Tagesblick – 24.12.2023 Sonntag

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FAZIT DES TAGES

ISRAEL-HAMAS-Krieg

UKRAINE-Krieg
* Keine Illusionen über Kriegsende Die Stimmung in der Ukraine ist anders als vor einem Jahr
* Waffenmangel, Misserfolg, Kälte Neun Gründe, warum es für die Ukraine jetzt brandgefährlich wird

MARKTUMFELD
* „Kevin – Allein zu Haus“ Ökonomen berechnen Vermögen der Familie

ZENTRALBANKEN
* Konsum stützt Erholung im Jahr 2024 – Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich 2023 bis 2026 vom Dezember 2023

INTERNATIONAL
* Plan für neue 1000 AKW bis 2050? Kernkraft-Fantasie scheitert an desolater Industrie

CHINA
* Arbeitslos, mutlos, kinderlos Chinas Jugend gibt auf

EUROPA
* POLITICO’s quiz of the year: How well do you remember 2023?
* BERICHT: Tod gibt noch Rätsel auf Polizei suchte Schützen bereits vor Massaker in Prag (KURZVIDEO)
* BERICHT: Tat bei Telegram angekündigt Schütze von Prag war 24-jähriger Student (inkl. KURZVIDEO)

DEUTSCHLAND
* Ampel-Beschlüsse als Antreiber Verbraucher werden 2024 wohl stärker zur Kasse gebeten

ÖSTERREICH
* Österreichischer Zahlenspiegel Dezember 2023
* Konsum stützt Erholung im Jahr 2024 – Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich 2023 bis 2026 vom Dezember 2023

MEDIZIN
* Österreich: Gerichtsmedizin am seidenen Faden – Monticelli: Fachärzte wandern ab, weil es anderswo bessere Konditionen gibt
* Corona-Pandemieradar.de
* Schlafapnoe: Schlafmangel verringert Lebenserwartung
* Gedächtnisforschung: Atmung im Schlaf beeinflusst Gedächtnisprozesse
* Vitamin-C-Derivat schützt vor dem Tod – Australische Wissenschaftler entwickeln neue Therapie gegen lebensbedrohliche Sepsis
* KI identifiziert Hochrisikopatientinnen auch im deutschen Mammografiescreening-Programm
* KI mit systematischem Bias kann Ärzte in die Irre führen

UNIVERSITÄTEN
* Universität Wien 2031 – Entwicklungsplan (208-Seiten-PDF)

MEDIEN – IT – KOMMUNIKATION
* Lob des Buches: Gedrucktes zu lesen bringt besseres Textverständnis als Onlinelektüre – COMMENT
* Jeder Zweite beklagt Qualität von Social Media – User stören laut Gartner-Analyse Falschinformationen, toxische Nutzerblasen und zu viele Bots
* Telefonier-Angst: „Unangekündigte Anrufe sind störend und unhöflich“ – COMMENT
* Edition Zukunft: Psychologin: „Das Leben wird immer mehr zu einem Marshmallow-Test“ – Interview mit Psychologin Verna Fr. Hasel

GESELLSCHAFT
* Weinende Frauen machen Männer sanftmütig – Tränen enthalten laut Weizmann Institute of Science Chemikalien, die das Verhalten verändern

HELLMEYER

Beschuss im Roten Meer – Erholung in China! Der Hellmeyer der Woche KW51 – Youtube (12:14-min-Video)

Der Konflikt in Gaza belastet auch die Wirtschaft, der Raketenbeschuss von Handelsschiffen auf der Suez-Kanal-Route sorgt für Unsicherheit. Die Andeutung von Zinssenkungen 2024 durch Fed-Chef Jerome hat vergangene Woche die Aktienmärkte auf Rekordstände getrieben. In der laufenden Woche blicken die Märkte unter anderem auf Inflationszahlen und Leitzinsentscheidungen in Japan, das Bruttoinlandsprodukt in den USA und auf das Verbrauchervertrauen in der Eurozone. Wichtige Kennziffer in den USA für die Zinsentwicklung sind die persönlichen Konsumausgaben – dieser Indikator gibt Aufschluss über die Inflation.

Der Wirtschaftsüberblick mit aktueller Einschätzung kurz und prägnant – nur hier beim Hellmeyer der Woche.

ÜBERSICHT

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

DAX-Schluss am Freitag 16.706 Punkte

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Termine

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Marktumfeld

„Kevin – Allein zu Haus“ Ökonomen berechnen Vermögen der Familie – Stern, 22.12.2023

Wie reich ist die Familie aus „Kevin – Allein zu Haus“ wirklich? Ökonomen haben nun nachgerechnet.

Wie viel Geld muss die Familie MacCallister besitzen, um sich das Haus leisten zu können, in dem sie in „Kevin – Allein zu Haus“ ihren Sprössling zurücklässt? Diese Frage stellen sich Fans des Kultfilms von 1990 jedes Jahr, wenn sie den modernen Weihnachtsklassiker zu den Festtagen wieder schauen. Die „New York Times“ ist dem nun nachgegangen. Die Zeitung hat neben Menschen, die an „Kevin – Allein zu Haus“ beteiligt waren, auch Ökonomen befragt.

Das Haus, in dem Kevin (Macaulay Culkin, 43) und seine Eltern leben, gibt es wirklich – auch wenn die Innenaufnahmen im Studio gedreht wurden. Das Gebäude steht in der 671 Lincoln Avenue in Winnetka. Der Vorort von Chicago gehört laut einer von der „New York Times“ zitierten Immobilienseite zu den teuersten Wohngegenden in den USA.

Die MacCallisters gehören zu den einen Prozent

2,4 Millionen US-Dollar würde das MacCallister-Haus laut Schätzungen heute kosten. Sowohl heute als auch 1990 könnten sich nur die reichsten ein Prozent der Chicagoer so eine Immobilie leisten. Dies ergaben Berechnungen von Ökonomen, die für die „New York Times“ Steuern, Versicherungen und Hypotheken mit einbezogen.

Um sich das Haus leisten zu können, hätte eine Familie im Jahr 1990 ein Jahreseinkommen von mindestens 305.000 US-Dollar vorweisen müssen. Heute wären es 665.000 Dollar.

Wie kommen die MacCallisters an Geld?

Das Haus ist nicht der einzige Indikator für den Wohlstand der MacCallisters. Inklusive des Anhangs von Onkel Frank fliegen schließlich 15 Personen nach Paris – die vier Erwachsenen erster Klasse. Doch im Film wird erwähnt, dass Onkel Rob für die Tickets zahlt. Er lebt in Paris in einem Appartement mit Blick auf den Eiffelturm und kann 15 Personen bei sich unterbringen. Auch kein Zeichen für Armut.

Wie reich die MacCallisters also wirklich sind, lässt sich natürlich nur schwer sagen. Vor allem, da die Berufe von Kevins Eltern nie genannt werden. In der Romanfassung von „Kevin – Allein zu Haus“ wird Mutter Kate als Modedesignerin bezeichnet, Vater Peter einfach als Geschäftsmann. Verantwortliche für den Film, die in der „New York Times“ zu Wort kommen, geben an, dass sich bei den Dreharbeiten keiner Gedanken über das Einkommen der Familie gemacht habe. Es sollte aber alles ein bisschen glanzvoller als in der Realität wirken, räumt eine Ausstatterin ein.

Für viele Fans ist hingegen klar, woher das Geld kommt. Laut einer verbreiteten Theorie hat Frank MacCallister mit dem organisierten Verbrechen zu tun…

Zentralbanken

Konsum stützt Erholung im Jahr 2024 – Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich 2023 bis 2026 vom Dezember 2023 – OeNB, 15.12.2023

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer heute veröffentlichten Prognose für das Jahr 2023 einen BIP-Rückgang um 0,7 %. Im Jahr 2024 wird mit einem schwach positiven Wachstum von 0,6 % gerechnet. Die HVPI-Inflation wird 2023 mit 7,7 % noch hoch ausfallen und bis 2026 auf 2,5 % sinken. Der Abschwung führt zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,8 % im Jahr 2024. Der öffentliche Budgetsaldo verbessert sich 2023 zwar auf -2,6 % des BIP, wird jedoch in den Folgejahren wieder etwas negativer ausfallen. …

Mehr dazu unter ÖSTERREICH

INTERNATIONAL

Plan für neue 1000 AKW bis 2050? Kernkraft-Fantasie scheitert an desolater Industrie – Interview, n-tv, 21.12.2023

Bei der Weltklimakonferenz erklären 22 Staaten, dass sie die Atomkapazitäten bis 2050 verdreifachen wollen. Darunter befinden sich mit den USA, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Japan, Kanada, den Niederlanden, Polen, Schweden, Südkorea und der Ukraine viele befreundete und erfahrene Kernkraftnationen.

Doch Mycle Schneider schüttelt mit dem Kopf. „Es geht nicht“, sagt der Herausgeber des Weltnuklearberichts (WNISR) im „Klima-Labor“ von ntv. Denn das wären weit über 1000 neue AKW in 27 Jahren. Die Atomindustrie aber befindet sich in einem desolaten Zustand: „Diese Unternehmen sind bereits mit den existierenden Reaktorflotten bis an die Grenze ausgelastet“, sagt Schneider, der bei Amerikanern, Franzosen und Südkoreanern auf Insolvenzen und Schuldenberge von bis zu 149 Milliarden Dollar verweist. Chinesische Kraftwerksbauer sind keine Alternative, denn die stehen auf einer schwarzen Liste der USA. Bliebe nur noch Russland … „Ich muss nicht groß erklären, warum das problematisch ist“, sagt Schneider.

Es folgt das Interview …

Mycle Schneider ist Koordinator und Herausgeber des WNISR. Für seine Arbeit wurde er 1997 mit dem „Right Livelyhood Award“ ausgezeichnet, besser bekannt als Alternativer Nobelpreis.

AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.

ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.

ANALYSE – HINTERGRUND

Arbeitslos, mutlos, kinderlos Chinas Jugend gibt auf – n-tv, 10.12.2023

Der wirtschaftliche Abschwung Chinas hat zu einer historisch hohen Jugendarbeitslosigkeit geführt. Ohne Job und Zukunftsperspektive werden junge Chinesen wieder zu „Full-Time-Children“ zu Hause bei den Eltern. Die Regierung schickt die Jugend zum Arbeiten auf die Dörfer – das soll auch noch ein anderes Problem lösen.

Sie sind jung und gut ausgebildet – aber ohne Perspektive. Lange Arbeitszeiten und ein trostloser Arbeitsmarkt zwingen junge Chinesen dazu, ungewöhnliche Entscheidungen zu treffen.

Viele gehen zurück in ihr Elternhaus und werden „Full-Time-Children“, also „Vollzeit-Kinder“. Sie kaufen ein, kochen, putzen und fahren die Eltern zum Arzt. Dafür bekommen sie eine Art Gehalt. Taschengeld, das so hoch sein kann wie ein Monatslohn in einer großen Stadt.

Die Hashtags #FullTimeDaughter und #FullTimeSon wurden auf chinesischen Social-Media-Plattformen in den vergangenen Monaten millionenfach aufgerufen.

Für sie ist der „Job“ eine Flucht aus ihrem normalen Berufsleben. In wahrscheinlich keinem anderen Land sind so viele Leute ausgebrannt wie in China. Ihre Work-Life-Balance ist schlecht. Arbeitszeiten von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends an sechs Tagen in der Woche sind die Regel.

Chinesen opfern sich für die Arbeit

Die Chinesen haben bisher bereitwillig Freunde und Familie für die Arbeit vernachlässigt, so beschreibt es Xiang Biao, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ethnologische Forschung, im ntv-Podcast „Wieder was gelernt“. Ohne diese Selbstverleugnung, wie es der Experte nennt, wäre Chinas Wirtschaft nicht so schnell gewachsen. Die Menschen seien bereit gewesen, ihr „tägliches Glücklichsein“ zu opfern, um mehr und härter zu arbeiten.

Jungen Chinesen wird gesagt, dass sich die harte Arbeit für Studium und Abschlüsse auszahlt. Nach der Hochschule steht aber derzeit jeder Fünfte unter 25 ohne Job da. Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf einem Rekordhoch von mittlerweile über 21 Prozent.

Ein Problem, das wir auch in Europa kennen. Portugal hat seit Jahren mit hohen Arbeitslosenzahlen bei Jugendlichen zu kämpfen. In Italien, Schweden, Griechenland und Spanien sind die Zahlen sogar noch höher.

Mehr Absolventen, immer weniger Jobs

Eine große Herausforderung für China, besonders weil die Null-Corona-Politik drei Jahre lang die Wirtschaft extrem stark belastet hat. Die Wirtschaft erholt sich noch langsamer als erwartet von der Pandemie.

Für junge Leute sei die Corona-Krise ein existenzieller Schock gewesen, erzählt Xiang. Die brutalen Corona-Kontrollen der Regierungsbehörden hätten sie traumatisiert – weil sie bisher geglaubt hätten, dass ihr Leben gut wird, wenn sie nur genügend Geld und ihre eigene Wohnung haben – ein“privates Paradies“, in dem sie die Politik vergessen könnten.

Chinas Wirtschaft ist über Jahrzehnte rasant gewachsen. Der Wohlstand ist kontinuierlich gestiegen, immer mehr Familien können sich ein Studium leisten. Mittlerweile fluten aber zu viele Hochschulabsolventen den Arbeitsmarkt. Viele wünschen sich einen Bürojob, gut bezahlt und stabil, davon gibt es aber einfach nicht genug.

Abschied von der Leistungsgesellschaft

Junge Chinesen verabschieden sich von der Leistungsgesellschaft. „Tangping“, das „Flachliegen“, hat sich als Trend breitgemacht: Sie arbeiten gar nicht oder nur wenig in regulären Jobs. Die „Vollzeit-Kinder“ sind der nächste Schritt dieser Entwicklung.

Als einen Teufelskreis schätzt der Wirtschaftsprofessor Lu Xi von der National University of Singapore die Lage bei NBC News ein. Durch die „unfreiwillige Entscheidung“ der jungen Leute, gewissermaßen zur Pflegekraft ihrer Eltern zu werden und nicht zu arbeiten, würden die Haushaltseinkommen sinken und in der Folge der Konsum. Dadurch gebe es weniger Arbeitsplätze, das führe zu mehr Erwerbslosigkeit und dadurch zu noch mehr „Vollzeit-Kindern“.

Selbst Kinder zu bekommen, ist für viele keine Option. Die jungen Leute schieben Ehe und Familie auf. Die demografische Krise in China verschärft sich immer weiter.

Manchen bleibt nur die Abwanderung aufs Land: „Es gibt einige kleine Beispiele von jungen Leuten, die zurück aufs Land gezogen sind, um eine Art neues Lebensexperiment zu starten, einen neuen Lebensstil“, berichtet Xiang.

Xi schickt Jugend aufs Land

In den 1980er-Jahren sind die Chinesen massenhaft in die großen Städte geströmt, um dort zu arbeiten. Staatschef Xi Jinping will die Entwicklung nun umdrehen. Letztes Jahr forderte er, Hochschulabsolventen aufs Land zu schicken, um die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Diese Idee hat tiefe Wurzeln in der Geschichte der Partei: In den 1960er- und 70er-Jahren hat Peking unter Mao Zedong über 16 Millionen Menschen zum Arbeiten in die Dörfer abkommandiert.

Heute gibt es mehrere Freiwilligen-Programme dafür. Die Regierung erhofft sich davon gleich mehrere Effekte: Einerseits Jobs für die vielen jungen Arbeitslosen in den Städten, andererseits die überalterten Dörfer zu verjüngen und zu modernisieren und die Wirtschaft dort voranzubringen.

Angeworben werden die Studierenden direkt an der Universität, berichtet Journalist Brian Spegele im Wall Street Journal-Podcast „The Journal“. In den Rekrutierungsveranstaltungen der Kommunistischen Partei werde über die Vorteile gesprochen, aufs Land zu gehen. Danach gäbe es eine Art Bewerbungsprozess. Die Einsätze seien je nach Provinz unterschiedlich, von einem Wochenende Müllsammeln in einem Dorf bis zu einer engen Zusammenarbeit mit den Bauern über mehrere Jahre.

Hochschulabsolventen mit Niedriglohnjobs

Die bevölkerungsreichste Provinz Guangdong im Südosten Chinas will bis Ende 2025 200.000 junge Menschen aufs Land locken. Bislang haben sich aber erst 10.000 dazu entschieden. Pro Monat bekommen sie ein Gehalt von umgerechnet etwa 300 Dollar. Die Freiwilligen müssen zwei oder drei Jahre auf dem Land bleiben.

Länger halten es viele laut dem Bericht des „Wall Street Journal“ ohnehin nicht aus: Sie zieht es dann wieder in die Städte, dort ist das Leben komfortabler und die Löhne höher. Viele junge Chinesen schlagen sich dort lieber mit Niedriglohnjobs durch, sind Verkäufer oder Lieferfahrer. Bei dem großen chinesischen Essenslieferdienst Meituan hat Berichten zufolge einer von fünf Fahrern einen Hochschulabschluss. Manche bleiben auch einfach weiter an der Uni und studieren, statt sich auf die schwierige Jobsuche zu begeben.

Das Freiwilligen-Programm auf dem Land könne aber auch ein Sprungbrett sein für eine der begehrten Stellen im Staatsdienst, sagt Spegele. „Einer der Gründe für die Teilnahme ist sicherlich, dass die Leute sich selbst gut darstellen wollen.“ Wer für die chinesische Regierung arbeitet, wird zwar nicht reich, hat aber einen sicheren Job. Dieser führe sie dann oft wieder zurück in die Städte. Die Verschickung aufs Land scheint also keine langfristige Lösung der Jugendarbeitslosigkeit in China zu sein. Quelle: ntv.de

AUSTRALIEN

AFRIKA

ZENTRALASIEN

NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.

DEUTSCHLAND

EUROPA

QUIZ

POLITICO’s quiz of the year: How well do you remember 2023?

Answer these 40 questions to find out whether you’re a true politics geek or just a casual follower of European affairs. And do let us know your score. 

BERICHT

Tod gibt noch Rätsel auf Polizei suchte Schützen bereits vor Massaker in Prag – N-TV, 22.12.2023 (KURZVIDEO)

Prag steht unter Schock. Noch in der Nacht zünden Studenten nach dem Massaker in der Universität Kerzen an. Die Polizei teilt erste Erkenntnisse mit, Tschechiens Präsident Peter Pavel beklagt den „sinnlosen Verlust junger Menschen“. Noch nicht genau geklärt ist, wie der Schütze ums Leben kommt.

Tat bei Telegram angekündigt Schütze von Prag war 24-jähriger Student – n-tv, 22.12.2023 (inkl. KURZVIDEO)

Nach dem Schusswaffenangriff eines jungen Mannes in der Prager Innenstadt sind 14 Menschen tot, weitere schweben in Lebensgefahr. Auch der Schütze lebt nicht mehr. Der 24-Jährige hatte mutmaßlich kurz zuvor seinen Vater getötet. Womöglich gehen noch weitere Morde auf sein Konto.

Bei dem schlimmsten Schusswaffenangriff in der Geschichte von Tschechien hat ein 24-jähriger Student an der Prager Karls-Universität 14 Menschen getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt. Auch der Täter ist tot. Ermittler gehen davon aus, dass er sich selbst richtete, eine offizielle Bestätigung gibt es aber noch nicht. Es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang zum internationalen Terrorismus, teilte Innenminister Vit Rakusan mit. Der Polizei zufolge wurde der Mann bereits vor den Schüssen in Prag gesucht, da sein Vater tot aufgefunden worden war. International rief die Tat Bestürzung hervor. Nach Informationen mehrerer Medien hatte der Schütze seine Tat vorher in einer Telegram-Gruppe angekündigt. Die tschechische Regierung rief für den 23. Dezember einen nationalen Trauertag aus.

„Derzeit kann ich 14 Opfer und 25 Verletzte dieses schrecklichen Verbrechens bestätigen“, sagte Polizeichef Martin Vondrasek. Alle Opfer seien innerhalb des Gebäudes getötet worden. Zuvor war von mehr als 15 Todesopfern die Rede gewesen. Zehn Menschen seien schwer oder lebensgefährlich verletzt, hieß es. Medienberichten zufolge waren einige der Opfer Kommilitonen des Täters. Das niederländische Außenministerium erklärte, einer der Verletzten sei ein niederländischer Staatsbürger.

Der Polizeichef sagte, dass der bewaffnete Angreifer über ein „riesiges Waffen- und Munitionsarsenal“ verfügt habe. Das schnelle Eingreifen der Polizei habe ein weitaus größeres Blutbad verhindert.

Die Polizei durchsuchte zunächst das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät, wo der Schütze zu einer Vorlesung erwartet wurde. Er ging jedoch in ein anderes Gebäude der Fakultät in der Nähe und wurde nicht rechtzeitig gefunden. Gegen 15 Uhr habe es erste Informationen über Schüsse gegeben, die schnelle Eingreiftruppe sei innerhalb von zwölf Minuten vor Ort gewesen, sagte Vondrasek. Kurz darauf habe es Informationen über den regungslosen Körper des Schützen gegeben. Vondrasek zufolge wurden bei dem Einsatz keine Beamten verletzt. Die Polizei evakuierte das Gebäude und nutzte eine Konzerthalle auf der anderen Straßenseite als temporären Zufluchtsort für die Evakuierten.

Polizeichef Vondrasek sagte mit Verweis auf eine Untersuchung in Onlinenetzwerken, der Täter habe sich von einem „ähnlichen Fall“ in diesem Herbst in Russland inspirieren lassen. Nähere Angaben dazu machte der Beamte nicht. Die „Bild“-Zeitung und andere Medien berichten, der 24-Jährige habe sich in einer Telegram-Gruppe auf den Fall einer 14-Jährigen bezogen, die Anfang Dezember im russischen Brjansk eine Mitschülerin und sich selbst mit einem Jagdgewehr erschossen hatte. Außerdem soll er auf einen Amoklauf in der russischen Großstadt Kazan erwähnt haben. Im Mai 2021 hatte ein 19-Jähriger ein Blutbad an einer Schule angerichtet und neun Menschen getötet.

Studierende klettern aus Fenstern

Die Morde des heutigen Tages sind womöglich nicht die einzigen Taten des 24-Jährigen. Die Polizei geht laut Vondrasek davon aus, dass der Bewaffnete am 15. Dezember auch einen jungen Mann und seine zwei Monate alte Tochter bei einem Spaziergang in einem Wald im Osten von Prag getötet habe.

Tschechischer Präsident bricht Frankreich-Besuch ab

Der tschechische Präsident Petr Pavel sprach den Angehörigen der Getöteten sein Beileid aus. Er dankte den Bürgern via X dafür, dass sie den Anweisungen der Sicherheitskräfte gefolgt seien. Wie das Büro des Staatsoberhaupts mitteilte, brach Pavel seinen derzeitigen Frankreich-Besuch ab, um vorzeitig nach Tschechien zurückzukehren. Es gab auch internationale Reaktionen. So schrieb Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf X: „Der Anschlag mitten in Prag trifft Europa im Herzen. Wir sind in Trauer.“

Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala brach einen Arbeitsbesuch in Mähren ab. „Aufgrund der tragischen Ereignisse habe ich mein Arbeitsprogramm in Olomouc abgesagt und werde nach Prag zurückkehren“, teilte der liberalkonservative Politiker mit. „Ich stehe in Kontakt mit dem Innenminister und der tschechischen Polizei und bitte alle Bürgerinnen und Bürger, die Empfehlungen der Rettungsdienste zu beachten.“ Am späten Abend sollte die Regierung zu einer Krisensitzung zusammenkommen.

Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda zeigte sich schockiert. „Das ist eine Tragödie“, sagte er dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. „Das Schlimmste daran ist, dass diese Dinge nicht zu verhindern sind.“ Viele dächten, so etwas könne nur in den USA passieren, weil viele dort bewaffnet seien. Es zeige sich, dass dem nicht so sei. Zum Zeitpunkt der Schüsse sei er in seiner Residenz unweit der Universität gewesen. „Die Polizei hat uns eingeschlossen, wir durften das Gelände nicht verlassen“, sagte Svoboda.

Das Weiße Haus verurteilte die „sinnlose“ Gewalt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, die Nachricht über die tödlichen Schüsse habe ihn zutiefst erschüttert. „Ich bekunde meine Solidarität mit den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen sowie mit dem tschechischen Volk und den tschechischen Behörden.“ Quelle: ntv.de, mpe/ino/dpa

DEUTSCHLAND

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Ampel-Beschlüsse als Antreiber Verbraucher werden 2024 wohl stärker zur Kasse gebeten – n-tv, 20.12.2023

Die Inflation klingt zum Jahresende ab, die Beschlüsse der Ampel-Regierung dürften allerdings wieder für einen Anstieg sorgen. Die Kosten tragen die Verbraucher gleich doppelt, den viele Unternehmen wollen zum Jahresbeginn die Preise anziehen.Die Kauflaune der Deutschen hat sich zum Jahresende deutlich verbessert – doch für die kommenden Monate gießen Experten wieder Wasser in den Wein. Der Rückgang der Inflation dürfte nach Erkenntnissen des Wirtschaftsforschungsinstitutes IFO ins Stocken geraten. Der Anteil der Unternehmen in Deutschland, die ihre Preise in den kommenden Monaten anheben wollten, nehme wieder zu, teilten die Münchner Forscher mit.

Das IFO-Barometer für die Preiserwartungen von Unternehmen kletterte im Dezember auf 19,7 Punkte, von 18,1 Zählern im November. „Damit dürfte der Rückgang der Inflationsraten vorerst ins Stocken geraten“, sagte IFO-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Vor allem Gastwirte wollen ihre Preise spürbar erhöhen: Hier schnellte das Barometer im Dezember auf 87,6 Punkte nach oben, nach 45,9 Zählern im Vormonat. In der Gastronomie ist die Stimmung derzeit im Keller, läuft doch ab Januar die infolge der Corona-Krise und steigender Energiepreise wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gesenkte Mehrwertsteuer auf Speisen aus. Dann werden wieder 19 statt 7 Prozent fällig.

Kauflust steigt zum Jahresende

Einer Konsumstudie des Marktforschungsunternehmens GfK und des Nürnberger Institutes NIM zufolge haben sich zum Jahreswechsel sowohl die Erwartungen bezüglich des Einkommens als auch die Neigung für größere Anschaffungen spürbar verbessert. Die beiden Institute sehen das Konsumklima in ihrer Prognose für Januar bei -25,1 Punkten. Das bedeutet eine Steigerung um 2,5 Punkte im Vergleich zum Vormonat. Allerdings lag das Konsumklima vor der Pandemie bei einem Wert von etwa +10 Punkten.

Die Experten äußerten Bedenken mit Blick auf die weitere Entwicklung. „Ob es sich beim aktuellen Anstieg um den Beginn einer nachhaltigen Erholung der Konsumstimmung handelt, bleibt abzuwarten“, sagte NIM-Experte Rolf Bürkl. „Nach wie vor sind die Sorgen der Konsumenten groß.“ Geopolitische Krisen und Kriege, stark steigende Lebensmittelpreise sowie die Diskussionen über den Bundeshaushalt sorgten für Verunsicherung. „Folglich ist auch das Niveau des Konsumklimas derzeit noch überaus niedrig.“

Die Sorgen werden durch eine Befragung des Beratungsunternehmens AlixPartners gestützt. Demnach wollen rund 35 Prozent der Deutschen im kommenden Jahr weniger Geld für den Konsum ausgeben. Das treffe sowohl Ausgaben für Produkte des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, aber auch Bereiche wie Elektronik, Freizeitartikel oder Baumarktprodukte sowie Unterhaltung und Gastronomie. Die Berater befragten im Oktober und November 10.000 Verbraucher in sieben Ländern, darunter 2000 in Deutschland. Wichtigste Stütze der leichten Verbesserung zum Jahresende sei die Erwartung zum Einkommen. Die Menschen könnten auf höhere Löhne und Gehälter hoffen.

Durch die Beschlüsse der Bundesregierung, den Haushalt 2024 mit einem höheren CO2-Preis, Plastikabgabe und steigender Steuer auf Flugtickets zu stemmen, sehen Ökonomen die Teuerung zu Jahresbeginn ebenfalls nach oben schnellen. „Alles in allem dürfte die Inflationsrate im Januar knapp vier Prozent betragen“, heißt es in einer Studie der Commerzbank. Im November war sie auf 3,2 Prozent gefallen, den niedrigsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Bereits für Dezember wird wegen eines Sondereffektes ein Anstieg auf 3,7 Prozent erwartet, da der Staat ein Jahr zuvor die monatlichen Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme einmalig übernommen hatte. Quelle: ntv.de, mba/rts/dpa

ÖSTERREICH

STATISTIK AUSTRIA

„Österreichischer Zahlenspiegel Dezember 2023“ steht auf unserer Website unter Österreichischer Zahlenspiegel Dezember 2023 als PDF bereit.

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Konsum stützt Erholung im Jahr 2024 – Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich 2023 bis 2026 vom Dezember 2023 – OeNB, 15.12.2023

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer heute veröffentlichten Prognose für das Jahr 2023 einen BIP-Rückgang um 0,7 %. Im Jahr 2024 wird mit einem schwach positiven Wachstum von 0,6 % gerechnet. Die HVPI-Inflation wird 2023 mit 7,7 % noch hoch ausfallen und bis 2026 auf 2,5 % sinken. Der Abschwung führt zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,8 % im Jahr 2024. Der öffentliche Budgetsaldo verbessert sich 2023 zwar auf -2,6 % des BIP, wird jedoch in den Folgejahren wieder etwas negativer ausfallen.

Die österreichische Wirtschaft befindet sich seit der zweiten Jahreshälfte 2022 in einer Rezession. Dazu beigetragen haben das Auslaufen der Aufholeffekte nach dem Ende der COVID-19-Pandemie, die infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gestiegenen Energiepreise, der starke inländische Preisauftrieb sowie das schwache internationale Umfeld. Die Vorlaufindikatoren zeigen durchwegs eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau und lassen für das vierte Quartal einen weiteren leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung erwarten. 

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet die OeNB mit einem Rückgang des realen BIP um 0,7 %. Das ist vor allem auf den Rückgang der Investitionen und des privaten Konsums sowie auf einen sehr schwachen Lageraufbau zurückzuführen. Die privaten Konsumausgaben gehen aufgrund der inflationsbedingten Einkommensverluste 2023 leicht zurück. Die Investitionen wurden durch die gestiegenen Finanzierungskosten, hohe Energiepreise und negative Geschäftserwartungen gedämpft. Dies zeigt sich vor allem bei den Wohnbauinvestitionen, die am stärksten eingebrochen sind.

Für das Jahr 2024 wird ein moderates BIP-Wachstum von 0,6 % erwartet, das in erster Linie von einer stärkeren Konsumnachfrage getragen wird. Diese wird von kräftigen Realeinkommenszuwächsen infolge der verzögerten Inflationsabgeltung bei Löhnen und Pensionen und von der sinkenden Inflation begünstigt. Für die Jahr 2025 und 2026 wird ein BIP-Wachstum von 1,7 % bzw. 1,3 % prognostiziert. Dazu tragen neben dem Konsum auch die Investitionen und eine stärkere Exportdynamik bei. Infolge der Rezession verschlechtert sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote laut AMS steigt von 6,3 % im Jahr 2022 auf 6,8 % im Jahr 2024.

 Für das Jahr 2023 wird eine HVPI-Inflation von 7,7 % erwartet. Die nach wie vor hohe Inflation ist auf die verzögerte Weitergabe von sinkenden Energiepreisen sowie die starke Teuerung bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln zurückzuführen. Für die Jahre 2024 bis 2026 wird in erster Linie aufgrund des wegfallenden Preisdrucks von Energie mit einem Rückgang der Inflation auf 4,0 %, 3,0 % und 2,5 % gerechnet. Damit liegt die Inflationsrate in Österreich für den gesamten Prognosezeitraum über dem Euroraum-Durchschnitt.

Der öffentliche Budgetsaldo verbessert sich 2023 mit dem Wegfall von COVID-19-Maßnahmen deutlich auf -2,6 % des BIP. Für die Folgejahre verharrt er trotz einer besseren Konjunktur nahe der 3-Prozent-Defizitgrenze. Die Schuldenquote verbessert sich im Prognosehorizont nur geringfügig. Die Risiken für die Wachstumsprognose sind mehrheitlich nach unten gerichtet. Dazu zählen eine weitere Ausweitung des Nahostkonflikts sowie ein stärkerer Verlust von Exportmarktanteilen aufgrund der Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Die Risiken für die Inflationsprognose werden als ausgeglichen eingeschätzt.

MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG

Gerichtsmedizin am seidenen Faden – Monticelli: Fachärzte wandern ab, weil es anderswo bessere Konditionen gibt – Heinz Wernitznig, Volksblatt, 17.12.2023

Das Problem ist seit Jahren bekannt, passiert ist aber bis dato wenig bis nichts. Die Personalnot im Bereich der Gerichtsmedizin hat sich weiter verschärft.

Für Univ.-Prof. Fabio Monticelli, Leiter der Gerichtsmedizin an der Universität Salzburg, die auch für Obduktionen in Oberösterreich zuständig ist, hängt die gerichtsmedizinische Versorgung in Österreich sogar am seidenen Faden.

„Es wird immer schwieriger, ausgeschriebene Stellen zu besetzen“, erläutert der Experte im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. Die Zahl der Gerichtsmediziner werde hierzulande immer weniger, ausgebildete Fachärzte würden abwandern, weil es anderswo bessere Konditionen gebe.

Verzögerte Ermittlungen

Infolge des Mangels an Gerichtsmedizinern müssen die Staatsanwaltschaften oft Monate auf Gutachten zur Obduktion warten, die Ermittlungen verzögern sich.

Wurden im Jahr 2004 noch 16.747 Obduktionen durchgeführt, waren es im Vorjahr laut Statistik Austria nur noch 6821. Der Anteil der gerichtlich angeordneten Obduktionen, also um Fremdverschulden auszuschließen, liegt bei 17 Prozent.

Experten schätzen, dass bei Tötungsdelikten wie Mord, Totschlag oder fahrlässiger Tötung das Verhältnis von erkannt zu unerkannt bei eins zu zwei liegen dürfte. 1984 wurden durch Obduktionen noch 112 Bluttaten entdeckt, 2021 waren nur mehr 32 solcher Treffer zu verzeichnen.

Corona-Pandemieradar.de

Schlafapnoe: Schlafmangel verringert Lebenserwartung

Fuzhou/China – Patienten mit einer obstruktiven Schlafapnoe haben eine verminderte Lebenserwartung. Dies war in einer US-Kohortenstudie allerdings nicht auf die häufigen Atemaussetzer zurückzuführen. Entscheidend könnte nach einer Auswertung in JAMA Network Open (2023; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.46085 ) die mit der Erkrankung einhergehende verkürzte Schlafdauer sein.

Die Sleep Heart Health Study hatte zwischen 1995 und 1998 ältere Erwachsene eingeladen, ihren Schlaf für eine Nacht mit einem Polysomnografen aufzuzeichnen. Insgesamt 6.441 nahmen an der Studie teil. Bei 2.574 Teilnehmern wurde damals im mittleren Alter von 65,4 Jahren eine obstruktive Schlafapnoe festgestellt.

Ein Team um Shichao Wei vom Fujian Provincial Hospital in Fuzhou/China hat recherchiert, dass in den folgenden 11,7 Jahren 688 der Teilnehmer mit obstruktiver Schlafapnoe verstorben sind.

Der Vergleich mit den Daten der Polysomnografie ergab, dass nicht der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), der die Anzahl der „Atemaussetzer“ im Schlaf pro Stunde angibt, der entscheidende Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod war, sondern die objektive Schlafdauer.

Verglichen mit den Teilnehmern, die 7 Stunden oder länger schliefen, hatte die Gruppe mit einer Schlafdauer von 6 bis 7 Stunden ein um 53 % erhöhtes Sterberisiko (Hazard Ratio 1,53; 1,13 bis 2,07). Bei einer Schlafdauer von 5 bis 6 Stunden war das Risiko um 40 % (Hazard Ratio 1,40; 1,03-1,90) und bei einer Schlafdauer von weniger als 5 Stunden um 64 % erhöht (Hazard Ratio 1,64; 1,20-2,24).

Interessanterweise gab es keine Korrelation zur subjektiven Schlafdauer. Dies könnte daran gelegen haben, dass die Teilnehmer die Gesamtdauer des Schlafes angaben ohne Berücksichtigung der nächtlichen Wachphasen. Die Polysomnografie registrierte dagegen nur die tatsächliche Schlafdauer.

Dennoch überrascht es, dass der Apnoe-Hypopnoe-Index keinen Einfluss auf das Sterberisiko hatte. Dies wirft Fragen zum Pathomechanismus auf. Bisher gehen Schlafforscher davon aus, dass der kurzfristige Sauerstoffmangel, der mit den Apnoe-Phasen verbunden ist, für die Langzeitschäden verantwortlich ist.

Die aktuelle Studie lässt dagegen vermuten, dass eher die Fragmentierung des Schlafes mit den häufigen Wachphasen eine schädliche Wirkung auf den Organismus hat.

Eine im European Heart Journal (2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab170 ) veröffentlichte Analyse der UK Biobank hatte ergeben, dass Menschen mit einer genetischen Prädisposition auf eine kurze Schlafdauer ein erhöhtes Risiko auf verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arterielle Hypertonie, Vorhofflimmern, Lungenembolie oder chronische ischämische Herzkrankheit haben.

Als mögliche Mechanismen wurden Störungen des sympathischen Nervensystems und Entzün­dungs­reaktionen genannt. Auch Wei vermutet, dass ein erhöhter oxidativer Stress und Entzündungsreaktionen beteiligt sein könnten. © rme/aerzteblatt.de

Gedächtnisforschung: Atmung im Schlaf beeinflusst Gedächtnisprozesse

München (ots) – Wie werden Erinnerungen im Schlaf gefestigt? Forschende um Dr. Thomas Schreiner, Leiter der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe am Department Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), konnten bereits im Jahr 2021 zeigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Auftreten bestimmter schlafbezogener Hirnaktivitätsmuster und der Reaktivierung von Gedächtnisinhalten im Schlaf besteht. Ob diese Muster von einem zentralen Schrittmacher gesteuert werden, war bisher allerdings unklar. Nun analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit Forschenden des MPI für Bildungsforschung in Berlin und der University of Oxford die Daten erneut und konnten zeigen, dass die Atmung den Takt vorgibt. „Mit anderen Worten: Unsere Atmung beeinflusst, wie Erinnerungen im Schlaf gestärkt werden“, sagt Schreiner.

Forschende der LMU, des MPI für Bildungsforschung und der University of Oxford haben untersucht, wie sich Schlaf auf das Erinnerungsvermögen auswirkt.

Dabei fanden sie einen Zusammenhang zwischen der Atmung und dem Auftauchen bestimmter Hirnaktivitätsmuster im Schlaf, die mit der Reaktivierung von Gedächtnisinhalten zusammenhängen.

Aus den Daten lassen sich mögliche Folgen von gesunder oder gestörter Atmung auf das Gedächtnis ableiten.

Lernvorgänge im Schlaflabor untersucht

Für ihre ursprüngliche Studie zeigten die Forschenden 20 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im Rahmen von zwei Sitzungen 120 Bilder. Alle Aufnahmen waren mit bestimmten Wörtern assoziiert. Anschließend schliefen die Probandinnen und Probanden rund zwei Stunden lang im Schlaflabor. Danach wurden die erlernten Assoziationen abgefragt. Während der gesamten Lern- und Schlafzeit wurden sowohl die Hirnaktivität mittels EEG, als auch die Atmung aufgezeichnet.

Dabei fanden sie, dass während der Anwesenheit von sogenannten Langsamen Oszillationen (slow oscillations) und Schlafspindeln – das sind kurze Phasen erhöhter Hirnaktivität – zuvor gelernte Inhalte vom schlafenden Gehirn spontan reaktiviert wurden. „Die Präzision der Kopplung dieser schlafbezogenen Hirnrhythmen nimmt von der Kindheit bis zum Erwachsenwerden zu und lässt dann mit dem Altern nach“, sagt Schreiner.

Atmung und Hirnaktivität hängt zusammen

Die Atemfrequenz verändert sich ebenfalls mit dem Alter. Daher überprüften die Forschenden die Daten nun in Verbindung mit der aufgezeichneten Atmung und konnten tatsächlich einen Zusammenhang nachweisen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass unsere Atmung und das Auftreten der charakteristischen Oszillations- und Spindelmuster in einer direkten Beziehung zueinander stehen“, sagt Schreiner. „Andere Studien haben zwar bereits einen Zusammenhang von Atmung und Kognition während der Wachphase gezeigt. Unsere Arbeit macht nun deutlich, dass Atmung auch für die Erinnerungsverarbeitung während des Schlafs wichtig ist.“

Ältere Menschen leiden oft an Schlafstörungen, Atemstörungen und an nachlassender Gedächtnisfunktion. Ob es hier Zusammenhänge gibt und ob Interventionen, etwa mit CPAP-Masken, die schon jetzt bei Schlafapnoe zum Einsatz kommen, aus kognitiver Sicht sinnvoll sind, möchte Schreiner nun weiter untersuchen.

Publikation:

Schreiner T, Petzka M, Staudigl T & Staresina BP. Respiration modulates sleep oscillations and memory reactivation in humans. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-023-43450-5

Vitamin-C-Derivat schützt vor dem Tod – Australische Wissenschaftler entwickeln neue Therapie gegen lebensbedrohliche Sepsis

Melbourne (pte001/19.12.2023/06:00) – Natriumascorbat wird als Antioxidationsmittel und als Farbstabilisator bei Lebensmitteln verwendet. Doch das Präparat, das auf der Basis von Vitamin C hergestellt wird, hat noch eine andere Wirkung, die viele Menschen vor dem Tod bewahren kann. Es lässt sich zu Bekämpfung der Sepsis einsetzen, einer oft tödlich endenden Überreaktion des menschlichen Immunsystems. Das haben Forscher vom Florey Institute of Neuroscience and Mental Health (The Florey) in einer Studie am dortigen Austin Hospital nachgewiesen.

Verbesserungen an Organen

„Sepsis ist für bis zu 50 Prozent aller Krankenhaustodesfälle verantwortlich. Sie tritt auf, wenn das Immunsystem eine zugrunde liegende Infektion nicht abwehren kann, was zu lebensbedrohlichen Blutdruckabfällen, Multiorganversagen und Tod führt“, so Forscher Yugeesh Lankadeva. In der Studie ist Patienten mit Sepsis Natriumascorbat intravenös gespritzt worden. „Das hat zu vielversprechenden Verbesserungen an mehreren Organen geführt“, so Lankadeva.

„Wir haben in präklinischen Studien bereits dramatische Erfolge erzielt. Einige Patienten, die eine extrem hohe Dosis Natriumascorbat erhielten, gesundeten innerhalb von nur drei Stunden. Nebenwirkungen gab es nicht“, ergänzt Intensivmediziner Clive May. May befasst sich seit 20 Jahren mit Therapien bei Sepsis.

Jetzt sind weitere Studien auf Intensivstationen in Adelaide, Melbourne, Perth, Brisbane, Alice Springs und Sydney geplant. „Wir werden 300 an Sepsis erkrankten erwachsenen Patienten neben der normalen Krankenhausversorgung unsere Formulierung oder ein Placebo verabreichen. Die Ergebnisse werden uns dabei helfen, Daten zu sammeln, um die Wirksamkeit unserer Formulierung endgültig zu bestimmen“, ergänzt Lanadeva.

Ein „absoluter Game-Changer“

In der ersten Studie mit 30 Erkrankten, von denen jeder zweite Natriumascorbat bekam, produzierten diejenigen, die die neue Behandlung bekamen, mehr Urin – ein Zeichen für eine verbesserte Nierenfunktion. Und sie benötigten weniger Noradrenalin, um den Blutdruck wiederherzustellen. Das Besondere: Die positive Wirkung zeigte sich sehr schnell.

„Sepsis entwickelt sich oft so schnell, dass die Patienten bereits schwer erkrankt sind, wenn sie uns erreichen“, meint Rinaldo Bellomo, Intensivmediziner im Austin Hospital. „Eine Behandlung, die schnell wirkt, sicher und hochwirksam ist, wäre ein absoluter Game-Changer.“ (Ende)

KI identifiziert Hochrisiko­patientinnen auch im deutschen Mammografie­screening-Programm

Stockholm – Ein auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Risikomodell ist in der Lage, anhand von Mammografieaufnahmen Frauen mit einem besonders hohen Risiko für Brustkrebs zu identifizieren, bei denen ergänzende Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll wären.

Nach der Evaluation in Schweden und den USA, wurde dies nun auch für Screening-Programme in Deutschland, Italien und Spanien gezeigt, wie die Autoren in The Lancet Regional Health – Europe darlegen (2023; DOI: 10.1016/j.lanepe.2023.100798 ).

„Es wurde gezeigt, dass sich mithilfe von KI beim Mammographie-Screening Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko identifizieren lassen. Aber es war ungewiss, wie verallgemeinerbar und übertragbar diese Ergebnisse auf verschiedene europäische Screening-Programme sind“, erklären Mikael Eriksson von der Abteilung für Medizinische Epidemiologie und Biostatistik am Karolinska-Institut in Stockholm und seine Kollegen.

In den derzeitigen Mammografiescreening-Programmen werden Frauen in einer bestimmten Altersspanne (in Deutschland von 50-69 Jahren) in bestimmten Zeitintervallen (in Deutschland alle 2 Jahre) gescreent. Aber Studien zeigen, dass sich das Risiko, Brustkrebs zu entwickeln, von Frau zu Frau unterscheidet. Das heißt Frauen könnten von einem individualisierten Screening profitieren.

KI erkennt Muster in winzigsten Veränderungen

Klinische Risikomodelle, die auf der Familienanamnese und verschiedenen Lebensstilfaktoren basieren, gibt es schon lange. Aber das KI-basierte Risikomodell unterschiedet sich erheblich von diesen Modellen. Es nutzt für die Risikovorhersage winzigste Veränderungen auf den Aufnahmen, die viel zu klein sind, als dass das menschliche Auge sie erfassen könnte.

„Es ist nicht so simpel wie bei traditionellen Modellen, die eine Handvoll Faktoren verwenden, da auf den Aufnahmen Tausende von Faktoren sind, die berücksichtigt werden“, erklärt Erstautor Eriksson. „Die KI ist in der Lage, in diesen Faktoren verschiedene Muster zu erkennen und kann dann eine Einschätzung abgeben, was in der Brust in Zukunft passieren wird.“

Die Studie bestätigte frühere Untersuchungen, in denen das KI-basierte Risikomodell in der Lage war, eine Gruppe von Frauen zu identifizieren, die ein fast siebenmal höheres Brustkrebsrisiko hatten als die Normalbevölkerung. „Obwohl etwa 6 % der Frauen ein hohes Risiko hatten, werden sie heutzutage in der gleichen Weise gescreent wie Frauen mit niedrigem Risiko“, sagt Eriksson. „Wir denken, dass ein speziell angepasstes Screening für diese Frauen besser geeignet wäre.“

Allerdings: In der Studie ging es nicht per se um den klinischen Einsatz. Das Ziel war vielmehr, zu untersuchen, ob das bereits in Schweden und den USA evaluierte Modell, auch in anderen Mammografiescreening-Programmen in Europa funktioniert.

„Erst entwickelt man ein Modell und testet es in einer begrenzten Population, und dann muss man die Übertragbarkeit auf andere Populationen zeigen, erst dann erreicht man den Punkt, an dem man sicher sein kann, dass das Modell funktioniert“, erklärt Eriksson.

Aufnahmen aus den Screening-Programmen in Deutschland, Spanien und Italien Die in der Fall-Kontroll-Studie verwendeten Aufnahmen stammen aus den Mammografie-Screening-Programmen in Deutschland, Spanien und Italien. Sie wurden zwischen 2009 und 2020 bei rund 8500 Frauen in den 3 europäischen Ländern angefertigt. Im Verlauf der 2-jährigen Nachbeobachtung entwickelten 739 dieser Frauen Brustkrebs. Sie wurden mit 7.812 Kontrollen verglichen, die im selben Jahr in die Studie eingeschlossen worden waren.

Das KI-Modell stufte 6,2 % der Frauen als Hochrisikofälle ein. 4,7 % von ihnen waren in der Gruppe, die keinen Brustkrebs entwickelte, 22 % in der Gruppe, die Brustkrebs entwickelte. Die Studie zeigte, dass Frauen, die von der KI als Hochrisikofälle eingestuft worden waren, ein fast siebenmal höheres Brustkrebsrisiko hatten als die Normalbevölkerung (Risk Ratio (RR) 6,7 (95-%-KI 5,6-8,0).

Die Autoren um Eriksson schlussfolgern, dass „das KI-Risikomodell in verschiedenen europäischen Populationen eine vergleichbare Performance zeigt“. Es sagte etwa 30 % der klinisch relevanten Brustkrebserkrankungen im Stadium 2 oder höher bei etwa 6 % der Frauen mit hohem Risiko vorher, die mit einem negativen Mammogramm nach Hause geschickt worden waren. Auch bei Frauen mit sehr dichten Brüsten wurden vergleichbare Ergebnisse erzielt.

Bis dato wird Brustkrebs noch immer bei vielen Frauen erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Insbesondere Frauen mit hohem Risiko können zwischen 2 Screenings Brustkrebs entwickeln. Das KI-basierte Risikomodell könnte genutzt werden, um zu ermitteln, welche Frauen zusätzliche Untersuchungen brauchen, so dass Tumoren früher erkannt werden. © nec/aerzteblatt.de

KI mit systematischem Bias kann Ärzte in die Irre führen

Ann Arbor – Künstliche Intelligenz (KI) erhöht die diagnostische Genauigkeit von Ärztinnen und Ärzten – aber nur, solange sie keinen systematischen Bias aufweist. Dann verschlechtert sie nämlich die ärztlichen Diagnosen – und daran ändern auch zusätzliche Erklärungen der KI-Logik nichts, wie eine Studie aus den USA zeigt. Die Ergebnisse sind jetzt in JAMA erschienen (2023; DOI: 10.1001/jama.2023.22295 ).

KI-Modelle können einen systematischen Bias aufweisen. Diese Modelle stellen in bestimmten Patientengruppen, zum Beispiel Frauen, konsistent Fehldiagnosen. Die Ursache hierfür liegt meist in dem Datensatz, an dem das KI-Modell trainiert wurde.

„Es gibt deshalb Bestrebungen, dass KI-Modelle Erklärungen mitliefern sollen, um Fehler zu vermindern, aber wie effektiv diese Strategie ist, ist noch nicht ausreichend untersucht worden“, so Sarah Jabbour von der Abteilung für Computer Science and Engineering an der University of Michigan in Ann Arbor und ihre Kollegen.

Möglich sind zum Beispiel bildbasierte Erklärungen: Hierbei werden den Ärzten die Regionen auf einer bildgebenden Aufnahme angezeigt, die hauptsächlich für die Entscheidung des KI-Modells verantwortlich waren.

Ärzte sollten Grund für akutes Lungenversagen finden

Das Team um Jabbour führte von April 2022 bis Januar 2023 in 13 US-Bundesstaaten eine randomisierte Studie mit Krankenhausärzten, Nurse Practitioners und Physician Assistants durch. Den Klinikern wurden Kurzbeschreibungen von Patienten gezeigt, die mit akutem Lungenversagen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Kurzbeschreibungen enthielten die Symptome bei Präsentation, die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung, Laborwerte und Röntgenaufnahmen der Brust.

Die Ärzte sollten basierend auf diesen Daten ermitteln, wie wahrscheinlich es ist, dass dem akuten Lungenversagen eine Pneumonie, eine Herzinsuffizienz oder eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zugrunde lagen.

Die Kurzbeschreibungen enthielten aber auch Diagnosevorschläge von einem KI-Modell, entweder mit Erklärungen dazu, wie das Modell zu der jeweiligen Diagnose kam, oder ohne derlei Erklärungen. Von den insgesamt 6 Kurzbeschreibungen enthielten 3 Diagnosevorschläge eines Standard-KI-Modells und 3 Diagnosevorschläge eines KI- Modells mit systematischem Bias.

KI kann hilfreich bei der Diagnose sein

Die Ärzte und Ärztinnen waren median 34 Jahre alt und etwa häufiger weiblich (57,7 %). Insgesamt wurden 457 Ärzte randomisiert und bearbeiteten mindestens eine Kurzbeschreibung – 231 erhielten die KI-Vorhersagen ohne Erklärung und 226 die KI-Vorhersagen mit Erklärungen.

Zur Baseline betrug die diagnostische Genauigkeit der Ärzte 73,0 % (95-%-KI 68,3-77,8) für die 3 Diagnosen (Kurzbeschreibungen ohne KI-Diagnosevorschläge). Die Diagnosevorschläge des KI-Modells ohne ergänzende Erklärungen erhöhte die diagnostische Genauigkeit der Ärzte um 2,9 Prozentpunkte (95-%-KI 0,5-5,2) auf 75,9%. Wurden ihnen zusätzlich Erklärungen angezeigt, stieg die diagnostische Genauigkeit um 4,4 Prozentpunkte (95-%-KI 2,0-6,9) auf 77,5%.

KI-Modelle mit systematischem Bias verschlechtern ärztliche Diagnosen

KI-Modelle mit systematischem Bias verschlechterten die diagnostische Genauigkeit der Ärzte um 11,3 Prozentpunkte (95-%-KI 7,2-15,5) auf 61,7 %. Mit zusätzlichen Erklärungen reduzierten die KI-Modelle mit systematischem Bias die diagnostische Genauigkeit der Ärzte immer noch um 9,1 Prozentpunkte (95-%-KI 4,9-13,2) auf 64,0 %. Der Unterschied von 2,3 Prozentpunkten zwischen Diagnosevorschlägen mit und ohne Erklärungen war statistisch nicht signifikant.

Die Schlussfolgerung der Forschungsgruppe: „Standard-KI-Modelle verbessern zwar die diagnostische Genauigkeit von Ärzten, aber KI-Modelle mit systematischem Bias verschlechtern sie. Und häufig verwendete, auf Bildern basierende KI-Modell-Erklärungen konnten diesen schädlichen Effekt nicht ausreichend abschwächen.“ © nec/aerzteblatt.de

UMWELT

BILDUNG – UNIVERSITÄTEN

Universität Wien 2031 – Entwicklungsplan (208-Seiten-PDF)

auf Vorschlag des Rektorats

nach Zustimmung durch den Senat der Universität Wien am 30. November 2023

vom Universitätsrat der Universität Wien am 15. Dezember 2023 einstimmig genehmigt

10.10 Fakultät für Sozialwissenschaften

10.10.1 Zielsetzungen

Die zentrale Aufgabe der Fakultät für Sozialwissenschaften ist es, gesellschaftliche

Herausforderungen und Veränderungsprozesse auf globaler, nationaler und lokaler Ebene einer

kritischen, wissenschaftlich fundierten Analyse zu unterziehen. Die gesellschaftlichen Umbrüche

und die Herausforderungen der Gegenwart sind vielfältig, bedingt etwa durch fortschreitende

Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel oder Migration. Es ist eine Diversifizierung von Werten

und Lebensformen zu beobachten, Strukturen und Rahmenbedingungen verschieben sich,

etablierte Ordnungen werden hinterfragt, und es entstehen neue Formen sozialer Ungleichheiten.

Es stellen sich daher für die Sozialwissenschaften viele neue und dringliche Fragen und komplexe

Herausforderungen auf sehr unterschiedlichen Ebenen, die die Entwicklung adäquater

sozialwissenschaftlicher Herangehensweisen, Analysen und Erklärungsansätze erfordern.

Mehr denn je sind die Sozialwissenschaften gefragt, nicht nur zum besseren wissenschaftlichen

Verständnis dieser komplexen Transformationsprozesse beizutragen, sondern auch an

Lösungsfindungen und Neugestaltungen mitzuwirken. Damit ist es, über exzellente Beiträge zu

internationalen wissenschaftlichen Debatten hinaus, das explizite Ziel der Fakultät, das

produzierte Wissen in unterschiedliche gesellschaftliche Handlungsfelder einzubringen und sich so

maßgeblich an der Entwicklung sozialer Innovationen zu beteiligen. So nimmt die Fakultät ihre

gesellschaftliche Verantwortung als universitäre Einrichtung durch gesellschaftlich relevante

Wissensproduktion wahr.

Die Forschung der Fakultät versteht sich als theoriegeleitet empirisch, ist methodisch breit

angelegt, vielfach vergleichend und deckt das gesamte Spektrum von grundlagen- bis hin zuanwendungsorientierten Fragestellungen ab. Dabei orientiert sich die Fakultät klar an

internationalen wissenschaftlichen Exzellenzstandards. Geographisch deckt die Fakultät in ihrer

Forschung so gut wie alle Weltregionen ab, wobei die diversen Fächer unterschiedliche

Schwerpunkte setzen. Gleichzeitig gilt ein besonderes Augenmerk der Situation Österreichs im

europäischen und globalen Kontext. Da die Erforschung gesellschaftlicher Veränderungen

zunehmend die traditionellen disziplinären Grenzen sprengt, setzt die Fakultät für

Sozialwissenschaften auf eine enge Vernetzung und Kooperation zwischen den in ihr vertretenen

Disziplinen, auf eine Ausweitung der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Fächern anderer

Fakultäten der Universität, auf Kooperationen mit außeruniversitären Einrichtungen sowie auf

innovative Formen der internationalen Kooperation und des Austauschs mit Wissenschafter*innen

aus aller Welt und aus verschiedenen Fachdisziplinen. Diese Entwicklung der Fakultät wird durch

ein gezieltes Vorantreiben der Internationalisierung im Bereich der Wissenschafter*innen und

Studierenden unterstützt.

10.10.2 Themenfelder und Forschungsschwerpunkte

Die thematisch breit gefächerte Forschung der Fakultät lässt sich bestmöglich anhand einer

Matrixstruktur beschreiben. Zum einen findet sie im Kontext von acht disziplinär organisierten

Fachbereichen statt. Diese zeichnen sich durch spezifische methodische Herangehensweisen,

eigene Theoriebildungen, verschiedene regionale Schwerpunkte aus, aber auch durch

unterschiedliche historische Entwicklungen. Zum anderen werden in fünf interdisziplinär

angelegten, fächerübergreifenden Forschungsschwerpunkten gemeinsam ausgewählte

gesellschaftliche Problemlagen und Herausforderungen bearbeitet. Durch diese Matrixstruktur

werden ausgewiesene Stärken und etablierte Forschungstraditionen weiter gefördert und

gleichzeitig Räume für zukunftsorientierte, innovative Forschungsthemen geschaffen.

Die Kultur- und Sozialanthropologie untersucht die Vielfalt menschlicher Lebensweisen, Praktiken,

Vorstellungen und Organisationsformen in ihren lokalen Ausdrucksweisen und globalen

Verknüpfungen. Basierend auf ethnographischer Forschung an verschiedenen Orten der Welt

entwickelt sie theoretische, vergleichende und historische Perspektiven auf komplexe

gesellschaftliche Phänomene wie Migration, Digitalisierung, Politik, Wirtschaft, Klimawandel,

Gesundheit, Religion, Geschlechterverhältnisse oder Intersektionalität. Ein spezielles Augenmerk

liegt auf der Analyse diverser Formen von Ungleichheit, Benachteiligung und Ausgrenzung, im

globalen Süden wie Norden. In den multiplen theoretisch-methodischen Ansätzen der Kultur- und

Sozialanthropologie finden die Wechselwirkungen zwischen globalen Transformationen und

lokalen Prozessen besondere Beachtung.

Die Arbeitsschwerpunkte der Soziologie liegen in der Analyse aktueller sozialer Herausforderungen

und Entwicklungen in Österreich und Europa. Die Forschung ist an gesellschaftlichen Problemen

orientiert, empirisch ausgerichtet und weist einen hohen Praxisbezug auf. Eingebunden in

internationale Diskurse werden für die Disziplin relevante Gesellschaftsdiagnosen zu

soziologischen Theorien verdichtet. Die aktuellen Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen

(1) Arbeit, Organisation, Geschlechterverhältnisse, (2) Familie, Generationen, Lebenslauf,

Gesundheit, (3) Migration, Stadt, Sozialpolitik und soziale Ungleichheit sowie (4) Wissen, Kultur,

Bildwelten.

Die Politik- und Staatswissenschaft beschäftigt sich empirisch und theoretisch mit Politik und

Governance, Staat und Demokratie und deren Entwicklungen und Veränderungen in

unterschiedlichen Weltregionen und Politikfeldern. Sie deckt dabei vier Kernbereiche ab: (1)

Politische Theorie (Erforschung der ideengeschichtlichen und normativen Grundlagen politischer

Ordnung, der Transformation von Geschlechterverhältnissen und der politischen Kultur), (2)

Vergleichende Politik (Vergleich politischer Systeme in verschiedenen Weltregionen und

Erforschung von demokratischer Repräsentation, der öffentlichen Meinung, politischer

Institutionen und Organisationen sowie verschiedener Politikfelder und Politikinstrumente), (3)

15. Dezember 2023 Seite 142 von 204

Österreichische Politik (Erforschung politischer Institutionen und Akteur*innen, des politischen

Wettbewerbs, von Migration und Diversität sowie von Public Policy) und Europäisierung und (4)

Internationale Politik (Analyse von Globalisierung, Nachhaltigkeits- und Ressourcenforschung) und

Europaforschung. In jedem dieser Bereiche zeichnet sich die Arbeit durch problemorientierte

Perspektiven in Forschung und Lehre, plurale Forschungsansätze und interdisziplinäre

Kooperationen aus. Eine übergreifende Klammer in der Forschung bilden politische und

gesellschaftliche Transformationsprozesse.

In der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft werden Prozesse der privaten sowie

öffentlichen medien- und technologievermittelten Kommunikation und deren infrastrukturelle

Bedingungen empirisch und theoretisch behandelt. Im Mittelpunkt der Analysen steht der stark

von der Digitalisierung getriebene Wandel von medialen Vermittlungstechniken sowie

Medieninhalten und den damit verbundenen Auswirkungen auf Individuen, Gesellschaft, Politik

und Organisationen. Als „Kommunikatoren“ werden dabei neben traditionellen Vermittlern wie

dem Journalismus auch politische und wirtschaftliche Akteure sowie private Individuen

untersucht. Die zentralen Forschungsthemen liegen derzeit in den Feldern (1) Journalismus, (2)

politische Kommunikationsforschung und Medienpolitik, (3) Werbung und Public Relations, (4)

interaktive digitale Medien und Medienwandel, (5) Unterhaltungsforschung, (6)

Gesundheitskommunikation sowie (7) Methodenentwicklung, insbesondere im Bereich der

Computational Communication Science.

Im Fokus der Wissenschafts- und Technikforschung stehen die immer enger werdenden

Verknüpfungen von wissenschaftlich-technischem und gesellschaftlichem Wandel. Dies zu

analysieren ist heute zentral, da wissenschaftlich-technische Innovationen sowohl als Mittel zur

Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen als auch als wirtschaftlicher Motor gesehen

werden. Gleichzeitig werfen neues Wissen und neue Technologien vielfach zum Teil

konfliktträchtige gesellschaftspolitische Fragen auf, wie das aktuelle Beispiel der Digitalisierung

deutlich zeigt. Thematisch geht es darum zu analysieren, wie Wissen und Innovationen entstehen,

welche Rolle Wissenschaft und Technik in der Gestaltung von Gesellschaften auf globaler und

lokaler Ebene spielen und wie dies in Demokratien diskutiert und mitgestaltet werden kann.

Themenübergreifend geht es um die Rolle von Werten und Bewertungen in Wissenschaft und

Gesellschaft sowie um Fragen der Verantwortung in Forschung und Innovation. Eine

interdisziplinäre Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlich-technischen Fächern hat in der

Wissenschafts- und Technikforschung einen zentralen Stellenwert.

In der Pflegewissenschaft steht das Handlungsfeld der Pflege im Mittelpunkt. Es umfasst die

formelle und informelle Pflege entlang des Versorgungskontinuums der gesamten Lebensspanne

eines Menschen. Die Analyse betrachtet dabei sowohl die verschiedenen Ebenen, vom Individuum

über die Familie, institutionelle Kontexte, sorgende Gemeinschaften sowie gesellschaftliche und

politische Strukturen. In den vier derzeitigen Themenschwerpunkten – „Gerontologische Pflege“,

„Familienbezogene Pflege“, „Palliative & Community Care“ und „Onkologische Pflege“ – wird eine

Verbindung zwischen einem medizinischen und einem sozialwissenschaftlichen Blickwinkel auf

Pflege geschaffen. Neben der Grundlagenforschung, der Entwicklung und Evaluierung von

Interventionen stehen Versorgungs- und Implementierungsforschung, evidenzbasiertes Handeln

sowie die Rahmenbedingungen professioneller Pflege im Fokus des Faches.

Im Zentrum der Forschung der Internationalen Entwicklung stehen die transdisziplinäre

Untersuchung und Reflexion globaler Ungleichheiten, die kritische Begleitung der

Entwicklungszusammenarbeit sowie Fragen der Methodologie und Methodik der

Entwicklungsforschung. Erst diese Integration unterschiedlicher Perspektiven in der Analyse von

Problemfeldern erlaubt ein tiefergreifendes Verständnis politischer, ökonomischer, sozialer und

kultureller Prozesse, Dynamiken und Machtstrukturen auf globaler und lokaler Ebene.

15. Dezember 2023 Seite 143 von 204

Transdisziplinäre Entwicklungsforschung bezieht daher Perspektiven aus unterschiedlichen

Wissens- und Praxisfeldern ein und ist dabei um eine Verknüpfung von Theorie und Praxis bemüht.

Die Demografie beschäftigt sich mit der Analyse von Veränderungen in der Größe von

Bevölkerungen und deren Strukturen nach Alter, Geschlecht, Wohnort, Qualifikation,

Erwerbsbeteiligung und anderen wichtigen individuellen Merkmalen. Die formale Demografie

analysiert diese Veränderungen mit Hilfe mathematischer Modelle, die auch Prognosen über

mehrere Jahrzehnte unter bestimmten Annahmen zur zukünftigen Fertilität, Mortalität und

Migration erlauben. Dazu gehört auch die inhaltliche Analyse der Determinanten dieser

Komponenten des demografischen Wandels. Ein wichtiges Thema sind auch die Konsequenzen

demografischer Veränderungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt in allen Teilen der Welt.

Das Forschungsprofil der Fakultät wird durch fachübergreifende Kollaborationen ergänzt. Hier

arbeiten die Fächer in fünf thematischen Forschungsschwerpunkten zusammen. Dadurch wird es

möglich, komplexe gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam durch das Zusammenführen

verschiedener methodischer und theoretischer Herangehensweisen für die Forschung zu

erschließen und gesellschaftlichen Akteur*innen zugänglich zu machen. Die

Forschungsschwerpunkte der Fakultät befassen sich mit grundlegenden globalen

Herausforderungen, mit denen die heutigen Gesellschaften unmittelbar und explizit konfrontiert

sind und tragen zum besseren Verständnis der sich daraus ergebenden Fragen von sozialer

Gerechtigkeit und Ungleichheit bei. Die Forschung zielt auf sichtbare Auswirkungen auf

gesellschaftliche und politische Akteure auf globaler, nationaler, regionaler und urbaner Ebene ab.

Sie hat eine starke internationale Ausrichtung, die jedoch fest in lokalen und nationalen Kontexten

verankert ist. Die fünf Forschungsschwerpunkte verbinden einige Stärken der Forschung an der

Fakultät über disziplinäre und erkenntnistheoretische Grenzen hinweg und betonen die inter- und

transdisziplinäre Verflechtung der Forschung an der Fakultät entlang wichtiger gesellschaftlicher

Herausforderungen.

Alle Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf Individuen, soziale Gruppen, Organisationen

und Gesellschaften, die in urbane, regionale, nationale und globale Kontexte eingebettet sind. Sie

berücksichtigen (ungleiche) transnationale Beziehungen und die Auswirkungen translokaler

Dynamiken und postkolonialer Hinterlassenschaften sowie intersektionale Ungleichheiten, mit

einem Schwerpunkt auf Geschlecht und dessen Wechselbeziehungen mit anderen strukturellen

Kategorien wie „Rasse“, Ethnizität, Sexualität, Religion, Menschen mit Beeinträchtigung oder

Klasse.

Die Entwicklung und/oder Anwendung rigoroser, innovativer digitaler oder

transdisziplinärer sozialwissenschaftlicher Methoden ermöglicht die Bereitstellung solider

Wissensgrundlagen für evidenzbasierte Entscheidungen, soziale Innovation und Politikgestaltung.

Die Forschungsschwerpunkte erkennen das disruptive Potenzial der künstlichen Intelligenz für die

sozialwissenschaftliche Forschung an und fordern eine kritische, reflexive und

verantwortungsvolle Integration in die Forschungspraxis. Es ist das ausdrückliche Ziel der

gesamten Forschung an der Fakultät für Sozialwissenschaften – innerhalb der

Forschungsschwerpunkte und darüber hinaus – gesellschaftlich relevantes Wissen zu produzieren,

gesellschaftliche Auswirkungen zu erzielen und dabei den Prozess der Wissensproduktion kritisch

zu reflektieren.

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit

Die Forschung im Bereich „Soziale und ökologische Nachhaltigkeit“ umfasst Forschungsarbeiten,

die sich mit dem Konzept und der Praxis der Nachhaltigkeit befassen und zu einer nachhaltigen

Zukunft, widerstandsfähigen Bevölkerung, sozial-ökologischen Veränderungen und

Klimagerechtigkeit beitragen. Die Forschung dreht sich um den gemeinsamen Nenner des Aufbaus

nachhaltigerer Gesellschaften und Umwelten. Zu diesem Zweck wird untersucht, wie Klimawandel

und damit zusammenhängende technologische Entwicklungen und politische Prozesse von

verschiedenen sozialen Gruppen und in verschiedenen Regionen gestaltet werden oder sich auf

15. Dezember 2023 Seite 144 von 204

diese auswirken. Die Forschungsprojekte befassen sich beispielsweise mit Fragen der aktuellen

Nachhaltigkeitstransformationen in den Bereichen Energie, Mobilität, Infrastrukturen und

demografischer Wandel, mit Generationskonflikten, sozialen und politischen Konflikten und neuen

Formen der sozialen Mobilisierung, aber auch mit globaler Umweltregulierung, Beziehungen

zwischen Natur und Gesellschaft oder Klimagerechtigkeit und Solidarökonomie in einem globalen

Kontext. Die Forschung wirkt sich auf die Entwicklung von Szenarien für eine integrative, sichere,

widerstandsfähige und nachhaltige Zukunft und die Umsetzung von multiskalaren nachhaltigen

Transformationen aus.

Gesundheit, Arbeit und Lebensverlauf

Der Forschungsschwerpunkt „Gesundheit, Arbeit und Lebensverlauf“ beschäftigt sich mit der

gesellschaftlichen Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden in allen Phasen des

Lebensverlaufs, einschließlich der weitreichenden lokalen, nationalen und globalen

Ungleichheiten. Es wird untersucht, wie die Gesundheit und das Wohlbefinden von Gesellschaften,

Gemeinschaften, Familien und Einzelpersonen durch strukturelle Bedingungen, Bildungs- und

Gesundheitssysteme, politische Institutionen und Konflikte, Wohlfahrtsstaaten, Arbeits- und

Organisationsumgebungen, Kommunikationsinfrastrukturen, intersektionale Ungleichheiten und

andere soziale Beziehungen und Normen sowie durch Betreuungsbeziehungen und -strukturen

mitgestaltet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Lebenslaufforschung in den

Bereichen Bildung und Qualifizierung, Übergang von der Schule in den Beruf, Arbeit und

Beschäftigungsverläufe sowie Familiengründung. Durch die Untersuchung der gesundheitlichen

Widerstandsfähigkeit und des gesunden Alterns unter Berücksichtigung von Wechselbeziehungen

und Ungleichheiten auf individueller und kollektiver sowie auf nationaler und internationaler

Ebene trägt die Wissenschaft zu lebenswerteren Gesellschaften bei. Dazu werden etwa die sozialen

Determinanten von Gesundheit kritisch analysiert, ebenso die Bereiche Pflegearbeit, Arbeit,

Familie, Arbeits- und Schulumfeld, Gesundheitspolitik, Medizin und Wissenschaft. Die

gesellschaftliche Wirkung wird durch eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen globalen,

nationalen und lokalen Akteuren erzielt, die für gesundheits- oder pflegebezogene

Herausforderungen und Themen verantwortlich sind oder sich damit befassen.

Demokratie, Solidarität und Dialog

Der Schwerpunkt „Demokratie, Solidarität und Dialog“ untersucht die politischen und sozialen

Kräfte, die die Organisation von Gesellschaften und die (Neu-)Verteilung von Macht und

Ressourcen bestimmen. Die Forschung befasst sich mit politischen Dynamiken und Prozessen auf

verschiedenen Regierungsebenen, mit Fragen der Solidarität, der Ein- und Ausgrenzung und der

Ungleichheiten sowie mit Machtverhältnissen und Konflikten, einschließlich

Sicherheitsinterventionen innerhalb und zwischen Gesellschaften und globalen, multirelationalen

Prozessen. Sie untersucht die Politisierung von Identitäten im Kontext von Wahlen, die Rolle von

politischem Wettbewerb, sozialen Konflikten und Protesten sowie politischer und sozialer

Polarisierung. Der Forschungsschwerpunkt befasst sich mit Dynamiken in der politischen

Kommunikation und dem Dialog zwischen Staaten oder staatsähnlichen Gebilden wie der

Europäischen Union, Organisationen und Bürger*innen, untersucht die Bedeutung von

Kommunikationsinfrastrukturen für private und öffentliche Sphären und befasst sich mit der Rolle

von Fehlinformationen und digitaler Unsicherheit. Die Forschung liefert relevantes Wissen für

verschiedene soziale und politische Akteur*innen zur Förderung effektiver,

verantwortungsbewusster und inklusiver Institutionen und demokratischer Resilienz.

Wissenskulturen und Digitalisierung

Die Forschung im Bereich „Wissenskulturen und Digitalisierung“ untersucht die komplexen

Wechselbeziehungen zwischen technologischen Entwicklungen und gesellschaftlicher und

akademischer Wissensproduktion. Sie versucht zu verstehen, durch welche Dynamiken

15. Dezember 2023 Seite 145 von 204

Technologie und soziale Beziehungen mitgestaltet und entwickelt werden und wie und auf welche

Weise individuelle, soziale und globale Ungleichheiten diese Prozesse beeinflussen. Ein besonderer

Schwerpunkt liegt auf der kritischen Reflexion der akademischen und nicht-akademischen

Wissensproduktion und -verbreitung, einschließlich intersektionaler Ungleichheiten in der

Produktion und Rezeption entlang lokaler, nationaler und globaler Dimensionen sowie auf dem

Verständnis aktueller Trends der Wissenschaftsskepsis. Das Aufkommen neu entstehender digital-

physischer Infrastrukturen wird analysiert und reflektiert. Um zu einer Dekolonisierung des

Wissens und zu (selbst-)reflexiven Formen der Wissensproduktion beizutragen, werden innovative

transdisziplinäre und multimodale Methoden entwickelt und unter Berücksichtigung kritischer

Überlegungen zu Forschungsethik auch hinterfragt. Der Forschungsschwerpunkt befasst sich mit

der Positionierung der Sozialwissenschaften in der Gesellschaft und ihrer Rolle in der

Wissensproduktion, den wissenschaftspolitischen Beziehungen und den Schnittstellen, um den

Transfer und die gesellschaftliche Wirkung der sozialwissenschaftlichen Wissensproduktion zu

erhöhen und zu stärken.

Mobilitäten, Inklusion und Zugehörigkeit

Die Forschung im Schwerpunkt „Mobilitäten, Inklusion und Zugehörigkeit“ befasst sich mit den

Dynamiken zunehmend mobiler Gesellschaften aus globaler, nationaler, regionaler oder urbaner

Perspektive sowie mit sich verändernden und intersektionalen Konstruktionen von Zugehörigkeit.

Die beteiligten Forscher*innen beschäftigen sich mit den komplexen Beziehungen zwischen der

Mobilität von Menschen, Objekten und Ideen sowie mit Ungleichheiten, Hierarchien und

Machtverhältnissen, die solche Bewegungen auf verschiedenen Ebenen zunehmend hervorrufen

und konstituieren und analysiert diese kritisch. Der Forschungsschwerpunkt konzentriert sich

weiters auf neue Formen von Mobilität und Migration. Er betrachtet dabei die globalen

Transformationen, die neue Formen der Inklusion, Exklusion und Ungleichheiten hervorbringen,

sowie die vielfältigen politischen und kulturellen Ausdrucks-, Protest- und Widerstandsformen zur

Erreichung sozialer Gerechtigkeit. Die Rolle von Identitäten, Zugehörigkeiten und Diversität wird

insbesondere durch einen Fokus auf geschlechtliche und sexuelle Orientierungen, ethnische und

kulturelle Identitäten oder soziale Klassen und deren Intersektionalitäten untersucht. Die

Forschung in diesem Bereich ermöglicht es, die Wechselbeziehung zwischen lokalen Realitäten,

Konflikten und globalen und regionalen Veränderungen zu verstehen und liefert relevantes Wissen

zum Umgang mit gesellschaftlich umstrittenen und politisierten Herausforderungen.

10.10.3 Professuren zum Stichtag 1. Oktober 2023

Zur leichteren Übersicht sind hier sämtliche zum Stichtag 1. Oktober 2023 bestehenden

Professuren (§ 98, § 99 Abs. 3, § 99 Abs. 4 und § 99a Universitätsgesetz 2002, inkl. allfälliger

Vorziehprofessuren) angegeben. Diese Momentaufnahme präjudiziert in keiner Weise die im

folgenden Abschnitt vorgenommenen und die zukünftigen Professurenwidmungen.

• Allgemeine Soziologie

• Computational Communication Science

• Development Sociology

• Familiensoziologie

• Internationale Politik

• Internationale Stadtforschung

• Journalismus

• Kultur- und Sozialanthropologie

• Kultur- und Sozialanthropologie des globalen Südens

• Kultur und Wissen

• Materielle Kultur und Konsumtion

• Medizinanthropologie und Global Health

• Methoden der empirischen Sozialforschung (Textanalyse)

15. Dezember 2023 Seite 146 von 204

• Methoden der empirischen Sozialforschung: Soziale Netzwerkanalyse unter Berücksichtigung

ethnografischer Methoden

• Methoden der Sozialwissenschaften

• Politische Institutionen im Vergleich

• Politische Soziologie

• Politische Theorie

• Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

• Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

• Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Public Relations-

Forschung

• Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienwandel und

Medieninnovation

• Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Werbeforschung

• Quantitative Parteien- und Wahlforschung

• Österreichische Politik im europäischen Kontext

• Sozialstrukturforschung und quantitative Methoden

• Technowissenschaften, Materialität und digitale Kulturen

• Vergleichende Politikfeldanalyse

• Vergleichende Politikwissenschaft

• Wissenschaftsforschung

10.10.4 Fachliche Widmung künftiger Professuren und Stand der Umsetzung

Professuren in Besetzung zum Stichtag 1. Oktober 2023

• Demografie

• European Studies

• Internationale Entwicklung

• Kultur- und Sozialanthropologie unter besonderer Berücksichtigung von Religionen und

religiösen Bewegungen

• Pflegewissenschaft

• Politik und Gender

Besetzungen im Einklang mit dem Forschungsprofil und zur Sicherung der

Grundlagenfächer

Fachliche Widmung: Allgemeine Soziologie

Besetzungszeitpunkt: nach Freiwerden der Professur „Allgemeine Soziologie“

(voraussichtlich 1. Oktober 2024)

Fachliche Widmung: Kultur- und Sozialanthropologie mit Fokus auf Migration

Besetzungszeitpunkt: nach Freiwerden der Professur „Kultur- und

Sozialanthropologie“ (voraussichtlich 1. Juli 2026)

Fachliche Widmung: Wissenschafts- und Technikforschung

Besetzungszeitpunkt: nach Freiwerden der Professur „Wissenschaftsforschung“

(voraussichtlich 1. Oktober 2026)

Fachliche Widmung: Umweltanthropologie

Besetzungszeitpunkt: nach Freiwerden der Professur „Materielle Kultur und

Konsumtion (Kultur- und Sozialanthropologie)“ (voraussichtlich

1. Oktober 2027)

Fachliche Widmung: Entwicklungsforschung aus soziologischer Perspektive

Besetzungszeitpunkt: nach Freiwerden der Professur „Development Sociology“

(voraussichtlich 1. Oktober 2030)

15. Dezember 2023 Seite 147 von 204

Fachliche Widmung: Stadtsoziologie

Besetzungszeitpunkt: nach Freiwerden der Professur „Internationale Stadtforschung“

(voraussichtlich 1. Oktober 2030)

Professuren nach Maßgabe budgetärer Möglichkeiten

Fachliche Widmung: Wissenschaftskommunikation

Fachliche Widmung: Critical Race Studies

Fachliche Widmung: Computational Sociology

Fachliche Widmung: Authoritarian Politics

Fachliche Widmung: KI in den Sozialwissenschaften

Darüber hinaus kann die Ausschreibung von Tenure-Track-Stellen erfolgen. Aus derzeitiger Sicht ist

die Ausschreibung insbesondere auch der folgenden Tenure-Track-Stellen geplant:

• Qualitative Sozialforschung

• Gesundheit und Nachhaltigkeit

• Medien- und Kommunikationsgeschichte

• Migration, Staatsbürgerschaft, Identitäten

• Visuelle Soziologie

MEDIEN – IT – KOMMUNIKATION

Lob des Buches: Gedrucktes zu lesen bringt besseres Textverständnis als Onlinelektüre – Klaus Taschwer, Standard, 23.12.2023

Eine Auswertung von 25 Studien mit fast 500.000 Teilnehmenden aller Altersgruppen bestätigt insbesondere bei Jüngeren deutliche Vorteile von Büchern

Mit großer Wahrscheinlichkeit lesen Sie diesen Artikel gerade auf Ihrem Smartphone, einem anderen mobilen Endgerät oder am Bildschirm Ihres Computers. Auf Papier ist dieser Text nämlich (noch) nicht erschienen – außer Sie haben ihn sich ausgedruckt. So Sie sich diese Mühe gemacht haben sollten, dann dürften Sie davon laut einer neuen Metastudie von drei Forschenden der spanischen Universität Valencia profitieren.

Diese Untersuchung, für die einschlägige 25 Studien ausgewertet wurden, hat nämlich ergeben, dass die Freizeitlektüre von gedruckten Texten für das Textverständnis insbesondere von Kindern und Jugendlichen sehr viel besser ist als die Lektüre von digitalen Texten, die ebenfalls nicht im Arbeitskontext gelesen wurden.

Oder ganz harsch formuliert und in den Worten von Studienkoautor Ladi(slao) Salmerón: „Der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des digitalen Lesens in der Freizeit und der Fähigkeit, Texte zu verstehen, liegt nahe bei null.“

Deutliche Unterschiede

In die Studie, die im Fachblatt „Review of Educational Research“ erschien, flossen insgesamt 39 Vergleiche zwischen analoger und digitaler Lesepraxis ein, die zwischen 2000 und 2022 durchgeführt wurden und insgesamt mehr als 470.000 Teilnehmende aller Altersgruppen umfassten.

Laut den Ergebnissen dieser Studien sei der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Lesens gedruckter Texte und dem Textverständnis viel höher (zwischen 0,30 und 0,40) als jener, der für digitale Lesegewohnheiten in der Freizeit gefunden wurde (0,05).

Das gelte insbesondere für jüngere Leserinnen und Leser. In den Worten von Co-Autorin Cristina Vargas: „Wenn ein Schüler zehn Stunden damit verbringt, gedruckte Bücher zu lesen, ist sein Verständnis wahrscheinlich sechs- bis achtmal größer, als wenn er die gleiche Zeit auf digitalen Geräten liest.“ Immerhin: Mit zunehmendem Alter (in der Oberstufe und an der Universität) werde die Beziehung zwischen Freizeitlektüre und Textverständnis grundsätzlich positiver.

Dieses Hauptergebnis der Studie – dass insbesondere Kinder kaum von Onlinelektüre profitieren – sei auch für die Forschenden überraschend gekommen, wie sie selbst sagen: So hätten sie eigentlich erwartet, dass das Lesen zu Informationszwecken (also etwa von Texten auf Wikipedia oder anderen Bildungswebsites, das Lesen von Nachrichten wie dieser hier oder das Lesen von E-Books) positiver mit dem Textverständnis zusammenhängt. Aber das scheint nicht der Fall zu sein, schließen die Autorinnen und Autoren, die allerdings auch eingestehen, dass ihre Studie auf der Auswertung von Untersuchungen mit sehr unterschiedlichen Formeln zur Messung des Zusammenhangs zwischen Lesegewohnheiten und Textverständnis beruhe.

Darauf verweist auch die Leseforscherin Naomi Baron, die an der Metastudie nicht beteiligt war, in einem lesenswerten STANDARD-Interview: „Die Bestimmung des Unterschieds zwischen den verschiedenen Lesemedien ist also kompliziert, und in gewissem Maße hängt die Antwort von der Art der durchgeführten Bewertung ab.“

Mögliche Erklärungen

Hinsichtlich der Diskrepanz zwischen analoger und digitaler Lektüre bieten die Forschenden mehrere Erklärungen an: Die sprachliche Qualität digitaler Texte sei tendenziell niedriger als die von gedruckten. Zudem seien Nachrichten in den sozialen Medien oft in der Umgangssprache gehalten und weisen keine komplexe Syntax und Argumentation auf. Entsprechend sei auch die „Lesementalität“ bei digitalen Texten tendenziell oberflächlicher als bei gedruckten Artikeln. Dies würde dazu führen, dass die Lesenden „nicht vollständig in die Erzählung eintauchen oder die komplexen Zusammenhänge in einem informativen Text nicht vollständig verstünden“. Was in diesem konkreten Fall hoffentlich nicht zu beweisen war. (tasch, 23.12.2023)

Originalpublikation

Review of Educational Research: „Do New Forms of Reading Pay Off? A Meta-Analysis on the Relationship Between Leisure Digital Reading Habits and Text Comprehension“

Weiterlesen

Jeder Zweite beklagt Qualität von Social Media – User stören laut Gartner-Analyse Falschinformationen, toxische Nutzerblasen und zu viele Bots

Stamford (pte004/19.12.2023/06:15) – Ein wahrgenommener Verfall der Qualität auf Social-Media-Plattformen wird 50 Prozent der Konsumenten bis 2025 dazu bringen, sich entweder zu verabschieden oder ihre Interaktionen in dem Bereich deutlich zu verringern. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Gartner-Umfrage unter 263 Konsumenten. Danach glauben 53 Prozent der User, dass der Zustand der sozialen Medien sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert hat.

Schleichender Niedergang

Als Hauptgründe für diesen erfassten Niedergang werden die Ausbreitung von Falschinformationen, toxische Nutzerblasen und das Überhandnehmen von Bots genannt. Die Besorgnis über die Auswirkung des erwarteten Einsatzes von generativer Künstlicher Intelligenz (Gen KI) in den sozialen Medien ist groß. Mehr als sieben von zehn Konsumenten stimmen der Annahme zu, dass die stärkere Integration von Gen KI der User Experience schadet.

Laut Gartner-Expertin Emily Weiss bleiben die sozialen Medien zwar bei Investitionen im Bereich Digital-Markteting top, gleichzeitig versuchen die User jedoch aktiv, ihre Nutzung einzuschränken. „Anders als noch vor einigen Jahren, teilen sie weniger von ihrem eigenen Leben und eigenem Content.“ CMOs müssen daher, so die Fachfrau, ihre Kundengewinnung und Strategien in den Bereichen Loyalty und Retention neu orientieren.

Weiss zufolge hat eine Gartner-Umfrage mit 305 Konsumenten bereits im Mai 2023 gezeigt, dass 72 Prozent der User glauben, dass KI-basierte Content Generators falsche oder irreführende Informationen verbreiten. Eine weitere Umfrage im Februar kam zu dem Ergebnis, dass die die Konsumenten immer weniger daran glauben, dass KI-gestützte Erfahrungen und Fähigkeiten besser sind als die von Menschen.

Mangelnde Vertrauensbasis

Der Wissenschaftlerin nach wird Misstrauen und mangelndes Vertrauen manche Konsumenten dazu bringen, sich bei Marken und Interaktionen nach entsprechenden Alternativen umzusehen. Ein Teilbereich der Marken werde daher auf den Einsatz der KI verzichten und sich auf eine menschlichere Positionierung, also auf ein „akustisches“ Konzept, konzentrieren.

CMOs versuchen dann im Rahmen der GenAI, mehr mit weniger Einsatz zu erreichen. Dabei gehe es vor allem um eine größere Produktivität und das Einsparen von Kosten. Diese verbesserte Produktivität werde es Personen in der kreativen Führungsebene erlauben, ihre Fähigkeiten neu auszurichten und die gewonnene Zeit für komplexere kreative Ausrichtungen der Strategie zu nutzten.

Zudem wird die rasche Einführung von Gen AI bei den Suchmaschinen die Möglichkeiten der CMOs zur Nutzung der „Organic Search“ für die Steigerung der Verkaufszahlen deutlich beeinträchtigen. Eine Gartner-Umfrage mit 299 Konsumenten im August 2023 hatte bereits gezeigt, dass die Konsumenten für eine KI-verbesserte Suche bereit sind. 79 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass sie diese bereits innerhalb des nächsten Jahres nutzen werden. Zudem gaben 70 Prozent dieser Nutzer an, dass sie zumindest ein gewisses Vertrauen in die Gen-AI-gestützten Suchergebnisse haben. (Ende)

Soziale Medien: „Voyeure“ haben oft Ängste – Aktive Nutzer, die kommentieren und teilen, sind laut Central China Normal University im Vorteil

Wuhan (pte024/19.12.2023/11:30) – Wer soziale Medien nutzt, aber nie „Likes“ verteilt oder Beiträge kommentiert, ist möglicherweise psychisch krank. Dass glauben Forscher der Central China Normal University herausgefunden zu haben. Menschen, die Plattformen „passiv“ nutzen, leiden demnach häufiger unter sozialen Ängsten als Menschen, die diese aktiv verwenden, heißt es.

HINWEIS: siehe auch weiter unten stehenden Artikel zur Telefonier-Angst.

Qualitativ bessere Freundschaften

Das Team hat mehr als 500 College-Studenten zu ihrer psychischen Gesundheit und der Nutzung sozialer Medien befragt und dabei festgestellt: „Voyeure“ haben mehr Angst vor unbekannten Situationen. Diejenigen hingegen, die soziale Medien aktiv nutzen, empfinden mehr soziale Unterstützung und eine höhere Qualität von Freundschaften, so die Forscher.

Die Probanden haben Fragebögen zur Messung von Aufgeschlossenheit gegenüber anderen, aktiver und passiver Nutzung sozialer Medien, Selbsteinschätzung und sozialer Angst ausgefüllt. Um die Offenheit zu messen, wurden die Probanden gebeten, eine Reihe von Aussagen zu kommentieren, wie: „Ich sehe mich als jemanden, der erfinderisch ist“ oder „Ich sehe mich als jemanden, der eine aktive Vorstellungskraft hat“. Die nächste Messung, aktive und passive Nutzung sozialer Medien, waren Fragen danach, wie viel sie posten, zum Beispiel Statusaktualisierungen, Likes und Kommentare.

„Oversharer“ neugierig auf andere

Laut den Experten wollen zudem „Oversharer“, die im Netz besonders viel Persönliches von sich preisgeben und soziale Netzwerke nutzen, um mehr über das Leben und die Pläne anderer zu erfahren, vor allem Interaktionen im wirklichen Leben ergänzen, mit denen sie oft Schwierigkeiten haben .“Passive Nutzung bezieht sich auf Verhaltensweisen beim Durchsuchen von Informationen, bei denen es an Kommunikation mangelt, wie etwa das Betrachten der Homepages oder Fotos anderer“, so die Wissenschaftler.

„Menschen neigen dazu, sich auf Social-Media-Plattformen übermäßig schmeichelhaft darzustellen, was dazu führen kann, dass sich passive Nutzer damit vergleichen und minderwertig fühlen, wenn sie die Updates ihrer Freunde sehen. Frühere Studien haben außerdem gezeigt, dass Social-Media-Voyeure eifersüchtiger sind und ein geringeres Selbstwertgefühl haben“, schreiben die Fachleute. Aufgrund von fehlender kommunikativer Interaktion würden Aufbau und Entwicklung hochwertiger Beziehungen erschwert. (Ende)

„Unangekündigte Anrufe sind störend und unhöflich“ – Jakob Palliner, Standard, 17.12.2023 (POSTINGS!)

Immer mehr junge Menschen senden lieber Text- und Sprachnachrichten, anstatt zu telefonieren. Stirbt die alte Kommunikationstechnik langsam aus?

Annette Hermann mag es nicht, wenn sie unangekündigt angerufen wird. Noch dazu, wenn es eine Nummer ist, die sie nicht kennt. „Da möchte ich meistens nicht rangehen“, sagt die 27-Jährige, die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert.

In ihrem Freundeskreis sei es unüblich, dass man sich ohne Vorankündigung per Textnachricht anruft. „Wenn das doch passiert, denke ich sofort, dass etwas passiert ist“, sagt Hermann. Anrufe bei Behörden und Ämtern empfinde sie meistens als stressig. Bei Ärztinnen und Ärzten schätze sie es, wenn sie den Termin online reservieren kann.

Mit ihrer Abneigung zum Telefonieren ist Hermann nicht allein. Soziale Medien sind voll von Influencerinnen und Influencern, die über ihre Angst vor dem Telefonieren sprechen. Über den Frust, wenn man sich eine halbe Stunde auf ein Gespräch vorbereitet und dann doch keiner abhebt. Über die Nervosität vor Anrufen bei Behörden und Ämtern. Über das unangenehme Gefühl, unangekündigt angerufen zu werden und lieber nicht abzuheben.

Wachsender Trend

Dass Telefonieren gerade unter jungen Menschen immer unbeliebter wird, zeigen regelmäßige Umfragen zu dem Thema. Laut einer aktuellen repräsentativen Studie von Sky Mobile, bei der 1.000 Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren in Großbritannien befragt wurden, vermeidet es rund ein Viertel aktiv, zu telefonieren. Rund ein Drittel gab an, dass sie Telefonate unangenehm finden, ein Viertel würde nie jemanden unangekündigt anrufen und mehr als zwei Drittel tauschen sich lieber über Whatsapp, iMessage oder Snapchat aus, anstatt zu telefonieren.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Österreich. Während die Gesprächsminuten hierzulande kontinuierlich zurückgehen, steigt die Datennutzung immer weiter an. Das Smartphone wird zwar immer mehr genutzt – aber immer weniger zum Telefonieren. Wenn telefoniert wird, dann in zwei Dritteln der Fälle über das Internet, wie Daten der RTR zeigen. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom verbringen 16- bis 18-Jährige jeden Tag knapp drei Stunden über das Smartphone oder andere Geräte im Netz. Von Relikten aus vergangenen Zeiten, wie beispielsweise Telefonen mit Wählscheibe, hat ein Drittel der Zehn- bis 18-Jährigen noch nie gehört.

Zeit und Nerven sparen

„Telefonieren wird von einigen jungen Menschen als Störung empfunden, die man nicht mehr gewohnt ist“, sagt Gerit Götzenbrucker, Medien- und Kommunikationswissenschafterin an der Universität Wien. Anrufe der Eltern und Großeltern werden zwar meist noch toleriert. Unter Freundinnen und Freunden gelte jedoch häufig das ungeschriebene Gesetz, dass unangekündigte Anrufe als unhöflich gelten. Im Vergleich dazu seien Textnachrichten kürzer, flexibler und sparen Zeit und Nerven.

Als „Erreichbarkeitsdilemma“ bezeichnet die Wissenschafterin das Phänomen, das mit dieser Entwicklung zusammenhängt: „Junge Menschen haben das Smartphone fast ununterbrochen bei sich und wollen gerade deshalb besser kontrollieren, wann sie erreichbar sind und wann nicht“, sagt Götzenbrucker. Denn während ein Anruf häufig als Überrumpelung wahrgenommen werde, der eine Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt erfordere, kann man auf Text- oder Sprachnachrichten auch später – oder gar nicht – antworten.

Freunde tracken

„In unserem Freundeskreis halten wir uns meistens mit Sprachnachrichten in Whatsapp-Gruppen auf dem Laufenden“, sagt Hermann. Darin erzähle jeder von seinem Tag und von persönlichen Erlebnissen und Gedanken. Zudem wisse sie auch über die „Wo ist?“-App beim iPhone meistens, wo sich ihre Freundinnen und Freunde gerade befinden und was sie gerade machen. „Meistens brauchen wir uns dann nicht mehr mit Telefonaten updaten, weil wir sowieso immer auf dem aktuellen Stand sind“, sagt Hermann. Sollte sie doch jemanden anrufen wollen, frage sie immer davor per Textnachricht nach, ob es gerade ein günstiger Zeitpunkt ist oder nicht.

Ähnlich berichtet es die Studentin Marie Turba aus Wien. „Kurze Telefonate würde ich bei Menschen, die ich nicht kenne, eher vermeiden. Da schreibt man lieber eine Nachricht“, sagt sie. Am unangenehmsten sei es für sie, wenn man angerufen wird und die Nummer nicht kennt. Das löse Stress in ihr aus, da man sich nicht darauf einstellen kann, wer auf der anderen Seite ist und was einen erwartet. Man habe keine Bedenkzeit und müsse spontan antworten. Gespräche mit Freunden oder Familie vereinbare sie davor stets per Nachricht. „Ich möchte andere mit einem Anruf auch nicht stören“, sagt sie.

Wenn sie andere mit ihrem An-Ruf nicht stören möchte, dann fragt sich, ob hinter der ach so moralischen Haltung letztlich nur der Wunsch nach „Selbstschutz“ steckt. So, wie man es in U-Bahnen, Straßenbahnen, Öffis, erleben kann: Ohrstöpsel rein, Handy vors Gesicht, und fleißig wischen. Welche Aussichten! Wir erleben das Heranwachsen einer un-kommunikativen Generation, die Kommunizieren verlernt hat und sich solipsistisch auf sich zurückgezogen haben wird. Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen: Stress, da flüchten wir zurück in den Uterus, nur nicht anrühren.   

Sich einem Risiko aussetzen

„Jemanden anzurufen heißt immer, sich einem Risiko auszusetzen“, sagt Peter Vorderer, Psychologe und Kommunikationswissenschafter an der Universität Mannheim. Beispielsweise dem Risiko, enttäuscht zu werden, wenn die Person nicht abhebt, oder der Gefahr, die Person in einem ungünstigen Moment zu erreichen oder während des Gesprächs im falschen Moment das Falsche zu sagen.

Im Vergleich dazu erlauben Text- oder Sprachnachrichten mehr Kontrolle: Darüber, wann man etwas loswerden kann, wie man den Inhalt formuliert, welches Bild man sich von der Person machen kann und wie sehr man sich auf seinen Gesprächspartner einlassen kann oder muss. „Telefonieren geht sich nicht mehr aus in einer Zeit, in der Kommunikation praktisch permanent und überall stattfindet“, sagt Vorderer.

Telefonieren am Ende angelangt

Heißt das, dass die Kultur des Telefonierens bald an ihr Ende kommt? Oliver Ruf, Professor für Medientheorie und Mediengeschichte an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg, glaubt das. „Telefonzellen sind bereits alle abgeschafft, es gibt nur noch einige wenige, die Festnetztelefonie nutzen – der Kampf dauert noch an, aber ich denke, dass die Geste des Telefonierens an ihrem Ende angelangt ist“, sagt er.

Ein bisschen wehmütig scheint Ruf über diese Entwicklung schon zu sein. Seit Jahren beschäftigt er sich mit der Geschichte des Telefonierens: mit einer Zeit, in der Menschen noch zu einem Hörer mit Kabel griffen, um mit anderen in Verbindung zu treten, in der Telefonieren noch fest mit bestimmten Zeiten und Räumen verbunden war und in der vor dem Abheben niemand genau wusste, wer gerade anruft.

Fassade erschaffen

„Telefonieren ist eine Kommunikation, die zeitgleich stattfindet, bei der die Gesprächspartner spontan sein, gemeinsam Gedanken entwickeln und sich unmittelbar mit dem anderen und mit sich selbst konfrontieren müssen“, sagt Ruf. Telefonate nicht zuzulassen bedeute, eine Hülle zu erschaffen – eine Grenze und Distanz, die andere nicht überschreiten sollen. Ein unerwartetes Telefonat könne dann wie eine Verletzung wahrgenommen werden, bei der diese Schutzhülle durchtrennt wird.

„Management der Privatsphäre“ nennt Götzenbrucker das. „Vor allem jungen Menschen geht es sehr stark darum, wie sie sich auf der Bühne des Lebens präsentieren“, sagt sie. Mithilfe von Text- und Sprachnachrichten könne man diese Fassade nach außen besser bewahren als im spontanen Telefonat. „Man bewegt sich auf einer bequemen Halbdistanz: immer mit genug Abstand, um mit vielen Menschen an unterschiedlichen Zeiten und Orten in Kontakt zu sein“, sagt Götzenbrucker.

Kulturpessimismus ist dennoch nicht angebracht. Schließlich haben sich auch die Ängste, wonach das Telefonieren oder E-Mails zu einem Qualitätsverlust bei der Kommunikation führen würden, nie bewahrheitet. Andererseits ließe sich ein solcher Qualitätsverlust auch schwer objektiv messen.

Mehr Freiheiten

„Neue Kommunikationsformen haben alte nie sofort verdrängt“, sagt Vorderer. Für das Telefonieren werde es auch in Zukunft weiter Bedarf geben. Beispielsweise, wenn es darum geht, eine schnelle Antwort zu bekommen. Dass es heute viel mehr Kommunikationsmöglichkeiten gibt, biete auch mehr Freiheiten: dafür, unangenehme Themen über eine Nachricht leichter loszuwerden und einfacher und schneller zu kommunizieren.

Vorderer sieht aber auch Risiken – vor allem in einer Zukunft, in der Kommunikation zunehmend von künstlicher Intelligenz (KI) geprägt ist. „Kommunikation wird dadurch immer unsichtbarer und versteckter“, sagt er. Wer wo mit wem spricht – und ob es sich beim Gegenüber überhaupt noch um einen Menschen handelt –, werde immer weniger erkennbar. „Das wird noch ein großer Abenteuerritt“, sagt Vorderer.

Annette Hermann sieht in Sprach- und Textnachrichten jedenfalls keinen Verlust an Intimität. Ganz im Gegenteil: „Von meinen besten Freundinnen und Freundin weiß ich durch ihre Sprachnachrichten meistens sehr genau, wie es ihnen geht und was sie gerade beschäftigt“, sagt sie.

Was man zumindest in der Schulerziehung anders machen könnte, um der Verkümmerung kommunikativ-empathischer Fähigkeiten entgegenzuwirken, zeigt das nachfolgende Interview mit Psychologin Verna Friederike Hasel. Erziehung zu Kreativität, Förderung von sozial-emotionalen Fähigkeiten und Förderung von Frustrationstoleranz im Zusammenhang mit Belohnungsaufschub und Aushalten unangenehmer Gefühle. Hasel schreibt in ihrem neuesten Buch zum „krisenfesten Kind“:

Auch Videoanrufe seien meist persönlicher als klassische Anrufe. „Es ist angenehmer, wenn man sich sieht, anstatt mit dem Handy am Ohr zur Wand zu reden“, sagt sie. Lediglich die Großeltern rufe sie noch auf dem Festnetz an – ausnahmsweise auch ohne Vorankündigung. (Jakob Pallinger, 17.12.2023)

Weiterlesen:

Aus den Postings (Stand: 24.12.2024, 8:41):

Ratz Fatz – 26 – / 414 + – Alleine was hier im Forum an Postings missverstanden wird! Würden alle miteinander reden, gäbe es das nicht.

Gewisse Sachverhalte lassen sich telefonisch in fünf Minuten klären. Per Mail/Text dauert das einen halben Tag und sorgt oft für noch mehr Missverständnisse.

In diesem Punkt kann und will ich die Jungen nicht verstehen. Ich freue mich total, wenn ein Freund unerwartet anruft. Wenn‘s grade nicht passt kann man das ja sagen.

Blaumilch – 26 – / 230 + Ich gehöre nicht mehr zu den Jungen, ich kriege schon Seniorenrabatt, aber ich bin froh, dass es heute Textnachrichten (wenn es eilig) und Emails (wenn es komplexer ist) gibt, und Telefonieren nicht mehr notwendig ist. Telefonanrufe stören in fast 100 Prozent der Fälle: Während der Arbeit die Konzentration erfordert, in den Öffis, beim Essen etc.
Textnachrichten und Emails kann ich dann beantworten, wenn ich dafür Zeit habe, z.B. auch bei der Fahrt zur Arbeit.
Natürlich hängt das stark mit der ständigen Erreichbarkeit zusammen: Früher konnte man fast ausschließlich nur von zu Hause – also aus einem geschützten Umfeld heraus – telefonieren, gegebenfalls auch vom eigenen Büro oder einer Telefon“zelle“.
Ich habe Telefonieren noch nie gemocht.

Purzl – 0 – / 49 + – Es ist zwar schon eine Frage der Erfahrung (und somit ein bisschen auch des Alters), rasch und zielsicher zu entscheiden, welcher Kommunikationsweg für die anstehende Aufgabe am effizientesten ist. Aber es ist auch eine Frage der Empathie, dabei mit zu bedenken, welcher Weg dem Empfänger am liebsten wäre.

Letztlich ist das aber mit ein Faktor für erfolgreiche und effiziente Kommunikation.

Interessant, was man hier teilweise liest, wie wenig sich Sender über diesen Aspekt Gedanken machen.

Jaja, es muss nicht alles hinsichtlich Effizienz optimiert werden. Aber genau das wird in den meisten Postings ja beklagt, und: etwas mehr Empathie ist sicher positiv. Wünscht man sich vom Gegenüber ja auch …

Edition Zukunft: Psychologin: „Das Leben wird immer mehr zu einem Marshmallow-Test“ – Interview von Lisa Breit mit Psychologin Verna Fr. Hasel

Durchhalten, Trost finden, kreativ sein: Die Psychologin Verena Friederike Hasel erklärt, welche Fähigkeiten Kinder in Zukunft brauchen werden

Die Pisa-Studie ist die wohl bekannteste Studie dazu, was Schülerinnen und Schüler können. Ihre Ergebnisse werden jedes Mal mit Spannung erwartet. Am Dienstag wurde die aktuelle Studie vorgestellt. Dafür wurden hunderttausende Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt getestet. Was dabei herauskam, ist nicht berauschend: In den Naturwissenschaften blieben die Leistungen zwar stabil, beim Lesen und in Mathematik schnitten die Schüler und Schülerinnen jedoch deutlich schlechter ab als noch vor der Pandemie.

javascript:(function()%7breturn;%7d)() In einer Zeit, in der die künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben übernehmen kann und in der gesellschaftliche Herausforderungen insgesamt zunehmen, ist sowieso die Frage:

  • Auf welche Fähigkeiten kommt es künftig überhaupt an?
  • Was müssen Kinder lernen, damit sie für ihr späteres Leben gewappnet sind?

Damit beschäftigt sich die Psychologin Verena Friederike Hasel in ihrem neuen Buch „Das krisenfeste Kind“ (Verlag Kein & Aber). Es ist ein Buch, das sich an Pädagoginnen und Pädagogen richtet, aber auch an Eltern, Großeltern, Onkeln, Tanten und alle anderen, die mit Kindern zu tun haben. Dafür hat Hasel herausragende Schulen in Finnland und Deutschland besucht, um sich anzusehen, was dort besonders gut läuft. Im Interview erklärt sie, warum es nicht unbedingt die klassischen Fächer sind, die Kinder in Zukunft brauchen.

Von der Fähigkeit, einem Marshmallow zu widerstehen, profitiert ein Kind offenbar sein Leben lang. Das zeigt eine psychologische Studie aus den 1960er-Jahren.

STANDARD: In Ihrem Buch schildern Sie den sogenannten Marshmallow-Test (WIKIPEDIA: Belohnungsaufschub; WIKIPEDIA: Walter Mischel), ein bekanntes Experiment aus den 1960er-Jahren. Ein Psychologe der Stanford University setzte Kindern einen Marshmallow vor, und sie hatten dann die Wahl: Essen sie ihn gleich – oder halten sie 15 Minuten durch und bekommen nach Ablauf der Zeit einen zweiten. Man stellte fest, dass Kinder von der Fähigkeit, sich zu regulieren und die Süßigkeit nicht gleich zu essen, im Erwachsenenleben profitieren. In Ihrem Buch schreiben Sie, dass die heutige Zeit ein einziger Marshmallow-Test sei. Wie bereiten wir Kinder darauf vor?

Hasel: Es gibt heute so viele Möglichkeiten, aus denen wir wählen können! Diese Freiheit ist einerseits wunderbar, andererseits müssen wir damit umgehen können. Denn sie bedeutet, dass wir ständig Entscheidungen treffen, ständig auswählen müssen. Insofern wird das Leben immer mehr zu einem Marshmallow-Test. Darauf bereiten wir unsere Kinder vor, indem wir mit ihnen Selbstregulation üben. Das ist eine ganz wichtige Fertigkeit. Sie bezeichnet das Vermögen, die eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen an Situationen anzupassen und sich so zu beherrschen, dass man selbstgesteckte Ziele erreicht.

Selbstregulation übt man, indem man Kinder zum Durchhalten motiviert, wenn sie sich ein Ziel gesteckt haben. Man kann mit ihnen vorab die Widerstände besprechen, auf die sie womöglich stoßen, damit sie diese nicht unvorbereitet treffen. Oder man kann ein Ziel in kleine Teilziele zerlegen und damit handhabbar machen. Außerdem sollte man aufpassen, dass Kinder nicht abwertend gegenüber sich selber sind, sondern es schaffen, gut zu sich zu sein und sich selbst zu trösten. Ebenfalls sinnvoll: über eigene Ziele zu sprechen und darüber, wie man versucht, sie zu erreichen. Aber auch über Misserfolge und wie man damit umgeht. Wir Erwachsenen sollten Vorbilder sein – aber nicht dadurch, dass wir alles richtig machen, sondern indem wir zeigen, wie wir damit umgehen, wenn uns etwas nicht gelingt.

STANDARD: Sie waren an herausragenden Schulen und haben sich angeschaut, wie dort auch diese Formen des Lernens in den formalen Unterricht eingebaut werden. Was haben Sie zum Beispiel in Finnland gesehen?

Hasel: Die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern wird dort viel wichtiger genommen und in die Fächer integriert. Das Fachliche und das Emotionale werden nicht voneinander getrennt, sondern als Ganzes begriffen. Man ist viel stärker darum bemüht, die bestehende Ungleichheit, die ja daher kommt, dass Elternhäuser sehr unterschiedlich sind, auszugleichen durch ein Fach, das Lebensberatung heißt.

Kinder in den höheren Klassen haben sogar ein Anrecht auf eine Beratung dazu, was sie mit ihrem Leben machen wollen. So will man dafür sorgen, dass nicht nur die Kinder, die von zu Hause viel Unterstützung bekommen, Hilfe haben bei der Wahl der richtigen weiterführenden Schule oder der richtigen Universität. Sondern eben alle. Was in Finnland ebenfalls ganz anders ist: Es wird stärker präventiv gearbeitet, was psychische Gesundheit angeht. Schon in den Vorschulen sind Psychologinnen und Psychologen vor Ort. Sie geben schon vor Beginn der ersten Klasse dem Lehrer oder der Lehrerin dazu Rückmeldung, was ein Kind braucht und ob es zusätzliche Unterstützung benötigt.

STANDARD: An einer finnischen Schule gab es eine Übung, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Junge Schülerinnen und Schüler bastelten eine Blume. Auf die Blütenblätter sollten sie schreiben, was ihnen Freude macht und sie stärkt – Kuscheln mit Papa oder ein Besuch in der Kletterhalle.

Hasel: Diese Blumen wurden dann hinten im Klassenzimmer aufgehängt, und so entstand eine riesige Wiese. Die Übung hieß „Wiese der Freude“. Es ging darum, sich zu überlegen, was einen in schwierigen Situationen tröstet und stärkt. Es war schön zu sehen, wie die Kinder nicht nur ihr eigenes Verhalten reflektiert haben, sondern einander auch gegenseitig Wege aufgezeigt haben, wie man sich trösten kann.

Es gab noch eine andere schöne Übung, die ich gesehen habe. Da hatte die Lehrerin auf den Boden große Punkte geklebt, einen roten, einen orangenen und einen grünen. Sie hat dann Fragen gestellt, und die Kinder sollten zu dem Punkt gehen, der am meisten ihrer Antwort entsprach. Einige Fragen waren: Kommst du gerne hierher? Hast du in der Pause Kinder, mit denen du spielen kannst? Dann hat die Lehrerin diejenigen, die auf einem grünen Punkt standen, gefragt: Weshalb kannst du denn hier stehen? Die Kinder, die auf einem roten Punkt standen, hat sie gefragt: Was würdest du dir wünschen? Was könnte dazu führen, dass du vielleicht auf einen grünen Punkt überwechseln kannst? Das Ziel war, dass am Ende des Schuljahrs möglichst viele Kinder bei möglichst vielen Antworten auf den grünen Punkten stehen. Alle sollten sich wohlfühlen.

Dass es so etwas gibt, hat einen einfachen Grund: In Finnland ist im Curriculum vorgeschrieben, dass sozial-emotionales Lernen in irgendeiner Form an den Schulen stattfinden muss. Wie das genau passiert, ist den Schulen selbst überlassen.

STANDARD: Warum ist es denn so wichtig, das in der Schule zu lernen? Sollte es in der Schule nicht um den Stoff gehen, um Fächer wie Mathematik und Englisch, Geografie?

Hasel: Es ist ganz offenkundig so, dass man nicht gut lernen kann, wenn man sozio-emotionale Schwierigkeiten hat. Ist man angsterfüllt oder hat Aggressionen, kann man sich kaum auf den Unterrichtsstoff konzentrieren. Wenn Kinder mit einem guten emotionalen Fundament in der Klasse sitzen, erleichtert das auch den Unterricht. Außerdem ist unsere Welt so unberechenbar geworden, dass man sich nicht sicher sein kann, ob man den Kindern alles mitgibt, was sie später brauchen werden, wenn man sich rein auf das Fachliche konzentriert. Um in einer Welt zu bestehen, die sehr unsicher geworden ist, braucht man mehr innere Stärke.„Unsere Welt ist so unberechenbar geworden, dass man sich nicht sicher sein kann, ob man den Kindern alles mitgibt, was sie später brauchen werden, wenn man sich rein auf das Fachliche konzentriert.“ (Verena Friederike Hasel, Psychologin) STANDARD: Es gibt in Ihrem Buch auch ein Kapitel, das heißt „Kreativität kann uns retten“. Wie genau?

Hasel: Wir leben ja im Zeitalter der Ideen, in dem wir teilweise ganz neue Lösungen brauchen. Deshalb ist Kreativität eine der wichtigsten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts. Um sie zu fördern, sind mehrere Dinge wichtig. Zum einen braucht es eine gewisse Sachkenntnis. Ein Experiment hat gezeigt: Wenn man Kindern immer genau erklärt, wie sie mit etwas spielen sollen, verlieren sie relativ schnell das Interesse. Wahrscheinlich, weil sie denken: Ich weiß ja schon alles, was ich wissen muss! Jene Kinder hingegen, denen man das nicht erklärt, spielen viel länger mit etwas. Das Zweite ist, dass Kreativität Leerlauf braucht. Wenn man sich gar nicht mehr weiter mit einem Problem beschäftigt, sondern etwas anderes macht, kommt die Lösung oft unerwartet.

Das Dritte ist, dass Kreativität einen spielerischen Zugang braucht. Auch dazu gab es ein Experiment. Kinder sollten eine möglichst kreative und fantasievolle Collage produzieren. Die eine Gruppe hat vorher 30 Minuten lang einen Text abgeschrieben, also eine sehr stupide Aufgabe erledigt. Die andere hat einen Salzteig bekommen, den sie formen konnten, wie sie wollten. Im Anschluss haben sie die Collagen gemacht und es wurde verglichen, welche kreativer waren. Und das waren eindeutig die der Kinder, die mit dem Salzteig arbeiten konnten.

STANDARD: Kreativität bedeutet also auch, Kindern Freiheit zu lassen. An einer Schule, an der Sie waren, haben die Schülerinnen und Schüler viel an anderen Orten gelernt als im Klassenzimmer, etwa im Wald. Wie sieht das genau aus?

Hasel: Dort haben sie zum Beispiel mit Naturmaterialien, die sie im Wald gefunden haben, gerechnet. Ob man mit Tannenzapfen multiplizieren übt oder im Klassenzimmer, macht ja auch erst mal keinen Unterschied. Und das Haptische ist natürlich interessanter für die Kinder.

Aber es geht nicht nur um Naturpädagogik. Es gibt auch wunderbare andere Beispiele, die zeigen, dass man in der Welt mehr lernt als im Klassenzimmer. In Helsinki gibt es etwa es eine ganz wunderbare Bibliothek namens Oddi. Dort habe ich einen Lehrer getroffen, der einmal pro Woche mit seinen Kindern dorthin gefahren ist, quer durch die Stadt, weil er gesagt hat: Ich will unbedingt, dass die Kinder frühzeitig erfahren, dass Lernen nicht an die Schule gebunden ist, sondern dass man auch andere Orte dafür aufsucht.

Wichtig wäre gleichzeitig, dass man auch die Welt mehr in die Klassenzimmer holt. Etwa durch ein Fach wie Lebensberatung, über die wir bereits gesprochen haben. An einer Schule, die ich in Finnland besucht habe, wurden Leute mit unterschiedlichen Berufen eingeladen: ein Koch, ein Rechtsanwalt, ein Arzt, ein Krankenpfleger. Als ich da war, war gerade ein Start-up-Unternehmer dort. Der hat darüber gesprochen, wie er seine Gründungsidee umgesetzt hat, aber auch über soziale, emotionale Dinge – beispielsweise wie es ihm psychisch zusetzte, als er pleiteging. In einer anderen Schule in Deutschland haben eine Staatsanwältin und eine Rechtsanwältin über mehrere Wochen regelmäßig Stunden übernommen. Das war in den Fächern Deutsch und Politik. Sie haben den Kindern das Rechtssystem erklärt, mit ihnen eine öffentliche Verhandlung besucht oder eine Gerichtsverhandlung nachgespielt.

STANDARD: Das wäre so eine Möglichkeit, wie man Schule lebensnäher gestaltet. Ihr wird ja häufig vorgeworfen, sie sei weltfremd. Das, was Sie schildern, ist aber auch insofern interessant, als man oft meint, an finnischen Schulen säßen die Kinder den ganzen Tag vor dem Laptop. Welche Rolle spielt das Digitale tatsächlich?

Hasel: Ich würde sagen, dass sie sich in Finnland sehr viel früher damit beschäftigt haben, was digitales Lernen bedeutet. Das heißt aber nicht, dass die Schülerinnen und Schüler die ganze Zeit am Laptop sitzen. Das Digitale wird nur selbstverständlicher in den Unterricht integriert. Der Umgang mit diesen technischen Möglichkeiten ist unaufgeregter. Sie sind eine Option, aber es gibt auch andere Optionen. Manchmal machen die Kinder vielleicht gerne eine Powerpoint-Präsentation, und ein anderes Mal sagen sie: Nein, ich möchte eigentlich lieber ein Plakat gestalten.

STANDARD: In Ihrem Buch ist auch von sogenannten Zukunftstagen die Rede. Was sind denn Zukunftstage?

Hasel: Die so genannten Freidays gibt es in Deutschland inzwischen an sehr vielen Schulen. An diesen Tagen arbeiten die Kinder an einem selbstgewählten Thema, konkret an einem Problem. Es ist ein Thema, das sie beschäftigt und über das sie sich Gedanken machen. Und dann versuchen sie eine Lösung dafür zu finden. An diesen Tagen findet kein normaler Unterricht statt, sondern die Schülerinnen und Schüler können sich in Kleingruppen zusammenschließen und versuchen, sich diesem Problem gemeinsam anzunähern. Natürlich mithilfe der Lehrer und Lehrerinnen, aber auch mithilfe von anderen Leuten, die sie ansprechen können, die vielleicht gar nicht an der Schule arbeiten. Auch da erkennt man wieder den Bezug zur Welt, zum echten Leben.

Hasel: Begeisterung ist natürlich ganz wichtig! Und ich glaube, es ist ein Problem der Schulsysteme in deutschsprachigen Ländern, dass wir uns manchmal selbst so benehmen, als könne Lernen nicht Spaß machen. Das zeigt zum Beispiel unsere Fixierung aufs Notensystem. Wir glauben, Kinder würden sich gar nicht von sich aus für etwas begeistern können, sondern bräuchten diese extrinsische Motivation, um gerne zu lernen. Und als Psychologin muss ich sagen, dass das so nicht ist und extrinsische Ansätze manchmal sogar schaden.

Vor einigen Jahren wurde eine Studie durchgeführt, die eigentlich viel bekannter sein müsste. Dabei haben sich Forscher in einem Kindergarten umgesehen und jene Kinder herausgegriffen, die besonders gern gemalt haben. Diese Kinder haben sie dann zu einem Experiment gebeten, wofür sie sie in zwei Gruppen aufteilten. Den einen haben sie gesagt: Malt einfach drauflos, so wie immer. Und den anderen Kindern haben sie gesagt: Malt etwas, und dann bekommt ihr eine Belohnung dafür.

In einem zweiten Schritt haben sie sich angeschaut, was die Kinder produziert haben, und festgestellt, dass jene Kinder, denen eine Belohnung versprochen war, Dinge gemacht haben, die von geringerer Qualität waren. Was aber noch viel spannender ist: Die Wissenschafter sind danach in den Kindergarten zurück und und haben sich angeschaut, wie viel Zeit die Kinder aus dem Experiment noch mit Malen verbringen. Das Ergebnis: Die Kinder, die mit einer Belohnung gelockt worden waren, verbrachten danach viel weniger Zeit am Tisch. Sie hatten ihre Begeisterung fürs Malen ein bisschen verloren, so als hätte sich bei ihnen der Verdacht eingestellt, dass Malen gar nichts so Tolles sein kann. Dass man das nur tut, wenn man etwas dafür bekommt. (Podcast: Lisa Breit, 8.12.2023)

Das Transkript des Podcasts wurde gekürzt und redaktionell bearbeitet.

„Edition Zukunft“ ist der STANDARD-Podcast über das Leben und die Welt von morgen. Neue Folgen erscheinen immer freitags. Redaktion: Julia Beirer, Lisa Breit, Lukas Kapeller, Alicia Prager, Philip Pramer | Produktion: Christoph Neuwirth | CVD Audio: Zsolt Wilhelm | Musik: audioBoutique

RECHT

GESELLSCHAFT – RELIGION

Weinende Frauen machen Männer sanftmütig – Tränen enthalten laut Weizmann Institute of Science Chemikalien, die das Verhalten verändern

Rechovot (pte010/22.12.2023/10:30) – Die Tränen von Frauen enthalten Chemikalien, die bei Männern Aggressionen blockieren. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung von Shani Agron vom Weizmann Institute of Science. Laut der Forscherin führt der Geruch dieser Tränen zur Verringerung der Aktivität des Gehirns, die mit Aggressionen in Verbindung steht. Die Folge ist ein weniger aggressives Verhalten.

Bekannte Reaktion bei Nagern

Es ist bekannt, dass die männliche Aggression bei Nagetieren blockiert wird, wenn sie die Tränen von Weibchen riechen. Dabei handelt es sich um ein Beispiel einer sozialen Chemosignalisierung, die bei Tieren weitverbreitet ist. Beim Menschen tritt sie seltener auf oder es ist weniger über diesen Mechanismus bekannt. Um festzustellen, ob Tränen beim Menschen die gleichen Auswirkungen haben, haben die Forscher eine Gruppe von Männern entweder den gefühlsbetonten Tränen von Frauen oder salzigem Wasser ausgesetzt.

Dieser Test fand statt, während die Teilnehmer ein Spiel für zwei Personen spielten. Dieses Spiel war darauf ausgerichtet, ein aggressives Verhalten gegenüber dem Gegenüber auszulösen. Bestand die Möglichkeit, konnten die Männer am anderen Spieler Rache nehmen, indem sie sie dazu brachten Geld zu verlieren. Die Männer wussten dabei nicht, was sie rochen und konnten auch keine Unterscheidung zwischen den Tränen und der Salzlösung treffen, da beide geruchlos waren.

40 Prozent weniger Aggression

Das auf Rache ausgerichtete aggressive Verhalten während des Spiels verringerte sich um mehr als 40 Prozent, nachdem die Männer die Frauentränen gerochen hatten. Die Wiederholung des Tests in einem MRI-Scanner hat gezeigt, dass mit dem präfrontalen Kortex und der anterioren Insula zwei mit Aggressionen in Verbindung stehende Gehirnregionen zwar bei Provokationen während des Spiels aktiver wurden, aber in einem geringeren Ausmaß.

Gleichzeitig haben die Forscher festgestellt, dass je größer der Unterschied bei dieser Gehirnaktivität war, desto seltener die Spieler auch Rache nahmen. Die in „PLOS Biology“ veröffentlichten Forschungsergebnisse legen daher nahe, dass die soziale Chemosignalisierung bei der menschlichen Aggression eine Rolle spielt. Damit sei aber auch geklärt, dass Tränen voller Gefühle nur beim Menschen auftreten. (Ende)

Wie christlich ist die DACH-Region im Europa-Vergleich?

Weihnachten hat sich über die Jahrhunderte von einem stark christlich geprägten Fest zu einem universalen Anlass für das Zusammenkommen und Beschenken im Familien- und Freundeskreis entwickelt. Das liegt nicht zwingend daran, dass das Christentum selbst weltweit an Relevanz verloren hat. Wie eine Auswertung unserer Statista Consumer Insights in ausgewählten europäischen Ländern zeigt, identifizieren sich auch in der DACH-Region zahlreiche Befragte als christlich.

So geben 53 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen in Österreich an, Christ:innen zu sein. In der Schweiz liegt der Anteil bei 52 Prozent, in Deutschland sind es noch 48 Prozent. Dies deckt sich in Teilen mit der offiziellen Religionszugehörigkeit in den jeweiligen Ländern. Laut Daten der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche gehörten 2022 hierzulande rund 47,5 Prozent den beiden primären christlichen Konfessionen an, nach Miteinbezug kleinerer christlicher Gruppierungen lag der Anteil der Christ:innen bei etwa 51 Prozent. Einer Erhebung von Statistik Austria zufolge waren 2021 rund 68 Prozent der Österreicher:innen christlichen Glaubens, in der Schweiz waren laut des Bundesamts für Statistik 2021 etwa 54 Prozent entweder Teil der römisch-katholischen oder der evangelisch-reformierten Kirche.

Deutlich anders stellt sich die Lage in den Nachbarländern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz dar. In Polen bezeichnen sich beispielsweise drei Viertel der Befragten als christlich, in Italien sind es 69 Prozent. Frankreich hingegen weist knapp ein Drittel Atheist:innen auf, während sich in den Niederlanden nur 31 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen als Christ:innen und 40 Prozent als nicht religiös einordnen.

Christentum in Europa (Graphik-Link)

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Finanznachrichten – Ukraine


Weitere Meldungen – Ukraine

Ukraine: Drei der modernsten russischen Jagdbomber an einem Tag abgeschossen – Euronews, 23.12.2023, 10:24

Die Ukraine gibt den Abschuss von drei russischen Jagdbombern bekannt. Es handelt sich um das mondernste russische Kampfflugzeug, die Suchoi Su-34.

Die ukrainische Luftwaffe teilte am Freitag mit, sie habe im Süden des Landes drei russische Jagdbomber vom Typ Suchoi Su-34 abgeschossen. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dies sei in der Region Cherson geschehen, in der Kämpfe toben.

„Heute Mittag wurden drei russische Su-34-Kampfbomber in der südlichen Operationszone abgeschossen“, teilte der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Olechtchouk, auf Telegramm mit.

In seiner Rede am Freitagabend präzisierte Selenskyj, dass diese Jets durch Raketen abgeschossen worden seien, und sagte, er sei „unseren Soldaten dankbar, die gleich drei russische Sukhoi-Flugzeuge zerstört haben. Im Süden – in unserer Region Cherson“.

„Jeder russische Pilot soll wissen, wie wir auf jeden russischen Killer reagieren – keiner von ihnen wird ungestraft bleiben“, fügte Selenskyj hinzu.

Die Luftwaffe teilte nicht mit, was mit den Piloten der Flugzeuge geschehen ist.

Die russischen Behörden haben den Vorfall nicht sofort bestätigt. Der einflussreiche russische Militärblog Fighterbomber sprach jedoch von „Kampfverlusten“, die seiner Ansicht nach durch das von den USA gelieferte Flugabwehrsystem Patriot verursacht wurden.

Was ist die Su-34 und was bedeuten diese Abschüsse?

Die Su-34 ist Russlands modernster zweisitziger Überschall-Mittelstrecken-Jagdbomber. Er ist seit 2014 im Einsatz und wird von Moskau hauptsächlich für Bombeneinsätze in Syrien und der Ukraine eingesetzt. Obwohl der Kreml sie als „Kronjuwelen seiner Luftwaffe“ betrachtet, wurde die Su-34 aufgrund des Mangels an Lenkflugkörpern vornehmlich bei Bombenangriffen in geringer Höhe eingesetzt. Dadurch ist sie verstärkt der Luftabwehr ausgesetzt.

Seit Russlands groß angelegter Invasion der Ukraine im Februar 2022 hat Moskau den Verlust von mindestens zehn Su-34 im Kampf mit den ukrainischen Streitkräften bestätigt. Die tatsächliche Zahl der abgeschossenen Jets düfte vermutlich deutlich höher liegen.

Mehrere Su-34 sind auch abgestürzt. Am 17. Oktober 2022, stürzte einer der Jets während eines Trainingsflugs in der russischen Stadt Jeisk in einen Wohnkomplex stürzte. Nach Angaben der örtlichen Behörden kamen mindestens 15 Menschen ums Leben und 19 wurden im Krankenhaus behandelt.

Die niederländische Regierung am Freitag bekannt, dass sie die Lieferung von 18 F-16-Kampfflugzeugen an die Ukraine vorbereitet, um die Luftkampffähigkeiten des Landes zu stärken.

Beobachter gehen davon aus, dass die Lieferung ein großer Schritt dazu ist, der Ukraine dabei zu helfen, im Kampf um die Luftherrschaft deutlich an Boden zu gewinnen – einen Vorteil, den Russland bisher im Krieg genutzt hat, um seinen Würgegriff über ein Fünftel des ukrainischen Territoriums aufrechtzuerhalten

Keine Illusionen über Kriegsende Die Stimmung in der Ukraine ist anders als vor einem Jahr – n-tv, 9.12.2023

Ratten und Kälte in den Schützengräben, Ängste und enttäuschte Hoffnungen im Hinterland: In der Ukraine ist der Enthusiasmus aus der Zeit nach den Siegen von Charkiw und Cherson verflogen. „Wir sind dort, wo wir sind, und müssen halt weitermachen“, sagt ein Kiewer.

Ein für die Ukraine schweres Jahr geht zu Ende. 2023 fing mit blutigen Kämpfen um Bachmut in der Region Donezk an. Zugleich war die Situation im Hinterland schwierig, weil die ständigen russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur im Winter immer wieder zu massiven Stromausfällen führten. Im Sommer folgte dann die erwartete Offensive im Süden, die nicht so verlief wie erhofft: Während im Westen nach den Erfolgen im Herbst 2022 lange über die Aufstockung der militärischen Unterstützung diskutiert worden war, hatte Russland die Zeit genutzt, sich einzugraben. Die ausgebauten Stellungen ohne Luftüberlegenheit und ausreichend Gerät zur Minenräumung zu überwinden, erwies sich als schwierig. Die militärische Führung der Ukraine musste die Taktik daher umstellen: Statt mit großen Technikkolonnen anzugreifen, setzt die ukrainische Armee seither auf kleinere Sturmgruppen.

Bisher sind die Ergebnisse eher durchwachsen. Ob das Wort „gescheitert“ in seiner Brutalität angesichts der 17 Kilometer angebracht ist, die die ukrainische Armee Richtung Süden vorangekommen ist, darf zwar diskutiert werden. Aber zum einen hat sie dabei immerhin eine Art Aufmarschgebiet für mögliche künftige Aktionen geschaffen. Und zum anderen hätten dies unter den gegebenen Umständen, mit den vorhandenen Mitteln wohl nur wenige Armeen erreicht. Außerdem darf nicht aus dem Blick geraten, dass es ohnehin nicht selbstverständlich ist, die mehr als 850 Kilometer lange Front, von kleineren russischen Erfolgen abgesehen, zu halten – besonders jetzt, wenn zum Wetter noch Tausende von Mäusen und Ratten hinzukommen, die den Soldaten in den Schützengräben zusätzliche Probleme schaffen.

„Tief im Herzen glauben wir alle an Wunder“

Obwohl es bislang noch keine systematischen Stromausfälle gibt, ist die Stimmung auch im Hinterland eine andere als nach Siegen in Charkiw und Cherson im vergangenen Jahr. „Ich hatte keine Illusionen über ein Kriegsende in diesem Jahr, dafür bin ich realistisch genug“, sagt etwa Julia, eine rund 50-jährige Kiewerin, deren Sohn gerade in der Armee ist. „Worauf ich allerdings gehofft hatte, war, bis Jahresende eine gewisse Orientierung für die Zukunft zu haben. Zumindest ein bisschen Planungssicherheit.“ Seit fast zwei Jahren höchstens von Tag zu Tag planen zu können, sei extrem anstrengend. Die Schuld daran trage allerdings ausschließlich Russland, das den Krieg jederzeit enden könnte, betont Julia. „Tief im Herzen glauben wir alle an Wunder. Die hat es in diesem Krieg auch gegeben“, sagt auch Informatikstudent Mychajlo. „Überhöhte Erwartungen hätte man ohnehin nicht verhindern können. Aber wir sind dort, wo wir sind, und müssen halt weitermachen. Einfachere und schönere Alternativen wären nett, sind aber nicht besonders realistisch.“

Die Ukrainer haben eine ganze Reihe von Sorgen. Da ist die Angst, dass es in diesem Winter mit der Stromversorgung ähnlich schlimm werden könnte wie vor einem Jahr. Auch die seit dem 24. Februar 2022 andauernde Mobilmachung ist ein sensibles Thema, mit dem vor allem Männer unterschiedlich umgehen. Und natürlich registrieren die Menschen, dass die westliche Unterstützung gerade jetzt, in diesem Schicksalsmoment bröckelt – während Russland das Militärbudget für das nächste Jahr im Vergleich zu 2023 um 70 Prozent aufstockt und in den Haushaltsplanungen drei weitere Kriegsjahre mit einrechnet. Auch die Krise im US-Kongress ist ein tägliches Gesprächsthema, und man nimmt zur Kenntnis, dass die Ukraine im November die geringste Hilfe bisher in diesem Krieg bekam.“

Es war ein Jahr der verrückten emotionalen Schwankungen“, konstatiert der bekannte Politikwissenschaftler Wolodymyr Fessenko, der das Zentrum für angewandte politische Forschung, Penta, in Kiew leitet. „Ab Herbst zeichnete sich ab, dass der Krieg keinesfalls schnell enden wird und das Hauptproblem der Mangel der militärischen Ressourcen ist, vor allem bei der Munition.“ Auch emotionale Ermüdung spiele eine Rolle. Die Enttäuschung führe zu gegenseitigen Vorwürfen in der ukrainischen Politik. „Nun ist es Zeit für uns alle, uns zu beruhigen“, so Fessenko. Das gelte vor allem für öffentliche Figuren wie Präsident Wolodymyr Selenskyj, den Oberkommandierenden der ukrainischen Armee, General Walerij Saluschnyj, sowie für Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko und Ex-Präsident Petro Poroschenko – die beide in Opposition zu Selenskyj stehen.

Vertrauen in Selenskyj weiter hoch – aber nicht in die Regierung

Tatsächlich haben die innenpolitischen Spannungen zuletzt deutlich zugenommen. Die Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Selenskyj und Saluschnyj liegen zwar mehr an Widersprüchen zwischen der politischen und der militärischen Ausgangslage, obwohl eine gewisse Eifersucht zwischen den beiden beliebtesten Personen des Landes beinahe natürlich wäre. Die Worte des Kiewer Bürgermeisters Klitschko, der im „Spiegel“ vor autoritären Tendenzen in der Ukraine warnte, wurden im politischen Kiew jedoch selbst von der Opposition scharf kritisiert und seine Russland-Vergleiche als „absurd“ und „kaum weiterbringend“ abgestempelt.

Der ewige Konflikt zwischen Selenskyj und dem nationalkonservativen Lager von Ex-Präsident Poroschenko, der vor dem russischen Einmarsch die ukrainische Politik dominiert hatte, ist aber aktuell sichtbarer denn je. Nachdem Poroschenko-nahe Abgeordneten das Thema der Spannungen zwischen Selenskyj und Saluschnyj demonstrativ hochgespielt und auch einige nachweislich falsche Meldungen dazu verbreitet hatten, wurde Poroschenko eine eigentlich schon genehmigte Ausreise zu politischen Gesprächen in die EU und in die USA verweigert. Offiziell, weil er unter anderem den russlandfreundlichen ungarischen Premier Viktor Orbán treffen wollte. Inoffiziell ist dieser Schritt aber ganz klar als Antwort des Präsidentenbüros auf die Aktionen seiner Umgebung zu verstehen.

Laut der jüngsten Umfrage des Meinungsinstituts Rating Group genießt Selenskyj weiterhin eine breite Unterstützung in der Ukraine: 71 Prozent vertrauen dem Präsidenten. Das sinkende Vertrauen in die Regierung von Ministerpräsident Denys Schmyhal, aktuell unter 40 Prozent, und der katastrophale Vertrauenswert für das Parlament von knapp über 20 Prozent zeigen aber eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Stand der Dinge. „Wieder ist die maximale Konzentration von Kräften, Ressourcen sowie politische Konsolidierung erforderlich“, urteilt Politologe Fessenko. „Wir haben keine andere Wahl, als den Kampf gegen die russische Horde fortzusetzen. Wir müssen die aktuellen Probleme ertragen und abwarten. Der Winter wird in ein paar Monaten vorbei sein – und Frühling ist für die Ukrainer traditionell mit neuen Hoffnungen verbunden.“ Quelle: ntv.de

Waffenmangel, Misserfolg, Kälte Neun Gründe, warum es für die Ukraine jetzt brandgefährlich wird – n-tv, 7.12.2023

Fehlende Waffen, fehlende Erfolge, kaum Schutz vor der Kälte und einbrechende US-Hilfen: Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum dieser Winter für die Ukrainer zur Bedrohung wird. Will der Westen das Blatt wenden, muss er auf Turbo schalten.

1. Die Truppen finden zu wenig Schutz vor dem Winter

In der Offensive im Osten des Landes haben die ukrainischen Truppen es nicht geschafft, die russischen Verteidigungsstellungen komplett zu durchbrechen, sondern sind hinter der ersten Linie liegen geblieben. Hätten sie den russisch besetzten Ort Tokmak erreicht und befreit, so hätten sie sich dort ihr Winterquartier einrichten können, mit Schutz gegen die Kälte. Doch unter ständigem Beschuss der Russen mit Artillerie und Drohnen konnten die Ukrainer nicht weiter vormarschieren. Nun müssen sie mit der Witterung auf offenem Gelände zurechtkommen und versuchen, ihr Lager so winterfest wie möglich zu machen. „Die russischen Soldaten auf der anderen Seite haben den Vorteil, dass sie ihre Verteidigungsstellungen bereits über Monate eingerichtet haben“, sagt Oberst Markus Reisner ntv.de. Gegen Schnee und Kälte sind sie dadurch besser geschützt.

2. Nicht nur die Frontkämpfer, alle sind ausgelaugt

Für die ukrainischen Truppen ist es der zweite Winter an der Front, und im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr fehlt ihnen der Erfolg einer zurückliegenden Offensive als Mutmacher. Im Herbst 2022 hatten die Ukrainer bei Cherson und Charkiw überraschend viel Gelände zurückerobert und gingen entsprechend zuversichtlich in die Mühen des Winters. In diesem Jahr fehlt das. „Eine allgemeine Erschöpfung“ beobachtet Militärexperte Nico Lange unter den Frontsoldaten der Ukraine, aber nicht nur dort. Die „dauerhafte physische und psychische Belastung“, spüre man bis hinauf in höchste Positionen im Generalstab oder der Regierung. Alle seien „am Rande ihrer physischen Leistungsfähigkeit und deswegen auch psychisch schnell gereizt“, beschreibt Lange im NDR-Podcast „Streitkräfte und Strategien“. Zuversichtlich zu sein, Zuversicht auszustrahlen, fällt in der Ukraine derzeit schwer.

3. Es mangelt an Munition

Im März 2023 schien die EU Nägel mit Köpfen zu machen: eine Million Schuss binnen eines Jahres – so lautete das Versprechen an die kämpfenden Ukrainer. 155 Millimeter Artilleriemunition sollte es sein, passend für die NATO-Waffen, die westliche Unterstützerstaaten Kiew geliefert hatten und deren Munition die Ukraine selbst nicht herstellen kann. Neun Monate später ist die Bilanz verheerend und wird darum in Brüssel so gut wie möglich verschleiert: Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ soll die Zahl der bislang aus eigenen Beständen der Länder gelieferten 155 Millimeter-Geschosse bei gerade mal 100.000 liegen.

Auch bestellt ist bislang viel zu wenig und bei der Rüstungsindustrie fehlen die Kapazitäten, sie abzuarbeiten. Ihre Produktionsvolumen sind mit bereits bestehenden Aufträgen aus den USA weitestgehend ausgelastet, außerdem können die Zulieferfirmen der großen Konzerne nicht auf Zuruf ihre Fertigung vervielfachen. Apropos Zulieferer: Etliche Bestandteile kommen – wen wundert’s – aus China, das mit Russland verbündet ist.

Bei einem Verbrauch von mindestens 150.000 Schuss Artilleriemunition pro Monat, in härteren Gefechten auch mal doppelt so viel, wird klar, was das Versagen der EU für die Kampfkraft von Kiews Truppen bedeutet: Die Ukrainer werden in diesem Winter bei weitem nicht die Munitionsmenge zur Verfügung haben, die sie bräuchten.

4. Es mangelt an Waffen

Was für Munition gilt, ist auch für die Lieferung von Waffen ein zentrales Problem: Die Bestände der europäischen Länder sind bedenklich lückenhaft. Auf einen langen, intensiven Krieg in Europa waren allenfalls die Balten und Skandinavier noch eingestellt, für andere, wie Deutschland, war die militärische Mangelverwaltung Normalzustand. Einiges an Artilleriesystemen, Kampf- und Schützenpanzern ist – oft erst nach zähem Ringen – an die Ukraine abgegeben worden.

Doch die Monate, die im Frühjahr verstrichen, als die Ukrainer noch immer auf westliche Waffen warteten, nutzten die russischen Truppen, um sich entlang der Frontlinie einzugraben und so wehrhafte Stellungen zu errichten, dass sie sich kaum durchbrechen ließen. Die Ukraine musste im Sommer ihre Offensive kämpfen, ohne ausreichend Kampfjets, Minenräumer oder Marschflugkörper zu haben. Nun müsste dringend für eine Frühjahrs-Offensive nachgerüstet werden, doch bei vielen EU-Ländern geht es schon ans Eingemachte.

5. Zu wenig, zu spät, zu defensiv

Deutschland verweigert Kiew den potenten Marschflugkörper Taurus und setzt stattdessen auf die Lieferung von Flugabwehrwaffen. Die sind gut, um Infrastruktur und Bevölkerung zu schützen. Gewinnen kann man einen Krieg damit nicht. Deutschlands Verhalten steht für die Haltung der westlichen Unterstützergruppe insgesamt: Man will die Ukraine nicht untergehen sehen, gibt ihr aber nicht das, was sie zum Siegen braucht. Die Folge: Die Ukraine raucht sich auf, weil sie nie in die Lage kommt, mit Masse und wirklich gut ausgestattet die russischen Linien durchstoßen zu können. Wenn sie es dennoch versucht, kostet das etliche Soldatenleben und Gerät. Schaltet der Westen nicht jetzt auf Turbo und bereitet die umfassende Unterstützung einer Frühlingsoffensive vor, dann wird auch 2024 kein Durchbruch und damit keine Wende im Krieg gelingen.

6. Der Krieg verliert an Bewegung, ein langer Stellungskrieg droht

Dass die ukrainische Offensive ihr wichtigstes Ziel verfehlen könnte, hatte kaum jemand im Westen für möglich gehalten, weil man die Forderungen der Ukrainer nicht ernst genommen hatte. Von den Waffenmengen, die der Befehlshaber der Streitkräfte, General Walerij Saluschnyj, für die Offensive als notwendig erklärt hatte, lieferte der Westen nur gut die Hälfte und dachte sich: Wird schon hinhauen. Ging aber schief.

Für einen Erfolg hätte es gelingen müssen, bis zum Asowschen Meer vorzurücken und dadurch einen Keil bis zur Küste in die von Russland eroberte Landbrücke zu schlagen. So hätte man wichtige Nachschub- und Versorgungswege von und zur Halbinsel Krim abschneiden können. Das jedoch gelang nicht. Die Russen hatten ihre Stellungen zu gut ausgebaut, während die Ukraine im Frühjahr auf westliche Waffen wartete.

Mit Saluschnyj hat nun erstmals ein hochrangiger ukrainischer Militär öffentlich festgestellt, dass das wichtigste Ziel der Offensive nicht erreicht wurde. Im britischen „Economist“ beschrieb er die als zunehmende „Pattsituation“. Die ist gefährlich, denn Russland kämpft nicht allein, sondern hat China, Nordkorea und den Iran im Rücken.

Hervorgerufen wird das Patt auch durch den massenweisen Einsatz von Aufklärungsdrohnen auf beiden Seiten. Keine der beiden Kriegsparteien kann noch einen Schritt machen, ohne vom Gegner erspäht zu werden. Ein überraschender Angriff ist dadurch nicht möglich. Den bräuchte die Ukraine aber, um wieder in die Vorhand zu kommen.

7. Russland hat technologisch aufgeschlossen

In den Anfängen des Krieges wurde das russische Militär immer wieder als unmodern in Kriegsführung und Ausstattung beschrieben. Doch die Russen haben die zurückliegenden 18 Monate genutzt, um gerade bei Drohneneinsatz und elektronischer Kampfführung aufzuschließen. „Die Lücke, die anfangs zwischen ihnen und den mengenmäßig schwächeren aber technisch überlegenen Ukrainern klaffte, schließt sich immer mehr“, sagt Sicherheitsexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations im Interview mit ntv.de. Beispielsweise können die Russen die GPS-Steuerung der westlichen Marschflugkörper inzwischen so effektiv stören, dass die Mehrzahl der hochwertigen Raketen ihr Ziel verfehlt.

Vor einem Jahr hätte man im Krieg noch einen Unterschied machen können, wenn man Kiews Truppen mit massenhaft Kampf- und Schützenpanzern versorgt hätte. „Jetzt reicht das allein nicht mehr“, sagt Gressel. „Jetzt muss man den Kampf der verbundenen Waffen mit einer sehr engen Integration von elektronischer Kampfführung und Drohnen neu denken.“ Dass dies im Westen bereits passieren würde, ist nicht zu beobachten. „Die kriegsentscheidenden Waffen“, so Gressel, „muss die Ukraine sich selbst basteln.“

8. Der Westen gibt sich Illusionen hin

Während Militärexperte Nico Lange in der Ukraine zugleich sehr viel Wut auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und „eine große Entschlossenheit, weiter zu kämpfen“ erlebt, scheint der unterstützende Westen schon früher als die kämpfenden Ukrainer zu erschlaffen. In vielen Debatten über die Situation auf dem Schlachtfeld wird derzeit als wahrscheinliche Konsequenz der schwindenden Kampfkraft eine „Verhandlungslösung“ als Weg aus dem Krieg dargestellt. Würden die ukrainische Bevölkerung und schließlich auch Präsident Wolodymyr Selenskyj erkennen, dass Russland nicht zu besiegen ist, dann würde Kiew schließlich einwilligen in „Friedensverhandlungen“.

Doch für Gespräche braucht es zwei, und noch nie hat der russische Präsident eine Bereitschaft zu Verhandlungen gezeigt oder auch nur erklärt. Erst jüngst bekräftigte er in einer Rede, die Ukraine sei keine eigenständige Nation und müsse unter russische Kontrolle gebracht werden. Die Eroberung des Nachbarlandes propagierte der Kreml von Tag 1 des Krieges an, daraus folgend die militärische Dominanz in ganz Europa.

Verhandlungen stehen diesem Ziel im Weg und sind aus Putins Perspektive auch nicht notwendig. Der Präsident sieht seine Truppen auf der Siegerstraße – nicht zuletzt wegen der Zögerlichkeit westlicher Hilfe für die Ukraine. Aus seiner Sicht bewahrheitet sich – mit einiger Verspätung – nun doch seine ursprüngliche Erwartung, dass der Westen nicht zusammensteht und die Ukraine im Stich lässt.

9. Die USA proben schon den Abgang

Der westlichen Unterstützung, die in den vergangenen 18 Monaten schon zu schwach war, um der Ukraine einen Sieg zu ermöglichen, droht nun ein dramatischer Einbruch: Im US-Kongress können sich Demokraten und Republikaner nicht auf ein neues Hilfspaket einigen, weil die Konservativen sich mit ihrer Zustimmung eine strengere Migrationspolitik erkaufen wollen.

Mehr als 43,6 Milliarden US-Dollar will Präsident Joe Biden „in die industrielle Basis der USA“ investieren, um die Kapazitäten bei Waffen- und Munitionsproduktion zu erhöhen und Lagerbestände wieder aufzufüllen. Insgesamt soll das Ukraine-Paket 60 Milliarden Dollar schwer sein. Aber die Republikaner lehnen die Hilfe mehrheitlich ab und wollen nur zustimmen, wenn sie als Gegenleistung schärfere Asylgesetze durchbekommen. Die Demokraten wollen sich nicht erpressen lassen. Das Weiße Haus warnte den Kongress, das Geld für die Ukraine werde „bis Ende des Jahres“ ausgehen.

Politiker wie der Grüne Anton Hofreiter oder CSU-Mann Manfred Weber versuchen, ihren europäischen Kollegen kurz vor dem nächsten EU-Gipfel die dramatische Lage klarzumachen: „Jetzt kommt es umso mehr auf Europa an“, sagte Hofreiter dem RND und drängte die europäischen Partner, „schnell und umfangreich“ Waffensysteme bei der Rüstungsindustrie zu bestellen. Weber, Chef der europäischen Konservativen, warnte: „Wenn die Ukraine diesen Krieg verliert, wird es keinen Frieden geben, Putin wird uns weiter attackieren.“ Auch er forderte die Staats- und Regierungschefs zu weiteren Hilfen auf. „Der EU-Gipfel nächste Woche muss ein klares Signal der Unterstützung aussenden, wir stehen an der Seite der Ukraine.“ Quelle: ntv.de

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Obwohl seit Jahren bekannt Israel und USA ignorierten Millionengeschäfte der Hamas – n-tv, 17.12.2023

Die radikalislamische Hamas konnte offenbar über Jahre hinweg unangetastet ein gigantisches Vermögen anhäufen. Obwohl die Geschäfte in zig Bereichen bekannt waren, reagierten weder die USA noch Israel mit Sanktionen. Das legt ein Medienbericht offen.

Israels Sicherheitsbehörden haben einem Zeitungsbericht zufolge schon vor Jahren Millionengeschäfte der Hamas aufgedeckt, ohne dass die Regierungen Israels oder der USA dagegen gleich vorgingen. Wie die „New York Times“ berichtete, konnten die Sicherheitsbehörden 2018 von einem Computer eines ranghohen Hamas-Vertreters detaillierte Auflistungen von Vermögenswerten im Wert von Hunderten Millionen Dollar abgreifen.

Dennoch sei jahrelang keine der darin aufgelisteten Hamas-Firmen mit Sanktionen belegt worden. Auch sei damals kein Druck ausgeübt worden auf die Türkei, der Drehscheibe des Hamas-Finanzierungsnetzwerkes, dieses zu schließen. Die Hamas kontrollierte demnach Bergbau-, Hühnerzucht- und Straßenbaufirmen im Sudan, zwei Wolkenkratzer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, einen Immobilienentwickler in Algerien sowie ein an der türkischen Aktienbörse notiertes Immobilienunternehmen. Man habe die Unterlagen eingesehen, schrieb die Zeitung.

Die Behörden hätten sie innerhalb ihrer eigenen Regierung und in Washington weitergereicht, aber nichts sei passiert. Inzwischen wisse man in beiden Ländern, dass die Geldflüsse der islamistischen Hamas ihr beim Aufbau ihrer militärischen Infrastruktur geholfen und damit die Grundlagen für die Anschläge vom 7. Oktober geschaffen habe.

Selbst nachdem 2022 schließlich Sanktionen gegen das Finanzierungsnetzwerk verhängt wurden, hätten mit der Hamas verbundene Personen durch den Verkauf von Anteilen an einer Firma, die auf der Sanktionsliste stand, Millionen erlangen können, hieß es. Es gebe Befürchtungen, dass solche Geldströme es der Hamas ermöglichen werden, ihre Strukturen nach Ende des Gaza-Krieges wieder aufzubauen. Quelle: ntv.de, tno/dpa

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„Ein Mann, der einem Angst macht“ Israels Staatsfeind Nr. 1 – Wer ist Hamas-Führer Sinwar? – n-tv, 22.12.2023 (KURZVIDEO)

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ORF – Israel

BAHA NEWS – Israel

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