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Zur freundlichen Erinnerung:
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Oh Corona! Die vergangene Woche dominierte die Pandemie meine Informationsquellen auf gewohnt kakophonische Weise, Wirtschaftsmeldungen gerieten geradezu in den Hintergrund.
Impfpflicht, Impfzwang, Sanktionen bei Zuwiderhandeln: ein demokratiepolitisches Problem tut sich auf. Wenn es brennt, dann werden nicht komplizierte und langwierige basisdemokratische Vorgangsweisen in Gang gesetzt; allenfalls berät ein ausgesuchtes und erfahrenes Expertenteam – die Elite! – wie der Feuersbrunst zu begegnen sei. So geschehen bei der Löschung des Brandes von Notre Dame in Paris: mit gutem Erfolg – Rettung in letzter Minute.
Was epidemiologisch-medizinisch relativ einfach zu beantworten ist, ist es in Hinsicht auf die Impfpflicht nicht so ohne Weiteres. Wie ist das mit dem Tuberkulose-Gesetz? Siehe dazu §§ 14 bis 20 des österreichischen Tuberkulosegesetzes i.d.g.F., insbesondere den §18 dieses Gesetzes, sowie die §§ 7 und 7a des österreichischen Epidemiegesetzes i.d.g.F. Aber diese Paragraphen betreffen Krankheitsverdachtsfälle und diagnostisch gesicherte Krankheitsfälle.
Demokratie – eine Schönwetter-Regierungsform?
Vorsicht! Das frugen auch Hermann Heller und Carl Schmitt, wie auf diesen Seiten bereits andernorts ausgeführt: macchiavellisch aus Staatsräson die Verfassung beugen, zur Rettung der Demokratie? Angelehnt an Schmitt: Der Souverän jener, der den Ausnahmezustand beherrscht? Souverän gar der, der den Bürgerkrieg verhindert?
Heller und vor allem Schmitt öffneten mit ihrem Demokratierettungsdenken die Büchse der Pandora. Ihr entstieg das Ungeheuer des Nationalsozialismus. Wehret den Anfängen der Auflösung verfassungsbasierter Demokratie. Wann liegt ein Notstand vor, wann darf ein demokratischer Staat über Notstandsgesetze verfügen? Wie ging man 1968 in der Bundesrepublik Deutschland mit der Frage der Notstandsgesetzgebung um? Welche Folgen hatte dies 1968? Ging man da nicht auch auf die Straße, brannten da nicht Autos, wurden da nicht Schaufenster eingeschlagen? Kam es da nicht zur Rebellion?
Aber Halt! Kann man die 1968er Jahre mit heutigen Anti-Corona-Demonstrationen legitimer Weise vergleichen?
Wir dürfen gespannt sein, ob und wie man in Österreich die Corona-Impfpflicht verfassungsgemäß verankern wird. Die Zukunft wird es zeigen. Österreichische Juristen und Verfassungsjuristen zeigen sich diesbezüglich schon jetzt optimistisch.
Nach zurückhaltender Diskussion im Sommer (pars pro toto hier; 25.7.2021) meldeten sich neben anderen einige prononcierte Stimmen in jüngerer und jüngster Zeit zu Wort, so der Verfassungsjurist Heinz Mayer hier (23.8.2021), hier (7.9.2021) und speziell hier (20.11.2021: Zwangsisolierung), hier (21.11.2021: Zwangsisolierung) und hier (21.11.2021: hohe Geldstrafen) sowie der steirische Star-Jurist Hubert Niedermayr hier (2.11.2021), der vor Kurzem über seine beruflichen Füße stolperte (hier; 10.11.2021).
Ist die Regierung unfähig, die Pandemie zu meistern? Und falls sie sich erst jetzt zu sachnotwendigen Maßnahmen aufschwang: warum erst jetzt, warum nicht schon früher?
Wie mir zugetragen wird aus regierungsfernen und im politischen Apparat tätigen Personen: seit den Zeiten sachlich über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeitender Sozialpartnerschaft noch bis in die 1980er Jahre dominierten – so meine Zuträger*innen – zunehmend Unfähigkeit und mangelnde Kommunikation zwischen den einzelnen Einrichtungen unserer schönen Republik, vor allem: zwischen ihnen und der Regierung. Stattdessen gebe es einen der Sache nach nicht dienlichen Hang zu Glanz und Glamour, zu Schönredereien und so etwas wie Fake News.
Doch zurück: mehr oder weniger eng stehen demokratiepolitische Bedenken, mehr aber noch covidiotische Bestrebungen hinter Krawall-begleiteten Demonstrationen nicht nur in Österreich. Dabei bedienen sich aufwiegelnder Weise rechtsextreme, nationalistische und antisemitische Kräfte der Instrumentalisierung geistesarmer Covidioten. Hier liegen mehr oder weniger gute Anknüpfungspunkte zur 1968er-Bewegung in Deutschland.
Die Masse ist verführbar, das wissen die der Massenpsychologie nicht unbaren Propagandisten und Indoktrinierer. Es empfiehlt sich für das nähere Verständnis eine Lektüre, die aus der Frankfurter Schule Horkheimer’scher und Adorno’scher Prägung hervorgegangen ist, nämlich die der „Studien über Autorität und Familie“ und dort ab Seite 77 die des „Sozialpsychologische[n] Teil[s]“, verfasst von Erich Fromm (1936) (Text hier). Ein Licht wird aufgehen! Die erleuchtende Sonne gibt hier die Psychoanalyse Fromm’scher Prägung – gut verständlich und lesenswert! In einer Art gekürzter Version auch hörenswert!
Was brachte die vergangene Woche noch an Meldungen?
Die Geldentwertung schreitet in mehreren europäischen Ländern und in den USA fort, die Kaufkraft sinkt entsprechend. Diese Erscheinung geht nach monetaristischer Theorie mit einer Erhöhung, einem „Aufblasen“ (inflare, lat.; aufblasen) der umlaufenden Geldmenge einher, eine Sicht, die neuere Geldtheorien ablehnen. Inflationär im engen Sinn ist die Entwicklung nicht, will man diesen neuen Geldtheorien glauben. Was aber die Preise treibt und damit die Kaufkraft erniedrigt, das ist die Warenknappheit in Folge der Lieferengpässe einerseits und die nach längeren Lockdown-Entbehrungen hinaufschnellende Nachfrage nach allerlei Waren – vom Rohstoff über Halbfabrikate und Investitionsgütern bis hin zu Dingen des täglichen und des Luxusbedarfs. Der zurückgedrängten Kaufmöglichkeiten halber haben sich die Ersparnisse in den privaten und Unternehmenshaushalten erhöht, vermehrt ströme Nachfrager-Geld in den Markt. So die verbreitete Sicht der Ökonomen. Also dreht doch ein Geldmengen-Überhang an der Preisschraube, aber eben nicht über die Druckerpresse der Zentralbanken – so die Modern Monetary Theory. Nun ja.
Abermals steht im Raum die Furcht vor einer Stagflation. Entsprechend reichlich die teils sehr widersprüchlichen Äußerungen der Zentralbanken zur Inflationsfrage: sie sei vorübergehend, so die einen; sie könne durchaus bleiben so die anderen.
Unter den Zentralbank-Aussagen stechen jene zu den Risiken hervor: Blasenentwicklungen auf den Immobilien- und Finanzmärkten werden nur stärker als je thematisiert – allen voran mit erfrischender Deutlichkeit von der US-amerikanischen Notenbank in ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht vom heurigen November; die europäische Zentralbank äußert sich verhaltener: langfristig könnten Risiken entstehen. Wie letzte Woche schon ist es das Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, das zur verstärkten Inflationsbeobachtung rät. Zaghaft stimmt Generallissima Lagarde ein, um wenige Tage danach rasch zu beschwichtigen: nicht zu schnell brauche man die Inflation bekämpfen, die Geldpolitik straffen; aber vielleicht 2023.
Doch Blasenentwicklungen bedürfen eines, um im Absturz zu enden: Kreditaufnahmen auf Aktienbeständen und Immobilien. Geht die Wirtschaft schlecht, steigt die Zinserhöhungs-gebietende Inflation, dann ist’s Oha mit der Aktien- und Immobilienparty. Baissen auf beiden Märkten sind angesagt, die sich gegenseitig verstärken – schon ist ein eindrücklicher Immobilien- und Aktienkrach im Gange. Was sagen uns diesbezügliche Margin-Debt-Statistiken? Nichts Gutes. Wenn ich richtig höre, so höre ich ein Knistern im Gebälk hoch hinaufgepreister Immobilien und Unternehmensanteile. Das hören auch die Damen und Herren in den Notenbanken – daher u.a. die Unruhe dort.
Wer zahlt dann die Misere? Alle, allen voran die kleine Frau, der kleine Mann auf der Straße.
Die bösen Börsenspekulanten*innen aber auch, weg mit ihnen!
Ok, nehmt sie an die Kandare, schon versiegt die vornehmste und wichtigste Aufgabe von Börsen und Märkten, nämlich die, Informationen und Transparenz zu ernötigen. In den Hinterzimmern staatlicher Zentralplanung wird dann wieder intransparent „interveniert“ und auf der Vorderbühne Pseudo-Parlamentarismus zelebriert werden. Wohin das führte, das konnte die Welt in allen Staaten zentralplanerischen Wirtschaftens erleben.
Davon war nicht nur die historisch gewordenen UdSSR betroffen, sondern auch die ach so marktaffinen Vereinigten Staaten von Amerika. Finanzkrisenauslösend waren politische Wünsche Reagans und Clintons, allen US-Amerikaner*innen den Erwerb von Grund und Boden zu ermöglichen, den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Schließlich wollten beide Herren wiedergewählt werden, Greenspan erwies sich als willkommener Begünstiger solcher Träume. Aber um welchen Preis? Nun, der ist inzwischen bekannt.
Doch zurück zu den Blasen: was bringt sie zum Platzen? Oftmals Kleinigkeiten. Die weltpolitische Lage hält allerdings schon eher Großigkeiten denn Kleinigkeiten parat, wie die weiter unten versammelten Meldungen erzählen.
Eine davon ist diese: Blähung, Aufblasen auch von Staatsschulden, und dies nicht erst seit der Coronakrise. Nun ist es in den USA wieder einmal so weit: Mitte Dezember ist die mächtige USA zahlungsunfähig, wenn nicht, tja, wenn nicht die US-Verschuldungsgrenze angehoben werden wird. Wozu kann eine Theorie, vor allem eine ökonomische, dienen? Um zu begründen, was politisch gewollt ist. Staatsschulden sind wurscht, also hinauf mit der Verschuldensgrenze, das ist gut für die Wirtschaft.
Noch nicht ganz in den Gehirnen der Entscheidungsträger angekommen ist aber dies: geht’s der Wirtschaft gut, geht’s dem Klima mies.
Womit wir beim dilemmatösen Zustand sind, in den sich die Welt seit Jahren, nein: seit Jahrzehnten interventionistisch schuldentreibend und ungleichheitsfördernd aktiv hineinbemüht hat: Wirtschaft rauf, Lebensqualität auf der Erde infolge fortschreitenden Klimawandels runter. Oder: Konsum- und Energieeinschränkung rauf, Wirtschaft runter. Schon stehen die Arbeitslosen auf den Straßen. Sie werden aber kaum Freudenlieder anstimmen, sondern ihre Fäuste schwingen – und dreinschlagen. An Stelle einer Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der üblichen Defintion bedarf es einer ökologisch-ökonomisch ausgerichteten Gesamtrechnung. In dieser bekäme das Sparen im Sinne einer Ressourcenschonung anderen „Klang“, anderes Gewicht. Diese Art der Gesamtrechnung aber ist noch nicht Allgemeingut in den Volkswirtschaftslehrbüchern geworden.
Dilemmata aller Arten fördern Unsicherheiten und Ängste, ein großes Dilemma wie das geschilderte große Unsicherheiten und Ängste. Diese wiederum fördern – je größer, umso mehr – Aggressionen und Faschismus, und zwar bei allen Beteiligten.
Sehr hoffe ich, dass meine Sichtweise viel, viel zu schwarz ist. Und glücklicherweise: ich könnte mich ja irren.
Und ja: … die vornehmste und wichtigste Aufgabe von Börsen und Märkten, nämlich die, Informationen und Transparenz zu ernötigen. Eine blauäugige Sicht?
Ist es diese auch: Straßen werden gebaut, um geordneten Waren- und Personenverkehr zu ermöglichen – und dies spätestens und in gekonnter Weise seit römischen Zeiten? Werden Straßen gebaut, damit sich dort Verkehrsrowdys auf asoziale Weise austoben können? Nach langem historischen Prozess: Sind Börsen und Märkte eingerichtet, damit gierig-schmierige Spekulanten*innen sich dort auf asoziale Weise bereichern können?
Hier wie dort bedarf es Regelungen, um die soziale Funktion von Verkehrswegen und Märkten sicherzustellen. Im Falle der Wirtschaft gewährleistet dieses meines Erachtens noch am ehesten der Ordoliberalismus, die Soziale Marktwirtschaft, womit ich meinen (ordo)liberalen Schlusspunkt setze.
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CORONA – RECHT UND ETHIK
* Hilft nur noch Zwang? Ja! Die Impfpflicht ist das Gebot der Stunde – 19.11.2021
* Hilft nur noch Zwang? Nein! Die Impfpflicht ist nicht umsetzbar und unmoralisch – Wollen wir Impfskeptikern wirklich mit Zwangsmaßnahmen begegnen? – 19.11.2021
* Specht über Corona-Maßnahmen: „Impfpflicht für alle ist nicht umsetzbar“ – 16.11.2021
CORONA – WISSEN
* Unterschied zu Ungeschützten: Wie ansteckend sind Geimpfte tatsächlich? – 20.11.2021
* Über das Impfen sprechen und schreiben – 16.11.2021
CORONA – EPIDEMIOLOGIE
* Alexander Kekulé bei ntv: „2G ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung“ – 15.11.2021
CORONA – VAKZINOLOGIE
* Schutz vor schwerem Verlauf: Biontech-Gründer äußert sich zu Impfdurchbrüchen – 21.11.2021
* Boostern vor Sechs-Monats-Frist: Impfschutz nimmt schneller ab als gedacht – 18.11.2021
* 4:19-min-Video: Wirkungsdauer und Nebenwirkungen: Streeck klärt über Booster-Effekte auf – 17.11.2021
CORONA – MEDIZIN
* Antikörpercocktail schützt Risikopersonen und verhindert nach Infektionen eine Erkrankung – 19.11.2021
* Pfizer: Dritter Stich gehört zur Grundimmunisierung – 19.11.2021
* Corona-Antikörpermittel von AstraZeneca wirkt in Studie – 18.11.2021
* Therapiestrategien bei Long-COVID-Patienten – Erkenntnisse des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) – 17.11.2021
* Corona – Kinderärzte warnen vor gefährlicher Immunreaktion – Selten, aber doch: Auftreten nach zwei bis sechs Wochen nach einer Corona-Infektion – 17.11.2021
* Corona-Immunitätsnachweis in zehn Minuten – Neuer Schnelltest ermittelt anhand eines Tropfens Blut Sars-CoV-2-neutralisierende Antikörper – 16.11.2021
* Immunsuppressivum Rituximab erhöht Sterberisiko bei COVID-19 deutlich – 17.11.2021
* Niesen und laufende Nase: Geimpfte haben andere Corona-Symptome – 16.11.2021
* COVID-19: Totimpfstoff aus Indien in Phase-3-Studie wirksam – 15.11.2021
* Corona – Mehr Medikamente gegen Covid-19 absehbar – 15.11.2021
CORONA – FORSCHUNG
* COVID-19: Auch Fluoxetin könnte vor schweren Verläufen schützen – Retrospektive Studien: Assoziation ohne kausale Erklärung – 16.11.2021
* Meeresalgen gegen COVID-19 wirksam – Forscher der University of the West of Scotland finden 25 aussichtsreiche Kandidaten – 15.11.2021
CORONA – SOZIALPSYCHOLOGIE
* Kinder erkennen Emotionen ihres Gegenübers trotz Gesichtsmasken – 16.11.2021
CORONA – GESUNDHEITSSYSTEM
* COVID-19: Überlastung der Intensivstationen führt zu einer Übersterblichkeit in der Gesellschaft – 19.11.2021
CORONA – USA
* Mehr als 100.000 Drogentote in USA in zwölf Monaten der Pandemie – 18.11.2021
* Impfallianz kritisiert Industrie für Gewinne mit Vakzinen – 16.11.2021
CORONA – BRASILIEN
* Brasilien: Auffrischungsimpfung für über 18-Jährige – 17.11.2021
CORONA – CHINA
* China: Neue Belege für wahrscheinlichen Corona-Ursprung am Wuhan-Tiermarkt – 18.11.2021
CORONA – AFRIKA
* Corona hat zu mehr Gewalt gegen Kinder in Afrika geführt – 19.11.2021
CORONA – WEISSRUSSLAND
* Belarus meldet ersten Coronafall in Migrantenunterkunft an Grenze – 18.11.2021
CORONA – GROSSBRITANNIEN
* Zwölf Prozent britischer Coronafälle mit Delta-Subvariante – 18.11.2021
* Auffrischimpfungen in Großbritannien nun schon ab 40 Jahren – 16.11.2021
CORONA – SCHWEDEN
* Studie: Schweden war Exporteur des Coronavirus – 17.11.2021
CORONA – BELGIEN
* Belgien will Coronawelle mit Homeoffice und Kinderimpfungen brechen – 18.11.2021
* Belgien bringt Impfpflicht für Gesundheitskräfte auf den Weg – 16.11.2021
CORONA – NIEDERLANDE
* Niederlande ziehen die Notbremse – 15.11.2021
CORONA – SLOWAKEI
* Slowakei verschärft Coronabestimmungen – 15.11.2021
CORONA – DEUTSCHLAND
* RKI warnt vor fünfter Welle: Wieler fordert Kontaktbeschränkungen für alle – 20.11.2021
* Nationale Notlage: Verlegung von COVID-19-Intensivpatienten ins benachbarte Ausland möglich – Belgien, Großteil der Niederlande, Griechenland und Irland als Coronahochrisikogebiete – 19.11.2021
* 5:47-min-Video: „Ganzes Land ein großer Ausbruch“: Wieler alarmiert: 2G reicht nicht mehr – 19.11.2021
* RKI: Auch Geimpfte sollten sich bei Besuch von Älteren testen – 19.11.2021
* Berufsverbot für Arzt wegen Scheinimpfungen – 19.11.2021
* Wieler, RKI: Düstere Coronalage – 18.11.2021
* RKI-Chef Wieler hält Brandrede: „Die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster“ – Krankenhäuser vor Überlastung – Kassenärztechef Gassen: Krankenhaussituation angespannt, für Panik aber kein Anlass – Gassen: hysterische Überzeichnung der Pandemisituation auch aus politischem Kalkül – inkl. 1:38-min-Video – 18.11.2021
* Flächendeckende Coronamaßnahmen und Wunsch nach einrichtungsbezogener Impfpflicht – 18.11.2021
* Deutschland: Viele Landkreise ohne freies Intensivbett – 18.11.2021
* „Nach absteigendem Lebensalter“: STIKO empfiehlt Booster-Impfung ab 18 Jahren – 18.11.2021
* Ungeimpfte infizieren sich häufiger mit SARS-CoV-2 – 17.11.2021
* „Latente Triage“ hat begonnen – 17.11.2021
* Steinmeier sieht Radikalisierung bei Querdenkern und Coronaleugnern – 17.11.21021
* Coronaimpfung nicht alleinige Todesursache bei Zwölfjährigem – 16.11.2021
* Deutschland: 70,1 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft – 100%-ige Erfassung nicht möglich: tatsächliche Durchimpfungsrate dürfte höher liegen – 15.11.2021
* Hoher Anteil irritiert: Sterben in Bayern wirklich viele Geimpfte an Corona? – 15.11.2021
CORONA – ÖSTERREICH
* Hauptausschuss genehmigt bundesweiten Lockdown für alle – Gesundheitsminister Mückstein: Es geht darum, den Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern – 21.11.2021
* Mehrere Festnahmen: 35.000 protestieren in Wien gegen Lockdown – 20.11.2021
* Lockdown und Impfpflicht in Österreich – 19.11.2021
* 2:09-min-Video: „Zu viele unsolidarisch“: Österreich ordnet Impfpflicht und Lockdown für alle an – 19.11.2021
* „Wir wollen keine fünfte Welle“: Österreich verkündet Lockdown und Impfpflicht – 19.11.2021
* Corona: Ampel tiefrot – 19.11.2021
* Mückstein: Dreiwöchiger Wellenbrecher-Lockdown ist notwendig zur Stabilisierung des Gesundheitssystems – Hitzige Nationalratsdebatte bei Behandlung von Gesundheitsvorlagen zum Impfen und zum Testen in den Betrieben – 19.11.2021
* Corona: Lockdown, Impfpflicht, Schulen bleiben aber offen – 19.11.2021
* Popper sieht in Lockdown „extrem teure Maßnahme“, die „wirken muss“ – 19.11.2021
* Gartlehner: Lockdown wirkt, aber alles für Impfung tun – 19.11.2021
* Lockdown aus virologischer Sicht „am wirksamsten“ – 19.11.2021
* Intensivmediziner begrüßen österreichweiten Lockdown – 19.11.2021
* ÖAW-Präsident Zeilinger ruft zum Impfen auf 19.11.2021
* Nur jede zweite Corona-Infektion bei Kindern in Wien entdeckt – 19.11.2021
* Faßmann: An Schule nicht nur Betreuung, sondern Unterricht – 19.11.2021
* Schule mit Masken, aber ohne Präsenzpflicht 19.11.2021
* Viele Hochschulen stellen Betrieb um – 19.11.2021
* Parteichef Kickl selbst erkrankt: FPÖ ruft zu Lockdown-Protesten in Wien auf – Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt in Österreich mittlerweile 1050 – 19.11.2021
* Lockdown – IHS: Wirtschaftsprognosen für heuer und 2022 wackeln – 19.11.2021 siehe unter ÖSTERREICH
* Booster wirkt: Anstieg bei Impfdurchbrüchen gestoppt – 18.11.2021
* Corona – Klimek sieht „unfassbare Entwicklung, die man zugelassen hat“ – 18.11.2021
* Salzburg schließt im Lockdown auch Schulen – 18.11.2021
* Studierende sehen Auswirkungen der Pandemie ambivalent – 18.11.2021
* Auch Linzer Kepler Uni stellt Lehrbetrieb um – 18.11.2021
* Wieder einmal Ringen um offene Schulen wegen Corona – 18.11.2021
* Schulschließungen wegen Corona für Bundesschulsprecherin letzte Option – 18.11.2021
* Auf Anti-Wurmmittel vertraut: An Covid-19 gestorben – 18.11.2021
* Österreich verschärft Coronaregeln für die Einreise – 17.11.2021
* Mehr als 3.000 positive Corona-Tests an Schulen, mehr Quarantänen – 17.11.2021
* Coronavirus: Breiter Appell für harten Lockdown – 17.11.2021
* Aufgeheizte Debatte: Impfpflicht als letzte Ressource – 17.11.2021
* Experte hält „kurzen, harten Lockdown“ für wahrscheinlich – 17.11.2021
* Corona – Pädagogische Hochschulen in OÖ gehen in Online-Betrieb – 17.11.2021
* Laut Grazer Virologen sind Corona-Partys „verantwortungslos“ – 17.11.2021
* Corona-Maßnahmen: „Mitarbeiterinnen heulen“: 3-G am Arbeitsplatz führt zu massiven Problemen – 16.11.2021
* Doch keine FFP2-Pflicht bis zur achten Schulstufe – 16.11.2021
* Ivomectin Entwurmungsmittel in Österreich ausverkauft – weil FPÖ-Chef es bei Corona empfiehlt – Laut Apothekerverband kommt es in Österreich zu Vergiftungen mit Ivermectin. Auslöser sind zweifelhafte Empfehlungen der rechten FPÖ: Deren Anhänger nehmen mitunter die für Pferde gedachte Dosis. – 16.11.2021
* Österreich beginnt mit Lockdown für Ungeimpfte – 15.11.2021
* Corona – Wissenschafter fordern „konsequente Maßnahmen“ – NACHTRAG: 14.11.2021
* Corona – Grazer Rektor schlägt einmalige Impf-Honorierung vor – 15.11.2021
* Keine Schulveranstaltungen und FFP2-Masken auch für Jüngere – 15.11.2021
* Mehr als 3.500 positive PCR-Tests an Schulen – NACHTRAG: 12.11.2021
POCKEN
* 1948 bereits Impfpflicht gegen Pocken – 19.11.2021
KLIMAWANDEL
* Macron will 1,9 Milliarden Euro in Wasserstoff investieren – 16.121.2021
* COP26 – Klimaforscher: Welt noch immer auf gefährlichem Pfad – 15.11.2021
* Von der Leyen zeigt sich enttäuscht vom Glasgower Klimagipfel – 15.11.2021
UMWELT
* Abholzung im brasilianischen Amazonas auf neuen Rekordwert gestiegen – 19.11.2021
* Steigender Ressourcenverbrauch bringt oft wenig soziale Verbesserung – 18.11.2021
* Studie: 600 Millionen Brutvögel in der EU verschwunden – 17.11.2021
* 300.000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastung – 17.11.2021
* Luftverschmutzung fordert 6.100 vorzeitige Todesfälle pro Jahr – 17.11.2021
ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT
* Die Gesundheitssysteme im OECD-Raum müssen dringend gestärkt und für künftige Krisen gerüstet werden – NACHTRAG: 9.11.2021
ÖFFENTLICHE VERSCHULDUNG
* Kampf gegen die Schuldenbremse: „Der Schlüssel für die Interessen junger Menschen“ – Mangelnde Ausgaben für die Schulen sind laut Mühlbach eine direkte Folge der Sparpolitik zulasten der jungen Generation – 16.11.2021
VERMÖGEN – REICHTUM
* Bilderstrecke: Absurde Geldvermehrung: Das sind die Reichsten der Reichen – NACHTRAG: 8.11.2021
SOZIOLOGIE
* Studierende sind keine Kunden – Studierende in einem Hörsaal: Der Kundenbegriff für das Studium ist nicht nur fehl am Platz, sondern schädlich, findet Rainer Hank. – 15.11.2021
PSYCHOLOGIE
* Leistungsbezogene Boni hemmen Innovation – Mitarbeiter bilden wegen Bezahlschema vielfach unvorteilhaftere interne Netzwerke aus – 15.11.2021
AKADEMIA
* 43 in Österreich tätige Forscher unter meistzitierten Wissenschaftern – 16.11.2021
CYBERKRIMINALITÄT
* Zahl der Opfer von Cybermobbing deutlich gestiegen – 18.11.2021
SOCIAL MEDIA
* Medien-Multitasking womöglich schlecht für psychische Gesundheit – 17.11.2021
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INTERNATIONAL
* IEA: Wachsendes Ölangebot sollte Märkte beruhigen – 16.11.2021
* Globale Handelsströme sinken im September leicht – WSJ-Indikator – 16.11.2021
BÖRSEN
* SENTIX-Sentimente: Ergebnisse des sentix Global Investor Survey (KW 47-2021) – Sinkflug im Bias – 21.11.2021
* AKTIENMARKT – Aktienmarktverschuldung steigt, Margin Debt um 42% im Jahresvergleich – 19.11.2021
* ANLEIHEMARKT – Der Chart des Tages: Immer weniger Streubesitz am Bondmarkt. – 19.11.2021
* INTERNATIONAL – Fondsmanager schichten in Aktien um – 16.11.2021
* EUROPA – Der Chart des Tages: Europa mit Potenzial – Unternehmensgewinnen überholen MSCI Europe – 16.11.2021
* Am Ende entscheidet Gesetzgebung: Grüne Finanzprodukte helfen Klima nicht – 21.11.2021
* 2:46-min-Video: Geldanlage-Check: Was sollten Börsen-Neulinge beachten? – 16.11.2021
ZENTRALBANKEN – INTERNATIONAL
* Clarida warnt vor koordinierter globaler Geldpolitik – 19.11.2021
ZENTRALBANKEN – USA
* Financial Stability Report November 2021 – Board of Governors of the Federal Reserve System – 19.11.2021
* Evans: Inflation wird sinken – Lieferkettenprobleme lösbar – 19.11.2021
* Fed/Waller sieht mögliche Notwendigkeit für Tapering – 19.11.2021
* USA – Fed-Notenbanker: Inflationsschub hält länger an als erwartet – 18.11.2021
* Daly: Keine voreiligen Schritte gegen Inflation – 17.11.2021
* Fed/Bullard fordert restriktivere Geldpolitik wegen Inflation 16.11.2021
* Barkin: Brauchen vor Zinserhöhung der Fed noch mehr Daten – 16.11.2021
ZENTRALBANKEN – AUSTRALIEN
* Australische Notenbank rechnet mit nachlassendem Inflationsdruck – 16.11.2021
ZENTRALBANKEN – SÜDAFRIKA
* Südafrikas Notenbank erhöht Leitzins um 25 Basispunkte – 18.11.2021
ZENTRALBANKEN – GROSSBRITANNIEN
* Starker Arbeitsmarkt erhöht Wahrscheinlichkeit für BoE-Zinserhöhung – 16.11.2021
ZENTRALBANKEN – TÜRKEI
* Türkische Zentralbank senkt Leitzins um 100 Basispunkte – 18.1.2021
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION
* EZB/Lagarde: Dürfen Geldpolitik nicht verfrüht straffen – 19.11.2021
* EZB-Präsidentin: Keine verfrühte Straffung der Geldpolitik wegen Inflation – 19.11.2021
* DIGITALER EURO – Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt die Entwicklung des digitalen Euro voran. Beim jüngsten Treffen der Euro-Finanzminister warnte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass ohne eigene Digitalwährung die Souveränität Europas gefährdet sei. – 18.11.2021
* EZB/Panetta: Vertrauen in Privatgeld durch digitales Zentralbankgeld – 18.11.2021
* Schnabel: EZB muss auch auf Aufwärtsrisiken für Inflation achten – 17.11.2021
* EZB: Kurzfristige Risiken für Finanzstabilität nehmen ab – EZB mehr besorgt über ansteigende langfristige Risiken – 17.11.2021
* EZB sieht kurzfristig weniger Risiken für Finanzstabilität – Risiko für Preiskorrekturen an Immobilien- und Finanzmärkten angestiegen – 17.11.2021
* De Guindos schließt EZB-Liquidität für Nicht-Banken nicht völlig aus – 17.11.2021
* Barclays: Neue TLTRO kommen zu Vor-Corona-Konditionen – 17.11.2021
* TABELLE/EZB: Etwas höhere PEPP-Käufe in der Vorwoche – 16.11.2021
* EZB: Banken erheben mehr Gebühren und geben Negativzins weiter – 16.11.2021
* EZB hebt Limit für Bargeld als Sicherheit bei Wertpapierleihe an – 16.11.2021
* Der Chart des Tages: EZB hält mehr deutsche Schulden als italienische – 15.11.2021
* Lagarde schließt EZB-Zinserhöhung 2023 nicht aus – 15.11.2021
* Lagarde: Anleihekäufe werden auch nach PEPP angemessen bleiben – 15.11.2021
* Banker fordern von EZB rasche Bekämpfung der Inflation – Prominente Banker wie der Deutsche-Bank-Chef Sewing warnen, dass die hohe Inflation noch länger anhalten wird – entgegen der Einschätzung der EZB. – 15.11.2021
* Mehr Staatsanleihen im EZB-Besitz als erlaubt – Offizielle Grenze liegt bei 33 Prozent: Obergrenze für EZB-Staatsanleihekäufe unter APP bei 50% – 15.11.2021
* Obergrenze für EZB-Staatsanleihekäufe unter APP bei 50% – Agentur – 15.11.2021
* EZB/De Guindos rät zu Maßnahmen gegen Überhitzung der Wohnungsmärkte – 15.11.2021
ZENTRALBANKEN – DEUTSCHLAND
* EZB/Weidmann: Inflation könnte mittelfristig über 2% bleiben – 19.11.2021
USA – CHINA – TAIWAN
* USA und China sprechen gegenseitige Warnungen wegen Taiwan aus – NACHTRAG: 14.11.2021
USA – WEISSRUSSLAND
* USA bereiten wegen Flüchtlingskrise neue Sanktionen gegen Belarus vor – 16.11.2021
USA
* US-Präsident unbeliebt wie nie: Biden wollte viel – und wird zum Gejagten – 20.11.2021
* Philly-Fed-Index zeigt sich im November stärker als erwartet – 18.11.2021
* Frühindikatoren steigen stärker als erwartet – 18.11.2021
* Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe leicht gesunken – 18.11.2021
* Yellen warnt vor Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung ab Mitte Dezember – 17.11.2021
* US-Rohöllagerbestände überraschend gesunken – 17.11.2021
* USA: Baugenehmigungen steigen – Baubeginne fallen – 17.11.2021
* API-Daten zeigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände – 16.11.2021
* Biden feiert mit Unterzeichnung von Infrastrukturpaket politischen Erfolg – 16.11.2021
* API-Daten zeigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände – 16.11.2021
* USA: Einfuhrpreise steigen stärker als erwartet – 16.11.2021
* USA: Industrie erholt sich von Hurrikan-Folgen – 16.11.2021
* Umsätze der US-Einzelhändler steigen im Oktober kräftig – 16.11.2021
* USA: NAHB-Immobilienindex steigt überraschend – 16.11.2021
* New Yorker Konjunkturindex steigt im November – 15.11.2021
CHINA
* China: Einzelhandel und Industrie erholen sich überraschend – 15.11.2021
* Pekings Maßnahmen gegen Immobilienspekulation zeigen Wirkung – 14.11.2021
JAPAN
* Japans Regierung beschließt massives Konjunkturpaket – 19.11.2021
* Japans Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal – 15.11.2021
INDIEN
* Indiens Inflation steigt: Zentralbank zögert – Unternehmen melden Gewinnrückgänge durch höhere Inputkosten und Lieferkettenbelastungen – 16.11.2021
IRAN
* Diplomaten: Iran nimmt Teile-Produktion für Atomprogramm wieder auf – 16.11.2021
TÜRKEI
* Türkei verteidigt Militärpräsenz in Libyen – 15.11.2021
RUSSLAND – UKRAINE
* Westen alarmiert wegen Ukraine: Putin warnt vor Überschreiten der „roten Linie“ – 18.11.2021
RUSSLAND
* Putin: Übungen von Nato und USA sind „ernsthafte Herausforderung“ – NACHTRAG: 14.11.2021
WEISSRUSSLAND – UKRAINE
* Krise in Belarus und Ukraine: „Die Eskalation ist allein Russland zuzuschreiben“ – 15.11.2021
WEISSRUSSLAND
* Lukaschenko: Belarus bemüht sich um Rückführung von Migranten in Heimatländer – 15.11.2021
UKRAINE
* Ukraine schickt mehr als 8.500 Sicherheitskräfte an Grenze zu Belarus – 18.11.2021
GROSSBRITANNIEN
* Großbritannien: Inflation steigt auf Zehnjahreshoch – 17.11.2021
* Großbritannien: Arbeitslosigkeit geht zurück – Offene Stellen auf Rekordniveau – 16.11.2021
EUROZONE
* Euroraum-Leistungsbilanzüberschuss steigt im September – 19.11.2021
* Inflation im Euroraum steigt im Oktober auf 4,1 Prozent – 17.11.2021
* Wirtschaft in Eurozone wächst schneller als in den USA – Trotz der Lieferengpässe wächst die Wirtschaft in Europa viermal schneller als in den Vereinigten Staaten – 16.11.2021
* Eurozone-BIP wächst im dritten Quartal um 2,2 Prozent – 16.11.2021
EUROPÄISCHE UNION – POLEN – GROSSBRITANNIEN
* Deutscher EU-Botschafter warnt vor Polexit und Handelskrieg mit Großbritannien – 19.11.2021
EUROPÄISCHE UNION
* BASEL 3 – Die Kritik an den EU-Plänen zur Umsetzung des Kapitalregelwerks Basel 3 für Banken hält an. – 19.11.2021
* EU-Länder können Corona-Hilfen sechs Monate länger auszahlen – 18.11.2021
* EuGH sieht erneut Verstoß gegen Unabhängigkeit der Justiz in Polen – 16.11.2021
* EuGH: Ungarisches „Stop Soros“-Gesetz verstößt gegen EU-Recht – 16.11.2021
POLEN
* Polens Ministerpräsident befürchtet Eskalation des Konflikts mit Belarus – 18.11.2021
* ITALIEN – Italien: Inflation zieht weiter an – 16.11.2021
KROATIEN
* Fitch stuft Kroatien auf ‚BBB‘ hoch – NACHTRAG: 14.11.2021
FRANKREICH – EU-SCHULDENREGEL
* Paris fordert eine Reform der EU-Schuldenregeln und hofft auf Unterstützung Deutschlands im kommenden Jahr, wenn Frankreich die Ratspräsidentschaft übernimmt. – 16.11.2021
FRANKREICH – GROSSBRITANNIEN
* Französisch-britischer Streit um 200 Fischereilizenzen zieht sich hin – 19.11.2021
FRANKREICH
* Frankreich: Inflationsrate zieht weiter an – 16.11.2021
DEUTSCHLAND
* FINANZMARKT-REGULIERUNG – Mit deutlichen Worten kritisiert Allianz-Chef Oliver Bäte die Regulierung. Sie habe das Finanzsystem nicht sicherer gemacht. – 19.11.2021
* Stärkster Anstieg der deutschen Erzeugerpreise seit 1951 – 19.11.2021
* Deutsche Rohstahlerzeugung im Oktober deutlich angezogen – 19.11.2021
* Umsätze im Gastgewerbe sinken wegen 2G-Regel – 19.11.2021
* Steuereinnahmen legen im Oktober erneut kräftig zu – 19.11.2021
* Sinn: Energiewende löst nie dagewesenen Kostendruck aus – 18.11.2021
* MIETPREISBREMSE – SPD, Grüne und FDP wollen die Bedingungen für Mieterhöhungen verschärfen. Künftig soll es Vermietern in Ballungsräumen demnach nur noch möglich sein, die Miete um maximal acht Prozent innerhalb von drei Jahren zu erhöhen. – 18.11.2021
* Ifo: Hohe Inzidenzen gefährden Erholung der Wirtschaft – 17.11.2021
* Auftragsbestand der deutschen Industrie auf neuem Rekordhoch – Neuer Höchststand: Auftragsreichweite noch stärker erhöht – 17.11.2021
* Deutschland: Bio wächst weiter – aber langsamer – 17.11.2021
* Wirtschaftsministerium erhöht Prognose für Strombedarf bis 2030 – 16.11.2021
* VCI: Energiepreise führen zu Abkühlung im Chemiegeschäft – 16.11.2021
* Zahl der Erwerbstätigen weiter unter Vorkrisenniveau – 16.11.2021
* Netzagentur setzt Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 vorläufig aus – 16.11.2021
* Inflation sinkt, aber weiter über zwei Prozent – Neue ZEW-Umfrage unter 150 Finanzmarktexperten rechnet bis 2023 mit angespannter Situation – 15.11.2021
* RENTE – Die Bundesregierung geht nach einem Bericht von Bild von einem deutlichen Anstieg des Standardrentenniveaus in den kommenden 15 Jahren aus. – 15.11.2021
* Bundesregierung: BIP dürfte im vierten Quartal nur geringfügig zunehmen – 15.11.2021
* IMK: Erste Anzeichen für Entspannung von Lieferengpässen – 15.11.2021
* Zahl der Baugenehmigungen in Deutschand steigt im September – 15.11.2021
ÖSTERREICH – STATISTIK
* Zahl der Sterbefälle steigt wieder – 18.11.2021
* Inflation steigt im Oktober 2021 auf 3,7% – 17.11.2021
* Österreichs Wohnimmobilienpreise stiegen auch im dritten Quartal 2021 weiter – Preisdynamik nahm in Wien im letzten Quartal stärker zu und im restlichen Bundesgebiet deutlich ab – inkl. einer Tabelle – 17.11.2021
* Hohe Wohnbautätigkeit in Österreich, Wohnungsbestand mit Ende 2020 auf geschätzte rund 4,9 Mio. angewachsen – 16.11.2021
* Einbürgerungen steigen in den ersten drei Quartalen 2021 um 21,1% im Vergleich zum Vorjahr, aber gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 nur plus 0,9% – 16.11.2021
* Baukosten stiegen im Oktober 2021 weiter an – 15.11.2021
* Rekordtief bei Verkehrstoten im 1. Halbjahr 2021; Höchststand bei verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrern – NACHTRAG: 11.11.2021
ÖSTERREICH
* Lockdown – IHS: Wirtschaftsprognosen für heuer und 2022 wackeln – 19.11.2021
* Österreich hat noch Nachholbedarf bei Spin-offs 18.11.2021
* Inflation steigt im Oktober 2021 auf 3,7% – 16.11.2021
* Wissensproduktion und Wissensverwertung in Österreich im internationalen Vergleich (Knowledge Production and Utilisation in Austria in an International Comparison) – NACHTRAG: 9.11.2021
* Kräftiger Anstieg bei österreichischen Gesamtexporten 2021 (+8,6%) und 2022 (+8,9%) – NACHTRAG: 11.11.2021
* Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex – WWWI: 42. und 43. Kalenderwoche 2021 – NACHTRAG 9.11.2021
* Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus regional unterschiedlich; drei Bundesländer liegen 2018 über dem Österreichschnitt – NACHTRAG: 11.11.2021
* Bericht über die Bedeutung, Entwicklung und Struktur von Tourismus und Freizeitwirtschaft in Österreich im Jahr 2020 – Übersicht über globale Tourismus-Entwicklungen – NACHTRAG: 24.6.2021
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ÖSTERREICH – Parlamentskorrespondenz Nr. 1302 vom 19.11.2021: Die Parlamentswoche vom 22. bis 26. November 2021 – 19.11.2021
Sondersitzung des Bundesrats, Politik am Ring, Online-Jugendparlament
https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK1302/index.shtml
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21.11.2021, Sonntag
CORONA – VAKZINOLOGIE – Schutz vor schwerem Verlauf: Biontech-Gründer äußert sich zu Impfdurchbrüchen – 21.11.2021
Impfdurchbrüche verunsichern viele Menschen. Vakzin-Pionier Ugur Sahin ordnet dies in einem Interview nun ein. Er verweist auf Studien, nach denen der Biontech-Impfstoff auch nach neun Monaten noch vor Schlimmerem schützt. Im Kampf gegen die Pandemie empfiehlt er eine pragmatische Booster-Kampagne.
Biontech-Chef Ugur Sahin hat die Corona-Impfung trotz der Impfdurchbrüche als wichtige Waffe im Kampf gegen die Pandemie verteidigt. „Aussagen wie ’45 Prozent der Hospitalisierten über 60-Jährigen waren geimpft‘ wurden gerade viel diskutiert und haben zur Verunsicherung der Menschen beigetragen“, sagte Sahin der „Bild am Sonntag“. Er verwies darauf, dass in dieser Altersgruppe die Geimpften auch „deutlich in der Mehrheit“ seien.
Das Biontech-Vakzin hält Sahin weiterhin für sehr gut. Die Wirksamkeit des Impfstoffs beim Schutz gegen eine Covid-19-Erkrankung „jeglichen Grades“ nehme erst „ab dem vierten Monat“ ab, sagte Sahin. Das hätten Daten aus Israel, Großbritannien und den USA gezeigt. Demnach sinkt die Wirksamkeit ab dem sechsten Monat dann deutlich.
Der Schutz vor einer schweren Erkrankung halte dagegen deutlich länger an – noch bis zum neunten Monat sei dieser „sehr hoch“. „Wenn Geimpfte an Covid-19 erkranken, dann in den allermeisten Fällen mild bis moderat“, betonte Sahin. Schwerere Verläufe kämen allerdings bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen, Fettleibigkeit und schwachem oder durch Medikamente unterdrücktem Immunsystem vor.
Sahin empfahl einen Booster zur Impfauffrischung, der schütze „sehr gut vor Erkrankung, er hilft aber auch, weitere Ansteckungsketten zu unterbrechen.“ Zudem verringere die breite Verteilung einer dritten Dosis die Wahrscheinlichkeit für neue problematische Virusvarianten. „Das könnte uns über den anstehenden schwierigen Winter helfen“, sagte Sahin. „Wichtig ist die Tatsache, dass die dritte Impfung den Schutz wieder anhebt. Entsprechend erwarten wir, dass er länger anhält als der Schutz nach der Doppelimpfung und nachfolgende Auffrischimpfungen vielleicht nur jedes Jahr – ähnlich wie bei Influenza – gebraucht werden.“
Bei der bevorstehenden Booster-Offensive plädierte Sahin für Pragmatismus. Es könnte ein Ansatz sein, bestimmte Gruppen wie Ältere und andere Risikogruppen zu priorisieren, falls es Engpässe gibt. „Es wäre jedoch wünschenswert, in Praxen oder Impfzentren so pragmatisch wie möglich vorzugehen und nicht Menschen ungeimpft nach Hause zu schicken, obwohl man sie unproblematisch impfen könnte“, sagte Sahin. Quelle: ntv.de, jog
https://www.n-tv.de/wissen/Impfschutz-nimmt-schneller-ab-als-gedacht-article22936644.html
CORONA – ÖSTERREICH – Hauptausschuss genehmigt bundesweiten Lockdown für alle – Gesundheitsminister Mückstein: Es geht darum, den Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern – 21.11.2021
Wien (PK) – Von Montag, 22. November 2021, 00:00 Uhr, bis zum Ablauf des 1. Dezember 2021 gilt der nunmehr vierte österreichweite Lockdown – für Geimpfte wie Ungeimpfte gleichermaßen. Dafür wurde am Sonntagabend im Hauptausschuss mit den Stimmen der Regierungsfraktionen ÖVP und Grünen sowie jenen der SPÖ das Einvernehmen hergestellt. „Zur Verhinderung eines Zusammenbruchs der medizinischen Versorgung“, wie es in der 5. COVID-19-Notmaßnahmenverordnung heißt, gelten wieder die aus früheren Lockdown-Verordnungen bekannten Ausgangs- und Betretungsregelungen. Mit Inkrafttreten dieser Verordnung wird die 5. COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung (Lockdown nur für Ungeimpfte) obsolet.
*** Mückstein: Intensivstationen am Anschlag – es geht um Menschenleben
Gesundheitsminister Mückstein betonte im Hauptausschuss nachdrücklich die Notwendigkeit der Verordnung. Er habe in den vergangenen Tagen zahlreiche Gespräche mit ExpertInnen, VertreterInnen der Parteien und der Bundesländer geführt, und sei gemeinsam mit ihnen zu dem Schluss gekommen, dass ein dreiwöchiger, bundesweiter „Wellenbrecherlockdown“ für alle alternativlos sei. Eine Entscheidung, die ihm sehr schwer gefallen sei und die er nicht leichtfertig getroffen habe, da sie massive Freiheitseinschränkungen für die BürgerInnen mit sich bringe. Die Verordnung sei jedoch kein Selbstzweck, sondern diene dem Schutz der Menschen, der Entlastung der Intensivstationen und des Gesundheitspersonals. Als Gesundheitsminister sei er für die Stabilität des Gesundheitssystems verantwortlich und dieses operiere bereits jetzt „am Anschlag“, speziell auf den Intensivstationen, wo hauptsächlich Ungeimpfte liegen würden. Es gehe darum, einen Kollaps zu verhindern und Menschenleben zu retten. Er ersuchte alle Parteien, dafür an einem Strang zu ziehen. Der Lockdown habe für die geimpfte Bevölkerung ein Ablaufdatum, würde jedoch für die Ungeimpften weiter fortgesetzt.
Mückstein ging auch auf die Demonstrationen von Corona-MaßnahmenkritikerInnen am Vortag ein und drückte sein Verständnis für die Verunsicherung und Frustration der Menschen aus. Er verurteilte jedoch die teilweise aggressiven Handlungen und die Verstöße gegen das Verbotsgesetz durch einige TeilnehmerInnen. Er kritisierte auch die FPÖ, die durch das Verbreiten von Falschinformationen diese Verunsicherung schüren würde. Aufgrund der Fake News würden Corona-PatientInnen oft bis zum starken Ausbrechen der Krankheit zu Hause bleiben und erst im letzten Moment die Rettung rufen. Auch die bereits erfolgten Vergiftungen durch eine hohe Dosis von „Ivermectin“ würden auf das Konto der Freiheitlichen gehen, so Mückstein. Die angeblich „massiven Nebenwirkungen“ der COVID-19-Impfungen, von denen FPÖ-VertreterInnen oftmals sprechen würden, seien nicht existent und mit Nebenwirkungen anderer, bekannter Impfstoffe vergleichbar. Der Gesundheitsminister bedankte sich bei der SPÖ für die Zustimmung und plädierte auch an die anderen Fraktion, jetzt „einen Strich darunter“ zu machen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
FERNER:
*** Freiheitliche gegen „unverhältnismäßige und autoritäre“ Maßnahmen
*** NEOS: Lockdown zeigt Totalversagen der Bundesregierung bei der Pandemiebekämpfung
*** ÖVP, SPÖ, Grüne: Maßnahmen alternativlos
*** Die 5. Covid-19-Notmaßnahmenverordnung
https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK1311/index.shtml# # # # # # # # #
BÖRSEN – SENTIX-Sentimente: Ergebnisse des sentix Global Investor Survey (KW 47-2021) – Sinkflug im Bias – 21.11.2021
Das Vertrauen für Aktien reißt weiter ab. Dies ist nicht nur für Euroland, sondern auch für die übrigen Weltregionen zu beobachten. Die Euphorie, die wir noch vor zwei Wochen im klassischen Sentiment messen konnten, ist ebenfalls im Eiltempo verflogen. Vielmehr materialisieren sich die antizyklischen Signale aus den Risikoradar bei Renten und beim Rohöl. Weitere Ergebnisse: Renten: Signalgüte des Risikoradars (Teil 1); Rohöl: Signalgüte des Risikoradars (Teil 2); sentix Styles – Anlagepräferenzen und Risikoneigung
https://www.sentix.de/index.php/sentix-Weekly/ergebnisse-des-sentix-global-investor-survey-kw-47-2021.html
BÖRSEN – Am Ende entscheidet Gesetzgebung: Grüne Finanzprodukte helfen Klima nicht – 21.11.2021
Von Laura Eßlinger
Viele Banken und Fondsgesellschaften werben inzwischen mit grünen Anleihen, Aktien und Portfolios – und immer mehr Menschen investieren in nachhaltige Finanzprodukte. Wer allerdings hofft, dass die dazugehörigen Konzerne deswegen umweltverträglicher wirtschaften, wird enttäuscht.
Wer hofft, mit grünen Finanzanlagen den Klimaschutz stark voranzutreiben, tut das offenbar vergebens. Solche Investments helfen Natur und Umwelt nur wenig – das zumindest besagt eine gemeinsame Analyse des Ifo-Instituts, der Berliner Hochschule ESMT und des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE.
Viele Banken und Fondsgesellschaften werben inzwischen mit grünen Anleihen, Aktien und Portfolios. Doch laut den Forschenden führt der alleinige Kauf grüner Titel nicht dazu, dass die dazugehörigen Konzerne umweltverträglicher wirtschaften. Auch die gesamtwirtschaftliche Produktion verändere sich dadurch nicht.
„Investoren zahlen für das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Tun sie aber nicht“, sagt Jan Pieter Krahnen, Direktor des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung und einer der Autoren der Untersuchung, zu „Capital“. Denn was die Unternehmen mit dem Geld etwa aus verkauften Anleihen mache, sei nicht festgelegt. Wie bei Steuereinnahmen seien die Beträge nicht zweckgebunden, müssten also nicht für umweltfreundliche Technologien oder Maschinen ausgegeben werden. „Sie finanzieren das gesamte Paket eines Unternehmens, nicht nur grüne Bereiche davon“, so Krahnen.
Überhaupt seien die Kriterien, welche Finanzprodukte als „grün“ gelten und welche nicht, eher vage. Zwar gibt es seit dem Frühjahr eine EU-Offenlegungsverordnung, die Produkte in verschiedene Nachhaltigkeitskategorien einteilt. Das sei ein guter Ansatz, sagt Krahnen, aber man müsse noch „viel genauer klären, was ‚grün‘ eigentlich heißt“. Die Forschenden haben sich vor allem auf passive Anlageprodukte konzentriert. Darunter fallen ETFs, aber auch Wertpapiere, die Fondsgesellschaften zu vermeintlich „grünen“ Paketen schnüren.
Auch grüne Staatsanleihen haben demnach nicht unbedingt die von Anlegerinnen und Anlegern erhofften Effekte. So ist die Gesamtzahl der Bundesanleihen etwa begrenzt. Der Bund kann sie daher nur in der Höhe ausgeben, in der er grüne Ausgaben im Bundeshaushalt getätigt hat. Er ersetzt also konventionelle durch grüne Anleihen, in den Haushalt fließen dadurch aber keine zusätzlichen Mittel, um die Klimawende umzusetzen.
Krahnen sagt dazu: „Die Vorstellung der Anleger, sie würden damit etwas Grünes bewegen, ist falsch. Am Ende entscheidet die Gesetzgebung über klimapolitische Vorgaben, nicht der Finanzmarkt.“
Für Anleger bleibt laut der Analyse eigentlich nur die Option, selbst aktiv zu werden. Wirkliche Macht hätten nur Großinvestoren. Banken und Fondsgesellschaften etwa könnten über den Aufsichtsrat Einfluss auf eine Firma nehmen – und Druck machen, dass ein Konzern umweltfreundlich werde. „Viele Fonds vermeiden das, auch wegen Haftungsfragen“, so Krahnen. Privatanleger wiederum müssten sich erst zu Fondsgesellschaften zusammentun, also zu aktiven Investoren werden. Nur dann könnten sie über die jeweiligen Gremien Firmen dazu bewegen, grüner zu investieren.
„Es muss ihnen dann aber klar sein, dass sie Rendite verlieren“, glaubt Krahnen. „Eine grünere Ausrichtung des Unternehmens drückt in der Regel die Erträge.“ Die Forschenden sehen klar die Politik am Zug – und schlagen vor, etwa beim Emissionshandel anzusetzen, um den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid zu deckeln. Krahnen sagt: „Unser Instrument der Wahl wäre, den Zertifikatehandel global auszurichten und die Menge der Zertifikate zu beschränken.“ Weil dann aber die Preise etwa für Sprit steigen würden, dürfte sich die Politik da erst einmal nicht herantrauen.
Dieser Artikel ist zuerst bei Capital erschienen. Quelle: ntv.de
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„Wirtschaft ist Gesellschaft“. Unter diesem Motto beleuchtet das Wirtschaftsmagazin Unternehmen und Organisationen sowie die Menschen, die für sie arbeiten. Und schafft so neue Perspektiven. Wir finden den Ansatz gut. Deshalb kooperiert ntv.de mit „Capital“.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Gruene-Finanzprodukte-helfen-Klima-nicht-article22941300.html
20.11.2021, Samstag
CORONA – WISSEN – Unterschied zu Ungeschützten: Wie ansteckend sind Geimpfte tatsächlich? – 20.11.2021
Von Klaus Wedekind
Auch Geimpfte können sich anstecken und das Coronavirus weitergeben – soviel steht fest. Es stimmt aber nicht, dass sie genauso infektiös wie ungeimpfte Menschen sind. Aktuelle Studien zeigen, dass die Vakzine nach wie vor einen Unterschied machen. Die entscheidende Frage ist, wie groß er ist.
Schon als die Corona-Impfstoffe zugelassen wurden, schützten sie nie zu 100 Prozent vor einer Infektion, vor allem die mRNA-Vakzine kamen dieser Quote aber sehr nahe. Doch inzwischen ist klar, dass die Wirkstoffe gegen die Delta-Variante von Sars-CoV-2 weniger wirksam sind und die Effektivität im Laufe der Zeit nachlässt. Daher kommt es relativ häufig zu sogenannten Impfdurchbrüchen.
Die gute Nachricht ist, dass infizierte Geimpfte nach wie vor nur selten sehr krank werden. Die schlechte ist, dass sie oft nicht mal merken, dass sie infiziert sind, aber das Virus trotzdem weitergeben können. Meldungen, wonach Geimpfte ebenso ansteckend wie ungeschützte Menschen sind, sind allerdings nicht richtig.
Gleiche Viruslast bedeutet nicht gleich ansteckend
Die Annahme basiert auf Studien, die eine gleich hohe Viruslast in Abstrichen von infizierten Geimpften wie bei Ungeimpften feststellten. Das wiederum könne bedeuten, dass infizierte Geimpfte nach einer Infektion ebenso hochansteckend sind wie infizierte Ungeimpfte, berichtete die britische Gesundheitsbehörde PHE Anfang August. Sie bezog sich dabei auf eigene Auswertungen von PCR-Tests, bei denen der Ct-Wert bestimmt wurde. Der Wert gibt die Anzahl der Zyklen an, die zum Nachweis von Sars-CoV-2 benötigt werden. Niedrigere Werte bedeuten höhere Viruslasten.
Daraus wurden Schlagzeilen à la „Geimpfte genauso ansteckend wie Ungeimpfte“, die sich bis heute in den Köpfen so mancher Impfskeptiker halten. Wissenschaftler wiesen allerdings schon damals darauf hin, dass ein niedriger Ct-Wert nicht automatisch eine hohe Infektiosität bedeutet. Denn er sagt nichts über die Vermehrungsfähigkeit von Viren aus. Der Test weist lediglich Virus-RNA nach, ob die Viren noch aktiv sind oder bereits durch das Immunsystem deaktiviert wurden, erkennt er nicht.
*** Viren bei Geimpften seltener aktiv und schneller inaktiv
Schon Ende August ergab ein niederländisches Preprint, dass unabhängig einer gleich hohen Viruslast die Wahrscheinlichkeit infektiöse Viren in den Proben von positiv getesteten Geimpften zu finden, deutlich niedriger als bei Ungeimpften ist. Zwar entdeckten die Wissenschaftler auch in fast 70 Prozent der Abstriche aktive Viren, doch die Viruslast der Geimpften baute sich wesentlich schneller ab als bei Ungeimpften.
Mehrere weitere wissenschaftliche Arbeiten kamen in der Folge zu ähnlichen Resultaten, unter anderem Ende September ein US-Preprint und Ende Oktober eine Studie im Auftrag der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency.
Schutz vor Übertragung variiert
Man weiß also, dass sich Geimpfte infizieren und für eine kürzere Zeit als Ungeimpfte auch selbst das Virus übertragen können. Die entscheidende Frage ist, wie ansteckend sie tatsächlich sind.
Niederländische Wissenschaftler, die die Ansteckungen in Haushalten untersuchten, stellten fest, dass die Übertragungsrate von Geimpften mit 13 Prozent signifikant kleiner als die der Ungeimpften mit 22 Prozent war. Darauf basierend schätzen sie in ihrem Preprint die Vakzin-Effektivität gegen eine Virusweitergabe auf 63 Prozent.
Eine Forschungsarbeit im Auftrag des britischen Gesundheitsministeriums kam Mitte Oktober in einem Preprint zu einem ähnlichen Resultat. Hier betrug die Übertragungsrate der Geimpften 23 Prozent, die der Ungeimpften war mit 49 Prozent mehr als doppelt so hoch. Die Arbeit ist besonders aussagekräftig, da für sie insgesamt rund 55.000 positive Tests von Personen, die Kontakt zu etwa 108.000 Index-Fällen hatten, ausgewertet wurden.
*** Impfabstand und Alter entscheidend
Der effektive Schutz vor einer Übertragung des Virus durch Geimpfte kann individuell höher oder niedriger ausfallen. Entscheidend dafür sind vor allem die Zeit, die nach der zweiten Dosis vergangen ist und um welches Vakzin es sich handelt. So schreiben die Wissenschaftler, beim Astrazeneca-Wirkstoff sei nach drei Monaten kaum noch ein Unterschied zu Ungeimpften feststellbar gewesen. Auch beim Biontech-Vakzin habe der Übertragungsschutz in dieser Zeit deutlich abgenommen.
Wie schnell die Wirkung gegen eine Übertragung abnimmt, hängt wahrscheinlich wie beim Schutz vor einer Ansteckung vom Alter einer Person ab. Erkenntnissen der UK Health Security Agency (UKSHA) nach sinkt beispielsweise beim Biontech-Vakzin die Effektivität innerhalb von 20 Wochen bei 16- bis 65-Jährigen von 92,4 auf 69,7 Prozent. Bei über 65-Jährigen liegt sie von Anfang an nur bei 65,4 Prozent und geht im gleichen Zeitraum auf 55,3 Prozent zurück.
Einem schwedischen Preprint zufolge könnte die Wirkung sogar noch schneller und noch stärker nachlassen, vor allem bei sehr alten Menschen. Bei über 80-Jährigen senkt der Biontech-Impfstoff demnach das Risiko einer symptomatischen Erkrankungen nach zwei bis vier Monaten nur noch um 48 Prozent. Nach einem halben Jahr ermittelten die schwedischen Forscher nur noch eine Schutzwirkung von 5 Prozent.
Seltener ansteckend, aber oft unentdeckt
Wie ansteckend genau Geimpfte sind, kann man also nicht exakt bestimmen. Feststeht aber, dass sie das Coronavirus deutlich seltener weitergeben. Hinzu kommt, dass sie sich selbst seltener infizieren und damit grundsätzlich seltener zum Überträger werden. Das gilt vor allem, wenn sie auf Veranstaltungen unter sich bleiben.
Andererseits ergeben die Studien auch klar, dass Geimpfte oft ansteckend genug sind, um einen signifikanten Beitrag zum Infektionsgeschehen zu leisten. Erschwerend kommt hinzu, dass sie häufiger symptomlos erkranken und so das Virus unbemerkt weitergeben können.
Infektiös sind Geimpfte vor allem dann, wenn die zweite Impfung länger zurückliegt. Wissenschaftler empfehlen deshalb auch aus diesem Grund eine Booster-Impfung. Wie sich eine Auffrischung auf die Infektiosität auswirkt, ist noch nicht erforscht. Allerdings ist bereits klar belegt, dass der Schutz vor einer symptomatischen Erkrankung erheblich wächst.
*** Im Zweifel zusätzlich Masken und Tests
Einer aktuellen UKHSA-Studie (Preprint) vom 15. November zufolge betrug die Schutzwirkung zwei Wochen nach einer Astrazeneca-Auffrischung bei geimpften über 50-Jährigen 93,1 Prozent. Beim Biontech-Impfstoff erreichte sie 94 Prozent.
Vorerst haben aber nur sehr wenige Menschen eine Auffrischung erhalten und man weiß noch nicht, wie stark das Boostern Übertragungen nach einer Durchbruchinfektion unterbinden kann. Deshalb scheint es sinnvoll zu sein, bei größeren Zusammenkünften auch unter 2G- oder 1G-Bedingungen zusätzlich Masken zu tragen oder Schnelltests durchzuführen. Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/wissen/Wie-ansteckend-sind-Geimpfte-tatsaechlich-article22941681.html
CORONA – DEUTSCHLAND – RKI warnt vor fünfter Welle: Wieler fordert Kontaktbeschränkungen für alle – Inkl. 1:49-min-Video – 20.11.2021
Die vierte Corona-Welle ist noch in vollem Gange, doch das Robert-Koch-Institut warnt bereits vor einer fünften Welle im Winter. Um diese abzuwehren, müsse man jetzt handeln, sagt RKI-Chef Wieler. Impfen allein werde nicht mehr reichen. Der Mikrobiologe fordert harte Maßnahmen, auch für Geimpfte.
Bei unzureichender Impfquote könnte die wellenartige Corona-Ausbreitung laut dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI) nach der vierten Welle weitergehen. „Wenn das Verringern der Kontakte und das Impfen nicht intensiv gelingt, werden wir nach den jetzigen Modellierungen auch noch eine fünfte Welle bekommen“, sagte Lothar Wieler. Es sei bitter, dass sich bisher nicht mehr Menschen für diesen eigentlich leichten Schritt entschieden hätten.
„Der weitere Verlauf des Winters hängt stark davon ab, was jetzt geschieht“, sagte Wieler. Es gelte, an zwei Stellschrauben zu drehen, machte der Mikrobiologe und Tiermediziner deutlich. „Es muss jetzt rasch dafür gesorgt werden, dass flächendeckend in Deutschland die Kontakte der Menschen eingeschränkt werden.“ Er betont schon seit Tagen, dass große Feiern, Großveranstaltungen und große Menschenansammlungen in Innenräumen vermieden werden sollten. „Die Auswirkungen davon würde man nach zwei Wochen an den Infektionszahlen sehen.“
Wieler sprach sich für vorbeugendes Handeln aus, auch in vergleichsweise bisher nicht ganz so stark betroffenen Bundesländern: „In den Bundesländern, in denen die Zahlen jetzt noch niedrig sind, haben wir mit Kontaktbeschränkungen die Chance, die Zahlen auch niedrig zu halten. Dort, wo die Zahlen hoch sind, ist es eigentlich sehr spät, wenn nicht zu spät“, sagte er. Den „fulminanten Verlauf“ zu brechen, sei bei niedrigen Zahlen einfacher.
„Das Zweite, was wir jetzt machen müssen, ist: die Impfaktivitäten massiv steigern“, sagte Wieler. Dies wirke sich jedoch nicht so schnell auf die Fallzahlen aus wie das Verringern von Kontakten: „Die Auswirkungen davon würde man in drei bis fünf Wochen sehen, das Impfen wirkt mittelfristig.“
*** „Der Impfstoff ist der Weg aus der Pandemie“
Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte deutlich gemacht, dass für Effekte auf die Ausbreitungsdynamik hohe Booster-Impfquoten erreicht sein müssten. „Der Impfstoff ist der Weg aus der Pandemie“, sagte Wieler. „Aber es ist deshalb nicht so, dass andere Maßnahmen völlig vernachlässigt werden können.“ Das sei nicht einfach zu kommunizieren. Die Impfung vermittele einen sehr, sehr hohen Schutz. „Was von manchen Menschen vielleicht nicht so ganz verstanden wird, ist, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gibt und dass der Schutz vor Infektion nicht so hoch ist wie der vor schwerer Erkrankung.“
Das RKI strebt seit Berechnungen vom Sommer hohe Impfziele an: Mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren sollten demnach vollständig geimpft sein. Österreich hat am Freitag angekündigt, angesichts der massiven vierten Corona-Welle ab Montag erneut in einen Lockdown zu gehen. Als erstes Land in der EU will Österreich obendrein eine Corona-Impfpflicht ab Februar 2022 einführen. „Wir wollen keine fünfte Welle, wir wollen keine sechste und siebte Welle“, hatte Kanzler Alexander Schallenberg erklärt.
Allerdings hält auch der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens eine fünfte Welle für möglich. „Es ist damit zu rechnen, dass es auch im Winter 2022 eine fünfte Welle geben wird“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wie stark diese ausfällt, hängt maßgeblich davon ab, wie viele Menschen sich impfen und boostern lassen.“ Quelle: ntv.de, uzh/dpa
https://www.n-tv.de/panorama/Wieler-fordert-Kontaktbeschraenkungen-fuer-alle-article22943539.html
CORONA – ÖSTERREICH – Mehrere Festnahmen: 35.000 protestieren in Wien gegen Lockdown – 20.11.2021
Am Montag tritt ein neuer landesweiter Lockdown – auch für Geimpfte – in Kraft. Dagegen protestieren viele Österreicher. An einer Demonstration nehmen Zehntausende Menschen teil. Einige werfen Flaschen auf Polizisten.
In Österreich haben Zehntausende gegen die bevorstehenden Corona-Verschärfungen protestiert. In Wien nahmen laut Polizei rund 35.000 Menschen an Demonstrationen gegen den Lockdown und die Impfpflicht teil. Der Protestzug legte am Nachmittag weite Teile des Verkehrs in der Wiener Innenstadt lahm. „Die Stimmung ist aufgeheizt“, sagte ein Polizeisprecher. Es sei zu mehreren Festnahmen gekommen. Einige Teilnehmer warfen nach Beobachtungen von Medien Flaschen auf die Polizisten.
Die Teilnehmer kritisierten die am Montag in Kraft tretenden Ausgangsbeschränkungen sowie die ab 2022 geltende Corona-Impflicht als Zwangsmaßnahmen. Immer wieder wurde „Freiheit“ skandiert. Viele Demonstranten trugen keine FFP2-Masken und verstießen damit gegen die Auflagen. Die Polizei war mit 1300 Beamten im Einsatz. Zu den Protesten hatte unter anderem die rechte FPÖ aufgerufen. Deren selbst an Corona erkrankte Chef Herbert Kickl meldete sich mit einer Videobotschaft zu Wort. Darin rief er zu einem möglichst breiten Widerstand auf. Schon zuvor hatte er die Strategie der Regierung scharf kritisiert und von einer „Diktatur“ in Österreich gesprochen.
Unter die Demonstranten mischten sich nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA auch bekannte Neonazis und weitere Personen aus dem rechtsextremen Umfeld. Die österreichische Regierung hatte wegen der massiven vierten Corona-Welle einen Lockdown für alle ab Montag angekündigt. Während die Ausgangsbeschränkungen für Geimpfte und Genesene am 13. Dezember enden sollen, ist der Lockdown für Ungeimpfte unbefristet.
Impfzahlen vervierfachen sich bereits
Außerdem wird Österreich als erstes Land in der EU im Februar 2022 eine Corona-Impfpflicht einführen. Die Impfquote liegt inzwischen bei rund 66 Prozent. Die Bereitschaft zur schützenden Injektion hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Die Impfzahlen haben sich gegenüber dem Sommer vervierfacht. Gründe dafür sind die 3G-Regel am Arbeitsplatz und die 2G-Regel, die Ungeimpfte von weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausschließt.
Am Samstag wurden in Österreich erneut mehr als 15.000 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gezählt. Unter Berücksichtigung der Zahl der Einwohner ist der Wert fast dreimal so hoch wie in Deutschland. Die Lage in den Kliniken blieb allerdings zumindest binnen Tagesfrist weitgehend stabil.
Angesichts der baldigen Ausgangsbeschränkungen nutzten viele Menschen noch einmal die Chance zum Einkaufen. Die Innenstädte und die Shopping-Center waren gut besucht. Ab 22. November dürfen die Menschen in Österreich nur mehr aus triftigen Gründen ihr Zuhause verlassen. Alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie die Lokale schließen. Es ist bereits der vierte Lockdown in Österreich. Quelle: ntv.de, lve/AFP
https://www.n-tv.de/politik/35-000-protestieren-in-Wien-gegen-Lockdown-article22944259.html
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USA – US-Präsident unbeliebt wie nie: Biden wollte viel – und wird zum Gejagten – 20.11.2021
US-Präsident Biden und die Demokraten versuchen gegen den Widerstand einer Minderheit in der eigenen Partei, ihre Agenda irgendwie durch den Kongress zu drücken. Reicht das für die Kongresswahlen? Manche sehen bereits eine „rote Welle“ heranrollen.
Nein, er denke nicht, dass dies übertrieben sei, sagte US-Präsident Joe Biden und redete seinen Demokraten ins Gewissen: Die Mehrheiten im Repräsentantenhaus, im Senat und meine Präsidentschaft seien zum größten Teil davon abhängig, was mit dem Maßnahmenpaket „Build Back Better“ geschehe, warnte er vor drei Wochen seine Parteikollegen. Es soll die soziale Sicherung ausbauen, den Klimawandel bekämpfen und die Wirtschaft beim Umdenken helfen. Aber seit Monaten hängen die Maßnahmen trotz eigener Mehrheit im Kongress fest, auch wenn das Repräsentantenhaus eine erste Version des Pakets verabschiedet hat. Jetzt beschäftigt sich der Senat damit, und dort wird es wohl weiter zerpflückt werden.
Es sind etwas mehr als 300 Tage von Bidens Präsidentschaft vergangen, und der Demokrat sieht sich gefangen zwischen seinen Versprechungen sowie den eigenen Ansprüchen und der Realität im Kongress. Die Wirtschaft schleppt sich dahin. Die Inflation frisst die Löhne auf. Mancherorts im Land des Konsums bleiben wegen Lieferkettenproblemen sogar Ladenregale leer. Die Arbeit im Kongress macht die Demokraten mürbe, während die Öffentlichkeit von fehlenden Ergebnissen enttäuscht ist.
Biden und vor allem der linke Flügel seiner Partei wollten viel mehr, aber die knappen Mehrheiten lassen es nicht zu. Den Umfang des „Build Back Better“-Pakets haben die Demokraten auf Druck aus den eigenen Reihen von 3,5 auf 1,75 Billionen Dollar halbiert. Wollen sie es bis Ende des Jahres auch im Senat verabschieden, könnte es noch weiter schrumpfen. Politstrategen der Demokraten sehen es ähnlich wie der Staatschef: Die Effekte der Maßnahmen werden darüber entscheiden, wie die regierende Partei bei den Kongresswahlen im kommenden Jahr abschneiden. Und damit über Wohl und Wehe von Bidens Präsidentschaft.
*** Knappes Votum der Abgeordneten Bidens Billionen-Paket übersteht erste Abstimmung
Unter Demokraten wächst die Unruhe. Manche teilen sie bereits anonym über US-Medien und fragen: Ist Biden auch in Zukunft der Richtige? Sie fragen nicht alleine. Im August bereits begann Bidens Abstieg in Umfrageergebnissen. Inzwischen ist der Staatschef in den USA so unbeliebt wie nie. Seit Ende Oktober kommt er nicht über 43 Prozent Zustimmung hinaus, mit ihm unzufrieden sind mehr als 51 Prozent. Zum gleichen Zeitpunkt einer ersten Amtszeit war nur Donald Trump unbeliebter.
Das parteiinterne Gerangel der Demokraten kostet Unterstützung bei den eigenen und den wenigen unabhängigen Wählern. Zugleich gewinnen sie keine anderen dafür hinzu. Doch alle, die mehr wollen als das, was Biden bislang liefert, haben kaum eine andere Wahl. Wegen der hauchdünnen Mehrheit im Senat ist die Devise: Alles ist besser als nichts. Auch wenn es gefühlt ewig dauert, sich darauf zu einigen. Und beide Kongresskammern müssen zustimmen.
Ein Grund für die Verzögerung im Repräsentantenhaus war, dass einige Demokraten ihr „Ja“ zu „Build Back Better“ davon abhängig machten, ob das Congressional Budget Office (CBO), die Finanzbuchhalter des Kongresses, keine neuen Schulden durch das Maßnahmenpaket prognostizieren. Die parteiinterne Opposition nennt diese Politiker wegen ihrer Nähe zu Unternehmen auch gerne Corporate Democrats, „Konzerndemokraten“. Die hatten sich auch dagegen gesperrt, Steuererleichterungen für Reiche und die Finanzwirtschaft aus Trumps Amtszeit wieder rückgängig zu machen.
*** Schlechte Omen aus Virginia
Exemplarisch für die Folgen dieser kompromisslosen Kompromisspolitik zwischen linken und wirtschaftsnahen Demokraten sind die Wahlen in den Bundesstaaten Virginia und New Jersey Anfang November. Biden hatte beim Klimagipfel in Glasgow sein Programm abgeschlossen, zeigte sich zuversichtlich, dass sein Gouverneurskandidat in Virginia gewinnen wurde und flog zurück nach Washington. Bei Ankunft erfuhr der US-Präsident: Er hatte falschgelegen, der Demokrat Terry McAuliffe hatte gegen seinen republikanischen Konkurrenten Glenn Youngkin verloren. Virginia grenzt südlich an die Hauptstadt an, seit vielen Jahren galt es als sichere Bank der Demokraten. Nun ist der Bundesstaat wieder zurück auf der Karte der umkämpften Territorien.
In Nachwahlbefragungen wurde klar, dass die Menschen vor allem ihre Unzufriedenheit mit dem US-Präsidenten ausdrückten und zugleich mehr Republikaner an die Urnen gegangen waren. Die wichtigste Wahlmotivation war die Wirtschaft, man könnte auch sagen: die eigene Situation. Etwa ein Drittel der US-Amerikaner hält sie aktuell für das drängendste Problem. In Virginia sagten Wähler der „Washington Post“, sie hätten sich gegen den Kandidaten des Präsidenten entschieden, weil der eben nicht geliefert habe: Die Preise steigen, Einkommen kommen nicht mit; entlastende Sozialgesetze lassen auf sich warten.
Seit 2009 hatte kein Republikaner in Virginia mehr eine Wahl auf Bundesstaatsebene gewonnen. Vor einem Jahr gewann Biden dort mit 10 Prozentpunkten Vorsprung vor Trump. Und nun das. Die Niederlage gilt auch abseits von republikanischen Politpropheten als deutlicher Fingerzeig in eine mögliche Zukunft. Das Politikmagazin „FiveThirtyEight“ etwa sieht eine mögliche „rote Welle“, auf der Republikaner in den Kongress reiten und ihre Konkurrenten der Demokraten fortspülen.
Über die entscheidende Prozentzahl der Wählerstimmen müssen sich die Demokraten große Sorgen machen. So schnitt Youngkin, der von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt worden war, besonders gut bei weißen Wählern, sowohl Frauen als auch Männern, und vor allem in den Vorstädten ab. Vor einem Jahr war es praktisch umgekehrt. Biden hatte vor allem dank der Suburbs gewonnen, dem Bindeglied zwischen Städten und Land. Vor allem die Aussicht auf weitere vier Jahre mit dem Republikaner hatte die Demokraten mobilisiert und Biden ins Weiße Haus gebracht.
„Wird sich selbst zerstören“
Der Vorteil der Demokraten ist offenbar schon wieder dahin, wenn es nicht darum geht, Trump zu verhindern. Praktisch permanent findet ein Deutungswettbewerb darüber statt, warum. Die Chefredaktion der „New York Times“ verbündete sich nach der Niederlage in Virginia mit den „Konzerndemokraten“ und mahnte den Präsidenten dazu, endlich zur Vernunft zu kommen und sich politisch zu mäßigen. Seine Flirts mit den Linken, genannt Progressive, ist demnach für das schwindende Vertrauen der Wähler verantwortlich.
Die Zahlen stützen dies nicht, im Gegenteil. Die Menschen wünschen sich vor allem die Dinge, die wegen des Widerstands von demokratischen Senatoren wie Joe Manchin und Kyrsten Sinema aus dem Paket hinausgefallen sind: Nicht mehr enthalten sind bezahlte Elternzeit, Lohnfortzahlung bei Krankheit und beitragsfreie öffentliche Community Colleges, die vor allem Kindern in einkommensschwächeren Familien ein Studium ermöglichen würden.
Der Ausbau von Medicare, der staatlichen Gesundheitshilfen für über 65-Jährige, wurde zusammengestrichen. Die Medikamentenpreise für Ältere bleiben erneut ohne staatliche Regulierung, eine der wichtigsten Maßnahmen zur finanziellen Entlastung der Wähler und entgegen den Versprechen, die Demokraten seit mehr als einem Jahrzehnt machen. Es könnte noch mehr gestrichen oder verwässert werden.
nd so ist Bidens breite sozialpolitische Agenda zur Flickschusterei aus vielen kleinen Programmen geworden, noch dazu zeitlich begrenzt; etwa die beitragsfreie Vorschule für Kleinkinder im ganzen Land. „Der Großteil von Bidens Vermächtnis wird sich selbst zerstören“, hat das „New York Magazine“ bereits geurteilt.
*** Weniger Sozialleistungen, weniger Zustimmung
Je mehr die Demokraten an Sozialleistungen herausstreichen, desto weniger Zustimmung erhält „Build Back Better“ von ihren Wählern: 80 Prozent unterstützen das ursprüngliche Paket im Umfang von 3,5 Billionen, im Vergleich dazu nur 40 Prozent das halb so große aktuelle, wie eine Umfrage zeigt. Unabhängige Wähler sind mehrheitlich für das erste und gegen das derzeitige. Unter Republikanern bleibt die Ablehnung bei beiden gleich.
Ist eine „rote Welle“ also realistisch? Manches deutet darauf hin. Erstens sind seit Jahren schon Umfragen das eine und Wahlergebnisse das andere. Es begann mit Trump, setzte sich bei den Midterms 2018 fort, als die Republikaner jeweils besser abschnitten als erwartet. Bidens Erdrutscherfolg blieb im vergangenen Jahr trotz manch entsprechender Prognose aus. In Virginia und New Jersey haben die Republikaner erneut die Erwartungen übertroffen. Im Hinblick auf die Kongresswahl haben sie, zweitens, inzwischen einen besseren Umfrageschnitt. Und drittens werden derzeit die Wahlkreise für das Repräsentantenhaus im ganzen Land neu gezogen, bislang eindeutig zum Vorteil der Republikaner.
Die logische politische Folge für Biden und die Demokraten wäre zu liefern. Mit dem familienfreundlichen Pandemiehilfspaket und den kurz nach der Wahl in Virginia beschlossenen Infrastrukturinvestitionen können sie für sich werben. Entscheidend sind für die Wähler aber Sozialgesetze sowie die Wirtschaft. Schafft es „Build Back Better“ auch durch den Senat und bis zu Bidens Unterschrift, könnte das den Demokraten im kommenden Jahr helfen. Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/politik/Biden-wollte-viel-und-wird-zum-Gejagten-article22940682.html
SIEHE DAZU:
=> Poll: Biden bets big on Build Back Better — but the more Democrats cut, the less popular it gets
https://news.yahoo.com/poll-biden-bets-big-on-build-back-better-but-the-more-democrats-cut-the-less-popular-it-gets-100015265.html
19.11.2021, Freitag
CORONA – RECHT UND ETHIK: PRO IMPFLICHT – Hilft nur noch Zwang? Ja! Die Impfpflicht ist das Gebot der Stunde
Ein Kommentar von Christian Berger
Eine Umfrage zeigt: Die Menschen haben besser als die Politik verstanden, dass es ohne Impfpflicht nicht mehr geht. Österreich geht jetzt diesen Weg bereits, weil das Land schon an einem noch schlimmeren Punkt als Deutschland angekommen ist. So lange sollten wir nicht warten.
Jetzt soll also die Impfpflicht für Pflegekräfte kommen. Das war einer der Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz mit der geschäftsführenden Bundesregierung am Donnerstag. Doch das ist viel zu kurz gesprungen. Wir brauchen in Sachen Corona eine allgemeine Impfpflicht, so wie das mittlerweile auch 64 Prozent der Deutschen im RTL/ntv-Trendbarometer gefordert haben.
Nun darf man das politische Handeln nicht allein von der Schwarmintelligenz der Bürger abhängig machen. Aber die Menschen haben offensichtlich stärker als die Politik in Bund und Ländern verstanden, dass jetzt nur eine Impfpflicht weiterhilft. Es ist traurig, dass sie für das Brechen der vierten Welle schon zu spät kommen würde. Aber sie würde uns durch die fünfte, sechste oder welche Corona-Welle auch immer helfen.
*** Eingriff wiegt weniger schwer als die Corona-Einschränkungen
Schon jetzt ist klar: Wir werden mit Covid-19 noch länger leben müssen. Der Virus verschwindet nicht. Eine intervallmäßige Überlastung des Gesundheitssystems, eine permanente Belastung der Wirtschaft, vor allem aber auch das Vermeiden von dauerhaften Einschränkungen für die jungen Menschen dieses Landes erreichen wir nur, wenn alle, die geimpft werden dürfen, auch geimpft sind. Und freiwillig kommt das nicht. Noch-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stellte vor einigen Tagen selbst resigniert fest, dass eine bestimmte Gruppe von Impfgegnern durch keine Aufklärungskampagne dieser Welt erreichbar ist. Aber die ganze Gesellschaft muss unter dieser kleinen Gruppen leiden.
Impfpflicht? Das kann man auch anders sehen:
Natürlich ist die Impfpflicht ein Eingriff in die Grundrechte. Aber er wiegt weit weniger schwer als die Grundrechtseinschränkungen, über die wir jetzt schon wieder reden. Darauf hat der Medizinrechtler Alexander Ehlers schon im Sommer verwiesen. Die Impfpflicht sei mit dem Grundgesetz vereinbar, weil mit ihr Schaden von den Menschen und vom Staat abgewendet werde. Wenn der Staat schon in verfassungsrechtlich geschützte Rechte eingreifen müsse, dann müsse er das mildeste Mittel wählen. Das ist jetzt die Impfpflicht!
*** Die Verwandlung in Kühe fand nicht statt
Auch das Argument, man können die Impfpflicht nicht durchsetzen, zieht nicht. Den TÜV-Termin für mein Auto kann ich auch schwänzen. Es bleibt aber in der Regel nicht folgenlos. Außerdem gibt es für den Sinn und die Durchsetzung der Impfpflicht auch ein historisches Beispiel: die Pockenimpfung. 1871 starben bei einer Epidemie in Deutschland 180.000 Menschen. In der Folge wurde eine Impfpflicht verordnet und durchgesetzt. Noch in den 1970er-Jahren zogen Impfkommandos durch die deutschen Grundschulen und kein Kind wurde gefragt, ob es gegen die Pocken geimpft werden wollte. 1980 erklärte die WHO die Pocken für ausgerottet. Abertausende Menschenleben wurden durch diese Impfpflicht gerettet. Übrigens gab es auch im 19. Jahrhundert diffuse Ängste vor Impfungen. Menschen könnten sich zu Kühen verwandeln, war die große – und wie wir nun wissen: unberechtigte – Sorge.
Völlig daneben ist aber die Idee, nur bestimmte Berufsgruppen wie die Pflegekräfte zu impfen. Ausgerechnet die, die an vorderster Corona-Front kämpfen, werden zwangsgeimpft. Während die Impfverweigerer und Pandemietreiber im Rest des Landes „verschont“ bleiben. Das ist – auch psychologisch – das völlig falsche Signal. Und wenn alle geimpft werden müssen, erübrigt sich auch die berechtige Sorge, dass impfunwillige Pflegekräfte den Job kündigen. „Ganz oder gar nicht“, fordert deshalb auch völlig zurecht Intensivmediziner Uwe Janssens.
Österreich geht jetzt diesen Weg und setzt auf die Impfpflicht. Weil das Land in der Krise schon an einem noch schlimmeren Punkt wie Deutschland angekommen ist. Auf diese Zuspitzung dürfen wir nicht warten, sondern müssen sofort handeln. Die Menschen sind dazu längst bereit, nur die Politik zögert. Zum Schaden des Landes.
https://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Impfpflicht-fuer-alle-ist-das-Gebot-der-Stunde-article22941720.html
CORONA – RECHT UND ETHIK: KONTRA IMPFLICHT – Hilft nur noch Zwang? Nein! Die Impfpflicht ist nicht umsetzbar und unmoralisch – Wollen wir Impfskeptikern wirklich mit Zwangsmaßnahmen begegnen? – 19.11.2021
Ein Kommentar von Thomas Leidel
Die Stimmung ist gekippt. Anders als noch im August spricht sich mittlerweile eine Mehrheit der Bundesbürger für eine allgemeine Impfpflicht aus. Das ist angesichts der explodierenden Infektionszahlen und volllaufenden Intensivstationen nachvollziehbar. Aber es ist vor allem ein Armutszeugnis für uns alle.
Man muss es eigentlich nicht wiederholen: Die Impfung wirkt, die Impfung ist sicher, die Impfung schützt – nicht nur den Impfling, sondern viele weitere Menschenleben und das Gesundheitssystem vor Überlastung. So weit, so gut.
Dennoch verhalten sich Menschen weiterhin nicht vernünftig. Sie zögern, das zu tun, was nach wissenschaftlicher Erkenntnis richtig ist. Sie verweigern sich, wo doch das Risiko, selbst schwer zu erkranken und andere anzustecken, deutlich größer ist, als durch die Impfung Schaden zu erleiden. Muss man diese Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen? Hat die Gesellschaft nicht einen Anspruch darauf, solche Mitbürger zur Immunisierung zu zwingen?
Meine Antwort lautet: Auf gar keinen Fall.
Schon eine Impfpflicht für Pflegepersonal macht mir schwere Bauchschmerzen – nicht nur, weil Angehörige der medizinischen Berufe es ja eigentlich besser wissen und längst geimpft sein sollten. Aber hier wäre eine Pflicht gerade noch so hinnehmbar, weil diese Leute naturgemäß in medizinischen Einrichtungen präsent sind und ungeimpft eine Bedrohung für ihre Patienten darstellen. Sie könnten sich einen anderen Beruf suchen, ihre Patienten jedoch haben nicht die Möglichkeit, sich andere, geimpfte Pflegekräfte zu suchen.
Selbstbestimmungsrecht als Teil der Menschenwürde
Impfpflicht? Das kann man auch anders sehen:
Eine Impfpflicht ist ein schwerwiegender Eingriff in die Selbstbestimmung eines Menschen, für die es nur in engen Ausnahmefällen Gründe geben kann. Denn zur Selbstbestimmung gehört neben vielen anderen Dingen das Recht, zu bestimmen, was in den eigenen Körper eingebracht werden soll. Unter Zwang ein Medikament zu verabreichen, und wäre es in der besten Absicht, heißt, einen Menschen zu vergewaltigen, ihn seiner Würde zu berauben.
Und wie sollte das praktisch aussehen? Mobile Rollkommandos, die Menschen auf dem Bürgersteig einfangen und ins Impfzentrum fortschaffen? Greiftrupps, die Impfverweigerer aus dunklen Kellern zerren? Oder ihnen die Spritze gleich an Ort und Stelle verabreichen? Die ihnen einen NFC-Chip unter die Haut pflanzen? Das Szenario scheint vielleicht übertrieben. Aber im Ernst: Wie soll man eine allgemeine Impfpflicht durchsetzen? Drakonische Geldbußen? Beugehaft? Unmittelbarer Zwang? Das kann niemand ernstlich wollen. Das ist nicht mit der Menschenwürde vereinbar. Wer sich dafür ausspricht, hat die Folgen seiner Forderung nicht bedacht.
*** Wir alle sind verantwortlich
Wer nun Zögerliche zwingen will, hat außerdem nicht begriffen: Wir alle sind Mitschuld. Denn wie kommt es denn, dass so viele Menschen das Vertrauen verloren haben in Aufklärung, in wissenschaftliche Erkenntnis, in Vernunft und Rationalität? Wer hat dieses Vertrauen verspielt? Es waren wir alle: Profitgier im Gesundheitswesen, Unaufrichtigkeit in der Politik, Kritiklosigkeit in den Medien, Denkfaulheit und Unwillen, uns zur wissenschaftlichen Methode zu bekennen, in zur Not zähen Gesprächen für Vernunft zu werben, für Solidarität und Empathie und im Alltag Mitmenschlichkeit erlebbar zu machen sowie – verzeihen Sie das schwülstige Wort – Nächstenliebe.
Menschen, die sich als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft verstehen, die sich aufgehoben fühlen und darauf vertrauen, in schwerer Lage Hilfe zu erhalten, werden nicht ein kleines Risiko scheuen, um der Gemeinschaft und sich selbst einen Dienst zu tun. So handeln nur Eingeschüchterte, Verhetzte, Verunsicherte. Das ist unser aller Versagen: Dass fast ein Drittel ihrer Mitglieder dieser Gesellschaft nicht mehr vertrauen, überall Lüge, Betrug und Hinterhalt wittern. Dass sie glauben, ja dass sie auch nur für möglich halten, sie würden getäuscht, ausgebeutet, ja abgeschlachtet. Es ist traurig.
*** Wir zerstören die Grundlagen
So weit ist es gekommen. Und diesen Verführten und Verblendeten wollen wir jetzt Gewalt antun, weil wir uns davon unser Heil versprechen, die Korrektur unseres Versagens, den Ausweg aus der lästigen Pandemie, unser heimeliges Weihnachtsfest? Wir würden damit das Vertrauen komplett zerstören, nicht nur bei denen, die ohnehin zweifeln. Sondern auch bei denen, die zuversichtlich daran glauben, dass Wohlstand, Sicherheit und Zukunft nur in einer pluralistischen Gesellschaft freier Individuen gedeihen.
Allgemeiner Zwang auf ausnahmslos jeden Einzelnen ist der falsche Weg. So gut können die Zwecke nicht sein, dass sie solche Mittel heiligten.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Eine-Impfpflicht-ist-nicht-umsetzbar-und-unmoralisch-article22941675.html
CORONA – VAKZINOLOGIE – Pfizer: Dritter Stich gehört zur Grundimmunisierung – 19.11.2021
Der als Auffrischung oder Booster bezeichnete dritte Stich bei der Corona-Schutzimpfung stellt sich als immer wichtiger heraus. „Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe werden laufend weiter überwacht, weswegen nun auch klar ist, dass zur Grundimmunisierung eine dritte Impfung nach rund sechs Monaten gehört“, betonte am Freitag Robin Rumler, Country Manager in Österreich von Pfizer. Das Pharmaunternehmen hat mit Biontech einen der bisher zugelassenen Impfstoffe entwickelt.
Derzeit sind vier Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 EU-weit zugelassen. Seit dem Sommer stehen ausreichend Impfstoffe für alle Menschen in Österreich zur Verfügung. „Dass dies möglich war, war eine enorme Kraftanstrengung der Wissenschaft, der Industrie, der Politik und der Behörden“, betonte Rumler in einer Aussendung des Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Jeder könne davon ausgehen, dass nur wirksame und gut geprüfte Impfstoffe die Zulassung erhalten.
Zusätzlich zu den bereits zugelassenen sind weitere Impfstoffe in der Pipeline, auch in Form weiterer Technologien. Dazu gehört auch ein Totimpfstoff mit Know-how aus Österreich. „Die Phase-III-Studie zu unserem SARS-CoV-2-Impfstoff hat eine hohe Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit gezeigt. Die EMA wird in Kürze zu prüfen beginnen und wir erwarten, einen weiteren Covid-Impfstoff ab etwa April 2022 zur Verfügung stellen zu können“, berichtete Thomas Lingelbach, Chef des österreichisch-französischen Unternehmens Valneva in der Aussendung. Dennoch ermutige er alle, die noch nicht geimpft sind, sich jetzt mit einem bereits zugelassenen Impfstoff immunisieren zu lassen.
Laut ÖVIH wird auch weiterhin an effektiven Möglichkeiten geforscht, die Impfstoffe an neue Varianten anzupassen, sollte dies notwendig werden. Ebenfalls in Entwicklung sind Impfstoff-Kombinationen, also beispielsweise ein Impfstoff, der gegen Covid-19 und Influenza verabreicht werden kann. Auch Medikamente mit dem Ziel, für Personengruppen einen Schutz anzubieten, die aufgrund von Vorerkrankungen oder anderen Gründen auf eine Impfung nicht ansprechen oder für die diese aus medizinischer Sicht nicht infrage kommt, könnten in Zukunft auf den Markt kommen.
https://science.apa.at/power-search/17991490233270067543
CORONA – GESUNDHEITSSYSTEM – COVID-19: Überlastung der Intensivstationen führt zu einer Übersterblichkeit in der Gesellschaft – 19.11.2021
Washington – Immer wenn die Zahl der Belegungen auf den Intensivstationen eine kritische Grenze überschreitet, kommt es in den Wochen danach zu einem Anstieg der Übersterblichkeit im Land. Dies zeigen Berechnungen einer US-Behörde im Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR, 2021; 70: 1613-1616).
Die Belegungsquote einer Intensivstation ist ein Stressindikator für die gesamte Klinik, deren Folgen die gesamte Gesellschaft zu spüren bekommt. Wenn alle Betten mit COVID-19-Kranken belegt sind, fehlt es an Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit anderen Erkrankungen. Diese werden suboptimal versorgt, wenn sie nicht sogar aus Angst vor einer Erkrankung den Kontakt mit dem Gesundheitswesen vermeiden.
Eine COVID Task Force der „Cybersecurity & Infrastructure Security Agency“ (CISA), eigentlich zuständig für die Abwehr von Hackerangriffen, hat die Belegungszahlen von US-Kliniken mit den Sterbezahlen in der Bevölkerung in Beziehung gesetzt. Das Ergebnis war eine Exponentialfunktion.
Bis etwa zu einer Belegungsquote von 50 % war der Einfluss auf die Exzesstodesfälle gering. Danach kommt es zu einem immer steileren Anstieg. Nach den Berechnungen von Geoffrey French und Mitarbeitern muss bereits bei einer Belegungsquote der Intensivstationen von 75 % landesweit 2 Wochen später mit 12.000 zusätzlichen Todesfällen gerechnet werden (95-%-Konfidenzintervall 8.623 bis 17.294).
Wenn die Belegungsquote auf 100 % steigt, kommt es in den USA 2 Wochen später zu 80.000 (53.576-132.765) zusätzlichen Todesfällen. Das 1. Szenario wurde laut French in den USA wieder erreicht.
Am 25. Oktober waren die Intensivstationen des Landes bereits seit 12 Wochen zu mehr als 75 % belegt. Wenn die Berechnungen zutreffen, wird die Delta-Welle erneut zu einem Anstieg der Sterblichkeit in der Gesamtbevölkerung führen. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129263/COVID-19-Ueberlastung-der-Intensivstationen-fuehrt-zu-einer-Uebersterblichkeit-in-der-Gesellschaft
CORONA – MEDIZIN – Antikörpercocktail schützt Risikopersonen und verhindert nach Infektionen eine Erkrankung – 19.11.2021
Cambridge/England – Die einmalige intramuskuläre Injektion der beiden Antikörper Tixagevimab/Cilgavimab (AZD7442), deren Pharmakokinetik und Verträglichkeit durch chemische Modifikationen optimiert wurden, hat in 2 Phase-3-Studien zur Prävention und Therapie von COVID-19 eine gute Schutzwirkung erzielt. Der Hersteller Astrazeneca hat aufgrund der noch nicht publizierten Ergebnisse der beiden Studien bereits in Europa und den USA eine Zulassung beantragt.
Monoklonale Antikörper können bei einer Infektion die Zeit bis zur Aktivierung der körpereigenen Immunabwehr überbrücken oder ihre Funktion bei abwehrgeschwächten Personen übernehmen. Sie können Menschen durch eine passive Immunisierung auch vor einer Infektion schützen und damit eine ähnliche Wirkung erzielen wie ein Impfstoff.
Die Besonderheit der beiden Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab besteht darin, dass ihre Halbwertzeit durch eine chemische Modifikation verdreifacht wurde. Nach Angaben des Herstellers könnte die Schutzwirkung bis zu 12 Monate anhalten. Eine 2. Modifikation soll verhindern, dass es bei einer Infektion zu einer antikörperabhängigen Verstärkung der Erkrankung kommt.
Die präventive Wirkung von AZD7442 wird derzeit in der PROVENT-Studie an 5.197 Personen überprüft, die noch keinen Kontakt zum Virus hatten aber aufgrund von Vorerkrankungen oder Abwehrschwächen ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf von COVID-19 haben.
Die Teilnehmer erhielten im 2:1-Verhältnis eine einzelne intramuskuläre Injektion von AZD7442 (300 mg) oder Placebo. Erste Ergebnisse hatte der Hersteller im August mitgeteilt. Die Schutzwirkung wurde mit 77 % angegeben. Die Auswertung beruhte damals auf wenigen Erkrankungen, so dass das 95-%-Konfidenzintervall mit 46 % bis 90 % noch weit war.
Bei einer aktuellen Auswertung 6 Monate nach der Behandlung sind im Placeboarm 2 zusätzliche schwere COVID-19-Erkrankungen aufgetreten, so dass jetzt 5 Personen erkrankt sind, von denen 2 an COVID-19 gestorben sind. Die Schutzwirkung steigt damit auf 83 %. Der Hersteller macht in der Pressemitteilung allerdings keine Angaben zum 95-%-Konfidenzintervall, so dass sich nicht abschätzen lässt, wie sicher die Angabe ist. Eine Publikation wurde angekündigt.
In der TACKLE-Studie erhielten 903 Patienten, die bereits mit COVID-19 infiziert waren, eine intramuskuläre Injektion von 600mg AZD7442 oder Placebo. Die Behandlung erfolgte innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn und von 3 Tagen nach einem Virusnachweis. Primärer Endpunkt war eine schwere COVID-19-Erkrankung oder ein Tod bis zum 29. Tag. Etwa 90 % der Teilnehmer hatten Begleiterkrankungen oder andere Risikofaktoren für einen schweren Verlauf, 13 % waren 65 Jahre oder älter.
Erste Ergebnisse hatte der Hersteller Anfang Oktober mitgeteilt. Danach kam es in der Behandlungsgruppe zu 50 % weniger schweren Erkrankungen als in der Placebogruppe. Bei einer Behandlung innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn stieg die Schutzwirkung auf 67 %. Laut der aktuellen Pressemitteilung können bei 88 % der Patienten schwere Erkrankungen vermieden werden, wenn die Behandlung innerhalb von 3 Tagen erfolgt.
Die Studie bestätigt demnach die Erfahrungen, die mit anderen Antikörperpräparaten gemacht wurden. Die Effektivität ist am höchsten, wenn sie frühzeitig verabreicht werden. Ähnliches gilt auch für die Serumtherapie, bei der die Patienten die Antikörper von Genesenen erhalten.
Der Hersteller hat bereits in den USA und in Europa eine Zulassung von AZD7442 (Evusheld) beantragt. Andere Hersteller haben ebenfalls Antikörpermedikamente entwickelt. In der letzten Woche hat Roche eine Zulassung für die Antikörperkombination Casirivimab/Imdevimab (Ronapreve) erhalten. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129246/Antikoerpercocktail-schuetzt-Risikopersonen-und-verhindert-nach-Infektionen-eine-Erkrankung
CORONA – AFRIKA – Corona hat zu mehr Gewalt gegen Kinder in Afrika geführt – 19.11.2021
München – Die Coronapandemie hat zu einem Anstieg von häuslicher Gewalt und Ausbeutung von Kindern in Mali, Senegal, Uganda, Kenia und Äthiopien geführt. Das zeigt eine Untersuchung zum Tag der Kinderrechte von SOS-Kinderdörfer, Child Fund, Plan International, Save the Children, Terre des Hommes und World Vision.
„Das Ergebnis ist eindeutig: Der Anstieg von Hunger, Armut und Existenzängsten in den Familien führt unmittelbar dazu, dass auch die Gewalt gegen Kinder zunimmt und die Gefahr von Ausbeutung steigt“, erklärte Christian Neusser, Kinderrechtsexperte der SOS-Kinderdörfer.
In Kenia beispielsweise hätten mehr als 60 Prozent der befragten Kinder angegeben, unter häuslicher Gewalt zu leiden. Als Gründe für die Eskalation seien vor allem Verzweiflung und Überforderung der Eltern in ihrer prekären Lage genannt worden. Gleichzeitig seien Unterstützungsangebote weggefallen.
„Wenn Schulen und Betreuungseinrichtungen geschlossen sind, können sich Kinder keine Hilfe holen und bleiben von Schutzprogrammen ausgeschlossen“, so Neusser.
Auch die Kinderarbeit ist laut der Analyse aufgrund der Pandemie in die Höhe gegangen. Um die Existenz der Familien zu sichern, verrichteten Kinder oft schwere körperliche und gefährliche Arbeit, etwa in der Landwirtschaft oder in Bergwerken, müssten sich prostituieren oder betteln gehen.
Die finanzielle Not der ärmsten Familien infolge der Pandemie habe außerdem zu deutlich mehr Zwangs- und Frühverheiratungen geführt, die vor allem Mädchen gefährdeten. Befragte männliche Jugendliche in einer Region in Mali hätten berichtet, dass sämtliche Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren, die sie kannten, während der Krise verheiratet wurden.
„Die Studie zeigt: Für viele Kinder ist das Leben unsicherer und gefährlicher geworden“, ergänzte Neusser. Für einen besseren Schutz vor Gewalt sei es wichtig, Kinderschutzsysteme in den Gemeinden aufzubauen, präventiv im familiären Umfeld zu wirken, mithilfe von Aufklärungskampagnen das Bewusstsein für die Rechte von Kindern zu stärken und Eltern bei der Erziehung zu unterstützen.
Auch Deutschland könne mehr für die Verwirklichung von Kinderrechten weltweit leisten und zum Vorreiter werden, fügte der Experte hinzu: „Ein wichtiger und notwendiger Schritt dahin ist es, jetzt Kinderrechte zügig im deutschen Grundgesetz zu verankern. Kinderrechte sollten darüber hinaus ein klares Leitbild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sein.“ © kna/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129248/Corona-hat-zu-mehr-Gewalt-gegen-Kinder-in-Afrika-gefuehrt
CORONA – DEUTSCHLAND – Nationale Notlage: Verlegung von COVID-19-Intensivpatienten ins benachbarte Ausland möglich – Belgien, Großteil der Niederlande, Griechenland und Irland als Coronahochrisikogebiete – 19.11.2021
Berlin – Die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland verschärft sich weiter. Die Politik rechnet damit, dass vermehrt Verlegungen von COVID-19-Patienten über die jeweiligen Grenzen der Bundesländer und das Kleeblattsystem hinaus erforderlich sein werden.
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte heute auf einer Pressekonferenz in Berlin, dass er mit einer überregionalen Verteilung von COVID-19-Intensivpatienten in ganz Deutschland rechnet.
Möglicherweise müssten Patienten sogar ins benachbarte Ausland verlegt werden, so der Minister. Darüber gebe es jede Woche Abstimmungen zwischen Bund und Ländern. Spahn geht auch von frühzeitigen Verlegungen aus. Diese seien schwierig, wenn Patienten erst einmal an einer ECMO angeschlossen seien.
Die 16 Bundesländer sind in bundesweit fünf Gruppen (Kleeblätter) eingeteilt, die sich zunächst gegenseitig helfen sollen. Ist ein ganzes Kleeblatt überlastet, wird deutschlandweit verteilt. Erste Verlegungen hat es in den Bundesländern bereits gegeben.
Die Bundesregierung plant offenbar auch einen Hilfseinsatz der Luftwaffe zur Verlegung von schwerkranken Corona-Patienten aus besonders betroffenen Gebieten in Süddeutschland. Schnelle Transportkapazitäten sollen bereitgehalten werden, um Erkrankte bei einer Überlastung von Intensivstationen in Regionen mit freien Kapazitäten fliegen zu können. „Es gibt noch keine offiziellen Amtshilfeanträge dazu, aber wir bereiten uns darauf vor“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, nachdem die Bild-Zeitung zuerst berichtet hatte.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur laufen seit einigen Tagen Planungen, die vom Bundeskanzleramt angestoßen sind und an denen neben dem Militär auch das Berliner Universitätsklinikum Charité beteiligt ist. Möglich ist, dass wie bereits im vergangenen Jahr ein Flugzeug der weißen Flotte der Luftwaffe mit sogenannten Patiententransport-Einrichtungen für die Aufgabe umgebaut wird.
Die Luftwaffe verfügt zudem über zwei Spezialflugzeuge für den Transport von Intensivpatienten – einen A310 „MedEvac“ in Köln und einen A400M „MedEvac“ im niedersächsischen Wunstorf. Diese werden im Moment noch für mögliche militärische Aufgaben bereitgehalten. Zudem gibt es Rettungshubschrauber des Militärs.
Nationale Notlage
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sprach heute erneut von einer nationalen Notlage. Im Bundesdurchschnitt seien bereits 15 Prozent der Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegt. Als maximale Größe hatte das RKI zwölf Prozent angeraten.
Wieler stellte klar, die gewohnte medizinische intensivmedizinische Versorgung – etwa von Schlaganfallpatienten oder Unfallopfern – sei damit in Teilen von Deutschland nicht mehr gesichert.
Dem RKI-Chef zufolge gibt es mittlerweile mehr als 110 Landkreise mit einer Inzidenz von mehr als 500. Zwölf Landkreise lägen bei mehr als 1.000 Fällen je 100.000 Einwohner.
Auch die Situation in den Schulen ist aus Sicht von Wieler besorgniserregend. Die Inzidenz bei den fünf bis 15-Jährigen liege bei über 700, so Wieler. Es gebe immer mehr Schulausbrüche. Wieler betonte, dass es aber kaum noch Bereiche gebe, die herauszuheben seien, „Ganz Deutschland ist ein großer Ausbruch“, sagte er.
Wieler hält die von der Ministerpräsidentenkonferenz flächendeckend beschlossene 2G-Regel in der derzeitigen Pandemielage für nicht mehr ausreichend. Die 2G-Regel sei sinnvoll, „in der aktuellen Situation reicht das nicht mehr“, sagte er. Wieler bekräftigte seine Forderung, Großveranstaltungen abzusagen, Hotspots wie schlecht belüftete Clubs und Bars zu schließen und private Kontakte zu reduzieren.
Angesichts der dramatischen Lage schloss Spahn heute auf Nachfrage einen Lockdown nicht mehr gänzlich aus. Es müsse aber nun darum gehen, dass man nicht in diese Situation komme. Spahn verwies auf die von Bund und Ländern gestern vereinbarten einheitlichen Schwellenwerte bei der Klinikbelastung, ab denen in den Ländern schärfere Maßnahmen greifen müssen.
Die vorgesehenen Schritte mit flächendeckenden Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene (2G) müssten konsequent umgesetzt und konsequent kontrolliert werden. Es gehe um einen „Lockdown für Ungeimpfte“ und deutliche Kontaktbeschränkungen. Der Minister hält je nach Lage vor Ort auch eine Schließung von Bars und Clubs für notwendig. Auch Veranstaltungen sollten verkleinert oder besser noch ganz abgesagt werden.
„Wir sind in einer nationalen Notlage“, sagte der CDU-Politiker. „Es ist zehn nach Zwölf.“ Jetzt brauche es daher eine nationale Kraftanstrengung, um gegenzusteuern. „Allein mit Impfen, mit Boostern werden wir das Brechen der Welle, das wir kurzfristig brauchen, nicht mehr erreichen.“
Unterdessen hat das RKI bekannt gegeben, dass Belgien und ein Großteil der Niederlande wegen stark steigender Infektionszahlen von Sonntag an als Coronahochrisikogebiete eingestuft werden. Auch das bei Urlaubern beliebte Griechenland sowie Irland fallen nun in diese Kategorie. Im Fall der Niederlande sind die Überseegebiete Aruba, Curacao und Sint Maarten ausgenommen.
Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien. Von der Liste der Hochrisikogebiete gestrichen werden am Sonntag: Französisch Guayana, Neukaledonien, Costa Rica, Guatemala, Guayana und Suriname. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber berichtet. © may/afp/dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129261/Verlegung-von-COVID-19-Intensivpatienten-ins-benachbarte-Ausland-moeglich
CORONA – DEUTSCHLAND – 5:47-min-Video: „Ganzes Land ein großer Ausbruch“: Wieler alarmiert: 2G reicht nicht mehr – 19.11.2021
Rund eine halbe Million aktive Corona-Fälle gibt es derzeit in Deutschland, so viele wie nie, erklärt der RKI-Chef. Insbesondere unter junge Menschen ist die Infektionslage dramatisch. Mit eindringlichen Worten zeichnet Wieler ein düsteres Bild der Lage.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Wieler-alarmiert-2G-reicht-nicht-mehr-article22941614.html
CORONA – DEUTSCHLAND – RKI: Auch Geimpfte sollten sich bei Besuch von Älteren testen – 19.11.2021
Berlin – Das Robert Koch-Institut (RKI) ruft geimpfte wie ungeimpfte Menschen dazu auf, alle nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren. Insbesondere vor nötigen Treffen mit besonders von Corona gefährdeten Menschen rät das RKI unabhängig vom Impfstatus zum Test. Das geht aus dem Wochenbericht des Instituts von gestern hervor.
Zudem rät es „dringend dazu, größere Veranstaltungen und enge Kontaktsituationen wie zum Beispiel Tanzveranstaltungen und Clubs abzusagen beziehungsweise zu meiden“.
Das RKI stuft die aktuelle Entwicklung weiterhin als „sehr besorgniserregend“ ein. Es sei zu befürchten, dass die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden. „Dies betrifft auch die intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten für schwere Erkrankungen anderer Ursache.“
Bei Atemwegserkrankungen wie etwa Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten wird allen Menschen weiterhin „dringend empfohlen“, daheim zu bleiben, zudem jedoch einen Hausarzt zu kontaktieren und dort einen PCR-Test machen zu lassen.
Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Menschen „insgesamt als sehr hoch ein“. Für vollständig Geimpfte werde sie als „moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend“ angenommen.
Die Zahl der Infektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner ist erneut in allen Altersgruppen deutlich gestiegen. Den höchsten Wert hatten in der vergangenen Woche die 10- bis 14-Jährigen mit 718 gemeldeten Neuinfektionen. Eine Woche zuvor waren es 416. Es folgten die 5- bis 9-Jährigen mit 625 (Vorwoche 350) und die 15- bis 19-Jährigen mit 467 (Vorwoche 305). In Schulen wird besonders häufig getestet.
In allen Altersgruppen ist das Risiko für einen Klinikaufenthalt wegen COVID-19 bei Ungeimpften um ein Mehrfaches höher als bei den Geimpften, wie das RKI in einer Grafik zeigt. Dennoch sinkt die geschätzte Impfeffektivität unter anderem mit zunehmenden zeitlichen Abstand zur Spritze.
Die Wirksamkeit gegen eine symptomatische COVID-19-Erkrankung betrug für die vergangenen vier Wochen in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre etwa 70 Prozent und bei Menschen ab 60 Jahren, die zuerst geimpft worden waren, etwa 67 Prozent. Mit Blick darauf, in eine Klinik, eine Intensivstation zu kommen oder gar zu sterben war die Effektivität noch wesentlich höher.
Das Institut geht bei den Klinikeinweisungen von einer erheblichen Meldeverzögerung aus und schätzt die tatsächlichen Zahlen wesentlich höher ein als die jeweils gemeldeten. Dennoch sei die täglich veröffentlichte Zahl der Hospitalisierungen pro 100.000 Menschen und Woche wichtig, die gestern bei 5,3 lag.
Die Zahl der Kinder von 0 bis 14 Jahren mit anderen Atemwegserkrankungen ist im Vergleich zur der Vorwoche deutlich gestiegen und liegt deutlich höher als in den Vorsaisons um dieselbe Zeit. Mediziner gehen davon aus, dass viele Kinder aufgrund von Kitaschließungen und anderen Coronamaßnahmen im vergangenen Winter und Frühjahr bisher nicht in Kontakt mit bestimmten Erregern gekommen sind und das Immunsystem daher nicht darauf eingestellt ist. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129254/RKI-Auch-Geimpfte-sollten-sich-bei-Besuch-von-Aelteren-testen
CORONA – DEUTSCHLAND – Berufsverbot für Arzt wegen Scheinimpfungen – 19.11.2021
Nürnberg – Das Amtsgericht Nürnberg hat gegen einen Arzt aus dem Kreis Donau-Ries ein vorläufiges Berufsverbot verhängt. Das teilte die Zentralstelle zur Bekämpfung von Kriminalität im Gesundheitswesen bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg gestern mit.
Die Hauptverhandlung stehe noch aus. Das Amtsgericht Nürnberg habe jedoch dringende Gründe für die Annahme gesehen, dass gegen den Beschuldigten in der Hauptverhandlung ein Berufsverbot angeordnet werden wird, da dieser die Taten unter grober Verletzung der mit seinem Beruf verbundenen Pflichten begangen habe.
Die Praxis ist bereits seit Oktober geschlossen. Der Mediziner hatte den Ermittlungen zufolge seinen Patienten Scheinimpfungen verabreicht, wie die Zentralstelle weiter mitteilte.
Die Patienten seien gutgläubig von einer Impfung gegen das Coronavirus ausgegangen, hätten jedoch keinerlei Antikörper entwickelt.
Zusätzlich soll der Arzt bei Patienten, die sich nicht gegen Corona impfen lassen wollten, Impfungen in deren Impfpässe eingetragen haben, ohne dass diese stattgefunden hätten. In beiden Fällen habe er dies auch gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129239/Berufsverbot-fuer-Arzt-wegen-Scheinimpfungen
CORONA – ÖSTERREICH – Lockdown und Impfpflicht in Österreich – 19.11.2021
Pertisau – Österreich geht wegen Corona erneut ab dem kommenden Montag in einen Lockdown und wird im Februar eine Impfpflicht einführen. Das kündigte Bundeskanzler Alexander Schallenberg heute an. Österreich leidet unter einer massiven vierten Infektionswelle, die mit den bisherigen Maßnahmen nicht gebrochen werden konnte.
Trotz aller Überzeugungsarbeit und Kampagnen hätten sich zu wenige Menschen impfen lassen, sagte Schallenberg. Daher werde es ab 1. Februar 2022 zu einer Impfpflicht kommen. Bei Verstößen würden Verwaltungsstrafen drohen, sagte Schallenberg. Details der Regelung sollen in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden.
„Wir wollen keine fünfte Welle, wir wollen keine sechste und siebte Welle.“ Das Virus werde nicht weggehen, sondern bleiben. Der Lockdown sei ein schwerer Schritt. „Das schmerzt enorm“, sagte der Kanzler weiter. Ohne sie beim Namen zu nennen, kritisierte er die in Österreich einflussreiche rechte FPÖ heftig. Deren Impfkritik sei eigentlich ein „Attentat auf unser Gesundheitssystem“.
Der Lockdown werde nach zehn Tagen bewertet und höchstens 20 Tage dauern. Menschen dürfen ihr Zuhause nur für dringende Einkäufe oder Erledigungen verlassen, um zur Arbeit zugehen, oder um Bewegung im Freien zu machen. Lokale und die meisten Geschäfte schließen.
Alle Eltern wurden aufgerufen, ihre Kinder wenn möglich nicht zum Unterricht zu schicken. Für Familien ohne Betreuungsmöglichkeit bleiben die Schulen aber offen. Ab spätestens 13. Dezember sei für Geimpfte und Genesene der Lockdown vorbei, sagte Schallenberg. Einschränkungen für Ungeimpfte sollen danach aber weiter bestehen bleiben.
Die Sieben-Tage-Inzidenz steht in Österreich bei knapp 1.000 und seit mehr als einer Woche werden täglich mehr als 10.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Kliniken gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Besonders dramatisch ist die Lage in Salzburg und Oberösterreich mit Inzidenzen über 1.500 pro 100.000 Einwohnern.
Zu den bisherigen Maßnahmen zählte eine 3G-Regel am Arbeitsplatz. Die Beschäftigten müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Am 8. November folgte die 2G-Regel für Veranstaltungen, Gastronomie und Tourismus, die Ungeimpften den Zutritt zu weiten Bereichen in der Freizeit verwehrte. Die Maßnahmen hatten den Zweck, die Impfbereitschaft zu erhöhen. Allerdings wirken die Vakzine erst nach einigen Wochen.
Der Regierungschef und sein konservatives Regierungsteam hatten sich bis zuletzt gegen weitere Einschränkungen ausgesprochen. Vorschläge des grünen Gesundheitsministers Wolfgang Mückstein zum Beispiel zu nächtlichen Ausgangsbeschränkungen für alle wurden kritisiert.
Doch gestern preschten die von der ÖVP regierten Bundesländer Salzburg und Oberösterreich mit der Ankündigung regionaler Lockdowns vor. Auch einige andere Länder signalisierten gestern, dass sie mitziehen würden. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129255/Lockdown-und-Impfpflicht-in-Oesterreich
=> Neuer Lockdown und Impfpflicht für alle in Österreich – und bald auch in Deutschland? – 19.11.2021
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/515766/Neuer-Lockdown-und-Impfpflicht-fuer-alle-in-OEsterreich-und-bald-auch-in-Deutschland
CORONA – ÖSTERREICH – 2:09-min-Video: „Zu viele unsolidarisch“: Österreich ordnet Impfpflicht und Lockdown für alle an – 19.11.2021
Weil man es mit den bisherigen Mitteln nicht schaffe, eine erneute Explosion der Corona-Zahlen zu verhindern, sieht Österreichs Kanzler Schallenberg keinen anderen Weg. Das gesamte Land geht in einen Lockdown, in naher Zukunft tritt außerdem eine generelle Impfpflicht in Kraft.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Osterreich-ordnet-Impfpflicht-und-Lockdown-fuer-alle-an-article22941830.html
CORONA – ÖSTERREICH – „Wir wollen keine fünfte Welle“: Österreich verkündet Lockdown und Impfpflicht – 19.11.2021
Aufgrund der dramatischen Corona-Lage mit Sieben-Tage-Inzidenzen jenseits der 900 geht Österreich in den Lockdown. Dieser gilt für Ungeimpfte als auch für Geimpfte und soll 20 Tage dauern. Zudem gibt es ab Februar eine Impfpflicht.
Österreich zieht angesichts der massiven vierten Corona-Welle die Notbremse. Das Land werde ab Montag erneut in einen Lockdown gehen, der für Geimpfte und Genesene definitiv spätestens am 13. Dezember enden werde, kündigte Kanzler Alexander Schallenberg im Tiroler Ort Pertisau an. Für Ungeimpfte werde der Lockdown aber weitergehen.
Als erstes Land in der EU will Österreich obendrein eine Corona-Impfpflicht ab Februar 2022 einführen. „Wir wollen keine fünfte Welle, wir wollen keine sechste und siebte Welle“, erklärte Schallenberg. Der Lockdown führt auch dazu, dass die Skisaison voraussichtlich erst Mitte Dezember starten kann.
Ab Montag gelten die aus vorangegangenen Ausgangsbeschränkungen bekannten Regeln. Das Zuhause darf nur aus zwingenden Gründen verlassen werden. Dazu zählen der Weg zur Arbeit, Einkäufe für den täglichen Bedarf, der Gang zur Apotheke oder zum Arzt, sowie der Aufenthalt im Freien zur Erholung.
Als Konsequenz findet der Spitzensport nur noch vor leeren Rängen statt, in der Fußball-Bundesliga kehren die Geisterspiele zurück. Eine FFP2-Maskenpflicht gilt in allen Innenräumen.
Die Ausgangsbeschränkungen seien ein schwerer Schritt. „Das schmerzt enorm“, sagte der Kanzler. Ohne sie beim Namen zu nennen, kritisierte er die in Österreich einflussreiche rechte FPÖ heftig. Deren Impfkritik sei ein „Attentat auf unser Gesundheitssystem“, meinte der Kanzler. Die FPÖ, die in Umfragen auf rund 20 Prozent kommt, erhob ihrerseits schwere Vorwürfe. Österreich sei nun auf dem Weg in eine „Diktatur“, so der selbst an Corona erkrankte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Er rief die Menschen zu Demonstrationen am Samstag in Wien auf. Es werden mehrere Tausend Teilnehmer erwartet. Laut Polizei werden 1300 Beamte im Einsatz sein, um unter anderem die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken zu überwachen.
*** Mediziner reagieren erleichtert
Der Lockdown beeinträchtige das Weihnachtsgeschäft extrem, so der Geschäftsführer des Handelsverbands, Rainer Will. Ein Teil der Geschäfte sei existenziell gefährdet. „Die Branche muss Umsatzverluste von rund 2,7 Milliarden Euro verkraften.“ Finanzminister Gernot Blümel stellte für besonders betroffene Branchen wie Handel und Tourismus weitere Wirtschaftshilfen in Aussicht.
Die österreichischen Medien gehen mit der Regierung hart ins Gericht. Die Zeitung „Die Presse“ spricht von einem Staatsversagen und „unerträglicher Fahrlässigkeit“, weil die Regierung es versäumt habe, rechtzeitig zu handeln.
Zumindest eine gewisse Nachdenklichkeit ist diesmal bei der Pressekonferenz von Schallenberg und anderen Spitzenpolitikern zu spüren. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von den Grünen entschuldigte sich für den koalitionsinternen Streit über härtere Corona-Maßnahmen. „Leider sind auch wir als Bundesregierung an mancher Stelle hinter unserem Anspruch zurückgeblieben.“ Ein Grund für die mangelnde Vorsicht von Teilen der Bevölkerung könnte auch die Ansage von Ex-Kanzler Sebastian Kurz im Sommer gewesen sein, dass die Pandemie für die Geimpften vorbei sei. Die ÖVP hatte sogar plakatiert: „Die Pandemie gemeistert, die Krise bekämpft.“
Mediziner zeigten sich erleichtert über den Lockdown. Die täglichen Rekordwerte bei den Infektionszahlen würden sich erst verzögert in den Normal- und Intensivstationen widerspiegeln. „Es ist wirklich höchste Zeit für eine Vollbremsung“, so die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin.
*** „Sicherheit ist die neue Währung im Tourismus“
Die Sieben-Tage-Inzidenz steht in Österreich bei rund 1000. Seit mehr als einer Woche werden täglich mehr als 10.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Kliniken gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Besonders dramatisch ist die Lage in Salzburg und Oberösterreich mit Inzidenzen über 1500 pro 100.000 Einwohner.
Zu den bisherigen Maßnahmen zählte eine 3G-Regel am Arbeitsplatz. Die Beschäftigten müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Am 8. November folgte die 2G-Regel für Veranstaltungen, Gastronomie und Tourismus, die Ungeimpften den Zutritt zu weiten Bereichen in der Freizeit verwehrte. Am Montag traten noch schärfere Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte in Kraft.
Für den Tourismus ist die Entwicklung unmittelbar vor dem geplanten Start der Wintersaison erneut ein schwerer Rückschlag. Sie bedeute über den Umsatzverlust hinaus einen erheblichen Imageschaden, sagte Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Gäste seien nicht nur wegen der schönen Landschaft gekommen, sondern auch wegen des Gefühls der Sicherheit. „Sicherheit ist die neue Währung im Tourismus.“ Der Lockdown selbst sei alternativlos. „Wir müssen das jetzt mittragen“, sagte Kraus-Winkler. Die Branche setze auf ein Durchstarten in der zweiten Saisonhälfte ab Mitte Januar. „Wir hoffen, dass noch was zu retten ist“, meinte die Expertin. Quelle: ntv.de, mli/dpa
Text inkl. 2:09-min-Video: https://www.n-tv.de/politik/Osterreich-verkuendet-Lockdown-und-Impfpflicht-article22941133.html
CORONA – ÖSTERREICH – Corona: Ampel tiefrot – 19.11.2021
So rot wie nie zuvor leuchtet die Corona-Ampel. Alle Bundesländer bleiben im sehr hohen Risiko rot und haben einen Rekordabstand zum orangen Bereich, der immer noch hohes Risiko ausdrückt. Laut dem der APA vorliegenden Arbeitsdokument des Gremiums weist Wien mit der Risikozahl 243 noch den besten Wert auf. Um Rot zu entkommen, müsste der Wert auf unter 100 sinken. Die Kommission empfahl Kontaktbeschränkungen und die Prüfung einer Impfpflicht.
Wie weit man in großen Teilen des Landes davon entfernt ist, illustrieren die Zahlen aus den Ländern mit der schlimmsten Situation. Tirol steht bei 1.615 und Salzburg bei 1.604. In sämtlichen Bundesländern weist der 14-Tage-Trend steil nach oben. Auch bei der besonders verwundbaren Gruppe der Über-65-Jährigen geht es überall aufwärts. Nur noch Wien, das Burgenland, Kärnten und die Steiermark dürften in 14 Tagen die kritische 33 Prozent-Marke an den Intensivstationen nicht überschritten haben.
*** Wien deckt verhältnismäßig viele asymptomatische Fälle auf
Asymptomatische Fälle werden indes mancherorts kaum noch entdeckt. In Tirol beträgt die entsprechende Quote null Prozent, in Vorarlberg drei. Einzig Wien deckt dank seiner Teststrategie noch 52 Prozent an Fällen, die ohne Symptome auftreten, auf.
Zu verdanken hat das die Bundeshauptstadt dem mit Abstand umfangreichsten Testaufkommen. Bezogen auf 100.000 Einwohner gab es vergangene Woche in Wien fast 99.000 Tests. Das ist verglichen zu den Schlusslichtern Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg rund das Dreifache.
Weiter hapert es auch beim Contact Tracing. In Oberösterreich werden gerade noch 14 Prozent der Fälle aufgedeckt. Am besten sieht es im Burgenland aus, wo bei 51 Prozent der Erkrankungen der Ansteckungsherd geklärt ist. Im Bundesschnitt sind es 29 Prozent.
Dass die Welle keine Region des Landes auslässt, sieht man daran, dass es mittlerweile keinen einzigen Bezirk mehr gibt, in dem es nicht aufwärts geht. Die niedrigste rohe Fallinzidenz mit noch immer beachtlichen 453 hat Gänserndorf in Niederösterreich. Gleich sieben Bezirke liegen über 2.000. Die risiko-adjustierte Fallzahl, die auch andere Faktoren wie Alter der Patienten einbezieht, liegt beispielsweise in Lienz in Osttirol gar bei knapp 4.755.
Was die Bildungsstufen angeht, sind nunmehr alle Bundesländer auf Stufe drei abgerutscht. Das ist aber durch die mittlerweile bundesweit eingeleiteten Verschärfungen praktisch egal.
*** Corona-Kommission spricht sich für Lockdown aus
Die Corona-Kommission wies neuerlich darauf hin, dass die aktuell gültigen Präventions-Maßnahmen nicht ausreichend sind, „um eine nachhaltige Senkung der Inzidenzen kurzfristig herbeizuführen“. Insbesondere gelte das aktuell in den Regionen mit besonders hohem Infektionsgeschehen bzw. hohen Spitals-Auslastungen wie Oberösterreich und Salzburg.
Die Corona-Kommission sprach sich daher für flächendeckende und allgemeine Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung („Lockdowns“) aus, welche in den am stärksten betroffenen Regionen unmittelbar umzusetzen sind. Salzburg und Oberösterreich haben inzwischen ja auch entsprechende Maßnahmen ab Montag angekündigt. Aufgrund der anhaltend steigenden Fallzahlen und insbesondere der zu erwartenden Dynamik der ICU-Aufnahmen allerorts empfahl die Corona-Kommission darüber hinaus das Setzen effektiver Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung im gesamten Bundesgebiet, um einer akut drohenden Überlastung der medizinischen Versorgung gezielt entgegenzuwirken. „Die Schließung des Bildungsbereiches sollte jedoch die ultima Ratio sein“, hieß es. Zudem empfahl die Corona-Kommission die Prüfung einer generellen, temporären Impflicht für die gesamte impfbare Bevölkerung.
https://science.apa.at/power-search/6986439317644328618
SIEHE DAZU:
CORONA – ÖSTERREICH – Mückstein: Dreiwöchiger Wellenbrecher-Lockdown ist notwendig zur Stabilisierung des Gesundheitssystems – Hitzige Nationalratsdebatte bei Behandlung von Gesundheitsvorlagen zum Impfen und zum Testen in den Betrieben – 19.11.2021
Wien (PK) – Von den aktuellen Entwicklungen teilweise überrollt wurde die weitere Nationalratsdebatte über diverse Gesundheitsthemen, die aufgrund der Terminprobleme von Minister Mückstein erst zu späterer Stunde behandelt werden konnten. Dabei ging es unter anderem um einen Beschluss, der es dem Dachverband der Sozialversicherungsträger ermöglicht, aktiv an noch nicht gegen das COVID-19-Virus geimpfte Personen heranzutreten und sie in einem Schreiben über ihre damit verbundenen gesundheitlichen Risiken zu informieren. Außerdem wird der finanzielle Zuschuss des Bundes zu den Corona-Testungen in den Betrieben bis Ende des Jahres verlängert.
Aufgrund der Rekordwerte bei den Infektionszahlen und der dramatischen Situation in den österreichischen Spitälern seien Entscheidungen notwendig gewesen, die ihm nicht leicht gefallen seien, erklärte Bundesminister Wolfgang Mückstein. Um die vierte Welle zu brechen und um die Krankenhäuser zu entlasten, habe man sich bei den Gesprächen mit den Landeshauptleuten in Tirol auf einen dreiwöchigen harten Lockdown ab 22. November für ganz Österreich geeinigt. Dieser sei grundsätzlich mit ganztägigen Ausgangsbeschränkungen verbunden, informierte Mückstein, Schulen und Kindergärten würden aber grundsätzlich offen bleiben. Außerdem sei die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht geplant, um vor allem aus mittel- und langfristiger Sicht die Durchimpfungsrate erhöhen zu können. Zum aktuellen Zeitpunkt müsse vor allem die Booster-Impfung forciert werden, betonte der Ressortchef, dafür liege ausreichend Evidenz vor. Parallel dazu werde die Gültigkeitsdauer des Grünen Passes auf sieben Monate verkürzt.
Die Regierung habe in den letzten Monaten beim Pandemiemanagement einfach versagt, konstatierte SPÖ-Abgeordnete Julia Herr, und machte dafür das „System Kurz“ verantwortlich. Das Chaos münde nun in einen Lockdown, der zu verhindern gewesen wäre. NEOS-Vertreter Gerald Loacker bezeichnete es als politisches Unvermögen, wenn einfach alles zugesperrt werde. Während dies für den heimischen Handel fatale Folgen habe, würden nun bei den Onlinekonzernen wohl die Korken knallen. Von einem vollkommenen Versagen der Krisenkommunikation und des Krisenmanagements der Bundesregierung sprach die FPÖ. Hätte man die Vorschläge der Freiheitlichen rechtzeitig umgesetzt, hätte man die Situation gut in den Griff bekommen, war Gerhard Kaniak (FPÖ) überzeugt. Sein Fraktionskollege Peter Wurm qualifizierte die geplante Einführung einer allgemeinen Impfpflicht als einen Tabubruch ungeahnten Ausmaßes, während Dagmar Belakowitsch (FPÖ) meinte, dass damit eine rote Linie überschritten wurde. …
https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK1308/index.shtml
CORONA – ÖSTERREICH – Corona: Lockdown, Impfpflicht, Schulen bleiben aber offen – 19.11.2021
Regierung und Landeshauptleute haben sich nach zähem Ringen auf eine Corona-Impfpflicht und auf einen Lockdown für ganz Österreich verständigt. Die Schließungen sollen ab Montag maximal 20 Tage dauern, wobei nach zehn Tagen evaluiert wird. Die FFP2-Maskenpflicht kommt in allen Innenräumen.
Die Schulen bleiben grundsätzlich offen (Präsenzunterricht „für all jene, die es benötigen“ laut der schriftlichen Vereinbarung), die Präsenzpflicht wird aber ausgesetzt, sagte Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP). „Es gibt den gemeinsam Appell von Bundesregierung und Landeshauptleuten, dort wo möglich, die Schüler zuhause zu lassen“, betonte er – und verwies auf die extrem hohe Fallzahlen in diesen Altersgruppen. „Was immer wir im Schulbereich entscheiden, ist immer eine Herausforderung“, räumte er ein. Man bitte die Bevölkerung in den nächsten 20 Tagen, sich noch einmal zusammenzureißen, „damit wir diese vierte Welle brechen“. „Und ich hoffe, dass wir mit diesem Appell nie wieder in seine solche Situation kommen“, sagte er.
*** Impfpflicht ab Februar
Außerdem wurde eine allgemeine Impfpflicht angekündigt. Diese soll rasch auf den Weg gebracht werden und ab 1. Februar gelten. Die Einigung wurde am Rande der Landeshauptleutekonferenz am Achensee von Regierung und Landeshauptleuten präsentiert. Eine der dabei offenen Fragen ist jene der Durchsetzung bzw. welche Sanktionierung es geben könnte. Viele Juristen sprechen sich in der laufenden Diskussion für Verwaltungsstrafen aus.
Ex-Justizministerin Maria Berger (SPÖ) bezeichnete die „gelinderen Mittel“ – wie Impfkampagne, „gutes Zureden“ und Beschränkungen für Ungeimpfte – in einem „Kurier“-Interview schon am Donnerstag als ausgeschöpft. „Deshalb ist jetzt die Zeit gekommen: Es ist gerechtfertigt, eine Impfpflicht einzuführen.“ Dass man auch dann nicht alle Bevölkerungsteile erreichen wird, spräche nicht gegen eine solche Maßnahme, sagte Medizinrechtsexperte Karl Stöger von der Universität Wien ebenfalls am Donnerstag im Ö1-Mittagsjournal. Es gehe aber darum, dass ausreichend Menschen geimpft werden, um den Druck auf das Gesundheitssystem zu verringern.
*** Sanktionen bei Verweigerung
Impfverweigerern, die nicht unter zu definierende Ausnahmeregelungen fallen, dürften wohl Sanktionen angedroht werden: Verwaltungsstrafen seien denkbar, „bei mehrfachen Vergehen könnte die Sache auch strafrechtlich relevant werden“, sagte Maria Kletecka, Mitglied der Bioethikkommission, den Vorarlberger Nachrichten (Donnerstag-Ausgabe). Für den Verfassungsexperten Peter Bußjäger von der Universität Innsbruck wären ebenfalls Geldstrafen möglich, die nach der Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) verhältnismäßig sein müssen. „Das dürften vielleicht ein paar Hundert Euro sein.“
„Durchaus auch in einer gewichtigen Höhe, vielleicht auch, wenn man trotz einer Bestrafung der Pflicht nicht nachkommt, im Wiederholungsfalle noch einmal“, meinte dazu Andreas Janko von der Johannes Kepler Universität in Linz im Mittagsjournal. „Es werden Menschen in einer gewissen Frist aufgefordert, sich impfen zu lassen. Und wenn sie dem nicht entsprechen, dann gibt es eben entsprechende Geldstrafen“, so Stöger. Im „Kurier“ dachte der Medizinrechtler über eine groß angelegte Aktion nach: Die Gesundheitsbehörden könnten das Melde- mit dem Impfregister abgleichen, Ungeimpfte würden eine schriftliche Aufforderung erhalten, wer dem nicht innerhalb einer Frist nachkommt, bekommt einen Strafbescheid. Eine Verwaltungsstrafe sei nicht nur „gesellschaftlich vertretbar“, sondern womöglich auch eine Hilfe für Menschen, die sich wegen Drucks im sozialen Umfeld bisher nicht impfen haben lassen, meinte Maria Berger.
Die rechtliche Basis etwa für das Gesundheitspersonal verortete Bußjäger im VN-Interview im Epidemiegesetz. Für eine generelle Impfpflicht hingegen sei ein Gesetz nötig, „das durch das Parlament gebracht werden muss“.
Ob eine Einführung indes verfassungsrechtlich grundsätzlich möglich wäre, hängt im Wesentlichen von der Verhältnismäßigkeit der Maßnahme ab. Die befragten Verfassungsjuristen sahen diese im Mittagsjournal vom Donnerstag angesichts der eskalierenden Coronalage gegeben: „So wie die Entwicklung der Dinge läuft und die Beurteilung durch die Fachleute, kann man annehmen, dass nun die Schwelle der Verhältnismäßigkeit erreicht ist“, meinte Bernd-Christian Funk von der Sigmund Freud Privatuniversität. „Ich würde auch angesichts der jüngsten Judikatur des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte bei einer gut gemachten und begründeten Impfpflicht gute Chancen sehen, dass das vor dem Verfassungsgerichtshof hält“, so Stöger. „Man muss beachten, dass die Impfpflicht für die gegenwärtige Welle schon ziemlich spät kommt. Daher scheint es mir, als ob man sozusagen mit einer Impfpflicht bereits für eine kommende Welle Vorsorge trifft. Aber auch in diesem Fall scheint mir die Maßnahme verhältnismäßig“, erklärte Bußjäger.
https://science.apa.at/power-search/6680042505183595789
CORONA – ÖSTERREICH – Popper sieht in Lockdown „extrem teure Maßnahme“, die „wirken muss“ – 19.11.2021
Eine „extrem teure Maßnahme“, und zwar bei weitem nicht nur im wirtschaftlichen Sinn, sieht der Simulationsforscher Niki Popper im neuerlichen bundesweiten Lockdown. Dieser „wird und muss wirken, weil es ja eh schon die ‚ultima ratio‘ ist“, sagte er am Freitag zur APA. Nichtsdestotrotz müsse jetzt endlich die Impfquote steigen, Maßnahmen wirklich umgesetzt und PCR-Test-Ressourcen bundesweit geschaffen werden, um ohne weitere Verwerfungen durch den Winter zu kommen.
Erste Effekte könne man vielleicht schon in der Mitte der kommenden Woche sehen – obgleich dafür dann vor allem „Vorwegeffekte“ verantwortlich zeichnen. Denn viele Menschen hätten sich schon in den vergangenen Tagen in ihrem Kontaktverhalten zurückgenommen. In der kommenden Woche könne sich aber schon zeigen, „in welche Richtung der Zug jetzt geht“, sagte Popper.
*** Frage der Dynamik
Eine Einschätzung bezüglich der tatsächlichen Wirksamkeit sei dann sieben bis neun Tage nach Lockdownbeginn möglich. Die wichtigste Frage sei, „ob die Dynamik wirklich ausreichend schnell nach unten geht“. Anders als bei einem „Niedrig-Inzidenz-Management“ geht es bei einem Lockdown darum, dass die aktuellen Zahlen bei den Infektionen, aber vor allem auf den Intensivstationen, „schnell wirklich drastisch sinken“. Nur das könne den jetzigen gesellschaftlichen Einsatz rechtfertigen.
Beim „psychisch, sozial und ökonomisch“ sehr teuren Lockdown müsse man sich die Zielvorstellung sehr gut überlegen. „Uns interessiert bei so hohen Zahlen wie jetzt natürlich die Absolutzahl.“ Sind es dann weniger Neuinfektionen, werde aber interessanter, „wie schnell die Zahl noch sinkt“, so Popper. Gehen etwa am Lockdownende die Werte pro Tag noch um jeweils rund zehn Prozent oder mehr hinunter, „ist das für uns aus dynamischer Sicht das wichtigere“. Es gelte dann, das richtige Maß zwischen „lange genug“ und „nicht zu lange“ zu finden.
Klar sei, dass die mit „enormen Kosten verbundene“ Notfalllösung Lockdown nur so lange wirkt, wie sie andauert, betone Popper: „Am wichtigsten ist nach wie vor das Impfen.“ Gerade bei den Erst- und Zweitimpfungen müsse mehr passieren. Bei der Grundimmunisierung hinke Österreich nämlich weiter vielen anderen Ländern hinterher. „Wenn wir das mit dem Impfen nicht hinbekommen, werden wir die aktuelle Situation wieder erleben.“ Ob eine angekündigte Impfpflicht hier die gewünschten Effekte bringt, kann Popper nicht einschätzen.
Gerade die Grundimmunisierungen entlasten aber längerfristig die Intensivstationen, weil ein schwerer Verlauf damit weitestgehend unterbunden wird. Das wäre für Februar und März sehr wichtig. Boosterimpfungen wirken schnell und tragen jetzt auch direkt zur Besserung bei. Für das erste Quartal 2022 sind sie wichtig, weil sie die Ausbreitungsdynamik reduzieren.
*** Zuviele Ungeimpfte
Insgesamt nennt Popper drei wichtige Bereiche, um mittelfristig die Lage ohne Lockdown zu beherrschen: Das Plateau an nicht geimpften Menschen „ist schlichtweg zu hoch“. Hier müsse sich also zuerst etwas ändern, so der Wissenschafter von der Technischen Universität (TU) Wien und dem TU-Spin-off dwh, das Teil des Prognosekonsortiums ist. Zweitens müssen gesetzte Maßnahmen auch tatsächlich kontrolliert und umgesetzt werden. Drittens brauche es endlich bundesweit ein „Sicherheitsnetz“ in Form einer funktionierenden PCR-Testinfrastruktur. Letzteres ist das Mittel, auf das man dann zurückgreifen kann, wenn regional Zahlen wieder zu steigen beginnen, um etwa Schulen offen zu halten.
Die aktuelle Situation sei leider wie eine ins Rutschen gekommene Lawine, die immer größer geworden ist. Basierend auf der bekannter Weise zu niedrigen Impfquote wurden die grundsätzlichen Maßnahmen zum Niedrig-Inzidenz-Management nicht effizient umgesetzt. Der Versuch, dem mit einem „Bremsblock“ Herr zu werden, ist dann klar am fehlenden Bremsblock gescheitert. Denn ausreichend PCR-Tests waren nur in wenigen Regionen verfügbar, so Popper.
https://science.apa.at/power-search/12315847859762359009
CORONA – ÖSTERREICH – Gartlehner: Lockdown wirkt, aber alles für Impfung tun – 19.11.2021
Der Epidemiologe Gerald Gartlehner ist davon überzeugt, dass mit dem von der Regierung angekündigten harten Lockdown ab Montag die vierte Welle gebrochen werden kann. Darüber hinaus müsse man aber wirklich umsetzen, was bei der Pressekonferenz angekündigt wurde, „nämlich alles zu tun, dass geimpft wird – sowohl der dritte Stich als auch die noch nicht erfolgten Erststiche. Sonst haben wir im Jänner oder Februar sicher wieder die nächste Welle“, sagte Gartlehner zur APA. …
https://science.apa.at/power-search/12039107783502693147
CORONA – ÖSTERREICH – Lockdown aus virologischer Sicht „am wirksamsten“ – 19.11.2021
Seit Wochen haben Experten von der Regierung weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus und dem Schutz der Spitäler gefordert. Nun kommt am Montag ein 20 Tage dauernder, österreichweiter Lockdown. Das sei „die Maßnahme, die aus virologischer Sicht am wirksamsten ist“, sagte der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien am Freitag im Gespräch mit der APA. Auch der Molekularbiologe Ulrich Elling begrüßte den Lockdown und die Impfpflicht. ,,,
https://science.apa.at/power-search/5115377208085961925
CORONA – ÖSTERREICH – Intensivmediziner begrüßen österreichweiten Lockdown – 19.11.2021
Intensivmedizinerinnen und -mediziner begrüßen den am Freitag verkündeten österreichweiten Lockdown zur Eindämmung der vierten Corona-Welle. „Die Rekordwerte bei den Infektionszahlen, die wir jetzt Tag für Tag erlebt haben, werden sich erst zeitverzögert auch in den Normal- und Intensivstationen widerspiegeln. Es ist wirklich höchste Zeit für eine Vollbremsung“, betonte Walter Hasibeder, Präsident der Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). …
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CORONA – ÖSTERREICH – ÖAW-Präsident Zeilinger ruft zum Impfen auf 19.11.2021
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) empfiehlt angesichts der Rekordwerte an Neuinfektionen mit dem Coronavirus allen Menschen, die sich impfen lassen können, eine Immunisierung durch eine Impfung. „Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Die Impfung ist der beste Schutz, den wir gegen eine Infektion mit dem Coronavirus haben“, appellierte ÖAW-Präsident Anton Zeilinger am Freitag in einer Aussendung, und ruft dringend zur Impfung auf.
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CORONA – ÖSTERREICH – Nur jede zweite Corona-Infektion bei Kindern in Wien entdeckt – 19.11.2021
Jede zweite Covid-Infektion eines Kindes oder Jugendlichen wird in Wien nicht entdeckt. Das zeigte die in Wien durchgeführte Lead-Covid-19-Studie, für die Wissenschafter Anitkörpertests bei über 600 ungeimpften Kinder und Jugendlichen durchführten, die glaubten, nicht mit dem Virus infiziert gewesen zu sein. Die Impfung ist der einzige Weg, um die Kinder zu schützen, schloss Projektleiterin Marie-Kathrin Breyer vom Ludwig Boltzmann-Institut für Lungengesundheit.
Bei rund zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Wien war vor allem mit den mehrmals wöchentlich in Schulen durchgeführten Covid-Tests bereits eine Ansteckung festgestellt worden. Dass diese Zahl jedoch nur rund die Hälfte aller Infizierten der Altersgruppe von sechs bis 20 Jahren abbildet, stellten die Wissenschafter nun mit den im Oktober 2021 erhobenen Daten fest.
Bei den Sechs- bis Zwölfjährigen waren 9,3 Prozent wissentlich infiziert, die Studie fand zusätzliche 8,8 Prozent, deren Infektion bisher unentdeckt geblieben ist. Bei den Jugendlichen zwischen zwölf und 20 Jahren zeichnet sich ein ähnliches Bild: 12,4 Prozent dieser Altersgruppe hatten wissentlich eine Infektion durchgemacht, mehr noch – nämlich 13,7 Prozent – unwissentlich. Rund 20 Prozent der Wiener Kinder und Jugendlichen sind demnach bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen.
*** Testen gegen die Dunkelziffer
Das Testen an den Wiener Schulen sei wichtig, da die Dunkelziffer ansonsten noch höher läge. Es ist zu befürchten, dass das in anderen Bundesländern der Fall ist, denn die Wiener Kinder und Jugendlichen sind österreichweit am besten getestet, stellte Breyer in einer Aussendung fest. „Nicht nur, dass eine SARS-CoV-2 Erkrankung bei Kindern nicht immer komplikationslos und ohne Langzeitfolgen verläuft, sondern die Kinder und Jugendlichen sorgen auch für weitere Verbreitung des Virus. Wollen wir unsere Kinder wirklich schützen – und damit auch uns und andere – ist die Impfung der einzige Weg“, sagte die Wissenschafterin.
Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wurde betont, dass die Dunkelziffer von 100 Prozent eine gute Nachricht sei – auch wenn dies paradox klinge, wie ein Sprecher gegenüber der APA erläuterte. Allerdings: In der bis dato letzten Seroprävalenz-Studie in dieser Alterskategorie im Jahr 2020 war die angenommene Dunkelziffer bei mindestens 300 bis 400 Prozent gelegen. Damals sei in der Altersgruppe auch noch kaum getestet worden.
*** Durch Studie in Strategie bestätigt
Durch die aktuelle Studie sehe man sich in der Strategie bestätigt, in Wien etwa zwei Mal in der Woche PCR-Tests bei Schülern anzuwenden. Dadurch könne man frühzeitig Infektionsketten unterbrechen und Folgeinfektionen vermeiden. Ohne dieser Teststrategie würde die Dunkelziffer bei einem Vielfachen liegen, zeigte man sich überzeugt.
https://science.apa.at/power-search/2220387211165349413
CORONA – ÖSTERREICH – Faßmann: An Schule nicht nur Betreuung, sondern Unterricht – 19.11.2021
„Insgesamt froh“ über die für die Schulen getroffene Regelung zeigte sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Diese komme sowohl Eltern als auch Schülern und Lehrpersonen entgegen: „Es gibt keine Form des hybriden Unterrichts, wo Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig Distance Learning betreuen müssen und auch Präsenzunterricht haben“, meinte Faßmann zur APA.
„Das Wesentliche ist: Die Schule ist offen, sie sorgt nicht nur für Betreuung, sondern auch für Unterricht“, betonte der Minister. Abgesichert werde der Betrieb durch eine durchgehende Maskenpflicht (Mund-Nasen-Schutz für Jüngere, FFP2-Maske für Oberstufe und Lehrer) sowie dreimal wöchentliche Tests für alle. Gleichzeitig könne man die Klassen entdichten – jene Eltern, für die Homeoffice möglich ist, könnten ihre Kinder auch daheim lassen, wenn sie dies wollen.
Distance Learning sei dann möglich, wenn etwa eine ganze Klasse daheimbleibe, meinte Faßmann. Wenn die technischen Möglichkeiten vorhanden sind, könne außerdem auch ein synchroner Hybridunterricht stattfinden, bei dem der Präsenzunterricht per Kamera nach Hause übertragen wird. Ansonsten würden daheimgebliebene Schüler Lernpakete und Aufgaben erhalten, die sie dann über die Lernplattform der jeweiligen Schule abgeben.
*** Lehrer sollen mit Augenmaß vorgehen
Bei den Schularbeiten bzw. Tests gibt es zwar die grundsätzliche Vorgabe, diese während der Lockdownphase nicht stattfinden zu lassen. Wenn aber etwa praktisch alle Schüler anwesend seien bzw. sie unaufschiebbar sind, könnten sie durchgeführt werden. „Man kann sie aber auch ganz entfallen lassen, wenn anderweitig eine gesicherte Leistungsbeurteilung möglich ist.“ Auf jeden Fall vermeiden wolle man, dass sämtliche Schularbeiten und Tests dann im Jänner stattfinden müssen, ergänzte Faßmann dann bei einer Pressekonferenz am Nachmittag. Bei der Vermittlung von neuem Unterrichtsstoff sollten die Lehrer mit Augenmaß vorgehen. „Die nächsten drei Wochen sind nicht die Zeit, curricular aufs Tempo zu drücken“.
Tipps, ob Eltern ihre Kinder eher in die Schule schicken oder daheim lassen sollten, wollte Faßmann nicht geben. Das wüssten die Eltern am besten – bedenken sollte man jedenfalls regionale Umstände wie das Infektionsgeschehen am Wohnort sowie den Lerntyp des Kindes.
Eine Prognose über die Inanspruchnahme des Unterrichts wollte der Minister nicht abgeben. Im Zuge der Lockdowns in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass dies von Schultyp zu Schultyp und von Schule zu Schule unterschiedlich gewesen sei. Mit zunehmender Dauer seien dann immer mehr in die Schule gekommen.
Für die Hochschulen wird es keine Vorgaben seitens des Ministeriums geben. Diese seien komplett autonom. Sie würden aber größtenteils auf Distance Learning umstellen, wo ein solches machbar sei und andererseits versuchen, etwa Labortätigkeiten und künstlerischen Unterricht in Präsenz anzubieten.
https://science.apa.at/power-search/2717661391629904104
CORONA – ÖSTERREICH – Schule mit Masken, aber ohne Präsenzpflicht 19.11.2021
Die Schulen und Kindergärten bleiben auch während des Lockdowns geöffnet – gleichzeitig appellieren aber Regierung wie Länder, die Kinder wenn möglich daheim zu betreuen. In den Schulen gilt durchgehend Maskenpflicht: Kinder in Volksschulen, AHS-Unterstufen, Mittelschulen und Sonderschulen müssen zumindest einen Mund-Nasen-Schutz tragen, alle anderen Schüler sowie Lehrer eine FFP2-Maske. Kritik kommt von Lehrervertretern.
Laut Bildungsministerium gilt jene Regel, die gestern für Oberösterreich und Salzburg getroffen wurde, ab Montag für ganz Österreich. Der Stundenplan bleibt also aufrecht. Kinder, die nicht in die Schule gehen wollen, dürfen aber daheimbleiben. Dafür reicht eine Entschuldigung der Eltern, ärztliches Attest ist keines nötig. Die Erlaubnis zum Fernbleiben gilt dabei laut Erlass tageweise- stundenweises Ein- und Auschecken ist nicht möglich.
*** Unterricht grundsätzlich in Präsenz
Flächendeckendes Distance Learning gibt es nicht, da der Unterricht grundsätzlich in Präsenz stattfindet – Kinder, die nicht in die Schule kommen, sollen sich aber über die durchgenommenen Stoffgebiete bei den zuständigen Lehrerinnen und Lehrern informieren können. Sie können auch Lernpakete für daheim erhalten. Falls sie die technischen Möglichkeiten haben und die Lehrer dies anbieten, können sie sich auch von daheim in den Unterricht „dazuschalten“. Eine Verpflichtung dazu besteht nicht.
Wer in die Schule kommt, muss sich wie bisher dreimal die Woche testen lassen (ausgenommen sind nur Genesene). Gibt es einen Infektionsfall, müssen alle anderen Schüler fünf Tage lang täglich zumindest einen Antigentest durchführen. Die Maske muss auch im Unterricht getragen werden, beim Lüften sind Maskenpausen einzuplanen. Schularbeiten bzw. Tests sollen in der Lockdown-Phase grundsätzlich vermieden werden.
*** Kritik von Kimberger
Kritik kommt vom obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). „Die politische Kommunikation ist eine Katastrophe – man hört von allen Seiten etwas anderes“, meinte der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD zur APA. „Ich habe meine Zweifel, ob diese Maßnahmen wirklich dazu führen, die extrem hohen Inzidenzen an den Schulen zu senken.“
Man werde ab Montag sehen, ob die Appelle vom Bundeskanzler abwärts, die Kinder nach Möglichkeit nicht in die Schule zu schicken, auch helfen, so Kimberger. „Aus meiner Sicht sind die Maßnahmen ungenügend, um Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Kinder und Familien, die man ja auch mitdenken muss, zu schützen. In Wirklichkeit müssten jetzt die Präsenzphasen deutlich reduziert werden. Was uns von Virologen empfohlen wird – Kontaktreduzierung, Abstand -, das müsste auch in der Schule umgesetzt werden.“
Offenbar spiele der Gesundheitsschutz an den Schulen nur eine untergeordnete Rolle. „Wir haben bedenkliche Inzidenzen und viele Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte in Quarantäne“, so Kimberger. „Von den Gesundheitsbehörden kommt auch nicht die Unterstützung, die wir dabei brauchen.“ Daher bestehe die Gefahr, dass die Inzidenzen an den Schulen trotz Lockdown hoch bleiben.
*** AHS-Direktoren wollen Entscheidungsfreiheit
Die AHS-Direktoren fordern in einer Aussendung die Möglichkeit zur Entscheidung über die Form des Unterrichts – also ob präsent oder digital gelehrt wird. Dies soll am Standort im Einvernehmen mit dem Kollegium festgelegt werden und zwar auf Basis der regionalen Infektionslage und speziellen Standort-Gegebenheiten. Auch das Heimschicken von Klassen im behördlichen Auftrag am Standort soll an der Schule entschieden werden dürfen – mit nachträglicher „Absegnung“ durch die Gesundheitsbehörden.
Geteilte Meinungen gibt es laut Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger bei den Schülern: Der Spagat zwischen offenen und sicheren Schulen sei zuletzt immer größer geworden, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Man habe sich immer für offene Schulen eingesetzt – wenn aber aufgrund der Infektionslage in manchen Regionen wie OÖ und Salzburg der Schulbetrieb nicht mehr sicher sei und auch kein qualitativ guter Unterricht stattfinden könne, müsse dort auch zeitlich befristet Distance Learning möglich sein. Jedenfalls an der Schule bleiben müssten aber Abschlussklassen und der Praxisunterricht.
Laut Zahlen der AGES liegt die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen in allen Bundesländern derzeit in etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Bei den Inzidenzen gibt es aber enorme Unterschiede zwischen den Ländern: So liegt die 7-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen derzeit etwa in Salzburg bei 3.055 und in OÖ bei 2.844, während sie in Wien 1.046 beträgt.
*** Opposition reagiert unterschiedliche
FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl wirft Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Aussendung das Untergraben der Schulpflicht durch seine „Wischi-Waschi-Lösung“ vor. Sein NEOS-Pendant Martina Künsberg Sarre ist dagegen mit der Lösung zufrieden. Keinesfalls dürften aber Eltern, die ihr Kind in die Schule schicken, stigmatisiert werden. „Das Wichtigste in der momentanen, sehr ernsten Situation ist, dass wir nicht auf die Kinder und Jugendlichen vergessen, denn wir haben die vielen negativen Folgen des Distance Learnings aus den vorangegangenen Lockdowns noch gut in Erinnerung“, so der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr.
https://science.apa.at/power-search/9759588962280987297
CORONA – ÖSTERREICH – Viele Hochschulen stellen Betrieb um – 19.11.2021
Viele Hochschulen stellen angesichts des anstehenden Lockdowns ihren Betrieb um. An der Uni Innsbruck finden etwa ab Montag alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen nur in virtueller Form statt. Die Uni Wien verlegt dagegen vor allem ihre Vorlesungen ins Netz und lässt etwa Labor- oder Sportübungen weiter vor Ort stattfinden. Auch geplante Präsenzprüfungen können stattfinden.
Nicht-prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen finden an der größten Hochschule des Landes demnach generell digital statt. Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen (insb. Laborlehre, Sport), die nur vor Ort stattfinden können, bleiben in Präsenz. Prüfungen werden in jener Form abgehalten, in der sie geplant waren – bei Vor-Ort-Lehre oder -Prüfungen gilt die 2,5G-Regel sowie die FFP2-Maskenpflicht (ausgenommen sind Redebeiträge).
Ähnlich die Uni Linz: Auch dort wird weitgehend auf Onlinebetrieb umgestellt, ausgenommen sind auch hier Lehrveranstaltungen, die nur präsent abgehalten werden können, beispielsweise Labore. Prüfungen sollen soweit wie möglich digital abgehalten werden, können aber auch präsent stattfinden, wenn dies wegen der Kurzfristigkeit der Umstellung notwendig ist. Für alle Präsenzanteile gilt weiterhin 2,5G-Nachweis sowie FFP2-Maskenpflicht.
Auch an der Universität Salzburg und der Fachhochschule Salzburg wechseln ab Montag Lehre und Prüfungen mit wenigen Ausnahmen in den Online-Modus. Wenn Präsenzunterricht erforderlich ist – etwa in Laboren oder bei nicht verschiebbaren Kleingruppen-Treffen – gilt an der Uni ausschließlich 2G, an der Fachhochschule 2,5G und Maskenpflicht.
*** Uni Graz: Präsenz mit Abstrichen
Anders an der Uni Graz: Dort können ab Dienstag Lehrveranstaltungen und Prüfungen weiter grundsätzlich in Präsenz stattfinden – allerdings dürfen die Räume nur zur Hälfte ausgelastet werden, hieß es in einer Aussendung. 2,5G-Regel sowie die Maskenpflicht in allen öffentlichen Bereichen bzw. in den Lehrveranstaltungen (ausgenommen Redebeiträge) bleiben aufrecht.
Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) verlangt einen Hybrid-Betrieb an den Hochschulen. Ein Zurück zur reinen Online-Lehre dürfe es nicht geben, hieß es in einer Aussendung. „Wir Studierende haben eine der höchsten Impfquoten von 82 Prozent. Es kann nicht sein, dass unsere Hochschulen zu machen müssen, weil die Regierung das Pandemie-Management verschlafen hat“, so ÖH-Vorsitzende Sara Velic. Außerdem brauche es einen Härtefonds für Studierende, die ihren Job verlieren.
https://science.apa.at/power-search/16925005294364604454
CORONA ÖSTERREICH – Parteichef Kickl selbst erkrankt: FPÖ ruft zu Lockdown-Protesten in Wien auf – Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt in Österreich mittlerweile 1050 – 19.11.2021
Die vierte Corona-Welle, der angekündigte Lockdown sowie die geplante Impfpflicht stellen Österreichs Gesellschaft vor die Zerreißprobe. Während die FPÖ von „Diktatur“ spricht und zu Massenprotesten mobilisiert, mahnt Präsident Van der Bellen zur Vernunft.
Einen Tag nach der Ankündigung eines neuerlichen Lockdowns in Österreich kommt es zu Protestkundgebungen. In Wien werden mehrere Tausend Kritiker der Anti-Corona-Maßnahmen erwartet. Zu den Demonstrationen rief die rechte FPÖ auf. Deren Parteichef Herbert Kickl, derzeit selbst an Corona erkrankt, sieht Österreich auf dem Weg in eine „Diktatur“. Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit 1300 Beamten im Einsatz, unter anderem um die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske zu überwachen.
In Österreich gilt ab Montag ein Lockdown, der für Geimpfte und Genesene spätestens am 13. Dezember vorbei sein soll. Für Ungeimpfte gelten die Ausgangsbeschränkungen auch darüber hinaus. Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) nannte am Freitagabend keine Frist für die Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen für diese Gruppe. „Wir haben da kein Enddatum“, sagte Schallenberg in der ORF-Nachrichtensendung „ZiB2“ auf eine entsprechende Frage.
Es müsse jetzt endlich gelingen, die Impfquote so weit nach oben zu treiben, dass die Pandemie eingedämmt und künftig kein Lockdown mehr nötig sein werde, sagte der Regierungschef. Er forderte die Ungeimpften auf, von dem Impfangebot nun Gebrauch zu machen. Zugleich entschuldige er sich bei den Geimpften für den einschneidenden Schritt der ab Montag geltenden Ausgangsbeschränkungen. Er finde es sehr schwer erträglich, dass man von denen, die alles richtig gemacht hätten, jetzt diesen Akt der Solidarität einfordern müsse, sagte Schallenberg.
Die Details der von der Regierung ebenfalls beschlossenen Impfpflicht ab Februar 2022 würden nun von den Experten ausgearbeitet. Welche Ausnahmen es gebe und wie hoch die Strafen bei Verstößen sein sollen, das werde nun erst festgelegt, sagte der Regierungschef.
Unterdessen warnte Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen angesichts der Debatten über den neuen Lockdown vor einem Riss in der Gesellschaft. „Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren“, sagte Van der Bellen in einer Fernsehansprache. Die Reaktionen sollten nicht von Wut, Schmerz und Ärger beherrscht sein, sondern von der Einsicht, dass nur Ausgangsbeschränkungen die massive vierte Corona-Welle brechen könnten.
Das Staatsoberhaupt verteidigte ausdrücklich auch die von der Regierung angekündigte Impfpflicht. Die Bürger hätten Rechte, aber auch Pflichten. Dazu gehöre die Pflicht, die Gemeinschaft zu schützen, sagte Van der Bellen. Österreich hat durch die täglichen Rekordzahlen an Corona-Neuinfektionen inzwischen eine Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner von 1050. Quelle: ntv.de, jog/dpa
https://www.n-tv.de/politik/FPO-ruft-zu-Lockdown-Protesten-in-Wien-auf-article22943604.html
CORONA – ÖSTERREICH – Lockdown – IHS: Wirtschaftsprognosen für heuer und 2022 wackeln – 19.11.2021
siehe unter ÖSTERREICH
POCKEN – 1948 bereits Impfpflicht gegen Pocken – 19.11.2021
In Sachen Impfungen hat Österreich in der jüngeren Vergangenheit traditionell eher auf Anreize oder indirekte Maßnahmen gesetzt – etwa über Arztgespräche im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen oder Anstellungserfordernisse für bestimmte Berufe. Anders war dies in Sachen Pocken: Am 30. Juni 1948 wurde ein „Bundesgesetz über Schutzimpfungen zu Pocken“ beschlossen, das zwar keine allgemeine Impfpflicht festlegte, einer solchen aber ziemlich nahe kam.
Schon davor galt eine während der NS-Zeit von Deutschland übernommene Pocken-Impfpflicht. Mit dem Gesetz von 1948 wurde keine Zwangsimpfung festgelegt – vielmehr wurde die Nichtbefolgung der Impfung mit einer Verwaltungsstrafe sanktioniert.
„Jedermann ist verpflichtet, sich nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Bundesgesetzes zum Schutz gegen Pocken (Blattern, Variola) impfen zu lassen“, lautete der erste Satz damals. Diese Verpflichtung umfasste auch nach sieben Tagen eine Nachuntersuchung zur Überprüfung des Impferfolgs bzw. falls nötig eine Wiederimpfung.
*** Pflicht für Kinder
Vor allem Kinder mussten geimpft werden – und zwar bis zum 31. Dezember des der Geburt folgenden Kalenderjahrs bzw. im Kalenderjahr der Vollendung des zwölften Lebensjahrs, wenn eine Schule besucht wurde. Zur Impfung verpflichtet wurden darüber hinaus Erwachsene, die einen „pockengefährdeten Beruf“ ausübten bzw. in „pockengefährdeten Anstalten oder Betrieben“ arbeiteten.
De facto waren damit also alle Kinder von der Impfpflicht umfasst sowie Erwachsene in „gefährdeten“ Berufen bzw. in einem „gefährdeten“ Arbeitsumfeld. Was als solch gefährdeter Beruf bzw. gefährdetes Umfeld galt, wurde per Verordnung festgelegt. Darüber hinaus konnten auch sogenannte „Notimpfungen“ angeordnet werden – etwa wenn im Umfeld von Ungeimpften ein Pockenfall aufgetreten war.
Von der Impfpflicht ausgenommen waren Personen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden konnten, oder in den letzten zehn Jahren eine Infektion durchgemacht hatten. Die Bezirksverwaltungsbehörden mussten damals „Impflisten“ anlegen und nach einem Impfplan an Sammelstellen Impfungen durchführen. Daneben konnte man sich aber auch bei seinem Arzt impfen lassen.
Wer gegen die Impfpflicht verstieß, musste eine Verwaltungsstrafe bis zu 1.000 Schilling bezahlen oder bis zu 14 Tage Arrest antreten. Nach heutigem Geldwert wären das rund 1.200 Euro. Gleiches galt etwa für Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollten.
Aufgehoben wurde das Gesetz erst am 1. Jänner 1981, nachdem das World Health Assembly die Pocken dank der Impfung offiziell für ausgerottet erklärt hatte.
Service: Bundesgesetz vom 30. Juni 1948 im RIS, pdf-Dokument: http://go.apa.at/eOdXfBy5
https://science.apa.at/power-search/1873960693171758479
UMWELT – Abholzung im brasilianischen Amazonas auf neuen Rekordwert gestiegen – 19.11.2021
Die Zerstörung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes hat weiter dramatisch zugenommen. Wie die brasilianische Weltraumbehörde Inpe unter Berufung auf Satellitenbilder mitteilte, wurde binnen eines Jahres so viel Regenwald vernichtet wie zuletzt vor 15 Jahren. Von August 2020 bis Juli 2021 wurden demnach 13.235 Quadratkilometer Regenwald zerstört. Das waren fast 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, als ebenfalls ein Rekordwert verzeichnet wurde.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54537570-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
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BÖRSEN – AKTIENMARKT – Aktienmarktverschuldung steigt, Margin Debt um 42% im Jahresvergleich
Zusammenfassung – 19.11.2021
von Wolf Richter
& Die einzigen Daten zur Verschuldung, die wir monatlich erhalten, sind die von der FINRA gemeldeten Margenschulden der Makler.
& Der Anstieg der Margenverschuldung ist im Vergleich zu den Vorjahren ein gewaltiger Ausreißer: Die Margenverschuldung ist im Jahresvergleich um 42 % und innerhalb von zwei Jahren um 66 % in die Höhe geschossen.
& Ein hoher Verschuldungsgrad an den Aktienmärkten ist eine der Voraussetzungen für einen massiven Ausverkauf. Ein massiver Ausverkauf ist ohne eine hohe Verschuldung kaum möglich.
Nur ein Teil der Hebelwirkung auf dem Aktienmarkt wird verfolgt und monatlich offengelegt. Ein Großteil der Hebelwirkung findet im Verborgenen statt, z. B. bei der Wertpapierleihe (Securities Based Lending, SBA), die die Banken vierteljährlich oder jährlich offenlegen können oder auch nicht; bei der Hebelwirkung auf institutioneller Ebene, z. B. bei Hedge-Fonds, einer 8,5-Billionen-Dollar-Branche; und bei der Hebelwirkung im Zusammenhang mit Optionen und anderen aktienbasierten Derivaten.
Nur wenn etwas in die Luft fliegt, können wir Bruchstücke dieser Hebelwirkung in ihrer ganzen Pracht sehen, wie z. B. bei der Implosion von Archegos Anfang dieses Jahres.
Die einzigen Daten zur Verschuldung, die wir monatlich erhalten, sind die von der FINRA gemeldeten Einschusszahlungen der Makler. Und hier haben wir einen weiteren Paukenschlag: Die Margenverschuldung am Aktienmarkt stieg im Oktober gegenüber September um 33 Mrd. USD auf ein neues Allzeithoch von 936 Mrd. USD, um 277 Mrd. USD bzw. 42 % mehr als vor einem Jahr und um 67 % mehr als im Oktober 2019.
GRAPHIK – Margin Debt Höhe: https://static.seekingalpha.com/uploads/2021/11/19/saupload_US-margin-debt-2021-11-18-short.png
Der Anstieg der Margenverschuldung ist im Vergleich zu den Vorjahren ein gewaltiger Ausreißer: Die Margenverschuldung ist im Jahresvergleich um 42 % und in zwei Jahren um 66 % gestiegen, wie diese Grafik der jährlichen Veränderungen zeigt, wobei der Zeitraum seit März 2020 in Rot dargestellt ist:
GRAPHIK – Margin Debt jährliche Veränderung: https://static.seekingalpha.com/uploads/2021/11/19/saupload_US-margin-debt-YOY-2021-11-18.png
Diese Art der Aktienmarktverschuldung sagt nicht voraus, wann der Markt einbrechen wird. Sie sagt jedoch voraus, dass es, wenn der Markt stark genug fällt, zu massiven Zwangsverkäufen kommen wird, da Nachschussforderungen gestellt werden und fremdfinanzierte Anleger Aktien verkaufen müssen, um ihre Nachschussforderungen zu begleichen, was die Kurse weiter nach unten drückt, was wiederum weitere Zwangsverkäufe auslöst und die Angst vor Zwangsverkäufen verstärkt, da die Portfolios aufgelöst werden, was den Abschwung beschleunigt.
Das ist der Grund, warum Leverage ein Risiko für die Finanzstabilität darstellt. Und deshalb spricht die Fed in ihren Berichten zur Finanzstabilität immer wieder über Leverage.
Aber anscheinend liest niemand an der Spitze der Fed – am allerwenigsten Powell und die anderen Mitglieder des FOMC – diese Finanzstabilitätsberichte, denn das FOMC ermutigt mit seiner Zinsunterdrückung und dem Gelddrucken aus dem anderen Mund immer mehr Leverage.
Die Margenverschuldung ist der große Beschleuniger auf dem Weg nach oben, da geliehenes Geld auf den Markt kommt und neuen Kaufdruck erzeugt.
Und die Margenverschuldung ist der große Beschleuniger auf dem Weg nach unten, da dieses geliehene Geld aus dem Markt gezogen wird und durch die Tilgung von Schulden verschwindet, wodurch Verkaufsdruck entsteht.
Ein hoher Verschuldungsgrad an den Aktienmärkten ist eine der Voraussetzungen für einen massiven Ausverkauf. Ohne eine hohe Verschuldung ist ein massiver Ausverkauf kaum möglich.
In ihrem Finanzstabilitätsbericht, der diesen Monat veröffentlicht wurde, warnt die Fed insbesondere vor einer hohen Hebelwirkung bei jungen Aktienanlegern.
„Der durchschnittliche Verschuldungsgrad jüngerer Privatanleger ist mehr als doppelt so hoch wie der aller Anleger, wodurch diese Anleger potenziell anfälliger für starke Schwankungen der Aktienkurse sind, da sie eine größere Schuldendienstlast haben“, so die Fed in ihrem Bericht.
„Darüber hinaus wird diese Anfälligkeit noch verstärkt, da die Anleger jetzt zunehmend Optionen einsetzen, die oft die Hebelwirkung erhöhen und Verluste verstärken können“, so die Fed.
Eine hohe Hebelwirkung ist ein Zeichen für eine hohe und wachsende „Risikobereitschaft“, wie die Fed es nennt. Und was die Risikobereitschaft dieser Anleger und ihr Vertrauen in die sozialen Medien angeht, so warnt der Bericht:
„Ein potenziell destabilisierendes Ergebnis könnte sich ergeben, wenn die erhöhte Risikobereitschaft der Kleinanleger rasch auf ein moderateres Niveau zurückgeht“, so die Fed.
Aber was soll’s.
Auf der anderen Seite drückt die Fed die kurzfristigen Zinssätze immer noch auf nahezu Null, und sie druckt immer noch in großem Stil Geld, um die langfristigen Zinssätze zu drücken und die Risikobereitschaft weiter anzuheizen, vor der sie warnt, und die, wenn sie zurückgeht, zu einem „potenziell destabilisierenden Ergebnis“ führen könnte. Also …
Hier ist die langfristige Sicht der Margenverschuldung. In Anbetracht der Tatsache, dass die Kaufkraft des Dollars in diesem Zeitraum gesunken ist, ist nicht der langfristige Anstieg der absoluten Dollarbeträge von Bedeutung, sondern der steile Anstieg der Margenverschuldung vor den Ausverkäufen und der derzeitige großartige Anstieg:
GRAPHIK – Margin Debt langfristige Entwicklung seit 1999: https://static.seekingalpha.com/uploads/2021/11/19/saupload_US-margin-debt-2021-17-18.png
WOLF RICHTER ist Herausgeber von wolfstreet.com, einer Website mit den Themen Wirtschaft, Finanzen und Geld. Die Seite ist kostenlos. Zusätzlich zu den vielen Jahren, die er bei wolfstreet.com und dessen Vorgängerseite verbracht hat, verfügt er über 20 Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung und im Finanzwesen.
Originaltext auf Englisch.
https://seekingalpha.com/article/4470799-stock-market-leverage-spikes-margin-debt-up-42-percent-yoy
SIEHE DAZU UNTER „ZENTRALBANKEN – USA“:
=> Financial Stability Report November 2019 – Board of Governors of the Federal Reserve System – 19.11.2021
85-Seiten-PDF inkl. zahlreichen Schaubildern und Tabellen: https://www.federalreserve.gov/publications/files/financial-stability-report-20211108.pdf
BÖRSEN – ANLEIHEMARKT – Der Chart des Tages: Immer weniger Streubesitz am Bondmarkt. – 19.11.2021
Peter Rohner
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Als Free Float oder Streubesitz bezeichnet man den Anteil Aktien eines Unternehmens, die an der Börse gehandelt werden können. Die Analysten der Deutschen Bank haben auch für Staatsanleihen den Streubesitz ermittelt, definiert als jenen Anteil, der in den Händen von preissensiblen privaten Investoren liegt. Das heisst: Ausgeschlossen sind die Anleihenbestände der Zentralbanken und die der heimischen Pensionskassen und Versicherungen, die Staatsanleihen im Rahmen ihres Asset-Liability-Managements halten.
Das Ergebnis ist eindrücklich: Durch die Anleihenkäufe der Zentralbanken im Rahmen der quantitativen Lockerung (QE) oder zur Anlage der Devisenreserven ist der Streubesitz von Staatsanleihen in den vergangenen Jahren in den meisten Ländern deutlich gesunken. Bei deutschen Bundesanleihen fiel die Quote von 40% auf unter 10%. Sie sind wegen der bis zur Coronakrise sparsamen Bundesregierung vergleichbar rar, werden aber von der Europäischen Zentralbank (EZB) im grossen Stil gemäss Kapitalschlüssel aufgekauft, der auf der Bevölkerungszahl und der Wirtschaftsleistung basiert.
https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2188/
BÖRSEN – DEUTSCHLAND – FINANZMARKT-REGULIERUNG – Mit deutlichen Worten kritisiert Allianz-Chef Oliver Bäte die Regulierung. Sie habe das Finanzsystem nicht sicherer gemacht. Die Dividendensperre einiger Aufseher habe die Investoren verschreckt. Das sei ein „Desaster“. Sollte sich Ähnliches wiederholen, drohe die Assekuranz „uninvestable“ zu werden. (Börsen-Zeitung)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54536218-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
ZENTRALBANKEN – INTERNATIONAL – Clarida warnt vor koordinierter globaler Geldpolitik – 19.11.2021
Ein hochrangiger US-Währungshüter hat sich skeptisch gegenüber einer koordinierten Zinspolitik der großen Zentralbanken geäußert. „Auch wenn eine internationale geldpolitische Koordinierung die Effizienz der Durchführung der Geldpolitik erhöhen kann, bin ich skeptisch, dass es in der Praxis zusätzliche materielle, verlässliche und robuste Vorteile gibt, die sich aus einer formalen Regelung der verbindlichen geldpolitischen Zusammenarbeit ergeben würden“, sagte Fed-Vize Richard Clarida.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54544048-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – USA – Financial Stability Report November 2021 – Board of Governors of the Federal Reserve System – 19.11.2021
Dieser Bericht untersucht die Bedingungen, die die Stabilität des Finanzsystems beeinflussen, indem er die Schwachstellen im Zusammenhang mit dem Bewertungsdruck, der Kreditaufnahme von Unternehmen und Haushalten, der finanziellen Verschuldung und dem Finanzierungsrisiko analysiert. Er hebt auch mehrere kurzfristige Risiken hervor, die, wenn sie sich verwirklichen, mit diesen Schwachstellen interagieren könnten.
Seit der Veröffentlichung des Finanzstabilitätsberichts vom Mai 2021 sind die Preise für risikoreiche Vermögenswerte im Allgemeinen weiter angestiegen. Trotz der Besorgnis über die Ausbreitung der Delta-Variante des Virus, das die COVID-19 verursacht, wurden die Preise von Vermögenswerten dank gestiegener Ertragserwartungen und niedriger Renditen von Staatsanleihen angehoben. Die Kreditaufnahme von Unternehmen und privaten Haushalten in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ging weiter zurück. Die Banken waren weiterhin rentabel und stark kapitalisiert. Im Gegensatz dazu könnten strukturelle Schwachstellen bei einigen Arten von Geldmarktfonds (MMFs) und anderen Geldmarktfonds und anderen Cash-Management-Vehikeln sowie bei Anleihe- und Kreditfonds auf Gegenseitigkeit erneut Schocks für das Finanzsystem in Stresssituationen verstärken.
Wir schätzen das derzeitige Ausmaß der Schwachstellen wie folgt ein:
1. Bewertungen von Vermögenswerten. Die Preise risikoreicher Vermögenswerte sind seit dem letzten Bericht allgemein gestiegen, und auf einigen Märkten sind die Preise im Vergleich zu den erwarteten Cashflows hoch. Die Hauspreise sind seit Mai rasch gestiegen und liegen weiterhin über dem Anstieg der Mieten. Trotz steigender Immobilienbewertungen gibt es jedoch kaum Anzeichen für eine Verschlechterung der Kreditstandards oder eine stark fremdfinanzierte Investitionstätigkeit auf dem Immobilienmarkt. Die Preise von Vermögenswerten bleiben anfällig für erhebliche Rückgänge, falls sich die Risikostimmung der Anleger verschlechtert, die Fortschritte bei der Eindämmung des Virus enttäuschend ausfallen oder die wirtschaftliche Erholung ins Stocken gerät.
2. Kreditaufnahme durch Unternehmen und Haushalte. Wichtige Indikatoren für die Anfälligkeit von Unternehmensverschuldung einschließlich der Verschuldung im Verhältnis zum BIP, der Bruttoverschuldung und des Zinsdeckungsgrads, sind weitgehend wieder auf das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Die Bilanzen der Unternehmen profitierten von anhaltendem Gewinnwachstum, niedrigen Zinssätzen und staatlicher Unterstützung. Allerdings scheint der Anstieg der Delta-Variante die Verbesserung der Aussichten für kleine Unternehmen verlangsamt zu haben. Auch die wichtigsten Indikatoren für die Gefährdung der privaten Haushalte haben weitgehend wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Die Bilanzen der privaten Haushalte haben unter anderem von folgenden Faktoren profitiert: von Programmen zur Entlastung von Kreditnehmern, staatlichen Konjunkturprogrammen und hohen privaten Sparquoten. Dennoch können das Auslaufen staatlicher Unterstützungsprogramme und die Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie immer noch ein erhebliches Risiko für die Haushalte darstellen.
3. Verschuldung im Finanzsektor. Die Gewinne der Banken waren in diesem Jahr stark, und die Eigenkapitalquoten lagen weiterhin deutlich über den regulatorischen Anforderungen. Einige schwierige Bedingungen bleiben bestehen, da die Nettozinsmargen und die Kredite in den von der Pandemie am stärksten betroffenen Sektoren von der COVID-19-Pandemie betroffen sind. Der Verschuldungsgrad bei Broker-Dealern war niedrig. Bei den Lebensversicherungsgesellschaften war der Verschuldungsgrad im historischen Vergleich weiterhin hoch, und der Verschuldungsgrad von Hedgefonds lag etwas über dem historischen Durchschnitt. Die Emission von Collateralized Loan Obligations (CLOs) und Asset-Backed Securities (ABS) war robust.
4. Refinanzierungsrisiko. Die inländischen Banken stützten sich nur in geringem Maße auf kurzfristige Finanzierungen am Großkundenmarkt und hielten weiterhin beträchtliche Bestände an hochwertigen liquiden Aktiva (HQLA). Im Gegensatz dazu bestehen weiterhin strukturelle Schwachstellen bei einigen Arten von Geldmarktfonds und anderen Cash-Management-Vehikeln sowie bei Anleihen und Banken sowie bei Anleihe- und Bankkreditfonds. Auch der wachsende Stablecoin-Sektor weist Anfälligkeiten für Finanzierungsrisiken auf.
Der Bericht zeigt auch auf, wie sich die kurzfristigen Risiken seit dem Bericht vom Mai 2021 verändert haben. Dies basiert zum Teil auf den am häufigsten genannten Risiken für die Finanzstabilität in den USA, wie sie in Gesprächen mit einer Vielzahl von Marktkontakten ermittelt wurden (siehe Kasten „Wesentliche Schocks für die Finanzstabilität, die in Gesprächen mit den Märkten genannt wurden“). Trotz der jüngsten Verbesserungen könnte eine Zunahme der Unsicherheit im Verlauf der Pandemie Risiken für die Vermögensmärkte, Finanzinstitute und Kreditnehmer in den Vereinigten Staaten und weltweit mit sich bringen. Darüber hinaus sind Spannungen im Immobiliensektor in China, die zum Teil durch Chinas anhaltende regulatorische Konzentration auf fremdfinanzierte Institutionen verursacht werden, sowie eine drastische Verschärfung der globalen Finanzbedingungen, insbesondere in hoch verschuldeten Schwellenländern, gewisse Risiken für das US-Finanzsystem darstellen. Die Auswirkungen der kurzfristigen Risiken könnten durch die in diesem Bericht aufgezeigten finanziellen Schwachstellen noch verstärkt werden.
Zwei Kästen befassen sich mit den jüngsten bemerkenswerten Ereignissen auf den Finanzmärkten. Der erste, „Privatanleger, soziale Medien und Aktienhandel“, analysiert die jüngste Volatilität bei den so genannten Meme-Aktien, indem er Veränderungen in der Demografie, der Regulierung und der Technologie mit den jüngsten Trends bei der Nachfrage nach und dem Angebot von Handelsmöglichkeiten für Privatanleger an den Aktienmärkten in Verbindung bringt. Die zweite Studie „The Role of Foreign Investors in the March 2020 Turmoil in the U.S. Treasury Market“ (Die Rolle ausländischer Investoren bei den Turbulenzen auf dem US-Schatzmarkt im März 2020) dokumentiert die wesentliche Rolle, die ausländische Investoren beim Ausverkauf von Schatzpapieren im März 2020 gespielt haben, und bewertet die Ursachen dieser Verkäufe. Zentrale Gegenparteien (CCPs) sind wichtige Institutionen, die das Finanzsystem stützen. Der Kasten „Liquiditätsschwachstellen durch unbare Sicherheiten bei zentralen Gegenparteien“ befasst sich mit den potenziellen Herausforderungen, denen sich CCPs bei der schnellen Monetarisierung unbarer Sicherheiten im Stressfall gegenübersehen können. Die nächsten beiden Kästen befassen sich mit der Arbeit der Federal Reserve an der Anpassung ihres Rahmens für Finanzstabilität zur Berücksichtigung von Klima- und Cyberrisiken. Der Kasten „The Financial Stability Oversight Council’s Climate Report and the Federal Reserve’s Actions“ (Der Klimabericht des Financial Stability Oversight Councils und die Maßnahmen der Federal Reserve) erörtert die Arbeit der Federal Reserve zur Identifizierung und Bewältigung klimabezogener Finanzrisiken. In ähnlicher Weise beschreibt der Kasten „Cyber-Risiko und Finanzstabilität“, wie die Federal Reserve Cyber-Risiken in ihrem Rahmenwerk zur Überwachung der Finanzstabilität berücksichtigt. Der Kasten „LIBOR Transition Update“ schließlich gibt einen Überblick über die Fortschritte bei der Ablösung des LIBOR.
…………………………..KASTENTEXT ………………………..
Wesentliche Schocks für die Finanzstabilität, die in Gesprächen mit den Märkten genannt wurden
Im Rahmen ihrer Marktbeobachtung haben die Mitarbeiter der Federal Reserve ein breites Spektrum von Ansprechpartnern zu den Risiken für die Finanzstabilität in den USA befragt. Von August bis Mitte Oktober befragte der Stab 26 Marktkontakte, darunter Fachleute von Broker-Dealern, Investmentfonds, Politikberatungsfirmen und Universitäten. Seit den letzten Umfrageergebnissen, die im Mai veröffentlicht wurden, sind die Bedenken im Zusammenhang mit der Inflation, neuen COVID-Varianten und erhöhten Bewertungen von Risikopapieren an erster Stelle geblieben, während mehrere neue Risiken aufgetaucht sind, einschließlich möglicher Auswirkungen chinesischer regulatorischer Änderungen, des Risikos eines stark nachlassenden fiskalischen Impulses und der Aussicht auf eine Straffung der Geldpolitik bis hin zu einer Verlangsamung. Einige andere Risiken, die früher in diesem Jahr einen hohen Stellenwert hatten, haben an Bedeutung verloren, darunter die Befürchtung eines störenden Zinsanstiegs aufgrund der umfangreichen Emission von Staatsanleihen und die Besorgnis im Zusammenhang mit der Erhöhung der Bankreserven. Im Folgenden werden die in dieser Befragungsrunde am häufigsten genannten Schocks zusammengefasst.
*** Anhaltender Inflationsdruck
Die Mehrheit der Befragten gab an, dass der Inflationsdruck anhaltender sein könnte als erwartet. Einige wiesen darauf hin, dass länger andauernde Angebotsengpässe auf verschiedenen Produkt- und Arbeitsmärkten die Inflation auf einem hohen Niveau halten und die Inflationserwartungen möglicherweise beeinflussen könnten, selbst wenn die Wachstumsdynamik nachlässt. Die meisten Gesprächspartner wiesen darauf hin, dass das Risiko einer anhaltend hohen Inflation wahrscheinlich mit einer Straffung der Geldpolitik einhergehen würde, was sich möglicherweise auf die hohen Bewertungen von Risikoaktiva auswirken würde. Einige merkten an, dass eine geldpolitische Reaktion auf die Stagflationsrisiken eine besonders starke Verschärfung der
eine besonders starke Verschärfung der Finanzkonditionen.
*** Auswirkungen der strengeren chinesischen Vorschriften
Die Befragten diskutierten auch ausführlich über Marktschocks und Spillover-Effekte, die von der De-Risking-Kampagne der chinesischen Behörden ausgehen könnten, wobei der Schwerpunkt auf ihren Bemühungen lag, die Fremdfinanzierung im Immobiliensektor zu reduzieren. Mehrere Teilnehmer merkten an, dass die chinesischen Behörden bei der Verfolgung ihrer Abbau- und Regulierungsziele offenbar bereit sind, mehr Volatilität als in der Vergangenheit in Kauf zu nehmen, und befürchteten gleichzeitig, dass die Behörden das Ausmaß der Instabilität und der Ansteckungsgefahr, die von der Kampagne ausgehen, falsch einschätzen könnten.
Die Befragten konzentrierten sich weitgehend auf die Frage, inwieweit die Behörden Maßnahmen ergreifen würden, um einen ungeordneten
Evergrande, dem größten Immobilienentwickler des Landes, zu verhindern und den Stress des Immobiliensektors
und das Finanzsystem zu entlasten.
*** Neue COVID-19-Varianten
Die Befragten konzentrierten sich weiterhin auf das Risiko neuer COVID-Varianten, die die Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe beeinträchtigen und die Auswirkungen der Pandemie auf die Weltwirtschaft verlängern könnten. Einige wenige wiesen auf das Risiko immerwährender COVID-Mutationen hin, die bei wiederholten Ausbrüchen zu dauerhaften Verhaltensänderungen führen, mit dauerhaften Auswirkungen auf COVID-empfindliche Sektoren.
*** Nachlassender fiskalischer Impuls
Mehrere Befragte äußerten sich besorgt darüber, dass ein stark negativer fiskalischer Impuls im nächsten Jahr eine Wirtschaft belasten könnte, die bereits Anzeichen einer nachlassenden Dynamik aufweist. Einige Gesprächspartner verwiesen auf die umstrittenen Verhandlungen über die Schuldenobergrenze und die Aussicht, dass die vom Gesetzgeber vorgesehenen Infrastrukturausgaben geringer ausfallen würden als bisher erwartet.
*** Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China
Wie schon bei früheren Umfragen nannten eine Reihe von Befragten auch verschiedene geopolitische Bedrohungen, die die Märkte destabilisieren könnten. Mehrere Gesprächspartner zeigten sich besorgt über eine mögliche Eskalation der Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China, insbesondere im Zusammenhang mit Taiwan.
85-Seiten-PDF in englischer Sprache inkl. zahlreichen Schaubildern und Tabellen: https://www.federalreserve.gov/publications/files/financial-stability-report-20211108.pdf
ZENTRALBANKEN – USA – Evans: Inflation wird sinken – Lieferkettenprobleme lösbar – 19.11.2021
Der Präsident der Federal Reserve von Chicago, Charles Evans, rechnet im kommenden Jahr mit einer Abschwächung der Inflation. Er glaube, dass die Inflation bis Ende nächsten Jahres auf „näher an 2 Prozent“ sinken könnte, sagte Evans, einer der führenden geldpolitischen Tauben der Zentralbank. Die Wirtschaft sei nach wie vor weit davon entfernt, dass sich höhere Inflationswerte festsetzen würden. Die Fed habe sich recht gut positioniert, so Evans weiter während einer Diskussion.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54537570-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ENTRALBANKEN – USA – Fed/Waller sieht mögliche Notwendigkeit für Tapering – 19.11.2021
Der Gouverneur der US-Notenbank, Christopher Waller, geht davon aus, dass eine rasche Erholung und ein hohes Inflationsniveau es erforderlich machen könnten, dass die US-Notenbank ihre Konjunkturprogramme aggressiver zurückfährt. „Die Wirtschaft wächst weiter und schafft neue Arbeitsplätze in einem starken Tempo und macht stetige Fortschritte in Richtung des Ziels der Federal Reserve, maximale Beschäftigung zu erreichen“, sagte Waller in einer Rede.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54544048-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lagarde: Dürfen Geldpolitik nicht verfrüht straffen – 19.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–EZB-Präsidentin Christine Lagarde, ist erneut Erwartungen entgegengetreten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik wegen der aktuell hohen Inflation straffen wird. Diese Inflation sei unerwünscht und schmerzhaft, aber sie beruhe auf Faktoren, die mittelfristig wieder schwinden dürften, sagte Lagarde bei der Euro Finance Week in Frankfurt. „Wir dürfen die Geldpolitik nicht verfrüht straffen, wenn wir uns vorübergehenden oder angebotsseitigen Inflationsschocks gegenüber sehen“, fügte Lagarde hinzu.
Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im Oktober mit einer Jahresrate von 4,1 Prozent gestiegen. Die EZB strebt mittelfristig 2 Prozent Teuerung an. Lagarde sagte, dass die Inflation bis zum Jahresende weiter zunehmen dürfte und nannte mehrere Faktoren, die auch danach noch für ein erhöhtes Inflationsniveau sorgen dürften.
Die EZB-Präsidentin verwies zunächst darauf, dass die Inflationsrate 2020 nur 0,3 Prozent betragen habe, was in diesem Jahr automatisch zu einer höheren Inflation führe. Wichtiger seien aber jene Faktoren, die mit dem Wiederanlaufen der Wirtschaft nach der Pandemie zu tun hätten: Energiepreise und Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage.
Der Anstieg der Energiepreise im Oktober um 23,7 Prozent auf Jahressicht trug laut Lagarde 2,2 Prozentpunkte zur Gesamtteuerung von 4,1 Prozent bei. „Dieser Anstieg hängt mit der Wiederbelebung der Wirtschaft und der Erholung der weltweiten Nachfrage sowie mit anderen Sonderfaktoren zusammen“, sagte Lagarde. Dazu gehörten Beschränkungen des Ölangebots von Seiten der Organisation Erdöl exportierender Länder und ihrer Verbündeten (Opec+), die schleppende US-Schieferölproduktion sowie geringere Gasexporte Norwegens und Russlands.
Ein weiterer inflationstreibender Faktor war Lagarde zufolge die Verlagerung des Konsums von Dienstleistungen zu Industriegütern. Auf der Angebotsseite sehen sich die Hersteller demnach mit akuten Engpässen bei wichtigen Gütern konfrontiert, die durch den „Peitschen-Effekt“ noch verschärft würden – eine Situation, in der Unternehmen, die mit einer höheren Nachfrage konfrontiert sind, mehr und früher als normalerweise bestellen, um ihre eigene Lieferfähigkeit abzusichern.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54538469-ezb-lagarde-duerfen-geldpolitik-nicht-verfrueht-straffen-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB-Präsidentin: Keine verfrühte Straffung der Geldpolitik wegen Inflation – 19.11.2021
FRANKFURT (dpa-AFX) – Europas Währungshüter lassen sich vom kräftigen Anstieg der Teuerungsraten nicht zu einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes drängen. „Wir nehmen diese Phase der höheren Inflation nicht auf die leichte Schulter“, versicherte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Freitag bei einem im Internet übertragenen Frankfurter Bankenkongress.
Die Notenbank dürfe aber „angesichts vorübergehender oder angebotsbedingter Inflationsschocks nicht zu einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik übergehen“, bekräftigte Lagarde. „In einer Zeit, in der die Kaufkraft bereits durch höhere Energie- und Treibstoffkosten geschmälert wird, würde eine unangemessene Straffung einen ungerechtfertigten Gegenwind für den Aufschwung bedeuten.“
Die Teuerungsraten klettern seit Monaten. In Deutschland etwa lagen die Verbraucherpreise im Oktober um 4,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft ist damit so hoch wie zuletzt vor 28 Jahren. Auch im Euroraum lag die Inflationsrate mit 4,1 Prozent im Oktober deutlich über dem von der EZB mittelfristig angestrebten Ziel von 2 Prozent.
„Diese Inflation ist unerwünscht und schmerzhaft – und es gibt natürlich Bedenken, wie lange sie anhalten wird. Wir nehmen diese Sorgen sehr ernst und beobachten die Entwicklungen sorgfältig“, sagte Lagarde. „Insbesondere ist uns bewusst, dass eine höhere Inflation die Realeinkommen der Menschen drückt, vor allem derjenigen am unteren Ende der Einkommensverteilung.“
Lagarde bekräftigte jedoch die Sichtweise der Notenbank, dass ein Großteil des Inflationssprung durch Sonderfaktoren zu erklären sei, die sich im nächsten Jahr allmählich wieder abschwächen sollten. Die Währungshüter nennen zum Beispiel die Erholung der Ölpreise nach dem Corona-Schock sowie Lieferengpässe infolge der gestiegenen Nachfrage. Zudem schlägt die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung in Deutschland durch.
Etliche Volkswirte und Banker warnen jedoch davor, die aktuelle Inflationsentwicklung zu unterschätzen. Kritiker werfen der EZB vor, mit dem billigen Geld die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will.
„Wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass sich die Inflation mittelfristig bei unserem Ziel von 2 Prozent stabilisiert“, betonte Lagarde. „Heute wird die Inflation weitgehend durch die außergewöhnlichen Umstände, die durch die Pandemie entstanden sind, in die Höhe getrieben.“ Daher müsse die Geldpolitik „geduldig und beharrlich bleiben“, sagte die EZB-Präsidentin./ben/DP/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54538239-ezb-praesidentin-keine-verfruehte-straffung-der-geldpolitik-wegen-inflation-016.htm
ZENTRALBANKEN – DEUTSCHLAND – EZB/Weidmann: Inflation könnte mittelfristig über 2% bleiben – 19.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann hat davor gewarnt, das Risiko einer mittelfristig unerwünscht zu hohen Inflation aus dem Auge zu verlieren. „Die Preisaussichten sind außerordentlich unsicher – höhere Inflationserwartungen und ein höheres Lohnwachstum könnten den Preisdruck mittelfristig verstärken“, sagte Weidmann laut veröffentlichtem Text bei der Euro Finance Week.
So könnten die Auswirkungen der Pandemie einen deutlichen Einfluss auf die Inflationsentwicklung haben. „Und es könnte durchaus sein, dass die Inflationsraten mittelfristig nicht, wie bisher prognostiziert, unter unser Ziel fallen werden.“ Die EZB veröffentlicht im Dezember erstmals eine Inflationsprognose für 2024. Ihre September-Projektionen sahen für 2022 und 2023 Inflationsraten von 1,7 und 1,5 Prozent vor.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hatte in der gleichen Veranstaltung gesagt, dass die EZB ihre Geldpolitik nicht verfrüht straffen dürfe, sondern sich an ihrer neuen Strategie orientieren müsse. „Damit die Inflation dauerhaft zu ihrem Zielwert zurückkehrt, müssen wir mit unserer Geldpolitik in der Nähe der effektiven Zinsuntergrenze hartnäckig sein“, sagte sie.
Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im Oktober mit einer Jahresrate von 4,1 Prozent gestiegen. Die EZB strebt mittelfristig 2 Prozent Teuerung an.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54541288-ezb-weidmann-inflation-koennte-mittelfristig-ueber-2-bleiben-015.htm
JAPAN – Japans Regierung beschließt massives Konjunkturpaket – 19.11.2021
Japans Regierung hat ein Konjunkturpaket in Höhe von 55,7 Billionen Yen (431 Milliarden Euro) beschlossen, um die Erholung von der Pandemie nach den jüngsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu unterstützen, einschließlich Barzahlungen an die meisten Familien und einige kleinere Unternehmen. Der Umfang des Pakets ist fast doppelt so hoch wie von Analysten Anfang des Monats erwartet und entspricht etwa einem Zehntel des japanischen Bruttoinlandsprodukts.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54540726-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
EUROZONE – Euroraum-Leistungsbilanzüberschuss steigt im September – 19.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums ist im September gestiegen. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) wies die Leistungsbilanz saisonbereinigt einen positiven Saldo von 19 (August: 17) Milliarden Euro auf. Der Handelsbilanzüberschuss fiel auf 16 (19) Milliarden Euro, wobei die Exporte auf 207 (205) Milliarden Euro zunahmen und die Importe auf 190 (186) Milliarden Euro. Der Saldo der Dienstleistungsbilanz war mit 10 (minus 1) Milliarden Euro positiv.
Die Bilanz der Primäreinkommen wies einen positiven Saldo von 7 (5) Milliarden Euro auf, der Saldo der Sekundäreinkommen war wie üblich negativ, und zwar mit 15 (6) Milliarden Euro.
Der Leistungsbilanzüberschuss belief sich in den zwölf Monaten bis September 2021 auf 320 Milliarden Euro (2,7 Prozent des BIP des Euroraums) gegenüber 172 Milliarden Euro (1,5 Prozent) ein Jahr zuvor.
Bei der Kapitalbilanz ergab sich für die zwölf Monate bis September 2021 ein positiver Saldo von 373 Milliarden Euro. In den zwölf Monaten bis September 2020 waren es 168 Milliarden gewesen. Bei den Direktinvestitionen ergaben sich in diesem Zeitraum Nettokapitalabflüsse von 76 (Zufluss 127) Milliarden Euro und bei den Portfolioinvestitionen Nettokapitalexporte von 878 (90) Milliarden Euro.
Über Aktien flossen netto 144 (Vorjahreszeitraum: 26) Milliarden Euro ab. Über Anleihen kam es zu einem Nettokapitalexport von 734 (63) Milliarden Euro.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54538470-euroraum-leistungsbilanzueberschuss-steigt-im-september-015.htm
EUROPÄISCHE UNION – POLEN – GROSSBRITANNIEN – Deutscher EU-Botschafter warnt vor Polexit und Handelskrieg mit Großbritannien – 19.11.2021
BERLIN (Dow Jones)–Der deutsche Botschafter bei der EU, Michael Clauß, warnt die künftige Bundesregierung davor, wichtige europapolitische Themen zu vertagen. Ausgerechnet in der Phase, in der Berlin nur eingeschränkt handlungsfähig ist, „erleben wir in Brüssel eine Häufung kritischer Themen“, heißt es in einem dem Spiegel vorliegenden vertraulichen Schreiben, das Clauß vergangene Woche an das Auswärtige Amt kabelte.
So habe der rasante Anstieg der Energiepreise einen „massiven Streit über die richtige Antwort“ innerhalb der Europäischen Union ausgelöst. Das Thema werde die Staats- und Regierungschefs beim Gipfel Mitte Dezember beschäftigen. „Eine Einigung zeichnet sich nicht ab“, warnt Clauß. Frankreich werde wohl damit erfolgreich sein, die Kernkraft in der EU „als grüne Energie der Zukunft“ fördern zu lassen.
Dies werde „von der großen Mehrheit der Mitgliedstaaten entweder unterstützt oder ist für diese akzeptabel“, schreibt Clauß. Neuer Ärger droht auch in der Migrationsfrage, die wegen der Krise an der belarussisch-polnischen Grenze auf der Gipfel-Tagesordnung stehen dürfte. Auch hier sei „eine Einigung nicht in Sicht“ – ebenso wie beim Rechtsstaatskonflikt mit Polen. Die EU-Kommission weigert sich derzeit, 37 Milliarden Euro aus dem Corona-Wiederaufbaufonds an Polen auszuzahlen. Warschau habe gedroht, die EU bei wichtigen Vorhaben zu blockieren, so Clauß. Es drohe eine „unkontrollierbare Dynamik“, die zum EU-Austritt Polens führen könne. Auch Großbritannien bereitet der EU weiter Probleme. Es werde immer deutlicher, dass London das mit Brüssel ausgehandelte Nordirland-Protokoll nicht umsetzen wolle. „Ein Handelskrieg scheint nicht mehr ausgeschlossen“, so Clauß.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54542045-deutscher-eu-botschafter-warnt-vor-polexit-und-handelskrieg-mit-grossbritannien-015.htm
EUROPÄISCHE UNION – BASEL 3 – Die Kritik an den EU-Plänen zur Umsetzung des Kapitalregelwerks Basel 3 für Banken hält an. Nachdem EU-Parlamentarier und der Bundesverband deutscher Banken die Vorgaben für Mittelstandsfinanzierungen gerügt haben, tritt die Spitze des Verbands der Pfandbriefbanken (VDP) auf den Plan und fordert andere Regeln für Immobilienfinanzierungen. Laut Verband wird die Reform, weil sie die Nutzung bankinterner Modelle einschränkt, die Kapitalanforderungen für seine Mitglieder um mindestens 25 Prozent steigen lassen. Im Gespräch verlangt VDP-Präsident Louis Hagen eine „strukturell und dauerhaft angemessene“ Behandlung von Immobilienfinanzierungen durch die Regulierung. (Börsen-Zeitung)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54536218-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
FRANKREICH – GROSSBRITANNIEN – Französisch-britischer Streit um 200 Fischereilizenzen zieht sich hin – 19.11.2021
Der britisch-französische Streit um 150 bis 200 Fischereilizenzen zieht sich weiter hin. „Wir lassen unsere Fischer nicht im Stich“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. „Die (Europäische) Kommission muss uns unterstützen. Es geht zu langsam“, betonte er. „Wenn die Kommission ihre Rolle nicht einnimmt, dann macht Frankreich das eben.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54544048-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – Stärkster Anstieg der deutschen Erzeugerpreise seit 1951 – 19.11.2021
Von Andreas Plecko
WIESBADEN (Dow Jones)–Die deutschen Erzeugerpreise sind im Oktober kräftig gestiegen und haben die Prognosen deutlich übertroffen. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Preise um 3,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Anstieg um 1,3 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich eine Steigerung um 18,4 Prozent. Das ist die höchste Rate seit November 1951. Die Prognose von Ökonomen hatte auf ein Plus von 15,6 Prozent gelautet.
Die Hauptursache für den starken Preisauftrieb im Oktober war die Preisentwicklung bei Energie. Die Energiepreise waren im Durchschnitt 48,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Gegenüber dem Vormonat stiegen diese Preise um 12,1 Prozent.
Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten Erdgas in der Verteilung (81,4 Prozent) und elektrischer Strom (49,6 Prozent). Ohne Berücksichtigung von Energie lagen die Erzeugerpreise im Monatsvergleich um 0,7 Prozent höher und um 9,2 Prozent im Vorjahresvergleich.
Hohe Preissteigerungen gab es auch bei den Vorleistungsgütern, vor allem bei Metallen, Sekundärrohstoffen und Holz. Vorleistungsgüter verteuerten sich um 18,1 Prozent auf Jahressicht. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei nichtmetallischen Sekundärrohstoffen (95,7 Prozent) sowie Nadelschnittholz (91,8 Prozent).
Bei dieser Statistik werden die Preise ab Fabrik erhoben, also bevor die Produkte und Rohstoffe in den Handel kommen. Die Erzeugerpreise können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Inflation geben. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54537099-staerkster-anstieg-der-deutschen-erzeugerpreise-seit-1951-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54536939-deutschland-erzeugerpreise-steigen-so-stark-wie-seit-70-jahren-nicht-016.htm
DEUTSCHLAND – Deutsche Rohstahlerzeugung im Oktober deutlich angezogen – 19.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Stahlerzeugung in Deutschland hat im Oktober deutlich angezogen. 3,66 Millionen Tonnen produzierten Rohstahl meldete die Wirtschaftsvereinigung Stahl für den Monat, das sind 320.000 Tonnen mehr als im September, aber auch 7,0 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Die WV Stahl sprach von einem hohen Niveau.
Die Erzeugung seit Jahresbeginn lag mit 33,6 Millionen Tonnen um 15,1 Prozent über der von Werksschließungen geprägten ersten Phase der Corona-Pandemie.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54538228-deutsche-rohstahlerzeugung-im-oktober-deutlich-angezogen-015.htm
DEUTSCHLAND – Umsätze im Gastgewerbe sinken wegen 2G-Regel – 19.11.2021
Von Andreas Plecko
WIESBADEN (Dow Jones)–Die Umsätze im deutschen Gastgewerbe sind im September gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sank der Umsatz gegenüber dem Vormonat kalender-, saison- und preisbereinigt um 3,5 Prozent. Im September hatten mehrere Bundesländer aufgrund steigender Corona-Infektionszahlen die 2G-Regelung eingeführt, die nur Geimpften und Genesenen den Zutritt zu Gastronomie und Beherbergungsbetrieben gestattet.
Gegenüber dem Vorjahresmonat lag der Umsatz im Gastgewerbe im September allerdings um 6,5 Prozent höher. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, lagen die Umsätze um 17,7 Prozent tiefer.
Die Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen verzeichneten gegenüber dem Vormonat ein Umsatzminus von 8,8 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr lag der Umsatz um 14,5 Prozent höher. Trotz dieses Anstiegs lag der Umsatz aber noch um 18,0 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020.
In der Gastronomie blieb der Umsatz im Vormonatsvergleich nahezu konstant (minus 0,1 Prozent). Im Vergleich zum September des Vorjahres stieg er um 2,0 Prozent, lag allerdings noch immer 17,5 Prozent unter dem Niveau vom Februar 2020.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54537423-umsaetze-im-gastgewerbe-sinken-wegen-2g-regel-015.htm
DEUTSCHLAND – Steuereinnahmen legen im Oktober erneut kräftig zu – 19.11.2021
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Die deutschen Steuereinnahmen sind auch im Oktober deutlich um 17,5 Prozent gestiegen. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. Im September waren sie bereits um 23,1 Prozent in die Höhe geschossen, im August waren sie um 8,2 Prozent gestiegen und im Juli um 12,5 Prozent. „Der starke Anstieg ist unter anderem auch auf eine durch steuerliche Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen der Corona-Krise (Umsatzsteuersatzsenkung, Kinderbonus) reduzierte Vorjahresbasis zurückzuführen“, erklärte das Ministerium. Auch sei das Aufkommen der veranlagten Einkommensteuer beträchtlich angestiegen.
Der Bund verbuchte im Oktober 13,7 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 20,2 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 25,7 Milliarden Euro um 17,0 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im Oktober auf rund 53,4 Milliarden Euro. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 9,8 Prozent auf 594,5 Milliarden Euro zu. Der Bund verbuchte einen Zuwachs um 6,8 Prozent, und die Länder verzeichneten ein Plus von 10,4 Prozent.
Zur Konjunkturentwicklung erklärten die Ökonomen des Ministeriums, Lieferengpässe verlangsamten die Erholung im laufenden Jahr, für 2022 werde aber ein kräftiges Wachstum erwartet. „Da die Lieferengpässe die Industrie und im Zuge dessen auch den Handel in den nächsten Monaten (weiterhin) einschränken dürften und sich auch die Stimmungsindikatoren im Dienstleistungsbereich zuletzt weniger optimistisch darstellten, ist für das 4. Quartal derzeit mit nur einem geringfügigen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes zu rechnen“, erklärten sie.
Nachfrageseitig befinde sich der Auftragsbestand in der Industrie aber weiterhin auf sehr hohem Niveau, sodass unter der Annahme nachlassender Knappheiten bei Vorprodukten im nächsten Jahr kräftige Impulse von der Industrieproduktion zu erwarten seien. Zu einem von der Regierung für 2022 erwarteten Wachstum von 4,1 Prozent dürfte „nicht nur die Auflösung der Lieferengpässe im Jahresverlauf beitragen, sondern auch eine weitere Normalisierung des privaten Konsums“. Parallel dürfte sich der positive Trend am Arbeitsmarkt fortsetzen, sodass Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit im Verlauf weiter zurückgingen.
Bis zum Jahresende sei weiterhin mit einer merklich erhöhten Inflationsrate zu rechnen. Mit dem Jahreswechsel falle dann der Basiseffekt aus der Senkung der Umsatzsteuersätze weg, sodass die Inflationsrate wieder etwas niedriger liegen sollte, angesichts des Auftriebs durch die Energiepreisentwicklung jedoch aber weiter deutlich über dem Vorkrisenniveau. Auf den Märkten für Öl und insbesondere Kohle und Gas seien in den vergangenen Monaten teils massive Preisanstiege zu beobachten gewesen. „Am aktuellen Rand hat sich die Aufwärtsbewegung nicht weiter fortgesetzt beziehungsweise haben die Preise wieder etwas nachgegeben“, betonte das Ministerium aber.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54534814-steuereinnahmen-legen-im-oktober-erneut-kraeftig-zu-015.htm
ÖSTERREICH – Lockdown – IHS: Wirtschaftsprognosen für heuer und 2022 wackeln – 19.11.2021
Fachleute des Instituts für Höhere Studien (IHS) haben zu aktuellen Fragen rund um den Lockdown Stellung genommen. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum für heuer und nächstes Jahr werden wahrscheinlich nicht halten, erwartet IHS-Ökonom Klaus Weyerstrass. Auch die erwarteten Folgen für den Bildungsbereich kommen teuer, erläuterte IHS-Experte Mario Steiner. IHS-Expertin Katharina Gangl sieht angesichts der Impfpflicht eine Radikalisierungsgefahr bei Impfgegnern.
Die nächste IHS-Wirtschaftsprognose wird in vier Wochen veröffentlicht. Es sei „höchstwahrscheinlich, dass wir heuer nicht die 4,5 Prozent Wachstum erreichen werden“, sagte Weyerstrass. Die wirtschaftlichen Auswirkungen würden aber vermutlich im nächsten Jahr noch größer sein. Der Arbeitsmarkt habe sich gerade wieder erholt, die Arbeitslosigkeit lag unter den Werten von 2019. Angesichts geschlossener Restaurants, Hotels und Geschäfte sei natürlich zu befürchten, dass Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit wieder kräftig ansteigen werden. Der Ökonom erwartet Auswirkungen in etwa so wie im zweiten Lockdown, die ungefähr halb so stark wie im ersten Lockdown waren. Im schlimmsten Fall sei im nächsten Jahr mit einer Insolvenzwelle zu rechnen.
Gesundheitsökonom Thomas Czypionka findet „drei Wochen Lockdown besser als gar nichts“. Man wisse aber nicht, wie die Leute reagieren, also ob sie den Lockdown auch einhalten. Die Lage in den Spitälern sei besorgniserregend, die Verschiebung von Krebs-Operationen sei eine Katastrophe. Jedes freie Intensivbett ermögliche nicht nur eine, sondern zahlreiche OPs, die jetzt nicht durchgeführt werden könnten. Aus Solidarität habe man sich für einen Gesamt-Lockdown entschieden.
*** Diversifizierungen nach General-Lockdown
Offen sei, ob der Lockdown lange genug sei, um die Lage in den Spitälern zu entspannen, da die schweren Erkrankungen der jetzt Neuinfizierten erst in einigen Wochen auftreten. Am schlimmsten wäre es, wenn nach drei Wochen Lockdown alle die Geschäfte stürmen und sich zu Weihnachten treffen, und dann setze im Jänner die Grippesaison ein und die Corona-Zahlen steigen auch wieder. Dann könnten die Spitäler bald wieder sehr voll sein, gibt er zu bedenken. „Nach diesem General-Lockdown muss es Diversifizierungen auf Bundesländerebene geben, alles andere wäre nicht vermittelbar“, meint er.
Die nun beschlossene Corona-Impfpflicht ist für die Verhaltensökonomin Katharina Gangl eine Chance – „wenn man es klug umsetzt“. Die Mehrheit der Bevölkerung sei für die Impfpflicht. Für die Ungeimpften sei die Impfpflicht eine Chance, um ihr Gesicht zu wahren und ihre Meinung zu behalten, aber trotzdem der Impfpflicht nachkommen zu müssen und dadurch eine Impfung zu bekommen.
*** Gefahr der Radikalisierungen
Allerdings bestehe auch die Gefahr, dass sich eine kleine Gruppe radikalisiere: „Wenn Menschen den wissenschaftlichen Studien zur Impfung keinen Glauben schenken, aber bereit sind, Medikamente für Pferde einzunehmen, sieht man die Irrationalität“. Angesprochen auf die früher in Österreich bestehende Impfpflicht gegen Pocken meinte sie, seitdem habe sich gesellschaftlich viel verändert bezüglich mehr Individualität und Skepsis gegenüber Autoritäten, und Impfpflichten seien aus der Mode gekommen. In den letzen Jahren sei jedoch auch in Europa wieder ein Trend hin zur Impfung erkennbar.
Auf Folgen im Bildungsbereich verweist IHS-Experte Mario Steiner. Wenn es mehr frühe Ausbildungsabbrecher gebe, beeinflusse das die Erwerbskarriere ganz massiv, denn je niedriger das Bildungsniveau desto höher seien die Arbeitslosenquoten und desto geringer der Verdienst. Dies habe nicht nur individuelle Folgen, sondern auch die volkswirtschaftlichen Effekte seien extrem hoch. Wenn Lernleistung privatisiert werde, wie es bei Distance Learning geschehe, dann würden die benachteiligten Kinder am stärksten negativ betroffen, hieß es.
https://science.apa.at/power-search/9687164732272625967
18.11.2021, Donnerstag
CORONA – VAKZINOLOGIE – Boostern vor Sechs-Monats-Frist: Impfschutz nimmt schneller ab als gedacht – 18.11.2021
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle setzen Politiker und Wissenschaftler auf Booster-Impfungen. Vorgesehen sind sie bislang nach sechs Monaten. Doch Rufe nach einem kürzeren Abstand werden lauter. ntv.de erklärt, wer sich mit dem Auffrischungs-Piks Zeit lassen kann und wer schnell einen Termin buchen sollte.
Die vierte Corona-Welle rollt unerbittlich über Deutschland hinweg. Allein heute meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 53.000 Neuinfektionen – so viele wie nie zuvor in der Corona-Pandemie. Mit Sorge beobachten Ärzte zudem, dass sich auch immer häufiger Geimpfte anstecken und auf der Intensivstation landen. Das Credo von Politik und Wissenschaft lautet daher: boostern, boostern, boostern. Bisher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Menschen ab 70 Jahren und vulnerablen Gruppen eine Auffrischungs-Impfung nach einem halben Jahr. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Booster-Spritze jetzt allen Erwachsenen zugänglich machen – sogar vor Ablauf der sechs Monate. Ist das sinnvoll?
Ergebnisse einer schwedischen Studie, die noch von Fachleuten begutachtet werden muss, zeigen: Die Wirksamkeit von Biontech, Moderna und Astrazeneca lässt mit der Zeit deutlich nach. Bereits nach sieben Monaten fällt der Schutz vor einer symptomatischen Infektion auf unter 23 Prozent – und ist damit so gut wie nicht gegeben. Wie schnell er allerdings absackt, hängt stark davon ab, welches Vakzin verimpft wurde.
Biontech schützt der Studie zufolge nach einem halben Jahr nicht mal mehr zu 50 Prozent vor einer Ansteckung. Moderna-Geimpfte sind etwas besser dran. Hier beträgt die Wirksamkeit auch nach einem halben Jahr noch rund 60 Prozent. Für Menschen, die mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe immunisiert sind, bietet sich also nach rund sechs Monaten eine Auffrischungs-Impfung an. Für Astrazeneca-Geimpfte könnte dieser Abstand hingegen deutlich zu lang sein.
Bei dem britischen Impfstoff war bereits nach vier Monaten kein Schutz mehr nachweisbar. Im Gegenteil: Die schwedischen Wissenschaftler stellten ab diesem Zeitraum sogar ein erhöhtes Risiko einer Ansteckung bei Astrazeneca-Geimpften fest. Erklärbar wäre das zum Beispiel durch ein sorgloses Verhalten der Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften, schreibt das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“. Bei Astrazeneca ist eine Booster-Spritze demnach vor Ablauf der sechs Monate nicht nur sinnvoll, sondern auch nötig.
Für junge Menschen drängt eine Booster-Impfung – egal mit welchem Mittel sie zweifach geimpft sind – jedoch nicht unbedingt. Auch das zeigt die Studie. Bei ihnen ist nämlich der Schutz vor einem schweren Verlauf auch nach einem halben Jahr mit rund 80 Prozent weiterhin ausreichend hoch. Anders sieht es allerdings bei Menschen im höheren Alter aus. Hier sinkt die Wirksamkeit von anfangs 90 Prozent auf etwa 40 Prozent nach rund sechs Monaten. Somit haben sie ein deutlich höheres Risiko schwer zu erkranken oder gar zu sterben.
*** Paradebeispiel Israel
Dass Booster-Impfungen vor allem in höheren Altersklassen wirken, zeigt auch eine Studie der Harvard-Universität und des israelischen Clalit-Forschungsinstituts. Israel hatte als erstes Land bereits Ende Juli alle über 60-Jährigen und Risikopatienten zur dritten Impfung aufgerufen, danach schrittweise Jüngere. Seit September können sich dort alle ab zwölf Jahren boostern lassen. Inzwischen sind fast 45 Prozent der Israelis dreifach geimpft, die über 60-Jährigen sogar zu 80 Prozent.
Bereits drei Wochen nach Beginn der Booster-Kampagne gingen in Israel die schweren Covid-19-Fälle zurück, seit Anfang September auch die täglichen Neuinfektionen. Der Grund: Laut der Harvard-Studie ist das Risiko eines schweren Verlaufs mit dreifachem Impfschutz 92 Prozent niedriger als bei Menschen, deren Zweitimpfung mehr als sechs Monate zurückliegt. Über 60-Jährige, die bisher nur zwei Dosen bekommen hatten, steckten sich in Israel zehnmal so häufig an wie Gleichaltrige, die bereits eine Booster-Impfung empfangen hatten. Zudem kam es bei zweifach Geimpften 20-mal häufiger zu schweren Krankheitsverläufen als bei den Studienteilnehmern mit dreifachem Impfschutz.
Angesichts dieser Studienergebnisse erscheint die Forderung von Bundesgesundheitsminister Spahn berechtigt – und längst überfällig. Markus Söder wagte bereits am Wochenende den Vorstoß: „Wir bringen das Boostern massiv voran. Wir empfehlen, nach fünf Monaten zu boostern“, verkündete der bayerische Ministerpräsident am Sonntag. Doch die Praxis sehe bislang anders aus, berichtet eine betroffene Münchnerin im Bayerischen Rundfunk: „Meine Eltern sind beide über 80 Jahre alt und haben zwei Dosen Astrazeneca bekommen, also die Impfung, die nach jetzigem Stand mit am schlechtesten schützt.“ Dennoch sei das betagte Ehepaar vor dem Impfzentrum abgewiesen worden, da ihre letzte Impfung erst fünf Monate und zwei Wochen her sei.
Das könnte sich allerdings schon bald ändern. STIKO-Chef Thomas Mertens hat eine baldige Ausweitung der Empfehlung für Corona-Auffrischungsimpfungen in Aussicht gestellt. So könnte das Alter demnach auf 18 Jahre gesenkt werden. Kritik kommt derweil von den Hausärzten. „Vor allem bei weniger gefährdeten jüngeren gesunden Menschen ist es nach den bisherigen medizinischen Erkenntnissen nicht erforderlich, auf den Tag genau nach sechs Monaten eine Booster-Impfung durchzuführen“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
*** Die Zeit drängt
Weigeldt hat Sorge, dass der Wunsch nach einer raschen Auffrischung bei Jüngeren „zulasten von vulnerablen Patienten“ erfolgen würde. Auch bei der dritten Impfung gelte es, die Gefährdeten besonders im Auge zu behalten, mahnt Weigeldt. Bislang haben laut STIKO-Chef Mertens nur etwa elf Prozent der über 60-Jährigen eine Booster-Impfung erhalten.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, fordert daher auch beim Boostern eine Vorrangprüfung für bestimmte Bevölkerungsgruppen ähnlich wie zu Beginn der Impfkampagne. „Eine Priorisierung nach Alter, Krankheit sowie Berufsgruppe muss erneut in Betracht gezogen werden“, sagt Brysch den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Doch die Zeit drängt. Intensivstationen laufen mit Covid-Patienten voll, das medizinische Personal stößt an seine Belastungsgrenze. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, setzt daher auf Tempo statt Priorisierung beim Boostern. Entscheidend sei, dass so viele Menschen wie möglich die dritte Spritze erhielten, sagt er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Mir erschiene es mit den Erfahrungen aus Israel sinnvoll, die Sechs-Monats-Spanne nicht voll auszureizen, sondern ab einem Intervall von fünf Monaten die Impfungen aufzufrischen.“ Je schneller die Auffrischungs-Impfungen kämen, umso flacher würde die Welle ausfallen, sagt Marx. „Das ist das wirkungsvollste Instrument, um das Virus auszubremsen und Impfdurchbrüche zu minimieren.“ Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/wissen/Impfschutz-nimmt-schneller-ab-als-gedacht-article22936644.html
CORONA – MEDIZIN – Corona-Antikörpermittel von AstraZeneca wirkt in Studie – 18.11.2021
Ein Antikörpermedikament von AstraZeneca hat sich auch in einem längeren Beobachtungszeitraum als effektiv bei der Vorbeugung von Covid-19 erwiesen. In der klinischen Studie, in der die Teilnehmer im Mittel sechs Monate lang beobachtet wurden, verringerte das Mittel demnach das Risiko einer symptomatischen Erkrankung um 83 Prozent, teilte das Unternehmen am Donnerstag in einer Aussendung mit.
Eine separate Studie an Patienten mit leichter bis mittelschwerer Covid-19-Erkrankung zeigte zudem, dass eine höhere Dosis des Medikaments das Risiko einer Verschlechterung der Symptome um 88 Prozent senkte, wenn sie innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der ersten Symptome verabreicht wurde. In den USA hat AstraZeneca bereits eine Notfallzulassung für das Mittel beantragt.
Das Medikament AZD7442 wurde speziell für jene Menschen entwickelt, die aufgrund von Vorerkrankungen oder anderer Gründe auf eine Impfung nicht ansprechen oder diese aus medizinischer Sicht nicht infrage kommt. Es ist daher laut AstraZeneca als Ergänzung und nicht als Alternative zur bestehenden Immunisierung mit einem Covid-19-Impfstoff zu verstehen. Das Medikament sei, nach entsprechender Zulassung, sowohl prophylaktisch anwendbar als auch zur Behandlung bereits erfolgter Infektionen.
https://science.apa.at/power-search/15561544152451614853
CORONA – USA – Mehr als 100.000 Drogentote in USA in zwölf Monaten der Pandemie – 18.11.2021
Washington – In den USA hat die Zahl der Drogentoten während der Coronapandemie vorläufigen Daten zufolge einen traurigen Rekord erreicht. Die US-Gesundheitsbehörde CDC veröffentlichte gestern erste Zahlen zu den Drogentoten innerhalb von zwölf Monaten bis April 2021.
Nach offiziellen Schätzungen der Behörde starben in diesem Zeitraum mehr als 100.000 Menschen an einer Überdosis – 28,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und mehr als je zuvor innerhalb von zwölf Monaten.
US-Präsident Joe Biden sprach von einem „tragischen Meilenstein“. Im Kampf gegen die Coronapandemie dürfe diese andere Epidemie nicht in Vergessenheit geraten. Biden versprach, seine Regierung werde alles in ihrer Macht Stehende tun, um gegen Abhängigkeit im Land vorzugehen und die Opioidkrise zu beenden.
Die Gesundheitsbehörde CDC hatte bereits zuvor beklagt, dass die Coronapandemie zu einer Zunahme der Zahl von Drogentoten führe. Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen. Im Kalenderjahr 2020 waren laut CDC mehr als 93.000 Menschen an einer Überdosis gestorben – ein Anstieg um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser Trend setzte sich nun fort. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129207/Mehr-als-100-000-Drogentote-in-USA-in-zwoelf-Monaten-der-Pandemie
CORONA – CHINA – China: Neue Belege für wahrscheinlichen Corona-Ursprung am Wuhan-Tiermarkt – 18.11.2021
Knapp zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie liefert ein renommierter Evolutionsbiologe weitere Belege für den Huanan-Tiermarkt in Wuhan als wahrscheinlichen Ursprungsort des Virus. In einem im Fachjournal „Science“ veröffentlichten Artikel fasst Michael Worobey entscheidende Ereignisse, die sich im Dezember 2019 und Jänner 2020 in Wuhan abspielten, zusammen. Dabei konnten die meisten frühen symptomatischen Fälle mit dem Tiermarkt in Verbindung gebracht werden.
Der Wissenschafter vom Institut für Ökologie und Evolutionsbiologie der Universität Arizona zeichnete eine Zeitleiste der ersten bekannten Fälle, die er unter anderem aus Zeitungsberichten und zugänglichen Krankenhausdaten zusammentrug. Die zahlreichen Fälle rund um den Tiermarkt in der chinesischen Metropole sieht er als „starkes Indiz“ dafür, dass die Pandemie auf dem Markt ihren Ursprung hatte.
*** Keine Proben von Tieren
Es seien zwar bisher keine eindeutigen Beweise erbracht worden, da keine Proben von Tieren vorliegen würden, die zum Zeitpunkt des Ausbruchs auf dem Markt verkauft wurden. Schließlich sei der Huanan-Markt schnell geschlossen und desinfiziert worden. Dies bedeute jedoch nicht, dass das Rätsel um den Ausbruch niemals gelöst werden könne, so der Forscher.
Schlüssige Beweise könnten etwa durch die Analyse räumlicher Muster früher Fälle in Wuhan und zusätzlicher Gendaten aus weiteren Proben damaliger Patienten gewonnen werden. „Von dieser Anstrengung hängt die Verhinderung zukünftiger Pandemien ab“, so Worobey.
*** WHO-Expedition Anfang 2021 ohne klarem Ergebnis
Das Virus tauchte Ende 2019 erstmals in Wuhan auf. Ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durfte jedoch erst mehr als zwölf Monate später nach China reisen und war ohne klare Ergebnisse zurückgekehrt. Das Team teilte im Anschluss mit, dass nicht völlig klar sei, ob der Markt der tatsächliche Ausgang der Pandemie war.
Eine weitere Untersuchung vor Ort will China nicht zulassen. Unter anderem die US-Regierung wirft China vor, den Experten Informationen vorenthalten zu haben. Peking wirft den USA und anderen Ländern dagegen vor, die Pandemie und die Suche nach dem Ursprung für politische Attacken zu missbrauchen.
https://science.apa.at/power-search/13679325397041922554
CORONA – WEISSRUSSLAND – Belarus meldet ersten Coronafall in Migrantenunterkunft an Grenze – 18.11.2021
Minsk/Warschau – Belarus hat einen ersten Coronafall in der Migrantennotunterkunft nahe der polnischen Grenze gemeldet. In der zum Schlaflager umfunktionierten Logistikhalle sei ein Mensch erkrankt, meldete die belarussische Staatsagentur Belta gestern unter Berufung auf einen Behördenvertreter aus der Region Grodno. Der Erkrankte sei in ein Krankenhaus gebracht worden.
In der am vergangenen Dienstag eröffneten Unterkunft schliefen in den vergangenen beiden Nächten rund tausend Menschen auf engstem Raum auf dem Boden. Weil Regen droht, sollen nun in der oberen Etage noch weitere Migranten untergebracht werden. Immer mehr Menschen verlassen mittlerweile das Waldstück direkt an der Grenze zu Polen, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete.
In der Logistikhalle werde nun eine Impfstelle eröffnet, an der ein chinesisches Vakzin verabreicht werden solle, hieß es von belarussischer Seite. Belarus hat erst vor einigen Tagen rund 1,5 Millionen Dosen des chinesischen Herstellers Sinopharm geliefert bekommen.
An der belarussisch-polnischen Grenze harren seit Tagen Tausende Migranten aus. Europa beschuldigt den autoritären belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die polnische Außengrenze gebracht zu haben, um die Europäische Union unter Druck zu setzen und sich für Sanktionen zu rächen. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129232/Belarus-meldet-ersten-Coronafall-in-Migrantenunterkunft-an-Grenze
CORONA – GROSSBRITANNIEN – Zwölf Prozent britischer Coronafälle mit Delta-Subvariante – 18.11.2021
London – Die Delta-Subvariante des Coronavirus AY.4.2 ist inzwischen für mehr als jede zehnte Neuinfektion in Großbritannien verantwortlich. Das geht aus der großangelegten React-Auswertung des Imperial College London hervor, deren jüngste Ergebnisse heute veröffentlicht wurden.
Demnach konnten 11,8 Prozent von 841 sequenzierten positiven Proben der Subvariante AY.4.2 zugeordnet werden. Für die Studie waren PCR-Tests von mehr als 100.000 Menschen ausgewertet worden, von denen knapp 1.400 ein positives Ergebnis hatten.
In Deutschland gibt es laut Robert-Koch-Institut (RKI) keine Hinweise darauf, dass die Bedeutung der Delta-Subvariante im Pandemiegeschehen zunimmt. Momentan spielt AY.4.2 hierzulande kaum eine Rolle.
Die Subvariante breitet sich den Erkenntnissen zufolge wohl schneller aus als die bisher vorherrschende Delta-Variante. Seit der vergangenen Studie im September berechneten die Wissenschaftler ein tägliches Wachstum des AY.4.2.-Anteils von 2,8 Prozent.
Gleichzeitig sind symptomatische Erkrankungen seltener, wie die Forscher feststellten. Auch die typischen Symptome wie Verlust oder Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinns, Fieber und ein neuer, anhaltender Husten, kommen demnach bei Infektionen mit AY.4.2. weniger häufig vor. Insgesamt sei das seltenere Auftreten von Symptomen natürlich eine gute Sache, ergänzte Studienleiter Paul Elliott.
Wie sich die Subvariante auf den Verlauf der Pandemie auswirken werde, könne noch nicht abgeschätzt werden, sagte die an der Studie beteiligte Forscherin Christl Donnelly dem Sender Sky News. Weniger symptomatische Fälle bedeuteten, dass weniger infizierte Fälle erkannt würden, so die Forscherin. Auf der anderen Seite könne das Fehlen von Symptomen wie Husten die Ansteckungsgefahr auch verringern.
Die Subvariante AY.4.2. wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang nicht als besorgniserregend eingestuft, steht aber unter Beobachtung. Auch in Deutschland wurde sie bereits nachgewiesen.
Seit dem ersten Nachweis von Anfang Juli bis Mitte November sind 766 Treffer in Deutschland erfasst, wie das RKI auf Anfrage mitteilte. Der Anteil der Subvariante sei in den vergangenen Wochen in Zufallsstichproben mit etwa einem Prozent relativ konstant gewesen. Daher gehe das RKI derzeit davon aus, „dass sich diese Variante unter den in Deutschland herrschenden Infektionsschutzmaßnahmen nicht signifikant stärker als andere Linien ausbreiten kann“. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129225/Zwoelf-Prozent-britischer-Coronafaelle-mit-Delta-Subvariante
https://science.apa.at/power-search/18402222271178504114
CORONA – BELGIEN – Belgien will Coronawelle mit Homeoffice und Kinderimpfungen brechen – 18.11.2021
Brüssel – Um die neue Coronawelle in Belgien zu brechen, setzt die Regierung auf Telearbeit und die verstärkte Impfung von Kindern. Wo es möglich ist, müssen Arbeitnehmer ab Montag mindestens vier Tage pro Woche von Zuhause aus arbeiten, wie Ministerpräsident Alexander De Croo gestern Abend erklärte. Zudem weitet Belgien die Impfkampagne auf fünf- bis elfjährige Kinder aus.
„Wir sehen derzeit eine Explosion der Ansteckungen“, begründete Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke die verschärften Maßnahmen. Mit durchschnittlich mehr als 10.000 Neuinfektionen pro Tag in der vergangenen Woche breitet sich das Virus in Belgien so schnell aus wie seit einem Jahr nicht mehr.
Eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal hat die Regierung bereits auf den Weg gebracht. Pflegekräften, die bis Anfang April nicht geimpft sind, droht die Suspendierung. Die Impfkampagne für Kinder ab fünf Jahren soll „in Kürze“ beginnen, auch Auffrischungsimpfungen für die breite Bevölkerung sind nun geplant.
„Ich verstehe sehr gut die Frustration“, sagte Ministerpräsident De Croo von den flämischen Liberalen. Es sei aber wichtig, dass alle sich gegenseitig schützten, zum Wohl der Angehörigen und des unter Druck stehenden Gesundheitspersonals.
Die Impfquote in den belgischen Regionen klafft sehr weit auseinander: Während in Flandern mehr als 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, liegt der Anteil in der Hauptstadtregion Brüssel nur bei rund 56 Prozent.
Zudem weitet die Regierung die Maskenpflicht aus: Kinder müssen bereits ab zehn Jahren einen Mund-Nasen-Schutz tragen und nicht wie bisher ab zwölf. Die 3G-Regel tritt bei allen öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern in Kraft. Im Freien gilt dies ab 100 Menschen, etwa auf Weihnachtsmärkten. Dort haben dann nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete Zugang.
Ein Mund-Nasen-Schutz muss bisher schon in Belgiens öffentlichen Verkehrsmitteln, Bars und Restaurants getragen werden. In Kultureinrichtungen wird die Maske ebenfalls Pflicht – bisher konnte sie dort bei Vorliegen eines 3G-Nachweises in Innenräumen abgenommen werden. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129223/Belgien-will-Coronawelle-mit-Homeoffice-und-Kinderimpfungen-brechen
CORONA – DEUTSCHLAND – Wieler, RKI: Düstere Coronalage – 18.11.2021
Berlin – Die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 in Deutschland steigt von Tag zu Tag, immer mehr Menschen werden auf Intensivstationen behandelt. Nun hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, ein dramatisches Bild der Coronalage in Deutschland gezeichnet.
„Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, sagte Wieler gestern Abend bei einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU).
Die Anzahl der Coronaneuinfektionen stieg erneut stark und überschritt erstmals den Wert von 60.000. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages den Höchstwert von 65.371 Coronaneuinfektionen.
Vor exakt einer Woche waren erstmals mehr 50.000 Neuinfektionen pro Tag gezählt worden. Die Sieben-Tage Inzidenz gab das RKI mit 336,9 an – ebenfalls ein Höchststand. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 319,5 gelegen, vor einer Woche bei 249,1 (Vormonat: 74,4).
RKI-Präsident Wieler warnte, die Zahlen gingen steil nach oben, sie seien höher als bekannt. „Die Untererfassung der wahren Zahlen verstärkt sich.“ Wieler sprach sich unter anderem dafür aus, auch Apotheker impfen zu lassen. „Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten.“
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Andreas Gassen warnte hingegen vor Panikmache. „Die Lage ist schwierig, aber für Panik besteht kein Anlass“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Krankenhäuser seien ebenso wie die Praxen seit Monaten stark belastet. „Es besteht aber derzeit wohl nicht die Gefahr, dass die Kliniken in ihrer Gesamtheit an ihre Leistungsgrenze stoßen.“
Die Belegungszahlen seien nach wie vor niedriger als zum Höhepunkt der dritten Coronawelle. „Es gibt insgesamt noch ausreichend Reserven“, meinte er. „Wenn die Krankenhäuser jetzt wieder planbare Operationen verschieben, dann ist das eine reine Vorsichtsmaßnahme, um mehr freie Betten bereit zu stellen.“
Die Äußerungen stießen auf Widerspruch bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). DKG-Gerald Gaß stellte klar, dass in einigen Bundesländern schon die Höchstwerte der intensivpflichtigen COVID-19-Patienten aus der zweiten und dritten Welle erreicht worden seien – und die Zahlen stiegen weiter. Die Situation spitze sich für immer mehr Krankenhäuser „dramatisch zu“.
„In einigen Bundesländern sind Kliniken bereits überlastet. Wie dramatisch die Situation ist, zeigen auch die Zahlen: In etwa 100 von rund 400 Land- und Stadtkreisen gibt es derzeit maximal noch ein freies Intensivbett für Erwachsene“, sagte Gaß.
Regionen mit einem freien Bettenanteil von weniger als zehn Prozent gelten als hoch kritisch. Das sind jetzt schon Berlin, Hessen und Bayern. Der Krankenhauskoordinator für Sachsen hatte erklärt, dass nur ein harter Lockdown von zwei Wochen Sachsen vor einer dramatischen Situation wie Weihnachten 2020 bewahren kann.
„Die Tatsache, dass heute in 100 von 400 Landkreisen maximal ein, und in 50 Landkreisen gar kein Intensivbett zur Verfügung steht, macht die Dramatik der Lage deutlich“, betonte Gaß. Wenn Gassen von unnötiger Panikmache spreche, zeige dieses, dass er „offensichtlich den Bezug zur realen Lage verloren hat“. „Wir empfehlen deshalb dringend eine Dienstreise nach Bayern, Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg zu den dort niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern.“ © dpa/afp/may/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129214/Duestere-Coronalage?rt=e260337935cc1f5277df6c1add14371c
CORONA – DEUTSCHLAND – RKI-Chef Wieler hält Brandrede: „Die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster“ – Krankenhäuser vor Überlastung – Kassenärztechef Gassen: Krankenhaussituation angespannt, für Panik aber kein Anlass – Gassen: hysterische Überzeichnung der Pandemisituation auch aus politischem Kalkül – inkl. 1:38-min-Video – 18.11.2021
RKI-Chef Wieler kennt man in der Pandemie als ruhigen Mahner, seine Auftritte in den Bundespressekonferenzen sind nüchtern. In einer Online-Veranstaltung mit der sächsischen Landesregierung zeichnet er nun ein schonungsloses Bild der aktuellen Situation. Sein Frust auf die Politik ist groß. …
https://www.n-tv.de/panorama/Die-Prognosen-sind-superduester-Sie-sind-richtig-duester-article22938134.html
CORONA – DEUTSCHLAND – Flächendeckende Coronamaßnahmen und Wunsch nach einrichtungsbezogener Impfpflicht – 18.11.2021
Berlin – Die Länder haben sich heute für eine „einrichtungsbezogene“ Coronaimpfpflicht für das Personal in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen und bei mobilen Pflegediensten ausgesprochen, wenn Kontakt zu besonders gefährdeten Personen besteht. Darauf einigten sich die Regierungschefs der Länder heute nach bei Beratungen mit dem Bund.
Auch Personal von Einrichtungen der Eingliederungshilfe soll unter die Impfpflicht fallen. Die Länder bitten den Bund, die Impfpflicht nun „schnellstmöglich umzusetzen“. Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte heute in einer Pressekonferenz nach dem Gipfel, der Bund wolle sich nun mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht befassen.
An der Videokonferenz heute nahmen neben den Regierungschefs der Länder und Merkel, auch der SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) teil, daneben weitere geschäftsführende Bundesminister.
Merkel sprach nach dem Ende der Konferenz vor Journalisten von einer „besorgnisserregenden Situation“ und einer „hochdramatischen Lage“. Die Inzidenzen seien nicht in allen Ländern gleich und gingen von 117 bis 911. Einen weiteren exponentiellen Anstieg könne man sich nicht erlauben. Es brauche daher eine Bremse. Merkel betonte auch, dass viele nun notwendigen Maßnahmen nicht notwendig gewesen wären, wenn mehr Menschen sich hätten impfen lassen. Sie appellierte an die Menschen, das nun dringend nachzuholen.
27 Millionen Menschen müssen die Auffrischimpfung bekommen
Merkel begrüßte die heutige neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), die eine dritte Impfung für alle Menschen ab 18 Jahren empfiehlt. Angeraten ist von der STIKO zudem ein Abstand zur zweiten Impfung von sechs Monaten, ab fünf Monaten sei unter gewissen Umständen möglich, so die STIKO, die an der grundsätzlichen Priorisierung von vulnerablen Gruppen festgehalten hat.
Die Kanzlerin betonte aber auch, dass diese Empfehlung nun eine große Herausforderung für Bund und Länder darstelle. Denn nun müssten rund 27 Millionen Menschen die Auffrischimpfung bekommen.
„Bund und Länder verpflichten sich, jedem ein Angebot zu machen“, sagte Merkel. Die Chefs der Staatskanzleien sollen nun mit den Gesundheitsministern der Länder in die konkrete Planung eintreten. Dabei soll offenbar alles mobilisiert werden, was möglich ist. Merkel sprach vom Katastrophenschutz und Technischen Hilfswerk, die ihre Unterstützung signalisiert hätten.
Nordrhein-Westfalens (NRW) Ministerpräsident Hendrik Wüst, derzeit Vorsitzender der MPK, betonte, dass der Gesundheitsschutz absolute Priorität habe und gemessen daran sei die Lage „sehr, sehr ernst“. In der Pandemie sei man nun nah an dem Punkt angekommen, an den man nie habe kommen wollen: Dass die Krankenhäuser entscheiden müssten, wen man noch behandeln könne und wen nicht. Wüst betonte, die Länder seien zur massiver Ausweitung der Boosterimpfung bereit. Die Länder wollten Impfkapazitäten massiv und flächendeckend ausbauen.
Bund und Länder beschlossen heute konkrete Maßnahmen, die sich vor allem an der Hospitalisierungsrate orientieren. Merkel betonte, es sei ihr wichtig gewesen, einen konkreten Maßnahmenkatalog zu erstellen, wann was in welchen Ländern greifen solle.
*** Flächendeckende Zugangsbeschränkungen
Beschlossen wurde unter anderem eine flächendeckende Zugangsbeschränkungen im öffentlichen Leben für nicht geimpfte Menschen. So sollen laut Beschluss nur noch Geimpfte oder Genesene (2G) Zutritt etwa zu Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen, Gastronomie sowie zu körpernahen Dienstleistungen und Beherbergungen haben.
Die Maßnahmen sollen dann greifen – sofern noch nicht geschehen –, wenn die für das jeweilige Land ausgewiesene Hospitalisierungsrate den Schwellenwert 3 überschreitet. Das ist die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Coronapatienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.
Wenn der Schwellenwert an fünf Tagen in Folge unterschritten wird, kann laut der Vorlage von den 2G-Regelungen wieder abgesehen werden. Die Einhaltung der Zugangsregelungen werde „konsequent und noch intensiver als bisher kontrolliert“. Ausnahmen von der 2G-Regel sind für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren möglich.
Wenn die für das jeweilige Land ausgewiesene Hospitalisierungsrate den Schwellenwert 6 überschreitet, soll die 2G-plus-Regel gelten. An Orten mir besonders hohem Infektionsrisiko – etwa Diskotheken, Clubs oder Bars – sollen Geimpfte und Genesene demnach zusätzlich einen aktuellen Coronatest vorzeigen müssen, ergibt sich aus den nach Teilnehmerangaben vereinbarten Punkten der Vorlage.
Bei einem Schwellenwert von 9 sollen mit Zustimmung der Landtage alle Möglichkeiten greifen, wie auch Kontaktbeschränkungen, teilte Merkel mit. Dies zielt auf eine vom Bundestag beschlossene Klausel: Nach einem entsprechenden Landtagsbeschluss sollen die Länder auch härtere Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen oder Einschränkungen und Verbote von Veranstaltungen verhängen können.
Die Länder wollen darüber hinaus die Kontrolldichte bei Coronaschutzmaßnahmen erhöhen. In einer Vorlage hieß es, Schutzmaßnahmen könnten nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie verlässlich eingehalten werden. Dies erfordere eine strikte Kontrolle, etwa von Impf-, Genesenen- oder Testnachweisen, bei entsprechenden Zugangsbeschränkungen.
In der Verantwortung stünden Veranstalter und Betreiber von Einrichtungen, da nachlässige Kontrollen die Ansteckungsgefahr erhöhten und die Verbreitung des Virus begünstigten. Die Länder würden deshalb den Bußgeldrahmen ausschöpfen, die Kontrolldichte erhöhen und Verstöße entschieden sanktionieren.
Angedacht sind zudem Homeoffice, 3G am Arbeitsplatz und im öffentlichen Nahverkehr sowie in Regional- und Fernzügen.
Bonus für Pflegekräfte
Laut Beschlussvorlage sollen die Pflegekräfte, insbesondere der Intensivpflege, im Gesundheitssystem wegen ihres Einsatzes „in der aktuell sehr herausfordernden Situation“ erneut einen Pflegebonus erhalten. Zur möglichen Höhe der Geldzahlung wird in dem Papier nichts gesagt. Wüst dankte den Pflegekräften für ihren unermüdlichen Einsatz.
Die unionsgeführten Länder hielten weiterhin einen „ausreichenden Instrumentenkasten“ im Kampf gegen Corona für erforderlich, sagte Wüst. Dass die Ampel-Fraktionen von SPD, FDP und Grünen die „Epidemische Lage von nationaler Tragweite“ auslaufen lassen wollten, sei ein „Fehler“. Eine Verlängerung wäre besser gewesen, so Wüst. Merkel äußerte sich ähnlich.
Bund und Länder wollen die Lage nun weiterhin intensiv beobachten. Am 9. Dezember soll es eine weitere Runde der Ministerpräsidenten mit dem Bund geben. Wenn notwendig, soll vorher nachgesteuert werden. Das habe Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) als voraussichtlich künftiger neuer Kanzler zugesagt. © may/dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129176/Flaechendeckende-Coronamassnahmen-und-Wunsch-nach-einrichtungsbezogener-Impfpflicht
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CORONA – DEUTSCHLAND – Deutschland: Viele Landkreise ohne freies Intensivbett – 18.11.2021
BERLIN (dpa-AFX) – In etwa 100 von rund 400 Land- und Stadtkreisen in Deutschland gibt es derzeit maximal noch ein freies Intensivbett für Erwachsene. Das ging am Donnerstag aus den aktuellsten Zahlen der Intensivmedizinervereinigung Divi hervor. In etwa 50 Kreisen sind demnach alle Betten belegt, besonders häufig in Bayern und Baden-Württemberg. Allerdings können sich die Kreise in gewissem Rahmen untereinander aushelfen, wenn es Engpässe gibt.
Die Gesamtzahl der erwachsenen Corona-Patienten auf Intensivstation ist mit rund 3400 aber derzeit noch deutlich niedriger als auf dem Höhepunkt der zweiten (rund 5700) und dritten (rund 5100) Welle. Allerdings gibt es laut Intensivmedizinern wegen Personalmangels weniger betreibbare Betten als vor einem Jahr.
Im Bundesdurchschnitt sind derzeit etwa 11 Prozent aller betreibbaren Intensivbetten für Erwachsene frei, wie aus den Divi-Zahlen hervorgeht. Es gibt aber große regionale Unterschiede. Besonders gering ist der Anteil freier Betten in Berlin (rund 7 Prozent), Hessen (rund 9 Prozent) und Bayern (rund 9 Prozent).
Zur Einordnung: Laut Divi sind 15 Prozent freie Betten „regional in einzelnen Intensivbereichen zu bestimmten Zeitpunkten nichts Ungewöhnliches“. Problematisch werde jedoch ein freier Bettenanteil von unter 15 Prozent oder sogar unter 10 Prozent. „Insbesondere wenn dies in mehreren Regionen und Häusern gehäuft und über längere Zeiträume auftritt. Standardmäßige Verlegungsmöglichkeiten, die manchmal als Puffer dienen können, sind dann in aller Regel aufgrund vieler schwerer Fälle oft nur noch sehr eingeschränkt möglich.“/vf/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54525232-deutschland-viele-landkreise-ohne-freies-intensivbett-016.htm
CORONA – DEUTSCHLAND – „Nach absteigendem Lebensalter“: STIKO empfiehlt Booster-Impfung ab 18 Jahren – 18.11.2021
Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen Erwachsenen eine generelle Corona-Auffrischungsimpfung. Ein entsprechender Beschlussentwurf sei zur Abstimmung an Fachkreise und Bundesländer gegangen, daher seien Änderungen noch möglich.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht sich für Corona-Auffrischimpfungen für alle Menschen ab 18 Jahren aus. Das teilte das Gremium in Berlin mit. Die Impfung solle mit einem sogenannten mRNA-Impfstoff und im Regelfall sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung erfolgen, im Einzelfall könne sie auch bereits nach fünf Monaten erwogen werden. Ein entsprechender Beschlussentwurf sei zur Abstimmung an Fachkreise und Bundesländer gegangen, daher seien Änderungen noch möglich. Es handelt sich noch nicht um eine finale STIKO-Empfehlung.
Trotz der allgemeinen Empfehlung sei es sinnvoll, „so weit wie möglich nach absteigendem Lebensalter vorzugehen“, hatte STIKO-Chef Mertens verkündet. „Bereits jetzt führen die schweren Covid-19-Erkrankungen zu einer besorgniserregenden hohen Belastung der intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten“, erklärte die STIKO. Zugleich bekräftigte sie, dass trotz genereller Empfehlung weiter bevorzugt besonders gefährdete Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten sollten. Dazu gehörten Menschen über 70 Jahren, Bewohner von Pflegeheimen, Menschen mit krankheitsbedingter Immunschwäche sowie Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich. Im Rahmen der Impfkampagne gegen die Pandemie sollten zudem weiterhin „vordringlich“ Ungeimpfte immunisiert werden, die noch keinen vollen Grundimpfschutz hätten.
Die STIKO dämpfte jedoch Hoffnungen auf allzu schnelle Effekte: „Die epidemiologische Auswirkung durch eine verminderte Transmission wird erst bei hohen Impfquoten bei Auffrischimpfungen deutlich wirksam werden“, schreibt sie. Bisher haben in Deutschland 5,7 Prozent der Bevölkerung eine Auffrischimpfung erhalten, bei den Menschen ab 60 Jahren sind es 13,8 Prozent.
Der Schutz vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 lässt bei Geimpften mit der Zeit nach, das zeigen Studien. Der Schutz vor schwerer Erkrankung lässt insbesondere bei älteren oder vorerkrankten Menschen nach. Mit einer Auffrischung lässt sich der Schutz wieder merklich verbessern. Ein Schema mit drei Impfstoffdosen ist auch von anderen Impfungen bekannt.
*** „Hätten sich mehr beeilen können“
Die bisherige Beschränkung der Empfehlung war vielfach auf Kritik gestoßen. Die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder hatten das Boostern schon länger für alle Erwachsenen empfohlen. So hatte der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, zuletzt mehr Tempo bei Entscheidungen von der STIKO gefordert. Die leiste zwar prinzipiell sehr gute Arbeit, „aber sie hätte sich auch ein bisschen mehr beeilen können“, sagte Montgomery dem Fernsehsender Phoenix.
„Man muss manchmal auch von seinem wissenschaftlichen Pferd heruntersteigen, um schnell der Bevölkerung zu helfen.“ Ständig sei man gegenüber anderen Ländern wie Israel, den USA und England im Hintertreffen und vollziehe die dort getroffenen Entscheidungen mit etlicher Verzögerung, sagte Montgomery. „Darüber muss die STIKO nachdenken, ob sie nicht ein schnelleres Verfahren findet, denn die anderen Länder machen es uns vor – und führen uns vor.“ Mertens hatte am Dienstagabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ eine Änderung der geltenden Empfehlung von Booster-Impfungen nur für Ältere und Risikogruppen angekündigt. „Das wird nicht lange dauern“, sicherte Mertens zügige Beratungen zu.
Einige Ärztevertreter und Patientenschützer äußerten sich allerdings kritisch zur Freigabe des Boosterns für alle Erwachsenen. „Vor allem bei weniger gefährdeten jüngeren gesunden Menschen ist es nach den bisherigen medizinischen Erkenntnissen nicht erforderlich, auf den Tag genau nach sechs Monaten eine Booster-Impfung durchzuführen“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, der Funke Mediengruppe. Sie seien auch danach vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Zudem dürften Booster-Impfungen womöglich schon deutlich vor der Sechsmonatsfrist nicht „zulasten von vulnerablen Patienten erfolgen“.
Mertens bemühte sich, diese Diskrepanz herunterzuspielen. Da Ältere und Vorerkrankte zuerst geimpft worden seien, würden sie mit der Sechsmonatsregel auch zuerst aufgefrischt. Ein Gegensatz zwischen der STIKO-Empfehlung und den politischen Aussagen sei daher „eigentlich gar nicht gegeben“, sagte der STIKO-Vorsitzende. Quelle: ntv.de, ter/dpa
https://www.n-tv.de/panorama/STIKO-empfiehlt-Booster-Impfung-ab-18-Jahren-article22939058.html
SIEHE DAZU:
=> STIKO: Auffrischimpfung für alle ab 18 Jahren empfohle – 18-11-2021
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129164/STIKO-Auffrischimpfung-fuer-alle-ab-18-Jahren-empfohlen
CORONA – ÖSTERREICH – Booster wirkt: Anstieg bei Impfdurchbrüchen gestoppt – 18.11.2021
Der Anteil der Corona-Infektionen mit Symptomen trotz Impfung ist zuletzt nicht weiter gestiegen. Innerhalb der vergangenen vier Kalenderwochen waren laut AGES unter 106.336 symptomatischen Ansteckungen 40 Prozent der Betroffenen vollständig geimpft. In der Vorwoche war es noch ein 41-prozentiger Anteil der Impfdurchbrüche in den vorangegangenen vier Wochen. AGES-Epidemiologin Daniela Schmid hatte den Rückgang gegenüber der APA bereits auf die Auffrischungen zurückgeführt.
Zuvor war der Prozentsatz der Impfdurchbrüche über mehrere Wochen kontinuierlich auf knapp über 40 Prozent gestiegen – allerdings nur für den Beobachtungszeitraum der jeweils vorangegangenen vier Wochen. In der gesamten Impfkampagne seit Anfang Februar waren in Österreich bei 325.165 laborbestätigten Fällen von SARS-CoV-2 Infektionen mit Symptomen unter Personen im Alter ab zwölf Jahren 66.014 Fälle vollständig geimpft. Das macht mit einem Gesamtwert von 20 Prozent Impfdurchbrüchen einen halb so großen Anteil aus.
Von 5.421.690 Personen mit vollständiger Impfung wurden also 1,22 Prozent Impfdurchbrüche gemeldet. Auf 1.000 vollständig geimpfte Personen kommen somit nur rund zwölf Personen mit einem Impfdurchbruch. Die Wirksamkeit der Covid-19-Schutzimpfungen ist daher sehr gut, aber beträgt – wie bei anderen Impfungen und Medikamenten auch – nicht 100 Prozent, betont die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit in ihrem wöchentlichen Update.
*** Eher milder Krankheitsverlauf bei Impfdurchbrüchen
Gleichzeitig sind in Österreich bereits mehr als 60 Prozent der Bevölkerung im Sinne der Vakzin-Zulassungen vollständig geimpft, was trotz hoher Wirksamkeit den Anteil der Impfdurchbrüche steigen lässt. Die Symptome bleiben bei Geimpften aber meist vergleichsweise leicht. Schwere Verläufe, Krankenhausaufenthalte, Aufenthalte auf Intensivstationen und Todesfälle werden mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden.
Die bis zuletzt noch gestiegene Zahl der Impfdurchbrüche und Daten aus anderen Ländern zeigen die Notwendigkeit einer Auffrischung oder sogenannten Booster-Impfung, die vom Nationalen Impfgremium (NIG) spätestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung empfohlen und von der Stadt Wien für alle Geimpften bereits vier Monate danach angeboten wird.
In Österreich haben laut Eintrag im E-Impfpass bis Mittwochabend mehr als 919.000 Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten, das sind knapp über zehn Prozent der Bevölkerung. Schmid hatte es am Dienstag im Gespräch mit der APA für durchaus möglich gehalten, dass der Fortschritt bei den Auffrischungen auch zu einer Dämpfung der Neuinfektionen insbesondere in der Altersgruppe ab 60 führt. Das könne aber noch nicht seriös beziffert werden. Was laut der AGES-Expertin aber bereits beobachtet wurde, ist eben ein Rückgang der Impfdurchbrüche wegen der Auffrischungsimpfungen.
https://science.apa.at/power-search/7869301882486009284
CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Klimek sieht „unfassbare Entwicklung, die man zugelassen hat“ – 18.11.2021
Die am Donnerstag angekündigten harten Lockdowns in Oberösterreich und Salzburg sind für den Komplexitätsforscher Peter Klimek das bittere Ende einer „unfassbaren Entwicklung, die man zugelassen hat“. Nie im Pandemieverlauf sei die „Ausnahmesituation so extrem“ gewesen. Daher sei nun aber auch davon auszugehen, dass die ergriffenen Maßnahmen entsprechend wirkungsvoll sein werden, so der Forscher zur APA. Aktuell sei leider „kein Bundesland aus dem Schneider“.
„Ob wir bundesweit einen harten Lockdown brauchen, ist eine Strategiefrage“, so der Wissenschafter vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien. Beim Blick nach Wien oder ins Burgenland zeige sich schon eine weniger dramatische Infektionssituation, die entsprechend in eine noch etwas entspanntere Situation in den Spitälern mündet. Abseits der „Kopfspiele“ über harte Lockdowns da oder dort brauche es letztlich endlich eine „Strategie für den Winter“ und Klarheit darüber, „wie wir nach den Maßnahmen weiter machen wollen“.
*** Politik soll nicht zu langsam reagieren
Selbst wenn man aktuell etwa in Wien mit weniger restriktiven Maßnahmen eine Abflachung der Infektionskurve bewirken könne als in anderen Bundesländern, müsse man sich überlegen, ob dann gewisse Kontaktbeschränkungen im Verlauf des Winters weiter gelten sollen. Das sei die Aufgabe der Politik, die schon im Frühjahr laut Klimek mit einer zu langen „Bremsspur“ auf erneut hohe Zahlen reagiert hat: „Die Bremsspur war jetzt so lange, dass sie in der Wand geendet hat.“
Momentan müsse man „aus der akuten Krise herauskommen“ und in der Folge „die Diskussion rationalisieren“. Nachdem zuletzt mantraartig davon gesprochen wurde, dass die Pandemie für Geimpfte vorbei sei, kippe man nun in Richtung harter Lockdowns. Daher müsse man mittelfristig möglichst ruhig danach trachten, solche Extreme zu vermeiden. In der momentan extrem angespannten Situation steige leider auch „das Risiko für irrationale Entscheidungen“, so der im Prognosekonsortium tätige Wissenschafter.
*** Frage nach Impfpflicht klären
Letztlich werde sich vieles um die Frage einer wie auch immer gearteten Impfpflicht drehen. Klimek: „In die Richtung muss man halt auch Entscheidungen treffen. Denn das ist für die längerfristige Perspektive die viel wichtigere Frage“, wenn man nicht noch einmal genau da landen möchte, wo Österreich jetzt steht.
Anzeichen für einen Wendepunkt in den aktuellen Zahlen sieht der Forscher nicht. Eine zuletzt registrierte leichte Reduktion in der effektiven Reproduktionszahl sei mit viel Vorsicht zu interpretieren, da in einigen Bundesländern schlichtweg die Testkapazitäten erschöpft sind. „Da nehmen die bisherigen Maßnahmen zusammen mit der Durchseuchung vielleicht ein paar Prozentpunkte heraus, aber das ist nicht die nachhaltige Senkung, die man dort jetzt braucht“, so Klimek.
In Wien zeige sich im Gegenteil dazu aktuell eine abnehmende Rate an positiven Testungen. Hier funktioniere also die Testinfrastruktur noch. Ähnliches gelte für das Burgenland. Das seien auch jene Bundesländer, wo die Dynamik jetzt nicht so systemgefährdend ist. „Von Entwarnung kann man dort jetzt aber nicht sprechen“, auch weil die dortigen Intensivbettenkapazitäten womöglich bald auch von anderen Bundesländern benötigt werden.
Ein Fragezeichen in den Lockdown-Planspielen bleibt die weitere Öffnung der Schulen. Salzburg plant nun als erstes Bundesland deren Schließung. Klar sei, dass Schulen ein wichtiger Faktor bei der Kontaktreduktion sind. Aber: „Von allen Settings, die wir haben, sind die Schulen noch jenes, um das wir uns die wenigsten Sorgen machen müssen.“ Durch die regelmäßigen Testungen werde hier die Situation zumindest einigermaßen kontrolliert. Das mühsam aufgebaute Schultestsystem erlaube immerhin wertvolle Rückschlüsse auf die Dynamik. Gerade bei den Schulen sollte man eher nicht nur auf den Bremseffekt schauen, den ihre Schließung haben könnte, meint Klimek.
https://science.apa.at/power-search/6208076816947630184
CORONA – ÖSTERREICH – Salzburg schließt im Lockdown auch Schulen – 18.11.2021
Die Corona-Hotspots Oberösterreich und Salzburg gehen ab Montag in einen Lockdown. Das hat Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Donnerstag angekündigt. Sein Salzburger Kollege Wilfried Haslauer (ÖVP) will auch die Schulen schließen. Beide ÖVP-Politiker hatten sich trotz der Hilferufe aus den Krankenhäusern lange gegen harte Corona-Maßnahmen gewehrt, nun aber eingelenkt. Mit Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ist das nicht abgestimmt.
„Ich sehe keine andere Möglichkeit, als auch die Schulen zu schließen“, sagte Haslauer im Ö1-„Mittagsjournal“. Dass er nun doch einen Lockdown befürwortet, begründete der ÖVP-Politiker mit der „aggressiven“ Zahlenentwicklung. „Wir können leider nicht länger zuwarten.“ Die Schließung der Schulen sei nötig, weil Schülerinnen und Schüler wegen der vielen Neuinfektionen in dieser Altersgruppe auch die Eltern anstecken.
*** Bildungsminister Faßmann skeptisch
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zeigte sich ebenfalls auf Ö1 bezüglich Schulschließungen skeptisch. Verordnen kann diese freilich der Landeshauptmann selbst. Dann wäre allerdings auch kein Betreuungsangebot an Schulen möglich.
Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bestätigte der APA den harten Lockdown ab nächster Woche für sein Bundesland. Dieser werde für die gesamte Bevölkerung und für alle Bereiche gelten. „Wir haben heute erneut eine enorme Zahlenentwicklung. Wir sehen keine Alternative zu einem Lockdown mit Beginn nächster Woche mehr“, sagte Haslauer. Ob dieser am Montag oder am Dienstag beginne, sei wie viele weitere Details auch in enger Abstimmung mit Oberösterreich noch zu klären. Die Dauer der Maßnahme werde noch mit Experten berechnet.
Mückstein begrüßte in einem Statement gegenüber der APA (allerdings noch vor Bekanntwerden der geplanten Schulschließung in Salzburg) die Ankündigung. „Die Entwicklung der Pandemie ist äußerst besorgniserregend, dramatisch ist die Lage vor allem in Oberösterreich und Salzburg. Ich bin seit mehreren Wochen im engen Kontakt mit beiden Bundesländern“, sagte er. „Oberösterreich und Salzburg haben angekündigt, ab dem kommenden Montag in einen Lockdown zu gehen. Damit ziehen jene Bundesländer, die am schwersten von der vierten Welle getroffen wurden, die Notbremse“, so der Minister. Gemeinsam mit den Bundesländern werde die Regierung über weitere bundesweite Maßnahmen entscheiden, um die vierte Welle zu brechen.
Eine rechtliche Verpflichtung für einen kompletten Lockdown angesichts überlasteter Spitäler ortet der Verfassungsexperte und Rechtsanwalt Christian F. Schneider gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“ (Donnerstag-Ausgabe). Droht der Zusammenbruch des Gesundheitssystems, wie es derzeit in Salzburg der Fall ist, werde aus der Kann-Bestimmung eines Lockdowns für alle im Covid-19-Maßnahmengesetz eine Muss-Bestimmung, so die Argumentation. Laut dem Verfassungsgerichtshof bestehe in solchen Fällen kein freies Ermessen, sondern ein gesetzlich gebundenes, so Schneider. Dafür sprächen auch die grundrechtlichen Schutzpflichten des Staates, Gesundheitsgefährdungen hintanzuhalten.
https://science.apa.at/power-search/12565386293894833616
CORONA – ÖSTERREICH – Studierende sehen Auswirkungen der Pandemie ambivalent – 18.11.2021
Studierenden schätzen die Auswirkung der Coronapandemie ambivalent ein. Etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) ortete verschlechterte Studienbedingungen während der Pandemie, ein Viertel dagegen Verbesserungen. Von den Studierenden ab dem vierten Semester (diese können besser vergleichen, Anm.) stellte laut einer Umfrage von Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH) und Arbeiterkammer (AK) die Hälfte Verschlechterungen fest und ein Drittel Verbesserungen.
Für die Studie wurden Anfang Oktober knapp 1.000 Studierende online befragt. Studenten an einer Uni sprachen dabei wesentlich häufiger von einer Verschlechterung der Studienbedingungen, während an Fachhochschulen (FH) in etwa gleich oft von Verbesserung bzw. Verschlechterung die Rede war. Studierende an Pädagogischen Hochschulen (PH) schätzten die Bedingungen in der Pandemie insgesamt sogar besser ein als zuvor.
*** Studienfortschritt trotz Pandemie
Dem Studienfortschritt hat die Pandemie überwiegend nicht geschadet: 25 Prozent gaben an, in dieser Zeit mehr Lehrveranstaltungen abgeschlossen zu haben, 20 Prozent schafften weniger. Bei rund der Hälfte gab es keine Veränderungen. Überwiegend sind die Studenten auch mit dem derzeitigen Ausmaß an Präsenzveranstaltungen zufrieden (64 Prozent), demgegenüber ist nur die Hälfte (49 Prozent) mit dem Ausmaß an Online-Lehrveranstaltungen einverstanden. Jeweils die Hälfte wünscht sich mehr Präsenzveranstaltungen bzw. weniger Lehre vor Ort.
Fast Konsens herrscht dagegen darüber, dass die Politik die Studierenden im Stich gelassen hat: Drei Viertel der Befragten teilten diese Einschätzung. Ein besseres Zeugnis wird den Hochschulen selbst ausgestellt: 45 Prozent meinten, dass diese mit dem Covid-Management überfordert sind, 51 Prozent waren der gegenteiligen Ansicht.
*** Geldprobleme durch Einkommensverluste
Etwas mehr als ein Drittel der Studenten war in der Pandemie entweder von Einkommensverlusten, Arbeitslosigkeit bzw. Jobverlust, Kurzarbeit oder einer anderweitigen Verringerung der Arbeitszeit betroffen (bzw. mehreren dieser Faktoren gleichzeitig). Auch rund 40 Prozent derer Eltern machte mit einem dieser Punkte Erfahrung – sie konnten aber in einem viel stärkeren Ausmaß Kurzarbeit in Anspruch nehmen als ihre studierenden Kinder.
Insgesamt ein Fünftel der Studenten tut sich derzeit mit laufenden Ausgaben schwer. Weitere 35 Prozent bezeichneten ihre finanzielle Lage als „mittel“, 43 Prozent taten sich mit ihren Ausgaben leicht oder sehr leicht. Durch die Pandemie hat sich die Finanzsituation von 30 Prozent der Studenten verschlechtert, 15 Prozent nahmen eine Verbesserung wahr. Rund die Hälfte ortete keine Veränderungen.
„Jetzt zeigt es sich in Zahlen, dass die Studierenden von der Regierung einfach ignoriert wurden“, so ÖH-Vorsitzende Sara Velic in einer Aussendung. „Wir brauchen dringend ein sicheres, soziales Auffangnetz durch Erhöhung und Ausbau der Studienbeihilfe.“ Außerdem fordert die ÖH vom Bildungsministerium, die für 2023 geplante Studierenden-Sozialerhebung vorzuziehen. Die letzte diesbezügliche Studie sei bereits 2019 durchgeführt worden und beinhalte daher die Pandemie-Auswirkungen nicht. In der Sozialerhebung wird anhand einer Vollbefragung aller Studierenden alle drei bis vier Jahre deren soziale Lage analysiert.
https://science.apa.at/power-search/13462664506667139916
CORONA – ÖSTERREICH – Auch Linzer Kepler Uni stellt Lehrbetrieb um – 18.11.2021
Auch die Linzer Kepler Universität stellt wegen des geplanten Lockdowns ihren Lehrbetrieb um, wie sie am Donnerstag mitteilte. Lehrveranstaltungen sollen nicht mehr in Präsenz abgehalten werden. Weitgehend wird auf Online oder Hybrid umgestellt. Ausgenommen sind Lehrveranstaltungen, die nur präsent abgehalten werden können, beispielsweise Labore.
Prüfungen sollen ebenso soweit wie möglich digital abgehalten werden, können aber auch präsent stattfinden, wenn dies wegen der Kurzfristigkeit der Umstellung notwendig ist. Das Learning Center und die Bibliothek bleiben vorerst geöffnet. Für alle Präsenzanteile gilt weiterhin 2,5G-Nachweis sowie FFP2-Maskenpflicht. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist Home-Office möglich, aber nicht verpflichtend sofern die Telearbeit den bestehenden Betriebs- und Arbeitsablauf nicht beeinträchtigt. Die Regeln gelten ab dem kommenden Montag für vorerst zwei Wochen.
Die Pädagogischen Hochschulen in Oberösterreich hatten am Mittwoch ebenfalls angesichts der Corona-Entwicklung ab sofort auf Online-Betrieb umgestellt. Sowohl die Pädagogische Hochschule Oberösterreich (PH OÖ) als auch die Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (PHDL) wollen laut PH OÖ-Rektor Walter Vogel vorerst bis Weihnachten im Distance Learning bleiben.
https://science.apa.at/power-search/1417110235904671828
CORONA – ÖSTERREICH – Wieder einmal Ringen um offene Schulen wegen Corona – 18.11.2021
Angesichts der hohen Coronazahlen hat am Donnerstag wieder einmal das Ringen um offene Schulen begonnen. Die türkis-grüne Bundesregierung hat zwar betont, Schulen unter allen Umständen offen lassen zu wollen. Zumindest in Salzburg wird das nun als Teil des mit Oberösterreich abgestimmten Lockdowns infrage gestellt, Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) versucht das abzuwenden. Unterdessen machen sich auch einzelne Lehrervertreter für eine Umstellung auf Fernunterricht stark.
„Ich sehe keine andere Möglichkeit, als auch die Schulen zu schließen“, sagte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Ö1-„Mittagsjournal“. Dass er nun doch einen Lockdown befürwortet, begründete der ÖVP-Politiker mit der „aggressiven“ Zahlenentwicklung. „Wir können leider nicht länger zuwarten.“ Die Schließung der Schulen sei nötig, weil Schülerinnen und Schüler wegen der vielen Neuinfektionen in dieser Altersgruppe auch die Eltern anstecken. Er wolle die Maßnahme jedenfalls im Gleichschritt mit Oberösterreich ergreifen, betonte ein Sprecher auf Nachfrage gegenüber der APA. In Oberösterreich hieß es wiederum gegenüber der APA, dass die Frage, ob im Zuge des geplanten Lockdowns auch die Schulen geschlossen werden, noch in Abstimmung sei.
*** Bildungsminister Faßmann gegen Schließungen
Bildungsminister Faßmann lehnt Schulschließungen jedenfalls weiterhin ab. Noch könnte man etwas tun, um das Zusperren verhindern, betonte er. Stattdessen plädierte er für Verschärfungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Salzburgs Landeshauptmann könne zwar die Schulen selbstständig nach dem Epidemiegesetz schließen. Das würde allerdings auch bedeuten, dass dort keine Betreuung angeboten werden kann und damit Probleme auch für jene Eltern entstünden, die man gerade etwa im Gesundheitsbereich dringend brauche. Mit einer Schließung der Schulen falle zudem das systematische Testen der Schüler samt indirekter Testung ihres Umfelds weg, warnt das Bildungsministerium gegenüber der APA.
Das Ressort schlägt stattdessen für Salzburg und Oberösterreich eine durchgängige Maskenpflicht für alle Schüler vor, bei den Jüngeren mit Mund-Nasen-Schutz, bei den Älteren mit FFP2-Masken – freilich unter Einhaltung von Maskenpausen. Außerdem könne die aktuelle Sicherheitsphase, in der auch geimpfte Schüler sich regelmäßig testen müssen, verlängert werden. Gleichzeitig soll es wieder die Möglichkeit geben, dass sich Schüler aufgrund der hohen Infektionszahlen vom Präsenzunterricht entschuldigen lassen und sich den Stoff über Lernplattformen den Stoff daheim aneignen. Außerdem sollen in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium wieder einheitliche Quarantäneregeln definiert werden: Nur der Indexfall soll abgesondert werden, für alle anderen soll der Unterricht weitergehen, wobei durchgängig Maske getragen und täglich getestet werden soll.
Unterstützung in seinem Bemühen um offene Schulen bekommt Faßmann nicht nur von den Bildungsreferenten der Länder, die nach ihrer gestrigen Sitzung vor den Folgen einer Umstellung auf Distance Learning gewarnt hatten. Auch für die Bundesschülervertretung können Schulschließungen nur die letzte Option sein. Der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) pochte darauf, dass die Schulen – wie von der Bundesregierung versprochen – der letzte Bereich sein dürften, der geschlossen wird. „Sollte es keine vollständigen Lockdown geben, sollte auch der Präsenzunterricht aufrechterhalten bleiben.“ Die Vorschläge des Bildungsministers für verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, um die Schulen möglichst lange offen zu halten, unterstütze man, so Sprecher Christoph Drexler zur APA. Bei einer Umstellung auf Fernunterricht müsse dieser zumindest möglichst sinnvoll gestaltet werden, um den Kindern weiterhin Struktur zu geben.
*** Lehrer vermehrt für Schließungen
Unterdessen mehren sich bei den Lehrerinnen und Lehrern Stimmen für eine Schließung der Schulen. Nach den Unabhängigen LehrergewerkschafterInnen (ÖLI-UG), die gestern eine zweiwöchige Umstellung auf Distance Learning eingemahnt haben, hat am Donnerstag auch der Sozialdemokratische LehrerInnenverein (SLÖ) ein Ende des „Zweckoptimismus“ an den Schulen gefordert: „Wenn die Politik Zustände wie in Salzburg und Oberösterreich den anderen Bundesländern ersparen möchte und den allgemeinen Lockdown verordnet, darf die Schule als derzeitiges Hochrisikogebiet nicht ausgespart werden, auch wenn wir immer den Präsenzunterricht präferiert haben.“
Die AHS-Vertreter der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) haben unterdessen gemeinsam mit der Österreichischen Professorenunion (ÖPU) für den Fall eines allgemeinen Lockdowns bei gleichzeitig offenen Bildungseinrichtungen gefordert, dass Schulen „nur in absoluten Notfällen als Betreuungseinrichtungen zur Verfügung stehen“ sollen. Außerdem plädieren sie bei diesem Szenario für eine FFP2-Maskenpflicht im gesamten Schulgebäude auch schon für Unterstufenschüler, drei PCR-Tests pro Woche für alle Personen an der Schule, sofortige Angebote für die Booster-Impfung für Lehrer und verwehren sich gegen eine Doppelbelastung der Lehrer durch Hybridunterricht.
https://science.apa.at/power-search/12565386293894833616
CORONA – ÖSTERREICH – Schulschließungen wegen Corona für Bundesschulsprecherin letzte Option – 18.11.2021
Schulschließungen müssen trotz der Zuspitzung der Coronapandemie die letzte Option sein, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen, fordert Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger. „Schulschließungen dürfen nicht ausgeschlossen werden, aber sind die absolute Notmaßnahme, wenn alles andere schon probiert wurde – was momentan noch nicht der Fall ist.“ Die Schülervertreter fordern stattdessen zusätzliche PCR-Tests und mehr Anstrengungen für höhere Impfquoten.
Die aktuellen Fallzahlen würden es so schwer wie nie machen, offene und gleichzeitig sichere Schulen zu ermöglichen, heißt es in einer Stellungnahme. Sollte es durch schärfere Maßnahmen keinen weitere Handlungsspielraum geben, müsse auf Distance Learning umgestellt werden. Schulen müssten aber der letzte Bereich sein, der schließt, und der erste, der öffnet. „Solange wir ins Kino, in den Club oder auf große Partys gehen dürfen, wäre es unverhältnismäßig unsere Schulen zu schließen!“ Außerdem müssten Schließungen unbedingt zeitlich befristet sein und Abschluss- und erste Klassen Priorität bei der Rückkehr bekommen. Zuletzt gab es angesichts der Infektionszahlen erste Rufe nach Schulschließungen, etwa durch die Unabhängigen LehrergewerkschafterInnen (ÖLI-UG) oder den Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ).
*** Schülervertretung fordert mehr PCR-Tests
Noch sieht die Schülervertretung allerdings die Möglichkeit, eine solche „Notbremsung“ zu verhindern: Sie fordert, dass in den Klassen drei Mal pro Woche die aussagekräftigeren PCR-Tests zum Einsatz kommen. Derzeit sind es in Wien zwei und in den übrigen Bundesländern einer, ab 29. November sollen es bundesweit zwei sein. Außerdem soll durch intensive Aufklärung die Impfquote gesteigert werden, etwa durch Einzelberatung von Eltern und Kindern durch Schulärztinnen und Schulärzte, spezielle Impfkampagnen für Jugendliche und niederschwellige Impfangebote im ländlichen Raum.
Außerdem brauche es einheitliche und klar kommunizierte Quarantänebestimmungen für infizierte Schülerinnen und Schüler, fordert Öllinger mit Blick auf die Bundesländer Salzburg und Oberösterreich, wo infolge der hohen Infektionszahlen das Contact Tracing zusammengebrochen ist und in den Schulen die eigentlich bundesweit einheitlichen Regeln ausgesetzt wurden. „Es kann nicht sein, dass Kinder und Jugendliche sich infizieren, weil die Behörden zu wenig Personal haben.“
Eigentlich sollten den Vorgaben zufolge an den Schulen bei nur einem Infektionsfall lediglich die (ungeimpften) direkten Sitznachbarn in Quarantäne geschickt werden. Weil die Gesundheitsbehörden mit der Kontaktnachverfolgung überlastet sind, wird nun allerdings laut Medienberichten in Oberösterreich schon bei einem Fall die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt, wobei geimpfte und genesene Mitschüler ausgenommen sind. Für den obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) ist das zwar eine „richtige Notmaßnahme“, wie er in der „Presse“ (Donnerstagausgabe) sagt. Er fordert allerdings, dass Schüler auch wirklich sofort nach Hause geschickt werden und nicht tagelang auf den Bescheid der überlasteten Behörden warten müssen. In Salzburg hatten die Gesundheitsbehörden schon vor zwei Wochen beim Contact Tracing an den Schulen kapituliert, seither werden an den Schulen – mit Verweis auf die ohnehin häufige Testen – nur noch die Infizierten in Quarantäne geschickt.
https://science.apa.at/power-search/9524667682684654734
CORONA – ÖSTERREICH – Auf Anti-Wurmmittel vertraut: An Covid-19 gestorben – 18.11.2021
Die Oö. Gesundheitsholding hat auf Social Media kursierende Berichte um den tödlichen Ausgang einer Ivermectin-Vergiftung einer oö. Familie dementiert. Zwei Mitglieder der Familie starben an einer Coronavirusinfektion, zwei überstanden die Erkrankung.
Die Sprecherin der Gesundheitsholding Jutta Oberweger gab auf APA-Anfrage am Donnerstag bekannt, dass sich der Fall bereits vor eineinhalb Wochen im Krankenhaus Rohrbach im Mühlviertel zugetragen habe. Damals seien der Vater und der Schwiegervater auf der Intensivstation, die Mutter und der Sohn der Familie auf der Normalstation wegen Covid-19 behandelt worden.
*** Zwei Familienmitglieder überlebten nicht
Der Schwiegervater starb sehr schnell, der Vater wenig später. Die Mutter und der Sohn überlebten. Das Spital konnte die beiden mittlerweile entlassen. Bei der Behandlung hätten die Patienten angegeben, sie hätten eben zu wenig Ivermectin eingenommen, deswegen habe es nicht gegen Covid-19 geholfen.
Hersteller: Entwurmungsmittel hilft nicht gegen Covid-19
Ivermectin ist nicht für die Behandlung von Covid-19 zugelassen, vielmehr warnen zahlreiche Institute, Einrichtungen wie die WHO und Experten vor der Einnahme des Entwurmungsmittel bei Covid-19. Am Mittwoch meldete sich auch der Hersteller selbst und sprach sich klar gegen die Verwendung aus. Bei einer Überdosierung kann Ivermectin toxisch wirken. Auch in Österreich soll es bereits Vergiftungen gegeben haben.
https://ooe.orf.at/stories/3130590/
UMWELT – Steigender Ressourcenverbrauch bringt oft wenig soziale Verbesserung – 18.11.2021
Im Zeitraum zwischen 1992 und 2015 ist die Anzahl jener Länder gestiegen, deren Ressourcenverbrauch ihre natürlichen Grenzen sprengt. Dieser Ausbau etwa des ökologischen Fußabdrucks, der intensiven Landwirtschaft sowie steigender Rohstoffbedarf bringe zwar auch Verbesserungen bei der Lebenserwartung oder im Bildungszugang mit sich, die soziale Unterstützung und die Vermögensgerechtigkeit gingen aber vielerorts zurück, so Forscher im Fachblatt „Nature Sustainability“.
Insgesamt untersuchte das Team, dem u.a. der Erstautor Andrew Fanning von der University of Leeds (Großbritannien) und als Letztautor Nicolas Roux von Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien angehörten, die Entwicklung in rund 140 Ländern weltweit. Der Analyse liegt die in mehreren Untersuchungen gefundene Erkenntnis zugrunde, dass aktuell eigentlich kein Land die Grundbedürfnisse seiner Bewohner befriedigen und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch auf einem Level halten kann, der als annähernd nachhaltig angesehen werden kann, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit.
*** Größerer Ressourcenverbrauch bedeutet nicht unbedingt mehr Verbesserungen
Vielfach sei davon auszugehen, dass sich ein Effekt einstellt, bei dem ein noch größerer Ressourcenverbrauch nicht mehr entsprechend hohe Verbesserungen in anderen Bereichen wie der Lebenszufriedenheit, dem Zugang zu Energie, den CO2-Emissionen oder der Lebenserwartung mit sich bringt. Inwiefern das zutrifft, analysierten die Forscher anhand einer Datensammlung zu sechs konsumbasierten biophysikalischen- und elf sozialen Indikatoren.
Während um 1992 noch bei 68 Prozent der untersuchten Länder die CO2-Emissionen in etwa innerhalb ihrer ökologischen Grenzen lagen, sank dieser Wert 2015 auf 50 Prozent. Einen halbwegs annehmbar großen ökologischen Fußabdruck seiner Bewohner verzeichneten demnach 1992 noch 51 Prozent der Staaten, im Jahr 2015 waren dies nur noch 34 Prozent. Beim Rohstoffbedarf im ökologischen Rahmen blieben nach 61 Prozent (1992) vor sechs Jahren nur noch 47 Prozent.
*** Österreich lebt über seinen Verhältnissen
Österreich findet sich laut der Untersuchung unter jenen Ländern, die in allen sechs biophysikalischen Indikatoren sehr weit über ihren Verhältnissen leben, aber auch bei den Sozialindikatoren gut abschneiden. Ähnlich ist das Bild etwa in Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz oder Deutschland. Auf der anderen Seite des Spektrums finden sich großteils afrikanische Länder.
Besonders deutlich ihre Grenzen sprengen laut der Studie Australien, Kanada, die USA und Norwegen. „Insgesamt tendieren Länder eher dazu zuerst ihre ökologischen Grenzen zu überschreiten, bevor sie Ziele im sozialen Bereich erreichen“, heißt es in der Arbeit.
*** Verbesserungen bei Lebenserwartung und Bildungszugang
Deutliche Fortschritte machten viele Länder allerdings vor allem bei der Lebenserwartung oder im Bildungszugang. Zugang zu mehr als 2.700 Kilokalorien pro Person und Tag konnten im Jahr 1992 nur 40 Prozent der berücksichtigten Staaten sicherstellen. Dieser Anteil stieg bis 2015 auf immerhin 64 Prozent. Ähnlich auch die Anstiege beim Zugang zu Elektrizität. Nur ein kleines Plus ergab sich beim Abbau von Armut.
Gleichzeitig gab es 2015 deutlich weniger Länder, in denen ein gewisses Maß an Vermögensgerechtigkeit gegeben war (15 Prozent), als das noch 1992 der Fall war (21 Prozent). Dass man sich auf Familie und Freunde verlassen kann, gaben mindestens 90 Prozent der befragten Personen im Jahr 1992 noch in 39 Prozent der untersuchten Länder an. 2015 konnten sich auf derart ausgeprägte soziale Unterstützung nur noch Menschen in 28 Prozent der Staaten verlassen.
„Die aktuellen Trends weisen eher in Richtung einer Vertiefung der Klima- und der ökologischen Krise, während sich soziale Schieflagen kaum eliminieren lassen“, so die Forscher. Trotz jahrzehntelanger Lippenbekenntnisse zu mehr Nachhaltigkeit zeige sich, dass Länder mit hohen Werten bei den sozialen Indikatoren (etwa Ernährung, Lebenszufriedenheit, soziale Unterstützung, höhere Bildung) die Nachhaltigkeitsgrenzen deutlich sprengen und sich dieses Phänomen eher verstärkt.
Service: https://dx.doi.org/10.1038/s41893-021-00799-z
https://science.apa.at/power-search/7132327844925691897
CYBERKRIMINALITÄT – Zahl der Opfer von Cybermobbing deutlich gestiegen – 18.11.2021
Karlsruhe – Immer mehr Menschen im deutschsprachigen Raum werden im Internet bedroht, beleidigt oder drangsaliert. Das zeigt eine Umfrage des Bündnis gegen Cybermobbing, die heute in Karlsruhe vorgestellt wurde. Allein in Deutschland sei die Zahl der Opfer im Vergleich zu einer Vorgängerstudie 2018 um 25 Prozent gestiegen, so die Autoren der Untersuchung. Vor allem junge Erwachsene sind betroffen.
Seit seiner Gründung im Jahr 2011 erhebt das Bündnis in regelmäßigen Abständen Betroffenenzahlen sowie Ursachen und Folgen. Für die aktuelle Umfrage konzentrierten sich die Autoren auf Erwachsene, die unter Mobbing und Cybermobbing leiden und befragten dafür 200 Menschen in Deutschland sowie je 1000 in der Schweiz und in Österreich.
„2011 waren Mobbing und Cybermobbing noch ein wenig untersuchtes Phänomen, mittlerweile sind es ernst zu nehmende Probleme“, sagte Autor Uwe Leest. So wurden den Angaben zufolge auch abseits des Internets mehr Erwachsene Opfer von Mobbing. In Deutschland waren es knapp 33 Prozent. „Das entspricht in absoluten Zahlen 17 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren“, betonte Leest.
Auch die Zahl der Täterinnen und Täter habe entsprechend zugenommen. Interessant sei dabei die Erkenntnis, dass offenbar ein Großteil der Gewaltausübenden zuvor selbst schon Opfer von Mobbing oder Cybermobbing gewesen war, so Leest. Bei Cybermobbing traf dies der Erhebung zufolge auf 68 Prozent der Befragten zu, bei Mobbing abseits des Internets sogar auf 77 Prozent.
Beide Mobbingformen seien zudem eng miteinander verbunden. So gaben 82 Prozent der Opfer von Cybermobbing an auch außerhalb des Internets gemobbt worden zu sein. Frauen sind der Umfrage zufolge häufiger von Mobbing betroffen, während bei den Opfern von Cybermobbing beide Geschlechter nahezu gleichstark vertreten sind.
Besonders häufig ist Mobbing offenbar in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Jeder zweite Befragte gab an, bereits von Mobbing betroffen gewesen zu sein, knapp jeder Fünfte litt unter Cybermobbing. Auch bei den 25- bis 34-Jährigen erklärten 46 Prozent der Befragten, schon gemobbt worden zu sein. In höheren Altersgruppen nimmt die Tendenz hingegen deutlich ab.
„Das ist auch gesellschaftlich ein Problem, denn diese Altersgruppen gehen jetzt ins Berufsleben oder haben bereits begonnen zu arbeiten und nehmen dieses Verhalten mit in die Unternehmen“, so Leest.
„Wenn wir es nicht schaffen, die Gesellschaft und auch Arbeitgeber stärker für dieses Thema zu sensibilisieren, wird sich der Balken immer weiter in höhere Altersgruppen verschieben“. So findet mehr als jeder zweite Mobbingfall im Arbeitsumfeld statt. Bei Cybermobbing sind es den Angaben zufolge 38 Prozent.
Mehr als jedes siebte Opfer suizidgefährdet
So gebe es zwar im Vergleich zu Vorgängeruntersuchungen mittlerweile in mehr Unternehmen Anlaufstellen für Mobbingopfer, in der Gesamtschau sei das Angebot an Präventions- und Hilfsangeboten jedoch immer noch zu klein, so Leest.
So gab der Umfrage zufolge nur jeder fünfte Befragte an, dass es in seinem oder ihrem Betrieb Führungskräfte geschult werden, um auf Mobbing oder Cybermobbing reagieren zu können. In der Hälfte der Fälle seien Vorgesetzte sogar selbst an den Mobbingattacken beteiligt. 32 Prozent der Befragten erklärten, dass es eine Anlaufstelle für Mobbingvorfälle gibt.
Untätigkeit könne den Unternehmen langfristig schaden, so Leest. So sei jedes fünfte Mobbingopfer in Deutschland bereit, zu kündigen, um sich der Belastung zu entziehen. Zudem hätten Mobbingopfer fast doppelt so viele Krankheitstage wie Mitarbeiter, die nicht unter Mobbing litten.
Aber auch gesellschaftlich verursachten Mobbing und Cybermobbing hohe Kosten. Der Umfrage zufolge ist mehr als jedes siebte Opfer suizidgefährdet. 45 Prozent der Befragten gaben an, nach Mobbingattacken unter Depressionen zu leiden. Bei Cybermobbing waren es 30 Prozent. Auch der Konsum von Alkohol und Drogen sowie die allgemeine Suchtgefahr stieg bei Betroffenen von Mobbing an.
Dennoch nahmen nach eigenen Angaben nur 24 Prozent der Opfer von Mobbing und Cybermobbing ärztliche, psychologische oder therapeutische Hilfe in Anspruch. Weitere elf Prozent hatten dies den Angaben zufolge vor, erhielten jedoch keine Termin oder kein Hilfsangebot.
In diesem Punkt zeigten sich Unterschiede zwischen den beiden Mobbingformen. Demnach erhielten acht Prozent der reinen Mobbingopfer kein Hilfsangebot während es bei den Opfern von Cybermobbing mit 17 Prozent mehr als doppelt so viele waren.
Hier könne sich ein Problem der Anerkennung von Cybermobbing auf therapeutischer und medizinischer Seite verbergen, vermuten die Autoren der Studie. „Dem sollte durch gezielte Aufklärung begegnet werden“, so der Bericht weiter. Denn in einem Großteil der Fälle gaben die Betroffenen an, dass Arzt- und Therapiebesuche, ihre Situation verbessern konnten. Über 60 Prozent der Opfer beider Mobbingarten beschrieben eine Therapie als Erfolg. © alir/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129179/Zahl-der-Opfer-von-Cybermobbing-deutlich-gestiegen
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ZENTRALBANKEN – SÜDAFRIKA – Südafrikas Notenbank erhöht Leitzins um 25 Basispunkte – 18.11.2021
Die südafrikanische Zentralbank hat ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent angehoben. Dies ist die erste Anhebung seit dem Rekordtief bei 3,50 Prozent im April 2020. Gouverneur Lesetja Kganyago erklärte, die Bank habe diese Entscheidung getroffen, weil die Risiken einer steigenden Inflation zugenommen hätten und der Zinssatz niedrig bleibe. Und das, obwohl der geldpolitische Ausschuss der South African Reserve Bank (SARB) davon ausgeht, dass die jährliche Inflation in den kommenden Jahren in der Nähe der Mitte des Zielbereichs von 3 bis 6 Prozent liegen wird.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54532951-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – USA – Fed-Notenbanker: Inflationsschub hält länger an als erwartet – 18.11.2021
Ein hochrangiger US-Währungshüter hat eingeräumt, dass die Inflation hartnäckiger ist als von ihm angenommen. „Ich gebe zu, dass diese Entwicklung länger anhält als ich erwartet habe“, sagte Charles Evans, Präsident der Chicagoer Fed, in einer moderierten Diskussion. „Ich hatte erwartet, dass die Lieferketten widerstandsfähiger sein würden, als wir es erlebt haben.“ Bis Mitte nächsten Jahres werde die Fed erfahren, ob die Versorgungsketten funktionierten und die Inflation nachlassen werde. „Die Unsicherheit ist größer als ich vor ein paar Monaten erwartet habe“, sagte Evans.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54529122-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – TÜRKEI – Türkische Zentralbank senkt Leitzins um 100 Basispunkte – 18.11.2021
Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins gesenkt, obwohl sich die Inflation verstärkt hat. Die Zentralbank kappte ihren Schlüsselzins um 100 Basispunkte auf 15,00 Prozent. Ökonomen hatten einen solchen Schritt vorhergesagt. Die Erwartungen für eine Zinssenkung waren gestiegen, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärt hatte, er werde sich weiterhin für eine Senkung der Zinssätze einsetzen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54529122-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – DIGITALER EURO – Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt die Entwicklung des digitalen Euro voran. Beim jüngsten Treffen der Euro-Finanzminister warnte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass ohne eigene Digitalwährung die Souveränität Europas gefährdet sei. Lob kommt aus Berlin: „Ich begrüße, dass die EZB ihre Arbeiten zum digitalen Euro weiter intensiviert hat“, sagte Staatssekretär Jörg Kukies. Europa müsse „von Beginn an die aktuellen Entwicklungen im Bereich elektronischer Zahlungsverfahren durch eigene Überlegungen mitgestalten“. (Handelsblatt)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54523985-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Panetta: Vertrauen in Privatgeld durch digitales Zentralbankgeld – 18.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Das Vertrauen der Menschen in ihre Bankguthaben könnte nach Aussage von EZB-Direktor Fabio Panetta in Zukunft auch davon abhängen, dass es ein digitales Zentralbankgeld gibt. Panetta wies in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments darauf hin, dass Bankguthaben oder Kreditlinien als Forderungen gegenüber einem privaten Emittenten weniger sicher seien als Zentralbankgeld, dass aus Sicht von Konsumenten derzeit nur in Form von Bargeld existiert.
„Die vollständige Konvertierbarkeit von privatem Geld in Zentralbankgeld ist die Grundlage dafür, dass es das Vertrauen der Menschen genießt, und unterstützt dessen breite Akzeptanz“, sagte Panetta laut veröffentlichtem Redetext. Die Menschen überließen die Verwahrung und Nutzung ihres Geldes ohne zu zögern privaten Intermediären, weil sie regelmäßig zum Geldautomaten gehen und problemlos Geld von ihrem Konto abheben könnten.
„Wir verlassen uns darauf, dass wir Geld bekommen, wann immer wir wollen, und dass wir, wenn private Geldformen nicht genutzt werden können, immer noch bar bezahlen können“, so Panetta. Ein Ansturm auf privates Geld setze normalerweise nur ein, wenn das Vertrauen in diese Konvertierbarkeit schwinde. „Das bedeutet nicht, dass nicht auch andere Sicherungsvorkehrungen wie Bankenregulierung und -aufsicht, Einlagensicherung und die Kapitalmarktüberwachung wichtig und wirksam sind“, sagte Panetta. Sie müssten aber durch den Anker der Konvertierbarkeit ergänzt werden.
Allerdings bevorzugen die Konsumenten immer häufiger digitale Bezahlformen. „In einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft könnte Bargeld verdrängt werden, da es den Zahlungsbedürfnissen der Menschen nicht mehr gerecht wird“, warnte der EZB-Direktor. Es gäbe kaum noch einen Grund, Bargeld zu halten, wenn man es nicht mehr als Tauschmittel verwenden könnte. Zwar werde die EZB auch künftig Bargeld anbieten, gleichzeitig müsse sie aber auch sicherstellen, dass Zentralbankgeld weiterhin uneingeschränkt verwendet werden und auch dann ein wirkungsvoller Anker sein kann, wenn sich das Zahlungsverhalten verändere.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54528205-ezb-panetta-vertrauen-in-privatgeld-durch-digitales-zentralbankgeld-015.htm
USA – Philly-Fed-Index zeigt sich im November stärker als erwartet – 18.11.2021
NEW YORK (Dow Jones)–Die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia hat sich im November spürbar aufgehellt. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia kletterte auf 39,0 Punkte von 23,8 im Oktober. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen einen leichten Rückgang auf 23,0 erwartet.
Liegt der Philly-Fed-Index über null geht man von einer positiven Konjunkturentwicklung aus. Fällt der Index jedoch unter null wird mit einem wirtschaftlichen Abschwung im verarbeitenden Gewerbe gerechnet.
Besonders gut entwickelte sich der Subindex für die Auftragseingänge, er sprang auf 47,4 Punkte von 30,8 im Vormonat. Dagegen sank der Subindex für die Beschäftigung auf 27,2 Punkte von 30,7 im Vormonat.
Der Philly-Fed-Index erfasst die Industrie in der Schlüsselregion im Nordosten und gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Produktion.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54530177-philly-fed-index-zeigt-sich-im-november-staerker-als-erwartet-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54529979-usa-philly-fed-index-steigt-deutlich-016.htm
USA: Frühindikatoren steigen stärker als erwartet – 18.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Die konjunkturellen Aussichten in den USA haben sich im Oktober stärker als erwartet verbessert. Der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren stieg um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie das private Forschungsinstitut Conference Board am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Plus von 0,8 Prozent gerechnet. Der Anstieg im September war mit 0,1 Prozent etwas schwächer ausgefallen als zunächst ermittelt.
Der Sammelindex setzt sich aus zehn Indikatoren zusammen. Dazu zählen unter anderem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Neuaufträge in der Industrie, das Verbrauchervertrauen und die Baugenehmigungen. Die Indikatoren geben einen Eindruck über den Zustand der US-Wirtschaft./jsl/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54531133-usa-fruehindikatoren-steigen-staerker-als-erwartet-016.htm
USA – Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe leicht gesunken – 18.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 13. November leicht abgenommen. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 1.000 auf 268.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 260.000 vorhergesagt.
Für die Vorwoche wurde der Wert nach oben revidiert, auf 269.000 von ursprünglich 267.000. Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 5.750 auf 272.750.
In der Woche zum 6. November erhielten 2,08 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 129.000.
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Obwohl immer noch zahlreiche US-Bürger wegen der Corona-Krise ohne Job sind, hat sich die Lage am Arbeitsmarkt nach einem Einbruch in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 deutlich gebessert. Die wöchentlichen Hilfsanträge liegen aber immer noch auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. Der Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed./bgf/jsl/jha/
Tabelle: http://www.dol.gov/ui/data.pdf
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54530267-erstantraege-auf-us-arbeitslosenhilfe-leicht-gesunken-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54529980-usa-erstantraege-auf-arbeitslosenhilfe-gehen-leicht-zurueck-016.htm
RUSSLAND – UKRAINE – Westen alarmiert wegen Ukraine: Putin warnt vor Überschreiten der „roten Linie“ – 18.11.2021
Laut Wladimir Putin sorge der Westen mit Armeemanövern für eine „Eskalation“ im Ukraine-Konflikt. Der Kremlchef schickt eine deutliche Warnung in Richtung Nato. Die USA und ihre Partner sind hingegen besorgt wegen massiven Truppenbewegungen Russlands im Grenzgebiet zur Ukraine.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem Westen im Ukraine-Konflikt eine „Eskalation“ durch Manöver im Schwarzen Meer und Waffenlieferungen an Kiew vorgeworfen. Westliche Kampfflugzeuge würden nur „20 Kilometer von unserer Grenze“ entfernt fliegen, sagte Putin bei einer Veranstaltung des russischen Außenministeriums, wobei er vor dem Überschreiten einer „roten Linie“ warnte.
Die Nato-Partner und die Ukraine werfen Russland ihrerseits seit Tagen vor, durch einen großen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze die Spannungen zu schüren und womöglich sogar einen Einmarsch in die Ukraine vorzubereiten.
„Unsere westlichen Partner eskalieren die Lage, indem sie Kiew mit tödlichen modernen Waffen beliefern und provokante Militärmanöver im Schwarzen Meer abhalten“, sagte Putin in seiner Ansprache. Putin hatte bereits in einem Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag die Militärübungen im Schwarzen Meer angeprangert, dies verschärfe die Spannungen zwischen Russland und der Nato.
„Militärisches Abenteurertum“ Moskaus
Der russische Präsident bezog sich offenbar auf kürzlich stattgefundene Übungen von US- und anderen Nato-Militärschiffen in dem Meeresgebiet. Pentagon-Sprecher John Kirby hatte die Kritik zurückgewiesen. „All unsere Übungen sind defensiver Natur und sie stehen im Einklang mit unseren Bündnissen und partnerschaftlichen Verpflichtungen in der Region“, sagte er.
Die USA würden hingegen „mit Sorge“ die russischen Truppenbewegungen im Grenzgebiet zur Ukraine beobachten. Ähnlich hatten sich Berlin und Paris geäußert und vor einer Eskalation gewarnt, der britische Regierungschef Boris Johnson warnte Moskau zuletzt vor „militärischem Abenteurertum“.
Bereits im März hatte Russland bei einem massiven Truppenaufmarsch tausende Soldaten, schwere Militärausrüstung, Marineschiffe und Luftwaffenflugzeuge nahe der ukrainischen Grenze und in der Region der annektierten Krim-Halbinsel zusammengezogen. Nach Wochen erklärte Moskau das angebliche Manöver schließlich für beendet und zog seine Soldaten wieder ab.
Nach Angaben aus Kiew hat Russland nun erneut 114.000 Soldaten im Osten der Ukraine zusammengezogen. Auf der annektierten Halbinsel Krim seien rund 32.000 Kräfte stationiert. Die ukrainische Armee kämpft seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 gegen pro-russische Separatisten im Osten des Landes. Der Westen wirft Russland vor, die Separatisten zu unterstützen, was Moskau bestreitet. Quelle: ntv.de, dbe/AFP
https://www.n-tv.de/politik/Putin-warnt-vor-Uberschreiten-der-roten-Linie-article22939934.html
UKRAINE – Ukraine schickt mehr als 8.500 Sicherheitskräfte an Grenze zu Belarus – 18.11.2021
Die Ukraine befürchtet nach Angaben ihres Botschafters in Deutschland, dass Flüchtlinge von der Grenze zwischen Belarus und Polen an die ukrainische Grenze geschickt werden könnten. „Es besteht die Gefahr, dass eingeschleuste Migranten von der belarussisch-polnischen Grenze an die Grenze zur Ukraine umgeleitet werden“, sagte Andrij Melnyk den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Kiew habe daher mehr als 8.500 Polizisten, Nationalgardisten und Grenzschutzbeamte in die Grenzregion geschickt.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54525424-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
EUROPÄISCHE UNION – EU-Länder können Corona-Hilfen sechs Monate länger auszahlen – 18.11.2021
Deutschland und die anderen EU-Länder erhalten sechs Monate zusätzlich Zeit, um ihre Wirtschaft in der Corona-Pandemie finanziell zu unterstützen. Die EU-Kommission verlängerte die Frist für die Krisenhilfen bis Ende Juni des kommenden Jahres. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nannte dies einen „wichtigen Schritt“.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54532951-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
POLEN – Polens Ministerpräsident befürchtet Eskalation des Konflikts mit Belarus – 18.11.2021
Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki befürchtet eine Eskalation des Konflikts mit Belarus. „Die Situation ist derzeit stabil, aber sie wird immer bedrohlicher“, sagte Morawiecki der Bild-Zeitung. „Ich hoffe, alle behalten die Nerven“, fügte der polnische Regierungschef hinzu. „Die belarussischen Kräfte provozieren immer deutlicher“, so Morawiecki. „Ich hoffe, sie machen dabei nicht den einen Schritt zu weit. Denn wir Polen sind fest entschlossen, unsere Grenze mit allen Mitteln zu schützen. Die Ostgrenze Europas und auch der Nato.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54525424-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – Sinn: Energiewende löst nie dagewesenen Kostendruck aus – 18.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Energiewende wird nach Aussage des ehemaligen Präsidenten des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, einen starken Inflationsdruck auslösen. „Die Abwendung von der Kernenergie und sämtlichen konventionellen Brennstoffen wird einen lang anhaltenden Kostendruck im Produktionsprozess entfalten, wie wir ihn noch nie erlebt haben“, sagte Sinn dem Handelsblatt. Das sei die „Ölkrise im Quadrat“.
Sinn sprach von einem neuen Inflationsregime, bei dem der Prozess der Preissteigerung wie die Pandemie in Wellen verlaufe und bereits im Gange sei. „Am Horizont warten weitere Anstoßeffekte, vor allem durch die Energiewende“, sagte Sinn.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte am Mittwoch gesagt, dass eine ernsthafte Bekämpfung des Klimawandels zu einem weiteren messbaren Anstieg des Kohlenstoffpreises führen müsse, was wiederum höhere Brennstoff- und Strompreise nach sich ziehen würde. „Diese Auswirkungen können sich in den Erwartungen verankern, wenn die Menschen beginnen, sie zu antizipieren“, sagte Schnabel.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten/konjunktur-news.htm
DEUTSCHLAND – MIETPREISBREMSE – SPD, Grüne und FDP wollen die Bedingungen für Mieterhöhungen verschärfen. Künftig soll es Vermietern in Ballungsräumen demnach nur noch möglich sein, die Miete um maximal acht Prozent innerhalb von drei Jahren zu erhöhen. Bisher ist in einem laufenden Mietverhältnis die Anhebung der Miete um bis 15 Prozent innerhalb von drei Jahren möglich. Wo es keine so genannte Kappungsgrenze gibt, sind sogar bis zu 20 Prozent Erhöhung möglich. Hier diskutieren die Ampel-Parteien aktuell einen Wert von maximal zwölf Prozent, heißt es laut Bild in Verhandlungskreisen. Der Eigentümerverband Haus & Grund kritisiert die Pläne. Verbandschef Chef Kai Warnecke sagte: „Die neue Regierungskoalition sollte das mietrechtliche Kleinklein der beiden Vorgängerregierungen nicht fortführen. Soziale Vermieter, die die Mieten in den letzten Jahren kaum erhöht haben, werden bestraft. Wer aber immer ordentlich zugelangt hat, ist von der Regelung nicht betroffen.“ (Bild)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54523985-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
ÖSTERREICH – STATISTIK – Zahl der Sterbefälle steigt wieder – 18.11.2021
http://www.statistik.at/web_de/presse/127094.html
ÖSTERREICH – Österreich hat noch Nachholbedarf bei Spin-offs 18.11.2021
Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in Österreich rund um heimische Universitäten und Fachhochschulen relativ wenige Spin-offs und Start-ups. Seit vergangenem Jahr wollen dies der österreichische Investor und ARM-Mitgründer, Hermann Hauser, und der Risikokapitalgeber Herbert Gartner (eQventure) mit der Initiative „Spin-off Austria“ ändern. Unis und FHs müssten Unternehmensbeteiligungsgesellschaft etablieren, um ihre Spin-off-Beteiligungen zu managen, sagte Hauser zur APA.
Wesentlich bei akademischen Spin-offs ist, dass die Gründung auf Basis von neuen wissenschaftlichen Verfahren oder der Nutzung von Forschungsergebnissen der Universität beruht. Die Finanzierung erfolgt meist durch die Gründer, öffentliche Förderungen, Risikokapitalgeber oder Banken. Die Suchmaschine Google ist beispielsweise ein Spin-off der Stanford University in Kalifornien. Die Universität trennte sich aber kurz nach dem Börsengang von seinen Google-Aktien.
*** Positives Beispiel: Uni Innsbruck
Um langwierige Verhandlungen zwischen Bildungseinrichtungen und Spin-off-Gründern im Hinblick auf geistiges Eigentum zu vermeiden, sollten Universitäten und Fachhochschulen wie im angloamerikanischen Raum normalerweise 5 bis 10 Prozent der Firmenanteile erhalten, so Hauser. Als positives Beispiel in Österreich sieht er die Universität Innsbruck. Dort gibt es seit 2008 eine Unternehmensbeteiligungsgesellschaft, die sich an kommerziell ausgerichteten Spin-offs der Universität beteiligt. Derzeit umfasst das Portfolio unter anderem Textil- und Faserspezialisten, Software-Unternehmen und Umwelttechnik-Firmen. Ein anderes positives Beispiel gibt es auch in Tirol: Im Jahr 2018 übernahm der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim das Biotechunternehmen ViraTherapeutics – ein Spin-off der Medizinischen Universität Innsbruck – um 210 Mio. Euro.
Die „Spin-off Austria“-Initiative will dazu beitragen, dass bis 2030 in Österreich 1.000 neue Spin-offs und Start-ups rund um österreichische Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen entstehen. Neben Spin-offs mit direktem Forschungsbezug werden Start-ups auch häufig von Uni-Absolventen gegründet.
*** Wandel wird noch dauern
Hauser ortet ein langsames Umdenken bei den Bildungseinrichtungen in Österreich. Der kulturelle Wandel werde noch dauern, es müssten aber nun Taten der Unis und der Politik folgen. Ein gutes Umfeld für akademische Spin-offs und Start-ups würden beispielsweise die ETH in Zürich und das Imperial College in London im technischen Bereich und die Cambridge Universität bieten.
Um das Thema Spin-offs stärker auf die Agenda zu setzen, organisiert die Initiative zum zweiten Mal eine Konferenz. Die virtuelle und für alle Teilnehmer kostenlose Veranstaltung https://www.spin-off-austria.at/conferences/conference-2021 findet am 23. November 2021 statt. Unter anderem wird BioNTech-Mitgründerin Özlem Türeci einen Vortrag halten. Auch die Gründer von österreichischen Spin-Off-Unicorns – Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar – werden Einblick in ihre Firmengeschichte geben, dazu zählen Georg Kopetz, Mitgründer der SoftwarefirmaTTTech Auto, Erich Tauber, Gründer der Biotechfirma Themis Bioscience und Wolfgang Platz, Firmengründer des Software-Testunternehmens Tricentis.
https://science.apa.at/power-search/15285065112847472220
17.11.2021, Mittwoch
CORONA – VAKZINOLOGIE – 4:19-min-Video: Wirkungsdauer und Nebenwirkungen: Streeck klärt über Booster-Effekte auf – 17.11.2021
Deutschland kämpft noch damit, mehr Menschen von der ersten und zweiten Corona-Impfdosis zu überzeugen, da steht für viele Immunisierte schon die Drittimpfung an. Virologe Prof. Hendrik Streeck beantwortet im Gespräch mit ntv die wichtigsten Fragen um die Auffrischungsimpfung.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Streeck-klaert-ueber-Booster-Effekte-auf-article22935891.html
CORONA – MEDIZIN – Therapiestrategien bei Long-COVID-Patienten – Erkenntnisse des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) – 17.11.2021
Wien – Meistens ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle für Patienten mit Verdacht auf Long COVID. Zur Abklärung wird ein interdisziplinäres Assessment mit anderen Fachgruppen vorgeschlagen, zum Beispiel, wenn bestimmte Symptome dominieren.
In einer Übersichtsarbeit analysierten Forscher des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) in Wien (Österreich) aktuelle Managementstrategien von Long-COVID-Patienten in den Gesundheitssystemen von Großbritannien, Niederlande, Deutschland, Österreich und den USA.
Patienten mit Verdacht auf Long COVID berichten nach einer überstandenen akuten SARS-CoV-2-Infektion zum Beispiel von persistierenden Symptomen wie Erschöpfung/Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, hoher Blutdruck, Geruchs- und Geschmacksstörungen, neurologische Störungen oder psychische Erkrankungen (Ängste und Depressionen).
*** Fortbildungen und interdisziplinäres Vorgehen
In Österreich und Deutschland suchen Patienten mit Long-COVID-Symptomen, die länger als 4 Wochen nach der akuten Infektion andauern, zur Erstuntersuchung den niedergelassenen Bereich auf. Falls Unsicherheiten im niedergelassenen Bereich bezüglich der Diagnosestellung von Long COVID bestehen, empfiehlt AIHTA-Studienleiterin Sarah Wolf, ggf. entsprechende Fortbildungen wahr zu nehmen. Außerdem sollten Patienten, bei denen bestimmte Symptome dominieren, zur weiteren Abklärung auch an entsprechende Facharztgruppen überwiesen werden, so der Rat von Wolf.
*** Long-COVID-Spezialambulanzen als denkbares Modell für Deutschland?
In Großbritannien wird für ehemals hospitalisierte COVID-19-Patienten innerhalb von 12 Wochen eine Nachuntersuchung per Telefon oder ein Videoanruf durch medizinisches Fachpersonal aus dem Spital empfohlen. Dauern die Symptome länger als 12 Wochen an, können die ehemals Hospitalisierten entweder die Krankenhausambulanz oder ihren Hausarzt konsultieren.
Für Patienten, die 4 bis 12 Wochen nach der akuten SARS-CoV-2-Infektion mehrere und/oder unspezifische Symptome aufweisen, sind in Großbritannien außerdem sogenannte „Long-COVID-Spezialambulanzen“ mit multidisziplinärer Expertise verfügbar. Da in Deutschland und Österreich diese Strukturen nicht etabliert sind, werden Patienten mit Long COVID überwiegend an Rehazentren überwiesen.
Zur Stärkung des Selbstmanagements der Patienten mit Long COVID empfehlen die Studienautoren Bewegungstherapien, Ernährungsberatung, Stressabbau oder die Teilnahme an Long-COVID-spezifischen Onlineprogrammen.
„Von den untersuchten Ländern gab es jedoch nur in Großbritannien mit „The Your COVID Recovery Platform“ ein entsprechendes digitales Angebot. Für die Teilnahme an diesem Programm ist allerdings eine Überweisung notwendig“, erläuterte Wolf.
*** Empathische Arzt-Patienten-Kommunikation
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Arzt-Patienten-Kommunikation in der Long-COVID-Sprechstunde, betonen die Studienautoren. Demnach sollte der Behandler mit Empathie kulturelle Unterschiede, Sprachbarrieren und die individuelle Situation der Patienten beachten. „Das bedeutet, dass die Patienten weder zu viel noch zu wenig Information über ihre Erkrankung erhalten sollen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Betroffenen unnötig verunsichert werden“, hob Sarah Wolf hervor.
*** Wiedereingliederung in den Alltag
Die Vorbereitung für die Wiedereingliederung am Arbeitsplatz ist ebenfalls ein wichtiger Teil des Long-COVID-Rehaprogramms, da ein Großteil der Patienten im arbeitsfähigen Alter ist. Entsprechende Maßnahmen dafür umfassen zum Beispiel eine Wiedereingliederungsteilzeit oder Umschulungsprogramme. © cw/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129183/Therapiestrategien-bei-Long-COVID-Patienten
CORONA – MEDIZIN – Corona – Kinderärzte warnen vor gefährlicher Immunreaktion – Selten, aber doch: Auftreten nach zwei bis sechs Wochen nach einer Corona-Infektion – 17.11.2021
Bei Kindern können nach SARS-CoV-2-Infektionen auch bei milden Verläufen nach einiger Zeit schwere Komplikationen auftreten. Etwa eines von 1.000 betroffenen Kindern entwickelt ein Pädiatrisches hyperinflammatorisches Syndrom mit Multiorganbeteiligung (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children/MIS-C), warnte die Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) am Mittwoch. Auch davor schütze die Impfung – jene für Kinder selbst und durch geimpfte Personen im Umfeld.
Die Folgeerkrankung trete in seltenen Fällen rund zwei bis sechs Wochen nach einer Corona-Infektion auf. „Rote Flecken auf der Haut, hohes Fieber, gerötete Bindehaut und stark durchblutete rote, teilweise rissige Lippen sowie Augenringe, Bauchschmerzen sowie Durchfall und Erbrechen, leichter Husten können Anzeichen für MIS-C sein“, berichtete Doris Ehringer-Schetitska, die die Arbeitsgruppe Kinderkardiologie der ÖGKJ leitet, in einer Aussendung.
*** Warnzeichen ernst nehmen
„Eltern sollten bei diesen Warnzeichen umgehend zum Kinder- und Jugendarzt. Es handelt sich um eine gefährliche überschießende Immunreaktion, die eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich machen kann. In vielen Fällen heilt sie folgenlos aus, wenn sie rechtzeitig erkannt wird“, betonte die Medizinerin. „Die vorangegangene Corona-Infektion muss dabei nicht schwer verlaufen sein und kann sogar ohne Beschwerden unbemerkt geblieben sein“, warnte Ehringer-Schetitska. Grunderkrankungen scheinen keine Rolle zu spielen, da die meisten jungen Erkrankten vorher gesund waren.
Da MIS-C viele Organe, u.a. auch das Herz, in Mitleidenschaft ziehen kann, sollten Genesene regelmäßig nachkontrolliert werden. Erst nach Erlaubnis des Kinderkardiologen sollte ohne Einschränkungen Sport betrieben und an Wettkämpfen teilgenommen werden. Bei älteren Kindern sollte die Sportfreigabe erst nach Durchführung einer Ergometrie erteilt werden.
„Der beste Schutz vor dieser Folgeerkrankung von Covid-19 bleibt die Impfung. Diejenigen, die nicht geimpft werden können oder für die es noch keine Impfstoffzulassung gibt, wie z.B. die Unter-Zwölf-Jährigen, sind auf eine größtmögliche Durchimpfung ihres Umfelds angewiesen“, betonte Ehringer-Schetitska, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum Wiener Neustadt.
https://science.apa.at/power-search/11171059693058341165
CORONA – MEDIZIN – Immunsuppressivum Rituximab erhöht Sterberisiko bei COVID-19 deutlich – 17.11.2021
Baltimore – Patienten, die wegen einer Autoimmunerkrankung oder Krebs mit dem Immunsuppressivum Rituximab behandelt werden, haben im Fall einer Hospitalisierung wegen COVID-19 ein deutlich erhöhtes Sterberisiko. Die meisten anderen Immunsuppressiva haben nach der Analyse einer US-Datenbank in Lancet Rheumatology (2021; DOI: 10.1016/S2665-9913(21)00325-8) keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung, einige könnten sogar eine protektive Wirkung entfalten.
Rituximab zerstört B-Zellen, die im Immunsystem für die Bildung von Antikörpern zuständig sind. Der Wirkstoff hat sich in der Behandlung von malignen Lymphomen, die aus B-Zellen bestehen, bewährt. Seit einigen Jahren wird Rituximab zunehmend auch bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt, da es auch die B-Zellen vernichtet, die Autoantikörper bilden.
Zu den bekannten Nebenwirkungen von Rituximab gehört ein erhöhtes Risiko auf Infektionskrankheiten: Den Patienten fehlen auch die B-Zellen, die Antikörper gegen Viren und andere Krankheitserreger bilden.
Dieser Nachteil macht sich jetzt auch während der aktuellen Pandemie bemerkbar. Rituximab erhöht zwar nicht das Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2, bei einer Erkrankung an COVID-19 muss aber mit schweren Verläufen gerechnet werden. Dies zeigt jetzt eine Auswertung der „National COVID Cohort Collaborative“ (N3C), die die Daten von 231.830 Patienten gesammelt hat, die vor dem 11. Juni 2021 in den USA wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden.
Darunter waren 186 Patienten, die wegen einer Krebserkrankung mit Rituximab behandelt wurden. Weitere 132 Patienten hatten Rituximab zur Behandlung von rheumatologischen Autoimmunerkrankungen erhalten. Rituximab ist hier ein Reservemedikament, das beim Versagen anderer Immunsuppressiva eingesetzt wird.
In beiden Gruppen war das Sterberisiko in der Klinik erhöht. Ein Team um Caleb Alexander von der Bloomberg School of Public Health in Baltimore ermittelt in einer Propensity Score-Analyse ein um 72 % erhöhtes Risiko für die Patienten, die Rituximab zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen erhalten hatten (Hazard Ratio 1,72; 1,10 bis 2,69). Bei einem Einsatz von Rituximab in der Krebstherapie war das Sterberisiko in der Klinik sogar mehr als doppelt so hoch wie in einer Vergleichsgruppe von COVID-19-Patienten, die keine Immunsuppressiva erhalten hatten (Hazard Ratio 2,57; 1,86-3,56).
Neben Rituximab könnten auch Anthracycline, die als Zytostatika in der Chemotherapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden, das Sterberisiko erhöhen. Die Hazard Ratio von 1,51 verfehlte mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,99 bis 2,31 nur knapp das Signifikanzniveau. Für die übrigen Immunsuppressiva, darunter Checkpointinhibitoren, Cyclophosphamid und andere Krebsmedikamente wurde nur eine Tendenz zu einem leicht erhöhten Sterberisiko gefunden.
Andere Immunsuppressiva, wie Interleukininhibitoren, Azathioprin oder Kinaseinhibitoren waren mit einem tendenziell verminderten Sterberisiko an COVID-19 verbunden. Für JAK-Inhibitoren war die Assoziation sogar signifikant. Das Sterberisiko war um 58 % vermindert (Hazard Ratio 0,42; 0,24-0,73). Diese Erfahrung passt zu den Ergebnissen klinischer Studien, in denen die JAK-Inhibitoren Baricitinib und Tofacitinib den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflusst haben.
Für Patienten, die mit Rituximab behandelt werden, kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 schnell zu einem tödlichen Risiko werden. Der Editorialist David Liew von der Universität Melbourne rät zu einer Behandlung mit den inzwischen auch in Deutschland zugelassenen Antikörperpräparaten, die dem Immunsystem die fehlenden Antikörper zur Verfügung stellen, eventuell sei auch eine prophylaktische Gabe zu erwägen.
Die Fachinformationen von Rituximab empfehlen bereits jetzt, den Impfschutz der Patienten vor Beginn einer Behandlung zu aktualisieren. Hierzu sollte heute auch eine Impfung gegen SARS-CoV-2 gehören, schreibt Liew. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129205/Immunsuppressivum-Rituximab-erhoeht-Sterberisiko-bei-COVID-19-deutlich
CORONA – BRASILIEN – Brasilien: Auffrischungsimpfung für über 18-Jährige – 17.11.2021
Brasília – Brasilien bietet allen Menschen ab 18 Jahren künftig eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 an. „Fünf Monate nach der zweiten Dosis kann jeder eine Impfstelle aufsuchen“, sagte der brasilianische Gesundheitsminister Marcelo Queiroga gestern in Brasília.
Bisher war die Auffrischungsdosis in Brasilien für Menschen über 60 Jahren, besonders gefährdete Patienten und Mitarbeiter des Gesundheitswesens zugelassen. Nach den USA und Indien verzeichnet Brasilien mit fast 22 Millionen Fällen die meisten Coronainfektionen. Mehr als 611.000 Menschen sind im größten Land Lateinamerikas im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben.
Inzwischen sind mehr als 100 Millionen Brasilianer gegen Corona geimpft, mit 59,8 Prozent überholte Brasilien zuletzt die USA (57,6 Prozent) bei der Impfquote. Brasilien hat Erfahrung mit Gesundheitskrisen. 2019 waren in drei Monaten 80 Millionen Menschen gegen das Influenzavirus geimpft worden.
Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne sanken auch die Coronazahlen. Der Bundesstaat São Paulo, mit mehr als 40 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Brasiliens, registrierte in der vergangenen Woche erstmals seit Beginn der Pandemie in einem 24 Stunden-Zeitraum keinen Toten.
In der Metropole Rio de Janeiro wurde vorgestern der vorerst letzte Patient eines Krankenhauses für Coronainfizierte in der Nordzone der Stadt entlassen. Experten warnten, dass der falsche Eindruck vermittelt werden könnte, die Pandemie sei zu Ende. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129170/Brasilien-Auffrischungsimpfung-fuer-ueber-18-Jaehrige
CORONA – SCHWEDEN – Studie: Schweden war Exporteur des Coronavirus – 17.11.2021
Uppsala – Die legere Strategie der schwedischen Regierung hat nicht nur zu einer deutlich höheren Zahl von COVID-19-Erkrankungen und Todesfällen geführt als in den Nachbarländern. Einer Studie in Eurosurveillance (2021; DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2021.26.44.2001996) zufolge wurden die Viren auch vermehrt über die Grenzen in andere nordische Länder exportiert.
Die Ausbreitung von SARS-CoV-2 lässt sich heute durch Genomanalysen verfolgen. Wenn eine Mutation in einem Land zuerst auftritt und später in anderen Ländern beobachtet wird, zeigt dies die Richtung der Ausbreitung an. Häufig lassen sich Infektionsketten rekonstruieren.
Ein Team um John Pettersson von der Universität Uppsala hat alle 71.355 SARS-CoV-2-Genome, die bis zum 22. März 2021 von den 5 nordischen Ländern auf der Datenbank GISAID gespeichert wurden, analysiert.
Die phylogeographische Untersuchung ergab, dass SARS-CoV-2 zwischen Januar und Februar 2020 in den nordischen Ländern eintraf. In Schweden konnte sich das Virus rasch ausbreiten, da die Regierung auf gesetzliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens verzichtete und lediglich Handlungsempfehlungen herausgab.
Schon bald darauf setzte eine grenzüberschreitende Migration der Viren ein. Die Gesamtzahl der Exportereignisse war für Schweden mit 552 deutlich höher als für Dänemark (125). Noch seltener wurden die Coronaviren aus Finnland (36) oder Norwegen (33) exportiert. Von Island aus scheint das Virus gar nicht in andere Länder gelangt zu sein (wobei sich die Zahlen auf die Fälle beschränkt, in denen das Genom bestimmt wurde). Auch die Zahl der nachgewiesenen Infektionsketten war in Schweden größer und ihre Dauer länger.
Pettersson hält es für wahrscheinlich, dass die Epidemien in den anderen 4 nordischen Ländern milder ausgefallen wären, wenn die schwedische Regierung ähnlich strenge Regelungen getroffen hätte. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129151/Studie-Schweden-war-Exporteur-des-Coronavirus
CORONA – DEUTSCHLAND – Ungeimpfte infizieren sich häufiger mit SARS-CoV-2 – 17.11.2021
Berlin – Coronadaten aus mehreren Bundesländern deuten auf einen wesentlich höheren Anteil an Neuinfektionen unter Ungeimpften hin als unter Menschen mit vollständigem Impfschutz. Zwar werden Ungeimpfte vermutlich viel häufiger getestet, doch eine grobe Einschätzung des Pandemiegeschehens getrennt nach Impfstatus lassen die Werte aus Expertensicht dennoch zu.
Im Coronahotspot Sachsen zum Beispiel, wo die Quote der vollständig Geimpften derzeit bundesweit mit weniger als 60 Prozent am niedrigsten ist, klaffte zwischen den beiden Gruppen zuletzt eine immense Lücke: Während die Inzidenz der Geimpften etwa gestern bei gut 64 Fällen pro 100.000 Menschen binnen sieben Tagen lag, war dieser Wert bei nicht oder nicht vollständig Geimpften rund 28 Mal so hoch: gut 1.823 Fälle.
Solche Zahlen seien „sicher etwas verzerrt“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, mit Blick auf Faktoren wie etwa die Testhäufigkeit. Ungeimpfte müssen sich zum Beispiel zwingend testen lassen, wenn 3G-Regeln im Restaurant oder am Arbeitsplatz gelten.
Auch junge Schüler, die (noch) nicht geimpft sind, werden regelmäßig auf COVID-19 untersucht. Menschen mit Impfzertifikat hingegen brauchten bisher häufig keinen Test vorzulegen. Daher könnten besonders in dieser Gruppe einige Neuinfektionen unentdeckt geblieben sein. Diese Faktoren seien aber nicht so bedeutend, dass sie den Unterschied ganz erklärten, sagte Watzl.
„Daher ist immer noch richtig, dass sich Ungeimpfte deutlich häufiger infizieren als Geimpfte.“ Er verwies unter anderem auf die Coronafälle im Krankenhaus. An der Hospitalisierungsinzidenz werde der Unterschied sehr deutlich, so Watzl.
Nach den jüngsten verfügbaren Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) kamen vom 18. bis 24. Oktober (Kalenderwoche 42) pro 100.000 Menschen sechsmal mehr aus der Gruppe der ungeimpften 18- bis 59-Jährigen wegen COVID-19 ins Krankenhaus als von den Geimpften dieser Altersklasse.
Bei den Menschen ab 60 Jahren lag die Hospitalisierungsinzidenz der Ungeimpften gut 4,7 Mal so hoch. Eine Impfung schützt nicht zu 100 Prozent, daher kann sie Infektionen oder auch schwere Verläufe bei Geimpften nicht ganz verhindern.
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen wird neben Sachsen etwa auch in Thüringen, Bayern und Sachsen-Anhalt getrennt nach Geimpften und Ungeimpften angegeben – teilweise täglich oder wöchentlich. Hingegen machen beispielsweise Schleswig-Holstein und Niedersachsen keine solche Unterscheidung.
Auch in Bremen, dem Bundesland mit der deutschlandweit höchsten Impfquote (gestern: 79,3 Prozent), gab es zuletzt eine Diskrepanz zwischen den Gruppen, wenn auch nicht so deutlich wie in Sachsen: In der ersten Novemberwoche lag in der Hansestadt die Inzidenz unter den Ungeimpften bei knapp 261 und unter Geimpften bei gut 41.
Bundesweit gibt es keine einheitlichen Regeln, wer zur jeweiligen Gruppe zu zählen ist. Sachsen zum Beispiel ordnet Coronafälle ohne Angaben zum Impfstatus bei den nicht (vollständig) Geimpften ein.
Auch Baden-Württemberg verfuhr bis vergangene Woche so. Doch der Anteil der Menschen mit unbekanntem Impfstatus in der Gruppe der Ungeimpften war dort mit 83 Prozent sehr groß. Seit Freitag gibt das Landesgesundheitsamt in Stuttgart die Inzidenz nicht mehr getrennt nach Impfstatus an.
Das Robert-Koch-Institut hingegen schließt in seinen Erhebungen zum Vergleich von Geimpften und Ungeimpften alle Fälle mit unvollständigen Angaben zum Impfstatus oder einer Teilimpfung aus. Die Behörde gibt regelmäßig einen bundesweiten Überblick über die getrennte Inzidenz – anders als die Länder allerdings nur bei Betroffenen mit Symptomen.
Aus den jüngsten RKI-Daten nach Impfstatus geht hervor, dass in Kalenderwoche 42 die Sieben-Tage-Inzidenz bei symptomatischen COVID-Fällen sowohl bei 18- bis 59-jährigen Ungeimpften als auch bei den ab 60 Jahren rund dreimal so hoch war wie bei vollständig Geimpften derselben Altersgruppe.
Das RKI schrieb in seinem Wochenbericht vom vergangenen Donnerstag, dass grob geschätzt seit Anfang Februar der Schutz vor einer Infektion mit Symptomen durch Impfung bei den 18- bis 59-Jährigen bei
82 Prozent und bei den Älteren bei 80 Prozent lag.
Das Institut wies allerdings darauf hin, dass die Werte mit Vorsicht interpretiert werden müssten: Das Infektionsgeschehen, Impfquoten und ein möglicherweise unterschiedliches Testverhalten bei Geimpften und Ungeimpften könnten zu Verzerrungen führen. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129172/Ungeimpfte-infizieren-sich-haeufiger-mit-SARS-CoV-2
CORONA – DEUTSCHLAND – „Latente Triage“ hat begonnen – 17.11.2021
Berlin – Weil nicht geimpfte COVID-19-Patienten Intensivbetten belegen, können manche Notfallpatienten in den Hochinzidenzgebieten nicht adäquat versorgt werden. Darauf haben Ärzte heute bei einer Veranstaltung des Science Media Center hingewiesen.
„Wir haben schon heute eine weiche Triage, die zum Beispiel dann eintritt, wenn ein Herzinfarktpatient eine Stunde im Rettungswagen herumgefahren wird, der kein Krankenhaus mit einem freien Intensivbett findet“, sagte der Direktor der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln, Michael Hallek. „Das führt zu einer Verschlechterung der Versorgung. Diese Situation ist im Süden und Osten von Deutschland bereits eingetreten.“
Der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, berichtete, dass in Krankenhäusern mit vielen COVID-19-Patienten Operationen verschoben würden, die nicht dringend notwendig seien.
„Es ist aber unglaublich schwer zu entscheiden, welche Operationen verschoben werden sollen und welche nicht“, sagte Kluge. „Und dabei geht es nicht um Hüftoperationen, sondern zum Beispiel um dringende Gefäßoperationen, bei denen ein Aneurysma platzen könnte.“
Kluge sprach von einer „latenten Triage“. Dabei könne ein Krankenhaus einen Schlaganfallpatienten nicht mehr aufnehmen oder einen Patienten mit einer akuten Leukämie. „Genau das findet schon statt“, sagte der Intensivmediziner.
*** 80 bis 90 Prozent der Intensivpatienten sind ungeimpft
Kluge erklärte, dass 80 bis 90 Prozent der COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen ungeimpft seien. „Wir haben zurzeit deutlich über 3.000 COVID-19-Patienten auf den deutschen Intensivstationen“, sagte er. „Die Zahl steigt jeden Tag um 80 bis 100 Patienten.“
Die Sterblichkeit liege dabei weiterhin zwischen 30 und 50 Prozent. Bei Patienten, die an ein ECMO angeschlossen werden müssen, liege die Sterblichkeit weiter bei über 50 Prozent. Das Altersspektrum der COVID-Patienten reiche dabei von 20 bis 80 Jahren.
„Oft sind wir fassungslos, wenn wir sehen, welche Patienten auf den Intensivstationen liegen“, sagte Hallek und berichtete von einem 30-jährigen ungeimpften Mann, der geglaubt habe, er könne nicht schwer erkranken, weil er jung und kräftig sei. „Desinformation kann tödlich sein“, resümierte Hallek.
*** 0,8 Prozent der Infizierten werden intensivpflichtig
Der Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin, Reinhard Busse, erklärte, dass heute 0,8 Prozent der mit SARS-CoV-2 Infizierten intensivpflichtig würden. „In der ersten Welle waren es sechs Prozent, später zwei bis drei Prozent“, sagte Busse. Die heutige Zahl sei nur so niedrig, weil es so viele Geimpfte gebe.
Bei einer Inzidenz von 300 COVID-19-Patienten pro 100.000 Menschen, führe eine Quote von 0,8 Prozent zu 2,5 Intensivpatienten je 100.000 Bürger. Hochgerechnet auf 80 Millionen Deutsche seien dies 2.000 Patienten, die pro Woche auf die Intensivstationen kommen. „In Salzburg gibt es derzeit eine Inzidenz von 1.000“, sagte Busse. „Man kann hochrechnen, dass es dann wirklich kritisch wird.“
Derzeit sind Busse zufolge 85 Prozent der betreibbaren Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern belegt. Normalerweise seien es 80 Prozent. „Jeder sechste Patient, der jetzt auf einer Intensivstation liegt, ist ein COVID-19-Patient“, so Busse.
„Dabei sind SARS-CoV-2-Infizierte besondere Patienten, weil sie arbeitsaufwendiger sind und länger auf den Intensivstationen bleiben.“ Normalerweise lägen Intensivpatienten für vier Tage auf den Intensivstationen. Im Jahr 2020 lagen COVID-19-Patienten im Durchschnitt hingegen elf Tage auf der Intensivstation.
Im Normalbetrieb seien von 100 Intensivbetten 20 frei, sagte Busse. Von den anderen 80 würden jeden Tag weitere 20 durch Verlegungen frei. Es ständen also 40 Intensivbetten zur Verfügung. Je mehr COVID-19-Patienten auf einer Intensivstation lägen, desto mehr verringere sich jedoch der Turn-Over an möglichen Betten.
*** Auffrischimpfungen retten Leben
Kluge vom UKE erklärte, dass in diesem Herbst deutlich weniger Intensivbetten zur Verfügung ständen als im letzten Jahr. „Das Nadelöhr sind die Intensivpflegenden“, sagte er. „Bis zu 30 Prozent der Intensivbetten können wir nicht mehr betreiben, weil das Personal fehlt.“ Und auch die Bereitschaft von Ärzten und Pflegekräften von den Normalstationen, wieder auf den Intensivstationen auszuhelfen, sei gleich null.
„Die Mitarbeiter sind pandemiemüde“, sagte Kluge. „Und die Versorgung der COVID-19-Patienten auf der Intensivstation ist sehr hart.“ In der Folge sei die Krankheitsquote unter den Pflegenden hoch. Und auch eine Reduktion der Arbeitszeit und ein Berufswechsel spielten eine Rolle.
„Wir sehen zurzeit zunehmend eine Tendenz zu mehr Impfdurchbrüchen“, berichtete Kluge. „Deshalb ist es wichtig, dass jetzt alle Menschen eine Auffrischimpfung erhalten.“ Gerade bei älteren und immungeschwächten Patienten sei eine Auffrischimpfung eine Lebensversicherung. Darüber hinaus sei die Politik dringend dazu aufgefordert, Kontaktbeschränkungen zu erlassen und eine neue, intensivierte Impfkampagne zu starten. „Es wundert mich, dass die Politik so zögerlich reagiert“, betonte er.
*** Viele Ungeimpfte haben einen Migrationshintergrund
Dabei müssten vor allem mehr Menschen mit einem Migrationshintergrund erreicht werden. „Ein hoher Prozentsatz der Ungeimpften hat einen Migrationshintergrund“, sagte Kluge. Dabei spielten auch Sprachprobleme eine Rolle.
„Ich habe das Gefühl, dass diese Gruppe bei der Impfkampagne nicht erreicht wurde“, meinte der Intensivmediziner. Zudem gebe es unter den Ungeimpften viele Impfzauderer und Menschen, die Fehlinformationen aufgesessen seien: dass Impfungen unfruchtbar machten oder Sehstörungen hervorriefen.
„Das ist grotesk“, meinte Kluge. „Manche sagen auch, sie seien noch nicht dazu gekommen, sich impfen zu lassen. Und andere gehen nie zum Arzt.“ Nur etwa 25 Prozent der Ungeimpften habe sich bewusst gegen eine Impfung entschieden. Die werde man auch mit einer neuen Impfkampagne nicht erreichen. © fos/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129174/Latente-Triage-hat-begonnen
CORONA – DEUTSCHLAND – Steinmeier sieht Radikalisierung bei Querdenkern und Coronaleugnern – 17.11.21021
Wiesbaden – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht nach eigenen Worten eine „zunehmende Radikalisierung unter Querdenkern und Coronaleugnern“.
„Verschwörungsglaube, oft gepaart mit blankem Antisemitismus, bereitet den Boden für Angriffe auf Medien, Impfärzte und Wissenschaftler, für ein Klima der Spaltung und Hetze“, sagte Steinmeier heute in einem Videogrußwort zur digitalen Herbsttagung des Bundeskriminalamtes (BKA) laut Manuskript.
In den vergangenen Jahren seien die Demokratie und der Rechtsstaat in Deutschland zudem mit „entsetzlichen Gewalttaten“ angegriffen worden. „Die Ermordung von Walter Lübcke, der Anschlag auf die Synagoge in Halle und der Anschlag in Hanau – das waren brutale rechtsextreme Terrorakte“, sagte das Staatsoberhaupt. „Sie haben unser Land mitten ins Herz getroffen.“
Die Zahl der politisch motivierten Kriminalität habe im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. „Extremismus und Terrorismus – von rechts, links und islamistisch motiviert“ erlaubten dem BKA keine Atempause.
In den vergangenen sieben Jahrzehnten sei die Verantwortung des Bundeskriminalamts im „föderalen Sicherheitsgefüge“ deutlich gewachsen. Im Gründungsjahr 1951 sei mit dem Begriff der grenzüberschreitenden Tätigkeit „meist eine Distanz wie Hamburg/München gemeint gewesen“, sagte Steinmeier.
Heute umfasse der Wirkungsbereich des BKA „das wiedervereinte Deutschland, organisierte Kriminalität mit Verbindungen in weite Teile Europas und der Welt – jüngst auch den völlig entgrenzten Cyberraum“.
Mit Blick auf BKA-Ermittlungen gegen Kinderpornografie sagte Steinmeier: „Was einige von Ihnen ertragen, um etwa Onlinenetzwerke für Kinderpornografie auszuheben, mag ich mir kaum ausmalen. Sie tauchen in die Abgründe menschlichen Tuns, um die Zivilität unserer Gesellschaft zu retten.“
Außerdem seien im Bereich der organisierten Kriminalität Mafia- und Clanstrukturen „nonstop aktiv“.
Freiheit und Demokratie zu schützen, sei eine Aufgabe des Bundeskriminalamtes, so Steinmeier. „Und dafür brauchen wir Sie – nach 70 Jahren vielleicht dringender als je zuvor.“ © kna/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129192/Steinmeier-sieht-Radikalisierung-bei-Querdenkern-und-Coronaleugnern
CORONA – ÖSTERREICH – Österreich verschärft Coronaregeln für die Einreise – 17.11.2021
Wien – Ungeimpfte Reisende müssen an der österreichischen Grenze künftig einen PCR-Test vorweisen. Antigenschnelltests werden bei der Einreise ab Montag nicht mehr akzeptiert. Nur noch für Grenzpendler sind diese ungenaueren Tests gültig, wie aus einer Verordnung hervorging, die gestern Abend öffentlich gemacht wurde.
Grundsätzlich gilt jedoch für Deutsche eine Reisewarnung, da die Bundesregierung seit Sonntag fast ganz Österreich als Coronahochrisikogebiete einstuft. Wer aus einem Hochrisikogebiet nach Deutschland zurückkehrt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien.
Wer dennoch nach Österreich will, muss strengere Kriterien laut der neuen 2,5G-Regel (Geimpft, Genesen oder PCR-Getestet) erfüllen.
Impfzertifikate sind nicht mehr ein Jahr lang, sondern nur noch neun Monate gültig. Ungeimpfte Pendler müssen negative PCR-Testergebnisse vorweisen, die nur noch für 72 Stunden gelten (bisher eine Woche).
Schnelltests sind für Pendler nur noch 24 statt 48 Stunden lang gültig. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129167/Oesterreich-verschaerft-Coronaregeln-fuer-die-Einreise
CORONA -ÖSTERREICH – Mehr als 3.000 positive Corona-Tests an Schulen, mehr Quarantänen – 17.11.2021
An den Schulen wächst die Zahl der positiven PCR-Tests weiter an. Am Montag und Dienstag wurden (ohne Wien) 3.090 positive PCR-Tests registriert. Elf Schulen und 407 Klassen sind bereits geschlossen, teilte das Bildungsministerium der APA mit. Zum Vergleich: Am Mittwoch der Vorwoche wurden rund 1.800 positive Tests vermeldet, damals waren 4 Schulen und 126 Klassen in Quarantäne. Manche Lehrervertreter fordern Schulschließungen, die Bildungsreferenten der Länder sind dagegen.
In Oberösterreich wurden 1.210 positive Tests verzeichnet (Mittwoch der Vorwoche: 673), in der Steiermark 676 (329), in Niederösterreich 557 (406), in Vorarlberg 215 (96), in Salzburg 176 (129), im Burgenland und Kärnten je 86 (73 bzw. 44), in Tirol 84 (82). Bis zum Ende der Vorwoche kamen dann in manchen Bundesländern aber noch Nachmeldungen dazu.
In Wien wird zweimal die Woche PCR-getestet, die Zahlen für die Bundeshauptstadt liegen daher erst am Freitag vor. Die obigen Zahlen enthalten dabei nur die im Zug der Massen-PCR-Testungen an den Schulen abgegebenen Positiv-Tests – PCR-Tests, die zusätzlich etwa aufgrund eines positiven Antigentests angeordnet werden, fließen nicht ein.
*** In Österreich elf Schulen geschlossen
Stark angestiegen ist dementsprechend die Zahl der verhängten Quarantänen: Insgesamt sind elf Schulen geschlossen (je drei in Kärnten und NÖ, je zwei im Burgenland und OÖ und eine in Wien). Außerdem müssen 407 Klassen daheimbleiben – 129 in Wien, 81 in Oberösterreich, 57 in Niederösterreich, 42 in Kärnten, 25 in der Steiermark, je 24 in Salzburg und Tirol, 19 in Vorarlberg und sechs im Burgenland.
Lehrervertreter fordern unterdessen einen „kurzen, harten Lockdown mit Schulschließung, um die Zahlen massiv nach unten zu bringen“. In der Schule seien viele Kinder und Jugendliche ungeimpft, zum Teil auch deren Eltern, hieß es in einer Aussendung der Unabhängigen LehrergewerkschafterInnen (ÖLI-UG). „Schickt die Schulen 14 Tage ins Distance Learning“, meinte die stellvertretende Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Ursula Göltl. „In der Pflichtschule kann man eine Notbetreuung bei strenger Maskenpflicht aufrechterhalten. Das hat bereits einmal funktioniert.“ In den beiden Wochen sollen Lehrpersonal bzw. Schüler das Impfen ermöglicht werden, die Schulen mit FFP2-Masken versorgt und drei PCR-Tests pro Woche organisiert werden. Auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) hielt Distance Learning in einer Aussendung für nicht mehr vermeidbar.
*** Bildungsreferenten und Minister gegen Schließungen
Gegen Schulschließungen sprachen sich dagegen die Bildungsreferenten der Länder sowie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer gemeinsamen Sitzung aus. In der morgigen Landeshauptleute-Konferenz werde er diese Position klar vertreten, so der Kärntner Landeshauptmann und Bildungsreferent Peter Kaiser (SPÖ) in einer Aussendung. Er werde „mit der felsenfesten Überzeugung dafür eintreten, dass die Schulen offenbleiben müssen, wenn wir gravierendere Auswirkungen durch ein allfälliges Distance Learning auf unsere Kinder und Jugendlichen vermeiden wollen“. Die Schule sei der am besten kontrollierte Ort im derzeitigen pandemischen Geschehen.
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CORONA – ÖSTERREICH – Coronavirus: Breiter Appell für harten Lockdown – 17.11.2021
Während in der Regierung Uneinigkeit über schärfere Maßnahmen gegen die CoV-Pandemie herrscht, werden die Stimmen, die einen harten Lockdown fordern, immer lauter. Neben Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sprechen sich nun auch Politiker aus den Bundesländern dafür aus, darunter aus dem von der Pandemie besonders stark betroffenen Salzburg. Die Regierung sagte, dass man ständig in Gesprächen sei.
„Es geht sich sonst nicht mehr aus“, sagte Rainer Thell, leitender Oberarzt der Notfallaufnahme in der Klinik Donaustadt, über einen Lockdown für alle, also Geimpfte und Ungeimpfte, in ganz Österreich. „Es kann nicht sein, dass in Salzburg Menschen sterben, keine mutigen Entscheidungen getroffen werden, die auf der Hand liegen“, kritisierte er. Er könne es nicht akzeptieren, dass das Sterben zugelassen wird, sagte Thell. „Wenn wir jetzt nicht solidarisch sind, wann dann?“
„Wer jedoch glaubt, dass nur Salzburg und Oberösterreich stark betroffen sind, der irrt“, sagte er weiter. Jetzt könne man Salzburg noch entlasten und Patienten nach Wien und Niederösterreich ausfliegen, wo es noch Betten für Covid-19-Patienten gebe. Aber: „Die Welle wird sich weiter fortsetzen. Das Weihnachtsgeschäft und die Wintersaison sind in höchster Gefahr, wenn wir jetzt nicht auf die Vollbremse steigen“, so Thell.
Dass sich die aktuell sehr hohen Infektionszahlen mit den nunmehrigen Maßnahmen inklusive Ungeimpften-Lockdowns tatsächlich einbremsen lassen, ist auch für den Mikrobiologen Michael Wagner von der Uni Wien „schwer vorstellbar“. Ohne „kurzen, harten Lockdown, um die Zahlen massiv nach unten zu bringen“, werde es vermutlich nicht gehen, sagte er zur APA. Die Schulen könnte man nur mit einem „wirklich stringenten Schutzkonzept offen halten“.
*** Salzburgs Grüne für harten Lockdown
Der Ruf nach einem harten Lockdown kam auch aus Salzburg selbst, dem Bundesland mit der derzeit höchsten 7-Tage-Inzidenz (1.595,1). Er sei für einen kurzen, aber harten zweiwöchigen Lockdown, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal. Alle Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen würden das empfehlen, so Schellhorn. Für diese Maßnahme brauche es aber noch Überzeugung in der Salzburger Landesregierung, wo man offenbar „die ÖVP-Linie verfolgt“ – das halte er, Schellhorn, aber angesichts der Dramatik in Salzburg für falsch.
Wenn man den Lockdown nicht jetzt beginne, dann drohe einer zu Weihnachten, zu einem „sehr ungünstigen Zeitpunkt“. Er sieht die Verantwortung für die niedrige Durchimpfungsrate in der Bevölkerung auch bei den örtlichen Bürgermeistern. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, für die Impfung zu werben und den Gegnern klar zu widersprechen. Man sei gerade bei den Impfskeptikern zu nachlässig gewesen. Die Opposition in Salzburg kritisierte die Uneinigkeit in der Landesregierung – mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hatte am Dienstag gesagt, er wolle für sein Bundesland einen Lockdown vermeiden – solange es möglich sei. Er legte einen fünfstufigen Aktionsplan vor. Dieser sieht unter anderem die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten zu Hause statt im Spital vor. Er hoffe, dass die Pandemie durch die ergriffenen Maßnahmen einen „Knick“ erfahre und das zu einer Entlastung der Spitäler führen werde. Haslauer räumte freilich ein, dass man Ergebnisse wohl erst in zwei bis vier Wochen sehen werde.
*** Regierung pocht auf Eingikeit
Man sei im ständigen Austausch mit den Landeshauptleuten, sagten Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne), gefragt nach weiteren CoV-Maßnahmen nach dem Ministerrat am Mittwoch. Es sei verständlich, dass es unterschiedliche Auffassungen gebe, so Köstinger, der Lockdown für Ungeimpfte sei aber schon eine weitreichende Maßnahme, die helfen werde, vor allem die Wintersaison zu erhalten.
Eine Pandemie sei schwer einschätzbar, so Köstinger weiter, der erste Lockdown habe noch funktioniert, der zweite gegen Ende schon nicht mehr, als sich die Menschen nicht mehr an die Kontaktbeschränkungen gehalten hätten. Sie verwies auf die FPÖ, ohne diese beim Namen zu nennen, die unter anderem Unwahrheiten über das Impfen verbreite und die Bevölkerung verunsichere. Man könne und müsse der Wissenschaft vertrauen.
*** Impfpflicht wird geprüft
Gefragt nach einer allgemeinen Impfpflicht sagte Zadic, das werde von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) geprüft. Mückstein spreche sich „sehr eng“ mit Juristen ab. Das sei eine Maßnahme, die diskutiert werde, sagte auch Köstinger. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann ließ am Rande der Regierungssitzung am Mittwoch Sympathien für Schritte in diese Richtung erkennen. Aus dem Ministerium gab es dazu vorerst keine Stellungnahme.
Zadic betonte mehrfach, dass es weitere interne Gespräche geben werde, deren Ergebnisse auch gemeinsam kommuniziert würden. Die Lage sei ernst, sie rief wie Köstinger zum Impfen auf. „Wir agieren als Regierung gemeinsam.“ Köstinger verwies auf die Landeshauptleutekonferenz am Freitag in Tirol, dort werde weiter beraten, die Landeshauptleute hätten ein wichtiges Wort mitzureden. Mückstein sei „sehr intensiv eingebunden“, hieß es weiter.
*** Reich für nächtlichen Lockdown für alle
Die oberste Gesundheitsbeamtin im Gesundheitsministerium, Katharina Reich, plädierte am Dienstag im „Report“ für Ausgangsbeschränkungen in der Nacht auch für Geimpfte. „Die Situation ist schon eine deutlich andere, und deswegen ist meine Bitte: Wir müssen jetzt in einem gewissen Krisenmodus ankommen.“ Es sei keine Pandemie der Ungeimpften, „sondern wir sind in einem Stadium angekommen, wo es uns alle betrifft“. Eine „kleine Beschneidung“ auch der Geimpften werde notwendig sein. „Ich weiß aber, dass es politisch nicht einfach ist.“
Vorgeschlagen hatte einen solchen nächtlichen Lockdown auch für Geimpfte zuletzt am Sonntag Gesundheitsminister Mückstein. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) wies das jedoch postwendend und strikt zurück. Für Mittwoch kündigte Mückstein eine Neubewertung der Lage an – zehn Tage nach Inkrafttreten der 2-G-Regel am Montag vor einer Woche.
*** „Kontakte halbieren“ als grobe Regel
Als „grobe Regel“ schlug Reich vor, von allen sozialen Kontakten „quasi nur noch die Hälfte“ zu bestreiten. „Ich glaube, dass Regeln immer einfach nachzuvollziehen sind, und wir mit einer Bitte wahrscheinlich in dieser jetzigen Lage zu wenig haben“, plädierte sie für weitere Vorgaben.
Gefragt, ob der Alarmzustand im Land zu gering sei, verwies sie auf die sich dramatisch zuspitzende Situation in einigen Bundesländern: „Salzburg hat wirklich ‚Land unter‘ – hier wird offen über die Triage diskutiert, hier wird offen darüber diskutiert, wohin legen wir die nächste Rettung. Deshalb bin ich für eine Notbremse: alles runterfahren, was nicht notwendig ist, uns in einen gewissen Modus begeben, der der Lage da draußen entspricht“ – in einen „Krisenmodus“.
Auf die Frage, ob es einen generellen Lockdown für alle auch tagsüber in besonders stark betroffenen Regionen geben sollte, sagte Reich: „Wir wissen, dass der Lockdown die härteste Maßnahme ist. Er ist aber auch – wenn es ein wirklich guter Lockdown ist – eine gute Maßnahme. Die ist wohlüberlegt und wird keinem einzigen Landeshauptmann leichtfallen.“
*** Ludwig: „Kann derzeit gar nichts ausschließen“
Sympathien für die Vorschläge Reichs ließ ebenfalls im „Report“ der Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig (SPÖ), erkennen: „Ja, ich gebe Frau Dr. Reich völlig recht“, es gebe eine „sehr ernste Situation, die Zahlen steigen österreichweit in allen Bundesländern“.
Zwar verwies Ludwig auf die im Vergleich mit den anderen Ländern bessere Situation in der Bundeshauptstadt, aber auch hier gebe es eine „steigende Dynamik“ bei der Inzidenz. Konkret nach Ausgangssperren auch für Geimpfte gefragt, sagte Ludwig: „Man kann in der jetzigen Situation gar nichts ausschließen. Die Zahlen steigen dynamisch, in einem Tempo, wie wir das in der ganzen Corona-Pandemie noch nicht erlebt haben.“ – mehr dazu in wien.ORF.at.
Auf die Frage, ob er es verstehe, dass einzelne Bundesländer trotz dramatischer Lage keinen allgemeinen Lockdown verhängen, sagte Ludwig, er maße sich nicht an, die Situation in anderen Ländern zu bewerten. Sollte der Bund einen Lockdown für ganz Österreich entscheiden, „wird das von allen mitzutragen sein“, betonte er.
Er wolle aber „den Kollegen, den Landeshauptleuten“ über die Medien nichts ausrichten. Und es sei auch sehr wohl eine Krise der Geimpften, verwies Ludwig darauf, dass etwa auch Intensivbetten für Patienten abseits von CoV wegen der vielen Covid-19-Patienten knapp werden könnten. „Die Ankündigung, die Pandemie sei gemeistert, die Pandemie sei für die Geimpften gemeistert, das war immer schon falsch“, nahm er Bezug auf die von der ÖVP im Sommer und bis in den Herbst hinein propagierte Linie.
*** Stelzer: Experten vertrauen
Auch in Oberösterreich ist die Lage weiter dramatisch. Allein seit letzten Freitag starben 59 Menschen in dem Bundesland an Covid-19. Es findet nur noch ein Bruchteil der geplanten Operationen statt. ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer, der das Thema Pandemie bis zur Landtagswahl Ende September weitgehend gemieden hatte, appellierte am Dienstag nun an die Bevölkerung, man möge der Wissenschaft und den Experten mehr vertrauen.
Und das wenige Tage nachdem sein Kollege Haslauer öffentlich über diese gewitzelt und gesagt hatte, Virologen würden am liebsten alle einzeln einsperren. Stelzer appellierte an die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen für die Gesellschaft und den Staat – mehr dazu in ooe.ORF.at. red, ORF.at/Agenturen
https://orf.at/stories/3236830/
CORONA – ÖSTERREICH – Aufgeheizte Debatte: Impfpflicht als letzte Ressource – 17.11.2021
In Österreich wird derzeit gesetzlich vorbereitet, was etwa in Italien schon seit einem halben Jahr in Kraft ist – die von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) angekündigte Impfpflicht für Gesundheitsberufe. Populär ist diese Maßnahme nicht, zudem birgt sie das Risiko, dass das ohnehin knappe Pflegepersonal noch knapper werden könnte. Doch Fachleute tendieren zu dem Votum: Ohne Impfpflicht wird es nicht mehr gehen.
Wie eine Umsetzung konkret erfolgen soll, ist noch offen, ebenso die Tatsache, ob die Maßnahme tatsächlich nur im Gesundheitsbereich kommen oder auf den Sozial- und Bildungsbereich ausgeweitet werden soll. Für eine allgemeine Impfpflicht scheint die Zeit nicht reif zu sein – selbst wenn Verfassungsexperten wenig Bedenken hätten.
Die Maßnahme könnte „rechtlich einwandfrei“ eingeführt werden, sagte etwa Verfassungsjurist Bernd-Christian Funk gegenüber ORF.at. Voraussetzung sei, dass Fachleute plausibel darlegen würden, dass diese „wirksam und geeignet“ sei, die Pandemie zu bekämpfen und dass es „keine gleichwertige Möglichkeit“ gäbe – die Impfpflicht gleichsam „Ultima Ratio“ sei. Zu beachten sei freilich, dass Gegenbewegungen nicht ausbleiben würden. Umso wichtiger sei die Ausgestaltung der Maßnahme, sagte Funk: „Dass ein Arzt mit einem Polizisten auftaucht, um die Spritze zu setzen, ist kaum vorstellbar.“
*** „Indirekte“ Impfpflicht als Szenario
Unter allgemeiner Impfpflicht sei nicht zu verstehen, dass jemand zur Impfung gezwungen werde, aber dass es „Folgen hat, wenn jemand nicht geimpft ist“, sagte auch der Jurist und Rektor der Linzer Johannes-Kepler-Universität, Meinhard Lukas, gegenüber ORF Oberösterreich. „Das kann man juristisch als indirekte Impfpflicht bezeichnen.“
Die Folgen könnten unterschiedlich sein, so Lukas, etwa „ein Selbstbehalt bei einer Behandlung oder dass eine bestimmte Teilhabe am öffentlichen Leben eine gewisse Zeit nicht möglich ist“. Um diese Debatte, die man seiner Ansicht nach bereits im Sommer hätte führen müssen, werde man nicht herumkommen, und „die Menschen haben Ehrlichkeit verdient“ – mehr dazu in ooe.ORF.at.
Für den Epidemiologen Gerald Gartlehner von der Donau Universität Krems ist zumindest eine Impfpflicht im Gesundheitswesen „überfällig“, wie er am Dienstag im ORF-„Report“ sagte. Die Angst, dass viele Betroffene kündigen, habe sich in anderen Ländern, wo das bereits umgesetzt sei, nicht bewahrheitet.
Und auch er verwies darauf, dass gelindere Mittel nicht mehr greifen würden: „Ich war immer gegen eine allgemeine Impfpflicht aus demokratiepolitischen Gründen, ich sehe es aber mittlerweile als die letzte Ressource. Auch wenn wir diese Welle brechen, wenn nicht genügend geimpft sind, dann können wir uns schon auf die nächste Welle vorbereiten.“
„Viele lassen sich gewinnen“
Auch Patientenanwältin Sigrid Pilz befürwortete angesichts der „Katastrophensituation“ in der ZIB2 die Impfpflicht. Durch diese sei es möglich, all jene zu schützen, die derzeit nicht geimpft werden können und damit „unbeteiligt“ seien – darunter auch Kinder.
So könne man sich zudem für die nächste Welle rüsten. Sie kritisierte „Negativkommunikation“ aus der Politik und betonte, dass das gemeinsame Wohl im Vordergrund stehe. „Viele lassen sich gewinnen“, so Pilz. „Versammeln wir uns hinter einem solidarischen Ziel. Wir müssen einander und der Wissenschaft vertrauen.“
Der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka sagte, man könne eine Impfpflicht in den Raum stellen, wenn man die Quote nicht erreicht, er warnte aber auch vor einer möglichen Spaltung. Derzeit gebe es viele Impfwillige. Auch er verwies bei der Frage nach den Strafen auf die Solidarität. Die Erfahrung mit anderen Ländern sei, dass Strafen bei einer Impfpflicht nicht leicht durchzusetzen seien. Es gebe zudem keine direkte Korrelation zwischen einer Impfpflicht und hohen Durchimpfungsraten, so Czypionka mit Verweis auf Schweden und Italien.
*** Keine kurzfristige Lösung
Der Virologe Andreas Bergthaler warnte indes, dass eine Impfpflicht eher eine Langfristmaßnahme sei. Bis ein Ergebnis der Impfpflicht zu sehen sei, dauere es mehrere Wochen. Daher handle es sich eher um eine präventive Maßnahme gegen weitere Wellen. In der aktuellen Lage bringe sie aber wenig: „Das Dach brennt, wir müssen löschen“, so der Virologe gegenüber „Wien heute“. Anders verhalte es sich bei der dritten Impfung, diese sollte daher unbedingt angenommen werden – mehr dazu in wien.ORF.at.
Vorschlag: 1.000 Euro für vollständige Impfung
Einen Ausweg dank Anreizen schlug wiederum der Rektor der Med-Uni Graz, Hellmut Samonigg, vor: „Mit Aufklärungsarbeit alleine kommen wir nicht mehr heraus“, sagte er etwa in der ORF-Sendung „Im Zentrum“. Eine Belohnung von bis zu 1.000 Euro könnte die Bevölkerung motivieren, sich vollständig impfen zu lassen, schlägt er vor. Aus Samoniggs Sicht sollten grundsätzlich „alle die, die bereits geimpft wurden, und jene, die sich noch impfen lassen“, eine Impfprämie erhalten: „Man müsste sich aber schon eine soziale Staffelung überlegen, damit es deutlich zugunsten derer geht, die weniger verdienen“, so Samonigg. Sein Vorschlag koste auch nicht mehr als ein vierwöchiger Lockdown – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Ob deren überwiegende positive Einschätzung der Maßnahme für eine Beschleunigung sorgt, ist noch dahingestellt. Wie groß der Widerstand weiter ist, zeigte sich am Dienstag bei einer Demonstration gegen die Impfpflicht für Gesundheitsberufe vor dem Klinikum Wels-Grieskirchen in Oberösterreich.
In Social-Media-Beiträgen hieß es, der Krankenhaus- und Rettungsbetrieb sei dabei gestört worden. Auch entsprechende Bilder und Videos kursierten. Klinik und Landespolizeidirektion dementierten, dass es zu Störungen gekommen sei. Quelle: aloh, ORF.at
https://orf.at/stories/3236857/
CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Pädagogische Hochschulen in OÖ gehen in Online-Betrieb – 17.11.2021
Die Pädagogischen Hochschulen in Oberösterreich stellen angesichts der Corona-Entwicklung ab sofort auf Online-Betrieb um. Sowohl die Pädagogische Hochschule Oberösterreich (PH OÖ) als auch die Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (PHDL) wollen vorerst bis Weihnachten im Distance Learning bleiben, teilte PH OÖ-Rektor Walter Vogel am Donnerstag in einer Aussendung mit.
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CORONA – ÖSTERREICH – Experte hält „kurzen, harten Lockdown“ für wahrscheinlich – 17.11.2021
Dass sich die aktuell sehr hohen Infektionszahlen mit den nunmehrigen Maßnahmen inklusive Ungeimpften-Lockdowns tatsächlich einbremsen lassen, ist für den Mikrobiologen Michael Wagner von der Uni Wien „schwer vorstellbar“. Ohne „kurzen, harten Lockdown, um die Zahlen massiv nach unten zu bringen“, werde es vermutlich nicht gehen, sagte er zur APA. Die Schulen könnte man nur mit einem „wirklich stringenten Schutzkonzept offenhalten“.
Ein solches „haben wir momentan nicht, müssten es aber nun in wenigen Tagen aufbauen“, so der Initiator des SARS-CoV-2-Schulmonitorings. Mit den jetzt gesetzten gesamten Maßnahmen könne es zwar zu einer Stabilisierung des Infektionsgeschehen auf hohem Niveau kommen, viel mehr Effekt traut Wagner der aktuellen Reaktion auf die hohe vierte Welle nicht zu. Sättigungseffekte durch viele bereits Infizierte könnten dazu beitragen, die Welle zu brechen, aber niemand könne präzise genug vorhersagen, wann dies der Fall sein wird.
Das Problem sei: „Wir haben eigentlich gar keinen Spielraum mehr für Experimente.“ Ein Lockdown bringe aber mittelfristig nur etwas, wenn die dadurch gewonnene Zeit genützt wird, um endlich die dringend notwendige hohe Impfquote in Österreich zu erreichen. Hier sei die Politik gefordert.
*** „Komplett verschlafen“
Insgesamt zeigte sich Wagner „frustriert“, dass seitens der Politik auch im zweiten Pandemieherbst „immer nur reaktiv“ gehandelt wird. Im „komplett verschlafenen“ Sommer hätte man vorausschauend mit milden Maßnahmen für eine deutlich bessere Ausgangslage sorgen können. Die Impfkampagne stagnierte aber, die Boosterimpfungen wurden trotz eindeutiger Daten aus Israel eigentlich kaum beworben, die Pandemie für Geimpfte einfach abgesagt und nicht ausreichend kommuniziert, dass auch Geimpfte das Virus übertragen und sich darum auch testen müssten. Das hat die Lage nicht verbessert – im Gegenteil: Man entschloss sich, den Stufenplan an die Intensivbetten-Auslastung zu koppeln.
Mit diesem „Unsinn“ sei man sehenden Auges in eine Situation gestolpert, in der man der Entwicklung immer hinterherläuft, so der Wissenschafter. Bei so hohen Auslastungen und „massivem Infektionsgeschehen“ quasi „zehn Minuten nach zwölf“ erst zu reagieren, funktioniere einfach nicht. Darauf haben israelische Forscher schon in der ersten Welle eindringlich hingewiesen. Viele Länder haben auf diesen Rat aber nicht gehört – Österreich leider ebenso.
Auch übersehen wurde die Situation an den Schulen. Von der Wissenschaft schon im Frühling vorgeschlagene Schutzkonzepte wurden nur teils implementiert. Wie vielfach vorhergesagt, ging die vierte Welle unter Kindern und Jugendlichen los. Als man hier erste Signale gesehen hat, hätte gehandelt werden müssen. Wartet man aber, bis die Entwicklung in den Intensivstationen angelangt ist, ist es „viel zu spät“, betonte Wagner. Hier wurden „wenig stringente Maßnahmen“ an der falschen Bezugsgröße aufgehängt. „Dann braucht man sich nicht wundern, wenn das herauskommt, was wir jetzt sehen. Bei so hohen Infektionszahlen unter den Kindern, werden wir jetzt vermehrt auch sehr schwere Verläufe sehen. Zudem werden viele Kinder an Long Covid erkranken“, so Wagner.
*** Wissenschaft „hat geliefert“
Dass die Wissenschaft mit solchen klaren Botschaften an verschiedenste Teile der Politik nicht durchgedrungen ist, sei leider offensichtlich. Dabei „hat die Wissenschaft geliefert“ – in Form von molekularbiologischen Tests, Konzepten, Expertise, Studien, Impfstoffen und nun kommenden vielversprechenden Medikamenten, so der Forscher, der die Gurgelmethode mitentwickelt hat. „Wenn man diese Werkzeuge evidenzbasiert einsetzen würde, dann könnte man viel besser durch die herausfordernde Pandemie steuern“, sagte Wagner.
Dass jetzt den Virologen – vermeintlich halblustig gemeint – unterstellt wird, dass sie Menschen gerne einsperren würden, sei extrem unpassend. Die Verantwortung für Schließungen liege nämlich im Bereich jener, die nicht genug zum Schutz der Allgemeinheit unternommen haben, und nicht an jenen, die mehr prophylaktischen Schutz gefordert haben. Eigentlich sei man jetzt „in einem Moment, wo der Schulterschluss mit der Wissenschaft gesucht werden müsste“, betonte Wagner. Man sollte sich nun zumindest überlegen, wie der Winter noch halbwegs gut über die Bühne gehen kann. Wie das funktionieren könnte, haben namhafte Forscher am Freitag in einem „unabhängigen Statement der Wissenschaft“ dargelegt.
*** Kein Grund zu Pessimismus
Mittelfristig besteht laut Wagner aber an sich kein Grund zum Pessimismus, da mit der Impfung, dem Testen, den Medikamenten und vielen anderen Stellschrauben dem Geschehen entgegengewirkt werden kann. Dazu brauche es aber echte Zusammenarbeit und ein Ende des Lagerdenkens. Wenn dann hoffentlich an den Schulen bald zwei oder besser drei Mal pro Woche PCR-getestet wird, wäre das beispielsweise ein Schritt nach vorne. „Das reicht aber nicht, wenn schwach Positive nicht gezählt werden, oder man nicht allen in der Klasse FFP2-Masken gibt, wenn es einen positiven Fall gibt“, so Wagner, der auch auf echte Konsequenzen nach einem Anschlagen von Frühwarnsystemen pocht, um zukünftige Wellen zu vermeiden.
Abhilfe könnte auch die Einrichtung „einer anderen Form von Politikberatung“ schaffen. Hier müssten Experten in einem nachvollziehbaren, transparenten und von politischen Institutionen klarer abgegrenzten Gremium darstellen, wie die jeweils aktuelle wissenschaftliche Evidenz aussieht. Dann wäre auch der Öffentlichkeit klar, was die Politik damit anfängt. Hiermit würde man der „Hinterzimmerberatung“ entgegenwirken und der Politik Argumentation abringen. Letztlich könne man mit Unterstützung der Wissenschaft vieles verbessern. Wagner: „Wir sind nicht dazu verdammt von Lockdown zu Lockdown zu springen.“
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SIEHE DAZU:
=> Intensivmediziner fordert totalen Lockdown – 17.11.2021
Mehr und mehr Fachleute sprechen sich aufgrund der steigenden Zahl an Covid-19-Intensivpatienten und -patientinnen für einen Lockdown für alle in Österreich aus. „Es geht sich sonst nicht mehr aus“, sagte Rainer Thell, leitender Oberarzt der Notfallaufnahme in der Klinik Donaustadt.
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CORONA – ÖSTERREICH – Laut Grazer Virologen sind Corona-Partys „verantwortungslos“ – 17.11.2021
Die Lage in Spitälern spitzt sich zu, Mediziner haben genug zu tun, weil das Coronavirus immer weiter um sich greift und die Neuinfektionen täglich neue Rekordwerte erreichen. Doch nun gibt es offenbar Erwachsene, die sich mit Absicht anstecken wollen, damit sie den „Genesen“-Status erreichen. Der Grazer Virologe Klaus Vander riet auf Anfrage der APA vehement davon ab, dem Körper auf diese Weise eine „natürliche Immunität“ entwickeln zu lassen.
Geimpft oder genesen: Wer keines der beiden Kriterien vorlegen kann, wird von praktisch allen öffentlichen Vergnügungen ausgeschlossen. Im obersteirischen Bezirk Liezen sollen laut Bericht der „Kleinen Zeitung“ (Mittwochausgabe) immer wieder sogenannte „Coronapartys“ stattfinden, bei denen gesunde Ungeimpfte bewusst auf Infizierte treffen, um sich anzustecken und immun gegen das Virus zu werden – bzw. für die nächsten Monate die Lizenz für mehr Freiheit in den Händen zu halten. „Wir haben das sowohl im Ennstal als auch im Ausseerland. Oft findet es nur in kleineren Ortschaften statt, aber es gibt viele solche Zusammenkünfte“, wurde eine Ärztin aus dem Bezirk zitiert, die anonym bleiben möchte.
*** Klare Gründe dagegen
Für den Grazer Virologen und Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der KAGes sprechen klare Gründe dagegen, eine Coronainfektion durch ein bewusst herbeigeführtes Treffen mit infizierten Personen herbeizuführen: Es falle nicht nur das Risiko eines schweren Verlauf bis hin zur Intensivstation ins Gewicht, sondern auch die Liste der möglichen Langzeitfolgen, die man bisher nach einer Infektion und auch bei leichten Verläufen beobachten konnte. „Die Langzeitfolgen reichen von Geschmacks- und Geruchsstörungen, über Konzentrationsschwächen, Schlafstörungen bis hin zu psychischen Veränderungen“, wie Vander ausführte.
„Jene, die mit dieser Idee liebäugeln, dürften sich für unverwundbar halten und wissen nicht, wie risikoreich sie handeln: Die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation während der Infektion ist neben dem Alter abhängig von körpereigenen Risikofaktoren – und wer kennt die schon genau. Das ist das Unwägbare, und ja, es kann dann doch passieren und dann gibt es die schweren, belastenden und ganz tragischen Folgen“, warnte Vander. Die Impfungen hingegen böten einen wirklich guten Schutz vor schweren Verläufen.
*** Widerspricht „Prinzip jeglichen modernen Wissens“
Sich „willentlich und wissentlich“ mit dem Krankheitserreger anstecken zu lassen, „widerspricht dem Prinzip jeglichen modernen Wissens“, wie es der Grazer Primar formulierte. „Die mutwillige Aussetzung gegenüber einer Infektion im Erwachsenenalter ist einfach verantwortungslos“, betonte Vander. Mit Inkaufnahme des Restrisikos werde nicht zuletzt das Gesundheitssystem unnötig belastet. Zusätzlich werde mit dieser Vorgehensweise jedenfalls die Zahl der Infektionen nicht so niedrig wie möglich gehalten, sondern das Gegenteil bewirkt.
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UMWELT – Studie: 600 Millionen Brutvögel in der EU verschwunden – 17.11.2021
In der Europäischen Union sind laut einer internationalen Studie in fast 40 Jahren rund 600 Millionen Brutvögel verschwunden. „Es handelt sich dabei aber kaum um imposante Großvögel, sondern um die vielen unscheinbaren Finken, Sperlinge und Lerchen, die unsere Wiesen und Felder lebendig machen“, sagt Leif Miller, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (NABU) in Deutschland. Die gute Nachricht: andere Studien belegen, dass etwa Artenprogramme positive Wirkung zeigen
Wissenschafter der britischen Vogelschutzorganisation RSPB, dem internationalen Dachverband des NABU BirdLife International und der Tschechischen Gesellschaft für Ornithologie haben Daten von 378 der 445 in der EU heimischen Vogelarten im Zeitraum 1980 bis 2017 ausgewertet. Besonders betroffen ist der Haussperling mit einem Rückgang von 247 Millionen Individuen, gefolgt von der Schafstelze mit 97 Millionen, dem Star mit 75 Millionen und der Feldlerche mit 68 Millionen Individuen.
Vor allem zu den Spatzen, die sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum Rückgänge verzeichneten, sei bereits viel über die Ursachen geforscht worden. Es gebe aber noch keine gesicherten Erkenntnisse, berichtet Hauptautorin Fiona Burns. Möglicherweise spielten Luftverschmutzung und ein reduziertes Nahrungsangebot eine Rolle. Die Studie biete aber auch Anlass zur Hoffnung, so Burns. Der Großteil der Rückgänge sei in der ersten Hälfte des Studienzeitraums registriert worden. Aus anderen Studien sei bekannt, dass Artenprogramme und EU-Richtlinien vielen Vögeln geholfen hätten.
„Der erhebliche Rückgang der Biodiversität in jüngster Zeit zeigt aber, dass noch weitere umfassende Erhaltungsmaßnahmen erforderlich sind“, so NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling. „Es besteht ein dringender Bedarf, Vögel, die mit der Landwirtschaft verbunden sind, sowie Langstrecken-Zugvögel wie Schafstelze und Fitis auf ihren Zugrouten zu schützen“, ergänzt der Experte.
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UMWELT – 300.000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastung – 17.11.2021
Kopenhagen – Die Luftqualität in Europa wird immer besser – trotzdem fallen jährlich weiterhin Hunderttausende Europäer der Belastung durch Feinstaub und andere Schadstoffe zum Opfer. Wie die EU-Umweltagentur EEA jetzt mitteilte, starben im Jahr 2019 schätzungsweise 307.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig durch die Belastung ihrer Umgebungsluft mit Feinstaub, unter ihnen Zehntausende in Deutschland.
Mehr als die Hälfte dieser vorzeitigen Sterbefälle in der EU – etwa 178.000 oder 58 Prozent – hätten laut EEA theoretisch verhindert werden können, hätten alle Mitgliedstaaten die neuen Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten.
Die WHO hatte ihre empfohlenen Grenzwerte für Schadstoffe in der Luft im September deutlich strenger gefasst. Das, was die Organisation für gesundheitlich vertretbar hält, liegt damit noch deutlicher unter den auch in Deutschland derzeit geltenden EU-Richtwerten. Jedes Jahr sterben nach WHO-Schätzungen weltweit sieben Millionen Menschen frühzeitig infolge von Luftverschmutzung.
Die in Kopenhagen ansässige EEA unterstrich nun in einer umfassenden Analyse zu den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie 14 weiteren europäischen Ländern, dass die Luftqualität in Europa 2019 besser als 2018 gewesen sei. Dies habe auch weniger negative gesundheitliche Folgen für die Europäerinnen und Europäer nach sich gezogen.
Damit liegt 2019 im Trend der Vorjahre: Langfristig betrachtet geht die Luftverschmutzung zurück, während die Länder daran arbeiten, ihre klimaschädlichen Emissionen zu verringern und die Luftqualität zu verbessern.
Investitionen in sauberere Wege beim Heizen sowie in Verkehr, Landwirtschaft und Industrie sorgten für eine bessere Gesundheit, Produktivität und Lebensqualität für alle Europäer, erklärte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. „Diese Investitionen retten Leben und tragen auch dazu bei, den Fortschritt in Richtung CO2-Neutralität und starker Biodiversität zu beschleunigen.“
Die EU-Kommission hat im Rahmen ihres European Green Deal das Ziel ausgegeben, die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch die Belastung mit Feinstaub bis 2030 um mehr als 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu senken. Nach EEA-Angaben ist die EU dabei derzeit auf einem guten Weg: Diese Zahl sei zwischen 2005 und 2019 um etwa ein Drittel reduziert worden.
Das bedeutet jedoch bei Weitem nicht, dass der Kampf gegen die Luftverschmutzung gewonnen ist: Wie aus der jährlich veröffentlichten Analyse hervorgeht, sind neben den 307.000 vorzeitigen Todesfällen aufgrund von Feinstaub (PM2.5) 40.400 weitere auf chronische Belastung mit Stickstoffdioxid sowie 16.800 mit bodennahem Ozon zurückzuführen. Im Falle von Deutschland gibt die Umweltagentur diese Zahlen mit 53.800, 6.000 und 3.350 an.
Zusammengezählt werden sollten diese Werte wegen möglicher Doppelzählungen nicht. Insgesamt kommt die EEA aber zum Schluss, dass sich die Situation 2019 im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat, am meisten dabei beim Stickstoffdioxid. Aber: Trotz der Fortschritte der vergangenen Jahre habe man noch einen langen Weg vor sich, um das Niveau der neuen WHO-Grenzwerte zu erreichen, wurde der Regionaldirektor der WHO Europa, Hans Kluge, von der EEA zitiert.
Erst im September hatte die Umweltagentur gewarnt, dass die Menschen in weiten Teilen der EU noch immer zu viele Schadstoffe einatmeten. Die Konzentration von Luftschadstoffen sei in den meisten Staaten Europas weiter zu hoch, hatte die EU-Behörde damals mitgeteilt.
Die meisten EU-Länder überschritten demnach 2019 mindestens einen der gesetzlichen EU-Grenzwerte. In Deutschland wurden demnach Werte oberhalb der EU-Grenzen beim Stickstoffdioxid (NO2), bodennahem Ozon (O3) und Benzo(a)pyren (BaP) – einem krebserregenden Schadstoff, der vor allem bei der Verbrennung von Kohle und Holz entsteht – gemessen.
Luftverschmutzung durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon ist nach EEA-Angaben die größte von der Umwelt ausgehende Gefahr für die Gesundheit in Europa und eine der Hauptursachen für frühzeitige Sterbefälle und Erkrankungen. Herzerkrankungen und Schlaganfälle sind dabei die häufigsten Ursachen für vorzeitige Todesfälle, gefolgt von Lungenerkrankungen und -krebs. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129202/300-000-vorzeitige-Todesfaelle-durch-Feinstaubbelastung
UMWELT – Luftverschmutzung fordert 6.100 vorzeitige Todesfälle pro Jahr – 17.11.2021
Laut Europäischer Umweltagentur verursacht die Luftverschmutzung durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon in Österreich 6.100 vorzeitige Todesfälle pro Jahr, das sind 69 Todesfälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. In elf anderen EU-Staaten ist die Zahl der Todesopfer im Verhältnis zur Bevölkerungszahl niedriger als in Österreich, berichtete der VCÖ in einer Aussendung. Der VCÖ forderte verstärkte Maßnahmen zur Reduktion des Auto- und Lkw-Verkehrs.
„Die neuesten Daten der Europäischen Umweltagentur sind alarmierend. Luftverschmutzung ist tödlich, auch in Österreich“, stellte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Der VCÖ wies darauf hin, dass Österreich im EU-Vergleich schlecht abschneidet: Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner ist in Österreich mit 69 die Zahl der Todesopfer mehr als doppelt so hoch wie in Irland (28), Finnland (29) und Schweden (30). In insgesamt elf EU-Staaten ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl die Zahl der Todesopfer durch Luftverschmutzung niedriger als in Österreich. Und Österreich schneidet auch schlechter ab als die Schweiz (43 Todesfälle pro 100.000 Einwohnende).
Feinstaub PM 2,5, Stickstoffdioxid und Ozon kosten demnach Österreichs Bevölkerung insgesamt 63.000 Lebensjahre, das sind 715 Lebensjahre pro 100.000 Personen. Zum Vergleich: In Schweden sind es mit 279 Lebensjahren pro 100.000 Personen rund 60 Prozent weniger.
Die größten Verursacher von Luftschadstoffen sind Verkehr, Industrie und Gebäude. „Gerade die Verkehrsabgase werden in großen Mengen dort ausgestoßen, wo Menschen wohnen. Je mehr Schadstoffe beim Auspuff rauskommen, umso mehr kommen in unsere Lungen hinein. Deshalb sind Maßnahmen zur Reduktion der Verkehrsabgase so wichtig“, betonte Mosshammer. Zentral ist dabei die Verlagerung von Autofahrten auf öffentliche Verkehrsmittel sowie bei kürzeren Distanzen auf das Fahrrad und das Gehen.
https://science.apa.at/power-search/3263928292908841578
SOCIAL MEDIA – Medien-Multitasking womöglich schlecht für psychische Gesundheit – 17.11.2021
Gleichzeitig im Internet surfen und Musik hören ist möglicherweise keine gute Idee. Denn häufiges Medien-Multitasking geht bei Kindern unter anderem mit schlechterer psychischen Gesundheit einher. Das zeigt eine Studie von der Universität Luxemburg mit Genfer Schulkindern. Die Art und Weise, wie Kinder die Medien nutzen, spielt demnach eine wichtige Rolle.
Die Zunahme des digitalen Medienkonsums, insbesondere bei Kindern, wirft jedenfalls Fragen nach dessen Auswirkungen auf. Nicht selten ist zu lesen, dass die Zeit vor dem Bildschirm begrenzt werden sollte. Aber so einfach ist es nicht, wie ein Forschungsteam um Pedro Cardoso-Leite von der Uni Luxemburg mit Beteiligung von Genfer Wissenschaftern im Fachmagazin „Plos One“ darlegt.
Die Forschenden durchleuchteten den Medienkonsum von 118 acht- bis zwölfjährigen Schulkindern anhand von Fragebogen und wie dieser unter anderem mit der Aufmerksamkeitsfähigkeit, der psychische Gesundheit, Schlaf und schulische Leistungen zusammenhängt. Sie untersuchten die Anzahl Stunden, mit denen sich die Studienteilnehmenden mit digitalen Medien beschäftigten, wie häufig sie Videospiele spielten und wie häufig sie Medien-Multitasking, also das simultane Nutzen verschiedener Medien, betrieben.
*** Schlechterer Schlaf und weniger Durchhaltevermögen
Demnach hängt insbesondere Medien-Multitasking mit schlechterer psychischer Gesundheit, schlechterem Schlaf sowie weniger Durchhaltevermögen zusammen. Auch berichteten Lehrpersonen von Schülern, die intensives Multitasking betreiben, häufiger, dass diese ADHS-ähnliches Verhalten zeigten. Je älter die Kinder waren, desto häufiger berichteten sie, Medien-Multitasking zu betreiben.
Demgegenüber ging Gamen nicht mit negativen Effekten einher. Vielmehr war das Spielen von Videospielen mit besserer psychischer Gesundheit sowie einer schnelleren Reaktionsfähigkeit verbunden.
Laut der Studie konsumieren achtjährige Kinder im Durchschnitt insgesamt rund viereinhalb Stunden digitale Medieninhalte pro Tag. Im Alter von 12 Jahren beträgt dieser Wert 8 Stunden und 14 Minuten. Allerdings fanden die Forschenden keine signifikanten Korrelationen der Gesamtnutzungszeit mit den untersuchten Variablen.
Service: http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0259163
https://science.apa.at/power-search/10545798722530702924
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ZENTRALBANKEN – USA – Daly: Keine voreiligen Schritte gegen Inflation – 17.11.2021
Die Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, rät angesichts der Inflation zu Geduld. Sie erkannte an, dass die Teuerung hoch ist, doch warnte sie vor voreiligen Schritten gegen den Preisdruck. Diese könnten zu unerwünschten Problemen führen, wenn der Druck nachlasse. „Angesichts der beispiellosen Ungewissheit besteht die beste Politik darin, die Notwendigkeit des Abwartens anzuerkennen“, sagte Daly in einem Redetext.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54513185-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Schnabel: EZB muss auch auf Aufwärtsrisiken für Inflation achten – 17.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach den Worten von EZB-Direktorin Isabel Schnabel auch auf Aufwärtsrisiken für die Inflation achten. Schnabel wies bei einer Veranstaltung von Goldman Sachs in Frankfurt darauf hin, dass sich bestimmte Faktoren derzeit anders entwickeln könnten, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Beide hängen mit politischen Reaktionen auf den Klimawandel zusammen. „Es ist alles andere als klar, dass die Energiepreise so schnell wieder sinken werden, wie es die aktuellen Futures-Preise, auf denen unsere Projektionen beruhen, nahelegen“, sagte Schnabel laut veröffentlichtem Redetext.
Die Ökonomin machte zum einen darauf aufmerksam, dass die Konjunkturerholung nach Corona durch eine untypisch langsame Reaktion der US-Schieferölproduktion auf steigende Ölpreise gekennzeichnet sei. „Da der grüne Wandel in vollem Gange ist, könnten sich solche Investitionen mittelfristig nicht mehr als rentabel erweisen, zumindest nicht in dem Maße wie in der Vergangenheit, so dass das Angebot begrenzt und die Preise hoch bleiben“, gab sie zu bedenken.
Wenn die Menschheit es mit der Bekämpfung des Klimawandels ernst meine, müsse der grüne Wandel letztlich zu einem weiteren messbaren Anstieg des Kohlenstoffpreises führen, was wiederum höhere Brennstoff- und Strompreise nach sich ziehen würde. „Diese Auswirkungen können sich in den Erwartungen verankern, wenn die Menschen beginnen, sie zu antizipieren“, so Schnabel.
Als weiteren inflationstreibenden Faktor führte die EZB-Direktorin die derzeit zu beobachtenden Engpässe an, die möglicherweise nicht nur die Wiederbelebung der Wirtschaft widerspiegelten, sondern auch strukturelle Kräfte, wie die säkulare Umstellung auf Elektrofahrzeuge. „Die Anpassung der Angebotskapazitäten an solche Nachfrageverschiebungen kann mehrere Jahre dauern“, sagte Schnabel.
Bei einer derart erhöhten Unsicherheit müssten sich die geldpolitischen Entscheidungsträger auf die gesamte Bandbreite möglicher Szenarien konzentrieren, um sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, ihren Auftrag zu erfüllen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54518598-schnabel-ezb-muss-auch-auf-aufwaertsrisiken-fuer-inflation-achten-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB: Kurzfristige Risiken für Finanzstabilität nehmen ab – EZB mehr besorgt über ansteigende langfristige Risiken – 17.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die pandemiebedingten Risiken für die Finanzstabilität des Euroraums haben nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) wegen der Erholung der Wirtschaft abgenommen. In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht warnt die EZB jedoch zugleich vor zunehmenden Schwachstellen im Finanzsystem wegen überzogener Bewertungen an einigen Märkten, der hohen öffentlichen und privaten Verschuldung sowie der erhöhten Risikobereitschaft von Nicht-Banken. Sorgen bereitet der EZB besonders der Immobiliensektor.
Kurzfristig betrachtet die EZB die Störung von Lieferketten und die hohen Energiepreise als Stabilitätsrisiken für Unternehmen, die zudem im Schnitt höher verschuldet seien als vor der Krise. Genannt werden zudem die niedrigen Impfquoten in Schwellenländern und die Probleme „eines großen chinesischen Immobilienentwicklers“. Mehr Sorgen macht sich die EZB über die längerfristigen Risiken, deren Indikatoren in den vergangenen Monaten gestiegen seien.
*** Wohnimmobilienmärkte
Laut EZB sind die Häuserpreise im zweiten Quartal mit einer Jahresrate von 7 Prozent gestiegen. Das war die höchste Rate seit 2005. „Zunehmenden Anzeichen für eine Überbewertung im Durchschnitt des Euroraums machen Wohnimmobilienmärkte anfällig für eine Korrektur, vor allem in Ländern mit stärker erhöhten Bewertungen“, heißt es in dem Bericht. In einigen Ländern gingen steigende Hauspreise mit einer erhöhten Vergabe von Hypothenkrediten und sinkenden Kreditstandards einher.
In einem Diagramm, das die Preisentwicklung und die Kreditvergabe für den Hauskauf darstellt, fallen Deutschland und Österreich mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten bei beiden Größen auf.
*** Gewerbeimmobilienmärkte
Die Gewerbeimmobilienmärkte profitieren von der Konjunkturerholung, doch Investoren rechnen laut EZB überwiegend mit einer weiteren Abwärtsbewegung dieses Marktsegments. Besonders betroffen sind demnach Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Solche Assets konzentrieren sich laut EZB bei Nicht-Banken.
*** Finanzmärkte
Die realen Renditen sind auf Tiefstände gefallen und sinken weiter, was in einigen Teilen des Finanzmarkts zu Übertreibungen führt. Die Aktienmärkte im Euroraum und weltweit sind seit dem vorigen Finanzstabilitätsbericht gestiegen, was sowohl an unerwartet hohen Unternehmensgewinnen als auch an den günstigen Finanzierungsbedingungen lag. Das Emissionsvolumen bei Hochzinsanleihen erreichen 2021 neue Rekordstände. Die EZB sieht die Gefahr, dass es bei Hochzinsanleihen und an bestimmten Aktienmärkten zu Korrekturen kommt.
*** Nicht-Banken
Nicht-Banken sind zu einer wichtigen Finanzierungsquelle für Unternehmen geworden. Investmentfonds haben rund 70 Prozent der mit BBB gerateten Anleihen und Hochzinsanleihen der im Euroraum ansässigen Unternehmen gekauft. Auch Versicherer und Pensionsfonds haben den Anteil von Bonds minderer Qualität an ihren Portfolios erhöht. Bei Investmentfonds gibt es laut EZB neben den Kreditrisiken noch Liquiditäts- und Durationsrisiken.
*** Cyber-Risiken
Weder die Zahl noch die Qualität der Cyber-Vorfälle hat sich im ersten Halbjahr 2021 verändert. Am häufigsten registriert wurden „Denial-of-service-attacks“. Relativ häufig kam es auch zu Angriffen mit Ransomware, und zwar meist über externe Service-Anbieter der Banken. Zu größeren Schäden kam es dabei nicht.
*** Greenwashing
Die „grünen“ Finanzmärkte wachsen zwar rasch, doch sieht die EZB trotzdem die Gefahr des Greenwashing. Dem müsse mit besserer Information und verbesserte Standards begegnet werden.
*** Geldpolitik
Die EZB räumt in dem Bericht ein, dass ihre eigene Geldpolitik die Finanzstabilität beeinträchtigen kann. Eine Politik des „Leaning against the wind“ lehnt sie ab. Als erste Verteidigungslinie betrachtet sie die makroprudenzielle Politik, die in der Hand der nationalen Behörden liegt. Allerdings soll der EZB-Rat von Zeit zu Zeit und flexibel die Wechselwirkungen von Geldpolitik und Finanzstabilität sowie die Wirksamkeit makroprudenzieller Maßnahmen tiefer analysieren.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54514013-ezb-kurzfristige-risiken-fuer-finanzstabilitaet-nehmen-ab-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB sieht kurzfristig weniger Risiken für Finanzstabilität – Risiko für Preiskorrekturen an Immobilien- und Finanzmärkten angestiegen – 17.11.2021
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die wirtschaftliche Erholung im Euroraum hat nach Einschätzung von Europas Währungshütern die kurzfristigen pandemiebedingten Risiken für die Finanzstabilität verringert. „Das Risiko hoher Ausfallraten bei Unternehmen und Verlusten bei Banken ist heute deutlich geringer als noch vor sechs Monaten“, befand der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, anlässlich der Veröffentlichung des halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts der Notenbank am Mittwoch in Frankfurt. „Die von der Pandemie ausgehenden Risiken sind jedoch nicht völlig verschwunden.“
Spannungen in den globalen Lieferketten sowie der jüngste Anstieg der Energiepreise bremsen den Aufschwung. Staaten stehen zudem vor der Herausforderung, ihre in der Corona-Krise deutlich gewachsenen Schuldenberge wieder abzutragen.
Nach Einschätzung der EZB hat auch das Risiko von Preiskorrekturen auf einigen Immobilien- und Finanzmärkten zugenommen. Und die Währungshüter erkennen eine höhere Risikobereitschaft bei Nichtbanken wie Investmentfonds, Versicherern und Pensionsfonds: Diese hätten ihr Engagement in Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating weiter erhöht und könnten erhebliche Kreditverluste erleiden, wenn sich die Bedingungen im Unternehmenssektor verschlechtern sollten, warnten die Währungshüter.
Bei Banken seien die Verluste infolge der Pandemie bislang gering, stellte die EZB fest. Allerdings könnten einige coronabedingte Einbußen erst mit Zeitverzug zum Tragen kommen. Auf längere Sicht blieben niedrige Kosteneffizienz und Überkapazitäten die wichtigsten strukturellen Herausforderungen für die Rentabilität der Banken im Euroraum, bekräftigte die EZB./ben/DP/jsl
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54513866-ezb-sieht-kurzfristig-weniger-risiken-fuer-finanzstabilitaet-016.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – De Guindos schließt EZB-Liquidität für Nicht-Banken nicht völlig aus – 17.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schließt einen Zugang von Nicht-Banken zu Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht grundsätzlich aus. Bei der Vorstellung des aktuellen Finanzstabilitätsberichts sagte de Guindos auf eine entsprechende Frage, beim Umgang mit möglichen Liquiditäts-Mismatches oder Leverage und in Bezug auf einen Rückgriff auf Zentralbankliquidität müssten zunächst die Auswirkungen für den gesamten geldpolitischen Rahmen betrachtet werden. „Die makroprudenzielle Politik muss in der ersten Verteidigungslinie stehen“, sagte de Guindos.
Bisher gewährt die EZB nur Banken Zugang zu ihrer Bilanz. Diese Banken unterliegen direkt oder indirekt ihrer Aufsicht und müssen den Aufsichtsbehörden eine Fülle von Informationen liefern. Die Berichtspflichten von Nicht-Banken wie Fonds sind dagegen überschaubar. Diese Akteure werden bei Ereignissen wie dem Corona-Schock im März 2020 Opfer starker Mittelabflüsse, die sie nur durch Verkäufe von Vermögenswerten um jeden Preis ermöglichen können.
Derartige Notverkäufe wiederum können auch die stark regulierten Banken vor Probleme stellen. Die Zentralbanken hatten die Märkte im Frühjahr 2020 nur durch den Ankauf großer Mengen an Anleihen stabilisieren können. Die EZB beschloss in dieser Phase ihr Pandemiekaufprogramm PEPP, das sie allerdings ausschließlich über Banken abwickelt.
De Guindos kündigte an, dass die EZB in nächster Zeit einen Bericht über offene Publikumsfonds veröffentlichen werde.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54516269-de-guindos-schliesst-ezb-liquiditaet-fuer-nicht-banken-nicht-voellig-aus-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Barclays: Neue TLTRO kommen zu Vor-Corona-Konditionen – 17.11.2021
Barclays-Analyst Giuseppe Maraffino erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember neue langfristige und gezielte Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) auflegen wird – allerdings nicht mehr zu „Corona-Konditionen“. „Die EZB wird wahrscheinlich zum Vor-Covid-Preismodell zurückkehren und den maximalen Zinsabschlag von 50 Basispunkten abschaffen“, schreibt Maraffino in einem Kommentar. Damit würde der Preis wieder stärker am Leitzins ausgerichtet. „Wir glauben nicht, dass dies zu einer Liquiditätsverknappung führen wird, da die Rückzahlungen auf die zur Arbitrage des Einlagenzinses aufgenommenen Kredite begrenzt sein sollten.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54516682-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
USA – Yellen warnt vor Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung ab Mitte Dezember – 17.11.2021
US-Finanzministerin Janet Yellen hat vor einer Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung ab dem 15. Dezember gewarnt. In einem Brief an die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, rief Yellen am Dienstag zu einer Anhebung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze auf, um „das Vertrauen in die Vereinigten Staaten und die Kreditwürdigkeit“ des Landes sicherzustellen. „Es gibt Szenarien, in denen dem Finanzministerium nicht genügend Ressourcen verbleiben, um den Betrieb der US-Regierung über diesen Zeitpunkt hinaus zu finanzieren“, schrieb Yellen mit Blick auf die Frist am 15. Dezember.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54513185-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
USA – US-Rohöllagerbestände überraschend gesunken – 17.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Rohöllagerbestände in den USA haben sich in der Woche zum 12. November verringert. Sie fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 2,101 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Anstieg um 0,5 Millionen Barrel vorhergesagt. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 1,002 Millionen Barrel erhöht.
Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 0,7 Millionen Barrel eine Zunahme registriert worden. Die Benzinbestände nahmen nach EIA-Angaben um 0,707 Millionen Barrel ab. Analysten hatten ein Minus von 0,6 Millionen Barrel erwartet, nachdem die Vorräte in der vorangegangenen Woche um 2,613 Millionen gesunken waren. Die API-Daten hatten einen Rückgang von 2,8 Millionen Barrel angezeigt.
Die Ölproduktion in den USA war in der Woche mit 11,4 Millionen Barrel pro Tag um 0,1 Millionen niedriger als in der Vorwoche. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab sich ein Zuwachs von 0,5 Millionen Barrel.
Webseite: http://www.eia.gov/petroleum/supply/weekly/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54519095-us-rohoellagerbestaende-ueberraschend-gesunken-015.htm
USA – USA: Baugenehmigungen steigen – Baubeginne fallen – 17.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Der US-Immobilienmarkt zeigt im Oktober keine einheitliche Tendenz. Während die Zahl der neu begonnenen Wohnungsbauten überraschend gefallen ist, stieg die Zahl der Baugenehmigungen stärker als von Analysten erwartet.
Die Baubeginne sanken im Monatsvergleich um 0,7 Prozent, wie das Handelsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Analysten hatten hingegen im Schnitt einen Anstieg um 1,5 Prozent erwartet. Zudem ist der Rückgang im Vormonat mit 2,7 Prozent stärker als zunächst ermittelt ausgefallen.
Die Baugenehmigungen, die den Baubeginnen zeitlich vorauslaufen, stiegen im Monatsvergleich um 4,0 Prozent. Analysten hatten nur mit einem Anstieg um 2,8 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Genehmigungen noch um 7,8 Prozent gefallen./jsl/bgf/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54517605-usa-baugenehmigungen-steigen-baubeginne-fallen-016.htm
GROSSBRITANNIEN – Großbritannien: Inflation steigt auf Zehnjahreshoch – 17.11.2021
LONDON (dpa-AFX) – Die Inflation in Großbritannien zieht weiter an. Im Oktober stiegen die Lebenshaltungskosten gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,2 Prozent, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Das ist der stärkste Zuwachs seit zehn Jahren. Im September hatte die Teuerungsrate noch bei 3,1 Prozent gelegen. Analysten hatten zwar mit einem höheren Preisauftrieb gerechnet, im Schnitt aber lediglich eine Inflationsrate von 3,9 Prozent erwartet. Im Monatsvergleich erhöhten sich die Verbraucherpreise um 1,1 Prozent.
Preisauftrieb kam vor allem von den Wohnkosten und haushaltsnahen Dienstleistungen. Teurer waren auch Transportdienste sowie der Besuch von Restaurant und Hotels. Die Statistiker wiesen zugleich auf die hohe Bedeutung von Basiseffekten hin, da die Preise in den ersten Corona-Wellen vor einem Jahr stark gefallen waren. Entsprechend deutlich erscheinen jetzt die Preissteigerungen./bgf/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54512598-grossbritannien-inflation-steigt-auf-zehnjahreshoch-016.htm
EUROZONE – Inflation im Euroraum steigt im Oktober auf 4,1 Prozent – 17.11.2021
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Preisdruck in der Eurozone hat im Oktober weiter zugenommen. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich auf 4,1 (September: 3,4) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte. Die Statistiker bestätigten damit – wie von Volkswirten erwartet – ihre erste Schätzung vom 29. Oktober. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig 2 Prozent an.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat zuletzt ihre Prognose bekräftigt, wonach die Inflation mittelfristig wieder unterhalb von 2 Prozent sinken wird; allerdings werde es länger dauern. Der preistreibende Effekt der Normalisierung der deutschen Mehrwertsteuer werde Anfang 2022 verschwinden, und im ersten Halbjahr dürfte auch der Inflationsdruck von den Energiepreisen nachlassen.
„Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sich die Inflation im nächsten Jahr abschwächen wird, aber es wird länger dauern als ursprünglich erwartet“, sagte Lagarde in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments.
Die sogenannte Kernteuerung, die besonders volatile Preise außen vor lässt, erhöhte sich ebenfalls. Die Kernrate gilt unter Ökonomen als Richtgröße für den Inflationstrend. Diese Kernrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak) kletterte im Oktober auf 2,0 (September: 1,9) Prozent. Bei der ersten Veröffentlichung war ein Anstieg auf 2,1 Prozent gemeldet worden.
Binnen Monatsfrist stiegen die Verbraucherpreise im Oktober in der Gesamtrate um 0,8 Prozent, in der Kernrate betrug die Steigerung 0,3 Prozent. Die vorläufigen Daten wurden damit – wie von Volkswirten erwartet – bestätigt.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54514751-inflation-im-euroraum-steigt-im-oktober-auf-4-1-prozent-015.htm
SIEHE DAZU:
=> TABELLE/EU-Verbraucherpreise Oktober nach Ländern
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54514752-tabelle-eu-verbraucherpreise-oktober-nach-laendern-015.htm
DEUTSCHLAND – Ifo: Hohe Inzidenzen gefährden Erholung der Wirtschaft – 17.11.2021
Die in die Höhe schnellenden Corona-Infektionszahlen gefährden die wirtschaftliche Erholung in der Pandemie, warnt der Präsident des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest im Interview der Passauer Neuen Presse. „Die Ausbreitung der Infektionen sorgt dafür, dass die wirtschaftliche Aktivität in den Sektoren des sozialen Konsums, also Gastronomie, Reise, Kultur und Veranstaltungen, zurückgeht, weil Menschen Ansteckungsrisiken meiden“, sagte Fuest. „Die ohnehin fragile wirtschaftliche Erholung von der Krise wird damit gefährdet.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54516682-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – Auftragsbestand der deutschen Industrie auf neuem Rekordhoch – 17.11.2021
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Auftragsbestand der deutschen Industrie ist im September weiter gestiegen und hat ein neues Rekordniveau erreicht. Verglichen mit dem Vormonat nahm er um 2,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Bereits im Juni, Juli und August waren Höchststände markiert worden. Der Auftragsbestand ist seit Juni 2020 stetig gestiegen und hat im September 2021 den höchsten Stand seit Einführung der Statistik im Januar 2015 erreicht.
Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im September um 1,2 Prozent und die aus dem Ausland um 3,1 Prozent. Die Auftragseingänge entwickelten sich in den letzten Monaten stärker als die Umsätze. Die Betriebe erhielten also mehr neue Aufträge als sie abarbeiten konnten. Ein wesentlicher Grund für den hohen Auftragsbestand dürften Lieferengpässe bei Vorprodukten sein.
Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Auftragsbestand im September 2021 kalender- und saisonbereinigt 24,6 Prozent höher.
Die Auftragsreichweite erhöhte sich ebenfalls auf einen neuen Höchststand und erreichte 7,4 (August: 7,3) Monate. Selbst wenn die Auftragseingänge abrupt stoppen würden, könnten die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes im Durchschnitt für diese Zeitspanne weiter produzieren.
Besonders gut gefüllt sind die Auftragsbücher bei den Herstellern von Investitionsgütern. Bei ihnen reicht der Auftragsbestand 10,5 Monate. Bei den Produzenten von Vorleistungsgütern liegt die Reichweite nur bei 3,8 Monaten, bei den Herstellern von Konsumgütern nur bei 3,2 Monaten.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54512593-auftragsbestand-der-deutschen-industrie-auf-neuem-rekordhoch-015.htm
DEUTSCHLAND – Deutschland: Bio wächst weiter – aber langsamer – 17.11.2021
NÜRNBERG (dpa-AFX) – Der Bio-Markt befindet sich Fachleuten zufolge weiter auf Wachstumskurs. So starke Zuwächse wie 2020 werden in diesem Jahr jedoch nicht erreicht, sagte die designierte Vorstandsvorsitzende vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres, am Mittwoch. Die Reduzierung des Fleischkonsums, pflanzliche Alternativen und Regionalität bei Lebensmitteln spielten bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zunehmend eine wichtige Rolle.
Genaue Zahlen zur Entwicklung des Biomarkts will der BÖLW im Februar 2022 auf der weltgrößten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg vorstellen. Im Mittelpunkt wird dort unter anderem die Frage stehen, wie Bio die Lebensmittelproduktion klimafreundlicher machen kann. Bio-Höfe haben eine deutliche bessere Klimabilanz als konventionelle, sagte Andres. Deshalb seien wirkungsvollere Anreize für eine Umstellung der Landwirtschaft notwendig.
Das Wachstum der Bio-Flächen in Deutschland hatte sich nach BÖLW-Angaben zuletzt abgeschwächt. 2020 war diese im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 Prozent gestiegen und kommt damit auf rund 10 Prozent aller Landwirtschaftsflächen. Das Ziel der Bundesregierung, dass 20 Prozent der deutschen Agrarfläche bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden sollen, sei damit noch weit entfernt, sagte Andres.
Auf der Biofach und der parallel veranstalteten Naturkosmetikmesse Vivaness werden vom 15. bis 18. Februar 2022 Aussteller aus zahlreichen Ländern ihre Neuheiten und Innovationen zeigen. Ein Schwerpunkt liegt nach Messe-Angaben dabei auf unverpackten Produkte und Müllvermeidung./igl/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54515664-deutschland-bio-waechst-weiter-aber-langsamer-016.htm
ÖSTERREICH – Inflation steigt im Oktober 2021 auf 3,7% – 17.11.2021
Wien, 2021-11-17 – Die Inflationsrate für Oktober 2021 lag laut Statistik Austria bei 3,7% (September 2021: 3,3%). Der Indexstand des Verbraucherpreisindex 2020 (VPI 2020) betrug im Oktober 2021 104,1. Gegenüber dem Vormonat September 2021 stieg das durchschnittliche Preisniveau um 0,6%.
„Mit 3,7% erreichte die Inflation im Oktober den höchsten Wert seit 13 Jahren. Hauptverantwortlich dafür waren weitere, markante Preisschübe bei den Treibstoffen und beim Heizöl, gerade im Vergleich zu den niedrigen Preisen von vor zwölf Monaten. Eher moderat entwickelten sich hingegen die Nahrungsmittelpreise“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
*** Teuerung laut harmonisiertem Verbraucherpreisindex liegt im Oktober 2021 bei 3,7%
Der Indexstand des auf europäischer Ebene harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI 2015) lag im Oktober 2021 bei 113,00 (September 2021: 112,23 revidiert). Die harmonisierte Inflationsrate betrug 3,7% und war damit gleich hoch wie jene des VPI. Gewichtungsunterschiede zwischen VPI und HVPI (siehe Informationen zur Methodik) führten in einzelnen Ausgabengruppen zu unterschiedlichen Veränderungsraten und Einflüssen, die sich jedoch insgesamt ausglichen.
*** Teuerung beim täglichen Einkauf geringer als Gesamtinflation, Wocheneinkauf deutlich teurer
Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf repräsentiert, stieg im Jahresvergleich um 3,3% (September: +2,5%).
Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresabstand um 8,5% (September: +6,8%).
http://www.statistik.at/web_de/presse/127058.html
ÖSTERREICH – Österreichs Wohnimmobilienpreise stiegen auch im dritten Quartal 2021 weiter – Preisdynamik nahm in Wien im letzten Quartal stärker zu und im restlichen Bundesgebiet deutlich ab – inkl. einer Tabelle – 17.11.2021
Die aktuelle Ausgabe der Immobilienmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt eine weitere Beschleunigung des Preisanstiegs für Wohnimmobilien. Auch im dritten Quartal 2021 waren bei Wohnimmobilien sowohl in Wien (+10,2 %) als auch im restlichen Bundesgebiet (+10,6 %; jeweils im Vorjahresvergleich) weiterhin Preiszuwächse über der 10-Prozent-Marke zu verzeichnen. Für Gesamtösterreich ergab sich nach +11,7 % im zweiten Quartal nun ein jährlicher Zuwachs von 10,4 % im dritten Quartal. Bezogen auf das Vorquartal beschleunigte sich die Preisdynamik in Wien im dritten Quartal (+3,3 % nach +2,2 % im zweiten Quartal), während sie im restlichen Bundesgebiet deutlich zurückging (+1,5 % nach +2,7 %).
https://www.oenb.at/Presse/20211117.html
16.11.2021, Dienstag
CORONA – RECHT UND ETHIK: KONTRA IMPFLICHT – Specht über Corona-Maßnahmen: „Impfpflicht für alle ist nicht umsetzbar“ – 16.11.2021
Das Infektionsgeschehen in Deutschland produziert weiterhin verheerende Fallzahlen. Auch die Diskussion um richtige Maßnahmen steht wieder hoch im Kurs. Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht hält eine allgemeine Impfpflicht für den falschen Weg.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Impfpflicht-fuer-alle-ist-nicht-umsetzbar-article22934530.html
CORONA – WISSEN – Über das Impfen sprechen und schreiben – 16.11.2021
von Martin Novak, Wei[s]e Wirtschaft, conclusio PR Beratungs GmbH
*** Ganz allgemein: Der folgende Text – dieses Booklet – will niemandem etwas vorschreiben. Wer anders über das Impfen sprechen und schreiben will, kann das tun. Aber eine sorgfältige Wortwahl ist niemals falsch. Sondern die Grundlage wertschätzender Kommunikation. Das ist unser Bemühen.
Dazu können alle Kommunikatorinnen und Kommunikatoren, vor allem aber alle Medienleute Beiträge leisten. Dieses Booklet möge ihnen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine kleine Hilfe sein.
Englisch/ Wissenschaftssprache/ Deutsch
*** Ein Teil der Missverständnisse ist: Begriffe werden aus dem Englischen und/oder der Wissenschaftssprache weitgehend unreflektiert in die deutsche Alltagssprache übertragen.
Ein gutes Beispiel ist „herd immunity“, die als „Herdenimmunität“ allgemein verwendet wird. In der (englischen) Wissenschaftssprache mag das Wort perfekt sein. In der deutschen klingt es nach Kuh- oder Schafherde. Und einer solchen wollen wir nicht angehören.
Manche englischen Begriffe werden im Deutschen auch verschärft oder dramatisiert.
Sprachliche Achtsamkeit kann übertriebene Erregung verhindern.
*** Grundlegendes
Seien wir so kurz wie möglich und so wortreich wie notwendig.
Beachten wir: Das Medium bestimmt die Sprache. Gesprochen ist nicht geschrieben. Medieninformation ist nicht Social Media. Magazin-Text ist nicht Presseaussendung.
Beachten wir auch: Grundbegriffe gelten immer und überall. Zeitnot ist kein Grund für ungenaue Sprache, nur eine Ausrede.
Begriffe [Hier folgt u.a. ein Begirffsinventar mit Hinweisen, wie man in der Öffentlichkeitsarbeit negativ konnotierte Begriffe vermeiden und durch neutrale oder positiv besetzte ersetzen kann.]
*** Warum dieses Booklet gemacht wurde
Die Corona-Pandemie belastet und sie verunsichert. Das zeigen viele Studien. Durch Genauigkeit in der Kommunikation lässt sich die Irritation vielleicht etwas lindern.
Endgültig richtig kann dieses Booklet keinesfalls sein. Die Erkenntnisse über das SARS-CoV2 und COVID-19 wachsen in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Regeln, die diesen Erkenntnissen folgen, verändern sich ebenso rasch. Das können wir nicht beeinflussen. Die Kommunikation darüber aber schon.
MARTIN NOVAK ist geschäftsführender Gesellschafter der CONCLUSIO PR Beratungs GmbH mit langjähriger Erfahrung in der Gesundheitskommunikation und Chefredakteur des Monatsmagazins AERZTE Steiermar
https://www.weissewirtschaft.at/impf-booklet/
CORONA – MEDIZIN – Niesen und laufende Nase: Geimpfte haben andere Corona-Symptome – 16.11.2021
Die wohl bekanntesten Corona-Symptome sind Fieber, Husten, Geruchs- und Geschmacksverlust. Eine neue Studie zeigt, wie inzwischen zunehmend neue Symptome auftreten – insbesondere bei geimpften Personen.
Geimpfte Menschen, die an Corona erkranken, weisen oft andere Symptome auf als ungeimpfte. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie am King’s College in London, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Neue Symptome, die bisher nicht mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht wurden, treten jetzt vor allem bei Menschen auf, die sich trotz Impfung infizieren. Klassische Anzeichen einer Corona-Infektion wie Fieber, Müdigkeit und Geruchs- oder Geschmacksverlust kommen sowohl bei geimpften als auch bei ungeimpften Corona-Patienten seltener vor. Dies sei nicht nur auf die Impfung, sondern auch auf neue Virusvarianten zurückzuführen.
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Die fünf häufigsten Symptome bei Ungeimpften der Reihe nach:
Kopfschmerzen
Halsschmerzen
Laufende Nase
Fieber
Anhaltender Husten
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Die Forschung basiert auf Daten aus der „ZOE Covid Symptom Study“ in Großbritannien, die Nutzerdaten aus der gleichnamigen App sammelt, in der Menschen ihre Corona-Symptome melden. Die Analyse dieser Daten hat Unterschiede zwischen Erst-, Zweit- und nicht geimpften Corona-Infizierten aufgezeigt.
Der größte Unterschied zwischen diesen Gruppen ist die Intensität, mit der die Symptome auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, 28 Tage oder länger Symptome zu haben, wird durch eine Impfung halbiert. Fast alle Symptome von Covid-19 traten bei geimpften Teilnehmern seltener auf als bei ungeimpften – oft haben Geimpfte einen asymptomatischen Corona-Krankheitsverlauf.
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Die fünf häufigsten Symptome bei Erstgeimpften der Reihe nach:
Kopfschmerzen
Laufende Nase
Halsschmerzen
Niesen
Anhaltender Husten
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*** Laufende Nase
Der Studie zufolge treten Kopfschmerzen in allen drei Gruppen, also bei erst-, zweit- und nicht geimpften Menschen, am häufigsten auf, wenn ein positiver Test vorliegt. Doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Denn Erst- und Zweitgeimpfte klagten am zweithäufigsten über eine laufende Nase. Bei Ungeimpften standen an zweiter Stelle Halsschmerzen.
Dies zeigt auch, wie sich die Symptome im Verlauf der Pandemie verändert haben. Natürlich sind Nasen im Winter immer kalt und fangen an zu laufen. Aber die Analyse der ZOE-Daten zeigt, dass laufende Nasen bei Personen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, häufiger vorkommen als bei Personen, die negativ getestet wurden – wenn auch nur geringfügig.
*** Niesen
Interessanterweise zeigen die Daten aus der ZOE-Studie, dass geimpfte Personen, die positiv getestet waren, im Vergleich zu ungeimpften Personen häufiger Niesen als Symptom angaben. Demnach tritt das Symptom bei Erstgeimpften an vierter und bei Zweitgeimpften an dritter Stelle auf. Bei Ungeimpften kommt dieses Symptom gar nicht vor.
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Die fünf häufigsten Symptome bei doppelt Geimpften der Reihe nach:
Kopfschmerzen
Laufende Nase
Niesen
Halsschmerzen
Geruchsverlust
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Niesen trägt grundsätzlich zur Verbreitung des Virus bei. Daher ist es besonders wichtig, dass geimpfte Personen, die sonst bei einer Infektion möglicherweise mildere oder gar keine Symptome zeigen, auf dieses Symptom achten und die Niesetikette einhalten.
An fünfter Stelle steht bei vollständig geimpften Menschen das klassische Corona-Symptom Geruchsverlust. Menschen, die an Corona erkranken, berichten sehr häufig über einen lang anhaltenden Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Bei vollständig geimpften Personen scheint dieses Symptom häufiger aufzutreten als bei Erst- oder Nichtgeimpften. In diesen beiden Gruppen war nach den Ergebnissen der Studie ein anhaltender Husten das fünfthäufigste Symptom. Bei den Ungeimpften folgt der Geruchsverlust an Platz 9. Kurzatmigkeit tritt erst an 30. Stelle auf. Quelle: ntv.de, cls
https://www.n-tv.de/wissen/Geimpfte-haben-andere-Corona-Symptome-article22933862.htmli
CORONA – FORSCHUNG – COVID-19: Auch Fluoxetin könnte vor schweren Verläufen schützen – Retrospektive Studien: Assoziation ohne kausale Erklärung – 16.11.2021
Palo Alto/Kalifornien – Patienten, die an US-Kliniken wegen COVID-19 in der Notfallambulanz oder stationär behandelt wurden, hatten eine höhere Überlebenschance, wenn ihnen zur Behandlung von Depressionen oder Angststörungen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Fluoxetin oder Fluvoxamin verschrieben worden waren.
Die in JAMA Network Open (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.33090) publizierte retrospektive Studie bestätigt die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der TOGETHER-Studie – ohne eine Kausalität zu belegen.
Mangels wirksamer Virustatika wurden zu Beginn der Pandemie systematisch Medikamente, die zur Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen sind, auf ihre mögliche Wirkung bei COVID-19 gescreent. Das SSRI Fluvoxamin hatte in diesen Studien zum „drug repurpusing“ vielversprechende Ergebnisse erzielt.
In einer ersten randomisierten Studie senkte Fluvoxamin dann bei Patienten im Frühstadium der Erkrankung das Risiko auf einen schweren Verlauf. Auch in der kürzlich veröffentlichten TOGETHER-Studie wurden Patienten durch die Behandlung mit Fluvoxamin vor einer Notaufnahme geschützt.
Die jetzt von einem Team um David Stevenson von der Stanford University School of Medicine in Palo Alto vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch andere SSRI bei COVID-19 wirksam sein könnten. Die Forscher haben die Daten von 83.584 erwachsenen Patienten ausgewertet, die zwischen Januar und September 2020 wegen COVID-19 an 87 US-Kliniken entweder in der Notfallambulanz oder stationär behandelt wurden. Darunter waren 3.401 Patienten, denen aus anderen Gründen SSRI verschrieben worden waren: 470 hatten Fluoxetin und 481 Fluoxetin oder Fluvoxamin erhalten, den übrigen 2.898 war ein anderes SSRI verordnet worden.
Die Analyse ergab, dass die Patienten, die unter der Wirkung von SSRI standen, seltener an COVID-19 starben. Besonders deutlich erkennbar war dies für Fluoxetin. Nur 46 von 470 Patienten (9,8 %) starben an COVID-19 gegenüber 937 von 7.050 Patienten (13,3 %), die keine SSRI eingenommen hatten.
Stevenson errechnet ein relatives Risiko von 0,72, das mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,54 bis 0,97 signifikant war. Fluoxetin könnte demnach das Sterberisiko an COVID-19 um 28 % gesenkt haben.
Eine ähnliche Assoziation wurde für Patienten gefunden, die mit Fluoxetin oder Fluvoxamin behandelt wurden: Das relative Risiko betrug hier 0,74 (0,55-0,99). Für die Gesamtgruppe aller SSRI-Anwender war die Assoziation mit einem relativen Risiko von 0,92 (0,85-0,99) schwächer.
Fluoxetin könnte demnach wie Fluvoxamin ein wirksames Mittel im Frühstadium von COVID-19 sein. Belegen kann eine retrospektive Studie dies nicht, auch wenn die Forscher versucht haben, in einer Propensity score-Analyse nur Patienten mit gleichen Eigenschaften gegenüberzustellen. Da niemals alle Eigenschaften bekannt sind, bleiben die Ergebnisse mit Fragezeichen versehen.
Fluvoxamin und Fluoxetin haben den Vorteil, dass sie unmittelbar zur Verfügung stehen und die Behandlungskosten gering sind. Ob sie von den Leitlinien empfohlen werden, bleibt abzuwarten. Die therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung von COVID-19 könnten sich zumindest für das Frühstadium in den nächsten Monaten verbessern.
Die Virustatika PF-07321332 (Paxlovid) und Molnupiravir haben in den letzten Wochen vielversprechende Ergebnisse in Phase-3-Studien erzielt. Mit Ronapreve (Casirivimab/Imdevimab) von Roche/Regeneron und Regkirona (Regdanvimab) von Celltrion stehen zudem zwei Antikörperpräparate vor der Zulassung, die Patienten mit Abwehrschwächen vor einem schweren Verlauf schützen könnten.
Alle diese Wirkstoffe dürften jedoch deutlich teurer werden als die SSRI Fluoxetin und Fluvoxamin, die als Generika zu einem geringen Preis angeboten werden. Dies könnte vor allem ärmere Länder bewegen, auf SSRI zu setzen. Die TOGETHER-Studie war nicht zufällig in Brasilien durchgeführt worden. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129126/COVID-19-Auch-Fluoxetin-koennte-vor-schweren-Verlaeufen-schuetzen
CORONA – FORSCHUNG – Corona-Immunitätsnachweis in zehn Minuten – Neuer Schnelltest ermittelt anhand eines Tropfens Blut Sars-CoV-2-neutralisierende Antikörper – 16.11.2021
Singapur (pte003/16.11.2021/06:10) – Forscher der Interdisziplinären Forschungsgruppe Antimikrobielle Resistenz (AMR) der Singapore-MIT Alliance for Research and Technology (SMART) http://smart.mit.edu und weitere Experten aus Singapur haben einen einfachen Corona-Bluttest entwickelt, der in zehn Minuten eine Immunisierung und letztlich Sars-CoV-2-neutralisierende Antikörper (NAbs) nachweist.
*** Zu 93 Prozent genau
Für den Test wird ein Tropfen Blut benötigt, der im Normalfall durch einen Piks in die Fingerkuppe gewonnen wird. Dieser wird mit bestimmten Reaktionslösungen vermischt und auf einem Papierstreifen abgelegt, der in ein tragbares Lesegerät geschoben wird. Dieses erkennt die NAb-Signale und zeigt an, ob es fündig geworden ist. Die Genauigkeit des Tests liegt bei bis zu 93 Prozent, sagen die Forscher. Dies sei besser als bei den heute eingesetzten Labormethoden.
Derzeit werden NAbs häufig mit Virusneutralisierungstests nachgewiesen, die den Umgang mit lebenden Viren, ein Labor mit strengen Vorsichtsmaßnahmen für biologische Sicherheit, qualifiziertes Personal und zwei bis vier Tage Verarbeitungszeit erfordern. Daher sind diese Tests nicht für den Einsatz im großen Stil geeignet. Ein solcher Nachweis ist mit der Öffnung von Grenzen, Wirtschaft und Gesellschaft jedoch dringend nötig, um langfristige Sicherheit zu gewährleisten, sagt Megan McBee, wissenschaftliche Direktorin bei SMART AMR.
*** Booster-Impfungs-Melder
„Mit diesem Test kann auch entschieden werden, ob jemand eine Booster-Impfung benötigt“, sagt Hadley Sikes, der bei SMART AMR und am MIT arbeitet. Wer Antikörper hat, benötigt sie nicht. Er muss auch keine Tests mehr machen. NAbs können sich nach einer Impfung und nach einer Genesung vom Corona-Virus entwickeln, es muss aber nicht passieren.
Daher weiß heute niemand, ob er sich erneut anstecken und andere gefährden kann. Die Weiterentwicklung des Tests für die Zulassung durch die Aufsichtsbehörden und die Herstellung für den öffentlichen Gebrauch ist im Gange. Das entwickelnde Team hat das Biotech-Start-up Thrixen http://thrixen.com ausgegliedert, das den Test serienreif macht.
https://www.pressetext.com/news/20211116003
CORONA – USA – Impfallianz kritisiert Industrie für Gewinne mit Vakzinen – 16.11.2021
Washington – Die Pharmakonzerne Biontech, Pfizer und Moderna machen nach Untersuchungen eines globalen Impfbündnisses mit ihren Coronavakzinen jede Sekunde 1.000 Dollar (knapp 880 Euro) Gewinn. Das hat die People’s Vaccine Alliance (PVA) auf der Grundlage der Geschäftsberichte der Unternehmen und der dort angegebenen Erwartungen und Gewinnspannen errechnet.
Die Allianz kritisierte vor diesem Hintergrund heute, dass in Afrika noch immer kaum jemand vollständig geimpft ist und forderte eine Aussetzung des Patentschutzes.
Die PVA, zu der rund 80 Organisationen wie Oxfam und UNAIDS gehören, nahm sich die Quartals- und Neunmonatsberichte der US-Konzerne Pfizer und Moderna und des deutschen Unternehmens Biontech vor.
Nach der Analyse der Zahlen zu erzielten und erwarteten Umsätzen und Gewinnen kam das Bündnis auf einen kombinierten Gesamtjahresgewinn der Unternehmen vor Steuern in Höhe von 34 Milliarden Dollar – allein mit den Coronaimpfstoffen.
Dieser Profit entspreche 93,5 Millionen Dollar pro Tag oder eben 1.000 pro Sekunde. Die Unternehmen hätten in der Pandemie fünf neue Milliardäre hervorgebracht, die zusammen derzeit über ein Nettovermögen von 35,1 Milliarden Dollar verfügen, monierte die Allianz.
An einkommensschwache Länder insgesamt lieferte Moderna laut PVA bislang nur 0,2 Prozent seines gesamten Impfstoffangebots, bei Biontech und Pfizer sind es 0,4 Prozent. Es sei daher nötig, den Patentschutz für COVID-19-Impfstoffe sowie Tests und Behandlungen der Erkrankung auszusetzen. Die Impfstofftechnologie und das nötige Knowhow müssten „an alle fähigen Hersteller weitergegeben“ werden, forderte die Allianz.
Grundsätzlich verweisen Experten aber darauf, dass fraglich ist, wie schnell ein Unternehmen in Ländern wie Indien oder Südafrika überhaupt in der Lage wäre, die technischen Voraussetzungen und die nötige Infrastruktur für eine Impfstoffproduktion aufzubauen. Die Produktionsprobleme könnten stattdessen auch über Lizenzen gelöst werden, die die Unternehmen vergeben, lautet ein weiteres Argument.
Mit ihren Gewinnen aus den Impfstoffen verhalten sich Biontech, Pfizer und Moderna anders als die Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson. Diese Unternehmen verkaufen ihre Vakzine bislang zum Selbstkostenpreis – also ohne damit einen Gewinn zu erzielen.
Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca kündigte allerdings vor wenigen Tagen einen „allmählichen“ Übergang an und will künftig auch Gewinn mit seinem Impfstoff machen. Das Geld soll unter anderem in ein Coronamedikament fließen, das derzeit entwickelt wird. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129147/Impfallianz-kritisiert-Industrie-fuer-Gewinne-mit-Vakzinen
CORONA – GROSSBRITANNIEN – Auffrischimpfungen in Großbritannien nun schon ab 40 Jahren – 16.11.2021
London – In Großbritannien sollen Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus künftig für alle über 40 Jahren angeboten werden. Das teilte Gesundheitsminister Sajid Javid nach einer entsprechenden Empfehlung der nationalen Impfkommission gestern in London mit.
Die Experten rieten auch, 16- und 17-Jährigen eine zweite Impfung zu verabreichen. Alle vier Landesteile England, Schottland, Wales und Nordirland wollten den Empfehlungen folgen, so der Minister.
In Großbritannien haben bereits mehr als 12,6 Millionen Menschen eine Boosterimpfung erhalten. Bislang waren sie aber Menschen über 50 und Gruppen mit erhöhtem Risiko vorbehalten. Solche Impfungen gelten als wichtiges Mittel im Kampf gegen eine erneute Infektionswelle.
In Großbritannien liegt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus seit dem Sommer auf verhältnismäßig hohem Niveau. Die Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der neuen Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche – wurde zuletzt mit 354 angegeben.
Anders als in Deutschland ist dort aber kein klarer Aufwärtstrend festzustellen. In der Bundesrepublik lag die Inzidenz am Montag bei 303. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129112/Auffrischimpfungen-in-Grossbritannien-nun-schon-ab-40-Jahren
CORONA – BELGIEN – Belgien bringt Impfpflicht für Gesundheitskräfte auf den Weg – 16.11.2021
Brüssel – Angesichts deutlich gestiegener Coronazahlen hat Belgien eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal auf den Weg gebracht. Das Kernkabinett der Regierung beschloss die Vorgabe gestern Abend, wie mehrere Rundfunksender berichteten.
Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sagte dem flämischen Rundfunk VRT, die „übergroße Mehrheit“ der Pflegemitarbeiter sei bereits immunisiert. „Doch es kann nicht sein, dass es noch eine kleine Minderheit gibt, die sich nicht hat impfen lassen.“
Bis zum 1. April des kommenden Jahres soll nach Angaben des Ministers jeder Mitarbeiter im belgischen Krankenpflegebereich vollständig geimpft sein. Ansonsten drohe eine Suspendierung vom Dienst. Der Gesetzestext soll am kommenden Freitag dem gesamten Kabinett vorgelegt werden und geht dann in den Staatsrat, der eine beratende Funktion hat.
Die Zahl der Coronapatienten auf Belgiens Intensivstationen war zuletzt stark gestiegen. Die Kliniken wurden laut Medienberichten zu Wochenbeginn aufgerufen, 50 Prozent ihrer Kapazitäten für Coronafälle freizuhalten und nicht notwendige Behandlungen zu verschieben.
Auch in Deutschland wird derzeit über eine Impfpflicht für den Gesundheits- und Pflegebereich diskutiert. Vor allem die Grünen dringen darauf und verweisen auf den Höchststand bei den Neuinfektionen. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129135/Belgien-bringt-Impfpflicht-fuer-Gesundheitskraefte-auf-den-Weg
CORONA – DEUTSCHLAND – Coronaimpfung nicht alleinige Todesursache bei Zwölfjährigem – 16.11.2021
Cuxhaven – Die Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ist nach dem abschließenden Obduktionsbericht nicht die alleinige Ursache für den Tod eines zwölfjährigen Jungen im Kreis Cuxhaven.
Laut einer Stellungnahme des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI) habe bei dem Kind „eine besonders schwere, impfunabhängige Vorerkrankung des Herzens“ vorgelegen, teilte der Landkreis Cuxhaven gestern mit. „Unter Berücksichtigung der umfangreichen medizinischen Befunde ist die Impfung nicht als alleiniger Auslöser des tödlichen Ausgangs zu sehen“, hieß es in der Mitteilung.
Das Kind war zwei Tage nach der Zweitimpfung gestorben. „Auch wenn die endgültige Bewertung des Obduktionsergebnis des Kindes nun vorliegt, bleibt für die Familie und Angehörigen der tragische Verlust Ihres Kindes, der unendlich schmerzhaft ist und uns alle tief berührt. Ihnen gehört unser vollstes Mitgefühl“, betonte Landrat Kai-Uwe Bielefeld (parteilos).
Gemeldete Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit einer Coronaimpfung bei Kindern und Jugendlichen sind extrem selten. Das PEI führt bis 30. September fünf solcher Verdachtsfälle bei Menschen zwischen zwölf und 17 Jahren auf, die sich auf eine Impfung mit dem Biontech-Vakzin beziehen.
Bei mindestens drei der Jugendlichen bestanden laut PEI schwere Vorerkrankungen. Bislang sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) zwei Millionen Menschen zwischen zwölf und 17 Jahren in Deutschland vollständig geimpft, das entspricht 43,9 Prozent (Stand 15.11.2021). © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129118/Coronaimpfung-nicht-alleinige-Todesursache-bei-Zwoelfjaehrigem
CORONA – ÖSTERREICH – Corona-Maßnahmen: „Mitarbeiterinnen heulen“: 3-G am Arbeitsplatz führt zu massiven Problemen – 16.11.2021
Die Kritik an der Testinfrastruktur reißt nicht ab. Die Gewerkschaft berichtet von verzweifelten Beschäftigten.
Seit Montag gilt in der Arbeit die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet). Doch mit Ausnahme von Wien hapert es noch an der Testinfrastruktur. Teils mussten Beschäftigte heimgeschickt werden, weil ihr Testergebnis nicht rechtzeitig da war. „Es ist wirklich wild, wir gehen über vor Anfragen. Wir stehen zu 3G, aber hier hat die Politik wirklich versagt“, sagte Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, am Dienstag.
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) lenkte bereits ein und lockerte die für manche ungeimpfte Beschäftigte geltende PCR-Test-Vorschrift. Die von der strengeren Testpflicht betroffenen Personen (in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen sowie in der Nachtgastronomie Tätigen) können bei Uneinbringbarkeit eines PCR-Tests auch einen Antigentest vorlegen.
Aufgrund der starken Nachfrage nach PCR-Tests kommt es verstärkt zu Problemen in den Teststraßen, in den Laboren, aber auch bei der Versorgung mit den Testsets. Gewerkschafterin Teiber berichtete von überforderten Beschäftigten in den Supermärkten, die die Testsets ausgeben müssen. „Die Mitarbeiterinnen heulen und sind verzweifelt. Die Supermärkte sind teils gestürmt worden, die Abgabeboxen sind permanent übervoll“, so Teiber.
Bis zu 40 Stunden Wartezeit
Andere berichteten laut Teiber von Wartezeiten bis zu 40 Stunden und mehr, um ein Testergebnis zu bekommen, das dann nicht mehr gilt. Der Bundesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft, Matthias Krenn, fordert eine Rückkehr zu den bisher gültigen Wohnzimmer-Tests.
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) will nun ein eigenes PCR-Testsystem aufbauen. Mit dem des Bundes, bei dem die Kapazitäten nicht ausreichend und die Wartezeiten zu lange seien, sei das oft nicht möglich. „Das PCR-Testsystem ist aus meiner Sicht zusammengebrochen“, sagte Doskozil. Ab Mittwoch soll es in allen Standorten der Baudirektion Burgenland die Möglichkeit zu beaufsichtigten Antigen-Schnelltests geben. Von 5.00 bis 22.00 Uhr können sich Ungeimpfte testen lassen. Das Ergebnis ist am Arbeitsplatz für 24 Stunden gültig.
Beschwerdeflut in Salzburg
In der Salzburger Arbeiterkammer rechnet man damit, dass die Beschwerdeflut in den nächsten Tagen nicht abreißen wird. „Am Montag gingen Hunderte Anrufe ein“, erklärte Heimo Typplt, Leiter der AK-Rechtsabteilung, am Dienstag. Betroffene schilderten, dass sie die Testergebnisse nicht rechtzeitig erhalten hatten, und PCR-Tests wie auch Antigentests zum Teil nicht verfügbar waren.
Die Homepage „Salzburg gurgelt“ (sbg-gurgelt.at) sei am Montag mehrmals zusammengebrochen, sagte Typplt. Arbeitnehmer hätten zudem berichtet, dass in einigen Apotheken keine Antigentests mehr erhältlich waren. Die Folge war, dass die Betroffenen „heimgeschickt wurden und Urlaub oder Zeitausgleich nehmen mussten“, sagte Typplt. Das sei aber gesetzlich nicht gedeckt, weil Urlaub vom Gesetz her zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu vereinbaren ist. „Aber in diesen Zeiten begehren Dienstnehmer nicht auf und akzeptieren das zähneknirschend“, schilderte der Rechtsexperte seine Wahrnehmung.
Typplt geht davon aus, dass auch heute wieder viele Rückmeldungen von verärgerten Arbeitnehmern eintreffen. Er schätzt, dass es noch ein paar Tage dauern wird, bis sich die Lage verbessert und es auch ausreichend Testkapazitäten gibt. „Ich hoffe, das funktioniert so schnell wie möglich.“ Salzburgs Arbeiterkammerpräsident Peter Eder forderte eine Verlängerung der Übergangsfrist, FFP2-Masken in Betrieben, wenn kein 3G-Nachweis vorliegt, und eine längere Gültigkeit von Antigentests.
*** PCR-Gurgeltests sind Mangelware
Für eine Verlängerung der Übergangsfrist bis zu dem Zeitpunkt, wenn genügend Testkapazitäten vorhanden sind und die Testergebnisse rechtzeitig ausgewertet werden können, spricht sich auch der Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer, Peter Buchmüller aus. Dass eine Mitarbeiterin oder eine Mitarbeiter keine Entgeltzahlung erhält, wenn er oder sie das Testergebnis nicht rechtzeitig bringe und deshalb nach Hause geschickt werde, weil sonst eine Strafzahlung drohe, sei eine arbeitsrechtliche Frage. Er selbst habe so einen Fall in seinem Betrieb und dafür auch eine Lösung: Die Person könne jene Stunden, die sie bis zum Eintreffen des Testergebnisses nicht in der Arbeit ist, später wieder nachholen. Damit werde ein Entgeltausfall vermieden.
Auf die Frage, ob bereits Betriebe in Salzburg kontrolliert worden seien, sagte Buchmüller: „Wir haben noch keine Rückmeldung bekommen.“ Die Kontrolle sei nach Ansicht der Wirtschaftskammer Sache der Behörden, die Handelsbetriebe wären ansonsten überfordert.
Um das Hamstern von PCR-Gurgeltests zu unterbinden, gelten seit Montag neue Beschränkungen in Form einer Online-Registrierung für die Ausgabe in Spar-Märkten in Niederösterreich und Salzburg. Vorrangige Zielgruppe des Angebots sind nicht immunisierte Menschen, die diese Tests aus rechtlichen Gründen als Nachweis benötigen, wurde am vergangenen Wochenende in Aussendungen mitgeteilt. Die Versorgung in den nächsten Wochen bleibe angespannt, hieß es vom Labor Novogenia aus Salzburg, das mit der Abwicklung dieser Tests beauftragt ist.
Die Teststraßen des Roten Kreuzes in allen Bezirken würden aber funktionieren, sagte am Dienstag der Sprecher des Landes, Franz Wieser. „Die Auswertung der PCR-Tests erfolgt innerhalb 24 Stunden. Wir haben hier die Unterstützung eines Labors aus Wien.“
*** Auch nö. Betriebe haben zu kämpfen
Mario Pulker, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ), sprach am Dienstag davon, dass mehrere Betriebe nicht aufsperrten, weil Mitarbeiter keinen entsprechenden Nachweis erbringen konnten. Gefordert wurde ein Ausbau der Testkapazitäten, gespart wurde nicht mit Kritik an der Bundesregierung.
Die Umsetzung von 3G am Arbeitsplatz funktioniere aktuell „nicht wirklich“, konstatierte Pulker, der auch österreichweit als Spartenobmann fungiert. Beschwerden von Mitgliedsbetrieben hätten sich seit Montag gehäuft. „Die Testkapazitäten sind nicht in dem Ausmaß vorhanden, wie sie gebraucht werden.“ Zudem bekämen Mitarbeiter ihre Testergebnisse oft nicht rechtzeitig: „Die Wartezeiten sind ein Wahnsinn.“
Ein Kernpunkt seien etwa Aushilfskräfte in der Gastronomie. Pulker schilderte einen Fall aus der Landeshauptstadt St. Pölten, wo eine Kraft rund eine Stunde auf eine Testung gewartet habe, um schließlich rund drei Stunden in einem Lokal mitzuarbeiten. „Die kurzfristigen Aushilfskräfte in der Mittagszeit brechen weg“, blickte der Spartenobmann voraus.
Der Status quo sei ein Ergebnis der „Unfähigkeit“ der Bundesregierung. Pulker sprach von „völligem Versagen“ der handelnden Personen, namentlich genannt wurde Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne): „Es ist beschämend, was da abgeht.“ Die Verunsicherung der Mitglieder sei nicht zuletzt aufgrund des aktuellen politischen Kommunikationsstils groß. „Das unkoordinierte Vorgehen macht die Betriebe sauer und grantig.“
Beziffert wurde der aktuelle Umsatzrückgang bei Unternehmen aus der Sparte mit rund 60 Prozent. „Es ist keine Entspannung in Sicht.“ Wenn man sich seitens der Politik „nicht bald am Riemen reißt, werden wir ein veritables Problem kriegen“. Gefordert wurde die schnellstmögliche Aktivierung von finanziellen Hilfen, um den bereits vorliegenden „Scherbenhaufen zu kitten“.
Ins Treffen geführt wurde seitens der WKNÖ am Dienstag auch ein betriebliches PCR-Gurgeltestverfahren. Ein fertiges Konzept, „das eine große Entlastung für die Teststraßen bedeuten würde“, liege bereits beim Gesundheitsministerium, betonte WKNÖ-Direktor Johannes Schedlbauer. Das Projekt stehe vor der Umsetzung, man warte auf die Freigabe. „Durch dieses zusätzliche Angebot könnte flächendeckend in den niederösterreichischen Betrieben getestet werden.“
*** Unterschiedliches Beschwerde-Bild in Tirol
Während die Tiroler Wirtschaftskammer am Dienstag von einer Entspannung der Lage und abnehmenden Anfragen von Unternehmern berichtete, hieß es aus der Tiroler Arbeiterkammer, dass es sehr viele Beschwerden von Arbeitnehmern gebe. Diese würden aber zu einem Großteil Verärgerung über die Vorgangsweise bei den Verordnungen im Allgemeinen zum Inhalt haben.
„Die Anfragen sind erheblich zurückgegangen. Es herrscht keine komplette Stille, aber es ist Normalität eingekehrt“, erklärte Bernhard Achatz, Leiter der Abteilung Arbeitsrecht und Sozialrecht in der Tiroler Wirtschaftskammer. Am Montag waren von Unternehmerseite noch vielfach die fehlenden Testmöglichkeiten im ländlichen Raum sowie die langen Wartezeiten auf PCR-Ergebnisse beklagt worden. Hilfreich sei jedenfalls, dass derzeit beides noch gültig sei – also sowohl eine PCR-Testbescheinigung als auch ein negativer Antigentest. Sollte dies nicht mehr der Fall sein, gehe er jedenfalls davon aus, dass die Politik genügend PCR-Testkapazitäten zur Verfügung stelle.
Ein etwas anderes Stimmungsbild verlautete aus der Tiroler Arbeiterkammer. Viele Menschen würden sich einfach prinzipiell über die Vorgangsweise der Politik in Sachen Corona bzw. die Art und Weise beschweren, wie die Verordnungen auf den Weg gebracht werden. Darüber hinaus gebe es jedoch auch „Spezialanliegen“ in arbeitsrechtlicher und datenschutzrechtlicher Hinsicht in Bezug auf 3G, berichtete Sprecher Armin Muigg. Zum Beispiel wie lange der Arbeitgeber die Daten aufbewahren dürfe. Verärgerung herrsche aber auch darüber, dass es so lange dauern würde, bis PCR-Ergebnisse vorliegen. In manchen Fällen sei von bis zu 60 Stunden die Rede.
Keine 3G-Probleme vermeldete hingegen beispielsweise der Holzkonzern Egger in St. Johann in Tirol. Man habe eigene Testkapazitäten im Unternehmen, mit denen man großteils alles abdecken könne – und habe de facto schon vor der offiziellen Einführung die 3G-Regel angewandt. Zudem sei das Unternehmen auch bei der Impfquote „relativ gut aufgestellt“, sagte eine Sprecherin.
https://www.diepresse.com/6061749/mitarbeiterinnen-heulen-3-g-am-arbeitsplatz-fuhrt-zu-massiven-problemen
SIEHE DAZU:
=> Wirtschaft klagt über fehlende Tests – 16.11.2021
Seit Montag ist die Übergangsfrist zu Ende, und es gilt in der Arbeit die 3-G-Regel. Doch mit Ausnahme von Wien hapert es an der Testinfrastruktur. Vonseiten der Wirtschaft wurden bereits Klagen über unhaltbare Zustände laut. Auch die Gewerkschaft sah ein Versagen der Politik.
https://orf.at/stories/3236781/
CORONA -ÖSTERREICH – Doch keine FFP2-Pflicht bis zur achten Schulstufe – 16.11.2021
An den Schulen muss in den ersten acht Schulstufen von den Kindern nun doch keine FFP2-Maske getragen werden. Das hat das Bildungsministerium in einem Erlass klargestellt. Stattdessen gilt an Volksschulen, Mittelschulen, Sonderschulen und AHS-Unterstufen die Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes außerhalb der eigenen Klasse bzw. Gruppe. Alle Schüler der Oberstufen sowie alle Lehrer (auch Volksschule) müssen dagegen im gesamten Schulgebäude eine FFP2-Maske tragen.
Diese Regelung gilt vorerst bis 27. November. Darüber hinaus können Schulleitungen im Fall von gehäuften Infektionen am Standort das vorübergehende Tragen einer FFP2-Maske anordnen. Bei FFP2-Pflicht ist mindestens einmal pro Stunde beim Durchlüften eine Tragepause zu gewähren.
In dem Erlass an die Schulen werden die Schulregeln ab dem heutigen Tag adaptiert: Wie bereits kurz nach Schulbeginn müssen bis 27. November alle Schüler und Lehrer dreimal die Woche einen Coronatest absolvieren („Sicherheitsphase“) – mindestens ein Test davon muss ein PCR-Test sein. Ausgenommen davon sind nur genesene Personen, da bei ihnen auch ohne Neuinfektion die Tests anschlagen können.
*** Schulveranstaltungen abgesagt
Schulveranstaltungen wie Wandertage oder Exkursionen müssen abgesagt werden. Für Maturabälle (diese gelten nicht als Schulveranstaltungen, Anm.) wird eine Absage dringend empfohlen, so sie nicht ohnehin aufgrund der allgemeinen Veranstaltungsvorgaben untersagt sind. Elternsprechtage und Konferenzen müssen digital stattfinden oder verschoben werden. Auch externe Personen dürfen nicht für Unterrichtsangebote an Schulen kommen (wobei aber etwa Schulpsychologen oder Assistenzen von Schülern mit Behinderung nicht als externe Personen gelten).
Ab 29. November sollen nach derzeitigem Stand wieder die Schulregeln anhand der jeweiligen für das Bundesland festgelegten Risikostufe festgelegt werden. Mit diesem Zeitpunkt werden auch die PCR-Tests ausgeweitet. Dann müssen die ungeimpften Schüler – wie jetzt schon in Wien – nicht nur einen, sondern zwei PCR-Tests pro Woche absolvieren.
*** Turnunterricht vorzugsweise ohne Maske im Freien
Vorgaben gibt es auch für den Turnunterricht: Grundsätzlich soll (ohne Maske) im Freien geturnt werden – ist das nicht möglich, muss in Innenräumen ab der Oberstufe auch beim Sport eine FFP2-Maske getragen und die Übungen entsprechend angepasst werden. Für Jüngere gilt diese Vorgabe nicht, da es für sie ja im Klassenraum keine Maskenpflicht gibt.
Ab 22. November werden auch die Testvorgaben für Lehrer verschärft. Antigentests sind dann nur 24 Stunden gültig. Umgekehrt soll es dann ab 29. November Erleichterungen geben: Die Pädagogen sollen ab diesem Zeitpunkt auch an den Schulen ihre PCR-Tests absolvieren können. Derzeit müssen sie das extern tun.
Kritik am Vorgehen des Ministeriums kam von der SPÖ bzw. SP-nahen Lehrervertretern. Die Schule habe am heutigen Dienstag begonnen, ohne dass es eine entsprechende Verordnung des Ministers dazu gegeben habe – bisher habe man lediglich ein Informationsschreiben an die Schulen geschickt, so SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler in einer Aussendung. Schulleitungen und Lehrpersonal sowie die Kinder hätten deshalb nicht gewusst, welche Regeln gelten.
Am Nachmittag wurde die Verordnung schließlich erlassen. Darin wird auch die Geltungsdauer der Zweitimpfung verkürzt: Ab 6. Dezember gilt dann für Lehrer, dass sie für den Schulbetrieb nur dann als geimpft gelten, wenn ihre Zweitimpfung nicht länger als 270 Tage zurückliegt. Derzeit gilt dafür noch ein Zeitraum von 360 Tagen.
https://science.apa.at/power-search/18333681536631395153
CORONA – ÖSTERREICH – Ivomectin Entwurmungsmittel in Österreich ausverkauft – weil FPÖ-Chef es bei Corona empfiehlt – Laut Apothekerverband kommt es in Österreich zu Vergiftungen mit Ivermectin. Auslöser sind zweifelhafte Empfehlungen der rechten FPÖ: Deren Anhänger nehmen mitunter die für Pferde gedachte Dosis. – 16.11.2021
*** Entwurmungsmittel: Normalerweise wird es gegen Parasiten eingesetzt
Die Coronakrise hat schon einige Konsumphänomene und seltsame Krisengewinner hervorgebracht: die Hersteller von Toilettenpapier zum Beispiel, Holzfabrikanten (weil viele Menschen Möbel kaufen) oder Chiphersteller.
In Österreich reiht sich nun der Hersteller eines Entwurmungsmittels in die Reihe der Profiteure ein, doch der Hintergrund ist ernst: In vielen Apotheken des Landes ist das Präparat Ivermectin vergriffen. Es wird eigentlich seit Langem eingesetzt gegen Parasiten, die Krätze verursachenden Skabiesmilben etwa.
Der Ansturm auf das Entwurmungsmittel hängt aber mit der aktuellen Coronawelle in Österreich zusammen, genauer gesagt: mit einem sehr prominenten Coronapatienten. Herbert Kickl, Chef der rechten Partei FPÖ, ist an Covid-19 erkrankt. Wie in Deutschland die AfD hat sich die FPÖ in Österreich gegen staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie gestellt und schürt Zweifel an den Impfungen gegen das Virus. Kickl hatte – noch vor seiner Erkrankung – Anfang November deshalb einen »Plan B« gegen das Virus vorgestellt. Statt auf Impfungen solle man lieber auf Ivermectin setzen, das Entwurmungsmittel.
*** Falsche Dosierung kann toxisch wirken
Das ruft Erinnerungen wach an Donald Trump: In den USA propagierte der damalige Präsident 2020 die prophylaktische Einnahme des Malariamittels Hydroxychloroquin gegen Corona. Dabei kann das Präparat bei falscher Dosierung Vergiftungen auslösen.
Kickls »Empfehlung« hat einen (winzigen) wahren Kern: In Laborversuchen senkte die Gabe von Ivermectin mitunter die Viruskonzentration, jedenfalls bei Zellen in Reagenzgläsern. Das Problem: Um im Menschen einen Effekt zu erzielen, müssten Patienten eine sehr hohe Dosierung des Präparats zu sich nehmen. Das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen hat deshalb bereits im Frühjahr eine Warnung veröffentlicht, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass eine solche Dosierung toxisch wirke. Die Behörde rät dringend von der Selbstmedikation mit dem Mittel ab.
Nach Angaben der Oberösterreichischen Apothekerkammer hat es tatsächlich schon Vergiftungen mit dem Mittel gegeben. »Viele Leute nehmen das Medikament völlig falsch ein«, warnt Kammer-Chef Thomas Veitschegger. Sie nähmen »die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist«. (beb)
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ivomectin-entwurmungsmittel-in-oesterreich-ausverkauft-weil-fpoe-chef-es-bei-corona-empfiehlt-a-42689153-8d8b-4e52-bab1-e86a293fd1b8
CORONA – SOZIALPSYCHOLOGIE – Kinder erkennen Emotionen ihres Gegenübers trotz Gesichtsmasken – 16.11.2021
Vorschulkinder erkennen Emotionen wie Wut, Traurigkeit und Freude, auch wenn ihr Gegenüber eine Gesichtsmaske trägt. Es gebe kaum Unterschiede in der Emotionserkennung zwischen Gesichtern mit und ohne Maske, berichtet ein Team unter Leitung des Universitätsspitals Lausanne (Chuv).
Während der Corona-Pandemie müssen auch Kinder damit klarkommen, dass das Gesicht ihres Gegenübers häufig von einer Maske bedeckt ist. Fachleute gehen deshalb der Frage nach, ob dies die emotionale Entwicklung der Kinder beeinträchtigt.
Das Team um Myriam Bickle Graz vom Chuv untersuchte nun bei 276 gesunden Kindern zwischen drei und sechs Jahren, wie gut sie Emotionen trotz Gesichtsmasken richtig zuordnen können. Die Forschenden zeigten den Kindern Bilder von Schauspielern, mit und ohne Maske, die entweder Freude, Wut oder Traurigkeit ausstrahlten. Von den Ergebnissen berichten sie im Fachmagazin „Jama Pediatrics“.
*** Maske verringert Deutungsfähigkeit von Emotionen kaum
Demnach deutet die Studie darauf hin, dass Masken die Fähigkeit der Kinder, Emotionen zu verstehen, kaum beeinflussen. Zwar erkannten die sie Emotionen auf Bildern mit Maske etwas schlechter: Sie ordneten die Emotion ohne Maske in 71 Prozent der Fälle richtig zu, mit Maske waren es 67 Prozent. Dieser Unterschied sei zwar statistisch signifikant, ließ sich Bickle Graz in einer Mitteilung des Chuv vom Dienstag zitieren, aber die Effektgrößen sehr klein.
Zudem simuliere der verwendete Ansatz nicht perfekt das wirkliche Leben, schrieb der US-Kinderarzt Dimitri Alexander Christakis in einem Kommentar zur Studie. Denn die Bewegung der Gesichter sowie die Stimmlage würden den Kindern noch zusätzliche Hinweise geben. Auch Bickle Graz und ihre Kollegen weisen darauf hin, dass die Rolle von Gesichtsmasken weiter untersucht werden müsse, auch bei Kindern mit Entwicklungsproblemen und insbesondere in Anbetracht der nächsten Corona-Welle.
Service: doi:10.1001/jamapediatrics.2021.4556
https://science.apa.at/power-search/14795743050361965810
KLIMAWANDEL – Macron will 1,9 Milliarden Euro in Wasserstoff investieren – 16.121.2021
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Investitionen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro in die Förderung von Wasserstoff angekündigt. Die Herstellung von Wasserstoff sei ein „Kampf für die Industrie, die Umwelt und die Unabhängigkeit“, sagte er bei einem Besuch eines Unternehmens im südfranzösischen Beziers. „Alle großen Nationen setzen auf Wasserstoff“, sagte Macron. „Das wird uns dabei helfen, die Treibhausgase zu reduzieren“, fügte er hinzu.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54508380-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ÖFFENTLICHE VERSCHULDUNG – Kampf gegen die Schuldenbremse: „Der Schlüssel für die Interessen junger Menschen“ – Mangelnde Ausgaben für die Schulen sind laut Mühlbach eine direkte Folge der Sparpolitik zulasten der jungen Generation – 16.11.2021
Staatsschulden sind eine Belastung für künftige Generationen – und deshalb muss der Staat sparen. Dieses Narrativ bringt Carl Mühlbach und seine Mitstreiter von Fiscal Future auf die Palme. Sie fordern gerade im Namen der Jugend mehr Ausgaben – mit wirtschaftswissenschaftlichen Argumenten.
FRAGE – ntv.de: Viele junge Menschen gehen in den vergangenen Jahren schon auf die Straße, weil sie sich Sorgen machen, wie Politiker heute ihre Zukunft beeinflussen, etwa durch eine verfehlte Klimapolitik. Wie kamen Sie dazu, sich ausgerechnet mit Fiskalpolitik zu beschäftigen?
ANTWORT – Carl Mühlbach: Politisch engagiert war ich schon früher, zum Beispiel als Schülervertreter in Bremen. Damals haben wir gegen harte Sparmaßnahmen im Bildungsbereich demonstriert. Später erst habe ich erfahren, dass diese Kürzungen auf die Einführung der Schuldenbremse zurückzuführen waren. Gezielt aktiv geworden bin ich dann in der Anfangsphase der Corona-Pandemie. Als Volkswirtschaftsstudent hat mich die große Diskrepanz zwischen dem ökonomischen Forschungsstand und der öffentlichen Debatte zum Thema Schulden gestört. Wenn es etwa hieß, dass man die Neuverschuldung aufgrund der Corona-Hilfspakete bald zurückzahlen müsse. Ebenso irreführend ist der Mythos, dass sich Deutschland nur aufgrund der Schwarzen Null der Vorjahre die umfangreichen Corona-Hilfen leisten konnte. Um darüber aufzuklären, und die Debatte zu versachlichen, habe ich Fiscal Future ins Leben gerufen. Inzwischen sind wir circa 70 Menschen, die meisten Studierende. Wir haben eine Website gelauncht, übersetzen den wissenschaftlichen Erkenntnisstand und sind auf Twitter und Instagram aktiv.
FRAGE – ntv.de: Was ist denn Ihrer Ansicht nach das Problem mit sparsamer Haushaltspolitik? Die wird doch – so das gängige Narrativ in Deutschland – gerade für die junge Generation gemacht, um die nicht in Zukunft mit einem hohen Schuldenberg zu belasten.
ANTWORT – Carl Mühlbach: Ökonomisch ist das Unsinn. In der öffentlichen Debatte werden die Kosten von Staatsschulden systematisch überschätzt, während die verheerenden Folgen von nicht getätigten Investitionen unterschätzt werden. Der Staat muss, anders als oft suggeriert wird, nicht sparen, um seine Schulden zurückzuzahlen, sondern kann alte Staatsanleihen nach deren Ablauf in der Regel durch neue ersetzen. Ganz im Gegenteil: Wenn die Staatsschulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung konstant bleiben sollen – eine gängige Definition finanzpolitischer Nachhaltigkeit – muss er bei einer wachsenden Wirtschaft sogar ständig neue Schulden aufnehmen. Eine Rückzahlung aller Staatsschulden hingegen, wäre nicht nur unnötig, sondern brandgefährlich, denn Staatsanleihen spielen eine wichtige Rolle im Wirtschafts- und Finanzsystem. Vor allem aber sieht man doch, welche Folgen die bisherige Sparpolitik hatte: Bei der Digitalisierung droht Deutschland, immer weiter abgehängt zu werden. In Bildung und Infrastruktur muss dringend wieder mehr Geld investiert werden – und natürlich für den Kampf gegen den Klimawandel. Die an diesem Spar-Narrativ ausgerichtete Politik mit der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse verhindert, dass für solche wichtigen Zukunftsinvestitionen genug Geld zur Verfügung steht. Dabei gäbe es ökonomisch betrachtet genügend Spielraum.S
FRAGE – ntv.de: Sie berufen sich auf den Stand der Wirtschaftswissenschaften. Es gibt allerdings auch Ökonomen, die das ganz anders sehen. Gerade in der vergangenen Woche haben sich immerhin zwei der vier Wirtschaftsweisen vehement für den Erhalt der Schuldenbremse ausgesprochen. Kommen Sie da nicht manchmal ins Zweifeln an ihrer Position?
ANTWORT – Carl Mühlbach: Es stimmt, dass es auch andere Positionen gibt. Es gibt auch immer noch Ökonomen, die glauben, für den Klimaschutz seien überhaupt keine zusätzlichen staatlichen Investitionen notwendig und es handle sich nur um ein Regulierungsproblem. Doch das sind Positionen, die selbst in Deutschland in den Wirtschaftswissenschaften in die Minderheit geraten. Und global gesehen ist das bereits eine Außenseitermeinung.
FRAGE – ntv.de: Junge Menschen beschäftigen sich ganz offensichtlich mit Fragen wie der Rettung der Erde vor dem Klimawandel, auch mit Themen wie sozialer Gerechtigkeit oder der Flüchtlingskrise. Dass sie sich für die ökonomische Theorie von Staatsfinanzen interessieren, scheint eher ungewöhnlich. Auf welches Echo stoßen Sie, vor allem bei Menschen, die nicht gerade VWL studieren?
ANTWORT – Carl Mühlbach: Wir sind aktuell rund 70 Aktive. Auch wenn das eine ganz andere Dimension als beispielsweise Fridays for Future ist, hat mich das Interesse positiv überrascht. Insbesondere, da wir nicht nur Wirtschaftsstudenten sind, sondern diverse Hintergründe haben. Fiscal Future ist die erste Organisation, die jungen Menschen die Möglichkeit bietet, sich dezidiert finanzpolitisch zu engagieren. Und Finanzpolitik ist der Schlüssel für die Interessen von uns jungen Menschen, sei es beim Klima, der Bildung oder sozialer Gerechtigkeit.
FRAGE – ntv.de: Haben Sie, vergleichbar mit den CO2-Zielen der Klimabewegung, konkrete Ziele oder Forderungen, etwa welche staatlichen Investitionen wann erreicht werden sollen?
ANTWORT – Carl Mühlbach: Wir wollen, dass die Schuldenbremse ersetzt oder modernisiert wird, damit ausreichend Investitionen möglich werden. Es ist enttäuschend, dass dies im Rahmen der aktuellen Koalitionsverhandlungen nicht passiert ist. Was als Ersatz an Investitionen auf anderem Wege vorgeschlagen wird, ist für uns eher ein Trost-, nicht der Hauptpreis. Aber wir setzen uns weiter für eine Reform der Schuldenbremse ein. Jedes Jahr, in dem Deutschland nicht ausreichend in Klimaschutz, Bildung, Digitalisierung usw. investiert, ist ein verlorenes Jahr.
FRAGE – ntv.de: Wie kämpft Fiscal Future denn für dieses Ziel? Dürfen wir Großdemonstrationen gegen die Schuldenbremse erwarten?
ANTWORT – Carl Mühlbach: Nein, für Großdemos im Stil von Friday for Future eignet sich das Thema wohl kaum. Kleinere Protestaktionen, z.B. vor dem Finanzministerium, könnte ich mir durchaus vorstellen. Vor allem aber sehen wir unsere Aufgabe darin, uns selbst und andere zu informieren. Wir beteiligen uns an Diskussionen, organisieren Veranstaltungen und sprechen mit Politikern, Ökonomen und Jugendorganisationen. Außerdem erhalten wir zunehmend die Rückmeldung, dass sich Finanzpolitiker mithilfe unserer Internetseite auf Debatten zum Thema Staatsverschuldung vorbereiten, das ermutigt uns. Ich glaube, wir erzielen schon eine – wenn auch noch kleine – Wirkung.
Mit Carl Mühlbach sprach Max Borowski.
CARL MÜHLBACH hat Volkswirtschaft in Heidelberg und Cambridge studiert. Der 25-Jährige macht derzeit seinen Master in Public Economics an der Freien Universität Berlin.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Der-Schluessel-fuer-die-Interessen-junger-Menschen-article22933267.html
SIEHE DAZU:
=> Fiscal Future
https://fiscalfuture.de/
=> DIW-Chef zu Corona-Schuldenberg: „Jetzige Schuldenbremse ist ökonomisch schädlich“ – 14.4.2021
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Jetzige-Schuldenbremse-ist-oekonomisch-schaedlich-article22489214.html
=> Stiglitz: „Überbleibsel“ aus alten Tagen Stiglitz: „Schuldenbremse sollte man loswerden“ – 27.10.2021
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Stiglitz-Schuldenbremse-sollte-man-loswerden-article22890675.html
=> Wie die schwäbische Hausfrau: Habeck fordert Mut zur Verschuldung – rezent
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Habeck-fordert-Mut-zur-Verschuldung-article22884619.html
=> Handlungsspielraum für Ampel Steuerprognose: 179 Milliarden Euro mehr bis 2025 – rezent
https://www.n-tv.de/politik/Steuerprognose-179-Milliarden-Euro-mehr-bis-2025-article22924797.html
AKADEMIA – 43 in Österreich tätige Forscher unter meistzitierten Wissenschaftern – 16.11.2021
Der Datenkonzern Clarivate hat die Liste der „Highly Cited Researchers 2021“ veröffentlicht. Demnach bilden 6.602 Personen aus mehr als 70 Ländern das oberste Prozent der am meisten zitierten Wissenschafter. Im neuen „Who is who“ der weltweit einflussreichsten Forscher finden sich 43 zumindest teilweise in Österreich tätige Forscher, im Vorjahr waren es 37.
Das zu Clarivate gehörende „Institute for Scientific Information“ (ISI) hat für die Analyse wissenschaftliche Arbeiten herangezogen, die im Zeitraum von 2010 bis 2020 veröffentlicht und zitiert wurden. Als „Highly Cited Researcher“ gelten alle jene Forscher, die in ihrem wissenschaftlichen Gebiet im Erhebungsjahr im obersten Prozent rangieren und damit einen bedeutenden Einfluss auf ihr Fachgebiet ausgeübt haben. Wie oft eine Arbeit von anderen Fachkollegen zitiert wurde, gilt neben der Zahl von Publikationen in Fachzeitschriften als Maß für die wissenschaftliche Relevanz der Arbeit eines Forschers.
*** Einflussreichste Wissenschafter kommen aus den USA – noch!
Die meisten der einflussreichsten Wissenschafter arbeiten nach wie vor in den USA: 2.622 US-Forscher stellen 39,7 Prozent aller Personen auf der Liste. Der US-Anteil sinkt allerdings, 2018 waren es noch 43,3 Prozent. China holt dagegen rasch auf und stellt mittlerweile 935 Forscher auf der Liste. Damit hat das Land seinen Anteil seit 2018 auf 14,2 Prozent nahezu verdoppelt. Auf den weiteren Plätzen folgen Großbritannien (492 „Highly Cited Researchers“), Australien (332), Deutschland (331), die Niederlande (207), Kanada (196), Frankreich (146), Spanien (109) und die Schweiz (102).
„Österreichs globaler Anteil an dieser wissenschaftlichen Elite ist von 0,6 auf 0,7 Prozent gestiegen“, betonte ISI-Analyst David Pendlebury in einem Statement gegenüber der APA – und dies obwohl China vielen anderen Industrienationen Anteile abgenommen habe. „Das ist keine kleine Leistung“, so Pendlebury, wenn eine Nation ihren Anteil erhöhe wie Österreich, „bedeutet das, dass sie real vorankommt“.
Mit 214 Namen auf der Liste ist die Harvard University weiterhin die Institution mit der höchsten Konzentration an meistzitierten Forschern weltweit. Schon knapp dahinter kommt die Chinesische Akademie der Wissenschaften (193), gefolgt von der Stanford University (122), den National Institutes of Health (93) in den USA und der Max Planck-Gesellschaft (70) in Deutschland.
*** Nur zwei Frauen unter den 43 Österreichern
Unter den 43 in Österreich tätigen Forschern sind mit der Biotechnologin Angela Sessitsch vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Bodenbiologin Sophie Zechmeister-Boltenstern von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien nur zwei Frauen. Zwei Forscher des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien haben es geschafft, gleich in mehreren Kategorien den „Highly Cited Researchers“ anzugehören: Keywan Riahi zählt zu den nur 23 Forschern auf der gesamten Liste, die in drei oder mehr Gebieten zu den weltweit einflussreichsten Forschern gehören – im Fall Riahi sind das die Erdwissenschaften, Umwelt und Ökologie sowie die Sozialwissenschaften. Petr Havlik wird in Umwelt und Ökologie sowie in den Sozialwissenschaften genannt.
19 Wissenschafter aus Österreich finden sich in der Kategorie „Cross-Field“. In diesem Bereich für fachübergreifende Arbeiten sind Personen vertreten, die starken Einfluss auf mehrere wissenschaftliche Gebiete haben. Sechs Nennungen gibt es im Bereich Physik, jeweils fünf in Umwelt und Ökologie sowie in Erdwissenschaften, vier in Sozialwissenschaften, drei in Klinischer Medizin und jeweils zwei in Neurowissenschaften und Verhalten sowie in Mikrobiologie.
Eine Reihung nach Institutionen ist schwierig, da Forscher an mehreren Einrichtungen tätig sein können. Laut Zuordnung von Clarivate liegt die Universität Wien mit zehn Namen auf der Liste an erster Stelle vor dem IIASA mit acht Namen (bzw. aufgrund der Doppel- bzw. Dreifachnennung von Riahi und Havlik mit elf Einträgen). Sieben Wissenschafter von der Liste arbeiten an Einrichtungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Stark vertreten ist auch die Boku mit fünf „Highly Cited Researcher“.
Im Folgenden die Liste der in Österreich tätigen „Highly Cited Researcher“ [Es folgt eine Namensliste]
Service: http://go.apa.at/HDYz1O1U
https://science.apa.at/power-search/920465618408739153
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INTERNATIONAL – IEA: Wachsendes Ölangebot sollte Märkte beruhigen – 16.11.2021
Die anziehende Wirtschaftstätigkeit und die Engpässe bei Erdgas haben die Ölreserven der Industrieländer kürzlich auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2015 gedrückt; aber ein wachsendes Rohölangebot könnte diesen Druck bald lindern, erwartet die Internationale Energie-Agentur (IEA). In ihrem monatlichen Marktbericht erklärt die IEA, dass sich die angespannte Angebots- und Nachfragebalance auf dem globalen Ölmarkt bald entspannen könnte. Sie geht davon aus, dass die Produktion bis zum Jahresende um 1,5 Millionen Barrel pro Tag steigen wird, wobei etwa die Hälfte davon auf die USA, Saudi-Arabien und Russland entfallen wird.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54504524-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
INTERNATIONAL – Globale Handelsströme sinken im September leicht – WSJ-Indikator – 16.11.2021
Die weltweiten Handelsströme sind im September leicht zurückgegangen, was auf Blockaden in den Lieferketten zurückzuführen ist, da die Fabriken und Logistiknetze Schwierigkeiten haben, die starke Verbrauchernachfrage zu befriedigen. Ein vom Wall Street Journal (WSJ) entwickelter Frühindikator für die Handelsströme deutet auf einen Rückgang um 0,7 Prozent im September gegenüber dem Vormonat hin, bereinigt um das saisonale Auf und Ab der Warenausfuhren zwischen den Ländern.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54508380-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
BÖRSEN – 2:46-min-Video: Geldanlage-Check: Was sollten Börsen-Neulinge beachten? – 16.11.2021
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/geldanlage-check/Was-sollten-Boersen-Neulinge-beachten-article22934992.html
BÖRSEN – INTERNATIONAL – Fondsmanager schichten in Aktien um – 16.11.2021
Profianleger haben – dank einer leichten Aufhellung der Konjunkturprognosen – ihre Aktienquote weiter erhöht. Das Übergewicht in US-Valoren ist nun so gross wie zuletzt im August 2013.
Nachdem sich die Erwartungen der Fondsmanager über die vergangenen Monate stetig eingetrübt haben, scheint langsam, aber sicher der Boden erreicht zu sein. Gemäss der jüngsten Monatsumfrage von Bank of America (BofA) haben die Profianleger auf der einen Seite den Bargeldbestand in den Portfolios von durchschnittlich 4,7 auf 4,4% reduziert. Auf der anderen Seite wurden besonders im amerikanischen Aktienmarkt die Positionen erhöht.
Inzwischen geben per saldo 29% der befragten Fondsmanager an, in US-Valoren übergewichtet zu sein. Das entspricht gegenüber dem Vormonat einem stolzen Plus von 13 Prozentpunkten und dem höchsten Stand seit August 2013. …
https://www.fuw.ch/article/fondsmanager-schichten-in-aktien-um/
BÖRSEN – EUROPA – Der Chart des Tages: Europa mit Potenzial – Unternehmensgewinnen überholen MSCI Europe – 16.11.2021
GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/11/screenshot-2021-11-15-115655-640×472.jpg
Die europäischen Aktienmärkte haben über die vergangenen Jahre regelmässig enttäuscht. 2020 bildet keine Ausnahme. So lieferte der MSCI Europe im Vergleich zum MSCI World die schlechteste relative Performance seit drei Dekaden ab.
Im laufenden Jahr präsentieren sich die europäischen Börsen von ihrer freundlicheren Seite: Der marktbreite Stoxx Europe 600 notiert gegenüber Jahresbeginn rund 20% im Plus, hinkt damit seinem US-Pendant, dem S&P 500, allerdings immer noch rund 5 Prozentpunkte hinterher.
Laut den Analysten von Morgan Stanley stehen die Chancen nun jedoch gut, dass Europa die Lücke schliessen kann. Während die relative Kursentwicklung gegenüber dem MSCI All Country World über die vergangenen Monate stagnierte (dunkelblaue Kurve), haben sich die Unternehmensgewinne in Europa (hellblaue Kurve) deutlich stärker erholt.
https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2185/
ZENTRALBANKEN – USA – Fed/Bullard fordert restriktivere Geldpolitik wegen Inflation – 16.11.2021
Der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, James Bullard, fordert in einem Bloomberg-Fernsehinterview, die US-Notenbank müsse energischer gegen die Inflation vorgehen, die er als „ziemlich hoch“ bezeichnete.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54508380-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – USA – Barkin: Brauchen vor Zinserhöhung der Fed noch mehr Daten – 16.11.2021
Nach Einschätzung des Präsidenten der Federal Reserve Bank of Richmond, Thomas Barkin, benötigt die US-Notenbank noch mehr Daten, um den richtigen Zeitpunkt für eine Zinserhöhung absehen zu können. „Wenn die Notwendigkeit besteht, werden wir tun, was getan werden muss“, sagte Barkin in einem Interview mit Yahoo Finance. Er persönlich sei aber der Meinung, dass es hilfreich wäre, wenn die Fed noch ein paar Monate Zeit hätte, um die Entwicklung von Inflation und Arbeitsmarkt zu beurteilen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500816-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – AUSTRALIEN – Australische Notenbank rechnet mit nachlassendem Inflationsdruck – 16.11.2021
Der Gouverneur der australischen Notenbank, Philip Lowe, rechnet damit, dass die derzeit starken inflationstreibenden Kräfte innerhalb der kommenden 18 Monate nachlassen werden. Zugleich machte er deutlich, dass die Reserve Bank of Australia (RBA) die Zinsen nur dann anheben wird, wenn sie sich sicher ist, dass die Inflation nicht wieder zurückgehen wird.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500816-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – GROSSBRITANNIEN – Starker Arbeitsmarkt erhöht Wahrscheinlichkeit für BoE-Zinserhöhung – 16.11.2021
Die Stärke des britischen Arbeitsmarktes hat die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Bank of England (BoE) im Dezember als erste große westliche Zentralbank nach der Pandemie die Zinssätze anheben könnte. Wie das britische Amt für Statistik (ONS) mitteilte, wurden zwischen September und Oktober rund 160.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als sie einen Monat nach dem Auslaufen eines nationalen Lohnsubventionsprogramms erfolgte, das Unternehmen und Arbeitnehmern während der Pandemie helfen sollte.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54504524-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – TABELLE/EZB: Etwas höhere PEPP-Käufe in der Vorwoche – 16.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Anleihebestände der Zentralbanken des Eurosystems haben sich in der Woche zum 12. November 2021 im Rahmen des Anleihekaufprogramms PEPP stärker als zuvor erhöht. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) nahmen sie um 18 (zuvor: 16) Milliarden Euro zu. Für das APP-Programm nannte die EZB folgende Zahlen [Es folgt eine Tabelle].
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54506071-tabelle-ezb-etwas-hoehere-pepp-kaeufe-in-der-vorwoche-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB: Banken erheben mehr Gebühren und geben Negativzins weiter – 16.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Großbanken des Euroraums sind nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. In ihrem aktuellen Supervision Newsletter weist die EZB darauf hin, dass die Institute 2021 nicht nur von einer geringeren Risikovorsorge profitierten, sondern auch von steigenden Gebühreneinnahmen und einer zunehmenden Weitergabe des negativen Einlagenzinses an ihre Kunden. Die EZB warnte die Banken jedoch davor, ihre Vorsichtsmaßnahmen zu sehr zurückzunehmen, und dass es durchaus noch zu Kreditverlusten durch Corona kommen könne.
Laut EZB sieht im Bankensektor auf den ersten Blick vieles ähnlich aus wie vor der Krise: Die Eigenkapitalrendite liegt bei über 6 Prozent, und die Kosten und Verlustrückstellungen befinden sind auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie. „Dies spiegelt jedoch die Auswirkungen des laufenden Wandels in der Branche und die verzögerten Auswirkungen der Pandemie nicht richtig wider“, merkt die EZB an und macht auf folgende Faktoren aufmerksam:
1. Es ist den Banken im Allgemeinen gelungen, ihre Gebühren zu erhöhen und so Wege zu finden, den anhaltenden Druck auf die Kreditmargen auszugleichen und ihr Geschäft weniger abhängig von den Zinserträgen zu machen. Mit einem Anteil von fast 60 Prozent an den Gesamteinnahmen ist dies jedoch nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle.
2. Das Investmentbanking ist seit Ausbruch der Pandemie eine wichtige Triebfeder für höhere zinsunabhängige Erträge. Bei Schuldtitel und Konsortialkrediten konnten die Euroraum-Banken ihren Weltmarktanteil ausbauen. Sie haben ihre Gesamteinnahmen gesteigert und gleichzeitig die Kosten stabil gehalten, was zu einem verbesserten Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen führte, das im zweiten Quartal 2021 bei 65,4 Prozent lag, während es vor der Pandemie 66,5 Prozent betragen hatte.
3. Die Banken geben zunehmend Negativzinsen an ihre Einleger weiter, um ihre Margen im Niedrigzinsumfeld zu schützen – dies betrifft inzwischen mehr als 35 Prozent der Unternehmenseinlagen und mehr als 5 Prozent der Privatkundeneinlagen.
4. Die Kunden sind offener für digitale Dienstleistungen, und die Banken haben dies zu ihrem Vorteil genutzt, indem sie ihre digitale Transformation auf Kosten der physischen Filialnetze beschleunigt haben. Diese Veränderungen können den Banken helfen, die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsmodelle zu sichern.
Gleichwohl warnt die EZB, dass der volle Einfluss der Pandemie auf die Bankbilanzen noch unklar sei. Manche Banken hätten ihre Risikorückstellungen bereits reduziert, obwohl in vielen Fällen die Kapitalausstattung und Gewinne der Kreditnehmer in der Pandemie gesunken seien und sie ihre Liquidität staatlichen Hilfen verdankten. Die Banken müssten ihre Kreditrisiken genau beobachten.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54503415-ezb-banken-erheben-mehr-gebuehren-und-geben-negativzins-weiter-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB hebt Limit für Bargeld als Sicherheit bei Wertpapierleihe an – 16.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Möglichkeit für Banken ausgeweitet, bei der Leihe von Wertpapieren Bargeld als Sicherheit einzureichen. Laut Mitteilung der EZB steigt die Obergrenze für die Einreichung von Barmitteln auf 150 Milliarden Euro von bisher 75 Milliarden. Die neue Regelung gilt ab 16. November. Die bisherige Obergrenze war seit 2018 in Kraft. Die EZB verleiht Wertpapiere an Banken, weil infolge der seit Jahren andauernden Wertpapierankäufe durch die EZB solche Papiere am Markt knapper werden.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54501957-ezb-hebt-limit-fuer-bargeld-als-sicherheit-bei-wertpapierleihe-an-015.htm
INDIEN – Indiens Inflation steigt: Zentralbank zögert – Unternehmen melden Gewinnrückgänge durch höhere Inputkosten und Lieferkettenbelastungen – 16.11.2021
Neu Delhi (pte004/16.11.2021/06:15) – Indiens Verbraucher leiden unter einer sich verstärkenden Inflation, ähnlich wie in Deutschland und anderen Staaten. Unternehmen von Hindustan Unilever bis Nestle India haben eindringlich auf Gewinnrückgänge durch höhere Inputkosten und Lieferkettenbelastungen hingewiesen, während Unternehmen wie Dabur India, ein Unternehmen, das Honig verpackt und Haarpflegeprodukte im Angebot hat, bereits einen Teil der gestiegenen Kosten an die Verbraucher weitergegeben hat.
*** Rohstoffe sind Hauptproblem
Im vergangenen Monat dürfte die Rate bei 4,4 Prozent liegen, nachdem sie vier Monate lang nur moderat angestiegen war. „Es gibt keine Alternative zu Preiserhöhungen in einem Umfeld wie diesem. Also haben wir die Preise erhöht“, sagt Varun Berry, Geschäftsführer des Lebensmittelherstellers Britannia Industries http://britannia.co.in .
Mit ihren Preiserhöhungen beziehungsweise den Überlegungen dazu scheinen Indiens Unternehmen die Entschlossenheit der Reserve Bank of India (RBI) testen zu wollen, die Zinsen länger niedrig zu halten, um die Wirtschaft zu stützen. Derzeit scheint sie noch keine Erhöhung zu planen. „Die jährlichen Schätzungen der Inflation im Einzelhandel verschleiern die reale inflationäre Unterströmung, die in der Wirtschaft aufgrund des statistischen Basiseffekts vorherrscht“, sagt Jay Shankar, Chefökonom bei InCred Capital http://incredcapital.com .
*** Frühere Erhöhung des Leitzinses
„Die Unternehmensergebnisse unterstreichen weiterhin den von der Rohstoffinflation angeführten Rückgang der Margen und dürften aufgrund der Konjunkturflaute noch einige Quartale anhalten“, ergänzt Shankar. Und „Bloomberg“ schätzt: „Angesichts der Aussicht, dass sich die Inflation weiter aufheizt und die Erholung an Dynamik gewinnt, sehen wir das Risiko, dass die RBI die Zinsen etwas früher anhebt, als wir ursprünglich erwartet haben.“
Indiens Premierminister Narendra Modi scheint das verhindern zu wollen. Vergangene Woche hat er eine Verbrauchsabgabe auf Diesel und Benzin gesenkt, um den Inflationsdruck abzuschwächen und der Zentralbank mehr Spielraum zu geben, die Kreditkosten niedrig zu halten. Diese Erleichterung für die indischen Verbraucher könnte allerdings durch die steigende Nachfrage nach Waren im Zuge der Lockerung der Corona-Beschränkungen konterkariert werden und die Inflation weiter anheizen.
https://www.pressetext.com/news/20211116004
IRAN – Diplomaten: Iran nimmt Teile-Produktion für Atomprogramm wieder auf – 16.11.2021
Der Iran hat die Produktion von Ausrüstungen für hochentwickelte Zentrifugen an einem Standort wieder aufgenommen, den die Atomenergiebehörde der Vereinten Nationen seit Monaten weder überwachen noch zu dem sie sich Zugang verschaffen konnte. Das sagten Diplomaten, die mit den Aktivitäten vertraut sind. Dies hat bei westlichen Diplomaten neue Bedenken geweckt. Denn Teheran könnte heimlich Zentrifugenteile abzweigen, falls sich die Regierung entschließen sollte, ein verdecktes Atomwaffenprogramm aufzubauen, auch wenn es laut den Diplomaten derzeit keine Beweise dafür gibt, dass dies der Fall ist.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54508380-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
GROSSBRITANNIEN – Großbritannien: Arbeitslosigkeit geht zurück – Offene Stellen auf Rekordniveau – 16.11.2021
LONDON (dpa-AFX) – Der britische Arbeitsmarkt bleibt auf Erholungskurs. Im September fiel die Arbeitslosenquote weiter zurück. Sie betrug 4,3 Prozent und lag damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat, wie das Statistikamt ONS am Dienstag in London mitteilte. Vom zweiten auf das dritte Quartal sank die Quote um 0,5 Punkte, sie lag aber immer noch höher als vor der Corona-Pandemie.
Der Arbeitsmarkt setze seine Erholung fort, kommentierten die Statistiker. Die Beschäftigungsquote stieg weiter an und beträgt 75,4 Prozent. Das sind zwar 1,1 Punkte weniger als vor der Corona-Krise. Allerdings ist die Beschäftigung in den vergangenen Monaten spürbar gestiegen.
Auf Rekordniveau liegt weiter die Zahl der offenen Stellen. Sie beträgt 1,172 Millionen, wie das ONS mitteilte. Derzeit haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Die Gründe dafür sind laut Arbeitsmarktexperten vielfältig, sie lassen sich aber weitgehend auf Folgewirkungen der Pandemie und des Brexit zurückführen./bgf/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500239-grossbritannien-arbeitslosigkeit-geht-zurueck-offene-stellen-auf-rekordniveau-016.htm
USA – WEISSRUSSLAND – USA bereiten wegen Flüchtlingskrise neue Sanktionen gegen Belarus vor – 16.11.2021
Die USA bereiten wegen der Flüchtlingskrise an der Grenze zu Polen neue Sanktionen gegen Belarus vor. Die Sanktionen würden in „enger Abstimmung mit der EU und anderen Partnern und Verbündeten“ erarbeitet, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Er sprach von einem „unmenschlichen“ Vorgehen der Führung in Minsk.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500816-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
USA – Biden feiert mit Unterzeichnung von Infrastrukturpaket politischen Erfolg – 16.11.2021
Mit der Unterzeichnung eines billionenschweren Infrastrukturpakets hat der politisch angeschlagene US-Präsident Joe Biden einen Erfolg feiern können. Biden setzte das Gesetz mit einem Umfang von 1,2 Billionen Dollar bei einer Zeremonie vor dem Weißen Haus mit seiner Unterschrift in Kraft. „Meine Botschaft an die Amerikaner lautet: Amerika ist wieder in Bewegung, und Ihr Leben wird sich zum Besseren hin verändern“, sagte der Präsident in einer Rede an der Südseite des Weißen Hauses vor zahlreichen geladenen Gästen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500816-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
USA – API-Daten zeigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände – 16.11.2021
NEW YORK (Dow Jones)–Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 0,7 Millionen Barrel gestiegen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. In der Vorwoche war ein Minus von 2,5 Millionen Barrel berichtet worden. Die Benzinbestände verringerten sich um 2,8 Millionen Barrel nach minus 0,6 Millionen eine Woche zuvor. Für die offiziellen Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA), die am Mittwoch veröffentlicht werden, erwarten Volkswirte beim Rohöl eine Zunahme von 0,5 Millionen und bei Benzin ein Minus von 0,6 Millionen Barrel. Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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USA – USA: Einfuhrpreise steigen stärker als erwartet – 16.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Die Preise von in die USA importierten Gütern sind im Oktober stärker gestiegen als erwartet. Die Einfuhrpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 10,3 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte der Anstieg der Einfuhrpreise noch bei 9,3 Prozent gelegen.
Im Monatsvergleich stiegen die Einfuhrpreise im Oktober um 1,2 Prozent. Analysten hatten hier ein Plus von 1,0 Prozent erwartet.
Die Einfuhrpreise beeinflussen die Verbraucherpreise, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Die Inflationsrate hatte im Oktober mit 6,2 Prozent deutlich über dem Zielwert der US-Notenbank Fed gelegen. Die Fed betrachtet die Abweichung aber als zeitweilig, da sie überwiegend auf Sonderfaktoren wie die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zurückgehe./jsl/bgf/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten/konjunktur-news.htm
USA – USA: Industrie erholt sich von Hurrikan-Folgen – 16.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Die US-Industrie hat sich im Oktober von den Folgen des schweren Hurrikans Ida erholt. Nach einem Rückgang der Gesamtproduktion um 1,3 Prozent im September stieg die Herstellung im Oktober um 1,6 Prozent, wie die US-Notenbank Fed am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten einen Anstieg um 0,9 Prozent erwartet.
Etwa die Hälfte des Anstiegs im Oktober gehe auf die Erholung von Ida zurück, hieß es. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag die Fertigung 5,1 Prozent höher. Die Kapazitätsauslastung stieg deutlich um 1,2 Punkte auf 76,4 Prozent. Sie liegt aber immer noch deutlich unter ihrem längerfristigen Durchschnitt. /bgf/jsl/he
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Im Vormonat hatte sich die Industrieproduktion um 1,3 Prozent verringert. Die Kapazitätsauslastung wurde mit 75,2 Prozent bestätigt.
Im verarbeitenden Gewerbe, das für einen Großteil der Industrieproduktion steht, wurde im Oktober binnen Monatsfrist ein Produktionsplus von 1,3 (Vormonat: minus 0,7) Prozent verzeichnet. Binnen Jahresfrist liegt die Produktion um 4,9 Prozent höher.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54506133-usa-industrie-erholt-sich-von-hurrikan-folgen-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54506277-us-industrieproduktion-steigt-im-oktober-staerker-als-erwartet-015.htm
USA – Umsätze der US-Einzelhändler steigen im Oktober kräftig – 16.11.2021
Von Gabriel T. Rubin
WASHINGTON (Dow Jones)–Die US-Einzelhändler haben ihre Umsätze im Oktober kräftig gesteigert – ein Zeichen dafür, dass die Verbraucher bereit sind, vor den Feiertagen in den USA mehr auszugeben. Die gesamten Umsätze stiegen um 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten im Konsens mit einem Anstieg um 1,5 Prozent gerechnet.
Wie das US-Handelsministerium weiter berichtete, erhöhten sich die Umsätze ohne Kfz um 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ökonomen hatten in dieser Kategorie nur einen Zuwachs um 1,0 Prozent erwartet.
Für den September gab das Ministerium einen Anstieg von revidiert 0,8 (vorläufig: 0,7) Prozent für die Gesamtrate an. Der Umsatzzuwachs ex Kfz wurde auf 0,7 (vorläufig: 0,8) Prozent revidiert.
Die Einzelhandelsdaten gelten als wichtiger Indikator für die Konsumausgaben der US-Verbraucher, die mit einem Anteil von rund 70 Prozent am Bruttoinlandsprodukt eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft spielen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54505648-umsaetze-der-us-einzelhaendler-steigen-im-oktober-kraeftig-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54505453-usa-einzelhandel-steigert-umsaetze-staerker-als-erwartet-016.htm
USA – USA: NAHB-Immobilienindex steigt überraschend – 16.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Die Stimmung auf dem US-Häusermarkt hat sich im November überraschend aufgehellt. Der NAHB-Hausmarktindex stieg zum Vormonat um drei Zähler auf 83 Punkte, wie die National Association of Home Builders am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem unveränderten Wert von 80 Punkte gerechnet.
Der NAHB-Index ist ein Stimmungsbarometer der nationalen Organisation der Wohnungsbauunternehmen. In einer monatlichen Umfrage werden die aktuelle Lage und die Erwartungen der Branche abgefragt./jsl/bgf/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54506728-usa-nahb-immobilienindex-steigt-ueberraschend-016.htm
EUROZONE – Wirtschaft in Eurozone wächst schneller als in den USA – Trotz der Lieferengpässe wächst die Wirtschaft in Europa viermal schneller als in den Vereinigten Staaten – 16.11.2021
(Reuters) Die Wirtschaft im Euro-Raum hat im Sommer kräftig zugelegt und damit die Konjunktur in den USA abgehängt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum kletterte von Juli bis September um 2,2% zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte und damit eine Schätzung von Ende Oktober bestätigte. Im Frühjahr hatte es 2,1% Wachstum gegeben. Die US-Wirtschaft hingegen hatte spürbar an Fahrt verloren und war im dritten Quartal nur um 0,5% gewachsen. In Deutschland hingegen legte die Wirtschaft im Sommer um 1,8% zu, in Frankreich um 3,0% und in Italien um 2,6%. Für das grösste Plus sorgte Österreich mit einem BIP-Anstieg von 3,3%.
Die Wirtschaft im Euroraum leidet derzeit allerdings unter globalen Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten für die Industrie wie Chips. Aber auch viele Kunststoffe, Dämmmaterial, Stahl und Holz oder andere Rohstoffe sind knapp und damit teurer als zuvor. Die EU-Kommission traut der Euro-Zone 2021 dennoch ein Wirtschaftswachstum von 5,0% zu und für das nächste Jahr ein Plus von weiteren 4,3%.
Sorge bereiten neben den Lieferproblemen steigende Corona-Infektionen und die höhere Inflation. «Wir müssen wachsam bleiben und bei Bedarf eingreifen, um sicherzustellen, dass uns dieser Gegenwind nicht von unserem auf die Erholung gerichteten Kurs abtreibt», warnte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni jüngst bei der Vorlage der Herbstprognose der Kommission.
https://www.fuw.ch/article/wirtschaft-in-eurozone-waechst-schneller-als-in-den-usa/
EUROZONE – Eurozone-BIP wächst im dritten Quartal um 2,2 Prozent – 16.11.2021
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Wirtschaft im Euroraum ist im dritten Quartal 2021 solide gewachsen. Wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent. Damit wurde die erste Schätzung vom 29. Oktober bestätigt, womit auch von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte gerechnet hatten.
Auf Jahressicht betrug das BIP-Wachstum 3,7 Prozent, ebenfalls eine Bestätigung der ersten Veröffentlichung. Insgesamt gesehen profitierten die Volkswirtschaften von der Lockerung der Pandemiebeschränkungen während des Sommers. Für das vierte Quartal zeichnet sich aber wegen der Lieferkettenprobleme, der hohen Energiepreise und der vierten Corona-Welle schon wieder ein schwächeres Wachstum ab.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54502385-eurozone-bip-waechst-im-dritten-quartal-um-2-2-prozent-015.htm
SIEHE DAZU:
=> TABELLE/EU-BIP 3Q nach Ländern (2. Veröffentlichung) – 16.11.2021
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54502386-tabelle-eu-bip-3q-nach-laendern-2-veroeffentlichung-015.htm
EUROPÄISCHE UNION – EuGH sieht erneut Verstoß gegen Unabhängigkeit der Justiz in Polen – 16.11.2021
Die polnische Regelung, derzufolge der gleichzeitig als Generalstaatsanwalt fungierende Justizminister Richter an höhere Gerichte abordnen und von dort jederzeit wieder abberufen kann, verstößt gegen EU-Recht. Es müsse sichergestellt sein, dass eine solche Abordnung niemals als Instrument zur politischen Kontrolle von Gerichtsentscheidungen diene, teilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg mit. Konkret ging es um sieben Strafprozesse.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54504524-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
EUROPÄISCHE UNION – EuGH: Ungarisches „Stop Soros“-Gesetz verstößt gegen EU-Recht – 16.11.2021
Mit dem sogenannten „Stop Soros“-Gesetz verstößt Ungarn gegen geltendes EU-Recht. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg. Unter dem Gesetz bestraft Ungarn unter anderem Organisationen, die Asylverfahren in Fällen unterstützen, in denen die ungarischen Kriterien nicht erfüllt sind. Mit diesem Vorgehen Ungarns würden die von der EU garantierten Rechte für Menschen, die um internationalen Schutz nachsuchten, beschränkt, begründete das Gericht sein Urteil.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54504524-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ITALIEN – Italien: Inflation zieht weiter an – 16.11.2021
ROM (dpa-AFX) – Der Preisauftrieb in Italien hat sich im Oktober weiter verstärkt. Die nach europäischer Methode erfassten Lebenshaltungskosten (HVPI) erhöhten sich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, wie das Statistikamt Istat am Dienstag in Rom nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Dies ist die höchste Rate seit etwa neun Jahren. Sie liegt 0,1 Prozentpunkte über der Erstschätzung. Im Monatsvergleich erhöhten sich die Verbraucherpreise um 0,9 Prozent.
Deutlich teurer als vor einem Jahr sei vor allem Energie gewesen, die sich um etwa ein Viertel verteuerte. Für Dienstleistungen im Transportbereich musste ebenfalls spürbar mehr gezahlt werden./bgf/jsl/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54501654-italien-inflation-zieht-weiter-an-016.htm
FRANKREICH – Frankreich: Inflationsrate zieht weiter an – 16.11.2021
PARIS (dpa-AFX) – Die Inflation in Frankreich zieht weiter an. Im Oktober erhöhten sich die nach europäischer Methode gemessenen Lebenshaltungskosten (HVPI) zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, wie das Statistikamt Insee am Dienstag in Paris nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Das ist die höhste Rate seit etwa 13 Jahren. Eine erste Schätzung wurde wie von Analysten im Schnitt erwartet bestätigt. Zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent und damit etwas schwächer als vorerst ermittelt.
Laut Insee sind vor allem die Preise für Energie und Dienstleistungen für den weiter anziehenden Preisauftrieb verantwortlich. Dagegen verteuerten sich Industriewaren und Lebensmittel im Durchschnitt weniger deutlich als im Vormonat./bgf/j
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500648-frankreich-inflationsrate-zieht-weiter-an-016.htm
FRANKREICH – EU-SCHULDENREGEL – Paris fordert eine Reform der EU-Schuldenregeln und hofft auf Unterstützung Deutschlands im kommenden Jahr, wenn Frankreich die Ratspräsidentschaft übernimmt. Statt zu einer starren Obergrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei der Staatsverschuldung müsse sich jedes Mitglied der Euro-Zone zu einem Konsolidierungsplan verpflichten, der auf die jeweilige nationale Situation zugeschnitten sei, sagte Finanzminister Bruno Le Maire dem Handelsblatt. (Handelsblatt)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54499324-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
DEUTSCHLAND – Wirtschaftsministerium erhöht Prognose für Strombedarf bis 2030 – 16.11.2021
Das Bundeswirtschaftsministerium hat seine Prognose für den Stromverbrauch erhöht. Eine vorgelegte ausführliche Analyse für den Stromverbrauch bis 2030 liegt am oberen Ende der vorläufigen Schätzung vom Juli. Danach wird der Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 auf 658 Terrawattstunden (TWh) geschätzt. In der vorläufigen Schätzung des Ministeriums war eine Bandbreite von 645 bis 665 Terrawattstunden für den Bruttostromverbrauch 2030 ermittelt worden. Im März hatte das Beratungsunternehmen Prognos für das Ministerium noch einen Bedarf von 591 TWh errechnet.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54508380-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
DEUTSCHLAND – VCI: Energiepreise führen zu Abkühlung im Chemiegeschäft – 16.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Der starke Wachstumskurs der deutschen Chemiebranche hat sich im dritten Quartal nur noch abgeschwächt fortgesetzt. Knappheiten bei Rohstoffen und Logistik sowie stark steigende Energiepreise hätten zu Produktionsrückgängen in vielen Chemiesparten geführt, erklärte der Branchenverband VCI. Eine Besserung sei nicht in Sicht, sagte VCI-Präsident Christian Kullmann. „Diese Faktoren belasten die Wirtschaft und führen dazu, dass das Chemiegeschäft im kommenden Winter weiter abkühlen wird.“
Zuletzt habe die starke Nachfrage nach Impfstoffen für eine positive Entwicklung im Pharmabereich gesorgt, so dass die Produktion der Branche insgesamt bei sinkender Auslastung von Chemieanlagen gegenüber dem Vorquartal noch um 0,8 Prozent zugelegt habe, so der VCI. Wegen des Anstiegs der Erzeugerpreise um 2,9 Prozent kletterte auch der Branchenumsatz im Sommer gegenüber dem Frühjahr um 6,3 Prozent auf 55,3 Milliarden Euro. Viele Chemieunternehmen hätten zuletzt ihre Produktion wegen der gestiegenen Preise gedrosselt, schreibt der VCI: Die Auslastung ging verglichen mit dem Frühjahr um 3,6 Prozentpunkte auf 82,3 Prozent zurück.
Bei Gas- und Strompreisen sieht der Verband der Chemischen Industrie deshalb die neue Ampelkoalition gefordert. „Sie muss die Preissprünge zügig mit geeigneten Maßnahmen kompensieren“, sagte Kullmann.
An der Produktionserwartung für das Gesamtjahr hält der VCI wie schon im Sommer fest. Im Jahresvergleich soll die Gesamterzeugung um 4,5 Prozent steigen. Der Preisanstieg wird mit 8,5 Prozent um 2 Prozentpunkte höher als bisher erwartet, entsprechend dürfte der Jahresumsatz um 15,5 (bisher: 11,0 Prozent) auf 220 (bisher: über 200) Milliarden Euro zulegen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54501780-vci-energiepreise-fuehren-zu-abkuehlung-im-chemiegeschaeft-015.htm
DEUTSCHLAND – Zahl der Erwerbstätigen weiter unter Vorkrisenniveau – 16.11.2021
WIESBADEN (Dow Jones)–Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist im dritten Quartal 2021 leicht gestiegen, sie liegt aber weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete, waren im dritten Quartal rund 45,1 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Im Vergleich zum Vorquartal waren das saisonbereinigt 169.000 Personen oder 0,4 Prozent mehr.
Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, dem letzten Quartal vor Beginn der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, waren es jedoch saisonbereinigt 370.000 Personen oder 0,8 Prozent weniger.
Ohne Saisonbereinigung stieg die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem zweiten Quartal im Zuge der einsetzenden Herbstbelebung um 327.000 Personen oder 0,7 Prozent. Dieser Anstieg fiel im Jahr 2021 deutlich höher aus als im Durchschnitt der drei Vorkrisenjahre 2017 bis 2019 (223.000 Personen oder 0,5 Prozent).
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54500372-zahl-der-erwerbstaetigen-weiter-unter-vorkrisenniveau-015.htm
DEUTSCHLAND – Netzagentur setzt Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 vorläufig aus – 16.11.2021
BERLIN (Dow Jones)–Die Bundesnetzagentur hat das Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 vorläufig ausgesetzt. Nach eingehender Prüfung der Unterlagen sei man zu dem Ergebnis gelangt, dass eine Zertifizierung eines Betreibers der Leitung Nord Stream 2 nur dann in Betracht komme, wenn der Betreiber in einer Rechtsform nach deutschem Recht organisiert sei, erklärte die Behörde.
Die Nord Stream 2, mit Sitz in Zug in der Schweiz, habe sich entschlossen, nicht die bestehende Gesellschaft umzuwandeln, sondern eine Tochtergesellschaft nach deutschem Recht nur für den deutschen Teil der Leitung zu gründen. Diese Tochtergesellschaft soll Eigentümerin des deutschen Teilstücks der Pipeline werden und dieses betreiben. Die Tochtergesellschaft muss dann selbst die Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes an einen Unabhängigen Transportnetzbetreiber erfüllen.
„Das Zertifizierungsverfahren bleibt so lange ausgesetzt, bis die Übertragung der wesentlichen Vermögenswerte und personellen Mittel auf die Tochtergesellschaft abgeschlossen ist und die Bundesnetzagentur in der Lage sein wird, die neu vorgelegten Unterlagen der Tochtergesellschaft als neuer Antragstellerin auf ihre Vollständigkeit hin zu prüfen“, erklärte die Bundesnetzagentur.
Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sei, könne die Bundesnetzagentur ihre Prüfung innerhalb des verbleibenden Restes der vom Gesetz vorgesehenen viermonatigen Frist fortsetzen, einen Entscheidungsentwurf erstellen und wie durch Binnenmarktrecht vorgesehen der Europäischen Kommission zur Stellungnahme zu übermitteln.
Die Bundesnetzagentur prüft seit dem 8. September eine Zertifizierung der etwa 2.100 Kilometer langen Ostsee-Pipeline, die Gas direkt von Russland nach Deutschland bringen soll. Die Gasröhre ist umstritten. Kritiker befürchten eine wachsende Abhängigkeit Deutschland von russischem Gas und den damit verbundenen wachsenden Einfluss Russlands.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54502559-netzagentur-setzt-zertifizierungsverfahren-fuer-nord-stream-2-vorlaeufig-aus-015.htm
ÖSTERREICH – STATISTIK – Hohe Wohnbautätigkeit in Österreich, Wohnungsbestand mit Ende 2020 auf geschätzte rund 4,9 Mio. angewachsen – 16.11.2021
Wien, 2021-11-16 – Im Jahr 2020 wurden österreichweit rund 68.100 Wohnungen errichtet, wie aus vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria hervorgeht. Damit wurde nach 2019 (68.701 fertiggestellte Wohnungen) der bislang zweithöchste Wert seit 2011 erreicht (siehe Tabelle 1). Nicht enthalten sind die in Wien durch An-, Auf-, Umbautätigkeit an bestehenden Gebäuden errichteten Wohnungen. Die Bautätigkeit war vom mehrgeschoßigen Wohnbau dominiert, der 2020 etwas mehr als 56% aller Fertigstellungen ausmachte. Mit Ein- und Zweifamilienwohnhäusern wurden im selben Zeitraum etwa ein Viertel aller Wohneinheiten errichtet. Etwa 18% der Wohneinheiten in Österreich ausgenommen Wien wurden durch An-, Auf-, Umbautätigkeiten an bestehenden Gebäuden geschaffen. Weniger als 1% der Wohnungen kamen mit neuen überwiegenden Nicht-Wohngebäuden zustande. …
http://www.statistik.at/web_de/presse/127029.html
ÖSTERREICH – STATISTIK – Einbürgerungen steigen in den ersten drei Quartalen 2021 um 21,1% im Vergleich zum Vorjahr, aber gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 nur plus 0,9% – 16.11.2021
Wien, 2021-11-16 – In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 wurde die österreichische Staatsbürgerschaft an 7.676 Personen verliehen, darunter an 1.131 Personen mit Wohnsitz im Ausland. Damit gab es laut Statistik Austria um 21,1% mehr Einbürgerungen als von Jänner bis September 2020 (6.336 Einbürgerungen), aber nur um 0,9% mehr als im Vergleichszeitraum vor Beginn der COVID-19-Pandemie, den ersten drei Quartalen 2019 (7.610 Einbürgerungen). Etwa ein Drittel der in den ersten drei Quartalen 2021 eingebürgerten Personen wurde bereits in Österreich geboren (2.334 bzw. 30,4%), mehr als die Hälfte waren Frauen (52,3%). Der Anteil der Kinder unter 18 Jahren betrug 31,7%. Zwei Fünftel (2.995 Personen oder 39,0%) der neuen Österreicherinnen und Österreicher waren vor der Einbürgerung Staatsangehörige eines der folgenden sechs Staaten: Türkei (718 bzw. 9,4%), Bosnien und Herzegowina (617), Serbien (538), Israel (389), Vereinigte Staaten (368) und Kosovo (365). …
http://www.statistik.at/web_de/presse/127037.html
15.11.2021, Montag
CORONA – EPIDEMIOLOGIE – Alexander Kekulé bei ntv: „2G ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung“ – 15.11.2021
Alexander Kekulé ist seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums.
2G oder ein Lockdown für Ungeimpfte gilt als besonders drastische Maßnahme im Kampf gegen die Pandemie. Virologe Alexander Kekulé hält davon nichts. Er ist sicher: Ein irgend gearteter Lockdown wird kommen: „Wir müssen die Kontakte reduzieren“, sagt er im ntv-Interview.
FRAGE – ntv: Österreich macht ab heute Ernst. Alle, die weder geimpft noch genesen sind, müssen in den Lockdown. Glauben Sie, dass die Zahlen so wieder sinken werden?
Alexander Kekulé: Nein, das wird nicht funktionieren. Dieses sogenannte 2G-Modell ist ja Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Die Menschen, die geimpft oder genesen sind, glauben, sie wären sicher, weil man ihnen das bis vor Kurzem auch gesagt hat. Sie gehen auf Partys, wo es keine Obergrenzen gibt. Sie treffen sich ohne Masken und Abstände. Es gibt keine Nachverfolgung und diese Menschen werden auch nicht mehr getestet. Das war ja Teil der Strategie, dass man ihnen versprochen hat, dass sie das bekommen, wenn sie sich impfen lassen. Das Problem ist nur, dass das Virus da nicht ganz mitspielt. Auch die Geimpften und die Genesenen infizieren sich natürlich zu einem erheblichen Teil. Dadurch haben wir eine unsichtbare Welle. Genauso ist es auch in Österreich und deshalb ist das der falsche Weg, dieses Konzept jetzt noch zu verstärken.
FRAGE – ntv: Auch in Deutschland ist nach den Plänen der Ampel-Parteien ein Lockdown für Ungeimpfte möglich. Sie halten davon also nichts?
ANTWORT – Alexander Kekulé: Nein, denn 2G ist Teil des Problems. Wir haben aber noch ein zweites Problem: Dass in den Schulen einfach alles laufen gelassen wird. Da gibt es ja keine Maske mehr, keinen Abstand, keine Nachverfolgung, keine Quarantäne mehr. Dadurch haben wir so eine hohe Fallzahl. Und dann gibt es zwei Achillesfersen. Die eine sind die Menschen über 60, die noch ungeimpft sind. Das sind drei Millionen in Deutschland und das ist natürlich ein Problem. Und das andere Problem sind die vielen Durchbrüche bei den zweifach Geimpften. Die sterben nicht unbedingt daran, das ist klar. Aber sie kommen in die Krankenhäuser, sie liegen auf den Intensivstationen. Heute ist es schon so, dass etwa die Hälfte der Patienten in den Krankenhäusern und auch die Hälfte der Verstorbenen in Deutschland geimpft waren.
FRAGE – ntv: Die Ampel will auch die Homeoffice-Pflicht wieder einführen. Wäre das effektiv?
ANTWORT – Alexander Kekulé: Wir haben viele Einzelinstrumente gehabt, die insgesamt bei uns Lockdown hießen. Interessanterweise wissen wir nicht, auch aus den Studien nicht genau, welche dieser einzelnen Instrumente am besten wirken. Aber klar ist, dass sie im Verbund sehr gut funktioniert haben. Wir werden in eine Situation kommen oder wir sind fast schon in der Situation, wo wir um die Kontaktbegrenzungen nicht mehr herumkommen. Das muss man ganz offen so sagen. Die Politik wird es wahrscheinlich nicht Lockdown nennen wollen, weil das L-Wort im Verruf ist und man auch versprochen hat, das nicht mehr zu machen. Aber de facto ist es so: Wir müssen die Kontakte reduzieren. Und dazu gehört unter anderem, dass die Betriebe möglichst viel im Homeoffice arbeiten.
FRAGE – ntv: Ziemlich genau einen Monat lang war das Testen in Deutschland kostenpflichtig. Das hat man jetzt wieder geändert. In welchem Ausmaß sollte getestet werden?
ANTWORT – Alexander Kekulé: Wir testen zu wenig. Ich war absolut dagegen, das kostenpflichtig zu machen. Wir müssen in Altenheimen, wenn es um den Zutritt geht oder auch beim Personal und den Bewohnern PCR-Tests haben. Es hat keinen Sinn, sich in so einer kritischen Situation auf die Schnelltests zu verlassen. Zumindest das Personal und die Bewohner müssen in den Altenheimen regelmäßig mit PCR getestet werden, in relativ kurzen Abständen. Und das zweite Thema sind die Schulen. Da haben wir eine Welle, bei der man – ich versteh das gar nicht – einfach so zusieht. In einigen Bundesländern wurde die Testfrequenz schon reduziert, die Masken abgeschafft und so weiter. Da sollten wir auf jeden Fall mindestens dreimal die Woche testen.
FRAGE – ntv: Die Zahl der Geimpften in Deutschland, die sich mit dem Coronavirus infizieren, ist nicht unerheblich. Wäre da nicht sogar eine 1G-Regel nötig?
ANTWORT – Alexander Kekulé: Das ist nicht praktikabel, wenn sie überall alle testen. Aber der Vorschlag, den ich habe, geht in eine ähnliche Richtung. Ich glaube, man braucht eine Obergrenze für 2G-Veranstaltungen. Man kann einfach nicht Veranstaltungen mit Tausenden von Personen machen und dann hinterher das Gesundheitsamt vor die Aufgabe stellen, einige Tausend Kontaktpersonen nachzuverfolgen. Das ist unmöglich. Wir brauchen eine Obergrenze. Das heißt also, dass wir zum Beispiel sagen, dass 50 oder 100 Personen die obere Grenze sind und sobald es mehr wären, müsste man entweder Masken aufsetzen oder alle vorher testen.
Mit Alexander Kekulé sprach Vivian Bahlmann Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/panorama/2G-ist-Teil-des-Problems-nicht-Teil-der-Loesung-article22931834.html
SIEHE DAZU:
=> 5:54-min-Video: Virologe erwartet Kontakt-Regeln: Kekulé: Haben „unsichtbare Welle“ unter Geimpften – 15.11.2021
Gegen die erneut außer Kontrolle geratenen Infektionszahlen sollen neue Regeln und Maßnahmen kommen – wohl aber nicht für Geimpfte. Der Virologe Alexander Kekulé hält das nicht nur für nicht hilfreich, sondern auch für gefährlich. Im Interview erklärt er, wo er gegenwärtig die Hauptprobleme sieht.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Kekule-Haben-unsichtbare-Welle-unter-Geimpften-article22931051.html
CORONA – MEDIZIN – COVID-19: Totimpfstoff aus Indien in Phase-3-Studie wirksam – 15.11.2021
Hyderabad/Indien – Der Totimpfstoff BBV152 des indischen Herstellers Bharat Biotech hat sich in einer Phase-3-Studie als sicher erwiesen und eine Schutzwirkung gegen SARS-CoV-2 von fast 80 % erzielt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Covaxin aufgrund der jetzt im Lancet (2021; DOI: 10.1016/ S0140-6736(21)02000-6) publizierten Ergebnisse auf die Liste der empfohlenen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 gesetzt.
Die im „Genome Valley“ der Stadt Hyderabad ansässige Firma Bharat Biotech, die bereits einen Impfstoff gegen Rotaviren vertreibt, hat im April 2020 zusammen mit der University of Wisconsin-Madison einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickelt.
Die Vakzine besteht aus der damals dominierenden Variante mit der Mutation D614G, die später von Alpha und dann von Gamma verdrängt wurde. Für die Impfstoffherstellung wurden die Viren zunächst in Zellkulturen vermehrt und dann mit Beta-Propiolacton inaktiviert.
Derartige Totimpfstoffe präsentieren dem Immunsystem die gesamte Breite der Virusantigene (also nicht nur das Spikeprotein wie bei den zugelassenen mRNA- und vektorbasierten Impfstoffen). Die Impfstoffwirkung ist jedoch häufig schwach, weshalb diese Viren mit Adjuvanzien versehen werden. BBV152 enthält den „toll-like receptor 7/8“-Agonisten Imidazoquinoline, der an Alaun, also Aluminium, gebunden ist, das ebenfalls eine impfstoffverstärkende Wirkung hat.
Nachdem sich BBV152 in einer Phase-2-Studie als sicher und immunogen erwiesen hatte, wurde im November 2020 mit einer Phase-3-Studie begonnen. Bis zum 17. Mai 2021 erhielten an 25 Zentren in Indien 24.419 Erwachsene ab 18 Jahren 2 Dosen des Impfstoffs oder ein Placebo. 1/5 der Patienten hatte Risikofaktoren auf einen schweren Verlauf.
Wie sich herausstellte, waren etwa 30 % der Teilnehmer bei der Impfung seropositiv. Sie hatten demnach bereits eine Infektion mit SARS-CoV-2 erlebt. Ihre Daten würden nur zur Prüfung der Sicherheit, nicht aber zur Bestimmung der Impfstoffwirksamkeit benutzt.
Die Auswertung erfolgte, nachdem es bei 130 seronegativen Teilnehmern zu einer mit PCR-Test bestätigten symptomatischen Infektion gekommen war. Dieser primäre Endpunkt trat in der Impfstoffgruppe bei 24 Personen (0,3 %) und in der Placebogruppe bei 106 Personen (1,2 %) auf. Das Team um Krishna Vadrevu von Bharat Biotech ermittelt eine Gesamtwirksamkeit von 77,8 % mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 65,2 % bis 86,4 %.
Zu schweren Erkrankungen kam es bei 1 versus 15 Personen. Die Impfstoffwirksamkeit betrug hier 93,4 %, allerdings mit einem weiten 95-%-Konfidenzintervall von 57,1 % bis 99,8 %, weshalb hier laut Vadrevu noch keine abschließende Bewertung möglich ist.
Dies gilt auch für die Frage einer Wirksamkeit der Impfung gegen die Delta-Variante von SARS-CoV-2. Die Delta-Variante wurde bei 50 an COVID-19 erkrankten Teilnehmern nachgewiesen. Darunter waren 13 Teilnehmer aus der Impfstoffgruppe und 37 aus der Placebogruppe. Vadrevu ermittelt eine Impfstoffwirksamkeit von 65,2 % mit einem weiten 95-%-Konfidenzintervall von 33,1 % bis 83,0 %.
Sicherheitsprobleme sind in der Studie nicht aufgetreten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, gefolgt von Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit. Schwerwiegende oder lebensbedrohliche (Grad 4 und 5) unerwünschte Ereignisse sind laut Vadrevu nicht aufgetreten.
Ein Vorteil von Totimpfstoffen ist, dass sie bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden können. Der Hersteller gibt die Lagertemperatur mit 2 °C bis 8 °C an. Offene Durchstechflaschen könnten bis zu 28 Tage verwendet werden. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129075/COVID-19-Totimpfstoff-aus-Indien-in-Phase-3-Studie-wirksam
CORONA – MEDIZIN – Corona – Mehr Medikamente gegen Covid-19 absehbar – 15.11.2021
Kürzlich hat das Expertenkomitee für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung der Kombination von monoklonalen Antikörpern Casirivimab und Imdevimab der Pharmakonzerne Roche/Regeneron und des monoklonalen Antikörpers Regdanvimab von Celltrion (Südkorea) für die Therapie von Covid-19 durch die EU empfohlen. Die Medikamente könnten eine Hilfe darstellen, Wundermittel sind sie nicht. Synthetische Wirkstoffe bringen zusätzlich Hoffnung.
Monoklonale Antikörper – in Kombination oder zur Einzelanwendung – waren bisher in Europa im Gegensatz zu den USA noch nicht zugelassen. Allerdings waren Bamlanivimab/Etesevimab des US-Herstellers Eli Lilly und die Kombination Casirivimab/Imdevimab des Schweizer Pharmakonzerns Roche und der US-Firma Regeneron unter speziellen Bedingungen erhältlich. Eine Zulassung gab es in Europa bisher bei den direkt gegen SARS-CoV-2 eventuell wirksamen Arzneimitteln nur für das anfänglich mit großen Erwartungen versehene Remdesivir, ein synthetisch hergestellter Wirkstoff zur Hemmung der Viren. Die Erfolge waren beschränkt. Weiterhin fehlen effektive Therapeutika bei schwerem Krankheitsverlauf.
*** 0,9 Prozent versus 3,4 Prozent in Vergleichsgruppe
„Die Kombination aus Casirivimab und Imdevimab wurde in einer randomisierten Studie an Patienten mit Covid-19 untersucht, die keinen Sauerstoff benötigten, aber ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf hatten“, schrieb das Deutsche Ärzteblatt. Wirksamkeitsparameter in der Studie war die Rate von Hospitalisierungen oder Todesfällen in den ersten 29 Tagen. Das trat nach der Behandlung mit Casirivimab plus Imdevimab bei elf von 1.192 Patienten (0,9 Prozent) gegenüber 40 von 1.193 Patienten in der Vergleichsgruppe auf (3,4 Prozent).
In einer weiteren klinischen Untersuchung wurden Personen behandelt, die engen Kontakt mit einem infizierten Haushaltsmitglied hatten, selbst aber keine Krankheitszeichen zeigten. Nach der Behandlung mit Casirivimab plus Imdevimab kam es bei 29 von 100 Personen (29 Prozent) zu einer Infektion mit SARS-CoV-2 und innerhalb von 14 Tagen zu milden Symptomen verglichen mit 44 von 104 Personen (42,3 Prozent) in der Placebo-Gruppe. Diese Unterauswertung betrifft nur relativ wenige Probanden.
Das Problem für die Praxis: Erstens werden SARS-CoV-2-Infektionen oft erst recht spät oder gar nicht per Laboruntersuchung diagnostiziert. Zweitens ist die Abgrenzung zwischen Personen mit wahrscheinlich schwerem Verlauf und jenen, die solche Arzneimittel nicht benötigen, schwierig. Wirksamkeitsdaten für SARS-CoV-2-Infizierte mit schwerer Erkrankung zu diesem Medikament gibt es nicht.
*** Infos über Wirksamkeit bei Schwerkranken fehlen
Regdanvimab des südkoreanischen Biotech-Unternehmens Celltrion wird ebenfalls die Behandlung von Covid-19 bei Personen ab zwölf Jahren ohne Sauerstoffbedarf und mit einem erhöhten Risiko für eine schwere Erkrankung umfassen. Auch für dieses Medikament fehlen Informationen über eine Wirksamkeit bei Schwerkranken. Gerade für sie wären hoch wirksame Anti-Covid-19-Medikamente am dringendsten erforderlich.
Leichter anwendbar als monoklonale Antikörper, zumeist auch leichter herstellbar, sind synthetische Wirkstoffe. In den meisten Fällen reicht die orale Einnahme aus. Hier hat die britische Arzneimittelbehörde vor kurzem nach Remdesivir auch Molnupiravir (MSD) zugelassen. In den USA wird ein Zulassungsantrag begutachtet. Die EMA der EU hat einen sogenannten Rolling Review für die Substanz gestartet.
Laut der britischen Behörde (MHRA) ist das Medikament jetzt zur Anwendung bei erwachsenen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Covid-19 und mindestens einem Risikofaktor für die Entwicklung einer schweren Erkrankung zugelassen. Zu diesen Risikofaktoren gehören Fettleibigkeit, höheres Alter (über 60 Jahre), Diabetes mellitus und Herzerkrankungen, teilte die Deutsche Pharmazeutische Zeitung online mit.
*** Mortalität um etwa 50 Prozent reduziert
Das antivirale Mittel sei sicher und effektiv bei der Verminderung des Risikos von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, so die MHRA. Das geht auch aus den Daten der Wirksamkeitsstudie hervor. Molnupiravir konnte bei gefährdeten, nicht hospitalisierten erwachsenen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Covid-19 das Risiko für eine Krankenhauseinweisung oder einen tödlichen Verlauf statistisch signifikant reduzieren. Die Häufigkeit einer notwendigen Spitalsaufnahme und die Mortalität wurden um etwa 50 Prozent reduziert.
Das Mittel ist am wirksamsten, wenn es in den frühen Stadien der Infektion eingenommen wird. Daher empfiehlt die britsche Zulassungsbehörde die Anwendung so bald wie möglich nach einem positiven Covid-19-Test und innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome. Das Medikament, das zwei Mal am Tag geschluckt werden muss soll fünf Tage lang eingenommen werden. Molunupiravir ist ein sogenanntes Nukleosidanalogon. Das ist ein falscher Baustein, der bei der Virusvermehrung in die RNA von SARS-CoV-2 eingebaut wird und dann zum Abbruch des Replikationszyklus führt. Remdesivir soll auf ähnliche Weise wirken. An sich war Molnupiravir ursprünglich als Influenzamittel vorgesehen.
An HIV/Aids erinnert das Protease-Hemmer-Kombinationspräparat PF-07321332 von Pfizer. Die Meldungen über den Abbruch einer klinischen Studie wegen Erfolges und die in nächster Zeit erfolgende Einreichung eines Zulassungsantrages bei der US-Arzneimittelbehörde FDA gingen vor einigen Tagen um die Welt. Enthalten sind zwei Wirkstoffe, die SARS-CoV-2-Enzyme (Proteasen) hemmen, die in der Vermehrung der Erreger eine entscheidende Rolle spielen. Protease-Inhibitoren haben ab Mitte der 1990er-Jahre HIV/Aids in hoch wirksamen Kombinationen mit anderen Wirkstoffen erst wirklich gut behandelbar gemacht. Einer der beiden enthaltenen Wirkstoffe, Ritonavir, wurde und wird auch weiterhin für HIV-Arzneimittel verwendet. Ritonavir bremst den Abbau des zweiten Wirkstoffes.
*** Rasche Einnahme nach Auftreten von Symptomen
Die Phase-II/-III-Studie EPIC-HR (Evaluation of Protease Inhibition for Covid-19 in High-Risk Patients) zeigte, dass mit dem Mittel bei Erkrankten mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen um 89 Prozent gegenüber Placebo gesenkt werden kann. Allerdings muss das Medikament innerhalb von drei Tagen nach dem Auftreten von Symptomen verwendet werden.
In der Studie wurde das Arzneimittel zweimal täglich über fünf Tage hinweg eingesetzt. Innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von 28 Tagen mussten 0,8 Prozent der Patienten unter der Therapie ins Krankenhaus eingeliefert werden oder starben. In der Placebo-Gruppe waren es sieben Prozent.
https://science.apa.at/power-search/12865426316264820041
CORONA – FORSCHUNG – Meeresalgen gegen COVID-19 wirksam – Forscher der University of the West of Scotland finden 25 aussichtsreiche Kandidaten – 15.11.2021
Glasgow (pte002/15.11.2021/06:05) – In im Meer wachsenden Algen stecken Wirkstoffe, die Virus-Erkrankungen, einschließlich COVID-19, bekämpfen können. Anzeichen dafür haben Forscher der University of the West of Scotland (UWS) http://uws.ac.uk gefunden. Sie untersuchten marine sulfatierte Polysaccharide, die hauptsächlich in den Zellwänden von Meeresalgen vorkommen, etwa der Rotalge Delesseria sanguinea. Fünf der Substanzen waren bisher nicht als wirksam gegen Viren bekannt.
*** Impfstoffe allein unzureichend
„Trotz der Weiterentwicklung von Impfstoffen als Schutzmaßnahme bedeutet das Auftreten mutierter COVID-Stämme, dass die Bedrohung für die öffentliche Gesundheit anhält, sodass die Suche nach anderen geeigneten Behandlungsmöglichkeiten hohe Priorität hat“, so UWS-Forscher Milan Radosavljevic. Bisher stehen nur wenige Präparate zur Behandlung von COVID-19 zur Verfügung, die zudem keine wirkliche Heilung ermöglichen, wobei nur eine Handvoll bestehender Medikamente für den Einsatz gegen die Krankheit zugelassen ist.
Die Forscher der UWS haben Forschungsarbeiten zu diesem Thema der vergangenen 25 Jahre durchforstet und sich dabei auf diejenigen konzentriert, in denen es um marine Pflanzenstoffe geht, die eine gewisse Wirkung gegen verschiedene Viren haben. 45 Substanzen kamen in die engere Wahl. Sie stammten aus verschiedenen marinen Quellen, darunter Algen, Mikroalgen, Seegurken und Tintenfischknorpeln.
*** Blockade des Spike-Proteins
Anschließend entwickelten die Forscher computergenerierte Modelle dieser Moleküle und überprüften, ob deren Oberfläche geeignet ist, an das Spike-Protein des COVID-Virus anzudocken. Mit dem Spike-Protein klammert sich dieses Virus an die Wirtszelle und infiziert sie. Das könnte nicht gelingen, wenn ein Wirkstoff dieses Protein blockiert. Neun der 45 Substanzen stuften die Forscher als vielversprechende Kandidaten für die Entwicklung therapeutischer Medikamente ein.
Mostafa Rateb, UWS-Dozent an der School of Computing, Engineering and Physical Sciences, erklärt dazu: „Obwohl der Ozean seit vielen Jahren als Quelle für biologisch aktive Materialien angesehen wird, ist die Meeresumwelt in Bezug auf Medikamente immer noch weitgehend unerforscht.“
https://www.pressetext.com/news/20211115002
CORONA – NIEDERLANDE – Niederlande ziehen die Notbremse – 15.11.2021
Den Haag – Angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen ziehen die Niederlande die Notbremse. In den kommenden drei Wochen gilt ein Teillockdown. „Diese Eingriffe sind einschneidend und werden alle treffen“, sagte Ministerpräsident Mark Rutte Ende vergangener Woche in Den Haag an.
Gaststätten und Supermärkte müssen seit vorgestern bereits um 20 Uhr schließen, andere Geschäfte sogar bereits um 18 Uhr – das gilt auch für Prostituierte. Die 1,5 Meter-Abstandsregel wird wieder eingeführt, Bürger sollen wieder zu Hause arbeiten und auch nur maximal vier Besucher täglich zu Hause empfangen.
Sportwettkämpfe müssen ohne Publikum ausgetragen werden. Das gilt auch für Fußballspiele, wie etwa das WM-Qualifikationsspiel der Niederlande gegen Norwegen morgen in Rotterdam.
Mit dem begrenzten Paket sollen Kontakte verringert und so Neuinfektionen abgebremst werden, begründete Rutte die Maßnahmen. „Der Druck auf das Gesundheitssystem ist zur Zeit extrem hoch.“ Auch die Experten, die die Regierung in der Pandemie beraten, hätten dringend zu einem Lockdown geraten. „Das Virus ist überall, im ganzen Land, in allen Bereichen.“
Die Regierung hatte seit vergangenem Donnerstag über die neuen Maßnahmen beraten. Von dem Shutdown ausgenommen sind Kinos und Theater. Besucher müssen nur – wie bisher – nachweisen, dass sie geimpft, getestet oder genesen sind.
Die geschäftsführende Regierung will diese 3G-Regel ausweiten auf Geschäfte und möglicherweise auch Arbeitsplätze. Außerdem soll für einige Bereiche die 2G-Regel eingeführt werden – möglicherweise für Kneipen und Festivals.
Erst Ende September hatte das Land die meisten Regeln stark gelockert. Doch die Lage verschlechterte sich. Und das trotz eines hohen Impfgrades: Etwa 82 Prozent der Bürger sind vollständig geimpft.
Vor zehn Tagen gab es die ersten Verschärfungen. Die Maskenpflicht wurde erneut ausgedehnt auf öffentliche Räume wie Geschäfte. Doch viele Bürger hielten sich nicht an die Regeln. Und die Durchsetzung etwa in Lokalen wurde auch wenig kontrolliert.
Der Widerstand gegen einen begrenzten Lockdown ist groß. Unternehmer, Sportverbände und Gastwirte reagierten empört. Am Wochenende gab es gewaltsame Protesten gegen die Verschärfung. © dpa/afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129081/Niederlande-ziehen-die-Notbremse
CORONA – SLOWAKEI – Slowakei verschärft Coronabestimmungen – 15.11.2021
Bratislava – Angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen hat das slowakische Parlament die landesweiten Coronaregeln verschärft. Eine klare Mehrheit von 84 der 119 anwesenden Abgeordneten stimmte am vergangenen Freitag für den Gesetzesvorschlag der konservativ-populistischen Regierungskoalition.
Für die Dauer der COVID-19-Pandemie dürfen somit Arbeitnehmer ohne Anspruch auf Lohn oder Lohnersatz vom Betreten ihres Arbeitsplatzes ausgeschlossen werden, wenn sie keinen Nachweis im Sinne des „Grünen Passes“ (geimpft, genesen oder aktuell getestet) vorweisen können.
Sollten Gesundheitsbehörden oder Polizei an einem Arbeitsplatz infizierte Personen antreffen, können sie den Betrieb mit sofortiger Wirkung für die Dauer von bis zu 30 Tagen schließen. Auch für Massenveranstaltungen und Gastronomielokale gilt die 3G-Regel.
Wegen zuletzt gehäufter Sabotageakte und verbaler wie auch physischer Angriffe von Impfgegnern und „Maskenverweigerern“ auf Gesundheitspersonal und Sicherheitskräfte gelten dafür und für das Fälschen von Impf- oder Testbestätigungen künftig eigene Strafbestimmungen.
Die 5,5 Millionen Einwohner zählende Slowakei meldete zuletzt täglich bis zu 7.000 Neuinfektionen und gehört damit zu den EU-Ländern mit der höchsten Zahl an Neuinfektionen gemessen an der Einwohnerzahl.
Mit knapp 44 Prozent vollständig geimpften Einwohnern weist sie zugleich eine der niedrigsten Impfquoten in der EU auf. Die Gesundheitsbehörden weisen darauf hin, dass 80 Prozent der aktuell 2.600 in Krankenhäusern behandelten Coronapatienten nicht vollständig geimpft sind. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129080/Slowakei-verschaerft-Coronabestimmungen
CORONA – DEUTSCHLAND – Deutschland: 70,1 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft – 100%-ige Erfassung nicht möglich: tatsächliche Durchimpfungsrate dürfte höher liegen – 15.11.2021
BERLIN (dpa-AFX) – Mindestens 70,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben mindestens eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Das sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Montag (RKI) (Stand 9.08 Uhr) rund 58,3 Millionen Menschen. Vollständig geimpft sind inzwischen mindestens 67,5 Prozent (56,2 Millionen Menschen).
Am Sonntag wurden nach RKI-Angaben 36 000 Menschen geimpft. 21 000 Dosen wurden als Auffrischungsimpfungen verabreicht. Die sogenannte Booster-Impfung haben mittlerweile rund 3,9 Millionen Menschen bekommen.
Das RKI nimmt allerdings an, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen: Eine hundertprozentige Erfassung der Impfungen könne durch das Meldesystem nicht erreicht werden, heißt es auf der Impfübersicht des RKI.
Weiterhin gibt es starke regionale Unterschiede. Während in Bremen 81,7 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft sind, sind es in Sachsen lediglich 59,6 Prozent. Gleiches zeigt sich auch beim vollständigen Impfschutz, auch hier liegt Bremen an der Spitze (79,2), während Sachen auch hier das Schlusslicht ist (57,5)./shy/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54490359-deutschland-70-1-prozent-der-bevoelkerung-mindestens-einmal-gegen-corona-geimpft-016.htm
CORONA – DEUTSCHLAND – Hoher Anteil irritiert: Sterben in Bayern wirklich viele Geimpfte an Corona? – 15.11.2021
Neue Zahlen aus Bayern sorgen für Irritation: Im Oktober waren rund 30 Prozent der Corona-Todesfälle vollständig geimpft. Schützt das Vakzin also doch nicht so gut? Ein etwas anderer Blickwinkel relativiert die hohen Werte.
Eine Meldung aus Bayern sorgt für Aufsehen: Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel (LGL) gab am Wochenende bekannt, dass rund 30 Prozent der Corona-Todesfälle im Oktober bereits vollständig geimpft waren. Das hört sich nach viel an – aber ist es das auch? Von den 372 bayerischen Corona-Todesopfern in den vier Wochen vom 4. bis 31. Oktober hatten 108 beide Impfungen erhalten. In der ersten Novemberwoche waren 23 von 88 Todesfällen vollständig geimpft, ein Anteil von über einem Viertel. Sehr viele der vollständig geimpften Corona-Toten in Bayern waren Hochbetagte über 80 Jahre, die am stärksten gefährdete Altersgruppe.
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) weist in seinem jüngsten Wochenbericht einen hohen Anteil Geimpfter unter den Corona-Todesfällen aus, vor allem unter Menschen ab 60 Jahren. Demnach waren in den vier Wochen von Mitte Oktober bis Anfang November fast 42 Prozent der Corona-Toten in dieser Altersgruppe vollständig geimpft. Bei den 18- bis 59-Jährigen lag der Anteil bei 18,5 Prozent.
Das klingt nach viel, dabei spielt jedoch die zum Teil schon hohe Impfquote eine wichtige Rolle – bei den über 60-Jährigen sind mehr als 85 Prozent voll geimpft. Gleichzeitig bietet die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz vor einem schweren Verlauf oder sogar Tod. Das führt zu einer scheinbar paradoxen Situation: Mit der Impfquote steigt der Anteil Geimpfter unter den Todesfällen. Als Beispiel: Bei einer Impfquote von 100 Prozent wären alle Corona-Toten vollständig geimpft.
*** Nachlassende Schutzwirkung
Allerdings ist auch bekannt, dass die Schutzwirkung der Impfstoffe mit der Zeit nachlässt. „Die Daten (…) zeigen, dass nach vier Monaten nach der zweiten Impfung gerade bei älteren Menschen die Immunität wieder abnimmt“, sagte Oliver Keppler, Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, im Bayerischen Rundfunk. Daher wird mittlerweile eine Auffrischungsimpfung empfohlen. Auch die Delta-Variante verringert die Wirksamkeit der Vakzine.
Das RKI berechnet die Impfeffektivität zuletzt immer wieder neu: Bis Oktober/November war sie bei Menschen über 60 Jahren spürbar gesunken – allerdings schützt eine vollständige Impfung diese immer noch zu 87 Prozent vor einem tödlichen Covid-19-Verlauf. Bei den 18- bis 59-Jährigen liegt dieser Wert bei 92 Prozent. Insgesamt bestätige sich damit „die hohe Wirksamkeit“ der Impfstoffe aus den klinischen Studien, schreibt das RKI. Mehr als 70 Prozent der Corona-Todesfälle waren laut RKI zudem 80 Jahre und älter. Das spiegele das „generell höhere Sterberisiko – unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe – für diese Altersgruppe wider“.
Es ist auch eine Frage des Blickwinkels: Ein Anteil von 30 Prozent Geimpfter unter den Corona-Todesfällen klingt zunächst viel. Aber wie sieht es andersherum aus: Wie viele Geimpfte sind an Corona gestorben? Laut RKI gab es bei den vollständig Geimpften über 60 Jahren bisher 1368 Todesfälle. Auf die bisher 20,6 Millionen vollständig Geimpften in dieser Altersgruppe gerechnet ist das ein Anteil von 0,007 Prozent. Natürlich waren viele dieser Geimpften womöglich nie mit Corona infiziert.
Wie hoch ist das Risiko für Ungeimpfte, wenn sie sich infizieren? Laut einer Metastudie aus dem vergangenen Herbst lag die Wahrscheinlichkeit, an einer Corona-Infektion auch zu sterben, im Alter von 65 Jahren bei etwa 1,4 Prozent. Für 85-Jährige lag das Risiko sogar bei 15 Prozent. Zum Zeitpunkt der Studie standen noch keine Impfstoffe zur Verfügung.
*** Oft mehrere Todesursachen
Eine im Fachmagazin „The Lancet“ erschienene Studie aus Schottland lieferte zudem Erkenntnisse zu den Todesumständen Geimpfter. Unter den 3,27 Millionen Menschen in Schottland, die bis zum 18. August vollständig geimpft waren, starben 236 – ein Anteil von 0,007 Prozent. Was bei der schottischen Studie auffiel: Bei 97 Prozent der geimpften Corona-Todesfälle war mindestens eine weitere Todesursache auf dem Totenschein aufgeführt. Im Schnitt waren es sogar drei. Am häufigsten betroffen waren Menschen über 75 Jahren, die viele weitere Erkrankungen hatten.
Auch das Landesamt in Bayern betonte, dass bei den gemeldeten Todesfällen nicht unbedingt immer Corona die Todesursache sei – als Corona-Todesopfer zähle jeder, der bei seinem Tod mit dem Virus infiziert war. Die Mehrzahl der jüngst in Bayern erfassten Corona-Toten seien 80 Jahre und älter, dementsprechend litten viele auch an anderen Krankheiten. Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/panorama/Sterben-wirklich-viele-Geimpfte-an-Corona-article22932056.html
CORONA – ÖSTERREICH – Österreich beginnt mit Lockdown für Ungeimpfte – 15.11.2021
Wien – In Österreich ist heute ein landesweiter Lockdown für Ungeimpfte in Kraft getreten. Er gilt zunächst für zehn Tage für alle Menschen ab zwölf Jahren, die weder über einen Impfnachweis noch über den Nachweis einer in den vergangenen 180 Tagen überstandenen Coronainfektion verfügen.
Die Betroffenen dürfen ihre Wohnung nur noch für Lebensmitteleinkäufe, Arbeit oder Ausbildung, Arztbesuche sowie zur körperlichen Erholung verlassen. Bereits zuvor waren Ungeimpfte in Österreich von Besuchen der Gastronomie, von Sportanlagen und Friseurbesuchen ausgeschlossen. Neu ist nun, dass sie beim Einkaufen auf die Grundversorgung beschränkt werden.
„Die Coronasituation in Österreich ist ernst“, sagte Bundeskanzler Alexander Schallenberg gestern nach einer Videokonferenz mit Spitzenvertretern der Bundesländer und sprach von einer „beschämend niedrigen Impfquote“. Die Regierung ergreife „diesen Schritt nicht leichten Herzens, aber leider ist er notwendig“. Der Lockdown soll der „Verhinderung eines Zusammenbruchs der medizinischen Versorgung“ dienen.
Die Infektionszahlen in Österreich waren zuletzt drastisch gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Österreich deutlich über 800. In Deutschland lag sie am Montag bei 303.
Der Hauptausschuss des österreichischen Parlaments hatte dem Lockdown gestern Abend zugestimmt, zuvor hatten sich Bund und Länder auf den Schritt geeinigt. Kontrolliert werde der Lockdown durch ein „engmaschiges Netz“, kündigte Innenminister Karl Nehammer an.
Vor dem Kanzleramt in Wien hatten sich schon gestern einige hundert Menschen zu Protesten gegen die Maßnahmen versammelt, Massenkundgebungen blieben aber aus. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129074/Oesterreich-beginnt-mit-Lockdown-fuer-Ungeimpfte
CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Wissenschafter fordern „konsequente Maßnahmen“ – NACHTRAG: 14.11.2021
Angesichts der dramatischen Infektionszahlen haben sich namhafte Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit einem Appell an Politik und Bevölkerung zu Wort gemeldet. Das u.a. von den Virologen Dorothee von Laer, Andreas Bergthaler und Florian Krammer gezeichnete Papier fordert „konsequente Maßnahmen zur Kontaktreduktion“, die Erhöhung der Impfquote und verpflichtende PCR-Tests auch für Geimpfte. Von der Politik fordern die Experten, Partikularinteressen hintanzustellen.
„Wir wollen möglichst viel von unserem alten Leben zurück! Und wir schaffen das, wenn wir uns gemeinsam anstrengen“, heißt es in dem „unabähängigen Statement der Wissenschaft“ unter dem Titel „Zurück zur Normalität“. Die vierte Infektionswelle sei wegen der niedrigen Impfrate von zahlreichen Expertinnen und Experten erwartet worden. Daher brauche es nun konsequente Maßnahmen zur Kontaktreduktion, um die fehlende Immunisierung auszugleichen.
*** „Aus 2G muss ein 2G plus werden“
Konkret schlagen die Experten eine FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen sowie PCR-Testpflicht in Lokalen auch für Geimpfte und Genesene vor: „Aus 2G muss ein 2G plus werden; dies muss konsequent umgesetzt und auch kontrolliert werden.“ Auch flächendeckende PCR-Tests an den Schulen sollen demnach verwendet werden, um Infizierte Schülerinnen und Schüler sowie ihre Haushaltsmitglieder zu isolieren und die Infektionsketten damit zu durchbrechen. Auch am Arbeitsplatz sollten Ungeimpfte demnach PCR-Tests vorlegen müssen, anstatt die weniger verlässlichen Antigentests.
Die Experten verweisen darauf, dass ein Erkrankter aktuell bis zu 1,4 weitere Menschen anstecke. „Bei einem momentanen Reproduktionsfaktor von 1,2 bis 1,4 müssen wir Kontakte um 30 Prozent reduzieren“, heißt es in dem Papier. „Dazu sind nur durchgreifende und unmittelbare Maßnahmen geeignet. Die bisher im Stufenplan vorgesehenen Maßnahmen haben kaum dämpfende Wirkung gezeigt.“
*** „Impfoffensive“ von essenzieller Bedeutung
Weiters fordern die Experten eine „Impfoffensive“ – sowohl bei den noch Ungeimpften als auch zur Forcierung der Auffrischungsimpfungen. Diese werde zwar nur längerfristig wirksam, sei aber essenziell. Bedeutung, Wirksamkeit uns Sicherheit der Impfung müsse transparent, konsequent und wiederholt kommuniziert werden.
Das „unabhängige Statement der Wissenschaft“ gilt auch als Reaktion auf abschätzige Bemerkungen des Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP). Er hatte gemeint, „dass es Virologen am liebsten wäre, jeden Österreicher in ein Zimmer zu sperren“. Wissenschafter und Ärzte kritisierten ihn daraufhin scharf und warfen ihm vor, von politischem Versagen abzulenken und Fake News zu verbreiten. Im Expertenpapier heißt es in Richtung Politik: „Die Kommunikation in der Öffentlichkeit muss konsequent, faktenbasiert, ehrlich und transparent sein. Das Ziel der Pandemiekontrolle im Wohle und im Interesse der gesamten Gesellschaft muss vor (politischen) Partikularinteressen stehen.“
https://science.apa.at/power-search/12777252336764619571
CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Grazer Rektor schlägt einmalige Impf-Honorierung vor – 15.11.2021
Eine Belohnung von bis zu 1.000 Euro soll laut dem Rektor der Grazer Med-Uni, Helmut Samonigg, die Bevölkerung dazu motivieren, sich vollständig impfen zu lassen. Im Gespräch mit der APA schilderte er Details seiner diesbezüglichen Überlegungen. Sollte durch diese Aktion nicht das Ziel von 85 Prozent Durchimpfungsrate erreicht werden, sei laut Samonigg in letzter Konsequenz eine – zeitlich begrenzte – Impfpflicht absehbar.
„Mit Aufklärungsarbeit alleine kommen wir offenbar aus dem Eck, in dem wir uns mit der Impfquote jetzt befinden, nicht mehr heraus. Jene aber, die sich impfen lassen, leisten jedenfalls einen wesentlichen Beitrag für die Gesunderhaltung der Bevölkerung. Das sollte man in dieser Situation einmalig honorieren“, erklärte der Grazer Onkologe und Rektor der Med-Uni Graz gegenüber der APA.
Aus seiner Sicht sollten grundsätzlich „alle die, die bereits geimpft wurden und jene, die sich noch impfen lassen“ die Impfprämie erhalten. „Man müsste sich aber schon eine soziale Staffelung überlegen, damit es deutlich zugunsten derer geht, die weniger verdienen geht. Das wäre in Zeiten, wo viele finanziell sehr belastet sind, ein schönes Zeichen“, wie Samonigg ausführte. „Das Ganze kostet auch nicht mehr als ein vierwöchiger Lockdown“, so Samonigg. Ausbezahlt werden sollte die Prämie zudem in Form von „Checks, die in österreichischen Geschäften eingelöst werden können“.
*** Fortschritte bei medikamentöser Behandlung erwartet
Wiederholungen der Kosten in den kommenden Jahren fürchtet der Mediziner nicht: „Wenn die Leute erst einmal die Impfung erhalten haben und sehen, dass die Welt nicht untergeht, ist der Bann gebrochen und die Impfung wird selbstverständlich“. Der Mediziner geht auch davon aus, dass sich im nächsten und den kommenden Jahren bei der medikamentösen Behandlung der schweren Fälle Fortschritte geben wird.
Bis Juni 2022 sollte mithilfe der Initiative jedenfalls eine Impfquote von 85 Prozent erreicht werden, „sonst würde sich nur noch die Einführung der Impfpflicht anbieten“, wie Samonigg festhielt.
An der Med-Uni Graz selbst waren bereits Ende August von den 2.404 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Impfstatus rückgemeldet haben, mehr als 90 Prozent bereits geimpft und von diesen 96 Prozent vollständig immunisiert. Zahlungen habe es dafür allerdings nicht gebraucht.
https://science.apa.at/power-search/10372519902083305958
CORONA – ÖSTERREICH – Keine Schulveranstaltungen und FFP2-Masken auch für Jüngere – 15.11.2021
An den Schulen sind in den kommenden beiden Wochen keine Schulveranstaltungen wie etwa Exkursionen oder Wandertage erlaubt. Außerdem dürfen keine Externen wie etwa Vereine an die Schulen kommen. Das geht aus einer Info des Bildungsministeriums an die Schulen hervor. Neben einer durchgehenden FFP2-Maskenpflicht für die Oberstufen und Polys (auch im Unterricht) gilt nun auch eine FFP2-Pflicht für Volks- und Unterstufenschüler mit Ausnahme des eigenen Sitzplatzes.
Sollte allerdings keine FFP2-Maske verfügbar sein, kann an Volksschulen und Unterstufen auch ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) getragen werden, hieß es aus dem Bildungsministerium zur APA. Das werde den Schulen in einer weiteren Info auch mitgeteilt. Für die älteren Jugendlichen bleibt die durchgehende FFP2-Maske aber jedenfalls verpflichtend.
Weitere Änderungen: Elternsprechtage und Konferenzen müssen digital stattfinden oder verschoben werden. Außerdem müssen nicht mehr nur mehr ungeimpfte Schülerinnen und Schüler dreimal wöchentlich einen Corona-Test absolvieren (davon mindestens ein PCR-Test). Auch für die geimpften gilt wieder eine Testpflicht – ausgenommen sind wie bisher nur die genesenen Kinder und Jugendlichen, da bei ihnen auch ohne neue Infektion die Tests noch anschlagen können.
*** Regeln entsprechen großteils der Stufe drei
Diese Regeln gelten ab morgen, Dienstag, bis zum 27. November. Der heutige Montag ist noch ein Übergangstag (in Wien und NÖ ist er wegen des Landesfeiertags schulfrei). Damit ist die von der Corona-Kommission ursprünglich für diese Woche vorgenommene Einordnung der drei Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Tirol in die Risikostufe drei bzw. der anderen Länder in Stufe zwei obsolet. Für ganz Österreich gelten jetzt Regeln, die großteils der Stufe drei entsprechen, zum Teil aber noch darüber hinausgehen (Testpflicht auch für Geimpfte, FFP2-Pflicht außer am Sitzplatz auch an Volksschulen und Unterstufen).
Am 29. November sollen nach dem derzeitigen Plan die Schulen wieder in den bisherigen Betrieb zurückkehren. Dann müssen nur mehr die ungeimpften Schüler testen, außerdem gelten die Regeln anhand der jeweiligen für das Bundesland festgelegten Risikostufe. Allerdings werden mit diesem Zeitpunkt die PCR-Tests ausgeweitet. Dann müssen die ungeimpften Schüler – wie jetzt schon in Wien – nicht nur einen, sondern zwei PCR-Tests pro Woche absolvieren.
Gleiches gilt auch für die Lehrer: Ungeimpfte Pädagogen müssen dann zwei PCR-Tests pro Woche machen, für geimpfte wird das Angebot dazu geschaffen. Anders als bisher dürfen die Lehrer auch an den Schulen testen.
*** Ninja-Pass gilt teilweise als 2G-Nachweis
Abseits des Schulbetriebs gilt für Kinder und Jugendliche: Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr sind von den Lockdown-Bestimmungen ausgenommen. Für Kinder zwischen zwölf und 15 Jahren wird der Ninja-Pass aus der Schule dem 2G-Nachweis gleichgestellt. Sie können damit also die Gastro besuchen oder im Verein Sport betreiben – ist der Pass für diese Woche vollständig ausgefüllt, gilt er auch am Wochenende. Einschränkung: Einzelne Bundesländer (oder auch Vereine) dürfen strengere Regeln festlegen.
Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) befürwortet trotz der „erschreckenden Dynamik“ des Infektionsgeschehens das Offenhalten der Schulen. Immerhin wären Alternativen wie Distance Learning und Schichtbetrieb nicht ohne diverse Kollateralschäden möglich, wie er gegenüber der APA betont . „Wir werden alles tun, um weiterhin Präsenzunterricht möglich zu machen, wenn auch unter erschwerten Bedingungen.“
Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen wie die Ausweitung der Maskenpflicht und zusätzliche PCR-Tests befürwortet der Chef der ARGE Lehrer in der GÖD. Auch dass Geimpfte nun wieder mittesten müssen, sei angesichts der steigenden Zahl von Impfdurchbrüchen gut. „Wir brauchen aber auch unterstützende Maßnahmen von außen“ appellierte er nicht nur an Schülerinnen und Schüler, sondern auch deren Familien, die Impfangebote wahrzunehmen und an Lehrerinnen und Lehrer, sich Booster-Impfungen zu holen. Er hoffe, dass all diese Maßnahmen zügig einen Effekt haben werden. „Wenn die Lage sich nicht zu entspannen beginnt, wird man allerdings über weitere Maßnahmen beraten müssen.“
https://science.apa.at/power-search/6556813656950291770
CORONA – ÖSTERREICH – Mehr als 3.500 positive PCR-Tests an Schulen – NACHTRAG: 12.11.2021
In der zweiten Schulwoche nach den Herbstferien sind an den Schulen 3.520 PCR-Tests positiv ausgefallen. Das ist deutlich mehr als letzte Woche (rund 2.300), wobei ein direkter Vergleich wegen der Ferien nicht möglich ist. Laut Daten von Bildungsministerium und Stadt Wien gab in Wien 965 positive Tests (862 Schüler, 103 Personal), in OÖ waren es 673 Schüler, in NÖ 406, in der Steiermark 328, in Tirol 248, in Kärnten 235, in Salzburg 209, in Vorarlberg 96 und im Burgenland 73.
Mittlerweile sind vier Schulen sowie 159 Klassen wegen gehäufter Infektionsfälle geschlossen. Zwar wurden die Quarantäneregeln am Anfang des Schuljahrs gelockert – mittlerweile gibt es aber immer häufiger mehrere Fälle in einer Klasse. Dann kommen die lockereren Quarantänebestimmungen nicht mehr zum Tragen.
*** Wien testet doppelt
Die höheren Zahlen für Wien erklären sich vor allem dadurch, dass in der Bundeshauptstadt zweimal PCR-getestet wird. In den anderen Ländern steht nur ein PCR-Test pro Woche am Programm. Außerdem fließen in Wien auch bei den Lehrern bzw. beim Verwaltungspersonal festgestellte Infektionen in die Zahlen ein.
Gegenüber den am Mittwoch vom Ministerium veröffentlichten vorläufigen Zahlen hat es aufgrund von Nachmeldungen noch Änderungen gegeben. Die Stadt Wien meldet ihre Zahlen (aufgrund des zweiten Tests) immer erst am Freitag.
„Wir sehen in der aktuellen Woche wie auch in der Gesamtbevölkerung eine Steigerung der Infektionen an Wiener Schulstandorten“, hob der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr in einer der APA übermittelten Stellungnahme hervor: „Die Zahlen zeigen im Vergleich zu anderen Bundesländern aber auch, dass es richtig war, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus rechtzeitig anzupassen.“
*** Schärfere Regeln ab Montag
Ab nächster Woche gelten in Oberösterreich, Niederösterreich und Tirol schärfere Schulregeln. Diese drei Länder wurden von der Corona-Kommission in die Risikostufe drei eingeordnet. Unter anderem müssen Schüler und Lehrer an Oberstufen auch im Unterricht Masken tragen, Schulveranstaltungen sowie Unterrichtsangebote mit externen Partnern wie Vereinen dürfen nicht durchgeführt werden. Alle anderen Länder bleiben vorerst in der Risikostufe zwei – am Donnerstag gibt es dann eine neue Einstufung für die darauffolgende Woche.
Die Schulregeln gelten unabhängig von den anderen Corona-Vorgaben, da die Schule ein eigener Regelkreis ist.
https://science.apa.at/power-search/2212929067962758773
KLIMAWANDEL – COP26 – Klimaforscher: Welt noch immer auf gefährlichem Pfad – 15.11.2021
Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat nach den Beschlüssen der Weltklimakonferenz in Glasgow eine schnelle Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen angemahnt. „Vor Glasgow war die Welt auf einem Desaster-Pfad, nach Glasgow sind wir noch immer auf einem gefährlichen Pfad“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Das ist ein deutlicher Fortschritt, aber bei weitem nicht ausreichend“.
Selbst wenn alle Ankündigungen umgesetzt würden – und das sei ein großes „wenn“ – habe man nach aktuellen Berechnungen nur eine 50-prozentige Chance, die Erderhitzung unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Die Weltklimakonferenz bekannte sich jedoch eigentlich klar zu dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad stoppen, um katastrophale Folgen zu vermeiden. Dafür sollen die bisher völlig unzureichenden Klimaschutzpläne der Staaten bis Ende des nächsten Jahres nachgeschärft werden. Rockström bezeichnete dies als den „womöglich wichtigsten Satz der Abschlusserklärung“.
*** Positive Signale aus der Wirtschaft
Nationale Regierungen seien nun in der Verantwortung, Gesetze zu beschließen, die den Beschlüssen von Glasgow entsprächen. „Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht“, so der Klimaforscher. „Das ist etwas, worauf alle Beteiligten, worauf jeder drängen muss.“ Positive Signale sieht Rockström aus der Wirtschaft. Diese sei in vielen Teilen bereits dabei, sich klimafreundlich umzustellen. Noch nie hätten so viele Unternehmenschefs so viel Zeit auf einer Klimakonferenz verbracht wie in diesem Jahr.
Kritik übte der Schwede daran, dass noch immer nicht alle Subventionen für Kohle, Gas und Öl gestrichen werden sollen. „Das ist, als wären wir Drogenabhängige, die wissen, dass wir uns selbst schaden, aber einfach nicht damit aufhören können“, so Rockström.
*** Klimapakt mit USA und China
Rockström hat die EU außerdem aufgefordert, einem von den beiden größten Treibhausgas-Produzenten – den USA und China – geschlossenen Klimapakt beizutreten. „Europa muss bei diesen beiden Supermächten mitmachen, und Deutschland muss dafür sein Gewicht in die Waagschale werden“, forderte er.
„Die USA, China und Europa sind die größten Emittenten von Treibhausgasen und die drei größten Wirtschaftsräume der Welt“, sagte Rockström. „Was immer sie tun, kann die globalen Spielregeln verändern.“ Unter Wissenschaftern gebe es schon seit längerem die Forderung, dass die größten Klimasünder eine Allianz bilden sollten.
China und die USA hatten auf der Weltklimakonferenz in Glasgow in dieser Woche überraschend angekündigt, im Kampf gegen die Erderwärmung enger kooperieren zu wollen. Ungeachtet ihrer sonstigen Unstimmigkeiten vereinbarten beide Mächte einen Pakt zum Klimaschutz, der noch weiter konkretisiert werden soll. Rockström sagte, gemeinsamer Klimaschutz könne in Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen auch eine Möglichkeit sein, die internationale Zusammenarbeit neu zu beleben.
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KLIMAWANDEL – Von der Leyen zeigt sich enttäuscht vom Glasgower Klimagipfel – 15.11.2021
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)–Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat sich enttäuscht gezeigt über die Ergebnisse des Glasgower UN-Weltklimagipfels. Bei den großen Verursachern der Treibhausgase seien mehr Anstrengungen nötig. Die Ambitionen dieser Länder seien „enttäuschend“, so von der Leyen.
„Wir müssen handeln und zwar jetzt. Diese Dekade entscheidet darüber, ob wir nur noch Getriebene des Klimawandels sind oder wir noch das Heft des Handelns in der Hand behalten“, sagte sie auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. Der Klimagipfel sei nicht als großer Erfolg zu werten.
„Wenn ich jetzt auf das Ergebnis in Glasgow schaue, dann ist es angesichts dessen gerade mal ein Zwischenschritt, um die Weltgemeinschaft auf dem Weg zum 1,5 Grad-Ziel an Bord zu halten.“
*** Licht und Schatten
Sie attestierte den Beschlüssen der am Wochenende zu Ende gegangenen Konferenz Licht und Schatten. Gut sei, dass Klimaneutralität als gemeinsames Ziel anerkannt wurde und damit nun zur neuen Norm werde. Gut sei auch, dass es erstmals ein Zwischenziel für die Welt in 2030 gebe, nämlich eine Reduktion von Treibhausgasemissionen von 45 Prozent. Ebenso sei Konsens, dass man schneller werden müsse. Dabei helfe, dass man sich in Glasgow auf Regeln für die Vergleichbarkeit geeinigt habe, so von der Leyen.
Aber der Mangel an Verbindlichkeit sei eine große Enttäuschung. „Zum Schatten zählt, dass zu wenig klare Verpflichtungen, Ziele und Schritte von der Weltgemeinschaft festgelegt wurden. Und zum Schatten zählt auch, dass in Glasgow die ärmeren Länder weiterhin finanziell nicht ausreichend unterstütz werden durch die Hauptverschmutzer, also die Industriestaaten. Da war in Paris mehr versprochen worden“, sagte von der Leyen mit Blick auf die vergangene UN-Klimakonferenz in Paris.
Enttäuschend sei außerdem, dass der Kohleausstieg in letzter Minute „nur zu einem Kohleabbau verwässert“ worden sei. „Ich bin fest überzeugt, dass es nur einen sinnvollen Weg nach vorne gibt: Nämlich die grüne und digitale Transformation entschlossener und schneller umzusetzen“, sagte die Kommissionspräsidentin.
*** Internationale Kooperationen
Europa seit zwar nur für 8 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Aber es könnte zum Vorbild werden, wenn es beim der Transformation hin zur Klimaneutralität beweise, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz Hand in Hand gingen.
Wichtig sei zudem, dass Europa „globale Gateway-Kooperationen“ aufbaut, um Entwicklungsländern bei der grünen Transformation mit Geld und Know-how unter die Arme zu greifen, so wie man es beispielsweise mit Südafrika beim Kohleausstieg täte, sagte von der Leyen. Auch könnte Europa hier international mit seinem Ruf als ein fairer und verlässlicher Partner punkten. Europa investiert nicht in die Abhängigkeit von anderen, sondern sei an einem fairen Austausch interessiert.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54490390-von-der-leyen-zeigt-sich-enttaeuscht-vom-glasgower-klimagipfel-015.htm
ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT – Die Gesundheitssysteme im OECD-Raum müssen dringend gestärkt und für künftige Krisen gerüstet werden – NACHTRAG: 9.11.2021
GRAPHIK: https://www.oecd.org/media/oecdorg/satellitesites/berlincentre/pressethemen/Mental-Health-and-Covid-19-502×344.png
(Paris/Berlin, 9. November 2021) – Die COVID‑19-Krise hat direkt und indirekt zu einem Anstieg der erwarteten Zahl der Todesfälle im OECD-Raum um 16 Prozent in 2020 und im ersten Halbjahr 2021 beigetragen. Die Lebenserwartung sank in 24 von 30 Ländern, für die vergleichbare Daten vorliegen. Am deutlichsten ging sie in den USA ( 1,6 Jahre) und Spanien (‑ 1,5 Jahre) zurück. Einen Rückgang gab es auch in Deutschland (- 0,3 Jahre), in Österreich (- 0,7 Jahre) und der Schweiz (- 0,8 Jahre), so eine aktuelle OECD-Studie.
Gesundheit auf einen Blick 2021 zeigt, dass sich die Pandemie auch auf die psychische Gesundheit gravierend ausgewirkt hat. In den meisten Ländern, für die Daten verfügbar sind, ist die Prävalenz von Angststörungen und Depressionen jetzt mehr als doppelt so hoch wie vor der Pandemie, darunter in Österreich. Für Deutschland und die Schweiz liegen der OECD keine Zahlen vor.
Auch auf Menschen, die sich nicht mit dem Virus infiziert haben, hatte die Pandemie indirekt beträchtliche Auswirkungen. In den OECD-Ländern, für die Daten zur Verfügung stehen, ging z. B. 2020 die Quote der Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen (d. h. der Anteil der teilnehmenden Frauen in der Zielgruppe) im Schnitt um fünf Prozentpunkte gegenüber 2019 zurück. Für Hüftprothesen erhöhte sich die mittlere Wartezeit 2020 im Vorjahresvergleich um durchschnittlich 58 Tage und für Knieprothesen um 88 Tage.
Die Pandemie hat zudem die Gesundheitsausgaben im OECD-Raum in die Höhe getrieben. Während die Wirtschaftstätigkeit einbrach, stiegen die Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP im Schnitt der OECD-Länder, für die Daten verfügbar sind, von 8,8 Prozent in 2019 auf 9,7 Prozent in 2020. In Deutschland stiegen sie von 11,7 auf 12,5 Prozent, in Österreich von 10,4 auf 11,5 Prozent. Für die Schweiz liegen noch keine entsprechenden Daten vor, allerdings hat das Land 2019 mit 11,3 Prozent des BIP bereits sehr hohe Gesundheitsausgaben gehabt. Länder, die von der Pandemie besonders stark betroffen waren, verzeichneten einen höheren Anstieg als je zuvor. Im Vereinigten Königreich erhöhten sich die Gesundheitsausgaben Schätzungen zufolge von 10,2 Prozent in 2019 auf 12,8 Prozent des BIP im Jahr 2020. Für Slowenien nimmt die OECD einen Anstieg von 8,5 Prozent auf mehr als zehn Prozent des BIP an.
Die Pandemie wirft auch ein Schlaglicht auf den anhaltenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Sie zeigt, wie wichtig es ist, in den kommenden Jahren mehr zu investieren, um die Primärversorgung und die Krankheitsprävention zu verbessern und dafür zu sorgen, dass die Gesundheitssysteme insgesamt resilienter werden und besser für Krisensituationen gewappnet sind. Die Studie zeigt, dass der Großteil der Gesundheitsausgaben nach wie vor auf die kurative Versorgung und nicht auf Krankheitsprävention oder Gesundheitsförderung entfällt und dass für den Krankenhaussektor wesentlich mehr Mittel bereitgestellt werden als für die Primärversorgung. Vor der Pandemie beliefen sich die Gesundheitsausgaben im OECD-Schnitt auf mehr als 4 000 US-Dollar pro Kopf und in den USA sogar auf knapp 11 000 US-Dollar. Der größte Anteil – im Schnitt 60 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben – entfällt auf die stationäre und ambulante Versorgung.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Ärzt:innen und Pflegekräfte in fast allen OECD-Ländern erhöht, trotzdem gibt es nach wie vor Personalengpässe. Der Mangel an Gesundheits- und Langzeitpflegekräften führt zu stärkeren Beeinträchtigungen als der Mangel an Krankenhausbetten und Ausrüstungen.
Die Pandemie hat darüber hinaus verdeutlicht, wie gravierend sich ein ungesunder Lebensstil auswirkt. Durch Rauchen, schädlichen Alkoholkonsum und Fettleibigkeit steigt das Risiko, an COVID-19 zu sterben. Trotzdem wird nach wie vor vergleichsweise wenig für die Prävention von Krankheiten ausgegeben: Lediglich 2,7 Prozent der Gesundheitsausgaben entfallen durchschnittlich auf diesen Bereich. In Österreich und der Schweiz sind es zwei Prozent, in Deutschland drei Prozent.
Der Anteil der Personen, die täglich rauchen, ist in den letzten zehn Jahren in den meisten OECD-Ländern zurückgegangen, er liegt jetzt bei durchschnittlich 17 Prozent. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es mit 18,8 bzw. 20,6 und 19,1 Prozent noch etwas mehr tägliche Raucher:innen.
Zwischen vier und 14 Prozent der Bevölkerung in den berücksichtigten OECD-Ländern sind als Vieltrinker:innen einzustufen und haben einen Anteil von 31 bis 54 Prozent am gesamten Alkoholkonsum. In Lettland und Ungarn ist schädlicher Alkoholkonsum besonders verbreitet.
Fettleibigkeit wird immer häufiger. Im OECD-Durchschnitt sind 60 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder fettleibig, auch in Deutschland. Mit über 70 Prozent ist der Anteil in Mexiko, Chile und den USA am höchsten. Diese Daten beziehen sich auf gemessenes Übergewicht bzw. gemessene Fettleibigkeit. Für Österreich und die Schweiz liegen nur Zahlen vor, die auf Selbstauskunft der Menschen beruhen. Diese Werte fallen üblicherweise niedriger aus. In Österreich geben 51 Prozent der Erwachsenen an, übergewichtig oder fettleibig zu sein, in der Schweiz 42 Prozent.
https://www.oecd.org/berlin/presse/die-gesundheitssysteme-im-oecd-raum-muessen-dringend-gestaerkt-und-fuer-kuenftige-krisen-geruestet-werden.htm
SOZIOLOGIE – Studierende sind keine Kunden – Studierende in einem Hörsaal: Der Kundenbegriff für das Studium ist nicht nur fehl am Platz, sondern schädlich, findet Rainer Hank. – 15.11.2021
Von Rainer Hank
In ihrer Hexenjagd instrumentalisieren Studenten die Marktwirtschaft, um die Meinungsfreiheit der anderen zu unterdrücken. Das könnte man die neoliberale Variante des Meinungsterrors nennen.
Nach einer schweren Panikattacke hat die Philosophin Kathleen Stock, 48, Ende Oktober ihren Lehrstuhl für Philosophie an der britischen University of Sussex aufgegeben. „In einem derart vergifteten Klima kann ich nicht mehr arbeiten“, gab sie zu Protokoll. Der Fall hat weltweit Aufsehen erregt: Kathleen Stock versteht sich als linke, gender-kritische Feministin. Sie hat zwei Söhne, ist lesbisch, ihre Partnerin ist schwanger. Von der mächtigen Transgender-Bewegung wurde die Philosophin als „transphob“ beschimpft, verunglimpft und mürbegemobbt.
Für Leute außerhalb des universitären Milieus mag sich der Streit merkwürdig fremd anhören. Er bestimmt aber die zunehmend aggressiven Debatten der akademischen Gemeinden, nicht nur im angelsächsischen Raum. Während die Transgender-Bewegung einen Konstruktivismus vertritt, wonach jeder sich als Mann, Frau oder queer definieren kann unabhängig von seiner biologischen Natur, sieht der genderkritische Feminismus darin einen übergriffigen Machbarkeitswahn und hält an der Unhintergehbarkeit der biologischen Natur fest.
*** Freie Rede auf dem Spiel
Die Definition der persönlichen Zugehörigkeit sei nicht über allem erhaben, sagen die Feministinnen. Die biologische Natur lasse sich nicht wegdefinieren. Das wiederum nennen die Transgender-Leute eine Verletzung ihres Rechts auf Selbstbestimmung. Sie, die Schwächeren, beanspruchen größere Schutzrechte. Die Feministinnen hingegen befürchten, dass Männer als Transgenderleute in die Frauentoiletten eindringen.
Nun könnte man diesen Streit ruhig den akademischen Debatten überlassen, die nichts oder allenfalls am Rande etwas mit einer Wirtschaftskolumne zu tun haben. Doch das ist eben noch nicht das Ende der Geschichte. Denn es geht um die freie Rede und das Recht, in einer liberalen Gesellschaft alles sagen zu dürften – zumindest bis heran an die Grenzen des Strafrechts. Die freie Rede („Parrhesie“), in der man ohne falsche Rücksichtnahme aussprechen darf, was man für wahr hält, ist seit der Antike eine humane Errungenschaft der Zivilisation. Sie ist es, die heute auf dem Spiel steht.
Die Gegner der Freiheit von Forschung und Lehre im Fall Stock finden sich nämlich nicht nur, aber vor allem auch unter der Studentenschaft der Universität Sussex, während viele Professoren und die Universitätsleitung – zumindest eine Zeit lang – ihrer Kollegin den Rücken stärkten. Die Studenten berufen sich auf ihren emotionalen Schutzraum, den Kathleen Stock verletzt habe. Und da kommt nun auch die Marktwirtschaft ins Spiel: „Wir zahlen doch keine 9250 Pfund jährlich, um von einer transphoben Professorin beleidigt zu werden“, so war es auf den Plakaten einer Demonstration zu lesen. Nach der Demission von Kathleen Stock triumphierten ihre Gegner und sangen „Ding, dong, die Hexe ist tot“ aus dem Film „Der Zauberer von Oz“.
Die Studenten in ihrer Hexenjagd instrumentalisieren die Marktwirtschaft, um die Meinungsfreiheit der anderen zu unterdrücken. Das könnte man die neoliberale Variante des Meinungsterrors nennen, der durch seine ökonomische Legitimation auch nicht besser wird als bei den Achtundsechzigern, die sich nicht als Agenten des Marktes, sondern als Propheten der Weltrevolution verstanden. Terror bleibt Terror. „Sie wollen nicht argumentieren, sie wollen meine Reputation zerstören“, sagt Kathleen Harris.
Doch der Verweis auf die Studiengebühren zeigt Wirkung: Die höhere Bildung ist gerade für Großbritannien ein wichtiger Industriezweig und zudem ein erfolgreiches Exportprodukt, das von vielen Studenten aus dem Ausland (und ihren zahlungskräftigen Eltern) nachgefragt wird. Oxford Economics, ein britisches Forschungsinstitut, beziffert den finanziellen Beitrag der höheren Bildung für die britische Volkswirtschaft mit gut hundert Milliarden Dollar im Jahr. Diese Rolle des Bildungssektors könnte zumindest ein Grund dafür sein, warum sich die Studenten im Fall Kathleen Stock durchgesetzt haben. Man will es sich mit seinen Kunden nicht verscherzen.
In einem Interview mit der Financial Times beschreibt die in Oxford lehrende Historikerin Selina Todd zwei Fehlentwicklungen der Bildungspolitik. Erstens gebe es heute eine ausgeprägte „Therapiekultur“, die jedem Studierenden Schutz vor emotionalem Leid zusichere. Zweitens sehe man Studierende als zahlende Konsumenten an, deren Wünsche in einer Marktwirtschaft befriedigt werden müssten.
Tatsächlich ist es per se keine schlechte Idee, dass der Professor in seiner Eigenschaft als Lehrender sich an den Bedürfnissen, am Vorwissen und den Berufserwartungen seiner Hörer orientiert. Doch das ändert meiner Meinung nach nichts daran, dass der Kundenbegriff für das Studium nicht nur fehl am Platz, sondern schädlich ist.
Philosophie zu studieren ist etwas anderes, als einen Porsche zu bestellen, den man zurückgibt, wenn er nicht so schnell fährt wie versprochen. Studierende sind keine Kunden einer Firma, sondern Mitglieder einer intellektuellen Gemeinschaft. Die Universität ähnelt eher einem (elitären) Club als einem Wirtschaftsunternehmen. Es geht nicht nur um die Weitergabe von Wissen, welches einen dazu befähigt, Arzt, Rechtsanwalt oder Journalist zu werden. Es geht nicht um Dienstleistungen oder Waren, die man sich im Hörsaal abholen kann, sondern um das „Streben nach Wahrheit“ jenseits subjektiver Befindlichkeiten. Das mag altmodisch klingen, ändert aber nichts daran, dass Wahrheitsstreben den Sinn der Universität beschreibt, neumodisch ihren „purpose“.
*** Das Recht auf Beleidigung
Studenten, die mit Bezug auf ihre hohen Studiengebühren meinen, sie hätten das Recht, Professoren zu mobben, die ihnen nicht passen, verstehen nicht, wo sie sind. Niemand hat das Recht, nicht beleidigt zu werden. Condoleezza Rice, amerikanische Außenministerin unter George W. Bush, hat einmal gesagt, das Recht auf freie Meinung schließe das Risiko ein, jemanden zu verletzen. Wer sich dem nicht aussetzen will, weil Verletzungen wehtun, braucht ja nicht an einer Universität zu studieren oder zu lehren. Da stimmt die Metapher von der Kundensouveränität sogar: Wer Autos nicht mag, der kann ja Rad fahren.
Freie Rede sei keine Unterart von Gewalt, sondern ganz im Gegenteil ein Substitut für Gewalt, sagt die schon zitierte Oxford-Historikerin Selina Todd. Der „herrschaftsfreie“ Diskurs der Worte lebt von der Anerkennung des besseren Arguments. Wem es etwas ausmacht, dass er das schlechtere Argument hatte, der kann ja ein besseres suchen. Das ist allemal besser und erwachsener, als das beleidigte Opfer zu spielen und Hexen zu verbrennen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/meinungsterror-an-universitaeten-studierende-sind-keine-kunden-17631615.html
PSYCHOLOGIE – Leistungsbezogene Boni hemmen Innovation – Mitarbeiter bilden wegen Bezahlschema vielfach unvorteilhaftere interne Netzwerke aus – 15.11.2021
Tokio/Mailand (pte003/15.11.2021/06:10) – Manager, denen die Innovationskraft ihres Unternehmens wichtig ist, sollten bei leistungsbezogenen Anreize in der Entlohnung Vorsicht walten lassen. Das zeigt eine im „Strategic Management Journal“ publizierte Studie von Forschern der Waseda University http://www.waseda.jp/top/en und der Bocconi University http://unibocconi.it . Denn leistungsbezogene Anreize führen demnach bei Mitarbeitern zu kurzfristigem Denken und kleineren, geschlosseneren Netzwerken. Dabei gelten für Innovationen große, offene Netzwerke als vorteilhaft.
*** Bezahlschema formt Vernetzung
Die Vernetzung von Mitarbeitern beeinflusst, was und in welcher Weise sie etwas leisten. Je nach Unternehmensziel können dabei unterschiedliche Arten von Netzwerken von Vorteil sein – etwa große, offene Netzwerke für Innovationen. Die Forscher sind der Frage nachgegangen, wie das Management die Bildung passender Netzwerke beeinflussen kann. In der aktuellen Studie befassen sie sich damit, wie sich unterschiedliche Bezahlschema auswirken. Sie verglichen ein Senioritätsprinzip, bei dem der tatsächliche Beitrag eines Mitarbeiters die Entlohnung kaum beeinflusst, mit leistungsbezogenen Anreizen.
Die Hypothese: Leistungsbezogene Anreize führen dazu, dass sich Mitarbeiter eher auf kurzfristige Ziele und einen angemessenen Anteil an der Anerkennung konzentrieren. Innovatoren würden also überschaubare Netze aufbauen, um Projekte schnell durchzuziehen und belohnt zu werden. Eine Analyse von Patentanträgen, Bezahlschemata und Mitarbeiterverhalten der japanischen Elektronikkonzerne Fujitsu und NEC stützt diese Annahme. Eine Umstellung auf leistungsbezogene Anreize führte tatsächlich zu kompakteren, geschlosseneren Netzwerken. Zudem vernetzten sich Innovatoren teils auch eher mit anderen ähnlicher Expertise.
*** Innovationsbremse Kurzfristigkeit
„Eine kritische Botschaft aufgrund dieser Beobachtungen ist, dass Unternehmen vor der Neugestaltung von Anreizen verstehen müssen, dass das erstens die Ziele beeinflusst, die Mitarbeiter verfolgen, diese zweitens ihre Netzwerke an die neuen Ziele anpassen könnten und drittens diese neuen Netzwerke nicht solche sein mögen, die Manager bevorzugen“, warnt also Hitoshi Mitsuhashi, Professor für Organisationswissenschaft an der Waseda University.
Speziell legt die Studie nahe, dass ein Umstieg auf ein leistungsbezogenes Bezahlmodell, das sich auf kurzfristige, quantitative Metriken stützt, ein Risiko für die Innovation im Unternehmen darstellt. Zur Studie „Pay and networks in organizations: Incentive redesign as a driver of network change“: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/smj.3335 https://www.pressetext.com/news/20211115003
VERMÖGEN – REICHTUM – Bilderstrecke: Absurde Geldvermehrung: Das sind die Reichsten der Reichen – NACHTRAG: 8.11.2021
Die meisten Milliardäre werden in der Pandemie immer reicher. Hintergrund sind der Aktienboom und die Erholung der Weltwirtschaft. ntv.de stellt die vermögendsten Menschen der Welt vor. Besonders skurril an der Liste: Der Mann, der einsam an der Spitze thront, hat dieses Jahr mehr dazuverdient, als Superreiche aus den Top Ten insgesamt an Vermögen besitzen.
https://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/wirtschaft/Das-sind-die-Reichsten-der-Reichen-article22905755.html
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ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Der Chart des Tages: EZB hält mehr deutsche Schulden als italienische – 15.11.2021
GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/11/svr-wieviel-anleihen-die-ezb-haelt-1-640×302.png
Der heutige Chart ist dem Jahresbericht des deutschen Sachverständigenrats entnommen und wirft ein Licht auf die enorme Rolle, die die Europäische Zentralbank (EZB) am Kapitalmarkt spielt. Er zeigt den Anteil der von Zentralbanken des Eurosystems im Rahmen der verschiedenen Kaufprogramme gehaltenen Staatsverschuldung der Euroländer an ihrer Staatsverschuldung. Im Vordergrund stehen hierbei das ordentliche Staatsanleihenkaufprogramm PSPP (Public Sector Purchase Programme), das seit acht Jahren in Kraft ist, und das ausserordentliche, während der Pandemie aufgelegte PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme), das im März 2022 enden soll.
https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2184/
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lagarde schließt EZB-Zinserhöhung 2023 nicht aus – 15.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, schließt eine Zinserhöhung im Jahr 2023 nicht mehr aus. In einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments erinnerte Lagarde an ihre Aussage vom 3. November, dass eine Zinserhöhung 2022 angesichts der Erwartungen der EZB und ihrer Forward Guidance sehr unwahrscheinlich sei. „Ich stehe zu diesen Aussagen. Ich glaube nicht, dass ich mir eine solche Aussage auch für 2023 zutrauen würde, aber für 2022 würde ich sie sicher bekräftigen.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54490405-lagarde-schliesst-ezb-zinserhoehung-2023-nicht-aus-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lagarde: Anleihekäufe werden auch nach PEPP angemessen bleiben – 15.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde auch nach dem Ende des Pandemiekaufprogramms PEPP für ausreichend geldpolitische Unterstützung sorgen. In einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext: „Auch nach dem erwarteten Ende der Pandemie wird es wichtig sein, dass die Geldpolitik den Aufschwung im gesamten Euro-Gebiet und die nachhaltige Rückkehr der Inflation zu unserem Ziel von 2 Prozent unterstützt – das schließt auch eine angemessene Kalibrierung der Asset-Ankäufe ein.“
Der EZB-Rat will im Dezember darüber beschließen, ob, wie derzeit kommuniziert, die Nettoanleihekäufe unter dem PEPP Ende März 2022 enden können. Zuletzt kaufte die EZB monatlich Papiere für 68 Milliarden Euro. Es ist noch nicht klar, wie genau die EZB die Vergrößerung ihrer Anleihebestände beenden will. Mit einem abrupten Ende im April wird nicht gerechnet.
Lagardes Ausblick auf das Wachstum und die Inflationsentwicklung unterschied sich nicht von dem, der nach der EZB-Ratssitzung im Oktober gegeben worden war. Die EZB-Präsidentin sagte, dass das Wachstum weiterhin stark sei, allerdings etwas von Lieferengpässe und den hohen Energiepreisen gebremst werde.
Die Inflation wird laut Lagarde trotz einer Rate von zuletzt 4,1 Prozent mittelfristig unterhalb von 2 Prozent liegen. Der preistreibende Effekt der Normalisierung der deutschen Mehrwertsteuer werde Anfang 2022 verschwinden, und im ersten Halbjahr dürfte auch der Inflationsdruck von den Energiepreisen nachlassen. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sich die Inflation im nächsten Jahr abschwächen wird, aber es wird länger dauern als ursprünglich erwartet.“
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Lagarde machte erneut die steigenden Energiepreise und Angebotsengpässe für den Anstieg der Inflation verantwortlich. Die EZB sieht jedoch kein großes Risiko, dass steigende Löhne zu einem nachhaltigen Anstieg der Inflation führen könnten. „Insgesamt gehen wir weiterhin davon aus, dass die Inflation mittelfristig unter unserem neuen symmetrischen Zwei-Prozent-Ziel bleibt“, sagte Lagarde. Die Inflationsrate lag im Oktober in der Eurozone mit 4,1 Prozent merklich über dem Zielwert.
Gleichzeitig lasse das Wirtschaftswachstum aufgrund der Versorgungsengpässe und des Anstiegs der Energiepreise etwas nach, so die Notenbank-Chefin. Sie verweist zudem auf die Unsicherheit durch die Corona-Pandemie. „Die Herausforderung ist noch nicht vorbei“, sagte Lagarde. „Nicht nur der Verlauf der Pandemie, sondern auch die von den politischen Entscheidungsträgern getroffenen Entscheidungen werden weiterhin über die Stärke der Erholung entscheiden.“ Zuletzt sind die Infektionszahlen in vielen Staaten der Eurozone deutlich gestiegen und es wurden neue Restriktionen beschlossen.
Damit bekräftigte Lagarde jüngste Aussagen. Zuletzt gab es an den Finanzmärkten immer wieder Spekulationen, dass die EZB schon 2022 ihre Zinsen anheben könnte. Dabei hat die EZB noch nicht einmal beschlossen, ihr Corona-Notprogramm Pepp, mit dem sie festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen kauft, zu beenden. Lagarde hat zwar in Aussicht gestellt, dass Pepp wie geplant Ende März 2022 endet. Vollkommen offen ist aber, wie es mit dem lange vor der Pandemie aufgelegten APP-Kaufprogramm weitergeht.
Zuletzt haben eine Reihe von kleineren Notenbanken bereits mit Zinserhöhungen begonnen. Die US-Notenbank startete unterdessen mit der Drosselung ihrer Anleihekäufe. Die Bank of England hat zwar entgegen mancher Erwartungen auf ihrer jüngsten Sitzung noch keine Zinserhöhungen beschlossen, diese jedoch in Aussicht gestellt./jsl/bgf/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54489686-lagarde-anleihekaeufe-werden-auch-nach-pepp-angemessen-bleiben-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54490120-ezb-praesidentin-lagarde-bedingungen-fuer-zinsanhebung-2022-wohl-nicht-erfuellt-016.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Banker fordern von EZB rasche Bekämpfung der Inflation – Prominente Banker wie der Deutsche-Bank-Chef Sewing warnen, dass die hohe Inflation noch länger anhalten wird – entgegen der Einschätzung der EZB. – 15.11.2021
Normalerweise halten sich Banker mit Kritik an den Notenbanken vornehm zurück. Vor allem weil die Währungshüter auch an der Aufsicht über die Geldhäuser beteiligt sind, und wer will es sich schon mit seinem Kontrolleur verscherzen. Im Moment scheint diese Regel aufgehoben – bei der Bewertung der Inflationsgefahr wird die Kluft zwischen den Notenbanken und den Großbanken immer größer.
Am Montag kritisierten Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Cornelius Riese, Chef der DZ Bank, offen die abwartende Haltung der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Bekämpfung der Teuerung. Die EZB scheint das aber zumindest vorerst nicht zu beeindrucken.
Bei einer Anhörung vor dem Europaparlament erteilte Notenbankpräsidentin Christine Lagarde allen Forderungen nach einer strikteren Geldpolitik noch einmal eine Absage. Die EZB argumentiert nach wie vor, dass es sich beim Anstieg der Inflation um einen temporären Effekt handelt – ausgelöst von hohen Energiepreisen und Angebotsengpässen
„Diese Meinung teilen unsere Ökonomen nicht“, betonte Deutsche-Bank-Chef Sewing auf der Konferenz Euro Finance Week in Frankfurt. Kunden der Deutschen Bank richteten sich darauf ein, dass die hohen Teuerungsraten länger anhalten werden. „Ich denke, dass die Geldpolitik hier gegensteuern muss – und das eher früher als später“, machte der Banker klar.
Die Folgen der ultralockeren Geldpolitik würden sich immer schwerer heilen lassen, je länger die Zentralbanken zögerten. „Das vermeintliche Allheilmittel der vergangenen Jahren – niedrige Zinsen bei vermeintlich stabilen Preisen – hat seine Wirkung verloren, denn jetzt kämpfen wir mit deren Nebenwirkungen“, argumentierte Sewing, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) ist.
DZ-Bank-Chef Riese beurteilt die Lage ähnlich wie Sewing. Er forderte die EZB auf, die Inflationsgefahr genauso ernst zu nehmen wie in den vergangenen Jahren das Risiko einer Deflation, also einem lähmenden Verfall der Preise auf breiter Front.
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/verbraucherpreise-banker-fordern-von-ezb-rasche-bekaempfung-der-inflation/27800372.html
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Mehr Staatsanleihen im EZB-Besitz als erlaubt – Offizielle Grenze liegt bei 33 Prozent: Obergrenze für EZB-Staatsanleihekäufe unter APP bei 50% – 15.11.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg mehr Staatsanleihen bestimmter Länder als entsprechend ihren offiziell kommunizierten Regeln erlaubt. Wie Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtet, will die EZB im Rahmen ihres klassischen Anleihekaufprogramms APP den Besitz von Staatsanleihen eines Landes „operationell“ auf unter 50 Prozent begrenzen. Offiziell liegt die Obergrenze bei 33 Prozent. Bei den Anleihen supranationaler Organisationen sind demnach 60 Prozent die „operationelle“ Obergrenze, offiziell sind es 50 Prozent.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54495587-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Obergrenze für EZB-Staatsanleihekäufe unter APP bei 50% – Agentur – 15.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt beim Ankauf von Staatsanleihen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg danach, „operationell“ nicht mehr als die Hälfte der ausstehenden Papiere eines Staats zu besitzen. Wie Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtet, betrachtet die EZB im Rahmen ihres klassischen APP-Programms 50 Prozent als Obergrenze. Offiziell will sie sich jedoch auf ein Drittel beschränken. Bei den Anleihen supranationaler Organisationen sind demnach 60 Prozent die „operationelle“ Obergrenze, offiziell liegt sie aber bei nur 50 Prozent.
Diese Zahlen waren laut Bloomberg-Bericht Teil einer Präsentation für eine Veranstaltung, in der über den Spielraum der EZB für weitere Anleihekäufe diskutiert werden sollte. Die EZB wollte diese Darstellungen nicht dementieren, sie lehnte lediglich einen Kommentar ab.
Der EZB-Rat wird im Dezember darüber entscheiden, ob die Nettokäufe unter dem Pandemiekaufprogramm PEPP tatsächlich Ende März beendet werden sollen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde machte am Montag erneut deutlich, dass die EZB auch nach dem Ende des Pandemiekaufprogramms PEPP für ausreichend geldpolitische Unterstützung sorgen will.
„Auch nach dem erwarteten Ende der Pandemie wird es wichtig sein, dass die Geldpolitik den Aufschwung im gesamten Euro-Gebiet und die nachhaltige Rückkehr der Inflation zu unserem Ziel von 2 Prozent unterstützt – das schließt auch eine angemessene Kalibrierung der Asset-Ankäufe ein“, sagte Lagarde.
Die EZB will im Rahmen ihres APP-Programms offiziell nicht mehr als 33 Prozent der Anleihen eines Staats (Emittentenlimit) oder einer Emission (Emissionslimit) erwerben. Allerdings betont sie, dass es sich dabei um eine selbstgewählte Obergrenze handele. Der Europäische Gerichtshof hatte zuletzt lediglich betont, dass die Existenz einer Ankaufobergrenze wichtig sei, dabei aber nicht die 33 Prozent genannt.
Im Rahmen ihres Pandemiekaufprogramms PEPP erwirbt die EZB ebenfalls Staatsanleihen, wobei sie zumindest kurzfristig das Emittenlimit überschreiten darf. Kritiker der Staatsanleihekäufe weisen darauf hin, dass die PEPP-Käufe aus dem „gleichen Pool“ wie die APP-Käufe erfolgen, wodurch das APP-Limit ad absurdum geführt werde.
Die EZB orientiert sich bei ihren Staatsanleihekäufen grundsätzlich am wirtschaftlichen Gewicht eines Landes innerhalb des Euroraums, der sich auch in dessen Anteil am eingezahlten EZB-Eigenkapital spiegelt. Außerdem will sie vermeiden, in eine Situation zu geraten, in der sie im Rahmen einer Gläubigerversammlung die Restrukturierung von Staatsschulden verhindern müsste, weil ein Schuldenerlass den Tatbestand der monetären Staatsfinanzierung erfüllen würde.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54493654-obergrenze-fuer-ezb-staatsanleihekaeufe-unter-app-bei-50-agentur-015.htm
ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/De Guindos rät zu Maßnahmen gegen Überhitzung der Wohnungsmärkte – 15.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, hat den Ländern des Euroraums geraten, jetzt der Überhitzung der Wohnungsmärkte mit makroprudenziellen Maßnahmen zu begegnen. „Aufgrund der Verzögerungen bei der Übertragung und Umsetzung könnte es jetzt an der Zeit sein, mit der schrittweisen Umsetzung länderspezifischer makroprudenzieller Maßnahmen zu beginnen“, sagte de Guindos bei der Euro Finance Week laut veröffentlichtem Redetext. Da die Anfälligkeiten in den einzelnen Ländern des Euroraums sehr unterschiedlich seien, müsse dies natürlich den spezifischen Risiken und Phasen der wirtschaftlichen Erholung entsprechen.
Der EZB-Vizepräsident wies darauf hin, dass die derzeitige Preisdynamik bei Wohnimmobilien nicht nur durch strukturelle Verschiebungen bei den Wohnpräferenzen während der Pandemie, sondern auch durch die historisch niedrigen Zinsen und das Renditestreben angetrieben werde. „Gleichzeitig führte das robuste und steigende Wachstum der Hypothekenkredite zu einem weiteren Anstieg der Verschuldung der privaten Haushalte, begleitet von Anzeichen einer Lockerung der Kreditvergabestandards in einigen Ländern“, sagte de Guindos.
Zusammengenommen hätten diese Entwicklungen die Anfälligkeit der Wohnungsmärkte verstärkt, da die zunehmenden Anzeichen einer Überbewertung sie immer anfälliger für Korrekturen machten. „Dies gilt insbesondere für Gebiete mit überzogenen Bewertungen“, sagte de Guindos.
Der EZB-Vizepräsident sagte, dass die EZB seit ihrer Strategiereform bei ihrer Geldpolitik ein stärkeres Augenmerk auf Belange der Finanzstabilität lege. Der in dieser Woche anstehende Finanzstabilitätsbericht weise darauf hin, dass auf längere Sicht die Risiken für die Finanzstabilität wegen der hohen Verschuldung von Unternehmen und Staaten, der überzogenen Bewertungen an den Finanz- und Immobilienmärkten und der anhaltenden Risikobereitschaft zunähmen.
„Wir werden daher bei unseren geldpolitischen Entscheidungen sowohl die kurz- als auch die mittelfristigen Risiken für die Finanzstabilität in Betracht ziehen“, sagte de Guindos. Dennoch bleibe die makro- und mikroprudenzielle Politik die erste Verteidigungslinie gegen die Entstehung von Finanzstabilitätsrisiken für das Bankensystem bzw. für einzelne Banken.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54494602-ezb-de-guindos-raet-zu-massnahmen-gegen-ueberhitzung-der-wohnungsmaerkte-015.htm
USA – CHINA – TAIWAN – USA und China sprechen gegenseitige Warnungen wegen Taiwan aus – NACHTRAG: 14.11.2021
Vor dem Videogipfel zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping haben beide Seiten Warnungen in Bezug auf den Konflikt mit Taiwan ausgesprochen. US-Außenminister Antony Blinken habe im Gespräch mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi „seine Besorgnis über den anhaltenden militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Druck der Volksrepublik China auf Taiwan geäußert“, erklärte das Außenministerium. Wang warnte Washington vor Aktionen, die den Anschein erwecken könnten, die „Unabhängigkeit Taiwans“ zu unterstützen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54486046-wochenend-ueberblick-wirtschaft-politik-13-und-14-november-2021-015.htm
USA – New Yorker Konjunkturindex steigt im November – 15.11.2021
NEW YORK (Dow Jones)–Die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes im Großraum New York ist im November stärker gestiegen als erwartet. Der von der Federal Reserve Bank of New York ermittelte Index für die allgemeine Geschäftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe des Distrikts erhöhte sich auf 30,9. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Stand von 22,0 prognostiziert. Im Vormonat hatte der Index bei 19,8 gelegen.
Ein Wert über null signalisiert eine Expansion, ein Stand darunter eine Kontraktion. Der Index gewährt einen guten Einblick in die Lagebeurteilungen sowie die Erwartungen auf sechs Monate der Hersteller in New York.
Der New Yorker Konjunkturindex ist meist der erste regionale Indikator, der von den Fed-Filialen in einem Monat veröffentlicht wird. Ökonomen betrachten ihn ebenso wie den Indikator der Philadelphia Fed als vergleichsweise verlässlichen Vorläufer für den viel beachteten ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe der USA.
Website: http://www.newyorkfed.org/survey/empire/empiresurvey_overview.html
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54492593-new-yorker-konjunkturindex-steigt-im-november-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54492542-usa-empire-state-index-steigt-deutlich-staerker-als-erwartet-016.htm
CHINA – China: Einzelhandel und Industrie erholen sich überraschend – 15.11.2021
PEKING (dpa-AFX) – In China hat sich die Lage im Einzelhandel und der Industrie im Oktober überraschend etwas gebessert. Das Wachstum der Investitionen in Sachanlagen schwächte sich dagegen weiter ab. Der Einzelhandelsumsatz zog im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,9 Prozent an, wie aus am Montag veröffentlichten Daten der Regierung hervorgeht. Im September war der Erlös im Einzelhandel noch um 4,4 Prozent gestiegen. Von Bloomberg befragte Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang der Wachstumsrate auf 3,7 Prozent gerechnet.
Ähnlich sieht es bei der Industrieproduktion aus. Diese legte im Oktober im Jahresvergleich um 3,5 Prozent zu und damit 0,4 Prozentpunkte stärker als noch im September. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Plus von drei Prozent gerechnet. Weiter abgeschwächt hat sich dagegen der Anstieg bei den Investitionen in Sachanlagen. Sie legten bis Ende Oktober um 6,1 Prozent zu, nachdem das Plus bis Ende September noch bei 7,3 Prozent gelegen hatte. Experten stuften die Zahlen zumindest als Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage ein.
Chinas Wirtschaft ringt zurzeit mit zahlreichen Problemen. So ist der Immobilienmarkt unter anderem wegen der finanziellen Schwierigkeiten des Konzerns Evergrande ins Straucheln geraten. Zudem litt die Industrieproduktion unter Engpässen beim Strom und die Regierung bekämpfte die immer wieder auftretenden neuen Corona-Fälle mit harten Maßnahmen, die zwar immer lokal begrenzt sind, aber die Aktivitäten in den betroffenen Regionen liegen dann meist weitestgehend still.
Deshalb ist Chinas Wirtschaft im dritten Quartal nur noch um 4,9 Prozent gewachsen. Nach einem Rekordzuwachs von 18,3 Prozent im ersten und 7,9 Prozent im zweiten Quartal ist es der bisher schwächste Wert in diesem Jahr. Im Zeitraum von Januar bis September lag das Wachstum damit zusammengerechnet bei 9,8 Prozent./zb/bgf/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54486868-china-einzelhandel-und-industrie-erholen-sich-ueberraschend-016.htm
CHINA – Pekings Maßnahmen gegen Immobilienspekulation zeigen Wirkung – 14.11.2021
Die Zahl der Baubeginne in China, gemessen an der Wohnfläche, ist in den ersten zehn Monaten des Jahres weiter zurückgegangen, was auf eine deutliche Abschwächung des riesigen chinesischen Wohnungsmarktes hindeutet. Die Baubeginne von Januar bis Oktober sanken im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent, wie das nationale Statistikamt berichtete. Das ist eine Verstärkung gegenüber den ersten neun Monaten, als es ein Minus von 4,5 Prozent gab. Der Rückgang ist ein Zeichen dafür, dass Peking entschlossen ist, die Spekulation mit Wohnraum einzudämmen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54487840-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
JAPAN – Japans Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal – 15.11.2021
Die Störung der Lieferketten sowie sinkende Konsumausgaben und Exporte haben im dritten Quartal zu einem Rückgang des japanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) geführt. Im Zeitraum von Juli bis September sank das BIP der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt um 0,8 Prozent, nach einem Anstieg von 0,4 Prozent im Vorquartal. Volkswirte hatten im Konsens mit einem Rückgang um 0,2 Prozent gerechnet. Auf annualisierter Basis schrumpfte die japanische Wirtschaft um 3 Prozent.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54487840-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
TÜRKEI – Türkei verteidigt Militärpräsenz in Libyen – 15.11.2021
Die Türkei hat die Kritik an der türkischen Militärpräsenz in Libyen zurückgewiesen. „Wir sind dort als stabilisierende Kraft und um dem libyschen Volk zu helfen“, sagte der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalim am Samstag. Bei der internationalen Libyen-Konferenz in Paris hatten am Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf einen raschen Abzug der ausländischen Kräfte aus Libyen gedrungen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54486046-wochenend-ueberblick-wirtschaft-politik-13-und-14-november-2021-015.htm
RUSSLAND – Putin: Übungen von Nato und USA sind „ernsthafte Herausforderung“ – NACHTRAG: 14.11.2021
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die jüngsten Militärübungen von USA und Nato im Schwarzen Meer als „ernsthafte Herausforderung“ bezeichnet. „An diesen Übungen ist nicht nur eine ziemlich starke Marineeinheit beteiligt, sondern auch die Luftwaffe. Das ist eine ernsthafte Herausforderung für uns“, sagte Putin in einem am Samstag ausgestrahlten Interview mit dem staatlichen TV-Sender Westi.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54486046-wochenend-ueberblick-wirtschaft-politik-13-und-14-november-2021-015.htm
WEISSRUSSLAND – UKRAINE – Krise in Belarus und Ukraine: „Die Eskalation ist allein Russland zuzuschreiben“ – 15.11.2021
Warnungen vor einem russischen Einmarsch in der Ukraine und ein belarussischer Diktator, der die EU mit Migranten erpresst: Der Kreml fordert die westlichen Staaten heraus. Der Politikwissenschaftler Professor Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität in München erklärt, was Moskau antreibt, warum Putin so leichtes Spiel hat und wie die kommende Bundesregierung den Aggressionen begegnen sollte. …
https://www.n-tv.de/politik/Die-Eskalation-ist-allein-Russland-zuzuschreiben-article22931852.html
WEISSRUSSLAND – Lukaschenko: Belarus bemüht sich um Rückführung von Migranten in Heimatländer – 15.11.2021
Belarus bemüht sich nach Angaben von Machthaber Alexander Lukaschenko um die Rückführung von Migranten an der belarussisch-polnischen Grenze in ihre Heimatländer. „Es wird aktiv daran gearbeitet, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie bitte nach Hause zurückkehren sollen. Aber niemand will zurückkehren“, sagte Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54491539-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm
KROATIEN – Fitch stuft Kroatien auf ‚BBB‘ hoch – NACHTRAG: 14.11.2021
Fitch hat das langfristige Fremdwährungs-Emittentenausfallrating (IDR) Kroatiens von ‚BBB-‚ auf ‚BBB‘ angehoben. Der Ausblick sei positiv, teilte die Ratingagentur mit.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54486046-wochenend-ueberblick-wirtschaft-politik-13-und-14-november-2021-015.htm
DEUTSCHLAND – Inflation sinkt, aber weiter über zwei Prozent – Neue ZEW-Umfrage unter 150 Finanzmarktexperten rechnet bis 2023 mit angespannter Situation – 15.11.2021
Mannheim (pte030/15.11.2021/13:45) – Die aktuell hohe Inflation in der EU wird in den kommenden zwei Jahren zwar allmählich zurückgehen, aber deutlich über der Zielmarke der EZB von zwei Prozent bleiben. Dies sind Ergebnisse einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftpolitik (ZEW) http://zew.de unter rund 150 Finanzmarktexperten.
*** EZB-Ziel wird verfehlt
„Die Inflationserwartungen der Finanzmarktexperten sind im November 2021 erneut gestiegen. Zwar erwarten die Befragten, dass sich die aktuell sehr hohen Inflationsraten bis 2023 schrittweise reduzieren werden. Allerdings liegen die prognostizierten Inflationsraten auch für 2023 noch über dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent“, so ZEW-Forscher Frank Brückbauer.
Probleme bei internationalen Lieferketten, Rohstoffknappheit und hohe Energiepreise sollen laut Umfrage bis 2023 als Inflationstreiber an Bedeutung verlieren. Der Einfluss der Lohnentwicklung auf die Inflationsraten im Eurogebiet wird dagegen insbesondere für das Jahr 2022 von den Finanzmarktexperten deutlich größer beurteilt als in vergangenen Erhebungen.
*** 3,2 Prozent in 2021
Für 2021 betragen die Inflationsprognosen im Schnitt 3,2 Prozent. Die Inflationsraten sollen in den nächsten zwei Jahren zwar allmählich zurückgehen, doch wird für 2022 im Mittel eine Preissteigerung von 2,7 Prozent erwartet. Für das Jahr 2023 liegt die durchschnittliche Prognose bei 2,2. Die Finanzmarktexperten können sich für beide Jahre auch Inflationsraten von über drei Prozent vorstellen. Die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten werden im Schnitt auf 29,3 Prozent für das Jahr 2022 und 20,4 Prozent für das Jahr 2023 geschätzt.
https://www.pressetext.com/news/20211115030
DEUTSCHLAND – RENTE – Die Bundesregierung geht nach einem Bericht von Bild von einem deutlichen Anstieg des Standardrentenniveaus in den kommenden 15 Jahren aus. Wie Bild unter Berufung auf den bisher unveröffentlichten Rentenversicherungsbericht meldet, soll die so genannte Eckrente nach 45 Jahren Durchschnittsverdienst bis 2037 von derzeit rund 1539 Euro auf dann 2111 Euro steigen. Das entspräche einem Plus von mehr als 37 Prozent. (Bild)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54486272-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm
DEUTSCHLAND – Bundesregierung: BIP dürfte im vierten Quartal nur geringfügig zunehmen – 15.11.2021
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Die Bundesregierung rechnet bis Jahresende mit einer gedämpften Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP). „Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal des Jahres nur noch geringfügig zunehmen“, erklärte das Wirtschaftsministerium in seinem neuen Monatsbericht. „Im nächsten Jahr, wenn die Lieferengpässe in der Industrie allmählich überwunden werden, wird es zu einer deutlichen Beschleunigung der wirtschaftlichen Erholung kommen.“ Die bestehenden Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen hätten sich weiter verfestigt. „Sie beschränken die deutsche Industrie“, so die Konjunkturexperten des Ministeriums.
Der industrielle Ausstoß sei im September weiter zurückgegangen. Trotz des hohen Auftragsbestands dürfte die Industriekonjunktur bis ins kommende Jahr hinein „gedämpft verlaufen“. Die Unternehmen in den Dienstleistungsbereichen hingegen hätten von den vorgenommenen Lockerungen profitiert und ihre Lage erneut besser beurteilt. „Angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens haben die Risiken aber wieder zugenommen“, so das Ministerium. Auch wenn sich der Ausblick für die Industriekonjunktur etwas eingetrübt habe, sollte die Dienstleistungskonjunktur im weiteren Jahresverlauf die Schwäche im Industriebereich ausgleichen können.
Zur derzeit hohen Inflation betonte das Ministerium, zu Beginn nächsten Jahres nach Auslaufen von Sondereffekten „dürfte sich der Auftrieb der Verbraucherpreise wieder deutlich abschwächen“. Im Jahr 2021 dürfte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen niedriger ausfallen als im Vorjahr und damit ein neues Rekordtief erreichen, sagten die Ökonomen des Ministeriums zudem voraus. Von Januar bis August gab es nach ihren Angaben lediglich 9.637 Unternehmensinsolvenzen und damit 16 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum – und auch im Herbst deute sich kein Anstieg an. „Große Nachholeffekte sind auch im kommenden Jahr nicht zu erwarten“, hoben sie hervor.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54488768-bundesregierung-bip-duerfte-im-vierten-quartal-nur-geringfuegig-zunehmen-015.htm
DEUTSCHLAND – IMK: Erste Anzeichen für Entspannung von Lieferengpässen – 15.11.2021
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Das Risiko, dass die Wirtschaft in den nächsten drei Monaten in die Rezession gerät, hat nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) etwas abgenommen. Das Institut wertete die Werte seines Konjunkturindikators, der von November bis Ende Januar 2022 ein Rezessionsrisiko von 40,8 nach 44,1 Prozent ausweist, als erstes Anzeichen dafür, dass sich die Situation der Lieferketten etwas entspannt. „Es lässt sich noch nicht sicher sagen, ob die aktuelle Datenlage schon eine Trendwende bei den angebotsseitigen Engpässen signalisiert“, sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. „Trotz aller Unsicherheit deutet sich aber eine Stabilisierung des Wachstumstempos durch das außenwirtschaftliche Umfeld an.“
Die Entspannung beim Konjunkturindikator sei zwar moderat, es handele sich aber um den ersten Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit seit dem Frühjahr 2021, als sich die internationalen Lieferengpässe zugespitzt hatten. Damit wachse der Abstand zur 50 Prozent-Schwelle etwas, was eine Fortsetzung des Aufschwungs signalisiere. Korrespondierend sei die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs in den kommenden drei Monaten auf aktuell 25,1 Prozent gestiegen, nach 19,9 Prozent im Oktober.
Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist laut den Angaben etwas gesunken. Trotz der leichten Aufhellung bleibe der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator auf „gelbrot“ und prognostiziere damit für die kommenden drei Monate eine „erhöhte konjunkturelle Unsicherheit“, aber kein Ende der wirtschaftlichen Erholung. In seiner aktuellen Konjunkturprognose rechne das IMK mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent in diesem Jahr.
Allerdings entstünden durch die stark wachsende vierte Covid-Welle in Deutschland gleichzeitig neue Risiken, warnte Hohlfeld: „Es bleibt zu hoffen, dass die binnenwirtschaftliche Dynamik in den nächsten Wochen nicht durch einschränkende Maßnahmen infolge der hohen Corona-Infektionszahlen in Mitleidenschaft gezogen wird.“ Der aktuelle leichte Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit beruhe vor allem auf steigenden Auftragseingängen aus dem Ausland für die deutsche Industrie. Ebenfalls positiv auf die Prognose wirke sich der anhaltend hohe Auftragsbestand der Unternehmen aus. Zudem seien im Oktober erstmals seit Beginn der Konjunkturerholung die Frachtkosten für Container leicht rückläufig, während der Containerumschlag weiterhin moderat wachse.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54489155-imk-erste-anzeichen-fuer-entspannung-von-lieferengpaessen-015.htm
DEUTSCHLAND – Zahl der Baugenehmigungen in Deutschand steigt im September – 15.11.2021
WIESBADEN (Dow Jones)–Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland ist im September gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete, wurde der Bau von 30.952 Wohnungen genehmigt. Das waren saison- und kalenderbereinigt 3,9 Prozent mehr als im August. Für den Zeitraum Januar bis September ergab sich ein Anstieg um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die Zahl der Baugenehmigungen von Wohnungen in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern fiel im September gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 6,6 Prozent beziehungsweise 8,4 Prozent. Bei den Wohnungen in neuen Mehrfamilienhäusern war hingegen ein Anstieg um 10,3 Prozent zu verzeichnen. Auch die Zahl der Genehmigungen für Wohnungen, die durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden entstehen, hat sich um 12,7 Prozent erhöht.
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Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Indikator für den Neubau im Kampf gegen Wohnungsnot in vielen Städten. Allerdings werden in einigen Fällen Wohnungen genehmigt, aber zunächst nicht gebaut – etwa weil Handwerker und Baufirmen wegen großer Nachfrage nach Immobilien keine Kapazitäten haben./ceb/DP/jha
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54487261-zahl-der-baugenehmigungen-in-deutschand-steigt-im-september-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54487344-deutschland-im-september-wieder-mehr-neue-wohnungen-genehmigt-016.htm
ÖSTERREICH – STATISTIK – Baukosten stiegen im Oktober 2021 weiter an – 15.11.2021
Wien, 2021-11-15 – Im Oktober 2021 lag der Baukostenindex (Basis 2020) für den Wohnhaus- und Siedlungsbau laut Berechnungen von Statistik Austria bei 113,9 Indexpunkten. Verglichen mit Oktober 2020 entspricht das einem Anstieg von 13,4%. Gegenüber dem Vormonat September 2021 sank der Index um 0,3%. …
http://www.statistik.at/web_de/presse/127060.html
ÖSTERREICH – STATISTIK – Rekordtief bei Verkehrstoten im 1. Halbjahr 2021; Höchststand bei verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrern – NACHTRAG: 11.11.2021
Wien, 2021-11-11 – Im 1. Halbjahr 2021 kamen in Österreich laut Statistik Austria 151 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben, 17.585 weitere Personen wurden verletzt. Die Zahl der Verkehrstoten war damit so gering wie in keinem anderen 1. Halbjahr der vergangenen 60 Jahre. Sogar im Pandemiejahr 2020 lag die Zahl geringfügig höher (1. Halbjahr 2020: 152 Getötete, 1. Halbjahr 2019: 196 Getötete; siehe Tabelle 1). Im Gegensatz dazu erreichte die Zahl verunglückter Radfahrerinnen und Radfahrer mit knapp über 4.000 einen Höchstwert.
Lockdowns spiegeln sich in den Unfallzahlen wider
Im April 2021, während des verschärften Lockdowns in Wien und Niederösterreich, sank die Zahl der Verunglückten um je 37% im Vergleich zum entsprechenden Vorkrisenmonat April 2019. In den restlichen Bundesländern, in denen „Lockdown light“ galt, lagen die Rückgänge hingegen nur zwischen 7% und 30%. Im Gegensatz dazu stieg im „Lockdown-freien“ Juni 2021 die Zahl der Verunglückten stark an und lag mit 5.338 Personen so hoch wie seit 2007 nicht mehr.
Noch nie so viele verunglückte Radfahrerinnen und Radfahrer; fast die Hälfte bei Alleinunfällen
Nachdem bereits im Jahr 2020 bei der Anzahl verunglückter Radfahrerinnen und Radfahrer Rekordwerte verzeichnet wurden, setzte sich dieser Trend fort: Im 1. Halbjahr 2021 verunglückten 4.079 Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenverkehr, dies ist der höchste Wert in den vergangenen 30 Jahren (1. Halbjahr 2020: 3.640, 1. Halbjahr 2019: 3.352 Personen, siehe Tabelle 2). Von den insgesamt 4.079 verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrern kamen 23 ums Leben (1. Halbjahr 2020: 17 Tote, 1. Halbjahr 2019: 16 Tote). Damit waren 15% aller im Straßenverkehr Getöteten mit einem Fahrrad unterwegs. Dies ist der höchste Anteil der vergangenen 30 Jahre (1. Halbjahr 2020: 11%, 1. Halbjahr 2019: 8%). 61% der tödlich verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer, 14 Personen, waren mit einem E-Bike unterwegs.
Das Durchschnittsalter der verunglückten E-Bike-Fahrerinnen und –fahrer lag bei 50 Jahren, wobei dieses in den vergangenen Jahren kontinuierlich sank, von 58 Jahren im 1. Halbjahr 2018 auf 54 Jahre im 1. Halbjahr 2020. Im Vergleich dazu lag das Durchschnittsalter der verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer ohne Antrieb im 1. Halbjahr 2021 bei 44 Jahren (siehe Tabelle 3).
44% der verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer waren im 1. Halbjahr 2021 auf Alleinunfälle zurückzuführen. Neben den sechs Getöteten bei Alleinunfällen, waren weitere sieben getötete Radfahrerinnen und Radfahrer für den Unfall verantwortlich. Somit waren insgesamt 57% der getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer Hauptunfallverursacher.
257 Lenkerinnen und Lenker von Fahrrädern waren im 1. Halbjahr 2021 alkoholisiert in einen Verkehrsunfall verwickelt. Damit waren 5,8% aller an einem Unfall beteiligten Radlenkerinnen und -lenker alkoholisiert, bei den E-Bikes waren es sogar 7,6% aller Lenkerinnen und Lenker. Der Anteil lag somit deutlich höher als bei anderen Verkehrsarten (Pkw: 3,8%, Motorräder: 1,7%).
http://www.statistik.at/web_de/presse/127021.html
ÖSTERREICH – Wissensproduktion und Wissensverwertung in Österreich im internationalen Vergleich (Knowledge Production and Utilisation in Austria in an International Comparison) – NACHTRAG: 9.11.2021
Österreich hat die monetären Ressourcen für die Wissensproduktion und -verwertung in den letzten Jahrzehnten auf ein Niveau über jenem der führenden Innovationsländer der EU gesteigert. Leistungsindikatoren etwa für Publikationen, Patente und innovationsintensive Start-ups weisen aber noch auf deutliche Aufholpotentiale hin, insbesondere im Vergleich mit weltweit führenden Ländern. Bestehenden exzellenten Forschungseinrichtungen oder innovationsintensiven Unternehmen fehlt es (noch) an Größe, um in der Gesamtleistung Österreichs sichtbar zu werden.
https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1528640199418&publikation_id=68091&detail-view=yes
15-Seiten-PDF inkl. 6 Abbildungen und 6 Übersichten: https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/resources/person_dokument/person_dokument.jart?publikationsid=68091&mime_type=application/pdf
ÖSTERREICH – Kräftiger Anstieg bei österreichischen Gesamtexporten 2021 (+8,6%) und 2022 (+8,9%) – NACHTRAG: 11.11.2021
FIW aktualisiert Prognose zur Entwicklung der globalen und heimischen Außenwirtschaft
Für die österreichischen Gesamtexporte von Waren und Dienstleistungen geht das Kompetenzzentrum „Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft“ (FIW) auf Basis der Prognose des Jahresergebnisses für 2021 von einem Wachstum von 8,6% (preisbereinigt) aus. Im Jahr 2022 rechnet das vorliegende Update mit einem Exportwachstum von 8,9%.
Die hohe Exportdynamik im Jahr 2021 ist auf den Warenhandel zurückzuführen, der mit rund 10,6% wachsen dürfte. Der Dienstleistungsexport dürfte nach 2020 auch 2021 einen Rückgang um 1,3% in Kauf nehmen müssen. Dies ist vor allem auf die schwache Wintersaison im Reiseverkehr zurückzuführen.
Vor dem Hintergrund der COVID‑19‑Pandemie liefert das FIW im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftsstandort und Digitalisierung (BMDW) mit dem Update zum FIW-Jahresgutachten 2021 eine Aktualisierung der globalen sowie österreichischen Wirtschafts- und Handelsentwicklung und gibt einen kurz- und mittelfristigen Ausblick.
Die letzten zwei Jahre waren COVID‑19‑bedingt von einer großen wirtschaftlichen Unsicherheit geprägt. Für die Abschätzung der ökonomischen Folgen von restriktiven gesundheitspolitischen Maßnahmen bis hin zum Lockdown bestanden keine Erfahrungswerte. Im Herbst 2021 ist die Pandemie weltweit noch nicht beendet, jedoch konnten vor allem in den hochentwickelten Volkswirtschaften durch die Verfügbarkeit von effektiven Impfstoffen viele Beschränkungen gelockert bzw. gänzlich aufgehoben werden.
Die Auswertung der aktuellen Außenhandelsdaten zeigt, dass der globale Produktionsabschwung im Vorjahr zwar massiv, aber nicht so stark wie noch zu Beginn des Jahres angenommen, ausgefallen ist. Demnach ist die weltweite Wirtschaftsleistung 2020 um 3,4% geschrumpft. Im Frühjahr 2021 musste man noch von einem Rückgang um 4,3% ausgehen. Die vorläufigen Daten für das 1. Halbjahr 2021 deuten auf eine weitere starke Erholung des Warenhandels hin. Die österreichischen nominellen Warenexporte sind in diesem Zeitraum im Vergleich zur Vorjahresperiode etwa um 16,5% gestiegen. Für die Warenimporte zeigt sich ein ähnliches Bild.
Die aktualisierte kurzfristige Prognose für die österreichischen Gesamtexporte erwartet ein Jahresergebnis 2021 von +8,6% (preisbereinigt). Im Jahr 2022 rechnet das vorliegende Update mit einem realen Exportwachstum von 8,9%. Die hohe Exportdynamik im Jahr 2021 ist auf den Warenhandel zurückzuführen, der mit rund 10,6% wachsen dürfte. Der Dienstleistungsexport dürfte auch 2021 einen Rückgang um 1,3% in Kauf nehmen müssen. Dies ist vor allem auf die schwache Wintersaison im Reiseverkehr zurückzuführen. Im Jahr 2022 sollte, unter der Annahme, dass kaum noch COVID‑19‑Beschränkungen notwendig sein werden, vor allem der Dienstleistungshandel mit 17,1% sehr dynamisch wachsen. Im Warenhandel bleibt die Wachstumsrate mit 6% im Jahr 2022 hoch, wenn auch im Vergleich zum Wachstum 2021 aufgrund des Abklingens von Aufholeffekten aus der Krise niedriger. Der Warenhandel wird bereits bis zum Ende des Jahres 2021 das Vorkrisenniveau um 4% übertreffen, wohingegen der Dienstleistungshandel auch zu Jahresende 2022 noch unterhalb des Niveaus vor der COVID‑19‑Pandemie liegen wird.
Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist kurzfristig die Entwicklung der österreichischen Dienstleistungsexporte entscheidend. Die Unsicherheit bezüglich der Entwicklung der Infektionszahlen im Winter bildet somit auch das größte Abwärtsrisiko für die Dienstleistungsprognose. Effektive Maßnahmen und klare politische Konzepte für den Umgang mit der Pandemie im Winter wären somit zu empfehlen. Diese Maßnahmen sollten das Ziel verfolgen sowohl für Tourismusunternehmen als auch für die potentiellen Gäste Klarheit und größtmögliche Sicherheit zu schaffen. Ansonsten könnten andere Alpenländer zumindest kurzfristig als Urlaubsdestinationen in der Wintersaison attraktiver sein. Die aktuelle Entwicklung der COVID-19-Infektionszahlen und der Hospitalisierungen in Österreich verlangt jedenfalls nach raschen und effektiven Maßnahmen zur Eindämmung und Stabilisierung der Gesundheitslage.
Für den Warenhandel bilden die aktuellen Liefer- und Materialengpässe und die damit einhergehenden deutlichen Preissteigerungen das größte Abwärtsrisiko der Prognose. So nannte etwa ein Drittel aller befragten Unternehmen der Sachgütererzeugung im WIFO-Konjunkturtest Lieferengpässe als wichtigstes aktuelles Produktionshemmnis, ein historischer Höchstwert seit Beginn der EU-weit harmonisierten Erfassung im Jahr 1996. Prinzipiell dürften die globalen Wertschöpfungsketten intakt aber aktuell fragil sein. Auch aufgrund der COVID‑19‑Pandemie kommt es immer wieder zu temporären Behinderungen in diesen Verflechtungen, mit sich aufschaukelnden negativen Folgen. Auch dürfte sich durch die COVID‑19‑Krise die Nachfragestruktur verändert haben. Mittelfristig angelegte Politikmaßnahmen sollten somit das Ziel verfolgen, Wertschöpfungsketten robuster zu machen. Hierzu kann auch zu einem gewissen Grad verstärkt auf Regionalisierung gesetzt werden.
Revidierte Daten für das Krisenjahr 2020 zeigen eine bessere Entwicklung als in den vorläufig publizierten Daten mit Stand vom Februar 2021. Der Warenhandel wird bereits bis zum Ende des Jahres 2021 das Vorkrisenniveau um 4% übertreffen, wohingegen der Dienstleistungshandel auch 2022 noch unterhalb des Niveaus vor der COVID-19-Pandemie liegen wird. Liefer- und Materialengpässe dämpfen jedoch die Außenhandelsentwicklung.
https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1635461234848
ÖSTERREICH – Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex – WWWI: 42. und 43. Kalenderwoche 2021 – NACHTRAG 9.11.2021
GRAPHIK – WWWI für Österreich: https://www.wifo.ac.at/wwadocs/konjunktur/W%C3%B6chentlicherWIFOWirtschaftsindex/WIFO-Konjunkturberichterstattung_W%C3%B6chentlicherWIFOWirtschaftsindex_Ref.png
GRAPHIK – WWWI für Österreich, Schweiz und die USA: https://www.wifo.ac.at/wwadocs/konjunktur/W%C3%B6chentlicherWIFOWirtschaftsindex/WIFO-Konjunkturberichterstattung_W%C3%B6chentlicheWirtschaftsaktivit%C3%A4t.png
GRAPHIK – WWWI: Durchschnittswoche Bezug 2019: https://www.wifo.ac.at/wwadocs/konjunktur/W%C3%B6chentlicherWIFOWirtschaftsindex/WIFO-Konjunkturberichterstattung_WWWI_Beitr%C3%A4geEntstehung_Ref.png
GRAPHIK – WWWI: Veränderung zum Vorjahr: https://www.wifo.ac.at/wwadocs/konjunktur/W%C3%B6chentlicherWIFOWirtschaftsindex/WIFO-Konjunkturberichterstattung_WWWI_Beitr%C3%A4geEntstehung.png
Die wöchentliche wirtschaftliche Aktivität gemäß WWWI schwächte sich in den Kalenderwochen 42 und 43 (18. bis 31. Oktober 2021) leicht ab. Nach vorläufiger Berechnung lag der Indikator für das BIP um jeweils rund 0,5% unter dem Vorkrisenniveau, einer Durchschnittswoche im Jahr 2019 als fixe Referenzperiode. …
Im Vergleich zur selben Kalenderwoche wie im Vorjahr war das BIP um 2,9% bzw. 3,5% höher. Durch die Berücksichtigung der Schnellschätzung der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für das III. Quartal 2021, sowie der Gästenächtigungen und Einzelhandelsumsätze für den August (revidiert) und September (vorläufig) 2021 in der aktuellen Rechnung kam es zu einer geringfügigen Aufwärtsrevision des WWWI ab Juli.
Die Bestimmungsfaktoren des WWWI wurden in der Kalenderwoche 43 von den Herbstferien geprägt. Nach einem Rückgang der Indikatoren für den Einzelhandel und den Konsum in der Vorwoche, legten die bargeldlosen Umsätze in der Kalenderwoche 43 merkbar zu. Auch die Passagierankünfte auf dem Flughafen Wien stiegen gegenüber der ersten Oktoberhälfte. Die Mobilität nahm in allen konsumrelevanten Kategorien leicht ab; ferienbedingt fiel sie insbesondere im öffentlichen Verkehr und an Arbeitsplätzen. Die Indikatoren für den österreichischen Güterverkehr liefern gemischte Signale. Die Lkw-Fahrleistung und der Schienengüterverkehr zeigten im Vergleich zur ersten Monatshälfte eine negative Entwicklung, erstere auch beeinflusst vom feiertäglichen Lkw-Fahrverbot, während sich die Luftfracht wieder günstiger entwickelte. In der Industrie zeigt sich eine etwas gedämpfte Dynamik. Der temperaturbereinigte Stromverbrauch stagnierte insgesamt gegenüber den Vorwochen, die Stickstoffdioxid-Emissionen an Messstationen in der Nähe von Industrieanlagen stiegen. Erstmals nahm die Arbeitslosigkeit in der Industrie am aktuellen Rand im Vorwochenvergleich leicht zu. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Arbeitslosigkeit insgesamt, die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden stieg in der Kalenderwoche 43 deutlich. Das Stellenangebot verringerte sich leicht, liegt jedoch weiterhin auf äußerst hohem Niveau.
Die privaten Konsumausgaben stabilisierten sich in den letzten Wochen am Vorkrisenniveau (Kalenderwoche 43 +0,3%). Diese Entwicklung war sowohl von der Nachfrage nach Dienstleistungen als auch jener nach Gütern getragen. Sowohl die Reiseverkehrsexporte als auch die -importe verloren in der Nebensaison an Dynamik. Letztere stiegen jedoch ferienbedingt in der Kalenderwoche 43 markant an. Der BIP-Beitrag (netto) des Reiseverkehrs bezogen auf das Vorkrisenniveau verschlechtere sich damit auf rund –1,2 Prozentpunkte. In den kommenden Wochen wird die Entwicklung im Tourismus wieder durch das COVID-19-Geschehen und notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der steigenden Infektionen geprägt sein. Der Nettobeitrag des Warenaußenhandels zum BIP liegt aktuell bei –0,4 Prozentpunkten, für die Investitionen wird ein geringfügig positiver Beitrag von 0,2 Prozentpunkten geschätzt. Entstehungsseitig zeigt sich gegenüber der ersten Oktoberhälfte eine Abschwächung in der Wertschöpfung. In der Güterproduktion ließ die Dynamik zwar nach, ist aber nach wie vor günstig. In den Dienstleistungsbereichen kommt die Wertschöpfung – mit Ausnahme des Handels und der restlichen Marktdienstleistungen – unter dem Vorkrisenniveau zu liegen.
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Information zur Veröffentlichung des WWWI: Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex wird künftig 14-tägig auf der Website des WIFO veröffentlicht. Aktuell wurden die zusätzlichen Beobachtungen für die Kalenderwochen 42 und 43 in die Analyse miteinbezogen.
Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) ist ein Maß für die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher Basis. Er beruht auf wöchentlichen, monatlichen und vierteljährlichen Indikatoren. Der Index ist auf die Werte der Veränderungsraten des BIP gegenüber einer entsprechenden Referenzperiode skaliert.
Der WWWI befindet sich in ständiger Bearbeitung; er wird laufend überprüft und nach Verfügbarkeit mit neuen und zusätzlichen wöchentlichen Datenreihen erweitert. Der WWWI ist keine offizielle Quartalsschätzung, Prognose o. Ä. des WIFO.
https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1612794804236
ÖSTERREICH – Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus regional unterschiedlich; drei Bundesländer liegen 2018 über dem Österreichschnitt – NACHTRAG: 11.11.2021
Wien, 2021-11-11 – Im Jahr 2018 bewegten sich die direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte des Tourismus (einschließlich Dienst- und Geschäftsreisen) in den Bundesländern zwischen 0,61 Mrd. Euro im Burgenland und 5,91 Mrd. Euro in Tirol. Das geht aus den von Statistik Austria und WIFO erstmals erstellten regionalen Tourismus-Satellitenkonten (RTSA) für acht der neun Bundesländer Österreichs hervor. Die direkten und indirekten Beiträge zum jeweiligen Bruttoregionalprodukt (BRP) lagen damit zwischen 2,6% in Oberösterreich und 16,9% in Tirol. Entsprechend variiert auch der Anteil an der regionalen Gesamtbeschäftigung, der dem Tourismus zuzuschreiben ist, zwischen 3,2% (Oberösterreich) und 16,3% (Tirol). Wie die RTSA-Ergebnisse 2018 weiter zeigen, wurde in Tirol, Salzburg und Wien mehr von ausländischen als von inländischen Gästen ausgegeben. Im Burgenland, Nieder- und Oberösterreich überstiegen die Ausgaben inländischer Gäste jene der ausländischen Gäste, in Kärnten war das Verhältnis ausgewogen.
*** Schwerpunkte der Tourismuseinnahmen liegen in Tirol, Wien und Salzburg
Von bundesweit 35,78 Mrd. Euro Gesamtausgaben für Urlaubs- und Geschäftsreisen von in- und ausländischen Tagesgästen bzw. nächtigenden Touristinnen und Touristen entfielen mit 21,15 Mrd. Euro rund drei Fünftel (59,1%) auf die Bundesländer Tirol, Wien und Salzburg. Die drei nächtigungsstärksten Bundesländer verzeichnen insgesamt touristische Ausgaben der Nächtigungs- sowie Tagesgäste in Höhe von 8,33 Mrd. Euro in Tirol, 7,18 Mrd. Euro in Wien und 5,64 Mrd. Euro in Salzburg. Während Kärnten jeweils mehr Nächtigungen als das Burgenland und die Steiermark aufweist, ergibt sich für die Steiermark ein touristischer Gesamtkonsum von 3,49 Mrd. Euro, in Kärnten von 2,51 Mrd. Euro und im Burgenland von 1,01 Mrd. Euro. In Niederösterreich und Oberösterreich belaufen sich die touristischen Ausgaben von inländischen sowie ausländischen Gästen auf 2,87 Mrd. Euro bzw. 2,76 Mrd. Euro.
*** In vier Bundesländern werden mehr als die Hälfte der Einnahmen durch inländische Gäste generiert
In Österreich wurden insgesamt 43,5% der touristischen Gesamtausgaben von inländischen Nächtigungs- bzw. Tagesgästen getätigt (inkl. Ausgaben im Inland für Reisen ins Ausland). Die Analyse nach Bundesländern zeigt, dass im Burgenland (78,3%), in der Steiermark (64,7%) sowie in Nieder- und Oberösterreich (62,5% bzw. 62,0%) deutlich mehr als die Hälfte der touristischen Einnahmen von inländischen Touristinnen und Touristen generiert wird (siehe Tabelle 1).
*** Im Burgenland entfällt ein Drittel der Einnahmen auf Tagesgäste
Berücksichtigt man die Ausgaben von Tagesgästen, so tragen diese mit 7,38 Mrd. rund ein Fünftel (20,6%) zu den österreichweiten Gesamtausgaben im Tourismus bei. Deutlich über dem Österreichschnitt liegt das Burgenland mit einem Tagesgästeanteil von 33,6%, gefolgt von Nieder- und Oberösterreich mit 27,8% bzw. 25,3%. Den geringsten diesbezüglichen Anteil weist Tirol mit 16,9% auf.
*** In Wien, Nieder- und Oberösterreich wird überdurchschnittlich viel für den Transport ausgegeben
Analysiert man die Ausgabenstruktur nach den konsumierten Waren und Dienstleistungen, so zeigt sich, dass in Kärnten (54,1%), Salzburg (53,3%) und Tirol (57,5%) mehr als die Hälfte der Gesamtaufwendungen auf Beherbergung (ohne Ausgaben für Zweitwohnsitze) und Gastronomie entfällt, während der Anteil in den übrigen Bundesländern zwischen 37,7% (Wien) und 49,7% (Burgenland; entspricht auch dem bundesweiten Schnitt) liegt. In Wien (27,9%) sowie in Nieder- und Oberösterreich (23,6% bzw. 24,1%) wird im Vergleich zu Österreich insgesamt (18,9%) überdurchschnittlich viel für den Personentransport ausgegeben (siehe Tabelle 2).
*** Anteil des Tourismus am Bruttoregionalprodukt variiert deutlich zwischen den Bundesländern
Insgesamt generiert der Tourismus in Tirol, Salzburg und Wien, den Bundesländern mit den höchsten touristischen Ausgabenvolumina, direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in Höhe von 5,91 Mrd. Euro, 3,93 Mrd. Euro bzw. 4,71 Mrd. Euro. Aufgrund der jeweiligen Branchenstrukturen dieser Regionen fällt der Beitrag zum Bruttoregionalprodukt (BRP) mit 16,9% in Tirol, 13,7% in Salzburg und 4,8% in Wien stark unterschiedlich aus. In Kärnten, im Burgenland und in der Steiermark werden Gesamtwertschöpfungseffekte durch den touristischen Konsum in Höhe von 1,69 Mrd. Euro, 0,61 Mrd. Euro bzw. 2,26 Mrd. Euro ausgelöst, was einem BRP-Beitrag von 8,0% (Kärnten), 6,8% (Burgenland) und 4,6% (Steiermark) entspricht. In Ober- und Niederösterreich trägt der Tourismus mit 1,70 Mrd. Euro bzw. 1,83 Mrd. Euro direkt und indirekt 2,6% bzw. 3,0% zur jeweiligen – vor allem produktionsorientierten – Regionalwirtschaft bei (siehe Tabelle 3).
*** Anteil der dem Tourismus zurechenbaren Vollzeitstellen liegt zwischen 3,2% und 16,3%
Im Jahr 2018 waren dem Tourismus in den acht Bundesländern zwischen 7.600 Stellen im Burgenland und 57.600 Vollzeitäquivalenten in Tirol direkt und indirekt zurechenbar. Gemessen an der regionalen Gesamtbeschäftigung ist der Tourismus in Tirol (16,3%), Salzburg (13,6%) und Kärnten (8,6%) überdurchschnittlich bedeutend (Österreich-Durchschnitt 7,9%). Die Bundeshauptstadt Wien weist dagegen einen touristischen Beschäftigungsanteil von 5,4% auf und liegt damit ähnlich wie die Steiermark (5,3%). Während der touristische Beschäftigtenanteil im Burgenland 6,9% beträgt, macht dieser in den von Industrie geprägten Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich 3,6% bzw. 3,2% der regionalen Gesamtbeschäftigung aus (siehe Tabelle 3).
http://www.statistik.at/web_de/presse/127031.html
ÖSTERREICH – Bericht über die Bedeutung, Entwicklung und Struktur von Tourismus und Freizeitwirtschaft in Österreich im Jahr 2020 – Übersicht über globale Tourismus-Entwicklungen – NACHTRAG: 24.6.2021
Laut Konzept des Tourismus-Satellitenkontos beliefen sich die Tourismusausgaben in- und ausländischer Gäste in Österreich 2020 auf 26,5 Mrd. € (Schätzung, –29,6% gegen 2019). Die resultierenden direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte von 20,5 Mrd. € (–31,0%) trugen 5,5% zum BIP bei. Zudem waren 2020 schätzungsweise rund 216.800 Vollarbeitsplätze (Erwerbstätige) oder 5,6% der bundesweiten Gesamtbeschäftigung direkt oder indirekt mit der Tourismuswirtschaft verbunden. Der Reiseverkehrssaldo laut Zahlungsbilanz schrumpfte 2020 auf +8,7 Mrd. € (–18,2%; Exporte –41,3%, Importe –61,0%; nominell, einschließlich internationaler Personentransport). Der Marktanteil Österreichs an den nominellen Tourismusexporten der EU 28 lag 2020 schätzungsweise bei 7,6% (neue historische Höchstmarke nach 1995 mit 7,4%), was erneut Rang 6 bedeutet. In der nichttouristischen Freizeitwirtschaft wurden 2020 schätzungsweise 35,5 Mrd. € Umsatz (–16,9%) sowie direkte und indirekte Effekte von 24,7 Mrd. € an Wertschöpfung (–17,8%) und von 240.300 Erwerbstätigen zu Vollzeitäquivalenten (–17,6%) erzielt. Damit leistete die Freizeitwirtschaft einen Beitrag von 6,6% zum BIP und von 6,2% zur Gesamtbeschäftigung.
https://www.wifo.ac.at/publikationen/publikationssuche?detail-view=yes&publikation_id=67060
34-Seiten-PDF inkl. 15 Abbildungen und 3 Tabellen: https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/resources/person_dokument/person_dokument.jart?publikationsid=67060&mime_type=application/pdf