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CORONA – MEDIZIN – SARS-CoV-2 kann die Leber infizieren und schädigen – 29.3.2022
CORONA – INTERNATIONAL – Studie: COVID-19 hat globale Lebenserwartung um fast 2 Jahre gesenkt – 29.3.2022
CORONA – EUROPÄISCHE UNION – SARS-CoV-2: EMA beginnt Prüfung von Booster-Impfstoff PHH-1V des spanischen Herstellers Hipra – 29.3.2022
CORONA – CHINA – Acht Millionen Coronatests in Shanghai an einem Tag – 29.3.2022
CORONA – EUROPÄISCHE UNION – EU-Arzneimittelbehörde startet Prüfung von Booster-Impfstoff von Hipra – Impfstoff soll den Körper in die Lage versetzen, sich gegen die Infektion zu verteidigen – 29.3.2022
CORONA – DÄNEMARK – Allerletzte Einreisebeschränkung in Dänemark aufgehoben – 29.3.2022
CORONA – DEUTSCHLAND – Mehrheit der Bürger hält Corona-Lockerungen in Deutschland für verfrüht – 29.3.2022
CORONA – ÖSTERREICH – Nach Ostern an Schulen nur mehr ein PCR-Test pro Woche – 29.3.2022
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FRÜHSOMMERMENINGOENCEPHALITIS – FSME wieder im Vormarsch – Experten raten zur Impfschutzerneuerung – Österreicher werden bezüglich Zeckenschutz nachlässig – Klimaerwärmung verlängert Zecken-Saison – Schwerer Verlauf für über 40 Prozent der Betroffenen – Zecken nicht drehen, sondern einfach langsam herausziehen – 29.3.2022
PSYCHOLOGIE – Immer mehr Jugendliche laut KKH psychisch krank – Zunahme bei Angststörungen, Panikattacken, Essstörungen und Bulimie – Jugendliche auf haltgebende Strukturen angewiesen – Mangel an Lebenserfahrung verschlimmert die Situation – 29.3.2022
ETHOLOGIE – Menschliches Verhalten: Was uns Tiere über unser Aggressionsverhalten zeigen – Wie lässt sich aggressives Verhalten auf aufgeheizten Demos oder im Krieg aus verhaltensbiologischer Sicht erklären? – 29.3.2022
NACHHALTIGKEIT – Forscher wollen Lebensmittelverschwendung um zehn Prozent reduzieren – Verschwendung: Viele Lebensmittel landen im Abfall – Fokus nicht aufs Ende der Lieferkette – 29.3.2022
SOCIALMEDIA – Vorschnelle Verurteilung unzulässig: Social-Media-Konsum kann Pubertierende unzufrieden machen – Digitales Socialising als positiver Aspekt – 29.3.2022
GESELLSCHAFTSPOLITIK – Gesetz gegen Unterricht über Homosexualität in Florida unterzeichnet – 29.3.2022
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INTERNATIONAL – IWF: Frachtraten treiben Inflation bis Jahresende – 29.3.2022
BÖRSEN – Ölpreise sinken weiter stark – Entspannungssignale im Ukraine-Krieg – Brent 109,19, WTI 102,66 USD je Fass – Ölmarkt bleibt wegen Lieferausfällen weiter angespannt – 29.3.2022, 17:47
BÖRSEN – Goldpreis stark gefallen – 29.3.2022
BÖRSEN – Aktien New York Schluss: Rally – Hoffnung im Ukraine-Krieg treibt – 29.3.2022, 22:35
BÖRSEN – US-Anleihen: Zehnjährige Bonds steigen – Rendite zweijähriger Anleihen höher – Rendite zehnjähriger Staatspapiere fällt auf 2,40 [Vortag: 2,47] Prozent – Inversion als Risikosignal: Rendite zweijähriger Anleihen übersteigt mit 2,48 Prozent erstmals jene der zehnjährigen Anleihen – 29.3.2022, 21:35
BÖRSEN – ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Hoffungsrally – Börsen auf Stand vor Kriegsbeginn – 29.3.2022, 19:11
BÖRSEN – Deutsche Anleihen: Kursverluste nach Annäherungssignalen im Ukraine-Krieg – Rendite zehnjähriger Bundesanleihen steigt auf 0,63 [Vortag: 0,58] Prozent – 29.3.2022, 18:11
BÖRSEN – XETRA-SCHLUSS/DAX zurück auf Vorkriegsniveau – Eindeckung von Leerverkäufen bei Lieferdiensten – Delivery Hero und Hellofresh gesucht – 29.3.2022, 18:25
BÖRSEN – Aktien Wien Schluss: ATX legt deutlich zu – 29.3.2022, 18:23
ZENTRALBANKEN – USA – Fed/Harker will Inflation aggressiver bekämpfen – 29.3.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB richtet Swap-Linie mit Polens Zentralbank ein – 29.3.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lane: Zinskurs datenabhängig – Unsicherheit weiter sehr hoch – Gründe für und gegen Zinsnormalisierung vorhanden – 29.3.2022
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – TABELLE/EZB: APP/PEPP-Anleihebestände wachsen wie in der Vorwoche – 29.3.2022
ZENTRALBANKEN – ÖSTERREICH – EZB/Holzmann: Inflationsbekämpfung hat Priorität – Andauernde Lieferkettenprobleme: EZB unterschätzt Inflation – EZB sieht keine Rezession oder Stagnation, Stagflation nicht am Schirm – Energiepreise haben wohl Hoch gesehen: mittelfristig könnte Inflation fallen – Mehrere Gründe, Inflationsbekämpfung bald zu beginnen – 29.3.2022
USA – API-Daten zeigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände – 29.3.2022
USA – USA: Häuserpreise steigen überraschend deutlich – FHFA – 29.3.2022
USA – USA: Hauspreise steigen wieder stärker – Case-Shiller-Index – 29.3.2022
USA – Stimmung der US-Verbraucher hellt sich zwar im März auf, ist aber schlechter als erwartet – 29.3.2022
JAPAN – USA – Japan und USA wollen bei Devisenfragen engen Kontakt pflegen – 29.3.2022
SÜDAFRIKA – Südafrikas Arbeitslosenquote überschreitet 35-Prozent-Marke – 29.3.2022
SAUDI-ARABIEN – Saudis setzen Militäreinsätze im Jemen über Ramadan aus – 29.3.2022
ISRAEL – Erneut Anschlag in Israel: Mehrere Tote – 29.3.2022
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RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (aktuell)
RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (abgeschlossen)
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 30.3.2022 (aktuell)
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 29.3.2022 (abgeschlossen)
RUSSLAND – UKRAINE – Die Kriegsnacht im Überblick: Skepsis über russischen Rückzug – „Bedrohung für Kiew nicht vorbei“ – 30.3.2022, 6:33
RUSSLAND – UKRAINE – GESAMT-ROUNDUP 2: Nach Verhandlungen will Moskau Angriffe drosseln – Kiew: Brauchen Sicherheitsgarantie westlicher Staaten – Paris: Putin denkt über Evakuierungsmission für Mariupol nach – Kiew: Kämpfe gehen trotz Gegenoffensive weiter – Keine Bezahlung, kein Gas: Kreml droht weiter mit Einstellung von Gaslieferungen * Einzelmeldungen am Ende des Beitrags – 29.3.2022, 21:11
RUSSLAND – UKRAINE – Der 34. Kriegstag im Überblick Russland zieht Truppen um Kiew ab – Der Westen bleibt misstrauisch Ukraine bietet Neutralität gegen Sicherheitsgarantien – Putin und Macron sprechen über Mariupol und Gaslieferung – Tschetschenenführer Kadyrow soll in Mariupol sein – Kickboxer-Champion Kagal getötet – Westliche Staatschefs telefonieren – Viele Deutsche haben Angst vor drittem Weltkrieg * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 29.3.2022, 23:29
RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL – Russland beharrt auf Rubel-Zahlung für Gaslieferungen nach Europa – 29.3.2022, 19:31
RUSSLAND – UKRAINE – USA – USA verlegen weitere Kampfflugzeuge und Soldaten nach Osteuropa – 29.3.2022, 22:23
RUSSLAND – UKRAINE – USA – Pentagon warnt vor neuer russischer Militäroffensive – 29.3.2022, 22:59
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – USA – Kreml: Dialog mit USA in jedem Fall notwendig – 29.3.2022, 15:23
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Russischer Unterhändler Medinski: Ukraine will Möglichkeit eines EU-Beitritts aushandeln – Russland hat keine Einwände gegen EU-Beitritt der Ukriane – 29.3.2022, 17:11
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Russland will Militäraktivitäten bei Kiew „radikal“ verringern – 29.3.2022, 19:31
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – RUSSLAND – Selenski: „Feind befindet sich weiter auf unserem Gebiet“ – Russische Friedenstöne „übertönen nicht die Explosionen russischer Geschosse“- 29.3.2022, 23:59
RUSSLAND – UKRAINE – KOMMENTAR – Verhandlungen mit Ukraine: Moskaus Bewegung ohne große Schritte – 29.3.2022, 19:59
RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Warum Mariupol? Putins strategische Zerstörung – 29.3.2022, 23:46
RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Ukrainischer Wirtschafts-Westruck macht auch Österreich anfälliger – 29.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Mehr als Super: Warum Diesel so teuer ist – und bleibt – 29.3.2022, 19:05
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RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL – Hunger weltweit schon vor dem Ukrainekrieg: Humanitäre Krise für UNO „Katastrophe auf Katastrophe“ – 29.3.2022, 23:24
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Ukraine und Russland beginnen neue Verhandlungsrunde in Istanbul – 29.3.2022, 14:01
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – RUSSLAND – Ukraine: Russische Truppen setzen Streubomben ein – 29.3.2022, 9:31
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – RUSSLAND – Ukraine: Stadt Irpin nordwestlich von Kiew von russischen Truppen befreit – 29.3.2022, 9:31
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – RUSSLAND – Borrell: EU-Einrichtung in Ukraine von Russland beschossen – 20.3.2022, 23:30
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – EU organisiert Impfstoff für Kinder aus der Ukraine – 29.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – Zehn-Punkte-Plan: EU will Aufnahme von Flüchtlinge koordinieren – 29.3.2022
RUSSLAND – UKRAINE- DEUTSCHLAND – Ukrainische Ärzte und Pflegekräfte sollen in Deutschland arbeiten dürfen – 29.3.2022
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UNGARN – Ungarn sagt Ministertreffen der Visegrad-Staaten nach Absagen aus Prag und Warschau ab – 29.3.2022
FRANKREICH – Frankreich: Verbraucherstimmung trübt sich überraschend stark ein – 29.3.2022
FRANKREICH – Frankreichs Staatsdefizit verringert sich 2021 auf 6,5 Prozent – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – Im Jahresvergleich Anstieg um 26,3 [Januar: 26,9] Prozent: deutsche Importpreise steigen im Februar zwar kräftig – Erwartungen waren etwas höher – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – GESAMT-ROUNDUP: Ökonomen befürchten weitreichende Folgen bei Energie-Lieferstopp – BIP-Einbruch mittelfristig um bis zu 3 Prozent – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – IMK senkt deutsche Wachstumsprognose wegen Ukraine-Krieg – Prognosen unter verschiedenen Szenarien – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – Landwirtschaft: ROUNDUP: Zunehmende Trockenheit im Frühjahr stört Wachstum von Agrarpflanzen – 29.3.202
DEUTSCHLAND – Studie: Fast 100.000 Hektar Bauland in Deutschland zur Verfügung – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – GfK: Krieg und Inflation schlagen auf Verbraucherstimmung – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – IAB-Arbeitsmarktbarometer legt trotz Ukraine-Kriegs weiter zu – 29.3.2022
DEUTSCHLAND – Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt im März deutlich – 29.3.2022
ÖSTERREICH – Österreichischer Gaspreisindex (ÖGPI): Großhandelspreise für Gas steigen von hohem Niveau weiter – 29.3.2022
ÖSTERREICH – Erhöhung der Richtwertmieten mit April wohl unabwendbar – 29.3.2022
ÖSTERREICH – Gehälter für Bankangestellte steigen um 3,25 Prozent – 29.3.2022
ÖSTERREICH – Immer mehr Arbeitskräfte auf Zeit gesucht – Auch im Handel immer öfter „Zeitarbeit“ – Steiermark ist österreichweit an der Spitze – ÖGB zu Anstellungen über neu Monate im Jahr: „Anstellung rentiert sich für Unternehmen“ – Pandemie und Facharbeitermangel machen Anstellungen wieder attraktiver – 29.3.2022
ÖSTERREICH – Markus Müller bleibt bis 2027 Rektor der Medizin-Uni Wien – 29.3.2022
ÖSTERREICH – Institut der Uni St. Gallen in Dornbirn geplant – 29.3.2022
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Zur freundlichen Erinnerung:
KURZWELLENEMPFANG – Weitere ORF-Radio-Journale werden via Kurzwelle ausgestrahlt – 1.3.2022
Ab sofort bietet der ORF zusätzlich zum “Ö1 Morgenjournal” (6155 kHz, 7.00 Uhr, Montag bis Samstag), täglich auch das “Ö1 Mittagsjournal” (13730 kHz, 12.00 Uhr, Montag bis Samstag) und das “Ö1 Abendjournal” (5940 kHz, 18.00 Uhr, Montag bis Freitag und Sonntag) via Kurzwelle an.
https://www.leadersnet.at/news/56617,weitere-orf-radio-journale-werden-via-kurzwelle-ausgestrahlt.html
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CORONA – MEDIZIN – SARS-CoV-2 kann die Leber infizieren und schädigen – 29.3.2022
Hamburg – Forscher haben SARS-CoV-2 in der Leber von Patienten nachgewiesen, die an COVID-19 gestorben sind. Eine Infektion kann laut der Publikation in Nature Metabolism (2022; DOI: 10.1038/s42255-022-00552-6) zu einer Funktionsstörung des zentralen Stoffwechselorgans führen.
Bei schweren Verläufen von COVID-19 kommt es nicht selten zu einem Anstieg der Leberwerte. Unklar war bisher, ob dies eine allgemeine Reaktion auf die Erkrankung ist oder ob die Viren die Leber direkt schädigen können. Frühere Studien hatten das Virus bereits vereinzelt in Leberzellen nachgewiesen. Ein Team um Prof. Tobias Huber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat den Lebertropismus des Pandemievirus jetzt systematisch erforscht.
Zunächst konnten die Forscher bestätigen, dass es bei Infektionen mit SARS-CoV-2 zu einem Anstieg der Leberenzyme AST und ALT kommt. In einer Gruppe von Patienten mit nosokomialen Infektionen setzte der Anstieg der Leberenzyme erst nach der Infektion ein.
Bei 31 von 49 Patienten, die an COVID-19 gestorben waren, wurde die Virus-RNA in Hepatozyten, Kupfferzellen und Immunzellen der Leber nachgewiesen. Bei 2 von 3 Patienten konnten die Forscher sogar infektiöse Viren isolieren.
Die Viren könnten über die ACE2-Rezeptoren in die Zellen gelangt sein, die auch auf den Leberzellen vorhanden sind. Tobias Huber hält es aber auch für möglich, dass der Rezeptor SRB1, über den Cholesterin von den Zellen aufgenommen wird, den Eintritt in die Zellen erleichtert, wie dies für Hepatitis-C-Viren nachgewiesen wurde. Ein weiteres Zeichen für eine aktive Infektion war, dass die Leberzellen eine für Virusinfektionen typische Interferon-Antwort zeigten, deren Signatur Ähnlichkeit mit Hepatitisinfektionen aufwies.
Die Hamburger Forscher halten es für möglich, dass es bei einigen COVID-19-Patienten zu Spätschäden an der Leber kommen könnte. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132985/SARS-CoV-2-kann-die-Leber-infizieren-und-schaedigen?rt=e260337935cc1f5277df6c1add14371c
CORONA – INTERNATIONAL – Studie: COVID-19 hat globale Lebenserwartung um fast 2 Jahre gesenkt – 29.3.2022
Los Angeles – In den ersten beiden Pandemiejahren ist es erstmals seit 1950 zu einem Rückgang in der Lebenserwartung der Weltbevölkerung gekommen. Er betrug nach Berechnungen in Population and Development Review (2022; DOI: 10.1111/padr.12477 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) 0,92 Jahre im Jahr 2020 und 0,72 Jahre im Jahr 2021. Seit dem 4. Quartal 2021 ist es wieder zu einem leichten Anstieg gekommen.
Die meisten Experten sind sich einig, dass die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu COVID-19 veröffentlichten Zahlen das Ausmaß der Pandemie unterschätzen. Die WHO ging Ende 2021 von 5,4 Mio. Todesfällen aus. Patrick Heuveline vom California Center for Population Research in Los Angeles kommt in seinen Berechnungen auf 15 Mio. globale Todesfälle. Die Zahl beruht auf den von der “Human Mortality Database“ regelmäßig veröffentlichten Zahlen zur Sterblichkeit in mehr als 100 Ländern. Dabei versucht der Forscher auch die Ungenauigkeiten aus einzelnen Ländern zu berücksichtigen.
Der Rückgang in den letzten beiden Jahren bedeutet, dass die Lebenserwartung der Weltbevölkerung unter den Wert von 2013 zurückgefallen ist. Die einzelnen Länder waren unterschiedlich stark betroffen. In 8 Ländern ist die Lebenserwartung um mehr als 4 Jahre gefallen. Darunter waren 5 Länder auf dem amerikanischen Kontinent: Peru verlor 5,6 Jahre, Guatemala 4,8 Jahre, Paraguay 4,7 Jahre, Bolivien 4,1 Jahre und Mexiko 4,0 Jahre. In Europa verloren Russland 4,3 Jahre, Bulgarien 4,1 Jahre und Nordmazedonien 4,1 Jahre.
Die geringsten Rückgänge von weniger als 2 Jahren verzeichneten Länder in Ostasien, Australien, Neuseeland und in Westeuropa, wobei die Trennlinie zwischen dem Baltikum und dem Balkan verläuft. In den USA lag der Verlust über 2 Jahre.
Von 1950 bis 2019 war die globale Lebenserwartung jedes Jahr um durchschnittlich 0,39 Jahre von 45,7 Jahre auf 72,6 Jahre gestiegen. Die größte Zunahme gab es mit 0,7 Jahren zwischen 1964 und 1968, was Heuveline auf weltweite Impfkampagnen bei Kindern zurückführt.
COVID-19 stellt Aids in den Schatten. Die Immunschwäche hat zwar den Anstieg der globalen Lebenserwartung zwischen 1990 und 1995 auf 0,2 Jahre pro Jahr gesenkt, es war jedoch global gesehen niemals zu einem Rückgang der Lebenserwartung gekommen. In einigen Regionen war dies anders. In Eswatini (früher Swaziland) sank die Lebenserwartung in den späten 1990er Jahren um 2,10 Jahre pro Jahr.
Die größten Einbrüche der Lebenserwartung seit 1950 waren Folgen politischer Katastrophen und regional begrenzt: Während der großen chinesischen Hungersnot von 1957-59, ausgelöst durch die von Mao Zedong initiierte Zwangskollektivierung der Landwirtschaft („Großer Sprung nach vorn“), ging die Lebenserwartung in China um 12 Jahre zurück.
Der Massenmord an der eigenen Bevölkerung durch das „Khmer Rouge“-Regime senkte nach früheren Berechnungen von Heuveline in den Jahren 1975-1978 die Lebenserwartung bei Männern um 8,1 Jahre und bei Frauen um 16,7 Jahre. Der Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 könnte nach anderen Studien zu einem Rückgang der Lebenserwartung in dem afrikanischen Land um 5,02 Jahre geführt haben.
Hungersnöte wie zuletzt in Darfur wirken sich kaum auf die durchschnittliche Lebenserwartung in einem Land aus, da meist nur bestimmte Regionen betroffen sind. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132951/Studie-COVID-19-hat-globale-Lebenserwartung-um-fast-2-Jahre-gesenkt
CORONA – EUROPÄISCHE UNION – SARS-CoV-2: EMA beginnt Prüfung von Booster-Impfstoff PHH-1V des spanischen Herstellers Hipra – 29.3.2022
Amsterdam – Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat ein Zulassungsverfahren für den Impfstoff PHH-1V des spanischen Herstellers Hipra begonnen, der durch 2 Komponenten des Spike-Proteins als Booster den Impfschutz gegen SARS-CoV-2 auffischen soll. Ein „Rolling Review“ ermöglicht es dem Hersteller im Verlauf des Verfahrens aktuelle Studienergebnisse nachzureichen.
PHH-1V gehört wie NVX-CoV2373 von Novavax zu den sogenannten Untereinheitenimpfstoffen, die dem Immunsystem Bestandteile der Virusoberfläche präsentieren. Die Produktion erfolgt in Zellkulturen. Bei PHH-1V bestehen sie aus Eierstockzellen des chinesischen Hamsters.
Bei SARS-CoV-2 ist das Spike-Protein der wichtigste Auslöser für die Produktion von Antikörpern und einer T-Zell-Antwort. Im Unterschied zu NVX-CoV2373 enthält PHH-1V Komponenten von 2 verschiedenen Viren. Eine Komponente entspricht der Alpha-Variante, die andere der Beta-Variante von SARS-CoV-2. Sie sind in PHH-1V zu einem Protein fusioniert.
Delta und Omikron wurden nicht berücksichtigt. Die Entwicklung von Protein-basierten Impfstoffen dauert länger als bei mRNA-Impfstoffen, was einen gewissen Rückstand zur Evolution des Virus erklärt. Der Hersteller hofft jedoch, dass der breitere immunologische Ansatz auch die Schutzwirkung gegen Omikron verstärkt.
Wie üblich bei Untereinheitenimpfstoffen ist PHH-1V mit einem Adjuvans versehen, das die Immunreaktion verbessern soll. Es handelt sich um MF59C.1, das unter anderem auch bei Grippeimpfstoffen verwendet wird und dessen klinische Sicherheit bekannt ist.
Bisher wurden nur Ergebnisse zu präklinischen Studien publiziert. Bei BALB/c-Mäusen erzielte der Impfstoff die erhoffte starke immunisierende Wirkung mit einem Anstieg der neutralisierenden Antikörper (bioRxiv 2021; DOI: 10.1101/2021.11.22.469117).
Derzeit wird der Impfstoff in einer klinischen Phase 3-Studie in Spanien, Portugal und Italien an etwa 3.000 Personen ab 16 Jahren getestet, deren Grundimmunisierung mit Comirnaty, Spikevax, Vaxevria oder dem Janssen-Impfstoff mindestens 91 Tage zurück liegt.
Alle Teilnehmer erhalten eine Auffrischungsdosis. Die Wirksamkeit soll durch den Vergleich mit Personen ermittelt werden, die eine Auffrischung mit den anderen Impfstoffen erhalten haben. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132983/SARS-CoV-2-EMA-beginnt-Pruefung-von-Booster-Impfstoff-PHH-1V
CORONA – CHINA – Acht Millionen Coronatests in Shanghai an einem Tag – 29.3.2022
Shanghai – Am ersten Tag des Lockdowns in Shanghai sind mehr als acht Millionen Menschen auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet worden. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua heute berichtete, seien 17.000 Helfer im Einsatz.
Die 26 Millionen Einwohner zählende Hafenmetropole berichtete gestern 96 Infektionen und 4.381 asymptomatische Fälle, die in Chinas Statistik einzeln aufgeführt werden. Landesweit gab es 1.228 Ansteckungen und 5.658 Fälle ohne Symptome.
Seit gestern gilt im Osten und Süden von Shanghai eine viertägige Ausgangssperre. Alle Bewohner werden zweimal getestet. Wer sich infiziert hat, kommt in Quarantäneeinrichtungen, die in Turnhallen und Ausstellungshallen eingerichtet wurden. Am Freitag wechselt der Lockdown auf den älteren Teil der Stadt westlich des Huangpu-Flusses.
Mit der Ankunft von Omikron erlebt China die schlimmste Coronawelle seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren. Zwar sind die Zahlen im internationalen Vergleich niedrig, doch verfolgt die Regierung eine Null-COVID-Strategie, die besonders mit der BA.2-Variante auf eine harte Probe gestellt wird.
Bisher hatten die Behörden kleinere Ausbrüche erfolgreich mit Ausgangssperren, Massentests und Quarantäne bekämpft. Das Leben in China lief lange weitgehend normal. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132966/Acht-Millionen-Coronatests-in-Shanghai-an-einem-Tag
CORONA – EUROPÄISCHE UNION – EU-Arzneimittelbehörde startet Prüfung von Booster-Impfstoff von Hipra – Impfstoff soll den Körper in die Lage versetzen, sich gegen die Infektion zu verteidigen – 29.3.2022
Die EU-Arzneimittelagentur EMA hat das schnelle Prüfverfahren für den Corona-Impfstoff des spanischen Herstellers Hipra gestartet. Der Wirkstoff sei als Booster-Impfung entwickelt worden, wie die EMA am Dienstag in Amsterdam mitteilte. Er sei zunächst gedacht für Erwachsene, die bereits mit anderen Covid-Impfstoffen geimpft wurden. Nach den vorläufigen Studien wirkt das Präparat auch gegen eine Infektion mit der Omikron-Variante des Virus.
*** Der Impfstoff soll den Körper in die Lage versetzen, sich gegen die Infektion zu verteidigen
Der Hersteller hatte nach Angaben der EMA erste Ergebnisse aus Labor- und klinischen Studien vorgelegt. Auf dieser Grundlage habe man das Prüfverfahren gestartet. Nach dem sogenannten Rolling Review-Verfahren werden Ergebnisse von Studien bereits bewertet, auch wenn noch nicht alle Resultate vorliegen und kein Antrag auf Zulassung gestellt wurde. Wie lange die Prüfung dauern wird, ist nach Angaben der EMA noch nicht abzusehen.
Der Hipra-Impfstoff soll den Körper in die Lage versetzen, sich gegen die Infektion zu verteidigen. Er enthält zwei Versionen des Spike-Proteins, die im Labor künstlich hergestellt wurden. Dieses Eiweiß hilft dem Virus, in die Zellen einzudringen. Nach der Impfung soll der Körper Antikörper und T-Zellen entwickeln. Diese würden dann bei einer Infektion das Virus töten und infizierte Zellen vernichten.
Fünf Corona-Impfstoffe sind bereits in der EU zugelassen. Zur Zeit laufen Prüfverfahren für insgesamt fünf weitere Impfstoffe.
https://science.apa.at/power-search/7594636423815955025
CORONA – DÄNEMARK – Allerletzte Einreisebeschränkung in Dänemark aufgehoben – 29.3.2022
Kopenhagen – Auch die letzte kleinere Coronabeschränkung gehört in Dänemark von nun an der Vergangenheit an. Zu heute wurde die letzte verbliebene Einreisebeschränkung im nördlichsten Nachbarland aufgehoben, wonach man sich spätestens 24 Stunden nach der Einreise testen lassen musste.
Diese Pflicht galt jedoch nur für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene, die von außerhalb des EU- und Schengenraumes ins Land wollten. Damit gibt es nun auch bei der Einreise keinerlei Einschränkungen mehr.
In Dänemark lebt es sich bereits seit dem 1. Februar praktisch beschränkungsfrei – damals hatte die Regierung in Kopenhagen trotz rekordhoher Neuinfektionszahlen entschieden, die allermeisten Coronabeschränkungen aufzuheben.
Die beiden Hauptgründe dafür waren mildere Krankheitsverläufe nach Omikron-Infektionen sowie die hohen dänischen Impfzahlen. Nur vereinzelte Einreisebeschränkungen hatten weiter gegolten, die aber nach und nach ebenfalls aufgehoben wurden.
Die Coronazahlen sind in Dänemark mittlerweile wieder stark gesunken – allerdings wird auch deutlich weniger getestet als zuvor. Die 7-Tage-Inzidenz in dem Sechs-Millionen-Einwohnerland hatte zeitweise jenseits von 5.000 gelegen, ging aber auf zuletzt knapp 640 zurück. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132965/Allerletzte-Einreisebeschraenkung-in-Daenemark-aufgehoben
CORONA – DEUTSCHLAND – Mehrheit der Bürger hält Corona-Lockerungen in Deutschland für verfrüht – 29.3.2022
KÖLN/BERLIN (dpa-AFX) – Eine klare Mehrheit der Bürger hält die Corona-Lockerungen einer Umfrage zufolge für verfrüht. Die Aufhebung von bundesweit einheitlichen Maßnahmen, die mit dem 20. März in Kraft trat, kam aus Sicht von 65 Prozent der Befragten zu früh, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL. Nur 32 Prozent fanden das Auslaufen der Regelungen zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in Verkehrsmitteln trotz hoher Infektionszahlen richtig – mehrheitlich nur die Anhänger der FDP und der AfD. Die Ablehnung war bei den Grünen-Wählern mit 79 Prozent am größten.
Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten sind der Auffassung, dass eine Maskenpflicht vorerst in den meisten Bereichen bestehen bleiben sollte. Für eine komplette Abschaffung sprachen sich nur 11 Prozent aus.
Die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht für alle Erwachsenen ab 18 Jahren halten nach dieser neuesten Befragung 61 Prozent der Bürger für richtig – hier liegt die SPD-Anhängerschaft mit 74 Prozent bei den im Bundestag vertretenen Parteien vorn, die Ablehnung ist bei den AfD-Wählern am größten (92 Prozent). Allerdings glauben Forsa zufolge weiterhin insgesamt nur 16 Prozent, dass diese Impfpflicht auch tatsächlich eingeführt wird./mi/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631659-mehrheit-der-buerger-haelt-corona-lockerungen-in-deutschland-fuer-verfrueht-016.htm
CORONA – ÖSTERREICH – Nach Ostern an Schulen nur mehr ein PCR-Test pro Woche – 29.3.2022
An den Schulen wird nach den Osterferien nur mehr einmal pro Woche ein PCR-Test durchgeführt. Das hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) den Schulen am Dienstag mitgeteilt. Antigentests werden nur mehr dann zur Verfügung gestellt, wenn es davor zu positiven Fällen gekommen ist. Die Maskenpflicht außerhalb der Klasse bleibt dagegen „bis auf weiteres“ aufrecht. Die Bundesschülervertretung will bis zum Sommer weiter drei Tests, die Lehrer zeigten sich zufrieden.
Derzeit wird an den Schulen dreimal pro Woche getestet – mindestens zwei Mal mit der aussagekräftigeren PCR-Methode und einmal mittels Antigentest. Nach Ostern findet grundsätzlich nur mehr ein wöchentlicher PCR-Test statt. Antigentests werden dann nur mehr eingesetzt, wenn davor positive Fälle registriert wurden. Damit vollziehe man die „Redimensionierung“ der Teststrategie im Gleichklang mit dem Gesundheitsministerium, hieß es in einer Aussendung des Bildungsministeriums.
„Im Sinne der allgemeinen Teststrategie passen wir auch in der Schule die Coronatestungen an. Nach enger Abstimmung mit dem Gesundheitsressort redimensionieren wir die Coronatests nach den Osterferien auf einen Test pro Woche. Das entspricht monatlich 4-5 PCR-Tests an den Schulen“, so Polaschek.
*** Maskenpflicht nur außerhalb der Klassen im Schulgebäude
Keine Änderung gibt es bei der Maskenpflicht: In der Klasse muss keine Maske getragen werden, außerhalb der Klasse im Schulgebäude schon. Weiterhin können die einzelnen Schuldirektionen im Bedarfsfall eine zusätzliche Maskenpflicht beschließen – etwa nach gehäuften Infektionen. Dazu wird gerade ein Katalog mit Beispielen erarbeitet.
Die Osterferien enden am 18. April. Vor den Ferien erhalten die Schüler noch zwei Antigentests, damit sie sich im Urlaub bzw. vor der Rückkehr in die Schule testen können.
*** Schüler wollten weiterhin drei Tests/Woche
Die Schüler hätten sich dagegen weiterhin drei Tests pro Woche gewünscht. „Die Teststrategie, wie wir sie kennengelernt haben, war die vergangenen Wochen essenziell für den gesundheitlichen Schutz von uns Schülerinnen und Schülern“, meinte Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger in einer der APA übermittelten Stellungnahme. „Aber nicht nur das, durch das schnelle Erkennen von Infektionen und das daraus resultierte Absondern aus der Klassengemeinschaft konnten viele Cluster durchbrochen und so der Präsenzunterricht in der Schule aufrecht gehalten werden. Durch die vergangenen Jahre ist eine Bildungslücke entstanden, die es jetzt um jeden Preis zu schließen gilt und das schaffen wir nur, wenn wir weiterhin gesicherten Präsenzunterricht haben.“ Aus diesem Grund begrüße man auch die Beibehaltung der Maskenpflicht.
Die Lehrer freuen sich vor allem über den geringeren Aufwand. „Durch die Prognose, dass die Inzidenzen sinken werden, sind auch weniger Maßnahmen an den Schulen notwendig. Und wenn die Virologen und Epidemiologen sagen, dass ein PCR-Test pro Woche genügt, trägt das sicher zu mehr Normalität im Schulbetrieb bei“, meinte der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger zur APA. Die aktuelle Teststrategie sei für die Schulen sehr aufwendig und die Sehnsucht nach einer Normalisierung des Schulbetriebs vor allem nach den vergangenen Wochen mit extremen Personalausfällen und Notbetrieb an vielen Häusern groß. Mittelfristig müssen nach Kimbergers Ansicht „die gesundheitlichen Aufgaben wieder aus der Schule hinauskommen. Das ist an und für sich Sache der Gesundheitsbehörden“.
Die FPÖ will eine gänzliche Streichung der Tests. „Die einzig richtige Redimensionierung der Schul-Tests wäre deren komplette Abschaffung gewesen“, so Bildungssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung. „Die Testerei ergibt einfach keinen Sinn mehr – das zeigen auch die Zahlen, die nun offenbar stark sinken und bis nach den Osterferien noch einmal niedriger sein werden.“
https://science.apa.at/power-search/16983808129081663404
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FRÜHSOMMERMENINGOENCEPHALITIS – FSME wieder im Vormarsch – Experten raten zur Impfschutzerneuerung – Österreicher werden bezüglich Zeckenschutz nachlässig – Klimaerwärmung verlängert Zecken-Saison – Schwerer Verlauf für über 40 Prozent der Betroffenen – Zecken nicht drehen, sondern einfach langsam herausziehen – 29.3.2022
Die Österreicher gelten als Weltmeister bei den Zeckenimpfungen, wurden aber in jüngster Zeit nachlässig beim Auffrischen gegen den FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) Erreger, erklärten Experten bei einer Pressekonferenz in Wien. Dadurch steigt die Zahl der Erkrankungen stetig, und das erste Covid-19 Pandemiejahr war hierzulande auch ein FSME-Rekordjahr, berichten sie. Eine Impfaktion soll den Schutz der Bevölkerung wieder herstellen.
*** Österreicher werden bezüglich Zeckenschutz nachlässig
Es sind zwar 80 Prozent der Menschen in der Alpenrepublik grundimmunisiert gegen die FSME-Viren, einen korrekten Impfschutz haben aber nur um die 60 Prozent, berichtete die Infektiologin und Fachärztin für Tropenmedizin Ursula Hollenstein. In einem „Hochrisikogebiet“ wie Österreich wäre dies zu wenig. Die Fallzahlen haben sich in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt.
*** Klimaerwärmung verlängert Zecken-Saison
Im Vorjahr (2021) mussten 128 Menschen in Österreich mit FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) in den Spitälern aufgenommen werden. Die meisten davon in Oberösterreich (48), Tirol (25) und Salzburg (19). Vor FSME-tragenden Zecken sei man aber auch in den anderen Bundesländern nicht sicher, so Hollenstein: „Das ganze Land gilt als Endemiegebiet“. Die Überträger lauern bis 1.600 Meter Seehöhe im Wald, auf Wiesen und sogar „im Beserlpark von Wiener Gemeindebauten“, erklärte Rudolf Schmitzberger von der österreichischen Ärztekammer. Die Klimaerwärmung verlängert ihre Saison zudem weit in den Herbst hinein, und auch im Winter sind Zeckenstiche mittlerweile keine Seltenheit.
„FSME kann sogar durch nicht pasteurisierte Milchprodukte übertragen werden“, sagte Gerhard Kobinger von der österreichischen Apothekerkammer. Selbst wenn man sich nicht in der Natur aufhält, sei man deswegen vor einer Infektion nicht gefeit. Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Covid-Pandemie in Österreich, waren aber die Leute offensichtlich besonders viel im Grünen, und holten sich außerordentlich viele Zeckenstiche. Deshalb gab es damals 215 Menschen, die mit FSME hospitalisiert werden mussten. Dies ist mehr als in den vergangenen 30 Jahren jemals vorgekommen ist, so Kobinger.
*** Schwerer Verlauf für über 40 Prozent der Betroffenen
Manchmal bringt FSME acht bis zehn Tage nach einer Infektion „bloß“ ähnliche Symptome wie eine Sommergrippe, erklärte Hollenstein. Über 40 Prozent der Patienten haben aber einen schweren Verlauf mit Gehirn- und Rückenmarksentzündungen, Bewegungs- und Bewusstseinsstörungen. Es trifft manchmal auch Kinder, die meisten Personen mit schwerwiegendem Verlauf sind aber über 50 Jahre alt. Ein bis zwei Prozent überleben die Krankheit nicht. 2021 starb auch ein Patient im Rahmen einer Doppelinfektion mit FSME und SARS-CoV-2, sagte die Medizinerin.
Die einzige Möglichkeit sich vor FSME zu schützen, wäre durch eine korrekte Grundimmunisierung und zeitgerechte Auffrischungen, so die Experten. Das Impfschema in Österreich ist: Zwei Impfungen im Abstand von einem Monat und ein dritter Stich ein Jahr danach als Grundimmunisierung. Nach drei Jahren erfolgt die erste Auffrischung. Anschließend wird bei Menschen unter 60 Jahren alle fünf Jahre aufgefrischt, bei älteren im drei-Jahres-Rhythmus. Von diesem Impfschema sollte man nicht abweichen, damit ein sicherer Schutz vorliegt, so Hollenstein. Auf Antikörpermengen (Titer) dürfte man sich nicht verlassen: „Daraus kann man nicht ablesen, wie lange die Wirkung noch anhalten wird“, sagte sie.
Bis Ende August geben die österreichischen Apotheken die Seren im Rahmen einer Impfaktion um etwa ein Drittel vergünstigt her, berichtete Kobinger. Für Erwachsene kostet eines davon 35,80 Euro, für Kinder 31,30. Zusätzlich würden alle Krankenkassen ganzjährig einen Kostenzuschuss in unterschiedlicher Höhe leisten, der beim Kauf abgezogen wird.
*** Zecken nicht drehen, sondern einfach langsam herausziehen
Entgegen der landläufigen Meinung sollte man Zecken beim Entfernen nicht herausdrehen, sondern einfach mit einer spitzen Pinzette am Rüssel oder Kopf packen und langsam herausziehen. Auch sie dabei zu zerquetschen, wäre kontraproduktiv. „Sonst gelangen vermehrt Krankheitserreger in die Wunde und die Gefahr einer Infektion steigt“, so Kobinger. Entfernen sollte man die Zecken so bald wie möglich. „Je länger ihre Blutmahlzeit dauert, desto größer ist die Gefahr einer Infektion“, sagte der Apotheker.
Nebst FSME-Viren zu übertragen, können Zeckenstiche auch Fleischallergien auslösen, berichtete Schmitzberger. Ein Team um Franz Allerberger von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien habe dies jüngst bei einem 51 jährigen Patienten nachgewiesen. Im Speichel der Zecken befindet sich nämlich ein Zuckerstoff (Galactose-alpha-1,3-Galactose), der auch im Rind-, Schweine und Lammfleisch vorkommt. Wenn man bei einem Stich der Insekten quasi dagegen geimpft wird, geht das Immunsystem in Zukunft auch auf den Zuckerstoff los, wenn solch Fleisch verzehrt wird. Es kann zu Hautausschlägen und Atemnot kommen. Den Betroffenen bleibt nichts übrig, außer auf diese Nahrungsmittel zu verzichten und auch Gelatine zu meiden, die aus jenen Fleischsorten hergestellt wird, erklärte der Mediziner.
https://science.apa.at/power-search/6661510361683775117
PSYCHOLOGIE – Immer mehr Jugendliche laut KKH psychisch krank – Zunahme bei Angststörungen, Panikattacken, Essstörungen und Bulimie – Jugendliche auf haltgebende Strukturen angewiesen – Mangel an Lebenserfahrung verschlimmert die Situation – 29.3.2022
Hannover – Die Zahl psychischer Erkrankungen hat vor allem unter Jugendlichen zugenommen. Das geht aus einer Analyse von Versichertendaten hervor, die die Krankenkasse KKH heute in Hannover veröffentlichte.
Demnach stiegen die Diagnosen von Angststörungen wie Panikattacken und allgemeinen Angstzuständen bei den 13- bis 18-Jährigen von 2019 auf 2020 um rund neun Prozent.
Bei Essstörungen wie Magersucht und Bulimie sei in dieser Altersgruppe ein unverhältnismäßiges Plus von rund sieben Prozent festzustellen. In der Regel zeigten Jahresvergleiche eine Veränderung von maximal drei bis vier Prozent, so die Krankenkasse.
Ob dieser Anstieg mit der Coronapandemie zusammenhängt, ist KKH-Psychologin Franziska Klemm zufolge noch nicht erwiesen. Unstrittig sei allerdings, dass eine lang andauernde Krise für jüngere Menschen besonders belastend sei. Sie befänden sich in einer wichtigen Entwicklungsphase, in der sie ganz besonders auf haltgebende Strukturen angewiesen seien.
Außerdem könnten sie im Gegensatz zu Erwachsenen bedrohliche Situationen wie eine Pandemie mangels Lebenserfahrung noch nicht entsprechend einordnen und relativieren. „Wenn viele Belastungen zusammenkommen und stärkende Faktoren wie der Austausch mit Freunden, Hobbys oder ein geregelter Alltag in der Pandemie wegfallen, kann das die psychische Gesundheit gefährden“, erklärte Klemm.
Für die Analyse hat die KKH eigenen Angaben zufolge die Daten von bundesweit rund 200.000 Versicherten im Alter von 6 bis 18 Jahren ausgewertet. In dieser Altersgruppe sei im ersten Coronajahr 2020 bei rund 13 Prozent eine psychische Erkrankung diagnostiziert worden.
Weitere Daten zeigten, dass die Fälle besonders bei Jugendlichen nicht erst seit Beginn der Pandemie, sondern bereits seit Jahren zunähmen. Einerseits sei dies auf eine zunehmende Sensibilität für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zurückzuführen.
Anderseits spielten auch Entwicklungen wie hoher Leistungsdruck durch Schule und Eltern, Mobbing in sozialen Netzwerken, Versagensängste und schwierige soziale Familienverhältnisse eine Rolle. © kna/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132972/Immer-mehr-Jugendliche-laut-KKH-psychisch-krank
ETHOLOGIE – Menschliches Verhalten: Was uns Tiere über unser Aggressionsverhalten zeigen – Wie lässt sich aggressives Verhalten auf aufgeheizten Demos oder im Krieg aus verhaltensbiologischer Sicht erklären? – 29.3.2022
Wie viele andere verfolge ich mit Staunen die Ereignisse in den letzten Monaten. Sie eröffnen eine Fülle von Fragen über unser Verhalten in Konfliktsituationen. Wie erklärt man etwa Aggression, ob in aufgeheizten Demos oder im Krieg? In meiner Forschung zum Sozialverhalten und den damit einhergehenden kognitiven Leistungen von Tieren habe ich mit ähnlichen Fragen zu tun. Daher versuche ich hier einen Lösungsansatz:
*** Menschliches Aggressionsverhalten aus der Sicht des Verhaltensbiologen
Im Prinzip lässt sich menschliches Aggressionsverhalten genauso wie das von Tieren entlang von vier Betrachtungsebenen verstehen, eine Erkenntnis, die wir übrigens den Nobelpreisträgern Niko Tinbergen und Konrad Lorenz verdanken. Mechanistisch gesehen (Ebene 1) basiert jegliche Aggression auf einer Grundemotion, nämlich Wut oder Zorn. Die Funktion von aggressivem Verhalten (Ebene 2) besteht darin, sich bzw. Ressourcen zu schützen. Allerdings gibt es große Unterschiede in der individuellen Ausprägung von aggressivem Verhalten (Ebene 3), die sich Großteils mit Unterschieden in sozialer Erfahrung sowie dem Zusammenspiel von genetischen Neigungen und Umweltfaktoren erklären lassen. Vergleichend betrachtet (Ebene 4) ist Aggression ein evolutionär altes System, wobei sich allerdings nah verwandte Arten beträchtlich unterscheiden können. Aufgrund persönlicher Erfahrungen sind die Erklärungen der ersten drei Ebenen für jeden einzelnen gut nachvollziehbar. Die vierte Ebene ist intuitiv weniger leicht zu verstehen, da Evolution über lange Zeiträume wirkt und wir auf Vergleiche angewiesen sind. Hier zeigt uns die Forschung, dass auch bei Menschen eine selektive Entwicklung von Aggression über die Zeit zu erkennen ist – nämlich in Richtung zu mehr Kontrolle: aus biologischer Sicht wurden wir im Zusammenleben über Generationen friedvoller; aus kultureller Sicht wurde Aggression durch die Entwicklung von Normen und Gesetzen zunehmend verhindert bzw. verurteilt. Die derzeitige politische Situation weist allerdings darauf hin, dass dieses System noch fragil ist.
*** Aggression aus Sicht des Kognitionsbiologen
Ein Grund hierfür mag sein, dass sich Aggression hervorragend taktisch einsetzen lässt. Einerseits kann man die Intensitätsstufen vom Drohen bis zur Eskalation variieren, andererseits kann man sie durch gezielte Information gegen bestimmte Individuen oder Gruppen richten, das heißt Propaganda betreiben. Hierbei kommt Kognition ins Spiel. Wann man wie agiert, hängt stark vom sozialen Kontext ab, das heißt, mit wem man es zu tun hat. Dies erfordert nicht nur ein Wissen über die beteiligten Individuen, sondern auch eine gute Selbstbeherrschung. Man könnte meinen, das sei die Domäne von uns Menschen; einen flexiblen und taktischen Einsatz von Aggression kann man aber auch bei Tieren finden. Zum Beispiel fordern Kolkraben Konflikte gezielt heraus, indem sie auf bestimmte Artgenossen losgehen; die Opfer der Aggression reagieren typischerweise mit Hilferufen, speziell wenn Freunde in der Nähe sind.
Das Beispiel der hilferufenden Raben zeigt uns einen weiteren entscheidenden Aspekt beim taktischen Einsatz von Aggression: die Möglichkeit zur Kooperation – wenn man einander hilft, kann man Konflikte gewinnen, die für den Einzelnen nicht zu gewinnen sind. Hierbei ist entscheidend, dass sich Partner aufeinander verlassen können. Es gilt daher, Strategien zu finden, um sich der Kooperationsbereitschaft des Partners zu versichern. Spieltheorische Modelle erweisen sich in der Wissenschaft als äußerst hilfreich, um verschiedene Strategien zu testen. Das Erkennen und die Bestrafung von Betrügern folgen nämlich nicht immer rationalen Argumenten. Tatsächlich zeigen gerade wir Menschen hierbei überraschend oft nichtrationale Entscheidungen und handeln impulsiver als gedacht. Umgekehrt erstaunt es, wie taktisch manche Tiere vorgehen können. Von Schimpansen etwa weiß man, dass sie versuchen, selbst Allianzen zu schmieden und die Allianzen von anderen gezielt zu stören. Kolkraben stehen dabei Schimpansen in nichts nach – und betreiben so auf ihre Weise „Politik“.
*** Was zeichnet den Menschen aus?
Studien an Tieren sind also durchaus geeignet, um bestimmte Aspekte von aggressivem Verhalten besser zu verstehen. Als Grundlagenforschung können sie zwar kein unmittelbares Rezept bieten, wie wir die Anforderungen unserer Zeit zu meistern haben. Allerdings können sie Muster aufzeigen, die auch für uns Menschen zutreffen. Was uns Menschen auszeichnet, ist dieses Generieren von allgemeinem Wissen. Auf der Basis dieses Wissens kann dann jeder für sich entscheiden, wie sehr man Neigungen nachgibt bzw. mit Konflikten umgeht. Die individuellen Unterschiede hierbei sind oft enorm. Versuchen Sie es selbst – welche Verhaltensmuster lassen sich in ihrem sozialen Umfeld erkennen, um mit Aggression umzugehen? (Thomas Bugnyar, 29.3.2022)
THOMAS BUGNYAR ist Professor und aktueller Leiter des Departments für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien. Sein wissenschaftliches Interesse gilt dem Sozialverhalten und der Evolution von Intelligenz. Er forscht vorwiegend an Rabenvögeln und Primaten das Sozialverhalten und die Evolution von Intelligenz. Seine Forschungstätigkeiten umfassen Langzeitstudien unter Freilandbedingungen genauso wie experimentelle Studien zum Verständnis und strategischen Einsatz von Kommunikation, Kooperation, Konkurrenz und der sozialen Weitergabe von Information.
Semesterfrage 2022: Was bestimmt menschliches Verhalten?
Rudolphina ist das Wissenschaftsmagazin der Universität Wien. Hier finden Sie Wissen aus erster Hand – direkt vom Forschungsteam und aus dem Labor oder Think Tank.
Hinweis: Die „Semesterfrage“ ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Kooperation mit der Universität Wien. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim STANDARD.
https://www.derstandard.at/story/2000134455535/menschliches-verhalten-was-uns-tiere-ueber-unser-aggressionsverhalten-zeigen
NACHHALTIGKEIT Forscher wollen Lebensmittelverschwendung um zehn Prozent reduzieren – Verschwendung: Viele Lebensmittel landen im Abfall – Fokus nicht aufs Ende der Lieferkette – 29.3.2022
In der EU werden jährlich rund 88 Millionen Tonnen noch essbare Lebensmittel weggeworfen. Ein Konsortium unter Federführung von Fraunhofer Austria will das in dem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG geförderten Projekt „Appetite“ ändern. Angepeilt wird eine Reduktion um zehn Prozent. „Unser Ziel ist es, dass Lebensmittel zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Menge vorhanden sind“, erklärte Projektleiterin Alexandra Birkmaier gegenüber der APA.
*** Verschwendung: Viele Lebensmittel landen im Abfall
In dem Projekt soll „ein Prototyp einer kollaborativen Prognoseplattform entstehen, die einen Abgleich von Angebot und Nachfrage von verderblichen Lebensmitteln ermöglicht“, so Birkmaier. Die Grundlage bilden dabei die regionalen Absatzdaten der Partnerunternehmen, der Handelsketten Spar, Metro und Kastner, sowie externe Daten, wie Wetterinformationen und anonymisierte Mobilfunkbewegungsdaten, die das Grazer Start-up Invenium zur Verfügung stellt. Programmieren wird den Prototypen die Wiener IT-Power Services GmbH, wobei die Technische Universität (TU) Wien Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien Erfahrungen im Bereich der Simulation beisteuern.
*** Fokus nicht aufs Ende der Lieferkette
Anders als bereits bestehende Initiativen will das Konsortium nicht am Ende der Lieferkette ansetzen, wo etwa Obst oder Gemüse bereits kurz vor dem Verderben sind, sondern viel früher, um so durch „Prävention die Lebensmittelverschwendung bis ins Jahr 2030 um bis zu zehn Prozent reduzieren zu können“, so Birkmaier. Als Pilotregion werden Daten aus Ostösterreich verarbeitet. Mithilfe dieser „soll versucht werden, Muster in den Absätzen der Lebensmittel zu erkennen, um zukünftig in nahezu Echtzeit bessere Prognosen liefern zu können“.
Als die größten Herausforderungen sieht die Projektleiterin „die unterschiedlich strukturierten Daten der einzelnen Unternehmen so zu vereinheitlichen, dass man daraus Wissen generieren kann, sowie die Integration der externen Daten, damit die KI-Methoden darauf angewendet werden können“. Relevant sind etwa Wetterinformationen, da sie Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben. So werden beispielsweise bestimmte Filialen weniger frequentiert oder bestimmte Produkte weniger gegessen, wenn es mehrere Tage regnet. Ähnlich wertvolle Informationen lassen sich mit Hilfe der Mobilfunkdaten feststellen. Sie zeigen etwa, wenn sich zur Urlaubszeit besonders viele Menschen in einer ansonsten ruhigeren Region aufhalten.
Mit „Appetite“ soll den Groß- und Einzelhändlern eine frühzeitige Umverteilung der Nahrungsmittel in eine Filiale, wo mehr Absatz erwartet wird, ermöglicht werden. Dadurch kann besser auf die Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten eingegangen und die Nahrungsmittelverschwendung reduziert werden. Weiters lässt sich mit den nahezu Echtzeit-Informationen im Verlauf des Tages besser abschätzen, wie viele Lebensmittel übrig bleiben werden, die dann von anderen Initiativen umverteilt werden könnten.
Service: https://www.fraunhofer.at
https://science.apa.at/power-search/14348865205953604983
SOCIALMEDIA – Vorschnelle Verurteilung unzulässig: Social-Media-Konsum kann Pubertierende unzufrieden machen – Digitales Socialising als positiver Aspekt – 29.3.2022
Viel Zeit in Sozialen Netzwerken zu verbringen, kann Kinder und Jugendliche unglücklich machen. Der Zeitpunkt ist laut einer britischen Studie abhängig vom Geschlecht. Mädchen sind zwischen elf und 13 Jahren am sensibelsten, Buben zwischen 14 und 15 – also in der beginnenden Pubertät.
Wie sich der Gebrauch von TikTok, Whatsapp und Co auf das Gemüt von Jugendlichen auswirkt, ist seit Langem umstritten. Fakt ist: Schon vor der CoV-Pandemie gab es in der Altersgruppe immer mehr Fälle von Depression und Angststörungen. Ebenso sind Social Media immer wichtiger geworden und damit auch die Dringlichkeit, sich dem Bekanntenkreis mediengerecht zu präsentieren. Eine übertriebene Fixierung auf bestimmte Körperbilder, weniger Zeit im Freien und Schlafmangel sind einige der Ursachen, die zu Unzufriedenheit oder gar Unglück beitragen können.
*** 80.000 Probanden
Sehr stark ist der Zusammenhang laut bisherigen Studien nicht. Das zeigt auch die aktuelle Arbeit, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen ist. Sie weist aber darauf hin, wie wichtig das Alter bei der Frage ist. Ein Team um die Psychologin Amy Orben von der Universität Cambridge hat dafür Daten von zwei britischen Langzeitstudien ausgewertet, die die Lebenszufriedenheit von rund 80.000 Zehn- bis 80-Jährigen über ein Jahrzehnt lang maßen – und zwar einmal pro Jahr. Gefragt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den entsprechenden Fragebogen unter anderem auch nach der Zahl der in Sozialen Netzwerken verbrachten Stunden pro Tag.
Zwei verletzliche Zeiträume
Die beiden Faktoren hängen laut Studie in allen Altersgruppen zusammen, statistisch signifikant aber nur in jungen Jahren. Elf- bis 13-jährige Mädchen, die viel über Social Media kommunizierten, waren ein Jahr später deutlich unzufriedener. Bei Buben war das im Alter zwischen 14 und 15 der Fall. Dies könnte laut den Fachleuten mit der früher einsetzenden Pubertät der Mädchen zu tun haben.
Bei beiden Geschlechtern gab es einen zweiten Zeitraum, an dem Unzufriedenheit eindeutig mit dem intensiven Gebrauch Sozialer Netzwerke zu tun hat, nämlich mit 19 Jahren. Hier könnten soziale Veränderungen, etwa das Verlassen des Elternhauses oder der Start ins Berufsleben, die Ursache sein.
*** Keine Verurteilung der Sozialen Netzwerke
Die Studie will keine Alarmglocken läuten lassen, „sie untersucht Durchschnittswerte, d.h. nicht alle jungen Menschen werden durch Social Media negativ in ihrem Wohlbefinden beeinflusst“, sagt Rogier Kievit, Mitautor und Neurowissenschaftler an der niederländischen Universität Radboud. „Für manche können sie sich auch positiv auswirken. Wer sich mit ihrer Hilfe mit Freunden vernetzt über Probleme spricht, über die er oder sie sonst nicht sprechen kann – für die sind Soziale Netzwerke sehr wertvoll.“
Dafür spricht auch ein weiterer Befund der aktuellen Studie, der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Social-Media-Nutzung bestehe auch in der anderen Richtung: Wer sich unglücklich fühlt, gebraucht Soziale Netzwerke ein Jahr später tendenziell öfter – und zwar in allen Altersgruppen. Für manche scheint die Internet-Kommunikation also nicht der Auslöser für Unzufriedenheit zu sein, sondern eine Möglichkeit, damit umzugehen. Lukas Wieselberg, science.ORF.at
https://science.orf.at/stories/3212245
GESELLSCHAFTSPOLITIK – Gesetz gegen Unterricht über Homosexualität in Florida unterzeichnet – 29.3.2022
Floridas konservatives Gouverneur Florida Ron DeSantis hat ein umstrittenes Gesetz in Kraft gesetzt, das den Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Volksschulen des US-Staates verbietet. „Wir werden dafür sorgen, dass Eltern ihre Kinder zur Schule schicken können, um Bildung zu erhalten, keine Indoktrination“, sagte der Republikaner, ehe er das Gesetz unterzeichnete. Die oppositionellen Demokraten und LGBTQ-Vertreter üben scharfe Kritik.
*** Ron DeSantis setzt sich mit seiner konservativen Agenda durch
Sie haben dem Gesetz den Namen „Don’t Say Gay“ (Sag nicht schwul) verpasst. Das vor gut drei Wochen vom Parlament des konservativ regierten Bundesstaats verabschiedete Gesetz betrifft Kinder vom Kindergarten bis zur dritten Klasse. Es verbietet, über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität „in einer Weise zu unterrichten, die nicht alters- oder entwicklungsgemäß für Schüler“ ist. Nach Ansicht von Kritikern ermöglicht diese Formulierung, das Gesetz auch auf ältere Kinder anzuwenden.
Die Republikaner entgegnen, der Gesetzentwurf verbiete lediglich, die Themen sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in den offiziellen Lehrplan aufzunehmen. Lehrer könnten weiterhin spontan über das Thema sprechen, wenn Kinder danach fragten.
Die Organisation Equality Florida, die sich für LGBTQ-Rechte einsetzt, kritisierte DeSantis für die Unterzeichnung des Gesetzes. Der Gouverneur habe damit den „Ruf unseres Staates als einladender und integrativer Ort für alle Familien beschädigt, er hat uns zum Gespött und zum Ziel landesweiten Hohns gemacht“, erklärte die Organisation. „Was noch schlimmer ist. Er hat die Schulen weniger sicher für Kinder gemacht.“
Die Republikaner in Florida kämpfen seit Monaten dafür, dass Eltern ein größeres Mitspracherecht darüber haben, was ihre Kinder in der Schule lernen. Neben sexueller Orientierung geht es dabei auch um den Umgang mit Rassismus. Im Februar hatte das Unterhaus des Parlaments von Florida einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Unterricht über Rassismus-Themen als Teil der offiziellen Lehrpläne verbietet.
https://science.apa.at/power-search/17337477344590026847
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INTERNATIONAL – IWF: Frachtraten treiben Inflation bis Jahresende – 29.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass der Anstieg der Frachtraten im Zuge der Corona-Pandemie die Inflation weltweit bis Ende dieses Jahres antreiben wird. „Daten der vergangenen 30 Jahre aus 143 Ländern zeigen, dass die Frachtkosten ein wichtiger Treiber der Inflation auf der ganzen Welt sind: Wenn sich die Frachtraten verdoppeln, steigt die Inflation um etwa 0,7 Prozentpunkte“, schreibt der IWF in einem Blog. Der Inflationseffekt sei hartnäckig, erreiche seinen Höhepunkt nach einem Jahr und halte bis zu 18 Monate lang an. „Dies bedeutet, dass der Anstieg der Transportkosten 2021 die Inflation 2022 um etwa 1,5 Prozentpunkte erhöhen könnte“, kalkuliert der IWF.
Laut IWF wirken sich steigende Transportkosten sich in einigen Ländern stärker auf die Inflation aus als in anderen. Länder, die mehr von dem, was sie konsumieren, importieren, verzeichnen demnach einen stärkeren Inflationsanstieg. Das Gleiche gilt für Länder, die stärker in globale Lieferketten eingebunden sind. Ähnlich verhält es sich der Studie zufolge mit Ländern, die typischerweise höhere Frachtkosten zahlen – Binnenländer, Länder mit niedrigem Einkommen und insbesondere Inselstaaten.
Solche Zweitrundeneffekte über Import-, Erzeuger- und Verbraucherpreise können nach Aussage des IWF durch einen starken und glaubwürdigen geldpolitischen Rahmen gebremst werden. „Unsere Analyse zeigt, dass es wichtig ist, die Inflationserwartungen fest verankert zu halten, um die Auswirkungen steigender Frachtkosten für die Verbraucherpreise zu begrenzen, insbesondere für die Kerninflation.“
Laut IWF könnten viele Zentralbanken angesichts ohnehin unterausgelasteter Kapazitäten und zusätzlicher wachstumsdämpfender Effekte des Ukraine-Kriegs vor schwerwiegenden Zielkonflikten stehen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55627427-iwf-frachtraten-treiben-inflation-bis-jahresende-015.htm
BÖRSEN – Ölpreise sinken weiter stark – Entspannungssignale im Ukraine-Krieg – Brent 109,19, WTI 102,66 USD je Fass – Ölmarkt bleibt wegen Lieferausfällen weiter angespannt – 29.3.2022, 17:47
NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) – Die Ölpreise haben am Dienstag an den massiven Einbruch vom Vortag angeknüpft und sind weiter stark gefallen. Nachdem es zeitweise eine Gegenbewegung am Ölmarkt gegeben hatte mit leichten Kursgewinnen im europäischen Mittagshandel, sorgten anschließend Entspannungssignale im Ukraine-Krieg für neuen starken Verkaufsdruck am Ölmarkt.
Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 109,19 US-Dollar. Das waren 3,29 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 3,30 Dollar auf 102,66 Dollar. Zeitweise rutschte der WTI-Preis unter die Marke von 100 Dollar, nachdem er bereits zum Wochenauftakt um etwa acht Prozent eingebrochen war.
Nach neuen Friedensgesprächen mit der Ukraine hat Russland zugesagt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front bei Kiew deutlich zurückzufahren. Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin sagte nach dem Treffen am Dienstag in Istanbul, seine Regierung wolle so Vertrauen aufbauen und weitere Verhandlungen ermöglichen. Moskaus Delegationsleiter Wladimir Medinski lobte die mehrstündigen Gespräche als konstruktiv.
Zum Wochenauftakt waren die Ölpreise noch von der Sorge belastet worden, dass der erneute Ausbruch des Coronavirus in China die weltweite Nachfrage nach Öl dämpfen könnte. In Shanghai trat der bisher größte Lockdown in dem Land seit Beginn der Pandemie in Kraft. Im Osten und Süden der 26 Millionen Einwohner zählenden Hafenmetropole gelten weiträumige Ausgangssperren.
„Die chinesische Zero-Covid-Politik sorgt, wenn auch unfreiwillig, für eine gewisse Entspannung am Ölmarkt“, kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank das Handelsgeschehen. Er wies aber auch darauf hin, dass die Lage am Ölmarkt wegen der Lieferausfälle aus Russland nach wie vor angespannt sei./jkr/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633371-oelpreise-sinken-weiter-stark-entspannungssignale-im-ukraine-krieg-016.htm
BÖRSEN – Goldpreis stark gefallen – 29.3.2022
Der Goldpreis ist heute nach Entspannungssignalen im Ukraine-Krieg stark unter Verkaufsdruck geraten. Am Nachmittag fiel der Preis für eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) an der Börse in London um mehr als ein Prozent und erstmals seit Ende Februar wieder unter die Marke von 1.900 US-Dollar.
Zuletzt lag der Goldpreis bei 1.897 Dollar (1.730 Euro). Zuvor war gemeldet worden, dass Russland seine „militärischen Aktivitäten“ in der Ukraine bei Kiew deutlich reduzieren will.
Bei Anlegern wird Gold als Krisenwährung geschätzt. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine hatte das Edelmetall stark an Wert gewonnen. Im März war der Preis für die Feinunze zeitweise bis auf 2.070 Dollar gestiegen. Die Notierung lag damit nur knapp unter dem Rekordhoch, das 2020 bei 2.075 Dollar erreicht worden war.
https://orf.at/stories/3256527/
BÖRSEN – Aktien New York Schluss: Rally – Hoffnung im Ukraine-Krieg treibt – 29.3.2022, 22:35
NEW YORK (dpa-AFX) – Der positive Schwung an den US-Börsen zum Wochenstart hat sich am Dienstag dank Entspannungssignalen im Ukraine-Krieg fortgesetzt. Einen Monat nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zeichnet sich zwischen den beiden Ländern dem Anschein nach eine Deeskalation ab. Nach den jüngsten Verhandlungen in Istanbul will Russland nun seine „militärischen Aktivitäten“ bei Kiew und Tschernihiw deutlich verringern.
Der Dow Jones Industrial übersprang gleich zum Handelsstart locker die 35 000 Punkte-Hürde und legte zum Handelsschluss um 0,97 Prozent auf 35 294,19 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 rückte um 1,23 Prozent auf 4631,60 Zähler vor. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 1,68 Prozent auf 15239,32 Punkte und ist damit zurück auf dem Niveau von etwa Mitte Januar.
Im Ukraine-Krieg könnten nun „die nächsten Tage entscheidend sein“, wie Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda sagte. „Die Anzeichen sind vielversprechend, was sich heute auch an den Märkten widerspiegelt.“ So deutete auch ein russischer Unterhändler die Möglichkeit eines Treffens zwischen dem russischen und dem ukrainischen Präsidenten an. Das US-Verteidigungsministerium indes zeigte sich am Dienstag skeptisch. Das Pentagon sieht die russische Ankündigung als taktisches Manöver und warnt vor einer neuen Militäroffensive in anderen Landesteilen./ck/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55635387-wdh-aktien-new-york-schluss-rally-hoffnung-im-ukraine-krieg-treibt-016.htm
BÖRSEN – US-Anleihen: Zehnjährige Bonds steigen – Rendite zweijähriger Anleihen höher – Rendite zehnjähriger Staatspapiere fällt auf 2,40 [Vortag: 2,47] Prozent – Inversion als Risikosignal: Rendite zweijähriger Anleihen übersteigt mit 2,48 Prozent erstmals jene der zehnjährigen Anleihen – 29.3.2022, 21:35
NEW YORK (dpa-AFX) – Der Terminkontrakt für zehnjährige US-Staatsanleihen (T-Note-Future) hat am Dienstag nach anfänglichen Kursverlusten zugelegt. Er stieg zuletzt um 0,45 Prozent auf 122,27 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere fiel zugleich auf 2,40 Prozent, nachdem sie am Vortag mit 2,55 Prozent auf den höchsten Stand seit Mai 2019 gestiegen war.
Zudem überstieg am Anleihemarkt erstmals wieder seit 2019 die Rendite zweijähriger Bonds mit 2,48 Prozent die der zehnjährigen Bonds. Das verstärkt die Einschätzung am Markt, dass Zinsanhebungen durch die US-Notenbank womöglich eine Rezession verursachen könnten. Die Umkehrung des Rendite-Verhältnisses erfolgte, als die zweijährigen Renditen stiegen, während die zehnjährigen sanken und sich bei etwa 2,39 Prozent kreuzten.
Dass kurzfristige Renditen höher sind als langfristige ist ein anormales Ereignis. Es signalisiert, dass ein hohes Niveau kurzfristiger Renditen nicht nachhaltig sein dürfte bei nachlassendem Wachstum. Die Umkehrung bei den zwei- bis zehnjährigen Anleihen ist die aktuellste innerhalb einer Reihe, die im Oktober begann, als die Renditen 20-jähriger Bonds die der 30-jährigen übertrafen./ck/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634946-us-anleihen-zehnjaehrige-bonds-steigen-rendite-zweijaehriger-anleihen-hoeher-016.htm
BÖRSEN – ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Hoffungsrally – Börsen auf Stand vor Kriegsbeginn – 29.3.2022, 19:11
PARIS/LONDON (dpa-AFX) – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag nach Entspannungssignalen im Ukraine-Krieg ihre Vortagesgewinne ausgebaut. Nach den jüngsten Verhandlungen mit der Ukraine sagte Russland zu, seine Kampfhandlungen bei Kiew und Tschernihiw deutlich zu verringern. Russland will laut Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin so Vertrauen aufbauen und weitere Verhandlungen ermöglichen. Moskaus Delegationsleiter Wladimir Medinski lobte zudem die mehrstündigen Gespräche mit der Ukraine als konstruktiv. Russland sei daher bereit, Schritte zur Deeskalation zu gehen.
Der EuroStoxx 50 sprang um 2,96 Prozent auf 4002,18 Punkte hoch. Damit ist der Leitindex der Eurozone zurück auf dem Niveau, das er vor Kriegsbeginn vor etwas mehr als vier Wochen hatte. Der französische Cac 40 stieg um 3,08 Prozent auf 6792,16 Punkte. Der britische FTSE 100 , der tags zuvor minimal nachgegeben hatte, legte um 0,86 Prozent auf 7537,25 Punkte zu. Erneut belasteten schwache Öl- und Rohstoffwerte den „Footsie“.
Unter den 19 europäischen Branchen waren die Bergbau- sowie die Öl- und Gasbranche die einzigen Verlierer mit jeweils rund zwei Prozent. „Das Energieberatungsunternehmen Energy Aspects hat wegen des Anstiegs der Corona-Infektionszahlen in Shanghai und in anderen Regionen Chinas seine Prognose für die chinesische Ölnachfrage nach unten revidiert“, merkte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank dazu an. „Damit sorgt die chinesische Zero-Covid-Politik – wenn auch unfreiwillig – für eine gewisse Entspannung am Ölmarkt.“
Auch die defensiven Pharmawerte gehörten nicht zu den Favoriten. Der Sektor legte unterdurchschnittlich um rund ein Prozent zu. Unter den Einzelwerten gab die Sanofi -Aktie zudem um 2,2 Prozent nach. Der französische Pharmakonzern schloss zwar mit dem US-Biotechunternehmen IGM Biosciences einen potenziell milliardenschweren Kooperationsvertrag für Medikamente gegen Krebs und entzündliche Erkrankungen und hob auch die Prognose für den Spitzenumsatz des Neurodermitis-Medikaments Dupixent an, doch blieb laut einem Analysten die neue Prognose hinter der Markterwartung zurück.
In Zürich zogen Luxusaktien den Blick auf sich. So stiegen Swatch um knapp 6 Prozent und Richemont im SMI um knapp 7 Prozent. Papiere des Uhrenherstellers Swatch hatten bereits zum Wochenstart zu den größten Gewinnern gezählt, nachdem der Marktstart der Moon-Swatch nahezu für Euphorie gesorgt hatte. Außerdem wurden Leerverkäufer von der jüngsten Kursstärke auf dem falschen Fuß erwischt und seien nun aus ihren Wetten geflüchtet, sagten Händler.
An der Spitze der Branchengewinner in Europa lag der in den vergangenen Wochen volatile Autosektor mit einem Plus von rund sechs Prozent, der in Abhängigkeit von der Gesamtmarktentwicklung meist starke Kursausschläge nach oben oder unten zeigt./ck/jha/ © 2022 dpa-AFX
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BÖRSEN – Deutsche Anleihen: Kursverluste nach Annäherungssignalen im Ukraine-Krieg – Rendite zehnjähriger Bundesanleihen steigt auf 0,63 [Vortag: 0,58] Prozent – 29.3.2022, 18:11
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag deutlich gefallen. Der für den Anleihemarkt richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future gab am späten Nachmittag um 0,60 Prozent auf 157,33 Punkte nach. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg auf 0,63 Prozent.
Zeitweise waren die Kursverluste am deutschen Rentenmarkt noch viel stärker ausgefallen und die zehnjährigen Rendite stieg im Gegenzug bis auf knapp 0,72 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit etwa vier Jahren.
Auch europaweit gerieten die Anleihekurse unter Druck. Börsianer begründeten dies mit der sehr guten Stimmung an den Aktienmärkten, nachdem es Fortschritte bei den Friedensverhandlungen um Ukraine-Krieg gab.
Russland hat zugesagt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front bei Kiew deutlich zurückzufahren. Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin sagte nach dem Treffen am Dienstag in Istanbul, seine Regierung wolle so Vertrauen aufbauen und weitere Verhandlungen ermöglichen. Moskaus Delegationsleiter Wladimir Medinski lobte die mehrstündigen Gespräche als konstruktiv.
Die Renditen an den europäischen Anleihemärkten legen bereits seit rund drei Wochen tendenziell zu. Hintergrund dafür ist insbesondere die Erwartung einer strafferen Geldpolitik in den USA zur Bekämpfung der hohen Inflation. Die US-Notenbank Fed hat vor diesem Hintergrund bereits die Zinswende eingeleitet. Weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr werden erwartet. Anleger rechnen damit, dass auch die Europäische Zentralbank in absehbarer Zeit an der Zinsschraube drehen wird./jkr/he
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BÖRSEN – XETRA-SCHLUSS/DAX zurück auf Vorkriegsniveau – Eindeckung von Leerverkäufen bei Lieferdiensten – Delivery Hero und Hellofresh gesucht – 29.3.2022, 18:25
FRANKFURT (Dow Jones)–Positive Aussagen von den russisch-ukrainischen Verhandlungen haben dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag weiteren Auftrieb gegeben. Der DAX gewann 2,8 Prozent und schloss mit 14.820 Punkten so hoch wie zuletzt vor dem Beginn des russischen Angriffkriegs. Auch der Euro erholte sich deutlich auf über 1,11 Dollar. Dagegen gaben die Öl- und Rohstoffpreise nach, der Preis für die Nordseesorte Brent fiel nach den Abschlägen vom Wochenauftakt um weitere 3,5 Prozent.
Die russische Verhandlungsdelegation hat die Gespräche als konstruktiv bezeichnet und will nun die russischen Angriffe um Kiew und Tschernihiw reduzieren. „Das schürt die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand“, so ein Marktteilnehmer.
Auf der Aktienseite waren vor allem konjunkturnahe Titel gesucht. VW, BMW und Mercedes gewannen alle etwa 5 Prozent, Continental sogar 10,1 Prozent. „Der Markt setzt darauf, dass sich die Lieferkettenprobleme bei einem Kriegsende in der Ukraine entspannen“, sagte ein Marktteilnehmer. Bei den Zulieferern erholten sich Elringklinger um 12,6 Prozent.
*** Eindeckung bei Lieferdiensten – Delivery Hero und Hellofresh gesucht
Die größten Gewinner im DAX stellten die Lieferdienste: Hellofresh schossen um 10,4 Prozent nach oben und Delivery Hero sogar um 15,8 Prozent. Hier hatte sich Exane BNP positiv geäußert und die Aktien hochgestuft, Hellofresh sogar auf „Outperform“. Dies führte zu deutlichen Eindeckungen von Leerverkäufen. …
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633793-xetra-schluss-dax-zurueck-auf-vorkriegsniveau-015.htm
BÖRSEN – Aktien Wien Schluss: ATX legt deutlich zu – 29.3.2022, 18:23
WIEN (dpa-AFX) – Die Wiener Börse hat am Dienstag mit deutlichen Kursgewinnen geschlossen. Der ATX stieg um 3,58 Prozent auf 3381,67 Punkte. Auch das internationale Börsenumfeld zeigte sich mit klaren Kurszuwächsen.
Marktbeobachter verwiesen auf erste Signale einer möglichen Entspannung im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Russland will nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums seine „militärischen Aktivitäten“ in der Ukraine bei Kiew und Tschernihiw deutlich reduzieren. Diese Entscheidung sei angesichts des Verlaufs der Verhandlungen mit Kiew getroffen worden, teilte der Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin in Istanbul mit.
Dort hatten sich die Delegationen aus Moskau und Kiew zu Friedensverhandlungen getroffen, das Gespräch hatte rund vier Stunden gedauert. Der Schritt solle dazu dienen, gegenseitig Vertrauen aufzubauen und die Bedingungen für weitere Verhandlungen zu schaffen, sagte Fomin.
Die Ölpreise gerieten angesichts der Nachrichten wieder unter Abgabedruck. Auch der Goldpreis kam merklich zurück, der Euro konnte hingegen zulegen.
Unter den Einzelwerten zeigten sich die Bank-Titel stark gesucht. Aktien von Raiffeisen Bank International kletterten um knapp neun Prozent nach oben. Erste Group zogen um gut fünf Prozent an und Bawag schlossen um 3,9 Prozent höher.
Unter den weiteren Indexschwergewichten stiegen OMV um 5,7 Prozent. Andritz konnten einen Kursanstieg um 5,6 Prozent verbuchen und Wienerberger legten 4,6 Prozent zu.
Zu den wenigen Verlierern zählten hingegen Schoeller-Bleckmann und büßten gut zwei Prozent an Wert ein. Aktien der Telekom Austria verloren knapp zwei Prozent.
Die Aktien von Kapsch TrafficCom knüpften mit einem Anstieg um 1,1 Prozent an den Kurssprung vom Vortag an. Die Wertpapiere hatten zu Wochenbeginn von einem positiven Entscheid in einem Rechtsstreit in Deutschland stark profitiert und waren um knapp 16 Prozent nach oben geklettert.
Die Pierer Mobility hat ihren Nettogewinn 2021 gegenüber dem Jahr davor auf 142,9 Millionen Euro verdoppelt. Für das laufende Geschäftsjahr 2022 rechnet der Motorradhersteller weiter mit Lieferengpässen. Vom Ukraine-Krieg sei man zwar nicht unmittelbar betroffen, die Gefahr für steigende Rohstoff- und Energiekosten erhöhe sich aber ähnlich wie im Rest der Industrie, teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Die Aktien von Pierer Mobility schlossen 0,8 Prozent höher./ger/pma/APA/jha © 2022 dpa-AFX
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ZENTRALBANKEN – USA – Fed/Harker will Inflation aggressiver bekämpfen – 29.3.2022
Der Präsident der Philadelphia Fed, Patrick Harker, erwartet „eine Reihe“ von Erhöhungen des kurzfristigen US-Leitzinses in diesem Jahr. Der Notenbanker erklärte, er sei „sehr offen“ für eine Erhöhung um einen halben Punkt, da die Zentralbank versuche, den schlimmsten Inflationsausbruch seit 40 Jahren einzudämmen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634303-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB richtet Swap-Linie mit Polens Zentralbank ein – 29.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Repo-Linien mit Zentralbanken von außerhalb des Euroraums bis 15. Januar 2023 verlängert. Laut ihrer Mitteilung wurde außerdem eine Swap-Vereinbarung mit der polnischen Zentralbank geschlossen, und zwar in Höhe von 10 Milliarden Euro. Die EZB begründete die Entscheidung mit der erhöhten Unsicherheit aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine und damit, dass die Finanzmärkte und Länder des Euroraums vor den Auswirkungen dieses Kriegs geschützt werden müssten. Die verlängerten Repo-Linien betreffen Ungarn, Albanien, Nord-Mazedonien und San Marino. Das Volumen der Vereinbarungen bleibt unverändert.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55626150-ezb-richtet-swap-linie-mit-polens-zentralbank-ein-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lane: Zinskurs datenabhängig – Unsicherheit weiter sehr hoch – Gründe für und gegen Zinsnormalisierung vorhanden – 29.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, will sich auf keine Aussage zum wahrscheinlichen Zeitpunkt von Zinserhöhungen festlegen. In einem Interview mit Politico wies Lane darauf hin, dass die seit der EZB-Ratssitzung am 10. März veröffentlichten Daten sowohl auf eine höhere Inflation als auch auf eine Eintrübung der Verbraucher- und Unternehmensstimmung hindeuteten. „Es gibt Szenarien, in denen es angemessen wäre, noch in diesem Jahr mit der Normalisierung der Zinssätze zu beginnen. Und dann gibt es natürlich auch Szenarien, in denen ein späterer Schritt angebracht sein könnte“, sagte Lane.
Nach seiner Aussage ist der durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelöste Vertrauensschock potenziell ein großes Risiko für den Wachstumsausblick. „Entweder wird sich dieser anfängliche Vertrauensschock verfestigen und die Menschen werden für eine lange Zeit zögerlich sein, oder, wenn der Krieg eher früher als später eine diplomatische Lösung findet, könnten sich diese Vertrauensindizes vielleicht erholen“, sagte er. Deshalb überwiege im Moment die Unsicherheit.
Wenn Investitions- und Einstellungspläne sowie der Konsum gestoppt würden, dann werde das die europäische Wirtschaft zu verlangsamen, selbst wenn die direkte Exponierung gegenüber der russischen Wirtschaft und der Ukraine quantitativ begrenzt sei. Der EZB-Rat hatte im März beschlossen, die Nettoanleihekäufe im dritten Quartal einzustellen, wenn sich bis dahin der mittelfristige Inflationsausblick nicht eingetrübt hat. Lane sagte: „Das Ende des dritten Quartals ist in sechs Monaten. Die Aussichten sind angesichts des Krieges und des Wiederaufflammens der Pandemie sehr unsicher.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55632542-ezb-lane-zinskurs-datenabhaengig-unsicherheit-weiter-sehr-hoch-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – TABELLE/EZB: APP/PEPP-Anleihebestände wachsen wie in der Vorwoche – 29.3.2022
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Anleihebestände der Zentralbanken des Eurosystems im Rahmen der Kaufprogramme APP und PEPP sind in der Woche zum 25. März 2022 nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) wie in der Woche zuvor um rund 11 Milliarden Euro gewachsen. Folgende Details nannte die EZB: …
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633446-tabelle-ezb-app-pepp-anleihebestaende-wachsen-wie-in-der-vorwoche-015.htm
ZENTRALBANKEN – ÖSTERREICH – EZB/Holzmann: Inflationsbekämpfung hat Priorität – Andauernde Lieferkettenprobleme: EZB unterschätzt Inflation – EZB sieht keine Rezession oder Stagnation, Stagflation nicht am Schirm – Energiepreise haben wohl Hoch gesehen: mittelfristig könnte Inflation fallen – Mehrere Gründe, Inflationsbekämpfung bald zu beginnen – 29.3.2022
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann derzeit stärker über die Inflationsentwicklung besorgt als über die Eintrübung der Wachstumsaussichten. In einem Interview mit der Börsen-Zeitung sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), zwar verlaufe die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum nicht mehr entsprechend dem im März veröffentlichten Basisszenario des EZB-Stabs, doch sehe er trotzdem keinen Grund dafür, die für Sommer signalisierte Beendigung der Nettoanleihekäufe hinauszuschieben. Holzmann sprach sich zudem für eine Anhebung des Bankeinlagenzinses bis Jahresende auf 0,00 (derzeit: minus 0,50) Prozent aus.
„Für uns ist die zu hohe Inflation ganz sicher die Top-Priorität auf unserer Agenda“, sagte Holzmann. Die Menschen spürten die Inflation täglich bei ihren Einkäufen und bei allem, was sie täten. „Die Verringerung des Wirtschaftswachstums ist für sie nicht so direkt spürbar, auch weil der Arbeitsmarkt in Europa immer noch sehr stark ist“, fügte er hinzu.
Holzmann zufolge folgt die Wirtschaft inzwischen mehr dem so genannten „adversen“ Szenario, bei dem das Wachstum im Jahr 2022 1,2 Prozentpunkte geringer ausfällt und voraussichtlich rund 2,5 Prozent betragen wird. „Nach aktuellem Stand erwarten wir weder eine Rezession noch eine wirtschaftliche Stagnation“, sagte Holzmann. Das Szenario, von dem die EZB aktuell ausgehe, sei auch weit entfernt von einer Stagflation.
Holzmann sieht aber das Risiko, dass die Inflation höher als vom EZB-Stab prognostiziert steigt, weil die Lieferkettenproblematik und die Folgen des Ukraine-Kriegs unterschätzt worden seien und vielleicht noch immer unterschätzt würden. Er hält aber andererseits einen mittelfristigen Rückgang der Inflation durchaus für möglich. Das für gebe es „gute Argumente“. „Die Energiepreise dürften von dem jetzigen Höhepunkt wieder zurückgehen, zumal bei hohen Preisen Investitionen in die Energieerzeugung attraktiver werden – was das Angebot erhöht und die Preise senken sollte“, sagte der OeNB-Gouverneur.
Zudem belastet die hohe Inflation die Realeinkommen, so dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nachlasse – was die Preise ebenfalls dämpfe. Hinzu komme, dass sich die Inflationserwartungen immer noch im Bereich des EZB-Ziels von 2 Prozent bewegten. „Es gibt bislang keine Entankerung der Inflationserwartungen. Das ist eine gute Nachricht. Aber wir dürfen uns darauf nicht verlassen. Wir müssen absolut wachsam sein.“ Die im Herbst anstehenden Lohnrunden würden eine „Bewährungsprobe“.
Holzmann sieht keinen Grund dafür, die im März signalisierte Beendigung der Nettoanleihekäufe im September zu verschieben. „Mein Eindruck ist, dass diese Einschätzung von einem nicht unbeträchtlichen Teil meiner Ratskollegen geteilt wird“, sagte er. Die Entscheidung werde in den nächsten Monaten fallen, spätestens im Juni. Er plädierte außerdem für eine Anhebung des Einlagenzinses auf 0,00 Prozent bis Jahresende. Von einer „Normalisierung“ ihrer Geldpolitik wäre die EZB aber auch dann noch weit entfernt, da der neutrale Zins bei 1,00 bis 1,50 Prozent liege.
Holzmann wies zudem darauf hin, dass ein zunehmendes Auseinanderlaufen der Geldpolitik von EZB und Fed ein Inflationsrisiko darstelle. „Wenn die Fed jetzt ihren Zins deutlich anhebt, wird das nicht ohne Einfluss auf den Euro-Wechselkurs bleiben“, sagte er. Die EZB habe kein Wechselkursziel, aber wenn der Euro deutlich abwerten sollte, importiere der Euroraum noch mehr Inflation. „Bislang sind die Bewegungen aber noch vergleichsweise gering, auch im historischen Kontext“, fügte er hinzu.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631706-ezb-holzmann-inflationsbekaempfung-hat-prioritaet-015.htm
USA – API-Daten zeigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände – 29.3.2022
NEW YORK (Dow Jones)–Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 3,0 Millionen Barrel zurückgegangen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. In der Vorwoche war ein Minus von 4,3 Millionen Barrel berichtet worden. Die Benzinbestände verringerten sich um 1,4 Millionen Barrel nach minus 0,6 Millionen eine Woche zuvor. Für die offiziellen Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA), die am Mittwoch veröffentlicht werden, erwarten Volkswirte beim Rohöl eine Abnahme von 1,7 Millionen und bei Benzin ein Minus von 1,9 Millionen Barrel.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55635570-api-daten-zeigen-rueckgang-der-us-rohoellagerbestaende-015.htm
USA – USA: Häuserpreise steigen überraschend deutlich – FHFA – 29.3.2022
NEW YORK (dpa-AFX) – In den USA sind die Häuserpreise im Januar stärker gestiegen als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat legten sie um 1,6 Prozent zu, wie die Federal Housing Finance Agency (FHFA) am Dienstag in New York mitteilte. Volkswirte hatten im Durchschnitt nur mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet.
Im Jahresvergleich stiegen die Häuserpreise erneut deutlich. Die Rate betrug 18,2 Prozent. Die Nachfrage nach Immobilien ist weiter hoch. Ein Grund ist die Corona-Pandemie, die den Bedarf an Wohnraum etwa aufgrund von Heimarbeit in die Höhe getrieben hat. Zudem werden die Häuserpreise durch Lieferengpässe bei Baumaterial getrieben.
Bislang haben auch die niedrigen Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt angetrieben. Diese sind jedoch zuletzt gestiegen, da die US-Notenbank Fed angesichts der hohen Inflation die Zinswende eingeleitet hat.
Die FHFA ist die Aufsichtsbehörde für die in der Finanzkrise verstaatlichten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Bei der Index-Berechnung werden die Verkaufspreise von Häusern verwendet, deren Hypotheken von den Agenturen gekauft oder garantiert worden sind./la/jkr/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631573-usa-haeuserpreise-steigen-ueberraschend-deutlich-fhfa-016.htm
USA – USA: Hauspreise steigen wieder stärker – Case-Shiller-Index – 29.3.2022
NEW YORK (dpa-AFX) – Der Anstieg der US-Hauspreise hat sich im Januar auf hohem Niveau beschleunigt. In den 20 großen Metropolregionen der Vereinigten Staaten stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahresmonat um 19,1 Prozent, wie aus dem am Dienstag in New York veröffentlichten S&P/Case-Shiller-Index hervorgeht. Damit nähert sich die Rate wieder ihrem Rekordwert von vergangenem Herbst, als sie knapp zwanzig Prozent betragen hatte.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Hauspreise im Januar um 1,8 Prozent. Der Hauspreisanstieg setze sich auf breiter Basis fort, erklärte S&P-Direktor Craig Lazzara. Allerdings ändere sich das wirtschaftliche Umfeld derzeit rasch: Aufgrund der steigenden Inflation habe die US-Notenbank Fed begonnen, ihre Geldpolitik zu straffen. „Man wird bald den Einfluss steigender Hypothekenzinsen auf die Hauspreise sehen.“ Normalerweise dämpfen steigende Bauzinsen die Immobiliennachfrage und damit die Hauspreise./bgf/jkr/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631570-usa-hauspreise-steigen-wieder-staerker-case-shiller-index-016.htm
USA – Stimmung der US-Verbraucher hellt sich zwar im März auf, ist aber schlechter als erwartet – 29.3.2022
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Stimmung unter den US-Verbrauchern hat sich im März aufgehellt, dies aber nur wegen einer starken Abwärtsrevision des vorläufig gemeldeten Wertes. Wie das Forschungsinstitut Conference Board berichtete, stieg der Index des Verbrauchervertrauens auf 107,2. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Stand von 107,5 erwartet. Der Vormonatswert wurde auf 105,7 von zunächst 110,5 nach unten revidiert.
Der Index für die Einschätzung der aktuellen Lage verbesserte sich auf 153,0 (Vormonat: 143,0), jener für die Erwartungen lag bei 76,6 (Vormonat: 80,8).
Die Erwartungen hätten sich wegen der hohen Benzinpreise zwar eingetrübt, insgesamt bleibe das Verbrauchervertrauen wegen des gesunden Arbeitsmarktes aber auf einem erhöhten Niveau, erklärte die Herausgeberin der Umfrage, Lynn Franco.
Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen. Im Rahmen der Umfrage des Conference Board wurden insgesamt 5.000 Haushalte befragt.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55632541-stimmung-der-us-verbraucher-im-maerz-schlechter-als-erwartet-015.htm
&&& dpa-AFX: … Mit Blick auf einzelne Komponenten zeigte sich eine gegenläufige Entwicklung. Während sich die Bewertung der aktuellen Lage aufhellte, trübten sich die Erwartungen der amerikanischen Verbraucher im März ein./jkr/bgf/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55632541-stimmung-der-us-verbraucher-im-maerz-schlechter-als-erwartet-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55632396-usa-verbrauchervertrauen-hellt-sich-auf-016.htm
JAPAN – USA – Japan und USA wollen bei Devisenfragen engen Kontakt pflegen – 29.3.2022
Die japanische Regierung wird mit den USA in Bezug auf den Devisenmarkt in engem Kontakt bleiben, sagte Japans oberster Währungsdiplomat nach einem Treffen mit einem Beamten des US-Finanzministeriums. „Die Stabilität der Devisenkurse ist wichtig, und schnelle Kursbewegungen sind nicht wünschenswert“, sagte Masato Kanda, Japans Vize-Finanzminister für internationale Angelegenheiten.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55626216-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
SÜDAFRIKA – Südafrikas Arbeitslosenquote überschreitet 35-Prozent-Marke – 29.3.2022
JOHANNESBURG (dpa-AFX) – Südafrikas Arbeitslosenquote hat vor dem Hintergrund langanhaltender Corona-Beschränkungen einen Höchststand erreicht. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres kletterte sie nach Angaben des nationalen Statistikbüros vom Dienstag auf 35,3 Prozent. Damit sind in Afrikas zweitgrößter Volkswirtschaft 7,9 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet – gegenüber den vorangegangenen drei Monaten eine Zunahme um 278 000. Nicht erfasst ist die Zahl der Menschen, die die Jobsuche aufgegeben haben – werden sie mit eingerechnet, beträgt die Quote 46,2 Prozent.
Der Kapstaat mit seiner enormen sozialen Ungleichheit erlebt zurzeit verheerende Auswirkungen der Corona-Beschränkungen auf die Wirtschaft, die sich schon vor der Viruskrise in der Rezession befand. Südafrika kämpft seit Jahren mit strukturellen ökonomischen Problemen und einer unzuverlässigen Stromversorgung. Problematisch ist auch die starke Fokussierung auf den Rohstoffsektor./rek/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631660-suedafrikas-arbeitslosenquote-ueberschreitet-35-prozent-marke-016.htm
SAUDI-ARABIEN – Saudis setzen Militäreinsätze im Jemen über Ramadan aus – 29.3.2022
Im Jemen wird die von Saudi-Arabien geführte Allianz nach eigenen Angaben ihre Militäreinsätze über Ramadan aussetzen. Damit sollten die Verhandlungen unterstützt werden, meldete die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA gestern.
Die Pause solle ab morgen gelten. Im Jemen tobt seit sieben Jahren ein Bürgerkrieg. Dieser gilt als Stellvertreter-Konflikt zwischen den Regionalmächten Iran und Saudi-Arabien. Während der Iran die schiitischen Huthi-Rebellen unterstützt, führt Saudi-Arabien eine Gruppe sunnitisch geprägter Golfstaaten an. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256613/
ISRAEL – Erneut Anschlag in Israel: Mehrere Tote – 29.3.2022
In Israel setzt sich die Terrorwelle fort. Beim dritten Anschlag binnen einer Woche sind gestern fünf Menschen getötet worden. Das bestätigte ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka. Ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann eröffnete nach Polizeiangaben in Bnei Brak bei Tel Aviv gezielt das Feuer auf Passanten. Er habe erst auf einer Straße geschossen und dann auf einer weiteren. Polizisten hätten ihn daraufhin erschossen, hieß es.
Nach israelischen Medienberichten handelte sich um einen Palästinenser aus dem Westjordanland. Der Bürgermeister von Bnei Brak hatte die Einwohner nach dem Anschlag aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Es gab zunächst Spekulationen über mögliche weitere Attentäter. Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes Zaka sagte der dpa, der Anblick vor Ort sei „erschütternd“ gewesen.
*** Elf Israelis gestorben
Damit sind binnen einer Woche elf Israelis bei Anschlägen ums Leben gekommen. Israels Regierungschef Naftali Bennett beriet sich dazu mit Verteidigungsminister Benny Ganz sowie Militär und Polizei.
Erst am Sonntag waren bei einem Anschlag in der Küstenstadt Hadera zwei Polizisten und beide Attentäter getötet worden. Bei den Tätern handelte es sich um israelische Araber aus dem Norden des Landes.
Vor einer Woche waren bei einem weiteren Terroranschlag in Beerscheva im Süden Israels vier Menschen getötet worden, zwei Männer und zwei Frauen. Der Attentäter, ein Beduine aus der Negev-Wüste, wurde von Passanten erschossen.
Im Westjordanland und Gazastreifen sowie im Libanon kam es nach dem Anschlag in Bnei Brak zu spontanen Freudenfeiern von Palästinensern. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256590/
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RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (aktuell)
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/russland-ukraine-krieg-news-ticker-kw-13,T1La59T
RUSSLAND – UKRAINE – B24 – Newsticker (abgeschlossen)
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ereignisse-im-russland-ukraine-krieg-im-rueckblick-kw-12,T02AMPD
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ereignisse-im-russland-ukraine-krieg-im-rueckblick-kw-11,SyBZtyZ
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 30.3.2022 (aktuell)
https://www.n-tv.de/politik/6-34-DGB-fordert-unbuerokratische-Anerkennung-der-Qualifikationen-von-Fluechtlingen–article23143824.html
RUSSLAND – UKRAINE – n-tv Liveticker zum 29.3.2022 (abgeschlossen)
https://www.n-tv.de/politik/23-45-EU-Einrichtung-in-Ukraine-unter-russischen-Beschuss–article23233141.html
RUSSLAND – UKRAINE – Die Kriegsnacht im Überblick: Skepsis über russischen Rückzug – „Bedrohung für Kiew nicht vorbei“ – 30.3.2022, 6:33
„Wir glauben, dass es sich um eine Repositionierung handelt, nicht um einen Abzug“, sagt Pentagon-Sprecher John Kirby.
Nachdem Russland einen Rückzug in der Nähe von Kiew ankündigt, reagiert der Westen mit Skepsis. „Diese Signale übertönen nicht die Explosionen russischer Geschosse“, sagt Selenskyj. Die USA verlegen mehr Truppen nach Osteuropa und warnen ihre Bürger vor Reisen nach Russland. Ein Überblick über die Kriegsnacht und ein Ausblick auf den Tag. …
https://www.n-tv.de/politik/Skepsis-ueber-russischen-Rueckzug-Bedrohung-fuer-Kiew-nicht-vorbei-article23233282.html
RUSSLAND – UKRAINE – GESAMT-ROUNDUP 2: Nach Verhandlungen will Moskau Angriffe drosseln – Kiew: Brauchen Sicherheitsgarantie westlicher Staaten – Paris: Putin denkt über Evakuierungsmission für Mariupol nach – Kiew: Kämpfe gehen trotz Gegenoffensive weiter – Keine Bezahlung, kein Gas: Kreml droht weiter mit Einstellung von Gaslieferungen – 29.3.2022, 21:11
ISTANBUL/MOSKAU/KIEW (dpa-AFX) – Nach neuen Verhandlungen mit der Ukraine hat Russland zugesagt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. So soll Vertrauen aufgebaut werden, wie Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin am Dienstag nach dem Treffen in Istanbul sagte. Moskaus Delegationsleiter Wladimir Medinski lobte die mehrstündigen Gespräche als konstruktiv. Russland sei daher bereit, Schritte zur Deeskalation zu gehen, dies sei aber kein Waffenstillstand. Er sagte, Kiew wolle unter anderem die Möglichkeit eines EU-Beitritts aushandeln.
Die ukrainische Regierung bekräftigte nach dem Treffen ihre grundsätzliche Bereitschaft, einen Vertrag über einen neutralen, block- und atomwaffenfreien Status zu schließen. Im Gegenzug seien aber harte Garantien westlicher Staaten für die Sicherheit der Ukraine nötig, möglichst nach dem Vorbild der Nato-Militärallianz. Gebietsabtretungen an Russland lehnte Kiew als indiskutabel ab.
Moskau hatte sein Nachbarland Ukraine nach einem monatelangen Truppenaufmarsch vor gut vier Wochen überfallen. Vor einigen Tagen hatte Russlands Verteidigungsministerium mitgeteilt, sich nun auf die komplette Eroberung des Donbass in der Ostukraine zu konzentrieren, wo schon seit 2014 gekämpft wird.
*** Kiew: Brauchen Sicherheitsgarantie westlicher Staaten
Das ukrainische Delegationsmitglied David Arachamija sagte zu den geforderten Sicherheitsgarantien, diese sollten von den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats wie den USA, Frankreich, Großbritannien, China oder Russland kommen. Dazu zählen könnten auch die Türkei, Deutschland, Kanada, Italien, Polen, Israel und andere Länder. Formuliert sein sollten sie ähnlich wie Artikel fünf des Nato-Vertrages. Demnach sind die Mitglieder zum militärischen Beistand im Fall eines Angriffs auf einen der Partner verpflichtet.
Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte, dass die Frage der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim nach dem Ende der Kampfhandlungen diskutiert werden solle – und zwar innerhalb von 15 Jahren. Ebenso ausgeschlossen von einer aktuellen Friedenslösung solle der Status der von moskautreuen Separatisten beherrschten Gebiete Donezk und Luhansk im Donbass werden.
Unterhändler der Ukraine und Russlands hatten sich zuvor schon dreimal im Grenzgebiet von Belarus getroffen, danach gab es etliche Videoschalten.
Russlands schien am Nachmittag seine Ankündigung in die Tat umzusetzen: Der ukrainische Generalstab teilte mit, im Gebiet um die Hauptstadt Kiew und die nordukrainische Großstadt Tschernihiw werde der Abzug einzelner russischer Einheiten beobachtet. In den Wochen zuvor waren bei Angriffen auf Tschernihiw nach Angaben örtlicher Behörden bereits mehr als 350 Menschen ums Leben gekommen.
US-Präsident Joe Biden reagierte zurückhaltend auf die russische Ankündigung, die Kampfhandlungen zurückzufahren. Er wolle dies nicht bewerten, bis er „die Handlungen“ der Russen sehe, sagte er.
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Abend in Düsseldorf, Putin verfolge „eine sehr imperialistische Vision“, doch seien seine Kalküle allesamt nicht aufgegangen. So habe er völlig übersehen, dass die Ukrainer eine eigene Nation sein wollen und dass er und seine Armee keineswegs mit offenen Armen empfangen werden.
*** Paris: Putin denkt über Evakuierungsmission für Mariupol nach
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefonierte mit Putin, um eine Evakuierungsmission für die belagerte Hafenstadt Mariupol zu ermöglichen. Macron habe angesichts der katastrophalen humanitären Lage auf einen Waffenstillstand für die Versorgung und Evakuierung gepocht, hieß es am Abend aus dem Élyséepalast. Putin habe zugehört und zugesichert, über den Vorstoß nachzudenken und sich zurückzumelden. Frankreich strebt die Hilfsaktion gemeinsam mit der Türkei und Griechenland unter dem Dach der Vereinten Nationen an.
Zuvor hatte sich Macron mit den Staats- und Regierungschefs der USA, Deutschlands, Großbritanniens und Italiens abgesprochen. Sie sagten laut Bundesregierung der Ukraine gemeinsam weitere tatkräftige Unterstützung zu. Überdies drängten sie demnach Putin erneut dazu, einer Waffenruhe zuzustimmen, alle Kampfhandlungen einzustellen, seine Soldaten abzuziehen und eine diplomatische Lösung zu ermöglichen. Das Quintett forderte Putin auch auf, die Lieferung humanitärer Hilfe in die Ukraine endlich zuzulassen sowie effektive humanitäre Korridore einzurichten, insbesondere in Mariupol.
Der britischen Regierung zufolge wäre selbst ein möglicher Waffenstillstand keine Grundlage für eine Aufhebung von Sanktionen gegen Moskau. Stattdessen fordere man einen vollständigen Abzug aller russischen Truppen aus dem Land. US-Außenminister Blinken erklärte in Marokko: „Es gibt das, was Russland sagt. Und es gibt das, was Russland tut. Wir konzentrieren uns auf das Letztere.“
*** Kiew: Kämpfe gehen trotz Gegenoffensive weiter
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Morgen berichtet, russische Einheiten seien aus der wochenlang umkämpften Stadt Irpin bei Kiew zurückgeschlagen worden. Die Kämpfe dauerten jedoch dort und auch in anderen Landesteilen an. Russische Truppen hielten dem Präsidenten zufolge den Norden des Kiewer Gebiets unter Kontrolle. Sie versuchten, zerschlagene Einheiten wieder aufzubauen. Auch in den Gebieten Tschernihiw, Sumy, Charkiw, Donbass und im Süden der Ukraine bleibe die Lage „sehr schwierig“. Selenskyj forderte erneut schärfere Sanktionen gegen Russland.
In einer Videoschalte im dänischen Parlament sprach Selenskyj außerdem über die Lage in Mariupol. Was die russischen Truppen dort machten, sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er fragte, warum die Welt nicht eingegriffen habe.
*** Kreml droht weiter mit Einstellung von Gaslieferungen
Der Kreml erhielt auch die Drohung aufrecht, Russland könne die Gaslieferungen nach Westeuropa einstellen, wenn die Abnehmerländer – darunter Deutschland – die Forderung weiter ablehnen, in Rubel statt in Dollar und Euro zu zahlen. Dies würde die wegen vieler harter Sanktionen unter Druck geratene Währung stützen, weil sich der Westen Rubel beschaffen müsste.
„Keine Bezahlung – kein Gas“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem amerikanischen TV-Sender PBS. Moskau wolle die endgültige Antwort der EU abwarten und dann die nächsten Schritte festlegen.
Kremlsprecher Peskow trat zugleich Spekulationen entgegen, Moskau könne im Ukraine-Krieg Atomwaffen einsetzen. „Niemand in Russland denkt an den Einsatz oder auch nur an die Idee eines Einsatzes von Atomwaffen“, sagte er im PBS-Interview. Russland greife zum Atomwaffenarsenal nur bei einer „Bedrohung der Existenz“. Die staatliche Existenz Russlands und die Ereignisse in der Ukraine hätten „nichts miteinander zu tun“. Die Sorge im Westen über mögliche Atomwaffenpläne Moskaus war gestiegen, als Putin zum Auftakt des Angriffskrieges in der Ukraine eine erhöhte Alarmbereitschaft der russischen Nuklearstreitkräfte anordnete./toz/DP/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634837-gesamt-roundup-2-nach-verhandlungen-will-moskau-angriffe-drosseln-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634738-biden-zurueckhaltend-nach-moskaus-ankuendigung-eines-teilrueckzugs-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634346-kreml-putin-informiert-macron-ueber-lage-in-mariupol-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634004-blinken-keine-wirklichen-fortschritte-bei-friedensgespraechen-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633374-medinski-verringerung-von-kampfhandlungen-ist-kein-waffenstillstand-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633650-roundup-moskau-beharrt-auf-zahlung-der-gaslieferungen-in-rubel-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631572-nach-neuen-friedensgespraechen-ukraine-fordert-sicherheitsgarantien-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – Der 34. Kriegstag im Überblick Russland zieht Truppen um Kiew ab – Der Westen bleibt misstrauisch Ukraine bietet Neutralität gegen Sicherheitsgarantien – Putin und Macron sprechen über Mariupol und Gaslieferung – Tschetschenenführer Kadyrow soll in Mariupol sein – Kickboxer-Champion Kagal getötet – Westliche Staatschefs telefonieren – Viele Deutsche haben Angst vor drittem Weltkrieg * Meldungskranz am Ende des Beitrags – 29.3.2022, 23:29
Die heutigen Verhandlungen enden mit einer Annäherung. Die Ukraine macht Russland ein konkretes Angebot. Moskau verspricht im Gegenzug, die Kampfhandlungen im Norden zu verringern. In Kiew macht sich das offenbar schon bemerkbar, anderorts gehen die Kämpfe weiter. Derweil telefonieren Macron und Putin erneut. Trümmer nach einem Angriff auf eine Fabrik in Vyshneve bei Kiew. Infolge der Verhandlungen sehen britische Behörden jedoch einen Rückgang der Bombardements. Der 34. Kriegstag im Überblick.
*** Ukraine bietet Neutralität gegen Sicherheitsgarantien
Bislang verliefen die Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Unterhändlern weitgehend ergebnislos. Die heutigen Verhandlungen in Istanbul lassen jedoch auf einen Wendepunkt in Richtung Deeskalation hoffen. Denn Russland kündigte an, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front zurückzufahren. Nach den rund vierstündigen Verhandlungen sagte der russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin, „um das Vertrauen zu stärken“, sei die „radikale“ Reduzierung der militärischen Aktivitäten Russlands bei Kiew und Tschernihiw beschlossen worden.
Hintergrund der Entscheidung ist ein Vorstoß der Ukraine für ein neues System für Sicherheitsgarantien. Formuliert sein sollten sie ähnlich wie der Artikel fünf des NATO-Vertrages. Demnach sind die Mitglieder des Militärbündnisses zum sofortigen militärischen Beistand im Falle eines Angriffs auf einen der Partner verpflichtet. Für die Ukraine werde die Türkei als einer der möglichen Hauptgaranten gesehen. Zu weiteren Ländern, die Sicherheitsgarantien geben könnten, könnten Israel, Polen und Kanada gehören. Wenn ein solches System stehe, werde die Ukraine einem neutralen Status zustimmen und auf einen NATO-Beitritt verzichten. Das würde auch umfassen, dass es keinen ausländischen Militärstützpunkt auf ukrainischem Gebiet geben werde.
Im Gegenzug für die Zugeständnisse an Moskau wolle die Ukraine jedoch die Möglichkeit eines EU-Beitritts aushandeln, wie es vom russischen Unterhändler Wladimir Medinski hieß. „Die Russische Föderation hat keine Einwände gegen Bestrebungen der Ukraine, der Europäischen Union beizutreten.“
Beim Thema der Gebietsabtretungen gab es dagegen kaum Annäherung. Diese seien für Kiew „weiter indiskutabel“, sagte das ukrainische Delegationsmitglied David Arachamija. „Wir erkennen nur die Grenzen der Ukraine an, die von der Welt mit Stand 1991 anerkannt sind.“ Aber man habe vorgeschlagen, mit Russland Beratungen über den Status der Krim über die nächsten 15 Jahre zu führen.
Das Echo aus dem Westen auf die Gespräche war derweil verhalten. „Ich habe nichts gesehen, das nahelegt, dass das auf effektive Art vorwärtsgeht, weil wir keine Zeichen wirklicher Ernsthaftigkeit gesehen haben“, sagte US-Außenminister Antony Blinken. „Es gibt das, was Russland sagt, und das, was Russland tut“, fügte er hinzu. „Wir konzentrieren uns auf Letzteres.“ Die Reaktion aus Großbritannien fiel ähnlich skeptisch aus. Ein Regierungssprecher sagte: „Wir werden Putin und sein Regime an seinen Taten messen und nicht an seinen Worten“.
Rückzug um Kiew – Beschuss in mehreren Landesteilen
Tatsächlich scheint es kurz nach den Verhandlungen so auszusehen, als würde Russland seine Ankündigung in die Tat umzusetzen: Der ukrainische Generalstab teilte mit, im Gebiet um die Hauptstadt Kiew und die nordukrainische Großstadt Tschernihiw werde der Abzug einzelner russischer Einheiten beobachtet. Auch Großbritannien erkennt einen Rückgang der Bombardements auf die Hauptstadt. Aus US-Kreisen hieß es aber, es handele sich um eine „Umgruppierung, nicht einen Abzug“. Vielmehr müsse sich die Welt auf weitere russische Großoffensiven in anderen Teilen der Ukraine einstellen.
Anderorts gingen die Kampfhandlungen ungehindert weiter. In der südukrainischen Hafenstadt Mykolaiw wurden nach Angaben von Präsident Selenskyj bei einem russischen Raketenangriff auf ein Verwaltungsgebäude mindestens sieben Menschen getötet. 22 Menschen seien verletzt worden.
Von russischer Seite hieß es zudem, in der nordwestlichen Region Riwn sei ein großes Treibstofflager der ukrainischen Streitkräfte mit Marschflugkörpern zerstört worden. Eine ähnliche Meldung gab es aus der Westukraine: In der Stadt Starokostjantyniw sei der Militärflughafen angegriffen und die dortigen Treibstoffvorräte vollständig zerstört worden. Der Bürgermeister der Stadt, Mykola Melnytschuk, sagte dazu: „Wir werden seit dem ersten Tag des Krieges mit Raketen beschossen, aber heute (…) war der Angriff sehr ernst und hat erheblichen Schaden verursacht.“ Demnach wurden die gesamten Treibstoffvorräte der Stadt zerstört.
In der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol hält die ukrainische Armee nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes weiter das Zentrum der Hafenstadt. In mehreren Gebieten nordwestlich von Kiew sei es der ukrainischen Armee zudem gelungen, russische Truppen zurückzudrängen. Es gebe aber weiter die Gefahr eines Beschusses der Hauptstadt. Die humanitäre Lage vor Ort scheint sich derweil immer weiter zu verschlechtern. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty international prangerte Kriegsverbrechen in der Stadt an. Russland greife „gezielt“ zivile Einrichtungen an und verwandle Fluchtrouten in „Todesfallen“.
*** Putin und Macron sprechen über Mariupol und Gaslieferung
Über die Situation in Mariupol haben sich laut Kremlangaben auch Präsident Putin und sein französischer Kollege Emmanuel Macron ausgetauscht. Macron habe bei Putin angesichts der katastrophalen humanitären Lage in der Stadt auf die Notwendigkeit eines Waffenstillstands für die Versorgung und Evakuierung der Bevölkerung gepocht, hieß aus dem Élyséepalast in Paris. Putin habe zugehört und zugesichert, über den Vorstoß nachzudenken und sich bei Macron zurückzumelden. Zudem sei es in dem Gespräch um eine Zahlung von Gaslieferung in Rubel gegangen. Dies sei nicht möglich, habe Macron laut Angaben des französischen Präsidialamts Putin gegenüber verdeutlicht.
*** Tschetschenenführer Kadyrow soll in Mariupol sein
Der berüchtigte tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow soll sich in Mariupol aufhalten. Das belegt angeblich ein Foto, welches von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti veröffentlicht wurde. Es zeigt Kadyrow mit rund 20 tschetschenischen Kämpfern. Das russische Fernsehen zeigte zudem Bilder, auf denen angeblich zu sehen war, wie Kadyrow in Mariupol mit Generalleutnant Andrej Mordwitschew zusammentraf. Dieser ist einer der Generäle, die nach Angaben der ukrainischen Behörden bei den Kämpfen getötet wurden. Bei den Aufnahmen handelt es sich nach Angaben des Verifizierungsteams von ntv um Mordwitschew, der Zeitpunkt lässt sich jedoch nicht verifizieren.
*** Kickboxer-Champion Kagal getötet
Bei den Kampfhandlungen im Mariupol ist offenbar der ehemalige ukrainische Kickbox-Weltmeister Maksym Kagal gestorben. Das bestätigte sein Trainer. Kagal habe die Stadt als Teil des Asow-Regiments verteidigt und sei bereits am Freitag gefallen, schrieb Oleh Skyrta. Der 30-jährige Kagal stammte aus der ukrainischen Stadt Krementschuk und hatte 2014 die Kickbox-Weltmeisterschaft des ISKA-Verbands gewonnen – als erster Ukrainer.
*** Westliche Staatschefs telefonieren
Derweil tauschte sich Bundeskanzler Scholz erneut in einer Telefonkonferenz mit US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Präsidenten Macron, dem britischen Premierminister Boris Johnson und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi über ein gemeinsames Vorgehen aus. Sie bekräftigten, die Ukraine weiterhin unterstützen zu wollen und forderten Präsident Putin abermals dazu auf, seine Truppen abzuziehen. Auch müsse Russland humanitäre Hilfe in der Ukraine zulassen. Bei der Besprechung sei auch abgesprochen worden, mit welcher Botschaft Macron sich direkt im Anschluss an Putin wenden sollte.
*** Viele Deutsche haben Angst vor drittem Weltkrieg
In Deutschland hingegen bleibt die Kriegsangst groß. Knapp die Hälfte der Bundesbürger befürchtet, dass sich die Kampfhandlungen zu einem Krieg zwischen Russland und der NATO ausweiten und in einen „dritten Weltkrieg“ münden könnten. 48 Prozent teilen aktuell diese Befürchtung im RTL/ntv-Trendbarometer, 44 Prozent tun das nicht. Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP/rts
https://www.n-tv.de/politik/Russland-zieht-Truppen-um-Kiew-ab-Der-Westen-bleibt-misstrauisch-article23233133.html
Weitere Artikel zum Ukraine-Krieg
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RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL – Russland beharrt auf Rubel-Zahlung für Gaslieferungen nach Europa – 29.3.2022, 19:31
Russland beharrt auf der Ankündigung, Gas künftig nur im Gegenzug für Rubel an Europa zu liefern. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, „niemand“ werde Gas umsonst liefern, das sei „schlicht unmöglich“. „Und es kann nur in Rubel bezahlt werden“, fuhr er fort. Betroffene Unternehmen müssten verstehen, dass angesichts des „Wirtschaftskriegs gegen Russland“ ein völlig neues Umfeld entstanden sei. Gleichwohl bleibe Russland ein zuverlässiger Lieferant.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634303-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633650-roundup-moskau-beharrt-auf-zahlung-der-gaslieferungen-in-rubel-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – USA – USA verlegen weitere Kampfflugzeuge und Soldaten nach Osteuropa – 29.3.2022, 22:23
WASHINGTON (dpa-AFX) – Die US-Streitkräfte verlegen angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine weitere Kampfflugzeuge, Transportmaschinen und Soldaten nach Osteuropa. Eine Einheit von rund 200 Marineinfanteristen aus den USA sei nach einem Manöver in Norwegen nach Litauen verlegt worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Dienstag. Zudem würden aus den USA zehn Kampfflugzeuge vom Typ „F/A-18 Hornet“ und „ein paar“ Transportmaschinen vom Typ „C-130 Hercules“ mit rund 200 dazugehörigen Soldaten nach Osteuropa gebracht. Ihr genaues Ziel sei noch unklar, aber sie würden in Kürze verlegt, sagte Kirby.
Es gehe dem US-Militär nicht darum, insgesamt eine bestimmte Zahl Soldaten an der Ostflanke der Nato zu erreichen, sondern darum, dort die „richtigen Fähigkeiten“ zur Verfügung zu haben. Darüber sei man stets im Austausch mit den Partnern. „Wir versuchen flexibel zu bleiben“, sagte Kirby. Er verwies dabei auch auf die Ankündigung vom Montag, sechs Flugzeuge zur elektronischen Kampfführung nach Deutschland zu verlegen. Die Boeing-Kampfflugzeuge der US-Marine vom Typ „EA-18 Growler“ werden mit rund 240 Soldaten auf dem US-Stützpunkt Spangdahlem in Rheinland-Pfalz stationiert.
Die USA haben die Präsenz ihrer Streitkräfte in Europa seit Anfang des Jahres angesichts der größeren Bedrohung durch Russland deutlich ausgebaut. Die Zahl der Soldaten ist von rund 80 000 auf gut 100 000 gestiegen. Die jüngste Verstärkung wurde vor allem in die Länder der Nato-Ostflanke geschickt, darunter jene im Baltikum, Polen und Rumänien. In Deutschland sind gut 35 000 US-Soldaten stationiert./jbz/DP/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55635236-usa-verlegen-weitere-kampfflugzeuge-und-soldaten-nach-osteuropa-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – USA – Pentagon warnt vor neuer russischer Militäroffensive – 29.3.2022, 22:59
Das US-Verteidigungsministerium sieht die russische Ankündigung, die Kampfhandlungen im Norden der Ukraine deutlich zu drosseln, als taktisches Manöver und warnt vor einer neuen Militäroffensive in anderen Landesteilen. Man dürfe sich trotz der russischen Erklärung „nichts vormachen“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, gestern. Es sei bisher nur zu beobachten, dass sich „eine sehr kleine Zahl“ russischer Truppen nördlich von Kiew von der Hauptstadt wegbewege.
„Wir sind nicht bereit, die russische Begründung zu glauben, dass es ein Abzug ist.“ Es sei möglich, dass die Soldaten dort nur abgezogen würden, um in einem anderen Teil der Ukraine, etwa der umkämpften östlichen Donbass-Region, eingesetzt zu werden. „Wir glauben, dass es sich um eine Repositionierung handelt, nicht um einen Abzug, und dass wir alle vorbereitet sein sollten, eine größere Offensive gegen andere Teile der Ukraine zu erwarten“, erklärte Kirby.
*** „Große Mehrheit noch dort“
Die russischen Streitkräfte seien mit ihrem Versuch, Kiew einzunehmen, „gescheitert“ und befänden sich angesichts der Gegenangriffe der Ukrainer in defensiven Positionen. Russland könne Kiew aber weiter aus der Ferne mit Raketen beschießen, warnte Kirby. „Die Bedrohung für Kiew ist nicht vorbei“, betonte Kirby.
Die USA seien „nicht überzeugt“, dass sich die Bedrohungslage für Kiew infolge der russischen Ankündigung bedeutend verändert habe. Kirby wollte sich nicht dazu äußern, wie viele Soldaten Russland von Stellungen bei Kiew abzieht. „Was ich Ihnen sagen kann ist, dass die große Mehrheit der bei Kiew versammelten Kräfte noch dort ist.“ red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256611/
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – USA – Kreml: Dialog mit USA in jedem Fall notwendig – 29.3.2022, 15:23
MOSKAU (dpa-AFX) – Der Kreml hält den weiteren Dialog zwischen Russland und den USA trotz der jüngsten Missstimmungen wegen Äußerungen von US-Präsident Joe Biden für notwendig. Die „persönlichen Beleidigungen“ Bidens gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hätten aber einen „negativen Einfluss“ auf die Beziehungen beider Länder, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax. „Dennoch ist der Dialog zwischen Russland und den USA in jedem Fall notwendig“, betonte Peskow. „Das liegt nicht nur im Interesse beider Länder, sondern im Interesse der ganzen Welt.“ Früher oder später müssten Russland und die USA etwa über Fragen der strategischen Stabilität und der Sicherheit reden.
Biden hatte Putin am Samstagabend bei einer Rede in Warschau einen „Diktator“ genannt und mit den Worten geschlossen: „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“ Das Weiße Haus betonte danach umgehend, das sei kein Aufruf zum Sturz Putins. Bidens Aussage löste in Russland Empörung aus. Am Montag sagte Biden vor Journalisten im Weißen Haus, er nehme nichts zurück, wolle aber seine Worte nicht als Aufruf zum Machtwechsel in Moskau verstanden wissen./dot/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631422-kreml-dialog-mit-usa-in-jedem-fall-notwendig-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Russischer Unterhändler Medinski: Ukraine will Möglichkeit eines EU-Beitritts aushandeln – Russland hat keine Einwände gegen EU-Beitritt der Ukriane – 29.3.2022, 17:11
ISTANBUL (dpa-AFX) – Nach Angaben von Russlands Unterhändler Wladimir Medinski will die Ukraine bei den laufenden Friedensverhandlungen die Möglichkeit eines EU-Beitritts im Gegenzug für Zugeständnisse an Moskau aushandeln. Der ukrainische Vorschlag sehe vor: „Die Russische Föderation hat keine Einwände gegen Bestrebungen der Ukraine, der Europäischen Union beizutreten“, sagte Medinski am Dienstag nach neuen Verhandlungen mit der ukrainischen Seite in der Türkei.
Kiew wiederum habe den von Moskau geforderten Verzicht auf einen Nato-Beitritt unter Gewährleistung von Sicherheitsgarantien in Aussicht gestellt, sagte Medinski. Diese Garantien würden sich demnach allerdings nicht auf die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim beziehen und auch nicht auf die ostukrainischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk, die Russland als unabhängige Staaten anerkannt haben will./haw/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55632977-medinski-ukraine-will-moeglichkeit-eines-eu-beitritts-aushandeln-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Russland will Militäraktivitäten bei Kiew „radikal“ verringern – 29.3.2022, 19:31
Russland will seine militärischen Aktivitäten in der Region Kiew nach eigenen Angaben „radikal“ verringern. Wie Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin nach russisch-ukrainischen Verhandlungen in Istanbul mitteilte, sollen zudem auch die Militäraktionen im Raum Tschernihiw reduziert werden. Die strategisch wichtige Stadt Tschernihiw liegt rund 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew an der Grenze zu Belarus und war in den vergangenen Wochen von der russischen Armee heftig beschossen worden.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55634303-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55635796-kiew-positive-signale-uebertoenen-nicht-explosionen-russischer-bomben-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633104-gesamt-roundup-nach-friedensgespraechen-will-moskau-kampfhandlungen-drosseln-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631571-tuerkei-lobt-bedeutendste-fortschritte-bei-friedensverhandlungen-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – RUSSLAND – Selenski: „Feind befindet sich weiter auf unserem Gebiet“ – Russische Friedenstöne „übertönen nicht die Explosionen russischer Geschosse“- 29.3.2022, 23:59
Online seit gestern, 23.39 Uhr
Ungeachtet erster Hinweise auf Fortschritte bei den Verhandlungen mit Russland über ein Ende des Kriegs sieht der ukrainische Präsident die fortgesetzte Verteidigung seines Landes als vorrangig. „Diese Signale übertönen nicht die Explosionen russischer Geschosse“, sagte Präsident Wolodymr Selenskyj gestern Abend zu Ankündigungen russischer Militärs, etwa den Druck auf die Hauptstadt Kiew zu vermindern.
„Die Verteidigung der Ukraine ist unsere Aufgabe Nummer eins, alles andere wird davon abgeleitet“, betonte Selenski in seiner täglichen Videoansprache. Nur auf dieser Grundlage könne mit Russland weiter verhandelt werden. „Der Feind befindet sich weiterhin auf unserem Gebiet“, sagte Selenski.
Realität sei, dass die ukrainischen Städte weiter belagert und beschossen würden. Daher seien die ukrainischen Streitkräfte „die einzige Garantie für unser Überleben“. Die ukrainische Seite sehe jedenfalls keinen Anlass, den Worten von Vertretern eines Staates, die weiter an der Vernichtung der Ukraine arbeiteten, Glauben zu schenken.
*** Weiter Warten auf Hilfsmission in Mariupol
Ungeachtet des von Russland in Aussicht gestellten Teilrückzugs aus dem Norden um die Hauptstadt Kiew und der Großstadt Tschernihiw bleibt auch die Lage in den umkämpften Gebieten in der Ukraine weiter prekär. Weiter im Fokus steht hier die umkämpfte Hafenstadt Mariupor.
Bei einem Telefonat mit Russlands Machthaber Wladimir Putin machte Frankreichs Präsident einen Anlauf für eine Hilfsmission für die weiter in der Stadt eingeschlossenen Zivilistinnen und Zivilisten. Putin habe nach Angaben aus Paris allerdings lediglich zugesagt, „darüber nachzudenken“.
In der belagerten Hafenstadt Mariupol sind seit Beginn der russischen Bombardierung vor vier Wochen nach Angaben der Vereinten Nationen möglicherweise Tausende Zivilisten ums Leben gekommen. „Wir glauben tatsächlich, dass es in Mariupol Tausende von Toten, von zivilen Opfern, geben könnte“, sagte Matilda Bogner vom UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte der Nachrichtenagentur Reuters – mehr zu den Ereignissen des 34. Kriegstages im Liveticker. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256620/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55631572-nach-neuen-friedensgespraechen-ukraine-fordert-sicherheitsgarantien-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – KOMMENTAR – Verhandlungen mit Ukraine: Moskaus Bewegung ohne große Schritte – 29.3.2022, 19:59
Die russische Armee will ihre „militärischen Aktivitäten“ bei Kiew und Tschernihiw zurückfahren – diese Verhandlungsergebnisse zwischen der Ukraine und Russland sind im Gastgeberland Türkei als bedeutend bezeichnet worden. Doch passen sie schlicht zur früheren Ankündigung Moskaus, sich künftig auf den Donbass im Osten der Ukraine zu konzentrieren. Schnell wurde auch klar: Es gibt keine Waffenruhe, die „Spezialoperation“ Russlands wird unvermindert fortgesetzt.
Ein „Blitzkrieg“ Russlands wird es nicht werden, so viel war nach kurzer Zeit schon klar. Hohe Verluste auch für die russische Seite, Probleme mit dem Nachschub und der große Widerstand vor allem von Kiew hatten einen schnellen russischen Sieg verunmöglicht. Fast genau einen Monat nach dem Einmarsch in die Ukraine verkündete der russische Generalstab schließlich, dass man ab sofort „die Hauptanstrengungen auf das Erreichen des Hauptziels“ richten werde: „die Befreiung des Donbass“. Ein Eingeständnis, von der gewaltvollen Eroberung der Ukraine abrücken zu müssen, war das freilich nicht. Man habe aber „die grundlegenden Aufgaben der ersten Etappe der Operation erfüllt“.
Westliche Fachleute und das US-Verteidigungsministerium werteten die Neuausrichtung anders: „Offensichtlich haben sie ihre Fähigkeit, Kiew einzunehmen, überschätzt“, hieß es aus dem Pentagon.
Am Dienstag saßen einander in Istanbul wieder Vertreter Russlands und der Ukraine direkt gegenüber, um über ein Ausstiegsszenario zu verhandeln. Russland zeigte sich dabei bereit, „militärischen Aktivitäten“ bei Kiew und Tschernihiw im Nordosten der Ukraine „drastisch“ zu reduzieren. Damit wolle man die Voraussetzungen für einen Dialog schaffen, so der russische Vizeverteidigungsminister Alexander Fomin. Die Ukraine bereite nun einen Vertrag über einen neutralen Status ohne Atomwaffen vor, so Fomin. Seine Regierung gehe davon aus, dass die Ukraine dazu entsprechende Entscheidungen treffe.
*** „Militäroperation verläuft nach Plan“
Es war die erste Ankündigung zu einem Rückzug dieser Art von russischer Seite und daher ein Fortschritt. Tatsächlich gab es am Dienstagnachmittag bereits Anzeichen für einen Abzug russischer Einheiten rund um Kiew und Tschernihiw. Doch Russland betonte auch, dass die Kämpfe anderswo weitergehen würden. „Das ist kein Waffenstillstand, sondern unser Bemühen, schrittweise zumindest in diesen Richtungen zu einer Deeskalation des Konflikts zu kommen“, sagte der russische Unterhändler Wladimir Medinski gegenüber dem Staatssender RT.
GRAPHIK: Karte zur militärischen Lage in der Ukraine, Stand 29.03.2022
https://assets.orf.at/mims/2022/14/54/crops/w=800,q=70,r=1/1293660_body_462054_ukraine_krieg_militaerische_lage_2092_a.png?s=3866761dbbcf9b618dc89ca44edbfba366762dd2
COPYRIGHT: APA/ORF.at; Quelle: BBC
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte der Agentur Interfax zufolge, dass die „militärische Spezialoperation“, wie Russland den Krieg in der Ukraine nennt, fortgesetzt werde. „Sie verläuft streng nach Plan.“ Es gehe bei den Friedensverhandlungen weiterhin um die „Entmilitarisierung der Ukraine, die Entnazifizierung“, sagte Sacharowa – Zweiteres hatte der russische Präsident Wladimir Putin in seinen jüngsten Reden gar nicht mehr als Ziel angeführt.
*** Krim und Donbass vorerst nicht auf Verhandlungstisch
Die Ukraine bot ihrerseits in der Verhandlungen die Neutralität an, wenn es dafür ausreichend Sicherheitsgarantien in Form eines internationalen Abkommens gebe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski hatte zuvor schon klargestellt, dass er als Grundvoraussetzung dafür ein Referendum in seinem Land ansieht. Zudem müsse vor Inkrafttreten eines finalen Abkommens auf dem gesamten Gebiet der Ukraine wieder Frieden herrschen.
Gebietsabtretungen seien aber weiterhin für die Ukraine nicht diskutabel, hieß es von der ukrainischen Seite. Man erkenne nur die Grenzen an, die seit 1991 anerkannt seien. Die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Krim und die von moskautreuen Separatisten beherrschten Gebiete Donezk und Luhansk im Donbass sollen bei den Friedensverhandlungen aber ausgelassen werden. Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte, dass die Frage der Krim erst nach dem Ende der Kampfhandlungen diskutiert werden solle, und zwar innerhalb von 15 Jahren. Auch der Status von Donezk und Luhansk solle an anderer Stelle zur Verhandlung stehen.
*** Skepsis in Washington und London
Ob das Russland derzeit ausreicht, ist fraglich. Die russischen Unterhändler müssen die Ergebnisse von Istanbul ohnehin erst im Kreml besprechen. Skepsis herrscht jedenfalls im Westen: Die USA wollen Präsident Joe Biden zufolge genau beobachten, ob Russland seine militärischen Aktivitäten tatsächlich zurückfährt. „Es wird sich zeigen, ob sie das durchziehen, was sie andeuten“, so Biden. Sein Außenminister Antony Blinken stellte die „Ernsthaftigkeit“ von Moskaus Verhandlungsbemühungen infrage. „Ich habe nichts gesehen, das nahelegt, dass das auf effektive Art vorwärtsgeht, weil wir keine Zeichen wirklicher Ernsthaftigkeit gesehen haben“, so Blinken in Marokko.
„Es gibt das, was Russland sagt, und das, was Russland tut.“ Die USA konzentrierten sich auf Letzteres. Auch Großbritannien wollte zunächst abwarten. „Wir werden Putin und sein Regime an seinen Taten messen und nicht an seinen Worten“, sagte ein Sprecher des britischen Regierungschefs Boris Johnson. Nötig sei ein vollständiger Rückzug der russischen Truppen von ukrainischem Gebiet.
Sanktionsdruck soll aufrechtbleiben
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und die USA wollen auch den hohen Sanktionsdruck gegen Russland beibehalten. Darauf verständigten sich die Staatschefs der fünf Nationen am Dienstag in einem Telefonat. Sie drängten Putin erneut dazu, einer Waffenruhe zuzustimmen, alle Kampfhandlungen einzustellen, die russischen Soldaten aus der Ukraine abzuziehen und eine diplomatische Lösung zu ermöglichen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256554/
RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Warum Mariupol? Putins strategische Zerstörung – 29.3.2022, 23:46
Warum zerstört die russische Armee im Ukraine-Krieg ausgerechnet Mariupol? So grausam das auch klingen mag, aus Sicht der russischen Strategie und von Kreml-Chef Wladimir Putin ergibt die Zerstörung der vorwiegend russischsprachigen Stadt mit ehemals 440.000 Einwohnerinnen und Einwohnern militärstrategisch und auch für einen möglichen „Plan B“ Sinn, wie etwa englischsprachige Medien schreiben.
Die drastische Demolierung durch die russischen Streitkräfte passt zur derzeitigen Neugruppierung der russischen Armee ob der offenbar hohen Verluste und diverser anderer Schwierigkeiten, etwa bei den derzeitigen Nachschub- und Versorgungslinien. Die Bilder von Mariupol zeigen eine so gut wie zerstörte Stadt. Für internationale Kritik und Empörung sorgten auch die Attacken und Zerstörung eines Kinderkrankenhauses und des Theaters von Mariupol, wo laut ukrainischen Angaben rund 300 Menschen starben.
Seit Beginn der Belagerung sind einem Sprecher des Bürgermeisters von Mariupol vom Montag zufolge mindestens 5.000 Menschen ums Leben gekommen. Wie die Zahl berechnet wurde, wurde nicht mitgeteilt. Auch sind laut ukrainischen Angaben mehrere tausend Menschen nach Russland deportiert worden. Sie würden laut Kiew als Geiseln Moskaus in dem Konflikt genommen. Wie die Geiseln von Russland eingesetzt werden sollen, ist allerdings unklar.
*** Mariupol als Warnung an andere Städte
Mariupol ist laut einer rund zwanzig Jahre alten Erhebung zu 90 Prozent russischsprachig. Deshalb wurde im russischen Staatsfernsehen zu Bildern eines Drohnenflugs über die komplett zerstörte Stadt gesagt, dass „ukrainische Nationalisten“ dafür verantwortlich wären.
KARTENWERK online
Seit der illegalen russischen Annexion der Krim 2014 war die ukrainische Stadt einerseits von den russischen Truppen auf der Krim und den russischen Separatisten in Donezk und Luhansk „eingeklemmt“. Die Gründe für die Bombardierung ausgerechnet einer russisch dominierten Stadt und dabei noch auf zivile Ziele sind aus russischer Sicht offenbar vielfältig. So soll an der Stadt ein Exempel für die gesamte Ukraine und für die ukrainische Führung statuiert werden.
Angst soll mit den Terrormaßnahmen auch in den anderen Städten, etwa in der Hauptstadt Kiew, verbreitet werden. Vergleiche mit der Zerstörung der tschetschenischen Hauptstadt Grosny im Tschetschenien-Krieg und Aleppo in Syrien durch die russische Luftwaffe wurden in Medien bald nach den ersten Attacken auf Mariupol gezogen.
*** „Sie wollen sie auslöschen“
Seit Wochen ist Mariupol eingekesselt und damit so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten. Es gibt weder Wasser noch Strom, Lebensmittel sind rar, zivile Infrastruktur ist niedergebombt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski bezeichnete am Montag die Situation in Mariupol als eindeutige humanitäre Katastrophe. Laut Schätzungen sind bereits rund 80 Prozent der Stadt zerstört.
„Es ist klar, dass die Belagerer sich nicht für die Stadt interessieren, sie wollen sie auslöschen, in Asche verwandeln“, sagte die Stadtverwaltung von Mariupol letzte Woche. Immer wieder gibt es für die noch nicht geflohenen, in der Stadt eingeschlossenen Menschen Hoffnung auf Evakuierungen. Doch diese stellen sich immer wieder auch als Chimäre von russischer Seite heraus.
*** Russische Armee nicht so schnell wie geplant
Ein Teil der Antwort für das Schicksal Mariupols sei, dass sich Putin auch nicht um die russischsprachigen Ukrainer und Ukrainerinnen „schere“, wie die US-Website Intelligencer schreibt. Putin sehe die russischsprachige Bevölkerung nur als lebendes Testament des ehemaligen russischen bzw. sowjetischen Imperiums und leite davon in seiner Ethnienmythologie das Recht Russlands, in der Ukraine zu regieren, ab, schreibt Intelligencer weiter.
Auch scheint sich Putin bzw. die russische Militärführung bei der Eroberung der Stadt verkalkuliert zu haben. Offenbar war geplant gewesen, Mariupol mit einem schnellen Vorpreschen einzunehmen – ähnlich auch die Pläne zur Eroberung Kiews. In Mariupol wurde offenbar gedacht, dass man von der russischsprachigen Bevölkerung als Befreier begrüßt würde. Nachdem das jedoch nicht so gewesen war, setzte die russische Armee auf die Zerstörung der Stadt.
*** Kampf um Stadt symbolisch aufgeladen
Der Kampf um Mariupol ist für beide Seiten symbolisch aufgeladen. Von der Einnahme der Stadt versprechen sich die russische Militärführung und der Kreml auch einen dringend nötigen Schub für die Kampfmoral der russischen Truppen, schreibt die BBC. Auch war die Stadt bei den Kämpfen von 2014 kurzfristig von ukrainischen Separatisten eingenommen worden, wurde dann aber von der ukrainischen Armee zurückerobert.
Für die Ukraine gilt es hingegen, die Stadt zu halten. Man werde alles tun, um die Einnahme durch die russische Armee zu verhindern und werde bis zum letzten Mann kämpfen, hieß es von ukrainischer Seite kürzlich.
*** Hauptquartier der Asow-Truppe
Ideologischen Auftrieb bekommt die Zerstörung Mariupols auch durch die Ansage Putins zu Beginn des Krieges, die Ukraine als Kriegsziel „entnazifizieren“ zu wollen. In Mariupol ist das Hauptquartier des Asow-Regiments. Die paramilitärische Freiwilligenmiliz wurde 2014 im Zuge des ersten Konflikts mit Russland bzw. für den Kampf gegen die prorussischen Separatisten in der Donbass-Region von nationalistischen ukrainischen Politikern gegründet. Anführer und auch Mitglieder der Miliz sind oft rechtsextrem bzw. ultranationalistisch und Teilen der Neonazi-Szene zurechenbar. Das Asow-Regiment wurde später auch in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert.
War kurz nach der Gründungsphase von einer Stärke von rund 2.500 Mann die Rede, soll die Truppe später auf 900 dezimiert worden sein. Mittlerweile war dann wieder von mehreren tausend Kämpfern die Rede. Asow mache damit zwar nur einen verschwindend kleinen Teil der ukrainischen Kampftruppen aus, habe dafür aber einen großen Platz in der russischen Propaganda, wie der Intelligencer schreibt. Putin suggerierte mit seiner Wortwahl der „Entnazifizierung“, dass die ganze ukrainische Regierung nationalsozialistisch unterwandert ist bzw. mit Neonazis zusammenarbeitet.
*** Landbrücke zwischen Krim und Separatistengebieten
Mariupol ist geografisch äußerst wichtig. Mit dem Fall der Stadt kann ein Landkorridor, eine Landbrücke, zwischen der von Russland unrechtmäßig 2014 annektierten Krim und der von Aufständischen dominierten Region Donbass geschaffen werden, wie das „Wall Street Journal“ („WSJ“) schreibt. Das sei auch Putins „Plan B“, so die Zeitung weiter.
Laut Militärexperten ist deshalb die Einnahme Mariupols ein wichtiges Kriegsziel Moskaus. Sie würde als strategischer Erfolg des russischen Militärs verbucht werden, schreibt die BBC. Moskau werde auch den Sieg über die ukrainischen Truppen in der Stadt propagandistisch ausnützen.
*** Schwerindustrie äußerst wichtig
Mariupol ist auch wirtschaftlich äußerst wichtig. So befindet sich der wichtigste Stahlproduzent des Landes, Metinvest, in Mariupol. Die Werke wurden von der russischen Armee in letzter Zeit bombardiert. Russland geht damit auch gegen wirtschaftliche Konkurrenten vor. Die Zerstörung bzw. teilweise Zerstörung der ukrainischen Schwerindustrie würde das Land nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch äußerst stark treffen.
Man wäre dann im äußersten Fall von Zukäufen aus dem Ausland zumindest für eine Zeit abhängig, wie Intelligencer schreibt. Die Annexion der Ostukraine würde durch Mariupol für Russland wirtschaftlich lukrativer werden, so der Intelligencer weiter.
*** Aus für Seehandel der Ukraine
Umgekehrt würde der Verlust der Stadt bzw. der Region die Ukraine wirtschaftlich, aber auch militärisch schwer treffen. Mit der Einnahme oder eben in Kauf genommenen kompletten Zerstörung Mariupols hätte Russland auch mehr als 80 Prozent der ukrainischen Küstenlinie am Schwarzen Meer erobert.
Die Ukraine wäre dann vom Seehandel im Schwarzen Meer und damit weiter von der restlichen Welt abgeschnitten, heißt es weiter. Mariupol ist der größte und wichtigste Hafen in der Region des Asowschen Meeres. Über Mariupol lief auch der ukrainische Export von Stahl, Kohle und Getreide, etwa in den Nahen Osten, aber via Mittelmeer weit darüber hinaus. Peter Bauer, ORF.at
https://orf.at/stories/3256211/
=> Why Putin Has Brought Hell to Mariupol – 23.3.2022
https://nymag.com/intelligencer/2022/03/why-putin-has-brought-hell-to-mariupol.html
=> Mariupol: Why Mariupol is so important to Russia’s plan
https://www.bbc.com/news/world-europe-60825226
=> Russia, Failing to Achieve Early Victory in Ukraine, Is Seen Shifting to ‘Plan B’ – Tactical shift seeks to pressure Ukraine into accepting neutrality and Russian territorial claims, U.S. officials say – 23.3.2022
https://www.wsj.com/articles/russia-failing-to-achieve-early-victory-in-ukraine-is-seen-shifting-to-plan-b-11647824374?mod=article_inline
RUSSLAND – UKRAINE – ANALYSE – Ukrainischer Wirtschafts-Westruck macht auch Österreich anfälliger – 29.3.2022
Eine „tektonische Verschiebung“ weg von Russland gen Westen und die EU hat die Ukraine in den Jahren vor dem Beginn der russischen Invasion wirtschaftlich hingelegt. Einer Analyse von Forschern aus Wien und der Harvard University (USA) zufolge sank der Exportanteil der Ukraine nach Russland von rund 25 Prozent im Jahr 2012 auf zuletzt sieben Prozent. In die EU gingen bis vor kurzem 40 Prozent der Exporte. Die nunmehrigen Verwerfungen könne u.a. Österreich durchaus spüren.
*** Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf die Wirtschaft aus
Das Team um Frank Neffke vom Complexity Science Hub (CSH) Vienna und Kollegen vom Harvard Growth Lab hat seine in einem „Policy Brief“ veröffentlichte Untersuchung auf Basis einer Datenbank durchgeführt, in der die ökonomischen Kennwerte und Verflechtungen von über eintausend Städten weltweit abgebildet sind. Dementsprechend liegt der Fokus der Untersuchung weniger auf der für viele Staaten weltweit so wichtigen landwirtschaftlichen Produktion in der Ukraine. Agrarprodukte machen laut einer früheren Studie des CSH immerhin mehr als ein Fünftel des Exportvolumens des Landes aus.
Oftmals werde der Krieg als Entscheidung zwischen einer Orientierung der Ukraine gen Osten in Richtung Russland oder hin zum Westen interpretiert. Die Wissenschafter sehen in der aktuellen Studie mit Schwerpunkt auf die Verknüpfungen zwischen der Ukraine, Russland und Europa in der Rückschau bereits eine deutliche wirtschaftliche Umorientierung im Land in den vergangenen Jahrzehnten.
*** Ab 2014 wandte sich die Ukraine von Russland mehr ab
Waren früher die Verflechtungen zwischen der Ukraine und Russland sehr stark, haben diese spätestens seit der Annektierung der Krim im Jahr 2014 deutlich abgenommen. Das könne auch als eine Verschiebung der wirtschaftlichen Chancen und Möglichkeiten im Land selbst gedeutet werden, die sich schon ab der „Orangen Revolution“ 2004 eher weg von den Regionen im Osten und Südosten mit größeren russischen Minderheiten weiter in Richtung der westlicheren Gegenden verschoben haben, schreiben die Autoren. In westlicheren Landesteilen werden auch tendenziell komplexere Produkte erzeugt, deren Herstellung ein höheres Bildungsniveau voraussetze.
Durch das Wegfallen vieler Handelsbeziehungen mit Russland und Investitionen von Firmen aus der EU wurden Produkte aus der Ukraine mit der Zeit immer wichtiger in europäischen Liefer- und Wertschöpfungsketten, wie etwa in der deutschen Elektronikindustrie. So wurde Deutschland zu einem der größten Investoren im Land. Durch die ökonomischen Verwerfungen durch den Krieg und die Auswirkungen der Sanktionen stehen auch in Russland und der Ukraine engagierte westliche Firmen vor großen Problemen. Allerdings sollten die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die westeuropäischen Wirtschaftssysteme nicht übertrieben werden.
Probleme treten vor allem dort auf, wo wichtige Teile der Lieferketten oder des Know-hows in der Ukraine liegen. Davon sind vor allem europäische Volkswirtschaften oder Japan betroffen, während unter den Ausfällen in der Agrarproduktion eher wirtschaftlich weniger entwickelte Länder leiden dürften.
*** Wertschöpfungsketten regional sehr unterschiedlich betroffen
Die Auswirkungen auf Wertschöpfungsketten seien in Europa regional sehr unterschiedlich spürbar, schreiben die Wissenschafter. Am stärksten betroffen sind der Analyse zufolge Süddeutschland, der Süden Finnlands, die Region Paris und Norditalien.
Während aber große Länder mit einem starken Produktionssektor wie Deutschland Ausfälle ein Stück weit leichter ausgleichen können, seien die möglichen Auswirkungen in kleineren europäischen Ländern anteilig größer. In diese Gruppe reihen die Wissenschafter auch das in der Ukraine recht stark wirtschaftlich engagierte Österreich sowie die Schweiz, Estland, Litauen oder die Slowakei.
Service: https://vis.csh.ac.at/12-facts-ukraine-rus-eu
https://science.apa.at/power-search/15757061570249074148
RUSSLAND – UKRAINE – HINTERGRUND – Mehr als Super: Warum Diesel so teuer ist – und bleibt – 29.3.2022, 19:05
Nicht nur die Spritpreise generell sind seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sprunghaft gestiegen. Auffällig ist vor allem auch, dass Diesel an den Zapfsäulen deutlich teurer ist als Normal- und Superbenzin – genau umgekehrt als gewohnt. Der Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) geht davon aus, dass dieser Zustand länger anhalten wird und nennt gegenüber ORF.at dafür vor allem drei Gründe, lokale wie globale.
Zum einen decken sich derzeit – aus Sorge um mangelnden Nachschub und vor noch höheren Preisen im Herbst – viele Haushalte mit Heizöl ein, bereits vorausschauend für nächsten Winter. Das ist untypisch, meistens wurde bisher eher im Sommer oder Frühherbst, wenn der Preis der üblichen saisonalen Schwankung folgend niedriger ist, eingekauft. Die Nachfrage derzeit sei „extrem“, so Hedwig Doloszeski vom Fachverband.
Heizöl – es hat einen höheren Schwefelgehalt, ist sonst aber sehr ähnlich dem Diesel – macht freilich nur ein Sechstel des gesamten jährlichen Diesel- und Heizölverbrauchs in Österreich aus. Im Vorjahr wurden laut Statistik des Klimaschutzministeriums 935.000 Tonnen Heizöl verbraucht, aber mehr als 6,5 Millionen Tonnen Diesel.
Dazu kommt, dass viel mehr Diesel verbraucht wird als Normal- oder Superbenzin: Weniger als 1,5 Mio. Tonnen Otto-Kraftstoff gegenüber den bereits genannten 6,5 Mrd. Tonnen Diesel waren es im 2021. Neben Privathaushalten ist Diesel vor allem aus der Transportbranche und der Landwirtschaft derzeit schlicht noch nicht wegzudenken. Die viel höhere Nachfrage treibt den Dieselpreis zusätzlich.
In Schwechat werden jährlich rund 9,6 Mio. Tonnen Rohöl verarbeitet
*** 60 Prozent Import
Das hängt auch damit zusammen, dass in Österreich selbst viel zu wenig Diesel produziert wird – jedenfalls gemessen am Verbrauch: Während bei Otto-Kraftstoffen das Dreifache des heimischen Verbrauchs in der einzigen heimischen Raffinerie, Schwechat, produziert wird, ist das Verhältnis bei Diesel völlig anders: 60 Prozent des Bedarfs müssen importiert werden.
*** Trotz Dieselprivilegs
Nicht zuletzt das Dieselprivileg, sprich die deutlich niedrigere Mineralölsteuer, hat bisher praktisch immer dafür gesorgt, dass Diesel günstiger war als Otto-Kraftstoff.
Die heimischen Produktionskapazitäten könnten grundsätzlich ausgebaut werden, eine Umstellung wäre aber jedenfalls ein „langwierigerer Prozess“. Denn dazu brauche es einerseits das passende Rohöl, und andererseits müssten die Anlagen entsprechend adaptiert werden, so Doloszeski. Auf die Frage, warum in Österreich – auch angesichts des deutlich höheren Verbrauchs – nicht mehr Diesel produziert wird, wurde betont, bisher sei man mit der Aufteilung der Produktion in Europa gut gefahren.
*** Von Deutschland abhängig
Tatsache ist, dass Österreich beim Import vor allem von Deutschland abhängig ist. Bei Diesel mit beigemengtem Biodiesel stammen mehr als 63 Prozent des Imports aus Deutschland. Und bei Diesel ohne biogenen Kraftstoff ist es die Hälfte. Wichtige andere Bezugsländer sind Italien, Slowenien und die Slowakei. Deutlich weniger wird aus Ungarn und Tschechien importiert.
*** Am russischen Dieseltropf
Europa insgesamt wiederum ist beim Diesel stark von Russland abhängig – sei es beim direkten Bezug von Diesel oder bei dem für die Raffinierung benötigten Rohöl. Der deutsche Experte Thomas Puls vom Institut der Wirtschaft betonte in einer Kurzanalyse Mitte März die Bedeutung Russlands als Diesellieferant. In einigen Ländern betrage der Anteil russischen Diesels „weit über 20 Prozent“ – in Rumänien sogar 72 Prozent.
Da in Europa – anders etwa als in den USA – neben Nutzfahrzeugen auch viele Pkws mit Diesel fahren, ist die Nachfrage hier besonders hoch. Technisch kann laut Puls bei der Produktion aber das Verhältnis der Menge an Benzin und Diesel nicht beliebig geändert werden. Überschüssiges Benzin wird daher traditionell in die USA exportiert, der fehlende Diesel vor allem aus Russland importiert. Denn Russland sei „eines der wenigen Länder mit einer Überproduktion an Diesel“.
Der mengenmäßig größte europäische Importeur russischen Diesels – nach Großbritannien – ist demnach Deutschland: 2019 etwa stammte ein Drittel der gesamten deutschen Dieselimporte aus Russland. Und Österreichs wichtigste Importquelle für Diesel wiederum ist Deutschland. Diese Tatsache spiele jedenfalls eine deutlich „größere Rolle“ als die Sorge um Heizöl (und dessen Preis) für den nächsten Winter, so der heimische FVMI.
*** Sich wappnen für den Ernstfall
Die „Financial Times“ warnte zuletzt in einem Artikel, dass generell Rationierungen auf die europäische Öffentlichkeit zukommen könnten, wenn der Ukraine-Krieg noch länger dauert und der Wirtschaftskrieg mit Russland sich so weit zuspitzen sollte, dass Moskau Gas- und Öllieferungen stoppt oder reduziert. Explizit wurde für diesen Fall auf Diesel als Beispiel verwiesen – wegen des hier in Europa bestehenden „systemischen Defizits“.
In Deutschland bereiten sich die Behörden für diesen Ernstfall vor, sprich die Rationierung von Gas und Diesel für Unternehmen. Dass Unternehmen zurzeit entsprechende Informationsschreiben von ihren Versorgern erhalten, bestätigte in der Vorwoche die Bundesnetzagentur gegenüber der „Berliner Zeitung“. Ähnlich wie in Österreich müssen auch in Deutschland im Fall einer Versorgungskrise Haushalte zuerst beliefert werden.
*** Russland weiß um seine Rolle
Und Russland ist sich seiner Bedeutung als Diesellieferant voll bewusst: Vizeregierungschef Alexej Novak drohte letzte Woche, ein Mangel an Diesel könnte ein „stark destabilisierender Faktor“ in der EU werden und Mengenbeschränkungen beim Bezug nötig machen.
Über die Transalpine-Pipeline kommt Rohöl von Triest nach Kärnten und von dort über die Adria-Wien-Leitung nach Schwechat
*** Weltweit knapp
Erschwerend kommt hinzu, dass die Reserven bei Diesel so niedrig sind wie zuletzt 2008. Ursachen sind das Zurückfahren oder Schließen von Raffinerien wegen der CoV-Pandemie einerseits und der Anstieg der Nachfrage mit dem Wiederanspringen der Konjunktur in den letzten Monaten. Im Nahen Osten gibt es üblicherweise ebenfalls eine Dieselüberproduktion. Allerdings entspricht dieser in der Regel nicht den europäischen Umweltstandards.
*** Wettbieten um Diesel?
Wahrscheinlicher sind laut der Nachrichtenagentur Reuters die USA als alternative Bezugsquelle. Wenn Europa US-Diesel aufkauft, könnte das allerdings zu einem Engpass anderswo führen. Die Knappheit ist „extrem groß und wir stehen vermutlich vor dem totalen Ausverkauf“. Europa könne es sich leisten, auch einen deutlich höheren Preis zu zahlen. „Das Problem ist: Was passiert mit Afrika und Lateinamerika?“, so Jeremy Weir, Chef des niederländischen Rohstoffhändlers Traffigura.
Vor allem in Afrika würde das ein großes Problem darstellen, das – mittels Generatoren – auch zur Stromgewinnung „stark auf Diesel angewiesen ist“. Es könnte nach dem Streit um die CoV-Impfstoffe der nächste wirtschaftspolitische Konflikt Europas mit Afrika werden und die gewollte Annäherung behindern.
*** Verbrauch herunterschrauben
Weltweit gilt: Neben Haushalten geraten vor allem dieselintensive Wirtschaftsbereiche – vom Transportgewerbe bis hin zur Landwirtschaft – zunehmend unter Druck. Das heizt die Inflation in allen Bereichen, beginnend bei Lebensmitteln, weiter an. Die Regierung veranlasste daher zuletzt eine Prüfung der Tankstellenpreise durch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Der ÖAMTC hofft gegenüber ORF.at, dass diese den Druck auf die Mineralölkonzerne erhöhen wird. Im FVMI zeigt man sich freilich gelassen. Der Markt sei transparent. Wie bei der letzten Prüfung 2012 werde als Ergebnis herauskommen, dass es keine Absprachen gebe, zeigte sich Doleszeski zuversichtlich.
Die Regierung hat mit mehreren Entlastungsmaßnahmen reagiert, unter anderem mit der Anhebung der Pendlerpauschale. Der Opposition sind diese Schritte zu wenig. Auf längere Sicht ergibt es aber wohl weder wirtschaftlich noch – schon gar nicht – klimapolitisch Sinn, höhere Treibstoffpreise durch staatliche Zuschüsse oder Hilfen auszugleichen. Den Verbrauch bei Benzin und Diesel zu verringern, wo es geht, ist wohl das Gebot der Stunde – und das nicht nur mit Blick auf die eigene Geldbörse. Denn der Druck könnte bei weiter ansteigendem Preis noch zunehmen. Guido Tiefenthaler, ORF.at
https://orf.at/stories/3256413/
=> Russlands Bedeutung als Kraftstofflieferant – IW-Kurzbericht 21/2022 – 9.3.2022
3-Seiten -PDF: https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2022/IW-Kurzbericht_2022-Diesel-aus-Russland.pdf
=> Gas und Diesel könnten schon bald rationiert werden – 24.3.2022
Die deutschen Behörden haben die Unternehmen aufgefordert, sich auf Rationierungen oder die Abschaltung von Erdgas vorzubereiten. Auch Diesel wird knapp.
https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/deutsche-unternehme-bereiten-sich-auch-rationierung-von-gas-vor-li.218732
=> Treibstoffmonitor
https://www.bmk.gv.at/themen/energie/preise/treibstoffmonitor.html
……………………….
RUSSLAND – UKRAINE – INTERNATIONAL – Hunger weltweit schon vor dem Ukrainekrieg: Humanitäre Krise für UNO „Katastrophe auf Katastrophe“ – 29.3.2022, 23:24
Die humanitäre Krise in der Ukraine als Folge des russischen Angriffskriegs ist nach Ansicht des Chefs des UNO-Welternährungsprogramms, David Beasley, „eine Katastrophe auf einer Katastrophe“. Bereits vor dem Krieg habe es beispielsweise im Jemen oder an einigen Orten Afrikas schlimme Hungerkrisen gegeben, wo man nur mit großen Mühen ausreichend habe helfen können, sagte Beasley gestern dem UNO-Sicherheitsrat in New York. Nun sei die Krise in der Ukraine noch dazugekommen.
Das Land sei innerhalb weniger Wochen „vom Brotkorb zu Brotschlangen“ verändert worden. Die Folgen weltweit könnten in Hinblick auf die Versorgung von Hungerleidenden die schlimmsten seit dem Zweiten Weltkrieg sein, warnte Beasley vor dem Sicherheitsrat, der zum wiederholten Male zu einer Diskussion über die humanitäre Situation in der Ukraine zusammengekommen war. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256615/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55635656-un-humanitaere-krise-in-ukraine-katastrophe-auf-katastrophe-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – RUSSLAND – UKRAINE – Ukraine und Russland beginnen neue Verhandlungsrunde in Istanbul – 29.3.2022, 14:01
Vertreter der Ukraine und Russlands sind am Dienstag zu direkten Gesprächen über eine Waffenruhe in Istanbul zusammengekommen. Die neue Verhandlungsrunde begann gegen 09.30 (MESZ), wie die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die Delegationen waren zuvor vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im ehemaligen Sultanspalast Dolmabahce empfangen worden. „Beide Seiten haben berechtigte Sorgen“, sagte Erdogan zur Begrüßung der Unterhändler. Er rief sie dazu auf, „dieser Tragödie ein Ende zu setzen“. Die Gespräche in Istanbul sind die ersten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine seit fast drei Wochen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55630044-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – RUSSLAND – Ukraine: Russische Truppen setzen Streubomben ein – 29.3.2022, 9:31
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der ukrainischen Behörden Streubomben in der Ukraine eingesetzt. „Wir haben Beweise für den Einsatz von Streubomben in der Region Odessa und im Gebiet Cherson“, sagte Generalstaatsanwälting Iryna Wenediktowa. Streubomben verteilen Dutzende von winzigen Sprengladungen über ein Gebiet und stellen häufig für Zivilisten eine langfristige Gefahr dar.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55626216-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
RUSSLAND – UKRAINE – UKRAINE – RUSSLAND – Ukraine: Stadt Irpin nordwestlich von Kiew von russischen Truppen befreit – 29.3.2022, 9:31
Die ukrainischen Truppen haben nach Angaben der Regierung in Kiew die Stadt Irpin von russischen Truppen befreit. „Die Stadt ist nun befreit worden, aber es ist immer noch gefährlich, dort zu sein“, sagte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrsky am Montagabend im Fernsehen. Die bewaffneten Truppen und die Polizei seien in den Vorort der Hauptstadt Kiew vorgerückt und „sofort wurden die Straßen völlig leer gefegt“.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55626216-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – RUSSLAND – Borrell: EU-Einrichtung in Ukraine von Russland beschossen – 20.3.2022, 23:30
Eine Vertretung der EU-Beratermission in der Ukraine ist nach Angaben des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell von Russland beschossen worden. Man habe glaubwürdige Informationen darüber erhalten, dass die Räumlichkeiten der Außenstelle Mariupol der EU-Beratungsmission in der Ukraine vor Kurzem unter russischen Beschuss geraten sei, heißt es in einer Mitteilung von gestern Abend. Das Büro und die Ausrüstung seien stark beschädigt worden. Missionsmitglieder wurden den Angaben zufolge nicht verletzt. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256617/
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – EU organisiert Impfstoff für Kinder aus der Ukraine – 29.3.2022
Brüssel – Die Europäische Union (EU) will Menschen aus der Ukraine verstärkt gegen gefährliche Krankheiten impfen. Besonders bei ukrainischen Kindern müsse die EU auf die Durchimpfungsrate bei vermeidbaren Krankheiten wie „Tuberkulose, Polio und Masern“ achten, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei einem Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel.
Dabei geht es der Europäischen Kommission um in die EU kommende ukrainische Flüchtlinge, aber auch um Menschen, die noch in dem Land sind.
Die Bemühungen der zuständigen EU-Behörde zur Beschaffung von Impfstoff für Kinder sowie anderer medizinischer Güter trügen Früchte, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides heute bei einem Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel.
Man habe vom französischen Pharmakonzern Sanofi 200.000 Dosen gegen Diphtherie und Tetanus erhalten, die an die Ukraine gehen sollten. Über den Katastrophenschutzmechanismus der EU sollten zudem 70.000 Dosen an Tschechien, die Slowakei und das Nicht-EU-Land Moldau gehen.
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich für die Impfung von in die EU geflohenen Ukrainern aus. Es gebe „große Impflücken bei denjenigen, die aus der Ukraine kommen“, sagte Lauterbach vor dem Treffen mit seinen EU-Kollegen.
Das betreffe Coronaimpfungen und auch andere Impfungen. Er betonte zugleich, dass von geflohenen ungeimpften Menschen „keine akute Gefahr“ für die EU-Bürger ausgehe. „Die Impflücken sind da, sie gefährden aber die Flüchtlinge selbst, nicht die Bevölkerung“, sagte Lauterbach.
In Deutschland sollen nach Angaben des Ministers „zunehmend“ die Impfzentren zur Impfung von angekommenen Ukrainern genutzt werden. © afp/dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132973/EU-organisiert-Impfstoff-fuer-Kinder-aus-der-Ukraine
RUSSLAND – UKRAINE – EUROPÄISCHE UNION – Zehn-Punkte-Plan: EU will Aufnahme von Flüchtlinge koordinieren – 29.3.2022
Brüssel – Die Aufnahme der Ukraine-Flüchtlinge soll auf europäischer Ebene besser koordiniert werden. Die EU-Kommission und die französische EU-Ratspräsidentschaft stellten gestern beim Treffen der EU-Innenminister in Brüssel einen entsprechenden Zehn-Punkte-Plan vor.
„Die Minister haben heute entschieden, die Koordinierungs- und Solidaritätsbemühungen zu verstärken, um die Flüchtlinge unter den besten Bedingungen aufzunehmen“, heißt es in dem Papier.
Unter anderem soll der Transport der Flüchtlinge innerhalb der EU besser gesteuert werden. Es solle ein Überblick aller Drehkreuze der EU-Staaten geschaffen werden, damit diese miteinander verbunden werden können.
Das Verkehrsangebot könne so mit den Kapazitäten zur Aufnahme in Einklang gebracht werden. Dies ist ein zentrales Anliegen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Deutschland hat in Cottbus, Berlin und Hannover Drehkreuze eingerichtet.
Der Zehn-Punkte-Plan sieht zudem vor, dass ein gemeinsames System zur Registrierung der Schutzsuchenden aufgesetzt wird. Die EU-Staaten könnten so besser Informationen austauschen und Missbrauch könne verhindert werden.
Bislang werden die Menschen aus der Ukraine nur in nationalen Systemen registriert. Die EU-Kommission will prüfen, wie die finanzielle Hilfe für Aufnahmestaaten ausgebaut werden kann.
Über eine jüngst von der EU-Kommission eingerichtete Solidaritätsplattform soll die Verteilung der Schutzsuchenden organisiert werden. Länder mit freien Kapazitäten könnten besonders belasteten Staaten Hilfe anbieten. Helfen soll ein neuer Index, der die Belastung der Länder abbilden soll.
Berücksichtigt werden sollen etwa die Zahl der Ankünfte sowie der wieder ausgereisten Flüchtlinge sowie die Bevölkerungsgröße. Derzeit stehen EU-Innenkommissarin Ylva Johansson zufolge Polen, Österreich und Tschechien an der Spitze des Index.
Die EU-Kommission sagte außerdem zu, Standardverfahren für die Aufnahme von Kindern zu erarbeiten. Menschenhandel soll bekämpft werden.
Dem schwer belasteten kleinen Nicht-EU-Land Moldau soll stärker geholfen werden. Priorität sei, in Zusammenarbeit mit UN-Organisationen am Transfer von Flüchtlingen aus Moldau zu arbeiten. In Deutschland sind bereits erste Flüchtlinge aus dem Land angekommen. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132956/Zehn-Punkte-Plan-EU-will-Aufnahme-von-Fluechtlinge-koordinieren
RUSSLAND – UKRAINE- DEUTSCHLAND – Ukrainische Ärzte und Pflegekräfte sollen in Deutschland arbeiten dürfen – 29.3.2022
Berlin – Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Janosch Dahmen, plädiert dafür, geflüchtetem Medizinpersonal aus der Ukraine die Arbeit in Deutschland zu ermöglichen.
„Für alle ukrainischen Ärzte und Pflegekräfte, die nach Deutschland geflohen sind, sollte umgehend eine begrenzte Berufsausübungserlaubnis erlassen werden“, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland von heute.
„Es ist dringend nötig, dass medizinisches Fachpersonal auch hier wenigstens in eingeschränkter Form in der Versorgung anderer Geflüchteter arbeiten kann.“
Dahmen verwies darauf, dass der Bund eine solche Regelung bereits im Jahr 2015 für syrische Geflüchtete schnell auf den Weg gebracht habe. Dies müsse nun erneut passieren.
„Aus der Ukraine sind mitunter ganze Pflegeeinrichtungen gemeinsam geflohen“, fügte Dahmen hinzu. „Wenn beispielsweise Pflegende und Gepflegte zusammen geflohen sind, sollte dieses Pflegeverhältnis in einer deutschen Einrichtung möglichst nahtlos weitergehen.“
Der Grünen-Gesundheitsexperte sprach sich außerdem dafür aus, dass die Ukraine-Flüchtlinge „so schnell wie möglich“ in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen werden. Die gesundheitlichen Leistungen über das Asylbewerberleistungsgesetz seien verwaltungsaufwendig und reichten medizinisch nicht für eine adäquate Gesundheitsversorgung aus. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132952/Ukrainische-Aerzte-und-Pflegekraefte-sollen-in-Deutschland-arbeiten-duerfen
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UNGARN – Ungarn sagt Ministertreffen der Visegrad-Staaten nach Absagen aus Prag und Warschau ab – 29.3.2022
Aus Protest gegen die Ukraine-Politik von Ungarns rechtsnationalem Regierungschef Viktor Orban ist das Treffen der Verteidigungsminister der Visegrad-Länder (Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei) am 30. und 31. März in Budapest abgesagt worden.
Das berichtete das Onlineportal 168.hu heute unter Berufung auf Informationen des slowakischen Verteidigungsministeriums. An dem Treffen hätte auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) teilnehmen sollen.
Eine Sprecherin Tanners und das ungarische Verteidigungsministerium bestätigten die Absage des Treffens. Medien bezeichneten das als Niederlage für Orban, der sich am Sonntag bei der ungarischen Parlamentswahl quasi der Wiederwahl stellt.
Tschechien und Polen bereits abgesagt
Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Cernochova hatte ihre Teilnahme bereits vergangene Woche abgesagt, später auch der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. Blaszczak sei enttäuscht wegen der Rhetorik Ungarns hinsichtlich der russischen Invasion in die Ukraine, hieß es.
Cernochova hatte ihre Absage mit dem Wahlkampf in Ungarn begründet, an dem sie sich nicht beteiligen wolle. Und sie sagte: „Ich bedaure, dass das billige russische Öl jetzt für ungarische Politiker wichtiger ist als ukrainisches Blut.“ red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256445/
FRANKREICH – Frankreich: Verbraucherstimmung trübt sich überraschend stark ein – 29.3.2022
PARIS (dpa-AFX) – Die Stimmung der französischen Verbraucher hat sich unerwartet deutlich eingetrübt. Der Indikator des Statistikamts Insee fiel von Februar auf März um 6 Punkte auf 91 Zähler, wie Insee am Dienstag in Paris mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf lediglich 94 Punkte gerechnet. Der Indikator fiel auf den tiefsten Stand seit Februar 2021 und liegt weiter unter seinem langfristigen Durchschnitt von 100 Punkten.
Die privaten Haushalte hätten den Optimismus bezüglich ihrer zukünftigen finanziellen Situation verloren, schrieb Insee. Die Inflationserwartungen hätten den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1972 erreicht./la/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55626283-frankreich-verbraucherstimmung-truebt-sich-ueberraschend-stark-ein-016.htm
FRANKREICH – Frankreichs Staatsdefizit verringert sich 2021 auf 6,5 Prozent – 29.3.2022
Der französische Haushalt leidet noch immer unter den Folgen der hohen Ausgaben der Pandemie. Im vergangenen Jahr verzeichnete Frankreich einen Schuldenstand von 113 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das jährliche Staatsdefizit lag nach Angaben des Statistikamts bei 6,5 Prozent des BIP. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet es eine leichte Verbesserung: 2020 betrugen die Schulden noch 115 Prozent des BIP, und die Neuverschuldung lag bei 9,0 Prozent des BIP.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55630044-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – Im Jahresvergleich Anstieg um 26,3 [Januar: 26,9] Prozent: deutsche Importpreise steigen im Februar zwar kräftig – Erwartungen waren etwas höher – 29.3.2022
Von Andreas Plecko
WIESBADEN (Dow Jones)–Die Importpreise in Deutschland sind im Februar zwar kräftig gestiegen, allerdings einen Tick schwächer als erwartet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete, erhöhte sich der Index der Einfuhrpreise im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Anstieg von 1,6 Prozent prognostiziert. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Preisanstieg von 26,3 Prozent registriert. Die befragen Ökonomen hatten einen Anstieg von 26,6 Prozent erwartet. Im Januar hatte die Jahresrate den Rekordwert von 26,9 Prozent erreicht, der höchste Wert seit Oktober 1974.
„Da sich die Ergebnisse nicht auf einen Stichtag beziehen, sondern den gesamten Monat umfassen, haben sich die aktuellen Preisentwicklungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine noch nicht deutlich auf das Februar-Ergebnis ausgewirkt“, erklärten die Statistiker. „Die Unsicherheiten im Außenhandel, insbesondere bei Energie, haben die Preisentwicklung jedoch bereits vor dem Angriff beeinflusst.“
Der Einfuhrpreisindex ohne Erdöl und Mineralölerzeugnissse lag den Angaben zufolge im Februar um 1,2 Prozent höher als im Vormonat, während sich im Jahresvergleich ein Anstieg um 14,7 Prozent ergab.
Die Importpreise beeinflussen die Erzeuger- und Verbraucherpreise und geben damit Hinweise auf einen sich aufbauenden Inflationsdruck. Die Exportpreise lassen Rückschlüsse auf die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu.
Der Index der Ausfuhrpreise lag im Februar um 1,0 Prozent über dem Niveau des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Anstieg um 12,4 Prozent registriert.
Zum Vormonat erhöhten sich die Einfuhrpreise nur um 1,3 Prozent nach 4,3 Prozent im Januar. Auch hier wurde Analysten überrascht; sie hatten mit einem etwas höheren Anstieg von 1,6 Prozent gerechnet.
&&& dpa-AFX: Das Statistische Bundesamt wies darauf hin, dass sich wegen eines statistischen Effekts die aktuellen Preisentwicklungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine noch nicht deutlich auf das Februar-Ergebnis ausgewirkt hätten. Denn die Ergebnisse bezögen sich nicht auf einen Stichtag, sondern umfassten den gesamten Monat.
Erheblicher Preisauftrieb geht nach wie vor von Energie aus. Sie verteuerte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 129,5 Prozent. Gegenüber dem Vormonat war Energie 1,7 Prozent teurer. Erdgas war mit einem Preisschub von 256,5 Prozent rund dreieinhalbmal so teuer wie vor einem Jahr. Auch Erdöl (plus 70,3 Prozent) und Mineralölprodukte wie Benzin (plus 69,7 Prozent) waren deutlich teurer als ein Jahr zuvor. Strom war 155,3 Prozent teurer als im Februar 2021. Hohe Preisanstiege gab es auch bei vielen Vorprodukten wie Düngemitteln, Stickstoffverbindungen, Erzen, Metallen und Kunststoffen.
Die Einfuhrpreise gehören zu den Komponenten, die auf die Verbraucherpreise einwirken. An diesen richtet die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik aus und strebt mittelfristig eine Inflationsrate in der Eurozone von zwei Prozent an. Die Lebenshaltungskosten der Verbraucher erhöhen sich seit längerem ebenfalls ungewöhnlich stark. Europas Währungshüter steuern damit trotz neuer Risiken für die Konjunktur auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu./la/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55625593-deutsche-importpreise-steigen-im-februar-kraeftig-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55625659-deutschland-einfuhrpreise-steigen-etwas-weniger-stark-016.htm
DEUTSCHLAND – GESAMT-ROUNDUP: Ökonomen befürchten weitreichende Folgen bei Energie-Lieferstopp – BIP-Einbruch mittelfristig um bis zu 3 Prozent – 29.3.2022
BERLIN (dpa-AFX) – Ein Stopp russischer Energielieferungen würde nach Berechnungen von Wirtschaftsforschern das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland mittelfristig um bis zu drei Prozent einbrechen lassen. Müsste sich die Wirtschaft dauerhaft darauf einstellen, kein Öl und Gas mehr aus Russland zu beziehen, würde der entsprechende Umbau bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag in Berlin mit. Die Wirtschaftsleistung ginge in den kommenden 18 Monaten um bis zu drei Prozent zurück. „Gleichzeitig würde ein Importstopp zu einem Anstieg der Inflation um bis zu 2,3 Prozentpunkte führen“, hieß es weiter.
Aber auch für Russland hätte ein Embargo oder ein Lieferstopp weitreichende Folgen, schreiben die Forscher. „Selbst wenn Russland weiterhin in der Lage sein sollte, einen Teil seiner Primärenergieträger an Drittländer wie zum Beispiel China zu verkaufen, ist davon auszugehen, dass dies nur unter erheblichen Preisabschlägen möglich sein wird.“
Die Bundesregierung lehnt ein Embargo bisher ab. Zuletzt hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) erneut deutlich gemacht, dass aus Sicht der Regierung in einem solchen Fall ganze Industriezweige in Deutschland bedroht seien.
Die Gruppe der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) hatte russischen Forderungen nach einer Begleichung von Gas-Rechnungen in Rubel eine Absage erteilt. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hatte die Forderung als einen „Bruch der bestehenden Verträge“ bezeichnet. Scholz sagte: „Die Unternehmen werden entsprechend ihrer Verträge zahlen.“ Diese Verträge seien überwiegend auf Euro ausgerichtet. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche angekündigt, Gas-Lieferungen an „unfreundliche Staaten“ nur noch in Rubel abzurechnen.
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung warnte vor einem abrupten Stopp russischer Energielieferungen – sei es durch ein deutsches Embargo oder einen russischen Lieferstopp. Dies würde in diesem Jahr eine tiefe Rezession verursachen, sagte IMK-Direktor Sebastian Dullien.
Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert warnte vor den Folgen möglicher Gas-Engpässe für die deutsche Wirtschaft. „Natürlich überlegen sich Unternehmen auch, wenn sie hier auf mittlere Sicht keine Produktionsperspektive haben, ob sie nicht woanders hingehen“, sagte er in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv. Man müsse diese Debatte „offen“ führen: „Immer in dem Wissen, dass wir wirklich über die industrielle Substanz unserer Volkswirtschaft sprechen.“ Sollte Putin das Gas für Deutschland abdrehen, könne die deutsche Industrie aber noch versorgt werden. „Nach meinem Kenntnisstand ist dafür genug vorhanden“, sagte Kühnert. Der Blick richte sich daher auf die nächste Winterperiode: Dafür müssten Vorkehrungen getroffen werden.
Die Bundesregierung arbeitet daran, die Abhängigkeit Deutschlands von Energie aus Russland zu reduzieren. Der Anteil der russischen Gaslieferungen ist laut Habeck inzwischen von 55 auf 40 Prozent gesunken. Das Wirtschaftsministerium hatte jüngst betont, es gebe aktuell keine Versorgungsengpässe bei Gas.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wiederholte seine Forderung, die Frühwarnstufe des Nationalen Notfallplans Gas auszurufen. „Obwohl aktuell noch kein Versorgungsengpass vorliegt, ist es wichtig, Vorsorge zu betreiben“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wir halten die Ausrufung der Frühwarnstufe weiterhin für sinnvoll, insbesondere vor dem Hintergrund der sich politisch zuspitzenden Lage.“ Der BDEW stehe in intensivem Austausch mit dem Wirtschaftsministerium und der Bundesnetzagentur. Es gebe verstärkte Bemühungen, „sich auf eine potenzielle Krisensituation vorzubereiten“./maa/DP/jha © 2022 dpa-AFX
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55633266-gesamt-roundup-oekonomen-befuerchten-weitreichende-folgen-bei-energie-lieferstopp-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55630803-diw-oel-und-gas-stopp-liesse-wirtschaft-um-bis-zu-drei-prozent-sinken-016.htm
DEUTSCHLAND – IMK senkt deutsche Wachstumsprognose wegen Ukraine-Krieg – Prognosen unter verschiedenen Szenarien – 29.3.2022
Von Andrea Thomas
DÜSSELDORF/BERLIN (Dow Jones)–Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der hohen Energiepreise nach Einschätzung des für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung deutlich weniger stark wachsen als bislang erwartet. Das Institut erwartet für 2022 im günstigeren und wahrscheinlicheren „Basisszenario“ eine Zunahme des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,1 Prozent statt der 4,5 Prozent, die das Institut noch im Dezember prognostiziert hatte. Sollte es zu weitaus höheren Energiepreisen kommen, würde die deutsche Wirtschaft laut IMK im „Risikoszenario“ 2022 sogar um 0,3 Prozent schrumpfen. Bei einem Energieembargo drohe gar eine tiefe Rezession. 2021 war die Wirtschaft um 2,9 Prozent gewachsen.
„Statt eines dynamischen Aufschwungs werden wir dieses Jahr im besten Fall ein moderates Wachstum sehen“, erklärte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. Die Inflationsrate dürfte sich zudem wegen der stark steigenden Energiepreise und weiterer Lieferengpässe in diesem Jahr auf mindestens 6,2 Prozent erhöhen oder im schlimmeren Fall auf 8,2 Prozent, so die Schätzungen der Ökonomen.
„Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verursacht riesiges menschliches Leid, und er hat den wirtschaftlichen Erholungspfad, der noch vor kurzem absehbar war, jäh blockiert“, so Dullien. Dies betreffe viele Länder, aber Deutschland ganz besonders.
*** Außerordentlich hohe Inflationsrate
So prägten nun nicht mehr die langsame, aber kontinuierliche Entspannung der coronabedingten Lieferengpässe und deutliche Zuwächse beim privaten Konsum das Konjunkturbild 2022, sondern dramatisch steigende Energiepreise, „außerordentlich hohe“ Inflationsraten, neue Belastungen von Lieferketten und große Unsicherheit. „Das bremst den privaten Konsum, den Außenhandel und die Bereitschaft von Unternehmen, zu investieren“, so Dullien.
Aufgrund der aktuellen Krise ist es laut IMK eine zentrale Aufgabe der Politik, Unsicherheiten zu reduzieren, Beschäftigung und Einkommen zu stabilisieren und wo möglich zu steigern. Dabei gelte es reale Einkommensverluste gerade bei Haushalten mit kleineren Einkommen zu verhindern oder zumindest stark zu begrenzen.
Außerdem wäre nach Ansicht der Ökonomen als Ergänzung zu den Entlastungsplänen der Ampel-Regierung ein teilweiser Deckel für die besonders drastisch steigenden Gaspreise sinnvoll. Hier sollte pro Haushalt ein Grundbezug von 8.000 Kilowattstunden übergangsweise subventioniert werden, so das IMK. Die vorübergehende Senkung bei den Kraftstoffsteuern sei hingegen sozialpolitisch weniger zielgenau.
*** Arbeitsmarkt relativ stabil
Relativ stabil dürfte nach Einschätzung der Forscher aber der Arbeitsmarkt bleiben. Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut IMK 2022 und 2023 in beiden Szenarien steigen, die Arbeitslosenquote sinkt im Basisszenario weiter spürbar. Im Risikoszenario steigt sie vorübergehend an, liegt demnach aber im Jahresschnitt 2022 leicht unter dem Niveau aus dem Pandemie-Jahr 2021 und stagniert dann.
Bei Einkommen und Konsum gehen die Forscher davon aus, dass die Steigerungen der Tariflöhne und des Mindestlohns die nominal verfügbaren Einkommen in diesem und im kommenden Jahr erhöhen werden. Trotzdem könnten sie in diesem Jahr mit der drastisch gestiegenen Inflation nicht mithalten. Die realen privaten Konsumausgaben steigen daher 2022 im Basisszenario des IMK um 1,7 Prozent, im Risikoszenario gehen sie um 0,9 Prozent zurück. Für das kommende Jahr sei mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen.
Die höheren Ausgaben im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise werden nach Einschätzung der Ökonomen zwar zur Stabilisierung der Konjunktur beitragen, zugleich aber auch zu einem weiterhin erheblichen Defizit im öffentlichen Budget führen. Im Basisszenario erwartet das IMK für 2022 ein Haushaltsdefizit von 2,0 Prozent des BIP, im Risikoszenario sind es 2,7 Prozent. Für 2023 prognostiziert das IMK ein Defizit von 1,6 Prozent im Basis- und 2,9 Prozent im Risikoszenario.
Das Basisszenario der Forscher basiert auf der Annahme, dass die Öl- und die Gaspreise 2022 um 50 beziehungsweise knapp 150 Prozent über dem Niveau von 2021 liegen werden. Im pessimistischeren Risikoszenario, das laut IMK im Moment etwas unwahrscheinlicher ist, ist Öl im Schnitt 101 Prozent und Gas 208 Prozent teurer als im Vorjahr.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55626907-imk-senkt-deutsche-wachstumsprognose-wegen-ukraine-krieg-015.htm
DEUTSCHLAND – Landwirtschaft: ROUNDUP: Zunehmende Trockenheit im Frühjahr stört Wachstum von Agrarpflanzen – 29.3.202
BERLIN (dpa-AFX) – Eine zunehmende Trockenheit im Frühjahr in Deutschland beeinträchtigt Experten zufolge das Wachstum wichtiger Agrarpflanzen. Am stärksten betroffen sei der Nordosten, wo es mittlerweile von Mitte März bis Mitte Mai an etwa 40 Tagen nicht mehr regne, sagte Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bei der Vorstellung des DWD-Klimastatusberichts am Dienstag. „Diese Zunahme der Frühjahrstrockenheit ausgerechnet in einem Zeitraum, in dem die Vegetation „erwacht“ und einen hohen Bedarf an Wasser hat, führt zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Pflanzenentwicklung“, erklärte der Leiter des Geschäftsbereichs „Klima und Umwelt“ in Berlin.
Derzeit sei die Lage für die Landwirtschaft allerdings noch nicht problematisch: Weil der Februar sehr feucht gewesen sei, seien zunächst vielerorts nur die Bodenschichten in rund 10 bis 20 Zentimeter Tiefe trocken, sagte Fuchs. In tieferen Schichten hingegen habe sich Wasser speichern können. Erst anhaltende Trockenheit im April und Mai könne etwa bei landwirtschaftlich bedeutsamen Pflanzenarten das Wachstum gefährden. Allein der diesjährige März war bereits jetzt der sonnenreichste seit mehr als 70 Jahren, wie der DWD am Montag mitgeteilt hatte.
Generell ist die Bodenfeuchte laut Fuchs „lebenswichtig“ für die Land- und Forstwirtschaft. Kulturpflanzen wie Wintergetreide, Raps, Mais und Zuckerrüben starten normalerweise nach der Winterruhe mit dem Wachstum durch oder werden im Frühjahr ausgesät. Anbaumethoden müssten laut Fuchs an die veränderten Bedingungen angepasst werden, indem Landwirte ihre Agrarpflanzen zum Beispiel zusätzlich beregnen.
Demnach waren 2018, 2019 und 2020 in Deutschland ausgesprochen trockene Jahre. Erst das vergangene Jahr, das deutlich niederschlagsreicher gewesen sei, habe die Situation größtenteils entspannt. Der dreijährige Trockenstress der Böden führte Fuchs zufolge in vielen Regionen zu einem deutlichen Rückgang beim Grünlandertrag, schwere Schäden gab es zudem in den Wäldern.
„Leider müssen wir davon ausgehen, dass solche Trockenperioden mit der zunehmenden Erderwärmung häufiger und vielleicht auch heftiger auftreten werden“, so Fuchs. Aktuelle Daten zur Feuchte der Böden bundesweit biete der seit Mitte 2021 existierende Bodenfeuchteviewer des DWD.
Das Jahr 2021 bestätigte dem Klimastatusbericht zufolge klar den Trend der globalen Erwärmung. „Die Klimaveränderung wird für uns alle immer häufiger direkt spürbar, bleibt keine abstrakte statistische Kenngröße“, sagte Andreas Becker, Leiter der DWD-Abteilung Klimaüberwachung. Die Durchschnittstemperatur lag demnach mit 9,2 Grad Celsius um knapp ein Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990./sza/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55630973-roundup-zunehmende-trockenheit-im-fruehjahr-stoert-wachstum-von-agrarpflanzen-016.htm
DEUTSCHLAND – Studie: Fast 100.000 Hektar Bauland in Deutschland zur Verfügung – 29.3.2022
Fast 100.000 Hektar oder 140.000 Fußballfelder – so viel Bauland steht in Deutschland zur Verfügung. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesbauministeriums. Die Studie beziffert die baureifen und potenziell bebaubaren Flächen in den deutschen Städten und Gemeinden demnach auf mindestens 99.000 Hektar.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55630044-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – GfK: Krieg und Inflation schlagen auf Verbraucherstimmung – 29.3.2022
Von Andreas Plecko
NÜRNBERG (Dow Jones)–Das Konsumklima in Deutschland hat wegen des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation einen erheblichen Schlag einstecken müssen. Die Konsumforscher der GfK ermittelten für April einen Rückgang ihres Indikators zum Konsumklima auf minus 15,5 Zähler von revidiert minus 8,5 (vorläufig: minus 8,1) Punkte im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf minus 15,0 Punkte prognostiziert.
Während die Anschaffungsneigung moderate Einbußen erleidet, brechen die Konjunktur- und Einkommensaussichten ein und verzeichnen teilweise neue Rekordtiefs nach der Finanzkrise 2009. Damit setze sich der Abwärtstrend des Konsumklimas nicht nur fort, sondern werde erheblich beschleunigt, hieß es von der Gfk.
„Noch im Februar waren die Hoffnungen groß, dass sich mit den absehbaren Lockerungen der pandemiebedingten Beschränkungen auch die Konsumstimmung deutlich erholen kann“, erklärt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Mit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich dies jedoch schlagartig in Luft aufgelöst.“ Die Verunsicherung und die rasant steigenden Energiepreise drückten spürbar auf die allgemeine Verbraucherstimmung.
Die Einkommensaussichten fallen um 25 Punkte auf minus 22,1 Zähler. Das ist der niedrigste Wert seit Januar 2009, als infolge der Finanzkrise der Einkommensindikator auf minus 22,9 Zähler zurückging. Durch die stark gestiegenen Preise für Gas, Heizöl und Benzin sehen die Verbraucher ihre Kaufkraft dahinschmelzen.
Nach zwei Anstiegen in Folge muss – ähnlich der Einkommenserwartung – auch die Konjunkturerwartung einen Einbruch hinnehmen. Der Indikator verliert 33 Punkte und fällt damit auf minus 8,9 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt während des ersten pandemiebedingten Lockdowns im Frühjahr 2020 gemessen.
Im Gegensatz zu den Konjunktur- und Einkommensaussichten verliert die Anschaffungsneigung nur sehr moderat. Der Indikator sinkt um 3,5 Zähler und weist aktuell minus 2,1 Punkte auf.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55625416-gfk-krieg-und-inflation-schlagen-auf-verbraucherstimmung-015.htm
DEUTSCHLAND – IAB-Arbeitsmarktbarometer legt trotz Ukraine-Kriegs weiter zu – 29.3.2022
FRANKFURT (Dow Jones)–Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im März trotz des Ukraine-Kriegs zum dritten Mal in Folge gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) stieg um 0,5 Punkte auf 105,1 Punkte. Einen höheren Stand erreichte es zuletzt im Sommer 2021. „Solange der Ukraine-Krieg nicht noch umfassender eskaliert, erwarten die Arbeitsagenturen, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt weitergeht“, sagt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
Sowohl die Aussichten für die Beschäftigungsentwicklung als auch für die Arbeitslosigkeit verbesserten sich erneut. Je nach weiterer Entwicklung des Ukraine-Kriegs besteht laut IAB allerdings das Risiko, dass dieser Aufwärtstrend ausgebremst wird. Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers legte im März um 0,3 Punkte auf 106,4 Punkte zu. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit kletterte um 0,8 Punkte auf 103,8 Punkte und lag damit im deutlich positiven Bereich.
„Etliche Betriebe sind durch Lieferengpässe, Exportausfälle und Energiepreissteigerungen betroffen“, sagt Weber. Aber viele negative Arbeitsmarkteffekte könnten nötigenfalls durch Kurzarbeit abgefedert werden. Gleichzeitig schreite auch die Erholung von der Corona-Krise weiter voran. „Anders als die Kurzarbeit sollten Wirtschaftshilfen gerade für energieintensive Betriebe bei Weiterführung der Produktion und nicht nur bei Ausfall unterstützen.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55627009-iab-arbeitsmarktbarometer-legt-trotz-ukraine-kriegs-weiter-zu-015.htm
DEUTSCHLAND – Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt im März deutlich – 29.3.2022
MÜNCHEN (Dow Jones)–Das Ifo-Beschäftigungsbarometer ist im März auf 102,1 von 104,3 Punkten im Februar gefallen. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2021. „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat einen Dämpfer erhalten“, kommentierten die Ifo-Forscher. „Die gegenwärtig hohe Unsicherheit in der Wirtschaft durch den Angriff Russlands auf die Ukraine lässt die Unternehmen bei den Personalplanungen zurückhaltender werden. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zeichnet sich im Moment aber nicht ab.“
In der Industrie ist das Beschäftigungsbarometer merklich gesunken. Die Unternehmen wollen jedoch weiterhin einstellen, wenn auch weniger stark als zuletzt. Auch im Dienstleistungssektor hat der Indikator nachgegeben, verbleibt aber auf hohem Niveau. Insbesondere das Gastgewerbe sucht verstärkt neue Mitarbeiter. Im Handel sowie im Baugewerbe besteht gegenwärtig eher Zurückhaltung mit Blick auf die Schaffung neuer Stellen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-03/55625349-ifo-beschaeftigungsbarometer-sinkt-im-maerz-deutlich-015.htm
ÖSTERREICH – Österreichischer Gaspreisindex (ÖGPI): Großhandelspreise für Gas steigen von hohem Niveau weiter – 29.3.2022
Die Gaspreise im Großhandel liegen weiterhin in Rekordhöhe. Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) stieg für April gegenüber dem Vormonat um weitere 6,5 Prozent, und das bereits von einem hohen Niveau aus.
Auch die Industriellenvereinigung (IV) klagt über starke Preissteigerungen und „massive Auswirkungen“ auf Betriebe. Die Sozialpartner warten indes auf Rückmeldung aus der Bundesregierung zu ihrem letzten Woche präsentierten Forderungspaket zur Eindämmung der Teuerung.
Im Vergleich zum April 2021 legte der ÖGPI um 466 Prozent auf 471,17 Punkte zu. Über die vergangene zwölf Monate zählte der Index durchschnittlich 274,86 Punkte, rechnete die Österreichische Energieagentur heute in einer Aussendung vor.
Die Gaspreise hätten sich in den letzten zwei Jahren versiebenfacht, die Strompreise seien auf das Fünffache gestiegen, sagten auch Georg Knill und Peter Mitterbacher, Präsident und Vize der IV, den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Das habe große Auswirkungen auf die Ertragslage der Industriebetriebe.
*** Sozialpartner warten auf Rückmeldung der Regierung
Die Sozialpartner warten indes auf Rückmeldung zu ihrem letzte Woche präsentierten Forderungspaket zur Eindämmung der Teuerung. „Wir warten auf weitere Gespräche mit der Bundesregierung“, hieß es dazu aus Sozialpartnerkreisen. Den Unternehmens- und Arbeitnehmervertretungen waren die von der Bundesregierung zuvor angekündigten Maßnahmen zur Abfederung der Energiekostenexplosion nicht weit genug gegangen.
Neben weiteren Entlastungen für private Haushalte, beispielsweise für Niedrigverdiener und Pendler, sieht das Paket unter anderem eine Verlängerung der Kurzarbeit, eine Senkung der Mineralölsteuer (MÖSt) und Unterstützung für die energieintensive Industrie vor. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256500/
ÖSTERREICH – Erhöhung der Richtwertmieten mit April wohl unabwendbar – 29.3.2022
Mit 1. April werden die Richtwertmieten wohl an die Inflation angepasst. Für eine Gesetzesänderung bis zum Stichtag am Freitag dürfte nicht nur der politische Wille der Regierungsparteien fehlen, sondern auch die Zeit nicht mehr reichen.
Damit ist Justizministerin Alma Zadic (Grüne) verpflichtet, per Verordnung die an die Inflation angepassten neuen Richtwerte festzusetzen. Bis wann die Verordnung vorliegen soll, blieb heute vom Justizministerium bisher unbeantwortet.
Das Gesetz sieht vor, dass die Richtwertmieten alle zwei Jahre entsprechend erhöht werden, wenn die Inflationsrate über drei Prozent liegt. Im Vorjahr wurde diese Regelung für ein Jahr ausgesetzt, womit heuer ein besonders hoher Sprung bevorsteht. Um rund sechs Prozent müssen die Preise für Mieten steigen. Die Ministerin hat dabei keinen Ermessensspielraum.
*** SPÖ, FPÖ und Sozialpartner forderten Aussetzung der Erhöhung
Nicht nur SPÖ und FPÖ, sondern auch die Sozialpartner hatten zuletzt eine Aussetzung der Richtwertmietenerhöhung gefordert. Betroffen sind rund eine Million Mieter, die Hälfte davon in Wien.
Laut einer Aussendung der AK von Mitte März steigen die Richtwertmieten nun um 5,85 Prozent und die Kategoriemieten um 5,47 Prozent. „Das hieße für mehr als eine Million Mieter:innen rund 140 Millionen Euro mehr an Miete im Jahr zahlen“, so die Arbeitnehmervertretung damals. Eine 80-Quadratmeter-Wohnung würde in Wien pro Jahr um 360 Euro teurer, in Vorarlberg sogar um 550 Euro.
Die Arbeiterkammer sieht allerdings die grundsätzliche Möglichkeit, dass die Mieten zwar jetzt im April steigen, aber später noch ein Beschluss gefasst wird, mit dem die Preissteigerung ab Mai wieder rückgängig gemacht würde. Allerdings ist offen, ob es dazu den politischen Willen gibt.
red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256486/
ÖSTERREICH – Gehälter für Bankangestellte steigen um 3,25 Prozent – 29.3.2022
Die Gehälter für Bankangestellte steigen per 1. April linear um 3,25 Prozent. Das sagte der Verhandlungsführer für rund 73.000 Bankangestellte und Oberbank-Zentralbetriebsratsobmann Wolfgang Pischinger gestern der APA. Die Lehrlinge erhalten ebenso linear, also über alle valorisierbaren Gehälter und Gehaltsbestandteile, ein Plus von 3,5 Prozent. Für Junge, die die Lehre mit Matura machen, gibt es neu pro Lehrjahr fünf Tage bezahlten Lernurlaub.
„Wir haben uns beiderseits geplagt“, räumte Pischinger ein. „Zufrieden ist wohl niemand.“ Darauf, dass das nicht euphorisch klinge, sagte der Arbeitnehmervertreter: „Wir haben ein Rekordjahr hinter uns – mit 6,5 Milliarden Euro Jahresüberschuss nach Steuern. Und genau zu dem Zeitpunkt, wo wir mit den Verhandlungen beginnen, geht die Ukraine-Krise los.“
Der Krieg wirbelt die Branche wie vielfach berichtet durcheinander. Die Raiffeisenbank International (RBI) ist in Russland stark engagiert, überlegt nun aufgrund der Sanktionen sogar den Marktrückzug. Generelle Auswirkungen treffen die gesamte Bankenlandschaft. So muss die Einlagensicherung wegen des Aus der Sberbank in Wien 913 Millionen Euro stemmen. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3256584/
ÖSTERREICH – Immer mehr Arbeitskräfte auf Zeit gesucht – Auch im Handel immer öfter „Zeitarbeit“ – Steiermark ist österreichweit an der Spitze – ÖGB zu Anstellungen über neu Monate im Jahr: „Anstellung rentiert sich für Unternehmen“ – Pandemie und Facharbeitermangel machen Anstellungen wieder attraktiver – 29.3.2022
Immer mehr Firmen greifen auf Leiharbeiter zurück – in der Steiermark ist der Anteil am höchsten. Auffallend ist, dass mittlerweile auch immer mehr Branchen darauf zurück greifen.
Beim Arbeitsmarktservice Steiermark sind derzeit rund 17.800 offene Stellen gemeldet, 6.400 davon kommen von sogenannten Zeitarbeitsfirmen. Die Steiermark hat damit mit Abstand den höchsten Anteil an Leiharbeitern aller Bundesländer.
*** Auch im Handel immer öfter „Zeitarbeit“
Produktion, Handwerk und Gewerbe – diese Branchen setzen traditionell oft auf Leiharbeiter. Einer der Hauptgründe: Je nach Auftragslage kann so die Mitarbeiterzahl schnell erhöht oder eben auch gesenkt werden.
Doch auch in anderen Branchen werden immer öfter Zeitarbeitsstellen ausgeschrieben, sagt AMS Steiermark-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe: „Nächstgrößerer Bereich ist alles, was Technik betrifft, also auch hochqualifizierte Arbeitskräfte. Und dann kommen schon sogenannte Büroberufe und Verwaltungsberufe bis zu Juristen. Was wir merken, was immer stärker kommt, ist der Handelsbereich, aber auch Themen wie Gesundheit bis zur Kinderbetreuung.“
*** Steiermark ist österreichweit an der Spitze
Die Steiermark hat seit Jahren den höchsten Anteil an ausgeschriebenen Leiharbeitsstellen: 36 bis 38 Prozent – dahinter folgt Oberösterreich, wo 30 Prozent aller ausgeschriebenen Stellen auf Zeit sind. Unternehmen müssten laut Snobe abwägen: „Zeitarbeitskräfte fallen bei den Unternehmen nicht unter Personalkosten, sondern unter Sachkosten. Die Betriebe ersparen sich die durchaus aufwändigen Rekrutierungskosten, dafür kostet die Stunde pro Arbeitskraft etwas mehr.“
*** „Anstellung rentiert sich für Unternehmen“
ÖGB-Chef Horst Schachner rechnet vor, dass es für Unternehmen bei einer Zusammenarbeit von neun Monaten oder länger billiger ist, die Arbeitskraft selbst anzustellen – das gäbe auch Mitarbeitern finanzielle Absicherung: „Für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die dort beschäftigt sind, ist es natürlich viel schlechter, weil sie ganz andere Kündigungsfristen haben. Und das Zugehörigkeitsgefühl zu den Firmen ist auch ein anderes.“
CoV-Pandemie und Fachkräftemangel würden laut Schachner aber wieder vermehrt bei vielen Firmen dazu führen, dass sie gute Arbeitskräfte lieber selbst anstellen, anstatt ihnen Leiharbeiterjobs zu geben. red, steiermark.ORF.at
https://steiermark.orf.at/stories/3149556/
ÖSTERREICH – Markus Müller bleibt bis 2027 Rektor der Medizin-Uni Wien – 29.3.2022
Der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Markus Müller (54), ist in einem abgekürzten Verfahren von Senat und Universitätsrat für vier weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Er bleibt damit bis September 2027 an der Spitze der größten Medizin-Uni des Landes, teilte die Hochschule in einer Aussendung am Dienstag mit.
Der Internist und Klinische Pharmakologe promovierte 1993 sub auspiciis praesidentis an der damaligen Medizin-Fakultät der Uni Wien und wurde nach Stationen in Schweden und der USA 2004 Universitätsprofessor und Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie an der mittlerweile aus der Uni Wien ausgegliederten Medizinischen Universität. 2015 wurde er erstmals zum Rektor gewählt und nun zum zweiten Mal wiederbestellt. Seit 2018 ist Müller darüber hinaus Präsident des Obersten Sanitätsrats, einem Beratungsgremium des Gesundheitsministers.
In einem sogenannten abgekürzten Verfahren können amtierende Rektoren wiederbestellt werden, wenn sowohl Uni-Rat als auch Senat jeweils mit Zwei-Drittel-Mehrheit dafür stimmen. Andernfalls muss die Stelle neu ausgeschrieben werden – daher auch der lange Vorlauf. Müllers Amtszeit hätte erst mit September 2023 geendet.
„Die bisher herausragenden Leistungen und große laufende Infrastruktur-Projekte wie das Eric Kandel Institut – Zentrum für Präzisionsmedizin oder der Neubau des MedUni Campus Mariannengasse haben zu diesem einstimmigen Vertrauensvotum geführt“, begründete die Vorsitzende des Unirats, Eva Dichand, die Entscheidung. Dazu komme noch die aktuelle Platzierung des Universitätsklinikums AKH-MedUni Wien unter den weltweit 25 besten Spitälern. Senats-Vorsitzende Maria Sibilia verwies außerdem auf die Zuerkennung von 15 ERC-Grants und eine hohe Zahl an internationalen Neuberufungen.
https://science.apa.at/power-search/7384437512395698580
ÖSTERREICH – Institut der Uni St. Gallen in Dornbirn geplant – 29.3.2022
In Dornbirn soll ein Institut der Universität St. Gallen entstehen. Das Land Vorarlberg und der Schweizer Kanton St. Gallen haben am Dienstag eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben.
Das Land und der Nachbarskanton wollen die Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Wirtschaft intensivieren. Landeshauptmann Markus Wallner und der St. Galler Regierungspräsident Marc Mächler haben eine diesbezügliche Absichtserklärung unterzeichnet. Die entsprechenden Beschlüsse der Universität St. Gallen stehen noch aus.
Markus Wallner und Regierungspräsidenten Marc Mächler
Das Institut soll seinen Platz am Campus Dornbirn finden, dort wird jetzt schon Forschung betrieben. Geplant ist eine Dotierung von einer Million Euro pro Jahr, davon soll zumindest die Hälfte die Vorarlberger Wirtschaft bezahlen. Die Vereinbarung soll zunächst eine Laufzeit von zehn Jahren haben. red, vorarlberg.ORF.at
https://vorarlberg.orf.at/stories/3149729/