Tagesblick – 12.11.2023 Sonntag

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FAZIT DES TAGES

Ukraine (Stellungskrieg und weiteres Hin und Her an Meldungen) und Israel (heftige Kämpfe um Hospital in Gaza) jeweils im Liveticker. 

Börsennachrichten und einiges aus der Medizin: chimäre Affen, Impfungen, WHO-Medikamentenempfehlungen für die kommende COVID-Saison, Gesichtstransplantation: Auge funktioniert (noch) nicht,

International Ende des E-Auto-Booms in 2024

Zukunft der Eurozone aus der Sicht eines US-Kommentators: nix Gutes …

Bedrohte Umwelt durch mangelhafte Öko-Politik in Österreich 

Internet & Co: Massenweise Warnungen vom BSI

Reformfreudiger Papst und die „säkulare“ Theologie

HELLMEYER

ÜBERSICHT

DAX steckt in Widerstandszone fest. Möglicherweise in Ausbildung ist eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation, die, so sie sich vollendet, Kursanstieg verheißt. Allerdings sind solche Formationen über einen relativ kleinen Zeitraum – hier: etwa einen guten Monat seit Ende September – nicht sehr „wirksam“.

BAHA-News – Graphik-Link

Graphik-Link DAX Deutsche Börse

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NACHBÖRSE/XDAX +0,6% auf 15.325 Pkt – JDC Group etwas fester

ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Versöhnlicher Wochenabschluss – Tech-Rally

NEW YORK (dpa-AFX) – Die US-Aktienmärkte haben eine konsolidierungsgeprägte Woche mit deutlichen Aufschlägen abgeschlossen. Angeführt wurden die Kursgewinner von Technologiewerten. Zur Begründung hieß es, die Anleger hätten jüngste Zinsaussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell einfach beiseite gewischt. Der oberste Währungshüter hatte gesagt, die Fed sei nicht völlig davon überzeugt, die Geldpolitik ausreichend gestrafft zu haben.

Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Gewinn von 1,15 Prozent bei 34 283,10 Punkten und damit auf einem Sieben-Wochen-Hoch. Auch die Wochenbilanz war mit einem Plus von rund 0,7 Prozent positiv.

Der marktbreite S&P 500 stieg am Freitag um 1,56 Prozent auf 4415,24 Zähler. Der Nasdaq 100 gewann 2,25 Prozent auf 15 529,12 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten.

Unter den Einzelwerten brachen die Aktien von Plug Power nach der Vorlage von Zahlen zum dritten Quartal um über 40 Prozent ein. Das Unternehmen aus der Wasserstoffbranche leidet unter massiven Lieferproblemen im Bereich der Fertigung von Brennstoffzellen sowie unter Liquiditätsabflüssen. Analyst Chris Dendrinos von der kanadischen Bank RBC senkte sein Anlageurteil auf „Sector Perform“ und kappte das Kursziel um 60 Prozent auf 5 US-Dollar.

Steil auf Talfahrt ging es zudem für die Papiere von The Trade Desk , die um knapp 17 Prozent absackten. Im Verlauf des Jahres 2023 sind sie allerdings bisher um rund 70 Prozent gestiegen. Das IT-Unternehmen für die Personalisierung von Werbeanzeigen in Echtzeit enttäuschte vor allem mit seinem Umsatzausblick für das vierte Quartal.

Walt Disney , die tags zuvor aufgrund starker Quartalszahlen um knapp 7 Prozent gestiegen waren, verloren am Freitag am Dow-Ende 2,3 Prozent. Sie litten darunter, dass der Medienkonzern die Verschiebung mehrerer als Kassenschlager geltenden Filme angekündigt hatte, darunter „Deadpool“ und „Captain America“.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0685 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0683 (Donnerstag: 1,0691) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9361 (0,9353) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen gaben leicht nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) sank zuletzt um 0,03 Prozent auf 107,50 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere lag bei 4,63 Prozent./edh/he

Europa-Schluss: Schwächer – EuroStoxx50 mit Wochenplus

MÄRKTE EUROPA/Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende – Diageo stürzen ab

Aktien Frankfurt Schluss: Fed-Chef Powell vermasselt Dax die Börsenwoche

FRANKFURT (dpa-AFX) – Neu entfachte Zinssorgen haben den Dax am Freitag erst einmal aus der Erfolgsspur gebracht. Der Leitindex, der am Vortag noch den höchsten Stand seit Mitte Oktober erreicht hatte, fiel um 0,77 Prozent auf 15 234,39 Punkte. Er reduzierte damit den Wochengewinn auf 0,3 Prozent. In der Vorwoche hatte das Börsenbarometer noch kräftig zugelegt.

Aussagen von Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank Fed, hatten am Vorabend die US-Börsen belastet. Diese Verluste fanden am deutschen Aktienmarkt ihre Fortsetzung. Vor dem Wochenende drückten zudem schwache Konjunkturdaten aus den USA auf die Aktienkurse.

Der MDax gab am Freitag sogar um 2,05 Prozent auf 25 290,82 Zähler nach. Der Index der mittelgroßen Börsentitel war aber in den vergangenen Tagen im Vergleich zum Dax auch deutlich stärker gestiegen./bek/he

Deutsche Anleihen: Leichte Kursverluste

FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Freitag ein wenig nachgegeben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel um 0,05 Prozent auf 129,72 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 2,72 Prozent.

In der Eurozone wurden am Vormittag nur wenige Konjunkturdaten veröffentlicht. In Italien stagnierte im September die Industrieproduktion, während Volkswirte einen leichten Rückgang erwartet hatten. Daten zur Konsumstimmung der US-Verbraucher lieferten für die Anleger kein eindeutiges Bild. Diese hatte sich zwar im November stärker als gedacht eingetrübt. Die Inflationserwartungen der Verbraucher waren hingegen unerwartet gestiegen.

„Der anhaltende Anstieg der Inflationserwartungen der Verbraucher im November wird die US-Notenbank mit einiger Sorge erfüllen“, schrieb Volkswirtin Olivia Cross von Capital Economics. Allerdings dürfte der Gegenwind durch die anhaltend schwache Konsumstimmung die Verbraucherausgaben im vierten Quartal stärker belasten und dazu beitragen, den Nachfragedruck zu verringern./jsl/he

Aktien Wien Schluss: Ölwerte stark gesucht – Bankaktien im Minus

WIEN (dpa-AFX) – Die Wiener Börse hat den Handel am Freitag nahezu unverändert und uneinheitlich beendet. Der heimische Leitindex ATX konnte seine Verlaufsverluste vollständig wettmachen, und drehte in der Auktion sogar noch die Vorzeichen um: Es blieb ein geringfügiges Plus von 0,05 Prozent auf 3203,66 Einheiten. Der breiter gefasste ATX Prime hingegen verlor sehr moderate 0,02 Prozent auf 1607,47 Zähler.

Überwiegend negative Vorgaben aus Asien und den USA hatten von Sitzungsbeginn an auf die Stimmung gedrückt. An der Wall Street hatten am Vorabend Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell belastet. Die US-Währungshüter seien „nicht überzeugt“, dass das Zinsniveau zur Bekämpfung der Inflation ausreichend restriktiv sei, erklärte Powell in einer Rede auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF). „Wenn es angemessen sein sollte, die Geldpolitik weiter zu verschärfen, werden wir nicht zögern, dies zu tun“, fügte er hinzu.

Termine

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Marktumfeld

Zentralbanken

INTERNATIONAL

Der E-Auto-Boom scheint 2024 ausgebremst zu werden – Trending Topics, 3.11.2023

Elektroautos sind die Zukunft – diese Aussage bekommt aktuell einen ordentlichen Dämpfer. Denn weltweit mehren sich die Anzeichen, dass der Markt für Elektrofahrzeuge (Electric Vehicles, EVs) im Jahr 2024 einen ordentlichen Dämpfer bekommen könnte. Sowohl in China als auch in den USA mehren sich die Anzeichen nahc einem Abschwung der Branche.

Denn obwohl Toyota in diesem Geschäftsjahr ein Rekordwachstum erwartet, hat das Unternehmen seine Prognose für den Verkauf von Elektrofahrzeugen um fast 40% gesenkt. In einer Strategieänderung will Toyota stattdessen verstärkt auf Hybridfahrzeuge setzen, um „dem Preiskampf“ auf dem Elektrofahrzeugmarkt aus dem Weg zu gehen.

Am Mittwoch veröffentlichte Toyota seine Ergebnisse für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2024 und verzeichnete ein Wachstum in allen Bereichen. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres erreichten die Verkäufe von Toyota (und Lexus) 4,7 Millionen Fahrzeuge, was einem Anstieg von 114% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Automobilhersteller verzeichnete ein Wachstum der Verkäufe in allen Regionen. Elektrifizierte Fahrzeuge machten 35,3% der Gesamtverkäufe aus. Allerdings entfielen auf Hybridfahrzeuge 1,7 Millionen Verkäufe, verglichen mit nur 59.000 batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen.

Toyota erwartet 40 Prozent weniger E-Auto-Verkäufe 2024

Toyota erwartet nun einen geringeren Anteil an Elektrofahrzeugverkäufen. Das Unternehmen plant nach wie vor den Verkauf von 9,6 Millionen Fahrzeugen in diesem Geschäftsjahr, jedoch mit einem deutlich geringeren Anteil an Elektroautos. Toyota hat deswegen seine Prognose für den Verkauf von Elektrofahrzeugen von erwarteten 202.000 auf nur 123.000 Fahrzeuge gesenkt. Das entspricht einem Unterschied von fast 40%.

Das Unternehmen gab an, dass die niedrigere Prognose „den Rückgang des chinesischen Marktes“ widerspiegele. Der Finanzchef von Toyota, Yoichi Miyazaki, erwähnte in der Telefonkonferenz des Unternehmens, dass die Anpassung aufgrund des zunehmenden Preiskampfes bei Elektrofahrzeugen in China erfolge. Statt dessen wird der japanische Automobilhersteller auf seine langjährige Erfahrung mit Hybridfahrzeugen setzen. Miyazaki sagte, dass dies „einer der Wege ist, um dem intensivierenden Preiskampf“ in China auszuweichen.

Toyota hat bereits die Preise in der Region gesenkt, um mit Marktführern wie BYD und Tesla konkurrieren zu können. Das Unternehmen hat auch Mitarbeiter in seinem Joint Venture mit der chinesischen Guangzhou Automobile Group (GAC) entlassen. Hybridfahrzeuge machen bereits etwa 28% der weltweiten Verkäufe von Toyota aus. Trotz der Senkung der Prognose für den Verkauf von Elektrofahrzeugen erwartet Toyota, etwa 3,6 Millionen Hybridfahrzeuge zu verkaufen, im Vergleich zu 3,5 Millionen zuvor.

Panasonic drosselt Batterieproduktion

Ebenfalls aus Japan erreichen uns die Nachrichten, dass Panasonic die Produktion von Batterien zu verlangsamen gedenkt, da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen schwächer geworden ist. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass die Nachfrage von Tesla in diesem Bereich weiterhin gut ist. Panasonic ist der älteste Batteriezellenlieferant von Tesla. Das Unternehmen produziert Batteriezellen für Elektrofahrzeuge in mehreren Fabriken in Japan, China und den USA, wo es auch mit Tesla zusammenarbeitet, um Zellen für die Model 3- und Model Y-Fahrzeuge in der Gigafactory Nevada herzustellen.

Laut Reuters hat Panasonic angekündigt, die Batterieproduktion in Japan aufgrund geringerer Nachfrage im Septemberquartal zu reduzieren und die Jahresgewinnprognose der Sparte um 15% zu senken. Das Unternehmen senkte die Produktion, um einen „angemessenen Lagerbestand“ angesichts der schnell gesunkenen Nachfrage zu erreichen.

Die gute Nachricht ist, dass die Produktion nur in Japan für globale Kunden reduziert wurde. In den USA bleibt die Nachfrage nach Angaben von Panasonic stabil. Das Unternehmen erwähnte jedoch nicht, welche Kunden zu dem Nachfragerückgang beigetragen haben und welche nicht. Trotz der vorübergehenden Produktionsverlangsamung betonte Panasonic, dass Batterien für Elektrofahrzeuge weiterhin eine Investitionspriorität für das Unternehmen sind.

Maßnahmen am US-Markt

Auch in den USA sieht, man, dass die EV-Revolution an Schwung verliert: Nachdem der Absatz von Elektroautos im Jahr 2022 sprunghaft angestiegen war, ist das Interesse der Käufer:innen bescheiden. Obwohl der EV-Markt im Jahr 2023 gewachsen ist, steigen die Verkäufe nicht so schnell wie erwartet, selbst mit neuen Modellstarts und Preissenkungen sowie großzügigen Steuergutschriften, die die Kosten für die Käufer senken (Stichwort Inflation Reduction Act).

Die Automobilhersteller reagierten in den letzen Wochen auf diese Entwicklungen entsprechend. EV-Marktführer Tesla hat erneut seine Preise gesenkt; Ford hat die Produktion seines F-150 Lightning Elektro-Pickup-Trucks reduziert und 12 Milliarden US-Dollar an EV-Ausgaben verschoben; der Finanzvorstand von Mercedes-Benz, Harald Wilhelm, bezeichnete den EV-Markt als einen „brutalen Raum“, während das Unternehmen weiterhin Fahrzeuge rabattiert; General Motors hat drei Modellstarts verzögert und von seinem öffentlichen Ziel, bis Mitte nächsten Jahres 400.000 EVs zu produzieren, Abstand genommen; und Honda gab bekannt, dass es die Pläne zur gemeinsamen Entwicklung erschwinglicher EVs mit GM beendet.

Es scheint, dass die anfängliche Euphorie für Elektrofahrzeuge nachlässt und die Realität der Herausforderungen im EV-Markt immer deutlicher wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich der EV-Markt in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Auswirkungen dies auf die gesamte Automobilindustrie haben wird.

AMERIKA: USA, VENEZUELA, u.a.

ASIEN: CHINA, JAPAN u.a.

AUSTRALIEN

AFRIKA

ZENTRALASIEN

NAH-/MITTELOST: ISRAEL u.a.

EUROPA

KOMMENTARE

Mishtalk: Der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi über den Tod der Eurozone

Draghi sagt, Rezession in der Eurozone sei fast sicher

Bloomberg berichtet, dass Draghi eine Rezession in der Eurozone als fast sicher ansieht (8.11.2023).

Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, sagte laut Financial Times, dass die Eurozone bis Ende 2023 mit ziemlicher Sicherheit eine Rezession erleben werde.
Auf einer von der Zeitung organisierten Konferenz in Brüssel sagte er am Mittwoch, der Einbruch werde wahrscheinlich nicht „tief“ oder „destabilisierend“ sein.

„Es ist fast sicher, dass wir bis zum Jahresende eine Rezession haben werden“, zitierte die FT den Ex-Zentralbanker und ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. „Es ist ziemlich klar, dass die ersten beiden Quartale des nächsten Jahres das zeigen werden.“

Der belgische Gouverneur Pierre Wunsch, der zuvor in Brüssel gesprochen hatte, räumte die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik ein und sagte, dass die Wachstumsrisiken „nach unten tendieren“. Die Eurozone befinde sich „in einer schwachen Form der Stagflation“, fügte er hinzu.

Draghi Kommentare

– „Entweder handelt Europa gemeinsam und wird zu einer vertieften Union, einer Union, die in der Lage ist, neben der Wirtschaftspolitik auch eine Außen- und Verteidigungspolitik zu betreiben, oder ich fürchte, die Europäische Union wird nicht überleben, wenn sie nicht nur ein Binnenmarkt ist.“
– „Die europäische Wirtschaft hat in den letzten mehr als 20 Jahren an Wettbewerbsfähigkeit verloren, nicht nur gegenüber den Vereinigten Staaten, sondern auch gegenüber Japan, Südkorea und natürlich China.“
– „In vielen, vielen technologischen Bereichen, technologischen Feldern, haben wir an Präsenz verloren, wir haben unseren Fußabdruck verloren.“

Draghi drängt auf eine Fiskalunion

Mario Draghi ist ein ehemaliger EZB-Chef, ehemaliger Chef der Bank von Italien und ehemaliger Technokrat (nicht gewählter) italienischer Ministerpräsident.
Ich gehe davon aus, dass seine Kommentare zur Rezession von den Mainstream-Medien 100 Mal, wenn nicht noch öfter, wiederholt werden. Aber seine Äußerungen über eine Fiskalunion sind das eigentliche Thema, nicht die Rezession.

Draghi vermied den Begriff Fiskalunion, aber er strebt eine Rettungsaktion für Südeuropa im Allgemeinen und Italien im Besonderen an. Als EZB-Chef hat er sich stark für eine Währungsunion eingesetzt und ist damit gescheitert.
Ich habe dies seit 2004 oder so kommentiert.

Der Euro hat einen fatalen Makel

Der Euro selbst hat einen fatalen Fehler, denn es gibt keinen einzigen Zinssatz, der für Deutschland, Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien Sinn macht, geschweige denn für 19 Länder.

Es bedarf eines einstimmigen Votums, um irgendetwas zu ändern, was nicht ausdrücklich im Maastrichter Vertrag erlaubt ist.

Zu Beginn durfte Frankreich seine Agrarpolitik allen anderen Ländern aufzwingen, um die bäuerlichen Familienbetriebe zu schützen. Deutschland verlangte ebenfalls von Anfang an keine Fiskalunion.

Jedes Jahr scheitert die globale Handelspolitik an Frankreich. Und als Griechenland unter Draghi fast in die Luft flog, wollte die WWU Griechenland weder untergehen lassen noch aus der Patsche helfen.

Italien braucht seit Jahrzehnten eine Bankenreform und eine Produktivitätsreform, aber selbst als Draghi Präsident war, gab es in beiden Bereichen kaum Fortschritte.

Auch der Binnenmarkt scheitert

Auch der Binnenmarkt (EU) ist ein Misserfolg. In der EU gibt es 28 Länder, und es ist fast unmöglich, etwas Wichtiges zu ändern.

Es hat Jahrzehnte gedauert, ein einfaches Handelsabkommen mit Kanada zu schließen, weil einige kleine EU-Länder Änderungen verlangten, die Kanada nicht akzeptieren wollte.

Nannycrat-Regeln

Die EU wird kollektiv von einem Haufen von Nannycrats regiert, die im Namen der Wettbewerbsfähigkeit jedes Unternehmen zerschlagen würden, bevor es überhaupt angefangen hat.

Google, Microsoft, Amazon, Facebook und Nvidia könnten in der EU nicht existieren, weil die Nannycrats sie zerschlagen würden, bevor sie jemals groß werden.

Die USA haben die stärksten und freiesten Kapitalmärkte der Welt. Chinesische Unternehmen erhalten staatliche Unterstützung, um den Export zu fördern.
Im Gegensatz dazu gibt es in der EU Nannycrats, die auf Fairness pochen, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was fair ist.

Draghi beklagt: „In vielen, vielen technologischen Bereichen, technologischen Feldern, haben wir an Präsenz verloren, wir haben unseren Fußabdruck verloren.“
In der Tat, und ich habe gerade erklärt, warum.

Rückwärtsgewandt, nicht vorwärtsgewandt

Deutschland blickt zurück und versucht immer noch, seinen Vorsprung in der Dieseltechnologie und bei analogen Telefonen zu verteidigen. Die deutsche Infrastruktur ist aufgrund mangelnder Investitionen erbärmlich.

Die EU liegt bei der Künstlichen Intelligenz (KI) weit hinter den USA und China zurück. Die EU wird garantiert immer weiter zurückfallen, denn anstatt zu versuchen, den Rückstand aufzuholen, strebt die EU nach mehr Regulierung, um alle anderen aufzuhalten.

Militär- und Außenpolitik

Draghi will eine „Union, die in der Lage ist, neben der Wirtschaftspolitik auch eine Außen- und Verteidigungspolitik zu betreiben“.

So ein Quatsch. Ein einzelnes Land kann jede außenpolitische Maßnahme blockieren.

Sowohl Ungarn als auch Polen haben dies getan, ersteres mehrfach gegenüber Russland.

Das ist so, als ob Illinois alles blockieren könnte, was der Präsident der USA tun will.

Es ist absurd, über die Außenpolitik zu jammern und eine EU-Armee anzudeuten, wenn die EU nicht einmal in der Agrarpolitik die Kurve kriegt.

Die EU wird nicht scheitern, sie ist gescheitert

Draghi beklagt: „Ich fürchte, die Europäische Union wird nicht überleben, wenn sie nicht nur ein Binnenmarkt ist.“

Schon jetzt ist die EU nichts weiter als ein „Binnenmarkt“, der von dysfunktionalen Nannycrats mit endlosem Regulierungswahn und zu wenig freiem Marktkapitalismus geführt wird.

Die EU streitet über Grenzpolitik, KI, G5, Landwirtschaft, Handel, eine EU-Armee und buchstäblich alles. Man könnte das Gleiche über die USA sagen, aber in den USA braucht man nur eine Mehrheit, um etwas zu ändern, nicht 50 von 50 (28 von 28 in der EU).
Die EU wird nicht scheitern, weil sie bereits gescheitert ist. Aber das Krebsgeschwür ist langsam und qualvoll gestorben. Die EU- und WWU-Regeln machen es unmöglich, auch das zu ändern.

Mish Flashbacks

Spotlight auf vier Möglichkeiten, die im Oktober 2014 festgestellt wurden

1. Irgendwann haben Griechenland, Italien oder Frankreich genug von Rezession und Stagnation und verlassen den Euro in einem ungeordneten Auseinanderbrechen der Eurozone.
2. Deutschland und die nordeuropäischen Staaten müssen dem Rest Europas aus der Patsche helfen.
3. Deutschland kann die Eurozone in einem geordneten Auseinanderbrechen der Eurozone verlassen.
4. Jahrzehntelange Stagnation, wenn es den Nannycrats gelingt, die Eurozone intakt zu halten.

Option zwei klingt gut, hat aber einen fatalen Fehler. Deutschland würde Rettungsmaßnahmen dieser Art niemals zustimmen und könnte dies auch verfassungsrechtlich nicht, selbst wenn es wollte. Außerdem sind Italien und Frankreich zu groß. Egal, wie unangenehm es auch sein mag, es gibt keine anderen Optionen.

Und ein Jahrzehnt später befinden wir uns genau an der gleichen Stelle, nur mit größeren Spannungen, mehr Wettbewerbsverlusten, mehr Grenzproblemen und einem Euro, der gegenüber dem Dollar abgestürzt ist.

Ich wiederhole: Die EU wird nicht scheitern, weil sie bereits gescheitert ist. Aber der Krebstod war langsam und qualvoll.
Der Krebs wird den Patienten schließlich auffressen. Leider kann der langsame, qualvolle Tod noch Jahrzehnte entfernt sein.

DEUTSCHLAND

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ÖSTERREICH

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MEDIZIN – PSYCHOLOGIE – FORSCHUNG

COVID-19: WHO erneuert Empfehlungen für mildere Verläufe

Hamilton/Ontario – Die Weltgesundheitsorganisation hat neue Empfehlungen für Patienten mit milden Verläufen von COVID-19 veröffentlicht. Im inzwischen 14. Update der „Living Guideline“ wird der Einsatz von Nirmatrelvir/Ritonavir für Patienten mit hohem und mittlerem Hospitalisierungsrisiko empfohlen.

Remdesivir und Molnupiravir sollten nur bei Patienten mit einem hohen Risiko einer Hospitalisierung ein­ge­setzt werden. Neu aufgenommen wurde das in China hergestellte „orale Remdesivir“ VV116, dessen Einsatz jedoch vorerst auf klinische Studien beschränkt bleiben sollte (BMJ 2020; DOI: 10.1136/bmj.m3379 ).

Die meisten Erkrankungen mit COVID-19 verlaufen heute milde. Eine medikamentöse Behandlung ist nur dann notwendig, wenn das Risiko auf eine Hospitalisierung besteht, die durch die Behandlung verhindert werden soll.

Die Leitlinie, die von einem internationalen Team um Reed Siemieniuk und Romina Brignardello-Petersen von der McMaster University in Hamilton/Kanada (deutsche Beteiligung: Berliner Charité) erstellt wurde, unter­scheidet jetzt drei Kategorien „hoch“, „mittel“ und „niedrig“.

Zu den Patienten mit einem hohen Risiko (6 %) einer Krankenhauseinweisung gehören Patienten mit diag­nostizierten Immunschwächesyndromen, Patienten, die sich einer Organtransplantation unterzogen haben und Immunsuppressiva erhalten, sowie Patienten mit einer Autoimmunerkrankung, die Immunsuppressiva erhalten.

Ein mittleres Risiko (3 %) einer Krankenhauseinweisung liegt bei Personen über 65 Jahre vor sowie bei Adi­positas, Diabetes und/oder chronischer Herz-Lungen-Erkrankung, chronischer Nieren- oder Lebererkrankung, aktiver Krebserkrankung, Personen mit Behinderungen und Personen mit Begleiterkrankungen einer chro­nischen Erkrankung.

Die übrigen Patienten fallen unter die dritte Kategorie mit einem niedrigen Risiko (0,5 %) auf eine Kranken­hauseinweisung.

Die Empfehlungen der Leitlinie für den Einsatz der Medikamente bei milden Verläufen richten sich nach die­sen drei Kategorien. Der orale Protease Inhibitor Nirmatrelvir wird weiter für Patienten mit hohem Hospitali­sierungsrisiko empfohlen. Neu ist die Empfehlung für Patienten mit mittlerem Hospitalisierungsrisiko.

Der ebenfalls oral verfügbare Wirkstoff Molnupiravir wird nur noch für Patienten mit einem hohen Risiko auf eine Hospitalisierung empfohlen. Grundlage sind Studiendaten, die bei diesen Patienten einen relevanten Rückgang der Hospitalisierungen und auch der Todesfälle belegen. Es gibt allerdings Sicherheitsbedenken gegen Molnupiravir, die auf dem Wirkungsmechanismus beruhen.

Molnupiravir erzeugt willkürliche Mutationen, die die Replikation der Viren verhindern sollen. Es können dabei aber auch neue Virus-Varianten entstehen, die die weitere Entwicklung der Pandemie ungünstig beeinflussen könnten. Außerdem gibt es präklinische Hinweise auf eine Krebsentstehung.

Die Leitlinie rät deshalb dazu, Nirmatrelvir/Ritonavir oder Remdesivir dem Einsatz von Molnupiravir vorzuziehen. Das Virustatikum Remdesivir muss allerdings intravenös gegeben werden, was bei Patienten mit mildem Verlauf der Erkrankung eine gewisse Hemmschwelle darstellt.

Die Leitlinie beschränkt den Einsatz von Remdesivir bei milden Erkrankungen auf Patienten mit einem hohen Hospitalisierungsrisiko. Remdesivir sei hier eine Option für Patienten, für die Nirmatrelvir/Ritonavir oder Molnupiravir nicht infrage kommen.

Eine oral verfügbare Formulierung würde die Schwelle für den Einsatz von Remdesivir sicherlich senken. Der chinesische Hersteller Junshi Biosciences aus Shanghai hat mit VV116 ein solches Medikament entwickelt und erfolgreich in einer Phase-3-Studie getestet.

Die Leitlinien-Autoren haben jedoch noch Bedenken, „da ein hohes Maß an Unsicherheit hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf patientenrelevante Ergebnisse von höchster Bedeutung“ bestehe. Der Einsatz von VV116 sollte deshalb vorerst auf klinische Studien beschränkt bleiben. Das Mittel ist ohnehin in westlichen Ländern nicht zugelassen. © rme/aerzteblatt.de

USA lassen weltweit erste Impfung gegen Chikungunya-Fieber zu

Washington – Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat gestern den weltweit ersten Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus (CHIKV) zugelassen. Der neue Impfstoff Ixchiq des Herstellers Valneva ist für Menschen im Alter über 18 Jahren zugelassen, die ein erhöhtes Risiko haben, mit dem Virus in Kontakt zu kommen.

Bei Chikungunya handle es sich um eine aufkommende globale Gesundheitsbedrohung, heißt es in der Presse­mitteilung der FDA. In den vergangenen 15 Jahren wurden mindestens 5 Millionen Fälle gemeldet.

Das höchste Infektionsrisiko besteht in tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Südostasiens und Teilen Amerikas, wo Chikungunya-Virus übertragende Mücken endemisch sind.

Allerdings hat sich das Chikungunya-Virus in neue geografische Gebiete ausgebreitet, was zu einem welt­weiten Anstieg der Krankheitsprävalenz geführt hat. Bisher wurde das Virus laut Weltgesundheitsorganisation in 110 Ländern registriert.

Der Impfstoff Ixchiq ermögliche „einen wichtigen Fortschritt bei bisher begrenzten Behandlungsmöglichkei­ten“ erklärte Peter Marks, Direktor des FDA-Zentrums für Biologics Evaluation and Research.

Der CHIKV-Impfstoff wurde im Rahmen einer beschleunigten Zulassung (FDA „accelerated approval“) auf der Grundlage von Anti-CHIKV neutralisierenden Antikörpertitern bei mehr als 300 Teilnehmenden zugelassen. Das Fortbestehen dieser Indikation hängt vom Nachweis des klinischen Nutzens in bestätigenden Studien ab.

Schweren Chikungunya-ähnliche Nebenwirkungen in seltenen Fällen möglich

Ixchiq wird als Einzeldosis durch Injektion in den Muskel verabreicht. Es enthält eine lebende, abgeschwächte Version des Chikungunya-Virus und kann beim Impfstoffempfänger ähnliche Symptome hervorrufen wie Men­schen mit der Chikungunya-Krankheit.

Die in Sicherheitstudien mit etwa 4.500 Teilnehmenden (davon 1.000 Placebo) am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Fieber, Übelkeit und Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle.

Darüber hinaus traten bei 1,6 % der Ixchiq-Empfänger und bei keinem der Placeboempfänger schwere Chi­kun­gunya-ähnliche Nebenwirkungen auf. 2 Empfänger mit schweren Chikungunya-ähnlichen Nebenwirkun­gen wurden ins Krankenhaus eingeliefert.

Krankheitssymptome nach einer Infektion sind starkes Fieber sowie heftige Glieder- und Knochenschmerzen. Diese können über Monate und sogar Jahre anhalten, tödlich verläuft eine Infektion aber in der Regel nicht. Es gibt keine speziellen Medikamente gegen das Chikungunya-Fieber. Betroffene können Fieber- und Schmerz­tabletten nehmen. © afp/gie/aerzteblatt.de

Deutlicher Rückgang bei HPV-Impfungen

Berlin – Die Zahl der HPV-Impfungen ist deutlich zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurde ein Viertel beziehungsweise 25 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als im Vorjahr gegen Krebs geimpft, wie die DAK Gesundheit mitteilte. Besonders stark ist der Rückgang demnach bei 15- bis 17-jährigen Jungen. Hier sanken die Erstimpfungen gegen Humane Papillomviren (HPV) um 42 Prozent.

Die Viren werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Insgesamt gingen die HPV-Impfungen im vergangenen Jahr bei Jungen um 31 Prozent und bei Mädchen um 21 Prozent zurück, wie die Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit zeigt. Ausge­wertet wurden Daten von rund 794.000 bei der Kasse versicherten Kindern und Jugendlichen aus den Jahren 2017 bis 2022.

Im Vergleich zum Vorcoronajahr 2019 sind die Rückgänge demnach noch ausgeprägter. Im Vergleich zu 2019 erhielten 2022 insgesamt 37 Prozent weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine HPV-Impfung. Auch hier gingen die Zahlen bei Jungen mit 44 Prozent stärker zurück als bei Mädchen mit 31 Prozent.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, nannte die Zahlen „be­sorgniserregend niedrig“. Vermutlich habe die HPV-Impfung im Zuge der hohen medialen Aufmerksamkeit rund um die Coronaschutzimpfung weniger Beachtung erfahren.

„Der Rückgang bei HPV-Impfungen ist alarmierend und ein schlechtes Zeichen für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder“, erklärte auch DAK-Chef Andreas Storm. Ein erhoffter Nachholeffekt nach der Coronapandemie sei ausgeblieben.

Storm forderte eine Impfoffensive und mehr Aufklärung über Vorteile einer HPV-Impfung. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. © afp/aerzteblatt.de

Gesichtstrans­plantation mit Augapfel: Patient kann noch nicht sehen

New York – US-Chirurgen haben erstmals eine Gesichtstransplantation durchgeführt, die die Augenhöhle samt Augapfel einschloss. Eine Stammzellbehandlung, die die Reinnervation der Retina fördern soll, blieb jedoch bisher ohne Wirkung.

Der 46-jährige Mann aus Arkansas hatte im Juni 2021 bei Arbeiten an einer Hochspannungsleitung einen 7.200-Volt-Stromschlag erlitten, als sein Gesicht versehentlich ein stromführendes Kabel berührte.

Der Patient überlebte den normalerweise tödlichen Stromunfall, erlitt jedoch schwere Verletzungen – da­runter den Verlust seines linken Auges, seines linken Arms oberhalb des Ellenbogens, seiner gesamten Nase und der Lippen, der Vorderzähne, und der Weichteile des linken Wangenbereichs und des Kinns, die bis zum Knochen verbrannt waren.

Schon 2 Monate nach dem Unfall wurde der Patient dem Chirurgenteam um Eduardo Rodriguez vorgestellt, der am NYU Langone Health in New York das „Face Transplant Program“ leitet und bereits 4 Gesichtstrans­plantationen durchgeführt hat, allerdings niemals mit dem Augenbereich.

Die Chirurgen nahmen sich über ein Jahr Zeit für die Planung des Eingriffs. In der Zwischenzeit hatten Chirur­gen in einer Klinik in Dallas/Texas den Bulbus des Patienten entfernen müssen, weil es zu einer schmerzhaf­ten Erkrankung des Auges gekommen war. Die Transplantationsmediziner in New York baten ihre Kollegen, den Sehnerv möglichst nahe am Augapfel zu durchtrennen, um die spätere Reinnervation des Auges zu erleichtern.

Die Transplantation fand am 27. Mai diesen Jahres statt, nachdem ein geeigneter Organspender, ein junger Mann in den 30er-Lebensjahren, in einer anderen Klinik in New York gefunden worden war. Die Operation dauerte etwa 21 Stunden und umfasste nach Angaben der Klinik ein Team von mehr als 140 Chirurgen, Krankenpflegekräften und anderen medizinischen Fachkräften.

Transplantiert wurden Nase, linkes oberes und unteres Augenlid, linke Augenbraue, Ober- und Unterlippe, Schädel-, Wangen-, Nasen- und Kinnknochensegmente mit allen Geweben unterhalb des rechten Auges, einschließlich der darunter liegenden Muskeln, Blutgefäße und Nerven. Das linke Auge wurde samt der knöchernen Augenhöhle, der Muskulatur und Weichteile übertragen.

Neben den Blutgefäßen wurde auch der Sehnerv des Patienten mit dem Transplantat verbunden. Dies allein stellt noch keine funktionelle Nervenverbindung mit dem Gehirn her.

Die Chirurgen hoffen jedoch, dass die Axone aus dem Sehnerv sich regenerieren und wieder eine Verbin­dung zu den Nerven der Retina herstellen. Die Reinnervation soll durch Stammzellen gefördert werden, die die Chirurgen aus dem Knochenmark des Spenders entnahmen.

Im Labor wurden die CD34-positiven Stammzellen isoliert. Dem Patienten wurden die Zellen dann in den Bereich der Nervenverbindung im Auge injiziert. Bisher gibt es der Klinik zufolge aber noch keine Hinweise, dass Nervensignale des transplantierten Auges die Sehrinde des Patienten erreichen. Das Auge des Patienten reagiert nicht auf Lichtreize. Auch im Elektroretinogramm wurden noch keine Signale nachgewiesen.

In den anderen Bereichen ist die Operation offenbar gut gelungen. Der Augapfel wird durchblutet und Ab­stoßungsreaktionen scheinen bisher nicht aufgetreten zu sein. Der Patient konnte bereits nach 17 Tagen die Intensivstation verlassen. © afp/rme/aerzteblatt.de

Erste Lebendgeburt eines chimären Affen – Chimärer Affe inzwischen verstorben – Tiere als Organbanken: Boost für weitere Forschungen

Shanghai – In China ist zum ersten Mal ein chimärer Affe lebend zur Welt gekommen. Den beteiligten For­schenden zufolge entwickelte sich das Tier aus einem Affenembryo, dem in einem frühen Entwicklungssta­dium naive pluripotente Stammzellen eines anderen Affen hinzugefügt wurden. Ihre Ergebnisse präsentieren sie im Fachjournal Cell (2023; DOI: 10.1016/j.cell.2023.10.005 ).

Bei diesem Forschungsansatz handelt es sich derzeit noch nicht um die Erschaffung eines kompletten Misch­wesens aus zwei unterschiedlichen Arten. Die entstehenden Affen bilden vielmehr eine Art zelluläres Mosaik, bei dem ein Großteil der Körperzellen aus naiven [naiv? möglicherweise: nativ] pluripotenten Stammzellen eines zweiten Affen stammen. Man spricht hier von einer Zellchimäre.

„Diese Forschung könnte uns nicht nur dabei helfen, die naive Pluripotenz auch bei anderen Primären, etwa Menschen, besser zu verstehen. Sie könnte auch dazu beitragen bessere Primatenmodelle für die Erforschung neurologischer Erkrankungen sowie für andere biomedizinische Untersuchungen zu erzeugen“, erklärte Se­niorautor Zhen Liu vom CAS Center for Excellence in Brain Science and Intelligence Technology, CAS Key Laboratory of Primate Neurobiology, Chinese Academy of Sciences, Shanghai, in einer Mitteilung von Cell.

Zellen werden im Blastozystenstadium zusammengeführt

Die in der Arbeit präsentierten Chimären entstanden durch das Zusammenbringen eines männlichen Javaner­affenembryos in einer sehr frühen Entwicklungsphase (Morula- oder 16-Zell-Stadium) mit Stammzellen einer zuvor etablierten naiven pluripotenten Stammzelllinie aus einem Spendertier. Die pluripotenten Stammzellen wurden in die Blastozysten (6-7 Tage alte Embryos) eingebracht.

Diese Zellgebilde entwickelte sich anschließend weiter, indem die eingebrachten Stammzellen mit den Zellen der Blastozyste gemeinsam die weiteren Entwicklungsstadien des Embryos anstießen. Auf diese Weise waren alle Zell- und Gewebeschichten eine Mischung der ursprünglichen Embryonalzellen und der hinzugefügten Stammzellen.

Ein Erfolg der Arbeit besteht darin, dass die Forschenden durch das Ausprobieren mehrerer Kultivierungsme­tho­den mit unterschiedlichen Wachstumsfaktoren und Inhibitoren eine Methode identifizierten, durch die die pluripotenten Stammzellen die Fähigkeit erwerben, mit den embryonalen Zellen des Blastozysten zu inter­agieren und einen Organismus hervorzubringen.

Boost für die Kultivierung pluripotenter Stammzellen

„Diese Publikation wird die Ableitung und Kultivierung qualitativ hochwertiger humaner embryonaler Stamm­zellen und induzierter pluripotenter Stammzellen [iPS-Zellen] befördern“, sagte Wilfried Kues vom Forschungsbereich Biotechnologie/Stammzellphysiologie am Institut für Nutztiergenetik des Bundesfor­schungsinstituts für Tiergesundheit auf der Insel Riems.

„Humane iPS-Zellen und daraus abgeleitete adulte Zellen werden zurzeit schon in einer Reihe von klinischen Studien getestet, die durch die verbesserten Kulturbedingungen noch sicherer werden können.“

Vor der Chimärenbildung veränderten die Forschenden die embryonalen Zellen mit einem Marker genetisch, sodass sie ein grün fluoreszierendes Protein (GFP) exprimierten. So konnten die Forschenden bei der nach­folgenden Entwicklung der chimären Embryonen und später auch Föten und Affenbabys nachvollziehen, wie viele der untersuchten Körperzellen das genetische Material der hinzugefügten naiven Stammzellen ent­hielten.

Graphik-Link Chimärer Affe

Auch das lebend geborene Affenbaby verstarb nach wenigen Tagen

Die Erfolgsrate der Methode ist derzeit noch stark begrenzt: Von ursprünglich 206 Affenembryonen war bei lediglich 74 Blastozysten ein klares GFP-Signal nachweisbar. Diese wurden in 40 Affenweibchen eingepflanzt, dabei entstanden 12 Schwangerschaften. Sechs dieser Föten wurden lebend geboren, sechs verstarben vor der Geburt.

Die detaillierte zellbiologische Auswertung ergab, dass ein Fötus, der eine Fehlgeburt erlitten hatte, sowie eine Lebendgeburt chimäre Eigenschaften aufwiesen. Das ermittelten die Forschenden anhand von Gewebe­proben, in denen sie jeweils den Anteil der grün-fluoreszierenden Zellen untersuchten. Verschiedene Gewebe wie zum Beispiel Lunge, Leber oder Gehirn wiesen 20-90 % Zellen mit GFP-Expression auf. Allerdings verstarb auch das lebend geborene Affenbaby bereits nach zehn Tagen.

Chimäre Tiere könnten menschliche Erkrankungen nachahmen

Das Ziel der Forschenden ist es, mit der Methode letztlich nicht-humane Primatenmodelle zu erzeugen, die bestimmte Erkrankungen wie zum Beispiel die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) nachahmen können.

„Menschen gehören zu den Primaten. Primaten sind sich untereinander sehr viel ähnlicher als eine Primaten­art und eine Nagetierart es zum Beispiel untereinander sind. Insofern erbringt biomedizinische Primatenfor­schung – auch im Grundlagenbereich – praktisch immer auch Erkenntnisse über den Menschen sowie oft auch neue Ideen für die Behandlung von Erkrankungen“, bestätigt Rüdiger Behr, Leiter der Abteilung Degene­rative Erkrankungen am Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen.

„Die konkreten neuen Erkenntnisse hier sind, dass pluripotente Stammzellen der Primaten in einen so ur­sprünglichen Zustand zurückversetzt werden können, dass sie eine Chimäre bilden können.“

Voraussetzung für den Einsatz chimärer Primaten als Modelle für bestimmte Erkrankungen ist allerdings, einen stabilen Anteil von mehr als 50 % aller Körperzellen zu erzielen, die von den injizierten pluripotenten Stammzellen abstammen. Genau dieses Ziel konnte in der aktuellen Studie noch nicht erreicht werden. Auch ist die Erfolgsquote von lediglich zwei chimären Affen, wovon nur einer lebend geboren wurde, bei ur­sprüng­lich 74 chimären Embryonen für eine praktische Anwendung bei weitem noch nicht effizient genug.

Ein weiterer Schritt hin zu Spenderorganen aus Schweinen

Eine zweite Forschungsfrage, die sich mithilfe chimärer Tiere adressieren ließe, ist Behr zufolge die Möglich­keit der Herstellung von Organen aus menschlichen Zellen im Schwein. „Der Bedarf an Spenderorganen ist sehr viel größer als ihre Verfügbarkeit. Um diese fatale Lücke zu schließen, könnten zum Beispiel in chimären Schweinen Herzen oder Lebern aus menschlichen ‚Alleskönnerstammzellen‘ gezüchtet werden“, erklärt er.

Die aktuelle Studie in einem Primatenmodell, das große Aussagekraft im Hinblick auf den Menschen habe, zeige wichtige Schritte, wie Primatenstammzellen für eine erfolgreiche Übertragung auf einen Empfänger­embryo zur Bildung eines chimären Tieres vorbereitet werden könnten. „Daher ist die Studie für die weitere Entwicklung von Verfahren zur Erzeugung menschlicher Organe, zum Beispiel in Schweinen, zur Bekämpfung der sehr großen Unterversorgung mit transplantierbaren Organen bedeutend.“ © nec/aerzteblatt.de

UMWELT

Zeitfenster für Bewältigung der Biodiversitätskrise schließt sich – Noch nicht genug Maßnahmen auf Schiene, Budgetierung dringend notwendig

Wien (OTS)Anlässlich der Tage der Biodiversität 2023 an der Universität für Bodenkultur Wien zieht der Österreichische Biodiversitätsrat neuerlich eine kritische Bilanz zur Biodiversitätspolitik in Österreich in Form des Biodiversitäts-Barometers 2023. Assoz.-Prof. Franz Essl, Ökologe an der Universität Wien und Mitglied im Leitungsteam des Rates mahnt, „dem wirksamen Schutz der Biodiversität in Österreich muss jetzt noch größere politische Dringlichkeit gegeben werden.“

Auf internationaler Ebene hat die Staatengemeinschaft die Dringlichkeit der Biodiversitätskrise bereits erkannt. Im vergangenen Jahr wurde das Kunming-Montreal Biodiversitätsabkommen beschlossen und dieser Tage befindet sich das EU-Nature Restoration Law in der wahrscheinlich letzten Trilog-Verhandlung.

Die österreichische Regierung hat im aktuellen Regierungsprogramm den Biodiversitätsschutz festgehalten und im Dezember 2022 die neue nationale Biodiversitätsstrategie 2030+ vorgelegt. Der schwerwiegendste Mangel ist laut Biodiversitätsrat, dass Österreich keinen bindenden rechtlichen Rahmen für einen effektiven und zukunftsweisenden Biodiversitätsschutz hat. Es fehlen die Umsetzungsmaßnahmen und das notwendige Budget.

Versäumnisse der Bundesländer

Aufgrund der föderalen Struktur Österreichs liegt aber ein erheblicher Teil der Biodiversitätspolitik im Verantwortungsbereich der Bundesländer. Während für den nationalen Biodiversitätsfonds im Jahr 2022 eine erfreuliche Aufstockung auf 80 Millionen Euro für eine Laufzeit bis 2026 erfolgt ist, sind die Naturschutzbudgets der Bundesländer noch völlig unzureichend dotiert, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Assoz.-Prof. Dr. Franz Essl bringt ein Beispiel: „Das Naturschutzbudget im Bundesland Niederösterreich betrug im Jahr 2021 15 Millionen Euro. Im Vergleich dazu betrug jenes für Straßenbau- und -sanierung im selben Jahr 450 Millionen – das Dreißigfache. Diese Dotierungen betrachten wir als reine Fortschreibungen der Vorjahre und sind aus unserer Sicht komplett aus der Zeit gefallen. Umweltmaßnahmen benötigen Geld – und zwar jetzt!“

Transformation Österreichs zur naturverträglichen Gesellschaft

Der Biodiversitätsrat erneuert seine Forderung nach einem Bundesrahmennaturschutzgesetz und tritt für eine österreichweit verbindliche Bodenstrategie aus. Gerade beim Thema der naturverträglichen Landnutzung gibt es in den Bundesländern immer wieder Rückschritte. „Das vor wenigen Wochen von der neuen Salzburger Landesregierung vor wenigen Wochen vorgelegte Naturschutzgesetz sieht eine Einschränkung der Mitwirkung der hiesigen Landesumweltanwaltschaft in Naturschutzangelegenheiten vor. Dagegen haben wir jedenfalls eine Eingabe gemacht,“ berichtet Assoz.-Prof. Dr. Andreas Tribsch, Botaniker an der Universität Salzburg und Mitglied im Leitungsteam des Biodiversitätsrates. In diesem Zusammenhang wünscht sich der Biodiversitätsrat den Einsatz von partizipativen Verfahren, wie sie der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Plattform on Biodiversity and Ecosystem Services) auf internationaler Ebene bereits abgestimmt hat. Politikwissenschafterin der Universität Wien, Assoz.-Prof. Dr. Alice Vadrot, betont: „Es geht sowohl darum, dass die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den Erhalt der Biodiversität geschaffen werden, als auch um die Frage, welche Werte wir der Natur geben und, wie diese Bewertung stattfindet. Sehr häufig bewerten die Systeme des Menschen die Natur nach instrumentellen, jedoch nicht nach intrinsischen Werten.“

Auch die Artenkenntnisse schwinden

Die Biodiversität sieht sich – auch auf internationaler Ebene – mit einem deutlichen Rückgang an Expert_innen in Arten- und Taxonomiekenntnissen konfrontiert. Für Österreich spricht sich der Biodiversitätsrat deshalb für ein nationales Biodiversitätsforschungs­programm aus. „Für die langfristige Sicherung der wissenschaftlichen Grundlagen ist ein massiver Ausbau der Lehrangebote im universitären Bereich nötig. Aber auch bereits in Kindergärten und Schulen sind Inhalte zu Biodiversität stärker zu verankern,“ äußert sich Univ.-Prof. Dr. Thomas Hein, Gewässerökologe an der BOKU Wien und ebenfalls Mitglied im Leitungsteam des Biodiversitätsrats, und setzt fort: „Ein wissenschaftlicher Dienst für Biodiversität zur Unterstützung des Wissenstransfers fehlt als wichtiges Element zur Kommunikation und Information für die Politik.“

Biodiversitätsfördernde Landnutzung ist Klimaschutz

Alleine in den letzten 25 Jahren sind 48 % aller Brutvogelpaare aus der Kulturlandschaft Österreichs verschwunden. Der Flächenverbrauch beträgt hierzulande immer noch 11,3 ha täglich. Der Beschluss einer verpflichtenden Bodenstrategie für weniger Flächenverbrauch (max. 2,5 ha bis 2025 und max. 1 ha bis 2030) ist nach wie vor ausständig.

Dementsprechend schlecht fällt auch hier die Einschätzung des Biodiversitätsrats im Barometer der Biodiversitätspolitik aus. „Es gilt, dringend naturschädliche Förderungen und Subventionen durch biodiversitätsneutrale oder -fördernde zu ersetzen. Die Ausstattung des Biodiversitätsfonds mit derzeit 80 Millionen Euro bis 2026 wird nicht zur Bewältigung der Biodiversitätskrise ausreichen,“ fordert Univ.-Prof. Dr. Thomas Wrbka, Botaniker an der Universität Wien und Mitglied im Leitungsteam des Biodiversitätsrats. Wrbka betont: „Österreichs Schutzgebiete sind in schlechtem Zustand. Es sind 10 % der Landesfläche als streng geschützte Gebiete und 30 % Biodiversitätsförderflächen in Siedlungs- und Agrarräumen zügig auszubauen. Diese Flächen unterstützen bei der Bewältigung der Klimakrise.“

Barometer: Weiterhin viel Gelb und Rot

Der abschließende Gesamtblick auf das Barometer der Biodiversitätspolitik in Österreich 2023 zeigt, dass es nur wenige Anzeichen einer Verbesserung gibt und gute Ansätze für die Verbesserung des Zustandes der Biodiversität nach wie vor auf ihre Finanzierung und Umsetzung warten.

Meldung in der Langversion: www.donau-uni.ac.at/oebdr-barometer

Über den Biodiversitätsrat: www.biodiversityaustria.at/biodiversitaetsrat

Rückfragen & Kontakt:

Assoz.-Prof. Mag. Dr. Franz Essl
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien
franz.essl@univie.ac.at, M. +43 (0)676 609 16 38

Assoz.-Prof. Mag. Dr. Alice Vadrot
Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien
alice.vadrot@univie.ac.at, M. +43 (0)650 423 11 85

Univ.-Prof. Dr. Thomas Hein
Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, BOKU Wien
thomas.hein@boku.ac.at, T. +43 (0)669 123 40 200

Mag. (FH) Yvona Asbäck, MBA,
Koordinationsstelle Netzwerk Biodiversität und Österreichischer Biodiversitätsrat
Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität Krems)
yvona.asbaeck@donau-uni.ac.at, T. +43 (0) 676 537 08 90

BILDUNG

MEDIEN – IT

BSI-Warnungen

1. BSI warnt vor steigender Ransomware-Bedrohung

Die Cybersicherheitslage in Deutschland bleibt angespannt, wie der am 2. November vorgelegte Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland zeigt. Ransomware-Angriffe gelten weiterhin als die größte Bedrohung, begleitet von einer wachsenden Professionalisierung der Cyberkriminellen und der Zunahme von Sicherheitslücken. „Die Cyberkriminalität, vor allem aber auch die Zeitenwende, die wir erleben, erfordert eine strategische Neuaufstellung“, so Bundesinnenministerin Nancy Faeser. BSI-Präsidentin Claudia Plattner fordert dafür „die Schaffung einer bundesweiten Zentralstelle für Cybersicherheit“. Der Bericht verdeutlicht die Dimension der Bedrohungen: So registriert die Cybersicherheitsbehörde im Schnitt täglich rund 250.000 neue Schadprogramm-Varianten sowie 70 neue Sicherheitslücken. Ransomware-Angriffe verursachen dem Bericht zufolge erhebliche wirtschaftliche Schäden, besonders in kleinen Unternehmen und Kommunen. Cyberspionage und politisch motivierte Angriffe, unterstützt durch künstliche Intelligenz, erhöhen das Risiko von Desinformation und Cybermobbing.

Die Pressemitteilung des BSI zum Lagebericht: https://www.bsi.bund.de/DE/Service-Navi/Presse/Pressemitteilungen/Presse2023/231102_Lagebericht.html

Die Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2023: https://www.bsi.bund.de/DE/Service-Navi/Publikationen/Lagebericht/lagebericht_node.html

2. GenAI-Phishing erzeugt „höchst überzeugende“ E-Mails

Eine Umfrage von Abnormal Security und eine Analyse von IBM X-Force zeigen, dass Generative AI (GenAI) eine wichtige Rolle bei der Erstellung von Phishing-Mails spielt. Die Studie demonstriert, wie ein generatives KI-Modell mit fünf einfachen Anweisungen eine „äußerst überzeugende“ Phishing-Mail erstellt. Diese sei kaum zu unterscheiden von einem Menschen geschriebenen Text. Die Ergebnisse eines Tests, welche E-Mails häufiger angeklickt werden, zeigen aktuell einen nur geringen Vorsprung der menschgemachten Mail (14 Prozent Öffnungsquote gegen elf Prozent bei der KI-Variante). Die anhaltenden Verbesserungen bei künstlicher Intelligenz geben jedoch Anlass zur Sorge, dass es in Zukunft noch ausgefeiltere Phishing-Angriffe geben wird.

CSO Deutschland berichtet über die neuen Forschungsergebnisse: https://www.csoonline.com/de/a/angst-vor-genai-phishing-durchaus-berechtigt,3681142

Zu der Abnormal-Security-Umfrage: https://abnormalsecurity.com/blog/how-security-leaders-are-reacting-to-generative-ai

Das BSI über KI-Sprachmodelle und ihre Risiken: https://www.bsi.bund.de/dok/1089940

3. Sicherheitskonzept von Dall-E in ChatGPT enthüllt: Experimente zeigen strikte Grenzen für den Bildgenerator

Experimente von KI-Forschenden haben gezeigt, dass der KI-Bildgenerator DALL·E 3 von OpenAI strengen Sicherheitsbeschränkungen folgt. So verbieten die kürzlich geleakten Regeln beispielsweise die Erstellung von Bildern von Politikerinnen und Politikern oder Personen des öffentlichen Lebens, obwohl das System grundsätzlich dazu in der Lage zu sein scheint. Wie golem berichtet, sollen die Regeln stereotypische Darstellungen und Vorurteile sowie Urheberrechtsverletzungen vermeiden. Die KI darf nur Werke verwenden, die älter als 100 Jahre sind.

Golem über das Sicherheitskonzept von Dall-E: https://www.golem.de/news/ki-bildgenerator-sicherheitskonzept-von-dall-e-in-chatgpt-geleakt-2310-178884.html

4. IT-Sicherheitskennzeichen kann jetzt digital beantragt werden

Das IT-Sicherheitskennzeichen des BSI kann ab sofort digital über das Onlinezugangsportal des Bundes beantragt werden. Das vereinfacht den Antragsprozess für Hersteller, da Papierausfertigungen entfallen und der gesamte Verwaltungsablauf digital erfolgt. Das IT-Sicherheitskennzeichen ermöglicht Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Sicherheitseigenschaften vernetzter Geräte anhand aufgedruckter QR-Codes zu überprüfen. Herstellern bietet das Kennzeichen Anreize, frühzeitig Sicherheitsstandards in ihre Produkte zu integrieren.

Die Meldung des BSI über die Digitalisierung des IT-Sicherheitskennzeichens: https://www.bsi.bund.de/DE/Service-Navi/Presse/Alle-Meldungen-News/Meldungen/ITSiK_Start-OZG_231030.html

Das BSI über die Vorteile des Sicherheitskennzeichens für Verbraucherinnen und Verbraucher: https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/IT-SiK-fuer-Verbraucher/IT-SiK-fuer-Verbraucher_node.html

5. Ransomware legt IT-Dienstleister von mehr als 70 Kommunen lahm

Der IT-Dienstleister Südwestfalen-IT ist vor einer Woche gehackt worden, wie der Dienstleister via Notfallseite selbst mitteilt. Die Ermittlungen bestätigten, dass Ransomware eingesetzt wurde, um Daten zu verschlüsseln und Lösegelder zu erpressen. Das Lahmlegen der Infrastruktur des Dienstleisters wirkt sich direkt auf die Rathäuser aus, die Kunden von Südwestfalen-IT sind. Viele Verwaltungen in NRW arbeiten daher derzeit nur eingeschränkt oder sind ganz geschlossen. In mehr als 70 betroffenen Kommunen im Ruhrgebiet und darüber hinaus wird an alternativen Lösungen gearbeitet, darunter Notfall-Homepages und der verstärkte Einsatz von Papierdokumenten.

Der Spiegel über den Hacker-Angriff auf die Kommunen: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/suedwestfalen-it-ransomware-legt-dienstleister-von-mehr-als-70-kommunen-lahm-a-dd75ebff-e3d0-4589-803f-c6a8b0faadc4

Zur Südwestfalen IT-Meldung: https://notfallseite.sit.nrw/

Das BSI über Ransomware: https://www.bsi.bund.de/dok/522730

6. Mehrheit der Unternehmen verschweigt IT-Sicherheitsvorfälle

82 Prozent der deutschen Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten erlittene IT-Sicherheitsvorfälle geheim gehalten. Da zeigt eine Ipsos-Studie im Auftrag des TÜV-Verbandes. Zwar glauben 83 Prozent der befragten Unternehmen, dass solche Vorfälle öffentlich gemacht werden sollten, um das Bewusstsein für Cyberangriffe zu schärfen. Allerdings befürchten fast drei Viertel, dass ihr Ruf geschädigt wird, wenn sie selbst über Sicherheitsvorfälle sprechen. Marc Fliehe vom TÜV-Verband sagt dazu: „Täter und Opfer werden in der Wahrnehmung oft vertauscht. Auch wenn ein Unternehmen ein hohes Maß an Sicherheitsvorkehrungen trifft, kann es Opfer eines Cyberangriffs werden.“

Silicon über das Schweigen der Unternehmen: https://www.silicon.de/41710460/mehrheit-der-unternehmen-verschweigt-it-sicherheitsvorfaelle

Zur Pressemitteilung des TÜV-Verbandes: https://www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/angespannt-bis-kritisch-die-cybersicherheitslage-in-deutschland

7. Beliebter Lego-Marktplatz Bricklink offline

Der bei Lego-Fans beliebte Marktplatz Bricklink ist war offline. Laut Heise online wurden sowohl Käufer- als auch Verkäufer-Accounts von Hackerinnen und Hackern übernommen, woraufhin die Administratoren die Verkaufsplattform vom Netz nahmen, um Ursachenforschung zu betreiben. Wie Heise online berichtet, reaktivierten die Cyberkriminellen den Shop jedoch mit betrügerischen Angeboten und hinterließen mit gekaperten Nutzerkonten positive Bewertungen für die nicht existierenden Artikel. Um Zahlungsdienstleister zu umgehen, sollten die durch besonders günstige Preise geköderten Nutzerinnen und Nutzer den Kaufpreis direkt an ebenfalls übernommene Bankkonten zahlen. Bricklink selbst bestätigte die unautorisierte Kontenzugriffe mit einer Wartungsseite. Inzwischen ist die Seite wieder online.

Heise online über den Sicherheitsvorfall bei Bricklink: https://www.heise.de/news/Lego-Handelsplattform-offline-Sicherheitsvorfall-bei-Bricklink-9355103.html

Das BSI über Sicherheit beim Onlineshopping: https://www.bsi.bund.de/dok/131602

8. Kurz notiert

Hackerangriff beeinträchtigt IT-Systeme der Hochschule Hannover: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/ransomware-hackerangriff-beeintraechtigt-teile-der-hochschule-hannover-a-e6247f8b-7adb-4bdd-986c-7a85068b38a3#ref=rss

Messe Essen und kommunaler IT-Dienstleister ebenfalls von Ransomware-Angriff betroffen: https://www.heise.de/news/Ransomware-in-Westfalen-Messe-Essen-und-SIT-NRW-unter-Beschuss-9348855.html

9. Google-Chrome-Update schließt zwei Sicherheitslücken

Google hat ein Chrome-Update veröffentlicht, das zwei kritische Sicherheitslücken behebt, die bereits aktiv ausgenutzt wurden. Eine der Lücken ermöglichte es Angreifenden, Schadcode auszuführen, während die andere ein „Use-After-Free“-Problem ausnutzt, ein Fehler bei der Speicherverwaltung. Nutzerinnen und Nutzern wird dringend empfohlen, auf die neueste Chrome-Version zu aktualisieren, um sich vor potenziellen Angriffen zu schützen.

Heise Online über das Google-Chrome-Update: https://www.heise.de/news/Webbrowser-Google-Chrome-Update-schliesst-zwei-Sicherheitsluecken-9343438.html

Zu den relaese updates von Chrome: https://chromereleases.googleblog.com/2023/10/stable-channel-update-for-desktop_24.html

10. Sicherheitsupdates: Firefox behebt Schwachstellen

Auch Mozilla hat Sicherheitslücken in den aktuellen Firefox-Versionen behoben, darunter potenziell gefährliche Clickjacking-Schwachstellen, die unbeabsichtigte Browser-Eingabeaufforderungen ermöglichten. Deshalb rät das BSI auch hier, die Browser auf die neuesten Versionen zu aktualisieren, um sich vor möglichen Angriffen zu schützen.

Heise Online über die Sicherheitsupdates: https://www.heise.de/news/Sicherheitsupdates-Firefox-Browser-anfaellig-fuer-Clickjacking-Attacken-9342945.html

Zur Mozilla-Meldung: https://www.mozilla.org/en-US/security/advisories/mfsa2023-45/

11. Android-Geräte warnen vor der Google-App als Malware

Nutzerinnen und Nutzer von Huawei, Honor und Vivo berichten über Trojaner-Warnungen, die nach einem Google-App-Update auftreten. Obwohl verschiedene Antivirenprogramme die App nicht als schädlich einstufen, empfehlen einige Geräte-eigene Optimizer und iManager, die Google-App zu deinstallieren. Allerdings scheint es sich höchstwahrscheinlich um einen Fehlalarm zu handeln, da keine echte Bedrohung durch Google bekannt ist, so golem.

Golem über die Trojaner-Meldungen: https://www.golem.de/news/huawei-honor-und-vivo-android-geraete-stufen-google-app-als-malware-ein-2310-178917.html

12. RCE-Exploit für Wyze Cam v3

Der Sicherheitsforscher Peter Geissler hat einen Proof of Concept (PoC) veröffentlicht, der zwei Schwachstellen in der Wyze-Cam-v3-Firmware nutzt und eine Reverse-Shell öffnet. Darüber wird ein Gerät für einen Angriff ferngesteuert. Die Schwachstelle erlaubt es Angreifenden, Wyze-Cam-v3-Kameras zu übernehmen, um sie in dauerhafte Hintertüren zu verwandeln. Wyze hat gegen den Missbrauch ein Firmware-Update veröffentlicht.

HFrance über den RCE-Exploit: https://www.hfrance.fr/de/ein-rce-exploit-fur-wyze-cam-v3-wurde-der-offentlichkeit-zuganglich-gemacht.html

Das BSI über smarte Überwachungskameras: https://www.bsi.bund.de/dok/1094110

13. Aktuelle Warnmeldungen des BSI

Das BSI informiert auf seiner Webseite regelmäßig über aktuelle Schwachstellen in Hard- und Software und gibt Informationen sowie Tipps zum Umgang damit.

Das BSI-Portal erreichen Sie über: https://wid.cert-bund.de/portal/wid/kurzinformationen

RECHT

GESELLSCHAFT – RELIGION

Australischer Synoden-Theologe: Papst leitete Paradigmenwechsel ein

Theologe Rush bei Konferenz an Universität Leuven über Zweites Vatikanisches Konzil: Synodalität auf Basis des Konzils führt in kontextuelle Theologie – Salzburger Theologin Höftberger: Plädoyer für „dialogsensible“ Interpretation des Konzils – Früherer Innsbrucker Pastoraltheologe Bauer: „Wir brauchen eine säkulare Theologie“

Brüssel/Wien, 10.11.2023 (KAP) Mit seinem Projekt einer synodalen Kirche hat Papst Franziskus auch theologisch einen „Paradigmenwechsel“ eingeleitet – hin zu einer „wirklich kontextuellen Theologie, in der das Evangelium in den kulturellen und alltäglichen Umständen interpretiert wird, in denen Menschen leben“. Das hat der australische Theologe und Synoden-Teilnehmer Ormond Rush bei einer internationalen Tagung an der katholischen Universität von Leuven/Belgien über das Zweite Vatikanische Konzil betont.

Die Blaupause für diesen Paradigmenwechsel bilde das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) und sein sowohl „glokales“ als auch „apostolisches“ Verständnis von Kirche. „Glokal“ meint die Verbindung von Weltkirche und lokalen Teilkirchen; „apostolisch“ meine die Verankerung der Kirche in ihren geschichtlichen Anfängen bei den Aposteln. Das Konzil entspreche dieser Herausforderung einer polyzentrischen Weltkirche etwa durch die Feststellung, dass die Weltkirche als Ganze in den Teilkirchen voll repräsentiert wird. Das eröffne in einer synodalen Kirche viele Chancen. „Die Bedeutung des Konzils entfaltet sich gerade vor unseren Augen“, so Rush, der die letzte Synodenwoche Ende Oktober im Vatikan mit einer Erinnerung an eben jene Bedeutung des Konzils für eine Kirche der Zukunft einbegleitet hatte.

Die Tagung „60 years Vatican II: The End of the Western Church?“ versammelt von 8. bis 11. November internationale Fachleute an der katholischen Universität von Leuven zu einem intensiven Austausch. Mit dabei aus Österreich sind die Salzburger Theologin Elisabeth Höftberger und der frühere Innsbrucker Pastoraltheologe Prof. Christian Bauer (jetzt Münster/Deutschland).

Bauer: „Wir brauchen eine säkulare Theologie“

Bauer ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie Glaube in Zeiten wachsender religiöser Gleichgültigkeit noch ins Gespräch gebracht werden kann. Theologisch brauche es dazu zunächst eine neue Offenheit der Säkularisierung gegenüber: Diese sei auch religiösen Menschen durchaus bekannt und Teil ihres Lebens, welches sie in der Regel als „Alltagssäkulare“ leben. Das Konzil rufe ausdrücklich dazu auf, diese Form von Weltlichkeit als Chance und Setting modernen Lebens anzunehmen – so etwa im Dokument „Gaudium et spes“.

Die Herausforderung heute bestehe darin, nach den Phasen des „intra-religiösen“ (ökumenischen) und des interreligiösen Dialogs nun den Schritt hin zu einem „Dritten Ökumenismus“ zu tun: zum Dialog mit den nicht-religiösen Menschen. „Wir brauchen einen neuen christlichen Existenzialismus, der die immanente und profane Bedeutung des Evangeliums herausarbeitet und nach säkularen Allianzen sucht“, so Bauer. Insofern brauche es weniger eine Theologie des Säkularen als vielmehr eine „säkulare Theologie“. Ansätze dazu gebe es etwa in der „Neuen Politischen Theologie“ eines Johann Baptist Metz (1928-2019), die weiterentwickelt werden müsse.

Höftberger: Plädoyer für „dialogsensible“ Interpretation

Die Salzburger Theologin Elisabeth Höftberger stellte in ihrem Beitrag die Frage, wie der jüdisch-christliche Dialog der letzten 60 Jahre den Blick auf das Konzil veränderte und präsentierte damit, woran sie seit ihrer Dissertation (für die sie im März „Sub auspiciis“ promoviert wurde) arbeitet: eine „dialogsensible Deutung des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Ihr Gegenstand ist die Frage, ob es einen neuen Blick auf die kirchliche Lehrentwicklung infolge Konzils jenseits der verhärtet erscheinenden Fronten von Kontinuität oder Diskontinuität gibt. Höftberger entwickelte in ihrer Dissertation eine solche neue Perspektive speziell ausgehend vom jüdisch-christlichen Dialog und der seit bzw. durch das Konzil eröffneten neuen theologische Wertschätzung des Judentums.

Eine „dialogsensible“ Annäherung an das Konzil bedeute u.a., das Judentum als bleibenden Referenzpunkt theologischer Interpretationen wahrzunehmen, die Konflikt- und Beziehungsgeschichte zwischen Judentum und Christentum ernst zu nehmen, bei der Debatte über Lehrfragen und den Wert von Diskussionen für den Glauben selbst dort zu entdecken, wo sie nicht auf einen Konsens hinauslaufen, sondern wo Positionen unvereinbar gegenüberstünden.  

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