Tagesblick – 26.11.2023 Sonntag

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FAZIT DES TAGES

Israel-HAMAS-Krieg: Geiselfreilassungen mit Hindernissen.

Ukraine-Krieg: Heftige russische Angriffe auf Kiew am Samstag. Weitere 50 Millionen Finanzspritze für die Ukraine von der EU. Wie wird sich die EU zu weiteren Hilfen für die Ukraine stellen? Unruhe scheint sich unter den EU-Mitgliedsländern breit machen. Die Proponenten sind bekannt, kommen andere Mitgliedsländer dazu?

Börsenanalyse (Wiederholung vom Vortag): Was passiert, wenn die Unternehmensgewinne sinken? Wie schaut das für die Frankfurter und die New Yorker Börse aus?

Dazu: eine Analyse für den Wiener Börsenmarkt – pars pro toto für andere Märkte.

EU hilft ukrainischen Schwarzmeerhäfen mit 50 Millionen Euro.  

Europäische Steuerzahler als Großsponsoren für die Ukraine. Aus der Tasche fließt aber noch mehr an Werten, dem Kaufkraftverlust ist es zu „danken“. [Aktualisierte Wiederholung vom Vortag]

Deutschland: AfD in leichtem Aufwind.  

Österreich: Liste der Mangelberufe wird länger. Hohe Zahl an Betretungsverboten und Gefährdern. Sinkende Asylantragszahlen. Wintereinbruch: Caritas als Fürsprecher für Obdachlose. Innenpolitischer Hickhack. Signa-Homepage: tabula rasa.

Psychologie – Luhmann-Studie: Sehr viele deutsche Jugendliche – knapp ein Fünftel –  leiden an Vereinsamung, das zeitigt schlimme Folgen.  

Dubai als Umweltsünder mit exzessivem Wasserverbrauch.

Gesellschaft – Religion: Österreichischer Superintendent steigt aus dem Beruf aus, unter anderem Mobbing wegen seiner Homosexualität . „Zorn und Unverständnis“, die er Mobbing-halber erhalten habe, sind geradezu nette Umschreibungen dafür.

HELLMEYER

ÜBERSICHT

Verkürzter Börsenhandel in New York am Freitag

BAHA-News – Graphik-Link

Graphik-Link Dow Jones-KGV

Graphik-Link DAX Deutsche Börse

DAX – KGV

Graphik-Link DAX-KGV

Graphik-Link Dow Jones-KGV

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ATX charttechnisch: Index bildet Flagge im Aufwärtstrend aus

ATX Charttechnik-Ausblick aus dem Equity Weekly der Erste Group: „Der ATX schafft es nicht bis zur 3.300-Punkte Marke und verliert auf Wochensicht 0,3%. Aktuell bewegt sich der österreichische Leitindex zwischen seinen Fibonacci Retracements bei 3.218 und 3.283 Punkten, die nach oben einen Widerstand bilden und nach unten Unterstützung bieten sollten. Die kurzfristigen technischen Indikatoren wie Momentum und MACD gehen nun leicht zurück, der Aufwärtstrend ist dennoch weiterhin intakt.

Die längerfristige Betrachtungsweise (auf wöchentlicher Basis) bestätigt dies, hier generiert der MACD ein starkes Kaufsignal. Wir gehen davon aus, dass der ATX gerade eine sogenannte Flagge im Aufwärtstrend ausbildet und rechnen daher für die nächste Woche mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.“ …

Termine

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Marktumfeld

Zentralbanken

INTERNATIONAL

AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.

ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.

AUSTRALIEN

AFRIKA

ZENTRALASIEN

NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.

EUROPA

EU steckt 50 Mio. Euro in Reparatur ukrainischer Häfen

Die EU stellt der Ukraine 50 Mio. Euro für den Wiederaufbau und die Erweiterung seiner von russischen Angriffen beschädigten Häfen zur Verfügung.

„Verbesserte Hafenkapazitäten beschleunigen den Export von Lebensmitteln und anderen Gütern, die die Ukraine an globale Märkte liefert“, hieß es in einem Brief von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Mit der Zeit sollten unsere Investitionen es den Häfen der Ukraine erlauben, zu Exportmengen von vor dem Krieg zurückzukehren.“

Auf X (Twitter) schrieb von der Leyen zu dem dort veröffentlichten Brief: „Trotz des Krieges ernährt die Ukraine weiterhin die Welt. In diesen Bemühungen können Sie auf die EU zählen.“ Die 50-Millionen-Zusage fiel zusammen mit einem internationalen Gipfel zur Lebensmittelsicherheit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure der Welt.  

AKTUALISIERTE WIEDERHOLUNG: EU SOLIDARITY WITH UKRAINE –  November 2023 (4-Seiten-PDF)

DEUTSCHLAND

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

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ÖSTERREICH

STATISTIK AUSTRIA

WAHLUMFRAGEN

WEITERE MELDUNGEN

Arbeitsmarkt: Liste der Mangelberufe wird 2024 länger

Bundesweit stehen im kommenden Jahr bundesweit 110 und regional 48 Berufe auf der Mangelliste. Das bedeutet: Sehr wenige Menschen wollen sie ausüben. Dabei handelt es sich allerdings nicht um aussterbende Professionen. Laut Wirtschaftsministerium sind „Green Jobs“ im Mobilitätsbereich neu dabei. Andere Berufe aus Branchen, in denen über Personalmangel geklagt wird, stehen nicht mehr auf der Liste.

Als Mangelberufe gelten solche, in denen im aktuellen Jahr weniger als 1,5 Arbeitssuchende pro beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldeter offener Stelle („Stellenandrangsziffer“) zur Verfügung standen. Für diese Berufe gibt es erleichterte Zulassungsvoraussetzungen für den Erhalt der Rot-Weiß-Rot-Karte und damit Zugang zum Arbeitsmarkt.

Das Wirtschaftsministerium legt jährlich im Rahmen der Fachkräfteverordnung die Liste der Mangelberufe für das Folgejahr fest. Auf dieser finden sich für 2024 erstmals zusätzlich acht Berufe im öffentlichen Verkehr wie Zugführer bzw. Schaffner und Buslenkerin.

Unterschiedliche Einstiegsvoraussetzungen

Für all diese Berufe, die keine spezielle schulische Ausbildung oder Lehrausbildung erfordern, sollen die jeweiligen Berufsberechtigungen nach den einschlägigen bahn- und verkehrsrechtlichen Vorschriften anerkannt werden, hieß es in einer Aussendung am Samstag.

Auch der Triebfahrzeugführer (Lokführer) bzw. die Triebfahrzeugführerin findet sich auf der neuen Mangelberufsliste – wobei für diesen Job allerdings ein Lehrabschlussprüfungs- oder Maturazeugnis Voraussetzung ist. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) suchen schon seit Längerem Lokführer bzw. Lokführerinnen.

Öffentlicher Verkehr und Regionalentwicklung

„Die nachhaltige Transformation und technologische Entwicklung lassen neue Berufsbilder entstehen, die für die Erreichung der Klimaziele eine immer wichtigere Bedeutung einnehmen. Zukünftig soll sichergestellt werden, dass Berufe im öffentlichen Personenverkehr und Güterverkehr auf der Schiene, die für den Ausbau nachhaltiger Mobilitätsformen erforderlich sind, berücksichtigt werden“, so ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher in der Aussendung am Samstag.

Der öffentliche Verkehr sei darüber hinausgehend „ein wesentlicher Faktor für die Regionalentwicklung und für die Sicherung des Beschäftigungs- und Wirtschaftsstandorts“. Ziel müsse sein, noch mehr auf diese Berufsbilder aufmerksam zu machen und internationale Fachkräfte in Mangelberufen für den heimischen Arbeitsmarkt zu gewinnen, so Kocher.

Kellner stehen nicht mehr auf Liste

„Mit der Aufnahme von Klimaschutzberufen auf die Mangelberufsliste leisten wir einen Beitrag dazu, dass in Österreich genügend Fachkräfte für diese große Aufgabe arbeiten“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Die gesamte Mangelberufsliste werde „demnächst“ online im Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS) abrufbar sein, hieß es in der Aussendung.

Nicht mehr auf der bundesweiten Liste vertreten sein sollen dagegen etwa Kellnerinnen und Kellner. Die Wirtschaftskammer (WKO) hätte sich außerdem gewünscht, dass auch Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer in die Liste aufgenommen werden. Auch eine Erhöhung statt lediglich der Fortschreibung der Saisonnierskontingente wäre im Sinne der Wirtschaft gewesen, so WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

Zugangserleichterungen im Sozial- und Pflegebereich

Ein bekannter Mangel an Fachkräften herrscht vor allem auch in der Pflege. Neben dem Begutachtungsentwurf zur Mangelberufsliste 2024 wurde nun am Freitag auch ein Initiativantrag für weitere Zugangserleichterungen für Sozial- und Pflegeberufe im Parlament eingebracht. Dieser Initiativeintrag sieht laut Aussendung vom Samstag eine Gesetzesänderung vor, nach der auch Schülerinnen und Schüler aus Drittstaaten, die eine Schule für Sozialbetreuungsberufe besuchen, eine Aufenthaltsbewilligung und Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Bisher wurde dieser Zugang nur Schülerinnen und Schülern von Pflegeberufsschulen gewährt.

„Fachkräftemangel trifft Pflegebereich besonders hart“

Mit einer entsprechenden Erweiterung des Arbeitsmarktzuganges in Sozial- und Pflegeberufen stehe „in Zukunft mehr Personal für die Alten-, Familien- und Behindertenarbeit zur Verfügung“, betonte Kocher. „Das ist insbesondere vor dem Hintergrund des hohen Personalbedarfs und des demografischen Wandels von großer Bedeutung.“

„Der Fachkräftemangel trifft den Pflegebereich besonders hart. Im Zuge der Pflegereform haben wir bereits die erleichterte Durchführung von Verfahren zur Nostrifikation gesundheitsberuflicher Ausbildungen für Menschen aus Drittstaaten durchgesetzt“, so Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne). Die Zugangserleichterungen zum heimischen Arbeitsmarkt seien ein weiterer wichtiger Schritt im Rahmen der geplanten Rekrutierungsoffensive im Sozial- und Pflegebereich, so Rauch. Die Liste für 2023 umfasste 98 Berufsbilder, vom Starkstromtechniker über Schlosserin und Spengler bis hin zu Steinmetzinnen und Steinmetzen. red, ORF.at/Agenturen

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Rund 12.700 Betretungsverbote bis 1. November

Bis 1.November sind in Österreich rund 12.700 Betretungs- und Annäherungsverbote verhängt worden. Diese Zahlen gaben Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP), Justizministerin Alma Zadic (Grüne) und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) heute nach dem Beginn der internationalen Initiative „16 Tage gegen Gewalt“ bekannt. Im gesamten Jahr 2022 waren es 14.643 Betretungs- und Annäherungsverbote.

Bei den Sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen gab es den Ministerien zufolge einen Anstieg von 25 im Jahr 2020 auf 209 im Vorjahr. Für 2023 erwarten die Ressorts ein weiteres Plus, bis 1.November gab es 200 Fallkonferenzen.

Außerdem wurden seit 1.September 2021 rund 26.300 Gefährder in den Beratungsstellen einer verpflichtenden Beratung zugewiesen.

Weiter Rückgang bei Asylanträgen

Die Zahl der Asylanträge ist auch im Oktober und November rückläufig. Laut Zahlen des Innenministeriums suchten im Oktober 9.893 Personen in Österreich um Asyl an, um 46 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Die noch vorläufigen Zahlen für November sehen ähnlich aus. Insgesamt wurden bis Oktober heuer 53.641 Asylanträge gestellt, das ist ein Rückgang um 42 Prozent im Vergleich zu den ersten zehn Monaten des Jahres 2022.

Vor allem im Burgenland zeige sich ein signifikanter Rückgang, hieß es aus dem Ministerium. In diesem Bundesland habe die Polizei mehrere Tage überhaupt keine Aufgriffe gemeldet.

Als Gründe für die rückläufigen Zahlen nennt man im Innenministerium unter anderem konsequente Grenzpunkt- und Grenzraumkontrollen in Österreich sowie die Entsendung österreichischer Polizisten zur Bekämpfung von Schlepperrouten im Ausland. Dazu kämen internationale Initiativen wie die Visapflicht für Inder und Tunesier in Serbien sowie neue Rückkehrabkommen mit Indien oder Marokko bzw. die Zusammenarbeit beim Grenzschutz der EU-Anrainerstaaten.

Caritas-Warnung zum Wintereinbruch in Wien

Die Wiener Caritas warnt vor den Gefahren des aktuellen Wintereinbruchs für Obdachlose. „Was viele nicht wissen, schon bei einigen Plusgraden können obdachlose Menschen erfrieren“, appellierte Caritas-Direktor Klaus Schwertner an die Bevölkerung, das Kältetelefon zu nutzen. Mehr dazu in wien.ORF.at 

ÖVP wird Kickl und Gusenbauer in U-Ausschuss laden

Die ÖVP wird Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und FPÖ-Chef Herbert Kickl als erste Auskunftspersonen in den von ihr initiierten „rot-blauen Machtmissbrauch-Untersuchungsausschuss“ laden. Das kündigte ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger gegenüber der APA an.

Bei Kickl sollen Postenbesetzungen, Studien- und Inseratenvergaben beziehungsweise Beschaffungen in seiner Zeit als Innenminister durchleuchtet werden. Gusenbauer soll Geldflüsse von Rene Benkos Signa an ihn klären. Außerdem will Hanger wissen, welche Rolle die SPÖ insbesondere in der Zeit des Wahlkampfes 2017 dabei gespielt habe: „Das gilt es aufzuklären.“ Man werde „genau hinschauen, was die Machenschaften von Kickl und Gusenbauer betrifft“.

Unterdessen ärgert NEOS, dass die ÖVP im anderen, von der SPÖ und FPÖ beschlossenen „COFAG-U-Ausschuss“ die Untersuchungen auf alle rund 240.000 Unternehmen ausdehnen will, die Unterstützungsleistungen in der Coronavirus-Pandemie erhalten haben. SPÖ und FPÖ wollten diese auf die „Bevorzugung von Milliardären durch ÖVP-Regierungsmitglieder“ beschränken. „Der von ÖVP, SPÖ und FPÖ ausgerufene Dauerwahlkampf droht so nun auch die heimische Wirtschaft zu erfassen und zu schädigen, während sich diese auf Grund der Rezession ohnehin in einer schwierigen Lage befindet“, meinte NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos in einer Aussendung.

UNTERNEHMEN

Wartungsarbeiten“: Signa-Homepage praktisch leer

Auf der Homepage der angeschlagenen Signa-Gruppe von Immobilieninvestor Rene Benko sind derzeit keine Inhalte mehr abrufbar. Es finden sich nur noch E-Mail-Pressekontakte und das Impressum. Der „Kurier“ schrieb unter Berufung auf einen Sprecher der Gruppe von „Wartungsarbeiten“. Eine erste deutsche Immotochter des Konzerns hatte laut Medienberichten am Freitag einen Konkursantrag eingebracht. Lesen Sie mehr …

MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG

Schlimme Corona-Folgen: Viele deutsche Jugendliche leiden unter Einsamkeit – NZZ, 24.11.2023

Junge Menschen haben in der Pandemie verlernt, Freundschaften zu schliessen. Sie haben sich in die Abhängigkeit von digitalen Medien zurückgezogen. Eine Studie aus Nordrhein-Westfalen liefert erschreckende Zahlen.

Nichts ist schön, nichts macht Hoffnung – oder, um es mit Hermann Hesse zu sagen: «Der Himmel hat nicht Sterne / Das Herz nicht Liebe mehr / Es schweigt die graue Ferne / Die Welt wird alt und leer.» Ein Fünftel der Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen fühlt sich «sehr einsam».

Joseph von Eichendorff, Hermann Hesse, Gottfried Benn – viele grosse deutsche Dichter haben über die Einsamkeit geschrieben. Neben ihren bewegenden Sprachbildern nimmt sich die aktuelle sozialwissenschaftliche Definition des Zustands nüchtern aus: «Menschen fühlen sich einsam, wenn sie Quantität und Qualität ihrer sozialen Beziehungen als unzureichend empfinden», schreibt die Bochumer Psychologin Maike Luhmann in einem Gutachten für die Landesregierung Nordrhein-Westfalen.

Der christlichdemokratische Ministerpräsident Hendrik Wüst stellte Luhmanns Studie am Freitag in Berlin vor. Die Befunde lassen sich in einem Wort zusammenfassen: schlimm. 16 bis 18 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind «sehr einsam»; die Hälfte bis zwei Drittel kennen regelmässig wiederkehrende Einsamkeitsgefühle. Diese Zahlen wurden für das grosse Bundesland Nordrhein-Westfalen erhoben; sie dürften aber tendenziell aussagekräftig für ganz Deutschland sein.

Luhmanns Untersuchung weist nach, dass die erzwungene Isolation in der Corona-Zeit zu einer starken Zunahme von Einsamkeit bei jungen Menschen geführt hat. Sie verloren Kontakte in einer Lebensphase, in der Gruppenzugehörigkeit und erste Liebesbeziehungen eine zentrale Rolle für die Entwicklung spielen – und offenbar gelang es einem beachtlichen Teil, nämlich fast einem Fünftel der jungen Leute, nicht, nach dem Ende der Pandemie neue Freundschaften zu schliessen oder sich wieder ausserhalb ihres Zuhauses, zum Beispiel in Vereinen, zu engagieren.

Essstörungen, mangelnde Bewegung, Digitalsucht

Die am stärksten betroffenen und verletzlichsten Jugendlichen haben sich während der Isolationszeit anscheinend Verhaltensweisen angewöhnt, die negativ auf ihr weiteres Leben fortwirken: Sie essen zu viel – oder hungern. Sie meiden sportliche Betätigung. Und sie nutzen digitale Medien in gesundheitsgefährdender Weise.

Diese Beobachtung sollte politisch Verantwortlichen zu denken geben. Denn obwohl der internationale wissenschaftliche Trend sich inzwischen gegen den Einsatz von digitalen Medien in Kindergärten und Schulen wendet, wird die Digitalisierung des Bildungswesens in Deutschland immer noch mit fast religiösem Eifer vorangetrieben.

Die nordrhein-westfälische Studie legt aber nahe, dass ein wichtiges Bildungs- und Entwicklungsziel für Kinder und Jugendliche ein «gesunder, angemessener Umgang» mit digitalen Medien ist – das gilt für die Freizeit wie für die Schule. Das heisst, die Bildungspolitik muss aufhören, jeden Bildschirm als pädagogischen Gewinn zu preisen.

Manchmal ist Dichtung hilfreicher als Programme

Die «Handlungsempfehlungen» der Studienautoren lesen sich wie ein Jargon-Lexikon der Jugendhilfe: Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit; Enttabuisierung; Beratungsstellen und ein «Einsamkeits-Monitor»; «evidenzbasierte, zielgruppengerechte, partizipative und skalierbare» Programme; Stärkung emotionaler und sozialer «Kompetenzen»; Bündnisse gegen Diskriminierung.

Weitere Forschung wird vorgeschlagen. Es wird dazu geraten, die Jugendlichen «dort anzusprechen, wo sie sind» (also in der Schule, und, natürlich, «im Internet»). Gerade die letzte Empfehlung zeigt das Spannungsverhältnis zwischen der Digitalsucht der deutschen Gesellschaft und den psychologischen Erkenntnissen zum Thema Digitalmedien, die in der Studie erkennbar werden.

Vielleicht wäre es gut, wenn «Einsamkeit» einfach analog im Deutschunterricht vorkäme. Dann könnten junge Menschen feststellen, dass sie mit Gefühlen, die sie kaum auszudrücken vermögen und die sie schwer belasten, jedenfalls nicht allein sind – und nie allein waren. Um es mit Hermann Hesse zu sagen: «Wer kann sein Herz behüten / In dieser bösen Zeit? / Es fallen Blüten um Blüten / Vom Baum der Traurigkeit.»

Manchmal sind Worte vielleicht eine grössere Hilfe als Programme. Die Erwachsenen müssten den Jüngeren freilich den Zugang zu ihnen eröffnen.

UMWELT

Dubais Wasser: Dekadent und klimaschädlich

Vom größten Springbrunnen über den weltweit tiefsten Pool bis hin zum Wasserfall im Einkaufszentrum Dubai Mall: Dubai ist nicht nur für seine Wolkenkratzer, sondern auch für seine imposanten Wasserwelten bekannt. Diese ließ sich die Wüstenmetropole Milliardensummen kosten. An Dubais Umgang mit Wasser gibt es aber breite Kritik – dieser sei klima- und umweltschädlich, sagen Fachleute im Vorfeld der UNO-Klimakonferenz COP28.

Um etwa das tiefste Schwimmbecken der Welt und die berühmte Indoor-Skihalle aufrechterhalten zu können, braucht die Stadt Süßwasser – das es in Dubai allerdings nicht gibt. Stattdessen wird seit Jahrzehnten Meereswasser energie- und kostenintensiv aufbereitet, berichtete die „New York Times“ („NYT“). Extrem salzhaltiges Wasser wird samt Chemikalien zurück ins Meer geleitet. Steigende Meerestemperaturen und eine beschädigte Biodiversität sind die Folgen.

In einer Studie, die 2021 im „Marine Pollution Bulletin“ auf ScienceDirect erschienen war, wird ein düsteres Szenario gezeichnet: Blieben sofortige Maßnahmen aus, werde die Entsalzung in Kombination mit dem Klimawandel die Temperatur der Küstengewässer des Persischen Golfs bis 2050 auf mehr als 50 Prozent der Fläche um mindestens drei Grad Celsius erhöhen, schrieben die Forscherinnen und Forscher. Bereits zu kämpfen haben Korallenriffe und für den Klimaschutz wichtige Ökosysteme wie Seegraswiesen und Mangroven, die große Mengen an Treibhausgasen aus der Atmosphäre absorbieren können.

Hoher Druck vor Klimakonferenz

Der Druck auf die bevölkerungsreichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VEAE) ist auch angesichts der Ende November in Dubai beginnenden UNO-Klimakonferenz COP28 groß. Kritik wurde im Vorfeld etwa laut, weil mit Sultan Ahmed Al Dschaber ausgerechnet der Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC die Präsidentschaft der COP28 übernahm.

Mit 200 Millionen Tonnen CO2, die im Jahr 2022 produziert worden waren, zeichneten die VAE auch für eine der höchsten Pro-Kopf-Emissionen weltweit verantwortlich – mitverantwortlich dafür sind unter anderem Entsalzungsanlagen wie die Kraftwerks- und Meerwasserentsalzungsanlage Dschabal Ali, die mit fossilen Brennstoffen betrieben wird.

Wasserverbrauch der Attraktionen

Allein der Wasserverbrauch von Dubais Freizeiteinrichtungen ist enorm, wie einige Beispiele illustrieren. Die Unterwasserstadt von Deep Dive Dubai verbraucht etwa so viel Wasser wie sechs olympische Schwimmbecken, hieß es in der „New York Times“. Das welthöchste Gebäude Burdsch Chalifa verbraucht täglich rund 950.000 Liter. Der Burdsch-See am Fuße des Gebäudes nutzt der „NYT“ zufolge ein Abwasseraufbereitungssystem, das das Abwasser des Burdsch Chalifa wiederverwendet.

Nicht zuletzt wären da noch jene Inseln, die künstlich aus dem Meer gehoben wurden und dem Klima zusetzen: Eine Studie ergab, dass die durchschnittliche Wassertemperatur rund um die künstlich entworfene Insel Palm Jumeirah binnen 19 Jahren um etwa 7,5 Grad Celsius gestiegen war.

Millionen Menschen auf entsalztes Wasser angewiesen

Wasser wird in Dubai freilich nicht nur für dessen extravagante Bauten und Freizeiteinrichtungen benötigt, sondern auch zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Einem 2022 erschienenen Nachhaltigkeitsbericht zufolge versorgt Dubais Elektrizitäts- und Wasserbehörde (DEWA) mehr als 3,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sowie die tagsüber aktive Bevölkerung der Stadt mit mehr als 4,7 Millionen Besucherinnen und Besuchern mit Wasser.

Laut DEWA wurden im vergangenen Jahr rund 619,3 Milliarden Liter Wasser entsalzt. Der Bedarf an sauberem Wasser dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Damit steigt zugleich aber auch die Menge an extrem salzhaltigem Wasser, das zurück ins Meer geleitet wird: Einer weiteren auf ScienceDirect erschienenen Studie zufolge ist die pro Tag erzeugte Menge an extrem salzhaltigem Abwasser eineinhalbmal so groß wie die erzeugte Trinkwassermenge.

Nachhaltigkeitsziele einer Wüstenmetropole

Dubai signalisierte zuletzt aber Reformwillen: Im August kündigte die Stadt einige Umweltmaßnahmen an, die auf einen nachhaltigen Wasserverbrauch abzielen. Bis 2030 will Dubai den Einsatz von entsalztem Wasser und den damit verbundenen Stromverbrauch um 30 Prozent zu reduzieren. Die Nutzung von wiederverwertetem Wasser soll bis dahin auf 100 Prozent steigen. Auch mit „Cloud Seeding“ will Dubai experimentieren – dabei geht es um das „Impfen“ von Wolken mit Salzen und anderen Chemikalien, um Regen zu erzeugen.

Das Kraftwerk Hassjan – in dem täglich riesige Mengen an Meereswasser entsalzt werden – wird seit über einem Jahr nicht mehr mit Kohle, sondern mit Erdgas betrieben. Dort wird auch nach nachhaltigen Möglichkeiten zur Verwertung und Wiederverwertung von Sole geforscht. 2021 schrieb Dubai weiters vor, dass alle neuen Entsalzungsanlagen von der effizientesten und umweltfreundlichsten Entsalzungstechnologie Gebrauch machen müssen: der Umkehrosmose. Die meisten Anlagen der Stadt entsalzen allerdings nach wie vor mittels Verdampfung.

Im Gegensatz zur Umkehrosmose, bei der Salz und andere Verunreinigungen entfernt werden, indem Wasser durch eine Membran gedrückt wird, ist die mehrstufige Entspannungsverdampfung auf Wärme angewiesen. Obwohl beide Technologien Sole erzeugen, ist das Nebenprodukt bei der Verdampfung weitaus heißer, was das Ökosystem zusätzlich belastet.

Experte sieht Umweltinitiativen kritisch

Faisal al-Marsuki, außerordentlicher Professor an der Chalifa-Universität und Experte für Wasserentsalzung, sagte der „NYT“, er habe Regierungsbeamte dazu gedrängt, Einrichtungen davon abzuhalten, Trinkwasser für Zwecke zu verwenden, bei denen es nicht ums Trinken geht, Stichwort Wasserparks. Er fügte hinzu, dass ein steigender Salzgehalt im Golf gefährlich sei, da das Wasser bereits hypersalin sei und die Zugabe von mehr Salz die Artenvielfalt des Golfs gefährde.

Von den Plänen Dubais verspricht er sich nicht viel: „Um ehrlich zu sein, sehe ich nicht viele Initiativen“, sagte er der US-Zeitung. „Ich habe das Gefühl, dass der Fokus eher auf erneuerbarer Energie liegt, die die Systeme antreibt, aber über Sole wird fast gar nicht gesprochen.“  kale, ORF.at

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BILDUNG

MEDIEN – IT

RECHT

GESELLSCHAFT – RELIGION

„Interview am Samstag“: Lars Müller-Marienburg: Ein Superintendent steigt aus

Der Superintendent der Evangelischen Kirche in Niederösterreich, Lars Müller-Marienburg, legt nach sieben Jahren sein Amt nieder. Im Interview mit Claudia Schubert spricht er über sein Burnout, seine Bilanz als Superintendent und den Umgang mit Homosexualität.

Müller-Marienburg wurde 1977 in Ansbach (Deutschland) geboren und studierte Evangelische Theologie in München. Nach seinem Vikariat in Linz und seiner Pfarramtskandidatenzeit in Pöttelsdorf (Burgenland) wurde er 2010 Pfarrer der evangelischen Pfarrgemeinde Innsbruck-Auferstehungskirche. 2016 wurde er zum Superintendenten gewählt. Er folgte auf Paul Weiland, der 2015 plötzlich im Amt verstorben war.

Im Oktober gab er an, durch ein Burnout längere Zeit „außer Gefecht gesetzt“ gewesen zu sein. Die Erkrankung habe zu dem Entschluss geführt, sein Amt zurückzulegen. Der 46-Jährige kündigte an, den Dienst der Kirche zu verlassen und sich „beruflich umorientieren“ zu wollen. Zunächst wolle er sich eine Auszeit nehmen und reisen. Eine Rückkehr in den Kirchendienst schloss er nicht dezidiert aus.

Homosexualität: „Zorn und Unverständnis abbekommen“

Im Interview mit Claudia Schubert spricht er nicht nur offen über sein Burnout, sondern auch über den Umgang der Gesellschaft und Kirche mit seiner Homosexualität, aus der er nie ein Geheimnis gemacht hat. „In der Öffentlichkeit war es überhaupt kein Problem, in der Kirche war der Übergang in eine machtvolle Position für viele Leute schwer aushaltbar. Da habe ich einiges an Zorn und Unverständnis abbekommen“, so der 46-Jährige.

Zufrieden zeigt er sich damit, dass es gelungen sei, junge Pfarrerinnen und Pfarrer nach Niederösterreich zu holen und dass man in der Frage, ob gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen, immerhin einen Kompromiss erreicht habe.

Herr Superintendent, Sie waren für zwölf Jahre gewählt und haben jetzt früher, nach sieben Jahren, aus persönlichen Gründen einen Schlussstrich gezogen. Sie haben offen über Ihr Burnout gesprochen. Wie schwierig war es, diesen Schritt zu gehen?

Lars Müller-Marienburg: Es war ein Prozess. Ich habe erst gemerkt, dass ich eine Unterbrechung brauche, als ich in Krankenstand gegangen bin. Dann sind noch sechs Monate vergangen, bis ich die Entscheidung so getroffen habe, wie ich sie jetzt getroffen habe.

Vor allem habe ich mir die Frage gestellt: Werde ich zurückkommen und in voller Kraft weitermachen können? Ich habe festgestellt, dass ich mir das nicht vorstellen kann. Vielleicht wäre es in einem, zwei Jahren gegangen, aber eine so große Organisation kann man auch nicht warten lassen und sagen, haltet mir den Platz frei. Ich bin jetzt diesen Schritt gegangen, der hoffentlich der richtige für mich ist, aber auch für die evangelische Kirche, damit jemand Nachfolger oder Nachfolgerin werden kann, die das mit voller Kraft und gerne macht.

Hat es für Sie so etwas wie einen Auslöser gegeben?

Müller-Marienburg: Es gab einen Punkt, zu dem aber viele Dinge hingeführt haben. Das, was im Lehrbuch über ein Burnout steht, habe ich alles so exerziert: weniger Zeit für mich, immer weniger auf mich geachtet, immer schneller verzweifelt, wenn etwas nicht funktioniert. Es hat mich immer mehr aufgeregt, wenn jemand anderes nicht so getan hat, wie ich mir das vorgestellt habe.

Dann sind auch körperliche Symptome dazugekommen. Schon zu Weihnachten – deutlich vor dem Krankenstand – habe ich die Gottesdienste nicht mehr machen können, weil ich stark verkühlt war. Das war direkt vor Ostern auch wieder. Dann habe ich gedacht, es macht mir nichts mehr Spaß, ich bin total schlecht drauf, ich habe verschiedene körperliche Symptome und jetzt kann ich nicht mal die schönen Ostergottesdienste machen.

Ich bin in den Krankenstand gegangen und total dankbar, dass das in einem Sozialstaat wie Österreich möglich ist, dass man aufgefangen wird und keine Angst um die Existenz haben muss. Das habe ich sehr zu schätzen gelernt.

War die Aufgabe als Superintendent, in einer Führungsposition, anders als Sie sich das ursprünglich vorgestellt haben?

Müller-Marienburg: Oft im Leben kann man sich vorher nicht vorstellen, wie etwas sein wird. Nichts war anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber es hat ein anderes Lebensgefühl in mir ausgelöst. Ich habe gewusst, ich werde viel in der Öffentlichkeit sein und ich werde mich innerhalb der Diözese um viele Probleme kümmern müssen, die nach außen hoffentlich ganz wenige Leute mitbekommen. Und ich habe gewusst, dass viele Dinge, die zum Berufsleben eines Pfarrers dazugehören, nicht mehr stattfinden werden. Aber ich habe nicht gewusst, wie sehr ich die vermissen würde.

Ich habe nicht gewusst, wie sehr mir der Religionsunterricht abgehen würde, wie sehr mir das als Sinnstiftung fehlt, mit Jugendlichen zu arbeiten. Vieles, was dann als Asset einer Führungsposition kommt, dass man geehrt wird und in der ersten Reihe sitzt, hat mir nicht denselben Sinn gestiftet, wie eine Religionsstunde mit vier Schülern. Das halte ich trotz allem für mich persönlich für sehr viel sinnvoller.

Wie schaut Ihre persönliche Bilanz aus? Was ist in dieser Zeit gelungen und was nicht?

Müller-Marienburg: Wir haben deutlich mehr Ruhe hineingebracht. Der letzte Übergang war sehr aufregend, weil mein Vorgänger Paul Weiland im Dienst verstorben ist und sehr lang im Dienst war. Ihm ist am Ende auch die Kraft ausgegangen und einige Dinge waren liegen geblieben. Das haben wir alles gut aufgearbeitet. Es ist sehr gut gelungen, dass in etlichen Pfarrgemeinden ganz junge Kolleginnen und Kollegen nach Niederösterreich gekommen und geblieben sind. Wenn ich in den Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer schaue, denke ich mir, das sind wirklich tolle Leute, die in den Pfarrgemeinden arbeiten. Das ist ein ganz großes Privileg.

Ich bin froh, dass wir gesamtkirchlich in der Frage der Hochzeit für gleichgeschlechtliche Paare zwar einen sehr hart errungenen Kompromiss, aber doch erreicht haben. Das ist nicht nur ein niederösterreichisches Thema, sondern gesamtösterreichisch. Ich bin froh, dass unsere Mitglieder jetzt eine Sicherheit haben, dass sie ihre gleichgeschlechtlichen Partner:innen in der Kirche heiraten dürfen.

Ansonsten bleibt die Frage, wie es uns als Organisation geht und wie es weitergeht, weil wir Jahr für Jahr erhebliche Prozente an Mitgliedern verlieren und das auch finanzielle Folgen hat. Wie werden dann noch genügend Pfarrer:innen da sein für die Zahl der Mitglieder, die total verstreut leben? Man kann nicht jede Stelle einsparen.

In Niederösterreich gibt es etwa 37.000 Mitglieder in der evangelischen Kirche, das ist eine kleine Gruppe. Man verliert aber fast noch mehr Mitglieder als die katholische Kirche. Woran liegt das?

Müller-Marienburg: Unser Hauptproblem ist, dass die allermeisten Leute keine Bindung mehr zur Kirche haben. Viele haben über Jahre und teilweise Jahrzehnte zwar keine Bindung gehabt, sind aber trotzdem noch Mitglieder geblieben. Das hat die Kirchen in einer Sicherheit gewiegt, die es gar nicht gibt. Das größere Wunder ist, dass wir immer noch so viele Menschen haben, die nichts in Anspruch nehmen, aber es trotzdem gut finden, dass es die Kirche gibt und deswegen Kirchenbeitrag zahlen. Da ändern sich die Zeiten. Immer weniger Leute sind bereit, irgendwo Mitglied zu sein, wo sie keinen Bezug haben.

Sie gehen sehr offen mit dem Burnout und auch mit Ihrer Homosexualität um. Wie war es für Sie in einer Führungsposition, wenn man sich offen zu Homosexualität bekennt?

Müller-Marienburg: In der Öffentlichkeit Niederösterreichs war es überhaupt kein Problem, was man einem konservativ geprägten Land gar nicht so sehr zutraut. Mit den Mitgliedern der Landesregierung usw. hatte ich ein völlig unproblematisches Auskommen.

In der Evangelischen Kirche war es interessant, weil wir eigentlich schon in den 90er-Jahren die Frage geklärt haben, ob es eine unterschiedliche Behandlung von heterosexuellen oder LGBT-Pfarrerinnen und -Pfarrern geben soll. Die Antwort war Nein. In meiner Zeit als Pfarrer gab es nie Anfragen, aber der Übergang in eine machtvolle Position war für viele Leute schwer aushaltbar. Da habe ich einiges an Zorn und Unverständnis abbekommen, womit ich bis zu einem gewissen Grad gerechnet habe. Aber nicht, dass es so stark werden wird.

Wie geht es bei Ihnen weiter?

Müller-Marienburg: Ich erfülle mir den Wunsch, dass ich jetzt auf eine längere Reise gehe. Ich werde am 10. Dezember mein Fahrrad einpacken, in Richtung Südostasien fliegen und dort viel mit dem Fahrrad fahren und das eine oder andere so anschauen. Danach werde ich sehen, wo es mich beruflich hin verschlägt.

Werden Sie für die Evangelische Kirche in irgendeiner Form weiter tätig sein?

Müller-Marienburg: Ich bin weiterhin sehr gerne evangelisch und würde mich auch gern weiter in der Evangelischen Kirche einbringen, aber lieber ehrenamtlich. Wenn ich irgendwo gebraucht werde – was in Zukunft mit einem gewissen Personalmangel wahrscheinlich der Fall sein wird – helfe ich in den Pfarren gern aus, bin aber noch am Schauen, was ich als Brotberuf machen kann.

Lars Müller-Marienburg, herzlichen Dank und alles Gute!

Müller-Marienburg: Dankeschön.

Das Gespräch führte Claudia Schubert, noe.ORF.at

RUSSLAND – UKRAINE

Newsticker

DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Ukraine

Nicht eingelangt

Finanznachrichten – Ukraine

ROUNDUP: Ukraine meldet schwere Drohnenangriffe auf Kiew – mehrere Verletzte

KIEW (dpa-AFX) – Russland hat Kiew in der Nacht zum Samstag nach ukrainischen Angaben erneut mit Drohnen angegriffen. Fünf Menschen seien verletzt worden, darunter auch ein elf Jahre altes Kind, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Mit Blick auf den Luftalarm, der insgesamt sechs Stunden lang herrschte, sprach er vom „schwersten Drohnenangriff“ auf die ukrainische Hauptstadt seit Kriegsbeginn.

Klitschko berichtete auch von Trümmern abgeschossener Drohnen, die abgestürzt seien. Dadurch seien an mehreren Stellen Brände ausgebrochen, unter anderem in einem Wohngebäude und einem Kindergarten. Nach Angaben der Militärverwaltung in Kiew brach infolge von abstürzenden Trümmerteilen in einem unbewohnten Areal ein Feuer auf 100 Quadratmetern Fläche aus. Zudem sei am Ostufer des Flusses Dnipro wegen herabstürzender Trümmern ein Hochhaus in Brand geraten. Ein dpa-Reporter berichtete in der Nacht von heftigem, lang andauerndem Flugabwehrfeuer.

Landesweit griffen die Russen mit insgesamt 75 Kampfdrohnen an, wie die ukrainische Luftwaffe am Morgen mitteilte. Es sei gelungen, 74 von ihnen abzuschießen. Luftalarm ertönte außer in Kiew unter anderem auch in den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Mykolajiw.

Russland überzieht die Ukraine seit Beginn seines Angriffskrieges am 24. Februar 2022 immer wieder mit Luftangriffen. Die ukrainische Flugabwehr ist nach den Lieferungen westlicher Luftverteidigungssysteme in der Lage, den Großteil der Drohnen und Raketen abzuschießen. Das Land hat den Westen aufgerufen, noch mehr Flugabwehrsysteme zu liefern, um die Städte und Regionen noch besser schützen zu können.

Seit vergangenem Herbst attackiert Russland immer wieder systematisch Objekte der Energieversorgung des Nachbarlands. Auch in diesem Winter rechnet Kiew mit gezielten Angriffen Moskaus gegen die ukrainische Strom-, Wärme- und Wasserversorgung./hme/DP/men

Weitere Meldungen – Ukraine

Streit über künftigen Ukraine-Kurs in der EU

Vor dem nächsten EU-Gipfel deutet sich immer mehr Streit innerhalb der Gemeinschaft über die künftige Unterstützung der Ukraine an.

Der Krieg in der Ukraine sorgt weiter für Streit innerhalb der europäischen Union. Bei einem Treffen mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau machte EU-Ratspräsident Michel deutlich, dass Europa weiter fest an der Seite der Ukraine steht. 

Das Thema beschäftigt die EU beim nächsten Gipfel am 14 und 15. Dezember in Brüssel.

„Wir unterstützen die Ukraine so lange wie nötig. Wir haben als EU bereits mehr als 83 Milliarden Euro für die Ukraine ausgegeben, auf unterschiedlichsten Ebenen: finanziell sowie militärisch und wir sind bereit, noch mehr zu tun. In den nächsten Wochen werden wir weitere Entscheidungen treffen. Ich bin optimistisch.“

Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán versammelt die Kritiker am Ukraine-Kurs der EU um sich.

Er traf sich mit slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico.

Dieser sagte, er glaube nicht an eine militärische Lösung in der Ukraine und warnte, der Krieg könne eine halbe Million Tote fordern.

Landesweite Drohnenangriffe

 Russland hat Kiew in der Nacht zum Samstag nach ukrainischen Angaben erneut mit Drohnen angegriffen. Fünf Menschen seien verletzt worden, darunter auch ein elf Jahre altes Kind, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. 

Mit Blick auf den Luftalarm, der insgesamt sechs Stunden lang herrschte, sprach er vom „schwersten Drohnenangriff“ auf die ukrainische Hauptstadt seit Kriegsbeginn.

Klitschko berichtete auch von Trümmern abgeschossener Drohnen, die abgestürzt seien. Dadurch seien an mehreren Stellen Brände ausgebrochen, unter anderem in einem Wohngebäude und einem Kindergarten. 

Nach Angaben der Militärverwaltung in Kiew brach infolge von abstürzenden Trümmerteilen in einem unbewohnten Areal ein Feuer auf 100 Quadratmetern Fläche aus. Zudem sei am Ostufer des Flusses Dnipro wegen herabstürzender Trümmern ein Hochhaus in Brand geraten. 

Landesweit griffen die Russen mit insgesamt 75 Kampfdrohnen an, wie die ukrainische Luftwaffe am Morgen mitteilte. Es sei gelungen, 74 von ihnen abzuschießen. Luftalarm ertönte außer in Kiew unter anderem auch in den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Mykolajiw.

Größter Drohnenangriff auf Kiew seit Kriegsbeginn (inkl. Video)

Russland hat in der Nacht zum Samstag nach ukrainischen Angaben seinen größten Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew seit Kriegsbeginn gestartet.

Russland hat in der Nacht zum Samstag nach ukrainischen Angaben seinen größten Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew seit Kriegsbeginn gestartet.

Fünf Menschen seien verletzt worden, darunter auch ein elf Jahre altes Kind, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Neben Kiew wurden unter anderem die Regionen Sumy, Saporischschja und Mykolaiw angegriffen.

Insgesamt hat Russland 75 Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt, von denen nach Angaben der ukrainischen Armee 74 von der Luftabwehr zerstört wurden.

Bei dem stundenlangen Angriff wurden mehrere Gebäude beschädigt, darunter auch ein Kindergarten. 17.000 Menschen in der Region Kiew waren zeitweise ohne Strom. Klitschko berichtete auch von Trümmern abgeschossener Drohnen, die abgestürzt seien. Dadurch seien an mehreren Stellen Brände ausgebrochen. 

Angesichts des nahenden Winters bereitet sich Kiew auf eine neue Kampagne massiver russischer Bombardements vor, die auf die Energieinfrastruktur des Landes abzielen. Seit vergangenem Herbst attackiert Russland immer wieder systematisch Objekte der Energieversorgung des Nachbarlands. Auch in diesem Winter rechnet Kiew mit gezielten Angriffen Moskaus gegen die ukrainische Strom-, Wärme- und Wasserversorgung.

Russland überzieht die Ukraine seit Beginn seines Angriffskrieges am 24. Februar 2022 immer wieder mit Luftangriffen. Die ukrainische Flugabwehr ist nach den Lieferungen westlicher Luftverteidigungssysteme in der Lage, den Großteil der Drohnen und Raketen abzuschießen. Das Land hat den Westen aufgerufen, noch mehr Flugabwehrsysteme zu liefern, um die Städte und Regionen noch besser schützen zu können.

Selenskyj an Holodomor-Gedenktag: „Bewusster Terror. Gerade jetzt.“ (inkl. Video)

Am Holodomor-Gedenktag haben der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Frau Olena haben in Kiew der Opfer der Hungersnot gedacht.

Am Holodomor-Gedenktag haben der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Frau Olena haben in Kiew der Opfer der Hungersnot gedacht. Holodomor wird die gezielt herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 in der Ukraine unter Sowjetführer Josef Stalin genannt, der Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Militärmitglieder und internationale Gäste nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil. „Es ist unmöglich, die schrecklichen Verbrechen des Völkermords, den das ukrainische Volk im 20. Jahrhundert erlebt hat, zu vergessen, zu verstehen und vor allem zu vergeben“, sagte Selenskyj.

Er sei allen Ländern dankbar, die sich für Gerechtigkeit entschieden haben und den Holodomor als Völkermord anerkennen, so Selenskyj. „Die Welt muss sich vereinen und die Verbrechen der Vergangenheit verurteilen“ und „muss sich vereinen und die Verbrechen von heute stoppen“, fügte er hinzu. 

Das Europäische Parlament und auch Deutschland haben die Holodomor Hungersnot offiziell als Völkermord anerkannt. Selenskyj prangerte außerdem an, dass Russlands Armee die Ukraine ausgerechnet in der Nacht vor dem Gedenktag mit einer Rekordanzahl von 75 Kampfdrohnen beschossen hat.

„Bewusster Terror. Gerade jetzt. Russlands Führung ist stolz darauf, dass sie töten kann.“ Der Staatschef betonte, dass die heutigen russischen Täter konsequent zur Verantwortung gezogen werden müssten. „Denn obwohl es Verbrechen ohne Verjährungsfrist gibt, muss Gerechtigkeit rechtzeitig erfolgen.“

ORF – Ukraine

Großangelegter Drohnenangriff auf Kiew

Ein großangelter Drohnenangriff hat einem Augenzeugen zufolge verschiedene Bezirke der ukrainischen Hauptstadt Kiew getroffen. Teile abgeschossener Drohnen seien in Gebäude eingeschlagen und hätten zwei Menschen verletzt, schrieb Kiews Bürgermeister Witali Klitschko auf Telegram. Vonseiten der ukrainischen Luftstreitkräfte ist vom bisher größten Drohnenangriff Russlands auf die Ukraine die Rede.

Kiew verspricht Wehrpflichtigen Entlassung aus Armee

Trotz des anhaltenden russischen Angriffskrieges will die ukrainische Führung Soldaten am Ende ihrer Pflichtwehrdienstzeit aus den Streitkräften entlassen. In der Generalstabssitzung seien schwierige Fragen der Mobilmachung, Demobilisierung und Rotation angesprochen worden, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj gestern in seiner täglichen Videobotschaft.

Es gehe um Wehrpflichtige, die noch vor Beginn des Krieges eingezogen worden seien. Laut dem Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine, Olexij Danilow, hat Selenskyj die Militärführung darum gebeten, diese Soldaten zu demobilisieren.

Während Danilow sagte, die Entlassungen sollten schon in nächster Zeit beginnen, hielt sich Selenskyj selbst deutlich bedeckter. In der nächsten Woche solle erst einmal ein konkreter Plan zur Mobilmachung vorgestellt werden.

Selenskyj wechselt mehrere Generäle aus

Selenskyj wechselte außerdem mehrere Generäle bei der Nationalgarde aus. Als höchstrangiger Offiziere musste der Erste Stellvertretende Chef der Nationalgarde, Generalleutnant Wolodymyr Kondratjuk, gehen. Daneben traf es drei weitere Stellvertreter, bis auf einen waren alle schon vor dem Krieg im Amt. Die Hintergründe der Umbesetzungen in der Führung der Nationalgarde sind noch nicht bekannt.

Erst vor wenigen Monaten hatte Selenskyj den Chef der Behörde ausgetauscht und mit Olexandr Piwnenko einen kampferfahrenen Offizier an die Spitze gesetzt. Die Nationalgarde ist ein paramilitärischer Verband, der dem ukrainischen Innenministerium untersteht und eigentlich für Grenzsicherung und den Schutz der inneren Sicherheit verantwortlich ist.

BAHA NEWS – Ukraine

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DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Israel

Nicht eingelangt

Finanznachrichten – Israel

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Mit Verzug: Hamas lässt weitere Geiseln frei

Nach stundenlanger Verzögerung hat die Terrororganisation Hamas am Samstag eine Gruppe von 17 Geiseln freigelassen. Trotz der Einhaltung der Feuerpause hatte sie eine Übergabe zunächst gestoppt. Israel soll daraufhin mit einem Ende der Waffenruhe gedroht haben. Nach Einschreiten Katars lenkte die Hamas schließlich ein. Heute sollen weitere Geiseln freigelassen werden.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe 13 Israelis und vier thailändische Staatsbürger über die Grenze nach Ägypten gebracht, wie das israelische Militär mitteilte. Nach Angaben des in dem Konflikt vermittelnden Golfemirats Katar sollen unter den freigelassenen Israelis acht Minderjährige und fünf Frauen sein. Vier davon hätten die deutsche Doppelstaatsbürgerschaft, wie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock mitteilte.

Der Konvoi mit den freigelassenen Geiseln fuhr nach Armeeangaben zunächst zum nahe gelegenen israelischen Grenzübergang Kerem Schalom, dort überprüften Sicherheitsvertreter die Namensliste. Inzwischen sind die Freigelassenen in Israel eingetroffen.

„Nach einer ersten medizinischen Untersuchung werden sie weiterhin von IDF-Soldaten (Israel Defense Forces, Anm.) auf ihrem Weg in israelische Krankenhäuser begleitet, wo sie mit ihren Familien zusammengeführt werden“, teilte die israelische Armee mit. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erklärte, die Regierung „umarmt die Geiseln, die nach Hause kommen“.

Hamas verzögerte Freilassung

Nur wenige Stunden vor der um 15.00 Uhr MEZ geplanten Freilassung der Geiseln hatte die Hamas eine Übergabe in letzter Minute überraschend gestoppt. Als Grund nannte die Terrororganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geiseldeals verstoßen habe. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, warf Israel vor, nicht genügend Hilfslieferungen auch in den nördlichen Teil des Gazastreifens ermöglicht zu haben.

Tauziehen um Vereinbarungen

Ob diese Bestimmung tatsächlich Teil des von Katar vermittelten Abkommens zwischen den beiden Konfliktparteien war, blieb unklar. In Israel war zunächst immer die Rede davon, Transporte mit Hilfsgütern wie Nahrung und Treibstoff in den Süden zu ermöglichen, wohin Zehntausende Palästinenserinnen und Palästinenser vor den Kämpfen im Norden geflüchtet waren.

Auch gaben die Al-Kassam-Brigaden an, Israel halte sich bei der Freilassung von Häftlingen nicht „an die vereinbarten Standards“. Das Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass für jede Geisel aus Israel drei palästinensische Häftlinge freikommen sollen. Im Gegenzug für die Freilassung der 13 israelischen Geiseln wurden 39 palästinensische Häftlinge entlassen.

Unter ihnen sind der Hamas zufolge sechs Frauen und 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren. Sie wurden in ihre Wohnorte im Westjordanland und in Ostjerusalem gebracht. Der arabische Nachrichtensender al-Jazeera veröffentlichte Bilder aus der Stadt Beitunia im Westjordanland, die zeigen sollen, wie ein Bus mit freigelassenen palästinensischen Gefangenen an einer feiernden Menschenmenge vorbeifährt.

Israel stellte Ultimatum, Biden telefonierte

Israel hatte laut Medienberichten bereits mit einer Wiederaufnahme der Offensive im Gazastreifen gedroht, hätte die Hamas die Geiseln nicht bis Mitternacht freigelassen. „Die Hamas ist sich bewusst, dass das israelische Militär die Bodenoffensive im Gazastreifen fortsetzen wird, wenn die Geiseln nicht bis Mitternacht freigelassen werden“, hatte ein israelischer Sicherheitsbeamter laut Onlineportal ynet gesagt. Er warf der Hamas vor, bereits am Vortag „dasselbe Spiel“ gespielt zu haben.

Sonntagfrüh hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Israel habe eine Liste mit weiteren Namen von Geiseln, die freigelassen werden sollen, erhalten. Um wie viele es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt. Die Sicherheitsbehörden würden die Liste überprüfen.

US-Präsident Joe Biden hatte sich persönlich eingeschaltet, um sich für die zwischenzeitlich blockierte Freilassung einzusetzen. Er habe deswegen mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, und dem katarischen Premier- und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani telefoniert, wie eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung auf Anfrage mitteilte. Nach dem Telefonat hätten hochrangige Regierungsbeamte engen Kontakt zu den Israelis, Katarern und Ägyptern gehalten, „um die Hürden für die Umsetzung zu überwinden“.

Unterhändler aus Katar in Israel

Vonseiten der ägyptischen Unterhändler sei von „positiven Signalen“ die Rede, wonach die zunächst für vier Tage vereinbarte Feuerpause zumindest um zwei Tage verlängert werden könnte, wie Reuters am Samstag berichtete. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage sei möglich, wie Katar mitteilte.

Für Aufsehen sorgte am Samstag eine offenbar zur Klärung letzter Details für die Freilassung in Israel gelandete Delegation aus Katar. Sie sei Teil des katarischen „Einsatzteams“ zum laufenden Krieg in Gaza, wie ein mit der Sache vertrauter Diplomat laut Agenturberichten bestätigte. Ihre Aufgabe sei es, weitere Schritte bei der Umsetzung des Abkommens mit den Konfliktparteien abzusprechen – wie auch mit Vermittlern in Doha.

Das Team solle sicherstellen, dass „der Deal weiterhin reibungslos verläuft und weitere Details des laufenden Abkommens besprechen“. Katar ist zusammen mit Ägypten ein zentraler Vermittler zwischen Israel und der Hamas und hat sehr gute Kontakte zur Hamas – unterhält selbst aber keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Allein aus diesem Grund war in israelischen Medien von einem äußerst seltenen Besuch die Rede.

Dutzende Hilfslieferungen erreichen Gaza

Am zweiten Tag der Feuerpause wurden immer mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht. Samstagfrüh passierten Lkws mit Treibstoff und Gasflaschen von Ägypten aus den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen. Laut dem israelischen Verteidigungsministerium wurden Dutzende Lkws mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medizinbedarf sowie Ausrüstung für Unterkünfte in den Norden des Gazastreifens geschickt.

Bereits am Freitag waren nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes 196 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gefahren. Hilfsorganisationen nutzten die Feuerpause auch, um Verletzte und medizinisches Personal in Sicherheit zu bringen.

24 Geiseln am Freitag nach Israel gebracht

Mit der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas war am Freitag eine erste Gruppe von 24 Geiseln – 13 israelische, zehn thailändische und eine philippinische – freigelassen worden. Wie am Samstag waren auch unter ihnen vier Deutsch-Israelis. In der für vier Tage vereinbarten Feuerpause sollen insgesamt 50 Geiseln freikommen. Zunächst sollten Mütter, Kinder und Jugendliche sowie ältere Frauen freigelassen werden, hieß es.

Zehntausende Israelis demonstrierten unterdessen für die Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen. Sie versammelten sich am Samstagabend im Zentrum von Tel Aviv mit israelischen Flaggen und Protestschildern. Auf einem Banner war zu lesen: „Kein Sieg bis zur letzten Geisel.“ Die Organisatoren gaben die Zahl der Teilnehmer mit geschätzt 100.000 an. Auch in Jerusalem kam es zu Protesten.

red, ORF.at/Agenturen

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Das Video singender Faktencheck: Wünschen singende israelische Kinder allen in Gaza den Tod? – Euronews, 25.-11.2023 (inkl. Video)

israelischer Kinder, die allen in Gaza den Tod wünschen, hat im Internet für Empörung gesorgt. Was steckt dahinter? Isrealische Kinder wünschen singend die Vernichtung aller Menschen in Gaza. Ein Video mit diesem Inhalt hat im internet für Empörung gesorgt. Doch was steckt dahinter?Das 3 Minuten Video wurde tausendfach in den sozialen Medien geteilt. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer sind entsetzt, dass die Kinder die Zerstörung von Gaza verherrlichen.

Das Video wurde vom staatlichen israelischen Fernsehsender Kan News auf seinen Online-Plattformen verbreitet, bevor es vom Netz genommen wurde.

Die Kinder in dem Video stammen Berichten zufolge aus den Siedlungen im Umkreis von 7 km des Gazastreifens. Ihre Bewohner wurden nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober evakuiert.

„The Civil Front“ hat das Video veröffentlicht

Wie sich herausstellte, ist das Video tatsächlich echt und wurde von der israelischen Gruppe The Civil Front veröffentlicht. Sie behauptet, unpolitisch zu sein, und sagt, ihr Ziel sei es, Unterstützung für die israelische Armee zu sammeln

Das Video trägt den Titel „Friendship Song 2023“ und ist eine Adaption eines berühmten Gedichts zum Gedenken an die Juden, die im Vorfeld der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 getötet wurden

Der ursprüngliche Text enthält im Gegensatz zur Version von 2023 keine feindseligen Texte gegenüber Gaza

Die Texte wurden von der internationalen Gemeinschaft als völkermörderisch bezeichnet, während die UN-Experten davor warnten, dass die von Israel angeblich begangenen schweren Verstöße gegen die Palästinenser „auf einen bevorstehenden Völkermord hindeuten“.

Umstrittene Kampagne mit KI-Plakaten

Middle East Eye berichtete, dass die neuen Texte von Ofer Rosenbaum, dem Vorsitzenden der Civil Front, mitverfasst wurden

Ofer Rosenbaum stand auch hinter einer umstrittenen Plakatkampagne in Israel, bei der KI verwendet wurde, um Chefs der Hamas und der Hisbollah darzustellen, die geschlagen und gefesselt aussehen, während israelische Soldaten über ihnen stehen. Die Kampagne löste in der israelischen Öffentlichkeit gemischte Reaktionen aus.

Wir haben die Civil Front um eine Stellungnahme gebeten, aber bisher keine Antwort erhalten.

ORF – Israel

ORF-Liveticker – Israel

BAHA NEWS – Israel

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