N+C – Zeitenblick KW 45/46

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Gleich eingangs zur Erinnerung: hier gibt es keine üblichen tagesaktuellen Mainstream-Meldungen, die in der Regel jeder und jede kennt und begierig verfolgt. Hier gibt es frisches Quellwasser unmittelbar aus den unterschiedlichen Agenturquellen. Dazugemischt werden die in meinen Augen interessanten Kommentare „mit Weitblick“.

Die Übersicht reiht die Schlagzeilen auf, wer Näheres dazu lesen möchte, sei auf die Suchfunktion seines Browsers verwiesen; denn: die Schlagzeilen werden selbstredend am Anfang der Meldungen wortgleich wiederholt – das Auffinden in Sekundenschnelle des entsprechenden Artikels ist garantiert.

Was tat sich in der abgelaufenen Woche?

Die Inflationswolken werden dunkler, die Wirtschaftseintrübungen stärker. Es wird sich zeigen, ob Inflation und schlechterer Wirtschaftsgang Dauergäste für viele Monate bleiben werden. Kommt es zu einer Stagflation? Lösen sich die Lieferkettenprobleme tatsächlich rasch anfangs 2022 auf?

Börsianer und Ökonomen sind diesbezüglich optimistisch – und die Damen und Herren der Zentralbanken auch.

Nicht ganz. Unruhe vor und hinter den Kulissen der Zentralbanken schlägt sich in entsprechenden Meldungen nieder: Inflationswarnungen und Inflationsbeschwichtigungen stehen teils schroff nebeneinander.

Bemerkenswert die Rede von Isabell Schnabel in Hinsicht auf den Beitrag der Europäischen Zentralbank zur fortwährenden Verschärfung der sozioökonomischen Ungleichheit in der Eurozone. Lesenswert!

Kritisch äußert sich auch „Der Chefökonom“ zur EZB-Geldpolitik. Das war von Bert Rürup auch nicht anders zu erwarten. Die EZB als „prudenzpolitische“ Instanz zwecks Erleichterung der Staatsfinanzierung auf Pump? Ist das mit den Aufgaben einer Zentralbank vereinbar? Und erzeugt das nicht unerwünschte Umverteilungseffekte? Letztere Frage knüpft an Schnabels „EZB-Selbsterkenntnis“ an. Ebenfalls durchaus lesenswert.

Nochmals sei es deutlich gemacht: wir hängen alle, alle an den geldpolitischen Marionettenfäden der Zentralbanken. Und diese sind keineswegs demokratisch gewählte Institutionen. Ihre angebliche Unabhängigkeit von jeglicher Politik ist es Wert, hinterfragt zu werden.

Ach ja, die Corona-Pandemie sorgt ebenfalls und wieder einmal für zunehmende Unruhe unter Politiker*innen. Nur die Covidioten sind sich sicher, es handele sich bei den offiziellen Pandemie-Meldungen um Fake-News. Ihr Argumentationsschatz ist bemerkenswert, wie man in der Rubrik „CORONA-LEUGNER …“ einem 1:36-min-Video entnehmen kann. Man gönne sich dazu gleich das Satire-Video der Kabarettistin Kroymann. Viel Spaß dabei! Weniger Spaß bereiten die nicht ganz so optimistischen Aussagen zur Weiterentwicklung der Pandemie in der nächsten Zeit.

Welttheater life: was kommt als Nächstes?

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  • CORONA – VIROLOGIE
  • SARS-CoV-2: Mu-Variante aus Südamerika hat Potenzial für Impfdurchbrüche – 8.11.2021
    CORONA – EPIDEMIOLOGIE
  • Virologe empfiehlt Shutdown Drosten: Pandemie-Ende ist „meilenweit“ entfernt – 12.11.2021
    CORONA – MEDIZIN
  • Strategien zur Antikoagulation bei COVID-19 – 12.11.2021
  • Blutgerinnungshemmer verkürzt Dauer von SARS-CoV-2-Infektion – 12.11.2021
  • COVID-19: Zwei Antikörperpräparate in Europa vor der Zulassung – 11.11.2021
  • Long COVID: Nicht alle Patienten mit Langzeitsymptomen waren mit SARS-CoV-2 infiziert – 10.11.2021
  • SARS-CoV-2: Antikörper-Cocktail schützt viele Monate lang vor Infektionen – 9.11.2021
  • Jeder 5. COVID-19-­Antigenschnelltest nicht sensitiv genug – 9.11.2021
  • Empfehlungen zu SARS-CoV-2-Infektio­nen bei Schwangerschaft und Geburt aktualisiert – 8.11.2021
  • USA: Impfdurchbrüche vor allem nach Janssen-Vakzine häufiger – 8.11.2021
  • Coronavirus vermehrt sich in der Plazenta schnell – Impfen hilft – 8.11.2021
    CORONA – FORSCHUNG
  • Studie mit vielen Prämissen: Herdenimmunität wegen Delta erst ab Impfquote von 90 Prozent – Delta-Varianten-Impfstoffwirksamkeit niedriger als bei ursprünglichen Varianten: für Biontech-Pfizer von 86 auf 67, für Moderna von 91 auf 72 Prozent gefallen – Anteil der Ungeimpften an allen Corona-Infektionen derzeit um 71 Prozent – 12.11.2021
  • Studie: BNT162b2 (Biontech-Pfizer) bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren sicher, immunogen und wirksam – 10.11.2021
  • Warum eine Genvariante das Sterberisiko bei COVID-19 erhöht – 8.11.2021
    CORONA-LEUGNER – ÖSTERREICH
  • 1:36-min-Video: U-Bahnfahren ohne Maske und wie das begründet wird – Diskussion im Fahrgastraum und durch die geöffnete U-Bahn-Türe, bis schließlich die Polizei eintrifft – 13.11.2021
    CORONA – INTERNATIONAL
  • Coronafolgen: Millionen Kinder verpassten Masernimpfung – 11.11.2021
    CORONA – USA
  • Der „Preis“ für Ungeimpfte: 20 Mal höheres Todesrisiko bei Corona – 11.11.2021
  • 900.000 Kinder unter elf Jahren in USA gegen Corona geimpft – 11.11.2021
    CORONA – ISRAEL
  • 1:45-min-Video: Neue Studie belegt Wirksamkeit Israel boostert erfolgreich gegen vierte Welle an – NACHTRAG: 5.11.2021
    CORONA – EUROPÄISCHE UNION
  • Grünes Licht für EU-Vertrag mit Impfstoff-Hersteller Valneva – 12.11.2021
  • Impfstoffe – Moderna beantragte EU-Zulassung für jüngere Kinder – 9.11.2021
    CORONA – DÄNEMARK
  • Erste Beschränkungen in Dänemark wieder eingeführt – 12.11.2021
    CORONA – NIEDERLANDE
  • In Niederlanden droht neuer Teillockdown – 12.11.2021
    CORONA – BULGARIEN
  • Bulgarien bittet wegen Coronanotlage um Hilfe – 11.11.2021
    CORONA – ITALIEN – DEUTSCHLAND
  • Versager in der vierten Welle Italiener sind baff, wie Deutschland scheitert 13.11.2021
    CORONA – ITALIEN
  • Boosterimpfung für 40- bis 60-Jährige in Italien geplant – 12.11.2021
  • Italien: Corona-Booster-Impfung für 40- bis 60-Jährige ab Dezember – 10.11.2021
    CORONA – FRANKREICH
  • Frankreich: Behörde rät von Moderna-Impfstoff für unter 30-Jährige ab – 9.11.2021
    CORONA – DEUTSCHLAND
  • RKI-Chef: Boostern gut, aber 90 Prozent Immunisierte nötig – 12.11.2021
  • Immer mehr Anfeindungen gegen Ärzte und Pflegekräfte in Pandemie – 12.11.2021
  • Jecken dicht an dicht Köln feiert Karneval fast wie vor Corona – 11.11.2021
  • Ständige Impfkommission: Unter 30-Jährige nur mit Biontech impfen – 10.11.2021
  • STIKO: Auffrischimpfung „mittelfristig“ für alle sinnvoll – 8.11.2021
  • Klare Fortschritte beim Boostern Nachfrage nach Corona-Impfungen wächst – Text und 1:04-min-Video – 8.11.2021
    CORONA – ÖSTERREICH
  • Czypionka für Maßnahmenpaket mit 2G-plus – 12.11.2021
  • Gartlehner: Auch Ungeimpften-Lockdown kann zu wenig sein – 12.11.2021
  • Schärfere Regeln erhöhen Impfbereitschaft in Österreich – 12.11.2021
  • COVID-19-Impfstatus: 84% der Bediensteten des Innenressorts immunisiert
  • Ständige Impfkommission: Unter 30-Jährige nur mit Biontech impfen – 10.11.2021
    *Corona – Impfdurchbrüche steigen von 17 Prozent seit Februar 2021 auf 41 Prozent seit 11.10. – Daten belegen Wirkung der Impfung – Über 6.000 Todesfälle vermieden – Meist milde Impfreaktionen – TodesImpfung mit Todesfolge ein Rarissimum: zwei tödliche VITT-Verläufe bislang – 10.11.2021
  • Corona – Wissenschaft zwischen Rampenlicht und „Morddrohungen“ – Gebot der Stunde: Wissenschaftskommunikation verbessern – Mehr Transparenz für wissenschaftsbezogenen politische Entscheidungsprozesse nötig – 10.11.2021
  • 1:50-min-Video – „Notwendig“: 2G-Regel in Kraft: Österreicher stehen vor Impf-Stationen Schlange – 8.11.2021
  • Drittstich in Ausnahmefällen auch nach vier Monaten möglich – NACHTRAG: 5.11.2021
  • Corona – GÖG: Impfung senkt Risiko für Senioren signifikant – NACHTRAG: 5.11.2021
  • Covid-19 beeinflusste prosoziales Verhalten von Schülern negativ – Unterschiedliche Sozialität je nach sozioökonomischem Status – 8.11.2021
  • Trend zu schärferen Corona-Regeln an den Hochschulen – 8.11.2021
  • Corona – Universität Klagenfurt stellt auf 2G um – 8.11.2021
  • Ob Uni „das Richtige für sie ist“: Studierende fassungslos: Nach Uni-Email gehen die Wogen hoch – 8.11.2021
    MASERN – AFGHANISTAN
  • „Humanitäre Katastrophe“: Tausende Afghanen erkranken an Masern – 12.11.2021
    GESCHLECHTSKRANKHEITEN
  • Wiener Mediziner: Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch – 11.11.2021
    LEBENSMITTELVERSORGUNG
  • 45 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht – 9.11.2021
    KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL
  • Special Coverage of COP26 – 31 October-12 November 2021 | Glasgow, UK – STAND: 13.11.2021
  • Forscher: Erderwärmung von zwei Grad macht Milliarden zu Flüchtlingen – Puerto Rico, Myanmar und Haiti stark betroffen – Welt steuert auf plus 2,7 Grad zu – 12.11.2021
  • Report: Kein Abwärtstrend beim globalen Treibhausgasausstoß – 12.11.2021
  • China und die USA schließen Vereinbarung für mehr Klimaschutz – 11.11.2021
  • Bündnis verkündet Umstieg auf emissionsfreie Autos bis 2040 – 10.11.2021
  • Erster Entwurf zu COP-Entscheidung fordert verstärkten Klimaschutz – 10.11.2021
  • „Freifahrtschein für Klimazerstörung“: Die desaströse Ökobilanz der Superreichen –
    Das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung lebt laut einer Oxfam-Studie wie „ökologische Vandalen“: Bis 2030 werden Superreiche für 16 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sein. – NACHTRAG: 5.11.2021
  • Arme Länder durch Klimawandel von Wirtschaftseinbruch bedroht – 8.11.2021
    Den am meisten von den Folgen der Erderwärmung betroffenen Staaten droht laut einer Studie in den nächsten Jahrzehnten ein drastischer klimabedingter Einbruch ihrer Wirtschaftskraft. – 8.11.2021
  • Neue CO2-Reduktionszusagen machen 4-Grad-Erwärmung unwahrscheinlich – NACHTRAG: 4.11.2021
    KLIMAWANDEL – AUSTRALIEN
  • Australien will noch jahrzehntelang Kohle fördern – 8.11.2021
    UMWELT – ÖSTERREICH
  • Reifenabrieb beschert Österreich 21.200 Tonnen Mikroplastik pro Jahr – 9.11.2021
    DATENSICHERHEIT – CYBERKRIMINALITÄT
  • Hacker bedrohen zunehmend die IT in Arztpraxen – 9.11.2021
    DATENSICHERHEIT – DEUTSCHLAND
  • Diskussion um Datenerhebung und Datennutzung im Gesundheitswesen – 8.11.2021
    DATENSICHERHEIT – ÖSTERREICH
  • ÖÄK: Ausfälle bei ELGA müssen dringend behoben werden – 9.11.2021
    GESELLSCHAFT
  • Soziologe El-Mafaalani: „Massive Veränderung in den nächsten Jahren“ – 12.11.2021

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  • INTERNATIONAL
  • INTERNATIONAL – Allianz Global Wealth Report 2021: Weltweites Vermögen wächst im Jahr 2020 trotz Coronakrise weiter – 11.11.2021
  • Opec senkt Prognose für globale Ölnachfrage 2021 – 11.11.2021
  • Zusammengesetzte OECD-Frühindikatoren (CLIs) deuten darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum dem Höchststand nach der Pandemie nähert – 10.11.2021
  • OECD-Frühindikator weist auf Gipfelbildung hin – 10.11.2021
  • Arbeitslosenquote geht im OECD-Raum weiter zurück und erreichte im September 2021 5,8% – 9.11.2021
  • Inflation im OECD-Raum stieg im September 2021 weiter auf 4,6%, angetrieben durch Energie- und Nahrungsmittelpreise – NACHTRAG 4.11.2021
  • Einkommen der privaten Haushalte im OECD-Raum sank im zweiten Quartal 2021 mit rund minus 4 Prozent stark, trotz eines starken Wachstums des BIP – 8.11.2021
    BÖRSEN
  • SENTIX-Sentimente – Ergebnisse des sentix Global Investor Survey 46-2021: Aktien-Sentiment neutralisiert sich etwas – 14.11.2021
    ZENTRALBANKEN – USA
  • Fed-Vertreter warnen vor hoher Inflation – 9.11.2021
  • Fed: Öffentliche Gesundheit größter Risikofaktor für Finanzstabilität – 9.11.2021
  • Der Chart des Tages – Schwierige Zinswende. – 8.11.2021
  • New York Fed: Kurzfristige Inflationserwartung der Amerikaner bei 5,7% – 8.11.2021
  • Fed/Harker: Bei anhaltendem Inflationsdruck frühere Zinserhöhung – 8.11.2021
  • USA – Clarida: Längerer Inflationsschub wäre für Fed ein Problem – 8.11.2021
    ZENTRALBANKEN – CHINA
  • Chinas Notenbank fördert „grüne Kredite“ an Unternehmen – 8.11.2021
    ZENTRALBANKEN – MEXIKO
  • Bank of Mexico erhöht Zinsen erneut um 25 Basispunkte – 12.11.2021
    ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION
  • EZB/Lane will lockere Fiskalpolitik bei niedriger Inflation – 12.1.2021
  • Der Chefökonom – Veränderter Blickwinkel: Ziel der Geldpolitik ist es, den Wert des Geldes zu sichern. Die EZB hat ihre ursprüngliche Definition von Geldwertstabilität bereits mehrfach nach oben angepasst – 12.11.2021
  • Zur bemerkenswert offenen Rede von Isabell Schnalbel schreibt Michael Höfling, Redakteur bei „Welt“: zu späte Erkenntnis der EZB, denn: Gewinnern und Verlierern der EZB-Geldpolitik haben Gesellschaft bereits gespalten – 11.11.2021
  • Holzmann: EZB könnte im September 2022 alle Käufe einstellen – EZB-Inflationsprognosen 2022 und 2023: 1,7 und 1,5 Prozent – EU-Kommission-Inflationsprognosen für 2022 und 2023 abweichend: 2,2 und 1,4 Prozent – 11.11.2021
  • Schnabel: EZB-Zinserhöhung 2022 unwahrscheinlich – PEPP endet im März – 9.11.2021
  • EZB-Bankenaufseher: Institute sollten nicht auf höhere Zinsen warten – 9.11.2021
  • EZB/Enria: Niedrigzinsumfeld für Banken überwiegend negativ – 9.11.2021
  • TABELLE/EZB: PEPP-Käufe in Vorwoche deutlich höher als zuvor – 9.11.2021
  • EZB/Lagarde: Kreditausfälle durch Corona erst nach Jahren sichtbar – 9.11.2021
  • EZB/Enria: Ausschüttungsbeschränkungen wegen Corona waren richtig – 9.11.2021
  • Lane: EZB sieht „strategische“ Notwendigkeit für lockere Geldpolitik – 8.11.2021
  • Nachfrage übertrifft Angebot: EZB-Chefvolkswirt Lane betrachtet hohe Inflation als vorübergehend – Lohnverhandlungen als beachtenswerter Risikofaktor – 8.11.2021
    ZENTRALBANKEN – DEUTSCHLAND
  • Weidmann: Digitaler Euro könnte Bargeld nicht ersetzen – 10.11.2021
  • TEUERUNG – Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz rechnet nach einem weiteren Anstieg der Inflationsrate mit einer Besserung: „Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen wir wieder hohe Preissteigerungsraten. Die Bundesbank hält zum Jahresende Raten über 5 Prozent für möglich. – 9.11.2021
  • BUNDESBANK – Die Sanierung und Erweiterung der Frankfurter Bundesbank-Zentrale zu einem Campus wird wahrscheinlich deutlich mehr als 1,3 Milliarden Euro kosten. – 9.11.2021
    USA
  • USA: Konsumklima der Uni Michigan fällt auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren – Eskalierende Inflation und Gegenmaßnahmen dazu nähren Pessimismus – 12.11.2021
    US-Rohöllagerbestände leicht gestiegen – 10.11.2021
  • USA: Rohölvorräte steigen etwas weniger als erwartet – 10.11.2021
  • US-Inflationsrate steigt im Oktober auf 6,2 Prozent – 10.11.2021
  • USA: Inflation so hoch wie seit über 30 Jahren nicht mehr – 10.11.2021
  • US-Konsumentenpreise steigen weit stärker als erwartet – Die Preise in der USA sind im vergangenen Monat stärker angestiegen als die Analysten zuvor erwartet hatten – 10.11.2021
  • Zurück in die 90er: Die Inflation in den USA schraubt sich in immer neue Höhen. Was Anleger jetzt beachten sollten. Ein Kommentar von US-Korrespondent Valentin Ade. – 10.11.2021
  • US-Realeinkommen sinken im Oktober um 0,9 Prozent – 10.11.2021
  • Der Chart des Tages – Vermögen und Sparen: Alle profitieren, und einige wenige ganz besonders – 10.11.2021
  • Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sinken – 10.11.2021
  • USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gehen weniger als erwartet zurück – 10.11.2021
  • US-Erzeugerpreise steigen im Oktober spürbar – 9.11.2021
    CHINA
  • China warnt vor Spannungen wie im Kalten Krieg in Asien-Pazifik-Region – 11.11.2021
  • Xi vor unbegrenzter Herrschaft China kehrt zum Führerkult zurück – 11.11.2021
  • Chinas Erzeugerpreise steigen im Oktober um 13,5 Prozent – 10.11.2021
  • Fed warnt vor chinesischer Immobilienkrise – 10.11.2021
  • Chinas Handelsüberschuss rauf – Importe kommen nicht mit – 8.11.2021
  • Chinas Automarkt schrumpft 5. Monat in Folge – 8.11.2021
    TAIWAN – Taiwan warnt vor möglicher Luft- und See-Blockade durch China – 9.11.2021
    WEISSRUSSLAND
  • Belarus droht mit Stopp von Gaslieferungen im Falle neuer EU-Sanktionen – 11.11.2021
    GROSSBRITANNIEN – EUROPÄISCHE UNION
  • Kein Durchbruch bei EU-UK-Verhandlungen im Nordirlandstreit
    GROSSBRITANNIEN
  • Britische Wirtschaft verliert an Schwung im dritten Quartal – 11.11.2021
    EUROZONE
  • Industrie in der Eurozone senkt Produktion im September – 12.11.2021
  • EZB: Euroraum-Produktivität steigt während Corona-Pandemie stärker – 10.11.2021
    EUROPÄISCHE UNION
  • EU-Kommission hebt BIP-Prognose auf 5 Prozent (zuvor: 4,8) und Inflationsprognosen für 2021 an – WIrtschaft 2022 und 2023 mit 4,3 (zuvor: 4,5) und 2,4 Prozent schwächer – Deutschland mit kämpft mit Lieferkettenproblemen – Italien und Frankreich als kommende Wachstumsmotoren – Hohe Inflation zur Hälfte Folge von Basiseffekten – Inflationsprognose geht von ausbleibenden Zweitrundeneffekten aus – 11.11.2021
  • EU bereitet Sanktionen wegen „Schleusung“ gegen Belarus vor – 10.11.2021
  • EU-Kommissarin: Bankenunion erfordert harte Entscheidungen – Einigung bei Einlagensicherung noch ausständig – 10.11.2021
  • Gericht der EU hält Milliardenstrafe gegen Google aufrecht – 10.11.2021
  • Facebook-Whistleblowerin fordert in Brüssel strengere Regeln für Online-Riesen – 8.11.2021
    ITALIEN
  • Italien: Industrieproduktion steigt überraschend – 10.11.2021
    FRANKREICH
  • Macron bekräftigt Bau neuer Atomreaktoren in Frankreich – 10.11.2021
    DEUTSCHLAND
  • Ampel-Parteien gegen Obergrenzen bei Bargeldzahlungen – Bericht – 12.11.2021
  • Stärkster Anstieg der deutschen Großhandelspreise seit 1974 – 12.11.2021
  • Ausgereizt: Warum der Immobilienboom in Deutschland auf ein vorläufiges Ende zusteuert – Experten sehen vermehrt Anzeichen, dass die Immobilienrally an ihre Grenzen stößt. Welche Städte gefragt bleiben – wo die Preise sinken könnten – 11./12.11.2021
  • Rückläufiger Trend bei Insolvenzen in Deutschland hält an – 12.11.2021
  • IW-Chef Hüther warnt vor Milliardenschaden durch unbesetzte Jobs – 12.11.2021
  • Ifo-Institut: Klima in der Veranstaltungsbranche schlechter als insgesamt – 11.11.2021
  • Millionen Erwerbstätige fehlen IW: Demografischer Wandel gefährdet Einkommen – 11.11.2021
  • Steuerschätzer sehen bis 2025 Mehreinnahmen von 179 Milliarden Euro – 11.11.2021
  • Deutsche HVPI-Inflation steigt im Oktober auf 4,6 Prozent – 10.11.2021
  • Hälfte der Mittelschicht beklagt Einbußen von Einkommen durch Pandemie – 10.11.2021
  • Zahl überschuldeter Verbraucher auf Tiefstand gefallen – 10.11.2021
  • Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose 2021 auf 2,7 Prozent – 10.11.2021
  • Ifo-Institut: Bauunternehmen erwarten Lieferprobleme bis ins Frühjahr – 10.11.2021
  • Deutschland: Baubranche macht gute Geschäfte – Material weiter knapp – 10.11.2021
    Hotelbranche in Deutschland erholt sich von Corona-Krise – 10.11.2021
  • WIRTSCHAFTSWEISE – Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwartet, dass die deutsche Volkswirtschaft im laufenden Jahr um 2,7 Prozent wächst. – 9.11.2021
  • ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im November deutlich – 9.11.2021
  • Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen legen überraschend zu – 9.11.2021
  • DIHK erwartet nach Exportzahlen trüben Herbst – 9.11.2021
  • Lkw-Maut-Fahrleistungsindex steigt im Oktober um 1,6 Prozent – 9.11.2021
  • NG: Exporte leiden unter Lieferkettenproblemen – 9.11.2021
  • Deutsche Exporte sinken im September um 0,7 Prozent – 9.11.2021
  • Ifo-Institut: Einzelhandel erwartet Lieferprobleme bis in den Sommer 2022 – 9.11.2921
  • IAB: Mehr offene Stellen in Deutschland als vor Corona-Krise – 9.11.2021
  • Sentix-Konjunkturindex für Deutschland sinkt im November – 8.11.2021
  • HDE erwartet 2 Prozent Umsatzwachstum im Weihnachtsgeschäft – 8.11.2021
  • KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer stabilisiert sich im Oktober – 9.11.2021
    ÖSTERREICH – DEUTSCHLAND
  • Österreichs Finanzminister will FDP-Chef als deutschen Finanzminister – 8.11.2021
    ÖSTERREICH – STATISTIK
  • Baupreise im 3. Quartal 2021 weiter gestiegen
  • Produktionsindex stieg im September 2021 um 3,3% gegenüber September 2020
  • Pkw-Neuzulassungen Jänner bis Oktober 2021 auf Vorjahresniveau, aber um mehr als ein Viertel weniger als 2019
    ÖSTERREICH
  • „Bedarf an schnellerer und effizienterer Intervention“: Forschungsrat definiert Bereiche „höchster Priorität für rasches Handeln“: Fokus auf Künstlicher Intelligenz, Quantentechnologien, Vermeidung von Fachkräftemangel – Zielerreichung der FTI-Strategie 2030 Forschung, Technologie, Innovation) gefährdet – 12.11.2021
  • Aufschwung der Industriekonjunktur verlangsamt sich – WIFO-Konjunkturbericht November 2021 -10.11.2021
  • 22% mehr Tourismuseinnahmen von Mai bis September 2021 – COVID-19 trübt allerdings Aussichten auf die Wintersaison – 9.11.2021
  • Nach „Corona-Hoch“ heuer wieder weniger Studienanfänger an Unis – 8.11.2021
  • Unis erreichten Vorgaben für Steigerung prüfungsaktiver Studien – 8.11.2021

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14.11.2021, Sonntag

SENTIX-Sentimente – Ergebnisse des sentix Global Investor Survey 46-2021: Aktien-Sentiment neutralisiert sich etwas – 14.11.2021
Nach den sehr bullischen Sentimentwerten der vergangenen Woche hat sich mit der einsetzenden Konsolidierung die Stimmungslage leicht neutralisiert. Ein Ende der laufenden Konsolidierungsphase ist aber wenig wahrscheinlich, zumal sich auch das strategische Grundvertrauen weiter abgeschwächt hat.
Weitere Ergebnisse: * Edelmetalle: Anleger sind verzückt * FX: EUR-USD Bias weiter gesunken * sentix Sektor Sentiment
https://www.sentix.de/index.php/sentix-Weekly/ergebnisse-des-sentix-global-investor-survey-kw-46-2021.html

13.11.2021, Samstag

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – Special Coverage of COP26 – 31 October-12 November 2021 | Glasgow, UK – STAND: 13.11.2021
Amidst a background of rising concern surrounding the impact that man-made climate change is having on the planet, this year’s UN climate conference, COP26, has a particular urgency.
This year, the eyes of the world will be on the politicians, Heads of State, and the tens of thousands of businesses, activists, and citizens, who are gathering in the Scottish city of Glasgow to reach agreement on how to tackle a global crisis that many see as an existential threat.
https://news.un.org/en/events/cop26
SIEHE DAZU:
=> Für Van der Bellen „insgesamt zu wenig“ – 14.11.2021
„Historisch“ nennen die einen die Ergebnisse des UNO-Klimagipfels in Glasgow, „enttäuschend“ die anderen. Die 200 Teilnehmerstaaten hatten zuvor die Abschlusserklärung gebilligt, mit der die Welt erstmals zum Kohleausstieg aufgefordert wird. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hätte sich aber, wie viele andere auch, mehr gewünscht.
https://orf.at/stories/3236488/
=> António Guterres Tweet – It’s an important step, but it’s not enough. – 13.11.2021
The #COP26 outcome is a compromise, reflecting the interests, contradictions & state of political will in the world today.
It’s an important step, but it’s not enough.
It’s time to go into emergency mode.
The climate battle is the fight of our lives & that fight must be won.
https://twitter.com/antonioguterres/status/1459615542764093447
=> Kohleausstieg nur einleiten: COP26 endet mit „historischem“ Kompromiss – 13.11.2021
Eigentlich hätte die UNO-Klimakonferenz COP26 in Glasgow schon Freitagabend zu Ende gehen sollen. Erst mehr als 24 Stunden später wurde die Abschlusserklärung von 200 Staaten gebilligt. Damit wird die Welt erstmals dazu aufgefordert, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten. Gegen den Kohleausstieg gesträubt hatten sich vor allem Länder wie China, Nigeria, Südafrika und Indien. Für UNO-Generalsekretär Antonio Guterres ist die Gefahr einer Klimakrise nicht gebannt. …
https://orf.at/stories/3236446/
=> Umwelt-NGOs empört: COP26 schwächt Entwurf ab – 12.11.2021
Bei der UNO-Klimakonferenz COP26 in Glasgow liegen am offiziell letzten Tag nun Verhandlungstexte mit abgeschwächten Formulierungen vor – etwa zur Abkehr von Kohle und anderen fossilen Energieträgern. Auch der Aufruf an die Staaten, ihre Klimaschutzziele öfter als bisher vorgesehen zu überprüfen, wurde eingeschränkt. Das ruft Umwelt-NGOs und -aktivisten auf den Plan.
https://orf.at/stories/3236292/

CORONA-LEUGNER – ÖSTERREICH – 1:36-min-Video: U-Bahnfahren ohne Maske und wie das begründet wird – Diskussion im Fahrgastraum und durch die geöffnete U-Bahn-Türe, bis schließlich die Polizei eintrifft – 13.11.2021
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=> DEUTSCHLAND – SATIRE – 3:47-min-Video: Matheleugnerin (Folge 15) I Kroymann – 10.11.2021
https://www.youtube.com/watch?v=iGTyy3CR4fA

CORONA – ITALIEN – DEUTSCHLAND – Versager in der vierten Welle Italiener sind baff, wie Deutschland scheitert – 13.11.2021
Von Udo Gümpel, Rom
Während Italien Corona digital und effizient in den Griff kriegt, ist das angebliche Organisationswunderland Deutschland von der vierten Welle überrascht und überfordert. „Meinen Freunden in Italien musste ich ein neues deutsches Wort erklären“, sagt eine in Frankfurt lebende Italienerin: „Schwurbeln“.
Das kann doch nicht wahr sein: Italien macht etwas besser als Deutschland? In Mailand, Rom oder Neapel herrscht ungläubiges Staunen. Außer beim Fußball, wo die Italiener immer sicher sind, Deutschland zu schlagen, hat man südlich der Alpen eine gehörige Achtung vor der „deutschen“ Fähigkeit, Probleme schnell zu bewältigen. In der vierten Welle jedoch zeigt sich ein anderes Bild.
Auch Paola Concia, eine ehemalige Abgeordnete des italienischen Parlaments, die seit einiger Zeit in Frankfurt am Main lebt, fasst es nicht: „Das stellt alles auf den Kopf. Eigentlich war doch Italien immer das instabile Land, das die Regeln nicht einhält. Als Italienerin, die in Deutschland lebt, bin ich erschüttert. Das Land hat sich einer kleinen Minderheit von ‚NoVax‘ in die Hand gegeben.“
Die frühere italienische Abgeordnete ist baff, wie viele Italiener. Dass ausgerechnet dieses Land sich sehenden Auges den Impfgegnern unterwirft, entspricht nicht ihrem Deutschland-Bild. „Meinen Freunden in Italien musste ich ein neues deutsches Wort erklären: Schwurbeln.“
Dabei war doch die Entwicklung des ersten Impfstoffes gegen das Coronavirus durch das Mainzer Unternehmen Biontech ein weiteres Beispiel für deutsche Tüchtigkeit gewesen. Was für eine Erfolgsstory, die Özlem Türeci und Uğur Şahin da mit Katalin Karikó geschrieben haben! In aller Welt wurde Deutschland dafür gefeiert: Zusammen mit Pfizer kommt der rettende Stoff aus Deutschland.
*** Zu Beginn der Krise schien das Klischee noch zu stimmen
Anfangs hielten viele Italiener die katastrophalen Infektions- und Todeszahlen, die in der vierten Welle aus Deutschland nach Italien gemeldet werden, für deutsch-feindliche Fakes. Denn in Italien hat man den Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 nicht vergessen. Da schien das Bild von den perfekten Deutschen noch zu stimmen.
In Italiens Industriemetropole Bergamo kamen die Krematorien der Stadt mit dem Einäschern der Covid-Toten nicht hinterher, „wir mussten hunderte Särge stapeln und dann half das italienische Militär, sie abzutransportieren“, erinnert sich Bergamos Bürgermeister Giorgio Gori an die furchtbaren Monate. Damals half die Bundeswehr und flog Dutzende schwerstkranke Patienten in Airbus-Krankenhäusern nach Deutschland aus, rettete viele Menschenleben. Am Ende der ersten Welle waren in Italien 45.000 Menschen gestorben, in Deutschland sehr viel weniger.
*** Der Weg durch den Winter Wir brauchen den Lockdown für Ungeimpfte
Deutschland schien das leuchtende Vorbild im Corona-Management. Dabei war der Hauptvorteil der Bundesrepublik nur gewesen, dass Italien in der Pandemie immer zehn Tage voraus war. Die deutschen Entscheider mussten einfach nach Italien schauen, um zu erfahren, was bei ihnen zehn Tage später passieren würde. Hygiene-Regeln, Abstand und dann ein allgemeiner Lockdown. In Italien dauerte der bis Ende Mai. Die Pandemie schien beendet. In der zweiten und dritten Welle machten dann alle EU-Länder dieselben Fehler.
Auch Italien ist föderal organisiert, das Gesundheitswesen ist in den Händen der Regionen, die ihre Kompetenz um jeden Millimeter verteidigen. Mühsam vereinbarte die Regierung ein Rom ein „Ampel“-System von Lockdowns und Kontaktverboten mit den Regionen. „Rot“ entsprach dem kompletten Lockdown, Orange-Gelb und Grün waren die leichteren Varianten. Heute ist Italien „weiß“, ohne Lockdowns – aber mit weiter geltender Maskenpflicht.
*** Mit dem „Deutschen“ und ohne STIKO
Klug war es von Anfang an, die italienischen Ampel-Regeln nicht allein an die Inzidenzen zu binden, sondern an zwanzig verschiedene Kriterien, von denen die Hospitalisierungsrate, die Anzahl der belegten Intensivbetten sowie der sogenannte R-Wert der Zuwachsrate die wichtigsten sind. Als offizielle Corona-Berater der Regierung gibt es ein Komitee aus Virologen, Epidemiologen und Intensivmedizinern, eine Art fliegendes RKI – aber keine STIKO, auf deren Entscheidungen die Politik über Wochen warten müsste. Kein geringer Vorteil, wie wir heute wissen.
Durch die Verfügbarkeit des Impfstoffs ab dem Frühjahr 2021 änderte sich die Lage in Italien drastisch. In Rom regiert seit Herbst 2020 der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi: erstklassig vernetzt, ein echtes Multitalent, ein perfekter Organisator. In Italien wird Draghi „der Deutsche“ genannt.
Zum Boss der Impfstoff-Verteilung machte Draghi im März den Chef-Logistiker des italienischen Heeres, General Francesco Paolo Figliuolo. Superschnell sollte alles gehen und vor allem digital. Das Versprechen wurde mit militärischer Präzision eingehalten: Die Datenverwaltung übernahm die nationale Steuerverwaltung SOGEI, ebenfalls digital und effizient.
Nach erfolgter Impfung bekommt jeder Geimpfte sofort, binnen Minuten, eine SMS aufs Handy oder eine E-Mail, die einen Link zum persönlichen Impfzertifikat enthält, die man sich dann ausdrucken kann. Wer die italienische Corona-Warn-App „Immuni“ hat, findet das Zertifikat in der App.
Der italienische Erfolg erklärt sich aus der Mischung von perfekter Logistik, schnellem Impfangebot – praktisch nur über Impfzentren – und strengen gesetzlichen Regeln. In der ersten Welle starben Tausende Bewohner der Pflegeeinrichtungen, weil das Virus von infiziertem Personal in die Einrichtungen getragen wurde. In Bergamo waren es oft – damals noch ahnungslose – Ärzte, die Corona weiterverbreitet hatten. Das sollte nicht wieder passieren.
So gilt in Italien schon ab Mai, seitdem es ausreichend Impfstoff gibt, eine Impfpflicht für alle Krankenhausbeschäftigten, egal ob medizinisches oder Pflegepersonal. Im Oktober wurde diese Impfpflicht auf alle Pflegeeinrichtungen ausgedehnt. Wer sich ohne triftigen medizinischen Grund der Impfung verweigert, wird ohne Gehalt freigestellt. Allein in der Lombardei waren das fast 500 Personen, die vor Gericht klagten, aber bisher immer verloren haben: Der Infektionsschutz der Gesamtbevölkerung stehe über der persönlichen Freiheit, sich nicht impfen lassen zu wollen, urteilten die Gerichte.
In den italienischen Krankenhäusern hat weniger als ein Prozent der 300.000 Mitarbeiter die Impfung verweigert. Auch einige Firmen, darunter Siemens, haben die Impfpflicht eingeführt. Seit dem 15. Oktober herrscht zudem an allen Arbeitsplätzen die 3G-Regel: vom Großbetrieb über das Café an der Ecke bis zum kleinen Taxi. Das betrifft 23,5 Millionen Beschäftigte in Italien, von den gut 2 Millionen noch immer nicht geimpft sind. Als diese Regel in Kraft trat, sah man lange Schlangen vor den Apotheken: Wer arbeiten möchte, muss sich alle zwei Tage testen lassen – wobei die Tests in Italien nie gratis waren.
*** Selbst die Lega protestiert nicht mehr
Es kam zu Demonstrationen, auch gewaltsamen, wie beim Sturm auf die Gewerkschaftszentrale CGIL in Rom. Doch als klar wurde, dass hinter den Protesten vor allem neofaschistische Organisationen standen, distanzierte sich sogar die Lega von Matteo Salvini von dieser Art von Protest.
Salvini, dessen Partei Mitglied in Draghis Regierung ist, hatte zunächst versucht, sich zur Verteidigerin der „Freiheit“ gegen 3G und Maskenpflicht aufzuschwingen. Doch im Norden fuhren die eigenen Regionalpräsidenten ihrem Parteichef in die Parade. Sie wollten keine Proteste, sondern niedrige Inzidenzen, „denn nur so können wir die Fabriken offenhalten“, wie der Präsident des Unternehmerverbandes „Confindustria“, Carlo Bonomi, sagte. Die letzten Proteste gegen 3G und Maskenzwang fanden in Triest statt, mit dem Erfolg, dass die Infektionszahlen dort hochschnellten. Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese verhängte schärfere Regeln für Demonstrationen. Ohne Maske etwa kann nicht mehr protestiert werden, auch in belebten Innenstadtviertel können Kundgebungen verboten werden.
Was die früh eingeführte Maskenpflicht und flächendeckendes 3G bewirkt, konnte man an der Zahl der Krankenhaus-Einweisungen wegen Corona im August und September ablesen: Von über 1000 Personen im Monat sank diese nach Einführung von 3G auf ein Drittel – und das, obwohl die Impfquote in Italien mit 75 Prozent nicht viel höher ist als in Deutschland. Es ist aber diese Mischung aus verschiedenen Maßnahmen, von Epidemiologen auch „Schweizer-Käse-Methode“ genannt, die gut funktioniert und Lockdowns bisher verhindert hat.
Und da es keine STIKO gibt, an deren Empfehlungen Ärzte sich halten könnten, werden Auffrischungsimpfungen in Italien schon heute den über 60-Jährigen angeboten, sofern sechs Monate seit der letzten Impfung vergangen sind. Ab dem 1. Dezember sind die über 40-Jährigen an der Reihe. Italien hat von Israel gelernt, wo die dritte Impfung geholfen hat, die vierte Welle zu brechen.
Mittlerweile steigen auch in Italien die Inzidenzen und die Zahl der Toten wieder, aber im Vergleich zu Deutschland sind sie deutlich niedriger. Protestiert wird kaum noch: Zu deutlich ist der Erfolg der harten Hand des „Deutschen“. Umso unverständlicher ist für die Italiener das, was in Deutschland gerade passiert. Paola Concia appelliert daher an ihre neuen Landsleute: „Wacht endlich auf. Und nehmt euch ein Beispiel an Italien.“
https://www.n-tv.de/politik/Italiener-sind-baff-wie-Deutschland-scheitert-article22928540.html

12.11.2021, Freitag

CORONA – EPIDEMIOLOGIE – Virologe empfiehlt Shutdown Drosten: Pandemie-Ende ist „meilenweit“ entfernt – 12.11.2021
Während Länder mit hoher Impfquote die Pandemie im Frühjahr voraussichtlich hinter sich lassen können, stehe Deutschland noch ein langer Weg bevor, sagt der Virologe Christian Drosten. Damit das Gesundheitssystem nicht kollabiert, fordert er drei Maßnahmen.
Wegen der vielen Ungeimpften und der schleppenden Booster-Kampagne ist Deutschland derzeit nach Meinung des Direktors des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, „noch meilenweit“ vom Ende der Pandemie entfernt. „Sobald Delta hier voll zuschlägt, sind die Krankenhäuser schnell überlastet“, sagte Drosten dem „Spiegel“. In Ländern mit hoher Impfquote wie Spanien oder Portugal hingegen, „dürfte man die Pandemie im Frühjahr wohl endgültig hinter sich lassen“.
Erst wenn die Immunität in der Bevölkerung so groß ist, dass es nur noch zu regional begrenzten Ausbrüchen kommt, die das Gesundheitssystem nicht überlasten, spricht man in der Wissenschaft von einer Endemie. „Wir müssen uns langsam und bedächtig in die endemische Phase hineinmanövrieren, ohne dass unser Gesundheitssystem auf diesem Weg durch Überforderung zusammenbricht und es zu Todeszahlen wie in Großbritannien kommt“, sagte Drosten. Dafür müsse man jetzt aber „so schnell wie möglich reagieren“.
Drosten empfahl drei Maßnahmen, um die Infektionswelle einzudämmen: Shutdowns, Boostern und Impflücken schließen. „Um die wirklich erschreckend hohe Inzidenz zu drücken, sind aus wissenschaftlicher Sicht Kontaktbeschränkungen dringend erforderlich“, sagte der Virologe dem Nachrichtenmagazin.
Man müsse „jetzt alles daransetzen, die millionenfache Impflücke in der erwachsenen Bevölkerung zu schließen“, um schneller aus der Pandemie zu gelangen, erklärte Drosten. Schließlich könne es zu neuen Virusvarianten kommen, „gegen die wir komplett neu animpfen müssten – vor allem, wenn wir uns dann noch nicht in der endemischen Phase befinden“.
„Jeder sollte überprüfen, ob man die eigenen Kontakte nicht wieder für ein paar Wochen bewusst einschränken kann“, sagte Drosten dem „Spiegel“ weiter. „Das eigenverantwortliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger hat uns schon in den vorherigen Wellen aus der Patsche geholfen. Ich hoffe, dass das wieder gelingt.“ Quelle: ntv.de, mdi
https://www.n-tv.de/panorama/Drosten-Pandemie-Ende-ist-meilenweit-entfernt-article22926756.html

CORONA – MEDIZIN – Strategien zur Antikoagulation bei COVID-19 – 12.11.2021
Neapel – Lungenembolien und Thrombosen sind eine häufige Todesursache bei COVID-19-Infektionen. Unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung sollten Risikopatienten identifiziert und angepasste Stra­tegien zur Antikoagulation umgesetzt werden.
Als Folge von virusinduzierten Entzündungskaskaden entwickeln COVID-19-Patienten häufig einen pro­koagulativen Zustand, der durch virusinduzierte endotheliale Dysfunktion, Zytokinsturm (IL-6, IL-8 und TNF-α) und thrombotischer Mikroangiopathie begünstigt wird.
Dabei entstehen diffuse mikrovaskuläre Thromben in verschiedenen Organen, überwiegend jedoch in pulmonalen Mikrogefäßen. Das thrombotische Risiko scheint direkt mit der Schwere der Erkrankung zu steigen und verschlechtert die Prognose dieser Patienten deutlich. Bei Patienten mit kritischen COVID-19-Verläufen ist das Risiko für thrombotische Läsionen in der Lunge etwa doppelt so hoch, als bei un­kritischen Patienten.
Hinweise auf Lungenembolie geben zum Beispiel eine Hypoxämie, die in keinem Verhältnis zu Atem­wegs­erkrankungen steht, mit oder ohne akute unerklärliche rechtsventrikuläre Dysfunktion, auch ohne typische Anzeichen für tiefen Venenthrombosen, schildern die Autoren des Reviews (DOI: 10.1007/s11239-020-02242-0) .
Die Behandlung mit Antikoagulantien ist mit einer niedrigeren Mortalität assoziiert. Daher schlagen Carfora et al. (2021) einen Algorithmus zur Antikoagulation (ohne Kontraindikationen) vor, der auf der Schwere der Erkrankung basiert.
Auch bei leichten COVID-19-Verläufen sollten zum Beispiel der Padua- oder Caprini-Score-Werte zur Abschätzung der Thromboserisiken erfasst und bewertet werden. Wenn der Padua-Score ≥ 4 und/oder der Caprini-Score ≥ 10 ist, sollten mit niedermolekularen Heparinen (NMH) (z.B. 4000 I.E., Q24h) ge­startet werden.
Bereits bei moderaten Verläufen sollten NMH (z.B. 4000–6000 I.E. Q24h) unabhängig von den VTE-Score-Werten, soweit keine Kontraindikationen vorliegen, begonnen werden. In schweren und kritischen Ver­läufen sollte der ISTH-DIC-Score herangezogen werden.
Wenn der ISTH-DIC-Score-Wert kleiner als fünf ist, sollten NMH (z.B. 4000–6000 I.E. Q24h) zum Einsatz kommen. Bei Werten über fünf, empfehlen die Studienautoren, NMH (z.B. 100 I.E./KG Q12h) in voller Dosis zu verabreichen.
Darüber hinaus können Medikamente, die endotheliale Dysfunktionen reduzieren, wie Statine und ACE-Hemmer, in Betracht kommen. NMH werden häufig bei COVID-19-Patienten eingesetzt, um Thrombosen zu verhindern. Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um die optimale Strategie zur Antikoagulation herauszufiltern, geben die Studienautoren zu bedenken. © cw/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129055/Strategien-zur-Antikoagulation-bei-COVID-19

CORONA – MEDIZIN – Blutgerinnungshemmer verkürzt Dauer von SARS-CoV-2-Infektion – 12.11.2021
Die Verabreichung von niedermolekularem Heparin verkürzt die Dauer einer SARS-CoV-2-Infektion und verbessert das Überleben von Covid-19-Erkrankten. Bei Patientinnen und Patienten, die diesen Blutgerinnungshemmer bekommen, ist die Infektionszeit im Schnitt um vier Tage kürzer, berichtete David Pereyra von der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der MedUni/AKH Wien am Freitag aus einer eigenen Studie. Diese wurde im Fachblatt „Cardiovascular Research“ veröffentlicht.
„Wir waren überrascht zu sehen, dass niedermolekulares Heparin möglicherweise einen direkten Effekt auf das Coronavirus und dessen Infektiosität hat“, erläuterte Pereyra als Erstautor der Publikation. Experimentelle Daten zeigen, dass Heparin die Bindungsfähigkeit von SARS-CoV-2 an Zellen und dadurch deren Infektion verhindern kann. Die Beobachtungen wurden im Rahmen einer engen Zusammenarbeit mit der Wiener Klinik Favoriten, dem Landeskrankenhaus Innsbruck und dem Johannes-Kepler-Universitätskrankenhaus Linz gemacht, betonte die MedUni.
*** Zugrunde liegende Gerinnungserkrankung ist neuartig
Gerinnungsprobleme und daraus resultierende Komplikationen kommen bei Covid-19-Patienten häufig vor, erklärten die Forschenden. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien, wie zum Beispiel Schlaganfälle, Lungen- oder Herzinfarkte, aber auch tiefe Beinvenenthrombosen. Eine Therapie mit Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen, ist seit Juli 2020 Teil der Leitlinien für Covid-19. Die zugrunde liegende Gerinnungserkrankung (Coagulopathie) ist bis heute nicht vollständig erforscht.
„Die bei Covid-19-Patientinnen und -Patienten beobachtete Coagulopathie ist neuartig und unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von bisher bekannten Gerinnungsproblemen“, betonte Alice Assinger, Gruppenleiterin am Institut für Gefäßbiologie und Thromboseforschung der MedUni. In einer multizentrischen Analyse in Wien, Linz und Innsbruck wurde beobachtet, dass die Covid-19-assoziierte Coagulopathie nahezu ausschließlich bei Patienten auftritt, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen oder an den Folgen von Covid-19 versterben.
Zwar verbessern blutgerinnungshemmende Medikamente laut MedUni das Überleben von Covid-19- Patienten. Sie zeigen aber keinen Effekt auf immunologische Prozesse, die mit der Blutgerinnung zusammenhängen (Immunothrombose), wurde betont.
Service: Fachartikelnummer: DOI: 10.1093/cvr/cvab308
https://science.apa.at/power-search/14799477894038899289

CORONA – FORSCHUNG – Studie mit vielen Prämissen: Herdenimmunität wegen Delta erst ab Impfquote von 90 Prozent – Delta-Varianten-Impfstoffwirksamkeit niedriger als bei ursprünglichen Varianten: für Biontech-Pfizer von 86 auf 67, für Moderna von 91 auf 72 Prozent gefallen – Anteil der Ungeimpften an allen Corona-Infektionen derzeit um 71 Prozent – 12.11.2021
Tübingen – Wegen der verminderten Schutzwirkung der Coronaimpfstoffe gegen die Delta-Variante müssten sich mehr Menschen impfen lassen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Eine komplette Aufhebung der Kontakteinschränkungen wäre nach Berechnungen von Epidemiologen der Universität Tübingen erst bei einer Impfquote von 90 % möglich. Die Untersuchung hatte das baden-württember­gische Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben.
Alle bisher publizierten Studien zeigen, dass die Impfstoffwirksamkeit gegen die Delta-Variante niedriger ist als gegen frühere Virusstämme. Nachgelassen hat vor allem die Schutzwirkung vor Infektionen, die für die Ausbreitung relevant ist.
Nach den Recherchen von Martin Eichner vom Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie an der Universität Tübingen ist die Impfstoffwirksamkeit von BNT162b2 von Biontech von 77-95 % auf 54-80 % gefallen.
Bei mRNA-1273 von Moderna kam es zu einem Rückgang von 82-100 % auf 51-87 %. AZD1222 von Astrazeneca erzielt nur noch eine Schutzwirkung von 67 % statt zuvor 51-79 %. Für Ad26.COV2.S von Janssen gibt es noch keine Zahlen. Der Einmalimpfstoff hatte jedoch bereits vor Auftreten der Delta-Variante nur zu 60 % vor einer Infektion geschützt.
Die Tübinger Epidemiologen haben ihren Berechnungen Wirksamkeitswerte von 60 % (pessimistisch), 70 % (mittlerer Wert) und 80 % (optimistisch) zugrunde gelegt. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung ge­impft ist, gehen den Forschern zufolge die meisten Infektionen von ungeimpften Personen aus. Der An­teil liegt laut Eichner (je nach Annahme zur Wirksamkeit der Impfung) derzeit zwischen 64 bis 78 % aller Infektionen.
Die Berechnungen ergaben, dass unter der optimistischen Annahme 86,9 % der gesamten Bevölkerung geimpft sein müsste, damit sich die Delta-Variante in einer Bevölkerung, in der 15 % von einer Infektion genesen sind, nicht weiter ausbreiten könnte, selbst wenn alle Kontakteinschränkungen aufgehoben würden. Bei der mittleren Impfwirksamkeit müssten es 93,3 % sein und bei der pessimistischen Annah­me müsste die Bevölkerung restlos geimpft werden.
Wenn nur 70 bis 80 % der Bevölkerung geimpft sind, könnte die nötige Herdenimmunität nach den Berechnungen von Eichner nur dann innerhalb eines Jahres erreicht werden, wenn die 7-Tage-Inzidenz zwischen 400 bis 800 pro 100.000 Einwohner liege, was derzeit nicht mehr überall der Fall ist.
Die Auffrischungen nach einer abgeschlossenen Grundimmunisierung könnten laut Eichner helfen, ältere und multimorbide Patienten vor einer Erkrankung zu schützen und Ausbrüche in Alten- und Pflege­heimen zu verhindern. In Bezug auf die Übertragungssituation in der Gesamtbevölkerung würden sie aber eher einen marginalen Effekt erzielen. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129060/Studie-Herdenimmunitaet-wegen-Delta-erst-ab-Impfquote-von-90-Prozent

CORONA – EUROPÄISCHE UNION – Grünes Licht für EU-Vertrag mit Impfstoff-Hersteller Valneva – 12.11.2021
Die Europäische Union kann bis zu 60 Millionen Dosen eines möglichen Corona-Impfstoffs des österreichisch-französische Unternehmens Valneva kaufen. Die EU-Kommission billigte am Mittwoch formell einen Vertrag über 27 Millionen Dosen im kommenden Jahr. Weitere 33 Millionen Dosen des „Totimpfstoffs“ können auf Wunsch 2023 gekauft werden, wie die Brüsseler Behörde mitteilte. EU-Staaten stehen damit Bezugsrechte für den Impfstoff zu, sobald dieser eine Zulassung bekommt.
Valneva rechnet eigenen Angaben nach damit, dass die Auslieferung im April 2022 beginnen kann. Voraussetzung sei die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA. Man erwarte, dass die Behörde in Kürze mit dem schnellen Prüfverfahren beginnen werde. Der Vertrag sieht nach Angaben der EU-Kommission auch vor, dass der Impfstoff an neue Varianten des Coronavirus angepasst werden kann.
Der Impfstoff von Valneva ist laut EU-Kommission ein Impfstoff mit inaktivierten Viren. Es handle sich „um eine klassische, seit 60 bis 70 Jahren eingesetzte Impfstofftechnologie mit bewährten Verfahren und sehr hoher Sicherheit“. Diese komme auch bei den meisten Grippe-Impfstoffen und vielen Impfstoffen für Kinderkrankheiten zum Einsatz. Es sei der derzeit einzige Impfstoffkandidat gegen Covid-19 auf Basis inaktivierter Viren, der derzeit in Europa in klinischen Studien getestet werde.
Valneva-CEO Thomas Lingelbach dankte in einer Aussendung der EU für ihre Unterstützung. „Wir erhalten weiterhin Nachrichten von Menschen aus der ganzen Welt, die auf einen inaktivierten Impfstoff warten. Wir sind fest entschlossen, so schnell wie möglich eine alternative Impfstofflösung auf den Markt zu bringen und arbeiten weiterhin unermüdlich daran, dies zu erreichen.“ Mit dem Impfstoff könne man einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Kampf gegen die Pandemie leisten, betonte Lingelbach.
„Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Alle, die dürfen, sollten sich impfen lassen“, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Schon jetzt hat die EU Verträge mit den Impfstoffherstellern Astrazeneca, Sanofi-GSK, Johnson & Johnson, Biontech-Pfizer, Curevac, Moderna und Novavax.
https://science.apa.at/power-search/17068314071171149071

CORONA – DÄNEMARK – Erste Beschränkungen in Dänemark wieder eingeführt – 12.11.2021
Kopenhagen – Nach zwei Monaten ohne jegliche Beschränkungen im Land gelten in Dänemark wieder vereinzelte Coronamaßnahmen. Seit heute muss man unter anderem bei größeren Veranstaltungen wie Konzerten und Messen sowie im Restaurant, in der Kneipe oder in der Diskothek wieder seinen Coronapass vorzeigen.
Damit kann man im nördlichsten deutschen Nachbarland vorweisen, dass man geimpft, genesen oder ne­ga­tiv auf das Coronavirus getestet worden ist. Dänemark hatte angesichts hoher Impf- und niedriger Infekti­ons­zahlen am 10. September alle im Land verbliebenen Coronabeschränkungen aufgehoben. In den ver­gangenen Wochen ist die Zahl der Neuinfektionen jedoch stark angestiegen, zulezt gab es die höchsten Tageswerte des gesamten Jahres.
Aus diesem Grund wurde in dieser Woche beschlossen, COVID-19 für zunächst einen Monat wieder als „gesellschaftskritische Krankheit“ zu bezeichnen. Das ist notwendig, damit die Regierung ohne vollständige Parlamentszustimmung Beschränkungen wie das Vorzeigen des Corona-Passes beschließen kann.
Auch am Arbeitsplatz dürften manche Däninnen und Dänen künftig ihren Coronapass auf dem Smart­phone vorzeigen müssen. Wie der geschäftsführende Arbeitsminister Mattias Tesfaye am Freitag mitteilte, sollen Betriebe künftig die Möglichkeit bekommen, von ihren Angestellten einen solchen Nachweis einfordern zu können.
Höchste Priorität der Regierung sei, die dänische Gesellschaft im Winter sicher durch die Pandemie zu bringen, sagte Tesfaye am Vormittag in Kopenhagen. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129061/Erste-Beschraenkungen-in-Daenemark-wieder-eingefuehrt

CORONA – NIEDERLANDE – In Niederlanden droht neuer Teillockdown – 12.11.2021
Den Haag – Die Niederlande steuern angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen auf einen neuen Teillockdown zu. Das berichten niederländische Medien heute unter Berufung auf Regie­rungskreise.
Ab morgen soll demnach ein eingeschränkter Shutdown von drei Wochen beginnen, Gaststätten und die meisten Geschäfte müssten dann um 19 Uhr schließen, hieß es.
Die geschäftsführende niederländische Regierung will im Laufe des heutigen Tages über die neuen Maß­nahmen entscheiden. Für den Abend ist eine Pressekonferenz angekündigt. Auch über die Einführung der 2G-Regel für Gaststätten und Kultur und Sport soll entschieden werden.
Nach Medieninformationen sollen Bürger nur noch höchstens vier Besucher zu Hause empfangen, Sport­wettkämpfe ohne Publikum stattfinden. Kinos und Theater sollten aber mit einem Impfnachweis oder einem negativen Coronatest weiter genutzt werden dürfen.
Die Zahl der Coronaneuinfektionen war im Nachbarland gestern auf über 16.000 gestiegen und hatte somit einen Höchstwert erreicht. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf mehr als 500, lag etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Lage auf Intensivstationen ist prekär. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129039/In-Niederlanden-droht-neuer-Teillockdown

CORONA – ITALIEN – Boosterimpfung für 40- bis 60-Jährige in Italien geplant – 12.11.2021
Rom – Italien will ab 1. Dezember Menschen zwischen 40 und 60 Jahren die Auffrischimpfung gegen SARS-CoV-2 anbieten. Die dritte Dosis sei absolut strategisch für das Weiterkommen in der Impfkampag­ne, sagte Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza vorgestern bei einer Fragestunde in der Ab­geordneten­kammer in Rom.
Die Auffrischung ist nach Angaben seines Ministeriums für diejenigen, deren vollständige Impfung min­destens sechs Monate her ist. Die Boosterimpfung sei Stand vorgestern bereits etwa 2,5 Millionen Men­schen angeboten worden, so Speranza.
In Italien wurde mit den Auffrischungsimpfungen bei gefährdeten Gruppen, Menschen über 60 Jahre, Gesundheitspersonal und jene, die zuvor die Einmalimpfung von Johnson & Johnson erhalten hatten, begonnen.
Je mehr Länder beim Boostern vorankämen, desto besser könne die Pandemie im Herbst und Winter kontrolliert werden, erklärte Speranza. An Fallzahlen etwa aus Deutschland sehe man, dass das eine Herausforderung bleibe.
Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums waren Stand vorgestern fast 84 Prozent der über Zwölfjährigen durchgeimpft. Die Gesundheitsbehörden in Italien meldeten vorgestern knapp 7.900 Corona­neuinfektionen und 60 Tote mit dem Virus binnen eines Tages. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129000/Boosterimpfung-fuer-40-bis-60-Jaehrige-in-Italien-geplant

CORONA – DEUTSCHLAND – RKI-Chef: Boostern gut, aber 90 Prozent Immunisierte nötig – 12.11.2021
Auffrischungsimpfungen alleine reichen nach Ansicht des Präsidenten des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, nicht aus, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Das Boostern erhöhe den Immunschutz stark und verringere die Viruslast, sollte sich ein Geimpfter anstecken. Damit das Infektionsgeschehen kontrollierbar werde, müssten aber mindestens 90 Prozent der Menschen eine Immunität aufbauen – durch Impfung oder Infektion, sagte Wieler am Freitag.
Das heiße nicht, dass das Virus dann verschwinde. „Dann wird das eine Krankheit sein wie viele andere, die nach wie vor noch auch zu Todesfällen führt, aber sie wird eben nicht mehr dazu führen, dass sie in irgendeiner Weise unser System überlastet.“
Je mehr Menschen Immunität aufgebaut haben, umso geringer werde die Krankheitslast, führte Wieler weiter aus. Er warb dabei erneut eindringlich dafür, das Impfangebot wahrzunehmen. „Und jeder wirklich vernünftige, verantwortungsvolle Menschen möchte lieber diese Immunität bekommen durch eine Impfung als durch eine Infektion. „Es ist einfach der bessere Weg, die Impfstoffe sind sicher und wirksam.“
https://science.apa.at/power-search/4075815333601563707

CORONA – DEUTSCHLAND – Immer mehr Anfeindungen gegen Ärzte und Pflegekräfte in Pandemie – 12.11.2021
Berlin – Angesichts der angespannten Coronalage warnen Gewerkschaften vor wachsender Aggressivität gegenüber Ärzten und Pflegekräften. „Ärztinnen und Ärzte berichten in der Pandemie immer öfter von Anfeindungen und Drohungen“ sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Insbesondere diejenigen, die für das Impfen werben, erlebten oft direkte Bedrohungen. „Vor allem die verbale Gewalt hat an Häufigkeit und Schärfe zugenommen“, so Johna. Sie selbst bekomme viele Droh­mails und sei gezwungen, praktisch täglich auf ihren Social Media-Accounts Personen zu sperren.
Ähnlich äußerten sich Vertreter von Pflegekräften etwa in Kliniken. „Wir beobachten, dass Patientinnen und Patienten aggressiver und ungehaltener reagieren als wir das bisher kannten“, sagte Grit Genster, Expertin für den Bereich Gesundheitswesen bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Das gelte bes­onders bei der Durchsetzung von coronabedingten Hygienemaßnahmen wie Isolation, Kontaktbe­schrän­kungen, Maskenpflicht oder bei PCR-Tests.
Pflegekräfte seien solchen Konflikten mit Patienten und deren Angehörigen stärker ausgesetzt, da sie auf den Stationen im Alltag präsenter sind als etwa ärztliches Personal, mahnte Genster. „Daher entlädt es sich am Pflegepersonal besonders viel.“
Johna zeigte sich darüber hinaus verärgert über das Verhalten vieler Impfgegner, die sogar noch als schwerkranke COVID-19-Patienten die Wirkung des Virus unterschätzten oder gar negierten. „Es ist schon belastend zu erleben, was manche Impfgegner anrichten können“, so die Ärztin. „Es ist kaum zu fassen, wie uneinsichtig manche Menschen sind und für wie unverwundbar sie sich halten.“
Für das Klinikpersonal sei es „sehr frustrierend“, in der knappen Zeit auch noch Diskussionen mit unein­sichtigen Patienten führen zu müssen. „Es zehrt an den Nerven, wenn etablierten Therapie­verfahren mit Misstrauen begegnet wird.“
Bei der Behandlung aber spiele das keine Rolle: „Ungeimpfte Patienten werden genauso behandelt wie Geimpfte. Dazu verpflichtet uns unser Berufsethos“, sagte Johna. Bei leichteren Fällen aber könne es durchaus sein, „dass man auch mal denkt: ‚Das hätten Sie durch eine Impfung vermeiden können’.“ © kna/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129044/Immer-mehr-Anfeindungen-gegen-Aerzte-und-Pflegekraefte-in-Pandemie

CORONA – ÖSTERREICH – Czypionka für Maßnahmenpaket mit 2G-plus – 12.11.2021
Die aktuelle 2G-Regel ist für Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) zu wenig. Der Experte ist auch nicht von Lockdowns für Ungeimpfte überzeugt und plädiert gegenüber der APA für ein Maßnahmenpaket, das nicht nur Distanzregeln und FFP2-Maskenpflicht umfasst, sondern auch „2G-plus“ für bestimmte Situationen mit vielen Menschen in einem Raum. Dafür müsste man also geimpft oder genesen sein und einen frischen negativen PCR-Test haben.
Dass die seit Montag geltenden Maßnahmen mit einer 2G-Regelung in den meisten Bereichen des öffentlichen Lebens zu wenig sind, zeigen die Berechnungen Czypionkas und seiner Kollegen: „Die aktuelle Zahl von rund 12.000 Neuinfektionen bedeutet, dass wir in rund zwei Wochen zwischen 60 und 100 Neuaufnahmen auf den Intensivstationen haben – täglich!“, sagte der Gesundheitsökonom.
Es sei „offensichtlich von manchen nicht so ganz erfasst worden, dass wir jetzt etwas tun müssen“. Die 2G-Regelung sei im Hinblick auf eine Steigerung der Impfquote sicherlich wünschenswert, „aber nützt uns in der derzeitigen Situation wenig, weil die Impfung ja nach frühestens vier Wochen Auswirkungen auf die Inzidenzen hat“.
*** Lockdown für Ungeimpfte nicht einfach zu kontrollieren
Auch von einem Lockdown für Ungeimpfte, wie er nun in Oberösterreich verhängt wurde, ist Czypionka nicht überzeugt. Das Problem sei, dass eine solche Maßnahme nicht ganz einfach zu kontrollieren sei. Und auch wenn er kein Rechtsexperte sei, „ist diese Maßnahme wahrscheinlich nicht ganz einfach rechtlich zu argumentieren“. Denn von „einem Ungeimpften, der frisch PCR-getestet ist, geht weniger Gefahr aus als von einem Geimpften, dessen Impfschutz langsam abnimmt, und der nicht getestet ist“.
Daher spricht sich der Experte für ein Maßnahmenpaket aus, das die Wiedereinführung von Distanzregeln sowie einer weitgehenden FFP2-Maskenpflicht umfasst, sowie einer 2G-plus-Regelung für Situationen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, also etwa im Restaurant oder der Chorprobe. „Der Vorteil wäre, dass man damit das gesellschaftliche Leben weiterführen könnte“, so Czypionka. Und natürlich wäre es wünschenswert, wenn schon mehr Menschen ihre Booster-Impfung hätten, weil bei vielen der zweite Stich schon länger als sechs Monate zurück liege und sie damit auch einen zunehmend schlechteren Schutz gegen Infektion und Weitergabe des Virus haben.
Auf „Twitter“ schrieb Czypionka am Donnerstag: „Irgendwie bin ich schon erstaunt, dass manche den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden haben.“ Befragt, ob die derzeitige Situation nicht auf ein völliges Versagen der Politik zurückzuführen sei, meinte Czypionka, dass das „Mindset in der Politik sehr stark darauf ausgerichtet ist, dass man über Dinge verhandeln kann – das machen Politiker täglich mehrfach. Man verkennt aber, dass hier ein rein naturgesetzlicher Ablauf da ist, über den man nicht verhandeln kann.“
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CORONA – ÖSTERREICH – Gartlehner: Auch Ungeimpften-Lockdown kann zu wenig sein – 12.11.2021
Welche Wirkung ein Lockdown für Ungeimpfte, wie er in Oberösterreich und Salzburg vor der Tür steht, tatsächlich entfalten kann, ist für den Epidemiologen Gerald Gartlehner schwer abschätzbar. Es gebe für eine solche Maßnahme kein Beispiel und keine Evidenz. In den beiden genannten Ländern mit ihren „sehr hohen Zahlen“ glaubt der Experte im Gespräch mit der APA aber, „dass es zu wenig ist“. Gartlehner würde hier für ein Aussetzen von Veranstaltungen für vier Wochen plädieren.
Käme der Ungeimpften-Lockdown österreichweit, glaubt der Experte für Evidenzbasierte Medizin von der Donau-Universität Krems, dass sich in Bundesländern wie dem Burgenland, der Steiermark oder Wien dadurch die Covid-19-Infektionslage stabilisieren kann. Eine Stabilisierung bringe aber Oberösterreich und Salzburg wenig, „weil das Gesundheitssystem das auf die Dauer nicht aushalten würde. Die müssen schauen, dass die Zahlen rasch und drastisch nach unten gehen“.
*** Für OÖ und Salzburg wird es „richtig schwer“
Gegenüber den erst kürzlich gesetzten 2G-Regelungen käme durch den Lockdown für Ungeimpfte nicht sehr viel mehr an Einschränkung dazu. „Abgesehen davon ist mir schleierhaft, wie das Ganze kontrolliert wird“, so Gartlehner: „Der Zusatznutzen ist zu klein, dass Oberösterreich und Salzburg aus diesem Schlamassel herauskommen.“ Für die beiden Länder werde es nun „richtig schwer“.
Wenn in Oberösterreich und Salzburg ein Lockdown auch für Geimpfte und Genesene mit seinem bekannten Effekt auf die Kontaktreduktion aus nachvollziehbaren politischen Gründen nicht möglich sei, „sollte man Veranstaltungen für Geimpfte und Ungeimpfte zumindest für die nächsten vier Wochen einmal absagen“, so Gartlehner. So könnten sich Kontakte merklich reduzieren, so die Einschätzung des Experten, für die es aufgrund der neuartigen Situation aber keine hinreichenden Belege gebe. Oberösterreich setzt etwas in der Art auch tatsächlich ab Montag bis 6. Dezember um, in dem Veranstaltungen mit Ausnahme von Events im „professionellen Kultur- und Sportbereich“ untersagt werden.
*** Impfpflicht „überfällig“
Für den Rest Österreichs stellt sich die Frage, ob die Zahlen tatsächlich stabilisiert werden können, oder ob auch andere Bundesländer vielleicht nur zwei oder drei Wochen hinter der dramatischen Entwicklung zurückliegen und die gleichen Probleme auftauchen. Sehr positiv beurteilt Gartlehner, dass es nun endlich eine Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegesektor geben soll. Diese war „überfällig“ und sollte auf jeden Fall bundesweit umgesetzt werden, um Abwandern von Impfunwilligen Gesundheitsbediensteten zu vermeiden.
Relativ kurzfristig etwas an der sich zuspitzenden Situation ändern könne jedenfalls ein Vorziehen von Drittimpfungen. „Ich würde das für sehr sinnvoll halten, weil man doch innerhalb einer Woche bzw. zehn Tagen die Leute wieder auf eine hohe Immunität bringen kann. Israel hat uns ja vorgemacht, wie man sich aus der Welle herausimpfen kann“, sagte Gartlehner: „Das sollte man hierzulande in dieser Welle forcieren.“ Verbunden war das im Fall von Israel mit dem Verlust des Grünen Passes nach sechs Monaten.
*** Pandemie betrifft auch Geimpfte
Das Bild der „Pandemie der Ungeimpften“, das auch der Experte verwendet hat, lasse sich in der aktuellen, speziellen Situation nicht mehr ganz aufrecht halten. Die Pandemie betreffe natürlich auch die Geimpften wieder „genauso – und wenn es nur indirekt ist, wenn Operationen verschoben werden“. Mit der bei vielen Menschen rund ein halbes Jahr nach der Impfung nun zunehmenden schwinden Impfeffektivität kämen aber auch tendenziell mehr Geimpfte ins Krankenhaus. „Es ist nicht vorbei – und das mussten wir schmerzhaft lernen in den letzten Wochen“, so Gartlehner.
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CORONA – ÖSTERREICH – Schärfere Regeln erhöhen Impfbereitschaft in Österreich – 12.11.2021
Wien – Die deutliche Verschärfung der Regeln für Ungeimpfte hat in Österreich die Zahl der Corona­im­pfungen spürbar nach oben klettern lassen. In den ersten zehn Tagen nach Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz wurden mehr als 420.000 Impfungen verzeichnet, wie aus Zahlen der Ministerien hervor­geht. In den zehn Tagen davor waren es rund 157.000.
Seit 8. November gilt obendrein eine 2G-Regel, die Ungeimpfte aus weiten Teilen des öffentlichen Le­bens ausschließt. Ein Großteil der Impfungen (235.000) entfiel seit 1. November auf Auffrischimpfungen.
Zum ersten Mal ließen sich 123.000 Menschen gegen das Coronavirus durch die Injektion schützen. Eine zweite Dosis holten sich den Zahlen zufolge 64.000 Bürger. Die Impfquote liegt in Österreich bei aktuell etwa 65 Prozent der Gesamtbevölkerung, das ist etwas schlechter als der deutsche Wert.
Der Druck auf Ungeimpfte wird sich noch erhöhen. Eine Übergangsfrist, in der ungeimpfte Arbeitnehmer ersatzweise ganztags eine FFP2-Maske tragen dürfen, endet am 15. November. Die Arbeitgeber sind aufge­rufen, stichprobenartig zu kontrollieren, ob ihre Beschäftigten geimpft, genesen oder getestet sind.
Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu 500 Euro für Arbeitnehmer und bis zu 3.600 Euro für die Unter­nehmen. Es steht im Raum, dass ab Mitte des Monats unter den Testangeboten nur noch PCR-Tests als Zutritterlaubnis zum Arbeitsplatz gelten.
Von der 3G-Regel am Arbeitsplatz sind nur Beschäftigte ausgenommen, die praktisch keinen längeren Kontakt zu anderen Menschen haben, wie zum Beispiel Lastwagenfahrer. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129040/Schaerfere-Regeln-erhoehen-Impfbereitschaft-in-Oesterreich

MASERN – AFGHANISTAN – „Humanitäre Katastrophe“: Tausende Afghanen erkranken an Masern – 12.11.2021
Die Lage in Afghanistan wird immer prekärer. Während die Bevölkerung unter dem Lebensmittelmangel leidet, erkranken nun immer mehr Menschen an Masern. Die WHO ist höchst besorgt, denn „für unterernährte Kinder sind Masern ein Todesurteil“.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich alarmiert über einen Masern-Ausbruch in Afghanistan gezeigt. Tausende Menschen seien bereits erkrankt, rund 90 seien bisher gestorben, erklärte WHO-Sprecherin Margaret Harris. Ohne rasche Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionskrankheit drohe die Zahl der Todesopfer weiter zu steigen.
Besonders besorgniserregend sei der Ausbruch wegen des akuten Nahrungsmittelmangels in dem Krisenland, sagte Harris weiter: „Für unterernährte Kinder sind Masern ein Todesurteil.“
Nach Angaben der WHO-Sprecherin wurden seit Jahresbeginn mehr als 24.000 Masernfälle diagnostiziert, von denen knapp 2400 durch Labortests bestätigt wurden. Mindestens 87 Menschen seien daran gestorben.
Die WHO warnt seit Wochen vor einer „humanitären Katastrophe“ in Afghanistan, das bereits vor der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in hohem Maße auf humanitäre Hilfe aus dem Ausland angewiesen war. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung leidet demnach unter akutem Nahrungsmittelmangel.
Bevölkerung droht Hunger
Bereits im September und Oktober erlebten fast 19 Millionen Afghanen ein hohes Maß an akuter Ernährungsunsicherheit. Das bedeutet einen Anstieg von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gründe für den Anstieg sind die anhaltende Dürre, der Zusammenbruch öffentlicher Dienstleistungen, eine schwere Wirtschaftskrise und steigende Lebensmittelpreise in dem Land.
Über drei Millionen Kinder unter fünf Jahren könnten bis Ende des Jahres unterernährt sein, warnte Harris. Mehr als eine Million Kinder dieser Altersgruppe seien vom Hungertod bedroht.
Die militant-islamistischen Taliban hatten nach Beginn des Abzugs der internationalen NATO-Truppen weite Teile Afghanistans erobert. Am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt Kabul ein und regieren seitdem. Internationale Hilfs- und Entwicklungsgelder wurden seither zu einem großen Teil eingestellt. Quelle: ntv.de, can/AFP/dpa
https://www.n-tv.de/panorama/Tausende-Afghanen-erkranken-an-Masern-article22927395.html

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – Forscher: Erderwärmung von zwei Grad macht Milliarden zu Flüchtlingen – Puerto Rico, Myanmar und Haiti stark betroffen – Welt steuert auf plus 2,7 Grad zu – 12.11.2021
Der Umweltforscher Adil Najam warnt vor drastischen Folgen der Erderwärmung: Rund 2,5 Milliarden Menschen verlieren nach Ansicht des Wissenschafters ihre Lebensgrundlage, wenn die Temperatur auf der Erde um zwei Grad steigt. „Das Klima verändert sich viel schneller als wir unseren Lebensstil anpassen“, so Najam im APA-Gespräch. Während die Bedrohung der Klimaveränderung für Menschen in Europa nur schwer greifbar sei, gehe es für Bewohner des globalen Südens um ihre Existenz.
Große Bereiche in betroffenen Gebieten könnten – etwa wegen der Erhöhung des Meeresspiegels oder wegen Dürre – komplett verschwinden oder auf Dauer unbewohnbar werden. Wenn Fischer und Bauer in ihrer Heimat nicht mehr für den Lebensunterhalt ihrer Familie sorgen können, bleibe ihnen nur noch die Migration innerhalb ihres Landes oder in andere Staaten, so Najam (56), der auf Einladung des Wiener Instituts für Dialog und Kooperation (VIDC) in Wien war. Auf diese absehbaren Entwicklungen sollte sich die Staatengemeinschaft einstellen und entsprechende Vorkehrungen treffen.
*** Puerto Rico, Myanmar und Haiti stark betroffen
Zwischen 2000 und 2019 waren nach Angaben des Globalen Klima-Risiko-Index 2021 Puerto Rico, Myanmar und Haiti weltweit am stärksten von extremen Wetterereignissen betroffen.
Dabei sei der Anteil jener besonders stark betroffenen Länder an der Klimakrise verschwindend gering. „Diese Länder zahlen den Preis für unsere Sünden“, sagte der gebürtige Pakistani und Professor für internationale Beziehungen, der an der Universität Boston Dekan für Global Studies ist. Ohne Veränderungen der Lebensstile und der Konsumgewohnheiten in den reichen, westlichen Ländern könne die Klimakrise nicht aufgehalten werden.
In die aktuell laufende UNO-Klimakonferenz COP26 setzt er nur wenig Hoffnung. „Ich erwarte mir am Ende heiße Luft und Statements – mehr nicht“, so Najam. Er sei in der Vergangenheit glühender Anhänger der Konferenzen gewesen, habe die Hoffnung auf echte Bewegung, die dort entstehe, aber verloren. Dabei sieht er das Versagen nicht nur bei der Politik. „Der Druck aus der Öffentlichkeit muss noch größer werden, dann hätte die Politik auch noch mehr Handlungsspielraum“, so Najam. Bei der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, welch drastische Schritte in kurzer Zeit umgesetzt werden können, wenn die Bedrohung von allen Seiten ernst genommen wird.
*** Welt steuert auf plus 2,7 Grad zu
Bei der COP26 ringen seit Sonntag rund 200 Staaten darum, wie das Ziel noch erreicht werden kann, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß von maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Mit ihren aktuellen Plänen steuert die Welt den Vereinten Nationen zufolge aber auf 2,7 Grad Erderwärmung zu.
Doch der Forscher sieht trotzdem positiv in die Zukunft: „Die junge Generation weiß, dass sie die Klimakrise selbst betrifft. Für sie ist es persönlich.“ Bald würden jene Frauen und Männer an den Schalthebeln der Gesellschaft sitzen. Zudem gebe es so viele Ressourcen und Technologien wie noch nie in der Geschichte.
(Das Gespräch führte Sandra Walder/APA)
https://science.apa.at/power-search/8872552159673439419

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – Report: Kein Abwärtstrend beim globalen Treibhausgasausstoß – 12.11.2021
Der globale Ausstoß von Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas dürfte 2021 Jahr wieder annähernd das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreichen. Wenn derzeitige Trends sich fortsetzen und auch Straßen- und Flugverkehr zum alten Niveau zurückkehren, könnte es im kommenden Jahr ungeachtet aller Klimaschutzversprechen sogar einen neuen Höchstwert geben, wie am Donnerstag aus der Analyse des Forschungsverbundes „Global Carbon Project“ hervorgeht.
2020 waren diese Emissionen wegen der pandemiebedingten Lockdowns global um gut fünf Prozent zurückgegangen. China ist seit Jahren der mit Abstand größte Verursacher von fossilen CO2-Emissionen. Sein Anteil am Gesamtausstoß ist 2020 deutlich von 27 auf 31 Prozent gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass die Volksrepublik die Pandemie mit strengen Maßnahme schneller in den Griff bekam als die meisten anderen Staaten. Als einzige große Volkswirtschaft verzeichnete China deshalb 2020 ein positives Wirtschaftswachstum – entsprechend stieg auch der CO2-Ausstoß.
Während Chinas fossile CO2-Emissionen 2020 um 1,4 Prozent stiegen, gingen sie beim zweitgrößten Treibhausgasverursacher, den USA, um 10,6 Prozent zurück. Beim drittgrößten Verursacher, der EU, waren es minus 10,9 Prozent. Auch der viertgrößte Verursacher, Indien, erlebten einen Rückgang, um 7,3 Prozent. Einen Abwärtstrend gibt es in den USA und der EU bereits seit rund 15 Jahren, während es in China seit etwa 20 Jahren steil nach oben geht. Abgesehen von dem Rückgang 2020 wachsen die Emissionen in Indien seit Jahrzehnten stetig.
*** Fast 5 Prozent mehr CO2-Emissionen
Die fossilen CO2-Emissionen dürften 2021 bei 36,4 Milliarden Tonnen liegen. Das geht aus Hochrechnungen auf der Basis von Messungen bis Ende Oktober hervor. Das sind etwa 4,9 Prozent mehr als 2020 und es ist fast so viel wie im Vor-Pandemie-Jahr 2019 (36,7 Milliarden Tonnen nach aktuellsten Zahlen).
In China und Indien, dem viertgrößten Verursacher, dürften diese Emissionen steigen, in den USA und der EU weiter sinken. Für China wird mit plus 5,5 Prozent gegenüber 2019 gerechnet, für Indien mit plus 4,4 Prozent. In den USA werden minus 3,7 Prozent gegenüber 2019 erwartet, in der EU minus 4,2 Prozent.
*** Ziele in weiter Ferne
Um das Ziel von netto null Kohlendioxidemissionen bis 2050 zu erreichen, müsste der gesamte CO2-Ausstoß jedes Jahr um 1,4 Milliarden Tonnen sinken. Im Corona-Jahr 2020 waren es minus 1,9 Milliarden Tonnen. Von der Erreichung des Ziels ist die Welt aber weit entfernt.
Um eine 50-prozentige Chance zu haben, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur wie angestrebt auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen, dürften insgesamt künftig nur noch 420 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Dieses Budget wäre bei einem Ausstoß wie 2021 in etwa elf Jahren aufgebraucht.
CO2-Emissionen kommen außer aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas etwa auch aus der Waldvernichtung. Gleichzeitig nehmen Wälder aber viel CO2 auf. Netto betragen diese CO2-Emissionen nur rund ein Zehntel der fossilen Emissionen.
https://science.apa.at/power-search/4036878851398364724

GESELLSCHAFT – Soziologe El-Mafaalani: „Massive Veränderung in den nächsten Jahren“ – 12.11.2021
Der deutsche Soziologe Aladin El-Mafaalani ist mit Büchern wie „Das Integrationsparadox“ und „Mythos Bildung“ eine wichtige Stimme in der gesellschaftlichen Debatte geworden. Am Freitag stellt er auf der „Buch Wien“ sein neues Buch „Wozu Rassismus? Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand“ vor. Mit der APA sprach er über Funktionen von Rassismus, den unaufhaltsamen gesellschaftlichen Wandel und über die Zukunft des „alten, weißen Mannes“.
APA: Herr El-Mafaalani, angesichts Ihres Namens: Ist es rassistisch, Sie, obwohl man weiß, dass Sie im Ruhrpott geboren wurden, zu fragen, woher Ihre Familie kommt?
Aladin El-Mafaalani: Das ist ganz bestimmt nicht rassistisch. Aber es gibt bestimmte Kontexte, in denen es zumindest fragwürdig ist. Es ist ungefähr so, wie wenn man jemanden, den man noch keine fünf Minuten kennt, fragt: Wie viel verdienst Du? Das ist in Österreich, denke ich, genauso wie in Deutschland eine unangemessene Frage. Und deswegen ist auch diese Frage unangemessen, wenn sie zu früh kommt. Dann betont man etwas, was unter Umständen rassismusrelevant ist.
APA: Ich habe, hoffe ich, wenigstens einen guten Grund, mit dieser Frage zu beginnen. Ihr jüngstes Buch heißt „Wozu Rassismus?“ Ein plakativer Titel. Wozu gibt es tatsächlich Rassismus?
El-Mafaalani: Es gibt Funktionen, die Rassismus innerhalb der Gesellschaft erfüllt. Deshalb bleibt er trotz Veränderungen in der Gesellschaft relativ hartnäckig erhalten. Diese Funktionen sind vielfältig, und sie ändern sich. Ich möchte mich in dem Buch nicht empören, sondern die Sinnfrage stellen. Es wird daher nicht moralisch geurteilt, sondern recht nüchtern beschrieben. Was ich spannend finde: Besonders in den Gesellschaften, in denen Rassismus sehr offen thematisiert und problematisiert wird – und ich bin mir nicht sicher, ob Österreich da schon dazugehört -, hat Rassismus bisher einen Teil des gesellschaftlichen Zusammenhalts gebildet.
APA: Ist Rassismus nicht ganz einfach ein Herrschaftsinstrument, eines, das die heutige westliche Welt mitgeschaffen hat?
El-Mafaalani: Ganz eindeutig. Er war ein staatstragendes und rechtlich verbrieftes Herrschaftsinstrument. Heute ist er strukturell. Er ist in den gesellschaftlichen Strukturen, in den Denkstrukturen, in den ökonomischen Strukturen und auch in den normativen Strukturen so verankert, dass er zwar viel geringer ausgeprägt ist als vor einigen Jahrzehnten, aber dadurch auch viel weniger greifbar.
APA: Mich hat der Optimismus erstaunt, der Ihr Buch prägt. Sie schreiben „Wir sind so weit wie noch nie“ und argumentieren, dass es nur deshalb ein Thema bleibt, weil auch die Ansprüche steigen. Ist diese Einschätzung angesichts der Flüchtlingsdebatte und der vielen gesetzlichen Hürden für eine erfolgreiche Integration wirklich angebracht?
El-Mafaalani: Als optimistisch würde ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen. Ich sollte aber dazusagen: Ich beschreibe die Situation in Deutschland, manchmal auch nur Westdeutschland. Ich glaube, Österreich ist zehn, vielleicht auch 20 Jahre hinter Deutschland, was diese Entwicklung angeht. Die Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte sind in Deutschland unübersehbar, in Österreich waren sie deutlich langsamer. Wenn man nun sieht, dass es Schließungstendenzen gibt, im Sinne von: nicht noch mehr Migranten! Nicht noch mehr nicht-weiße Menschen in Europa! Diese Tendenzen kann es nur geben, wenn es vorher starke Öffnungsprozesse gegeben hat. Was heute als populistisch gilt, war noch vor 40 Jahren Mainstream. Heute fallen solche Positionen auf, weil sie randständig sind. Gleichzeitig muss man sehen, dass die Zuwanderung im letzten Jahrzehnt nicht gering war.
APA: Ihre Bücher sind Bestseller, Sie präsentieren sie in vielen Veranstaltungen. Wie laufen da die Diskussionen über „Wozu Rassismus?“? Eigentlich könnten ja beide Seiten Ihnen Verharmlosung vorwerfen.
El-Mafaalani: Ich habe noch kaum vernünftige Kritik an meinen Thesen wahrgenommen, aber ich bekomme viel Feedback in die Richtung, die Sie ansprechen. Nicht die Diagnose wird bezweifelt, aber der Drall. Man nennt so etwas gerne Framing. Die einen sagen, ich frame es zu positiv, die anderen regen sich etwa über die Aussage: „Überall findet man Rassismus“ auf. Sie werfen mir vor, dass ich das Problem zu groß machen würde.
APA: Ist der Trend hin zu einer offenen Gesellschaft durch die Coronakrise ins Stocken geraten?
El-Mafaalani: Ganz bestimmt kommt er in Krisensituationen ins Stocken. In Krisen wird jedes strukturelle Problem akuter. 2015, als die Flüchtlinge in hoher Zahl gekommen sind, wurde über Rassismus und Diskriminierung gar nicht mehr gesprochen. Da drückte der Schuh woanders. Es kam es zu einem gefühlten Kontrollverlust – aber Menschen, die das Gefühl des Kontollverlusts des Staates überwältigt, können sich selbst weniger gut kontrollieren. Alle müssen sich aber kontrollieren, damit Rassismus gebändigt wird. Ohne Kontrolle geht’s nicht. Auch in der Coronakrise sind viele positive Bewegungen ins Stocken geraten. Die, die am stärksten auf ein funktionierendes Bildungssystem angewiesen sind, sind jene, die aus ärmeren Familie kommen und jene, die nur in der Schule Deutsch gesprochen haben. Die waren sicher zusätzlich belastet. Am Ende werden wir feststellen, dass Deutschland und Österreich die Krise an sich überdurchschnittlich gut bewältigt haben, bei den Kindern jedoch nur unterdurchschnittlich.
APA: Ich bin Wiener und aufgewachsen in einer fast ausschließlich deutschsprachigen Stadt, in der es Gastarbeiter aus der Türkei und Ex-Jugoslawien gab. Heute ist das Stadtbild deutlich bunter und diverser. Viele Sprachen sind öffentlich präsent. Trotzdem wird das gesellschaftlich und politisch eher als Defizit statt als Chance empfunden: Zuerst sollen die einmal ordentlich Deutsch lernen!
El-Mafaalani: Das ist eine richtige Beobachtung. Da ist Deutschland schon zwei Schrittchen weiter. Bei uns spricht man schon darüber, ob man herkunftsprachlichen Unterricht fördern kann. Ein Lehrstuhl wie der meine, „Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft“, wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen. Gleichzeitig ist aber die Handlungspraxis auch in Deutschland noch weitgehend so, wie Sie das beschrieben haben. Das hat tatsächlich etwas zu tun mit einer Haltung, die man gar nicht anders erklären kann als durch die rassistische Geschichte aller Länder – denn in Frankreich ist es ja ganz ähnlich. Gestartet sind alle sehr monolingual, auch Großbritannien, die Niederlanden, Schweden – aber die Veränderungen kommen, da kann man gar nichts dagegen machen. In den Großstädten stammen die Kinder überwiegend aus Familien mit einer internationalen Geschichte, haben also einen Migrationshintergrund. Warten wir noch 20 Jahre, dann kommen sie in den Arbeitsmarkt hinein. Sinnvoll wäre es, sich bereits jetzt darauf einzustellen, also darauf, Diversität systematisch in den Betrieben und im öffentlichen Dienst zu wertschätzen, auch Antidiskriminierungsstrategien zu entwickeln. Ansonsten kann man dann später nur noch reagieren. Gleichzeitig gehen durch den demografischen Wandel bis 2035 unglaublich viele Babyboomer in den Ruhestand.
APA: Was bedeutet das?
El-Mafaalani:Wir werden in den nächsten 15 Jahren eine massive Veränderung haben. Das ist reine Mathematik. Das passiert, auch wenn wir die Grenzen zumachen würden und es keine Zuwanderung mehr gibt. Wenn man es sich in der rassistischen Ecke gemütlich macht, schadet man nur sich selbst. Es gibt nur noch eine Möglichkeit, diese Entwicklung rückgängig zu machen: mit massiver Gewalt. Es geht auch nicht darum, die sprachliche Relevanz des Deutschen infrage zu stellen, sondern zu überlegen, wie man mit den anderen Sprachen umgeht – und mit den Erfahrungen der anderen Menschen. Mit den Diskriminierungserfahrungen dieser Menschen offen umzugehen, ist die Champions League der offenen Gesellschaft.
APA: Mit dem Babyboomer, der in den nächsten Jahren in Pension gehen wird, haben Sie – vielleicht, ohne es zu beabsichtigen – auch über mich gesprochen. Auch sonst komme ich in Ihrem neuen Buch vor: als Vertreter der „letzten freilaufenden Gruppe“: „der alte, weiße Mann“. Der wird heute überall in seine Grenzen gewiesen von jenen Gruppen, die sagen: Jetzt sind endlich wir dran! Wie kann sich dieser „alte, weiße Mann“ auf dem Weg in eine offene Gesellschaft einbringen?
El-Mafaalani: Alles steht und fällt damit, Widersprüche auszuhalten. Früher mussten alte, weiße Männer gar nicht vorsichtig sein. Freiheit endet aber dort, wo die Freiheit des anderen beginnt. Wenn sich jetzt ganz viele andere Gruppen auch ihre Freiheit nehmen, müssen diese Männer nun vorsichtiger sein und können sich nicht mehr wie der Elefant im Porzellanladen benehmen. Offenheit besteht aus Vorsichtig-Sein. Alle glauben, die liberale Demokratie ist so etwas wie das Paradies. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist ein Ort, an dem man vorsichtig sein muss. Etwa mit der Frage: Wo kommt Ihre Familie eigentlich her? Ich empfehle immer, sich daran zu orientieren, wann man jemanden fragen würde, wie viel er verdient, oder wann er oder sie das letzte Mal Sex hatten. Wenn man die Frage mit der gleichen Vorsicht stellt, kann man nichts falsch machen. Gleichzeitig kommt es auch darauf an, wem man die Frage stellt. Meine Mutter würde sich freuen, wenn Sie ihr diese Frage stellen. Sie ist aus Syrien und redet gerne über ihre Herkunft und ihre Sehnsucht. Wenn Sie aber meiner Tochter dieselbe Frage stellen, wird das Gespräch sehr unangenehm.
(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)
ZUR PERSON: Aladin El-Mafaalani (geb. 1978 in Datteln/Nordrhein-Westfalen) ist Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück. Er studierte Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft und Pädagogik sowie Arbeitswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, wo er auch im Hauptfach Soziologie promoviert wurde. Seine Bücher „Das Integrationsparadox“ (2018) und „Mythos Bildung“ (2020) waren auf den Bestseller- und Bestenlisten. Im September erschien mit „Wozu Rassismus?“ sein zehntes Buch. Es ging bereits in die dritte Auflage.
*** Service: Aladin El-Mafaalani: „Wozu Rassismus? Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand“, Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 12,40 Euro, ISBN: 978-3-462-00223-2
*** Auftritte am Freitag auf der „Buch Wien“: 12.50 Uhr, ORF-Bühne: „Live in Ö1 Punkt eins“; 19 Uhr, Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog, Wien 19, Armbrustergasse 15, https://www.mafaalani.de/
https://science.apa.at/power-search/14564609257111687864

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ZENTRALBANKEN – MEXIKO – Bank of Mexico erhöht Zinsen erneut um 25 Basispunkte – 12.11.2021
Die mexikanische Notenbank zieht die geldpolitischen Zügel abermals an und begründet dies mit anhaltendem Inflationsdruck und den steigenden Inflationserwartungen. Der fünfköpfige Vorstand der Zentralbank stimmte mit 4:1 Stimmen dafür, den Zielwert für den Tagesgeldsatz um einen Viertelprozentpunkt auf 5,0 Prozent anzuheben. Der stellvertretende Gouverneur Gerardo Esquivel stimmte dafür, den Zinssatz bei 4,75 Prozent zu belassen
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54472181-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lane will lockere Fiskalpolitik bei niedriger Inflation – 12.1.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) hat vorgeschlagen, dass die Euroraum-Länder künftig eine lockerere Fiskalpolitik betreiben können, wenn die Inflation unter 2 Prozent liegt. Bei einer Podiumsdiskussion der EU-Kommission über die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts befürwortete Lane außerdem einen langsameren Abbau der Verschuldung durch die Länder.
„Eine Berücksichtigung des symmetrischen Inflationsziels der EZB von 2 Prozent in der Ausgabenregel würde die antizyklische Wirkung des Rahmens verbessern, indem der fiskalische Spielraum in Zeiten, in denen die Inflation unter dem Ziel liegt, automatisch vergrößert wird, und umgekehrt“, sagte Lane laut veröffentlichtem Redetext. Die Fiskalpolitik wäre lockerer, wenn die Inflation unter dem Zwei-Prozent-Ziel liege, und straffer, wenn die Inflation über dem Ziel liege.
Durch eine zusätzliche fiskalische Stützung in Zeiten einer zu niedrigen Inflation würde dies auch ein effektiveres Agieren der Geldpolitik ermöglichen, insbesondere in Sichtweite der effektiven Zinsuntergrenze. „Es könnten auch ausgefeiltere Varianten in Betracht gezogen werden – wenn auch um den Preis zusätzlicher Komplexität – bei denen zwischen nachfrage- und angebotsbedingten Inflationsschocks angemessen unterschieden wird“, erläuterte Lane.
Die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts sind noch bis Ende des nächsten Jahres ausgesetzt. Bis dahin will die EU-Kommission einen reformierten Pakt vorschlagen. Lane sprach sich wie vor ihm schon EZB-Präsidentin Christine Lagarde für Regeln aus, die den Ländern ein antizyklisches Agieren ermöglichen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54478504-ezb-lane-will-lockere-fiskalpolitik-bei-niedriger-inflation-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Der Chefökonom – Veränderter Blickwinkel: Ziel der Geldpolitik ist es, den Wert des Geldes zu sichern. Die EZB hat ihre ursprüngliche Definition von Geldwertstabilität bereits mehrfach nach oben
angepasst – 12.11.2021
von Professor Bert Rürup
Wer der Europäischen Zentralbank (EZB) gewogen ist, der betont, die Politik vieler Euro-Länder
lade ihre ungelösten Probleme bei der Zentralbank ab. Jene, die den Kurs der EZB skeptisch
beurteilen, kritisieren hingegen, die Zentralbank überdehne ihr Mandat und verfolge Ziele, die
jenseits ihrer ursprünglichen Aufgabe der Gewährleistung eines stabilen Geldwerts lägen.
Dementsprechend könnte man die jüngsten Äußerungen von Präsidentin Christine Lagarde, nach
denen die Voraussetzungen für eine Zinsanhebung im kommenden Jahr „sehr unwahrscheinlich“
seien, als bloße Wiedergabe der Ergebnisse ihrer Prognosemodelle werten.
Oder aber man wertet es als eine Beruhigung für die Regierungen, dass Zinsanhebungen und damit
höhere Finanzierungskosten ihrer Schulden nicht zu erwarten seien – selbst wenn die Inflation im
Euro-Raum weiter anziehen sollte.
Fakt ist, dass es eine optimale Inflationsrate nicht gibt und dass die deutsche Hyperinflation der
frühen 1920er-Jahre und die bis zur Währungsreform 1948 rückgestaute Hyperinflation ein ebenso
unschönes ökonomisches Problem waren wie eine echte Depression, die es in der neueren
Weltgeschichte bislang einmal gab, Ende der 1920er- bis Mitte der 1930er-Jahre – auch in
Deutschland. Beide dramatischen Fehlentwicklungen sind zwar selten, gleichwohl sollte eine
Notenbank stets bedacht sein, derartige krisenhafte Entwicklungen im Keim zu ersticken.
Ob nun aber eine Inflationsrate von zwei Prozent „optimal“ ist, lässt sich nicht generell
beantworten. Problematisch wird es aber, wenn Unsicherheiten über künftige Preisentwicklungen
Investitionsentscheidungen behindern. Zudem darf es für die Politik nicht irrelevant sein, dass mit
Inflation Umverteilungseffekte einhergehen: zulasten von Lohn- und Transferempfängern sowie
von Sparern und zugunsten von Schuldnern.
*** Globalisierung hielt die Preise niedrig
Tatsache ist, dass die EZB in den gut zwei Jahrzehnten ihres Bestehens ihre ursprüngliche
Definition von Geldwertstabilität mehrmals geändert, konkret angehoben hat. Diese
Zielanpassungen kann man als ein Indiz dafür werten, dass sich der Blickwinkel der Mehrheit im
EZB-Rat und damit die Interpretation ihres Mandats in den vergangenen zwei Dekaden verändert
haben.
Zur Zeit ihrer Gründung galt die EZB als „Europäische Bundesbank“, und so war es naheliegend,
das Inflationsziel „unter zwei Prozent“ des deutschen Vorbilds zu übernehmen. Dieses Ziel stammt
aus den 1970er-Jahren und war in erster Linie ein pragmatischer Wert einer Zeit, in der die
Inflationsraten auch in Deutschland mit sechs bis sieben Prozent recht hoch waren.
Die zwei Prozent waren somit ein Signal, dass die Geldpolitik der Bundesbank auf deutlich
geringere Inflationsraten abzielte. Die Inflationserwartungen sollten gedrückt werden und wurden
es auch. Weil die anderen wichtigen Notenbanken ähnlich agierten, ging ab den 1980er-Jahren die
Inflation weltweit zurück.
Strittig ist allerdings, ob diese „Great Moderation“ maßgeblich der Geldpolitik zuzuschreiben ist
oder ob vor allem externe Faktoren die niedrige Teuerung verursachten. Schließlich führte ein
neuer, vor 30 Jahren einsetzender Globalisierungsschub infolge der Integration vieler Länder des
einstigen Ostblocks sowie des aufstrebenden Chinas in den Welthandel dazu, dass viele Produkte
billiger wurden.
Und die glaubhafte Drohung mit Verlagerung von Produktionsstätten in Niedriglohnländer brach
die Macht der Gewerkschaften in den etablierten Industrieländern, sodass preistreibende
Lohnerhöhungen die große Ausnahme blieben. Schließlich führte die Digitalisierung zu neuen
Produkten, die günstiger als ihre analogen Pendants waren. Zudem schuf das Internet eine nie da
gewesene Preistransparenz, was Preiserhöhungen schwierig machte. All dies waren Entwicklungen,
die niedrigere Inflationsziele nahegelegt hätten.
Aber es kam anders. Im Jahre 2003 glaubte die EZB unter ihrem ersten Präsidenten Wim
Duisenberg, ihr Ziel auf „nahe, aber unter zwei Prozent“ anheben zu müssen. Das ermöglichte es
Mario Draghi, dem dritten EZB-Präsidenten, gegen ein Deflationsgespenst zu kämpften, obwohl die
moderaten Teuerungsraten keine pathologische Entwicklung waren. Acht Jahre in Folge lag die
Inflationsrate im Euro-Raum unter diesem Inflationsziel, und die EZB nahm dies zum Anlass,
dieser „Zielverfehlung“ mit bislang unüblichen Maßnahmen zu begegnen.
Vor dem Hintergrund des Ziels „nahe, aber unter zwei Prozent“ war diese Argumentation möglich,
aber nicht zwingend. So gab es Ende des 19. Jahrhunderts schon einmal zwei Dekaden, in denen die
Verbraucherpreise in Deutschland sanken, die Volkswirtschaft und die Reallöhne aber stetig
stiegen. Grund war ein mit einem kräftigen Produktivitätswachstum verbundener
Modernisierungsschub. Beides ließ damals im Zusammenspiel mit der Goldwährung das
Preisniveau sinken, aber dennoch die Produktion sowie die realen Gewinne und Löhne steigen – von
einer Depression fehlte jede Spur.
Nach dem Ende der Coronarezession zeichnete sich ab, dass die Inflation im Euro-Raum deutlich
anziehen wird. Die EZB dürfte ihr selbst gestecktes Inflationsziel alsbald erreichen und könnte
eigentlich die Rückkehr zur geldpolitischen Normalität einläuten. Stattdessen wurde im
vergangenen Sommer das Inflationsziel de facto angehoben. Nach neuer Auffassung des EZB-Rats
könne Preisstabilität am besten gewährleistet werden, wenn mittelfristig ein Inflationsziel von zwei
Prozent angestrebt werde. Im Übrigen sei dieses Ziel symmetrisch zu interpretieren. Wenn dieses
Ziel mehrere Jahre unterschritten würde, wäre ein ähnlich langes Überschießen noch keine
Fehlentwicklung, die Gegenmaßnahmen erfordere.
Allerdings sind Zweifel angebracht, dass die EZB nach einem längeren Überschießen dieses Ziels
wieder eine Inflationsrate von unter zwei Prozent aktiv anstreben wird.
Sicher, die gegenwärtigen Preisschübe sind noch von Sonderfaktoren bestimmt. Die EZB ist
machtlos gegen Inflationsimpulse, die durch Importe aus Fernost nach Europa herüberschwappen.
Die Löhne in China sind kräftig gestiegen, sodass weitere Preissenkungen etwa für
Alltagselektronik in Zukunft nicht mehr zu erwarten sind.
Und gegen den preistreibenden Öl- und Rohstoffhunger Asiens kann die EZB ebenso wenig
unternehmen wie gegen dauerhafte Preiserhöhungen für Halbleiter als Folge der aktuellen
Chipkrise. Hinzu kommt, dass es – zumindest in Deutschland – politisch gewollt ist, dass sich im
Kampf gegen den Klimawandel viele Produkte spürbar verteuern. Gleichwohl müsste die EZB
genau auf sich selbst verstärkende Zweitrundeneffekte achten – und Anzeichen dafür gibt es
durchaus. In einigen EU-Staaten sind die Gehälter im öffentlichen Dienst an die Inflation gekoppelt,
und überall im Euro-Raum haben die Gewerkschaften gute Gründe, mit Verweis auf den
Preisanstieg kräftige Lohnerhöhungen fordern.
Auch ohne kollektive Lohnsetzungsmacht kommt es zumindest in jenen Ländern und Branchen mit
akutem Fachkräftemangel zu höheren Lohnangeboten der Arbeitgeber. Überdies dürfte in
Deutschland die politisch gewollte kräftige Erhöhung des Mindestlohns zu Entgeltsteigerungen auf
breiter Front im gesamten unteren Lohnsegment führen, um das bestehende Gehaltsgefüge
aufrechtzuerhalten.
Inflationstreibend wirkt zudem, dass viele Mietverträge eine „Inflationsindexierung“ vorsehen,
sodass schon bald zahlreiche Bestandsmieter mit spürbaren Mieterhöhungen rechnen müssen. Es
gäbe also eigentlich gute Gründe dafür, dass die EZB wachsam wird, anstatt Regierungen und
Finanzmärkte in Sicherheit vor etwaigen Leitzinserhöhungen zu wiegen.
Erschwerend kommt hinzu, dass das neue Inflationsziel so schwammig ist, dass eine leichte
Geldpolitik mit beachtlichen tatsächlichen Inflationsraten kompatibel sein könnte. Deshalb kann
man sich nicht des Eindrucks erwehren, die EZB habe ihr Inflationsziel vor allem deshalb
modifiziert, um den hochverschuldeten Euro-Ländern bis auf Weiteres die Fortsetzung ihrer
Zinspolitik zu signalisieren. Damit wäre der Zusammenhalt der Währungsgemeinschaft zum
impliziten Oberziel der EZB geworden – „whatever it takes.“
4-Seiten-PDF inkl. Schaubild online: https://click.redaktion.handelsblatt.com/?qs=7c76e92bdeeaec1b1e9b5b716efd2c9627620c44b3175347c3a816f08bbd989061229317f1e266f88efed2c07c5745700a2624866592f71a

USA – USA: Konsumklima der Uni Michigan fällt auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren – Eskalierende Inflation und Gegenmaßnahmen dazu nähren Pessimismus – 12.11.2021
MICHIGAN (dpa-AFX) – Belastet durch Inflationsängste ist das Konsumklima in den USA ist im November auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Der von der Universität Michigan erhobene Index für die Verbraucherstimmung fiel im Vergleich zum Vormonat um 4,9 Punkte auf 66,8 Punkte, wie die Universität am Freitag nach einer ersten Erhebung mitteilte. Dies ist der niedrigste Stand seit November 2011. Analysten hatten hingegen einen Anstieg auf 72,5 Punkte erwartet.
Das schwindende Vertrauen spiegelt „eine eskalierende Inflationsrate und die wachsende Überzeugung der Verbraucher, dass noch keine wirksamen Maßnahmen entwickelt wurden, um den Schaden der Inflation zu verringern“, sagte Richard Curtin, Leiter der Umfrage. Steigende Kosten für Lebensmittel, Benzin und Wohnen würden die Kaufkraft der Verbraucher trotz eines stärkeren Lohnwachstums untergraben. So erwarten die Verbraucher, dass die Inflationsrate im nächsten Jahr auf 4,9 Prozent steigen dürfte. Dies wäre der höchste Stand seit 2008.
Die Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Konsumente trübte sich überraschend deutlich ein. Die Erwartungen der Verbraucher gingen überraschend zurück.
Der Indikator der Uni Michigan ist ein Maß für das Kaufverhalten der amerikanischen Verbraucher. Er basiert auf einer telefonischen Umfrage unter rund 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen./jsl/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54478290-usa-konsumklima-der-uni-michigan-faellt-auf-den-tiefsten-stand-seit-zehn-jahren-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54478398-stimmung-der-us-verbraucher-im-november-eingetruebt-015.htm

GROSSBRITANNIEN – EUROPÄISCHE UNION – Kein Durchbruch bei EU-UK-Verhandlungen im Nordirlandstreit
Bei den Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU für eine Lösung im Nordirlandstreit hat es keinen Durchbruch gegeben. Die Positionen beider Seiten lägen weiterhin weit auseinander, erklärte die britische Regierung am Freitag.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54479818-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

EUROZONE – Industrie in der Eurozone senkt Produktion im September – 12.11.2021
LUXEMBURG (Dow Jones)–Die Industrie im Euroraum hat ihre Produktion im September angesichts von Lieferengpässen und Materialmangel gedrosselt. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, sank die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,2 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten allerdings einen stärkeren Rückgang um 0,7 Prozent erwartet. Im August war die Produktion um 1,7 Prozent gesunken.
Im Vergleich zum Vorjahr lag die Industrieproduktion im September um 5,2 Prozent höher. Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs um 4,1 Prozent gerechnet.
Die Aussichten für den Industriesektor in der Eurozone sind grundsätzlich positiv, da die Impfprogramme helfen, die anhaltenden pandemiebedingten Einschränkungen zu überwinden und die Nachfrage anzukurbeln. Allerdings beeinträchtigen aktuell Lieferengpässe die Produktion in einigen Sektoren, vor allem in der Automobilindustrie, und diese Belastungen würden voraussichtlich noch längere Zeit anhalten, sagen Ökonomen.
Wie Eurostat weiter mitteilte, fiel die Industrieproduktion in der EU-27 im September um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Binnen Jahresfrist lag die Produktion um 5,0 Prozent höher.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54474002-industrie-in-der-eurozone-senkt-produktion-im-september-015.htm

DEUTSCHLAND – Ampel-Parteien gegen Obergrenzen bei Bargeldzahlungen – Bericht – 12.11.2021
Die Fachpolitiker von SPD, Grünen und FDP haben sich in Fragen der Finanzmarktpolitik auf einen gemeinsamen Regierungsplan für die kommenden vier Jahre geeinigt, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Danach sollen Bargeldzahlungen weiterhin ohne Obergrenze möglich sein. Bei der Altersvorsorge soll es einen öffentlich organisierten Fonds geben, in den die Bürger automatisch einzahlen. Zudem soll der Anlegerschutz erhöht werden, indem die Beraterprovision durch eine unabhängige Honorarberatung ersetzt wird.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54479818-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Stärkster Anstieg der deutschen Großhandelspreise seit 1974 – 12.11.2021
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Preisauftrieb in Deutschland bleibt hoch. Im Oktober stiegen die Großhandelspreise um 1,6 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr betrug die Steigerung um 15,2 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit März 1974, als die Preise im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise stark gestiegen waren. Im September hatte die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr bei 13,2 Prozent und im August bei 12,3 Prozent gelegen.
Der hohe Anstieg der Großhandelspreise binnen Jahresfrist ist zum einen durch aktuell stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte begründet. Den größten Einfluss auf die Veränderungsrate hatte im Oktober der Preisanstieg im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen (54,7 Prozent).
Besonders kräftige Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr gab es im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (81,2 Prozent) sowie mit Erzen, Metallen und Metallhalbzeug (60,9 Prozent). Erheblich stiegen auch die Preise im Großhandel mit Roh- und Schnittholz (48,4 Prozent) sowie mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (26,8 Prozent).
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54471684-staerkster-anstieg-der-deutschen-grosshandelspreise-seit-1974-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54471744-deutschland-grosshandelspreise-steigen-so-stark-wie-seit-47-jahren-nicht-016.htm

DEUTSCHLAND – Ausgereizt: Warum der Immobilienboom in Deutschland auf ein vorläufiges Ende zusteuert – Experten sehen vermehrt Anzeichen, dass die Immobilienrally an ihre Grenzen stößt. Welche Städte gefragt bleiben – wo die Preise sinken könnten – 11./12.11.2021
Deutschland steckt im Immobilienfieber. Billiges Geld und eine hohe Nachfrage lassen den Markt in vielen Städten dieses Jahr auf Rekordhöhen steigen. Die Preise zogen zuletzt deutschlandweit so schnell an wie noch nie.
Allein innerhalb der vergangenen drei Monate, zwischen Juli und September 2021, verteuerten sich Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11,4 Prozent, hat der Verband deutscher Pfandbriefbanken ermittelt. Und es scheint, dass der Boom immer weiter befeuert wird.
Doch wird das noch lange so weitergehen? Die Antwort lautet wohl: nein. Experten wie Jochen Möbert, Immobilienanalyst der Deutschen Bank, sehen vermehrt Anzeichen, dass der ewige Immobilienboom seinen Höhepunkt bald überschritten haben könnte. Möbert nennt insbesondere drei Faktoren, die den Markt in den nächsten Jahren verändern könnten:
*** Weniger Nachfrage, mehr Angebot: Während die Pandemie die Zuwanderung in diesem Jahr erneut gedämpft hat, dürfte die Zahl der fertiggestellten Wohnungen weiter zulegen. So wolle die neue Bundesregierung das Wohnungsbauprogramm auf 400.000 Einheiten pro Jahr erhöhen – womit der Bedarf an neuen Wohnungen in Deutschland erstmals seit Jahren gedeckt wäre.
*** Steigende Inflation: Die überraschend hohen Teuerungsraten erhöhten das Risiko von Zinsanstiegen. Dies sorge dafür, dass die Zinssensitivität bei den Immobiliendeals steigen könnte. Die Bauzinsen erreichten zuletzt wieder die Ein-Prozent-Marke für zehnjährige Darlehen. Die Inflation stieg im Oktober auf 4,5 Prozent.
*** Regulierung: Eine steigende Regulierungsdynamik für Immobilien dürfte für weitere Belastungen für Bauherren und Investoren sorgen. „Das stellt wohl das Hauptrisiko für ein früheres als bisher erwartetes Zyklusende dar“, sagt Möbert.
Möberts Fazit: „Wenn wir alle Daten zusammennehmen, die wir zur Verfügung haben, kommen wir zu dem Schluss, dass der Zyklus der steigenden Preise am deutschen Markt auf breiter Front im Jahr 2024 enden wird – wenn es schlecht läuft, könnte es sogar früher sein.“
Interessenten sollten sich allerdings über das mögliche Abschwächen des Booms in wichtigen Metropolen nicht zu früh freuen. Wer glaubt, dass er einfach die nächsten Jahre abwarten kann, um dann ein Schnäppchen am deutschen Immobilienmarkt machen zu können, der könnte einen Fehler machen.
Die Deutsche Bank will deshalb auch nur von einer Korrekturphase sprechen, aber nicht von einem Einbruch des Markts. „Auf Sicht der Dekade bleibt es bei einem Plus von rund 24 Prozent bei den Hauspreisen in Deutschland“, lautet die Einschätzung des Frankfurter Bankhauses.
https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilien-ausgereizt-warum-der-immobilienboom-in-deutschland-auf-ein-vorlaeufiges-ende-zusteuert/27782342.html

DEUTSCHLAND – Rückläufiger Trend bei Insolvenzen in Deutschland hält an – 12.11.2021
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland sind trotz der Corona-Krise weiter rückläufig. Ursächlich dafür dürften vor allem die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sein. Im August meldeten die deutschen Amtsgerichte 1.029 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2,1 Prozent weniger als im August des Vorjahres. Im Vergleich zum August 2019, also vor der Corona-Krise, lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 36,7 Prozent niedriger.
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte im August auf rund 8,2 Milliarden Euro. Im August 2020 hatten sie noch bei etwa 17,4 Milliarden Euro gelegen.
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im August im Baugewerbe mit 190 Fällen. Im Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) waren es 141 Verfahren. Im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wurden 110 Insolvenzen gemeldet.
Hinweise auf die künftige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen gibt die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren. Im Oktober sank diese Zahl laut vorläufigen Angaben um 29,2 Prozent gegenüber September, nachdem sie zuletzt gestiegen war (6,0 Prozent im September gegenüber August).
Im Vergleich zu Oktober 2020 lag die Zahl um 15,1 Prozent niedriger. Damals war die Antragspflicht noch vollumfänglich ausgesetzt, was zu einem deutlichen Rückgang im Vergleich zu Oktober 2019 (39,2 Prozent) geführt hatte.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54471854-ruecklaeufiger-trend-bei-insolvenzen-in-deutschland-haelt-an-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54472171-deutschland-weiterhin-keine-welle-von-firmenpleiten-in-sicht-016.htm

DEUTSCHLAND – IW-Chef Hüther warnt vor Milliardenschaden durch unbesetzte Jobs – 12.11.2021
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hat angesichts tausender unbesetzter Stellen vor einem drohenden Wohlstandsverlust in Milliardenhöhe gewarnt. Nach Berechnungen seines Instituts würden angesichts des Ausscheidens der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt bis 2035 rund fünf Millionen Erwerbstätige wegfallen. Letztlich drohe der Wirtschaft damit ein Gesamtschaden von 326 Milliarden Euro.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54472181-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ÖSTERREICH – „Bedarf an schnellerer und effizienterer Intervention“: Forschungsrat definiert Bereiche „höchster Priorität für rasches Handeln“: Fokus auf Künstlicher Intelligenz, Quantentechnologien, Vermeidung von Fachkräftemangel – Zielerreichung der FTI-Strategie 2030 Forschung, Technologie, Innovation) gefährdet – 12.11.2021
Der Forschungsrat hat angesichts des „Tempos der tiefgreifenden Umbrüche“ wie geopolitischer Verschiebungen, Klimawandel oder digitaler Transformation in einer am Mittwoch veröffentlichten Empfehlung Bereiche „höchster Priorität für rasches Handeln“ definiert. Dazu zählen u.a. die Erreichung einer kritischen Größe der Kompetenzen in Künstlicher Intelligenz (KI), die Bündelung vorhandener Kompetenzen im Bereich Quantentechnologien oder die Vermeidung des Fachkräftemangels.
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) ortet angesichts des Wandels „Bedarf an schnellerer und effizienterer Intervention auf allen Ebenen“ und ein „deutliches Entwicklungspotenzial“ in Österreich. „Wir müssen rasch handeln, sonst werden wir die Ziele der FTI-Strategie 2030 (Forschung, Technologie, Innovation, Anm.) nicht erreichen. Wenn Österreichs Wettbewerbsfähigkeit weiter sinkt, wird der Rückstand bald uneinholbar“, warnte RFTE-Vorsitzende Klara Sekanina in einer Aussendung.
*** Offensive für Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und Vermeidung von Fachkräftemangel
Konkret fordert das Beratungsgremium eine Forschungs-, Bildungs- und Innovationsoffensive für Künstliche Intelligenz, um bei der KI-Kompetenz kritische Größe zu erreichen und international sichtbare Technologie-Cluster zu bilden. Zur Bündelung der vorhandenen Kompetenzen im Umfeld der Quantentechnologien sollte deutlich über die aktuell für diesen Bereich vorgesehenen 107 Mio. Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds in Quantentechnologiezentren investiert werden.
Neben Maßnahmen zur Erreichung von Technologiesouveränität empfiehlt der Forschungsrat auch, großes Augenmerk auf die Vermeidung eines Fachkräftemangels zu legen. Gefordert werden u.a. kompetenzorientierter Unterricht, die Vermittlung von „21st Century Skills“, die qualitative Stärkung frühkindlicher Bildung, der massive Ausbau verschränkter Ganztagsschulen, die Forcierung der Lehrer-Aus- und Weiterbildung und eine „Diskussion zu qualifiziertem Zuzug“.
Service: Die Rats-Empfehlung: http://go.apa.at/eAs9sKiV
https://science.apa.at/power-search/12405022895041699228

11.11.2021, Donnerstag

CORONA – MEDIZIN – COVID-19: Zwei Antikörperpräparate in Europa vor der Zulassung – 11.11.2021
Amsterdam – Der Humanarzneimittelausschuss CHMP der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat die Zulassung von Ronapreve (Casirivimab/Imdevimab) von Roche/Regeneron und Regkirona (Regdanvi­mab) von Celltrion für COVID-19 empfohlen.
Die beiden Antikörperpräparate dürfen nach der Zulassung in der Frühphase der Erkrankung und Rona­preve auch zur Prävention etwa von Familienmitgliedern eingesetzt werden. Eine Wirkung bei schwer erkrankten Patienten ist bisher nicht belegt.
Antikörperpräparate waren bisher in Europa noch nicht zugelassen. Die Antikörper Bamlanivimab und Etesevimab des US-Herstellers Eli Lilly und die Kombination Casirivimab/Imdevimab des Schweizer Phar­makonzerns Roche und der US-Firma Regeneron waren zwar über das Bundesministerium für Ge­sundheit (BMG) erhältlich. Sie wurden jedoch in der Praxis kaum eingesetzt. Dies könnte sich mit der zu erwartenden Zulassung durch die Europäische Kommission ändern.
Ronapreve und Regkirona wären nach dem Virustatikum Remdesivir (Veklury), das im vergangenen Jahr zugelassen wurde, die ersten Mittel, die speziell zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt werden können.
Die Kombination aus Casirivimab und Imdevimab (Ronapreve) wurde in einer randomisierten Studie an Patienten mit COVID-19 untersucht, die keinen Sauerstoff benötigten, aber ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf hatten. Primärer Endpunkt war die Rate von Hospitalisierungen oder Todesfällen in den ersten 29 Tagen. Er trat nach der Behandlung mit Casirivimab plus Imdevimab bei 11 von 1.192 Patien­ten (0,9 %) auf gegenüber 40 von 1.193 Patienten (3,4 %) in der Placebo-Gruppe.
In einer weiteren Studie wurden Personen behandelt, die engen Kontakt mit einem infizierten Haushalts­mitglied hatten, selbst aber keine COVID-19-Symptome aufwiesen. Nach der Behandlung mit Casirivimab plus Imdevimab kam es bei 29 von 100 Personen (29 %) zu einer Infektion mit SARS-CoV-2 und inner­halb von 14 Tagen zu milden Symptomen verglichen mit 44 von 104 Personen (42,3 %) in der Placebo-Gruppe.
Ronapreve darf (nach dem Ok der Europäischen Kommission) zur Behandlung von Erwachsenen und Ju­gendlichen (ab 12 Jahren und mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg) mit COVID-19 eingesetzt werden, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf ihrer Erkrankung haben.
Der Antikörpercocktail Ronapreve darf zum anderen zur Vorbeugung von COVID-19 bei Personen ab 12 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 40 kg eingesetzt werden. Laut dem Hersteller ist Rona­preve bereits in Australien, Großbritannien, Brasilien, Kanada, Japan und den USA zugelassen. Mit dem Antikörpercocktail war im Oktober vergangenen Jahres auch der damalige US-Präsident Donald Trump behandelt worden.
Der Antikörper Regdanvimab des Herstellers Celltrion aus Incheon/Südkorea wurde ebenfalls an Patien­ten getestet, die noch nicht schwer an COVID-19 erkrankt waren, aber ein erhöhtes Risiko auf einen schwe­ren Verlauf hatten. Endpunkt der Studie war die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung, einer Sauerstoffbehandlung oder der Tod des Patienten. Eines der Ereignisse trat nach der Behandlung mit Regdanvimab bei 14 von 446 Patienten (3,1 %) auf gegenüber 48 von 434 Patienten (11,1 %) in der Placebo-Gruppe.
Regkirona wird im Unterschied zu Ronapreve nur Behandlung von Patienten mit mildem COVID-19 zu­gelassen, mangels Daten jedoch nicht zur Prävention. Das Mittel ist bereist in Südkorea zugelassen.
Das Sicherheitsprofil der beiden Mittel ist nach Einschätzung des CHMP bei einer geringen Anzahl von infusionsbedingten Reaktionen günstig, der Nutzen der Behandlung mithin größer als die Risiken.
Beide Mittel werden als einmalige intravenöse Infusion verabreicht, was ein Nachteil in der ambulanten Behandlung ist. Regeneron konnte kürzlich in einer Studie zeigen, dass Casirivimab plus Imdevimab auch nach subkutaner Gabe vor einer Ansteckung schützt und die Schutzwirkung über mehrere Monate anhält. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129034/COVID-19-Zwei-Antikoerperpraeparate-in-Europa-vor-der-Zulassung

CORONA – INTERNATIONAL – Coronafolgen: Millionen Kinder verpassten Masernimpfung – 11.11.2021
Das Coronajahr 2020 hat das Risiko verheerender Masernausbrüche deutlich erhöht. Das geht aus einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde (CDC) hervor.
Weltweit hätten im vergangenen Jahr 22 Millionen der entsprechenden Kleinkinder keine Erstimpfung gegen Masern erhalten, drei Millionen mehr als im Jahr davor, berichteten WHO und CDC gestern. Das sei der größte Anstieg in zwei Jahrzehnten gewesen.
Eine nötige zweite Dosis für den vollständigen Impfschutz erhielten 2020 demnach nur 70 Prozent der Kinder. Um Ausbrüche gänzlich zu verhindern, müssten laut WHO weltweit gesehen 95 Prozent der Men­schen vollständig geimpft sein.
Zurückzuführen sei die Entwicklung auf coronabedingte Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern sowie auf die Tatsache, dass die Pandemie vielerorts das Gesundheitspersonal völlig eingebunden hat und einige Vorsorge vernachlässigt werden musste.
Die Zahl der gemeldeten Fälle ging deutlich zurück, doch gehen WHO und CDC davon aus, dass die Zah­len vielerorts nicht oder nur unzureichend erhoben worden sind. Geplante Impfkampagnen in 23 Län­dern hätten verschoben werden müssen. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128996/Millionen-Kinder-verpassten-Masernimpfung

CORONA – USA – Der „Preis“ für Ungeimpfte: 20 Mal höheres Todesrisiko bei Corona – 11.11.2021
In den vergangenen eineinhalb Jahren war der US-Staat Texas immer wieder „auffällig“, wegen aus politischen Gründen eher laxen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Das schlug sich bis zuletzt in einer Durchimpfungsrate von bisher nur 54 Prozent nieder. Der Preis dafür ist exemplarisch hoch, wie jetzt veröffentlichte Zahlen der texanischen Behörden zeigen: 20 Mal mehr Corona-Tote unter den nicht Immunisierten.
„Zwischen dem 4. September und dem 1. Oktober diesen Jahres kamen in Texas 1.767 Infektionen auf 100.000 ungeimpfte Personen. Bei den vollständig Geimpften lag die Häufigkeit bei 133,8 auf 100.000 Personen“, berichtete das Deutsche Ärzteblatt am Mittwoch mit Bezug auf die Daten aus den USA. Bei den Infektionen lag der Unterschied bei der Häufigkeit zwischen Geimpften und Ungeimpften beim 13-fachen. Besonders häufig seien zuletzt Teenager positiv getestet worden. Die Inzidenz bei Ungeimpften lag bei 2.004,01 auf 100.000 Personen. Sie war damit 22-fach höher als bei den vollständig Geimpften, wo 89,36 Infektionen auf 100.000 Personen kamen.
Extrem groß stellte sich auch der Unterschied in den Covid-19-Todesraten dar. „Bei den Todesfällen betrug das Verhältnis 20 zu 1: Von 100.000 ungeimpften Personen starben 63,66 an Covid-19, bei den vollständig Geimpften waren es nur 3,25 auf 100.000. Auch hier ist der Quotient bei den 18- bis 29-Jährigen am größten (auch wenn Todesfälle insgesamt selten waren): Unter den nicht Immunisierten gab es 3,15 Todesfälle auf 100.000 Personen, bei den vollständig Geimpften waren es 0,09 auf 100.000 Personen. Unter den Ungeimpften der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre gab es damit 37 Mal mehr Todesfälle als unter den vollständig Geimpften gleichen Alters“, hieß es in der Ärztezeitschrift.
*** Delta-Variante traf Texas besonders hart
Offenbar war die Delta-Variante von SARS-CoV-2 für eine starke Verschärfung der Pandemie-Problematik ab dem Frühjahr dieses Jahres in Texas verantwortlich. Im April waren 301,9 von 100.000 Personen mit SARS-CoV-2 infiziert, im August waren es mit 1.302,1 auf 100.000 Personen vier Mal mehr. Der Anteil der Todesfälle stieg von 5,0 auf 22,8 auf 100.000 Personen – in dieser Hinsicht ein Wachstum um den Faktor 5.
Auch in Texas bzw. den USA insgesamt wurden die Impfungen in etwa Anfang des Jahres durch die Zulassung der Vakzine durch die Bundes-Arzneimittelbehörde FDA und die angelaufene Produktion erhältlich. Ein Vergleich zwischen 15. Jänner bis zum 1. Oktober dieses Jahres: Ungeimpfte Personen erkrankten in dem Bundesstaat 45 Mal häufiger an Covid-19 und starben 40 Mal öfter daran als vollständig geimpfte Personen. Die Daten stellen ein Lehrbeispiel für die Auswirkung einer zu geringen Durchimpfungsrate gegen Covid-19 dar.
https://science.apa.at/power-search/12862517676027595282

CORONA – USA – 900.000 Kinder unter elf Jahren in USA gegen Corona geimpft – 11.11.2021
Washington – In den USA sind in der ersten Woche der Coronaimpfkampagne für Fünf- bis Elfjährige rund 900.000 Kinder dieser Altersgruppe geimpft worden.
Für rund 700.000 weitere Kinder seien Termine für eine Impfung in einer Apotheke mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer gemacht worden, sagte der Corona­koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, gestern zu Journalisten.
Zients sprach von einem „guten Start“ und betonte, die Impfkampagne komme gerade zu ihrer „vollen Stärke“. In den USA leben rund 28 Millionen Kinder zwischen fünf und elf Jahren.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte dem Impfstoff von Biontech/Pfizer Ende Oktober eine Notfallzu­lassung für diese Altersgruppe erteilt. Die Impfkampagne für Kinder startete dann vergangene Woche nach dem grünen Licht der Gesundheitsbehörde CDC.
Das Biontech/Pfizer-Vakzin wird Fünf- bis Elfjährigen in zwei Impfungen mit einer Dosierung von jeweils zehn Mikrogramm verabreicht. Das ist ein Drittel der bei Jugendlichen und Erwachsenen üblichen Dosierung. Der Impfstoff des deutschen Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer ist der einzige in den USA, der für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. © afp/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129002/900-000-Kinder-unter-elf-Jahren-in-USA-gegen-Corona-geimpft

CORONA – BULGARIEN – Bulgarien bittet wegen Coronanotlage um Hilfe – 11.11.2021
Brüssel – Angesichts der Coronanotlage in Bulgarien hat die Regierung in Sofia andere EU-Staaten um Hilfe gebeten. Bulgarien habe den EU-Katastrophenschutz aktiviert, sagte ein Sprecher der EU-Kommis­sion gestern. Es würde medizinische Ausrüstung wie Sauerstoffmasken oder Intensivbetten ge­braucht.
Das Land steckt mitten in einer heftigen Coronawelle. Die Krankenhäuser sind fast am Limit. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei rund 415. Bei den Coronaimpfungen ist Bulgarien EU-Schlusslicht. Lediglich gut 24 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geimpft.
Durch den EU-Katastrophenschutz sollen die Zusammenarbeit beim Katastrophenschutz stärken sowie Prävention, Vorsorge und Reaktion auf Katastrophen verbessern. Wenn ein Land mit einer Notlage über­for­dert ist, kann es über den Mechanismus Hilfe der anderen Staaten anfragen.
eilnehmer sind neben den EU-Staaten auch Länder wie Island, Norwegen, Nordmazedonien und die Türkei. Koordiniert wird die Hilfe durch die EU-Kommission. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129001/Bulgarien-bittet-wegen-Coronanotlage-um-Hilfe

CORONA – DEUTSCHLAND – Jecken dicht an dicht Köln feiert Karneval fast wie vor Corona – 11.11.2021
Feiernde Jecken dicht an dicht: Auf den ersten Blick erinnert der Start des Kölner Karnevals an Zeiten vor der Corona-Pandemie. Ein Superspreader-Event will die Domstadt aber mit einer Liste von Maßnahmen vermeiden. Ob das Konzept aufgeht?
Bei großem Andrang ist heute um 11.11 Uhr die neue Karnevalssaison mit Tausenden Feiernden eröffnet worden. In Köln, wo der 11.11 traditionell besonders groß gefeiert wird, waren die Warteschlangen vor den abgesperrten Feierzonen zum Teil Hunderte Meter lang. Dort galt überall die 2G-Regel – nur Geimpfte oder Genesene hatten Zutritt. „Der Andrang ist groß, aber beherrschbar“, sagte ein Sprecher der Stadt Köln. „Es ist Druck auf den Schleusen.“ Nun müsse man schauen, wie es weitergehe.
Der Satiriker Jan Böhmermann teilte auf Twitter ein Video, auf dem Feiernde ohne Abstand und Maske ausgelassen feierten. Dazu kommentierte er: „Heute als ‚Sexy Krankenschwester‘ auf der Zülpicher Straße, an Weihnachten als ‚Sexy Intubierte‘ in der Uniklinik!“
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Alle Gastronomen, alle Veranstalter und auch wir als Stadt haben zahlreiche Maßnahmen getroffen, um ein möglichst sicheres Feiern zu ermöglichen.“ Zahllose Menschen hätten lange darauf gewartet, die Karnevalslieder wieder live hören zu können und nicht nur im Livestream.
Die parteilose Politikerin verwies auch auf die vielen internationalen Gäste, die zum Feiern in die Stadt gekommen seien. Darunter waren auch Nachkommen jüdischer Kölner, die zur Zeit der Weimarer Republik fester Bestandteil des Karnevals gewesen waren, bevor sie vor den Nazis nach Amerika fliehen mussten. Reker sagte, die Enkel seien jetzt zum ersten Mal in Köln mit dabei und „überwältigt“.
*** „Dieses Jahr nur den Partner knutschen“
Der Sänger Peter Brings von der gleichnamigen Kölschrock-Band sagte, man habe Corona irgendwo im Kopf, aber er hoffe, dass trotzdem alles gut gehe. „Wir müssen lernen, damit zu leben. Ich glaub: Wir werden noch viel kränker, wenn wir einfach in unseren Buden sitzen bleiben“, sagte Brings im WDR Fernsehen. „Da geht die Seele kaputt. Meine zumindest.“ Allerdings habe er den Rat: „Vielleicht dieses Jahr nur den Partner knutschen! Sonst kommen wir nicht durch die Session. Und nächstes Jahr können wir wieder alle zusammen knutschen.“
Vor einem Jahr war am 11.11. erstmals seit Jahrzehnten überhaupt nichts los gewesen. Pandemiebedingt war es ein ganz normaler Wochentag. Dieses Jahr ist das anders, weil ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Dass das nicht notwendigerweise vor Ansteckung schützt, zeigte allerdings ein positiver Corona-Test beim Kölner Karnevalsprinzen Sven I.: Das Dreigestirn, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau, musste deshalb erst einmal alle Termine absagen. Stattdessen trat auf der großen Bühne in der Kölner Altstadt um 11.11 Uhr das Kinderdreigestirn auf. Quelle: ntv.de, jpe/dpa
https://www.n-tv.de/panorama/Koeln-feiert-Karneval-fast-wie-vor-Corona-article22924085.html
SIEHE DAZU:
=> 2:17-min-Video: Massenfeiern in vierter Welle? „Karneval ist Testlauf für alles, was jetzt folgt“ 11.11.2021
Die vierte Corona-Welle trifft Deutschland noch früher und härter als befürchtet. In Köln aber startet dennoch der Karneval. Unter Auflagen und mit Kontrollen, Kritik wird dennoch laut. Der Präsident des Festkomitees erläutert im ntv-Interview, was auf dem Spiel steht.
inkl. 1:49-min-Video: https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Karneval-ist-Testlauf-fuer-alles-was-jetzt-folgt-article22923376.html
=> „Gehört zum Brauchtum“ Kölner Bürgermeisterin verteidigt Karnevalsauftakt
https://www.n-tv.de/panorama/Koelner-Buergermeisterin-verteidigt-Karnevalsauftakt-article22924660.html
=> Video Köln startet mit 2G in fünfte Jahreszeit
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Koeln-startet-mit-2G-in-fuenfte-Jahreszeit-article22924082.html

CORONA – ÖSTERREICH – COVID-19-Impfstatus: 84% der Bediensteten des Innenressorts immunisiert
http://www.statistik.at/web_de/presse/127040.html

GESCHLECHTSKRANKHEITEN – Wiener Mediziner: Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch – 11.11.2021
Es geschieht unauffälliger als bei Covid-19, aber auch Geschlechtskrankheiten sind in Österreich sowie Europa stark auf dem Vormarsch, berichteten Wiener Mediziner vor Journalisten. Die Tripper- und Syphilis-Fälle wurden in den vergangenen Jahren drastisch mehr, und HIV ist immer noch nicht heilbar. Sie plädieren für eine konsequentere Verwendung von Kondomen und hoffen, dass – wie beim Coronavirus – auch gegen Geschlechtskrankheiten öfter geimpft werden kann.
„In Europa werden jährlich mehr als 500.000 sexuell übertragbare Infektionen verzeichnet, die Tendenz ist stark steigend“, sagte Georg Stingl, emeritierter Vorstand der Klinik für Dermatologie der Medizinischen Universität (MedUni) Wien: „Von 2012 bis 2018 nahmen die Fälle von Tripper um dramatische 93 Prozent zu und jene von Syphilis um 58 Prozent“. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet den Anstieg der Geschlechtskrankheiten als „stille Epidemie“. In Österreich wurden 2019 1.600 Tripper, und 580 Syphilis-Erkrankungen gemeldet. Zusätzlich sei wohl die Dunkelziffer sehr hoch, denn einerseits genieren sich die Patienten oft dafür, andererseits bemerken sie teils zunächst nichts davon. Außerdem infiziert sich hierzulande pro Jahr jeder zehnte Jugendliche beim Geschlechtsverkehr mit Chlamydien und ein bis zwei Menschen pro Tag mit HIV, berichtet er.
*** Dramatische Spätfolgen von nicht behandelten Geschlechtskrankheiten
„Viele Erreger erzeugen in der akuten Phase keine Symptome, deshalb gehen die Betroffenen nicht zum Arzt und bekommen keine Therapie“, sagte Georg Stary von der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien. Sie verursachen aber sehr wohl Probleme etwa durch chronische Entzündungen. Spätfolgen von nicht behandelten Geschlechtskrankheiten sind etwa Unfruchtbarkeit sowie bei Humane Papillomaviren (HPV) sogar Krebs. Egal um welche Geschlechtskrankheit es sich handelt, wäre eine frühe Diagnose wichtig. Bei bakteriellen Infektionen würden dann meist Antibiotika gut wirken, obwohl etwa bei den Bakterien, die Tripper verursachen (Gonokokken), immer mehr Antibiotika-Resistenzen auftreten. Auch bei einer HIV-Infektion verhindert die Kombinationstherapie mit mehreren Medikamenten nur dann einen Ausbruch von AIDS, wenn sie in einem frühen Stadium begonnen wird.
„In Österreich leben aktuell zwischen 8.000 und 9.000 Menschen mit einer HIV-Infektion“, berichtete Erwin Tschachler, der ebenfalls an der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien arbeitete. Im Gegensatz zu SARS-CoV-2, wo innerhalb eines Jahres ein Impfstoff marktreif war, gibt es trotz intensiver Forschung 28 Jahre nach der Entdeckung des Humane Immundefizienz-Virus noch keinen Impfstoff, der die Menschen davor schützt, so der Mediziner. Möglicherweise könnte die mRNA-Impfstoff-Technologie, die sich gegen das Coronavirus bewährte, endlich einen schützenden HIV-Impfstoff bringen, meint er. Klinische Studien dazu hätten jedenfalls schon im August begonnen. „Es ist zu hoffen, dass die neue Klasse von mRNA-Impfstoffen auch das Potenzial hat, gegen HIV ein Game Changer zu sein“, erklärte er.
Eine andere, neue Strategie entwickelte Stary mit einem Forscherteam der Harvard-Universität (USA) gegen Chlamydien: Die Forscher töteten die Bakterien mit UV-Licht und hefteten sie mit Nanopartikeln an einen Hilfsstoff, der die Wirkung verstärkt (Adjuvans). Diese Mischung wird auf einer Schleimhautoberfläche verabreicht, weil die Bakterien dort normalerweise einen Menschen infizieren. Das Immunsystem bildet daraufhin Abwehr- und Gedächtniszellen gegen die Erreger, die direkt in der Schleimhaut auf die Erreger warten.
Auch gegen Tripper wirkt nun wohl ein Impfstoff, und zwar zufällig. Er ist nämlich gegen Hirnhaut-Entzündung auslösende „Meningokokken“-Bakterien entwickelt worden. Bei australischen Patienten entdeckten Mediziner, dass er auch vor Tripper-Bakterien schützt. Der Grund könnte die sehr hohe Ähnlichkeit der beiden auslösenden Bakterien (Meningokokken und Gonokokken) sein, erklärte Stary.
*** HPV-Impfung als Meilenstein
Als „großen Meilenstein“ bezeichnete Stingl die HPV-Impfung. „Sie reduziert das Risiko für Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent“, sagte er: „Auch das Risiko für Krebs an Rachen, Kehlkopf, Scheide, Anus und Penis wird gesenkt“.
Die Pressekonferenz fand anlässlich des Fachsymposiums „Lust und Seuche: Von Paracelsus bis Anthony Fauci“ der Gesellschaft der Ärzte und der Österreichischen Gesellschaft für Sexually Transmitted Diseases und dermatologische Mikrobiologie (ÖGSTD) statt.
Service: Link zum Symposium: http://go.apa.at/wBJDdwq1
https://science.apa.at/power-search/14129629371722893063

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – China und die USA schließen Vereinbarung für mehr Klimaschutz – 11.11.2021
Die beiden größten Treibhausgasemittenten der Welt, China und die USA, haben bei der UN-Klimakonferenz eine Vereinbarung für mehr Klimaschutz geschlossen. Das gab der chinesische Klimagesandte Xie Zhenhua in Glasgow bekannt. „Beide Seiten erkennen an, dass es eine Kluft zwischen den gegenwärtigen Bemühungen und den Zielen des Pariser Klimaabkommens gibt“, sagte Xie mit Blick auf die drohende Erderwärmung von 2,7 Grad.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54460488-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

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INTERNATIONAL – Allianz Global Wealth Report 2021: Weltweites Vermögen wächst im Jahr 2020 trotz Coronakrise weiter – 11.11.2021
Trotz dem Schaden, den die Corona-Pandemie in der Wirtschaft angerichtet hat, stieg das weltweite Vermögen weiter. Gleichmäßig verteilt ist das Geld jedoch nicht, wie eine Analyse des Allianz Global Wealth Report 2021 zeigt.
COVID-19 richtete auf der Welt viel Schaden an. Das Virus zerstörte nicht nur Menschenleben, sondern brachte auch eine Rezession der Weltwirtschaft mit sich, wie es sie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gab, erklärt die Allianz in ihrem „Allianz Global Wealth Report 2021“. Insgesamt brach die Wirtschaftsleistung durch die Corona-Krise um 3,3 Prozent ein. Im Vergleich dazu war der Einbruch um 0,1 Prozent im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2009 um einiges geringer. Um die Menschen und die Wirtschaft in Zeiten der Krise zu unterstützen, wurden durch die Geld- und Finanzpolitik große Summen Geld mobilisiert.
*** Das weltweite Geldvermögen steigt
Im Allianz Global Wealth Report zeigt sich nun, dass die Unterstützung nicht umsonst war. In vielen Ländern, vor allem Industrieländern, sind die Einkommen nicht gesunken, sondern stiegen sogar etwas an. Und auch auf den anfänglichen starken Einbruch im Aktienmarkt folgte eine schnelle Erholung. Ende 2020 lag der weltweite Aktienmarkt, gemessen am MSCI World Index mit 15,9 Prozent im Plus. Und auch die Haushalte konnten trotz der Pandemie ein gutes Jahr verzeichnen. Mit einem Wachstum von 9,7 Prozent stieg das weltweite Geldvermögen auf einen Rekordwert von 200 Billionen Euro an. Alleine 35 Billionen Euro des gesamten Geldvermögens wurden laut dem Report in den Jahren 2019 und 2020 erwirtschaftet.
*** Sparen als Begleiterscheinung der Pandemie
Ein starkes Wachstum konnte auch die Sparquote vorweisen. Aufgrund der Pandemie wurden weltweit einige Einschränkungen getroffen, allen voran Kontaktbeschränkungen. Dadurch wurden viele Konsummöglichkeiten für die Menschen unzugänglich, darunter zum Beispiel Reisen, Restaurant-, Kino- und Konzertbesuche. Im Report wird dabei von dem globalen Phänomen des „Zwangssparens“ gesprochen. Im Zuge dessen wuchsen zum Beispiel die weltweiten Bankeinlagen im Jahr 2020 erstmals um einen zweistelligen Prozentwert von 11,9 Prozent. Die Anlageart der Wertpapiere konnte im Jahr 2020 ein Wachstum von 10,9 Prozent verzeichnen. Weniger gut entwickelte sich das Vermögen der Versicherungen und Pensionskassen, die im Jahr 2020 nur ein Wachstum von 6,3 Prozent erreichten.
*** Weltweites Vermögen ist nicht gerecht aufgeteilt
Bei einer Analyse der einzelnen Länder zeigt sich außerdem, dass das globale Vermögen nicht gleichmäßig verteilt ist. Vielmehr ist es so, dass im Jahr 2020 die reichsten zehn Prozent der Menschheit (etwa 520 Millionen Menschen) ganze 84 Prozent des gesamten Netto-Geldvermögens besitzen. Das reichste ein Prozent besitzt dabei mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen von mehr als 1,2 Millionen Euro, ganze 46 Prozent des weltweiten Netto-Geldvermögens.
E. Schmal / Redaktion finanzen.net
https://www.finanzen.net/nachricht/geld-karriere-lifestyle/weltwirtschaft-allianz-global-wealth-report-2021-weltweites-vermoegen-waechst-im-jahr-2020-trotz-coronakrise-weiter-10623570

INTERNATIONAL – Opec senkt Prognose für globale Ölnachfrage 2021 – 11.11.2021
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) erwartet, dass die hohen Ölpreise für eine etwas gedämpftere Nachfrage in den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sorgen. In ihrem Monatsbericht geht die Opec davon aus, dass die globale Nachfrage nach Öl dieses Jahr um 5,7 Millionen Barrel pro Tag wachsen wird, 160.000 Barrel weniger als noch vor einem Monat erwartet.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54467644-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Zur bemerkenswert offenen Rede von Isabell Schnalbel schreibt Michael Höfling, Redakteur bei „Welt“: zu späte Erkenntnis der EZB, denn: Gewinnern und Verlierern der EZB-Geldpolitik haben Gesellschaft bereits gespalten – 11.11.2021
Christine #Lagarde hatte sich mit ihrem Amtsantritt als neue Präsidentin vorgenommen, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank besser zu erklären. Bisher erschöpfte sich dieser Vorsatz weitgehend darin, dass die Verantwortlichen den großen Segen und die vielen Vorteile der #EZB-Maßnahmen priesen. Das hat sich jetzt auf bemerkenswerte Weise geändert. In einer Rede auf der „Conference on Diversity and Inclusion in Economics, Finance, and Central Banking“ (die auf der Seite der EZB interessanterweise nicht auf deutsch verfügbar ist) räumte Präsidiumsmitglied Isabel #Schnabel in bisher ungekannter Deutlichkeit ein, dass die #Geldpolitik zur Ungleichheit in der Gesellschaft beitragen könne. „Ein erheblicher Teil der Bevölkerung des Euroraums besitzt keine Anleihen, Aktien oder Immobilien, und in dem Maße, in dem einige geldpolitische Instrumente, wie etwa der Ankauf von Vermögenswerten, die Preise dieser Vermögenswerte in die Höhe treiben, besteht die Gefahr, dass die Geldpolitik unverhältnismäßig stark denjenigen zugute kommt, die in den oberen Rängen der Vermögensverteilung stehen“, sagte sie. Offenbar ist man in Frankfurt endlich zu der Einsicht gelangt, dass es zwecklos ist, Kollateralschäden einer Geldpolitik, die sich ohnehin in Jedermanns Lebenswirklichkeit zeigen, länger zu leugnen – es genügt ein Blick in das eigene Aktiendepot (wenn man denn eines hat), auf die Meldungen zur Bitcoin-Rallye oder in die Schaufenster der örtlichen Makler, um zu sehen, wie weit sich die Schere zwischen Sachwerteigentümern und Haltern von Geldwerten wie Lebensversicherungen oder Festgelder geöffnet hat. Und zwar nicht erst durch die Corona-Pandemie, sondern bereits seit rund zehn Jahren. Um den Zusammenhang zu erkennen, muss man lediglich die Charts von EZB-Bilanzsumme, S&P 500 und einem gängigen Immobilienindex übereinanderlegen. Durch „Verlagerung des Policy-Mix weg von den Nettokäufen von Vermögenswerten“ gelobt man laut der Rede nun, eine Zunahme der Verteilungswirkung der Maßnahmen zu verhindern. Doch die Einsicht kommt zu spät, die Mittel sind ausgereizt, die Umverteilung ist vollzogen – und die Gesellschaft gespalten in Gewinner und Verlierer der EZB-Geldpolitik.
NICHT VERLINKBAR: Text auf Linkedin.
SIEHE DAZU:
=> Speech by Isabel Schnabel, Member of the Executive Board of the ECB, at a virtual conference on “Diversity and Inclusion in Economics, Finance, and Central Banking” – 9.11.2021
Economic and social inequality is one of the biggest challenges facing societies worldwide. Even before the outbreak of the coronavirus (COVID-19) pandemic, a large majority of European citizens considered differences in people’s incomes to be too large and thought the government should take measures to reduce them. …
[Es folgt ein längerer Redetext.]
https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2021/html/ecb.sp211109_2~cca25b0a68.en.html

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Holzmann: EZB könnte im September 2022 alle Käufe einstellen – EZB-Inflationsprognosen 2022 und 2023: 1,7 und 1,5 Prozent – EU-Kommission-Inflationsprognosen für 2022 und 2023 abweichend: 2,2 und 1,4 Prozent – 11.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann bereits Ende nächsten Jahres damit aufhören, ihre Anleihebestände im Rahmen des APP-Programms zu erhöhen. Die EZB habe das APP 2015 gestartet, um die Inflation wieder über die Marke von 2 Prozent zu heben, sagte Holzmann laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg in London und fuhr fort: „Das Verschwinden seiner Voraussetzungen und damit das Ende des Programms könnten – in Abhängigkeit von der Inflationsentwicklung – im September oder gegen Jahresende kommen.“ Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gilt als einer der schärfsten geldpolitischen Falken im EZB-Rat.
Laut der aktuellen Forward Guidance der EZB sollen die Nettokäufe unter dem APP allerdings erst kurz vor der ersten Zinserhöhung eingestellt werden. Und die wird wohl noch länger auf sich warten lassen. Der EZB-Rat geht davon aus, dass die Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er einen Anstieg der Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums und dauerhaft für den Rest dieses Zeitraums erkennen kann. Auch müssen die schon erreichten Fortschritte bei der unterliegenden Inflation so deutlich erkennbar sein, dass eine mittelfristige Stabilisierung der Inflation bei 2 Prozent plausibel scheint.
Im Oktober lag die Inflationsrate zwar bei 4,1 Prozent, doch prognostiziert die EZB derzeit für 2022 und 2023 Inflationsraten von nur 1,7 und 1,5 Prozent. Im Dezember aktualisiert sie ihre Prognosen und veröffentlicht dann erstmals auch eine Voraussage für 2024. Die EU-Kommission hatte aktuelle Prognosen am Vormittag veröffentlicht. Demnach erwartet sie für 2022 und 2023 Inflationsraten von 2,2 und 1,4 Prozent.
Im Dezember entscheidet die EZB auch über die Zukunft ihres Pandemiekaufprogramms PEPP. Derzeit wird weithin erwartet, dass die EZB die Nettokäufe unter dem PEPP Ende März 2022 einstellen wird. Dann soll auch geklärt werden, ob und wie die EZB den Ausfall der PEPP-Käufe durch höhere Käufe unter dem APP ausgleichen könnte. Holzmann sprach sich gegen jegliche Veränderungen am APP aus.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54464063-holzmann-ezb-koennte-im-september-2022-alle-kaeufe-einstellen-015.htm

CHINA – China warnt vor Spannungen wie im Kalten Krieg in Asien-Pazifik-Region – 11.11.2021
Chinas Staatschef Xi Jinping hat vor einer Rückkehr zu einer dem Kalten Krieg ähnlichen Spaltung im asiatisch-pazifischen Raum gewarnt. „Versuche, ideologische Linien zu ziehen oder kleine Gruppen auf geopolitischer Basis zu bilden, sind zum Scheitern verurteilt“, sagte Xi auf einer virtuellen Konferenz am Rande des von Neuseeland ausgerichteten Apec-Gipfels.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54464288-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

CHINA – Xi vor unbegrenzter Herrschaft China kehrt zum Führerkult zurück – 11.11.2021
Erst zum dritten Mal in der Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas wird eine „historische Resolution“ verabschiedet. Mit ihr ist Parteichef Xi Jingping am Ziel: Er rückt als unumschränkter Denker und Lenker an die Stelle des Kollektivs.
Chinas Kommunisten haben Staats- und Parteichef Xi Jinping den Weg für eine dritte oder vielleicht sogar lebenslange Amtszeit geebnet. In einer „historischen Resolution“ zum Abschluss ihres viertägigen Plenums in Peking beschloss das Zentralkomitee, dass es notwendig sei, „beharrlich“ die Position Xi Jinpings „als Kern der Partei hochzuhalten“. Es ist nach 1945 und 1981 erst das dritte Mal in der 100-jährigen Geschichte der Kommunistischen Partei, dass ein Dokument in dieser Form angenommen wurde.
Vor dem Parteitag im Herbst kommenden Jahres fasst das umfangreiche Papier die „großen Errungenschaften und historischen Erfahrungen“ in der Geschichte der Partei zusammen. Die Resolution untermauert den unbestreitbaren Führungsanspruch von Xi Jinping auch ideologisch und soll dem Land über Jahrzehnte den Weg weisen. Das 370-köpfige Parteigremium ruft „die gesamte Partei, die gesamte Armee und die Menschen aller ethnischen Gruppen auf, sich noch enger um das Zentralkomitee mit Xi Jinping als Kern zu scharen“.
Auch wird Loyalität eingefordert, indem „Xi Jinpings Gedankengut über den Sozialismus chinesischer Prägung in einer neuen Ära vollständig umgesetzt wird“, heißt es. Der Beschluss gibt Xi Jinping praktisch das Mandat für eine Amtszeit auf Dauer – als erstem Parteiführer seit dem Revolutionär und Staatsgründer Mao Tsetung. Mit diesem Ziel waren schon 2018 die bis dahin geltenden Begrenzungen der Amtszeiten abgeschafft worden. Im Zentralkomitee sitzt die Partei-Elite, darunter Partei- und Regierungsspitzen, Provinzführer und Generäle.
Der Beschluss schafft auch formell das alte Prinzip der „kollektiven Führung“ zugunsten einer Rückkehr zum „Führerkult“ ab, wie Diplomaten meinten. „Er bereitet die Wiederwahl von Xi Jinping vor und verschafft ihm absolute Autorität“, sagte der Ex-Politikprofessor Wu Qiang. Mit diesem „demokratischen Zentralismus“, so die offizielle Beschreibung, sieht der Experte die Partei noch weiter in die nationalistische Ecke rücken.
*** Innerparteiliche Kritiker kaltgestellt
Der „Rechtsruck“ habe auch Auswirkungen auf das Ausland. Wu Qiang, den die Tsinghua-Universität wegen seiner Kritik entlassen hat, warnte vor einer „unberechenbaren Herausforderung“ für Chinas Nachbarn und die internationale Ordnung im westlichen Pazifik. „Nach außen wird der Nationalismus mehr Blindheit und Irrationalität zeigen.“ Auch innenpolitisch verheiße der Kurs nichts Gutes. Der Professor fürchtet „eine Zerstörung der Zivilgesellschaft“, die sich in China mit der Marktwirtschaft über 30 Jahre entwickelt hat.
„Historische Resolutionen“ sind für die Partei so etwas wie die „Heilige Schrift“ und markierten Wendepunkte in der Geschichte. Mit einem solchen Dokument konsolidierte Mao Tsetung vier Jahre vor der Gründung der Volksrepublik 1949 seine Position. Es attestierte, dass nur der Revolutionär die „korrekte politische Linie“ verfolge. Nach dessen Tod zog Deng Xiaoping 1981 mit so einer Resolution einen Schlussstrich unter das Chaos der Mao-Herrschaft mit dem „Großen Sprung nach vorn“ (1958-61) und der „Kulturrevolution“ (1966-76).
„In beiden Fällen benutzten die Sieger, Mao und Deng Xiaoping, die Sitzungen und Resolutionen des Zentralkomitees, um die Niederlage ihrer politischen Gegner und ihre eigene überragende Macht zu unterstreichen“, kommentierte der China-Experte Charles Parton in einem Bericht für die britische Denkfabrik Council on Geostrategy. Anders als seine beiden großen Vorgänger hat sich Xi Jinping aber längst seiner innerparteilichen Gegner entledigt – unter anderem mit seiner weitreichenden Anti-Korruptions-Kampagne. Quelle: ntv.de, jwu/dpa
https://www.n-tv.de/politik/China-kehrt-zum-Fuehrerkult-zurueck-article22924534.html

WEISSRUSSLAND – Belarus droht mit Stopp von Gaslieferungen im Falle neuer EU-Sanktionen – 11.11.2021
Der Flüchtlingsstreit zwischen der EU und Belarus spitzt sich weiter zu. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko drohte im Falle weiterer EU-Sanktionen mit einem Stopp der Gaslieferungen nach Europa.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54467644-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

GROSSBRITANNIEN – Britische Wirtschaft verliert an Schwung im dritten Quartal – 11.11.2021
Die britische Wirtschaft hat im Sommer an Schwung verloren, als die Erholung von dem Corona-Lockdown nachließ, und es wird erwartet, dass anhaltende Engpässe in der Lieferkette und schwächere Verbraucherausgaben das Wachstum auch für den Rest des Jahres bremsen werden. Wie das britische Statistikamt in einer ersten Veröffentlichung mitteilte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54460488-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

EUROPÄISCHE UNION – EU-Kommission hebt BIP-Prognose auf 5 Prozent (zuvor: 4,8) und Inflationsprognosen für 2021 an – WIrtschaft 2022 und 2023 mit 4,3 (zuvor: 4,5) und 2,4 Prozent schwächer – Deutschland mit kämpft mit Lieferkettenproblemen – Italien und Frankreich als kommende Wachstumsmotoren – Hohe Inflation zur Hälfte Folge von Basiseffekten – Inflationsprognose geht von ausbleibenden Zweitrundeneffekten aus – 11.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die EU-Kommission hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum des Euroraums im laufenden Jahr etwas angehoben und die für 2022 etwas gesenkt. Für 2023 rechnet sie mit einer Wachstumsabschwächung, wie aus der jetzt veröffentlichten Herbstprognose hervorgeht. Sie prognostiziert zudem für 2021 und 2022 Inflationsraten von über 2 Prozent, auf die dann allerdings ein deutlicher Rückgang folgen soll.
Für das laufende Jahr erwartet die Kommission einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5,0 (bisher: 4,8) Prozent. Für 2022 und 2023 werden Zuwächse von 4,3 (4,5) und 2,4 Prozent prognostiziert. Die Inflation sieht die Kommission bei 2,4 (1,9), 2,2 (1,4) und 1,4 Prozent.
„Die EU-Wirtschaft erholt sich schneller als erwartet von der pandemiebedingten Rezession“, heißt es in dem Dokument. 2022 würden die treibenden Kräfte der Öffnung nach der Pandemie nachlassen, gleiches gelte für die Versorgungsengpässe. Die Energiepreise sollen demnach sinken. „Das Wachstum dürfte durch einen sich verbessernden Arbeitsmarkt, eine nach wie vor hohe Ersparnis, günstige Finanzierungsbedingungen und die vollständige Inanspruchnahme der Aufbau- und Resilienzfazilität (RRF) gestützt werden“, so die Kommission. Der Arbeitsmarkt werde sich 2022 vollständig erholt haben.
*** Frankreich und Italien Wachstumsstützen
Die revidierten Prognosen weisen Frankreich und Italien als Wachstumsmotoren der kommenden Jahre aus, während Deutschlands ohnehin moderate Wachstumsprognosen erneut gesenkt wurden. Die Kommission prognostiziert für Frankreich BIP-Anstiege von 6,5 (6,0), 3,8 (4,2) und 2,3 Prozent und für Italien 6,2 (5,0), 4,3 (4,2) und 2,3 Prozent. Während Frankreich vor allem von einem starken Konsum profitieren dürfte, erwähnt die Kommission bei Italien ausdrücklich den voraussichtlichen Nutzen des RRF für die Investitionen.
Deutschlands Wirtschaft wird dagegen vor allem von Lieferkettenproblemen ausgebremst. Die Kommission traut Deutschland lediglich Wachstumsraten von 2,7 (3,6), 4,5 (4,6) und 1,7 Prozent zu. Sie geht bei dieser Prognose davon aus, dass ein besserer Zugang zu kontaktintensiven Dienstleistungen das Wachstum stützen wird. „Andererseits haben trotz der starken Nachfrage das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe noch mit Lieferengpässen zu kämpfen, und Exporte und Investitionen dürften noch einige Monate lang gedämpft bleiben“, erläutert die Kommission. Erhebungen deuteten darauf hin, dass die Engpässe im verarbeitenden Gewerbe andauern könnten, während sich die im Baugewerbe zu entspannen scheinen.
In ihrer Inflationsanalyse kommt die Kommission zu dem Ergebnis, dass rund die Hälfte des Anstiegs während der ersten drei Quartale auf Basiseffekten beruhte. Bei einer Stabilisierung der Energiepreise werden die hier derzeit extremen Steigerungen wahrscheinlich nur vorübergehend sein, schreibt die Kommission.
*** Kommission sieht kaum Zweitrundeneffekte durch hohe Inflation
Hinzu kamen laut Kommission jedoch noch originäre Preissteigerungen, so dass ihrer Einschätzung nach zwei Drittel der aktuellen Inflationsrate energiepreisbedingt waren. Als weiteren Faktor nennt die Kommission höhere Preise im Dienstleistungssektor. Sie geht davon aus, dass die genannten Basiseffekte ab dem zweiten Quartal 2022 inflationsmindernd wirken werden. Die mit 1,4 Prozent wieder sehr niedrige Inflationsprognose für 2023 beruht auf der Annahme, dass es keine nennenswerten Zweitrundeneffekte über die Löhne geben wird.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54462219-eu-kommission-hebt-bip-und-inflationsprognosen-fuer-2021-an-015.htm

DEUTSCHLAND – Ifo-Institut: Klima in der Veranstaltungsbranche schlechter als insgesamt – 11.11.2021
MÜNCHEN (Dow Jones)–Das Geschäftsklima in der deutschen Veranstaltungswirtschaft ist in Corona-Zeiten deutlich schlechter als bei den Dienstleistern allgemein und in der Gesamtwirtschaft. Das geht aus dem neuen Index des Ifo-Instituts für die Branche auf der Basis von Antworten von rund 200 Firmen hervor, teilte das Institut mit. Der entsprechende Wert der Branche lag im Oktober demnach bei minus 2,2 Punkten. Die Dienstleister insgesamt lagen bei plus 16,5, die Gesamtwirtschaft bei plus 13,6 Punkten. „Die Veranstaltungsbranche erholt sich zwar, im September war der Wert bei minus 12,8, aber sie hängt immer noch weit zurück“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen bezeichneten den Auftragsbestand im Oktober als schlecht. Überwiegend hofften die Firmen jedoch auf steigende Umsätze in den kommenden Monaten. Im Mai 2021 erhob das Ifo-Institut die Zahl nach eigenen Angaben erstmals. Damals lag der Wert der Veranstaltungsbranche weit tiefer, bei minus 37,5. Die teilnehmenden Betriebe deckten ein weites Spektrum ab, unter anderem fallen darunter Catering, PR, Gerätevermietung, Arbeitskräfteüberlassung, Security, Messeveranstalter, Kinos, Diskotheken, Theater und weitere Veranstalter.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54460645-ifo-institut-klima-in-der-veranstaltungsbranche-schlechter-als-insgesamt-015.htm

DEUTSCHLAND – Millionen Erwerbstätige fehlen IW: Demografischer Wandel gefährdet Einkommen – 11.11.2021
Der demografische Wandel wird sich auch in den Einkommen der Menschen in den kommenden Jahren bemerkbar machen. So prognostiziert es zumindest das Institut der deutschen Wirtschaft. Die Politik müsse handeln, die Verluste könnten hoch sein. Das IW nennt vier zentrale Aufgaben.
Rund 3000 Euro pro Kopf – so viel höher könnte einer Studie zufolge das durchschnittliche Jahreseinkommen in Deutschland im Jahr 2035 ausfallen. Doch der demografische Wandel gefährdet den künftigen Wohlstand, warnte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). In 15 Jahren werden auf dem Arbeitsmarkt demnach mehr als fünf Millionen Erwerbstätige fehlen. Die IW-Forscher forderten die Politik zum Handeln auf.
„Die künftige Bundesregierung ist gefordert, auf die Schrumpfung der Bevölkerung zu reagieren, erst dann können auch die Unternehmen ihre Hausaufgaben erledigen“, erklärte IW-Direktor Michael Hüther. „Ein Weiter-So kostet uns alle Wohlstand und kann nicht im Interesse der Politik sein.“
In ihrer Studie entwickelten die IW-Forscher drei verschiedene Szenarien. Bei einer Fortsetzung der aktuellen Trends werde das Arbeitsvolumen und somit auch das Wirtschaftswachstum ab dem Jahr 2025 deutlich gebremst. Bis 2035 steige das durchschnittliche Einkommen unter diesen Bedingungen nur um durchschnittlich ein Prozent pro Jahr. Für das Jahr 2035 ergebe sich somit ein zusätzliches Pro-Kopf-Einkommen von gut 1600 Euro. Gelingt es der Politik, den Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen, mehr Kapital zu mobilisieren und so einen stärkeren technischen Fortschritt umzusetzen, könne das reale Einkommen pro Kopf hingegen um bis zu 1,4 Prozent jährlich steigen. Im Jahr 2035 stünden den Menschen in Deutschland dann im Schnitt 3000 Euro mehr zur Verfügung.
*** Mehr Kinderbetreuung, längeres Lernen
Doch auch eine entgegengesetzte Entwicklung sei möglich: Ein schlechteres Investitionsklima und innovationsfeindliche Weichenstellungen könnten zu „spürbaren Wohlstandsverlusten“ führen, warnte das IW. Im Vergleich zum Basisszenario könnte das pro Kopf Einkommen im Jahr 2035 dann um 4000 Euro niedriger liegen, errechneten die Forscher des arbeitgebernahen Instituts. Um dem demografischen Wandel zu begegnen, forderte das IW einen Ausbau der Kinderbetreuung und Investitionen ins Bildungssystem. Auch ältere Beschäftigte sollten durch Weiterbildungsmaßnahmen länger im Arbeitsmarkt gehalten werden. Die Forscher forderten außerdem bessere Bedingungen für private Investitionen und Investitionen in die öffentliche Infrastruktur.
Von Fachkräftemangel berichteten in einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung Anfang Oktober auch 66 Prozent der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Unternehmen. Die Personalknappheit fiel damit noch schlimmer aus als erwartet: Ende 2020 hatten lediglich 54 Prozent der Befragten mit einem Fachkräftemangel im Jahr 2021 gerechnet. Quelle: ntv.de, als/AFP
https://www.n-tv.de/wirtschaft/IW-Demografischer-Wandel-gefaehrdet-Einkommen-article22924979.html

DEUTSCHLAND – Steuerschätzer sehen bis 2025 Mehreinnahmen von 179 Milliarden Euro – 11.11.2021
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Der deutsche Fiskus kann in den nächsten Jahren mit deutlich höheren Steuereinnahmen rechnen als bisher angenommen. Insgesamt dürften bis einschließlich 2025 rund 179,0 Milliarden Euro mehr in der Staatskasse landen als noch im Mai erwartet. Das Finanzministerium erklärte, die entschlossene Hilfspolitik der Regierung zur Bewältigung der Folgen der Pandemie wirke, „gerade die Ertragsteuern fallen höher aus als bisher erwartet“. Die Steuereinnahmen bis einschließlich 2025 lägen im Vergleich zur Schätzung vom Mai durchschnittlich jährlich um gut 35 Milliarden Euro höher. Davon profitierten alle staatlichen Ebenen – Bund, Länder und Gemeinden.
„Diese Steuerschätzung bestätigt unseren Kurs und macht Mut für die Zukunft“, erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). „Trotz Corona-Krise ist Deutschland finanziell gut aufgestellt.“ Die Hilfspolitik sei „goldrichtig“ gewesen, dank entschlossenen Vorgehens seien hunderttausende Unternehmen und Millionen von Arbeitsplätzen gerettet worden. „Dieser Einsatz rechnet sich, die Wirtschaft läuft stabil und die Steuereinnahmen wachsen wieder – und zwar schneller als erwartet“, betonte Scholz. Mit Rekordinvestitionen in Digitalisierung, Forschung und Klimaschutz wolle man den Trend weiter stützen. „Die nächste Bundesregierung kann auf einer soliden Haushalts- und Finanzpolitik aufbauen“, erklärte der SPD-Kanzlerkandidat.
Dieses Jahr können Bund, Länder und Gemeinden nach der Kalkulation mit 38,5 Milliarden Euro mehr rechnen als im Mai angenommen. Kommendes Jahr können sie dann zusätzliche 36,8 Milliarden Euro einrechnen und 2023 rund 33,8 Milliarden Euro mehr. Für die beiden Folgejahre soll es dann Mehreinnahmen gegenüber der bisherigen Prognose von 33,6 Milliarden Euro 2024 und 36,3 Milliarden Euro 2025 geben. Dem Bund allein winken dieses Jahr um 11,7 Milliarden Euro höhere Steuereinnahmen als erwartet, im nächsten Jahr sollen es dann 13,8 Milliarden mehr sein.
Insgesamt sollen die Steuereinnahmen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent auf 812,0 Milliarden Euro steigen und 2022 um 4,5 Prozent auf dann 848,9 Milliarden Euro. Im Mai hatten die Schätzer mit Einnahmen von 773,5 Milliarden Euro im Jahr 2021 gerechnet. Für die nachfolgenden Jahre veranschlagen die Experten nun jährliche Steigerungsraten zwischen 4,5 und 3,5 Prozent. Im Jahr 2026 sollen die Einnahmen nach ihren Berechnungen bei 987,5 Milliarden Euro liegen.
Dem Arbeitskreis Steuerschätzung, der die Zahlen berechnete, gehören Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen sowie Experten von Verbänden, Wirtschaftsforschungshäusern und Behörden an. Diese berechnen jedes Jahr im Frühjahr und Herbst die zu erwartenden Steuereinnahmen. Die Prognosen bilden dann die Grundlage für die weiteren Haushaltsplanungen der Regierung.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54465525-steuerschaetzer-sehen-bis-2025-mehreinnahmen-von-179-milliarden-euro-015.htm

10.11.2021, Mittwoch

CORONA – MEDIZIN – Long COVID: Nicht alle Patienten mit Langzeitsymptomen waren mit SARS-CoV-2 infiziert – 10.11.2021
Paris – Viele Menschen, die davon überzeugt waren, an Long COVID zu leiden, hatten in einer Quer­schnitt­­studie aus Frankreich in JAMA Internal Medicine (2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.6454) einen negativen Antikörpertest auf SARS-CoV-2.
Die Pandemie steht derzeit so sehr im Zentrum des öffentlichen Lebens, dass viele Menschen offenbar dazu neigen, aktuelle Gesundheitsbeschwerden auf eine vorherige Infektion mit SARS-CoV-2 zurück­zuführen. Dass Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Angstzustände und Depressionen auch andere Ursachen haben können, wird häufig nicht in Betracht gezogen.
Von 26.823 Teilnehmern der Constances-Studie, einer Internetumfrage zum Gesundheitsszustand der französischen Bevölkerung, gaben 914 an, dass sie bereits an COVID-19 erkrankt waren. Ein Bluttest auf Antikörper bestätigte dies jedoch nur bei 453 Personen.
Die Personen waren auch nach ihrem aktuellen Gesundheitszustand befragt worden. Unter Abgeschla­gen­heit (Fatigue) litten 13,8 % der Personen, deren Annahme einer früheren Erkrankung durch ein positives Ergebnis im Antikörpertest bestätigt wurde. Über dasselbe Symptom klagten jedoch auch 12,6 % der Personen, bei denen der Antikörpertest die eigene Annahme einer früheren Erkrankung nicht bestätigte.
Von den Personen, die meinten, noch nicht an COVID-19 erkrankt gewesen zu sein und bei denen der Antikörpertest negativ ausgefallen war, litten nur 2,5 % unter einer Fatigue. Aber auch bei einem positi­ven Antikörpertest war das Symptom Fatigue mit einer Häufigkeit von 3,5 % relativ selten. Diese Perso­nen ahnten nicht, dass sie bereits an COVID-19 erkrankt waren.
Bei den meisten anderen COVID-19-Symptomen war es ähnlich. Das Team um Cédric Lemogne vom Service de Psychiatrie de l’adulte am Hôpital Hôtel-Dieu in Paris fand bei 15 von 18 möglichen Long-COVID-Symptomen eine signifikante Assoziation mit der subjektiven Überzeugung, bereits einmal an COVID-19 erkrankt gewesen zu sein. Die Odds Ratios reichten (in einer adjustierten Analyse, die Alter, Geschlecht, Ausbildung und Einkommen berücksichtigte) von 1,39 für Muskelschmerzen bis 16,37 für eine Anosmie. Ein positives Testergebnis war in der adjustierten Analyse nur mit einer Anosmie assoziiert (Odds Ratio 2,72).
Lemogne kritisiert, dass viele Studien zu Long COVID keine Vergleichsgruppe haben und die Symptome ungeprüft mit einer früheren Infektion in Verbindung bringen. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128947/Long-COVID-Nicht-alle-Patienten-mit-Langzeitsymptomen-waren-mit-SARS-CoV-2-infiziert

CORONA – FORSCHUNG – Studie: BNT162b2 (Biontech-Pfizer) bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren sicher, immunogen und wirksam – 10.11.2021
Pearl River/New York – Die Impfung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 hat sich in der zulassungsrele­vanten Studie bei 5- bis 11-jährigen Kindern nicht nur als verträglich erwiesen und eine gute Immuno­genität erzielt. Nach den jetzt im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2116298) publizierten Ergebnissen war auch eine Schutzwirkung gegen klinische COVID-19-Erkrankungen nachweisbar.
Der US-Hersteller Pfizer hat für den von Biontech entwickelten Impfstoff am 29. Oktober von der FDA die Erlaubnis zum Einsatz bei 5- bis 11-jährigen Kindern erhalten, der wenige Tage später von der US-Impfkommission empfohlen wurde. Eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA wird erwartet.
Pfizer hatte bereits Mitte März begonnen, im Rahmen der Zulassungsstudie an 4 US-Zentren auch 49 Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren zu impfen. Dabei stellte sich heraus, dass bereits mit einer Dosis von 10 µg mRNA, das ist 1/3 der Erwachsenendosis, eine gleich gute Immunität erreicht wird. In der folgenden Phase 2/3 wurde dann nur noch die Dosis von 10 µg mRNA verimpft.
An 81 Zentren in den USA, Spanien, Finnland und Polen erhielten ab dem 7. Juni 2.285 Kinder im Abstand von 21 Tagen 2 Impfdosen, die im Verhältnis 2 zu 1 entweder 10 µg mRNA oder Placebo enthielten.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Impfstelle. Sie traten nach der 1. Dosis bei 74 % der geimpften Kinder (versus 31 % in der Placebogruppe) und nach der 2. Dosis bei 71 % der Kinder (versus 29 % in der Placebogruppe) auf. Die Reaktionen waren damit etwas seltener als bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 16 Jahre), von denen 83 % und 78 % über lokale Schmerzen berichtet hatten.
Rötungen an der Injektionsstelle waren bei den 5- bis 11-Jährigen mit 15 % und 19 % etwas häufiger als bei Erwachsenen und Jugendlichen (5 % und 7 %), ebenso Schwellungen mit 10 % und 15 % (versus 5 % und 8 %).
Systemische Reaktionen waren bei den Kindern seltener: Fieber trat bei 3 % und 7 % (versus 1 % und 20 % bei Erwachsenen und Jugendlichen) und Schüttelfrost bei 5 % bis 10 % (versus 6 % und 42 %) auf. Eine Lymphadenopathie wurde bei 0,9 % der 5- bis 11-Jährigen beobachtet gegenüber 0,8 % bei 12- bis 15-Jährigen und 0,3 % bei Erwachsenen.
Nach den jetzt von einem Team um Alejandra Gurtman vom Hersteller Pfizer in Pearl River/New York mitgeteilten Ergebnissen kam es bei 4 Kindern zu Hautausschlägen (an Arm, Rumpf, Gesicht oder Körper). Sie waren mild und selbstlimitierend und traten typischerweise 7 Tage oder länger nach der Impfung auf.
Es wurde kein einziger Fall eines multisystemischen Entzündungssyndroms (MIS-C) gemeldet, das bisher nur nach Infektionen aufgetreten ist. Auch Myokarditis oder Perikarditis wurden nicht beobachtet, was aber angesichts der geringen Teilnehmerzahl zu erwarten war. Myo- und Perikarditis sind relativ seltene Impfkomplikationen.
Die Immunantwort war bei den 5- bis 11-Jährigen trotz der niedrigeren Dosis (10 µg statt 30 µg) nicht schwächer als bei 16- bis 25-Jährigen. Der mittlere geometrische Titer (GMT) war mit 1.197,6 versus 1.146,5 sogar tendenziell höher (Ratio 1,04; 95-%-Konfidenzintervall 0,93 bis 1,18).
Laut der Publikation ist es bei den Geimpften bisher zu 3 COVID-19 Erkrankungen gekommen gegenüber 16 Fällen in der Placebogruppe. Die Impfstoffwirksamkeit betrug damit 90,7 % (67,7 % bis 98,3 %) und lag damit im Bereich von Erwachsenen. © me/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128988/Studie-BNT162b2-bei-Kindern-im-Alter-von-5-bis-11-Jahren-sicher-immunogen-und-wirksam

CORONA – ITALIEN – Italien: Corona-Booster-Impfung für 40- bis 60-Jährige ab Dezember – 10.11.2021
ROM (dpa-AFX) – Italien will ab 1. Dezember Menschen zwischen 40 und 60 Jahren die Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 anbieten. „Die dritte Dosis sei absolut strategisch für das Weiterkommen in der Impfkampagne“, sagte Gesundheitsminister Roberto Speranza am Mittwoch bei einer Fragestunde in der Abgeordnetenkammer in Rom. Die Auffrischung ist nach Angaben seines Ministeriums für diejenigen, deren vollständige Impfung mindestens sechs Monate her ist. Die Booster-Impfung sei Stand Mittwoch bereits etwa 2,5 Millionen Menschen angeboten worden, so Speranza.
In Italien wurde mit den Auffrischungsimpfungen bei gefährdeten Gruppen, Menschen über 60 Jahre, Gesundheitspersonal und jene, die zuvor die Einmalimpfung von Johnson & Johnson erhalten hatten, begonnen. Je mehr Länder beim Boostern vorankämen, desto besser könne die Pandemie im Herbst und Winter kontrolliert werden, erklärte Speranza. An Fallzahlen etwa aus Deutschland sehe man, dass das eine Herausforderung bleibe.
Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums waren Stand Mittwoch fast 84 Prozent der über Zwölfjährigen durchgeimpft. Die Gesundheitsbehörden in Italien meldeten am Mittwoch knapp 7900 Corona-Neuinfektionen und 60 Tote mit dem Virus binnen eines Tages./jon/DP/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54454478-italien-corona-booster-impfung-fuer-40-bis-60-jaehrige-ab-dezember-016.htm

CORONA – DEUTSCHLAND – Ständige Impfkommission: Unter 30-Jährige nur mit Biontech impfen – 10.11.2021
Berlin – Kinder ab zwölf Jahren sowie Jugendliche und Erwachsene unter 30 Jahren sollen laut der Ständigen Impfkom­mission (STIKO) künftig nur noch mit dem Coronaimpfstoff von Biontech/Pfizer und nicht mit dem von Moderna geimpft werden.
Aktuelle Meldeanalysen zeigten, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen in dieser Altersgruppe nach der Moderna-Impfung (Spikevax) häufiger beobachtet würden als nach der Biontech-Impfung (Comirnaty). Das teilte die STIKO heute mit.
„Diese Empfehlung gilt sowohl für die Grundimmunisierung als auch für mögliche Auffrischimpfungen.“ Auch wenn zuvor ein anderer Impfstoff verwendet worden sei, solle für weitere Impfungen Biontech ge­nutzt werden, hieß es. Das Expertengremium berief sich auf Sicherheitsdaten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und internationale Daten.
Die STIKO rät außerdem, dass auch Schwangere unabhängig vom Alter Biontech bekommen sollten, auch wenn es für sie noch keine vergleichenden Sicherheitsdaten zu den beiden Impfstoffen gebe.
Es handelt sich noch nicht um eine finale STIKO-Empfehlung. Der Beschlussentwurf zur entsprechenden Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung sei zur Abstimmung an Fachkreise und Länder gegangen, hieß es. Änderungen seien daher noch möglich.
Der Verlauf der Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sei nach bisher vorliegenden Sicherheits­be­richten „überwiegend mild“, erklärte die STIKO. Wie das PEI in seinem Sicherheitsbericht angibt, traten die Entzündungen insbesondere nach der zweiten Impfung auf.
Erste Beschwerden würden typischer­weise innerhalb weniger Tage nach der Verbreichung bemerkt. Die STIKO betonte, für Menschen ab 30 Jahren bestehe nach der Moderna-Impfung kein erhöhtes Risiko für die beiden Entzündungen.
Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und dem US-Hersteller Moderna ähneln sich in einigen Punkten: Es sind beides mRNA-Impfstoffe, für die Grundimmunisierung werden zwei Dosen verabreicht. Seit der Ein­führung beider Präparate sei bekannt, dass sie „in seltenen Fällen“ Herzmuskel- und/oder Herzbeutel­entzündungen bei jüngeren Menschen zur Folge haben können, schreibt die STIKO.
Der Vorsitzende Thomas Mertens sagte heute, die Hypothese sei, dass die häufiger erfassten Fälle beim Moderna-Impfstoff mit dessen vergleichsweise höherer mRNA-Dosierung zusammenhängen könnten.
Im PEI-Sicherheitsbericht sind 136 Meldungen von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei mit Moderna geimpften Menschen zwischen 18 und 29 Jahren verzeichnet. Zwei Meldungen betreffen 12- bis 17-Jährige. Pro 100.000 Moderna-Impfungen ist von einer Berichtsrate von 11,41 beziehungsweise 11,71 für die beiden Altersgruppen die Rede.
Auch Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde rät Menschen unter 30 aus den gleichen Gründen von Moderna ab, wie aus einer Empfehlung der Behörde von vorgestern Abend hervorging. Moderna hatte gestern mitgeteilt, bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA die Zulassung auch für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren beantragt zu haben. Noch gibt es in Europa keinen zugelassenen Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren.
Ungeachtet der Empfehlungen in Frankreich und Deutschland hatte Moderna gestern bei der Europäi­schen Arzneimittel­agentur (EMA) die Zulassung seines Coronaimpfstoffs auch für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren beantragt. Die EMA kündigte heute an, sie prüfe die Zulassung.
Die Arzneimittelbehörde rechnet mit einem Ergebnis in zwei Monaten. Bisher ist in der EU noch kein Coronaimpfstoff für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen. © dpa/may/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128964/Staendige-Impfkommission-Unter-30-Jaehrige-nur-mit-Biontech-impfen

CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Impfdurchbrüche steigen von 17 Prozent seit Februar 2021 auf 41 Prozent seit 11.10. – Daten belegen Wirkung der Impfung – Über 6.000 Todesfälle vermieden – Meist milde Impfreaktionen – TodesImpfung mit Todesfolge ein Rarissimum: zwei tödliche VITT-Verläufe bislang – 10.11.2021
Von den 72.794 symptomatischen laborbestätigten Corona-Fällen, die zwischen 11. Oktober und 7. November aufgetreten sind, waren 41 Prozent der Betroffenen – 29.818 Personen – vollständig geimpft. Das gab die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Mittwoch bekannt. Die Anzahl der sogenannten Impfdurchbrüche lag damit zuletzt deutlich höher als seit Februar insgesamt mit rund 17 Prozent. Daten belegen aber weiterhin eine hohe Wirksamkeit der Impfung.
Von 5.415.439 Personen mit vollständiger Impfung wurden bisher 48.386 Fälle an Impfdurchbrüchen gemeldet, das sind 0,89 Prozent. Auf 1.000 vollständig geimpfte Personen kommen somit nur rund neun Personen mit einem Impfdurchbruch. Die Impfung schütze vor der Erkrankung und führe im Falle einer Infektion in der Regel zu einem milderen Krankheitsverlauf, hält die AGES fest.
*** Über 6.000 Todesfälle vermieden
Berechnungen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) nach wurden von ersten Februar bis 8. November 19.203 Krankenhausaufenthalte, 6.259 Aufenthalte in Intensivstationen und 6.118 Todesfälle durch die Covid-Schutzimpfung vermieden, heißt es in dem wöchentlichen Report der AGES. Es war außerdem zu erwarten, dass es mit steigendem geimpften Bevölkerungsteil zu mehr Impfdurchbrüchen kommt.
Wenn der Anteil der Geimpften in der Population steigt, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass unter den Personen, die sich mit SARS-CoV2 infizieren bzw. daran erkranken, Geimpfte sind, betonen die Experten. Je mehr aktive Fälle einer SARS-CoV2 Infektion es in der Bevölkerung gibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit sich als geimpfte Person zu infizieren.
Obwohl der Impfstoff AstraZeneca in Österreich gar nicht mehr verimpft wird, zeigte er laut aktuellstem Bericht des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) immer noch eine deutlich höhere Melderate als die anderen Vakzine. Pro 1.000 Impfungen lag die Melderate bei AstraZeneca 11,89, bei Moderna 3,32, bei BioNTech/Pfizer bei 1,73 und beim Janssen-Vakzin (Johnson & Johnson) 2,97. Von mehr als elf Millionen Impfungen vom 27. Dezember 2020 bis inklusive 5. November 2021 gab es 37.542 Meldungen von vermuteten Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang.
*** Meist milde Impfreaktionen
Neben Reaktionen an der Einstichstelle zählen Kopfschmerzen oder Müdigkeit (bei jeweils ca. 53 Prozent), Muskelschmerzen oder Unwohlsein (44 Prozent), Fiebrigkeit (33 Prozent), Gelenkschmerzen (26 Prozent), Schüttelfrost (32 Prozent) und Fieber über 38 Grad (acht Prozent) auch in den klinischen Studien zu den am häufigsten gemeldeten Impfreaktionen. Die Mehrheit war in der Intensität mild bis moderat und verschwand binnen weniger Tage.
Dem BASG wurden 175 Todesfälle in zeitlicher Nähe zu einer Impfung gemeldet – 128 bei BioNTech/Pfizer, 18 bei Moderna, 26 bei AstraZeneca und drei bei Janssen. Bei fünf Patienten konnte aufgrund des Obduktionsberichts ein Zusammenhang mit der Impfung ausgeschlossen werden. Bei 20 Personen fiel die Impfung in die Inkubationszeit einer Covid-19-Erkrankung im Rahmen derer die Patienten verstarben. Bei 34 weiteren bestanden schwerwiegende Vorerkrankungen, die vermutlich todesursächlich waren.
Bei zwei Fällen wird derzeit ein Zusammenhang mit der Impfung gesehen. Der Todesfall jener 49-jährigen Patientin, die nach einer Covid-19-Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca in Folge schwerer Gerinnungsstörungen verstorben ist, wurde als Kombination von Thrombose und Thrombozytopenie, auch bezeichnet als Vakzin-induzierte thrombotische Thrombozytopenie (VITT) eingestuft. Der Todesfall einer 36-jährigen Patientin nach einer Covid-19-Impfung mit dem Impfstoff von Janssen wird nach derzeitigem Erkenntnisstand ebenfalls dem Krankheitsbild einer VITT zugeordnet. 114 weitere Fälle sind noch in Abklärung bzw. konnten keine weiteren Informationen eingeholt werden. Die Untersuchungen, ob es einen Zusammenhang mit der Impfung gibt, laufen weiter.
https://science.apa.at/power-search/4349770256630337412

CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Wissenschaft zwischen Rampenlicht und „Morddrohungen“ – Gebot der Stunde: Wissenschaftskommunikation verbessern – Mehr Transparenz für wissenschaftsbezogenen politische Entscheidungsprozesse nötig – 10.11.2021
Nie zuvor in der jüngeren Geschichte waren Wissenschafter so im Rampenlicht wie in der Covid-Krise. Das hat der Forschung nicht nur Applaus gebracht, auch „Morddrohungen waren kein Einzelfall“, sagte der Virologe Andreas Bergthaler am Dienstagabend im Rahmen einer Veranstaltung von APA-Science. Wie Forscher in politische Entscheidungen eingebunden sind, sollte daher nachvollziehbarer werden, so die Diskutanten. Den Mut, sich zu exponieren, wird die Forschung weiter brauchen.
Für eine wissenschaftliche Arbeit hat man in der Regel jahrelang Zeit, kann abwägen und möglichst alle Seiten eines Problems betrachten. In der Krise wollen Menschen hingegen rasche Antworten auf Basis von wenig gesicherter Information, die dann bestenfalls auch noch im wendigen Fortlauf der Pandemie beständig richtig bleiben. Einer der sich hier stark exponiert hat, war Bergthaler, der am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) die Entwicklung des SARS-CoV-2-Virus verfolgt (siehe auch http://go.apa.at/PbrPH4Ym).
*** Argumente allein reichen nicht aus
Manchmal habe auch er sich gefragt, warum er das eigentlich tut. Denn egal welche Aussage man tätige, irgendjemand stößt sich immer daran. Der Reigen reiche von Coronaleugnern, die alles anzweifeln, bis zu Kollegen aus der Forschung, die etwa kritisieren, dass man überhaupt noch versucht, Impfgegner mit Argumenten zu überzeugen. Dass Argumente alleine nicht ausreichen, sei eine Einsicht, die Bergthaler gewonnen hat. Wissenschafter, die es als „Laborraten“ oft nicht gewohnt sind, auf emotionalerer Ebene zu diskutieren, müssten lernen, auf die Ängste und Sorgen mancher Menschen zu hören. „Wir müssen aus unserer ‚Bubble‘ herauskommen“, sagte Bergthaler in der Diskussion mit dem Titel „Forschung im Rampenlicht – und jetzt?“.
Trotz des Gegenwindes der auch der Wissenschaft im Zusammenhang mit der Krise entgegenweht, sollten sich Forscher weiter überlegen, was ihr Beitrag für die Gesellschaft ist, betonte Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Das Kommunizieren in Richtung Politik und über Fachgrenzen hinweg in die breitere Bevölkerung hinein, seien „Nahtstellen, die wir noch nicht so intensiv bearbeitet haben“. Es sei natürlich wichtig aufzuzeigen, wo die eigene Expertise endet, es brauche allerdings auch mehr Forscherpersönlichkeiten, die sich trauen, zu unterschiedlichen Themen in der Öffentlichkeit Stellung zu nehmen. Die Institutionen, aus denen diese Personen kommen, müssten sie auch stärker unterstützen. Es brauche nämlich auch Menschen, die niederschwellig Leute erreichen, die nicht unbedingt Qualitätsmedien lesen, sagte Egerth.
*** „Sternstunde“ und „Selbstentzauberung“
Die Politik wiederum wäre in der Krise ohne die Wissenschaft „verloren“ gewesen, sagte Alexander Bogner vom Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) der ÖAW. Covid-19 sei ebenso eine „Sternstunde der Wissenschaft“ wie auch die Stunde der „Selbstentzauberung“ selbiger, so der Soziologe. Während Experten in aller Öffentlichkeit Meinungsverschiedenheiten austauschten, ließ sich jedoch nur wenig Einblick darin gewinnen, wie politische Entscheidungen unter Mitwirkung von wissenschaftlicher Expertise getroffen wurden.
Es brauche daher künftig möglichst transparente Beratergremien, in denen sich verschiedene Disziplinen aufeinander beziehen können und müssen. Das sei besser als „aneinander Vorbeireden im Fernsehen“, so Bogner. Gleichzeitig dürfe sich die Politik auch nicht der Wissenschaft unterwerfen. Man benötige aber einen nachvollziehbaren Prozess, wie es zu möglichst evidenzbasierten Entscheidungen kommt. Nach dieser Logik funktioniere das politische System aber nicht wirklich.
*** Egerth: Gremien sollen Forscher schützen
Das sieht auch Bergthaler so: Denn die Beratungsstrukturen in der Krise seien bisher teils „äußerst intransparent“ gewesen. Das bringe dann auch den Experten Frust, wenn mit dem Finger auf eine beteiligte Einzelperson gezeigt wird, die möglicherweise falsch gelegen ist. „Forscher sollten durch Gremien auch geschützt sein und nicht auf Einzelmeinungen reduziert werden“, sagte Egerth.
Auffällig verändert präsentiert sich auch das Zusammenspiel von Wissenschaft und Medien im Zuge der Covid-Krise. Die Wissenschaftsberichterstattung habe die einschlägigen Redaktionen ein Stück weit verlassen. Wenn aber etwa Innenpolitik- oder Sportredakteure Forscher interviewen, hätten sie ihre eigene Logik des Fragenstellens angewendet und von Wissenschaftern zum Beispiel wissen wollen, wer denn jetzt wo recht hat oder quasi gewonnen hat, so Matthias Karmasin vom Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung (CMC) der ÖAW und der Universität Klagenfurt. Hier müssten sich Forscher auch abgrenzen können: „Ich finde es nicht schlimm, in Interviews zusagen: Da sage ich nichts dazu.“
*** Mehr Ressourcen für Wissenschaftsjournalismus
Insgesamt könne man jetzt auch umso mehr sehen, wie wichtig Medienkompetenz ist, die Kindern schon sehr früh vermittelt werden müsste. „Was in der Timeline bei Facebook auftaucht und was journalistisch gut recherchiert ist, ist nicht ganz das selbe“, so Karmasin. Es zeige sich, welch wichtige Funktion der Wissenschaftsjournalismus spielt, wenn es um das breitere Verständnis wissenschaftlicher Inhalte geht. Wenn nun notwendige Änderungen in der Medienförderung politisch angegangen werden, sollten „Ressourcen für Wissenschaftsjournalismus zur Verfügung gestellt werden“, sagte der Kommunikationswissenschafter.
Service: Eine Videoaufzeichnung der Veranstaltung findet sich unter http://go.apa.at/xmVa1eo7; Fotogalerie: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/26779/
https://science.apa.at/power-search/8659294857874102806

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – Bündnis verkündet Umstieg auf emissionsfreie Autos bis 2040 – 10.11.2021
Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow hat sich ein Bündnis aus rund 30 Staaten sowie Städten und Unternehmen zum vollständigen Umstieg auf emissionsfreie Autos bis spätestens 2040 bekannt. „Zusammen werden wir daran arbeiten, dass alle Verkäufe neuer Autos und Kleinbusse generell bis 2040 und in führenden Märkten nicht später als 2035 emissionsfrei sind“, heißt es in der vom britischen COP26-Vorsitz veröffentlichten Erklärung.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54450831-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

KLIMAWANDEL – Erster Entwurf zu COP-Entscheidung fordert verstärkten Klimaschutz – 10.11.2021
Der erste Entwurf der abschließenden Entscheidung der UN-Klimakonferenz in Glasgow fordert schnellere und verstärkte Klimaschutzanstrengungen von den Staaten. Sie seien aufgerufen, ihre Pläne für eine Dekarbonisierung „zu überdenken und zu stärken“, heißt es in dem von der britischen COP-Präsidentschaft vorgelegten Textentwurf. Die Regierungen sollen dies demnach bereits bis Ende 2022 tun und nicht wie bisher vorgesehen erst 2025. Der Textentwurf verweist auf das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dies erfordere „bedeutende und effektive Maßnahmen aller Seiten in dieser entscheidenden Dekade“.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54450831-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

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INTERNATIONAL – Zusammengesetzte OECD-Frühindikatoren (CLIs) deuten darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum dem Höchststand nach der Pandemie nähert – 10.11.2021
GRAPHIK: https://www.oecd.org/media/oecdorg/directorates/statisticsdirectorate/2021/CLI500-11-21.png
Die Erholung des Wirtschaftswachstums nach der Pandemie könnte laut den jüngsten OECD-Frühindikatoren bald ihren Höhepunkt im gesamten OECD-Raum erreichen.
Anzeichen für einen möglichen bevorstehenden Höhepunkt des Wirtschaftswachstums gibt es in den Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland und dem Vereinigten Königreich. In Frankreich deutet der CLI ebenfalls auf eine mögliche Spitze hin, wenn auch unterhalb des langfristigen Trendniveaus. In Kanada und im Euro-Gebiet insgesamt, einschließlich Italien, deuten die CLIs weiterhin auf ein nachlassendes Expansionstempo hin.
Unter den großen aufstrebenden Volkswirtschaften wird das Wachstum in China voraussichtlich an Schwung verlieren. In Indien signalisiert der CLI ebenfalls eine nachlassende Wachstumsdynamik, aber das reale BIP-Niveau wird voraussichtlich unter dem langfristigen Wachstumstrend bleiben. Für Brasilien wird weiterhin mit einer Verlangsamung des Wachstums gerechnet, während der CLI für Russland weiterhin auf einen stetigen Anstieg des Wachstums über den langfristigen Trend hinaus hindeutet.
Die zusammengesetzten Frühindikatoren der OECD, zu denen Auftragsbücher, Baugenehmigungen, Vertrauensindikatoren, langfristige Zinssätze, Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen und vieles mehr gehören, sind zyklische Indikatoren, die Schwankungen der Wirtschaftstätigkeit in den nächsten sechs bis neun Monaten vorwegnehmen sollen. Sie zeichnen ein umfassendes Bild der Wirtschaftstätigkeit auf der Grundlage einer großen Anzahl aktueller zukunftsorientierter Daten.
Trotz der allmählichen Aufhebung der COVID-19-Eindämmungsmaßnahmen in einigen Ländern und der Fortschritte bei den Impfkampagnen können die anhaltenden Unsicherheiten zu stärkeren als den üblichen Schwankungen der CLI und ihrer Komponenten führen. Daher sollten die CLIs mit Vorsicht interpretiert werden, und ihre Höhe sollte eher als Hinweis auf die Stärke des Signals denn als präzises Maß für das erwartete Wachstum der Wirtschaftstätigkeit betrachtet werden.
https://www.oecd.org/newsroom/composite-leading-indicators-cli-oecd-november-2021.htm
3-Seiten-PDF inkl. Schaubildern: https://www.oecd.org/sdd/leading-indicators/composite-leading-indicators-cli-oecd-11-2021.pdf
14-Seiten-PDF inkl. Schaubildern u.a. Österreich: https://www.oecd.org/sdd/leading-indicators/Note_2021_11.pdf

INTERNATIONAL – OECD-Frühindikator weist auf Gipfelbildung hin – 10.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Konjunkturerholung nach der Pandemie dürfte im OECD-Raum bald ihren Höhepunkt gesehen haben, denn der Frühindikator der OECD weist auf ein schwächeres Wachstum hin. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte, sank der Indikator im Oktober um 0,02 Prozent auf 100,9 Punkte. Im September hatte der Index bereits um 0,01 Prozent nachgegeben.
Der Frühindikator der OECD dient dazu, sehr früh Anzeichen für konjunkturelle Wenden festzustellen. Die OECD spricht davon, dass Wendepunkte relativ zum Trend sechs bis neun Monate vor der Änderung antizipiert werden sollen.
Der Frühindikator des Euroraums stagnierte im Oktober bei 101,1 Punkte, Deutschlands Indikator verringerte sich um 0,08 Prozent auf 101,8 Punkte. Der US-Indikator sank um 0,05 Prozent auf 100,4 Punkte. Japans Indikator fiel um 0,05 Prozent auf 100,9 Punkte und Chinas um 0,03 Prozent auf 101,2 Punkte.
Link: https://www.oecd.org/sdd/leading-indicators/publicationsdocuments/newsrelease/d.en.198621
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54449745-oecd-fruehindikator-weist-auf-gipfelbildung-hin-015.htm

ZENTRALBANKEN – DEUTSCHLAND – Weidmann: Digitaler Euro könnte Bargeld nicht ersetzen – 10.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Bargeld hat nach Aussage von Bundesbankpräsident Jens Weidmann Eigenschaften, die digitales Geld nicht bieten könnte. Weidmann sagte zur Eröffnung des Bargeldsymposiums der Bundesbank: „Zu Recht schätzen viele Menschen Bargeld sehr. Und kein anderes Zahlungsmittel wird alle seine Eigenschaften nachbilden können. Auch nicht der digitale Euro.“ Der Bundesbankpräsident schlug damit in Bezug auf den derzeit in der Prüfphase befindlichen digitalen Euro erneut etwas skeptischere Töne an als der im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) für dieses Projekt zuständige Fabio Panetta.
Während Panetta kürzlich auf die Möglichkeit hinwies, dass Verbraucher Bargeld eines Tages als Zahlungsmittel nur noch ungern benutzen könnten, betonte Weidmann die Vorteile dieses traditionellen Zahlungsmittels im täglichen Leben: „Dank der einfachen Handhabung ist Bargeld auch ein ganz wichtiges Zahlungsmittel für viele Menschen, die nicht so technikaffin sind, oder für jene, die in ihrer Sehkraft eingeschränkt sind“, sagte er. Geschätzt 13 Millionen Erwachsene im Euroraum besäßen kein Bankkonto, weshalb sie im Wesentlichen auf Bargeld angewiesen seien.
Weitere Aktivposten des Bargelds sind Weidmann zufolge eine leichtere Ausgabenkontrolle und seine Anonymität. Anonymität werde mitunter „als ein Aspekt eines größeren Konzepts verstanden: der Privatsphäre“.
Wie auch Panetta wies Weidmann darauf hin, dass Bargeld als Zahlungsmittel an Bedeutung verliere, während seine Nutzung als Wertaufbewahrungsmittel zunehme. 2020 wurden in Deutschland noch 60 (2017: 74) Prozent aller Zahlungen an der Ladenkasse, in der Freizeit und bei anderen Anlässen bar abgewickelt. Diesen Prozess habe die Corona-Pandemie beschleunigt, sagte Weidmann. Ob er sich fortgesetzt habe, werde gerade untersucht.
Laut Weidmann werden nur 5 Prozent der in Deutschland „netto“ ausgegebenen Banknoten zum Bezahlen genutzt. „Ungefähr 40 Prozent aber dienen den Menschen in Deutschland zur Wertaufbewahrung.“ Der Rest sei ins Ausland abgeflossen. Laut Weidmann stieg die Bargeldnachfrage durch Corona kräftig, 2020 gab die Bundesbank Banknoten im Wert von netto 70 Milliarden Euro aus.
Die EZB will innerhalb der nächsten zwei Jahre prüfen, ob sie die Ausgabe eines digitalen Euro befürwortet, der auch von Konsumenten genutzt werden kann.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54447161-weidmann-digitaler-euro-koennte-bargeld-nicht-ersetzen-015.htm

USA – US-Rohöllagerbestände leicht gestiegen – 10.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Rohöllagerbestände in den USA haben sich in der Woche zum 5. November ausgeweitet. Sie stiegen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 1,002 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Anstieg um 1,3 Millionen Barrel vorhergesagt. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 3,29 Millionen Barrel erhöht.
Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 2,5 Millionen Barrel eine Abnahme registriert worden.
Die Benzinbestände nahmen nach EIA-Angaben um 2,613 Millionen Barrel ab. Analysten hatten ein Minus von 0,6 Millionen Barrel erwartet, nachdem die Vorräte in der vorangegangenen Woche um 1,488 Millionen gesunken waren. Die API-Daten hatten einen Rückgang von 0,6 Millionen Barrel angezeigt.
Die Ölproduktion in den USA war in der Woche mit 11,5 Millionen Barrel pro Tag auf dem Niveau der Vorwoche. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab sich ein Zuwachs von 1,0 Millionen Barrel.
Webseite: http://www.eia.gov/petroleum/supply/weekly/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54453455-us-rohoellagerbestaende-leicht-gestiegen-015.htm

USA – USA: Rohölvorräte steigen etwas weniger als erwartet – 10.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – In den USA sind die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche etwas weniger als erwartet gestiegen. Die Vorräte legten im Vergleich zur Vorwoche um 1,0 Millionen Barrel auf 435,1 Millionen Barrel zu, wie das US-Energieministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Analysten hatten mit einem Anstieg um 1,6 Millionen Barrel gerechnet.
Die Benzinbestände fielen dagegen um 1,6 Millionen auf 212,7 Millionen Barrel zurück. Die Vorräte an Destillaten (Heizöl, Diesel) gaben um 2,6 Millionen auf 124,5 Millionen Barrel. Die US-Ölproduktion verharrte bei 11,5 Millionen Barrel pro Tag.
Die Daten im Überblick:
Aktuell Vorwoche
Rohöllagerbestände 435,1 434,1
Benzinlagerbestände 212,7 214,3
Destillatebestände 124,5 127,1
(in Mio Barrel)
Hinweis: Abweichungen aufgrund von Rundungen möglich.
/jsl/zb
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54453335-usa-rohoelvorraete-steigen-etwas-weniger-als-erwartet-016.htm

USA – US-Inflationsrate steigt im Oktober auf 6,2 Prozent – 10.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Der Inflationsdruck in den USA hat im Oktober deutlicher als erwartet zugenommen. Nach Mitteilung des Arbeitsministeriums stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent und lagen um 6,2 (September: 5,4) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Verbraucherpreise ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise stiegen um 0,6 Prozent auf Monats- und um 4,6 (4,0) Prozent auf Jahressicht. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten monatliche Preisanstiege von nur 0,6 und 0,4 Prozent erwartet sowie Jahresteuerungsraten von 5,9 und 4,3 Prozent. Die Energiepreise zogen im Monatsvergleich um 4,8 Prozent an, und die Lebensmittelpreise um 0,9 Prozent.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54451933-us-inflationsrate-steigt-im-oktober-auf-6-2-prozent-015.htm

USA – USA: Inflation so hoch wie seit über 30 Jahren nicht mehr – 10.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Der Preisauftrieb in den USA hat sich im Oktober von hohem Niveau aus weiter beschleunigt. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,2 Prozent, wie das Arbeitsministerium um Mittwoch in Washington mitteilte. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1990. Analysten hatten im Schnitt nur mit einer Beschleunigung auf 5,9 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Rate 5,4 Prozent betragen.
Der Preisanstieg fiel laut Ministerium breit aus und betraf zahlreiche Kategorien. Energie, Mieten, Lebensmittel, Gebrauchtwagen und neue Autos seien deutlich teurer gewesen. Die Teuerungsrate ohne Energie und Nahrungsmittel, die sogenannte Kernrate, stieg von 4,0 auf 4,6 Prozent. Diese Rate wird von Ökonomen zumeist als verlässliche Messgröße angesehen, um den grundlegenden Preistrend zu bestimmen.
Die Inflation entfernt sich damit noch mehr vom mittelfristigen Zielwert der US-Notenbank, der zwei Prozent beträgt. Die Fed erachtet die erhöhte Teuerung allerdings als von Corona-Sonderfaktoren bestimmte, übergangsweise Entwicklung, die sich bald wieder abschwächen sollte. Kritiker monieren, diese Sichtweise gerate um so mehr ins Wanken, je länger die Inflationsrate hoch bleibe und je stärker die Abweichung vom Fed-Ziel ausfalle./bgf/jsl/jha/
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54452035-usa-inflation-so-hoch-wie-seit-ueber-30-jahren-nicht-mehr-016.htm

USA – US-Konsumentenpreise steigen weit stärker als erwartet – Die Preise in der USA sind im vergangenen Monat stärker angestiegen als die Analysten zuvor erwartet hatten – 10.11.2021
(Reuters) Lieferengpässe und die Preisexplosion bei Energie treiben die US-Inflation auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. Waren und Dienstleistungen kosteten im Oktober 6,2% mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Einen derart kräftigen Preisauftrieb hat es in den USA seit November 1990 nicht mehr gegeben. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem Wert von 5,8% gerechnet, nach einem bereits satten Preisauftrieb im September von 5,4%. Der an den Zapfsäulen und an der Supermarktkasse abzulesende Preisauftrieb rief nun auch US-Präsident Joe Biden auf den Plan: «Die Inflation trifft die Amerikaner im Geldbeutel und diesen Trend umzukehren hat für mich Top-Priorität.»
Er habe seine wirtschaftspolitischen Berater im National Economic Council (NEC) angewiesen, daran zu arbeiten, die Energiekosten zu drücken. Zugleich betonte er, dass er die Unabhängigkeit der Notenbank Fed bei seinen Bemühungen im Kampf gegen die Inflation respektiere.
Die im Zuge der schockierend hoch ausgefallenen Preisdaten wieder aufgeflammte Angst vor Zinserhöhungen der Fed machte der Wall Street zu schaffen. «Auch wenn die Fed glaubt, dass die Inflation vorübergehend ist, gibt es immer mehr Anzeichen dafür, das dies nicht stimmt», sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane.
Auch vor dem Hintergrund der rasant steigenden Preise hatte die US-Zentralbank jüngst die Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik eingeleitet: «Das ist gut so, denn die Zeit für expansive geldpolitische Massnahmen ist abgelaufen», sagte VP-Bank Ökonom Thomas Gitzel.
Die US-Notenbank fährt ihre Anleihenkäufe ab Mitte dieses Monats zurück, so dass die Zukäufe von einem monatlichen Volumen von derzeit noch 120 Mrd. $ bis Mitte nächsten Jahres komplett abgeschmolzen sein dürften. Das Ende der Zukäufe gilt zugleich als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. «Die Fed dürfte sich spätestens Ende nächsten Jahres gezwungen sehen, ihre zögerliche Haltung aufzugeben und eine Leitzinswende einzuleiten», meinte Volkswirt Dirk Chlench von der LBBW. Derzeit liegt der Leitzins noch fest zementiert in der Spanne von null bis 0,25%.
Hohe Inflation allerorten
«Die Inflation scheint ausser Rand und Band zu sein», sagte Ökonom Gitzel. Die USA sind dabei nicht allein auf weiter Flur, da die Preise praktisch weltweit auf dem Vormarsch sind. Grund sind aus der Corona-Krise resultierende Lieferengpässe und ein weit verbreiteter Materialmangel bei Halbleitern, Stahl, Holz und Kunststoff, der die Preise treibt. In China stiegen die Erzeugerpreise auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. In Deutschland trieben hohe Kosten für Energie die Inflationsrate auf ein 28-Jahres-Hoch von 4,5%.
Auch in den USA heizen die hohen Energiekosten die Inflation an. Die Spritpreise an den Zapfsäulen sind auf ein Sieben-Jahres-Hoch gestiegen. Der Ölpreis hat dieses Jahr bereits mehr als 60% zugelegt.
Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe verwies darauf, dass Unternehmen gestiegene Kosten zunehmend an ihre Abnehmer weitergeben würden. «Dieser Überwälzungsprozess erfasst mehr und mehr Güter, da vor allem die Probleme auf der Angebotsseite sich nicht rasch auflösen.» In der Tat haben die US-Produzenten ihre Preise im Oktober erneut kräftig angehoben. Diese stiegen wie schon im September um 8,6% zum Vorjahresmonat. Einen kräftigeren Zuwachs hat es seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2010 noch nicht gegeben.
https://www.fuw.ch/article/us-konsumentenpreise-steigen-weit-staerker-als-erwartet/

USA – Zurück in die 90er: Die Inflation in den USA schraubt sich in immer neue Höhen. Was Anleger jetzt beachten sollten. Ein Kommentar von US-Korrespondent Valentin Ade. – 10.11.2021
6,2% US-Inflation. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch, es ist der stärkste Anstieg der Teuerung in Nordamerika seit Anfang der 90er-Jahre. Mit 5,8% wurde allgemein gerechnet. Damit lagen die monatlichen Inflationszahlen zum wiederholten Mal in diesem Jahr über den Erwartungen. Ganz direkt merken das die Konsumenten bei signifikant gestiegenen Kosten für Mieten, Gebrauchtwagen, Benzin und anderen Dingen des täglichen Gebrauchs. Das besorgt Politiker wie US-Präsident Joe Biden unmittelbar. Den Notenbankern dürfte das langfristig Unbehagen bereiten.
Denn die aktuellen Zahlen geben der Debatte neue Nahrung, wie «vorübergehend» (transitory) gemäss dem Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, diese Inflation tatsächlich ist. Powells Annahme ist: Während wir aus der Coronakrise herauskommen, hat die Nachfrage wieder stark zugenommen, zugleich ist das Angebot aufgrund globaler Lieferkettenengpässe und Mangel an Angestellten auf dem US-Arbeitsmarkt verknappt.
Powell deutet auf das zweite Halbjahr 2022, dann würde wohl wieder Vollbeschäftigung herrschen, und die Lieferkettenengpässe könnten sich entspannt haben. Die Inflation würde auf gesündere Werte zurückgleiten. Bis Ende 2022 preist der Markt auch schon zwei Zinserhöhungen ein, die ihrerseits die Inflation eindämmen sollen. Die Zinsstrukturkurve verflacht sich, was bedeutet, Anleger erwarten auch ob der langsam eingeleiteten Normalisierung der ultralockeren Geldpolitik eine Abkühlung der Konjunktur in der Zukunft.
Augen auf den Arbeitsmarkt
Skeptiker wie Ed Yardeni, Präsident von Yardeni Research, sehen hingegen das Risiko einer länger anhaltenden Inflation und dass «am Ende das Fed sogar einfach sein Inflationsziel von 2 auf 3% anheben wird». Oder Russell Napier, der sagt, Staaten haben doch gerade einen Anreiz, hohe Inflation bei zugleich niedrigen Zinsen herbeizuführen, um ihre immense Schuldenlast erträglicher zu machen. Er empfiehlt den Anlegern, als Schutz dagegen jetzt Gold zu kaufen. Viele Modelle implizieren jedenfalls über 4% Inflation auch für das kommende Jahr.
Den Schlüssel zu dieser Inflationsdebatte sehen viele Experten im US-Arbeitsmarkt. Weil es Wirtschaft und Staat schlechter als anderen gelungen ist, Angestellte während der Krise zu halten, ist die Erwerbsquote deutlich tiefer als vor der Pandemie. Einige Arbeitnehmer sind vorzeitig in Rente gegangen, einige sind dem Virus zum Opfer gefallen, einige trauen sich deshalb noch nicht zurück in Anstellung oder können es schlicht nicht, weil sie sich um Angehörige kümmern müssen. Zu guter Letzt haben auch einige in dieser Pandemie nachgedacht, was sie überhaupt vom Leben wollen, und haben ihrem alten Job den Rücken gekehrt. In den USA spricht man auch von der «Great Resignation».
Unternehmen versuchen vor dem grossen Feiertagsgeschäft mit höheren Löhnen und Antrittsgeldern Angestellte anzulocken. Dazu gibt es im ganzen Land so viel Streiks verbunden mit höheren Lohnforderungen wie selten zuvor. Dieses abzusehende Lohnwachstum kann zu Zweitrundeneffekten führen, die die Preise nochmals nach oben treiben. Die riesigen Ausgabenpakete der Regierung Biden über die kommenden Jahre und die ungewisse Dauer der globalen Lieferkettenengpässe könnten ihr Übriges hinzutun.
Aktien gegen Teuerung
Für den Anleger, der mit Schweizer Franken investiert, ist dieses Umfeld bei aller Ungewissheit und Dramatik nicht das schlechteste. Denn die heimische Währung wertet sich tendenziell gegenüber allen anderen dieser Welt auf und ist damit das Währungsäquivalent zum von Napier propagierten gelben Metall. Doch auch an Aktien kommt der renditeorientierte Anleger in diesem Umfeld nicht vorbei. Die Geschichte zeigt nämlich: Eine etwas höhere Inflation – zum Beispiel die prognostizierten 4% – kann langfristig den Aktienrenditen wenig anhaben.
Der US-Aktienmarkt eilt von Hoch zu Hoch, getrieben vor allem durch starke Drittquartalszahlen der amerikanischen Unternehmen. Denn wie die Inflation liegen auch die Ergebnisse der Unternehmen mehrheitlich über den Erwartungen des Marktes. Und die Zukunftsaussichten vieler US-Konzerne sind weiterhin intakt. Doch einige Experten warnen angesichts der rekordhohen Marktniveaus: Nun sei es Zeit, in defensivere Werte zu wechseln und zu Unternehmen mit Preissetzungsmacht, die ihre Margen auch im Sturm schützen können. Denn auch wenn an Aktien im jetzigen Umfeld kaum ein Weg vorbeiführt, wird doch die Auswahl der Titel entscheidender.
https://www.fuw.ch/article/zurueck-in-die-90er/

USA – US-Realeinkommen sinken im Oktober um 0,9 Prozent – 10.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Realeinkommen in den USA sind im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent gefallen. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, war im September ein Anstieg um 0,8 Prozent zu verzeichnen. Das durchschnittliche Wocheneinkommen betrug den Angaben der Behörde zufolge saison- und inflationsbereinigt 388,22 US-Dollar nach 391,62 Dollar im Vormonat.
Webseite: http://www.bls.gov/news.release/realer.t01.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54451997-us-realeinkommen-sinken-im-oktober-um-0-9-prozent-015.htm

USA – Der Chart des Tages – Vermögen und Sparen: Alle profitieren, und einige wenige ganz besonders – 10.11.2021
GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/11/net-wealth-past-corona.png
Während der Pandemie ist die Sparquote der Privathaushalte vielerorts in die Höhe geschossen. Oft war die Anhäufung der Ersparnisse weniger eine freiwillige Entscheidung als vielmehr dem Umstand geschuldet, dass das Geld im Lockdown schlicht nicht ausgegeben werden konnte. Viele Menschen nutzten die Zeit auch, um Kapital für (noch) schlechtere Zeiten auf die hohe Kante zu legen.
Möglich gemacht wurde die Anhäufung von Spargeldern nicht zuletzt durch Unterstützungszahlungen vonseiten der jeweiligen Regierung. Der unerwartete Geldfluss wurde dann auf das Sparkonto gelegt, es wurden Aktien oder gar ein Haus gekauft, oder aber es wurden Schulden abgezahlt. Die Investition in ein Haus oder in Aktien machte die Menschen denn auch sehr schnell zumindest gefühlt reicher dank der Kurssteigerungen. …
https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2181/

USA – Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sinken – 10.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 6. November leicht abgenommen. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 4.000 auf 267.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 265.000 vorhergesagt. Für die Vorwoche wurde der Wert nach oben revidiert, auf 271.000 von ursprünglich 269.000. Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 7.250 auf 278.000.
In der Woche zum 30. Oktober erhielten 2,16 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Das waren 59.000 mehr als in der Vorwoche.
Tabelle: http://www.dol.gov/ui/data.pdf
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54452013-erstantraege-auf-us-arbeitslosenhilfe-sinken-015.htm

USA – USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gehen weniger als erwartet zurück – 10.11.2021
WASHINGTON (dpa-AFX) – Am US-Arbeitsmarkt hat sich die Lage in der vergangenen Woche etwas verbessert. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen im Wochenvergleich um 4000 auf 267 000, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt aber mit einem deutlicheren Rückgang auf 260 000 Anträge gerechnet. Die wöchentlichen Erstanträge gelten als Frühindikator für den Arbeitsmarkt. Die Daten wurden wegen eines Feiertags am Donnerstag bereits am Mittwoch veröffentlicht.
Obwohl immer noch zahlreiche US-Bürger infolge der Corona-Krise ohne Job sind, hat sich die Lage am Arbeitsmarkt dank der Aufhebung von Corona-Beschränkungen deutlich verbessert. Die wöchentlichen Hilfsanträge liegen aber immer noch auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. Der Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed./jsl/bgf/stk
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54451807-usa-erstantraege-auf-arbeitslosenhilfe-gehen-weniger-als-erwartet-zurueck-016.htm

CHINA – Chinas Erzeugerpreise steigen im Oktober um 13,5 Prozent – 10.11.2021
Die chinesischen Erzeugerpreise sind im Oktober mit der höchsten Rate seit 25 Jahren gestiegen. Wie die Nationale Statistikbehörde mitteilte, legte der Erzeugerpreisindex um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu nach einem Plus von 10,7 Prozent im September. Volkswirte hatten in einem Konsens des Wall Street Journal mit einem Anstieg von 12,5 Prozent gerechnet.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54446934-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

CHINA – Fed warnt vor chinesischer Immobilienkrise . 10.11.2021
nach Evergrande und einer Reihe weiterer Immobilienkonzerne hat zuletzt auch die Kaisa Gruppe Alarm geschlagen. Das Unternehmen bat seine Gläubiger um Zahlungsaufschub. Um Geld aufzubringen, wolle der Konzern die Veräußerung von Vermögenswerten in Schanghai und Shenzhen beschleunigen und die Erlöse für Rückzahlungen verwenden sowie den Verkauf bestehender Immobilien vorantreiben.
Die Turbulenzen in Chinas Immobilienmarkt halten weltweit seit Wochen die Investoren in Atem. Auslöser war die Krise von Evergrande, dem zweitgrößten chinesischen Immobilienentwickler, der nach offiziellen Angaben Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar trägt. Heute endet laut Bloomberg die 30-tägige Nachfrist für drei Kuponzahlungen im Gesamtwert von 148,1 Millionen US-Dollar.
Nun drängt sich immer stärker die Frage auf: Wie gefährlich ist die Krise für den Rest der Welt? Im halbjährlichen Stabilitätsbericht der Fed heißt es: „…finanzielle Spannungen in China könnten die globalen Finanzmärkte durch eine Verschlechterung des Risikobewusstseins belasten, Risiken für das globale Wirtschaftswachstum bergen und die Vereinigten Staaten beeinträchtigen.“
Grund für die Bereinigung in Chinas Immobilienmarkt ist die schärfere Regulierung der Branche durch die chinesische Staatsführung. Diese hatte in den vergangenen Monaten Maßnahmen ergriffen, um den heiß gelaufenen Immobilienmarkt des Landes abzukühlen. So wurden Hauskredite restriktiver vergeben und insbesondere auf lokaler Ebene mehr Beschränkungen für Privatpersonen für den Kauf von Wohneigentum erlassen.
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ZITAT: „Die Probleme im chinesischen Immobiliensektor, die jetzt auf den breiteren Markt übergreifen, sind größtenteils von den Behörden selbst verschuldet.“ – Alejandro Arevalo, Chef für Schwellenländeranleihen bei Jupiter Asset Management
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In den vergangenen Jahren hat die chinesische Führung noch jedes ernste wirtschaftliche Problem in den Griff bekommen. Aber das muss nicht immer so bleiben, kommentiert Handelsblatt-Redakteur Michael Maisch.
https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilienkrise-naechster-chinesischer-immobilienentwickler-taumelt-fed-warnt-vor-dominoeffekt/27774048.html
SIEHE DAZU:
=> Evergrande Faces Biggest Payment Test Yet as Grace Periods End – Developer must pay $148 million in coupons to avert default – Contagion fears spill over to China’s investment-grade firms – 9.11.2021
=> Vorsicht, Ansteckungsgefahr: Chinas Krise wird zum Risiko für die globalen Finanzmärkte – 9.11.2021
In den vergangenen Jahren hat die chinesische Führung noch jedes ernste wirtschaftliche Problem in den Griff bekommen. Aber das muss nicht immer so bleiben – das zeigt die Krise am Immobilienmarkt.
https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-vorsicht-ansteckungsgefahr-chinas-krise-wird-zum-risiko-fuer-die-globalen-finanzmaerkte/27782184.html

EUROZONE – EZB: Euroraum-Produktivität steigt während Corona-Pandemie stärker – 10.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Das Produktivitätswachstum des Euroraums hat sich nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) während der Corona-Pandemie deutlich verbessert. In ihrem aktuellen Wirtschaftsbericht weist die EZB darauf hin, dass die Produktivität je geleisteter Arbeitsstunde zwischen dem vierten Quartal 2019 und dem ersten Quartal 2021 um 1,7 Prozent gestiegen ist. Das war doppelt so viel wie im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2019.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die Beschäftigung im gleichen Zeitraum um nur 1,6 Prozent zurückging, was sie vor allem auf die verschiedenen Programme zur Erhaltung von Arbeitsplätzen in den Euroraum-Ländern zurückführen. Ab dem ersten Quartal 2021 kehrte sich die Entwicklung demnach um: Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden und die Beschäftigung nahmen wieder stark zu, wodurch sich das Produktivitätswachstum verlangsamte. „Dennoch ist die Produktivität jetzt um mehr als 2 Prozent höher als das Niveau vor der Pandemie“, schreiben die Autoren der Studie.
Ob die Pandemie auch zu einem langfristig höheren Produktivitätswachstum führen wird, ist ihrer Meinung jedoch nicht sicher. „Künftig wird das Produktivitätswachstum stark davon abhängen, ob sich die Digitalisierung verfestigt und wie der Ausstieg aus den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen verläuft“, schreiben sie.
Das Produktivitätswachstum im Euroraum ist seit Jahrzehnten gedämpft. Als Ursachen nennen die Autoren eines anderen Aufsatzes den seit der Finanzkrise schwachen Kapitaleinsatz bei gleichzeitigen Beschäftigungswachstum. Zugleich wachse die totale Faktorproduktivität (TFP) innerhalb der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes schon seit langem langsamer. Ausgeglichen wird das laut dem Aufsatz teilweise von einem höheren Produktivitätswachstum im Dienstleistungssektor, wo es allerdings weitgehend auf die Marktführer beschränkt bleibe. Die TFP ist jene Produktivität, die sich nicht direkt auf den Einsatz von Personal oder Kapital zurückführen lässt.
Die Geldpolitik der EZB spielt beim geringeren Produktivitätswachstum laut diesen Aufsätzen eine nur geringe – aber positive – Rolle. Die Autoren weisen darauf hin, dass die lockere Geldpolitik überproportional gesunden Unternehmen nütze, nicht schwachen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54447805-ezb-euroraum-produktivitaet-steigt-waehrend-corona-pandemie-staerker-015.htm

EUROPÄISCHE UNION – EU bereitet Sanktionen wegen „Schleusung“ gegen Belarus vor – 10.11.2021
Im Flüchtlingskonflikt mit Belarus bereitet die Europäische Union eine weitere Verschärfung der Sanktionen vor. Die Botschafter der 27 EU-Staaten stimmten erweiterten Sanktionskriterien zu, wie Diplomaten in Brüssel mitteilten. Sie umfassen die „Instrumentalisierung von Migranten“ und „Schleusung“. Darunter könnte die EU in den kommenden Wochen ein fünftes Paket von Strafmaßnahmen beschließen. Sie sollen sich gegen rund 30 Luftfahrtgesellschaften, Reisebüros oder andere Verantwortliche richten, die Belarus bei der Schleusung unterstützen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54454869-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

EUROPÄISCHE UNION – EU-Kommissarin: Bankenunion erfordert harte Entscheidungen – Einigung bei Einlagensicherung noch ausständig – 10.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–EU-Kommissarin Mairead McGuinness hat die EU-Staaten aufgerufen, das Ziel einer Bankenunion allen Schwierigkeiten zum Trotz nicht aus den Augen zu verlieren, und Fortschritte bei einer europäischen Einlagensicherung zu machen. „Die Bankenunion erfordert harte Entscheidungen und schwierige Kompromisse, bisher sind wir dazu nicht in der Lage gewesen“, sagte McGuinness beim EZB-Bankenaufsichtsforum. Ein wichtiges Hindernis für eine europäische Einlagensicherung (European Deposit Incurance System – Edis) ist die Behandlung von Staatsanleihen in Bankbilanzen.
„Die Bankenunion wird nur vollständig sein, wenn Edis da ist“, sagte die EU-Kommissarin. Nationale Einlagensicherungssysteme verringerten zwar die Wahrscheinlichkeit, dass im Falle von Schwierigkeiten Steuergelder eingesetzt werden müssten, aber Edis würde die öffentliche Sicherheitsnetze stärker machen und konsistenter über die ganze EU hinweg. „Die Kommission ist überzeugt davon, dass eine ehrgeizigere Edis-Konstruktion einschließlich Verlustvergemeinschaftung im angestrebten Endzustand der Bankenunion nötig ist“, sagte sie. Nur wenn die Banken sowohl im Erfolg als auch im Scheitern europäisch seien, werde die EU vollen Nutzen aus der Bankenunion ziehen können.
Vor allem Deutschland will Edis nicht zustimmen, solange die Risiken in Bankbilanzen nicht ausreichend verringert sind. Dazu zählen beispielsweise die Bestände an Staatsanleihen in Bankbilanzen, die beispielsweise in Italien hoch und in der Corona-Pandemie noch gestiegen sind. Der Baseler Ausschuss hatte sich bei der Aufstellung der Eigenkapitalrichtlinie Basel 3 nicht darauf einigen können, Staatsanleihen in Bankbilanzen ein Risiko zuzuschreiben.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54448989-eu-kommissarin-bankenunion-erfordert-harte-entscheidungen-015.htm

EUROPÄISCHE UNION – Gericht der EU hält Milliardenstrafe gegen Google aufrecht – 10.11.2021
Von Dan Michaels
BRÜSSEL (Dow Jones)–Google hat im Streit mit der EU-Kommission einen Rückschlag hinnehmen müssen. Das Gericht der Europäischen Union wies Googles Protest gegen die Ergebnisse einer Kartelluntersuchung der EU-Kommission zurück und behielt die Strafe von 2,42 Milliarden Euro bei.
Das Gericht in Luxemburg unterstützte das Untersuchungsergebnis der Kommission, wonach die Suchmaschine des Konzerns europäisches Wettbewerbsrecht verletzt habe, indem Nutzer auf die eigenen Shopping-Anzeigen geleitet worden seien, zu Lasten der Konkurrenz.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54449100-gericht-der-eu-haelt-milliardenstrafe-gegen-google-aufrecht-015.htm

ITALIEN – Italien: Industrieproduktion steigt überraschend – 10.11.2021
ROM (dpa-AFX) – Die Produktion in der italienischen Industrie ist im September überraschend etwas gestiegen. Gegenüber dem Vormonat stieg die Gesamtherstellung um 0,1 Prozent, wie das Statistikamt Istat am Mittwoch in Rom mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 0,1 Prozent gerechnet. Der Anstieg folgt auf ein Minus um revidiert 0,3 (zunächst 0,2) Prozent im August.
Gegenüber dem Vorjahresmonat legte die Produktion im September um 4,4 Prozent zu. Hier war lediglich ein Anstieg um 4,0 Prozent erwartet worden./jsl/bgf/stk
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54447788-italien-industrieproduktion-steigt-ueberraschend-016.htm

FRANKREICH – Macron bekräftigt Bau neuer Atomreaktoren in Frankreich – 10.11.2021
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den geplanten Aufschwung der Atomkraft in seinem Land erneut bekräftigt. „Wir werden das erste Mal seit Jahrzehnten wieder Atomreaktoren bauen“, sagte er in einer Ansprache an die Nation. Auf diese Weise könne Frankreich seine CO2-Reduktionsziele erreichen und zugleich die Unabhängigkeit der Energieversorgung stärken.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54446934-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Deutsche HVPI-Inflation steigt im Oktober auf 4,6 Prozent – 10.11.2021
Der am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsdruck in Deutschland hat sich im Oktober verstärkt. Wie das Statistischen Bundesamt (Destatis) mitteilte, stieg der HVPI mit einer Jahresrate von 4,6 (Vormonat: 4,1) Prozent. Die Statistiker bestätigten damit – wie von Volkswirten erwartet – ihre vorläufige Schätzung vom 28. Oktober. Gegenüber dem Vormonat stieg der HVPI um 0,5 Prozent, womit die vorläufigen Daten ebenfalls bestätigt wurden. Die HVPI-Rate ist maßgeblich für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54446934-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Hälfte der Mittelschicht beklagt Einbußen von Einkommen durch Pandemie – 10.11.2021
Die Corona-Pandemie könnte einem Jahrzehnt zunehmender Stabilität und gefühlter Sicherheit in der deutschen Mittelschicht ein Ende bereitet haben. Laut dem Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung berichtet rund die Hälfte der Mittelschicht von Einkommensverlusten durch die Pandemie. Ärmere Haushalte waren demnach besonders häufig von pandemiebedingten Einkommensverlusten betroffen. Dies könne zu zunehmender sozialer Ungleichheit führen, warnte das WSI.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54454869-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Zahl überschuldeter Verbraucher auf Tiefstand gefallen – 10.11.2021
Inmitten der Corona-Krise ist die Zahl der überschuldeten Verbraucher in Deutschland auf einen Tiefstand gefallen. In diesem Jahr seien rund 6,16 Millionen Bürgerinnen und Bürger überschuldet gewesen – so wenige wie noch nie seit Beginn der Datenerhebung 2004, teilte die Auskunftei Creditreform mit. Im Vergleich zu 2020 ergab sich damit ein Rückgang um 700.000 Fälle oder gut 10 Prozent. Die Betroffenen verteilten sich auf gut drei Millionen Haushalte.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54454869-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose 2021 auf 2,7 Prozent – 10.11.2021
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Die deutsche Wirtschaft wächst in diesem Jahr nach Einschätzung der sogenannten Wirtschaftsweisen weniger stark als noch im Frühjahr erwartet. In seinem Jahresgutachten senkte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Jahr 2021 auf 2,7 (März: 3,1) Prozent. Für nächstes Jahr erwarten die Ökonomen eine Zunahme des BIP um 4,6 Prozent.
„Die Erholung der deutschen Wirtschaft im Sommer dieses Jahres hat sich fortgesetzt. Allerdings wird sie durch vielfältige angebotsseitige Engpässe gedämpft“, erklärten die Wirtschaftsweisen. Wenn sich im nächsten Jahr die private Nachfrage nach Dienstleistungen und die Industrieproduktion normalisierten, dürfte das Wirtschaftswachstum weiter anziehen. Das Vorkrisenniveau aus dem vierten Quartal 2019 werde vermutlich im ersten Quartal 2022 wieder erreicht.
„Die Unsicherheit über die kommende wirtschaftliche Entwicklung ist hoch“, betonte der SVR. Erneute gesundheitspolitische Einschränkungen oder länger anhaltende Lieferengpässe könnten die Erholung stärker belasten.
Mit ihrer neuen Prognose für 2021 zeigen sich die Wirtschaftsweisen etwas optimistischer als die Bundesregierung, die für dieses Jahr 2,6 Prozent und für nächstes 4,1 Prozent Wachstum erwartet. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihrerseits für 2021 lediglich einen BIP-Zuwachs um 2,4 Prozent, für 2022 dann aber eine deutlichere Steigerung um 4,8 Prozent vorhergesagt.
*** Risiken bei der Inflationsentwicklung
Die deutlich gestiegene weltweite Nachfrage habe zu hohen Rohstoff- und Energiepreisen sowie angebotsseitigen Engpässen geführt, erklärte der SVR in dem 471 Seiten starken Gutachten mit dem Titel „Transformation gestalten: Bildung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit“. Dies dürfte die ohnehin schon erhöhte Verbraucherpreisinflation in Deutschland in diesem Jahr auf 3,1 Prozent steigen lassen. Im nächsten Jahr dürfte sie dann auf 2,6 Prozent zurückgehen. Länger anhaltende angebotsseitige Engpässe, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise stellten Risiken dar, durch die „eigentlich temporäre Preistreiber zu persistent höheren Inflationsraten führen könnten“.
„Die Fiskalpolitik sollte nach der Krise normalisiert, die Tragfähigkeit und Krisenresilienz der Staatsfinanzen sollten wieder gestärkt werden“, sagte SVR-Mitglied Volker Wieland. „Die Geldpolitik trägt zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum am besten durch Sicherstellung der Preisstabilität bei. Daher sollte das Ende der pandemiebedingten geldpolitischen Maßnahmen ins Auge gefasst und eine Normalisierungsstrategie kommuniziert werden“, forderte er. Zunehmende Inflationsrisiken sowie steigende Abhängigkeiten der öffentlichen Haushalte vom niedrigen Zinsniveau in einigen Euro-Ländern könnten sich zu einem Dilemma für die Geldpolitik entwickeln. „Wenn die Geldpolitik zu spät oder zu inkonsequent reagiert, kann dies die wirtschaftliche Entwicklung gefährden“, warnte Wieland.
Für das Gelingen der Transformation würden in Deutschland umfangreiche private Investitionen gebraucht. Dafür müssen wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Zukunftsorientierte öffentliche Ausgaben sollten nach dem Petitum der Wirtschaftsweisen priorisiert und die vielfältigen nicht-monetären Hemmnisse abgebaut werden. Dazu könne etwa eine Vereinfachung von Planungs-, Genehmigungs- und Gerichtsverfahren und eine Bündelung von Kapazitäten und Expertise in operativ unabhängigen Institutionen beitragen.
*** Kein größerer Nachholeffekt zu befürchten
In der Corona-Krise dürfte nach vorläufigen Befunden aufgrund sozialstaatlicher Maßnahmen wie der Zahlung von Kurzarbeitergeld die Ungleichheit der verfügbaren Einkommen nicht zugenommen haben, heißt es in dem Gutachten weiter. Im Unterschied zu vergangenen Rezessionen sei in der Corona-Krise die Anzahl der Unternehmensschließungen gesunken, und es seien weniger Arbeitsverhältnisse beendet worden. Insgesamt sei also „die Reallokationsdynamik zurückgegangen“, erklärte der SVR. „Ein Nachholeffekt in größerem Umfang ist aktuell nicht zu erwarten.“ Um die Transformation zu unterstützen, sollten die Rahmenbedingungen für Gründungen, geordnete Marktaustritte und die Mobilität von Beschäftigten verbessert werden.
Weiterbildung solle fester Bestandteil im Erwerbsleben werden. Die Erwerbsanreize für Zweitverdienende sollten laut SVR erhöht werden. Dazu könnten eine Reform des Ehegattensplittings und der Ausbau der Kinderbetreuung beitragen. Um die Verfügbarkeit von Daten als Produktionsfaktor zu erhöhen, sollten zudem die Bedingungen für das souveräne Teilen und gemeinschaftliche Nutzen von Daten verbessert werden. „Deutschland braucht eine kohärente und übergreifende Digitalstrategie auf Bundesebene, die Maßnahmen priorisiert, die verschiedenen Initiativen stärker verzahnt und Doppelstrukturen vermeidet“, sagte die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer.
Der Sachverständigenrat forderte auch, die internationale Klimakooperation dringend zu verstärken, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen zu können. Dazu könne ein gemeinsamer Klimaklub mit wichtigen Handelspartnern wie den USA und China beitragen. Eine Stärkung des Lastenausgleichs durch Transfers von fortgeschrittenen Volkswirtschaften an Entwicklungs- und Schwellenländer, der Aufbau klimafreundlicher Wertschöpfungsketten sowie Technologiekooperationen seien wichtige Hebel der internationalen Klimakooperation. „Beim Klimaschutz wird es darauf ankommen, neue Technologien zur Marktreife zu bringen und weltweit verfügbar zu machen“, sagte SVR-Mitglied Veronika Grimm.
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DEUTSCHLAND – Ifo-Institut: Bauunternehmen erwarten Lieferprobleme bis ins Frühjahr – 10.11.2021
Die boomende Baubranche rechnet laut einer Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung mit Nachschubproblemen bis ins kommende Frühjahr. Die Unternehmen glauben, dass die Lieferprobleme im Durchschnitt noch fünf Monate andauern werden, wie laut dem Institut aus dessen neuer Umfrage im Oktober hervorgeht. Gleichzeitig meldeten im Hochbau 38,0 Prozent der Betriebe Beeinträchtigungen durch Lieferverzögerungen, im September waren es noch 36,3 Prozent. „Die Entspannungstendenz der Vormonate setzte sich im Hochbau nicht fort“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss.
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DEUTSCHLAND – Deutschland: Baubranche macht gute Geschäfte – Material weiter knapp – 10.11.2021
WIESBADEN (dpa-AFX) – Die deutsche Baubranche hat im August erneut gute Geschäfte gemacht. Der Umsatz im Bauhauptgewerbe stieg um 8,5 Prozent gemessen am Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch nach vorläufigen Zahlen mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten wuchs um 1,3 Prozent. Unter den umsatzstärksten Zweigen im Bauhauptgewerbe stiegen die Umsätze bei Abbrucharbeiten und vorbereitenden Baustellenarbeiten mit gut 25 Prozent besonders stark, während es im Rohrleitungstiefbau, Brunnenbau und Kläranlagenbau mit plus 2,2 Prozent den geringsten Zuwachs gab.
Über die ersten acht Monate des Jahres fällt die Bilanz aber magerer aus, so die Wiesbadener Behörde. Von Januar bis August lag der Umsatz im Bauhauptgewerbe nur um 0,2 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, da das erste Halbjahr recht schwach ausgefallen war.
Unterdessen machen Lieferprobleme bei Baumaterialien der Branche weiter zu schaffen, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch mitteilte. Baufirmen rechneten mit Nachschubproblemen bis ins Frühjahr 2022, berichteten die Wirtschaftsforscher nach einer Umfrage aus dem Oktober. Demnach glauben die Branchenunternehmen, dass Lieferprobleme im Schnitt noch 5 Monate dauerten.
Zugleich meldeten im Hochbau 38 Prozent der Betriebe Beeinträchtigungen durch Lieferverzögerungen, im September waren es 36,3 Prozent. „Die Entspannungstendenz der Vormonate setzte sich im Hochbau nicht fort“, sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. Etwas Besserung gab es indes im Tiefbau. Die Baustoffindustrie spüre die starken Preisanstiege der vergangenen Monate. Das setze besonders den Hochbau unter Druck, so das Ifo. Viele Betriebe planten Preiserhöhungen./als/DP/jha
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DEUTSCHLAND – Hotelbranche in Deutschland erholt sich von Corona-Krise – 10.11.2021
Die deutsche Hotelbranche erholt sich zusehends von der Corona-Krise. Die Beherbergungsbetriebe verbuchten im September 45,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Das waren 10,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Allerdings lagen die Übernachtungszahlen noch um 5,0 Prozent unter dem Niveau vom September des Vorkrisenjahres 2019. Die Trends zum Urlaub im eigenen Land und zum Camping hielten im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum an.
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ÖSTERREICH – Aufschwung der Industriekonjunktur verlangsamt sich – WIFO-Konjunkturbericht November 2021 -10.11.2021
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„Infolge von Lieferengpässen und Rohstoffknappheit meldet ein wachsender Anteil der Sachgütererzeuger eine sinkende Auslastung der Produktionskapazitäten“, so die Autorin des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Sandra Bilek-Steindl.
Nachdem sich die Weltwirtschaft sehr rasch vom Einbruch durch die COVID-19-Krise erholt hatte, verlor die Dynamik zuletzt an Schwung. Vor allem in der Industrie wird der Aufschwung durch Material- und Lieferengpässe gedämpft. Vertrauensindikatoren liegen jedoch weiterhin auf hohem Niveau. In Österreich wuchs die Wirtschaftsleistung im III. Quartal 2021 robust. Getragen wurde dieses Wachstum von einem kräftigen Anstieg der Konsumnachfrage der privaten Haushalte. Auch die stark vom privaten Konsum abhängigen Dienstleistungs­bereiche expandierten deutlich. Die Ausweitung der Beschäftigung setzt sich fort. Mit dem Anstieg der Rohstoffpreise beschleunigte sich die Inflation im Oktober weiter.
Nach einer Phase kräftiger Erholung verloren der Welthandel und die weltweite Industrieproduktion in den Sommermonaten 2021 an Schwung. In China schwächt sich das Wirtschaftswachstum bereits seit Anfang 2021 ab.
In den USA flaute das BIP-Wachstum mit dem Auslaufen fiskalischer Impulse im III. Quartal ab (+0,5% gegenüber dem Vorquartal), nachdem diese im 1. Halbjahr den Konsum belebt hatten. Die Arbeitslosigkeit sank im Oktober weiter auf 4,6%, den tiefsten Wert seit April 2020.
Im Euro-Raum wuchs die Wirtschaft im III. Quartal robust, das BIP stieg um 2,2%. Hier dürfte der Konsum der privaten Haushalte erneut die tragende Säule gewesen sein. Die Industriekonjunktur verlor dagegen an Fahrt. Nachdem der Produktionsindex für den Euro-Raum im Juni und Juli 2021 gegenüber dem Vormonat noch angestiegen war, sank er im August um 1,6%. Gemäß den Umfragen der Europäischen Kommission von Oktober 2021 meldeten die Industrieunternehmen eine sinkende Auslastung ihrer Produktionskapazitäten.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich hingegen nach wie vor günstig. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euro-Raum sank im September auf 7,4%.
Bei Energierohstoffen hielt der Preisanstieg an. Im Oktober notierte ein Barrel Rohöl der Sorte Brent bei 84 $, nach 55 $ Anfang 2021. Auch der Preis für Erdgas stieg zuletzt markant. Mit dem Anstieg der Rohstoffpreise zogen auch die Verbraucherpreise an. Im Euro-Raum beschleunigte sich die Inflation laut ersten Schätzungen im Oktober auf 4,1%, in Deutschland auf 4,6%.
Die deutsche Industrie leidet weiterhin unter dem Mangel an Vorprodukten. Der Produktionsindex sank im August und September gegenüber dem Vormonat.
Auch in Österreich melden immer mehr Sachgütererzeuger einen Mangel an Material als primäres Produktionshemmnis. Im Oktober stieg der entsprechende Anteil auf 42% der befragten Unternehmen. Der Aufschwung der Industriekonjunktur verlangsamte sich zuletzt. Auch in der Bauwirtschaft setzte sich die hohe Dynamik aus dem 1. Halbjahr nicht fort.
Im III. Quartal stützten vor allem der Tourismus und andere Dienstleistungsbereiche das heimische Wirtschaftswachstum. Diese Sektoren profitierten von der weiteren Lockerung der COVID-19-Maßnahmen über den Sommer. Gemäß ersten Berechnungen stieg das BIP im III. Quartal um 3,3% gegenüber der Vorperiode.
Im Zuge des Aufschwungs der Konjunktur setzte sich im Oktober der Beschäftigungszuwachs fort und die Arbeitslosigkeit ging weiter zurück. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote gemäß nationaler Berechnung sank nach vorläufigen Zahlen auf 7,1%.
Der Anstieg der Treibstoffpreise trieb im Oktober weiterhin die Verbraucherpreise. Gemäß der Vorausschätzung von Statistik Austria beschleunigte sich die Inflation laut VPI auf 3,6%, den höchsten Wert seit November 2011.
https://www.wifo.ac.at/news/aufschwung_der_industriekonjunktur_verlangsamt_sich

9.10.2021, Dienstag

UMWELT – ÖSTERREICH – Reifenabrieb beschert Österreich 21.200 Tonnen Mikroplastik pro Jahr – 9.11.2021
Rund 21.200 Tonnen an Mikroplastikpartikeln landeten im Jahr 2018 auf Österreichs Straßen. Das ist das Ergebnis einer neuen Berechnung, die Forscher der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien nun im Fachmagazin „Evironmental Pollution“ vorstellen. Besonders schädlich sind kleine Abriebreste, die in die Lunge gelangen können. Immerhin 600 Tonnen an Partikeln kleiner als fünf Mikrometer und neun Tonnen in Nanometer-Bereich beschert demnach vor allem der Lkw-Verkehr dem Land.
Wissenschafter um Florian Part vom Institut für Abfallwirtschaft an der Boku hefteten sich im Rahmen ihrer Studie auf die Fersen des Reifenabriebs im Transitland Österreich. Auf stattliche 2,4 Kilogramm jährlich pro Person und Jahr kommt man demnach hierzulande. Dass dieser Wert nicht annähernd durch den Abrieb bei einem durchschnittlich viel gefahrenen Familienauto erreicht werden kann, liegt auf der Hand. Den Analysen zufolge verliert ein acht Kilogramm schwerer Reifen in drei Jahren und auf 60.000 Kilometern Strecke in etwa ein Fünftel seiner Masse. Für ihre Studie bezogen die Forscher erstmals „alle Kfz-Klassen inklusive Transitverkehr mit ein“, so Part am Dienstag in einer Aussendung.
*** Lkw der größte Staubpartikelproduzent
Lkw tragen mit einem 57 Prozent-Anteil am stärksten zur Staubpartikelproduktion bei, dahinter folgen Pkws mit 41 Prozent. Für den kleinen Rest zeichnen vor allem Busse verantwortlich. Motorräder, Mopeds oder Fahrräder fallen hier wenig ins Gewicht, heißt es in der Arbeit. Immerhin in etwa 60 Prozent der gesamten Mikroplastikemissionen im Land gehen laut der Materialflussanalyse für Fahrzeugreifen auf den Straßenverkehr zurück.
Als Mikroplastik zählen demnach Plastikpartikel mit einer Größe von unter fünf Millimetern Durchmesser. In die Lunge und in weiterer Folge in die Blutbahn gelangen die Feinstaub- und Ultrafeinstaubteile umso leichter, je kleiner sie sind. In den Bereich der Nano-Plastikteilchen fallen laut der Analyse 0,3 Prozent des Abriebs.
Abseits der Gummipartikel gelangen auch Reifeninhaltsstoffe wie Additive, Füllstoffe und vor allem Industrieruß im Ausmaß von geschätzten 5.500 Tonnen jährlich in die Umwelt. „Studien haben gezeigt, dass diese Nanopartikel über die Atemwege bei schwangeren Frauen sogar bis zum Fötus gelangen können“, sagte Part. Abbauprodukte mancher Reifenadditive können im Körper zudem Wirkungen wie Hormone entfalten. Wie genau sich derartige Stoffe auf die Umwelt und im Menschen auswirken, sei vielfach noch nicht geklärt, so die Wissenschafter, die in weiteren Arbeiten Anreicherungseffekte in Böden sowie in Fluss- und Seesedimenten simulieren wollen.
*** E-Mobiliät ist in diesem Fall auch keine Lösung
Zur Vermeidung von Reifenabrieb könnten möglichst robuste Reifen beitragen. Nicht zuletzt „müssten die Menschen generell weniger Auto fahren, da der Individualverkehr weiter zunehmen wird“, so Part, der auch auf den Beitrag des Fahrstils und der Straßenbeschaffenheit hinweist. Selbst wenn sich nämlich der Lkw-Verkehr zunehmend auf die Schiene verlagern würde, gehe der Trend beim Pkw-Verkehr weiter nach oben, wie Prognosen zeigen. Das Ausrollen der E-Mobilität werde hier kaum einen Effekt zeitigen, da Elektroautos vermutlich mindestens den gleichen Abrieb produzieren wie herkömmliche Pkw.
Service: https://doi.org/10.1016/j.envpol.2021.118102
https://science.apa.at/power-search/1476722224866637839

DATENSICHERHEIT – CYBERKRIMINALITÄT – Hacker bedrohen zunehmend die IT in Arztpraxen – 9.11.2021
Berlin – Vor zunehmenden Hackerangriffen auf die IT in der Arztpraxis hat gestern die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gewarnt. Die Bedrohung von IT-Systemen im Gesundheitswesen steige ständig, sagte Thomas Kriedel aus dem Vorstand der KBV in einem Videointerview.
Ein Beispiel dafür sei die zunehmende Bedrohung mit sogenannter Ransomware. Dies sind Schadpro­gramme, die Kriminelle zum Sperren fremder Computersysteme nutzen, um für die Entschlüsselung oder Freigabe ein Lösegeld zu fordern. Erst gestern war der Hersteller von Praxissoftware Medatixx Opfer einer Hackerattacke geworden.
Angesichts solcher Szenarien, „fordern wir alle Praxen auf, noch mal ihre Sicherheitsmaßnahmen zu über­prüfen und abzugleichen mit der IT-Sicherheitsrichtlinie“, so Kriedel. Diese enthalte die wesent­lichen Features und Maßnahmen zur Abwehr von Hackerangriffen, betonte er.
„Der Gesetzgeber hat uns aufgetragen, diese Sicherheitsrichtlinie jährlich zu überprüfen, ob sie noch dem Stand der Technik, den Bedrohungsszenarien entspricht“, erläuterte er.
Kriedel erklärte, die neue Telematikinfrastruktur (TI) 2.0 werde vermutlich den Praxen noch mehr Verant­wortung für die IT-Sicherheit übertragen. Er betonte, dass die Praxen nicht mit einer Verant­wortung be­lastet werden dürften, „die sie gar nicht handeln können“.
Darüber hinaus „erwarten wir, dass es eine klare gesetzliche Regelung gibt, wer die Verantwortung hat und insbesondere, wer die Kosten zu tragen hat“, so das KBV-Vorstandsmitglied. © hil/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128890/Hacker-bedrohen-zunehmend-die-IT-in-Arztpraxen

DATENSICHERHEIT – ÖSTERREICH – ÖÄK: Ausfälle bei ELGA müssen dringend behoben werden – 9.11.2021
Die aktuellen Ausfälle im Bereich von e-Medikation und e-Impfpass sorgen für großen Ärger bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. ÖÄK-Vizepräsident Steinhart fordert von der ELGA GmbH „Konzentration auf das Wesentliche“.
Lange Wartezeiten und gehäufte Ausfälle beim Zugriff auf ELGA-Systeme machen den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten aktuell das Leben besonders schwer. Betroffen sind die Bereiche e-Medikation, e-Impfpass und e-Befund – der Ärger in der Ärzteschaft ist groß. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, betont: „Gerade jetzt, wo in die Impfungen wieder etwas Fahrt hineinkommt, sind Ausfälle beim e-Impfpass besonders schwer zu verkraften.“ Vereinbarte Impfungen sollten aber dennoch unbedingt wahrgenommen werden, ruft Steinhart die Impflinge auf: „Es geht keine Impfung im e-Impfpass verloren.“ Der entsprechende Mehraufwand für die Ärztinnen und Ärzte durch Dokumentation und Nachtragen sei aber beträchtlich – und das bei aktuell ohnehin vollen Ordinationen. „Daher muss der ELGA-Fehler unbedingt schnellstmöglich repariert werden“, fordert Steinhart, der der ELGA GmbH eine „Konzentration auf das Wesentliche“ nahelegt. „Die Reparatur von e-Medikation und e-Impfpass muss höchste Priorität haben. Man sollte sich hier nicht zu viel auf einmal vornehmen, sondern beispielsweise Problemfälle wie den e-Befund endgültig einstampfen.“ Wenn die Ausfälle nicht bald behoben würden, müsste man sich die Frage stellen, wer den Ärztinnen und Ärzten die administrativen Überstunden durch die Ausfälle und den Aufwand für das Nacharbeiten abgelten wird, sagt Steinhart.
Generell brauche ELGA ein Qualitätsmanagement und laufende Evaluierung, fordert Dietmar Bayer, Präsident der ÖGTelemed und Referatsleiter „e-Health in Ordinationen“ der Österreichischen Ärztekammer: „ELGA muss finanziell so ausgestattet werden, dass wir Ärztinnen und Ärzte zuverlässig damit arbeiten können, und ohne dass kryptische Fehler zu einem Dauerproblem werden.“ Die Politik müsse ihr Augenmerk darauf richten, dass ELGA zur kritischen Infrastruktur gehört. „Im Hinblick auf die e-Medikation, den e-Impfpass und das bald kommende e-Rezept werden wir uns weitere Fehler nicht mehr leisten können“, sagt Bayer: „Wie kommen Ärztinnen und Ärzte und ihre Patientinnen und Patienten dazu, diese Fehler ausbaden zu müssen?“
https://www.aerztekammer.at/home/-/asset_publisher/topnews/content/pa-elga-ausfaelle/261766

CORONA – MEDIZIN – SARS-CoV-2: Antikörper-Cocktail schützt viele Monate lang vor Infektionen – 9.11.2021
New York – Die einmalige subkutane Injektion der monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab, die in einer Studie Familienangehörige von COVID-19-Patienten kurzfristig vor einer Ansteckung schüt­zen sollte, hat die Teilnehmer im Anschluss noch bis zu 8 Monate vor einer Erkrankung bewahrt, wie der Hersteller in einer Pressemitteilung der noch nicht publizierten Ergebnisse mitteilt.
Wie von der Behandlung mit Biologika bekannt ist, können monoklonale Antikörper nach einer einma­ligen subkutanen Injektion eine monatelange Wirkung erzielen. Dies ist auch bei den Antikörper-Cocktails der Fall, die zur Behandlung und Prävention von COVID-19 entwickelt wurden.
Der Hersteller Regeneron hatte in einer randomisierten Studie zeigen können, dass die subkutane Gabe von Casirivimab plus Imdevimab Angehörige von COVID-19-Patienten vor einer symptomatischen Infektion schützt. Nach den im August im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2109682 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) publizierten Ergebnissen kam es im 1. Monat zu 81,4 % weniger symptoma­tischen Infektionen als in einer Placebogruppe.
Die jetzt vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass die Schutzwirkung auch in den folgenden 7 Monaten anhält. In dieser Zeit ist es in der Studie zu 45 symptomatischen Infektionen gekommen. Davon entfielen 38 auf die 842 Teilnehmer der Placebogruppe, während es bei den 841 Teilnehmern, die den Antikörper-Cocktail erhalten hatten, nur 7 symptomatische Infektionen gab. Der Hersteller ermittelt eine Reduktion des Erkrankungsrisikos um 81,6 %, das sich damit nicht von der Schutzwirkung im 1. Monat unterschei­det.
Während der 8-monatigen Beobachtungszeit musste keiner der mit dem Antikörper-Cocktail behandelten Patienten wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden gegenüber 6 Personen in der Placebo­gruppe. Todesfälle sind in der Studie nicht aufgetreten.
Den Studienteilnehmern war freigestellt worden, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Diese Gelegen­heit nahmen in beiden Gruppen gleich viele Teilnehmer wahr: 290 Teilnehmer (34,5 %), die mit dem Antikörper-Cocktail behandelt wurden, und 296 Patienten (35,2 %) in der Placebogruppe hatten mindes­tens 1 Impfstoffdosis erhalten. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128903/SARS-CoV-2-Antikoerper-Cocktail-schuetzt-viele-Monate-lang-vor-Infektionen

CORONA – MEDIZIN – Jeder 5. COVID-19-­Antigenschnelltest nicht sensitiv genug – 9.11.2021
Langen – Etwa 21 % der in Europa verfügbaren Antigenschnelltests zum Nachweis des SARS-CoV-2-Virus verfehlten die Qualitätskriterien des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Im Verbund mit Forschenden anderer Institutionen hatte das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel 122 Tests auf ihre Sensitivität untersucht.
Die Ergebnisse sind in der Online-Ausgabe des Eurosurveillance erschienen (DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2021.26.44.2100441). Die gute Nachricht: Die meisten (n=96) der evaluierten Antigenschnell­tests erfüllten die geforderten Bedingungen und seien für die schnelle Identifizierung von akuten In­fektionen mit hoher Viruslast geeig­net, teilte das PEI mit.
Einige der Antigenschnelltests beziehungsweise Antigenselbsttests erzielten sogar sehr gute Ergeb­nis­se. 26 Tests boten nicht die geforderte Sensitivität von 75 % – das bedeutet, dass von 100 infizierten Perso­nen mehr als 25 Personen ein falsch-negatives Ergebnis bekommen würden.
Die Sensitivität dieser Antigenschnelltests wurde mit Hilfe eines gemeinsamen Bewertungspanels unter­sucht, das vom Robert-Koch-Institut (RKI) hergestellt wurde. Als minimal akzeptierte Sensitivität legten die Forschenden einen Wert von 75 % fest, bezogen auf einen Ct-Wert < 25. Der Ct-Wert (Cycle-thres­hold-Wert) ist ein Maß für die Virusmenge in der Probe (siehe Kasten).

CORONA – EUROPÄISCHE UNION – Impfstoffe – Moderna beantragte EU-Zulassung für jüngere Kinder – 9.11.2021
Der US-Hersteller Moderna hat eigenen Angaben zufolge bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA die Zulassung seines Corona-Impfstoffs auch für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren beantragt. Die entsprechenden Unterlagen für die Erweiterung der bedingten Marktzulassung seien eingereicht worden, teilte Moderna am Dienstag mit. Noch gibt es in Europa keinen zugelassenen Impfstoff für Unter-Zwölf-Jährige.
Die Moderna-Daten beruhen auf einer Phase-2/3-Studie mit 4.753 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter zwischen sechs und elf Jahren, deren Ergebnisse eine „robuste“ Anzahl an Antikörpern zeigten, wie Moderna zuvor mitgeteilt hatte.
Modernas Corona-Impfstoff ist in den USA ab 18 Jahren zugelassen, in der EU bereits für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. In den USA hatte Ende Oktober bereits der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder zwischen fünf und elf Jahren eine Notfallzulassung bekommen. In der EU läuft das EMA-Verfahren für Biontech/Pfizer noch. Zuletzt teilte die EMA aber mit, noch möglichst vor Weihnachten entscheiden zu wollen, ob sie eine Empfehlung ausspricht.
https://science.apa.at/power-search/13659314244657628477

CORONA – FRANKREICH – Frankreich: Behörde rät von Moderna-Impfstoff für unter 30-Jährige ab – 9.11.2021
Paris – Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde hat Menschen unter 30 Jahren vom Coronaimpfstoff des Herstellers Moderna abgeraten. Es bestehe bei diesem Impfstoff in der Altersgruppe ein geringes, aber etwas höheres Risiko für Herzmuskelentzündungen als beim Impfstoff von Biontech/Pfizer, hieß es in einer Empfehlung der Behörde von gestern Abend.
Soweit möglich sollten Menschen zwischen zwölf und 29 Jahren daher nicht mit Moderna gegen das Coronavirus geimpft werden.
Die Coronaimpfstoffe der Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson sind in Frankreich für Menschen unter 30 Jahren ohnehin nicht empfohlen. Politische Entscheidungen treffen kann die Gesundheitsbe­hör­de nicht. In der Regel folgt die französische Regierung aber ihren Empfehlungen.
In Frankreich sind knapp 75 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. In den vergangenen Tagen nahmen die Infektionen wieder leicht zu. Zuletzt wurden landesweit innerhalb einer Woche pro 100.000 Menschen etwa 73 Neuinfektionen gemeldet. © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128910/Frankreich-Behoerde-raet-von-Moderna-Impfstoff-fuer-unter-30-Jaehrige-ab
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KASTENTEXTE 1 und 2:
*** Der Ct-Wert gibt an, wie viel Vermehrungszyklen bei der PCR-Methode ablaufen müssen, bevor der Anstieg des viralen Erbguts exponentiell wird. Umso geringer diese Zahl, umso weniger Vermehrungszyklen waren nötig und umso höher ist die Viruskonzentration in der Probe.
*** Die besten 5 Antigenschnelltests:
bei Ct ≤ 25 lag die Sensitivität bei 100 % und bei Ct >25– <30 lag die Sensitivität bei >75 %
Shenzhen Lvshiyuan Biotechnology Co., Ltd. Green Spring SARS-CoV-2 Antigen Rapid Test Kit (Coll. Gold)
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Shenzhen Watmind Medical Co.,Ltd. SARS-CoV-2 Ag Diagnostic Test Kit (Colloidal Gold)
ulti med Products (Deutschland) GmbH COVID-19 Antigen Speicheltest (Immunochromatographie)
LumiQuick Diagnostics, Inc. QuickProfile Covid-19 Antigen Test Card
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Bei Geimpften könne der Ct-Wert annähernd gleich hoch sein, wie bei nicht Geimpften, erklärte Letzt­autor Micha Nübling, Leiter der Abteilung G Grundsatzfragen am PEI und verwies auf eine Studie in Lancet Infectious Diseases, die Ende Oktober publiziert wurde. Einen Unterschied zu Ungeimpften gebe es jedoch: „Die Phase der Viruslast ist kürzer.“
Bei mäßiger Viruslast (Ct-Wert >25– <30) erreichten nur noch 19 Tests eine Sensitivität von mindestens 75 %. Bei geringer Viruskonzentration in der Probe (Ct-Wert ≥ 30) konnten noch 18 Tests unter den 96 eine Sensitivität von mindestens 10 und maximal 40 % (n = 2, siehe Kasten, die ersten beiden in der Liste) erreichen.
Von den 26 Tests, die die Testkriterien nicht erfüllten, erreichten 4 eine Sensitivität von 0 % selbst bei höchster Viruslast (Ct ≤ 25). Dazu zählten Tests von Beijing Savant Biotechnology Co., Ltd, Joinstar Bio­medical Technology Co., Ltd, Lionex GmbH und der Unioninvest.
Viele Tests würden unter verschiedenen Namen und beziehungsweise oder Vertreibern auftauchen, sagte Nübling. In einem solchen Fall habe das Team, soweit bekannt, das Originalprodukt nur einmal unter­sucht.
Die überprüften CE-gekennzeichneten SARS-CoV-2-Antigenschnelltests dienen sowohl geschultem Per­sonal als auch Laien als Selbsttest. Sie basieren auf der Lateral-Flow-Immunchromatografie mit Anti­kör­pern, die SARS-CoV-2-Antigene in Atemwegsproben nachweisen, um eine akute SARS-CoV-2-Infektion festzustellen.
Selbstzertifizierung endet im Mai 2022
Allerdings können Hersteller die COVID-19-Tests selbst zertifizieren. Denn gemäß der aktuellen EU-Richt­linie für In-vitro-Diagnostika (IVD), die derzeit die Marktzulassung für IVDs in Europa regelt, gelten diese Tests als „IVD niedrigen Risikos“. Eine unabhängige Überprüfung der Tests ist in diesem Fall nicht notwendig, bevor sie auf den Markt kommen.
Ab Mai 2022 wird sich dies ändern: Dann müssen gemäß der IVD-Verordnung für deren Zertifzierung ein EU-Referenzlabor und eine Benannte Stelle hinzugezogen werden, da die COVID-19-Tests der höchsten Risikoklasse angehören werden. Zukünftig verlangt dies dann eine Laboruntersuchung der Tests sowie eine unabhängige Überprüfung der Daten.
Das PEI bereitet sich bereits darauf vor, sich als eines der dafür zuständigen EU-Referenzlabore zu be­wer­ben. Bis dahin soll die vergleichende Untersuchung die derzeitige Lücke der fehlenden Bewertung dieser kritischen Tests überbrücken, teilte das PEI in einer Pressemitteilung mit.
Eine Liste auf den Seiten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bietet einen Überblick über alle professionellen Antigentests, die nach Herstellerangaben die Mindestkriterien er­fül­len und die nach Coronavirustestverordnung (TestV) erstattungsfähig sind. Diese Liste beinhaltet indirekt auch die Tests für Laien, die es im Discounter oder ind er Drogerie zu kaufen gibt.
Denn das BfArM habe eine Zeit lang „Sonderzulassungen“ von Selbsttests für Laien geprüft und ausge­spro­chen, sagte Nübling und weiter: „Hierfür war Voraussetzung, dass dieselbe Testkassette bereits für den ,professional use‘ vom PEI positiv evaluiert wurde.“ Die Selbsttests für Laien unterscheiden sich aus­schließlich durch die geänderte Probennahme.
Tests, die die aktuelle Evaluierung bestanden haben, werden auch in der Liste „Vergleichende Evaluie­rung der Sensitivität von SARS-CoV-2-Antigenschnelltests“ des PEI aufgeführt. Erfüllt ein Test diese Eva­luierung nicht, wird er aus der Liste des BfArM gestrichen.
Zwar muss ein positiver Antigenschnelltest weiterhin durch einen PCR-Test (Polymerase-Chain-Reaction-Test) bestätigt werden. Dennoch scheint die Infektiosität durch Atemwegssekrete mit hohen Viruslasten in der frühen Phase der Infektion zu korrelieren, zum Beispiel vor und bis zu 10 Tage nach dem 1. Auftre­ten von Symptomen.
Diese hohen Virusmengen lassen sich ebenfalls mit Antigenschnelltests nachweisen. Bei entsprechender Güte erlauben Antigenschnelltests eine zeitnahe Identifizierung akut infizierter und potenziell infektiö­ser Personen. © gie/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128900/Jeder-5-COVID-19-Antigenschnelltest-nicht-sensitiv-genug

LEBENSMITTELVERSORGUNG – 45 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht – 9.11.2021
Rom – Rund um die Welt sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen derzeit 45 Millionen Menschen von Hungersnöten bedroht. Im Vergleich zu einer Prognose Anfang des Jahres sind dies etwa drei Millio­nen mehr, wie das UN-Welternährungsprogramm (WFP) in Rom mitteilte.
Allein die Coronapandemie und deren Folgen seien für die Not von 15 Millionen Menschen verantwort­lich. WFP-Chef David Beasley appellierte an reiche Privatleute, mit einmaligen Spenden zu helfen.
Beasley rechnete vor, dass sieben Milliarden US-Dollar (gut sechs Milliarden Euro) ausreichten, um alle 45 Millio­nen Menschen ein Jahr lang mit einer täglichen Mahlzeit zu versorgen.
„Sieben Milliarden US-Dollar, um 45 Millionen Menschen zu helfen, die buchstäblich sterben werden, wenn wir sie nicht erreichen. Es ist nicht kompliziert.“ © dpa/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128877/45-Millionen-Menschen-akut-von-Hunger-bedroht

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INTERNATIONAL – Arbeitslosenquote geht im OECD-Raum weiter zurück und erreichte im September 2021 5,8% – 9.11.2021
GRAPHIK 1 – Arbeitslosenraten OECD, USA, Japan, Eurozone: interaktiv, nur online.
GRAPHIK 2 – USA-Arbeitslosenrate : https://www.oecd.org/media/oecdorg/directorates/statisticsdirectorate/2021/HUR-500-11-21.png
Die monatliche Arbeitslosenquote im OECD-Raum sank im September 2021 den fünften Monat in Folge auf 5,8% (von 6,0% im August) und lag damit 0,5 Prozentpunkte über der im Februar 2020 beobachteten Quote vor der Pandemie. Die Zahl der arbeitslosen Arbeitnehmer im OECD-Raum ging weiter zurück (um 1,1 Millionen) und erreichte 38,7 Millionen, was immer noch 3,3 Millionen über dem Niveau vor der Pandemie liegt. Die Arbeitslosenquote für den OECD-Raum ging bei Frauen (auf 6,0% im September 2021, von 6,1% im August) und Männern (auf 5,7%, von 5,8%) in gleichem Maße zurück, sank jedoch bei jüngeren Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren (auf 12,1%, von 12,4% im August) schneller als bei Arbeitnehmern im Haupterwerbsalter und älteren Arbeitnehmern ab 25 Jahren (auf 5,0%, von 5,1%).
Der Rückgang der Arbeitslosenquote im OECD-Raum seit dem Höchststand im April 2020 sollte mit Vorsicht interpretiert werden, da er größtenteils die Rückkehr von vorübergehend entlassenen Arbeitnehmern in den Vereinigten Staaten und Kanada widerspiegelt, wo sie als arbeitslos registriert werden, im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern, einschließlich der europäischen Mitgliedstaaten, wo sie als beschäftigt registriert werden. Darüber hinaus verwischen methodische Änderungen an der EU-Arbeitskräfteerhebung den Vergleich für mehrere EU-Länder zwischen Dezember 2020 und den folgenden Monaten (siehe Anmerkungen zur Methodik am Ende dieser neuen Veröffentlichung). Darüber hinaus kann sich hinter der Arbeitslosenquote eine zusätzliche, durch die Pandemie bedingte Flaute auf dem Arbeitsmarkt verbergen, da einige nicht erwerbstätige Personen möglicherweise nicht erwerbstätig sind, entweder weil sie nicht in der Lage sind, aktiv nach Arbeit zu suchen, oder weil sie nicht für eine Arbeit zur Verfügung stehen.
Die Arbeitslosenquote der Eurozone ist im September leicht gesunken (von 7,5% im August auf 7,4%), mit Rückgängen um 0,3 Prozentpunkte oder mehr in Österreich (von 5,9% auf 5,2%), Frankreich (von 8,0% auf 7,7%), Griechenland (von 13,8% auf 13,3%), Lettland (von 7,1% auf 6,8%) und Litauen (von 7,2% auf 6,7%). Demgegenüber stand ein Anstieg um 0,5 Prozentpunkte in Finnland (von 7,2% auf 7,7%).
Im September ging die Arbeitslosenquote auch in den Vereinigten Staaten (von 5,2% im August auf 4,8%), Kanada (von 7,1% auf 6,9%) und Mexiko (von 4,1% auf 3,9%) zurück, während sie in Israel (von 5,0% auf 5,2%), Korea (von 2,8% auf 3,0%) und Australien (von 4,5% auf 4,6%) anstieg. Keine Veränderung wurde in Kolumbien (12,7%) und Japan (2,8%) verzeichnet. Jüngere Daten zeigen, dass die Arbeitslosenquote im Oktober 2021 in Kanada (auf 6,7%) und in den Vereinigten Staaten (auf 4,6%) weiter zurückging, und zwar um 0,2 Prozentpunkte.
Im September lag die Arbeitslosenquote in Kanada, Kolumbien, Israel und den Vereinigten Staaten um mehr als 1,0 Prozentpunkte über der im Februar 2020 beobachteten Quote. Im Gegensatz dazu lag sie in Australien, Korea und Neuseeland unter der Quote vor der Pandemie.)
https://www.oecd.org/newsroom/unemployment-rates-oecd-update-november-2021.htm
8-Seiten-PDF inkl. Schaubildern und Tabellen:https://www.oecd.org/sdd/labour-stats/unemployment-rates-oecd-11-2021.pdf

ZENTRALBANKEN – USA – Fed-Vertreter warnen vor hoher Inflation – 9.11.2021
Mehrere Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve haben vor der hohen Inflation gewarnt. Sie gehen zwar davon aus, dass sich die Teuerung von dem aktuell hohen Niveau wieder abschwächen wird. Einige waren jedoch der Ansicht, dass die Notenbank möglicherweise die Zinsen erhöhen muss, sollte es nicht so kommen. „Ich erwarte, dass die derzeit erhöhte Inflation von der Angebotsseite letztlich nachlassen wird“, sagte der Präsident der Federal Reserve von Chicago, Charles Evans, in einer Rede.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54433421-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – USA – Fed: Öffentliche Gesundheit größter Risikofaktor für Finanzstabilität – 9.11.2021
Die US-Notenbank sieht die Möglichkeit einer Verschlechterung der öffentlichen Gesundheit in den USA im Zuge der Covid-19-Pandemie als eines der größten kurzfristigen Risiken für das Finanzsystem. Denn die Preise von Vermögenswerten könnten stark fallen, falls sich die Stimmung der Anleger ändern sollte. Jede Verschlechterung der Situation im Bereich der öffentlichen Gesundheit könne die jüngste wirtschaftliche Erholung verlangsamen, insbesondere wenn es wieder zu weit verbreiteten Geschäftsschließungen komme und die Lieferketten weiter unterbrochen werden sollten, so die Fed.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54433421-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Schnabel: EZB-Zinserhöhung 2022 unwahrscheinlich – PEPP endet im März – 9.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Inflationsausblick für den Euroraum spricht nach Aussage von EZB-Direktorin Isabel Schnabel gegen eine Zinsanhebung 2022. Bei einer EZB-Konferenz sagte Schnabel außerdem, dass das Tempo der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) nach dem voraussichtlichen Ende des Pandemiekaufprogramms PEPP im nächsten Jahr ebenfalls vom Inflationsausblick abhängen werde. Schnabel bekräftigte die Absicht der EZB, erst alle Anleihekäufe zu beenden und dann die Zinsen zu erhöhen.
„Bei unserer jüngsten EZB-Ratssitzung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nach wie vor gute Gründe für die Annahme gibt, dass die Inflation im Euroraum im Laufe des nächsten Jahres deutlich zurückgehen und mittelfristig allmählich wieder unter unser Ziel von 2 Prozent sinken wird“, sagte Schnabel laut veröffentlichten Text. Das bedeutet, dass die Bedingungen für eine Zinserhöhung, wie sie in der überarbeiteten Forward Guidance festgelegt sind, im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich nicht erfüllt würden.
Schnabel geht „aus heutiger Sicht“ davon aus, dass die EZB das PEPP-Programm Ende März 2022 einstellen wird. Dagegen werde „das Tempo und die Dauer unserer Nettokäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) entscheidend von einer gründlichen Neubewertung der mittelfristigen Inflationsaussichten abhängen“. Durch eine schrittweise Verlagerung des Policy-Mix weg von den Anleihekäufen will die EZB laut Schnabel verhindern, dass die Verteilungswirkung der geldpolitischen Maßnahmen zunimmt, und die Risiken für die Finanzstabilität mildern.
Schnabel sprach sich außerdem dafür aus, die Auswirkungen von Anleihekäufen für die Hauspreisentwicklung stärker zu berücksichtigen. Das betreffe sowohl die Preisstabilität als auch die Finanzstabilität. Sie verwies darauf, dass die Hauspreise im Euroraum als Ganzem unangemessen hoch seien und die Kreditaufnahme für den Hauskauf in Deutschland und Frankreich das höchste Niveau seit 2008 erreicht habe.
„In einem institutionellen Umfeld, in dem die makroprudenzielle Politik im Prinzip zwar die erste Verteidigungslinie darstellt, aber noch nicht voll wirksam ist, kann die Geldpolitik vor solchen Entwicklungen nicht die Augen verschließen“, sagte die EZB-Direktorin.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54440821-schnabel-ezb-zinserhoehung-2022-unwahrscheinlich-pepp-endet-im-maerz-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB-Bankenaufseher: Institute sollten nicht auf höhere Zinsen warten – 9.11.2021
FRANKFURT (dpa-AFX) – Das Dauerzinstief im Euroraum belastet Geldhäuser nach Einschätzung der Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend. Bis etwa Mitte 2020 sei das Niedrigzinsumfeld noch alles in allem positiv für die Finanzinstitute gewesen, sagte der Chef der EZB-Bankenaufsicht, Andrea Enria, am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg TV. Zwar sanken die Gewinne, aber die Kreditvolumina weiteten sich aus. „Es stimmt, dass in der letzten Periode der Margeneffekt überwogen hat, so dass es einen negativen Effekt auf die Bankmargen gibt“, sagte Enria. Dies werde wahrscheinlich für eine Weile anhalten.
„Es gab eine lange Zeit, in der die europäischen Banken auf den Godot der Zinserhöhung zu warten schienen, um ihre Margen wiederherzustellen“, sagte Enria. „Die Corona-Pandemie war ein Wendepunkt.“ Nicht alle, aber viele Banken hätten inzwischen verstanden, dass sie handeln müssen.
„Banken sollten sich auf Kostenoptimierung und die Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells konzentrieren und vielleicht eine Konsolidierung in Erwägung ziehen, das heißt sie sollten versuchen, ihr Geschäftsmodell nachhaltig zu gestalten, anstatt auf etwas aus dem Weltall zu warten, das ihnen helfen könnte“, riet Enria.
Die EZB hält den Leitzins im Euroraum seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent. Geschäftsbanken, die Geld bei der Notenbank parken, müssen dafür seit Juni 2014 Zinsen zahlen. Aktuell liegt dieser Einlagenzins – im Fachjargon Einlagefazilität – bei minus 0,5 Prozent. Seit einiger Zeit gewährt die Notenbank Freibeträge für bestimmte Summen, um die Institute zu entlasten. Etliche Geldhäuser geben die Kosten für die Negativzinsen an ihre Kunden weiter. Ein Ende des Zinstiefs ist bislang nicht in Sicht.
Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die größten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt. Derzeit sind dies 114 Institute, die für fast 82 Prozent des Marktes im Währungsraum der 19 Länder stehen./ben/DP/jsl
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54436522-ezb-bankenaufseher-institute-sollten-nicht-auf-hoehere-zinsen-warten-016.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Enria: Niedrigzinsumfeld für Banken überwiegend negativ – 9.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Einfluss der niedrigen Zinsen im Euroraum für die Banken ist nach Aussage von EZB-Bankenaufsichtschef Andrea Enria inzwischen nicht mehr positiv. Bis etwa Juni 2020 seien die Auswirkungen der niedrigen Zinsen netto positiv gewesen, aber das habe sich zuletzt geändert, sagte Enria beim EZB-Bankenaufsichtsforum. Bisher hatten Offizielle der Europäischen Zentralbank (EZB) darauf verwiesen, dass die niedrigeren Zinsmargen durch ein höheres Kreditvolumen ausgeglichen würden.
Enria zufolge kompensieren die Banken die niedrigeren Zinsmargen durch höhere Einkünfte aus dem Handelsgeschäft und aus Gebühren. „Es ist ein interessantes Umfeld“, sagte er. Nach Enrias Aussage wird es eine aktuelle Einschätzung dieses Thema im anstehenden Finanzstabilitätsbericht der EZB behandelt werden.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54439497-ezb-enria-niedrigzinsumfeld-fuer-banken-ueberwiegend-negativ-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – TABELLE/EZB: PEPP-Käufe in Vorwoche deutlich höher als zuvor – 9.11.2021
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Anleihebestände der Zentralbanken des Eurosystems im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP haben sich in der Woche zum 5. November 2021 deutlicher als zuvor erhöht. Nach Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) kauften die Zentralbanken netto Anleihen für knapp 16 (zuvor: gut 8) Milliarden Euro. Für die Käufe unter dem APP-Programm nannte die EZB folgende Zahlen [Es folgt eine Tabelle].
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54438821-tabelle-ezb-pepp-kaeufe-in-vorwoche-deutlich-hoeher-als-zuvor-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Lagarde: Kreditausfälle durch Corona erst nach Jahren sichtbar – 9.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat davor gewarnt, wegen der gegenwärtig niedrigen Insolvenzzahlen die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Banken zu unterschätzen. „Die endgültigen Auswirkungen für die notleidenden Kredite werden erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren eintreten und entscheidend von der Stärke der Erholung abhängen“, sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext zur Eröffnung des Bankenaufsichtsforums.
Derzeit sei es noch zu früh, um die Entwicklung der Asset-Qualität vorherzusagen. Der Anteil der Kreditstundungen und wertbeeinträchtigten Kredite deute aber bereits auf eine Verschlechterung der Lage hin. „Öffentliche Hilfsmaßnahmen und aufsichtliche Maßnahmen könnten die zugrunde liegende Kreditwürdigkeit von Kreditnehmern verschleiert haben“, warnte Lagarde. Erst wenn diese Maßnahmen aufgehoben würden und die wahre finanzielle Gesundheit der Unternehmen ans Licht komme, könnte die Asset-Qualität beeinträchtigt werden.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54438043-ezb-lagarde-kreditausfaelle-durch-corona-erst-nach-jahren-sichtbar-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – EZB/Enria: Ausschüttungsbeschränkungen wegen Corona waren richtig – 9.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Empfehlung der Europäischen Zentralbank (EZB) an Banken, während der Corona-Krise weder Dividenden zu zahlen noch eigene Aktien zurückzukaufen, ist nach Aussage von EZB-Bankenaufsichtschef Andrea Enria richtig gewesen. Beim EZB-Bankenaufsichtsforum sagte er, die EZB möge Maßnahmen nach dem Prinzip „one size fits all“ eigentlich nicht, aber die Umstände zu Beginn der Pandemie hätten sie dazu gezwungen. Die makroökonomische Unsicherheit sei groß gewesen und das Ausmaß der staatlichen Hilfsprogramme nicht absehbar. „Wir mussten das Kapital bei den Banken halten“, sagte er.
Enria verwies auf eine Untersuchung aus Spanien, wo zum Zeitpunkt des Ausschüttungsverbots einige Hauptversammlungen bereits die Zahlung von Dividenden beschlossen hatten. Banken, die keine Dividenden gezahlt hätten, hätten mehr Kredite vergeben, sagte Enria. Er lobte die Kooperation der Banken. „Wenn es in der Zukunft eine weitere Pandemie oder etwas Ähnliches geben sollte, könnten wir uns darauf verlassen, dass die Banken unseren Empfehlungen folgen“, sagte er.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54438756-ezb-enria-ausschuettungsbeschraenkungen-wegen-corona-waren-richtig-015.htm

ZENTRALBANKEN – DEUTSCHLAND – TEUERUNG – Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz rechnet nach einem weiteren Anstieg der Inflationsrate mit einer Besserung: „Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen wir wieder hohe Preissteigerungsraten. Die Bundesbank hält zum Jahresende Raten über 5 Prozent für möglich. Doch im kommenden Jahr dürfte die Teuerung wieder nachlassen“, sagte Balz. Zur Begründung verwies er auf auslaufende Sondereffekte. (Rheinische Post)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54431762-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm

ZENTRALBANKEN – DEUTSCHLAND – BUNDESBANK – Die Sanierung und Erweiterung der Frankfurter Bundesbank-Zentrale zu einem Campus wird wahrscheinlich deutlich mehr als 1,3 Milliarden Euro kosten. Nach Handelsblatt-Informationen aus Notenbankkreisen dürfte das Projekt erheblich teurer werden als die Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese wurde 2014 fertiggestellt und kostete insgesamt 1,3 Milliarden Euro, was damals für scharfe Kritik sorgte. Laut Bundesbank sind belastbare Aussagen zu den Kosten derzeit noch nicht möglich, da sich das Projekt noch in der Planungsphase befinde. (Handelsblatt)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54431762-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm

USA – US-Erzeugerpreise steigen im Oktober spürbar – 9.11.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Die US-Erzeugerpreise sind im Oktober spürbar gestiegen. Die Preise auf der Produzentenebene kletterten im Schnitt um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einem Anstieg um 0,6 Prozent gerechnet. Auf Jahressicht lagen die Erzeugerpreise um 8,6 Prozent höher.
Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, stiegen die Erzeugerpreise in der Kernrate – ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie – verglichen mit dem Vormonat um 0,4 Prozent. Ökonomen hatten einen Anstieg von 0,5 Prozent prognostiziert. Binnen Jahresfrist ergab sich eine Steigerung um 6,2 Prozent.
Der jüngste Schub bei den Produzentenpreisen spiegelt viele Faktoren wider, darunter durcheinander geratene Lieferketten, verlängerte Lieferzeiten, höhere Transportkosten und einen grassierenden Material- und Arbeitskräftemängel sowie die Erholung der Energie- und Rohstoffpreise.
Die Erzeugerpreise geben einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Inflation. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54438315-us-erzeugerpreise-steigen-im-oktober-spuerbar-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54438410-usa-anstieg-der-erzeugerpreise-stagniert-auf-hohem-niveau-016.htm

TAIWAN – Taiwan warnt vor möglicher Luft- und See-Blockade durch China – 9.11.2021
Taiwan befürchtet eine mögliche Blockade seiner See- und Luftverbindungen durch das chinesische Militär. Peking wäre in der Lage, „unsere wichtigsten Häfen, Flughäfen und Flugrouten zu blockieren, um unsere Luft- und Seekommunikationslinien abzuschneiden“, erklärte das Verteidigungsministerium in Taipeh. Zudem könnte China die gesamte Insel mit seinem Raketenarsenal einschließlich ballistischer Raketen und Marschflugkörper erreichen.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54437145-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – WIRTSCHAFTSWEISE – Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwartet, dass die deutsche Volkswirtschaft im laufenden Jahr um 2,7 Prozent wächst. Für das kommende Jahr sagt das Gremium einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 4,6 Prozent voraus. Dies geht aus dem neuen Gutachten des Rates hervor, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt werden soll. (FAZ)
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54431762-pressespiegel-zinsen-konjunktur-kapitalmaerkte-branchen-015.htm

DEUTSCHLAND – ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im November deutlich – 9.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Die Konjunkturerwartungen von Börsen- und Finanzexperten für Deutschland sind im November deutlich gestiegen, wobei sich die Beurteilung der Konjunkturlage allerdings stärker als erwartet verschlechterte. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen stieg auf 31,7 (Oktober: 22,3) Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Es war der erste Anstieg seit Mai. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 20,0 Punkten prognostiziert.
Allerdings stellt der Anstieg des Index keine wirkliche Überraschung mehr dar, weil die vom Beratungsunternehmen Sentix bereits am Montag veröffentlichten Konjunkturerwartungen ebenfalls zugelegt hatten. Der Index zur Beurteilung der Konjunkturlage sank auf 12,5 (21,6) Punkte. Volkswirte hatten hier lediglich einen Rückgang auf 17,0 Punkte erwartet.
„Die Finanzmarktexpertinnen und -experten blicken optimistischer auf die nächsten sechs Monate. Der erneute Rückgang der Lageeinschätzung zeigt jedoch, dass die Expertinnen und Experten für das aktuelle Quartal davon ausgehen, dass die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten sowie die hohe Inflationsrate die konjunkturelle Entwicklung belasten werden“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Daten.
Für das erste Quartal 2022 gingen die Befragten von einer Wachstumserholung und einem Rückgang der Inflationsrate in Deutschland und im Euro-Gebiet aus. Die Konjunkturerwartungen für den Euroraum erhöhten sich auf 25,9 (21,0) Punkte. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage verringerte sich auf 11,6 (15,9) Zähler.
Die Inflationserwartungen für den Euroraum gingen sehr stark zurück. Der Inflationsindikator lag jetzt bei minus 14,3 Punkten, das waren 31,4 Punkte weniger als noch im Vormonat. „Dies zeigt, dass die Expertinnen und Experten auf Sicht von sechs Monaten mit einem Rückgang der Inflationsrate im Euro-Gebiet rechnen“, erläuterte das ZEW.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54435225-zew-konjunkturerwartungen-steigen-im-november-deutlich-015.htm

DEUTSCHLAND – Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen legen überraschend zu – 9.11.2021
MANNHEIM (dpa-AFX) – Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im November überraschend aufgehellt. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg gegenüber dem Vormonat um 9,4 Punkte auf 31,7 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mitteilte. Analysten hatten hingegen im Schnitt einen Rückgang auf 20,0 Punkte erwartet. Zuvor war der Indikator fünf Mal in Folge gefallen.
Die Bewertung der aktuellen Konjunkturlage trübte sich hingegen stärker als erwartet ein. Der Indikator fiel um 9,1 Punkte auf 12,5 Zähler. In der Eurozone war die Entwicklung ähnlich. Auch hier verbesserten sich die Erwartungen und die Lagebeurteilung trübte sich ein.
„Die Finanzmarktexpertinnen und -experten blicken optimistischer auf die nächsten sechs Monate“, kommentiert ZEW-Präsident Achim Wambach. „Der erneute Rückgang der Lageeinschätzung zeigt jedoch, dass die Expertinnen und Experten für das aktuelle Quartal davon ausgehen, dass die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten sowie die hohe Inflationsrate die konjunkturelle Entwicklung belasten werden.“/jsl/bgf/mis
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54435132-deutschland-zew-konjunkturerwartungen-legen-ueberraschend-zu-016.htm

DEUTSCHLAND – DIHK erwartet nach Exportzahlen trüben Herbst – 9.11.2021
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat sich nach den jüngsten Exportzahlen pessimistisch zur weiteren Wirtschaftsentwicklung gezeigt. „Es wird ein trüber Herbst für die exportorientierte deutsche Wirtschaft“, sagte Außenwirtschaftschef Volker Treier. Bereits den zweiten Monat in Folge seien die Ausfuhren leicht rückläufig. „Ein Aufschwung im internationalen Geschäft sieht anders aus“, hob er hervor.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54437145-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Lkw-Maut-Fahrleistungsindex steigt im Oktober um 1,6 Prozent – 9.11.2021
WIESBADEN (Dow Jones)–Die Fahrleistung der mautpflichtigen Lkw mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen ist im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,6 Prozent gestiegen. Im Vorjahresvergleich ergab sich ein kalenderbereinigtes Plus von ebenfalls 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte.
Im Vergleich zum Durchschnitt der zwölf Monate vor der Corona-Krise in Deutschland (März 2019 bis Februar 2020) war die Fahrleistung saison- und kalenderbereinigt 1,9 Prozent höher. Die Fahrleistung von Lkw ermöglicht frühzeitige Prognosen zur Entwicklung der Industrieproduktion.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54432868-lkw-maut-fahrleistungsindex-steigt-im-oktober-um-1-6-prozent-015.htm

DEUTSCHLAND – NG: Exporte leiden unter Lieferkettenproblemen – 9.11.2021
Der Rückgang der deutschen Exporte im September ist für ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ein weiterer Beleg dafür, dass die einzigen Wachstumsmotoren der Wirtschaft im dritten Quartal der private Konsum und die Staatsausgaben waren. „Die Spannungen in der Lieferkette haben die deutschen Exporte im Laufe des Sommers eingeholt“, schreibt Brzeski in einem Kommentar. „Die Exporte, die im zweiten Quartal noch ein wichtiger Wachstumsmotor waren, dürften das Wachstum im dritten Quartal bremsen.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54433421-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DEUTSCHLAND – Deutsche Exporte sinken im September um 0,7 Prozent – 9.11.2021
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)–Die deutschen Exporte sind im September erneut gesunken, nachdem sie bereits im August gefallen waren. Hinter den Rückgängen könnten Materialmangel und Engpässe in den Lieferketten stecken, die sich auch auf die Exportwirtschaft auswirken. Im September verkauften die Exporteure kalender- und saisonbereinigt 0,7 Prozent weniger im Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten ein Minus von 0,5 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 7,1 Prozent höher.
Die Importe stiegen im September um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auf Jahressicht lagen die Einfuhren um 12,9 Prozent höher.
Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, lagen die Exporte kalender- und saisonbereinigt um 0,3 Prozent niedriger, während die Importe sich in dieser Betrachtung um 7,8 Prozent erhöht haben.
Der Außenhandelsüberschuss betrug im September kalender- und saisonbereinigt 13,2 Milliarden Euro. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten mit einem Aktivsaldo von 13,6 Milliarden Euro gerechnet. Der Überschuss in der Leistungsbilanz betrug nach vorläufigen Berechnungen der Bundesbank 19,6 Milliarden Euro. Ökonomen hatten 14,8 Milliarden Euro erwartet.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54432812-deutsche-exporte-sinken-im-september-um-0-7-prozent-015.htm

DEUTSCHLAND – Ifo-Institut: Einzelhandel erwartet Lieferprobleme bis in den Sommer 2022 – 9.11.2921
MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)–Die Lieferengpässe im Einzelhandel werden sich nach einer Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung bis weit in den Sommer 2022 hinziehen. Im Schnitt rechnen die Firmen der Branche demnach damit, dass die Engpässe weitere zehn Monate andauern. „Die Produktauswahl wird zu Weihnachten und lange danach eingeschränkt sein“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Die Fahrradhändler seien am pessimistischsten, sie erwarteten 18 Monate Lieferprobleme, die Möbelhändler 12,5 Monate. Die Spielzeugeinzelhändler gehen demnach von rund elf Monaten aus, die Baumärkte von 10,3 Monaten.
Insgesamt allerdings sei die Zahl der Firmen mit Nachschubproblemen etwas zurückgegangen, von 74 auf 60 Prozent. Bei den Fahrradhändlern sank die Zahl von 100 auf 89,6 Prozent, bei den Baumärkten von 98,9 auf 83,5 Prozent. „Das sind immer noch enorm hohe Zahlen“, betonte Wohlrabe. „Die weltweite Logistik ist aus dem Takt. Viele Lieferungen kommen mit deutlichen Verspätungen in Deutschland an.“ Die Probleme würden sich auch in den Preisen im Weihnachtsgeschäft niederschlagen. Ein Großteil der Unternehmen habe Preiserhöhungen angekündigt.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54432777-ifo-institut-einzelhandel-erwartet-lieferprobleme-bis-in-den-sommer-2022-015.htm

DEUTSCHLAND – IAB: Mehr offene Stellen in Deutschland als vor Corona-Krise – 9.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–In Deutschland waren im dritten Quartal nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mehr Stellen unbesetzt als im dritten Quartal 2019, also vor der Corona-Krise. Laut IAB gab es bundesweit 1,39 Millionen offene Stellen. Das waren 3 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Gegenüber dem Vorquartal nahm die Zahl der offenen Stellen um 19 Prozent bzw. 221.000 zu und gegenüber dem Vorjahresquartal um 43 Prozent bzw. 417.000.
„Dass hier das Vorkrisenniveau vom dritten Quartal 2019 übertroffen wurde, ist trotz der etwas eingetrübten Aussichten ein starkes Signal für den deutschen Arbeitsmarkt“, sagte IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Das Stellenangebot sei über alle Branchen hinweg gewachsen. „Dieser Anstieg bedeutet aber auch, dass die damit verbundenen Probleme bei der Personalbeschaffung wieder zunehmen und der Druck hin zu höheren Löhnen in den gefragten Berufen steigen dürfte“, so Kubis weiter.
Den stärksten Anstieg gegenüber dem zweiten Quartal 2021 erlebte der Logistikbereich mit einem Plus von 41 Prozent auf nunmehr 68.000 offenen Stellen. Auch das starke Wachstum im verarbeitenden Gewerbe setzte sich fort und lag mit rund 163.000 offenen Stellen nochmals 10 Prozent höher als im Vorquartal. Gegenüber dem durch die Corona-Krise beeinträchtigten Vorjahresquartal waren im verarbeitenden Gewerbe mehr als doppelt so viele Stellen ausgeschrieben: Das Stellenangebot lag hier 32 Prozent über dem Niveau vom dritten Quartal 2019.
In vielen Dienstleistungsbereichen, wie zum Beispiel den unternehmensnahen Dienstleistungen oder der Informations- und Kommunikationsbranche, wurden rund 20 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als im entsprechenden Vorquartal. Lediglich in der Gruppe der Sonstigen Dienstleistungen fiel der Anstieg mit 12 Prozent etwas geringer aus.
Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2021 lagen Antworten von rund 8.300 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54437191-iab-mehr-offene-stellen-in-deutschland-als-vor-corona-krise-015.htm

ÖSTERREICH – STATISTIK:
Baupreise im 3. Quartal 2021 weiter gestiegen
Produktionsindex stieg im September 2021 um 3,3% gegenüber September 2020
Pkw-Neuzulassungen Jänner bis Oktober 2021 auf Vorjahresniveau, aber um mehr als ein Viertel weniger als 2019

8.11.2021, Montag

CORONA – VIROLOGIE – SARS-CoV-2: Mu-Variante aus Südamerika hat Potenzial für Impfdurchbrüche – 8.11.2021
Die Mu-Variante, die in den meisten Ländern bisher nur selten aufgetreten ist, hat in Kolumbien in diesem Sommer in einer Erkrankungswelle andere Varianten verdrängt. Japanische Forscher führen dies im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMc2114706) auf eine hohe Resistenz gegen die Antikörper von Geimpften und Genesenen zurück.
Mu oder B.1.621 ist die jüngste Variante von SARS-CoV-2, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im September auf die Liste der unter Beobachtung stehenden Varianten (VOI) gesetzt wurde. Als VOI werden Viren bezeichnet, die aus verschiedenen Gründen das Potenzial zu einer globalen Vermeh­rung haben, aber bisher nur regional begrenzt aufgetreten sind.
Die Mu-Variante wurde in 39 Ländern nachgewiesen, so vereinzelt auch in Deutschland. Stark ausgebrei­tet hat sie sich jedoch bisher nur in Kolumbien. Dort war sie weltweit zuerst am 11. Januar diesen Jahres aufgetreten.
Zwischen März und August hat sie das Infektionsgeschehen in dem lateinamerikanischen Staat mit einem Anteil von bis zu 100 % (bei einer allerdings geringen Zahl von Genomsequenzierungen) beherrscht. Inzwischen ist die Epidemie weitgehend abgeflaut.
Die Gründe für die starke Ausbreitung sieht ein Team um Kei Sato vom „Genotype to Phenotype Japan“-Konsortium (G2P-Japan) in einer Reihe von Mutationen in der N-terminalen Domäne (T95I und YY144-145TSN) und der Rezeptorbindungsdomäne (R346K, E484K und N501Y). Hinzu kommen noch einige Mutationen in anderen Regionen des Spikeproteins (D614G, P681H und D950N).
Warum sich die Mu-Variante bisher nur in Kolumbien ausbreiten konnte, ist nicht bekannt. Die von Sato vorgestellten Daten lassen jedoch erahnen, warum die Mu-Variante die sonst in Südamerika dominie­rende Gamma-Variante (P.1.) und die in Peru verbreitete Lambda-Variante (C.37) in Kolumbien verdrän­gen konnte.
In einem Neutralisationstest war die Mu-Variante 10,6-fach resistenter gegen die Antikörper von Genese­nen als der Wildstamm (mit der D614G-Mutation). Die Gamma- und die Lambda-Variante waren nur 2,9 und 3,4 Mal resistenter.
Auch das Serum von Personen, die mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 geimpft waren, konnte die Mu-Variante nur schwach neutralisieren. Die Mu-Variante war 9,1-fach resistenter als als der Wildstamm.
Gegen Gamma und Lambda war die neutralisierende Wirkung 2,9- und 1,9-fach schwächer. Sato sieht ein hohes Risiko von Durchbruchinfektionen, die eine weitere Charakterisierung und Überwachung der Mu-Variante gerechtfertigt erscheinen lassen. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128896/SARS-CoV-2-Mu-Variante-aus-Suedamerika-hat-Potenzial-fuer-Impfdurchbrueche

CORONA – MEDIZIN – Empfehlungen zu SARS-CoV-2-Infektio­nen bei Schwangerschaft und Geburt aktualisiert – 8.11.2021
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften ihre „Empfehlungen zu SARS-CoV-2/COVID-19 in Schwangerschaft, Geburt und Wo­chen­bett“ aktualisiert.
„Schwangere sollten grundsätzlich als Hochrisikogruppe betrachtet werden, da sie ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe und ungünstige Schwangerschaftsergebnisse haben“, betont die Autorengruppe um Ekkehard Schleußner von der Universitätsklinik in Jena.
Die Autorengruppe weist daraufhin, dass auch Wöchnerinnen und Stillende gegen COVID-19 geimpft wer­den sollten. Eine Immunisierung im ersten Trimenon oder vor Eintritt der Schwangerschaft sei keine Indikation, um die Schwangerschaft zu beenden.
In dem Update berichten die Autoren auf Basis der wissenschaftlichen Literatur, dass eine vaginale Ent­bindung auch im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung durchgeführt werden kann. „Eine Geburtseinleitung oder ein Kaiserschnitt sollte bei einer SARS-CoV-2-positiven Schwangeren nur dann durchgeführt werden, wenn sie medizinisch begründet ist“, so die Autorengruppe.
Vor dem Hintergrund, dass Frauen mit nachgewiesener oder vermuteter SARS-CoV-2-Infektion geringere Stillraten aufweisen, raten die Autoren dazu, auch SARS-CoV-2-positiven Müttern das Stillen zu ermögli­chen.
Das Risiko einer Übertragung von SARS-CoV-2 durch Muttermilch sei bei Einhaltung der Hygieneempfeh­lungen als „sehr gering“ einzustufen. Außerdem sei neben den bekannten Vorteilen des Stillens ein mög­licher passiver Immunschutz denkbar. Wichtig sei aber eine praktische Anleitung zu den speziellen Hygi­eneregeln beim Stillen.
An der Aktualisierung der Expertenempfehlung beteiligten sich neben der DGGG die Deutsche Gesell­schaft für Perinatale Medizin (DGPM), die Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGP­GM), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), die Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) und die Nationale Stillkommission. © hil/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128869/Empfehlungen-zu-SARS-CoV-2-Infektionen-bei-Schwangerschaft-und-Geburt-akutalisiert

CORONA – MEDIZIN – USA: Impfdurchbrüche vor allem nach Janssen-Vakzine häufiger – 8.11.2021
San Francisco – Die Schutzwirkung der 3 in den USA zugelassenen Impfstoffe hat in den letzten Monaten deutlich nachgelassen. Den größten Einbruch gab es einer Studie in Science (2021: DOI: 10.1126/science.abm0620 ) zufolge beim Einmalimpfstoff von Janssen.
Der Vektor-basierte Impfstoff Ad26.COV2.S, der in den USA von Johnson & Johnson vertrieben wird, hatte bereits in den klinischen Studien eine schlechtere Schutzwirkung (von 65 % vor einer Erkrankung an COVID-19) erzielt als die Impfstoffe BNT162b2 von Biontech-Pfizer und mRNA-1273 von Moderna, die das Erkrankungsrisiko um 95 % gesenkt hatten.
Unter den US-Veteranen, deren Daten ein Team um Arthur Wallace von der Universität von Kalifornien in San Francisco jetzt ausgewertet hat, war die Impfstoffwirksamkeit von Ad26.COV2.S im Februar mit 86,4 % noch besser ausgefallen als in der klinischen Studie. Bis zum September sank sie dann jedoch auf 13,1 % ab. Bei Biontech-Pfizer kam es zu einem Rückgang von 86,9 % auf 43,3 % und bei Moderna von 89,2 % auf 58 %. Der Gesamtimpfschutz aller Vakzine verminderte sich von 87,9 % im Februar auf 48,1 % im Oktober 2021.
Auch die Zahl der Todesfälle bei Impfdurchbrüchen ist gestiegen. Während es im Februar kaum Todes­fälle gab, starben seit Juli immer häufiger auch geimpfte Personen. Bei den unter 65-Jährigen betrug die Impfstoffwirksamkeit gegen einen Tod zuletzt noch 81,7 %. Am höchsten war sie nach BNT162b2 (84,3 %) vor mRNA-1273 (81,5 %) gegenüber 73 % nach Impfung mit Ad26.COV2.S.
Bei den über 65-Jährigen betrug die Gesamtwirksamkeit des Impfstoffs gegen den Tod 71,6 %. Sie lag nach mRNA-1273 bei 75,5 %, nach BNT162b2 bei 70,1% und nach Ad26.COV2.S nur bei 52,2 %.
Die Zahlen bestätigen die Entscheidung der US-Impfkommission, der Bevölkerung zu einer Boosterung zu raten. Über die US-Veteranen-Behörde sind in den USA 2,7 % der Bevölkerung krankenversichert. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128851/USA-Impfdurchbrueche-vor-allem-nach-Janssen-Vakzine-haeufiger

CORONA – MEDIZIN – Coronavirus vermehrt sich in der Plazenta schnell – Impfen hilft – 8.11.2021
Das Coronavirus vermehrt sich in der Plazenta schnell und erhöht das Risiko einer Früh- oder Totgeburt je um das Zwei- bis Dreifache. Das haben Berner und Lausanner Forscher nachgewiesen. Impfen in der Schwangerschaft sei deshalb wichtig – und für den Fötus gefahrlos, wurde betont.
Bei Schwangeren bestehe gegenüber der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung eine um 70 Prozent erhöhte Gefahr für eine Ansteckung mit SARS-CoV-2. Das Risiko, danach einen schweren Verlauf mit Pflege auf der Intensivstation durchzumachen, liege im Bereich von fünf bis zehn Prozent, hieß es in einer Mitteilung des Forscherteams.
„In der Plazenta können schnell Tausende infektiöse virale Partikel produziert werden. Außerdem haben wir einen äußerst variablen und für jede Schwangerschaft individuellen Ausdruck des SARS-CoV-2-Rezeptors in der Plazenta beobachtet, was erklären könnte, warum das Virus manchmal auf den Fötus übergeht“, erläuterte Marco Alves vom Institut für Virologie und Immunologie IVI in Bern.
„Die Tatsache, dass das Virus die Plazenta infizieren und sich dort stark vermehren kann, zeigt die Notwendigkeit der Impfung“, so Alves. Für den Fötus sei die Impfung gefahrlos, weil die mRNA die Plazentaschranke nicht durchdringt, wohl aber die von der Mutter gebildeten Antikörper. Das Kind kommt also nicht mit dem Impfstoff in Kontakt, sondern „erbt“ die natürlichen Antikörper der Mutter.
Service: Die Resultate der Studie des Teams um PD Dr. Marco Alves (IVI Bern) und Prof. Dr. David Baud (Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, Chuv) wurden im Wissenschaftsmagazin „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht. Fachpublikationslink DOI: https://doi.org/10.1016/j.xcrm.2021.100456
https://science.apa.at/power-search/7357471197199911986

CORONA – FORSCHUNG – Warum eine Genvariante das Sterberisiko bei COVID-19 erhöht – 8.11.2021
Britische Forscher haben möglicherweise herausgefunden, welches Gen auf dem Chromosom 3 für das erhöhte COVID-19-Risiko von Menschen asiatischer Herkunft verantwortlich ist, das im letzten Jahr entdeckt wurde. Laut dem Bericht in Nature Genetics (2021; DOI: 10.1038/s41588-021-00955-3) befindet sich die Variante im Gen LZTFL1, das in den Epithelzellen der Atemwege gebildet wird. Da es sich um eine „Gain of function“-Mutation handelt, könnte die Entdeckung im Prinzip zur Entwicklung einer neuen Behandlung genutzt werden.
Im letzten Jahr war in 2 genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) herausgekommen, dass eine Genvari­ante (Einzelnukleotid-Polymorphismus, SNP) auf dem Chromosom 3p21.31 das Risiko auf einen schweren Verlauf von COVID-19 in etwa verdoppelt. Die SNP liegt bei etwa 60 % aller Menschen aus Südasien vor, während Europäer sie nur zu 15 % und Menschen aus Afrika oder der Karibik nur zu 2 % haben. Es handelt sich übrigens um einen der Genabschnitte, die Homo sapiens vor Urzeiten vom Homo neanderthalensis übernommen hat.
Auf welchem Gen sich diese Variante befindet und wie sie das Erkrankungsrisiko beeinflusst, war bisher unbekannt. Ein Team um James Davies and Jim Hughes von der Universität Oxford berichtet jetzt, dass die SNP rs17713054 im Enhancer des Gens LZTFL1 („leucine zipper transcription factor like 1“) liegt. Ein „Enhancer“ regelt, wie stark ein Gen in eine Boten-RNA umgesetzt wird. Bei der SNP rs17713054 war die Umsetzung vermehrt, weshalb es sich um eine „Gain of function“-Mutation handelt.
Die Forscher fanden heraus, dass LZTFL1 in den Epithelien der Atemwege produziert wird. Es könnte dort eine unspezifische Abwehrreaktion der Zellen gegen Viren schwächen. In postmortalen Biopsien von 3 Patienten mit COVID-19 entdeckten die Forscher Schäden an den Alveolen.
Dass das Gen nicht die klassische Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 mit Antikörpern und T-Zellen beeinflusst, betrachten Davies and Hughes als ein günstiges Zeichen. Die Mutation würde die Wirksamkeit der Impfstoffe nicht abschwächen, schreiben sie.
Bei einer „Gain of function“-Mutation besteht heute die Möglichkeit, das Gen durch Medikamente auszuschalten. Ob dies ein realistischer Therapieansatz ist, lässt sich schwer vorhersagen, da das Gen LZTFL1 in anderen Bereichen eine lebenswichtige Funktion haben könnte. Vor einer Behandlung müssten deshalb ausführliche Labortests und präklinische Studien durchgeführt werden. © rme/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128852/Warum-eine-Genvariante-das-Sterberisiko-bei-COVID-19-erhoeht

CORONA – ISRAEL – 1:45-min-Video: Neue Studie belegt Wirksamkeit Israel boostert erfolgreich gegen vierte Welle an – NACHTRAG: 5.11.2021
Während man in Deutschland noch eher zögerlich über die Booster-Impfung diskutiert, liefert Israel bereits erste Daten zu deren Wirksamkeit. Das Land verteilt bereits seit Sommer den dritten Pieks und rettet sich so ohne Lockdown durch die vierte Corona-Welle.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Israel-boostert-erfolgreich-gegen-vierte-Welle-an-article22911192.html

CORONA – FRANKREICH – Frankreich: Behörde rät von Moderna-Impfstoff für unter 30-Jährige ab – 8.11.2021
PARIS (dpa-AFX) – Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde hat Menschen unter 30 Jahren vom Corona-Impfstoff des Herstellers Moderna abgeraten. Es bestehe bei diesem Impfstoff in der Altersgruppe ein geringes, aber etwas höheres Risiko für Herzmuskelentzündungen als beim Impfstoff von Biontech /Pfizer, hieß es in einer Empfehlung der Behörde vom Montagabend. Soweit möglich sollten Menschen zwischen 12 und 29 Jahren daher nicht mit Moderna gegen das Coronavirus geimpft werden.
Die Corona-Impfstoffe der Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson sind in Frankreich für Menschen unter 30 Jahren ohnehin nicht empfohlen. Politische Entscheidungen treffen kann die Gesundheitsbehörde nicht. In der Regel folgt die französische Regierung aber ihren Empfehlungen.
In Frankreich sind knapp 75 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. In den vergangenen Tagen nahmen die Infektionen wieder leicht zu. Zuletzt wurden landesweit innerhalb einer Woche pro 100 000 Menschen etwa 73 Neuinfektionen gemeldet./rbo/DP/he
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54429788-frankreich-behoerde-raet-von-moderna-impfstoff-fuer-unter-30-jaehrige-ab-016.htm

CORONA – DEUTSCHLAND – STIKO: Auffrischimpfung „mittelfristig“ für alle sinnvoll – 8.11.2021
Berlin – Aus immunologischen und infektionsepidemiologischen Gründen ist es sinnvoll, über bestimmte Risikogruppen hinaus mittelfristig auch allen anderen Grundimmunisierten eine Corona-Auffrischim­pfung anzubieten. Das betont die Ständige Impfkommission (STIKO) in einer heutigen Stellungnahme.
Bei einer Auffrischimpfkampagne soll demnach soweit wie möglich nach absteigendem Lebensalter vor­gegangen werden. Die Geschwindigkeit im Vorgehen bei einer solchen Impfkampagne werde maßgeblich von den regionalen Impfkapazitäten abhängen, hieß es.
Laut STIKO soll eine Auffrischimpfung bei immunkompetenten Personen frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung gegen COVID-19 erfolgen.
Das beim Robert-Koch-Institut (RKI) ange­siedelte Expertengremium hatte im September und Oktober 2021 in der 11. und 12. Aktualisierung ihrer COVID-19-Impfempfehlung erste Empfehlungen zur Auf­frisch­impfung gegeben.
Mit dem Ziel, schwere Verläufe und Tod durch COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit wie möglich zu reduzieren, wurde zuerst die Auffrischimpfung für Menschen mit Immundefizienz, Personen über 70 Jahre sowie für Bewohner und Betreute in Einrichtungen der Altenpflege empfohlen.
Nach Einschätzung der STIKO ist die Auffrischimpfung in diesen Bevölkerungsgruppen besonders dring­lich, da der Schutz durch die Grundimmunisierung, insbesondere im hohen Alter, mit der Zeit nachlässt und für die Prävention schwerer COVID-19-Verläufe durch die dominierende Delta-Variante von SARS-CoV-2 eine gute Immunantwort notwendig ist.
Außerdem empfahl die STIKO eine Auffrischimpfung auch für das Personal in medizinischen Einrichtun­gen, für Pflegepersonal und andere Tätige in Einrichtungen der Pflege, da dort sowohl der Anteil vulne­rab­ler Personen als auch die Expositionsgefährdung hoch sind und SARS-CoV-2-Transmissionen unbe­dingt vermieden werden müssen.
Auch wenn Auffrischimpfungen bei Jüngeren – nach Erreichen hoher Impfquoten – zur spürbaren Reduk­tion der Virusausbreitung in der Bevölkerung beitragen können, dürfe dies nicht zu einer Verzögerung der Auffrischimpfung bei den über 70-Jährigen sowie bei immundefizienten Personen führen, betont die STIKO.
Jüngst hätten uneinheitliche öffentliche Aussagen zu den Zielgruppen für Auffrischimpfungen zur Verun­sicherung in der Ärzteschaft und Bevölkerung geführt. Deshalb habe man es als wichtig erachtet, zur Prio­risierung und Umsetzung der Auffrischimpfung Stellung zu nehmen.
Für die weitere Planung der Impfkampagne sowie zur sinnvollen Koordination und Organisation der Umsetzung von Auffrischimpfungen in der deutschen Bevölkerung weist die STIKO darauf hin, dass eine weitere Anpassung ihrer COVID-19-Impfempfehlung zeitnah erfolgen wird.
Sie werde derzeit unter Berücksichtigung der aktuellen epidemischen Lage, neuer Erkenntnisse zur Trans­missionsverhinderung sowie von „Real-life“-Daten anderer Länder zum Einfluss von Auffrischim­pfun­gen auf die Infektionszahlen erarbeitet und in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gehen.
Die STIKO rief nachdrücklich alle bisher Nicht-Geimpften dringend auf, das COVID-19-Impfangebot wahr­zunehmen. Die Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen sei unter Ungeimpften zehnfach höher als unter Geimpften.
Ebenso befänden sich unter den intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patienten sehr viele un­ge­impfte Personen sowie Menschen mit Immundefizienz. Die Impfung diene sowohl dem Selbstschutz als auch dem Schutz der Mitmenschen.
Zudem sollten weiterhin COVID-19-Hygienemaßnahmen (AHA-L-Regeln) eingehalten werden. Dies gelte auch für geimpfte Personen, da auch von diesen eine SARS-CoV-2-Transmission ausgehen könne. © aha/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128894/STIKO-Auffrischimpfung-mittelfristig-fuer-alle-sinnvoll

CORONA – DEUTSCHLAND – Klare Fortschritte beim Boostern Nachfrage nach Corona-Impfungen wächst – Text und 1:04-min-Video – 8.11.2021
Die Zahl der Corona-Impfungen ist in den vergangenen Wochen bundesweit wieder angestiegen. Vor allem Auffrischungen sind gefragt, aber auch die Nachfrage nach Erst- und Zweit-Impfungen nimmt zu. In Sachsen will die Gesundheitsministerin die Kapazitäten der Impfteams jetzt verdoppeln.
Mit dem starken Anstieg der Corona-Zahlen wächst auch die Nachfrage nach Impfungen wieder. In Sachsen seien die 30 mobilen Impfteams an der Belastungsgrenze, erklärte das Deutsche Rote Kreuz. Statt der geplanten 3000 Impfungen seien am Samstag 4500 verabreicht worden. Gesundheitsministerin Petra Köpping will die Kapazität dieser Impfteams verdoppeln.
In Baden-Württemberg meldete die Kassenärztliche Vereinigung ebenfalls neues Interesse an Corona-Impfungen. Deren Zahl sei in den vergangenen vier Wochen kontinuierlich gestiegen. Lag sie den Angaben zufolge Anfang Oktober noch bei 85.000 Dosen in einer Woche, so stieg sie auf zuletzt 107.000. Davon waren in der vergangenen Woche rund 65.000 Erst- und Zweitimpfungen und 42.000 Mal Auffrischimpfungen.
Sachsen hatte mit einer Inzidenz von 491,3 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner und sieben Tage am heutigen Montag den höchsten Wert bundesweit. Wegen der dramatischen Entwicklung gilt dort nun die sogenannte 2G-Regel unter anderem für Gaststätten. Das heißt, nur Genesene und Geimpfte haben Zutritt, ein negativer Test reicht nicht. Auch in Baden-Württemberg steht die 2G-Regel zur Debatte. Ob solche Einschränkungen für Ungeimpfte oder aber die steigenden Fallzahlen die Nachfrage nach Impfungen beleben, ist unklar.
Booster-Impfungen steigen am stärksten an
Niedersachsen lag mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 104,7 zuletzt weit unter dem Bundesdurchschnitt von 201,1. Auch dort wächst jedoch die Nachfrage nach Impfungen. In der vergangenen Woche seien deutlich mehr Menschen geimpft worden als in der Vorwoche, erklärte die Kassenärztlichen Vereinigung. Die Zahl stieg von knapp 70.000 auf rund 110.000. Vor allem Auffrischungsimpfungen nähmen Fahrt auf, aber auch Erst- und Zweitimpfungen nähmen zu.
Die Kassenärztliche Vereinigung geht davon aus, dass Regeln wie 2G dazu führen, dass sich manche Menschen nun doch für eine Corona-Impfung entscheiden. Bundesweit sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts mittlerweile 58 Millionen Menschen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. Das entspricht bei den Erstimpfungen einer Quote von 69,7 Prozent der Bevölkerung. Den vollständigen Impfschutz haben demnach 55,8 Millionen Menschen, also 67,1 Prozent der Bevölkerung. Rund 2,7 Millionen Menschen haben laut RKI schon eine Auffrischung erhalten. Quelle: ntv.de, mbu/dpa
https://www.n-tv.de/panorama/Nachfrage-nach-Corona-Impfungen-waechst-article22916458.html

CORONA – ÖSTERREICH – 1:50-min-Video – „Notwendig“: 2G-Regel in Kraft: Österreicher stehen vor Impf-Stationen Schlange – 8.11.2021
Österreich macht angesichts sehr hoher Corona-Neuinfektionszahlen Ernst: Seit heute gilt im ganzen Land die 2G-Regel. Für Ungeimpfte ist der Zutritt in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens damit untersagt. Das animiert viele ungeimpfte Österreicher zum schützenden Piks.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Osterreicher-stehen-vor-Impf-Stationen-Schlange-article22916021.html

CORONA – ÖSTERREICH – Drittstich in Ausnahmefällen auch nach vier Monaten möglich – NACHTRAG: 5.11.2021
Die Corona-Auffrischungsimpfung („dritter Stich“) kann in begründeten Ausnahmefällen bereits früher als sechs Monate nach dem Zweitstich erfolgen – nämlich bereits nach vier Monaten. Zu den Ausnahmen zählt etwa eine zweimalige Impfung mit Astra Zeneca, der Antritt einer längeren Reise oder besonders hohes Expositionsrisiko. Das geht aus den nun auch in schriftlicher Form vorliegenden Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums hervor.
„Eine Unterschreitung des empfohlenen Impfintervalls von sechs Monaten ist in begründeten Ausnahmefällen sinnvoll und kann nach entsprechender Aufklärung und Dokumentation erfolgen (off-label)“, heißt es in den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG), die auf der Homepage des Gesundheitsministeriums veröffentlicht wurden. Das Gremium hatte am Dienstag die dritte Corona-Impfung schon sechs Monate nach dem Zweitstich für alle Personen über 18 Jahren freigegeben. Begründet wurde das mit dem nachlassenden Impfschutz. Bis dahin war die Impfung für die allgemeine Bevölkerung erst neun Monate nach dem Zweitstich empfohlen.
Nur für Ältere ab 65 Jahren, Alten- und Pflegeheimbewohner, Risikopatienten oder mit zwei Dosen Astra Zeneca Geimpfte sowie bestimmte Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko (medizinisches Personal, Pädagogen) war die Auffrischung auch schon davor ab dem sechsten Monat vom NIG freigegeben. Für diese Personengruppe ist es nun „dringend empfohlen“, den Drittstich möglichst ab dem sechsten Monat vorzunehmen. Eine Unterschreitung des Intervalls unter 120 Tagen (eine Auffrischungsimpfung vor Ablauf von vier Monaten) wird aber nicht als dritte Impfung gewertet.
*** Homologes Impfschema wird angeraten
Prinzipiell sind laut den Empfehlungen für die dritte Impfung mRNA-Impfstoffe einzusetzen. Dabei soll bevorzugt „der gleiche Impfstoff wie für die vorhergehenden Immunisierungen eingesetzt werden (homologes Impfschema)“. Das Vakzin von Moderna soll aber nur für Über-30-Jährige zur Auffrischung verwendet werden. Für alle Jüngeren wird empfohlen, zur Auffrischung Pfizer/Biontech zu verwenden. Grund dafür ist eine „vorläufige Unsicherheit in Bezug auf ein erhöhtes Risiko einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung, Anm.) oder Perikarditis (Herzbeutelentzündung, Anm.) nach Spikevax-Impfung“ bei jüngeren Personen.
Diese Empfehlung, Moderna für Jüngere nicht zu verwenden, gilt auch für den Erst- und Zweitstich: „Auf Grund von internationalen Sicherheitsberichten zu einem erhöhten Auftreten von Myokarditis und Perikarditis vorwiegend bei jüngeren Personen werden Impfungen mit Spikevax (Moderna, Anm.) derzeit vorsichtshalber erst ab einem Alter von 30 Jahren empfohlen (Ausnahme Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem wie z.B. Immunsupprimierte etc.)“
Personen, die mit dem Vakzin von Janssen (Johnson&Johnson) einmalig geimpft wurden, sollen eine weitere Impfung im Mindestabstand von 28 Tagen erhalten, dabei soll vorzugsweise Pfizer/Biontech bzw. bei Über-30-Jährigen auch Moderna verwendet werden; es kann jedoch auch erneut Janssen verwendet werden. Der Impfstoff war ursprünglich so konzipiert, dass nur ein Stich notwendig sein sollte. Der Impfschutz hat aber den Experten zufolge zu schnell stark nachgelassen. Auch geht das Gremium davon aus, „dass, wie bei allen anderen Impfstoffen auch, eine weitere Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nach 6 Monaten erforderlich sein wird“.
*** Kein Abstand zu anderen Impfungen notwendig
Auch wird in den Empfehlungen aufgeführt, dass es nicht notwendig ist, ein Intervall zu anderen Impfungen einzuhalten. „Die gleichzeitige Verabreichung von COVID-19-Impfstoffen mit anderen Lebend- oder Totimpfstoffen (inkl. Influenza-Impfstoffen) ist möglich und sinnvoll (unter schiedliche Impfstelle).“ Vor und nach (planbaren) Operationen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen zur Impfung eingehalten werden. Bei dringender Indikation könne ein operativer Eingriff aber jederzeit durchgeführt werden.
Bezüglich der Impfdurchbrüche lautet die Empfehlung, sowohl im Fall einer symptomatischen SARS-CoV-2 Infektion wie auch einer asymptomatischen Infektion (nach vollständiger erster Impfserie mit zwei Impfungen) keine weitere Impfung durchführen zu lassen.
https://science.apa.at/power-search/116914957145089604

CORONA – ÖSTERREICH – Corona – GÖG: Impfung senkt Risiko für Senioren signifikant – NACHTRAG: 5.11.2021
Vollständig gegen Covid-19 geimpfte Personen über 65 Jahre haben ein signifikant geringeres Risiko, sich mit Corona zu infizieren und in weiterer Folge auf einer Intensivstation zu landen. Das hat eine Datenauswertung der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) für die Risikogruppe 65+ ergeben. Das Monitoring – Beobachtungszeitraum war der vergangene Oktober – macht die Schutzwirkung der Covid-19-Impfung für die ältere Bevölkerung deutlich.
Im Oktober waren 80 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre vollständig geimpft, was 1,37 Millionen Menschen entsprach. Weder geimpft noch genesen waren demgegenüber acht Prozent bzw. 146.000 Personen. Von den vollständig Geimpften wurden im Oktober 6.821 Personen bzw. 0,50 Prozent positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Bei den Ungeimpften waren es demgegenüber 3.067 positive Fälle bzw. 2,11 Prozent. Fazit der GÖG: „Somit hatten vollständig geimpfte Personen über 65 Jahre im Oktober ein um 76,4 Prozent geringeres Infektionsrisiko als ungeimpfte Personen derselben Altersgruppe.“
Was die Hospitalisierung betrifft, mussten von den im Oktober mit Corona infizierten Über-65-Jährigen 68 Geimpfte und 153 Ungeimpfte intensivmedizinisch versorgt werden. Werden diese Werte in Relation zur Gruppengröße gesetzt, zeigt sich, dass von den Geimpften 0,005 Prozent – 68 von 1,37 Millionen – und von den Ungeimpften 0,11 Prozent – 153 von 146.000 – eine intensivmedizinische Behandlung benötigten. Mathematisch ergibt sich damit für Geimpfte ein um 95 Prozent geringeres Risiko für eine intensivmedizinische Behandlung gegenüber Ungeimpften.
https://science.apa.at/power-search/18153761524805177671

CORONA – ÖSTERREICH – Covid-19 beeinflusste prosoziales Verhalten von Schülern negativ – Unterschiedliche Sozialität je nach sozioökonomischem Status – 8.11.2021
Covid-19 hat das prosoziale Verhalten von Schülern negativ beeinflusst. Speziell Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien, in der eine Covid-19-Infektion aufgetreten ist, waren im Vergleich zu Jugendlichen mit höherem Sozialstatus weniger kooperativ, weniger vertrauensvoll, weniger altruistisch und weniger großzügig als vor der Pandemie. Das zeigt eine im Fachjournal „Pnas“ veröffentlichte Studie von Wirtschaftsforschern um Matthias Sutter von der Uni Innsbruck.
Matthias Sutter, der am Institut für Finanzwissenschaft der Uni Innsbruck und am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftgütern in Bonn tätig ist, hat gemeinsam mit Kollegen aus der Schweiz und Frankreich das prosoziale Verhalten von französischen Schülerinnen und Schülern vor und während der Pandemie untersucht. Ausgangspunkt war eine Studie zu Freundschaftsnetzwerken unter Schülern. Dazu ließen die Forscher bereits im Herbst 2019 französische Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren in den Klassen verschiedene Experimente am Computer durchführen, um ihre Fähigkeiten zu Vertrauen, Kooperation, Altruismus und Großzügigkeit zu messen.
Diese Experimente wurden dann im Mai und Juni 2020 während eines Lockdowns und dem damit verbundenen Homeschooling mit 363 Schülern aus der ersten Welle wiederholt. Bereits vor der Pandemie zeigten Schülerinnen und Schüler mit niedrigem Sozialstatus ein geringeres prosoziales Verhalten als ihre Kommilitonen aus sozial höher gestellten Familien. War ihre Familie dann von einer Coronavirus-Infektion betroffen, sank ihre Bereitschaft, anderen Personen zu vertrauen, mit ihnen zu kooperieren bzw. ihnen zu helfen, drastisch.
*** Unterschiede haben sich vergrößert
„Der Unterschied im prosozialen Verhalten zwischen Schülern aus sozial schwächer gestellten Familien und jenen aus sozial höher gestellten Familien hat sich stark vergrößert“, erklärte Sutter gegenüber der APA. Der Wirtschaftsforscher hat keine schlüssige Erklärung für diesen Effekt. Er verweist aber darauf, dass Familien mit niedrigem Sozialstatus stärker von der Pandemie betroffen seien, etwa durch den Verlust des Jobs, und sie bei einer Infektion „einfach mehr auf sich schauen und weniger abgeben bzw. weniger anderen vertrauen, um mit der schwierigen Situation zurechtzukommen“.
Sutter macht aber auf einen Aspekt aufmerksam, der in der öffentlichen Diskussion bisher kaum beachtet wurde: „Es gibt aus früheren verhaltensökonomischen Studien klare Belege für den Zusammenhang zwischen prosozialem Verhalten und dem Erfolg auf dem Arbeitsmarkt“, gehe es im Joballtag auch darum, gut miteinander auszukommen. Die Forscher vermuten daher, dass die in der Studie festgestellte Entwicklung „den betroffenen jungen Erwachsenen langfristig schaden wird und daraus eine zusätzliche Benachteiligung für sie entsteht“.
Service: https://doi.org/10.1073/pnas.2110891118
https://science.apa.at/power-search/7678891036568295269

CORONA – ÖSTERREICH – Trend zu schärferen Corona-Regeln an den Hochschulen – 8.11.2021
Immer mehr Hochschulen setzen angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen auf strengere Sicherheitsmaßnahmen: So haben an der Universität Klagenfurt ab Mittwoch nur noch Genesene und Getestete Zugang (2G-Regel). Andere Unis und Fachhochschulen planen eine Verschärfung auf 2,5G (geimpft, genesen, PCR-getestet), Antigentests werden also nicht mehr akzeptiert. Die Wirtschaftsuni (WU) verlangt künftig bei allen Neuanstellungen 2G.
Nachahmer der 2G-Regel an der Uni-Klagenfurt fanden sich beim APA-Rundruf an größeren Hochschulen zunächst keine. An der größten Universität des Landes, der Uni Wien, wurde bereits mit dem heutigen Montag auf 2,5G verschärft und dabei bleibe man, so eine Sprecherin auf APA-Anfrage. Auch an der Uni Salzburg hat man bereits am Freitag auf 2,5G umgestellt.
An der WU gilt 2,5G bereits seit Beginn des Studienjahrs – dabei bleibe man auch. Allerdings werde eine Verschärfung auf 2G bei Veranstaltungen geprüft. Schon fix ist unterdessen, dass die WU bei künftigen Neueinstellungen von Personal verpflichtend einen 2G Nachweis verlangt. Ziel der Maßnahme sei, den laufenden Betrieb sicherzustellen. Bei bestehenden Arbeitsverhältnissen und für Studierende gilt weiter die 2,5G-Regel.
*** Auch TU Wien plant Verschärfung
An der Technischen Universität (TU) Wien will das Rektorat am Dienstag eine Verschärfung der Maßnahmen beschließen. Auch dort wird von der 3G- auf eine 2,5G-Regel umgestellt. Bisher war etwa für den Besuch von Lehrveranstaltung ein 24 Stunden alter Antigentest ausreichend – nun wird ein PCR-Test verlangt. Strengere Maßnahmen gibt es für Veranstaltungen mit Feiercharakter: Zutritt dazu haben nur geimpfte und genesene Personen, die zusätzlich einen Test bringen (2G plus). Ähnlich wird es ab kommenden Montag (15.11.) an der Uni Graz sein. Auch dort gilt dann in allen Bereichen der Universität für Bedienstete wie Studierende die 2,5-G-Regel. Zu Veranstaltungen abseits der Lehre haben dann nur Geimpfte und Getestete (2G) Zutritt.
An der Universität Innsbruck wird laut einem Sprecher wahrscheinlich ebenfalls auf 2,5G umgestellt. Dieser Tage finden dazu Beratungen statt. Schon fix ist, dass bei allen Veranstaltungen der Uni, an denen auch Externe teilnehmen, ab 15. November die 2G-Regel gilt. Dort müssen dann also auch Studierende und Unipersonal entweder geimpft oder genesen sein.
*** Strengere Maßnahmen auch an FHs
An den Fachhochschulen wird es ebenfalls schärfere Maßnahmen durch eine Umstellung auf 2,5G geben, erwartet der Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz (FHK), Kurt Koleznik. Eine Umstellung auf 2G sieht man dort skeptisch. An den FHs sei die Impfrate mit mehr als 90 Prozent zwar ohnehin recht hoch. Es wäre jedoch nicht zu rechtfertigen, wenn für Studierende ohne Impf- oder Genesungszertifikat extra Hybridangebote oder Online-Kurse geschaffen werden, die dann nur von dieser Gruppe genutzt werden dürfen.
An den Pädagogischen Hochschulen (PH), wo die Lehreraus- und -weiterbildung stattfindet, wird laut Bildungsministerium unterdessen derzeit weiter auf 3G gesetzt, nur an der PH Salzburg hat man mit 2,5G strengere Regeln etabliert. Allerdings gilt an den meisten Häusern zusätzlich Maskenpflicht, einige haben auch ein Ampelsystem mit strengeren Regeln im Falle steigender Infektionszahlen eingerichtet.
https://science.apa.at/power-search/10871898663247472723

CORONA – ÖSTERREICH – Corona – Universität Klagenfurt stellt auf 2G um – 8.11.2021
Die Alpen Adria Universität Klagenfurt stellt kommende Woche auf 2G um. „Am 9. November gilt 2,5G, ab 10. November dann 2G in allen Gebäuden der Universität!“, hieß es auf der Homepage der Uni. In einem Mail an die Studierenden schreibt Rektor Oliver Vitouch, dass man eine 2G-Regelung bereits für die Zeit nach Allerheiligen in Betracht gezogen habe – schlussendlich habe es dann am (gestrigen) Samstag einen entsprechenden Rektoratsbeschluss gegeben.
Die 2G-Regel gilt sowohl für Studierende als auch für Personal. Bei Prüfungen, die in Präsenz stattfinden müssen, werde „nötigenfalls 2,5G gelten“. Bei Lehrveranstaltungen in Präsenz „wird es für jene Studierenden, die 2G nicht erfüllen (wollen)“ alterative Wege der Leistungsfeststellung oder Teilnahme geben. Der Entschluss zur Umstellung sei „nicht Schikane, nicht Bosheit und nicht Spaltungslust. Er ist pure Vernunft“, schreibt Vitouch. Die Impfung sei „nicht perfekt, aber sie ist – auf strikt wissenschaftlicher Basis – das beste Präventionsinstrument, über das wir verfügen“. Es gehe auch nicht nur um den eigenen Schutz, sondern ebenso sehr um den der anderen. Und: „Jene, die all das kategorisch von sich weisen, müssen beizeiten beginnen darüber nachzudenken, ob eine Universität das Richtige für sie ist.“
Die FPÖ protestierte am Sonntag in einer Aussendung gegen die Maßnahme: „Ich bin fassungslos, dass sich eine Bildungseinrichtung dazu entschließt, seine Pforten für Bildungssuchende zu schließen! Wir haben es hier mit einer Form der Ausgrenzung zu tun, die wir in keiner Weise tolerieren dürfen“, erklärte Landesparteiobmann Erwin Angerer. Und Team Kärnten-Parteichef Gerhard Köfer empfand in einer Aussendung Vitouchs Aussagen als „absolut entbehrlich und unangebracht“: „Vitouch sollte als Wissenschaftler eher verbinden und Gräben zuschütten, als Zündstoff für neue Konflikte zu liefern.“
https://science.apa.at/power-search/14452702004039034759

CORONA – ÖSTERREICH – Ob Uni „das Richtige für sie ist“: Studierende fassungslos: Nach Uni-Email gehen die Wogen hoch – 8.11.2021
Klagenfurt – Ab kommenden Mittwoch gilt in allen Gebäuden der Universität Klagenfurt die 2G-Regel. Viele Studierende zeigen sich über das Email des Rektors der Universität „geschockt“. Auch in sozialen Medien gingen wegen der Wahl der Worte die Wogen hoch.
Wie die Covid-Task-Force der Universität am gestrigen Samstag bekannt gab, gilt ab dem 10. November 2021 die 2G-Regel in allen Gebäuden der Universität Klagenfurt, 5 Minuten berichtete. Konkret bedeutet dies, dass nur noch Studierende und Lehrkräfte in die Universitätsgebäude dürfen, die geimpft oder genesen sind. Ersten Informationen zufolge wird es eine Übergangsfrist von vier Wochen geben. “Für jene Studierenden, welche die 2G-Vorschrift nicht erfüllen, wird es alternative Wege der Leistungsfeststellung oder Teilnahme geben”, erklärt Rektor Oliver Vitouch in einer Mail, die an alle Studierenden der Universität am Samstag-Abend ausgeschickt wurde.
Fassungslosigkeit wegen Wortlaut
Seit gestern Abend häufen sich Nachrichten von Studierenden an die Redaktion. Eine Studentin schreibt an 5 Minuten Klagenfurt: “Ich finde, ihr solltet auch die Email lesen, die der Rektor Oliver Vitouch an alle StudentInnen versendet hat.” Eine weitere erklärt: “Ihr dürft aber gerne den Wortlaut der Mail durchlesen.” In der Email verweist der Rektor nämlich zunächst auf den Vatikan und erklärt, dass auch der Papst im Sinne der Nächstenliebe eine Impfpflicht eingeführt hat. Soweit, so gut.
*** Uni der richtige Ort?
Doch es ist dieser Teil der Email, der für Empörung sorgt – bei Personal wie bei Studierenden:
MAILTEXT: https://www.5min.at/wp-content/uploads/2021/11/Bildschirmfoto-2021-11-06-um-23.31.21-1024×553.png
“Und es geht bei der Impfung selbstverständlich nicht allein um den eigenen Schutz, sondern ebenso sehr um den der anderen. […] Jene, die all das rundweg ablehnen, sollten sich fragen, ob eine Universität auf Dauer das Richtige für sie ist.“, heißt es in einem internen Email an alle Mitarbeiter. Studierende bekamen einen ähnlichen Satz zugeschickt: “Jene, die all das kategorisch von sich weisen, müssen beizeiten beginnen darüber nachzudenken, ob eine Universität das Richtige für sie ist.”
*** Wogen gingen hoch
Die Studentin erklärt, dass hier Menschen in zwei Arten kategorisiert werden. “Viele von uns sind sprachlos, geschockt und verärgert über so viele Ungeschicklichkeiten in dieser E-Mail und wir hoffen, dass dies nicht die Gesinnung der Alpen-Adria Universität widerspiegelt.” Erste Studenten würden sich bereits zusammenschließen, um geschlossen – egal welches der 3G auf sie zutrifft – nicht in der Uni persönlich zu erscheinen. Aufrufe dazu gibt es seit gestern in Sozialen Medien. So könne verhindert werden, schreiben Studierende, dass eine Personengruppe so offensichtlich ausgeschlossen werden würde. Für eine Stellungnahme zu der ausgesendeten Mail der Universität Klagenfurt war am heutigen Sonntagvormittag für 5 Minuten noch niemand erreichbar.
*** Auch Politiker kritisieren Vorgehen
FPÖ Landesparteiobmann NAbg. Erwin Angerer: „Bildung ist ein Grundrecht und es kann nicht sein, dass sich ein Direktor derart erhöht und sich bemüßigt sieht, dieses Studierenden zu verwehren. Überhaupt muss man sich über die Aussagen von Direktor Dr. Oliver Vitouch sehr wundern. Es zeugt nicht von einer besonders guten Wahrnehmung, wenn er eine Universität mit dem Vatikan vergleicht.” Auch FPÖ-Bildungssprecherin LAbg. Mag. Elisabeth Dieringer-Granza übt scharfe Kritik an der Vorgangsweise der Uni Klagenfurt: “Ich fordere daher Dr. Vitouch auf, den wissenschaftlichen Diskurs, der unseren Studenten immer wieder abverlangt wird, zuzulassen und nicht stur eine Wissenschaftsdoktrin zu verfolgen und zumindest wieder zu 3G-Kontrollen zurückzukehren.”
Als absolut entbehrlich und unangebracht bezeichnet auch Team Kärnten-Chef Bürgermeister Gerhard Köfer aktuelle Aussagen von Uni-Rektor Oliver Vitouch. „Mit solchen Äußerungen gießt Vitouch noch mehr Öl ins Feuer und beteiligt sich als Rektor an gefährlichen Spaltungshandlungen. Vitouch sollte als Wissenschaftler eher verbinden und Gräben zuschütten, als Zündstoff für neue Konflikte zu liefern. Eine Abrüstung der Worte würde aktuell in der gesamten Corona-Debatte sehr guttun“, so der Team Kärnten-Chef. Wie Köfer zudem feststellt, würde es Vitouch nicht zustehen, zu beurteilen, für wen die Uni das Richtige ist: „So etwas ist anmaßend und einem Rektor nicht würdig. Vitouch sollte ein Rektor für alle sein.“
Auch Landesobmann der Freiheitlichen Jugend Philipp Kulterer zeigt sich hinsichtlich der Aussage des Rektors fassungslos: „Da zeigt sich, wie viel dieser Mann von Bildungs- und Meinungsfreiheit hält. Ein Rektor, dem die Freiheit des Einzelnen so wenig bedeutet, gehört schlicht und einfach von der Universität ausgesperrt! Somit kann er sich besser in die jetzige Situation seiner Studenten versetzen und zudem verträgt die Universität als Ort der freien Meinungsbildung solche Personen, wie ihn, einfach nicht.“
„Herr Vitouch als Psychologe und angeblicher Wissenschaftler geht nun eindeutig zu weit. Wenn er Mitarbeitern und Studenten, die nicht seiner Meinung zu Corona und Impfung entsprechen, via Email gleichermaßen empfiehlt sich zu überlegen, ob eine Universität der richtige Ort für sie ist, so kann man ihn nur mehr zum Rücktritt auffordern. Dieser Herr ist eines Rektors einer Universität, die für Aufklärung, Wissenschaft und Freiheit stehen sollte, nicht würdig!“, so auch FPÖ-Landesparteisekretärin Isabella Theuermann.
https://www.5min.at/202111445670/eklat-ungeimpfte-studierende-sollen-nachdenken-ob-uni-das-richtige-fuer-sie-ist/

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – „Freifahrtschein für Klimazerstörung“: Die desaströse Ökobilanz der Superreichen –
Das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung lebt laut einer Oxfam-Studie wie „ökologische Vandalen“: Bis 2030 werden Superreiche für 16 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sein. – NACHTRAG: 5.11.2021
Die Superreichen in aller Welt leben einer Oxfam-Studie zufolge wie ökologische Vandalen. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung. Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache.
Die Studie wurde von Oxfam auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Sie beruht nach Angaben der Entwicklungsorganisation auf Untersuchungen des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) und des Stockholmer Umweltinstituts (SEI).
*** Emissionen eines Weltraumflugs so hoch wie ein ganzes Armen-Leben
Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein.
Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte dazu: „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.“ Dies habe katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert seien. Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe.
Die Studie zeigt den Angaben zufolge zudem, dass sich die geografische Verteilung bei den Treibhausgasemissionen zunehmend nicht mehr hauptsächlich aus den traditionellen Industrieländern zusammensetzt. Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten ein Prozent werden Chinesen sein und ein Zehntel (elf Prozent) Inder.
Maßnahmen der Regierungen müssten auf extrem Reiche abzielen
Tim Gore, Autor der Studie bei IEEP, erklärte dazu, Regierungen müssten ihre Maßnahmen auf die extrem Reichen ausrichten. „Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt, als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie.“
Erst am Donnerstag war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen eines rund 20-minütigen Charterflugs aus Wien nach Bratislava in die Kritik geraten. Sowohl vom Europäischen Steuerzahlerbund als auch aus dem Bundestag kamen deutliche Worte. Der Flug sei eine „ökologische Sünde“, sagte der Generalsekretär des Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, der „Bild“-Zeitung. wed/dpa-afx
https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/oxfam-studie-desastroese-oekobilanz-der-superreichen-reichstes-1-prozent-verursacht-16-prozent-der-welt-emissionen-a-d8d9afb0-ceb3-4bef-b640-7cf7cce70164

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – Arme Länder durch Klimawandel von Wirtschaftseinbruch bedroht – 8.11.2021
Den am meisten von den Folgen der Erderwärmung betroffenen Staaten droht laut einer Studie in den nächsten Jahrzehnten ein drastischer klimabedingter Einbruch ihrer Wirtschaftskraft. Den 65 untersuchten armen Ländern und kleinen Inselstaaten drohe beim derzeit zu erwartenden Klimawandel bis 2050 im Schnitt ein Rückgang ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 19,6 Prozent, heißt es in der Studie, die von der Klima-Analytikerin Marina Andrijevic von der Humboldt-Universität in Berlin koordiniert wurde.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54420662-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

KLIMAWANDEL – INTERNATIONAL – Neue CO2-Reduktionszusagen machen 4-Grad-Erwärmung unwahrscheinlich – NACHTRAG: 4.11.2021
Neuere Zusagen vieler Länder dahin gehend, ihre CO2-Emissionen in den kommenden Jahrzehnten in Richtung null zu drücken, machen zumindest einen Temperaturanstieg von vier Grad plus und darüber im Jahr 2100 sehr unwahrscheinlich. In einer Studie im Fachblatt „Science“ geht ein Team mit österreichischer Beteiligung davon aus, dass die ambitionierteren Ziele auch die Begrenzung auf ein Plus von zwei Grad Celsius zumindest plausibler machen, wenn sie auch umgesetzt werden.
Laut den Plänen der EU dürfen bis 2050 nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden, als auf anderem Weg kompensiert werden. Es würden dann sogenannte Netto-Null-Emissionen erreicht. Zumindest bis 2030 will die Staatengemeinschaft mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgas ausstoßen als im Vergleichsjahr 1990.
Bis 2060 möchte – ebenfalls dem Bekunden nach – der mittlerweile größte CO2-Emissionsverursacher, China, klimaneutral sein. Die USA als zweitgrößter CO2-Produzent haben sich dieses Ziel bis 2050 gesteckt. Dazu kommt eine Vielzahl weiterer Länder, die sich verschiedenste nationale Ziele gesetzt haben oder dies tun wollen. Diese Bekenntnisse gehen teils über die Zusagen hinaus, die im Pariser Klimaabkommen von 2015 abgegeben wurden. Derartige Aussagen sind allerdings vielfach schwer miteinander vergleichbar und wenig konkret, monieren Experten immer wieder.
*** Netto-Null-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts
Zumindest 33 Länder haben sich laut dem Team, dem auch Wissenschafter vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien angehörten, zu längerfristigen Strategien zur CO2-Reduktion bekannt. Netto-Null-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts haben sich immerhin 52 Länder oder Staatenbünde auf die Fahnen geschrieben, die zusammen für 54 Prozent des weltweiten Ausstoßes verantwortlich zeichnen, schreiben die Forscher in der Arbeit.
Das Team hat verschiedene Szenarien zur Umsetzung oder Nicht-Umsetzung der Reduktion durchgerechnet und dabei Effekte der Covid-19-Krise, Technologie-Fortschritte, wie die günstiger werdende Photovoltaik, die Ausrollung der Elektromobilität, bzw. Aufforstung oder das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre einbezogen. Werden keine Reduktionsmaßnahmen getroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei rund 70 Prozent, dass die Erhitzung im Jahr 2100 zwischen drei und vier bzw. über vier Grad Celsius beträgt. Das Erreichen des Zwei-Grad-Zieles ist hier ausgeschlossen.
In Szenarien, die sich mehr oder weniger an Zusagen zum Paris-Abkommen orientieren, die dann auch ambitioniert umgesetzt würden, gehen die Emissionen nach 2030 zumindest um zwei Prozent pro Jahr zurück. Hier liegt die Chance, dass die Erwärmung zwischen 1,5 und zwei Grad ausfällt, zumindest bei knapp unter zehn Prozent, so die Berechnungen. Am ehesten landet sie aber zwischen zwei und drei Grad plus. Auch die Eintrittswahrscheinlichkeit von Szenarien in Richtung vier Grad und darüber lägen aber noch bei etwas über 20 Prozent.
*** Am ehesten plus zwei bis drei Grad
Deutlich besser sieht es unter der Annahme aus, dass viele Länder ihre jüngeren Zusagen in Richtung Netto-Null-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auch wahr machen und den Ausstoß auch schon vorher entsprechend reduzieren. In diesem Szenario ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen bis zum Jahrhundertende auf über vier Grad ansteigen „nahezu eliminiert“, heißt es in der Publikation. Dass der Anstieg zwischen 1,5 und zwei Grad bleibt, hat demnach eine Wahrscheinlichkeit von 34 Prozent. Am ehesten lande man bei einem Plus zwischen zwei und drei Grad.
Würden also die ambitionierteren Bekenntnisse umgesetzt, falle die Klimaprognose deutlich besser aus als bei der Einhaltung der Zugeständnisse des Pariser Abkommens. Um diese in der Studie skizzierten längerfristigen Vorteile für das Klima auch einfahren zu können, „müssen aber Worten auch Taten folgen“, so die Wissenschafter.
Service: https://dx.doi.org/10.1126/science.abl8976
https://science.apa.at/power-search/17377731456104397422

KLIMAWANDEL – AUSTRALIEN – Australien will noch jahrzehntelang Kohle fördern – 8.11.2021
Australien will noch jahrzehntelang Kohle fördern. „Wir haben ganz klar gesagt, dass wir keine Kohleminen und keine Kohlekraftwerke schließen werden“, sagte der australische Ressourcenminister Keith Pitt dem Fernsehsender ABC. Es werde noch lange einen Markt für Kohle geben und so lange werde Australien den Rohstoff auch verkaufen. Er gehe davon aus, dass die Nachfrage für Kohle bis 2030 weiter ansteigen werde, sagte Pitt weiter. „Und wenn wir nicht den Markt gewinnen, dann macht es jemand anders.“ Dann sei es besser, wenn „Australiens Qualitätsprodukt“ in Australien Jobs schaffe und die Wirtschaft fördere, als wenn der Brennstoff aus Indonesien oder Russland komme.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54420662-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

DATENSICHERHEIT – DEUTSCHLAND – Diskussion um Datenerhebung und Datennutzung im Gesundheitswesen – 8.11.2021
Berlin – Das öffentliche Interesse an der Nutzung von Daten aus dem Gesundheitswesen ist in der Coro­na­pandemie deutlich angestiegen. Gleichzeitig ringen Forschung sowie Institutionen im Gesundheits­wesen darum, wie Daten erhoben werden können und wie diese zu interpretieren sind.
„Ich mache mich dafür stark, dass wir die richtigen Daten auswählen und nutzen. Gerne auch Daten, die bereits vorhanden sind, weil sie routinemäßig eigentlich für andere Zwecke erfasst wurden“, sagte Karin Maag, unparteiisches Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) und Vorsitzende des Unter­ausschusses Qualitätssicherung anlässlich der 12. Qualitätssicherungskonferenz des Gremiums.
„Qualitätssicherung ist eine Chance, die Versorgung von Patientinnen und Patienten tatsächlich nachhal­tig abzusichern und zu verbessern. Ebenso kann sie helfen, Strukturen und Abläufe zu optimieren sowie Personal und Finanzmittel besser einzusetzen“, so Maag in ihrer Eröffnungsrede weiter.
„Grundsätzlich brauchen wir Daten, um zu sehen, ob die Patientenversorgung bereits dort ist, wo sie sein soll. Das hat uns die Erfahrung der Coronapandemie deutlich gezeigt, als die Qualitätssicherung in der Akutphase richtigerweise zugunsten der Versorgung von Kranken zurückgefahren oder zeitlich befristet ganz ausgesetzt wurde. Aus diesem Zeitraum fehlen uns Daten und damit auch Erkenntnisse.“
Dabei sei ihr bewusst, dass die Datenerfassung in der stationären wie ambulanten Versorgung nicht immer wieder auf Gegenliebe stoße: „Qualitätssicherung entfaltet ihre Kraft für eine gute Patientenver­sorgung am besten, wenn sie nicht als lästiges Übel gesehen wird, sondern als selbstverständlicher Be­stand­teil des medizinischen Behandlungsprozesses“, sagte Maag. „Was braucht es, um diese Grund­ein­stellung, die ohne Zweifel bei allen Beteiligten vorhanden ist, nicht zu gefährden? Balance. Wir müs­sen immer wieder das Verhältnis zwischen Aufwand, Ergebnis und Ziel der Qualitätssicherung anschau­en.“
Einen kritischen Blick auf die Erhebung und Interpretation von Daten in der Medizin warf Gerd Antes, der langjährige Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums. „Wir nutzen nicht die Daten, die wir bereits ha­ben“, sagte er zur Eröffnung der Konferenz.
Aus seiner Sicht müssten Datenbestände erweitert, werden, auch an einigen Stellen mit Routinedaten. Auch wenn Antes selbst immer skeptisch gegenüber der Nutzung von Routinedaten der Krankenkassen gewesen sei, kann er sich inzwischen vorstellen, dass es einen Mehrwert geben könnte, wenn bei­spielsweise die vier großen Krankenkassen ihre Daten austauschen würden.
Beim Generieren von Daten in der medizinischen Wissenschaft werde aber auch zu viel doppelte Arbeit geleistet, kritisiert Antes. Es gebe kaum Koordination von Forschung, gerade in der Coronapandemie werde viel wiederholt und somit nicht wirklich an neuen Erkenntnissen gearbeitet.
Allein die Zahl der Studien, die im vergangenen Jahr angekündigt und auf Pre-Printservern publiziert worden seien, sei immens hoch. „Wir befinden uns in der Pandemie in einer riesigen Beobachtungsstu­die“, erklärte Antes. Er wirbt dafür, dass gerade in solch einer Pandemiesituation das Nicht-Wissen kommuni­ziert werden müsse. „Wir müssen lernen, dass wir etwas nicht wissen. Die Anerkennung von Unsicherheit muss Teil der Kom­mu­nikation werden.“
Fake News und Fake Science, die vor allem in den Sozialen Medien immer mehr um sich griffen, seien eine große Gefahr für die Datenforschung. Diese setze, so kritisiert es Antes, immer mehr auf ein disruptives Modell, bei dem viele Studien nicht mehr auf Reproduzierbarkeit oder Kausalitäten setze.
Die bislang gängige wissenschaftliche Praxis – „orthodoxen“ Methoden wie Antes sie nennt –, denen Transparenz, Wiederholbarkeit, Qualität und eine klare Fragestellung zugrunde liegt, werde immer öfter nicht mehr eingehalten.
Antes kritisierte auch, dass der neu eingerichtete Expertenbeirat, der laut Infektionsschutzgesetz das Pandemiemanagement in Deutschland bewerten soll, nicht alle notwendigen Disziplinen umfasst. So fehle es an Public Health Experten oder an Epidemiologen.
Einen anderen Weg in der Reflexion über die Pandemie sei beispielsweise Norwegen gegangen: Dort gibt es ein neu gegründetes „Centre of Epidemic Intervention Research“ (CEIR), das Strukturverände­rungen aber auch die internationale Vernetzung koordinieren soll. Beides fehle in Deutschland. © bee/aerzteblatt.de
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128817/Diskussion-um-Datenerhebung-und-Datennutzung-im-Gesundheitswesen

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INTERNATIONAL – Inflation im OECD-Raum stieg im September 2021 weiter auf 4,6%, angetrieben durch Energie- und Nahrungsmittelpreise – NACHTRAG 4.11.2021
GRAPHIK 1- Verbraucherpreise, ausgewählte Gebiete. September 2021, prozentuale Veränderung gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, %.: interaktiv, online
GRAPHIK 2 – Energie (CPI) und Nahrungsmittel (CPI), ausgewählte Gebiete. September 2019 – September 2021, prozentuale Veränderung gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, %: interaktiv, online.
Die Inflation im OECD-Raum stieg in den 12 Monaten bis September 2021 weiter auf 4,6%, verglichen mit 4,3% im August 2021 und nur 1,3% im September 2020. Im Euroraum zog die jährliche Inflationsrate im September deutlich auf 3,4 % an, gegenüber 3,0 % im August und minus 0,3 % ein Jahr zuvor. Sie blieb jedoch niedriger als im OECD-Raum insgesamt, insbesondere im Vergleich zu den Vereinigten Staaten, wo die jährliche Inflationsrate von 5,3 % im August auf 5,4 % im September anstieg.
Im Jahresverlauf stiegen die Energiepreise im OECD-Raum um 18,9 %, fast einen Prozentpunkt mehr als im August und die höchste Rate seit September 2008. Die Inflation der Lebensmittelpreise im OECD-Raum stieg ebenfalls auf 4,5 %, verglichen mit 3,5 % im August. Ohne Nahrungsmittel und Energie stieg die jährliche Inflationsrate im OECD-Raum leicht auf 3,2 % – die höchste Rate seit April 2002 – nachdem sie drei Monate lang stabil bei 3,1 % lag.
https://www.oecd.org/newsroom/consumer-prices-oecd-updated-4-november-2021.htm
4-Seiten-PDF inkl. Schaubildern: https://www.oecd.org/sdd/prices-ppp/Consumer-prices-oecd-11-2021.pdf

INTERNATIONAL – Einkommen der privaten Haushalte im OECD-Raum sank im zweiten Quartal 2021 mit rund minus 4 Prozent stark, trotz eines starken Wachstums des BIP – 8.11.2021
GRAPHIK – Reales Haushaltseinkommen pro Kopf und reales BIP pro Kopf – Prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorquartal, saisonbereinigte Daten: https://www.oecd.org/media/oecdorg/directorates/statisticsdirectorate/2021/HDI-500-11-2021.png
Das reale Pro-Kopf-Einkommen der Haushalte im OECD-Raum ist im zweiten Quartal 2021 um 3,8% gesunken, nach einem Wachstum von 5,2% im ersten Quartal. Der Rückgang wurde durch einen starken Rückgang des Haushaltseinkommens in den Vereinigten Staaten verursacht, da die von der Regierung während der COVID-19-Pandemie gewährte steuerliche Unterstützung allmählich zurückgenommen wurde. Der Rückgang des realen Pro-Kopf-Einkommens der privaten Haushalte erfolgte trotz des Anstiegs des Pro-Kopf-BIP im OECD-Raum um 1,6% im zweiten Quartal 2021, wobei das Pro-Kopf-BIP in allen OECD-Ländern bis auf drei stieg.
Compare your country using the OECD dashboard of household statistics
https://www.oecd.org/sdd/na/household-dashboard.htm
https://www.oecd.org/newsroom/growth-and-economic-well-being-second-quarter-2021-oecd.htm

ZENTRALBANKEN – USA – Der Chart des Tages – Schwierige Zinswende. – 8.11.2021
GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/11/nordea-real-rates-are-too-low-640×398.png
Das Wendemanöver der Notenbanken wird schwierig werden. Schon vor den ultimativen Zinssenkungen während der Coronakrise hatten die meisten Währungshüter die Leitzinsen ausserordentlich niedrig gehalten und die Wirtschaft mit Liquidität geflutet. Die US-Zentralbank hat vergangene Woche den Kurswechsel eingeleitet. Ab Mitte November wird sie die Nettokäufe von Staatsanleihen und Hypothekenverbriefungen drosseln. Bis Juni sollen sie dann ganz eingestellt werden.
Das Federal Reserve (Fed) geht davon aus, dass auf diese Weise die Marktzinsen sanft nach oben drehen und die Basis geschaffen wird, um im Anschluss auch die Notenbankleitzinsen anzuheben. Wann dieser zweite Schritt folgt, liessen die Notenbanker offen. Auch sind nicht nur die Nettozukäufe entscheidend für die Zinsen am Kapitalmarkt. Denn solange die Notenbank das bestehende Portfoliovolumen stabil halten wird, was sie vorhat, muss sie auslaufende Papiere ersetzen. Sie wird also weiterhin als milliardenschwerer Käufer am Anleihenmarkt mitmischen und dort die Preise unterstützen resp. die Marktzinsen niedrig halten. …
https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2179/

ZENTRALBANKEN – USA – New York Fed: Kurzfristige Inflationserwartung der Amerikaner bei 5,7% – 8.11.2021
Die kurzfristigen Inflationserwartungen der Amerikaner haben im Oktober nach einem Bericht der Federal Reserve Bank of New York einen Rekordwert erreicht. In ihrer jüngsten Umfrage zu den Verbrauchererwartungen stellte die Regionalbank fest, dass die von der Öffentlichkeit erwartete Inflationsrate in einem Jahr von 5,3 Prozent im Vormonat auf 5,7 Prozent gestiegen ist.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54428144-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – USA – Fed/Harker: Bei anhaltendem Inflationsdruck frühere Zinserhöhung – 8.11.2021
Der Präsident der Federal Reserve von Philadelphia, Patrick Harker, plädiert bei einem anhaltenden Inflationsdruck für frühere Zinserhöhungen. Sollte sich der Inflationsdruck nächstes Jahr nicht abschwächen, so wie er das erwarte, müsse die Zentralbank möglicherweise handeln und die Zinsen erhöhen, sagte er. „Die Inflation ist breiter gestreut über Produkte und Dienstleistungen als früher in diesem Jahr“, sagte Harker laut einem Redemanuskript.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54428144-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – USA – Clarida: Längerer Inflationsschub wäre für Fed ein Problem – 8.11.2021
Ein hochrangiger US-Währungshüter erwartet, dass der diesjährige Inflationsschub nachlassen wird, da die Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage mit der Zeit abnehmen würden. Ein längerer Anstieg der Preise bis zum nächsten Jahr würde ein Problem für die Zentralbank darstellen, sagte Fed-Vize Richard Clarida.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54428144-ueberblick-am-abend-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – CHINA – Chinas Notenbank fördert „grüne Kredite“ an Unternehmen – 8.11.2021
Die chinesische Zentralbank hat ein neues geldpolitisches Instrument eingeführt, das nationalen Banken eine günstige Finanzierung für die Vergabe von Krediten an Unternehmen ermöglicht, die zur Erreichung der Kohlenstoffemissionsziele des Landes beitragen. Die People’s Bank of China (PBoC) erklärte, sie werde qualifizierten nationalen Banken, die Kredite an Unternehmen in den Bereichen grüne Energie, Kohlendioxidemissionen und Energieeinsparung vergeben, eine günstige Finanzierung zu einem Zinssatz von 1,75 Prozent anbieten, der dem offiziellen Referenzzinssatz entspricht.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54424330-ueberblick-am-mittag-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Lane: EZB sieht „strategische“ Notwendigkeit für lockere Geldpolitik – 8.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, hält ungeachtet der aktuell hohen Inflation im Euroraum eine lockere Geldpolitik für notwendig. Zur Eröffnung einer EZB-Konferenz begründet Lane das mit der eingeschränkten Möglichkeit der EU-Länder, eine wachstumsfreundliche Fiskalpolitik zu betreiben. „Während der Pandemie war die Fiskalpolitik stark antizyklisch, doch die Fähigkeit der Fiskalpolitik, die Dynamik der Gesamtnachfrage mittelfristig zu unterstützen, ist durch die hohe Gesamtverschuldung der Staaten und das Fehlen einer dauerhaften zentralen Fiskalkapazität eingeschränkt“, sagte Lane laut veröffentlichtem Redetext.
Er fügte hinzu: „Diese Faktoren bestärken uns in unserer strategischen Einschätzung, dass eine umfangreiche geldpolitische Akkommodation erforderlich ist, um sicherzustellen, dass sich ein anhaltender Inflationsdruck aufbaut, um die Inflation mittelfristig bei 2 Prozent zu stabilisieren.“
Lane bekräftigte seine Einschätzung, dass die gegenwärtig erhöhte Inflation auf Faktoren beruhe, die im Laufe des nächsten Jahres schwinden dürften. Er wies zudem darauf hin, dass die stark steigenden Energiepreise auch das Wachstum und damit die mittelfristigen Inflationsaussichten schwächten. Für diese Aussichten sei es auch wichtig, dass die Löhne nicht nur einmalig stiegen. „Die anhaltende Komponente der Lohndynamik wird bei der Bewertung der zugrunde liegenden Inflation von zentraler Bedeutung sein, insbesondere angesichts des hohen Anteils der Dienstleistungen am Gesamtpreisniveau und des hohen Anteils der Arbeit an der Wertschöpfung im Dienstleistungssektor“, sagte der EZB-Chefvolkswirt.
Dementsprechend würden die Beobachtung der produktivitätsbereinigten Lohnabschlüsse und die Unterscheidung zwischen vorübergehenden und dauerhaften Komponenten der Lohnabschlüsse von zentraler Bedeutung sein. „Insbesondere bedeutet eine einmalige Verschiebung des Lohnniveaus als Teil der Anpassung an einen vorübergehenden unerwarteten Anstieg des Preisniveaus keine Trendverschiebung des zugrunde liegenden Inflationspfads“, sagte Lane.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54425448-lane-ezb-sieht-strategische-notwendigkeit-fuer-lockere-geldpolitik-015.htm

ZENTRALBANKEN – EUROPÄISCHE UNION – Nachfrage übertrifft Angebot: EZB-Chefvolkswirt Lane betrachtet hohe Inflation als vorübergehend – Lohnverhandlungen als beachtenswerter Risikofaktor – 8.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, teilt die häufig geäußerten Sorgen wegen der aktuell hohen Inflation nicht. In einem Interview mit El Pais sagte Lane, dass die Inflation 2022 zurückgehen werde und Zweitrundeneffekte am Arbeitsmarkt bisher nicht zu bemerken seien. Auch die jüngste „Volatilität“ am Staatsanleihemarkt spielte Lane herunter.
„Diese Inflationsphase ist sehr ungewöhnlich und vorübergehend und kein Zeichen für einen dauerhaften Zustand – die Situation, in der wir uns jetzt befinden, unterscheidet sich sehr von der in den 1970er und 1980er Jahren“, sagte Lane. Der EZB-Chefvolkswirt wies darauf hin, dass der weltweite Aufschwung schneller als erwartet verlaufe, weshalb es zu Engpässen kommen könne, weil das Angebot nicht Schritt halte. „Aber das wird im nächsten Jahr weitgehend behoben sein“, prognostizierte er.
Die rasche Erholung hat nach seiner Aussage auch die Energienachfrage stärker als erwartet steigen lassen. „Diese Situation kann länger andauern, als uns lieb ist, aber diese Probleme werden die Dynamik des Aufschwungs nicht zunichtemachen“, sagte er.
Angesprochen auf relativ hohe Lohnabschlüsse in Deutschland, wies Lane darauf hin, dass die Lohnerhöhungen im Euroraum-Durchschnitt in den vergangenen Jahrzehnten nicht hoch genug gewesen seien, um eine Inflation von 2 Prozent zu erzeugen. „Es ist wichtig, dass bei den Lohnverhandlungen die gestiegenen Lebenshaltungskosten berücksichtigt werden, aber auch ein unhaltbarer Anstieg der Arbeitskosten vermieden wird“, sagte er.
Die EZB werden darauf achten, ob es diesbezüglich zu nicht nachhaltigen Entwicklungen komme, sehe diese derzeit aber nicht. „Es handelt sich eher um einen Risikofaktor, den wir im Auge behalten müssen.“
Lane zufolge hat sich die EZB um den Anstieg der Staatsanleiherenditen nach der jüngsten EZB-Ratssitzung ebenso wenig gekümmert wie um den anschließenden Rückgang. „Die Finanzierungsbedingungen sind uns sehr wichtig, aber wir beurteilen sie über einen längeren Zeitraum“, sagte er. Die Volatilität in den vergangenen ein oder zwei Wochen sei kein entscheidender Faktor.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54421848-ezb-chefvolkswirt-lane-betrachtet-hohe-inflation-als-voruebergehend-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54420770-ezb-chefvolkswirt-lane-nicht-ueberreagieren-wegen-hoher-inflation-016.htm

CHINA – Chinas Handelsüberschuss rauf – Importe kommen nicht mit – 8.11.2021
Der chinesische Handelsbilanzüberschuss hat im Oktober stark zugenommmen. Im Jahresvergleich stiegen die Exporte um 27,1 Prozent, die Importe lediglich um 20,6 Prozent. Die Erwartungen waren auf ein umgekehrtes Bild hausgelaufen: Gerechnet worden war mit einem Plus von 27,5 Prozent bei den Importen und von 22,6 Prozent bei den Exporten.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54419084-wochenend-ueberblick-wirtschaft-politik-6-und-7-november-2021-015.htm

CHINA – Chinas Automarkt schrumpft 5. Monat in Folge – 8.11.2021
Von Yoko Kubota
PEKING (Dow Jones)–Chinas Autoverkäufe sind den fünften Monat in Folge zurückgegangen, da ein anhaltender globaler Mangel an Chips die Produktion auf dem größten Automarkt der Welt weiterhin einschränkt.
Die Verkäufe von Personenkraftwagen fielen im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 13,9 Prozent auf 1,72 Millionen Fahrzeuge, teilte der chinesische Automobil-Verband mit, verglichen mit einem Rückgang von 17,3 Prozent im September. Die Oktober-Ergebnisse enthielten geschätzte Zahlen von einer Handvoll Autoherstellern, die ihre Verkaufsergebnisse noch nicht veröffentlicht haben, sagte der Verband.
Im Jahr 2022 würden die Verkäufe von Personenkraftwagen ab Werk, also die Verkäufe der Hersteller an die Händler, voraussichtlich um 5 Prozent steigen, so der Verband. Diese Prognose hänge jedoch von mehr staatlicher Unterstützung ab, um die Verbraucherausgaben anzukurbeln, sagte der Verband und fügte hinzu, er erwarte, dass die Halbleiterknappheit bis Anfang nächsten Jahres anhalten werde.
Wachsender Gegenwind für die chinesische Wirtschaft und niedrige Fahrzeugbestände werden wahrscheinlich zu Schwierigkeiten bei der Ankurbelung der Verkäufe in den letzten zwei Monaten des Jahres führen und die Nachfrage auf das nächste Jahr verschieben, sagte Cui Dongshu, Generalsekretär des Verbandes.
Die Toyota Motor Corp teilte letzte Woche mit, dass ihre Verkäufe in China im letzten Monat um 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind, da die Covid-19-Pandemie in Südostasien die Knappheit von Bauteilen verschärft hat. Die Verkäufe von Honda Motor Co fielen um 17,9 Prozent und Nissan Motor Co um 22,0 Prozent.
Die Verkäufe des größten Joint Ventures von General Motors Co fielen im Oktober um 32,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Verkäufe des größten Joint Ventures der Volkswagen AG in China um 40,8 Prozent einbrachen, wie aus den Daten des Verbandes hervorgeht. GM veröffentlicht nur vierteljährliche Verkaufsergebnisse, während Volkswagen seine Oktober-Ergebnisse noch nicht veröffentlicht hat.
Im Oktober hat sich der Absatz von New-Energy-Vehicles, bei denen es sich hauptsächlich um Elektrofahrzeuge handelt, in China mit 321.000 Fahrzeugen gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdoppelt, so der Verband.
Tesla verkaufte im vergangenen Monat 54.391 in China hergestellte Fahrzeuge, von denen aber 85,8 Prozent in andere Märkte exportiert wurden, wie aus den Daten des Verbandes hervorgeht. Normalerweise exportiert Tesla zu Beginn des Quartals relativ viele Fahrzeuge aus China.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54422522-chinas-automarkt-schrumpft-5-monat-in-folge-015.htm

EUROPÄISCHE UNION – Facebook-Whistleblowerin fordert in Brüssel strengere Regeln für Online-Riesen – 8.11.2021
BRÜSSEL (AFP)–Nach Auftritten in London und Lissabon hat die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin und Whistleblowerin Frances Haugen im EU-Parlament in Brüssel eine strengere Regulierung von großen Online-Unternehmen gefordert. „Neue Regeln dürfen nicht auf illegale Inhalte beschränkt werden. Sie müssen auch Inhalte einschließen, die die Geschäftsbedingungen einer Plattform verletzen“, sagte Haugen am Montag vor Abgeordneten des EU-Parlaments in Brüssel. Zuvor hatte sie bei anderen Auftritten kritisiert, dass Facebook aus Profitinteresse bewusst Algorithmen einsetze, die spalterische und schädliche Inhalte fördern, weil diese zu mehr Interaktion führten. Anfang Oktober hatte sich die 37-jährige Haugen als Informantin zu erkennen gegeben, die Dokumente des Konzerns an Behörden und das „Wall Street Journal“ weitergereicht hatte.
Im EU-Parlament wiederholte Haugen ihre Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber, Profitinteressen über die Sicherheit seiner Nutzer zu stellen. „Die von der Leitung von Facebook getroffenen Entscheidungen sind ein großes Problem. Für Kinder, für die öffentliche Sicherheit und für die Demokratie“, sagte Haugen. „Ihre gewinnoptimierende Maschine generiert Selbstverletzung und Selbsthass, besonders bei verletzlichen Gruppen wie Mädchen im Teenager-Alter.“ Die Facebook-Managerin Monika Bickert wies die Anschuldigung zurück, dass Facebook Profit über die Sicherheit von Nutzern stelle. „Ja, wir sind ein Unternehmen und wir machen Profit, aber die Idee, dass wir das auf Kosten der Sicherheit oder des Wohlergehens der Menschen tun, verkennt, wo unsere eigenen wirtschaftlichen Interessen liegen“, erklärte Bickert vor Haugens Anhörung im EU-Parlament.
Die EU zählt auf die Aussagen der Whistleblowerin, um ihre Gesetzesvorhaben zur strengeren Regulierung von Internetriesen wie Facebook und Google zu beschleunigen. „Wir haben den Einfluss gesehen, den die großen Plattformen auf unsere Demokratien und Gesellschaften haben können, vor allem auf das Wohlergehen unserer Kinder“, erklärte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, der vor Haugens Auftritt im EU-Parlament mit ihr zusammentrag. Laut den Vorschlägen der Europäischen Kommission sollen große Online-Unternehmen mit dem sogenannten Digital Services Act (DSA) unter anderem dazu verpflichtet werden, stärker gegen Hass und Falschnachrichten vorzugehen. „Der Digital Services Act hat großes Potenzial“, sagte Haugen in Brüssel. Sie schlug unter anderem vor, dass es mehr Verpflichtungen zur Transparenz geben solle.
Das Europaparlament und der Rat der 27 EU-Mitgliedstaaten beraten derzeit über ihre jeweilige Position zum DSA und dem Marktkontrollgesetz (DMA). Auch die Grünen-Europaabgeordnete und Vorsitzende des Binnenmarktausschusses, Anna Cavazzini, hatte einen transparenteren Einsatz von Empfehlungs-Algorithmen in Onlinenetzwerken gefordert. Die virtuelle Pinnwand auf Onlineplattformen solle nur dann, „wenn Nutzerinnen es wirklich wollen“ mittels Algorithmen geordnet werden. Cavazzini sowie der Linken-Ko-Fraktionschef im EU-Parlament, Martin Schirdewan, forderten zudem ein Verbot von personalisierter Werbung für die Internetriesen. „Wir brauchen strenge Regeln dafür, welche Art von politischer Werbung große Online-Plattformen betreiben dürfen, und wir brauchen mehr Transparenz darüber, wer dafür bezahlt“, erklärte der CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54428123-facebook-whistleblowerin-fordert-in-bruessel-strengere-regeln-fuer-online-riesen-015.htm

DEUTSCHLAND – Sentix-Konjunkturindex für Deutschland sinkt im November – 8.11.2021
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)–Der vom Beratungsunternehmen Sentix für Deutschland erhobene Konjunkturindex ist im November zum vierten Mal in Folge gesunken. Nach Mitteilung von Sentix ging er auf 19,7 (Oktober: 20,0) Punkte zurück. Der Index der Lagebeurteilung sank auf 24,8 (31,0) Punkte, den tiefsten Stand seit Mai. Der Erwartungsindex kletterte dagegen auf 14,8 (9,5) Punkte. Es war der zweite Anstieg in Folge.
Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy erklärt den „deutlichen Rücksetzer“ bei der Lagebeurteilung damit, dass Deutschland ein „Automobilland“ sei, weshalb hier die Lieferengpässe der Chipindustrie ins Kontor schlügen. „Erfreulicherweise blicken die Anleger zuversichtlicher in die Zukunft“, fügt Hussy aber hinzu. Mit einer Verbesserung von 5,3 Punkten machten die Erwartungen „den Weg frei für eine einsetzende Wiederbelebung der Wirtschaft im vierten Quartal 2021 und in den ersten Monaten des neuen Jahres 2022“.
Weitere Frühindikatoren dürften dem Sentix-Trend laut Hussy in den nächsten Wochen folgen und ebenfalls einen Dreh anzeigen. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlicht am Dienstag seinen Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten erwarten allerdings einen Rückgang auf 20,0 (22,3) Punkte.
Der Konjunkturindex für den Euroraum stieg auf 18,3 (16,9) Punkte, wobei der Lageindex auf 23,5 (26,3) Punkte nachgab, aber der Erwartungsindex auf 13,3 (8,0) Punkte anzog. Es war der erste Anstieg seit Juli. „Lieferengpässe und die hohe Inflation machen den Unternehmen zu schaffen und sorgen für einen gewissen Bremseffekt. Die Anleger gehen jedoch nur von einer temporären Belastung aus und blicken daher etwas zuversichtlicher auf die nächsten sechs Monate“, analysiert Hussy. Das bedrohliche Thema „Konjunkturwende“ sei damit vom Tisch.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54421846-sentix-konjunkturindex-fuer-deutschland-sinkt-im-november-015.htm

DEUTSCHLAND – HDE erwartet 2 Prozent Umsatzwachstum im Weihnachtsgeschäft – 8.11.2021
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Für das anstehende Weihnachtsgeschäft rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) mit einem Umsatzplus von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit lägen die Umsätze in November und Dezember dieses Jahres bei rund 112 Milliarden Euro, teilte der Verband in Berlin mit. Wachstumstreiber bleibe dabei der Onlinehandel. Der Verband sah aber auch Risiken wie Lieferprobleme bei einigen Waren, die weitere Entwicklung der Coronavirus-Pandemie und die steigende Inflation.
„Die letzten beiden Monate sind nach den Corona-Lockdowns im ersten Halbjahr für viele Händler wichtiger als je zuvor. Traditionell machen klassische Geschenke-Branchen wie der Spielwarenhandel mehr als ein Fünftel ihres Jahresumsatzes in November und Dezember“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Eine aktuelle HDE-Umfrage unter 450 Unternehmen aller Branchen, Größenklassen und Standorte zeige, dass 45 Prozent der Händler Umsatzsteigerungen im Vergleich zum Vorjahr erwarten. Ein Drittel kalkuliere mit stabilen Umsätzen. Die Kunden wollten mit 273 Euro pro Kopf ihre Ausgaben für Weihnachtsgeschenke im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern.
Der HDE ging auf Basis der Umfragen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage von der Steigerung um 2 Prozent in den letzten beiden Monaten des Jahres aus. Der Onlinehandel wachse dabei um mehr als 17 Prozent auf 23 Milliarden Euro. „Die hohen Sparguthaben und die gute Verbraucherstimmung stellen die Weichen für einen versöhnlichen Jahresausklang nach einem für viele Händler mit den Lockdowns existenzbedrohenden ersten Halbjahr“, erklärte Genth.
Der HDE sah aber auch Risiken für die kommenden zwei Monate. „Alles hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen ab.“ Der Handel leiste weiter seinen gesellschaftlichen Beitrag, indem er seine erprobten Hygienekonzepte weiter anwende, die Maskenpflicht beibehalte und mit seiner Kampagne „Leben statt Lockdown“ versuche, noch mehr Menschen von einer Corona-Impfung zu überzeugen.
Weitere mögliche Negativ-Faktoren seien die bei einzelnen Produkten auftretenden Lieferschwierigkeiten sowie die steigende Inflation. Beides seien aber wohl kurzfristige Probleme, die lediglich vorübergehend Bestand haben dürften. Als wichtigste Maßnahmen der kommenden Bundesregierung sehen die Händler den Angaben zufolge einen Verzicht auf Steuererhöhungen, mehr Fairness im Wettbewerb mit dem globalen Onlinehandel auf Internetplattformen sowie eine Offensive zur Entbürokratisierung.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54421847-hde-erwartet-2-prozent-umsatzwachstum-im-weihnachtsgeschaeft-015.htm

DEUTSCHLAND – KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer stabilisiert sich im Oktober – 9.11.2021
BERLIN (Dow Jones)–Die Stimmung im deutschen Mittelstand hat sich im Oktober stabilisiert. Nach drei Rückgängen steigt das von KfW und Ifo-Institut erhobene Mittelstandsbarometer im Oktober aufgrund der verbesserten Geschäftslageurteile und geringfügig optimistischere Erwartungen erstmals wieder an. Das Mittelstandsbarometer klettert um 1,0 Zähler auf nun 6,6 Saldenpunkte. Dabei verbesserten sich die Geschäftserwartungen um 0,4 Zähler auf minus 0,1 Saldenpunkte und nähern sich der Nulllinie, die für den langfristigen Durchschnitt steht. Die Geschäftslageurteile steigen um 1,6 Zähler auf 13,5 Saldenpunkte, so die KfW.
„Das derzeit stabile Geschäftsklima im Mittelstand bietet einen kleinen Lichtblick im Vergleich zu den sonst eher trüben Konjunkturaussichten zu Beginn des Herbstquartals“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Doch der rasante Anstieg der Neuinfektionen seit Ende Oktober zeigt, dass die Pandemie auch in Deutschland noch Zähne hat.“
Deutlich schlechter als im Mittelstand habe sich im Oktober das Geschäftsklima der Großunternehmen (minus 2,7 Zähler auf 3,2 Saldenpunkte) entwickelt. Dabei geht ihre Geschäftslage ein stückweit zurück (minus 1,6 Zähler auf 11,1 Punkte), vor allem aber werden die Geschäftserwartungen deutlich pessimistischer (minus 3,7 Zähler auf minus 4,1 Punkte), erklärte die KfW. Ein Treiber bleibe der Abwärtstrend bei der Stimmung in den großen Industrieunternehmen, die besonders stark unter den anhaltenden Material- und Lieferengpässen litten, so die Bank.
In der mittelständischen Industrie ist laut Umfrage zu Beginn des Schlussquartals ein besseres Stimmungsbild zu verzeichnen. „Obwohl im September fast 80 Prozent der kleinen und mittleren Industrieunternehmen von Materialknappheiten oder Lieferengpässen betroffen waren und die Energiepreise seit dem Spätsommer rapide steigen, schätzen diese ihre Geschäftslage weiterhin überdurchschnittlich gut ein“, so die KfW. Bei den Geschäftserwartungen sei zwar die Euphorie des Frühsommers verflogen, der Rückgang im Oktober sei aber so klein, dass das Geschäftsklima der mittelständischen Industrie insgesamt sogar um 1,0 Zähler ansteigt.
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54422363-kfw-ifo-mittelstandsbarometer-stabilisiert-sich-im-oktober-015.htm

ÖSTERREICH – DEUTSCHLAND – Österreichs Finanzminister will FDP-Chef als deutschen Finanzminister – 8.11.2021
In einem diplomatisch ungewöhnlichen Schritt hat sich der österreichische Finanzminister Gernot Blümel dafür ausgesprochen, dass FDP-Chef Christian Linder Finanzminister einer künftigen Ampel-Koalition in Deutschland wird. „In der Geschichte der EU gab es selten eine Situation, in der eine einzelne Personalentscheidung in einem Mitgliedstaat solch eine Bedeutung für die Stabilität der EU hat“, sagte Blümel der Welt. „Ganz Europa ist gespannt, wer Finanzminister in Deutschland wird. Denn diese Personalie entscheidet die langfristige wirtschaftliche Stabilität der EU.“
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-11/54420662-ueberblick-am-morgen-konjunktur-zentralbanken-politik-015.htm

ÖSTERREICH – 22% mehr Tourismuseinnahmen von Mai bis September 2021 – COVID-19 trübt allerdings Aussichten auf die Wintersaison – 9.11.2021
Einen Monat vor Abschluss der Sommersaison (Mai bis September) 2021 lag die Zahl der Gästeankünfte um 21,0% über dem Vergleichswert von 2020, jene der Nächtigungen um 17,9%, die Tourismuseinnahmen erfuhren mit nominell 10,2 Mrd. € einen Zuwachs von 22,0% (real +17,2%).
Für die gesamte Saison ist laut aktuellen Schätzungen des WIFO mit rund 22,0% mehr Nächtigungen als im Sommer 2020 bzw. einem um etwa 16,8% geringeren Volumen im Vergleich zu 2019 zu rechnen. Im Kalenderjahr 2021 dürften durch den Entfall der wichtigen Winterhauptsaison (Jänner bis April) Verluste im Vergleich zum Vorjahr von rund 16,8% entstehen, gegenüber dem Normaljahr 2019 sogar von 46,7%.
Nachdem im Mai 2021 bereits die zweite Sommersaison mit geschlossenen Beherbergungsbetrieben startete – es waren 18 Tage vom Lockdown betroffen (Mai 2020: 28 Tage) –, war es in diesem Jahr zumindest schon zu einem früheren Zeitpunkt wieder möglich, Gäste aus dem Inland und Ausland in Österreich zu begrüßen (2020 erst ab Mitte Juni mit sehr unterschiedlichen Regelungen nach Herkunftsland). Die Ausgangslage für den Sommertourismus war damit 2021 relativ günstiger.
Die Nächtigungsnachfrage lag im Durchschnitt der Vorsaison (Mai, Juni) bei gut der Hälfte im Vergleich zu 2019, im Vergleichszeitraum 2020 waren hingegen nur 30% des Vorkrisenniveaus erreicht worden. Auch die Sommerhauptmonate Juli bis September entwickelten sich 2021 – gemessen am Volumen 2019 – im Mittel besser als 2020 (–4,8% zu –13,7%), wobei die Zahl der Nächtigungen im August und September 2021 österreichweit sogar jene von 2019 überstieg (+2,8% bzw. +1,8%). Für die positive Entwicklung in diesen beiden Monaten zeichnete insbesondere die starke Binnennachfrage verantwortlich (August +15,2%, September +15,0%; jeweils gegenüber 2019), während bei internationalen Gästen noch leichter Aufholbedarf besteht (–1,7% bzw. –3,9%).
Die vorläufige Bilanz des Sommers 2021 (Mai bis September) weist insgesamt rund 58,3 Mio. Übernachtungen bei knapp 16,2 Mio. Ankünften aus. Der Rückstand zum Vorkrisenniveau beträgt damit 17,2% (Nächtigungen) bzw. 28,0% (Ankünfte). Im Vergleich zum ebenfalls von der COVID-19-Krise betroffenen Zeitraum 2020 lag die Nachfrage aktuell um rund ein Fünftel höher (Übernachtungen +17,9%, Ankünfte +21,0%), wobei diese Entwicklung vor allem auf die Rückkehr ausländischer Gäste zurückzuführen ist (Nächtigungen +25,8%, Ankünfte +33,1%), nachdem dieses Segment im Vorjahr massiv eingebrochen war (–40,5% bzw. –53,4%). Bei den Binnenreisenden nahm die Nachfrage in Beherbergungsbetrieben im Analysezeitraum gegenüber dem Vorjahr mit +6,0% bei Nächtigungen und +7,3% bei Ankünften zwar moderater zu, allerdings hatten sich auch die Einbußen 2020 deutlich in Grenzen gehalten (–3,5% bzw. –13,3%).
Die nominellen Einnahmen im österreichischen Tourismus (einschließlich Tagesreisen sowie Verwandten- und Bekanntenbesuche)1) beliefen sich von Mai bis September 2021 ersten Schätzungen des WIFO zufolge auf 10,19 Mrd. € (+22,0%, –18,2% gegenüber 2019; real +17,2% bzw. –23,0% im Vergleich zu 2019; Übersicht 1).
TABELLE: https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/images/img-db/1635461232708.png
Auf regionaler Ebene fiel der Aufschwung bei den Nächtigungen im Durchschnitt der bisherigen Sommersaison 2021 in Wien mit +76,3% relativ am stärksten aus, nachdem in der Bundeshauptstadt die Nachfrage 2020 unter allen Bundesländern aber auch am massivsten eingebrochen war (–80,2%, Österreich insgesamt –29,8%). Auf das Volumen von 2019 fehlen in Wien aber immer noch knapp zwei Drittel bzw. rund 5,3 Mio. Nächtigungen, das entspricht 43,6% der österreichweiten Nachfragelücke. Auch die hohen prozentuellen Zuwächse bei Übernachtungen von Mai bis September 2021 in Nieder- und Oberösterreich sowie in Salzburg stellen eine Gegenbewegung zu den substanziellen Verlusten im Vergleichszeitraum 2020 (–28,9% bis –36,1%) dar, die Lücke zum Vorkrisenniveau beläuft sich damit in Oberösterreich und Salzburg auf jeweils rund 16% sowie in Niederösterreich auf knapp ein Viertel (–23,6%). In absoluten Größen gemessen blieb aber die Nachfrage im Tourismusbundesland Tirol (neben Wien) am stärksten hinter dem Vorkrisenniveau zurück (–2,3 Mio. Nächtigungen bzw. –11,8% im Vergleich zu Mai bis September 2019). Kaum Einbußen an Nächtigungen zum Vergleichszeitraum vor der Krise wiesen im Analysezeitraum einmal mehr die Regionen mit breitgefächertem touristischem Angebot auf (Burgenland –0,2%, Steiermark –1,0%, Kärnten –4,2%).
*** Ausblick
Im bisherigen Verlauf des Sommers 2021 stieg nicht nur die Nachfrage von Binnenreisenden nach Urlaub in Österreich im Vergleich zum Vorjahr spürbar an, sondern vor allem auch jene der internationalen Gäste. Nachdem die Zahl der Nächtigungen in den Vorsaisonmonaten Mai und Juni 2021 insgesamt nur in etwa die Hälfte des Vorkrisenniveaus erreichte, lag das Volumen von Juli bis September nur noch 4,8% unter dem Vergleichswert von 2019. Aktuelle Schätzungen des WIFO gehen davon aus, dass für die gesamte Sommersaison (Mai bis Oktober) 2021 ein Niveau von rund 65,7 Mio. Nächtigungen erreicht wird (+22% gegenüber 2020, rund –17% zu 2019; Abbildung 1). Dabei dürfte sich die Nachfrage internationaler Gäste auf 41,8 Mio. Übernachtungen belaufen, was im Vergleich zur (Normal-)Saison 2019 Einbußen von rund einem Viertel, gegenüber dem Sommer 2020 jedoch ein Plus von knapp einem Drittel bedeutet. Die Zahl der Nächtigungen Binnenreisender dürfte in der heurigen Saison mit 23,9 Mio. nicht nur das Volumen des Vorjahres übersteigen (+7½%), sondern auch jenes von 2019 (+2½%).
GARAPHIK – Abb.1: https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/images/img-db/1635461232707.png
Die Aussichten für die kommenden Monate und damit für die im Fall Österreichs so wichtige touristische Wintersaison bleiben höchst unsicher, wobei die aktuelle epidemiologische Lage Anlass zu Pessimismus gibt: Es ist zu befürchten, dass die in Österreich, aber auch in anderen europäischen Ländern seit Wochen stark steigenden Infektionszahlen, die mit einer notwendi­gen Verschärfung der Maßnahmen – insbesondere für ungeimpfte Personen – einhergehen, massive Auswirkungen auf die potentielle wie realisierte Nachfrage nach Urlaubsreisen haben werden. Neben einer Zurückhaltung bei Buchungen und Stornierungen bereits gebuchter Reisen durch verunsicherte Gäste stehen auch Reisewarnungen der für Österreich wichtigsten Quellmärkte im Raum. Die niedrige heimische Impfquote, die zudem in einigen tourismusintensiven Regionen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt, treibt nicht nur das epidemiologische Geschehen, sondern konterkariert auch das Image Österreichs als sicheres Urlaubsland.
Die österreichische Tourismuswirtschaft steht vor der Herausforderung, dass einerseits viele Reisende größtmögliche Sicherheit in Bezug auf ihre Gesundheit fordern und internationale Reisebeschränkungen bestmöglich verhindert werden müssen, was wohl restriktive Maßnahmen notwendig macht, sowie andererseits die Gruppe der Impfunwilligen im In- und Ausland, die Reisen unter solchen Bedingungen ablehnt. Sowohl ein strenges wie auch ein zurückhaltendes Pandemiemanagement schränkt somit das Nachfragepotential ein. Darüber hinaus erscheinen intensive Anstrengungen zur Erhöhung der Impfbereitschaft der Bevölkerung durch positive (z. B. zielgruppenspezifische Aufklärung usw.) wie negative Anreize (z. B. kostenpflichtige COVID-19-Tests usw.) für noch ungeimpfte Personen auch aus tourismuspolitischer Sicht als das effektivste Konjunkturpaket für die österreichische Tourismuswirtschaft und können helfen, einen massiven volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden.
GRAPHIK – Abb 2: https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/images/img-db/1635461232709.png
Prognosen zur angelaufenen Wintersaison sind unter diesen Rahmenbedingungen kaum möglich. Um dennoch die Konsequenzen der nun beschlossenen Maßnahmen bzw. des aktuellen Infektionsgeschehens für die kommenden Monate quantitativ bewerten zu können, wurden Annahmen getroffen, die sich unter anderem auf die Ergebnisse einer Urlauberbefragung der Österreich Werbung stützen. Laut dieser Befragung machen rund 42% der Befragten, die im Winter 2021/22 ihren Urlaub in Österreich verbringen wollen, ihre Entscheidung von der Infektionslage abhängig. 20% wiederum werden nicht reisen, wenn dafür eine Impfung zwingend erforderlich wird – die aktuell beschlossene 2-G-Regelung für Hotellerie und Gastronomie kommt einer solchen Impfpflicht sehr nahe. Weiters wurde angenommen, dass die Infektionszahlen ab Weihnachten wieder merklich sinken werden (mit Aufholeffekten bei der touristischen Nachfrage ab Jänner 2022) und keine neuerlichen pandemieinduzierten Betriebsschließungen oder internationalen Reisebeschränkungen zu erwarten sind.
Unter diesen Bedingungen ergäbe sich für das Kalenderjahr 2021 ein Gesamtnächtigungsvolumen von rund 81,5 Mio. (–16,8% im Vergleich zum Kalenderjahr 2020, –46,7% gegenüber 2019; siehe dazu Abbildung 2). In der Wintersaison 2021/22 würde die Zahl der Nächtigungen rund 53,5 Mio. erreichen und läge damit um rund 27% unter jener der Wintersaison 2018/19.
1) Zu dem über den Nächtigungstourismus hinausgehenden Teil der Umsätze liegen kaum statistische Informationen vor, sodass diesem Segment dieselbe Dynamik wie jene der Einnahmen nächtigender Gäste unterstellt wurde.
https://www.wifo.ac.at/news/news_detail?j-cc-id=1635461232700&j-cc-node=news

ÖSTERREICH – Nach „Corona-Hoch“ heuer wieder weniger Studienanfänger an Unis – 8.11.2021
Nach dem „Corona-Hoch“ des vergangenen Wintersemesters wird es heuer deutlich weniger Studienanfänger an den Universitäten geben. Mit Stand 15. Oktober waren laut Daten des Bildungsministeriums 42.428 ordentlicher Neuzugelassene registriert. Das ist ein Rückgang von acht Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (46.140), entspricht aber praktisch dem Wert von 2019 (42.637).
Der deutliche Zuwachs des Vorjahrs wurde damals vor allem damit begründet, dass bei schwieriger Arbeitsmarktlage mehr Menschen an die Hochschulen drängen. Außerdem hatten 2020 manche Unis aufgrund der Corona-Lage auf Aufnahmeprüfungen verzichtet.
Große Auswirkungen auf die Gesamt-Studentenzahl dürfte der diesjährige Rückgang bei den Anfängern aber nicht haben: Sie lag mit Stichtag 15. Oktober bei 243.642 ordentlichen Studierenden. Das entspricht in etwa den Werten des Vergleichszeitraums für 2020 (244.519) bzw. 2019 (241.337).
Für die Inskriptionen gibt es noch eine Nachfrist bis 31. November, die allerdings nur in begründeten Ausnahmefällen in Anspruch genommen werden darf.
https://science.apa.at/power-search/2833655963620773337

ÖSTERREICH – Unis erreichten Vorgaben für Steigerung prüfungsaktiver Studien – 8.11.2021
Die Universitäten haben die in ihren Leistungsvereinbarungen vorgesehene Steigerung der Zahl der prüfungsaktiv betriebenen Studien insgesamt praktisch erreicht. Bis Jahresende müssen sie zusammengerechnet 185.164 prüfungsaktive Studien bzw. ein Plus von drei Prozent verzeichnen – bis Mitte Oktober wurden laut Zahlen des Bildungsministeriums 184.327 bzw. ein Plus von 2,9 Prozent registriert.
Für die Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021 wurde das Uni-Budget erstmals nach einem neuen System vergeben. Die Universitäten werden dabei über drei Säulen finanziert: Lehre, Forschung und Infrastruktur/strategische Entwicklung. Ein Teil davon wird anhand bestimmter Indikatoren vergeben, andere sind Verhandlungssache. Wichtigster Indikator für den Bereich Lehre ist dabei die Zahl der prüfungsaktiv betriebenen Studien.
Als prüfungsaktiv betrieben gilt ein Studium dann, wenn im Studienjahr Prüfungen im Ausmaß von 16 ECTS-Punkten abgelegt wurden. Zum Vergleich: Die Studienpläne sind so konzipiert, dass mit 60 absolvierten ECTS pro Studienjahr das jeweilige Studium in Mindeststudienzeit abgeschlossen wird.
Fächer werden dabei mit unterschiedlichen Finanzierungssätzen bewertet. In der Fächergruppe 1 (Buchwissenschaften) bringt ein prüfungsaktiv belegtes Studium 9.900 Euro, in der Fächergruppe 7 (besonders betreuungsintensive Kunst- und Musikstudien) 49.500 Euro. In den Leistungsvereinbarungen mit dem Bund haben die Unis außerdem bestimmte Zielwerte zur Steigerung der Prüfungsaktivität vereinbart – dieses Plus ist je nach Uni unterschiedlich, über alle Unis gerechnet müssen sie einen Zuwachs von drei Prozent erreichen.
Laut Bildungsministerium haben auch einige wenige Unis die Zielvorgaben nicht erreicht, während sie andere übererfüllt haben. Besonders hohe Steigerungen bzw. Übererfüllungen wiesen die Unis Innsbruck, Linz, Salzburg und Wien bzw. die Technische Universität (TU) Wien auf. Als Konsequenz werden dafür Mittel einbehalten bzw. umgekehrt zusätzliche Gelder ausgeschüttet.
https://science.apa.at/power-search/4835422671304001272