Kronengift – Die Coronapandemie im Blick KW 30

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SPEZIALTHEMA – NON-SARS-CoV-2 – EPIDEMIEGEFAHR NACH HOCHWASSER – DENGUEFIEBER – MALARIA – MAMMOGRAPHIE

  • EPIDEMIGEFAHR NACH HOCHWASSER: ECDC befürchtet Zunahme von Infektionskrankheiten – Im Visier: E.coli, Norovirus, Rotavirus, Cryptosporidium, Giardia, Campylobacter, verschiedene Salmonella-enterica-Serotypen, Shigella und Hepatitis A-Viren – Leptospirose und Tetanus – Maßnahmen gegen drohende Infektionen – Schutzunterkünfte als Zentren von Infektionen
  • DENGUEFIEBER: Mit Wolbachia infizierte Mücken senken Erkrankungszahlen deutlich
  • MALARIA: BioNTech plant Malaria-Impfstoff und Produktion in Afrika
  • MAMMOGRAPHIE: Fast jede zweite Frau lässt Einladung zur Mammografie verfallen

ÜBERSICHT – VON TAG ZU TAG

  • EPIDEMIOLOGIE
  • RKI-Papier: Inzidenz ist Leitindikator für Infektionsdynamik
    MEDIZIN
  • Corona: Wie sich Ansteckungen durch Aerosole vermeiden lassen
  • SARS-CoV-2: Inhalativer Impfstoff erzielt in Phase-1-Studie gute Antikörperantwort
  • Long COVID: Augenärzte finden Hinweis auf mögliche Nervenschäden
  • Intelligenz: britische Studie stellt kognitive Defizite nach Covid-19-Erkrankung fest
  • COVID-19: Kinder stecken sich seltener an, haben milderen Verlauf und anhaltenden Schutz vor Neuinfektion
  • Corona: Antikörper bei Kindern aggressiver – Immunantwort stabiler als bei Erwachsenen – Asymptomatischer Verlauf tritt fünfmal häufiger auf
  • Studie: Wie sicher ist die 2. Dosis einer mRNA-Vakzine nach allergischen Reaktionen? – Andere Allergie-Induktion vermutet als die übliche Ig-vermittelte Typ-I-Allergie – Nach Antihistamingabe: zweite Impfdosis kann verabreicht werden
  • Warum die Schutzwirkung bei längeren Dosierungs­intervallen anhält – T-zelluläre und B-zelluläre Immunität entwickeln sich gegenläufig – Unterscheidliche Auswirkung von kurzem und langem Dosierungsintervall auf T-zelluläre Aktivitäten noch ungeklärt
  • Biontech und Astrazeneca: Impfstoffwirksamkeit gegen Delta nur leicht abgeschwächt
  • Impfung – Zweite Dosis AstraZeneca erhöht Gerinnsel-Risiko nicht
  • SARS-CoV-2: Frühe Immunantwort in der Nase könnte späteren Verlauf vorhersagen
  • Impfdurchbrüche: Wer trotz Impfung an Corona erkrankt – Geimpfte sind gut gegen Hospitalisierungen wegen Covid-19 geschützt. Schwere Impfdurchbrüche betreffen häufig Menschen mit Vorerkrankungen, zeigt eine neue Studie aus Israel
  • Mittel Masitinib gegen Hundeerkrankung (Mastzelltumoren) könnte als 3CL-Inhibitor gegen SARS-CoV-2 wirksam sein
    PSYCHOLOGIE
  • Zahl der Jugendlichen mit depressiven Symptomen im ersten Lockdown gestiegen
    SOZIALPSYCHOLOGIE
  • Studie: Beziehungsqualität nicht durch Pandemie beeinflusst – Sicherheitsgefühl und Alter der miteinander verbundnenen Personen ausschlaggebend
  • Masken: Verändert die Pandemie, wie wir Gesichter wahrnehmen?
    WISSENSCHAFT – PSEUDOWISSENSCHAFT
  • Vertrauen in Wissenschaft kann Unfug begünstigen – Nur kritisches Denken wappnet wirklich gegen Falschinformation
    INTERNATIONAL
  • IWF warnt: Mangel an Impfstoff spaltet Weltwirtschaft
  • WTO weiter uneins über Aussetzung der Patente für Coronaimpfstoffe
  • Coronakrise: Proteste in mehreren Ländern gegen, in Brasilien für mehr Maßnahmen
  • Impfung – Diskussion um dritte Dosis in vollem Gang – EMA und ECDC wollen abwarten – Erste Länder starten schon: Frankreich, Israel
  • WHO: Hohe Virenlast und kurze Inkubationszeit ergibt Ansteckungsgefahr – Weltgesundheitsorganisation warnt vor den Gefahren der Delta-Variante. Organschäden als gefährliche Spätfolgen von Covid-19
  • ILO: Weniger Frauen schaffen Jobeinstieg – UN-Organisation rechnet wegen Corona 2021 mit über 13 Mio. weniger berufstätigen Frauen
    USA
  • Behörden empfehlen Geimpften Maskentragen in Hochrisikogebieten in den USA
  • USA: Mortalität der weißen jüngeren Landbevölkerung gestiegen
  • USA: Fauci besorgt über Coronaentwicklung in den USA – Delta-Variante sorgt für Inzidenz-Anstieg – Besonders Staaten mit wenig Geimpften betroffen
  • Zahl der Corona­neuinfektionen in USA steigt wieder – Zunehmend Infektionen bei Komplettgeimpften, aber leichterer Verlauf im Erkrankungsfall
  • USA: ROUNDUP: USA lockern Reisebeschränkungen wegen Delta-Variante vorerst nicht
  • Mehr Coronafälle, niedrige Impfquote beunruhigt
  • USA bestellen 200 Millionen weitere Biontech/Pfizer-Impf­dosen gegen SARS-CoV-2
    CHINA
  • SARS-CoV-2: China gegen Kontrolle von Laboren
    JAPAN
  • Coronainfektionen in Tokio erneut auf Höchststand – Nachts auf der Tokioter Reeperbahn: Vor allem Junge betroffen – Alkoholkonsum als Faktor – Olympiade mit bösen Folgen
    JAPAN – DEUTSCHLAND
  • Olympia: Hohe Zahl an Coronainfektionen, Sorge um künftige Sportlergeneration
    VIETNAM
  • Vietnam verzeichnet so viele Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 wie noch nie – Impfquote wegen fehlender Impfstoffe niedrig – Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi besonders betroffen
    SINGAPUR
  • Aradhana AravindanChen Lin: Vaccinated people make up 75% of recent COVID-19 cases in Singapore, but few fall ill
    BHUTAN
  • Königreich Bhutan legt Impfsprint hin
    INDIEN
  • Corona in Indien: Versicherungsbetrug boomt – Branche beziffert Schaden für den Subkontinent pro Jahr auf umgerechnet rund fünf Mrd. Euro
  • Indien weist Studien zu angeblich Millionen Coronatoten zurück
    PAKISTAN
  • Delta-Variante treibt Neuinfektionen hoch: Krankenhäuser in Karachi weisen Patienten ab
    NEUSEELAND – AUSTRALIEN
  • Neuseeland setzt Coronaregelung mit Australien aus
  • Neuseeland stoppt quarantänefreies Reisen mit Australien
    AFRIKA
  • Coronaimpfziel in Afrika verzögert sich
  • Biontech schließt Partnerschaft für Impfstoffauslieferung in Afrika – Werk Marburg liefert, Biovac in Afrika füllt ab und verteilt – Keine Patent-Freigabe aus Qualitätsgründen
    IRAN
  • Delta-Variante führt in Iran zu neuem Corona-Höchstwert
    TÜRKEI
  • Corona in der Türkei: Viele Neuinfektionen, Appell an Impfung
    ISRAEL
  • Kinder unter zwölf: Israel gestattet Coronaimpfung
  • Israel überprüft Corona-Quarantäne mithilfe von SMS und GPS
    EUROPA – ISRAEL
  • Frankreich, Italien, Israel: Neuerungen beim Gesundheitspass
    GROSSBRITANNIEN
  • Großbritannien: Zahl der Coronatoten wieder hoch
  • Sinkende Corona-Zahlen verblüffen die Briten – Spekulative Gründe: hohe Durchimpfungsrate , Schulferien, sinkende Testungen, warmes Wetter, Ende der Fußball-Europameisterschaft – Schottlands frühes Ausscheiden aus der Europameisterschaft korrelierte mit Rückgang der Fallzahlen eine Woche früher – Nachtleben als neuer Treiber? – Großbritannien als internationaler Testfall – Ältere sind geimpft, Jüngere dabei zögerlich – Viele Ansteckungen lassen natürliche Immunität steigen
  • Kurzvideo: Schottland als Faktor: UK staunt über Corona-Abwärtstrend trotz Öffnungen
  • Massiver Personalmangel: Quarantäneregeln in England für weitere Berufe gelockert
  • London nimmt Lebensmittelhandel von Isolationspflicht aus – Personalmangel und leere Supermarktregale zwangen zum Schritt
  • Quarantäne sorgt für leere Regale in britischen Supermärkten
  • Online-Unterricht behindert Studienerfolg – Studie der Cornell University: Aktive Übungsaufgaben besser als Zuhören oder Mitschreiben
  • SARS-CoV-2: Wie sich Alpha mit und ohne Lockdown in England ausbreitete
    EUROPA
  • Pandemie: WHO Europa sieht Folgen für Psyche – Faktoren der psychischen Belastung: Ansteckungsangst, Selbstisolation, Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen, soziale Ausgrenzung – Zusammenbruch der Menschen unter Covid-19 biete zugleich Chance für Länder, ihre psychologische Gesundheitsversorgung zu überdenken
    EUROPÄISCHE UNION
  • COVID-19-Impfstoff von Moderna: EMA empfiehlt Zulassung für 12- bis 17-Jährige
  • EMA empfahl Moderna-Impfstoff für Kinder und Jugendliche – „Spikevax“ von Moderna wäre dann der zweite Corona-Impfstoff, der in der EU auch jungen Menschen verabreicht werden darf
  • EU-Kommission unterschreibt Vertrag für Covid-19-Mittel Sotrovimab
  • EU-Kommission dringt auf bessere Absprachen bei Coronakontrollen
  • Mehr EU-Bürger leiden wegen Pandemie unter Einsamkeit – Im Pandemie-Verlauf Verschiebung von Älteren zu Jüngeren, Nordeuropa stärker betroffen – Keine Geschlechtsunterschiede oder solche zwischen Stadt und Land
    DÄNEMARK
  • Dändemark will Kreuzgeimpften dritte Dosis anbieten
    SPANIEN – NIEDERLANDE
  • Spanien und die Niederlande sind Coronahochinzidenzgebiete
    PORTUGAL
  • Portugal bittet EU-Staaten um Coronaimpfdosen
    ITALIEN
  • Für Jugendliche: Italiens Arzneimittelbehörde gibt Moderna frei
    GRIECHENLAND
  • Griechenland startet Corona-Impfung für Kinder von 12 bis 15 Jahren
    FRANKREICH
  • Coronaregeln: Französisches Parlament beschließt Impfpflicht, Gesetz entschärft
    SLOWAKISCHE REPUBLIK
  • Slowakisches Parlament billigt Erleichterungen für Geimpfte
    DEUTSCHLAND – EUROPÄISCHE UNION
  • SARS-CoV-2: Deutschland und EU melden steigende Impfquoten
    DEUTSCHLAND
  • Deutsche fühlen sich wieder weniger sicher vor Ansteckung mit Corona
  • Coronaprognose: Herdenimmunität in Deutschland nicht erreichbar – Durchimpfungsrate von 85 Prozent nicht erreichbar: zu wenig Impfungen, zu geinrge Impbereitschaft – Inzidenz von 150 ist Ende September zu erwarten – Beispiel Großbritannien zeigt: neuerliche Krankenhausbelastung bleibt nicht aus
  • Corona: RKI erwartet Anstieg der Infektionszahlen
  • Impfpflicht und Vorteile für Geimpfte: Debatte dauert an
  • Steigende Coronafallzahlen: Debatte um Einschränkungen für Nicht-Geimpfte
  • KOMMENTAR: Jan Gänger: Nur Impfung gibt Freiheit zurück: Ungeimpfte müssen Einschränkungen hinnehmen
  • Amtsärzte plädieren für Coronaimpfung von Kindern ab zwölf Jahren
  • Coronapandemie rückt Digitalisierung des Gesundheitssystems in den Fokus
    ÖSTERREICH
  • Der Reiz der Spontanität sticht – Impfungen ohne Anmeldung sollen Diskussionen um eine Impfpflicht obsolet machen – die Aktion ist ein Erfolg
  • Weniger Wucht: 300 bis 400 Neuinfektionen pro Tag – Coronavirus verbreitet sich in Österreich derzeit nicht so rasant – Experte Popper erwartet mehrere kleine statt einer großen Welle
  • Mehr als 100 infizierte Festivalrückkehrer aus Kroatien – In Niederösterreich gibt es 38 Infektionen, in der Steiermark 22, in Oberösterreich 20, weitere in Tirol, Kärnten, Salzburg, Vorarlberg und Wien
  • Draußen alles erlaubt? Das Delta-Ansteckungsrisiko im Freien
  • Studie zeigt Wirksamkeit der Schwazer Durchimpfung im Kampf gegen die Südafrika-Mutante – Deutliche Reduzierung der Hospitalisierungen im Zusammenhang mit Corona
  • Delta-Variante – Bergthaler: Mutation liegt bei bis zu 95 Prozent – Durchimpfungsrate spielt eine große Rolle: schwere Erkrankungen werden vermieden, Wahrscheinlichkeit der Weitergabe sinkt – Mix aus Parametern zur Einschätzung des Verlaufs, u.a. Durchimpfungsrate und Hospitalisierungsrate
  • SARS-CoV-2: Sinkende Impfnachfrage: Länder setzen zunehmend auf mobiles Impfen – Hesse: ein Fünftel der fixierten Imfptermine nicht wahrgenommen – Wenn Menschen nicht zum Impfen kommen, Nähe zu ihnen suchen
  • Corona – Studie zeigt Belastung für Jungeltern
  • Corona-Folgen: Kellner und andere Gastro-Mitarbeiter in Teststraßen heißbegehrt – Der lange Lockdown im Winter hat dazu geführt, dass Gastropersonal abgewandert ist und teils in Corona-Teststraßen neue Jobs gefunden hat
  • Lehrer rechnen mit „hohem Maß an Normalität“ im Herbst

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CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK

siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links

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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)

5.264.597 (Vorwoche: 5.169.926) Menschen 66,63% (65,43%) der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 28. Juli 2021, 23:59 Uhr, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 4.479.543 (4.122.689) Menschen (56,69 % (52,18%)) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.901.417 Personen.
[Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 28. Juli 2021, 23:59 Uhr,  58,50% (57,44%) erstgeimpft und 49,77% (45,81%) zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 1,7 (1,6) Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
Weitere Informationen zu Impfdosenlieferungengeimpfte Personen nach Wohnort (Erst-Impfungen, Zweit-Impfungen), Impfungen je Tag im Zeitverlauf (absolut und kumuliert), Durchimpfungsrate je Altersklasse und Geschlecht.
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/

COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.

Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 29. Juli 2021, 8;00 Uhr wie folgt zusammen:

  • Mind. erstgeimpft: 51.007.130 (61,3%) – Vorwoche: 50.081.384 (60,2%)
  • Vollständig geimpft: 42.362.788 (50,9%) – Vorwoche: 39.309.478 (47,3%)

Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links

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28.7.2021, Mittwoch

EPIDEMIOLOGIE: RKI-Papier: Inzidenz ist Leitindikator für Infektionsdynamik – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Die Inzidenz sollte nach Ansicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) weiterhin der Leitindikator für die Infektionsdynamik bleiben. Das geht aus einer Präsentation hervor, die RKI-Chef Lothar Wieler vorgestern bei einer Schaltkonferenz mit den Chefs der Staatskanzleien der Länder präsentierte.
Die Inzidenz bleibe der Leitindikator für die Infektionsdynamik, da hohe Inzidenzen zahlreiche Auswir­kung­en hätten, heißt es in dem Papier, das dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt. Generell gelte: Je mehr Fälle auftreten, desto mehr schwere Verläufe und Todesfälle würden registriert, desto höher werde die Belastung des Gesundheitssystems.
Hinzu kämen immer mehr Kontaktpersonen, die unter Quarantäne gestellt werden müssten und damit am Arbeitsplatz fehlen. Eine steigende 7-Tage-Inzidenz gehe diesen Entwicklungen voraus und bleibe der früheste aller Indikatoren.
Die 7-Tage-Inzidenz bleibt deshalb laut RKI wichtig, um die Situation in Deutschland zu bewerten und frühzeitig Maßnah­men zur Kontrolle zu initiieren. Nach Informationen der Bild soll es in der Schalte zu größeren Diskussionen gekommen sein, weil viele Länder von der Inzidenz als wichtigstem Kriterium abkommen wollen.
Zur aktuellen Lage heißt es in dem RKI-Papier, dass die Inzidenzen seit rund drei Wochen wieder stiegen, der Anteil der Hospitalisierungen seit rund zwei Wochen. „Die vierte Welle hat begonnen.“ Je höher die Inzidenz liege, desto schlechter gelinge der Schutz der Individualgesundheit und der offenen Gesell­schaft – deshalb müsse die Prävention auch weiterhin die höchste Priorität besitzen.
Hohe Impfquoten alleine seien nicht ausreichend, die vierte Welle flach zu halten, heißt es weiter. Gleichwohl müsse das zielgruppenspezifische und aufsuchende Impfen weiter ausgebaut werden, um möglichst hohe Impfquoten zu erzielen.
Es seien aber zusätz­liche „Basisschutzmaßnahmen“ notwendig, um die vierte Welle so zu senken, dass die Pa­tienten­zahlen in Krankenhäusern nicht zu hoch würden. Als Maßnahmen nennt das RKI eine Redu­zierung der Kontakte sowie eine Reduktion der Mobilität.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125933/RKI-Papier-Inzidenz-ist-Leitindikator-fuer-Infektionsdynamik

MEDIZIN: Long COVID: Augenärzte finden Hinweis auf mögliche Nervenschäden – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Patienten, die sich nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung nur langsam von den Symptomen erholten, wiesen in einer Querschnittstudie in British Journal of Ophthalmology (2021; DOI: 10.1136/bjophthalmol-2021-319450) eine verminderte Dichte von Nervenfasern in der Cornea auf, wäh­rend die Zahl der dendritischen Zellen dort vermehrt zu sein scheint. Dies könnte ein Hinweis auf eine neurologische Ursache der Folgekrankheit sein.
Die Hornhaut des Auges (Cornea) gehört zu den Orten mit der höchsten Nervenzelldichte außerhalb des Gehirns. Die Ausläufer des Nervus ophthalmicus, einem der drei Hauptäste des Trigeminus, sind vor allem für den Lidschlussreflex zuständig, der das Auge vor Verletzungen schützt. Da die Cornea transparent ist, können die Nervenfasern am lebenden Menschen beobachtet werden – mit einem Konfokalmikroskop auch in höherer Vergrößerung.
Ein Team um Rayaz Malik von der Universität Manchester hatte die Technik in früheren Studien bereits genutzt, um Veränderungen der Nervenzellen bei der diabetischen Neuropathie zu beschreiben. Es war auch eine Zunahme von dendritischen Zellen aufgefallen, die zum Immunsystem gehören: Sie sind im Gewebe als Antigen-präsentierende Zellen für das Aufspüren von Krankheitserregern zuständig.
Jetzt haben die Forscher die Cornea von 40 Patienten untersucht, die an COVID-19 erkrankt waren und von denen sich 22 nach im Mittel 3,7 Monate noch nicht vollständig erholt hatten, wie ihre Antworten in einem Post-COVID-Fragebogen des National Institute of Health and Clinical Excellence (NICE) zeigten. Als Vergleichsgruppe dienten 30 gleichaltrige gesunde Personen.
Die Untersuchungen mit dem Konfokalmikroskop deuten auf einen Nervenschaden in der Cornea und eine mögliche Aktivierung der dendritischen Zellen hin. Bei den Post-COVID-Patienten war die Dichte der Nervenfasern und die Dichte der Nervenäste sowie die Länge der Nervenfasern in der Cornea vermindert. Die Unterschiede bestanden sowohl gegenüber gesunden Personen als auch gegenüber den Patienten ohne Post COVID. Signifikant waren die Unterschiede, wenn gesunde Personen mit Post-COVID-Patienten verglichen wurden, die unter neurologischen Beschwerden litten.
Bei den dendritischen Zellen war sowohl die Zahl der „reifen“ (mit den für die Zellen typischen Ausläu­fern), als auch die Zahl der „unreifen“ Zellen vermehrt. Dies deutet laut Malik auf eine vermehrte Aktivie­rung des Immunsystems hin, zu der es beispielsweise bei einem Befall der Nerven mit SARS-CoV-2 kom­men könnte. Die Auflösung der Konfokalmikroskopie ist allerdings zu gering, um Viren im Gewebe sicht­bar zu machen. Auch in anderen Untersuchungen konnten bisher keine Viren sicher im Nervengewebe nachgewiesen werden. Die Pathogenese von Post COVID ist nach wie vor unklar.
Zu den Einschränkungen der Studie gehört neben der geringen Teilnehmerzahl, dass die Patienten nur ein einziges Mal untersucht wurden und deshalb unklar bleibt, ob mit der zu erwartenden Erholung auch die Veränderungen in der Cornea verschwinden. Die Symptome der Patienten wurden in einem Frage­bogen ermittelt, aber nicht durch weitere Untersuchungen objektiviert (was bei Post COVID in der Regel auch nicht möglich ist).
Sollten sich die Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, dann könnte im Prinzip eine augen­ärztliche Untersuchung die Diagnose eines Post COVID bestätigen. Die Befunde würden zudem eine neu­rologische Genese der Erkrankung belegen. Dies dürften derzeit jedoch weitreichende Spekulationen sein.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125928/Long-COVID-Augenaerzte-finden-Hinweis-auf-moegliche-Nervenschaeden

MEDIZIN: Intelligenz: britische Studie stellt kognitive Defizite nach Covid-19-Erkrankung fest – Der Strandard, 28.7.2021
Covid-19-Patienten, die im Spital behandelt werden mussten, zeigten bei einem landesweiten britischen Intelligenztest große Defizite – die Aussagekraft der Studie ist aber begrenzt
Schon früh legten Fallberichte aus Wuhan in China, wo das Virus im Winter 2019 erstmals aufgetreten war, nahe, dass es sich bei einer Covid-19-Infektion um keine reine Lungenerkrankung handelt. In Wuhan litten erste Patientinnen und Patienten neben Atemnot beispielsweise auch unter Kopfschmerzen und Verwirrtheit.
Inzwischen haben mehrere Studien einen Zusammenhang zwischen neurologischen Erkrankungen und einer Covid-19-Infektion untersucht. Eine aktuelle Untersuchung liefert nun weitere Hinweise darauf, dass eine Corona-Erkrankung zu kognitiven Defiziten führen kann.
In Großbritannien werteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten von rund 81.000 Menschen aus, deren kognitive Fähigkeiten im Rahmen des „Great British Intelligence Test“ zwischen Januar und Dezember 2020 erhoben worden waren. Fast 13.000 der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten zum Zeitpunkt der Teilnahme eine Corona-Erkrankung durchgemacht. Im Vergleich zur Nichterkrankten schnitten sie bei den Intelligenztests schlechter ab.
*** Auch Erkrankte mit milden Verläufen zeigten Defizite ***
Vor allem in den Bereichen des logisches Denkens, Planens und Problemlösens stellten die Forscherinnen und Forscher bei Corona-Genesenen Defizite fest. Außerdem zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung und dem Ausmaß der Leistungsstörungen.
Am größten waren die Defizite bei Corona-Genesenen, die künstlich beatmet werden mussten. Sie schnitten bei den Tests schlechter ab als etwa Schlaganfallpatientinnen und -patienten. Doch auch bei Erkrankten, die nur milde Symptome zeigten und deren Infektion biologisch nachgewiesen wurde, war die Leistungsfähigkeit geringer als in der Vergleichsgruppe.
Ein Grund für die beobachteten Defizite könnten Spätfolgen der Infektion, wie eine erhöhte Körpertemperatur oder Atemwegsprobleme sein, heißt es in der Studie, die im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Ohne bildgebende medizinische Untersuchungen, wie etwa Hirnscans, sei es aber nicht zulässig, auf die biologischen Ursachen hinter den kognitiven Defiziten zu schließen, schreiben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter.
Ihre Ergebnisse decken sich mit früheren Untersuchungen, in denen Long-Covid-Patientinnen und -Patienten einen sogenannten „Gehirnnebel“ beschreiben, der sich in Konzentrationsproblemen und Wortfindungsstörungen zeigt. Die Studie hat jedoch Limitationen.
Begrenzte Aussagekraft
Erstens beruhen die Daten zur Erkrankung auf Angaben der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zweitens absolvierten nur 275 Personen den Test sowohl vor als auch nach der Infektion. Das mindert die Aussagekraft darüber, ob die Corona-Infektion Grund für die festgestellten kognitiven Defizite war oder diese bereits vor der Erkrankung bestanden.
Um den Leistungsabfall zu messen, versuchten die Forscherinnen und Forscher anhand eines Modells die zu erwartende Testperformance zu errechnen. Dafür wurden Variablen wie etwa Alter, Geschlecht, Einkommen und beruflicher Status miteinbezogen. Aufgrund der großen Anzahl und diversen Zusammensetzung der Probandinnen und Probanden könne man dadurch die Möglichkeit, dass die Defizite bereits vor der Infektion bestanden haben, annähernd ausschließen, schreiben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter.
Um die negativen Auswirkungen einer Corona-Infektion weiter zu bestätigen und die biologischen Ursachen hinter den Beeinträchtigungen zu identifizieren, brauche es jedoch Langzeiterhebungen und weitere Untersuchungen. Die Ergebnisse ihrer Studie sollten dafür einen „Weckruf“ darstellen. (ek, 28.7.2021)
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000128502739/kognitive-defizite-nach-covid-19-erkrankung
SIEHE DAZU:
=> Cognitive deficits in people who have recovered from COVID-19
QUELLE (inkl. Intratext- u.a. Links): https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(21)00324-2/fulltext

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Inhalativer Impfstoff erzielt in Phase-1-Studie gute Antikörperantwort – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Der Impfstoff eines chinesischen Herstellers hat nach einer inhalativen Anwendung in einer Phase-1-Studie eine gute immunologische Wirkung erzielt. Nach den in Lancet Infectious Diseases (2021: DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00396-0) vorgestellten Ergebnissen käme die Inhalation vor allem als Booster nach einer 1. intramuskulären Gabe infrage.
Ein Impfstoff, der per Inhalation oder besser noch als Nasenspray verabreicht wird, könnte bei vielen Menschen die Vorbehalte gegen eine Coronaimpfung überwinden. Bei Infektionskrankheiten könnte der Aufbau eines Schleimhautschutzes durch IgA-Antikörper die Schutzwirkung verbessern. Hinzu kommt, dass viele Vektor-basierte Impfstoffe für eine lokale Applikation prädestiniert wären, da als Vektor in der Regel Adenoviren benutzt werden, deren natürliche Vertreter die Epithelzellen der Schleimhäute infi­zieren. Dennoch gibt es nur wenige Impfstoffkandidaten für eine intranasale Anwendung.
Wie Fran Lund und Troy Randall von der Universität von Birmingham/Alabama kürzlich in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abg9857) beklagten, gibt es derzeit gerade einmal 7 Kandidaten für die intranasale Anwendung. Zu keinem liegen bisher klinische Ergebnisse vor.
Im Prinzip könnten auch die bereits für die intramuskuläre Impfung zugelassenen Vektor-basierten Impf­stoffe über die Atemwege eingesetzt werden. Der chinesische Hersteller CanSino Biologics hat dies jetzt für seine in China zugelassene Vakzine Ad5-nCoV untersuchen lassen. Der Impfstoff besteht aus einem zur Replikation unfähigen Adenovirus vom Typ 5, das mit dem Gen für das Spikeprotein von SARS-CoV-2 beladen ist.
Der Impfstoff wurde an der Zhongnan-Klinik der Universität Wuhan in einer Phase-1-Studie an 130 gesunden Erwachsenen erprobt. Die Teilnehmer wurden auf 5 Gruppen randomisiert, von denen 2 Grup­pen beide Dosen des Impfstoffs als Aerosol mit einem Inhalator einatmeten. Die beiden Gruppen unter­schieden sich in der Dosierung. 2 weitere Gruppen erhielten die Impfstoffe wie vorgesehen als intra­muskuläre Injektion. In der 5. Gruppe wurde die 1. Dosis als Injektion und die 2. Dosis per Inhalation gegeben.
Wie das Team um Xinghuan Wang von der Zhongnan-Klinik berichtet, wurde die 1. Dosis nach der Inha­lation besser vertragen. Systemische Nebenwirkungen wie Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen traten deutlich seltener auf. Nach der 2. Anwendung waren die Unterschiede geringer.
Bei der Antikörperreaktion fiel auf, dass die Konzentration der IgG-Antikörper im Blut nach der inhala­tiven Anwendung geringer war, in den Neutralisationstests war dagegen kein Nachteil erkennbar. Die mit Abstand stärkste neutralisierende Wirkung wurde nach der gemischten Anwendung erreicht. Die Titer der neutralisierenden Antikörper waren doppelt so hoch wie in den anderen Gruppen. Auch bei den IgG-Antikörpern war ein Vorteil erkennbar.
Allerdings haben die Forscher die Auswirkungen auf die IgA-Antikörper nicht untersuchen können. Dies ist technisch schwierig, da die IgA-Antikörper nur per Atemwegslavage in größerer Menge gewonnen wer­den können, was Studienteilnehmern kaum zuzumuten ist. Die chinesischen Mediziner haben dem Her­stel­ler geraten, die inhalative Impfung in weiteren klinischen Studien zu untersuchen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125945/SARS-CoV-2-Inhalativer-Impfstoff-erzielt-in-Phase-1-Studie-gute-Antikoerperantwort

MEDIZIN: Impfung – Zweite Dosis AstraZeneca erhöht Gerinnsel-Risiko nicht – Science-APA, 28.7.2021
Eine zweite Dosis des AstraZeneca-Impfstoffs Vaxzevria führt einer Studie zufolge zu keinem erhöhten Risiko seltener Blutgerinnsel. Nach den im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlichten Daten traten je einer Million Geimpfte 2,3 Fälle sogenannter TTS-Thrombosen auf. Dies sei vergleichbar mit der Fallzahl bei ungeimpften Personen.
Nach der ersten Dosis wurde noch eine Rate von 8,1 Fällen je eine Million Geimpfte festgestellt. „Sofern nach der ersten Dosis kein TTS festgestellt wurde, sprechen diese Ergebnisse für die Verabreichung von zwei Dosen Vaxzevria“, sagt AstraZeneca-Manager Mene Pangalos.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12728754024386759278

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Hohes Risiko von Durchbruchinfektionen bei Organtransplantierten – Deutsches Ärztebaltt, 28.7.2021
Organtransplantierte gehören auch nach einer kompletten Impfung zu den Hochrisiko­gruppen für einen schweren Verlauf von SARS-CoV-2. Unter US-Patienten treten Durchbruchinfektionen derzeit 82-fach häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.
Zu einem schweren Verlauf mit Hospitalisierung oder Tod kam es laut einer Studie in Transplantation (2021; DOI: 10.1097/TP.0000000000003907) sogar 485-fach häufiger.
Es ist bekannt, dass die immunsuppressiven Medikamente, die Organtransplantierte lebenslang einneh­men müssen, die Abwehr von Krankheitserregern erschweren. Die Transplantationszentren sind deshalb seit Beginn der Pandemie darauf bedacht, ihre Patienten möglichst frühzeitig zu impfen.
Ein Team um Dorry Segev von Johns Hopkins Medicine in Baltimore konnte bereits in früheren Studien zeigen, dass nur jeder 5. Patient nach der 1. Dosis Antikörper gegen SARS-CoV-2 produzierte. Auch nach der 2. Dosis erreichte nur jeder 2. Patient einen Antikörpertiter, der einen Schutz vor COVID-19 erwarten lässt.
Eine Umfrage unter 17 US-Transplantationszentren zeigt jetzt, dass es unter 18.215 vollständig geimpf­ten Patienten zu 151 dokumentierten Durchbruchinfektionen (0,83 %) kam. Die Rate schwankte von Zentrum zu Zentrum von 0,23 % bis 2,52 %. Das Risiko scheint gering zu sein.
Da Durchbruchinfektionen jedoch sehr selten sind und nur in Ausnahmefällen zum Tod führen, waren die Durchbruchinfektionen bei den Organtransplantierten nach Berechnungen von Segev 82-mal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Das Risiko einer schweren oder tödlichen Erkrankung war sogar um den Faktor 485 erhöht. Insgesamt 87 der 151 Patienten (57,6 %) wurden im Krankenhaus behandelt, 14 Patienten (9,3 %) überlebten die Erkrankung nicht.
Das Risiko könnte sogar noch höher sein, da Segev nur jene Durchbruchinfektionen berücksichtigen konnte, die von den Transplantationszentren dokumentiert wurden. Es ist möglich, dass weitere Patienten an anderen Kliniken behandelt wurden und an COVID-19 verstorben sind, ohne dass die Transplanta­tions­zentren davon erfuhren.
Segev spricht sich für eine 3. Impfdosis aus, die in einer früheren Fallserie die Chance auf eine Antikör­per­reaktion erhöht hat. Der französische „Conseil d’orientation de la stratégie vaccinale“ empfiehlt seit April eine 3. Impfdosis für Organtransplantierte, der britische National Health Service will dem Verneh­men nach im Herbst damit beginnen. In den USA und in Deutschland gibt es derzeit keine offizielle Empfehlung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125927/SARS-CoV-2-Hohes-Risiko-von-Durchbruchinfektionen-bei-Organtransplantierten

PSYCHOLOGIE: Zahl der Jugendlichen mit depressiven Symptomen im ersten Lockdown gestiegen – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Die Zahl der Jugendlichen mit Anzeichen einer Depression ist einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zufolge im ersten Coronalockdown im vergangenen Jahr deutlich angestiegen.
In der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen habe sich der Anteil damals von zehn Prozent auf etwa 25 Prozent erhöht, teilte das Institut heute in Wiesbaden unter Verweis auf eine von ihm verfasste Analyse zur Coronabelastung von Kindern und Eltern mit (DOI: 10.12765/bro-2021-02).
Laut Hochrechnungen sei die Gesamtzahl der bundesweit betroffenen Jugendlichen damals dementsprechend auf rund 477.000 gestiegen, berichtete das Institut weiter. Für seine Untersuchung, die sich unter anderem auch mit den Auswirkungen von Schulschließungen auf Bildungsstand und Familien befasste, nutzte es wiederum Analysen aus dem Familienpanel Pairfam aus dem Frühsommer 2020.
Das Bundesinstitut wies zugleich darauf hin, dass die Werte auf Selbsteinschätzungen der Jugendlichen zu typischen depressiven Symptomen beruhten. Nicht alle Betroffenen seien an Depressionen erkrankt. Gleichwohl deuteten die Ergebnisse an, dass die Folgen von Schulschließungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen „offensichtlich gravierender“ seien als bisher angenommen. Das Offenhalten von Schulen müsse „Priorität“ haben.
Der Untersuchung zufolge wirkte sich die Zeit von Homeschooling und Distanzunterricht dabei unterschiedlich auf den persönlichen Lern- und Entwicklungsstand von Jugendlichen aus. Rund zwei von drei jungen Menschen seien trotz mancher Schwierigkeiten „relativ gut“ durch die bisherigen Einschränkungen gekommen, erklärte Martin Bujard vom Bundesinstitut. Es sei davon auszugehen, dass sie in dieser Phase auch zusätzliche Kompetenzen etwa im Bereich Digitalisierung und Selbstständigkeit erworben hätte, betonte er.
Auf der anderen Seite hätten die Auswirkungen der Pandemie laut Analyse aber insbesondere Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien besonders benachteiligt. Gleiches gelte für junge Menschen, bei denen zu Hause kein Deutsch gesprochen werde. Zudem könnten sich bei einigen Kindern auch Lernrückstände und psychische Probleme nun wechselseitig verstärken.
Wichtig sei aber, kurzfristig auch nicht zu viel Lerndruck aufzubauen. Der Ausgleich von Bildungsdefiziten sei ein „langfristiger Prozess“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125949/Zahl-der-Jugendlichen-mit-depressiven-Symptomen-im-ersten-Lockdown-gestiegen

WISSENSCHAFT – PSEUDOWISSENSCHAFT: Vertrauen in Wissenschaft kann Unfug begünstigen – Nur kritisches Denken wappnet wirklich gegen Falschinformation – Pressetext. 28.7.2021
Die Menschen sollen der Wissenschaft vertrauen: Das ist eine gängige Forderung im Bezug auf Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie. Doch das alleine ist zu wenig und sogar riskant, warnt eine kürzlich im „Journal of Experimental Social Psychology“ https://bit.ly/3i2ELgi erschienene Studie. „Wir schließen, dass Vertrauen in die Wissenschaft Menschen anfällig für Pseudowissenschaft macht“, so die Forscher. Wirklich wichtig ist demnach die Fähigkeit zur kritischen Bewertung von Behauptungen.
*** Vertrauen zu oft blind ***
„Die Menschen sind dafür anfällig, sich vom Drumherum der Wissenschaft täuschen zu lassen“, erklärt Studien-Mitautorin Dolores Albarracín, Professorin an der University of Pennsylvania https://upenn.edu . Als Beispiel verweist sie auf Behauptungen, COVID-19-Impfungen enthielten Schad- oder andere gefährliche Inhaltsstoffe. „Das ist Täuschung, gibt aber vor, Wissenschaft zu sein.“ Menschen, die gelernt haben, einfach der Wissenschaft vertrauen, tun das oft auch in solchen Fällen blind – und sitzen daher dem Unfug auf. Das belegten Online-Experimente für die aktuelle Studie.
Albarracín und Kollegen an der University of Illinois at Urbana-Champaign https://illinois.edu haben Probanden dazu frei erfundene Geschichten über ein angebliches Virus aus dem Biowaffenlabor oder die Gefahren genetisch modifizierter Organismen vorgesetzt. Diese bedienten sich entweder wissenschaftlicher Sprache mit Kommentaren angeblicher Forscher oder aber den Aussagen sogenannter Aktivisten. Personen ohne Vertrauen in die Wissenschaft haben beide Texte etwa gleich leicht geglaubt. Jene, die an sich der Wissenschaft vertrauen, waren dagegen deutlich anfälliger für den Unsinn in wissenschaftlichem Gewand und gaben diesen auch eher weiter.
*** Kritisches Denken ist Trumpf ***
In einem weiteren Experiment drillten die Forscher Probanden vorab entweder auf Vertrauen in die Wissenschaft oder auf eine kritische Denkweise. Auf kritisches Denken eingestellte Teilnehmer glaubten die erfundenen Geschichten dabei merklich seltener. „Eine kritische Denkweise macht weniger leichtgläubig, unabhängig von der Art der Information“, meint daher Albarracín. Im Kampf gegen Falschinformation und Verschwörungstheorien ist es aus Sicht der Forscher also besonders wichtig, dass sich Menschen wirklich kritisch mit Information auseinandersetzen. Das bringt bei geschickt gesponnen Lügengeschichten mehr als blindes Vertrauen in die Wissenschaft.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210728002

INTERNATIONAL: WTO weiter uneins über Aussetzung der Patente für Coronaimpfstoffe – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Die Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) sind weiter uneins über eine Aussetzung der Patente für Coronaimpfstoffe. Ein Ende der Diskussionen sei nicht absehbar, sagte WTO-Sprecher Keith Rockwell gestern nach mehrstündigen Beratungen des Allgemeinen Rats der WTO in Genf. Das Thema sei „sehr emotional“ und „zu wichtig“.
Die WTO-Miglieder wollen Anfang September bei einem informellen Treffen erneut beraten, bevor am 13. und 14. Oktober ein weiteres formelles Treffen stattfindet.
Indien und Südafrika hatten im vergangenen Oktober eine vorübergehende Aussetzung des Patentschut­zes bei den Vakzinen vorgeschlagen, um die Produktion von Coronaimpfstoffen in Entwicklungsländern zu beschleunigen und der ungleichen Verteilung von Impfstoffen entgegenzuwirken.
Pharmakonzerne und die Länder, in denen sie angesiedelt sind, argumentieren, Patente seien nicht das Haupthindernis bei der Erhöhung der Produktion. Zugleich warnen sie, dadurch würden Innovationen ausgebremst. Das gleiche Argument führt die Bundesregierung ins Feld, die gegen eine Freigabe der Patente ist.
Die 164 WTO-Staaten müssen alle Entscheidungen im Konsens treffen. Nach Angaben Rockwells waren sich alle über die Notwendigkeit einer schnellen Produktionssteigerung bei den Impfstoffen einig. Un­einigkeit habe es in der Frage gegeben, wie dieses Ziel erreicht werden könne.
Indien und Südafrika können auf die Unterstützung von mehreren dutzend Ländern bauen, darunter die USA und China. Abgelehnt wird die Aussetzung der Patente unter anderem von europäischen Ländern wie Deutschland, außerdem von Japan und Südkorea.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125940/WTO-weiter-uneins-ueber-Aussetzung-der-Patente-fuer-Coronaimpfstoffe

USA: Behörden empfehlen Geimpften Maskentragen in Hochrisikogebieten in den USA – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Im Kampf gegen die steigenden Infektionszahlen durch die hochansteckende Delta-Va­ri­ante empfiehlt die US-Gesundheitsbehörde CDC auch Geimpften wieder das Tragen von Masken. Diese sollten in Hochrisikogebieten innerhalb der USA in Innenräumen einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen, teilte die Behörde mit.
„Für Gebiete mit erheblichen und hohen Übertragungsraten empfiehlt die CDC vollständig Geimpften, in öffentlichen Innenräumen Maske zu tragen“, sagte CDC-Behördenleiterin Rochelle Walensky. Die Wirk­samkeit der Impfstoffe sei auch bei der Delta-Variante hoch, betonte Walensky.
Neuere Daten deuteten jedoch darauf hin, „dass in seltenen Fällen einige Geimpfte ansteckend sein und das Virus auf andere übertragen können“. Walensky bezeichnete die neuen wissenschaftlichen Erkennt­nisse als „besorgniserregend“.
Das Weiße Haus ordnete gestern an, dass alle Mitarbeiter aufgrund der Ansteckungsraten in Washington wieder Masken tragen müssen. Weite Teile des Südens der USA weisen laut Daten der CDC eine erheb­li­che oder hohe Übertragungsrate auf. Im Nordosten des Landes, wo die Impfrate höher ist, fällt sie hinge­gen niedriger aus. Die Delta-Variante ist inzwischen für rund 90 Prozent der Infektionsfälle verantwort­lich. 49 Prozent der US-Bevölkerung sind bislang vollständig geimpft.
US-Präsident Joe Biden erklärte, die USA müssten bei der Impfkampagne „besser werden“. Er kündigte für morgen neue Maßnahmen an, um das Impftempo wieder zu erhöhen, nachdem das Land mit seinem Pro­gramm so gut gestartet war.
Eine bereits viel debattierte Impfpflicht werde für die mehr als zwei Millio­nen Bundesangestellten des Landes „in Erwägung gezogen“, sagte Biden gegenüber den Geheimdiensten. „Das wird zur Zeit geprüft“, sagte er. „Aber falls Sie nicht geimpft sind, dann sind Sie nicht annähernd so intelligent wie ich dachte“, sagte Biden bei einem Besuch des Büros der Geheimdienstkoordinatorin (ODNI) weiter.
Erst vorgestern hatte das Veteranenministerium erklärt, dass die medizinischen Mitarbeiter der Kranken­häuser für die früheren Militärangehörigen sich nun gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 impfen lassen müssen. Ärzte, Zahnärzte, Krankenschwestern und andere medizinische Angestellte haben acht Wochen Zeit, sich das Vakzin verabreichen zu lassen.
Bei der Anordnung handelte es sich um die erste Impfpflicht einer größeren Bundesbehörde. Die Ministe­rien und Behörden des Bundes beschäftigten dem wissenschaftlichen Dienst des Kongresses zufolge 2020 knapp 2,2 Millionen zivile Mitarbeiter.
Auch in der Metropole New York und dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Kalifornien müssen sich städtische beziehungsweise staatliche Angestellte künftig gegen das Coronavirus impfen lassen. Nicht geimpfte Mitarbeiter müssen sich regelmäßig auf eine Coronainfektion testen lassen.
In den USA sind bislang erst 49 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft. Zuletzt stieg die Zahl der täglichen Coronaneuinfektionen wegen der besonders ansteckenden Delta-Variante im Schnitt wieder auf fast 50.000 an.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125935/Behoerden-empfehlen-Geimpften-Maskentragen-in-Hochrisikogebieten-in-den-USA

JAPAN: Coronainfektionen in Tokio erneut auf Höchststand – Nachts auf der Tokioter Reeperbahn: Vor allem Junge betroffen – Alkoholkonsum als Faktor – Olympiade mit bösen Folgen – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Während der Olympischen Spiele ist die Zahl der Neuinfektionen in Tokio am zweiten Tag in Se­rie auf einen Höchststand gestiegen. Heute meldete die Hauptstadt 3.177 neu Infizierte binnen eines Tages. Am Vortag waren es 2.848 Fälle gewesen. Damit tritt ein, was Experten bereits vor Beginn des Sportspektakels prophezeit hatten.
Tokios Gouverneurin Yuriko Koike rief die jüngeren Bürger auf, sich impfen zu lassen, möglichst zu Hause zu bleiben und die Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 zu befolgen. „Die Aktivi­täten junger Menschen sind der Schlüssel (um die Infektionen einzudämmen)“, sagte sie.
Während die Mehrheit der älteren Menschen inzwischen geimpft sei und die Infektionen unter ihnen deutlich gesunken seien, seien die Infektionen unter den überwiegend nicht geimpften jungen Menschen am Steigen, erklärte Koike.
Bis zum Vortag waren 25,5 Prozent der japanischen Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Bei den Älte­ren lag die Impfquote bei 68,2 Prozent. Während einige Jüngere noch warten, bis sie mit der Impfung an der Reihe sind, stehen viele andere Impfungen skeptisch gegenüber. Dafür werden zum Teil Gerüchte und Falschinformationen über die Impfstoffe verantwortlich gemacht.
Jüngeren Japanern wird vorgeworfen, nachts nach Schließung der Restaurants und Geschäfte noch auf den Straßen unterwegs zu sein und das Virus mit seiner Delta-Variante zu verbreiten. Tokio befindet sich im vierten Coronanotstand, nachdem die Delta-Variante eine fünfte Infektionswelle ausgelöst hatte. Restaurants und Bars dürfen keinen Alkohol ausschenken und sind angehalten, um 20 Uhr zu schließen. Viele junge Japaner trinken Alkohol daher auf der Straße.
Deshalb seien nicht die Olympiateilnehmer das Hauptproblem, sagte der Politikprofessor Koichi Nakano von der Sophia University in Tokio kürzlich. Vielmehr sei es der Umstand, dass die Spiele überhaupt stattfänden zu einem Zeitpunkt, da die Bevölkerung über den immer wieder verlängerten Notstand frustriert“ sei. Das durch Medien geschürte Interesse an Olympia trage dazu bei, dass viele Bürger nicht länger wie gefordert zu Hause blieben.
Die landesweite Zahl der binnen eines Tages registrierten Infektionen stieg heute auf einen Höchststand von mehr als 8.000 Fällen. Neben Tokio breitet sich das Virus auch in den Nachbarpräfekturen Chiba, Kanagawa und Saitama aus. Die Gouverneure dort fordern die Regierung auf, auch über ihre Regionen den Coronanotstand zu verhängen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125952/Coronainfektionen-in-Tokio-erneut-auf-Hoechststand

BHUTAN: Königreich Bhutan legt Impfsprint hin – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Das kleine Königreich Bhutan im Himalaya hat binnen einer Woche rund 90 Prozent der Er­wachsenen das zweite Mal mit geschenktem Impfstoff gegen SARS-COV-2 impfen lassen. Das entspreche rund 62 Prozent der etwa 770.000 Einwohner, sagte eine Sprecherin des UN-Kinderhilfwerks Unicef ba­sierend auf Daten der bhutanesischen Regierung.
Bhutan konnte seine Menschen so schnell impfen, nachdem es in diesem Monat Hunderttausende Dosen geschenkt bekommen hatte – darunter 500.000 Dosen Moderna von den USA und 250.000 Dosen Astrazeneca von Dänemark, wie Daten von Unicef zeigen.
„Dies ist nicht nur ein wichtiger Meilenstein für Bhutan oder Südasien, sondern für Entwicklungsländer generell“, sagte die Unicef-Sprecherin. Viele ärmere Länder hätten Mühe, an Impfdosen zu kommen.
Den ersten Coronaimpfstoff hatte das Land von Indien geschenkt bekommen. Von Ende März bis Anfang April wurden damit mehr als 85 Prozent der Erwachsenen geimpft, wie das bhutanesische Gesundheits­ministerium damals mitteilte.
Impfen ist in dem Himalayakönigreich eine besondere Herausforderung. Mitarbeiter des Gesundheits­we­sens müssen teilweise auf hohe Berge steigen, um die als Nomaden lebenden Menschen zu erreichen.
Bhutan blieb weitgehend von der Coronapandemie verschont. Knapp 2.500 Infektionen und zwei Todesfälle im Zusammenhang mit Corona wurden seit Pandemiebeginn erfasst.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125942/Koenigreich-Bhutan-legt-Impfsprint-hin

ISRAEL: Kinder unter zwölf: Israel gestattet Coronaimpfung – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Israel will in extremen Ausnahmefällen eine Impfung von Fünf- bis Elfjährigen gegen das Co­ronavirus SARS-CoV-2 erlauben. Solche Ausnahmen könnten für Kinder gelten, die besonders gefährdet seien, im Falle einer Infektion schwer zu erkranken oder zu sterben, teilte das Ge­sund­heits­mi­nis­terium mit.
Dies könne zum Beispiel bei extremer Adipositas, schweren chronischen Lungenkrankheiten oder Herz­prob­lemen der Fall sein. Grundsätzlich sei eine Impfkampagne für Kinder in dem Alter derzeit kein Thema, hieß es in einer Anweisung an die Krankenkassen.
Es gehe darum, die Zahl der Genehmigungen in solchen Fällen niedrig zu halten. Die Gruppe der bis Neun­jährigen hat inzwischen im Altersvergleich den höchsten Anteil der registrierten Neuinfektionen. Laut Ministerium stellt sie mehr als zehn Prozent der Infizierten.
Die Zahl der Coronaneuinfektionen steigt in Israel weiter deutlich an: Das Ge­sund­heits­mi­nis­terium meldete gestern 2.112 Fälle – so viele wie seit Mitte März nicht mehr. Die meisten neuen Fälle stehen nach offizi­ellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante des Virus.
Mehr als 57 Prozent der 9,3 Millionen Bewohner Israels sind bereits vollständig geimpft. Bei den zehn- bis 19-Jährigen sind es nach Angaben des Ge­sund­heits­mi­nis­teriums rund 32 Prozent.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125929/Kinder-unter-zwoelf-Israel-gestattet-Coronaimpfung

GROSSBRITANNIEN: Großbritannien: Zahl der Coronatoten wieder hoch – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
In Großbritannien ist die Zahl der Coronatoten auf den höchsten Tageswert seit mehr als vier Monaten gestiegen. Gestern meldeten die Behörden den Tod von 131 Menschen, das waren so viele wie seit dem 17. März nicht.
Damals starben 141 Menschen innerhalb von vier Wochen nach einer Coronainfektion. In den vergangenen sieben Tagen gab es landesweit 480 Coronatote, 40 Prozent mehr als in der Vorwoche.
„Dies liegt unter anderem an der hohen Fallzahl, die in den vergangenen Wochen registriert wurde“, sagte die medizinische Direktorin der Gesundheitsbehörde Public Health England, Yvonne Doyle. „Wir wissen, dass Todesfälle folgen, wenn es eine hohe Anzahl von Neuinfektionen gibt, und die Daten von heute zeigen, dass wir uns immer noch in der dritten Welle befinden.“
Allerdings gibt es Anlass für vorsichtigen Optimismus. Gestern sank die Zahl der Neuinfektionen den sieb­ten Tag in Folge. Knapp 230.000 Neuinfektionen in einer Woche bedeuten ein Minus von gut 30 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Experten sind allerdings unsicher, worauf der Rückgang zurückzuführen ist. Als mögliche Gründe gelten der Beginn der Schulferien, die hohe Zahl von Schülern in Selbstisolation in den Wochen vor den Ferien und das Ende der Fußball-Europameisterschaft, als viele Menschen gemeinsam in Pubs die Spiele schauten.
Allerdings gibt es auch die Befürchtung, dass sich weniger Menschen auf das Coronavirus testen lassen, um ihre Sommerferien nicht zu riskieren, und dass es eine hohe Dunkelziffer Infizierter gibt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125943/Grossbritannien-Zahl-der-Coronatoten-wieder-hoch

GROSSBRITANNIEN: Sinkende Corona-Zahlen verblüffen die Briten – Spekulative Gründe: hohe Durchimpfungsrate , Schulferien, sinkende Testungen, warmes Wetter, Ende der Fußball-Europameisterschaft – Schottlands frühes Ausscheiden aus der Europameisterschaft korrelierte mit Rückgang der Fallzahlen eine Woche früher – Nachtleben als neuer Treiber? – Großbritannien als internationaler Testfall – Ältere sind geimpft, Jüngere dabei zögerlich – Viele Ansteckungen lassen natürliche Immunität steigen – Neue Zürcher Zeitung, 28.7.2021
Mit seiner hohen Impfrate und dem Abbau von Restriktionen gilt Grossbritannien als Testfall für einen liberalen Umgang mit der Delta-Variante. Nun verzeichnet das Land einen überraschenden Rückgang der Ansteckungszahlen, wobei die Effekte des letzten grossen Öffnungsschritts noch nicht messbar sind.
Gut eine Woche nach dem Ende fast aller gesetzlichen Corona-Restriktionen sorgt in Grossbritannien eine markante Reduktion der Fallzahlen für Aufsehen. Am Dienstag wurden 23 511 positive Fälle gemeldet, schon in der letzten Woche war die Zahl der Neuinfektionen von fast 40 000 Fällen auf weniger als 25 000 am Montag gesunken. Mitte Juli hatte die hochansteckende Delta-Variante noch für durchschnittlich nahezu 50 000 Ansteckungen pro Tag gesorgt.
Zwar werden sich die Auswirkungen des letzten grossen Öffnungsschritts vom 19. Juli erst ab Ende dieser Woche langsam in den Statistiken niederschlagen, weshalb Premierminister Boris Johnson nichts verschreien will und am Dienstag die Bevölkerung explizit zur Vorsicht aufrief. Doch wirken die Aussichten nun besser, als die Modelle der Regierung und der Epidemiologen suggerierten, die kürzlich für den August noch 100 000 oder gar bis zu 200 000 Neuansteckungen pro Tag prognostizierten.
*** Schwer erklärbarer Rückgang ***
Dass die Zahlen trotz der hohen Infektiosität der Delta-Variante, die im Land über 90 Prozent aller Fälle ausmacht, so spürbar gesunken sind, kann niemand ganz genau erklären. Seit Ausbruch der Pandemie hat es im Land noch nie einen so markanten Rückgang gegeben, ohne dass die Regierung einen Lockdown verhängt hätte. Ein wesentlicher Faktor sind die Impfungen, auch wenn sie nicht vollständig vor der Delta-Variante schützen: Mittlerweile sind gut 88 Prozent aller Erwachsenen einmal geimpft, während 71 Prozent beide Impfdosen erhalten haben. Für Minderjährige sind die Impfungen nur in Ausnahmefällen empfohlen.
Als weiteren Grund nennen Wissenschafter die Schulferien, die zu weniger Durchmischung von Kindern und Jugendlichen führten. Skeptiker erklären sich einen Teil der Reduktion der Fallzahlen auch damit, dass sich die Bevölkerung weniger oft testen lässt. Als Faktoren gelten schliesslich das warme Wetter der letzten zwei Wochen sowie das Ende der Fussball-Europameisterschaft, nachdem die Erfolge des englischen Teams während Wochen zu ausgelassenen Feiern geführt haben.
Bemerkenswert ist hierzu ein Blick nach Schottland: Jason Leitch, der medizinische Leiter des schottischen Gesundheitswesens, erklärte gegenüber der BBC, das frühe Ausscheiden des schottischen Teams habe sich als «epidemiologischer Glücksfall» erwiesen. Als die Schotten noch im Turnier waren, stiegen die Ansteckungszahlen unter jungen Männern rapide an. Danach begannen die Fälle von rund 4000 auf jüngst rund 1000 pro Tag zu sinken, wobei der Rückgang zwei Wochen früher einsetzte als in England. …
*** Wird das Nachtleben zum neuen Treiber? ***
Pubs können nun wieder Kunden an der Bar bedienen, und die Nachtklubs durften Anfang letzter Woche erstmals seit 18 Monaten wieder ihre Türen öffnen. Im Ausgangsviertel Soho war am Wochenende wenig von Vorsicht zu spüren. Die Lokale mussten die Gäste weder zur Nachverfolgung registrieren noch überprüfen, ob sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Abzuwarten bleibt daher, ob sich das Nachtleben nicht doch noch als Treiber der Epidemie erweist – ähnlich wie in Spanien oder in den Niederlanden, wo die Regierungen nach einer Explosion der Zahlen neue Restriktionen verhängten.
*** Großbritannien als internationaler Testfall – Ältere sind geimpft, Jüngere dabei zögerlich – Viele Ansteckungen lassen natürliche Immunität steigen ***
Grossbritannien gilt international als Testfall, da das Land über eine hohe Impfrate verfügt und der Delta-Variante kaum noch Restriktionen entgegenstellt. Im europäischen Vergleich ist die Impfbereitschaft auch ohne staatlichen Zwang hoch: Über 90 Prozent aller über 60-Jährigen sind geimpft, doch haben sich bisher erst etwa 60 Prozent der unter 30-Jährigen die erste Impfdosis verabreichen lassen. Nach den vielen Ansteckungen hat auch die natürliche Immunität in der Bevölkerung zugenommen. Dennoch plant Grossbritannien nun ab Herbst einen umstrittenen Impfzwang für Partygänger und Fussballzuschauer, wobei die Regierung hofft, dass bereits die Drohung möglichst viele junge Briten zur Impfung motiviert.
QUELLE (ZAHLPFLICHT, inkl. Graphiken): https://www.nzz.ch/international/grossbritannien-warum-die-corona-zahlen-sinken-ld.1637613

GROSSBRITANNIEN: Online-Unterricht behindert Studienerfolg – Studie der Cornell University: Aktive Übungsaufgaben besser als Zuhören oder Mitschreiben – Pressetext, 28.7.2021
Online-Unterricht wirkt sich negativ auf den Lernerfolg von Studenten aus, so eine Studie von Forschern unter Leitung von Douglas McKee und George Orlov von der Cornell University http://cornell.edu , die kürzlich in der Zeitschrift „Economics Letters“ publiziert wurde. Die Untersuchung zielte darauf ab, die Folgen des Übergangs zum Online-Unterricht zu Beginn der COVID-19-Pandemie zu ermitteln.
*** Vergleich mit Vor-Corona-Zeit ***
Die Studie hat untersucht, welchen Einfluss Corona-Maßnahmen und Online-Unterricht im Frühjahr 2020 auf das erlernte Wissen am Ende des Semesters hatten. Analysiert wurde zudem, ob spezifische demografische Gruppen stärker vom Online-Lernen betroffen waren und ob bestimmte Lehrmethoden einen größeren Einfluss auf das Lernen der Studenten hatten. Dabei haben die Forscher studentische Leistungen bei Standard-Bewertungen im Frühjahr 2020 mit den gleichen Kursen im Herbst 2020 oder Frühjahr 2019 verglichen, um die Folgen des Online-Lernens zu ermitteln.
Mitautor Alex Rees-Jones untersucht seit Jahren aktive Lerntechniken und deren mögliche Verbesserung an Hochschulen. „Wir führen am Ende jedes Semesters standardisierte Tests durch, damit wir die folgen der Veränderungen sehen konnten. Zufälligerweise fiel COVID-19 in diese Zeit, so dass das semesterübergreifende System, das wir zur Messung von Veränderungen im studentischen Lernen aufgebaut haben, genutzt werden konnte. So war es uns möglich zu beurteilen, was wegen Corona passiert ist“, sagt er gegenüber „Penn Today“.
*** Erheblicher Rückgang erhoben ***
Um das Wissen am Ende des Semesters zu messen, erstellten die Professoren Listen mit Themen, die die Studenten in ihren Kursen gelernt haben sollten, und entwickelten einen Standard-Test zu diesen Themen, der am Ende jedes Semesters durchgeführt wurde. „Wenn man die Leistungen in diesem Test über die Semester hinweg vergleicht, kann man Unterschiede darin feststellen, wie gut die Studenten die für den Kurs festgelegten Schlüsselthemen beherrschen“, so Rees-Jones. „Unter Verwendung dieses Maßes fanden wir heraus, dass die Testergebnisse am Ende des Semesters im Frühjahr 2019 um 0,2 Standard-Abweichungen zurückgingen, was quantitativ gesehen ein ziemlich erheblicher Rückgang ist.“
Auch fanden die Wissenschaftler heraus, dass spezifische Gruppen unter den Lernern, wie etwa Frauen oder diejenigen, die Englisch als zweite Sprache sprechen, stärker von Auswirkungen des Online-Lernens betroffen waren als andere. „Während wir Beweise für einige Unterschiede in der Leistung zwischen diesen Gruppen fanden, fanden wir keine Beweise dafür, dass sich diese Unterschiede im Frühjahr 2020 veränderten“, sagt Rees-Jones. Die Forscher ermittelten zudem, dass aktive Arbeit an Übungsaufgaben – einzeln oder in Gruppen – besser für den Lernerfolg der Studenten ist als das bloße Zuhören in einer Vorlesung und das Mitschreiben.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210728028
SIEHE DAZU:
=> Details zur Studie „Learning during the COVID-19 pandemic: It is not who you teach, but how you teach“
QUELLE: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165176521000896

EUROPÄISChE UNION: EU-Kommission unterschreibt Vertrag für Covid-19-Mittel Sotrovimab – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Die EU-Kommission hat einen Rahmenvertrag mit Glaxosmithkline unterschrieben, um ein Medikament gegen SARS-CoV-2 zu beschaffen. Deutschland und 15 weitere EU-Länder beteiligen sich an der Ausschreibung für den Kauf des Mittels Sotrovimab für voraussichtlich 220.000 Behandlungen, wie die Brüsseler Behörde heute mitteilte.
Das Medikament wird derzeit von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geprüft. Es kann den An­gaben zufolge zur Behandlung bei leichten Symptomen verwendet werden. Patienten die keinen zusätz­li­chen Sauerstoff benötigten, aber ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf hätten, könnten von der Behandlung profitieren.
Laufende Studien deuteten darauf hin, dass eine frühzeitige Behandlung die Zahl der notwendigen Kran­kenhaus- oder gar Intensivstationsaufenthalte reduzieren könnte.
Gemäß dem Vertrag können die EU-Staaten Sotrovimab erwerben, sobald es entweder in dem be­treffen­den Land eine Notfallgenehmigung oder eine bedingte Marktzulassung der EMA erhalten hat.
Die EU-Kommission hatte Ende Juni bereits bekanntgegeben, dass sie fünf vielversprechende Coroname­di­kamente im Blick hat, darunter Sotrovimab. Vier der Mittel enthalten sogenannte monoklonale Antikör­per.
Diese werden im Labor hergestellt und sollen das Virus nach einer Infektion außer Gefecht setzen. Ein weiteres Medikament mit dem Namen Olumiant reduziert die Aktivität des Immunsystems und soll eigentlich gegen Rheuma helfen. Die Hoffnung ist, dass die entzündungshemmende Wirkung auch bei schweren COVID-19-Verläufen hilft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125961/EU-Kommission-unterschreibt-Vertrag-fuer-Sotrovimab

PORTUGAL bittet EU-Staaten um Coronaimpfdosen – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Portugal hat andere EU-Staaten um zusätzliche Impfdosen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gebeten. Damit solle die Impfkampagne beschleunigt werden, sagte Gesundheitsministerin Marta Temido gestern.
Das Land will bis Ende August 70 Prozent seiner erwachsenen Bevölkerung vollständig immunisieren. Der­zeit sind rund 45 Prozent der Portugiesen zweimal geimpft.
Das Land hat bereits rund 290.000 Impfdosen aus Norwegen erhalten und verhandelt derzeit mit Italien über weitere 300.000 Dosen. Portugal hoffe, in den nächsten drei Wochen fast eine Million Impfdosen zu erhalten, sagte Henrique Gouveia e Melo, der Koordinator des nationalen Impfprogramms.
Die Regierung wartet zudem auf grünes Licht der Gesundheitsbehörden für die Impfung von Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren. Portugal erlebte in den vergangenen Wochen einen starken Anstieg der Neuinfektionen.
Die Delta-Variante des Coronavirus ist inzwischen für mehr als 98 Prozent der Fälle in dem Land verant­wortlich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125941/Portugal-bittet-EU-Staaten-um-Coronaimpfdosen

ITALIEN: Für Jugendliche: Italiens Arzneimittelbehörde gibt Moderna frei – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Die italienische Arzneimittelagentur Aifa hat den Coronaimpfstoff des US-Herstellers Moderna für die Altersgruppen zwischen zwölf und 17 Jahren freigegeben. Die technisch-wissenschaftliche Kommis­sion habe die Auffassung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vollständig akzeptiert, teilte die Aifa heute in Rom mit. Die verfügbaren Daten hätten die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs für diese Altersgruppe gezeigt.
Die EMA hatte am vergangenen Freitag empfohlen, das Vakzin von Moderna auch Kindern und Jugend­lichen ab zwölf Jahren zu verabreichen. Die Experten bewerteten die Daten positiv und machten damit den Weg frei. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen COVID-19 bisher nur für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen.
In Italien sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums von heute morgen rund 57 Prozent der Be­völkerung über zwölf Jahre gegen die Viruskrankheit durchgeimpft. Zuletzt registrierten die Behörden gestern mehr als 4.500 Coronaneuinfektionen und 24 Tote mit dem Virus binnen eines Tages. Die täglichen Neuinfektionen sind in den vergangenen Wochen wieder gestiegen, und im Durchschnitt infizierten sich immer jüngere Menschen.
In einem Bericht von gestern erklärten Experten des Nationalen Gesundheitsinstituts außerdem, dass seit Februar fast 99 Prozent der Coronatoten nicht durchgeimpft waren. Mit Stand vom 21. Juli hatten
423 Tote, die positiv mit dem Coronavirus waren, den Impfzyklus abgeschlossen, wie aus der Stichprobe von Krankenakten hervorging. Gemessen an der Gesamtzahl der Coronatoten seit dem 1. Februar (35
776) seien das 1,2 Prozent gewesen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125958/Fuer-Jugendliche-Italiens-Arzneimittelbehoerde-gibt-Moderna-frei

DEUTSCHLAND: Amtsärzte plädieren für Coronaimpfung von Kindern ab zwölf Jahren – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Angesichts der wieder schnell steigenden Coronainfektionszahlen sprechen sich die deutschen Amtsärzte dafür aus, auch alle Kinder ab zwölf Jahren zu impfen.
„Wenn die Vakzine getestet, geprüft und zugelassen sind, sehe ich keinen Grund, sie nicht zur Impfung zu empfehlen, auch für Jüngere“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Wenn es eine Zulassung für Impfstoffe gegen COVID-19 auch für Kinder und Jugendliche gibt, bin ich dafür, dass Menschen damit geimpft werden“, sagte Teichert. Die Inzidenzen seien bereits in den niedri­geren Altersgruppen besonders hoch. Das werde sich bald in die noch jüngeren Gruppen verschieben.
„Warum sollten wir diese Altersgruppen nicht vor Corona schützen?“, gab Teichert zu bedenken. Zumal die Jungen viele Kontakte hätten, da sei es doch sinnvoll, sie zu impfen. In Deutschland ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Immunisierung bisher aber nur für junge Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.
Teichert sagte für den Fall einer weiteren Coronawelle schwerwiegende Folgen voraus. „Wenn die Infek­tionszahlen wieder deutlich zunehmen und die Inzidenz steigt, werden die Gesundheitsämter die Lage nicht mehr unter Kontrolle halten können. Das ist dann nicht mehr zu bewältigen“, sagte sie den Funke-Zeitungen.
Derzeit hätten die Behörden die Pandemie noch im Griff, aber bei stark steigenden Inzidenzen könne sich das rasch ändern, sagte die Verbandsvorsitzende. „Es besteht die Gefahr, dass wir in ähnlich hohe Inzi­den­zen hineinlaufen wie im letzten Jahr – auch wenn die Hälfte der Bevölkerung mittlerweile vollstän­dig geimpft und die Hospitalisierungsrate noch gering ist.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125925/Amtsaerzte-plaedieren-fuer-Coronaimpfung-von-Kindern-ab-zwoelf-Jahren

DEUTSCHLAND: Impfpflicht und Vorteile für Geimpfte: Debatte dauert an – Deutsches Ärzteblatt, 28.7.2021
Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am 10. August zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Coronapandemie beraten. Das hat Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärt. Ursprünglich war die Konferenz für Ende August anberaumt. Themen dürften etwa die Vorteile für Geimpfte und eine Impfpflicht sein. Die Debatte dazu geht unter­dessen ungehindert weiter.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) verwies gestern auf die Möglichkeit, Restaurants nur für Geimpfte zu öffnen. „Die Vertragsfreiheit ermöglicht privaten Anbietern wie Gastronomen eine weit­gehend freie Gestaltung ihrer Angebote“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wer seinen Gästen einen besonderen Schutz anbieten wolle, könne deshalb auch Angebote machen, die sich nur an Geimpfte richten.
Die Ministerin warnte davor, die Aussagekraft von Coronatests zu überschätzen. „Ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme und beinhaltet keine schützende Immunisierung.“ Eine Impfpflicht schloss sie abermals aus. Jedoch solle die Allgemeinheit „nicht mehr auf Dauer für Testkosten aufkommen müssen, wenn Menschen ihre Impfangebote nicht wahrnehmen“.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hält Beschränkungen für Unge­impfte in bestimmten Bereichen für sinnvoll. „Sind nur Geimpfte in einem Raum, ist die Ansteckungs­wahr­scheinlichkeit fast gleich null“, sagte Gassen dem Handelsblatt.
„Deswegen kann ich jeden Kino-, Gaststätten- und Hotelbetreiber verstehen, der nur noch Geimpfte rein­lässt.“ Es gebe für niemanden ein Recht auf Restaurant- oder Stadionbesuche. Menschen, die sich aus me­dizinischen Gründen nicht impfen lassen könnten oder für die es keinen Impfstoff gebe, wie etwa Kinder, sollten laut Gassen von solch einer Regelung ausgenommen werden.
Angesichts steigender Fallzahlen rief Gassen Bund und Länder dazu auf, schnellstmöglich eine neue Co­ronastrategie zu erarbeiten. Die Kopplung der Inzidenz an Einschränkungen sei mit der aktuellen Quote von bereits 50 Prozent vollständig Geimpften nicht mehr vereinbar, sagte der KBV-Chef.
England, das alle Coronamaßnahmen trotz hoher Fallzahlen aufhob, könnte ein mögliches Vorbild sein. „Es klingt zynisch, aber im Grunde müssen wir Boris Johnson dankbar sein, dass er auf einen Schlag alle Maßnahmen aufgehoben hat und die Engländer nun dieses Experiment wagen“, sagte Gassen.
Derzeit gingen die Fallzahlen in Großbritannien tatsächlich wieder leicht zurück, „was den Eindruck be­stätigen würde, dass nicht Einschränkungen, sondern Impfungen den größten Einfluss auf die Pandemie haben“. Gebe es keine problematische Auslastung der Intensivbetten, hätte der britische Premier Johnson mit seinem Kurs recht gehabt. „Dann könnten wir auch hierzulande bei einer vergleichbaren Impfquote letztlich alle Maßnahmen aufheben.“
Das Ethikratsmitglied Andreas Lob-Hüdepohl lehnt eine Impfpflicht momentan ab. Wegen der der­zeiti­gen Impfbereitschaft sei sie noch nicht erforderlich, um eine Herdenimmunität zu erreichen, sagte der Berliner katholische Moraltheologe im Inforadio des rbb. Getestete Ungeimpfte könne man nur dann ausschließen, wenn es eine große Differenz in den Sicherheitslagen gebe. „Und dann ist das durchaus legitim, denn es gibt ja für alle ein Impfangebot.“
Für eine generelle rechtliche Impfpflicht gibt es nach Ansicht des Tübinger Ethikers Franz-Josef Bormann „aus guten Gründen sehr hohe Hürden“. Bormann sagte, nach moralischen Maßstäben sei jeder verpflich­tet, über eine Impfung nachzudenken, „weil nur sehr wenig dagegenspricht“.
Für Berufsgruppen wie etwa Altenpflegekräfte oder Krankenhauspersonal kann allerdings aus Sicht des Mitglieds im Deutschen Ethikrat eine Impfpflicht das letzte Mittel der Wahl sein. Jeder habe die Ver­pflich­tung, Schäden für sich und andere möglichst klein zu halten. Impfverweigerer sollen nach Bor­manns Vorstellung künftig ihre Tests selbst zahlen, wenn sie ein Impfangebot ausgeschlagen haben.
„Keiner hat die Pflicht, überhaupt gar kein Risiko für andere Menschen zu sein. Dann dürften wir alle auch nicht Auto fahren“, sagte die Medizinethikerin Christiane Woopen dem Tagesspiegel. Es gebe aber die moralische Pflicht, auf die Gesundheit anderer möglichst gut aufzupassen und sie nicht willkürlich zu gefährden.
Zugleich sagte Woopen, dass es auch ein „fundamentaler Eingriff“ sei, Ungeimpfte von „Lebenschancen“ auszunehmen. „Wenn es Möglichkeiten gibt, diese Menschen zum Beispiel durch PCR-Tests nicht von Frei­heiten auszuschließen, dann gibt es keine Rechtfertigung für einen Ausschluss. Dann bleibt nur noch zu diskutieren, wer die Tests zahlt.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125944/Impfpflicht-und-Vorteile-fuer-Geimpfte-Debatte-dauert-an

DEUTSCHLAND: Coronapandemie rückt Digitalisierung des Gesundheitssystems in den Fokus – Deutsches Ärztebaltt, 28.7.2021
Durch die Coronapandemie rückte die Digitalisierung des Gesundheitswesens verstärkt ins Be­wusstsein der Menschen in Deutschland. Im Rahmen einer heute vorgestellten repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom sagten 78 Prozent der Befragten, durch die Ereignisse der vergan­genen 18 Monate sei ihnen die Bedeutung der Digitalisierung des Gesundheitswesens klar geworden.
Zugleich sagten 75 Prozent, mit digitalen Technologien ließen sich solche Krisen besser bewältigen. Das ist eine Steigerung um mehr als 20 Prozentpunkte verglichen mit 2020, als 53 Prozent dieser Aussage zustimmten.
Zugleich äußerten 70 Prozent die Meinung, Deutschland hänge bei der Digitalisierung des Gesundheits­systems hinter anderen Ländern zurück – folgerichtig forderten 71 Prozent der Befragten mehr Tempo beim Ausbau digitaler Angebote in der Medizin.
„Die Probleme der Gesundheitsämter beim Durchbrechen von Infektionsketten, die verbreiteten Schwie­rigkeiten bei der Organisation von Impfterminen oder das Hickhack um die Corona-Warn-App haben bei vielen Menschen zu Ernüchterung und Frustration geführt“, bilanzierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Der Kampf gegen Corona gehe weiter, und Deutschland müsse die Potenziale der Digitalisierung viel besser nutzen. So sei der digitale Datenaustausch der Gesundheitsämter auch im zweiten Jahr der Pan­demie noch immer nicht gesichert.
Großes Interesse gibt es laut Umfrage am digitalen Impfnachweis. 42 Prozent der Nutzern eines Smart­phones haben ihn bereits auf dem eigenen Smartphone gespeichert – und 2 Prozent auf dem Smart­phone einer anderen Person. Weitere 41 Prozent wollen sich den digitalen Impfnachweis künftig besor­gen – 26 Prozent „in jedem Fall“ und 15 Prozent „wahrscheinlich“.
Lediglich zwölf Prozent geben an, kein Interesse am digitalen Impfnachweis zu haben, obwohl sie ein Smartphone haben. In Deutschland besitzen 21 Prozent kein Smartphone. Fast die Hälfte davon (42 Pro­zent) sagt jedoch, sie würden den digitalen Impfpass nutzen, wenn sie denn ein Smartphone hätte.
Die meisten Nutzer des digitalen Impfnachweises haben ihn in der Apotheke ausstellen lassen (31 Pro­zent), 26 Prozent im Impfzentrum und rund ein Fünftel (22 Prozent) in der Arztpraxis. Weitere Zustell­wege: Per Brief (acht Prozent) oder per E-Mail (sechs Prozent).
*** Elektronische Patientenakte bislang kaum in Nutzung ***
Seit dem 1. Januar 2021 bieten die Krankenkassen ihren Versicherten die elektronische Patientenakte (ePA) an. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten wollen sie künftig nutzen, aktuell haben sie allerdings erst 0,2 Prozent der Befragten in Gebrauch (Stand: Mai 2021).
Dies sei aufgrund der noch geringen Laufzeit und noch nicht erfolgten flächendeckenden Implementie­rung „nicht verwunderlich“, so Rohleder. Das Interesse der Bürger sei jedoch klar erkennbar – deshalb sei bei Ärztinnen und Ärzte neben der technischen Ausstattung auch ein entsprechendens „digitales Mind­set“ gefragt.
Ebenfalls eher langsam etablieren sich die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). In der Bitkom-Studie geben 51 Prozent der Befragten an, sie könnten sich künftig vorstellen, eine solche App zu nutzen. Für 45 Prozent sind Gesundheits-Apps auf Rezept nach eigenem Empfinden nicht geeignet. Zudem hat erst eine sehr geringe Anzahl von Menschen hat eine solche App schon einmal genutzt.
Künftig müssten, so der Digitalverband, Politik und Krankenkassen noch besser und umfassender über Nutzen, Anwendung und Verordnungsmöglichkeiten informieren – nicht nur gegenüber den Versicherten, sondern auch gegenüber den Arztpraxen.
Gefordert wird von Bitkom zudem eine vollumfassende Gleichstellung von Videosprechstunden mit dem Arztbesuch vor Ort. Die Deckelung auf 30 Prozent der Sprechstunden passe nicht in eine Zeit, in der sich Menschen durch Kontaktbeschränkungen vor Ansteckungen schützen müssten und die medizinische In­frastruktur in ländlichen Regionen immer schwächer werde.
Mit Blick auf die Bundestagswahl und den anstehenden Regierungswechsel plädiert Bitkom grundsätz­lich dafür, die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter mit hohem Tempo voranzutreiben.
„Die Große Koalition hat die jahrelange Stagnation der Digitalisierung im Gesundheitswesen überwun­den. Jetzt muss es weitergehen: Wichtig ist, die Akzeptanz bei den Versicherten und den Ärztinnen und Ärzten zu verbessern und die Potenziale für die Patientenversorgung ebenso wie für die Forschung tatsächlich zu realisieren“, so Rohleder.
So brauche es unter anderem verstärkte Anreize für Arztpraxen, ihre Systeme technisch auf den neuesten Stand zu bringen, um alle Bausteine der digitalen Versorgung anbieten zu können.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125930/Coronapandemie-rueckt-Digitalisierung-in-den-Fokus

ÖSTERREICH: Mehr als 100 infizierte Festivalrückkehrer aus Kroatien – In Niederösterreich gibt es 38 Infektionen, in der Steiermark 22, in Oberösterreich 20, weitere in Tirol, Kärnten, Salzburg, Vorarlberg und Wien – Wiener Zeitung/APA, 28./29.7.2021
Nach 20 oberösterreichischen Besuchern sind nun auch in Niederösterreich 38, in Salzburg fünf, in der Steiermark 22, in Kärnten sechs, in Tirol vier, in Vorarlberg zwei und in Wien fünf Besucher des Festivals „Austria goes Zrce“ auf der kroatischen Insel Pag nach ihrer Rückkehr positiv auf Corona getestet worden, wie die Gesundheitsbehörden der Bundesländer mitteilten. Die Dunkelziffern dürften jedoch deutlich höher liegen, hieß es seitens der Gesundheitsbehörden.
An die Besucher der Veranstaltung erging seitens der Corona-Krisenstäbe der Bundesländer ein Aufruf zur Selbstbeobachtung beziehungsweise die Aufforderung, sich testen zu lassen. Beim von 17. bis 24. Juli über die Bühne gegangenen Festival sollen rund 19.000 Menschen aus Österreich mit von der Partie gewesen sein. „Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer ist mit Bussen oder dem eigenen Pkw hin und retour gefahren“, hieß es in einer Aussendung der Landespressedienstes Niederösterreich.
Im Falle von auftretenden Symptomen sollen die Besucher nun umgehend die telefonische Gesundheitsberatung 1450 kontaktieren. Als Anzeichen wurden Kurzatmigkeit, Halsschmerzen, Entzündungen der oberen Atemwege, Fieber, trockener Husten sowie plötzlicher Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinnes genannt.
*** „Gefahr so gering wie möglich halten“ ***
In Wien wurde bisher bei fünf Personen, die das Festival besucht haben, Corona nachgewiesen. Es sei jetzt wichtig, dass sich die Rückkehrer PCR-Tests unterziehen, „auch wenn aktuell keine Symptome wahrnehmbar sind“, mahnte Andreas Huber vom Corona-Krisenstab Wien zur Vorsicht. Außerdem riet er den Festivalbesuchern eine Auszeit von weiteren Feiern zu nehmen, „um die Gefahr andere Menschen unwissentlich anzustecken so gering wie möglich zu halten.“
Der Gesundheitsbehörden in Salzburg waren am Mittwoch zunächst fünf bestätigte Fälle im Bundesland bekannt, die klar auf den Besuch des Festivals zurückzuführen sind. Wie ein Sprecher des Landes zur APA sagte, rechne man aber mit einer klar höheren Dunkelziffer. Das Land veröffentlichte darum am Mittwochnachmittag einen Aufruf, in dem alle Heimkehrer vom „Austria goes Zrce“ ersucht werden, sich testen zu lassen.
In der Steiermark wurde bisher bei 22 Personen das Virus nachgewiesen, 15 davon aus der Stadt Graz. Weitere Erhebungen seien am Laufen, wie von der Kommunikation Steiermark auf APA-Anfrage mitgeteilt wurde.
Die Zahl der Reiserückkehrer in Oberösterreich, die das Festival „Austria goes Zrce“ besucht haben, und positiv auf Corona getestet wurden, ist von Dienstag auf Mittwoch von elf auf 18 gestiegen. Das teilte der Krisenstab des Landes auf APA-Anfrage mit. Die jüngste Zahl stammt von Mittwoch, 11.00 Uhr. „Die Situation ist allerdings dynamisch, weswegen sich diese Zahl schnell wieder ändern kann“, machte der Krisenstab aufmerksam. Die Betroffenen waren nicht gemeinsam unterwegs, haben aber alle dieselbe Veranstaltung besucht. Das Kontaktpersonen-Management läuft.
*** „Lasst euch umgehend testen“ ***
In Tirol wurde indes seitens des Landes ein öffentlicher Aufruf unternommen. „Lasst euch umgehend testen, auch wenn ihr euch gesund fühlt. Helft damit aktiv mit, keine Infektionsketten in Tirol entstehen zu lassen“, appellierte Elmar Rizzoli, Leiter des Corona-Einsatzstabes des Landes, sich über www.tiroltestet.at zu melden. Das Team im Contact Tracing sei bereits sensibilisiert, um „vor allem bei der Zielgruppe des Festivals einen möglichen Zusammenhang mit einer Reiserückkehr von Zrce schnellstmöglich zu erörtern“, so Rizzoli.
In Kärnten sind seit Wochenbeginn sechs Infektionen von Personen registriert worden, die Urlaub auf der Insel Pag gemacht haben. Wie Susanne Stirn vom Landespressedienst am Mittwoch auf APA-Anfrage sagte, waren zwei der Infizierten direkt am Festival, zwei weitere machten Urlaub in Novalja, was in der Nähe des Festivalortes liegt. Wie die Sprecherin des Landes weiter sagte, hatten zwei der Infizierten bereits eine Teilimpfung bekommen, zwei weitere hatten bereits beide Teilimpfungen erhalten.
Auch in Vorarlberg riefen die Behörden Festival-Teilnehmer dazu auf, sich auf der Website www.vorarlberg.at/coronakontakt als Kontaktperson zu melden. Im westlichsten österreichischen Bundesland waren bisher zwei Corona-Fälle auf den Festival-Besuch zurückzuführen. Es sei wichtig, jetzt schnell zu handeln, damit das gesundheitliche Risiko so gering wie möglich gehalten werden kann und weitere Covid-19-Ansteckungen verhindert werden, wurde betont. (apa)
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/oesterreich/2114390-Mehr-als-100-infizierte-Festivalrueckkehrer-aus-Kroatien.html

ÖSTERREICH: Alexander Zens: Weniger Wucht: 300 bis 400 Neuinfektionen pro Tag – Coronavirus verbreitet sich in Österreich derzeit nicht so rasant – Experte Popper erwartet mehrere kleine statt einer großen Welle – Oberösterreichische Nachrichten, 28.7.2021
367 Corona-Neuinfektionen vermeldeten Innen- und Gesundheitsministerium am Dienstag. Zum fünften Mal hintereinander lag die Zahl damit bundesweit zwischen 300 und 400. Die Lage ist also trotz Delta-Variante relativ stabil. „Das Virus hat an Wucht verloren, weil wir nach Modellrechnungen rund fünf Millionen Immunisierte haben. Allerdings gibt es noch etwa vier Millionen Nicht-Immunisierte“, sagt Niki Popper, Simulationsforscher der Technischen Universität Wien.
Insgesamt werde der Pandemieverlauf dadurch auch immer komplizierter zu prognostizieren. „Wir haben es mit einzelnen, lokalen Epidemien zu tun. Das sind Mini-Dynamiken. Bricht in einem Bundesland ein Cluster aus, erhöht das die Zahlen wie zuletzt in Salzburg oder Wien zuerst einmal stark. Dann kann es auch wieder abebben“, sagt Popper. „Infiziert sich jemand, kann er das Virus erfreulicherweise oft schon weniger leicht weitertragen, weil er vielleicht in der Familie auf Geimpfte trifft.“
Im Schnitt der vergangenen sieben Tage gab es täglich 376 Neuinfektionen. In der Woche davor waren es 327 gewesen. Das Wachstum betrug also 15 Prozent. In den beiden Wochen davor waren die Steigerungen noch viel höher gewesen – 110 bzw. 93 Prozent.
Die Gründe dafür, dass die Zahlen derzeit eher stagnieren, könnten sein, dass es keinen starken Urlauberwechsel gebe, dass etwas weniger getestet werde, dass die Menschen nach jüngsten Anstiegen wieder vorsichtiger geworden seien, so Popper. Jedenfalls bringe die 2G- und 3G-Regel viel.
Eine große vierte Welle bei den Positiv-Testungen sei nicht unbedingt zu erwarten, sondern es könnte mehrere kleine und teils auch regional unterschiedliche Wellen geben. Mit Hygiene, Disziplin und Maßnahmen könne man die Pandemie unter Kontrolle bringen, „aber besiegen können wir das Virus nur mit der Impfung“, sagt der Wissenschafter. Darum sei das Wichtigste, die Impfquote zu steigern, wobei jedes einzelne Prozent die Ausbreitung stark reduziere.
„Die Politik muss das Impfen forcieren und sollte nicht immer wieder zumindest vermeintlich die Strategie Richtung Einschränkungen ändern“, sagt Popper: „Im Mai dachten alle, alles sei vorbei, im Juli gab es große Aufregung beim ersten Zahlenanstieg. In der Bevölkerung sagen die einen, wir müssen im Herbst wieder alles zumachen, die anderen sagen, die Pandemie ist vorbei – beides stimmt nicht.“
Die Inzidenz ist ein Vorlaufindikator, entscheidend ist die Lage in den Spitälern. Nach einem Abwärtstrend zuvor (99 Patienten am Sonntag) gab es gestern 121 Corona-Spitalspatienten. 40 waren auf der Intensivstation (29). Die Belegung ist also noch überschaubar.
QUELLE: https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/weniger-wucht-300-bis-400-neuinfektionen-pro-tag;art385,3434590

ÖSTERREICH: Lehrer rechnen mit „hohem Maß an Normalität“ im Herbst – Sciencw-APA, 28.7.2021
Auch wenn im Herbst mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen zu rechnen ist, geht der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) von einem „hohen Maß an Normalität“ im kommenden Schuljahr aus. Der Umgang mit Infektionsfällen an Schulen bleibe zwar eine große Herausforderung, es gebe aber bessere Werkzeuge und mehr Erfahrung als vergangenen Herbst und auch die Impfungen würden die Ausgangslage verbessern. Schließungen von Klassen oder Schulen erwartet er dennoch.
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) wird seine Pläne für das kommende Schuljahr im Detail zwar erst in der kommenden Woche vorstellen, die Eckpunkte sind allerdings schon bekannt: Neben Impfappellen an Lehrpersonal und Eltern setzt er auch auf den verstärkten Einsatz von aussagekräftigen PCR-Tests, gegebenenfalls auch auf Luftfilter sowie Maskentragen. Zusätzlich sind ein Monitoring des Infektionsgeschehens an den Schulen und ein Frühwarnsystem geplant.
*** Zuversicht für Herbst ***
Für Kimberger ist das ein gangbarer Weg, um „mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen, aber größtmöglicher Normalität“ in das neue Schuljahr zu gehen. Besonders wichtig sei der Lehrervertretung die Sicherheitsphase nach Schulbeginn, in der häufige Tests stattfinden sollen. „Unter diesem Gesichtspunkt können wir – mit der gebotenen Vorsicht, aber doch – zuversichtlich in den Herbst schauen“, so der Gewerkschafter zur APA, der betont, dass die Maßnahmen eng zwischen Gewerkschaft und Ministerium abgestimmt seien.
Die allgemeine Linie, wonach Schulschließungen auch bei hohen Infektionszahlen nur der letzte Schritt sein dürften, trägt Kimberger trotz der ansteckenderen Delta-Variante mit. Es werde zwar regional zu Maßnahmen wie Absonderungen von Klassen oder da und dort zu Schulschließungen kommen, erwartet Kimberger. „Ich hoffe aber, dass wir nicht wieder irgendwelche Maßnahmen in der Fläche machen und beispielsweise komplett ins Distance Learning oder in den Schichtbetrieb gehen müssen, weil sich ja relativ schnell herausgestellt hat, dass der Präsenzbetrieb durch nichts zu ersetzen ist. Und da geht es weniger um die Stoffvermittlung als vielmehr auch die Schule als soziales Gefüge.“
*** Weiterhin gegen Impfpflicht ***
Einer derzeit medial diskutierten Impfpflicht für Lehrerinnen und Lehrer kann Kimberger auch weiter nichts abgewinnen, eine solche ist allerdings in der Regierung derzeit ohnehin nicht angedacht. Die Impfquote unter Lehrern sei bereits sehr hoch, betont der Lehrervertreter, laut Hochrechnungen der Gewerkschaft seien in dieser Gruppe 80 Prozent immunisiert. Nicht umsonst hätten die Lehrer so vehement frühe Impfangebote eingefordert, so Kimberger, der weiter auf Überzeugung und Motivation setzen will. Im Bildungsressort schätzt man, dass 75 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geimpft sind.
Offizielle Zahlen zur Impfquote beim Lehrpersonal fehlen unterdessen weiter. Bildungsminister Faßmann hatte zwar angekündigt, diese gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium erheben zu wollen. In der Praxis stellt sich die Zusammenführung der Lehrerdaten aus dem Bildungsressort mit den Impfdaten aus der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) des Gesundheitsministeriums allerdings nicht so einfach dar. Derzeit wird im Gesundheitsressort noch geprüft, ob eine Übermittlung der entsprechenden Datensätze rechtlich möglich überhaupt ist. Selbst dann würde die technische Umsetzung aufgrund unterschiedlicher Systemvoraussetzungen allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es im Gesundheitsministerium auf APA-Anfrage.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/13748517445094146113

ÖSTERREICH: Günther Strobl: Corona-Folgen: Kellner und andere Gastro-Mitarbeiter in Teststraßen heißbegehrt – Der lange Lockdown im Winter hat dazu geführt, dass Gastropersonal abgewandert ist und teils in Corona-Teststraßen neue Jobs gefunden hat – Der Standard, 28.7.2021
Statt Schnitzel mit Kartoffelsalat, Bier, Kaffee oder Apfelsaft stehen neuerdings Corona-Tests auf der To-do-Liste von so mancher Servierkraft in Österreich. Corona-Testung nicht in eigener Sache wohlgemerkt, sondern vielmehr als Dienst am Nächsten. Was so mancher Wirt seit längerem vermutet, dass nämlich Personen, die bisher in der Gastronomie gearbeitet haben, nun in Teststraßen Dienst tun, wird vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zumindest für Wien bestätigt.
„Es stimmt, viele Leute sind im Zuge der Lockdowns und der Gastroschließung zu uns arbeiten gekommen“, sagt Stefanie Kurzweil vom SPÖ-nahen ASB im Gespräch mit dem STANDARD. „Und ja, wir haben unverhältnismäßig wenig gespürt, dass die Gastronomie wieder geöffnet hat. Die Leute sind großteils bei uns geblieben, und wir sind froh, dass wir sie haben.“ Dass die Anstellung nur befristet ist, spiele offenbar keine Rolle.
*** Kundenorientiertes Arbeiten ***
Exakte Zahlen, wie viele der insgesamt noch 800 auf Teststraßen in Wien beschäftigten Personen früher in der Gastronomie tätig waren, habe man nicht. „Kurzweil: „Für uns ist wichtig, dass die Servicequalität stimmt, und nicht, woher die Leute kommen.“
Es handle sich jedenfalls nicht um Einzelfälle, es seien ganz schön viele ehemalige Gastromitarbeiter darunter. Diese zeichneten sich durch freundliches, kunden- und dienstleistungsorientiertes Verhalten aus und würden deshalb sehr geschätzt.
Der Samariterbund betreibt als Wiens größte Blaulichtorganisation sämtliche Corona-Teststraßen in der Bundeshauptstadt und ist auch für die Rekrutierung des Personals zuständig. In der Hochphase der Pandemie waren mehr als tausend Mitarbeiter auf insgesamt neun Teststraßen beschäftigt. Die Teststation im Ferry-Dusika-Stadion im Prater wurde wegen Vorbereitungsarbeiten für den Abriss bereits zurückgefahren und wird ganz geschlossen. Auch die Teststation in Schönbrunn wird Ende Juli geschlossen. Dort laufen die Verträge aus. Damit einher geht eine weitere Reduktion des Personals auf den Wiener Teststraßen.
*** Neuausschreibung läuft ***
Fix ist, dass Wien bis auf weiteres an den verbleibenden sieben Teststraßen festhält. Die Ausschreibung für den Betrieb ist in der Endphase. Der Samariterbund hat sich beworben und ist optimistisch, den Zuschlag erneut zu erhalten.
Die Rekrutierung des Personals für die Teststraßen erfolge ganz klassisch, sagt Samariterbund-Sprecherin Kurzweil: „Unterlagen schicken, Bewerbungsgespräch, befristete Anstellung.“ Das administrative Personal sei bunt gemischt; unter den Sanitätern und Sanitäterinnen, die idealerweise die Abstriche vornehmen, seien definitiv mehr Männer, was damit zusammenhänge, „dass die oft ihren Zivildienst absolviert haben, über eine Sanitäterausbildung verfügen und dadurch keine neue Schulung brauchen.“
Warum Gastrokräfte „fremdgehen“, auch wenn viele Gasthäuser und Restaurants seit 19. Mai wieder offen haben? „Manche sagen, dass sie sich im medizinischen Bereich wohlfühlen und ihre jetzige Tätigkeit als sinnvollen Job sehen. Viele sagen aber auch, dass sie dort auf Trinkgeld angewiesen sind, hier aber ein Fixeinkommen haben und damit viel besser kalkulieren können“, gibt Kurzweil Gesprächsinhalte mit ehemaligen Gastronomiemitarbeitern wider. Dazu kämen Zuschläge für Überstunden und Wochenendarbeit, die alle zwei Monate ausbezahlt würden.
*** Flexible Arbeitsmöglichkeit ***
Auch bei den Arbeitsbedingungen komme der Samariterbund den Teststraßenmitarbeitern so weit als möglich entgegen. „Von einem Tag in der Woche bis 40 Stunden ist alles vorstellbar“, sagt Kurzweil. Viele Studierende, die während des Uni-Betriebs nur wenig Zeit für Nebenbei-Arbeit haben, hätten während der Ferien im Sommer aufgestockt. Und die Verdienstmöglichkeiten?
Personen, die Abstriche machen, verdienten bei Vollzeit gut 2.000 Euro brutto im Monat, Ordner und administratives Personal weniger. Kurzweil: „Aber nicht eklatant weniger, weil eine gewisse Incentivierung da sein muss, um die Leute zu bekommen und zu halten.“
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000128504800/kellner-und-andere-gastro-mitarbeiter-in-teststrassen-heissbegehrt

ÖSTERREICH: Hannah Felsberger, Tobias Kurakin: Der Reiz der Spontanität sticht – Impfungen ohne Anmeldung sollen Diskussionen um eine Impfpflicht obsolet machen – die Aktion ist ein Erfolg – Wiener Zeitung, 28.7.2021
Hektisches Kugelschreiber-Klicken ist die Begleitmusik auf den Impfstraßen. Es wird schnell gekritzelt, um sich eine Impfung zu sichern. Wer einen Termin und einen ausgefüllten Aufklärungszettel hat, kann bereits vor zur nächsten Linie. Die ohne Termin müssen zuerst den Bogen mit den vielen Fragen ausfüllen, um sich anzustellen.
Seit Mitte Juli ist es möglich, sich spontan gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die Anmeldung zu einer Corona-Impfung scheint kein großer Aufwand zu sein. Bereits zu Hause können Interessierte den Zettel ausfüllen und damit, ohne warten zu müssen, zur Impfstraße fahren. Einige bevorzugen es jedoch, eher spontan zu kommen. Bernhard Kittel, stellvertretender Vorstand des Instituts für Wirtschaftssoziologie an der Universität Wien, meint, dass alle Personen, die das spontane Impfgebot wahrnehmen, jene sind, deren Meinungen über der Covid-Schutzimpfung als eher gleichgültig eingestuft werden kann. Sie würden grundsätzlich keine dezidierte Meinung für oder gegen die Schutzimpfung aufweisen. Ein Lokalaugenschein zeichnet dazu ein vielfältiges Bild der Kurzentschlossenen.
Der Lohn der Anmeldung ist eine Spritze und die damit verbundene Freiheit. Mehr als 66 Prozent der impfbaren Bevölkerung sind mittlerweile zumindest einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. Aktuelle Befragungen ergaben, dass 76 Prozent der impfbaren Bevölkerung eine Bereitschaft haben, sich immunisieren zu lassen. Während bereits in einigen Branchen über eine Impfplicht nachgedacht wird, soll auch das Spiel mit der Spontanität dafür sorgen, dass diese Lücke geschlossen wird.
Die fehlenden zehn Prozent der Bevölkerung, die aus den unterschiedlichsten Gründen noch warten, sollen so zum Stich gelockt werden. Laut der Politologin Katharina Paul von der Universität Wien hätten bisher unter anderem Alltagshürden verhindert, dass einige generell Impfwillige sich die Impfung abholen. Kinderbetreuung, Arbeitsbedingungen oder Pflegeverpflichtungen hätten Paul zufolge einen Großteil der bis dato ungeimpften Bevölkerung von einer Impfung abgehalten. Die Impfung ohne Anmeldung ließe diese Planbarriere deutlich sinken. „So geht es viel spontaner und auch in der Freizeit. Der Aufwand, den Impfwillige nun auf sich nehmen müssen, wird viel geringer.“
*** Die Spontanität lässt keinen Platz zum Nachdenken ***
Im Austria Center (ACV) tummeln sich viele Impfwillige. Viele haben einen Termin. Andere kommen spontan vorbei. Vincent Haberet aus Deutschland ist seinen in Wien arbeitenden Bruder besuchen. „Ich war lange unsicher. Die Geschichten, die man über AstraZeneca gehört hat, haben mich skeptisch werden lassen.“ Haberet ist glücklich, sich selbst überredet zu haben, dennoch wirkt er nervös. Mehrere Minuten liest er den Fragebogen durch, dabei klickt er hektisch mit dem Kugelschreiber. Das Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ kommt ihm als Abwechslung genau recht, er antwortet ausführlich und erzählt von seiner Liebe zu Wien und Österreich. Impfgegner sei er nie gewesen, nur zwischendurch verängstigt und unsicher. „Das spontane Angebot bot mir die Gelegenheit, ohne viel nachzudenken, eine Impfung abzuholen“, sagt der Politikwissenschaftsstudent.
Das Angebot mit der Spontanität ist gut angelaufen. Am ersten Tag als mit Biontech/Pfizer spontan geimpft wurde, erhielten in Wien fast 4.200 Menschen einen Stich. Bei den Impfboxen im Rathauscontainer haben sich mit Stand von Montag 2.511 Personen stechen lassen, heißt es von der Stadt Wien. Schlechter fallen die Zahlen am Impfboot an der Alten Donau aus, hier haben sich 106 Personen impfen lassen, beim Stadionbad 262 und auf der Donauinsel 1.297.
Der Pensionist Erich Vlcek ist einer der Profiteure des neuen Angebots: „Mir war es bisher nie möglich, einen Termin auszumachen. Das Anmelden über das Internet hat mich einfach überfordert, und mir konnte keiner helfen. Umso glücklicher bin ich über das Angebot der Stadt“. Vlcek braucht die Impfung, wie er sagt. Er leide schon seit längerem an Herzproblemen und nicht am Coronavirus erkranken. Dass er zuvor keine Hilfe bei der Anmeldung in Anspruch nahm oder zu seinem Arzt ging, um die Impfung zu erhalten, begründet er etwas verhalten mit Zeitmangel.
*** Sprachliche Barriere verhindern Anmeldung von Impfwilligen ***
Während der Pensionist sich um seine Gesundheit Sorgen macht, klicken neben ihm weitere Kugelschreiber. Im Umkreis von fünf Metern füllen knapp 30 Leute die Formulare aus. Dabei geben sie an, welche Medikamente sie zu sich nehmen, ob sie bereits am Virus erkrankt waren und ob eine Operation anstehen würde. Die meisten von ihnen füllen den Zettel schnell aus. Sie wollen die Impfung ohne viel Aufwand hinter sich bringen. Mohamed Abkhondi aus Somalia schleicht aber durch die Reihen. Immer wieder schaut er auf, versucht, sich neben Leute zu stellen, die gerade ihren Zettel ausfüllen. Sie sind aber zu schnell für ihn, er will schon aufbrechen, überwindet sich dann doch und fragt nach Hilfe. Die Anmeldezettel beim Austria Center vor den Impfboxen sind nur auf Deutsch erhältlich. Abkhondi und seine Helfer verständigen sich gewissermaßen mit Händen und Füßen, um den Anmeldezettel auszufüllen. Die Vollständigkeit macht den Mann überglücklich. Er setzt bei seinen Helfern zu einer Umarmung an, zögert ob der Abstandsregeln und tätschelt ihnen, die Maske weit über die Nase gezogen, doch eher die Schulter.
Während Abkhondi die sprachliche Barriere mit Hilfe bewältigt, springen andere spontan Entschlossene über ihren eigenen Schatten. „Ich gebe der Mehrheit nach, ich war lange skeptisch und unsicher – für eine Anmeldung konnte ich mich nie überwinden“, sagt Tarlak Sajjan. Für ihn sowie für Fatimir Feka geht es nach dem Prinzip „Augen zu und durch“. Feka ist noch immer skeptisch und unsicher, sie hat aus einigen Berichten über mögliche Nebenwirkungen gelesen, die schlimmer sein sollen als eine Corona-Infektion. Nun hat sie aber nachgegeben, füllt ihren Zettel aus und stellt sich an. „Ich folge nun der Mehrheit und hoffe darauf, dass sie recht hat.
*** Auch keine Impfpflicht wirkt als Mahnmal ***
Die Mehrheit der Österreicher ist derzeit gegen eine Impfpflicht – 70 Prozent lehnen eine solche laut Erhebungen des Austrian Corona Panel Projects von der Universität Wien ab. Paradoxerweise kann genau die Angst vor einer Impfpflicht für einige die Motivation sein, sich impfen zu lassen. „Ich bin Koch und lasse mich heute impfen, um nicht später dazu gezwungen zu werden“, meint ein Mann, der seinen Namen nicht preisgeben möchte.
Er habe sich spontan für die Impfung entschieden, um nicht später in der Arbeit zugeben zu müssen, dass er noch nicht geimpft sei, wenn eine Impfpflicht kommen würde. Für die Gastronomie ist derzeit eine solche aber ohnehin nicht angedacht. Auch wenn Branchenobmann Mario Pulker vergangenen Donnerstag eine solche forderte.
Die Corona-Impfung als Einstellungskriterium, das nun bereits in mehreren Branchen angedacht wird, überzeugte zumindest einen.
Robert Doner bekam am Montag die Nachricht, dass er eine Ausbildungsstelle als Pflegefachassistent antreten darf. „Zugegeben, ich war vorher lange skeptisch, weil die Impfung aber eine Voraussetzung für die Stelle ist, kann ich nicht anders – ich bin also gleich nach der Zusage hierhergekommen, um mich impfen zu lassen“, so Doner.
Ähnlich spontan holte sich auch der Teenager Adrian seine Impfdosis ab. Nach der Zusage für einen Praktikumsplatz in der Kaserne bei der Rochusgasse hatte sich der Teenager dazu entschieden, zum Austria Center zu fahren. Mit leicht zittriger Stimme und einem verschwitzten Lächeln im Gesicht erzählt er über seine Skepsis. Er zitiert Artikel, die über schwere Nebenwirkungen berichteten, die ihn verunsicherten. Trotz der Angst und der Skepsis nimmt Adrian aber den Zettel in die Hand, füllt ihn schnell aus und reiht sich in die Schlange ein. Sein Blick ist noch immer nicht vollends überzeugt. Nervös tritt er immer wieder leicht am Stand. Es vergehen keine fünf Minuten, die Adrian warten muss, ehe er zu einem Arzt durchgewunken wird. Auch Adrian, der selbsternannte Skeptiker ist nun geimpft – spontan, und nicht völlig überzeugt. Hinter ihm klicken bereits die nächsten Kugelschreiber und weitere Kurzentschlossene beginnen damit den Anmeldebogen auszufüllen.
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2114173-Der-Reiz-der-Spontanitaet-sticht.html

27.7.2021, Dienstag

SONDERTHEMA NON-SARS-CoV-2 – DENGUEFIEBER: Denguefieber: Mit Wolbachia infizierte Mücken senken Erkrankungszahlen deutlich – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Das Aussetzen von Stechmücken, die aufgrund einer Infektion mit dem intrazellulären Bak­terium Wolbachia pipientis seltener mit Dengue-Viren infiziert sind, hat die Häufigkeit der Tropener­kran­kung in einer Stadt in Indonesien deutlich gesenkt. Die Ergebnisse der randomisierten Studie, die im letzten Jahr bereits in einer Pressemitteilung vorgestellt wurden, sind jetzt im New England Journal of Medicine (NEJM 2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2030243 ) erschienen.
Am Dengue-Fieber erkranken weltweit jährlich 50 bis 100 Millionen Menschen. Verursacher ist das Dengue-Virus, das in tropischen Ländern von der Ägyptischen Tigermücke Aedes aegypti übertragen wird. Alle Versuche, die Mückenpopulation in menschlichen Siedlungen durch Insektizide oder andere Maßnahmen zu begrenzen, sind gescheitert. Aedes aegypti hat sich im Gegenteil in den letzten Jahren weiter ausgebreitet und droht, sich in gemäßigteren Klimazonen etwa im Süden der USA festzusetzen.
Die Beobachtung, dass eine Infektion mit dem Bakterium Wolbachia pipientis Aedes aegypti unemp­findlicher für eine Infektion mit dem Dengue-Virus macht, hat zu einer neuen Idee der Vektorkontrolle geführt. Sie besteht darin, Aedes aegypti im Labor mit dem Stamm wMel zu infizieren und die Mücken dann in den Ortschaften auszusetzen. Sie sollen dort andere Mücken verdrängen und auf diese Weise das Infektionsrisiko für die Bevölkerung senken.
Es versteht sich von selbst, dass diese Idee zunächst skeptisch aufgenommen wurde. Einem Team um Cameron Simmons von der Monash University in Melbourne ist es zusammen mit dem World Mosquito Program jedoch gelungen, eine randomisierte Studie zu organisieren und die Methode in der Stadt Yogyakarta auf der zu Indonesien gehörenden Insel Java zu erproben.
Die 24 Distrikte der Stadt mit 311.700 Einwohnern wurden nach dem Zufallsprinzip auf 2 Gruppen verteilt. In einer Hälfte wurden über 18 bis 28 Wochen alle 2 Wochen Behälter mit wolbachiatragenden Mückeneiern aufgestellt. Wie von den Forschern erhofft, breiteten sich die Mücken rasch aus: 10 Monate nach Beginn der Freisetzung war die A. aegypti-Population zu 95 % mit wMel infiziert.
Die Auswirkungen auf die Dengue-Erkrankungen in der Bevölkerung haben die Forscher in einer testnegativen Fall­kontroll­studie untersucht. Dazu wurden alle Personen im Alter von 3 bis 45 Jahren, die sich wegen einer fieberhaften Erkrankung in einer von 18 Ambulanzen vorstellten, auf eine Infektion mit dem Dengue-Virus untersucht. Von den 2.905 Patienten, die in den Distrikten lebten, in denen wMel-Mücken freigesetzt wurden, waren 67 (2,3 %) mit dem Dengue-Virus infiziert.
In den Kontrolldistrikten wurden die Dengue-Viren bei 318 von 3.401 Patienten (9,4 %) gefunden. Die Forscher ermittelten eine Odds Ratio von 0,23, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,15 bis 0,35 signifikant war. Die protektive Wirksamkeit betrug damit 77,1 % (65,3 % bis 84,9 %), wobei keine Unterschiede zwischen den vier Dengue-Virus-Serotypen bestanden.
Auch die Zahl der schweren Dengue-Fiebererkrankungen, die zu einer Krankenhauseinweisung führten, gingen zurück. In den Distrikten mit freigesetzten wMel-Mücken wurden nur bei 13 von 2.905 Erkrank­ten (0,4 %) Dengue-Viren als Verursacher schwerer Fieberanfälle gefunden. In den Kontrollclustern waren 102 von 3.401 Patienten (3,0 %) infiziert. Simmons ermittelte eine protektive Wirksamkeit von 86,2 % mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 66,2 bis 94,3.
Die Ergebnisse belegen, dass das Aussetzen der mit Wolbachia pipientis infizierten Mücken die Zahl der Erkrankungen und der schweren Fieberfälle senken kann. Die Forscher haben die Ergebnisse bereits im Dezember 2020 der Welt­gesund­heits­organi­sation vorgestellt und hoffen, dass ihre Intervention demnächst auch für andere Regionen empfohlen wird.
Wieso die Infektion mit Wolbachia pipientis die Mücken „resistent“ gegen Dengue-Viren macht, ist nicht genau bekannt. Die Bakterien vermehren sich in denselben Zellen der Mücken wie die Viren. Sie könnten dort eine Abwehrreaktion auslösen, die sich auch gegen die Dengue-Viren richtet. Denkbar ist auch, dass die Infektion mit Wolbachia pipientis die Lebenszeit der Mücken verkürzt und sie sterben, bevor sich die Dengue-Viren in ihnen ausbreiten können.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124630/Denguefieber-Mit-Wolbachia-infizierte-Muecken-senken-Erkrankungszahlen-deutlich

MEDIZIN: Corona: Wie sich Ansteckungen durch Aerosole vermeiden lassen – Bester Schutz durch Kontaktvermeidung, Abstandsregeln, Masken und Schutzwände – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Zusätzlich zur direkten Übertragung von Mensch zu Mensch tragen Aerosole in der Coronapan­demie erheblich zum Infektionsgeschehen bei. Ein wissenschaftliches Positionspapier informiert nun zu­sammenfassend über die Erkenntnisse zur Ausbreitung von SARS-CoV-2-Viren durch Aerosole und gibt konkrete Empfehlungen zur Vermeidung von Ansteckungen.
Das Papier ist auf Anregung der interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entstanden. Bei den Verfassern handelt es sich um Fachleute aus den Bereichen Aerosolforschung, Strömungsmechanik, Epidemiologie und Infektionsforschung.
Sie weisen darauf hin, dass durch saisonale Faktoren, neue Virusvarianten, sinkende Immunität nach der Impfung oder mangelnde Impfbereitschaft weiterhin die Gefahr einer vierten Infektionswelle in Deutsch­land besteht. Die Abwehr von Aerosolen könne aber ein Wiederansteigen der Infektionszahlen maßgeb­lich reduzieren.
Das Positionspapier soll konkretes und situationsbezogenes Wissen vermitteln und konkrete Hinweise zum Schutz vor Infektionen geben. Denn: Noch immer wissen nur circa 70 Prozent der Bevölkerung aus­reichend über infektiöse Aerosole Bescheid.
Die im Papier empfohlenen Maßnahmen berücksichtigen dabei auch die einschlägigen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI), der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO).
*** Umfassende Vorkehrungen für Innenräume erforderlich ***
Unter anderem weist die Expertengruppe darauf hin, dass es in geschlossenen Innenräumen sowohl zu direkten als auch zu indirekten Infektionen kommen kann. Daher seien in Innenräumen umfassende Vor­kehrungen erforderlich, um die Anreicherung infektiöser Aerosolpartikel zu verhindern und die Menschen vor Infektionen zu schützen.
Außerhalb geschlossener Räume – also im Freien – kann es dem Positionspapier zufolge praktisch nur zu direkten Infektion kommen, da indirekte Infektionen aufgrund der starken Verdünnung der Virenlast und dem schnellen Abtransport durch Luftströmungen sehr unwahrscheinlich sind. Deshalb seien im Freien oft geringere Schutzvorkehrungen notwendig als in Innenräumen.
Ausnahmen bilden allerdings Situationen, in denen sich Menschen über kurze Abstände länger miteinan­der von Angesicht zu Angesicht unterhalten oder lange dicht beisammensitzen, etwa im Biergarten oder im Wartebereich des Nahverkehrs, oder beisammenstehen, beispielsweise an Bushaltestellen, in der War­teschlange, bei Open-Air-Veranstaltungen oder Demonstrationen.
In diesen Situationen böten jedoch bereits einfache medizinische Masken oder gute Mund-Nasen-Bede­ckungen einen Schutz gegen direkte Infektionen, so die Wissenschaftlergruppe.
Das Positionspapier erläutert diese und weitere Faktoren und Zusammenhänge bei der Übertragung von SARS-CoV-2 innerhalb und außerhalb geschlossener Räume und enthält konkrete Hinweise zu Schutz­maß­nahmen wie Fensterlüftung, fest installierten raumlufttechnischen Anlagen oder mobilen Raumluft­rei­nigern sowie zum Tragen partikelfilternder Masken.
Den besten Schutz, so das Fazit des Positionspapiers, bietet immer die Kombination aus Maßnahmen zur Verhinderung von direkten Infektionen, also Kontaktvermeidung, Abstandsregeln, Masken und Schutzwände, sowie Maßnahmen zur Verhinderung von indirekten Infektionen, also Lüften, raumlufttechnische Anlagen, effiziente mobile Raumluftreiniger und geeignete Masken.
Nur möglichst widerspruchsfreie und einheitliche Regelungen garantieren den beteiligten Fachleuten zufolge eine hohe Sicherheit bei möglichst geringen Einschränkungen in Alltag und Lebensqualität.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125912/Corona-Wie-sich-Ansteckungen-durch-Aerosole-vermeiden-lassen
SIEHE DAZU:
=> Positionspapier „Coronavirus-Pandemie: Wie lassen sich Infektionen durch Aerosole verhindern?
QUELLE: https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/corona_infos/positionspapier_aerosole.pdf

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Warum die Schutzwirkung bei längeren Dosierungs­intervallen anhält – T-zelluläre und B-zelluläre Immunität entwickeln sich gegenläufig – Unterscheidliche Auswirkung von kurzem und langem Dosierungsintervall auf T-zelluläre Aktivitäten noch ungeklärt – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Die Verlängerung des Dosierungsintervalls, zu dem sich die britische Impfkommission Ende Dezember entschied, hat sich bewährt. Der Impfschutz hat sich vor der 2. Dosis kaum abgeschwächt, obwohl die Antikörpertiter abgefallen sind.
Neue immunologische Analysen der PITCH-Studie, die als Preprint veröffentlicht wurden, lassen vermuten, dass die T-Zellen zwischenzeitig für einen ausreichenden Schutz sorgen. Der Aufschub kann zudem die Antikörperantwort nach der 2. Dosis verstärken – auch gegen die Delta-Variante.
Die PITCH-Studie („Protective Immunity from T cells to COVID-19 in Health workers“) ist eine Teilstudie der SIREN-Studie („SARS-CoV-2 Immunity & REinfection EvaluatioN)“, die seit dem 7. Dezember mehr als 25.000 Angestellte des britischen Gesundheitswesens begleitet, die mit dem Biontech-Impfstoff BNT162b2 geimpft wurden. Die Teilnehmer werden regelmäßig mit einem PCR-Test kontrolliert, sodass auch asymptomatische Infektionen erkannt werden.
Da die Regierung Ende Dezember beschloss, die Intervalle von 3 bis 4 Wochen auf bis zu 12 Wochen zu erhöhen, liefert die Studie gute Daten für die Auswirkungen des Intervalls auf die Schutzimpfung. Heraus kam, dass 3 Wochen nach der 1. Dosis eine Schutzwirkung von 72 % erzielt wurde, die danach wenigstens konstant blieb (sie nahm sogar tendenziell zu).
Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu den Ergebnissen der immunologischen Untersuchungen, die nach der 1. Dosis einen allmählichen Abfall der Antikörpertiter registriert hatten. Diese Entwicklung ist auch in der PITCH-Studie erkennbar, die 503 Teilnehmer der SIREN-Studie genauer untersucht hat.
Wie Rebecca Payne von der Universität Newcastle und Mitarbeiter berichten, fiel der Antikörpertiter nach der 1. Dosis langsam, aber stetig ab. Gegen die Varianten Beta und Delta war nach der 1. Dosis überhaupt nur ein begrenzter Antikörperschutz aufgebaut worden. Dies ließ befürchten, dass die Impfung nicht vor der aus Indien stammenden Variante schützt.
Die T-Zell-Antwort war dagegen günstiger. Die Forscher verwendeten einen ELISpot-Assay. Er misst die Freisetzung von Interferon Gamma durch die T-Zellen nach einem Kontakt mit Virusantigenen. Die Forscher ermittelten 4 Wochen nach der 1. Impfung einen deutlichen Anstieg der Interferonfreisetzung, der bei den Personen mit verlängertem Intervall auch nach 10 Wochen, also vor der 2. Dosis, noch nachweisbar war. Ein Rückgang wie beim Antikörpertiter war nicht erkennbar.
Nach der verzögerten 2. Dosis kam es dann zu einer deutlichen Antikörperreaktion. Die Titer waren laut Payne doppelt so hoch wie bei den Probanden, die die 2. Dosis bereits nach 3 oder 4 Wochen erhalten hatten. Die Antikörper neutralisierten in den Labortests auch die Delta-Variante und andere besorgnis­erregende Varianten (VOC). Dies spricht dafür, dass die Impfung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Dominanz der Delta-Variante erfolgreich sein kann.
Zeigen wird sich dies allerdings erst in weiteren Analysen der SIREN-Studie. Von den Ergebnissen von Laboruntersuchungen kann nicht unbedingt auf eine klinische Schutzwirkung geschlossen werden (Sie liefern eher die immunologische Begründung eines Impferfolgs).
Interessanterweise kam es nach dem langen Dosierungsschema zu einem 1,6-fach geringeren Anstieg der T-Zell-Aktivität als nach dem kurzen Dosierungsschema. Der Anteil der „Helfer“-T-Zellen, die für das langfristige Immungedächtnis wichtig sind und bei der Bildung von Antikörpern helfen, war dagegen erhöht. Diese divergierenden Befunde geben den Immunologen noch Rätsel auf.
Die Teilnehmer sollen deshalb 6 und 12 Monate nach der Impfung erneut untersucht werden. Der Rat der Immunologen ist, auf keinen Fall auf die 2. Dosis zu verzichten. Für besonders vulnerable Personen könnte im Herbst eine 3. Dosis notwendig werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125896/SARS-CoV-2-Warum-die-Schutzwirkung-bei-laengeren-Dosierungsintervallen-anhaelt

MEDIZIN: Studie: Wie sicher ist die 2. Dosis einer mRNA-Vakzine nach allergischen Reaktionen? – Andere Allergie-Induktion vermutet als die übliche Ig-vermittelte Typ-I-Allergie – Nach Antihistamingabe: zweite Impfdosis kann verabreicht werden – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
An 5 größeren US-Zentren haben 159 Patienten eine 2. Dosis eines mRNA-Impfstoffs erhalten, obwohl es nach der 1. Dosis zu einer allergischen Reaktion gekommen war. Eine Studie in JAMA Internal Medicine (2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.3779) fasst die Erfahrungen zusammen.
Allergische Reaktionen nach mRNA-Impfungen sind keinesfalls ungewöhnlich. Von den 64.900 Ange­stellten des Brigham and Women’s Hospital und Massachusetts General Hospitals, beiden in Boston, die einen mRNA-Impfstoff erhalten hatten, berichteten immerhin 1.365 oder 2,1 % über Juckreiz oder Haut­ausschlag außerhalb der Injektionsstelle (788), Atemwegssymptome (342), Nesselsucht (244) oder Schwel­­lungen (191), die sich als allergische Reaktionen deuten lassen. Bestätigte anaphylaktische Reaktionen waren mit 16 Fällen oder 0,025 % deutlich seltener.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob bei Patienten mit allergischen Reaktionen eine 2. Dosis eines mRNA-Impfstoffes gewagt werden kann. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) raten davon ab und empfehlen den Wechsel auf den Impfstoff von Janssen.
Ein Team um Kimberly Blumenthal vom Massachusetts General Hospital hat die Erfahrung von 189 Patienten im Alter von im Mittel 43 Jahren zusammengefasst, die bei der 1. Impfung eine von Allergologen bestätigte allergische Reaktion erlitten hatten.
Bei 53 Patienten war es innerhalb der ersten 4 Stunden zu einer allgemeinen Hautrötung („flushing“) oder einem Erythem gekommen, 49 Patienten hatten über Schwindel oder Benommenheit geklagt. 46 Patienten hatten ein Kribbeln bemerkt, bei 41 Patienten war es zu einem Engegefühl im Rachen, bei 39 Patienten zu einer Nesselsucht und bei 39 Patienten zu Keuchen oder Kurzatmigkeit gekommen. Insgesamt 32 Patienten hatten die Kriterien einer Anaphylaxie erfüllt.
Insgesamt 159 Geimpfte erhielten eine zweite Dosis desselben Impfstoffs. Bei 47 Patienten erfolgte eine Prämedikation mit einem Antihistaminikum. Alle 159 Patienten, darunter 19 Patienten mit einer Anaphylaxie nach der 1. Dosis, vertrugen nach Angabe von Blumenthal die 2. Dosis. Nur 32 Patienten berichteten über sofortige und potenziell allergische Symptome, die jedoch selbstlimitierend und mild waren und nach der Gabe von Antihistaminika abklangen.
Blumenthal geht aufgrund der Erfahrungen davon aus, dass die meisten allergischen Reaktionen auf mRNA-Impfstoffe nicht auf eine klassische durch IgE-Antikörper vermittelte Typ-I-Allergie zurückzu­führen sind. Bei dieser Allergie kommt es bei einer Reexposition zu einer raschen und oft schwereren Sofortreaktion.
Bei den meisten Patienten komme es zu anderen weniger gefährlichen Reaktionen, die nicht gegen eine 2. Dosis des mRNA-Impfstoffs sprächen, so Blumenthal. Die Immunologin hält es allerdings für hilfreich, wenn alle Impflinge mit einer allergischen Reaktion nach der 1. Dosis vor der 2. Dosis von einem Allergologen untersucht werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125910/Studie-Wie-sicher-ist-die-2-Dosis-einer-mRNA-Vakzine-nach-allergischen-Reaktionen

SOZIALPSYCHOLOGIE: Studie: Beziehungsqualität nicht durch Pandemie beeinflusst – Sicherheitsgefühl und Alter der miteinander verbundnenen Personen ausschlaggebend – Science-APA, 27.7.2021
Die Coronapandemie hat keinen Einfluss auf die Qualität von Beziehungen. Es sind vielmehr „banale psychologische Faktoren“ wie Sicherheit für das Glück in einer Partnerschaft verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kam ein Forschungsteam rund um Stephanie Eder von der Universität Wien. In ihrer Studie befragten die Wissenschafter im Frühling 2020 rund 300 Personen aus Österreich, Polen, Spanien und Tschechien.
Mit ihrer ländervergleichenden Befragung über sieben Wochen hinweg beleuchtete die Forscherin von der Fakultät für Lebenswissenschaften die Auswirkungen verschiedener Krisenmaßnahmen auf die Qualität von Beziehungen. „Es war für mich sehr überraschend, dass die verschiedenen Krisensituationen keinen Effekt auf die Beziehungsqualität hatten“, erklärte Eder im Gespräch mit der APA.
*** Bindungsstil entscheidend ***
Entscheidend für eine gute Beziehung – gerade während Krisenzeiten – sei der Bindungsstil: „Je sicherer sich Personen in Beziehungen fühlen können, desto eher überstehen Paare schwierige Situationen, wie die Coronapandemie“, so die Wissenschafterin. In durch Unsicherheit geprägten Partnerschaften häufen sich hingegen Konflikte, die zusätzlich zu einem Abbau der Beziehungsqualität führe, so eine Schlussfolgerung aus der Studie.
„Die Dauer von Partnerschaften hat keinen Einfluss, sondern das Alter der Beteiligten. Dies war für mich unerwartet“, sagte Eder. Jüngere Personen seien in ihrer Beziehung zufriedener als Betagtere. Dies könne auf einen verschärften Blick für die negativen Seiten des Partners im Alter zurückgeführt werden. Während die Anzahl der Lebensjahre unerwartet einen Effekt zeige, sei die Sexualität offenbar nicht wichtig für die Qualität einer Beziehung.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/8894670604288004610
SIEHE DAZU:
=> Studie
QUELLE: https://dx.doi.org/10.3389/fpsyg.2021.647956

INTERNATIONAL: IWF warnt: Mangel an Impfstoff spaltet Weltwirtschaft -n-tv, 27.7.2021
Die Verfügbarkeit des Covid-Impfstoffs wird laut Internationalem Währungsfonds zu einer Spaltung der Weltwirtschaft führen. Demnach werde das globale BIP zwar um kräftige sechs Prozent wachsen. Welches Land sich tatsächlich erholt, darüber entscheide aber letztlich der Zugang zum Vakzin.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet trotz einer möglichen weiteren Corona-Welle in vielen Ländern mit einem robusten Aufschwung der Weltwirtschaft. Gleichzeitig warnt der Fonds in seinem veröffentlichen Ausblick vor einer Spaltung der globalen Konjunktur durch den Mangel an Impfstoffen in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie vor schneller steigenden Preisen für die Verbraucher. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Jahr zwar um kräftige 6,0 Prozent wachsen, bekräftigte die in Washington ansässige Organisation ihre Prognose vom April.
„Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich aber in den einzelnen Ländern weiter auseinanderentwickelt“, betonte der IWF zugleich. „Der Zugang zu Impfstoffen stellt sich dabei als die wichtigste Bruchlinie heraus.“ Hier spalte sich die globale Erholung in zwei Blöcke. Auf der einen Seite viele Industrieländer, die sich dank Impffortschritten auf eine Normalisierung freuen könnten. Auf der anderen Seite viele Entwicklungs- und Schwellenländer, die immer noch mit hohen Infektions- und Todeszahlen kämpften. „Nahezu 40 Prozent der Bevölkerung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind vollständig geimpft, verglichen mit elf Prozent in den Schwellenländern und einem winzigen Bruchteil in den einkommensschwachen Entwicklungsländern“, sagte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath.
Für 2022 hob der IWF seine Prognose für das Wachstum der globalen Wirtschaft von 4,4 auf 4,9 Prozent an. Im Pandemiejahr 2020 war die Weltwirtschaft noch um 3,2 Prozent eingebrochen. „Die Erholung ist jedoch selbst in Ländern, in denen die Infektionen derzeit sehr gering sind, nicht gewährleistet, solange das Virus anderswo zirkuliert“, warnte der IWF.
*** Warnung vor rascher Abkehr des billigen Geldes ***
Der Fonds senkte seine Konjunkturprognose für etliche Entwicklungs- und Schwellenländer wie Indien, wo es nach wie vor hohe Infektionsraten und zu wenig Impfstoffe gebe. Für viele Industrieländer werden die Aussichten dagegen wegen der Impffortschritte und staatlicher Mehrausgaben heraufgesetzt. Die weltgrößte Volkswirtschaft USA etwa dürfte demzufolge in diesem Jahr um 7,0 statt der bislang erwarteten 6,4 Prozent wachsen, 2022 dann um 4,9 statt 3,5 Prozent. Der IWF begründete den Optimismus mit steigenden Investitionen der Regierung von Präsident Joe Biden in die Infrastruktur.
Für Deutschland erwartet der IWF fürs laufende Jahr weiterhin einen BIP-Anstieg von 3,6 Prozent, erhöhte aber die Prognose für 2022 von 3,4 auf 4,1 Prozent. Für die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft China senkte der Fonds seine Prognose für dieses Jahr von 8,4 auf 8,1 Prozent, hob sie aber für 2022 von 5,6 auf 5,7 Prozent an. Der IWF erwartet zugleich weltweit kräftiger steigende Verbraucherpreise, warnt die Notenbanken aber vor einer raschen Abkehr von der Politik des billigen Geldes. Die Preise dürften demnach in diesem Jahr in den Industriestaaten um durchschnittlich 2,4 Prozent zulegen. Im April war der Fonds nur von 1,6 Prozent ausgegangen. Für 2022 wurde die Prognose von 1,7 auf 2,1 Prozent erhöht.
Auch für die Entwicklungs- und Schwellenländer wird eine höhere Inflation erwartet. „Die Zentralbanken sollten generell über vorübergehenden Inflationsdruck hinwegsehen und eine Straffung vermeiden, bis mehr Klarheit über die zugrundeliegende Preisdynamik besteht“, riet der Fonds. Das müsse von den Währungshütern gut erklärt werden, damit sich Inflationserwartungen nicht verfestigten. „Es besteht jedoch das Risiko, dass der vorübergehende Druck anhalten wird und die Zentralbanken präventive Maßnahmen ergreifen müssen“, räumte der IWF zugleich ein. (ntv.de, jki/rts)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Mangel-an-Impfstoff-spaltet-Weltwirtschaft-article22707657.html

JAPAN – DEUTSCHLAND: Olympia: Hohe Zahl an Coronainfektionen, Sorge um künftige Sportlergeneration – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Während der Olympischen Spiele ist die Zahl der Neuinfektionen in Tokio auf einen Rekordstand gestiegen. Heute meldete die Hauptstadt 2.848 Neuinfektionen binnen eines Tages. Damit wurde der vorherige Höchststand vom 7. Januar mit 2520 Fällen übertroffen.
Fachleute hatten schon vor dem Beginn der Spiele gewarnt, dass die Neuinfektionen binnen eines Tages während des Spektakels auf mehr als 3.000 steigen könnten. Die Lage könnte „kritisch“ werden, hieß es. Tokio befindet sich im mittlerweile vierten Coronanotstand.
Nicht die Olympiateilnehmer seien das Hauptproblem, hatte der Politikprofessor Koichi Nakano von der Sophia University in Tokio kürzlich gesagt. Vielmehr sei es der Umstand, dass die Spiele überhaupt statt­finden zu einem Zeitpunkt, da die Bevölkerung über den immer wieder verlängerten Coronanotstand zunehmend „frustriert“ sei. „Die Leute werden ungeduldig und hören nicht mehr auf die Regierung“.
Das durch Japans Medien geschürte Interesse an den Spielen trage dazu bei, dass viele Bürger ungeachtet der Appelle der Regierung nicht zu Hause blieben, sondern wie bei den Radrennen so nah wie möglich etwas von Olympia mitbekommen wollten.
Sorgen um die künftige Sportlergeneration äußerte unterdessen Beachvolleyball-Olympiasieger und Sportlehrer Jonas Reckermann. „Es besteht auf jeden Fall die Gefahr, dass eine ganze Sportgeneration beeinträchtigt wird – zumal nicht jede Schule solche Rahmenbedingungen hat wie bei uns“, sagte der 42-Jährige in einem Interview des Portals t-online.
„Doch der Schulsport ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist der Vereinssport. Und den trifft es mindestens genauso gravierend“, betonte Reckermann, heute Sport- und Erdkundelehrer an der Eliteschule des Sports in Leverkusen.
„Meine eigenen Kinder sind sechs und acht Jahre alt und in Sportvereinen aktiv. Dort hat ein Jahr Stillstand geherrscht. Mannschaften wurden aufgelöst, es gab keine Wettkämpfe und lange auch gar kein Training“, schilderte Reckermann, der 2012 In London an der Seite von Julius Brink sensationell Olympia-Gold eroberte.
Die Coronapandemie habe sich „natürlich gerade in den Sportklassen ausgewirkt. Wir haben sehr viel Onlineunterricht gemacht“, sagte Reckermann und meinte: „Bewegung ist für Körper und Psyche gerade in einer Zeit, in der die Kinder fast nur zu Hause am Schreibtisch gesessen haben, besonders wichtig.“
Trotz der Krise und vieler Probleme würde er „aber nicht sagen, dass die Generation letztendlich verloren ist. Man kann schon Sachen aufarbeiten, und es war auch nicht so, dass sie ein Jahr lang eingesperrt waren und gar nichts gemacht haben“, erklärte der viermalige Beach-Europameister. „Davon abgesehen ist es in anderen Ländern ähnlich und kein spezifisch deutsches Problem.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125917/Olympia-Hohe-Zahl-an-Coronainfektionen-Sorge-um-kuenftige-Sportlergeneration

EUROPÄISCHE UNION: Mehr EU-Bürger leiden wegen Pandemie unter Einsamkeit – Im Pandemie-Verlauf Verschiebung von Älteren zu Jüngeren, Nordeuropa stärker betroffen – Keine Geschlechtsunterschiede oder solche zwischen Stadt und Land – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Während der Coronakrise hat sich die Häufigkeit von Einsamkeitsgefühlen unter EU-Bürgern verdoppelt. Das geht aus einer gestern veröffentlichten Untersuchung des wissenschaftlichen Dienstes der EU-Kommission in Brüssel hervor.
Demnach gaben 2016 rund 12 Prozent der EU-Bürger an, sich mehr als die Hälfte der Zeit einsam zu fühlen; dieser Anteil stieg in den ersten Monaten der Pandemie auf 25 Prozent.
Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Dubravka Suica, verlangte Gegenmaßnahmen. Wissenschaftliche Befunde legten nahe, dass Einsamkeit den sozialen Zusammenhalt und das Vertrauen in die Gemein­schaft, aber auch die Wirtschaftsleistung schwächen könne, erklärte die für Demokratie und Demografie zuständige EU-Kommissarin.
Laut der Analyse zeigten sich unterschiedliche Entwicklungen des Einsamkeitsempfindens sowohl in den Altersgruppen als auch in europäischen Regionen.
Während vor der Pandemie hauptsächlich ältere Menschen unter Einsamkeit litten, vervierfachte sich in den Monaten April bis Juli 2020 der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die angaben, sich lange Zeit einsam zu fühlen, auf 36 Prozent. Auch unter Singles stieg während Ausgangssperren die Prävalenz von Einsamkeitsempfinden um 26 Prozentpunkte an.
Im Ländervergleich wuchs die Einsamkeit vor allem in Nordeuropa: In Staaten wie Norwegen und Schweden erklärten 2016 rund 6 Prozent der Bevölkerung, sich mehr als die Hälfte der Zeit einsam zu fühlen, in Südeuropa 13 Prozent; in den ersten Pandemiemonaten stiegen die Werte europaweit auf zwischen 22 und 26 Prozent.
Keine bedeutenden Unterschiede zeigten sich hingegen im Geschlechtervergleich oder zwischen Stadt und Land. Für die Studie werteten die Forschenden Interviews und vorhandene Daten aus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125894/Mehr-EU-Buerger-leiden-wegen-Pandemie-unter-Einsamkeit

SPANIEN – NIEDERLANDE: Spanien und die Niederlande sind Coronahochinzidenzgebiete – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Spanien und die Niederlande sind seit Mitternacht als Coronahochinzidenzgebiete eingestuft. Damit gelten bei der Einreise von dort nach Deutschland zusätzliche Auflagen. Mit der Entscheidung vom vergangenen Freitag hatte die Bundesregierung auf einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in beiden Ländern reagiert.
Wer aus einem Hochinzidenzgebiet nach Deutschland zurückkehrt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne, kann diese aber durch einen negativen Test nach fünf Tagen verkürzen.
Kurz vor Inkrafttreten der neuen Einstufung Spaniens und der Niederlande hätten nur sehr wenige deutsche Touristen ihren Urlaub auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca vorzeitig beendet, hieß es dort.
Die Reisebranche hatte die Entscheidung der Bundesregierung kritisiert. Nach Angaben des Reisever­ban­des DRV machten in der vergangenen Woche etwa 200.000 Pauschalreisende aus Deutschland in Spa­nien Urlaub. Hinzu kommen insgesamt geschätzt etwa 200.000 Individualurlauber aus Deutschland in dem Land.
Sorgen machen sich auch andere Länder über die Lage in Spanien und Portugal. Angesichts der dortigen Infektionslage stufte das US-Außenministerium seinen Reisehinweis für die beiden Länder gestern auf die höchste Warnstufe herauf.
In der aktualisierten Reisewarnung der Stufe vier von vier („Do not travel“) heißt es in Bezug auf die beiden Länder: „Reisen Sie wegen COVID-19 nicht.“ Die US-Gesundheitsbehörde CDC habe für beide Länder ein „sehr hohes Niveau“ an Coronainfektionen festgestellt, hieß es weiter. Die Warnung der Stufe vier gilt seit vergangener Woche unter anderem auch für Großbritannien.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125902/Spanien-und-die-Niederlande-sind-Coronahochinzidenzgebiete

SLOWAKISCHE REPUBLIK: Slowakisches Parlament billigt Erleichterungen für Geimpfte – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
In der Slowakei soll das digitale COVID-19-Zertifikat der Europäischen Union (EU) künftig als Eintrittskarte zum Beispiel für Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe dienen können. Das Parlament in Bratislava schuf dafür vorgestern die rechtliche Grundlage.
Dafür stimmten nach Angaben der Agentur TASR 77 Abgeordnete des Nationalrats. Es gab 55 Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Zum Einsatz kommen soll der sogenannte Grüne Pass erst im Fall einer weiteren Co­ronawelle. Das Zertifikat gibt Aufschluss über eine vollständige Impfung oder einen negativen Test.
Das Gesetzesvorhaben war von heftigen Protesten begleitet worden. Am vergangenen Freitag hatte die Po­lizei Tränengas eingesetzt, um Hunderte Impfgegner an der Stürmung des Parlamentsgebäudes zu hindern. Bei den Zusammenstößen wurde eine Polizistin verletzt.
Kritik an dem Gesetz übte auch der sozialdemokratische Ex-Ministerpräsident Peter Pellegrini: Er warnte vor der Aufspaltung der Menschen in zwei Klassen. Ge­sund­heits­mi­nis­ter Vladimir Lengvarsky entgegnete, dass von Geimpften nur ein „minimales Risiko“ ausgehe.
In dem EU-Mitgliedstaat mit knapp 5,5 Millionen Einwohnern sind inzwischen mehr als 1,9 Millionen Men­schen vollständig geimpft. Im August will das Finanzministerium eine Impflotterie lancieren, um gegen die schwächelnde Impfbereitschaft vorzugehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125875/Slowakisches-Parlament-billigt-Erleichterungen-fuer-Geimpfte

DEUTSCHLAND – EUROPÄISCHE UNION: SARS-CoV-2: Deutschland und EU melden steigende Impfquoten – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland und in der gesamten Europäischen Union (EU) haben mittlerweile mindestens eine Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 erhalten. Das teil­ten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Deutschland und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für die EU mit.
Gemessen an der gesamten Bevölkerung sind es nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI, Stand 9.30 Uhr) 61 Prozent der deutschen Bevölkerung, die mindestens eine Impfung bekommen haben. Das sind rund 50,7 Millionen Menschen. Fast die Hälfte der Bevölkerung (49,7 Prozent) ist inzwischen voll­ständig geimpft. Laut RKI wurden gestern 313.275 Impfungen verab­reicht.
Unter den Bundesländern lag Bremen dem RKI zufolge nach wie vor an erster Stelle mit einem Anteil von 69,9 Prozent mindestens einmal geimpfter Menschen. Auch bei den vollständig Geimpften belegte Bremen mit 57,5 Prozent den Spitzenplatz. Schlusslicht bei den Erstimpfungen blieb Sachsen (51,7 Prozent), genau wie bei den vollständig Geimpften (45,8 Prozent).
Aus Brüssel hieß es, dass 70 Prozent der Erwachsenen in der EU mindestens einmal geimpft sind. 57 Prozent der Erwachsenen verfügen demnach über einen vollständigen Impfschutz. Damit nehme die EU weltweit einen der Spitzenplätze bei der Impfkampagne ein, betonte von der Leyen.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sprach in einem Tweet von einem „entscheidenden Mei­len­stein“. „Der Aufholprozess war sehr erfolgreich – aber wir müssen uns weiter anstrengen“, erklärte von der Leyen. Die Delta-Variante sei sehr gefährlich.
Die Kommissionspräsidentin appellierte an alle Menschen, die die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen, dies auch zu tun. „Für die eigene Gesundheit und zum Schutz anderer.“ Von der Leyen sicherte zu, die EU werde „auch künftig ausreichend Impfstoff zur Verfügung stellen“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125914/SARS-CoV-2-Deutschland-und-EU-melden-steigende-Impfquoten

DEUTSCHLAND: Deutsche fühlen sich wieder weniger sicher vor Ansteckung mit Corona – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
Mit den erneut steigenden Coronainfektionszahlen wächst bei den Deutschen die Sorge, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken. Nur 53 Prozent der Menschen fühlten sich sicher oder sehr sicher, dass sie sich vor einer Infektion schützen könnten, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gestern mit.
Mitte Juni waren es noch 62 Prozent gewesen. Die große Mehrheit derjenigen, die das BfR für seinen „Corona-Monitor“ befragte, achten weiterhin auf Sicherheitsmaßnahmen.
So gaben 96 Prozent an, in den vergangenen zwei Wochen Maske getragen zu haben. Zwei Drittel der Be­fragten hielten weiter Abstand zu anderen Menschen. 88 Prozent befürworteten auch die von der Politik verhängten Regeln zu Abstand, Masken und Quarantäne als angemessen.
Dennoch unternehmen die Deutschen wieder mehr. „Die Anzahl derer, die angeben, ihr Zuhause seltener zu verlassen, ist jedoch in den letzten Wochen merkbar zurückgegangen und liegt derzeit bei 40 Prozent“, erklärte BfR-Präsident Andreas Hensel.
Nur noch 54 Prozent träfen sich seltener mit Freunden und Familie. Das BfR befragt in der Pandemie regel­mäßig rund tausend Menschen zu ihren Einschätzungen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125899/Deutsche-fuehlen-sich-wieder-weniger-sicher-vor-Ansteckung-mit-Corona

ÖSTERREICH: Studie zeigt Wirksamkeit der Schwazer Durchimpfung im Kampf gegen die Südafrika-Mutante – Deutliche Reduzierung der Hospitalisierungen im Zusammenhang mit Corona – Science-APA, 27.7.2021
Die im Frühjahr vorgenommene Durchimpfung des Tiroler Bezirkes Schwaz wegen der verstärkt aufgetretenen Südafrika-Mutante war offenbar sehr wirkungsvoll. So habe etwa die Impfquote innerhalb von wenigen Tagen auf mehr als 70 Prozent erhöht werden können, danach nahm das Infektionsgeschehen um 60 Prozent gegenüber den Vergleichsregionen ab, berichtete die „Tiroler Tageszeitung“ unter Berufung auf eine Vorab-Publikation zu einer wissenschaftlichen Studie.
An der Studie waren Wissenschafter der Universität Salzburg, der Medizinischen Universität Innsbruck sowie Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York und Michael Hummer von der Gesundheit Österreich beteiligt. Virologin Janine Kimpel von der Med Uni Innsbruck sprach von einer hohen Wirksamkeit der Massenimpfung. Vor allem auch in Bezug auf Fluchtmutationen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit der schnellen Massenimpfkampagne im Bezirk Schwaz nicht nur generell die Corona-Infektionen eingedämmt werden konnten, sondern auch die Ausbreitung der damals aufgetretenen Fluchtmutationen“, so Kimpel.
Ein weiterer positiver Effekt der Impfung sei die deutliche Reduzierung der Hospitalisierungen im Zusammenhang mit Corona gewesen – vor allem auf den Intensivstationen. Auch die jüngere Altersgruppe habe von der damaligen Durchimpfung profitiert. Im Bezirk Schwaz wurde ab 16 Jahren immunisiert. „In den anderen Landesteilen waren die unter 30-Jährigen ja noch weitgehend ungeimpft“, erinnerte die Virologin.
*** Vergleich mit anderen „synthetischen“ Bezirken ***
Von der Methodik her hätten die Wissenschafter die Region Schwaz mit anderen „synthetischen“ Bezirken in Österreich verglichen, die eine ähnliche Struktur und ein damals vergleichbares Infektionsgeschehen aufwiesen. Zum anderen habe man die Effektivität der Impfung so genannten Kontrollgemeinden an der Bezirksgrenze zu Schwaz gegenübergestellt, deren Bewohner erst in geringem Ausmaß immunisiert waren und die im März lediglich eine geringe Impfquote hatten. Die Unterschiede seien jedenfalls „beträchtlich“ gewesen, resümierte Kimpel.
Die Impfaktion in dem Unterländer Bezirk war Mitte März nach vorherigem heftigem politischen Tauziehen gestartet worden. Die EU hatte insgesamt 100.000 Impfdosen für die Durchimpfung im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie zur Verfügung gestellt. Rund 46.000 der 64.000 infrage kommenden Personen hatten sich im ersten Durchgang impfen lassen. Auch den Zweittermin im April nahmen laut Land beinahe alle Eingeladenen wahr.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/8291253358899690985

26.7.2021, Montag

SONDERTHEMA: NON-SARS-COV-2 – MALARIA: BioNTech plant Malaria-Impfstoff und Produktion in Afrika – Science-APA, 26.7.2021
Nach dem Erfolg seines Covid-19-Vakzins strebt BioNTech die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Malaria an. Er soll ebenfalls auf der mRNA-Technologie basieren, der Start der klinischen Studie ist für Ende 2022 geplant, wie das deutsche Biotechunternehmen am Montag mitteilte.
BioNTech plant zudem den Aufbau einer mRNA-Impfstoffproduktion auf dem afrikanischen Kontinent und bekommt dabei Unterstützung von der Europäischen Kommission, der Weltgesundheitsorganisation WHO und anderen Organisationen. „Die Pandemie hat gezeigt, dass Wissenschaft und Innovation das Leben von Menschen verändern können, wenn alle Involvierten auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin.
In der Coronapandemie gelang Biontech mit seinem US-Partner Pfizer Ende vergangenen Jahres die weltweit erste Zulassung eines Impfstoffs gegen Covid-19. Es war auch das erste medizinische Produkt, das auf dem Ansatz der Boten-RNA (mRNA) beruht, das je zugelassen wurde. mRNA-Impfstoffe vermitteln den menschlichen Zellen die Information zur Bekämpfung von Krankheitserregern. Anders als bei konventionellen Impfstoffen entfällt die oft langwierige Herstellung abgeschwächter oder abgetöteter Erreger in Zellkulturen oder im Hühnerei. Ein mRNA-Impfstoff ist daher schneller herzustellen als herkömmliche Vakzine und lässt sich bei Bedarf relativ rasch anpassen, da nur der Bauplan produziert werden muss, nicht das Antigen selbst.
*** Erster afrikanischer Produktionspartner ***
Biontech hatte erst kürzlich mit der südafrikanischen Biovac einen ersten Produktionspartner in Afrika gewonnen. Biovac wird allerdings nur den letzten Herstellungsschritt für den Corona-Impfstoff, also das Abfüllen und Verpacken, übernehmen, die Wirkstoffsubstanz wird aus Europa kommen. Nun prüft Biontech, wie das Unternehmen in Afrika zusammen mit Partnern oder alleine mRNA-Produktionsanlagen für Impfstoffe aufbauen könnte. Diese sollen dann in unmittelbarer Nähe zu Technologietransferzentren, deren Bau von der WHO verantwortet werden, errichtet werden.
Malaria gehört zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten. Jährlich erkranken schätzungsweise über 200 Millionen Menschen, mehr als 400.000 sind nach Schätzungen der WHO daran 2019 gestorben. Die meisten Opfer sind Kinder unter fünf Jahren, die in den ärmsten Ländern Afrikas leben. Bis dato gibt es keinen wirksamen Impfstoff gegen die Tropenkrankheit. Das bisher am weitesten fortgeschrittene Vakzin Mosquirix wurde vom britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline in jahrzehntelanger Forschung entwickelt, es hat aber nur eine Wirksamkeit von rund 30 Prozent – mindestens 75 Prozent erwartet die WHO.
*** Mehrere Kandidaten in Begutachtung ***
Diesem Ziel waren zuletzt Wissenschaftler der Universität Oxford mit ihrem Malaria-Impfstoffprojekt nähergekommen. Ihr Vakzin zeigte in einer Studie mit 450 Kindern in Burkina Faso eine Wirksamkeit von 77 Prozent. Eine größer angelegte Studie mit rund 4.800 Kindern soll nun folgen.
Biontech will für sein Malaria-Impfstoffprojekt mehrere Kandidaten untersuchen, von denen der vielversprechendste Ende nächstes Jahres in eine klinische Studie gebracht werden soll. Das Unternehmen will 2022 zudem eine klinische Studie mit einem Tuberkulose-Impfstoff starten, entwickelt mit Partnern Vakzine gegen neun verschiedene Infektionskrankheiten und arbeitet an 15 Onkologie-Programmen im klinischen Stadium.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/13050158468395704689
SIEHE DAZU:
=> Bislang kein wirksames Vakzin: Biontech will Malaria-Impfstoff entwickeln – WHO-Schätzung für 2019: Jahres-Inzidenz über 200 Millionen Menschen, Jahres-Mortalität über 400.000 – Vakzin Mosquirix vom britischen Pharmakonzern Glaxon wirkt zu 30 Prozent, Biontech mit Wirksamkeit von 77 Prozent in einer Studie mit Kindern n-tv, 26.7.2021
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Biontech-will-Malaria-Impfstoff-entwickeln-article22705693.html
=> Biontech will mRNA-basierten Malariaimpfstoff entwickeln – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125906/Biontech-will-mRNA-basierten-Malariaimpfstoff-entwickeln

SONDERTHEMA: NON-SARS-COV-2 – MAMMOGRAPHIE: Fast jede zweite Frau lässt Einladung zur Mammografie verfallen – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Knapp jede zweite Thüringerin hat 2020 die Einladung zur Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs verfallen lassen. Im vergangen Jahr hätten sich rund 54 Prozent der eingeladenen Frauen untersuchen lassen, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) mit.
Das seien rund 84.500 von rund 156.000 geladenen Frauen gewesen. Ein Jahr zuvor lag die Zahl noch bei rund 92.000 von 165 200 Geladenen, die Quote somit bei rund 56 Prozent.
In Deutschland werden Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre schriftlich zur Mammografie eingeladen. Mit dem Screening soll die Zahl der Brustkrebstodesfälle gesenkt werden. Die Teilnahme ist keine Pflicht, sondern freiwillig.
Der Screeningbetrieb hatte ab Ende März 2020 bundesweit coronabedingt eingestellt werden müssen. Das habe anfänglich zwar zu vielen Anfragen geführt, ob der geplante Untersuchungstermin auch statt­finden werde, so die Sprecherin. Aber auch ohne Coronamaßnahmen komme es immer wieder zu Termin­verschiebungen und auch Terminabsagen.
Der Rückgang sei „nur minimal“, die Teilnahme am Mammografiescreening in Thüringen bereits seit Jahren leicht rückläufig, sagte eine KVT-Sprecherin. Das sinkende Interesse der Frauen sei „nicht ausschließlich auf die Pandemie zurückzuführen“.
Mit zuletzt rund 67.300 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs nach Angaben des Robert-Koch-Institus (RKI) die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa ein Prozent aller Neuerkrankungen betrifft laut RKI Männer.
Bereits heute sei erkennbar, dass seit der Einführung des Mammografiescreenings in Deutschland (2005-2009) in der betreffenden Altersgruppe inzwischen weniger Frauen an fortgeschrittenen Tumoren erkranken als vor der Einführung. Rund 2.000 Frauen in Thüringen erkranken laut dem Gemeinsamen Krebsregister jedes Jahr neu am Mammakarzinom.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125864/Fast-jede-zweite-Frau-laesst-Einladung-zur-Mammografie-verfallen

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Frühe Immunantwort in der Nase könnte späteren Verlauf vorhersagen – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Der Verlauf, den eine Infektion mit SARS-CoV-2 nimmt, entscheidet sich möglicherweise bereits am Eintrittsort der Viren im Nasenrachenraum. Eine Genomanalyse einzelner Zellen in Cell (2021: DOI: 10.1016/j.cell.2021.07.023 ) zeigt, dass die Interferonreaktion in den Epithelzellen bei schweren Erkrankungen abgeschwächt ist und vermehrt Makrophagen auftreten, die den gefürchteten Zytokinsturm auslösen können.
Noch immer ist unklar, warum eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei jüngeren Menschen meist unbemerkt verläuft, während es bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen zur tödlichen COVID-19 kommen kann.
Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass häufig eine Störung der angeborenen Immunabwehr vorliegt. Sie ist gekennzeichnet durch eine verminderte Bildung von Typ-I- und Typ-III-Interferonen und der vermehrten Aktivität von Makrophagen und anderen Zellen der angeborenen Immunabwehr.
Typ-I- und Typ-III-Interferone organisieren innerhalb der infizierten oder von einer Infektion bedrohten Epithelzellen eine Virusabwehr, die durch Aktivierung von „Interferon-stimulierten Genen“ gekennzeichnet ist. Die Überaktivität der Makrophagen und verwandter Zellen führt zur vermehrten Freisetzung von Zytokinen, die Organschäden verursachen können.
Bisher wurden diese Reaktionen in Blutproben der Patienten untersucht. Ein Team um Jose Ordovas-Mon­tanes vom Boston Children’s Hospital hat erstmals bei 58 Personen die Vorgänge in den Zellen der Nasenschleimhaut untersucht.
Darunter waren 35 Patienten in verschiedenen Stadien von COVID-19. Die Forscher sequenzierten die RNA in einzelnen Zellen. Da die RNA vor allem als Boten-RNA vorhanden ist, kann aus dem Ergebnis der Sequenzierung auf die Art der Zelle und ihren Stoffwechsel geschlossen werden.
Die Forscher fanden heraus, dass es vor schweren Verläufen zu deutlich größeren Schäden in der Schleimhaut kommt, die mit einem Rückgang der Zilien-tragenden Zellen verbunden ist (Dazu gehören auch die Zellen des Riechepithels, was die Geruchsstörungen vieler Patienten erklärt).
Die Zerstörungen werden offenbar begünstigt durch eine verminderte Aktivierung der „Interferon-stimulierten Gene“ in der Nasenschleimhaut. Ohne diese Abwehrreaktion können sich die Viren ungehemmt vermehren, was dann offenbar die Makrophagen und andere Abwehrzellen der angeborenen Immunabwehr auf den Plan ruft. Dies erklärt dann die vermehrte Bildung von Zytokinen und den Zytokinsturm.
Die Schwächen der angeborenen Immunabwehr betreffen sicherlich nicht nur die Nasenschleimhaut. Im Prinzip könnte jedoch durch eine RNA-Analyse in den Nasenabstrichen vorhergesagt werden, ob der Patient von einem schweren Verlauf bedroht ist. Solche Untersuchungen wären jedoch aufwändig und deshalb für den klinischen Einsatz nicht geeignet.
Die Erkenntnisse zur Bedeutung der angeborenen Immunabwehr könnten auch zu neuen Therapieansätzen führen, die teilweise bereits erprobt wurden. Die Behandlung mit Interferonen hat in Studien bisher keine günstigen Ergebnisse erzielt. Die Hemmung des Zytokinsturms mit Interleukin 6-Antagonisten wie Tocilizumab und Sarilumab wird inzwischen empfohlen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125857/SARS-CoV-2-Fruehe-Immunantwort-in-der-Nase-koennte-spaeteren-Verlauf-vorhersagen

INTERNATIONAL: Coronakrise: Proteste in mehreren Ländern gegen, in Brasilien für mehr Maßnahmen – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Erneut haben in mehreren Ländern weltweit zehntausende Menschen gegen verschärfte Coro­naregeln demonstriert. Proteste gab es etwa in Italien, Australien und Griechenland. In Brasilien gingen die Menschen hingegen für mehr Maßnahmen gegen SARS-CoV-2 auf die Straße.
In Italien demonstrierten vorgestern tausende Menschen gegen die Einführung eines obligatorischen Gesundheitspasses für den Zugang zu Innenräumen von Bars und Restaurants sowie Freizeiteinrichtun­gen.
„Freiheit“ und „Nieder mit der Diktatur“ skandierten die Demonstranten, die italienische Flaggen schwenk­­ten und mehrheitlich keine Masken trugen. Proteste fanden unter anderem in Rom, Neapel, Turin und Mailand statt. In Genua trugen Demonstranten gelbe Judensterne, auf denen „ungeimpft“ stand.
Das als „grüner Pass“ bekannte Dokument wird in Italien an Menschen ausgegeben, die ihre erste Coro­na­impfdosis erhalten haben, von COVID-19 genesen sind oder in den 48 Stunden zuvor negativ getestet wurden. Seit der Bekanntgabe der Maßnahme am vergangenen Donnerstag stiegen die Buchungen von Impfterminen in einigen kleineren Regionen nach Behördenangaben um 200 Prozent.
In Australien beteiligten sich vorgestern tausende Menschen an Protestmärschen. In Sydney wurden dut­zende Demonstranten festgenommen, die sich an einer nicht genehmigten Demo gegen die Lockdown­maßnahmen beteiligten und Polizisten mit Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen.
Auch in Melbourne gingen tausende Menschen trotz eines coronabedingten Versammlungs- und Reiseverbots auf die Straße, die meisten ohne Maske. Nur elf Prozent der Australier sind bislang vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
In der griechischen Hauptstadt Athen demonstrierten vorgestern rund 5.000 Impfgegner mit Parolen wie „Hände weg von unseren Kindern“.
In Brasilien gingen hingegen Tausende Menschen gegen die Regierung des rechten Staatschefs Jair Bol­sonaro auf die Straße. Bei Demonstrationen im ganzen Land forderten sie ein Amtsenthebungsverfahren gegen Bol­sonaro, mehr Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und wirtschaftliche Hilfen in der Pandemie, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.
Zu Protesten kam es in mindestens 27 Provinzhauptstädten, darunter Rio de Janeiro, São Paulo, Recife und Salvador sowie in der Hauptstadt Brasília. Nach Protesten im Januar, Mai, Juni und Anfang Juli war dies bereits das fünfte Mal, dass die Menschen im ganzen Land gegen Bolsonaro auf die Straßen gingen.
Zu den Demonstrationen hatten Gewerkschaften und linke Gruppen aufgerufen. Auf Transparenten war zu lesen: „Bolsonaro – korrupter Völkermörder. Amtsenthebung jetzt“ und „Wir wollen Impfungen, er Schmiergeld. Weg mit Bolsonaro“. Größtenteils blieben die Demonstrationen friedlich. In São Paulo kam es am Rande allerdings zu Randale und Demonstranten schlugen die Scheiben von Geschäften ein.
Die Zustimmung zu Bolsonaros Amtsführung sinkt immer mehr. Anfang des Monats lehnten 51 Prozent der Befragten die Politik des Präsidenten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha ab. Das war das schlechteste Ergebnis seit Bolsonaros Amtsantritt 2019.
Die Regierung von Präsident Bolsonaro verharmloste die Pandemie von Anfang an und stemmte sich mit Verweis auf die wirtschaftlichen Folgen gegen harte Ausgangsbeschränkungen. Zuletzt zog Bolsonaro auch den Sinn von Impfungen in Zweifel. Mittlerweile prüft ein parlamentarischer Untersuchungsaus­schuss Bolsonaros Krisenmanagement in der Pandemie.
Brasilien gehört zu den am stärksten von der Coronapandemie betroffenen Ländern. Bislang haben sich fast 20 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Jeden Tag kommen im Durchschnitt etwa 50.000 Neu­infektionen hinzu. Fast 550.000 Patienten sind im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben – mehr Tote gibt es nach absoluten Zahlen nur in den USA.
In Brasilien sind seit Beginn der landesweiten Impfkampagne im Januar mehr als 130 Millionen Impf­do­sen verabreicht worden. Etwa 40 Prozent der erwachsenen Brasilianer haben eine Einzeldosis erhalten, rund 17 Prozent sind vollständig geimpft. Angesichts fehlender Impfdosen setzten die brasilianische Metropole Rio de Janeiro und andere wichtige Städte allerdings zuletzt erneut die Erstimpfungen gegen das Coronavirus aus.
Die Kritik der Demonstranten reichte am vergangenen Samstag allerdings über das Coronakrisenmanagement hinaus. Unter anderem richteten sich die Proteste gegen die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen. Die Menschen verlangten zudem mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger und die Umweltzerstörung sowie die Achtung der Rechte indigener Völker.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125876/Coronakrise-Proteste-in-mehreren-Laendern

USA: Mortalität der weißen jüngeren Landbevölkerung gestiegen – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Während die Mortalität der urbanen Bevölkerung in den USA in den vergangenen 20 Jahren gesunken und die Lebenserwartung damit gestiegen ist, hat eine Gruppe offenbar den Anschluss verlo­ren.
Bei weißen männlichen Amerikanern aus ländlichen Regionen im erwerbsfähigen Alter ist es laut einer Studie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2021; DOI: 10.1001/jama.2021.5334) zu einem Anstieg der Sterblichkeit gekommen. Die Kluft zu städtischen Gebieten hat sich in den letzten 2 Jahrzehnten fast verdreifacht.
Trotz der Berichte über Kriminalität, Armut und Umweltprobleme war die Mortalität in den Großstädten bereits 1999 niedriger als in ländlichen Regionen. Auf 100.000 Einwohner kamen im Jahr 861,5 Todesfälle.
In den ländlichen Regionen waren es 923,8 und damit 62,3 mehr. Im Jahr 2019 war die Mortalität in den Metropolregionen auf 664,5/100.000 gesunken. In den ländlichen Regionen waren es 834/100.00. Die Differenz lag jetzt bei 169,5/100.000 und war damit 3-mal so hoch wie vor 10 Jahren.
Die Opioidkrise, die durch die leichtfertige Verordnung von Schmerzmitteln durch Ärzte und Zahnärzte ausgelöst wurde, ist nach Ansicht von Haider Warraich vom Brigham and Women’s Hospital in Boston nur eine Erklärung.
Hinzu komme ein Anstieg der „Diseases of despair“, eine Kombination aus Alkoholexzessen, Suiziden und einer ungesunden Lebensführung mit Rauchen, Ernährungsfehlern, Bewegungsmangel und Übergewicht, die das Leben verkürzt.
Besonders betroffen ist offenbar die jüngere weiße Landbevölkerung. In dieser Gruppe ist es in den ver­gangenen Jahren sogar zu einem Anstieg der Mortalität gekommen, die zu einem Rückgang der Lebens­er­wartung führt.
Die Gesundheitskrise in dieser Gruppe wird laut Warraich noch dadurch verschärft, dass vor allem in ländlichen Regionen in den letzten Jahren zahlreiche Kliniken aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124566/USA-Mortalitaet-der-weissen-juengeren-Landbevoelkerung-gestiegen

USA: Fauci besorgt über Coronaentwicklung in den USA – Delta-Variante sorgt für Inzidenz-Anstieg – Besonders Staaten mit wenig Geimpften betroffen – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hat sich besorgt über das Tempo der Coronaimpfungen und steigende Infektionszahlen in den Vereinigten Staaten gezeigt.
„Wir bewegen uns in die falsche Richtung“, sagte er gestern im Fernsehsender CNN. Der Berater von US-Präsident Joe Biden warnte vor einer „Pandemie der Ungeimpften“. „Daher flehen wir die Menschen praktisch an, rauszugehen und sich impfen zu lassen.“
Die Zahl der Neuinfektionen steigt seit einigen Wochen in allen US-Bundesstaaten wieder an – verantwortlich dafür ist die Delta-Variante. Besonders angespannt ist die Lage in Staaten mit geringer Impfquote.
Gestern meldeten die Behörden 15.711 neue Fälle, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität von Montag hervorgeht. Das sind etwa 3.600 mehr als eine Woche zuvor. Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Infektion sank von 138 auf 56.
In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang etwa 34,4 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert. Mehr als 610.800 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Bislang haben in den USA nach Daten der Gesundheitsbehörde CDC knapp 57 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung erhalten. Etwa 49 Prozent sind vollständig geimpft.
Die Einreise aus Deutschland in die USA ist noch immer nur mit Ausnahmegenehmigung möglich – ob­wohl Biden Mitte Juli beim Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Überprüfung der corona­bedingten Einreisebeschränkungen angekündigt hatte.
Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der CDC. In manchen Fällen werden die Zahlen – unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten – nachträglich aktualisiert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125865/Fauci-besorgt-ueber-Coronaentwicklung-in-den-USA

USA: ROUNDUP: USA lockern Reisebeschränkungen wegen Delta-Variante vorerst nicht – dpa-AFX, 26.7.2021
Die USA wollen die wegen der Corona-Pandemie verhängten Einreisebeschränkungen für Reisende aus Europa und anderen Staaten vorerst nicht aufheben. „Wegen der Delta-Variante werden wir die bestehenden Reisebeschränkungen an dieser Stelle beibehalten“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Montag. Wegen der Delta-Variante würden die Corona-Fallzahlen steigen – vor allem unter den Ungeimpften. „Und es scheint wahrscheinlich, dass sich das in den kommenden Wochen fortsetzen wird“, so Psaki weiter.
Die EU hatte die Mitgliedsstaaten bereits im vergangenen Monat aufgefordert, Beschränkungen für Reisende aus den USA und mehreren anderen Ländern schrittweise aufzuheben. Deutschland hatte daraufhin Einreisen unter anderem aus den USA „zu allen zulässigen Aufenthaltszwecken einschließlich Tourismus“ wieder erlaubt.
Dass die USA im Gegenzug ihre Einschränkungen für Reisende aus Europa nicht lockerten, sorgte für Kritik unter anderem aus der deutschen Wirtschaft. Eine Einreise aus dem Schengen-Raum in die USA ist für Ausländer in der Regel weiterhin nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Die Biden-Regierung hat stets betont, sie lasse sich bei ihren Entscheidungen in der Pandemie von wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten.
Beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel Mitte Juli in Washington hatten sich viele Bewegung bei dem Thema erhofft. US-Präsident Joe Biden hatte in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merkel angekündigt, sich in den kommenden Tagen zu dem Thema äußern zu wollen. Merkel hatte erklärt, das Thema bei dem Treffen mit Biden angesprochen zu haben. Es müsse nun eine nachhaltige Entscheidung getroffen werden, die nicht nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen werde, hatte die Kanzlerin betont.
Um sich vor der Pandemie zu schützen, hatten sich im März 2020 alle EU-Staaten außer Irland sowie die Nicht-EU-Staaten Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island auf Empfehlungen geeinigt, um nicht zwingend notwendige Einreisen aus Drittstaaten weitgehend zu stoppen – auch für Amerikaner. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte ebenfalls im März 2020 einen Einreisestopp für Ausländer aus weiten Teilen Europas angeordnet. Ausländer aus dem Schengen-Raum, Großbritannien und Irland dürfen bis auf Ausnahmen bislang nicht in die USA einreisen. Auch für Ausländer aus Indien, China, Brasilien, Südafrika und dem Iran gilt ein prinzipielles Einreiseverbot in die USA.
Trump hatte bereits im Januar – kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt – ein Ende des Einreiseverbots aus Europa angeordnet. Sein Nachfolger Biden lehnte die Lockerung mitten in der Pandemie aber ab – somit trat Trumps Entscheidung nie in Kraft. Damals war die Corona-Lage in den USA wie auch in Europa noch dramatisch. Inzwischen hat sich die Situation angesichts von fortschreitenden Impfkampagnen auf beiden Seiten des Atlantiks jedoch deutlich gebessert. Wegen der Delta-Variante steigen die Fallzahlen sowohl in den USA als auch in Europa wieder deutlich an.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-07/53507433-roundup-usa-lockern-reisebeschraenkungen-wegen-delta-variante-vorerst-nicht-016.htm
SIEHE DAZU:
=> ROUNDUP 2: USA halten wegen Delta-Variante an Reisebeschränkungen fest
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-07/53507759-roundup-2-usa-halten-wegen-delta-variante-an-reisebeschraenkungen-fest-016.htm
=> USA halten wegen Delta-Variante an Reisebeschränkungen fest – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125905/USA-halten-wegen-Delta-Variante-an-Reisebeschraenkungen-fest

INDIEN: Corona in Indien: Versicherungsbetrug boomt – Branche beziffert Schaden für den Subkontinent pro Jahr auf umgerechnet rund fünf Mrd. Euro – Pressetext, 26.7.2021
Während der Corona-Pandemie hat der Versicherungsbetrug in Indien stark zugenommen, wie eine Umfrage des Insurance Institute of India http://insuranceinstituteofindia.com , des Lancers Network und der Association of Private Detectives and Investigators India http://apdi.in sowie der International Fraud Trading Group zeigt.
*** Digitale Fahndung nach Betrügern ***
„55 Prozent der Befragten bestätigten, dass ihre beruflichen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Betrugsbekämpfung entweder insgesamt oder in einem bestimmten Einsatzgebiet während der Pandemie zugenommen haben“, heißt es in dem Bericht. 68 Prozent geben an, dass ihre Unternehmen digitale Untersuchungsmethoden einsetzen, um Betrug aufzudecken. 19 Prozent bereiteten sich auf das digitale Fahndungszeitalter vor.
„Die Hinwendung der Branche zu digitalen Betrugsermittlungen ist dauerhaft: 92 Prozent der Befragten bestätigen, dass der verstärkte Einsatz von Technologie bei Ermittlungen nach der Pandemie anhält.“ Wenn die Versicherer damit Erfolg haben, lohnt sich der Einsatz. Nach Schätzungen entsteht der indischen Versicherungswirtschaft pro Jahr ein Schaden von umgerechnet fünf Mrd. Euro durch Betrug. Fast 70 Prozent dieser Betrügereien basieren auf gefälschten Dokumenten. Nach Branchenschätzungen verlieren die Versicherer fast zehn Prozent ihrer gesamten Prämien-Einnahmen durch Betrug.
*** Umfrage vor zweiter Infektionswelle ***
„Das Ergebnis dieser Umfrage bestätigt, dass die zunehmende Akzeptanz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Datenanalyse bessere und schnellere Betrugsermittlungen ermöglicht, was für die gesamte Branche ein gutes Zeichen ist“, sagt Deepak Godbole, Generalsekretär des Insurance Institute of India. Die Umfrage wurde vor Beginn der zweiten COVID-19-Welle durchgeführt und spiegelt die Einschätzung für den Zeitraum von März 2020 bis Februar 2021 wider. Fast 60 Führungskräfte der Branche nahmen an der Umfrage teil.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210726004

VIETNAM verzeichnet so viele Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 wie noch nie – Impfquote wegen fehlender Impfstoffe niedrig – Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi besonders betroffen – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Vietnam hat Ende der vergangenen Woche innerhalb von 24 Stunden mehr als 7.300 Neuinfek­tio­­nen von SARS-CoV-2 registriert. Das sind so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Zahl sei fünf Mal so hoch wie die im Gesamtjahr 2020 verzeichneten Infektionen, teilten die Gesundheitsbe­hörden des südostasiatischen Staates mit.
Am schlimmsten betroffen ist Ho-Chi-Minh-Stadt. In der größten Stadt des Landes und in der Hauptstadt Hanoi gelten strenge Einschränkungen. Die Menschen sollen ihre Häuser nur noch verlassen, wenn es absolut notwendig ist.
Am vergangenen Donnerstag waren alle 689 Patienten und Mitarbeiter eines Rehabilitationszentrums für Drogenabhängige in Binh Duong im Süden des Landes positiv auf das Virus getestet worden, wie lokale Medien berichteten.
Im vergangenen Jahr galt Vietnam mit 98 Millionen Einwohnern noch als Vorzeigestaat im Kampf gegen die Pandemie. Seit April sind die Zahlen aber immer weiter gestiegen.
Insgesamt wurden bisher rund 78.000 Infektionen bestätigt. 370 Menschen sind in Verbindung mit COVID-19 gestorben. Geimpft ist wegen fehlender Impfstoffe bisher nur ein Bruchteil der Bevölkerung. Fast ganz Südostasien kämpft wegen der hochansteckenden Delta-Variante gegen Coronawellen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125856/Vietnam-verzeichnet-so-viele-Neuinfektionen-mit-SARS-CoV-2-wie-noch-nie

IRAN: Delta-Variante führt zu neuem Corona-Höchstwert – dpa-AFX, 26.7.2021
Der Iran hat einen neuen Höchstwert bei den täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreicht. Als Ursache wird von den Gesundheitsbehörden eine zunehmende Verbreitung der Delta-Variante angegeben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Montag wurden trotz eines Lockdowns binnen eines Tages 31 814 Neuinfektionen registriert. Im selben Zeitraum starben 322 Patienten im Zusammenhang mit dem Virus. Der bisherige Höchstwert lag bei 27 444 Fällen, registriert am letzten Dienstag. Die Gesamtzahl der Corona-Infektionen im Iran liegt nun bei über 3,7 Millionen, die der Corona-Toten bei fast 89 000.
Der Iran ist von der Corona-Pandemie besonders hart betroffen, auch weil die Wirtschaftskrise und US-Sanktionen die Einfuhr von Impfstoffen für das Land erheblich erschwert haben. Die Impfkampagne für die mehr als 83 Millionen Menschen kommt daher auch nur schleppend voran. Bislang wurden ungefähr 13 Prozent der Iraner mit hauptsächlich chinesischen Vakzinen geimpft.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-07/53503216-iran-delta-variante-fuehrt-zu-neuem-corona-hoechstwert-016.htm

TÜRKEI: Corona in der Türkei: Viele Neuinfektionen, Appell an Impfung – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Angesichts stark steigender Infektionszahlen mit SARS-CoV-2 hat der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca an die Menschen appelliert, sich impfen zu lassen. „Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen und uns nicht impfen lassen, könnte es sehr lange dauern, bis die Pandemie beendet ist“, schrieb Koca gestern via Twitter.
Zwischen vorgestern und gestern wurden in der Türkei mehr als 14.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Zuletzt hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen in der Türkei im Mai so hoch gelegen.
Noch Anfang Juli waren in dem Land täglich nur rund 4.000 Neuansteckungen verzeichnet worden. Insgesamt wurden in der Türkei seit Pandemiebeginn mehr als 5,5 Millionen Coronafälle registriert. Mehr als 50.000 Menschen starben im Zusammenhang mit COVID-19.
Nach offiziellen Angaben erhielten in der Türkei mehr als 39,4 Millionen Menschen eine erste Coronaimpfdosis. Zwei Impfdosen wurden demnach 22,8 Millionen Menschen verabreicht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125867/Corona-in-der-Tuerkei-Viele-Neuinfektionen-Appell-an-Impfung

ISRAEL überprüft Corona-Quarantäne mithilfe von SMS und GPS – dpa-AFX, 26.7.2021
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen überprüft Israel künftig die Einhaltung der Quarantäne von Reiserückkehrern aus „roten“ Ländern mithilfe von SMS und GPS. „Rote“ Länder haben besonders hohen Inzidenzen. Dorthin dürfen Israelis nur mit Sondergenehmigung reisen. Personen würden während der einwöchigen Quarantäne SMS mit einem Link erhalten, erklärte ein Sprecher des Ministers für innere Sicherheit, Omer Bar-Lev, am Montag. Sie müssten auf den Link klicken und würden damit ihre GPS-Koordinaten an die Behörden senden.
Wer nicht auf den Link klicke, werde so wie bisher Kontrollbesuche von der Polizei erhalten, sagte der Sprecher. Ab kommender Woche werde es dann die Möglichkeit geben, auf den Link zu klicken und ein Selfie mit den GPS-Koordinaten des aktuellen Aufenthaltsortes zu verschicken. Israel hatte im vergangenen Jahr die Einhaltung der Quarantäne auch mit der Überwachung von Handys durch den Geheimdienst überprüft.
Außerdem dürfen ab sofort nur noch Reisende in das große Abfluggebäude des internationalen Flughafens Ben Gurion bei Tel Aviv. Begleiter müssen draußen bleiben, wie ein Sprecher der Flughafenbehörde bestätigte. Auch das Abholen von Reisenden ist demnach im Gebäude nicht mehr gestattet.
Am Montag meldete das Gesundheitsministerium 1398 Neuinfektionen am Vortag. Bei rund 2,1 Prozent der fast 68 000 Getesteten fiel das Ergebnis demnach positiv aus. Die Zahl der Schwerkranken stieg auf 108, es gab keine neuen Todesfälle. Die meisten der neuen Fälle stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante des Virus. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen und auch zweifach Geimpfte.
Mehr als 57 Prozent der 9,3 Millionen Landesbewohner sind bereits vollständig geimpft. Die Impfkampagne in Israel war besonders zu Beginn sehr erfolgreich, sie kam schnell voran und sorgte damit international für Aufsehen. Nach einer gewissen Stagnation kam sie zuletzt wegen des Neuanstiegs der Krankheitsfälle wieder in Fahrt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-07/53504551-israel-ueberprueft-corona-quarantaene-mithilfe-von-sms-und-gps-016.htm
SIEHE DAZU:;
Corona: Israel überprüft Quarantäne mithilfe von SMS und GPS – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125893/Corona-Israel-ueberprueft-Quarantaene-mithilfe-von-SMS-und-GPS

GROSSBRITANNIEN – Kurzvideo: Schottland als Faktor: UK staunt über Corona-Abwärtstrend trotz Öffnungen – n-tv, 26.7.2021
Mit einem kritisch beäugten „Freedom Day“ feiert Großbritannien vor Kurzem die Aufhebung der Corona-Regeln. Mittlerweile stellen Experten wie Zivilbevölkerung erstaunt fest: Ein negativer Effekt bleibt aus. Auch in den Niederlanden sinken die Zahlen wieder.
QUELLE (inkl. 1:22-min-Video): https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/UK-staunt-ueber-Corona-Abwaertstrend-trotz-Offnungen-article22705143.html

GROSSBRITANNIEN: Massiver Personalmangel: Quarantäneregeln in England für weitere Berufe gelockert – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Wegen massiver Personalausfälle in vielen Bereichen hat die britische Regierung die bestehenden Coronaquarantäneregeln für weitere Berufsgruppen gelockert.
So dürfen in England auch Zugführer, Grenzbeamte oder Feuerwehrleute, die Kontakt zu Coronainfizier­ten hatten, sich nun täglich testen, statt in Quarantäne zu gehen. Dies gab die Regierung vorgestern bekannt.
Zunächst hatten diese Sonderregeln nur für Beschäftigte des Gesundheitsdienstes und später auch für Beschäftigte der Lebensmittelversorgung gegolten.
Weil in Großbritannien derzeit so viele Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert sind und noch deutlich mehr Menschen mit diesen in Kontakt gekommen sind, hapert es an vielen Stellen des öffentlichen Lebens.
Züge fallen aus, Supermarktregale bleiben zeitweise leer und Mülltonnen werden nicht geleert. Millionen Briten müssen sich zu Hause isolieren. Mitte August sollen die Quarantäneregeln in England für alle vollständig Geimpften gelockert werden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag im Vereinigten Königreich zuletzt bei 497 Neuinfektionen pro 100.000 Ein­wohner innerhalb einer Woche (Stand: 18. Juli).
Trotzdem gelten in England seit dieser Woche kaum noch Coronaveschränkungen – Abstand und Maske sind an vielen Orten freiwillig, auch Clubs haben wieder geöffnet. Schottland, Wales und Nordirland machen ihre eigenen Maßnahmen und sind vorsichtiger.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125879/Quarantaeneregeln-in-England-fuer-weitere-Berufe-gelockert

GROSSBRITANNIEN: SARS-CoV-2: Wie sich Alpha mit und ohne Lockdown in England ausbreitete – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Die Variante B.1.1.7, inzwischen als Alpha bezeichnet, hat sich im November trotz eines Lock­downs von der Grafschaft Kent aus nach London ausgebreitet, von wo aus es zu einer raschen Ausbrei­tung auf das ganze Land kam. Die Metropole war laut einer phylogeographischen Studie in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abj0113 ) für Alpha ein mehrfacher Superspreader.
Über die Herkunft von Alpha ist nur so viel bekannt, dass sie vor dem 20. September in der Grafschaft Kent entstanden ist. Da sich Alpha gleich in mehreren Mutationen von dem damaligen Wildtyp unter­scheidet, vermuten Experten, dass Alpha im Körper eines immunsupprimierten Patienten entstanden ist, der über längere Zeit infiziert war, in der das Virus dann nach und nach die verschiedenen Mutationen erwarb. Dies ist allerdings derzeit eine reine Spekulation. Die Identität des Indexpatienten ist nicht be­kannt.
Fest steht nur, dass Alpha das erste Mal am 20. September in der Genomdatenbank CoG-UK auftauchte. England war damals nicht im Lockdown, obwohl es regional unterschiedliche Einschränkungen gab. Das Virus konnte sich ungebremst ausbreiten. Es tat dies zunächst in der Grafschaft Kent, die südöstlich von London gelegen ist mit zahlreichen Pendlern zur Metropole.
Diese haben Alpha dann noch vor dem Beginn des 2. Lockdowns am 5. November wohl nach London ge­tragen. Von dort aus hat sich Alpha dann – trotz Lockdowns – in andere Regionen ausgebreitet. Ein Team um Oliver Pybus von der Universität Oxford schätzt, dass im November die Zahl der wöchentlich von London in den Rest des Landes exportierten Fälle von weniger als 600 auf mehr als 12.000 pro Woche stieg. London war für Alpha der Superspreader der Nation.
Zunächst breitete sich Alpha in den Regionen Norfolk und Birmingham aus. Nach dem Ende des 2. Lock­downs wurden dann rasch auch Bristol und die abgelegenen Regionen Cornwall im Westen und North­um­berland im Norden erreicht. London blieb weiter das Epizentrum der Epidemie.
Mitte Dezember kam es zu etwa 20.000 Exporten pro Woche. Bei Beginn des 3. Lockdowns Anfang Januar war Alpha (bis auf 5 Bezirke) in ganz Großbritannien präsent. Der zweite Lockdown hat die Zahl der In­fek­tionen zwar begrenzt, die Ausbreitung von Alpha jedoch nicht gestoppt, sie wurde laut Pybus nur et­was verlangsamt – und zwar parallel zur Mobilität der Bevölkerung, die sich anhand der Ortung von Mo­bil­telefonen bestimmen lässt.
Der Lockdown vom November/Dezember kam vermutlich zu spät, um Alpha noch aufzuhalten. Erst der lange Lockdown ab dem 5. Januar, der ab im März langsam gelockert wurde, konnte die Infektionszahlen senken. Dann kam die Variante Delta, die erneut schneller war als die Regierung. Bevor Reisebeschrän­kun­gen nach Indien eingeführt wurden, hatte sich die Variante in England festgesetzt, von wo aus sie sich – wie davor Alpha – über ganz Europa ausbreitete.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125854/SARS-CoV-2-Wie-sich-Alpha-mit-und-ohne-Lockdown-in-England-ausbreitete

DÄNEMARK will Kreuzgeimpften dritte Dosis anbieten – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
In Dänemark soll Menschen mit einer Kreuzimpfung zweier verschiedener Coronaimpfstoffe eine dritte Dosis angeboten werden. Das dänische Ge­sund­heits­mi­nis­terium teilte dem Rundfunk­sender DR mit, dass den Kreuzgeimpften das Angebot einer dritten Impfung gemacht werde, nachdem die nationale Impfkampagne abgeschlossen sei.
Grund dafür ist laut DR, dass mehrere Länder außerhalb des EU- und Schengenraums eine Impfung mit un­terschiedlichen Präparaten bei der Einreise nicht als vollständige Impfung anerkennen. Das kann Rei­se­prob­leme für jene rund 150.000 dänischen Bürger mit sich bringen, die zwei unterschiedliche Vakzine be­kommen haben.
Dänische Medien hatten zuletzt von einer in Dänemark lebenden Thailänderin berichtet, die ihre Eltern nicht in Thailand besuchen kann, weil sie mit der Kreuzimpfung nicht quarantänefrei einreisen kann.
151.335 Bürger, darunter vor allem Gesundheits- und Pflegepersonal, hatten im nördlichsten deutschen Nachbarland zunächst das Mittel von Astrazeneca erhalten, das dann aber in Dänemark aus Sorge vor Blutgerinnseln aus dem offiziellen Impfprogramm gestrichen worden war.
Darauf hatten sie bei der Zweitimpfung entweder das Präparat von Biontech/Pfizer oder das von Moder­na erhalten. Sie sollen den Angaben zufolge nun nochmals Biontech/Pfizer oder Moderna bekommen. Die praktische Umsetzung ist noch nicht klar, soll aber zwischen der Gesundheitsverwaltung und den däni­schen Regionen abgesprochen werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125887/Daenemark-will-Kreuzgeimpften-dritte-Dosis-anbieten

GRIECHENLAND startet Corona-Impfung für Kinder von 12 bis 15 Jahren – dpa-AFX, 26.7.2021
In Griechenland öffnet in den kommenden Tagen eine Online-Plattform, auf der für 12- bis 15-Jährige ein Termin zur Corona-Impfung gebucht werden kann. Das sagte der griechische Gesundheitsminister Vassilis Kikilias am Montag dem Fernsehsender Skai.
Erst vor kurzem hat das Land mit der Impfung von 16- und 17-Jährigen begonnen. In dieser Altersgruppe sind bereits rund 30 000 Termine vergeben worden. Kikilias geht davon aus, dass die Zahl vor allem zum Beginn des neuen Schuljahres im September noch weiter steigen wird. Ein Termin für Minderjährige kann nur vereinbart werden, wenn die Eltern zustimmen. Der Gesundheitsminister appellierte nochmals an die Menschen, sich vor der bevorstehenden Feriensaison impfen zu lassen.
Die Corona-Neuinfektionen schnellten in den vergangenen Wochen in Griechenland in die Höhe, nachdem die Regierung Maßnahmen gelockert und das Nachtleben freigegeben hatte. Seither ist Athen bemüht, den Anstieg unter Kontrolle zu behalten. So wurde unter anderem für Beschäftigte im Gesundheitssektor eine Impfpflicht verfügt, und in geschlossenen Räumen von Gastronomie, Theatern und Kinos haben nur noch Geimpfte Zutritt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-07/53504346-griechenland-startet-corona-impfung-fuer-kinder-von-12-bis-15-jahren-016.htm
SIEHE DAZU:
=> Griechenland startet Coronaimpfung für Kinder von 12 bis 15 Jahren – Deutsches Ärzteblatt, 27.7.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125891/Griechenland-startet-Coronaimpfung-fuer-Kinder-von-12-bis-15-Jahren

FRANKREICH: Coronaregeln: Französisches Parlament beschließt Impfpflicht, Gesetz entschärft – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
In Frankreich hat das Parlament das Gesetz zur Schaffung einer Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen und der Ausweitung des Gesundheitspasses verabschiedet. Mit 156 Ja-Stimmen, 60 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen wurde der Text am späten Sonntagabend von der Nationalver­sammlung angenommen.
Vor der Nationalversammlung hatte bereits der Senat das Gesetz gebilligt. Um die Endfassung des Ge­setzestextes war tagelang gerungen worden. Nach einer Reihe von Änderungen am ursprünglichen Ge­setzentwurf einigten sich Abgeordnete der Nationalversammlung und Senatoren am Sonntagnachmittag nach einer vierstündigen Sitzung schließlich auf einen Kompromisstext.
Präsident Emmanuel Macron hatte die verschärften Maßnahmen Mitte Juli angekündigt. Die Regierung will damit den massiven Anstieg der Coronainfektionen durch die hoch ansteckende Delta-Variante ein­dämmen.
Das nun verabschiedete Gesetz sieht eine Coronaimpfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor. Anders als von der Regierung vorgeschlagen, droht Impf­verweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Ge­halts.
Mit der Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativtest gibt, soll ab August erstmals eine Coronatestpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen greifen. In Kinos, Theatern oder Museen muss bereits seit Mittwoch eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Coronatest nachgewiesen werden.
Am vergangenen Samstag hatten in Frankreich mehr als 160.000 Menschen gegen die verschärften Regeln protestiert. In Paris skandierten die Demonstranten unter anderem „Freiheit, Freiheit“ und riefen zum Sturz von Präsident Emmanuel Macron auf, den sie als „Tyrannen“ bezeichneten.
Die Demonstranten stehen allerdings nicht für die Mehrheit der Bevölkerung: In einer Umfrage des Instituts Elabe für den Sender BFMTV vom 13. Juli sprachen sich 76 Prozent der Franzosen für eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal aus. Auch die Ausweitung des Gesundheitspasses stößt mehrheitlich auf Zustimmung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125862/Coronaregeln-Franzoesisches-Parlament-beschliesst-Impfpflicht-Gesetz-entschaerft

DEUTSCHLAND: Coronaprognose: Herdenimmunität in Deutschland nicht erreichbar – Durchimpfungsrate von 85 Prozent nicht erreichbar: zu wenig Impfungen, zu geinrge Impbereitschaft – Inzidenz von 150 ist Ende September zu erwarten – Beispiel Großbritannien zeigt: neuerliche Krankenhausbelastung bleibt nicht aus – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Angesichts der aktuellen Coronalage sieht der Saarbrücker Pharmazieprofessor Thorsten Lehr keine Chance für das Erreichen einer Herdenimmunität in Deutschland. „Ich glaube nicht, dass sie erreichbar ist“, sagte er.
Er begründet seine Annahme mit viel zu wenig Impfungen und einer zu geringen Impfbereitschaft. Für eine Herdenimmunität und somit eine erfolgreiche Eindämmung der Coronapandemie müssten 85 Prozent der Deutschen geimpft oder genesen sein. Stattdessen sieht Lehr eine neue Welle auf Deutschland zurollen.
„Das exponentielle Wachstum ist voll im Gange. Und die Zahlen werden jetzt weiter steigen“, sagte er mit Verweis auf seine Berechnungen. Wenn das Wachstum so weitergehe, wie derzeit, dann sei Ende September eine Inzidenz von 150 zu erwarten.
„Wir würden also bis dahin ein Verzehnfachung der Inzidenz sehen. Das muss man schon als neue Welle bezeichnen“, sagt Lehr, der zusammen mit anderen Forschern ein COVID-19-Simulationsprojekt betreibt.
Eine Abbremsung bringen könnten sicherlich Impfungen, aber die Zahl der Impfungen gehe momentan „wirklich massiv zurück“, sagte er. Vor allem die der Erstimpfungen. In Deutschland ist rund die Hälfte der Bevölkerung vollständig geimpft.
Der niederschwellige Zugang zu Impfangeboten werde nun „ganz wichtig“ sein: „Der Berg muss auch mal zum Propheten kommen.“ Zudem müsse man auch „in Gruppen reingehen“, die noch nicht geimpft worden seien – wie die 12- bis 15-Jährigen.
Zwischen 60 und 70 Prozent aller neuen Infektionen betreffen laut Lehr die 15- bis 35-Jährigen. Die ansteckendere Delta-Variante mache fast 90 Prozent der Fälle aus. Lehr sagte, er sehe bei steigender Inzidenz eine „relativ große Gefahr, dass sich Durchbruchvarianten entwickeln könnten“.
Aber: Selbst wenn das Impftempo jetzt wieder Fahrt aufnähme, würde das wegen des zeitlichen Verzugs – also bis die Impfungen voll wirkten – derzeit nicht stark weiterhelfen. „Deshalb sollten wir vor allem zusehen, dass wir nicht sämtliche Maßnahmen lockern“, sagte der Experte.
Man sollte Grundregeln und die Maskenpflicht beibehalten – und auf keinen Fall wie in Großbritannien alle Maßnahmen über Bord werden. „Die Krankenhausbelegungen sind dort bereits dramatisch gestiegen. Es wird da noch drastisch werden.“
Auch in Deutschland rechnet Lehr mit einem erneuten Anstieg der Krankenhausbelegungen mit COVID-Patienten. „Wir sehen das schon in manchen Bundesländern.“ Sicherlich gebe es eine Verschiebung zu Patienten, „die nicht ganz so schnell sterben“. Aber es bleibe dabei, dass sie wahrscheinlich einen schwe­ren Verlauf haben werden. Und: Es werde auch unter den jüngeren Patienten mehr Todesopfer geben.
Es gehe nicht darum, Panik zu verbreiten, betonte der Professor. „Es geht uns darum, aufzurütteln und auf­zuklären.“ Denn es liege in der Verantwortung eines jeden Einzelnen. „Das ist ja keine Sintflut, die über uns kommt und an der wir nichts ändern können. Wir haben selber in der Hand, was passiert. Deswegen müssen wir schauen, dass wir diesen Sommer nicht wieder verschlafen wie den letzten Sommer.“
Er sei für das Festhalten an der Sieben-Tage-Inzidenz als Wert für die Bewertung der Coronalage. Sie zeige das Infektionsgeschehen und die Viruslast in der Bevölkerung. Der Faktor der Hospitalisierung trete zeitverzögert zu den Fällen auf.
Lehr sagte, er habe bisher geglaubt, dass Deutschland ohne Lockdown durch die vierte Welle komme. „Ich bin mir inzwischen nicht sicher, ob wir nicht irgendwelche Maßnahmen brauchen.“ Es hänge auch sehr viel von der Politik ab. „Es ist Bundestagswahl im September. Ich glaube, die Bundestagswahl wird mit unschönen Inzidenzen in Kombination kommen.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125866/Coronaprognose-Herdenimmunitaet-in-Deutschland-nicht-erreichbar

DEUTSCHLAND: Steigende Coronafallzahlen: Debatte um Einschränkungen für Nicht-Geimpfte – Deutsches Ärzteblatt, 26.7.2021
Die weiter steigenden Coronainfektionszahlen haben eine Debatte um Einschränkungen für Ungeimpfte angefacht. „Das ist keine Diskriminierung der Nicht-Geimpften“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Interview mit RTL/ntv.
Nach Angaben der Bundesregierung soll es auch weiter keine Impfpflicht gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geben. „Auch nicht durch die Hintertür“, erklärte heute Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer. Da derzeit noch nicht allen Menschen in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden könne, solle es auch keine kostenpflichtigen Tests geben.
Er achte es, wenn jemand sich aus persönlichen Gründen gegen eine Impfung entscheide, betonte See­hofer. „Aber die nicht geimpfte Person muss auch einsehen, dass wir die Gesamtgesellschaft schützen müssen und deshalb nur die Geimpften zu größeren Gemeinschaftsveranstaltungen zulassen können.“
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, befürwortet, Geimpften mehr Freiheiten im Alltag zuzugestehen. Es gebe keinen Grund, Geimpften und Immunen ihre Grundrechte weiter vorzu­enthalten, „nur weil ein paar ewige Skeptiker sich der Impfung entziehen“, sagte Montgomery den Zei­tungen der Funke Mediengruppe. Es gehe nicht um Privilegien für Geimpfte, sondern um Grundrechtsein­schränkungen.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hatte am vergangenen Wochenende mögliche Beschränkungen für Nicht-Geimpfte ins Gespräch gebracht, falls Deutschland eine hohe vierte Welle drohe. „Das kann auch bedeuten, dass gewisse Angebote wie Restaurant-, Kino- und Stadionbesuche selbst für getestete Ungeimpfte nicht mehr möglich wären, weil das Restrisiko zu hoch ist“, sagte er der Bild am Sonntag.
*** Laschet lehnt Druck auf Nicht-Geimpfte ab ***
Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet sprach sich gestern dagegen aus. „Ich halte nichts von Impfpflicht und halte auch nichts davon, auf Menschen indirekt Druck zu machen, dass sie sich impfen lassen sollen“, sagte er im ZDF-Sommerinterview. Laschet sagte zu Brauns Vorstoß, bisher gelte das Prinzip „getestet, genesen oder geimpft“ für Erleichte­rungen. „Dieses Prinzip ist gut.“
Brauns Vorschlag müsse zwar erörtert werden, sagte Laschet, gleichzeitig schränkte er aber ein: „Ich finde am Ende, Freiheitsrechte müssen für alle gelten, wenn man keine Impfpflicht will.“ Er halte nichts von einer Pflicht – stattdessen müsse alles daran gesetzt werden, die Menschen von einer Impfung zu überzeugen.
Auch die Linken-Chefin Janine Wissler wandte sich gegen den Vorstoß Brauns. Menschen, die sich noch nicht haben impfen lassen, mit Benachteiligungen zu drohen, sei der falsche Weg, sagte sie der Welt. Zu­mal es für viele Menschen auch noch keine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) ge­be – wie etwa für Kinder unter zwölf Jahren und Schwangere.
Kritik kam unter anderem auch aus der FDP. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki bezeichnete Brauns Vorschlag gestern als „Einführung der Impfpflicht durch die Hintertür“ und „klar verfassungswi­drig“.
Montgomery kritisierte die Einwände scharf. Wer wie die FDP eine Impflicht durch die Hintertür vermute und mehr Rechte für Geimpfte ablehne, bediene „einen primitiven Populismus“ und verstehe den Begriff der Freiheit nicht richtig. „Nur durch Impfen können wir alle unsere Freiheiten wiedergewinnen. Das sollte auch die FDP – die angebliche Freiheitspartei – endlich einmal begreifen“, sagte Montgomery.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock schließt angesichts steigender Coronainfektionszahlen Einschränkungen für Ungeimpfte nicht aus. Das Wichtigste sei zunächst, jedem Menschen ein Impfan­ge­bot zu machen, sagte sie heute beim Wahlkampfauftakt der Brandenburger Grünen für die Bundestagswahl in Michendorf (Potsdam-Mittelmark).
„Und dann im nächsten Schritt, wenn das geleistet worden ist, darüber zu sprechen, dass in manchen Bereichen eben Leute, die geimpft sind, Dinge tun können und andere nicht“, erklärte Baerbock. …
[Es folgen weitere Politikerstatements.] …
*** Lambrecht bestätigt Ablehnung einer Coronaimpfpflicht ***
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat indes ihre Ablehnung einer Coronaimpfpflicht be­kräftigt. „Es wird keine allgemeine Impfpflicht geben, sondern wir müssen dafür werben, dass ich mich mit dieser Impfung selbst und vor allen Dingen auch andere schütze“, sagte Lambrecht heute im ZDF-Morgenmagazin. Ihre Absage gelte auch für eine Impfpflicht bei einzelnen Berufsgruppen.
„Ich glaube, wir sollten bei dem Verfahren bleiben, dass Geimpfte, Genesene und auch negativ Getestete Zugänge haben“, sagte Lambrecht. „Wenn alle, die sich Impfen lassen können, dass dann trotzdem nicht machen, dann muss man auch vielleicht darüber nachdenken, ob die Testmöglichkeiten dann eben auf deren Kosten gehen und nicht mehr auf Kosten der Allgemeinheit.“
Dass beispielsweise ein Gastronom Nicht-Geimpfte nicht bewirtet, lasse das Grundgesetz zu, sagte Lam­brecht. „Wir haben heute schon die Vertragsfreiheit. Und die Vertragsfreiheit lässt beispielsweise einem Gastronom selbstverständlich offen, ob er die Bewirtung in seinem Restaurant auf Geimpfte beispiels­weise beschränkt“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125859/Steigende-Coronafallzahlen-Debatte-um-Einschraenkungen-fuer-Nicht-Geimpfte

DEUTSCHLAND – KOMMENTAR: Jan Gänger: Nur Impfung gibt Freiheit zurück: Ungeimpfte müssen Einschränkungen hinnehmen – n-tv, 26.7.2021
Jeder hat das Recht, sich nicht impfen zu lassen. Wer sich so entscheidet, muss es aber akzeptieren, wenn Geimpfte mehr Freiheiten genießen. Eine indirekte Impfpflicht ist das nicht.
Wir sind privilegiert. Während der Großteil der Menschen weltweit sehnsüchtig auf Covid-Impfstoff wartet, die Delta-Variante sich global rasend schnell ausbreitet, gibt es in Deutschland inzwischen ausreichend Impfstoff. Jeder, der sich impfen lassen will, kann das jetzt tun – sofern keinerlei medizinische Gründe dagegensprechen. Dennoch hat eine Minderheit hierzulande nicht vor, sich impfen zu lassen. …
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Ungeimpfte-muessen-Einschraenkungen-hinnehmen-article22705141.html

ÖSTERREICH: Draußen alles erlaubt? Das Delta-Ansteckungsrisiko im Freien – Science-APA, 26.7.2021
Wieder auf Restaurantterrassen sitzen, mit der großen Freundesrunde im Park oder im Grünen zum Sport treffen: Draußen und im Sommer kann man sich kaum mit Corona anstecken, lautet ein verbreiteter Glaubenssatz in der Pandemie. Die Maske oder der Abstand geraten da manchmal in Vergessenheit. Doch das kann sich rächen: Mit der mittlerweile auch in Deutschland vorherrschenden Delta-Variante könnte es je nach Situation eher passieren, dass das Virus auch im Freien überspringt.
„Delta ist generell ansteckender – das gilt auch, wenn man an der frischen Luft ist“, sagte der Präsident der deutschen Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager. „Man konnte sich zwar auch mit früheren Varianten schon im Freien anstecken, allerdings steigt mit Delta die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert“, erklärte der Experte der Universität Heidelberg. Delta-Infizierte hätten im Vergleich zur Vorgängervariante Alpha (B.1.1.7) eine vermutlich um den Faktor fünf erhöhte Viruslast. „Je mehr Virus bei einem Infizierten vorhanden ist, desto größer das Übertragungsrisiko, auch im Freien.“ Ob es zu einer Ansteckung komme, hänge aber immer auch von vielen weiteren Faktoren ab – draußen zum Beispiel, wie eng man zusammensteht. „Es lässt sich nicht pauschal sagen, wie schnell eine Infektion geschehen kann – das kann vielleicht eine Minute dauern oder auch eine Stunde.“
*** 1.000 Ansteckungen bei Musikfestival ***
Erst Mitte Juli war zum Beispiel bekannt geworden, dass sich bei einem Musikfestival in Utrecht in den Niederlanden mindestens rund 1.000 Besucher mit dem Coronavirus infiziert haben. Etwa 20.000 Menschen hatten das zweitägige Open-Air-Festival Anfang des Monats besucht. Die Organisatoren reagierten geschockt.
Der Aerosol-Experte Gerhard Scheuch geht jedoch weiter davon aus, dass sich Menschen insbesondere in Innenräumen anstecken. Sollte tatsächlich die Infektionsgefahr im Freien ansteigen, hieße das, dass dies für Innenräume noch stärker zutreffe, teilte er auf Anfrage mit. Gerade bei Fußballspielen und auf Festivals teilten sich zudem viele Menschen bestimmte Räume, etwa auf der Anfahrt, bei der Übernachtung oder die Toiletten. So könne man durchaus annehmen, dass viele der Infektionen, die im Zusammenhang mit Open-Air-Veranstaltungen erfasst wurden, eben doch in Räumen stattgefunden haben könnten.
Bei solchen Ausbrüchen ist also immer auch die Frage, ob die Menschen Abstände einhielten, ob sie Masken trugen und ob es zum Beispiel an bestimmten Orten zu engeren Kontakten kam, etwa beim Warten vor den Toiletten oder an anderen Stellen. Auch die Tätigkeit bei einer Veranstaltung dürfte eine wichtige Rolle spielen: Singt man zum Beispiel laut, kommt es verstärkt zum Ausstoß von Aerosolen.
*** Hinweise auf Übertragungen im Freien ***
Der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding zeigte sich bei Twitter kürzlich besorgt über die seiner Meinung nach vielen Hinweise auf Übertragungen im Freien. Er verwies auch auf die mutmaßlichen Ansteckungen in Indien bei religiösen Veranstaltungen, die größtenteils im Freien stattgefunden hätten. Er warnt zudem schon länger davor, dass Delta bei flüchtigen Begegnungen übertragen werden könne.
Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) teilte auf Anfrage mit, keine geänderte Einschätzung zu haben: Auf der Webseite des Instituts heißt es, Übertragungen kämen im Außenbereich insgesamt selten vor und hätten einen geringen Anteil am gesamten Geschehen. Werde der Mindestabstand gewahrt, sei die Wahrscheinlichkeit der Übertragung im Außenbereich wegen der Luftbewegung „sehr gering“. Das Einhalten von mindestens eineinhalb Meter Abstand und das Vermeiden größerer Menschenansammlungen empfiehlt das RKI aber auch im Freien, damit man weniger Tröpfchen und Aerosole direkt abbekommt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich auch auf eine Studie aus China hingewiesen, die die Gefährlichkeit von Delta untermauere: Dort wurden Menschen untersucht, die nach Kontakt mit einem Delta-Infizierten in Quarantäne waren. Der PCR-Test sei bei ihnen schon nach durchschnittlich vier statt wie bei frühen Varianten nach sechs Tagen positiv gewesen. Außerdem sei die Viruslast beim ersten Positiv-Test 1.200 mal höher gewesen verglichen mit ursprünglichen Varianten. „Das legt nahe, dass diese besorgniserregende Variante sich möglicherweise schneller vermehrt und in den frühen Stadien der Infektion ansteckender ist“, so die WHO.
*** Leicht verminderte Effektivität von Impfstoffen ***
Forscher um Jamie Lopez Bernal von der Gesundheitsbehörde Public Health England entdeckten eine etwas verminderte Effektivität von Impfstoffen gegen die Delta-Variante. Die Wirksamkeit des Produkts von Biontech/Pfizer gegen eine Corona-Erkrankung durch Delta lag bei 88 Prozent. Bei Astrazeneca waren es 67 Prozent, wie das Team im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) schreibt. Zum Vergleich: Die Effektivität gegen die Ursprungsvariante betrug bei Biontech/Pfizer 95 Prozent und bei Astrazeneca rund 80 Prozent. Da die Wirkung gegen Delta nach nur einer Spritze bei beiden Impfstoffen noch erheblich geringer gewesen sei, sollten Menschen unbedingt zweimal damit geimpft werden, schreiben die Forscher. Das RKI rät, trotzt Impfung die Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/11813654281094336631

ÖSTERREICH: Corona – Studie zeigt Belastung für Jungeltern – Science-APA, 26.7.2021
In Zeiten der Coronapandemie Eltern zu werden, war für viele eine Belastung. Das zeigen erste Ergebnisse der Studie „Corona Baby“, für die Salzburger Psychologen 1.040 österreichische Familien befragt haben. Die Jungeltern berichten darin von negativen Auswirkungen auf Schwangerschaft, Geburt und die Sozialkontakte des Kindes. Gleichzeitig sieht fast die Hälfte der Befragten auch einen positiven Effekt: 44 Prozent hatten demnach durch die Pandemie mehr Zeit mit ihrem Kind.
Die Hälfte der Eltern, die von einem Team um Manuel Schabus vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg befragt wurde, haben während der Coronapandemie ihr erstes Kind bekommen; für mehr als ein Drittel war es das zweite Baby.
Zwei Drittel der teilnehmenden Mütter berichten in der Befragung von negativem Einfluss der Pandemie auf ihre Schwangerschaft, allerdings sieht immerhin jede Fünfte positive Effekte. Das Geburtserlebnis war für 54 Prozent durch die Pandemie getrübt, wobei immerhin 88 Prozent angeben, dass trotz Coronamaßnahmen prinzipiell eine Person ihrer Wahl bzw. im Falle der Väter sie selbst bei der Geburt dabei sein konnten. Bei neun Prozent war das wegen der Covid-19-Schutzmaßnahmen nicht möglich, wobei Väter vor allem die Geburt verpasst haben dürften, weil ihre Anwesenheit im Kreissaal erst kurz davor gestattet war bzw. sie zwar in den Kreißsaal, aber nicht in den Operationssaal durften.
*** Belastungen durch Quarantäne ***
Von Corona selbst betroffen waren übrigens die wenigsten befragten Jungeltern (elf Prozent). Allerdings gaben zwei Drittel an, dass Freunde oder Familienmitglieder sich mit dem Virus infiziert hatten. Dementsprechend war auch jede vierte befragte Familie selbst in Quarantäne, je die Hälfte vor bzw. nach der Geburt. 70 Prozent haben das als Belastung empfunden.
Jene Mütter, die die Pandemie als Belastung empfinden, fühlten sich nach der Geburt auch stärker gestresst. Insgesamt gaben 42 Prozent der Mütter an, im vergangenen Monat oft nervös und gestresst gewesen zu sein und fast ein Viertel fühlte sich nach eigenen Angaben im vergangenen Monat oftmals nicht allen anstehenden Aufgaben gewachsen. Bei vorhergehenden Studien mit Erwachsenen und Kindern habe man ebenfalls „ein hohes Ausmaß an Verunsicherung und innerer Unruhe“ festgestellt, so das Team um Schabus. Bereits vorbelastete Mütter wurden, wie von den Forscherinnen und Forschern erwartet, schwerer getroffen: Sie orten bei sieben Prozent ein mögliches Suizidrisiko – ein Wert, den sie als „massiv“ einordnen.
*** Weniger Zeit mit Großeltern ***
Das Baby selbst scheint laut den Forschern „protektiv“ zu wirken: Knapp 60 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen während der Pandemie „Kraft gibt, mit einem Baby zusammen zu sein“, und auch die Unterstützung durch den Partner wird als sehr gut wahrgenommen. Allerdings ist bei einem Zehntel der Befragten durch die Coronasituation die Unterstützung durch die Großeltern bzw. bei rund 23 Prozent die Unterstützung durch Freunde oder erweiterte Familie weggefallen. Fast jede zweite Familie berichtet außerdem davon, dass die Pandemie die Beziehung zwischen ihrem Kind und den Großeltern negativ beeinflusst und weniger Zeit miteinander verbracht wird. Bei Kontakt mit anderen wichtigen Bezugspersonen trifft das sogar auf zwei Drittel der Familien zu.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/12398730609227322358

25.7.2021, Sonntag

24.7.2021, Samstag

23.7.2021, Freitag

MEDIZIN: COVID-19: Kinder stecken sich seltener an, haben milderen Verlauf und anhaltenden Schutz vor Neuinfektion – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Kinder, die von einer COVID-19-Erkrankung genesen sind, entwickeln trotz eines oft sehr milden oder sogar symptomfreien Verlaufs eine sehr wirksame und anhaltende Immunabwehr. Es gibt Anzeichen, dass die kindliche Immunabwehr die von Erwachsenen sogar übertrifft. Dies zeigt eine Studie mehrerer Universitätskliniken, die heute als Preprint veröffentlicht wurde.
Für die vom Land Baden-Württemberg initiierten und finanzierten COVID-19-Kinder-Studie wurden 328 Familien mit mindestens einem an COVID-19 erkrankten Mitglied mehrfach untersucht. Insgesamt nah­men 548 Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren und 717 Erwachsene teil.
Es zeigte sich, dass die Kinder sich innerhalb der Familien mit 34 Prozent deutlich seltener ansteckten als die Erwachsenen mit 58 Prozent. Und im Fall einer Infektion war der Verlauf bei ihnen deutlich milder: Die Erkrankung verlief bei ihnen fünfmal häufiger ohne Krankheitszeichen als bei den Erwachsenen (45 versus 9 %).
Gleichzeitig war die Immunantwort bei den Kindern im Schnitt stärker und hielt länger an als bei Er­wachsenen, unabhängig davon, ob Symptome aufgetreten waren. 96 Prozent der Kinder waren elf bis zwölf Monate nach der Infektion noch seropositiv, bei den Erwachsenen wiesen zu diesem Zeitpunkt noch 83 Prozent spezifische Antikörperspiegel auf.
Die kindlichen Antikörper erwiesen sich als gut wirksam gegenüber verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2, so dass auch nicht sichtbar erkrankte Kinder nach einer Infektion geschützt sein sollten. Keines der infizierten Kinder musste im Krankenhaus behandelt werden.
Die Studie zeigte auch, dass die Erwachsenen und die Kinder unterschiedliche Beschwerden aufwiesen: Während bei Erwachsenen Fieber, Husten, Durchfall und Geschmacksstörungen gleichermaßen ein guter Hinweis auf eine Infektion waren, waren bei Kindern nur Geschmacksstörungen ein deutlicher Hinweis auf eine COVID-19-Infektion (in 87 Prozent). Husten und Fieber waren erst mit steigendem Alter ab etwa zwölf Jahren ein Hinweis auf eine Infektion.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125847/COVID-19-Kinder-stecken-sich-seltener-an-haben-milderen-Verlauf-und-anhaltenden-Schutz-vor-Neuinfektion

MEDIZIN: Florian Fügemann: Corona: Antikörper bei Kindern aggressiver – Immunantwort stabiler als bei Erwachsenen – Asymptomatischer Verlauf tritt fünfmal häufiger auf – Pressetext, 23.7.2021
Kinder stecken sich innerhalb der Familien deutlich seltener mit dem Coronavius an als Erwachsene. Auch der Verlauf ist meist deutlich milder. Gleichzeitig fällt die Immunantwort bei infizierten Kindern im Schnitt stärker aus und hält länger an als bei Erwachsenen, unabhängig davon, ob Symptome auftraten oder nicht. Zu diesen Ergebnissen kommen Forscher in einer neuen Studie unter Beteiligung des Universitätsklinikums Freiburg http://uniklinik-freiburg.de .
*** 328 Familien untersucht ***
Für ihre Studie haben die Experten 328 Familien mit mindestens einem an COVID-19 erkrankten Mitglied mehrfach untersucht. Insgesamt nahmen 548 Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren und 717 Erwachsene teil. In Familien mit einer infizierten Person steckten sich Kinder (34 Prozent) deutlich seltener an als Erwachsene (58 Prozent) und waren – im Fall einer Infektion – fünfmal häufiger ohne Krankheitszeichen (Erwachsene: neun Prozent, Kinder: 45 Prozent).
Trotzdem haben die Kinder elf bis zwölf Monate nach der Infektion stärkere und länger anhaltende spezifische Antikörperspiegel als Erwachsene. Das gilt der Studie zufolge unabhängig davon, ob Krankheitszeichen bestanden oder nicht. Die kindlichen Antikörper sind gut wirksam gegenüber verschiedenen Virusvarianten, so dass auch nicht sichtbar erkrankte Kinder nach einer Infektion geschützt sein sollten, mutmaßen die Wissenschaftler. Keines der infizierten Kinder musste im Krankenhaus behandelt werden.
*** Beschwerden oft anders ***
Auch bei den berichteten Beschwerden unterscheiden sich Erwachsene und Kinder. Während bei Erwachsenen Fieber, Husten, Durchfall und Geschmacksstörungen gleichermaßen ein guter Hinweis auf eine Infektion waren, waren bei Kindern nur Geschmacksstörungen ein deutlicher Hinweis auf eine COVID-19-Infektion (in 87 Prozent). Husten und Fieber waren erst mit steigendem Alter ab etwa zwölf Jahren ein Hinweis auf eine Infektion.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/corona-antikoerper-bei-kindern-aggressiver.html

MEDIZIN: Biontech und Astrazeneca: Impfstoffwirksamkeit gegen Delta nur leicht abgeschwächt – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Die beiden in Großbritannien zugelassenen Impfstoffe BNT162b2 von Biontech und ChAdOx1 nCoV-19 von Astrazeneca erzielen nach der 2. Dosis auch gegen die SARS-CoV-2-Variante Delta eine hohe Schutzwirkung, die nach den Ergebnissen einer Test-negativen Fall-Kontrollstudie im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2108891 ) nur etwas schwächer ausfiel als gegen die Variante Alpha.
Die Variante Delta hat sich in den letzten Wochen noch rascher ausgebreitet als zuvor die Variante Alpha. In England sind die Infektionszahlen bereits wieder auf die Werte von Anfang Januar angestiegen. Die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle ist dagegen deutlich geringer. Die britische Regierung hofft, dass dies so bleibt, da die besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen durchgeimpft sind. Insgesamt haben 88,1 % der Erwachsenen die 1. Dosis und 69,1 % beide Dosierungen erhalten.
Das Konzept kann nur aufgehen, wenn die Impfstoffe wirksam bleiben. Die Behörde Public Health England hat hierzu bereits im Juni die Ergebnisse einer Test-negativen Fall-Kontrollstudie vorgestellt, die jetzt publiziert wurden.
Die Studie verglich den Impfstatus von Patienten mit symptomatischer COVID-19 mit dem Impfstatus von Personen mit Symptomen, die aber negativ getestet wurden. Das Verfahren vermeidet Verzerrungen, die sich aus dem höheren Gesundheitsbewusstsein von geimpften Personen, dem unterschiedlichen Zugang zu Tests oder einer selektiven Fallermittlung ergeben können. Test-negative Fall-Kontrollstudien haben sich bei der nachträglichen Beurteilung von Impfungen, etwa bei der saisonalen Grippe bewährt.
Jamie Bernal von Public Health England in London und Mitarbeiter ermitteln für die 1. Dosis des Biontech-Impfstoffs BNT162b2 eine Impfstoffwirksamkeit gegen Erkrankungen mit der Variante Delta von 35,6 %. Nach der 2. Dosis stieg sie auf 88,0 % an. Die Schutzwirkung gegen die Variante Alpha hatte nach der 1. Dosis 47,5 % und nach der 2. Dosis 93,7 % betragen. BNT162b2 schützt damit weniger gut gegen Delta, doch der Abstand verringert sich nach der 2. Dosis.
Ähnlich ist die Situation für ChAdOx1 nCoV-19 von Astrazeneca: Gegen die Variante Delta betrug die Impfstoffwirksamkeit nach der 1. Dosis nur 30,0 %, nach der 2. Dosis stieg sie auf 67,0 % an. Die Schutz­wirkung gegen die Variante Alpha betrug nach der 1. Dosis 48,7 % und nach der 2. Dosis 74,5 %.
Auch hier ist die Gefahr, nach der 1. Dosis doch noch an COVID-19 zu erkranken, bei einer Infektion mit Delta deutlich höher als bei Alpha. Nach der 2. Dosis steigt die Sicherheit der Geimpften deutlich an. Für die britische Regierung bedeutet das, sich nicht länger auf die Schutzwirkung der 1. Dosis zu verlassen, sondern möglichst rasch auch die 2. Dosis an möglichst viele Menschen zu verabreichen. Dann könnte die derzeitige Erkrankungswelle auch ohne einen weiteren Lockdown überwunden werden (es sei denn es tritt eine weitere Variante auf).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125802/Biontech-und-Astrazeneca-Impfstoffwirksamkeit-gegen-Delta-nur-leicht-abgeschwaecht

MEDIZIN: Eja Kapeller: Impfdurchbrüche: Wer trotz Impfung an Corona erkrankt – Geimpfte sind gut gegen Hospitalisierungen wegen Covid-19 geschützt. Schwere Impfdurchbrüche betreffen häufig Menschen mit Vorerkrankungen, zeigt eine neue Studie aus Israel – Der Standard, 23.7.2021
In ganz Europa steigen die Infektionszahlen. Die Hospitalisierungsraten, also der Anteil der Infizierten, die deshalb im Spital behandelt werden müssen, sind derzeit aber niedrig. Die Impfungen schützen effektiv vor schweren Verläufen – das zeigten zuletzt auch Daten aus Großbritannien, Israel und Kanada.
Sehr selten erkranken aber auch doppelt Geimpfte. An sich kommt das nicht unerwartet: Keine Impfung bietet hundertprozentigen Schutz. Es werde einen sehr kleinen Anteil an Geimpften geben, die an Covid-19 erkranken, im Krankenhaus behandelt werden müssen oder sogar sterben, schreibt etwa die US-Gesundheitsbehörden CDC.
Eine israelische Studie hat nun analysiert, wer von solchen Impfdurchbrüchen betroffen ist. Dafür wurden die Daten von 152 Covid-19-Patientinnen und -Patienten ausgewertet, die zwischen Jänner und April in Krankenhäusern behandelt werden mussten. Alle Patienten und Patientinnen hatten beide Teilimpfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer erhalten und frühestens acht Tage nach der zweiten Dosis Symptome entwickelt oder sind positiv auf Corona getestet worden. 61 Prozent entwickelten einen schweren Krankheitsverlauf, 22 Prozent starben an den Folgen.
*** Gemeinsamkeiten mit Covid-19-Risikopatienten ***
In ihrer Auswertung stellte das Team mehrere Gemeinsamkeiten zwischen den Patientinnen und Patienten mit jenen Risikogruppen fest, die auch ohne Impfschutz ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hatten: Unter den Betroffenen waren überwiegend ältere Männer, das mittlere Alter der Kohorte betrug 71 Jahre, und Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen – wobei die Untersuchten etwas häufiger an Vorerkrankungen litten als Menschen, die ohne Impfung schwer an Covid-19 erkrankten.
Nur vier Prozent der Personen, die trotz Impfung erkrankten, waren gesund. Bei den anderen wurde mindestens eine Vorerkrankung diagnostiziert. Am häufigsten waren Bluthochdruck (71 Prozent), Diabetes (48 Prozent) und Herzinsuffizienz (27 Prozent). Zudem litten die Patienten häufig an chronischem Nieren- und Lungenversagen (jeweils 24 Prozent), Krebs (24 Prozent) und Demenz (19 Prozent).
*** Hoher Anteil an Immunsupprimierten ***
Darüber hinaus waren 40 Prozent der Betroffenen immunsupprimiert – das bedeutet, dass ihr Immunsystem aufgrund einer Erkrankung herunterreguliert werden musste. Die Gründe dafür waren etwa eine langfristige Kortison- oder Antikörpertherapie, eine Chemotherapie oder Organtransplantation.
Die hohe Rate an Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen könnte einerseits damit zusammenhängen, dass die Wirksamkeit der Impfung bei ihnen im Schnitt niedriger ist; andererseits könnten Vorerkrankungen das Risiko für einen schweren Verlauf im Fall einer Durchbruchsinfektion erhöhen. Auch könnte beides gleichzeitig der Fall sein, schreiben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in der Fachzeitschrift „Clinical Microbiology and Infection“.
Gerade bei älteren und immunsupprimierten Menschen haben Expertinnen und Experten mit der Gefahr von Impfdurchbrüchen gerechnet. Da ihr Immunsystem schlechter funktioniert, fällt auch die Immunantwort nach einer Impfung im Schnitt schlechter aus. Man müsse davon ausgehen, dass es gerade bei jenen zu Durchbruchsinfektionen kommt, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sagte etwa der Mediziner und Gesundheitsökonom Thomas Czypionka gegenüber dem STANDARD.
Es brauche nun, so die Wissenschafter, weitere Studien, um Risikopatientinnen und -patienten noch besser zu identifizieren – und diese dann durch Vorsichtsmaßnahmen oder eine erneute Impfung verstärkt zu schützen. In Israel werden Patientinnen und Patienten mit schwachem Immunsystem seit Juli Auffrischimpfungen angeboten.
(Eja Kapeller, 23.7.2021)
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000128332955/wer-trotz-impfung-an-corona-erkrankt
SEIEHE DAZU:
=> BNT162b2 vaccine breakthrough: clinical characteristics of 152 fully vaccinated hospitalized COVID-19 patients in Israel
QUELLE: https://www.clinicalmicrobiologyandinfection.com/article/S1198-743X(21)00367-0/fulltext#.YPLZKoe9dR8.twitter

MEDIZIN: Mittel Masitinib gegen Hundeerkrankung (Mastzelltumoren) könnte als 3CL-Inhibitor gegen SARS-CoV-2 wirksam sein – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Ein Medikament, das in der Tiermedizin erfolgreich zur Behandlung von Mastzelltumoren beim Hund eingesetzt wird, könnte gegen COVID-19 und einige andere Viruserkrankungen beim Menschen wirk­sam sein, wie Laborexperimente und präklinische Studien in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abg5827 ) zeigen.
Die Beispiele HIV und Hepatitis zeigen, dass Viruserkrankungen gezielt durch Medikamente behandelt werden können. Die Medikamente blockieren bei beiden Infektionen zumeist Enzyme, die die Viren zur Replikation in den Zellen benutzen.
Auch Coronaviren benötigen solche Enzyme. Ihr Genom wird nach Eintritt in die Zellen zunächst in 2 Polyproteine umgesetzt, die in kleinere Einheiten zerlegt werden müssen. Diese Aufgabe übernehmen 2 Proteasen. Dies ist einmal die Hauptprotease 3CL (auch Mpro oder nsp5 genannt). Das 2. Enzym ist die „Papain like“-Protease, abgekürzt PLpro. Medikamente, die eines dieser Enzyme blockieren, könnten die Vermehrung der Viren in den Zellen verhindern und damit das Fortschreiten der Infektion stoppen.
Der einzige Wirkstoff gegen die Replikation von Coronaviren in Zellen ist derzeit Remdesivir. Es blockiert eine RNA-Polymerase, die die Viren zur Vermehrung ihres Erbguts benötigen, das in neue Viren eingebaut werden soll. Remdesivir wird selten eingesetzt, da es als Infusion verabreicht werden muss und nur in der Frühphase der Infektion bei milden Verläufen wirksam ist.
Ein Team um Savas Tay und Nir Drayman von der Universität Chicago hat in Laborexperimenten systematisch nach weiteren Wirkstoffen gesucht, die die Replikation von Coronaviren in Zellkulturen stoppen können.
Sie führten das Screening mit OC43 durch, einem von vier Coronaviren, die als Erkältungsviren zirkulie­ren und anders als SARS-CoV-2 keine tödlichen Infektionen auslösen (und deshalb ohne Sicherheitsvorkehrungen im Labor untersucht werden können). Die Forscher screenten insgesamt 1.900 Substanzen, die als Medikamente beim Menschen eingesetzt werden oder sich zumindest in klinischen Studien als sicher erwiesen haben. Sie fanden 108 Wirkstoffe, die die Replikation von OC43 hemmten.
Von diesen wurden 30 in einem Hochsicherheitslabor auf ihre Fähigkeit hin untersucht, die Replikation von SARS-CoV-2 in Zellen aufzuhalten. Insgesamt 20 bestanden diesen Test. In weiteren Experimenten wurde untersucht, ob die Substanzen in der Lage sind, das Enzym 3CL zu inhibieren. Diesen Test bestan­den 8 Substanzen.
Am wirksamsten war Masitinib, das die 3CL-Aktivität in den Zellen vollständig hemmte. Masitinib ist ein oral bioverfügbarer Inhibitor der Tyrosinkinase KIT. Er ist zur Behandlung von Mastzelltumoren bei Hun­den zugelassen. Beim Menschen wurde er in klinischen Phase-2- und Phase-3-Studien bei verschiedenen Erkrankungen (Krebs, Asthma, Alzheimer, Multiple Sklerose und Amyotrophe Lateralsklerose) erprobt. In der Humanmedizin ist Masitinib nicht als Medikament zugelassen.
Eine Röntgenkristallografie zeigte, dass Masitinib im aktiven Zentrum der 3CL-Protease bindet und damit verhindert, dass das Enzym das Polyprotein von SARS-CoV-2 spaltet.
Als nächstes haben die Forscher die Wirkung von Masitinib an transgenen Mäusen untersucht, die zuvor mit SARS-CoV-2 infiziert wurden. Eine zehntägige Behandlung mit Masitinib, die 12 Stunden nach der Infektion begonnen wurde, verminderte die Viruslast von SARS-CoV-2 um mehr als 99 % und verhinderte, dass es zu einem COVID-19-ähnlichen Krankheitsbild mit einem Anstieg der entzündlichen Zytokin­spiegel kam.
Da sich Masitinib in klinischen Studien am Menschen bereits als sicher erwiesen hat, konnte der franzö­sische Hersteller AB Science bereits mit einer 1. klinischen Studie beginnen. Seit Juni werden an 6 Zentren in Frankreich Patienten, die wegen COVID-19 ins Krankenhaus (aber nicht auf Intensivstation) überwiesen wurden, mit einer Kombination aus Masitinib und Isoquercetin, einer antientzündlichen Subs­tanz, behandelt. Eine Vergleichsgruppe erhält nur eine Standardtherapie.
Masitinib wäre vermutlich auch gegen alle zirkulierenden Virusvarianten wirksam, da diese keine Muta­tio­nen im Gen für die 3CL-Protease aufweisen. Erste Tests an Zellkulturen bestätigten dies. Masitinib hemmte die Replikation der SARS-CoV-2-Varianten Alpha, Beta und Gamma gleich gut.
Masitinib könnte auch bei anderen Virusinfektionen wirksam sein. In Zellkulturen wurden laut den For­schern auch die Replikation von Picornaviren gestoppt. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem das Hepatitis A-Virus, das Poliovirus und viele Rhinoviren, die Erkältungskrankheiten verursachen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125803/Mittel-gegen-Hundeerkrankung-koennte-als-3CL-Inhibitor-gegen-SARS-CoV-2-wirksam-sein

INTERNATIONAL: Impfung – Diskussion um dritte Dosis in vollem Gang – EMA und ECDC wollen abwarten – Erste Länder starten schon: Frankreich, Israel – Science-APA, 23.7.2021
Mit der weltweiten Verbreitung der hochansteckenden Delta-Variante nimmt auch die Debatte über eine dritte Impfung gegen das Coronavirus zu. Nach Einschätzung von Experten ist es noch zu früh für eine Entscheidung über eine solche Auffrischungsimpfung. Doch einige Länder haben schon damit begonnen, bestimmte gefährdete Bevölkerungsgruppen ein drittes Mal zu immunisieren.
Anfang Juli kündigten die Impfstoff-Hersteller Biontech und Pfizer an, „in den kommenden Wochen“ unter anderem in der EU und den USA die Zulassung für eine dritte Dosis ihres Vakzins zu beantragen. Nach ihren Angaben schützen zwei Dosen sechs Monate lang gut vor schweren Verläufen einer Covid-19-Erkrankung. Mit der Zeit sowie mit dem Auftreten neuer Virus-Varianten sei aber damit zu rechnen, dass die Wirksamkeit abnehme. Deshalb könnte eine dritte Dosis nach sechs bis zwölf Monaten erforderlich sein.
Der medizinische Berater des Weißen Hauses, Anthony Fauci, bezeichnete den Antrag von Biontech/Pfizer als angemessenen Schritt, um sich rechtzeitig darauf vorzubereiten, dass eine Auffrischung nötig werden könnte. Das dürfe aber nicht so interpretiert werden, als sei eine Auffrischungsimpfung tatsächlich nötig und jeder würde sie bekommen. Noch seien zu viele Menschen nicht einmal vollständig geimpft.
*** EMA und ECDC wollen abwarten ***
Bisher sehen die Gesundheitsbehörden nicht vor, eine dritte Dosis für alle vollständig Geimpften zu empfehlen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) betonen, dass es zu früh für eine Aussage darüber sei, ob und wann eine dritte Dosis nötig ist. Die Impfkampagnen in den verschiedenen Ländern und jüngste Studien hätten noch nicht genügend Daten dazu geliefert.
Ähnlich sieht es auch der Vorsitzende des Corona-Notfallkomitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Didier Houssin. Er warnte, Auffrischungsimpfungen könnten „die Ungleichheit beim Zugang zu Impfstoffen verschärfen“, indem sie Ländern Dosen vorenthielten, die es schon jetzt kaum schafften, die Menschen ein erstes Mal zu impfen. Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat hingegen bereits angekündigt, dass sich ab August alle Bürger für eine Auffrischungsimpfung melden können, deren Zweitimpfung mindestens vier Monate zurückliegt.
*** Erste Länder starten schon ***
Nach Frankreich begann auch Israel in der vergangenen Woche mit der Verabreichung von dritten Dosen an Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, etwa aufgrund von Organtransplantationen, Krebs oder Niereninsuffizienz. Beide Länder wiesen auf zunehmende Erkenntnisse hin, wonach Patienten mit geschwächtem Immunsystem nach zwei Impfdosen nicht ausreichend Antikörper entwickeln.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ging in der vergangenen Woche noch einen Schritt weiter und kündigte ab September Auffrischungs-Impfungen für früh in diesem Jahr geimpfte Risikogruppen an. Seine wissenschaftlichen Berater verwiesen auf erste Studien, wonach ältere Menschen nicht nur weniger Antikörper bilden als junge, sondern diese auch schneller wieder zurückgehen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14637784689687090598

USA: Mehr Coronafälle, niedrige Impfquote beunruhigt – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
In den USA nimmt die Zahl der an einem Tag erfassten Coronaneuinfektionen weiter zu. Die Behörden meldeten gestern 56.069 neue Fälle, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von heute Morgen (MESZ) hervorging. Das sind etwa 27.600 mehr als vor genau einer Woche.
Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Coronainfektion stieg im Wochenvergleich von 283 auf 330. Die bisherigen Höchstwerte wurden am 2. Januar mit 300.462 Neuinfektionen sowie am 12. Januar mit 4.461 Toten verzeichnet.
Wie der Coronakoordinator der Regierung, Jeff Zients, gestern in einer Pressekonferenz mitteilte, steigt die Zahl der Neuinfektionen in Landesteilen mit niedrigerer Impfquote besonders stark an.
Derzeit mach­ten die Bundesstaaten Florida, Texas und Missouri, die im landesweiten Vergleich weniger Impfungen verzeichneten, rund 40 Prozent aller neuen Fälle in den USA aus. Nach Schätzungen der Ge­sundheits­behör­de CDC ist die besonders ansteckende Delta-Variante inzwischen für rund 83 Prozent aller erfassten Infektionen im Land verantwortlich.
In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang fast 34,3 Millionen Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert, mehr als 610.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen – aber nicht relativ zur Bevölkerung – sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Bislang haben in den USA nach CDC-Daten mehr als 56 Prozent der Menschen mindestens die erste Impfung erhalten, knapp 49 Prozent sind vollständig geimpft.
Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der CDC. In manchen Fällen werden die Zahlen – unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten – nachträg­lich aktualisiert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125840/USA-Mehr-Coronafaelle-niedrige-Impfquote-beunruhigt

USA bestellen 200 Millionen weitere Biontech/Pfizer-Impf­dosen gegen SARS-CoV-2 – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Die USA haben 200 Millionen weitere Dosen des Coronaimpfstoffs von Biontech/Pfizer bestellt. Diese zusätzlichen Dosen sollen im Zeitraum zwischen Oktober und April ausgeliefert werden, wie die Unternehmen heute in Mainz und New York mitteilten.
Die Gesamtzahl der von der US-Regierung bei Biontech und Pfizer bestellten Impfdosen gegen das Coro­navirus erhöht sich damit auf 500 Millionen. 110 Millionen der zusätzlichen Impfdosen sollen nach An­gaben der beiden Unternehmen bis Ende Dezember an die USA ausgeliefert werden, die übrigen 90 Millionen Dosen bis zum 30. April.
Die US-Regierung hat demnach zudem die Option, in der Zukunft an neue Varianten des Virus angepasste Versionen des Vakzins zu erhalten, „sofern diese verfügbar sind und zugelassen werden“.
Biontech und Pfizer hatten vor zwei Wochen angekündigt, „in den kommenden Wochen“ unter anderem in der EU und den USA die Zulassung für eine dritte Coronaimpfdosis zur Auffrischung des Impfschutzes zu beantragen.
Damit soll die volle Wirksamkeit der Immunisierung auch angesichts neuer Virusvarianten aufrechter­halten werden. Bisher wird das Biontech/Pfizer-Vakzin jeweils zwei Mal gespritzt.
Derzeit lässt die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus rund um den Globus die Zahlen der Neuinfektionen wieder steigen. In den USA ist die in den ersten Monaten rasch vorangekommene Impf­kampagne inzwischen ins Stocken geraten. In Teilen der US-Gesellschaft herrscht eine große Impf­skepsis, besonders in politisch konservativen Regionen und Gruppen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125849/USA-bestellen-200-Millionen-weitere-Biontech-Pfizer-Impfdosen-gegen-SARS-CoV-2

SINGAPUR: Aradhana AravindanChen Lin: Vaccinated people make up 75% of recent COVID-19 cases in Singapore, but few fall ill – REUTERS, 23.7.2021
Vaccinated individuals accounted for three-quarters of Singapore’s COVID-19 infections in the last four weeks, but they were not falling seriously ill, government data showed, as a rapid ramp-up in inoculations leaves fewer people unvaccinated.
While the data shows that vaccines are highly effective in preventing severe cases, it also underscores the risk that even those inoculated could be contagious, so that inoculation alone may not suffice to halt transmission.
Of Singapore’s 1,096 locally transmitted infections in the last 28 days, 484, or about 44%, were in fully vaccinated people, while 30% were partially vaccinated and just over 25% were unvaccinated, Thursday’s data showed.
While seven cases of serious illness required oxygen, and another was in critical condition in intensive care, none of the eight had been fully vaccinated, the health ministry said.
„There is continuing evidence that vaccination helps to prevent serious disease when one gets infected,“ the ministry said, adding that all the fully vaccinated and infected people had shown no symptoms, or only mild ones.
Infections in vaccinated people do not mean vaccines are ineffective, experts said.
„As more and more people are vaccinated in Singapore, we will see more infections happening among vaccinated people,“ Teo Yik Ying, dean of the Saw Swee Hock School of Public Health at the National University of Singapore (NUS).
„It is important to always compare it against the proportion of people who remain unvaccinated…Suppose Singapore achieves a rate of 100% fully vaccinated…then all infections will stem from the vaccinated people and none from the unvaccinated.“
Singapore has already inoculated nearly 75% of its 5.7 million people, the world’s second highest after the United Arab Emirates, a Reuters tracker shows, and half its population is fully vaccinated.
As countries with advanced vaccination campaigns prepare to live with COVID-19 as an endemic disease, their focus is turning to preventing death and serious diseases through vaccination.
But they are grappling with how to differentiate public health policies, such as mask wearing, between the vaccinated and those who are not.
Both Singapore and Israel, for example, reinstated some curbs recently to battle a surge in infections driven by the highly contagious Delta variant, while England lifted almost all restrictions this week, despite high caseloads.
„We’ve got to accept that all of us will have to have some restrictions, vaccinated or not vaccinated,“ said Peter Collignon, an infectious diseases physician and microbiologist at Canberra Hospital in the Australian capital.
„It’s just the restrictions are likely to be higher for those unvaccinated than vaccinated people, but that may still mean they have mask mandates indoors, for instance.“
The Singapore data also showed that infections in the last 14 days among vaccinated people older than 61 stood at about 88%, higher than the figure of just over 70% for the younger group.
Linfa Wang, a professor at Duke-NUS Medical School, said elderly people had been shown to have weaker immune responses upon vaccination.
In Israel, which also has a high vaccination rate, about half of the 46 patients hospitalised in severe condition by early July had been vaccinated, and the majority were from risk groups, authorities said. read more
It was not immediately clear if the Singapore data reflected reduced protection offered by vaccines against the Delta variant, the most common form in the wealthy city state in recent months.
Two doses of vaccine from Pfizer (PFE.N)-BioNTech (22UAy.DE) or AstraZeneca (AZN.L) are nearly as effective against Delta as against the previously dominant Alpha variant, according to a study published this week.
Singapore uses the Pfizer and Moderna (MRNA.O) vaccines in its national vaccination programme.
Friday’s 130 new locally-transmitted infections were off this week’s 11-month high. The recent rise in cases prompted authorities to tighten curbs on social gatherings in the push to boost vaccinations, particularly among the elderly.
QUELLE: https://www.reuters.com/world/asia-pacific/vaccinated-people-singapore-make-up-three-quarters-recent-covid-19-cases-2021-07-23/

INDIEN: Indien weist Studien zu angeblich Millionen Coronatoten zurück – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Indien hat die Einschätzung von US-Forschern zurückgewiesen, wonach die Zahl der Corona­toten in dem Land bei mindestens 3,4 Millionen liegen dürfte – und damit um ein Mehrfaches höher als offiziell angegeben.
Mehrere Bundesstaaten würden nun ihre Daten zu den Todesfällen abgleichen, erklärte gestern die Re­gie­rung in Neu Delhi. Dass Todesfälle nicht registriert worden seien, sei aber „unwahrscheinlich“. In In­dien wurden bislang 419.000 Coronatote offiziell verzeichnet.
In einer am vergangenen Dienstag veröffentlichten Studie des in den USA ansässigen Center for Global Development hieß es, in Indien seien vermutlich 3,4 bis 4,7 Millionen Menschen an den Folgen von COVID-19 gestor­ben. Die Wissenschaftler werteten für ihre Studie vor allem Daten zur sogenannten Übersterblichkeit in Indien aus und verglichen die Coronasterberate in Indien mit jener in anderen Ländern.
Die indische Regierung kritisierte die Methodik der Wissenschaftler. Die Annahme, dass alle überzähligen Todesfälle auf das Coronavirus zurückzuführen seien, basiere „nicht auf Fakten, und ist völlig abwegig“. Die Prämisse, dass die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen einer Coronainfektion zu sterben, in verschie­denen Ländern gleich sei, sei „dreist“.
Indien habe eine sehr „gründliche Kontaktnachverfolgungsstrategie“ implementiert, auch gebe es „enor­me Testmöglichkeiten“, betonte die Regierung in Neu Delhi. Zwar sei es möglich, dass nicht alle Corona­infektionen erkannt worden seien. Bei den Todesfällen sei dies aber unwahrscheinlich.
Zugleich hob die Regierung hervor, dass das Ge­sund­heits­mi­nis­terium in Neu Delhi lediglich die Daten der Regionalbehörden zusammenfasse. Die Regierungen der Bundesstaaten seien „wiederholt aufgefor­dert“ worden, die Coronatodesfälle genau zu erfassen.
Der US-Studie zufolge wäre die tatsächliche Totenzahl in Indien um rund das Zehnfache höher als von den Behörden angegeben. In absoluten Zahlen hätte Indien dann die meisten Coronatoten der Welt zu verzeichnen. Die meisten offiziell registrierten Todesfälle durch Corona gibt es in den USA mit rund 610.000, gefolgt von Brasilien mit etwa 545.000.
Bereits seit Beginn der Coronapandemie gibt es an den offiziellen Coronastatistiken in Indien Zweifel. Experten werfen den indischen Behörden dabei größtenteils keine bewusste Falschinformation vor, sondern machen das überlastete Gesundheitssystem für Unstimmigkeiten verantwortlich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125818/Indien-weist-Studien-zu-angeblich-Millionen-Coronatoten-zurueck

NEUSEELAND – AUSTRALIEN: Neuseeland setzt Coronaregelung mit Australien aus – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Nach einem Anstieg der Coronaneuinfektionen in Australien wegen der hochansteckenden Delta-Variante hat Neuseeland das quarantänefreie Reisen zwischen beiden Ländern vorerst ausgesetzt.
Die Regelung gelte ab heute Nacht für mindestens zwei Monate, kündigte die neuseeländische Minister­präsidentin Jacinda Ardern an. „Dies ist keine Entscheidung, die wir leichtfertig getroffen haben, aber es ist die richtige Entscheidung, um die Sicherheit der Neuseeländer zu gewährleisten“, betonte sie.
In Australien sind die Coronazahlen zuletzt gestiegen. Besonders betroffen ist der Bundesstaat New South Wales mit der Metropole Sydney. Landesweit befindet sich etwa die Hälfte der Bevölkerung in Down Under im Lockdown. „Meine starke Botschaft an jeden Neuseeländer in Australien, der nicht auf Dauer dort blei­ben möchte, ist: Komm nach Hause“, sagte Ardern.
Beide Länder hatten Mitte April erstmals wieder quarantänefreies Reisen zwischen beiden Ländern erlaubt. Ansonsten sind die Grenzen seit März 2020 weitgehend geschlossen.
Neuseeland mit fünf Millionen Einwohnern hat das Virus wegen extrem strikter Maßnahmen bislang gut im Griff und bisher nur etwa 2.500 Infektionen verzeichnet. 26 Menschen in dem Pazifikstaat sind in Verbindung mit COVID-19 gestorben.
In Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern haben die Behörden seit Beginn der Pandemie rund 32.000 Fälle und mehr als 900 Tote bestätigt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125820/Neuseeland-setzt-Coronaregelung-mit-Australien-aus

NEUSEELAND – AUSTRALIEN: Neuseeland stoppt quarantänefreies Reisen mit Australien – ORF, 23.7.2021
Neuseeland wird quarantänefreies Reisen zwischen Australien und dem eigenen Land ab Freitagabend erneut für mindestens acht Wochen aussetzen. Wie Regierungschefin Jacinda Ardern mitteilte, habe man die Entscheidung getroffen, weil Australien gegen einen Ausbruch der hochinfektiösen Delta-Variante kämpfe.
„Wir haben immer gesagt, dass sich unsere Reaktion mit der Entwicklung des Virus weiterentwickeln würde. Das ist keine Entscheidung, die wir leichtfertig getroffen haben, aber es ist die richtige Entscheidung, um die Neuseeländer zu schützen“, so Ardern.
Mehrheit der Australier in Lockdown
Schon Ende Juni hatte Neuseeland diese Maßnahme ergriffen, damals aber nur für drei Tage. In Australien wurde nach einem starken Anstieg der Infektionszahlen in großen Teilen des Landes – in den Metropolen Sydney und Melbourne sowie dem Bundesstaat South Australia mit der Großstadt Adelaide – zuletzt wieder ein strenger Lockdown verhängt. Fast 14 Millionen der 25 Millionen Australier befinden sich im Lockdown.
Neuseeland mit seinen rund 4,8 Millionen Einwohnern verzeichnete seit Beginn der Pandemie nur etwas mehr als 2.800 Infektionen, 26 Menschen starben mit oder an dem Virus.
QUELLE: https://orf.at/stories/3222075/

AFRIKA: Coronaimpfziel in Afrika verzögert sich – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
In Afrika rückt das Ziel einer Impfung von 60 Prozent der Bevölkerung gegen COVID-19 ins kommende Jahr. „Wir bleiben sehr optimistisch, bis zum Jahresende 25 Prozent geimpft zu haben“, meinte gestern John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (AU), der Africa CDC.
Das ursprünglich für dieses Jahr anvisierte Ziel einer Impfung von 60 Prozent der Bevölkerung sei somit kaum vor Ende 2022 zu erreichen. Die Länder Burundi, Eritrea und Tansania hätten nicht mal mit Impfungen begonnen – obwohl Tansania sich nun bei der Coronabekämpfung stärker engagiere.
Die CDC versucht über die nun zum Trust ausgebaute Avat-Kommission (African Acquisition Trust), die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Bisher hat Afrika laut CDC erst 82,7 Millionen Impfdosen von den für dieses Jahr geplanten 700 Millio­nen beschafft – 74 Prozent wurden verabreicht.
Ausdrücklich begrüßt wurden Partnerschaften wie die mit dem Mainzer Biopharmaunternehmen Bion­tech, das künftig seinen COVID-19-Impfstoff auch bei einem Partner in Afrika abfüllt. Ende der kommenden Woche sollen die ersten Dosen der in Südafrika produzierten Dosen von Johnson & Johnson ausgeliefert werden. Auch die von den USA versprochenen Impf­stoffe stehen nun zur Auslieferung an.
Der Kontinent befindet sich aktuell im Griff einer dritten Infektionswelle – in Algerien und Tunesien wurde laut CDC bereits die vierte registriert. Die Infektionswelle wird von der hochansteckenden Delta-Variante getrieben.
Bisher wurden in Afrika gut 6,3 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 160.000 tödlich waren. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen aber höher liegen.
Auch Nkengasong gab zu, dass in einigen Ländern noch unklar sei, warum die Zahlen dort auffällig niedrig seien. Dennoch ist die Gesamtzahl der Fälle weiter gering im Vergleich zu anderen Weltregionen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125813/Coronaimpfziel-in-Afrika-verzoegert-sich

EUROPA – ISRAEL: Frankreich, Italien, Israel: Neuerungen beim Gesundheitspass – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Der Gesundheitspass beschäftigt derzeit wieder mehrere Länder in der Coronakrise. Italien, Israel und auch Frankreich, das sich auch weiter mit der Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal beschäftigt, haben sich aktuell mit diesem Instrument befasst.
Angesichts steigender Coronainfektionszahlen in Israel soll in dem Land der Grüne Pass wieder eingeführt werden. Das Coronakabinett beschloss, für Versammlungen von mehr als 100 Menschen erneut Beschränkungen zu verhängen.
Teilnehmer, die älter als zwölf Jahre alt sind, müssen demnach am Eingang eine Bescheinigung für Ge­impfte oder Genesene vorzeigen oder ein negatives Coronatestergebnis. Dies soll unter anderem für Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Fitnessstudios, Restaurants, Konferenzen und Gebetshäuser gelten.
Außerdem beschloss das Coronakabinett neue Beschränkungen für Flugreisende. Die Liste „roter“ Länder, die nur mit Sondergenehmigung besucht werden dürfen, wurde um Großbritannien, Georgien, Zypern und die Türkei erweitert. Auch geimpfte Reisende müssen bei der Einreise nach Israel in Quarantäne, bis sie ein negatives Testergebnis haben. Nicht geimpfte Reisende müssen für eine Woche in Quarantäne.
Die neuen Vorschriften, die auch noch von der ganzen Regierung gebilligt werden müssen, sollen in einer Woche in Kraft treten. Vorgestern waren bereits Beschränkungen für Festhallen verhängt worden. Die im Juni aufgehobene Maskenpflicht in geschlossenen Räumen gilt inzwischen wieder. Laut der Entschei­dung des Coronakabinetts müssen Menschen, die sich nicht gegen Corona impfen lassen wollen, vom 8. August an die Kosten für Tests selbst tragen.
Der Grüne Pass, der Erleichterungen für Geimpfte und Genesene brachte, war in Israel im Februar einge­ührt worden. Nach einem deutlichen Rückgang der Infektionszahlen waren die meisten Beschränkungen jedoch aufgehoben worden.
Die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Coronaneuinfektionen in Israel hatte aber zuletzt wieder die 1000er-Marke überschritten. Gestern teilte das Ge­sund­heits­mi­nis­terium mit, binnen 24 Stunden seien 1.336 neue Fälle gemeldet worden. Für den Neuanstieg wird vor allem die Delta-Variante verantwortlich gemacht, die als besonders ansteckend gilt. Mehr als 56 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.
Auch Italien führt einen Gesundheitspass ein. Wer in dem Land künftig die Innenräume von Restaurants, Bars oder Sportstätten betreten will, benötigt dafür den Gesundheitspass. Der sogenannte grüne Pass soll ab dem 6. August eingeführt werden, wie die Regierung in Rom gestern Abend mitteilte. Das landes­weit gültige Dokument gibt Aufschluss über Coronaimpfungen, vergangene Infektionen sowie Corona­tests.
Es soll bereits nach der ersten – und damit noch unvollständigen – Immunisierung gegen das Coronavi­rus ausgestellt werden. „Der Gesundheitspass ist ein Instrument, das es den Italienern ermöglicht, ihren Aktivitäten nachzugehen und dabei sicherzustellen, dass sie sich nicht in der Nähe von ansteckenden Menschen befinden“, sagte Ministerpräsident Mario Draghi vor Journalisten in Rom.
Der grüne Pass gilt demnach auch als Eintrittskarte zu Sportveranstaltungen, Konzerten, Theaterauffüh­rungen, Messen oder Kongressen – überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen und sich mit dem Coronavirus infizieren könnten. Diskotheken sollen nach Angaben der Regierung weiterhin geschlossen bleiben.
Der Gesundheitspass hatte innerhalb der Regierungskoalition zu Spannungen geführt. Der Chef der rechtsextremen Lega-Partei, Matteo Salvini, hatte etwa vor „unangemessenen Entscheidungen“ gewarnt, „die die Mehrheit der Italiener von ihrem Recht auf Arbeit und Bewegungsfreiheit abhalten“.
Ministerpräsident Draghi warnte die Italiener indessen vor der ansteckenderen Delta-Variante, die sich auch in Italien zunehmend verbreitet. „Ich lade alle Italiener ein, sich impfen zu lassen, und zwar sofort“, sagte der Regierungschef. Gestern registrierten die italienischen Gesundheitsbehörden 5.057 Neuinfek­tionen binnen 24 Stunden, die Fallzahlen stiegen zuletzt wieder an.
Die Pariser Nationalversammlung stimmte in der Nacht nach zweitägiger Marathonde­batte einer Impf­pflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal zu. Auch ein Gesundheitspass für Cafés, Restaurants und Fernzüge wurde trotz massiver Kritik der Opposition verabschiedet. Bis Sonntag soll die Novelle im Schnellverfahren vom Senat besiegelt werden.
Präsident Emmanuel Macron hatte die verschärften Maßnahmen Mitte Juli angekündigt. Die Regierung will damit den massiven Anstieg der Coronainfektionen durch die hoch ansteckende Delta-Variante eindämmen. Gesundheitsminister Olivier Véran nannte die Lage „beunruhigend“. Zuletzt wurden binnen eines Tages in Frankreich fast 22.000 Neuansteckungen registriert, zehnmal so viele wie vor rund einem Monat.
Nach dem nun in erster und einziger Lesung gebilligten Gesetz müssen sich alle Gesundheits- und Pfle­ge­kräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte bis spätestens 15. September impfen lassen. Ansonsten droht ein Berufsverbot. Im Unterhaus stieß dies weitgehend auf Konsens.
Kontroverse Debatten mit fast 1.200 Änderungsanträgen gab es dagegen um den Gesundheitspass. Da­mit soll ab August erstmals eine Coronatestpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen greifen. In Kinos, Museen oder Theatern muss bereits seit vorgestern eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Coronatest nachgewiesen werden.
Vor allem das linke politische Lager warnte vor einer Einschränkung der Freiheitsrechte. Abgelehnt wurde von den Abgeordneten der Regierungsvorschlag, den Gesundheitspass auch für Besucher in Alten- und Pflegeheimen verpflichtend zu machen.
Gegner der Maßnahmen wollen an diesem Wochenende erneut in Paris und anderen Städten auf die Straße gehen. Am vergangenen Samstag hatten in ganz Frankreich mehr als 110.000 Menschen de­monstriert und vor einer „Gesundheitsdiktatur“ gewarnt. Impfgegner trugen teilweise den Gelben Stern.
Beim Rat der jüdischen Institutionen Frankreichs stieß die Gleichstellung mit Holocaustopfern auf scharfe Kritik.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125831/Frankreich-Italien-Israel-Neuerungen-beim-Gesundheitspass

GROSSBRITANNIEN: London nimmt Lebensmittelhandel von Isolationspflicht aus – Personalmangel und leere Supermarktregale zwangen zum Schritt – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Die britische Regierung hat kurzfristig Ausnahmeregelungen für Mitarbeiter im Lebensmittelhandel eingeführt, die Kontakt mit Coronainfizierten hatten. Hintergrund sind Personalengpässe und mancherorts leere Supermarktregale.
Die Regierung teilte am späten gestrigen Abend mit, dass Mitarbeiter in Lebensmittelverteilzentren nun von der Pflicht zur Selbstisolation ausgenommen seien und stattdessen regelmäßige Coronatests durch­führen.
Zuvor waren immer mehr Menschen per Corona-Warn-App oder von Mitarbeitern des Gesundheitsdiensts „gepingt“ worden, das bedeutet als Kontaktpersonen identifiziert und zur häuslichen Quarantäne aufge­fordert worden.
Das führt in vielen Bereichen zu Personalengpässen. Beispielsweise wurden Tankstellen geschlossen und Schüler vorzeitig in die Sommerferien geschickt. Britische Medien sprechen daher von einer „Pingdemic“.
In Großbritannien steigen die Infektionszahlen seit Wochen wieder an. Das wird vor allem auf die starke Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante zurückgeführt.
Hinzu kommt, dass die britische Regie­rung für den größten Landesteil England inzwischen fast alle Coronamaßnahmen aufgehoben hat. Die Sieben-Tage-Inzidenz wurde zuletzt mit 488 angegeben (Stand: 17. Juli).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125828/London-nimmt-Lebensmittelhandel-von-Isolationspflicht-aus

GROSSBRITANNIEN: Quarantäne sorgt für leere Regale in britischen Supermärkten – ORF, 23.7.2021
In Großbritannien befinden sich derzeit Hunderttausende Menschen in Quarantäne. Es ist die Kehrseite einer weitestgehenden Lockerung und gleichzeitig Ergebnis der laufenden Strategie zur Pandemiebekämpfung. Viele können wegen der verordneten Isolation ihre Jobs nicht mehr ausüben, die dadurch entstandenen Engpässe taufte die britische Presse „Pingdemic“. Sichtbar werden sie in Supermärkten.
Denn aufgrund der Quarantäneregeln fallen nun in großer Zahl Arbeitskräfte aus, was wiederum dazu führt, dass die Regale der Supermärkte nicht in gewohnter Form befüllt werden können, wie britische Medien am Donnerstag berichten. In manchen Orten fiel der BBC zufolge außerdem die Leerung der Mülltonnen aus. Auch die Polizei warnte vor längeren Wartezeiten, da viele Kräfte ausfallen würden.
Fast 620.000 Beschäftigte befinden sich laut Daten der Gesundheitsbehörde (NHS) in England und Wales derzeit in zehntägiger Isolation, weil sie als Infizierte oder aufgrund eines Kontakts mit Infizierten durch das Contact-Tracing des NHS per App „gepingt“ (im Sinne von „verständigt“) bzw. konventionell angerufen wurden. Die Zahl der Fälle in Großbritannien steigt seit etwa einem Monat kontinuierlich an – zur Wochenmitte wurden 44.000 Fälle registriert.
*** Wirtschaftsminister „sehr besorgt“ ***
Zahlreiche britische Zeitungen druckten auf ihren Titelseiten Bilder von leeren Regalen in Supermärkten ab. Daneben kämpften auch Großhändler und Spediteure um eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff, hieß es. Aus Londoner Geschäften wurde berichtet, dass zwar Lebensmittel weitgehend verfügbar waren, es aber einige Engpässe bei Wasser in Flaschen, Softdrinks und einigen Salat- und Fleischprodukten gab.
Auf die Engpässe angesprochen, gab der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng gegenüber dem Sender Sky News an, „sehr besorgt über die Situation“ zu sein. Man beobachte die Lage. Die Darstellung, wonach Supermarktregale „leer“ seien, wollte der Minister aber nicht gelten lassen. Auch beim zweitgrößten britischen Supermarktkonzern Sainsbury’s ist man um Beruhigung bemüht: Generell würden Kunden alle Produkte finden können, wenn auch vielleicht nicht das volle Sortiment, teilte ein Sprecher sinngemäß mit.
Branchen fordern Ausnahmen
Rasch wurde ob der Engpässe eine Debatte losgetreten, ob vollständig Geimpfte der Quarantäne entgehen können und sich stattdessen täglich testen dürfen. Das ist derzeit noch nicht möglich, erst ab Mitte August soll diese Regelung gelten. Bisher gelten Ausnahmen nur für Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Pilotprojekts oder etwa für Beschäftigte des Gesundheitsdiensts. Viele Branchen, darunter das British Retail Consortium sowie die Fleischindustrie, fordern weitere Ausnahmen für ihre Beschäftigten. Wirtschaftsminister Kwarteng sagte, man arbeite an einer Ausweitung der „Liste“.
Entsprechend gibt es Stimmen, die die Lage drastisch einschätzen: Die britischen Lebensmittelversorger stünden „kurz vor dem Zusammenbruch“, da ein bereits kritischer Arbeitskräftemangel noch weiter verschlimmert worden sei, so Vertreter der Fleischindustrie am Mittwoch. Die Supermarktgruppe Iceland gab indessen an, aufgrund von Personalmangel Geschäfte geschlossen zu haben. Doch rief man die Kundschaft dazu auf, keine Panikkäufe zu tätigen, wie die BBC berichtet.
Drastischer Personalabbau
Die nun augenscheinlich gewordenen Auswirkungen des Ausfalls von Arbeitskräften hängen auch mit dem drastischen Personalabbau in den nun betroffenen Bereichen zusammen. Schon vor den Ausfällen hatten die Beschäftigten in den Bereichen Lebensmittelversorgung, Transportwesen oder dem Gastgewerbe aufgrund enger Besetzungen mit Widrigkeiten zu kämpfen. Um weitere Probleme zu vermeiden, haben viele die Warn-App einfach von ihren Telefonen gelöscht.
Auch die Schulen haben die Auswirkungen der Quarantäneregeln jüngst zu spüren bekommen: Zahlen weisen aus, dass vergangene Woche in England mehr als eine Million Kinder der Schule ferngeblieben sind.
„Tag der Freiheit“ und steigende Zahlen
Großbritannien leidet unter einer vergleichsweise sehr hohen CoV-Todesrate, und nach der Aufhebung der Beschränkungen in England am 19. Juli – von Premierminister Boris Johnson als „Tag der Freiheit“ bezeichnet – wird ein rascher Anstieg der Infektionszahlen prognostiziert. Die hochansteckende Delta-Variante lässt die Zahlen trotz hoher Impfquote weiter ansteigen. 87 Prozent der Erwachsenen haben eine Impfdosis erhalten, etwa 68 Prozent gelten als vollimmunisiert.
QUELLE (mit weiterführenden Links auf Berichte in der englischen Presse): https://orf.at/stories/3222081/

EUROPÄISCHE UNION: COVID-19-Impfstoff von Moderna: EMA empfiehlt Zulassung für 12- bis 17-Jährige – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat heute eine Indikationserweiterung für Spikevax, den COVID-19-Impfstoff von Moderna, empfohlen. Demnach soll das Vakzin künftig auch bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ein­gesetzt werden können. Die EU-Kommission muss die Zulassung noch formal erteilen. Das gilt aber als Formsache.
Das Präparat von Moderna ist damit der zweite Coronaimpfstoff, der auch jungen Menschen verabreicht werden darf. Ende Mai war bereits der Impfstoff von Biontech/Pfizer für 12- bis 17-Jährige zugelassen worden.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat die Freigabe des Coronaimpfstoffs von Moderna auch für Minderjährige begrüßt. „Das ist eine gute Nachricht“, erklärte eine Sprecherin heute in Berlin. „Jede Impfung zählt – gerade jetzt, wo die Infektionszahlen wieder steigen.“
„Auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren werden durch eine Impfung geschützt“, betonte die Spre­cherin weiter. Nun könnten die Länder denjenigen Kindern und Jugendlichen, die geimpft werden wollen, „noch schneller ein Impfangebot machen“.
Schon seit dem 7. Juni können Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren in Deutschland gegen das Corona­virus geimpft werden – mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt dies allerdings nur bei bestimmen Vorerkrankungen oder anderen Risikofaktoren. An dieser zurückhaltenden Linie gibt es allerdings auch Kritik.
„Da die EMA-Empfehlung von Moderna für diese Gruppe auf umfangreichen aktuellen Daten basiert, hoffe ich, dass es die Datenlage der Ständigen Impfkommission bald erlauben wird, ihre Empfehlung zum Impfen der 12- bis 17-Jährigen zu aktualisieren“, kommentierte etwa Bayerns Ge­sund­heits­mi­nis­ter Klaus Holetschek.
Die Anwendung von Spikevax wird sich zwischen den Altersgruppen nicht unterscheiden. Es sind zwei Dosen nötig mit einem Impfintervall von vier Wochen. Grundlage des Antrags auf Indikationserweiterung ist eine noch laufende Studie mit mehr als 3000 Kindern und Jugendlichen in den USA: 2163 hatten das Vakzin erhalten, 1073 eine Scheininjektion.
*** Wirksamkeit und Nebenwirkungen ähnlich wie bei Erwachsenen ***
Sie zeigt, dass Spikevax bei 12- bis 17-Jährigen eine vergleichbare Immunantwort – sprich Antikörper­spiegel – auslöst wie bei jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre). Die Wirksamkeit lag 14 Tage nach der zweiten Impfung nach Angaben des US-Unternehmens bei 100 Prozent.
Keines der 2.163 geimpften Kinder entwickelte COVID-19. In der Gruppe mit der Scheininjektion waren es vier von 1.073. Für die Studie wurde die Definition einer COVID-19-Infektion der U.S. Centers for Disease Control and Prevention’s (CDC) verwendet.
Auch das Nebenwirkungsprofil entsprach den Beobachtungen bei Erwachsenen: Am häufigsten waren Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenk­schmerzen, vergrößerten Lymphknoten, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. All diese Effekte erwiesen sich als mild bis moderat und verbesserten sich innerhalb weniger Tage nach der Impfung.
Der CHMP weist allerdings darauf hin, dass die Zahl an Kindern und Jugendlichen in der Studie nicht ausgereicht habe, um neue, unerwartete Nebenwirkungen aufzudecken oder Risiken für bekannte Ne­benwirkungen wie Myokarditis und Perikarditis einzuschätzen.
Dennoch habe sich das Sicherheitsprofil von Spikevax, das schon für Erwachsene ermittelt worden sei, auch für Kinder und Jugendliche bestätigt. „Deshalb übertrifft der Nutzen des Impfstoffs auch bei 12- bis 17-Jährigen die Risiken. Dies gilt insbesondere bei denjenigen mit Erkrankungen, die das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erhöhen“, so das Fazit des Ausschusses.
Dem Hersteller Moderna zufolge werden die Kinder und Jugendlichen in der Studie nach der zweiten Impfung noch 12 Monate lang nachbeobachtet, um weitere Daten zur langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit zu sammeln. In einer weiteren Phase-II/III-Studie wird das Vakzin zudem bereits bei Kindern von sechs Monaten bis unter 12 Jahren untersucht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125827/COVID-19-Impfstoff-von-Moderna-EMA-empfiehlt-Zulassung-fuer-12-bis-17-Jaehrige

EUROPÄISCHE UNION: EMA empfahl Moderna-Impfstoff für Kinder und Jugendliche – „Spikevax“ von Moderna wäre dann der zweite Corona-Impfstoff, der in der EU auch jungen Menschen verabreicht werden darf – Science-APA, 23.7.2021
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Moderna bei Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren gegeben. Der zuständige EMA-Ausschuss empfahl am Freitag eine Erweiterung der Zulassung. Die finale Entscheidung muss nun noch von der Europäischen Kommission gefällt werden. Dies gilt aber als Formsache. Das Präparat „Spikevax“ wäre dann der zweite Corona-Impfstoff, der in der EU auch jungen Menschen verabreicht werden darf.
Ende Mai war der Impfstoff von BioNTech/Pfizer auch für Zwölf- bis 17-Jährige zugelassen worden. Grundlage des Antrags des Herstellers Moderna war eine Studie bei 2.500 Jugendlichen in den USA. Demnach lag die Wirksamkeit des Präparates nach Angaben des Unternehmens bei 100 Prozent. Außerdem soll das Präparat für Minderjährige ebenso sicher und verträglich sein, wie für Erwachsene.
„Ich begrüße die Entscheidung der EMA, grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Moderna bei Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren zu gegeben. Wir haben nach diesem Schritt ein noch breiteres Angebot für Schülerinnen und Schüler und können uns damit optimal auf den Herbst vorbereiten“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) auf APA-Anfrage. „Ich lade daher schon jetzt alle Jugendlichen ein, dieses Angebot anzunehmen, sobald die finale Entscheidung der Europäischen Kommission gefällt wurde.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16884860966098453341
SIEHE DAZU:
=> EMA entscheidet über weiteren Corona-Impfstoff für Kinder – Science-APA, 23.7.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1955462294043969156

EUROPÄISCHE UNION: EU-Kommission dringt auf bessere Absprachen bei Coronakontrollen – Deutsches Ärzteblatt, 23.7.2021
Die EU-Kommission dringt darauf, dass sich die EU-Länder besser absprechen, welche Stellen für die Kontrolle von Impfzertifikaten verantwortlich sind. Um eine möglichst reibungslose Abfertigung von Passagieren an Flughäfen zu ermöglichen, solle darauf geachtet werden, Kontrollen durch mehrere Akteure zu vermeiden, teilte die Kommission gestern in Brüssel mit.
Wie aus nun veröffentlichten Vorschlägen für neue Leitlinien für die Impf-, Test- und Genesungsnachwei­se hervorgeht, gibt es derzeit zahlreiche unterschiedliche Ansätze. Demzufolge gibt es in dem Block der 27 EU-Staaten momentan 15 verschiedene Wege, die Kontrolle der Nachweise zu organisieren.
So können je nach Land die Flughafenbetreiber, die Airlines oder etwa lokale Sicherheitsbehörden für die Kontrollen zuständig sein. In mehreren Mitgliedsländern sogar alle drei. Zudem gibt es Unterschiede, wann kontrolliert wird – etwa beim Abflug oder bei der Ankunft. Auch hier gibt es Länder, die beides vorsehen.
Die EU-Kommission hat zudem 120 Millionen Euro für elf neue Forschungsprojekte zur Bekämpfung des Coronavirus und seiner Varianten zugesichert. Die Gelder stammen aus dem EU-Programm „Horizont Europa“, wie die Behörde mitteilte.
An den Projekten seien mehr als 300 Forschungsteams aus 40 Ländern – darunter auch Deutschland – beteiligt. Viele der Projekte dienen den Angaben zufolge dazu, klinische Prüfungen für neue Therapien und Impfstoffe zu unterstützen. Andere wiederum wollen sich mit dem Austausch von Daten, Fachwissen und Forschungsressourcen beschäftigen, hieß es weiter.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125814/EU-Kommission-dringt-auf-bessere-Absprachen-bei-Coronakontrollen

ÖSTERREICH: Delta-Variante – Bergthaler: Mutation liegt bei bis zu 95 Prozent – Durchimpfungsrate spielt eine große Rolle: schwere Erkrankungen werden vermieden, Wahrscheinlichkeit der Weitergabe sinkt – Mix aus Parametern zur Einschätzung des Verlaufs, u.a. Durchimpfungsrate und Hospitalisierungsrate – Science-APA, 23.87.2021 (aktualisierte Meldung)
In Österreich sind die Corona-Neuinfektionen und die Sieben-Tages-Inzidenz wieder im Steigen begriffen. Verantwortlich dafür ist die wachsende Zahl der stärker ansteckenden Delta-Variante B.1.617.2, die in Indien erstmals festgestellt worden ist. Der Virologe Andreas Bergthaler geht davon aus, dass Delta für bis zu 95 Prozent der Ansteckungen verantwortlich ist. „Wobei es hier auch regionale Schwankungen geben kann“, sagte der Wissenschafter im APA-Gespräch.
In Österreich sind die Corona-Neuinfektionen und die Sieben-Tages-Inzidenz wieder im Steigen begriffen. Verantwortlich dafür ist die wachsende Zahl der stärker ansteckenden Delta-Variante B.1.617.2, die in Indien erstmals festgestellt worden ist. Der Virologe Andreas Bergthaler geht davon aus, dass Delta für bis zu 95 Prozent der Ansteckungen verantwortlich ist. „Wobei es hier auch regionale Schwankungen geben kann“, sagte der Wissenschafter im APA-Gespräch.
Diese Schwankung bezüglich der Anteile hänge auch davon ab, welche Probe in welchem Gebiet und in welchem Zeitraum genommen wurde. „Da kann es eine wesentliche Rolle spielen, ob die Probe eine Woche früher oder später genommen wurde“, sagte Bergthaler. Neben Gebieten mit sehr hohem Delta-Anteil finden sich auch regionale Unterschiede mit einem noch etwas niedrigeren Anteil. Dies suggerieren auch Abwasseranalysen von Anfang Juli. Vor zwei, drei Wochen lag der Delta-Anteil österreichweit noch bei 60 Prozent. Das derzeitige Infektionsgeschehen zeichnet sich durch verhältnismäßig noch niedrige Absolutzahlen aus, die jedoch stetig steigen.
*** Zahlen der infizierten Geimpften werden veröffentlicht ***
Dabei spielt die Durchimpfungsrate eine große Rolle, da schwere Erkrankungen vermieden und auch die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe reduziert werden könne. „Während vor allem die Sieben-Tages-Inzidenz im Jänner noch mit großen Sorgenfalten beobachtet wurde, wird dies nicht das einzige Kriterium im Herbst sein“, meinte dazu Bergthaler. „Es spielt eine Rolle, ob jemand infiziert ist, aber schon geimpft.“ Und: „Wir sollten daher das derzeitige Zeitfenster im Sommer so gut es geht nutzen und die Bevölkerung auch mit wissenschaftlichen Daten motivieren, warum eine möglichst hohe Durchimpfungsrate im Herbst sehr wichtig sein wird“, sagte der Virologe. Die AGES plant, zukünftig auch die Zahlen der infizierten Geimpften zu veröffentlichen, hieß es aus APA-Anfrage.
Auch Gerald Gartlehner, Experte für Evidenzbasierte Medizin von der Donau-Universität Krems, ist überzeugt, dass es dank der Immunisierungen keine Überlastung bei den Hospitalisierungen geben werde. Allerdings stehe Österreich aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante „am Beginn einer vierten Welle“, sagte er im „Ö1-Morgenjournal“. Reiserückkehrer und Cluster in der Nachtgastronomie würden zum Problem werden, deshalb sei es wichtig, möglichst rasch und viel zu impfen. Einem „Sommer wie damals“ erteilte er eine Absage.
*** Mix aus Parametern zur Einschätzung des Verlaufs ***
In Zukunft könnte für die Einschätzung des Pandemieverlaufs nicht nur die Sieben-Tages-Inzidenz herangezogen werden, sondern ein ganzer Mix aus Parametern, meinte Bergthaler. „Das wird schon länger unter Kollegen diskutiert.“ Denn auch die Sieben-Tages-Inzidenz hängt von der Teststrategie ab. Neben diesem Wert sollten auch die Durchimpfungsrate und die Hospitalisierungsrate für Überlegungen von Schutzmaßnahmen miteinbezogen werden als auch das Auftreten zukünftiger Varianten.
In Österreich sind die Corona-Neuinfektionen und die Sieben-Tages-Inzidenz wieder im Steigen begriffen. Verantwortlich dafür ist die wachsende Zahl der stärker ansteckenden Delta-Variante B.1.617.2, die in Indien erstmals festgestellt worden ist. Der Virologe Andreas Bergthaler geht davon aus, dass Delta für bis zu 95 Prozent der Ansteckungen verantwortlich ist. „Wobei es hier auch regionale Schwankungen geben kann“, sagte der Wissenschafter im APA-Gespräch.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/9014208635402603439

22.7.2021, Donnerstag

SONDERTHEMA: Flutkatastrophe: ECDC befürchtet Zunahme von Infektionskrankheiten – Im Visier: E.coli, Norovirus, Rotavirus, Cryptosporidium, Giardia, Campylobacter, verschiedene Salmonella-enterica-Serotypen, Shigella und Hepatitis A-Viren – Leptospirose und Tetanus – Maßnahmen gegen drohende Infektionen – Schutzunterkünfte als Zentren von Infektionen – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
Die schweren Überschwemmungen, zu denen es in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-West­falen sowie in den Beneluxstaaten gekommen ist, haben das Europäische Zentrum für die Präven­tion und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zu einer Risikoabschätzung veranlasst.
Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die ECDC hält es allerdings für möglich, dass es zu Ausbrüchen von wasserbedingten Infektionen kommt. Die Zerstörungen der Abwassersysteme könnten die direkte oder indirekte Übertragung verschiedener gastrointestinaler Erreger fördern, hieß es.
Dazu gehören E.coli, Norovirus, Rotavirus, Cryptosporidium, Giardia, Campylobacter, verschiedene Salmonella-enterica-Serotypen, Shigella und Hepatitis A-Viren. Auch andere Erkrankungen wie Leptospirose und Tetanus könnten häufiger auftreten, warnt die EU-Behörde.
Um sich zu schützen, sollte die Bevölkerung nur sauberes, sicheres Wasser trinken und nur Lebensmittel essen, die nicht mit Hochwasser oder Oberflächen in Berührung gekommen sind. Auch für die persönliche Hygiene, etwa zum Waschen oder Zähneputzen, sollte kein Wasser verwendet werden, das mit dem Hochwasser in Berührung gekommen ist.
Das Hochwasser sollte auch nicht verwendet werden, um Geschirr zu spülen, Gemüse oder Obst zu waschen, Essen zu kochen oder Babynahrung zuzubereiten. Alle Lebensmittel und Wasser, die mit Hochwasser in Kontakt gekommen sind, sollten entsorgt werden.
Bei Hochwasserkrisen kann es zur Ausbreitung von Vektor-übertragenen Krankheiten kommen. Das Risiko ist nach Einschätzung der ECDC jedoch gering, da keines der von Überschwemmungen betroffenen Gebiete im Ausbreitungsgebiet der Mücke Aedes albopictus liegt, sie sich zuletzt in Südeuropa ausge­breitet hat und exotische Krankheiten wie Denguefieber und Chikungunya übertragen kann. Ohne den Vektor können sich diese Erkrankungen nicht ausbreiten.
Weitere gesundheitliche Risiken können laut ECDC von der Unterbringung der Betroffenen in Schutzun­terkünften ausgehen. Die Erfahrungen würden zeigen, dass es dort schnell zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen kommt. Auch COVID-19 könnte zu einem Problem werden. Die ECDC rät deshalb den Helfern und den Flutopfern dringend, Gesichtsmasken zu tragen und die Maßnahmen zur Hand- und Atemhygiene einzuhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125778/Flutkatastrophe-ECDC-befuerchtet-Zunahme-von-Infektionskrankheiten

SOZIALPSYCHOLOGIE: Masken: Verändert die Pandemie, wie wir Gesichter wahrnehmen? – Kurier, 22.7.2021
Eine neue Studie gibt Aufschluss darüber, wie Mund-Nasen-Schutzmasken auf die Wahrnehmung von Gesichtsattraktivität wirken.
Ob wir ein Gesicht als attraktiv wahrnehmen oder nicht, wird von verschiedenen Faktoren bestimmt – etwa der Symmetrie des Gesichts, seinen Konturen oder der Beschaffenheit der Haut.
Vor fünf Jahren prägte eine Gruppe Forschender rund um den japanischen Psychologen Jun I. Kawahara von der Universität Hokkaidō den Begriff des „sanitary-mask effects“ (Hygienemasken-Effekt).
Duale Beeinflussung
Man fand heraus, dass das Tragen von Gesichtsmasken die Wahrnehmung der Attraktivität eines Gesichts beeinflusst. Und zwar aufgrund von zwei zentralen Komponenten: Die Maske verhüllt die untere Gesichtshälfte und verdeckt damit Merkmale, die zur Beurteilung der Attraktivität eines Gesichts vom Gehirn herangezogen werden. Und: Maskenträger werden mit Krankheiten oder der Anfälligkeit für Infektionen assoziiert. Beides führt dazu, dass Gesichter als weniger attraktiv wahrgenommen werden.
Weil das Tragen von Gesichtsbedeckungen nach Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie Alltag wurde, spekulierte das Forschungsteam, dass sich die Wahrnehmung von Masken-Gesichtern geändert haben könnte. „Weil die Auswirkungen der Corona-Pandemie so stark sind, haben wir uns gefragt, ob das Tragen von Masken, das zu normalem Verhalten wurde, unsere Wahrnehmung von Attraktivität verändern würde. Wir dachten, es wäre interessant, wenn wir die vorliegenden Daten mit denen vergleichen, die wir vor der Pandemie gemessen haben“, wird Studienautor Kawahara von der Plattform PsyPost dazu zitiert.
Nach dem Ausbruch der Pandemie führten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter vom 26. Juni 2020 bis zum 4. Dezember 2020 eine Umfrage mit 153 Männern und 133 Frauen durch. Abgeglichen wurden die neuen Daten mit Ergebnissen älterer Befragungen.
Gesünder, aber nicht attraktiver
Vor der Pandemie hatten 44 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angegeben, dass das Tragen einer weißen Hygienemaske die Attraktivität des Trägers steigert, nach Ausbruch der Pandemie gaben dies 70 Prozent an.
Kawahara fand mit seinem Team auch heraus, dass die Zahl der Teilnehmer, die Maskenträger für ungesund oder infektiös hielten, abnahm und die Zahl der Befragten, die Maskenträger als gesund oder in puncto Gesundheit neutral einstuften, im Zuge der Pandemie zunahm.
„Menschen müssen sich keine Sorgen machen, wie sie von anderen gesehen werden. Die Daten legen nahe, dass eine durchschnittlich attraktive Person möglicherweise nicht als deutlich attraktiver oder deutlich weniger attraktiv angesehen wird. Tragen Sie einfach Masken, wenn Sie noch nicht geimpft sind“, sagte Kawahara gegenüber PsyPost.
QUELLE (ZAHLPFLICHT?): https://kurier.at/freizeit/leben-liebe-sex/masken-wie-die-pandemie-unsere-gesichtswahrnehmung-veraendert-hat/401451376

INTERNATIONAL: WHO: Studien untermauern Gefährlichkeit von Delta-Variante – vier Gründe für Anstieg: neue hochansteckende Virusvarianten, Lockerung von Corona-Schutzmaßnahmen, mehr soziale Kontakte und die hohe Zahl Ungeimpfter, weil Impfstoffe zwischen reichen und armen Ländern ungleich verteilt sind – Um 287 Prozent erhöhtes Risiko auf Intensivpflege – Science-APA, 22.7.2021
Die Delta-Variante des Coronavirus ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen in 124 Ländern nachgewiesen worden, 13 mehr als eine Woche zuvor. Die WHO zitierte am Mittwoch zwei Studien, die die hohe Gefährlichkeit der Variante untermauern, eine davon aus China und eine aus Kanada. Beide Studien wurden bisher nicht in einem Fachjournal veröffentlicht.
In China wurden Menschen untersucht, die nach Kontakt mit einem Delta-Variante-Infizierten in Quarantäne waren. Der PCR-Test sei bei ihnen schon nach durchschnittlich vier statt wie bei frühen Varianten nach sechs Tagen positiv gewesen. Außerdem sei die Viruslast beim ersten Positiv-Test 1.200 mal höher gewesen als bei ursprünglichen Virusvarianten. „Das legt nahe, dass diese besorgniserregende Variante sich möglicherweise schneller vermehrt und in den frühen Stadien der Infektion ansteckender ist“, so die WHO.
*** Um 287 Prozent erhöhtes Risiko auf Intensivpflege ***
Der kanadischen Studie zufolge waren bei einer Covid-19-Erkrankung mit Delta-Variante auch die gesundheitlichen Risiken deutlich höher als bei frühen Corona-Typen: Das Risiko, ins Krankenhaus zu müssen, war um etwa 120 Prozent erhöht, und die Gefahr, Intensivpflege zu benötigen, um etwa 287 Prozent. Das Sterberisiko war demnach um etwa 137 Prozent höher.
Weltweit ist die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen in der Woche bis zum 18. Juli um zwölf Prozent auf rund 3,4 Millionen gestiegen. Die größte Zahl erfasster neuer Fälle verzeichneten demnach Indonesien (plus 44 Prozent) und Großbritannien (plus 41 Prozent).
Die WHO nennt vier Gründe für den Anstieg: die neuen hochansteckenden Virusvarianten, die Lockerung von Corona-Schutzmaßnahmen, mehr soziale Kontakte und die hohe Zahl von Menschen, die noch nicht geimpft werden konnten, weil Impfstoffe zwischen reichen und armen Ländern ungleich verteilt sind.
Wie in der Vorwoche starben nach dieser Statistik 57.000 Infizierte – allerdings verweist die WHO immer darauf, dass vielerorts weder Infektionen noch Todesfälle vollumfänglich gemeldet werden. Zuvor war die Zahl der wöchentlichen Todesfälle zwei Monate lang zurückgegangen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16969783218325668442

INTERNATIONAL: Hohe Virenlast und kurze Inkubationszeit ergibt Ansteckungsgefahr – Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor den Gefahren der Delta-Variante. Organschäden als gefährliche Spätfolgen von Covid-19 – Wiener Zeitung, 22.7.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor den Gefahren der Delta-Variante des Coronavirus, die inzwischen in 124 Ländern nachgewiesen wurde, 13 mehr als eine Woche zuvor. Die WHO beruft sich dabei auf zwei noch unveröffentlichte Studien.
In einer chinesischen Untersuchung waren demnach Menschen nach Kontakt mit Delta-Infizierten nach durchschnittlich schon vier statt wie bei früheren Varianten sechs Tagen PCR-positiv gewesen. Außerdem sei die Viruslast beim ersten Positiv-Test 1.200 Mal höher gewesen als bei ursprünglichen Virusvarianten. „Das legt nahe, dass diese besorgniserregende Variante sich möglicherweise schneller vermehrt und in den frühen Stadien der Infektion ansteckender ist“, so die WHO.
Einer Studie aus Kanada zufolge waren bei einer Covid-19-Erkrankung mit der Delta-Mutation auch die gesundheitlichen Risiken deutlich höher als bei früheren Corona-Typen: Das Risiko, ins Krankenhaus zu müssen, war laut den Autoren um etwa 120 Prozent erhöht, und die Gefahr, Intensivpflege zu benötigen, um etwa 287 Prozent. Auch das Sterberisiko war laut dieser Studie um 137 Prozent höher.
„Die Kombination von hoher Virenlast und verkürzter Inkubationszeit erklärt, warum Delta sich so schnell verbreitet“, sagt Benjamin Cowling, Epidemiolge an der Universität Hongkong, im Fachjournal „Nature“. Insbesondere auch junge Menschen, die noch nicht geimpft sind, stecken sich mit Delta an, wobei sie durchaus länger an der Krankheit laborieren als in früheren Etappen der Pandemie. Etwa zehn Prozent der Covid-Patienten insgesamt kämpfen nach ihrer Genesung an Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Atemlosigkeit, die unter dem Begriff Long Covid zusammengefasst werden.
Immer mehr wird auch über Corona-Spätfolgen bekannt, die insbesondere Personen mit Vorerkrankungen schwer treffen können. Forscher der Universitätsklinik Ulm haben bei jedem fünften Patienten Organschäden festgestellt. Der größte Teil der übrigen Patienten fühle sich schlechter belastbar als vor der Erkrankung.
Das Uniklinikum für innere Medizin hatte eine Sprechstunde für Menschen mit Langzeitfolgen nach Covid-19 im Februar eingerichtet. Das Team beobachtete bei den Organschäden vor allem Herzmuskelentzündungen und die Folgen davon. „Wir hatten bisher rund 250 Patienten. 20 Prozent von ihnen haben Organschäden“, sagt Dominik Buckert, Oberarzt der Spezialambulanz für Covid-Spätfolgen an Lunge, Herz und Gefäßen. „Die meisten unserer Patienten waren vor der Covid-Infektion gesund, hatten also keine gravierenden chronischen Erkrankungen. Die beobachteten Organschäden, wie Herzmuskelentzündungen, Lungenembolien und andere Lungenveränderungen können grundsätzlich auch durch andere Mechanismen entstehen, in den meisten Fällen ist aber von einem kausalen Zusammenhang mit der Infektion auszugehen. Es kann zu längerfristigen funktionellen Beschwerden und chronischen Erkrankungen kommen.“ Covid-19 könne chronische Krankheiten auslösen.
„Bei der Lunge beobachten wir, dass sich das Lungengerüst verändert und so ein schlechterer Gasaustausch möglich ist“, sagt er. Atemnot sei die Folge. Die bisherigen Erkenntnisse deckten sich mit den Rückmeldungen anderer Kliniken zu Corona-Spätfolgen. Die Gründe für diese komplexe Wechselwirkung bleiben zu erforschen.
Eine britische Studie bestätigt eine hohe Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Delta-Variante. Zwei Dosen von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca seien gegen Delta fast genauso wirksam wie gegen die bisher dominierende Alpha-Variante, heißt es im „New England Journal of Medicine“. Zwei Dosen Biontech/Pfizer würden zu 88 Prozent eine symptomatische Erkrankung durch die Delta-Variante verhindern, verglichen mit 93,7 Prozent gegen die Alpha-Variante. Die Zweifachimpfung mit AstraZeneca schütze zu 67 Prozent wirksam gegen die Delta-Variante, verglichen mit 74,5 Prozent gegen Alpha.
Weltweit ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der Woche bis 18. Juli um zwölf Prozent auf 3,4 Millionen gestiegen. Die meisten neuen Fälle verzeichneten Indonesien (plus 44 Prozent) und Großbritannien (plus 41).
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2113605-Hohe-Virenlast-und-kurze-Inkubationszeit-ergibt-Ansteckungsgefahr.html
SIEHE DAZU:
=> How the Delta variant achieves its ultrafast spread – Viral load is roughly 1,000 times higher in people infected with the Delta variant than those infected with the original coronavirus strain, according to a study in China – Nature, 21.7.2021
QUELLE: https://www.nature.com/articles/d41586-021-01986-w

INTERNATIONAL: ILO: Weniger Frauen schaffen Jobeinstieg – UN-Organisation rechnet wegen Corona 2021 mit über 13 Mio. weniger berufstätigen Frauen – Pressedienst, 22.7.2021
Frauen sind vom globalen Jobkahlschlag aufgrund von COVID-19 wesentlich stärker betroffen als Männer. Und auch wenn sich der Arbeitsmarkt erholt, wird Männern der Wiedereinstieg in den Beruf deutlich leichter fallen als Frauen. Das zeigt ein aktueller Bericht der International Labour Organization (ILO) http://ilo.org . Demnach werden 2021 weltweit nur 43,2 Prozent der Frauen in arbeitsfähigem Alter beschäftigt sein, bei Männern liegt der Vergleichswert bei 68,6 Prozent.
*** „Ungleichheit bleibt bestehen“ ***
„Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt, die sich während der Pandemie zugespitzt hat, wird auch in näherer Zukunft weiterbestehen“, stellt die ILO klar. Diese prognostiziert, dass es in diesem Jahr rund 13 Mio. weniger berufstätige Frauen geben wird als 2019, während sich das Beschäftigungslevel bei Männern noch 2021 wieder auf das 2019er-Niveau erholen soll. „Selbst wenn das geschätzte Jobwachstum für Frauen 2021 das von Männern übersteigt, wird das trotzdem nicht ausreichen, um genug Frauen zurück auf Vor-Pandmie-Level zu bringen“, so die Experten.
Laut dem Bericht haben Frauen während der Pandemie „unverhältnismäßig stark“ mit Job- und Einkommensverlusten zu kämpfen gehabt. Dies vor allem auch deshalb, weil sie in vielen Bereichen, die am härtesten getroffen wurden, überrepräsentiert seien, wie die UN-Organisation erläutert: „Frauen waren in Zeiten von sozialen Restriktionen einem größeren Risiko von Kündigungen und Arbeitszeitverkürzungen ausgesetzt, das betrifft insbesondere Sektoren wie das Hotel- und Gastgewerbe oder die herstellende Industrie.“
*** Verlust von rund 54 Mio. Jobs ***
Weltweit gesehen ist die Beschäftigungsquote von Frauen zwischen 2019 und 2020 um 4,2 Prozent zurückgegangen, das entspricht einem Verlust von insgesamt 54 Mio. Jobs, wie die ILO vorrechnet. Bei den Männern ist die Quote hingegen im gleichen Zeitraum um drei Prozent eingebrochen, was dem Verlust von rund 60 Mio. Stellen gleichkommt.
„Es hat aber nicht alle Regionen gleich hart getroffen“, betont die Organisation. Am stärksten spürbar war der Rückgang bei Arbeitsplätzen für Frauen in Amerika (minus 9,4 Prozent), auf Platz zwei folgen die arabischen Staaten (minus 4,1 Prozent) und auf Rang drei der Asien- und Pazifikraum (minus 3,8 Prozent). In Europa und Zentralasien werden die Jobverluste für weibliche Arbeitnehmer mit einem Minus von 2,5 beziehungsweise 1,9 Prozent beziffert.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210722004

USA: Zahl der Corona­neuinfektionen in USA steigt wieder – Zunehmend Infektionen bei Komplettgeimpften, aber leichterer Verlauf im Erkrankungsfall – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
In den USA nimmt die Zahl der an einem Tag erfassten Coronaneuinfektionen wieder zu. Mit 52.032 neuen Fällen gestern meldeten die Behörden rund 20.000 mehr als vor genau einer Woche, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von heute Morgen hervorging.
Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Coronainfektion blieb mit 333 vergleichsweise stabil. Die bisherigen Höchstwerte wurden am 2. Januar mit 300.462 Neuinfektionen sowie am 12. Januar mit 4.461 Toten verzeichnet.
Nach jüngsten Schätzungen der Gesundheitsbehörde CDC ist die besonders ansteckende Delta-Variante inzwischen für rund 83 Prozent aller erfassten Infektionen im Land verantwortlich. Auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Infizierten nahm zuletzt wieder zu und soll laut CDC-Prognose in den kommenden Wochen weiter ansteigen.
Die Behörden beobachteten zudem mit Besorgnis, dass mehr Coronainfektionen bei Vollgeimpften erfasst würden, selbst wenn es sich meist um weniger schwere Verläufe handele, sagte der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci gestern dem Sender CNBC. „Viren mutieren nicht, es sei denn, Sie erlau­ben ihnen, sich zu replizieren und in der Gemeinde zu verbreiten.“ Das einfachste und effizienteste Mittel dagegen sei, sich impfen zu lassen, so der Präsidentenberater.
Bislang haben 56,3 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten, 48,8 Prozent gelten als voll geimpft.
In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang rund 34,2 Millionen Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert, annähernd 610.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen – aber nicht relativ zur Bevölkerung – sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) oder der CDC. In manchen Fällen werden die Zahlen – unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten – nachträg­lich aktualisiert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125798/Zahl-der-Coronaneuinfektionen-in-USA-steigt-wieder

CHINA: SARS-CoV-2: China gegen Kontrolle von Laboren – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
China hat die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) wegen der geplanten Inspektion von Labo­ren im Rahmen der weiteren Untersuchungen zum Ursprung des Coronavirus scharf kritisiert.
Er sei „äußerst überrascht“ über den Vorstoß, sagte der chinesische Vize-Ge­sund­heits­mi­nis­ter Zeng Yixin heute bei einer Pressekonferenz. Er warf der WHO eine „Missachtung des gesunden Menschenverstandes und eine Arro­ganz gegenüber der Wissenschaft“ vor.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte am vergangenen Freitag gefordert, dass in der zweiten Stufe der Unter­suchungen zum Coronaursprung auch Labore in China kontrolliert werden. „Audits der relevanten Labore und Forschungseinrichtungen“ sollten eine Priorität bei der Untersuchung sein, sagte er.
Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch.
Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte Wuhan erst im Januar besuchen können – mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Der entsprechende Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse.
Die Labortheorie stuften die WHO-Experten damals als „extrem unwahrscheinlich“ ein. Es sei vielmehr „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“, dass das Virus SARS-CoV-2 von einer Fledermaus über ein Zwischenwirttier auf den Menschen übergegangen sei.
An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei. WHO-Chef Tedros erklärte vergangene Woche, die Theorie eines Laborlecks sei „verfrüht“ ausgeschlossen worden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125782/SARS-CoV-2-China-gegen-Kontrolle-von-Laboren
SIEHE DAZU:
=> Suche nach Virus-Ursprung China lehnt Labor-Kontrolle durch WHO ab – US-Militärforschungslabor in Fort Detrick: Peking fordert Untersuchung von US-Laboren – n-tv, 22.7.2021
… Chinesische Regierungsvertreter und die Staatsmedien behaupten ihrerseits, dass das Virus aus dem US-Militärforschungslabor in Fort Detrick nahe Washington entwichen sein könnte. Die nationalistische Boulevardzeitung „Global Times“ berichtete, über fünf Millionen chinesische Internetnutzer hätten inzwischen eine Petition zur Untersuchung des US-Labors durch die WHO unterschrieben.
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/China-lehnt-Labor-Kontrolle-durch-WHO-ab-article22698791.html

PAKISTAN: Delta-Variante treibt Neuinfektionen hoch: Krankenhäuser in Karachi weisen Patienten ab – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
In der pakistanischen Hafenmetropole Karachi müssen Krankenhäuser aufgrund einer massiv steigenden Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 Patienten abweisen. Das teilten Vertreter von Behörden und Spitälern gestern mit.
„Die Situation ist sehr ernst“, sagte ein Sprecher der Provinzregierung von Sindh. Vorgestern seien knapp ein Viertel der Coronatests in der Stadt mit geschätzt 20 Millionen Einwohnern positiv ausgefallen.
Der Anstieg der Zahl der täglichen Neuinfektionen wird Behörden zufolge von der Delta-Variante ange­trieben, die als besonders ansteckend gilt.
Fast 90 Prozent der neu positiv getesteten Fälle seien dieser Virusmutante zuzuordnen, sagte der Spre­cher weiter. Man fürchte eine weitere Verschärfung der Situation durch die gestern begonnenen musli­mischen Eid-Feiertage, zu denen traditionell Menschen in großer Zahl zusammenkommen.
Vor kurzem wurden in Pakistan in den Virushotspots des Landes erneut teilweise Lockdowns verhängt. Bisher hat das Land fast eine Million Coronainfektionen registriert. Rund 23.000 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125772/Krankenhaeuser-in-Karachi-weisen-Patienten-ab

AFRIKA: Biontech schließt Partnerschaft für Impfstoffauslieferung in Afrika – Werk Marburg liefert, Biovac in Afrika füllt ab und verteilt – Keine Patent-Freigabe aus Qualitätsgründen – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
Das Mainzer Biopharmaunternehmen Biontech füllt seinen COVID-19-Impfstoff künftig auch bei einem Partner in Afrika ab. Das südafrikanische Unternehmen Biovac werde den letzten Herstellungsschritt, das Abfüllen und Verpacken des Impfstoffs, übernehmen und die Verteilung in den 55 Ländern der Afrikanischen Union unterstützen, teilten Biontech und das US-Partnerunternehmen Pfizer gestern mit.
„Der Tech-Transfer sowie alle weiteren vorbereitenden Maßnahmen beginnen sofort“, sagte eine Sprecherin. Bei vollem Betriebsumfang soll Biovac jährlich mehr als 100 Millionen Dosen des Impfstoffs fertigstellen. Die Lieferungen nach Kapstadt sollen unter anderem aus dem Werk in Marburg kommen. Erste Lieferungen sind für Anfang kommenden Jahres geplant.
Das Netzwerk von Biontech und Pfizer erstreckt sich damit nun über drei Kontinente mit mehr als 20 Produktionsstätten. Bisher wurden nach Angaben der beiden Unternehmen mehr als eine Milliarde Dosen des COVID-19-Impfstoffs in mehr als 100 Länder geliefert.
„Unser Ziel ist es, Menschen auf allen Kontinenten die Herstellung und Auslieferung unseres Impfstoffs zu ermöglichen und gleichzeitig die Qualität der Produktion sowie die der Impfdosen sicherzustellen“, erklärte Biontech-Vorstandschef Ugur Sahin.
Die Sicherstellung der Qualität ist ein Grund, warum Biontech eine Freigabe der Patente für den Impfstoff bislang ablehnt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125774/Biontech-schliesst-Partnerschaft-fuer-Impfstoffauslieferung-in-Afrika

EUROPA: Pandemie: WHO Europa sieht Folgen für Psyche – Faktoren der psychischen Belastung: Ansteckungsangst, Selbstisolation, Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen, soziale Ausgrenzung – Zusammenbruch der Menschen unter Covid-19 biete zugleich Chance für Länder, ihre psychologische Gesundheitsversorgung zu überdenken – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
Das Europabüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist auf die Langzeitfolgen der Coronapandemie für die geistige Gesundheit der Menschen hin. Es seien nicht nur die Infektionen und die Angst vor einer solchen Ansteckung, die auf die Psyche schlagen könnten, teilte das WHO-Regionalbüro Europa heute mit.
Auch von den psychologischen Effekten von Lockdowns und Selbstisolation, aber auch den Folgen von Arbeitslosigkeit, finanziellen Sorgen, sozialer Ausgrenzung und anderem sei jeder auf die eine oder andere Weise betroffen.
„Die Menschen in der europäischen Region brechen buchstäblich unter der Belastung von COVID-19 und seinen Folgen zusammen“, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Die Auswirkungen der Corona­krise hätten hinsichtlich der geistigen Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen enormen Tribut gefordert.
Gleichzeitig biete die Pandemie Ländern eine Gelegenheit, ihre psychische Gesundheitsversorgung zu überdenken und zu reformieren.
„Das ist eine Gelegenheit, bei der es sich kein Land leisten kann, sie zu verschwenden, wenn wir besser und stärker wieder aufbauen wollen“, so Kluge. Psychische Gesundheit und Wohlbefinden sollten als grundlegende Menschenrechte betrachtet werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125789/Pandemie-WHO-Europa-sieht-Folgen-fuer-Psyche

DEUTSCHLAND: Corona: RKI erwartet Anstieg der Infektionszahlen – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
Das Robert-Koch-Institut (RKI) erwartet für den Herbst und Winter in Deutschland noch einmal einen Anstieg der Coronainfektionszahlen und eine „fortgesetzte globale Zirkulation des Virus“.
Deutschland befinde sich mit den steigenden Impfquoten in der Übergangsphase vom pandemischen in ein endemisches Geschehen, erklärte das RKI heute in Berlin. Wann dieser Übergang abgeschlossen sein werde, könne derzeit aber noch nicht genau vorausgesagt werden.
Herdenimmunität im Sinne der kompletten Auslöschung des Virus sei nicht realistisch, schätzt das RKI in einem neuen Bericht. Das Institut empfiehlt grundsätzlich, dass die Basisschutzmaßnahmen bis zum Frühjahr eingehalten werden sollten.
Vor allem wenn gefährdete Menschen dabei seien, sollte in Innenräumen wie beispiels­weise im öffent­lichen Nahverkehr weiter Maske getragen, Abstand gehalten, gelüftet und auf Hygiene geachtet sowie die Corona-Warn-App genutzt werden.
Die „aktuell entspannte Infektionslage“ solle genutzt werden, um präventive Maßnahmen für den Herbst und Winter vorzubereiten, hieß es weiter, so dass „die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe, Todesfälle und die Belastung für das Gesundheitswesen klein gehalten und bevölkerungsbezogene Maßnahmen mini­miert werden können“.
Aktuell steigt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Coronaneuinfektionen weiter. Heute melde­te das RKI, dass sie jetzt bei 12,2 liege. Eine Woche zuvor hatte sie noch 8,0 betragen. Laut RKI wurden binnen 24 Stunden 1.890 Coronaneuinfektionen sowie 42 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus registriert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125797/Corona-RKI-erwartet-Anstieg-der-Infektionszahlen

DEUTSCHLAND: SARS-CoV-2: Sinkende Impfnachfrage: Länder setzen zunehmend auf mobiles Impfen – Hesse: ein Fünftel der fixierten Imfptermine nicht wahrgenommen – Wenn Menschen nicht zum Impfen kommen, Nähe zu ihnen suchen – Deutsches Ärzteblatt, 22.7.2021
Angesichts sinkender Nachfrage nach Coronaimpfungen setzen die Bundesländer zunehmend auf flexible Lösungen, um mehr Menschen zu erreichen. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Das Interesse an einer Impfung lässt vielerorts nach, teilweise werden Impfzentren geschlossen. Außer­dem gibt es immer mehr mobile Impfteams, und Menschen können sich vielerorts auch ohne Termin eine Spritze holen. Trotz der sinkenden Zahlen sind bislang nur wenige Impfdosen verfallen.
Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sinkt die Anzahl der täglich verabreichten Impfdosen in Deutschland. Vorgestern wurden beispielsweise nur 572.482 Dosen gespritzt, verglichen mit dem Höchststand von 1,5 Millionen am 9. Juni.
Besonders die Impfzentren verzeichneten einen Rückgang laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Aber auch die Arztpraxen sind demnach weit vom Rekord entfernt. Gleichzeitig steigt die Inzidenz wieder. Bislang haben etwas mehr als 60 Prozent der Bevölkerung laut RKI mindestens eine erste Impfung bekommen.
In den hessischen Impfzentren erschienen rund 20 Prozent nicht zu ihren Terminen, wie das Innenministerium mitteilte. Auch in Berlin wurden laut Gesundheitsverwaltung rund 20 Prozent der Termine nicht genutzt. In Thüringen seien die überregionalen Impfzentren laut Gesundheitsministerium nur noch zur Hälfte ausgelastet. In Baden-Württemberg sei die Zahl der Erstimpfungen in den Impfzentren zuletzt um 70 Prozent eingebrochen, so das Gesundheitsministerium.
Die geringe Auslastung führt dazu, dass vermehrt Impfzentren schließen. Bayern machte letzte Woche erste Zentren zu, auch in den verbliebenen Zentren wurde teilweise die Kapazität reduziert – und das Herunterfahren weiterer fester Standorte werde vorbereitet.
In Berlin schloss das Impfzentrum Tempelhof gestern, drei weitere sollen bis Ende August folgen. In Thüringen soll von vier überregionalen Impfzentren nur das in Erfurt über den Sommer hinaus fortgeführt werden. Baden-Württembergs regionale Zentren sollen Mitte August schließen. Andere Länder wie Hessen, Schleswig-Holstein oder Sachsen wollen ihre Zentren bis Ende September offen halten.
Der Intensivmediziner Uwe Janssens äußerte sich besorgt über die Entwicklung. „Wir wissen aus verschiedenen Berechnungen, dass, wenn wir es nicht schaffen, 85 Prozent der 59- bis 70-Jährigen zu impfen, dann haben wir im Herbst ähnliche Zustände auf den Intensivstationen wie Anfang des Jahres, bis zu 6.000 Intensivpatienten“, sagte Janssens den Sendern RTL/ntv gestern. Er sprach sich allerdings gegen eine Impfpflicht für Pflegepersonal aus.
*** Flexible Angebote ***
Um mehr Menschen zu erreichen, setzen viele Länder auf flexible Impfangebote. „Wenn die Menschen nicht zu den Impfungen kommen, dann müssen die Impfungen eben zu den Menschen kommen“, betonte Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). „Ob eine Impfung im Fußballstadion, mobile Impfteams auf Markt- und Supermarktplätzen oder Impfungen ohne Termin in den Zentren – alle Initiativen sind willkommen“, erklärte Baden-Württembergs Ressortchef Manne Lucha (Grüne).
Auch Sachsen-Anhalts Geheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) kündigte am vergangenen Montag an, bis zum Ende der Impf­zentren im September noch einmal den „Impfturbo anzuschmeißen“.
In vielen Ländern sind mobile Impfteams unterwegs, oder es gibt Impfungen bis in die Nacht hinein. Bremen impft ausländische Seeleute direkt an ihren Schiffen. In Thüringen kann man sich in Sonneberg mit der Spritze eine Bratwurst abholen. In Berlin gibt es Drive-In- oder Walk-In-Impfungen an einer Ikea-Filiale. Vielerorts kann man auch ohne Termin in Impfzentren eine Spritze bekommen.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, dämpfte jedoch die Erwartungen für solche Methoden. „Mobile Impfangebote können helfen, Menschen zu erreichen, aber richtig Strecke machen Sie damit voraussichtlich nicht“, sagte Gassen. „Es gibt eine relevante Zahl von Menschen, die sich schlicht nicht impfen lassen will.“
Nur wenig Impfstoff musste Angaben der Länder zufolge entsorgt werden. In Sachsen beispielsweise seien rund 8.700 Dosen entsorgt worden, unter anderem wegen beschädigter oder falsch abgefüllter Ampullen, sagte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Das bayerische Gesundministerium meldete den Verfall von 1.751 Dosen. Einige Länder haben wenig Probleme mit den Impfungen. In Bremen seien die Termine im Impfzentrum in der Regel ausge­bucht, und abgesagte Termine würden schnell neu vergeben, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsressorts.
Niedersachsen plant die Kapazität nicht vor Ende September herunterzufahren. Auch in Schleswig-Holstein ist Impfmüdigkeit nach Einschätzung von Regierung und der Kassenärztlichen Vereinigung aktuell kein größeres Problem.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125780/Laender-setzen-zunehmend-auf-mobiles-Coronaimpfen