Views: 34
FAZIT DES TAGES
Bärenmarkt-Rally oder Jahresendrally?
November-Dispositionen der LGT-Bank; Umschichtungen von Aktien in Anleihen, aber weiter hoher Cash-Bestand. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Israel-Hamas kann eskalieren, Anleger ignorieren Risiken.
Israel-HAMA-Krieg: Kritik an Israel wird lauter: Verhandlungen sollen Geisel-Freilassung ermöglichen, fordern Demonstranten in Tel Aviv. Zustände im Al-Schifah-Krankenhaus unhaltbar. WHO will Patienten evakuieren.
Ukraine-Krieg: Intensivierte russische Drohnenangriffe auf Kiew. Russen vom Dnjepro-Ufer von ukrainischem Militär zurückgedrängt.
DEUTSCHLAND: AfD stabil um 20 Prozent, die Ampel stabil um 35 Prozent.
ÖSTERREICH: Zugewinne für die SPÖ laut der SPÖ-affinen Paul Lazarsfeld Gesellschaft
Landwirtschaftliche Emissionen klimaschädlicher Gase seit 1992 kontinuierlich gesunken.
Dehli geht im Smog unter: warum nicht mehr Peking?
Frauen und ihre MINT-„Angst“
CARITAS-Landau: eine Ära geht zu Ende
HELLMEYER
—
ÜBERSICHT
Graphik-Link DAX Deutsche Börse
Der DAX hat im Wochenverlauf im Eilschritt die Widerstandslinie erreicht, die sich zwischen April und Oktober eingestellt hat; diese entspricht der gestrichelten Linie.
In der zurückliegenden Woche wurde sowohl die aus dem Frühjahr stammende Widerstandszone als auch der gleitende Durchschnitt für 200 Tage nach oben überwunden. Der gleitende Durchschnitt beginnt sich nach oben zu wenden. Charttechnisch sind dies vier starke Zeichen für weitere Anstiege. Allerdings ist die Luft nach dieser Rally dünn geworden. Bärenmarkt-Rally?
Oder Jahresendrally – wie es in den neuesten Börsenkommentaren heißt?
Termine
—
Marktumfeld
LGT: Investment perspectives November 2023
▪ Large parts of the world economy remain resilient, while core inflation keeps moderating.
▪ However, good news on the economy may be bad news for markets, as central banks might stay hawkish.
▪ Diverging earnings trends, lack of market breadth, and geopolitics also remain topics of concern.
▪ Markets also seem complacent regarding macro risks arising from escalation of Israel-Hamas war.
▪ On the plus side, the recent spike in interest rates has raised the attractiveness of fixed income assets.
Positioning:
▪ We decided to de-risk our portfolios by shifting funds from equities to investment grade bonds.
▪ Equities are now clearly underweight, while the fixed income quota has moved closer to neutral.
▪ We hold on to a US yield curve steepener, stay long JPY vs. EUR and remain overweight cash.
Recent macro developments
Last month saw a selloff in stock markets and a spike in bond yields, with markets then moving in the opposite direction more recently. Investors are increasingly reacting negatively to positive economic surprises, and vice versa. Strong macro data raise fears of a hawkish-for-longer Federal Reserve, while weak numbers boost hopes of a policy pivot. This is not an encouraging sign in our view, pointing to an underlying uncertainty about the macro outlook. In our view, the general resilience of the global economy is remarkable but warrants caution. In particular, the strength of the US economy weakens the case for an impending recession as well as for an approaching dovish Fed policy pivot.
Real US consumer spending remains very robust compared to its historical paths following a yield curve inversion – i.e., the point in time that typically coincides with the start of a monetary tightening cycle, which was often followed by a recession within 24 months. Given that private consumption represents twothirds of America’s economy, the current situation does not justify expectations of a recession – neither does it support hopes for a Fed shift toward easing financial conditions.
In addition, the earnings season highlights an uneasy bifurcation between winners and losers in the current macro environment, both within countries as well as between regions.
The broader US market is lagging the handful of US megacaps that led the equity indices higher this year, while emerging Asia is diverging markedly from the developed markets. Related to this development, market breadth – the share of companies that participate in the indices’ gains – remains disappointing.
Lastly, the war between Israel and Hamas had only a relatively limited impact on markets, which to us shows an uncomfortable degree of complacency among investors when it comes to the disruptive potential of geopolitical risks.
Partial shift from equities to bonds
As US interest rates spiked recently, real yields surpassed the economy’s potential real growth rate for the first time in decades. While not an exact market timing indicator, this means that investment grade bonds are now reasonably priced from a fundamental, long-term perspective. In addition, treasuries can also play a positive role as safe, liquid asset in uncertain times.
Meanwhile, equities continue to offer a negative risk premium. While this was also the case for many years during the 1990s Dotcom-boom, we think the current situation does not justify such lofty valuations. Moreover, an element that offered some underlying support for risk assets has faded of late: investor positioning has risen to broadly neutral, while sentiment remains negative and weak. When sentiment and positioning are both bearish, markets tend to be supported when positive surprises occur. In the current situation, the opposite is more likely: markets may increasingly respond negatively to positive news.
Thus, with bonds becoming more attractive relative to equities and the geopolitical situation combustible, we decided to de-risk our portfolios by shifting some funds from equities to investment grade bonds. The transaction reduces our fixed income underweight, while increasing it for equities. Our cash holdings remain unchanged at a high level. END OF REPORT
Zentralbanken
—
INTERNATIONAL
—
AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.
Richterin findet deutliche Worte für Trump
ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.
—
AUSTRALIEN
—
AFRIKA
—
ZENTRALASIEN
—
NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.
—
EUROPA
Großdemonstration in Madrid gegen Amnestie für Katalanen
DEUTSCHLAND
WAHLUMFRAGEN
WEITERE MELDUNGEN
—
ÖSTERREICH
STATISTIK AUSTRIA
—
WAHLUMFRAGEN
WEITERE MELDUNGEN
Finanzausgleich in „heißer Phase“
Beim Finanzausgleich stehen die Zeichen auf Einigung. Kommende Woche soll eine Verständigung erzielt werden, heißt es aus der Regierung. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) appelliert an Länder und Gemeinden, jetzt noch eine gemeinsame Kraftanstrengung zu unternehmen.
Auf die Verbindung aus zusätzlichem Geld und Reformen beharrt er. Unstimmigkeiten sieht die Regierung aktuell ohnehin vornehmlich zwischen Ländern und Gemeinden.
An sich hatte man sich auf die Summen schon Anfang Oktober geeinigt. Zwar bleibt der Verteilungsschlüssel der Steuereinnahmen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden entgegen den Forderungen der letzten beiden Gebietskörperschaften gleich, jedoch fließen an sie stattliche Extrasummen.
Reformen für Länder geplant
Konkret sollen 2,4 Milliarden Euro jährlich an frischem Geld zur Verfügung gestellt werden. Dafür sollen die Länder jedoch gewisse Zielvereinbarungen für Reformen erfüllen müssen. Die Details mussten dazu noch ausgehandelt werden. Brunner spricht hier von einem Feinschliff. Auf ein Finale hofft man Anfang kommender Woche.
Den Ländern gefällt weniger, dass sie verbindliche Ziele nach Vorgaben des Bundes erreichen sollen. Im Gegenzug meinen sie, dass – wenn schon – auch der Bund gewisse Punkte einhalten muss. Dabei geht es etwa um die Schaffung von genügend Ausbildungsplätzen im Bereich der Elementarpädagogik und um die Besetzung von Kassenarztstellen.
Immerhin haben sich die Länder bereits geeinigt, wie sie die Zusatzgelder untereinander verteilen. Im Wesentlichen orientiert man sich dabei an der Einwohnerzahl. Doch damit ist dieses Kapitel noch nicht geschlossen. Denn die Gemeinden sehen sich benachteiligt und fordern eine direkte Beteiligung an den Mitteln aus dem Fonds. Ohne sie könne es keinen Abschluss der Gespräche geben, wurde vergangene Woche gedroht.
Bundesheer: Umfrage zeigt Rückhalt für Budgeterhöhung
Die Budgeterhöhung für das Bundesheer wird laut einer aktuellen Umfrage vom Verteidigungsministerium in der Bevölkerung großteils unterstützt. Demnach unterstützen diese 69 Prozent der Befragten, 24 Prozent lehnen sie ab.
Bei der Frage, ob die Ausgaben für die Landesverteidigung auch in den kommenden Jahren erhöht werden sollen, waren jedoch mit 57 Prozent etwas weniger als im vergangenen Jahr (2022: 63 Prozent) dafür. Zudem rangieren andere Bereiche davor.
Befragte für mehr Investitionen in Gesundheit
So sollten etwa aus Sicht der Befragten die Staatsausgaben vorrangig für Gesundheit (deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr) und Bildung erhöht werden. Aber auch in Pensionen und innere Sicherheit soll in den kommenden Jahren mehr investiert werden.
Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) ist der Ansicht, dass die Dauer des Grundwehrdienstes zu kurz ist, was etwa dem Anteil von 2022 entspricht. Naturgemäß weniger Befürworter dieser Aussage finden sich unter den jüngeren Personen. Weiter im Sinken begriffen ist die Bereitschaft, Österreich im Falle eines militärischen Angriffs mit der Waffe zu verteidigen. Nur noch 31 Prozent sprechen sich dafür aus.
Durchgeführt wurde die Umfrage vom Linzer Market Institut im September und Oktober. Die Stichprobengröße umfasst 1.406 Österreicherinnen und Österreicher und ist repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren, was eine Schwankungsbreite von plus/minus 2,67 Prozent bedeutet.
Gesundheitsreform: Rauch verteidigt „abgestimmtes“ Paket
Im Ö1-Mittagsjournal hat Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gestern die vieldiskutierten Pläne einer umfassenden Gesundheitsreform einmal mehr verteidigt. Finale Gespräche würden noch laufen, es ginge nur noch um „technische Details“. Mit der Ärztekammer, die gegen die Pläne Sturm gelaufen war, habe es zuletzt zumindest eine „Annäherung“ gegeben. Lesen Sie mehr …
Salzburg will brachliegendes Bauland aktivieren
In Salzburg sollen mehr brachliegende Baulandgrundstücke für den Wohnbau genützt werden. Denn mehr als 1.300 Hektar Bauland liegen landesweit brach – dort wäre Platz für Zehntausende Wohnungen. Dazu will das Land die Landinvest-Gesellschaft mit mehr Geld ausstatten.
Mehr dazu in salzburg.ORF.at
„Wiener Konferenz“ der SPÖ sorgt für Aufregung um Matura
Ein unverbindlicher Antrag zur Abschaffung der Matura bei der „Wiener Konferenz“ der SPÖ hat bei ÖVP und FPÖ für Aufregung gesorgt. Nachdem die „Die Presse“ vorab darüber berichtet hatte, rückten Volkspartei und Freiheitliche in fünf Presseaussendungen dagegen aus, darunter eine von ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek. Der Antrag wurde von den SPÖ-Delegierten letztlich angenommen. Mehr dazu in wien.ORF.at
MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG
—
UMWELT
Wie entwickeln sich die Emissionen der Landwirtschaft in Deutschland?
Die Treibhausgasemissionen (THG) der Landwirtschaft in Deutschland sind in den letzten drei Jahrzehnten laut Umweltbundesamt zurückgegangen. Emittierte der Agrarsektor 1992 rund 64 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent waren es im vergangenen Jahr 55,6 Millionen – das sind weniger als im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegte Ziel (Reduzierung auf 56 Millionen Tonnen bis 2030). Der größte Teil dieses Rückgangs geht auf den Bereich der Tierhaltung zurück. „Den Hauptanteil an THG-Emissionen innerhalb des Landwirtschaftssektors machen die Methan-Emissionen mit 61,9 Prozent im Schätzjahr 2022 aus“, so die Behörde. Der Großteil dieses Methans wiederum geht auf die Tierhaltung zurück. Ebenfalls zurückgegangen sind die Emissionen in den Bereichen „landwirtschaftliche Böden“ und „Wirtschaftsdünger“.
Graphik-Link Landwirtschaft – Klimaschädliche Gase
Smogbekämpfung: Neu-Delhi hinkt Peking hinterher
Wenn sich jedes Jahr die Luft in Neu-Delhi gelbgrau färbt, dann ist die Smogsaison in der indischen Hauptstadt angebrochen – entstanden durch die vielen Abgase. Schulen müssen geschlossen, Baustellen und Straßen gesperrt werden. Den Gang nach draußen vermeidet jeder, der nicht muss. Warum bekommt Neu-Delhi das Problem nicht in den Griff, wo es doch andere smogbelastete Megametropolen – allen voran Peking – geschafft haben?
Hinter verschlossenen Türen versammelten sich letzte Woche Politikerinnen und Politiker, um einen Plan auszuarbeiten, der die Luft in Neu-Delhi reinigen sollte, nachdem der Luftqualitätsindex (AQI) den Maximalwert von 500 überschritten hatte. Dieser Wert ist so hoch, dass Expertinnen und Experten davor warnten, er könnte die Lebenserwartung der Menschen um mehr als ein Jahrzehnt verkürzen.
Um die anhaltende Luftverschmutzung in Neu-Delhi in den Griff zu bekommen, versuchten die Behörden, die Straßen mit Wasser zu besprühen und den Verkehr einzuschränken, indem sie Fahrzeuge mit ungeraden und geraden Nummernschildern dazu verpflichteten, an abwechselnden Tagen zu fahren. 2018 wurden sogar zwei Smogtürme im Wert von 200 Millionen Rupien (rund 2,2 Mio. Euro) gebaut, die als riesige Luftreiniger fungieren sollten.
Maßnahmen „reaktiv“
Um den kreativen Ideen zum Umweltschutz noch eins draufzusetzen, plant Neu-Delhi künftig, Regen künstlich zu erzeugen. Damit soll Staub weggespült werden – eine Methode, die von anderen asiatischen Ländern, darunter China, Indonesien und Malaysia, übernommen wurde. Die Erfolgsaussichten gelten als nicht besonders vielversprechend.
All diese Maßnahmen seien bestenfalls „reaktiv“, so Sunil Dahiya vom Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) in Neu-Delhi gegenüber CNN. „Indien hat alles, was man braucht, um die Situation zu ändern. Wir haben die Wissenschaft und die finanziellen Mittel, aber es fehlt uns ein Ansatz zur Reduzierung der Emissionen.“
Auf nationaler Ebene startete Indien 2019 sein Programm für saubere Luft, das in 24 Bundesstaaten und Unionsterritorien Strategien zur Reduzierung der Feinstaubkonzentration um 40 Prozent bis 2025/2026 vorsieht. Zu den Maßnahmen gehören das Verbot von Kohlekraftwerken, die Einrichtung von Luftüberwachungssystemen und das Verbot der Verbrennung von Biomasse. Traditionell brennen nämlich Millionen von Landwirtinnen und Landwirten nach der Winterernte ihre Reisfelder ab, um die kommende Ernte vorzubereiten. Dutzende Millionen armer Haushalte im Land sind außerdem weiterhin auf billige und schädliche Brennstoffe zum Kochen angewiesen.
Preis der Industrialisierung?
Doch andere Metropolen haben den Absprung trotz vieler Herausforderungen geschafft. Vor einem Jahrzehnt etwa war Peking noch für seine smogverhüllten Wolkenkratzer bekannt. In der Stadt mit fast 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern waren die Krankenhäuser oft mit Patientinnen und Patienten überfüllt, die an Atemwegserkrankungen litten. Die Einwohnerinnen und Einwohner – insbesondere Familien mit Kindern – waren so verzweifelt, dass sie umzogen.
Wie in Indien trugen die rasche Industrialisierung und Urbanisierung zu Chinas bemerkenswertem Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht bei. Doch wie in Indien hatte Chinas Expansion einen ökologischen Preis: eine starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und emissionsintensiven Industrien, die die Luft mit Schadstoffen verpesteten.
Als die US-Botschaft in Peking die Daten der Stadt zur Luftqualität veröffentlichte, verärgerte das zwar die Behörden, machte aber auch die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, wie schlimm die Situation geworden war. Ein Schlüsselmoment in Chinas Kampf gegen die Luftverschmutzung war dann 2013, als die Regierung begann, Milliarden in einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung der Luftverschmutzung zu investieren.
„Erstaunlicher Erfolg“ von Peking
Es folgte eine Reihe neuer Vorschriften, darunter die Beschränkung der Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen der Großstädte, die Verschärfung der Umweltaufsicht und der Emissionskontrollen, der Aufbau eines landesweiten Systems von Luftüberwachungsstationen sowie die Eindämmung von Kohle- und anderer luftgefährdender Industrien.
Die Folge: In den letzten zehn Jahren verbesserte sich die Luftqualität in China drastisch. 2021 war die Luftverschmutzung im Vergleich zu 2013 um 42 Prozent gesunken, so ein Bericht des Energy Policy Institute an der University of Chicago, der den „erstaunlichen Erfolg bei der Bekämpfung der Umweltverschmutzung“ lobte.
„Sobald die Regierung in Peking beschlossen hat, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen, hat sie es auch getan“, so Jyoti Pande Lavakare von der NGO Care for Air zu CNN. „Das Gleiche könnte in Indien erreicht werden – vielleicht sogar schneller, aber es ist einfach kein nationales Anliegen. Es handelt sich um ein systematisches Versagen, Jahr für Jahr. Und niemand scheint das Problem lösen zu wollen.“ Chinas autoritäres Einparteiensystem bedeutet im Gegensatz zur indischen Demokratie, dass Beamtinnen und Beamte Befehle schnell befolgen müssen.
Politisches Hickhack
In der Öffentlichkeit schieben sich lokale Politiker und Politikerinnen in Indien hingegen gegenseitig die Schuld zu. Arvind Kejriwal, Neu-Delhis Regierungschef und Vorsitzender der Aam Aadmi Party (AAP), die als Gegenpol zur regierenden Bharatiya Janata Party (BJP) gilt, wurde von Mitgliedern der nationalen Regierung der „Untätigkeit und Gefühllosigkeit“ beschuldigt. Sie sagen, Kejriwal habe wenig getan, um wirksame Maßnahmen zur Reinigung der Luft umzusetzen.
„Die Einwohner Neu-Delhis klagen über Juckreiz und Atemnot, und Kinder werden krank. Nur Kejriwal ist für all das verantwortlich“, so der Präsident der BJP von Neu-Delhi, Virendra Sachdeva. Die AAP konterte, indem sie die Bundesregierung beschuldigte, Mittel zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung zu kürzen und das Problem nicht ernst zu nehmen.
Während einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof letzte Woche zeigte sich das Gericht dann über das politische Hickhack verärgert. Es wies die Behörden an, Feuerwerkskörper zu verbieten sowie die Bäuerinnen und Bauern daran zu hindern, ihre Felder abzubrennen – dem kamen viele nicht nach. Als Millionen von Menschen am vergangenen Wochenende dann Diwali, das hinduistische Lichterfest, feierten, wurden – so wie jedes Jahr – Feuerwerke gezündet.
vogl, ORF.at
Links:
BILDUNG
Forschung, IT: Frauen und das Nerd-Image
Derzeit fehlen in Österreich 35.000 Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Laut diversen Studien fehlt es jungen Frauen an Information und an Motivation in Sachen MINT. Im Video ganz oben porträtiert ORF Topos eine bemerkenswerte junge Frau, die es geschafft hat – trotz aller Hindernisse und trotz ihrer Vorurteile, was das Nerd-Image von Informatikern betrifft. Was es bräuchte, sind vor allem Vorbilder – man hofft auf einen „Scully“-Effekt in Anspielung auf die Fernsehserie „Akte X“.
Doris Schlaffer fasst es im ORF-Topos-Video so zusammen: IT-Arbeitern haftet das Image an, einsam im dunklen Keller auf ihre Tastatur einzuhacken, zuerst in der Arbeit und dann beim Gamen in der Freizeit. Auch in diversen Umfragen geben Mädchen und junge Frauen an, dass die „Männerberufe“ im MINT-Bereich keine besondere Anziehungskraft haben. Das ist ein Teufelskreis: Gäbe es mehr Frauen in MINT-Berufen, würden auch mehr Frauen im MINT-Bereich arbeiten wollen. Ein Umfeld von Nerds mit rauen Umgangstönen – so das bedauerliche Vorurteil – tun sich nur wenige freiwillig an.
Aber es ist gleich aus zwei Gründen problematisch, dass sich laut einer aktuellen Untersuchung der österreichischen MINTality Stiftung (einem Zusammenschluss von neun großen Unternehmen, der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer) rund die Hälfte der Schülerinnen eine Ausbildung im MINT-Bereich kaum oder gar nicht vorstellen kann. In MINT-Studien macht der Anteil von Frauen an Universitäten und Fachhochschulen knapp unter ein Viertel aus – und Studentinnen schließen ihr Studium deutlich seltener erfolgreich ab als Studenten.
Echter Wettbewerbsnachteil
Entsprechend ist derzeit laut Bildungsministerium nur ein Viertel der hochqualifizierten Stellen im MINT-Bereich mit Frauen besetzt. Das erste Problem ist ein wirtschaftliches: Bis 2029 wird die Zahl an fehlenden Fachkräften in dem Bereich laut Industriellenvereinigung auf 58.000 steigen. Das ist ein echter Wettbewerbsnachteil und bremst nicht nur in der aktuellen Produktion, sondern auch bei Forschung und Entwicklung, wodurch sich das Problem in die Zukunft hinein potenziert. Das größte nicht ausgeschöpfte Potenzial sind die Frauen, gefolgt von Zuwanderung.
Höhere Gehälter, weniger Armut im Alter
Das zweite Problem ist der Gender-Pay-Gap. Das Erwerbseinkommen von Frauen ist unter anderem deshalb kleiner als jenes von Männern, weil sie in den gut bezahlten MINT-Jobs unterrepräsentiert sind. Das wirkt sich in weiterer Folge auch auf die Pensionen aus. Mehr Frauen in MINT-Berufen würde also auch weniger Frauenarmut im Alter und höhere Einkommen während des Erwerbslebens bedeuten.
Aus diesen beiden Gründen gibt es zahlreiche Initiativen der Bundesregierung, der Körperschaften und der Kommunen, Mädchen und Frauen in Sachen MINT zu fördern, wie die bereits erwähnte MINTality Stiftung und den Regierungsaktionsplan „MI(N)Tmachen“, dazu diverse EU-Initiativen – und auch das Projekt „Women of Science“ der Europäischen Rundfunkunion (EBU), bei dem neben der BBC unter anderem auch der ORF an Bord ist.
Experiment zeigt geringes MINT-Selbstbewusstsein
Aber wo ansetzen bei der Bewusstseinsarbeit? Dazu muss man sich die Ursachen näher ansehen. Die in der MINTality-Studie am häufigsten genannten Ursachen sind Desinteresse und zu großer Respekt vor technischen Fächern. In einer früheren Untersuchung zeigte sich, dass Mädchen bei einer Geometrieaufgabe signifikant besser abschnitten, wenn man ihnen davor gesagt hatte, es handle sich nicht um eine Mathematik-, sondern um eine Zeichenaufgabe. Der Grund: ein sozial gelerntes geringes Selbstbewusstsein in Sachen MINT.
Um gegenzuarbeiten, bräuchte es laut der MINTality-Studie neben Bildungsinitaitven auch „authentische und greifbare Role-Models“ und eine „Aufklärungskampagne zu Geschlechterstereotypen“. Hier setzt das Projekt der EBU an: Sechs exemplarische Porträts von Frauen in MINT-Berufen in sechs unterschiedlichen Ländern sollen Lust auf Technik und Naturwissenschaften machen.
Quereinsteigerin, die sich ihr Standing erkämpfte
Das gilt auch für das ORF-Topos-Videoporträt der IT-Expertin Schlaffer. In der Wiener Niederlassung des Softwareunternehmens Communardo geht es um IT-gestützte Lösungen für Kommunikation, Dokumentation und Projektmanagement, um Clouds, um hybrides Zusammenarbeiten. Schlaffer ist Standortleiterin. Vorgezeichnet war dieser Weg für sie nicht. Aufgewachsen in einem burgenländischen 400-Einwohnerinnen-Dorf kämpfte sie schon in der Volksschule, weil sie lieber beim Technischen Werken als bei der Handarbeit mitmachen wollte. Strickkönigin wurde sie nur, weil ihr Bruder für sie strickte.
In die IT kam sie als Quereinsteigerin, studiert hatte sie eigentlich etwas anderes. Schritt für Schritt arbeitete sie sich ein, erstens in die Welt der IT, zweitens in eine „Männerwelt“. Der rauere Umgangston unter Männern in einem Großraumbüro war für sie „nicht immer einfach“. Männer, so Schlaffer, hätten einen anderen Umgangston untereinander, als wenn sie unter Frauen sind. Es sei für sie zusätzliche Arbeit gewesen, sich ein Standing zu erarbeiten – ihre Schlagfertigkeit war da sicher kein Nachteil. Aber Schlaffer liebt ihren Job. Schlaffers Geschichte ist inspirierend, sie trägt zum Scully-Effekt bei.
Der Scully-Effekt
Der Scully-Effekt bezieht sich auf die Fernsehserie „Akte X“ und die Tatsache, dass die Figur der Scully das Bild, das Frauen von der Mathematik haben, beeinflusst hat und dazu geführt hat, dass Frauen sich mehr für einen Beruf und ein Studium in diesem Bereich interessieren. Die französische Psychologin Véronique Barfety erklärte das im Vorfeld der Entstehung der EBU-Videos so: „Identifikationsmodelle sind für jeden wichtig, egal ob Kind oder Erwachsener, denn unsere Persönlichkeit wird zum Teil durch die Interaktion mit unserem sozialen Umfeld (Familie, Freunde), dem beruflichen, aber auch dem kulturellen Umfeld geprägt.“
Véronique Halloin, Ingenieurin und Generalsekretärin des Nationalen Fonds für wissenschaftliche Forschung in Belgien (FNRS), sagt, dass wir „über die vielfältigen und lohnenden Berufsperspektiven informieren und weibliche Vorbilder fördern müssen, damit sich junge Mädchen mit weiblichen wissenschaftlichen Profilen identifizieren können“.
Österreich hinkt ordentlich nach
Dass das EBU-Projekt gleich mehrere europäische Länder umfasst, ist nur folgerichtig. Die Situation in Bezug auf die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern ist international ähnlich. Nach Angaben der UNESCO sind weniger als 30 Prozent der Forschenden in der Welt Frauen. In 107 von 114 Ländern sind Frauen in wissenschaftlichen Bereichen unterrepräsentiert. Weltweit kommen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik weniger als vier Frauen auf zehn Männer.
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein großes Gefälle innerhalb der europäischen Länder: Das erste europäische Land in dieser Rangliste ist Polen, das mit einem Frauenanteil von 44 Prozent in MINT-Fächern auf Platz 18 liegt. In Italien sind es 40 Prozent, in Großbritannien 38 Prozent, in Spanien und Litauen 30, in Belgien und Finnland 27 und in Österreich 26.
Da ist in Österreich also noch viel zu tun. Auch Schlaffer engagiert sich. Gemeinsam mit anderen hat sie die Initiative „#thenewitgirls“ gegründet, es gibt regelmäßige Netzwerktreffen und Workshops.
Simon Hadler (Text), Yalda Walter (Video)
Links:
Europäische Rundfunkunion (EBU)
„#thenewitgirls„
Doris Schlaffer (X)
MEDIEN – IT
—
RECHT
—
GESELLSCHAFT – RELIGION
Ahmad Mansour: „Eine Antirassismusindustrie hat die Lehrer eingeschüchtert“
Auch aus österreichischen Schulen kommen jetzt Hilferufe, sagt der mit dem Wiener Arik-Brauer-Publizistikpreis geehrte israelisch-deutsche Radikalisierungsexperte und Psychologe Ahmad Mansour: Ein Interview über muslimischen Antisemitismus, das lange Wegschauen der Medien, und wie linke Vereine Präventionsarbeit pervertierten.
Die Presse: Sie stammen aus einer palästinensischen Familie in Israel und arbeiten in Deutschland seit langem an Projekten zur Entradikalisierung muslimischer Jugendlicher. Haben Sie Verständnis für die Emotionen, die seit dem Terrorangriff der Hamas hier im Umlauf sind?
Ahmad Mansour: Überhaupt nicht. Es gibt keine Symmetrie in diesem Krieg. Ein Land wurde angegriffen und reagiert, dabei macht es natürlich auch Fehler. Ich kann verstehen, wenn Leute für palästinensische Selbstbestimmung oder eine Zweistaatenlösung demonstrieren, aber wenn dabei antisemitische Parolen gerufen werden, israelische Flaggen zerstört werden, Juden in Europa unsicher sind und der Hamasterror verteidigt wird, endet für mich die Toleranz und die Berechtigung, zu demonstrieren.
Der Sprecher eines deutschen Jugendwerks zitierte Jugendlichen-Sprüche wie dass man Juden, Schwulen und Christen „die Kehle durchschneiden“ werde. Wie verbreitet ist Ihrer Einschätzung nach ein solches Gewaltdenken?
Menschen, die so etwas nicht nur in Peer Groups oder in Moscheen sagen, sondern zur Tat schreiten, sind eine absolute Minderheit. Aber jetzt werden Probleme für alle sichtbar, die nicht neu sind. Wo waren die Medien in den letzten Jahren, warum wurde das Thema ignoriert? Menschen, die in Schulen arbeiten, haben längst auf starke antisemitische, frauenfeindliche, homophobe, islamistische Tendenzen hingewiesen, keiner wollte sie hören. Sie wurden zu Islamhassern und Rassisten gestempelt.
Forschung, IT: Frauen und das Nerd-Image
Derzeit fehlen in Österreich 35.000 Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Laut diversen Studien fehlt es jungen Frauen an Information und an Motivation in Sachen MINT. Im Video ganz oben porträtiert ORF Topos eine bemerkenswerte junge Frau, die es geschafft hat – trotz aller Hindernisse und trotz ihrer Vorurteile, was das Nerd-Image von Informatikern betrifft. Was es bräuchte, sind vor allem Vorbilder – man hofft auf einen „Scully“-Effekt in Anspielung auf die Fernsehserie „Akte X“. …
Siehe unter BILDUNG
Landau kandidiert nicht mehr als Caritas-Präsident
Michael Landau wird nicht mehr für das Amt des Caritas-Präsidenten kandidieren. Das sagte er im Gespräch mit der ORF-Sendung „Orientierung“ und religion.ORF.at. Seine Amtsperiode endet mit Jänner 2024, die Nachfolge wird im November gewählt. Landau bleibt bis 2027 Präsident der Caritas Europa. Mehr dazu in religion.ORF.at
RUSSLAND – UKRAINE
Newsticker
DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Ukraine
Nicht eingelangt
Weitere Meldungen – Ukraine
—
ORF – Ukraine
Ukraine: Russland intensiviert Angriffe auf Kiew
Russland hat nach Angaben der Ukraine die zweite Nacht in Folge Kiew mit Drohnen angegriffen und damit den Beschuss der ukrainischen Hauptstadt nach einer mehrwöchigen Pause wieder intensiviert. Kiew sei in Wellen und aus verschiedenen Richtungen angegriffen worden, schrieb der Leiter der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, heute auf Telegram.
Ukraines Armee gelang es offenbar, russische Streitkräfte mehrere Kilometer am von Russland kontrollierten Ostufer des Flusses Dnipro zurückzudrängen. Die vorläufigen Schätzungen schwankten „zwischen drei und acht Kilometern“, je nach der Beschaffenheit und Geografie des Ufers, erklärte Armeesprecherin Natalia Gumenjuk im ukrainischen Fernsehen.
„Der Feind setzt seinen Artilleriebeschuss auf dem rechten Ufer fort“, erklärte Gumenjuk. Die Ukraine schätze die Zahl der russischen Soldaten in dem Gebiet auf „mehrere zehntausend“. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, betonte die Sprecherin. Sollten sich die Berichte über den ukrainischen Vorstoß bestätigen, wäre das der größte Erfolg der Ukraine gegen die russischen Streitkräfte seit mehreren Monaten.
Alarm vor Luftangriffen in Kiew
In Kiew gab es mehrmals Alarm vor Luftangriffen. Opfer oder Schäden an der kritischen Infrastruktur habe es ersten Berichten zufolge nicht gegeben, so Popko. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, 15 von 20 Schahed-Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion über den Regionen Kiew, Poltawa und Tscherkassy zerstört zu haben.
Gestern hatte das ukrainische Energieministerium erklärt, nach einer russischen Angriffswelle sei in mehr als 400 Orten des Landes der Strom ausgefallen. Vor allem im Süden um die Hafenstadt Odessa und im Südosten im Gebiet Saporischschja seien Stromnetze beschädigt worden.
Den Luftstreitkräften zufolge dauerten die Angriffe vom Abend bis in die frühen Morgenstunden. Russland habe 38 Schahed-Drohnen abgefeuert, von denen 29 abgeschossen worden seien.
Ärzte fordern von Putin Freilassung von Aktivistin
Mehr als 200 russische Ärzte haben Kreml-Chef Wladimir Putin in einem offenen Brief um die Freilassung der zu sieben Jahren Straflager verurteilten Antikriegsaktivistin und Künstlerin Alexandra Skotschilenko aufgefordert.
Die 33-Jährige habe eine Reihe schwerer chronischer Erkrankungen, die eine medizinische Behandlung und spezielle Ernährung erforderten, hieß es in dem Schreiben. Heute Früh führte die Liste der Unterzeichner 247 Namen auf. Die Inhaftierung im Straflager könne ihre gesundheitliche Situation weiter verschlechtern, hieß es.
Die Künstlerin sei dafür verurteilt worden, dass sie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ablehne und mit ihrer pazifistischen Aktion nicht einmal gegen das Gesetz verstoßen habe, schrieben die Ärzte.
Ärzte pochen auf freie Meinungsäußerung
Sie erinnerten Putin daran, dass er der Garant der Verfassung sei, die eine freie Meinungsäußerung vorsehe. Skotschilenko hatte im vergangenen Jahr nach Kriegsbeginn im März in einem Geschäft fünf Preisschilder durch Antikriegslosungen ersetzt. Dafür verurteilte sie ein Gericht in St. Petersburg am Donnerstag zu sieben Jahren Straflager.
Zugleich kritisierten die Ärzte in dem Brief mit Blick auf die „massenhafte vorzeitige Freilassung“ von Mördern und Vergewaltigern die Ungerechtigkeit eines Urteils, dem kein Verbrechen zugrunde liege. Putin hatte massenhaft Schwerverbrecher begnadigt als Belohnung dafür, dass sie im Krieg gegen die Ukraine kämpften.
BAHA NEWS – Ukraine
—
Letzte Meldung gestern:
—
n-tv- Ukrainekrieg im Liveticker
—
Letzte Meldung gestern:
—
ISRAEL – HAMAS
Newsticker
DIE NACHT IM ÜBERBLICK – Israel
Nicht eingelangt
Finanznachrichten – Israel
—
Weitere Meldungen – Israel
„Todeszone“: WHO fordert Evakuierung von Al-Schifa-Spital
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach einem Besuch des Al-Schifa-Spitals die vollständige Evakuierung des größten Krankenhauses im Gazastreifen gefordert. Man erarbeite Pläne für die sofortige Rettung der verbliebenen Patienten, des Personals und ihrer Familien, schrieb die WHO am Sonntag in einer Erklärung. WHO-Fachleute sprachen von einer „Todeszone“.
Aus dem Al-Schifa-Spital sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zuletzt 31 Frühgeborene gebracht worden. Die Babys würden von „drei Ärzten und zwei Krankenschwestern“ begleitet, sagte der Generaldirektor für die Krankenhäuser im Gazastreifen, Mohammed Zakut, der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag. Es seien „Vorbereitungen im Gange“, um die Frühchen über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten zu bringen.
Die Lage im Krankenhaus sei „verzweifelt“, hieß es in der WHO-Erklärung zum Besuch der Expertinnen und Experten. 291 Patienten und 25 medizinische Mitarbeiter befänden sich derzeit noch in dem Spital. Die WHO will in den kommenden Tagen mehrere Einsätze organisieren, um die Patienten rasch in das Nasser-Krankenhaus und das Europäische Krankenhaus im Gazastreifen zu bringen, obwohl diese bereits überfüllt seien.
„Die derzeitige Situation ist unerträglich und nicht zu rechtfertigen“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X (Twitter). Zudem forderte er eine Feuerpause. In dem Spital gebe es kein Wasser, keinen Strom, keine Nahrungsmittel mehr und kaum noch medizinischen Bedarf.
WHO: Spital kann Funktion nicht mehr erfüllen
Das Team an Fachleuten habe am Eingang des Krankenhauses ein Massengrab vorgefunden und sei informiert worden, dass dort mehr als 80 Menschen begraben seien, schrieb die WHO in ihrer Erklärung. Es habe Spuren von Schüssen und Gewehrfeuer gegeben. Die Gänge und das Gelände des Krankenhauses seien voller medizinischer und anderer Abfälle, was das Infektionsrisiko erhöhe. Das Krankenhaus funktioniere im Wesentlichen nicht mehr als medizinische Einrichtung.
Laut dem WHO-Bericht hat der Großteil der im Al-Schifa-Krankenhaus verbliebenen Patientinnen und Patienten komplexe Knochenbrüche oder Amputationen, Verbrennungen, Brust- oder Bauchverletzungen erlitten. 29 Patienten hätten schwere Verletzungen der Wirbelsäule und seien nicht in der Lage, sich ohne medizinische Hilfe zu bewegen. Viele Verletzte litten zudem an schweren Infektionen, da es an Antibiotika mangle und die hygienischen Bedingungen mangelhaft seien.
Bei israelischen Angriffen in der Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen sind zudem laut Angaben des Nasser-Spitals seit Samstag mindestens 47 Menschen getötet worden. Ein Fotograf berichtete der dpa, in dem Spital seien Leichensäcke aufgereiht gewesen. Ein Bild zeigte, wie ein Vater den Leichnam seines Sohnes im Arm hielt. Die israelische Armee veröffentlichte bisher keine Mitteilung zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens.
Al-Schifa-Spital umkämpft
Als Reaktion auf den Angriff der Hamas hatte Israel mit Angriffen auf Ziele im Gazastreifen begonnen, inzwischen sind auch Bodentruppen in das Gebiet eingerückt. Das Al-Schifa-Krankenhaus stand Anfang vergangener Woche im Zentrum der Kämpfe, als israelische Streitkräfte das Gelände durchsuchten und eigenen Angaben zufolge Waffen, Munition und Ausrüstung von Hamas-Terroristen fanden.
Israel beschuldigt die Hamas, eine große Kommandozentrale im und unterhalb des Al-Schifa-Krankenhauses eingerichtet zu haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach explizit von der Entdeckung einer unterirdischen Hamas-Kommandozentrale. Belege dafür gibt es bisher nicht.
Nach israelischen Angaben wurden seit Beginn der Angriffe etwa 1.200 Menschen getötet und etwa 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach Angaben der Hamas wurden seit Beginn des Krieges etwa 12.300 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Bericht: Tote nach Einsätzen in Westjordanland
Auch im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens zwei Palästinenser nach israelischen Armee-Einsätzen getötet worden. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds wurde in Jenin, einer der Hochburgen bewaffneter Palästinensergruppen im nördlichen Westjordanland, ein 45-jähriger Mann getötet, eine weitere Person sei im Flüchtlingslager Dheische in der Nähe von Bethlehem weiter südlich getötet worden.
Die israelische Armee äußerte sich bisher nicht zu den Angaben. Laut Rotem Halbmond führten israelische Streitkräfte in Städten und Flüchtlingslagern im gesamten Westjordanland insgesamt mindestens fünf nächtliche Einsätze aus. Am Vortag waren fünf Palästinenser bei einem israelischen Luftangriff im Flüchtlingslager Balata nahe Nablus getötet worden.
Netanjahu unter Druck
Netanjahu steht wegen der von der Hamas entführten Geiseln und seiner Kriegsführung zunehmend unter Druck. Zehntausende Teilnehmende eines Protestmarsches für die Geiseln erreichten am Samstag Jerusalem. Sie demonstrierten dort vor dem Amtssitz Netanjahus und forderten von der Regierung einen sofortigen Deal zur Freilassung der Geiseln, die seit sechs Wochen im Gazastreifen festgehalten werden.
In Tel Aviv demonstrierten zudem am Samstagabend mehrere hundert Menschen gegen den Gaza-Krieg. Die Demonstration auf der Strandpromenade fand auf Initiative der linksorientierten Chadasch-Partei statt, wie israelische Medien berichteten. Jüdische und arabische Israelis protestierten dabei gemeinsam gegen eine Fortsetzung des Militäreinsatzes im Gazastreifen.
In der Nacht auf Sonntag hatte es zunächst Gerüchte gegeben, dass es eine vorläufige Einigung auf eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas gebe. Bei den Verhandlungen über die Freilassung der von der islamistischen Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln stehen nach Angaben der katarischen Regierung nur noch „geringfügige“ Hindernisse einem Abkommen im Weg.
red, ORF.at/Agenturen
Links:
ORF – Israel
ORF-Liveticker – Israel
Geisel-Deal: Laut Katar nur noch „geringfügige“ Hindernisse
UNO: Tausende fliehen in den Süden Gazas
Biden: Palästinenserbehörde soll Gazastreifen regieren
Netanjahu: Humanitäre Hilfe sichert internationale Unterstützung
BAHA NEWS – Israel
n-tv-Israel-Krieg im Liveticker
—
Letzte Meldung gestern: