt wurden, ist auf sieben gestiegen. Das teilt Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram mit. Zwei von ihnen wurden demnach ins Krankenhaus eingeliefert.
Gebäude schwer beschädigt Verletzte in Kiew bei russischem Raketenangriff
+++ 12:40 Womöglich drittes russisches Schiff bei Krim-Attacke getroffen +++
Neben den Landungsschiffen „Jamal“ und „Asow“ könnte bei dem ukrainischen Angriff am Wochenende auf die Krim auch das russische Militärschiff „Iwan Churs“ getroffen worden sein. Die ukrainische Marine prüfe einen entsprechenden Verdacht, sagte deren Sprecher laut dem Kyiv Independent. Das Schiff soll im vergangenen Mai schon einmal angegriffen worden sein.
+++ 11:55 Raketen auf Kiew offenbar von Krim abgefeuert +++
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe sind zwei ballistische Raketen von der russisch kontrollierten Halbinsel Krim auf Kiew abgefeuert worden. Beide seien abgeschossen worden. Im Zentrum waren gut ein halbes Dutzend Explosionen von Flugabwehrraketen zu hören gewesen. Der Luftalarm konnte nur wenige Sekunden vorher ausgelöst werden. Ein unbewohntes dreistöckiges Gebäude wurde beschädigt, mehrere Menschen verletzt.
+++ 11:20 Kuleba verlangt nach Attacken auf Kiew mehr Luftabwehr +++
Nach den Angriffen auf Kiew am Morgen ruft der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba die internationalen Partner auf, mehr Luftabwehr zur Verfügung zu stellen. Es gebe keine Gräueltaten, die Russland nicht begehen würde, schreibt Kuleba auf der Online-Plattform X. Dies umfasse auch einen Raketenangriff auf das Herz einer Millionenstadt. Daher erinnere die Ukraine daran, dass sie die Luftabwehr dringend ausbauen müsse. Dafür brauche sie insbesondere Patriot-Systeme und Raketen, die jeglichen russischen Angriff abwehren könnten.
+++ 10:46 Klitschko meldet aus Kiew mehrere Verletzte +++
Bei den neuen russischen Angriffen auf Kiew hat es nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko fünf Verletzte gegeben, zwei von ihnen mussten demnach im Krankenhaus behandelt werden. Die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt teilt bei Telegram mit, ein dreigeschossiges Gebäude im Zentrum sei von herabfallenden Trümmerteilen schwer beschädigt worden. Auch in drei anderen Stadtteilen seien Raketentrümmer herabgestürzt. Die Luftwaffe erklärt, zwei ballistische Raketen seien über Kiew abgeschossen worden.
+++ 10:15 US-Botschafterin: Russland greift mit Hyperschallraketen an +++
Die Botschafterin der USA in der Ukraine, Bridget Brink, schreibt bei X, Russland greife die Ukraine erneut mit Hyperschallraketen an. Auch sie verweist auf die Explosionen in Kiew.
+++ 09:37 Mehrere Explosionen in Kiew zu hören +++
Wie Journalisten unterschiedlicher Medien berichten, sind in Kiew mehrere Explosionen zu hören, nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP im Zentrum der Stadt. Der Sender Sky News meldet unter Berufung auf örtliche Behörden, auf einen zentralen Stadtteil seien Raketentrümmer gefallen und hätten ein Wohnhaus beschädigt. Kurz zuvor ist Luftalarm ausgelöst worden. „Explosionen in der Hauptstadt. Begeben Sie sich umgehend in Schutzräume“, schreibt Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Rettungskräfte seien in drei Stadtbezirken im Einsatz.
+++ 08:21 Ukraine meldet elf Verletzte nach Drohnenattacke auf Mykolajiw +++
Russland und die Ukraine haben sich in der Nacht erneut gegenseitig mit Drohnen angegriffen. Bei russischen Angriffen auf die Stadt Mykolajiw im Süden der Ukraine seien elf Menschen verletzt worden, sagt die ukrainische Armeesprecherin Natalija Gumenjuk dem ukrainischen Fernsehen.
+++ 07:45 Odessa nach Drohnen-Angriffen ohne Strom +++
In der ukrainischen Hafenstadt Odessa ist die Stromversorgung zusammengebrochen, wie der lokale Versorger DTEK mitteilt. „Um die Belastung der Netzwerke zu verringern, wird heute kein Strom in die städtischen Leitungen eingespeist, auch der Strom für Industrieanlagen wird verringert“, kündigt DTEK auf Telegram an. Erste Reparaturen sind demnach erfolgreich, zwei Stadtviertel werden wieder mit Strom versorgt. Die Stadtverwaltung erklärt, Odessa sei in mehreren Wellen von russischen Drohnen angegriffen worden. Herabfallende Trümmer einer Drohne hätten ein Feuer in einer Einrichtung des Stromversorgers ausgelöst, das gelöscht worden sei.
Süd-Ukraine im Visier Russlands Sharma: „In Teilen Odessas gibt es keinen Strom“
NACHT IM ÜBERBLICK – UKRAINE
ROUNDUP: Russischer Raketenangriff auf Odessa – Die Nacht im Überblick
KIEW (dpa-AFX) -Die russischen Raketenangriffe auf die Ukraine sorgen für immer neue Opfer und Schäden. Am Montagabend wurde die südukrainische Hafenstadt Odessa von einer Rakete getroffen, die drei Frauen verletzte, wie die regionale Militärverwaltung mitteilte. Zu den Schäden hieß es lediglich, „Objekte der zivilen Infrastruktur“ seien getroffen worden. Später wurde gemeldet, dass in der Stadt der Strom für insgesamt 300 000 Menschen ausgefallen sei.
Auch in anderen Teilen der Ukraine herrschte am Abend Luftalarm. So wurde die Hauptstadt Kiew mit Raketen angegriffen, die laut Bürgermeister Vitali Klitschko sieben Menschen im zentralen Stadtbezirk Petschersk verletzten. Ein unbewohntes dreistöckiges Gebäude wurde beschädigt. Raketentrümmer fielen auch in drei anderen Stadtteilen herab.
Kiew: 2000 Raketen seit Kriegsbeginn abgeschossen
Die ukrainische Flugabwehr hat in den mehr als zwei Jahren seit Beginn des russischen Angriffskrieges nach eigenen Angaben 2000 Marschflugkörper und Raketen abgeschossen. Durch die von den Partnern der Ukraine bereitgestellten modernen Flugabwehrsysteme seien Tausende von Menschenleben gerettet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Die Behörde machte jedoch keine Angaben, wie viele Raketen und Marschflugkörper nicht von der Flugabwehr abgefangen wurden. Auch die Abwehr von Drohnen wurde von dieser Statistik nicht erfasst. Das Ministerium schloss sich der bereits mehrfach von Präsident Wolodymyr Selenskyj geäußerten Bitte um weitere Flugabwehrsysteme an, um die Bevölkerung der Ukraine noch besser zu schützen. „Denn die zivile Infrastruktur bleibt das Hauptziel russischer Angriffe“, hieß es.
Beratungen über Gegenmaßnahmen
Die ukrainische Militärführung trat am Montag zu Beratungen über mögliche Maßnahmen gegen die verstärkten russischen Angriffe zusammen. „Wir haben erörtert, wie wir das terroristische Potenzial Russlands weiter reduzieren können“, sagte Präsident Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. „Wir planen ganz klar unsere Aktionen.“ Details nannte Selenskyj jedoch nicht.
Verstimmung in Polen
Nach dem mutmaßlichen Eindringen einer russischen Rakete in den Luftraum Polens auf ihrem Weg in die Westukraine herrscht in Warschau weiter Verstimmung. Der russische Botschafter in Polen war am Montag trotz Einbestellung nicht im Außenministerium in Warschau erschienen, um die mutmaßliche Verletzung des polnischen Luftraums durch einen russischen Marschflugkörper zu erklären.
Der Diplomat sei nicht zum anberaumten Gespräch gekommen, deshalb werde die diplomatische Note mit der Aufforderung, den Vorfall aufzuklären, nun auf einen anderen Weg ans russische Außenministerium weitergeleitet, sagte ein Sprecher des polnischen Außenministeriums der Agentur PAP.
Russland hatte bei den Raketenangriffen auf die Westukraine nach polnischen Angaben am Sonntagmorgen kurzzeitig den Luftraum des Nato-Mitglieds Polen verletzt. Laut dem Generalstab der polnischen Streitkräfte gab es am 24. März um 4.23 Uhr eine Luftraumverletzung durch einen von einem russischen Langstreckenflugzeug abgeschossenen Marschflugkörper.
Polen und die Nato erörterten am Montag mögliche Schutzmaßnahmen gegen ein erneutes Eindringen russischer Raketen in polnischen Luftraum. Bei einem Gespräch zwischen Außenminister Radoslaw Sikorski und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sei es um Möglichkeiten zur Stärkung der Sicherheit des polnischen und alliierten Luftraums gegangen, teilte das Außenamt in Warschau mit. Stoltenberg sei über die Einzelheiten des Vorfalls und die eingeleiteten Verfahren informiert worden.
Weitere Kämpfe an den Fronten der Ukraine
An den Fronten der Ukraine lieferten sich russische und ukrainische Truppen erneut erbitterte Gefechte. Insgesamt seien im Laufe des Tages 45 Kampfhandlungen registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew am Abend mit. Die russischen Einheiten seien dabei mit 56 Luftangriffen unterstützt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
In Charkiw im Osten des Landes wurden am Montag bei einem russischen Angriff vier Frauen verletzt, wie die Justizbehörden der Region mitteilten. Nach ersten Untersuchungen waren sie durch die Explosion einer Fliegerbombe verletzt worden.
Kremlsprecher: Müssen Russen im Osten der Ukraine schützen
Kremlsprecher Dmitri Peskow hat weitere russische Angriffe in der Ukraine angedeutet. Russland müsse alles unternehmen, um die Bewohner der besetzten und inzwischen annektierten Gebiete im Osten der Ukraine zu schützen, wurde Peskow von der Staatsagentur Tass zitiert. Dabei müssten die zu diesen Gebieten gehörenden Abschnitte „befreit“ werden, die noch von der ukrainischen Armee kontrolliert werden. Zudem müsse das russische Militär so handeln, „dass das militärische Potenzial des Kiewer Regimes die Sicherheit unseres Volkes, unserer Regionen nicht bedrohen kann“./cha/DP/zb
ZENTRALBANKEN
Lane: EZB will Erwartung von 2% Inflation 2025 bestätigt sehen
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach Aussage von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane dann ernsthaft über Zinssenkungen nachdenken, wenn er weiterhin davon ausgehen kann, dass die Inflation 2025 und 2026 im Zielbereich der EZB liegen wird. „Wenn sich diese Einschätzung bestätigt, werde wir genauer danach gucken, wie wir einige unserer Zinserhöhungen rückgängig machen können“, sagte Lane in einem auf der EZB-Website veröffentlichten Blog-Beitrag. Er verwies dabei auf das in den EZB-Stabsprojektionen veröffentlichte Basisszenario, dem zufolge die Inflation 2025 im Jahresdurchschnitt bei 2,0 Prozent liegen wird und 2026 bei 1,9 Prozent.
MELDUNGEN
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Wirtschaftsindex der Chicago-Fed steigt im Februar
Die Wirtschaftsaktivität in den USA hat sich im Februar verstärkt. Der Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) stieg auf plus 0,05 (Januar: minus 0,54) Punkte, wie die Federal Reserve Bank of Chicago mitteilte. Der aussagekräftigere gleitende Dreimonatsdurchschnitt verschlechterte sich auf minus 0,18 (minus 0,11) Punkte. Ein CFNAI von Null signalisiert ein Wirtschaftswachstum auf historischem Trendniveau.
Trump erringt Teilerfolg vor Berufungsgericht
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump kann finanziell etwas aufatmen. Ein Berufungsgericht des Staates New York entschied, dass Trump zunächst nur 175 Millionen Dollar und nicht wie ursprünglich gefordert 454 Millionen Dollar nach einem Betrugsurteil aufbringen muss. Die Entscheidung mildert die finanzielle Belastung des ehemaligen Präsidenten, der gegen die Geldstrafe Berufung eingelegt hat. Ihm wird von Generalstaatsanwältin des Bundesstaates New York, Letitia James, vorgeworfen, sein Nettovermögen aufgebläht zu haben, um günstigere Kredite zu erhalten.
Siehe dazu:
Trumps Zahlungsfrist über 454 Millionen Dollar läuft ab
Der ehemalige US-Präsident und voraussichtliche Spitzenkandidat der Republikaner für die nächste Präsidentschaftswahl in diesem Herbst, Donald Trump, muss zahlen. Nachdem verschiedene Instanzen die Anträge seiner Anwälte auf Zahlungsaufschub beziehungsweise Teilzahlung abgelehnt haben, ist am Montag eine Zahlung Trumps über 454 Millionen US-Dollar wegen Betrugs fällig. Generalstaatsanwältin Letitia James hat bereits damit begonnen, die Grundlagen für einen Zugriff auf Trumps Vermögen zu schaffen.
Euronews-Umfrage zur Europawahl: Wähler wollen ein sozialeres Europa
Laut einer exklusiven Ipsos-Euronews-Umfrage werden die Forderungen nach einem stärker sozial ausgerichteten Europa in der gesamten EU lauter, besonders in Südeuropa.
Die Forderung nach einem stärker sozial ausgerichteten Europa wird in der gesamten EU lauter, besonders in Südeuropa. Das geht aus einer exklusiven, von Euronews in Auftrag gegebenen IPSOS-Umfrage hervor – der ersten Umfrage dieser Art, die in 18 europäischen Ländern durchgeführt wurde.
Daneben gehören die Bekämpfung hoher Preise und Wirtschafswachstum zu den wichtigsten Themen für die befragten Wählerinnen und Wähler.
Hohe Preise und Inflation sind die größten Sorgen
Laut der Ipsos-Euronews-Umfrage sind die Portugies:innen am stärksten vom Anstieg der Lebenshaltungskosten betroffen. Dort wurde diese Sorge am häufigsten genannt.
Allerdings wünschen sich auch 68 % der Europäer:innen, dass die EU den Preisanstieg eindämmt. Nur für 7 % der Wähler:innen hat die Inflation keine Priorität. Die Menschen in Finnland sind am wenigsten besorgt über die Lebenshaltungskosten.
Weniger soziale Ungleichheiten und Wahrung sozialer Rechte
64 % der Menschen wollen, dass die EU ihre sozialen Rechte schützt und fordern eine Verringerung der sozialen Ungleichheiten.
Die Portugies:innen sind wieder an der Spitze. Nur 8 % sind gegen eine Stärkung sozialer Rechte. Die Befragten in Polen fühlen sind am wenigsten von einem sozialen Abstieg betroffen.
Auch konservative und rechts Wähler haben starke soziale Forderungen
Soziale Fragen sind allerdings nicht nur für links- und mitte-links orientierte Wähler:innen vorrangig. Auch Konservative, Zentrumsliberale und rechte Wähler:innen scheinen mehr soziale und wirtschaftliche EU-Gesetzgebungsmaßnahmen zu fordern als bei den letzten Wahlen. Eine deutliche Mehrheit der rechtskonservativen und der rechtsextremen Wähler:innen will Maßnahmen gegen die Inflation.
An 3. Stelle stehen Maßnahmen zum Wirtschaftswachstum
Die drittwichtigste Priorität der Befragten ist das Wirtschaftswachstum. 62 % fordern wirksame Maßnahmen zur Förderung des wirtschaftlichen Wachstums. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit kommt gleich hinter dem Kampf gegen die illegale Einwanderung.
Wenn es um Maßnahmen zur Reduzierung von Ungleichheiten und um sozialen Schutz geht, sind die Wähler;innen der Linken und der Mitte-Links-Parteien am anspruchsvollsten. Die Mehrheit der Wähler:innen konservativer, liberaler und rechter Parteien wiederum fordern mehr Maßnahmen zur Förderung des Wirtschaftswachstums.
Die Niederländer halten EU-Intervention zur Ankurbelung der Wirtschaft für weniger wichtig.
Soziale und wirtschaftliche Fragen sind wichtige Themen. Die Staats- und Regierungschefs der EU müssen in den nächsten fünf Jahren Lösungen finden, um den Forderungen der Wähler gerecht zu werden. Diese könnten mehr öffentliche Ausgaben erfordern.
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EU leitet Verfahren gegen Apple, Meta und Google ein
Die EU-Kommission hat Apple, den Facebook-Konzern Meta Platforms und die Google-Mutter Alphabet ins Visier genommen. Sie leitete gegen die Konzerne erstmals ein Verfahren nach dem neuen Digital Markets Act ein. Bei Apple und Google will die EU untersuchen, ob sie sich an die Regeln halten, wonach App-Entwickler die Möglichkeit haben müssen, ihre Kunden über alternative Bezugsmöglichkeiten für ihre Apps außerhalb der großen App Stores zu informieren. Sie sei besorgt über die Beschränkungen, die die beiden Technologiekonzerne eingerichtet haben, so die Kommission.
EU-Kommission erwartet von Lufthansa Zugeständnisse für ITA-Einstieg
Die Lufthansa muss für den Einstieg bei der italienischen Fluggesellschaft ITA Zugeständnisse machen. Die EU-Kommission fürchtet um den Wettbewerb auf bestimmten Strecken von und nach Italien, sollte es zu einem Zusammenschluss der Airlines kommen. Brüssel nannte nach eingehender Prüfung des Vorhabens jetzt konkrete Beschwerdepunkte. Bis zum 26. April haben Lufthansa und die italienische Regierung als ITA-Eigner nun Zeit Abhilfemaßnahmen vorzuschlagen.
DEUTSCHLAND – WAHLUMFRAGEN
Exporterwartungen für Deutschland gestiegen – ifo-Kennzahlen: Anstieg im März auf minus 1,4 Punkte, von minus sieben Punkten im Februar
München (pte015/25.03.2024/10:30) – Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich merklich aufgehellt. Die Exporterwartungen des ifo Instituts sind im März auf minus 1,4 Punkte, von minus sieben Punkten im Februar gestiegen. „Der Welthandel dürfte in den kommenden Monaten anziehen. Die deutsche Exportwirtschaft hofft, davon zu profitieren“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.
Viele Branchen optimistisch
Deutlich mehr Branchen als im Vormonat erwarten Zuwächse bei den Exporten. Insbesondere die Nahrungsmittelproduzenten und die Getränkehersteller gehen davon aus, dass ihre Exportumsätze steigen, so die Wirtschaftsforscher.
Auch im Automobilsektor dreht sich die Stimmung. Sogar die Chemische Industrie zeigt sich im März wieder optimistisch. Im Maschinenbau gleichen sich positive und negative Aussichten gegenwärtig nahezu aus. Mit einem Exportrückgang rechnen die Textilwirtschaft, die Drucker sowie die Metallerzeuger und -bearbeiter. (Ende)
Ifo-Exporterwartungen steigen im März deutlich
Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im März merklich aufgehellt. Die Ifo-Exporterwartungen stiegen auf minus 1,4 (Februar: minus 7,0) Punkte, wie das Ifo-Institut mitteilte. „Der Welthandel dürfte in den kommenden Monaten anziehen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Die deutsche Exportwirtschaft hofft davon zu profitieren.“ Deutlich mehr Branchen als im Vormonat erwarten demnach Zuwächse bei den Exporten. Insbesondere die Nahrungsmittelproduzenten und die Getränkehersteller gehen davon aus, dass ihre Exportumsätze steigen. Auch im Automobilsektor hat sich die Stimmung ins Positive gedreht.
Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe sinkt im Januar
Der Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe ist im Januar deutlich gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, ging er gegenüber dem Vormonat preis-, saison- und kalenderbereinigt um 7,4 Prozent zurück. Auf Jahressicht ergab sich ein preis- und kalenderbereinigter Anstieg von 1,3 Prozent. Im Tiefbau sank der Auftragseingang auf Monatssicht um 2,1 Prozent und im Hochbau um 12,0 Prozent. Der preisbereinigte Umsatz um Bauhauptgewerbe lag im Januar um 5,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Zahl der Beschäftigten sank um 0,2 Prozent.
ZDB beklagt düstere Aussichten für den Wohnungsmarkt
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) beklagt angesichts des Einbruchs von Aufträgen im Wohnungsbau düstere Aussichten für die Baubranche. „Für den Wohnungsbaumarkt beginnt das neue Jahr fatalerweise, wie das alte endete“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB mit Blick auf den Einbruch bei den Aufträgen im Wohnungsbau im Januar von real 17,5 Prozent. „In der anhaltenden Abwärtsspirale am Markt wird es für die Wohnungsbauunternehmen immer schwieriger, die in den Vorjahren neu an Bord geholten Mitarbeiter zu beschäftigen“, sagte er.
Wirtschaftsinstitute senken deutsche Konjunkturprognose deutlich – Bericht
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute korrigieren ihre neue gemeinsame Konjunkturprognose einem Bericht des Handelsblatts zufolge deutlich nach unten. Für 2024 erwarten sie nur noch ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts von 0,1 Prozent, wie die Zeitung mit Verweis auf Regierungskreise berichtet. Für 2025 erwarten die Institute demnach ein stärkeres Wachstum von 1,4 Prozent. Bei ihrer vergangenen Konjunkturprognose im Herbst hatten die Institute noch mit Wachstumsraten von 1,3 Prozent für dieses und 1,5 Prozent für kommendes Jahr gerechnet.
KfW: Deutscher Kreditmarkt hat Tiefpunkt hinter sich
Das von KfW Research berechnete Kreditneugeschäft deutscher Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen hat seinen Tiefpunkt durchschritten. Wie der aktuelle KfW-Kreditmarktausblick zeigt, verlangsamte sich der Rückgang des Neugeschäfts im vierten Quartal 2023 auf minus 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nachdem er im dritten Quartal bei minus 15,7 Prozent gelegen hatte. Für das laufende erste Quartal 2024 erwartet KfW Research eine weitere, deutliche Verlangsamung des Rückgangs auf 3 Prozent und für den Jahresverlauf eine Belebung.
ÖSTERREICH – WAHLUMFRAGEN
Keine Toleranz gegenüber Intoleranten: Österreicher demonstrieren gegen die FPÖ
In den Meinungsumfragen liegt die rechtspopulistische FPÖ deutlich vorn. Das treibt viele Österreicher auf sie Straße.
Tausende Menschen demonstrieren in Österreich regelmäßig gegen die FPÖ. In den Umfragen rangiert die rechte Partei seit einem Jahr auf Platz eins. Nun stehen Europawahl und Nationalratswahl an – Österreich wird wohl umgekrempelt.
„Das ist die Partei, die am meisten hetzt, die unsere Demokratie aushöhlt“, meint eine Demonstrantin, eine andere stellt stolz fest: „Wir sind ja die Omas gegen rechts.“
„Wir müssen einfach zusammen an einer Lösung arbeiten und nicht sagen: Remigration und Ausländer raus“, findet ein Demonstrant.
Von vielen geächtet, von genauso vielen gewählt. Die FPÖ kritisiert die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die zuletzt eskalierende Gewalt auf den Straßen Wiens – und bietet eine Proteststimme gegen die Regierung.
Durch die schwache Wirtschaftslage laufen der EU-skeptischen Freiheitlichen Partei regelrecht die Wähler zu. Europa muss sich auf ein abgeschottetes Österreich gefasst machen, das sich eher an Ungarn orientiert.
„Die FPÖ ist viel weniger enthusiastisch was den Ukraine-Krieg angeht und auch viel positiver über Orban zu sprechen. Das heißt das wäre auch eine Umorientierung im internationalen Bereich, wobei auch da sehr stark es davon abhängt, was die Partnerparteien der FPÖ zulassen,“ glaubt der Professor für Staatswissenschaft an der Uni Wien Markus Wagner.
Laut Umfragen gewinnt die FPÖ sowohl die Europawahl im Juni als auch die Nationalratswahl im Herbst. Österreichs zukünftiger Kanzler wird wohl kein einfacher Partner für Brüssel. Johannes Pleschberger, Euronews, Wien.
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Volkshilfe: „Die Reichsten müssen ihren Beitrag leisten“ – Fenninger unterstützt Daten-Initiative des Sozialministers
Wien (OTS) – Ich unterstützte die Initiative des Sozialministers nach mehr Datenqualität zu Vermögen und Vermögenssteuern in Österreich“, erklärt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich. Denn diese Daten seien die Grundlage dafür, dass die Reichsten über vermögensbezogene Steuern ihren gerechten Beitrag zum Funktionieren unserer Gesellschaft leisten“. Nur in unregelmäßigen Abständen erhebe die Oesterreichischen Nationalbank Daten zu Vermögen in Österreich. Doch das Problem ist: die Spitze der Vermögensverteilung wird nicht oder nur lückenhaft erfasst. „Im Household Finance and Consumption Survey (HFCS), der europaweiten Ermittlung von Vermögenswerten, werden Haushalte stichprobenartig zu ihrer Vermögenssituation befragt. Doch die österreichischen Miliardärs-Familien machen vielfach ihre Villen-Tür nicht auf für die Befragenden.“
Österreich ist Schlusslicht bei vermögensbezogenen Steuern
Vermögensbezogene Steuern machen nur 1,4% des Steuer- und Abgabenaufkommens. Damit bilden wir mit wenigen anderen Staaten das traurige Schlusslicht im OECD-Vergleich. Während die einen im Überreichtum schwelgen, leben mehr als 350.000 in Armut oder Ausgrenzung. Mit den Einnahmen einer progressiven Vermögenssteuer für die Reichen können wir vielen Krisen unserer Zeit begegnen, zum Teil zieht das Nicht-handeln hohe Folgekosten nach sich. „Der Skandal der Kinderarmut kostet uns als Gesellschaft 17,2 Mrd. Euro, wie die OECD schätzt. Kinderarmut mit der Einführung einer Kindergrundsicherung erst gar nicht entstehen zu lassen wäre deutlich günstiger.“
Zustimmung zu Vermögenssteuer
Die Volkshilfe tritt seit langem für Millionärssteuern ein. Beim letzten Volkshilfe Sozialbarometer im Jahr 2023 hat die Frage nach Einführung vermögensbezogener Steuern eine Zustimmung von 73% ergeben. Die Politik ist zögerlich, aber die Menschen in Österreich sehen es als eine Frage der Fairness, hohe Vermögen stärker zu besteuern. Denn ohne diese Besteuerung bleibt es bei einer extremen Konzentration von Reichtum in den Händen ganz weniger. Das ist auch eine Gefahr für die Demokratie, denn damit lässt sich auch Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.
Fenninger abschließend: „Langfristig besteht die Gefährdung des sozialen Friedens, wenn einige wenige den Großteil des Vermögens besitzen, während für viele Menschen, nicht zuletzt aufgrund der Krisen der letzten Jahre, das Leben zunehmend nicht mehr oder nur schwer leistbar ist. Daher unterstütze ich die Initiative von Sozialminister Rauch, denn die genaue Erfassung von großen Vermögen schafft Transparenz und trägt damit zu einem fairen Diskurs über die Verteilung von Vermögen bei.“
Rückfragen & Kontakt:
Volkshilfe Österreich
Erwin Berger, MAS
Leiter Kommunikation Volkshilfe Österreich
+43 676 83 402 215
erwin.berger@volkshilfe.at
MEDIZIN
ECDC: Anstieg der Tuberkulosetodesfälle nach der Pandemie
Kopenhagen und Berlin – In den 3 Jahren der Pandemie von 2020 bis 2022 kam es in Europa und zu fast 7.000 zusätzlichen Todesfällen an einer Tuberkulose. Dies teilt das Europabüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März mit.
Auch in Deutschland ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Zahl der Erkrankungen gestiegen, Todesfälle sind in Deutschland allerdings selten geblieben. Deutschland gehört bei zuletzt 4.481 gemeldeten Neudiagnosen im Jahr 2022 und einer Häufigkeit von 5,3 Fällen auf 100.000 Einwohnern bei der Tuberkulose zu den Niedriginzidenzländern.
In vielen osteuropäischen Ländern ist die Tuberkulose wesentlich häufiger. Innerhalb der EU/EEA ist die Inzidenz in Rumänien mit 48,7/100.000 am höchsten gefolgt von Litauen mit 26,3/100.000 und Lettland mit 17/100.000. In der gesamten EU/EAA liegt der Durchschnitt bei 8,0/100.000.
In der WHO-Region Europa, ist die Inzidenz mit 25/100.000 deutlich höher. Dies liegt an den sehr hohen Erkrankungszahlen in Russland (52,2/100.000) aber auch der Ukraine (49,3/100.000) sowie in den zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken wie Turkmenistan, Tadschikistan oder Usbekistan mit Inzidenzen von jeweils über 40/100.000.
In Deutschland sterben nur wenige Menschen an einer Tuberkulose. Im Jahr 2022 waren es dem Robert-Koch-Institut zufolge nur 116 Patienten. In der gesamten WHO-Region Europa sind laut dem Report dagegen 2022 etwa 18.000 Menschen an einer Tuberkulose gestorben. Im Jahr zuvor waren es allerdings nur 77 Fälle gewesen. Der Anstieg dürfte mit der Migration aus der Ukraine zusammenhängen.
Ein Grund für die hohe Zahl der Todesfälle dürfte die Verbreitung von multiresistenten Mykobakterien (MDR-TB) im Osten sein. Eine MDR-TB mit einer verminderten Empfindlichkeit auf Isoniazid plus Rifampicin lag in Litauen bei 16,7 % und in Estland bei 25,0 % der Patienten vor. In der Ukraine lag der Anteil bei 20,9 %.
Eine MDR-TB verlängert die Therapiedauer, ist aber bei einer konsequenten Behandlung heilbar. Schwieriger wird dies bei einer prä-XDR-TB mit einer zusätzlichen Resistenz gegen mindestens ein Fluorchinolon (Moxifloxacin, Levofloxacin).
Diese ist in Deutschland 2022 nur bei 33 Patienten nachgewiesen worden. Eine XDR-TB, bei der auch noch eine Resistenz gegen Bedaquilin oder Linezolid vorliegt, ist in Deutschland weiterhin die Ausnahme mit 4 dokumentierten Fällen im Jahr 2022.
Angesichts der insgesamt guten Behandlungschancen ist die hohe Zahl der Todesfälle für den Regionaldirektor der WHO/Europa in Kopenhagen Hans Henri Kluge „herzzerreißend“. Den Anstieg führt der Mediziner vor allem auf die Unterbrechungen der Behandlung während der COVID-19-Epidemie zurück.
Im Jahr 2022 meldeten 38 von 53 WHO/Europa-Mitgliedstaaten einen Anstieg der Tuberkuloseerkrankungen. Die Gesamtzahl erreichte mehr als 170.000 Fälle (von über 166.000 Fällen im Jahr 2021), von denen über 36.000 Fälle in der EU/EEA gemeldet wurden (von mehr als 33.500 im Jahr 2021).
Allerdings waren europaweit nur etwa 60 % der Tuberkulosebehandlungen im ersten Versuch erfolgreich. In EU/EAA waren es nur etwa 70 %. Dies sind die niedrigsten Raten seit einem Jahrzehnt, was auf mögliche Probleme bei der Compliance und wahrscheinliche Lücken bei der Überwachung der Behandlungsergebnisse hinweist.
Bei richtiger Planung und Durchführung sollte die Tuberkulosebehandlung bei etwa 90 % der Patienten erfolgreich sein – was allerdings voraussetzt, dass die Stämme auf Rifampicin und Isoniazid ansprechen.
Schwierig ist weiterhin die Behandlung von Patienten, die mit HIV koinfiziert sind. Nur 48 % der Patienten mit Tuberkulose und HIV in Europa und 54 % in der EU/EEA, die 2021 mit der Tuberkulosebehandlung begonnen hatten, konnten geheilt werden. © rme/aerzteblatt.de
Jährlich 5.000 Tote durch Krankenhauskeime in Österreich
Mit steigenden Außentemperaturen ist vor geplanten Operationen spezielle Körperhygiene besonders wichtig. In Österreich sterben jährlich rund 5.000 Patienten an den Folgen von Krankenhausinfektionen. Die häufigsten davon sind postoperative Wundinfektionen, wobei das Risiko pro Grad Celsius Außentemperatur um ein Prozent steigt, hieß es am Montag in einer Aussendung. Bis zu 50 Prozent wären laut Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH) durch Hygienemaßnahmen zu verhindern.
An heißen Sommertagen mit 30 Grad ist das Risiko einer Wundinfektion nach einer Operation statistisch gesehen um circa 30 Prozent höher, als bei einem gleichen Eingriff, der in einer kühlen Jahreszeit durchgeführt wird, wurde in der Aussendung des Medizinprodukteherstellers Schülke & Mayr GmbH betont. Gleichzeitig schränken Antibiotika-Resistenzentwicklungen zunehmend die Therapiemöglichkeiten ein, so die Warnung.
„Da die Hygienestandards in den österreichischen Krankenhäusern prinzipiell als hoch einzustufen sind und die patienteneigene Hautflora als häufige Ursache für postoperative Infektionen erkannt wurde, setzt man nun zusätzlich direkt bei den Patientinnen und Patienten an“, erläuterte Christoph Klaus, Genetiker und Infektionspräventionsexperte bei Schülke & Mayr. „Eine wesentliche Maßnahme mit hoher wissenschaftlicher Evidenz ist die Patientendekontamination: eine Kombination von antiseptischer Ganzkörperwaschung und Nasenbehandlung, die vor der Operation zu Hause durchgeführt wird.“ Die Anwendung sollte mit Produkten auf Octenidin-Basis bis zu fünf Tage vor dem geplanten Eingriff beginnen.
„Auf jedem Quadratzentimeter Haut sind bis zu zehn Millionen Bakterien angesiedelt. Diese nehmen prinzipiell wichtige Schutzfunktionen wahr. Bei einer Operation können sie aber in das Wundgebiet eindringen und möglicherweise Infektionen und damit verbunden Folgeoperationen, Schmerzen, Behinderungen oder Arbeitsunfähigkeit auslösen und schlimmstenfalls bis hin zum Tod führen“, berichtete Universitätsprofessor Albert Tuchmann, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie (OEGCH).
EU-weit erkranken jährlich rund vier Millionen Patientinnen und Patienten an Krankenhausinfektionen, etwa 37.000 Menschen versterben daran. Auf etwa sieben Milliarden Euro schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Kosten, die Europa jedes Jahr allein aufgrund solcher Infektionen stemmen muss.
Kernfaktor für schwere Covid-19-Verläufe identifiziert
Seit Anfang des Jahres 2020 sucht die medizinische Forschung nach jenen Faktoren, welche die Schwere und die Mortalität einer Covid-19-Erkrankung bestimmen. Jetzt hat ein internationales Wissenschafterteam mit Beteiligung aus Wien im Immunbotenstoff Fas-Ligand einen Kernpunkt für schwere Krankheitsverläufe und Lungenschäden identifiziert. FasL auf Immunzellen treibt Zellen der Lunge in den Selbstmord.
„Die dysregulierte Immunantwort und die Entzündungsmechanismen, die zu schweren Covid-19-Krankheitsverläufen führen, werden noch immer nicht komplett verstanden. Vor kurzem haben wir fehlgeleiteten, durch Liganden (Bindungsproteine von Rezeptoren; Anm.) verursachten Zelltod als Ursache für letal endende Entzündungen identifiziert. Wir haben die Hypothese aufgestellt, dass dieser Prozess auch die krankhafte Entzündung und das Lungenversagen nach einer SARS-CoV-2-Infektion verursachen oder dazu beitragen könnte“, schrieben jetzt Marie-Christine Albert (Universität Köln) und ihre Co-Autoren, unter ihnen Roman Reindl-Schwaighofer von der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Wien (MedUni/AKH), in „Cell Death & Differentiation“ (https://doi.org/10.1038/s41418-024-01278-6 ).
Zunächst einmal entwickelten die Wissenschafter ein neues Tiermodell (MA20) mit Mäusen, an dem die wichtigen Krankheitsabläufe von Covid-19 nachverfolgt werden konnten. Dazu verwendeten die Experten einen SARS-Cov-2-Virusstamm mit einer Mutation, welche eine stärkere Affinität der Erreger an die ACE2-Rezeptoren von Mäusen bewirkte. ACE2-Rezeptoren sind der Eintrittsort für SARS-CoV-2 in Zellen. In Serienexperimenten mit 20 Infektionen von jeweils immer neuen Tieren wurde ein Virus gezüchtet, das bei den Tieren schwere bis tödliche Krankheitsverläufe verursachte.
Therapeutische Blockade von FasL als Schlüssel
Schließlich wurden junge und alte Mäuse eines bekannten Laborstammes infiziert. „Gleichzeitig mit dem Auftreten von Zelltod und Entzündung erhöhte sich die Expression von FasL (Fas-Liganden) auf monozytischen Makrophagen und NK-Zellen („Fresszellen“ und sogenannte Natural Killer Zellen; Anm.) bei den mit MA20 infizierten Mäusen“, schrieben die Wissenschafter. Bei FasL handelt es sich quasi um einen Immunbotenstoff. Bindet FasL an Zellen mit dem entsprechenden Rezeptor (Fas), bedeutet das ein Signal, das den programmierten Zelltod (Apoptose), eine Art Selbstmord der Zellen, auslöst. Normalerweise dient dieser Mechanismus dazu, bei Säugetieren und auch beim Menschen nicht benötigte, womöglich schädliche Zellen zu beseitigen. Bei Krebszellen funktioniert das allerdings zumeist nicht.
Die Wissenschafter kehrten die Angelegenheit um. Sie blockierten bei mit SARS-CoV-2 infizierten Mäusen FasL. Das Ergebnis: Diese Behandlung erhöhte die Lebensrate der Tiere dramatisch, bei älteren Mäusen zum Beispiel von 40 auf 90 Prozent. „Die therapeutische Blockade von FasL verringert den Zelltod und die Entzündung in den Lungen von mit MA20 infizierten Mäusen“, stellten die Wissenschafter fest. Offenbar sind Immunzellen mit einer besonders starken Produktion von Fas-Liganden für die oft tödlichen Lungenkomplikationen – hervorgerufen durch schwere Gewebeschäden infolge von Zelltod – im Rahmen von Covid-19-Erkrankungen verantwortlich.
Der Clou, so die Autoren der Studie: „FasL ist auch verstärkt vorhanden in Lungen-Lavage-Flüssigkeit (Flüssigkeit aus Entnahmen zu Diagnosezwecken; Anm.) von Covid-19-Patienten in einem kritischen Krankheitsstadium. Insgesamt identifizieren die Forschungsresultate FasL als bestimmenden Faktor (bei den Betroffenen; Anm.) der krankmachenden Immunantwort, welche die Schwere und die Letalität von Covid-19 verursacht. Das impliziert, dass Patienten mit einer schweren Covid-19-Erkrankung von einer Blockade von FasL als Behandlung profitieren könnten.“
Leukämie: Neue Stammzellen bei Älteren gut – Medizinischer Fortschritt der vergangenen 20 Jahre zeigt sich in deutlich reduzierter Mortalität
Beirut (pte022/22.03.2024/11:30) – Bei Patienten über 65 Jahren, die zwischen 2000 und 2021 eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (allo-HCT) zur Behandlung einer akuten myeloischen Leukämie (AML) erhielten, haben sich die von Leukämie freie Zeit und das allgemeine Überleben deutlich verbessert. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung von Ali Bazarbachi von der American University of Beirut. Die medizinischen Fortschritte der vergangenen 20 Jahre hätten allo-HCT zur sicheren und auch bei älteren Patienten beliebteren Behandlungsoption werden lassen.
Umfassende Datenlage analysiert
Laut Bazarbachi liegt das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose bei 68 Jahren. Es ist jedoch nur wenig über die weltweiten Auswirkungen dieser Veränderungen und die prädiktiven Faktoren für die Ergebnisse nach einer Transplantation bekannt. Die verfügbaren Daten dazu stammen von retrospektiven und prospektiven Studien und sind zudem nicht einheitlich. Für die aktuelle Studie haben die Forscher einen Datensatz der „European Society for Blood and Marrow Transplantation“ analysiert. Dabei handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, die aus mehr als 600 Transplantationszentren besteht, die die entsprechenden Eingriffe und die Follow-up-Daten an ein zentrales Register melden.
Der untersuchte Datensatz bestand aus 7.215 Patienten, die zwischen 2000 und 2021 ihre erste allo-HCT mit 65 Jahren oder älter erhielten. Zum Zeitpunkt der Transplantation befanden sich 64 Prozent der Teilnehmer in ihrer ersten vollständigen AML-Remission. Bei 14 Prozent der Patienten handelte es sich um die zweite vollständige Remission und 22 Prozent verfügten über eine aktive Erkrankung. Die Forscher beurteilten die Ergebnisse in den drei Jahren, die direkt auf die Behandlung erfolgten. Die Wissenschaftler stellten wurden die Ergebnisse der 728 Patienten, die zwischen 2000 und 2009 behandelt wurden, und die der 1.775 Patienten, die zwischen 2014 und 2014 entsprechend medizinisch versorgt wurden sowie jene der 4.712 Patienten gegenüber, die ihre Behandlung zwischen 2015 und 2021 erhalten hatten.
Gesamtüberleben bei 49 Prozent
Die Ergebnisse zeigen, dass in diesen drei Zeiträumen das Auftreten von Rückfällen mit Werten von 37 Prozent auf 31 Prozent und schließlich auf 30 Prozent deutlich abnahm. Die Sterblichkeit aufgrund anderer Ursachen lag zwischen 2000 und 2014 bei 31 Prozent und verringerte sich zwischen 2015 und 2021 auf 27 Prozent.
Auch das Überleben frei von Leukämie und das gesamte Überleben verbesserten sich im Laufe der Zeit ständig. Die Zeiten ohne Erkrankung stiegen von 32 Prozent auf 38 Prozent und erreichten schließlich 44 Prozent.
Das Gesamtüberleben erhöhte sich von 37 Prozent auf 42 Prozent und dann 49 Prozent.
Auch das Auftreten der Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion (GvHD) wurde untersucht. Dabei erkennen die Spenderzellen den Körper des Patienten als fremd und greifen das gesundes Gewebe an.
Das Auftreten einer chronischen GvHD verringerte sich ebenfalls von 35 Prozent zwischen 2000 und 2014 auf 31 Prozent zwischen 2015 und 2021.
Das Überleben ohne GvHD und Rückfall erhöhte sich zusätzlich von 22 Prozent auf 29 Prozent und 34 Prozent.
Die Verbesserungen bei allen Ergebnissen, abgesehen von der nicht mit einem Rückfall in Verbindung stehenden Mortalität, konnte unabhängig davon festgestellt werden, wo sich im Krankheitsverlauf die Patienten zum Zeitpunkt der Transplantation gerade befanden. Bei Patienten mit einer aktiven Erkrankung waren die Unterschiede jedoch erst zwischen 2015 und 2021 von Bedeutung. Details sind in „Clinical Cancer Research“ nachzulesen. (Ende)
Schlaganfallrisiko anhand von Tränenflüssigkeit, Mitochondrien und KI-basierte Daten bestimmbar – 20.3.2024
Bonn – Ein europäischer Forschungsverbund schlägt einen holistischen Ansatz zur Bestimmung des individuellen Schlaganfallrisikos vor. Dieser Ansatz basiert auf leicht verfügbare Flüssigbiopsien mit Tränenflüssigkeit zur Abschätzung der mitochondrialen Gesundheit sowie zahlreichen weiteren Parametern, die per künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet werden.
Laut Studienautoren könnten so anfällige Bevölkerungsgruppen leicht ausfindig gemacht und mit gezielten Vorsorgemaßnahmen besser geschützt werden (EPMA Journal 2024; DOI: 10.1007/s13167-024-00356-6 ).
Die sozioökonomische Krankheitslast von Schlaganfällen nimmt weltweit aufgrund steigender Inzidenz und den daraus resultierenden Folgebeschwerden (Behinderungen) zu. Die geschätzte globale wirtschaftliche Belastung durch Schlaganfälle beläuft sich derzeit auf über 891 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
„Alarmierend sind vor allem die Zahlen bei den jüngeren Menschen unter 50. Hier hat sich die Zahl innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Hinzu kommen außerdem die unentdeckten Fälle. Schätzungen besagen, dass der Anteil in der Bevölkerung etwa 14-Mal größer ist als der Anteil der diagnostizierten Fälle, auf die reaktive medizinische Maßnahmen angewendet werden“, erläuterte Olga Golubnitschaja, Leiterin der Forschungsgruppe für 3P (prädiktive, präventive und personalisierte) Medizin des Universitätsklinikums Bonn (UKB).
Daher wären effektive Werkzeuge zur Risikoabschätzung extrem wertvoll, um den Aspekt der Prävention von Schlaganfällen zu stärken. Vor diesem Hintergrund entwickelte Erstautorin Golubnitschaja innerhalb ihrer Arbeitsgruppe und in Zusammenarbeit mit dem EPMA (European Association for Predictive, Preventive und Personalsed Medicine) einen praktikablen, nicht-invasiven, schmerzfreien Ansatz.
Dieser basiert auf der Gesundheitsrisikobewertung mittels einer KI-gestützten Dateninterpretation sowie der Analyse von Tränenflüssigkeit mit Mitochondrienstatus als lebenswichtigen Biosensor.
„Wenn etwas nicht in Ordnung ist, melden sich die Mitochondrien durch Mitophagie und signalisieren an alle Systeme, dass wir ein gesundheitliches Problem haben. Diese Signale sind objektiv anhand von Flüssigbiopsien messbar“, erläuterte Golubnitschaja. Ergänzend zum individuellen Mitochondrienstatus, wertet ein bestimmter Algorithmus eine Reihe von zusätzlichen Parametern, wie familiäre Veranlagungen, Lebensgewohnheiten oder auch Schlaf- und Ernährungsverhalten aus.
Laut Golubnitschaja könne die Umsetzung der 3PM-Innovation erhebliche menschliche als auch finanzielle Ressourcen einsparen. Die extreme wirtschaftliche Belastung von weltweit etwa 891 Milliarden US-Dollar pro Jahr könne durch prädiktive Medizin stark reduziert werden. Die Forschenden möchten mit ihrer Arbeit einen Paradigmenwechsel von reaktiver Medizin hin zu mehr Prävention von Schlaganfällen einleiten.
„Die Entwicklung von einer Prädisposition zum klinisch nachgewiesenen Schlaganfall oder auch zum Herzstillstand passiert nicht von heute auf morgen, sondern über Jahre. Daher ist die Zeit für eine gezielte Prävention geräumig und soll zu Gunsten der anfälligen Bevölkerungsgruppen kosteneffektiv genutzt werden. Es gibt verschiedene Risikofaktoren und Parameter, die darauf hinweisen und welche vorab untersucht werden können“, betonte Golubnitschaja. © cw/aerzteblatt.de
UMWELT
Neuseelands Gletscher schmelzen dahin
Dramatische Gletscherschmelze in Neuseeland: Eine neue Untersuchung hat ergeben, dass die Eisgiganten des Pazifikstaates wegen der Auswirkungen des Klimawandels immer weiter schrumpfen, während die Schneegrenze steigt. Dies teilte das Nationale Institut für Wasser- und Atmosphärenforschung (Niwa) am Montag mit.
„In den letzten Jahren haben wir beobachtet, dass sich dieser Anstieg beschleunigt, so dass wir einen anhaltenden Trend des Gletschereisverlusts erleben“, sagte Niwa-Programmleiter Andrew Lorrey. Die atemberaubende Landschaft Neuseelands sei dabei, sich grundlegend zu verändern.
Experten des Instituts fliegen seit den 1970er Jahren immer am Ende des Sommers über die Bergketten des Landes, um eine Schneegrenzenmessung durchzuführen und den Zustand der Gletscher zu überprüfen. „Wir sind zu den südlichsten Gletschern geflogen, die wir seit 2018 nicht mehr besucht haben“, sagte Lorrey. Schon damals seien diese „unglaublich klein und praktisch tot“ gewesen. Jetzt habe sich die Lage noch verschlimmert. Einer der Gletscher sei nur noch zwei Drittel so groß wie bei der letzten Sichtung. Die Gletscher wirkten „zertrümmert und zerstört“.
Im vergangenen Jahrzehnt habe Neuseeland sieben der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt, hieß es. 2023 sei das zweitwärmste Jahr überhaupt gewesen. „Selbst wenn es ein paar kühlere Jahre gäbe, würden diese nicht ausreichen, um den bereits angerichteten Schaden wiedergutzumachen“, erklärte Lorrey.
Gletscher seien ein wichtiger Teil der Umwelt, Wirtschaft und Kultur Neuseelands. Sie seien auch eine wichtige Schmelzwasserquelle, die Seen, Flüsse und Ozeane mit Nährstoffen versorge. „Neuseeland ist einer der wenigen Orte in den mittleren Breiten, wo Menschen in der Nähe von Gletschern leben und diese leicht gesehen und besucht werden können“, sagte Lorrey. Mittlerweile müssten Tourismusunternehmen aber immer weiter in die Berge vordringen, um sie überhaupt noch zu erreichen. Der Wissenschafter betonte, er befürchte, dass die nächste Generation die Gletscher Neuseelands nicht mehr erleben werde.
Niederschlagsmangel bewirkt Pegeltiefstände – Schweizer Wissenschaftler haben 70 Flusseinzugsgebiete in Mitteleuropa exakt untersucht
Birmensdorf (pte016/25.03.2024/11:30) – In jedem dritten Fall folgen auf eine atmosphärische Trockenheit tiefe Pegelstände. Noch seltener hat die Trockenheit negative Auswirkungen auf das Grundwasser. Zu dem Ergebnis kommen Forscher der Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in ihrer aktuellen Untersuchung.
Klimawandel als Grundproblem
Mit dem Klimawandel treten extreme Wetterereignisse wie längere trockene Perioden immer häufiger auf. Dies kann negative Auswirkungen auf das Wassermanagement haben, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Leidet eine große Fläche unter Trockenheit, wird es schwierig, Wasser für die Bewässerung von einem Gebiet zum anderen zu transportieren.
Deshalb wollten die Experten verstehen, wie sich Trockenheit großflächig und gleichzeitig auf Flusspegel und Grundwasserspiegel auswirkt. Die aktuelle Studie untersucht daher, wie wahrscheinlich es ist, dass verschiedene Gebiete gleichzeitig von Trockenheit betroffen sind. Als Grundlage dienten den Wissenschaftlern Daten aus 70 Flusseinzugsgebieten in Mitteleuropa.
In 40 Prozent negative Folgen
„30 Prozent der Niederschlagsdefizite führen zu tiefen Pegelständen, was in 40 Prozent negative Auswirkungen auf das Grundwasser hat“, sagt Studienautorin Manuela Brunner. Während die Autoren zeigen, dass ein Abflussdefizit weiträumiger ist als das verursachende Niederschlagsdefizit, nimmt die räumliche Ausdehnung des Grundwasserdefizits im Vergleich zur Verbreitung des Abflussdefizits wiederum ab.
Poröses Material lässt das Wasser besser und schneller versickern als zum Beispiel lehmiger Boden, heißt es in der Studie. Deshalb komme es je nach Gebiet zu Verzögerungen bei der Ausbreitung des Defizits. Auch könne die Grundwasserleiter viel Wasser speichern. Trockenheit wirkt sich laut den Fachleuten je nach Gebiet nicht oder nur sehr verzögert auf den Grundwasserspiegel aus.
Für die Bewässerung ist das eine gute Nachricht. Selbst wenn die Flüsse ausgetrocknet sind, können benachbarte Grundwasserspeicher noch teilweise gefüllt sein, heißt es abschließend. „Die Vielzahl der Einflussfaktoren erschwert es, genau vorherzusagen, ob eine längere Trockenperiode zu ausgetrockneten Flüssen oder einem Grundwassermangel führt“, so Brunner abschließend. (Ende)
Invasive Pflanzen sind oft eine Zeitbombe – Eingeschleppte Arten können laut University of California Davis jahrzehntelang ruhen
Davis (pte004/25.03.2024/06:10) – Pflanzen, die aus entfernten Regionen der Erde eingeschleppt und zur Bedrohung für die heimische Flora werden können, verbergen sich oft jahrzehntelang, ehe sie ihren Eroberungsfeldzug beginnen. Die Forscher der University of California Davis haben über 5.700 invasive Pflanzen in neun Regionen rund um den Globus überprüft.
Spitzwegerich lange unentdeckt
Es handelt sich um die umfassendste Analyse von Pflanzeninvasionen, die bisher durchgeführt wurde, sagt Mohsen Mesgaran, Assistenzprofessor am Institut für Pflanzenwissenschaften. „Je länger eine invasive Pflanze ruht, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir sie ignorieren und übersehen. Das trägt dazu bei, dass sie schließlich zu einer ernsthaften Bedrohung werden. Sie sind wie invasive Zeitbomben“, sagt Mesgaran.
So blieb das mittlerweile weitverbreitete Rasenunkraut Plantago lanceolata, auch bekannt als Spitzwegerich, in den USA jahrzehntelang unentdeckt. Die Samtpappel oder Lindenblättrige Schönmalve kann 50 Jahre ruhen, ehe sie zur Plage wird. Sie bedroht Mais, Soja und andere Nutzpflanzen, weil sie ihnen Wasser und Nährstoffe gewissermaßen vor der Nase wegschnappt.
Pflanzen bewusst eingeschleppt
Gebietsfremde Arten werden im Allgemeinen auf zwei Arten eingeschleppt: durch Zufall oder durch absichtliche Einfuhr zu medizinischen, ornamentalen, landwirtschaftlichen und anderen Zwecken.
In Kalifornien wurden etwa 65 Prozent der invasiven Pflanzen wissentlich eingeführt. Mit der weiteren Zunahme von Handel, Verkehr und Tourismus werden wir noch mehr Probleme bekommen“, fürchtet Mesgaran.
Die Forscher haben eine Liste invasiver Pflanzen in Australien, Großbritannien, Irland, Japan, Neuseeland, Madagaskar, Südafrika, Japan und den USA erstellt und korrelierten sie mit den Orten, an denen sie auftraten – inklusive der dortigen klimatischen Bedingungen. Bei einigen der Arten, die in verschiedene Regionen eingedrungen waren, variierten die Ruhephasen je nach Standort.
Fast immer waren die eingeschleppten Arten abhängig von den Veränderungen der klimatischen Bedingungen. Die Pflanzen warteten gewissermaßen darauf, dass sich die Bedingungen so änderten, dass sie munter draufloswachsen konnten. „Die Zeit davor ist gewissermaßen die Ruhe vor dem Sturm“, so Mesgaran. (Ende)
INTERNET – IT
Jedes zweite Kind gibt Geld für In-Game-Käufe aus
In-Game-Käufe bei digitalen Spielen verleiten Kinder und Jugendliche zu hohen finanziellen Ausgaben. Besonders problematisch sind sogenannte Lootboxen, die Glücksspielverhalten auslösen beziehungsweise verstärken können.
OÖ. „Die Gewinne der Gaming Industrie dürfen nicht auf Kosten unserer Kinder und Jugendlichen erwirtschaftet werden“, sagt Jugendschutz-Landesrat Michael Lindner (SPÖ). Eine Studie der Universität Graz zeigt, wieviel Geld Jugendliche für In-Game-Käufe für Spiele auf Smartphones, Konsolen oder Computern ausgeben. Nutzer können damit Spielfunktionen freischalten, um bessere Spielerfolge zu erzielen.
Erhebung der Uni Graz unter Schülern im Alter von 10 bis 19 Jahren,
Zahlen zur Geldausgabe für In-Game-Käufe:
Im Durchschnitt investieren spielende Jugendliche etwa 14 Euro monatlich in Spiele. Nur zehn Prozent der Spielenden sind für 73 Prozent der Ausgaben verantwortlich. „Wer Kinder oder Jugendliche im spielfähigen Alter zuhause hat, der weiß, dass In-Game-Käufe weit verbreitet sind. Videospiele sind umsonst verfügbar, erzielen aber über dieses Finanzierungsmodell sehr hohe Umsätze. Es gibt Fälle von Kindern und Jugendlichen, die Geld im vier- bis fünfstelligen Bereich ausgegeben haben“, so Markus Meschik von der Universität Graz.
„Unreguliertes Glücksspiel für Kinder“
Mit manipulativen Mechaniken in diesen Spielen forcieren die Hersteller In-App-Käufe. So wird zum Beispiel mit zeitlich begrenzten Angeboten Druck auf den Spielenden ausgeübt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Jugendliche sehr stark auf den erzeugten Kaufdruck reagieren.
Problematisch seien laut Meschik vor allem „Lootboxen“, also digitale Überraschungspakete. Diese können zwar einen Spielvorteil bringen, garantieren diesen aber nicht. „In diesen Lootboxen gibt es die Möglichkeit seltene ‚Skins‘ zu erwerben und durch den Verkauf über Drittanbieter hohe Gewinne zu erzielen. Man kann ‚Skins‘ auf bestimmten Seiten auch gegen Spielgeld tauschen und dieses für Online-Wetten nutzen. Das heißt, dass man als minderjährige Person unreguliert an Glücksspiel im Internet teilnehmen kann“, erklärt Meschik.
„Bundesregierung muss endlich handeln“
Lindner fordert einen Maßnahmenplan für eine Neuordnung des Glücksspiels. Möglich seien zum Beispiel ein Verbot von Lootboxen als Glücksspiel im Bundesglücksspielgesetz, eine einheitliche Festlegung des Mindestalters für den Erwerb von Guthabenkarten, Möglichkeiten der Fremd- und Selbstsperre bei Spielen oder höhere Hemmschwellen bei In-Game-Käufen mit inkludierten Abkühlphasen. „Die Regierung weiß seit geraumer Zeit über die Problematiken in diesem Bereich Bescheid. Es ist höchste Zeit, die Gefahren für Kinder und Jugendliche zu minimieren und für einen effektiveren Spielerschutz zu sorgen.“
Cookie-Banner nerven immer mehr Web-User – Zwei Drittel der Nutzer wollen sich laut neuer BITKOM-Studie damit überhaupt nicht beschäftigen
Berlin (pte021/25.03.2024/13:59) – Gut drei von vier Internetnutzern sind von Cookie-Bannern und Tracking-Einstellungen zunehmend genervt. Zwei Drittel sagen laut einer neuen Erhebung des Digitalverbands BITKOM sogar, sie möchten sich damit nicht beschäftigen.
Vorgaben nicht gewünscht
Laut der Umfrage nutzt zugleich rund die Hälfte manche Angebote nicht, weil sie zu viele Cookies verwenden, 58 Prozent löschen regelmäßig die Cookies in ihrem Browser.
Einem Drittel sind die Cookie- beziehungsweise Tracking-Einstellungen wichtig, allerdings erklärt ebenfalls rund ein Drittel, die Einstellungen nicht zu verstehen.
„Die gesetzlichen Vorgaben zwingen die Anbieter zu Hinweisen und Einstellmöglichkeiten, die offenbar so von der Mehrheit der Nutzer gar nicht gewünscht sind. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sollten gemeinsam Lösungen entwickeln, damit die Menschen Webseiten schnell, einfach und komfortabel nach ihren Wünschen nutzen können“, so Susanne Dehmel, Mitglied der BITKOM-Geschäftsleitung.
Nur ein Fünftel lehnt alles ab
Aktuell stimmen 24 Prozent der User allen Cookie- beziehungsweise Tracking-Vorgaben zu, weil sie keine Lust haben, sich damit zu beschäftigen. 21 Prozent stimmen grundsätzlich allen zu, weil sie die dadurch verfügbaren Funktionen nutzen möchten. Ein Fünftel lehnt alles ab. Und ein Drittel wählt gezielt aus, welche Cookies beziehungsweise welches Tracking sie gestatten.
Unter diesen Personen werden dabei vor allem sogenannte Funktionalitäts-Cookies zugelassen, die bestimmte Dienste des Online-Angebots ermöglichen, wie etwa Spracheinstellungen: Diesen stimmen 70 Prozent zu. 47 Prozent erlauben Cookies zur technischen Verbesserung des Produkts und zehn Prozent gestatten ausdrücklich Werbe-Cookies, damit personalisierte Werbung angezeigt werden kann. (Ende)
SOZIALE NETZWERKE
Soziale Medien können Versöhnung behindern – Kriegsverbrechen werden laut neuer Untersuchung der University of Exeter seltener zugegeben
Exeter (pte029/22.03.2024/13:30) – Soziale Medien können ein großes Hindernis für die Versöhnung von einstigen Kriegsgegnern sein und auch das Gegenteil bewirken. Das zeigt eine Untersuchung von Sanja Vico von der University of Exeter. Die Angst, von Ausländern stereotypisiert und beurteilt zu werden, oder die Befürchtung, von Landsleuten als „schlechter Botschafter“ angesehen zu werden, könne dazu führen, dass Menschen bei Themen wie Kriegsverbrechen, die von ihrer eigenen ethnischen Gruppe begangen wurden, defensiv und verschlossen reagieren.
Jugoslawienkrieg als Beispiel
Die Studie, die die Einstellung zum Jugoslawienkrieg und insbesondere zur Ermordung von 8.000 Männern und Jungen durch die bosnisch-serbische Armee in Srebrenica untersucht hat, könne wichtige Erkenntnisse für die Arbeit von Menschenrechtsaktivisten liefern, die soziale Medien nutzen, um auf Völkermord und andere Gräueltaten aufmerksam zu machen, so Vico.
„Die Anerkennung der Verantwortung der eigenen Gruppe für Kriegsverbrechen wird oft als entscheidend für die Weiterentwicklung von Gemeinschaften und die Verhinderung ähnlicher Gräueltaten in der Zukunft angesehen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was diese Anerkennung fördert und was sie behindert“, unterstreicht die Kommunikationsexpertin.
Vorsicht bei Social-Web-Posts
„Soziale Medien sind eine der Möglichkeiten, mit denen Menschenrechtsaktivisten gegen die Leugnung von Kriegsverbrechen vorgehen und die öffentliche Unterstützung mobilisieren“, sagt Vico. Diskussionen auf diesen Plattformen könnten dazu beitragen, diejenigen zu erreichen, die nicht unbedingt an Politik oder Fragen der Gerechtigkeit nach Konflikten interessiert sind.
„Aber soziale Medien sind keine neutralen Räume. Die Sichtbarkeit, die soziale Medien ermöglichen, kann Menschen auch davon abhalten, sich an Diskussionen zu beteiligen oder Dinge zuzugeben, die als nationale Schwächen angesehen werden.“ Die Fachfrau hat persönliche und Online-Gespräche im Zusammenhang mit der Initiative #sedamhiljada ausgewertet. Diese startete 2015 auf Twitter, um der Opfen des Völkermords von Srebrenica zu gedenken.
„Ich traf entweder auf völlige Ablehnung oder ein starkes Bedürfnis, die eigene Unterstützung für die Initiative zu rechtfertigen. In beiden Fällen bleibt wenig oder kein Raum für Zwischentöne. Die Interaktionen in den sozialen Medien, insbesondere auf Twitter, waren geprägt von persönlichen Angriffen und Intoleranz. Im Gegensatz dazu zeigten die Teilnehmer der Fokusgruppen ein höheres Maß an Selbstkritik und Selbstreflexion in Bezug auf das Verhalten Serbiens im Krieg und waren eher bereit, Fehlverhalten einzugestehen“, meint Vico. (Ende)
GESCHICHTE – ARCHÄOLOGIE
50 Jahre Terrakotta-Armee: Noch immer verblüffende Funde
Die Bauern hofften bei ihren Grabungen an Wasser zu gelangen, stattdessen stießen sie vor 50 Jahren auf gänzlich Unerwartetes: Die harte, rote Erde enthielt Spitzen alter Bronzepfeile und bröckelige Überreste lebensgroßer Köpfe aus Ton. Der Zufallsfund sollte sich als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts entpuppen: die Terrakotta-Armee, ein Heer aus Ton, errichtet für das Mausoleum von Qin Shi Huang, den ersten Kaiser Chinas.
Am 29. März 1974 wurden nordöstlich der zentralchinesischen Stadt Xi’an am Fuße des Lishan-Gebirges die ersten Hinweise auf die Terrakotta-Krieger gefunden. Xi’an ist eine Stadt mit mehr als 3100-jähriger Geschichte und war die Hauptstadt von 13 Dynastien.
Rund 8.000 Kriegerfiguren wurden gefunden, die als Leibwache den Kaiser auch nach seinem Tod beschützen sollten. Heute ist das Terrakotta-Museum eine der bekanntesten Touristenattraktionen der Volksrepublik. Auch Staatsgäste und Prominente, die nach China reisen, lassen sich einen Stopp im Terrakotta-Museum von Xi’an oft nicht entgehen.
Seit 1987 gehört die letzte Ruhestätte des Kaisers Qin offiziell zum Weltkulturerbe der Unesco. Die Terrakotta-Krieger und -Pferde besäßen „außergewöhnliche technische und künstlerische Qualitäten“, begründeten die Experten ihre Entscheidung. Die Armee sei ein „einzigartiges Zeugnis“ der militärischen Organisation in China zur Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.) und des kurzlebigen Kaiserreichs der Tausend Generationen (221-210 v. Chr.).
Auch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entdeckung faszinieren die Terrakotta-Krieger Archäologen. Längst sind nicht alle Rätsel gelöst. Und mit dem Fortschritt der Technik eröffnen sich auch neue Möglichkeiten der Restaurierung und Konservierung.
„Krankenhaus“ für Terrakotta-Krieger
So gibt es im Museum eine Art „Krankenhaus“ für die Relikte. Dort, so berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua im Oktober, werden die ausgegrabenen Krieger mit Röntgen- und Ultraschallbildern sowie weiteren Verfahren untersucht.
Die Ausgrabungsstätte gliedert sich in drei Hauptbereiche. Grube 1 wurde zuerst gegraben und ist bis heute die bekannteste. Hier befand sich die Hauptinfanterieeinheit der Armee. Grube 3, die Ende der 1980er-Jahre fertig gegraben wurde, enthält die Figuren mehrerer hochrangiger Offiziere in einem kleinen Kommandoposten.
Als entscheidendes Puzzlestück für das Verständnis des Terrakotta-Krieger-Komplexes gilt jedoch Grube 2, auf die sich die Forschung nun konzentriert. Erste Ausgrabungen fanden hier 1994 und nach einer Pause wieder ab 2015 statt.
Wie Grabungsleiter Zhu Sihong im vergangenen Jahr dem chinesischen Online-Portal „Sixth Tone“ berichtete, deuten die Untersuchungen darauf hin, dass hier vor allem die „Spezialeinheiten“ der Armee beheimatet waren: eine gemischte Einheit aus berittenen Truppen, Bogenschützen und Streitwagen. Von den neuen Funden erhofft sich Zhu noch nie dagewesene Einblicke in die Funktionsweise einstiger Armeen.
Und nicht nur die Terrakotta-Krieger selbst, auch der riesige Mausoleumskomplex in Xi’an dürfte noch Generationen von Archäologen beschäftigen.
WIKIPEDIA – Qin Shi Huang Di (chinesisch 秦始皇帝, Pinyin Qín Shǐhuángdì – „Erster erhabener Gottkaiser von Qin“, eigentlich Ying Zheng; * 259 v. Chr. in Handan; † 10. September 210 v. Chr. in Shaqiu) war der Gründer des chinesischen Kaiserreiches (Einigung: 221 v. Chr.) und der chinesischen Qin-Dynastie (221–207 v. Chr.).
Ying Zheng wurde in die Zeit der Streitenden Reiche hineingeboren, als sieben Staaten um die Vorherrschaft in China kämpften.
Sein Heimatland Qin war nicht nur eines der wohlhabendsten, sondern bereits seit 288 v. Chr. auch das größte der chinesischen Reiche. Außerdem besaß es bereits eine Generation vor Yíng die effizienteste innerstaatliche Organisation. Das Qin-Reich war maßgeblich von den Überlegungen des Legalismus geprägt, welcher das Kollektiv über den Einzelnen stellt sowie Belohnung und Bestrafung als Schlüssel zur Wahrung der Macht ansieht. Nach dem frühen Tod seines Vaters bestieg Ying Zheng bereits im Alter von 13 Jahren den Königsthron.
Ab 230 v. Chr. unterwarf er in mehreren Feldzügen alle verfeindeten Staaten und führte somit die Vereinigung Chinas herbei, zu dessen erstem Kaiser er sich unter dem Namen Qin Shihuangdi ernannte. Zusammen mit seinem Kanzler Li Si, der den Legalismus vorbehaltlos befürwortete, baute er einen Beamtenstaat auf, der ihm eine vollständige Kontrolle des Reiches ermöglichte. Die zahlreichen von ihm eingeführten Reformen und Normenregulierungen waren mit Zwangsarbeit und rücksichtsloser Gewaltherrschaft verbunden, die Millionen seiner Untertanen das Leben kosteten. Aus diesem Grunde ist sein Ansehen in der modernen Volksrepublik China nach wie vor äußerst umstritten.
Qin Shihuangdi ist heute auf Grund zahlreicher Verwendungen in Spielfilmen, Romanen, Theaterstücken und ähnlichen einer der in den westlichen Kulturkreisen bekanntesten fernöstlichen Herrscher. Mit dazu beigetragen hat aber auch die Entdeckung der seinem Mausoleum vorgelagerten Terrakottaarmee.
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