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# # # CORONA-PANDEMIE # # #
CORONA – MEDIZIN – Impfung nach Infektion mit SARS-CoV-2 könnte Long-COVID-Symptome reduzieren – 19.5.2022
CORONA – MEDIZIN – Leitlinie zu SARS-CoV-2 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett überarbeitet – 19.5.2022
CORONA – INTERNATIONAL – DEUTSCHLAND – SCHWEDEN – Übersterblichkeit: WHO-Autoren korrigieren Daten für Deutschland und Schweden – Neue Berechnung führt zu vergleichbarer Übersterblichkeit in Deutschland und Schweden – Widersprüchliche Studien – Fehleranfällige Berechnungen – 19.5.2022
CORONA – INTERNATIONAL – Einsamkeit hat während der Pandemie moderat zugenommen – Metaanalyse von 34 Studien aus 4 Kontinenten – 19.5.2022
….. THEMENKRANZ …..
AFFENPOCKEN – Epidemiologie: Affenpocken in immer mehr Ländern, WHO ruft zur Kontaktverfolgung auf – 19.5.2022
AFFENPOCKEN – Wie gefährlich sind Affenpocken? – Unerkannte Ausbreitung, aber am häufigsten als nicht reiseassoziierte Erkrankungsfälle vermutlich in MSM-Gruppen – 19.5.2022
POLIOVIRUS – WHO bestätigt: erster Wildpoliofall seit 1992 in Mosambik entdeckt – Gelegentliche Fälle von Impfpoliomyelitis – Unheilbare Poliomyelitis: Pakistan und Afghanistan bis heute nicht Wildpoliovirus-frei – 19.5.2022
WELTRAUMFORSCHUNG – USA und Japan wollen Weltraum-Kooperation ausbauen – 19.5.2022
ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT / PUBLIC HEALTH – Hälfte der Bevölkerung hält Wissenschaft nicht für unabhängig – 19.5.2022
ARBEITSWELT – Deutschland: Jeder Zehnte arbeitet sonntags, jeder 20. Beschäftigte auch nachts – 19.5.2022
SOCIALMEDIA – WhatsApp öffnet Plattform für Unternehmen – 19.5.2022
GESELLSCHAFT – Neue Werte in Österreich: Junge zwischen Sorgen und Sinnsuche – Frauen pessimistischer – Klima und Lebenshaltungskosten als Hauptsorgen – Finanzielle Absicherung als Thema – Verschobene Prioritäten – Hybride und flexible Arbeit als Wunsch – Arbeitsstress als immer wichtigeres Thema – „Alarmzeichen und Chance“ für Unternehmen – 19.5.2022
# # # AUS ALLER WELT # # #
INTERNATIONAL – Guterres: Ernährungskrise könnte Jahre dauern – 19.5.2022
INTERNATIONAL – Wo die Stagflation droht: Europa samt Großbritannien vorneweg – Chart des Tages – 19.5.2022
BÖRSEN – Bewertungen von Rating-Agenturen rätselhaft – Wirtschaftswissenschaftler sehen zu viel Macht – Länder und Unternehmen von Urteil abhängig – Schlechte Bewertung: schwächen Unternehmen und Staaten zusätzlich – Gewissheiten vorgegaukelt – Agenturen haben „zu viel Macht“ – 19.5.2022
BÖRSEN – Ölpreise legen nach deutlichen Vortagsverlusten etwas zu – Brent bei 110,04 und WTI bei 109,82 USD je Fass – 19.5.2022
BÖRSEN – US-Anleihen legen zu – Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sinkt auf 2,86 Prozent – Inflation, Zinsangst, Konjunktursorgen – 19.5.2022, 21:11
BÖRSEN – Deutsche Anleihen legen deutlich zu – Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fällt auf 0,93 Prozent – Inflations-,Konjunktur- und Zinssorgen treiben in sicheren Anleihehafen – 19.5.2022, 17:47
BÖRSEN – Aktien Wien Schluss: Leitindex gegen europäischen Trend im Plus – 19.5.2022, 18:23
ZENTRALBANKEN – KOMMENTAR – Deka/Kater: Zentralbank-Reaktion heute nicht stärker als in 1970ern – Damals Realzins positiv, heute negativ – Gleichgewichts-Realzins kann durchaus im negativen Bereich liegen, Leitzins von 0 Prozent könnte bereits konjunkturbremsend sein – „Turbomechanismen abschalten“ im Rahmen eines „ganz schön trägen Mechanismus“ – Szenario einer „Stagflation light“ denkmöglich – 19.5.2022
ZENTRALBANKEN – EZB/De Guindos: Nettokäufe von Anleihen Anfang des dritten Quartals einstellen – 19.5.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB-Falken wollten im April unverzügliche Maßnahmen – Protokoll – 19.5.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Stimmen im EZB-Rat drängen zum Handeln – Vizepräsident mahnt zur Vorsicht – Wann enden Anleihenkäufe? – 19.5.2022
USA – USA: Philly-Fed-Index geht im Mai deutlich zurück – Fall um 15 Punkte auf 2,6 Zähler – 19.5.2022
USA – USA: Verkäufe bestehender Häuser sinken stärker als erwartet – 19.5.2022
USA – Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe steigen wider Erwarten – 19.5.2022
INDONESIEN – Indonesien hebt Exportverbot von Palmöl wieder auf – Wichtigstes Pflanzenfett – 19.5.2022
%%% UKRAINE-KRIEG %%%
n-tv-Liveticker zum Ukraine-Krieg – 20.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – Die Kriegsnacht im Überblick: Befehlshaber melden sich angeblich aus Asow-Stahlwerk – Weitere Zivilisten im Donbass getötet *** „Hölle“ im Donbass und angebliches Video aus Asowstal – Die USA helfen der Ukraine mit Milliarden – Von der Leyen: Wiederaufbauhilfen für Ukraine an Reformen binden – Melnyk zu schweren Waffen: Eindruck, dass Scholz nicht liefern will – Das wird heute wichtig – inkl. 1:43-min-Video * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 20.5.2022, 7:34
RUSSLAND – UKRAINE – Der 85. Kriegstag im Überblick: Hunderte weitere Kämpfer aus Asowstal-Werk ergeben sich – Scholz sichert Ukraine weitere Hilfe zu *** Hunderte weitere Kämpfer ergeben sich im Stahlwerk – Scholz sagt Ukraine weitere Unterstützung zu – Kreml-Sprecher: Ukrainer in besetzten Gebieten sollen entscheiden – Schröder verliert Privilegien, EU-Parlament will Sanktionen – NATO: 42.000 Soldaten und 120 Flugzeuge in hoher Alarmbereitschaft – Generalstabschefs Russlands und der USA tauschen sich aus – US-Senat stimmt für 40-Milliarden-Paket für Ukraine – Russland will ukrainische Häfen nur unter Bedingungen öffnen – Regisseur Serebrennikow gegen Boykott russischer Kultur * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 19.5.2022, 21:50
RUSSLAND _ UKRAINE – HINTERGRUND – Rumoren in der russischen Armee – Druck auf Kommandeure wächst – Gerüchte über Generalstabschef und Putin-Einmischung – Schwierigkeiten eingeräumt – Offene Worte im Staatsfernsehen –
Desaster bei Flussüberquerung – Kaum Frontverschiebungen erwartet – Proteste gegen Rekrutierungen in „Volksrepubliken“ – 19.5.2022
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Kornkammer Ukraine: Jedes dritte Feld nicht bestellt – Drastischer Einbruch bei Mais und Sonnenblumen – Keine Daten zu Luhansk – Ausfuhren dramatisch eingebrochen – Guterres appelliert an Moskau – Baerbock wirft Moskau „Kornkrieg“ vor – USA und Russland mit gegenseitigen Vorwürfen – Russland will „Verpflichtungen erfüllen“ – 19.5.2022
….. Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg ..…
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Moskau: 230.000 ukrainische Kinder nach Russland gebracht – 19.5.2022, 22:23
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – RUSSLAND – EU-Kreise: Rubel-Konto für Gaszahlungen möglich – 19.5.2022, 21:47
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – UKRAINE – Von der Leyen: Wiederaufbauhilfe an Reformen knüpfen – Beitrittsverfahren von Entwicklung abhängig – 19.5.2022, 23:51
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Integrationshilfe für Ukraine-Vertriebene – 19.5.2022 (Meldungsabschnitt)
# # # AUS ALLER WELT (Fortsetzung) # # #
EURORAUM – Euroraum-Leistungsbilanz im März negativ – teure Energieimporte – 19.5.2022
DEUTSCHLAND – E-Auto-Produktion 2021 um 86 Prozent erhöht – Zahl der hergestellten Pkw mit Verbrennungsmotor ist binnen Jahresfrist um 23 Prozent gesunken – Auch Importe ziehen an – 19.5.2022
ÖSTERREICH – STATISTIK – Verdoppelung der Einbürgerungen im 1. Quartal 2022; knapp 40% der neu Eingebürgerten sind Nachkommen von NS-Opfern – 19.5.2022
ÖSTERREICH – INFRASTRUKTUR – WIFO fordert Spar- und Notfallpläne – Priorisierung bei Abnehmern notwendig – WIFO: Zeit drängt – „Smart Meter“ auch für Gasversorgung? – Wirtschaftskammer will Alpe-Adria-Infrastrukturgipfel – 19.5.2022
ÖSTERREICH – INFRASTRUKTUR – Einstimmig: Regeln für Gasbevorratung beschlossen – 19.5.2022
ÖSTERREICH – INFRASTRUKTUR – Westbahn ab Juni im Halbstundentakt – Wunsch nach wechselseitiger Ticketanerkenntnis – 19.5.2022
ÖSTERREICH – Wirtschaftskammer: Lokalpreise bis zu 20 Prozent höher – NACHTRAG: 18.5.2022
ÖSTERREICH – Hochbetrieb bei Veranstaltern von Hochzeiten und Bällen – Indoorbetriebe haben es schwerer – 19.5.2022
ÖSTERREICH – Klimabonus wird ab Oktober ausbezahlt – Regionale Differenzierung – Umstrittene Einstufung – 19.5.2022
ÖSTERREICH – Vom Forscher zum Firmengründer – 15 Mio. Euro für Hochschul-Spin-offs – 19.5.2022
ÖSTERREICH – Nationalrat: Studienbeihilfe wird angehoben – 19.5.2022
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Zur freundlichen Erinnerung:
KURZWELLENEMPFANG – Weitere ORF-Radio-Journale werden via Kurzwelle ausgestrahlt – 1.3.2022
Ab sofort bietet der ORF zusätzlich zum “Ö1 Morgenjournal” (6155 kHz, 7.00 Uhr, Montag bis Samstag), täglich auch das “Ö1 Mittagsjournal” (13730 kHz, 12.00 Uhr, Montag bis Samstag) und das “Ö1 Abendjournal” (5940 kHz, 18.00 Uhr, Montag bis Freitag und Sonntag) via Kurzwelle an.
https://www.leadersnet.at/news/56617,weitere-orf-radio-journale-werden-via-kurzwelle-ausgestrahlt.html
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# # # CORONA-PANDEMIE # # #
CORONA – MEDIZIN – Impfung nach Infektion mit SARS-CoV-2 könnte Long-COVID-Symptome reduzieren – 19.5.2022
Newport – Wer noch ungeimpft ist und nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 an Long COVID leidet, könnte mit einer nachträglichen Impfung gegen COVID-19 möglicherweise seine Symptome reduzieren.
Dies zeigt eine große Studie aus dem Vereinigten Königreich, deren Ergebnisse im BMJ veröffentlicht wurden (DOI: 10.1136/bmj-2021-069676).
Die Autoren um Daniel Ayoubkhani vom Office for National Statistics in Newport betonen, dass sich aus ihren Beobachtungen noch keine Kausalität ableiten lasse. Um eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können, seien weitere Daten notwendig.
„Aber die Impfung von bereits infizierten Menschen könnte dazu beitragen, die Belastung durch Long COVID auf Bevölkerungsebene etwas abzumildern, zumindest in den ersten paar Monaten nach der Impfung“, schreiben sie.
Es gibt bereits Hinweise darauf, dass gegen COVID-19 geimpfte Menschen bei einer Infektion weniger stark von Long COVID betroffen sind als Ungeimpfte. Aber erstreckt sich dieser Schutzeffekt der Impfung auch auf Menschen, die bereits an Long COVID leiden?
*** Hoher Bedarf an Handlungsoptionen für Long COVID
Eine spezifische Therapiemöglichkeit für Long COVID gibt es bis dato nicht. Und eine Befragung im Vereinigten Königreich ergab, dass 44 % der Menschen mit Long-COVID-Symptomen diese für mindestens 1 Jahr haben. 2/3 davon gaben an, dass die Symptome schwer genug sind, um sie im Alltag einzuschränken.
Ayoubkhani und seine Kollegen analysierten Daten von 28.356 Erwachsenen im Alter von 18-69 Jahren, die nach einem positiven Test auf SARS-CoV-2 mindestens 1 Mal gegen COVID-19 geimpft wurden. Das Vorliegen von Long-COVID-Symptomen verfolgten sie dann über einen 7-monatigen Zeitraum von Februar bis September 2021.
Insgesamt 6.729 Studienteilnehmer (23,7 %) gaben an, in den 7 Monaten mindestens 1 Mal Long-COVID-Symptome gehabt zu haben. Vor der Impfung gegen COVID-19 veränderte sich das Risiko für Long COVID im Zeitverlauf wenig.
Abnahme der Symptome nach der 1. Impfung und nach der 2. Impfung
Eine 1. Impfung gegen COVID-19 war mit einer initialen signifikanten Abnahme des Risikos für Long COVID um 12,8 % assoziiert. Allerdings ließ sich aus den Daten nicht ablesen, ob diese Verbesserung über die folgenden 12 Wochen bis zur 2. Impfung erhalten blieb.
Die 2. Impfung gegen COVID-19 war mit einer ebenfalls signifikanten weiteren Abnahme des Risikos für Long COVID um 8,8 % assoziiert. Diese Verbesserung sei mindestens über 9 Wochen erhalten geblieben, berichten die Autoren.
Auch wenn der Fokus der Untersuchung auf schwere, den Alltag einschränkende Long-COVID-Symptome gelegt wurde, waren die Ergebnisse vergleichbar.
*** Kein Beweis für Kausalität
„Die Wahrscheinlichkeit, mit der Long-COVID-Symptome auftraten, nahm nach der Impfung gegen COVID-19 ab und die Evidenz deutet auf eine anhaltende Verbesserung nach der 2. Impfung hin – zumindest über eine Nachbeobachtung von median 67 Tagen“, schreiben die Autoren.
Aufgrund der beobachtenden Natur der Studie lässt sich nicht ausschließen, dass die Reduktionen von anderen, nicht gemessenen Faktoren verursacht wurden. Allerdings blieben die Ergebnisse auch nach Berücksichtigung von soziodemografischen Faktoren, Gesundheitszustand, Vakzintyp und Abstand zwischen Infektion und Impfung konsistent.
Als nächstes müsse die langfristige Beziehung zwischen der Impfung gegen COVID-19 und Long COVID näher untersucht werden, so die Forschungsgruppe um Ayoubkhani.
„Wir müssen die biologischen Mechanismen verstehen, die der Verbesserung der Long-COVID-Symptomatik nach einer Impfung zugrunde liegen. Das könnte auch bei der Entwicklung von Therapien gegen Long COVID helfen.“
Effekt der nachträglichen Impfung auf Long COVID ist umstritten
In einem begleitenden Editorial schreiben der Rehabilitationsmediziner Manoj Sivan von der University of Leeds und seine Kollegen, dass der Effekt von Impfungen bei Menschen, die bereits Long COVID haben, ein umstrittenes Thema sei, unter Patienten ebenso wie unter Ärzten.
Die Studie des Office for National Statistics deute darauf hin, dass einige Menschen mit Long COVID nicht alle – einen Nutzen aus einer nachträglichen COVID-19-Impfung ziehen könnten. Für eindeutige Aussagen sei allerdings weit mehr Evidenz und die Aufklärung des zugrunde liegenden Mechanismus erforderlich.
Bis eine Erklärung für die beobachteten Verbesserungen gefunden worden sei, sei eine Impfung gegen COVID-19 für Menschen mit Long COVID vor allem deshalb wichtig, um erneuten Infektionen vorzubeugen, schlussfolgern Sivan und seine Koautoren. © nec/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134297/Impfung-nach-Infektion-mit-SARS-CoV-2-koennte-Long-COVID-Symptome-reduzieren
CORONA – MEDIZIN – Leitlinie zu SARS-CoV-2 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett überarbeitet – 19.5.2022
Berlin – Eine neue Leitlinie auf S2k-Niveau umreißt die relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einer SARS-CoV-2-Infektion während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit.
Sie ist unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) entstanden, zahlreiche weitere Fachgesellschaften haben an der Leitlinie mitgearbeitet.
„Sie soll den betrauten Berufsgruppen eine Hilfestellung bei der medizinischen Versorgung der Betroffenen sowie eine Vorbereitung auf weitere Infektionswellen sein“, sagte der DGGG-Leitlinienkoordinator Frank Louwen aus Frankfurt am Main.
Unabhängig von einer bestehenden Erkrankung empfiehlt die Leitliniengruppe schwangeren und stillenden Frauen sowie Wöchnerinnen präventive Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder das Testen und Screening auf SARS-CoV-2.
Kommt es zu einer Infektion während der Schwangerschaft, sollte das betreuende Team nicht vom geburtshilflichen Standard und den Vorgaben der Mutterschaftsrichtlinien abweichen.
Eine Hospitalisierung empfiehlt die Leitlinie erst dann, wenn die Symptome den Allgemeinzustand deutlich beeinträchtigen oder ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf zusätzlich zur Schwangerschaft vorliegt.
Neben den Auswirkungen einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft widmet sich die Leitliniengruppe auch den Effekten auf eine Geburt oder die Stillzeit. Dafür werden neben den bestehenden geburtshilflichen Kriterien individuelle und der jeweiligen Situation angepasste Schutzmaßnahmen empfohlen, um die Gesundheit des Kindes und weiterer Personen zu schützen. © hil/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134380/Leitlinie-zu-SARS-CoV-2-in-Schwangerschaft-Geburt-und-Wochenbett-ueberarbeitet
CORONA – INTERNATIONAL – DEUTSCHLAND – SCHWEDEN – Übersterblichkeit: WHO-Autoren korrigieren Daten für Deutschland und Schweden – Neue Berechnung führt zu vergleichbarer Übersterblichkeit in Deutschland und Schweden – Widersprüchliche Studien – Fehleranfällige Berechnungen – 19.5.2022
GRAPHIK_ Berechnete Übersterblichkeit als Kartenstatistik
https://cfcdn.aerzteblatt.de/bilder/2022/05/img267235380.png
GRAPHIK: Übersterblichkeit über alle Toedesursachen für Deutschland und Schweden 2.2.2020 bis 24.4.2022
https://cfcdn.aerzteblatt.de/bilder/2022/05/img267235398.png
* WHO: Während der Pandemie sind weltweit 14,9 Millionen Menschen mehr gestorben, als es ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre – vor allem in Ländern mit mittleren Einkommen.
* Lancet: Die Übersterblichkeit während der Pandemie lag bei 18,2 Millionen.
* Robert Koch-Institut: Aktuell wurden fast 138.000 COVID-19-Todesfälle in Deutschland erfasst (Stand 18. Mai 2022).
* Die Berechnungen basieren unter anderem auf der World Mortality Database, der Human Mortality Database und dem European Statistical Office.
Neue Berechnungen der WHO COVID-19 Mortalitätsbewertungsgruppe ergaben eine realistischere Schätzung von 122.000 statt zuvor 195.000 zusätzlichen Todesfällen für Deutschland während der Pandemie. /peshkov, stock.adobe.com
Genf – Immer wieder wird über neue Daten zur Übersterblichkeit aufgrund der COVID-19-Pandemie berichtet. Dabei zeigen sich teils gegensätzliche Trends beim Ländervergleich. Die Ursache dafür könnte bei abweichenden Schätzungen zur Zahl der zu erwarteten Todesfälle liegen. Das erklärte der Epidemiologe André Karch von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ).
Zuletzt sorgten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Unruhe. Sie kamen zu dem Schluss, dass während der Pandemie weltweit 14,9 Millionen Menschen mehr gestorben seien, als es ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre – vor allem in Ländern mit mittleren Einkommen. Das entspricht einem Zuwachs von etwa 14 Prozent.
Deutschland bescheinigte die WHO trotz strenger Lockdowns eine höhere Übersterblichkeit als einigen Nachbarländern, unter anderem auch Schweden. Hierzulande seien pro 100.000 Einwohner 116 Menschen mehr gestorben als erwartet. In Schweden soll die Übersterblichkeit mit 56 Menschen deutlich darunter gelegen haben. Die Bild titelte daraufhin „Coronazeugnis der WHO: So schlecht ist Deutschland durch die Pandemie gekommen“.
Inzwischen haben die Autoren der zugrunde liegenden Studie die Zahlen für Deutschland jedoch revidiert, wie der Letztautor Jonathan Wakefield von University of Washington dem DÄ auf Nachfrage mitteilte. Der Professor für Statistik ist Mitglied der technischen Beratungsgruppe der WHO COVID-19 Mortalitätsbewertungsgruppe.
Von den eigens geschätzten Mortalitätsdaten zeigte sich Wakefield bereits am 14. Mai in einem Interview mit der BBC nicht mehr überzeugt: „Im Jahr 2019 gab es in Deutschland eine niedrige Sterblichkeit, die unser Modell zu sehr beeinflusst hat.“
So sei es zu einer niedrigeren Mortalitätsschätzung gekommen für 2020 und 2021, die zu einer höheren Übersterblichkeit im Vergleich mit den Nachbarländern geführt hätte, wie sie vermutlich nicht stattgefunden habe, erläuterte Wakefield.
Im Interview kündigte er korrigierte Zahlen für Deutschland an, die schon bald veröffentlicht werden sollen. Auch die schwedischen Zahlen wollen sich die Experten der WHO nochmals ansehen, da sie davon ausgehen, dass diese unterschätzt worden sein könnten, so Wakefield.
*** Neue Berechnung führt zu vergleichbarer Übersterblichkeit in Deutschland und Schweden
In der revidierten Publikation heißt es jetzt sinngemäß: In Deutschland habe die Modellierung zu weniger zufriedenstellenden Schätzungen der Übersterblichkeit geführt. Aus der Standarddatenverarbeitung resultierte eine absolute Übersterblichkeit von 195.000. Diese Schätzung sei jedoch zu hoch gewesen.
Neue Berechnungen ergaben eine realistischere Schätzung von 122.000 zusätzlichen Todesfällen. Das Robert-Koch-Institut hat aktuell fast 138.000 COVID-19-Todesfälle erfasst. Die Übersterblichkeit für Schweden korrigierten die Autoren indes nach oben, von 11.300 auf 13.400.
Die Übersterblichkeit in Deutschland betrüge demnach für die beiden Pandemijahre 2020 und 2021 im Mittel 73 pro 100.000 Einwohner, in Schweden wären es 66. Jonathan Wakefield, Mitglied der technischen Beratungsgruppe der WHO COVID-19 Mortalitätsbewertungsgruppe.
Für Schweden und Deutschland wäre die Übersterblichkeit nun vergleichbar, sagte Wakefield dem DÄ: Die Übersterblichkeit in Deutschland betrüge demnach für die beiden Pandemiejahre 2020 und 2021 im Mittel 73,013 mit einem 95%-Kredibilitätsintervall von 59,565-84,583 pro 100.000 Einwohner (statt zuvor 116), in Schweden wären es 66,333 (57,567-74,938) (statt zuvor 56).
In den ursprünglichen WHO-Daten sieht man zudem, dass Schweden vor allem im ersten Pandemiejahr 2020 eine höhere Sterblichkeit zu verzeichnen hatte, während in Deutschland das zweite Pandemiejahr deutlich höher lag als 2020.
An den globalen Zahlen zur Übersterblichkeit würden die neuen Berechnungen für Schweden und Deutschland nichts ändern, heißt es in der überarbeiteten Studie von Wakefield.
Auf Nachfrage teilte die WHO mit: „Die Schätzungen der Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie werden in der nächsten Iteration, die im Laufe dieses Jahres geplant ist, für alle Länder systematisch aktualisiert – einschließlich einer Vollzeitreihe sowie für Deutschland.“
Weitere Schwachstellen sind laut Wakefield, dass viele Länder keine Register mit zuverlässigen Mortalitätsdaten hätten. Die WHO musste daher für 84 der 194 aufgelisteten Länder eine statistische Hochrechnung aufstellen. Vor allem fehlten Daten aus afrikanischen Ländern, gab Wakefield im Podcast der BBC zudem zu Bedenken.
*** Widersprüchliche Studien
Eine andere Studie, die im März in Humanities and Social Sciences Communications erschienen ist, konnte dem schwedischen Weg nichts positives abgewinnen (2022; DOI: 10.1057/s41599-022-01097-5 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ). Im Mai 2020 etwa hätten sich die Todesfälle gehäuft, so dass Schweden mit seiner täglichen Sterblichkeitsrate pro Million Menschen in Europa mit am schlechtesten abschnitt und sich weltweit bis zum 30. April 2020 unter den Top 10 bewegte.
Die schwedische Reaktion auf diese Pandemie sei einzigartig gewesen und hätte sich durch einen moralisch, ethisch und wissenschaftlich fragwürdigen Laissez-faire-Ansatz gekennzeichnet, schlussfolgerten die Autoren um Erstautorin Nele Brusselaears vom Karolinska Institut in Stockholm.
Im Lancet kamen Forschende der University of Washington in Seattle wiederum zu dem Schluss, dass Schweden die geringere Übersterblichkeit habe im Vergleich zu Deutschland (DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02796-3).
Bis zum 31. Dezember 2021 erreichten die weltweit gemeldeten Todesfälle aufgrund von COVID-19 5,94 Millionen. Die geschätzte Zahl der zusätzlichen Todesfälle war jedoch fast 3-Mal so hoch (95 % UI 2,88 – 3,30) und erreichte 18,2 Millionen (17,1 – 19,6) – 3,3 Millionen mehr als die WHO berechnet hatte.
Die globale altersübergreifende Übersterblichkeitsrate aufgrund der COVID-19-Pandemie betrug 120,3 Todesfälle (113,1 – 129,3) pro 100.000 Einwohner. Für Deutschland wird ähnlich wie bei den ursprünglichen Zahlen der WHO eine Übersterblichkeit von 120,5 (115,1 – 125,1) pro 100.000 angegeben. Die errechnete Übersterblichkeit für Schweden ist mit 91,2 (85,2 – 98,1) jedoch deutlich höher als die ursprünglich berechnete Zahl der WHO.
Auch auf der Webseite Our World in Data kann man einen Vergleich zwischen Schweden und Deutschland zur Übersterblichkeit abrufen (siehe Bildergalerie). Dieser basiert auf Daten von The Economist. Die geschätzte kumulative Übersterblichkeit pro 100.000 Menschen während der Pandemie lag demnach für Schweden mit 125 niedriger als für Deutschland mit 144 zusätzlichen Todesfällen pro 100.000 Menschen.
Schlechter als Deutschland schneidet Schweden ab, wenn man die prozentuale Differenz zwischen den kumulierten Todesfälle seit dem 1. Januar 2020 und den kumulierten prognostizierten Todesfällen im Vergleich zum Vorjahr betrachtet. Diese Daten stammen aus der Human Mortality Database und dem World Mortality Dataset.
Auch die Datenanalyse der Financial Times kommt zu einem vorteilhaften Ergebnis für Deutschland gegenüber Schweden. Diese Zahlen basieren auf National Mortality Data, CONASS und dem Karlinsky and Kobak’s World Mortality Dataset.
*** Fehleranfällige Berechnungen
„Der kritischen Punkt bei allen Schätzungen der Übersterblichkeit ist die Annahme, wieviele Todesfälle in dem betroffenen Jahr in dem jeweiligen Land zu erwarten gewesen wären“, erklärte Karch, Stellvertretender Institutsdirektor und Leiter Klinische Epidemiologie an der Universität Münster.
Diese Schätzung sei nicht trivial, weil sich die Bevölkerungsstruktur selbst in einem Jahr relevant verändere. „Es müssen beispielsweise auch Hitze- und Influenzawellen berücksichtigt werden. Über die vergangenen Jahre beobachtete Trends verlaufen nicht zwingend linear“, so Karch.
Diese Einschränkung erwähnte auch Dmitri A. Jdanov, Leiter des Arbeitsbereiches demografische Daten am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Abweichende Ergebnisse kommen durch unterschiedliche Modelle zur Berechnung des erwarteten Sterblichkeitsniveaus, der sogenannten Baseline, zustande: „Die Methoden, die während der COVID-19-Pandemie am häufigsten verwendet wurden, sind einfache (wochen-)spezifische Durchschnittswerte und Regressionsmodelle“, erklärte Jdanov im Interview. In der Literatur gebe es jedoch Dutzende Methoden.
In seiner aktuellen Studie hat er mit seinem Team vier Faktoren bei 26 Ländern untersucht (Deutschland war nicht dabei), die Einfluss auf die Berechnung der Übersterblichkeit haben (siehe Kasten; doi: 10.1111/padr.12475 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ). Die Studienautoren geben auch Empfehlungen, um die Übersterblichkeit künftig genaue berechnen zu können.
Das Ergebnis erklärte Jdanov im Interview: „Wir haben gezeigt, dass die Übersterblichkeitsraten bei einer Änderung dieser Faktoren erheblich schwankten, und dass sich das Ausmaß dieser Schwankungen innerhalb der Länder deutlich veränderte.“ Das führte wiederum zu Veränderungen in der Rangliste der Länder mit der höchsten Übersterblichkeit.
So änderte sich beispielsweise der absolute Wert der Unterschiede in den Übersterblichkeitsraten, innerhalb der Länder erheblich, wenn der Bezugszeitraum geändert wird: „Die Punktschätzung reicht von 0,1 bis 55 Todesfälle pro 100.000 Einwohner. Diese Veränderungen sind in den einzelnen Ländern nicht einheitlich, so dass länderübergreifende Vergleiche, die auf unterschiedlichen Methoden beruhen, erheblich voneinander abweichen“, sagte Jdanov. Zudem führten längere Referenzzeiträume in den meisten Ländern zu einer geringeren Übersterblichkeit.
Die Qualität der Schätzungen der Übersterblichkeit hängt von den verfügbaren Daten ab – wobei mehr als die Hälfte der Länder der Welt nicht über zuverlässige Bevölkerungsstatistiken verfügen würden, ergänzte Jdanov gegenüber dem DÄ. Dennoch ist Jdanov überzeugt, dass die Übersterblichkeit der zuverlässigste Ansatz zur Quantifizierung der Mortalitätsbelastung durch die COVID-19-Pandemie ist.
Denn dabei würden nicht nur die direkten Todesfälle durch COVID-19 berücksichtigt, sondern alle durch die Pandemie verursachten Todesfälle, einschließlich der Todesfälle aufgrund von Komplikationen nach COVID-19, verzögerter medizinischer Behandlung und versteckter COVID-19-Todesfälle, die nicht durch Tests bestätigt wurden, so der Epidemiologe. © gie/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134232/Uebersterblichkeit-WHO-Autoren-korrigieren-Daten-fuer-Deutschland-und-Schweden
CORONA – INTERNATIONAL – Einsamkeit hat während der Pandemie moderat zugenommen – Metaanalyse von 34 Studien aus 4 Kontinenten – 19.5.2022
Mainz – Während der Coronapandemie ist das Gefühl der Einsamkeit weltweit angestiegen. Das berichtet eine Mainzer Arbeitsgruppe im Fachmagazin American Psychologist (DOI: 10.1037/amp0001005) nach einer Metaanalyse von 34 Studien aus 4 Kontinenten.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) warnt, Einsamkeit könne negative gesundheitliche Folgen haben. Ärzte und Therapeuten sollten Risikogruppen daher im Blick behalten, empfiehlt die Fachgesellschaft.
An den 34 in die Analyse einbezogenen Studien nahmen insgesamt 215.026 Menschen teil. Die meisten Untersuchungen wurden in Mittel- und Westeuropa (n = 23) oder in den USA und Kanada (n = 8) durchgeführt.
Von den Studien, die Vergleiche zwischen der Einsamkeit vor und während der Pandemie anstellten, berichtete nur 1 Studie über einen Gesamtrückgang, 18 über einen Gesamtanstieg und 8 über keine Veränderung.
Die Autorengruppen benannten ein niedrigeres Alter wie auch ein höheres Alter als Risikofaktoren. Weitere Variablen, die mit Veränderungen der Einsamkeit in Verbindung gebracht wurden, waren die Lebenssituation oder der Beziehungsstatus der Teilnehmer, das Geschlecht und die psychische Gesundheit. Frauen berichteten mit größerer Wahrscheinlichkeit über eine Zunahme der Einsamkeit als Männer.
Konkret ergab die Analyse für die Zeit der sozialen Einschränkungen einen Anstieg der Einsamkeit im Mittel um rund 5 %-Punkte.
Die These von der ‚Pandemie der Einsamkeit‘ ist damit sicherlich widerlegt“, erläutert die Erstautorin der Studie, Mareike Ernst von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Dennoch handle es sich um einen deutlich messbaren Anstieg, der nachteilige gesundheitliche Folgen haben könne, so Ernst.
Die Studie erweitert laut der Arbeitsgruppe das bisherige Wissen über Veränderungen der Einsamkeit während der Pandemie. Der beobachtete Anstieg müsse jedoch mit Vorsicht interpretiert werden:
Einerseits könne Einsamkeit als normale, nicht pathologische Reaktion auf sich verändernde Umstände betrachtet werden, und viele Menschen erlebten sie irgendwann in ihrem Leben. Andererseits hätten frühere Forschungen gezeigt, dass insbesondere anhaltende oder chronische Einsamkeit die psychische und physische Gesundheit gefährde – und die anhaltende Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen könnten die Bemühungen einsamer Menschen beeinträchtigen, wieder mit anderen in Kontakt zu treten. © hil/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134338/Einsamkeit-hat-waehrend-der-Pandemie-moderat-zugenommen
….. THEMENKRANZ …..
AFFENPOCKEN – Epidemiologie: Affenpocken in immer mehr Ländern, WHO ruft zur Kontaktverfolgung auf – 19.5.2022
Genf – Nach dem Auftauchen von Affenpocken bei Menschen in Europa und den USA hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte der Betroffenen aufgerufen. Krankenhäuser und die Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen, teilte die WHO mit.
Erhärte sich der Verdacht auf Affenpocken, sollten Patienten isoliert werden. Gesundheitspersonal solle sich mit den üblichen Vorkehrungen bei Infektionen, die sich über Kontakt oder Tröpfchen ausbreiten können, schützen.
Die WHO betont, dass die in der Coronapandemie für viele Menschen zur Selbstverständlichkeit gewordene Handhygiene gegen das Risiko einer Übertragung helfe. Dazu gehören gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife sowie Desinfektionsmittel. Reise- oder Handelsbeschränkungen mit Großbritannien hält die WHO „nach vorliegenden Informationen zurzeit“ für unnötig.
Fälle der eigentlich seltenen Affenpocken werden mittlerweile in immer mehr Ländern nachgewiesen – nun etwa auch in Spanien, Portugal und den USA. Betroffen sei eine Person aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC mit.
In Spanien wurden acht Infektionen in der Hauptstadt Madrid gemeldet, wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden berichtete. In Portugal schrieb die Zeitung Público von etwa 20 Infizierten. Bei der Mehrheit der bisher bekanntgewordenen Fälle sind Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten.
In Kanada untersuchen Gesundheitsbehörden laut örtlichen Medien rund ein Dutzend Verdachtsfälle. Ergebnisse würden in den kommenden Tagen erwartet. Über einen bestätigten Fall in der Provinz Quebec seien die Behörden informiert worden, berichtete der kanadische Rundfunksender CBC unter Berufung auf das dortige Gesundheitsministerium. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.
Auch in Italien ist eine erste Infektion mit Affenpocken festgestellt worden. Der Assessor für Gesundheit der Region Latium, Alessio D’Amato, bestätigte heute einen ersten erfassten Fall der Virusinfektion. Er habe Gesundheitsminister Roberto Speranza über den Befund, der im Nationalen Institut für Infektionskrankheiten bestätigt worden war, in Kenntnis gesetzt, schrieb D’Amato bei Facebook.
Das Institut kündigte noch für heute eine Presseerklärung an. Die Nachrichtenagentur Ansa meldete, dass es sich bei dem Infizierten um einen Mann handle, der von einer Reise auf die Kanarischen Inseln zurückkam und in Rom in ein Krankenhaus ging. Dort sei er isoliert worden, hieß es.
Auch Schweden meldete jetzt einen Fall von Affenpocken. Wie die schwedische Gesundheitsbehörde mitteilte, ist eine Person im Großraum Stockholm infiziert. „Die mit dem Virus infizierte Person in Schweden ist nicht ernsthaft krank, aber in Behandlung“, sagte Infektionsmedizinerin Klara Sondén laut der Mitteilung. „Wir wissen noch nicht, wo sich die Person angesteckt hat. Die Ermittlungen dazu laufen.“ Die Behörde untersucht nun, ob es weitere Fälle in Schweden gibt.
In Deutschland gebe es bislang keine (Verdachts-)fälle, schreibt Leif Erik Sander auf Twitter. Medizinischem Personal empfiehlt er dennoch, sich zu informieren und auf typische klinische Zeichen zu achten. Eine mögliche Maßnahme gegen einen Ausbruch sind laut Sander Ringimpfungen, bei denen Kontaktpersonen vorsorglich geimpft werden.
Im Vereinigten Königreich würden diese nun durchgeführt. „Ringimpfungen wurden bei Ebola sehr effektiv eingesetzt und sollten auch bei Pocken / MPXV-Ausbrüchen funktionieren“, ist Sander überzeugt und verweist auf eine Studie in Human Vaccines & Immunotherapeutics (DOI: 10.1080/21645515.2020.1800324).
Bereits angesichts der ersten bekanntgewordenen Fälle in Großbritannien, wo das Virus Anfang Mai nachgewiesen wurde, hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) Ärzte in Deutschland für die Virusinfektion sensibilisiert.
In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen „unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen“.
In Großbritannien hatte die Zahl erfasster Fälle nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) am vergangenen Montag bei sieben gelegen. Verbindungen zwischen Betroffenen sind nur teilweise bekannt. Teils sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt haben. Die Mehrheit der betroffenen Männer soll sich in London angesteckt haben.
Frühere Fälle von Affenpocken waren nach WHO-Angaben in der Regel auf Reisen in Gebiete in West- und Zentralafrika zurückzuführen, in denen das Virus bekannt ist. Auch der erste Betroffene in Großbritannien war aus Nigeria eingereist.
Nach WHO-Angaben tauchten Affenpocken bei Menschen in Nigeria vermehrt seit 2017 auf. Insgesamt seien seitdem dort 558 Verdachtsfälle gemeldet worden. 241 seien bestätigt worden und acht Menschen seien daran gestorben.
Die Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr.
Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. „Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden“, heißt es im RKI-Bericht. Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. „Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich“, hieß es.
Die Viruserkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung.
Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln. Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung gegen Affenpocken. © dpa/gie/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134358/Affenpocken-in-immer-mehr-Laendern-WHO-ruft-zur-Kontaktverfolgung-auf
https://orf.at/stories/3266840/
https://science.orf.at/stories/3213222/
AFFENPOCKEN – Wie gefährlich sind Affenpocken? – Unerkannte Ausbreitung, aber am häufigsten als nicht reiseassoziierte Erkrankungsfälle vermutlich in MSM-Gruppen – 19.5.2022
London, Stockholm und Genf – Das Auftreten von nicht reiseassoziierten Erkrankungen an Affenpocken in verschiedenen Ländern Europas und in Nordamerika legt den Verdacht nahe, dass sich der Erreger in der Risikogruppe von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), die am häufigsten betroffen ist, unerkannt ausgebreitet haben könnte.
Dies wäre ungewöhnlich, da die Infektionsketten der Zoonose beim Menschen in der Regel nach kurzer Zeit abreißen. Die Erkrankung ist weniger gefährlich, als der Name vermuten lässt. Todesfälle sind allerdings möglich.
Die Affenpocken werden von einem DNA-Virus aus der Gattung der Orthopoxviren verursacht, zu denen auch der Erreger der echten Pocken (Orthopox variolae) und das Vacciniavirus gehören. Mit dem Vacciniavirus ist es in den 1970er Jahren gelang, die echten Pocken zu eradizieren.
Im Tierreich gibt es verschiedene weitere Orthopoxviren. Sie infizieren dort Säugetiere. Zu den bekannteren Erkrankungen gehören Kuhpocken, Kamelpocken und Affenpocken. Es gibt aber auch Pferde, Büffel- und Kaninchenpocken, um nur einige zu nennen.
Die Affenpocken wurden erstmals 1958 in Dänemark entdeckt, wo es in einer Forschungseinrichtung bei Affen zu Erkrankungen kam. Affen sind allerdings nicht der einzige oder häufigste Wirt. Das natürliche Reservoir wird in Nagetieren wie den gambischen Riesenratten oder in Eichhörnchen vermutet.
Die erste Infektion beim Menschen wurde 1970 dokumentiert. Die Viren wurden in der Demokratischen Republik Kongo bei einem Kind nachgewiesen, das nach der Ausrottung der Pocken überraschenderweise die typischen Effloreszenzen der Pocken zeigte. In den Folgejahren wurden in den Regenwaldgebieten Zentral- und Westafrikas immer wieder sporadische Fälle entdeckt.
Zum bisher größten Ausbruch kam es 1996/97 in der Region Ost-Kasai der Demokratischen Republik Kongo. Damals wurden insgesamt 511 Erkrankungen dokumentiert. Der Anteil der Sekundärfälle war ungewöhnlich hoch, dafür war die Fallsterblichkeit niedriger als bei früheren Ausbrüchen. Dies weist darauf hin, dass sich die Viren an den Menschen adaptiert haben könnten In einigen Regionen sind die Affenpocken inzwischen wohl endemisch, sprich die Übertragungen erfolgen von Mensch zu Mensch.
Die ersten Infektionen außerhalb Afrikas wurden 2003 gemeldet, als in 6 US-Staaten 47 Menschen erkrankten. Die Infektionen konnten auf den Kontakt zu Präriehunden zurückgeführt werden, die aus Ghana importiert und als Haustiere verkauft worden waren.
Im September 2018 wurden die Viren in Großbritannien bei 3 Personen identifiziert: 2 waren zuvor nach Nigeria gereist, wo es im Jahr zuvor einen Ausbruch gegeben hatte, der 3. Fall war ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens, der sich um einen der beiden Patienten gekümmert hatte. Es war die erste Mensch-zu-Mensch-Übertragung außerhalb von Afrika. Vereinzelte importierte Erkrankungen sind in anderen Ländern aufgetreten, zuletzt im November letzten Jahres in den USA.
Am 7. Mai diesen Jahres berichtete dann die „UK Health Security Agency“ über eine importierte Erkrankung. Der Patient hatte zuvor Nigeria besucht und wurde in einer Klinik in London isoliert und behandelt. 1 Woche später traten 2 weitere Fälle in einem Haushalt auf. Dieses Mal gab es keine Hinweise auf eine Reise in ein Endemiegebiet. Es bestanden auch keine Kontakte zum 1. infizierten Patienten. Inzwischen ist die Zahl der Infektionen auf 9 angestiegen, wobei ein gemeinsamer Nenner sexuelle Kontakte zu anderen Männern waren.
Auch aus anderen europäischen Ländern werden mittlerweile Erkrankungen gemeldet. Darunter waren 5 Fälle aus Portugal (plus 15 Verdachtsfälle) und 23 Verdachtsfälle aus Spanien. In Kanada ist es ebenfalls zu 15 Verdachtsfällen gekommen. Gestern wurde dann die 1. Erkrankung in den USA dokumentiert. Der Patient war zuvor in Kanada gewesen.
Das Auftreten von Clustern in verschiedenen Regionen, zwischen denen keine direkten Verbindungen nachweisbar sind, legt den Verdacht nahe, dass sich die Viren innerhalb der Länder ausgebreitet haben.
MSM bilden eine mögliche Risikogruppe, da es hier zu häufig wechselnden Sexualkontakten auch über Landesgrenzen hinweg kommt. Experten halten eine sexuelle Übertragung, die für das Vacciniavirus beschrieben wurde, für möglich. Die Erkrankungen sind in jüngeren Altersgruppen aufgetreten, die keine Kreuzimmunität besitzen, da sie als Kind nicht gegen Pocken geimpft wurden.
Die Gesundheitsbehörden haben die Ärzte auch in Deutschland (wo bisher keine Fälle aufgetreten sind) zur Wachsamkeit aufgefordert. Bei unklaren pockenähnlichen Effloreszenzen sollten die Affenpocken in die erweiterten differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden, rät das Robert-Koch-Institut.
Bei den Affenpocken befinden sich die Effloreszenzen typischerweise im selben Stadium. Zunächst zeigen sich kleine Flecken (Macula), die sich zu Knötchen (Papula) entwickeln. Sie wandeln sich zu Bläschen (Vesicula), die dann Eiter einlagern (Pustula) und schließlich verkrusten und abfallen. Sie können wie bei den echten Pocken Narben hinterlassen.
Das Robert Koch-Institut bietet eine molekulare Diagnostik zur Identifizierung von Affenpockeninfektionen an. Als Material können Kruste oder Vesikelflüssigkeit an das Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene 1 „Hochpathogene Viren“ eingeschickt werden. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134369/Wie-gefaehrlich-sind-Affenpocken
https://orf.at/stories/3266840/
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POLIOVIRUS – WHO bestätigt: erster Wildpoliofall seit 1992 in Mosambik entdeckt – Gelegentliche Fälle von Impfpoliomyelitis – Unheilbare Poliomyelitis: Pakistan und Afghanistan bis heute nicht Wildpoliovirus-frei – 19.5.2022
Maputo – Nach dem südafrikanischen Binnenstaat Malawi ist nun auch im Norden des Nachbarlandes Mosambik ein Fall von Wildpolio entdeckt worden. Dabei handelt es sich laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO um ein Kind aus der nordöstlichen Tete-Provinz. Es ist der erste Wildpoliofall in Mosambik seit 1992, wie die WHO heute bestätigte.
In Malawi war eine großangelegte Impfkampagne für 2,9 Millionen Kinder gestartet worden, nachdem dort im Februar ein Fall nachgewiesen worden war. Es handelte sich dabei um den ersten Wildpolioausbruch auf dem Kontinent seit 2016. Auch in Mosambik und anderen Ländern gab es daraufhin eine ähnliche Impfkampagne.
Laboruntersuchungen hatten ergeben, dass das Virus offenbar aus der pakistanischen Sindh-Provinz eingeschleppt wurde – es gleicht dem dortigen Typ. Ähnliches gilt für den Fall in Mosambik.
Malawi hatte 1992 seinen letzten Poliofall verkündet und galt seit dem Jahr 2005 als komplett Polio-frei. Der Kontinent hatte das offizielle WHO-Statut als poliofreier Kontinent im August 2020 erhalten, nachdem mindestens vier Jahre lang kein derartiger Fall mehr auf dem Kontinent festgestellt wurde.
Allerdings gab es in der Vergangenheit auch in Afrika vereinzelte Fälle einer abgeschwächten Form des Polios, des sogenannten Impfpolios. Denn die Polioimpfung selbst kann in Einzelfällen eine sogenannte Impfpoliomyelitis auslösen.
Polio – oder auch Kinderlähmung – ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die Lähmungen auslösen und zum Tod führen kann. Vor allem bei Kleinkindern kann es dauerhafte Lähmungen hervorrufen.
Verbreitet wird das hoch ansteckende Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung für Polio gibt es bisher nicht. Bis auf Afghanistan und Pakistan haben alle Länder der Welt bisher die Wildpolio-Viren besiegt. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134376/WHO-bestaetigt-Wildpoliofall-in-Mosambik-entdeckt
WELTRAUMFORSCHUNG – USA und Japan wollen Weltraum-Kooperation ausbauen – 19.5.2022
Japan und seine Schutzmacht USA wollen die Zusammenarbeit bei der Erforschung des Weltraums über die nächsten Jahrzehnte ausweiten. Darauf wollen sich Japans Regierungschef Fumio Kishida und US-Präsident Joe Biden bei ihrem Treffen in der kommenden Woche in Tokio verständigen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag berichtete.
*** Mit der „Artemis“ Mission sollen bis 2025 wieder US-Astronauten auf dem Mond landen
Im Rahmen der „Artemis“-Mission der USA strebten beide Länder auch die erstmalige Landung eines japanischen Astronauten auf dem Mond an. Die asiatische Hightech-Nation will dies in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts realisieren, hatte Kishida im vergangenen Dezember angekündigt.
Mit der „Artemis“ Mission sollten eigentlich bis 2024 zunächst wieder US-Astronauten auf dem Mond landen, erstmals auch eine Frau. Dies ist nun frühestens 2025 geplant. Japan beteiligt sich an dieser Mission und will Gefährte zum Transport von Ausrüstungen für eine geplante Raumstation entwickeln. Die Station soll nach US-Plänen in fernerer Zukunft auch als Basis für einen bemannten Flug zum Mars dienen.
Japan und die USA wollen laut Kyodo die Ausweitung der bilateralen Weltraum-Kooperation über die kommenden Jahrzehnte formell nächstes Jahr vereinbaren. Das sehe ein Dokument vor, dass beide beim Besuch des US-Präsidenten in Tokio am kommenden Montag bekanntgeben wollen.
https://science.apa.at/power-search/10861802489453585326
ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT / PUBLIC HEALTH – Hälfte der Bevölkerung hält Wissenschaft nicht für unabhängig – 19.5.2022
Die Hälfte der Bevölkerung in Österreich glaubt nicht, dass Wissenschaft hierzulande unabhängig von politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme funktioniert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Donauuniversität Krems und der Universität Graz. 43 Prozent sind außerdem der Ansicht, dass gesundheitspolitische Entscheidungen nicht auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden.
*** Wissenschaft gelang durch die Pandemie in den Fokus der Bevölkerung
Für die Studie wurden im März knapp 2.600 Personen ab 14 Jahren online befragt. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Wissenschaft war interessanterweise bei den Jüngsten (bis 24 Jahre) und den Ältesten (über 65 Jahre) am höchsten, während es bei den mittleren Altersgruppen absackte.
*** Bedenklicher Wert
Studienautorin Christina Hainzl, Co-Leiterin des Projekts Austrian Democracy Lab der Universität für Weiterbildung Krems und der Uni Graz, hielt die Ergebnisse vor Journalisten für einen „bedenklichen Wert“: „Wenn die Hälfte der Menschen sagt, wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht unabhängig, ist das in der Folge natürlich auch eine gesellschaftliche Perspektive, die näher zu betrachten ist.“
Deutliche Unterschiede gibt es nach Parteipräferenz: Während jeweils rund drei Viertel der Anhänger der Regierungsparteien ÖVP und Grüne an das unabhängige Funktionieren der Wissenschaft glauben, sind es nur knapp zwei Drittel der SPÖ- und NEOS-Sympathisanten und gar nur 28 Prozent der FPÖ-Wähler und weniger als 20 Prozent der MFG-Anhänger.
*** Zweifel an gesundheitspolitischen Entscheidungen
Nicht übermäßig groß ist auch das Vertrauen der Bevölkerung darauf, dass gesundheitspolitische Entscheidungen evidenzbasiert getroffen werden. Nur 57 Prozent waren der Ansicht, dass in diesem Bereich auf Basis wissenschaftlicher Entscheidungen gehandelt wird. Auch hier gab es hinsichtlich Parteipräferenz ein ähnliches Bild: ÖVP- und Grünwähler waren zu drei Viertel von der Evidenzbasiertheit überzeugt, SPÖ- und NEOS-Anhänger zu zwei Drittel, FPÖ- und MFG-Sympathisanten nur zu 42 bzw. 31 Prozent.
Drei Viertel der Befragten vertrauten immerhin den Ergebnissen der Wissenschaft im Gesundheitsbereich und den medizinischen Studien. „Aber ein Viertel ist skeptisch“, meinte Co-Studienautorin Patricia Oberluggauer. Im internationalen Vergleich sei dies ein relativ hoher Anteil an Skeptikerinnen und Skeptikern. Unterschiede gibt es nach Bildungshintergrund. Während knapp 90 Prozent der Akademikerinnen und Akademiker wissenschaftlichen Ergebnissen vertrauten, waren es bei jenen, die als höchsten Abschluss die Pflichtschule hatten, nur zwei Drittel.
Ein schlechtes Zeugnis gab es für die Entscheidungen der Politik in der Pandemie: Nur 39 Prozent hielten diese für nachvollziehbar – am positivsten bewertet wurden sie von den Jüngsten (bis 24 Jahre) mit 55 Prozent, am negativsten von den 45- bis 64-Jährigen (34 Prozent).
Sehr hoch ist das Vertrauen in Ärzte: 81 Prozent hielten diese für vertrauenswürdig – bei ÖVP-, SPÖ-, Grün- und NEOS-Wählern sind es jeweils mehr als 90 Prozent, umgekehrt ist dies bei FPÖ-Wählern nur zu 56 Prozent der Fall und bei MFG-Wählern nur zu 45 Prozent. Dementsprechend der Rat Hainzls: „Sollten künftig Maßnahmen und Kommunikationsaufgaben im Gesundheitsbereich anfallen, sollte man auf jeden Fall versuchen, Ärzte miteinzubeziehen.“
https://science.apa.at/power-search/11847666040245938431
ARBEITSWELT – Deutschland: Jeder Zehnte arbeitet sonntags, jeder 20. Beschäftigte auch nachts – 19.5.2022
Düsseldorf – Jeder zehnte Beschäftigte in Deutschland arbeitet auch an Sonn- und Feiertagen, jeder Siebte abends und jeder 20. leistet auch Nachtarbeit.
Das geht aus Antworten des Arbeitsministeriums auf Anfragen der Linken hervor, wie die Rheinische Post heute berichtete. Demnach werden allerdings die vorgeschriebenen Ruhezeiten und Ruhepausen immer seltener eingehalten. Knapp ein Fünftel oder 18 Prozent der abhängig Beschäftigten beklagen einen Ausfall der gesetzlichen Ruhezeiten.
Bedingt ist diese Entwicklung laut Bericht durch den Fachkräftemangel – dadurch komme es zu Kapazitätsengpässen und verschlechterten Arbeitsbedingungen und schließlich zu Problemen bei den Ruhezeiten. Besonders betroffen seien die Gesundheits- und Sozialberufe, die Gastronomie, die Verkehrsbranche und der Einzelhandel.
Vorgeschrieben ist etwa zwischen zwei Arbeitseinsätzen eine gesetzliche Ruhepause von mindestens elf Stunden, die dann immer häufiger verkürzt werden müsse.
„Viele Arbeitnehmer sind zu Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit verpflichtet“, sagte die Linken-Politikerin Susanne Ferschl der Rheinischen Post. Solche Arbeitszeiten „schaden nachweislich der Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten und müssen deswegen eingedämmt, reguliert und kontrolliert werden“, forderte sie. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134361/Jeder-Zehnte-arbeitet-sonntags-jeder-20-Beschaeftigte-auch-nachts
SOCIALMEDIA – WhatsApp öffnet Plattform für Unternehmen – 19.5.2022
Der Facebook-Konzern Meta macht den bisher größten Schritt, um mit seinem teuren Zukauf WhatsApp Geld zu verdienen. Der Chatdienst öffnet für alle Interessentinnen und Interessenten die Plattform, über die Unternehmen mit ihren Kunden via WhatsApp kommunizieren können. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg machte bei der Ankündigung deutlich, dass man mit dem Angebot sowohl kleine als auch große Firmen ansprechen wolle.
Für die neue Dienstleistung hatte WhatsApp im vergangenen Jahr seine Nutzungsbedingungen geändert. Sorgen, dass damit auch mehr Daten des Chatdienstes mit Facebook geteilt werden sollen, lösten viel Aufregung aus. Der Konzern betonte stets, dass es bei den Anpassungen nur darum gehe, einen Rahmen für die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden zu schaffen.
In der Politik werden immer wieder Rufe laut, WhatsApp müsse von Meta abgespalten werden, um für mehr Wettbewerb bei Chatdiensten zu sorgen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266871/
GESELLSCHAFT – Neue Werte in Österreich: Junge zwischen Sorgen und Sinnsuche – Frauen pessimistischer – Klima und Lebenshaltungskosten als Hauptsorgen – Finanzielle Absicherung als Thema – Verschobene Prioritäten – Hybride und flexible Arbeit als Wunsch – Arbeitsstress als immer wichtigeres Thema – „Alarmzeichen und Chance“ für Unternehmen – 19.5.2022
Sorgen um die eigene Zukunft, aber auch um die großen Herausforderungen wie den Klimawandel prägen die jüngeren Generationen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte. Gleichzeitig hat vor allem die Pandemie Nachdenkprozesse über Werteprioritäten ausgelöst, so die Studie. Vor allem an den Arbeitplatz werden höhere Ansprüche gestellt. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Millennials und der Generation Z – aber auch zwischen jungen Männern und Frauen.
Befragt wurden 23.000 junge Menschen weltweit, davon rund 500 in Österreich, zu ihrer aktuellen Lebens- und Arbeitssituation. Unterschieden wurde dabei zwischen der jüngeren Generation Z, also den zwischen 1995 und 2003 geborenen 19- bis 27-Jährigen, und den Millennials, die zwischen 1983 bis 1994 geboren wurden und zwischen 28 und 39 Jahre alt sind. Die Befragung wurde zum elften Mal durchgeführt – und die Trends der Umfrage vom vergangenen Jahr haben sich heuer noch verstärkt.
*** Frauen pessimistischer
Generell blicken die befragten Österreicherinnen und Österreicher pessimistischer in die wirtschaftliche und soziopolitische Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten als der weltweite Durchschnitt. Auch wenn die Stimmung im Vorjahr wohl pandemiebedingt noch düsterer war: Rund die Hälfte der heimischen Befragten erwartet eine Verschlechterung der Lage, wobei die ältere Gruppe die Entwicklungen bedrohlicher sieht.
Auch bei einer generellen Einschätzung zur Zukunft sind die jungen Österreicherinnen und Österreicher deutlich pessimistischer als im internationalen Vergleich, die ältere Gruppe und Frauen sehen die Zukunft noch weniger rosig. Abgefragt wurden allgemeine Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft, sozialpolitische Situation und Umwelt wie auch die persönliche finanzielle Perspektive. Mit diesem Index von eins bis 100 wurde international ein Durchschnitt von 40 (Männer) bzw. rund 33 (Frauen) errechnet.
Die heimischen Männer der Generation Z landeten bei 25, die Frauen dieser Altersgruppe bei 18, Durchschnittswert ist 21 – das sind sechs Punkte weniger als im Vorjahr. Bei den Millennials ist der Durchschnittswert 16 – minus vier im Jahresvergleich. Hier landeten die Männer bei 19 und die Frauen gar nur mehr bei zwölf.
*** Klima und Lebenshaltungskosten als Hauptsorgen
Die größten Sorgen bereiten beiden Gruppen die Klimakrise und die steigenden Lebenshaltungskosten, Letztere beschäftigen besonders die Millennials. International ist die Sorge vor den gesteigerten Kosten der meistgenannte Punkt. Fast zwei Drittel der Befragten in Österreich sind der Ansicht, dass sich die Welt an einem kritischen Wendepunkt befindet, um noch rechtzeitig auf den Klimawandel zu reagieren.
Dabei sind die Österreicherinnen und Österreicher hier noch vergleichsweise optimistisch. Weltweit liegt der Umfragewert bei 75 Prozent. Nur fünf Prozent sind der Ansicht, dass sich Österreichs Regierung ausreichend für die Bekämpfung der Klimakrise einsetzt. Etwas höhere Wert werden großen Unternehmen zugeschrieben. In beiden Fällen liegen international die Umfragewerte höher.
*** Finanzielle Absicherung als Thema
Nur rund 40 Prozent fühlen sich finanziell abgesichert und zeigen sich zuversichtlich, das auch später in der Pension zu sein. Umgekehrt lebt ein Drittel mit der Furcht, die täglichen Lebenskosten nicht bewältigen zu können. Österreich steigt dabei noch gut aus, international liegt dieser Wert bei knapp unter 50 Prozent.
„Die jungen Generationen glauben nicht mehr daran, dass sie sich mit ihrer Erwerbsarbeit auch mittel- und langfristig finanziell absichern können. Die Erfahrung von Ungleichheit nimmt zu. Vor diesem Hintergrund kommt es zu einer massiven Veränderung der Wertewelt in Bezug auf Arbeit und Engagement“, so Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich.
*** Verschobene Prioritäten
„Die Millennials und Generation Z haben sich in den Pandemiejahren neu orientiert“, so Aichinger. Der Blick der Jungen auf die Zukunft sei aufgrund der vielen Unsicherheiten pessimistischer geworden, daher hätten sich auch die Prioritäten und Wertigkeiten verschoben.
Spürbar ist das laut der Studie auch bei den konkreten Zukunftsplänen in der Jobfrage. So kann sich nur ein Viertel der Befragten aus der Generation Z vorstellen, länger als weitere fünf Jahre im aktuellen Job zu bleiben. 36 Prozent wollen binnen zwei Jahren wechseln. Im Vorjahr war dieser Wert – wohl pandemiebedingt – noch höher. Von den Millennials wollen immerhin 44 Prozent längerfristig beim selben Arbeitgeber bleiben. Rund ein Fünftel – ebenfalls weniger als im Vorjahr – haben einen Wechsel vor.
*** Hybride und flexible Arbeit als Wunsch
Neben schlechter Bezahlung, fehlendem Sinn in der Arbeit, wenig Felixibilität und mangelnden Perspektiven liegen die Hauptgründe für Jobwechsel in der Belastung des Wohlbefindens. Viele Angehörige der jüngeren Generationen hätten, so die Studie, die Pandemiejahre dazu genutzt, abzuwägen, welche Prioritäten sie im Leben haben. Als Folge der Pandemie sei auch der Wunsch nach hybriden Arbeitsformen deutlich gestiegen: Rund drei Viertel der Befragten wünschen sich mehr Remote Working und flexible Arbeitszeiten. Auch kürzere Wochenarbeitszeiten werden als Wunsch oft genannt.
Die Unterschiede zwischen Generation Z und Millennials liegen freilich nicht nur in ihrem Alter, sondern auch in den damit korrespondierenden Lebenssituationen. Die jüngere Generation findet sich zu einem größeren Teil noch in Ausbildung, nur ein Drittel arbeitet Vollzeit, nur zehn Prozent haben bereits eigene Kinder. Bei den Millennials arbeiten zwei Drittel Vollzeit, auf der Karriereleiter sind sie durchschnittlich schon etwas höher und mehr als 60 Prozent der Befragten haben Kinder. Damit kann man sagen, dass das Leben der Millennials wenig überraschend „etablierter“ und gefestigter ist.
*** Arbeitsstress als immer wichtigeres Thema
Rund 40 Prozent der 19- bis 27-Jährigen und rund 30 Prozent der 28- bis 39-Jährigen gaben an, häufig besorgt und gestresst zu sein. Dabei ist in beiden Gruppen eine „Entspannung“ von sechs Prozentpunkten zum Vorjahr festzustellen. Auffällig ist der Wert bei jüngeren Frauen, der bei genau 50 Prozent liegt. Rund ein Drittel der Jüngeren und ein Viertel der Älteren fühlt sich von den Ansprüchen ihrer Arbeit ausgebrannt. Insgesamt glaubt rund ein Drittel, dass viele Menschen aufgrund von Stress und Überforderung derzeit ihren Job wechseln.
Immerhin: Fast die Hälfte der Generation Z und ein Drittel der Millennials gibt an, ihr Arbeitgeber würde sich seit der Pandemie mehr um Fragen des Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern. Je 40 Prozent orten allerdings auch leeres Gerede ohne Konsequenzen. Und je nur ein Drittel würde sich trauen, solche Fragen mit dem oder der Vorgesetzten zu besprechen.
*** „Alarmzeichen und Chance“ für Unternehmen
Für Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte, bedeuten diese Ergebnisse, dass Unternehmen diese Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen „als Alarmzeichen und Chance zugleich sehen“ sollten. „Die Studie zeigt, wo die Arbeitgeber jetzt ansetzen müssen: Neben fairer Bezahlung sind es vor allem Faktoren wie Work-Life-Balance, flexiblere Arbeitszeiten, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Unternehmenskultur, die für die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtig sind.“ ckör, ORF.at
https://orf.at/stories/3266588/
Links:
Umfrage 2022
https://www2.deloitte.com/at/de/seiten/press-release/gen-z-millennial-survey-2022.html
Umfrage 2021
https://www2.deloitte.com/at/de/seiten/human-capital/artikel/millennial-survey.html
# # # AUS ALLER WELT # # #
INTERNATIONAL – Guterres: Ernährungskrise könnte Jahre dauern – 19.5.2022
Angesichts historischer Zahlen Hungerleidender weltweit hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres den Druck auf Russland wegen der Blockade von ukrainischem Getreide erhöht.
Auch solle verhindert werden, dass die Ernährungskrise „Jahre“ dauern könnte. „Russland muss den sicheren Export von in ukrainischen Häfen gelagertem Getreide zulassen“, sagte Guterres bei einem von den USA abgehaltenen Außenministertreffen bei den Vereinten Nationen in New York gestern.
Laut deutschen Angaben blockiert Russland in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide, ein Großteil davon im Hafen von Odessa. Guterres sagte weiter, es sei notwendig, den extrem wichtigen Getreideproduzenten Ukraine wieder auf den Weltmarkt zu bringen – genauso wie von Russland und Belarus produzierte Lebens- und Düngemittel.
Der von Russland begonnene Krieg drohe, viele Millionen Menschen in eine Ernährungsunsicherheit zu stürzen und eine Krise auszulösen, „die Jahre andauern könnte“. Zusammen produzieren die Ukraine und Russland laut Guterres fast ein Drittel des Weizens und der Gerste der Welt und die Hälfte des Sonnenblumenöls.
Den Vereinten Nationen zufolge hat der weltweite Hunger einen neuen Höchststand erreicht: „In nur zwei Jahren hat sich die Zahl der Menschen mit starker Ernährungsunsicherheit verdoppelt, von 135 Millionen vor der Pandemie auf heute 276 Millionen“, so Guterres.
Mehr als eine halbe Million Menschen sei vom Hungertod bedroht – fünfmal mehr als noch 2016. Neben Covid-19 habe auch die Klimakrise und schließlich auch der Ukraine-Krieg die Situation zuletzt verschärft. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266698/
INTERNATIONAL – Wo die Stagflation droht: Europa samt Großbritannien vorneweg – Chart des Tages – 19.5.2022
Von Alexander Trentin
GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2022/05/cdt-20-mai-grafik-640×370.jpg
Europa hat das grösste Risiko, in eine Stagflation zu schlittern. Die obige Grafik zeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für verschiedene Volkswirtschaften ist, ein schwaches Wirtschaftswachstum und eine hohe Inflation gleichzeitig zu erleiden.
Die blauen Balken zeigen die Wahrscheinlichkeit gemäss den Aktienmärkten. Um diese Wahrscheinlichkeit herzuleiten, verwendet UBS die relative Bewertung der Aktien, die historisch in Stagflationsphasen am besten und am schlechtesten abgeschnitten haben. Die braunen Balken tragen die Wahrscheinlichkeit gemäss einem Index ab, der auf makroökonomischen Variablen beruht.
Gemäss der Kursentwicklung an der Börse wird die Europäische Union mit 25% Wahrscheinlichkeit eine Stagflation erleiden. Gemäss dem Macro Stagflation Pressure Index ist die Gefahr mit 21% etwas geringer.
Um sich in Europa gegen gegen das Risiko einer Stagflation abzusichern, empfiehlt UBS in einem Aktienportfolio ein Übergewicht der Sektoren Gesundheit und Basiskonsumgüter. Dagegen sollte man möglichst wenig Rohstoff- und Finanzaktien im Depot haben, da sie in einer stagnierenden Wirtschaft mit steigenden Preisen schwach abschneiden.
Zu den Einzeltiteln, die eine Stagnation gut überstehen sollten, gehören gemäss den UBS-Analysten auch Schweizer Titel – etwa Nestlé, Novartis und Richemont. Dagegen sind in solch einem Szenario Schindler und Georg Fischer zu meiden.
(Quelle der Grafik: UBS)
https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2315
BÖRSEN – Bewertungen von Rating-Agenturen rätselhaft – Wirtschaftswissenschaftler sehen zu viel Macht – Länder und Unternehmen von Urteil abhängig – Schlechte Bewertung: schwächen Unternehmen und Staaten zusätzlich – Gewissheiten vorgegaukelt – Agenturen haben „zu viel Macht“ – 19.5.2022
Ithaca (pte001/19.05.2022/06:00) – Die Grundlage für die Bewertungen von Rating-Agenturen, die Nationen, Unternehmen und Hochschulen einstufen und damit Investitionsströme beeinflussen, sind oft rätselhaft und intransparent. Zu dem Schluss kommt Kaushik Basu, Wirtschaftswissenschaftler an der Cornell University http://cornell.edu , in seinem neuen Fachbeitrag, der in „Economic Modeling“ veröffentlicht wurde.
*** Gewissheiten vorgegaukelt
Ratings von Firmen wie Standard & Poor’s, Moody’s, Fitch oder der Weltbank – wo Basu von 2012 bis 2016 als Chefökonom tätig war – basieren nicht auf geheimen Infos oder magischen Erkenntnissen, so Basu. Sie vermittelten Gewissheiten über Fragen, die unter Ökonomen umstritten seien, etwa das optimale Haushaltsdefizit einer Nation. „Ökonomen sind in vielen Fragen uneins, aber die Rating-Agenturen scheinen die Antworten zu kennen. Sie sagen, was ein Land tun sollte, und wenn es dem nicht folgt, werden wir es herabsetzen. Wie kommt es, dass Rating-Agenturen Gewissheiten haben, die Ökonomen fehlen?“
Basu und Co-Autor Haokun Sun haben ein theoretisches Modell entwickelt, das eine Erklärung vorschlägt, von der sie sagen, dass sie „subtile, fast psychologische Quellen“ der Macht der Agenturen aufdeckt. Würden die Fundamentaldaten eines Landes stärker bewertet als die eines anderen, ziehe es mehr Investoren an. Das verbessere die Renditen der Anleger, da Investitionen in der Regel für beide Seiten von Vorteil seien. Dies wiederum bestätige das anfängliche Ranking und poliere den Ruf der Rating-Agentur auf. Bei Hochschulen führe eine höhere Bewertung dazu, dass sie mehr Top-Studenten anzieht, was die Bewertung ebenfalls verstärkt.
*** Agenturen haben „zu viel Macht“
Ratings könnten schwächere Nationen und Unternehmen noch mehr schwächen, sagen die Ökonomen. Dieser potenzielle Missbrauch von Macht und Einfluss deute auf einen Regulierungsbedarf hin. „Rating-Agenturen spielen eine wichtige Rolle, weil wir jemanden brauchen, der bei der Einschätzung von wirtschaftlichen Stärken und Schwächen hilft. Aber wenn man sich bewusst ist, dass Ratings sich selbst erfüllen und des daraus resultierenden Missbrauchspotenzials, erkennt man, dass auch sie reguliert und verwaltet werden müssen. Es ist zu viel Macht in ihren Händen“, betont Basu.
https://www.pressetext.com/news/20220519001
BÖRSEN – Ölpreise legen nach deutlichen Vortagsverlusten etwas zu – Brent bei 110,04 und WTI bei 109,82 USD je Fass – 19.5.2022
NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) – Die Ölpreise haben am Donnerstag nach deutlichen Vortagsverluste etwas zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 110,04 US-Dollar. Das waren 88 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stiegen um 23 Cent auf 109,82 Dollar.
Von den Vortagesverlusten machten die Ölpreise jedoch nur einen kleinen Teil wett. Wie schon am Vortag dämpfte die sehr trübe Stimmung an den Aktienmärkten die Ölpreise. „Einen ölmarktspezifischen Grund für den Preisrückgang gestern gab es nicht“, kommentierte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. „Wir führen den Preisrückgang daher eher auf externe Einflussfaktoren wie den Ausverkauf an den US-Aktienmärkten zurück.“ Am Donnerstag setzte sich die Talfahrt an den Aktienmärkten in Europa fort. Dies dämpfte die Erholung der Ölpreise.
Die Rohölpreise bewegen sich schon seit längerem in einer Spanne von etwa 15 Dollar, halten sich aber meistens über der Marke von 100 Dollar. Dass sie nicht stärker fallen, hängt vor allem an dem weltweit knappen Angebot, nachdem vornehmlich westliche Länder scharfe Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine ergriffen haben. Ein Erdöl-Embargo seitens der Europäischen Union lässt wegen Widerstands einiger Länder jedoch weiter auf sich warten./jsl/he © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56102965-oelpreise-legen-nach-deutlichen-vortagsverlusten-etwas-zu-016.htm
BÖRSEN – US-Anleihen legen zu – Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sinkt auf 2,86 Prozent – Inflation, Zinsangst, Konjunktursorgen – 19.5.2022, 21:11
NEW YORK (dpa-AFX) – Die Kurse von US-Staatsanleihen haben am Donnerstag zugelegt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg zuletzt um 0,24 Prozent auf 119,72 Punkte, damit allerdings nicht mehr ganz so deutlich wie noch zum Handelsauftakt. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sank im Gegenzug auf 2,86 Prozent. Am Aktienmarkt versuchten sich die Indizes nach dem Ausverkauf am Vortag zu stabilisieren, die Technologiebörse Nasdaq jedenfalls verbuchte moderate Gewinne.
An den Finanzmärkten rief zuletzt das Gemisch aus Inflations- und Zinsangst die Befürchtung hervor, die wirtschaftliche Entwicklung könnte darunter stark leiden. Am Donnerstag bekräftigte die regionale Fed-Chefin von Kansas City, Esther George, die straffe Haltung der US-Notenbank Federal Reserve. Die Inflation sei zu hoch, die Notenbank müsse dies ändern. George bekräftigte ihre Neigung zu weiteren Zinsanhebungen um 0,5 Prozentpunkte. In diesem Ausmaß hatte die Fed ihre Straffungspolitik zuletzt verschärft.
Wirtschaftsdaten fielen schwach aus und verstärkten die Konjunkturskepsis. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe – ein Kurzfristindikator für den Arbeitsmarkt – legten in der vergangenen Woche zu, wenn auch von niedrigem Niveau aus. Das regionale Stimmungsbarometer für die Industrie in Philadelphia, der Philly-Fed-Index, gab deutlich nach. Zudem sanken die Hausverkäufe im April stärker als erwartet./bgf/jsl/eas/ajx/he
© 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56104219-us-anleihen-legen-zu-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56104894-maerkte-usa-rezessionsangst-belastet-die-wall-street-weiter-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56104679-aktien-new-york-schluss-stimmung-bleibt-nach-ausverkauf-angespannt-016.htm
BÖRSEN – Deutsche Anleihen legen deutlich zu – Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fällt auf 0,93 Prozent – Inflations-,Konjunktur- und Zinssorgen treiben in sicheren Anleihehafen – 19.5.2022, 17:47
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Donnerstag deutlich zugelegt. Bis zum Nachmittag stieg der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,60 Prozent auf 153,86 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 0,93 Prozent und entfernte sich damit von ihrem Achtjahreshoch bei 1,19 Prozent, das sie Anfang Mai erreicht hatte.
Sichere Anlagen waren vor allem aufgrund der schlechten Stimmung an den Aktienmärkten gefragt. Analysten nennen als Grund ein Gemisch aus Inflations-, Zins- und Wachstumssorgen. Die zentrale Befürchtung lautet, dass die wegen der hohen Inflation vielerorts straffere Geldpolitik zu erheblichen konjunkturellen Belastungen führen könnte.
Zudem wurden am Nachmittag enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA veröffentlicht. So hat sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Mai überraschend deutlich eingetrübt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen in der vergangenen Woche höher als erwartet aus. Zudem sanken die Hausverkäufe im April stärker als erwartet. Die Hauskäufe werden durch die hohen Preise und die zuletzt deutlich gestiegenen Hypothekenzinsen belastet. /jsl/he
© 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56102841-deutsche-anleihen-legen-deutlich-zu-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56103384-maerkte-europa-schwaecher-aber-deutlich-ueber-tagestiefs-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56103142-aktien-europa-schluss-weitere-verluste-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56103173-aktien-schweiz-mit-rezessionssorgen-sehr-schwach-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56104934-nachboerse-xdax-0-1-auf-13-898-pkt-sehr-ruhiger-handel-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56103466-roundup-aktien-frankfurt-schluss-dax-erneut-schwach-anleger-sorgen-sich-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56102964-aktien-frankfurt-schluss-dax-erneut-schwach-anleger-sorgen-sich-um-konjunktur-016.htm
BÖRSEN – Aktien Wien Schluss: Leitindex gegen europäischen Trend im Plus – 19.5.2022, 18:23
WIEN (dpa-AFX) – Die Wiener Börse hat den Handel am Donnerstag mit leichten Kursgewinnen beendet. Der Leitindex ATX schloss um 0,19 Prozent höher auf 3205,92 Einheiten, der breiter gefasste ATX Prime legte um 0,07 Prozent auf 1612,01 Zähler nach. An den wichtigsten europäischen Aktienmärkten ging es hingegen deutlich bergab – Themen wie hohe Preise, steigende Zinsen und konjunkturelle Probleme wegen der gestörten Lieferketten wiegen weiterhin schwer, schreibt die Helaba.
Über weite Stecken des Handelstages hatte sich auch der Wiener Markt dem schwachen Sentiment angeschlossen, schaffte aber am Nachmittag getrieben von steigenden Kursen bei einigen schwer gewichteten Bankwerten einen Ausbruch ins positive Terrain. Erste Group gingen um 0,4 Prozent fester aus dem Handel, Bawag legten 0,9 Prozent zu – bei Raiffeisen Bank International ging es hingegen um fast zwei Prozent nach unten.
Enttäuschende Konjunkturdaten kamen am Nachmittag aus den USA. Dort hat sich das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia im Mai deutlich eingetrübt. Der Indikator für die Industrie (Philly-Fed-Index) fiel um 15 Punkte auf 2,6 Zähler, wie die regionale Zentralbank in Philadelphia mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem wesentlich moderateren Rückgang auf 15 Punkte gerechnet. Außerdem sind in den USA die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche höher ausgefallen als erwartet.
In Wien konnten im Branchenvergleich Energietitel zulegen. Verbund gewannen 2,6 Prozent, EVN stiegen 1,1 Prozent. Ebenfalls fester schlossen die Papiere von Schoeller-Bleckmann. Sie hatten Zahlen zum ersten Quartal 2022 vorgelegt, die am Markt euphorisch aufgenommen wurden. Die Aktien kletterten um starke acht Prozent. Der niederösterreichische Ölfeldausrüster hat bei allen wesentlichen Kennzahlen kräftig zulegen können. Die Analysten der Erste Group bewerteten die Zahlenvorlage als leicht über den eigenen optimistischen Erwartungen.
UNIQA-Titel ermäßigten sich ungeachtet guter Quartalszahlen um 1,9 Prozent. Die Versicherungsgruppe ist deutlich besser ins neue Jahr gestartet als von Analysten erwartet. Im ersten Quartal stieg der Nettogewinn um 19 Prozent auf 106,4 Millionen Euro. Die verrechneten Prämieneinnahmen wuchsen um 4,3 Prozent auf 1,859 Milliarden Euro. Die Aktien des Branchenkollegen Vienna Insurance ermäßigten sich um 2,9 Prozent.
Der Flughafen Wien ist nach den Verlusten in der Coronapandemie wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der Umsatz im abgelaufenen Jahresviertel verdoppelte sich beinahe von 57,5 auf 110,9 Millionen Euro. Unterm Strich stand ein Gewinn von 6,7 Millionen Euro, nach einem Verlust von 25 Millionen Euro. Hier schreibt die Erste Group von merklich besser als erwarteten Ergebnissen, die Aktien büßten 1,5 Prozent ein.
Einen Analystenkommentar gab es zu den Aktien der Post: Die Erste Group hat ihr Kursziel für die Titel von 44 auf 34 Euro gekappt. Das Anlagevotum „Accumulate“ wurde hingegen bestätigt. Post-Papiere zeigten sich am Nachmittag um 2,7 Prozent schwächer auf 28,60 Euro./kat/sto/APA/ngu © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56103262-aktien-wien-schluss-leitindex-gegen-europaeischen-trend-im-plus-016.htm
ZENTRALBANKEN – KOMMENTAR – Deka/Kater: Zentralbank-Reaktion heute nicht stärker als in 1970ern – Damals Realzins positiv, heute negativ – Gleichgewichts-Realzins kann durchaus im negativen Bereich liegen, Leitzins von 0 Prozent könnte bereits konjunkturbremsend sein – „Turbomechanismen abschalten“ im Rahmen eines „ganz schön trägen Mechanismus“ – Szenario einer „Stagflation light“ denkmöglich – 19.5.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Reaktion der Zentralbanken auf die sehr hohe Inflation ist nach Einschätzung von Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater nicht entschlossener als die in den 1970er Jahren, als sich – auch aufgrund der damaligen Unerfahrenheit der Geldpolitik – ein jahrelanger Inflationsprozess aufbauen konnte. Kater wies beim Finanzmarkt-Roundtable des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), der Dekabank und der Börsen-Zeitung darauf hin, dass die Realzinsen vor 40 Jahren positiv gewesen seien, heute dagegen stark negativ.
„Die Notenbanken haben in diesen Jahren Zinsen gesetzt, die durchaus einen positiven Realzins gesetzt haben“, sagte Kater und fügte hinzu: „Das ist derzeit in Europa nicht absehbar.“ Der Realzins ist der nominale Zins abzüglich der erwarteten bzw. tatsächlichen Inflation. Kater verwies darauf, dass die Zentralbanken vor 40 Jahren gerade erst aus dem Gold-Standard entlassen worden seien und noch keine Übung mit dem Umgang Inflation im Fiat-Money-System gehabt hätten.
Er räumte allerdings ein, dass der reale Gleichgewichtszins derzeit negativ sein könnte, so dass ein Leitzins von null bereits bremsend wäre. Kater zufolge müssen die Zentralbanken im Unterschied zu den Verhältnissen in den 1970ern erst noch ihre „Turbo-Maßnahmen“ abschalten. „Das ist jetzt unterwegs, aber das ist doch ein ganz schön träger Mechanismus“, merkte Kater an.
Es werde sich zeigen, ob die aktuell absehbaren geldpolitischen Maßnahmen ausreichten, um die Inflationsdynamik zu brechen. „Das ist es, woran sich die Finanzmärkte orientieren werden.“ Kater rechnet für die 2020er Jahre grob gesagt mit 0 bis 1,5 Prozent Wachstum im Euroraum, 2 bis 4 Prozent Inflation und sehr niedrigen bzw. negativen Realzinsen. „Ob man das ‚Stagflation light‘ nennen möchte, ist Geschmackssache“, sagte er.
DJG/hab/apo © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56098596-deka-kater-zentralbank-reaktion-heute-nicht-staerker-als-in-1970ern-015.htm
ZENTRALBANKEN – EZB/De Guindos: Nettokäufe von Anleihen Anfang des dritten Quartals einstellen – 19.5.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Nettoanleihekäufe nach Aussage von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos Anfang des dritten Quartals einstellen. Eine erste Zinsanhebung könnte „einige Zeit später“ und in Abhängigkeit vom sich entwickelnden Ausblick erfolgen, heißt es im Text einer Rede, die De Guindos am Nachmittag halten wollte.
„Auf unserer April-Sitzung urteilte der EZB-Rat, dass die eingehenden Daten unsere Erwartung bestärkten, dass die Nettoanleihekäufe im Rahmen des APP-Programms im dritten Quartal abgeschlossen werden sollten“, sagte der Spanier demnach und fügte hinzu: „Ich würde erwarten, dass dies eher früher als später im dritten Quartal geschieht.“
„Eine erste Zinserhöhung könnte einige Zeit danach erfolgen, je nachdem, wie wir die Aussichten einschätzen werden“, sagte De Guindos weiter. Mit den im Juni anstehenden Projektionen des volkswirtschaftlichen Stabs werde der Rat besser einschätzen können, wohin sich die Wirtschaft des Euroraums entwickele.
„Wir müssen beobachten, wie sich die veränderten Finanzierungsbedingungen und der Kaufkraftverlust auf die Konjunktur- und Inflationsdynamik auswirken“, sagte der EZB-Vizepräsident. DJG/hab/apo © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56101092-ezb-de-guindos-nettokaeufe-anfang-des-dritten-quartals-einstellen-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB-Falken wollten im April unverzügliche Maßnahmen – Protokoll – 19.5.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Forderungen der „Falken“ im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) nach einer Straffung der Geldpolitik sind bei den Beratungen am 13./14. April lauter geworden. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, wollten die Falken Maßnahmen ohne unnötige Verzögerungen ergreifen. Sie wurden dabei aber von den „Tauben“ auch unter Verweis auf die vereinbarte Schrittfolge der geldpolitischen Normalisierung gebremst. Das lässt darauf schließen, dass der Rat über eine sofortig Zinserhöhung diskutierte.
Laut Protokoll wollten einige Mitglieder „unverzüglich“ handeln, um die Entschlossenheit des EZB-Rats zu demonstrieren, mittelfristig Preisstabilität zu erreichen. Ein solches Vorgehen wurde als notwendig erachtet, um zu verhindern, dass sich der vorübergehende Anstieg der Inflation verfestigt und sich die Inflationserwartungen weiter vom Ziel des EZB-Rats entfernen, was die Rückführung der Inflation auf den Zielwert erheblich verteuern würde.
Die Falken wiesen darauf hin, dass die Geldpolitik immer noch zur Stimulierung der Wirtschaft beitrage, da die Realzinsen nach wie vor tief im negativen Bereich lägen. „Frühere Prognosefehler sowohl bei der Gesamtinflation als auch bei der zugrunde liegenden Inflation trugen zu diesen Bedenken bei. Viele der Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten, die der EZB-Rat bereits im vergangenen Sommer erörtert hatte, waren bereits vor Kriegsbeginn eingetreten“, heißt es im Protokoll.
Die Tauben im Rat hielten dem unter anderem entgegen, dass sich eine zu aggressive Anpassung des geldpolitischen Kurses als kontraproduktiv erweisen könnte, da sie das Wachstum verringern würde, während die Inflation hoch bliebe, weil die Geldpolitik nicht in der Lage sei, die unmittelbaren Ursachen der hohen Inflation zu bekämpfen.
Außerdem sahen sich diese EZB-Ratsmitglieder genötigt, die Falken daran zu erinnern, dass vor Zinserhöhungen die Nettoanleihekäufe beendet werden müssten. „Die von Rat in früheren Sitzungen beschlossene Reihenfolge bei der Normalisierung der Geldpolitik wurde in Erinnerung gerufen“, heißt es im Protokoll.
Analysten erwarten, dass der EZB-Rat im Juni ein Ende der Nettoanleihekäufe beschließen wird. Mehrere EZB-Offizielle haben ihre Bereitschaft bekundet, den EZB-Einlagenzins (minus 0,50 Prozent) im Juli erstmals anzuheben. Die aus dem Protokoll hervorgehenden Diskussionen über „unverzügliche Maßnahmen“ lassen aber auch einen früheren Zeitpunkt möglich erscheinen. DJG/hab/kla © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56100689-ezb-falken-wollten-im-april-unverzuegliche-massnahmen-protokoll-015.htm
https://orf.at/stories/3266848/
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Stimmen im EZB-Rat drängen zum Handeln – Vizepräsident mahnt zur Vorsicht – Wann enden Anleihenkäufe? – 19.5.2022
Im Kreis der EZB-Währungshüter wird der Ruf nach schnellem Handeln im Kampf gegen die hohe Inflation lauter. Der Vizepräsident mahnt jedoch zur Vorsicht.
(Reuters) In der Führungsetage der Europäischen Zentralbank wird der Ruf nach schnellem Handeln im Kampf gegen die hohe Inflation lauter. Dies belegen auch die am Donnerstag veröffentlichten Protokolle der Zinssitzung des EZB-Rats von Mitte April. «Einige Mitglieder sahen es als wichtig an, ohne unnötigen Verzug zu handeln», heisst es darin. In dem Gremium sei zudem Sorge über die hohe Inflation laut geworden. Die Teuerungsrate ist mit zuletzt 7,4% im Euroraum weit über das Ziel der Europäischen Zentralbank von 2,0% hinausgeschossen.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos erwartet, dass die Inflation auch in den nächsten Monaten hoch bleiben wird. Doch wegen der grossen Unsicherheit mit Blick auf Preisentwicklung und Konjunktur gelte es für die Geldpolitik, «graduell und vorsichtig» vorzugehen, mahnte der Spanier bei einem Videoauftritt.
Bundesbankchef Joachim Nagel und auch andere Währungshüter haben eine Zinswende für Juli ins Auge gefasst. Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot brachte sogar die Möglichkeit einer Anhebung um einen halben Prozentpunkt ins Spiel, falls die Inflation in den nächsten Monaten auf noch breiterer Basis stehe oder zulege. Zudem müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz liegt aktuell bei minus 0,5%. Der eigentliche Schlüsselsatz liegt bei 0,0%.
*** Wann enden Anleihenkäufe?
Auf ihrer nächsten Sitzung am 9. Juni könnte die Europäische Zentralbank die Weichen für die Zinswende stellen. Als Vorstufe dazu dürften die milliardenschweren Anleihenkäufe eingestellt werden. Das Ende hat die EZB für das dritte Quartal ins Auge gefasst, doch zuletzt war auch ein Aus für Ende Juni von einigen Währungshütern ins Spiel gebracht worden.
De Guindos sagte dazu nun: «Ich würde erwarten, dass es eher früher als später im dritten Quartal dazu kommen wird.» Ein erster Zinsschritt könnte «einige Zeit» danach folgen. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte jüngst erläutert, dass mit «einiger Zeit» auch einige Wochen gemeint sein könne.
https://www.fuw.ch/article/stimmen-im-ezb-rat-draengen-zum-handeln
https://orf.at/stories/3266848/
USA – USA: Philly-Fed-Index geht im Mai deutlich zurück – Fall um 15 Punkte auf 2,6 Zähler – 19.5.2022
PHILADELPHIA (dpa-AFX) – Das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia hat sich im Mai deutlich eingetrübt. Der Indikator für die Industrie (Philly-Fed-Index) fiel um 15 Punkte auf 2,6 Zähler, wie die regionale Zentralbank am Donnerstag in Philadelphia mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem wesentlich moderateren Rückgang auf 15 Punkte gerechnet.
Der Philly-Fed-Index misst die wirtschaftliche Aktivität in der Region Philadelphia. Ein Wert über null Punkten deutet auf einen Anstieg der Wirtschaftsaktivität hin, ein Wert unter null signalisiert einen Rückgang. Der Indikator signalisiert derzeit also gerade noch Wachstum./bgf/jsl/jha/ © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56100686-usa-philly-fed-index-geht-deutlich-zurueck-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56100902-philly-fed-index-sinkt-im-mai-staerker-als-erwartet-015.htm
USA – USA: Verkäufe bestehender Häuser sinken stärker als erwartet – 19.5.2022
WASHINGTON (dpa-AFX) – In den USA sind im April die Hausverkäufe stärker gesunken als erwartet. Gegenüber dem Vormonat fiel die Zahl der Bestandsverkäufe um 2,4 Prozent, wie die Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten ein Minus von 2,3 Prozent erwartet. Es war der dritte Rückgang in Folge.
Auf das Jahr hochgerechnet lag die Zahl der Verkäufe saisonbereinigt bei 5,61 Millionen. Hier waren 5,64 Millionen erwartet worden. Im Vormonat waren es noch 5,75 Millionen gewesen.
„Höhere Hauspreise und stark gestiegene Hypothekenzinsen haben die Aktivität von Käufen verringert“, sagte Lawrence Yun, Chefökonom des NAR. „Es sieht so aus, als stünden in den kommenden Monaten weitere Rückgänge bevor.“ Die Hypothekenzinsen sind zuletzt wegen der Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank merklich gestiegen. Laut Yun dürfte nach dem starken Anstieg in den letzten zwei Jahren die Zahl der Verkäufe wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehren./jsl/la/he © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56101989-usa-verkaeufe-bestehender-haeuser-sinken-staerker-als-erwartet-016.htm
USA – Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe steigen wider Erwarten – 19.5.2022
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 14. Mai wider Erwarten zugelegt. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 21.000 auf 218.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 200.000 vorhergesagt.
Für die Vorwoche wurde der Wert nach unten revidiert, auf 197.000 von ursprünglich 203.000. Der gleitende Vierwochendurchschnitt erhöhte sich gegenüber der Vorwoche um 8.250 auf 199.500.
In der Woche zum 7. Mai erhielten 1,317 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung, eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 25.000. Damit wurde der niedrigste Stand seit der Woche zum 27. Dezember 1969 erreicht.
Tabelle: http://www.dol.gov/ui/data.pdf
DJG/DJN/apo/cln © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56100903-erstantraege-auf-us-arbeitslosenhilfe-steigen-wider-erwarten-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56100684-usa-erstantraege-auf-arbeitslosenhilfe-steigen-016.htm
INDONESIEN – Indonesien hebt Exportverbot von Palmöl wieder auf – Wichtigstes Pflanzenfett – 19.5.2022
Indonesien will sein Exportverbot für das weltweit begehrte Palmöl mit Montag aufheben. Die Lage bei der Versorgung mit heimischem Speiseöl habe sich verbessert, begründete Präsident Joko Widodo den Schritt.
Der weltweit größte Exporteur von Palmöl hat am 28. April die Verschiffung gestoppt, um die steigenden Preise für heimisches Speiseöl zu dämpfen.
Die Entscheidung zur Aufhebung des Exportverbots sei auch deshalb getroffen worden, weil die Regierung das Wohlergehen der 17 Millionen Beschäftigten in der Palmölindustrie im Auge habe, so der Präsident in einer Videoerklärung. Palmöl macht mehr als ein Drittel des weltweiten Pflanzenölmarktes aus, wobei rund 60 Prozent des Angebots auf Indonesien entfallen.
*** Wichtigstes Pflanzenfett
Palmöl ist das weltweit am meisten produzierte, verbrauchte und gehandelte Pflanzenfett. Sein Marktanteil liegt bei etwa 40 Prozent. Es wird in Schokolade, Kosmetika und Putzmitteln verwendet. Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums zufolge werden im laufenden Jahr insgesamt 77 Millionen Tonnen produziert.
Indonesien lieferte bisher 60 Prozent des weltweiten Bedarfs. Malaysia kommt als Nummer zwei auf einen Marktanteil von 25 Prozent. Die größten Abnehmer sind Indien, China, Pakistan und Bangladesch. In den vergangenen beiden Jahren hatte die Coronavirus-Pandemie die Ernten beeinträchtigt, weil die Arbeitsmigration in den Plantagen Südostasiens eingeschränkt worden war. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266780/
%%% UKRAINE-KRIEG %%%
n-tv-Liveticker zum Ukraine-Krieg – 20.5.2022
https://www.n-tv.de/politik/07-48-Generalstab-in-Kiew-meldet-schwere-Gefechte-im-Donbass–article23143824.html
RUSSLAND – UKRAINE – Die Kriegsnacht im Überblick: Befehlshaber melden sich angeblich aus Asow-Stahlwerk – Weitere Zivilisten im Donbass getötet *** „Hölle“ im Donbass und angebliches Video aus Asowstal – Die USA helfen der Ukraine mit Milliarden – Von der Leyen: Wiederaufbauhilfen für Ukraine an Reformen binden – Melnyk zu schweren Waffen: Eindruck, dass Scholz nicht liefern will – Das wird heute wichtig – inkl. 1:43-min-Video * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 20.5.2022, 7:34
Die Ukraine kann ihren Abwehrkampf gegen Russland mit neuen milliardenschweren Hilfen aus den USA fortführen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte für die Hilfe. Die ausländischen Partner sollten die Hilfen nicht als Geschenk sehen, betonte er. „Das ist ihr Beitrag zu ihrer eigenen Sicherheit.“ Aus dem umkämpften Asow-Stahlwerk meldeten sich nach eigenen Angaben die letzten ukrainischen Verteidiger in Mariupol zu Wort. In den internationalen Bemühungen um Unterstützung für die Ukraine wollen die Außenminister der Europarats-Staaten an diesem Freitag in Turin in Italien beraten.
*** „Hölle“ im Donbass und angebliches Video aus Asowstal
Die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen gingen vor allem im Osten der Ukraine im Donbass weiter. Das Kommando der ukrainischen Kräfte in der Region berichtete am Donnerstag davon, dass 14 feindliche Angriffe abgewehrt worden seien. Überprüfbar waren die Angaben nicht. Erneut wurden zahlreiche zivile Todesopfer verzeichnet. Allein im Gebiet Donezk wurden nach Behördenangaben fünf Menschen getötet. Selenskyj bezeichnete die Situation im Donbass als „Hölle“. Die Armee arbeite weiter an der Befreiung der Region Charkiw, sagte der Präsident. „Aber im Donbass versuchen die Besatzer, den Druck zu erhöhen. Da ist die Hölle, und das ist keine Übertreibung.“
Die Befehlshaber des letzten militärischen Widerstands der Ukraine in Mariupol befinden sich nach eigenen Angaben immer noch im Asow-Stahlwerk. Ukrainische Medien verbreiteten am Donnerstag ein Video mit dem Vize-Kommandeur des Regiments Asow, Swjatoslaw Palamar. „Ich und das Kommando sind auf dem Werkgelände von Asowstal. Es läuft eine gewisse Operation, zu deren Details ich nichts sagen werde“, sagte demnach Palamar. Nach russischen Angaben haben sich seit Wochenbeginn 1730 ukrainische Bewaffnete ergeben, die sich in den Bunkern unter dem Stahlwerk verschanzt hatten. Sie seien in Kriegsgefangenschaft genommen worden.
*** Die USA helfen der Ukraine mit Milliarden
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die jüngsten Militärhilfen westlicher Länder für Kiew als Investition in deren „eigene Sicherheit“. „Für unsere Partner sind das nicht einfach nur Ausgaben oder eine Spende“, sagte der Staatschef in seiner Videoansprache in der Nacht. „Der Schutz der Ukraine bedeutet ihren eigenen Schutz vor neuen Kriegen und Krisen, die Russland auslösen kann“. Der US-Kongress hatte am Donnerstag ein Paket von 40 Milliarden Dollar zur Unterstützung der Kriegsanstrengungen der Ukraine gegen Russland freigegeben. US-Präsident Joe Biden muss das Gesetzespaket noch unterzeichnen.
Von den knapp 40 Milliarden Dollar entfällt rund die Hälfte auf den Verteidigungsbereich. Sechs Milliarden Dollar sind für direkte militärische Hilfe für die Ukraine vorgesehen. Neben direkten Waffenlieferungen sollen mit weiteren Milliardenbeträgen US-Lagerbestände wieder mit militärischer Ausrüstung aufgefüllt werden, die an die Ukraine geschickt wurde. Andere Mittel sind vorgesehen für humanitäre Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine oder für Menschen weltweit, die infolge des Krieges Hunger leiden. Die US-Regierung hatte zuvor schon mehrere große Pakete zur Unterstützung der Ukraine auf den Weg gebracht. In Bonn rechnen die G7-Finanzminister derzeit zudem die weiteren Milliarden zusammen, die jedes Land an Kiew zahlen könnte.
*** Von der Leyen: Wiederaufbauhilfen für Ukraine an Reformen binden
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schlug indes vor, künftige Wiederaufbauhilfen für die Ukraine angesichts des EU-Beitrittswunsches des Landes an Reformen zu koppeln. „Wir werden sowieso den Wiederaufbau der Ukraine mitfinanzieren müssen“, sagte von der Leyen am Donnerstag im ZDF bei Maybrit Illner. Dann sei es ihrer Ansicht nach sinnvoll zu sagen: „Ja zu Investitionen, aber gleich mit den notwendigen Reformen, zum Beispiel gegen Korruption oder zum Beispiel für den Aufbau der Rechtsstaatlichkeit.“
*** Melnyk zu schweren Waffen: Eindruck, dass Scholz nicht liefern will
Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, warf Bundeskanzler Olaf Scholz erneut eine zögerliche Haltung bei der Lieferung schwerer Waffen vorgeworfen. „Wir haben den Eindruck, dass der Kanzler nicht liefern will“, sagte Melnyk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bislang seien weder Gepard-Panzer, noch Leopard 1 oder Marder geliefert worden, kritisierte er. Auch der angekündigte Ringtausch mit T-72-Panzern für die Ukraine aus Slowenien habe bisher nicht geklappt. Berlin kündigte unterdessen an, Tschechien in einem sogenannten Ringtausch 15 Leopard-2-Panzer zur Verfügung zu stellen, um damit Lieferungen schwerer Waffen des NATO-Partners an die Ukraine auszugleichen. „Die Auslieferung soll noch dieses Jahr beginnen und auch einen 30-Tage-Vorrat an 120 mm Munition umfassen“, teilte das Verteidigungsministerium den zuständigen Obleuten im Bundestag mit. Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor.
*** Das wird heute wichtig:
* In der Ukraine wird der erste Prozess gegen einen russischen Soldaten wegen eines mutmaßlichen Kriegsverbrechens fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft für den 21-Jährigen, der einen Zivilisten erschossen haben soll.
* Zur Außenministertagung des Europarates kündigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock an, dass Deutschland mit anderen Staaten die ausfallenden Mitgliedsbeiträge Russlands übernehmen werde. Die Arbeit der Menschenrechtsorganisation dürfe nicht unter dem Ausschluss leiden.
* In Brüssel treffen sich die für Entwicklung zuständigen Minister der EU-Staaten zur internationalen Ernährungslage, weil die Ukraine durch die russische Blockade als wichtiger Getreidelieferant ausfällt.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP
https://www.n-tv.de/politik/Befehlshaber-melden-sich-angeblich-aus-Asow-Stahlwerk-Weitere-Zivilisten-im-Donbass-getoetet-article23345227.html
Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg
Weichert berichtet aus Charkiw „Ukraine gewinnt mehr und mehr Territorien zurück“
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Gefährlicher Einsatz in Ukraine Bombenräumkommando sprengt 700 russische Geschosse
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Bombenraeumkommando-sprengt-700-russische-Geschosse-article23343921.html
Ukraine-Diskussion bei Illner „Das Land sehnt sich nach EU-Mitgliedschaft“
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Noch keine schweren Waffen da Melnyk wirft Scholz Spiel auf Zeit vor
https://www.n-tv.de/politik/Melnyk-wirft-Scholz-Spiel-auf-Zeit-vor-article23345056.html
Intratext-Links
https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-sieht-Hoelle-im-Donbass-article23345209.html
https://www.pravda.com.ua/news/2022/05/19/7347281/
https://www.n-tv.de/politik/Das-Land-sehnt-sich-nach-EU-Mitgliedschaft-article23345121.html
https://www.n-tv.de/politik/Baerbock-dringt-auf-Einigkeit-im-Europarat-article23345035.html
RUSSLAND – UKRAINE – Der 85. Kriegstag im Überblick: Hunderte weitere Kämpfer aus Asowstal-Werk ergeben sich – Scholz sichert Ukraine weitere Hilfe zu *** Hunderte weitere Kämpfer ergeben sich im Stahlwerk – Scholz sagt Ukraine weitere Unterstützung zu – Kreml-Sprecher: Ukrainer in besetzten Gebieten sollen entscheiden – Schröder verliert Privilegien, EU-Parlament will Sanktionen – NATO: 42.000 Soldaten und 120 Flugzeuge in hoher Alarmbereitschaft – Generalstabschefs Russlands und der USA tauschen sich aus – US-Senat stimmt für 40-Milliarden-Paket für Ukraine – Russland will ukrainische Häfen nur unter Bedingungen öffnen – Regisseur Serebrennikow gegen Boykott russischer Kultur * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 19.5.2022, 21:50
Mittlerweile haben sich laut russischen Angaben mehr als 1700 Kämpfer aus dem Asowstal-Werk ergeben. Während in der Ukraine weiter gekämpft wird und sich erneut Hunderte Soldaten aus dem Stahlwerk von Mariupol den russischen Angreifern ergeben, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz dem Land weitere Verteidigungshilfen zu – und richtet eine Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Gerhard Schröder verliert wegen seiner Russland-Beziehungen indes einige Privilegien als Altkanzler – und aus Brüssel droht ihm weiteres Ungemach. Die NATO-Staaten bemühen sich, die Türkei von ihrem Widerstand gegen die Aufnahme Schwedens und Finnlands in die Militärallianz abzubringen. Der 85. Kriegstag im Überblick.
*** Hunderte weitere Kämpfer ergeben sich im Stahlwerk
Nach wochenlanger Belagerung ließen sich innerhalb von 24 Stunden mehr als 770 weitere Ukrainer auf dem Gelände von Asowstal festnehmen, wie Moskau mitteilte. Seit Wochenbeginn hätten sich 1730 ukrainische Kämpfer ausgeliefert – was mit ihnen passiert, ist ebenso unklar wie die Anzahl der Menschen, die noch in dem Stahlwerk verschanzt sind. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Mit Blick auf die nun von Russland veröffentlichten Zahlen könnte sich nach knapp drei Monaten Krieg eine vollständige Eroberung Mariupols abzeichnen.
Russischen Schätzungen zufolge sollen vor Beginn der Evakuierungsmission noch etwa 2500 Soldaten in dem Werk ausgeharrt haben. Unklar ist weiter auch, ob sich Moskau – wie von Kiew erhofft – auf einen Austausch der ukrainischen Soldaten gegen russische Kriegsgefangene einlässt. Insgesamt 80 der 1730 gefangen genommenen Ukrainer sollen russischen Angaben zufolge verletzt sein. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte mehrere Hundert Kämpfer aus dem Werk registriert, die nun Kriegsgefangene sind.
*** Scholz sagt Ukraine weitere Unterstützung zu
Bei einer Regierungserklärung im Bundestag sagte Scholz der Ukraine weitere Unterstützung mit militärischer Ausrüstung und beim Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg zu, dämpfte aber die Erwartungen an einen EU-Beitritt des Landes. An den russischen Präsidenten Wladimir Putin richtete er die Botschaft, dass die Ukraine sich die Bedingungen für ein Ende des Krieges nicht vorschreiben lassen werde: „Einen Diktatfrieden wird es nicht geben.“
Die Waffenlieferungen an die Ukraine verteidigte Scholz: „Einem brutal angegriffenen Land bei der Verteidigung zu helfen, darin liegt keine Eskalation. Sondern ein Beitrag dazu, den Angriff abzuwehren und damit schnellstmöglich die Gewalt zu beenden.“ Mit Blick auf die Panzerhaubitze 2000 wollen Deutschland und die Niederlande ihre Zusage vorerst nicht ausweiten. Eine Aufstockung sehe er „zur Zeit nicht“, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag bei einem Treffen mit Scholz. Der Kanzler wies darauf hin, dass die schweren Artilleriegeschütze „nicht einfach verfügbar gemacht werden können“. Die beiden Länder hatten der Ukraine die Lieferung von zwölf Panzerhaubitzen 2000 zugesagt.
*** Kreml-Sprecher: Ukrainer in besetzten Gebieten sollen entscheiden
Nach den Vorstellungen des Kreml sollen die Menschen in den von russischen Truppen besetzten Gebieten in der Ukraine selbst über ihre Zukunft bestimmen. Der Wille der Menschen dort sei entscheidend, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. „Ohne dass sie selbst bestimmen, wie sie und mit wem sie weiter leben sollen, kann nichts gemacht werden.“ Peskow äußerte sich mit Blick auf Moskauer Politiker, die etwa über das besetzte Gebiet Cherson gesagt hatten, Russland sei dorthin gekommen, um zu bleiben.
*** Schröder verliert Privilegien – EU-Parlament will Sanktionen
Der Haushaltsausschuss des Bundestages beschloss, dass Gerhard Schröder künftig auf einige Sonderrechte als Altkanzler verzichten muss. Sein Büro werde abgewickelt, das Personal anderswo eingesetzt. Sein Ruhegehalt und den Personenschutz darf Schröder, der als Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin gilt und Russland zuletzt verteidigt hatte, behalten. Das EU-Parlament will den 78-Jährigen indes mit Sanktionen belegen, wie aus einer von einer großen Mehrheit beschlossenen Resolution hervorgeht. Brüssel kritisiert Schröders anhaltende Tätigkeit für russische Staatsunternehmen.
*** NATO: 42.000 Soldaten und 120 Flugzeuge in hoher Alarmbereitschaft
Nach Angaben des Oberbefehlshabers der NATO-Streitkräfte in Europa sind derzeit mehr als 42.000 Soldaten und 120 Kampfflugzeuge unter seinem Kommando in hoher Alarmbereitschaft. Seit dem Beginn der russischen Invasion der Ukraine habe man in allen Bereichen und in allen Regionen reagiert, um die Alliierten zu schützen, sagte US-General Tod Wolters nach einem Treffen der Generalstabschefs der 30 NATO-Staaten. Die Zahl der NATO-Landstreitkräfte sei verzehnfacht worden, die Zahl der Kampflugzeuge, die den Luftraum überwachten, sei um 50 Prozent gestiegen.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte sich bereits zuvor trotz des einstweiligen Vetos der Türkei von einer raschen Aufnahme Schwedens und Finnlands in das Militärbündnis überzeugt gezeigt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir zu einer schnellen Entscheidung kommen, Finnland und Schweden in der NATO-Familie willkommen zu heißen“, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstrich sein Nein gegen die Norderweiterung der Allianz.
*** Generalstabschefs Russlands und der USA tauschen sich aus
Die Generalstabschefs der USA und Russlands haben ein Gespräch zur Lage in der Ukraine geführt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Auf Initiative Washingtons hätten der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow und sein US-Kollege Mark Milley bei dem Telefonat über Fragen von gegenseitigem Interesse gesprochen, darunter die Situation in der Ukraine. Details wurden nicht genannt.
*** US-Senat stimmt für 40-Milliarden-Paket für Ukraine
Die Ukraine kann mit hohen Geldsummen aus den USA rechnen. Der US-Senat segnete ein rund 40 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket für das Land ab. Für die Unterstützung der Ukraine stimmten 86 Abgeordnete, dagegen 11. Es wird erwartet, dass Präsident Joe Biden das Gesetz zügig unterzeichnen wird. Das von Russland angegriffene Land erhält damit sieben Milliarden Dollar mehr als von Biden im April beantragt. Das Paket umfasst militärische und humanitäre Hilfe für die Ukraine.
*** Russland will ukrainische Häfen nur unter Bedingungen öffnen
Russland hat eine mögliche Öffnung ukrainischer Häfen für die Ausfuhr von Getreide an eine teilweise Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen Moskau geknüpft. „Wenn unsere Partner eine Lösung erreichen wollen, dann müssen auch die Probleme gelöst werden, die mit einer Aufhebung jener Sanktionen verbunden sind, die auf den russischen Export gelegt wurden“, sagte der russische Vize-Außenminister Andrej Rudenko der Agentur Interfax zufolge. Russland blockiert Schiffslieferungen mit Weizen aus der Ukraine, auf die aber viele Staaten vor allem in Afrika und Asien angewiesen sind.
Wegen des Getreidemangels durch den Ukraine-Krieg vereinbarten die G7-Entwicklungsminister ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit. Dieses soll eine Finanzierung und enge Koordination der Maßnahmen zur Ernährungssicherheit gewährleisten. Die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze sagte: „Es drohen Hungersnöte, weil Putin den Hunger gezielt als Waffe einsetzt.“
*** Regisseur Serebrennikow gegen Boykott russischer Kultur
Bei den Filmfestspielen in Cannes sprach sich Regisseur Kirill Serebrennikow gegen einen Boykott russischer Kultur aus. Er könne zwar verstehen, dass Menschen das angesichts des Krieges fordern. „Aber ich akzeptiere das nicht“, sagte er. Er bezeichnete den Krieg als „totale Katastrophe“. Aber ein Boykott russischer Kultur sei nicht der richtige Weg, denn sie sei „Luft“ und „in den Wolken“, also unabhängig von der derzeitigen Politik. Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts/AFP
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RUSSLAND _ UKRAINE – HINTERGRUND – Rumoren in der russischen Armee – Druck auf Kommandeure wächst – Gerüchte über Generalstabschef und Putin-Einmischung – Schwierigkeiten eingeräumt – Offene Worte im Staatsfernsehen –
Desaster bei Flussüberquerung – Kaum Frontverschiebungen erwartet – Proteste gegen Rekrutierungen in „Volksrepubliken“ – 19.5.2022
Nach weiter ausbleibenden durchschlagenden Erfolgen in der Ukraine scheint es im russischen Militär zu rumoren. Nach Informationen des britischen Geheimdienstes wurden mehrere hochrangige Kommandeure ihres Postens enthoben. Sündenböcke für die Lage verantwortlich zu machen würde aber die russische Armee weiter schwächen, glaubt der Geheimdienst. Zuvor waren von russischer Seite erstmals öffentlich Schwierigkeiten und Fehler eingeräumt worden.
Des Amtes enthoben wurde laut den Angaben der Kommandant der russischen Schwarzmeer-Flotte, Igor Ossipow. Die Schwarzmeer-Flotte hatte Mitte April ihr Flaggschiff „Moskwa“ verloren – nach ukrainischer Darstellung durch Beschuss mit zwei Raketen. Zudem wurde nach britischen Angaben der russische Generalleutnant Sergej Kissel nach erfolglosen Angriffen in der Region Charkiw abgelöst. Von russischer Seite gab es dafür keine Bestätigung.
Über die angebliche Entlassung der beiden hochrangigen Militärs hatten kürzlich schon der ukrainische Geheimdienst und anschließend Medien wie der Sender Hromadske berichtet. Dort war von weiteren hochrangigen Kommandanten die Rede, die den Platz hätten räumen müssen: Wladislaw Jerschow, Kommandeur der Sechsten Armee, der Generalmajor Arkadi Marzojew und der für Logistik zuständige Michail Ponomarew.
*** Druck auf Kommandeure wächst
Nach Einschätzung des britischen Geheimdiensts dürften viele russische Militärs zunehmend damit beschäftigt sein, die Verantwortung für Rückschläge von sich zu weisen. „Das wird wahrscheinlich den Druck auf die zentralisierten russischen Kommandostrukturen weiter erhöhen“, hieß es in der Mitteilung: Offiziere würden wohl zunehmend versuchen, wichtige Entscheidungen an ihre Vorgesetzten zu delegieren. Unter diesen Bedingungen werde „es für Russland schwierig sein, die Initiative wiederzuerlangen“.
Die nun offenbar abgelösten hochrangigen Offiziere sind nicht die ersten Köpfe, die ausgetauscht wurden. Schon im März wurde berichtet, dass der Abteilungsleiter des Geheimdienstes FSB für Spionage in ehemaligen Sowjetländern, Sergej Beseda, und sein Stellvertreter Anatoli Boljuch abberufen wurden. Beseda soll nach Medienberichten mittlerweile im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses sitzen.
*** Gerüchte über Generalstabschef und Putin-Einmischung
Spekulationen gibt es auch über Generalstabschef Waleri Gerassimow. Nach dem Rückzug aus Kiew bekam er das zentrale Kommando für die russischen Streitkräfte, um insbesondere die Offensive im Donbas zum Erfolg zu führen. Gelungen ist das bisher nicht. Bei der großen Militärparade am 9. Mai war er – wie Vizeadmiral Ossipow – nicht zu sehen, was Gerüchte anheizte, auch er könnte mittlerweile in Ungnade gefallen sein. Der britische Geheimdienst glaubt allerdings, dass er wahrscheinlich noch das Kommando hat.
Allerdings berichtete der „Guardian“ kürzlich ebenfalls unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass sich der russische Präsident Wladimir Putin mittlerweile persönlich in die Militärplanung einmischt: „Wir glauben, dass Putin und Gerassimow an taktischen Entscheidungen auf einer Ebene beteiligt sind, von der wir normalerweise erwarten würden, dass sie von einem Oberst oder einem Brigadegeneral getroffen werden“, hieß es in dem Bericht. Wie glaubwürdig das ist, ist unklar: Zu Beginn hatte es ja geheißen, Putin werde kaum über den Verlauf informiert und sei daher weitgehend ahnungslos.
*** Schwierigkeiten eingeräumt
In den vergangenen Tagen hatte es von russischer Seite erstmals sanfte Eingeständnisse gegeben, dass der Angriff nicht nach Plan verläuft. „Trotz aller Schwierigkeiten wird die militärische Spezialoperation bis zum Ende fortgeführt“, sagte der stellvertretende Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Raschid Nurgalijew, am Mittwoch. Trotz der Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine gehe die Operation weiter.
Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus, der als Diktator geltende Ramsan Kadyrow, sprach sogar von „Fehlern“ zum Start des am 24. Februar begonnen Krieges gegen die Ukraine. „Am Anfang gab es Fehler, einige Unzulänglichkeiten gab es, aber jetzt läuft alles hundertprozentig nach Plan“, meinte Kadyrow auf einem politischen Forum. Die gestellten Aufgaben würden jetzt in vollem Umfang erfüllt.
*** Offene Worte im Staatsfernsehen
Und im russischen Staatsfernsehen hatte am Montag ein Militärexperte die Zuschauer einer Talkshow mit einer pessimistischen Bewertung des Ukraine-Krieges überrascht. Die ukrainischen Streitkräfte seien weit von Zerfall entfernt und Russland in der Welt durch den Krieg isoliert, sagte der ehemalige russische Generalstabsoffizier Michail Chodarjonok.
Er widersprach einer Reihe von Behauptungen der russischen Staatspropaganda, die er als „Info-Beruhigungstabletten“ kritisierte. „Das größte Problem unserer militärisch-politischen Lage ist unsere völlige geopolitische Isolation“, sagte der Oberst. Moskau müsse daher einen Ausweg aus der Lage finden, „dass die ganze Welt gegen uns ist“. Chodarjonoks Aussagen stießen auch deshalb auf so großes Interesse, weil kritische Stimmen in Russland seit Kriegsbeginn weitgehend ausgeschaltet wurden.
Allerdings dürfte nach der Sendung jemand ein ernstes Wort mit ihm geredet haben. Am Mittwoch war er wieder im staatlichen Fernsehen zu Gast und zeigte sich dort überzeugt, dass Russland die Ukraine militärisch schlagen werde. Zudem empfahl er, die von den USA jüngst gelieferten Haubitzen vom Typ M-777 besonders ins Visier zu nehmen. Zu glauben, dass die Ukrainer einen Gegenangriff starten könnten, sei „eine große Übertreibung“.
*** Desaster bei Flussüberquerung
Als möglicher Auslöser der Kritik und auch der Entlassungen gilt ein völlig verunglückter Vorstoß der russischen Armee am 11. Mai: Bei dem Versuch der russischen Truppen, den Fluss Siwerskyj Donez im Donbas zu überqueren, verloren die Russen bei einem ukrainischen Gegenangriff offenbar alle gepanzerten Fahrzeuge einer taktischen Bataillonsgruppe. Dabei fielen laut Berichten auch mehrere hundert russische Soldaten.
Laut „New York Times“ gab es danach scharfe Kritik prorussischer Militärblogger, die auch in Russland ein großes Publikum haben. Von „Dummheit“ sprach einer, ein weiterer schrieb, die Aktion sei nicht mehr „Idiotie, sondern bereits direkte Sabotage“. Gefordert wurde ein Köpferollen der Verantwortlichen.
*** Kaum Frontverschiebungen erwartet
Schnelle russische Erfolge sind in nächster Zeit laut Militärexperten nicht zu erwarten. Zuletzt musste man sich aus der Umgebung von Charkiw zurückziehen. Der vermutete Plan zu Beginn der Offensive im Donbas, die ukrainischen Streitkräfte im großen Stil einzukesseln, gilt als gescheitert. Zuletzt konnte die russische Armee zwar mehrere kleine Orte einnehmen, große Frontverschiebungen gab es aber nicht. Und Experten erwarten für die nächsten Wochen weiter einen Stellungs- und Abnützungskrieg.
Die Ukraine werde die Zeit wohl nutzen, die neu aus dem Westen gelieferten Waffen in ihren Verteidigungsverbund zu integrieren und Schulungen daran vorzunehmen, heißt es. Und Russland muss nach schweren Verlusten möglicherweise seine Kräfte neu formieren. Dabei steht man allerdings vor dem Problem, nicht endlos Kräfte als Nachschub zur Verfügung zu haben, meinen Experten. Schon jetzt leide die Moral der Truppe sehr – und das sei kein Zufall, schrieb zuletzt „Foreign Policy“: Russland behandle seine Soldaten notorisch schlecht, auch der Umgang mit den Angehörigen von Gefallenen schrecke Männer ab, sich rekrutieren zu lassen.
*** Proteste gegen Rekrutierungen in „Volksrepubliken“
Doch damit nicht genug. In den von Russland annektierten „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk regt sich laut ukrainischen Quellen immer mehr Widerstand gegen die Zwangsrekrutierung von Männern. In den prorussischen Gebieten werden Männer bis 60 Jahre zum Kampf verpflichtet. Schon in den vergangenen Wochen hatte es Meldungen gegeben, wonach sich Männer verstecken würden, um nicht eingezogen zu werden: Dem Vernehmen nach werden die Männer teilweise mit museumsreifen Waffen an die Front geschickt. Nun gibt es Berichte, wonach es in Donezk und Luhansk bereits Proteste gibt – auch weil keine Entschädigungen an die Familien von Verletzten und Gefallenen gezahlt werden.
ckör, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266758/
Links:
„Guardian“-Artikel
https://www.theguardian.com/world/2022/may/16/putin-involved-russia-ukraine-war-western-sources
Hromadske-Artikel
https://en.hromadske.ua/posts/kremlin-demonstratively-fires-and-arrests-its-commanders-for-defeats-in-ukraine-says-ukrainian-intelligence
„New York Times“-Artikel
https://www.nytimes.com/2022/05/15/world/europe/pro-russian-war-bloggers-kremlin.html
„Foreign Affairs“-Artikel
https://www.foreignaffairs.com/articles/russian-federation/2022-05-18/russian-militarys-people-problem
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Kornkammer Ukraine: Jedes dritte Feld nicht bestellt – Drastischer Einbruch bei Mais und Sonnenblumen – Keine Daten zu Luhansk – Ausfuhren dramatisch eingebrochen – Guterres appelliert an Moskau – Baerbock wirft Moskau „Kornkrieg“ vor – USA und Russland mit gegenseitigen Vorwürfen – Russland will „Verpflichtungen erfüllen“ – 19.5.2022
Die Folgen des Ukraine-Krieges für die globale Nahrungsmittelsicherheit werden zunehmend sichtbar. Die Vereinten Nationen warnen bereits vor einer globalen Lebensmittelkatastrophe, weil etwa 30 Prozent der ukrainischen Agrarflächen nicht bestellt werden können. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres erhöht unterdessen den Druck auf Moskau, Getreideexporte aus der Ukraine nicht weiter zu blockieren. Moskau junktimiert das jedoch mit den westlichen Sanktionen.
Die Lage ist dramatisch angesichts der Rekordzahl an Hungerleidenden in der ganzen Welt. Einerseits kann in den großen ukrainischen Speichern gelagertes Getreide wegen der russischen Blockade derzeit nicht oder nur über Umwege und in viel geringerem Ausmaß etwa nach Afrika exportiert werden. Andererseits droht sich die Lage im Herbst, wenn die heurigen Ernteausfälle schlagend werden, noch dramatisch zu verschärfen. Das US-Landwirtschaftsministerium geht bei Weizen von kriegsbedingten Ernteeinbußen von rund einem Drittel aus.
Nach Zahlen aus der Ukraine selbst (Stand: 12. Mai) gingen die bestellten Flächen um mehr als 40 Prozent zurück. Dabei fällt der Anbaurückgang nicht bei allen Feldfrüchten so dramatisch aus, wobei auch Unsicherheiten bei den Zahlen mit Blick auf die von Russland besetzten Gebiete bestehen.
Bei Wintergetreide liegen die Aussaatflächen mit 7,6 Millionen Hektar nur um 300.000 Hektar unter denen des Vorjahres. Bei Sommerweizen seien im Vergleich zum Vorjahr mit 187.500 Hektar nur zweieinhalb Prozent weniger Fläche ausgesät worden.
*** Drastischer Einbruch bei Mais und Sonnenblumen
Stärker sei der Rückgang mit 32 Prozent bei der Sommergerste. Ein drastischer Rückgang ist vor allem bei Mais zu verzeichnen. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist die Anbaufläche um 40 Prozent auf 3,2 Millionen Hektar geschrumpft. Und den vorliegenden Daten zufolge ist nur knapp die Hälfte der Vorjahresmenge bei Sonnenblumen ausgebracht worden. Nur 3,3 Millionen Hektar seien mit Sonnenblumen bestellt worden. Bisher war die Ukraine Weltmarktführer beim Export von Sonnenblumenöl.
Ein Rückgang um zwölf Prozent wurde bei Hafer registriert. Raps wurde etwa um 20 Prozent weniger angebaut. Bei den für Viehfutter wichtigen Sojabohnen liegt der Rückgang bei 43 Prozent. Einschneidend ist auch der Einbruch beim Anbau von Buchweizen. Das einst traditionelle Getreide wurde den ukrainischen Daten nach nur noch auf 12.200 Hektar gesät – ein Einbruch um 85 Prozent. Stark ist der Rückgang auch mit 21 Prozent bei Kartoffeln. Sie werden noch auf einer Million Hektar angebaut.
*** Keine Daten zu Luhansk
In seiner Mitteilung hat das ukrainische Agrarministerium das gesamte umkämpfte ostukrainische Gebiet Luhansk herausgenommen. Keine Angaben machte das Ministerium zur Datenlage für die teils besetzten, teils umkämpften ostukrainischen und südukrainischen Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson. Cherson ist dabei traditionell ein Zentrum für Obst- und Gemüseanbau.
Süßkirschen aus Melitopol und Melonen werden kaum den Weg in die nicht besetzte Ukraine finden. Bereits jetzt klagen die südukrainischen Bauern über den fehlenden Absatz für ihre Frühkartoffeln, und in den Landesteilen, die nicht umkämpft oder besetzt sind, steigen die Preise für das sonst aus der Südukraine stammende Gemüse.
*** Ausfuhren dramatisch eingebrochen
Und die ukrainische Getreideausfuhr geht weiter dramatisch zurück. Die Exporte erreichten nach offiziellen Angaben im Mai bisher nur gut ein Drittel der Menge im Vorjahreszeitraum. Zunächst seien 643.000 Tonnen exportiert worden, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Darunter seien etwa 617.000 Tonnen Mais und 16.000 Tonnen Weizen. Im Mai 2021 seien dagegen 1,8 Millionen Tonnen Getreide ins Ausland geliefert worden.
UNO-Chef Guterres fordert nun erneut von Russland, „den sicheren Export von in ukrainischen Häfen gelagertem Getreide“ zuzulassen. Laut deutschen Angaben blockiert Moskau aktuell die Ausfuhr von 20 Mio. Tonnen Getreide, großteils im Hafen von Odessa. Der von Russland begonnene Krieg drohe viele Millionen Menschen in eine Ernährungsunsicherheit zu stürzen und eine Krise auszulösen, „die Jahre andauern könnte“. Zusammen produzieren die Ukraine und Russland laut Guterres fast ein Drittel des Weizens und der Gerste der Welt und die Hälfte des Sonnenblumenöls.
Den Vereinten Nationen zufolge hat der weltweite Hunger einen neuen Höchststand erreicht: „In nur zwei Jahren hat sich die Zahl der Menschen mit starker Ernährungsunsicherheit verdoppelt, von 135 Millionen vor der Pandemie auf heute 276 Millionen“, meinte Guterres.
*** Baerbock wirft Moskau „Kornkrieg“ vor
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warf Russland vor, einen „Kornkrieg“ zu führen und die Blockade von Getreideexporten als Kriegswaffe einzusetzen. Damit fache Russland eine „globale Nahrungsmittelkrise“ an, so Baerbock.
Tatsächlich junktimierte Moskau am Donnerstag eine mögliche Öffnung ukrainischer Häfen für die Ausfuhr von Getreide an eine teilweise Aufhebung der westlichen Sanktionen. „Wenn unsere Partner eine Lösung erreichen wollen, dann müssen auch die Probleme gelöst werden, die mit einer Aufhebung jener Sanktionen verbunden sind, die auf den russischen Export gelegt wurden“, so der russische Vizeaußenminister Andrej Rudenko.
*** USA und Russland mit gegenseitigen Vorwürfen
US-Außenminister Antony Blinken warf Moskau auf einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates am Donnerstag vor, die Lebensmittelversorgung „von Millionen Ukrainern und Millionen weiterer Menschen auf der ganzen Welt“ in Geiselhaft zu nehmen.
„Hören Sie auf, Ländern, die Ihren Angriffskrieg kritisieren, mit einem Exportstopp für Lebensmittel und Düngemittel zu drohen“, fügte Blinken hinzu. Er forderte Russland auf, die Ausfuhr von ukrainischem Getreide zuzulassen, das in Häfen am Schwarzen Meer blockiert wird.
Der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensia wies die Vorwürfe zurück. Die Welt leide infolge einer Inflationsspirale seit Langem unter einer Nahrungsmittelkrise. Diese sei durch steigende Versicherungskosten, logistische Engpässe und Spekulationen auf westlichen Märkten verursacht worden. Sanktionen westlicher Länder verschärften die weltweite Ernährungslage.
*** Russland will „Verpflichtungen erfüllen“
„Auf der einen Seite werden verrückte Sanktionen gegen uns verhängt, auf der anderen Seite fordern sie Lebensmittellieferungen. So funktioniert das nicht, wir sind keine Idioten“, erklärte Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew später auf Telegram.
Russland sei bereit, seine „Verpflichtungen in vollem Umfang zu erfüllen“, aber es erwarte auch „Unterstützung von seinen Handelspartnern“, fügte der heutige stellvertretende Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrates hinzu. „Die Länder, die unseren Weizen und andere Lebensmittel importieren, werden es ohne Lieferungen aus Russland sehr schwer haben“, erklärte der Ex-Präsident. „Und auf europäischen und anderen Feldern wird ohne unsere Düngemittel nur saftiges Unkraut wachsen.“ red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266783/
….. Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg ..…
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Moskau: 230.000 ukrainische Kinder nach Russland gebracht – 19.5.2022, 22:23
Aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine sind seit Beginn der Gefechte 1,36 Millionen Menschen nach Russland gebracht worden. Mehr als 230.000 von ihnen seien Kinder, teilte das russische Verteidigungsministerium gestern in Moskau mit.
Die Menschen seien aus ukrainischen Gebieten wie aus den Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk in Sicherheit gebracht worden, so das Ministerium. Gestern seien 17.700 Menschen nach Russland gebracht worden, darunter 2.370 Kinder.
Die Kiewer Führung wirft den russischen Truppen vor, eine Flucht der Menschen auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu unterbinden. Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer gingen nicht freiwillig nach Russland, sondern würden verschleppt. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266884/
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – RUSSLAND – EU-Kreise: Rubel-Konto für Gaszahlungen möglich – 19.5.2022, 21:47
Gasimporteure dürfen nach Angaben aus EU-Kommissionskreisen auch ein Rubel-Konto bei der russischen Gasprombank eröffnen. Voraussetzung sei aber, dass sie auf ein anderes Konto ihre Rechnung in den vereinbarten Währungen Euro oder Dollar begleichen, sagten Kommissionsbeamte gestern. Das würde im Einklang mit den EU-Sanktionen stehen. Der Tausch von westlichen Währungen in Rubel müsse dann etwa über das zweite Konto von der russischen Seite vorgenommen werden.
Diese Klarstellung zum Rubel-Konto habe man den Mitgliedsstaaten am Mittwoch übermittelt. Man empfehle aber, nach Möglichkeit auf die Einrichtung eines Rubel-Kontos zu verzichten. Diese Empfehlung hat aber keine rechtlichen Konsequenzen.
Russland hatte per Dekret eine Zahlung in Rubel verlangt, die genauen Details sind aber weiter unklar. Polnische Firmen etwa hatten sich offenbar geweigert, ein Rubel-Währungskonto zu eröffnen und wurden daraufhin von der Gaszufuhr abgeschnitten. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266882/
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – UKRAINE – Von der Leyen: Wiederaufbauhilfe an Reformen knüpfen – Beitrittsverfahren von Entwicklung abhängig – 19.5.2022, 23:51
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat vorgeschlagen, künftige Wiederaufbauhilfen für die Ukraine angesichts des EU-Beitrittswunsches des Landes an Reformen zu koppeln. „Wir werden sowieso den Wiederaufbau der Ukraine mitfinanzieren müssen“, sagte von der Leyen gestern in der ZDF-Sendung „maybrit illner“.
Dann sei es ihrer Ansicht nach sinnvoll zu sagen: „Ja zu Investitionen, aber gleich mit den notwendigen Reformen, zum Beispiel gegen Korruption oder zum Beispiel für den Aufbau der Rechtsstaatlichkeit. Das will die Ukraine auch, ich habe das heute Morgen noch einmal mit Präsident (Wolodymyr, Anm.) Selenskyj besprochen.“
*** Beitrittsverfahren von Entwicklung abhängig
Die Ukraine wolle um jeden Preis in die EU, entsprechend sei viel Motivation für den anstehenden Beitrittsprozess vorhanden. Die Ukraine hat die Aufnahme in die EU bereits beantragt und wünscht sich einen raschen Beitritt.
Zuletzt bremsten aber nicht nur Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz. Ein Beitritt zur EU dauert ab dem Antrag für gewöhnlich mehrere Jahre.
Der Ablauf des Verfahrens hänge letztlich davon ab, wie sich die Ukraine entwickle, betonte von der Leyen. „Es hängt von der Ukraine selber ab, wie sie am Ende dieses Krieges diesen Wiederaufbau schafft, bei dem wir helfen werden, aber wie sie tatsächlich die Reformen umsetzt, wie sie die Oligarchen loswird, wie sie notwendige wirtschaftliche Reformen macht.“
red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266892/
RUSSLAND – UKRAINE – ÖSTERREICH – Integrationshilfe für Ukraine-Vertriebene – 19.5.2022 (Meldungsabschnitt)
… Unterstützung für Ukraine-Vertriebene sollen Gesetzesänderungen bringen, die der Nationalrat – gegen die Stimmen der FPÖ – beschlossen hat. Mit der Aufnahme in das Integrationsgesetz bekommen sie Zugang zu Deutsch- und Orientierungskursen. Einen möglichst raschen Zugang zum Arbeitsmarkt sollen Erleichterungen bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen und Berufsqualifikationen bringen.
Menschen, die wegen des russischen Angriffs aus der Ukraine nach Österreich geflohen sind, haben bereits seit einiger Zeit den Sonderstatus der Vertriebenen – also einen Aufenthaltstitel, Zugang zu Arbeitsmarkt und Bildungseinrichtungen. Außerdem gebe es schon zahlreiche Angebote, um sie in der Integration zu unterstützen. Diese wurden nun auf eine rechtliche Grundlage gestellt, erläuterte Ministerin Susanne Raab (ÖVP). SPÖ und NEOS stimmten zwar zu, waren aber nicht zufrieden: Die Maßnahmen kämen zu spät und reichten nicht, beklagte die Opposition – und verwies auf große Problem in der Praxis. …
https://orf.at/stories/3266791/
# # # AUS ALLER WELT (Fortsetzung) # # #
EURORAUM – Euroraum-Leistungsbilanz im März negativ – teure Energieimporte – 19.5.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Leistungsbilanz des Euroraums hat im März – wohl vor allem aufgrund hoher Energiepreise – ein leichtes Defizit aufgewiesen. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) war die Leistungsbilanz saisonbereinigt mit 2 (Februar: plus 16) Milliarden Euro negativ. Der Handelsbilanzsaldo betrug minus 4 (plus 5) Milliarden Euro, wobei die Exporte bei 228 (233) Milliarden Euro lagen und die Importe bei 232 (228) Milliarden Euro. „Das liegt an den hohen Energiepreisen“, kommentierte Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil die Zahlen. Der Saldo der Dienstleistungsbilanz war mit 14 (13) Milliarden Euro positiv.
In der Bilanz der Primäreinkommen ergab sich ein Überschuss von 1 (7) Milliarden Euro, der Saldo der Sekundäreinkommen war dagegen wie üblich negativ, und zwar mit 12 (10) Milliarden Euro.
In der Kapitalbilanz ergab sich für die zwölf Monate bis März 2022 ein positiver Saldo von 205 Milliarden Euro. In den zwölf Monaten bis März 2021 waren es 329 Milliarden gewesen. Bei den Direktinvestitionen ergaben sich in diesem Zeitraum Nettokapitalabflüsse von 208 (Zufluss 40) Milliarden Euro und bei den Portfolioinvestitionen Nettokapitalexporte von 287 (818) Milliarden Euro.
Über Aktien flossen netto 193 Milliarden Euro zu, nachdem im Vorzeitraum 180 Milliarden abgeflossen waren. Über Anleihen kam es zu einem Nettokapitalexport von 480 (638) Milliarden Euro. DJG/hab/brb © 2022 Dow Jones News
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-05/56097319-euroraum-leistungsbilanz-im-maerz-negativ-teure-energieimporte-015.htm
DEUTSCHLAND – E-Auto-Produktion 2021 um 86 Prozent erhöht – Zahl der hergestellten Pkw mit Verbrennungsmotor ist binnen Jahresfrist um 23 Prozent gesunken – Auch Importe ziehen an – 19.5.2022
Wiesbaden (pte032/19.05.2022/13:30) – 2021 wurden in Deutschland rund 328.000 Autos mit reinem E-Antrieb im Wert von 13,7 Mrd. Euro produziert. Das war eine mengenmäßige Steigerung um 85,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 268 Prozent gegenüber 2019. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden hierzulande fast 176.400 E-Autos im Wert von acht Mrd. Euro hergestellt. 2019 waren es rund 89.000 E-Autos im Wert von 3,1 Mrd. Euro, wie das Statistische Bundesamt http://destatis.de mitteilt.
*** Auch Importe ziehen an
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden rund 300.000 reine Elektro-Pkw im Wert von 12,6 Mrd. Euro exportiert. Das waren fast doppelt so viele (plus 92,4 Prozent) wie im Vorjahr und mehr als dreimal so viele (plus 210,7 Prozent) wie im Jahr 2019. Auch bei den Importen gab es einen Anstieg: Mit 292.000 importierten E-Autos für 7,5 Mrd. Euro stieg die Menge im Vorjahresvergleich um 75,8 Prozent – gegenüber 2019 sogar um fast das Vierfache (plus 382,3 Prozent).
Zum Vergleich: Im Jahr 2021 wurden 1,6 Mio. Pkw mit klassischem Verbrennungsmotor (minus 22,5 Prozent gegenüber 2020) im Wert von 32,2 Mrd. Euro importiert und 1,7 Mio. Pkw (minus 27,8 Prozent) im Wert von 59,2 Mrd. Euro exportiert. Wichtigster Abnehmer für E-Autos war 2021 das Vereinigte Königreich (49.400 E-Pkw; plus 112,6 Prozent gegenüber 2020), gefolgt von den Vereinigten Staaten (42.500 E-Pkw; plus 193,9 Prozent) und Norwegen (33.600 E-Pkw; plus 20,4 Prozent).
https://www.pressetext.com/news/20220519032
ÖSTERREICH – STATISTIK – Verdoppelung der Einbürgerungen im 1. Quartal 2022; knapp 40% der neu Eingebürgerten sind Nachkommen von NS-Opfern – 19.5.2022
http://www.statistik.at/web_de/presse/128180.html
ÖSTERREICH – INFRASTRUKTUR – WIFO fordert Spar- und Notfallpläne – Priorisierung bei Abnehmern notwendig – WIFO: Zeit drängt – „Smart Meter“ auch für Gasversorgung? – Wirtschaftskammer will Alpe-Adria-Infrastrukturgipfel – 19.5.2022
Österreich sollte zur Sicherung der Erdgasversorgung viel genauere Notfallpläne vorbereiten und Sparaufrufe auch für Haushalte starten, fordert WIFO-Ökonom Jürgen Janger. Sowohl für Unternehmen als auch für Haushalte sollte es Bonusmechanismen bei weniger Verbrauch geben. Auch Tarife, die zum Sparen animieren, sollte sich die Regierung überlegen.
Fertige Modelle und Anreize zum Sparen auch im Falle einer Gasknappheit sollte es bereits im Herbst geben, sagte Janger am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal. Man könne nicht früh genug beginnen: „Jedes bisschen Gas, das wir jetzt einsparen, haben wir dann im Herbst mehr zur Verfügung, um es dort einzusetzen, wo wir es am dringendsten brauchen.“ Auch sollte die Regierung jetzt schon vorbereiten bzw. überlegen, wie eine mögliche Versteigerung von Gas aussehen könnte und wie effiziente Mechanismen für die Verteilung eines knappen Gutes funktionieren könnten.
Es werde sich im Ernstfall wohl jede Industrie, jede Branche als systemkritisch ansehen und auf eine möglichst hohe Zuteilung drängen, sagte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr ebenfalls im Morgenjournal. Klar sei, dass die Stromversorgung sehr hoch priorisiert werden müsse: „Ohne Gas kann die Stabilität der Netze nicht gewährleistet werden in Österreich und in *** Priorisierung bei Abnehmern notwendig
Man werde sich auch über die medizinische Versorgung, nicht zuletzt in Krankenhäusern, Gedanken machen müssen. Man müsse etwa prüfen, welche Medikamente man importieren könne und welche nicht. Leichter sei es wohl zuerst, Dinge abzudrehen, die man nicht unbedingt brauche, so Felbermayr, der als Beispiel beheizte Schwimmbäder nannte.
Ob sich alle nötigen Vorkehrungen in Sachen Gasversorgung bis Herbst ausgehen, hänge allerdings nicht an Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), so der WIFO-Chef weiter. Die Ministerin habe die regulatorischen Vorbereitungen getroffen, aber das Gas muss auch nach Österreich kommen. „Wenn morgen der Gashahn abgedreht wird oder wenn eine Leitung zerstört wird auf dem Weg von Russland nach Österreich, dann wird das schwer.“ Ein Ersatz mit Flüssiggas sei nicht einfach, zudem gebe es einen Run auf Ersatz für russisches Gas: „Das macht es schwer – das macht es auch teuer“, so Felbermayr.
*** WIFO: Zeit drängt
Das WIFO hat in einer Studie einige Vorschläge für kurzfristige Handlungsweisen bei einer Gasreduktionen erarbeitet. Die Beispiele seien als Debattenbeitrag zu sehen, um den volkswirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten und gleichzeitig die angestrebte grüne Transformation „zumindest nicht auszubremsen“. Es dränge jedenfalls die Zeit, denn insbesondere der Verteilungsmechanismus für die Wirtschaft sei sehr komplex.
Bei den Haushalten könnte man über die Gestaltung von Tarifen und Boni wirksame Anreize für Nachfragereduktionen bieten. Allerdings sei in Österreich der mit Abstand größte Verbraucher der Wirtschaftssektor. Eine signifikante Reduktionen der gelieferten Gasmengen würde „nicht nur die Lebensbedingungen vieler Haushalte verschlechtern, sondern darüber hinaus zu signifikanten wirtschaftlichen Konsequenzen führen“, schreibt das WIFO.
Im Bereich Wirtschaft analysierten die Forscher ein hybrides Zuteilungsverfahren und einen reinen Versteigerungsmechanismus. Erstes identifiziert zunächst Güterklassen mit unterschiedlicher Priorität und setzt innerhalb dieser dann einen Versteigerungsmechanismus ein, der die Erdgasintensität und die Substituierbarkeit der Güter berücksichtigt. Die zweite Variante stellt das gesamte Erdgaskontingent zur Versteigerung, ohne Priorisierung. Die konkrete Ausgestaltung sei aber nicht trivial, denn es gebe gegenseitige Abhängigkeiten zwischen den Unternehmen.
*** „Smart Meter“ auch für Gasversorgung?
Ein spezifisches Tarifmodell, das den Verbrauch in Haushalten senken könnte, könnte laut Forschern Anreize für eine allgemeine Verbrauchsreduktion bzw. eine zeitliche Anpassung des Verbrauchs an die aktuelle Netzauslastung enthalten. Als Beispiel wird etwa eine limitierte Bezugsmenge zu einem vergünstigten Tarif genannt – die administrative Umsetzung sei jedoch ungleich schwieriger als bei einem Bonusmodell. Die Steuerung über die Netze brauche zudem entsprechende Steuerelemente (Stichwort: „Smart Meter“) und bringe datenschutzrechtliche Herausforderungen.
In den Schlussfolgerungen schreibt das WIFO, dass das Risiko einer bevorstehenden signifikanten Einschränkung der Gasverfügbarkeit in Österreich jedenfalls hoch sei. Schon jetzt könnte für die weitere Planung ein regelmäßiges Monitoring helfen, etwa auf monatlicher Basis, wie viele erneuerbare Energiequellen ans Netz gehen, wie viel Gas etwa gegenüber dem Durchschnitt der Vergangenheit eingespart wurde oder welche alternativen Liefermengen es gibt.
Chef der Energieagentur: „Öffis“ statt Auto nutzen
Der Geschäftsführer der heimischen Energieagentur, Franz Angerer, sagte im Mittagsjournal, dass man aktuell das Problem habe, dass 50 Jahre in „eine ganze eindeutige Richtung“ investiert wurde, also Richtung Gas. Diese Abhängigkeit könne man nicht in wenigen Monaten, bis Herbst, reduzieren. Es gebe wohl Möglichkeiten umzuschichten, also etwa auf Kohle und Öl umzusteigen, damit könne man rund zehn Prozent des gesamten Gasverbrauchs anders abdecken.
Man dürfe bei all den Debatten über die Versorgungssicherheit aber den Klimaschutz nicht völlig vergessen, langfristig dürften alle Investitionen nicht auf Kosten des Klimaschutzes gehen. Kurzfristigen Maßnahmen wie dem in Deutschland immer wieder debattiertem Tempolimit steht Angerer grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, das sei eine sehr einfache Maßnahme. „Noch einfacher ist es aber, das Auto stehen zu lassen und öffentlich zu fahren – diese Möglichkeit wird viel zu selten genutzt.“
*** Wirtschaftskammer will Alpe-Adria-Infrastrukturgipfel
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer verlangt unterdessen länderübergreifende Lösungen für den Aufbau von Gasinfrastruktur, um verflüssigtes Erdgas (LNG) nach Österreich bringen zu können – und er will dazu einen Alpe-Adria-Infrastruktugipfel initiieren, um dem Energieproblem beizukommen, wie er laut „Salzburger Nachrichten“, „Kurier“ und „Presse“ (Donnerstag-Ausgaben) sagte. Mahrer denkt dabei an eine Eine „Alpen-Adria-Gasstrategie“ gemeinsam mit Kroatien und Italien, wo es entsprechende Terminals gebe.
Eine Alpe-Adria-Pipeline betreffe auch jene Länder, die bisher mit russischem Gas durch Österreich versorgt wurden. Daher brauche es ein gemeinsames Verständnis und einen Plan Italiens, Österreichs, Tschechiens, der Slowakei und Ungarns, so Mahrer weiter. Italien sei schon informell auf Österreich zugekommen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266706/
ÖSTERREICH – INFRASTRUKTUR – Einstimmig: Regeln für Gasbevorratung beschlossen – 19.5.2022
Der Nationalrat hat am Donnerstag einen weiteren Schritt zu mehr Energiesicherheit angesichts der russischen Aggression in der Ukraine gesetzt. Einstimmig beschlossen die Parteien eine Regelung, nach der die Republik über den Bilanzgruppenkoordinator Versorger mit der Vorhaltung und Speicherung von Erdgas beauftragen kann.
Den Industriebetrieben, die Gas einspeichern, werden Sicherheiten gegeben. Sie sollen auch im Krisenfall über ihre Gasreserven selbst verfügen können. Erst wenn es die Systemstabilität erfordert, greift der Staat gegen eine Entschädigung auch auf diese Reserven zu.
ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf sprach in der Debatte von schnellen und effektiven Maßnahmen, um die Gasbevorratung zu sichern. Mit dem heutigen Beschluss werde Österreichs Widerstandsfähigkeit gestärkt. Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) betonte, dass man kein Szenario, also auch nicht einen sofortigen Lieferstopp, ausschließen könne. Daher drehe man an allen Schrauben, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Grünen-Umweltsprecher Lukas Hammer betonte, dass das Märchen vom billigen, immer verfügbaren russischen Gas für immer vorbei sei. Frühere Regierungen hätten die Energieversorgung Österreichs sehenden Auges den Launen eines Diktators ausgesetzt, warb er vehement für die Energiewende.
Einkaufen im Supermarkt
*** Zustimmung und Kritik der Opposition
Zustimmung kam auch von der Opposition – allerdings wurde diese mit Kritik versehen. So hielt SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll eine Brandrede gegen die Koalition, der er Untätigkeit vorwarf. So hätten beispielsweise Deutschland und Italien längst Maßnahmen gesetzt, um die Unabhängigkeit von Russland zu mindern. Auch hätte die Regierung sehen müssen, was sich zusammenbraut: „Das war ein Super-GAU mit Ansage, und die Bundesregierung hat zugeschaut.“
Für die FPÖ meinte Axel Kassegger, dass die gegenwärtige Situation ein „Ausfluss vollkommen verfehlter Klima- und Sanktionspolitik“ sei. Die Freiheitlichen stimmten zwar zu, wollten aber nichts vom Ausdruck Lenkungsmaßnahmen wissen. Es seien nämlich vollkommene Eingriffe aus einer Notlage hinaus, „nahe an der Schnittfläche der Enteignung“, meinte Kassegger.
Seitens von NEOS meinte die Abgeordnete Karin Doppelbauer, es handle sich um sinnvolle Maßnahmen, die Planungssicherheit brächten. Kritisch merkte sie an, dass noch immer niemand wisse, wie man alternativ zu Gas kommen könnte. Dass die OMV diesbezüglich schweige, geht für sie nicht. …
red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266791/
ÖSTERREICH – INFRASTRUKTUR – Westbahn ab Juni im Halbstundentakt – Wunsch nach wechselseitiger Ticketanerkenntnis – 19.5.2022
Die mehrheitlich private Westbahn baut ihr Zugsangebot aus. Ab 12. Juni gibt es wieder einen Halbstundentakt zwischen Wien-Westbahnhof und Salzburg Hauptbahnhof mit lediglich drei „Taktlücken“.
Zwischen Dezember 2017 und Dezember 2019 war die Westbahn bereits im 30-Minuten-Takt zwischen Wien und Salzburg unterwegs. Man reagiere auf das Ansteigen der Fahrgastzahlen durch das Abflauen der Pandemie und den Erfolg des Klimatickets, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.
*** Wunsch nach wechselseitiger Ticketanerkenntnis
Bereits 160.000 Mal wurde das österreichweit gültige Öffi-Ticket seit Oktober 2021 bereits verkauft. Das Klimaticket gilt auch in der Westbahn. Mit der Taktverdichtung fährt die Westbahn künftig bis zu 57 Mal pro Tag zwischen Wien und Salzburg. Westbahn-Co-Geschäftsführer Thomas Posch empfiehlt Reisenden mit dem Klimaticket, die für sie kostenlose Sitzplatzreservierung in Anspruch zu nehmen.
Die Westbahn wünscht sich angesichts der steigenden Fahrgastzahlen wieder eine wechselseitige Ticketanerkenntnis mit der Staatsbahn. „Was schon während des gemeinsamen Corona-Fahrplans von Westbahn und ÖBB zwischen April 2020 und Juli 2021 problemlos möglich war, muss zur dauerhaften Einrichtung werden, um die Gesamtkapazität des Bahnsystems optimal auszunutzen“, so Westbahn-Co-Geschäftsführer Florian Kazalek. Man habe „dazu in den letzten Jahren bereits mehrfach das Gespräch gesucht“, sei aber bisher „leider ungehört“ geblieben. red, wien.ORF.at/Agenturen
https://wien.orf.at/stories/3157041/
ÖSTERREICH – Wirtschaftskammer: Lokalpreise bis zu 20 Prozent höher – NACHTRAG: 18.5.2022
Die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise schlagen sich auch in der Gastronomie nieder. Die Wiener Wirtschaftskammer rechnet bis Jahresende mit Teuerungen für die Gäste um bis zu 20 Prozent.
„Ich glaube, dass die Branche sich noch im heurigen Jahr zu einer Preissteigerung von zwischen fünf und zehn Prozent durchringen muss, um die laufenden Kosten abzudecken“, sagte indes der Sprecher der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer Steiermark, Klaus Friedl.
https://orf.at/stories/3266675/
https://wien.orf.at/stories/3156944/
https://steiermark.orf.at/stories/3156911/
ÖSTERREICH – Hochbetrieb bei Veranstaltern von Hochzeiten und Bällen – Indoorbetriebe haben es schwerer – 19.5.2022
Die Pandemie hat auch in der Veranstaltungsbranche für Stillstand gesorgt. Die Outdoorbranche mit Camping, Bootsverleihern oder Tourguides blickt nun wieder großteils positiv in Richtung Sommer. Hochbetrieb herrscht wieder bei Hochzeiten und Bällen. Schwerer haben es Indoorbetriebe wie Fitnesscenter und Tanzschulen. …
https://orf.at/stories/3266860/
ÖSTERREICH – Klimabonus wird ab Oktober ausbezahlt – Regionale Differenzierung – Umstrittene Einstufung – 19.5.2022
Der Klimabonus, der die Belastungen der neuen CO2-Steuer für die Bevölkerung dämpfen soll, wird ab Oktober ausbezahlt. Je nach Wohnort gibt es pro Person zwischen 100 und 200 Euro, Kinder bekommen die Hälfte. Ein Antrag dafür ist nicht notwendig, das Geld wird direkt aufs Konto überwiesen. Liegen keine Kontodaten vor, bekommt man einen Gutschein, den man in Geschäften oder bei der Bank in bar einlösen kann, gab das Klimaschutzministerium gestern bekannt.
Der Klimabonus ist, wie eben die neue CO2-Bepreisung, Teil der ökosozialen Steuerreform, die die türkis-grüne Regierung vergangenen Herbst präsentiert hat. Die Umsetzung der Zahlung an die gesamte Bevölkerung mit Hauptwohnsitz in Österreich stellte sich allerdings als gar nicht so einfach heraus – mehrere Monate hat es nun gedauert, bis man eine Lösung ausgetüftelt hatte.
Mit Verweis auf die hohe Teuerung betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), dass im ersten Jahr der gesamte Bonus ausgezahlt werde, obwohl die CO2-Bepreisung erst im Juli startet.
*** Regionale Differenzierung
Wie viel man dann tatsächlich bekommt, hängt davon ab, wo man wohnt. Die österreichischen Gemeinden wurden von der Statistik Austria anhand von zwei Kriterien – Anbindung an den öffentlichen Verkehr und Urbanisierungsgrad (wie weit entfernt liegt etwa die nächste Apotheke) – in vier Gruppen unterteilt. Je nach Stufe gibt es 100, 133, 167 oder 200 Euro, für Kinder unter 18 Jahren immer die Hälfte.
Der niedrigste Klimabonus von 100 Euro jährlich wird ausschließlich an die Wienerinnen und Wiener fließen. Wohnt man beispielsweise in Graz, erhält man 133 Euro. Die dritte Stufe (167 Euro) erhalten viele Umlandgemeinden. Anspruch auf die höchste Stufe (200 Euro) hat ein gutes Drittel der Bevölkerung, vorwiegend am Land.
*** Umstrittene Einstufung
Diese Art der Einstufung ist durchaus umstritten. Das Ministerium glaubt hingegen, damit eine gewisse Treffsicherheit zu erreichen: „Wer zum Beispiel vom Auto auf die Bahn umsteigen kann, profitiert, wenn er oder sie das tut. Wer noch nicht umsteigen kann, weil der öffentliche Verkehr erst ausgebaut wird, hat keinen Nachteil“, heißt es in einer Medieninformation.
red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3266867/
ÖSTERREICH – Vom Forscher zum Firmengründer – 15 Mio. Euro für Hochschul-Spin-offs – 19.5.2022
Rund um Forscher aus dem Hochschulbereich, die Entwicklungen in Produkte oder Dienstleistungen ummünzen wollen, habe sich hierzulande eine „lebendige Szene“ entwickelt, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) vor Journalisten. Um diese Leute zu unterstützen und „Scheu“ in der akademischen Welt vor so einem Schritt abzubauen, stellt man über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) nun 15 Millionen Euro bereit. Das ist ein Plus sechs Mio. in dem Bereich.
*** Bildungsminister Polaschek wünscht sich eine „lebendige Szene“
In der österreichischen Forschungsstrategie (FTI-Strategie) hat man sich das Ziel gesetzt, die akademischen Ausgründungen – vulgo Spin-offs – bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Das Potenzial, aus Ergebnissen aus der Grundlagenforschung heraus am Markt zu reüssieren, werde in anderen Ländern immer noch deutlich besser genutzt als hierzulande, sagte Polaschek. Das Wissen über diese Möglichkeiten gelte es noch weiter in den Hochschulbereich zu tragen.
*** Von 8,7 Mio. auf 15 Mio. Euro aufgestockt
Das soll u.a. auch mit der nächsten Ausschreibungsrunde des Förderprogramms „Spin-off Fellowships“ gelingen. Nach einer Dotation von 8,7 Mio. Euro im ersten Anlauf, liegen nun 15 Mio. im Fördertopf. Angesprochen werden sollen nicht nur die mehr oder weniger klassischen Bereiche an den heimischen Technischen Universitäten (TUs), sondern auch vermehrt Sozial- und Geisteswissenschafter. Nicht zuletzt böten Gründungen neue Karriereoptionen, denn bei weitem nicht jeder Wissenschafter könne im akademischen Bereich langfristig angestellt werden.
„Sehr viel Nachfrage“ ortete FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth: In der ersten Förderprogramm-Auflage kamen 91 Anträge herein, 24 Projekte schafften es in das aufwändige Programm, das auf die Weiterentwicklung der Forschungsidee und das Vermitteln von Grundlagen für Firmengründer fokussiert. Ein zentraler Aspekt seien auch die „Coaches“, die den Fellows zugeordnet werden. Hier handle es sich um Personen, die das jeweilige Marktumfeld kennen und im besten Fall auch selbst über Gründungserfahrungen verfügen. Nach den rund 18 Monaten Projektarbeit, haben 13 der 24 Fellows auch tatsächlich eine Firma ins Leben gerufen – eine laut Egerth „überproportional hohe Quote“.
*** Erfolgsbeispiel Lignovations
Bis zu 500.000 Euro stehen den Wissenschaftern im Zuge des Programms zur Verfügung. Mit diesem „guten Budget“ könne man an der Weiterentwicklung eines wissenschaftlichen Vorhabens arbeiten, sagte der Ko-Gründer des Start-ups Lignovations, Martin Miltner. Zusammen mit seiner Ehefrau Angela Miltner durchlief der TU Wien-Forscher das Programm. Das Team hat in langjähriger Forschungsarbeit ein Verfahren zur Biomassezerlegung erarbeitet. Einer der Stoffe, die so sehr effizient und ressourcenschonend hergestellt werden können, ist Lignin, die mechanische Stütze des Holzes. Gerade dieser Stoff habe sich als sehr interessant etwa für die chemische- und kosmetische Industrie erwiesen.
Ende dieses Jahres bzw. zum Beginn des kommenden Jahres soll dann das erste Produkt auf dem Markt sein – eine nachhaltige und für den Organismus unschädliche Sonnencreme. In der Folge soll dann die Produktion erhöht und der Grundstoff an weitere Kunden geliefert werden. Weitere Anwendungsgebiete seien u.a. auch die Lack- oder Verpackungsindustrie.
Es stimme, dass eine Gründung „in Forscherköpfen oft nicht drinnen ist“. Man sehe aber einen „Generationswechsel“ kommen, meinte Miltner. Dafür brauche es auch eine Änderung im „Mindset“ und Unterstützer, die unternehmerisches Know-how und Kenntnisse über Märkte mitbringen.
Service: https://www.ffg.at/spin-off-fellowships
https://science.apa.at/power-search/13142154319701866234
ÖSTERREICH – Nationalrat: Studienbeihilfe wird angehoben – 19.5.2022
Die Studienbeihilfe wird auf neue Beine gestellt und erhöht. Einen entsprechenden Beschluss hat der Nationalrat Mittwochabend mit den Stimmen der Koalition und der SPÖ gefasst. Die Erhöhung macht 8,5 bis zwölf Prozent aus, zudem wird der Bezieherkreis erweitert. Die Opposition kritisierte unter anderem, dass die Anpassung nicht die Teuerung seit der letztmaligen Erhöhung wettmache. Für FP-Wissenschaftssprecher Martin Graf handelt es sich daher um „ein kleines Mäuslein“.
*** Die Altersgrenze für den Bezug wird um drei Jahre angehoben
Grundsätzlich reformiert wird das System der Beihilfenberechnung. Bisher wurden von einer fiktiven Höchstbeihilfe bestimmte Abschläge je nach Lebensumständen der Studierenden vorgenommen. Künftig soll die Berechnung umgekehrt funktionieren und nach einem „Baukastensystem“ bestimmte Zuschläge zum Basisbetrag von 335 Euro dazukommen. Die Höchstförderung beträgt künftig 923 statt wie bisher 841 Euro, erklärte Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) den Abgeordneten.
Außerdem wird die Altersgrenze für den Bezug um drei Jahre angehoben. Bisher musste ein Studium bis zur Vollendung des 30. Lebensjahrs begonnen werden, durch bestimmte Umstände wie etwa eigene Kinder konnte diese Grenze bis auf 35 Jahre ansteigen. Künftig liegen die Grenzen bei 33 bzw. 38 Jahren.
Seitens der Grünen meinte Wissenschaftssprecherin Eva Blimlinger, dass auch sie gerne mehr gehabt hätte, es sei aber „ein ordentliches Paket“. Das illustrierte die ÖVP mit der zusätzlichen Gesamtsumme von plus 68 Millionen pro Jahr.
Anlass für Kritik war, dass noch nach dem Beschluss der Vorlage im Ausschuss die Begutachtung vorgenommen wurde. NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre sprach hierbei von einem „Gustostückerl“, das es anscheinend im Parlament noch nie gegeben habe. Die Koalition bedauerte dies, argumentierte aber damit, dass man ein Inkrafttreten schon im Herbst ermöglichen habe wollen und auch noch Punkte von Experten eingearbeitet habe.
https://science.apa.at/power-search/17277596664836805744