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FAZIT DES TAGES
Wenn man einen Menschen richtig beurteilen will, so frage man sich immer: ‚Möchte man ihn zum Vorgesetzten haben?‘ – Kurt Tucholsky (Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Ignaz Wrobel)
Israel-HAMAS-Krieg
* Israel setzt Angriffe im Gaza-Streifen fot
* Weiter mehrere Tunnelsysteme wurden freigelegt
* Großangriff der Huthi-Rebellen im Roten Meer mit 18 Drohnen und drei Raketen, die von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen wurden. Keine Verletzte oder Schäden.
* Ziel der Geschosse der Huthis seien auf Dutzende Handelsschiffen in der Rote-M;eer-Handelstraße
* Hisbollah bestreitet Tod von Kommandeur der Drohneneinheit, nicht aber seinen Tod.Israel übernimmt die Verantwortung.
* Baerbock zu Gesprächen im Libanon erwartet
* Mittwoch: Baerbock zu Gesprächen im Libanon, Robert Habeck in Saudi-Arabien zu Gesprächen u.a. zu Energiefragen. US-Außenminister Blinken setzt seine Nahost-Reise, besuchte bislang Israel, die Türkei, Griechenland, Jordanien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Bis Donnerstag will Blinken nun noch das Westjordanland und Ägypten besuchen.
Ukraine-Krieg
* Nato-Ukraine-Rat berät nach Luftangriffen wegen der schweren russischen Raketenangriffe über Neujahr
* Weitere Angriffe auf Charkiw in der Nacht
* Ukrainisches Militär spricht von schwieriger Lage
* Mittwoch: Nato-Ukraine-Rat tagt, UN-Sicherheitsrat berät humanitäre Lage in der Ukraine.
MARKT-REPORT
* Vorsichtigere Anleger
* EINSCHÄTZUNG: E.ON / BAYER
MARKTUMFELD
- Geldpolitische Schocks durch unerwartete Zinsänderungen wirken sich stärker und schneller auf das verarbeitende Gewerbe aus als auf den Dienstleistungssektor.
- Frust und Risse im Ölkartell Zwingen die US-Fracker die OPEC in die Knie? – Neue
Rolle für Angola, für die Emirate? - Soziales: Erbin will 25 Millionen Euro an Allgemeinheit zurückgeben – COMMENT
- Villeroy de Galhau: EZB dürfte Zinsen 2024 senken
- Portugals Notenbankchef: EZB dürfte Leitzins früher als gedacht senken
USA
- USA: Minus in der Handelsbilanz sinkt überraschend
ASIEN
- Ausfuhren steigen massiv: China dürfte nun größter Auto-Exporteur sein
- Chinas Außenminister: Beziehungen zu den USA im vergangenen Jahr „stabilisiert
- China schließt in Gesprächen mit den USA jeglichen Kompromiss in Taiwan-Frage aus
- China fordert Ende von US-Militärhilfen für Taiwan
- Taiwanischer Präsidentschaftskandidat wirft Peking „Einmischung“ vor
- Nordkoreas Machthaber droht Südkorea im Falle eines Angriffs mit „Vernichtung“
- Japan: Inflation geht weiter zurück – Experten: Wenig Hoffnung auf Zinswende
- Japanische Anleger wenden sich nun verstärkt Europa und Deutschland zu
EUROPA
- Ifo: EU-Exporte nach Russland bei 37 Prozent des Vorkriegsniveaus
- Robuster Arbeitsmarkt: Euroraum-Arbeitslosenquote sinkt im November unerwartet
- Frankreich: Industrie legt überraschend erstmals seit drei Monaten zu
- Frankreich will Bilder von Überwachungskameras mit KI auswerten
- 34-jähriger Attal zu Frankreichs neuem Premierminister ernannt
- Unternehmensinitiative pocht bei Gentechnik auf Kennzeichnungspflicht
DEUTSCHLAND
- Umfrage: FDP rutscht auf 4% ab – Merz bleibt in Kanzler-Frage vorn
- Geschäftsklima im Wohnungsbau fällt auf Allzeittief
- Baupreise für Wohngebäude weiter gestiegen
- Protestwoche geht weiter – wieder mehr Bauern-Aktionen geplant
- Umfrage: Große Mehrheit hat Verständnis für Bauernproteste
- GDL-Chef fordert von Bahn neues Angebot – Knackpunkt Arbeitszeit
- „Notfahrplan“ der Bahn angelaufen
- Die Autoversicherungsbranche wird in den kommenden Jahren Verluste schreiben,
- Die Hoffnung der deutschen Kreditwirtschaft auf Rückführung der Altmittel aus der nationalen Bankenabgabe zerplatzt.
- Deutschland hat in der Energiekrise mehr Staatsbeihilfen für Unternehmen bereitgestellt als alle anderen 26 EU-Länder zusammengenommen.
ÖSTERREICH
- Produktion im November 2023 um 4,4 % gesunken
- Gerichtliche Kriminalstatistik 2021-2022
- Kassenärzte: ÖGK-Huss will mehr Bewerber nehmen
MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG / RAUMFAHRT
- Deutschland: Zahl der Todesfälle sinkt 2023 erstmals seit Pandemie wieder
- Coronapandemie machte auch Paare einsamer
- Studie findet häufig Diagnosefehler bei Todesfällen im Krankenhaus – COMMENT
- App „MindEar“ lässt Tinnitus fast verschwinden – Erste Tests mit 30 Patienten erfolgreich – Gehirn lernt eine andere Wahrnehmung der Symptome
- Angst und Depression begünstigen „Vorglühen“ – Befragung von College-Studenten in den USA – Vorzeitiger Alkoholkonsum birgt große Gefahren
- ROUNDUP/Bemannte Missionen verschoben: Herbe Mond-Rückschläge für die Nasa
UMWELT
- Mikroplastik-Fasern fliegen weit und hoch durch Atmosphäre
- Copernicus: 2023 war heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
- Klimawandel: Temperaturerhöhung 2023 knapp unter 1,5°C-Grenze
- Dürren schaden Wiesen stärker als bisher angenommen
- Weltweite Bilanz: Unwetter verursachten 2023 Rekordschäden
- WIFO-Studie „Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-Handeln und Klimarisiken“ – WIFO-Studie zeigt: Massive Kosten durch Nicht-Handeln beim Klimaschutz – Belastung des Staatsbudgets bereits jetzt 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr
- Wiens Natur profitiert von heurigem Winter
BILDUNG
- Erwachsenenbildungsaktivität in Österreich leicht gesunken
MEDIEN – IT
- Lebenszeichen der Wiener Zeitung
- Bedrohlich klingende Posts sind oft harmlos – App „InterpretMe“ der Forschungsinitiative SAFELab für die Interpretation von Jugendsprache – COMMENT
Viele Unternehmen haben wegen Homeoffice Probleme mit IT-Sicherheit
GESELLSCHAFT – MIGRATION – RELGION
- Forscher: Klimamigration ist „weder Katastrophe noch Allheilmittel“
- Was glaubt Österreich: Religionen und das Recht auf Öffentlichkeit – COMMENT
Viel Stoff – Nutze die Suchfunktion!
FAZIT wurde heute 17:21 Uhr, überarbeitet
HELLMEYER – REPORT
- Märkte: Keine tragende Zuversicht
- Deutschland: LKW-Verkehr mit größtem Einbruch seit Corona 2020
- Weltbank erwartet Jahrzehnt der verpassten Chancen
MÄRKTE
Märkte: Keine tragende Zuversicht – Nikkei auf höchstem Stand seit 02/1990
Die Finanzmärkte konnten die Zuversicht des Vortages nicht fortschreiben. Im Tagesverlauf setzt wieder zunehmende Risikoaversion ein.
Das Datenpotpourri lieferte divergente Signale.
Deutschlands Industrieproduktion als auch der Frühindikator des Lkw-Verkehrs fielen prekär aus und lieferten Steilvorlagen für ein schweres Gemüt (siehe unten). Heute früh wird dieses prekäre Bild durch das Ifo-Barometer des Wohnungsbaus (Historie bis 1991) per Dezember arrondiert. Hier kam es per Dezember zu einem neuen Negativrekord bei -56,8 Punkten.
Die Arbeitsmarktdaten (nachlaufende Indikatoren) der Eurozone (Quote 0,1% geringer) und der Schweiz (Quote 0,1% höher) hatten keinen Markteinfluss.
Die Daten aus den USA setzten dagegen zarte positive Akzente mit einem etwas geringeren
Handelsbilanzdefizit als auch einer gestiegenen Zuversicht bei den kleineren Unternehmen.
Die Aktienmärkte standen weitgehend bei wenigen Ausnahmen unter Druck. So gab der „Late-
DAX“ um 0,60% und der EuroStoxx50 um 0,87% nach. In den USA verlor der S&P 500 0,22%, der
Dow Jones 0,47%, während der US-Citi Tech 100 um 0,21% zulegen konnte.
In Fernost ergibt sich heute früh Stand 08:11 Uhr ein heterogenes Bild. Der Nikkei (Japan) kann
mit einem Anstieg um 2,01% deutlich Boden gewinnen und fällt mit diesem Anstieg markant aus
der Reihe. Hintergrund war angeblich die aktuelle Schwäche des JPY. Der Nikkei markierte damit
den höchsten Indexstand seit Februar 1990! Erinnert sei an die Energiethematik (fossil
Strukturvorteil gegenüber Europa wegen Russlandimporten, Atomkraftwerke)!
Der CSI 300 (China) gibt um 0,47% nach, der Hangseng (Hongkong) verliert 0,90%, der Sensex
(Indien) gibt 0,07% ab, während der Kospi 0,75% sinkt.
An den Rentenmärkte fand der Renditerückgang gestern keine Fortsetzung. Aktuell rentiert die 10-
jährige Bundesanleihe mit 2,18% (Vortag 2,14%). Die 10-jährige US-Staatsanleihe wirft derzeit
4,02% (Vortag 4,02%) ab.
Der USD bewegt sich gegenüber dem EUR weiter in enger Bandbreite. Gleiches gilt für die edlen
Metalle
Berichte & Analysen – Auswahl
Nachrichten in Kurzform:
• Berlin: Laut aktueller Forsa Umfrage kommt die CDU/CSU auf 30%, die AFD auf 22%,
die SPD auf 15%, die Grünen auf 14%, die FDP und Linke auf 4%.
=> ohne FDP …
• Berlin: Der Streik bei der Bahn läuft an – Bauernpräsident kündigt für heute
verstärkte Proteste an.
=> Kritisch
• Berlin: Die Industrieproduktion verzeichnete per November im Monatsvergleich
einen unerwarteten Einbruch um 0,7% (Prognose +0,2%) nach zuvor -0,4%. Es ist
der siebte Rückgang auf Monatsbasis in Folge. Im Jahresvergleich kam es zu
einem Rückgang um 4,87% nach zuvor -3,38%.
=> Prekär
• Nahost: Laut der WHO steht die Gesundheitsversorgung im südlichen Gazastreifen
vor dem Kollaps.
=> Negativ
• Peking: Das Inselreich Malediven wendet sich auf der Investorensuche tendenziell
von Indien ab und China zu. Ab Dienstag weilt der Präsident der Malediven für eine
Woche in Peking, um Investoren zu motivieren und bilaterale Abkommen zu
unterzeichnen.
=> Interessant
• Washington: Vertreter der USA und Chinas beendeten zweitägige Militärgespräche.
Regierungskoalition bei 29%
=> Gespräche sinnvoll
Deutschland: LKW-Verkehr mit größtem Einbruch seit Corona 2020
Der als Frühindikator für den Konjunkturverlauf geltende Lkw-Verkehr auf den
Autobahnen ist im Dezember 2023 laut Statistischem Bundesamt so stark gesunken
wie seit dem Frühjahr 2020 nicht mehr (Corona). Die Fahrleistung auf Autobahnen
brach um 9,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat ein. Im Monatsvergleich nahm der
Lkw-Fahrleistungsindex mit 3,5% so stark ab wie seit einem Jahr nicht mehr.
=> Prekär
Kommentar: Die Phalanx schwacher Strukturdaten, schwacher Frühindikatoren und schwacher
Konjunkturdaten reißt nicht ab. In diesem Report wurde sehr zeitig vor den aktuellen
Entwicklungen gewarnt, um überhört zu werden. Die Konjunktur folgt der Struktur, ergo sind die
schwachen Konjunkturdaten zwingende Folge der erodierten Strukturdaten. Die
Frühindikatoren sagen uns etwas über die Richtung und das potentielle Tempo des
Konjunkturverlaufs. Die verfügbaren Daten sind in einem historischen Kontext prekär!
Wie lange will Berlin diese Konstellation des strukturellen Verfalls ignorieren, die Stabilität in
Wirtschaft und Gesellschaft messbar erodiert und Wohlstand und Zukunftspotential erkennbar
verzehrt? Die derzeitigen Umfragen belegen, dass die aktuelle Regierungspolitik in der Breite
der Bevölkerung nicht ansatzweise goutiert wird.
Wenn eine Regierung dauerhaft keine für das Land interessorientierte Politik forciert, wenn
tragende Strukturen für Wirtschaft und Gesellschaft durch diskretionäre Politik gefährdet
werden, regt sich Widerstand. Das erleben wir derzeit.
Die Proteste der Agrarwirtschaft stehen für mehr als nur die Interessen der Agrarwirtschaft. Sie
sind Ausdruck einer breiten und zunehmenden Unzufriedenheit. Sie stoßen weitgehend auf
Zustimmung in der Bevölkerung.
Fortgesetzte Ignoranz seitens Berlins ob der bekannten Defizite (mangelnde Konkurrenzfähigkeit, Abstieg der Wirtschaft real und im relativen Vergleich zum Rest der Welt, Verarmungsrisiken) könnte breiteren zivilen Ungehorsam mit sich bringen.
1989 kam es wegen Unzufriedenheit (System und Ökonomie) in der DDR zu friedlichen
Montagsdemos. Wie heiß es seinerzeit? Wir sind das Volk. „Food for thought!“
Weltbank erwartet Jahrzehnt der verpassten Chancen
Das Wachstum des Welt-BIP würde sich 2024 das dritte Jahr in Folge verlangsamen.
Das BIP würde nur um 2,4% zulegen (2023 2,6%). Es wäre das schwächste Wachstum
seit der weltweiten Finanzkrise 2008/09, den Zeiten der asiatischen Finanzkrise in den
1990er Jahren oder der geplatzten Internetblase Anfang der 2000er Jahre.
Kommentar: Erster Aspekt – Prozentrechnung hat seine „Tücken“. 2,4% Wachstum 2024
bedeuten eine sehr viel höhere realwirtschaftliche Expansion als beispielsweise 2,4% im Jahre
2009, da die Basis sehr viel höher ist. Je saturierter ein Wirtschaftssystem ist (hohe Basis),
desto geringer fallen tendenziell Wachstumsraten aus.
Zweiter Aspekt – Die Weltbank geht nicht auf die die Wirtschaft belastenden Einflüsse der
Geopolitik ein (Verantwortung?), die die Effizienz und das Potential der Weltwirtschaft belasten.
Ohne diese Einflüsse ergäbe sich ein besseres Bild.
Für die Volkswirtschaft USA rechnet die Weltbank per 2024 mit einem Wachstum von 1,6%,
nach geschätzt 2,5% per 2023. In China würde sich das Wachstum auf 4,5% verlangsamen. In
der Eurozone sehe es düsterer aus: Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 0,7%
prognostiziert, nachdem es 2023 nur zu einem Wachstum von etwa 0,4% gereicht hat.
Kommentar: Der „globale Süden“ läuft, Fernost ist der Motor der Weltwirtschaft. Die
Globalisierung innerhalb des Globalen Südens wird fortgesetzt (u.a. BRICS+). Die bisher
gescheiterte Isolationspolitik des Westens gegenüber China und Russland wendet sich gegen
den Westen. Die industrialisierten Länder sind die Problemfälle, allen voran die Eurozone und
noch mehr Deutschland als noch drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt (wegen circa 25% JPY
Abwertung gegenüber USD ist Japan Nummer vier).
Das von der Weltbank ausgegebene Ziel, die extreme Armut bis 2030 auszumerzen, gerät laut
Weltbank nahezu außer Reichweite. Ohne eine umfassende Kurskorrektur würden die 2020er
Jahre als ein Jahrzehnt der verpassten Chancen in die Geschichte eingehen, so der
Chefökonom der Weltbankgruppe.
Kommentar: Die Globalisierung hat wie nie zuvor die weltweite Armut drastisch reduziert. Die
Isolationspolitik des Westens untergräbt diese Erfolgsstory in Teilen, denn im Globalen Süden
(circa 70 des Welt-BIP, Basis Kaufkraftparität) wird die Globalisierung weiter forciert.
Gewinnt der Westen dadurch international oder verliert der Westen Wirtschaftspotential und
Reputation?
Man sollte auch die Frage stellen, wem diese Politik des Westens innerhalb des
Westens nützt und wem sie schadet oder sogar massiv schadet?
Datenpotpourri
Eurozone: Deutsche Industrieproduktion mit 7. Rückgang in Folge
Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per Berichtsmonat November auf 6,4%
(Prognose 6,5%) nach zuvor 6,5%. Seit März 2023 mäandert die Quote zwischen 6,4%
(Allzeittief) und 6,5%.
Deutschland: Die Industrieproduktion verzeichnete per November im Monatsvergleich einen unerwarteten Einbruch um 0,7% (Prognose +0,2%) nach zuvor -0,4%. Es ist der siebte Rückgang auf Monatsbasis in Folge. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,87% nach zuvor -3,38%.
Schweiz: Arbeitslosenrate erwartungsgemäß höher
Die Arbeitslosenrate stellte sich per Dezember in der saisonal bereinigten Fassung auf 2,2% (Prognose 2,2) nach zuvor 2,1%.
Die Devisenreserven lagen per Dezember bei 653,7 Mrd. CHF. Im Vormonat markierten sie mit 642,36 Mrd. CHF den geringsten Stand seit Oktober 2016.
USA: Optimismus kleiner Unternehmen auf höchstem Stand seit 07/2023
Der NFIB Business Optimism Index (kleine Unternehmen) legte per Dezember von zuvor 90.60 auf 91,90 Punkte zu und markierte den höchsten Indexstand seit Juli 2023.
Die US-Handelsbilanz wies per Berichtsmonat November ein Defizit in Höhe von 63,2 Mrd. USD (Prognose -65,0 Mrd. USD) nach zuvor 64,5 Mrd. USD (revidiert von -64,3 Mrd. USD) aus.
Hier den Hellmeyer Report lesen! (inkl. Graphiken und Tabellen!)
ÜBERSICHT
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
Der DAX konsolidierte leicht um 0.17 Prozent nach unten bei etwas angestiegenen, aber mittleren Umsätzen auf 16,699 Zähler. Wohin geht die Reise?
. . .
NACHBÖRSE/XDAX unv. bei 16.686 Punkte
Aktien Wien Schluss: Wenig Bewegung
WIEN (dpa-AFX) – Die Wiener Börse hat sich am Dienstag wenig verändert aus dem Handel verabschiedet. Für den ATX ging es um 0,02 Prozent hinauf auf 3426,39 Punkte. Der ATX Prime legte ebenfalls um 0,02 Prozent auf 1721,97 Punkte zu.
Vor den am Donnerstag anstehenden US-Verbraucherpreisdaten dürften sich Anleger zunehmend zurückhalten. Die große Frage wird sein, ob die Zahlen die Geldpolitik der Federal Reserve beeinflussen können. In der Vorwoche hatten starke Konjunkturdaten für teils deutliche Verluste an den Märkten gesorgt.
Konjunkturdaten aus Deutschland, der gesamten Eurozone und den USA vermochten indes keine stärkeren Marktbewegungen zu verursachen. In Wien waren Nachrichten von Unternehmen Mangelware, allerdings richteten Investoren ihre Blicke auf Analysen.
So hat die Erste Group ihr Kursziel für die Papiere des Energieversorgers EVN von 32,5 auf 34,4 Euro erhöht. Das „Buy“-Votum wurde bestätigt. Die Titel stiegen um 1,92 Prozent auf 29,20 Euro.
Die Deutsche Bank behielt indes ihr Kursziel für die Erste Group von 48 Euro je Anteilsschein bei. Auch am „Buy“-Votum wurde nicht gerüttelt. Die Aktie legte um 0,42 Prozent auf 38,19 Euro zu.
Bei Polytec reduzierten die Experten der Raiffeisen Research ihr Kursziel von 7,0 auf 5,0 Euro je Anteilsschein. Die „Buy“-Empfehlung blieb. Die Aktien stiegen um 0,54 Prozent auf 3,75 Euro.
Mit Blick auf die weiteren Einzelwerte waren Palfinger mit plus 2,26 Prozent gefragt. Verbund legten um 2,01 Prozent zu. Dagegen ging es für die Anteile an Semperit um fast drei Prozent abwärts./sto/kat/APA/jha
Einschätzungen
Grüner Industrie-Wasserstoff: Mega-Wasserstoff-Allianz geplant: Bayer, Eon und Co.
In einer ambitionierten Zusammenarbeit planen Bayer und Eon, ein Wasserstoff-Cluster zu entwickeln, das grünen Wasserstoff aus Ammoniak erzeugen soll.Bayer plant in Zusammenarbeit mit drei Energieunternehmen die Herstellung von grünem Wasserstoff aus Ammoniak. Dieser Wasserstoff könnte im Bayer Industriepark genutzt werden. Bayer, Eon, Iqony und Westenergie denken über ein gemeinsames Wasserstoffprojekt nach. Wie die Unternehmen am Montag mitteilten, prüfen sie den Aufbau eines Wasserstoff-Clusters im nordrhein-westfälischen Bergkamen. Im Mittelpunkt steht die Produktion von grünem Wasserstoff auf der Basis von importiertem Ammoniak. …
Termine
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Marktumfeld
INDUSTRIE – Geldpolitische Schocks durch unerwartete Zinsänderungen wirken sich einer empirischen Studie der Europäischen Zentralbank zufolge stärker und schneller auf das verarbeitende Gewerbe aus als auf den Dienstleistungssektor. (Börsen-Zeitung)
Jahrelang kann die OPEC die Ölpreise fast nach Belieben bestimmen: Drehen Saudi-Arabien und Russland den Ölhahn auf, sinken die Preise. Drehen sie ihn zu, steigen sie. Doch der Austritt von Angola aus dem Kartell offenbart Risse: Schuld ist eine Branche, die bereits abgeschrieben war.
Kurz vor Weihnachten hat Angola die Nase voll. Am 21. Dezember erklärt der südwestafrikanische Staat seinen Austritt aus der OPEC. Die Mitgliedschaft in dem Ölkartell sei nicht im nationalen Interesse, schimpft Ölminister Diamantino Azevedo im Fernsehen. Der große afrikanische Staat möchte mehr Öl fördern, als die von Saudi-Arabien kontrollierte Organisation festgelegt hat. Denn sonst müsste Angola auf viel Geld verzichten.
Es war der Schlusspunkt unter zwölf nervenaufreibende Monate, in denen die OPEC zwar nicht erwartet hatte, ihre exorbitant hohen Gewinne des Krisenjahres 2022 zu wiederholen, aber dennoch mit stabil hohen Ölpreisen von etwa 90 US-Dollar pro Fass rechnete: Die russische „Spezialoperation“ dauert an, terrorisiert nicht nur die Ukraine, sondern belastet auch die Energiemärkte. Gleichzeitig plante mit China vergangenes Jahr der weltweit größte Importeur von Öl nach dem Ende seiner knallharten Corona-Maßnahmen das globale Wirtschaftscomeback.
Doch das Comeback der zweitgrößten Volkswirtschaft blieb aus, stattdessen dominierten verschuldete chinesische Immobilienriesen die Nachrichten. Dazu gesellten sich immer weiter steigende Leitzinsen in den USA und Europa. Global brach der Konsum ein und mit ihm die Ölpreise: Am 1. Januar 2023 kostete ein Fass Rohöl (Brent) noch fast 85 US-Dollar, zwölf Monate später waren es gut zehn Prozent weniger – und das, obwohl OPEC-Anführer Saudi-Arabien seit Ende 2022 gleich vier Förderkürzungen durchgesetzt hat, um das Angebot zu verknappen und die Ölpreise wieder nach oben zu treiben.
Die Zahlen sind alarmierend: 2022 förderte Saudi-Arabien am Limit und schmiss täglich mehr als 12 Millionen Fass Öl (bbl) auf den Markt; inzwischen sind es noch 9 Millionen Fass. Größter Förderer ist stattdessen das mit der Gemeinschaft verbündete Russland (OPEC+), das seine Förderleistung von 11 Millionen auf 9,5 Millionen Fass am Tag zurückfuhr.
Insgesamt würden alle Opec-Staaten gemeinsam derzeit 6 Millionen Fass Öl pro Tag weniger produzieren, als sie könnten, fasste die „Financial Times“ das Dilemma zusammen. Der Marktanteil des Kartells sei dadurch auf nur noch 51 Prozent geschrumpft. Das ist der niedrigste Stand, seit sich Rohstoffgigant Russland 2016 mit der OPEC verbündete.
„Die einstige Nemesis taucht wieder auf“
Aus dieser Abwärtsspirale möchte Angola aussteigen. Stattdessen möchte das südwestafrikanische Land wie Norwegen, Kanada, Mexiko und andere Staaten, die mit dem Ölkartell nicht verbandelt sind, so viel Öl wie möglich fördern und verkaufen. Deren Fördermengen sind verglichen mit denen von OPEC-Giganten gering, aber das trifft nicht auf die USA zu, die den Kartellbossen in Riad bereits seit dem Ende der Corona-Pandemie in die Parade fahren.
Denn während Saudi-Arabien eine Förderkürzung nach der anderen durchdrückt, drehen kleine wie große US-Förderer ihre Hähne immer weiter auf: Nur auf dem Gebiet der USA – also ohne Bohrinseln im Golf von Mexiko, vor Brasilien oder auch Guyana – erreichte die Produktion Ende 2023 einen Rekordstand von 13,2 Millionen Fass pro Tag. Das sind 1,3 Millionen mehr als nur anderthalb Jahre zuvor. Vor allem aber sind es deutlich mehr, als erwartet wurden: Die Prognose für 2023 lag in der Spitze bei 12,5 Millionen Fass pro Tag. Somit gingen 80 Prozent des globalen Förderzuwachses vergangenes Jahr auf das Konto der USA.
„Die einstige Nemesis der OPEC taucht wieder auf, nur wenige Monate, nachdem der Sektor praktisch abgeschrieben war“, beschreibt das Finanzportal Bloomberg die Situation. Denn für den Zuwachs ist hauptsächlich die US-Schieferindustrie verantwortlich: Fracking-Unternehmen brechen das Gestein im Untergrund von West Texas bis nach North Dakota hydraulisch auf und pumpen ein Wasser-Sand-Chemikalien-Gemisch in die Risse, um Öl und Gas aus Tausenden Metern Tiefe an die Oberfläche zu pressen – und zwar mit immer neuen Technologien erfolgreicher als gedacht.
Branche überrascht sich selbst
„Die Unternehmen haben es geschafft, die Produktion zu steigern, obwohl die Zahl der Bohrtürme 2023 um etwa 20 Prozent zurückgegangen ist“, schreibt Bloomberg. Diese Produktivitätssteigerung habe nicht nur die OPEC, sondern auch Analysten erstaunt. Denn die Anzahl der Bohranlagen sei seit jeher der sinnvollste Indikator für die Förderleistung gewesen.
Auch die Schieferbranche selbst hat mit dieser Entwicklung nicht gerechnet. Er sei „sehr überrascht“, sagte Scott Sheffield, Chef des Fracking-Unternehmens Pioneer Natural Resources, der „Financial Times“. Sollte es weitere Fortschritte bei Bohrtechniken und Pumptechnologien geben, hält er es für möglich, dass die US-Unternehmen bereits in fünf Jahren 15 Millionen Fass Rohöl pro Tag fördern.
Denn beim Fracking wird längst nicht mehr nur vertikal in den Boden gebohrt, sondern mit moderner Technik nach einem 90-Grad-Schwenk auch Hunderte Meter horizontal. Zunehmend werden besonders schwer erreichbare Quellen zugänglich. Es klingt wie eine Drohung in Richtung Saudi-Arabien und Russland, wenn Chevron-Vorstand Eimear Bonner in der „Financial Times“ erklärt, dass die Branche technologisch noch ganz am Anfang stehe.
Begehren die Emirate auf?
Was können das Ölkartell und seine Verbündeten tun, um die Ölpreise zu stabilisieren, wenn Länder wie die USA ihre Produktion weiter steigern? Förderkürzungen belasten vorrangig die Haushalte kleinerer Mitgliedsländer wie Algerien, Gabun, Irak, Kuwait oder Nigeria – oder eben Angola. Berichten zufolge ist das südwestafrikanische Land auch nicht das einzige, das mit der saudischen Strategie unzufrieden ist: Viele OPEC-Staaten könnten bereits mit vergleichsweise niedrigen Ölpreisen von 60 bis 70 US-Dollar erfolgreich wirtschaften, berichtet Bloomberg. Aber Riad dränge auf 100 Dollar pro Fass, um teure Transformationsprojekte in der Heimat bezahlen zu können. Inzwischen seien deswegen selbst die Vereinigten Arabischen Emirate verärgert, heißt es. Die Emirate sind der engste Verbündete des islamischen Königreichs.
Der Austritt von Angola offenbart klar und deutlich die schlechte Stimmung des Ölkartells. Schon jetzt sind weitere Risse erkennbar: Die jüngsten Förderbeschränkungen gab die OPEC nicht selbst für alle ihre Mitglieder bekannt, sondern jedes Land für sich – und jedes bezeichnete sie als „freiwillig“.
Die deutsch-österreichische Millionenerbin und Sozial-Aktivistin Marlene Engelhorn will den größten Teil ihres Vermögens an die Allgemeinheit zurückgeben. Wie sie auf einer Pressekonferenz erklärte, wird ein auf ihre Initiative gegründetes Gremium mit der Bezeichnung «Guter Rat für Rückverteilung» darüber entscheiden, was mit den 25 Millionen Euro geschehen soll, die zur Verfügung stehen.
Sie selbst habe dabei keinerlei Mitsprache, betonte Engelhorn. Grundsätzlich seien verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke ausgeschlossen.
Zeichen gegen ungleiche Vermögensverteilung
«Ich habe ein Vermögen und damit Macht geerbt, ohne etwas dafür getan zu haben. Und der Staat will nicht einmal Steuern dafür», sagte Engelhorn. Zugleich kämen viele Menschen mit einem Vollzeit-Job nur schwer über die Runden – und zahlten für jeden Euro, den sie mit Arbeit verdienten, Steuern. «Ich sehe das als Versagen der Politik», sagte die 31-Jährige weiter.
Sie wolle mit dem Gremium ein Zeichen gegen die ungleiche Vermögensverteilung setzen. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen, mit allen negativen Auswirkungen auf das soziale Gefüge, das politische System oder auch die Medienlandschaft. «Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen», sagte Engelhorn.
Die 31-Jährige kritisierte den österreichischen Staat, der keine Steuern auf Vermögen und Erbschaften erhebe. Für das Gremium, das für die Verteilung des Geldes sorgen solle, würden in einem zweistufigen Verfahren 50 Personen und 15 Ersatzmitglieder repräsentativ für die Menschen über 16 Jahren in Österreich ausgewählt werden, schilderte Christoph Hofinger vom Foresight Institut.
Das gewählte Verfahren sorge dafür, dass sie die Macht über die Verteilungsfrage abgebe, so Engelhorn. Mit dem Geld, das ihr bleibe, wolle sie die Übergangszeit finanzieren, bis sie ins Erwerbsleben einsteige.
Die Millionen stammen laut Website der Initiative aus einer Übertragung von Marlene Engelhorns Großmutter. Marlene Engelhorn ist Spross einer reichen Industriellenfamilie.
COMMENT: Was die Dame mit ihrem Vermögen macht, ist ihre Sache. Schwieriger wird es mit der Einschätzung, ob sie auch die Berechtigung hat, die Moralkeule zu schwingen.
In den USA geben etliche Reiche und Hochreiche ihr Vermögen der Allgemeinheit in Form von Stiftungen oder Zuwendungen an gemeinnützige Institutionen. In Europa ist das vor allem in Österreich keinesfalls häufige Praxis. Insofern sind solche Meldungen ein „Hingucker“ – und keinesfalls vor politischer Instrumentalisierung gefeit.
Als „Hingucker“ dient der letzte Beitrag in der ZIB1 von gestern, für eine Woche zu gustieren in der ORF-Medialthek.
Wir freuen uns einstweilen auf das Erstehen einer künftigen Ochlokratie. In diesem etwas loserem Zusammenhang lesenswert der Artikel im gestrigen Tagesblick, was reiche Menschen psychologisch kennzeichnet.
Zentralbanken
Banken fragen 1,415 Milliarden Euro weniger EZB-Liquidität nach
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Nachfrage der Banken des Euroraums nach Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beim einwöchigen Hauptrefinanzierungsgeschäft abgenommen. Wie die EZB mitteilte, wurden 5,96 Milliarden Euro nach 7,375 Milliarden in der Vorwoche zum Festzinssatz von 4,50 Prozent zugeteilt. Die Gebote von 17 (Vorwoche: 21) Instituten wurden voll bedient. Die Banken des Euroraums besorgten sich damit 1,415 Milliarden Euro weniger EZB-Liquidität. Das neue Geschäft wird am 10. Januar valutiert und ist am 17. Januar fällig.
Villeroy de Galhau: EZB dürfte Zinsen 2024 senken
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Villeroy de Galhau im laufenden Jahr senken. In einer Grußadresse zum neuen Jahr wollte sich der Gouverneur der Banque de France jedoch nicht auf einen Zeitpunkt festlegen. „Unsere Entscheidungen hängen nicht von einem Kalender, sondern von Daten ab“, sagte er, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Die EZB dürfe in dieser Hinsicht weder „stur“ sein, noch zu große Eile an den Tag legen.
„Wir werden die Zinsen in diesem Jahr senken, wenn die Inflationsaussichten fest bei 2 Prozent verankert sind – in Bezug auf die tatsächlichen Daten – und dauerhaft, in Bezug auf die vorausschauenden Daten“, sagte Villeroy.
Das portugiesische EZB-Ratsmitglied Mario Centeno deutete an, dass die EZB ihre Zinsen in der ersten Jahreshälfte senken könnte. Der Kroate Boris Vujcic sagte, ein solcher Schritt vor dem Sommer sei eher unwahrscheinlich.
An den Finanzmärkten wird eine EZB-Zinssenkung im März derzeit nur noch zu 40 Prozent eingepreist.
Portugals Notenbankchef: EZB dürfte Leitzins früher als gedacht senken
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Portugals Notenbankchef Mario Centeno ihre Leitzinsen früher senken als zuletzt gedacht. Die EZB sollte mit ihrer Entscheidung nicht bis Mai warten, da es keine Anzeichen für zusätzlichen Inflationsdruck gebe, sagte das EZB-Ratsmitglied gestern in einem Interview mit Econostream Media.
Er gehe davon aus, dass die Zentralbank „im nächsten Quartal“ bestätigen werde, dass die Inflation auf dem Weg sei, auf das mittelfristige Ziel von zwei Prozent zu fallen. Die Inflationsrate von 2,9 Prozent in der Euro-Zone im Dezember sei eine „gute Nachricht“, denn sie sei „geringer als vom Markt erwartet und weniger als die in den Prognosen berücksichtigten Basiseffekte“.
Die Anleger setzen darauf, dass die EZB in diesem Jahr mehrere Zinssenkungen vornehmen wird, wobei der erste Schritt im März oder April erfolgen dürfte. Einige Entscheidungsträger haben jedoch angedeutet, dass es länger dauern könnte, bis sie sicher sind, dass die Inflation unter Kontrolle ist.
INTERNATIONAL
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AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.
USA: Minus in der Handelsbilanz sinkt überraschend
WASHINGTON (dpa-AFX) – Das Defizit im Außenhandel der USA hat sich im November entgegen der Prognose verringert. Gegenüber dem Vormonat sank es um 1,3 Milliarden auf 63,2 Milliarden US-Dollar, wie das Handelsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt ein höheres Defizit von 64,9 Milliarden erwartet.
Sowohl die Exporte als auch die Importe schrumpften im Vergleich zum Vormonat um 1,9 Prozent. Die Importe sanken in absoluten Zahlen aufgrund der höheren Ausgangslage jedoch stärker, und zwar um rund sechs Milliarden Dollar. Die Exporte verringerten sich lediglich um rund fünf Milliarden Dollar.
Das Handelsdefizit der USA ist chronisch, die Vereinigten Staaten sind also ein Nettoimportland. Finanziert wird das Defizit durch Auslandsverschuldung. Die Kapitalmärkte der USA gelten als besonders attraktiv, unter anderem weil die Vereinigten Staaten mit dem Dollar über die Weltleitwährung verfügen./lfi/jkr/jha/
ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.
Ausfuhren steigen massiv China dürfte nun größter Auto-Exporteur sein
Fast 22 Millionen Neuwagen verkaufen chinesische Hersteller im vergangenen Jahr. Mehr als 3,8 Millionen davon gehen an Kunden im Ausland. Damit löst die Volksrepublik den bisherigen Exportmeister wohl ab.
Die Preisnachlässe der Autobauer haben in China die Nachfrage im vergangenen Jahr angekurbelt. Im Dezember stiegen die PKW-Verkäufe um 8,3 Prozent auf 2,37 Millionen, teilte der Autoverband China Passenger Car Association mit. Im Gesamtjahr stieg der Absatz um 5,3 Prozent auf 21,93 Millionen Einheiten. Damit schaffte die Branche in China das dritte Wachstumsjahr in Folge. Die Ausfuhren schnellten im Vorjahr um 62 Prozent auf den Rekordwert von 3,83 Millionen Fahrzeuge, wodurch China wohl Japan als weltgrößten Autoexporteur überholte.
Rückenwind verliehen dabei chinesische E-Autobauer, die zunehmend auf ausländische Märkte drängten. Allein BYD verkaufte 2023 insgesamt rund drei Millionen Fahrzeuge, knapp 62 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Die Verkäufe rein batteriebetriebener Fahrzeuge stiegen in China im vergangenen Jahr um 20,8 Prozent. Die Verkäufe von Hybrid-Fahrzeugen, die günstiger sind als reine Elektrofahrzeuge, stiegen um 82,5 Prozent. Wegen der zögerlichen Neuwagen-Nachfrage tobt auf dem weltgrößten Automarkt seit Anfang 2023 ein Preiskampf, der vom US-Elektroautobauer Tesla ausgelöst wurde und sich seitdem auf mehr als 40 Marken ausgeweitet hat. Quelle: ntv.de, chl/rts
Chinas Außenminister: Beziehungen zu den USA im vergangenen Jahr „stabilisiert“
Das Verhältnis zwischen China und den USA hat sich nach Pekings Ansicht im vergangenen Jahr „stabilisiert“. Nach Schwierigkeiten zu Beginn des Jahres und „nach harter Arbeit“ hätten beide Seiten „die Kommunikation und den Dialog restrukturiert“ und der Verfall der bilateralen Beziehungen sei aufgehalten worden, sagte Außenminister Wang Yi bei einer Rede am Dienstag in Peking.
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China schließt in Gesprächen mit den USA jeglichen Kompromiss in Taiwan-Frage aus
China hat in Gesprächen mit den USA seine Haltung im Umgang mit Taiwan bekräftigt. Chinesische Armeevertreter hätten bei ihrem Treffen mit US-Militärs in Washington betont, dass Peking in dieser Frage „niemals Kompromisse eingehen oder zurückweichen werde“, erklärte das chinesische Verteidigungsministerium. Sie riefen Washington demnach auf, „die Aufrüstung Taiwans einstellen und sich jeder Unabhängigkeit Taiwans entgegenzustellen“.
China fordert Ende von US-Militärhilfen für Taiwan
PEKING/WASHINGTON (dpa-AFX) – China hat die USA bei einem Treffen von Militärvertretern aufgefordert, die Bewaffnung Taiwans zu stoppen und sich an das Ein-China-Prinzip zu halten. In der Taiwan-Frage sei die Volksrepublik nicht im Geringsten zu einem Kompromiss bereit, teilte das Verteidigungsministerium in Peking am Mittwoch mit. Die Vertreter der Verteidigungsministerien beider Seiten kamen am Montag und Dienstag zu dem Arbeitstreffen in Washington zusammen – wenige Tage vor der Präsidentschafts- und Parlamentswahl am Samstag in Taiwan.
Seit Jahrzehnten hat die Inselrepublik mit mehr als 23 Millionen Einwohnern eine unabhängige, demokratisch gewählte Regierung. Chinas Staatsführung sieht Taiwan jedoch als untrennbaren Teil der Volksrepublik an und und strebt eine Wiedervereinigung an.
Wer auf in dem Inselstaat südöstlich von China die nächste Regierung stellt, könnte auch das Verhältnis zwischen Washington und Peking maßgeblich beeinflussen. Die US-Unterstützung für Taiwan ist ein zentraler Streitpunkt zwischen den beiden Atommächten.
Pekings und Washingtons Verteidigungspolitiker sprechen erst seit wenigen Monaten wieder miteinander. Der Austausch war unter dem ehemaligen chinesischen Verteidigungsminister Li Shangfu eingefroren, da die USA den Chinesen mit Sanktionen belegt hatten. China zeigte sich in Washington der Mitteilung des Ministeriums zufolge bereit, „gesunde und stabile Beziehungen zwischen den Streitkräften zu entwickeln“.
Die US-Seite hob laut eigener Mitteilung hervor, die Kommunikationskanäle zwischen beiden Seiten offen zu halten, damit der bilaterale Wettstreit nicht in einen Konflikt abdrifte. Die US-Amerikaner sprachen demnach auch die chinesische „Schikane“ gegen philippinische Schiffe an. China und die Philippinen streiten um Riffe im südchinesischen Meer./jon/DP/men
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Taiwanischer Präsidentschaftskandidat wirft Peking „Einmischung“ vor
Wenige Tage vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Taiwan hat der Vizepräsident und aussichtsreiche Kandidat Lai Ching-te China „Einmischung“ vorgeworfen. Peking habe „zu allen Mitteln gegriffen, um diese Wahl zu stören“, sagte Lai am Dienstag vor Journalisten. Neben „politischer und militärischer Einschüchterung“ setze China auf „wirtschaftliche Mittel“ sowie „Desinformation“ und „Drohungen“, erläuterte der Politiker.
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Nordkoreas Machthaber droht Südkorea im Falle eines Angriffs mit „Vernichtung“
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat zu einem Ausbau der nuklearen Abschreckung aufgerufen und eine scharfe Warnung an Südkorea gerichtet. Er werde nicht zögern, das Nachbarland zu „vernichten“, sagte Kim laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Er bezeichnete Südkorea als den „Hauptfeind“ seines Landes und sagte, Pjöngjang müsse vor allem „die militärischen Fähigkeiten zur Selbstverteidigung und die nukleare Abschreckung stärken“.
Japan: Inflation geht weiter zurück – Experten: Wenig Hoffnung auf Zinswende
TOKIO (dpa-AFX) – In Japan hat sich die Inflation im Großraum Tokio Ende des vergangenen Jahres weiter abgeschwächt. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise in der Hauptstadt ohne Frischwaren im Jahresvergleich um 2,1 Prozent, wie die Regierung am Dienstag in Tokio mitteilte. Im November hatte die Jahresrate noch bei 2,3 Prozent gelegen und im Oktober bei 2,7 Prozent. Analysten hatten den Rückgang der Inflation im Dezember im Schnitt erwartet.
Bei der allgemeinen Preisentwicklung im Großraum Tokio ging die Inflation im Dezember ebenfalls zurück. Hier sank die Inflationsrate von zuvor 2,7 Prozent auf 2,4 Prozent und damit etwas stärker als Experten erwartet hatten.
Die Preisdaten aus dem Großraum Tokio gelten an den Finanzmärkten als richtungsweisend für die gesamte Preisentwicklung. Der Rückgang der Teuerung macht nach Einschätzung von Experten der Commerzbank „wenig Hoffnung, dass die Bank of Japan demnächst eine Zinswende vollzieht“. Schließlich hätten Vertreter der Notenbank wiederholt betont, dass sie erst eine nachhaltige Re-Inflationierung sehen wollen, bevor sie einen Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik in Betracht ziehen.
Die japanische Zentralbank hatte zuletzt an ihrer extrem lockeren Ausrichtung festgehalten und den kurzfristigen Leitzins zuletzt im Dezember unverändert auf minus 0,1 Prozent belassen. Zudem halten die Währungshüter an ihrer Politik der Renditekontrolle fest, wonach der Zins für zehnjährige Staatsanleihen um die Nulllinie herum schwanken soll. Erreicht wird dies durch regelmäßige Markteingriffe wie Käufe japanischer Staatsanleihen./jkr/jsl/mis
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JAPANISCHE IMMOBILIENINVESTOREN – Japanische Anleger wenden sich nun verstärkt Europa und Deutschland zu, sagt Leonard Meyer zu Brickwedde, CEO und Gründer Kensho Investment Group in Tokio, die japanischen Immobilien-Investoren bei Käufen in Europa berät. Beide Regionen würden „sehr bald mehr Direktinvestitionen“ sehen. (Börsen-Zeitung)
AUSTRALIEN
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AFRIKA
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ZENTRALASIEN
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NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.
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EUROPA
JAPANISCHE IMMOBILIENINVESTOREN – Japanische Anleger wenden sich nun verstärkt Europa und Deutschland zu, sagt Leonard Meyer zu Brickwedde, CEO und Gründer Kensho Investment Group in Tokio, die japanischen Immobilien-Investoren bei Käufen in Europa berät. Beide Regionen würden „sehr bald mehr Direktinvestitionen“ sehen. (Börsen-Zeitung)
Ifo: EU-Exporte nach Russland bei 37 Prozent des Vorkriegsniveaus
BERLIN (Dow Jones)–Die EU-Exporte nach Russland sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Frühjahr 2022 auf 37 Prozent des Vorkriegsniveaus zurückgegangen. Das ergab eine Untersuchung des Ifo-Instituts.
Durch die Ausfuhrbeschränkungen der Europäischen Union (EU) und anderer westlicher Länder fehlt laut Ifo in Russland etwa ein Drittel der sanktionierten Produkte im Vergleich zur Vorkriegszeit. China ist hingegen für Russland zum wichtigen alternativen Lieferanten geworden.
„Ein Grund für das immer noch hohe (EU-)Exportvolumen nach Russland ist, dass insgesamt nur 32 Prozent aller Produkte aus der EU sanktioniert sind. Bei Luxusgütern ist beispielsweise der Export von Champagner nach Russland sanktioniert, nicht aber von Prosecco“, sagte Feodora Teti, stellvertretende Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft. Hinzu komme, dass viele der sanktionierten EU-Waren indirekt über Drittländer nach Russland geliefert werden könnten, wie Auswertungen der neuen Ifo-Sanktionsdatenbank nahelege.
Dem Bericht zufolge ist China für Russland das wichtigste alternative Herkunftsland für sanktionierte Produkte. Demnach kommen 61 Prozent dieser Erzeugnisse aus China. Im Jahr 2021 betrug der Anteil lediglich 35 Prozent.
Aus der Türkei kommen 13 Prozent aller Produkte nach Russland, die vom Westen sanktioniert sind; im Jahr 2021 waren es knapp 3 Prozent.
Auch aus Armenien bezieht Russland heute einen kleinen Anteil (etwa 1 Prozent) aller sanktionierten Güter. Im gleichen Zeitraum haben sich die Exporte aus der EU nach Armenien verdoppelt.
„Im Falle von China können die zunehmenden Exporte nach Russland zumindest teilweise mit einer stärkeren inländischen Produktion erklärt werden. Im Falle der Türkei und Armenien legt der plötzliche und starke Anstieg der Exporte nach Russland jedoch den Verdacht der Sanktionsumgehung nahe“, sagt Teti.
Euroraum-Arbeitslosenquote sinkt im November unerwartet
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Arbeitslosigkeit im Euroraum hat sich im November unerwartet verringert. Laut Mitteilung von Eurostat sank die Arbeitslosenquote auf 6,4 (Oktober: 6,5) Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 6,6 Prozent prognostiziert. Auch in der EU sank die Quote, und zwar auf 5,9 (6,0) Prozent. Gemäß Schätzungen von Eurostat waren im November in der EU 12,954 Millionen Personen arbeitslos, davon 10,970 Millionen im Euroraum. Gegenüber dem Vormonat sank die Zahl der arbeitslosen Personen in der EU um 144.000 und im Euroraum um 99.000. Auf Jahressicht sank die Arbeitslosenzahl in der EU um 283.000 und im Euroraum um 282.000.
Die Europäische Zentralbank (EZB) achtet bei der Ausgestaltung ihrer Geldpolitik derzeit vor allem auf Anzeichen dafür, dass die Dynamik der Lohnzuwächse wieder abnimmt. Das würde es ihr über kurz oder lang erlauben, ihre Zinsen zu senken. Eine sinkende Arbeitslosigkeit spricht jedoch gegen ein solches Szenario.
Frankreich: Industrie legt überraschend erstmals seit drei Monaten zu
PARIS (dpa-AFX) – Die französische Industrie hat im November erstmals seit drei Monaten wieder mehr produziert. Im Monatsvergleich sei die Gesamtherstellung um 0,5 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt Insee am Mittwoch in Paris mit. Analysten hatten hingegen eine Stagnation erwartet.
Der Anstieg im November ist der erste Zuwachs seit Juli. Im Oktober war die Produktion noch um 0,3 Prozent und im September um 0,6 Prozent gefallen. Im Jahresvergleich legte die Fertigung im November um 0,6 Prozent zu.
Die Warenherstellung im verarbeitenden Gewerbe stieg leicht. Allerdings ging die Fertigung in der Automobilindustrie im November mit 5,5 Prozent im Monatsvergleich deutlich zurück. Auch im Bergbau sank die Fertigung überdurchschnittlich stark, während sie bei den Versorgern anstieg./jkr/la/mis
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Frankreich will Bilder von Überwachungskameras mit KI auswerten
Frankreich ist der Auswertung von Videobildern von Überwachungskameras durch künstliche Intelligenz im großen Stil einen Schritt näher gerückt. Die Regierung beauftragte vier Unternehmen, für die Olympischen Spiele entsprechende Lösungen zu entwickeln, wie bekannt wurde. Nach einem im vergangenen Mai verabschiedeten Gesetz ist der Einsatz „intelligenter Kameras“ testweise erlaubt.
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34-jähriger Attal zu Frankreichs neuem Premierminister ernannt
Frankreich bekommt den jüngsten Premierminister seiner Geschichte: Der 34-jährige Gabriel Attal, bislang Bildungsminister, wurde am Dienstag zum Regierungschef ernannt, wie das Präsidialamt in Paris mitteilte. Attal wird damit der erste offen homosexuelle Politiker in dem Amt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beauftragte ihn zugleich mit der Bildung einer neuen Regierung.
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Unternehmensinitiative pocht bei Gentechnik auf Kennzeichnungspflicht
Eine mögliche Lockerung der Regeln für neue Gentechnikmethoden in der Europäischen Union stößt bei mehreren großen Unternehmen aus der deutschen Lebensmittelwirtschaft auf deutliche Ablehnung. Viele Kundinnen und Kunden stünden gentechnisch veränderten Produkten skeptisch gegenüber und wollten selbst entscheiden, „ob sie diese kaufen und essen“, hieß es in einem offenen Brief, der von den Unternehmenschefinnen und -chefs von Frosta, dm, Alb-Gold, Alnatura und Andechser unterzeichnet wurde.
DEUTSCHLAND
WAHLUMFRAGEN
Umfrage: FDP rutscht auf 4% ab – Merz bleibt in Kanzler-Frage vorn
In einer Umfrage des Instituts Forsa ist die FDP auf 4 Prozent abgerutscht und würde damit an der 5-Prozent-Hürde scheitern. Die Union bleibt weiter mit 30 Prozent klar stärkste Kraft, verliert aber wie die Liberalen im Vergleich zur letzten Erhebung im Dezember 1 Prozentpunkt, wie die Sender RTL und ntv mitteilten. SPD (15 Prozent) und Linke (4 Prozent) gewinnen je einen Prozentpunkt hinzu. Die AfD bleibt nach dem RTL/ntv-„Trendbarometer“ bei 22 Prozent, die Grünen kämen auf 14 Prozent. Die Freien Wähler könnten mit 3 Prozent der Stimmen rechnen. Wenn sie den Bundeskanzler direkt wählen könnten, läge CDU-Chef Friedrich Merz als potenzieller Kandidat vor möglichen Konkurrenten aus SPD und Grünen.
WEITERE MELDUNGEN
Geschäftsklima im Wohnungsbau fällt auf Allzeittief
München – Im deutschen Wohnungsbau ist das vom Münchener Ifo-Institut gemessene Geschäftsklima auf ein Allzeittief seit 1991 gefallen. Die Stimmung im Dezember erreichte nur noch -56,8 Punkte, nach -54,4 im Vormonat, teilte das Institut am Mittwoch mit. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung 1991.
Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage greift laut Ifo immer weiter um sich. Außerdem befürchteten die Unternehmen für das erste Halbjahr 2024 weitere Geschäftseinbußen. „Obwohl die Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt wieder gesunken sind, ist noch keine Entspannung in Sicht“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Die außergewöhnlich schwachen Erwartungen zeigen, dass die Firmen aktuell keine Hoffnung haben. Die Perspektiven für 2024 sind düster.“
Im Dezember klagten mehr Unternehmen über Auftragsstornierungen. „Die Verunsicherung der potenziellen Bauherren sitzt tief“, so Wohlrabe. 22,1 Prozent der Befragten beklagten im Dezember gestrichene Projekte, nach 21,5 Prozent im Vormonat. Über zu niedrige Auftragsbestände klagten 56,9 Prozent der Unternehmen.
„2023 war ein ausgesprochen schwieriges Jahr für den Wohnungsbau, das Neugeschäft blieb weit unter dem Niveau der Vorjahre zurück. Dies war eine Folge der drastisch gestiegenen Bau- und Zinskosten sowie der schwächeren Fördermöglichkeiten“, sagte der Ifo-Experte. Nur der hohe Auftragsbestand, mit dem die Betriebe in die Krise gestartet waren, sowie die langen Projektlaufzeiten hätten einen noch stärkeren Einbruch der Bautätigkeit verhindert.
Baupreise für Wohngebäude weiter gestiegen
Wiesbaden – Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind im November 2023 weiter gestiegen. Sie legten um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.
Im August 2023, dem vorherigen Berichtsmonat der Statistik, waren die Preise im Vorjahresvergleich um 6,4 Prozent gestiegen. Gegenüber August erhöhten sich die Baupreise im November um 0,4 Prozent.
Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden stiegen von November 2022 bis 2023 um 1,5 Prozent. Den größten Anteil an den Rohbauarbeiten und auch am Gesamtindex für den Neubau von Wohngebäuden haben Betonarbeiten und Mauerarbeiten. Während Betonarbeiten im Vorjahresvergleich um 1,3 Prozent günstiger waren, nahmen die Preise für Mauerarbeiten im Vergleich zum November 2022 um 3,3 Prozent zu. Für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten erhöhten sich die Preise um 4,6 Prozent, Erdarbeiten waren 6,2 Prozent teurer als im November 2022. Die Preise für Zimmer- und Holzbauarbeiten sind im Vergleich zum November 2022 um 1,9 Prozent gesunken.
Die Preise für Ausbauarbeiten lagen im November 2023 um 6,5 Prozent über denen des Vorjahresmonats, so die Statistiker weiter. Hierbei erhöhten sich die Preise für Tischlerarbeiten um 5,5 Prozent. Diese haben unter den Ausbauarbeiten den größten Anteil am Baupreisindex für Wohngebäude. Bei Heizanlagen und zentralen Wassererwärmungsanlagen (zum Beispiel Wärmepumpen) stiegen die Preise um 9,0 Prozent, bei Nieder- und Mittelspannungsanlagen (zum Beispiel Elektro-Warmwasserbereiter) um 8,0 Prozent. Die Preise für Wärmedämm-Verbundsysteme nahmen um 7,1 Prozent zu.
Neben den Baupreisen werden auch die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) erhoben. Diese lagen im November 2023 um 6,6 Prozent über denen des Vorjahresmonats.
Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen zwischen November 2022 und November 2023 um 4,3 Prozent, für gewerbliche Betriebsgebäude legten sie um 3,7 Prozent zu. Im Straßenbau erhöhten sich die Preise um 6,4 Prozent gegenüber November 2022.
Protestwoche geht weiter – wieder mehr Bauern-Aktionen geplant
Berlin – Die Landwirte in Deutschland setzen ihre Protestwoche gegen die Politik der Bundesregierung auch am Mittwoch fort. Im Vergleich zum Dienstag sind wieder deutlich mehr Aktionen geplant. Da zeitgleich der Lokführer-Streik bei der Bahn läuft, dürfte es deutschlandweit zu massiven Verkehrseinschränkungen kommen.
Konkret geplant sind am Mittwoch unter anderem Kolonnenfahrten in Schleswig-Holstein, eine Sternfahrt nach Kassel, Aktionen in Düsseldorf, eine Protestkundgebung in Augsburg sowie eine Großdemonstration in Dresden. Auch die Auffahrten von zahlreichen Autobahnen sollen wieder blockiert werden.
Unter anderem richten sich die Proteste gegen Steuererhöhungen und Subventionskürzungen im Agrarbereich. In der ganzen Woche ist eine Vielzahl an Protestkundgebungen angemeldet, die Protestwoche soll am kommenden Montag in einer Großdemonstration in der Hauptstadt gipfeln.
Aus den Reihen der Ampelkoalition waren zuletzt Vorwürfe einer Radikalisierung der Bauernproteste laut geworden. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erhob in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegen die Union: „Die Union benutzt eine Sprache, mit der sie die falschen Leute stärkt“, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Dabei verwies er auf einen Facebook-Post der CDU-Fraktion in Sachsen, in dem ein aggressiver Bauer mit Mistgabel gezeigt wird. „Das gibt doch nur denjenigen Auftrieb, die sagen: Jetzt bräuchte es eine starke AfD, weil sie die Mistgabel eben nicht nur aufs Bild nimmt, sondern auch anwendet“, so Özdemir.
Die Union sei 31 der letzten 40 Jahre zuständig gewesen für Landwirtschaft im Bund, sagte der Minister. „Jetzt treibt sie ein billiges Spiel und tut so, als hätte sie mit ihrer Politik nichts zu tun, die für viele Höfe das Aus bedeutete.“ Im Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages habe die Union kürzlich für die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung gestimmt und kritisiere nun die Ampel dafür. „Das kann man so machen, aber der Tiger, den sie versucht zu reiten, entgleitet ihr zunehmend.“
Bei aller Berechtigung des Bauernprotests erwarte er von den demokratischen Parteien, dass sie „sich nicht ihrer Verantwortung entziehen“, mahnte Özdemir.
Umfrage: Große Mehrheit hat Verständnis für Bauernproteste
Berlin – Die Landwirte haben bei ihren aktuellen Protestaktionen großen Rückhalt in der Bevölkerung. 81 Prozent der Deutschen haben Verständnis für die Bauern, wie eine Umfrage von Forsa für den „Stern“ ergab. 18 Prozent haben kein Verständnis dafür, dass beim Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung Autobahnzufahrten und Verkehrsknotenpunkte in ganz Deutschland blockiert werden. Ein Prozent äußerte keine Meinung.
Am größten ist die Unterstützung für den Bauernprotest bei den Anhängern der AfD: 98 Prozent haben Verständnis. Auch die Wähler von CDU und CSU stehen zu 79 Prozent an der Seite der Landwirte. Aber auch bei den Anhängern der Ampel-Koalition überwiegt das Verständnis: 80 Prozent der Wähler der FDP sympathisieren mit den Landwirten, auch 70 Prozent der Anhänger der SPD. Einzig bei den Wählern der Grünen ist der Wert mit 61 Prozent etwas niedriger.
Auffällig ist, dass der Protest der Bauern von den Bewohnern von Großstädten und der Landbevölkerung unterschiedlich beurteilt wird. Während in Städten mit über 100.000 Einwohnern nur 73 Prozent Verständnis haben, sind es in Orten mit unter 5.000 Einwohnern 88 Prozent.
Die Daten wurden am 8. und 9. Januar 2024 erhoben. Datenbasis: 1.001 Befragte. Die genaue Fragestellung lautete: „Um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu protestieren, blockieren Bauern in dieser Woche Verkehrsknotenpunkte und Autobahnzufahrten in ganz Deutschland. Haben Sie dafür Verständnis oder haben Sie dafür kein Verständnis?“
GDL-Chef fordert von Bahn neues Angebot – Knackpunkt Arbeitszeit
BERLIN (dpa-AFX) – Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat den Willen seiner Organisation betont, den Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn mit Streiks weiterzuführen. „Wenn nichts kommt bis Freitag, machen wir eine Pause und gehen in den nächsten Arbeitskampf“, sagte Weselsky am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin nach Beginn des Lokführerstreiks. Er kritisierte das jüngste Angebot der Bahn als Provokation.
Die GDL fordert neben mehr Geld auch, die Arbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohn zu reduzieren. Weselsky verwies dabei auf Tarifabschlüsse mit anderen Bahnunternehmen. Man sei bereit, hier Kompromisse zu machen und die geringere Arbeitszeit schrittweise einzuführen.
Im Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr maximal 24 Stunden dauerten. Der jetzige Ausstand dauert bis Freitag, 18.00 Uhr./sey/DP/men
Landesarbeitsgericht Hessen berät kurz vor Streikbeginn zu DB-Eilantrag gegen GDL
Das Landesarbeitsgericht Hessen berät am späten Dienstagnachmittag kurz vor Streikbeginn in zweiter Instanz über den Eilantrag der Deutschen Bahn gegen den Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft GDL. Die Berufungsverhandlung werde um 17.00 Uhr beginnen, erklärte das Frankfurter Gericht. Der Streik beginnt planmäßig um 18.00 Uhr im Güterverkehr, der Personenverkehr soll ab Mittwochfrüh um 02.00 Uhr bestreikt werden.
„Notfahrplan“ der Bahn angelaufen
Berlin – Nach dem Beginn des Warnstreiks der Lokführergewerkschaft GDL ist in der Nacht zum Mittwoch der „Notfahrplan“ für den Personenverkehr der Deutschen Bahn wie geplant angelaufen. Im gesamten Fern- und Regionalverkehr komme es bis einschließlich Freitag zu „massiven Beeinträchtigungen“ durch den GDL-Streik, teilte die Bahn mit.
Fahrgäste sollten ihre Reise möglichst auf die Zeit nach dem Streik verschieben. Wer dennoch fahren müsse, solle sich kurz vor Antritt der Reise über den Status informieren. Der Streik soll noch bis Freitagabend um 18 Uhr andauern.
Mehrere Versuche der Deutschen Bahn und der ebenfalls betroffenen Transdev, bis zur letzten Minute noch den Streik per Eilverordnung vor den Arbeitsgerichten zu stoppen, waren am Dienstag gescheitert. Die Lokführergewerkschaft fordert nicht nur mehr Geld, sondern gleichzeitig auch kürzere und flexiblere Arbeitszeiten. Die Bahn lehnt dies bisher ab.
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AUTOVERSICHERUNG – Die Autoversicherungsbranche wird in den kommenden Jahren Verluste schreiben, prognostiziert HUK-Coburg-Chef Klaus-Jürgen Heitmann im Interview. Die aktuelle Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) sei katastrophal schlecht. (Börsen-Zeitung)
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BANKENABGABE – Die Hoffnung der deutschen Kreditwirtschaft auf Rückführung der Altmittel aus der nationalen Bankenabgabe zerplatzt. Nach Informationen der Börsen-Zeitung will die Bundesregierung die 2,3 Milliarden Euro einbehalten und in den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) fließen lassen. Als Trostpflaster soll die Bankenabgabe in Deutschland ab 2024 steuerlich abzugsfähig sein – wie in vielen anderen Ländern Europas. Einen entsprechenden Referentenentwurf habe Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nach Informationen der Börsen-Zeitung in die Ressortabstimmung geben lassen. Mit Kanzleramt und Bundeswirtschaftsministerium sei das Vorgehen grundsätzlich abgestimmt. (Börsen-Zeitung)
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ENERGIEKRISE/STAATSHILFEN – Deutschland hat in der Energiekrise mehr Staatsbeihilfen für Unternehmen bereitgestellt als alle anderen 26 EU-Länder zusammengenommen. Dies geht aus einer Zwischenbilanz der EU-Kommission hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. In der gesamten EU flossen demnach von März 2022 bis Juni 2023 Firmenbeihilfen in Höhe von 140 Milliarden Euro. Auf Deutschland entfielen davon 72,8 Milliarden Euro. Auf dem zweiten Platz liegt Italien mit 39,2 Milliarden Euro vor Spanien mit 12 Milliarden Euro. Frankreich kam mit 1,8 Milliarden Euro an Firmenbeihilfen aus, die Niederlande mit 570 Millionen Euro. (Handelsblatt)
ÖSTERREICH
STATISTIK AUSTRIA
„Produktion im November 2023 um 4,4 % gesunken“ von Statistik Austria finden Sie als PDF
„Gerichtliche Kriminalstatistik 2021-2022“ steht auf unserer Website unter Gerichtliche Kriminalstatistik 2021-2022 als PDF
WAHLUMFRAGEN
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WEITERE MELDUNGEN
Kassenärzte: ÖGK-Huss will mehr Bewerber nehmen
Für die von der Bundesregierung angekündigten 100 zusätzlichen Kassenstellen für Ärzte gibt es rund 300 Bewerber, etwa 200 davon in den passenden Regionen und Fächern.
Andreas Huss, Koobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) auf Arbeitnehmerseite, will nun mit ihnen reden und, sollten mehr als 100 übrigbleiben, auch allen weiteren eine Stelle anbieten, sagte er heute im Ö1-„Morgenjournal“.
Er sei diesbezüglich bereits mit dem Gesundheitsministerium in Kontakt und versuche die Finanzierung für möglicherweise weitere Stellen sicherzustellen, so Huss.
Sein Ziel: „Dass wir hier keinen Arzt, der Interesse hat und der den Kassenvertrag übernehmen möchte und den wir auch dringend brauchen, in der Versorgung abweisen müssen.“
Für die Umsetzung zeigte er sich optimistisch. Es sei zumindest die Sensibilität in der Bundesregierung vorhanden, dass es mehr Stellen als diese 100 zusätzlichen Stellen brauche.
MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG / RAUMFAHRT
Deutschland: Zahl der Todesfälle sinkt 2023 erstmals seit Pandemie wieder
Nach mehreren Anstiegen während der Corona-Jahre ist die Zahl der Todesfälle in Deutschland 2023 erstmals wieder gesunken. Insgesamt starben im vergangenen Jahr 1,02 Millionen Menschen und damit rund 45.000 oder 4 Prozent weniger als 2022, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.
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Coronapandemie machte auch Paare einsamer
Berlin/Köln – Vor allem Menschen in Paarbeziehungen fühlen sich seit der Coronapandemie vermehrt einsam. Sie seien geselliger als andere und daher besonders stark von den Einschränkungen betroffen, so ein Ergebnis einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten heute.
Demnach ist die Zahl der Deutschen, die sich einsam fühlen, stark gewachsen. Habe 2017 noch jeder zwölfte angegeben, sich einsam zu fühlen, sei es dann mit der Coronapandemie 2021 jeder fünfte gewesen; das sei ein Anstieg von fast 150 Prozent.
Unter den Männern oder Frauen in Partnerschaften gaben 2017 noch knapp sechs Prozent an, sich einsam zu fühlen; 2021 waren es dann fast 20 Prozent, also eine Verdreifachung.Insgesamt fühlen sich laut der Untersuchung in Deutschland verwitwete Frauen am einsamsten. Waren es 2017 noch knapp 15 Prozent, verdoppelte sich der Wert binnen zwei Jahren fast (27 Prozent). © kna/aerzteblatt.de
Studie findet häufig Diagnosefehler bei Todesfällen im Krankenhaus – COMMENT
San Francisco – Diagnostische Versäumnisse können im Krankenhaus ernste und tödliche Folgen für den Patienten haben. Eine Studie an US-Universitäten zeigt, dass den Ärzten bei jedem vierten Patienten, der auf Intensivstation verlegt werden musste oder in der Klinik starb, mindestens ein diagnostischer Fehler unterlaufen ist.
Jeder sechste Patient kam nach den in JAMA Internal Medicine (2024; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.7347 ) vorgestellten Ergebnissen zu Schaden oder starb aufgrund des Irrtums.
Die meisten diagnostischen Fehler bleiben in der Medizin zunächst folgenlos. Sie können aber auch innerhalb kurzer Zeit in einer Katastrophe enden, wie bei einem Patienten, der wegen einer Densfraktur der Halswirbelsäule an eine Klinik der Schwerpunktversorgung überwiesen wurde.
Dort befassten sich die Chirurgen nur mit der Behandlung des Knochenbruchs und übersahen, dass der Patient auch an einer schweren Aortenstenose litt. Diese hatte bereits bei der Aufnahme zu Kreislaufproblemen mit Tachykardie und Blutdruckabfall geführt.
Doch der Patient wurde erst nach 36 Stunden auf die Intensivstation verlegt, wo er im kardialen Schock starb. Es ist nicht sicher, dass er bei einer früheren kardiologischen Behandlung überlebt hätte. Doch den Chirurgen war nach Einschätzung der Forschungsgruppe UPSIDE („Utility of Predictive Systems in Diagnostic Errors“) zweifelsfrei ein schwerer diagnostischer Fehler unterlaufen.
In einem anderen Beispiel hatte ein Arzt an einem akademischen Zentrum die beidseitige Muskelschwäche an den unteren Extremitäten nicht ernst genommen. Obwohl die Muskelreflexe vermindert waren, vermutete der Arzt eine Angststörung des Patienten mit Somatisierung.
Eine diagnostische Lumbalpunktion wurde erst nach vier Tagen durchgeführt. Als die Diagnose eines Guillain-Barré-Syndroms feststand, war es zu spät. Der Patient erlitt kurze Zeit später einen Herzstillstand und starb daran.
In einem dritten Fall hatten sich die Ärzte bei einer Bakteriämie zunächst nur auf die Antibiotika-Behandlung konzentriert, weil sie eine Meningitis befürchteten. Eine Weichteilinfektion am Fuß, die der Herd der Bakteriämie war, wurde übersehen. Das notwendige chirurgische Débridement wurde erst durchgeführt, als der Patient wegen eines drohenden septischen Schocks auf die Intensivstation verlegt wurde.
Solche Irrtümer sind im Klinikalltag vermutlich selten. Wenn allerdings alle Fälle, in denen Patienten wegen Komplikationen auf Intensivstation überwiesen werden mussten oder im Krankenhaus starben, sorgfältig aufgearbeitet werden, lassen sich häufig diagnostische Fehler nachweisen.
Das Team um Andrew Auerbach von der Universität von Kalifornien in San Francisco hat eine Stichprobe von 2.428 Patienten aus 29 akademischen Kliniken überprüft. Bei 550 Patienten (23,0 %) fanden sie einen Diagnosefehler.
Bei 436 Patienten (17,8 %) hatte dieser vorübergehende oder dauerhafte Schäden zur Folge. Bei 121 der 1.863 verstorbenen Patienten hatte der diagnostische Fehler nach Ansicht von Auerbach zum Tod beigetragen (6,6 %).
In einer multivariablen Analyse war eine Fehleinschätzung des Patientenzustands für 21,4 % der Fehler verantwortlich, gefolgt von der unterlassenen Durchführung von Tests oder der fehlerhaften Interpretation der Ergebnisse, die zu 19,9 % an den Fehlern beteiligt waren. © rme/aerzteblatt.de
COMMENT: Das gilt nicht nur für Erkrankungen mit fatalen Folgen für Patienten auf Intensivstationen, sondern für alle Krankenhauspatienten. Dieser Artikel befasst sich mit Verhältnissen in US-Krankenhäusern.
Gerade in den USA lag die Obduktionsrate (innere Leichenbeschau) bei um 50 Prozent und höher. Doch die Rechtsanwälte eroberten sich in den 1950er Jahren ein neues Geschäftsfeld: Kunstfehler-Klagen gegen Ärzte. Zu diesem Zweck postierten sie sich vor dem Obduktionssaal und erfragten die Obduktionsergebnisse. Die Zahl der Kunstfehlerprozesse mehrte sich, höhe Schadensersatzsummen wurden die Regel. Folge war, dass innerhalb der 1950er Jahre die Krankenhäuser erfolgreich die Rate der Obduktion auf 20 Prozent und weniger absenkten.
Inzwischen ist auch in Österreich die Zahl der Obduktion geradezu bedrohlich zurückgegangen. Personalmangel und die auch unter Pathologen nicht gerade beliebte Obduktion führten dazu. Die innere Totenschau dient aber der Allgemeinheit, indem sie ein Qualitätskontroll-Instrument ersten Ranges ist, die die Krankhaus-Qualität bestimmt und so sichern hilft. Krankenhaushalter sind daran nicht interessiert: Angst vor Schadensersatzforderung und Reputationsverlust dominieren, Scheu vor Kosten für die teuren, personalaufwändigen Obduktionen.
Immerhin dauert eine unkomplizierte Obduktion in geübten Händen eines erfahrenen Prosektors etwa 20 bis 30 Minuten. In etwas komplizierteren oder gar komplexen Fällen kann die Obduktion weit mehr Zeit erfordern. Dazu kommen Aufwendungen für die histologische Aufarbeitung von Gewebsproben und die Zeit zum Verfassen und Schreiben eines Obduktionsprotokolls. Die histologische Begutachtung am Tag nach der Obduktion erhöht den Aufwand; sie ist nicht in allen Fällen zwingend nötig.
Zeit ist beim Personaleinsatz eine entscheidende Größe. Ein Prosektor kann bei Durchführung von zwei Obduktionen mit Wartezeit dazwischen und Abfassen der Obduktionsprotokolle zwischen im Minimum zwei bis zu etwa vier Stunden zeitlich gebunden sein; das entspricht einem Viertel bis die Hälfte eines Arbeitstages. Folgen noch Begutachtungen der histologischen Proben am nächsten Tag, so erhöht sich der Zeitaufwand nochmals.
In dieser Zeit geht er dem Team für die alltägliche diagnostische Arbeit ab. Stand die Obduktion noch bis weit in die 1950er Jahre im Vordergrund der Berufstätigkeit eines Pathologen, so schwoll die diagnostische Arbeit für lebende Patienten nach Einführung der flexiblen Fiberglasoptiken in Endoskopie-Apparaten spätestens in den 1970er Jahren erheblich an.
Heute macht die diagnostische Arbeit für lebende Patienten rund 90 Prozent der Arbeit eines Krankenhaus-Pathologen aus, die Obduktion nur 10 Prozent oder gar weniger.
Wir die hier berichtete Studie an den Verhältnissen in den USA etwas ändern?
Vermutlich nicht. Auch in Österreich stießen entsprechende Eingaben und Studien seitens der Pathologen auf taube Ohren. Das gilt auch für gerichtsmedizinische Obduktionen, die in Wien eine Zeit lang in obskuren Containern bei deutlich verminderte Obduktionszahl durchgeführt wurden. Hochzeit für Mörder! Tiefzeit für qualitätsvolles Arbeiten im Interesse für und zum Schutz der Allgemeinheit. Diese wird mit „Fake“ abgespeist: wir kümmern uns um sie Tag und Nacht, heißt es da von offiziellen Stellen. Nun ja. Ökonomisierung der Lebenswelt als Quelle des Qualitätsverlusts. Stoff zum Nachdenken.
Auckland (pte012/09.01.2024/10:30) – Die Smartphone-App „MindEar“ verringert die beeinträchtigenden Auswirkungen eines Tinnitus mittels Schulungskurs und Klangtherapie binnen Wochen deutlich. Das hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der University of Auckland bestätigt. Die Anwendung soll all jenen Patienten helfen, deren Tinnitus bleibend ist oder die lange auf eine Behandlung warten müssen. Auch ist die App für Patienten gedacht, die sich die Unterstützung durch Spezialisten nicht leisten können.
Erfolge nach 16 Wochen
An der ersten Untersuchung haben 30 Patienten teilgenommen. In der Folge stellte sich bei fast zwei Dritteln nach 16 Wochen eine klinisch signifikante Verbesserung ein. Die Forscher planen derzeit bereits eine größere Studie in Großbritannien. Sie soll in Zusammenarbeit mit dem University College London Hospital durchgeführt werden. MindEar steht für Patienten bereits in einer Testversion zur Verfügung.
Laut dem leitenden Wissenschaftler Fabrice Bardy leiden allein in Australien rund 1,5 Mio. Menschen an einem schweren Tinnitus, vier Mio. sind in Großbritannien betroffen und in den USA 20 Mio. Patienten. Er nennt als einen der verbreitetsten Irrtümer in Bezug auf diese Krankheit, bei der es sich eigentlich um Symptome einer anderen Erkrankung handelt, dass die Betroffenen damit leben müssten und es keine Möglichkeiten zur Verbesserung ihres Zustandes gäbe. Das ist laut dem Experten aber nicht wahr. Professionelle Hilfe könne Angst und Beklemmung verringern, die mit gehörten Klängen einhergehen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Es ist bereits bekannt, dass eine kognitive Verhaltenstherapie helfen kann. Dafür ist jedoch ein Psychologe erforderlich. Das ist, so die Psychologin Suzanne Purdy, jedoch teuer und häufig bestehen Schwierigkeiten beim Zugang zu einer derartigen Behandlung. MindEar setzt daher auf eine Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie, Achtsamkeit, Entspannungsübungen und Klangtherapie.
Damit wird die Reaktion des Gehirns auf die störenden Geräusche dahingehend trainiert, dass sie sich ausblenden lassen und nur noch im Hintergrund wahrgenommen werden. So werden die Stresshormone unterdrückt und damit auch die Konzentration des Gehirns auf den Tinnitus. Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin „Frontiers in Audiology and Otology“ nachzulesen. (Ende)
Brentwood (pte002/09.01.2024/06:05) – College-Studenten mit sozialen Ängsten und Depressionen bereiten sich eher durch „Vorglühen“ auf gesellschaftliche Ereignisse vor. Das zeigt einer Studie der Research Society in Alcohol. „Pregaming“, wie das im deutschen Sprachraum genannte Trinken von Alkohol noch vor Beginn der eigentlichen Party in den USA genannt wird, ist ein beliebter Zeitvertreib unter College-Studenten. Jüngsten Umfragen nach hat sich jeder Zweite im vergangenen Monat auf ein Ereignis durch Vorab-Konsum von Alkohol vorbereitet.
Fülle negativer Folgen
Die Praxis des Pregamings wird durchwegs mit negativen alkoholbedingten Folgen wie akademischen und zwischenmenschlichen Problemen und einem erhöhten Verletzungsrisiko, körperlichen und sexuellen Übergriffen, Trunkenheit am Steuer und Blackouts in Verbindung gebracht. Jetzt ging es darum zu untersuchen, wie Pregaming-Motive soziale Ängste und Depressionen sowie die daraus resultierenden negativen Folgen zusammenhängen.
Die Forscher haben 485 Vollzeitstudenten im Alter von 18 bis 24 Jahren rekrutiert, die eine große private US-Universität besuchten und im vergangenen Monat mindestens einmal pro Woche Pregaming gemeldet hatten. Die Teilnehmer waren zu 47,8 Prozent weiß und zu 67,2 Prozent weiblich.
Mithilfe des „Prepartying Motivations Inventory“ wurden vier Motivsubtypen für Pregaming festgestellt: zwischenmenschliche Verbesserung wie „Neue Freunde kennenlernen“, gesellschaftliche Verbesserungen („Um die Chancen auf eine Verabredung zu erhöhen“), Situationskontrolle („Damit ich die Kontrolle darüber habe, was ich konsumiere“) und Konsumhindernisse („Weil ich minderjährig bin und am Zielort keinen Alkohol kaufen kann“). Auch soziale Ängste und Depressionssymptome wurden erhoben.
Blackouts nicht untypisch
Basierend auf den Antworten der Teilnehmer wurden diese einem von vier Profilen zugeteilt. 59,5 Prozent wurden danach als Personen mit leichten bis mittelschweren sozialen Angst- und Depressionssymptomen eingestuft, 12,7 Prozent als Personen mit minimalen sozialen Angst- und Depressionssymptomen und geringer Motivation. 15,6 Prozent hatten subklinische oder erhöhte soziale Angst- und Depressionssymptome und 12,1 Prozent hatten klinisch erhöhte soziale Angst- und Depressionssymptome.
Die letzte Gruppe verfiel dem Vorglühen am stärksten. Sie wies auch die höchste Zahl alkoholbedingter negativer Folgen auf. Deren Angehörige berichteten im Schnitt über dreieinhalb alkoholbedingte Blackouts im vergangenen Monat, was deutlich mehr als bei jeder anderen Gruppe und fast doppelt so hoch war wie das Symptomprofil leichter/mittelschwerer sozialer Ängste und Depressionen. Diese Gruppe verfiel auch öfter der Illusion, Vorglühen verbessere zwischenmenschliche Beziehungen. (Ende)
ROUNDUP/Bemannte Missionen verschoben: Herbe Mond-Rückschläge für die Nasa
WASHINGTON (dpa-AFX) – Das „Artemis“-Mondprogramm der US-Raumfahrtbehörde Nasa verzögert sich weiter. Die zuvor für November 2024 geplante bemannte Mondumrundung „Artemis 2“ werde wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff auf September 2025 verschoben, teilte die Nasa am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit. Die geplante bemannte Mondlandung „Artemis 3“ werde sich entsprechend auf September 2026 verschieben. „Artemis 4“, eine weitere geplante Mondlandung, sei nach wie vor für September 2028 anvisiert.
„Wir machen etwas unglaublich Schwieriges“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. „Und Sicherheit hat für uns höchste Priorität.“ Deswegen wolle man den Teams mehr Zeit geben, um an den derzeitigen Herausforderungen zu arbeiten. Unter anderem müsse das Hitze-Schutzschild der „Orion“-Kapsel noch überarbeitet werden, hieß es bei der Pressekonferenz.
„Es bleibt spannend“, sagte Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner der Deutschen Presse-Agentur. Raumfahrt bleibe anspruchsvoll und potenziell gefährlich. Früher hätte man sich vom sogenannten „Space Race“ zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion zu hohen Risiken treiben lassen, aber diese Ära sei vorbei. „Es ist deshalb vernünftig, den Start zu verschieben, wenn man Schwierigkeiten erkennt – insbesondere in der astronautischen Raumfahrt“, sagte der frühere Präsident der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa.
Eigentlich hatten die US-Astronautin Christina Koch, ihre US-Kollegen Victor Glover und Reid Wiseman und der kanadische Raumfahrer Jeremy Hansen schon im November 2024 mit der „Orion“-Kapsel rund zehn Tage lang um den Mond herum fliegen sollen. Sie wären die ersten vier Raumfahrer in der Nähe des Mondes gewesen, seit die Astronauten der „Apollo 17“-Mission den Erdtrabanten 1972 für einige Zeit betraten.
Ende 2022 waren das Raketensystem „Space Launch System“ und die Kapsel „Orion“ erstmals unbemannt erfolgreich getestet worden. Rund ein Jahr nach „Artemis 2“ sollte mit „Artemis 3“ ein weiterer bemannter Flug inklusive Mondlandung folgen.
Mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten „Artemis“-Programm sollen erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person auf dem Mond landen – ursprünglich war das bereits bis 2024 angesetzt, diese Zeitplanung war von Experten aber bereits von Beginn an angezweifelt worden. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa und Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder sind an „Artemis“ beteiligt.
Zuletzt waren mit der „Apollo 17“-Mission vor rund 50 Jahren Menschen auf dem Mond – die Landung erfolgte am 11. Dezember 1972. Insgesamt brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 zwölf Astronauten auf den Mond.
Schon zu Beginn der Woche hatte die US-Raumfahrtbehörde einen Mond-Rückschlag hinnehmen müssen, als eine von der Nasa unterstützte private US-Raumfahrtmission mit dem Ziel einer ersten erfolgreichen kommerziellen Landung auf dem Mond scheiterte. Der Start der Kapsel „Peregrine“ des Unternehmens Astrobotic aus Pittsburgh am Montag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral klappte zwar, doch danach gab es Probleme mit dem Antriebssystem, die die geplante Mondlandung unmöglich machten.
Die Nasa arbeitet immer enger mit kommerziellen Anbietern zusammen, weil sich das als effizienter und letztendlich kostensparender Weg erwiesen hat. Bei der „Peregrine Mission 1“ konnten Privatpersonen sich Raum für den Transport von Material zum Mond in dem Lander kaufen, der 1,9 Meter hoch ist und einen Durchmesser von 2,5 Metern hat.
Im April 2023 war bereits eine japanische Firma bei einer ähnlichen Mond-Mission gescheitert, als Grund gab das Unternehmen Ispace eine fehlerhafte Höhenberechnung des Landers beim Landeversuch an.
Deutlich erfolgreicher in Sachen Mond war zuletzt China: Drei unbemannte Mond-Lander hat das Land seit 2013 erfolgreich auf der Oberfläche des Erdtrabanten landen können mit Plänen für einen weitern in diesem Jahr./cah/DP/zb
UMWELT
Mikroplastik-Fasern fliegen weit und hoch durch Atmosphäre
Der Transport von Mikroplastik über Flüsse in die Ozeane ist relativ gut untersucht, während der Transport dieser potenziellen Umweltschadstoffe durch die Atmosphäre noch viele Fragen aufwirft. Forschende der Uni Wien und aus Deutschland zeigten nun jüngst im Journal „Environmental Science & Technology“ auf, wie die Form der Teilchen die Flugdistanzen prägt: Mikroplastik-Fasern halten sich demnach deutlich länger in der Luft als angenommen und fliegen besonders hoch.
Das Wissen über die Verteilung von Mikroplastik in der Atmosphäre sei bisher noch limitiert, schreibt das Team um Daria Tatsii und Andreas Stohl vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien in ihrer Studie. Die synthetischen organischen Polymere, die in unterschiedlicher Form und Größe von bis zu einigen Millimetern in Durchmesser bzw. Länge auftreten können, gelten als Umweltschadstoffe für Ökosysteme an Land und im Wasser. Bei ihrem Transport durch die Luft bestehe zudem das Risiko des Einatmens, so die Forschenden.
Stohl, Professor für Allgemeine Meteorologie, konnte bereits im Rahmen einer ersten Modellberechnung der globalen Ausbreitung von Mikroplastikteilchen aus dem Straßenverkehr durch Wind im Jahr 2020 zeigen, dass dieser Transportweg – neben der Verbreitung von Mikroplastik durch Flüsse – eine zentrale Rolle spielt.
Aktuelle Berechnungsmodelle unzureichend
Mit den derzeit bestehenden Berechnungsmodellen könne man aber nicht nachvollziehen, wie die Partikel – inklusive der für atmosphärischen Transport schon sehr großen Teilchen mit etwa 1 Millimeter Ausdehnung in Länge und häufig faserartiger Form – in so entlegenen Gebieten wie der Arktis, der Antarktis, aber auch auf den Sonnblickgletschern abgelagert werden können, sagte Stohl zur APA: „Es gibt aber keine andere Möglichkeit dafür, als dass dies über den Transport durch die Atmosphäre erfolgt.“ Doch in der Atmosphäre selbst seien die Partikel neben Wüstenstaub, Luftverschmutzung aller Art und anderer Aerosole nur schwer erfassbar.
Bisherige Berechnungsmodelle gingen zudem von absolut runden Partikeln aus. Mit Hilfe ihres neuen entwickelten Ansatzes konnten die Forscher nun aufzeigen, dass Fasern von Mikroplastik sehr viel weiter durch die Atmosphäre transportiert werden als bisher angenommen. Während sich kugelförmige Partikel vergleichsweise rasch absetzen, können Mikroplastik-Fasern auch die Stratosphäre, als zweite Erdatmosphärenschicht, erreichen.
Das Team ermittelte zunächst experimentell, wie schnell sich Mikroplastikfasern in der Atmosphäre absetzen. Es standen bisher kaum Daten über die Dynamik der Fasern in der Luft zur Verfügung, sagte Mitautor Mohsen Bagheri vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen laut Aussendung. Ein Grund dafür sei, „dass es schwierig ist, kontrollierte und wiederholbare Experimente mit so kleinen Partikeln in der Luft durchzuführen“. Über Fortschritte im 3D-Druck mit Submikrometer-Auflösung und einen von den Forschenden entwickelten neuartigen Versuchsaufbau konnte nun aber nachgewiesen werden, dass die Form der Partikel einen Unterschied macht.
Es kommt auf die Masse an…
Die Erkenntnisse über den Absetzungsprozess von faserförmigen Partikeln wurde in einem nächsten Schritt in ein globales atmosphärisches Transportmodell integriert. Das Resultat: Die Fasern mit einer Länge von bis zu 1,5 Millimeter konnten in dem Modell die entlegensten Orte der Erde erreichen, während sich Kugeln derselben Masse viel näher an den jeweiligen regionalen Plastikquellen absetzten. Die Längenangabe sei hier aber nicht als harte Grenze zu verstehen, sagte Stohl: „Es kommt auf die Masse an und bei gleicher Masse gilt: Je länger die Fasern sind, desto weiter können sie transportiert werden.“ Die relativ großen Partikel könnten aber bei entsprechenden Bedingungen durchaus Strecken vom Äquator bis zum Pol zurücklegen.
Die chemische Zusammensetzung und damit spezifische Dichte der Fasern nannte Stohl als weitere Einflussgröße. Der Fokus der Studie lag aber auf dem Einfluss der Faserform auf die Flugstrecke – „das hat man sich bisher einfach nicht experimentell angeschaut“, so Stohl: „Wir haben nun die ersten Messdaten dazu geliefert sowie eines der ersten Berechnungsmodelle vorgelegt, dass den Einflussfaktor der Form berücksichtigt.“
Der Befund, dass Mikroplastik-Fasern auch viel größere Höhen in der Atmosphäre erreichen können als bisher angenommen, könnte für den Meteorologen auch Auswirkungen „auf die Prozesse der Wolkenbildung und sogar auf das stratosphärische Ozon“ haben. Allerdings seien noch weitere Studien notwendig, um den Einfluss von Mikroplastik auf die Atmosphäre zu erforschen. „Was darüber hinaus wirklich fehlt, ist ein besseres Verständnis über die Emissionsquellen von Mikroplastik, über die emittierten Größen der Partikeln, wie hoch der Anteil aus sekundären Quellen ist (z.B. durch Fragmentierung größerer Partikel, Anm.) – es fehlt jegliches quantitatives Verständnis, was in die Atmosphäre gelangt“, so Stohl.
Service: Publikation online: https://pubs.acs.org/doi/epdf/10.1021/acs.est.3c08209
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Copernicus: 2023 war heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
2023 war nach Angaben des EU-Klimawandeldienstes Copernicus das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die weltweite Durchschnittstemperatur habe bei 14,98 Grad gelegen, erklärte der Klimadienst. Dies seien 0,17 Grad mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016 gewesen. Doch nicht nur seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen war das vergangene Jahr vermutlich ein Rekord, sondern vermutlich für eine viel längere Zeit: „Die Temperaturen im Jahr 2023 lagen höchstwahrscheinlich über denen jeder Periode mindestens der vergangenen 100.000 Jahre“, sagte Copernicus-Vizechefin Samantha Burgess.
Klimawandel: Temperaturerhöhung 2023 knapp unter 1,5°C-Grenze
Brüssel – Das vergangene Jahr 2023 ist das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen – mit einer globalen Temperatur nahe der 1,5°C-Grenze. Das gab das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus Climate Change Service (C3S) heute bekannt.
Die Temperaturen lagen 1,48°C über dem vorindustriellen Niveau von 1850-1900 und übertrafen damit die Temperaturen im Jahr 2016, das vorherige wärmste Jahr, mit großem Abstand.
Bereits im Juni vergangenen Jahres seien die Temperaturen an mehreren Tagen hintereinander 1,5 °C höher gewesen als zu vorindustriellen Zeiten. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass die täglichen Veränderungen den Schwellenwert überschritten, war es Copernicus zufolge zuvor noch nie so früh im Jahr gewesen.
Insgesamt überschritten im vergangenen Jahr fast 50 Prozent der Tage die 1,5°C-Grenze. Im Dezember lagen die Temperaturen bereits 1,78 °C über dem vorindustriellen Niveau.
„Dies bedeutet nicht, dass wir die im Pariser Abkommen festgelegten Grenzwerte überschritten haben – da sie sich auf Zeiträume von mindestens 20 Jahren beziehen, in denen diese durchschnittliche Temperaturanomalie überschritten wird –, aber es handelt sich hierbei um einen bedenklichen Präzedenzfall“, erklärte Copernicus.
Eine entscheidende Ursache für die ungewöhnlichen Lufttemperaturen im Jahr 2023 waren dem Bericht nach die hohen Oberflächentemperaturen der Ozeane. Dabei sorgte auch das Wetterphänomen El Niño für heißere Temperaturen und wird dies voraussichtlich auch 2024 tun.
Doch auch ohne El Niño wäre 2023 ein besonders heißes Jahr gewesen, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service. „Der Hauptfaktor für die hohen Ozeantemperaturen ist der anhaltende Anstieg der Treibhausgaskonzentration“, so Copernicus.
Nach Angaben des Copernicus Atmosphere Monitoring Services (CAMS) sind die Treibhausgaskonzentrationen im Jahr 2023 die höchsten, die jemals in der Atmosphäre gemessen wurden.
Forschende halten die extremen Temperaturen im vergangenen Jahr nicht für überraschend. Friederike Otto, Klimawissenschafterin am Imperial College London, sagte: „Jedes Zehntelgrad zählt.“ Auch 1,6°C seien besser als aufzugeben und bei 3°C zu landen, auf welche die derzeitige Politik zusteuere.
Amanda Maycock, Professorin für Klimadynamik an der Universität von Leeds kommentierte die hohen Temperaturen ebenfalls und kritisierte die Entscheidung der Weltklimakonferenz vergangenes Jahr eine „Abkehr“ und keinen Ausstieg aus fossilen Energien beschlossen zu haben.
„Während einige die COP28 mit einem Gefühl des Optimismus verließen, ist mir klar, dass der kollektive Wille, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, nicht stark genug ist, um 1,5°C zu vermeiden, und leider werden wir in den kommenden Jahren noch viele Schlagzeilen wie diese sehen,“ so Maycock.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen etwa durch Hitze, Dürren oder andere Extremwetter. Zudem beeinflusst er die psychische Gesundheit. © mim/aerzteblatt.de
Dürren schaden Wiesen stärker als bisher angenommen
Dürren schaden Pflanzen stärker als bisher angenommen. Laut einer internationalen Studie mit Beteiligung von der Universität Innsbruck reduzierten extreme Dürren das Pflanzenwachstum um 60 Prozent. „Die Resultate übertreffen bei weitem die bisher berichteten Verluste für Graslandgebiete“, schreiben Forscherinnen und Forscher im Fachblatt „PNAS“.
„Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse mit beispielloser Präzision, dass die globalen Auswirkungen der prognostizierten Zunahme der Trockenheit erheblich unterschätzt wurden“, heißt es in der Studie weiter. Mit einem standardisierten Ansatz simulierten Teams auf sechs Kontinenten an hundert Standorten ein Jahr lang Dürren. Darunter waren auch Standorte in der Schweiz oder Deutschland. Teil des weitverzweigten Forschungsteams war auch Michael Bahn vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck.
Dürre künstlich erzeugen
Im Zuge der Studie haben zum Beispiel Wissenschafter der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (BFH-HAFL) im schweizerischen Thun sechs Wiesenflächen mit Plexiglas-Lamellen überdacht, sodass rund 33 Prozent weniger Regen auf den Boden gelangen konnte als üblich, wie die Hochschule in einer Mitteilung zur Studie schrieb. Damit wurde exakt der Jahresniederschlag des trockensten Jahres der letzten hundert Jahre simuliert.
Sechs weitere, gleich große Flächen, ohne Plexiglas-Dach dienten der Kontrolle. Vor, während und nach der simulierten Trockenheit wurden die Artenzusammensetzung und die Funktion des Ökosystems erfasst. Auf den Flächen mit künstlichen extremen Dürren reduzierte sich das Pflanzenwachstum laut der Studie um 60 Prozent.
Dieses Wissen über Grasländer und Buschsteppen sei wichtig, betonte die BFH-HAFL. Denn diese Ökosysteme bedeckten mehr als 40 Prozent der eisfreien Landfläche der Erde.
Grasländer und Buschsteppen als Kohlenstoffsenken sehr wichtig
Außerdem seien diese Erkenntnisse auch für den Klimawandel wichtig: „Da Grasländer und Buschsteppen mehr als 30 Prozent des globalen Kohlenstoffvorrats speichern, sind sie als Kohlenstoffsenken wichtig. Herrschen öfters Dürren, können diese Landschaften diese CO2-bindende Funktion nicht immer erfüllen, was den Klimawandel verstärken würde“, erklärte der an der Studie beteiligte Ökologe Andreas Stampfli in der Mitteilung.
Service: https://dx.doi.org/10.1073/pnas.2309881120
Weltweite Bilanz: Unwetter verursachten 2023 Rekordschäden
Naturkatastrophen haben nach einer aktuellen Schätzung 2023 weltweit Schäden von fast 230 Milliarden Euro verursacht. Diese Zahl nannte die deutsche Risikoversicherungsgesellschaft Münchener Rück am Dienstag. Abgesehen vom katastrophalen Erdbeben in der Türkei und in Syrien hätten sich viele früher als „sekundär“ eingeschätzte Ereignisse summiert. Eine Ursache: der Klimawandel. Für Österreich hat sich das WIFO der Frage gewidmet, was Nichthandeln im Klimaschutz kostet.
Die Münchener Rück (Munich Re) gilt als die größte Rückversicherungsgesellschaft der Welt, als solche („Reassekuranz“) übernimmt sie die Risiken von Versicherungen und veröffentlicht jährlich eine Bilanz der globalen Schäden durch Naturkatastrophen. Laut aktuellen, am Dienstag veröffentlichten Zahlen, verursachten diese im letzten Jahr einen Gesamtschaden von 250 Milliarden Dollar (rund 228 Mrd. Euro).
Die größte und tragischste Katastrophe war das Erdbeben im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei am 6. Februar mit rund 58.000 Toten und Schäden in einer Höhe von rund 50 Milliarden Dollar (nur ein kleiner Teil davon versichert), laut Münchener Rück rund ein Zehntel des Gesamtschadens. Abgesehen davon waren es zahlreiche „kleine“ Katastrophen, die in ihrer Summe enormen Schaden verursachten. Insgesamt verloren 2023 rund 74.000 Menschen bei Naturkatastrophen ihr Leben, so viele wie seit 2010 mit dem Erdbeben in Haiti nicht mehr.
Auch ohne viele „Großereignisse“
„Das Jahr 2023 war erneut von sehr hohen versicherten Schäden aus Naturkatastrophen geprägt, und das, obwohl es keine extremen Einzelschäden gegeben hat“, schrieb am Dienstag Thomas Blunck, Mitglied im Vorstand der bereits 1880 gegründeten Versicherungsgesellschaft.
„Die Schadenbilanz war im vergangenen Jahr vergleichbar mit den Vorjahren. Bemerkenswert ist aber, dass das ohne ein einzelnes Ereignis mit einem versicherten Schaden von mehr als zehn Milliarden Dollar zustande kam“, sagte der leitende Klimawissenschaftler des weltgrößten Rückversicherers, Ernst Rauch.
Unwetter heute nicht mehr „sekundär“
2022 hatte allein der Hurrikan „Ian“ in der Karibik und den USA Schäden von 100 Milliarden Dollar (über 91 Mrd. Euro) angerichtet, 60 Prozent davon trugen die Versicherer. Im vergangenen Jahr bestimmten Unwetter und schwere Gewitter mit Hagel die Naturkatastrophenbilanz, vor allem in Nordamerika und Europa. Allerdings hinterließ auch Hurrikan „Idalia“ im August 2023 eine Spur der Verwüstung im Süden der USA.
„Normale“ Unwetter allein richteten laut Münchener Rück im Vorjahr 76 Milliarden Dollar Schaden an, 58 Milliarden davon waren versichert. „Wir müssen uns auf solche Schadenhöhen einstellen“, warnte Rauch. „Schadenereignisse, die man früher als sekundär angesehen hat, sind in der Summe zu einem wichtigen Schadentreiber geworden.“ Das müssten auch die Rückversicherer, die die Erstversicherer gegen solche Katastrophen absichern, in ihren Preisen einkalkulieren, so die betriebswirtschaftliche Seite.
„Erderwärmung verstärkt Wetterextreme“
Ursache extremer Wetterereignisse ist laut Rauch auch der Klimawandel. Bis Ende November lagen die Temperaturen 2023 global 1,3 Grad über dem Wert aus der Zeit zwischen 1850 und 1900. „Die seit Jahren beschleunigte Erderwärmung verstärkt in vielen Regionen die Wetterextreme und damit das Schadenspotenzial.
Bei höheren Temperaturen verdunstet mehr Wasser, und mit der zusätzlichen Feuchtigkeit steigt in der Atmosphäre die potenzielle Energie für starke Unwetter“, so der deutsche Klimaexperte. Wirtschaftliche Folge ist, dass auch Versicherungsprämien für Gebäude in Hurrikanregionen wie etwa Florida mittlerweile mehrere tausend Dollar pro Jahr ausmachen können.
Globale Durchschnittstemperatur deutlich gestiegen
Das vergangene Jahr blieb laut dem EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus nur knapp unterhalb der 1,5-Grad-Schwelle der Erderwärmung. Die Temperatur lag laut am Dienstag veröffentlichten Daten global um 1,48 Grad Celsius höher als im Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900.
Es sei wahrscheinlich, dass die Temperaturen 2023 höher waren „als in den vergangenen 100.000 Jahren“, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), anlässlich der Veröffentlichung des Berichts „Global Climate Highlights 2023“. Die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2023 betrug Copernicus zufolge 14,98 Grad Celsius und war damit 0,17 Grad höher als im bisher wärmsten Jahr 2016.
Was Nichtstun kostet
Für Österreich ging zuletzt das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) unter dem Titel „Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken“ der Frage nach, wie sich ein solches Nichthandeln längerfristig auf den Staatshaushalt niederschlagen würde.
Es fehle „bisher eine gesamthafte Übersicht über mögliche Kosten bzw. Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln bzw. Klimarisiken für die öffentliche Hand“, heißt es einleitend in dem am Dienstag veröffentlichten „Policy Brief“. Jedenfalls müsste der Faktor Klimawandel in der Budgetplanung – höhere Ausgaben oder geringere Einnahmen – berücksichtigt werden.
Bis zu sieben Milliarden Euro pro Jahr?
Das Umweltministerium als Auftraggeber der WIFO-Studie verwies in einer Aussendung auf „massive Kosten durch Nichthandeln beim Klimaschutz“, in Zahlen eine „Belastung des Staatsbudgets bereits jetzt“ von 5,4 bis sieben Milliarden Euro pro Jahr. Das Ministerium von Ressortchefin Leonore Gewessler (Grüne) verwies gleichzeitig auf Maßnahmen, die bereits ergriffen wurden.
Diese zeigten schon Wirkung, etwa der steigende Anteil von erneuerbarer Energie am Strommix, wurde Gewessler in der Aussendung zitiert. „Gerade jetzt entfalten Investitionen und Maßnahmen für mehr Klimaschutz eine doppelte Wirkung – für die Konjunktur und für den Klimaschutz. Deswegen investieren wir auch 2024 weiter in eine gute Zukunft.“
red, ORF.at/Agenturen
Links:
Die Klimakrise ist für uns alle spürbar und allgegenwärtig. Nicht-Handeln in Sachen Klimaschutz ist äußerst teuer, kostet Österreich bereits heute viele Milliarden Euro und ist auch künftig mit großen budgetären Risiken verbunden. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt eine aktuell veröffentlichte Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), die erstmals eine gesamthafte Übersicht über Kosten durch klimapolitisches Nicht-Handeln für die öffentliche Hand darstellt.
Zahlreiche Gegenmaßnahmen der Bundesregierung unter Federführung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zeigen bereits Wirkung für mehr Klimaschutz in Österreich. So ist der Erneuerbaren-Anteil der heimischen Stromerzeugung auf 87 Prozent gestiegen – ein europäischer Spitzenwert. Außerdem sind nach den jüngsten Prognosen des Grazer Wegener Centers Österreichs CO2-Emissionen 2023 im Vergleich zu 2022 um 6,9 Prozent deutlich gesunken.
Die Kosten des Nicht-Handelns beim Klimaschutz belasten die öffentliche Hand laut der Studie schon jetzt zumindest im Ausmaß von 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr. Zudem müssen auch steigende Kosten aufgrund steigender Klimawandelanpassungsmaßnahmen und – durch die Klimakrise bedingte – immer häufiger auftretende klimawandelbedingte Schäden, wie Extremwetterereignisse, einkalkuliert werden. So könnten etwa künftige Ausgaben für Klimawandelanpassung bis 2030 1,7 Milliarden Euro pro Jahr ausmachen. Zudem belasten klimaschädliche Subventionen des Bundes das öffentliche Budget mit 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr.
Werden europarechtlich vorgegebene Klimaziele verfehlt, ist Österreich zudem zum Ankauf von Emissionszertifikaten verpflichtet: hierfür könnten die Kosten für den Zeitraum 2021 bis 2030 4,7 Milliarden Euro erreichen. Nicht zuletzt werden die öffentlichen Ausgaben für die Beseitigung von klimawandelbedingten Schäden steigen und bis 2030 2,5 bis 5,2 Milliarden Euro erreichen. Ein Teil dieser Schäden wird die öffentlichen Haushalte belasten, etwa für zusätzliche Gesundheitsausgaben.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Die Klimaschutzmaßnahmen die wir in den letzten vier Jahren gesetzt haben, zeigen bereits Wirkung. Der boomende Erneuerbarenausbau und die steigende Grünstromproduktion sind tolle Erfolge. Genauso sind die CO2-Emissionen laut den aktuellsten Prognosen des Wegener-Center auch 2023 deutlich am Sinken. Das gibt Zuversicht im Klimaschutz – wir können das Nicht-Handeln und die Fehlentscheidungen der vergangenen Regierungen in Sachen Klimaschutz auch in Österreich aufholen.
Gerade jetzt entfalten Investitionen und Maßnahmen für mehr Klimaschutz eine doppelte Wirkung – für die Konjunktur und für den Klimaschutz. Deswegen investieren wir auch 2024 weiter in eine gute Zukunft. Mit dem erst kürzlich verabschiedeten Rekord-Klimaschutzbudget sorgen wir dafür, dass die Menschen mit uns gemeinsam das Klima schützen können. Wo es mehr kostet, unterstützen wir mit umfangreichen Förderungen und wo es eine neue Technologie braucht, fördern wir sie. Wir kurbeln damit die Konjunktur an, schaffen und sichern Arbeitsplätze. Davon profitieren die Menschen in unserem Land, die Wirtschaft und unser Klima.“
Ergebnisse im Detail
- Auswirkungen des Nicht-Handelns in der Klimakrise belasten das öffentliche Budget: durch Ausgaben für klimawandelbedingte Schäden, Klimawandelanpassung, schwer abschätzbare Kosten im Falle der Verfehlung österreichischer Ziele in der europäischen Klima- und Energiepolitik und Kosten, die durch weitergeführte klimaschädliche Maßnahmen verursacht werden. Die Folgen der Klimakrise führen zudem zu Wachstumsverlusten und somit zu geringeren Steuereinnahmen.
- Bereits seit 2014 fallen durch öffentliche Ausgaben im Bereich Klimawandelanpassung Kosten von gut 1 Milliarde Euro jährlich an, diese dürften sich bis 2030 auf mehr als 1,7 Milliarden Euro pro Jahr und bis 2050 auf mehr als 2 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.
- Zusätzlich belasten klimaschädliche Subventionen des Bundes das öffentliche Budget mit 4,1 – 5,7 Milliarden Euro pro Jahr.
- Die – schwer zu prognostizierenden – Kosten für den notwendigen Ankauf von Emissionszertifikaten im Falle einer EU-Klimazielverfehlung könnten für den Zeitraum 2021 – 2030 rund 4,7 Milliarden Euro erreichen.
- Österreichs Beiträge für den internationalen Klimaschutz stehen derzeit bei rund 220 Millionen Euro pro Jahr .
Die Studie zeigt wesentliche Schlussfolgerungen auf
- Unzureichende Klimapolitik belastet Staatshaushalt massiv
- Klimapolitische Untätigkeit entwertet staatliches Vermögen
- Nicht-Handeln bei Klimaschutz verschärft die Klimakrise und ihre Auswirkungen, damit steigen Folgekosten für öffentliche Hand sowie klimawandelbedingte Wachstumsverluste
- Höhere Finanzierungskosten für Staatsschulden durch Klimarisiken
- Klimapolitisches Handeln beseitigt bzw. reduziert künftige Kosten, insbesondere im Bereich der umweltschädlichen Subventionen und teurer CO2-Emissionszertifikate
- Die Einbeziehung von Klimarisiken in die Budgetplanung ist jedenfalls als sinnvoll zu bewerten
Wiens Natur profitiert von heurigem Winter
Das Wetter mag derzeit nicht jedermanns Sache sein. Doch dem Wald kommen Kälte und Nässe sehr zugute, er wird im Frühjahr davon profitieren. Für manche Tierarten sind kalte Wintertage sogar lebenswichtig.
Schmetterlinge wie zum Beispiel das Wiener Nachtpfauenauge brauchen über eine bestimmte Zeit hinweg Kälte, um überhaupt erst aus der Puppe zu schlüpfen: „Das heißt, wenn der Winter sehr mild ist, dann warten die vielleicht ein Jahr und noch ein Jahr und noch ein Jahr, bis die ausschlüpfen“, sagte Alexander Mrkvicka vom Forstwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien. Die Tiere benötigten den Wechsel von kalten zu warmen Tagen, um zum richtigen Zeitpunkt schlüpfen und überleben zu können.
Regen und Schnee füllen Wasserspeicher
Die Niederschläge seit November wirken sich sehr gut auf Bäume und Pflanzen in den Wäldern aus. Die Böden sind feucht und Mrkvicka hofft, dass die Feuchtigkeit bis ins Frühjahr anhält, wenn die Bäume wieder austreiben. Denn in den vergangenen Jahren gab es zu wenig Niederschläge, die Böden waren trocken, die Bäume hatten zu wenig Wasser. Dieses Problem sollte es heuer nicht geben.
Allerdings bleibt eine gewisse Unsicherheit. Man müsse noch abwarten, was in den nächsten beiden Monaten passiere und wie rasch es dann im Frühjahr heiß werde, erklärte Mrkvicka. Denn sollte es schon im März oder April sommerliche Temperaturen geben, würden die Reserven wohl wieder rasch aufgebraucht sein. Wenn das Frühjahr es aber eher gemächlich angehe, etwa mit 14, 15 Grad im März und April und dann erst langsam wärmer, dann schaue es recht gut für den Wald aus.
Schädlinge von Kälte kaum beeindruckt
Wenn Schmetterlinge fliegen, ist ihr Anblick eine Freude. Weniger Freude verbreiten aber die sogenannten Schädlinge, zum Beispiel Schnecken, Raupen oder Wanzen: Hier brauche man nicht zu hoffen, dass die Kälte ihnen den Garaus mache, so Mrkvicka weiter. Für Tiere, die aus dem Süden stammen, sei die Kälte zwar sicher nicht angenehm, doch gefährlich werde sie nur solchen, die sich nicht besonders gut versteckt hätten.
Viele dieser Tiere verstecken sich im Boden oder überwintern geschützt hinter Fassaden oder in hohen Bäumen. Da brauche es dann schon viele Nächte mit Temperaturen deutlich unter null Grad, damit sie Schaden nähmen. Bei der Kälte ist es bei Pflanzen ähnlich wie bei Tieren. Kälte ist notwendig, damit Pflanzen aufgrund der Erwärmung spüren, wann der Frühling kommt und sie beginnen könnten, auszutreiben. red, wien.ORF.at
BILDUNG
Erwachsenenbildungsaktivität in Österreich leicht gesunken
Die Aus- und Weiterbildungsaktivität der 25- bis 64-Jährigen in Österreich ist zuletzt leicht gesunken. Bei der Erwachsenenbildungserhebung 2022/23 der Statistik Austria gaben 58 Prozent an, im letzten Jahr an formalen (reguläres Schul- und Hochschulwesen) oder nicht-formalen Bildungsaktivitäten (Weiterbildung in Kursen, Seminaren, Workshops, Vorträgen, Schulungen am Arbeitsplatz, Privatunterricht) teilgenommen zu haben. Das ist ein Minus von 1,9 Prozent gegenüber 2016/17.
Der Rückgang geht dabei fast vollständig auf die Kappe der Männer, deren Teilnahmequote von 61,1 Prozent auf 57,5 Prozent sank. Damit wurden sie von den Frauen überholt, deren Aus- und Weiterbildungsaktivität mit knapp 59 Prozent praktisch konstant blieb.
Nach Altersgruppen wurden die Rückgänge vor allem bei den 35- bis 44-Jährigen (minus 5,4 Prozentpunkte auf 62,1 Prozent) und den 45- bis 54-Jährigen (minus zwei Prozentpunkte auf 58,7 Prozent) verzeichnet. Bei der jüngsten Altersgruppe, den 25- bis 34-Jährigen, blieb die Teilnahmequote mit knapp über 69 Prozent praktisch gleich, bei der ältesten Gruppe (55- bis 64-Jährige) gab es ein Plus von 2,1 Prozentpunkten auf 43,4 Prozent.
Weiterbildungsaktivitäten steigen mit dem Bildungsgrad
Wie schon bisher steigt die Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsaktivitäten mit dem Bildungsgrad – von 27 Prozent bei Personen mit Pflichtschulabschluss auf 78,8 Prozent bei Personen mit Hochschul- bzw. hochschulverwandtem Abschluss. Der Rückgang gegenüber der letzten Erhebung zog sich über alle Gruppen. Nach Bildungsaktivitäten zeigte sich ein leichtes Plus von 0,8 Prozentpunkten auf sieben Prozent bei den formalen Aktivitäten (z.B. Lehre, Studium, Kollegs), während die Teilnahme an Weiterbildung in Kursen, Seminaren, Workshops, Vorträgen, Schulungen am Arbeitsplatz oder im Privatunterricht um 2,9 Prozentpunkte auf 55,5 Prozent sank.
In einem längerfristigen Vergleich mit der vorletzten Erwachsenenbildungs-Erhebung 2011/12 ist das Bild wieder ein anderes: 2011 waren noch weniger als die Hälfte der 25- bis 64-Jährigen aus- oder weiterbildungsaktiv – das sind um knapp zehn Prozentpunkte weniger als aktuell. Erstmals seit 2011/12 wieder abgefragt wurde darüber hinaus die Teilnahmequote der 18- bis 24-Jährigen. Auch hier zeigte sich ein deutliches Plus: An formalen Bildungsaktivitäten beteiligten sich 2022/23 54,5 Prozent (2011/12: 32,4 Prozent), an nicht-formalen 56,6 Prozent (2011/12: 43 Prozent).
MEDIEN – IT
Lebenszeichen der Wiener Zeitung
Heute hält man ja vielfach den Personalwechsel um seiner selbst willen für das Gelbe vom Ei. Kluge Manager:innen freilich wissen: Ein Team, das gut arbeitet, sollte man nicht auswechseln, sondern stärken und eventuell erweitern. Genau das ist in der WZ geschehen: Katharina Schmidt, die bisher gemeinsam mit Sebastian Pumberger, der im Juli 2023 zum WZ-Team gestoßen ist, die Redaktion als stellvertretende Chefredakteurin geleitet hat, wird uns vorerst einmal fünf Jahre lang als Chefredakteurin durch Sturm, Wetter, Sonnenschein und alles sonstige führen.
Das war keine einsame Entscheidung des Geschäftsführers Martin Fleischhacker, sondern das Ergebnis eines langen Auswahlverfahrens, das durch einen Personalberater (oder Headhunter, wie das in der Geschäftswelt heißt) begleitet wurde: 56 Bewerber:innen sind angetreten, Katharina Schmidt ist als bestgereihte Kandidatin aus dem Verfahren hervorgegangen. Sebastian Pumberger bleibt stellvertretender Chefredakteur, neu hinzu kommt Aleksandra Tulej. Sie war Chefreporterin des Magazins „das biber“.
Soweit zum Formalen. Aber ich sage dir: Den Applaus hättest du hören sollen, als Fleischhacker das Ergebnis bekannt gegeben hat. Die Freude ist riesig, weil Katharina nicht nur fachlich gut ist, sondern für Teamarbeit und eine zwischenmenschliche Umgangskultur steht, die beispielhaft ist. Wer geht schon gern arbeiten? – Das Team der WZ tut das. Weil die Atmosphäre fabelhaft ist. Und das nach dem schwierigen und zeitlich gedrängten Umbauprozess. Das soll jemand Katharina und ihrem Team nachmachen!
Es folgt eine Übersicht über die neuesten Artikel. …
Los Angeles/Philadelphia/New York (pte003/09.01.2024/06:10) – Geäußerte Drohungen junger Menschen im Social Web sind oft nicht ernst gemeint und werden fehlinterpretiert. Die wahren Intentionen soll die App „InterpretMe“ der Forschungsinitiative SAFELab der Annenberg School for Communication and Journalism an der University of Southern California und der School of Social Practice and Policy an der University of Pennsylvania verraten. Das webbasierte Tool bringt Erwachsenen bei, sich Social-Media-Beiträge genauer anzusehen. Es steht derzeit Pädagogen, Strafverfolgungsbehörden und der Presse offen.
Junge Leute sind der Schlüssel
„Das sind die Menschen, die regelmäßig mit jungen Menschen in Kontakt kommen und Einfluss auf deren Leben haben. Viele von ihnen verfügen jedoch nicht über den kulturellen Kontext, um zu verstehen, wie junge Menschen online miteinander reden“, sagt Siva Mathiyazhagan, stellvertretender Direktor für Strategien und Wirkung bei SAFELab.
Die Forscher haben sich regelmäßig mit Jugendlichen im Brownsville Community Justice Center getroffen. Das ist ein Gemeindezentrum zur Reduzierung von Kriminalität und Inhaftierung in New York. Sie baten sie um Hilfe bei der Interpretation und Kommentierung von Postings von Menschen ihres Alters. „Die jungen Leute dort verstehen, wie Emojis, Slang und hyperlokale Wörter online verwendet werden. Das war der Schlüssel zum Aufbau der Plattform“, so Mathiyazhagan.
Neues Wörterbuch für Erwachsene
Das SAFELab-Team nutzt dieses Pseudowörterbuch, um Online-Social-Media-Schulungen für Erwachsene zu erstellen. Während dieser werden Benutzer in ein fiktives Szenario versetzt, in dem sie auf vermeintlich gefährliche Social-Media-Beiträge stoßen, beispielsweise auf einen Schüler, der depressiv oder gewalttätig zu sein scheint. Sie müssen dann entscheiden, wie sie reagieren sollen. SAFELab testete die Schulung in Phase 1 mit 60 Lehrern, 50 Journalisten und 30 Polizeibeamten. Nach dem Hochladen eines Beitrags hatten sie fünf Aufgaben.
Sie wurden aufgefordert, mehr über den Autor des Beitrags zu erfahren, indem sie sich dessen Social-Media-Engagement, Interessen und andere Aktivitäten ansehen. Sie sollten sich zudem vorstellen, der Verfasser wäre ein Familienmitglied und sollten auf dieser Basis über den Beitrag nachdenken. Außerdem sollten die „sozialen Umstände, den kulturellen Hintergrund und die sprachlichen Ausdrücke“ hinter dem Beitrag berücksichtigen und dann prüfen, ob der Beitrag unter Umständen mit psychischen Problemen erstellt wurde und ob er durch Massenmedieninhalte wie Liedtexte oder Filme beeinflusst wurde. Zuletzt sollten sie ihre endgültige Interpretation des Beitrags mitteilen und entscheiden, ob er Schaden anrichten könnte. (Ende)
COMMENT: Interessant – droht eine Verrohung der Sprache? Da ergibt sich etwas wie beim Gendern: erst die verrohte Sprache, dann das verrohte Verhalten. Hoffnungsschimmer, und zugleich Wermutstropfen betreffend Geltung moderner Polit-Ansichten – wie beim Gendern: Sprachen, die seit Jahrhunderten Gendern, haben in den betroffenen Gesellschaften nicht zu einer Gleichstellung der Frau verholfen; sie bleibt dort „nachrangig“, die Patriarchen „regieren“. Stoff zum Nachdenken.
Viele Unternehmen haben wegen Homeoffice Probleme mit IT-Sicherheit
Berlin – Homeoffice und mobiles Arbeiten führen in vielen Unternehmen in Deutschland zu Problemen mit der Cybersicherheit. In einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Marktforschungsunternehmens Ipsos im Auftrag des TÜV-Verbands stimmte gut jedes vierte Unternehmen der Aussage zu, dass mobiles Arbeiten erhebliche IT-Sicherheitsprobleme verursacht (26 Prozent).
Die Größe der Unternehmen spielt dabei eine untergeordnete Rolle: 25 Prozent der kleinen Unternehmen mit zehn bis 49 Mitarbeitern, 28 Prozent der mittleren und 24 Prozent der großen Unternehmen ab 250 Mitarbeitern berichten von IT-Sicherheitsproblemen.
„Homeoffice und mobiles Arbeiten haben sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil der Arbeitswelt etabliert“, sagte Marc Fliehe, Fachbereichsleiter Digitalisierung und Bildung beim TÜV-Verband. „Für Arbeitnehmer gilt mobiles Arbeiten als ein Segen, für die IT-Sicherheit des Arbeitgebers können die daraus resultierenden Risiken aber eine Herausforderung sein: Die Gefahr eines IT-Sicherheitsvorfalls steigt.“
Die Unternehmen bestätigen in der Umfrage, dass mobiles Arbeiten die Wahrscheinlichkeit von IT-Sicherheitsvorfällen erhöht. So stimmten 73 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Anfälligkeit für Cyberangriffe steigt, wenn Endgeräte des Arbeitgebers auch privat genutzt werden. Sind die Beschäftigten mit den Geräten im heimischen oder in öffentlichen Netzwerken unterwegs, erhöht dies ebenfalls das Risiko eines Angriffs (71 Prozent).
Eine wachsende Anzahl an Tools und Anwendungen erhöht für 63 Prozent der Unternehmen die Komplexität und das IT-Sicherheitsrisiko. Und etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen (44 Prozent) befürchtet mehr Angriffe durch Social Engineering, weil sich die Mitarbeiter nicht mehr persönlich kennen.
Ein Drittel (33 Prozent) der Befragten stimmt der Aussage zu, dass es schwierig ist, das Bewusstsein für Cybersicherheit bei mobil Arbeitenden aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Und 23 Prozent geben an, dass es schwierig ist, den mobil arbeitenden Mitarbeiter bei IT-Problemen zu helfen.
Trotz der IT-Risiken, die mit der Arbeit außerhalb der Büros oder Betriebsstätten des Arbeitgebers verbunden sind, hat die Mehrheit der befragten Unternehmen eine Homeoffice-Regelung: 65 Prozent der Unternehmen ermöglichen ihren Angestellten mobiles Arbeiten. Insbesondere für große Unternehmen (87 Prozent) und mittlere Unternehmen (79 Prozent) ist Homeoffice mittlerweile Standard. Bei kleineren Unternehmen mit zehn bis 49 Mitarbeitenden bietet immerhin rund jedes zweite (53 Prozent) seinen Beschäftigten die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten an.
Deutliche Unterschiede zeigen sich aber bei der Frage, wie viel Zeit die Mitarbeitenden außerhalb des Betriebs tätig sein dürfen. Bei knapp einem Drittel (29 Prozent) sind nur ein bis zwei Tage Homeoffice pro Woche erlaubt. Drei bis vier Tage sind es bei zwölf Prozent und zeitlich unbegrenzte Telearbeit ist ebenfalls bei zwölf Prozent der Unternehmen möglich. In den meisten Fällen gibt es keine unternehmensweite Vereinbarung, sondern die einzelnen Abteilungen regeln, wie viele Tage pro Woche Homeoffice möglich sind (45 Prozent).
Grundlage der Studienergebnisse ist eine Umfrage unter 501 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern in Deutschland. Befragt wurden Verantwortliche für IT-Sicherheit, darunter leitende Cybersecurity-Experten, IT-Leiter und Mitglieder der Geschäftsleitung.
RECHT
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GESELLSCHAFT – MIGRATION – RELIGION
Forscher: Klimamigration ist „weder Katastrophe noch Allheilmittel“
Im Kontext von Dürre und Überschwemmungen wird Migration häufig als reine Flucht vor sich verschlechternden Lebensbedingungen aufgefasst. Das greift für den Migrationsforscher Patrick Sakdapolrak von der Uni Wien zu kurz. Auch müsse Migration als mögliche Anpassungsstrategie an Umweltveränderungen „differenzierter als bisher“ betrachtet werden – „sie ist kein Allheilmittel“. In einer Studie im Journal „PNAS“ zeigte er die Dimensionen des Problems am Beispiel Thailands auf.
„Es gibt keinen monokausalen Zusammenhang zwischen Migration und Klimawandel. Migration wird von vielen Faktoren bestimmt, etwa dem finanziellen Status, dem Geschlecht oder Alter einer Person“, sagte der Erstautor der Arbeit gegenüber der APA. Aber: „Migration wird im Kontext von Klimawandel, besonders in den Medien, vor allem als sogenannte Klimaflucht thematisiert.“
Ein anderes Narrativ, das seit der UNO-Klimakonferenz 2010 in Cancún (COP 16) Fuß gefasst habe und immer mehr Anerkennung finde, drehe sich um Migration als Anpassung an Umweltveränderungen und zur Stärkung der Resilienz von Betroffenen – Migration also als Strategie, die Individuen und Haushalten ermöglicht, ihr Wohlergehen abzusichern und bestenfalls auch zu steigern. „Migration ist eben weder eine Katastrophe, noch ist alles gut. Zudem darf beim Fokus auf Migration als Anpassung nicht vergessen werden, dass es vor allem unsere Nutzung von fossilen Ressourcen im Globalen Norden ist, die für den Klimawandel verantwortlich ist und die Migration der Menschen vor allem im Globalen Süden bedingt“, so der Forscher vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien.
Ziel der Studie war es, die Umstände und Auswirkungen von Migration und ihre räumlichen, sozialen und zeitlichen Aspekte im Kontext von Umwelt- und Klimawandel besser zu erfassen. Dafür sammelten die Forschenden Daten von 1.085 Haushalten in vier ländlichen Provinzen in Thailand, die die Situation von 1.625 Inlandsmigranten, die insbesondere die Metropolregion Bangkok als Ziel hatten, sowie 301 Migranten, die u.a. nach Deutschland oder Singapur ausgewandert waren, erfasste. Sie deckten damit verschiedene Migrationssysteme ab: Bangkok steht für Land-Stadt-Migration, Singapur gilt primär als Zielland für männliche arbeitssuchende Migranten aus Thailand, nach Deutschland dominiert der Zuzug von Frauen im Rahmen von „Heiratsmigration“.
Migration aus mehreren Perspektiven betrachten
„Wir konnten etwa zeigen, dass Haushalte und ihre Mitglieder mitunter ganz bewusst herausfordernde Umstände wie schlechtere Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen, um längerfristig gesehen die Situation zu verbessern“, so Sakdapolrak. Arbeitsmigration erlaubt auf der einen Seite im besten Fall Rücküberweisungen an Haushalte im ländlichen Gebiet und mehr Investitionskapital (z.B. für Innovationen in der Landwirtschaft), gleichzeitig leben die Migranten eventuell unter rechtlich schlecht abgesicherten Bedingungen oder arbeiten im informellen Sektor, wie es oft bei Inlandsmigration nach Bangkok vorkomme, so Sakdapolrak. Er plädiert dafür, Migration immer aus drei Perspektiven zu betrachten: erstens der Akteure, also der Migranten selbst, zweitens der Herkunftsländer bzw. -regionen, sowie drittens der Zielländer bzw. -regionen.
Es zeigte sich auch, wie wichtig die soziale Vernetzung und die räumliche Verteilung von Haushaltsmitgliedern oder Gemeinschaften für die Resilienz von Haushalten ist. Die Forschenden sprechen von „translokaler sozialer Resilienz“: „Man muss sich die Migrantinnen und Migranten und ihre Herkunftshaushalte als soziale und funktionale Einheit vorstellen, die gemeinsam wirtschaftet, Entscheidungen trifft und füreinander einsteht. Es reicht also nicht aus, in einem Dorf im Nordosten von Thailand eine Studie durchzuführen. Man muss sich vielmehr die Einbettung von Migrantinnen und Migranten in ihren Zielgebieten ansehen und ganz besonders, wie Migranten in Verbindungen mit den Herkunftsgebieten und den Familien bleiben“, meinte Sakdapolrak.
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter leiteten aus ihrer Untersuchung verschiedene Resilienz-Typen im Zuge der Migration ab. Ihr Ansatz legt einen stärkeren Fokus auf die Fähigkeit von sozialen Akteuren, Stress zu absorbieren, Risiken zu bewältigen oder sich ihnen anzupassen sowie Chancen für das eigene Wohlergehen zu nutzen.
Migration unabhängig vom Klimawandel weitverbreitetes Phänomen
Zentral sei aber, so der Forscher, „dass Migration – unabhängig vom Klimawandel – in unserer globalisierten Welt ein bereits weitverbreitetes soziales Phänomen ist“. In der Studie gaben mehr als die Hälfte der interviewten Inlandsmigranten an, vor allem wegen zu geringen Einnahmen zu migrieren. Gestiegene Kosten für Bildung, Gesundheit und allgemeine Ausgaben wurden eher als ausschlaggebend genannt als der Klimawandel.
In Bezug auf die in der Politik häufig hervorgehobene Nutzung von Entwicklungshilfe zur Fluchtursachenbekämpfung meinte der Forscher: „Je mehr sich Länder entwickeln, desto mehr nimmt auch die Migration in einer bestimmten Phase der Entwicklung und der gestiegenen Fähigkeit vor Ort, mit Umwelt- und Klimarisiken umzugehen, zu, weil das Bildungsniveau steigt und Ambitionen erwachsen, woanders sein Glück zu versuchen.“ Das zeigten wissenschaftliche Studien, „in der politischen Debatte wird dieser Umstand aber nahezu ignoriert“.
Für den Migrationsforscher muss politische Entscheidungsfindung das Phänomen an sich und die Differenzierung bei Migration anerkennen. Zudem müsse der Globale Norden Migration als „verbundenes System“ betrachten und wahrnehmen, „dass gute Arbeitsbedingungen hier auch positive Effekte auf Anpassung in den Herkunftsländern haben können, sodass sich Haushalte vor Ort gegen Umweltveränderungen wappnen können.“ Die finanziellen Rückflüsse von ausgewanderten Migranten an ihre Familien übersteige in Summe jene der globalen Entwicklungshilfe „schon bei Weitem“.
Die Studie zeigte aber auch, dass Migration eher gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt, als dass sie sie beseitigt – denn die ärmsten Haushalte profitieren weit weniger von Migration als reichere. „Es braucht also schon auch Maßnahmen, welche die ländliche Bevölkerung in den Herkunftsländern stärken bzw. Barrieren für Migration abbauen, damit mehr Menschen von Migration profitieren können.“
Service: https://doi.org/10.1073/pnas.2206185120
Was glaubt Österreich: Religionen und das Recht auf Öffentlichkeit – COMMENT
Die Frage, ob religiöse Symbole in der Öffentlichkeit sichtbar sein dürfen, sorgt immer wieder für heftige Diskussionen. Ebenso, ob sich Religionen in ethische Debatten einbringen sollten. Was dahinter steckt und was Social Media damit zu tun haben, hat religion.ORF.at nachgefragt.
Dass Menschen ihre religiösen Überzeugungen frei bekennen und leben können, ist wesentliches Kennzeichen religiös-weltanschaulich neutraler Staaten. Dass ein Staat religiös-weltanschaulich neutral ist, bedeutet, dass er sich nicht mit einer bestimmten Religion identifizieren darf, so der Rechtsphilosoph Stefan Hammer: „Der Staat darf keine Religion diskriminieren oder privilegieren.“ Außerdem muss „der Vollzug staatlich hoheitlicher Kernbereiche, wie zum Beispiel die Gerichtsbarkeit, ohne jeden religiösen Bezug erfolgen“.
Religiös-weltanschauliche Neutralität bedeute auch, dass der Staat sich nicht in religiöse Angelegenheiten einmischen und auch nicht versuchen darf, Religionen zu kontrollieren oder zu steuern. Umgekehrt sei Religion aber deshalb nicht reine Privatsache, vielmehr gehöre es wesentlich zur Religionsfreiheit, dass Menschen ihrem Bekenntnis gerade auch öffentlich Ausdruck verleihen können.
COMMENT: Stichwort religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates: Sprache, Religion und Territorium amalgieren sich in der Regel zu einem potentiell explosiven Gemisch, welches Konflikte verschiedener Entitäten eskalativ entzünden kann. Dies zeigt die Geschichte und die aktuellen Entwicklungen weltweit.
Der Staat soll sich bei der Komponente Religion nicht einmischen? Ist das nicht u.U. eine schwere Unterlassung gegen die legitimen Interessen der Gesellschaft? Muss nicht die Gesellschaft in Gestalt der Wählerschaft in einer parlamentarischen Demokratie dazu Stellung nehmen?
Schwierige Frage der Öffentlichkeit
Die Freiheit, die eigene Überzeugung auch öffentlich zu bekennen und zu praktizieren, gilt für Menschen mit religiösem Bekenntnis ebenso wie für Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Ebenso gilt für alle, dass aus der Religionsfreiheit kein Konfrontationsschutz folgt, das heißt, kein Schutz davor, in der Öffentlichkeit mit anderen Weltanschauungen konfrontiert zu werden, so Hammer. Öffentlichkeit aber reicht in einer Demokratie in den Staat hinein.
Dazu meint Hammer weiter: „Öffentlichkeit beginnt dort, wo man aus den eigenen vier Wänden heraustritt, und endet im Staat.“
Wie die Religionswissenschaftlerin Anna Neumaier, Professorin am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien an der Ruhr-Universität Bochum, erklärt, hat Öffentlichkeit dementsprechend unterschiedliche Ebenen. So sind Religionen etwa öffentlich präsent, weil sie das Stadtbild prägen, etwa durch Gottes- und Gebetshäuser, Kapellen, Marterln und Gipfelkreuze, aber auch durch religiöse Symbole, die Menschen zwar privat, aber öffentlich sichtbar tragen.
Eine weitere Ebene zeigt sich darin, dass Religionsgemeinschaften sich gesellschaftspolitisch engagieren können. So sind Religionen in vielen Ländern dadurch öffentlich präsent, dass sie seit Jahrhunderten im Bildungs- und Gesundheitswesen aktiv sind.
In Österreich etwa gibt es neben zahlreichen christlichen Privatschulen auch jüdische, islamische und buddhistische Schulen. Allein in Wien werden über 6.000 Kinder in katholischen Kindergärten und Horten der Erzdiözese Wien betreut, jedes fünfte Spitalsbett in Österreich ist ein Bett eines Ordensspitals.
Social Media ändern Verständnis von Öffentlichkeit
Eine neue Dimension der Öffentlichkeit zeigt sich Neumaier zufolge dadurch, dass soziale Netzwerke die klassische Unterscheidung von öffentlichem Raum und privatem Bereich durcheinanderbringen. So wird zum Teil auf Facebook- und Instagram-Seiten sehr persönlich über den eigenen Glauben, Glaubenszweifel und Erfahrungen gesprochen. „Aber gleichzeitig ist das eben öffentlich sichtbar, manchmal geht so etwas viral, es erreicht manchmal Tausende oder Zigtausende. Da verschwimmt die Trennung von öffentlichem und privatem Raum.“
Ursprünglich eher private Diskussionen würden so zum Teil auch die öffentliche Debatte prägen. Die öffentliche Präsenz von Religionen bewertet Neumaier grundsätzlich positiv: „Im deutschsprachigen Raum sind wir gewohnt, dass Religionen eine öffentliche Präsenz haben. Und das ist meines Erachtens auch ein gutes Zeichen von Religionsfreiheit.“
Einfluss auf ethische Debatten
Wie Hammer erklärt, ist es für religiös-weltanschaulich neutrale Staaten durchaus üblich, religiöse Positionen aktiv in Meinungsbildungsprozesse hereinzuholen. In Österreich habe sich das etwa zuletzt anlässlich der Debatte über die Zulässigkeit assistierten Suizids gezeigt. Mit Blick auf die staatliche Neutralität sei wichtig, ob hierbei auf eine halbwegs paritätische Zusammensetzung geachtet wird, so Hammer, also darauf, dass unterschiedliche Positionen ausgewogen vertreten sind.
Die religiös-weltanschauliche Neutralität komme hier insofern zum Tragen, als „dass man verschiedene Menschenbilder zur Geltung kommen lässt und nicht bestimmte grundsätzliche Positionen ausschließt oder glaubt, man könne auf einer rein weltanschauungsfernen, quasi szientistisch verstandenen Rationalitätsgrundlage allein staatliche Politik betreiben“. Denn nur, weil Positionen nicht religiös sind, seien sie nicht automatisch rationaler oder allgemein akzeptabler als religiöse Positionen, so der Rechtsphilosoph.
Pluralisierung als Herausforderung
Eine der größten Herausforderungen sei angesichts der zunehmend sichtbar werdenden Pluralisierung von Religionen und Weltanschauungen die Frage, wie der Staat es schafft, dass alle Religionen und Weltanschauungen gleichermaßen zur Geltung kommen können, so Hammer. Ein Defizit sieht er in Österreich insofern, als für Weltanschauungen kein vergleichbarer Anerkennungsstatus wie für Kirchen und Religionsgemeinschaften vorgesehen ist.
Zudem stellt sich Hammer zufolge die Frage, ob das Anerkennungssystem in Österreich nicht überdacht werden sollte. Derzeit sind sechzehn Gemeinschaften als Kirchen beziehungsweise Religionsgesellschaften gesetzlich anerkannt, elf Gemeinschaften als staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. Den Begriff des „Kooperationssystems“, das in Österreich das Verhältnis von Staat und Religionen bestimmt, sieht Hammer kritisch: Denn Staat und Religion seien eben nicht gleichberechtigt. Im rechtlichen Sinn sind Religionsgemeinschaften „zivilgesellschaftliche Akteure“.
Rahmenbedingungen für alle gleich
Gerade weil Religionsgemeinschaften zivilgesellschaftliche Akteure sind, könnten sie sich eben wie alle anderen auch in gesellschaftspolitische Diskussionen einbringen. Wichtig sei dabei, dass das staatliche Rahmenrecht für alle gleich gelten müsse.
Der Staat könne keine Rücksicht darauf nehmen, ob das den je eigenen weltanschaulichen Grundvorstellungen entspricht. Hammer: „Der Staat muss also nicht bestimmten religiösen Traditionen mehr entgegenkommen als anderen. Das säkulare Rahmenrecht muss für alle die gleichen Grundbedingungen garantieren.“
Irene Klissenbauer, religion.ORF.at
Links:
- Centrum für Religionswissenschaftliche Studien, Ruhr-Universität Bochum (CERES)
- Institut für Rechtsphilosophie, Universität Wien
RUSSLAND – UKRAINE
Newsticker
DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Ukraine
ROUNDUP: Nato-Ukraine-Rat berät nach Luftangriffen – Die Nacht im Überblick
KIEW/BRÜSSEL (dpa-AFX) – Wegen der schweren russischen Raketenangriffe über Neujahr berät die Ukraine an diesem Mittwoch mit der Nato über einen stärkeren Schutz. Generalsekretär Jens Stoltenberg rief den Nato-Ukraine-Rat auf Botschafterebene in Brüssel zusammen. Die Nato-Länder hätten bereits eine Vielzahl von Luftabwehrsystemen an die Ukraine geliefert und seien entschlossen, deren Verteidigung weiter zu verstärken, hieß es vor dem Treffen.
In der Nacht auf Mittwoch waren in der ostukrainischen Stadt Charkiw erneut Explosionen zu hören. Die grenznahe Stadt werde mit Raketen beschossen, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram. Zu Schäden war zunächst nichts bekannt. Die ukrainische Luftwaffe warnte auch vor russischen Angriffen mit Kampfdrohnen im Süden des Landes. Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab. Am Mittwoch ist der 686. Kriegstag.
Ukraine hofft auf euroatlantische Solidarität
Der Nato-Ukraine-Rat wurde 2023 ins Leben gerufen. Er soll eine engere Zusammenarbeit ermöglichen, bis die Voraussetzungen für eine Aufnahme der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis erfüllt sind.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb zu dem außerordentlichen Treffen auf der Plattform X (ehemals Twitter), zentrales Thema werde die Stärkung der Luftverteidigung der Ukraine sein. „Ein wichtiges Zeichen der euro-atlantischen Einheit angesichts der Eskalation des russischen Terrors.“ Konkrete Ergebnisse sind indes nicht abzusehen.
Russland hatte die Ukraine vor und nach Neujahr dreimal kombiniert mit Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen bombardiert. Es waren die bislang schwersten Luftangriffe. Dutzende Menschen kamen ums Leben; die Angriffe verursachten zudem schwere Schäden in Kiew und anderen Orten. Eine russische Rakete verletzte nach Angaben der Regierung in Warschau kurzfristig den polnischen Luftraum und damit Nato-Gebiet.
Staaten kritisieren russischen Waffendeal mit Nordkorea
Verschärft wird die sicherheitspolitische Lage auch dadurch, dass Russland bei zwei dieser Angriffe wohl Raketen aus Nordkorea auf die Ukraine abgefeuert hat. Dies stützt sich auf Erkenntnisse der USA.
Eine Gruppe von knapp 50 Staaten verurteilte den mutmaßlichen Waffendeal. „Der Transfer dieser Waffen vergrößert das Leid des ukrainischen Volkes, unterstützt Russlands Angriffskrieg und untergräbt das internationale Nichtverbreitungsregime“, hieß es in einer Erklärung, die das US-Außenministerium am Dienstag in Washington veröffentlichte. Ihr haben sich auch Deutschland und fast alle europäischen Staaten angeschlossen, darüber hinaus auch Kanada, Israel, Australien, Japan und Südkorea.
Der Waffenkauf stehe im Widerspruch zu mehreren UN-Resolutionen, die Russland selbst mitgetragen habe, kritisierten die Staaten. Sie riefen alle Mitgliedsländer der Vereinten Nationen auf, die Verstöße durch Moskau und Pjöngjang zu verurteilen.
Ukrainische Militärführung besucht gefährlichen Frontabschnitt
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow und Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj besuchten einen besonders umkämpften Abschnitt der Front bei Kupjansk. Das teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Dienstag mit. Kupjansk war von der Ukraine im Herbst 2022 zurückerobert worden. Nun versuchen russische Truppen seit mehreren Wochen, das nahe gelegene Dorf Synkiwka einzunehmen.
Trotz heftigem Frost sehen sich die ukrainischen Bodentruppen weiter vielen russischen Attacken ausgesetzt. Am Dienstag habe es 64 versuchte russische Sturmangriffe gegeben, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Abendbericht mit. Die Zahl war etwas höher als in den vergangenen Tagen. „Die operative Lage im Osten und Süden der Ukraine bleibt schwierig“, hieß es.
Alle russischen Angriffe seien abgewehrt worden, teilte der Generalstab mit, ohne dass diese Angaben unabhängig überprüfbar waren. Allein auf die Stadt Awdijiwka gab es demnach zehn russische Angriffe, dazu elf weitere bei den benachbarten Ortschaften Perwomajske und Newelske.
Selenskyj: Nachschub muss Truppe schneller erreichen
Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Dienstag mit den Spitzen des Militärs und der zuständigen Ministerien über die Versorgung der Einheiten mit Munition und Drohnen. Das berichtete er abends in seiner Videoansprache. „Die Hauptsache ist, dass die gesamte Logistik schneller werden muss“, sagte Selenskyj.
Die ukrainischen Truppen leiden nach Berichten von der Front unter Munitionsmangel. Angesichts der häufigen russischen Luftangriffe gibt es auch Befürchtungen, dass der Flugabwehr die Munition ausgeht. In den USA als wichtigstem Unterstützer steckt die Gewährung neuer Militärhilfen im innenpolitischen Streit fest.
Selenskyj gab sich zuversichtlich, dass die Truppen trotz solcher Probleme mit dem Notwendigen versorgt werden können. „Wir haben auch über die Eröffnung neuer Produktionslinien für Waffen und Munition in der Ukraine gesprochen – in unseren Unternehmen und gemeinsam mit Partnern“, sagte er.
Das wird am Mittwoch wichtig
Neben dem Nato-Ukraine-Rat befasst sich am Mittwoch noch eine zweite internationale Institution mit dem angegriffenen Land. Der UN-Sicherheitsrat in New York wird über die humanitäre Lage in der Ukraine beraten./fko/DP/zb
Finanznachrichten – Ukraine
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Weitere Meldungen – Ukraine
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ORF – Ukraine
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BAHA NEWS – Ukraine
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ISRAEL – HAMAS
Newsticker
DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Israel
ROUNDUP: Großangriff der Huthi-Rebellen im Roten Meer – Die Nacht im Überblick
BEIRUT/TEL AVIV/WASHINGTON (dpa-AFX) – Kurz vor den Gesprächen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im Libanon haben die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen einen ihrer bisher größten Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer unternommen. Das zuständige US-Regionalkommando teilte am Dienstagabend (Ortszeit) mit, 18 Drohnen und drei Raketen seien von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden. Verletzte oder Schäden seien nicht gemeldet worden, hieß es.
Unterdessen hat Israel die Tötung eines weiteren Kommandeurs der Hisbollah-Miliz im Libanon bestätigt.
Die Geschosse der Huthis seien aus den von den Rebellen kontrollierten jemenitischen Gebieten in das südliche Rote Meer in Richtung internationaler Schifffahrtswege mit Dutzenden Handelsschiffen abgefeuert worden, teilte das US-Regionalkommando weiter mit. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthis immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Auch greifen die Rebellen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.
Hisbollah bestreitet Tod von Kommandeur
Es besteht die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts in Gaza auf andere Länder der Region – insbesondere auch auf den Libanon. Im dortigen Grenzgebiet zu Israel haben die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah deutlich zugenommen. Die Hisbollah ist mit der Hamas verbündet.
„Heute haben wir im Norden den Hisbollah-Kommandeur der Flugeinheit im südlichen Libanon, Ali Hussein Berdschi, mit Hilfe eines Flugzeugs eliminiert“, sagte der israelische Armee-Sprecher Daniel Hagari am Dienstag. Ein Hisbollah-Sprecher bestätigte seinen Tod, bestritt aber, dass es sich um den Anführer ihrer Drohneneinheit handelte. Erst am Vortag war ein Hisbollah-Kommandeur im Süden getötet worden. Laut Israels Außenminister stand sein Land auch hinter dem Angriff.
Berdschi sei in einem Auto auf dem Weg zur Beerdigung des am Montag bei einem israelischen Angriff getöteten Hisbollah-Kommandeurs Wissam al-Tauil in dem Ort Kherbet Selem im Südlibanon gewesen, als eine Rakete in das Fahrzeug einschlug, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur. Israels Armee veröffentlichte dazu ein von einem Flugzeug aufgenommenes Video, in dem die Explosion eines Fahrzeugs zu sehen ist.
Berdschi soll bei Dutzenden Drohnenangriffen auf Israel das Kommando gehabt haben, hieß es. Wissam al-Tauil wiederum war nach Angaben der israelischen Zeitung „Haaretz“ ebenfalls verantwortlich für mehrere Angriffe auf Israel. Angesichts der gespannten Lage in der Region betreiben Deutschland und die USA eine intensive Pendeldiplomatie.
Baerbock zu Gesprächen im Libanon erwartet
Außenministerin Baerbock will an diesem Mittwoch in der libanesischen Hauptstadt Beirut die UN-Beobachtermission Unifil besuchen und sich über die aktuelle Lage informieren. Unifil überwacht das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Auf dem Programm Baerbocks in Beirut stehen auch Gespräche mit dem geschäftsführenden libanesischen Premierminister Nadschib Mikati und dem Kommandeur der Streitkräfte.
Zuvor hatte die Grünen-Politikerin bei einem Besuch in Ägypten mit Blick auf den Gaza-Krieg darauf gedrungen, dass die Zivilisten im Gazastreifen besser geschützt und versorgt werden müssen. „Die israelische Armee muss mehr tun, um die Zivilistinnen und Zivilisten in Gaza zu schützen“, sagte sie. Zudem forderte Baerbock eine deutlich weniger intensive, gezieltere Anti-Terror-Operation in Gaza.
Auch Baerbocks US-Kollege Antony Blinken forderte bei Gesprächen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dem Kriegskabinett in Tel Aviv am Dienstag die Vermeidung weiterer Opfer unter der Zivilbevölkerung des Gazastreifens und mehr humanitäre Hilfe. zudem warb er für eine Zweistaatenlösung. „Alle Partner, die ich auf dieser Reise getroffen habe, erklärten ihre Bereitschaft, eine dauerhafte Lösung zu unterstützen, die den Kreislauf der Gewalt beendet und die Sicherheit Israels gewährleistet“, sagte Blinken am Dienstagabend.
Was am Mittwoch wichtig wird
Während Außenministerin Baerbock Gespräche im Libanon führt, besucht ihr Parteikollege Robert Habeck Saudi-Arabien. Der Vizekanzler und Wirtschaftsminister will in der Hauptstadt Riad Gespräche zur Sicherheitslage in der Region und zu Energiefragen führen. Saudi-Arabien spielt eine wichtige Rolle mit Blick auf den Gaza-Krieg. Israel und die Regierung in Riad hatten sich zuletzt angenähert, ein Prozess, der auch nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen in Israel am 7. Oktober nicht ganz zum Erliegen kam. Saudi-Arabien hilft zudem, Raketenbeschuss der Huthis auf Israel abzufangen.
Unterdessen setzt auch US-Außenminister Blinken seine Nahost-Reise fort. Bisherige Stationen waren Israel, die Türkei, Griechenland, Jordanien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Bis Donnerstag will Blinken nun noch das Westjordanland und Ägypten besuchen./ln/DP/zb
Finanznachrichten – Israel
Blinken: Israel stimmt Plan für UN-Mission im Gazastreifen zu
Israel stimmt nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken einer UN-Mission zur Einschätzung der Lage im nördlichen Gazastreifens für eine sichere Rückkehr von Palästinensern dorthin zu. „Wir haben uns heute auf einen Plan geeinigt, wonach die Vereinten Nationen eine Bewertungsmission ausführen sollen“, sagte Blinken nach Gesprächen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor Journalisten in Tel Aviv.
Blinken beklagt „viel zu hohe“ Opferzahl im Gazastreifen
US-Außenminister Antony Blinken hat die hohe Zahl ziviler Opfer durch den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen beklagt und Israel zu einem besseren Schutz der Bevölkerung in dem Palästinensergebiet aufgerufen. Die Opferzahlen seien „viel zu hoch“, sagte Blinken nach Gesprächen mit israelischen Regierungsvertretern in Tel Aviv. Am Mittwoch will der US-Chefdiplomat mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas über die Nachkriegsordnung im Gazastreifen sprechen.
Gericht in Israel lehnt Antrag auf freien Zugang von Journalisten zu Gazastreifen ab
Israels Oberster Gerichtshof hat einen Antrag internationaler Medien auf ungehinderten Zugang zum Gazastreifen abgelehnt. Das Gericht begründete sein Urteil mit Sicherheitsbedenken. Unabhängig in das Palästinensergebiet einreisende Journalisten könnten demnach die Sicherheit der israelischen Soldaten gefährdend, indem sie deren Standort oder andere Details zum Militäreinsatz preisgeben.
Weitere Meldungen – Israel
Israels Armee setzt Angriffe in Gaza fort – ORF, 10.1.2024, 8:59
Israels Armee setzt ihre Angriffe in der Stadt Chan Junis und im Gebiet des Flüchtlingslagers al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens fort.
Die israelischen Truppen hätten im Laufe des vergangenen Tages rund 150 Ziele der islamistischen Terrororganisation Hamas angegriffen, teilte das Militär heute mit.
Insbesondere in Chan Junis, der größten Stadt im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens, sei die Armee nach eigenen Angaben gegen Hamas-Terroristen vorgegangen und habe Dutzende getötet.
Mehrere Tunnelschächte freigelegt
In al-Maghasi seien zudem 15 unterirdische Tunnelschächte freigelegt worden. Bei weiteren Einsätzen in dem Gebiet im Zentrum des Gazastreifens hätten die Truppen außerdem Raketenwerfer, Drohnen und Sprengsätze entdeckt, wie das Militär weiter mitteilte.
In dem Flüchtlingslager leben nach Angaben des UNO-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) mehr als 33.000 Menschen auf einer Fläche von 0,6 Quadratkilometern. Die Straßen seien eng und die Bevölkerungsdichte hoch.
Blinken in Israel: UNO-Mission in Gaza möglich – ORF, 9.1.2024, 21:14
Israel stimmt nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken einer UNO-Mission zur Einschätzung der Lage im nördlichen Gazastreifen für eine sichere Rückkehr von Palästinensern und Palästinenserinnen dorthin zu.
Zudem habe er Israel aufgefordert, „keine Maßnahmen mehr zu ergreifen, die die Fähigkeit der Palästinenser untergraben, sich selbst zu regieren“, sagte Blinken gestern nach einem Gespräch mit Regierungschef Benjamin Netanjahu. Israel müsse „Partner“ einer palästinensischen Führung sein, die bereit sei, ihr Volk dabei zu unterstützen, Seite an Seite mit Israel in Frieden zu leben.
Blinken bemüht sich während seiner Nahost-Reise derzeit um eine Deeskalation in der Region. Es ist bereits Blinkens vierter Besuch in Israel seit dem Beginn des Krieges mit der radikalislamischen Hamas. Der Krieg war am 7. Oktober durch den Großangriff der Hamas ausgelöst worden.
Neue Huthi-Angriffe im Roten Meer
Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen haben laut US-Angaben erneut Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen. Das zuständige US-Regionalkommando teilte gestern Abend (Ortszeit) mit, 18 Drohnen und drei Raketen seien von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden.
Sie seien aus den von den Huthis kontrollierten Gebieten im Jemen in Richtung internationaler Schifffahrtswege mit Dutzenden Handelsschiffen im südlichen Roten Meer abgefeuert worden.
Verletzte oder Schäden seien nicht gemeldet worden. Es sei der 26. Angriff der Huthis auf Handelsschifffahrtswege im Roten Meer seit dem 19. November gewesen.
Sicherheitsinitiative von mehreren Staaten
Angesichts einer zunehmenden Zahl von Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer durch die Huthi-Rebellen hatte das US-Militär in der Region seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder Mitte Dezember verstärkt.
An der Sicherheitsinitiative mit dem Namen „Operation Prosperity Guardian“ beteiligen sich mehrere Länder, darunter Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen und Spanien.
Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps drohte auf X (Twitter) den Huthi-Rebellen mit Konsequenzen: „Großbritannien hat gemeinsam mit seinen Verbündeten bereits klargemacht, dass diese illegalen Angriffe absolut inakzeptabel sind“, schrieb Shapps, „und wenn sie fortgesetzt werden, werden die Huthis die Konsequenzen tragen.“
ORF – Israel
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BAHA NEWS – Israel
n-tv-Israel-Krieg im Liveticker
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