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# # # CORONA-PANDEMIE # # #
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….. THEMENKRANZ …..
AFFENPOCKEN – 17 Fälle: Affenpocken jetzt in 7 Bundesländern – Potsdam meldet ersten Fall – 28.5.2022
UMWELTSCHUTZ – Luftfahrt als klimaschädlichste Form der Mobilität: Die größten Hürden der Treibstoffwende – Nachhaltige Kerosin-Alternativen bis zum Einsatz von E-Passagierflugzeugen – 28.5.2022
GESELLSCHAFT – Protest gegen Prostitution in Spanien – Aktuell verschärftes Sexualstrafrecht geht Protestlern nicht weit genug – 28.5.2022
# # # AUS ALLER WELT # # #
INTERNATIONAL – ANALYSE – Ray Dalio: Principles for Dealing with the Changing World Order – 43:42-min-Video – NACHTRAG: 2.3.2022
INTERNATIONAL – Weltwirtschaftsforum 2022 – Ray Dalio im Interview: Das Studium der Geschichte kann Führungskräften helfen, künftige Herausforderungen besser zu verstehen und vorherzusagen – Übersetzung des englischen Textes – inkl. einem englischsprachigen 25:50-min-Audio – NACHTRAG: 26.5.2022
USA – KOMMENTAR – Führt die US-Inflation in eine Rezession? – NACHTRAG: 27.5.2022
USA – KOMMENTAR – Die zerrissenen Staaten von Amerika – NACHTRAG: 17.5.2022
USA – KOMMENTAR – Das Massaker von Texas ändert genau gar nichts – NACHTRAG: 27.5.2022
%%% UKRAINE-KRIEG %%%
n-tv-Liveticker zum Ukraine-Krieg – 29.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – Die Kriegsnacht im Überblick: Ukraine fordert Mehrfachraketenwerfer – schwere Kämpfe um Sjewjerodonezk *** Selenskyj fordert Einstufung Russlands als Terrorstaat – Ukraine: Brauchen Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite – Ukraine: Russland-Sanktionen nicht ursächlich für Nahrungsmittelkrise – Ukraine: Berichte über Tote und Verletzte bei russischen Angriffen – Das bringt der Tag heute * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 29.5.2022, 7:15 Uhr
RUSSLAND – UKRAINE – Der 94. Kriegstag im Überblick: Weitere russische Erfolge im Donbass – Drohung aus Moskau an Berlin *** Lyman unter russischer Herrschaft – Luhansk-Gouverneur: Befehl zum Rückzug möglich – Putin bietet Getreide gegen Sanktionslockerung – Selenskyj: Tun alles, um Armee zu stärken – Harpoon aus Dänemark, Haubitzen aus den USA, Minen aus Berlin – Cherson riegelt „Grenzen“ zur Ukraine ab – Habeck: Können nicht alle Wünsche erfüllen * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 28.5.2022, 20:58
RUSSLAND – UKRAINE – GROSSBRITANNIEN – RUSSLAND – UKRAINE – Russen wollen Stadt Lyman einnehmen – Lyman wichtiger Eisenbahnknotenpunkt – 27.5.2022
….. Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg ..…
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# # # AUS ALLER WELT (Fortsetzung) # # #
EUROPA – Europol prophezeit Straßengewalt wie in Lateinamerika – 28.5.2022, 7:10
DEUTSCHLAND – INFRASTRUKTUR – Scharfe Kritik an Gesetzentwurf zur Reduktion des Gasverbrauchs – NACHTRAG: 28.5.2022
DEUTSCHLAND – Maschinenbau senkt erneut die Jahresprognose – 28.5.2022, 1:31
DEUTSCHLAND – Deutliche Verschärfung in wenigen Monaten: Deutsche haben immer größere finanzielle Sorgen – Ein Drittel wird Lebensunterhalt nur schwer bestreiten können – Ein Viertel hat bereits das Konto überzogen – Schuldner- und Insovenzberatung soll mit einer Million Euro jährlich verstärkt werden – 28.5.2022
DEUTSCHLAND – DIW: Geplantes Klimageld kann Inflation nicht kompensieren – 28.5.2022
ÖSTERREICH – Flexible Gesetze sollen Ortszentren beleben – Ortszentren: Denkmalschutz als gravierendes Problem – Kampf gegen Online-Handel – 28.5.2022
ÖSTERREICH – Flugverkehr über Wien nimmt stark zu – Niveau von 2019 bereits erreicht – Luftraum füllt sich: 650 Maschinen pro Tag – Fluglotsen sind vorbereitet: Pandemiezeit zur Ausbildung genutzt – Stressresistente Maturanten gesucht – Austro Control: 340 Fluglotsinnen und Fluglotsen sowie 40 Trainees jährlich – 28.5.2022
ÖSTERREICH – Waldviertler Zuzug lässt Wohnpreise steigen – NACHTRAG: 26.5.2022
ÖSTERREICH – EVN bohrt Mikrotunnel unter Donau – Verbindung der Versorgungssysteme von Korneuburg und Klosterneuburg (Bezirk Tulln) als Zweck – Mikrotunnel für Trinkwasser, Gas, Strom, Naturwärme und Internet – NACHTRAG: 26.5.2022
ÖSTERREICH – Schuldnerberatung registriert mehr Nachfragen: vielen wird der Alltag zu teuer – Reparatur der Waschmaschine nicht leistbar – Lange Schlangen vor Lebensmittel-Ausgabestellen – NACHTRAG: 27.5.2022
ÖSTERREICH – WKO: Fachkräftemangel wird zu Arbeitskräftemangel – 28.5.2022
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Zur freundlichen Erinnerung:
KURZWELLENEMPFANG – Weitere ORF-Radio-Journale werden via Kurzwelle ausgestrahlt – 1.3.2022
Ab sofort bietet der ORF zusätzlich zum “Ö1 Morgenjournal” (6155 kHz, 7.00 Uhr, Montag bis Samstag), täglich auch das “Ö1 Mittagsjournal” (13730 kHz, 12.00 Uhr, Montag bis Samstag) und das “Ö1 Abendjournal” (5940 kHz, 18.00 Uhr, Montag bis Freitag und Sonntag) via Kurzwelle an.
https://www.leadersnet.at/news/56617,weitere-orf-radio-journale-werden-via-kurzwelle-ausgestrahlt.html
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# # # CORONA-PANDEMIE # # #
….. THEMENKRANZ …..
AFFENPOCKEN – 17 Fälle: Affenpocken jetzt in 7 Bundesländern – Potsdam meldet ersten Fall – 28.5.2022
Potsdam – Ein erster Affenpocken-Fall wurde jetzt auch im Land Brandenburg nachgewiesen. Das teilte das brandenburgische Gesundheitsministerium am Samstag mit.
Damit gibt es nun mindestens 17 Fälle in Deutschland in sieben Bundesländern. Zuvor waren Infektionen auch aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt gemeldet worden. Bei dem nun in Brandenburg Betroffenen handelt es sich um einen 40-jährigen Mann aus Potsdam. Der Infizierte und die ermittelten Kontaktpersonen befänden sich derzeit in häuslicher Absonderung, wie es hieß.
Affenpocken sind eine seltene, von Tieren auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber vor allem bei sehr engem Kontakt möglich. Seit Anfang Mai 2022 verbreitet sich das Virus erstmals in Europa von Mensch zu Mensch ohne eine epidemiologische Verbindung nach West- oder Zentralafrika. Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt etwa fünf bis 21 Tage.
Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Es kann großflächiger Hautausschlag dazukommen. © 2022 dts Nachrichtenagentur
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56174417-affenpocken-jetzt-in-7-bundeslaendern-potsdam-meldet-ersten-fall-003.htm
UMWELTSCHUTZ – Luftfahrt als klimaschädlichste Form der Mobilität: Die größten Hürden der Treibstoffwende – Nachhaltige Kerosin-Alternativen bis zum Einsatz von E-Passagierflugzeugen – 28.5.2022
Die Luftfahrt gilt als eine der klimaschädlichsten Formen der Mobilität – und lässt sich dennoch aus dem Leben vieler Menschen nicht wegdenken. Während es bis zum Einsatz von E-Passagierflugzeugen noch dauern wird, gelten daher nachhaltige Kerosinalternativen als große Hoffnungsträger der Branche. Die Technologien gibt es bereits – ihr flächendeckender Einsatz scheitert aktuell aber noch an anderen Herausforderungen.
Bereits jetzt arbeitet die Flugbranche emsig daran, ihr Image als Klimasünder loszuwerden. So werden Fluggästen etwa freiwillige CO2-Kompensationszahlungen oder die Finanzierung nachhaltiger Projekte für jeden Flug in Aussicht gestellt, den sie in Anspruch nehmen. Der Begriff „Flygskam“ („Flugscham“), der 2017 in Schweden eingeführt wurde, hat sich trotzdem auch im deutschsprachigen Raum durchgesetzt – denn das beim Fliegen CO2 entsteht, ist bereits den meisten Menschen bewusst. Laut aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es aber noch einen schwerwiegenderen Nachteil: die Bildung von Kondensstreifen.
„Die meisten Flüge finden am Übergang der Troposphäre zur Stratosphäre statt, die in mittleren Breiten in elf Kilometern Höhe liegt. Das ist ökonomisch günstig, es gibt aber einen Nachteil: Bei der Verbrennung von Kerosin entsteht Wasser, das in dieser Höhe nicht selten zur Bildung von Eiswolken führt, die als Kondensstreifen sichtbar werden“, so die Erklärung von Martin Berens, Stiftungsprofessor für Luftfahrzeugsysteme an der TU Wien. „Die aufheizende Wirkung der durch die Luftfahrt gebildeten Wolken wird von Experten als größer eingeschätzt als die der CO2-Emissionen der Luftfahrt.“
GRAPHIK: Luftverkehrsemissionen
https://assets.orf.at/mims/2022/21/44/crops/w=800,q=70,r=1/1355702_body_485944_emissionen-luftfahrt.png
COPYRIGHT: Klimaschutz-Portal/UBA/ORF.at
*** Emissionen von Auto und Flugzeug schwer zu vergleichen
Der Anteil der Flugbranche am CO2-Ausstoß der EU wird zwar auf „nur“ 3,8 Prozent geschätzt, womit die Luftfahrt hinter dem Straßenverkehrssektor (15 Prozent) liegt. Ob Fliegen oder Autofahren klimaschädlicher ist, kommt laut Berens jedoch auf mehrere Faktoren an, etwa auf die Auslastung pro Auto oder Flugzeug.
Bei typischen Auslastungen seien die CO2-Emissionen von modernen Flugzeugen pro Passagier und Strecke nicht höher als die eines modernen Mittelklasseautos mit Verbrennungsmotor, in dem nur eine Person sitzt. „Man sollte dabei nicht Äpfel mit Birnen vergleichen“, so Berens. Die Luftfahrt sei zwar energieintensiv, werde aber immer besser. Mit langsameren und effizienteren Verkehrsträgern wie Bahn oder Reisebus könne sie aber trotzdem nicht mithalten.
*** Sustainable Aviation Fuels als Hoffnungsträger
Geht es nach Berens, könnten sich Nachhaltigkeit und Fliegen in Zukunft aber sehr wohl vereinbaren lassen. Sowohl für den hohen CO2-Ausstoß als auch für die Bildung der Kondensstreifen gebe es bereits Lösungsstrategien. Da die Entstehung von Wasserdampf auch geografisch bedingt ist, könnten bereits kleine Änderungen in der Flughöhe und Streckenführung helfen.
Es gibt aber auch noch eine andere Lösung, die sowohl Wasserdampf als auch CO2 spart: die Sustainable Aviation Fuels (SAF), die als Hoffnungsträger der Branche gelten. Sie werden beispielsweise aus gebrauchtem Speiseöl hergestellt und haben eine bessere Klimabilanz, da die Pflanzen selbst CO2 aus der Luft binden. Auch SAF, die auf Abfällen oder Fetten basieren, werden bereits auf freiwilliger Basis von Fluggesellschaften eingesetzt.
GRAPHIK: Herstellung von Biokerosin (SAF)
https://assets.orf.at/mims/2022/21/46/crops/w=800,q=70,r=1/1355700_body_485946_treibstoff_bio.png
COPYRIGHT: Qantas/ORF.at
„Bei Drop-In-SAF, also synthetisch erzeugtem Kerosin, ist die Dichte der Wolken deutlich geringer, es entsteht eine kleinere Anzahl von Rußpartikeln, und dadurch bilden sich weniger Kondensstreifen“, so Berens. Damit die Produktion von SAF nicht mit dem Anbau von Nahrungspflanzen konkurriere und auch wirklich eine Kreislaufwirtschaft entstehe, sei ein Fokus auf gebrauchtes Speiseöl oder Restmüll wichtig.
*** EU-Kommission: SAF-Beimischung wird verpflichtend
Auch die EU-Kommission setzt im Rahmen ihrer „Fit for 55“-Initiative auf SAF, um die Luftfahrt langfristig zu dekarbonisieren. Bereits in drei Jahren sollen alle EU-Staaten verpflichtet werden, mindestens zwei Prozent SAF bereitzustellen. Die Austrian Airlines (AUA) mischen dem herkömmlichen Kerosin bereits seit Anfang März im Rahmen einer OMV-Kooperation SAF bei, das auf Altspeiseöl basiert.
Auf diese Weise können mit den gleichen Pipelines, Maschinen und Flugzeugmotoren laut Anna Pachinger von der AUA Emissionen im Ausmaß von 80 Prozent eingespart werden. Ganz CO2-neutral sei auch dieses Kerosin zwar noch nicht, räumt Pachinger ein, die bei der AUA für Nachhaltigkeitsthemen zuständig ist. Es sei aber einer der wichtigsten Hebel, um schrittweise von fossilen Ausgangsstoffen wegzukommen.
*** Nachhaltiges Fliegen ist teuer
Da die bestehende Infrastruktur weiter verwendet werden kann, merke weder der Pilot noch der Passagier einen Unterschied, zieht Pachinger Bilanz. Einzig beim Preis sei die Umstellung spürbar. „Wir würden von heute auf morgen mit 100 Prozent SAF fliegen, wenn es verfügbar und leistbar wäre“, so Pachinger. Aktuell kostet das alternative Kerosin das fünf- bis neunfache des herkömmlichen Treibstoffes Jet A-1 Fuel – und die AUA setzt in der Finanzierung auf eine freiwillige Ausgleichszahlung der Passagiere.
„Das ist wie im Supermarkt – wenn ich Biofleisch kaufe, zahlt auch nicht der Supermarkt den Aufpreis, sondern das zahle ich selber“, sagt Pachinger. Man hoffe aber auch auf politische Lenkungsinstrumente und darauf, dass sich die Preise langfristig einpendeln würden. Bei einer Beimischung von zwei Prozent müsse man bei einer Strecke von Wien nach Hamburg mit einem Aufpreis von etwa 50 Euro rechnen. „Die Kosten sind aktuell aber nicht das größte Problem“, so Berens, „sondern eher die verfügbaren Mengen. Der kommerzielle Betrieb von Flugzeugen mit 100 Prozent SAF ist aktuell noch nicht machbar.“
*** Ganz CO2-neutral mit Flüssigtreibstoff aus Strom
SAF kann auf verschiedene Arten hergestellt werden. Synthetische Kraftstoffe lassen sich mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren aus Wasserstoff und Kohlendioxid herstellen, wofür viel Wasserstoff benötigt wird – der meist aus Erdgas erzeugt wird. Als eine der vielversprechendsten Möglichkeiten, um künftig ganz CO2-neutral zu fliegen, gilt der Ausbau von Power-to-Liquid-Verfahren. Durch Strom aus Wasser- oder Windkraft entsteht hierbei im Syntheseprozess künstliches Kerosin und Benzin.
„Damit kann die Klimawende in der Flugbranche gelingen“, zeigt sich Berens optimistisch. Im Gegensatz zu anderen Verfahren würden hierfür bei der Kohlenstoffgewinnung nur Rohstoffe verwendet, die nicht für andere Zwecke auch verwendet werden können. Die Mengen von regenerativer Energie, die für diese Herstellungsverfahren benötigt werden, seien aber noch sehr hoch. „Man braucht hier im Megawattbereich arbeitende Windanlagen“, so Berens.
GRAPHIK: Herstellung von flüssigem Flugkraftstoff aus Strom
https://assets.orf.at/mims/2022/21/45/crops/w=800,q=70,r=1/1355698_body_485945_treibstoff_synth.png
COPYRIGHT: Klimaschutz-Portal/ATAG/ORF.at
*** Größere E-Flugzeuge wohl erst ab 2030
Eine weitere Alternative wäre die Elektrifizierung der Luftbranche. Kleine elektrische Flugzeuge für Pilotenausbildungsflüge gibt es bereits: Die slowenische Velis Electro von Pipistrel bekam 2020 die Typzulassung von der europäischen Agentur für Flugsicherheit und kommt auch in Österreich zum Einsatz. Und noch in diesem Jahr soll das Elektroflugzeug Alice des amerikanisch-israelischen Unternehmens Eviation bis zu neun Passagiere transportieren.
Wegen der hohen Energie und der geringen Energiedichte der Lithium-Ionen-Akkus gestaltet sich die Elektrifizierung kommerzieller Flüge aber schwierig. „Das wird sich alles vorerst nur im Regionalverkehr abspielen“, prognostiziert Pachinger für die AUA. „In den nächsten Jahrzehnten wird es noch keine Flugzeuge geben, die Wien mit New York verbinden können. Um eine Langstreckenmaschine hochzubekommen, bräuchte man Batterien im Ausmaß von mehreren Fußballfeldern.“
*** Auch Einsatz von Wasserstoff möglich
Abhilfe schaffen könnte der Einsatz von Wasserstoff. Wie bei Autos plane man bereits, Brennstoffzellen einzusetzen, in denen Wasserstoff und Luftwasserstoff in elektrischen Strom umgewandelt wird, so Berens. Dieser betreibt die elektrischen Motoren, die wiederum die Propeller antreiben. „Bei Mittelstreckenflügen kann die Wasserstofftechnologie noch interessant werden“, so Berens.
Im Gegensatz zum Straßenverkehr denke man hier aber eher in Richtung flüssigen Wasserstoffs, der bei minus 250 Grad Celsius gekühlt werden muss. „Tiefkalter, flüssiger Wasserstoff hat nur ein Drittel des Gewichts von Kerosin bei gleichem Energiegehalt. Die Volumina, die man zur Speicherung braucht, sind jedoch riesig – viermal größer als bei Kerosin.“ Man könne den Kraftstoff auch nicht einfach in die Tragflächen einfüllen, sondern benötige spezielle Tanks.
*** Bereits bestehende Technologien ausbauen
Bereits gebaute Demonstratoren hätten bereits gezeigt, dass die Technik prinzipiell funktioniere – die Herausforderung liege jetzt darin, zu skalieren. „Airbus ist optimistisch, dass bis 2035 ein Flug auf Wasserstoffbasis auf den Markt kommt, aber bis dahin dürfen wir nicht untätig bleiben“, so Berens. Es gelte in den nächsten Jahren, die Technologien auszubauen, die es bereits gibt – wie etwa den vermehrten Einsatz von Propellerflugzeugen und SAF.
„In der Flugzeugentwicklung wird auch aus wirtschaftlichen Gründen weiter daran geforscht werden, wie man effizienter fliegen kann“, so die Prognose Pachingers. In der AUA möchte man künftig neben dem potentiellen Einsatz von Flüssigtreibstoff aus Strom auch beim Flugbetrieb selbst ansetzen.
„Man muss das Problem von allen Seiten angehen und alle Hebel in Bewegung setzen“, ist auch Berens überzeugt. „Durch den Umstieg auf regenerative Kraftstoffe wird Fliegen teurer, weshalb in Europa eine teilweise Verlagerung des Verkehrs auf andere Verkehrsträger wie die Bahn erfolgt – was ja nicht unbedingt schlecht ist.“
Mona Harfmann (Text), Sandra Schober (Grafik), beide ORF.at
https://orf.at/stories/3266129/
GESELLSCHAFT – Protest gegen Prostitution in Spanien – Aktuell verschärftes Sexualstrafrecht geht Protestlern nicht weit genug – 28.5.2022
Tausende Menschen haben in Spanien ein Verbot der Prostitution gefordert. Die Demonstranten – mehrheitlich Frauen – marschierten gestern auf der Einkaufsmeile Gran Via die zwei Kilometer zwischen dem Cibeles-Brunnen und der Plaza de Espana. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie „Wir Frauen sind keine Waren“ oder „Prostitution ist kein Beruf“ und skandierten immer wieder: „Stoppt die sexuelle Ausbeutung!“
175 Organisationen hatten zum Protest aufgerufen, der ohne Zwischenfälle verlief. Nach Polizeischätzung nahmen an der Demonstration mehr als 7.000 Menschen teil.
Erst am Donnerstag hatte das Parlament in Madrid einen Gesetzesentwurf zur Verschärfung des Sexualstrafrechts gebilligt, der neben der Zustimmung aller beteiligten Personen bei sexuellen Handlungen unter anderem auch ein Verbot von Prostitutionswerbung vorsieht. Das Paragrafenwerk, das noch vom Senat abgesegnet werden muss, geht den Aktivistinnen und Aktivisten aber nicht weit genug. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3268338/
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INTERNATIONAL – ANALYSE – Ray Dalio: Principles for Dealing with the Changing World Order – 43:42-min-Video – NACHTRAG: 2.3.2022
I believe the world is changing in big ways that haven’t happened before in our lifetimes but have many times in history, so I knew I needed to study past changes to understand what is happening now and help me to anticipate what is likely to happen.
I shared what I learned in my book, Principles for Dealing with the Changing World Order, and my hope is that this animation gives people an easy way to understand the key ideas from the book in a simple and entertaining way. In the first 18 minutes, you’ll get the gist of what drives the “Big Cycle” of rise and decline of nations through time and where we now are in that cycle. If you give me 20 minutes more to watch the whole thing, and I will show you how the big cycle worked across the last 500 years of history—and what the current world leading power, the United States, needs to do to remain strong.
I hope you find it valuable and look forward to hearing your thoughts. […]
Key Sections:
1:33 – How I Learned to Anticipate the Future by Studying the Past
8:00 – Changing Orders
11:38 – The Big Cycle
18:26 – 500 Years of Big Cycles
18:45 – The Rise
26:16 – The Top
32:01- The Decline
39:39 – The Future
https://www.youtube.com/watch?v=xguam0TKMw8
INTERNATIONAL – Weltwirtschaftsforum 2022 – Ray Dalio im Interview: Das Studium der Geschichte kann Führungskräften helfen, künftige Herausforderungen besser zu verstehen und vorherzusagen – Übersetzung des englischen Textes – inkl. einem englischsprachigen 25:50-min-Audio – NACHTRAG: 26.5.2022
In 50 Jahren globaler Investitionstätigkeit hat Ray Dalio gelernt, dass wir oft von Dingen überrascht werden, die zu unseren Lebzeiten noch nicht passiert sind. Dies hat den Co-Chairman und Co-Chief Investment Officer von Bridgewater Associates dazu veranlasst, 500 Jahre Geschichte zu studieren und dabei Muster zu entdecken, die sich Jahrzehnt für Jahrzehnt herauskristallisieren, ausgelöst durch wirtschaftliche Schwankungen, soziale Veränderungen und globale Konflikte.
Solche Trends helfen ihm, die großen Themen des Tages zu erkennen. So macht er sich zum Beispiel Sorgen über die Auswirkungen der Inflation sowie über Konflikte innerhalb und zwischen Ländern, die zu Ineffizienz und Misswirtschaft führen können.
„Ich habe einen Grundsatz: Wenn du dich sorgst, musst du dich nicht sorgen. Wenn du dir keine Sorgen machst, solltest du dir Sorgen machen.“
Diese Sorgen werden durch die Forschungsergebnisse, die er in seinem kürzlich erschienenen Buch Principles for Dealing with the Changing World Order (Grundsätze für den Umgang mit der sich wandelnden Weltordnung) zusammengetragen hat, geprägt und informiert. Der Podcast Meet The Leader traf sich mit Ray in Davos während der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums 2022. Er erzählte, wie das Studium der Geschichte Führungskräften helfen kann, künftige Herausforderungen besser zu verstehen und vorherzusagen – und unsere derzeitige turbulente Zeit zu bewältigen.
*** Die größten Risiken sind unüberbrückbare Differenzen (Transkription)***
RAY DALIO: Ich bin Ray Dalio, ich bin ein globaler Makroinvestor. Das tue ich seit etwa 50 Jahren in allen liquiden Märkten der Welt – und die Welt verändert sich. Und ich habe gelernt, dass viele der Dinge, die mich überrascht haben, nicht zu meinen Lebzeiten passiert sind, sondern viele Male in der Geschichte passiert sind.
Und diese drei Dinge, die jetzt passieren, sind: die Schaffung enormer Mengen an Schulden und die Monetarisierung dieser Schulden, was sich auf die Inflation auswirkt und so weiter. Das zweite ist die Menge an internen Konflikten, die sich abspielen, Populismus von links und Populismus von rechts aufgrund des größten Wohlstandsgefälles und des größten Wertegefälles. Diese internen Konflikte haben einen großen Einfluss. Und der dritte Punkt ist ein Großmachtkonflikt – der Aufstieg einer Großmacht in Form von China und der relative Niedergang der Vereinigten Staaten sowie der Konflikt zwischen verschiedenen Kräften, der sich auch im Konflikt zwischen Russland, der Ukraine und der NATO widerspiegelt.
Wenn man die Zyklen der letzten 500 Jahre studiert, wie ein Arzt, der viele, viele Fälle sieht, dann gibt es nicht nur Muster, sondern auch Ursache-Wirkungs-Beziehungen.
Wenn es zum Beispiel eine Rivalität zwischen Großmächten gab und es so etwas wie einen Weltgerichtshof oder ein Weltjustizsystem nicht gibt, gibt es verschiedene Arten von Kriegen. Und traditionell gibt es zu diesen Zeiten Wirtschaftskriege, die wir Sanktionen nennen. Ein Beispiel dafür ist die Situation in Japan, wo die Vereinigten Staaten die japanischen Finanzanlagen eingefroren und Wirtschaftssanktionen verhängt haben, die die Einfuhr von Öl verhindern. Und wenn wir diese Dinge sehen, wiederholen wir die internen Konflikte im Zweiten Weltkrieg, vor dem Zweiten Weltkrieg gab es aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen Populismus von links und Populismus von rechts, der zu Kämpfen führte, die tatsächlich vier Demokratien in dieser Zeitspanne zu Fall brachten und sie zu autokratischen Regierungen machten.
Wenn wir also nicht nur die Muster, sondern auch die Ursache-Wirkungs-Beziehungen sehen, können wir uns mit dem befassen, was jetzt passiert. Der Grund, warum ich diese Studie durchgeführt habe, ist, dass ich heute Entscheidungen darüber treffen muss, wo ich mein Geld anlege und was wahrscheinlich passieren wird.
Eine wichtige Überlegung ist zum Beispiel, wie die Ressourcen verteilt werden. Wir haben in einem Umfeld gelebt, in dem die Ressourcenzuteilung in erster Linie wirtschaftlich und meist gewinnorientiert war. Es gab also eine Welt da draußen, eine offene Welt, und wo immer es am billigsten war, zu produzieren, gingen die Ressourcen hin, ging das Kapital hin, wurde gebaut, verdienten die Menschen dort mehr, und das konnte Arbeitsplätze von anderen Orten wegnehmen und so weiter. Das würde sich so entwickeln. Innerhalb der Länder wäre es das Gleiche.
Wir befinden uns jetzt in einem Umfeld, in dem die Ressourcenverteilung eher ideologisch oder politisch geprägt ist. Es gibt also mehr Probleme wie Handelsbeschränkungen und so weiter. Es könnte zu Devisenkontrollen und anderen Fragen der Ressourcenverteilung kommen.
Aufgrund dieses konfliktreicheren Umfelds sind die Länder auch unabhängiger und autarker geworden, weil sie befürchten, im Falle eines Krieges abgeschnitten zu werden. Das hat einen sehr großen, negativen Einfluss auf die Effizienz der Wirtschaft, was zur Inflation beiträgt. Das Zusammenspiel dieser drei Faktoren ergibt logischerweise einen Sinn für das Funktionieren der Maschine, und wir würden das nicht richtig einschätzen können, wenn wir nicht diese Muster der Geschichte sehen würden.
*** LINDA LACINA: Wenn Sie sich mit 500 Jahren Geschichte beschäftigen, gab es da eine Statistik oder eine Tatsache, die Sie umgehauen hat? Sie wissen ja, Geschichte hat diesen Effekt. Gab es etwas, das Ihnen besonders aufgefallen ist?
RAY DALIO: Nun, da ist die Geschichte, die sich immer und immer wieder wiederholt: Sie haben eine neue Weltordnung. Die neue Weltordnung und die neue innere Ordnung entstehen durch den Kampf zweier gegnerischer Seiten. Dann gewinnt diese Seite. Sobald diese Seite gewonnen hat und man die Dinge unter Kontrolle hat und weiß, dass Krieg ein großartiger Gleichmacher ist, und man die Schulden tilgt, beginnt eine Periode, die typischerweise von Frieden und Wohlstand geprägt ist. Niemand will zurück in den Krieg, und auch niemand will mit der führenden Macht kämpfen, und man durchläuft einen Zyklus der Anhebung des Lebensstandards – des Wohlstandes. So war es auch bei der industriellen Revolution. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war auch so, und so weiter. Das hebt den Lebensstandard. Aber was es bewirkt, ist, dass sowohl die Verschuldung als auch das Wohlstandsgefälle zunehmen, weil der Wohlstand nicht gleichmäßig verteilt ist. Und wenn diese Vermögensunterschiede größer werden, führt das auch zu Chancenunterschieden. Diejenigen, die mehr Geld haben, haben zum Beispiel mehr Macht und können auch ihren Kindern besser helfen.
Sie haben mehr Spekulationen. Es entsteht auch eine Situation, in der sich eine Reservewährung entwickelt. Die dominierende Macht wird zu einer dominierenden Wirtschaftsmacht in der Welt und wird so zum größten Handelsland, und da es das größte Handelsland ist, bringt es seine Währung mit. Und diese wird zur Weltreservewährung, weil andere Länder in dieser Währung sparen wollen. Und wenn sie in dieser Währung sparen, leihen sie das Geld natürlich an das Land mit der Reservewährung. Das verschafft ihnen das exorbitante Privileg, sich immer mehr zu verschulden. Und so beginnt die Verschuldung zu steigen.
Man sieht also, dass in der Regel drei Dinge passieren. Man hat eine überschuldete Situation und verliert hartes Geld. Das bedeutet, dass man eine Menge Schulden machen kann, aber nicht genug Geld zur Verfügung hat. Wie bezahlt man dann diese Schulden? Zahlt man sie mit hartem Geld zurück oder druckt man Geld, um sie zurückzahlen zu können? Es fängt an, sich zu entwerten.
Das ist in der Regel das Gleichgewicht zwischen einer Depression und einer inflationären Situation, und fast immer in der Geschichte – eigentlich immer in der Geschichte – wenn diese Entscheidung getroffen wird, wird mehr Geld gedruckt. Ähnlich wie wir es im Jahr 2020 gesehen haben: die Notwendigkeit, Geld ohne Einschränkungen zu drucken. Das führt dann zu einer Inflation der Umstände. Diese größeren Vermögensunterschiede und Wertunterschiede führen zu einem größeren internen Konflikt. Das haben wir zum Beispiel in den dreißiger Jahren gesehen. Und das ist Populismus von links, Populismus von rechts. Damals nannte man das Kommunismus und Faschismus, aber was auch immer es ist, es ist der Populismus dieser beiden und sie werden zu unüberbrückbaren Differenzen.
Deshalb kam es in den dreißiger Jahren in vier Demokratien – Deutschland, Italien, Spanien und Japan – zu diesen Konflikten, die sich dann in autokratischere Systeme verwandelten.
Dann gibt es natürlich auch Unterschiede in der Stärke. Zu Beginn der neuen Weltordnung gab es die dominierende Macht. Die Vereinigten Staaten verfügten zum Beispiel über 80 % des Weltgeldes. Gold war damals das Geld der Welt. Sie beherrschten die Hälfte der Weltwirtschaft und hatten das Monopol auf militärische Macht. Im Laufe der Zeit wird diese Kluft immer kleiner. Und wenn diese Kluft kleiner wird, nimmt der Wettbewerb zu, und wenn der Wettbewerb zunimmt, gibt es diese Art von Herausforderungen.
Wenn sich diese Herausforderungen, wie wir sie jetzt erleben, manifestieren, werden die finanziellen Bedingungen sichtbar: „Wir brauchen mehr Geld. Woher sollen wir es nehmen?“ Entweder man besteuert es oder man druckt es. Es zu besteuern wird politisch sehr schwierig, weil man es jemandem wegnimmt. Also produzieren sie das Geld, und jeder bekommt die Schecks, und jeder scheint glücklich zu sein, weil man ihm das Geld nicht weggenommen hat. Sie stellen das Geld her, aber siehe da, es führt zu mehr Inflation.
Diese Bedingungen werden politisch immer schwieriger. Und gleichzeitig gibt es einen internen Konflikt, wie wir ihn jetzt haben – Populismus -, der unüberbrückbare Differenzen zwischen den beiden Seiten bedeutet. Das erleben wir gerade.
Ein Populist ist eine Person, die für ihre Seite kämpft und nicht verlieren wird. Sie sind keine Kompromissler. Die Demokratie ist ein Mittel des Kompromisses und so weiter. Wir nähern uns also einem Punkt, an dem die Rechtsstaatlichkeit in Frage gestellt wird. Es ist zum Beispiel nicht undenkbar, dass es Präsidentschaftswahlen oder andere Wahlen gibt, bei denen keine Seite akzeptiert, zu verlieren.
Die Rechtsstaatlichkeit wird also strapaziert. Und dann gibt es noch die internationalen Konflikte, wie zum Beispiel die aktuellen internationalen Konflikte. Sie sehen, wie die Welt gerade in zwei Seiten zerfällt. Die ukrainisch-russische Situation ist ein Beispiel dafür, dass man sehen kann, welche Seiten sich mit anderen Seiten verbünden. In allen Konflikten zwischen Großmächten gibt es Allianzen zwischen der einen und der anderen Seite. Zum Beispiel die Alliierten und die Achsenmächte und so weiter. Und Sie sehen, wie sich das wandelt. Und wenn man sich die Geschichte anschaut, kann man die nächsten Schritte fast schon vorhersehen. Wir sind zum Beispiel ziemlich nah dran an den nächsten Schritten, nämlich an Wirtschaftssanktionen gegen China. Oder man kann sogar Devisenkontrollen sehen, denn obwohl sie unvorstellbar werden, weil es sie zu unseren Lebzeiten noch nicht gab, werden sie unter den gegebenen Umständen irgendwie logisch. Dieses Muster, das immer und immer wieder auftritt, schafft eine Vorlage, der man folgen kann, und dann kann man die Punkte einfügen, um zu sehen, wie sich die aktuellen Ereignisse im Verhältnis zu diesen anderen Ereignissen entwickeln, weil es logisch ist.
Mit anderen Worten, militärische Konflikte zum Beispiel finden statt, weil es keinen Weltgerichtshof gibt, weil es keine Möglichkeit gibt, diese Art von Dingen zu entscheiden. Wenn wir also diese Geschichte und so weiter verfolgen, ist das sehr relevant, nicht für die ferne Zukunft – es ist relevant für die nahe Zukunft, denn was im Jahr 2022 passieren wird, können wir 2022, 2023 und 2024 sehen, wir können uns diese Dinge vorstellen. Diese Kräfte werden dann sehr relevant sein.
*** LINDA LACINA: Gibt es etwas, das Sie besonders beunruhigt? Gibt es etwas, das Sie nachts wach hält, weil Sie die Muster kennen und denken: Oh Gott, das könnte passieren. Gibt es etwas, das für Sie eine Wolke ist?
RAY DALIO: Es gibt drei Dinge, die eine Wolke sind, und eine Sache, die man gegen die Wolke tun könnte. Die drei Dinge, die eine Wolke sind (sind): Was ist Geld? Was ist das Lager, der Besitz von Reichtum? Geld hat zwei Funktionen. Es ist ein Tauschmittel, und ich denke, dass es ein Tauschmittel bleiben wird, aber es hat auch eine Funktion als Vermögensspeicher, denn das bedeutet, dass man Einlagen in Anlagen investieren muss, die eine angemessene Rendite im Verhältnis zur Inflationsrate haben, und ich sehe nicht, dass das passiert. Sie sehen heute, dass das Geld in andere Anlagen fließt. Wie kann ich mich vor der Inflation schützen? Ich denke also, dass die Inflation und die Folgen einer restriktiven Geldpolitik, mit der versucht wird, sie zu kontrollieren, wirtschaftliche Auswirkungen haben werden. Sie wird sich bemerkbar machen, weil die Dinge teurer werden. Sie wird sich bemerkbar machen, weil eine straffere Geldpolitik diese Kosten senken wird. Und ich denke, dass dies vor allem das Wohlstandsgefälle verschlimmert, denn Inflation ist wirklich fast ein Wort der Reichen, weil es impliziert, dass es ein Problem ist, weil man mehr bezahlt. Man zahlt mehr, weil man es jemandem wegnimmt, der es nicht hat, und wenn er es nicht hat, führt das zu mehr sozialen Spannungen.
Der zweite Punkt, der mich sehr beunruhigt, ist der interne Konflikt, der sich daraus ergeben wird. Wir sehen das an der Politik und an der Art und Weise, wie wir uns gegenseitig die Hölle heiß machen. Bestimmte Dinge wie die Art und Weise, wie das Disney-Problem in Florida behandelt wurde. Oder es wird darüber gesprochen, dass Texas einer Bank wegen ihrer Abtreibungspolitik verbietet, Anleihen zu verkaufen und so weiter. Es wird also mit harten Bandagen gekämpft und es gibt keine Kompromisse. Das bedroht das System. Das beunruhigt mich also.
Und natürlich machen mir die internationalen Kriege und Konflikte Sorgen. Sie beunruhigen mich, auch wenn es nicht zu einem Schießkrieg kommt, aber sie beunruhigen mich im Hinblick auf die enormen Ineffizienzen und Kosten und andere Formen von Konflikten, die es gibt.
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen diese Dinge als ihre größte Sorge ansehen, denn wenn wir uns alle darauf einigen können, dass dies die schlimmsten Szenarien sind, und wie wir das angehen würden, was mit Vernunft und Rücksichtnahme zu tun hat, können wir damit umgehen, denn die Welt hat jetzt mehr Ressourcen, mehr Produktivität, eine höhere Lebenserwartung.
Die Bedingungen in der Welt sollten besser sein als je zuvor. Wenn es nicht zu Kämpfen und Misswirtschaft kommt, aber es muss wirklich gut gemanagt werden. Ich mache mir also Sorgen, aber ich habe einen Grundsatz: Wenn man sich Sorgen macht, muss man sich nicht sorgen. Und wenn du dir keine Sorgen machst, musst du dir Sorgen machen, denn wenn du dir Sorgen machst und die Welt sich über diese Dinge Gedanken macht und darüber nachdenkt, wie wir zusammen sind, dann können wir solche Dinge verhindern.
In dem Buch geht es nicht nur um eine Menge Worte. Was es zeigt, sind viele Maßnahmen, damit man die verschiedenen Arten von Stärken und Schwächen sehen kann. Damit es eine objektive Analyse gibt. Das ist es, worüber ich mir Sorgen mache.
*** LINDA LACINA:Wenn Sie über diese offiziellen Ineffizienzen und diesen Konflikt sprechen, wie wird sich das Leben der Menschen vor Ort in naher Zukunft verändern? Wie würde sich ihr Leben in den nächsten paar Jahren verändern?
RAY DALIO: Nun, wir werden sicherlich ein viel höheres Maß an Inflation und Ineffizienz haben. Das könnte sich in den nächsten Jahren zunehmend in Form von Lieferkettenproblemen äußern.
Stellen wir uns vor, China würde mit Sanktionen belegt. 22 % der amerikanischen Industrieimporte kommen aus China. Wir halten das für selbstverständlich. Wir kaufen Nike-Schuhe, Apple-Produkte und so weiter. Stellen wir uns nun vor, das würde nicht passieren. Es gäbe Engpässe, es gäbe Inflation. Das würde enorme negative Auswirkungen haben. Es könnte auch zu viel stärkeren Kontrollen führen. Es wäre zum Beispiel nicht undenkbar, Kapitalkontrollen einzuführen. Kapitalverkehrskontrollen würden bedeuten, dass Sie in Ihrem Land – sei es in den Vereinigten Staaten oder in anderen Ländern – kein Geld mehr ins Ausland transferieren könnten. Oder es gäbe Beschränkungen, wie man Geld außerhalb des Landes bewegen kann. Wir kommen aus einem Umfeld, in dem der freie Fluss von Waren, Dienstleistungen und Kapital herrschte – die Welt ist flach. Die Welt ist flach. Chancengleichheit, Geldströme und die Verteilung der Ressourcen – das alles gibt es nicht mehr.
Wir müssen die Möglichkeit des Militärs erkennen. Es gibt zum Beispiel ein Problem in der Ukraine. Es besteht das Risiko einer Eskalation, und dieses Risiko einer Eskalation könnte auf verschiedene Weise militärisch sein, nuklear oder auf andere Weise. Das werden wir in den nächsten Monaten herausfinden.
Die zweite Sache, die wir in den nächsten Monaten herausfinden werden, ist die Macht der Sanktionen. Werden Sanktionen, die heutzutage wirklich die einzige einzigartige amerikanische Macht sind, weil die Vereinigten Staaten nicht mehr in gleicher Weise eine dominierende Militärmacht sind, den Effekt haben, dass sie Russland ausschalten oder das Nötige tun, damit es keinen Sieg erringt. Wie wird sich das auf das Verhalten der anderen Länder auswirken?
Und drittens: Wir werden sehen, wie sich die Länder zusammenschließen. Wie ich schon sagte, gibt es traditionell Achsenmächte und Alliierte Mächte. Wir werden sehen, wer teilnimmt und warum, und wir werden sehen, welchen Druck die Vereinigten Staaten auf andere Länder ausüben, damit sie versuchen, sich für eine Seite zu entscheiden. Im Moment gibt es mehr Diskussionen über die Wahl einer Seite. Auf die eine oder andere Weise wird man sich für eine Seite entscheiden müssen. Und so werden wir sehen, wie diese Seiten gewählt werden.
All das wird sich in den nächsten sechs Monaten oder weniger als sechs Monaten immer deutlicher zeigen. Wir hoffen, dass es eine Art von Einigung geben wird, aber es ist sehr schwer vorstellbar, dass beide Seiten als Sieger aus dieser Sache hervorgehen und eine dauerhafte Einigung erzielen. Und das könnte zu einem schlimmeren Konflikt führen. Schlimmerer Konflikt zuerst wirtschaftlich.
Das sind also die Dinge, die wir meiner Meinung nach beachten müssen, und die Geschichte bietet einen sehr guten Anhaltspunkt dafür, wie sich Länder in bestimmten Situationen verhalten, wenn sie sich in einer solchen befinden.
*** LINDA LACINA:Wie hat dies Sie als Führungskraft verändert? Haben Sie in der Geschichte etwas über eine Führungspersönlichkeit gelesen, die eine dieser Situationen gemeistert hat, etwas, bei dem Sie dachten: „Oh Gott, das ist jetzt wirklich wichtig. Fällt Ihnen da etwas ein?
RAY DALIO: Ich würde sagen, dass dieses Zusammentreffen von Situationen in der Geschichte nicht viele Beispiele dafür hervorgebracht hat, wie man diese Situationen meistert und überwindet. Denn die Bevölkerung wird immer kämpferischer und will den Konflikt haben. Die Geschichte beunruhigt mich also mehr, als dass sie mir hilft.
Ich habe die Verantwortung – meine Hauptverantwortung -, so genau wie möglich zu sein und die Kunden, die Investoren, darauf vorzubereiten. Das Studium der Geschichte und ihre Verknüpfung mit dieser Vorlage, mit der ich die Punkte verfolge, hat mir dabei sehr geholfen.
Die Märkte haben sich sehr schlecht entwickelt. Wir haben uns in diesem Umfeld sehr gut behauptet, um darauf vorbereitet zu sein. Und das ist es, worauf ich mich als Investor hauptsächlich konzentriere. Da ich 72 Jahre alt bin und diese Themen sehr wichtig sind, gebe ich diese Informationen an andere weiter, die in einer besseren Position sind, um politische Entscheidungen zu treffen.
*** LINDA LACINA: Gibt es einen wirtschaftlichen Trend, der derzeit übersehen wird? Über den viele Leute gesprochen haben? Natürlich, steigende Preise, viel Gerede über eine mögliche Rezession – aber gibt es irgendeine wirtschaftliche Hürde oder einen Trend oder eine Kennzahl, die Ihrer Meinung nach übersehen wurde, über die nicht genug oder nicht in der richtigen Weise gesprochen wird?
RAY DALIO: Richtig. Nun, eine Sache, über die wir noch nicht gesprochen haben, ist der enorme Erfindungsreichtum, der hier stattfindet. Es ist wirklich eine erstaunliche Entwicklung, die durch den Einsatz von Computern und ihren verschiedenen Möglichkeiten, das Denken zu unterstützen, ausgelöst wird. Wir sprechen über KI, aber auch in vielen anderen Bereichen gibt es ein hohes Maß an Innovation in der Produktivität, und die Welt wird sich verändern, und auf dieser Grundlage wird sie sich höchstwahrscheinlich verbessern.
Natürlich haben wir gleichzeitig eine Computervernetzung, die ein größeres Cyberrisiko und andere Risiken mit sich bringt. Aber ich denke, die Welt wird sich in dieser Hinsicht verändern.
Eines der Dinge, mit denen ich mich im Laufe der Geschichte befasst habe, sind die vier Faktoren: der Geld- und Kreditfaktor, der interne Konfliktfaktor, der externe Konfliktfaktor und jetzt sprechen wir über die Fähigkeit des Menschen, sich anzupassen und zu erfinden.
Der fünfte Faktor, der sich im Laufe der Geschichte sehr deutlich gezeigt hat, waren die Auswirkungen der Natur. Sie verursachten Überschwemmungen, Dürren und Pandemien, die tatsächlich größere Auswirkungen hatten als die anderen Faktoren, über die ich gesprochen habe. Sie töteten mehr Menschen. Dürren, Überschwemmungen usw. haben mehr Zivilisationen zum Einsturz gebracht. Ich denke also, dass der Klimawandel etwas ist, dem wir unsere Aufmerksamkeit widmen müssen. Ich glaube, das ist ein schwieriges Thema. Ich glaube, wir haben lange gewartet, um den Klimawandel zu schützen. Wir sind also genau an der Grenze angelangt. Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, und das wird teuer, denn die Technologien, die kosteneffiziente Ersatzstoffe schaffen, sind noch nicht wirklich ausreichend entwickelt worden. Die Entwicklung dieser Technologien wird also sehr kostspielig sein. Und in dem Maße, in dem umweltfreundlichere Maßnahmen ergriffen werden müssen, wird es noch schwieriger.
Wenn man also, sagen wir mal, eine relativ arme Person in einem Land ist und lieber ein umweltschädliches Auto fährt, als kein umweltschädliches Auto zu fahren. Die Wirtschaft, die wir sehen, betrachtet das als wichtig und neigt dazu, inflationäre Auswirkungen zu haben. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Klimaproblem zu den anderen Themen, über die wir sprechen, hinzukommen wird.
*** LINDA LACINA: Was können Führungskräfte konkret tun, um das Beste aus diesen historischen Trends zu machen, um das Beste aus der Geschichte zu machen, damit sie sich in dieser neuen, sich verändernden Welt zurechtfinden können?
RAY DALIO: Die eine große Sache, die Führungskräfte tun können, um das Beste aus dieser Situation zu machen, ist darüber nachzudenken, dass die größten Risiken diese Kriege sind. Die größten Risiken sind unüberbrückbare Differenzen, die auf die eine oder andere Weise der Weltwirtschaft erheblich schaden werden, was die ärmsten Menschen am meisten treffen wird.
Wenn man das an die erste Stelle setzt, die es zu vermeiden gilt, und wenn man so zusammenarbeitet, dass man immer noch Wettbewerbe austragen kann, dass man immer noch all die anderen Wettbewerbe austragen kann, aber dass man nicht diese roten Linien überschreitet, die zu diesen Arten von schrecklichen Konflikten führen. Das wäre das Allerwichtigste.
Wenn ich an der Spitze eines Landes stünde, würde ich ein parteiübergreifendes Kabinett haben wollen. Ich würde zum Beispiel gemäßigte Vertreter beider Seiten anziehen, um zu versuchen, zusammenzuarbeiten und den Extremismus nicht zu unterstützen. Ich würde wahrscheinlich ein Wirtschaftsprogramm aufstellen, bei dem diese Gemäßigten gemeinsam ein Programm erstellen, das einen tiefgreifenden Wandel herbeiführt, so dass das System gut funktioniert – so dass es für die Mehrheit der Menschen von Vorteil ist.
https://www.weforum.org/agenda/2022/05/davos2022-bridgewater-ray-dalio-economy-worry-hope-meet-the-leader/
https://open.spotify.com/episode/61wFaT4kkD0OvzcZdYRF8t?go=1&sp_cid=bb42a473f4e2adf75f49a932de59ff44&t=68&utm_source=embed_player_p&utm_medium=desktop
USA – KOMMENTAR – Führt die US-Inflation in eine Rezession? – NACHTRAG: 27.5.2022
Sollte sich die Konjunktur abrupter abschwächen als vom Fed erwartet, wird es auf die Abschwächung schneller reagieren müssen als auf den Anstieg 2021. Ein Kommentar von Michael R. Strain.
«Die Falken in der US-Notenbank könnten überschätzen, wie schwierig es sein wird, die Wirtschaft abzukühlen. »
Die rapide Verbraucherpreisinflation in den Vereinigten Staaten verschleiert die Anzeichen eines wirtschaftlichen Abschwungs, der die Stabilität des derzeitigen Wachstums gefährden könnte. Während die nominalen persönlichen Konsumausgaben zwischen Oktober 2021 und März 2022 (dem aktuellsten Monat, aus dem Daten verfügbar sind) 3,4% gestiegen sind, zeigt der Blick auf die höheren Preise, dass die persönlichen Konsumausgaben insgesamt stagnierten. Und die inflationsbereinigten Einzelhandelsumsätze sehen sogar noch schlechter aus: Sie stagnieren seit März 2021.
Diese Verlangsamung spiegelt sich auch in den Meinungsdaten. Eine CNBC-Momentive-Umfrage vom vergangenen Monat ergab, dass mehr als die Hälfte der Amerikaner bereits weniger auswärts essen geht und dass mehr als ein Drittel weniger Auto fährt oder ein Monatsabonnement gekündigt hat. Solche Ausgabenkürzungen könnten sich noch verschärfen: 40% der Befragten gaben an, dass sie mit anhaltend hohen Preisen die Stornierung eines Urlaubs in Betracht ziehen würden, und 76% äusserten die Befürchtung, dass höhere Preise sie zwingen würden, ihre finanziellen Entscheidungen zu überdenken.
Diese Ergebnisse werden durch die Inflation untermauert, die den Konsumklimaindex der University of Michigan auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren getrieben hat – sogar niedriger als im Frühjahr 2020, als die Covid-19-Pandemie einen plötzlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit und einen schweren wirtschaftlichen Abschwung verursachte.
*** Stimmung verschlechtert sich
Stagnierende Ausgaben und die Zurückhaltung in künftigen Ausgaben sollten nicht überraschen, wenn man bedenkt, dass die Inflation die Reallöhne der meisten Arbeitnehmer gesenkt hat. Trotz der Auswirkungen der höheren Preise auf die Haushaltsbudgets haben die Verbraucher ihre laufenden Ausgaben bisher weitgehend beibehalten. Aber das wird nicht ewig so bleiben, und vielleicht nicht einmal in der zweiten Jahreshälfte.
Der Löwenanteil der US-Wirtschaft entfällt auf die Verbraucherausgaben, aber auch vorausschauende Unternehmen könnten sich auf eine Verlangsamung einstellen. Vergangenen Monat zeigte eine Umfrage der US Federal Reserve Bank of Philadelphia, dass die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes die niedrigsten Nettoerwartungen für einen Anstieg der künftigen Tätigkeit seit Dezember 2008 – dem Tiefpunkt der grossen Rezession – hatten. Mehr als 85% der Unternehmen gaben an, ihre Inputpreise seien gestiegen.
Ähnlich verhält es sich gemäss einer im April von der National Federation of Independent Business durchgeführten Umfrage unter Kleinunternehmen: Lediglich 4% der Unternehmen gaben an, dass die nächsten drei Monate ein guter Zeitpunkt für eine Expansion wären – ein Rückgang um mehr als die Hälfte im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten. Im letzten Herbst erwarteten die Unternehmen häufiger höheren Umsatz in den kommenden drei Monaten; jetzt erwarten 12 % mehr Unternehmen niedrigeren Umsatz in den nächsten drei Monaten als höhere Einnahmen.
*** Wirtschaft vor Abkühlung
Zwar deuten zahlreiche andere Indikatoren darauf hin, dass sich der Aufschwung weiterhin auf Kurs befindet. Diese Ergebnisse sind jedoch besorgniserregend, denn sie lassen vermuten, dass die Verbraucher sich zurückziehen und dass Haushalte und Unternehmen zunehmend pessimistischer werden. Dementsprechend muss die US-Notenbank ihre Pläne – und ihre Rhetorik – an alle Daten anpassen.
Während der Fed-Vorsitzende Jerome Powell davon spricht, die Zinsen «zügig» auf ein Niveau anzuheben, bei dem die Geldpolitik die Nachfrage nicht mehr stimuliert, drängen die Falken im geldpolitischen Ausschuss der Zentralbank auf ein noch aggressiveres Vorgehen. James Bullard, der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, möchte beispielsweise, dass der Leitzins des Fed bis Ende des Jahres die Spanne von 3,25 bis 3,5% erreicht.
Dieser Weg könnte am Schluss notwendig sein. Aber angesichts der blinkenden gelben Lichter – einschliesslich der Verlangsamung des durchschnittlichen Nominallohnwachstums im April – sollte das Fed darauf achten, sich nicht auf einen bestimmten Kurs festzulegen, indem es die Markterwartungen unvorsichtigerweise mit restriktiver Rhetorik konditioniert.
Die Falken im Fed könnten immerhin überschätzen, wie schwierig es sein wird, die Wirtschaft abzukühlen. Normalerweise muss das Fed Entlassungen einleiten, um die Wirtschaft zu bremsen. Der heutige Arbeitsmarkt ist jedoch wegen übermässig vielen freien Stellen angespannt, nicht wegen der hohen Beschäftigungszahlen. Der Abbau von Leerständen wird sich als einfacher erweisen als die Einleitung von Entlassungen.
*** Hinter der Kurve zurück
Darüber hinaus reagieren die finanziellen Bedingungen bereits rasch – und präventiv – auf eine mögliche Straffung der Geldpolitik, wobei die Renditen von Staatsanleihen steigen und die Zinssätze für dreissigjährige Festhypotheken von rund 3% zu Beginn des Jahres auf mehr als 5% in diesem Monat steigen. Zusätzlich zu diesen Entwicklungen werden Russlands Krieg in der Ukraine und die Konjunkturabschwächung in China die US-Wirtschaft bis zu einem gewissen Grad abkühlen, was die Last des Fed weiter verringert.
Hinzu kommt, dass die langfristigen Inflationserwartungen einigermassen stabil sind, was bedeutet, dass es für das Fed jetzt einfacher sein dürfte, die kurzfristige Inflation neu zu bestimmen als in den Siebziger- und Achtzigerjahren, als die langfristigen Erwartungen von Grund auf neu festgelegt werden mussten.
Das Fed ist 2021 auf schmerzliche Weise hinter der Kurve zurückgeblieben. Weil es das Ausmass des sich aufbauenden Inflationsdrucks nicht erkannte, pumpte es Benzin in eine Wirtschaft, die bereits auf Hochtouren lief. Sollte sich die Konjunktur abrupter abschwächen als vom Fed erwartet, wird es auf die Abschwächung im laufenden Jahr schneller reagieren müssen als auf den Anstieg 2021. Dies könnte davon abhängen, ob die USA im nächsten Jahr in eine Rezession geraten oder nicht. Copyright: Project Syndicate.
Autor MICHAEL R. STRAIN ist Direktor für wirtschaftspolitische Studien am American Enterprise Institute in Washington.
https://www.fuw.ch/article/fuehrt-die-us-inflation-in-eine-rezession
siehe dazu:
=> US-Wirtschaft schrumpft stärker als gedacht – 27.5.2022
Die Wirtschaft in den USA fiel im ersten Quartal stärker als von den Analysten angenommen. Zugleich ist die Inflation auf einem Vierzigjahreshoch.
https://www.fuw.ch/article/us-wirtschaft-schrumpft-staerker-als-gedacht
USA – KOMMENTAR – Die zerrissenen Staaten von Amerika – NACHTRAG: 17.5.2022
Die politischen USA sind so gespalten wie zuletzt vor dem Bürgerkrieg. Woran das liegt und wie es anders werden kann. Ein Kommentar von US-Korrespondent Valentin Ade.
«Es droht politischer Stillstand in Washington. Dabei hat das Land gravierende Probleme, die überparteilicher Zusammenarbeit bedürfen.»
Es gibt viele Traditionen in diesem Land. Wird zum Beispiel zur Mitte der Amtszeit des Präsidenten das Parlament (Kongress) neu gewählt, verliert seine Partei meistens. Das dürfte Joe Biden und seinen Demokraten in diesem November passieren. Die Inflation ist mit über 8% auf einem Vierzigjahreshoch. Jeden Tag spüren die Amerikaner, wie ihr Einkommen beim Lebensmitteleinkauf oder an der Zapfsäule schrumpft. Seit Anfang 2022 schmelzen auch ihre Vermögenswerte dahin, während die US-Notenbank die Zinsen so rasch erhöht wie seit zwanzig Jahren nicht mehr und damit den Aktienmarkt auf Talfahrt schickt. Eine grosse Mehrheit der Bevölkerung sorgt sich um ihre finanzielle Zukunft und hat heute weniger Vertrauen in die US-Wirtschaft als zu Beginn der Pandemie.
In einem solchen Umfeld kann der Mann an der Spitze, dessen Umfragewerte tief gefallen sind, nur den Kürzeren ziehen. Die Demokraten dürften im November die Mehrheit in mindestens einer der beiden Kongresskammern, dem Repräsentantenhaus, klar an die oppositionellen Republikaner verlieren. In der zweiten Kammer, dem Senat, wo nur ein Drittel der Sitze heuer zur Wahl steht, könnten die Demokraten ihre hauchdünne Mehrheit verteidigen. Diese Konstellation würde für die kommenden zwei Jahre politischen Stillstand bedeuten.
*** Gewalt und Wahn
Dabei hat das Land gravierende Probleme, die überparteilicher Zusammenarbeit bedürften. Seit Ende der Lockdowns wächst die Gewalt in erschreckendem Masse. Vergangene Woche hat ein Achtzehnjähriger aus rassistischen Motiven in einem Supermarkt in Buffalo im Bundesstaat New York zehn Menschen erschossen. Vergangenen Monat wurde bei einem Amoklauf in der New Yorker U-Bahn wie durch ein Wunder niemand verletzt. Bürgermeister Eric Adams nannte die einfache Verfügbarkeit von Schusswaffen ein «einzigartiges amerikanisches Problem».
Die Attentäter stehen für eine weitere Misere: Die mentale Gesundheit vieler Amerikaner ist angeschlagen. So viele Menschen wie noch nie sind im vergangenen Jahr an einer Drogen- oder einer Medikamentenüberdosis gestorben. Das Gesundheitssystem ist so kompliziert und der Zugang dazu derart ungleich verteilt, dass die Lebenserwartung in einigen Landstrichen unter der mancher Entwicklungsländer liegt. Die Müttersterblichkeit ist so hoch wie in keiner anderen westlichen Demokratie.
Doch die tiefe politische Spaltung verhindert grosse Lösungen. Die beiden dominierenden Parteien sind sich so spinnefeind wie zuletzt vor dem Bürgerkrieg 1861. Nun hat der Riss die letzte Bastion erreicht, die bis anhin unantastbar schien. Aus dem Obersten Bundesgericht (Supreme Court) wurde vor zwei Wochen ein Urteilsentwurf nach draussen durchgestochen, wonach die republikanische Mehrheit der Richter das Abtreibungsrecht kassieren will, weil sie es nicht aus der Verfassung abgeleitet sieht. Damit giesst der Supreme Court Öl in einen Streit, den er selbst 1973 auf Bundesebene gehoben hatte. Bevor sich über den Kongress ein gesellschaftlicher Konsens dazu bilden konnte, erklärte damals ein demokratisches Richtermehr Abtreibung für ein Recht, das sich aus der Verfassung ableite.
Sollte dieses Recht im kommenden Monat tatsächlich fallen, haben republikanisch dominierte (rote) Bundesstaaten bereits Gesetze in Arbeit, die den Schwangerschaftsabbruch komplett für illegal erklären. Demokratische (blaue) Staaten hingegen werden ihn bestätigen oder ausweiten. Die Rechtslage in den Landesteilen driftet so weiter auseinander. Wer eine Abtreibung will, muss in einen blauen Staat an West- oder Nordostküste reisen. Wer offen seine Waffe tragen will, muss in einen roten Staat im Süden und im ländlichen Amerika. Durch zunehmende Binnenmigration driften die unterschiedlichen politischen Ansichten tatsächlich auch räumlich immer weiter auseinander. Das zementiert die Einparteiherrschaft in den Bundestaaten und sorgt dafür, dass nur noch eine Handvoll der Hunderte von Wahlkreisen wirklich umkämpft ist.
Der tatsächliche Wahlkampf findet vor allem in den innerparteilichen Vorwahlen statt, bei denen oft nur der harte Kern der Parteigänger abstimmt. Hier setzen sich zurzeit überproportional Kandidaten durch, die Extrempositionen der Parteien einnehmen. Das Phänomen wird unterstützt durch die sozialen Medien. Nachweislich dominieren auf Twitter, Facebook und Co. mit Wortmeldungen die politisch aggressiven Minderheiten links wie rechts, während vernünftige Stimmen ruhig bleiben oder sich irgendwann frustriert abwenden.
Diese Minderheiten – so politisch unterschiedlich sie sein mögen – haben etwas gemeinsam: Sie sind mehrheitlich weiss und gehören zu den wohlhabendsten Bevölkerungsgruppen. Amerika wird auseinandergerissen durch den Kampf kleiner Elitegruppen gegeneinander, die nicht die breite Bevölkerung repräsentieren. Am Ende könnte so eine republikanische Mehrheitsfraktion im Kongress von extremen Getreuen des Ex-Präsidenten Donald Trump dominiert werden. Sie haben seine Lüge von der gestohlenen Präsidentschaftswahl verinnerlicht und werden nicht davor zurückschrecken, per Kongressbeschluss unliebsame Wahlergebnisse für nichtig zu erklären.
*** Einigkeit in Sachfragen
Während die tief gespaltene politische Elite erschreckend weit an der breiten Bevölkerung vorbei regiert, teilt diese dennoch bis heute gemeinsame Grundsätze. Das zeigt sich, wenn es zu Sachfragen an die Urne geht. 2018 stimmten 65% der Wähler in Florida dafür, dass Sträflinge, nachdem sie ihre Strafe abgesessen haben, das Wahlrecht zurückerhalten. 2020 sprachen sich 75% der Wähler in Massachusetts dafür aus, dass kleine Autowerkstätten Zugriff auf Daten der Autobauer nehmen dürfen, um gegenüber den Grossgaragisten kompetitiv sein zu können. Im selben Jahr bestimmten 73% der Wählerschaft von Mississippi eine neue Staatsflagge und erteilten der alten aus Bürgerkriegszeiten eine Absage. Aktuelle Umfragen zum Thema Abtreibung zeigen zudem: Die grosse Mehrheit der Amerikaner – sei es in blauen oder in roten Staaten – ist gegen ein striktes Verbot und für eine differenzierte Regelung. Die Republikaner müssen aufpassen, dass sie mit ihrer Extremposition in dieser Frage den Wahlsieg im November nicht doch verspielen.
Die erwähnten Ergebnisse zeigen: Zu grundsätzlichen Themen – Chancengleichheit, demokratische Wahlen, Teilhabe an der Gesellschaft und medizinische Versorgung – besteht ein breiter Konsens in der amerikanischen Gesellschaft. Darauf zu hoffen, dass dieser Geist bald im politischen Washington Einzug hält, ist jedoch naiv. Dafür bräuchte es wohl die Abschaffung des Zweiparteiensystems oder zumindest eine Wahlreform. Dass sich Demokraten und Republikaner in nützlicher Frist darauf einigen, ist nicht zu erwarten. So bleibt kurzfristig nur, auf die Wählerschaft zu hoffen, dass sie, wie einst dem Antidemokraten Trump, den extremen Kandidaten auf beiden Seiten eine Abfuhr erteilt.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das es dafür braucht, war immer dann am grössten, wenn sich die USA einem externen Gegner gegenübersahen. Nicht von ungefähr nahm die politische Spaltung mit Ende des Kalten Krieges dramatisch zu. Ein alter Gegner in Form des heutigen Russland, angeführt von Diktator Putin, ist nun allerdings zurück, und an seiner Seite steht das rücksichtslose Regime in Peking, das seinen Weltmachtanspruch schon lange nicht mehr verhehlt. Es ist Zeit, dass das amerikanische Volk wieder die Bedeutung seiner Demokratie für die Welt begreift. Dafür müssten sich die Menschen in blauen und roten Staaten wieder ihrer gemeinsamen Grundsätze bewusst werden. Dabei kann eine weitere Tradition helfen: der Glaube an sich selbst und die Grösse der amerikanischen Nation.
https://www.fuw.ch/article/die-zerrissenen-staaten-von-amerika
Siehe dazu:
=> Warum Bidens erste Amtszeit seine letzte bleiben muss – 11.2.2022
Ein zu alter Präsident versagt darin, Covid zu überwinden, die Wirtschaft allen dienlicher zu machen und die Nation zu einen. Doch es ist noch nicht zu spät. Ein Kommentar von USA-Korrespondent Valentin Ade.
https://www.fuw.ch/article/warum-bidens-erste-amtszeit-seine-letzte-bleiben-muss
USA – KOMMENTAR – Das Massaker von Texas ändert genau gar nichts – NACHTRAG: 27.5.2022
«In diesem Jahr gab es bereits über 200 Schiessereien. 2021 waren es weit über 600 – fast zwei an jedem Tag.»
In keiner anderen westlichen Demokratie gibt es mehr Waffen, mehr Schiessereien und dadurch mehr Tote als in den USA. Warum das leider so bleiben wird. Ein Kommentar von US-Korrespondent Valentin Ade.
Am Dienstag erschoss ein 18-Jähriger im texanischen Uvalde 19 Primarschüler. Es ist der schlimmste Amoklauf seit 2012, als in Sandy Hook (Connecticut) 20 Primarschüler getötet wurden. Die USA stecken in einem diabolischen Rausch. Vor zwei Wochen erschoss ein anderer 18-Jähriger zehn Menschen in Buffalo (New York). Vergangenen Monat kam wie durch ein Wunder bei einem Amoklauf in der New Yorker U-Bahn niemand zu Tode.
Die Reaktion der Börse auf solche Massenschiessereien mutet zynisch an und ist immer dieselbe. Die Aktien von Waffenherstellern gewinnen, weil Waffennarren in Erwartung schärferer Gesetze sich noch rasch mit den geliebten Schiesseisen eindecken. Dabei haben sie nichts zu befürchten. Denn das folgende politische Schauspiel ist ebenfalls immer dasselbe. Im US-Parlament in Washington bringen die linken Demokraten Regeländerungen auf den Weg, die an der Totalopposition der rechten Republikaner scheitern, weil es in einer der beiden Parlamentskammern – dem Senat – fast immer überparteiliche Zusammenarbeit braucht.
Die Republikaner werden hier – wie in anderen Sachfragen – dominiert von einer radikalen Minderheit ihres rechten Flügels. Der pocht auf eine strikte Auslegung der Verfassung von 1789, in der es heisst, jeder Amerikaner habe das Recht, Waffen zu tragen. Die Gründerväter konnten sich zur Zeit der Muskete aber wohl kaum vorstellen, dass 200 Jahre später ein 18-Jähriger im Waffenladen um die Ecke militärtaugliche Maschinengewehre kaufen kann, um damit Schulkinder niederzumähen.
Der republikanische Gouverneur von Texas, Gregg Abbott, sagte praktisch im gleichen Atemzug, mit dem er den Eltern kondolierte: Waffengesetze werden nicht verschärft, das bringt eh nichts. Das ist nicht nur ekelhaft, sondern auch grob falsch. In Staaten mit strengeren Regeln kommen weit weniger Menschen durch Schiessereien zu Tode als in Nationen mit laxen Vorschriften.
In keinem anderen Land ist es derart einfach, an eine Schusswaffe zu gelangen, wie in den USA. Auf 100 Amerikaner kommen 120 Waffen – Weltrekord mit weitem Abstand. Da wundert es nicht, dass in keiner anderen westlichen Demokratie derart viele Menschen in Schiessereien sterben – aktuell 4 pro 100’000 Einwohner (in allen anderen entwickelten Volkswirtschaften liegt der Wert unter 1). In diesem Jahr gab es bereits über 200 Schiessereien, wo vier oder mehr Menschen verletzt wurden oder starben. 2021 waren es weit über 600 – fast zwei an jedem Tag.
Die Mehrheit der Bevölkerung spricht sich in Umfragen regelmässig für striktere Regeln aus. Das hält republikanisch dominierte Bundesstaaten nicht davon ab, laufend Zugang und Besitz zu vereinfachen. Das republikanische Richtermehr am obersten US-Gericht dürfte zudem in einem kommenden Urteil die Möglichkeit der Bundesstaaten einschränken, ihren Bürgern das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit zu verbieten. Ändern wird Uvalde, wie die Massaker davor, genau – gar nichts. Den Amerikanern bleibt nur eine dunkle Gewissheit: Die nächste Schiesserei kommt, wahrscheinlich schon morgen.
https://www.fuw.ch/article/das-massaker-von-texas-aendert-genau-gar-nichts
%%% UKRAINE-KRIEG %%%
n-tv-Liveticker zum Ukraine-Krieg – 29.5.2022
https://www.n-tv.de/politik/06-20-Studie-Krieg-treibt-Lebensmittelpreise-weiter-an–article23143824.html
RUSSLAND – UKRAINE – Die Kriegsnacht im Überblick: Ukraine fordert Mehrfachraketenwerfer – schwere Kämpfe um Sjewjerodonezk *** Selenskyj fordert Einstufung Russlands als Terrorstaat – Ukraine: Brauchen Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite – Ukraine: Russland-Sanktionen nicht ursächlich für Nahrungsmittelkrise – Ukraine: Berichte über Tote und Verletzte bei russischen Angriffen – Das bringt der Tag heute * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 29.5.2022, 7:15 Uhr
Im Krieg gegen die russischen Invasionstruppen hat die Ukraine den Westen erneut mit Nachdruck zur weiteren Lieferung schwerer Waffen aufgerufen. Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj nannten konkret Mehrfachraketenwerfer und Antischiffsraketen. Damit ließe sich auch die Blockade ukrainischer Häfen durchbrechen, hieß es. Erneut kam es in der Nacht nach ukrainischen Angaben zu Toten und Verletzten bei russischen Angriffen. Besonders heftig wird weiter um die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk gekämpft. Die Kämpfe um die nahezu umzingelten Stadt Sjewjerodonezk finden mittlerweile auch auf deren Straßen statt.
*** Selenskyj fordert Einstufung Russlands als Terrorstaat
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland eine Politik des Terrors vor. „Ich werde die Welt immer wieder daran erinnern, dass Russland endlich offiziell als Terrorstaat, als Förderer des Terrorismus, anerkannt werden muss“, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Er wolle sich zu Wochenbeginn an die Teilnehmer des EU-Sondergipfels in Brüssel wenden und auch darüber sprechen. „Über den Terror, der heute tatsächlich die einzige Form des Handelns des russischen Staates gegen Europa geworden ist“, sagte der Präsident. „Terror auf dem Gebiet der Ukraine. Terror auf dem Energiemarkt in Europa, nicht nur in unserem Land. Terror auf dem Lebensmittelmarkt, und zwar weltweit. Und welcher Terror wird als Nächstes kommen?“ Nur gemeinsam könnten die Europäer die Politik eines solchen Staates stoppen, betonte er.
*** Ukraine: Brauchen Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite
Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak forderte den Westen zur Lieferung moderner Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite auf. „Wenn der Westen wirklich den Sieg der Ukraine will, ist es vielleicht Zeit, uns MLRS zu geben?“, fragte er auf Twitter. MLRS sind in den USA hergestellte Artilleriesysteme. „Es ist schwer zu kämpfen, wenn man aus einer Entfernung von 70 Kilometern angegriffen wird und nichts hat, womit man sich wehren kann“, meinte Podoljak. Die US-Regierung zieht einem Medienbericht zufolge in Erwägung, Mehrfachraketenwerfer in die Ukraine zu schicken.
Präsidentenberater Olexij Arestowitsch sprach sich für Lieferungen von Raketen vom Typ Harpoon aus, mit denen Schiffe angegriffen werden können. Damit könnte die Ukraine die russische Blockade der Seehäfen durchbrechen, wurde Arestowitsch von der Agentur Unian zitiert.
*** Ukraine: Russland-Sanktionen nicht ursächlich für Nahrungsmittelkrise
Die Ukraine widersprach Russland erneut mit Nachdruck, dass westliche Strafmaßnahmen gegen Moskau der Grund für die aktuelle mangelnde Lebensmittelsicherheit in der Welt seien. „Sanktionen gegen Russland haben nichts mit der sich abzeichnenden globalen Nahrungsmittelkrise zu tun“, teilte Außenminister Dmytro Kuleba per Twitter mit. „Der einzige Grund für Engpässe, steigende Preise und drohenden Hunger ist, dass das russische Militär 22 Millionen Tonnen ukrainischer Lebensmittelexporte in unseren Seehäfen physisch blockiert“, betonte Kuleba. Der Westen müsse Russland zum Ende der Blockade bringen.
Erst am Samstag hatte der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron gesagt, die „fehlerhafte Wirtschafts- und Finanzpolitik der westlichen Staaten“ sowie die „antirussischen Sanktionen“ seien für die Probleme verantwortlich. Die Bundesregierung weist stets darauf hin, dass es keine Sanktionen gegen Lebensmittel gebe. Scholz und Macron beklagten bei dem Telefonat nach Angaben der Bundesregierung die angespannte Lage auf dem globalen Lebensmittelmarkt.
*** Ukraine: Berichte über Tote und Verletzte bei russischen Angriffen
Bei Angriffen auf ukrainische Orte wurden den Behörden zufolge mehrere Zivilisten getötet oder verwundet. Selenskyj warf Russland „neuen Terror“ vor. Es handele sich um „sinnlose, barbarische Angriffe“ mit Raketen und Mörsern. Die ukrainische Armee teilte mit, russische Angriffe abgewehrt zu haben. Dabei seien 33 „Okkupanten“ getötet und sechs gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.
Besonders umkämpft war weiter die Großstadt Sjewjerodonezk im Donbass. Die russischen Truppen versuchten, dort Fuß zu fassen, teilte der ukrainische Militärexperte Oleh Schdanow der Agentur Unian zufolge mit. Nach Angaben des Gouverneurs von Luhansk, Serhij Hajdaj, ist die Stadt weiter unter ukrainischer Flagge. Er widersprach damit Berichten aus Russland, Sjewjerodonezk sei vollständig eingenommen.
Nach der Eroberung der Hafenstadt Mariupol durch russische Truppen warnte Bürgermeister Wadym Bojtschenko unterdessen vor dem Risiko von Infektionskrankheiten. Kanalisation und Müllabfuhr funktionierten nicht mehr, zudem stiegen die Temperaturen. „Daher melden unsere Ärzte die Gefahr, die in diesem Sommer auftreten kann: Ausbrüche von Infektionskrankheiten“, sagte Bojtschenko, der selbst nicht in der Stadt ist.
*** Das bringt der Tag heute
* Bundeskanzler Scholz wird in Potsdam zu einem Wahlkreisgespräch über den Ukraine-Krieg und die Folgen erwartet.
* In Berlin findet unter dem Motto „Save Ukraine – #StopWar“ eine Wohltätigkeits-Veranstaltung am Brandenburger Tor statt. Angekündigt ist unter anderem die Kalush Orchestra Band, Gewinner des Eurovision Song Contest 2022. Die Klitschko-Brüder sollen zugeschaltet werden.
Quelle: ntv.de, lwe/dpa
https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-fordert-Mehrfachraketenwerfer-schwere-Kaempfe-um-Sjewjerodonezk-article23362482.html
Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg
80-minütiges Telefonat Putin warnt Scholz vor weiteren Waffenlieferungen
https://www.n-tv.de/politik/Putin-warnt-Scholz-vor-weiteren-Waffenlieferungen-article23362124.html
RUSSLAND – UKRAINE – Der 94. Kriegstag im Überblick: Weitere russische Erfolge im Donbass – Drohung aus Moskau an Berlin *** Lyman unter russischer Herrschaft – Luhansk-Gouverneur: Befehl zum Rückzug möglich – Putin bietet Getreide gegen Sanktionslockerung – Selenskyj: Tun alles, um Armee zu stärken – Harpoon aus Dänemark, Haubitzen aus den USA, Minen aus Berlin – Cherson riegelt „Grenzen“ zur Ukraine ab – Habeck: Können nicht alle Wünsche erfüllen * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 28.5.2022, 20:58
Am 94. Tag des Kriegs in der Ukraine werden die Kämpfe im Osten des Landes um die letzten verbliebenen Bastionen der ukrainischen Armee immer heftiger. Moskau verkündete die Eroberung der Ortschaft Lyman, die zuvor schon von pro-russischen Rebellen vermeldet worden war. Die Ukraine bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Lage im Donbass als „sehr, sehr schwierig“. Unterdessen haben Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einem Telefonat Kremlchef Wladimir Putin erneut zum Waffenstillstand und Truppenrückzug aufgefordert. Zudem rückten sie das Thema Getreidelieferungen in den Fokus. Putin nutzt die blockierten Mengen inzwischen als Druckmittel. Außerdem warnte er Berlin und Paris vor neuen Waffenlieferungen.
*** Lyman unter russischer Herrschaft
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben die strategisch wichtige Kleinstadt Lyman im ostukrainischen Donbass-Gebiet erobert. Das Verteidigungsministerium meldete die vollständige „Befreiung“ der Stadt durch Einheiten der selbst ernannten Donezker Volksrepublik und der russischen Streitkräfte. Auch der ukrainische Generalstab gestand indirekt den Fall der Stadt ein.
Der 20.000-Einwohner-Ort Lyman in der von den prorussischen Separatisten beanspruchten Region Donezk ist als Eisenbahnknoten und Straßenverbindung zu den nahegelegenen Ballungsräumen Sjewjerodonezk – Lyssytschansk und Slowjansk – Kramatorsk wichtig. Letzteres Areal gilt als eines der Zentren des Donbass sowie der ukrainischen Armeeeinheiten im Osten des Landes.
*** Luhansk-Gouverneur: Befehl zum Rückzug möglich
Auch strategisch wichtige Städte wie Sewerodonezk und Lyssytschansk werden von der russischen Armee belagert. Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitierte einen pro-russischen Polizeivertreter, wonach Sewerodonezk „nun umzingelt“ sei. Ukrainische Soldaten könnten die Stadt nicht mehr verlassen. Diese Angaben wiesen ukrainische Vertreter zurück. „Sewerodonezk ist nicht abgeschnitten“, erklärte der von Kiew ernannte Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj. Zwar sei die russische Armee in Vororte der Stadt eingedrungen, aber dabei habe sie „schwere Verluste“ erlitten.
Das ukrainische Verteidigungsministerium seinerseits erklärte, die russischen Truppen hätten bei Sewerodonezk und anderen Städten Vorstöße gewagt. „Sie haben Verluste erlitten und sich auf ihre vorherigen Positionen zurückgezogen.“ Nach Einschätzung von Gouverneur Gajdaj wäre die Eroberung von Sewerodonezk für Moskau „ein großer Sieg“. Denn die russische Armee habe „keine großen Siege bisher gehabt und sie müssen ihrer Bevölkerung irgendetwas bieten“, sagte er im ukrainischen Fernsehen.
Er zeigte sich zugleich auf Telegram optimistisch, dass die Angreifer die Region zumindest vorerst nicht würden erobern können. Möglicherweise aber müssten sich die ukrainischen Verteidiger aus einigen Gebieten zurückziehen, um nicht eingekesselt zu werden. Um dies zu verhindern, „könnte es sogar einen Befehl an unsere Truppen zum Rückzug geben“.
Die ukrainische Armee steht fast überall im äußersten Osten ihrer Front gegen die russischen Invasionstruppen stark unter Druck. Russland hat seine Truppen aus dem Zentrum und Norden der Ukraine, wo es die Städte Kiew und Charkiw nicht einnehmen konnte, in den Osten des Landes verlagert. Seitdem dringen russische Soldaten langsam, aber stetig tiefer in den Donbass vor.
*** Putin bietet Getreide gegen Sanktionslockerung
Der russische Präsident Putin hat bei einem Telefonat mit Kanzler Scholz und mit Frankreichs Staatschef Macron vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gewarnt. Das berge das Risiko einer weiteren Destabilisierung der Lage und der Verschärfung der humanitären Krise, sagte er laut einer vom Kreml veröffentlichten Mitteilung. Scholz und Macron forderten in dem 80-minütigen Gespräch erneut ein Ende des Krieges, wie der Sprecher der Bundesregierung mitteilte. „Sie riefen den russischen Präsidenten zu ernsthaften direkten Verhandlungen mit dem ukrainischen Präsidenten und einer diplomatischen Lösung des Konflikts auf.“
Ausführlich sei es bei den Telefonat auch um die Lebensmittelsicherheit in der Welt gegangen, teilte der Kreml mit. Putin machte eigene Bemühungen um Getreideexporte von der Aufhebung der Sanktionen abhängig und gab dem Westen direkt die Schuld an der gegenwärtigen weltweiten Versorgungslage.
*** Selenskyj: Tun alles, um Armee zu stärken
Ukraines Präsident Selenskyj bezeichnete die Lage im Donbass angesichts russischer Angriffe als sehr schwierig. Moskau setze dort ein Maximum an Artillerie und Reserven ein, sagte er. Die ukrainische Armee verteidige das Land mit allen derzeit verfügbaren Ressourcen. „Wir tun alles, um die Armee zu stärken.“ Was die derzeit heftig umkämpften Orte im Donbass angeht, zeigte sich Selenskyj kämpferisch. „Wenn die Okkupanten denken, dass Lyman und Sjewjerodonezk ihnen gehören werden, irren sie sich. Der Donbass wird ukrainisch sein.“ Wenn Russland Zerstörung und Leid bringe, werde die Ukraine jeden Ort wiederherstellen. Dort werde nur die ukrainische Fahne wehen – und keine andere, betonte er.
*** Harpoon aus Dänemark, Haubitzen aus den USA, Minen aus Berlin
Derweil teilt Verteidigungsminister Olexij Resnikow mit, dass das Land die ersten Harpoon Antischiffsraketen aus Dänemark erhalten habe. In Kombination mit den ukrainischen Antischiffsraketen vom Typ Neptun könne so das Schwarze Meer befreit und die Stadt Odessa geschützt werden. Aus den USA habe die Armee Selbstfahrhaubitzen erhalten.
Deutschland soll der Ukraine in den vergangenen neun Wochen hingegen kaum Waffen geliefert haben. Die „Welt am Sonntag“ schreibt, zwischen dem 30. März und dem 26. Mai seien zwei Waffenlieferungen der Bundesregierung in der Ukraine eingetroffen. Beide beinhalteten nur Kleinstgerät. Die Zeitung beruft sich ukrainische Listen. So habe Deutschland laut einer dieser Listen Mitte Mai 3000 Panzerabwehrminen und 1600 speziellere Richtminen zur Panzerabwehr geschickt. In einer anderen Lieferung zuvor seien unter anderem Ersatzteile für Maschinengewehre, Funkgeräte, Handgranaten und Sprengladungen gewesen.
*** Cherson riegelt „Grenzen“ zur Ukraine ab
Das von russischen Truppen besetzte Gebiet Cherson im Süden der Ukraine hat die „Grenze“ Richtung Norden für Flüchtlinge geschlossen. „Der Grenzübergang in Richtung der Gebiete Mykolajiw und Dnipropetrowsk ist angesichts des systematischen Beschusses vonseiten ukrainischer Kämpfer sehr gefährlich“, erklärte der Vizechef der prorussischen Militärverwaltung, Kirill Stremoussow. Ausreisen aus dem Gebiet Cherson seien stattdessen über die Halbinsel Krim oder den russisch kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja möglich. Die neue Verwaltung hat zahlreiche Initiativen unternommen, das Gebiet Cherson von der Ukraine abzuschneiden und an Russland anzubinden. So wurde die russische Landeswährung Rubel eingeführt, die Administration hat die Ausgabe russischer Pässe gefordert und den Eintritt des Gebiets in die Russische Föderation – selbst ohne vorheriges Referendum.
Laut ukrainischer Armee ziehen russische Truppen unter anderem in der Region Cherson 30 Panzer und weitere gepanzerte Fahrzeuge sowie Raketenwerfer zusammen, auch Hubschrauber wurden demnach gesichtet. Aus der wochenlang von russischen Truppen belagerten und schließlich eroberten südukrainischen Hafenstadt Mariupol meldeten die neuen prorussischen Behörden das Einlaufen eines ersten Frachtschiffes. Dies wurde von der ukrainischen Marine als „Manipulation“ bezeichnet. Russland blockiere weiter die zivile Schifffahrt im Schwarzen und im Asowschen Meer.
*** Habeck: Können nicht alle Wünsche erfüllen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck weist den Vorwurf zurück, Deutschland sei zu zurückhaltend bei der Hilfe für die Ukraine. Der „Welt am Sonntag“ sagte er: „Während wir reden, werden gerade ukrainische Soldaten an der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet.“ In Kürze werde Deutschland diese Waffen in die Ukraine liefern. „Es ist also keineswegs so, dass Deutschland nichts oder zu wenig liefert.“ Richtig sei, dass Berlin nicht alle Wünsche der Ukraine erfüllen könne. „Daraus entsteht ein gewisses Spannungsverhältnis.“
Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski drängt den Westen zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. „Wenn den Ukrainern die Waffen, die sie anfordern, nicht geliefert werden, wird es bald wieder zu Kämpfen um Kiew kommen“, sagte der 58-Jährige der „Bild“. Er denke, westliche Politiker hätten vor allem Angst vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Sie glauben, sich nicht in einem Krieg zu befinden.“ Chodorkowski bezeichnete dies als „sehr dumme Haltung“, da sich westliche Politiker und Länder aus Putins Sicht bereits im Krieg mit Russland befänden. Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa/rts
https://www.n-tv.de/politik/Weitere-russische-Erfolge-im-Donbass-Drohung-aus-Moskau-an-Berlin-article23362296.html
Weitere Artikel zum Ukraine-Krieg
Lyman in russischer Hand Ukrainische Truppen halten im Donbass nur mühsam stand
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Kaim zu umkämpfter Ostukraine „Tempo westlicher Waffenlieferungen wird entscheiden“
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Intratext-Link
https://www.n-tv.de/politik/Putin-warnt-Scholz-vor-weiteren-Waffenlieferungen-article23362124.html
Ferner
Putin warnt Scholz vor weiteren Waffenlieferungen
https://www.n-tv.de/politik/Putin-warnt-Scholz-vor-weiteren-Waffenlieferungen-article23362124.html
Wieso zu wenig Getreide die Ukraine verlässt
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Europol sorgt sich um in die Ukraine gelieferte Waffen
https://www.n-tv.de/politik/Europol-sorgt-sich-um-in-die-Ukraine-gelieferte-Waffen-article23361661.html
Meldungen in anderen Medien
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56173943-habeck-weist-kritik-ueber-mangelnde-ukraine-unterstuetzung-zurueck-015.htm
RUSSLAND – UKRAINE – GROSSBRITANNIEN – RUSSLAND – UKRAINE – Russen wollen Stadt Lyman einnehmen – Lyman wichtiger Eisenbahnknotenpunkt – 27.5.2022
Kiew/London – Beim Krieg in der Ukraine rückt das 20.000-Einwohner-Städtchen Lyman in den Fokus. Bis Freitag hätten russische Streitkräfte wahrscheinlich den größten Teil der Stadt in der Oblast Donezk erobert, teilte der britische Militärgeheimdienst in seinem Lagebericht am Samstag mit.
Dabei handele es sich wahrscheinlich um eine vorbereitende Operation für die nächste Phase der russischen Donbass-Offensive. “Lyman ist strategisch wichtig, da es sich um einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt handelt und auch Zugang zu wichtigen Eisenbahn- und Straßenbrücken über den Fluss Siwerskyj Donez bietet”, heißt es von den Briten, die die Kriegslage besonders intensiv beobachten und seit Beginn der Kampfhandlungen täglich Lageberichte herausgeben. In den kommenden Tagen würden russische Einheiten in der Region wahrscheinlich vorrangig eine Überquerung des Flusses erzwingen. Im Moment bleibe Russlands Hauptanstrengung aber wahrscheinlich 40 Kilometer östlich, um den Siewerodonezker Kessel herum. © 2022 dts Nachrichtenagentur
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56174119-russen-wollen-stadt-lyman-einnehmen-003.htm
….. Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg ..…
# # # AUS ALLER WELT (Fortsetzung) # # #
EUROPA – Europol prophezeit Straßengewalt wie in Lateinamerika – 28.5.2022, 7:10
Den Haag – Die oberste europäische Polizeibehörde Europol warnt vor einer extremen Zunahme der Gewalt auf europäischen Straßen. Europol-Direktorin Catherine De Bolle spricht der “Welt am Sonntag” von einem “Niveau an Gewalt auf den europäischen Straßen, wie wir es noch nie gesehen haben. Bislang kannten wir das nur aus Lateinamerika.”
Die Entschlüsselung der von Kriminellen genutzten Chat-Anwendung EnchroChat durch Ermittler bezeichnete De Bolle als einen wichtigen Schlag gegen das organisierte Verbrechen. Man habe dadurch ganz neue Kenntnisse darüber erlangt, wie organisierte Kriminalität die Sicherheit in Europa, die Rechtsstaatlichkeit und die Demokratie gefährdet. De Bolle sagte: “Unser Fazit ist: Wir haben die Gefahr unterschätzt.”
Der Drogenhandel spiele für Kriminelle weiterhin eine große Rolle. Kartelle hätten erkannt, dass es sich lohnt, bestimmte Drogen auch in Europa herzustellen. “Wir haben etwa synthetische Drogen aus den Niederlanden auf dem brasilianischen Markt entdeckt, was uns sehr gewundert hat”, sagte De Bolle. Von den in der Andenregion hergestellten jährlich rund 2.000 Tonnen Kokain seien 60 Prozent mittlerweile für den europäischen Markt bestimmt.
Früher sei der Großteil der Produktion für den US-Markt vorgesehen gewesen. Neben der Gewalt und den Drogen sei auch das Ausmaß der Korruption unterschätzt worden. Mehr als die Hälfte der kriminellen Organisationen nutze Korruption, etwa um beim Drogenschmuggel Hafenarbeiter zur Kooperation zu bewegen. Dabei gehe es auch um sehr konkrete Drohungen.
“Kriminelle machen Fotos der Ehefrauen und der Kinder der Zielperson, um sie zur Mitarbeit zu drängen.” 80 Prozent der kriminellen Organisationen würden neben den illegalen Geschäften legale Geschäfte aufziehen, um ihr Geld zu waschen. “Das illegale Geschäft infiltriert unsere Wirtschaft und destabilisiert das System”, warnte De Bolle. © 2022 dts Nachrichtenagentur
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56173921-europol-prophezeit-strassengewalt-wie-in-lateinamerika-003.htm
DEUTSCHLAND – INFRASTRUKTUR – Scharfe Kritik an Gesetzentwurf zur Reduktion des Gasverbrauchs – NACHTRAG: 28.5.2022
Berlin – Die Energiewirtschaft hat die Vorschläge der Bundesregierung zur Reduzierung des Gasverbrauchs im Stromsektor scharf zurückgewiesen. Der entsprechende Gesetzentwurf des Bundesministeriums für Energie und Klima (BMWK) stelle in Teilen einen „erheblichen, unverhältnismäßigen und damit nicht gerechtfertigten Eingriff in die Grundrechte der betroffenen Unternehmen“ dar, sagte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) der „Welt am Sonntag“.
Der Geschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, warnte, dass durch das Gesetz „die Wärmeversorgung der privaten Haushalte und geschützten Kunden gefährdet wird.“ Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Dienstag vergangener Woche den Entwurf eines Gasreduktionsgesetzes als „Formulierungshilfe“ der Bundesregierung an das Parlament in die Ressortabstimmung gegeben. Er sieht vor, dass das Wirtschaftsministerium durch eine „Verordnungsermächtigung“ befugt wird, die Erdgas-Verstromung in Deutschland für einen Zeitraum von sechs Monaten zu reduzieren oder ganz zu unterbinden, sobald eine Gefährdung „der Zuverlässigkeit des Gasversorgungssystems nicht ausgeschlossen werden kann.“ Zusätzlich will das Ministerium eine Strafzahlung („Pönale“) auf die Stromproduktion in Gaskraftwerken verhängen dürfen.
Sogenannte Kraft-Wärme-Kraftwerke (KWK), die auch Fernwärmenetze speisen, sind von den Eingriffen nicht grundsätzlich ausgenommen. „Der BDEW lehnt die geplanten Maßnahmen zur Reduzierung des Gasverbrauchs in der Form ab“, erklärte der von der früheren Grünen-Politikerin Kerstin Andreae geleitete Energieverband dem Bericht zufolge. Es sei unverantwortlich, dass unter den Gaskraftwerken selbst Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen betroffen sein können, obwohl sie für den Betrieb von Fernwärmenetzen in den Städten gebraucht werden. „Der Gesetzentwurf“, warnt der BDEW weiter, habe eine „hohe Tragweite und Signalwirkung auf den Markt sowie künftig nötige Investitionen in wasserstofffähige Kraftwerke“. © 2022 dts Nachrichtenagentur
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56173736-scharfe-kritik-an-gesetzentwurf-zur-reduktion-des-gasverbrauchs-003.htm
DEUTSCHLAND – Maschinenbau senkt erneut die Jahresprognose – 28.5.2022, 1:31
FRANKFURT (Dow Jones)–Deutschlands Maschinenbauer müssen zum zweiten Mal die Produktionsprognose für 2022 senken. “Wir müssen die Jahresprognose wohl erneut korrigieren”, sagte Karl Haeusgen, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), im Interview mit der Welt am Sonntag. Es sei schon extrem, wie sich die Lage binnen kurzer Zeit eingetrübt habe. “Zum Jahreswechsel hatten wir mit 7 Prozent Wachstum für 2022 gerechnet, das mussten wir dann im März auf 4 Prozent korrigieren. Aber selbst das lässt sich nicht mehr halten.”
Haeusgen begründete den Schritt mit einer Vielzahl von Risiken, angefangen beim Ukraine-Krieg über den Lockdown in China bis hin zur Inflation und gestörten Lieferketten. “Uns trifft vor allem der Materialmangel”, sagte der Branchenvertreter im Vorfeld der Hannover Messe. “Den Unternehmen fehlen Halbleiter und etliche andere Elektronik-Bauteile, aber auch bei Metallen und Kunststoffen spitzt sich die Lage wieder zu. Und da hat der China-Lockdown für uns wesentlich heftigere Auswirkungen als der russische Angriffskrieg.”
Große Sorge hat der Maschinenbau auch vor einem weiterhin drohenden Gas-Embargo Russlands. “Ein Gas-Embargo würde die Lieferketten weiter stressen, sodass viele Teile plötzlich nicht mehr verfügbar sind. Dann stehen auch bei uns die Anlagen still”, sagte Haeusgen. Gleichzeitig könne sich das dann auch auf die Nachfrage auswirken. “Wir müssen deshalb den Druck auf Russland hochhalten. Wenn wir Putin wirklich treffen wollen, muss schleunigst ein Öl-Embargo in Kraft treten.” Leider werde das aber von den üblichen Querulanten in Europa aufgehalten.
DJG/apo/sha © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56173755-maschinenbau-senkt-erneut-die-jahresprognose-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56173734-maschinenbau-senkt-erneut-jahresprognose-003.htm
DEUTSCHLAND – Deutliche Verschärfung in wenigen Monaten: Deutsche haben immer größere finanzielle Sorgen – Ein Drittel wird Lebensunterhalt nur schwer bestreiten können – Ein Viertel hat bereits das Konto überzogen – Schuldner- und Insovenzberatung soll mit einer Million Euro jährlich verstärkt werden – 28.5.2022
Berlin – Mehr als jedem dritten Deutschen (38 Prozent) wird es nach eigenen Angaben zunehmend schwerfallen, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsauskunftei Schufa, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet.
Damit hat sich die Sorge vor finanziellen Problemen in nur wenigen Monaten deutlich verschärft. Noch im Januar dieses Jahres teilte die Angst vor nicht mehr stemmbaren Kosten nur etwa jeder vierte Bürger. Etwa jeder Siebte werde zudem „mit großer Wahrscheinlichkeit“ einen Kredit aufnehmen müssen, um seinen Lebensstandard halten zu können. Ebenso viele gaben an, sich bereits Geld bei Verwandten oder Freunden geliehen zu haben.
Und fast ein Viertel der Befragten hat aufgrund der gegenwärtigen Situation sein Konto überzogen. Für die Umfrage wurden im Mai 1.000 Menschen befragt. Das Bundesverbraucherschutzministerium will in diesem Zusammenhang die Schuldner- und Insolvenzberatung stärken. Dafür wolle man voraussichtlich eine Million Euro jährlich in die Hand nehmen, wie das Ministerium auf Nachfrage der „Welt am Sonntag“ mitteilte.
Über diese Mittel könne derzeit allerdings noch nicht verfügt werden, heißt es. Der Bundestag berät noch über den Nachtragshaushalt für dieses Jahr. Man tausche sich aber bereits mit anderen Ressorts und den Interessenvertretungen der Schuldnerberatung aus, um entsprechende Förderprojekte vorzubereiten.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56175009-deutsche-haben-immer-groessere-finanzielle-sorgen-003.htm
DEUTSCHLAND – DIW: Geplantes Klimageld kann Inflation nicht kompensieren – 28.5.2022
Berlin – Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, kritisiert das geplante Klimageld von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Zwar sei die Maßnahme „gut und richtig“, aber: „Klar ist auch, dass ein solches Klimageld eher zu gering ist, um die hohe Inflation, vor allem für Menschen mit geringen Einkommen, zu kompensieren“, sagte Fratzscher am Samstag RTL/ntv.
Zudem sei das Klimageld gar nicht als Reaktion auf die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine entstanden: „Ein Klimageld wäre so oder so gekommen, denn das war ja Abkommen im Koalitionsvertrag und deshalb sollte man das jetzt nicht als eine Reaktion auf die hohe Inflation verkaufen.“ Fratzscher forderte deswegen: „Es braucht eine spezifische Entlastung von Menschen mit geringen Einkommen, gerade bei den Lebensmitteln, damit sie den Schock der hohen Inflation abfedern können.“ Experten gehen davon aus, dass das Klimageld im Schnitt bei bis zu 200 Euro pro Kopf und Jahr liegen könnte. Fratzscher sagte dazu: „Familien mit wenig Einkommen bräuchten eigentlich eher 100 bis 150 Euro im Monat.“ © 2022 dts Nachrichtenagentur
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56174811-diw-geplantes-klimageld-kann-inflation-nicht-kompensieren-003.htm
ÖSTERREICH – Flexible Gesetze sollen Ortszentren beleben – Ortszentren: Denkmalschutz als gravierendes Problem – Kampf gegen Online-Handel – 28.5.2022
Das Problem ist nicht neu, verschärft sich aber laufend: Leere Geschäftslokale in Ortskernen und Innenstädten, Abwanderung der Betriebe in Fachmarktzentren an Ortsrändern. Die Wirtschaft fordert bessere Rahmenbedingungen, um Ortskerne wiederzubeleben.
„Unsere Ortszentren haben in den vergangenen Jahren an wirtschaftlicher Attraktivität verloren“, klagt der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker. Viele Betriebe seien wegen nicht mehr zeitgemäßer Rahmenbedingungen in die Peripherie abgewandert. Ecker fordert deshalb, dass veraltete Regelungen überdacht und rasch angepasst werden, damit die Ortszentren wieder aufblühen.
Ein gravierendes Problem sei der Denkmalschutz, der „eine wirtschaftlich darstellbare Sanierung oftmals unmöglich“ mache. Sinnvoll wäre daher, dass sich Denkmalschutzbescheide „zukünftig nur auf die schützenswerten Teile eines Objektes erstrecken“, so Ecker. Im Landes-Wirtschaftsparlament wurde deshalb nun ein Maßnahmen-Paket vorgeschlagen, das Betriebsansiedelungen und Änderungen von Flächennutzungen in Ortszentren erleichtern soll.
*** Kampf gegen Online-Handel
Dem Trend zum Onlinehandel könne man laut Nina Stift, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, nur durch ein breites Angebot und veränderte Nutzungen in den Zentren entgegenwirken, damit sich wieder vermehrt Betriebe ansiedeln. Die Wirtschaft fordert zudem, dass innerörtliche Betriebe bei Umbauten und Nutzungsänderungen Bestandsschutz genießen und in der Raumordnung Regelungen zur Baulandmobilisierung in den Kerngebieten festgelegt werden.
Darüber hinaus soll laut dem Antrag, den der Wirtschaftsbund an das Wirtschaftsparlament stellte, für kleinere, ortstypische Geschäfte mit Kundenverkehr die Genehmigungspflicht entfallen. Darunter fallen etwa Greißler, Fleischer oder auch Gasthäuser. „Mit dem Entfall der Genehmigungspflicht würde pro Fall eine Kostenersparnis von rund 2.000 bis 3.000 Euro erzielt werden. Gleichzeitig werden dadurch raschere Genehmigungsverfahren möglich“, erläutert Stift. red, noe.ORF.at
https://noe.orf.at/stories/3158336/
ÖSTERREICH – Flugverkehr über Wien nimmt stark zu – Niveau von 2019 bereits erreicht – Luftraum füllt sich: 650 Maschinen pro Tag – Fluglotsen sind vorbereitet: Pandemiezeit zur Ausbildung genutzt – Stressresistente Maturanten gesucht – Austro Control: 340 Fluglotsinnen und Fluglotsen sowie 40 Trainees jährlich – 28.5.2022
Der Flugverkehr in Ostösterreich steigt wieder stark. Das Aufkommen bei den Überflügen habe bereits jetzt das Volumen von 2019 erreicht, bis zum Sommer solle das Vorkrisenniveau noch überschritten werden, hieß es bei der Austro Control.
Die Auslastung am Flughafen Wien liegt derzeit bei 80 Prozent gegenüber 2019, im Sommer sollen wieder 90 Prozent der Flüge aus 2019 starten. Vom Flughafen Wien werden mit der Feriensaison rund 650 Maschinen pro Tag starten.
*** Luftraum wird wieder voller
Pro Tag werden im gesamtösterreichischen Luftraum dann mehr als 3.500 Flugbewegungen abgewickelt, aktuell sind es rund 3.000. Dafür braucht es auch wieder mehr Fluglotsinnen und Fluglotsen. Laut Austro Control wird man das auch im Sommer schaffen. Denn die Zeit während der Krise und des geringeren Verkehrsaufkommens sei für Schulungen genutzt worden.
*** Fluglotsen sind vorbereitet
Im Rahmen von Skill-Save-Trainings sei bereits auf die Bewältigung eines wieder höheren Verkehrsaufkommens hingearbeitet worden. Laut Austro Control sind jetzt mehr Lotsinnen und Lotsen im Einsatz, als das noch vor der CoV-Pandemie der Fall war.
Aber nicht nur die Zahl der Fluglotsinnen und -lotsen ist für den reibungslosen und vor allem pünktlichen Ablauf in der Luft notwendig. Die öfter auftretenden Gewitter sorgen für Verspätungen. Um diese möglichst kurz zu halten, ist ebenfalls trainiert worden. Etwa wenn es darum geht, rasch zusätzliche Kontrollsektoren zu aktivieren, um je nach Verkehrsaufkommen flexibel agieren zu können.
*** Stressresistente Maturanten gesucht
Der Bedarf an Fluglotsinnen und Fluglotsen ist dennoch weiterhin hoch. So werden Interessierte gesucht: Maturantinnen und Maturanten, die über ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen verfügen, stressresistent sind und gerne im Team arbeiten. Die Ausbildung dauert rund drei Jahre und findet im Austro Control Ausbildungszentrum in Wien statt.
Derzeit arbeiten bei der Austro Control rund 340 Fluglotsinnen und Fluglotsen. Pro Jahr werden bis zu 40 Trainees aufgenommen. red, wien.ORF.at/Agenturen
https://wien.orf.at/stories/3157969/
ÖSTERREICH – Waldviertler Zuzug lässt Wohnpreise steigen – NACHTRAG: 26.5.2022
Das Coronavirus hat der Nachfrage nach Wohnen auf dem Land einen kräftigen Schub verliehen. Davon profitiert der Immobilienmarkt im Waldviertel überproportional. Allerdings wird das Angebot zunehmend knapper, die Preise steigen teils kräftig.
Das Waldviertel liegt im Trend. Auch wenn das Interesse schon seit mehreren Jahren zunimmt, wurde die Nachfrage seit Ausbruch der CoV-Pandemie nochmals verstärkt. Im Vorjahr wurden in den fünf Bezirken Gmünd, Horn, Krems Land, Waidhofen/Thaya und Zwettl 2.431 Wohnimmobilien verkauft – im Wert von 192 Millionen Euro.
Die größte Gruppe, die ins Waldviertel zieht, ist laut einer Erhebung der Initiative „Wohnen im Waldviertel“ und Raiffeisen Immobilien zwischen 20 und 34 Jahre alt, viele von ihnen haben Kinder. Hauptmotiv für den Zuzug ist neben dem sicheren Aufwachsen der eigenen Kinder die relativ gute Leistbarkeit von Immobilien. Laut Regionalentwickler Josef Wallenberger würden viele auch erkennen, „welch gute Lebensqualität und Infrastruktur sie hier vorfinden.“
*** Durch den Trend zum Homeoffice gewinnen vor allem ländlichere Regionen an Attraktivität
Zudem spielt der Region der Trend zum Homeoffice in die Hände. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Raiffeisen Immobilien vom März 2022 wünschen sich drei Viertel der Österreicherinnen und Österreich mit Homeoffice-Erfahrung die Möglichkeit auch nach Pandemie-Ende weiterhin zumindest teilweise von zu Hause zu arbeiten. Davon würde gerade das Waldviertel profitieren, wo der Ausbau des Breitbandinternets voranschreitet.
*** Zuzug dämpft Bevölkerungsrückgang
In Schnitt der vergangenen Jahre zogen etwa 4.900 Menschen in die Region, davon kamen etwa 1.350 aus Wien. Dahinter folgten das Wiener Umland, der Raum St. Pölten und beispielsweise auch Regionen wie Linz-Wels. Positiv für das Waldviertel: Laut der vorläufigen Ergebnisse der Statistik Austria kann durch den Zuzug auch heuer die doch hohe negative Geburtenbilanz gut ausgleichen werden und der Rückgang der Bevölkerung spürbar abgebremst werden.
*** Der Traum vom Haus wird immer unleistbarer
Durch den starken Zuzug setzte aber auch ein finanzieller Aufholprozess ein. Im Vorjahr stiegen die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen überdurchschnittlich stark. Das zeigt eine Analyse von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland. Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für ein Einfamilienhaus im Waldviertel legten demnach von 2020 auf 2021 um mehr als ein Drittel auf 2.577 Euro zu.
Eigentumswohnungen verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 28 Prozent auf 2.335 Euro/m2. Zum Vergleich: Im NÖ-Durchschnitt betrugen die Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern zehn Prozent, bei Eigentumswohnungen sieben Prozent. Grundstücke sind dafür mit im Schnitt 21,7 Euro/m² noch eher günstig (NÖ-Schnitt: 90,9 Euro/m²).
*** Die Stunde der Verkäufer: im Speckgürtel von Wien werden Wohnungen und Gründstücke für junge Erwachsene zunehmend unleistbar
Der Immobilienboom im Waldviertel hat jedoch – vor allem bei gebrauchten Immobilien – zu einer deutlichen Verknappung des Angebots geführt. Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland spricht davon, dass „der Markt ausgetrocknet“ ist: „Gebrauchte Immobilien in gutem Zustand sind nur schwer zu bekommen. Und wenn, dann sind sie nicht lange auf dem Markt.“
Für die Zukunft rechnen die Experten für das Waldviertel mit einer weiterhin positiven Entwicklung, wenngleich die Preissteigerungsraten sich mittelfristig auf niedrigerem Niveau einpendeln sollten. „Das Waldviertel bleibt im Trend“, sagt Weinberger, der aktuell eine verstärkte Nachfrage von „Klimaflüchtlingen“, Menschen, die es aus der Hitze der Großstadt in den angenehm kühlen Norden Niederösterreichs zieht, beobachtet. red, noe.ORF.at
https://noe.orf.at/stories/3158085/
ÖSTERREICH – EVN bohrt Mikrotunnel unter Donau – Verbindung der Versorgungssysteme von Korneuburg und Klosterneuburg (Bezirk Tulln) als Zweck – Mikrotunnel für Trinkwasser, Gas, Strom, Naturwärme und Internet – NACHTRAG: 26.5.2022
Die EVN will die Versorgungssysteme von Korneuburg und Klosterneuburg (Bezirk Tulln) verbinden. Dafür wird ein 460 Meter langer Mikrotunnel unter der Donau gebohrt, in den Leitungen für Trinkwasser, Gas, Strom, Naturwärme und Internet kommen.
In der Nähe der Donau-Rollfähre zwischen Korneuburg und Klosterneuburg soll der Mikrotunnel entstehen. Er wird im Rohr-Vortriebverfahren mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern gebohrt, so Richard Karlberger, Projektleiter der Netz NÖ gegenüber noe.ORF.at: „Vorne ist der Bohrkopf, der das Material abbaut. Hinten werden Betonrohre mit einer Hydraulikpresse nachgeschoben, die den Druck am Bohrkopf erzeugen.“ Das Material wird vorne gebrochen und mit Rohrleitungen in die Bohrgrube zurückgepumpt.
Der 40 Tonnen schwere Bohrkopf wurde nun in Millimeterarbeit in die Bohrgrube bei Klosterneuburg gehoben, in den nächsten Tagen sollen die Bohrarbeiten beginnen. Im Uferbereich muss der Bohrer zunächst durch Sand und Kies, danach rechnet die EVN durchgängig mit Gestein. Die schwierigsten Stellen seien die Übergänge, so Karlberger, vom weichem Boden zu Fels und dann wieder hinaus.
In den Mikrotunnel kommen die Leitungen für Trinkwasser, Gas, Strom, Naturwärme und Breitbandinternet. „Wir haben den Raum im Tunnel bestmöglich ausgenützt. Es müssen Abstände zwischen den Leitungen eingehalten werden, noch eine Leitung passt dann nicht mehr hinein“, so Karlberger.
*** Bohrungen starten noch diese Woche
Die Regionen Klosterneuburg und Korneuburg zählen im Wiener Raum zu den Wachstumsregionen. Die Verbindung der Versorgungssysteme soll für Sicherheit sorgen, etwa bei Fernwärme oder auch beim Trinkwasser. So werden Naturwärmeanlagen in beiden Regionen miteinander verbunden. Das Fernwärmenetz soll so abgesichert werden, etwa für den Fall, dass ein Hackschnitzelwerk ausfällt oder in Revision geht. Ähnliches gilt etwa für die Versorgung mit Trinkwasser, so Zach.
Zehn Millionen Euro kostet das Projekt. Mit den Bohrungen soll noch diese Woche begonnen werden. Bis Ende Juli wird Tag und Nacht gebohrt, danach werden die Rohrbündel eingezogen und der Tunnel wird wieder komplett verfüllt.
*** Baustelle wird ökologisch betreut
Da in den Donau-Auen gebaut und teilweise auch gerodet werden musste, wird die Baustelle auch ökologisch betreut. Schon während der Planungen habe man intensive Gespräche mit Naturschützern und Anrainern geführt, so EVN-Pressesprecher Stefan Zach.
Man versuche das Projekt möglichst naturnahe zu gestalten, Pflanzen wurden versetzt, besonders schützenswerte Bäume sind stehen geblieben. Das Abbaumaterial wird untersucht und gereinigt und dann etwa für Forstwege in der Umgebung verwendet. Damit würde man zusätzlich Lkw-Fahrten reduzieren. Katharina Bernhart, noe.ORF.at
https://noe.orf.at/stories/3157986/
ÖSTERREICH – Schuldnerberatung registriert mehr Nachfragen: vielen wird der Alltag zu teuer – Reparatur der Waschmaschine nicht leistbar – Lange Schlangen vor Lebensmittel-Ausgabestellen – NACHTRAG: 27.5.2022
Immer mehr Menschen in Wien sind von der stärksten Teuerung seit 40 Jahren betroffen. Der Zustrom zu den Ausgabestellen für Lebensmittel wächst. Die Schuldnerberatung bemerkt mehr Nachfragen von Menschen, die besorgt sind, wie es weitergehen soll.
Die Teuerung spüren jetzt sogar auch schon Einkommensschichten, die bisher mit ihrem Geld ausgekommen sind. Sie schaffen es derzeit, wissen aber nicht, wie lange noch. Vermehrt holen sie sich Tipps bei der Wiener Schuldnerberatung, bestätigte Gudrun Steinmann. Sie rechnet angesichts steigender Preise mit immer mehr solcher Betroffenen. Die Teuerung werde sich zeitverzögert im Herbst oder im kommenden Jahr bei vielen Wienern in Schulden niederschlagen.
Die Schuldnerberatung klärt mögliches Einsparungspotential. Das gibt es eventuell beim Auto, durch Preisvergleiche bei Anschaffungen, durch weniger Konsumation in Lokalen oder beim täglichen Einkauf. Viele Menschen hätten zum Beispiel verlernt, bewusst einzukaufen und auch bewusst zu kochen.
*** Reparatur der Waschmaschine nicht leistbar
Auch in die Sozialberatungsstellen kommen inzwischen 30 Prozent mehr Menschen, darunter Familien mit Kindern, Pensionistinnen und Pensionisten oder alleinerziehende Mütter: „Erst vergangene Woche habe ich ein Beratungsgespräch mit einer alleinerziehenden Mutter gehabt, die seit Wochen ihre Wäsche wieder mit der Hand wäscht, weil sie sich die Reparatur der Waschmaschine nicht leisten kann“, so Doris Anzengruber, Leiterin der Caritas Sozialberatung.
Eine 84-jährige Frau habe um Rat gefragt, weil sie nichts mehr sparen kann und habe dann ihre Begräbniskostenversicherung storniert. Damit habe sie wieder 30 Euro zur Verfügung, mit denen sie Lebensmittel kaufen könne.
*** Lange Schlangen vor Lebensmittel-Ausgabestellen
Nicht nur Schuldner- und Sozialberatung verzeichnen mehr Anfragen, auch an den langen Schlangen vor den Ausgabestellen der Caritas für Lebensmittel zeigt sich die Krise deutlich. Immer mehr Menschen in Wien sind auf dieses beinahe kostenlose Einkaufen angewiesen: „Wir merken, dass es einen großen Bedarf gibt. In den vergangenen Jahren haben wir pro Woche rund siebzehn Tonnen an Lebensmitteln ausgegeben, jetzt sind es vierundzwanzig. Der Bedarf ist groß und er steigt“, sagte Anzengruber.
Schon vor der Teuerung war es für viele Menschen knapp, jetzt wird der Alltag für immer mehr Menschen unleistbar. Das Sozialsystem fängt sie nicht mehr ausreichend auf: „Was es jedenfalls braucht, ist eine armutsfeste Sozialhilfe oder Mindestsicherung. Die Menschen kommen mit der Sozialhilfe kaum mehr aus“, betonte Anzengruber. Sogar arbeitende Menschen würden um Hilfe fragen. Mit einer Entspannung der Lage rechnet die Caritas nicht. Sie sucht deshalb gerade nach einem weiteren Standort für eine neue, große Lebensmittelausgabe. red, wien.ORF.at
https://wien.orf.at/stories/3158063/
ÖSTERREICH – WKO: Fachkräftemangel wird zu Arbeitskräftemangel – 28.5.2022
Eine Umfrage unter Betrieben zeigt laut Wirtschaftskammer (WKO), dass der Fachkräftemangel so präsent ist wie nie zuvor. Dieser werde zum Arbeitskräftemangel, die Betroffenheit gehe quer durch alle Branchen – am stärksten wirke er sich in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft aus. Das Problem werde sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Die WKO sieht als Hebel dagegen die Reform der Arbeitslosenversicherung und der Rot-Weiß-Rot-Karte.
Das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) hat im Auftrag der WKO für das Arbeitskräfteradar knapp 4.000 Unternehmen im März und April befragt. Fast drei Viertel der befragten Betriebe sind sehr stark (43,8 Prozent) oder eher stark (29,1 Prozent) von einem Mangel an Fachkräften betroffen. Gar nicht betroffen sind 16,1 Prozent.
Im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft, zu der Hotellerie und Gastronomie gehören, sind mehr als 80 Prozent der Befragten sehr oder eher stark vom Fachkräftemangel betroffen, nur 7,8 Prozent gar nicht, zeigt die Umfrage. Damit ist diese Branche am stärksten vom Mangel erfasst. Dahinter folgen Transport und Verkehr sowie Gewerbe und Handwerk.
*** Wenige setzen auf Ausbildung eigener Lehrlinge
Der Fachkräftemangel wirkt sich bei 61 Prozent sehr stark als „Zusatzbelastung für die Firmenchefs (und deren Familienangehörige)“ aus. Dazu kommen 26 Prozent, bei denen das „eher“ zutrifft. Auch die Arbeitsintensität für die vorhandenen Mitarbeiter steigt bei fast 85 Prozent. Schlusslicht bei den angegebenen Auswirkungen: Nur 16,5 Prozent setzen stark auf die verstärkte Ausbildung eigener Lehrlinge und 24,6 Prozent eher mehr auf die eigene Lehrlingsausbildung.
Offene Stellen haben 71 Prozent der Firmen. Bei der gleichen Umfrage vor zwei Jahren waren es lediglich 58,6 Prozent. Laut WKO-Hochrechnung können derzeit 272.000 Stellen nicht besetzt werden, 2020 seien es 100.000 gewesen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3268245/