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FAZIT DES TAGES
Israel-HAMAS-Krieg
* „Unerträgliche Katastrophe“ – getötete Geiseln waren hemdlos und trugen weiße Flagge: Tausende demonstrieren in Israel nach deren Tod
`Internationale Kritik an Israels Militäteinsatz: zu viele zivile Tote und die humanitäre Katastrophe im Gaza-Streifen
* Israel öffnet Grenzübergang Kerem Schalom
* Internationale Reedereien meiden Hormuz-Enge und damit den Suez-Kanal wegen der Huthi-Angriffe auf große Container-Transportschiffe
Ukraine-Krieg
* Toter bei Drohnenangriff in Ukraine – Russland meldet auch Beschuss
* Unübersichtliche Lage mit nicht überprüfbaren Darstellungen auf beiden Seiten
COP28
* COP28 brachte statt Ende Fossiler nur Abkehrbekenntnis
* Weltweite Ölvorkommen und Ölreserven (Graphik)
* Politische Stellungnahmen
* COP28 – Forscher: Kein historisches Ergebnis, mehr politisches Signal – „Kein Grund zum Feiern“
* COP28 – Experten zwischen „gewisser“ und „absoluter Enttäuschung“
* völlig unzureichende Erklärung
* Klima läuft auf Erderwärmung von 2,8 Grad Celsius zu
ÖSTERREICH
* Programm für 32. Wiener Silvesterpfad steht fest – 80 Stunden Programm – Acht Locations – Rathausplatz und Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater wieder Teil der Veranstaltung – fulminantes Falco-Tribute und Lasershow – COMMENT
MEDIZIN
* Weiter steigende Trends bei Atemwegserkrankungen in Deutschland
* Weniger schwere Erkrankungen trotz steigender Coronazahlen
* Bayrische Gesundheitsministerin Gerlach: Coronalage „derzeit nicht besorgniserregend“
* Nur selten schwere Krankheitsverläufe durch derzeit zirkulierenden Omikron-Subtypen angesichts der insgesamt guten Immunitätslage der Bevölkerung
* Steigende Raten sexuell übertragbarer Infektionen in Europa
* Adipositas im Jugendalter schadet den Nieren – COMMENT
* Jojo-Effekt: nach Absetzen von Abnehm-Wirkstoff Tirzepatid kommen Kilos deutlich zurück
* Umfrage zur deutschen elektronischen Patientenakte (ePA): Mehrheit findet Opt-out-Regelung in Form der aktiven Widerspruchs-Regelung gut
* Knappe Hälfte der Befragten stimmt der ePA zu, ein Fünftel ist noch unentschieden, ein Neuntel kennt die neue Regelung noch nicht
* Studie: Ballaststoff wirkt auf mehr Darmmikroben als geglaubt
* 2025 soll Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt kommen
* Wiener Forscher knacken mit Computerintelligenz den Erbgut-Ablesecode
* Forscher zeigen Entwicklung und Fehlbildung von wichtigem Hirnareal
MEDIEN – IT
* Erstmals nicht-menschlicher Forschender bei „Nature“-Top-10: ChatGPT
RECHT
* Verfassungsbeschwerde gegen Triage-Gesetz eingereicht
* Erhebliche Rechtsunsicherheit und signifikantes Strafbarkeitsrisiko:
zwei Regelungen machen ein mit ärztlichen Grundsätzen – ethisch wie medizinisch – zu vereinbarendes Handeln in einer Dilemmasituation unmöglich.
* Grundrecht auf Behandlungs- und Gewissensfreiheit wird durch Triage-Gesetz entscheidend eingeschränkt
GESELLSCHAFT – SOZIALGESCHICHTE
* Krisen und Co reduzieren Kinderwunsch in Österreich merklich
* Studie: Männer hatten in Jungsteinzeit leichteres Leben als Frauen
HELLMEYER
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ÜBERSICHT
DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen
DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures
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Termine
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Marktumfeld
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Zentralbanken
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INTERNATIONAL
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COP28
COP28 brachte statt Ende Fossiler nur Abkehrbekenntnis
Die UNO-Klimakonferenz in Dubai hat mit einem Kompromiss auf ein Schlussdokument ein Ende gefunden, in dem erstmals die Abkehr von den fossilen Energiequellen Kohle, Öl und Gas Erwähnung findet. Der Präsident der COP28, Sultan Al Jaber von den Vereinigten Arabischen Emiraten, bezeichnete die Einigung als „historisch“. „Der Hammer ist gefallen, der Beschluss ist gefasst“, sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne).
Der Abschlusstext zum „Global Stocktake“ würde die Pariser Klimaziele in Reichweite halten, die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Wir haben die Grundlage für einen transformativen Wandel“, sagte Al Jaber unter dem Beifall der Delegierten. Nach einer zweiten Verhandlungsnacht hatte der COP-Präsident Mittwochfrüh den überarbeiteten zentralen Beschlusstext vorgelegt. Er ruft zu einem „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen“ auf und ist damit der erste Beschluss einer UNO-Klimakonferenz, der die Zukunft aller fossilen Energien betrifft – neben Kohle also auch Erdöl und Erdgas. Die besonders vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten fühlen sich beim Beschluss der Weltklimakonferenz allerdings übergangen. Eine Vertreterin Samoas sagte am Mittwoch vor dem Plenum in Dubai, die Gruppe der Inselstaaten habe sich noch koordinieren müssen und sei nicht rechtzeitig im Raum gewesen, um Stellung zu beziehen.
Linksseitig: Ölreserven (Graphik-Link)
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat den Beschluss der Weltklimakonferenz zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas begrüßt. „Die Wissenschaft sagt uns, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad ohne den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich ist. Dies wurde auch von einer wachsenden und breiten Koalition von Ländern auf der COP28 anerkannt“, schrieb Guterres auf X, vormals Twitter. „Das Zeitalter fossiler Brennstoffe muss enden – und es muss mit Gerechtigkeit enden.“
UNO-Klimachef Simon Stiell würdigte den Beschluss, er reiche jedoch nicht ganz aus. Das Treffen der knapp 200 Staaten habe ein Signal setzen müssen, um dem zentralen Klimaproblem der Menschheit ein hartes Stoppzeichen zu setzen, den fossilen Brennstoffen und deren Verschmutzung, die den Planeten verbrennt, sagte er. „Auch wenn wir das Zeitalter der fossilen Brennstoffe in Dubai nicht beendet haben, ist dieses Ergebnis der Anfang vom Ende.“
EU zufrieden
Staaten wie die der EU konnten damit jedoch ihre Forderung, eine weltweite Abkehr von allen fossilen Energien zu vereinbaren, nicht gegen den erbitterten Widerstand von Ölstaaten wie Saudi-Arabien durchsetzen. Die EU äußerte sich aber dennoch zufrieden. „Zum ersten Mal nach 30 Jahren könnten wir jetzt den Anfang vom Ende der fossilen Energieträger erreichen“, sagte EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra auf dem Weg in den Plenumssaal.
„Die Welt verabschiedet sich von den fossilen Energien. Das ist ein riesiger Schritt nach vorne“, hielt Gewessler in einem ersten Statement nach der erstmaligen Einigung auf den „Umstieg weg von fossilen Energien“ fest. Diese Worte würden eine neue Ära im globalen Klimaschutz einleiten, denn erstmals benenne die Weltklimakonferenz die Ursache der Klimakrise konkret und unmissverständlich: „Der Hammer ist gefallen, der Beschluss ist gefasst. Die Welt verabschiedet sich von den fossilen Energien. Das ist ein riesiger Schritt nach vorne“, freut sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler nach dem Beschluss. „Nach 28 Weltklimakonferenzen, nach unzähligen Verhandlungstagen ist heute beschlossene Sache: Die Welt muss weg von den fossilen Energien“, erklärte die Ministerin die Arbeit der letzten Tage.
Die globale Bestandsaufnahme („Global Stocktake“) umfasst neben den deutlichen Entscheidungen zu den fossilen Energien, auch den Beschluss des Fonds für Verluste und Schäden und eine laut Umweltministerium „faire Einigung“ bei der Anpassung und entsprechende finanzielle Beiträge von vielen Seiten. Die Allianz für Klimagerechtigkeit, eine Plattform von 27 zivilgesellschaftlichen Organisationen in Österreich, begrüßt zwar den entscheidenden Appell zum Ende der fossilen Energie auf der COP28 und ortete aber auch „gefährliche Scheinlösungen“, welche ebenfalls Eingang in den Beschluss gefunden hätten. Die notwendige Unterstützung für besonders von der Erderhitzung betroffene und geschädigte Menschen wird anerkannt, reicht jedoch bei weitem noch nicht für die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte, die Ziele für Anpassungsmaßnahmen seien „zahnlos“.
„Die fossile Industrie, die mit ihrem skrupellosen Handeln das Klima zerstört und Menschenleben bedroht, hat ein Ablaufdatum erhalten. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne und ein echter Hoffnungsschimmer am Horizont“, zieht Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich Bilanz. Besorgniserregend sei jedoch, dass das Abschlussdokument Schlupflöcher enthält, auch Greenpeace kritisiert, dass so „Scheinlösungen wie der Kohlenstoffspeicherung oder Atomkraft Tür und Tor“ geöffnet würde.
COP28 – Forscher: Kein historisches Ergebnis, mehr politisches Signal
Österreichische Klimaforschende haben die Zugeständnisse, die das Schlussdokument der UNO-Klimakonferenz in Dubai birgt, vor allem als „politisches Signal“ gewertet. Mitunter auch als Hinweis auf einen anhaltenden „Realitätsverlust“: Die COP28 stehe keinesfalls für einen historischen Durchbruch, sagte Experte Reinhard Steurer am Mittwoch der APA. Klimaforscher Daniel Huppmann sprach von einem „wichtigen Kompromiss“, Forscherin Helga Kromp-Kolb von „einem Schritt weiter“.
„Ich halte es für ein wichtiges Signal, dass es einen solchen Kompromiss, als Einigung der internationalen Staatengemeinschaft, in der aktuellen geopolitischen Situation mit multiplen Krisen gibt“, so Daniel Huppmann vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ). Es sei damit kein historischer Durchbruch gelungen, „aber es wird zumindest das Ziel, die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen, wiederholt und verstärkt“ – für den Forscher ein wichtiges Signal: „Das Glas ist gleichzeitig halb voll und halb leer.“
Die Interessen seien in den vergangenen Tagen klar zu Tage getreten, so Huppmann: auf der einen Seite mit den USA, China und EU, „die sinnvolle Maßnahmen umsetzen und die Dringlichkeit verstanden haben“ und auf der anderen Seite mit den erdgas- und erdölexportierenden Ländern, die sich ihr Geschäftsmodell nicht kaputt machen lassen wollten und so lange wie möglich verzögerten. Dazwischen seien die Entwicklungsländer, „die in der Zwickmühle stecken“ – die von Auswirkungen des Klimawandels bereits stark betroffen sind, aber gleichzeitig nicht über die finanziellen Mittel für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen verfügen. In diesem Kontext wertete der Klimaforscher auch den nun initiierten Fonds zum finanziellen Ausgleich von Schäden durch den Klimawandel („Loss and Damage“) – bisher mit etwa rund 700 Millionen Dollar (647,91 Mio. Euro) dotiert – als „wichtiges politisches Signal und Signal der Solidarität“, auch wenn die Dotierung keinesfalls ausreichend sei.
„Kein Grund zum Feiern“
Dass das COP28-Schlussdokument nun zum „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen“ aufruft, ist für Reinhard Steurer von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, kein Grund zum Feiern: Das sei Ausdruck von einem Ringen um Worte – die Erwähnung des „Phase Out“ und damit des zuvor von mehr als 100 Staaten geforderten klaren Ausstiegs aus fossilen Energieträgern, „ist nicht einmal möglich gewesen“. Mit der aktuellen Kompromissformel habe man den bestehenden „Realitätsverlust, unter dem die Klimakonferenzen seit vielen Jahren leiden,“ nur „von 95 Prozent auf 90 Prozent reduziert“ – das sei aber nach wie vor katastrophal.
Angestrebte Ziele wie eine Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030, wie sie vorgesehen sind, würden ohnehin passieren, „schon alleine, weil die PV-Technologie (Photovoltaik, Anm.) so billig und durchschlagend ist, dass das unabhängig von der COP passiert“, sagte Steurer. Man könne den Weltklimakonferenzen nur einen historischen Anteil an der Entwicklung zurechnen, „weil sie vor Jahren die Zeichen in die Richtung Umstieg auf erneuerbare Energien gesetzt haben“, so der Klimapolitik-Experte.
Steurer sieht die Weltklimakonferenzen „so, wie sie durchgeführt werden, als Teil eines Scheinklimaschutzrituals“, das Problem würde aber jedes Jahr stärker eskalieren: „Was notwendig wäre, wäre eine viel, viel größere Ernsthaftigkeit“, also auch Verhandlungen über Ausstiegsdaten und jährlich zu erreichende Prozentwerte bis hin zu Handelssanktionen bei Nichteinhaltung der Ziele. „Dass sich alle Staaten auf eine härtere Gangart verständigen können, ist nicht absehbar“, aber vielleicht ginge es gruppenweise, so der Experte, als Einigung einer Gruppe von Staaten, die sich zu einer härteren Gangart verpflichteten. Aber auch national sieht er Versäumnisse und Hinweise auf „Scheinklimaschutz“, es sei zu billig, nur die COP zu kritisieren – auch national fehle es an Ernsthaftigkeit.
„Ein Schritt weiter“
Das Ergebnis der COP28 wertete die Meteorologin Helga Kromp-Kolb von der Boku Wien als „einen Schritt weiter“, aber „dass er nicht ausreichend ist, liegt auf der Hand“. Ob es besser gewesen wäre, nicht zu unterzeichnen und die COP28 platzen zu lassen, bezweifelte sie aber gegenüber der APA: Es sei immer schwerer, Trümmer wieder aufzugreifen, als von etwas auszugehen, was unbefriedigend ist. Ein guter Ansatz sei, dass nun die Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 angestrebt werde – „vielleicht geht ja auch noch mehr“. Ein „ebenso wichtiger Schritt“ sei aber auch das nun festgelegte Ziel, die Energieeffizienz im gleichen Zeitraum zu verdoppeln: „Wir dürfen nicht nur darüber reden, wo wir die Energie herbekommen, sondern wofür wir sie verbrauchen bzw. vergeuden.“
Mit Blick auf den Fonds zu „Loss and Damage“ sei es letztlich natürlich wichtig, Ländern zu helfen. Aber das müsse parallel gehen mit einem Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Kromp-Kolb vergleicht dies mit einer überlaufenden Badewanne: „Ich kann natürlich mein Geld bzw. meine Zeit dafür verwenden, das Wasser aufzuwischen oder ich kann die Hähne abdrehen. Ich muss, auch wenn ich die Hähne abdrehe, aufwischen. Aber wenn ich nur aufwische, dann werde ich nicht fertig, da ständig etwas nachrinnt. Es geht schon darum, den Klimawandel einmal einzubremsen – und auch zu helfen.“
Das Schlussdokument der COP28 trage der Dramatik und der Größe der Bedrohung durch die drohende Klimakatastrophe keinesfalls Rechnung, hieß es von Seiten der „Scientists For Future“ in einer Mitteilung. Doch der klare Aufruf zu einem Ausstieg aus fossilen Energien sei ein „sehr wichtiges und längst überfälliges Signal“. Als besorgniserregend wurde aber der Verweis auf Erdgas als vermeintlich klimaschonendere Übergangslösung im Schlussdokument kritisiert. Dabei würde zum wiederholten Male übersehen, „dass Erdgas überwiegend aus Methan besteht, einem vielfach wirkmächtigeren Treibhausgas als CO2“. Gleichzeitig verwies man auf eine im Frühjahr veröffentlichte Stellungnahme von mehr als 150 österreichischen Wissenschaftern, die sich gegen den weiteren Ausbau der Gasinfrastruktur und die weitere Erschließung von Lagerstätten in Österreich oder mit österreichischer Beteiligung ausspricht.
COP28 – Experten zwischen „gewisser“ und „absoluter Enttäuschung“
Dem Entwurf für die Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) konnten Experten aus Österreich am Dienstag kaum Positives abgewinnen: Von einer „gewissen Enttäuschung“ sprach IIASA-Forscher Reinhard Mechler. Für die ehemalige Leiterin des Sekretariats des UN-Weltklimarates (IPCC), Renate Christ, droht eine „absolute Enttäuschung“. Zu erwarten sei eher eine noch veränderte Abschlusserklärung, es könne aber auch sein, dass etwa die EU die Verhandlung verlässt.
Wie erwartet wurde die COP28 am Dienstag verlängert – die Diskussionen um den Abschlusstext gehen also weiter. Im momentan vorliegenden Entwurf seitens der umstrittenen, weil der Öl- und Gaslobby nahestehenden COP-Präsidentschaft sehe es so aus, als würden sich nun ebenjene „fossilen Lobbys durchsetzen“, hieß es im Rahmen eines vom Wissenschaftsnetz „Diskurs“ organisierten Pressegesprächs. Für Christ braucht es an dem Text substanzielle Verbesserung, da dieser in seiner aktuellen Form das „fossile Zeitalter“ fixieren würde.
Der große Knack- und Diskussionspunkt in den vergangenen beiden Wochen war die Formulierung rund um einen fairen (auf Englisch „fair“), schnellen („fast“), vollständigen („full“), finanziell klaren („funded“) und endgültigen („forever“) Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Mechler rechnet nun eher mit einem Herumformulieren um den eigentlich notwendigen kompletten Ausstiegspfad.
„Allerschwächste Formulierungen“
Klar sei, dass sich die Welt nicht auf dem Weg in Richtung der angestrebten Eindämmung der Klimaerhitzung befindet. Die aktuellen Zusagen würden – wenn rigoros umgesetzt – zu einer höchstwahrscheinlich katastrophalen Erwärmung von 2,8 Grad Celsius gegenüber den vorindustriellen Niveau führen, machte der Wissenschafter vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ) deutlich, der mit einer COP-Verlängerung von ein bis zwei Tagen rechnet.
Hinsichtlich der Ausstiegsszenarien enthalte der nunmehrige Text teils die „allerschwächsten Formulierungen“, wenn es etwa heißt, dass man eine Verdreifachung beim Erneuerbaren-Ausbau schaffen oder die Energieeffizienz steigern könnte. Bei den fossilen Energieträgern spreche die Erklärung lediglich von einem „Herunterfahren“, nicht von einem Ende, monierte Christ.
Dazu gebe es wieder eine Art Aufwärmen von altbackenen und ausausgegorenen Ideen zum Einlagern von CO2 unter der Erde (CCS) oder zur gezielten Veränderung der Umwelt (Geoengineering), um etwa mittels Ozeandüngung die Treibhausgasaufnahme in den Meeren anzukurbeln. Das sei alles wissenschaftlich höchst umstritten. Größere CCS-Anlagen seien zudem seit Jahrzehnten nicht in Sicht.
„Völlig unzureichenden Dokument“
Insgesamt habe man es hier mit einem „völlig unzureichenden Dokument“ und einem „Sammelsurium von Dingen“ zu tun, „die man nicht unterschreiben kann“, so Christ in Richtung der „ambitionierteren Länder“. Diese hätten aber ebenso ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn man sich etwa ansehe, dass Brasilien, Kanada oder auch Österreich neue Gasbohrprojekte vorantreiben. Vor diesem Hintergrund laufe man erneut Gefahr, sich im Verschieben von echten Maßnahmen in Verkehr, Landwirtschaft und Co. zu üben.
Dabei habe die COP28 mit einer durchaus auch „inszenierten“ Einigung auf einen Fonds zum finanziellen Ausgleich von Schäden durch den Klimawandel („Loss and Damage“) eigentlich ambitioniert begonnen, so die beiden Beobachter. Für Christ war dies eine „vertrauensbildende Maßnahme“. Die bisherige Dotation des Fonds mit rund 700 Millionen Dollar sei aber lediglich „Peanuts“.
Als „in keinster Weise ausreichend“, bezeichnete dies auch Mechler, der den Topf trotzdem als Erfolg für die Zivilgesellschaft und den globalen Süden wertet. Sein Fazit: Die Bereitschaft zu echten Aktionen, zumindest in Sachen Klimawandel-Anpassung, habe sich erhöht – selbst wenn hier weiter klare Ziele und Erfolgskriterien fehlen. Für einen echten Ausgleich von Klimawandel-Schäden bräuchte es laut Schätzungen aber eher hunderte Milliarden Euro.
AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.
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ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.
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AUSTRALIEN
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AFRIKA
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ZENTRALASIEN
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NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.
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EUROPA
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DEUTSCHLAND
WAHLUMFRAGEN
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WEITERE MELDUNGEN
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ÖSTERREICH
STATISTIK AUSTRIA
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WAHLUMFRAGEN
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WEITERE MELDUNGEN
Wien (OTS) – Er ist ein Event, der aus Wiens Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist: Der Wiener Silvesterpfad findet heuer zum bereits 32. Mal statt und lädt am letzten Tag des Jahres einmal mehr in die Innenstadt, wo hunderttausende Besucher*innen euphorisch, ausgelassen und friedlich den Jahreswechsel feiern werden.
80 Stunden Programm an acht Locations
Ein ebenso buntes wie vielfältiges Musik- und Unterhaltungsprogramm bietet den perfekten Rahmen der Veranstaltung. Der Silvesterpfad 2023 umfasst auf knapp 2 Kilometern Länge insgesamt acht Locations, die einmal mehr an mehreren Bühnen entlang quer durch den ersten Bezirk sowie auf den Riesenradplatz im Prater führen.
Feierwütige dürfen sich auf mehr als 80 Stunden Programm bei freiem Eintritt freuen, denn gefeiert wird am Silvestertag bereits ab 14.00 Uhr.
Den Anfang macht der Rathausplatz, der nach einer Pause im letzten Jahr diesmal wieder Teil der Veranstaltung ist.
Von der Freyung ausgehend leitet der Silvesterpfad anschließend seine Besucher*innen zunächst über den Platz Am Hof und weiter auf den Graben. Nach der Bühne am Stephansplatz gelangt man über die Kärntner Straße weiter zum Neuen Markt.
Fernab der Innenstadt können Gäste auch beim Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater bei einem abwechslungsreichen Programm ins neue Jahr starten.
Kulinarische Begleitung an allen Standorten
Entlang der Veranstaltung sorgen mehr als zwei Dutzend Gastronom*innen für das leibliche Wohl. Das kulinarische Angebot, das auch Veganes beinhaltet, umfasst etwa Würstel, Hot Dogs, Erdäpfelgulasch, Raclette, gefüllte Semmeln, Ofenerdäpfeln, Wraps, Burger, Knödel und vieles mehr.
Angeboten wird eine Vielfalt an antialkoholischen und alkoholischen Getränken, darunter naturgemäß auch Sekt, um das neue Jahr prickelnd willkommen zu heißen.
„Stadt Wien bietet sicheren Rahmen für friedliches Feiern“
Bürgermeister Michael Ludwig:
„Der Wiener Silvesterpfad zählt zu den größten Neujahrsfeierlichkeiten dieses Kontinents und wird Jahr für Jahr von mehreren Hunderttausend Besucher*innen aus Wien und aller Welt frequentiert. Mit einer Veranstaltung dieser Größenordnung bietet die Stadt Wien allen Gästen einen sicheren Rahmen für ausgelassenes, friedliches Feiern im Herzen der City. Besucher*innen können sich auch diesmal wieder auf ein umfangreiches, kostenloses Angebot an Musik und Unterhaltung freuen, das acht prominente Standorte in der Innenstadt sowie den Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater umfasst und fantastische Stimmung garantiert.“
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke:
„Die Tage rund um den Jahreswechsel sind für zahlreiche Branchen der Stadt– von der Hotellerie bis zum Gastgewerbe – von großer Bedeutung. Einen entscheidenden Faktor stellt dabei der Wiener Silvesterpfad dar, der von vielen Gästen gar als Hauptgrund für eine Reise nach Wien genannt wird. Der Silvesterpfad ist somit eine nicht wegzudenkende Veranstaltung, die weit über die Grenzen Wiens hinaus hohes Ansehen genießt und daher gerne von hunderttausenden Wiener*innen und von Menschen aus aller Welt besucht wird.“
Rathausplatz – Falco Tribute & spektakuläre Lasershow
Nach einjähriger Pause ist der Rathausplatz wieder Teil des Veranstaltungskonzepts. Die Bühne, die ab 22.00 Uhr bespielt ist, ist heuer mittig des Platzes aufgebaut, da vor dem Rathaus bereits Vorbereitungen für den Wiener Eistraum getroffen werden. Um mehr Gästen das Feiern zu ermöglichen, wird ab 22.00 Uhr die Ringstraße in diesem Bereich gesperrt.
Das Programm könnte hochkarätiger nicht sein. Nach Star-DJ Alex List können sich die Silvesterpfad-Besucher*innen mit „FALCO – IN CONCERT“ auf eine erstklassige Live-Show freuen, in der dem großen österreichischen Ausnahme-Musiker gebührend Tribut gezollt wird. Synchron zu legendären Performance-Mitschnitten des Künstlers bringt Falcos Original-Band zahlreiche seiner bekanntesten Nummern auf die große Bühne. Abwechselnd und gemeinsam mit Falco selbst sind dabei auch vielerlei namhafte Künstler*innen der aktuellen Musikszene zu hören: Alkbottle-Frontmann Roman Gregory, Rounder Girl Tini Kainrath, Ex-Russkaja-Sänger Georgij Makazaria, Kabinenparty-Rapper Skero, Tatort-Schauspielerin Edita Malovčić, Schauspieler Johannes Krisch, Allrounder Andie Gabauer, Musicaldarstellerin Ana Milva Gomesund Hip-Hop-Künstlerin Yasmo verleihen dem Auftritt eine authentische Note. Der Zeit im Bild-Anchor Tobias Pötzelsberger spricht live den bekannten „News-Flash“ aus Falcos Song Jeanny.
Mensch, Tier und Umwelt zuliebe verzichtet die Stadt Wien seit letztem Jahr bewusst auf ein Feuerwerkt zu Mitternacht. Anstelle großer pyrotechnischer Darbietungen können sich die Besucher*innen des Silvesterpfads zum Jahreswechsel jedoch auf eine opulente Lasershow einstellen. Das achtminütige Lichtspektakel startet um Mitternacht, ist perfekt zu Strauss‘ Donauwalzer-Klängen synchronisiert und vermag bleibende Erinnerungen bei allen Betrachter*innen zu hinterlassen.
Freyung – Pop, Rock, Disco
Auf der Freyung präsentieren die BAD POWELLS, die Free Men Singers sowie The Solomons zeitlose Musik, die unterschiedliche Genres umfasst.
Während die BAD POWELLS für ihre perfekt arrangierten Disco-Klassiker, die mit Liebe zum Original und höchster Tanzbarkeit überzeugen, bekannt sind, überzeugen die aus drei talentierten Musikern bestehenden Free Men Singers mit einer musikalischen Zeitreise durch den Gitarren-Pop-Rock der 60er, 70er und 80er Jahre. Darüber hinaus heizen The Solomons, DJ Steve Manera und DJ T-JAH die Feierlaune am Hof kräftig an.
Am Hof – Soul & R’n’B sowie Pop
Stimmige Vibes und viel gute Laune präsentieren DJ Kristian Martin, Iris Camaa, Jamiroquai Reloaded und Tha Familiy am Hof.
Die Musik der vielseitigen Iris Camaa reicht von energetischen Auftritten mit Percussion-Soli und Rap bis hin zu sensiblen Balladen und ist damit perfekt für einen Auftritt am Wiener Silvesterpfad.
Jamiroquai Reloaded übernehmen den Spirit von Jamiroquai und spielen mit viel Elan und Leidenschaft das Repertoire der erfolgreichen Band aus den 90ern.
Tha Family komplettiert das Programm am Hof und zeigen mit ihrer Soul-Pop-Rock-Show viel Spielfreude.
Graben – Tanzkurse in Europas größtem Ballroom
Es ist eine langgelebte Tradition: Am Silvestertag verwandelt sich der Graben seit vielen Jahren in Europas größten Ballroom, so auch diesmal.
Die Tanzschule Schwebach lädt alle Interessierten ab dem frühen Nachmittag zu Last-Minute Tanzkursen unter freiem Himmel ein. Ein beliebtes Programm-Highlight, das nicht nur jede Menge Spaß verspricht, sondern auch die Gewissheit gibt, dass die Walzerschritte um Mitternacht perfekt sitzen!
Stephansplatz – Walzer und Big Band Sounds
Vor der imposanten Kulisse des Stephansdoms starten Besucher*innen schwungvoll ins neue Jahr.
Den Auftakt gibt einmal mehr die Tanzschule Schwebach, die ihr Publikum zum Mitmachen einlädt. Auch das Bernd Fröhlich Orchester garantiert volle Tanzflächen und ausgelassene Stimmung. Gemeinsam mit Special Guests Tini Kainrath und Sabine Stieger spielt es Swing, Ballroom und Party.
Hope Will Lead hat sich ganz dem experimentellen Pop verschrieben und präsentiert neben einfühlsamen Eigenkompositionen eine Vielzahl mitreißender Hits der Gegenwart. Stimmgewaltig begleitet wird die junge Band von Musikerin Leelah Sky.
Das Original Wiener Salon Ensemble entführt das Publikum in die bezaubernde Welt der Operetten- und Walzermelodien und bietet eine beschwingte Auswahl an bekannten Melodien.
Kärntner Straße – Latin & Italo
Auf der Kärntner Straße wird mit den größten Hits, die direkt vom Ohr in die Beine gehen, gefeiert und ausgelassen zu DJ-Klängen ins neue Jahr geshakt. Von rhythmischen Latin Beats bis hin zu Italo Disco Hits ist alles dabei, was es für die perfekte Silvesternacht braucht. Die Feierstimmung auf der Kärntner Straße wird von einigen der renommiertesten Radio- und Disco-DJs des Landes kreiert, die ein erstklassiges musikalisches Erlebnis servieren.
Neuer Markt – Boogie Woogie, Rock’n’Roll, Hillbilly
Die „Hallo OKIDOKI“-Stars rund um Christina Karnicnik, Robert Steiner, „Kater Kurt“ und dem „ABC-Bären“ begleiten Kinder am letzten Tag des Jahres und verkürzen die Wartezeit bis Mitternacht. Die Kidspop-Band „Young Republic“ sorgt live auf der Bühne für Unterhaltung.
In der Piano Man Show stellt Mario Pecoraro mit einer energiegeladenen Performance zahlreiche Klavier-Klassiker vor, darunter Songs von Billy Joel, Elton John, Stevie Wonder, Nat King Cole und Udo Jürgens.
„The Rockin‘ Three“ bieten absolute musikalische Top-Qualität und nehmen das Publikum mit auf eine vielseitige Reise durch Rock’n’Roll, Pop, Soul und Gospel.
Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater – „Let’s Party & Dance“
Zum Jahreswechsel können sich Besucher*innen des Wintermarkts am Riesenradplatz im Prater auf ein Silvester-Highlight der besonderen Art freuen. Bereits ab 11.00 Uhr kann man sich am Wintermarkt bei heißen Getränken, Schmankerl & Praterspaß einstimmen. Ab 20.00 Uhr heizt DJ R. Simon allen ein. Später sorgt Sam Brisbe & Tinderbox samt Gästen mit Pop-, Soul- und Reggae-Rhythmen für eine stimmungsvolle und energiegeladene Silvesternacht.
Neujahrskonzert live am Stephansplatz und am Riesenradplatz
Wer nach dem langen Feiern auch den ersten Tag des Jahres musikalisch begehen möchten, wird sich auf diese hochkarätige Programmhighlight freuen:
Das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker wird am 1. Jänner live auf den Stephansplatz und den Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater übertragen. Ab 11.15 Uhr können Besucher*innen unter freiem Himmel den Klängen des weltbekannten Orchesters unter der Leitung von Christian Thielemann lauschen.
32. Wiener Silvesterpfad
31. Dezember 2023
Rathausplatz, Freyung, Am Hof, Graben, Stephansplatz, Kärntner Straße, Neuer Markt, Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater
Programm von 14.00 bis 2.00 Uhr
Rathausplatz: 22.00 bis 2.00 Uhr
Wintermarkt am Riesenradplatz im Prater: 20.00 bis 2.00 Uhr
Eintritt frei
www.wienersilvesterpfad.at
Rückfragen & Kontakt:
Stadt Wien Marketing GmbH
Noah Schönhart
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
+43 1 319 82 00
schoenhart@stadtwienmarketing.at
www.stadtwienmarketing.at
COMMENT: mit Pauken und Trompen ab in den Abgrund. Es lebe der kurzfristige Gewinn durch Massentourismus. Halligalli-Klimaerwärmung, marsch!
MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG
Weiter steigende Trends bei Atemwegserkrankungen
Berlin – Rund anderthalb Wochen vor Weihnachten gibt es in Deutschland keine Anzeichen für ein Abflauen akuter Atemwegserkrankungen. Fachleute des Robert-Koch-Instituts (RKI) berichten gestern in ihrem Report für die vergangene Woche vielmehr von mehreren steigenden Trends, zum Beispiel auch bei Corona- und Grippenachweisen. Nach RKI-Definition hat die Grippewelle, ausgelöst durch Influenza-Viren, aber noch nicht begonnen. „Von Influenzaerkrankungen sind bisher vornehmlich Kinder im Schulalter und junge Erwachsene betroffen“, heißt es im Bericht.
Das RKI schätzt, dass vorige Woche pro 100.000 Einwohner 9.500 eine akute Atemwegserkrankung hatten (Bericht der Vorwoche: rund 8.500).
Vor einem Jahr um diese Zeit war die Rate noch höher – in mehreren der Vorjahre niedriger, was aber teilweise auch an damaligen Coronamaßmaßnahmen liegen dürfte. Schwankungen sind bei diesen Erkrankungen auch üblich. Die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegsinfektionen lag nach RKI-Angaben vorige Woche bei rund 1,9 Millionen.
In stichprobenartigen virologischen Untersuchungen wurde am häufigsten Corona (SARS-CoV-2) gefunden, vor Rhinoviren (Erkältung) und dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Geringere Anteile hatten Adeno- und Grippeviren.
Das RKI blickt in seinen wöchentlichen Berichten stets auf verschiedene Arten von Daten, um die Lage und die Entwicklungen zu beschreiben. Die Zahlen im Labor bestätigter Fälle von Krankheiten wie Corona und Grippe sind nur die Spitze des Eisbergs. © dpa/aerzteblatt.de
Weniger schwere Erkrankungen trotz steigender Coronazahlen
Hannover – Die Coronalage ist nach Einschätzung eines Chefarztes der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nicht mehr so drastisch wie noch zu Hochzeiten der Pandemie. Aktuell gebe es „zwar viele COVID-Erkrankungen, aber relativ wenige schwere Erkrankungen im Krankenhaus“, sagte Tobias Welte, der an der MHH Direktor der Klinik für Pneumologie und Infektiologie ist. Aufgrund von Impfungen und bereits durchgemachten Infektionen gebe es eine hohe Bevölkerungsimmunität.
„Corona ist zu einem der Atemwegsviren des Winters geworden“, erläuterte Welte. Wie bei anderen Viren auch steige die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in den Herbst- und Wintermonaten an. Dabei sei eine Infektion nicht so harmlos wie ein Schnupfen, jedoch auch nicht so bösartig wie die echte Influenza. Zuletzt gab es demnach aufgrund der kalten Temperaturen vermehrt Coronainfizierte.
Durch die steigenden Temperaturen und den baldigen Ferienbeginn werde die Zahl der Menschen mit einer COVID-Erkrankung wieder abnehmen, prognostizierte der Mediziner.
Nach Angaben des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes lag die Inzidenz mit 2.379 gemeldeten Coronainfektionen am 8. Dezember bei 28,6. Die Inzidenz gibt die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen an. Vier Wochen zuvor betrug die Inzidenz in Niedersachsen am 10. November 20,2. In dem Zeitraum wurden 8.053 Infektionsfälle neu erfasst. Um in die Statistiken einzugehen, ist der Behörde zufolge ein positiver PCR-Test notwendig.
Da nicht mehr im selben Ausmaß getestet werde wie früher, ließen sich die aktuellen Meldezahlen jedoch nicht mehr mit historischen Daten vergleichen. © dpa/aerzteblatt.de
Bayrische Gesundheitsministerin Gerlach: Coronalage „derzeit nicht besorgniserregend“
München – Trotz steigender Infektionszahlen hält Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) die Coronalage derzeit insgesamt nicht für besorgniserregend.
Zwar steige die Zahl der gemeldeten Coronafälle auch in Bayern, sagte Gerlach heute in München. Aber die Zunahme von Atemwegserkrankungen sei im Herbst und Winter nicht ungewöhnlich – darauf habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ausdrücklich hingewiesen.
Außerdem lösten die derzeit zirkulierenden Omikron-Subtypen angesichts der insgesamt guten Immunitätslage der Bevölkerung nur selten schwere Krankheitsverläufe aus, betonte sie. Gerlach hatte gestern mit zahlreichen Experten über die aktuelle Lage beraten.
Zuletzt wurden dem LGL 3.508 Coronafälle übermittelt, nach 3.293 in der Woche zuvor. Mit früheren Zahlen, etwa aus dem Vorjahr, können diese Zahlen aber nicht sinnvoll verglichen werden, wegen der Immunitätslage und weil viel weniger getestet und gemeldet wird.
Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser liegen derzeit 154 Patientinnen und Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion – sie belegen damit 6,1 Prozent aller betreibbaren Intensivbetten. Man stelle hier eine Stagnation fest, erklärte Gerlach. „Die Zahlen liegen nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.“
„Glücklicherweise sind wir heute in einer ganz anderen Situation als noch zu Beginn oder in der Mitte der Pandemie“, sagte Gerlach. „Dank der erfolgreichen Impfkampagne und durchgemachter Infektionen haben wir einen sehr hohen Immunitätsgrad in der Bevölkerung. Entscheidend ist und bleibt Eigenverantwortung und gegenseitige Rücksichtnahme.“ Mit Blick auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisierte Gerlach, es sei falsch, Menschen unnötig zu verunsichern.
Sie rief aber insbesondere Menschen ab 60, mit Vorerkrankungen sowie medizinisches und Pflegepersonal auf, ihren Impfstatus zu prüfen. „Besonders Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen, zum Beispiel an Lunge, Herz oder Niere oder Personen, die an Diabetes mellitus leiden, profitieren von einer Auffrischimpfung gegen COVID-19 in Absprache mit ihrer Ärztin bzw. ihrem Arzt“, sagte LGL-Präsident Christian Weidner. Der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Gerald Quitterer, mahnte: „Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben.“ © dpa/aerzteblatt.de
Steigende Raten sexuell übertragbarer Infektionen in Europa
Solna – Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC) stellt eine steigende Rate von sexuell übertragbaren Infektionen (Sexually Transmitted Infections, STI) in ganz Europa fest. Dieser Trend sei insbesondere bei Infektionen mit Chlamydien sowie bei den Geschlechtskrankheiten Gonorrhoe, Lymphogranuloma venereum (LGV) und Syphilis besorgniserregend.
So sei die Zahl der gemeldeten Gonorrhoefälle seit der COVID-19-Pandemie weiter angestiegen. Allein im Jahr 2021 gab es 46.728 bestätigte Fälle von Gonorrhoe in Europa, die das Niveau zum Zeitpunkt vor der Pandemie damit übertrafen. Mehr als die Hälfte der Fälle wurde auf gleichgeschlechtliche Sexualkontakte zwischen Männern (MSM) zurückgeführt.
Diese Entwicklung sei auch vor dem Hintergrund der steigenden Resistenzen gegen Antibiotika, wie Azithromycin und Ciprofloxacin bedenklich und erfordere eine konsequente Überwachung und Strategien zur Prävention.
Chlamydieninfektionen stiegen zwischen 2012 bis 2019 ebenfalls an. Dieser Trend wurde nur im Pandemiejahr 2020 kurz unterbrochen, was im Jahr 2021 wieder aufgeholt wurde. Am häufigsten wären junge erwachsene heterosexuellen Frauen betroffen.
Die ECDC weist besonders auf einen besorgniserregenden Anstieg der gemeldeten LGV-Fälle hin. Die durch Chlamydia trachomatis verursachte Erkrankung stelle aufgrund ihrer potenziellen langanhaltenden Komplikationen eine besondere Herausforderung dar, betonte die ECDC. Hier wären Präventionsmaßnahmen ganz besonders angebracht, insbesondere in der MSM-Population.
Als eine Kohorte, die unter besonderer Beobachtung stehen sollte, wären Personen, die eine HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) erhalten oder dafür in Frage kommen. Die Dunkelziffer an LGV könnte laut Einschätzung der ECDC beträchtlich sein, da in vielen Ländern keine nationalen Überwachungssysteme für LGV vorhanden wären und eine Infektionsbestätigung durch molekulare Diagnostik nicht überall verfügbar wäre.
Im Jahr 2021 wurden in 28 Ländern der Europäischen Union bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EWR) 25.270 bestätigte Syphilisfälle gemeldet, was einem Anstieg gegenüber 2020 entspricht, als die Fälle zum ersten Mal seit acht Jahren zurückgegangen waren. 77 % der Fälle wurden in Folge von MSM identifiziert.
Insgesamt sei die Lage im Kampf gegen STIs in Europa als äußerst kritisch zu bewerten, hob die ECDC hervor. Es wären verstärkte Anstrengungen zwischen Gesundheitsbehörden, Gesundheitsdienstleistern sowie Gemeinschaften erforderlich, um die Ausbreitung dieser Infektionen einzudämmen und ihre Auswirkungen auf Einzelpersonen und öffentliche Gesundheitssysteme abzumildern, appellierte die ECDC. © cw/aerzteblatt.de
Adipositas im Jugendalter schadet den Nieren
Tel Aviv – Israelische Soldaten, die bei der Musterung übergewichtig oder adipös waren, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko, bis zum Alter von 30 Jahren eine chronische Nierenerkrankung zu entwickeln. Männer waren nach den in JAMA Pediatrics (2023; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2023.5420) vorgestellten Ergebnissen häufiger betroffen als Frauen.
Die Gewichtsprobleme von Jugendlichen und Erwachsenen beunruhigen nicht nur Diabetologen und Kardiologen, weil frühere Studien auf eine Zunahme von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hingewiesen haben.
Auch Nephrologen müssen nach den von einem Team um Gilad Twig vom Sheba Medical Center in Ramat Gan bei Tel Aviv vorgestellten Ergebnissen mit einer steigenden Zahl von Erkrankungen rechnen.
Der Epidemiologe hat die Ergebnisse der Musterung von 593.660 Männern und Frauen im Alter von 16 bis 20 Jahren mit den späteren Nierenerkrankungen in Beziehung gesetzt, die bei Maccabi Health Services, einem der vier großen Krankenversicherer des Landes, registriert wurden.
Während einer Nachbeobachtungszeit von 13,4 Jahren hatten die Ärzte bei 1.963 Jugendlichen (0,3 %) eine beginnende chronische Nierenerkrankung diagnostiziert mit einer leichten Albuminurie (Albumin-Kreatinin-Quotient von 30 mg/g oder mehr) bei einer noch weitgehend erhaltenen Nierenfunktion (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate über 60 ml/min/).
Die Assoziationen waren vor allem bei den männlichen Rekruten deutlich: Übergewicht war mit einem 4,0-fach erhöhten Risiko verbunden (Hazard Ratio HR 4,0; 95-%-Konfidenzintervall 3,3-5,0). Bei einer milden Adipositas erkrankten die jungen Männer fast 7-fach häufiger (HR 6,7; 5,4-8,4) und bei einer schweren Adipositas sogar mehr als 9-fach häufiger (HR 9,4; 6,6-13,5).
Bei Frauen waren die Hazard Ratios mit 2,5 (2,1-3,0) beim Übergewicht, 3,2 (2,5-4,2) bei leichter Adipositas und 5,2 (3,4-7,8) bei schwerer Adipositas deutlich geringer aber auch signifikant.
Die Hazard Ratios stiegen bereits ab einem Body-Mass-Index von 20 an. Bereits ein Gewicht im oberen Normalbereich war bei Männern mit einem um 80 % (HR 1,8; 1,5-2,2) und bei Frauen mit einen um 40 % (HR 1,4; 1,2-1,6) erhöhten Risiko auf eine Nierenerkrankung vor dem 30. Lebensjahr verbunden.
In beiden Geschlechtern waren vor dem 30. Lebensjahr bereits 1 % der hochgradig adipösen Erwachsenen nierenkrank. Da die Erkrankungen nicht reversibel sind und in der Regel langsam fortschreiten, könnte es in den nächsten Jahrzehnten zu einem deutlichen Anstieg der Erwachsenen kommen, bei denen die Erkrankung bis zum Endstadium fortschreitet, in dem eine Dialyse oder eine Nierentransplantation notwendig wird. © rme/aerzteblatt.de
COMMENT: Fettleibigkeit hat mannigfaltige biophysikalische Auswirkungen auf innere Organe, so im Erwachsenenalter auch auf die Nieren. Es geht um die räumliche Einengung. Am ausgeprägtesten ist die Verdrängung von funktionellem lymphatischen Gewebe in den Lymphknoten: dessen Schwund senkt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems.
Nach Absetzen von Abnehm-Wirkstoff kommen Kilos zurück
Auf Arzneimitteln ruhen im Kampf gegen starkes Übergewicht einige Hoffnungen – in der Forschung mehren sich allerdings die Hinweise auf einen Jo-Jo-Effekt nach dem Absetzen. Bei dem Wirkstoff Tirzepatid zeigte sich bei Patienten eine deutliche Wiederzunahme des Gewichts, wenn sie nach 36-wöchiger Einnahme des Präparats nur noch ein Scheinmedikament erhielten. Das berichtet ein Forschungsteam im Journal „Jama“.
Bei der zweiten Probandengruppe, die das Medikament weiterhin einnahm, purzelten die Kilos hingegen weiter. Für Fachleute kommen die Ergebnisse nicht überraschend.
Tirzepatid ist laut der Studie bisher etwa in den USA für die Behandlung von Fettleibigkeit zugelassen, in der EU bisher nicht. Bei uns kann es unter dem Namen „Mounjaro“ bisher nur in bestimmten Fällen von Diabetes Typ 2 verwendet werden. Tirzepatid gilt als noch effektiver als der Wirkstoff Semaglutid („Wegovy“), der hierzulande oft gemeint ist, wenn es um Abnehmspritzen geht. Ähnlich wie bei Semaglutid-Präparaten sollten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zusätzlich eine Diät halten und ausreichend körperlich aktiv sein.
An der Studie nahmen 670 Patienten in verschiedenen Ländern teil, die zu Beginn fettleibig oder übergewichtig waren. Nach 36 Wochen hätten sie ihr Gewicht im Schnitt um rund 21 Prozent reduziert, berichtet das Team. Ein Teil der Probanden bekam den Wirkstoff auch im Anschluss und verlor bis Woche 88 der Studie weitere 5,5 Prozent an Gewicht. Einer zweiten Gruppe gaben die Forschenden nach der ersten Phase nur noch ein Placebo: Diese nahm bis zum Studienende wieder deutlich zu. Bei den Probanden wurde aber im gesamten Studienzeitraum immer noch ein Gewichtsverlust von etwa zehn Prozent verzeichnet.
Therapie muss fortgesetzt werden
Die Ergebnisse unterstreichen aus Sicht der Studienautoren, dass die Therapie fortgesetzt werden müsse, wenn man eine Wiederzunahme an Gewicht vermeiden wolle. Mindestens fünf Studien zu verschiedenen Medikamentenklassen – einschließlich der vorliegenden – hätten gezeigt, dass es nach dem Absetzen zu einem deutlichen Jo-Jo-Effekt kommt. Darunter sei auch Semaglutid gewesen. Es würden weitere Studien gebraucht, um den möglichen Langzeitnutzen und -risiken von Kurzzeittherapien zu verstehen.
Die Ergebnisse seien „alles andere als überraschend“, sagte Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums in Düsseldorf und verwies auf nahezu identische Studienergebnisse bei Semaglutid. Beachten müsse man noch, dass Studienteilnehmer besonders ausgewählt, motiviert und außerdem in Sachen Lebensstil besonders trainiert worden seien. Wegen der geringeren Betreuung in der täglichen Praxis könnten Patienten nach dem Absetzen der Therapie womöglich sogar schneller wieder zunehmen. „Die Studien zeigen somit eindeutig, die ,Wunderspritzen‘ müssen wohl lebenslang genutzt werden“, sagte Martin.
Die Studie zeigt außerdem, dass Nebenwirkungen relativ häufig sind und meist den Magen-Darm-Trakt betreffen: etwa Übelkeit, Durchfall und Verstopfung. Das ist ähnlich wie bei Semaglutid-Präparaten. Die Schwere wird in der Studie als meist mild bis moderat beschrieben, außerdem wurden die Nebenwirkungen mit der Zeit seltener. Manche Menschen brachen die Studienteilnahme allerdings auch wegen Nebenwirkungen ab.
Umfrage zur elektronischen Patientenakte: Mehrheit findet Opt-out-Regelung gut
Berlin – Die im Digitalgesetz (DigiG) enthaltene Opt-out-Regelung zur elektronischen Patientenakte (ePA) bewertet die Mehrheit der Bevölkerung positiv. Das geht aus einer heute vom AOK-Bundesverband vorgelegten Umfrage hervor.
Demnach finden 62,9 Prozent der Befragten die Opt-out-Regelung gut, 21,1 Prozent lehnen die Regelung ab und 12,4 Prozent sind unentschieden. Die Opt-out-Regelung sieht vor, dass die ePA ab 2025 für alle Versicherten automatisch angelegt wird – es sei denn, man widerspricht aktiv.
„Mit dem neuen Verfahren wird für alle Versicherten eine ePA angelegt, ohne dass sie sich aktiv darum kümmern müssen. Dies wird der Digitalisierung im Gesundheitswesen hoffentlich Schubkraft verleihen. Das Befragungsergebnis macht deutlich, dass es für diese Neuregelung ganz überwiegend Zustimmung in der Bevölkerung gibt“, sagte Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.
Die Befragung zeigt außerdem, dass aktuell etwa jeder fünfte Befragte (21,3 Prozent) Widerspruch gegen das Anlegen der persönlichen Patientenakte einlegen will. Knapp die Hälfte der Befragten (49,3 Prozent) will dies nicht tun, sehr viele Menschen (18,7 Prozent) sind noch unentschieden oder geben an, die neue Regelung noch nicht zu kennen (10,7 Prozent).
„Diese Ergebnisse machen deutlich, dass viel Informations- und Überzeugungsarbeit vor uns liegt. Viele Menschen reagieren noch skeptisch und wissen zu wenig über die Vorteile der elektronischen Patientenakte“, so Hoyer. Um Unsicherheiten auszuräumen, brauche es im kommenden Jahr eine breit angelegte Informationskampagne, an der sich auch die AOK aktiv beteiligen werde. © EB/aha/aerzteblatt.de
Studie: Ballaststoff wirkt auf mehr Darmmikroben als geglaubt
Bananen, Zwiebeln und Weizen enthalten den Ballaststoff „Inulin“. Der menschliche Körper kann Inulin nicht verwerten, es fördert aber bekanntermaßen das Wachstum nützlicher Darmbakterien. Darüber hinaus beeinflusst es viel mehr Mikroben im Darm, als man bisher glaubte, berichten Forscher der Universität Wien im Fachjournal „Nature Communications“. Solche Untersuchungen der menschlichen Darmfloren sollen fundierte Empfehlungen für Nahrungsergänzungsmittel ermöglichen.
Ein Team um David Berry und Alessandra Riva vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien heftete fluoreszierende Nanopartikel an Inulin und mischten den so markierten Ballaststoff menschlichem Stuhl bei. Dadurch brachten sie Darmmikroben aus dem Stuhl zum Leuchten, die Inulin binden und verwerten. Sie isolierten diese und stellten ihre Identität fest.
„Die Fähigkeit, Inulin zu binden, war in der Mikrobenflora weit verbreitet“, schrieben die Forscher: „Eine breite Palette von Darmbakterien, weit mehr als bisher angenommen, kann Inulin binden.“ Manche von ihnen werden durch Inulin stimuliert, manche bauen es ab. Andere werden indirekt durch den Inulin-Abbau stimuliert. Darunter sind Arten, „denen solche Eigenschaften bisher nicht zugeordnet wurden“, heißt es in einer Aussendung.
Wirkung komplexer als angenommen
„Inulin-Nahrungsergänzungsmittel sind seit Jahren auf dem Markt, aber präzise wissenschaftliche Belege zur gesundheitsfördernden Wirkung dieser fehlen bisher“, so Berry: „Bisher dachten wir, dass Inulin hauptsächlich die so genannten ‚guten Bakterien‘ anregt, aber jetzt wissen wir, dass die Wirkung von Inulin viel komplexer ist.“ Mit diesem Wissen und weiteren Untersuchungen könnte man wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für Nahrungsergänzung abgeben. Diese sollten zudem personalisiert sein, denn „beim Vergleich von Stuhlproben verschiedener Menschen haben wir erhebliche Unterschiede in den Mikrobengemeinschaften festgestellt, die auf Inulin reagieren“, erklärte Riva.
Unverdauliche Ballaststoffe wie Inulin und Oligofruktose, die Wachstum und Aktivität von Dickdarmbakterien fördern, werden auch als Präbiotika bezeichnet. Sogenannte Probiotika sind hingegen Zubereitungen, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten, zum Beispiel Milchsäurebakterien und Hefen.
Service: https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-1384438/v1
2025 soll Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt kommen
Der US-Pharmakonzern Moderna hofft darauf, in zwei Jahren einen Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt zu bringen. „Wir gehen davon aus, dass das Produkt in einigen Ländern bis 2025 mit einer beschleunigten Zulassung auf den Markt kommen könnte“, sagte Moderna-Chef Stéphane Bancel der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. Mit dem Impfstoff soll das sogenannte maligne Melanom behandelt werden, die bösartigste Form von Hautkrebs.
Der von Moderna entwickelte Krebs-Impfstoff basiert auf der mRNA-Technologie, die auch schon bei den Corona-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer zum Einsatz kam. In beiden Fällen sollen die Impfstoffe das Immunsystem aktivieren. Der Krebs-Impfstoff richtet sich aber nicht gegen einen Krankheitserreger wie das Coronavirus, sondern gegen körpereigene Krebszellen. Behandelt werden sollen dem Unternehmen zufolge Patientinnen und Patienten, die bereits an Hautkrebs erkrankt sind und denen Melanome entfernt wurden. Der Impfstoff solle dafür sorgen, dass der Krebs nicht zurückkommt.
Sogenannte therapeutische Impfstoffe zählten zu den großen Hoffnungen in der Onkologie, sagte Bancel. Es handle sich um eine „Immuntherapie 2.0“. Bei der bisher üblichen Immuntherapie wird den Patientinnen und Patienten ein Antikörpermedikament verabreicht, etwa das Mittel Keytruda des US-Pharmakonzerns MSD.
In einer klinischen Studie wurde nun 157 Probandinnen und Probanden mit fortgeschrittenen Melanomen das Antikörpermedikament zusammen mit dem Impfstoff verabreicht. Das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt oder die Patientinnen und Patienten sterben, konnte mit der Kombination im Vergleich zu einer Behandlung nur mit Keytruda um 49 Prozent gesenkt werden, wie aus am Donnerstag von Moderna vorgelegten Studienergebnissen hervorgeht. Bei einer vorherigen Studie hatte das Rückfall- und Sterberisiko noch bei 44 Prozent gelegen.
Keytruda sei bisher „das beste Produkt auf dem Markt“, sagte Bancel. In Kombination mit dem mRNA-Impfstoff überlebe nun aber „jeder zweite Mensch“. Das sei in der Onkologie „enorm“.
Moderna plant für 2024 nun eine großangelegte klinische Studie mit tausend Probandinnen und Probanden. Auf dieser Grundlage will das Unternehmen dann eine bedingte Zulassung beantragen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bewerten die von Moderna vorgelegten Daten zu dem Impfstoffkandidaten bereits in einem beschleunigten Prüfverfahren.
An schwarzem Hautkrebs erkrankten im Jahr 2020 weltweit schätzungsweise 325.000 Menschen, zudem gab es 57.000 Todesfälle.
Wiener Forscher knacken mit Computerintelligenz den Erbgut-Ablesecode
Welche Bauanleitungen (Gene) etwa in Muskel-, Haut- und Darmzellen zu verwenden sind, ist am Erbgut auf Ableseverstärker- (Enhancer-) Abschnitten codiert. Dieser Code wurde von Wiener Biologen mit Künstlicher Intelligenz geknackt. Sie könnten nun die Aktivität der Gen-Ableseverstärker in den Körperteilen vorhersagen, die Folgen von Veränderungen (Mutationen) abschätzen und sie bei Bedarf stärker und schwächer justieren. Die Studie wurde im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
„Jede Zelle im menschlichen Körper enthält dieselben Gene, aber verschiedene Gewebe aktivieren unterschiedliche Gruppen von Genen“, erklärten die Forscher um Alexander Stark vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien in einer Aussendung. Welche Gene wo angeschaltet werden, regulieren „Enhancer“. Deren Aktivität war bisher nicht anhand ihrer DNA-Sequenz vorhersagbar.
Die Forscher trainierten Künstliche Intelligenz, ein „Deep and Transfer Learning Modell“, anhand verschiedener Datensätze von Enhancer-Sequenzen sowie deren aus anderen Versuchen bekannten Eigenschaften und Aktivitäten in der Fruchtfliege „Drosophila melanogaster“. Sie ist ein beliebter Modellorganismus der Biologen. „Das Modell war daraufhin in der Lage, die Enhancer-Aktivität in fünf Gewebearten in Fruchtfliegenembryonen vorherzusagen“, schrieben die Forscher: im zentralen Nervensystem, in Teilbereichen des Gehirns, in der Oberhaut (Epidermis), im Darm und in Muskeln.
Sie schufen anschließend im Labor selbst 40 künstliche Enhancer, deren Code vom Computerprogramm berechnet worden war. Diese aktivierten tatsächlich Gene in den gewünschten Zielgeweben. „Wir können mit unseren Modellen also nicht nur direkt aus ihrer DNA-Sequenz vorhersagen, wann und wo Enhancer Gene aktivieren, sondern sie auch neu schreiben“, sagte Stark. Damit könnte man Gene zum Beispiel gezielt im Herzen oder Gehirn aktivieren, und zwar in jedem Entwicklungs- und Krankheitsstadium. „Dies ermöglicht komplett neue Therapieansätze“, so der Forscher.
Service: Fachpublikation: https://www.nature.com/articles/s41586-023-06905-9, Erklärvideo der Forscher: https://youtu.be/mjhg-34rn8Q
Forscher zeigen Entwicklung und Fehlbildung von wichtigem Hirnareal
Im Mittelhirn befindet sich der „Colliculus superior“. Dort übernimmt das kleine Gehirnareal die Aufnahme von Sinnesreizen und leitet Reaktionen darauf ein. Forscher vom Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ) konnten nun Eigenheiten bei der Bildung dieser Struktur entschlüsseln und zeigen, wie die Hemmung eines Gens dort Chaos auslöst. Die Erkenntnisse könnten miterklären, wie es zu Autismus oder ADHS kommt.
In langwieriger Forschungsarbeit hat das Team um Giselle Cheung sozusagen die Entwicklungsgeschichte des wichtigen Gehirnareals entschlüsselt. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter hefteten sich an die Fersen der Ausgestaltung der verschiedenen Nervenzellen (Neuronen) und Gliazellen – gewissermaßen Stützzellen mit vielen weiteren Funktionen im Nervensystem – aus den Stammzellen im Colliculus superior.
Beteiligt waren neben Gruppen vom ISTA auch Experten vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Medizinischen Universität Wien. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin „Neuron“ vorgestellt.
Obwohl dieses Hirnareal „zum Beispiel die unbewusste Bewegung der Augen oder des gesamten Kopfes“ steuert oder „eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der Konzentration“ spielt, wisse man noch relativ wenig über die Entwicklung vom Embryo bis zum Erwachsenen, so Cheung in einer Aussendung des ISTA. Mit Hilfe neuer Methoden konnten die Wissenschafter jetzt nachverfolgen, aus welchen Stammzellen die zum Beispiel die Reizweiterleitung fördernden (erregenden) oder hemmenden Neuronen entstehen und wie sie sich verteilen.
Stammzellen mit außergewöhnlichem Potenzial
Dabei zeigte sich, dass die Stammzellen in der speziellen Hirnregion über längere Zeit ihre Fähigkeit behalten, sich in alle möglichen Zellen zu entwickeln. Das ist in anderen Teilen des Gehirns anders. Ein weiteres Unikum des Colliculus superior ist offenbar, dass dessen grundsätzliche Bildung nur wenige Tage dauert, und sich die Struktur nicht Schicht für Schicht, sondern mehr oder weniger in einem Zug aufbaut. Dies würde „das außergewöhnliche Potenzial der neuronalen Stammzellen im Colliculus superior, das uns bisher unbekannt war“, zeigen, so Forschungsgruppen-Leiter Simon Hippenmeyer.
In der Folge untersuchte man, was passiert, wenn ein bestimmtes Gen – „Phosphatase and tensin homolog“, kurz „Pten“ – ausgeschaltet wird. Dieser Erbgut-Baustein wird als ein Faktor bei der Entstehung von Autismus oder der Bildung eines außergewöhnlich großen Kopfes (Makroenzephalie) angesehen.
Spielte Pten in der Entwicklung keine Rolle, wurden deutlich mehr hemmende Neuronen gebildet. Damit geht in der Gehirnregion sozusagen die Balance verloren. „Wir denken, dass die Störung dieses Gleichgewichts im Colliculus superior zu einem Defizit bei der Verarbeitung sensorischer Signale führen könnte, was möglicherweise Störungen wie Autismus und ADHS (Aufmerksamkeits- Defizitsyndrom, Anm.) erklärt“, so Hippenmeyer.
Service: https://dx.doi.org/10.1016/j.neuron.2023.11.009
UMWELT
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BILDUNG
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MEDIEN – IT
Erstmals nicht-menschlicher Forschender bei „Nature“-Top-10: ChatGPT
Alljährlich präsentiert das Wissenschaftsjournal „Nature“ eine Top 10 maßgebender Forscherinnen und Forscher des Jahres. Diesmal findet sich dort erstmals jemand, der gar kein Mensch ist: der KI-gestützte Chatbot ChatGPT. „ChatGPT hat dieses Jahr die Nachrichten dominiert, und sein Einfluss ist in der gesamten Wissenschaft – und in der Gesellschaft – zu spüren“, sagte Richard Monastersky, der Chefredakteur von „Nature“.
Da daneben zehn Menschen gelistet sind, handelt es sich in diesem Jahr eigentlich um eine Top-11. Man habe sich entschlossen, ChatGPT zusätzlich aufzunehmen, „um die tiefgreifende Art und Weise zu würdigen, in der generative künstliche Intelligenz die Entwicklung und den Fortschritt der Wissenschaft verändert“, so Monastersky. In einem Beitrag in „Nature“ hieß es zu ChatGPT: „Er hat wissenschaftliche Arbeiten mitverfasst – manchmal heimlich. Er fabrizierte Entwürfe für Präsentationen, Förderanträge und Lehrveranstaltungen, erstellte Computercodes und diente als Resonanzboden für Forschungsideen.“
Zugleich habe ChatGPT allerdings auch Referenzen und Fakten erfunden sowie Hassreden ausgespuckt. „Vor allem aber hat er die Fantasie der Menschen angeregt.“ Noch sei unklar, welche Möglichkeiten aus ChatGPT-ähnlichen Systemen künftig resultierten, hieß es auch. „Aber die Revolution generativer KI hat begonnen. Und es gibt kein Zurück mehr.“
Andere wichtige Meilensteine
„Nature“ hob auch hervor, dass mehrere Forschende auf der Liste Teil von Teams waren, also gemeinsam mit anderen wichtige Meilensteine erreichten. Zu den Experten, die die Wissenschaft im Jahr 2023 prägten, zählt das Fachmagazin Kalpana Kalahasti, stellvertretende Projektleiterin der „Chandrayaan-3“-Mission der indischen Raumfahrtbehörde. Mit der Sonde war im August die erste erfolgreiche Landung Indiens auf dem Mond gelungen. Berücksichtigt wurde auch die Physikerin Annie Kritcher, leitende Konstrukteurin an der US-amerikanischen National Ignition Facility. Dort war es Anfang Dezember 2022 erstmals gelungen, bei einer Kernfusion mehr Energie zu gewinnen als per Laser direkt hineingesteckt wurde.
Erstmals Mäusewelpen aus den Zellen zweier männlicher Mäuse zu erzeugen, gelang dem Team des Entwicklungsbiologen Katsuhiko Hayashi von der japanischen Universität Osaka. Für die Mäuse mit zwei biologischen Vätern waren Hautzellen männlicher Tiere in Eizellen umgewandelt worden, die mit Spermien anderer Männchen befruchtet wurden.
Als Pionier der künstlichen Intelligenz wurde Ilya Sutskever, Chefwissenschafter des Unternehmens OpenAI, in die „Nature“-Liste aufgenommen. Er habe eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von ChatGPT und den Sprachmodellen gehabt, auf denen der Chatbot basiert.
Zum ersten Mal zwei nicht selbst forschende Frauen in Top-10
In der Liste zu finden sind zudem der Mediziner Halidou Tinto, der in Burkina Faso klinische Studien zur Zulassung eines Malaria-Impfstoffs leitete, der Londoner Krebsforscher Thomas Powles, dessen Team Fortschritte bei der Behandlung bestimmter Krebsarten erreichte, sowie die Biochemikerin Svetlana Mojsov, die eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung des Hormons GLP-1 spielte, das neuen Medikamenten gegen Fettleibigkeit zugrunde liegt.
„Nature“ berücksichtigte auch einen Forscher, der Fehler in einem scheinbar verblüffenden Ergebnis aufzudecken half: den Physiker James Hamlin von der University of Florida, der auf Ungereimtheiten in einer Anfang 2023 vorgestellten Studie zur Supraleitung bei Raumtemperatur hingewiesen habe. Die Studie wurde inzwischen zurückgezogen.
Mit in die Top-10 aufgenommen wurden zudem zwei Frauen, die selbst nicht forschen: Brasiliens Umweltministerin Marina Silva für Maßnahmen gegen die Abholzung im Amazonasgebiet sowie Eleni Myrivili, die bei den Vereinten Nationen Länder bei der Vorbereitung auf zerstörerische Auswirkungen des Klimawandels unterstützt.
RECHT
Verfassungsbeschwerde gegen Triage-Gesetz eingereicht
Berlin – Verfassungsbeschwerde gegen die vor einem Jahr vom Bundestag beschlossene Regelung zum Umgang mit begrenzten überlebenswichtigen intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten bei übertragbaren Krankheiten (Triage-Regelung) haben 14 Fachärztinnen und Fachärzte aus den Bereichen Notfall- und Intensivmedizin eingereicht.
Nach Überzeugung der Ärztinnen und Ärzten verstößt die Regelung gegen ihre Grundrechte, weshalb mit Unterstützung des Marburger Bundes (MB) beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) eine Verfassungsbeschwerde gegen § 5c des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) vorbereitet wurde.
Die Beschwerdeführer wenden sich insbesondere gegen zwei wesentliche Regelungsinhalte: Den Positiv-Negativ-Kriterienkatalog für eine Zuteilungsentscheidung über intensivmedizinische Behandlungskapazitäten (§ 5c Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 IfSG) und das grundsätzliche Verbot der Ex-post-Triage (§ 5c Abs. 2 Satz 4 IfSG).
Beide Regelungen machten ein mit ärztlichen Grundsätzen – ethisch wie medizinisch – zu vereinbarendes Handeln in einer Dilemmasituation unmöglich und verursachten darüber hinaus eine erhebliche Rechtsunsicherheit und ein signifikantes Strafbarkeitsrisiko, so die Begründung.
Zum Hintergrund: Die neu in das Infektionsschutzgesetz eingefügte Triage-Norm sieht ein Verfahren für die Zuteilung nicht ausreichend vorhandener intensivmedizinischer Behandlungsressourcen vor und enthält Kriterien für die Zuteilungsentscheidung sowie Dokumentations- und Verwaltungsvorgaben, die von den behandelnden Ärzten zu beachten sind.
Aus der Sicht der Beschwerdeführer verletzt das Gesetz sie in ihrem Grundrecht der Berufsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 GG), das durch die Gewissensfreiheit (Art. 4 Abs. 1 Var. 2. GG) in dem vorliegenden Fall entscheidend verstärkt wird. Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, ihren Beruf „nach ihrem Gewissen, den Geboten der ärztlichen Ethik und der Menschlichkeit“ auszuüben (Muster-Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte).
Diese Eingriffe in das Grundrecht sei im Wesentlichen aus vier Gründen nicht gerechtfertigt.
Erstens seien das Diskriminierungsverbot in der Triage-Regelung und die daraus folgenden Zuteilungsentscheidungen widersprüchlich. Die Norm sei in ihrem Tatbestand deshalb unbestimmt und mit der Rechtsfolge einer möglichen berufsrechtlichen Sanktion für die Beschwerdeführer unzumutbar.
Zweitens mache die Unklarheit in der Negativliste (§ 5c Abs. 1 Satz 1 IfSG) die Regelung ebenfalls unzumutbar und damit im Ergebnis unverhältnismäßig.
Drittens sei das Verfahren für Zuteilungsentscheidungen nicht nur „unpraktikabel“, sondern auch in grundrechtsverletzender Art und Weise ausgestaltet, weil kein verfahrensauslösendes Ereignis definiert ist, der Entscheidungszeitpunkt ungeregelt bleibt und die Unbestimmtheit des gesamten Verfahrens erhebliche Rechtsunsicherheit für die entscheidungsverpflichteten Ärzte mit sich bringt.
Viertens könne das ausdrückliche Verbot der Ex-post-Triage (§ 5c Abs. 2 Satz 4 IfSG) bedeuten, dass neu hinzukommenden Patienten mit einer relativ besseren Überlebenswahrscheinlichkeit als Patienten mit deutlich schlechterer Prognose in bereits begonnener intensivmedizinischer Behandlung keine überlebenswichtige Behandlungskapazität mehr zugeteilt werden kann.
Wie der Marburger Bund betonte, sei in einer Mangelsituation aufgrund übertragbarer Krankheiten mit unzureichenden Behandlungskapazitäten die aktuelle und kurzfristige Überlebenswahrscheinlichkeit das entscheidende Kriterium für die Zuteilung medizinischer Ressourcen. Das habe das Bundesverfassungsgericht in seinem Beschluss vom 16. Dezember 2021 klargestellt (1 BvR 1541/20).
Durch die Triage-Regelung im Infektionsschutzgesetz werde den Ärzten aber zugemutet, eine Ex-ante-Zuteilungsentscheidung in dem Wissen zu treffen, dass sie später eintreffende Patienten mit deutlich besseren Überlebenschancen nicht intensivmedizinisch behandeln können.
Die ohnehin schon hohe Belastung in einer Triage-Situation werde so noch verstärkt und den Ärzten „die für ihr berufliches Ethos essenzielle Möglichkeit“ genommen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um unter den schwierigen Umständen einer extremen Ressourcenknappheit die größtmögliche Zahl an Menschen zu retten. © EB/aha/aerzteblatt.de
GESELLSCHAFT – SOZIALGESCHICHTE – RELIGION
Krisen und Co reduzieren Kinderwunsch in Österreich merklich
Eine deutliche Reduktion des Kinderwunsches offenbart eine wissenschaftliche Studie unter mehr als 8.000 Österreicherinnen und Österreichern, die Forscher der Unis Wien und Salzburg sowie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) durchgeführt haben. Pro befragter Frau liegt der Wert nun bei 1,68 Kindern. Das ist ein klarer Abfall im Vergleich zu einer Erhebung 2009, als sich Frauen im Schnitt noch 2,1 Kinder wünschten. Die Gründe liegen u.a. in der Teuerung und multiplen Krisen.
Die Analysen wurden im Rahmen des „Generations and Gender Programme“ (GGP) von einem Team um Isabella Buber-Ennser vom Vienna Institute of Demography (VID) der ÖAW sowie Norbert Neuwirth und Wolfgang Mazal vom Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) an der Uni Wien durchgeführt. Nach der Befragung 2008/2009 mit 5.000 Teilnehmern gab es eine Folgeerhebung 2012/2013 und die nunmehrige Auflage mit mehr als 8.000 Befragten zwischen Oktober 2022 und März 2023. Der Fokus beim Thema Kinderwunsch lag auf Personen zwischen 18 und 45 Jahren.
„Zwischen 2009 und 2023 ist der erhobene Kinderwunsch von 2,1 auf 1,7 Kinder pro Frau zurückgegangen“, so Neuwirth am Dienstag in einer Aussendung. Fragten die Forscher danach, ob man sich innerhalb der nächsten drei Jahre „definitiv“ oder „wahrscheinlich“ ein Kind wünscht, zeigte sich dieser Trend eindrücklich: In der Gruppe der 18- bis 29-jährigen Frauen gaben dies 2009 noch 36 Prozent der Befragten an. 2023 waren es zehn Prozentpunkte weniger. Bei den Männern dieser Alterskohorte sank die Zustimmung sogar von 30 (2009) auf 14 Prozent (2023). Weniger deutlich ging die Zustimmung in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen zurück: Unter den Männern fiel sie von 2009 auf 2023 von 40 auf 32 Prozent, unter den Frauen von 32 auf 30.
Die größte Gruppe unter den Frauen in Österreich ist mit rund 40 Prozent jene mit zwei Kindern. Rund ein Viertel hat ein Kind. Beide Werte seien über die Zeit hinweg „recht konstant“, wie Buber-Ennser im Gespräch mit der APA erklärte: „Der Anteil der kinderlosen Frauen nimmt aber konstant zu.“ Aufgrund der Vielzahl an Daten, die die Befragungen erbrachten, haben Wissenschafter abgeschätzt, wie hoch der Anteil der Kinderlosen in den Alterskohorten mit Geburtsjahr ab 1990 sein könnte. Die Analyse lasse auf einen Wert von 23 bis 24 Prozent schließen.
Mannigfaltige Ursachen
Vergleicht man dies mit früheren Jahrzehnten, in denen der Kinderlosen-Anteil teils auch groß war, aber relativ viele Frauen in Österreich auch drei oder mehr Kinder hatten, schlage das heutzutage stärker durch. Letztlich kommen bei so einem Trend „auch weniger potenzielle Mütter in Zukunft nach“, so die Demographin. In Frankreich wird der „Abwärtstrend“ noch von vielen vielköpfigen Familien gebremst. Das war in Skandinavien ähnlich, wobei zuletzt auch hier die Geburtenraten im Sinken begriffen seien. Woran das liegt, sei noch nicht klar, so Buber-Ennser.
Auf der Suche nach möglichen Gründen hierzulande wurde man in der jüngsten Untersuchung auch neben den sozusagen „klassischen“ Faktoren wie längere Ausbildungszeiten, Schwierigkeiten bei der Partnerfindung oder beim Einstieg ins Erwerbsleben und mangelnder Vereinbarkeit von Familie und Beruf fündig: Gefragt nach den aktuellen Krisen – der Teuerung, dem Ukraine-Krieg und der Covid-19-Pandemie – zeigte sich laut Buber-Ennser „ganz klar“, dass viele Menschen ihren Kinderwunsch angesichts dessen verändert haben. Knapp ein Drittel der Befragten bezeichnete sich als davon negativ beeinflusst. Am stärksten belastet die Preisentwicklung die Menschen.
In solchen krisenhaften Zeiten wird das Vorhaben, Kinder zu bekommen, oft aufgeschoben. „Freilich gibt es dann einen Teil derer, die das dann später nicht verwirklichen“, betonte Buber-Ennser. Das gelte in Österreich erstaunlicherweise sehr stark für Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen. Wie sich u.a. das entwickelt, wollen die Forscher mit einer Folgeerhebung in vier Jahren herausarbeiten.
„Wenn man die Herausforderungen der Eltern bedenkt, versteht man, warum sie offenbar dreimal überlegen, Kinder in die Welt zu setzen“, so Mazal zu den neuen Ergebnissen, die der GGP-Verbund in der Broschüre „Familien in Österreich. Partnerschaft, Kinderwunsch und ökonomische Situation in herausfordernden Zeiten“ zusammenfasst. Darin finden sich Beiträge von insgesamt 27 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern. Diese sollten laut dem ÖIF-Leiter als „Anstoß zur Reflexion über gesellschaftliche Verhältnisse genutzt werden“. Das GGP wird vom Bundeskanzleramt und dem Bildungsministerium gefördert.
Service: Die Broschüren der Jahre 2023, 2009 und 2013 online: https://www.ggp-austria.at
Studie: Männer hatten in Jungsteinzeit leichteres Leben als Frauen
Die ersten Bäuerinnen Europas in der frühen Jungsteinzeit hatten ein kräftezehrenderes Leben als ihre Gatten, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Der Größenunterschied zwischen Männern und Frauen war damals weit ausgeprägter als heute. Dafür gibt es laut Skelettanalysen keine erblichen, krankheits- oder ernährungsbedingten Ursachen. Darum machen die Forscher im Fachjournal „Nature Human Behaviour“ kulturelle Ungleichbehandlung dafür verantwortlich.
Die US-Genetikerin Samantha Cox (Universität Pennsylvania) inspizierte mit Kollegen die Überreste von 1.535 Jungsteinzeitbäuerinnen und -Bauern, die vor 8.000 bis 6.000 Jahren in Europa lebten. Die Forscherinnen und Forscher lasen das Erbgut dieser Menschen aus. Sie gewannen Einblicke in ihre Ernährung, indem sie in die Knochen eingebaute chemische Elemente analysierten. An den Zähnen und Knochen fand man wiederum Hinweise auf Krankheiten. Außerdem haben sie die Oberschenkelknochen abgemessen. Aus deren Länge kann man auf die Körpergröße schließen.
Ausgeprägte Größenunterschiede zwischen Männern und Frauen
Die Größenunterschiede zwischen Männern und Frauen waren in dieser Zeit laut der Analyse viel ausgeprägter als heute, so das Team, zu dem auch Nicole Nicklisch und Kurt Alt vom Zentrum für Natur-und Kulturgeschichte des Menschen der Danube Private University in Krems (NÖ) gehören: In modernen Gesellschaften weltweit beträgt das Größenverhältnis der beiden Geschlechter zwischen 1,06 und 1,08. Das heißt, dass einer 1,70 Meter großen Frau statistisch gesehen ein Mann gegenübersteht, der zwischen 1,80 und 1,84 groß ist.
In der Jungsteinzeit war der Größenunterschied in Europa nördlich von Österreich „außerordentlich“ ausgeprägt. Das Verhältnis lag laut den Forschern nämlich bei 1,14. Im südlichen Mitteleuropa – wozu auch Österreich zählt – betrug es 1,09 und am Balkan 1,11. Nur in manchen Gesellschaften der modernen Welt, wie etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien, gäbe es laut wissenschaftlicher Literatur heutzutage Werte in der Höhe von 1,10, und diese seinen für ihre „kulturelle Vorliebe für männliche Kinder bekannt“.
Für die jungsteinzeitliche Größendiskrepanz gäbe es keine erkennbaren genetischen, ernährungs- oder krankheitsbedingten Ursachen, erklären die Forscher. Die frühen Bäuerinnen und Bauern hatten damals anstrengende Leben und waren kleiner sowie kränker als die Jäger und Sammler in der Altsteinzeit. Dieser Stress wurde wohl durch Bevorteilung beim männlichen Geschlecht stärker abgefedert als beim weiblichen Geschlecht, was sich in den Körpergrößen niederschlug, meinen die Wissenschafter. Weil Vieh und Getreide umso schlechter gediehen, umso nördlicher man lebte, waren die Unterschiede im nördlichen Mitteleuropa deutlicher als im südlichen.
Mittelmeerraum war „anders“
Nur im Mittelmeerraum gab es offensichtlich keine Bevorzugung der Männer. Davon zeugt ein quasi „übermodernes“ Geschlechtergrößenverhältnis von 1,05. Die Männer dort zählten zudem zu den kleinsten im jungsteinzeitlichen Europa.
Service: https://doi.org/10.1038/s41562-023-01756-w
RUSSLAND – UKRAINE
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Finanznachrichten – Ukraine
ROUNDUP: Toter bei Drohnenangriff in Ukraine – Russland meldet auch Beschuss
ODESSA/MOSKAU (dpa-AFX) – Bei neuen russischen Drohnenangriffen ist in der Schwarzmeerregion Odessa nach ukrainischen Angaben ein Mann getötet worden. Eine abgeschossene Drohne sei auf ein Haus gestürzt und explodiert, teilten die Militärbehörden im Süden der Ukraine am Sonntag mit. Ein Bewohner sei ums Leben gekommen. Auf Fotos waren schwere Zerstörungen zu sehen. Die ukrainische Flugabwehr meldete den Abschuss von insgesamt 20 russischen Drohnen und einer Rakete.
Das Verteidigungsministerium Russlands, das den Krieg gegen das Nachbarland am 24. Februar 2022 begonnen hatte, meldete seinerseits den Abschuss ukrainischer Drohnen. Die russische Flugabwehr zerstörte nach diesen Angaben insgesamt 35 Drohnen.
Das „Kiewer Regime“ habe versucht, Terroranschläge gegen die Gebiete Wolgograd, Rostow und Lipezk zu verüben, teilte das Ministerium mit. Überprüfbar waren diese Angaben von unabhängiger Seite nicht. Traditionell informiert das russische Militär auch nur über eigene Erfolge und nicht über Verluste oder Schäden durch die Angriffe.
Der Gouverneur des Gebiets Rostow, Wassili Golubew, schrieb anders als das Ministerium, dass der Großteil der Drohnen abgeschossen worden sei. Es habe einen massiven Angriff auf das Gebiet gegeben, teilte er mit, ohne Details zu nennen. In sozialen Netzwerken gab es unbestätigte Berichte, nach denen ein Militärflugplatz in Morosowsk Ziel der Angriffe gewesen sei. Dort seien Kampfjets für die Angriffe gegen die benachbarte Ukraine stationiert, hieß es.
Ukrainische Medien berichteten am Sonntag unter Berufung auf Militärquellen über Drohnenangriffe auf militärische Objekte in den Regionen Rostow, Lipezk und Wolgograd. Unter anderem seien dabei auf einem Militärflughafen nicht näher beschriebene Zerstörungen angerichtet worden.
Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren mit Hilfe westlicher Verbündeter gegen die russische Invasion. Bei seinem Abwehrkampf beschießt das Land auch immer wieder russisches Staatsgebiet – sowohl in der Grenzregion als auch im Hinterland. Die russischen Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den schweren Kriegsfolgen in der Ukraine./mau/cha/DP/he
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ISRAEL – HAMAS
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DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Israel
Nicht eingelangt – Siehe Finanznachrichten „Gesamt-Roundup“
Finanznachrichten – Israel
GESAMT-ROUNDUP: Tausende demonstrieren in Israel nach Tod von drei Geiseln
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) – Die versehentliche Tötung von drei Geiseln durch israelische Soldaten im Gazastreifen hat schwere Bestürzung und Proteste ausgelöst. In der Metropole Tel Aviv strömten am Samstagabend Tausende Menschen auf die Straße, wie israelische Medien berichteten. Angehörige und Unterstützer demonstrierten für die Freilassung der noch im Gazastreifen verbliebenen Verschleppten.
Ein Angehöriger einer Geisel warf dem Kriegskabinett um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, es habe militärischen Druck als nötig bezeichnet, damit die Geiseln freigelassen würden. Inzwischen kämen jedoch immer mehr Geiseln als Leichen zurück.
Auch angesichts vieler toter Zivilisten und einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen wächst die Kritik an dem Militäreinsatz. Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.
Getötete Geiseln waren ohne Hemd und mit weißer Flagge
Israelische Soldaten hatten die drei Geiseln am Freitag bei dem Militäreinsatz im Gazastreifen versentlich erschossen. Die getöteten Männer seien mehrere Dutzend Meter entfernt von Soldaten aus einem Gebäude gekommen, erklärte ein Vertreter des israelischen Militärs am Samstag. Sie hätten keine Hemden angehabt. Einer habe einen Stock mit einem weißen Stück Stoff in der Hand gehalten. Ein Soldat habe sich den Angaben nach bedroht gefühlt und das Feuer eröffnet.
Zwei der Männer seien direkt getötet worden. Ein dritter Mann sei zurück in das Haus geflüchtet. Ein Kommandeur habe zwar angeordnet, das Feuer zu stoppen, doch als der dritte Mann zurück ins Freie getreten sei, sei erneut geschossen worden. Dabei sei auch dieser getötet worden. „Ich möchte sehr deutlich sagen, dass dieses Vorgehen gegen unsere Einsatzregeln war“, sagte der Militärvertreter.
Netanjahu spricht von „unerträglicher Tragödie“
Israels Generalstabschef Herzi Halevi übernahm derweil die Verantwortung für die versehentliche Tötung der drei israelischen Geiseln. „Die Armee und ich als ihr Kommandeur sind für das, was passiert ist, verantwortlich, und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft der Kämpfe wiederholen“, sagte er in einem auf X veröffentlichten Video.
Regierungschef Netanjahu bezeichnete den Vorfall als „unerträgliche Tragödie“. Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch rund 110 verschleppte Menschen im Gazastreifen festgehalten. Ende November hatten Israel und die Hamas unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA erstmals eine Feuerpause vereinbart, die zwei Mal kurz verlängert wurde. In der Zeit ließ die Hamas 105 Geiseln frei, darunter 14 deutsche Staatsbürger. Israel setzte im Gegenzug 240 palästinensische Häftlinge frei. Mehrere Geiseln sollen auch tot sein.
Berichte über Verhandlungen zur Freilassung weiterer Geiseln
Das Golfemirat Katar vermittelt Berichten zufolge wieder zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Dabei gehe es um Bemühungen zur weiteren Freilassung von Geiseln, die aus Israel in den Gazastreifen verschleppt worden waren, wie unter anderem die US-Zeitung „The Wall Street Journal“ berichtete. Demnach sollen hochrangige Beamte Israels und Katars in Norwegen zusammengekommen sein. Eine offizielle Bestätigung des Treffens gab es bisher nicht.
Die islamistische Hamas hingegen bekräftigte, keine Verhandlungen im Gaza-Krieg ohne ein Ende der Kampfhandlungen Israels führen zu wollen. Die Haltung der Hamas sei, keine Gespräche zu führen, „solange die zionistische Aggression gegen unser Volk nicht ein für alle Mal aufhört“. Dies sei allen Vermittlern mitgeteilt worden.
WHO beklagt dramatische Lage für Zivilisten in Gaza
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) machte erneut auf das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung aufmerksam. Das schwer beschädigte und größte Krankenhaus von Gaza sei nur noch „minimal funktionsfähig“ und müsse dringend zumindest die grundlegendsten Funktionen wieder aufnehmen können, erklärte die WHO am Sonntag. Ein Team des Schifa-Krankenhauses habe dessen Notaufnahme als „Blutbad“ beschrieben, in der jede Minute neue Patienten einträfen.
US-Präsident Joe Biden hatte Israel aufgerufen, in dem seit mehr als zwei Monaten dauerenden Krieg mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Die US-Regierung hatte zuletzt nach Gesprächen mit der israelischen Führung die Erwartung geäußert, dass Israel von einem militärischen Vorgehen mit „hoher Intensität“ zu „gezielteren“ Operationen übergehen werde. Ein Zeitraum dafür wurde nicht genannt.
Israel öffnet Grenzübergang Kerem Schalom für Hilfslieferungen nach Gaza
Israel öffnete den Grenzübergang Kerem Schalom für Hilfslieferungen in den Gazastreifen, wie die zuständige israelische Cogat-Behörde mitteilte. Dazu veröffentlichte die Behörde ein Bild mit aufgereihten Lastwagen. Unklar war zunächst, ob die Wagen den Übergang am Sonntag bereits überquert hatten. Das Sicherheitskabinett in Israel hatte die Öffnung des Grenzübergangs vergangene Woche vorläufig genehmigt. Damit soll die Belastung des ägyptischen Grenzübergangs Rafah in Richtung Gaza verringert werden.
Reedereien meiden Suez-Route wegen Beschuss
Große Reedereien meiden unterdessen wegen der Angriffe durch jemenitische Huthi-Rebellen zunehmend die Route durch das Rote Meer und den Suezkanal. Nach den Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd setzte am Samstag auch die weltgrößte Container-Reederei MSC ihre Transporte auf dieser Route aus. Die Alternativroute um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.
Der Verband Deutscher Reeder forderte ein internationales militärisches Bündnis mit deutscher Beteiligung zum Schutz der zivilen Schifffahrt. Dafür sprach sich auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), aus.
Luftwaffe schafft Hilfsgüter nach Ägypten
Die deutsche Luftwaffe flog am Samstag 7,6 Tonnen Hilfsgüter für palästinesische Patientinnen und Patienten nach Ägypten. Darunter waren vor allem Beatmungsgeräte und Brutkästen für Säuglinge sowie Patientenmonitore. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte die Fracht einen Wert von rund 1,4 Millionen Euro. Damit sei auf Anfragen der ägyptischen Regierung reagiert worden. Die Bundesregierung hatte wie die USA und andere Staaten eine Ausweitung der Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen gefordert./arb/DP/he
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