bookmark_borderN+C – Montagsblick KW 40/41

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UPDATE 12.10.2021: In der Rubrik DOSSIERS – ÖSTERREICHISCHE REGIERUNGSKRISE UND KANZLERROCHADE wurde Quellenmaterial zur „Anordnung der Durchsuchung und der Sicherstellung“ und der einschlägige Profil-Artikel dazu ergänzt. Zudem wurde das Quellenmaterial zum „Vernehmungsprotokoll Sebastian Kurz vom 5.9.2021“ dem zugehörigen Profilartikel vorangestellt und somit von diesem klar abgesetzt.

Die zurückliegende Woche ging mit einem Schwall an Meldungen einher – Lesestoff für eine ganze Woche sozusagen. Lesestoff in der Tat für die ganze Woche: es geht um die Rezeption, die Behirnung, das inhaltliche Verstehen des Berichteten. Hier die geraffte Übersicht. Schon das Lesen der Schlagzeilen dort hält auf dem Laufenden und die kleinen, grauen Hirnzellen in Schwung.

FÜR DEN EILIGEN LESER wiederholt sich das wöchentliche Mantra, denn summa summarum gibt es weiterhin nur zu vermerken, das es der Wirtschaft rund um den Erdball noch – noch! – immer “supertoll” geht.

Als Wermutstropfen erweist sich einmal mehr die langsam wachsende Angst vor einer bleibenden hohen Inflation oder gar Stagflation. Doch der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank (EZB) bleiben dabei: die Inflation sei vorübergehend. Dabei gibt es hinter den Kulissen der EZB Auffassungsunterschiede. Auch die Federal Reserve äußert sich kryptisch: es könnte sein, dass die Inflation länger als zunächst angenommen währen könnte. Die Preise für Energie, aber auch für Lebensmittel steigen weiter. Auf besorgniserregende Unsicherheiten in der Lebensmittelversorgung weist die United Nations (UN) – Unsicherheiten in der Lebensmittelproduktion bedeuten anziehende Preise und vor allem menschliches Leid; dies wohl auch für längere Zeit.

Entspannung könnte auf den preislich weit vorgelaufenen Öl-Märkten eintreten: die OPEC und ihre Assoziierten denken an eine Erhöhung der Fördermenge. Zudem sind die Öllagerbeständen in den USA in der letzten Zeit unerwartet gestiegen. Obendrein will Putin die Gashähne aufdrehen und so die Gaspreissituation in Europa lindern. Entspannung signalisieren auch Meldungen, dass die weltweiten Lieferkettenprobleme ihren Zenit überschritten haben könnten.

Bis das der Fall ist, stehen zumindest Anleger eher auf der Verkäuferseite deutscher Bundesanleihen. Ob von dort Gefahr für die Aktienpreise droht? Man wird sehen. Mit den IPOS, den öffentlichen Börsengängen hoffnungsfroher Unternehmen, schaut es derzeit gar nicht gut aus. Und das bedeutet zumeist eher nichts Gutes für die weitere Kursentwicklung.

Anders schaut es in China und Japan aus, auch in den USA erwartet SENTIX eine Besserung der Börsenlage. Freilich sei Geduld angesagt, aber für das vierte Quartal ergäben sich Chancen. So in etwa stand es auch letzte Woche hier zu lesen.

Ungemach in Deutschland erzeugte die Meldung eines unerwartet starken Rückgangs der Aufträge für die deutsche Industrie. Auch der Export ließ zuletzt zu wünschen übrig, die Autoindustrie meldete Verkaufsrückgänge. Wie gut, dass der Euro im Verhältnis zum US-Dollar jüngst billiger geworden ist: es winken neue Exportchancen. Bis diese eingetreten sind verwundert es nicht, das Wirtschaftsprognosen für Deutschland nach unten korrigiert wurden. Angesichts der Preissteigerungen werden die Gewerkschaften verständlicherweise kecker mit Blick auf ihre Lohnforderungen: Streiks liegen in der Luft. Die von Mme. Lagarde gefürchteten Zweitrundeneffekte könnten z.B. in Deutschland ihren Anfang nehmen.

Die österreichische Wirtschaft wächst mit Raten, die man dank Basiseffekt seit Jahren nicht mehr sah. Doch die Pandemie erweist sich abermals als Hemmschuh der Wirtschaftserholung in 2021 und 2022. Auch die CO2-Steuer wird eher nicht die Wirtschaft beflügeln, obwohl der Preis je CO2-Tonne recht niedrig angesetzt ist, so jedenfalls sehen es Umweltschützer und Klimaexperten. Schaut man sich klimabezogene Meldungen an, dann kann man deren Sorgen wohl verstehen.

Kein Chaos erzeugte auf den ersten Blick die jüngst aufgebrochene Regierungskrise dank Kanzlerrochade; Näheres dazu ist unten im Dossier nachzulesen. Ein völliges Abgleiten in bananenrepublikanisch-orbaneske Zustände wurde vorerst verhindert. Ein Bundespräsident, der sich für mehr als spitzbübische Eskapaden entschuldigte, ließ aufhorchen.

Weltweit jammern Anleger über die internationale Konjunktur, und dies in wiederholter Folge, wie die SENTIX-Konjunkturumfrage ergab.

Wachsamkeit bei den internationalen Regulierern mit Blick auf elektronische Zahlungsmittel und – seitens der EZB – auf die „Big Tech“ Unternehmen. Neuer Wind auch bei der BAFIN, dessen neuinstallierter Chef umrührt.

Unter den „Big Tech“ sorgte Facebook und Töchter für Schlagzeilen: sechsstündiger Ausfall des sozialen Netzwerkes sind eines, die Anschuldigungen der Whistleblowerin Frances Haugen aber ein anderes: Facebook als Hassschleuder aus Profitgier, als Erzeuger von psychischem Leid bei Kindern und Jugendlichen – und dies wider besseren Wissens; Frucht der Versäumnis von kartellrechtlichen Regulierungen. Näheres dazu im Dossier unten.

Kein Chaos einstweilen auch in den USA: die Schuldenbremse trat vorerst nicht in Kraft. Doch streiten Demokraten und Republikaner weiter über eine Anhebung der Schuldengrenze Anfang Dezember. Der Streit wird wohl gut enden: die USA werden sich nicht selber international aus dem Spiel nehmen wollen. Freundliche Nasenlöcher machen die USA den Chinesen gegenüber: man will miteinander reden, Handelshemmnisse und Streitpunkte zumindest abmildern.

Gut so, die Kriegsgefahr ist weltweit sowieso in den letzten Jahren gewachsen. Es kriselt nicht nur im südpazifischen Raum. Und die Europäische Union bietet leider keinen absoluten Schutz vor innereuropäischen Konflikten.

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