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UPDATE 3.9.2021: für den 1.9.2021 wurde in der Rubrik ÖSTERREICH die Meldung „Interaktive Karte zeigt alle Impfangebote für Jugendliche“, für den 30.8.2021 wurde in der Rubrik ÖSTERREICH die Meldung „Unterschiedliche Impf-Regelungen für Medizin-Studenten …“ ergänzt.
SONDERTHEMEN
- PATHOLOGIE
- Österreichs Pathologen – Weder „Aufschneider“ noch „CSI“
ANTIBIOTIKA-RESISTENTE BAKTERIEN - Neue Antibiotikakombination: Direkt resistente Bakterien gefunden
HUMANES IMMUNDEFIZIENZ-VIRUS (HIV, Human Immunodeficiency Virus) - Rückschlag bei Suche nach Impfstoff gegen HIV/Aids – Aktuelle Moderna-Forschung sucht mRNA-Impfstoff gegen HIV (Ärzteblatt)
- Rückschlag bei Suche nach Impfstoff gegen HIV/Aids – Aktuelle Moderna-Forschung sucht mRNA-Impfstoff gegen HIV (APA)
CANDIDA AURIS - Panresistente Candida auris in den USA aufgetreten
EBOLA-VIRUS - WHO und Regierung geben Ebola-Entwarnung für Elfenbeinküste
ÜBERSICHT – VON TAG ZU TAG
- WISSEN
- APA-Faktencheck: Zahl geimpfter Hospitalisierter durch Impfquote hoch – Überprüfung: Conan-Impfung wirkt nicht? – Auslaufender Impfschutz und verringerte Effektivität – Analyse nach Altersgruppen wichtig
- Technologiegespräche – BioNtech-Gründer: Haben Impf-Erfolge vergessen – Androsch sieht „verheerende Krisenkommunikation – „Es ist sinnlos als 20. über eine Hürde zu springen“
VIROLOGIE - Neue Coronavariante C.1.2 beschäftigt Wissenschaftler in Südafrika
EPIDEMIOLOGIE - Forum Alpbach- Virologe Palese: Acht Virenarten in Zukunft gefährlich
MEDIZIN - Fünftel der Genesenen entwickelt keinen Schutz gegen Virus – Mikroarray-Technologie im Einsatz – Erklärung für Impfdurchbrüche
- Erkrankung trotz Impfung: Was bedeuten Impfdurchbrüche?
- SARS-CoV-2: Delta-Variante verdoppelt das Hospitalisierungsrisiko
- Alte Erkältungen sind bei Corona von Vorteil – Deutlich bessere Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 – sowohl bei Geimpften als auch Ungeimpften
- SARS-CoV-2: Warum frühere Erkältungen die Immunreaktion beschleunigen können
- Laborärzte empfehlen Antikörpertests vor Auffrischungsimpfungen
- Coronapandemie: Deutsche Ärzteschaft meint, Kinder sollten stärker in den Fokus genommen werden – Weitere Beiträge zur „Impfdiskussion“
- Lolli-Test für SARS-CoV-2 in Schulen und Kitas effektiv und gut durchführbar
- SARS-CoV-2: Booster verstärkt Wirkung der Janssen-Vakzine
- Myokarditis und andere Komplikationen nach COVID-19 wesentlich häufiger als nach einer Impfung
- Thrombotische Komplikationen: SARS-CoV-2 in den Wochen vor und nach einer Operation erhöht Risiko
- SARS-CoV-2: Thrombozytopenien und Thrombosen nach COVID-19 häufiger als nach Impfung mit AZD1222
- SARS-CoV-2-Impfung wirkt bei Patienten mit Immunschwächekrankheiten schwächer
- Mischimpfung laut Tiroler Experten auch bei Krebs vielversprechend
- Können Kortikosteroide die COVID-19-Therapie unterstützen?
- SARS-CoV-2: Antikörper-Duo kann Hospitalisierung verhindern
- Long COVID: Viele Überlebende aus Wuhan leiden noch nach einem Jahr unter den Folgen der Erkrankung
- COVID-19: Pandemie hat Zahl der Organtransplantationen weltweit gesenkt
GESELLSCHAFT - Familien in Coronazeit überdurchschnittlich belastet
MEDIEN - Youtube löscht mehr als eine Million Videos zu Corona
INTERNATIONAL - WHO sieht Stabilisierung bei Coronazahlen
- WHO und Unicef gegen neue Schulschließungen wegen Corona
- Mögliche Pandemie-Folge: Geburtenrate in manchen Ländern gesunken
USA - US-Armee hat Impfpflicht gegen Coronavirus eingeführt
- US-Geheimdienste können Coronaursprung in Bericht nicht klären
- Biontech/Pfizer reichen weitere Daten zu Auffrischungsimpfung ein
- USA: Delta-Variante: Ungeimpfter Lehrer nimmt Mundschutz ab und infiziert die Hälfte der Schulklasse
USA – AFRIKA - Biontech/Pfizer gehen Partnerschaft für Impfstoffproduktion in Lateinamerika ein
USA – EUROPÄISCHE UNION - Coronaregeln: EU empfiehlt wieder Beschränkungen für Reisende aus den USA
KUBA - Kuba will Schulen erst nach Coronaimpfung aller Schüler wieder öffnen
NEUSEELAND - Neuseeland verlängert Coronalockdown erneut
AUSTRALIEN - Erstmals mehr als tausend Coronaneuinfektionen pro Tag in Australien
- Australien: Regionalpolitikerin hinterfragt Null-COVID-Strategie
JAPAN - Verunreinigte Moderna-Ampullen womöglich für zwei Todesfälle verantwortlich
- Japan zieht Impfdosen von Moderna aus dem Verkehr
PHILLIPINEN - Philippinen melden Höchststand an Neuinfektionen mit Coronavirus
INDIEN - Mehr als zehn Millionen Menschen in Indien an einem Tag geimpft
ISRAEL - Dritte Coronaimpfung für Israelis über zwölf
- Zahl der täglichen Neuinfektionen in Israel so hoch wie nie
- Israel: Erstmals seit Januar 10.000 Coronaneuinfektionen
RUSSLAND - Coronatote: Russland meldet neuen Tageshöchstwert
EUROPA - Corona: WHO-Regikonaldirektor für Europa rechnet mit 236.000 Opfern in Europaregion bis Dezember
NORWEGEN - Hohe Infektionszahlen in Norwegen
EUROPÄISCHE UNION - SARS-CoV-2: Europäische Union erreicht wichtiges Ziel bei Impfkampagne
GRIECHENLAND - Griechische Regierung weicht nicht von Impfpflicht gegen Corona ab
ITALIEN - Italien: Erneut Proteste gegen Corona-Regeln befürchtet
- Italien: Weitere Corona-Regeln für Reisende
SPANIEN – DEUTSCHLAND - Ganz Spanien ab übermorgen kein Coronahochrisikogebiet mehr
FRANKREICH - Frankreich hält trotz Protesten an Coronaimpfpflicht fest
- Weniger Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 in Frankreich
- Corona: Frankreich spendet zehn Millionen Impfdosen für Afrika
TSCHECHISCHE REPUBLIK - Tschechien beginnt mit Auffrischimpfungen gegen SARS-CoV-2
SLOVAKISCHE REPUBLIK - Slowakei beendet Coronaimpfungen mit Sputnik V
DEUTSCHLAND - SARS-CoV-2: Fortschritte beim Impfen in den Ländern
- Hausärzteverband beklagt abflauendes Interesse an Coronaimpfungen
- Vierte Coronawelle trifft vor allem die Jüngeren
- Neues Pandemiefrühwarnzentrum der WHO in Berlin eröffnet
- Debatte um Inzidenz: Epidemische Lage verlängert
- STIKO: Beratungen über dritte Coronaimpfung laufen
- Streit um Abfrage von Coronaimpfstatus in Unternehmen
- 3G-Regel in Zügen weiterhin in der Debatte
- Bessere Verfügbarkeit von Forschungsdaten angestrebt
- Über 100 vorläufige Festnahmen: Tausende ziehen bei Corona-Demos durch Berlin
ÖSTERREICH - Virologin von Laer rechnet mit neuem Lockdown
- Corona – Alle Krebspatienten sollten „dritten Stich“ bekommen
- Corona – AK, SPÖ und ÖGB fordern Sonderbetreuungszeit – 6.200 Personen freigestellt und 12.300 Kinder betreut – Arbeiterkammer-Präsidentin Anderl fordert klares Sicherheitskonzept
- Forschungsdaten: Aufbau von „Mikrodatenzentrum“ ab 1. Jänner geplant
- Wachablöse“ in der AGES – Bernhard Benka folgt Franz Allerberger – Die vielen Kernaufgaben der AGES – Aufbau von Datenbanken und Bioinformatik – Franz Allerberger geht in Pension – Starke Bilder contra evidenzbasierten Fakten – Angst ist in der Pandemiebekämpfung ein großer Gegner – Allerberger gelang nicht immer alles
- Faßmann hält 1G-Regelung an Unis für möglich – Zweifel an Durchsetzbarkeit – ÖH ist gesprächsbereit
- Unterschiedliche Impf-Regelungen für Medizin-Studenten – In Graz gilt grundsätzlich 2G – Dringender Appell zur Impfung
- Kinderstudie: Mehr Kilos, weniger Fitness im ersten Pandemiejahr
- Interaktive Karte zeigt alle Impfangebote für Jugendliche
- „Alles Gurgelt“ wird in Wien ab 5. Schulstufe eingeführt – Schulen sollen offen bleiben – 30 Prozent der 12- bis 15-jährigen geimpft – 30 Prozent der 12- bis 15-jährigen geimpft – Ausweitung der PCR-Lutschertests in Kindergärten
- Schüler können auch externe Corona-Tests bringen
- Sicherheitsphase an Schulen wird auf 3 Wochen verlängert – Maßnahmen abhängig von risikoadjustierter Inzidenz – Außerhalb der Klasse Mund-Nasen-Schutz tragen – Keine einheitlichen Quarantänemaßnahmen – Elternvertreter: Schulkonzept „schlüssig“ – Lehrergewerkschaft sieht Versuch der Balance
- Corona – Experte fordert Anpassungen bei Deutschförderklassen – Schlechte Erreichbarkeit durch Distance Learning – MIKA-D soll nicht mehr über Zuordnung entscheiden
- Pilotprojekt für Lollipop-Tests in zehn Grazer Kindergärten – 60 bis 70 Prozent Beteiligung erwartet
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CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK
siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links
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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 31. August 2021, 23:59 Uhr, 5.506.238 Menschen oder 61,64% (Vorwoche: 5.412.659 Menschen oder 60,59%) erstgeimpft und 5.206.024 Menschen oder 58,28% (5.152.919, 57,69%) zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.
Im Schnitt wird alle 6,7 (5,4) Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
Weitere Informationen zu Impfdosenlieferungen, geimpfte Personen nach Wohnort (Erst-Impfungen, Zweit-Impfungen), Impfungen je Tag im Zeitverlauf (absolut und kumuliert), Durchimpfungsrate je Altersklasse und Geschlecht.
Der Bezug zur “impfbaren Bevölkerung” wird nicht mehr angeführt!
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/
Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 1. September 2021, 8:00 Uhr wie folgt zusammen:
- Mind. erstgeimpft: 54.297.654 (65,3%) – Vorwoche: 53.719.354 (64,6%)
- Vollständig geimpft: 50.431.730 (60,6%) – Vorwoche: 49.659.889 (59,7%)
Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links
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SONDERTHEMEN
PATHOLOGIE
Österreichs Pathologen – Weder „Aufschneider“ noch „CSI“ – Science-APA, 30.8.2021
Eines der personell kleinsten Fachgebiete der österreichischen Medizin sieht sich teilweise verkannt, potenziell sogar gefährdet. Die Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie (ÖGPath) hat vor kurzem ein Positionspapier zur Zukunft dieses Bereichs beschlossen. Aus Sicht der Patienten, für die 95 Prozent der Leistungen erbracht würden, sei eine Stärkung des Faches dringend notwendig, lautet die Forderung.
n der Öffentlichkeit sind die für die moderne Diagnostik und Therapie unverzichtbaren Leistungen der Pathologie viel zu wenig bekannt, heißt es bei der Fachgesellschaft. Die Auswirkungen davon seien teilweise bis in die Gesundheitspolitik zu spüren, betonte ÖGPath-Präsidentin Renate Kain (Leiterin des Klinischen Instituts für Pathologie der MedUni Wien): „Wir bekommen große Aufmerksamkeit von jenen Ärztinnen und Ärzten, mit denen wir z.B. in den Spitälern zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite gibt es in der Öffentlichkeit noch immer ein Berufsbild der Pathologin bzw. des Pathologen zwischen CSI und ‚Aufschneider‘.“
Einer der Gründe für die laut ÖGPath nur teilweise Sichtbarkeit der Leistungen der Pathologie liegt wohl darin, dass ihre Basisarbeit in der Diagnose von Krankheiten und für Therapieentscheidungen der behandelnden Ärzte in Instituten und Labors weit abseits der direkt Betroffenen stattfindet: durch Begutachtung von Gewebe- und Zellmaterial am Lichtmikroskop, per Immunhistochemie mit der Charakterisierung von Zell- und Gewebestrukturen über die Antikörper-gekoppelte Anfärbung oder die Gensequenzierung von Zellmaterial. Den geringsten Teil der Arbeit machen Obduktionen aus.
*** Derzeit 432 aktive Pathologen ***
Entscheidend dafür sind im Vergleich zu anderen medizinischen Fachgebieten relativ wenige Spezialisten auf diesem Gebiet. Martin Klimpfinger, Vorstandsmitglied der ÖGPath: „Die Versorgung in der Klinischen Pathologie und Molekularpathologie in Österreich wird von 33 Krankenhausinstituten und 22 niedergelassenen Fachärzten getragen. Österreichweit arbeiten derzeit 432 aktive Pathologen, davon 333 Fachärzte und 99 in Ausbildung stehende Ärzte.“ Bei in Österreich insgesamt rund 47.000 Ärzten ist dieser „Stand“ jedenfalls klein. Laut Ärztekammer gibt derzeit in Österreich allein rund 5.000 Fachärzte für Innere Medizin.
Ein Paradebeispiel für die Bedeutung einer „Pathologie für Lebende“ ist die Onkologie. In Österreich werden pro Jahr rund 42.000 Krebs-Neudiagnosen gestellt. Praktisch alle beruhen auf für die Behandlung entscheidenden Pathologie-Befunden. „Vorausschauende Diagnostik unter Berücksichtigung der Morphologie (Aussehen von Zellen oder Geweben im Mikroskop; Anm.), von Biomarkern und schließlich der molekularbiologischen Diagnostik helfen bei der exakten Auswahl zielgerichteter Therapien oder der modernen Immuntherapie und bei der Bewertung des Therapieerfolgen“, sagte ÖGPath-Präsidentin Kain.
*** Zahl der Einsendungen steigt ***
Gesamtösterreichische Zahlen fehlen. Am Wiener AKH allein werden beispielsweise pro Jahr zwischen 70.000 bis 90.000 Präparate von den Pathologen untersucht. Die Institutsleiterin: „Eine einzige Einsendung aus einer Prostata-Biopsie zur Abklärung eines Verdachts auf ein Karzinom bedeutet die Begutachtung von zwölf bis 18 Gewebeproben. Wir haben eine Steigerung der Zahl der Einsendungen von pro Jahr von sieben bis zehn Prozent.“
Dem stehen laut ÖGPath derzeit nicht unbedingt positive Entwicklungen gegenüber. „Es die Tendenz bei den Spitalsträgern, Pathologie-Institute von Krankenhäusern (vor allem auf Bundesländerebene; Anm.) zusammenzulegen, was auch Sperren bedeutet. Wenn zum Beispiel ein Krankenhaus mit einer Strahlentherapie kein Institut für Pathologie hat, wird die Patientenversorgung schwierig“, stellte die Past-Präsidentin der Gesellschaft, Christa Freibauer, fest.
Die Gefahr, welche die Fachgesellschaft sieht, liegt vor allem in der Zentralisierung von Pathologie-Instituten auf immer weniger große Krankenhäuser. Das dünne das Netzwerk an Leistungserbringern aus und sei wegen der komplizierter werdenden Logistik problematisch. Renate Kain: „Da gibt es bei längeren Transportwegen und zentraler Abwicklung automatisch Fehler. Eine Gewebeprobe nach einer Biopsie oder ein Präparat nach einer Operation ist aber ‚einmalig‘, darf nicht verloren gehen. Viele Biopsien kann man nicht einfach wiederholen.“
*** Ohne Facharztstellen keine Ausbildung ***
Eine ausreichende Anzahl von Pathologie-Instituten an den österreichischen Krankenhäusern, die in ihrem Bereich 98 Prozent der Proben mit herkömmlichen Methoden untersuchen können und mehr als 90 Prozent der molekularbiologischen Tests durchführen, seien essenziell für die Patientenversorgung. „Als personelle Untergrenze für ein Pathologie-Institut soll das ärztliche Personal die Ausstattung mit einem Abteilungsleiter und zwei Fachärzten sowie zwei Ärzten in Ausbildung für etwa 8.000 bis 10.000 histologische Proben/Präparate pro Jahr gelten“, stellte die ÖGPath in ihrem Positionspapier fest. Die Zahl der Facharztstellen bestimmt auch die Zahl der Ausbildungsstellen und somit den Nachwuchs für die österreichische Pathologie.
Gefordert wird auch ein neues Finanzierungssystem für die Leistungen der Pathologie in Österreich. „Derzeit werden die Krankenhäuser nach den Diagnoseschlüsseln (Bezahlung nach Diagnosen der Patienten; Anm.) finanziert. Da sind für eine jeweilige Diagnose auch die Leistungen der Pathologie enthalten. Wir brauchen aber eine leistungsorientierte Abrechnung allein für die Arbeit der Pathologie-Institute – eben nach Einzelleistungen. Nur so können Kosten-Nutzen-Rechnungen durchgeführt werden“, stellte die ÖGPath-Präsidentin fest. Ohne die direkte Refundierung von Pathologie-Leistungen könne man auch keine Budgets für die Institute erstellen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17192104401927440187
ANTIBIOTIKA-RESISTENTE BAKTERIEN
Neue Antibiotikakombination: Direkt resistente Bakterien gefunden – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Wissenschaftler haben in Deutschland Bakterien entdeckt, die gegen eine vielversprechende Wirkstoffkombination von Reserveantibiotika resistent sind.
„Das ist besorgniserregend, denn diese Wirkstoff-Kombination wird hier noch nicht klinisch eingesetzt“, sagte der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Gießen, Trinad Chakraborty. Eigentlich sei die Wirkstoffkombination ein Hoffnungsträger, um gefährliche antibiotikaresistente Krankenhauskeime zu behandeln. Diese Erwartung könne möglicherweise nicht erfüllt werden, hieß es.
Die Wissenschaftler der Universität Gießen und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in Braunschweig präsentieren ihre Ergebnisse im Fachjournal Antimicrobial Agents and Chemotherapy (DOI: 10.1128/AAC.01090-21). Ein Schwerpunkt des DZIF ist die Forschung an neuen Antibiotika.
Konkret geht es um Enterobakterien. Dazu zählen Krankenhauskeime, die schwere Infektionen im Darm und in den Harnwegen verursachen können. Laut den Wissenschaftlern steigt die Gefahr, sich mit diesen Erregern zu infizieren, da sie zunehmend widerstandsfähig gegen eine Gruppe von Antibiotika sind, die sogenannten Carbapeneme. Diese gelten als entscheidende Antibiotikareserve für Notfälle, wenn andere Antibiotika nicht mehr anschlagen.
Um Enterobakterien dennoch behandeln zu können, setzen Forscher auf eine neue, in Deutschland bisher nicht eingesetzte Kombination aus zwei antimikrobiellen Substanzen – dem älteren Antibiotikum Aztreonam und dem neueren Hemmstoff Avibactam. Die Kombination soll die Resistenz gegen Carbapeneme aufheben und die Bakterien wieder angreifbar machen.
Nun fanden die Forscher im Rahmen einer Überwachungsstudie zu hochresistenten Erregern in Hessen mithilfe einer Genomanalyse Bakterien, denen die Aztreonam-Avibactam-Kombination bereits nichts mehr anhaben kann. Es ist den Angaben zufolge das erste Mal, dass solche resistenten Erreger auch in Deutschland nachgewiesen wurden.
Gerade in Krankenhäusern zirkulieren oft Bakterien, gegen die kaum ein Antibiotikum mehr wirkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in wachsenden Resistenzen eine große Gefahr.
In vielen Ländern werden nach Expertenangaben mehr als die Hälfte der Antibiotika falsch eingesetzt. So bekommen Patienten Antibiotika bei Virusinfektionen, obwohl sie nur bakterielle Infektionen bekämpfen oder ein Breitbandantibiotikum, wenn ein zielgerichteteres Medikament besser wäre.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126898/Neue-Antibiotikakombination-Direkt-resistente-Bakterien-gefunden
SIEHE AUCH:
=> Resistente Bakterien gegen neue Antibiotika-Kombination gefunden – Science-APA/dpa, 1.9.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14975762003278762168
HUMANES IMMUNDEFIZIENZ-VIRUS (HIV, Human Immunodeficiency Virus)
Rückschlag bei Suche nach Impfstoff gegen HIV/Aids – Aktuelle Moderna-Forschung sucht mRNA-Impfstoff gegen HIV – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hat bei seiner Suche nach einem Impfstoff gegen HIV/Aids einen Rückschlag erlitten: Ein Impfstoffkandidat erwies sich bei einer großangelegten klinischen Studie in südafrikanischen Staaten als wenig wirksam. Der Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus betrug nur 25 Prozent, wie das Unternehmen gestern mitteilte.
Die 2017 gestartete sogenannte Imbokodo-Studie mit mehr als 2.600 jungen Frauen in Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe und Südafrika wurde deswegen eingestellt.
Der wissenschaftliche Leiter von Johnson & Johnson, Paul Stoffels, zeigte sich zwar „enttäuscht“ darüber, dass der Impfstoffkandidat keine ausreichende Schutzwirkung gezeigt habe. Er betonte aber, die Studie werde dem Konzern „wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse bei der laufenden Suche nach einem Impfstoff zur Verhinderung von HIV“ geben.
Der Leiter des Nationalen US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci, erklärte, die Ergebnisse der Imbokodo-Studie müssten jetzt genutzt werden, um einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln. Das Institut war an der Finanzierung der Studie beteiligt.
Johnson & Johnson setzt eine andere Studie mit Männern, die Sex mit Männern haben, und Transgendern fort, bei der ein Impfstoffkandidat mit einer anderen Zusammensetzung verwendet wird. Die Studie findet außerdem auf dem amerikanischen Kontinent und in Europa statt, wo andere HIV-Varianten dominieren als im südlichen Afrika.
Bei der Imbokodo-Studie hatten mehr als 2.600 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren den Impfstoffkandidaten oder ein Placebo erhalten. Sie bekamen zudem sogenannte Prep-Medikamente zur Verhinderung einer Ansteckung mit dem HI-Virus angeboten.
Von den Teilnehmerinnen, die ein Placebo erhielten, infizierten sich 63 mit HIV. Von den Frauen, die den Impfstoffkandidaten erhielten, waren es 51. Die Schutzwirkung betrug damit 25,2 Prozent. Die HIV-positiven Frauen erhielten medizinische Behandlung und antiretrovirale Medikamente.
Die Forschung hat im Kampf gegen das HI-Virus in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte erzielt. Während antiretrovirale Medikamente Infizierten ein weitgehend normales Leben erlauben, bieten regelmäßig eingenommene Prep-Medikamente einen sehr guten Infektionsschutz.
Einen wirksamen Impfstoff gibt es aber bis heute nicht. Dieser wäre insbesondere für ärmere Länder mit einem schlechten Zugang zu Medikamenten wichtig.
Das US-Pharmaunternehmen Moderna hat kürzlich eine Studie mit zwei Impfstoffkandidaten gegen das HI-Virus angekündigt. Sie basieren auf der gleichen mRNA-Technologie wie der Coronaimpfstoff des Unternehmens.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126872/Rueckschlag-bei-Suche-nach-Impfstoff-gegen-HIV-Aids
Rückschlag bei Suche nach Impfstoff gegen HIV/Aids – Aktuelle Moderna-Forschung sucht mRNA-Impfstoff gegen HIV – Science-APA, 1.9.2021
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hat bei seiner Suche nach einem Impfstoff gegen HIV/Aids einen Rückschlag erlitten: Ein Impfstoffkandidat erwies sich bei einer groß angelegten klinischen Studie in südafrikanischen Staaten als wenig wirksam. Der Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus betrug nur 25 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.
Die 2017 gestartete sogenannte Imbokodo-Studie mit mehr als 2.600 jungen Frauen in Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe und Südafrika wurde deswegen eingestellt. Der wissenschaftliche Leiter von Johnson & Johnson, Paul Stoffels, zeigte sich zwar „enttäuscht“ darüber, dass der Impfstoffkandidat keine ausreichende Schutzwirkung gezeigt habe. Er betonte aber, die Studie werde dem Konzern „wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse bei der laufenden Suche nach einem Impfstoff zur Verhinderung von HIV“ geben.
Der Leiter des Nationalen US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci, sagte, die Ergebnisse der Imbokodo-Studie müssten jetzt genutzt werden, um einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln. Das Institut war an der Finanzierung der Studie beteiligt.
Johnson & Johnson setzt eine andere Studie mit Männern, die Sex mit Männern haben, und Transgendern fort, bei der ein Impfstoffkandidat mit einer anderen Zusammensetzung verwendet wird. Die Studie findet außerdem auf dem amerikanischen Kontinent und in Europa statt, wo andere HIV-Varianten dominieren als im südlichen Afrika.
*** Zusätzliche Prep-Medikamente ***
Bei der Imbokodo-Studie hatten mehr als 2.600 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren den Impfstoffkandidaten oder ein Placebo erhalten. Sie bekamen zudem sogenannte Prep-Medikamente zur Verhinderung einer Ansteckung mit dem HI-Virus angeboten. Von den Teilnehmerinnen, die ein Placebo erhielten, infizierten sich 63 mit HIV. Von den Frauen, die den Impfstoffkandidaten erhielten, waren es 51. Die Schutzwirkung betrug damit 25,2 Prozent. Die HIV-positiven Frauen erhielten medizinische Behandlung und antiretrovirale Medikamente.
Die Forschung hat im Kampf gegen das HI-Virus in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte erzielt. Während antiretrovirale Medikamente Infizierten ein weitgehend normales Leben erlauben, bieten regelmäßig eingenommene Prep-Medikamente einen sehr guten Infektionsschutz. Einen wirksamen Impfstoff gibt es aber bis heute nicht. Dieser wäre insbesondere für ärmere Länder mit einem schlechten Zugang zu Medikamenten wichtig.
Das US-Pharmaunternehmen Moderna hat kürzlich eine Studie mit zwei Impfstoffkandidaten gegen das HI-Virus angekündigt. Sie basieren auf der gleichen mRNA-Technologie wie der Corona-Impfstoff des Unternehmens.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/4280156824774680235
CANDIDA AURIS
Panresistente Candida auris in den USA aufgetreten – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
In den USA sind kürzlich in 2 Städten unabhängig voneinander in Pflegeheimen oder Krankenhäusern Pilzinfektionen mit Candida auris diagnostiziert worden, die gegen alle verfügbaren Medikamente resistent waren. Infektiologen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) befürchten im Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR, 2021: 70: 1022–1023), dass sich der schwer nachzuweisende Hefepilz bereits im Land ausgebreitet hat.
Candida auris war erstmals 2009 aus dem äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Patientin in Tokio isoliert worden. 2 Jahre später wurde in Südkorea der 1. Erkrankungsfall beschrieben. Inzwischen hat C. auris Nordamerika und Europa erreicht.
Der Hefepilz wird zunehmend mit nosokomialen Infektionen in Verbindung gebracht. In London kam es 2015/2016 im Royal Brompton Hospital zu einem hartnäckigen Ausbruch. In der Herzchirurgie erkrankten im Verlauf von 12 Monaten immer wieder Patienten. Insgesamt 9 von 50 Patienten entwickelten eine Candidämie, die damals noch mit Azolen (etwa Fluconazol), Polypenen (etwa Amphotericin B) oder Echinocandinen erfolgreich behandelt werden konnte.
Inzwischen häufen sich Berichte über resistente Pilze. In den USA waren zuletzt 85 % der C. auris-Isolate gegen Azole, 33 % gegen Amphotericin B und 1 % gegen Echinocandine resistent. Auch panresistente C. auris waren bereits beobachtet worden. Diese waren jedoch stets im Rahmen einer Behandlung aufgetreten. Es bestand die Hoffnung, dass die Resistenz die Fitness der Pilze herabsetzt, so dass diese sich nicht weiter ausbreiten können.
Seit Anfang des Jahres sind dem „Antibiotic Resistance Laboratory Network“ der CDC jedoch 2 Cluster bei Patienten gemeldet worden, die noch nicht mit einem Echinocandin behandelt wurden, die inzwischen das Mittel der ersten Wahl sind.
Der 1. Cluster wurde in der Hauptstadt Washington in einer Pflegeeinrichtung für Schwerkranke beobachtet. Dort waren 3 von 101 Isolaten von C. auris panresistent. In Texas waren in einer nicht näher benannten Stadt 2 von 22 Isolaten panresistent, 5 weitere waren unempfindlich gegen Echinocandine und Fluconazol.
Die 7 Fälle waren an 2 Kliniken und 1 Pflegeeinrichtung aufgetreten, die teilweise dieselben Patienten betreuten, was auf einen Austausch der Hefepilze hindeutet. Zwischen den Einrichtungen in Texas und Washington/DC gab es jedoch keine Verbindung, so dass die CDC davon ausgehen muss, dass sich die resistenten Pilze unerkannt ausgebreitet haben.
Eine klare Behandlungsempfehlung für die resistenten Hefepilze gibt es nicht. Eine US-Klinik berichtete im letzten Jahr über gute Erfahrungen mit einer Kombination mehrerer Fungistatika.
Die Sterblichkeit von C. auris ist vor allem bei älteren gebrechlichen Menschen hoch. In den beiden aktuellen Clustern starben 30 % der Patienten, wobei im Einzelfall offen bleibt, welchen Anteil die Pilzinfektion am Tod hatte.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125897/Panresistente-Candida-auris-in-den-USA-aufgetreten
EBOLA-VIRUS
WHO und Regierung geben Ebola-Entwarnung für Elfenbeinküste – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Anders als zunächst befürchtet hat es in der Elfenbeinküste doch keine Ebola-Infektion gegeben. Der Befund bei einer Patientin sei eine Fehldiagnose gewesen, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit.
Die Regierung des westafrikanischen Staats habe mitgeteilt, dass jüngste Tests des Pasteur Instituts in Lyon keine Hinweise auf das Virus ergeben hätten. Zuvor hatte das Institut Pasteur der Elfenbeinküste eine Ebola-Erkrankung diagnostiziert.
Gesundheitsbehörden hatten daraufhin am 15. August den ersten Ebola-Fall seit 1994 in der ehemaligen französischen Kolonie ausgerufen und kurz darauf eine Impfkampagne gestartet.
Mit den neuen Ergebnissen des Labors in Lyon sei die WHO der Ansicht, dass die Patientin doch keine Ebola-Virus-Erkrankung hatte, hieß es nun. Weitere Analysen zur tatsächlichen Krankheitsursache würden vorgenommen.
Die 18-Jährige war aus dem Ort Labé in Guinea auf dem Landweg in die Wirtschaftsmetropole Abidjan in der Elfenbeinküste gereist und dort am 12. August nach einem Fieberschub im Krankenhaus behandelt worden.
Guinea hatte sich erst am 19. Juni als ebolafrei erklärt. Dort waren seit dem 14. Februar zwölf Menschen an der Viruserkrankung gestorben
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126893/WHO-und-Regierung-geben-Ebola-Entwarnung-fuer-Elfenbeinkueste
VON TAG ZU TAG
1.9.2021, Mittwoch
MEDIZIN: Florian Fügemann: Alte Erkältungen sind bei Corona von Vorteil – Deutlich bessere Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 – sowohl bei Geimpften als auch Ungeimpften – Pressetext, 1.9.2021
Bestimmte Immunzellen, die Menschen in der Vergangenheit gegen Erkältungs-Coronaviren gebildet haben, stärken die Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 – sowohl während der natürlichen Infektion als auch nach einer Impfung. Zu dem Schluss kommen Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin http://charite.de und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik (MPIMG) http://www.molgen.mpg.de . Details wurden in „Science“ publiziert.
*** Klar abgemilderte Symptome ***
„Wir haben angenommen, dass kreuzreagierende T-Helferzellen eine schützende Wirkung haben, eine frühere Erkältung mit endemischen, das heißt seit vielen Jahren in der Bevölkerung zirkulierenden, Coronaviren also die Symptome bei COVID-19 abmildert“, so Erstautorin Lucie Loyal. „Es hätte aber auch das Gegenteil der Fall sein können. Bei manchen Viren führt eine zweite Infektion mit einem ähnlichen Virusstamm nämlich zu einer fehlgeleiteten Immunantwort, mit negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf.“
Jetzt präsentiert das Team Hinweise, die die Annahme einer schützenden Wirkung stützen. So könnte die Kreuzimmunität ein Grund nicht nur für die unterschiedlich schweren COVID-19-Verläufe, sondern auch die unterschiedliche Effektivität der Impfungen in verschiedenen Altersgruppen sein. Für die Studie wurden ab Mitte 2020 fast 800 Menschen rekrutiert, die noch nicht mit SARS-CoV-2 in Kontakt waren. Regelmäßig wurde geprüft, ob diese sich mit dem Erreger infiziert hatten. Das war bei 17 Personen so. Deren Immunsystem analysierten die Berliner Wissenschaftler dann sowohl vor als auch während der Infektion im Detail.
*** Nur mit Impfung bester Schutz ***
Laut den Experten hatte der Körper bei den untersuchten Personen T-Helferzellen, die er gegen endemische Erkältungscoronaviren gebildet hatte, auch gegen SARS-CoV-2 mobilisiert. Zudem fiel die Immunantwort gegen SARS-CoV-2 qualitativ umso besser aus, je mehr dieser kreuzreagierenden Zellen vor der Infektion vorhanden waren. Die Zellen erkannten dabei besonders häufig einen bestimmten Bereich des Spike-Proteins. Die Struktur der alten und des neuen Coronavirus ist an dieser Stelle „konserviert“, also besonders ähnlich gestaltet.
„Bei Erkältungen mit harmloseren Coronaviren baut das Immunsystem also eine Art universelles, schützendes Coronavirus-Gedächtnis auf. Wenn es nun mit SARS-CoV-2 in Kontakt kommt, werden solche Gedächtniszellen wieder aktiviert und greifen nun auch den neuen Erreger an. Das könnte zu einer schnelleren Immunantwort gegen SARS-CoV-2 beitragen, die einer ungehinderten Ausbreitung des Virus im Körper zu Beginn der Infektion entgegensteht und so den Verlauf der Erkrankung vermutlich günstig beeinflusst“, unterstreicht MPIMG-Studienleiterin Claudia Giesecke-Thiel und ergänzt, dass dies aber nicht bedeute, dass man durch vergangene Erkältungen mit Sicherheit vor SARS-CoV-2 geschützt sei.
Ein immunverstärkender Effekt der kreuzreagierenden T-Zellen wurde auch bei einer COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von BioNTech nachgewiesen. Ähnlich einer natürlichen Infektion bewirkt der Impfstoff, dass der Körper das Spike-Protein von SARS-CoV-2 – inklusive des konservierten Bruchstücks – produziert und dem Immunsystem präsentiert. Eine Analyse der Immunreaktion von 31 gesunden Personen vor und nach der Impfung hat ergeben: Während normale T-Helferzellen über zwei Wochen schrittweise aktiviert wurden, sprachen die kreuzreagierenden T-Helferzellen binnen einer Woche sehr rasch auf die Impfung an.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/alte-erkaeltungen-sind-bei-corona-von-vorteil.html
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Warum frühere Erkältungen die Immunreaktion beschleunigen können – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Harmlose Erkältungen mit endemischen Coronaviren können die Bildung von T-Helferzellen auslösen, die auch das neue Pandemie-Virus SARS-CoV-2 erkennen. Die Kreuzimmunität könnte erklären, warum Kinder selten schwer erkranken und die zugelassenen Impfstoffe in den klinischen Studien eine unerwartet gute Schutzwirkung erzielten.
Forscher der Berliner Charité und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik haben jetzt die Stelle des Spike-Proteins entdeckt, die die Bildung der Coronavirus-übergreifenden T-Helferzellen auslöst. Die Ergebnisse wurden in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abh1823) publiziert.
Neben den B-Zellen, die für die Bildung von Antikörpern zuständig sind, bekämpfen auch T-Zellen Krankheitserreger. Beide Zellen gehören zur adaptiven oder spezifischen Immunabwehr, die eine relativ rasche Abwehr bereits bekannter Erreger ermöglicht.
Im letzten Jahr hatte ein Team um Andreas Thiel von der Charité–Universitätsmedizin Berlin entdeckt, dass nicht nur Patienten mit COVID-19 spezifische T-Helferzellen (CD4-Zellen) gegen SARS-CoV-2 im Blut hatten.
Die Abwehrzellen waren auch zu 35 % bei gesunden Blutspendern nachweisbar, die keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 hatten und deren Immunsystem deshalb noch keinen Kontakt zum neuen Pandemie-Virus hatte.
Die CD4-Zellen reagierten auch auf die endemischen Coronaviren 229E und OC43, die zu den häufigen Erregern von Erkältungskrankheiten bei Kindern gehören. Die Vermutung lag nahe, dass diese harmlosen Erkrankungen für die Bildung der Zellen verantwortlich waren.
Inzwischen haben die Forscher herausgefunden, auf welche Abschnitte des Spike-Proteins die CD4-Zellen reagieren. Es handelt sich um die Position S816-830, die SARS-CoV-2 und die endemischen Coronaviren gemeinsam haben.
Offenbar ist es eine Stelle, die nicht verändert werden kann, weil sonst das Virus seine Stabilität oder Fähigkeit zur Infektion verlieren würde. In ihrer aktuellen Publikation haben die Forscher untersucht, wie sich die CD4-Zellen auf die Immunantwort gegen SARS-CoV-2 auswirken.
Dazu wurde eine Gruppe von fast 800 Personen, die noch nicht mit SARS-CoV-2 in Kontakt gekommen war, regelmäßig auf eine Infektion getestet. Insgesamt 17 infizierten sich schließlich mit SARS-CoV-2. Von diesen 17 Personen hatten 10 bereits vor der Infektion S816-830-reaktive CD4-Zellen, die sie vermutlich bei einer früheren Infektion mit einem der Erkältungs-Coronaviren erworben hatte.
Die Untersuchungen zeigen, dass das Immunsystem der Patienten schneller und effektiver auf die Infektion mit SARS-CoV-2 reagierte, wenn sie die S816-830-reaktiven CD4-Zellen besaßen. So kam es bereits ungewöhnlich früh nach 3 bis 9 Tagen zur Bildung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Dies lässt sich mit einer der Aufgaben der CD4-Zellen erklären, die die Bildung von Antikörpern durch die B-Zellen stimulieren.
Erkältungen mit harmloseren Coronaviren könnten eine Art universelles, schützendes Coronavirus-Gedächtnis aufbauen, erklärte Claudia Giesecke-Thiel. Dies ist allerdings nicht immer der Fall, so dass Erkältungen keine Garantie für einen milden Verlauf von SARS-CoV-2 und schon gar kein Ersatz für eine Impfung sind.
Die CD4-Zellen könnten jedoch erklären, warum eine SARS-CoV-2-Infektion bei verschiedenen Menschen einen unterschiedlichen Verlauf nimmt. Einige Menschen bemerken die Infektion gar nicht, weil das Immunsystem vorbereitet ist, andere sterben, weil das Virus zu spät erkannt wird und bei Einsetzen der Immunantwort den Körper bereits so stark geschädigt hat, dass jede Hilfe zu spät kommt.
Die vorbestehende Immunantwort könnte sich auch auf die Wirkung der Impfung auswirken. Eine Analyse der Immunreaktion von 31 gesunden Personen vor und nach der Impfung ergab: Während es normalerweise zwei Wochen dauert, bis die CD4-Zellen aktiviert werden, war dies bei Personen, die vor der Impfung schon kreuzreagierende CD4-Zellen besaßen, in weniger einer als einer Woche der Fall.
Da die CD4-Zellen die B-Zellen aktivieren, kam es auch rascher zu einer Antikörper-Antwort. Sie setzte bei den Personen mit kreuzreagierenden CD4-Zellen so rasch ein, wie sonst nur bei einer Auffrischungsimpfung. Dies könnte nach Einschätzung der Forscher die überraschend schnelle und sehr hohe Schutzwirkung erklären, die vor allem bei jüngeren Menschen beobachtet wurde.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit zur Kreuzimmunität offenbar ab. Die Analyse der T-Helferzellen bei knapp 570 gesunden Personen ergab, dass sowohl die Anzahl der kreuzreagierenden CD4-Zellen als auch ihre Bindungsstärke bei älteren Studienteilnehmern geringer war als bei jüngeren.
Die abnehmende Kreuzimmunität führen die Forscher auf natürliche Veränderungen eines alternden Immunsystems zurück. Der Vorteil, den eine harmlose Coronavirus-Erkältung vielen jüngeren Menschen bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2 biete, könnte bei älteren Menschen wohl geringer ausfallen.
Diese Personen könnten deshalb weitere Auffrischungen benötigen, damit ihr Immunsystem die Viren im Fall einer Infektion rechtzeitig abwehren kann und es nicht zu einem schweren COVID-19-Verlauf kommt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126881/SARS-CoV-2-Warum-fruehere-Erkaeltungen-die-Immunreaktion-beschleunigen-koennen
MEDIZIN: SARS-CoV-2-Impfung auch bei Allergikern meistens sicher – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Nur wenige Allergiker haben ein erhöhtes Risiko auf eine allergische Impfreaktion. In Israel hat sich ein einfacher Algorithmus bewährt, der in 2 Stufen klärt, ob Menschen mit Allergien ihren Coronaimpfstoff unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen erhalten oder besser gar nicht geimpft werden sollten. Eine Studie in JAMA Network Open (2021; 4: e2122255) stellt die Erfahrungen eines Impfzentrums vor.
Die Angst vor schweren Komplikationen ist für viele Menschen ein wichtiger Grund, auf Impfungen zu verzichten. In einer Gallup-Umfrage vom Juni nannten 10 % der US-Amerikaner, die sich nicht gegen SARS-CoV-2 impfen lassen wollen, Allergien oder die Angst vor Allergien als Beweggrund. Die Sorgen von Allergikern machten sich zu Beginn der Impfkampagne auch in Israel bemerkbar. Nachdem sich die Anfragen von besorgten Patienten und auch Ärzten häuften, entwarf ein Team um Nancy Agmon-Levin, einer Expertin für allergische Erkrankungen am Center for Autoimmune Diseases des Sheba Medical Center in Tel HaShomer, einen Algorithmus.
Im ersten Schritt wurde eine erste Gruppe pauschal als nicht gefährdet eingestuft. Dazu gehörten Personen mit einer Sensitivität auf Aeroallergene oder Insektenstiche (einschließlich Patienten, die eine Immuntherapie gegen diese Allergene erhielten).
Auch eine Sensitivität auf Nahrungsmittel, Latex oder Kontrastmittel schätzten die klinischen Immunologen als nicht gefährdet ein, ebenso Personen mit Urtikaria sowie solche, die nach der Einahme einzelner Arzneimittel eine nicht-anaphylaktische Reaktion erlitten hatten. Patienten, die eine Immuntherapie oder eine biologische Therapie erhielten, wurden angewiesen, diese Behandlung um mindestens 1 Woche nach der Immunisierung mit dem BNT162b2-Impfstoff zu verschieben, der in Israel eingesetzt wurde.
Auf diese Gruppe entfielen 6.883 von 8.102 Personen, die sich wegen ihrer Sorgen an das Sheba Medical Center gewandt hatten (oder vom Hausarzt oder Allergologen überwiesen wurden). Die übrigen 1.219 Personen wurden gebeten, einen speziellen Fragebogen auszufüllen. Nach dieser Befragung wurden 785 Personen als nicht gefährdet eingestuft. Insgesamt 429 Personen wurden als Hoch-Risiko-Gruppe eingestuft. Ihnen wurde zu einer Impfung im Zentrum geraten – mit einer verlängerten Beobachtungszeit von 2 Stunden. Nur 5 Personen wurde von einer Impfung abgeraten
Die 429 Personen der Hochrisikogruppe waren zu 70,9 % weiblich. Das mittlere Alter war 52 Jahre. In der Gruppe hatten 63,2 % mehrere Allergien in der Vorgeschichte, 30,3 % mehrere Allergien, 32,9 % mehrere Arzneimittelallergien, 22,1 % trugen wegen früherer anaphylaktischer Reaktionen ein Adrenalin-Notfallset bei sich, 15,9 % litten unter Nahrungsmittelallergien und 14,5 % nahmen regelmäßig Antihistaminika ein.
Von den 5 Personen, denen von der Impfung abgeraten worden war, hatten 2 eine bekannte Sensibilität gegen Polyethylenglykol (PEG), das im verwendeten Impfstoff enthalten ist. Die anderen 3 Personen hatten eine Vorgeschichte mit mehreren anaphylaktischen Reaktionen auf verschiedene injizierbare Medikamente.
Bei den 429 Personen der Hochrisiko-Gruppe verliefen die Impfungen in den meisten Fällen problemlos. Nur bei 9 Frauen (2,1 %) kam s zu einer allergischen Reaktion: Bei 6 Frauen (1,4 %) war diese eine leichte allergische Sofortreaktion mit Hautausschlag oder -rötung, Schwellung der Zunge oder des Zäpfchens sowie Husten, die während des Beobachtungszeitraums unter einer Antihistaminika-Behandlung abklangen.
Bei 3 Patienten (0,7 %) kam es zu einer anaphylaktischen Reaktion. Sie trat innerhalb von 10 bis 20 Minuten nach der Impfung auf und umfasste bei allen 3 Patienten Bronchospasmus, Hautausschlag, Juckreiz und Kurzatmigkeit. Bei 2 Patienten kam es zusätzlich zu einem Angioödem, bei 1 Patient zu Magen-Darm-Beschwerden.
Die Patienten wurden mit Adrenalin, Antihistaminika und einem inhalativen Bronchodilatator behandelt, 1 Patient erhielt zusätzlich systemische Glukokortikoide. Die Symptome gingen innerhalb von 2 bis 6 Stunden zurück und kein Patient musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Alle 9 Patienten wurden in den folgenden 2 Wochen zu einer Nachuntersuchung eingeladen: Laut Agmon-Levin berichtete keiner über wiederkehrende oder anhaltende allergische Symptome.
Von den 9 Patienten hatten 2 eine multiple Arzneimittelallergie in der Vorschickte, ein 3. Patient litt unter einer bekannten Nahrungsmittelallergie mit Anaphylaxie und Asthma. Diese 3 Patienten erhielten keine 2. Dosis des Impfstoffs.
Den übrigen Personen wurde eine 2. Dosis erlaubt, die 218 auch unter Aufsicht erhielten: Bei 214 Personen (98,2%) kam es zu keiner allergischen Reaktion. Die anderen 4 Personen (1,8 %) erlitten leichte allergische Reaktionen: 3 Patienten entwickelten einen Hautrötung („Flush“) und 1 Patient einen „Flush“ mit Husten, die auf die Behandlung mit Antihistaminika und Bronchodilatatoren ansprachen.
Bei 3 der 4 Patienten war es nach der 1. Dosis zu leichten Reaktionen gekommen. Sie hatten deshalb vor der 2. Dosis eine Prämedikation (beispielsweise Antihistaminikum und Bronchodilatatoren) erhalten, der 4. Patient hatte bei der 1. Impfung keine Reaktion gezeigt.
Agmon-Levin hält es aufgrund der Erfahrungen für möglich, die meisten Allergiker zu impfen, wenn Personen mit einem erhöhten Risiko über 2 Stunden nachbeobachtet werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126886/SARS-CoV-2-Impfung-auch-bei-Allergikern-meistens-sicher
MEDIZIN: COVID-19: Hohe Viruskonzentration in den Lungen für erhöhte Sterblichkeit verantwortlich – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Anders als bei der Influenza sind bakterielle Superinfektionen bei schweren COVID-19-Verläufen vermutlich nicht für den Tod verantwortlich. Bronchoskopische Untersuchungen von mechanisch beatmeten Patienten in Nature Microbiology (2021; DOI: 10.1038/s41564-021-00961-5) zeigen, dass die Viruslast und ein Antikörpermangel die Prognose bestimmen.
Infektiologen führen die hohe Sterblichkeit in anderen Viruspandemien wie der Spanischen Grippe 1918 oder der Schweinegrippe 2009 auf bakterielle Superinfektionen zurück. Die Bakterien, deren Heimat häufig in der Mundhöhle oder bei Aspirationen auch im Magen-Darm-Trakt vermutet wird, breiten sich auf dem Boden der durch die Viren geschädigten Atemwege aus.
Diese Überlegungen bilden die Grundlage für den Einsatz von Antibiotika bei schweren Verläufen einer Pneumonie, auch wenn deren erste Erreger Viren sind (gegen die Antibiotika bekanntlich unwirksam sind). Auch bei COVID-19-Patienten werden bei schweren Verläufen häufig Antibiotika eingesetzt, um eine Superinfektion zu behandeln oder auch zu verhindern.
Imran Sulaiman von der Grossman School of Medicine in New York hält diese Strategie für zweifelhaft. Seine Untersuchung von 589 Patienten, die während der ersten Welle der Pandemie mechanisch beatmet wurden, ergab, das bei 12 von 70 Patienten, bei denen eine mikrobiologische Kultur von Atemwegssekreten angelegt wurde, Bakterien nachgewiesen wurden.
Die Blutkulturen waren nur zu 1,4 % positiv (5 von 353 untersuchten Patienten). Der Nachweis von Bakterien in Sekreten oder im Blut war zudem nicht mit einer schlechteren Prognose der Patienten verbunden.
In der Bronchiallavage, die bei 142 Patienten durchgeführt wurde, war dagegen regelmäßig SARS-CoV-2 nachweisbar, und die Viruskonzentration korrelierte mit der Prognose der Patienten: Patienten, die an COVID-19 starben, hatten im Durchschnitt die zehnfache Virusmenge oder Viruslast in ihren unteren Atemwegen wie schwerkranke Patienten, die ihre Krankheit überlebten.
Sulaiman plädiert deshalb für den Einsatz von Virustatika wie Remdesivir auch bei beatmeten Patienten. Bei diesen werden sie derzeit selten eingesetzt, da klinische Studien ihren Nutzen bisher nur im Frühstadium belegt haben.
Die Atemwege der Patienten waren zwar auch mit Bakterien besiedelt, ein Zusammenhang mit der Prognose bestand jedoch nicht (Zu bedenken ist, dass alle Patienten mit Antibiotika behandelt wurden). Sulaiman hält es deshalb für unwahrscheinlich, dass Patienten an den Folgen einer Superinfektion gestorben sind.
Die Ausbreitung der Viren wurde vermutlich durch eine Schwäche der Immunantwort begünstigt. Bei den Patienten, die später an COVID-19 starben, wurden signifikant weniger Antikörper gegen das Spike-Protein und seine Rezeptorbindungsstelle gefunden als bei den Überlebenden. Dafür waren mehr Mastzellen und neutrophile Granulozyten vorhanden, die zum angeborenen Immunsystem gehören.
Diese erste Linie der Abwehr wird normalerweise nach wenigen Tagen von der adaptiven Immunabwehr mit B-Zellen und T-Zellen abgelöst, die die Antikörper bilden und infizierte Zellen beseitigen. Bei einer Schwäche der adaptiven Immunabwehr kann es zu einer Überreaktion der angeborenen Immunabwehr kommen. Sie wird für den Zytokinsturm verantwortlich gemacht, der die Situation des Patienten verschlechtern kann.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126885/COVID-19-Hohe-Viruskonzentration-in-den-Lungen-fuer-erhoehte-Sterblichkeit-verantwortlich
KUBA: Kuba will Schulen erst nach Coronaimpfung aller Schüler wieder öffnen – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Die kubanische Regierung will die Schulen des Landes nicht öffnen, bevor jedes Kind gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft ist. Wie die Bildungsministerin Ena Elsa Velázquez gestern mitteilte, soll das neue Schuljahr am kommenden Montag mit Distanzunterricht beginnen. Die Regierung habe zudem einen dreistufigen Zeitplan für die Impfung der Schüler beschlossen.
Die kubanische Regierung führt derzeit klinische Studien an Kindern mit den selbstentwickelten Impfstoffen Abdala und Soberana durch. Ziel ist, Kinder ab drei Jahren gegen das Coronavirus zu immunisieren.
Wegen der Pandemie sind die Schulen des Landes seit März vergangenen Jahres nahezu durchgehend geschlossen. Statt Präsenzunterricht müssen die Schüler mit Unterricht am Fernseher vorlieb nehmen. Wegen der Delta-Variante kämpft das kubanische Gesundheitssystem derzeit gegen die bislang schlimmste Infektionswelle in dem kommunistisch regierten Inselstaat.
Das seit den 1960er-Jahren unter US-Sanktionen stehende Land entwickelt bereits seit Jahrzehnten eigene Impfstoffe – die Corona-Vakzine Abdala und Soberana werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) allerdings nicht anerkannt.
Die Coronaimpfkampagne blieb bislang hinter den Zielen der Regierung zurück: Statt der anvisierten 70 Prozent sind derzeit nur rund 30 Prozent der Bevölkerung geimpft. Deshalb setzt Kuba nun auch auf den Sinopharm-Impfstoff aus China
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126873/Kuba-will-Schulen-erst-nach-Coronaimpfung-aller-Schueler-wieder-oeffnen
AUSTRALIEN: Australien: Regionalpolitikerin hinterfragt Null-COVID-Strategie – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Trotz eines seit mehr als zwei Monaten geltenden Lockdowns haben die Behörden im australischen Bundesstaat New South Wales erneut mehr als 1.100 Coronaneuinfektionen innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Regional-Premierministerin Gladys Berejiklian sagte gestern, es sei „unmöglich, die Delta-Variante zu eliminieren“.
Bisher sei New South Wales erfolgreich darin gewesen, andere Varianten unter Kontrolle zu bringen. „Aber die Delta-Variante ist ein Wendepunkt – und jeder Bundesstaat in Australien wird früher oder später damit leben müssen“, so die Politikerin.
Die Behörden versuchen derzeit, so schnell wir möglich 70 Prozent der Bevölkerung vollständig zu impfen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. In New South Wales könnte dies bereits Mitte Oktober der Fall sein, sagte Berejiklian.
Das 25-Millionen-Einwohnerland Australien hatte mit strengen Regeln und geschlossenen Außengrenzen lange versucht, das Coronavirus vollständig auszumerzen. Bereits bei einer Handvoll Fällen wurden ganze Regionen unter Lockdown gestellt.
Jedoch kämpfen mehrere Landesteile seit Monaten wegen der Ausbreitung der Delta-Variante mit steigenden Zahlen. Der Großraum Sydney ist besonders betroffen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126867/Australien-Regionalpolitikerin-hinterfragt-Null-COVID-Strategie
GRIECHENLAND: Griechische Regierung weicht nicht von Impfpflicht gegen Corona ab – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
n Griechenland ist heute die verpflichtende Frist für Krankenhauspersonal, sich gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 impfen zu lassen, abgelaufen. Athen hatte dies gesetzlich festgelegt.
Wer die Impfung weiterhin verweigert, könnte vom Dienst suspendiert werden und keinen Lohn bekommen. „Das Gesetz wird Anwendung finden“, sagte der Gesundheitsminister Thanos Plevris im Staatsfernsehen.
Griechische Medien berichteten übereinstimmend, in fast allen Krankenhäusern sei nichtgeimpften Mitarbeitern der Eintritt verweigert worden. Aus offiziellen Quellen lagen jedoch keine Angaben vor.
Einige Dutzend Gegner demonstrierten vor den Eingängen von Krankenhäusern in Athen und Thessaloniki, wie das Fernsehen zeigte. „Keine Impfpflicht“, skandierten sie.
Die Impfverweigerer wurden bislang auf etwa 20 Prozent des Krankenhauspersonals geschätzt. Unter dem Druck der neuen Maßnahmen hätten sich aber in den vergangenen Stunden zahlreiche dieser Menschen doch noch impfen lassen, hieß es in Medienberichten.
Neusten Schätzungen nach waren heute nur noch rund zehn Prozent nicht geimpft. In ihrer Mehrheit sind es Krankenpflegekräfte sowie Reinigungspersonal. Das Gesundheitsministerium hat aus diesem Grund alle Urlaube von Krankenhauspersonal ab 1. September annulliert und plant, neues Personal einzustellen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126895/Griechische-Regierung-weicht-nicht-von-Impfpflicht-gegen-Corona-ab
ITALIEN: Italien: Weitere Corona-Regeln für Reisende – dpa-AFX, 1.9.2021
In Italien gelten ab diesem Mittwoch verschärfte Corona-Regeln. Wer mit Langstreckenbussen oder im Bahnverkehr mit Hochgeschwindigkeits- sowie Intercity-Zügen reist, braucht einen Nachweis, dass er gegen Covid-19 geimpft, negativ getestet oder genesen ist. Diese Nachweise werden in Italien auch als Green Pass (Grüner Pass) bezeichnet. Es handelt sich dabei um ein digitales oder ausdruckbares Zertifikat. Für den öffentlichen Nahverkehr sind sie nicht nötig.
An den Bahnhöfen oder in den Zügen soll das Bahnpersonal laut Trenitalia die Zertifikate kontrollieren. In Deutschland wird derzeit noch über mögliche Nachweispflichten zum Corona-Schutz in Fernzügen gestritten. In Italien ist der Grüne Pass nun auch für Reisende auf Inlandsflügen Pflicht. Wer mit der Fähre zwischen zwei italienischen Regionen verkehrt, also etwa vom Latium nach Sardinien, braucht ebenfalls diesen Nachweis.
Die Regierung hatte sich wegen der gestiegenen Corona-Infektionszahlen Anfang August auf weitere Regeln geeinigt. Zunächst führte sie die Green-Pass-Pflicht für Restaurantgäste ein, die innen am Tisch sitzen wollen. Im Vorfeld der nun geltenden Regeln hatten landesweit Impf- und Green-Pass-Gegner teils heftig dagegen demonstriert.
Weitere Regeln gelten für das im September wieder beginnende Schuljahr. Das Schulpersonal darf nur mit dem Green-Pass zur Arbeit kommen – eine teils umstrittene Regelung. Wer sich nicht impfen lassen kann, bekommt kostenlose Corona-Tests. Ansonsten sind diese in Italien in der Regel kostenpflichtig. Dem Schulpersonal ohne Green Pass kann damit die Kündigung drohen, wenn sie länger als fünf Tage ohne Grund fehlen. An den Universitäten gilt die Nachweispflicht dagegen für Studierende und alle, die dort arbeiten, also Menschen in der Lehre oder Forschung.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-09/53824931-italien-weitere-corona-regeln-fuer-reisende-016.htm
SLOVAKISCHE REPUBLIK: Slowakei beendet Coronaimpfungen mit Sputnik V – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Die Slowakei hat die Verwendung des russischen Coronaimpfstoffs Sputnik V offiziell beendet. Wie das Gesundheitsministerium in Bratislava mitteilte, erhielten gestern die letzten sechs Menschen den Vektorimpfstoff.
Die Slowakei war nach Ungarn das zweite EU-Land, das Sputnik im Rahmen seiner Corona-Impfkampagne eingesetzt hatte. Das Vakzin ist von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) nicht zugelassen. Eine Sprecherin des slowakischen Gesundheitsministeriums sagte, insgesamt seien mehr als 18.500 Menschen in der Slowakei mit Sputnik geimpft worden.
Im März hatte die Slowakei 200.000 Dosen des Sputnik-V-Impfstoffs gekauft. Die Entscheidung löste eine politische Kontroverse in dem Land aus. Die Nachfrage nach dem Vakzin blieb gering. Im Juli kaufte Russland 160.000 ungenutzte Impfstoffdosen von Bratislava zurück.
Der Streit um den Kauf der 200.000 Sputnik-Dosen hatte zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Igor Matovic und seines Gesundheitsministers Marek Krajci geführt. Matovics Nachfolger Eduard Heger sagte im Juni in einem Interview, die Entscheidung zum Kauf der Sputnik-Impfstoffdosen sei unter dem Eindruck hoher Coronainfektionszahlen getroffen worden.
„Mit den Informationen, die wir heute haben, wäre eine solche Entscheidung nicht getroffen worden, denke ich“, so Heger.
In der Slowakei mit ihren 5,4 Millionen Einwohnern wurden seit Beginn der Coronapandemie fast 395.000 Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Mehr als 12.500 Menschen starben im Zusammenhang mit COVID-19.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126871/Slowakei-beendet-Coronaimpfungen-mit-Sputnik-V
DEUTSCHLAND: SARS-CoV-2: Fortschritte beim Impfen in den Ländern – Deutsches Ärzteblatt, 1.9.2021
Bei den Coronaimpfungen in Deutschland sind jetzt in der Hälfte der 16 Bundesländer mindestens 60 Prozent der Einwohner vollständig geimpft.
Nach Spitzenreiter Bremen mit nun 70,7 Prozent haben nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) von heute auch das Saarland, Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Berlin die Marke von 60 Prozent vollständig geimpften Einwohnern überschritten.
Bundesweit sind es 50,4 Millionen Menschen oder 60,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens eine erste Impfung erhalten haben demnach mittlerweile 54,3 Millionen Menschen oder 65,3 Prozent der Bevölkerung.
Bereits über der Marke von 70 Prozent liegen Bremen, das Saarland und Schleswig-Holstein – unter 60 Prozent Brandenburg, Thüringen und Sachsen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rief erneut dazu auf, Impfangebote wahrzunehmen. „Ob Marktplatz, Sportplatz, Kirchplatz oder Arbeitsplatz: Impfgelegenheiten vor Ort sind jetzt der entscheidende Schlüssel, um noch mehr Menschen zu erreichen“, schrieb der CDU-Politiker via Twitter.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126887/SARS-CoV-2-Fortschritte-beim-Impfen-in-den-Laendern
DEUTSCHLAND: Neues Pandemiefrühwarnzentrum der WHO in Berlin eröffnet – Deutsches Ärzteblatt, 1.9..2021
Potenziell tödliche neue Erreger sollen künftig viel früher als bei der Coronapandemie entdeckt werden. Dafür ist heute in Berlin ein neues Pandemiefrühwarnzentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeweiht worden. Es soll künftig schon vor dem Beginn einer Pandemie Alarm schlagen. Regierungen wären dann in der Lage, Maßnahmen zu ergreifen, bevor ein Virus sich in der ganzen Welt ausbreitet.
„Wir wollen besser gewappnet sein bei künftigen Epidemien und Pandemien“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die gemeinsam mit WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus ein zeremonielles Band zum Start des sogenannten „WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence“ durchschnitt. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) nahmen an der Eröffnung teil.
In dem neuen Zentrum sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem mithilfe von künstlicher Intelligenz Daten von Regierungen und wissenschaftlichen Instituten aus aller Welt auswerten. Dabei soll der Fokus nicht mehr nur auf Gesundheitsinformationen liegen sondern disziplinübergreifend auch analysiert werden, welchen Einfluss Tiergesundheit, Klimawandelfolgen oder Bevölkerungsverschiebungen auf die mögliche Entstehung einer Pandemie haben könnten. Die Forschenden sollen basieren darauf Modelle entwickeln, damit Risiken frühzeitig erkannt und besser eingeschätzt werden können.
Das Zentrum ist zunächst bei einem seiner Kooperationspartner, der Universitätsklinik Charité, angesiedelt, soll aber noch in diesem Jahr auf einen eigenen Campus in Kreuzberg ziehen. Direktor wird der in Deutschland geborene nigerianische Epidemiologe Chikwe Ihekweazu, der bislang die nigerianische Gesundheitsbehörde leitete. Die Vision für das Zentrum sei kühn, sagte Ihekweazu, und zitierte ein Sprichwort: „Dinge scheinen unmöglich, bis man sie tut.“
Die deutsche Hauptstadt sei der ideale Standort für das neue Zentrum, wie alle Teilnehmer betonten. So sei in Berlin und Umgebung bereits viel Expertise vorhanden, etwa mit der Charité, dem Robert-Koch-Institut sowie dem Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering in Potsdam und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, wie die Kanzlerin erklärte.
Zum anderen sei Deutschland mittlerweile der größte Beitragszahler der WHO, so Tedros. Die Bundesrepublik trägt nach aktuellen Zahlen gut ein Viertel zum laufenden Zweijahresbudget bei. Berlin hat nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Spahn 30 Millionen Euro pro Jahr für das Zentrum zugesagt.
Der Erfolg des Zentrums hänge aber nicht nur von den finanziellen Beiträgen sondern auch von der Kooperationsbereitschaft der WHO-Mitglieder ab, erklärte Spahn. Ohne verlässliche Daten aus aller Welt, könne auch das neue Zentrum keine umfassenden Ergebnisse liefern. Er rief vor allem China dazu auf, sich kooperationsbereit zu zeigen und internationalen Experten vollen Zugang zu allen Informationen rund um die Entstehung von SARS-CoV-2 zu ermöglichen.
Bislang hält die chinesische Regierung wichtige Daten über die ersten bekannten Coronapatienten unter Verschluss. Als Grund gibt Peking den Persönlichkeitsschutz der Patienten an, wie internationale Mitglieder der WHO-Delegation berichteten. Dabei könnten die Daten nach den Angaben zufolge auch anonymisiert aufbereitet werden. Spahn erklärte, dass es bei der geplanten Neustrukturierung der WHO auch die Möglichkeit geben solle, mangelnde Kooperationsbereitschaft nötigenfalls zu sanktionieren.
Bislang unterhalten neben der WHO auch die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) Datenbanken, in die Regierungen auf freiwilliger Basis Informationen einspeisen. Hinweise auf die Corona-Pandemie wurden damit aber nicht früh genug entdeckt.
Die weltweite Allianz „Koalition für Innovationen in der Epidemievorbeugung“ (CEPI) lobte den deutschen Beitrag zur globalen Gesundheit. Berlin ist auch größter Geber bei CEPI. Merkel habe Deutschland zu einer treibenden Kraft im Bereich der globalen Gesundheit und der internationalen Zusammenarbeit gemacht, „wofür die Welt sehr dankbar sein kann“, sagte CEPI-Chef Richard Hatchett.
Auch WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus nutzte am Mittwoch die Gelegenheit, Merkel zum Ende ihrer Kanzlerschaft für ihren und Deutschlands Beitrag zur Förderung der globalen Gesundheit zu danken. „Eine Frau, die sagt, was sie meint, und meint, was sie sagt“, lobte Tedros.
In Videobotschaften dankten mehrere Persönlichkeiten Merkel für ihre Führungsstärke im Bereich Global Health, darunter António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen sowie Melinda Gates, deren mit ihrem Ex-Mann Bill gegründete Stiftung zu den größten Förderern der WHO zählt. Im Anschluss verlieh Tedros Merkel den WHO Global Leadership Award, eine goldene Medaille, die die Kanzlerin aber nach wenigen Sekunden wieder abnahm, um selbst ans Rednerpult zu treten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126806/Neues-Pandemiefruehwarnzentrum-der-WHO-in-Berlin-eroeffnet
DEUTSCHLAND: STIKO: Beratungen über dritte Coronaimpfung laufen – Deutsches Ärzteblatt, 1.9..2021
Eine Arbeitsgruppe der Ständigen Impfkommission (STIKO) berät derzeit darüber, ob und für wen eine dritte Impfung gegen SARS-CoV-2 empfohlen werden könnte. Die Aufarbeitung der vorliegenden Daten sei in vollem Gange, sagte STIKO-Chef Thomas Mertens heute. Bis zu einer Empfehlung werde es nicht mehr lange dauern.
Mertens wollte sich aber nicht auf ein genaues Datum festlegen. Eine Entscheidung könnte aber in den nächsten ein bis zwei Wochen fallen, wie das Deutsche Ärzteblatt aus gut informierten Kreisen erfuhr.
Seit heute sind Drittimpfungen von Pflegeheimbewohnern und Personal sowie von besonders vulnerablen Gruppen in vielen Bundesländern angelaufen. Auf einen groben Rahmen dafür hatten sich die Gesundheitsminister der Länder Ende August verständigt – ohne eine endgültige Empfehlung der STIKO abzuwarten.
In Berlin wird den Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen, Pflegewohngemeinschaften, Seniorenwohnanlagen und Tagespflegen ein Angebot zur Auffrischungsimpfung gemacht, wie die Senatsverwaltung für Gesundheit mitteilte.
Beteiligt daran seien das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter sowie die Malteser. Der Schutz der besonders vulnerablen Gruppen stehe „ganz oben an“, erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).
In Hessen impfen die Hausärzte vor Ort in Zusammenarbeit mit den Einrichtungen, wie Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) mitteilte. Außerdem können die mobilen Teams der Impfzentren Unterstützung leisten. Pflegebedürftige und Menschen über 80 Jahre, die zuhause leben, könnten sich an ihre Hausärzte wenden. Darüber hinaus kann die Auffrischimpfung auch in den Impfzentren verabreicht werden.
Zwischen dem Abschluss einer Impfserie und der Auffrischimpfung sollen nach den Angaben aus Hessen mindestens sechs Monate liegen. Die Auffrischimpfung wird unabhängig vom bisherigen Impfstoff immer mit Biontech oder Moderna erfolgen.
Thüringen bietet Impftermine für die vorgesehenen Gruppen über das Terminvergabeportal des Freistaates an. Das Angebot richtet sich ausdrücklich auch an jene, die die vollständige Impfung mit einem Vektorimpfstoff erhalten haben, also entweder zweimal mit dem Impfstoff von Astrazeneca oder einmal mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson.
Da ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe, diene die Priorisierung der Corona-Impfverordnung des Bundes zwar als Orientierung, hieß es aus Thüringen. Sie werde jedoch nicht so streng gehandhabt wie zu Beginn des Jahres. „Daten aus anderen Ländern, insbesondere aus Israel, zeigen uns, dass für alte und für immungeschwächte Menschen eine Auffrischungsimpfung sinnvoll ist“, erklärte die Erfurter Gesundheitsministerin Heike Werner.
Die Booster-Impfung kann nach einer STIKO-Empfehlung nach ärztlichem Ermessen parallel mit der saisonalen Grippeschutzimpfung verabreicht werden, wie das sächsische Gesundheitsministerium mitteilte. „Mit den Auffrischungsimpfungen bieten wir den vulnerablen Gruppen den bestmöglichen Schutz“, erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).
Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hatte gestern ihre Impfempfehlungen erneuert. Es geht dabei unter anderem um die Notwendigkeit einer Boosterung nach erfolgter Grundimmunisierung. Zu definierten Risikogruppen hatte die SIKO schon früher Stellung genommen.
Ungeduldig zeigte sich bei dem Thema die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). „Die STIKO hat die Daten, um für bestimmte Gruppen eine Empfehlung für eine Drittimpfung auszugeben“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die STIKO wäre für solche Vorgaben die richtige Institution. „Dort sitzen die Fachleute, die tatsächlich Ahnung vom Impfen haben.“
Es gehe darum, diejenigen zuerst durch eine dritte Dosis schützen, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. „Die STIKO trifft rationale, faktenbasierte Entscheidungen – anders als mitunter die Politik“, sagte Gassen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, die Politik müsse jetzt eine klare Ansage machen, welche Gruppen bei den Auffrischimpfungen zuerst an der Reihe seien. „Es muss klar sein, um welche Jahrgänge es sich handelt und bei welchen Risikofaktoren eine dritte Impfung angezeigt ist.“
Geplant ist Mertens zufolge auch eine Aktualisierung der Empfehlung für Schwangere, wenn die Datenaufarbeitung bei der STIKO in diesem Bereich voranschreite. Bisher ist die Empfehlung für Schwangere stark eingeschränkt.
Sie gilt nur für Frauen mit Vorerkrankungen und einem hohen Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung oder für Frauen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko aufgrund ihrer Lebensumstände. Nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher ärztlicher Aufklärung kann diesen Gruppen seit Mai eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel angeboten werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126865/STIKO-Beratungen-ueber-dritte-Coronaimpfung-laufen
ÖSTERREICH: Interaktive Karte zeigt alle Impfangebote für Jugendliche – Science-APA, 1.9.2021
Das Bildungsministerium hat unter www.sichereschule.at alle Corona-Impfangebote für Jugendliche auf einer interaktiven Österreich-Karte zusammengetragen. „Die Impfung ist ein freiwilliges Angebot, aber sie ist ein wesentlicher Bestandteil, um den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten“, betonte Ressortchef Heinz Faßmann (ÖVP) in Gloggnitz, wo er mit NÖ Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) einen Impfbus beim Sommerschul-Standort Schulzentrum besichtigt hat.
Auf www.sichereschule.at werden Impfbusse, Pop-up-Impfangebote, Impfzentren und teilweise auch Impfangebote mit für Jugendliche zugelassenen Impfstoffen im niedergelassenen Bereich ausgelistet. Die Einträge werden täglich nach Angaben der Länder aktualisiert. Derzeit sind in Österreich Impfstoffe für Kinder ab 12 Jahren zugelassen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12476286571595255020
31.8.2021, Dienstag
VIROLOGIE: Neue Coronavariante C.1.2 beschäftigt Wissenschaftler in Südafrika – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Eine neue Coronavariante mit einer ungewöhnlich hohen Mutationsrate beschäftigt derzeit Wissenschaftler in Südafrika. Die Verbreitung der als C.1.2 bezeichneten Variante habe in den vergangenen Monaten leicht zugenommen, erklärte das südafrikanische Institut für Infektionskrankheiten (NICD).
C.1.2 wurde demnach in allen neun südafrikanischen Provinzen nachgewiesen. Auch in China, Mauritius, Neuseeland und Großbritannien wurde die Variante bereits festgestellt.
Die NICD-Wissenschaftlerin Penny Moore betonte, dass die Verbreitung von C.1.2 nach wie vor „sehr gering“ sei. Vorhersagen dazu, ob die bestehenden Coronaimpfstoffe auch gegen diese Variante wirkten, könnten deshalb noch nicht getroffen werden.
Sie sei jedoch „zuversichtlich, dass die in Südafrika verwendeten Vakzine uns weiterhin gegen schwere Erkrankungen und Tod schützen werden“.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach schrieb via Twitter mit Blick auf C.1.2 von einer „potenziell sehr gefährlichen“ Variante. Ob sie aber gefährlicher sei als die derzeit weltweit grassierende Delta-Variante sei noch unklar. Das Auftreten von C.1.2 zeige aber: „Wir müssen Afrika Impfstoff geben“, mahnte Lauterbach.
Südafrika ist das am schwersten von der Coronapandemie betroffene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Seit Beginn der Pandemie wurden in dem Land mehr als 2,7 Millionen Coronainfektionsfälle registriert. Mindestens 81.830 Menschen starben im Zusammenhang mit COVID-19.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126833/Neue-Coronavariante-C-1-2-beschaeftigt-Wissenschaftler-in-Suedafrika
MEDIZIN: COVID-19: Pandemie hat Zahl der Organtransplantationen weltweit gesenkt – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Die Zahl der Organtransplantationen ist im vergangenen Jahr vor allem während der ersten Welle der Pandemie deutlich zurückgegangen. Eine Studie in Lancet Public Health (2021; DOI: 10.1016/S2468-2667) ermittelt erhebliche Unterschiede zwischen den untersuchten 22 Ländern. Deutschland scheint dabei mehr unter dem anhaltenden Rückgang der Spenderorgane zu leiden, in anderen Ländern ist es trotz geringer Zahlen von Infizierten zu einem schweren Einbruch gekommen.
Eine Organtransplantation stellt hohe medizinische und organisatorische Anforderungen an das Gesundheitswesen. Bei postmortalen Organspenden muss ein enges Zeitfenster zwischen der Entnahme und der Transplantation eingehalten werden, was nur bei einer engen Kooperation der Kliniken möglich ist. Bei Lebendspenden hat die Gesundheit des Spenders oberste Priorität, was bei hohen COVID-19-Fallzahlen in einer Klinik schwerfallen kann.
Vor diesem Hintergrund musste während der Pandemie mit einem Rückgang der Organtransplantationen gerechnet werden. Ein Team um Alexandre Loupy vom „Paris Translational Research Center for Organ Transplantation“ hat jetzt die Erfahrungen aus 22 Ländern im ersten Jahr der Pandemie zusammengefasst. Berücksichtigt wurden alle Transplantationen ab dem 100. bestätigten COVID-19-Fall in dem jeweiligen Land bis zum 31. Dezember.
Insgesamt kam es in den 22 Ländern zu einem Rückgang der Organtransplantationen um 15,9 %, wobei Nierentransplantationen (minus 19,1 %) am stärksten betroffen waren vor Lebertransplantationen (minus 10,6 %), Lungentransplantationen (minus 15,5 %) und Herztransplantationen (minus 5,4 %).
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern waren beträchtlich. In Japan (minus 66,7 %), Argentinien (minus 60,9 %) und Chile (minus 54,0 %) brach das Transplantationsprogramm weitgehehend zusammen, obwohl die COVID-19-Zahlen in diesen Ländern relativ gering waren. In Argentinien und Chile setzte der Rückgang sogar bereits vor dem 100. bestätigten COVID-19-Fall ein.
Andere Länder konnten ihr Transplantationsvolumen trotz einer hohen Zahl von COVID-19-Todesfällen relativ gut halten. In Belgien gingen die Transplantationen nur um 22,5 % und in Italien nur um 16,2 % zurück. In den USA hat die COVID-19-Pandemie kaum Auswirkungen auf die Transplantationszahlen gehabt (minus 4,1 %). Auch die Schweiz (minus 1,3 %) blieb weitgehend unbehelligt. Slowenien konnte sein Transplantationsprogramm sogar noch ausweiten (plus 8,4 %).
In Deutschland ging die Zahl der Transplantationen um 10,5 % zurück. Am stärksten betroffen waren hierzulande die Nierentransplantationen (minus 13,2 %) und die Lungentransplantationen (minus 11,3 %), während die Zahlen bei den Lebertransplantationen (minus 6,5 %) und den Herztransplantationen (minus 3,4 %) weniger stark sanken. Der Rückgang in Deutschland dürfte zudem nicht allein auf die Pandemie zurückzuführen sein. Der seit einem Jahrzehnt zunehmende Mangel an Spenderorganen könnte ebenfalls eine Rolle spielen.
Dass der Rückgang bei den Nierentransplantationen am größten war, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Transplantation nicht unmittelbar lebensnotwendig ist. Die Dialyse macht eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt möglich. Zudem scheint der Schutz der Lebendspender eine Rolle gespielt zu haben. Der Rückgang der Lebendspenden betrug bei den Nieren 40,2 % und bei den Lebertransplantationen 32,5 %. Er war höher als bei der Transplantation von postmortalen Organspenden. Dort gingen die Nierentransplantationen um 11,9 %, die Lebertransplantationen um 9,3 %, die Lungentransplantationen um 16,6 % und die Herztransplantationen um 5,5 % zurück.
Die größten Einbrüche bei den Transplantationen gab es im Frühjahr während der ersten Welle. Loupy gibt den Rückgang mit 31 % an. Im Sommer stiegen in den meisten Ländern die Transplantationszahlen, im Winter kam es zu einem erneuten Einbruch, dessen Ausmaß die Studie wegen der zeitlichen Begrenzung auf das Jahr 2020 noch nicht beziffern kann.
Nach den Berechnungen von Loupy haben alle Patienten, die aufgrund der Pandemie keine Niere erhalten haben und deshalb zusätzlich auf der Warteliste standen, zusammen 37.664 Lebensjahre verloren. Durch den Rückgang der Lebertransplantationen gingen 7.370 Lebensjahre verloren, bei den Lungentransplantationen waren es 1.799 Jahre und bei den Herztransplantationen 48.239 verlorene Lebensjahre.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126863/COVID-19-Pandemie-hat-Zahl-der-Organtransplantationen-weltweit-gesenkt
MEDIZIN: Laborärzte empfehlen Antikörpertests vor Auffrischungsimpfungen – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Zum Start der Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland schlägt der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) eine Priorisierung der Personengruppen für die Drittimpfung anhand von Antikörpertests vor.
Dazu sollten sogenannte Surrogat-Neutralisationstests die Coronavirus-Antikörper-Konzentration im Blut der Impfkandidaten bestimmen. Der Antikörpertest helfe den Impfenden, die „Mammutaufgabe der Drittimpfung“ strukturiert anzugehen, hieß es aus dem Verband.
„Unter einem Wert von 21.8 Binding Antibody Units (BAU) gehen wir davon aus, dass die getestete Person keinen Immunschutz gegen das Coronavirus hat. Diese Patienten müssen bei den Auffrischungsimpfungen priorisiert werden“, sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes, Andreas Bobrowski.
Anschließend sollte der Antikörperspiegel regelmäßig gemessen werden, um diese besonders gefährdete Patientengruppe bestmöglich zu schützen. Über 1.000 BAU sei eine Drittimpfung unnötig.
„Zwischen 21.8 BAU und 1.000 BA besteht ein Graubereich, der wissenschaftlich noch nicht genau ausgelotet ist. Solange es keine verbindlichen Grenzwerte gibt, sollten Menschen mit einem Impftiter knapp über 21.8 BAU im Zwanziger- oder Dreißigerbereich schneller geimpft werden als Impfwillige über 44 BAU“, so Bobrowski.
Insgesamt solle man aber niemandem in der großen Mittelgruppe die Drittimpfung verwehren, empfiehlt der Berufsverbands-Vorsitzende.
Der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) berichtet unterdessen von einem moderaten Anstieg der Positivrate bei den SARS-CoV-2-PCR-Tests. Diese seien in der vergangenen Woche vom 23. bis 29. August auf 8,2 Prozent gestiegen (Vorvergangene Woche 8,1 Prozent).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126855/Laboraerzte-empfehlen-Antikoerpertests-vor-Auffrischungsimpfungen
MEDIZIN: Mischimpfung laut Tiroler Experten auch bei Krebs vielversprechend – Science-APA, 31.8.2021
Einem Team um den Krebsexperten Guido Wollmann von der Medizinischen Universität Innsbruck ist es gelungen, die Vorteile einer kombinierten Tumorimpfung zu beleuchten. Die Ergebnisse wurden in einem renommierten Fachjournal veröffentlicht. Eine klinische Testphase der Mischimpfung soll zeitnah starten, wurde Wollmann in einer Aussendung zitiert. Die Stoffe befänden sich in „fortschrittlicher präklinischer bzw. klinischer Entwicklung“.
Die gemeinsame Studie mit der Med-Uni Wien und Biotech-Partnern aus der pharmazeutischen Industrie lief über vier Jahre. Experten testeten die Wirkweise der Kombinationsimpfung in vier verschiedenen Tumormodellen, die jeweils unterschiedliche Tumorarten beim Menschen repräsentierten. Dabei stellte sich heraus, dass die günstigste Kombination in einer Erstimpfung (Primer) mit der Proteinplattform KISIMA und der Auffrischung (Booster) mit einer Virusvektor-Impfung besteht. „Unsere Studie hat wissenschaftliche Grundlagen gesetzt, welche die Vorteile der heterologen Vakzin-Kombination aufzeigen und das mit zwei Plattformen, die sich schon in fortgeschrittener präklinischer bzw. klinischer Entwicklung befinden“, beschrieb Wollmann, der das Christian-Doppler-Forschungslabors für Virale Immuntherapie gegen Krebs am Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck leitet, den aktuellen Forschungsstand.
Im Wesentlichen konnten durch die Mischimpfung drei positive Effekte erzielt werden, hieß es. Zunächst verzeichneten die Forscher deutlich potentere T-Zellen. Diese hätten etwa wesentlich mehr Zytokine und weitere Substanzen zur Tumorabtötung freigesetzt und sich zu langlebigeren Zellen mit Gedächtnisfunktion entwickelt. Ferner komme es durch die Injektion des Virusvektor-Vakzins zu einer Infektion im Inneren des Tumors. Das Immunsystem nehme das Virus als Pathogen wahr, erläuterte Wollmann: „Tumore haben tendenziell ein immunhemmendes Umfeld. Die Virusinfektion öffnet die Tore zum Tumor“. Drittens habe sich am Modell eines Tumors, der von vornherein bisher nicht auf die Immuntherapie ansprach, gezeigt, dass die Effekte der Mischimpfung durch die zusätzliche Gabe einer speziellen Immuntherapie verstärkt werden können.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14361935622178301329
MEDIZIN: Coronapandemie: Deutsche Ärzteschaft meint, Kinder sollten stärker in den Fokus genommen werden – Weitere Beiträge zur „Impfdiskussion“ – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Im Zusammenhang mit der Coronapandemie sollte der Umgang mit Kindern verstärkt in den Fokus genommen werden. Dafür hat sich Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, gestern im Rahmen eines Pressegespräches ausgesprochen.
Kindern und Jugendlichen habe man „viel abverlangt“, so Gehle. Nun gelte es, Konzepte umzusetzen, die „mehr möglich machen“. Insbesondere dürfe es keine Schulschließungen mehr geben. Bei Infektionsfällen innerhalb einzelner Klassen sei ein kommunal einheitlicheres Vorgehen sinnvoll.
Zudem sei es gut anderthalb Jahre nach dem Beginn der Pandemie an der Zeit „zu sortieren und Fakten zu sammeln“. Gehle verwies in diesem Zusammenhang auf eine Zusammenarbeit der Ärztekammer mit dem Universitätsklinikum Münster. In diesem Rahmen sollen unter anderem gesicherte Kenntnisse zur Viruslast und Infektiosität von Kindern gewonnen werden.
Der Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Klaus Reinhardt, sprach in Bezug auf die Coronaeindämmungsmaßnahmen von einer nach wie vor „schwierigen Balance“ – allerdings hätten sich die Verhältnisse im Vergleich zu den ersten Coronawellen geändert. Man verfüge über mehr Wissen und vor allem wirksame Impfstoffe. Um einen Beitrag zu mehr Normalität für Kinder zu leisten, seien Erwachsene aufgerufen, sich impfen zu lassen.
Auch Gehle thematisierte die „hoffentlich noch steigende“ Impfquote. Zum Thema Impfen, aber auch zum allgemeinen Umgang mit Infektionsschutzmaßnahmen, sei die Aufklärungs- und Informationspolitik kritikwürdig. Insbesondere in Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund müssten die entsprechenden settingspezifischen Ansätze gestärkt werden.
Sowohl Reinhardt als auch Gehle begrüßten Initiativen, Coronageimpften bestimmte soziale Aktivitäten zu erleichtern. Dies könne, so Reinhardt, ein „Anschubsen“ der Impfmotivation bewirken.
Nachhaltige Krankenhausplanung gefordert
Bereits auf dem 14. Westfälischen Ärztetag in Münster am 27. August hatte Gehle darauf hingewiesen, dass eine moderne und erfolgreiche Krankenhausplanung zweierlei voraussetze: Eine nachhaltige Krankenhausinvestitionsfinanzierung und eine „längst überfällige Reform“ des Systems der diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRG).
Er hoffe, so Gehle im Rahmen des Pressegespräches, dass der von der nordrhein-westfälischen Regierung gewählte Ansatz zur künftigen Gestaltung der Krankenhauslandschaft greife. Die Richtung stimme – nun dürfe die Initiative nicht „politisch zerstört“ werden.
Ein „großes Loch“ drohe absehbar beim ärztlichen Personal, warnte Gehle. Dies resultiere aus demografischen Effekten, einer sinkender ärztlichen Arbeitszeit pro Kopf sowie zu wenig Studienplätzen. An die Politik gehe deshalb der eindringliche Appell, endlich mehr Medizinstudienplätze zu schaffen.
Es könne auf Dauer keine Lösung sein, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern zu holen, die dann in ihrem Heimatland in der Patientenversorgung fehlen, während hierzulande Abiturienten selbst mit sehr guten Abschlüssen jahrelang auf einen Studienplatz warten müssen.
Reinhardt, der auch Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) ist, forderte ebenfalls nachdrücklich entsprechendes politisches Engagement. Von den zu erwartenden Folgen des „erheblichen Abflusses“ an ärztlichen Kräften in den kommenden Jahren machten sich Gesellschaft und Politik noch keine ausreichende Vorstellung – hierzu müssten aber viele Fragen beantwortet werden.
Dies betreffe, neben einem Ausbau der Medizinstudienplätze, Aspekte eines verbesserten Zusammenwirkens der im Gesundheitsbereich tätigen Berufsgruppen, eines sinnvollen Strukturwandels im Krankenhausbereich sowie der Stärkung sektorenübergreifender Versorgungsmodelle.
Für Gehle stellt sich dabei die Frage nach Substitution nicht, da der Kern ärztlicher Tätigkeit nicht substituierbar sei. Allerdings habe man bislang die Möglichkeiten der Delegation nicht ausgereizt. Um dies zu fördern, solle die Qualifikation beziehungsweise Zusatzqualifikation bestimmter Berufsgruppen klarer geregelt werden.
Von einem „intelligenten System der Verantwortungsteilung“ sprach Reinhardt – dies erfordere eine klar erkennbare Systematik sowie „verlässliche Strukturen“ zur Zertifizierung der jeweiligen (Zusatz-)Qualifikationen.
Im Rahmen des Westfälischen Ärztetages hatten sich die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärztekammer Westfalen-Lippe für eine intensivere Zusammenarbeit aller medizinischen Berufe ausgesprochen. Hierzu richten KVWL und ÄKWL Forderungen an die Entscheidungsträger auf Bundesebene.
Grundlage einer professionsübergreifenden Zusammenarbeit in Behandlungsteams müsse eine klare Definition der allein den Ärztinnen und Ärzten vorbehaltenen Tätigkeiten sein. Dazu fordere man die BÄK und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf.
Die Möglichkeiten zur Delegation und zur selbständigen Mitbehandlung durch Gesundheitsberufe müssten erweitert und fortgeschrieben werden – hier sei der GKV-Spitzenverband und die KBV gefragt.
Der Gesetzgeber solle gesetzliche Regelungen zur Verantwortung und Haftung für die eigenverantwortlichen Tätigkeiten der Gesundheitsberufe geben. Die ÄKWL und die KVWL selbst würden an Modellprojekten für mehr Delegation und professionsübergreifende Zusammenarbeit arbeiten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126840/Coronapandemie-Kinder-sollten-staerker-in-den-Fokus-genommen-werden
MEDIZIN: Lolli-Test für SARS-CoV-2 in Schulen und Kitas effektiv und gut durchführbar – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
In Schulen und Kindertagesstätten hat sich das SARS-CoV-2-Screening mittels RT-qPCR-Tests aus gepoolten Speichelproben (Lolli-Tests) als praktikable Methode erwiesen, um den sicheren Betrieb zu gewährleisten. Das zeigt eine multizentrische Studie mit fast 4.000 Teilnehmenden in Deutschland, die in Lancet EClinicalMedicine veröffentlicht wurde (2021; DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.101082).
Im Rahmen der Studie haben Forschende unter Federführung der Uniklinik Köln, Kinder und Jugendliche sowie Personal von Kitas und Schulen an fünf Standorten (Düsseldorf, Heidelberg, Homburg, Köln, München) in 14 Bildungseinrichtungen in Deutschland getestet. Die Tests starteten am 9. November 2020 über einen Zeitraum von 3 bis 10 Wochen und wurden 2- oder 3-mal pro Woche durchgeführt.
Der Zufall entschied über eine von zwei Abstrichmethoden: oropharyngeale Abstriche oder Wangenabstriche im Vergleich zu Speichelabstrichen mit der Lolli-Methode. Von 3.970 Teilnehmenden wurden insgesamt 21.978 Abstriche genommen und in 2.218 gepoolten RT-qPCR-Tests zusammengefasst.
Mithilfe gepoolter Tests einer ganzen Gruppe oder Klasse wurden 36 Fälle von SARS-CoV-2 detektiert. Dabei traten in einer einzigen Sekundarschule 17 der 36 Fälle (47 Prozent) auf, was auf eine hohe Belastung asymptomatischer SARS-CoV-2-Fälle in der betreffenden Schule und Gemeinde hindeutet.
Die Lolli-Tests zeigten sich gleichwertig zu konventionellen PCR-Rachenabstrichen (14 versus 15 Fälle; 1-3 % versus 1-3 %; Odds Ratio 1,1; 95 %-CI 0,5-2,5). Im Verlauf konnten keine Folgeinfektionen in den Gruppen nachgewiesen werden. Jedoch spielte die aktuell verbreitete Delta-Variante des Virus zum damaligen Zeitpunkt noch keine Rolle im Infektionsgeschehen.
Die Studie zeigt deutlich, dass der Lolli-Test durch seine unkomplizierte Art der Probengewinnung eine hohe Akzeptanz an Schulen und Kitas genießt. Nur 0,5 % der Teilnehmenden beendeten die Studie vorzeitig.
Viele der großflächig angewendeten Testmethoden im Schulbereich wurden nicht durch wissenschaftliche Studien auf ihre Effektivität und Akzeptanz bei Schülerinnen und Schülern geprüft.
„Wir gehen davon aus, dass wir mit der hier vorgestellten Methode eine höhere Sensitivität als mit den vielerorts angewendeten Antigenschnelltests erzielen. Zudem wird den Schülerinnen und Schülern sowie dem Schulpersonal das eigentliche Testen und die Testauswertung abgenommen und in zertifizierten Laboren durchgeführt“, erklärte Alexander Joachim, Mitarbeiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln und Erstautor der Studie.
Basierend auf der nun publizierten Studie werden seit Mai 2021 in Nordrhein-Westfalen alle 700.000 Grund- und Förderschüler nach dem Lolli-Prinzip getestet.
Die Bundesärztekammer (BÄK) und Fachleute des BÄK-Pandemierats unterstützen den vom Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlenen bundesweiten Einsatz von PCR-Lollitests an Kitas und Schulen. Bisher haben jedoch die wenigsten Bundesländer dieses Testkonzept eingeplant, wie eine Umfrage des ARD-Politikmagazins Monitor ergab. Bundesländer wie Brandenburg und Berlin führen eigene Pilotprojekte zum Einsatz von Lollitests durch.
Vorghehensweise für Delta-Variante prüfen
Eine weitere Besonderheit der Studie stellt der Umgang mit Kontaktpersonen dar. Wenn in einer Gruppe oder Klasse ein SARS-CoV-2 positives Kind nachgewiesen wurde, konnten alle negativ getesteten Personen die Einrichtung weiterhin besuchen, auch wenn sie vom Gesundheitsamt als Kontaktperson eingestuft wurden.
Lediglich das positiv getestete Kind und Familienangehörige mussten in Quarantäne gehen. In der engmaschigen Nachbeobachtung wurden keine Folgeansteckungen nachgewiesen. Derzeit laufende Studien müssen jeodch zeigen, ob mit der Delta-Variante genauso verfahren werden kann, geben die Autoren der Studie zu Bedenken.
In der Detailanalyse der gefundenen Fälle konnten die Forschenden zudem zeigen, dass Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Sozialraumgebieten ein erhöhtes Risiko für eine Infektion aufwiesen. Diese Erkenntnisse decken sich mit internationalen Beobachtungen. Zusätzliche Informations- und Impfangebote für diese Gesellschaftsgruppen seien daher notwendig.
Die Studie wurde durch die Uniklinik Köln und die Medizinische Fakultät sowie das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) initiiert und geleitet. Die Förderung erfolgte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126831/Lolli-Test-fuer-SARS-CoV-2-in-Schulen-und-Kitas-effektiv-und-gut-durchfuehrbar
SIEHE DAZU:
=> PCR-Lollitests: Ärzte für bundesweiten Einsatz an Kitas und Schulen – Deutsches Ärzteblatt, 20.8.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126565/PCR-Lollitests-Aerzte-fuer-bundesweiten-Einsatz-an-Kitas-und-Schulen
USA – EUROPÄISCHE UNION: Coronaregeln: EU empfiehlt wieder Beschränkungen für Reisende aus den USA – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Die EU empfiehlt wieder strengere Einreiseregeln für Menschen aus Ländern wie den USA und Israel. Insgesamt sechs Staaten wurden gestern von der Liste der Drittländer gestrichen, für die keine Coronabeschränkungen mehr gelten sollen, wie der Rat der Mitgliedstaaten mitteilte.
Grund sind insbesondere hohe Inzidenzzahlen. Neben den USA und Israel sind auch Nordmazedonien, Montenegro, das Kosovo sowie der Libanon betroffen.
Für Menschen, die aus den USA und Israel sowie den genannten Balkanstaaten nach Deutschland einreisen wollen, werden die Änderungen allerdings keine Konsequenzen haben. Die Bundesrepublik stuft die Länder bereits seit einiger Zeit als Hochrisikogebiete ein. Einreisende, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen deswegen derzeit für fünf bis zehn Tage in Quarantäne.
Als Hochrisikogebiete werden von Deutschland Länder und Regionen mit besonders hohem Infektionsrisiko eingestuft. Dafür sind inzwischen aber nicht mehr nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Coronalage.
Hintergrund der bereits erfolgten deutschen Einstufung ist, dass es den EU-Staaten am Ende freigestellt ist, ob sie den EU-Empfehlungen folgen. Die Bundesrepublik ist so oft restriktiver und handelt bereits früher, wenn Fallzahlen in einem Land steigen.
Die EU hatte die USA erst im Juni auf ihre Liste von Drittstaaten gesetzt, für die keine Einreisebeschränkungen mehr gelten sollen. An dieser Entscheidung hatte es allerdings auch Kritik gegeben, weil die USA ihrerseits bislang an weitreichenden Coronaeinreiseverboten für Menschen aus Europa festhalten. Auf der Liste jener Staaten, für die keine Einreisebeschränkungen mehr empfohlen werden, stehen weiterhin Länder wie Australien, Neuseeland, Singapur und Südkorea.
Die USA haben ihren Bürgern unterdessen wegen des Coronarisikos von Reisen in die Schweiz abgeraten. In einer gestern veröffentlichten Mitteilung hob das Außenministerium die Warnstufe für die Schweiz an und rief US-Bürger auf, „nicht in die Schweiz zu reisen“. Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC rief zur Vermeidung „aller Reisen in die Schweiz“ auf.
„Aufgrund der aktuellen Situation in der Schweiz besteht auch für vollständig geimpfte Reisende das Risiko, sich mit COVID-19-Varianten anzustecken und diese zu verbreiten“, erklärte die CDC. Wie in vielen europäischen Ländern ist auch in der Schweiz die Zahl der Coronafälle seit dem Auftauchen der Delta-Variante wieder angestiegen. Seit dem 16. August wurden 35.150 Fälle registriert, wie das Bundesamt für Gesundheit mitteilte.
Die USA hatten bereits am 10. August eine ähnliche Mitteilung für Frankreich herausgegeben, ebenfalls wegen einer Zunahme der Coronafälle. In den USA selbst gelten seit Pandemiebeginn strikte Einreisebeschränkungen für Europäer und andere internationale Reisende. Die EU allerdings öffnete den Reiseverkehr für US-Touristen im Juni.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126839/Coronaregeln-EU-empfiehlt-wieder-Beschraenkungen-fuer-Reisende-aus-den-USA
PHILLIPINEN: Philippinen melden Höchststand an Neuinfektionen mit Coronavirus – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Die Philippinen bekommen eine seit Wochen wütende Coronawelle weiter nicht unter Kontrolle. Die Gesundheitsbehörden meldeten gestern mehr als 22.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Das waren so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie.
Experten machen die Ausbreitung der Delta-Variante für die steigenden Zahlen verantwortlich.
Insgesamt wurden bislang 1,97 Millionen Fälle in dem Inselstaat mit 108 Millionen Einwohnern bestätigt. Mehr als 33.000 Menschen sind in Verbindung mit COVID-19 gestorben.
Viele Krankenhäuser seien mittlerweile überlastet, so die Behörden. Einige könnten derzeit keine COVID-Patienten mehr annehmen.
Die Regierung forderte die Bürger auf, sich impfen zu lassen, um schwere Verläufe einzudämmen. Jedoch sind bislang nur rund zwölf Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126828/Philippinen-melden-Hoechststand-an-Neuinfektionen-mit-Coronavirus
EUROPÄISCHE UNION: SARS-CoV-2: Europäische Union erreicht wichtiges Ziel bei Impfkampagne – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Die Europäische Union hat im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ein wichtiges Ziel erreicht. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind mittlerweile 70 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft.
„Das sind mehr als 250 Millionen Menschen, die immunisiert sind“, erklärte die Chefin der Exekutive der EU heute. Sie sprach von einer „großen Leistung“ und einem „Meilenstein“.
Die EU hat damit eine erfolgreiche Aufholjagd hingelegt. So waren zum Beispiel die USA anfangs deutlich schneller darin gewesen, der Bevölkerung Impfangebote zu machen. Dies lag vor allem daran, dass in der EU anfangs nur sehr wenig Impfstoff zur Verfügung stand. Heute liegen die Vereinigten Staaten bei der Immunisierungsquote hinter der EU.
Das Ziel, bis Ende des Sommers 70 Prozent der Erwachsenen in der EU durch eine Impfung vor COVID-19 zu schützen, hatte die EU-Kommission im Januar ausgegeben. Experten waren damals davon ausgegangen, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung einen Impfschutz erhalten müssen, um die Coronapandemie in einem Land zu stoppen.
Diese Hoffnung hat sich zwar wegen der deutlich ansteckenderen Delta-Variante zerschlagen, der Druck auf die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft konnte durch die Impfkampagne allerdings dennoch enorm reduziert werden.
So hat die Immunisierung die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle stark gesenkt. Zugleich konnten viele Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder aufgehoben werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126853/SARS-CoV-2-Europaeische-Union-erreicht-wichtiges-Ziel-bei-Impfkampagne
SIEHE DAZU:
=> ROUNDUP: EU erreicht wichtiges Ziel bei Impfkampagne . dpa.AFX, 31.8.2021
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-08/53816938-roundup-eu-erreicht-wichtiges-ziel-bei-impfkampagne-016.htm
ISRAEL: Zahl der täglichen Neuinfektionen in Israel so hoch wie nie – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Die Zahl der Coronaneuinfektionen in Israel ist mit 10.947 Fällen binnen 24 Stunden auf einen neuen Höchststand seit Beginn der Pandemie geklettert. Das teilte das Gesundheitsministerium heute mit. Die bisher höchste Zahl war Mitte Januar mit rund 10.100 Fällen registriert worden. Damals wurde aber noch deutlich weniger getestet.
Mittlerweile sind in dem 9,4-Millionen-Einwohner-Land mehr als eine Million Infektionen gemeldet worden. Die Zahl der Schwerkranken sank leicht, sie lag heute bei 719. Zum Vergleich: Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 5.750 Coronaneuinfektionen. Deutschland hat etwa neunmal mehr Einwohner als Israel.
Die Zahl der Todesfälle in Israel im Zusammenhang mit einer Coronainfektion hatte gestern die Marke von 7.000 überschritten. Experten betonen, der Impfstoff sei weiterhin wirksam bei der Verhinderung von schweren Erkrankungen und Todesfällen.
In Israel wird fast ausschließlich das Präparat von Biontech/Pfizer verwendet. Seit Ende Juli verabreicht das Land als erstes weltweit dritte Impfungen gegen das Coronavirus, rund zwei Millionen sind bereits dreifach geimpft.
Knapp 59 Prozent der Bürger haben zwei Impfdosen erhalten. Alle Israelis von zwölf Jahren an können inzwischen zum dritten Mal geimpft werden. Allerdings ist es kaum möglich, zu einer Herdenimmunität zu gelangen, solange rund 2,13 Millionen Kinder unter zwölf nur in seltenen Ausnahmefällen geimpft werden können. Sie stellen fast ein Viertel der Bevölkerung.
Hintergrund der Entscheidung für eine dritte Impfung sind Zahlen des Gesundheitsministeriums, wonach die Effektivität der Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen hat. Gleichzeitig verbreitete sich die Delta-Variante, die als besonders ansteckend gilt.
Experten befürchten, der Schulbeginn am 1. September nach den Sommerferien könnte das Infektionsgeschehen weiter befeuern. Nach israelischen Medienberichten können mehr als 90.000 Kinder und Jugendliche nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen, weil sie aktuell erkrankt oder in Quarantäne sind.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126847/Zahl-der-taeglichen-Neuinfektionen-in-Israel-so-hoch-wie-nie
ITALIEN: Italien: Erneut Proteste gegen Corona-Regeln befürchtet – dpa-AFX, 31.8.2021
Einen Tag vor dem Inkrafttreten weiterer Corona-Beschränkungen in Italien haben die Gewerkschaften Drohungen, Züge zu blockieren, verurteilt. „Wir sagen Nein zu Drohungen, am 1. September Züge an den großen italienischen Bahnhöfen zu blockieren“, teilten mehrere Gewerkschaften am Dienstag mit. Hintergrund ist, dass Zugreisende ab diesem Mittwoch den sogenannte Grünen Pass (Green Pass) benötigen. Das ist ein digitaler oder ausdruckbarer Nachweis über eine Impfung gegen Covid-19, einen negativen Test oder dass man von der Krankheit genesen ist.
Impf- und Green-Pass-Gegner hatten in den vergangenen Tagen in Chatgruppen des Dienstes Telegram zu der Blockade aufgerufen. In den Gruppen wurden auch immer wieder Kontaktdaten von Unternehmen, Ministerien und Organisationen geteilt mit dem Aufruf, diese mit Nachrichten zu überfluten. Zuletzt gab es in Italien landesweit heftige Proteste gegen die Corona-Politik. Auch Journalisten wurden Medienberichten zufolge angegriffen. Das italienische Innenministerium teilte mit, in den kommenden Tagen die „einschüchternden Handlungen“ prüfen und analysieren zu wollen.
Auch Wissenschaftler werden zum Ziel von Drohungen. Der Spezialist für Infektionskrankheiten, Matteo Bassetti, erzählte im Interview des „Corriere della Sera“ (Dienstag), jemand habe ihn auf offener Straße in der Nähe seines Hauses beleidigt und gedroht, ihn zu töten. Ab dem 1. September ist der Green Pass in Intercity- und Hochgeschwindigkeitszügen vorgeschrieben, sowie auf Inlandsflügen und bestimmten Busverbindungen. Der öffentliche Nahverkehr ist von der Regel ausgenommen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-08/53819320-italien-erneut-proteste-gegen-corona-regeln-befuerchtet-016.htm
FRANKREICH: Corona: Frankreich spendet zehn Millionen Impfdosen für Afrika – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Frankreich hat für afrikanische Länder weitere zehn Millionen Coronaimpfdosen bereitgestellt. Sie sollen über das internationale Impfprogramm Covax verteilt werden, wie die Impfallianz Gavi, die Covax organisiert, gestern in Genf mitteilte.
Für den afrikanischen Kontinent ist das ein erheblicher Fortschritt: Covax hat bislang erst 55 Millionen Dosen an afrikanische Länder verteilen können. Insgesamt hat Covax weltweit 224 Millionen Impfdosen an 139 Länder geliefert.
Hauptproblem sind die Lieferengpässe. Entgegen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für eine gemeinsame Beschaffung und weltweit faire Verteilung der Impfstoffe haben westliche Länder bei den Herstellern separate Lieferverträge geschlossen. Damit steht weniger Impfstoff für Covax zur Verfügung.
Die WHO ruft diese Länder seit Monaten auf, zunächst auf Auffrischungsimpfungen zu verzichten und Impfdosen zu spenden. Sie verweist auf die Gefahr, dass das Virus in einer ungeimpften Bevölkerung in anderen Ländern neue, womöglich gefährliche Varianten entwickeln kann, die auch für geimpfte Menschen in reichen Ländern wieder gefährlich werden können.
Frankreich will in diesem Jahr 60 Millionen Impfdosen spenden. Deutschland hat Covax 30 Millionen Impfdosen in Aussicht gestellt. Bis gestern war davon noch nichts geliefert worden. 3,6 Millionen Impfdosen aus Deutschland sind aber bereits für Länder wie Ghana, Malaysia und den Sudan vorgesehen – eine Zeichen, dass die Auslieferung bevorstehe, sagte ein Gavi-Sprecher.
Neben knapp 4,3 Millionen Impfdosenspenden aus Frankreich hat Covax gespendeten Impfstoff unter anderem aus Schweden, Dänemark, Norwegen, Spanien, Portugal, Großbritannien, der Türkei, Australien, Neuseeland, den USA und China ausgeliefert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126827/Corona-Frankreich-spendet-zehn-Millionen-Impfdosen-fuer-Afrika
TSCHECHISCHE REPUBLIK: Tschechien beginnt mit Auffrischimpfungen gegen SARS-CoV-2 – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Tschechien beginnt in drei Wochen mit Auffrischimpfungen für Ältere und Risikogruppen gegen SARS-CoV-2. Die Registrierung startet am 20. September und ist freiwillig, wie die zuständige Arbeitsgruppe der Regierung gestern mitteilte.
Die Auffrischimpfung dürfe frühestens acht Monate nach der letzten Immunisierung geschehen und werde allen über 60 Jahren dringend empfohlen. Wer infrage kommt, soll eine SMS-Benachrichtigung erhalten. Verwendet werden ausschließlich die mRNA-Impfstoffe von Pfizer und Biontech sowie Moderna.
Tschechiens Gesundheitsminister Adam Vojtech plant derweil die Wiedereinführung der Testpflicht für ungeimpfte Pflegekräfte in Altersheimen und sozialen Einrichtungen.
Diese war erst Anfang Juli abgeschafft worden. Die Impfquote sei in diesem Bereich nicht so, wie man sich das vorstelle, sagte der 34-Jährige im Sender CT. Knapp 5,7 der 10,7 Millionen Einwohner Tschechiens sind vollständig geschützt.
Seit gestern gelten in Tschechien strengere Einreiseregeln für Touristen und Reiserückkehrer aus Deutschland. Wer nicht seit mindestens 14 Tagen vollständig geimpft ist, muss einen negativen PCR-Test vorweisen und sich nach der Ankunft in Quarantäne begeben.
Diese kann frühestens am fünften Tag mit einem zweiten negativen PCR-Testergebnis beendet werden. Für Berufspendler und den kleinen Grenzverkehr zum Beispiel zum Einkaufen gibt es Ausnahmeregeln.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126829/Tschechien-beginnt-mit-Auffrischimpfungen-gegen-SARS-CoV-2
DEUTSCHLAND: Streit um Abfrage von Coronaimpfstatus in Unternehmen – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
Ob Unternehmen von ihren Beschäftigten den Coronaimpfstatus abfragen dürfen, sorgt in Wirtschaft und Politik für Streit. Während sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offen dafür zeigte, äußerte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) skeptisch.
Spahn kann sich grundsätzlich vorstellen, dass Arbeitgeber Mitarbeiter nach ihrem Coronaimpfstatus fragen dürfen. Er sei hin- und hergerissen, ob das Gesetz geändert werden solle, damit Arbeitgeber zumindest für die nächsten sechs Monate fragen dürften, sagte er gestern in der ARD-Sendung „Hart aber fair“. So werde es ja im Restaurant auch gemacht.
Auf die Frage, wie seine Haltung dazu sei, sagte Spahn: „Ich tendiere zunehmend zu ja.“ Er begründete dies mit den Arbeitsmöglichkeiten im Betrieb: „Wenn alle im Großraumbüro geimpft sind, kann ich damit anders umgehen, als wenn da 50 Prozent nicht geimpft sind.“
Heil forderte Spahn auf, zunächst einen konkreten Vorschlag zu machen. „Die Frage, ob Arbeitgeber das Recht bekommen sollen, den Impfstatus ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erfahren, muss der dafür zuständige Bundesgesundheitsminister mit einem sauberen Rechtsvorschlag klären“, erklärte Heil heute.
Er zeigte sich aber grundsätzlich skeptisch, ob solche Abfragen möglich sind. Er frage sich, auf welcher Rechtsgrundlage eine solche Regelung umgesetzt werden könnte, sagte der Arbeitsminister im RBB-Inforadio. Der Arbeitsschutz gebe das wegen der Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten nicht her. Es gelte, vorsichtig mit den Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerrechten zu sein.
Der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, forderte Klarheit von der Politik. In der Wirtschaft gebe es zwar zur Frage der Einführung einer 2G-Regel verschiedene Ansichten, die jeweils nachvollziehbar seien, sagte Dulger der Rheinischen Post.
„Doch bevor wir über diese Frage entscheiden, muss endlich klar gestellt werden, dass der Arbeitgeber den Impfstatus seiner Beschäftigten erfragen darf.“ Eine 2G-Regel betrifft nur „Geimpfte oder Genesene“. Bei 3G kommen noch negativ auf das Coronavirus getestete Menschen hinzu.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnte Forderungen nach Auskunft über den Impfstatus entschieden ab. „Die Information, ob jemand geimpft ist, unterliegt wie alle anderen Gesundheitsdaten der Beschäftigten dem Datenschutz, sie hat Arbeitgeber nicht zu interessieren“, erklärte Vorstandsmitglied Anja Piel.
Die Forderung sei ein „unlauterer Versuch, die Verantwortung für den Arbeitsschutz auf die Beschäftigten abzuwälzen“. Technische und organisatorische Maßnahmen wie etwa die Ermöglichung von Home Office hätten Vorrang.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber forderte „klare und rechtssichere Regelungen“ in der Arbeitsschutzverordnung. „Die gilt dann bundesweit und nur während der akuten Pandemielage“, sagte Kelber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126834/Streit-um-Abfrage-von-Coronaimpfstatus-in-Unternehmen
ÖSTERREICH: Corona – Alle Krebspatienten sollten „dritten Stich“ bekommen – Sciene-APA, 31.8.2021
Alle Krebspatienten, sonstige Risikopersonen und Angehörige des Gesundheitspersonals sollten in den kommenden Wochen und Monaten eine Covid-19-Auffrischungsimpfung erhalten. Wegen weniger Früherkennungsuntersuchungen ist in den kommenden Jahren mit einer höheren Krebssterblichkeit zu rechnen, warnten Experten anlässlich des Wiener Krebstages kommenden Montag (6. September/Wiener Rathaus).
„Wir haben Zahlen aus Österreich. Wir hatten im ersten Lockdown einen Rückgang bei den Früherkennungsuntersuchungen um 50 bis 60 Prozent, im zweiten Lockdown etwas weniger. Es gibt Berechnungen, dass wir in fünf Jahren um fünf bis elf Prozent mehr Krebs-Todesfälle haben werden, weil die Diagnosen später gestellt worden sind“, warnte der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, der Wiener Gynäkologe Paul Selvelda.
*** Vorsorgeuntersuchungen wichtig – auch während der Pandemie ***
Deshalb sollten wieder alle Menschen dringend zu den Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen gehen, empfahl Sevelda. Andernfalls könnte Covid-19 wegen zu späten Krebsdiagnosen die enormen Fortschritte der Krebsmedizin in den vergangenen Jahren zumindest zum Teil zunichtemachen. Der Wiener Onkologe Christoph Zielinski nannte dazu ein Beispiel: „Mit der modernen Immuntherapie sind bestimmte Lungenkrebspatienten nach fünf Jahren noch zu 40 Prozent am Leben. Das ist ein unglaublicher Schritt vorwärts. Das Ergebnis ist, dass wir von Jahr zu Jahr um drei Prozent weniger Krebssterblichkeit haben. Von 2016 auf 2017 waren es um 2,6 Prozent weniger.“
„Die Pandemie hat besonders Krebspatienten viel abverlangt. So konnten sie zum Beispiel nicht mit Begleitpersonen in die Ambulanzen kommen. Speziell im Wiener AKH galt aber auch in den Lockdown-Phasen immer die Order, dass herzchirurgische und onkologische Patienten unbedingt behandelt werden müssen“, sagte die ärztliche Direktorin des Wiener AKH und Präsidentin der „Leben-mit-Krebs“-Initiative, Gabriela Kornek.
*** Empfehlung für „dritten Stich“ ***
Die Vorsitzende des nationalen österreichischen Impfgremiums, die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt, sprach sich vehement für den „dritten Stich“ für alle Krebspatienten, für bereits Durchgeimpfte ab 65 Jahren, Risikopersonen mit chronischen Erkrankungen sowie für Auffrischungsimpfungen für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe aus. „Die ersten dieser dritten Impfungen sollten mit September dieses Jahres beginnen“, sagte sie.
Doch speziell geht es auch um die Covid-19-Impfung jener Menschen, die bisher noch nicht immunisiert worden sind. Sevelda: „Der dritte Stich ist wichtig. Noch viel wichtiger aber ist, dass jene 30 Prozent der Menschen zu den Impfungen kommen, die noch nicht den ersten oder zweiten Stich erhalten haben.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15819891234198312380
SIEHE DAZU:
=> Wiener Krebstag 2021, 6. September, 9.00 bis 13.00 Uhr, Wiener Rathaus; Anmeldung erforderlich, Info:
QUELLE: http://www.leben-mit-krebs.at
ÖSTERREICH: Corona – AK, SPÖ und ÖGB fordern Sonderbetreuungszeit – 6.200 Personen freigestellt und 12.300 Kinder betreut – Arbeiterkammer-Präsidentin Anderl fordert klares Sicherheitskonzept – Science- APA, 1.9.2021
Das vergangene von Corona geprägte Schuljahr habe viele Schüler und Eltern an ihre Grenzen gebracht. Für das nächsten Montag im Osten beginnende neue Schuljahr brauche es nun mehr Sicherheit und Planbarkeit, betonte die Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), Renate Anderl, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Sie fordert unter anderem die Wiedereinführung der Sonderbetreuungszeit, Unterstützung bekommt sie von SPÖ und ÖGB. Im Arbeitsministerium ist man noch zurückhaltend.
Seit Juli gibt es keinen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit mehr für Eltern, wenn es zu Corona-bedingten Schulschließungen oder Quarantäne kommt. „Wir werden natürlich weiterhin die Lage beobachten und schauen was notwendig ist“, sagte der zuständige Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Mittwoch bei einer Arbeitsmarkt-Pressekonferenz auf Journalistennachfrage. Es werde auch davon abhängen, wie die Quarantäneregeln in den Schulen konkret aussehen. Das Arbeitsministerium verwies auch auf die Möglichkeit der Pflegefreistellung bei der Erkrankung von Kindern.
*** 6.200 Personen freigestellt und 12.300 Kinder betreut ***
Laut Ministerium wurden im Rahmen der Sonderbetreuungszeit von November 2020 bis 9. Juli 2021 rund 6.200 Personen freigestellt und 12.300 Kinder betreut. Davor war die Inanspruchnahme deutlich höher: Zwischen Mitte März 2020 und Ende Mai 2020 wurden fast 21.000 Personen freigestellt und 30.500 Kinder beaufsichtigt.
Für Anderl führt an einem neuerlichen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit kein Weg vorbei, die Pflegefreistellung sei schlicht keine Alternative. Auf diese hätten Arbeitnehmer nämlich nur zwei Wochen Anspruch, und zwar unabhängig von der Anzahl ihrer Kinder. Außerdem handle es sich bei Quarantäne nicht um einen Krankheitsfall.
Auch der ÖGB pocht auf die Wiedereinführung der mit Beginn der Sommerferien ausgelaufenen Regelung, andernfalls würden vor allem Arbeitnehmerinnen wieder zu Bittstellerinnen, so ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann, die angesichts der ansteckenderen Delta-Variante und der Tatsache, dass Kinder unter zwölf Jahren sich nicht impfen lassen können, mit zunehmenden Betreuungsproblemen für Eltern im kommenden Schuljahr rechnet.
SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler befürchtet, dass den Schulen „mangels eines geeigneten Sicherheitskonzepts“ des Bildungsministeriums „ein ähnlich chaotischer Herbst“ bevorstehe wie im Vorjahr. „Wir steuern womöglich aufs nächste Chaos zu und der ÖVP fällt nichts Besseres ein, als den Eltern den Anspruch auf Sonderbetreuungszeiten zu streichen. Das ist einfach absurd.“ Immerhin könne man Unter-12-Jährige Kinder nicht einfach alleine zuhause lassen.
*** Arbeiterpräsidentin Anderl fordert klares Sicherheitskonzept ***
Neben der Wiedereinführung der Sonderbetreuungszeit fordert Anderl von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ein klares Konzept, wie eine sichere Schule funktionieren könne. Das vorgelegte Testkonzept sei wichtig, es brauche aber für den Fall eines stark steigenden Infektionsgeschehens auch Alternativen zu Schulschließungen. Sie schlägt vor, die Nutzung von leerstehenden Räumlichkeiten wie Theatern oder Sporthallen als alternative Lern- und Sozialräume zu prüfen. Nach den Belastungen der Schüler während des vergangenen Corona-Schuljahrs sei zudem mehr Unterstützung durch Schulsozialarbeiter und -psychologen notwendig.
Außerdem bräuchten die Familien finanzielle Unterstützung, so Anderl mit Verweis auf Ergebnisse der neuen Schulkostenstudie, für die zwischen September 2020 und Juli 2021 3.000 Eltern mit mehr als 4.300 Kindern ihre Ausgaben für den Schulbetrieb dokumentiert haben. Demnach haben Eltern im vergangenen Jahr im Schnitt knapp 1.500 Euro pro Schulkind ausgegeben, darin enthalten sind alle Kosten vom Radiergummi bis zu jenen Fixkosten, die für Eltern an Betreuungskosten aufgrund des verbreiteten Halbtagsschulsystems anfallen. Besonders stark ins Gewicht gefallen sind diesmal die EDV-Ausgaben, um Schülern die Teilnahme am Fernunterricht zu ermöglichen, mit durchschnittlich 458 Euro. Vergleichswerte zu früheren Schuljahren gibt es angesichts der Sondersituation der Coronapandemie nicht. 59 Prozent der Befragten haben allerdings angegeben, dass die Schulkosten im Vergleich zu früheren Jahren höher waren.
*** Stärkere Belastung für finanzschwächere Familien ***
Deutlich stärker ins Gewicht fallen die Ausgaben laut AK-Bildungsexpertin Elke Larcher jedenfalls bei Familien mit weniger Geld: Während eine Familie im Schnitt acht Prozent ihres Haushaltseinkommens für Kosten rund um den Schulbesuch der Kinder ausgibt, ist es bei Familien mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro ein Sechstel. Um zu verhindern, dass Kinder aus ärmeren Familien bei der Bildung abgehängt werden, pocht Anderl deshalb auf eine kostenlose Ganztagsschule in Wohnortnähe für jedes Kind sowie ein qualitätsvolles Angebot an Freizeitpädagogik. Kurzfristig brauche es außerdem einen einmaligen Bonus zur Familienbeihilfe von 200 Euro, eine Sonderzahlung für alle Schülerbeihilfe-Bezieher und eine weitere Erhöhung der Schülerbeihilfe.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12681813819471810503
ÖSTERREICH: „Wachablöse“ in der AGES – Bernhard Benka folgt Franz Allerberger – Die vielen Kernaufgaben der AGES – Aufbau von Datenbanken und Bioinformatik – Franz Allerberger geht in Pension – Starke Bilder contra evidenzbasierten Fakten – Angst ist in der Pandemiebekämpfung ein großer Gegner – Allerberger gelang nicht immer alles – Science-APA, 1.9.2021
Kaum eine bundesweit tätige Organisation ist mit Covid-19 derzeit so öffentlichkeitswirksam tätig wie der Geschäftsbereich „Öffentliche Gesundheit“ der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Mit 1. September hat der Infektionsspezialist Bernhard Benka die Leitung von Hygiene- und Mikrobiologie-Doyen Franz Allerberger übernommen. Das Credo der beiden Experten im Gespräch gegenüber der APA: Gesundheit durch Wissenschaft und evidenzbasierte Analyse.
„Im europaweiten Kontext hat die AGES eine relativ einzigartige Stellung. Sie lebt den Grundsatz ‚One Health‘, weil sich alles unter einem Dach befindet. Gesundheit für Mensch, Tier, Pflanzen und Umwelt“, sagte Benka. Öffentliche Gesundheit, Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Agrarwesen, Medizinmarktaufsicht, Forschung und Wissenstransfer würden zusammenspielen.
Benka ist Arzt, hat mehrere Jahre in Staaten wie Mexiko, Paraguay und Indien für „Ärzte ohne Grenzen“ in Kampagnen zur Bekämpfung von Tropenkrankheiten gearbeitet und kam Ende 2015 ins Gesundheitsministerium, wo er die Leitung der Abteilung für übertragbare Krankheiten, Seuchenbekämpfung und Krisenmanagement übernahm:“Da habe ich die AGES, jetzt auch speziell während der Pandemie, als engen Partner erlebt.“
Das gelte beispielsweise besonders für die Überwachung von gesetzlich meldepflichtigen Infektionskrankheiten, aber auch für Laboranalytik und weiterführende Interpretation von Ergebnissen. Bereitstellung von wissenschaftlicher Evidenz und die Aufarbeitung der Faktenlage, um Behörden und Politik die Grundlagen für Handlungsentscheidungen zu bieten, seien Hauptagenden.
*** Die vielen Kernaufgaben der AGES ***
Die vom Gesetzgeber definierten Kernaufgaben des AGES-Geschäftsfeldes „Öffentliche Gesundheit“ mit rund 200 Mitarbeitern, für die Benka in Zukunft verantwortlich zeichnet: Bekämpfung und Prävention übertragbarer Krankheiten durch Untersuchungen, Diagnostik und Begutachtungen (Rechtsvorschriften) und das Führen von Referenzzentralen und -Labors, von Melde-, Erfassungs- und Koordinationssystemen für die epidemiologische Überwachung. Das bedeutet auch die Bereitstellung der entsprechenden Expertise und von Kapazitäten an mikrobiologischen, serologischen und physikalisch-chemischen Untersuchungen. Hinzu kommen die epidemiologische Analyse von Krankheitsausbrüchen, Effektivität von Impfungen in der Bevölkerung und die Entwicklung und Etablierung neuer (Labor-)Methoden.
Die Zukunftsthemen sind breit, bei weitem nicht auf den Fall einer Pandemie beschränkt. Benka: „Eine besondere Rolle wird die Anpassung an den Klimawandel spielen. Der Klimawandel spielt in alle Teilbereiche der AGES zusammen. Da sind wir im Stechmücken-Monitoring engagiert. Da geht es um das West Nil-Virus, das durch die heimische Hausgelse verbreitet werden kann, aber auch um die Asiatische Tigermücke, die das Zika-Virus, Dengue- oder Chikungunya übertragen kann. Ein anderer Bereich ist das Monitoring der Mortalität durch Hitzewellen. Die Klimaerwärmung mit steigenden Durchschnittstemperaturen lässt die Temperatur von Gewässern steigen. Hier kommt es vermehrt zu Verbreitung von Blaualgen. Das kann beispielsweise bei Hunden aber auch kleinen Kindern zu schweren Vergiftungen führen.“ Hier entwickle bzw. etabliere man Methoden zum Nachweis.
*** Aufbau von Datenbanken und Bioinformatik ***
Was der neue AGES-Bereichsleiter außerdem als große Zukunftsaufgaben sieht: „Sicherlich den Auf- und Ausbau der Infektionsepidemiologie, vor allem auch der IT in diesem Bereich, also von Datenbanken und Bioinformatik.“ Hier seien AGES und Österreich bereits jetzt keinesfalls schlecht aufgestellt.
Zwei neue Organisationsteile wurden unter Benka-Vorgänger Franz Allerberger vor kurzem neu geschaffen: ein Institut für Infektionsepidemiologie zur Epidemiebekämpfung und eine Abteilung für vektorübertragene Krankheiten. Zoonosen (z.B. Covid-19) und Klimawandel-bedingt „invasive“ Insektenarten als Krankheitsüberträger sollen so kontrollierbar bleiben und bekämpft werden.
Wobei Österreich, so Benka, in Europa keinen Vergleich zu scheuen braucht: „Wir haben mit dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) in Europa eines der ersten elektronischen Überwachungssysteme etabliert.“ Das erfasse online beispielsweise jeden einzelnen Covid-19-Fall ohne Zeitverzögerung und kann auch mit SARS-CoV-2-Sequenzdaten verknüpft werden. Seit einigen Wochen sei auch eine Verknüpfung des EMS zu den Impfdatenbanken geschaffen: „Ein Meilenstein, weil hier viele epidemiologisch wichtige Daten verarbeitet werden können. In Zukunft wollen wir speziell die Vakzinepidemiologie mit Modellierungen zur Wirksamkeit von Infektionsschutzmaßnahmen ausbauen“, sagte Benka.
Der neue AGES-Bereichsleiter: „Mein Wunsch ist natürlich, dass die Covid-19-Pandemie schön langsam ein Ende nimmt. Aber „am Ende des Tages‘ stellt sich hoffentlich heraus, dass wir die Pandemie vergleichsweise gut im Griff gehabt haben.“
*** Franz Allerberger geht in Pension ***
Mit Franz Allerberger, an der Universität Innsbruck für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin 1992 habilitiert, tritt jetzt ein seit 2003 bei der AGES tätiger Doyen in Pension. Covid-19 hat die „Öffentliche Gesundheit“ der AGES in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Auf Faktenbasis formulierte Allerberger oft kantig. „Was rund um Covid-19 einzigartig ist, sind die Ängste der Bevölkerung“, sagte er jetzt gegenüber der APA.
„Jeder einzelne Sterbefall ist tragisch. Jeder Fall sollte verhindert werden“, betonte Allerberger. „Aber wir haben eine Sterblichkeit bei allen seit Mai 2021 mittels PCR-diagnostizierten SARS-CoV-2-Infektionen von 0,3 Prozent. In der Kohorte der Ischgler Bevölkerung lag die Covid-19-Sterblichkeit bei 0,26 Prozent. Wir haben bisher rund 700.000 SARS-CoV-2-Infektionen diagnostiziert. Ich würde sagen, dass es aber zwei- bis dreimal mehr Infektionen gegeben hat. In der Bevölkerungsgruppe unter 65 Jahren liegt die Covid-19-Sterblichkeit immer unter ein Prozent“, führte Allerberger an.
*** Starke Bilder contra evidenzbasierten Fakten ***
Was für den bisherigen Leiter des Fachbereichs der „Öffentlichen Gesundheit“ problematisch ist: „Die Menschen haben die Bilder von Bergamo im Kopf und China mit den Formaldehyd-Versprühenden auf den Straßen. Dabei ist in Bergamo alles schiefgelaufen. Man darf nicht Covid-19-Kranke in Altersheime legen.“ Auch das von Hygieneteams in Ganzkörper-Plastikoveralls sinnlose, aber bildmäßig eindrucksvolle Versprühen von Formaldehyd auf Straßen in China oder Frankreich sei stark geeignet gewesen, große Ängste rund um Covid-19 zu verbreiten.
Auch in anderer Hinsicht sei hier von Verantwortlichen bei weitem nicht immer evidenzbasiert argumentiert worden. Allerberger kritisierte etwa WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus, „der von drei Prozent Sterblichkeit gesprochen hat“. Das sei eine Überschätzung um den Faktor 10 gewesen gegenüber dem, was in Österreich tatsächlich eingetreten sei. Der Experte, der in Zukunft keinesfalls weitere Kommentare aus dem Ruhestand abgeben will: „Wir haben im Jahr 2020 eine Übersterblichkeit von 6.400 Todesfällen gehabt. Vor fünf Jahren waren es durch die Influenza mehr als 4.000.“
Die österreichische Strategie zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie basierte im Wesentlichen auf den Daten der AGES. „Unser Ziel war immer, die Kurve der Neuerkrankungen abzuflachen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern“, sagte Allerberger. Da gehe es zum Beispiel speziell um die Intensivbetten in den Krankenhäusern. Dieses Dämpfen der Kurven sei und werde wahrscheinlich auch in der absehbaren Zukunft gelingen, betonte der Experte.
Die saisonale Schwankung der Infektions- und Erkrankungsraten bei Covid-19 sei aber offenbar überaus stark. Hotspots bei den Infektionen seien gegeben. Allerberger: „Wir haben zum Beispiel europaweit ein Problem mit Diskotheken, mit Fitnessklubs.“ Am Wert der Durchimpfung möglichst vieler Österreicher gehe nichts vorbei. Die Effektivität bei der Verhütung von SARS-CoV-2-Infektionen mit symptomatischem Verlauf liegt bei vollständig Geimpften im Vergleich zu nicht vollständig Geimpften in Österreich bei den über 40-Jährigen laut den AGES-Daten bei mehr als 90 Prozent. Allerberger: „Impfen, impfen, impfen!“
*** Angst ist in der Pandemiebekämpfung ein großer Gegner ***
Das Problem rund um Covid-19 und dessen Wahrnehmung in der Gesellschaft, so Allerberger: Von der Angst komme man nur noch schwer weg. Stattdessen werde man wohl auch in Zukunft mit SARS-CoV-2 leben müssen: „Auch die verbreitete Hoffnung, man könne SARS-CoV-2 wieder ausrotten, ist offenbar falsch. Das geht nicht, wenn etwa 30 Prozent der Infektionen absolut symptomlos verlaufen.“ Die Covid-19-Impfungen verhindern wiederum zu einem hohen Anteil schwere Erkrankungen, bei weitem aber nicht alle Infektionen.
Allerberger überblickt mit jahrzehntelanger Erfahrung fast schon eine zeithistorische Epoche, was die öffentliche Gesundheit angeht: „Als ich 1983 in den Dienst eingetreten bin, hat es in Österreich noch die Bundesstaatlichen bakteriologisch-serologischen Untersuchungsanstalten gegeben“, erzählte er. Ein Thema waren die Salmonelleninfektionen: „Jahrzehntelang musste jeder im Gastgewerbe und in der Lebensmittelindustrie Beschäftigte regelmäßig Stuhlproben abgeben, die untersucht wurden. Das haben wir abgeschafft. Das Problem bei den Salmonellen waren nicht die untersuchten Menschen, sondern die Salmonellen in den Lebensmitteln.“ Gemeinsam mit den Geflügelzüchtern, der Lebensmittelindustrie und dem Handel habe man die Salmonellenproblematik in Österreich unter Kontrolle gebracht.
Das lief auch über einen völlig neuen Stellenwert von Infektionsepidemiologie: „2010 hatten wir einen Listeriose-Ausbruch durch Quargelkäse mit acht Toten“, berichtete Allerberger. Die Identifizierung der Ursache und des steirischen Herstellers erfolgte ausschließlich via Epidemiologie. „Die Opfer waren ältere Männer. Wir haben die Angehörigen gebeten, uns die Einkaufszettel aufzuheben. Und da war der Quargel drauf.“
Ein Beispiel für modernste Analytik, wie der nunmehr in den Ruhestand tretende Experte erzählte: „Durch Genomsequenzierung konnten wir gemeinsam mit dänischen Kollegen einen europaweiten Salmonellenausbruch aufklären. Die Ursache waren aus Honduras importierte Zuckermelonen, die auch in kommerziellen Fruchtsalaten enthalten waren.“ Die Übereinstimmung der Erbsequenzdaten der Erreger aus Proben der Erkrankten und aus den Lebensmittelproben brachte den Durchbruch.
*** Allerberger gelang nicht immer alles ***
Freilich, den Grundsatz, die „Öffentliche Gesundheit“ in jeder Hinsicht auf aktuelle, rationale und sinnvolle Basis zu stellen, konnte Allerberger nicht immer realisieren, wie er abschließend erklärte: „Bei den Trichinen bin ich gescheitert. Noch immer wird jedes einzelne geschlachtete Hausschwein im Rahmen der amtlichen Fleischbeschau auf Trichinen untersucht. Das sind rund 5,5 Millionen pro Jahr. In 40 Jahren haben wir dabei keinen einzigen Trichinennachweis gefunden.“
Was Aufwand und Ergebnisse betreffe, seien in der heutigen Zeit auch die verpflichtenden und alle sechs Wochen durchgeführten teuren Gonokokken-Untersuchungen von registrierten Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern nicht zielführend. Sie liefern laut Allerberger – wie immer – nur eine Momentaufnahme und seien außerdem für die Betroffenen entwürdigend.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1236971365798532544
30.8.2021, Montag
EPIDEMIOLOGIE: Forum Alpbach- Virologe Palese: Acht Virenarten in Zukunft gefährlich – Science-APA, 30.8.2021
Ist die Covid-19-Pandemie in Zukunft erfolgreich bekämpft, sollte man weiterhin auf acht Virenarten aufpassen, die von Tieren auf Menschen überspringen und Pandemien auslösen können, erklärte der österreichische Virenforscher Peter Palese der APA im Vorfeld der Alpbacher Gesundheitsgespräche. Die Chancen stünden gut, mit ihnen zurechtzukommen, immerhin besiegte man in der Vergangenheit etwa tödliche Viruserkrankungen wie die Pocken und Kinderlähmung mit Impfungen.
Die aktuelle Pandemie sei bei weitem noch nicht zu Ende, meint Palese, der an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York forscht. „Bis Juni hat Covid-19 im Jahr 2021 mehr Leben gefordert, als ganz 2020“, sagte er. Die Zahl der Todesopfer liegt (mit 26. August) bei 4,4 Millionen weltweit bei einer Fallzahl von knapp 215 Millionen Menschen. Die Pandemie ist mittlerweile in über 190 Länder vorgedrungen. „Es liegen also immer noch schwierige Zeiten vor uns“, so Palese.
In Zukunft könnten vor allem acht verschiedene Virenarten größere Probleme verursachen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, erklärte der Forscher: Ebola- und Marburg-Viren, die wahrscheinlich von Affen und Nagern übertragen werden und Fieber sowie Blutungen (hämorrhagisches Fieber) auslösen. Weiters nannte er Östliche-Pferdeenzephalomyelitis-Viren, die mit Hilfe von Stechmücken von Vögeln und Pferden zu Menschen wechseln und Gehirnentzündungen bringen. Ebenfalls von Nagern kommen Hantaviren, die vor allem Lungenkrankheiten verursachen. HIV sei weiterhin problematisch, sowie die jährlich variablen Grippeviren (Influenzaviren). Aber auch von SARS-Viren gehe weiterhin Gefahr aus, sowie vom Nipah-Virus, das so wie Grippe- und SARS-Viren über die Atemwege in den Körper kommt. Es ruft Gehirnentzündungen hervor. Diese Krankheit wird auch vom West-Nil-Virus erzeugt, das von Vögeln stammt und von Stechmücken übertragen wird.
*** Hunderte Millionen Tote durch Pocken ***
In der Vergangenheit haben vor allem Virenarten wie Pocken, Masern, Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Influenza Probleme verursacht, betonte Palese. Zwischen 1900 und 1920 seien mehr als 300 Millionen Menschen an Pocken gestorben. Im Vergleich dazu seien sogar die zusammenaddierten Todeszahlen der beiden Weltkriege sowie der Vietnam-, Korea- und Golfkriege viel geringer. Mit vorsätzlich durch Pocken-, Masern- und Mumps-Viren kontaminierten Decken wurde der Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern von den Soldaten aus Europa forciert. Sie töteten damit bedeutend mehr Menschen, als mit ihren Kugeln, erklärte der Virenforscher.
Durch eine weltweite Impfaktion rottete die Weltgesundheitsorganisation jedoch bis 1977 die Pocken aus. Der britische Arzt Edward Jenner hatte einen Impfstoff entwickelt, indem er den Menschen das für sie harmlose Kuhpocken-Virus injizierte, das ihnen eine Immunität gegenüber der Pockenkrankheit brachte. Bereits zu Jenners Zeiten gab es freilich auch Impfgegner, die etwa in einer berühmt-berüchtigten Karikatur den Menschen Hörner und halbe Kühe aus Mund, Nase und Ohren sprießen ließen, die vom Rinderserum herstammen sollten. Ebenfalls gab es damals nicht gerade milden Druck, sich impfen zu lassen. In Stellenanzeigen der damaligen Zeit wurden ausdrücklich immunisierte Bewerber gesucht. „Die Pocken-Impfung war damals also eine Voraussetzung, dass man überhaupt einen Job bekam“, meinte Palese.
*** Vor allem ältere Menschen von Grippeviren betroffen ***
Influenza habe auch kaum weniger schlimme Folgen hinterlassen. Innerhalb von einem Vierteljahr Ende 1918 bis zum Februar 1919 starben 50 bis 100 Millionen Menschen weltweit bei der Grippeviren-Pandemie. Damals waren wie aktuell bei Covid-19 vor allem ältere Menschen betroffen. Davon zeugt unter anderem ein Foto aus einem Dorf in Alaska, auf dem nur die überlebenden Kinder zu sehen sind. „Ihre Eltern und Großeltern waren alle tot“, erklärte der Forscher.
Auch mechanische Beatmungsgeräte, wie sie bei der Behandlung gegen Covid-19 eingesetzt werden, kannte man schon früher, und sie waren damals auch kein Garant für das Überleben. In den 1950er Jahren wurden etwa in den USA die von Poliomyelitis heimgesuchten Patienten in röhrenförmige Aspiratoren gesteckt. „Aber 80 Prozent der Menschen kamen nicht mehr lebend heraus, sie starben alle an Lungenentzündungen“, sagte er: „Pocken und die Kinderlähmung sind nun jedoch Vergangenheit, weil wir eine Impfung dagegen haben, genau so wie gegen die Masern.“ Lediglich Influenza sei noch nicht beseitigt, weil sich dieses Virus ständig ändert.
Für die Zukunft prophezeit Palese einen regelrechten Wettstreit zwischen Viren und Menschen: „Die Evolution wird auch in Zukunft Wellen neu auftretender Viren bringen, und nur wachsame Wissenschafter und weltweite Gesundheitsmaßnahmen werden es uns ermöglichen, ihnen in diesem tödlichen Spiel einen Schritt voraus zu sein“, erklärte der österreichische Forscher.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12877828312151003248
MEDIZIN: Fünftel der Genesenen entwickelt keinen Schutz gegen Virus – Mikroarray-Technologie im Einsatz – Erklärung für Impfdurchbrüche – Science-APA, 30.8.2021
Etwa zwanzig Prozent der von Covid-19 wiedergenesenen Menschen entwickeln keinen Immunschutz gegen SARS-CoV-2. Zu diesem Resultat kamen Forscher der MedUni Wien in einer Studie. Der Schutz, der das Andocken und Eindringen in die Körperzellen verhindert, entsteht nur dann, wenn man Antikörper gegen die gefaltete Rezeptorbindungsdomäne (RBD) des Spikeproteins bilden kann. Manchen Menschen ist das jedoch nicht möglich, wahrscheinlich auch nicht durch die aktuellen Impfstoffe.
Diese Andockstelle ändert sich auch bei Virusmutanten nicht wesentlich, wurde in einer MedUni-Aussendung betont. Abhilfe könnte ein Antigen-basierter, auf RBD abzielender Impfstoff schaffen, der aber noch nicht zur Verfügung steht. Ein Team um Rudolf Valenta und Winfried F. Pickl vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien hatte bereits vor einem Jahr anhand einer ersten Kohorte genesener Covid-19-Patientinnen und -Patienten mit mildem Krankheitsverlauf gezeigt, dass ein beträchtlicher Teil der Infizierten keine schützenden Antikörper gegen SARS-CoV-2 bilden konnte.
*** Mikroarray-Technologie im Einsatz ***
In der nun im Fach-Journal „Allergy“ publizierten Folgestudie analysierten der Allergologe und Immunologe Valenta und sein Team die Antikörperantwort einer größeren Kohorte nach milder und schwerer SARS-CoV-2 Infektion. Die Studie erfolgte mit Hilfe der an der MedUni Wien entwickelten Mikroarray-Technologie, wobei eine Vielzahl an Virus-Antigenen auf einen Chip in mikroskopischer Größe maschinell aufgebracht werden. Zusätzlich wurden überlappende Eiweißbruchstücke (Peptide) dieser Virusantigene darauf fixiert, die das ganze Spikeprotein abdecken, auf dem die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) sitzt. Mit dieser bindet das SARS-CoV-2-Virus an den ACE2-Rezeptor der menschlichen Zellen.
Die Erwartung der Forschenden war, dass eine Immunreaktion auf die Peptide erfolgen würde, jedoch kam es nur gegenüber dem intakten, dreidimensional gefalteten Spikeprotein zu Antikörperbildung. Proteine erhalten ihre dreidimensionale Gestalt nämlich durch den physikalisch bedingten Prozess der Eiweiß-Faltung. Das SARS-CoV-2-Virus benötigt zum Andocken an die Körperzellen offenbar das dreidimensional gefaltete Protein. Ausschließlich eine Antikörper-Antwort gegen das gefaltete Protein, nicht aber gegen Teile davon, schützt gegen die Infektion.
*** Erklärung für Impfdurchbrüche ***
Hohe Antikörperspiegel gegen das gefaltete Spikeprotein und insbesondere gegen die darin enthaltene RBD verhindern die Bindung des Virus an die menschlichen Körperzellen, so die Schlussfolgerung. Wenn jemand jedoch keine Antikörper gegen die gefaltete RBD bilden kann, ist er wenig geschützt. Die Forschenden zeigten auch, dass nur die gefaltete RBD, nicht aber ungefaltete RBD bei Immunisierung einen Immunschutz erzeugt. Da die derzeit in Verwendung stehenden genetischen Impfstoffe eine Infektion nachahmen, ist es daher möglich, dass Impfdurchbrüche durch mangelnde Entwicklung von Antikörpern gegen gefaltetes RBD erklärbar sind.
Menschen, die in ausreichender Menge Antikörper gegen die gefaltete RBD bilden, seien gegen SARS-CoV-2 Infektionen geschützt. Diese Antikörper sind im Blut durch Neutralisationstests gut messbar. Die Produktion dieser Antikörper funktioniere aber bei zwanzig Prozent der Genesenen – und wahrscheinlich auch Geimpften – nicht. „Die Entwicklung eines mittels Helfer-Eiweißes verstärkten, auf RBD basierenden Antigen-Impfstoffes ist dringend erforderlich. Dieser würde in großer Effektivität RBD-spezifische und damit neutralisierende Antikörper induzieren, deren Spiegel durch Auffrischungsimpfungen hochgehalten werden könnte“, erläuterte Valenta. So ließe sich auch die „Achillesferse“ des Virus ausnützen, dessen Andockstelle sich bei Mutationen nicht wesentlich ändere, betonte der Mediziner.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/685156133359474950
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Delta-Variante verdoppelt das Hospitalisierungsrisiko – Deutsches Ärzeblatt, 30.8.2021
Die hoch ansteckende Delta-Variante von SARS-CoV-2 hat nach ihrer Einschleppung in England nicht nur die Alpha-Variante innerhalb weniger Wochen verdrängt. Es ist auch zu einem Anstieg der Krankenhaus- und Intensivbehandlungen gekommen, wie ein Abgleich der sequenzierten Viren mit den Klinikbehandlungen in Lancet Infectious Diseases (2021; DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00475-8) zeigt.
Die Delta-Variante hat sich seit Ende März in England rasch durchgesetzt. Gehörten in der Kalenderwoche 13 Ende März noch 99,8 % der sequenzierten Viren zur Alpha-Variante, so betrug der Anteil von Delta in der Kalenderwoche 20 Mitte Mai bereits 65 %.
Experten führen die offenbar höhere Fitness von Delta auf eine stärkere Bindung an den ACE2-Rezeptor zurück, die den Eintritt in die Zellen erleichtert und die Produktion neuer Viren beschleunigt. Eine durch Mutationen beschleunigte Infektiosität und Übertragbarkeit war von Virologen im Verlauf der Epidemie erwartet worden.
Ein anderes erwartetes Phänomen scheint jedoch ausgeblieben zu sein. Im Interesse des Virus wäre es gewesen, den Wirt so wenig wie möglich zu schädigen, da nur ein überlebender Patient die Viren weitertragen kann. Ein Schnupfen wäre effektiver als eine Lungenentzündung.
Dieses Gesetz scheint jedoch vorerst für SARS-CoV-2 nicht zu gelten. Die jetzt von Katherine Twohig von Public Health England in London und Mitarbeitern vorgestellten Daten zeigen im Gegenteil, dass Patienten mit einer Delta-Infektion häufiger im Krankenhaus und auf Intensivstation behandelt werden müssen.
Die Forscher haben den klinischen Verlauf von 43.338 Patienten recherchiert, deren Viren sequenziert worden waren. Von den 34.656 Patienten, die mit der Alpha-Variante infiziert waren, wurden 764 oder 2,2 % innerhalb der nächsten 14 Tage im Krankenhaus behandelt. Der Anteil war in etwa gleich hoch wie bei der Delta-Variante, wo 196 von 8.682 Patienten (2,3 %) im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Die mit der Delta-Variante infizierten Patienten waren jedoch jünger, und sie wiesen andere Faktoren auf, die ihre Anfälligkeit für eine schwere Erkrankung eigentlich herabsetzen sollten. Nach Berücksichtigung dieser Faktoren ermittelt Twohig eine adjustierte Hazard Ratio von 2,26, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,32 bis 3,89 signifikant war. Das Hospitalisierungsrisiko könnte demnach mehr als doppelt so hoch sein wie bei der Alpha-Variante.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Twohig, wenn sie die Besuche der Notfallambulanzen (die nicht immer zur Hospitalisierung führen) in die Analyse einbezog: 498 Patienten (5,7%) mit der Delta-Variante stehen hier 1.448 (4,2%) Patienten mit der Alpha-Variante gegenüber. Die adjustierte Hazard Ratio betrug 1,45 (1,08 bis 1,95).
Auffällig ist, dass die meisten mit Alpha oder Delta infizierten Personen ungeimpft waren: Nur 794 von 43.338 Infizierten (1,8 %) hatten beide Impfdosen erhalten, 10.466 (24,2 %) waren einmal geimpft, die übrigen 32.078 (74 %) waren nicht geimpft.
Eine Aufschlüsselung nach dem Impfstatus ergab, dass ungeimpfte Personen (sowie solche, deren 1. Dosis keine 21 Tage zurücklag,) bei einer Infektion mit der Delta-Variante mehr als doppelt so häufig im Krankenhaus behandelt wurden wie Ungeimpfte nach einer Infektion mit der Alpha-Variante (adjustierte Hazard Ratio 2,32; 1,29 bis 4,16).
Es steht zu befürchten, dass auch Durchbruchinfektionen schwerer verlaufen. Die Zahl war allerdings so gering, dass Twohig hierfür keine Zahlen vorlegen konnte. Für die Personen, deren 1. Impfung mindestens 21 Tage zurücklag, betrug die adjustierte Hazard Ratio nicht-signifikante 1,94 (0,47 bis 8,05).
Die Botschaft der Studie lautet, dass Erkrankungen mit der Delta-Variante schwerer verlaufen und auch geimpfte Personen vermutlich nicht vor einer schweren Erkrankung gefeit sind, auch wenn die Impfung das Risiko deutlich senkt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126779/SARS-CoV-2-Delta-Variante-verdoppelt-das-Hospitalisierungsrisiko
SIEHE DAZU:
=> Risiko für Krankenhauseinweisung bei Delta doppelt so hoch – Science-APA, 28.8.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17559575284368038327
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Antikörper-Duo kann Hospitalisierung verhindern – Deutsches Ärzeblatt, 30.8.2021
Eine frühzeitige Behandlung mit monoklonalen Antikörpern kann Risikopatienten bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 häufig vor einer Hospitalisierung bewahren. Eine US-Klinikkette berichtet in EClinicalMedicine (2021; DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.101102) über ihre Erfahrungen mit Casirivimab plus Imdevimab.
Monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV-2 sind vor allem in der Frühphase einer Infektion hilfreich, wenn der Körper noch keine eigenen Antikörper gebildet hat. Die Infusion sollte deshalb in den ersten 10 Tagen erfolgen. Die Behandlung kommt aus Kostengründen nur für Patienten infrage, die ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Verlauf haben.
Die Mayo-Kliniken in den Bundesstaaten Arizona, Florida, Minnesota und Wisconsin haben kurz nach der Zulassung des ersten Präparates das Behandlungsprogramm MATRx („Mayo Clinic Monoclonal Antibody Treatment“) begonnen. Zunächst wurde der Antikörper Bamlanivimab eingesetzt – mit gutem Erfolg.
Wie ein Team um Raymund Razonable von der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota kürzlich im Journal of Clinical Investigation (2021; DOI: 10.1172/JCI151697) berichtete, konnte die Häufigkeit von Hospitalisierungen um 40 % bis 60 % gesenkt werden. Eine Monotherapie mit Bamlanivimab wird heute nicht mehr durchgeführt, da die Gefahr einer Resistenz als zu hoch eingeschätzt wird.
Die Klinik verwendet inzwischen eine Kombination aus Casirivimab und Imdevimab. Zwischen dem 4. Dezember 2020 und dem 9. April 2021 wurden 696 Patienten behandelt. Razonable vergleicht die Ergebnisse in einer retrospektiven Analyse mit einer gleichen Anzahl von SARS-CoV-2 Patienten, die keine Antikörperbehandlung erhalten hatten.
Ein „propensity score matching“ sollte dabei sicherstellen, dass nur Patienten mit gleichen Eigenschaften gegenübergestellt wurden. Die Evidenz ist geringer als in einer randomisierten Studie (da nicht garantiert werden kann, dass Unterschiede übersehen wurden). Die Untersuchung kann jedoch klären, ob sich die Behandlung im klinischen Alltag bewährt. Dies scheint nach den jetzt vorliegenden Erfahrungen der Fall zu sein.
Die Infusion von Casirivimab/Imdevimab erfolgte im Durchschnitt 2,61 Tage nach dem positiven PCR-Test. Alle Patienten wiesen Begleiterkrankungen auf: Am häufigsten waren dies eine Hypertonie (52,4 %), ein Body-Mass-Index über 35 kg/m2 (31,0 %), ein Diabetes mellitus (24,6 %), eine chronische Lungenerkrankung (22,1 %), eine chronische Nierenerkrankung (11,4 %), eine chronische Herzinsuffizienz (6,6 %) oder eine geschwächte Immunfunktion (6,7 %).
Endpunkt der Studie war die Häufigkeit von Hospitalisierungen. Wie Razonable berichtet, mussten nach Tag 14 nur 1,3 % der Patienten, die die Infusion mit Casirivimab/Imdevimab erhalten hatten, im Krankenhaus behandelt werden gegenüber 3,3 % der nicht behandelten Gruppe.
An Tag 21 waren es 1,3 % versus 4,2 % und nach 28 Tagen 1,6 % versus 4,8 % der Patienten. Die Infusionen von Casirivimab/Imdevimab hatten das Risiko eines Krankenhausaufenthalts um 60 % bis 70 % gesenkt, wobei die Unterschiede laut Razonable zu allen 3 Zeitpunkten signifikant waren.
Bis zum Tag 28 wurden 5 der mit Casirivimab/Imdevimab behandelten Patienten auf der Intensivstation aufgenommen, verglichen mit 7 in der Kontrollgruppe. In der Casirivimab/Imdevimab-Gruppe starb nur 1 Patient gegenüber 4 in der Kontrollgruppe. Die Fallzahlen waren für eine statistische Auswertung zu niedrig.
Die Verträglichkeit von Casirivimab/Imdevimab war gut: 4 Patienten berichteten über Fieber, 2 über Kurzatmigkeit und 2 über Übelkeit. Ein Patient klagte über Brustschmerzen, Kopfschmerzen oder Flushing. Alle Nebenwirkungen waren mild. Anaphylaxien traten nicht auf. Razonable ist deshalb mit den Ergebnissen der Behandlung zufrieden, auch wenn für eine endgültige Einschätzung weitaus größere Behandlungszahlen notwendig wären.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126826/SARS-CoV-2-Antikoerper-Duo-kann-Hospitalisierung-verhindern
INTERNATIONAL: WHO und Unicef gegen neue Schulschließungen wegen Corona – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef haben sich vehement gegen weitere Schulschließungen in der Europa-Region ausgesprochen. Kinder hätten in den vergangenen 20 Monaten „massiv gelitten“, sagte WHO-Europa-Direktor Hans Kluge heute bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen.
Zu den Maßnahmen, um die Schulen offenzuhalten, gehören laut WHO Impfangebote für Lehrpersonal und Kinder ab zwölf Jahren, gute Lüftung in den Klassenzimmern, möglichst kleine Klassen, Abstand halten und regelmäßiges Testen.
„Die Pandemie hat für die „katastrophalste Unterbrechung der Schulausbildung in der Geschichte gesorgt“, sagte Kluge. Der Schulbetrieb sei neben dem üblichen Lernstoff absolut wichtig für die seelische Gesundheit und soziale Kompetenz von Minderjährigen. Schulen machten Kinder zu zufriedenen und produktiven Mitgliedern der Gesellschaft.
Ebenfalls Sorge bereitet der WHO eine Verlangsamung der Impfkampagnen. Bislang sei ungefähr die Hälfte der Bevölkerung in der Region geimpft worden. Doch in den vergangenen sechs Wochen habe das Tempo abgenommen, so Kluge.
Hintergrund seien die unzureichende Produktion von Impfstoffen, mangelnder Zugang und ungenügende Akzeptanz. Besonders Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen müssten mit einer Impfrate von nur sechs Prozent noch aufholen.
Teilweise sei dort erst einer von zehn Beschäftigten im Gesundheitsbereich vollständig geimpft. Der Belgier rief wohlhabende Länder in der Region dazu auf, nicht zu warten, bis das Verfalldatum nahe, bevor überschüssige Impfstoffdosen gespendet würden. „Horten Sie keine Impfstoffe“, so Kluge.
Die Gesundheitsbehörden in den Mitgliedsländern rief der WHO-Regionaldirektor dazu auf, „maßgeschneiderte Interventionen auf lokaler Ebene“ einzuführen, um die Akzeptanz zu erhöhen „Impfskeptizismus und Wissenschaftsleugnung halten uns davon ab, diese Krise in den Griff zu bekommen, dienen keinerlei Zweck und sind gut für niemanden.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126821/WHO-und-Unicef-gegen-neue-Schulschliessungen-wegen-Corona
INTERNATIONAL: Mögliche Pandemie-Folge: Geburtenrate in manchen Ländern gesunken – Science-APA, 30.8.2021
In einigen Ländern sind einer Analyse zufolge im Zuge der Corona-Pandemie womöglich die Geburtenraten merklich gesunken. Dies gelte unter anderem für Italien, Ungarn, Spanien und auch Österreich, berichten Forschende im Fachmagazin „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). In Ländern wie Deutschland, Norwegen, Schweden und der Schweiz sei die Geburtenrate hingegen gleich geblieben oder sogar leicht gestiegen.
Die Wissenschafter um Arnstein Aassve von der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi Mailand hatten für 22 Länder mit hohem Einkommen die monatlichen Geburtendaten analysiert. Für die Monate von November 2020 – also etwa neun Monate nach Beginn der Pandemie – bis März 2021 glichen sie die Werte mit denen der gleichen Monate ein Jahr zuvor ab, zudem wurden Modelle zur Berücksichtigung der Saisonalität und langfristiger Trends einbezogen.
Die Geburtenrate sank der Analyse zufolge in Italien um 9,1 Prozent, in Ungarn um 8,5, in Spanien um 8,4 und in Portugal um 6,6 Prozent. Auch für Belgien, Österreich und Singapur habe die Berechnung einen merklichen Rückgang ergeben. Insgesamt sei in sieben von 22 untersuchten Ländern ein deutlicher, wohl auf die Coronakrise zurückzuführender Rückgang festzustellen.
*** Rückgang könnte noch viel deutlicher ausfallen ***
Es handle sich allerdings um vorläufige Ergebnisse, die erst noch bestätigt werden müssten, so die Forschenden. Zudem böten die derzeit verfügbaren Daten lediglich Informationen zu den Entscheidungen von Paaren in der ersten Corona-Welle, eine Einschätzung über den weiteren Verlauf sei noch nicht möglich. Nach ihrer Vermutung werde der Rückgang in der Gesamtschau der Pandemie noch viel deutlicher ausfallen.
Deutliche Folgen gibt es wohl in ärmeren Ländern. Experten der Weltbank waren zu dem Schluss gekommen, dass der Wirtschaftsabschwung im Zuge der Corona-Krise im vergangenen Jahr den Tod von mehr als 260.000 Babys vor allem in ärmeren Ländern der Welt zur Folge hatte. Zugrunde liegen der kürzlich im Fachmagazin „BMJ Open“ vorgestellten Modellierungsstudie zufolge Mechanismen wie schlechtere Pflege und Ernährung in verarmenden Haushalten. Auch ein eingeschränkter Zugang und eine schwindende Qualität bei Gesundheitsdiensten im Zuge der Wirtschaftskrise seien ein Faktor.
*** Zahl in Armut lebender Menschen gestiegen ***
Die Zahl in Armut lebender Menschen stieg demnach im vergangenen Jahr um rund 120 Millionen. In den 128 untersuchten Ländern mit mittleren und niedrigen Durchschnittseinkommen seien rund 267.000 bis zu zwölf Monate alte Kinder infolge des coronabedingten Wirtschaftsabschwungs gestorben – und damit rund sieben Prozent mehr als im Mittel der Vorjahre. Mit mehr als einem Drittel – rund 100.000 – der zusätzlichen Todesfälle entfielen die weitaus meisten auf Indien.
Laut einer bereits im Frühjahr publizierten Studie des Demographen Tomas Sobotka von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) entsprach in Österreich die Entwicklung ziemlich genau dem durchschnittlichen Trend aller analysierter Staaten: Vor Beginn der Auswirkungen der Pandemie gab es leicht rückläufige Geburten, ab November 2020 dann einen stärkeren Abfall (zunächst minus vier, dann minus 5,5, Prozent). Ein ähnliches Bild habe sich in den Vereinigten Staaten, in Belgien und in Frankreich ergeben – auch dort hat sich der Abwärtstrend in den Geburtenzahlen beschleunigt. In keinem einzigen der untersuchten Länder in der ganzen Welt seien die Geburtenzahlen neun Monate nach Ausbruch der Pandemie bis Jahresbeginn 2021 gestiegen – zum Teil gab es deutliche Einbrüche wie etwa in Spanien (minus 20 Prozent). Für diese Studie mit Beteiligung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock und des Wiener Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital konnten sie für zehn Länder Geburtendaten bis Dezember 2020, für weitere zehn bis Jänner 2021 und für zwei bis Februar 2021 auswerten – darunter 15 EU-Staaten (inklusive Österreich) sowie die Schweiz, die USA, Russland, Südkorea, Taiwan, Norwegen und die Ukraine.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/11658407660180217029
SIEHE DAZU:
=> Studie: Early assessment of the relationship between the COVID-19 pandemic and births in high-income countries, PNAS 118 (2021) 36, DOI: 10.1073/pnas.2105709118
QUELLE: https://www.pnas.org/content/118/36/e2105709118
SIEHE DAZU:
=> Mögliche Pandemiefolge: Geburtenrate in manchen Ländern gesunken – Deutsches Ärzteblatt, 31.8.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126782/Moegliche-Pandemiefolge-Geburtenrate-in-manchen-Laendern-gesunken
USA: US-Geheimdienste können Coronaursprung in Bericht nicht klären – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
Die US-Geheimdienste haben ihren mit Spannung erwarteten Bericht zum Ursprung des Coronavirus veröffentlicht – und kein eindeutiges Ergebnis präsentieren können. In dem am vergangenen Freitag publik gemachten Bericht werden sowohl eine Übertragung von Tier zu Mensch als auch ein Laborunfall in China als „plausible Hypothesen“ bezeichnet.
Für eine abschließende Bewertung fehlten klinische Proben oder Daten zu den frühen Infektionsfällen in China, erklärten die Geheimdienste. Die Nachrichtendienste seien „weiterhin gespalten“ in der Frage, was der „wahrscheinlichste Ursprung“ der Coronapandemie sei, hieß es in dem Bericht.
Vier US-Geheimdienste kommen demnach mit „niedriger“ Sicherheit zu dem Schluss, dass die Pandemie auf eine Virusübertragung von Tier zu Mensch zurückgeht. Zwei andere Geheimdienste gehen dagegen mit „mittlerer“ Sicherheit davon aus, dass ein Laborunfall zu der Pandemie führte.
Analysten in drei anderen Diensten wiederum konnten sich nicht auf eine Zuordnung einigen. Grund für die Unterschiede sei die unterschiedliche Gewichtung der „nachrichtendienstlichen Berichte und wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie der nachrichtendienstlichen und wissenschaftlichen Lücken“, hieß es.
In dem von US-Präsident Joe Biden angeforderten Bericht der Nationalen Geheimdienstdirektion wird allerdings ausgeschlossen, dass das Coronavirus als „biologische Waffe“ entwickelt wurde. Die meisten Geheimdienste gehen auch nicht davon aus, dass das Virus durch Genmanipulation entstand – auch wenn zwei Dienste sich diesem Urteil nicht anschließen wollten, weil die Sachlage nicht ausreichend eindeutig sei.
Hervorgehoben wird in dem Bericht schließlich, „dass Chinas Regierungsvertreter vor dem ursprünglichen Ausbruch von COVID-19 keine vorherige Kenntnis über das Virus“ hatten. Biden hatte den Bericht vor drei Monaten bei seinen Geheimdiensten in Auftrag gegeben. Das Dokument wurde diese Woche in einer geheimen Fassung dem Weißen Haus vorgelegt. Freigegeben wurde nun eine für die Öffentlichkeit bestimmte redigierte Zusammenfassung.
Biden warf China nach der Veröffentlichung vor, nach wie vor wichtige Informationen zum Ursprung der Pandemie zurückzuhalten. Chinesische Regierungsvertreter hätten internationale Ermittler und die internationale Gesundheitsgemeinschaft von Anfang an am Zugang zu solchen Informationen gehindert. „Bis heute weist die Volksrepublik China Forderungen nach Transparenz zurück und hält Informationen zurück“, erklärte der Präsident.
„Unsere Bemühungen, die Ursprünge dieser Pandemie zu verstehen, werden nicht ruhen“, versprach Biden. „Wir werden alles uns Mögliche tun, um die Wurzeln dieses Ausbruchs aufzuspüren, der weltweit so viel Schmerz und Tod verursacht hat.“ Dies sei notwendig, um eine neue Pandemie zu verhindern.
Die Coronapandemie, der mittlerweile weltweit rund 4,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, hatte Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan ihren Ausgang genommen. Schon bald war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan entwichen sein könnte, in dem an Coronaviren geforscht wird. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch.
Die chinesische Botschaft in Washington wies die Vorwürfe erneut zurück, Peking halte Informationen über das Coronavirus unter Verschluss. Der Bericht der US-Geheimdienste zeige einmal mehr die Entschlossenheit Washingtons, „den falschen Weg der politischen Manipulation“ fortzusetzen, erklärte sie. Ziel des Berichts sei es, die Volksrepublik als „Sündenbock“ abzustempeln.
Erst im Januar dieses Jahres konnte ein Team internationaler Experten im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Wuhan besuchen – mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Ihr Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse. Die sogenannte Labortheorie stuften die WHO-Experten als „extrem unwahrscheinlich“ ein.
An der Untersuchung und dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Viele Länder äußerten Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China Zugang zu wichtigen Daten verwehrt worden sei.
Weitere Untersuchungen, wie auch von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gefordert, lehnt die chinesische Regierung vehement ab. Bidens Vorgänger Donald Trump war ein großer Verfechter der Labortheorie. Kritikern zufolge wollte er damit aber hauptsächlich vom eigenen Versagen in der Pandemie ablenken.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126796/US-Geheimdienste-koennen-Coronaursprung-in-Bericht-nicht-klaeren
USA: Delta-Variante: Ungeimpfter Lehrer nimmt Mundschutz ab und infiziert die Hälfte der Schulklasse – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
Ein Ausbruch an einer kleineren Schule in einer ländlichen Gegend in Kalifornien illustriert, wie rasch sich die Delta-Variante auch vor dem Hintergrund einer hohen Impfquote und trotz Maske und Luftfiltern in den Klassenräumen ausbreiten kann. Laut dem Bericht im Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR 2021; DOI: 10.15585/mmwr.mm7035e2) hat ein ungeimpfter Lehrer dort 26 Schüler und Kollegen infiziert.
Der Marin County im Speckgürtel von San Francisco (mit einem Pro-Kopf-Einkommen von mehr als 91.000 US-Dollar der fünftreichste County in den USA) hat eine hohe Impfquote. In der nicht näher identifizierten Ortschaft waren zur Zeit des Ausbruchs 72 % der Impfberechtigten vollständig geimpft.
Der Lehrer (oder die Lehrerin) einer Grundschulklasse gehörte wie seine Schüler nicht dazu. Der Lehrer hatte am 19. Mai erste Symptome gehabt, aber dennoch 2 weitere Tage unterrichtet, bevor er sich am 21. Mai testen ließ.
Während dieser Zeit hatte er wenigstens einmal im Unterricht seinen Mundschutz abgenommen, um den Kindern laut vorzulesen. Am 23. Mai kam es zu weiteren Erkrankungen unter Schülern, Lehrern, Eltern und Geschwistern. Die Gesundheitsbehörde des Countys leitete am 26. Mai eine Untersuchung ein, bei der auch die Genome von SARS-CoV-2 einzelner positiver Abstriche sequenziert wurden.
In der Klasse des Lehrers befanden sich 24 Schüler, von denen 22 getestet wurden. Alle waren ungeimpft, weil sie unter der Altersgrenze lagen. Insgesamt 12 Kinder waren positiv. Von den 10 Kindern der vorderen beiden Tischreihen waren 8 infiziert (80 %).
Nur 1 Kind wurde negativ getestet (das 10. Kind war nicht getestet worden). In den 3 hinteren Reihen hatten sich 4 von 14 Kindern (28 %) infiziert. Insgesamt hatte der Lehrer, möglicherweise weil er beim Vorlesen die Maske abgenommen hatte, 22 Kinder (55 %), also mehr als jedes zweite Kind in der Klasse infiziert.
Zwischen dem 24. Mai und dem 1. Juni wurden in einer anderen Klasse 6 von 18 Schülern, die ebenfalls noch zu jung für eine Impfung waren, positiv getestet. Hinzu kamen noch einmal 8 Infektionen bei Eltern und Geschwistern der Schüler aus den beiden Klassen. Unter diesen zusätzlichen Fällen waren 3 Personen, die vollständig geimpft waren, also eine Durchbruchinfektion erlitten hatten. Der Lehrer, der den Ausbruch verursacht hatte, begab sich am 23. Mai nach Eintreffen des PCR-Testergebnisses in Quarantäne.
Zur Epidemie kam es, obwohl an der Schule für Schüler und Lehrer eine Maskenpflicht bestand (an die sich die Kinder nach Aussagen der Eltern auch hielten). Die Kinder hatten in den Klassenräumen an Einzeltischen gesessen, die vorschriftsmäßig in einem Abstand von 6 Fuß (1,82 m) standen. Alle Klassenräume der Schule verfügten über mobile Luftfilter und die Fenster wurden offen gelassen.
Tracy Lam-Hine vom Marin County Department of Public Health in San Rafael/Kalifornien und Mitarbeiter veranlassten, dass alle Kinder und das gesamte Personal getestet wurden sowie die Eltern und Geschwister der infizierten Kinder. Alle Infizierten wurden für 10 Tage isoliert, alle Kontaktpersonen aus der Schule oder dem persönlichen Umfeld wurden in häusliche Quarantäne geschickt. Die beiden Klassenräume wurden desinfiziert und für eine Woche geschlossen.
Von den insgesamt 27 Infizierten berichteten 22 (81 %) über Symptome. Am häufigsten waren Fieber (41 %), Husten (33 %), Kopfschmerzen (26 %) und Halsschmerzen (26 %). Die Behörden ließen in 18 Isolaten das Genom von SARS-CoV-2 komplett sequenzieren.
In allen Isolaten wurde die Variante B.1.617.2 (Delta) gefunden: 11 Isolate hatten die identische Gensequenz, bei den 7 anderen wurde eine einzelne Mutation gefunden. Die Genomsequenzierung war deshalb nur eine geringe Hilfe bei der phylogenetischen Analyse. Daran, dass der Lehrer die Hälfte der Klasse mit der Delta-Variante infizierte, dürfte jedoch kein Zweifel bestehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126825/Delta-Variante-Ungeimpfter-Lehrer-nimmt-Mundschutz-ab-und-infiziert-die-Haelfte-der-Schulklasse
JAPAN: Verunreinigte Moderna-Ampullen womöglich für zwei Todesfälle verantwortlich – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
Inmitten von Untersuchungen zu womöglich durch verunreinigten Impfstoff verursachte Todesfälle hat Japan weitere Moderna-Ampullen aus dem Verkehr gezogen: In den Präfekturen Okinawa und Gunma wurden erneut „Fremdstoffe“ in einigen Ampullen des Coronavakzins festgestellt, wie die örtlichen Behörden gestern mitteilten.
Am Tag zuvor hatte das Gesundheitsministerium erklärt, dass es den möglichen Zusammenhang zwischen verunreinigten Moderna-Ampullen und dem Tod von zwei Männern untersuche.
Während Okinawa die Impfungen mit Moderna in dem betroffenen Impfzentrum in der Stadt Naha vollständig aussetzte, kamen in Gunma nur die verunreinigten Ampullen nicht mehr zum Einsatz. „Wir verwenden weiterhin Moderna-Chargen, die nicht von dem Vorfall betroffen sind“, sagte ein mit dem Fall betrauter Beamter.
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Japan die Verwendung von drei ganzen Moderna-Chargen mit insgesamt 1,63 Millionen Dosen des Coronaimpfstoffs gestoppt. Um welche Art von Verunreinigungen es sich handelt, soll ein dafür qualifiziertes Labor feststellen. Erste Ergebnisse werden am Anfang der Woche erwartet, wie der US-Hersteller Moderna und sein japanischer Vertriebshändler Takeda mitteilten.
Das Gesundheitsministerium untersuchte derweil weiter den Tod von zwei Männern im Alter von 30 und 38 Jahren. Beide waren kürzlich nach ihrer zweiten Impfdosis gestorben – die Vakzine stammten aus den später zurückgezogenen Chargen. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Beweise dafür, dass diese Todesfälle durch den Moderna-COVID-19-Impfstoff verursacht wurden“, erklärten Moderna und Takeda vorgestern.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126792/Verunreinigte-Moderna-Ampullen-womoeglich-fuer-zwei-Todesfaelle-verantwortlich
INDIEN: Mehr als zehn Millionen Menschen in Indien an einem Tag geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
In Indien sind zum ersten Mal über zehn Millionen Menschen an einem einzigen Tag geimpft worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von vorgestern wurde die Marke am Vortag überschritten.
Premierminister Narendra Modi feierte den Meilenstein als „bedeutsame Leistung“ für sein Land. Modis Regierung steht seit dem Tod von mehr als 200.000 Menschen durch Corona bei einer weitgehend ungebremsten Infektionswelle im April und Mai in der Kritik.
Sie hatte es sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres etwa 1,1 Milliarden Erwachsene zu impfen; Lieferengpässe, Verwaltungschaos sowie die Skepsis bei vielen Bürgern haben die Impfkampagne jedoch massiv behindert. Seit Beginn der Kampagne im Januar sind erst 15 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft.
Nach der Coronakrise im Frühling waren die Infektionszahlen massiv gefallen, allen Warnungen der Experten zum Trotz hoben die Behörden daraufhin viele der Coronabeschränkungen wieder auf. Inzwischen steigt die Zahl der neuen Infektionsfälle wieder deutlich an. Vorgestern meldeten die Behörden 46.000 neue Fälle binnen eines Tages, so viele wie seit zwei Monaten nicht mehr.
Das 1,3 Milliarden Einwohner zählende südasiatische Land hat offiziell bisher 437.370 Todes- und mehr als 32 Millionen Infektionsfälle registriert. Experten gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer mindestens viermal so hoch sein könnte, weil nur wenige Fälle überhaupt entdeckt und gemeldet werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126795/Mehr-als-zehn-Millionen-Menschen-in-Indien-an-einem-Tag-geimpft
ISRAEL: Dritte Coronaimpfung für Israelis über zwölf – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
In Israel können künftig alle Bürger von zwölf Jahren an eine dritte Impfdosis gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 erhalten. Das teilte Ministerpräsident Naftali Bennett gestern mit. Er sprach von einem „Privileg, das es in keinem anderen Land gibt“.
Zuletzt galt eine Altersgrenze von 30 Jahren für die Auffrischungsimpfung, es müssen außerdem mindestens fünf Monate seit der zweiten Impfung vergangen sein.
Zwei Millionen von mehr als neun Millionen Israelis hätten bereits eine dritte Impfdosis erhalten, sagte Bennett. „Es gibt bereits Ergebnisse: Der Anstieg an schweren Erkrankungen hat sich verlangsamt.“ Knapp 59 Prozent sind zweifach geimpft.
In Israel wird fast ausschließlich das Präparat von Biontech/Pfizer verwendet. Seit Ende Juli verabreicht das Land als erstes weltweit dritte Impfungen gegen das Coronavirus.
Hintergrund der Entscheidung für eine dritte Impfung sind Zahlen des Gesundheitsministeriums, wonach die Effektivität der Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen hat.
Gleichzeitig verbreitete sich die Delta-Variante, die als besonders ansteckend gilt. Vom 1. Oktober an soll der sogenannte Grüne Pass nach Medienberichten für nur zweifach Geimpfte auslaufen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126790/Dritte-Coronaimpfung-fuer-Israelis-ueber-zwoelf
EUROPA: Corona: WHO-Regikonaldirektor für Europa rechnet mit 236.000 Opfern in Europaregion bis Dezember – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet in der Europaregion mit 236.000 Todesfällen durch COVID-19 von Ende August bis zum 1. Dezember. Das sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge bei einer Pressekonferenz heuet in Kopenhagen.
In der Region, die 53 Länder in Europa, dem Kaukasus und Zentralasien umfasst, sei die Zahl der Todesfälle allein in der vergangenen Woche um elf Prozent gestiegen, so der Belgier. Die Prognose stammt vom Institute for Health Metrics and Evaluation der Universität von Washington in Seattle.
Hintergrund für den Anstieg seien vor allem die hochansteckende Delta-Variante, Lockerungen der Corona-Maßnahmen in vielen Ländern und das erhöhte Reiseaufkommen über den Sommer, sagte Kluge.
Besonders in den Ländern des Balkans, des Kaukasus und in Zentralasien sei ein steiler Anstieg der Neuinfektionen zu verzeichnen, so Kluge weiter.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126819/Corona-WHO-rechnet-mit-236-000-Opfern-in-Europaregion-bis-Dezember
DEUTSCHLAND: Hausärzteverband beklagt abflauendes Interesse an Coronaimpfungen – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
Die Nachfrage nach Coronaimpfungen ist nach Angaben des Hausärzteverbandes deutlich niedriger als in der ersten Hälfte des Jahres. „Der Impfturbo, den wir im Frühjahr und bis zum Juli hinein erlebt hatten, ist definitiv abgeflaut“, sagte Bundesvorstandsmitglied Armin Beck den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
„Während einzelne Kolleginnen und Kollegen uns zuvor noch von 300 oder sogar 500 Anfragen wöchentlich berichteten, erhalten viele mittlerweile nur noch zögerliche 30 oder weniger“, sagte Beck.
Hinzu komme, dass die Beratung bei vielen Patienten deutlich aufwändiger geworden sei, da der Anteil der klaren Impfbefürworter unter den Ungeimpften mit Voranschreiten der Impfkampagne stark abgenommen habe.
„Den bisher nicht geimpften Patienten diese näherzubringen, nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagte der Mediziner, der auch Vorsitzender des Hausärzteverbands Hessen ist. Hier sei „viel Überzeugungsarbeit zu leisten“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126797/Hausaerzteverband-beklagt-abflauendes-Interesse-an-Coronaimpfungen
DEUTSCHLAND: 3G-Regel in Zügen weiterhin in der Debatte – Deutsches Ärzteblatt, 30.8.2021
In der Bundesregierung gibt es Streit über eine Einführung der sogenannten 3G-Regel auch für Fernzüge wie ICE und Intercity. Dann wäre eine Fahrt nur für Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete mit entsprechendem Beleg möglich. Drei unionsgeführte Ministerien machten erhebliche Bedenken geltend.
Eine Durchsetzung wäre „praktisch nicht durchführbar“, heißt es in einem Papier des Verkehrs-, Gesundheits- und Innenressorts. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält 3G in Fernzügen aber weiter für eine „mögliche und sinnvolle Maßnahme“, wie Regierungssprecher Steffen Seibert sagte.
Die Regierung hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, 3G-Vorgaben für Fernzüge und Inlandsflüge zu prüfen, die bereits für bestimmte Innenräume gelten. In dem Papier erläutern die drei Ministerien, Wesensmerkmal des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs sei der offene Zugang.
Fahrgäste würden nicht beim Einstieg kontrolliert und müssten sich nirgendwo registrieren oder einen festen Sitzplatz reservieren. „Eine Kontrolle beim Einstieg ist aufgrund der kurzen Haltezeiten ausgeschlossen.“ Auch während der Fahrt finde weder im Fern- noch im Nahverkehr eine vollständige Ticketkontrolle statt.
Selbst wenn punktuelle Kontrollen durchgeführt werden würden, könne Verstößen „nur mit Unterstützung der Bundespolizei und/oder des Sicherheitspersonals der Bahnen begegnet werden. Die Sanktion kann nur ein Beförderungsverbot/-ausschluss sein, die an der nächsten Haltestelle durchgesetzt werden müsste“.
In dem Papier heißt es weiter, auch wegen der Maskenpflicht im öffentlichen Personenverkehr seien mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass weder das Zugpersonal noch die Fahrgäste einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt seien.
Ein Sprecher des Verkehrsministeriums (BMVI) sagte, auch zur Einführung der 3G-Regel bei Inlandsflügen gebe es rechtliche Bedenken. Rein praktisch gebe es aber eine andere Lage als bei Fernzügen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte gestern Abend beim Fernsehsender Bild TV zu 3G in Zügen: „Ich sehe es nicht kommen.“ Dies sei das Ergebnis einer Prüfung durch die Fachressorts. Allerdings betonte Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) gestern Abend im TV-Triell von RTL und ntv mit Blick auf die Prüfung in der Regierung: „Der Wunsch von mir und der Kanzlerin ist, dass es klappen soll.“
Regierungssprecher Seibert sagte angesichts steigender Coronazahlen: „Wir müssen doch darüber nachdenken, was wir tun können, um diesen Anstieg auch wieder zu dämpfen oder zu stoppen.“ Er verwies auf eine 3G-Regelung in Fernzügen in Frankreich, Italien plane dies ab Anfang September. Dort sei dies nicht unmöglich oder unkontrollierbar.
„Insofern ist die Bundeskanzlerin weiter der Meinung, dass 3G in Fernzügen und auf Inlandsflügen eine mögliche und sinnvolle Maßnahme sein kann“, sagte Seibert. Es gebe Gegenargumente, dies sei auch der „Charakter eines Prüfauftrags“ in der Regierung. Nun solle die Entwicklung der nächsten Zeit sehr genau beobachtet werden.
Die italienische Regierung hat beschlossen, ab 1. September in Fern-, Hochgeschwindigkeits- und Intercityzügen den sogenannten Grünen Pass zu verlangen – einen digitalen oder ausdruckbaren Nachweis über eine Impfung, einen negativen Test oder dass man genesen ist. Laut Betreiber Trenitalia kontrolliert das Zugpersonal, ob man ihn dabeihat.
In Frankreich müssen Reisende schon seit 9. August in Fernzügen einen solchen digitalen Gesundheitspass haben. Kontrolliert wird stichprobenhaft – vor der Abfahrt etwa am Zugang zu Bahnsteigen, oder auch während der Fahrt durch Zugbegleiter.
Bei Kontrollen hatten nach Erfahrung der französischen Bahn bisher praktisch alle Reisenden einen Gesundheitspass dabei. Mit Blick auf Frankreich hatte das Bundesverkehrsministerium allerdings bereits darauf hingewiesen, dass es dort anders als in Deutschland eine Reservierungspflicht bei Tickets für TGV-Hochgeschwindigkeitszüge und Kontrollen beim Zugang zu den Wagen gebe.
In der Debatte über das Corona-Vorgehen in den nächsten Monaten kann sich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auch eine Verschärfung der Vorgaben zu 2G vorstellen – also dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu bestimmten Einrichtungen haben.
„Das kann ich nicht ausschließen, weil wir die Infektionslage noch nicht überblicken können, die uns im Herbst und Winter erwartet. Ab einem bestimmten Punkt wäre 2G für sehr viele Bereiche denkbar“, sagte der SPD-Politiker der Rheinischen Post. In der aktuellen Lage sei das aber nicht mit dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz vereinbar.
In Deutschland gilt die 3G-Regel bislang nur bei Auslandsflügen und in einigen Bereichen des öffentlichen Lebens – etwa beim Restaurantbesuch in Innenräumen. Kritik an dem Plan war aus den Reihen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gekommen.
Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung auch „umsetzbar und praktikabel“ sein müssten, hieß es. Coronanachweispflichten im Fernverkehr dürften nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter erfolgen.
Eine große Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland würde hingegen laut einer Umfrage eine sogenannte 3G-Regel in Fernzügen befürworten. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten gaben bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Handelsblatts an, sie fänden es richtig, wenn nur noch Geimpfte, -Genesene oder -Getestete (3G) Züge nutzen dürften. 31 Prozent der Befragten waren dagegen und 5 Prozent unentschieden.
Vor allem Wähler der SPD (78 Prozent), der Union (76 Prozent) und der Grünen (75 Prozent) sprachen sich in der Civey-Umfrage für eine 3G-Regel in Fernzügen aus. Unter FDP-Wählern (52 Prozent) und AfD-Wählern (20 Prozent) war die Zustimmung am niedrigsten.
Über 65-Jährige sprachen sich mit 77 Prozent dafür aus, in der Gruppe zwischen 18 und 29 Jahren war es hingegen nur jeder Zweite. Repräsentativ befragt wurden im Zeitraum vom 27. bis 28. August rund 5.000 Wahlberechtigte ab 18 Jahren.
Ungeachtet der deutlich steigenden Coronainzidenzen erwartet Spahn keine neuen Einschränkungen. Sollte die Inzidenz in den kommenden Tagen über den Grenzwert von 100 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner steigen, dann „passiert erst einmal wegen der 100 für sich genommen noch gar nichts“, sagte Spahn. Das wäre zwar keine gute Entwicklung, aber die Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens sei durch das Impfen von der Zahl der Neuinfektionen entkoppelt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126785/3G-Regel-in-Zuegen-weiterhin-in-der-Debatte
ÖSTERREICH: Unterschiedliche Impf-Regelungen für Medizin-Studenten – In Graz gilt grundsätzlich 2G – Dringender Appell zur Impfung – Science-APA, 30.8.2021
An den Medizin-Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz bzw. der Medizin-Fakultät der Universität Linz dürfte es im kommenden Semester etwas unterschiedliche Vorgaben für die Studenten in Sachen Impfpflicht geben. Die Medizin-Unis Wien und Innsbruck verlangen ab dem klinischen Bereich einen Impfnachweis, in Graz gilt weitestgehend eine 2G-Regelung und in Linz die 3G-Regel, hieß es auf APA-Anfrage.
Ein Impfnachweis für die Inskription ist aber an keiner der vier Unis nötig. In Wien und Innsbruck gilt für Studenten die 1G-Regel, allerdings im klinischen Bereich – also ab dem ersten Patientenkontakt. Das ist etwa in Wien spätestens am Ende des 2. Studienjahrs der Fall. Damit gibt es eine De-facto-Impfpflicht, da alle Studenten im Rahmen der Ausbildung diesen Bereich durchlaufen müssen.
*** In Graz gilt grundsätzlich 2G ***
Etwas anders ist es in Graz. Dort gilt für alle Studenten (und auch Mitarbeiter) grundsätzlich eine 2G-Regelung – man muss also geimpft oder genesen sein. Sollte in speziell begründeten Einzelfällen und insbesondere aus medizinischen Gründen eine COVID-19 Schutzimpfung bisher nicht erfolgt sein, wird von diesen Studierenden sowie Mitarbeitern ein jeweils 48 Stunden gültiger PCR-Test verlangt.
An der Medizinfakultät der Universität Linz gibt es derzeit keine Impfpflicht für Studenten im klinischen Bereich – man orientiere sich dafür an den Regelungen der einzelnen Krankenhausträger. Am Kepler Universitätsklinikum gilt derzeit die 3G-Regel – ob das auch so bleibe, wisse man aber noch nicht, hieß es auf APA-Anfrage.
*** Dringender Appell zur Impfung ***
An allen Medizin-Unis werden die Studierenden bzw. Mitarbeiter jedenfalls dringend ersucht, sich impfen zu lassen. Dafür erhalten sie etwa in Wien Gutscheine für die Impfstraßen bzw. in Graz Zugang zur „Fast Lane“ der Impfstraße der steirischen Hochschulen.
Allzu viele Studierende sind dabei nicht mehr zu motivieren. Derzeit laufen noch die Erhebungen zum Impfstatus der Studienanfänger bzw. Studenten. In Wien waren etwa von den 300 Studienanfängern, die sich bisher eingeschrieben haben, nur 19 nicht geimpft. Und selbst diese seien gewillt gewesen, sich immunisieren zu lassen, hieß es auf APA-Anfrage. In Innsbruck geht man davon aus, dass derzeit 80 Prozent der Studenten geimpft sind und diese Rate auf mehr als 90 Prozent zu Semesterbeginn steigen wird. Auch in Graz rechnet man mit einer aktuellen Durchimpfungsquote von über 80 Prozent.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16874552508690186870
29.8.2021, Sonntag
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28.8.2021, Samstag
DEUTSCHLAND: Über 100 vorläufige Festnahmen: Tausende ziehen bei Corona-Demos durch Berlin – n-tv, 28.8.2021
Die Berliner Polizei verbietet neun Demonstrationen, da sie davon ausgeht, dass die Corona-Regeln gebrochen werden. Nur eine Versammlung bleibt erlaubt. Dennoch versammeln sich Tausende an verschiedenen Orten in der Hauptstadt. Es kommt zu Zusammenstößen und Dutzenden Festnahmen.
Trotz des Verbots einiger Veranstaltungen haben sich in Berlin nach Polizeiangaben Tausende Demonstranten aus Protest gegen die Corona-Politik versammelt. Am Abend twitterte die Polizei: „Über 100 Menschen mussten wir heute mindestens kurzzeitig die Freiheit beschränken, mehrere dutzend Ordnungswidrigkeiten- und Strafanzeigen schreiben.“ Die Polizei begleitete die einzelnen Züge und zog dabei nach eigenen Angaben immer wieder Rädelsführer aus den Gruppen. Es gab einige Angriffe auf Einsatzkräfte, dabei wurde nach bisherigen Angaben ein Polizist verletzt.
An der Lessingbrücke zwischen den Ortsteilen Tiergarten und Moabit versuchten Demonstranten nach Angaben der Einsatzkräfte auch, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Dies habe aber auch durch den Einsatz von Pfefferspray verhindert werden können. Der RBB berichtete von tumultartigen Szenen und Rangeleien.
Der „Tagesspiegel“ schreibt, es habe mehrere unangemeldete Protestzüge gegeben. Demonstranten zogen unter anderem durch die Bezirke Mitte und Tiergarten. Die „Berliner Zeitung“ berichtet, ein Zug in Moabit sei auf rund 3000 Teilnehmende angewachsen. Zuvor habe es in Mitte eine Demo mit knapp 1000 Teilnehmenden gegeben.
Der Verein „Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus“ twitterte, „wir wurden von Teilnehmenden einer ‚Die Basis‘-Kundgebung am Leipziger Platz massiv bedrängt und mussten Arbeit einstellen“. Die Polizei habe gesagt, sie nicht schützen zu können, da sie zu wenige Beamte seien. „Es wird immer schwerer für Presse bei Querdenken“, hieß es weiter.
Nach mehreren Verboten für einzelne Versammlungen lief ein großer Teil Augenzeugen zufolge zu Beginn eher ziellos durch die Straßen. Zunächst zogen einzelne Gruppen durch den Stadtteil Friedrichshain. Die Menschen waren in der weit überwiegenden Mehrheit ohne Masken oder andere Schutzmaßnahmen unterwegs.
*** 2000 Beamte im Einsatz ***
Im benachbarten Stadtteil Prenzlauer Berg versuchten die Protestler dann immer, wieder zu einem „Zug der Liebe“ dazu zustoßen, zu dem bei House- und Technomusik rund 10.000 Menschen erwartet wurden. Die Polizei verhinderte dies mit Absperrungen. Polizeihubschrauber waren zur Beobachtung der unübersichtlichen Szenerie eingesetzt, weite Teile des Regierungsviertels abgesperrt.
Die Polizei hatte sich trotz zahlreicher Demonstrationsverbote auf größere Einsätze eingestellt. Rund 2000 Kräfte standen nach eigenen Angaben bereit, darunter ist auch Unterstützung aus Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bayern und Sachsen.
Neun Demonstrationen waren von der Polizei verboten worden, darunter Kundgebungen der „Initiative Querdenken“ auf der Straße des 17. Juni. Drei Eilanträge gegen die Verbote wies das Verwaltungsgericht zurück, einem gaben sie statt: Eine für diesen Samstag und Sonntag angemeldete Versammlung mit je 500 erwarteten Teilnehmern durfte stattfinden. Auf diese Veranstaltung wurde dann über das soziale Netzwerk Telegram hingewiesen.
Bereits Anfang August hatten in der Hauptstadt Tausende Menschen trotz Verbots gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Die Polizei sprach damals von mehr als 5000 Teilnehmern. Dabei gab es auch Angriffe auf Einsatzkräfte und einen Gewerkschaftsvertreter. Hunderte Menschen wurden festgenommen.
Vor einem Jahr, am 29. August 2020, hatten Zehntausende in Berlin gegen die Corona-Einschränkungen protestiert. Dabei hatten Demonstranten eine Absperrung am Reichstagsgebäude durchbrochen, die zahlenmäßig weit unterlegenen Wachkräfte bedrängt und für einige Zeit eine Treppe vor einem Eingang besetzt. Die Bilder davon lösten breite Empörung aus und sorgten auch international für Aufsehen. (ntv.de, hul/dpa/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/Tausende-ziehen-bei-Corona-Demos-durch-Berlin-article22770713.html
ÖSTERREICH: Virologin von Laer rechnet mit neuem Lockdown – ORF, 28.8.2021
Die Virologin Dorothee von Laer rechnet mit einem weiteren Lockdown, wenn die vierte Welle „nicht bald abflacht“. Ursache dafür ist die zu niedrige Impfrate und der nachlassende Schutz bei den Älteren in Verbindung mit der hochansteckenden Delta-Variante, sagte sie in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „profil“.
Im Ö1-Mittagsjournal sagte von Laer, dass man einen neuen Lockdown „momentan nicht ausschließen“ könne. Derzeit würden die Maßnahmen „nicht ausreichen, die Zahlen steigen weiter an“, so die Virologin. „Wir müssen die Welle abflachen.“ Ob es einen Lockdown gebe, hänge davon ab, wie viele Menschen sich noch impfen lassen, so von Laer.
*** Virologin will Antikörperstudie ***
Derzeit können Menschen ab zwölf Jahren geimpft werden, „wir werden die Impfung für unter Zwölfjährige noch diesen Winter haben“, so die Expertin im „profil“. Rund zwei Monate werde es dann dauern, Risikokinder zu impfen.
QUELLE: https://orf.at/stories/3226525/
27.8.2021, Freitag
WISSEN: APA-Faktencheck: Zahl geimpfter Hospitalisierter durch Impfquote hoch – Überprüfung: Conan-Impfung wirkt nicht? – Auslaufender Impfschutz und verringerte Effektivität – Analyse nach Altersgruppen wichtig – Science-APA, 27.8.2021
Seit Wochen verbreiten sich offizielle Zahlen aus Israel, wonach etwa 60 Prozent aller Hospitalisierungen durch Geimpfte erfolgen. Diese Statistik wird vor allem in impfkritischen Kreisen herangezogen, um eine angebliche Ineffektivität der Corona-Impfungen scheinbar zu beweisen.
Reichweite erhielt die israelische Statistik in letzter Zeit vor allem dadurch, dass große Medien wie der ORF (1) oder das ZDF (2) darüber berichteten. Beim ZDF sprach man sogar davon, dass die Zahlen „erschreckend“ seien. Auf den ZDF-Artikel beziehen sich auch viele Postings in Sozialen Medien (3,4,5).
Einschätzung: Ein hoher Anteil Geimpfter unter den Hospitalisierungen ist weder unerwartet noch erschreckend. Er spricht auch nicht gegen die nachweisbare Effektivität von Impfungen, sondern eher für die hohe Impfrate der Bevölkerung.
*** Überprüfung ***
Die israelische Regierung stellt für die Bevölkerung ein Info-Dashboard (6) zur Verfügung. Anfang August wurde dieses um weitere Detailinformationen ergänzt, etwa zum Impfstatus von hospitalisierten Personen (7).
Seitdem wird der Fakt, dass rund 60 Prozent der hospitalisierten Personen bereits geimpft ist, oft geteilt. Wenn man sich die aktuellen Daten (Stand 26. August 2021) ansieht, zeigt sich, dass Geimpfte (324 vollständig Immunisierte und 16 Teilgeimpfte) am 25. August zwar nicht mehr die Mehrheit der schweren Verläufe in Israel ausmachten, aber immer noch einen großen Anteil bildeten. Dem gegenüber standen 359 Ungeimpfte mit schweren Verläufen.
*** Auslaufender Impfschutz und verringerte Effektivität ***
Wie kommt also diese Ausgeglichenheit zustande und was sagt sie über Impfungen aus? Im ORF-Beitrag werden unter Berufung auf Experten vor allem zwei Gründe ausgemacht. Zum einen der frühe Impfbeginn in Israel, wodurch einige Immunisierungen bereits auslaufen und somit auch Geimpfte wieder anfälliger für das Virus werden. Zum anderen das erhöhte Risiko durch die Delta-Variante.
Beide Argumente sind schlüssig. In Israel wurde tatsächlich versucht, die Bevölkerung sehr früh und sehr schnell durchzuimpfen, wie auch in Medien immer wieder berichtet wurde (8). Aufgrund eines Abkommens (9) mit dem Impfstoffentwickler Biontech/Pfizer konnte dies auch in die Tat umgesetzt werden. Zudem wird für die Delta-Variante eine reduzierte Effektivität der Impfungen vermutet (10,11,12).
*** Analyse nach Altersgruppen wichtig ***
Ein großer Faktor ist jedoch auch die Altersverteilung der Hospitalisierungen. Teilt man im Dashboard die Hospitalisierungen auf Menschen unter und über 60 Jahren auf, zeigt sich, dass nur bei Über-60-Jährigen mehr Geimpfte als Ungeimpfte hospitalisiert werden. Bei Menschen unter 60 Jahren gibt es bei Ungeimpften mehr als doppelt so viele schwere Verläufe wie bei Geimpften.
Die Erklärung dafür ist, dass in den höheren israelischen Altersgruppen bereits sehr viele Menschen geimpft worden sind. Die Anzahl der Vollimmunisierungen bei Menschen über 70 Jahren liegt laut Dashboard bei mehr als 90 Prozent. Auch in der Altersgruppe 40 bis 69 sind bereits über 80 Prozent zweimal geimpft. Ein hohes Alter spielt bei Infektionen laut Virologen (13) eine große Rolle und ist auch ein durch Statistiken (14) belegter Risikofaktor.
Der Biostatistiker und Datenanalyst Jeffrey S. Morris von der University of Pennsylvania verdeutlichte das Problem auf Twitter mit einer eigenen Tabelle (15). Zieht man nur die absoluten Zahlen der schweren Verläufe heran, könnte der Eindruck erweckt werden, dass Impfungen nicht helfen, da das Verhältnis zwischen Geimpften und Ungeimpften nahezu ausgeglichen ist. Die Unterschiede zeigen sich, wenn man diese Zahlen in Relation zur Anzahl geimpfter und ungeimpfter Menschen setzt. Morris kommt hier zu einer Impf-Effektivität von 67,5 Prozent. Noch deutlicher wird es allerdings, wenn man zusätzlich nochmal nach Alter aufschlüsselt. Hier berechnet er für die Altersgruppe über 50 eine Effektivität der Impfungen von 85,2 Prozent und für Menschen unter 50 Jahren eine Effektivität von 91,8 Prozent. Dies deckt sich auch mit Studienergebnissen (16,17).
Eine im Juli veröffentlichte Studie aus Israel hat sich mit erfolgten Impfdurchbrüchen beschäftigt (18). Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass bei einem Großteil der trotz Vollimmunisierung hospitalisierten Personen in der Studie Vorerkrankungen existierten. Im Vergleich zu hospitalisierten Ungeimpften sei die Anzahl der Vorerkrankungen größer gewesen.
QUELLE (mit zahlreichen Quellenverweisen): https://science.apa.at/power-search/1985338418520109512
WISSEN: Technologiegespräche – BioNtech-Gründer: Haben Impf-Erfolge vergessen – Androsch sieht „verheerende Krisenkommunikation – „Es ist sinnlos als 20. über eine Hürde zu springen“ – Science-APA, 27.8.2021
Für den österreichischen Immunologen und Mitbegründer des Biotechnologieunternehmens BioNtech, Christoph Huber, ist es völlig unverständlich, „dass man vergessen hat, dass Impfschutz zu den größten medizinischen Errungenschaften der Menschheit gehört“. Heute sterbe nicht mehr jedes vierte Kind an einer vermeidbaren Infektionskrankheit, doch das sei „vergessen worden, und das ist nicht gut“, sagte er bei den Alpbacher Technologiegesprächen.
Befragt, wie er sich die vielen Menschen erkläre, die sich nicht gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 impfen lassen, meinte Huber bei einer Diskussion zum Thema „Science for life“, dass die Dinge ein bisschen schnell gelaufen seien und wenig Spielraum für eine strukturierte Aufklärung zugelassen haben. „Sehr störend“ sei zudem „die verwirrende Vielfalt an Meinungen von wirklichen und selbsternannten Experten“, doch es werde besser.
Michaela Fritz, Vizerektorin der Medizinischen Universität Wien, ortete ein „Präventions-Paradoxon“: Österreich sei recht rasch und effizient bei den ersten Infektionswelle gewesen und habe glücklicherweise nicht diese Tausenden Toten gehabt, wodurch „diese tiefe Betroffenheit“ fehle. Dadurch würden sich auch lange unfundierte Nutzen-Risiko-Abwägungen halten. Zudem sei der wissenschaftliche Diskurs sehr in die Öffentlichkeit gerückt, und das habe nicht das Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt. „Diesen Prozess muss man wieder zurückholen aus der Öffentlichkeit“, so Fritz.
*** Androsch sieht „verheerende Krisenkommunikation“ ****
Der Industrielle Hannes Androsch, ehemaliger Vorsitzende des Forschungsrats (RFTE), macht „zum Teil verheerende Krisenkommunikation, festgemacht an den verheerenden Auftritten von Impfgegner wie Trump“, für die vielen Impfskeptiker verantwortlich. Dazu seien Streitereien zwischen den Virologen aus Profilierungsneigungen gekommen, „dass da Unsicherheit unter den Menschen entsteht, braucht nicht zu wundern“.
Angesichts der Tatsache, dass in der Pandemie binnen kurzer Zeit Corona-Impfstoffe zur Verfügung standen, die auf jahrzehntelanger Grundlagenforschung basierten, ging es in der Diskussion auch darum, was notwendig sei, damit biomedizinische Forschungsergebnisse leichter und schneller in anwendbare Produkte übergeführt werden können. Einig waren sich die Teilnehmer, dass es dazu Risikokapital brauche, das es in Europa zu wenig gibt. Für Fritz sind aber auch „Mut und die richtigen regulatorischen Rahmenbedingen“ notwendig. Sie habe das Gefühl, „dass wir uns das Leben schwerer als nötig machen“, weshalb viele innovative klinische Studien in China oder den USA ablaufen würden. Notwendig sei ein Innovationsumfeld mit rechtlichen Rahmenbedingungen, die erlauben, „schnell und risikonehmend Studien machen zu können“.
*** „Es ist sinnlos als 20. über eine Hürde zu springen“ ***
Für Androsch braucht es hier „Menschen, die dazu in der Lage sind“, was entsprechende Bildung voraussetze, „und da können wir nicht behaupten, dass wir in Österreich Frontrunner sind“. Zudem müsse man verhindern, dass jährlich 8.000 Talente weggehen, weil man ihnen nicht die Voraussetzungen für eine Karriere in Österreich biete. Neben dem Geld sieht Huber aber auch die Zeit als genauso wichtigen Faktor: „Wenn es eine Chance gibt, Innovation umzusetzen, sind weltweit viele unterwegs. Und es ist völlig sinnlos als 20. über eine Hürde zu springen. Die ersten machen das Rennen.“
Das hat BioNtech bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffs bewiesen, wie Huber schilderte: Wenige Wochen nachdem am 12. Jänner die Virussequenz offengelegt wurde, habe man im Aufsichtsrat die „Entscheidung gefällt, dieses kühne Unterfangen als kleine Firma in Angriff zu nehmen“ – was „sehr“ risikoreich gewesen sei. Dabei sei das „kein finanzielles, sondern ein medizinisch-humanitäres“ Unterfangen gewesen betonte Huber, „geprägt vom großen Forscher und Firmenleiter Ugur Sahin und seiner Frau Özlem Türeci“. Deshalb plädierte er dafür, der Wissenschaft zu vertrauen: Oft werde das „verzerrt in Richtung reines Gewinnstreben dargestellt, aber das ist es nicht. Ich kenne die Führungsfiguren, das sind Sendungsträger. Dass man Geld damit macht, fein, damit kann man das Vehikel weiter drehen“.
Befragt, wie schnell man einen neuen Impfstoff machen könnte, sollten die aktuellen Vakzine aufgrund eines veränderten Virus nicht mehr wirken, sagte Huber: „Diese Art von Technologie ermöglicht es, innerhalb von wenigen Wochen einen zulassungsfähigen Impfstoff gegen eine Mutante herzustellen.“ Die Zulassungsbehörden hätten lange Erfahrung bei der Zulassung modifizierter Impfstoffe, sie würden das etwa von der Grippeimpfung jedes Jahr kennen. Die Frage sei, ab wann man den Knopf für eine neue Impfstoff-Produktion drücke. Das sei aber „keine Firmenentscheidung, sondern prototypisch ein hoheitliche. Die Zulassungsbehörden haben das schon sehr gut gemacht. Sie werden diesen Zeitpunkt, so er denn kommen möge, auch rechtzeitig erkennen.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12762545996728198276
MEDIZIN: Long COVID: Viele Überlebende aus Wuhan leiden noch nach einem Jahr unter den Folgen der Erkrankung – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Die meisten COVID-19-Patienten, die im Frühjahr letzten Jahres lebend aus der Jin Yin-tan Klinik entlassen wurden, haben sich innerhalb eines Jahres weitgehend von den Folgen der Erkrankung erholt. Jeder 2. wies nach 12 Monaten jedoch noch mindestens 1 Residualsymptom auf, wie eine Kohortenstudie im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01755-4 zeigt.
Die Jin Yin-tan Klinik in Wuhan, die auf die Behandlung von Notfällen spezialisiert ist, hatte im letzten Jahr das Gros der schweren COVID-19-Fälle versorgt. Insgesamt 2.469 Patienten konnten bis Ende Mai entlassen werden. Ein Team um Bin Cao vom japanisch-chinesischen Freundschaftskrankenhaus in Peking konnte 1.733 Überlebende nach 6 Monaten und 1.276 Überlebende nach 12 Monaten untersuchen.
Die meisten Patienten haben sich langsam von den Folgen der Erkrankung erholt. Der Anteil, der Patienten, die über wenigstens ein Symptom klagten, war von 68 % nach 6 Monaten auf 49 % nach 12 Monaten gesunken. Dieser Rückgang bestand unabhängig vom Schweregrad ihrer akuten Erkrankung und davon, ob die Patienten auf Intensivstation behandelt wurden und dort beatmet werden mussten.
Das häufigste Residualsymptom waren eine Abgeschlagenheit (Fatigue) oder Muskelschwäche, über die nach 6 Monaten noch 52 % und nach 1 Jahr noch 20 % klagten. Seltener geworden waren auch Schlafstörungen (von 27 % auf 17 %), Haarausfall (von 22 % auf 11 %), Geruchsstörungen (von 11 % auf 4 %) und Geschmacksstörungen (von 8 % auf 3 %). Leicht zugenommen (von 23 % auf 26 %) hatte der Anteil der Patienten, die über Ängste oder Depressionen klagten.
Auch der Anteil der Patienten mit einer Kurzatmigkeit ist von 26 % auf 30 % angestiegen. Mit einem Anteil von 39 % nach 1 Jahr waren hier vor allem Patienten betroffen, die in der Klinik intensiv mit Sauerstoff behandelt oder beatmet werden mussten. In dieser Gruppe wurde in den Lungenfunktionstests nach 1 Jahr zu 54 % eine verminderte Diffusionskapazität gemessen gegenüber nur 31 % bei Patienten mit geringem Sauerstoffbedarf und 23 % der Patienten, die keine Sauerstoffbehandlung erhalten hatten. Eine deutliche Verschlechterung gegenüber den Untersuchungen nach 6 Monaten war nicht erkennbar.
Dass sich die Lungen bei vielen Patienten mit schweren Erkrankungen nach 1 Jahr noch nicht restlos erholt hatten, zeigte sich auch in den CT-Kontrollen: 87 % hatten wenigstens eine Veränderung, bei 76 % waren dies Milchglastrübungen („ground-glass opacification“). Von den Patienten, die in der Klinik ohne zusätzlichen Sauerstoff ausgekommen waren, hatten nur noch 39 % Veränderungen im CT. Die Schäden in den Lungen dürften dafür verantwortlich sein, dass 12 % der Patienten nach 6 Monaten und 14 % nach 1 Jahr im 6 Minuten-Gehtest unter dem Limit lagen.
Trotz der Long-COVID-Symptome und des mit im Durchschnitt von 59 Jahren höheren Alters sind 88 % der Erwerbstätigen an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz zurückgekehrt, und die meisten (76 %) sind dort in ihrem früheren Bereich beschäftigt. Von denjenigen, die ihre Arbeit nicht wieder aufgenommen haben, gaben 32 % eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit als Grund an, die anderen wollten nicht mehr arbeiten oder waren arbeitslos.
Frauen berichteten 1,4-mal häufiger über Fatigue oder Muskelschwäche, sie litten doppelt so häufig unter Angstzuständen oder Depressionen, und in der Lungenfunktionsprüfung wurde nach 12 Monaten fast 3 Mal so häufig eine Diffusionsstörung gefunden.
Der Einsatz von Kortikosteroiden war mit einem um 51 % erhöhten Risiko auf Fatigue oder Muskelschwäche verbunden. Der Einsatz von intravenösen Immunglobulinen senkte den Anteil um 35 % (wobei die Studie nicht belegen kann, dass die Medikamente selbst oder der Zustand der Patienten dafür verantwortlich war).
Im Vergleich zu anderen Personen gleichen Alters, Geschlechts und Komorbidität gaben die früheren COVID-19-Patienten nach 12 Monaten in einem Fragebogen zur Lebensqualität häufiger Schmerzen oder andere Beschwerden an (29 % versus 5 %). Sie berichteten auch häufiger über eine eingeschränkte Mobilität (9 % versus 4 %). Alle im Fragebogen erfassten Symptome traten bei Personen mit COVID-19 häufiger auf als bei den gesunden Kontrollen.
Die Studie zeigt, dass die Genesung von COVID-19 bei vielen Patienten auch nach 1 Jahr nicht abgeschlossen ist. Studien zur ersten SARS-Epidemie haben laut Cao ergeben, dass bis zu 4 Jahre vergehen können.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126777/Long-COVID-Viele-Ueberlebende-aus-Wuhan-leiden-noch-nach-einem-Jahr-unter-den-Folgen-der-Erkrankung
SIEHE DAZU:
=> Studie: Jeder zweite Covid-Spitalspatient mit Langzeitfolgen – Science-APA, 27.8.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/8570902894189589198
MEDIZIN: Können Kortikosteroide die COVID-19-Therapie unterstützen? – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Oral oder intravenös verabreichte Kortikosteroide bewirken bei Menschen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, wahrscheinlich eine geringe Reduzierung der Sterblichkeit. Zu diesem Fazit kommt ein Autorenteam der Cochrane Hematology Group in einem neuen Review (2021; DOI: 10.1002/14651858.CD014963).
Kortikosteroide sollen bei COVID-19 eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf SARS-CoV-2 abmildern, welche für die schweren Verlaufsformen von COVID-19 verantwortlich gemacht wird.
Die Arbeitsgruppe hat nach eigenen Angaben alle bisher verfügbaren randomisierten kontrollierten Studien einer Qualitätskontrolle unterzogen, die Ergebnisse der Studien zusammengefasst und teils in Metaanalysen ausgewertet.
Während in den ersten 4 Wochen der Erkrankung in der Kontrollgruppe (Placebo beziehungsweise Standardversorgung) 275 von 1.000 Patienten mit schwerer COVID-19 verstarben, lag diese Zahl bei Patienten, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden bei 245 von 1.000, es gab also 30 Todesfälle weniger.
Dieses Ergebnis des Reviews beruht auf Evidenz aus neun Studien mit fast 8.000 Patienten. Die Arbeitsgruppe stuft die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse als „moderat“ ein, der 2.-höchsten von 4 Stufen im Gradesystem zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Evidenz.
„Oral oder intravenös verabreichte Kortikosteroide bringen wahrscheinlich einen kleinen Vorteil in der Behandlung von hospitalisierten Patienten mit sich. Allerdings können wir auf Basis der vorliegenden Evidenz nicht beurteilen, ob sie in der Behandlung von COVID-19 auch unerwünschte Effekte haben“, kommentieren die beiden Hauptautoren Mirko Griesel und Carina Wagner.
Die Autoren stellt zudem fest, dass Daten fehlen, die den Krankheitsverlauf über die ersten 4 Wochen hinaus untersuchen. Auch für Patienten, die bei zunächst milder Erkrankung nicht im Krankenhaus behandelt werden, fehlen offenbar Studienergebnisse zu den Effekten einer Kortikosteroidgabe.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126686/Koennen-Kortikosteroide-die-COVID-19-Therapie-unterstuetzen
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Thrombozytopenien und Thrombosen nach COVID-19 häufiger als nach Impfung mit AZD1222 – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Eine Analyse von elektronischen Patientendaten des National Health Service (NHS) in England bestätigt, dass es nach der Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff AZD1222 zu einem Anstieg von schweren Thrombozytopenien und venösen Thromboembolien kommt. Für den Biontech-Impfstoff BNT162b2 wurde ein potenzielles Sicherheitssignal auf vermehrte arterielle Thromboembolien, etwa Schlaganfälle gefunden.
Beide Komplikationen traten nach den jetzt im britischen Ärzteblatt (BMJ 2021; 374: n1931) mitgeteilten Ergebnissen einer SCCS-Studie nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 im Rahmen von COVID-19 wesentlich häufiger auf.
Nach der Einführung des an der Universität Oxford entwickelten Impfstoffs ChAdOx1, der von Astrazeneca als AZD1222 vertrieben wird, ist es in seltenen Fällen und bevorzugt bei jüngeren Menschen zu einem Anstieg von zerebralen Venen- und Sinusthrombosen gekommen, die mit einer Thrombozytopenie assoziiert waren.
Die Komplikation wird inzwischen als Impfstoff-induzierte thrombotische Thrombozytopenie (VITT) bezeichnet und als immunologische Reaktion auf einen noch nicht bekannten Inhaltsstoff von AZD1222 gedeutet. Die VITT hat in einigen Ländern wie Deutschland dazu geführt, dass AZD1222 nur noch bei älteren Personen verwendet wird, andere Länder wie Dänemark verzichten ganz auf ihn.
In England wird der Impfstoff weiterhin auch bei jüngeren Menschen eingesetzt. Von den 19,6 Millionen Engländern, die bis zum 24. April eine erste Dosis von AZD1222 erhalten haben, waren 1,6 Mio. jünger als 40 Jahre. BNT162b2 hatten bis zu dem Zeitpunkt 9,5 Mio. Engländer erhalten, davon 1,4 Mio. unter 40 Jahren.
Julia Hippisley-Cox von der Universität Oxford und Mitarbeiter haben jetzt untersucht, ob es nach den Impfungen häufiger zu Thrombozytopenien oder thrombotischen Komplikationen gekommen ist. Sie verwendeten die SCCS-Methode („self-controlled case series“), die verschiedene Lebensabschnitte derselben Patienten vergleicht und damit eine häufige Fehlerquelle von Fall-Kontrollstudien vermeidet, die sich aus unterschiedlichen Eigenschaften von Fällen und Kontrollen ergeben kann.
Die Analyse bestätigt, dass es nach der Impfung mit AZD1222 häufiger zu Thrombozytopenien und venösen Thrombosen kommt. Für die Zeit von 8 bis 14 Tagen nach der Impfung ermittelt Hippisley-Cox eine relative Inzidenzrate (IRR) von 1,33 auf eine Krankenhauseinweisung oder einen Tod infolge einer Thrombozytopenie, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,19 bis 1,47 signifikant war.
Für venöse thromboembolische Ereignisse betrug die IRR in der gleichen Zeit 1,10 (1,02 bis 1,18) und für die zerebrale Venen- und Sinusthrombose 4,01 (2,08 bis 7,71). Nach der Diagnose VITT selbst wurde nicht gesucht. Da sie erst im Verlauf der Zeit als neue Entität beschrieben wurde, hätte dies auch wenig Sinn gemacht.
Der Anstieg der Komplikationen nach 8 bis 14 Tagen entspricht den Erfahrungen, die in anderen Ländern mit der VITT gemacht wurden. Die Verzögerung erklärt sich aus der Zeit, die das Immunsystem zur Bildung der PF4-Antikörper benötigt, die für die VITT verantwortlich gemacht werden.
Die britischen Behörden haben das Festhalten an AZD1222 mit dem höheren Komplikationsrisiko einer Infektion begründet. Hippisley-Cox hat deshalb auch eine SCCS-Analyse zu Thrombozytopenien und Thrombosen nach der Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion durchgeführt.
Erwartungsgemäß wurde ein deutlich erhöhtes Risiko gefunden. Für die erste Woche nach einem positiven PCR-Test betrug die IRR 14,04 (12,08 bis 16,3) für eine Thrombozytopenie und 63,52 (57,80 bis 69,80) für eine venöse Thromboembolie. Zerebrale Venen- und Sinusthrombosen traten mit einer IRR von 12,90 (1,86 bis 89,64) ebenfalls häufiger auf.
Die britischen Beobachter dürften sich durch die Ergebnisse in ihrer Einschätzung bestätigt sehen, dass die Nutzen-Risiko-Bilanz für AZD1222 auch hinsichtlich von Thrombozytopenie und venösen Thrombosen positiv ausfällt.
Die Impfkommissionen auf dem Kontinent dürften dem entgegenhalten, dass mRMA-Impfstoffe wie BNT162b2 in dieser Hinsicht eine noch bessere Nutzen-Risiko-Bilanz haben. Tatsächlich kam es nach der Impfung mit BNT162b2 zu keinem Anstieg der venösen Thromboembolien.
Hippisley-Cox stieß jedoch auf ein mögliches Sicherheitssignal bei arteriellen Thromboembolien, zu deren Folgen ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall gehören. Für den Zeitraum von 15 bis 21 Tagen nach der Impfung mit BNT162b2 betrug die IRR 1,06 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,01 bis 1,10.
Der Anstieg könnte auf einen Anstieg von Schlaganfällen zurückzuführen sein, für den Hippisley-Cox für den gleichen Zeitraum eine IRR von 1,12 (1,04 bis 1,20) ermittelte. Ob dieses Signal auf eine tatsächliche Impfkomplikation hinweist, dürfte (schon allein wegen der zeitlichen Entfernung zur Impfung) umstritten sein.
Doch auch für BNT162b2 fiele in diesem Fall die Nutzen-Risiko-Bilanz positiv aus, da das Schlaganfallrisiko im Rahmen einer Infektion sehr viel stärker anstieg (IRR 3,94, 3,25 und 2,00 für die erste, zweite und dritte Woche nach dem positiven PCR-Test.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126776/SARS-CoV-2-Thrombozytopenien-und-Thrombosen-nach-COVID-19-haeufiger-als-nach-Impfung-mit-AZD1222
SIEHE DAZU:
=> Blutgerinnsel-Risiko nach Covid-Impfung geringer als bei Infektion – Science-APA, 27.8.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17971444320539416305
USA – AFRIKA: Biontech/Pfizer gehen Partnerschaft für Impfstoffproduktion in Lateinamerika ein – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer sind eine Partnerschaft zur Herstellung ihres Coronaimpfstoffs in Lateinamerika eingegangen. Sie unterzeichneten dazu eine Absichtserklärung mit dem brasilianischen biopharmazeutischen Unternehmen Eurofarma Laboratórios SA, wie sie gestern mitteilten.
Eurofama werde die Produktions- und Lieferaktivitäten für das Vakzin Comirnaty in der Region übernehmen. Das globale Netzwerk von Biontech/Pfizer umfasse damit nun vier Kontinente sowie mehr als 20 Produktionsstätten.
Laut der Vereinbarung soll Eurofarma den Impfstoff von Werken in den Vereinigten Staaten beziehen und im kommenden Jahr mit der Herstellung der lieferfertigen Dosen beginnen. Bei voller Betriebsleistung werde die jährliche Produktionskapazität bei mehr als 100 Millionen Dosen liegen, hieß es in der Mitteilung weiter. All diese Dosen würden ausschließlich in Lateinamerika verteilt.
„Jedem Menschen sollte der Zugang zu lebensrettenden COVID-19-Impfstoffen gewährleistet sein – unabhängig von der finanziellen Situation, Herkunft, Religion oder dem Land, in dem er lebt“, erklärte Pfizer-Chef Albert Bourla. Die Partnerschaft mit Eurofarma helfe dabei, „weiterhin einen fairen und gerechten Zugang zu unserem COVID-19-Impfstoff zu gewährleisten“.
Biontech-Chef Ugur Sahin hob hervor, bislang seien bereits mehr als 1,3 Millionen Dosen des Coronaimpfstoffs in mehr als 120 Ländern oder Regionen ausgeliefert worden. Bis Jahresende sollten es drei Millionen Dosen sein.
„Die beiden Unternehmen sind fest entschlossen, einen gerechten und erschwinglichen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen für alle Menschen weltweit zu ermöglichen“, versicherten Biontech und Pfizer.
Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisationen (WHO) beklagen immer wieder, dass armen Ländern viel eniger und viel später Coronaimpfdosen zur Verfügung stehen als reichen Ländern. In diesem Zusammenhang forderte die WHO Anfang des Monats, vorerst auf die Verabreichung einer dritten Coronaimpfdosis zur Auffrischung des Impfschutzes zu verzichten.
Vorgestern hatten Biontech und Pfizer mitgeteilt, dass sie bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einen ergänzenden Antrag zur vollständigen Zulassung einer Coronaauffrischungsimpfung für Menschen ab 16 Jahren eingereicht hätten.
Dazu reichten sie Daten aus einer klinischen Phase-3-Studie ein, bei der 306 Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren eine dritte Impfdosis erhalten hatten. Danach seien ihre Antikörpertiter 3,3 Mal so hoch gewesen wie bei nur mit zwei Dosen geimpften Menschen. In den kommenden Wochen wollen die Unternehmen die Daten auch bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA und anderen Zulassungsbehörden einreichen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126739/Biontech-Pfizer-gehen-Partnerschaft-fuer-Impfstoffproduktion-in-Lateinamerika-ein
NEUSEELAND: Neuseeland verlängert Coronalockdown erneut – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Neuseeland verlängert wegen Dutzender neuer Coronafälle den landesweiten Lockdown um weitere vier Tage. Gleichzeitig kündigte die Regierung ab kommendem Mittwoch Lockerungen der strikten Regeln in weiten Landesteilen an.
Heute verzeichneten die Behörden in dem Pazifikstaat 70 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, größtenteils in der Metropole Auckland auf der Nordinsel. Jedoch waren zuletzt auch in der Hauptstadt Wellington Fälle gemeldet worden.
Derzeit sind in Neuseeland Schulen und nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen. Bürger dürfen das Haus nur noch unter bestimmten Bedingungen verlassen. Während Mitte kommender Woche einige Beschränkungen für Regionen südlich von Auckland aufgehoben werden könnten, sollen sie in der Stadt selbst voraussichtlich noch einige Zeit bestehen bleiben, wie Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sagte.
Vor zehn Tagen hatte Ardern – nach nur einem Fall in Auckland – einen landesweiten Lockdown verhängt. Es war der erste bekannte lokale Coronafall seit nahezu sechs Monaten. Infektionen waren bis dahin nur an der Grenze nachgewiesen worden.
Der Inselstaat hatte sich im März 2020 weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Im April hatte die Regierung einen Reisekorridor mit dem Nachbarland Australien eröffnet, der aber Ende Juli wegen einer Coronawelle in Down Under wieder geschlossen wurde
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126760/Neuseeland-verlaengert-Coronalockdown-erneut
AUSTRALIEN: Erstmals mehr als tausend Coronaneuinfektionen pro Tag in Australien – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Australien hat gestern erstmals seit Beginn der Pandemie mehr als 1.000 inländische Coronaneuansteckungen binnen eines Tages gemeldet. Der Rekord ist auf einen Ausbruch im Bundesstaat New South Wales zurückzuführen, zu dem Australiens bevölkerungsreichste Stadt Sydney gehört. Die dortigen Behörden registrierten 1.029 Neuinfektionen binnen 24 Stunden.
Seit einem Coronaausbruch in Sydney Mitte Juni steckten sich in der Millionenmetropole mehr als 15.000 Menschen an, außerdem griff das Virus auf andere kleinere Städte über. Deswegen wurden im Südosten Australiens erneut Lockdowns und Reisebeschränkungen verhängt.
Gestern kündigte die Regierungschefin von New South Wales, Gladys Berejiklian, trotz der wachsenden Belastung für Krankenhäuser durch die Coronafälle leichte Lockerungen für geimpfte Menschen ab Mitte September an. Dann dürften sich bis zu fünf vollständig gegen das Coronavirus geimpfte Menschen wieder draußen an Orten treffen, die nicht als sensibel gelten.
Mit dieser Regelung werde der psychischen Gesundheit und dem Wohlergehen der Menschen Rechnung getragen und zugleich das Infektionsrisiko gering gehalten, hob die Premierministerin hervor. Bis zum 10. September gilt allerdings weiter die vor mehr als zwei Monaten erteilte Anweisung der Behörden für die Menschen in New South Wales, nur in dringenden Fällen ihr Haus zu verlassen.
In Australien ist bislang erst rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126737/Erstmals-mehr-als-tausend-Coronaneuinfektionen-pro-Tag-in-Australien
RUSSLAND: Coronatote: Russland meldet neuen Tageshöchstwert – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Russland hat heute die höchste Zahl an täglichen Coronatodesfällen seit Beginn der Pandemie gemeldet. Binnen 24 Stunden seien 820 Menschen an COVID-19 gestorben, teilten die Behörden mit.
Damit wurde der bisherige Höchststand vom 14. August von 819 Coronatoten an einem Tag übertroffen.
Insgesamt starben in Russland nach Angaben der Gesundheitsbehörden bislang 179.243 Menschen an einer Coronainfektion.
Die russische Statistikbehörde Rosstat, die eine weitere Definition von Coronatodesfällen anwendet, sprach hingegen bereits Ende Juni von mehr als 300.000 Toten.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Russland sank heute allerdings auf 19.630 Fälle. Damit wurden landesweit bereits mehr als 6,8 Millionen Ansteckungen registriert. Hauptinfektionsherde sind weiterhin die Hauptstadt Moskau und Russlands zweitgrößte Stadt St. Petersburg.
Die derzeitige, durch die hochansteckende Delta-Virusvariante ausgelöste Coronawelle trifft Russland besonders hart, zumal die Impfbereitschaft in dem riesigen Land gering ist. Obwohl die Impfkampagne bereits im Dezember 2020 startete, haben gerade einmal rund 30 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Coronaimpfdosis erhalten.
Auch die Appelle von Staatschef Wladimir Putin, sich immunisieren zu lassen, haben die Impfbereitschaft nicht nachweislich erhöht.
Trotz der schlechten Lage wurden die meisten Coronarestriktionen in Moskau, dem Epizentrum der Pandemie in Russland, aufgehoben. Dabei steht das Bestreben im Vordergrund, die Wirtschaft nicht weiter zu beeinträchtigen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126736/Coronatote-Russland-meldet-neuen-Tageshoechstwert
NORWEGEN: Hohe Infektionszahlen in Norwegen – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Norwegen hat gestern die höchste Zahl an Neuinfektionen seit Beginn der Coronapandemie verzeichnet. Bei 1.294 Menschen wurde der COVID-19-Erreger festgestellt. In den vergangenen zwei Wochen gab es 152 gemeldete Fälle pro 100.000 Einwohner, teilte die Gesundheitsbehörde mit.
Vor allem in Städten wie Oslo, Bergen und Trondheim sind die Zahlen nach dem Ende der Sommerferien in die Höhe geschnellt. An einer Schule in Oslo wurden gestern 79 Infizierte verzeichnet.
Vielerorts reichen die Kapazitäten nicht mehr aus, die Ansteckungsherde und die Kontaktpersonen ausfindig zu machen. „Viele der Infizierten haben viele enge Kontakte“, sagte Beate Husa, Gesundheitsstadtrat in Bergen, dem norwegischen Rundfunk NRK. Dies sei ein Grund dafür, dass die Kapazitäten zur Infektionsverfolgung unter großem Druck stünden.
Die Gesundheitsbehörden hatten vorgestern erklärt, dass die Pandemie trotz der höheren Zahlen unter Kontrolle sei. Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen sei zwar steigend, aber immer noch auf einem niedrigen Niveau.
In Norwegen sind inzwischen rund 62 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollgeimpft. In Dänemark haben 80 Prozent der über 12-Jährigen ihre zweite Spritze bekommen. In Schweden haben rund 66 Prozent der erwachsenen Bevölkerung beide Dosen bekomme
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126741/Hohe-Infektionszahlen-in-Norwegen
SPANIEN – DEUTSCHLAND: Ganz Spanien ab übermorgen kein Coronahochrisikogebiet mehr – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Wegen sinkender Coronainfektionszahlen streicht die Bundesregierung übermorgen ganz Spanien und damit auch die beliebte Ferieninsel Mallorca von der Liste der Hochrisikogebiete. Das teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) heute mit.
Damit entfallen alle Quarantänevorschriften für aus Spanien zurückkehrende Urlauber. Der Großraum Lissabon ist ab übermorgen ebenfalls kein Hochrisikogebiet mehr. Als einzige Region in Portugal bleibt aber die beliebte Urlaubsregion Algarve auf der Liste.
Spanien gilt als beliebtestes Urlaubsziel der Deutschen im Ausland. Am 11. Juli war es wegen stark steigender Infektionszahlen mitten in der Ferienzeit als Risikogebiet eingestuft worden, Ende Juli als Hochrisikogebiet.
Seitdem müssen Rückkehrer, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, für zehn Tage in Quarantäne, von der sie sich erst nach fünf Tagen mit einem negativen Test befreien können. Das traf vor allem die Tourismuswirtschaft auf Mallorca.
Bereits vergangenen Sonntag wurden die Kanarischen Inseln sowie Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona und den Stränden der Costa Brava von der Liste der Hochrisikogebiete gestrichen. Jetzt verschwindet das ganze Land von der RKI-Liste.
Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Anders als früher sind dafür aber nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Coronalage.
Auch Chile ist ab übermorgen kein Hochrisikogebiet mehr. Neu auf der Liste sind drei Karibikstaaten: Jamaika, St. Kitts und Nevis sowie St. Lucia. Nach den Änderungen übermorgen wird es weiter rund 70 Länder geben, die ganz oder teilweise als Hochrisikogebiete eingestuft sind.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126770/Ganz-Spanien-ab-uebermorgen-kein-Coronahochrisikogebiet-mehr
FRANKREICH: Weniger Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 in Frankreich – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Die Coronainfektionslage schwächt sich in Frankreich auch in den von Deutschland als Hochrisikogebiet eingestuften Urlaubsregionen ab. Gleichzeitig kommt die Impfkampagne voran, wie die Gesundheitsbehörden heute in Paris mitteilten.
71,1 Prozent der Bevölkerung sind mindestens ein Mal geimpft, 62,7 Prozent haben bereits vollständigen Impfschutz. Auch beim Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen, dem eine Impfpflicht bevorsteht, stieg die Impfquote erneut an.
Eine Zunahme gab es noch bei der Zahl der Coronapatienten in Kliniken. Dramatisch ist die Lage weiterhin in den französischen Überseegebieten, wo sich Todesfälle häufen, Ausgangsbeschränkungen zeigen aber erste Wirkung.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sank im landesweiten Durchschnitt im Vergleich zur Vorwoche um zwölf Prozent auf 216. Rückläufig war sie auch in den von Deutschland zum Hochrisikogebiet erklärten Regionen Okzitanien (318), Provence-Alpes-Côte d’Azur (531) sowie auf der Insel Korsika (343).
Seit drei Wochen wird in Frankreich zum Besuch vieler Veranstaltungen, im Café und Restaurant aber auch in großen Einkaufszentren ein digitaler sogenannten Gesundheitspass verlangt.
Er dient zum Nachweise von Impfung, Genesung oder eines negativen Tests. Ungeimpfte oder noch nicht vollständig geimpfte Franzosen lassen sich seitdem intensiv testen, wodurch auch etliche symptomlose Infektionen entdeckt werden.
Allerdings stehen die verschärften Coronaregeln von Präsident Emmanuel Macron weiter in der Kritik. Auch an diesem Wochenende wurden in Frankreich zum inzwischen siebten Mal in Folge Demonstrationen gegen den Gesundheitspass und eine Impfpflicht für einige Berufsgruppen angekündigt. Die Teilnehmerzahlen sind allerdings rückläufig.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126771/Weniger-Neuinfektionen-mit-SARS-CoV-2-in-Frankreich
DEUTSCHLAND: Vierte Coronawelle trifft vor allem die Jüngeren – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Die vierte Welle in der Coronapandemie nimmt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vor allem durch Ansteckungen unter jungen Erwachsenen weiter an Fahrt auf. Außerdem breite sie sich auch zunehmend in den mittleren Altersgruppen aus.
Das schreibt das RKI in seinem jüngsten RKI-Wochenbericht von gestern Abend. Ins Krankenhaus kommen demnach in der Regel vor allem die Ungeimpften. Die Dynamik beim Impfen gegen SARS-CoV-2 scheint allerdings vorbei.
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Ansteckungen unter den 15- bis 34-Jährigen lag gestern bei 115 pro 100.000 Einwohnern. Das ist fast doppelt so hoch wie der bundesweite Vergleichswert 66 in der Gesamtbevölkerung. Allerdings gibt es starke regionale Unterschiede: Die Werte schwankten gestern zwischen 122 Fällen pro 100.000 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen und 15,5 in Sachsen-Anhalt.
Die Älteren und Hochbetagten mit dem höchsten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe sind größtenteils schon geimpft und geschützt. In der Gruppe ab 60 Jahren steigen die Inzidenzen binnen einer Woche im Moment bundesweit nicht mehr über 17 Fälle pro 100.000 Einwohner.
Ein Grund für den Aufwärtstrend bei Ansteckungen unter den Jüngeren könnte auch die abnehmende Impfbereitschaft unter Nichtgeimpften sein. So stieg der Anteil immunisierter Bundesbürger im Vergleich zur Vorwoche nur noch langsam. Mit Datenstand vom 25. August waren fast 65 Prozent mindestens einmal und fast 60 Prozent vollständig geimpft. Eine Woche vorher lagen diese Quoten bei rund 64 Prozent bei den Erst- und 58 Prozent bei den Zweitimpfungen.
Die Positivrate unter rund 680.500 PCR-Tests in der 33. Kalenderwoche ab Mitte August stieg deutlich an: Mit fast 8 Prozent (7,88) lag sie rund fünf Mal höher als noch vor einem Monat (1,63 Prozent). Das ist ein Signal für Dynamik in der Pandemie. Ein Viertel der neu Infizierten hat sich wahrscheinlich im Urlaub im Ausland angesteckt, im Moment zumeist in der Türkei.
Die vermehrten Infektionen bei den Jüngeren machen sich nach der RKI-Analyse auch beim Blick auf die Klinikdaten bemerkbar. Waren zu Jahresbeginn die Krankenhauspatienten mit COVID-19 im Schnitt 77 Jahre alt, liegt das Altersmittel seit Mitte August um die 46 bis 48 Jahre.
Der zuletzt allgemein abnehmende Trend in Kliniken setzt sich laut RKI nicht fort. Die Zahl der COVID-Patienten befinde sich zwar noch auf niedrigem Niveau, steige jedoch sichtbar an – vor allem bei den 35- bis 59-Jährigen. Die große Mehrzahl der COVID-Patienten in Krankenhäusern ist nicht geimpft. Impfdurchbrüche seien sehr selten, heißt es im Bericht.
Die Verbreitung des Virus wird weiter durch die Variante Delta bestimmt, die zu 99 Prozent der Ansteckungen beiträgt. Eine Sublinie dieses Typs (AY.3) wird zur Zeit vor allem in Nordamerika gefunden.
Dort gibt es Mutmaßungen, ob sie ansteckender sein könnte als Delta selbst.
In Deutschland spielt diese Sublinie nach RKI-Angaben noch keine besondere Rolle. Bislang müsse davon ausgegangen werden, dass Sublinien die gleichen besorgniserregenden Eigenschaften besäßen wie die Varianten, von denen sie abstammten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126756/Vierte-Coronawelle-trifft-vor-allem-die-Juengeren
DEUTSCHLAND: Bessere Verfügbarkeit von Forschungsdaten angestrebt – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Die Verfügbarkeit von Forschungsdaten im Gesundheitsbereich hat die Regierung in der auslaufenden Legislaturperiode verstärkt in den Fokus genommen. Darauf hat vorgestern Thomas Renner, Leiter der Unterabteilung „Digitalisierung und Innovation“ beim Bundesgesundheitsministerium (BMG), hingewiesen.
Im Rahmen einer Veranstaltung des Health Innovation Hub (hih) sagte Renner, man habe bereits zu Beginn der Legislatur Defizite bei der Datenverfügbarkeit, Interoperabilität und Rechtssicherheit festgestellt. Die Coronapandemie habe diese Schwächen offengelegt, aber auch Gelegenheit gegeben, Dinge zu beschleunigen.
Er verwies darauf, dass das übergeordnete Zielbild eines stetig lernenden Gesundheitssystems evaluierbare Versorgungsprozesse erforderlich mache – dies gehe aber nur datengetrieben sinnvoll. Deshalb habe man, aufbauend auf umfangreichen Vorarbeiten, unter anderem die Einrichtung eines nutzerorientierten Forschungsdatenzentrums initiiert.
Steffen Heß, Leiter des neuen Forschungsdatenzentrums (FDZ) am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), betonte, noch laufe der Aufbau des Zentrums. Nach der Aufbauphase wolle man langjährige longitudinale und sektorenübergreifende Analysen sowie repräsentative und vor allem aktuellere Daten für alle gesetzlich Krankenversicherten bieten. Auch den spezifischen Herausforderungen des KI-Learnings an Datensätze wolle man sich stellen.
All dies solle, so Heß, forschungsorientiert und zugleich sicher möglich sein – der besonderen Sensibilität von Gesundheitsdaten sei man sich bewusst. Er verwies diesbezüglich auf die enge Zusammenarbeit mit den für Datenschutz und Datensicherheit zuständigen Behörden.
Trotz der anspruchsvollen Aufgabe sicherte Heß ein „möglichst schlankes Antragsverfahren“ zu. Zudem wolle man Transparenz zur Bearbeitsdauer schaffen. Er gehe nach dem Anlaufen des Betriebes von mehreren hundert Anträgen auf wissenschaftliche Datennutzung aus.
Gesetzlich geregelt wurde die die Schaffung eines Forschungsdatenzentrums mit dem Ende 2019 in Kraft getretenen Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG). Politisches Ziel ist es, Abrechnungsdaten der Krankenkassen schneller und in einem größeren Umfang als bisher der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen – ein Datenzugang für eine rein privatwirtschaftliche Forschung ist nicht vorgesehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126678/Bessere-Verfuegbarkeit-von-Forschungsdaten-angestrebt
ÖSTERREICH: Faßmann hält 1G-Regelung an Unis für möglich – Zweifel an Durchsetzbarkeit – ÖH ist gesprächsbereit – Science-APA, 27.8.2021 (aktualisierte Meldung)
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hält eine 1G-Regelung an den Hochschulen für möglich. Die gesetzlichen Vorgaben bzw. das Hausrecht würden dies erlauben, so der Minister am Rande der Alpbacher Technologiegespräche zu einem Vorstoß einzelner Rektoren. Bezüglich der Durchsetzbarkeit zeigte er sich aber skeptisch: Er halte viel von einer systematischen 3G-Regel.
Bereits am Donnerstag hatte sich der Rektor der Uni Klagenfurt, Oliver Vitouch, im Ö1-Morgenjournal persönlich für eine 1G-Regelung ausgesprochen. Der Rektor der Uni Salzburg, Hendrik Lehnert, plädierte in den „Salzburger Nachrichten“ (Freitagausgabe) ebenfalls für die 1G-Regelung. Diese sei einfacher zu kontrollieren. Zumindest bei Lehrveranstaltungen mit körperlicher Nähe – etwa Laborpraktika oder bei Sporteinheiten – sollen im Herbst an der Uni Salzburg nur Geimpfte Zutritt haben, so der Mediziner im Ö1-Mittagsjournal.
*** Zweifel an Durchsetzbarkeit ***
Faßmann hält das für eine „mutige Aussage – keine Frage“. Angesichts des Bestrebens, Präsenzunterricht an Unis abzuhalten, „verstehe ich diese Intention vollkommen“. Er habe aber Zweifel, dass man das zu diesem Zeitpunkt durchsetzen kann: „Denn ‚Genesen‘ ist epidemiologisch gesehen ein sehr brauchbarer Zustand, um weitere Infektionen zu verhindern.“ Auch das „Geimpft“ durch einen aussagekräftigen Test zu ersetzen „halte ich für eine legitime Variante. Ich halte also viel von einer systematischen 3-G-Regelung“, so der Minister.
Ähnlich sah man dies auch an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. „Wir werden an der Universität Innsbruck bis auf Weiteres an der 3-G-Regel, also geimpft, genesen oder getestet, festhalten“, erklärte Bernhard Fügenschuh, Vizerektor für Lehre und Studierende, auf APA-Anfrage. Dies entspreche auch dem, was man am Freitag im Rahmen eines Informationsaustauschs der Vertreter der Tiroler Hochschulen mit dem Bildungsminister besprochen habe.
Das Covid-19-Hochschulgesetz sieht die Möglichkeit vor, dass für die Teilnahme an Präsenz-Lehrveranstaltungen und -Prüfungen sowie Eignungs-, Aufnahme- und Auswahlverfahren ein „Nachweis über eine lediglich geringe epidemiologische Gefahr“ verlangt werden darf. Wie dieser auszusehen hat, muss von den Rektoraten festgelegt werden.
*** ÖH ist gesprächsbereit ***
Die ÖH ist gesprächsbereit, verweist allerdings auf Personen, die nicht geimpft werden können und ausländische Studenten, die mit in Österreich nicht anerkannten Impfstoffen immunisiert wurden. Die NEOS lehnen 1G an Hochschulen ab. „Genesene dürfen nicht ausgeschlossen werden. Dass die Impfung vor einer schweren Covid-Erkrankung schützt, steht außer Streit. Aber auch die Genesenen sind wenig gefährdet, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden“, so Wissenschaftssprecherin Martina Künsberg Sarre in einer Aussendung. „Viel wichtiger, als nun über 1G an Hochschulen zu fantasieren, wäre es, die Nachweise auch streng zu kontrollieren.“
Hintergrund der Überlegungen ist die derzeit niedrige Impfquote bei der jüngeren Bevölkerung. Aus diesem Grund ist auch eine 1G-Regelung in der Nachtgastronomie angedacht.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14356804711603272707
ÖSTERREICH: „Alles Gurgelt“ wird in Wien ab 5. Schulstufe eingeführt – Schulen sollen offen bleiben – 30 Prozent der 12- bis 15-jährigen geimpft – 30 Prozent der 12- bis 15-jährigen geimpft – Ausweitung der PCR-Lutschertests in Kindergärten – Science-APA, 27.8.2021 (aktualisierte Meldung)
Das Wiener PCR-Testprogramm „Alles gurgelt“ wird flächendeckend auf alle Schulen ab der 5. Schulstufe ausgeweitet. Das haben der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS), Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Bildungsdirektor Heinrich Himmer verkündet. In einer Testphase wurde das System bereits an mehr als 60 Standorten erprobt.
Auch die PCR-Testungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungseinrichtungen wird auf die Gurgel-Methode umgestellt. In den Volks- und Sonderschulen kommt hingegen das Testprogramm des Bildungsministeriums zum Einsatz – wobei hier PCR-Tests genauso wie anterio-nasale Selbsttests („Nasenbohrertests“) vorgesehen sind. Testen in der Schule müssen Kinder bzw. Jugendliche, die keinen 3-G-Nachweis erbringen können – also die nicht geimpft oder genesen sind oder die nicht bereits daheim einen Test absolviert haben.
Der Ablauf ist analog zu jenem für den Rest der Bevölkerung. Im Rahmen der Aktion werden Abholboxen in den Schulen aufgestellt, wie es sie bis dato vor allem in Rewe-Supermärkten oder Drogeriegeschäften gab. Die Abholung erfolgt jedenfalls täglich von Montag bis Donnerstag. Falls die Schule es wünscht, wird auch am Freitag entleert, hieß es heute. Die Gurgelkits werden den Schulen ebenfalls zur Verfügung gestellt.
*** Schulen sollen offen bleiben ***
„Das oberste Ziel ist, dass die Schulen geöffnet bleiben“, versicherte Wiederkehr. Darum sei ein engmaschiges Sicherheitssystem nötig. „Dieser Schritt ist gerade angesichts der grassierenden Delta-Variante wichtig“, hob Hacker hervor. Denn an der Tatsache, dass man am Beginn der vierte Welle stehe, sei nichts mehr zu ändern. PCR-Tests würden eine ganz andere Sicherheit als Schnelltests schaffen, zeigte sich der Gesundheitsstadtrat überzeugt.
Gegurgelt wird an Wiener Schulen ab der 5. Schulstufe mindestens zwei mal pro Woche, wobei eine Mundspülung das Gurgeln ersetzt, falls es nicht im Freien durchgeführt werde kann. Wer zur Teilnahme gebeten wird, das hängt vom ersten Schultag der Woche ab. An diesem muss ein 3G-Nachweis erbracht werden. Wer nicht geimpft, getestet oder genesen ist, muss einen Schnelltest und zusätzlich einen PCR-Test absolvieren. Der Antigentest ist nötig, da das Ergebnis der PCR-Untersuchung nicht unmittelbar vorliegt.
Das Ziel, so erläuterte ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats der APA, sei, dass man auf drei Testungen pro Woche komme. Zwei Tests seien die Mindestanzahl. Für die Schule reicht das, sie ist ein eigener Regelkreis. Wien kann hier die Gültigkeitsdauer von 72 Stunden für PCR-Tests nicht verkürzen. Das hat die Stadt per Verordnung jedoch für den außerschulischen Bereich bereits getan. Ab September gelten PCR-Testergebnisse nur mehr 48 Stunden als 3-G-Nachweis etwa in der Gastronomie. Das bedeutet: Schüler müssen, um bei Bedarf durchgehend für den außerschulischen Bereich wie Gastro getestet zu sein, in den meisten Fällen auch privat noch zusätzliche Coronatests absolvieren.
Schülerinnen und Schüler müssen sich zuvor registrieren, wobei in ihrem Profil auch Schule und Klasse eingegeben werden. Dies habe den Vorteil, dass auch Gurgeltests, die daheim gemacht werden, automatisch in das System einfließen, wurde betont.
*** 30 Prozent der 12- bis 15-jährigen geimpft ***
Zugleich wird in den Bildungseinrichtungen für eine Impfung geworben. Mobile Impfteams, wie es sie zuletzt bereits in den Sommerschulen gab, werden im Herbst auch Pflicht- oder Berufschulstandorte besuchen. Aktuell haben rund 30 Prozent der 12- bis 15-jährigen Wienerinnen und Wiener zumindest einen Stich erhalten. Bei den 16- bis 19-Jährigen sind es bereits rund 50 Prozent.
Die Bedeutung des Lüftens in den Klassenzimmern wurde ebenfalls wieder hervorgehoben. Dort, wo etwa aufgrund von Bauarbeiten natürliche Luftzufuhr nur schwer umzusetzen ist, kommen Luftfiltergeräte zum Einsatz. Auch Wien hat beim Bund solche geordert. Insgesamt 312 Geräte wurden beantragt.
*** Ausweitung der PCR-Lutschertests in Kindergärten ***
In den Kindergärten wird die schrittweise Ausweitung der PCR-Lutschertests vorbereitet, wie Wiederkehr berichtete. Derzeit werden jene fünf Standorte, in denen bisher eine entsprechende Studie lief, auf 23 ausgeweitet. Einbezogen werden dabei sowohl städtische als auch private Einrichtungen. Bei Kids ab vier Jahren sei es auch schon möglich, „Alles Gurgelt“ gemeinsam mit den Eltern anzuwenden, hob der Bildungsstadtrat hervor. Lediglich bei Jüngeren mache das derzeit noch wenig Sinn.
Streng sind in Kindergärten die Vorgaben in Sachen Personal. Neu eintretende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen eine Coronaimpfung nachweisen. Wiederkehr sprach sich heute einmal mehr dafür aus, über eine entsprechende Regelung auch bei Lehrkräften nachzudenken – wobei dies jedoch vom Bund umgesetzt werden müsse, wie er betonte.
Die Aktion „Alles gurgelt“ wurde in Wien im März eingeführt. Bisher wurden 6,29 Mio. PCR-Proben ausgewertet, wie das Hacker-Büro der APA mitteilte. Davon waren 0,33 Prozent positiv (20.508). Insgesamt haben sich bereits 965.000 Menschen für das System registriert.
Die Wiener FPÖ kritisierte am Freitag in einer Pressekonferenz, dass Rot-Pink es nicht schaffe, Planungssicherheit herzustellen. Klubobmann Maximilian Krauss und der freiheitliche Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl forderten eine „Garantieerklärung“ Wiederkehrs, dass die Schulen offen bleiben: „Die Schüler wollen endlich in ein halbwegs normales Schulleben zurückfinden.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17549211939328753242
ÖSTERREICH: Kinderstudie: Mehr Kilos, weniger Fitness im ersten Pandemiejahr – Deutsches Ärzteblatt, 27.8.2021
Der Anteil der übergewichtigen Grundschulkinder ist bereits nach den ersten Coronamaßnahmen laut einer österreichischen Studie um rund 20 Prozent gestiegen. Einen deutlichen Negativtrend fand das Forschungsteam der Universität Graz auch bei der körperlichen Ausdauer.
Schulen sollten daher jetzt nicht nur Wissenslücken schließen, sondern auch bei der Fitness der Kinder aufholen, schrieben sie in einem Artikel, der in Jama (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.21675) erschienen ist.
Ursprünglich wollte das Team um Gerald Jarnig am Grazer Institut für Bewegungswissenschaften den Effekt von Sportunterricht untersuchen. Dazu wurden rund 760 Mädchen und Jungen zwischen sieben und zehn Jahren im Raum Klagenfurt im September 2019 gewogen und gemessen.
Außerdem wurde die Ausdauer getestet. Wegen monatelanger Schließungen und Schichtbetriebs in den Grundschulen wurde aus der Studie eine Untersuchung über Lockdowns.
Als die Tests im September 2020 wiederholt wurden, waren die Ergebnisse eindeutig: Im Herbst vor der Pandemie waren 20,3 Prozent der Kinder übergewichtig oder fettleibig gewesen. Ein Jahr später lag der Wert bei 24,1 Prozent.
Um die Ausdauer zu untersuchen, liefen die Kinder sechs Minuten lang. Vor der Pandemie kamen sie dabei im Schnitt 917 Meter weit. Im September 2020 waren die erreichten Strecken um elf Prozent kürzer. „Man kann sagen, dass das eine sehr starke Verschlechterung ist“, sagte Ko-Autor Johannes Jaunig.
Auch wenn bislang keine weiteren Daten zu diesen Kindern vorliegen, sei anzunehmen, dass sich diese Negativtrends während neuerlicher Lockdowns ab Herbst 2020 fortsetzten, meinte er.
Den Autoren zufolge können zusätzliche Kilos und kürzere Laufstrecken nicht nur mit Bewegungsmangel zu tun haben, sondern auch mit Veränderungen der Essgewohnheiten und der psychischen Gesundheit während der Pandemie.
Weil sowohl Stadt- also auch Landkinder untersucht wurden, könnten die Ergebnisse nach Forscherangaben auf Österreich umgelegt werden. Sie seien wahrscheinlich auch mit der Situation in anderen europäischen Ländern vergleichbar, sagte Jaunig.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126755/Kinderstudie-Mehr-Kilos-weniger-Fitness-im-ersten-Pandemiejahr
SIEHE DAZU:
ÖSTERREICH: Österreichs Volksschüler übergewichtiger und weniger fit – Laufleistung deutlich verschlechtert – Auch mehr adipöse Kinder – Science-APA, 27.8.2021
Österreichs fast 350.000 Volksschüler haben durch die Covid-19-Pandemie innerhalb des ersten Jahres deutlich Gewicht zugelegt. Sie haben gleichzeitig an Fitness verloren. Das ergab eine Studie von Sportwissenschaftern der Universität Graz mit 764 Kindern aus Klagenfurt und Umgebung im Alter zwischen sieben und zehn Jahren. Die Ergebnisse können laut den Autoren auf ganz Österreich übertragen werden.
„In dieser Kohortenstudie mit Kindern aus Österreich waren die Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 mit einer Verringerung der Herz- und respiratorischen Fitness sowie einer Erhöhung des Body-Mass-Index verbunden. Die Ergebnisse deuten auf einen Bedarf an gemeinschaftlichen Anstrengungen hin, um diese Veränderungen des Gesundheitsstatus der Kinder rückgängig zu machen und negative Langzeitfolgen für die Gesundheit zu verhindern“, schrieben jetzt Gerald Jarnig und seine Co-Autoren im Online-Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA Network Open/26. August).
Die bedenklichen Erkenntnisse zu nicht unumstrittenen Schulschließungen und den generellen Lockdowns infolge von Covid-19 mit dem Entfall von Turnstunden, Aufenthalten im Freien und sportlicher Betätigung stammen aus Vergleichserhebungen und Fitnesstests, welche die Wissenschafter im September 2019 und zwischen Juni und September 2020 durchführten. Sie hatten zwölf Volksschulen in Klagenfurt und Umgebung städtischer und ländlicher Umgebung ausgewählt. Die Untersuchungen erfolgten direkt mit den Kindern. Schließlich lagen Vergleichsdaten von 764 Volksschülern (383/50,1 Prozent Mädchen) vor.
*** Laufleistung deutlich verschlechtert ***
Während 763 teilnehmende Volksschulkinder im September 2019 binnen sechs Minuten noch durchschnittlich 917 Meter Wegstrecke laufend zurücklegen konnten, schafften sie im September 2020 nur noch 815 Meter Laufstrecke. Selbst Schulkinder, die in Sportvereinen eingeschrieben waren, verschlechterten sich von durchschnittlich 966,8 Metern zurückgelegter Strecke auf 860 Meter, die anderen Kinder von 880,9 Meter auf 782,2 Meter.
Im September 2019 waren von insgesamt 764 ausgewerteten Befunden 20,3 Prozent aller Volksschüler übergewichtig oder adipös. Im September 2020 waren es bereits 24,1 Prozent. Bei den Mitgliedern von Sportvereinen stieg dieser Anteil von 15,8 auf 20,2 Prozent, bei den anderen Kindern von 23,5 auf 26,9 Prozent.
*** Auch mehr adipöse Kinder ***
Die für die Gesundheit ungünstigen Trends zeigten sich zunehmend und durchgängig von September 2019 über Juni 2020 bis September des gleichen Jahres. Statistisch signifikant war zum Beispiel der Unterschied beim Anteil der Übergewichtigen und Adipösen im Vergleich von September 2019 zu den Werten genau ein Jahr später.
Covid-19 beschleunigte in der untersuchten Gruppe von Volksschulkindern die längerfristig beobachtete Zunahme von übergewichtigen und fettsüchtigen Kindern deutlich. „Die Zunahme der Zahl der übergewichtigen oder adipösen Kinder innerhalb eines Jahres um 3,8 Prozentpunkte entspricht in etwa der Größe dieser Zunahme bei österreichischen Kindern innerhalb von vier Jahren (2014 bis 2018)“, stellten die Wissenschafter fest. Die Resultate könnten wohl für die österreichischen Volksschüler und Volksschülerinnen generalisiert werden. Da seit September 2020 die Schulen zeitweise wieder geschlossen und teilweise Lockdowns verhängt worden seien, können zusätzlich negative Folgen nicht ausgeschlossen werden.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14608167074401796566
ÖSTERREICH Forschungsdaten: Aufbau von „Mikrodatenzentrum“ ab 1. Jänner geplant – Salzburger Nachrichten/APA, 27.8.2021
Die angekündigte Forschungsdaten-Plattform bei der Statistik Austria soll ab 1. Jänner 2022 aufgebaut werden, erklärte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Freitag am Rande der Alpbacher Technologiegespräche. Eine nach der kürzlich abgelaufenen Begutachtungsphase adaptierte Fassung des Gesetzes soll im Herbst vorliegen. Mitte 2022 könnten dann erste Forschungsfragen beantwortet werden, hieß es seitens des Statistik Austria-Generaldirektors Tobias Thomas.
Das „Austrian Micro Data Center“ (AMDC) wurde bereits im Regierungsprogramm angekündigt. Die Grundidee besteht darin, dass über die bei der Statistik Austria angesiedelte neue Plattform jene öffentlichen „Register“, die dort schon ausgewertet werden, auch für die Grundlagenforschung zur Verfügung stehen. Dazu braucht es Änderungen im Bundesstatistikgesetz und Forschungsorganisationsgesetz, die nun im Herbst umgesetzt werden sollen. Zur tatsächlichen Einrichtung benötige die Statistik Austria dann noch rund ein halbes Jahr, so Thomas.
So könnten dann „untadelige“ Forschungsorganisation, wie Universitäten oder die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und andere zugelassene Einrichtungen Informationen aus dem Melderegister oder etwa dem Bildungsstandregister für ihre Forschung verwenden. Die Statistik Austria stellt im ersten Schritt die von ihr selbst erhobenen Informationen für die Forschung zur Verfügung. In weiterer Folge könnten zusätzliche staatliche Datenbanken folgen.
Würden auch Daten aus der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) einfließen, wäre dafür eine eigene Verordnung des Wissenschaftsministeriums – in dem Fall gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium – nötig. Mit dem seitens der Forschungsgemeinde lange geforderten Vorstoß wolle man auch Ministerien, die relevante Daten beherbergen, auffordern – der Minister sprach wörtlich von „challengen“, sich zu beteiligen.
Durch entsprechende Sicherheitsstandards will die Statistik Austria gewährleisten, dass die Wissenschafter damit beispielsweise den Einfluss unterschiedlicher Bildungsverläufe auf die jeweiligen Arbeitsmarktkarrieren analysieren können, ohne dabei Rückschlüsse auf einzelne Personen anstellen zu können. Identitätsdaten werden durch Personenkennzeichen ersetzt.
Stellt eine unabhängige Forschungsinstitution, die auf dem Niveau einer Universität forscht, einen Antrag mit einer konkreten Forschungsfrage, erstellt die Statistik Austria einen speziell zugeschnittenen „Datenkörper“, erklärte Thomas. Diese Informationen seien dann „anonymisiert“ und werden in einem „virtuellen, geschützten Arbeitszimmer“ nur dem Antragsteller zur Verfügung gestellt. Für letzteren müsse die Forschungseinrichtung sozusagen bürgen.
Die Daten verlassen die Server der Statistik Austria zu keinem Zeitpunkt, versicherten Faßmann und Thomas. Die Berechnungen machen die Wissenschafter per Fernzugriff. Danach erfolge auch noch eine „Outputkontrolle“. Hier wird nochmals überprüft, dass sich die Resultate nicht auf Einzelpersonen zurückführen lassen, bevor sie etwa in Fachjournalen publiziert werden.
Kein Forscher wolle „wissen, was Herr Müller oder Frau Mayer macht“, betonte Thomas. Es gehe um Erkenntnisse in größerem Rahmen, wo sich Ursache und Wirkung möglichst gesichert abschätzen lassen. Etwaiger Missbrauch würde in den Straftatbestand des „Amtsmissbrauchs“ fallen, eine Sperre und entsprechend hohe Strafandrohungen zur Folge haben.
Bei dem Vorhaben handle es sich um einen „Meilenstein“ für die heimische Forschung, die bisher bei vielen Fragestellungen auf Daten aus dem Ausland angewiesen war. In einer hoffentlich folgenden „Medizindatenstelle“ als möglichen zukünftigen Teil des AMDC könnte man dann etwa auch Fragen zu Nebenwirkungen von Medikamenten beantworten. Man könnte abschätzen, bei welchen Patientengruppen etwa teure Behandlungen aus dem Bereich der personalisierten Medizin nicht erfolgsversprechend sind, umriss der Komplexitätsforscher Stefan Thurner, Chef des Complexity Science Hub (CSH) Vienna, Anwendungsmöglichkeiten.
Nicht zuletzt wären diese Möglichkeiten in der Pandemie äußerst hilfreich – oder hilfreich gewesen, denn Forscher bemängelten hier oftmals einen datentechnischen „Blindflug“. So könne man hierzulande ohne verteilt in verschiedensten Organisationen lagernde Registerdaten noch immer nicht beantworten, wie das Covid-19-Infektionsrisiko etwa mit der Arbeitstätigkeit in verschiedenen Wirtschaftssektoren oder in bestimmten soziökonomischen Umfeldern aussieht. Selbst um Infektionszahlen oder Spitalsaufnahmen unter Geimpften und Nicht-Geimpften schwirren immer noch Fragezeichen.
Auch die viel beachteten Langzeitfolgen von Covid-19 „kann man nicht abschätzen ohne Registerdaten“, sagte Thurner. Beim AMDC und seinen möglichen weiteren Ausbaustufen gehe es also darum, „Daten für die Gesellschaft nutzbar zu machen“ und „kollektiv etwas zu lernen“, so der Komplexitätsforscher.
QUELLE: https://www.sn.at/panorama/wissen/forschungsdaten-aufbau-von-mikrodatenzentrum-ab-1-jaenner-geplant-108602077
ÖSTERREICH: Schüler können auch externe Corona-Tests bringen – Science-APA, 27.8.2021
Schüler müssen ihre vorgeschriebenen Corona-Tests nicht unbedingt an der Schule absolvieren. Ebenfalls erlaubt sind von anderen befugten Teststellen ausgestellte Antigen- bzw. PCR-Tests. Das sieht die neue Covid-19-Schulverordnung von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vor. Das gilt sowohl für die dreiwöchige Sicherheitsphase zu Schulbeginn als auch im Fall einer etwaigen Testpflicht für Ungeimpfte ab mittlerer Risikostufe danach.
Wer also etwa lieber daheim für einen PCR-Test gurgelt als einen anterio-nasalen Abstrich in der Schule durchführt, kann das tun. Wichtig ist nur, dass für jeden vollen Schultag ein gültiges Testergebnis vorliegt und einmal wöchentlich ein PCR-Test darunter ist. Auch Lehrer können sich durchgehend außerhalb testen lassen – im Unterschied zu Schülern müssen sie sogar ihre PCR-Tests extern durchführen lassen. Antigentests können sie an der Schule absolvieren.
Generell sieht die Regelung vor, dass in der dreiwöchigen „Sicherheitsphase“ zu Schulbeginn alle Schüler unabhängig vom Impfstatus dreimal wöchentlich testen müssen, einmal davon per PCR-Test. Geimpfte Lehrer müssen drei Antigentests erbringen, ungeimpfte zwei Antigen- und einen externen PCR-Test.
*** Testverpflichtung von Risikolage abhängig ***
Anschließend ergibt sich die jeweilige Testverpflichtung der Schüler aufgrund der durch die Inzidenz ermittelte jeweilige Risikolage (geringes, mittleres oder hohes Risiko) bzw. des Impfstatus. Ungeimpfte Lehrer müssen nach der Sicherheitsphase unabhängig von der Risikolage täglich einen gültigen Testnachweis bereithalten (einmal wöchentlich PCR-Test).
Ebenfalls in der Verordnung festgehalten ist auch die schulautonome Möglichkeit, zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu treffen. Eine ähnliche Regelung gab es schon im letzten Schuljahr. Direktoren dürfen demnach eine über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehende Maskenpflicht, zusätzliche Tests sowie einen zeitversetzten Unterrichtsbeginn anordnen. Allerdings sind diese Maßnahmen (außer der zeitversetzte Unterrichtsbeginn) auf eine Woche befristet und bedürfen der Zustimmung der Schulbehörde – geimpfte Schüler sind davon auch auszunehmen (ausgenommen vom zeitversetzten Unterrichtsbeginn). Nach einer Woche können sie dann aber erneut befristet verhängt werden.
Nicht möglich ist eine schulautonome Anordnung von Distance Learning etwa durch den Direktor. Dieses darf nur vom Bildungsminister oder von der Bildungsdirektion verordnet werden oder wenn der Schulbetrieb aufgrund einer Entscheidung der Gesundheitsbehörde nicht möglich ist.
*** Bei Weigerung müssen Schüler daheimbleiben ***
Eltern von Schülern, die vorgeschriebene Corona-Tests oder eine etwaige Maskenpflicht verweigern, sind vom Direktor zunächst über die etwaigen Konsequenzen zu belehren. Bleibt die Weigerung aufrecht, müssen die Schüler daheimbleiben und sich selbstständig über den Lehrstoff informieren, Hausübungen erbringen und sich an der Erarbeitung des Lehrstoffes beteiligen. Bleiben Schüler so lange fern, dass sie nicht sicher beurteilt werden können und absolvieren sie auch keine deshalb angesetzte Feststellungsprüfung, werden sie nicht benotet.
Schüler, die selbst einer Risikogruppe angehören oder deren Eltern in die Risikogruppe fallen, können auf Antrag für maximal eine Woche aus wichtigem Grund dem Unterricht fernbleiben. Gleiches gilt für Kinder und Jugendliche, die sich im Zusammenhang mit COVID-19 nicht in der Lage sehen, am Präsenzunterricht teilzunehmen. Nach Ablauf der Woche kann der Antrag erneut gestellt werden – dann ist aber ein einschlägiges fachärztliches Attest vorzulegen.
Externe Personen wie etwa Lesepaten oder Mitglieder von Vereinen dürfen grundsätzlich in die Schule. Sie müssen aber einen 3G-Nachweis vorlegen und durchgehend einen Mund-Nasenschutz tragen. Bei einem Inzidenzwert ab 200 (hohes Risiko) ist ihnen das Betreten der Schule dann nicht mehr erlaubt.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12165051974176123747
26.8.2021, Donnerstag
MEDIZIN: Erkrankung trotz Impfung: Was bedeuten Impfdurchbrüche? – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Vollständig gegen Corona geimpft und trotzdem infiziert oder erkrankt: Die Zahl solcher Durchbruchinfektionen steigt und verunsichert viele Menschen. Doch derartige Fälle sind kein Zeichen dafür, dass die Impfungen nicht wirken, betonen Fachleute.
Geimpfte würden immer noch ein deutlich geringeres Risiko haben, zu erkranken oder sogar zu sterben. Tatsächlich müssen sich angesichts solcher Infektionen von Geimpften vor allem diejenigen Sorgen machen, die bislang noch nicht geimpft wurden.
Dass sich überhaupt geimpfte Menschen infizieren können, ist für Wissenschaftler keine Überraschung. „Wir wussten von Anfang an, dass die Impfung nicht zu 100 Prozent wirksam ist: Selbst in den Zulassungsstudien hatten sich vollständig Geimpfte infiziert“, erklärte Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität Dortmund (IfADo). Deswegen träten nun natürlich mehr und mehr Durchbruchsinfektionen auf, je mehr Menschen immunisiert würden.
Auch der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité betont, dass eine gewisse Zahl solcher Infektionen erwartbar gewesen sei. „Gerade bei einem respiratorischen Erreger, der die oberen Atemwege befällt, sich dort vermehrt und auch von dort weitergegeben wird, ist es schwierig, eine sterile Immunität herzustellen.“ Von dieser spricht man, wenn sowohl die Ansteckung mit einem Erreger als auch dessen Weitergabe komplett unterbunden werden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) definiert einen wahrscheinlichen Impfdurchbruch als SARS-CoV-2-Infektion mit Krankheitssymptomen, die bei einem vollständig geimpften Menschen mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde. Dabei werde ein vollständiger Impfschutz angenommen, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie – also zwei Dosen der Moderna-, Biontech- oder Astrazeneca-Vakzine beziehungsweise einer Dosis des Johnson & Johnson-Impfstoffs – mindestens zwei Wochen vergangen seien.
Laut RKI gab es seit Beginn der Impfkampagne bis zum 17. August 13.360 symptomatische Impfdurchbrüche. Bundesweit waren bis dahin 48 Millionen Menschen vollständig geimpft. Allerdings waren noch nicht bei allen davon die zwei Wochen nach der letzten Impfung vergangen.
Nicht gut erfasst werden können Infektionen von vollständig Geimpften, die ohne Symptome verlaufen: „Solche Infektionen würden sich nur per Zufall detektieren lassen, weil sich Geimpfte kaum testen lassen“, erläuterte Watzl, der auch Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGFI) ist.
Und selbst bei symptomatischen Infektionen gebe es sicherlich noch eine Dunkelziffer: „Bei Geimpften besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie Symptome nicht mit Corona in Verbindung bringen, deswegen keinen Arzt aufsuchen und sich nicht testen lassen.“
Dabei stelle die Zahl der Impfdurchbrüche ein wichtiges Maß dar, um festzustellen, wie effektiv die Impfungen tatsächlich schützten. „Hier sehen wir zwei Dinge: Zum einen, dass die Anzahl dieser Durchbruchsinfektionen immer noch den kleineren Teil der Gesamtinfektionen ausmacht, obwohl die Gruppe der Geimpften den größeren Teil bildet. Und daraus kann man ableiten, dass die Impfung vor der Infektion schützt.“
Zum anderen fielen Infektionen bei Geimpften deutlich milder aus, so der Immunologe: „Wir reden in Deutschland von einem Schutz vor symptomatischer Infektion, der zwischen 80 und 90 Prozent und bei schweren Infektionen noch darüber liegt. Das erklärt, warum auf den Intensivstationen fast ausschließlich die Ungeimpften liegen.“
Nicht zuletzt listet das RKI seit Beginn der Impfkampagne in Deutschland 1.871 Todesfälle infolge von COVID-19 in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen auf, aber nur einen Todesfall einer voll immunisierten Person in der gleichen Altersgruppe.
Auch Sander betont, dass das Risiko, schwer zu erkranken, bei vollständig Geimpften bedeutend kleiner sei. Dabei spiele aber eine Rolle, wie lange die Impfung schon zurückliege und ob man einer Risikogruppe angehöre.
So habe etwa eine Studie aus Israel vor kurzem gezeigt, dass nur sechs von 152 Patienten, die trotz Impfung an COVID-19 erkrankten, zuvor gesund gewesen seien. Alle anderen hatten zum Teil schwere Vorerkrankungen, darunter Bluthochdruck, Diabetes, chronisches Nierenversagen, Krebs sowie Herz- oder Lungenleiden. Ein weiterer Faktor war ein geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel aufgrund einer Organtransplantation oder einer Chemotherapie.
Ebenso stellt das Alter einen wichtigen Aspekt dar. So heißt es im RKI-Bericht: „Unter den insgesamt 335 COVID-19-Fällen mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, waren 279 (84 Prozent) 80 Jahre und älter.“ Das spiegele das generell höhere Sterberisiko – unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe – für diese Altersgruppe wider.
Nichtsdestotrotz scheint es auch Impfspezifika für über 60-Jährige zu geben. So berichtet Watzl, dass es ältere Menschen – oder auch Patienten mit geschwächtem Immunsystem – gebe, die zwar zweimal geimpft wurden, aber dennoch keine oder nur eine schwache Immunität entwickelt haben.
„Diese Personen gelten zwar als geimpft und geschützt, haben aber eigentlich einen geringen bis gar keinen Schutz und ein entsprechendes Risiko, bei einer Infektion schwer zu erkranken.“ Der Anteil solcher „Impfversager“ liege unter Älteren bei vermutlich fünf Prozent.
Hinzu kommt, ergänzt Sander, dass bei Älteren nach einer Impfung im Durchschnitt weniger Antikörper gebildet würden und deren Spiegel wahrscheinlich auch schneller wieder sinke. Genauere Zahlen dazu werde seine Forschungsgruppe in Kürze in einem Preprint veröffentlichen.
Da Ältere zudem als erstes geimpft wurden und ihre Impfungen entsprechend weit zurückliegen, sei die Empfehlung einer dritten „Booster“-Impfung für diese Gruppen wie auch für besonders Gefährdete „unbedingt nachvollziehbar und medizinisch auch absolut indiziert“, so Sander. Tatsächlich hat Bayern bereits Mitte August begonnen, Drittimpfungen an Menschen aus Risikogruppen zu verabreichen, ab September sollen auch die übrigen Bundesländer folgen.
Eine solche Booster-Impfung könnte darüber hinaus einen besseren Schutz vor neuen Virusvarianten wie der derzeit als besonders pandemietreibend geltenden Delta-Variante bieten. Diese gilt nicht nur als ansteckender. In Studien zeigte sich auch, dass die Viruslast bei geimpften Infizierten zumindest anfangs genauso hoch ist wie bei Ungeimpften. Dabei wurde jedoch nur gemessen, welche Menge vorhanden war.
„Die Studien untersuchten nicht, ob es sich auch um ansteckendes Virus handelt. Das ist aber entscheidend für die Frage, ob jemand es weitergeben kann“, erläuterte vor einiger Zeit dazu der Molekularbiologe Emanuel Wyler vom Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC).
„Es kann Unterschiede geben im zeitlichen Verlauf der Viruslast und bei der Frage, wie lebensfähig und infektiös dieses Virus ist, aber: Ein infizierter Geimpfter ist sicherlich nicht „gar nicht“ ansteckend“, betont auch Immunologe Watzl.
Damit sei auch die Herdenimmunität nahezu unmöglich geworden: „Der einzelne Geimpfte ist gewiss deutlich besser geschützt als ein Nicht-Geimpfter, dieser wiederum kann sich aber nicht mehr darauf verlassen, geschützt zu sein, weil um ihn herum alle geimpft sind.“
Auch Sander warnt gerade angesichts der Delta-Variante davor, dass Geimpfte das Virus unwissentlich verbreiten könnten: „Deswegen sollten auch Geimpfte in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Nahverkehr weiter eine Maske tragen und sich regelmäßig testen lassen, wenn sie in sensiblen Bereichen arbeiten.“
Das Testen von Geimpften würde darüber hinaus die Datenlage zu den Impfdurchbrüchen verbessern, ergänzte Watzl, denn für genauere Erkenntnisse zu diesen seien weitere Studien nötig – ebenso wie etwa zur Frage, ob Durchbruchsinfektionen das Long-COVID-Syndrom auslösen können. Sander hält die entsprechende Gefahr für eher gering, belastbare Aussagen könnten dazu allerdings noch nicht getroffen werden.
Wesentlich klarer sei hingegen, so der Infektiologe, dass wir alle bis Ende kommenden Jahres mit dem Virus – sei es nun Delta oder eine andere Variante – in Kontakt kommen würden: „Entweder wir sind dann geimpft, so dass dieser Kontakt wie eine Impfauffrischung wirkt und wir gar nichts oder nur wenig von der Infektion merken, oder wir sind ungeimpft und haben einen Erstkontakt mit dem Virus – und damit das Risiko, schwer zu erkranken.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126712/Erkrankung-trotz-Impfung-Was-bedeuten-Impfdurchbrueche
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Booster verstärkt Wirkung der Janssen-Vakzine – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Der virusbasierte Impfstoff „Ad26.COV2.S“ von Johnson & Johnson/Janssen, der als bisher einziger für eine Einmalgabe zugelassen ist, hat in 2 Phase 1/2a-Studien offenbar eine gute Booster-Wirkung erzielt. Dies teilte der Hersteller in einer Pressemitteilung mit. Die Ergebnisse sollen in Kürze auf medRxiv (NEJM 2021; DOI: 10.1056/NEJMc2108829 ) publiziert werden.
Der Impfstoff „Ad26.COV2.S“ besteht wie „ChAdOx1 nCoV-19“ von Astrazeneca, aus einem Adenovirus, das mit dem Gen für das S-Protein von SARS-CoV-2 beladen ist. Bei virusbasierten Impfstoffen besteht die Gefahr, dass das Immunsystem nach der ersten Dosis Antikörper gegen die Adenoviren bildet, die die Viren nach der 2. Gabe eliminieren, bevor sie ihre Ladung zu den Muskelzellen transportieren können, in denen aus den Genen der eigentliche Impfstoff hergestellt wird.
Diese Immunreaktion könnte für die im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen etwas schlechtere Schutzwirkung von AZD1222 verantwortlich sein. Das Gamaleja-Institut hatte diese Möglichkeit bedacht und für den Impfstoff Sputnik V zwei unterschiedliche Viren verwendet.
Die Frage einer Immunreaktion gegen das Impfstoffvirus könnte eine größere Bedeutung erlangen, wenn die geimpften Personen eine Auffrischung benötigen sollten, wie dies in verschiedenen Ländern derzeit überlegt und in Israel bereits praktiziert wird. Vor diesem Hintergrund sind die beiden Studien VAC31518COV1001 und VAC31518COV2001 von Interesse, in denen Johnson & Johnson einen Booster mit der Janssen-Vakzine erproben lässt.
Die jetzt vom Hersteller mitgeteilten Daten sprechen dafür, dass eine Immunreaktion gegen den Vektor die Boosterwirkung nicht zu schmälern scheint. Die Auffrischungsdosis soll zu einem schnellen und robusten Anstieg der spikebindenden Antikörper geführt haben, deren Titer laut der Pressemitteilung neunmal höher war als 28 Tage nach der primären Einzeldosis-Impfung. Auch bei den älteren Personen ab 65 Jahren, die eine niedrigere Auffrischungsdosis erhielten, soll es zu einer signifikanten Zunahme der Antikörpertiter gekommen sein.
Die Daten basieren laut Presseberichten allerdings nur auf 17 Patienten, was ihre Aussagekraft natürlich einschränkt. Es wird spekuliert, dass der Hersteller die Ergebnisse vorzeitig auswerten ließ, um doch noch in dem staatlichen Boosterprogramm berücksichtigt zu werden, dass die Bidenadministration plant und in dem der Impfstoff von Johnson & Johnson bisher nicht vorgesehen ist.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126704/SARS-CoV-2-Booster-verstaerkt-Wirkung-der-Janssen-Vakzine
SIEHE DAZU:
=> Auffrischimpfung mit Vakzin von J&J erhöht Immunabwehr stark – Science-APA, 26.8.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7706736113269285548
MEDIZIN: Myokarditis und andere Komplikationen nach COVID-19 wesentlich häufiger als nach einer Impfung – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Die forcierte Impfkampagne, die in Israel mit dem Impfstoff BNT162b2 von Biontech erfolgte, hat nicht zu einem bedeutsamen Anstieg von Impfkomplikationen geführt. Eine Analyse des größten Krankenversicherers des Landes bestätigt im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2110475 ) zwar, dass die Impfung das Risiko auf eine Myokarditis erhöht und einige weitere Erkrankungen in den ersten 3 Wochen nach den Impfungen häufiger auftraten.
Die Risiken waren jedoch deutlich geringer als nach einer Erkrankung an COVID-19, die die Impfung in den meisten Fällen verhindert.
Der Impfstoff BNT162b2 hatte sich zwar in den klinischen Studien als verträglich und sicher erwiesen. Da an den Studien jedoch in der Regel gesunde Personen teilnehmen, können die Ergebnisse nicht einfach auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden. Außerdem können in den Studien auch schwerwiegende Komplikationen übersehen werden, wenn sie sehr selten sind.
Die Zulassungsbehörden suchen deshalb (vor allem zu Beginn einer Impfkampagne) gezielt nach potenziellen Impfkomplikationen. Die Möglichkeiten waren lange auf eine passive Surveillance beschränkt, bei der Ärzte und andere Personen aufgefordert sind, Verdachtsfälle an die Behörden zu melden.
Die Speicherung von Patientendaten in elektronischen Krankenakten oder anderen Registern ermöglicht heute auch eine aktive Surveillance, bei der nach auffälligen Häufungen von Erkrankungen im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung gesucht wird.
Ein Team um Ran Balicer von Krankenversicherer Clalit in Tel Aviv hat jetzt die Daten von 884.828 Versicherten analysiert, die bis zum 24. Mai in Israel wenigstens 1 Dosis von BNT162b2 erhalten hatten. Die Geimpften wurden einer gleichen Zahl von nicht Geimpften gegenübergestellt, um herauszufinden, ob es jeweils in den ersten 3 Wochen nach den beiden Impfdosen zu einer Häufung von Erkrankungen gekommen ist, die dann als mögliche Impfkomplikation eingestuft werden.
Die Auswertung bestätigt eine Häufung von Myokarditiden, über die bereits in den letzten Monaten berichtet worden war. Balicer ermittelt in der Studie 21 Fälle gegenüber 6 Fällen in der Kontrollgruppe der nicht geimpften Versicherten.
Dies ergibt eine Risk Ratio von 3,24, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,55 bis 12,44 signifikant war. Auf 100.000 Geimpfte kamen 2,7 zusätzliche Myokarditiden. Neben der Myokarditis wurden noch weitere mögliche Komplikationen gefunden, die anders als die Myokarditis teilweise bereits in den klinischen Studien aufgefallen waren.
Am häufigsten war eine Lymphadenopathie, also eine Schwellung der Lymphknoten. Hier gab es 78,4 zusätzliche Fälle auf 100.000 Geimpfte. Es folgten ein Herpes Zoster mit 15,8 und eine Appendizitis mit 5,0 zusätzlichen Fällen auf 100.000 Geimpfte.
Lymphadenopathie und Appendizitis lassen sich biologisch plausibel auf eine Reaktion des Immunsystems zurückführen. Der Anstieg der Herpes Zoster-Fälle könnte die Zunahme der Fazialisparesen erklären, die in den klinischen Studien aufgefallen war. In der aktuellen Analyse war die Zahl der Fazialisparesen nur tendenziell, das heißt statistisch nicht signifikant um 3,5 pro 100.000 Geimpfte angestiegen.
Interessanterweise gab es einige Erkrankungen, die nach der Impfung seltener beobachtet wurden als in der Kontrollgruppe. Dazu gehörten akute Nierenschäden (minus 4,6/100.000), Anämien (minus 18,7/100.000), Hirnblutungen (minus 2,9/100.000) oder Thrombosen (minus 2,2/100.000).
Balicer vermutet, dass es sich um Symptome einer nicht erkannten SARS-CoV-2-Infektion gehandelt haben könnte, vor denen die Impfung in den ersten Wochen noch nicht ausreichend geschützt hat.
In einer zweiten Analyse haben die Epidemiologen untersucht, welche Erkrankungen in den ersten 6 Wochen nach einer bestätigten Infektion mit SARS-CoV-2 häufiger auftraten.
Dazu gehörten eine Myokarditis (plus 11,0 Ereignisse/100.000 Patienten), akute Nierenschädigung (125,4/100.000), eine Lungenembolie (61,7/100.000), intrakranielle Blutungen (7,6/100.000), eine Perikarditis (10,9/100.000), ein Myokardinfarkt (25,1/100.000), tiefe Venenthrombosen (43,0/100.000) und Arrhythmien (166,1/100.000).
Eine Impfung dürfte deshalb auch bezüglich der Kardiomyopathie sicherer sein als eine Infektion mit SARS-CoV-2. Dieses Argument dürfte Impfgegner jedoch nicht überzeugen, da diese häufig davon überzeugt sind, dass sie sich nicht anstecken werden oder die Existenz von COVID-19 insgesamt bezweifeln.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126738/Myokarditis-und-andere-Komplikationen-nach-COVID-19-wesentlich-haeufiger-als-nach-einer-Impfung
MEDIZIN: SARS-CoV-2-Impfung wirkt bei Patienten mit Immunschwächekrankheiten schwächer – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 führt bei Patienten, die infolge einer Erkrankung oder durch deren Behandlung ein geschwächtes Immunsystem haben, zwar in den meisten Fällen zu einer Serokonversion. Die Antikörperantwort fiel in einer laufenden Beobachtungsstudie jedoch häufig schwächer aus als bei gesunden Personen, wie die im Preprint-Server des Lancet (2021; DOI: 10.2139/ssrn.3910058) publizierten Ergebnisse zeigen.
Die britische OCTAVE-Studie („Observational Cohort Trial-T-cells Antibodies and Vaccine Efficacy in SARS-CoV-2“) untersucht derzeit die immunologische Reaktion auf die Impfung gegen SARS-CoV-2 bei Patienten, die krankheits- oder behandlungsbedingt ein geschwächtes Immunsystem haben.
Ein Team um Carl Goodyear von der Universität Glasgow hat jetzt die Daten der ersten 600 Patienten der auf 3.250 Teilnehmer angelegten Studie untersucht. Darunter waren Patienten mit entzündlicher Arthritis (IA), rheumatoider Arthritis (RA) und psoriatischer Arthritis (PsA), außerdem Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV), entzündlichen Darmerkrankungen (IBD), Lebererkrankungen (HepD), dialysepflichtige Patienten mit chronischem Nierenversagen (HD), von denen einige immunsupprimierende Medikamente einnahmen (HD-IS).
Weitere Patienten litten unter soliden Krebserkrankungen (SC) oder hämatologischen Malignomen (HM), und einige hatten sich einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) unterzogen.
Die gute Nachricht ist, dass es bei 89 % der Patienten zumindest nach der 2. Dosis zu einer Serokonversion kam (die in der Vergleichsstudie PITCH bei allen gesunden Geimpften beobachtet wurde). Es gab allerdings Ausnahmen. Von den 29 AAV-Patienten bildeten nur 8 Antikörper.
Den Grund vermutet Goodyear in der Behandlung mit Rituximab, die bei der ANCA-assoziierten Vaskulitis Standard ist. Rituximab führt zur Zerstörung von B-Zellen, was den Krankheitsprozess stoppen kann, aber eben auch die Bildung von Antikörpern nach Impfungen verhindert. Auch in der HD-IS-Gruppe blieb die Serokonversion bei 2 von 10 Patienten aus, ebenso bei 5 von 42 HSCT-Patienten. Auch hier dürfte die fehlende Immunreaktion Folge der (notwendigen) Behandlung sein.
Eine Serokonversion allein ist noch kein Garant für einen Immunschutz. Das genaue immunologische Korrelat für eine wirksame Impfung gegen SARS-CoV-2 ist zwar noch nicht bekannt, eine ausreichende Antikörperkonzentration ist jedoch eine biologisch plausible Voraussetzung. Die Forscher haben die Antikörpertiter mit der PITCH-Studie verglichen.
Ergebnis: Die immungeschwächten Patienten der OCTAVE-Studie erreichten nur selten die Titer der gesunden Probanden. Bei 87 % der AAV-Patienten, bei 51 % der IA-Patienten, bei 20 % der HD-Patienten, bei 42 % der HD-IS-Patienten, bei 36 % der HepD-Patienten, bei 10 % der SC-Patienten, bei 33 % der HM-Patienten und bei 17 % der HSCT-Patienten lagen die Antikörpertiter unter den niedrigsten in der PITCH-Studie erreichten Titern (380 E/ml nach der 2. Impfstoffdosis).
Goodyear befürchtet deshalb, dass auch nach der 2. Dosis nicht alle Patienten der OCTAVE-Studie ausreichend vor COVID-19 geschützt sind, auch wenn die Untersuchungen zur zellulären Immunabwehr günstiger ausfielen.
Die Forscher verwendeten einen T-Spot-Test, der die Reaktion von T-Zellen auf Antigene von SARS-CoV-2 untersucht. Bei einigen Patienten (IA, HepD, IBD) fiel die Reaktion der T-Zellen schwächer aus als bei den gesunden Probanden der PITCH-Studie. Bei anderen gab es keinen Abfall.
Interessanterweise erzielten die Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis, die häufig keine Antikörper bildeten, im T-Spot-Test teilweise bessere Ergebnisse als die Gesunden. Auch beim T-Spot-Test ist nicht bekannt, was die Ergebnisse am Ende über die Schutzwirkung der Impfung aussagen. Unklar ist auch, ob die Patienten von einer 3. Dosis profitieren würden, wie dies für Organtransplantierte gezeigt werden konnte.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126701/SARS-CoV-2-Impfung-wirkt-bei-Patienten-mit-Immunschwaechekrankheiten-schwaecher
MEDIZIN: Thrombotische Komplikationen: SARS-CoV-2 in den Wochen vor und nach einer Operation erhöht Risiko – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Chirurgische Eingriffe sind bei Patienten mit SARS-CoV-2-Infektionen mit einem erhöhten Risiko auf eine venöse Thromboembolie (VTE) verbunden. Am meisten gefährdet sind nach einer prospektiven Beobachtungsstudie in Anaesthesia (2021; DOI: 10.1111/anae.15563) Patienten, die sich in den letzten Wochen vor der Operation infizierten.
Venöse Thromboembolien (VTE) sind ein gefürchtetes Risiko von chirurgischen Eingriffen, die auch durch eine medikamentöse Prophylaxe nicht immer verhindert werden können. Da es bei COVID-19 zu einer Aktivierung der Blutgerinnung kommt, die vermutlich maßgeblichen Anteil an schweren und tödlichen Verläufen hat, war zu befürchten, dass COVID-19-Patienten, die aus welchen Gründen auch immer sich einer Operation unterziehen müssen, besonders gefährdet sind.
Die „GlobalSurg Collaborative“, die seit einigen Jahren weltweit Daten zum Ausgang von Operationen sammelt, hat deshalb zu Beginn der Pandemie eine Studie zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die Häufigkeit postoperativer VTE durchgeführt.
Im Oktober 2020 wurden an 1.630 Kliniken aus 115 Ländern 128.013 Patienten operiert. Darunter waren 4.418 Patienten, die sich entweder perioperativ (7 Tage vor bis 30 Tage nach der Operation), in der 2. bis 6. Woche vor der Operation oder zu einem früheren Zeitpunkt mit SARS-CoV-2 infiziert hatten.
Wie ein Team um Elizabeth Li von der Universität Birmingham ermittelte, kam es nach einer perioperativen Infektion bei 50 von 2.317 Patienten (2,2 %) zu einer postoperativen VTE. Gegenüber den Patienten ohne SARS-CoV-2, wo auf 123.591 Patienten 666 VTE-Fälle (0,5 %) kamen, bedeutete dies einen Anstieg um 50 % (adjustierte Odds Ratio 1,5; 95-%-Konfidenzintervall 1,1 bis 2,0).
Noch stärker gefährdet waren Patienten, deren SARS-CoV-2-Diagnose bereits 1 bis 6 Wochen zurücklag. In dieser Gruppe erkrankten 15 von 953 Patienten (1,6 %) und die adjustierte Odds Ratio betrug 1,96 (1,16 bis 3,33). Von den Patienten, deren SARS-CoV-2-Infektion noch weiter zurücklag, erkrankten 11 von 1.148 Patienten (1,0 %). Die Odds Ratio von 1,66 war hier mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,90 bis 3,04 jedoch nicht signifikant.
Die VTE ging in den 3 Gruppen der SARS-CoV-2-Infizierten mit einem deutlichen Anstieg der Sterberate einher. Bei einer perioperativen Infektion starben 40,0 % der Patienten mit VTE und 10,4 % ohne VTE. Bei einer Infektion zwischen der 2. und 6. Woche vor der Operation betrug das Sterberisiko bei einer VTE sogar 66,7 % gegenüber 6,4 % ohne VTE.
Bei einer Infektion, die mehr als 6 Wochen zurücklag, war das Sterberisiko bei einer VTE mit 9,1 % nicht mehr erhöht (es war sogar niedriger als bei den Patienten ohne SARS-CoV-2-Infektion, von denen 17,6 % im Fall einer postoperativen VTE starben).
Eine Konsequenz aus den Studienergebnissen könnte sein, bei Patienten mit SARS-CoV-2 in den ersten Wochen nach der Infektion auf elektive chirurgische Eingriffe zu verzichten und die übrigen Patienten in den ersten Wochen nach der Operation vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu schützen.
Wenn eine Operation nicht aufschiebbar ist, raten die Autoren die routinemäßige Standard-VTE-Prophylaxe penibel einzuhalten und die Patienten regelmäßig auf Zeichen einer Thromboembolie hin zu untersuchen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126702/Thrombotische-Komplikationen-SARS-CoV-2-in-den-Wochen-vor-und-nach-einer-Operation-erhoeht-Risiko
GESELLSCHAFT: Familien in Coronazeit überdurchschnittlich belastet – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Familien mit Kindern waren durch die Coronamaßnahmen besonders stark belastet. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK).
Demnach gab im März mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten mit mindestens einem Kind im Haushalt an, sich durch die Pandemiesituation stark oder sehr stark belastet zu fühlen. Von den Teilnehmern ohne Kinder im Haushalt stimmten 37 Prozent dieser Aussage zu.
Im Vergleich zu 2020 ist die Belastung von Familien laut der Untersuchung gestiegen. So gaben im Mai vergangenen Jahres 43 Prozent der Befragten in Haushalten mit Kindern an, sich stark oder sehr stark durch die Pandemie belastet zu fühlen. Im März dieses Jahres lag der Wert somit elf Prozentpunkte höher.
„Der erhöhte Betreuungsaufwand der Kinder, bei gleichzeitig reduzierten Freizeitangeboten und eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten durch die Abstandsregeln, ist einer der Hauptgründe, für die hohe Belastung der Eltern“, erklärte TK-Psychologe David Surges.
Die Daten zeigen außerdem, dass sich 42 Prozent der Befragten mit Kindern im Haushalt im März dieses Jahres leichter reizbar gefühlt haben, während dies nur rund jeder Fünfte (21 Prozent) ohne Kinder angab.
Auch empfanden 36 Prozent der Befragten mit Kindern im Haushalt mehr Spannungen in der Familie als zuvor. Dies betrifft nur 13 Prozent der Haushalte ohne Kinder. Für die Untersuchung wurden nach Angaben der TK bundesweit 1.000 Menschen im Mai 2020 und im März 2021 befragt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126655/Familien-in-Coronazeit-ueberdurchschnittlich-belastet
MEDIEN: Youtube löscht mehr als eine Million Videos zu Corona – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Die Videoplattform Youtube hat seit dem Beginn der Pandemie mehr als eine Million Videos mit „gefährlichen Falschinformationen“ zum Coronavirus SARS-CoV-2 gelöscht.
Ausschlaggebend für die Entscheidungen sei der „Konsens der Experten von Gesundheitsorganisationen“ wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erklärte die zum Internetriesen Google gehörende Onlineplattform gestern. In manchen Fällen seien Falschinformationen wegen der Faktenlage aber „weniger eindeutig“.
„Unsere Richtlinien konzentrieren sich auf die Entfernung von Videos, die direkt zu erheblichem Schaden in der realen Welt führen können“, schrieb der Youtube-Produktverantwortliche Neal Mohan. In den seit Februar 2020 gelöschten Videos seien etwa falsche Heilmittel gegen COVID-19 angepriesen oder die Pandemie als solche in Zweifel gezogen worden.
Mohan erklärte, derzeit entferne Youtube pro Quartal fast zehn Millionen Videos. Die meisten davon seien weniger als zehn Mal angesehen worden. Die Plattform arbeite daran, Videos mit Falschinformationen noch schneller zu entfernen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126713/Youtube-loescht-mehr-als-eine-Million-Videos-zu-Corona
INTERNATIONAL: WHO sieht Stabilisierung bei Coronazahlen – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Die Zahl der weltweit gemeldeten Coronainfektionen stabilisiert sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offenbar.
In der Woche vom 16. bis 22. August wurden aus aller Welt 4,5 Millionen Ansteckungen gemeldet, wenig mehr als in der Vorwoche, wie aus dem heute veröffentlichten wöchentlichen WHO-Corona-Bericht hervorgeht.
Die Zahl der im gleichen Zeitraum gemeldeten Todesfälle blieb etwa gleich mit gut 68.000. In der Region Europa, zu der 53 Länder bis nach Aserbaidschan gehören, stieg die Zahl der gemeldeten Todesfälle um elf Prozent, auf dem amerikanischen Kontinent um zehn Prozent, während sie andernorts zurückging.
Seit Anfang des Jahres hat es nach der WHO-Statistik weltweit zwei Infektionswellen gegeben, mit einem ersten Höhepunkt Mitte bis Ende April und einem zweiten Mitte August.
Die höchste Zahl an Infektionen seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 wurde in der Woche vom 19. April 2021 gemeldet: 5,7 Millionen. Die höchste Todeszahl innerhalb einer Woche wurde Mitte Januar mit gut 101.000 gemeldet.
Die WHO hat seit Beginn der Pandemie gut 211 Millionen Infektionen und gut 4,4 Millionen Todesfälle dokumentiert
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126695/WHO-sieht-Stabilisierung-bei-Coronazahlen
USA: US-Armee hat Impfpflicht gegen Coronavirus eingeführt – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Das US-Verteidigungsministerium hat wie angekündigt eine Coronaimpfpflicht für alle Soldaten eingeführt. Wie das Pentagon erklärte, müssen sich alle Angehörigen der Streitkräfte gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 impfen lassen.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ordnete an, mit einer „vollständigen Impfung“ der bislang nicht geimpften Soldaten und Reservisten solle „sofort“ begonnen werden. Eine Frist für die Impfung wurde zunächst aber nicht genannt.
„Um diese Nation zu verteidigen, brauchen wir gesunde und einsatzfähige Streitkräfte“, erklärte Austin. Die Impfpflicht gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 sei „notwendig, um die Streitkräfte zu schützen und die amerikanische Bevölkerung zu verteidigen“.
Bei verpflichtenden Impfungen soll zunächst nur der Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer eingesetzt werden. Dieser hatte am Montag als erstes und bislang einziges Coronavakzin in den USA eine vollständige Zulassung von der Arzneimittelbehörde FDA erhalten.
Das Verteidigungsministerium kündigte direkt nach der Erteilung der Zulassung die Einführung einer Impfpflicht an, was nun umgesetzt wurde. Nach Angaben von Pentagon-Sprecher John Kirby sind bislang 68 Prozent der Angehörigen der Streitkräfte vollständig gegen das Coronavirus geimpft. 76 Prozent haben mindestens eine Impfdosis erhalten.
In den USA wird – wie in anderen Ländern auch – angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante über eine Impflicht diskutiert. Eine Reihe von Unternehmen und Behörden hat sie bereits eingeführt. So müssen sich alle Lehrer der Millionenstadt New York impfen lassen.
Die Fluggesellschaft Delta kündigte derweil an, nicht geimpften Mitarbeitern von November an 200 Dollar (170 Euro) pro Monat in Rechnung zu stellen. Dies gilt für Mitarbeiter, die über Delta krankenversichert sind.
„Dieser Zuschlag wird wegen der finanziellen Risiken notwendig sein, die die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, für unser Unternehmen bedeutet“, erklärte Delta-Chef Ed Bastian. In den vergangenen Wochen seien alle Delta-Mitarbeiter, die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt worden seien, nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft gewesen. Im Schnitt hätten die Krankenhauskosten pro erkranktem Mitarbeiter 50.000 Dollar (rund 43.000 Euro) betragen.
Bastian verwies auf die rasche Ausbreitung der Delta-Variante, verwendete für sie aber den wissenschaftlichen Namen B.1.617.2. Er vermied damit die Bezeichnung für die Variante, die identisch ist mit dem Namen der Fluggesellschaft. Bastians Angaben zufolge sind inzwischen 75 Prozent der Mitarbeiter geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126715/US-Armee-hat-Impfpflicht-gegen-Coronavirus-eingefuehrt
USA: Biontech/Pfizer reichen weitere Daten zu Auffrischungsimpfung ein – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen weitere Daten für die Zulassung einer Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einreichen.
Eine Phase-3-Studie ergab nach Angaben der Hersteller, dass eine Auffrischungsimpfung mit ihrem Vakzin „signifikante neutralisierende Antikörpertiter“ gegen das Coronavirus aufweise. Ein entsprechender Antrag mit diesen Daten soll demnach bis Ende der Woche eingereicht werden.
Eine Phase-3-Studie ist für die Zulassung eines Medikaments entscheidend. Sie prüft die Wirksamkeit eines Präparats und beinhaltet gewöhnlich deutlich mehr Teilnehmer als vorangegangene Studien.
Die Teilnehmer der Studie haben den Unternehmen zufolge die dritte Dosis des Coronaimpfstoffs zwischen 4,8 Monate und 8 Monate nach Abschluss der zweiten Impfung erhalten.
„Die neutralisierenden SARS-CoV-2-Titer gegen den Wildtyp-Stamm waren einen Monat nach der Auffrischungsdosis 3,3-mal so hoch wie die Titer nach der herkömmlichen zweiten Impfdosis“, heißt es in der Mitteilung. An der Phase-3-Studie hätten 306 Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren teilgenommen.
Die Impfreaktion nach der dritten Spritze sei „leicht bis moderat“ gewesen, hieß es weiter. Am häufigsten seien Schmerzen an der Injektionsstelle, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost aufgetreten. Grundsätzlich seien die Impfreaktionen mit jenen nach der zweiten Impfung „vergleichbar oder geringfügiger“ gewesen.
In den kommenden Wochen sollten diese Daten auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und weiteren Behörden eingereicht werden, hieß es weiter. Geplant sei auch, die Daten in einer Fachzeitschrift mit Peer Review durch Gutachter zu veröffentlichen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126714/Biontech-Pfizer-reichen-weitere-Daten-zu-Auffrischungsimpfung-ein
JAPAN: Japan zieht Impfdosen von Moderna aus dem Verkehr – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Japan stoppt nach Berichten über die Verunreinigung mehrerer Ampullen die Verwendung von 1,63 Millionen Dosen des Coronaimpfstoffs von Moderna.
Das Pharmaunternehmen Takeda, das in Japan für die Verteilung des Moderna-Vakzins zuständig ist, hatte zuvor mitgeteilt, mehrere Impfzentren im Land hätten „fremde Substanzen“ in noch ungeöffneten Impfstoffampullen festgestellt. Daher sei in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium entschieden worden, die Impfdosen von drei ganzen Chargen nicht mehr zu verwenden.
Das Unternehmen teilte weiter mit, der US-Hersteller Moderna sei verständigt und um eine „dringliche Untersuchung“ gebeten worden. Zur Art der mutmaßlichen Verunreinigungen machte Takeda keine Angaben. Berichte über gesundheitliche Probleme als Folge der beanstandeten Substanzen wurden demnach bislang nicht gemeldet.
Regierungssprecher Katsunobu Kato führte aus, Verunreinigungen seien nur in den Ampullen einer Charge des Moderna-Impfstoffs festgestellt worden. Die anderen beiden Chargen seien als Vorsichtsmaßnahme aus dem Verkehr gezogen worden.
Auch Kato betonte, dass bislang keine gesundheitlichen Probleme im Zusammenhang mit den beanstandeten Impfdosen gemeldet worden seien. „Aber wir fordern Menschen, die irgendeine Anomalie wahrnehmen, auf, ihren Arzt zu konsultieren“, fügte der Regierungssprecher hinzu.
Japanischen Medien zufolge wurden alle drei aus dem Verkehr gezogenen Chargen etwa zeitgleich in Spanien produziert. Die verunreinigenden Substanzen seien in 39 ungeöffneten Ampullen in acht unterschiedlichen Impfzentren in Japan entdeckt worden, berichtete der japanische Sender NHK.
Das japanische Gesundheitsministerium will nun mit Takeda daran arbeiten, Ersatzimpfdosen zu organisieren, damit die Impfkampagne des Landes nicht in Verzug gerät. Bislang wurden 43 Prozent der japanischen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft.
Derzeit kämpft das Gastgeberland der Olympischen Sommerspiele und der Paralympics gegen einen Rekordanstieg der Coronaneuninfektionen wegen der hochansteckenden Delta-Variante. Für einige Gebiete des Landes wurden Restriktionen verhängt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126708/Japan-zieht-Impfdosen-von-Moderna-aus-dem-Verkehr
ISRAEL: Israel: Erstmals seit Januar 10.000 Coronaneuinfektionen – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Israel hat mit 10.001 Neuinfektionen mit SARS-CoV erstmals seit Mitte Januar mehr als 10.000 neue Ansteckungen vermeldet. Das teilte dasGesundheitsministerium am Abend mit. Es gibt demnach 688 Schwerkranke. 25 Menschen mit einer Coronainfektion starben.
Die höchste Zahl an täglichen Neuinfektionen seit Pandemiebeginn wurde in Israel Mitte Januar mit rund 10.100 Fällen registriert. Mittlerweile sind in dem 9,4-Millionen-Einwohner-Land mehr als eine Million Infektionen gemeldet worden.
In Israel wird fast ausschließlich das Präparat von Biontech/Pfizer gespritzt. Knapp 59 Prozent der Bevölkerung sind laut Ministerium bisher zweifach geimpft, knapp 19 Prozent dreifach.
Israel hatte Ende Juli als erstes Land weltweit damit begonnen, zur Auffrischung des Schutzes ein drittes Mal impfen zu lassen.
Hintergrund waren Zahlen des Gesundheitsministeriums, wonach die Effektivität der Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen habe. Gleichzeitig verbreitete sich die aggressivere Delta-Variante im Land.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126709/Israel-Erstmals-seit-Januar-10-000-Coronaneuinfektionen
FRANKREICH: Frankreich hält trotz Protesten an Coronaimpfpflicht fest – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Trotz wochenlanger Proteste hält Frankreich an der Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal fest. Regierungschef Jean Castex sagte heute dem Rundfunksender RTL, die Regierung werde in diesem Punkt „nicht nachgeben“.
Ab dem 15. September würden Sanktionen gegen alle Gesundheitskräfte verhängt, die bis dahin nicht mindestens eine erste Impfdosis erhalten hätten, betonte er.
Präsident Emmanuel Macron hatte die Impfpflicht im Juli angekündigt. An den vergangenen sechs Wochenenden waren dagegen zehntausende Franzosen auf die Straße gegangen, auch für kommenden Samstag sind Proteste angekündigt.
Umfragen zufolge befürworten jedoch bis zu drei Viertel der Franzosen die Maßnahme. Nach Castex‘ Angaben sind inzwischen mehr als 83 Prozent des Personals in französischen Krankenhäusern oder Altenheimen geimpft. Das zeige, das die Impfpflicht „funktioniere“, betonte der Premier.
Wer bis zum 15. Oktober nicht vollständig immunisiert ist, dem drohen Konsequenzen bis hin zum Berufsverbot. Für alle Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sieht die französische Regierung darüber hinaus Auffrischungsimpfungen vor. Diese sollen am 12. oder 13. September beginnen, wie Castex mitteilte.
Der Chef des wissenschaftlichen Corona-Beirats, Jean-François Delfraissy, hatte sich gestern für eine „dritte Dosis für den Großteil der geimpften Bevölkerung“ ausgesprochen. Er begründete dies mit dem nachlassenden Schutz vor einer Ansteckung, der sich in Studien gezeigt habe.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126733/Frankreich-haelt-trotz-Protesten-an-Coronaimpfpflicht-fest
DEUTSCHLAND: Debatte um Inzidenz: Epidemische Lage verlängert – Deutsches Ärzteblatt, 26.8.2021
Die Bundesländer haben für weitere drei Monate die rechtliche Befugnis, Coronamaßnahmen wie eine Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen zu erlassen. Der Bundestag beschloss gestern Abend die Fortgeltung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite bis Ende November, die die Grundlage für die Verordnungen der Länder ist. Ohne den Beschluss zur Verlängerung wäre die epidemische Notlage Ende September ausgelaufen.
Für das Gesetz stimmten 325 Abgeordnete. 253 stimmten dagegen, fünf enthielten sich. Die Oppositionsfraktionen hatten bereits vor dem Votum angekündigt, der Vorlage der Großen Koalition nicht zuzustimmen. In der Debatte kritisierten alle vier Oppositionsparteien das Vorhaben der Regierung.
Die epidemische Lage, die mit dem Beschluss um bis zu drei Monate verlängert wird, war erstmals am 25. März 2020 festgestellt worden. Verlängerungen gab es am 18. November sowie am 4. März 2021 und 11. Juni dieses Jahres.
In dem vom Bundestag gefassten Beschluss wird zudem die Bundesregierung aufgefordert, bis Montag eine Formulierungshilfe für die geplante Abkehr vom Inzidenzwert als maßgebliche Größe für Coronamaßnahmen vorzulegen. Dafür muss das Infektionsschutzgesetz geändert werden. Künftig soll die Zahl der coronabedingten Krankenhausaufenthalte eine zentrale Rolle spielen.
„Die Anzahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 je 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen ist aufgrund des Impffortschritts nicht mehr zentraler Maßstab“, heißt es in der nun angenommenen Beschlussvorlage.
Daher seien die bislang im Gesetz genannten Schwellenwerte „nicht mehr aktuell“. Deshalb sollten sich die Schutzmaßnahmen gegen die Coronapandemie „zukünftig insbesondere auch an der COVID 19-Hospitalisierungsrate ausrichten“.
Bislang heißt es in Paragraf 28a des Infektionsschutzgesetzes: „Bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen sind umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die eine effektive Eindämmung des Infektionsgeschehens erwarten lassen.“ Diese Passage soll gestrichen werden.
Für eine Abkehr vom Inzidenzwert hatte sich zuvor auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgesprochen. Er sagte in der Debatte: „Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei.“ Es gehe darum, dass die Länder und Behörden vor Ort eine Rechtsgrundlage für Maßnahmen wie Maskentragen in Bussen und Bahnen bräuchten, so lange es noch eine so hohe Zahl Ungeimpfter gebe.
Ziel bleibe, eine Überlastung des Gesundheitswesens weiter zu vermeiden. Um sicher durch die vierte Coronawelle zu kommen, brauche es noch eine höhere Impfquote. Spahn rief bisher zögernde Menschen erneut dazu auf, Impfangebote anzunehmen. „Bitte machen Sie mit.“
Die Gesetzesänderung könnte am 1. September vom Kabinett gebilligt und am 7. September im Bundestag beschlossen werden. Abschließend soll der Bundesrat auf einer Sondersitzung am 10. September über die Änderung entscheiden.
Eine weitere Änderung des Infektionsschutzgesetzes wurde gestern erstmals im Bundestag beraten. Sie betrifft die seit 1. August geltende Testpflicht für Einreisende nach Deutschland. Sie soll nun auch gesetzlich festgeschrieben werden, bislang gibt es dazu nur eine Verordnung. Auch diese Neuregelung soll der Bundestag am 7. September beschließen, am 10. September könnte dann der Bundesrat folgen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/126699/Debatte-um-Inzidenz-Epidemische-Lage-verlaengert
ÖSTERREICH: Corona – Experte fordert Anpassungen bei Deutschförderklassen – Schlechte Erreichbarkeit durch Distance Learning – MIKA-D soll nicht mehr über Zuordnung entscheiden – Science-APA, 26.8.2021
Das vergangene Schuljahr mit Phasen von Fernunterricht und Schichtbetrieb hat Schülerinnen und Schüler belastet und viele, deren Eltern sie nicht gut beim Lernen unterstützen konnten, wurden weiter abgehängt. Kinder, die wegen mangelnder Deutschkenntnisse einer Deutschförderklasse zugeteilt waren, wurden dabei laut dem Germanisten Hannes Schweiger (Uni Wien) besonders hart getroffen. Er fordert für das nächste Schuljahr Anpassungen und viel mehr Unterstützung.
Die Deutschförderklassen wurden im Schuljahr 2018/19 für jene Kinder eingeführt, die als außerordentliche Schüler eingestuft werden, also dem Unterricht wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht folgen können. Dort lernen sie in 15 bis 20 Wochenstunden Deutsch, nur in Fächern wie Zeichnen oder Turnen sitzen sie mit ihren Alterskollegen in der Regelklasse. Am Ende jedes Semesters wird ihr Deutschfortschritt überprüft.
*** Schlechte Erreichbarkeit durch Distance Learning ***
In der Zeit ohne Präsenzunterricht seien viele Kinder aus Deutschförderklassen für ihre Lehrerinnen und Lehrer schlecht erreichbar gewesen, betont Schweiger im Gespräch mit der APA. Ein guter Teil komme aus sozial benachteiligten Familien, ihnen hätten für die Teilnahme am Fernunterricht die Ausstattung und gute Lernbedingungen gefehlt. Aus Erfahrungsberichten wisse er außerdem, dass ein sinnvolles und gutes Unterrichten einer Deutschförderklasse, wo es hauptsächlich um Kommunikation gehe, über Distance Learning kaum möglich sei. Beim Einstufungstest MIKA-D hätten denn auch so manche Schüler zu Beginn des vergangenen Wintersemesters besser abgeschnitten als nach dem Distance Learning an dessen Ende.
Die Politik habe auf die Auswirkungen der Pandemie auf die Deutschförderklassen dennoch kaum Rücksicht genommen, kritisiert Schweiger. Für die außerordentlichen Schüler habe es kaum Erleichterungen gegeben, ganz im Gegensatz zu den ordentlichen Schülern (u.a. automatischer Aufstieg mit einem Nicht Genügend) oder den Maturanten (freiwillige mündliche Reifeprüfung etc.).
Schweiger hätte es nur fair gefunden, Schüler der Deutschförderklasse in die nächste Schulstufe aufsteigen zu lassen. Dann hätten die Lehrer begleitend schauen können, ob diese weiter eine Deutschförderklasse besuchen müssen oder ob sie soweit sind, dass sie als außerordentliche Schüler nur noch sechs Stunden pro Woche parallel zum Unterricht einen Deutschförderkurs besuchen oder sogar als ordentlicher Schüler in die Regelklasse umsteigen können. Stattdessen müssen sie auch diesmal das Jahr wiederholen, wenn ihre Sprachkenntnisse laut MIKA-D „ungenügend“ waren.
*** MIKA-D soll nicht mehr über Zuordnung entscheiden ***
Für das kommende Schuljahr fordert Schweiger, dass nicht mehr ein einzelner, aus seiner Sicht dafür noch dazu ungeeigneter Test darüber entscheiden dürfe, ob ein Schüler einer Deutschförderklasse zugeordnet werden soll. Außerdem brauche es für diese von der Coronasituation besonders belastete Gruppe neben Sprachförderung auch mehr Unterstützung durch Schulpsychologen und -sozialarbeiter. „Die Corona-Zeit hat, was die psychische Gesundheit und das Soziale betrifft, massive Spuren hinterlassen.“ Schüler aus Deutschförderklassen seien zudem schon davor belastet gewesen, weil der Deutschunterricht in separaten Gruppen zu Ausgrenzung in der Klasse führen könne.
Überhaupt sei endlich eine Evaluierung darüber notwendig, wie sich die separaten Deutschförderklassen sprachlich, fachlich und sozial auswirken, fordert Schweiger. Eine solche sei zwar in Arbeit, der Zeitplan aber weiterhin offen. Aus Sicht des Experten braucht es auf jeden Fall mehr Flexibilität für die Schulen bei der Umsetzung und mehr Möglichkeiten, die außerordentlichen Schüler im Rahmen des Unterrichts in der Regelklasse gut zu fördern, sowie kleinere Gruppen und einen massiven Ausbau der Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte im Bereich sprachliche Bildung und Sprachförderung. Außerdem müsse es auch dann noch Deutschförderung – und generell am besten eine Förderung des gesamten sprachlichen Repertoires – geben, wenn die Schüler nach spätestens zwei Jahren ihren Status als außerordentlicher Schüler verlieren und in allen Fächern regulär benotet werden.
In die am Montag in Ostösterreich gestartete Sommerschule hat Schweiger keine großen Erwartungen, im besten Fall könne sie die Motivation steigern und den Kindern dabei helfen, wieder ins Lernen reinzukommen. Für tatsächliche Lernfortschritte bräuchte es in einer Sommerschule indes andere Bedingungen wie eine Verschränkung von Lern- und Freizeit, Unterricht durch qualifiziertes Personal anstelle von Studierenden sowie Unterstützung durch multiprofessionelle Teams.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7131113661882229177
NACHTRÄGE
25.8.2021, Mittwoch
ÖSTERREICH: Sicherheitsphase an Schulen wird auf 3 Wochen verlängert – Maßnahmen abhängig von risikoadjustierter Inzidenz – Außerhalb der Klasse Mund-Nasen-Schutz tragen – Keine einheitlichen Quarantänemaßnahmen – Elternvertreter: Schulkonzept „schlüssig“ – Lehrergewerkschaft sieht Versuch der Balance – Science-APA, 254.8.2021 (aktualisierte Meldung)
Die ursprünglich für zwei Wochen geplante „Sicherheitsphase“ zu Schulbeginn wird auf drei Wochen verlängert. In dieser Zeit müssen alle Schüler und Lehrkräfte unabhängig vom Impfstatus dreimal pro Woche einen Corona-Test absolvieren. Anschließend hängt die Testpflicht von der Risikolage ab, und es gilt bei entsprechendem Risiko die 3G-Regel. Das kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer Pressekonferenz an.
Ziel: Der Präsenzunterricht soll durchgehend stattfinden, so Faßmann. Flächendeckende Schulschließungen sollen nicht mehr erfolgen, Maßnahmen würden regional und zeitlich begrenzt gesetzt.
Gestartet wird das Schuljahr mit der dreiwöchigen Sicherheitsphase: In dieser tragen alle Schüler und Lehrer außerhalb der Klasse einen Mund-Nasen-Schutz. Schüler testen dreimal pro Woche in der Schule – im Regelfall am Montag mit einem Antigen- und einem PCR-Test und am Donnerstag erneut mit einem Antigentest. Bei geimpften Lehrern reichen drei Antigen-Tests an der Schule, ungeimpfte müssen neben zwei Antigentests einmal pro Woche einen externen PCR-Test bringen. Das gilt auch für Schüler und Lehrer in Wien, wo die Gültigkeitsdauer der Tests ab zwölf Jahren ja verkürzt wurde – die Schule sei ein eigener Regelkreis, betonte Faßmann. Folge ist aber, dass das Testpickerl im „Ninjapass“ für Schüler in Wien eventuell nur kürzer als Eintrittskarte etwa für die Gastronomie gilt.
*** Maßnahmen abhängig von risikoadjustierter Inzidenz ***
Nach Ende der Sicherheitsphase wird es drei unterschiedliche „Sicherheitsstufen“ geben, die auf Basis der bundesländerweisen Empfehlungen der Corona-Kommission erfolgen. Darüber hinaus kann das Bildungsministerium auf Schul- oder Bezirksebene weitere Maßnahmen erlassen.
Liegt die risikoadjustierte 7-Tage-Inzidenz (einbezogen werden neben den Infektionszahlen auch die Zahl der Tests, die Aufklärungsrate, die Symptomatik und Dynamik des Infektionsgeschehens) unter 100 (geringes Risiko), müssen Schüler nur freiwillig testen – in diesem Fall gilt also die 3G-Regel für sie nicht. Maskenpflicht besteht keine, ungeimpfte Lehrer müssen aber immer ein gültiges Testzertifikat vorweisen, wobei einmal pro Woche ein externer PCR-Test gebracht werden muss. Regional können aber bei entsprechend hohen Infektionszahlen Tests für Schüler auch verpflichtend angeordnet werden.
*** Außerhalb der Klasse Mund-Nasen-Schutz tragen ***
Bei einer Inzidenz zwischen 100 und 199 (mittleres Risiko) müssen ungeimpfte Schüler dreimal wöchentlich zum Test, wobei einer ein PCR-Test sein muss. Ungeimpfte Lehrer müssen wie bei geringem Risiko immer ein gültiges Testzertifikat vorweisen, wobei einmal pro Woche ein externer PCR-Test gebracht werden muss. Außerdem müssen alle Schüler und Lehrer (unabhängig vom Impfstatus) außerhalb der Klasse Mund-Nasen-Schutz tragen. Bei einer risikoadjustierten Inzidenz über 200 (hohes Risiko) muss zusätzlich ab der neunten Schulstufe die Maske auch im Unterricht getragen werden, gleiches gilt für Lehrer.
Schulveranstaltungen können bei geringem Risiko durchgeführt werden, ab mittlerem Risiko nur nach Risikoanalyse. Bei hohem Risiko sind Schulveranstaltungen untersagt, Konferenzen und Sprechstunden dürfen nur digital stattfinden. Singen und Turnen muss ab mittlerem Risiko möglichst im Freien stattfinden – ist das nicht möglich, müssen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Schulfremde Personen, also etwa Sportvereine, brauchen für das Betreten des Schulgebäudes einen 3G-Nachweis und müssen durchgehend eine Maske tragen, bei hohem Risiko sind Kooperationen mit Externen überhaupt untersagt.
*** Keine einheitlichen Quarantänemaßnahmen ***
Zu Quarantäneregeln bei Infektionsfällen in der Klasse gibt es Vorgaben des Gesundheitsministeriums zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen (http://go.apa.at/FyBUAftj). Auf deren Basis müssen dann die Bezirksverwaltungsbehörden vor Ort die jeweils erforderlichen Maßnahmen setzen. Die Entscheidung, welche Schüler bei einer Corona-Infektion in der Klasse daheimbleiben müssen, treffe die lokale Gesundheitsbehörde, so Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Es gebe aber grundsätzlich die Empfehlung, geimpfte Schüler als K2-Personen einzustufen – diese könnten also trotz Corona-Infektion eines Klassenkollegen weiter in die Schule gehen. Es werde allerdings einen Unterschied machen, ob es nur eine Infektion in der Klasse gebe oder 18 von 20 Kindern infiziert seien, so Mückstein.
Derzeit haben 25 Prozent der Zwölf- bis 15-Jährigen mindestens eine Impfdosis erhalten, so Faßmann. Bei den 16- bis 19-Jährigen sind es 52 Prozent.
„Geringer als erwartet“ war laut Faßmann das Interesse der Schulerhalter an mobilen Luftreinigungsgeräten. Bei einer Erhebung wurde nur Bedarf nach rund 4.000 Geräten angemeldet. Deren Auslieferung soll nun im September beginnen. Mittelfristig sollen bei Schulsanierungen bzw. Neubauten mechanische Raumluftanlagen in Schulgebäuden installiert werden – im Unterschied zu den mobilen Geräten sorgen sie für einen Luftaustausch.
*** Elternvertreter: Schulkonzept „schlüssig“ ***
Das von Faßmann vorgelegte Konzept ist nach Ansicht von Christoph Drexler vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEW) „schlüssig“. „Insgesamt kann man damit leben“, meinte er zur APA. Es gebe aber unter Eltern eine „große Bandbreite an Meinungen“. Die Ausrichtung auf die Erhaltung eines durchgängigen Schulbetriebs gehe mit den Anliegen der meisten Eltern konform, betonte Drexler. Er hoffe aber, dass die Umsetzung besser als im Vorjahr funktioniere. „Das war ja schon letztes Jahr das Ziel.“
Es gebe sicher Eltern, denen das Maskentragen ein großer Dorn im Auge sei, meinte Drexler. „Umgekehrt gibt es aber auch kritische Anfragen, ob man bei einem hohen Risiko nicht auch Geimpfte testen sollte oder ob es nicht sinnvoll wäre, generell unabhängig von der Risikolage auch alle Geimpften einmal wöchentlich zu testen.“
Ein „Fragezeichen“ stehe auch noch beim Umgang mit Infektionsfällen. Da habe es im Vorjahr das Problem gegeben, dass die lokalen Gesundheitsbehörden sehr unterschiedlich entschieden hätten, so Drexler. Zum Teil seien Schüler der gleichen Klasse, die aus unterschiedlichen Bezirken stammten, anders eingestuft worden. Außerdem dürften bei aller Konzentration auf Corona auch pädagogische Fragen nicht vergessen werden.
*** Lehrergewerkschaft sieht Versuch der Balance ***
Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) bezeichnete das Konzept als „Versuch, die Balance zu finden zwischen einem möglichst ungestörten Schulbetrieb und größtmöglichem Gesundheitsschutz“. Mit der Gewerkschaft habe es dazu zahlreiche Gespräche gegeben. Flächendeckende Schulschließungen müssten verhindert werden: „Schule ist auch als soziales Gefüge wichtig.“
Da es für Kinder unter zwölf Jahren keine Impfung gebe, sei eine hohe Testfrequenz wichtig, betonte Kimberger. „So werden wir in den Herbst hineingehen – schauen wir, wie es sich entwickelt.“ Er rechne aber fix mit Absonderungen von Schülern aufgrund einer Infektion sowie lokal geschlossenen Schulstandorten.
„Nicht ganz nachvollziehbar“ ist für Kimberger, dass ungeimpfte Lehrkräfte einen externen PCR-Test erbringen müssen. „Aus meiner Sicht hätte das auch in der Schule abgewickelt werden können. Die externe Variante war offenbar ein Wunsch des Gesundheitsministeriums.“ Zu spät ist seiner Ansicht nach bei der Anschaffung von Luftfiltergeräten reagiert worden. „Die waren überfällig. Da hätte man in der Vergangenheit mehr tun können.“
Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der VP-nahen Schülerunion begrüßte den Plan des Bildungsministeriums. Aus ihrer Sicht würde im Anlassfall auch nichts gegen eine Verschärfung der Teststrategie sprechen, so Bosek in einer Aussendung. Auch den Sportunterricht könne man dann noch genauer unter die Lupe nehmen.
*** SPÖ verlangt Verlängerung der Sicherheitsphase ***
Die SPÖ verlangt eine Verlängerung der Sicherheitsphase auf das ganze Schuljahr – dann würden durchgehend alle Schüler und Lehrer dreimal pro Woche getestet. Die Pläne Faßmanns seien nur „halbherzig“, so Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler in einer Aussendung.
NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre will umgekehrt die Sicherheitsphase durch eine 3G-Regel ab dem ersten Schultag ersetzt wissen: „Anstatt die 3G-Regel schon ab Tag 1 des neuen Schuljahres einzuführen, wird eine für Schüler_innen, Lehrer_innen und Eltern ohnehin schon sehr stressige Zeit einmal mehr verkompliziert.“ Außerdem stelle sich die Frage, warum Masken getragen werden müssen, wenn dreimal pro Woche getestet wird bzw. die 3G-Regel gilt.
Die FPÖ fordert den Rücktritt Faßmanns: In der „gruseligen“ Pressekonferenz hätten er und Mückstein kein Wort zu Schule und Bildung verloren, „nur ein fast fanatisches Statement zum Impfzwang“, so Bildungssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung.
QUELLE (inkl. 2:47-min-Video): https://science.apa.at/power-search/4875560321127134169
ÖSTERREICH: Pilotprojekt für Lollipop-Tests in zehn Grazer Kindergärten – 60 bis 70 Prozent Beteiligung erwartet – Science-APA, 25.8.2021
Nach einer zunächst ablehnenden Haltung hat sich das Land Steiermark nun doch für Lollipop-Tests in Kindergärten entschieden: Ab 20. September werden die Lutschtests in zehn Grazer Kindergärten rund 800 Kindern in 33 Gruppen angeboten. Drei Wochen lang sollen die Kleinen zwei Mal pro Woche direkt im Kindergarten unter Aufsicht des Personals die Tests machen – auf freiwilliger Basis. Eltern müssen einverstanden sein, betonte Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP).
Landesrätin Juliane-Bogner Strauß (ÖVP) erklärte, dass die ersten Erfahrungswerte im Frühjahr aus Niederösterreich zunächst nicht gut genug waren, doch „wir wollen keine Einrichtungen mehr schließen“. Daher habe man sich doch für das Pilotprojekt entschieden. Werden bestimmte Kriterien erfüllt, sollen die Tests auf alle Kindergärten der Steiermark ausgerollt werden. Das werde aber frühestens im November sein. Start für den Probelauf ist Mitte September in zwei städtischen und acht privaten Kindergärten in der Landeshauptstadt.
*** 60 bis 70 Prozent Beteiligung erwartet ***
Evaluiert wird zunächst, wie viele Eltern damit einverstanden sind, und ihre Kinder testen lassen wollen. „Wir erwarten uns 60 bis 70 Prozent Beteiligung“, so Bogner-Strauß. Außerdem sollen die möglichen positiven Lollipop-Tests auch valide sein und beim anschließenden PCR-Test bestätigt werden. Sei die Fehlerquote zu hoch, wolle man die Lutschtests nicht weiter vorantreiben.
Weiters wird ab 6. September eine neue Verordnung des Landes für alle steirischen Krippen und Kindergärten umgesetzt. Diese werde Verschärfungen mit sich bringen: Es wird eine 3G-Regel für das Personal und auch das externe Personal gelten, wodurch ab Herbst auch wieder Praktikantinnen und Praktikanten sowie Sonderpädagogen mit in die Kindergärten können. Betretungsverbote für Externe, wie es sie bisher in der Pandemie gab, soll es keine mehr geben, sagte Bogner-Strauß, „außer die Zahlen steigen wieder drastisch an“.
*** Ungeimpfte müssen extern testen ***
Das ungeimpfte oder nicht genesene Personal muss sich statt bisher nur einmal pro Woche nun mehrmals pro Woche extern testen lassen. Die Gültigkeitsdauer des Ergebnisses richtet sich nach den Regeln des Bundes, wobei sich Bogner-Strauß eine kürzere Gültigkeit der Tests wie etwa in Wien wünschen würde. Jedenfalls müsse es da aber eine bundeseinheitliche Regelung geben. Ungeimpfte Betreuerinnen und Betreuer müssen laut der neuen Verordnung des Landes zumindest einmal pro Woche einen PCR-Test durchführen lassen. Wer keinen 3G-Nachweis erbringen will oder kann, muss verpflichtend während des gesamten Aufenthalts im Kindergarten – also auch im Kontakt mit den Kindern – einen Mundschutz tragen. Eltern müssen beim Betreten des Kindergartens ungeachtet ihres Impfstatus eine Maske tragen, damit das Personal das nicht kontrollieren muss.
Neben der neuen Verordnung und dem Pilotprojekt werden zusätzlich rund 11.000 Lollipop-Testkits ab 3. September per Post seitens der Stadt Graz an Eltern verschickt. Ziel sei es laut Hohensinner, dass alle Kinder noch vor dem ersten Betreuungstag in der Krippe oder im Kindergarten zu Hause einen Test machen. Der Stadtrat hofft auf rege Beteiligung. In der Steiermark werden laut der Landesrätin rund 40.000 Mädchen und Buben in Krippen oder Kindergärten betreut. Es werden rund 1.100 Einrichtungen mit zusammen um die 7.500 Pädagoginnen und Pädagogen gezählt.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/4776474958031005130