Tagesblick – 28.11.2023 Dienstag

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FAZIT DES TAGES

Israel-HAMAS-Krieg: Israel tauscht 33 palästinensische Gefangene gegen elf Geiseln aus. Hoffnungen auf Verlängerung der Feuerpause.

Ukraine-Krieg: Tote nach Unwetter in Region Odessa und auf der Krim. USA: Friedensverhandlungen der Ukraine würden derzeit in einen ukrainischen „Kapitulationsmonolog“ münden. Malta als Vorsitz: OSCE stellt sich „neutraler auf.

Schwacher Anstieg der Umsätze bei -0,39% DAX-Rückgang auf 15.966 Punkte. Die Bullen lassen sich praktisch nicht bremsen. Euphorie kommt vor dem Katzenjammer. WindowDressing ist so verlockend.

Leitet der Insolvenzantrag von Signa weitere Insolvenzen aus? (KURZVIDEO)

Düstere Prognosen für die deutsche Wirtschaft in 2024 (KURZVIDEO)

Interessant: Generationskohorten in den USA nach 1940 können zunehmend weniger Vermögen aufbauen. Weil sie mehr konsumierten? Nicht nur. COMMENT

Systemisch weniger relevant: UNICREDIT vraucht künftig weniger Eigenkapital vorhalten.

EZB: Düstere Prognosen für die Wirtschaft in der Eurozone. EZB decarbonisiert das Anleiheportfolio. EZB: Nagel sieht noch für länger hohe Zinsen, wenn nicht noch höhere.

OeNB: Finanzmarktstabilitätsbericht November 2023: Risiken für den Bankensektor und die Finanzstabilität sind im zweiten Halbjahr 2023 gestiegen mit Blick auf Rückgang der Wirtschaftsleistung ind den Kaufkraftverlust. OeNB ergreift Schutzmaßnahmen für Banken vor Cyberkriminalität.

COP28 UN fordert Ende des fossilen Zeitalters.

USA: Schwach steigende Umsätze am Bläck Friday. Kunden geben weniger Geld aus und warten auf Preisnachlässe um Weihnachten herum.

CEPAL-Studie: Armut in Lateinamerika und Karibik auf erschreckender Höhe.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – PBoC: Chinesische Wirtschaft dürfte 5-Prozent-Wachstumsziel erreichen. Mehr Geld verspricht chinesische Regierung den Unternehmen.

China als Bedrohung – so sehen es die Deutschen.

Aufgehellte Konsumstimmung in Frankreich. In Deutschland bleibt sie stabil.

Deutschland: Lust, Häuser und Wohnungen energetisch zu sanieren, ist vergangen.

Deutschland: Mode und Maschinenbau Große Pleiten nehmen stark zu.

Zunehmende Armut in Deutschland und Europa, gemessen am Heizverhalten.

Wahlumfragen: FPÖ etwas stärker, SPÖ kommt nicht wirklich vom Fleck.

Österreich: Statistischer Zahlenspiegel ist online. Jubelmeldung über Nächtigungsrekord im Sommer. COMMENT.

Österreich und sein 12-Prozent-Atomstrom-Import.

MEDIZIN: Long-Covid durch Impfung vermeiden. Böse Klebsiellen in griechischen Krankenhäusern nehmen zu.

Muttersprache schon im Mutterleib geprägt.
20 % der jungen Briten sind psychisch krank; Zunahme der Essstörungen.

UMWELT: Nicht gerade optimistischer COP28 Bericht. Rüttelt er auf?

Forscher machen Teufel im Detail der Treibhausgas-Messung sichtbar: ist damit ein Hoffnungsschimmer hinsichtlich der Einhaltung der Klimaziele verbunden?

BIlDUNG: Zunehmende Diversität unter österreichischen Schülern.

GESELLSCHAFT: Deutsche fürchten die Chinesen, misstrauen den Russen, halten den USA die Treue – es sei denn, Trump wird der nächste Präsident.

Österreich etwas weniger wissenschaftsskeptisch, aber die Skeptikerbasis ist recht beständig.

HELLMEYER

  • Märkte: Konsolidierung
  • Lagarde: Kampf gegen Inflation noch nicht gewonnen
  • DZ-Studie: Stimmung im Mittelstand bricht ein
  • Deutschland: Zahl der Großinsolvenzen nimmt zu
  • UK erfolgreich

Sowohl morgen als auch übermorgen fällt der Report wegen beruflicher Reisetätigkeit aus.

Der nächste Hellmeyer-Report wird am Freitag, den 1. Dezember 2023 erscheinen.

MÄRKTE

Märkte: Konsolidierung/Gewinnmitnahmen

Die Finanzmärkte zeigten sich in den letzten 24 Handelsstunden in einem Konsolidierungsmodus,

geprägt von leichten Gewinnmitnahmen an Aktienmärkten. Die Daten aus den USA (Absatz neuer

Wohnimmobilien, Dallas Business Index) belasteten.

Der deutliche Renditerückgang bei Staatsanleihen auch in Folge der US-Daten wirkte sich andererseits stabilisierend aus. So rentiert die 10 jährige Bundesanleihe heute früh mit 2,54% (Vortag 2,63%) und die 10 jährige US-Staatsanleihe mit 4,40% (Vortag 4,50%).

Der EUR kann gegenüber dem USD die erhöhten Niveaus behaupten. Gleiches gilt für die Edelmetalle gegenüber dem USD.

Berichte & Analysen – Auswahl

Ein Überblick:

• Berlin: Laut Umfrage des Statistischen Bundesamts nutzt jedes achte Unternehmen

(12%) künstliche Intelligenz, insbesondere Unternehmen mit mehr als 250

Beschäftigten (35%).
=>
Positiv

• Berlin: Bayerns Ministerpräsident Söder und CDU-Chef Merz fordern Neuwahlen im

Juni 2024 parallel zur Europawahl.
=> Schauen wir mal

• Berlin: CDU-Chef Merz erwägt neue Klage, sofern die Schuldenbremse auch 2024

ausgesetzt würde.
=> Kritisch

• Berlin – aktuelle Insa-Umfrage: CDU/CSU 30,5%, AFD 22%, SPD 15,5%, Grüne 12,5%,

FDP 6%, Linkspartei 4%
=> Interessant

• Nahost: Die humanitäre Waffenruhe in Gaza wird um zwei Tage verlängert.
=> Positiv

Deutschland: Zahl der Großinsolvenzen (Umsatz größer 50 Mio. EUR) nimmt zu

Gemäß Studie des Kreditversicherers Allianz Trade ergaben sich in den ersten 9

Monaten 45 Fälle, insbesondere in den Sektoren Einzelhandel, Maschinenbau und

Krankenhäusern (2022 nach 9 Monaten 26, 2021 nach 9 Monaten 17, 2020 nach 9

Monaten 44). 2020 lieferte bisher mit 58 Insolvenzen den Negativrekord.
=> Negativ

Deutschland: Schlagzeilen zur Haushaltskrise

Habeck: Unternehmen brauchen schnell Klarheit, Bund und Länder kämen bei

Maßnahmensuche voran – Regierungssprecher: Nachtragshaushalt soll bis Mitte

Dezember durch das Parlament, die Regierung versuche den Etat 2024 bis Jahresende

aufzustellen, falls es nicht klappe, sei die Verabschiedung im Januar 2024 geplant.
=> Kritisch

London: Premier Sunak verkündet Erfolg bei Investitionen

Sunak kündigte ausländische Investitionen im UK in Höhe von 29,5 Mrd. GBP (34 Mrd.

Euro) auf einem Treffen mit Führungskräften aus der ganzen Welt vor dem

Investitions-Gipfel im Londoner Hampton Court Palast an.
=> Positiv

Die australischen Fonds IFM Investors und Aware Super wollen zehn und fünf Mrd. GBP in Projekte stecken, die von der Infrastruktur über die Energiewende bis hin zu erschwinglichem Wohnraum reichen. Das spanische Stromunternehmen Iberdrola will seine Investitionspläne in Großbritannien um sieben Mrd. GBP erweitern, unter anderem in Stromnetze. Der US-Konzern Microsoft plant den Angaben zufolge ,2,5 Milliarden Pfund in die Infrastruktur für künstliche Intelligenz zu stecken.

Kommentar: Laut Ernst and Young liegt das UK bezüglich der Standortqualität hinter

Frankreich und Deutschland. Trotzdem bringt London es fertig, Investitionen nach dem

aktuellen Kenntnisstand ohne massive Subventionen in das UK zu leiten. Das ist

bemerkenswert. Deutschland kauft sich mit Milliardenbeträgen zu wesentlichen Teilen

Investitionen. Das wirft Fragen auf. Wenn die Standortqualität hier angeblich besser ist, wo

liegt dann das Manko. Ist es die Qualität der Politik? Vertrauen in Politik ist elementar für

Investitionstätigkeit, die den Kapitalstock erhält. Hat die nationale und die internationale

Wirtschaft Vertrauen in unsere politische Elite? Fehlt es Investoren an Pragmatismus, sehen

sie hier zu viel Ideologie und zu wenig Interessenorientiertheit als auch Qualität in der Politik?

Lagarde hält Kampf gegen Inflation für noch nicht gewonnen

Christine Lagarde sagte, die EZB könne im Kampf gegen die Inflation noch keine Siegesfeiern

ausrufen. Man müsse die verschiedenen Kräfte, die sich auf die Inflation auswirken, weiterhin

aufmerksam beobachten und sich auf das Mandat der Preisstabilität konzentrieren. Die künftigen

Entscheidungen im EZB-Rat würden sicherstellen, dass die Leitzinsen so lange wie nötig auf

einem ausreichend restriktiven Niveau blieben. Dabei würde die EZB datenabhängig vorgehen. Die

EZB würde die Inflationsaussichten im Blick behalten, die Inflationsdynamik und auch, wie stark

sich die Maßnahmen der Geldpolitik auf die Wirtschaft auswirkten. Lagarde erwartet, dass sich

der Inflationsdruck grundsätzlich weiter abschwächen werde. In den nächsten Monaten würde die

Inflation voraussichtlich wegen temporärer Basiseffekte leicht ansteigen.

Kommentar: Lagarde liefert eine klare Positionsbestimmung, die hinsichtlich der aktuell

verfügbaren Daten quantitativ in sich stimmig ist. Dass Japan ebenso weitgehend erfolgreich mit

einem Festhalten an dem Negativzins ist, könnte eine Debatte über qualitative Hintergründe der

Preisinflation rechtfertigen, könnte. Ein Thema, vielleicht für einen anderen Tag.

DZ/BVR-Studie: Stimmung im deutschen Mittelstand bricht ein

Die Stimmung im deutschen Mittelstand hat sich im Herbst (Oktober) markant abgeschwächt.

Sowohl die Aussichten als auch die Lage bewerteten die circa 1000 befragten Firmen deutlich

negativer. So heißt es in der Studie, die Stimmungsaufhellung vom Frühjahr sei im Zuge der

anhaltenden Belastungen bereits wieder Geschichte. Der Saldo von optimistischen und

pessimistischen Geschäftserwartungen der Betriebe sank von +7 auf -15 Punkte. Dies ist das

zweitschlechteste Ergebnis seit Beginn der Erhebung 1995. Nur im Herbst 2022, zu Hochzeiten

der Energiekrise (Risiko Wirtschaftsinfarkt), waren die Mittelständler noch pessimistischer. Die

Geschäftsaussichten hätten sich laut Umfrage in allen Größenklassen und fast allen Branchen

verschlechtert. Am pessimistischsten blickten die Bauunternehmen nach vorn. Die

Unsicherheit sorgte auch für eine stagnierende Bereitschaft zu Investitionen im Mittelstand. Es

wollen zwar 68% der Befragten in den nächsten sechs Monaten Geld in ihre Firma stecken. Das

langjährige Mittel liegt bei knapp 73%.

Kommentar: Der deutsche Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Das

zweitschlechteste Ergebnis seit 1995 spricht Bände. Der Handlungsdruck auf Berlin erhöht

sich täglich, sofern Schaden von dem Standort abgewendet werden soll.

Deutschland: Zahl der Großinsolvenzen (Umsatz größer 50 Mio. EUR) nimmt zu

Gemäß Studie des Kreditversicherers Allianz Trade ergaben sich in den ersten neun Monaten

45 Fälle, insbesondere in den Sektoren Einzelhandel, Maschinenbau und Krankenhäusern

(2022 nach neun Monaten 26, 2021 nach neun Monaten 17, 2020 nach neun Monaten 44).

2020 lieferte bisher mit 58 Insolvenzen den Negativrekord.

Kommentar: Stimmung ist das Eine (siehe oben). Hier werden weitere Fakten geliefert, die den

prekären Status, dem Deutschland durch diskretionäre Regierungspolitik der letzten 18 Jahre

ausgesetzt ist, noch einmal hervorgehoben. Erinnert sei daran, dass es 2022 zu einem

Rekordwert an Nettokapitalabflüssen von mehr als 130 Mrd. USD aus Deutschland kam. 2023

dürfte es hinsichtlich der verstärkten politischen Defizite nicht nachhaltig besser geworden

sein.

Datenpotpourri

Eurozone: Frankreich: Leicht zunehmende Arbeitslosenzahl

Frankreich: Die Zahl der Arbeitslosen (Class A) stellte sich in der saisonal bereinigten Fassung per Oktober auf 2.821.400 nach zuvor 2.812.200. Wir scheinen den Boden bei der Zahl der Arbeitslosen gefunden zu haben.

UK: Auftragsindex deutlich erholt

Der vom CBI ermittelte Index für den Einzelhandel verzeichnete per Berichtsmonat November einen Stand von -11 nach zuvor -36 Punkten. Es ist der höchste Indexwert seit Juni 2023.

USA: Daten nicht erbaulich

Der Absatz neuer Wohnimmobilien lag in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung

(annualisiert) bei 679.000 (Prognose 723.000) nach zuvor 719.000 (revidiert von 759.000).

Der Dallas Fed Manufacturing Business Index stellte sich per Berichtsmonat November auf – 19,9 nach zuvor -19,2 Punkten.

Hier den Hellmeyer Report herunterladen! (inkl. Graphiken!)

ÜBERSICHT

DJI – BAHA *** DJI – KGV *** Rendite 10-jg. US-Anleihen

DAX Deutsche Börse *** DAX – KGV *** Rendite 10-jg. Bundesanl. *** Euro-Bund Futures

9:50 ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung: Zurückhaltung vor Inflationssignalen

9:46 – MÄRKTE EUROPA/Knapp behauptet – DAX droht die Luft auszugehen

. . .

NACHBÖRSE/XDAX -0,1% auf 15.956 Punkte

Aktien New York: Moderate Verluste – iRobot sacken ab

US-Anleihen bauen anfängliche Gewinne aus

XETRA-SCHLUSS/DAX fällt unter die 16.000er-Marke

Deutsche Anleihen legen deutlich zu

Aktien Wien Schluss: ATX leicht schwächer

Termine

—  

Marktumfeld

Erster Insolvenzantrag bei Signa Pleiten-Dominoeffekt „kann man nicht ausschließen“ – KURZVIDEO

Eine deutsche Tochterfirma der Signa-Gruppe stellt einen Insolvenzantrag und Gründer Rene Benko will angeblich Kunstgemälde und eine Jacht verkaufen. Was die Pleite für das Imperium bedeutet, welche Immobilienprojekte betroffen sind und ob es für Benko persönlich brenzlig wird, erklärt Thomas Steinmann von Capital.

Welt wächst, Deutschland hinkt Volkswirt: „2024 kann hinten nicht viel rauskommen“ – KURZVIDEO

Deutschlands Wirtschaft soll nach Einschätzung von LBBW-Chefvolkswirt Kraemer nur leicht um 0,3 Prozent wachsen. Die Schuldenbremse droht zur Wachstumsbremse zu werden, wie der Ökonom erklärt. Beim Wachstum hinke Deutschland hinterher und trage vorerst die „rote Laterne“.

Vermögensverteilung in den USA: Jüngere Kohorten fallen zurück

Lange Zeit ist das Vermögensniveau in den USA von Generation zu Generation gestiegen, doch dieser Trend hat sich inzwischen umgekehrt. Eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt: Bereits die amerikanische Bevölkerung, die ab den 1950ern geboren wurden, besaß am Median gemessen über den gesamten Lebenszyklus weniger Vermögen als die in den 1940ern Geborenen. Die wachsende Vermögenskluft zwischen und innerhalb der Generationen ist größtenteils auf Unterschiede bei den Ersparnissen zurückzuführen und weniger auf Veränderungen bei Kapitalgewinnen oder erhaltenen Vermögenstransfers. …

… Der Rückgang der Ersparnisse wiederum erklärt sich durch niedrigere Sparquoten und stagnierende Einkommen.

Das Wichtigste in Kürze:

Eine aktuelle RWI-Studie zeigt, dass in den USA das Medianvermögen der Kohorten, die vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1940er Jahre geboren wurden, in jedem Alter von einer Zehnjahreskohorte zur nächsten gestiegen ist. Bei den Jahrgängen, die nach den 1940er Jahren geboren wurden, ist das Medianvermögen jedoch von einem Jahrgang zum nächsten gesunken. Gleichzeitig hat die Vermögensungleichheit innerhalb der Geburtskohorten zugenommen.

Die Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass der durchschnittliche junge Amerikaner von heute nicht das Vermögensniveau früherer Generationen erreichen wird. Die Vermögenstrends unterscheiden sich jedoch innerhalb der Vermögensverteilung. Während das durchschnittliche Vermögen der obersten zehn Prozent jeder Geburtskohorte im Generationenvergleich weiter steigt, ist das durchschnittliche Vermögen der unteren 50 Prozent noch stärker zurückgegangen als das mittlere Vermögen. Infolgedessen hat sich die Ungleichheit innerhalb der Kohorten vergrößert.

• Nach bisherigen Studien war unklar, inwieweit die wachsende demografische Vermögenskluft darauf zurückzuführen ist, dass heutzutage erst später mit dem Vermögensaufbau begonnen wird, Vermögen dafür aber mit dem Alter schneller ansteigen oder jüngere Generationen in jedem Alter weniger Vermögen aufbauen. Die aktuelle RWI-Studie gibt Hinweise darauf, dass letzteres der Fall ist. Außerdem ist die wachsende Vermögenskluft zwischen und innerhalb von Kohorten größtenteils auf Unterschiede bei den Ersparnissen zurückzuführen – viel weniger auf Veränderungen bei Kapitalgewinnen oder erhaltenen Vermögenstransfers, wie beispielsweise Erbschaften.

• Der Rückgang der Ersparnisse bei den jüngeren Kohorten erklärt sich durch niedrigere Sparquoten und stagnierende Einkommen. Die Folge: ein geringeres Immobilienvermögen. Gleichzeitig finden die Autoren keine Hinweise darauf, dass der Vermögensrückgang auf einen geringeren Wunsch der jüngeren Generationen nach Vermögensbildung zurückzuführen ist.

• Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen verwenden die RWI-Wissenschaftler den SCF+, einen neu verfügbaren Datensatz, der von Wissenschaftlern der Universität Bonn erhoben wurde und historische und moderne Wellen des Survey of Consumer Finance zusammenführt. Dadurch können die Autoren mehrere Geburtskohorten über ihren Lebenszyklus hinweg mit Daten aus sieben Jahrzehnten (1949 bis 2019) verfolgen. Frühere Studien stützten sich in der Regel nur auf Erhebungswellen ab 1989.

„Es ist bemerkenswert, dass jüngere Generationen in den USA niedrigere Sparquoten haben, obwohl ihr Wunsch nach Vermögensbildung sich nicht messbar von älteren Generationen unterscheidet“, sagt RWI-Wissenschaftler Philip Schacht. „Insbesondere innerhalb jüngerer Generationen könnte die Vermögensungleichheit durch zu erwartende Vermögenstransfers, die in der Regel sehr ungleich verteilt sind, noch weiter zunehmen. Jüngere Generationen könnten dann verstärkt von Altersarmut bedroht sein.“

Quo Vadis: Österreich, Deutschland und Schweiz – Ein Vergleich der Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Welche Lehren können wir ziehen? – Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), 7. November 2019 (13-Seiten-PDF)

… Österreich müsste etwa ein Volumen von 365% des BIP von

2015 zurückstellen, um aus den Zinszahlungen die jährlichen staatlichen Pensionszusagen

(Sozialversicherung und Beamtenpensionen) decken zu können. …

Österreichs implizite Staatsschulden sind gestiegen – Die Presse, 12.12.2017

Wenn man die durch Pensions- und Gesundheitssystem gebundenen Gelder einbezieht, ergibt sich ein neues Bild der europäischen Staatsschuldenlage: Kroatien steht super da – und Österreich fällt weiter zurück. …

Zu einer offiziellen Staatsschuldenquote von 84 Prozent der Wirtschaftsleistung kommt eine implizite Verschuldung von 177 Prozent dazu. Ergibt unterm Strich eine Gesamtverschuldung von 260 Prozent des BIP – im Vorjahr waren es noch 259 Prozent.


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Philip Schacht, philip.schacht@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 8149-295


Originalpublikation:
https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Ruhr_Economic_Papers/REP_23_989.pdf

Zentralbanken – Aufsichtsbehörden

FSB streicht Unicredit aus G-SIB-Liste und stuft UBS hoch

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Der Financial Stability Board (FSB) hat eine aktualisierte Liste von Banken veröffentlicht, die systemisch wichtig und weltweit tätig sind (G-SIBs). Wie der FSB mitteilte, gehört Unicredit nicht mehr zu diesen Instituten, muss also kein zusätzliches Eigenkapital mehr vorhalten.

Neu aufgenommen wurde die Bank of Communications (BoCom) aus China, und zwar in die Kategorie 1, Diese Institute müssen 1,0 Prozent zusätzliches Eigenkapital vorhalten. In Gruppe 2 (1,5 Prozent mehr Eigenkapital) gehört erneut die Deutsche Bank. In diese Gruppe hochgestuft wurde nach der Übernahme von Credit Suisse die UBS.

Systemisch relevantestes Institut ist JP Morgan Chase (Gruppe 4 mit 2,5 Prozent Zuschlag), in der Gruppe 3 (2,0 Prozent Zuschlag) folgen Bank of America, Citigroup und HSBC. In die Gruppe 5 (3,5 Prozent) gehört gegenwärtig keine Bank. G-SIBS müssen zusätzlich verlustabsorbierende Instrumente (TLAC) entsprechend den Baseler Regeln vorhalten und dem FSB Abwicklungspläne vorlegen. Die neuen Eigenkapitalvorschriften müssen erst ab 1. Januar 2025 erfüllt werden.

EZB sieht weiter schwaches Wachstum im Euroraum

BRÜSSEL (dpa-AFX) – Die Eurozone dürfte sich aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst weiter schwach entwickeln. In den vergangenen Quartalen habe die wirtschaftliche Entwicklung stagniert, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag vor dem Europäischen Parament in Brüssel. Auch im weiteren Jahresverlauf dürfte die Wirtschaft schwach bleiben. Die höheren Zinsen und die schleppende Nachfrage dämpften die Entwicklung.

Mit Blick auf die Geldpolitik bestätigte Lagarde ihre bekannte Haltung. Der EZB-Rat erwarte, dass die Leitzinsen hinreichend lange auf dem aktuellen Niveau gehalten werden müssten, um Preisstabilität wieder herzustellen. Die EZB geht bei einer Inflation von mittelfristig zwei Prozent von stabilen Preisen aus. Lange Zeit lag die Teuerung als Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine wesentlich höher. Zuletzt ist sie wieder gefallen und hatte im Oktober 2,9 Prozent betragen./bgf/he

Lagarde: EZB setzt Dekarbonisierung der Unternehmensanleihen fort

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Dekarbonisierung ihres Unternehmensanleiheportfolios nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde im nächsten Jahr fortsetzen. Lagarde sagt in ihrer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments laut veröffentlichtem Redetext, dass die Dekarbonisierung der EZB-Unternehmensportfolios 2023 und 2024 auf einem Weg fortgeführt werde, der die Ziele des Pariser Abkommens unterstütze. Das geschieht nach ihrer Aussage auf drei Wegen:

1. Anleihen von Unternehmen mit hohem CO2-Abdruck werden durch Anleihen mit weniger hohem ausgetauscht („Tilting“)

2. Anleihen mit relativ hohem CO2-Abdruck werden fällig

3. Emittenten der von der EZB gehaltenen Anleihen arbeiten daran, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern

„Mit Blick auf die Zeit nach 2024 ist der EZB-Rat entschlossen, Möglichkeiten zu prüfen, wie die weitere Dekarbonisierung unserer Unternehmensportfolios auf einem Weg sichergestellt werden kann, der die Ziele des Pariser Abkommens unterstützt, ohne unser Ziel der Preisstabilität zu beeinträchtigen“, sagte Lagarde weiter. Sie bezog sich dabei auf die Möglichkeit, dass die EZB die Tilgungsbeträge fällig werdender Anleihen aus dem PEPP-Programm nicht wieder anlegt. Damit fiele die Möglichkeit weg, wie unter Punkt 1 beschrieben zu handeln.

Lagarde zufolge will die EZB ihre Klimamaßnahmen weiter überprüfen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin zweckmäßig sind. Sie wolle sich dabei auf die Bereiche konzentrieren, in denen die Risiken am größten sind und die EZB den größten Beitrag leisten könne.

Lagarde bekräftigt in ihrer einleitenden Rede außerdem die geldpolitischen Grundbotschaften des Statements von 26. Oktober.

Nagel: EZB-Zinserhöungszyklus nicht zwangsläufig zu Ende

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) muss ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel nicht nur ausreichend lange auf ihrem aktuellen Niveau halten, um einen „substanziellen Beitrag“ zum Rückgang der Inflation auf 2 Prozent zu leisten – sie muss ihre Zinsen im Zweifelsfall sogar weiter erhöhen. Nagel sagte laut veröffentlichtem Redetext in Nikosia, der EZB-Rat sei der Ansicht, dass die Zinsen auf einem Niveau lägen, das wesentlich dazu beitrage, dass die Inflation rechtzeitig zum Ziel zurückkehre, und dieses Niveau müsse über einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten werden. „Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass der derzeitige Zinserhöhungszyklus nun zu Ende ist“, fügte er hinzu.

Natürlich könnte es sein, dass die EZB die Zinsen wieder anheben müsse, wenn sich die Inflationsaussichten verschlechterten. Der umgekehrte Fall – eine viel schnellere Rückkehr der Inflation auf 2 Prozent – erscheine ihm sehr viel unwahrscheinlicher. „Daher wäre es verfrüht, die Zinssätze bald zu senken oder über solche Schritte zu spekulieren. Schließlich ist nicht nur die Höhe der Zinssätze ausschlaggebend für den Kurs, sondern auch die Erwartungen über die künftige Entwicklung der Zinssätze“, sagte Nagel. Der Haupteffekt der Straffung der Politik auf die Inflation müsse sich erst noch entfalten.

Bedenken, dass der derzeitige geldpolitische Kurs zu restriktiv für die Wirtschaft sein könnte, nimmt Nagel nach eigenen Worten „zur Kenntnis“. „Einige argumentieren, dass niedrigere Zinssätze es uns ermöglichen würden, das Wirtschaftswachstum zu steigern, ohne die Preisstabilität zu gefährden. Aber diese Argumentation überzeugt mich nicht“, sagte er. Er sei zum einen zuversichtlich, dass der Euroraum eine „harte Landung“ vermeiden könne.

Zum anderen könnte es der Wirtschaft mehr schaden, wenn die EZB die Geldpolitik zu früh lockere und dann wieder und noch stärker straffen müsse. „Unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements würde ich es vorziehen, vorsichtig zu sein und eine rechtzeitige Rückkehr zur Preisstabilität sicherzustellen“, sagte der Bundesbankpräsident.

Zinsumfeld begünstigt abermaligen Gewinnanstieg des österreichischen Bankensektors – Präsentation des 46. Financial Stability Report der OeNB, 23.11.2023

Durch den anhaltenden Kaufkraftverlust und die damit verbundenen schlechteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen steuert Österreich 2023 auf eine milde Rezession zu. Gestiegene Kreditzinssätze führten zu einem Anstieg der Finanzierungskosten für Haushalte und Unternehmen, gleichzeitig aber auch zu einem Anstieg der Zinsmargen der Banken. Während die Bankgewinne mit 7,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr nochmals deutlich an Dynamik gewonnen haben, sind die Risiken für den Bankensektor und die Finanzstabilität gestiegen. Einerseits bremst der rasche Zinsanstieg das Kreditwachstum und lässt andererseits eine zeitverzögerte Belastung der Kreditqualität erwarten.

Kaufkraftverlust führt zu Rückgang der Wirtschaftsleistung

Die österreichische Wirtschaft steuert 2023 auf eine milde Rezession zu. Mit dem Ende der Pandemie verschob sich die Nachfrage von dauerhaften Konsumgütern zu Dienstleistungen und die Auflösung der globalen Lieferengpässe führte global zu einem Abbau der aus Vorsicht stark gefüllten Lager. Diese Rahmenbedingungen belasten vor allem die Produktionsentwicklung der Industrie, im Bausektor und im Einzelhandel. Trotz weiterhin hoher Lagerbestände bleiben Unterbrechungen der Energieversorgung, beispielsweise durch eine weitere Intensivierung des Kriegs in der Ukraine oder einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten, das größte Abwärtsrisiko für die Konjunktur.

Bankensektor mit zinsumfeldbedingtem Gewinn trotz abflauender Kreditnachfrage

Der österreichische Bankensektor hat seine Profitabilität weiter ausgebaut, da höhere Zinssätze die Zinsmarge anstiegen ließen und die schwächere wirtschaftliche Entwicklung sich noch nicht in der Kreditqualität widerspiegelt. Außerdem verbesserten die Banken ihre Kosteneffizienz und erwirtschafteten einen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro in Zentral-, Ost- und Südost-Europa. Der Gesamtgewinn fiel mit 7,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2023 mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr aus. Einbehaltene Gewinne trugen dazu bei, dass der österreichische Bankensektor eine harte Kernkapitalquote von 16,6 % ausweist und sich auch im OeNB-Stresstest als resilient erweist. Dennoch haben die österreichischen Großbanken im Vergleich zu ihren heimischen aber auch ihren europäischen Wettbewerbern weiterhin Aufholbedarf: Die aktuell stattfindende schrittweise Erhöhung makroprudenzieller Kapitalpufferanforderungen stellt somit einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung dar.

Die signifikant gestiegenen Kreditzinssätze führten jedoch nicht nur zu einer hohen Profitabilität der Banken, sondern auch zu einer rückläufigen Nachfrage nach Krediten. Im September 2023 betrug das Jahreswachstum bei Unternehmenskrediten 4,4 % und lag um mehr als die Hälfte niedriger als noch Ende 2022. Gleichzeitig ging das Kreditvolumen an Haushalte um 1,4 % zurück, getrieben von einer negativen Entwicklung im Wohnbaubereich. Langfristig betrachtet stellt dies eine gewisse Normalisierung nach Jahren sehr starker Kreditvergabe dar und spiegelt einen momentan europaweit feststellbaren Trend wider.

Die Vergabestandards für Wohnimmobilienkredite haben sich deutlich verbessert, variabel verzinste Kredite sind verstärkt im Fokus der Aufsicht

Seit der Verordnung zu kreditnehmer:innenbasierten Maßnahmen in Österreich im Sommer 2022 haben sich die Vergabestandards für Wohnimmobilienkredite deutlich verbessert und der Anteil der nachhaltigen Kreditvergabe ist gestiegen. Dies erscheint umso wesentlicher, als eine rezente Evaluierung der Maßnahmen zum Schluss kam, dass die Systemrisiken aus der Wohnimmobilienfinanzierung in einem Umfeld gestiegener Zinsen, höherer Lebenshaltungskosten und wirtschaftlicher Unsicherheit weiterhin erhöht sind. Gleichzeitig stellt die Verordnung durch ein im internationalen Vergleich hohes Ausnahmekontingent von 20 % der vergebenen Kredite ausreichende Flexibilität bei der Neukreditvergabe sicher. Im ersten Halbjahr 2023 blieb dieses Kontingent bei vielen Banken zu einem großen Teil ungenutzt, da die Hälfte der Banken weniger als die Hälfte der möglichen Ausnahmen in Anspruch nahm. Insgesamt beläuft sich das nicht genutzte Ausnahmekontingent im 1. Halbjahr auf 650 Millionen Euro. Aus systemischer Sicht bleiben auch die variabel verzinsten Kredite im Fokus der Aufsicht. Diese werden zurzeit erneut stark von Haushalten nachgefragt, bergen für die Kreditnehmenden allerdings Zinsrisiken, die im letzten Jahr auch zunehmend schlagend wurden und in einer bereits herausfordernden Zeit zu zusätzlichen Belastungen führten.

Empfehlungen der OeNB zur Stärkung der österreichischen Finanzstabilität

„Die Ertragssituation des Bankensektors in der ersten Jahreshälfte 2023 muss vor dem Hintergrund einer eingetrübten Wirtschaftslage eingeordnet werden. Kreditausfälle treten im Regelfall erst zu einem späteren Zeitpunkt auf, während die positiven Effekte der Zinswende unmittelbar die Erträge steigern. Die sehr gute Ertragslage ist daher die Grundlage für den Aufbau von Kapital, das die Stabilität des Bankensektors weiter stärkt und Raum für künftige Kreditvergaben auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schafft“, erläuterte Vize-Gouverneur Gottfried Haber. Die weiterhin hohe Inflation, die daraus resultierende straffe Geldpolitik und geopolitische Spannungen in der Ukraine und im Nahen Osten stellen vielfältige Herausforderungen dar. In diesem Umfeld ist zu erwarten, dass die Zinsmarge des Bankensektors wieder sinkt und Kreditrisiken ansteigen. Um für zukünftige Risiken in einem unsicheren Umfeld gewappnet zu sein, empfiehlt die OeNB den Banken:

  • eine nachhaltige Stärkung der Kapitalbasis, unter anderem durch Zurückhaltung bei der Gewinnausschüttung,
  • die Sicherstellung nachhaltiger Vergabestandards bei Wohn- und Gewerbeimmobilienkrediten,
  • die adäquate Steuerung von Kredit- und Zinsrisiken,
  • insbesondere vorausschauende Risikovorsorgen in Verbindung mit konservativen Sicherheitenbewertungen bei Gewerbeimmobilienkrediten, und
  • die Absicherung der Effizienzsteigerungen zur Erhaltung einer nachhaltigen Profitabilität.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial Stability Report der OeNB analysiert finanzstabilitätsrelevante Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzstabilität.

Siehe dazu

Aufzeichnung der Presskonferenz auf Youtube

Finanzsstabilitätsbericht 46 / November 2023 (14-Seiten-PDF)

OeNB und FMA erhöhen Schutzmaßnahmen gegen Cyberangriffe im Finanzsektor – Mit TIBER-AT wird das Rahmenwerk des Eurosystems zur Simulation von Cyberangriffen in Österreich umgesetzt – 24.11.2023

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) haben heute den gemeinsam entwickelten TIBER-AT Implementation Guide publiziert. Damit wird das vom Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) entwickelte Rahmenwerk TIBER-EU für die Simulation realitätsnaher Cyberangriffe in Österreich umgesetzt. OeNB und FMA leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Stärkung der Finanzmarktstabilität auch im digitalen Raum.

Angesichts der steigenden Abhängigkeit des Finanzsektors von Informations- und Kommunikationstechnologien ist dieser zu einem besonders attraktiven Ziel für Cyberangriffe geworden. Mit dem Inkrafttreten des „Digital Operational Resilience Act“ (DORA) im Jänner 2023 wurden europaweit einheitliche Anforderungen festgelegt, um die operative Betriebsstabilität von Finanzunternehmen zu stärken. Ab 2025 wird damit insbesondere die Durchführung von „Threat-Led Penetration Testing“ (TLPT) für ausgewählte Finanzunternehmen verpflichtend. Die konkrete Ausgestaltung von TLPT wird aktuell auf europäischer Ebene erarbeitet und orientiert sich dabei eng am TIBER-Standard. TIBER steht für „Threat Intelligence-Based Ethical Red Teaming“. Dabei simulieren sogenannte „ethische Hacker“ (Red Team) unter streng kontrollierten Bedingungen einen realitätsnahen Cyberangriff auf ein Finanzunternehmen. Dies ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf dessen Cyber-Resilienz. Die zukünftigen TIBER-Tests werden von den Finanzunternehmen selbst beauftragt und in eigener Verantwortung durchgeführt. OeNB und FMA implementieren deshalb mit TIBER-AT bereits jetzt einen im europäischen Finanzsektor etablierten Standard, um den österreichischen Finanzunternehmen eine adäquate Vorbereitung auf TLPT zu ermöglichen. Das bei der OeNB angesiedelte TIBER Cyber Team Österreich koordiniert und begleitet in Kooperation mit der FMA die Tests, um deren konsistente und regelkonforme Durchführung sicherzustellen. Nach Abschluss des Tests erfolgt eine entsprechende Attestierung durch die FMA.

Weitere Informationen finden sich auf den Webseiten der FMA und der OeNB.

INTERNATIONAL

UN-Generalsekretär fordert vor Weltklimakonferenz Ende des fossilen Zeitalters

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Weltgemeinschaft drei Tage vor dem Beginn der Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai zu entschlossenem Vorgehen gegen den Klimawandel aufgerufen. Die Menschheit sei in einem „tödlichen Kreislauf“ gefangen, die Lösungen seien aber „wohlbekannt“, sagte Guterres. Er fügte an, die Staats- und Regierungschefs müssten handeln, um „den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, die Menschen vor dem Klimachaos zu schützen und das Zeitalter der fossilen Brennstoffe zu beenden“.  

AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.

USA: Neubauverkäufe geben deutlich nach

WASHINGTON (dpa-AFX) – In den USA ist die Zahl der verkauften Neubauten im Oktober deutlich gefallen. Es wurden 5,6 Prozent weniger neue Häuser verkauft als im Vormonat, wie das Handelsministerium am Montag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang um 4,7 Prozent erwartet. Die Entwicklung folgt auf einen deutlichen Anstieg im September um 8,6 Prozent.

Der Häusermarkt ist für die US-Wirtschaft von hoher Bedeutung. Unter anderem hängt die Ausgabefreude der Verbraucher über Vermögenseffekte von der Hauspreisentwicklung ab./bgf/he

US-Einzelhandelumsätze steigen am Black Friday

Die Einzelhandelsumsätze in den USA sind am sogenannten „Black Friday“ im Jahresvergleich um 2,5 Prozent gestiegen. Dazu trug vor allem ein Anstieg der Käufe von Schmuck und Bekleidung bei, sowie der Ausgaben für Sportveranstaltungen und in Restaurants. Das zeigen die Daten von Mastercard Spendingpulse, einem Wirtschaftsbarometer, das die Umsätze in Geschäften und im Internet misst.

Black Friday: Kunden geben weniger Geld aus – US-Einzelhandel wirbt mit Rekord-Nachlässen, doch Kaufzurückhaltung in der Rezession spürbar

Ithaca/London (pte003/27.11.2023/06:10) – Der Black Friday und der neuere Black Monday, mit denen der Einzelhandel Kunden ködert, ist in den USA in diesem Jahr für selbige lukrativer, sofern sie sich nicht zu unüberlegten Käufen hinreißen lassen.

Denn der diesjährige große Post-Thanksgiving-Verkaufstag am 27. November findet inmitten anhaltender Konjunkturunruhen statt. Das setzt den Einzelhandel unter Druck. Um seine Verkäufe anzukurbeln, muss er den Kunden mit hohen Preisnachlässen entgegenkommen. Die Verbraucher sind wegen der bei manchen Waren noch hohen Preisen und den Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie noch längst nicht in Kauflaune, auch wenn die Arbeitslosigkeit noch niedrig ist.

Spontane Käufe seltener

„Der Käufer wird nach Artikeln suchen, die er wirklich will und braucht, anstatt einfach spontan zu kaufen. Das ist nicht unbedingt eine gute Sache für den Einzelhandel“, sagt Neil Saunders, Geschäftsführer des Datenanalyse- und Beratungsunternehmens GlobalData.

Trotzdem erwartet der Handel einen hohen Andrang. Dieser geht davon aus, dass an diesem Einkaufswochenende 182 Mio. Verbraucher in den Geschäften und online einkaufen werden. Das entspräche mehr als der Hälfte der US-Bevölkerung und würde das Niveau des Vorjahres um 16 Mio. übertreffen. Zudem wäre es ein Rekord seit 2017, als die Zahlen erstmals erhoben wurden.

Schnäppchen schon früher

Die ersten Schnäppchen, die oft schon weit vor den entscheidenden Tagen präsentiert wurden, spiegeln den extremen Wettbewerb der Einzelhändler wider, die die Verbraucher mit Angeboten im digitalen Raum überschwemmen. „Die Verbraucher werden kommen, aber sie werden weniger ausgeben als früher“, sagt Randy Allen, Dozent am SC Johnson College of Business der Cornell University.

Viele würden auch warten in der Hoffnung, dass die Preise kurz vor Weihnachten noch weiter sinken. Für Verbraucher, die darauf fixiert sind, sich die besten Angebote zu sichern, „lohnt es sich wahrscheinlich, auf die Schlummertaste zu drücken“, heißt es in einem Artikel des „Wall Street Journal“, in dem Experten zitiert werden, die empfehlen, auf größere Preisnachlässe bis Dezember zu warten. (Ende)

In den USA stiegen die Online-Verkäufe den Daten zufolge um 9 Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar, was einem Salesforce-Sprecher zufolge die Erwartungen übertrifft.

ANALYSE – HINTERGRUND

UN-Studie: Ein Drittel arm – Junge Welt, 28.11.2023 [marxistische Tageszeitung]

Armut in Lateinamerika und der Karibik auf dramatisch hohem Niveau. Länder der Region wenden sich vom Westen und seinen Krisen ab

Ein Drittel der rund 630 Millionen Menschen in Lateinamerika und der Karibik lebt in Armut. Wie die UN-Wirtschaftskommission für die Region (CEPAL) in ihrem jüngsten Sozialbericht mitteilte, reicht das Einkommen von mehr als 181 Millionen Menschen nicht aus, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Rund 70 Millionen – das sind 11,2 Prozent der Bevölkerung – leben sogar in extremer Armut. Zwar seien die Zahlen 2022 im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken und lägen wieder auf dem Niveau von vor der Coronapandemie, doch »es gibt keinen Grund zum Feiern«, warnte ­CEPAL-Exekutivsekretär José Manuel Salazar-Xirinachs am Wochenende.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Armut trotz »kleiner Fortschritte« im kommenden Jahr nicht weiter zurückgehen wird, da das regionale BIP-Wachstum 2023 voraussichtlich nur 1,7 Prozent betragen wird. Mit geschätzten 1,5 Prozent dürfte es im kommenden Jahr sogar noch unter den 3,8 Prozent von 2022 liegen. Es sei nicht hinnehmbar, dass sich 70 Millionen Menschen nicht die notwendigen Grundnahrungsmittel leisten könnten, sagte Salazar-Xirinachs. Er wies darauf hin, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in Armut leben, von 29 Prozent auf 42,5 Prozent gestiegen sei. Auch bei Frauen, der indigenen Bevölkerung und den Bewohnern ländlicher Gebiete sei die Armut explodiert. »Eine Realität, die wir nicht tolerieren können«, so der aus Costa Rica stammende CEPAL-Chef.

Auch andere Ergebnisse der Studie sind alarmierend. So geht der Untersuchung zufolge die Hälfte der 292 Millionen Erwerbstätigen in Lateinamerika und der Karibik nur informellen Beschäftigungen nach. In der Folge leben 20 Prozent der Erwerbstätigen trotz Arbeit in Armut, während 40 Prozent ein Einkommen unterhalb des Mindestlohns beziehen und die Hälfte keine Beiträge in die Rentensysteme einzahlt. »Der Zugang zu produktiven, gut bezahlten und sozial abgesicherten Arbeitsplätzen ist insbesondere für Frauen und junge Menschen notwendig«, heißt es in dem Bericht. Als Haupthindernis für die Integration von Frauen in den regulären Arbeitsmarkt wird ihre Belastung durch die Kinderbetreuung gesehen. Zudem sei eine der wichtigsten Beschäftigungsquellen für Frauen in Lateinamerika immer noch die Arbeit als Hausangestellte. Das durchschnittliche Einkommen in diesem Bereich ist jedoch nur halb so hoch wie das von Frauen in anderen Berufen.

Ein weiteres Problem ist die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen. Die CEPAL-Studie stellt fest, dass im Jahr 2021 105 Personen über ein Vermögen verfügten, das fast neun Prozent des Vermögens der gesamten Region ausmachte. Auch wenn die Einkommensungleichheit 2022 wieder unter das Niveau von 2019 gesunken ist, sei soziale Gerechtigkeit noch lange nicht in Sicht.

»Die Region befindet sich nach wie vor in einer strukturellen Doppelfalle aus niedrigem Wachstum und einem hohen Maß an Armut und Ungleichheit«, sagte Salazar-Xirinachs. Die Länder müssten mehr Menschen in den regulären Arbeitsmarkt integrieren und gleichzeitig sicherstellen, dass reguläre Arbeitsplätze für alle – unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder anderen Merkmalen – zu gleichen Chancen und Bedingungen zugänglich sind. Voraussetzung dafür sei allerdings ein hohes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, fügte der CEPAL-Chef hinzu. Dafür brauche Lateinamerika faire und leistungsfähige Partner.

Immer mehr Regierungen der Region ziehen dabei die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsländern des BRICS-Bündnisses derjenigen mit den USA oder der EU vor. Denn während Armut und Ungleichheit in Lateinamerika zumindest minimal zurückgehen, nehmen sie in der EU zu. Auch die Wachstumserwartungen werden dort aktuell nach unten korrigiert. Schon vor dem Karlsruher Haushaltsurteil hatte die EU-Kommission geschätzt, dass die deutsche Wirtschaft 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen und die gesamte EU mit nach unten ziehen wird. »Deutschland wird zum Schlusslicht in Europa«, kommentierte jüngst das Wirtschaftsnachrichtenportal Business Insider. Schon heute ist jeder sechste Erwachsene und rund ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen in der BRD arm. Für Lateinamerikaner keine attraktive Alternative zur eigenen Krise.

ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.

PBoC: Chinesische Wirtschaft dürfte 5-Prozent-Wachstumsziel erreichen

Chinas Wirtschaft wird ihr Wachstumsziel von 5 Prozent nach Einschätzung der chinesischen Notenbank in diesem Jahr voraussichtlich erreichen. Zugleich rief die People’s Bank of China (PBoC) zu einer wirtschaftlichen Transformation auf mit der Begründung, dass das schuldengetriebene Wachstumsmodell mittlerweile weniger effektiv sei. Auf dem Immobilienmarkt gebe es „signifikante Verschiebungen“ in der Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage, die eine Umgestaltung der Wirtschaft dringend erforderlich machten, stellte die PBoC in ihrem vierteljährlichen Bericht fest.

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Peking sagt mehr finanzielle Unterstützung für die Privatwirtschaft zu

Die chinesischen Behörden haben ein neues Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um den angeschlagenen Privatsektor des Landes mit mehr finanziellen Ressourcen zu unterstützen. Die von der People’s Bank of China (PBoC) geleiteten Ministerien kündigten an, die chinesischen Banken aufzufordern, jährliche Zielvorgaben für Dienstleistungen für Privatunternehmen festzulegen und den Stellenwert solcher Dienstleistungen bei der Leistungsbewertung der Kreditgeber zu erhöhen.

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China wird von Deutschen als wirtschaftliche Bedrohung gesehen – Umfrage

China wird in Deutschland als wirtschaftliche und militärische Bedrohung wahrgenommen. Eine Umfrage der Körber-Stiftung zur Sicht der Deutschen auf die Außenpolitik zeigt, dass mit 62 Prozent immer mehr Deutsche den wachsenden Einfluss Chinas negativ sehen. Sechs von zehn Deutschen wollen zudem eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit von dem asiatischen Land, selbst wenn dies wirtschaftliche Einbußen und den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten könnte. Insgesamt wird Deutschland in der Umfrage von mehr als der Hälfte (57 Prozent) der Befragten ein geringerer Einfluss in der Welt zugesprochen als vor zwei Jahren. Gleichzeitig geben 54 Prozent der Befragten an, dass sich ihr Land bei internationalen Krisen stärker zurückhalten sollte.  

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AUSTRALIEN

AFRIKA

ZENTRALASIEN

NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.

EUROPA

EZB sieht weiter schwaches Wachstum im Euroraum

BRÜSSEL (dpa-AFX) – Die Eurozone dürfte sich aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst weiter schwach entwickeln. In den vergangenen Quartalen habe die wirtschaftliche Entwicklung stagniert, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag vor dem Europäischen Parament in Brüssel. Auch im weiteren Jahresverlauf dürfte die Wirtschaft schwach bleiben. Die höheren Zinsen und die schleppende Nachfrage dämpften die Entwicklung.

Mit Blick auf die Geldpolitik bestätigte Lagarde ihre bekannte Haltung. Der EZB-Rat erwarte, dass die Leitzinsen hinreichend lange auf dem aktuellen Niveau gehalten werden müssten, um Preisstabilität wieder herzustellen. Die EZB geht bei einer Inflation von mittelfristig zwei Prozent von stabilen Preisen aus. Lange Zeit lag die Teuerung als Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine wesentlich höher. Zuletzt ist sie wieder gefallen und hatte im Oktober 2,9 Prozent betragen./bgf/he

FSB streicht Unicredit aus G-SIB-Liste und stuft UBS hoch

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Der Financial Stability Board (FSB) hat eine aktualisierte Liste von Banken veröffentlicht, die systemisch wichtig und weltweit tätig sind (G-SIBs). Wie der FSB mitteilte, gehört Unicredit nicht mehr zu diesen Instituten, muss also kein zusätzliches Eigenkapital mehr vorhalten.

Neu aufgenommen wurde die Bank of Communications (BoCom) aus China, und zwar in die Kategorie 1, Diese Institute müssen 1,0 Prozent zusätzliches Eigenkapital vorhalten. In Gruppe 2 (1,5 Prozent mehr Eigenkapital) gehört erneut die Deutsche Bank. In diese Gruppe hochgestuft wurde nach der Übernahme von Credit Suisse die UBS.

Systemisch relevantestes Institut ist JP Morgan Chase (Gruppe 4 mit 2,5 Prozent Zuschlag), in der Gruppe 3 (2,0 Prozent Zuschlag) folgen Bank of America, Citigroup und HSBC. In die Gruppe 5 (3,5 Prozent) gehört gegenwärtig keine Bank. G-SIBS müssen zusätzlich verlustabsorbierende Instrumente (TLAC) entsprechend den Baseler Regeln vorhalten und dem FSB Abwicklungspläne vorlegen. Die neuen Eigenkapitalvorschriften müssen erst ab 1. Januar 2025 erfüllt werden.

MILITÄRFONDS – Hinter verschlossenen Türen wird in Brüssel darüber diskutiert, einen neuen Milliardenfonds aufzulegen – nach dem Vorbild des Corona-Wiederaufbauplans „Next Generation EU“. Die Mittel sollen in die Aufrüstung fließen. Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hatte den Vorschlag für einen solchen Milliardenfonds auf dem jüngsten EU-Gipfel gemacht – um Vorsorge für den Fall von Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zu treffen. Kallas und ihre Unterstützer wollen erreichen, dass Europas militärische Sicherheit zum Schwerpunkt der nächsten EU-Kommission wird. Der Vorschlag sei noch nicht ausgearbeitet, auch dafür, eine konkrete Summe zu beziffern, sei es noch zu früh, heißt es in Brüssel. Sicher ist, dass ein dreistelliger Milliardenbetrag nötig wäre, um die Verteidigungsfähigkeit Europas zu stärken. (Handelsblatt)

Frankreich: Verbraucherstimmung hellt sich überraschend weiter auf

PARIS (dpa-AFX) – Die Stimmung der Verbraucher in Frankreich hat sich im November überraschend verbessert. Der entsprechende Indexwert stieg auf 87 Punkte, nach 84 Zählern im Monat zuvor, wie das Statistikamt Insee am Dienstag in Paris mitteilte. Analysten hatten hingegen im Schnitt einen unveränderten Indexwert erwartet.

Trotz des vergleichsweise kräftigen Anstiegs um drei Punkte bleibt die französische Konsumlaune seit mehr als einem Jahr auf einem niedrigen Niveau. Die Kennzahl liegt weiter deutlich unter ihrem längeren Durchschnitt von 100 Punkten.

Die Konsumenten bewerteten im November ihre finanzielle Situation erneut besser als im Monat zuvor. Zudem habe sich die Anschaffungsneigung deutlich verbessert, wie es weiter in der Mitteilung heißt. Allerdings ist die Furcht vor Arbeitslosigkeit wieder gestiegen./jkr/jha/

LUXEMBURG – Jeder zweite Haushalt hat Schulden

Das Nettovermögen ist während der Pandemiejahre deutlich gestiegen. Nur gilt das eben längst nicht für alle.

Als Hauseigentümer in Luxemburg konnte man sich in den vergangenen Jahren eigentlich entspannt zurücklegen. Denn bei kaum einer anderen Geldanlage war die Rendite so gut und vor allem auch verlässlich wie bei den Immobilien. So ist laut der jüngsten Erhebung der Zentralbank über das Haushalts- und Wirtschaftsleben in Luxemburg der Medianwert der Immobilien zwischen 2018 und 2021 um 31 Prozent gestiegen.

Im Schnitt ein Vermögen von fast 1,11 Millionen Euro

Zwei Drittel der Haushalte im Land sind Eigentümer der von ihnen bewohnten Immobilien. Als Hauseigentümer ist man in der Regel auch vermögender. Denn das Vermögen der Haushalte setzt sich aus Real- und Finanzvermögen zusammen. Im Allgemeinen machen laut der Studie Sachwerte wie Immobilien, Fahrzeuge und Wertgegenstände den größten Anteil des Vermögens aus. 2021 lag der Anteil des Sachvermögens am gesamten Vermögen bei 77 Prozent. Im Schnitt verfügte somit ein luxemburgischer Haushalt über ein Vermögen von 1,109 Millionen Euro.

Der Anteil, den gespartes oder angelegtes Geld zu diesem Vermögen beitrug, lag bei gerade einmal 22 Prozent. Einlagen waren dabei die am weitesten verbreitete Art von Finanzvermögen und wurden von 91 Prozente der Haushalte gehalten. Der durchschnittliche Wert der Finanzanlagen betrug 322.000 Euro pro Haushalt. Anfang des Jahrtausends hätte man für diese Summe auch noch ein Häuschen auf dem Land bekommen. Doch das ist längst vorbei.

Da 85 Prozent aller Haushalte über mindestens ein Fahrzeug verfügen, sind diese auch am häufigsten Bestandteil des Sachvermögens. Der Hauptwohnsitz trägt in 66 Prozent der Fälle zum Vermögen bei, andere (zum Beispiel Zweit- oder vermietete) Immobilien haben einen Anteil von 30 Prozent, wohingegen es bei Wertgegenständen 28 Prozent sind.

Pandemie hat Unterschiede verstärkt

Der Untersuchung zufolge hatte die Pandemie je nach Position des Haushalts in der Verteilung des Nettoeinkommens oder -vermögens unterschiedliche wirtschaftliche Auswirkungen. Die ärmsten Haushalte meldeten eher einen Rückgang ihres Einkommens, während die wohlhabendsten Haushalte stattdessen einen Rückgang ihrer Konsumausgaben verzeichneten.

Dies ist insofern nicht überraschend, als sich der Konsum der ärmeren Haushalte eher aus lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen zusammensetzt, die sich nur schwer einschränken lassen. Wohingegen sich der Konsum der wohlhabenderen Haushalte tendenziell aus Reisen, Luxusgütern und Dienstleistungen zusammensetzt, die persönliche Kontakte erfordern. Und genau das waren Bereiche, in denen das Angebot während der Pandemie eingeschränkt war. Folglich berichteten ärmere Haushalte häufiger über einen Rückgang ihrer Ersparnisse oder ihres Finanzvermögens als wohlhabendere. Vor diesem Hintergrund hat die Pandemie ärmere Haushalte deshalb auch unverhältnismäßig stark getroffen.

Hypotheken belasten am meisten

2021 lag das mediane Bruttohaushaltseinkommen bei fast 90.000 Euro. Das entspricht einem Anstieg um rund neun Prozent pro Jahr zwischen 2018 und 2021. Am höchsten war das Einkommen in Haushalten mit dem höchsten Bildungsstand und dort in der Altersgruppe von 45 ins 54 Jahren. Die wohlhabendsten fünf Prozent der Haushalte besaßen 2021 rund 34 Prozent des Nettovermögens aller Haushalte, und die wohlhabendsten 20 Prozent fast zwei Drittel – was mit der Situation im Jahr 2018 vergleichbar war.

Im Durchschnitt war das Bruttoeinkommen bei Mietern deutlich niedriger als bei Haushalten mit Wohneigentum. Allerdings ist das Wohneigentum oft auch mit Hypotheken belastet. So waren 2021 etwas mehr als die Hälfte aller Haushalte verschuldet – ähnlich wie auch 2018. Fast ein Drittel der Haushalte hatte Hypothekenschulden. Wertmäßig machten Hypothekenschulden mit 91 Prozent den größten Anteil an der Gesamtverschuldung der Haushalte aus. Im Durchschnitt stieg der Wert der Gesamtverschuldung um 54 Prozent, von 105.000 Euro pro Haushalt im Jahr 2018 auf 161.000 Euro im Jahr 2021.

Der Anteil der Haushalte mit Konsumkrediten blieb zwischen 2018 und 2021 nahezu unverändert. Die meisten Indikatoren für die Verschuldung der Haushalte haben sich zwischen 2018 und 2021 nicht wesentlich verändert. Insbesondere die Medianwerte des Verschuldungsgrads und des Beleihungsgrads blieben zwischen 2018 und 2021 relativ stabil.

Unfreiwilliges Sparen erhöht die Liquidität

Die Autoren der Studie, die sich auf eine repräsentative Stichprobe von über 2.000 in Luxemburg ansässigen Haushalten stützt, verweisen jedoch darauf, dass die Umfrage Ende 2021 durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Hypothekenzinsen immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau, sodass sich das Verhältnis von Hypothekendienst zu Einkommen im Vergleich zu 2018 kaum veränderte.

Bei den verschuldeten Haushalten war auch ein Anstieg der Nettoliquidität im Verhältnis zum Bruttoeinkommen zu verzeichnen, was sich durch die gute Entwicklung auf den Aktienmärkten zwischen 2018 und 2021 sowie durch das „unfreiwillige“ Sparen während der Pandemie erklären lässt.

Lufttaxi-Start-up Lilium erhält EU-Zulassung als Entwicklungsbetrieb

FRANKFURT (Dow Jones)–Der Lufttaxihersteller Lilium hat von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA die Zulassung als Entwicklungsbetrieb (Design Organization Approval – DOA) erhalten. Diese Zulassung ist eine Grundvoraussetzung für Hersteller von Verkehrsflugzeugen. Sie bescheinigt dem Unternehmen, dass es die strengen Sicherheits- und Regulierungsstandards für die Entwicklung von Verkehrsflugzeugen erfüllt. Lilium bezeichnete die DOA am Montag in einer Mitteilung als wichtigen Meilenstein.  …

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Polens Präsident ernennt trotz Wahlsiegs der Opposition neue PiS-Regierung

Sechs Wochen nach der Parlamentswahl in Polen hat die regierende rechtsnationalistische Partei PiS angesichts einer fehlenden Mehrheit im Sejm dem Präsidenten des Landes eine Minderheitsregierung vorgeschlagen. „Wir erfüllen das verfassungsmäßige Gebot, eine Regierung zu ernennen, die von der Partei gestellt wird, die die Wahlen gewonnen hat“, sagte Präsident Andrzej Duda nach der Vorstellung der Regierungsmitglieder.

DEUTSCHLAND

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

GfK: Konsumklima in Deutschland stabil

Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Verbraucherstimmung in Deutschland bietet insgesamt ein stabiles Bild.

Die Anschaffungsneigung gewinnt leicht hinzu, während die Einkommenserwartung geringe Einbußen hinnehmen muss.

Die Konjunkturerwartungen bleiben nahezu unverändert. Die Konsumforscher der GfK ermittelten für Dezember einen leichten Anstieg ihres Indikators auf minus 27,8 Zähler von revidiert minus 28,3 (zunächst: minus 28,1) im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf minus 28,5 Punkte erwartet.

Seit Oktober wird das Konsumklima gemeinsam von GfK und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) herausgegeben. „Nach drei Rückgängen in Folge stabilisiert sich das Konsumklima zum Jahresende“, sagte Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM. „Sein Niveau bleibt sehr niedrig und es sind keinerlei Signale für eine nachhaltige Erholung in den kommenden Monaten erkennbar. Die Stimmung ist nach wie vor von Verunsicherung und Sorgen geprägt.“

Der leichte Anstieg des Konsumklimas ist auch darauf zurückzuführen, dass die Sparneigung von 8,5 auf 5,3 Punkte zurückgegangen ist. Neben den derzeitigen Konflikten, wie dem Ukraine-Krieg oder dem Nahost-Konflikt, spielt vor allem die hohe Inflation in Deutschland für die Neigung zum Sparen eine wichtige Rolle. Diese Sorge wurde von mehr als einem Drittel der Befragten genannt.

„Damit bestätigt sich empirisch, dass die Sparneigung weniger als Indikator für bewusste Geldanlage dient, sondern in erster Linie als Hinweis auf das Ausmaß der Verunsicherung der Verbraucher interpretiert werden kann“, sagte Bürkl. „Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass es für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas notwendig ist, dass zum einen die Inflation wieder auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt wird und es zudem bei den internationalen Krisenherden zu Lösungen kommen muss.“

LBBW: Deutsches BIP steigt 2024 um 0,3 Prozent

FRANKFURT (Dow Jones)–Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rechnet damit, dass sich die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr nur wenig erholen wird. Wie die LBBW mitteilte, prognostiziert sie einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent – nach erwarteten minus 0,3 Prozent im laufenden Jahr. „Deutschland wird 2024 aus der Rezession herauskriechen, aber das Jahr wird wohl eine Enttäuschung bleiben“, erklärte LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer bei der Vorstellung des Jahresausblicks.

Kraemers Hoffnungen ruhen alleine auf der Binnennachfrage, weil die Verbraucher dank einer niedrigeren Inflation wieder über höhere Realeinkommen verfügten. Kraemer sieht die Inflation 2024 bei 2,8 (Prognose 2023: 6,0) Prozent. Gestützt wird der Konsum nach Einschätzung der LBBW-Analysten auch vom Arbeitsmarkt. Wenig Unterstützung wird die deutsche Konjunktur demnach von der Exportnachfrage erhalten. Die USA sehen die LBBW-Analysten im ersten Halbjahr in einer Rezession.

Sie erwarten ferner, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen im vierten Quartal 2024 erstmals senken wird. Auf eine radikale Trendwende in der Geldpolitik dürfe man aber nicht hoffen. Bis Ende 2024 dürften die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt werden.

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ENERGIEPOLITIK – Deutschlands Eigenheimbesitzern scheint die Lust, ihre Häuser und Wohnungen energetisch zu sanieren, vergangen zu sein. Wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) den Zeitungen der Funke Mediengruppe mitteilte, kommen dort derzeit nur noch wenige Förderanträge für eine neue Wärmepumpe an. 6.801 Anträge zählte die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellte Behörde in diesem Oktober. Insgesamt wurden zwischen Januar und Oktober dieses Jahres 76.471 Förderanträge für Wärmepumpen gestellt. Im Jahr zuvor wurden im Vergleichszeitraum insgesamt 315.835 Anträge gestellt. (Funke Mediengruppe)

Mode und Maschinenbau Große Pleiten nehmen stark zu

Immer mehr deutsche Unternehmen mit einem Umsatz von über 50 Millionen Euro schlittern in die Insolvenz, allen voran in der Modeindustrie. Doch auch große Maschinenbauer kommen unter die Räder, fast genauso viele wie Krankenhäuser.

In der deutschen Wirtschaft kommt es nach einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade mehr und mehr zu großen Pleitefällen. „Die großen Insolvenzen sind in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020“, sagt der Allianz-Trade-Insolvenzexperte Maxime Lemerle. Besonders viele große Pleiten habe es im bisherigen Jahresverlauf im Modeeinzelhandel, bei Krankenhäusern und im Maschinenbau gegeben. Als Großinsolvenzen definiert Allianz Trade Pleiten von Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro.

Die Zahl der großen Pleiten in Deutschland nimmt der Studie zufolge mit bereits 45 Fällen in den ersten neun Monaten 2023 Kurs auf das Rekord-Niveau von 2020. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum im Jahr 2022 seien es mit 26 großen Insolvenzen ein gutes Drittel weniger gewesen und 2021 habe es lediglich 17 solcher Pleitefälle gegeben. „2020 markierte den höchsten Stand der Insolvenzen seit 2016, mit damals 58 Großinsolvenzen im Gesamtjahr und 44 Fällen im Vergleichszeitraum in den ersten neuen Monaten.“

Insgesamt zwölf große Textilunternehmen und Modeeinzelhändler seien bis September 2023 in die Insolvenz geschlittert, außerdem sechs Kliniken, so die Studie. „Das passt zu dem Lagebild des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), nach dem zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage aktuell als schlecht oder sehr schlecht bezeichnen, bei den mittelgroßen Kliniken sind dies sogar noch mehr“, schreiben die Insolvenzexperten von Allianz Trade. Im Maschinenbau mit fünf Fällen sowie in der Metall- (vier) und der Baubranche (drei) habe es ebenfalls einige große Pleiten gegeben

Am Bau die meisten Insolvenzen

Über alle Unternehmensgrößen hinweg wurden der Studie zufolge bislang in der Baubranche die meisten Insolvenzfälle verzeichnet, gefolgt vom Handel und Unternehmen im Dienstleistungssektor. „Der Handel verzeichnete dabei den stärksten Zuwachs bei den Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, aber auch das Gastgewerbe zeigt schon vor der Mehrwertsteuererhöhung Schwäche.“

Eine schwierige Zeit prognostiziert der Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts, dem Handel auch für das anstehende Weihnachtsgeschäft. „In diesem Jahr dürften deutlich weniger Geschenke unter dem Weihnachtsbaum landen“, sagt Bogaerts. „Die Lebensmittelpreise sind trotz der geringeren Inflationsrate weiterhin hoch. Verbraucher sparen deshalb bei allen anderen Ausgaben: Sie gehen weniger aus, kaufen weniger Kleidung – und Weihnachtsgeschenke.“ Quelle: ntv.de, chl/dpa

Studie Großinsolvenzen in Deutschland sind zurück – Capital, 27.11.2023

Die schwache Konjunktur macht sich bei den Unternehmenspleiten bemerkbar. Immer mehr große Firmen sind betroffen – auch aus dem Gesundheitssektor

In der deutschen Wirtschaft kommt es nach einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade mehr und mehr zu großen Pleitefällen. „Die großen Insolvenzen sind in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020“, sagt der Allianz-Trade-Insolvenzexperte Maxime Lemerle. Besonders viele große Pleiten habe es im bisherigen Jahresverlauf im (Mode-)Einzelhandel, bei Krankenhäusern und im Maschinenbau gegeben. Als Großinsolvenzen definiert Allianz Trade Pleiten von Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mindestens 50 Mio. Euro.

Die Zahl der großen Pleiten in Deutschland nimmt der Studie zufolge mit bereits 45 Fällen in den ersten neun Monaten 2023 Kurs auf das Rekord-Niveau von 2020. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum im Jahr 2022 seien es mit 26 großen Insolvenzen ein gutes Drittel weniger gewesen und 2021 habe es lediglich 17 solcher Pleitefälle gegeben. „2020 markierte den höchsten Stand der Insolvenzen seit 2016 mit damals 58 Großinsolvenzen im Gesamtjahr und 44 Fällen im Vergleichszeitraum in den ersten neuen Monaten.“

Am Bau die meisten Insolvenzen

Insgesamt zwölf große Textilunternehmen und Modeeinzelhändler seien bis September 2023 in die Insolvenz geschlittert, außerdem sechs Kliniken, so die Studie. „Das passt zu dem Lagebild des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), nachdem zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage aktuell als schlecht oder sehr schlecht bezeichnen, bei den mittelgroßen Kliniken sind dies sogar noch mehr“, schreiben die Insolvenzexperten von Allianz Trade. Im Maschinenbau mit fünf Fällen sowie in der Metall- (vier) und der Baubranche (drei) habe es ebenfalls einige große Pleiten gegeben.

Über alle Unternehmensgrößen hinweg wurden der Studie zufolge bislang in der Baubranche die meisten Insolvenzfälle verzeichnet, gefolgt vom Handel und Unternehmen im Dienstleistungssektor. „Der Handel verzeichnete dabei den stärksten Zuwachs bei den Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, aber auch das Gastgewerbe zeigt schon vor der Mehrwertsteuererhöhung Schwäche.“

Eine schwierige Zeit prognostiziert der Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts, dem Handel auch für das anstehende Weihnachtsgeschäft. „In diesem Jahr dürften deutlich weniger Geschenke unter dem Weihnachtsbaum landen“, sagt Bogaerts. „Die Lebensmittelpreise sind trotz der geringeren Inflationsrate weiterhin hoch. Verbraucher sparen deshalb bei allen anderen Ausgaben: Sie gehen weniger aus, kaufen weniger Kleidung – und Weihnachtsgeschenke.“ dpa/kb   

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Kabinett beschließt Entwurf für Nachtragshaushalt 2023

Das Bundeskabinett hat den Entwurf für einen Nachtragshaushalt 2023 beschlossen, der aufgrund des jüngsten Urteils des Verfassungsgerichts nötig ist. Das gab das Bundesfinanzministerium bekannt. Mit dem Nachtragshaushalt 2023 wird laut den Angaben eine Einnahme aus Krediten in Höhe von 43,2 Milliarden Euro für aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds Energie (WSF Energie) gezahlte Mittel veranschlagt. Zudem sind demnach Anpassungen beim Sondervermögen „Aufbauhilfe 2021“ notwendig, wofür der Nachtragshaushalt eine Zuweisung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt vorsieht. Das Sondervermögen WSF Energie werde zum Ende des Jahres 2023 aufgelöst.

Ifo-Beschäftigungsbarometer im November gesunken

MÜNCHEN (Dow Jones)–Das Ifo-Beschäftigungsbarometer ist im November auf 95,9 Punkte von 96,2 im Oktober gesunken. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat damit leicht abgenommen. „Das noch fehlende feste Fundament für den Aufschwung lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen zögern“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Viele Unternehmen klagen weiterhin über mangelnde Neuaufträge.“

In der Industrie aber ist das Barometer wieder gestiegen, nach zuletzt sieben Rückgängen in Folge. Dennoch befindet es sich noch im negativen Bereich, das heißt, es ist immer noch mit weniger Beschäftigten zu rechnen. Das gilt insbesondere für die energieintensiven Branchen.

Auch im Handel hat sich das Barometer geringfügig verbessert. Die Händler halten sich aber noch mit Neueinstellungen zurück. Bei den Dienstleistern gibt es weiterhin eine leicht positive Einstellungstendenz, wenn auch etwas weniger stark als im Vormonat. Im Baugewerbe ist das Barometer auf den niedrigsten Stand seit August 2010 gefallen. Die Wohnungsbaukrise macht sich jetzt auch in den Personalplanungen bemerkbar.

Deutschland: 5,5 Millionen Menschen konnten 2022 nicht angemessen heizen

WIESBADEN (dpa-AFX) – Millionen Menschen in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr nach eigener Beurteilung kein ausreichend warmes Zuhause leisten können. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lebten 5,5 Millionen Menschen in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warmhalten konnten. Das betreffe rund 6,6 Prozent der Bevölkerung.

Gemessen am Jahr 2021 (3,3 Prozent) habe sich der Anteil verdoppelt, berichtete die Behörde am Dienstag in Wiesbaden. „Grund für den Anstieg dürften vor allem die höheren Energiepreise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gewesen sein.“

Die Angaben basieren auf der EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). Die Einschätzung der Angemessenheit des Heizens liege im Ermessen der Befragten, erläuterten die Statistiker. Es habe keine Einschränkung wie einen Temperaturkorridor bei der Befragung gegeben. In Deutschland nahmen demnach rund 74 000 Menschen teil.

Besonders häufig waren demnach Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten betroffen: Gut 14 Prozent von ihnen gaben an, ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen zu können. Auch Personen in Haushalten bestehend aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7 Prozent) sowie Alleinlebende (7,3 Prozent) waren überdurchschnittlich häufig betroffen.

Mit einem Bevölkerungsanteil von 6,6 Prozent liegt Deutschland indes deutlich unter dem EU-Durchschnitt: In der Europäischen Union waren 2022 rund 9,3 Prozent der Bevölkerung nach eigener Einschätzung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen warmzuhalten – 2021 waren es noch 6,9 Prozent.

Am häufigsten gaben Menschen in Bulgarien an, ihren Wohnraum nicht angemessen heizen zu können: Dort war gut jeder Fünfte (22,5 Prozent) betroffen. Es folgten Zypern (19,2) und Griechenland (18,7).

Am niedrigsten war der Anteil in Finnland (1,4 Prozent) sowie in Luxemburg (2,1) und Slowenien (2,6)./als/DP/jha

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Autogipfel: Anschaffungskosten von E-Autos sollen sinken

Die Teilnehmer des Autogipfels bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) halten eine Senkung der Anschaffungskosten für E-Autos für nötig, um das Ziel von 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 zu erreichen. „Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Frage, wie das Ziel von 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 in Deutschland erreicht und die Verbreitung von vollelektrischen Pkw langfristig gestärkt werden kann“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

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Politik und Wirtschaft wollen bis 2025 Marktreife für bidirektionales Laden

Auf dem Europäischen Gipfel für sogenanntes „bidirektionales Laden“ in Berlin haben Vertreter aus Politik und Industrie einen zügigen Ausbau und einen Abbau von Hemmnissen für diese Ladetechnologie zugesagt. Bei diesem Laden wird im E-Auto zwischengespeicherter Strom zurück ins Stromnetz eingespeist und die besonders leistungsstarken Batterien in E-Autos können auch für andere Zwecke nutzbar gemacht werden. Das Ziel ist, die Technologie bis 2025 zur Marktreife zu bringen, wie das Wirtschaftsministerium nach dem Treffen auf Einladung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erklärte.

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Bundesnetzagentur erlaubt ab 2024 im Ernstfall Drosselung von Strombezug

Die Bundesnetzagentur will bei drohender Überlastung der Stromnetze den Netzbetreibern ab 2024 eine Drosselung des Strombezugs erlauben, gleichzeitig aber den Verbrauchern eine gewisse Mindestgarantieleistung gewähren. Mit der Entscheidung zu den steuerbaren Verbrauchseinrichtungen sollen Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen für E-Autos sicher und zügig in das Stromnetz integriert werden können. Damit soll der Ausbau der E-Mobilität und von Wärmepumpen beschleunigt werden.

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Habeck warnt vor Wachstumseinbruch und hält an Förderungsvorhaben fest

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat vor einem Wachstumseinbruch infolge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts gewarnt und eine Fortsetzung der milliardenschweren staatlichen Förderung von geplanten Investitionsprojekten gefordert. Man benötige schnell Klarheit für die Projekte und für den Bundeshaushalt 2024. Unterstützung erhielt er nach dem Treffen mit den Energie- und Wirtschaftsministern der Länder in Berlin von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD).

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Kühnert für Aussetzen der Schuldenbremse auch 2024

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat sich dafür ausgesprochen, die Schuldenbremse auch im kommenden Jahr auszusetzen. Im RBB sagte Kühnert laut dem Sender, die Regelung zur Schuldenbremse beinhalte ja die Möglichkeit zur Ausnahme. Voraussetzung sei, dass „äußere Umstände enorme Kosten verursachen, und das nicht langfristig absehbar war“. Das seien die drei Faktoren, die zutreffen müssten, und das sei genau das, was die Situation seit Beginn des Ukraine-Krieges qualifiziere. „Deswegen ist das für 2023 eine vollkommen richtige Feststellung, und, oh Wunder, meine Einschätzung ist, für das nächste Jahr wird das natürlich genauso gelten“, sagte Kühnert.

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FDP-Generalsekretär sieht 2024 kein weiteres Aussetzen der Schuldenbremse

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat Vorbehalte gegen eine erneute Aussetzung der Schuldenbremse im kommenden Jahr. „Das ist aus meiner Sicht jetzt nicht erkennbar“, sagte er im ZDF-Morgenmagazin auf eine Frage nach einer erneuten Aussetzung. „Die Schuldenbremse muss eingehalten werden.“ Die Konsequenz aus dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts sei nicht, die Schuldenbremse aufzuweichen oder zu reformieren, sondern solide Haushaltspolitik zu betreiben. Diese sei „nach wie vor zeitgemäß“, so Djir-Sarai.

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Braun warnt Regierung vor leichtfertigem Umgang mit Schuldenbremse

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Helge Braun (CDU), hat die Ampel-Regierung vor einem leichtfertigen Umgang mit Schuldenbremse gewarnt. Man könne „nicht zu oft“ die Schuldenbremse aussetzen und bei jedem finanziellen Druck über die Aufweichung der Schuldenbremse diskutieren, sagte er im ZDF-Morgenmagazin. Wenn man am Anfang des Jahres sage, es gebe keine Notlage, sie aber am Ende des Jahres doch festgestelle und die Schuldenbremse erneut aussetzen wolle, müsse dies gut begründet werden von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).

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Dänischer Ökonom: „Die Schuldenbremse ist eine Verrücktheit“

Der dänische Wirtschaftsexperte Jacob Funk Kirkegaard rät Deutschland nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts dringend zur Abschaffung der Schuldenbremse: „Die Schuldenbremse ist eine Verrücktheit“, sagte Kirkegaard, der für die Denkfabrik German Marshall Fund und das Peterson Institute for International Economics in Washington forscht, dem Spiegel. Kirkegaard warnte: „Wenn man die Schuldenbremse nicht lockert oder frivol einen weiteren Notstand erklärt, wird Deutschland schon bald in eine tiefe Rezession schlittern.“ Das werde nicht nur das Wachstum in vielen anderen Ländern Europas, sondern auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank torpedieren.

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Lufttaxi-Start-up Lilium erhält EU-Zulassung als Entwicklungsbetrieb

FRANKFURT (Dow Jones)–Der Lufttaxihersteller Lilium hat von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA die Zulassung als Entwicklungsbetrieb (Design Organization Approval – DOA) erhalten. Diese Zulassung ist eine Grundvoraussetzung für Hersteller von Verkehrsflugzeugen. Sie bescheinigt dem Unternehmen, dass es die strengen Sicherheits- und Regulierungsstandards für die Entwicklung von Verkehrsflugzeugen erfüllt. Lilium bezeichnete die DOA am Montag in einer Mitteilung als wichtigen Meilenstein.

Damit verfügt das Start-up in Europa über eine Musterzulassung für ein sogenanntes eVTOL-Flugzeug – also ein elektrisch angetriebenes Flugzeug, das senkrecht starten und landen kann. eVTOL steht für „electric Vertical Take-Off and Landing aircraft“. Lilium hatte 2017 mit dem umfangreichen Qualifizierungsprozess begonnen.

Mit der Zulassung als Entwicklungsbetrieb ist das Unternehmen qualifiziert, Flugzeuge zu entwickeln, die gemäß den umfassenden eVOTL-Anforderungen der EASA entwickelt fertiggestellt werden, und als Musterzulassungsinhaber zu fungieren.

Lilium strebt der Mitteilung zufolge eine gleichzeitige Musterzulassung des Lilium Jets durch die US-Luftfahrtbehörde FAA gemäß den Bestimmungen des bilateralen Flugsicherheitsabkommens zwischen der Europäischen Union und den USA an. Von der FAA hatte das Unternehmen im Juni bereits die sogenannte „G-1-Zertifizierungsgrundlage“ erhalten, in der die Anforderungen für eine US-Zertifizierung festgelegt sind.

ÖSTERREICH

STATISTIK AUSTRIA

Aktuelle Ausgabe von „Österreichischer Zahlenspiegel November 2023“ steht auf unserer Website unter Österreichischer Zahlenspiegel November 2023 als PDF bereit.

„Sommersaison 2023 mit neuem Nächtigungsrekord“ von Statistik Austria finden Sie als PDF

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Wie Österreich im Ringen um philippinische Fachkräfte Muskeln zeigen will

Um nicht gegenüber anderen Ländern zurückzufallen, soll Bürokratie abgebaut und der Transfer qualifizierter Arbeitskräfte aus Südostasien beschleunigt werden

Filipinas und Filipinos sollen den Fachkräftemangel lindern helfen, nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern auch in anderen Branchen wie der metallverarbeitenden Industrie. Der nächste Aufschwung könnte in Österreich schaumgebremster ausfallen als in früheren Zeiten, wenn nicht gegengesteuert wird. Denn trotz Rezession können jetzt schon 200.000 Stellen nicht besetzt werden. Weil zigtausende Babyboomer demnächst in Pension gehen, wird die Lücke absehbar noch größer. Die Mangelberufsliste für das Jahr 2024 ist noch einmal länger geworden und soll 110 bundesweite und 48 regionale Berufe enthalten, in denen Personal besonders knapp ist.Abhilfe soll die Anwerbung von Fachkräften im Ausland schaffen. Das Arbeitsministerium und die Wirtschaftskammer (WKO) sind sich diesbezüglich einig. Die Gastarbeiter, die einst aus der Türkei und Jugoslawien kamen, waren wenig ausgebildet. Damals war das kein Problem, gefragt war sprichwörtlich deren Arbeitskraft, nichts anderes.

Gefragte Qualifikationen

Das ist heute anders. Die Wirtschaftswelt ist deutlich komplexer, die Anforderungen, was Qualifikationen betrifft, sind gestiegen. Und es gibt keine Branche, die nicht über Mitarbeitermangel klagen würde.

Weil es den Nachbarländern genauso geht, hat Österreich seine Angel weit ausgeworfen: Vor einem Monat wurde in Manila ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet, das einen geregelten Transfer von Fachkräften aus dem 10.000 Kilometer entfernten Inselstaat nach Österreich vorsieht – DER STANDARD berichtete.

„Es ist das erste MoU, das über den Gesundheitsbereich hinausgeht und auch die Vermittlung von Fachkräften aus anderen Bereichen inkludiert“, sagt Patricia Yvonne M. Caunan, Staatssekretärin im neu geschaffenen Ministerium für Migration. Die Bündelung der Agenden in einem eigenen Ministerium unterstreicht die Bedeutung, die der Migration auf den Philippinen zukommt. Der Export von Arbeitskräften ist eine wichtige Einnahmenquelle. Die Überweisungen von im Ausland tätigen Staatsbürgern machen zwischen acht und elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Philippinen aus.

DER STANDARD erreichte Staatssekretärin Caunan bei einer gemeinsamen Videoschaltung mit WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf in Japan, wo sie zwei Außenstellen des Ministeriums für Migration eröffnet hat. Kopf und Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) haben Ende Oktober die Absichtserklärung zur verstärkten Anwerbung philippinischer Fachkräfte unterzeichnet, für die Philippinen tat dies Staatssekretärin Caunan. Analog zu Japan ist nächstes Jahr auch in Österreich eine Außenstelle des Ministeriums für Migration geplant. „Wir setzen alles daran, rasch und hoffentlich noch im Frühjahr ein Büro in Wien zu eröffnen“, sagt Caunan. Dieses soll bei der Botschaft angesiedelt sein und als Anlaufstelle für österreichische Unternehmen dienen, die an Fachkräften aus den Philippinen interessiert sind.Auch wir haben noch viel zu tun“, sagt WKO-Generalsekretär Kopf. „Der bürokratische Aufwand muss verringert, die Digitalisierung bei der Rot-Weiß-Rot-Karte (berechtigt zur Niederlassung in Österreich und zur Beschäftigung bei einem bestimmten Unternehmen, Anm.) vorangetrieben, die Nostrifizierung der formalen Qualifikationen und die Akzeptanz derselben beschleunigt werden.“ Um die Visavergabe in Manila zu beschleunigen und das dortige Konsulat zu entlasten, müsse man den Antragsprozess besser vorbereiten. Aufseiten der WKO soll das Außenwirtschaftscenter in Manila verstärkt werden, sagt Kopf.

Viele stellen sich um Arbeitskräfte aus den Philippinen an. „Wir haben derzeit 39 Abkommen mit gut 25 Ländern, was den Transfer von Arbeitskräften betrifft“, sagt Caunan. 14 Millionen der knapp 120 Millionen Einwohner des Inselstaats arbeiten im Ausland. Viele sind im Mittleren Osten beschäftigt, immer mehr zieht es aber nach Europa und Nordamerika – wegen besserer Verdienstmöglichkeiten, geregelter Arbeitszeiten und weil es nicht genügend gute Jobs im Land gibt.

javascript:(function()%7breturn;%7d)() Nun gelte es, die Vorzüge Österreichs hervorzuheben, sagt Kopf. Ein Vorteil sei, dass es bereits eine philippinische Community in Österreich gebe. Eine erste Anwerbeaktion für Krankenschwestern für Wiener Spitäler fand in den 1970er-Jahren statt. Hervorzuheben sei aber laut Kopf, dass man mit den Philippinen „so weit ist wie mit keinem anderen Land“ und es auf beiden Seiten große Bereitschaft zur Zusammenarbeit gebe. (Günther Strobl, 27.11.2023)

AUS DEN ANGEHEFTETEN POSTINGS:

ok also auf philippinische Kosten werden die Leute zu Fachkräften ausgebildet, damit sie dann in Österreich Löhne drücken können und wir nicht soviel für Bildungs- und Umschulungsmaßnahmen im eigenen Land ausgeben müssen…

welche Stufe des Neoliberalismus ist das?

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Jetzt bin ich vor Lachen vom Stuhl gefallen……

…., Österreich hat erkannt, dass es qualifizierte Zuwanderung braucht??
Was jetzt? schon??
…. dass die Anerkennungsverfahren beschleunigt und vereinfacht werden
sollen???
…. dass dazu die Behörden verstärkt werden sollen????
…. Ja genau, so geht das. Mit verstärkter Behördenpower weitere Vorschriften erlassen, Durchführungsverordnungen erarbeiten, Mitarbeiter auf den „Ansturm“ vorbereiten, nach Möglichkeit noch einen 10 Jahresplan ausarbeiten, und sich dann wundern, dass keiner kommen will.
Schmeißt endlich die völlig überzogenen Anerkennungs-und Nostrifizierungsverfahren auf den Müll, verringert die unsinnigen Behördenvorgaben, zahlt die Menschen anständig, kümmert euch um eine wirkliche Integration, dann viel GlücK

Noch immer bis zu 12 Prozent Atomstromanteil in Österreich – Weiterer Tiefpunkt der Stromkennzeichnung: Erstmals zertifizierter Atomstrom in Österreich – Windkraft/Pressetext, 27.11.2023

St. Pölten (pts006/27.11.2023/08:10) – Mit knapp 12 Prozent ist der Atomstromanteil in Österreichs Stromnetzen noch immer überraschend hoch. Abnehmende Stromkennzeichnungsanteile für erneuerbaren Strom, steigende ausländische Herkunftsnachweise und der erste zertifizierte Atomstrom in Österreich sind weitere Tiefpunkte der österreichischen Stromkennzeichnung. „Der einzige Weg den Atomstromanteil deutlich zu reduzieren, ist der Ausbau der Erneuerbaren“, betont Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, und fordert einmal mehr die passenden Rahmenbedingungen für den Windkraftausbau und vor allem von den Bundesländern neue Flächen und raschere Genehmigungen.

Kürzlich veröffentlichte die E-Control den jährlichen Stromkennzeichnungsbericht. Der Strom, der in Österreich verbraucht wird, stammt nach wie vor zu einem hohen Anteil aus Atomkraftwerken. Da die Stromkennzeichnung jedoch keine klare Aussage über den Atomstromanteil liefert, muss dieser abgeschätzt werden. Je nach Berechnungsart liegt der Atomstromanteil an der Stromversorgung zwischen 3,2 und 11,6 Prozent. „Leider haben wir es in den letzten Jahren nicht geschafft, den Atomstromanteil in Österreich wesentlich zu senken“, bedauert Moidl die Situation.

Negative Entwicklung

Nicht nur der Atomstromanteil am Stromverbrauch ist in den letzten Jahren auf demselben Niveau geblieben, sondern auch der Anteil des erneuerbaren Stroms hat sukzessive abgenommen. Waren 2020 noch 85,9 Prozent der Nachweise aus erneuerbaren Energien, lag der Anteil 2022 mit 83,72 Prozent 2,54 Prozent niedriger. Auch der Anteil an ausländischen Herkunftsnachweisen ist in den letzten drei Jahren um ein Viertel auf 37,2 Prozent gestiegen und damit regelrecht explodiert. Hatten sich bisher alle Stromhändler freiwillig dazu verpflichtet, keinen ausgewiesenen Atomstrom einzukaufen, gab es 2022 einen Stromhändler, der sogar 73,8 Prozent seines Stromes als Atomstrom ausgewiesen hat. „Leider haben die großen Versprechungen der Stromkennzeichnung nicht dazu geführt, dass weniger Atomstrom in unserem Stromnetz zu finden ist“, bemerkt Moidl: „Dass aber der Anteil des ausgewiesenen erneuerbaren Stroms laufend abnimmt und nun sogar ausgewiesener Atomstrom in Österreich zu kaufen ist, ist ein neuer Tiefpunkt.“

Erneuerbare als einziger Ausweg

„Nachdem die Stromkennzeichnung der letzten Jahre zeigt, dass ein atomstromfreies Österreich so nicht sichergestellt werden kann, ist der einzig gangbare Weg der rasche Ausbau der Erneuerbaren, um teuren Atomstrom aus den österreichischen Netzen zu verdrängen“, führt Moidl aus. Damit der Ausbau der Windkraft aber endlich Fahrt aufnehmen kann, sind alle Bundesländer angehalten, die Rahmenbedingungen für den Windkraftausbau aktiv zu gestalten. „Derzeit reichen weder die ausgewiesenen Flächen, noch die langwierigen Genehmigungsverfahren oder die Anzahl der Mitarbeiter:innen in den Genehmigungsbehörden dafür aus“, bemerkt Moidl: „Jedes Windrad in Österreich bedeutet weniger Atomstrom in den heimischen Stromnetzen. Schon allein deshalb sollte der Windkraftausbau oberste Priorität haben.“

Zur Pressemappe mit weiteren Hintergrundinformationen (Ende)

Aussender:IG Windkraft
Ansprechpartner:Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee
Tel.:+43 660 20 50 755
E-Mail:m.fliegenschnee@igwindkraft.at
Website:www.igwindkraft.at

MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG

Coronaimpfung mit niedrigerem Risiko für Long COVID verbunden

Göteburg – Wer vor der ersten Coronainfektion mindestens eine Dosis eines COVID-19-Impfstoffs erhalten, könnte damit das Risiko für Long COVID deutlich senken. Das berichtet eine schwedische Arbeitsgruppe im British Medical Journal (2023: DOI: 10.1136/bmj-2023-076990 ).

Die Ergebnisse basieren auf 589.722 Erwachsenen aus den beiden größten Regionen Schwedens mit einer ersten COVID-19-Infektion, die zwischen dem 27. Dezember 2020 und dem 9. Februar 2022 registriert wurde

Die Personen wurden ab der ersten COVID-19-Infektion bis zur Diagnose einer Long-COVID-19-Erkrankung, einer Impfung, einer Reinfektion, dem Tod, der Auswanderung oder dem Ende der Nachbeobachtung am 30. November 2022 erfasst, je nachdem, was zuerst eintrat. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit in der gesamten Studienpopulation betrug 129 Tage (geimpfte Personen: 197 Tage, nicht geimpfte Personen: 112 Tage).

Eine Reihe von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Anzahl der Kontakte mit dem Gesundheits­wesen im Jahr 2019, Bildungsstand, Beschäftigungsstatus und die zum Zeitpunkt der Infektion vorherrschende Virusvariante wurden bei der Analyse berücksichtigt.

Von 299.692 geimpften Personen mit COVID-19 wurde bei 1.201 (0,4 %) während der Nachbeobachtung eine Long-COVID-19-Erkrankung diagnostiziert, verglichen mit 4.118 (1,4 %) von 290.030 ungeimpften Personen.

Bei denjenigen, die vor der ersten Infektion einen oder mehrere COVID-19-Impfstoffe erhalten hatten, war die Wahrscheinlichkeit, dass eine Long-COVID-19-Erkrankung diagnostiziert wurde, um 58 % geringer als bei nicht geimpften Personen.

Die Wirksamkeit des Impfstoffs nahm mit jeder weiteren Dosis vor der Infektion zu: So verringerte die erste Dosis das Risiko einer COVID-19-Folgeerkrankung um 21 %, zwei Dosen um 59 % und drei oder mehr Dosen um 73 %.

Die Forscher betonen, dass aus diesen Beobachtungsdaten keine direkte Kausalität abgeleitet werden kann. Sie sehen aber starke Hinweise für einen Nutzen der Impfung: „Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung einer vollständigen Grundimmunisierung gegen COVID-19, nicht nur um das Risiko einer schweren akuten COVID-19-Infektion zu verringern, sondern auch um die Belastung der Bevölkerung durch COVID-19-Folgeerkrankungen zu reduzieren“, lautet ihr Fazit. © hil/aerzteblatt.de

Rasante Ausbreitung hochresistenter Klebsiella pneumoniae in griechischen Krankenhäusern

Stockholm – Krankenhäuser in Griechenland haben zunehmend Probleme mit Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind.

Die griechischen Behörden warnen zusammen mit dem „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) vor den Stämmen ST39 und ST323 von Klebsiella pneumoniae, die sich durch die Produktion von Carbapenemasen vor dem Zugriff der Antibiotika-Gruppe der Carbapeneme schützen.

Carbapenem-resistente Klebsiella pneumoniae verursachen lebensbedrohliche, im Krankenhaus erworbene Infektionen. Der Stamm ST39 war bereits bei einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 2019 in 12 von 15 Kliniken nachgewiesen worden.

Im Jahr 2022 wurde er in 13 derselben 15 Kliniken erneut nachgewiesen, wobei jede Klinik in einer der beiden Untersuchungen mindestens einen positiven Test hatte. Hinzu gekommen ist der Stamm ST323, der bisher in griechischen Kliniken nicht beobachtet wurde. Jetzt wurde er erstmals in 6 Kliniken nachgewiesen.

Die resistenten Bakterien scheinen sich in den Kliniken festgesetzt zu haben. Ein genetischer Vergleich der einzelnen Erreger ergab, dass es 2022 zu 44 krankenhausinternen Übertragungsereignissen gekommen ist.

Die meisten Übertragungen betrafen zwar andere Stämme von K. pneumoniae wie ST258/512 und ST11. In einigen Fällen wurden aber auch die hochresistenten Stämme ST39 und ST323 unter den Patienten weiter gereicht.

Die ECDC geht davon aus, dass die hochresistenten Keime in den Kliniken endemisch sind. Da die einzelnen Kliniken nur bis zu 14 Isolate eingeschickt haben, könnte die tatsächliche Zahl der Übertragungen erheblich höher sein.

Nach Angaben der ECDC wurde auch in anderen Ländern der Europäischen Union/des Europäischen Wirt­schaftsraums (EU/EWR) eine schnelle Ausbreitung von Carbapenemase-produzierenden K. pneumoniae doku­mentiert. © rme/aerzteblatt.de

Muttersprache prägt Gehirne von Ungeborenen – Neugeborene reagieren laut neuer EEG-Untersuchung eindeutig auf die bereits vertraute Sprache

Padua/Paris (pte010/27.11.2023/10:30) – Die neuronale Entwicklung von Föten im Mutterleib wird von der gesprochenen Sprache der werdenden Mutter beeinflusst. Zu dem Schluss kommen Forscher der Università di Padova, CNRS und der Université Paris Cité. Sie haben 33 Neugeborene mit EEG-Hauben ausgestattet und entsprechend untersucht. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Kinder im Muttterleib ab dem siebenten Monat der Schwangerschaft bereits hören können, wenn ihre Mutter spricht. Sie können auch andere Geräusche wie sonstige Stimmen, Musik und allgemeinen Lärm hören. Nach der Geburt erkennen die Kinder die Stimme ihrer Mutter und die spezifischen Melodien, die mit ihrem Sprechen in Verbindung stehen.

Tests mit Französisch

Bei allen Teilnehmerinnen war Französisch die Muttersprache. Mittels der EEG-Hauben wurden die Kinder in den ersten Tagen ihres Lebens beobachtet. Schliefen die Kinder, wurden ihnen Aufzeichnungen einer Person vorgespielt, die auch in anderen Sprachen aus dem Buch „Goldlöckchen und die drei Bären“ vorlas. Die EEG-Aufzeichnungen begannen in der Stille, bevor das Hörbuch abgespielt wurde und wurden danach erst nach einem Moment der Stille wieder gestoppt.

Die EEG-Anzeigen belegen, dass die Kinder, wenn sie die Geschichte auf Französisch hören, einen Anstieg der Long-Range Temporal Correlations verfügen. Sie alle gehören zu einer Art, die bereits mit der Sprachwahrnehmung und der -verarbeitung in Zusammenhang gebracht worden ist. Die Forscher vermuten, dass das Gehirn der Babys durch die bereits im Mutterleib gehörte Sprache, wie in diesem Fall Französisch, auf einzigartige Art und Weise beeinflusst wird.

EEG-Check liefert Beweis

Die Experten haben zusätzlich eine trendbereinigte Fluktuationsanalyse der EEG-Ergebnisse durchgeführt. Dadurch ließ sich die Stärke der Temporal Correlations messen. Sie erwiesen sich beim Theta-Band am stärksten. Laut früheren Studien steht dieses Band mit Sprecheinheiten auf Silbenebene in Verbindung. Das zeigt, so die Forscher, dass sich die Gehirne der Kinder auf die linguistischen Elemente der gehörten Sprache einstimmen.

Es zeigte sich auch, dass die neuronale Reaktion der Kinder auf dem EEG am stärksten war, wenn ihnen das Buch auf Französisch vorgelesen wurde. Damit liegt laut den in „Science Advances“ veröffentlichten Forschungsergebnissen nahe, dass der Kontakt mit einer bestimmten Sprache eine Rolle bei der neuronalen Entwicklung des Gehirns spielt. (Ende)

Großbritannien: Essstörungen nehmen in Großbritannien zu – 20 Prozent der jungen Leute sind psychisch krank – Risiko für Mobbing steigt massiv an

Cambridge (pte002/27.11.2023/06:05) – Jedes fünfte Kind und fast jeder vierte Jugendliche in Großbritannien leidet an einer psychischen Erkrankung – Essstörungen eingeschlossen. Das geht aus dem Bericht „The Mental Health of Children and Young People in England 2023“ hervor, den die nationale englische Gesundheitsbehörde vorgelegt hat. Der letzte Bericht dieser Art war 2017 veröffentlicht worden.

Junge Frauen leiden mehr

Bei den Acht- bis 16-Jährigen waren die Raten wahrscheinlicher psychischer Störungen bei Jungen und Mädchen ähnlich, während sie bei den 17- bis 25-Jährigen bei jungen Frauen doppelt so hoch ausfielen wie bei jungen Männern. 2023 wurden bei jedem achten (12,5 Prozent) der 17- bis 19-Jährigen Essstörungen festgestellt, wobei die Raten bei jungen Frauen (20,8 Prozent) viermal höher waren als bei jungen Männern (5,1 Prozent). Mehr als jedes vierte Kind im Alter von acht bis 16 Jahren (26,8 Prozent) mit einer wahrscheinlichen psychischen Störung hat Eltern, die es sich nicht leisten kann, ihre Kinder an Aktivitäten außerhalb der Schule oder Hochschule teilnehmen zu lassen.

Bei Kindern im Alter von elf bis 16 Jahren mit einer wahrscheinlichen psychischen Störung ist die Wahrscheinlichkeit, persönlich gemobbt zu werden, fünfmal höher als bei gesunden Kindern (36,9 gegenüber 7,6 Prozent). Es war auch wahrscheinlicher, dass sie online gemobbt wurden (10,8 gegenüber 2,6 Prozent).

Kinderkrankenhaus neu denken

„Diese Zahlen bestätigen, dass der enorme Anstieg der Überweisungen an Kliniken zur Behandlung von Essstörungen nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass mehr Kinder und Jugendliche Hilfe suchen, sondern dass es ein Zeichen dafür ist, dass mehr Kinder und Jugendliche Hilfe benötigen“, sagt Tamsin Ford, Leiter der Psychiatrie an der University of Cambridge.

Ford ist auch Forschungsleiterin des Cambridge Children’s Hospital. Dort wird jedes Kind in Hinblick auf seine geistige und körperliche Gesundheit behandelt, wobei ein zusätzlicher Schwerpunkt auf dem Wohlbefinden und der Unterstützung der Familie liegt. Psychische Gesundheitsprobleme im Teenager- und Jungerwachsenenalter könnten die Entwicklung eines jungen Menschen in Bezug auf Bildung, Gesundheit, Beschäftigung und soziale Fähigkeiten massiv negativ beeinflussen. Sie glaubt, dass die integrierte Pflege des Hospitals Kindern und Jugendlichen helfen wird, sich schneller zu erholen. (Ende)

UMWELT

COP28 – Forscher-Berichte: Viele Baustellen und rascher tickende Uhr

Das Fenster, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius oder zumindest 2 Grad zu begrenzen, wird immer kleiner. Das erklärte zuletzt mit dem Weltklimarat (IPCC) das höchste wissenschaftliche Gremium in seinem „Synthesebericht“, der die wichtigsten Forschungserkenntnisse zum Klimawandel bündelt. Daneben lieferten im vergangenen Jahr unzählige aktuelle Studien weitere Erkenntnisse, die vor allen eines zeigen: Die Veränderungen laufen schneller ab als früher gedacht.

Was in manchen weltanschaulichen Blasen und politischen Strömungen immer noch prominent angezweifelt und mit unsystematischen, anekdotischen und in der Regel kaum überprüfbaren Beobachtungen und Schlussfolgerungen gerne bezweifelt wird, ist seitens der Wissenschaft seit langem völlig unstrittig: Die durch die Aktivitäten des Menschen rapide angestiegenen Treibhausgase – vom CO2 bis zu Methan oder Lachgas – führen zu einer mittlerweile oft auch als „Erderhitzung“ bezeichneten, tiefgreifenden Veränderung des Klimas.

Nicht zuletzt der IPCC-Synthesebericht unterstreiche „die Dringlichkeit ehrgeizigerer Maßnahmen“, sagte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee in Frühjahr anlässlich der Veröffentlichung des Papiers, dem seit dem Jahr 2018 mehrere Berichte vorausgegangen waren. Seit der ersten dieser Publikation sei die Herausforderung noch größer geworden: Einerseits sind die Treibhausgasemissionen – abseits eines kurzen Abfalls während der Covid-19-Pandemie – im Steigen und andererseits die aktuellen Pläne zur Emissionsreduktion weiter unzureichend. In Zukunft könnte die Klimakrise folglich eskalieren, warnte das umfassende Gremium, das die aktuellen Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt bereits seit mehreren Jahrzehnten zu einem immer beunruhigender werdenden Gesamtbild verdichtet.

So wurde im vergangenen Jahr auch in Österreich immer klarer, dass die Rolle des besonnenen Mahners und Lieferanten von Diskussionsgrundlagen für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft vielen Wissenschaftern angesichts des Ernstes der Lage nicht mehr passt. So stellten sich Forscherinnen und Forscher wie der „Wissenschafter des Jahres“, der Ökologe Franz Essl, die Meteorologin Helga Kromp-Kolb oder der Klimapolitik-Experte Reinhard Steurer demonstrativ hinter die Aktionen von Klimaaktivisten bzw. ließen selbst im Rahmen der Initiative „Scientist For Future“ mit Aktionen aufhorchen.

So ist man auch nicht verlegen, medienwirksam zu benennen, dass hierzulande selbst relativ einfach zu pflückende Früchte zur CO2-Ausstoßverminderung, wie ein Absenken der Tempolimits auf den Straßen, nicht in Betracht gezogen werden. Derart klare politische Stellungnahmen waren in den vergangenen Jahrzehnten eher die Ausnahme. Dass das nun prominente Vertreter der Wissenschaft anders handhaben, zieht immer wieder auch Kritik auf sich.

Prognosen werden negativer

In wissenschaftlichen Publikationen finden sich deutliche Warnungen allerdings schon sehr lange in mehr oder weniger unveränderter sprachlicher Form. Die Daten und Prognosen werden jedoch seit einiger Zeit merklich negativer. Das zeigen mehrere Publikationen des vergangenen Jahres beispielhaft, an denen vielfach österreichische Experten beteiligt waren.

So etwa kürzlich in einer Neubewertung dazu, wie viel Zeit noch bleibt, bis das 1,5-Grad-Ziel zumindest für einige Zeit weltweit überschritten wird. Im Fachblatt „Nature Climate Change“ berichtete ein Team, dem auch ein Forscher vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien angehörte, dass das verbleibende CO2-Budget, das der Mensch noch ausstoßen kann, bevor das Ziel Geschichte ist, bei den aktuellen CO2-Emissionen schon in rund sechs Jahren aufgebraucht sein könnte. Damit würde der CO2-Budget-Spielraum gegenüber den letzten Schätzungen des IPCC auf die Hälfte zusammenschrumpfen und nur noch knapp 250 Gigatonnen CO2 betragen.

Im IPCC-Synthesebericht gaben die Experten den momentanen Stand der Erderwärmung auf ein Plus von 1,1 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter an – Tendenz steigend: Erst Anfang des Monats zeigte der EU-Klimawandeldienst Copernicus, dass die Temperatur der ersten zehn Monate des Jahres 2023 um 1,43 Grad Celsius über dem vorindustriellen Schnitt lag. Demnach war der Oktober 2023 zudem nicht nur der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern laut IPCC-Daten sogar der vermutlich wärmste seit 125.000 Jahren.

So gut wie sicher wird laufende Jahre das wärmste bisher gemessene, was heuer auch am Einfluss des Wetterphänomens „El Niño“ liegt. Dass sich wiederum diese Änderungen der Meeresströmung im Pazifik rund um den Äquator ab den 1970er-Jahren vor allem durch den Einfluss des Menschen verändern, zeigten im Oktober Innsbrucker Geologen im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“.

90 Prozent der Reduktionsansagen „bisher nicht glaubwürdig“

Aktuelle Anomalien hin oder her – die langfristig erhöhten Durchschnittstemperaturen fallen über den Landmassen in der Regel höher aus, als im Welt-Schnitt. Für Österreich ist davon auszugehen, dass der Effekt doppelt so stark zum Tragen kommt. Momentan liege die Erhitzung hierzulande bei im Durchschnitt 2,7 Grad Celsius plus, in Wien sind es sogar knapp drei Grad, hielt Kromp-Kolb kürzlich gegenüber Journalisten fest.

Sehe man sich die aktuellen Entwicklungen an, dann landet die Welt 2100 bei einem Durchschnittstemperatur-Plus von 2,5 bis drei Grad Celsius, berechneten Forscher mit IIASA-Beteiligung erst im Juni. Würden die Versprechen der Staaten in Richtung Klimaneutralität allerdings rigoros eingehalten, könnte eine Stabilisierung zwischen plus 1,5 und zwei Grad gelingen. Allerdings müssten um die 90 Prozent der Reduktionsansagen bisher als nicht glaubwürdig angesehen werden, so das Team im Fachblatt „Science“.

Würden die auf der UNO-Klimakonferenz „COP26“ (2021) in Glasgow von den Teilnehmerländern in Aussicht gestellten Senkungen der Treibhausgasemissionen hingegen schnell umgesetzt, könne dies den Temperaturanstieg bis 2100 zumindest sehr wahrscheinlich auf unter zwei Grad Celsius begrenzen. Auch in diese Berechnung im Fachmagazin „Nature Climate Change“ aus dem Mai waren IIASA-Foscher involviert. Es ist also noch einiges drinnen, was das Eindämmen des Anstieges betrifft. So können die Analysen in Richtung der vor der Tür stehenden „COP28“ (30.11.-12.12.) in Dubai gelesen werden.

Selbst wenn eine Begrenzung aber gelingt, sei nicht absehbar, ob klimatische „Kipppunkte“ nicht doch erreicht werden, schrieben die Wissenschafter im Mai damals. Dahinter verbergen sich Entwicklungen, die ab einem bestimmten Punkt weiterlaufen und einander aufschaukeln. Ein klassisches Beispiel dafür sind die weitläufigen Permafrostböden. Tauen sie im Zuge des Klimawandels weiter auf, setzen sie große Mengen an Methan frei, das dann wiederum den Temperaturanstieg zusätzlich fördert, was die Böden weiter tauen lässt. Darüber, wann solche Kipppunkte tatsächlich erreicht werden oder schon wurden, wird unter Forscherinnen und Forschern intensiv diskutiert.

Gletscher-Ende rund 50 Jahre früher

Nichts zu diskutieren gibt es darüber, dass bei den Alpengletschern ein solcher Punkt überschritten wurde. Ging man früher eher von einem graduellen Abschmelzen der einstigen Eismassen aus, musste das Ende der Gletscher in den Ostalpen zuletzt deutlich vorverlegt werden: Eisreste gibt es in unseren Breiten gegen 2050 voraussichtlich nur noch in Schattenlagen in sehr hoch gelegen Gebieten. Damit ist das prognostizierte Gletscher-Ende um rund 50 Jahre nach vorne gerückt.

Der rapide Temperaturanstieg führt nämlich dazu, dass die Eiskörper von allen Seiten angegriffen werden. Sind sie in einzelne Teile zerfallen, kann die Wärme auch von verschiedenen Richtungen effektiver angreifen. Die weißen Flächen, die viel Licht wieder zurückwerfen, nehmen ab, die zunehmend dunklere Umgebung der Gletscher nimmt mehr Energie auf. Dabei handelt es sich um den sogenannten Albedo-Effekt. Die noch eisigen Oberflächen werden durch Sand und Gestein mit der Zeit dunkler – auch weil weniger Schnee nachkommt bzw. der Schnee wieder schnell schmilzt.

Den massivem Gletscherschwund thematisierte u.a. auch der österreichische „Klimastatusbericht 2022“ prominent: Demnach war 2022 im Gebirge der viertwärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Gletscher verloren im Vorjahr im Mittel drei Meter ihrer Eisschicht, das war in etwa doppelt so viel Masse wie im Schnitt der vergangenen 30 Jahre. Wer also nach deutlich sichtbaren Anzeichen für den beschleunigten Wandel sucht, findet sie im hochalpinen Gelände zuhauf.

Eine Gesamtübersicht über Auswirkungen im ganzen Land und Prognosen wird im Juni 2025 der zweite „Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel“ (AAR2) liefern. Im Rahmen der großangelegten Zusammenarbeit von rund 150 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus dem ganzen Land wird man sich an den Erkenntnissen des IPCC orientieren.

Service:

IPCC-Synthesebericht: https://www.ipcc.ch/report/ar6/syr/;
Nature Climate Change-Studien: https://doi.org/10.1038/s41558-023-01848-5

und https://doi.org/10.1038/s41558-023-01661-0 ;

EU-Klimawandeldienst Copernicus: https://www.copernicus.eu/de/dienste/klimawandel;

Geophysical Research Letters-Studie: https://doi.org/10.1029/2023GL105201 ;

Science-Studie: https://dx.doi.org/10.1126/science.adg6248 ;

Klimastatusbericht 2022: https://ccca.ac.at/wissenstransfer/klimastatusbericht

Forscher machen Teufel im Detail der Treibhausgas-Messung sichtbar

Um die viel diskutierten Netto-Null-Emissionen als Klimaschutzziele zu erreichen, müsste der gesamte durch menschliche Aktivitäten verursachte Treibhausgasausstoß woanders wieder ausgeglichen werden. Zwischen den Zahlen von Staaten zu ihren Treibhausgasbilanzen (nationale Treibhausgasinventare) und den Berechnungen des Weltklimarates (IPCC) klafft aber eine nicht unbeträchtliche Lücke. Würde man diese schließen, müsste die Netto-Null noch früher erreicht werden, so Forscher.

Ein Team um die beiden u.a. am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien tätigen Wissenschafter Matthew Gidden und Thomas Gasser hat sich im Rahmen einer im Fachmagazin „Nature“ erschienenen Studie damit beschäftigt, wie einerseits Staaten und andererseits die wissenschaftliche Forschung mit CO2-Emissionen umgehen, die mit der Landnutzung zusammenhängen. Gerade beim Blick in Richtung Netto-Null-Emissionen kommt der Landnutzung eine besonders große Bedeutung zu, wenn es etwa darum geht, Wälder zu erhalten bzw. aufzuforsten oder sich darum zu bemühen, möglichst viel Kohlenstoff auf landwirtschaftlichen Flächen sozusagen zu speichern.

Über das Verhältnis von Kohlenstoffeinlagerung und -freisetzung auf verschieden genutzten Flächen gibt es Annahmen, auf denen die Landnutzungs-Treibhausgasbilanzen beruhen. So wird zwischen vom Menschen bewirtschafteten und nicht „gemanagten“ Flächen unterschieden. Allerdings gibt es hier Diskrepanzen in der Betrachtungsweise zwischen wissenschaftlichen Modellen und den Treibhausgasinventaren vieler Staaten, heißt es in einer Aussendung des IIASA.

Unterschiedliche Betrachtungsweisen

Während in ersteren nur Flächen als „bewirtschaftet“ angesehen werden, wo der Mensch auch tatsächlich durch land- oder forstwirtschaftliche Aktivitäten starken Einfluss ausübt, werden seitens der Länder auch Gebiete, die in geringerem Ausmaß landwirtschaftlich oder auch lediglich zur Erholung von Menschen genutzt werden, ebenso als „gemanagt“ angesehen. Welchen Unterschied das machen kann, zeigen die Forscher in ihrer Arbeit.

Insgesamt gesehen ist die Differenz beträchtlich: Demnach klafft zwischen der wissenschaftlichen Betrachtungsweise, an die sich der IPCC hält, und den Treibhausgasbilanzen der Länder eine Lücke zwischen vier und sieben Gigatonnen CO2 pro Jahr. Das entspricht immerhin rund zehn Prozent der aktuellen jährlichen Treibhausgasemissionen, heiß es.

In der Folge legten die Forscher die genaueren Maßstäbe an die nationalen Treibhausgasinventare an. So offenbarte sich, dass die Reduktion der Treibhausgase bis zum Jahr 2030 schneller und deutlicher ausfallen müsste, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Insgesamt dürften gegenüber den bisherigen Länder-Annahmen nochmals zwischen 55 und 65 Gigatonnen CO2 weniger bis zum Jahr 2030 ausgestoßen werden.

Länder müssen „das richtige Ziel anstreben“

Letztlich müssten viele Länder ihre Bekundungen, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, um bis zu fünf Jahre früher einlösen. Die neuen Erkenntnisse „zeigen die Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen: Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, ist es entscheidend, dass die Länder auch das richtige Ziel anstreben“, so Gidden. Würden die Staaten weiter von ihrer bisherigen Berechnungsweise ausgehen, „werden sie ihr Ziel verfehlen“, so der Wissenschafter.

Diese Gefahr orten auch die beiden britischen Wissenschafter Chris Jones und Alexander Askew in einem Perspektivenartikel zu der Arbeit, in der nun beschrieben wird, wie die Methodik derart angepasst werden kann, dass die Staaten einmal „einen echten Netto-Nullpunkt melden können“. Mit Blick auf die am 30. November in Dubai beginnende UNO-Klimakonferenz „COP28“ fordern die an der „Nature“-Publikation beteiligten Experten nachgeschärfte und detailliertere nationale Klimaziele. Es werde immer klarer, dass noch in diesem Jahrzehnt große Anstrengungen im Klimaschutz notwendig sind. Dieses Faktum sollte „nicht in den Details der technischen Berichterstattung“ untergehen, so Gidden.

Service:
Die Publikation online: https://dx.doi.org/10.1038/s41586-023-06724-y ;

Der Perspektivenartikel: https://doi.org/10.1038/d41586-023-03504-6

BILDUNG

Schülerschaft wird in mehrfacher Hinsicht immer diverser

Die Zusammensetzung der Schülerschaft wird in mehrfacher Hinsicht immer diverser. So nimmt die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund als auch jene der quereinsteigenden Schüler zu. Das zeigt eine breite Analyse der Ergebnisse der Bildungsstandard-Überprüfungen der vergangenen Jahre – wobei die jüngste ausgewertete Erhebung schon sechs Jahre alt ist. Gleichzeitig wurden aber auch eine längere Kindergartenbesuchsdauer und bessere Mathematik-Testergebnisse verzeichnet.

Vor sechs Jahren hatte ein Konsortium aus Arbeiterkammer Wien, ÖGB, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Rotem Kreuz, Caritas sowie Samariterbund eine Studie zu „Migration und Mehrsprachigkeit an Österreichs Schulen“ initiiert. Damals sollte anhand der Bildungsstandard-Überprüfungen 2012 für die vierte Klasse AHS/Mittelschule das Thema wissenschaftlich beleuchtet werden. Nun wurden anhand der Standard-Überprüfungen 2017 die Situation fünf Jahre danach analysiert und die Ergebnisse am Montag präsentiert.

Demnach ist die Schülerpopulation zunehmend durch Migration bzw. von einer wachsenden Diversität an Herkunftsländern geprägt. Wiesen 2012 noch 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler zwei in Österreich geborene Elternteile auf, so waren dies 2017 nur noch 68 Prozent. Gleichzeitig stieg unter der wachsenden Zahl an Jugendlichen mit eigenem oder elterlichem Migrationshintergrund in allen Bundesländern auch der Anteil an „Quereinsteigern“ (nach dem 6. Lebensjahr zugewandert, Anm.) – und zwar von 40 Prozent auf 43 Prozent aller im Ausland geborener Schülerinnen und Schülern.

Dementsprechend erhöhte sich auch der Anteil der Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch von 24 auf 29 Prozent. Diese Entwicklung war in allen Bundesländern zu beobachten.

Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der Kinder, die drei oder mehr Jahre einen Kindergarten besucht hatten, zu – von 41 auf 49 Prozent. Diese Entwicklung war in fast allen Herkunftsgruppen zu beobachten, hing aber auch stark von den Angebotsstrukturen im Herkunftsland bzw. im Bundesland der Schüler ab.

Forderung nach durchgängigem didaktischem Sprachförderkonzept

Leicht verbessert haben sich die Mathematik-Testergebnisse bei den Standard-Überprüfungen. Allerdings wiesen die Leistungsabstände zwischen den Sprachgruppen ähnliche Muster und Rangfolgen wie 2012 auf.

Als Reaktion auf die Ergebnisse fordern die Organisationen unter anderem ein durchgängiges didaktisches Sprachförderkonzept sowie den Einsatz von Sprachbildungskoordinatoren an jedem Schulstandort zur Unterstützung der Lehrkräfte. Dieses sollen Pädagogen und Pädagoginnen bei der Einbindung von Mehrsprachigkeit im Unterricht unterstützen, wie die Leiterin des Bereichs Bildung der Arbeiterkammer Wien, Ilkim Erdost, erklärte.

Deutschfördermaßnahmen sollten von den Schulen ohne weitreichende Trennung von der Regelklasse autonom gestaltet werden können und der erstsprachliche Unterricht ausgebaut werden. In der Lehrerausbildung wiederum sollten durchgängig sprachliche Bildung, Mehrsprachigkeit und Kulturreflexion als verpflichtende Kernbereiche verankert werden. Außerdem sollte der Beruf für Personen mit Migrationshintergrund geöffnet und attraktiver gestaltet werden. Im Kindergartenbereich wiederum brauche es mehr Gratis-Angebote und bessere Betreuungsschlüssel, an den Schulen einen Sozialindex, durch den Standorte mit besonderen Herausforderungen mehr Ressourcen bekommen.

Gudrun Feucht, Leiterin des Bereichs Bildung & Gesellschaft in der Industriellenvereinigung, ergänzte, für einen Wirtschaftsstandort, der stark auf Export baut, sei die Mehrsprachigkeit eine besondere Ressource, „die unbedingt besser genutzt werden muss“. Melina Schneider, Leiterin der Abteilung Bildungspolitik in der WKÖ, betonte, in den elementaren Bildungseinrichtungen werde das „Fundament für alle späteren Bildungserfolge“ gelegt. Eine wirksame Sprachförderung müsse schon frühzeitig im Kindergarten einsetzen und kontinuierlich in der Schule fortgesetzt werden, sagte auch Alexander Prischl vom ÖGB.

Für Entlastung der Lehrkräfte (etwa durch Verwaltungspersonal und externen Experten und Expertinnen) plädierte Katharina Albrecher vom Jugendrotkreuz. Caritas Österreich-Generalsekretärin Anna Parr verwies auf die Bedeutung von außerschulischen Angeboten wie etwa die Lerncafes der Caritas, die eine stärkere finanzielle Unterstützung brächten. Auf die Notwendigkeit von mehrsprachigen Beratungsangeboten außerhalb der Schule wies Birgit Greifeneder, Leiterin der LernLEOS des Samariterbundes, hin.

MEDIEN – IT

RECHT

GESELLSCHAFT – RELIGION

China wird von Deutschen als wirtschaftliche Bedrohung gesehen – Umfrage

BERLIN (Dow Jones)–China wird in Deutschland als wirtschaftliche und militärische Bedrohung wahrgenommen. Eine Umfrage der Körber-Stiftung zur Sicht der Deutschen auf die Außenpolitik zeigt, dass mit 62 Prozent immer mehr Deutsche den wachsenden Einfluss Chinas negativ sehen.

Sechs von zehn Deutschen wollen zudem eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit von dem asiatischen Land, selbst wenn dies wirtschaftliche Einbußen und den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten könnte.

Insgesamt wird Deutschland in der Umfrage von mehr als der Hälfte (57 Prozent) der Befragten ein geringerer Einfluss in der Welt zugesprochen als vor zwei Jahren. Gleichzeitig geben 54 Prozent der Befragten an, dass sich ihr Land bei internationalen Krisen stärker zurückhalten sollte.

Nur noch 38 Prozent wünschen sich der Körber-Stiftung zufolge ein stärkeres Engagement Deutschlands – der niedrigste Wert seit Umfragebeginn (2017: 52 Prozent).

„Mehr als je zuvor wirken sich internationale Krisen auf den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft aus. Auch aus diesem Grund liegt es in Deutschlands Interesse, aktiv zur Bewältigung der Krisen beizutragen. Doch eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich weiterhin außen- und sicherheitspolitische Zurückhaltung“, sagte Nora Müller, Leiterin des Bereichs Internationale Politik der Körber-Stiftung.

Mit Blick auf China ergab die Umfrage, dass 49 Prozent der Umfrageteilnehmer das Land als einen wirtschaftlichen Wettbewerber sehen, 35 Prozent als Rivalen und nur 13 Prozent als Partner Deutschlands. Die Skepsis gegenüber Peking schlägt sich demnach stärker als in den Vorjahren in einer konkreten Bedrohungswahrnehmung nieder: 55 Prozent sehen in China eine militärische Bedrohung für die Sicherheit Deutschlands (+9 Prozentpunkte zum Vorjahr).

Solidarität mit der Ukraine – Misstrauen gegenüber Russland

Die Solidarität mit der Ukraine hält indes weiter an. Zwei Drittel der Befragten sprechen sich für eine weitere militärische Unterstützung der Ukraine aus. Davon geben 54 Prozent an, dass die militärische Hilfe aus Deutschland der Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete dienen sollte. 41 Prozent sind der Meinung, dass die deutsche Unterstützung vor allem ein weiteres Vordringen Russlands verhindern sollte.

Kein Vertrauen zeigten die Befragten hingegen zu Russland. Der Anteil der Befragten, die in Russland eine militärische Bedrohung sehen, ist im Vergleich zum Vorjahr von 72 auf 76 Prozent gestiegen.

Eine Mehrheit der Deutschen ist sich einig, dass der russischen Regierung unter Wladimir Putin nicht zu trauen ist (86 Prozent). Gleichwohl würden ein Rückzug Russlands aus der Ukraine ohne Vorbedingungen (87 Prozent), ein ernsthaftes Interesse Russlands an Friedensverhandlungen (84 Prozent) oder ein Machtverlust Putins (79 Prozent) das Vertrauen wiederherstellen können, so die Körber-Stiftung zum Ergebnis der Umfrage.

Beziehungen zu USA stabil – Wiederwahl von Trump als Risiko

Die transatlantischen Beziehungen werden laut Umfrage als stabil angesehen. Im Jahr vor der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl hätten die Vereinigten Staaten noch einmal an Bedeutung als wichtigster Partner für Deutschland gewonnen. Denn 43 Prozent der Deutschen halten die USA für den wichtigsten Partner, das sind 7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 77 Prozent bewerten die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA als eher gut bis sehr gut.

Allerdings könnte sich diese positive Einschätzung der transatlantischen Beziehungen im Falle einer Wiederwahl Donald Trumps im Jahr 2024 umkehren, wie die Körber-Stiftung erklärte. 82 Prozent der Deutschen gingen davon aus, dass sich dies negativ auf die transatlantischen Beziehungen auswirken würde.

Die Umfrage wurde von dem Institut Kantar Public im Auftrag der Körber-Stiftung im September unter 1.057 Wahlberechtigten durchgeführt.

Österreich: Mini-Plus bei Wissenschaftsvertrauen – Skeptikerbasis recht beständig

Einen Mini-Anstieg beim Vertrauen zeigt das am Montag in Wien veröffentlichte „Wissenschaftsbarometer“ der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in seiner zweiten Ausgabe: Demnach hat sich der Anteil der Befragten, die der Wissenschaft „stark“ oder „sehr stark“ vertrauen, um drei Prozentpunkte von 70 (2022) auf 73 Prozent erhöht. ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sprach von einem „leichten Aufwärtstrend“, allerdings präsentiert sich in der Umfrage auch die Skeptiker-Basis recht stabil.

Der Ausgangspunkt zu der Initiative eines jährlichen, vom Gallup Institut durchgeführten „Wissenschaftsbarometers“ war die stärker spürbare Skepsis, die zuletzt Vertretern der Wissenschaft und Forschung in der Covid-19-Pandemie oder in Diskussionen um den Klimawandel entgegengebracht wurde und wird. In der letzten Ausgabe der alle zehn Jahre durchgeführten Eurobarometer-Umfrage verfehlte Österreich bei den einschlägigen Werten zudem nur knapp den letzten Platz. Dem Thema „Wissenschaftsskepsis“ widmeten sich daraufhin mehrere Institutionen prominenter.

Im neuen „Barometer“, in dessen Rahmen 1.500 Österreicher und Österreicherinnen im September und Oktober online und telefonisch befragt wurden, sehe man leichte Verbesserungen, hieß es vor Journalisten unter Verweis auf „signifikante, nicht zufallsbedingte Veränderungen“. Gaben im vergangenen Jahr 30 Prozent der Befragten an, großes Vertrauen in die Wissenschaft zu haben, waren es heuer 36 Prozent. „Eher“ stark war 2022 das Vertrauen bei weiteren 40 Prozent. Heuer sank dieser Anteil auf 37 Prozent der Teilnehmer.

Am anderen Ende der Skala blieb der Anteil der Menschen, die dem Sektor „gar nicht“ oder „wenig“ vertrauen, nahezu gleich: Sechs Prozent heuer stehen sieben Prozent im Jahr davor gegenüber. Ein Vergleich dieser Werte mit den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz sei heuer nicht möglich, da eine vergleichbare Studie in der Schweiz nur alle drei Jahre stattfindet und deutsche Vergleichsdaten noch nicht publiziert wurden, so die ÖAW gegenüber der APA.

Geringeres Vertrauen bei „systemisch Unzufriedenen“

Erstaunlich präsentiert sich ein innerösterreichischer Vergleich der Vertrauensbekundungen 2023 zwischen Menschen, die sich als insgesamt „zufrieden“ bezeichnen (35 Prozent der Befragten) und „systemisch Unzufriedenen“ (16 Prozent der Teilnehmer): Während in letzterer Gruppe lediglich 41 Prozent „sehr“ bzw. „eher“ vertrauen, tun dies unter den „Zufriedenen“ gleich 93 Prozent. Bei der Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit der Medienberichte über Wissenschaft und Forschung zeigte sich mit 21 zu 79 Prozent ebenfalls ein deutlicher Unterschied.

Die Unzufriedenheit entstünde auch aus der Lebensrealität heraus, etwa wenn das „Auskommen mit dem Einkommen“ oder die gesellschaftliche Fairness negativ eingeschätzt würden, erklärte Andrea Fronaschütz, Geschäftsführerin von Gallup Österreich. Diese Gruppe sei „nicht nur gegenüber dem Sektor, sondern auch den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern selbst skeptisch“, so Fronaschütz.

Was die Disziplinen betrifft, haben Mathematik, Physik und Chemie die Nase vorne, während politiknähere Bereiche wie die Klimaforschung deutlich weniger Vertrauen entgegengebracht wird. Winkelsummen würden eher nicht angezweifelt, so Fassmann. Als einzige Disziplin verloren hat „Informatik und Künstliche Intelligenz, was auf eine hohe Verunsicherung, etwa was prognostizierte Jobverluste betrifft, zurückzuführen sei.

Den „gesunden Menschenverstand“ zogen 2022 ganze 37 Prozent der Studienteilnehmer wissenschaftlichen Erkenntnissen vor – „ein Gegensatz, der irritiert“. Heuer bekundeten dies 38 Prozent. Dass der Einfluss von Politik und Wirtschaft auf die Wissenschaft „viel zu groß“ oder „eher zu groß“ ist, erklärten heuer anteilig etwas mehr Menschen als noch 2022.

Leichter Aufwärtstrend

Insgesamt lasse sich aus der Befragung auch ein gewisser Aufwärtstrend beim Ansehen von Wissenschaft und Forschung ableiten: So sagten etwa heuer 77 Prozent, dass selbige „unser Leben verbessern“ – ein Plus von sieben Prozentpunkten gegenüber 2022. Auch konnten „Wissenschafter:innen“ bei ihnen zugeschriebenen positiven Eigenschaften wie „kompetent“, „qualifiziert“, „ehrlich“, „verantwortungsvoll“ oder „aufrichtig“ durchwegs leicht zulegen.

Als Erklärungsmodell dafür bot Faßmann zum Beispiel die Rücknahme der Covid-19-Maßnahmen, aber auch die Zuerkennung der Physik-Nobelpreise für Anton Zeilinger (2022) und heuer für den ungarisch-österreichischen Forscher Ferenc Krausz an – wobei die Nachricht zum Erfolg von Krausz mitten in den Erhebungszeitraum fiel. „Die Nobelpreise haben vermutlich mehr zum positiven Image von Wissenschaft und Forschung beigetragen als jede Kampagne“, so der ÖAW-Präsident.

Zudem hätten viele Forscherinnen und Forscher ihre Bemühungen verstärkt, ihre Arbeit der breiteren Öffentlichkeit zu erklären. Hier sollte man künftig auch mehr Angebote an „Unzufriedene“ machen, denn ein Großteil dieser Gruppe möchte über Wissenschaft informiert werden. Bei rund einem Viertel der Bevölkerung müsse man jedenfalls weiter intensiv „Überzeugungsarbeit“ leisten, sagte Faßmann, der hier einen Auftrag und eine Bringschuld der Wissenschaft ortet. Die Forschenden müssten mehr hinausgehen, da „die Autorität des Wortes gesunken ist und die Zweifel zunehmen“.

Die Ergebnisse des aktuellen Wissenschaftsbarometers seien „ein Beweis dafür, dass die Initiativen, die wir in Österreich zur Stärkung des Vertrauens in die Wissenschaft gesetzt haben, Wirkung zeigen und, dass wir definitiv auf einem sehr guten Weg sind“, reagierte Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Aussendung. Er verwies auf ein im Jahr 2022 entwickeltes 10-Punkte-Programm, um Wissenschaft und Forschung stärker vor den Vorhang zu holen.

Service: www.oeaw.ac.at/wissenschaftsbarometer

RUSSLAND – UKRAINE

Newsticker

DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Ukraine

ROUNDUP: Fünf Tote nach Unwetter in Region Odessa – Die Nacht im Überblick

KIEW (dpa-AFX) – Infolge eines schweren Unwetters sind in der südukrainischen Region Odessa mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Weitere 19 Anwohner seien durch den Sturm verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache am Montag. In verschiedenen Regionen des kriegsgebeutelten Landes seien nun 1500 Orte vom Stromnetz abgeschnitten. Selenskyj dankte den Hunderten Helfern, die derzeit im Einsatz seien.

Das Unwetter über dem Schwarzen Meer hatte in der Nacht zum Montag nicht nur an der ukrainischen Küste, sondern auch im Süden Russlands sowie auf der von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim großen Schaden angerichtet. Medienberichten zufolge wurden auf der Krim mehrere Menschen verletzt, ein 50-jähriger Mann wurde zudem von den Wellen ins Meer gerissen und ertrank. Auch dort gab es Stromausfälle, Überschwemmungen und gesperrte Straßen durch umgestürzte Bäume.

USA: Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog“ für Kiew

Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland für eine Beendigung des Kriegs zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos“. „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass Russland bereit ist, substanzielle, echte Friedensverhandlungen zu führen“, sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums. Es habe den Anschein, dass Kremlchef Wladimir Putin davon spreche, „noch mindestens ein Jahr oder länger zu warten, bevor er ein Ende dieses Kriegs in Betracht zieht“.

Daher wäre es für die Ukraine „sinnlos“, entsprechende Gespräche mit Russland zu führen, sagte der US-Regierungsvertreter weiter. Es würde sich dann nicht um einen Dialog handeln, sondern um einen „Kapitulationsmonolog“. Für die Regierung gelte weiterhin, nichts über den Kopf der Ukraine hinweg zu entscheiden.

Putin genehmigt Verkauf von Schaeffler-Werk in Russland

Der fränkische Industrie- und Autozulieferer Schaeffler darf sein russisches Werk an eine Holding seines österreichischen Aufsichtsratsmitgliedes Siegfried Wolf verkaufen. In einer Erklärung genehmigte Kremlchef Putin den Erwerb des Standortes in Uljanowsk an der Wolga durch die PromAvtoConsult. Schaeffler, dessen Hauptsitz in Herzogenaurach ist, hatte im März – rund ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine – über seine Verkaufsabsichten für das Werk in Russland berichtet.

Teil-Lösung in Führungskrise der OSZE vor Ministertreffen

Russland und die restlichen Mitgliedstaaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) haben sich auf Malta als Vorsitzland geeinigt. Damit sei wenige Tage vor einem Außenministertreffen eine existenzielle Entscheidung für den Fortbestand der in Wien ansässigen Organisation getroffen worden, hieß es aus diplomatischen Kreisen.

Die OSZE ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine durch eine Veto-Haltung Moskaus blockiert. Russland hatte zuvor Estland als OSZE-Vorsitzland für 2024 wegen seiner Mitgliedschaft im Militärbündnis Nato abgelehnt. Nun wurde mit dem neutralen Staat Malta am Montag eine Kompromisslösung gefunden, wie aus einer Nachricht des nordmazedonischen Außenministers Bujar Osmani auf X (vormals Twitter) hervorging.

Was am Dienstag wichtig wird

Die Außenminister der Nato-Staaten kommen an diesem Dienstag (13.30 Uhr) zu einem zweitägigen Treffen in Brüssel zusammen. Bei den Beratungen im Hauptquartier des Verteidigungsbündnisses wird es unter anderem um die Lage in der Ukraine gehen./haw/DP/mis  

Finanznachrichten – Ukraine


Auslieferung modernisierter Schützenpanzer verzögert sich wegen Software-Problem

Die Bundeswehr muss länger als geplant auf die Auslieferung ihrer modernisierten Puma-Schützenpanzer warten. Wegen technischer Nacharbeiten insbesondere an der Software verschiebe sich die Auslieferung der ersten modernisierten Puma-Fahrzeuge von Jahresende 2023 bis Ende Februar 2024, erklärte das Bundesverteidigungsministerium. Die wesentlichen Voraussetzungen für Erprobungs-, Ausbildungs- und Übungsvorhaben seien „nach derzeitigem Stand noch gegeben“.

Weitere Meldungen – Ukraine

USA: Verhandlungen mit Moskau wären ‚Kapitulationsmonolog‘ für Kiew

WASHINGTON (dpa-AFX) – Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland für eine Beendigung des Kriegs zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos“. „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass Russland bereit ist, substanzielle, echte Friedensverhandlungen zu führen“, sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums am Montag. Es habe den Anschein, dass Kremlchef Wladimir Putin davon spreche, „noch mindestens ein Jahr oder länger zu warten, bevor er ein Ende dieses Kriegs in Betracht zieht“.

Daher wäre es für die Ukraine „sinnlos“, entsprechende Gespräche mit Russland zu führen, so der US-Regierungsvertreter weiter. Es würde sich dann nicht um einen Dialog handeln, sondern um einen „Kapitulationsmonolog“. Für die Regierung gelte weiterhin, nichts über den Kopf der Ukraine hinweg zu entscheiden.

Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach unter anderem die US-Regierung im Verborgenen begonnen haben soll, mit der Ukraine über mögliche Friedensverhandlungen mit Russland zu sprechen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Anfang November gesagt, dass er nicht unter Druck gesetzt werde, Verhandlungen mit Russland für eine Beendigung des Kriegs aufzunehmen./nau/DP/nas

Ukraine-Krieg: Noch nie so viele tote Russen an der Front – „Verluste von 931 pro Tag“ – Euronews, 27.11.2023, 18:39

aut dem britischen Verteidigungsministerium sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs noch nie so viele Soldaten aus Russland pro Tag getötet und verletzt worden wie im November 2023.

Es gibt nur wenige Bilder von der Front im Ukraine-Krieg, doch laut dem britischen Verteidigungsministerium sind noch nie so viele Soldaten aus Russland getötet worden wie in den vergangenen Wochen.

„Durchschnittlich 931 tote Russen pro Tag“

Das Verteidigungsministerium in London schreibt: „Die vom ukrainischen Generalstab gemeldeten russischen Verluste belaufen sich im November 2023 auf durchschnittlich 931 Tote und Verwundete pro Tag. Zuvor war der tödlichste gemeldete Monat für Russland der März 2023 mit durchschnittlich 776 Verlusten pro Tag, auf dem Höhepunkt des russischen Angriffs auf Bakhmut. Obwohl der Verteidigungsnachrichtendienst die Methodik nicht überprüfen kann, sind die Zahlen als Gesamtwert, der sowohl Tote als auch Verwundete umfasst, plausibel.“

Die britischen Beoabachter gehen davon aus, dass es in den „letzten sechs Wochen wahrscheinlich einige der höchsten russischen Opferzahlen des bisherigen Krieges“ zu beklafen gibt. Die hohen Verluste seien weitgehend auf die russische Offensive gegen die Donbass-Stadt Awdijiwka zurückzuführen.An der Front bei Charkiw betonen die Streitkräfte der Ukraine ihre Erfolge auch mit dem Einsatz der Leopard-Panzer aus Dänemark und Deutschland. In den kommenden Wochen sollte Kiew weiter Leopard-Panzer bekommen.Im Krieg in der Ukraine melden weder Moskau noch Kiew eigene Opferzahlen. Doch Kiew veröffentlicht regelmäßig Schätzungen der russischen Verluste. Insgesamt seien es mehr als 325.000 seit Beginn des Krieges.

Petition in Russland fordert Recht auf Protest und zeitlich begrenzte Einberufung

Ein russischer Telegram-Kanal mit dem Namen „Путь Домой“ („Der Weg nach Hause“) fordert die Menschen in Russland dazu auf, das Leid der Hinterbliebenen zu teilen.

Vor allem Frauen von russischen Männern an der Front wollen die Soldaten nach Hause holen. Sie kritisieren, der Kreml kehre die Probleme unter den Teppich.

Die Aktivistinnen und Aktivisten von „Der Weg nach Hause“ haben auch eine Petition gestartet. Darin fordern sie u.a. „Die Einführung einer zeitlichen Begrenzung des Dienstes im Falle einer Teilmobilisierung – nicht mehr als 1 Jahr ab dem Zeitpunkt der Einberufung“.

Aber auch „verfassungsmäßig garantierte Rechte auf sozialen Protest und öffentliche Versammlung.“

ORF – Ukraine

BAHA NEWS – Ukraine

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n-tv- Ukrainekrieg im Liveticker

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ISRAEL – HAMAS

Newsticker

DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Israel

ROUNDUP: Weitere Geiseln in Gaza vor Freilassung – Die Nacht im Überblick

TEL AVIV (dpa-AFX) – Nach der Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg um zwei Tage besteht große Hoffnung auf die Freilassung weiterer Geiseln. Am Montagabend einigten sich Israel und die islamistische Hamas auf eine Verlängerung der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause bis Donnerstagmorgen. Am Montagabend ließ die Hamas weitere elf Geiseln frei, darunter zwei Deutsche. Israel setzte im Gegenzug 33 palästinensische Häftlinge aus verschiedenen Gefängnissen auf freien Fuß. In der Nacht zum Dienstag ging bei der israelischen Regierung eine weitere Liste mit für die Freilassung vorgesehene Menschen ein.

Liste der Geiseln wird geprüft

Die in der Liste der Hamas aufgeführten Menschen dürften schon am Dienstag freikommen, berichtete die „Times of Israel“ unter Berufung auf das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu. Es wäre die erste Gruppe, die nach der Verlängerung der Feuerpause aus der Gewalt der Islamisten entlassen wird. Wie viele Geiseln freikommen könnten, ging laut der Zeitung nicht aus der Ankündigung hervor. Andere Medien berichteten von zehn Menschen.

Seit Freitag kamen damit 69 Geiseln frei, darunter zehn deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurde am Montag erneut eine Gruppe von 33 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen entlassen, wie die israelische Gefängnisbehörde am Abend mitteilte. Dabei handelte es sich um Frauen und Jugendliche. Der jüngste Teenager war den Angaben zufolge 14 Jahre alt. Damit wurden seit Freitag bisher insgesamt 150 palästinensische Häftlinge freigelassen. Die bislang Freigekommenen waren unter anderem wegen Messerattacken auf Israelis, Brandstiftung sowie Attacken mit Brandbomben oder Steinen verurteilt worden.

Mit der verlängerten Kampfpause könnten laut „Times of Israel“ ungefähr 20 weitere Geiseln freikommen, die bei der brutalen Terrorattacke am 7. Oktober durch die Hamas entführt wurden. Insgesamt verschleppten die Kämpfer damals rund 240 Menschen in den Gazastreifen. Etwa 1200 Menschen wurden getötet. Israel ging seitdem mit einer Bodenoffensive gegen die Hamas vor.

Auch Deutsche unter den Freigelassenen

Die Hamas übergab am Montagabend im Rahmen der Feuerpause elf Geiseln dem Roten Kreuz, wie die israelische Armee mitteilte. Nach israelischen Medienberichten handelt es sich um neun Kinder und Jugendliche sowie zwei Frauen. In der Geisel-Gruppe befanden sich zwei deutsche Teenager, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Montagabend auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb. Von den verschleppten Menschen hatten rund 20 auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung könne die Mutter der Teenager diese wieder in die Arme schließen, schrieb Baerbock auf X. „Ich denke an die Familien, die weiter bangen. Wir tun alles dafür, dass auch sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können.“ Laut einer Sprecherin israelischer Geiselfamilien handelte es sich bei den deutschen Staatsbürgern um zwei jugendliche Brüder.

Menschen sollen medizinisch untersucht werden

Die Gruppe vom Montag war bereits die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause freikam. Die Menschen sollten zunächst medizinisch untersucht werden und anschließend ihre Familien treffen können. Neben den beiden Deutschen waren auch drei französische Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren, wie das Außenministerium in Paris mitteilte. Nach Ministeriumsangaben werden weiterhin fünf Franzosen vermisst.

Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, sagte vor der Freilassung am Montag, es würden noch 184 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 Israelis mit einem Zweitpass. Die jüngste der Geiseln, ein zehn Monate altes Baby, war bisher nicht freigekommen. Der Junge war mit seinen Eltern und seinem vierjährigen Bruder entführt worden.

US-Außenminister will erneut nach Israel

Für weitere Gespräche über die Geiseln will US-Außenminister Antony Blinken in dieser Woche erneut Israel und das Westjordanland besuchen. Er werde auch das Selbstverteidigungsrecht Israels thematisieren und über den Schutz von Zivilisten während des israelischen Einsatzes im Gazastreifen diskutieren, teilte Außenministeriumssprecher Matthew Miller am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit. Blinken wolle auch die weiteren Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates besprechen sowie die Notwendigkeit, eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Wann Blinken in der Nahost-Region eintreffen werde, teilte sein Ministerium nicht mit.

Was am Dienstag wichtig wird

Nach der Verlängerung der Kampfpause wird die Freilassung weiterer Geiseln aus dem Gazastreifen im möglichen Austausch mit palästinensischen Häftlingen in Israel erwartet. Auch dürften Organisationen weiter versuchen, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt zudem seine Reise im Nahen Osten mit einem Besuch im Oman fort – einem einflussreichen Staat in der Region./jon/DP/mis

Finanznachrichten – Israel

USA: Hoffen nach Verlängerung der Waffenruhe auf weitere Ausdehnung – 27.11.2023, 19:00

WASHINGTON (dpa-AFX) – Die US-Regierung hofft nach der Einigung auf eine Verlängerung der Waffenruhe im Gaza-Krieg auf eine weitere Ausdehnung. „Wir wollen, dass alle Geiseln freigelassen werden, und dies ist der beste Weg, sie freizubekommen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag. Eine weitere Verlängerung hänge davon ab, ob die islamistische Hamas weitere Geiseln freilasse. „Wir sind dankbar, dass wir zwei Tage mehr zur Verfügung haben (…) Wir würden es natürlich gerne sehen, wenn auch diese Pause weiter verlängert wird, bis alle Geiseln freigelassen sind.“

Im Moment gehe es bei der Verlängerung um die Freilassung 20 weiterer Geiseln, sagte Kirby. Die Verhandlungen beträfen Frauen und Kinder. Generell sei die Entscheidung für eine Waffenruhe ein Balanceakt, betonte Kirby. „Jede Unterbrechung der Kämpfe könnte für den Feind von Vorteil sein.“ Dass die Hamas jede Feuerpause für sich nutzen würde, sei aber immer Teil der Diskussionen und „Teil des Kalküls“ gewesen. Gleichzeitig könnten in dieser Zeit Geiseln freigelassen werden und Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen.

Israel und die islamistische Hamas hatten sich zuvor nach Darstellung des Vermittlers Katars darauf geeinigt, die zunächst auf vier Tage angelegte Feuerpause um zwei Tage auszudehnen. Damit dürfte die seit Freitagfrüh geltende Waffenruhe bis Donnerstagmorgen andauern./nau/DP/nas

Weitere Meldungen – Israel  

Verlängerte Waffenruhe, 11 weitere Geiseln kommen frei – unter Ihnen auch Deutsche – Euronews, 27.11.2023, 17:34/22:24

Die seit Freitagfrüh geltende Waffenruhe zwischen Hamas und Israel wird nun bis Donnerstagmorgen andauern. Noch am Montag wurden weitere Geiseln freigelassen. Elf Israelis seien in die Obhut von Mitarbeitern des Roten Kreuzes gegeben worden, teilte die israelische Armee am Abend mit.

Die viertägige Waffenruhe in den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas, die im Rahmen eines am Freitag in Kraft getretenen Abkommens vereinbart worden war, wird um zwei Tage verlängert, erklärte Katar.  Unter der Vermittlung des Emirats war bereits das Abkommen zustande gekommen und jetzt auch die Verlängerung. Katar war zusammen mit den Vereinigten Staaten und Ägypten wichtigster Vermittler im anhaltenden Krieg zwischen Israel und der Hamas.

Neue Geiseln frei – unter Ihnen Deutsche, Franzosen und Argentinier

Zudem wurden noch am Montag wie zuvor erwartet weitere Geiseln freigelassen. Elf Israelis seien in die Obhut von Mitarbeitern des Roten Kreuzes gegeben worden, teilte die israelische Armee am Abend mit. Nach israelischen Medienberichten handelt es sich um neun Kinder und zwei Frauen. Unter Ihnen seien auch zwei Deutsche, drei Franzosen und sechs Argentinier, so ein Sprecher des katarischen Außenministeriums. Im Gegenzug sollen 33 weibliche und jugendliche palästinensische Häftlinge entlassen werden. Weitere Geiseln sollten im Zuge der verlängerten Feuerpause freikommen. 

Es war bereits die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag im Gegenzug für die Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischen Gefängnissen freikam. Auch das war Teil des unter Vermittlung des Katars zustande gekommenen Abkommens:

Eylon Levy, Sprecher der israelischen Regierung, sagte jedoch: „Sobald die Hamas aufhört, Geiseln freizulassen, wird Israel drei Ziele wieder mit voller Kraft verfolgen: die Hamas zu eliminieren, sicherzustellen, dass Gaza nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellt, und alle Geiseln freizubekommen.

Für Freilassung weiterer Geiseln Israel schlägt Hamas verlängerte Feuerpause vor – 27.11.2023, 15:43

NATO-Generalsekretär, EU-Außenbeauftragter und US-Präsident sind einer Meinung: Die Waffen in Israel sollen länger schweigen, damit die radikalislamische Hamas weitere Geiseln in die Freiheit entlässt. Israels Regierung unterbreitet den Terroristen nun ein konkretes Angebot für eine längere Kampfpause.

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